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Plenarsitzung

des Nationalrates

Stenographisches Protokoll

 

205. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Mittwoch, 29. März 2023

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Nationalratssaal


Stenographisches Protokoll

205. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode                  Mittwoch, 29. März 2023

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 29. März 2023: 9.05 – 21.40 Uhr

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Tagesordnung

1. Punkt: Bericht über das Volksbegehren „RÜCKTRITT BUNDESREGIERUNG“

2. Punkt: Bericht über das Volksbegehren „Wiedergutmachung
der COVID-19-Maßnahmen“

3. Punkt: Bericht über das Volksbegehren „COVID-Maßnahmen abschaffen“

4. Punkt: Bericht über den Antrag 3256/A der Abgeordneten Johann SingerMag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 geändert wird

5. Punkt: Bericht und Antrag über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem ein Bundesgesetz über einen Zuschuss an die Länder für Wohn- und Heizkostenzuschüsse (Wohn- und Heizkostenzuschussgesetz) und das Lebens­haltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz – LWA-G geändert werden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 2

6. Punkt: Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über das Wirksam­werden der Verordnung (EU) 2015/751 über Interbankenentgelte für kartenge­bundene Zahlungsvorgänge (Interbankenentgeltevollzugsgesetz – IEVG) erlassen und das E-Geldgesetz 2010, das Wettbewerbsgesetz und das Zahlungs­dienstegesetz 2018 geändert werden

7. Punkt: Änderung der Vorbehalte und Notifikationen der Republik Österreich zum Mehrseitigen Übereinkommen zur Umsetzung steuerabkommensbezo­gener Maßnahmen zur Verhinderung der Gewinnverkürzung und Ge­winnverlagerung

8. Punkt: Bericht über die Bürgerinitiative Nr. 8/BI: Bürgerinitiative betreffend „Einführung einer Finanztransaktionssteuer“

9. Punkt: Bericht über den Antrag 3255/A der Abgeordneten Andreas Otten­schläger, Lukas Hammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Förderung von Maßnahmen in den Bereichen der Wasserwirtschaft, der Umwelt, der Altlastensanierung des Flächenrecyclings, der Biodiversität und zum Schutz der Umwelt im Ausland sowie über das österreichische JI/CDM-Programm für den Klimaschutz (Umweltförderungsgesetz – UFG) geändert wird

10. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Kraftfahrgesetz 1967 geändert wird (41. KFG-Novelle)

11. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Schulorganisationsgesetz, das Schulunter­richtsgesetz, das Schulpflichtgesetz 1985, das Pflichtschulerhaltungs-Grund­satzgesetz und das COVID-19-Hochschulgesetz – C-HG geändert werden

12. Punkt: Bericht über den Antrag 3150/A(E) der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend bundes­weiter Unterstützung von NGOs zum Thema Berufsorientierung von Schüler*in­nen im ländlichen Raum


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 3

13. Punkt: Bericht über den Antrag 3222/A(E) der Abgeordneten Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung eines gesamtheitlichen Erwachsenenbildungspakets

14. Punkt: Sammelbericht über die Petitionen Nr. 80, 83, 86 und 87, 96 bis 98 sowie über die Bürgerinitiativen Nr. 42, 45, 49 und 51

15. Punkt: Bericht gemäß § 33 Abs. 6 GOG-NR über den Antrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses gemäß § 33 GOG-NR zur Untersuchung der politischen Verantwortung im Zusammenhang mit sämtlichen Corona-Maßnahmen zur tatsächlichen oder vorgeblichen Bekämpfung der Covid-19-Pandemie im Zeitraum von 7. Jänner 2020 bis zum 28. Juni 2022

16. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Pram­merDr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (3231/A)

17. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Pram­merDr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (3232/A)

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Inhalt

Nationalrat

Mandatsverzicht der Abgeordneten Edith Mühlberghuber ................................     79

Angelobung des Abgeordneten Werner Herbert .................................................     79


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 4

Personalien

Verhinderungen ......................................................................................................     79

Ordnungsrufe ................................................................................  132, 218, 466

Geschäftsbehandlung

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeant­wortung 13157/AB gemäß § 92 Abs. 1 GOG ....................................................  127

Durchführung einer kurzen Debatte gemäß § 57a Abs. 1 GOG ......................  345

Redner:innen:

Mag. Yannick Shetty ...............................................................................................  345

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................  351

Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler ..........................................................................  354

Elisabeth Feichtinger, BEd BEd ...............................................................................  356

Mag. Gerhard Kaniak ..............................................................................................  359

Ralph Schallmeiner ..................................................................................................  362

Fiona Fiedler, BEd ....................................................................................................  364

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 5 GOG .............................................................................................................  128

Aktuelle Stunde (45.)

Thema: „Wirtschaft, Standort, Arbeit – Österreich 2023“ ..............................     81

Redner:innen:

Peter Haubner ..........................................................................................................     81

Bundesminister Mag. Dr. Martin Kocher ...............................................................     87

Christoph Zarits .......................................................................................................     93

Rainer Wimmer ........................................................................................................     96

Michael Schnedlitz ...................................................................................................     99


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 5

Dr. Elisabeth Götze ..................................................................................................  103

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ..........................................................................  105

Karlheinz Kopf .........................................................................................................  108

Julia Elisabeth Herr ..................................................................................................  111

Mag. Christian Ragger .............................................................................................  114

Mag. Markus Koza ...................................................................................................  117

Mag. Gerald Loacker ...............................................................................................  120

Bundesregierung

Vertretungsschreiben ............................................................................................     80

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................  123, 494, 495

Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aufhebung der Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung“ (3258/A)(E)     279

Begründung: Josef Muchitsch ................................................................................  284

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................  291

Debatte:

Alois Stöger, diplômé (tatsächliche Berichtigung) ................................................  294

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc .............................................................................  295

August Wöginger .....................................................................................................  298

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................  302

Mag. Markus Koza ...................................................................................................  306

Mag. Gerald Loacker ...............................................................................................  309

Eva Maria Holzleitner, BSc ......................................................................................  312

Mag. Michael Hammer ............................................................................................  315


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 6

Peter Wurm ..............................................................................................................  317

Bedrana Ribo, MA ....................................................................................................  321

Henrike Brandstötter ..............................................................................................  323

Dietmar Keck ...........................................................................................................  326

Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller ...................................................................  330

Rosa Ecker, MBA ......................................................................................................  332

Mag. Meri Disoski ....................................................................................................  335

Mag. Yannick Shetty ...............................................................................................  338

Cornelia Ecker ..........................................................................................................  342

Ablehnung des Selbständigen Entschließungsantrages 3258/A(E) .................  345

Verhandlungen

1. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über das Volksbegehren (1661 d.B.) „RÜCKTRITT BUNDESREGIERUNG“ (1949 d.B.) ..........................  128

Redner:innen:

Mag. Wolfgang Gerstl .............................................................................................  129

Mag. Jörg Leichtfried ...............................................................................................  132

Dr. Susanne Fürst ....................................................................................................  135

Mag. Agnes Sirkka Prammer ..................................................................  139, 150

Mag. Yannick Shetty ...............................................................................................  140

Mag. Selma Yildirim .................................................................................................  142

Mag. Harald Stefan .................................................................................................  144

Dr. Christian Stocker ...............................................................................................  148

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1949 d.B. ..........................................  151

Gemeinsame Beratung über

2. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über das Volksbegehren (1798 d.B.) „Wiedergutmachung der COVID-19-Maßnahmen“ (1933 d.B.)      151


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 7

3. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über das Volksbegehren (1799 d.B.) „COVID-Maßnahmen abschaffen“ (1934 d.B.) ...............................  151

Redner:innen:

Fiona Fiedler, BEd ....................................................................................................  152

Ralph Schallmeiner ..................................................................................................  153

Rudolf Silvan ............................................................................................................  156

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................  159

Dr. Werner Saxinger, MSc .......................................................................................  164

Mag. Gerhard Kaniak ..............................................................................................  167

Mag. Gerald Hauser .................................................................................................  173

Peter Wurm ..............................................................................................................  177

Philip Kucher ............................................................................................................  180

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Corona-Wiedergutmachungsfonds des Bundes“ – Ablehnung ....................................................................  171, 184

Kenntnisnahme der beiden Ausschussberichte 1933 und 1934 d.B. .............  184

Gemeinsame Beratung über

4. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über den Antrag 3256/A der Abgeordneten Johann Singer, Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommen­steuergesetz 1988 geändert wird (1992 d.B.) ....................................................  185

5. Punkt: Bericht und Antrag des Finanzausschusses über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem ein Bundesgesetz über einen Zuschuss an die Länder für Wohn- und Heizkostenzuschüsse (Wohn- und Heiz­kostenzuschussgesetz) und das Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Aus­gleichs-Gesetz – LWA-G geändert werden (1993 d.B.) ....................................  185

Redner:innen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 8

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc .............................................................................  185

Johann Singer ...........................................................................................................  188

MMag. DDr. Hubert Fuchs ......................................................................................  190

Mag. Nina Tomaselli ................................................................................................  193

Mag. Gerald Loacker ...............................................................................................  196

Christoph Zarits .......................................................................................................  198

Mag. Ruth Becher ....................................................................................................  199

Franz Leonhard Eßl ..................................................................................................  205

Hermann Brückl, MA ...............................................................................................  206

Mag. Ruth Becher (tatsächliche Berichtigung) .....................................................  208

Gabriel Obernosterer ...............................................................................................  208

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................  211

Dr. Elisabeth Götze ..................................................................................................  213

Mag. Selma Yildirim .................................................................................................  214

Mag. Philipp Schrangl ..............................................................................................  215

Kai Jan Krainer .........................................................................................................  219

Andreas Ottenschläger ...........................................................................................  221

Dr. Christoph Matznetter (tatsächliche Berichtigung) ........................................  224

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietpreisstopp für alle Mieten“ – Ablehnung  201, 225

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 1992 und 1993 d.B. ........................  224

Gemeinsame Beratung über

6. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (1957 d.B.): Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über das Wirksam­werden der Verordnung (EU) 2015/751 über Interbankenentgelte für kartengebundene Zahlungsvorgänge (Interbankenentgeltevollzugsgesetz – IEVG) erlassen und das E-Geldgesetz 2010, das Wettbewerbsgesetz und das Zahlungsdienstegesetz 2018 geändert werden (1991 d.B.) ................  226


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 9

7. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (1847 d.B.): Änderung der Vorbehalte und Notifikationen der Republik Österreich zum Mehrseitigen Übereinkommen zur Umsetzung steuerabkommensbezogener Maßnahmen zur Verhinderung der Ge­winnverkürzung und Gewinnverlagerung (1990 d.B.) .......................................  226

Redner:innen:

Peter Haubner ..........................................................................................................  226

Ing. Reinhold Einwallner ..........................................................................................  228

Mag. Nina Tomaselli ................................................................................................  229

Mag. Andreas Hanger ..............................................................................................  230

Angela Baumgartner ...............................................................................................  232

Karl Schmidhofer .....................................................................................................  233

Ing. Klaus Lindinger, BSc .........................................................................................  234

Annahme des Gesetzentwurfes in 1991 d.B. .......................................................  236

Genehmigung des Staatsvertrages in 1990 d.B. ...............................................  236

8. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Bürgerinitiative Nr. 8/BI: Bürgerinitiative betreffend „Einführung einer Finanztransaktionssteuer“ (1989 d.B.) ...............................................................................................................  237

Redner:innen:

Mag. Dr. Rudolf Taschner .......................................................................................  237

Maximilian Lercher ..................................................................................................  240

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ...................................................................................  242

Michael Bernhard ....................................................................................................  244

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1989 d.B. ..........................................  246

9. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Antrag 3255/A der Abgeordneten Andreas Ottenschläger, Lukas Hammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 10

dem das Bundesgesetz über die Förderung von Maßnahmen in den Berei­chen der Wasserwirtschaft, der Umwelt, der Altlastensanierung des Flächenrecyclings, der Biodiversität und zum Schutz der Umwelt im Aus­land sowie über das österreichische JI/CDM-Programm für den Kli­maschutz (Umweltförderungsgesetz – UFG) geändert wird (1963 d.B.) ........  246

Redner:innen:

Mag. Christian Ragger .............................................................................................  246

Christoph Stark ........................................................................................................  247

Michael Bernhard ....................................................................................................  249

Julia Elisabeth Herr ..................................................................................................  251

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ...................................................................................  253

Johann Höfinger ......................................................................................................  256

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................  258

Lukas Hammer .........................................................................................................  260

Ing. Josef Hechenberger ..........................................................................................  266

Annahme des Gesetzentwurfes in 1963 d.B. .....................................................  268

10. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (1954 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Kraftfahrgesetz 1967 geän­dert wird (41. KFG-Novelle) (1974 d.B.) ..............................................................  269

Redner:innen:

Alois Stöger, diplômé ...............................................................................................  270

Hermann Weratschnig, MBA MSc .........................................................................  271

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ......................................................................................  274

Andreas Ottenschläger ...........................................................................................  276

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA ..............................................................  277

Melanie Erasim, MSc ...............................................................................................  367

Dr. Johannes Margreiter .........................................................................................  369

Klaus Köchl ...............................................................................................................  370

Lukas Hammer .........................................................................................................  372


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 11

Dietmar Keck ...........................................................................................................  373

Christoph Stark ........................................................................................................  375

Rebecca Kirchbaumer .............................................................................................  376

Lukas Brandweiner ..................................................................................................  379

Joachim Schnabel ....................................................................................................  380

Annahme des Gesetzentwurfes in 1974 d.B. .....................................................  383

11. Punkt: Bericht des Unterrichtsausschusses über die Regierungsvorlage (1956 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Schulorganisationsgesetz, das Schulunterrichtsgesetz, das Schulpflichtgesetz 1985, das Pflichtschulerhal­tungs-Grundsatzgesetz und das COVID-19-Hochschulgesetz – C-HG geändert werden (1964 d.B.) ................................................................................  383

Redner:innen:

Petra Tanzler ............................................................................................................  383

Mag. Dr. Rudolf Taschner .......................................................................................  386

Hermann Brückl, MA ...............................................................................................  389

Mag. Sibylle Hamann ..............................................................................................  393

Bundesminister Dr. Martin Polaschek ....................................................................  395

Christian Oxonitsch .................................................................................................  397

Mag. Martina Künsberg Sarre ................................................................................  400

MMMag. Gertraud Salzmann .................................................................................  404

Nico Marchetti .........................................................................................................  407

Mag. Romana Deckenbacher ..................................................................................  411

Dipl.-Ing. Andrea Holzner ........................................................................................  412

Entschließungsantrag der Abgeordneten Nico Marchetti, Mag. Sibylle Hamann, Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vermittlung von Erste-Hilfe-Kenntnissen in der Schule“ – Annahme (310/E) ...........  409, 415

Annahme des Gesetzentwurfes in 1964 d.B. .....................................................  413


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 12

12. Punkt: Bericht des Unterrichtsausschusses über den Antrag 3150/A(E) der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend bundesweiter Unterstützung von NGOs zum Thema Berufsorientierung von Schüler*innen im ländlichen Raum (1965 d.B.) .........  415

Redner:innen:

Elisabeth Feichtinger, BEd BEd ...............................................................................  415

Martina Kaufmann, MMSc BA ...............................................................................  417

Clemens Stammler ...................................................................................................  418

Mag. Yannick Shetty ...............................................................................................  420

Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA .......................................................................  422

Ing. Johann Weber ...................................................................................................  424

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1965 d.B. ..........................................  426

13. Punkt: Bericht des Unterrichtsausschusses über den Antrag 3222/A(E) der Abgeordneten Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Um­setzung eines gesamtheitlichen Erwachsenenbildungspakets (1966 d.B.) .........  426

Redner:innen:

Katharina Kucharowits ...........................................................................................  426

Ing. Johann Weber ...................................................................................................  428

Mag. Martina Künsberg Sarre ................................................................................  430

Mag. Sibylle Hamann ..............................................................................................  431

Michael Bernhard ....................................................................................................  433

Eva-Maria Himmelbauer, BSc .................................................................................  434

MMag. Dr. Agnes Totter, BEd .................................................................................  436

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1966 d.B. hinsichtlich des Antra­ges 3222/A(E) .........................................................................................................  437

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 1966 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Absicherung des lebensbegleitenden Lernens“ (311/E) .....................................................................................................................  437


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 13

14. Punkt: Sammelbericht des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen über die Petitionen Nr. 80, 83, 86 und 87, 96 bis 98 so­wie über die Bürgerinitiativen Nr. 42, 45, 49 und 51 (1978 d.B.) ....................  438

Redner:innen:

Andreas Kollross ......................................................................................................  438

Nikolaus Prinz ..........................................................................................................  440

Christian Ries ...........................................................................................................  443

Mag. Ulrike Fischer ..................................................................................................  445

Rudolf Silvan ............................................................................................................  447

Michael Bernhard ....................................................................................................  448

Alois Kainz ................................................................................................................  451

Hermann Gahr .........................................................................................................  453

Michael Seemayer ...................................................................................................  455

Mario Lindner ...........................................................................................................  456

Fiona Fiedler, BEd ....................................................................................................  459

Klaus Köchl ...............................................................................................................  460

Andreas Minnich ......................................................................................................  462

Wolfgang Zanger .....................................................................................................  463

Hermann Weratschnig, MBA MSc .........................................................................  466

Maximilian Lercher ..................................................................................................  468

Bedrana Ribo, MA ....................................................................................................  471

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1978 d.B. hinsichtlich der Peti­tionen Nr. 80, 83, 86 und 87, 96 bis 98 sowie der Bürgerinitiativen
Nr. 42, 45, 49 und 51 ............................................................................................. 
473

15. Punkt: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses gemäß § 33 Abs. 6 GOG-NR über den Antrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses gemäß § 33 GOG-NR zur Untersuchung der politischen Verantwor-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 14

tung im Zusammenhang mit sämtlichen Corona-Maßnahmen zur tatsäch­lichen oder vorgeblichen Bekämpfung der Covid-19-Pandemie im Zeit­raum von 7. Jänner 2020 bis zum 28. Juni 2022 (5/US / 1982 d.B.) ..............  473

Redner:innen:

Christian Hafenecker, MA .......................................................................................  474

Gabriel Obernosterer ...............................................................................................  480

Dr. Susanne Fürst ....................................................................................................  484

Melanie Erasim, MSc ...............................................................................................  485

David Stögmüller .....................................................................................................  487

Mag. Gerald Loacker ...............................................................................................  490

Mag. Peter Weidinger .............................................................................................  492

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 1982 d.B. ..........................................  494

16. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Pram­merDr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (3231/A) ..........................................................................................................  494

Zuweisung des Antrages 3231/A an den Geschäftsordnungsausschuss .......  494

17. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka PrammerDr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geän­dert wird (3232/A) .................................................................................................  495

Zuweisung des Antrages 3232/A an den Geschäftsordnungsausschuss .......  495

Eingebracht wurden

Petitionen ................................................................................................................  124


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 15

Petition betreffend „Barrierefreier Zugang zu den Bahnsteigen am Bahnhof Ernsthofen“ (Ordnungsnummer 116) (überreicht vom Abgeord­neten Alois Schroll)

Petition betreffend „Gegen Gender-Politik in unserer Sprache“ (Ordnungs­nummer 117) (überreicht von der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA)

Petition betreffend „der barrierefreien Gestaltung des Bahnhof Ernsthofen, Bahnhofstraße 6, 4432 Ernsthofen“ (Ordnungsnummer 118) (überreicht vom Abgeordneten Mag. Andreas Hanger)

Bürgerinitiative .......................................................................................................  124

Bürgerinitiative betreffend „Verhinderung LKW-Parkplatz Hausruck – Wei­bern“ (Ordnungsnummer 56)

Berichte ...................................................................................................................  124

Zu III­855: Bericht über die Tätigkeiten und Ergebnisse der 19. Wie­derauffüllung der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA-19), der 7. Wiederauffüllung des von der Internationalen Bank für Wieder­aufbau und Entwicklung verwalteten Globalen Umweltfazilität-Treuhand­fonds (GEF-7) sowie der 11. Wiederauffüllung des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD-11); Austauschseiten; BM f. Finanzen

III-894: Bericht betreffend Umstellung von der Bürgerkarte/Handysignatur auf den elektronischen Identitätsnachweis (E-ID) – Reihe BUND 2023/7; Rechnungshof

III-900: Bericht betreffend Neue Formen der Kulturvermittlung aufgrund der COVID-19-Pandemie – Reihe BUND 2023/8; Rechnungshof


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 16

III-901: Fortschrittsbericht 2022 nach § 6 Klimaschutzgesetz; BM f. Kli­maschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-902: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2023; BM f. Justiz

III­903: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Jänner 2023; BM f. Inneres

III-904: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis Februar 2023; BM f. Arbeit und Wirtschaft

III-905: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2023; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-906: Bericht betreffend Straßenbahnprojekte Graz, Innsbruck, Linz – Reihe BUND 2023/9; Rechnungshof

III-907: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Feber 2023; BM f. Bil­dung, Wissenschaft und Forschung

III-908: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2023 – Unter­gliederung 43 Klima, Umwelt und Energie; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-909: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2023 – Unter­gliederung 41 Mobilität; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 17

III-910: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2023 – Unter­gliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung); BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-911: Produktpirateriebericht 2022; BM f. Finanzen

III-912: Bericht der Bundesschülervertretung 2021/22 gemäß § 33a Schülervertretungengesetz (SchVG); BM f. Bildung, Wissenschaft und Forschung

Anträge der Abgeordneten

Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufhebung der Aliquo­tierung der ersten Pensionsanpassung (3258/A)(E)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) 1979 geändert wird (3259/A)

Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Angewandte Forschung in den Fachhochschulen stärken (3260/A)(E)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Digitalisierung von Parkausweisen für Menschen mit Behinderungen (3261/A)(E)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen betreffend Klimalabel für Lebensmittel in Einrichtungen der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung (3262/A)(E)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz geändert wird (3263/A)

Melanie Erasim, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bekämpfung des Fachkräftemangels durch die Tourismuskasse (3264/A)(E)

Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erweiterung des Reparatur­bonus’ auch auf Fahrräder ohne elektrischen Antrieb“ (3265/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 18

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend 3-jährigen Tilgungs­plan für Verbraucher*innen auf Dauer beibehalten (3266/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 23. Jänner 1974 über die mit gerichtlicher Strafe bedrohten Handlungen (Strafgesetzbuch – StGB) geändert wird (3267/A)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abgabenquote in Richtung 40% senken (3268/A)(E)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Mehr Aktivi­tätsanreize ins Steuer- und Abgabensystem (3269/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Endlich die geplante Glücksspielreform umsetzen! (3270/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Obsorge ab Tag 1 für unbegleitete minderjährige Asylsuchende (3271/A)(E)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kulturgüterrestitu­tion als Teil der österreichischen Afrikastrategie (3272/A)(E)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kulturgüterrestitu­tion als Teil einer Afrikastrategie (3273/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der Anmeldebescheinigungen für EWR-Bürger:innen (3274/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfas­sungsgesetz, mit dem das Bundesverfassungsgesetz (B-VG) geändert wird (3275/A)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 19

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Überfällige Glücks­spiel-Aufsicht endlich schaffen! (3276/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützungsmaß­nahmen für private Quartiergeber:innen von Geflüchteten und Erhöhung der Tagessätze für unbegleitete minderjährige Asylsuchende (3277/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ende der österreichi­schen Blockadehaltung zum Mercosur-Abkommen (3278/A)(E)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Social Egg Freezing erlauben (3279/A)(E)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Social Egg Freezing erlauben (3280/A)(E)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Social Egg Freezing erlauben (3281/A)(E)

Christoph Zarits, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erarbeitung eines gesetzlichen Rahmens für Berufsgruppen im Sport (3282/A)(E)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Totalversagen der EU gegen die illegale Masseneinwanderung (3283/A)(E)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ablehnung jeder Schengen-Erweiterung ohne effektiven Grenzschutz (3284/A)(E)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützung für ältere Frauen am Arbeitsmarkt (3285/A)(E)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbot der
Off-Label-Verschreibung von „Pubertätsblockern“ (3286/A)(E)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stärkung der Frauengesundheit – Ausbau der Krebs-Früherkennungsprogramme sowie der automatischen Einladungen zu Voruntersuchungen (3287/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 20

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend 23 Maßnahmen zur De-Attraktivierung Österreichs als Zielland für illegale Wirtschaftsmigranten und Scheinasylanten für 2023 (3288/A)(E)

Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhalt des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien (3289/A)(E)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend PRIDEs nicht ohne den Bund – eigenes Budget für die LGBTIQ-Community sicherstellen (3290/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Auswirkungen von Beautyfiltern im Netz auf das Selbstbild von Mädchen und Frauen“ (3291/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend MinroG-Novelle Konfliktminerale – Welche Konsequenzen werden aus mangelnder Qualität in der Berichtslegung gezogen? (14362/J)

Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Rechtsextreme Aktion vor Wiener Schule (14363/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Heiter weiter statt „Ciao ohne Au“: Die Kampagne zur teilweisen Abschaffung der Kalten Progression (14364/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Luxuspensions­paradies ORF – NICHT WIE WIR (14365/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Regulierung und Kontrolle von unwissenschaftlicher Hagiotherapie (14366/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend kostenfreien Zugang zur PrEP endlich umsetzen (14367/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 21

Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Big in Russia – Welcher Schaden droht der Republik auf­grund des Russlandgeschäfts der Raiffeisen Bank International AG? (14368/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aufträge iZm Veranstaltungen 2021 und 2022 (14369/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Aufträge iZm Veranstaltun­gen 2021 und 2022 (14370/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Aufträge iZm Veranstaltungen 2021 und 2022 (14371/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Aufträge iZm Veranstaltungen 2021 und 2022 (14372/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Einsatz bei Skirennen (14373/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundes­ministerin für Landesverteidigung betreffend Quereinsteiger bei der Sicherheitspolitik (14374/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundes­ministerin für Landesverteidigung betreffend Dädalus23 (14375/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 22

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Förderungen: Verdacht gegen Kindergar­ten und grüne Bezirksrätin Mahsa Abdolzadeh (14376/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Förde­rungen für den Kindergartenverein „Care Bears“ der grünen Bezirksrätin Mahsa Abdolzadeh (14377/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Distribution und Logistik des Covid-19-Pfizer-Impfstoffs mit türkisen Freunden? (14378/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Förderungen: Verdacht gegen Kindergarten und grüne Bezirksrätin Mahsa Abdolzadeh (14379/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Förderungen für den Kindergartenverein „Care Bears“ der grünen Bezirksrätin Mahsa Abdolzadeh (14380/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ticketplattform Viagogo ignoriert weiterhin Urteile (14381/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend OLG Wien: Unzulässige Gutscheinregelung für Frequency 2020 (14382/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 23

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI-Test Erdnussbutter: kein Produkt überzeugt wirklich (14383/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Deutsche Staatsangehörige im österreichischen Sozialsystem (14384/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Deutsche Staatsangehörige im österreichischen Sozialsystem (14385/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kind hungerte für OP – dann abgesagt (14386/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Medi­kamentenlieferungen an Apotheken in Gefahr (14387/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Datenschutzklausel von Laudamotion gesetzwidrig (14388/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Blutspenden nach den sog. Corona-Impfungen (14389/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Folder „Wissenswertes zur Corona-Schutzimpfung“ (14390/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Folder „Wissenswertes zur Corona-Schutzimpfung“ (14391/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Wie gesund ist es, Insekten zu essen?“ (14392/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend „Wie gesund ist es, Insekten zu essen?“ (14393/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 24

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ärztemangel: Nur 60 Bewerbungen für ÖGK-Kassenärzte-Stipendium (14394/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wien Energie Beratung und Kundenservice bei Energiearmut (14395/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Indizien und Spuren in Sachen Lifebrain und Sicherung von Dokumenten durch die Gesundheitsbehörden (14396/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI: Negativ­preis „KONSUM-Ente 2022“ geht an Rama (14397/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend HG Wien: Preisänderungsklausel der Verbund AG von 2022 unzulässig (14398/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Bäderhygiene in den öffentlichen und privaten Steiermärkischen Bädern (14399/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend keine Abschiebung trotz aberkanntem Asylstatus (14400/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Abwesenheit der Botschafterin (14401/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Überweisungen von Migranten in die Heimat (14402/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 25

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Werbeausgaben der Bundesregierung 2022 (14403/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Werbeausgaben der Bundesregierung 2022 (14404/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Werbeausgaben der Bundesregierung 2022 (14405/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Werbeausgaben der Bundesregierung 2022 (14406/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Werbeausgaben der Bundes­regierung 2022 (14407/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Werbeausgaben der Bundesregierung 2022 (14408/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesver­teidigung betreffend Werbeausgaben der Bundesregierung 2022 (14409/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Werbeausgaben der Bundesregierung 2022 (14410/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Werbeausgaben der Bundesregierung 2022 (14411/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betref­fend Werbeausgaben der Bundesregierung 2022 (14412/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 26

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend entstandene Kosten für den Steuerzahler durch die Teilnahme von Regierungsmitgliedern am Opernball 2023 (14413/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend entstandene Kosten für den Steuerzahler durch die Teilnahme von Regierungsmitgliedern am Opernball 2023 (14414/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend entstandene Kosten für den Steuerzahler durch die Teilnahme von Regierungsmitgliedern am Opernball 2023 (14415/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend entstandene Kosten für den Steuerzahler durch die Teilnahme von Regierungsmitgliedern am Opernball 2023 (14416/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend entstandene Kosten für den Steuerzahler durch die Teilnahme von Regierungsmitgliedern am Opernball 2023 (14417/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kul­tur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend entstandene Kosten für den Steuerzahler durch die Teilnahme von Regierungsmitgliedern am Opernball 2023 (14418/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend entstandene Kosten für den Steuerzahler durch die Teilnahme von Regierungsmitgliedern am Opernball 2023 (14419/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Auslandsschulwesen (14420/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 27

Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Schutzmaskenlieferung an das österreichische Bundesheer (14421/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Scheinfirmen und Beitragsrückstände bei der Finanz (14422/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Österreichweite AMS-Vergabeverfah­ren 2020 – 2022 (14423/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend AMS-Vergabeverfahren 2020 – 2022 für Westösterreich (14424/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend AMS-Vergabeverfahren 2020 – 2022 für Ostösterreich (14425/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend AMS-Vergabeverfahren 2020 – 2022 für Südösterreich (14426/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Veranlagungsstrategie der Austrian Wirt­schaftsservice GmbH unter den türkisen Wirtschaftsministern Schramböck und Kocher (14427/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Veranlagungsstrategie des Arbeitsmarkt­service 2020 bis 2022 – Folgeanfrage zu 12622/AB (14428/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 28

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Anreize“ um die Menschen län­ger im Arbeitsprozess zu halten (14429/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Anreize“ um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten (14430/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Anreize“ um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten (14431/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend „Anreize“ um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten (14432/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Anreize“ um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten (14433/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend „Anreize“ um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten (14434/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Anreize“ um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten (14435/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend „Anreize“ um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten (14436/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 29

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Anreize“ um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten (14437/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend „Anreize“ um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten (14438/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Anreize“ um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten (14439/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend „Anreize“ um die Men­schen länger im Arbeitsprozess zu halten (14440/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Werbeausgaben der Bundesregierung (14441/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Werbeausgaben der Bun­desregierung 2022 (14442/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Corona-“Krisen- und Kriegsgewinnler“ – Beispiel Lifebrain (14443/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Abschiebungen im Jahr 2022, Ergänzungsanfrage (14444/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Verkehrsgefährdung durch „Letzte Generation“ (14445/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 30

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Schluss mit der Demontage des so­zialen Wohnbaus und die skandalöse Anfragebeantwortung 12964/AB vom 14.02.2023 (14446/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Desinformation durch Martin Kocher gegenüber den Mitgliedern des Ausschusses für Bauten und Wohnen in der Sitzung vom 23.02.2023 (14447/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend „Anreize“ um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten (14448/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Folgeanfrage: neue Enthüllungen in der Causa
WKO-Luxuspensionen (14449/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend „Anreize“ um die Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten (14450/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend geplantem Bundes-Krisensicherheitsgesetz – B-KSG und geplantem neuem Epidemiegesetz mit darin womöglich integrierter Impfpflicht (14451/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend geplantem Bundes-Krisensicherheitsgesetz – B-KSG und geplan­tem neuem Epidemiegesetz mit darin womöglich integrierter Impfpflicht (14452/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend geplantem Bundes-Krisensicherheitsgesetz – B-KSG und geplantem neuem Epidemiegesetz mit darin womöglich integrierter Impfpflicht (14453/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend geplantem Bundes-Krisensicherheitsgesetz –


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 31

B-KSG und geplantem neuem Epidemiegesetz mit darin womöglich integrierter Impfpflicht (14454/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend geplantem Bundes-Krisensicherheitsgesetz –
B-KSG und geplantem neuem Epidemiegesetz mit darin womöglich inte­grierter Impfpflicht (14455/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend geplantem Bundes-Krisensicherheitsgesetz – B-KSG und geplantem neuem Epidemiegesetz mit darin womöglich integrierter Impfpflicht (14456/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend geplantem Bundes-Krisensicherheitsgesetz – B-KSG und geplantem neuem Epidemiegesetz mit darin womöglich integrierter Impfpflicht (14457/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Medizinische Versorgungssicherheit für alle Menschen in Österreich“ (14458/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Third-Party-Rule und Vorgehensweise bei Anfragen ausländischer nachrichtendienstlicher Kooperationspartner zur Infor­mationsfreigabe (14459/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Third-Party-Rule und Vorgehensweise bei Anfragen ausländischer nachrichtendienstlicher Kooperationspartner zur Informationsfreigabe (14460/J)

David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Fall von mutmaßlicher Tierquälerei und Wilderei in der Krobatin Kaserne in Salzburg (14461/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 32

Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend in Anspruch genommener Reha Maßnahmen nach einer Covid Erkrankung (14462/J)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Tierärztemangel im Nutztierbereich: Status quo und Pläne (14463/J)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend gesetzliche Rahmenbedingungen und ihre Umsetzung für Tierschutzombudspersonen in Österreich (14464/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Wann gibt es endlich mehr Polizist*innen in Favoriten? (14465/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Nachfragen zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage betref­fend „Milliarden-Spekulationsverluste der Nationalbank unter Verantwortung von ÖVP-Mann Steiner – und Finanzminister Brunner vertuscht!“ vom 31.1.2023 (14466/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend BMF beauftragte Studien zu Krisenhilfen (14467/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Urheberrecht und Nutzungsrecht gemeinfreier historischer Dokumente (14468/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Forum Kultur (14469/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Vertrag Volksoper Omer Meir Wellber (14470/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 33

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Wann wird das Grundversorgungssystem effizient aufgestellt? (14471/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Schutz der Schule vor rassistischen Angriffen sowie Ermitt­lungen zu diesen (14472/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ar­beit und Wirtschaft betreffend Zugang zum Arbeitsmarkt für Geflüchte­te 2022 (14473/J)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betref­fend Kalb Rosé Austria Programm – Gamechanger im Kampf gegen Tiertrans­porte? (14474/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Wer definiert „klimarelevante“ Berufe – und wie? (14475/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Leistungen der Familienbera­tungsstellen (14476/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Auskunft aus Kontenregister 2022 (14477/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Auskunft Kontenregister 2022 (14478/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Migrations- und Mobilitätsabkommen zwischen Österreich und Indien (14479/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 34

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Status quo Inklu­sionsfonds (14480/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Migrations- und Mobilitätsabkommen zwischen Österreich und Indien (14481/J)

Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Übernahme der Sberbank durch die RBI in der Zuständigkeit des Verfassungsschutzes (14482/J)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Jus­tiz betreffend Kindesabnahmen und Obsorge durch den Staat (14483/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend gemeinsame Erklärung von Österreich und Marokko zur Migrations- und Asylpolitik (14484/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend gemeinsame Erklärung von Österreich und Marokko zur Migrations- und Asylpolitik (14485/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend gemeinsame Erklärung von Österreich und Marokko zur Migrations- und Asylpolitik (14486/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Schengen-Veto und österreichische Säumnisse (14487/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Förderung von Falträdern (14488/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 35

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Nebeneinkom­men dank des Hauptberufs (14489/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Welchen konkreten Mehrwert bringen ICMPD-Projekte? (14490/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Welchen konkreten Mehrwert bringen ICMPD-Projekte? (14491/J)

Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Raiffeisenbank und Benko – Sind RBI und Signa in einer toxischen Geschäftsbeziehung? (14492/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Wo bleiben effiziente Ermittlungen rund um das
„Imam Ali-Zentrum“? (14493/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Leuchtturmförderung Kinderbetreuung im Tourismus (14494/J)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Missbrauchsverdacht eines Pädagogen: Ermittlungsstand (14495/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kul­tur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Fahrplan Haus der Geschichte Österreich (14496/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend „Solidaritätsprämienmodell“: Warum fördert das AMS in Zeiten des akuten Arbeitskräftemangels weiterhin Teilzeit? (14497/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 36

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Situation von Men­schen mit Behinderungen in der humanitären Hilfe und beim Wiederaufbau der Ukraine (14498/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Wo bleiben effiziente Ermittlungen rund um das
„Imam Ali-Zentrum“? (14499/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Erbringung von Dienst­leistungen im zweiten Halbjahr 2022 (14500/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betref­fend Erbringung von Dienstleistungen im zweiten Halbjahr 2022 (14501/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Erbringung von Dienst­leistungen im zweiten Halbjahr 2022 (14502/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Erbringung von Dienstleistungen im zwei­ten Halbjahr 2022 (14503/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Erbringung von Dienstleistungen im zweiten Halbjahr 2022 (14504/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Erbringung von Dienstleistungen im zweiten Halb­jahr 2022 (14505/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 37

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Erbringung von Dienstleistungen im zweiten Halb­jahr 2022 (14506/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Erbringung von Dienstleistungen im zweiten Halb­jahr 2022 (14507/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie be­treffend Erbringung von Dienstleistungen im zweiten Halbjahr 2022 (14508/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Erbringung von Dienstleistungen im zweiten Halbjahr 2022 (14509/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Erbringung von Dienstleistungen im zweiten Halbjahr 2022 (14510/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Erbringung von Dienstleistungen im zweiten Halbjahr 2022 (14511/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Er­bringung von Dienstleistungen im zweiten Halbjahr 2022 (14512/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Erbringung von Dienstleistungen im zweiten Halbjahr 2022 (14513/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Wo bleibt die angekündigte Verkehrsarbeitsstiftung? (14514/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Umweltstiftung – Wie sieht es aus mit der Um­setzung? (14515/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sozialversicherung: Offenlegung der Gebarungsvorschaurechnungen (03/2023) (14516/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Zahlendiskrepanz zu rechtsextremen Straftaten zwischen Justiz- und Innenministerium (14517/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Zahlendiskrepanz zu rechtsextremen Straftaten zwischen Justiz- und Innenministerium (14518/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Personalausstattung im Maßnahmenvollzug (14519/J)

Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Kauf von Anteilen an der Flughafen Wien AG durch den IFM Global Infrastructure Fund (14520/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 38

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Rechtsberatung im Asylverfahren: Verfassungswidrig? (14521/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Rechtsberatung im Asylverfahren: Verfassungswidrig? (14522/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Betrieblicher Zuschuss zur Kinderbetreuung (14523/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Opernballkarten auf Steuerkosten? (14524/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend BAWAG P.S.K. Hausbank der Republik 2023 (14525/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Auszahlung des Klimabonus 2022 (14526/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Auszahlung des Klimabonus 2022 (14527/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bil­dung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Gratis-Computer“ kostet plötzlich € 459 (14528/J)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wohnen ist ein Grundbedürfnis für Menschen mit Behinderungen (14529/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzpolizei-Kontrollen in Österreich 2022 (14530/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Straftaten in österreichischen Asylheimen im Jahr 2022 (14531/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Folgeanfrage zu: Wohin zieht die EU Anti-Geldwäsche-Behörde? (14532/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Produktivitätsrat (14533/J)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Umsetzungsstand bzgl. Entschließung 159/E XXVII. GP betreffend Maßnah­men im Zusammenhang mit dem Klimavolksbegehren (14534/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 39

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Breitbandatlas: Werbung oder Infor­mation? (14535/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Entscheidungen des BVwG über Beschwerden gegen Bescheide des BFA 2022 (14536/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Fuhrpark und Rahmenvertrag mit Porsche Bank (14537/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Erhebung Betriebskindergärten (14538/J)

Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Folgenanfrage zu massiven Einbrüchen beim kostenlosen Kinderimpfprogramm (14539/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Aktueller Stand hinsichtlich einer potentiellen ÖBB-Haltestelle beim Leitspital Liezen (14540/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bil­dung, Wissenschaft und Forschung betreffend Anpassungen des Schul­entwicklungsprogramms 2020 (14541/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend der laufenden Evaluierungen des Schulentwicklungsprogramms 2020 (SCHEP2020) (14542/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 40

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Demonstrationen in Wien unter rechtsextremer Beteiligung im Jahr 2023 (14543/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend den Brandanschlag auf die Geflüchteten-Unterkunft in Linz/Lunzerstraße (14544/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend den Brandanschlag auf die Geflüchteten-Unterkunft in Linz/Lunzerstraße (14545/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bil­dung, Wissenschaft und Forschung betreffend Anspruch auf das 11. und 12. Schuljahr für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF) (14546/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aufnahmebedingungen von Asylwerber:innen und Grundversorgung im Jahr 2022 (14547/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Wer steuert die DSN? (14548/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Sanktionsüberwachung durch die Oesterreichische Nationalbank (14549/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Sanktionsüberwachung durch die Oesterreichische National­bank (14550/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend Mangelnder Spielerschutz durch das BMF (14551/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Mangelnder Spielerschutz durch das BMSGPK (14552/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 41

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Nicht korrekte Information auf der offiziellen Internetseite des BMSGPK zum Übertritt der mRNA-Impfstoffe in die Muttermilch (14553/J)

Dipl.-Ing. Georg Strasser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend die Höhe von an NGOs ergangenen Fördermitteln des Non-Profit-Organisationen (NPO) Unter­stützungsfonds (14554/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Mexiko-Urlaub von Finanzminister Brunner auf Staats­kosten? (14555/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Mexiko-Urlaub von Finanzminister Brunner auf Staatskosten? (14556/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kriminalitätsbelastungszahlen Fremdenkriminalität im Jahr 2022 (14557/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Attacken gegen die Polizei im Jahr 2022 (14558/J)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofes (14559/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 42

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Rückführungs-Vereinbarung zwischen Österreich und Marokko (14560/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Rückführungs-Vereinbarung zwischen Österreich und Marokko (14561/J)

Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend „fehlende Stellungnahme des Bundesministeriums für Landesverteidigung des Bundes-Krisensicher­heitsgesetz“ (14562/J)

Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Muskel-Skelett-Erkrankungen, kurz MSE (14563/J)

Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Muskel-Skelett-Erkrankungen, kurz MSE (14564/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend VERZOCKT: Das riskante Spiel des BMF und die drohende Zurückzahlung der COFAG-Hilfen (14565/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzausgleichsverhandlungen (14566/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Entsorgung von Großmengen abgelaufener Corona-Impfdosen (14567/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Zwei Jahre Hass-im-Netz Bekämpfungsge­setz: Rückblick und Ausblick (14568/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Zwei Jahre Hass-im-Netz Bekämpfungsgesetz: Rückblick und Ausblick (14569/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 43

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Zwei Jahre Hass-im-Netz Bekämpfungsgesetz: Rückblick und Ausblick (14570/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend Türkise Geldverschwendung nicht auf Kosten der Steuerzahler:innen (14571/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Welche Einnahmen hat das RSO durch Bundeskultureinrichtungen? (14572/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Planspiel „Catastrophic Contagion“ (14573/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Planspiel „Catastrophic Contagion“ (14574/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Planspiel „Catastrophic Contagion“ (14575/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Lan­desverteidigung betreffend Planspiel „Catastrophic Contagion“ (14576/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Planspiel „Catastrophic Contagion“ (14577/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Planspiel „Catastrophic Contagion“ (14578/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Planspiel „Catastrophic Contagion“ (14579/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 44

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Planspiel „Catastrophic Contagion“ (14580/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Planspiel „Catastrophic Contagion“ (14581/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Lan­desverteidigung betreffend Gendern versperrt Blick auf echte Probleme (14582/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Gendern versperrt Blick auf echte Probleme (14583/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Gendern versperrt Blick auf echte Probleme (14584/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Gendern versperrt Blick auf echte Probleme (14585/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bil­dung, Wissenschaft und Forschung betreffend Gendern versperrt Blick auf echte Probleme (14586/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Gendern versperrt Blick auf echte Probleme (14587/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Gendern versperrt Blick auf echte Probleme (14588/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Erfolgsmodell Mutter-Kind-Pass muss gerettet werden (14589/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 45

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zulassung abgelehnt: Aus für Covid-Medikament (14590/J)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Inklusives Gesundheitssystem für Frauen mit Behinderungen (14591/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Gewalttätige Massenausschreitungen von Migran­ten in Linz – Folgeanfrage (14592/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Vergewaltigungsvorwurf gegen Afghanen nach Hart­berger Oktoberfest (14593/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Rentenansprüche aufgrund der EU-VO 883/2004 (14594/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Anzahl der anony­men Geburten und Abgaben in die Babyklappe (14595/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Arbeitslosengeld im Sinne der Rechtspre­chung W238 2169043-1 (14596/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Sektenbericht 2021 – Verfol­gung dissidenter Elternteile (14597/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ärzte-Abwande­rung ins Burgenland befürchtet (14598/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 46

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Repräsentation von Menschen mit Behinderungen bei Laienrichtern (14599/J)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Abschluss von Rückübernahmeabkommen (14600/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend EWR-Ausgleichs­zulagenbezieher – Daten für 2022 (14601/J)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Jus­tiz betreffend Baukosten und Baubeginn der JA Klagenfurt (Folgeanfrage zu 9262/AB) (14602/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Schneller Reichtum – EVZ warnt vor dubiosen Online-Coachings (14603/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Corona-Verwal­tungsstrafen gemäß Covid-19-Maßnahmengesetz und Epidemiegesetz seit 2020 (14604/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Erfolgsmodell Mutter-Kind-Pass muss gerettet werden (14605/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Gendern versperrt Blick auf echte Probleme (14606/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Was wurde aus dem digitalen Gästeblatt und der teu­ren Machbarkeitsstudie? (14607/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 47

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kul­tur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Bundeskulturholding (14608/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Ver­fassung betreffend EU-Erweiterungsprozess (14609/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend EU-Erweiterungsprozess (14610/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Se­lenskyjs Waffen-Wunschliste (14611/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend
EU-Erweiterungsprozess (14612/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie be­treffend Beleuchtung bei ÖBB-Haltestelle Langenwang – Folgeanfrage (14613/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend EVN-Stellungnahme zur Kritik des VKI – Kein gesetzlicher Versorgungsauftrag? (14614/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Folgeanfrage zur Anfrage „Menstruationsstörungen nach den Corona-Impfungen?“ (14615/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Schnelle und beschleunigte Asylverfahren (14616/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend BWB-Nachbesetzung: Gutachter ohne Informatio­nen für ein politisches Gegengutachten auf Ministeriumskosten? (14617/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 48

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Sachverständige psychiatrische Kriminalprognostik (14618/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Fälle mit Überschreitung der Höchstdauer des Ermittlungsverfah­rens (14619/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Jugendvollzug (14620/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Jus­tiz betreffend „Zwei Jahre Hass-im-Netz – Bekämpfungsgesetz“ (14621/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend „Wann kommt die Verordnung zur Routerfreiheit?“ (14622/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Wie nutzen Schulen bestehende Möglichkeiten der partiellen Schulautonomie? (14623/J)

Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Flughafen Wien AG – Erwerb von Beteiligungen durch einen karibischen Investor (14624/J)

*****

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Pachtvergabe Parlamentsrestaurant (68/JPR)

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kol­legen (13090/AB zu 13477/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 49

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kollegin­nen und Kollegen (13091/AB zu 13475/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (13092/AB zu 13476/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (13093/AB zu 13473/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (13094/AB zu 13474/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kol­legen (13095/AB zu 13480/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13096/AB zu 13486/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13097/AB zu 13479/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13098/AB zu 13478/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (13099/AB zu 13483/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (13100/AB zu 13482/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (13101/AB zu 13481/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 50

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13102/AB zu 13487/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13103/AB zu 13498/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (13104/AB zu 13495/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13105/AB zu 13503/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (13106/AB zu 13516/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolle­ginnen und Kollegen (13107/AB zu 13485/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (13108/AB zu 13484/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kollegin­nen und Kollegen (13109/AB zu 14087/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 51

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard DeimekKolleginnen und Kollegen (13110/AB zu 13685/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kollegin­nen und Kollegen (13111/AB zu 14051/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kollegin­nen und Kollegen (13112/AB zu 13694/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafen­ecker, MAKolleginnen und Kollegen (13113/AB zu 13577/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (13114/AB zu 13663/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13115/AB zu 13851/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13116/AB zu 13844/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13117/AB zu 13729/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolle­ginnen und Kollegen (13118/AB zu 14023/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. (FH) Alexan­dra Tanda, Kolleginnen und Kollegen (13119/AB zu 13880/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 52

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (13120/AB zu 13494/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (13121/AB zu 13499/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (13122/AB zu 13488/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (13123/AB zu 13517/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen (13124/AB zu 13497/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13125/AB zu 13508/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Petra
Bayr, MA MLS,
Kolleginnen und Kollegen (13126/AB zu 13524/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kol-legen (13127/AB zu 13493/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13128/AB zu 13520/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13129/AB zu 14031/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13130/AB zu 13869/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 53

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13131/AB zu 13496/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13132/AB zu 13490/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13133/AB zu 13489/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13134/AB zu 13504/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13135/AB zu 13507/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (13136/AB zu 13514/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (13137/AB zu 13515/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13138/AB zu 13505/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13139/AB zu 13506/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 54

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13140/AB zu 13521/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13141/AB zu 13492/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13142/AB zu 13509/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13143/AB zu 13491/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13144/AB zu 13510/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13145/AB zu 13512/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13146/AB zu 13513/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13147/AB zu 13511/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen (13148/AB zu 13526/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 55

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13149/AB zu 13522/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (13150/AB zu 13525/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13151/AB zu 13518/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (13152/AB zu 13501/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (13153/AB zu 13502/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (13154/AB zu 13519/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13155/AB zu 13523/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13156/AB zu 13561/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kol­legen (13157/AB zu 13533/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13158/AB zu 13568/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 56

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (13159/AB zu 13527/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13160/AB zu 13550/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13161/AB zu 13543/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abge­ordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13162/AB zu 13560/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (13163/AB zu 13535/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (13164/AB zu 13529/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13165/AB zu 13573/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13166/AB zu 13541/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (13167/AB zu 13563/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13168/AB zu 13537/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen (13169/AB zu 13565/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 57

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Süleyman Zorba, Kolleginnen und Kollegen (13170/AB zu 13558/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.‑Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (13171/AB zu 13566/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13172/AB zu 13542/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13173/AB zu 13544/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kol­legen (13174/AB zu 13545/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kol­leginnen und Kollegen (13175/AB zu 13553/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolle­ginnen und Kollegen (13176/AB zu 13556/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13177/AB zu 13559/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13178/AB zu 13567/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kolle­gen (13179/AB zu 13569/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ge­rald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13180/AB zu 13562/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 58

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13181/AB zu 13576/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13182/AB zu 13579/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13183/AB zu 13539/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kolle­gen (13184/AB zu 13538/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kolle­gen (13185/AB zu 13557/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (13186/AB zu 13536/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13187/AB zu 13546/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (13188/AB zu 13551/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13189/AB zu 13549/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (13190/AB zu 13554/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 59

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13191/AB zu 13528/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13192/AB zu 13571/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Andreas Hanger, Kolleginnen und Kollegen (13193/AB zu 13590/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (13194/AB zu 13530/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13195/AB zu 13532/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Marg­reiterKolleginnen und Kollegen (13196/AB zu 13746/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13197/AB zu 13570/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13198/AB zu 13572/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13199/AB zu 13531/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (13200/AB zu 13564/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13201/AB zu 13580/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 60

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13202/AB zu 13574/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13203/AB zu 13578/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13204/AB zu 13555/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13205/AB zu 13548/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13206/AB zu 13540/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13207/AB zu 13534/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kol­legen (13208/AB zu 13575/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13209/AB zu 13552/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13210/AB zu 13603/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13211/AB zu 13606/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13212/AB zu 13599/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 61

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13213/AB zu 13598/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13214/AB zu 13596/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolle­ginnen und Kollegen (13215/AB zu 13602/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brand­stätterKolleginnen und Kollegen (13216/AB zu 13600/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13217/AB zu 13591/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13218/AB zu 13593/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13219/AB zu 13604/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (13220/AB zu 13595/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13221/AB zu 13605/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13222/AB zu 13592/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kollegin­nen und Kollegen (13223/AB zu 13594/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 62

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bun­deskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolle­ginnen und Kollegen (13224/AB zu 13597/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13225/AB zu 13601/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kol­legen (13226/AB zu 13607/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolle­ginnen und Kollegen (13227/AB zu 13688/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kollegin­nen und Kollegen (13228/AB zu 13728/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13229/AB zu 13743/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13230/AB zu 13693/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (13231/AB zu 13705/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (13232/AB zu 13608/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 63

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13233/AB zu 13638/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13234/AB zu 13613/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (13235/AB zu 13725/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13236/AB zu 13756/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13237/AB zu 13755/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13238/AB zu 13751/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13239/AB zu 13689/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13240/AB zu 13639/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (13241/AB zu 13610/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 64

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kol­legen (13242/AB zu 13652/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kol­legen (13243/AB zu 13654/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kol­legen (13244/AB zu 13664/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kol­legen (13245/AB zu 13655/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13246/AB zu 13657/J)

der Präsidentin des Rechnungshofes auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (13247/AB zu 13761/J)

der Präsidentin des Rechnungshofes auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (13248/AB zu 14300/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (13249/AB zu 13679/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kol­legen (13250/AB zu 13715/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 65

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kol­legen (13251/AB zu 13653/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kol­legen (13252/AB zu 13656/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13253/AB zu 13738/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13254/AB zu 13700/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13255/AB zu 13609/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13256/AB zu 13698/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (13257/AB zu 13711/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (13258/AB zu 13741/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13259/AB zu 13628/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13260/AB zu 13640/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13261/AB zu 13641/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 66

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13262/AB zu 13649/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13263/AB zu 13650/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13264/AB zu 13651/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13265/AB zu 13658/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (13266/AB zu 13676/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13267/AB zu 13740/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13268/AB zu 13695/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13269/AB zu 13703/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13270/AB zu 13737/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (13271/AB zu 13723/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13272/AB zu 13760/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 67

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13273/AB zu 13733/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13274/AB zu 13611/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (13275/AB zu 13624/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (13276/AB zu 13686/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13277/AB zu 13742/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13278/AB zu 13659/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13279/AB zu 13631/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13280/AB zu 13620/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13281/AB zu 13643/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 68

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13282/AB zu 13754/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13283/AB zu 13645/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13284/AB zu 13734/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten
Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (13285/AB zu 13682/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (13286/AB zu 13765/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13287/AB zu 13642/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (13288/AB zu 13758/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13289/AB zu 13629/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kolle­gen (13290/AB zu 13687/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13291/AB zu 13697/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13292/AB zu 13731/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 69

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (13293/AB zu 13713/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13294/AB zu 13646/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13295/AB zu 13634/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (13296/AB zu 13710/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Marg­reiterKolleginnen und Kollegen (13297/AB zu 13745/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Marg­reiterKolleginnen und Kollegen (13298/AB zu 13744/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (13299/AB zu 13714/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen (13300/AB zu 13615/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (13301/AB zu 13619/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 70

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (13302/AB zu 13621/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kollegin­nen und Kollegen (13303/AB zu 13644/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13304/AB zu 13762/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (13305/AB zu 13747/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13306/AB zu 13627/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13307/AB zu 13732/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (13308/AB zu 13719/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (13309/AB zu 13717/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13310/AB zu 13702/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Ger­hard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (13311/AB zu 13680/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (13312/AB zu 13636/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13313/AB zu 13630/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 71

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen (13314/AB zu 13623/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (13315/AB zu 13706/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13316/AB zu 13763/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13317/AB zu 13612/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13318/AB zu 13614/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13319/AB zu 13666/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (13320/AB zu 13625/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13321/AB zu 13701/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (13322/AB zu 13616/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen (13323/AB zu 13622/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13324/AB zu 13626/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13325/AB zu 13647/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13326/AB zu 13661/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 72

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolle­ginnen und Kollegen (13327/AB zu 14075/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten
Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (13328/AB zu 13684/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13329/AB zu 13699/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (13330/AB zu 13662/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13331/AB zu 13753/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (13332/AB zu 13709/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisa­beth Herr, Kolleginnen und Kollegen (13333/AB zu 13718/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (13334/AB zu 13720/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13335/AB zu 13735/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13336/AB zu 13752/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13337/AB zu 13759/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13338/AB zu 13632/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 73

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolle­ginnen und Kollegen (13339/AB zu 13633/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (13340/AB zu 13637/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (13341/AB zu 13648/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolle­ginnen und Kollegen (13342/AB zu 13660/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolle­ginnen und Kollegen (13343/AB zu 13665/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (13344/AB zu 13677/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (13345/AB zu 13681/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (13346/AB zu 13683/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13347/AB zu 13690/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13348/AB zu 13692/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 74

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13349/AB zu 13696/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (13350/AB zu 13704/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kol­leginnen und Kollegen (13351/AB zu 13707/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kolle­gen (13352/AB zu 13716/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (13353/AB zu 13721/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (13354/AB zu 13722/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (13355/AB zu 13724/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13356/AB zu 13730/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13357/AB zu 13736/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kol­legen (13358/AB zu 13739/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 75

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (13359/AB zu 13757/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13360/AB zu 13617/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13361/AB zu 13618/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (13362/AB zu 13708/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (13363/AB zu 13764/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Ste­phanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13364/AB zu 13778/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kol­legen (13365/AB zu 13772/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13366/AB zu 13770/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (13367/AB zu 13678/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 76

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (13368/AB zu 13749/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (13369/AB zu 13748/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (13370/AB zu 13691/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (13371/AB zu 13750/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (13372/AB zu 13726/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (13373/AB zu 13712/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die An­frage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13374/AB zu 13727/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (13375/AB zu 13771/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13376/AB zu 13766/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolle­ginnen und Kollegen (13377/AB zu 13769/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 77

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13378/AB zu 13775/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kol­legen (13379/AB zu 13777/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13380/AB zu 13929/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13381/AB zu 13774/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13382/AB zu 13776/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die An­frage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13383/AB zu 13773/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bern­hard, Kolleginnen und Kollegen (13384/AB zu 13768/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13385/AB zu 13767/J)

*****

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (59/ABPR zu 57/JPR)

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (60/ABPR zu 62/JPR)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 78

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (61/ABPR zu 58/JPR)

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (62/ABPR zu 59/JPR)

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (63/ABPR zu 63/JPR)

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (64/ABPR zu 61/JPR)


 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 79

09.05.09Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.

09.05.10*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Abgeordnete! Ich darf Sie recht herzlich zu unserer 205. Sitzung hier begrüßen. Die Sitzung ist eröffnet.

Ich grüße recht herzlich die Vertreter der Medien, unsere Gäste auf der Besuchergalerie, aber auch die Damen und Herren zu Hause vor ihren Fern­sehgeräten!

Die Amtlichen Protokolle der 202. Sitzung vom 1. und 2. März 2023 sowie der 203. und der 204. Sitzung vom 2. März 2023 sind in der Parlamentsdi­rektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind heute die Abgeordneten Hans Stefan Hintner, Mag. Maria Smodics-Neumann, Heike Grebien und Dipl.-Ing. Olga Voglauer.

09.05.51Mandatsverzicht und Angelobung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Von der Bundeswahlbehörde ist die Mit­teilung eingelangt, dass Frau Abgeordnete Edith Mühlberghuber auf ihr Mandat verzichtet hat und an ihrer Stelle Herr Werner Herbert in den National­rat berufen wurde.

Da der Wahlschein bereits vorliegt und der Genannte im Hause anwesend ist, darf ich sogleich die Angelobung vornehmen.

Nach der Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführung darf ich Sie bitten, mit den Worten „Ich gelobe“ Ihren Eid abzulegen.

Bitte, Herr Schriftführer Abgeordneter Gahr.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 80

Schriftführer Hermann Gahr: „Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflich­ten.“ – Werner Herbert.

*****

(Abg. Werner Herbert leistet die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“.)

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich bedanke mich.

Ich darf den Herrn Abgeordneten, dem ja der Nationalrat nichts Fremdes ist, recht herzlich begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

09.06.55Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:

Bundesministerin für Justiz Dr. Alma Zadić, LL.M. wird durch Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch und Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft Mag. Norbert Totschnig, MSc durch Bundesminister für Arbeit und Wirt­schaft Mag. Dr. Martin Kocher vertreten.

Ferner darf ich die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, die sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, bekannt
geben:

Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler wird durch Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab vertreten.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 81

Am Abend wird Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc durch Staatssekretärin im Bundeskanzleramt Claudia Plakolm vertreten.

*****

Ich darf bekannt geben, dass die Sitzung wie üblich von ORF 2 bis 13 Uhr und dann bis 19.15 Uhr von ORF III übertragen wird. Im Anschluss wird die Sit­zung kommentiert im Livestream übertragen.

*****

Ich darf die Damen und Herren Abgeordneten noch darum ersuchen, unsere Fairtrade-Ausstellung, die alle Jahre stattfindet, in der Säulenhalle zu besuchen. Heuer feiern wir 30 Jahre Fairtrade – eine Organisation, die es sich zum Anliegen gemacht hat, aus ihrer Haltung heraus insbesondere auch dafür zu sorgen, dass entlang von Lieferketten Menschenrechte und gewisse Stan­dards, auch europäische Standards, eingehalten werden. Es gibt zahlreiche Stän­de, Sie können in einen Austausch treten und schlussendlich durch den Kauf der Fairtrade-Produkte deren Arbeit unterstützen beziehungsweise Geis­teshaltung mitnehmen.

09.08.21Aktuelle Stunde


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:

„Wirtschaft, Standort, Arbeit – Österreich 2023“

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Haubner. Er weiß, dass die Redezeit 10 Minuten beträgt. – Herr Abgeordneter, bitte sehr.


9.08.41

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätz­ter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 82

Damen und Herren hier im Hohen Haus und vor den Bildschirmen! Ja, wir be­schäftigen uns heute in dieser Aktuellen Stunde mit Wirtschaft, Standort und Arbeit in Österreich, und man kann sagen, Österreich ist wirklich ein innova­tiver Wirtschafts- und Arbeitsstandort, der auf mehreren gut funktionieren­den Säulen steht.

So sind wir einer der erfolgreichsten Standorte in Europa mit einer modernen, leistungsfähigen Industrie und einer sehr dynamischen Außenhandelswirtschaft. Dazu kommen ein wiedererstarkter Tourismus und ein stabiler Bereich im Gewerbe, Handwerk und Handel. Wenn man das alles zusammenzählt, ergibt das einen erfolgreichen, stabilen und innovativen Wirtschaftsstandort. Darauf, meine Damen und Herren, sollten wir stolz sein. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wir haben eine starke Wirtschaft mit ausgezeichneten Unternehmerinnen und Unternehmern, mit sehr guten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Wir haben – das zeigen die Zahlen der letzten Jahre – die Krisen, die sich eingestellt haben, bis dato sehr gut bewältigt, und zwar vor allem und in erster Linie dank dem Einsatz unserer Unternehmerinnen und Unternehmer, und dafür möchte ich einmal ganz herzlich Danke schön sagen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Natürlich gebührt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in dieser Kri­se auch ihren Beitrag geleistet haben, ein großer Dank. Man kann schon sagen, in den Betrieben gilt eben der Leitsatz: gemeinsam erfolgreich. Das hat sich gerade in dieser Krise wieder deutlich gezeigt.

Wir von der Regierung haben auch unseren Beitrag geleistet und haben rasch geholfen. Auch wenn die Opposition – und das wird gleich wieder kom­men – die Förderungen kritisch sieht und gerne herumnörgelt, Tatsache ist: Wir haben EU-weit den zweitgrößten Beitrag an Unterstützungen pro Person geleistet (Zwischenruf des Abg. Angerer) und damit die Kaufkraft gestärkt. (Abg. Kassegger: Aber auf Schulden, Peter, alles auf Pump! – Abg. Meinl-Rei­singer: ... auf Schulden und Inflation! – Abg. Kassegger: Alles auf Pump, Peter! Das ist


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ein riesengroßer Luftballon, den ihr da aufgeblasen habt! – Abg. Loacker: Die Inflation habt ihr gestärkt!) Es ist nicht so wie in Spanien – es wird immer wieder erwähnt, dass es dort so gut ist –, denn dort ist die Kaufkraft um 6 Prozent eingebrochen. Die Kaufkraft ist um 6 Prozent eingebrochen, die Gasthäuser sind leer, die Geschäfte ebenfalls und die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch. Diesen Weg wollten wir in Österreich nicht gehen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe der Abgeord­neten Wöginger, Meinl-Reisinger und Scherak.)

Deshalb haben wir rasch geholfen. Wir haben mit Maßnahmen wie der Kurzarbeit und mit Unternehmensunterstützungen rasch geholfen, damit wir Hunderttausende Menschen in Beschäftigung halten können, damit die Unternehmen nach der Krise wieder erfolgreich durchstarten können. Das ist nämlich die Wahrheit.

Wir brauchen den Vergleich in der Europäischen Union nicht zu scheuen, meine Damen und Herren, denn das Wachstum 2022 zeigt uns ganz deutlich, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben, und auch jenes des ersten Quartals 2023 bringt uns einen gewissen Optimismus: Es ist mehr, als die Vorhersagen zugelassen hätten. Ich sage es also noch einmal: Der Weg war richtig! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Das Geheimnis des Erfolges der österreichischen Wirtschaft ist das Miteinander, und das sollten wir hier herinnen in Zukunft auch so halten, das würde uns, glaube ich, auch nicht schaden. Also in dieser Hinsicht: Miteinander geht es manchmal ein wenig besser. Dazu gehört in Österreich auch eine gewisse Art von Streikkultur. Wir haben nämlich eine der kürzesten Streikdauern auf der ganzen Welt. Die Arbeitsbedingungen in Österreich werden aufgrund des guten Miteinanders zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer besonders geschätzt. Meine Damen und Herren, gehen wir diesen Weg, den wir gemeinsam eingeschlagen haben, auch weiter! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 84

Ein Erfolgsgarant für die österreichische Wirtschaft sind unsere KMUs. Sie sind das Rückgrat der Wirtschaft und erwirtschaften 60 Prozent der Wertschöp­fung. Was mich besonders freut, ist, dass der Großteil dieser KMUs Familienbe­triebe sind. Diese Familienbetriebe denken nicht in Quartalen, sondern han­deln und denken für Generationen. –Danke dafür! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Maurer.)

Wenn wir uns unseren Standort mit den KMUs anschauen, dann ist es doch er­freulich, dass jährlich über 25 000 neue Unternehmen dazukommen. Das ist doch ein Beweis dafür, dass Unternehmergeist und Mut zur Selbstständigkeit in Österreich einen guten Boden haben.

Dann haben wir noch unsere erfolgreiche Exportwirtschaft. Wir verdienen 6 von 10 Euro im Ausland. Schauen wir uns die Entwicklung in diesem Bereich an: Seit unserem EU-Beitritt im Jahre 1995 haben wir unsere Exporte verfünffacht. Wir haben im Jahr 2022 Waren im Wert von über 195 Milliarden Euro ex­portiert – Waren made in Austria, die auf der ganzen Welt geschätzt und gekauft werden. Ein Bravo an die Exportwirtschaft! (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

Wir haben in Österreich 63 000 Betriebe, die im Export tätig sind, und deshalb ist es wichtig, dass wir internationale Handelsabkommen abschließen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Loacker und Scherak. – Abg. Meinl-Reisinger: Ja eh! – Demonstrativer Beifall der Abg. Meinl-Reisinger.) – Danke. Da­rum müssen wir (Abg. Meinl-Reisinger: Aber wer hat ... dagegen gestimmt? Das ist ja lächerlich! – Zwischenruf des Abg. Wöginger – Abg. Meinl-Reisinger: Ja, im Prinzip!) im Sinne des Standortes und der Unternehmer und damit verbun­den auch für die Arbeitsplätze für Handelsabkommen offen sein (Abg. Wöginger: Wir haben viele Handelsabkommen, nicht nur eines! – Abg. Meinl-Reisinger: Das ist ja peinlich! – weitere Zwischenrufe bei den NEOS) – mit entsprechenden Standards, betone ich –, denn der Export ist unsere Wohlstandsquelle und internationale Handelsabkommen sind unsere Lebensadern, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Ja! Ja eh! ... habe


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 85

Mut! – Demonstrativer Beifall des Abg. Scherak.) – Danke für die Zustimmung! Danke für die Zustimmung!

Diese internationale Wertschätzung, die wir da erfahren, erfährt auch der Herr Bundeskanzler bei seinen zahlreichen Auslandsreisen. Dem Herrn Wirt­schaftsminister möchte ich besonders für seine Expertise und für seinen Einsatz für die Wirtschaft danken. (Abg. Meinl-Reisinger: ... russisches Gas!) Wir sind ein anerkanntes Exportland und spielen im globalen Wettbewerb eine große Rol­le. (Beifall bei der ÖVP.)

Eine weitere Erfolgsgeschichte, die mich besonders freut, hat unser Tourismus geschrieben: 2020 und 2021 waren beileibe keine leichten Jahre, aber die Tourismuswirtschaft hat es durch viel Einsatz, mit starkem Willen und mit neuen Ideen und Angeboten wieder geschafft, die Gäste sind wieder gekommen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Die Gäste sind wieder da. Im Jahr 2022 haben wir genauso viele Gäste begrüßen dürfen wie 2019, und das erste Quar­tal 2023 stimmt uns doch sehr positiv, dass wir ein erfolgreiches Tourismusjahr haben werden. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, wir setzen auch Maßnahmen, damit wir die Unter­nehmer in diesem Jahr unterstützen können: Wir senken die Körperschaftsteuer von 25 auf 24 Prozent, im nächsten Jahr um ein weiteres Prozent. Das ist wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit. (Abg. Leichtfried: Ja, darauf könnt ihr stolz sein! Ja, ja! Da könnt ihr stolz sein! Das ist wichtig für die Superreichen!) – Na, Kollege Leichtfried, die Sozialdemokratie soll jetzt nicht hier herinnen für Unruhe sorgen. Sorgen Sie für Ruhe in Ihrer Partei, in der SPÖ, und nicht für Unruhe hier herinnen! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Da können wie­der alle klatschen!)

Und deshalb sage ich (Abg. Leichtfried: Danke an die Superreichen!) Ihnen: Wir tun etwas. Wir senken auch die Steuern, die letzte Stufe, die dritte Stufe, von 42 auf 40 Prozent. Wir haben versprochen, die Steuern zu senken, und das tun


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 86

wir, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Was ganz besonders wichtig ist: Wir haben Rekordbeschäftigung. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Wir haben Rekordbeschäftigung, die niedrigsten Ar­beitslosenzahlen seit 15 Jahren. In meinem Heimatbundesland Salzburg haben wir Vollbeschäftigung, das sei hier auch erwähnt (Abg. Meinl-Reisinger: Ihr habt Arbeitskräftemangel, dass es so kracht!), allerdings haben wir einen großen Bedarf an Arbeitskräften. Das verbindet uns. Deshalb haben wir auch die
Rot-Weiß-Rot-Karte reformiert, um den Zugang zu erleichtern. Die ersten Zah­len stimmen uns da schon sehr optimistisch.

Wir brauchen aber weitere Anreize, damit sich Leistung lohnt, meine Damen und Herren. Wir brauchen eine Erweiterung der Überstundenkontingente, wir brauchen Befreiung von Abgaben, damit es sich auch lohnt, wenn jemand über das Pensionsantrittsalter hinaus arbeitet. Leistung muss sich in diesem Land lohnen, und deshalb setzen wir uns für diese Maßnahmen ein. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Yildirim: Wie wär’s mit höheren Löhnen?! Leistung muss sich lohnen! – Abg. Wöginger: Das machen die Sozialpartner, Frau Kollegin! – Abg. Yildirim: Ja, und? Wer verhandelt mit den Sozialpartnern? – Abg. Leichtfried: ... hat ja er gerade erwähnt! Dann soll er’s nicht ansprechen, wenn das tabu ist! – Abg. Wöginger: Die Parteivorsitzende ... festgestellt, richtigerweise! Die Sozialpartner ver­handeln die Löhne!)

Eines ist uns auch noch ganz wichtig: die Ausbildung. Österreich ist mit sei­ner dualen Ausbildung ein Vorzeigeland. Es gibt verschiedene Sparten, die da einen besonderen Beitrag leisten. Wir haben 15 000 Meister, und – der Herr Bundeskanzler hat es gesagt – wir wollen in Zukunft die Meisterprü­fung kostenlos machen wie ein Studium. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Deshalb, meine Damen und Herren: Nehmen wir uns Salzburg als Vorbild! In Salzburg gibt es schon die kostenlose Meisterprüfung. (Ruf bei den Grünen: Haben


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 87

wir Wahlkampf?! Schon wieder Wahlkampf! – Abg. Leichtfried: Salzburg, ah!) Salzburg ist überhaupt eines der erfolgreichsten Bundesländer der europäischen Regionen, es ist unter den ersten 20 von 250 Regionen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Wir haben Vollbeschäftigung, das höchste BIP in Ös­terreich. (Ruf bei der FPÖ: Sind zufällig Landtagswahlen?! – Weitere Zwischen­rufe bei der FPÖ.) Ich sage Ihnen eines: Damit es in Salzburg so gut bleibt, wie es ist, braucht es einen, der weiß, wie es geht: Wilfried Haslauer für die nächs­ten fünf Jahre (Rufe bei der ÖVP: Bravo!) – für das Gemeinsame, für eine starke Wirtschaft, für Arbeitsplätze und Wohlstand, meine Damen und Herren! – Danke. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP.)

9.18


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Kocher. Ich darf ihm das Wort erteilen. (Abg. Wöginger: Das ist auch ein Salz­burger! – Abg. Leichtfried: Bitte auch eine Salzburgwahlkampfrede! – Ruf bei der ÖVP: Können wir alles liefern, wenn ihr wollt!)


9.18.52

Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher: Sehr ge­ehrter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuschauerinnen und Zuschauer! Wir erleben natürlich in den letzten Jahren unstete Zeiten. Diese unsteten Zeiten erfordern dauernde Anpassungen in der Politik, aber auch in der Gesellschaft. Dazu kommen ein struktureller Wandel, der demografische Wandel, die Herausforderungen bei der di­gitalen und grünen Transformation, die natürlich weitere Anforderungen an gesellschaftliche Anpassungen mit sich bringen.

Diese Zeiten des Wandels sind aber auch Zeiten von Chancen. Es ist, glaube ich, auch wichtig, dass in dieser Zeit gute Politik gemacht wird und dass von der Wirtschaft mutige Entscheidungen getroffen werden. Deshalb ist die heu­tige Aktuelle Stunde zum Thema „Wirtschaft, Standort, Arbeit – Öster­reich 2023“ eine sehr wichtige.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 88

Ich beginne mit dem Arbeitsmarkt: Am Arbeitsmarkt haben wir glücklicherweise trotz einer Eintrübung der Konjunktur eine vergleichsweise gute Lage. Es ist überraschend, dass trotz der Tatsache, dass die Konjunktur im Jahr 2023 bei Weitem schwächer sein wird als letztes Jahr – Sie erinnern sich vielleicht, im ersten Quartal 2022 gab es, auf die Jahresebene hochgerechnet, ein Quar­talwachstum von über 10 Prozent, und das Wachstum ist jetzt schwächer ‑, die Arbeitslosigkeit jetzt immer noch geringer als 2022 ist.

Wir haben österreichweit die geringste Arbeitslosenquote seit 2008, und in einigen Bundesländern ist die Arbeitslosenquote so gering wie seit 40 Jahren nicht mehr. Das ist eine gute Voraussetzung dafür, dass wir gut durch die jetzt schwierigen Zeiten kommen und dass die konjunkturelle Abkühlung nicht zu einer höheren Zahl an Arbeitslosen führt. Trotzdem sind derzeit unge­fähr 330 000 Personen in Österreich ohne Beschäftigung oder in einer Schulung. Das heißt, wir brauchen die Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik natürlich weiterhin, um diese Menschen zu unterstützen; und wir haben die höchste Fördergeldsumme pro Arbeit suchender Person seit vielen, vie­len Jahren, mit Ausnahme des letzten Jahres: Es gibt dieses Jahr 3 820 Euro pro Arbeit suchender Person, in vielen Programmen, auf die ich jetzt kurz ein­gehen möchte, die Menschen unterstützen, damit sie eben rasch Beschäftigung finden.

Ein Programm, das wir vor gut einem Jahr gestartet haben – eineinhalb Jahre ist es her –, ist das Programm Sprungbrett zur Bekämpfung der Langzeitar­beitslosigkeit. Das wird weitergeführt. Die Langzeitarbeitslosigkeit hat sich im Vergleich zum April 2021 fast halbiert, aber wir müssen weiter den Sockel an Langzeitarbeitslosigkeit reduzieren, weil natürlich Langzeitarbeitslosigkeit die schlimmsten Folgen für die Betroffenen hat. Dafür braucht es aktive Arbeitsmarktpolitik – dazu stehe ich. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir setzen einen Schwerpunkt auf Jugendbeschäftigung. Die betriebliche Lehr­stellenförderung ist dieses Jahr um 40 Millionen Euro auf 270 Millionen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 89

Euro erhöht worden, um die Lehre attraktiver zu machen. Dazu sage ich gleich noch mehr, weil ich glaube, dass die Lehre, die Berufsausbildung und die Anschlüsse daran ganz entscheidende Faktoren sind, gerade für viele junge Menschen, die eben nicht eine akademische Ausbildung machen wollen, um am Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein und auch ein sehr, sehr gutes Leben zu haben und sehr gut zu verdienen.

Wir führen die Programme für Frauen am Arbeitsmarkt weiter und weiten sie aus, gerade für Arbeit suchende Frauen. Wir haben glücklicherweise in Ös­terreich bei Weitem weniger Frauen als Männer, die arbeitslos gemeldet sind. Das ist nicht in allen europäischen Ländern so. Es gibt viele Länder, wo das genau umgekehrt der Fall ist. Ein Grund dafür ist, dass wir mehr Geld für Frauen am Arbeitsmarkt ausgeben als für Männer – um 4 Prozentpunkte mehr, als die aktuelle Arbeitslosenquote von Frauen im Vergleich zu den Män­nern ist. Das führt dazu, dass wir es schaffen, die Arbeitslosigkeit bei Frauen stärker zu reduzieren als bei Männern. (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Kommen wir jetzt zur Wirtschaft und zur aktuellen Lage: Ja, die Konjunktur hat sich eingetrübt. Wir werden morgen die neuen Prognosen, die Frühjahrs­prognosen, von Wifo und IHS bekommen und werden sehen, wie sich die La­ge 2023 darstellt. 2023 wird, was das Wachstum betrifft, sicher – mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, wie schon bekannt ist – nicht so gut werden wie 2022, und trotzdem sind die Wachstumsaussichten weiter positiv und die Lage in Österreich, was die Wirtschaft betrifft, stabil. Der Grund dafür ist, dass der private Konsum im Durchschnitt weiter stabil ist. Dazu haben die Program­me der Bundesregierung zur Kaufkraftstärkung einen wichtigen Beitrag ge­leistet. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Klar ist aber, wir sehen in anderen Bereichen der Wirtschaft, zum Beispiel in der Bauwirtschaft und bei der Investitionstätigkeit, natürlich auch einen gewis­sen Rückgang. Zum Teil ist das nach einer Phase starken Wachstums normal, zum Teil sind das spezifische Faktoren, bei denen es jetzt darum geht,


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die Stabilität in der Wirtschaft zu sichern. Ein wichtiger Faktor ist der Schutzschirm, den wir für die Unternehmen aufspannen, wenn es um höhere Energiepreise geht.

Der Energiekostenzuschuss ist so ausgestaltet, dass es uns gelingt, die Unternehmen treffsicher zu unterstützen, einen Teil der gestiegenen Kosten abzufedern, immer nur dann, wenn es tatsächlich zu gestiegenen Kosten gekommen ist. Wir hoffen natürlich alle, dass die jetzige Lage auf den Spotmärkten bei Energiepreisen so bleibt, wir wissen es aber nicht. Deshalb ist der Energiekostenzuschuss so wichtig, um den Unternehmen Planungssi­cherheit zu geben und jene treffsicher zu unterstützen, die wirklich stark unter den hohen Preisen leiden. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Der Energiekostenzuschuss im vierten Quartal wird jetzt gerade für die Vorregistrierung freigegeben – diese beginnt heute –, und die Beantragung für das vierte Quartal wird noch im April starten. Das heißt, die Unternehmen haben dann auch schon die Möglichkeit, den Zuschuss für die gestiegenen Kos­ten aus dem vierten Quartal in den nächsten Wochen zu erhalten, wenn sie einen Antrag stellen. Wie gesagt hoffe ich sehr, dass wir mit weniger Kosten auskommen, als das im Budget veranschlagt ist.

Wir dürfen aber angesichts der aktuellen Entwicklungen die strukturellen Herausforderungen nicht vergessen. Ich glaube, das geht oft unter. Die Klima- und Transformationsoffensive mit 5,7 Milliarden Euro bis Ende des Jahr­zehnts ist eine ganz wichtige Maßnahme, um die österreichische Wirtschaft in dieser Transformation zu unterstützen und Projekte, die dazu führen, dass wir klimaneutral werden, besser und schneller umzusetzen. Das geht wie gesagt oft unter, weil darauf nicht so viel Aufmerksamkeit gerichtet ist.

Wir haben im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft gemeinsam mit der Forschungsförderungsgesellschaft schon die ersten Programme gestartet, und diese Programme führen dazu, dass Unternehmen in Österreich bleiben,


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dass Unternehmen in Österreich Arbeitsplätze schaffen, dass sie weiter in­vestieren und damit auch die Chancen dieser Transformation genützt werden und nicht die Risiken im Vordergrund stehen. Das Volumen dieser Klima- und Transformationsoffensive entspricht fast dem Volumen des amerikanischen Inflation Reduction Act, wir unterstützen also diesen Umbau der Wirt­schaft im fast gleichen Ausmaß – bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt –, um wettbewerbsfähig zu bleiben und unsere Wirtschaft international wettbe­werbsfähig zu halten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Und natürlich: Der Fachkräftemangel, der Fachkräftebedarf, der Arbeits­kräftebedarf ist schon angesprochen worden. Das ist eine große He­rausforderung für viele Betriebe. 50, 60, 70 Prozent der Betriebe sagen, sie bekommen nicht genug Arbeitskräfte – regional unterschiedlich, in den unterschiedlichen Branchen sehr unterschiedlich. Wir müssen – und das ist, glaube ich, eine Wahrheit, die man aussprechen muss – damit rechnen, in den nächsten Jahren permanent Maßnahmen zu setzen, um Arbeit attraktiv zu machen, Leistung zu belohnen, und es für alle möglich machen, dass sie sich am Arbeitsmarkt aktiv zeigen, dass es eine Vereinbarkeit von privaten und beruf­lichen Voraussetzungen gibt, eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie, von Beruf und Pflegeleistungen. All das wird uns in den nächsten Jahren angesichts der demografischen Entwicklung beschäftigen.

Natürlich ist die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte ein wichtiger Beitrag, wir werden aber in den nächsten Jahren noch weitere Schritte brauchen – das Leistungspaket wurde schon angesprochen. Es geht auf allen Ebenen um die Verbesserung der Situation am Arbeitsmarkt, damit die Menschen, die arbei­ten, auch mehr von ihrer Arbeit haben! (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte am Schluss noch auf zwei ganz spezifische Bereiche eingehen, weil ich sie für sehr wichtig halte – auch, aber nicht nur als Symbol –, weil da die Probleme am größten sind.


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Der erste Punkt ist der Bereich der Pflege. Mit dem Pflegestipendium, mit der Pflegemilliarde, mit Maßnahmen im Bereich der Rot-Weiß-Rot-Karte, um den Zugang zum Arbeitsmarkt im Pflege- und Gesundheitsbereich zu erleichtern, ist einiges gelungen. Ich bin froh, dass wir jetzt auch die Pflegelehre als eine weitere Möglichkeit, eine sogenannte Einflugschneise in den Pflegeberuf, beschließen werden, weil es große Chancen gibt, mehr junge Menschen in den Pflegebereich zu bringen, weil wir auf die guten Erfahrungen der Schweiz aufsetzen können und weil wir – da wir wissen, dass das ein sensibles The­ma ist – eine Pilotphase mit Evaluierung planen, bei der einzelne Bundesländer mitmachen können. Daran gibt es in den Bundesländern großes Interesse, weil sie eben wissen, dass die Lehre eine wichtige und gute Möglichkeit ist, um in der Pflege zu unterstützen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Maurer.)

Und ein letzter Punkt, der schon von Abgeordnetem Haubner angesprochen wurde: Es ist ein Anliegen der Bundesregierung, dass wir eine derzeit noch bestehende Benachteiligung beseitigen, und zwar für Menschen, die eine Lehre gemacht haben und dann eine Meister- oder Befähigungsprüfung machen. Sie müssen diese Meister- und Befähigungsprüfung nämlich tatsächlich aus der eigenen Tasche bezahlen. Wir arbeiten hart daran, dass das gelingt. Der Herr Bundeskanzler hat das in seiner Rede angekündigt. Es gibt in verschie­denen Bundesländern unterschiedliche Lösungen dafür, aber wir werden eine gemeinsame Lösung für Österreich finden, damit Menschen – es sind in Österreich ungefähr 4 800 pro Jahr, die sich weiterqualifizieren – unter­stützt werden, weil es ja nicht nur um diese Befähigungs- und Meisterprüfungen und die Gebühren geht, sondern es geht ja auch um die Vorbereitungskurse, die zum Teil sehr, sehr teuer sind. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass das sehr, sehr bald nicht mehr diese Kosten verursacht, wie es jetzt der Fall ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist wichtig, dass wir offen über die Stärken und Schwächen von Österreichs Wirtschaft, Österreichs Arbeitsmarkt diskutieren. Da darf es keine Denk­verbote geben. Lassen Sie uns gemeinsam an der Zukunft Österreichs arbeiten!


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Die Koalition arbeitet mit Hochdruck an Lösungen für die anstehenden Pro­bleme, aber wir müssen auch über das nächste Jahr hinausschauen und uns strukturell auf die nächsten Jahrzehnte vorbereiten. Das gelingt nur ge­meinsam, indem wir alles tun, damit Österreich auch in zehn oder 15 Jahren so lebenswert und wettbewerbsfähig ist, wie es jetzt der Fall ist. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

9.31


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Alle folgenden Wortmeldungen sind mit 5 Minuten begrenzt.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Zarits. – Bitte sehr.


9.31.39

Abgeordneter Christoph Zarits (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ge­schätzte Damen und Herren hier auf der Galerie und auch zu Hause vor den Fernsehgeräten! Vieles ist ja heute schon von Kollegen Haubner ausgeführt wor­den. Ich erinnere mich sehr, sehr gerne zurück an damals, als im Februar 2022 unser Bundesminister die Arbeitslosenzahlen präsentiert hat: 7,3 Prozent, das bedeutet die niedrigsten und die besten Arbeitslosenzahlen seit sehr, sehr vielen Jahren.

Gott sei Dank setzt sich dieser Trend auch fort: Wir haben heute noch einmal 7 000 Arbeitslose weniger, das heißt, wir haben so viele Beschäftigte wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das haben wir auch den Maßnahmen, die wir hier im Parlament gemeinsam beschlossen haben, zu verdanken. Die Maßnah­men, die die Regierung vorgeschlagen hat, die Maßnahmen, die über den Minis­terratsvortrag hierher ins Parlament gekommen sind, haben dazu geführt, dass wir besser durch die Krisen gekommen sind als andere Länder.

Der Vergleich mit anderen Ländern in Europa macht uns auch sicher – der Herr Bundesminister hat es angesprochen –: Wir haben ein Wirtschaftswachstum von 5 Prozent, jetzt die niedrigsten Arbeitslosenzahlen, im vorigen Jahr ein Wirt­schaftswachstum von 5 Prozent. Das zeigt ganz deutlich – und das sollte


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auch die Opposition endlich zur Kenntnis nehmen –, dass die Maßnahmen, die gesetzt wurden, die richtigen waren und wir Österreich gut durch diese multiplen Krisen geführt haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Meinl-Reisinger: Wir sind nicht gut durch die Krise gekommen!)

Wir haben viele Maßnahmen gesetzt, viele Maßnahmen für die Arbeitneh­merinnen und Arbeitnehmer in diesem Land. Wir haben viele Maßnah­men gesetzt, um die Wirtschaft zu stärken, um Arbeitsplätze zu schaffen und natürlich auch Arbeitsplätze abzusichern. Wir haben auch im landwirt­schaftlichen Bereich geschaut, dass Förderungen und natürlich auch Hilfsgelder fließen. Das war wichtig, damit wir Österreich gut durch die Krise bringen.

Das zeigt auch – von Kollegen Haubner angesprochen – der Europavergleich: Wir haben pro Kopf die meisten Hilfsmittel im wirtschaftlichen Bereich, im Arbeitnehmerbereich, im sozialen Bereich und auch für die Landwirtschaft an die Bürgerinnen und Bürger ausgeschüttet (Abg. Herr: Trotzdem ist die Inflation so hoch!), und das ist gut und richtig so. (Zwischenruf des Abg. Silvan.)

Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wurden Dinge erreicht, die jahr­zehntelang in vielen Regierungsprogrammen drinnen gestanden sind: die Abschaffung der kalten Progression – ein Meilenstein –, die Steuertarifreform – Steuertarifstufe eins, Steuertarifstufe zwei und Steuertarifstufe drei wur­den gesenkt, von 25 auf 20 Prozent, von 35 auf 30 Prozent und von 42 auf 40 Prozent, auch ein Meilenstein.

Wir haben vor einigen Jahren den Familienbonus Plus miteinander beschlossen. (Abg. Kassegger: ... Forderung der FPÖ ...!) Wir haben es geschafft, den Bonus für die Familien, die einen doppelten Beitrag leisten – auf der einen Seite die Kin­derbetreuung und auf der anderen Seite die Arbeitsleistung –, auf 2 000 Euro pro Kind zu erhöhen.

Es gibt eine gute Zusammenarbeit zwischen unseren Arbeitnehmervertretern und der Wirtschaft, und darum ist es uns auch gelungen, die Mitarbeiterprämie


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steuerfrei auszuzahlen. Vieles ist gelungen – ich danke dir, Herr Bundesminister Martin Kocher, und der gesamten Bundesregierung, an der Spitze Bundes­kanzler Karl Nehammer. (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist heute schon angesprochen worden: Es liegt natürlich auch noch viel vor uns. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Vieles wurde geschafft, wir sind gut durch die Krise gekommen, aber es liegen noch sehr, sehr viele Herausforderungen vor uns. Der Arbeitskräftemangel wurde heute schon angesprochen: auch da ein herzliches Dankeschön an unseren Bundesminister! Auch bei den Aktionen, die gesetzt wurden, beispielsweise den Aktionen für die Langzeitarbeits­losen, wird sehr, sehr viel getan, Qualifizierungsmaßnahmen, auch im Lehrlings­bereich – ich denke, das ist der richtige Schritt, um auch in Zukunft in die richtige Richtung zu gehen.

Für uns als Arbeitnehmervertreter in der Volkspartei ist es wichtig, dass sich Leistung lohnt. (Zwischenruf des Abg. Silvan.) Auf der anderen Seite stellen wir auch sicher, dass Menschen, die Hilfe brauchen, auch Hilfe bekommen – das sind wir den Menschen schuldig –, aber bei den Menschen, die arbeiten kön­nen, die zwei gesunde Hände haben, müssen wir davon ausgehen, dass sie Leis­tung erbringen, in das Steuersystem einzahlen und somit auch unseren Wohl­stand erhalten. Ich denke, das ist wichtig, und das unterscheidet uns auch von Arbeitnehmervertretern der Sozialdemokratie. (Abg. Leichtfried: Nicht nur das! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wir wollen, dass die Menschen durch selbstständiges Arbeiten auch ihren Lebensunterhalt bestreiten können. (Beifall bei der ÖVP.)

Ein Thema ist, dass sich Leistung lohnen soll, sich Mehrleistung lohnen soll. Wir wollen, dass die Überstunden dementsprechend auch besser besteuert wer­den. (Abg. Meinl-Reisinger: Weniger!) Derzeit gibt es ja die Regelung, dass zehn Überstunden mit einem Betrag von 86 Euro steuerfrei sind. Wir wollen, dass das deutlich erhöht wird, und es muss auch dazu kommen, dass ein Arbei­ten im Alter über das Regelpensionsalter hinaus ohne Beiträge – das heißt,


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die Beiträge abzuschaffen – möglich ist. Wir sind da in guten Gesprächen, ge­meinsam mit dem Arbeitsminister, gemeinsam auch bei uns im Klub.

Stellvertretend möchte ich mich auch beim Bundesobmann des ÖAAB, Klubobmann August Wöginger, bedanken, von dem sehr, sehr viele Aktivitäten im Arbeitnehmerbereich und vor allem auch im Steuerbereich ausgehen.

Abschließend möchte ich zur Salzburgwahl sagen: Als Burgenländer unterstütze ich nicht Hans Peter Doskozil, sondern natürlich Dr. Wilfried Haslauer. (Bei­fall bei der ÖVP sowie Bravoruf des Abg. Haubner. – Abg. Lausch: Glaubst ehrlich, das hilft dem Haslauer? – Heiterkeit bei der FPÖ. – Zwischen­ruf des Abg. Silvan.)

9.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wim­mer. – Bitte.


9.37.05

Abgeordneter Rainer Wimmer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Kollege Zarits, das war jetzt schon ein bisschen kühn: zu sagen, für die Arbeitnehmer wurde in den letzten fünf Jahren sehr viel erreicht. (Abg. Zarits: Bist du nicht da gewesen?)

Ich darf in Erinnerung rufen: Sie haben den 12-Stunden-Tag wieder eingeführt. Sie haben so getan, als hätten wir nie 12 Stunden gearbeitet. Was Sie aber wirklich gemacht haben: Sie haben die Zustimmung des Betriebsrates genom­men, Kolleginnen und Kollegen, Sie haben die Arbeitnehmer in dieser
12-Stunden-Frage entrechtet. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Fürlin­ger. – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Sie haben die 60-Stunden-Woche wieder eingeführt, Sie haben den Arbeitnehmern den Karfreitag so ganz einfach weggenommen, und Sie haben die Abschläge nach 45 Jahren wieder einge­führt: 5 000 Euro im Jahr macht das aus, Kolleginnen und Kollegen! In zehn Jah-


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ren Pension werden den Arbeitnehmern 50 000 Euro gestohlen (Zwischen­ruf des Abg. Hörl), und da gehen Sie her und sagen, die Arbeitnehmer haben von dieser Regierung profitiert. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Zarits: So ist es!)

Genau das Gegenteil ist der Fall, Kolleginnen und Kollegen: Noch nie in dieser Republik hat eine Regierung den Arbeitnehmern so wehgetan – das müs­sen Sie sich merken, und das werden Sie auch noch zu spüren bekommen, meine sehr geschätzten Damen und Herren. (Heiterkeit der Abg. Pfurtscheller. – Zwi­schenruf des Abg. Wöginger.)

Eine starke Industrie ist ein wichtiger Indikator für den Wohlstand einer Gesellschaft. Jawohl, Peter Haubner, du hast völlig recht: Österreichs Wirtschaft ist ein großer Player in Europa. Eine starke Wirtschaft und eine starke Indus­trie bedeuten aber auch gute Löhne und gute Gehälter – nicht immer frei­willig, aber dafür gibt es ja uns Gewerkschaften: damit wir danach trachten, dass die Menschen gute Löhne und Gehälter bekommen, meine sehr geschätz­ten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Ja, ist eure Aufgabe!)

Dass die Wirtschaft so erfolgreich ist, hat ganz bestimmte Gründe, jawohl: innovative Unternehmen, hochwertige Produkte, aber vor allem ganz tolle, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diesen Erfolg erst mög­lich gemacht haben. Die müssen hier an erster Stelle genannt werden, meine ge­schätzten Damen und Herren.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, genau das ist jetzt meine Angst: dass der Wirtschaftsstandort jetzt ins Wanken gerät. Herr Bundesminister, Ihre Inflationsbekämpfung, die Bekämpfung der Teuerung, der Weg, den Sie ein­geschlagen haben, ist genau nicht richtig. Ihre Vorschläge, Ihre Politik heizen diese Inflation nur an. Sie müssen es mir und uns nicht glauben, aber ich weiß nicht, ob Sie Ihren Kollegen Felbermayr gehört haben – vorige Wo­che, gestern ‑: Sie müssen die Teuerung bekämpfen, indem Sie Obergrenzen einführen. Wenn Sie das nicht machen, werden Sie die Teuerung immer mehr beflügeln. (Beifall bei der SPÖ.)


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Felbermayr sagt genau dasselbe, Sie gehen aber offensichtlich noch immer einen anderen Weg. Der Chef des Fiskalrates hat auch nichts anderes gemeint – die Herrschaften drücken sich da natürlich immer sehr vorsichtig aus –, als er ge­sagt hat, dass das, was Sie in manchen Bereichen anstreben, nicht die opti­male Lösung ist. Wenn Sie genau hingehört haben, Herr Bundesminister, so wird Ihnen aufgefallen sein, dass die beiden Herrschaften gemeint haben, Sie ma­chen einen schlechten Job, Sie machen in dieser Frage keine gute Arbeit. Das ha­ben die beiden Herren tatsächlich so gesagt. (Beifall bei der SPÖ.)

Im Zusammenhang mit der Mietpreiserhöhung haben Sie in den letzten Tagen gezeigt, auf welcher Seite Sie wirklich stehen. Ganz ehrlich: Es sollen 200 Euro ausgeschüttet werden. Wie soll das gehen? Wie soll das funktionieren? Die Mieten sind um 100, 200 Euro gestiegen. Wie soll das den Menschen über die Runden helfen, meine sehr geschätzten Damen und Herren? Die 250 Millionen Euro, die Sie direkt aus dem Budget genommen haben, können Sie gleich der Immowirtschaft übermitteln, Kolleginnen und Kollegen.

Sie sind vor den Zinshausbesitzern in die Knie gegangen. Mir ist völlig klar, warum – ich habe mir Ihre Spenderliste noch einmal angeschaut –: Wer hat denn Ihren Wahlkampf mitfinanziert? – Natürlich war das die Immolobby, die da ganz massiv mitfinanziert hat! (Abg. Leichtfried: Da schau her! – Abg. Für­linger: Verschwörungstheorie!) Die hat jetzt abgerechnet und die Sektkorken knallen lassen. Die feiert, weil sie dieses Geld bekommt. Ich sage Ihnen, was Sie hier machen, ist absolut nicht okay, ist unfair, unmoralisch, und es ist auch unredlich. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Hörl: Wer redet da von Moral?! – Abg. Stein­acker: Geh bitte!)

Wie ernst Sie die Situation nehmen, haben Sie bei der Einsetzung der Preiskommission gezeigt. Die Arbeiterkammer hat diese gefordert, Sie haben dann gewankt und gesagt: Nein, wir müssen noch warten, das ist nichts Gescheites! Sie wurde inzwischen eingesetzt und es gibt auch schon einen Be­richt. Ich habe mich fremdschämen müssen, als Sie vorige Woche vor die Presse getreten sind. In einer Zeit, in der die Menschen nicht mehr wissen, wie


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sie ihre Existenz fristen, in der die Menschen nicht mehr wissen, wie sie über die Runden kommen, stellen Sie sich hin und sagen – ich zitiere jetzt –: „Die im Herbst eingesetzte Preiskommission hat keine ungewöhnlichen Preis­erhöhungen bei Treibstoffen und Heizöl festgestellt.“ (Abg. Hörl: Außer bei der Wien Energie!) „Daher seien Preiseingriffe auf Grundlage des Preisgesetzes nicht gerechtfertigt“.

Herr Bundesminister, glauben Sie das, was Sie da gesagt haben, wirklich? (Abg. Steinacker: Sicher, sonst würde er es nicht sagen! Das ist doch bitte ein Exper­te der Sonderklasse!) Die Menschen spüren das ganz anders! Die Arbeiterkammer hat diesem Bericht eh nicht zugestimmt. Auch die Eurostat-Daten zeigen in eine andere Richtung: Die Preise in Österreich sind deutlicher gestiegen als im europäischen Durchschnitt. Die Bundeswettbewerbsbehörde hat den Treib­stoffmarkt untersucht, die Raffinerien haben Mördergewinne gemacht; sie haben ihre Gewinne verdoppelt und verdreifacht, die OMV zum Beispiel auf 5 Milliarden Euro. (Abg. Steinacker: Die Uhr ist schon rot! Bim, bim!)

Kolleginnen und Kollegen - -


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter, ich darf Sie um den Schlusssatz bitten! (Zwischenruf des Abg. Schnedlitz.)


Abgeordneter Rainer Wimmer (fortsetzend): Ich würde Sie einfach ersuchen, die Menschen nicht für dumm zu verkaufen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Hörl: Eine Rede an die Stadt Wien! – Abg. Leichtfried: Der Herr Liftkaiser spricht! – Abg. Loacker: Du bist nur sauer, weil die keine Seilbahn bauen! – Abg. Hörl: Genau!)

9.43


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schned­litz. – Bitte.


9.43.20

Abgeordneter Michael Schnedlitz (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Minister, ich habe Ihnen bei Ihren Ausführungen ganz


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genau zugehört, weil ich grundsätzlich davon ausgegangen bin – wahrscheinlich ist auch die Bevölkerung davon ausgegangen –, dass jetzt der große Be­freiungsschlag der Österreichischen Volkspartei kommt – Sie haben das Thema dieser Aktuellen Stunde gewählt –: gegen die Teuerung, gegen die Infla­tion, gegen die Energiekrise und, und, und. Aber nichts ist passiert, sehr geehrte Damen und Herren, nichts!

Geschätzte Österreicherinnen und Österreicher, die Sie zu Hause unter der Teuerung leiden! Haben Sie gehört? Es ist alles in Ordnung, sagt Ihnen die Österreichische Volkspartei, es ist alles super und es ist alles gut. Geschätzte Unternehmer, geschätzte Unternehmerinnen, haben Sie gehört? Sie zahlen keine hohen Energiekosten, es ist alles in Ordnung, sagt Ihnen die Österreichi­sche Volkspartei. Genau das bestätigt, dass man auch in diesem Sinne wei­termachen will.

Sehr geehrte Damen und Herren, es ist ja wirklich fast schon absurd, dass Sie das Thema „Wirtschaft, Standort, Arbeit – Österreich 2023“ für die Aktuelle Stun­de wählen, während genau zeitgleich Ihr politisches Versagen in einem so hohen Ausmaß negativ für die Wirtschaft, den Standort und die Bürger ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Es ist fast schon absurd, wenn man bedenkt, dass Sie morgen hier in diesem Haus den möglichen Standortvorteil der immerwährenden Neutralität opfern, sehr geehrte Damen und Herren. Es ist absurd, dass ausgerechnet die Österreichische Volkspartei, die in diesem Land Chaos hinterlassen hat – Stichwort Hausdurchsuchungen, Festnahmen, Rücktritte et cetera –, von Wirt­schaft, Standort und Arbeit spricht. (Abg. Lopatka: Wo lebt der? – Zwischen­rufe der Abgeordneten Eßl und Steinacker.)

Sehr geehrte Damen und Herren von der ÖVP, Sie sprechen von Wirtschaft und Standort, ruinieren aber das Leben unserer Bürger durch Ihre Lockdown- und Coronapolitik, aber auch durch Ihren wirtschafts- und standortfeindlichen Klimakommunismus. (Zwischenruf des Abg. Lukas Hammer.) Die Wahrheit ist, Sie


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haben sich längst vom Bemühen um Wirtschaft, Standort, Neutralität und Sicherheit verabschiedet. (Beifall bei der FPÖ.)

Bereits morgen drehen Sie wieder an der Eskalationsschraube, indem Sie hier herinnen die Unabhängigkeit dieses Hauses für Kriegspropaganda und Propaganda einer Kriegspartei opfern. (Abg. Meinl-Reisinger: Geh bitte, überhaupt nicht!) Ausgerechnet hier herinnen opfern Sie die immerwährende Neutra­lität. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Überhaupt nichts wird geopfert! – Abg. Steinacker: Unglaublich!)

Sehr geehrte Damen und Herren, es ist wirklich abenteuerlich, dass Sie sich als Österreichische Volkspartei noch trauen, von Wirtschaft und Standort zu sprechen, obwohl Sie ganz genau wissen sollten, dass die Unternehmer am Standort Österreich im Vergleich zu den USA und zu China den vielfachen – bis zu vierfachen! – Energiepreis zahlen müssen. (Abg. Steinacker: Probieren Sie es vielleicht mit europäischen Ländern!) Die ÖVP belächelt das. Sehr geehrte Unternehmer, ich hoffe, Sie blicken da genau hin.

Als ehemalige österreichische Wirtschaftspartei haben Sie anscheinend verges­sen, welche Auswirkungen vielfache Energiekosten auf den Standort, auf die Wirtschaft, auf die Produktions- und Lieferketten haben. (Abg. Ottenschläger: Ihr seid sicher keine Wirtschaftspartei!) Da fragt man sich schon, für wen Sie eigentlich Politik machen: Machen Sie Politik für die österreichische Bevölkerung oder machen Sie Politik für diejenigen, von denen Sie jetzt dreckiges, über­teuertes LNG-Gas aus Übersee kaufen? Man fragt sich vor allem mit Blick auf morgen, auf die morgige Propagandashow: Für wen machen Sie Poli­tik? – Für eine Kriegspartei, am Rücken unseres Standortes und unserer Neu­tralität! (Beifall bei der FPÖ.)

Es geht nicht mehr um die Frage, ob Sie Politik im Interesse einer Kriegstreiberei oder im Interesse von Frieden und Neutralität machen – diese Frage haben Sie im Sinne der Kriegstreiberei längst beantwortet –, es stellt sich vielmehr die


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Frage, wem Sie dienen. (Abg. Ottenschläger: Das fragen wir uns auch bei Ih­nen!) Sehr geehrte Damen und Herren, dem österreichischen Volk dienen Sie mit Ihrer Eskalation und Preistreiberei nicht. (Abg. Meinl-Reisinger: Sie aber schon gar nicht! – Abg. Disoski: Wir wissen eh, dass die FPÖ Putin dient!) Sehr geehrte Damen und Herren, den österreichischen Unternehmen dienen Sie mit Ihren Lockdowns und Ihrem Klimakommunismus, die Teuerung und die Energiepreise anheizen, nicht. (Abg. Meinl-Reisinger: Sie aber schon gar nicht!)

Wem dienen Sie also? Pointiert formuliert: Wer ist hier von wem die Marionette? (Ruf bei den Grünen: Das wissen wir! Wir wissen, wer Sie bezahlt! – Abg. Meinl-Reisinger: Es gibt nur eine Partei, die im Verdacht steht, von Russland finanziert zu sein! Das ist die FPÖ! – Abg. Lopatka: Spasiba ... Schnedlitz!) Herr Präsident, der Sie morgen dieses Schauspiel verantworten: Wie kön­nen Sie es wagen, die Interessen der eigenen Bevölkerung zu verraten, die Be­völkerung in die Armut zu schicken und den Standort Österreich an die Wand zu fahren? Genau diese Frage muss sich nicht nur die Österreichische Volkspartei stellen, die müssen sich alle hier herinnen stellen, die immer dann zusammenfinden, wenn es grauslich für die Bevölkerung wird – die Schwarzen, die Roten, die Grünen und die Rosaroten. (Abg. Leichtfried: Haben Ihnen das die Russen aufgeschrieben? Das klingt gerade danach!)

Ich komme zum Schlusssatz: Wenn Sie noch einen Funken Würde und Mut besitzen, dann lassen Sie die leidgeplagte österreichische Bevölkerung diese Frage in Form von dringend notwendigen Neuwahlen beantworten, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Lukas Hammer: Ist die Rede aus dem Russischen übersetzt worden? – Abg. Leichtfried: Was heißt ei­gentlich rosarot auf Russisch? – Abg. Meinl-Reisinger: Svoboda – Freiheit!)

9.48


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Götze. – Bitte. (Abg. Kickl – in Richtung SPÖ –: Die Bodenküsser sind in eu­ren Reihen zu Hause! – Abg. Leichtfried: Aber wir lassen uns zumindest unsere Reden


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nicht von den Russen schreiben! – Abg. Kickl: Ihr habt zurzeit, glaube ich, an­dere Sorgen! Eine Giraffe könnte eine Qualitätssteigerung bringen, das ist wirklich wahr! – Der Präsident gibt das Glockenzeichen.)


9.48.43

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! (Abg. Leichtfried: Waren Sie am Wochenende in Moskau, Herr Kickl? Haben Sie dort Anweisungen bekommen?) Herr Minister, Sie haben das Thema „Wirtschaft, Standort, Arbeit – Öster­reich 2023“ gewählt. Das gibt uns die Gelegenheit, zu überlegen, wo wir hinwollen. Unser wichtigstes Ziel ist Klimaneutralität 2040. (Beifall bei den Grü­nen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Wird das eigentlich auf Deutsch angewiesen, oder müssen Sie Russisch lernen? – Abg. Kickl: Macht nur wei­ter so! Ich freue mich auf die Giraffe! – Präsident Sobotka gibt neuerlich das Glockenzeichen.)

Warum? – Weil es ein gutes Leben für die Menschen und auch eine wettbe­werbsfähige, starke Wirtschaft bedeutet. Dafür kämpfen wir. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Leichtfried: Ich würde mich schämen, Österreich so zu verraten! – Abg. Kickl: In zwei Jahren werdet ihr auch draufkommen! – Abg. Leichtfried: Gratuliere zum Umfaller in Niederösterreich! Gut gemacht! – Abg. Kickl: Schlecht gepokert!) Langfristige Erfolge in der Wirtschaft gehen nämlich nur gemeinsam mit der Umwelt und gemeinsam mit den Menschen, nicht auf Kosten dieser.

Ich möchte als gutes Beispiel Fairtrade erwähnen. Fairtrade feiert heuer 60 Jahre und - - (Abg. Stögmüller: 30 Jahre!)  30 Jahre, genau, 30 Jahre Fairtrade – danke für den Hinweis. In der Säulenhalle gibt es eine Ausstellung dazu. Fair­trade zeigt, wie es funktionieren kann. Fair Trade hat als Nischenthema begonnen und ist heute in der Mitte der Gesellschaft, in der Mitte der Wirt­schaft angekommen. Große Konzerne führen heute Fair-Trade-Produkte.


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Fair-Trade-Produkte bedeuten faire Bezahlung der Mitarbeiter:innen, der Liefe­rant:innen und Produkte, die auch gewissen Umweltstandards gerecht werden. (Beifall bei den Grünen.)

Zurück zur Klimaneutralität. Was sind die großen Herausforderungen? – Das eine ist: Es geht um Energie, und wir haben uns zum Ziel gesetzt – wie ge­sagt, Klimaneutralität bedeutet auch Strom ausschließlich aus erneuer­barer Energie –, dass wir das bis 2030 schaffen wollen, indem wir Strom nicht nur wie bisher aus der Wasserkraft nützen – da war Österreich immer schon sehr gut –, sondern auch zunehmend aus Windenergie und Sonne. Ein gutes Beispiel dafür ist der Call vergangene Woche für die Fotovoltaik­anlagen, wo ein großer Run war. Also es funktioniert, die Menschen wollen umsteigen und wir schaffen das. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

Übrigens: Auch in Salzburg soll das erste Windrad im Pongau kommen, und auch Agrifotovoltaikanlagen sind in Salzburg geplant.

Zweites Thema in dem Zusammenhang: Genehmigungen müssen rascher gehen, und auch insofern haben wir die UVP-Novelle auf den Weg gebracht, das heißt, die Genehmigungen werden jetzt schneller erteilt.

Drittes Thema: Netzinfrastruktur. Auch da gibt es einen Plan. Es wird intensiv daran gearbeitet, dass die Netze einerseits für die Produktion der erneuerbaren Energien bereit sind, aber andererseits auch dafür, die Energie zu den Abneh­mern liefern zu können, also sozusagen genug Kapazitäten bieten.

Ein viertes Thema – der Herr Minister hat es schon angesprochen –: die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Da geht es darum, dass gewisse Prozesse umgestellt werden müssen und das extrem kostenintensiv ist. Um die Betriebe dabei zu unterstützen, wird viel investiert. Das Volumen – Sie haben es umgerechnet – im Vergleich zum amerikanischen Inflation Reduction Act ist sehr groß: Das, was die USA bezogen auf das BIP dort investieren, investieren wir


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hier in Österreich: 3 Milliarden Euro. Das ist wirklich viel Geld, um die Betriebe zu unterstützen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Auch die Wasserstoffstrategie ist in manchen Bereichen für die Dekarbonisierung der Wirtschaft nötig. – Ja, das war der Bereich Umwelt.

Im Bereich Menschen geht es um Fachkräftemangel und Ähnliches. Auch dafür liegen die Lösungen vor. Wir brauchen Frauen in der Wirtschaft, wir brau­chen passende Arbeitszeiten, Lebenszeitmodelle, Arbeitszeitmodelle, und für die setzen wir uns ein.

Zum Teilzeitphänomen wollte ich noch Folgendes sagen: Ich höre immer wieder von vor allem den Jungen, sie suchen Jobs mit Sinn. Es geht also nicht da­rum, unbedingt weniger zu arbeiten, sondern vielmehr darum, das Richtige zu tun, und da sind Green Jobs ein ganz tolles Angebot, das sehr gut ange­nommen wird. Da schließt sich wieder der Kreis: Menschen wollen das Richtige tun, zum Beispiel im Bereich der erneuerbaren Energien tätig sein und dort ihre Arbeitskraft einsetzen, um dazu beizutragen, die Probleme der Zeit zu lösen.

Also: Packen wir es an – wir schaffen das! (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

9.54


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Klubobfrau Meinl-Reisinger. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


9.54.08

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Bevor ich zum Thema der Aktuellen Stunde komme, noch ein paar Worte als Replik gegenüber der FPÖ, was die Rede von Wolodymyr Selenskyj morgen im Parlament angeht.

Es muss von einer Partei im österreichischen Nationalrat erwartet werden können, dass man sich im Völkerrecht auskennt und einen völkerrechtswidrigen


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Angriffskrieg unterscheiden kann von einem Land, das angegriffen wird. – Punkt eins. (Beifall bei NEOS und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Punkt zwei: Es gibt genau eine einzige Partei im österreichischen Nationalrat, die in Verdacht steht, aus Russland, vom Kreml finanziert zu sein, und das ist die FPÖ. – Das ist Punkt zwei. (Abg. Steger: Und die NEOS von Haselsteiner!)

Als Punkt drei stelle ich fest, dass die Einzigen, die hier Verrat am österreichi­schen Volk begehen, indem sie sich von autoritären Diktaturen aus dem Ausland möglicherweise finanzieren lassen, Sie sind, liebe FPÖ. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Zur Aktuellen Stunde: Ich habe ein wenig den Eindruck, das ist eine Beschwich­tigungsrede gewesen, die ganz stark auf dem Motiv der Selbsttäuschung auf­baut. Österreich ist nicht gut durch die Krise gekommen, unser Land ist nicht gut durch die Krisen gekommen, und das wissen Sie, denn das zeigen alle Daten.

Beginnen wir einmal bei der Inflation: Die Menschen in Österreich leiden stärker als die Menschen in anderen europäischen Ländern unter der Teuerung, weil die Teuerung höher ist und stärker steigt als in anderen europäischen Län­dern, auch die Kerninflation ohne Energiepreise gerechnet. Das heißt, das ist nicht gut. Die Menschen leiden tagtäglich beim Einkauf. Wir sind nicht gut durch die Krise gekommen.

Punkt zwei: das Wachstum, das Sie angesprochen haben. Na ja, wenn man ein Land so oft und so lange zusperrt, wie Sie das als Bundesregierung ge­macht haben, dann ist es kein Wunder, dass 2022 das Wachstum deutlich stärker wieder angesprungen ist – aber für heuer trübt es sich schon wieder ein. Im Vergleich zum Wirtschaftswachstum in anderen europäischen Ländern, die in der Pandemie auch ein anderes Krisenmanagement gemacht haben, steht Österreich einfach nicht gut da.

Dritter Punkt: Sie loben sich selber – Selbsttäuschung! – dafür, wie viel Steuergeld Sie schuldenfinanziert, auf Pump, auf Kosten der Steuerzahler und


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auf Kosten der nächsten Generation, in die Hand nehmen und dass Sie wie der gütige Gutsherr den Untertanen Zuwendungen in Form von Gutschei­nen und Boni zukommen lassen, anstatt dafür Sorge zu tragen, dass die Menschen mit ihrem Einkommen auskommen können und selbstverständlich mehr Netto vom Brutto in der Tasche haben. (Beifall bei den NEOS.) Das ist keine gute Wirtschaftspolitik, das ist ein Versagen in der Wirtschaftspolitik auf dem Rücken der Menschen in Österreich!

Ich bin aber sehr dankbar dafür, dass Sie das Thema Arbeitskräftemangel angesprochen haben, Herr Minister, denn das ist meines Erachtens einer der größten Gefährder unseres Wohlstands, die wir aktuell sehen. Und das betrifft nicht nur – da möchte ich Sie korrigieren – die Betriebe, die händerin­gend nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen, das betrifft mittler­weile jeden Menschen in Österreich. Man merkt es in den Schulen, es fehlen Lehrerinnen und Lehrer, man merkt es in den Kindergärten, es fehlen Pä­dagoginnen und Pädagogen. Man merkt es in den Gesundheitsberufen, wenn Abteilungen in den Krankenhäusern zugesperrt werden müssen, weil Pflegerinnen und Pfleger fehlen. Man merkt es in der Pflege von nahen An­gehörigen, dass es schwer ist, pflegende Personen zu finden. Und selbst­verständlich merken das auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ständig Überstunden machen müssen, weil viel zu wenige Leute im Be­trieb sind und sie das alleine stemmen müssen.

Das ist eine wirkliche Gefahr für unseren Wohlstand, für unseren Standort und auch, wie ich finde, für das Wohlbefinden und das gute Leben der Österrei­cherinnen und Österreicher. (Beifall bei den NEOS.)

Und das ist auch hausgemacht: In Österreich sind so viele Stellen unbesetzt wie in keinem anderen Land. In Österreich sind 4,6 Prozent der Stellen unbesetzt, in Deutschland 4,4 Prozent, in der Eurozone 3,1 Prozent und EU-weit 2,8 Prozent. Das heißt, auch da steht Österreich im europäischen Vergleich wesentlich schlechter da als andere Länder.


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So, was ist zu tun? – Da gibt es zum einen einmal das Arbeitskräftepotenzial von Frauen, von denen wir wissen, dass viele gerne mehr arbeiten würden, aber nicht die Wahlfreiheit haben, weil die ÖVP seit Jahrzehnten den Ausbau von Kin­derbetreuung blockiert und eine konservative Familienpolitik betreibt. (Bei­fall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.) Es geht aber zum anderen auch um die Frage des Wettbewerbs um die besten Köpfe.

Jetzt komme ich zu einem ganz wesentlichen Punkt: Sie fahren in den letzten Monaten eine Politik à la „wir wollen euch nicht“. Der Kanzler stellt sich hin und sagt, es war ein Fehler, Gastarbeiter aufzunehmen – das ist ein Schlag ins Gesicht für viele Menschen, die nach Österreich gekommen sind und ihre Leis­tung gezeigt haben und zum Wohlstand Österreichs beigetragen haben. Mit einer ausländerfeindlichen Politik werden Sie nicht die qualifizierten Arbeit­nehmerinnen und Arbeitnehmer in unser Land holen, die wir dringend brau­chen. Mit einer Blockade des Schengenbeitritts von Rumänien und Bul­garien stoßen Sie genau die Pfleger:innen vor den Kopf, die wir so dringend brauchen. Sie müssen in dieser schlechten Wirtschaftspolitik umkehren. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Weil Salzburg erwähnt wurde: In Niederösterreich zeigen Sie gerade, was passiert, wenn Schwarz und Blau zusammengehen: eine ausländerfeindliche Politik am Rücken der Wirtschaft, am Rücken der Menschen. Salzburg darf nicht Niederösterreich werden, und Österreich darf nicht Ungarn werden! Das würde dem Standort massiv schaden. (Beifall bei den NEOS und bei Abge­ordneten der SPÖ. – Abg. Ottenschläger: Lösungsvorschläge haben Sie keine!)

9.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kopf. – Bitte sehr.


9.59.38

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Geschätzte


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Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmgeräten! Millionen Menschen haben mit ihrem Fleiß, mit ihrer Innovationskraft, mit ihrem Unterneh­mergeist Österreich in den letzten Jahrzehnten zu einem der wohlhabendsten Länder dieser Erde gemacht. Die Wirtschaftsleistung pro Kopf in Öster­reich ist höher als in den meisten Ländern dieser Welt. Es ist uns in diesem Land auch gelungen, nicht nur eine funktionierende und florierende Wirtschaft aufzubauen, sondern parallel dazu auch Systeme im Gesundheitswesen, im Ver­kehrswesen zu etablieren, in vielen Bereichen ein höchstfunktionierendes Gemeinwesen zu etablieren. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Auch in der Vergangenheit gab es aber natürlich Krisen zu bewältigen, gab es Herausforderungen, denen zu begegnen war. Nichtsdestotrotz haben die Menschen diese bis in die heutige Zeit angenommen, diese bewältigt, sie sind zusammengestanden und haben die Dinge gelöst. Die Perspektiven, die wir heute vorfinden, sind gut, sind sogar sehr gut – der Herr Bundesminister hat da­rauf hingewiesen, wie sich die wirtschaftliche Situation entwickelt hat –, aber natürlich haben wir auch heute eine Reihe von Herausforderungen zu be­wältigen, und sie sind nicht klein: Die Pandemie, die geopolitischen Ver­werfungen wurden schon angesprochen; die Energieversorgung, die Inflations­entwicklung, die Transformationsnotwendigkeiten in unserem Energiesys­tem und auch der neuerdings aufkommende Protektionismus mancher Staaten und Kontinente machen uns zu schaffen.

Zu jeder dieser Herausforderungen gäbe es eine Menge zu sagen, nur ist das in dieser kurzen Zeit von ein paar Minuten nicht möglich. Ich konzentriere mich daher, meine Damen und Herren, ganz konkret – und Frau Kollegin Meinl-Reisinger hat es völlig richtig adressiert – auf die wahrscheinlich im Moment größte Herausforderung, nämlich die Arbeitsmarktsituation. In Österreich fehlen im Augenblick etwa 200 000 Arbeitskräfte, es gibt also so viele Jobs, die nicht besetzt werden können. Im Jahre 2040 werden uns aufgrund der demogra­fischen Entwicklung 400 000 Arbeitskräfte fehlen.


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Auf der einen Seite gibt es eine Rekordbeschäftigung, auf der anderen Seite aber das Phänomen, dass in Österreich weniger Arbeitsstunden als vor der Pande­mie geleistet werden, obwohl die Zahl der Beschäftigten gestiegen ist. Dafür gibt es viele Ursachen, und es gibt auch einige Potenziale, die wir ansprechen kön­nen und die wir aufgreifen müssen. Es ist durchaus verständlich, dass Menschen in dieser Situation, in der wir uns ein hohes Maß an Wohlstand erarbeitet haben, ihr Leben in diesem Wohlstand in Balance zwischen Arbeit und Freizeit genießen wollen. Es ist aber inakzeptabel, meine Damen und Herren, dass Menschen, die gerne arbeiten würden oder auch mehr arbeiten würden, weil sie vielleicht derzeit teilzeitbeschäftigt sind, nicht mehr arbeiten können, weil die Rahmenbedingungen fehlen oder nicht attraktiv genug sind. Wenn wir, mei­ne Damen und Herren, unser heutiges Wohlstandsniveau halten wollen, wenn wir unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten wollen, wenn wir die Transfor­mationsnotwendigkeiten bewältigen wollen, wenn wir unsere Versorgungs­systeme im Sozialbereich, im Gesundheitsbereich, in den Verkehrssystemen auf­rechterhalten wollen, dann werden wir in Summe mehr Arbeitsleistung be­nötigen, als wir heute zur Verfügung haben. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP so­wie der Abg. Rössler.)

Das heißt, um das Land am Laufen halten zu können, meine Damen und Herren, wird es ein ganzes Paket, das schon am Tisch liegt, brauchen – und das gilt es jetzt umzusetzen. Wir müssen den Frauen – insbesondere sind es leider Frauen –, die im Moment keine Möglichkeit haben, mehr als Teilzeit zu arbeiten oder überhaupt in den Arbeitsprozess einzusteigen, entspre­chende Voraussetzungen, vor allem bei der Kinder- und Altenbetreuung, schaffen. Wir müssen das Arbeiten im Alter – auch über das gesetzli­che Pensionsantrittsalter hinaus – steuerlich, sozialversicherungstechnisch attraktiver machen. Wir müssen die Qualifizierung von Arbeitslosen noch einmal intensivieren. Da ist noch einiges zu machen und zu holen. Zum einen geht es da um Menschen und zum anderen geht es aber auch um Arbeits­kapazität.


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Frau Kollegin Meinl-Reisinger, ich glaube, Sie haben dem Herrn Bundeskanzler bei seiner Rede nicht genau zugehört. Da war nicht die Rede von Abwehr von Arbeitskräften aus dem Ausland. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Im Ge­genteil, er hat sogar davon gesprochen, qualifizierte Arbeitskräfte ins Land zu holen, und wir werden sie dringend brauchen. (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, dann müssen Sie ...! Dann geht es halt nicht! Sie können nicht sagen ... gekom­men sind, und dann sagen, wir wollen nur noch qualifizierte Arbeitskräfte ins Land holen! – Zwischenruf der Abg. Krisper.)

Und ein Letztes: Wir werden auch Überstunden und die Leistung von Überstunden brauchen. Wir werden sie aber steuerlich attraktiver machen müssen, damit die Menschen auch bereit sind, diese zu leisten. Das ist alles notwendig, um den Wohlstand zu erhalten und das Land am Laufen zu halten. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Abg. Krisper. – Abg. Angerer: Dann solltet ihr meinen Anträgen zustimmen! – Gegenruf der Abg. Steinacker.)

10.05


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Herr. – Bitte sehr.


10.05.30

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrtes Hohes Haus! Wir haben heute eine Aktuelle Stunde mit dem wirklich klingenden Titel „Wirtschaft, Standort, Arbeit – Österreich 2023“. Diese Worte wurden von den Kollegen und Kolleginnen von der ÖVP sehr pathetisch ausgewählt. Ich muss schon sagen, es ist wahrscheinlich nicht gesund, sich schon um 10 Uhr so zu ärgern: Man stellt sich hierher, hält pathetische Reden, spricht vom Wohlstand, präsentiert aber keine einzige Lösung, wie wir endlich die Inflation senken können. Die ist immer noch hoch. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist ein Problem, dass in diesem Land alles teurer geworden ist. Es ist ein Problem, dass man auf einmal, wenn man in den Supermarkt einkaufen geht, 50 Euro zahlt, obwohl das Einkaufswagerl fast leer ist. Es ist ein Problem,


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wenn die Menschen am 26., 27. des Monats kein Geld mehr überhaben und dann wirklich jeden Cent umdrehen müssen, sodass sich das noch irgendwie ausgeht. Es ist ein Problem, dass die Regierung dabei zuschaut, wie diese Inflation hoch bleibt, während andere Länder handeln. Wenn wir uns die Daten­grundlage anschauen, sehen wir, dass Österreich von allen westlichen
EU-Ländern noch immer die höchste Inflation hat. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS. – Abg. Stöger: Na geh!)

Wie senken wir die Inflation, Herr Minister? – Wir können das doch nicht akzeptieren! Für 30 Prozent der Haushalte ist es ein Problem, sich den Alltag zu finanzieren. Ja, das schadet dem Standort. (Abg. Kucharowits: Alles wurscht!) Vielleicht muss man es der ÖVP auf diese Art und Weise erklären – denn wenn man sagt, die Armut breitet sich aus, wenn man sagt, die Menschen haben nichts zu essen, dann ist es offensichtlich wurscht, also erklären wir es einmal andersrum. (Beifall bei der SPÖ.)

Die hohe Inflation schadet auch dem Standort. Natürlich wirkt sich die hohe Inflation langfristig auch auf die Kaufkraft aus. Es ist ja ganz klar, dass dann, wenn sich die Leute nichts mehr leisten können, auch die Nachfrage zurückgehen wird. Wir können das so nicht akzeptieren. (Abg. Meinl-Reisinger: Aber man kann nicht alles aus Schulden finanzieren! Das geht nicht!) Trotzdem – und jetzt kommt die Krönung dieser absurden Situation – gibt aber die österreichische Bundesregierung überdurchschnittlich viel Geld für die Bekämpfung der Inflation und dieser Krise aus. Es ist also überdurch­schnittlich viel Budget, das beansprucht wird, bei unterdurchschnittlichen Ergeb­nissen. (Ruf bei der SPÖ: Natürlich! – Abg. Lukas Hammer: Ja, weil man auf die Kaufkraft schaut!) Dann stellt man sich her und sagt: Leistung muss sich lohnen! – Was ist denn die Leistung dieser Bundesregierung? Dass wir so viel Budget wie noch nie für so wenige Ergebnisse wie möglich ausgeben? Was ist denn da bitte die Leistung gewesen? (Beifall bei der SPÖ.)

Der Punkt ist: Ausgeben tun Sie das Geld ja tatsächlich, es kommt nur bei den Falschen an. Rechnen wir uns das zum Beispiel beim Energiekostenzuschuss, den


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Sie da jetzt schon wieder planen, durch: Da wiederholt sich ja die Überför­derung, die bei Corona gemacht wurde, schon wieder. Ja, die Energiepreise sind auch für die Unternehmen gestiegen. Nehmen wir als Beispiel eine Molkerei: Die Energiepreise wurden höher, und deshalb hat auch die Erzeugung der Produkte dort mehr gekostet. Das wurde aber auch weitergegeben. (Zwischenruf des Abg. Stöger.) Genau deswegen ist ja die Butter heute doppelt so teuer wie davor, weil die Unternehmen die gestiegenen Energiepreise an die Konsumenten und an die Konsumentinnen weitergegeben haben.

Jetzt kommt die Bundesregierung her und sagt im Nachhinein: Wir geben euch Geld! – Was passiert, ist, dass man damit die Gewinne der Unternehmen mit Steuergeld fördert, statt dass man diejenigen unterstützt, die es wirklich dringend brauchen. (Beifall bei der SPÖ.) Die degradiert man zu Bittstellern. Die schickt man zum Sozialmarkt, die sollen sich dort anstellen. Für die anderen fließt das Geld. Dort kommt es schon an. Da klingeln die Kassen. Das ist wirklich absolut absurd, weil sich die Unternehmen die hohen Energiepreise von den Konsumenten und Konsumentinnen schon längst zurückgeholt haben – und trotzdem fließt da das Geld.

Wenn wir schon dabei sind: Inflationstreiber Nummer eins sind mittlerweile gar nicht mehr die Energiepreise, sondern es sind die Mietpreise, die gerade die Inflation nach oben treiben. Das heißt, auch da gilt: Will man etwas dagegen tun, braucht es einen Mietpreisdeckel. (Beifall bei der SPÖ.)

Mittlerweile zahlt jede zehnte Person in Österreich die Hälfte ihres gesamten Einkommens für die Miete. Das ist einfach nicht akzeptabel. Es braucht diesen Deckel. (Abg. Haubner: Ist das eine Parteitagsrede?)

Ein letzter Punkt – 30 Sekunden Redezeit habe ich noch –: Herr Minister, Sie haben gesagt, für den Standort sei die Vereinbarkeit von Beruf und Fami­lie so wichtig. (Abg. Haubner: Ist das eine Bewerbungsrede?) – Wie oft müssen wir das hier noch hören? Sogar Wirtschaftskammerpräsident Mahrer stellt sich hin und sagt, dass es auch einen Rechtsanspruch braucht. – Wann bekommen


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wir ihn endlich? (Beifall bei der SPÖ.) Wann bekommen die Frauen einen Rechtsanspruch, damit sie wirklich entscheiden können: Bleibe ich zu Hause beim Kind oder gehe ich arbeiten?

Wenn wir den Rechtsanspruch haben, werden wir es auch schaffen, dass Familie und Beruf vielleicht etwas besser zu vereinbaren sind. Bis dahin hören Sie bitte auf, sich mit diesen Federn zu schmücken, weil bei der Kinderbetreuung viel zu wenig weitergeht – und auch das ist schlecht für den Standort. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Pfurtscheller: Und wie ist das mit dem Rechtsanspruch in Wien und im Burgenland und in Kärnten? – Abg. Herr – auf dem Weg zu ihrem Sitzplatz –: Nur in Wien und im Burgenland gibt es Kinder! – Abg. Pfurtscheller: Ja, und wie ist es mit dem Rechtsanspruch dort? Es liegt ja in der Hand des Herrn Landeshauptmannes! – Abg. Heinisch-Hosek: Das tut weh, gell? – Abg. Kickl: Der hat zurzeit andere Dinge zu tun!)

10.10


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ragger. – Bitte.


10.10.50

Abgeordneter Mag. Christian Ragger (FPÖ): Das war eine sehr emotionale Rede von der Frau Kollegin! – Geschätzter Herr Präsident! Sehr geschätzter Herr Minister! (Abg. Leichtfried: Wieso ist der Präsident geschätzt und der Minister sehr geschätzt?) Ich möchte die Rede nutzen und auch dem Publikum heute ein­fach einmal aufzeigen, dass wir alle eine selektive Wahrnehmung haben insofern, wenn wir Dinge auch – Sie (in Richtung Bundesminister Kocher) kommen ja aus der Statistik – mit Zahlen unterlegen. (Abg. Greiner: ... den Strom nicht zahlen kön­nen, ... wie Sie das wahrnehmen! Ihr Zynismus ist unerhört!) – Ja, ich möchte ein paar Zahlen präsentieren. – Jetzt bin, glaube ich, ich am Wort, Frau Kollegin. (Abg. Kickl: Die sind alle sehr gereizt bei der Sozialdemokratie! – Abg. Heinisch-Hosek: Na, na, na! –Abg. Leichtfried: Du schaust gescheiter, wie ihr den Niederöster­reich-Umfaller rechtfertigt!)


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Auf der einen Seite ist es nämlich richtig, dass wir unsere Wirtschaft immer weiter wachsen lassen – wir haben voriges Jahr ein BIP von 446 Milliarden Euro gehabt –, aber wir müssen auch so weit ehrlich sein – da ist Herr Kollege Kopf sehr klar und korrekt gewesen –, zu sagen: Ja, die Einkommen sind gestie­gen, ja, es ist richtig, dass sie in zwei Jahren – also 2022 und 2023 – um 14,2 Prozent steigen werden. Gleichzeitig müssen Sie dann aber Folgendes se­hen – das wissen Sie laut Ihrer Statistik selber, denn ich gehe jetzt von der Statistik der Wirtschaftskammer Österreich aus, damit ihr von der ÖVP-Seite es mir auch glaubt –: Wir liegen beim realen Einkommen bei minus 2,2 Prozent.

Damit kann ich zu Frau Herr hinüberschauen. Tatsächlich ist es so, dass die Men­schen weniger Geld im Geldbörsel haben als vor Ihrer Politik, wie Sie sie betrieben haben. (Beifall bei der FPÖ.) Das ist keine Erfindung von mir, das sagt Ihre Wirtschaftskammer.

Sie können Ihre eigene Homepage aufmachen, und dort geht es dann weiter, weil das Wachstum 2023 eine Nulllinie fahren wird. Wenn Sie Ihre Indus­trievertreter fragen, dann erfahren Sie, dass sie heuer mit minus 2,2 Prozent der Industrieproduktion nach Hause gehen, das heißt, die österreichische Wirt­schaft wird schrumpfen. Das ist letztendlich ein Effekt daraus, dass Sie viele Ihrer Hausaufgaben nicht erledigt haben.

Ich sage Ihnen eine Hausaufgabe: die Beendigung dieses ewigen Streits zwi­schen föderalistischem Ansatz und zentralem Ansatz, durch den es heute ein Ding der Unmöglichkeit geworden ist, eine Genehmigung für eine einfache kleine Fabrik oder ein Unternehmen zusammenzubringen, weil Sie den administrativen Dschungel in Österreich so aufgebaut haben, dass sich kein Unternehmer mehr überlegt, ob er noch einmal Geld in Arbeitsplätze und Investitionen steckt, weil er dazu nicht mehr in der Lage ist. Mittlerweile braucht man nämlich nicht nur einen Betriebswirt, einen Juristen und viel­leicht sogar einen Notar, um ein Unternehmen zu gründen, sondern vielmehr muss man durch einen baubürokratischen Dschungel gehen, damit man am Ende des Tages – also zwischen sechs und zwölf Monaten – überhaupt eine


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Genehmigung erhält. Das sind unsere Kernprobleme in Österreich, darüber müssen wir reden, und nicht darüber, ob wir eine Mietpreisbremse ein­ziehen, denn das ist alles, was hinten nachkommt. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie müssen auch darüber nachdenken, ob Sie sich vielleicht heute einmal die Arbeit antun: Wenn Sie wirklich Arbeitsplätze schaffen wollen und wenn Sie in Österreich wirklich einen Ansatz bringen wollen, dann fangen Sie mit Ihrer Bezirkshauptmannschaft an! Richten Sie endlich einen One-Stop-Shop ein, und die Verantwortlichkeit läuft bei einem Punkt zusammen. Sie beschließen ein UVP-Gesetz, weil Sie unbedingt auf Kosten der Grünen Politik machen wollen, und wissen, dass es verfassungswidrig ist – nämlich nicht nur, dass das Bundeskanzleramt das negativ beschreibt, sondern auch die oberösterreichische Landesregierung eine negative Stellungnahme abgibt und eine Kärntner Stellungnahme negativ ist, weil Sie in Kompetenzbereiche der Länder eingreifen. Das sind politische Ansätze, die nicht wahrzunehmen sind, wenn wir über Standortpolitik in Österreich sprechen wollen.

Damit kommen wir zum dritten Thema – und man muss sagen, irgendwann wirkt und setzt sich das ja auch beim Bundeskanzler –: Dann reden wir großartig über E-Fuels, die wir heute umsetzen müssen, weil wir uns in der EU darauf eini­gen – und dann schauen wir uns doch die österreichische Wirtschaft an: Die österreichische Wirtschaft ist heute der größte Automobilzulieferer Deutsch­lands weltweit. Standorte wie Graz, Standorte wie Oberösterreich wer­den hinkünftig, und das soll bereits in zehn Jahren passieren, einen hundertprozentigen Wandel erleben. (Abg. Schwarz: Ja, das ist das Problem ...!) Wie viele Menschen werden auf der Strecke bleiben? Wie viele Men­schen sind nicht in der Lage, diese Schnelligkeit der Technologie mitzumachen? (Abg. Schwarz: Richtige Erkenntnis und dann der falsche Schluss! – Abg. Lukas Hammer: Gut erkannt, falscher ...!)

Sie schießen der eigenen Wirtschaft ins Knie. Sie drehen die AVL List, weltweit Marktführer im Bereich der Dieselproduktion, ab! Ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich der diesbezüglichen Forschung – weil ein Dieselmotor


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halt kein E-Motor ist, der nullachtfünfzehn von den Chinesen gebaut wer­den kann – wird kaputtgemacht. Das sind Ihre Ansätze der grünen Politik (Beifall bei der FPÖ): Sie zerstören diese österreichische Wirtschaft auf Kosten irgendwelcher chinesischer Billigimporteure. (Neuerlicher Beifall bei der FPÖ.)

Zuletzt – ich komme schon zum Schluss –: Wenn wir schon über Bildung sprechen, dann gehen Sie nicht so weit, wie die Kollegin von den NEOS es getan hat, und sagen, dass wir deswegen einen Schengenbeitritt brauchen. – So einen Blödsinn habe ich in 1 000 Jahren noch nicht gehört! Ihre Rumän:innen und Ihre Bulgar:innen sind schon längst da, denn die lieben Kranken­schwestern, die Sie über 20 Jahre nicht haben ausbilden lassen, weil Sie alles in Österreich akademisiert haben, haben Sie jetzt hier, diese Menschen sind be­reits längst da. Tun wir diese Menschen heute weg, dann gibt es in Öster­reich keine Versorgung unserer älteren Menschen. (Abg. Meinl-Reisinger: Sie ha­ben überhaupt keine Ahnung! Null Ahnung! Null Ahnung, aber ...!) Das sind Ihre Wirtschaftsprobleme. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

10.16


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Koza. – Bitte.


10.16.20

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Zu­seher:innen zu Hause vor den Bildschirmen! Wer von Wirtschaft, von Standort und von Arbeit reden will, der darf von Klimaschutz und der darf von Sozial­staat nicht nur nicht schweigen, sondern – genau das Gegenteil ist der Fall – der muss besonders viel darüber reden, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Warum? – Unsere Wirtschaft, unser Arbeitsmarkt haben sich angesichts der Krisen, die wir erlebt haben und in denen wir uns nach wie vor befinden, als ausgesprochen resilient, ausgesprochen widerstandsfähig herausgestellt, und


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das ist einmal eine ziemlich erfreuliche Bilanz. Wenn ich daran erinnere, wie uns die Wirtschaftsforschung in der Coronakrise noch gesagt hat, wir wür­den die Arbeitslosenzahlen aus dem Jahr 2019 frühestens im Jahr 2025 wieder erreichen, und wenn ich mir jetzt die Realität anschaue, nämlich dass wir aktuell einen Beschäftigtenstand beziehungsweise eine niedrige Arbeits­losigkeit haben, wie wir sie zuletzt 2008 gehabt haben, dann sieht man, dass die Erholung offensichtlich besser und schneller vorangeht, vorangeschritten ist als befürchtet. – Das stimmt einmal grundsätzlich optimistisch, auch wenn wir uns derzeit in einer wirklich schwierigen ökonomischen und sozialen Situa­tion befinden.

Wie gesagt, gerade die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist besonders erfreulich, aber – das ist keine Frage – wir stehen in Österreich auch vor enormen Herausforderungen. Nicht nur in Österreich, sondern in Europa und sogar welt­weit, wenn man so will – aber in Österreich ganz besonders –, stehen wir vor zwei Herausforderungen, die ich besonders benennen will, die nämlich auch mit der Sicherung des Wirtschaftsstandortes, mit der Sicherung von Be­schäftigung und überhaupt mit der Frage, wie wir weiter wirtschaften können, zusammenhängen.

Das eine ist natürlich die Herausforderung der Klimakrise und die Bewältigung der Klimakrise, aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir brau­chen da keine besonders großen Ängste zu haben, dass uns das wahnsinnig viel kostet und was weiß ich alles, wenn wir jetzt richtig handeln, denn in Wirk­lichkeit ist gerade eine aktive Klimapolitik eine Politik, die eine Mehr­fachdividende abwerfen würde, eine Politik, die deutlich mehr bringt, als sie uns kostet: Jeder Euro, den wir in Klimapolitik investieren, bringt ein Vielfaches zurück.

Warum ist das so? – Ganz einfach darum, weil wir im Rahmen der sozialökono­mischen Transformation viel mehr Beschäftigung, viel mehr Arbeitsplätze, viel mehr Beschäftigte in Bereichen brauchen werden, die dringend notwendig sind, beispielsweise in der Frage des Ausbaus der Fotovoltaik, in der Frage


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der Umrüstung auf klimafreundliche Heizsysteme, in der Frage der Sanierung des Althausbestandes, der Umrüstung der Industrie.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben bereits einen Arbeits­kräftemangel, und zukunftsfähige, zukunftsträchtige, nachhaltige Arbeitsplätze werden wir dann schaffen, wenn wir genau da investieren. (Beifall bei den Grünen.)

Das bringt nicht nur bei der Beschäftigung etwas, das bringt auch den Unternehmen etwas, weil die Industrie dann modernisiert wird, und das bringt auch der Republik etwas, weil wir uns dann nämlich Strafzahlungen in Mil­liardenhöhe ersparen – eine Mehrfachdividende eben.

Genauso bringt es eine Mehrfachdividende, wenn wir der zweiten großen Herausforderung, die wir haben – das ist heute schon angesprochen worden –, dem Arbeitskräftemangel – nicht zuletzt auch aufgrund der demografischen Entwicklung –, erfolgreich begegnen.

Ein Problem, das ein Grund dafür ist, dass wir einen Arbeitskräftemangel haben, ist, dass wir eine noch mangelhafte oder unzureichende soziale Infrastruktur – im Bereich der Pflege, im Bereich der Kinderbetreuung – haben, und auch da gilt: Jeder Euro, den wir in den Sozialstaat investieren, rentiert sich mehrfach, weil ein Sozialstaat nicht nur eine Einrichtung ist, die vor Armut schützt, sondern der Sozialstaat auch ein massiver Produktivfaktor ist: Zehntausende Men­schen haben in sozialstaatlichen Einrichtungen ihre Beschäftigung. Hunderttau­sende Menschen können überhaupt erst einer Beschäftigung nachgehen, wenn wir einen starken Sozialstaat haben: wenn wir Bildungseinrichtungen ha­ben, wenn wir Betreuungseinrichtungen haben, wenn wir auch die ent­sprechenden Qualifizierungsmaßnahmen, Bildungsmaßnahmen öffentlich finan­zieren und öffentlich ausbauen.

Das heißt, Wirtschaftsstandort, Standortpolitik, Stärkung des Wirtschafts­standorts bedeuten letztlich aktive Klimapolitik, einen starken Sozialstaat und faire Arbeitsbedingungen! (Beifall bei den Grünen.)


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Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zusammengefasst: Klimaschutz, Sozialstaat und Fairness in der Arbeitswelt sind längst nicht nur Kostenfaktoren, sondern wir schaffen damit überhaupt erst jene Rahmenbedingungen, die ein Wirtschaften ermöglichen, die Arbeiten ermöglichen, die Vollzeitbeschäfti­gung oder höhere Teilzeitbeschäftigung ermöglichen, und sie bringen eine Mehrfachdividende, weil jeder investierte Euro gleich mehrfach zurückkommt. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.21


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Loacker. – Bitte sehr.


10.21.41

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Na ja, das Budgetdefizit spricht nicht dafür, dass jeder investierte Euro mehrfach zurückkommt, aber das ist grüne Mathematik (Heiter­keit der Abgeordneten Schallmeiner und Schwarz) und das hat ja mit wirklicher Mathematik nicht viel zu tun. (Beifall bei den NEOS.)

Kommen wir zum eigentlichen Thema, das uns die ÖVP für heute hier aufge­tischt hat. Heute in der Früh wollte man seitens der ÖVP etwas über Wirtschaft und Standort reden, und, geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer, falls Sie irgendwie den roten Faden nicht erkannt haben, so liegt der Fehler nicht bei Ihnen. (Heiterkeit der Abg. Meinl-Reisinger.) Uns wurden heute die Daten aus dem Regional-Competitiveness-Index bekannt gegeben, und Österreich ist schlecht: Nach 36 Jahren ÖVP-Wirtschaftspolitik ist keine einzige Region Ös­terreichs unter den Top Ten. (Beifall bei den NEOS.) Wir haben gegenüber der letzten Auswertung sogar noch Indexpunkte verloren! Also wenn die ÖVP noch lange regiert, schaffen wir es auf das Niveau von Bulgarien hinunter, das ist noch drin. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS. – Abg. Hoyos-Trauttmans­dorff: ... wird auch immer schlechter!)


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Klubobfrau Meinl-Reisinger hat schon ausgeführt, dass der Arbeitskräftemangel in keinem europäischen Land so eklatant ist wie in Österreich – und das ist ja ein Ergebnis von politischen Entscheidungen. Das ist ein Ergebnis von politi­schen Entscheidungen dieser Regierung und der Vorgängerregierungen – und das betrifft die Menschen. Man glaubt immer: Ja, Arbeitskräftemangel, das ist ein Thema für die depperten Unternehmer, das geht ja mich nichts an. – Geschätzte Damen und Herren, es betrifft Sie!

Arbeitskräftemangel in der Pflege betrifft Sie, wenn Sie pflegebedürftig sind oder wenn Sie pflegebedürftige Eltern oder Großeltern haben. Arbeits­kräftemangel bei den Lehrerinnen und Lehrern betrifft Sie, wenn Ihren Kindern Stunden ausfallen, weil diese nicht suppliert werden können. Arbeitskräf­temangel bei der Ärzteschaft betrifft Sie, weil Sie ewig auf einen Termin warten. Arbeitskräftemangel in der Gastronomie betrifft Sie, weil Ihr Lieblingsgast­haus jetzt drei statt zwei Schließtage hat. Und Arbeitskräftemangel bei den Un­ternehmen, die Ihnen die Fotovoltaik aufs Dach montieren würden, betrifft Sie, weil Sie die Fotovoltaik später bekommen. Arbeitskräftemangel betrifft uns alle, und das ist ein Ergebnis der Regierungspolitik dieser Bundesregierung! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Ottenschläger: ... sehr einfach gestrickt!)

Seit 1995 ist die Zahl der Vollzeitbeschäftigten in Österreich gleich geblieben. Die Bevölkerung ist gewachsen, wir haben auch mehr Beschäftigte, aber das gesamte Beschäftigungswachstum waren nur Teilzeitjobs, keine Vollzeit­jobs – und das ist auch ein Ergebnis dessen, dass diese Regierung und alle ihre Vorgängerregierungen Vollzeitarbeit bestraft haben. Wenn heute eine Ar­beitskraft 30 Stunden in der Woche arbeitet und die Chefin oder der Chef fragt: Würdest du nicht bitte 35 Stunden die Woche arbeiten, weil du eine gute Arbeit machst und wir das bei uns brauchen können?, dann will diese Ar­beitskraft natürlich wissen: Was habe ich davon? – Und jeder, der rechnet, wird zum Schluss kommen: Es zahlt sich nicht aus, weil ich da oben so viel Steuer zahle.


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Vor 30 Jahren hatte der Durchschnittsangestellte in Österreich einen Grenzsteu­ersatz von 32 Prozent, und heute hat der Durchschnittsangestellte einen Grenzsteuersatz von 41 Prozent. Es ist uninteressanter geworden, viel zu arbei­ten, es ist uninteressanter geworden, sich anzustrengen! (Beifall bei den NEOS.)

Dann kommt natürlich dazu, dass man, wenn man mehr arbeitet, darüber nachdenkt: Kostet mich dann die Kinderbetreuung mehr, weil die in meiner Ge­meinde halt nicht kostenlos ist? Bekomme ich dann vielleicht einen Heiz­kostenzuschuss, den diese Regierung beschlossen hat, nicht mehr? Bekomme ich einen Wohnkostenzuschuss, den diese Regierung beschlossen hat, nicht mehr, weil ich mehr arbeite? Werde ich dafür bestraft, dass ich mehr arbeite? – Das ist die Logik, die Sie in 36 ÖVP-Regierungsjahren den Menschen aner­zogen haben. (Beifall bei den NEOS.)

Und wenn wir uns jetzt noch einmal überlegen: Der Durchschnittsangestellte, die Durchschnittsangestellte hat einen Grenzsteuersatz von 41 Prozent. Was bedeutet denn das? – Diese Regierung besteuert die durchschnittlichen Erwerbstätigen so, als ob sie Großverdiener wären! (Beifall bei den NEOS.)

Die zahlen zuerst einmal 18 Prozent Sozialversicherung und dann noch einmal Steuer drauf. Ja, natürlich rentiert es sich nicht! Natürlich habe ich keine Lust, mich anzustrengen! Der Steuerfreibetrag für Überstunden ist seit den 1990er-Jahren nicht mehr angepasst worden. Die, die hineinbuckeln, buckeln für die Kassa des Finanzministers hinein, nicht für die eigene. Das ist doch ein Fehler! (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Eigentlich ist das ein Skandal!) Deswegen ha­ben wir beantragt, dass der Steuerfreibetrag für Überstunden mindestens verdoppelt wird und dass wir einen Vollzeitbonus einführen, um den Nachteil von Vollzeitarbeitskräften gegenüber Teilzeitarbeitskräften in der Steuer­logik auszugleichen. Es muss sich voll auszahlen, wenn jemand voll arbeitet, und dafür braucht es Veränderungen, und zwar sofort. (Beifall bei den NEOS.)

Und dann noch zu Kollegen Haubner, der zu Recht ein Hohelied auf den Freihandel gesungen hat: Der Freihandel schafft Jobs und der Freihandel schafft


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Wohlstand, aber die ÖVP sabotiert ja als einzige Regierungspartei in der Europäischen Union das Mercosur-Abkommen – als einzige! (Beifall bei den NEOS.) Der Wirtschaftsbund hat sich da in Geiselhaft der Landwirtschaft nehmen lassen. Die Heugabel ist der Politikkoordinator der ÖVP. (Heiterkeit und Zwischenruf des Abg. Ottenschläger.) Bei einer Wirtschaftsleistung von 1 Prozent kann der Bauernbund die ÖVP in Geiselhaft nehmen, und damit das ganze Land! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Höfinger: 100 Prozent ...! Das ist unwürdig für dich! – Abg. Haubner: Nichts Neues von den NEOS!)

10.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Ich danke dem Herrn Bundesminister.

10.27.27Einlauf und Zuweisungen


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen darf ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung verweisen.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 14362/J bis 14624/J

Schriftliche Anfragen an den Präsidenten des Nationalrates:

68/JPR

2. Anfragebeantwortungen: 13090/AB bis 13385/AB

Anfragebeantwortungen (Präsident des Nationalrates):

59/ABPR bis 64/ABPR


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3. Ergänzung oder Änderung von Regierungsvorlagen oder Berichten:

Bericht des Bundesministers für Finanzen über die Tätigkeiten und Ergebnisse der 19. Wiederauffüllung der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA-19), der 7. Wiederauffüllung des von der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung verwalteten Globalen Umweltfazilität-Treuhandfonds (GEF-7) sowie der 11. Wiederauffüllung des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwick­lung (IFAD-11); Austauschseiten (Zu III­855 d.B.)

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition betreffend „Barrierefreier Zugang zu den Bahnsteigen am Bahnhof Ernst­hofen“, überreicht vom Abgeordneten Alois Schroll (116/PET)

Petition betreffend „Gegen Gender-Politik in unserer Sprache“, überreicht von der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA (117/PET)

Petition betreffend „der barrierefreien Gestaltung des Bahnhof Ernsthofen, Bahnhofstraße 6, 4432 Ernsthofen“, überreicht vom Abgeordneten Mag. Andreas Hanger (118/PET)

Bürgerinitiative betreffend „Verhinderung LKW-Parkplatz Hausruck – Weibern“ (56/BI)

Zuweisungen auf Ersuchen des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen an andere Ausschüsse:

Gesundheitsausschuss:

Petition betreffend „ME/CFS: Anerkennung, medizinische Versorgung & Absicherung von Betroffenen sowie Forschungsförderung“, überreicht von der Abgeordneten Heike Grebien (80/PET)


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Unterrichtsausschuss:

Bürgerinitiative betreffend „Recht auf Bildung für ALLE Kinder – Recht auf ein 11. und 12. Schuljahr für Kinder mit Behinderung“ (51/BI)

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes betreffend Umstellung von der Bürgerkarte/Handysigna­tur auf den elektronischen Identitätsnachweis (E-ID) – Reihe BUND 2023/7
(III-894 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Neue Formen der Kulturvermittlung aufgrund der COVID-19-Pandemie – Reihe BUND 2023/8 (III-900 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Straßenbahnprojekte Graz, Innsbruck, Linz – Reihe BUND 2023/9 (III-906 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Ent­scheidung des Ausschusses):

Ausschuss für Arbeit und Soziales:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis Februar 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-904 d.B.)

Finanzausschuss:

Produktpirateriebericht 2022 des Bundesministers für Finanzen (III-911 d.B.)

Ausschuss für Forschung, Innovation und Digitalisierung:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2023 – Untergliederung 34 Innovation und


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Technologie (Forschung), vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-910 d.B.)

Ausschuss für innere Angelegenheiten:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Jänner 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Inneres (III­903 d.B.)

Justizausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2023, vorgelegt von der Bundesministerin für Justiz (III-902 d.B.)

Kulturausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-905 d.B.)

Umweltausschuss:

Fortschrittsbericht 2022 nach § 6 Klimaschutzgesetz, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-901 d.B.)

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2023 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-908 d.B.)

Unterrichtsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Feber 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung (III-907 d.B.)


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Bericht der Bundesschülervertretung 2021/22 gemäß § 33a Schülervertre­tungengesetz (SchVG), vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung (III-912 d.B.)

Verkehrsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für Februar 2023 – Untergliederung 41 Mobilität, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-909 d.B.)

*****

Ankündigung eines Dringlichen Antrages


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die Abgeordneten Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen haben vor Eingang in die Tagesordnung das Verlangen gestellt, den zum gleichen Zeitpunkt eingebrachten Selbständigen Antrag 3258/A(E) der Abgeordneten Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aufhebung der Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung“ dringlich zu behandeln.

Gemäß der Geschäftsordnung wird der Dringliche Antrag um 15 Uhr behandelt.

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte
über die Anfragebeantwortung 13157/AB


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf weiters mitteilen, dass das gemäß § 92 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vorliegt, eine kurze Debatte über die Beantwortung 13157/AB der Anfrage 13533/J der Abgeordneten Fiedler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Evaluierung ,Gesund aus der Krise‘“ durch den Herrn Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumen­tenschutz abzuhalten.

Da für die heutige Sitzung die Behandlung eines Dringlichen Antrages verlangt wurde, wird die kurze Debatte im Anschluss daran stattfinden.


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Behandlung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es ist vorgeschlagen, die Debatten über die Punkte 2 und 3, 4 und 5 sowie 6 und 7 der Tagesordnung jeweils zusam­menzufassen.

Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Redezeitbeschränkung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir haben in der Präsidiale Einigung darüber erzielt, dass die Dauer der Debatten mit 9 „Wiener Stunden“ begrenzt wird.

Die Redezeit beträgt für die ÖVP 176, für die SPÖ 122, für die FPÖ 99, für die Grünen 90 und für die NEOS 72 Minuten.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für Abgeordnete, die keinem Klub angehören, je 36 Minuten. Darüber hinaus wird deren Rede­zeit auf 5 Minuten je Debatte beschränkt.

Wer damit einverstanden ist, den bitte ich um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gehen nun in die Tagesordnung ein.

10.29.291. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über das Volksbegehren (1661 d.B.) „RÜCKTRITT BUNDESREGIERUNG“ (1949 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen zum 1. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Gerstl. – Bitte sehr.



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10.29.56

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir behandeln zu Beginn nun einige Volksbegehren. Das erste Volksbegehren ist eines, mit dem ich einmal sehr kritisch ins Gericht gehen möchte.

Normalerweise ist es mir als Verfassungssprecher immer ein ganz wichtiges Anliegen, Initiatoren und Unterstützern von Volksbegehren für ihre Arbeit, für ihr Engagement zu danken. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Führen wir uns aber einmal vor Augen: Wofür gilt denn ein Volksbegehren? – Ein Volksbe­gehren ist ein Teil eines Gesetzeserzeugungsprozesses. Das heißt, man ver­sucht, damit ein Gesetz neu zu initiieren, etwas Sachliches zu verbessern: sagen wir im Steuerrecht, sagen wir im Pensionsrecht, sagen wir in einem x-belie­bigen Bereich, in dem man wirklich konkret etwas für die Menschen verbessern möchte, zum Beispiel im Wohnungsrecht et cetera. – All das liegt nicht vor. Die Initiatoren haben sich des Mittels des Volksbegehrens, eines Mit­tels der direkten Demokratie bedient, um politische Agitation zu betreiben. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Und das, meine Damen und Herren, lehnen wir eindeutig ab. Es ist ein Missbrauch. (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn ich Ihnen noch erzählen darf, wie das im Verfassungsausschuss abgelau­fen ist: Es war ungefähr so, dass die Initiatoren nach dem Motto gehandelt haben: Sollte ich jemanden vergessen haben, zu beschimpfen, dann sagen Sie es mir, ich beschimpfe den Nächsten auch noch! – Meine Damen und Herren, das ist nicht die Art und Weise, wie wir uns Demokratie, das ist nicht die Art und Weise, wie wir uns Respekt und Menschenachtung vorstellen. Das ist etwas, das wir ganz konkret ablehnen. (Beifall bei der ÖVP.)

All den 170 000 Unterzeichnern dieses Volksbegehrens muss ich leider sagen, dass sie missbraucht wurden. Sie wurden nämlich mit dem Thema Corona missbraucht. Sie dachten, dass es vielleicht eine Änderung der damaligen Coro­namaßnahmen geben könnte, aber darum ging es den Initiatoren nicht. Es war dann auch nur eine Partei, die im Verfassungsausschuss diesen Initiatoren


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wirklich huldigte und sie unterstützte – welche Überraschung: Sie waren alle FPÖ-nahe, aus der FPÖ Vöcklabruck. (Abg. Kassegger: Das ist kei­ne Überraschung!) – Keine Überraschung. (Abg. Kassegger: Keine Überraschung, richtig!) Ganz klar: Da spielen die einen FPÖler den anderen FPÖlern den Ball zu. Aber, liebe Menschen, Sie sollen wissen, dass Sie da missbraucht werden, dass Sie für eine Machtpolitik missbraucht werden, in der nur vorgegeben wird, für die Menschen zu sein. (Abg. Kassegger: Genau, der Herr Gerstl weiß, was für die Menschen gut ist!)

Den einzigen konkreten Vorschlag, den Sie nämlich in diesem Volksbegehren gemacht haben, war der der direkten Demokratie: dass man mehr auf die Menschen hören sollte. Was macht aber die FPÖ? – Die FPÖ hat überhaupt kein Interesse, den Menschen noch mehr Kraft oder noch mehr Mittel zu geben, sondern ihr einziges Interesse ist, dass sie selber an die Macht kommt, meine Da­men und Herren, und da sollen Sie ganz genau wissen, dass Sie missbraucht werden. Sie hat nämlich alles unterstützt. Sie hat Demonstrationen unterstützt, bei denen sogar der Judenstern dafür hergenommen worden ist. Herr Kickl stand in der ersten Reihe und hat sich dieser Demonstration angeschlos­sen. (Abg. Kickl: Vorsicht mit der rechten Hand, Herr Gerstl! Vorsicht!) Er hat keine Maske dazu verwendet. Er war der Erste, der die Spaltung in diesem Land forciert hat, und das lehnen wir ab. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Schroll: Das ist euer Koalitionspartner in Niederösterreich!)

Um die Worte des Kollegen Schnedlitz herzunehmen – er verwendet immer so gerne das Wort „abenteuerlich“ (Abg. Kickl: Mir wäre es auch peinlich, wenn ich überall danebengelegen wäre so wie Sie!) –: Ja, es war wirklich abenteuerlich, als die Initiatoren des Volksbegehrens auf einmal von der GIS-Gebühr ge­sprochen haben, obwohl alle, die unterschrieben haben, gegen Corona waren. Da sehen Sie also, meine lieben Unterstützer dieses Volksbegehrens, wie Sie missbraucht wurden: Auf einmal waren sie schon bei einem ganz anderen Thema.

Und dann wundert es einen, dass diese Partei, die hier von direkter Demokratie redet, auf einmal einen Herrn Putin unterstützt (Abg. Meinl-Reisinger: Auf


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einmal?), einen Herrn Putin unterstützt, obschon sie in der Coronazeit (Ruf bei der FPÖ: Wird euch das nicht selber schon zu blöd?) noch von totalitärer Macht in Österreich gesprochen hat, und heute ist es die Partei, die Menschen ein­fach einsperrt, 16 000 Kinder deportiert. (Ruf bei der ÖVP: Unglaublich! – Ruf bei der FPÖ: ... die ÖVP! – Abg. Stöger: Und was machts ihr in Niederösterreich? Entschuldigung! ...!)

Meine Damen und Herren, ich zeige Ihnen etwas, das gestern erst bekannt geworden ist (eine Tafel in die Höhe haltend, auf der eine Kinderzeichnung zu sehen ist, die zwei Raketen über einer russischen Flagge zeigt, die auf eine Frau und ein Kind, die Hand in Hand neben einer ukrainischen Flagge stehen, zufliegen), stel­len Sie sich das vor: Ein 13-jähriges Mädchen in Russland hat in der Schule diese Zeichnung gemacht, diese Zeichnung, in der sie den Krieg darstellen sollte – den Krieg, aber aus der Sicht des Mädchens waren das Raketen gegen die Ukraine. (Ruf bei der FPÖ: Zur Sache!) Was passierte mit ihrem Vater? – Er wurde festgenommen und zwei Jahre in ein Straflager gesteckt. Das ist die Politik, die die FPÖ unterstützt! (Abg. Stöger: Und ihr gehts mit ihr in Koalition in Niederösterreich! Gratuliere! – Abg. Amesbauer: So ein Unfug! – Ruf bei der FPÖ: Das ist wirklich unterste Schublade!)

Nein, meine Damen und Herren, solche Personen, die Menschen so men­schenverachtend behandeln (Abg. Amesbauer: ... ist schon vorbei ...! – Zwischenruf des Abg. Lausch) und die die Neutralität dafür hernehmen, um Menschen ins Gefängnis zu bringen, brauchen wir in der österreichischen Politik nicht. Nein, danke! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Sie sind ein schamloser Lüg­ner! – Abg. Lausch: Er ist ein Märchenonkel! – Abg. Kickl: ... Sie sind auch ein solcher! – Abg. Lausch: ... Märchenonkel, er ist ein Märchenerzähler! – Ruf: Busenfreunde! – Rufe und Gegenrufe zwischen FPÖ und ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: ... Niederösterreich ist noch peinlicher!)

10.35

*****


10.35.27


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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für den Ausdruck „schamloser Lügner“ erteile ich einen Ordnungsruf, Herr Abgeordneter Kickl.

*****

Als Nächstem erteile ich Herrn Klubobmann Leichtfried das Wort. – Bitte.


10.35.45

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Lassen Sie mich zuerst die Gelegenheit nutzen – Kollegin Schatz hat mich informiert (anhaltende Gegenrufe zwischen FPÖ und ÖVP – Un­ruhe im Saal – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen), dass der Pen­sionistenverband Freistadt aus dem Mühlviertel bei uns ist –: Herzlich willkom­men im österreichischen Nationalrat! (Allgemeiner Beifall.)

Bevor ich auf das Volksbegehren eingehe, möchte ich jetzt schon ein bisschen Verwunderung über das, was Kollege Gerstl gesagt hat, insbesondere über das, was er über die FPÖ gesagt hat, ausdrücken. Kollege Gerstl, ich darf Sie nur darauf aufmerksam machen: Sie sind in Niederösterreich mit genau dieser Partei eine Koalition eingegangen, also sparen Sie sich besser die Wor­te zur FPÖ, werter Herr Gerstl! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe der Abgeord­neten Baumgartner und Gerstl.) Ich meine, welche der beiden Parteien jetzt der größere Umfaller war, darüber kann man diskutieren, aber das war auf jeden Fall von beiden Seiten keine Glanzleistung. (Ruf bei der ÖVP: Der Dosko will auch mit denen!)

Ich möchte das Thema Rücktritt der Bundesregierung - - (Abg. Kickl: Mit Glanzleistungen stecht nur ihr hervor in letzter Zeit! Jede Woche eine Glanzleistung!) – Werden Sie nicht so nervös, Herr Kickl! Es hilft ja nichts, Sie sind umgefallen. Sie haben garantiert, dass Frau Mikl-Leitner nicht Landes­hauptfrau wird. Wer ist jetzt Landeshauptfrau? – Frau Mikl-Leitner. Gratuliere, Herr Kickl, zu Ihrem Versprechen, kann man nur sagen (Beifall bei der SPÖ – Abg. Kickl: Ja, ja!), gut haben Sie das gemacht. Da kann man auf Ihre


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anderen Versprechen auch schließen. (Abg. Amesbauer: Wird jetzt dein Parteichef eine Giraffe?)

Ich möchte jetzt aber schon zur Sache und zum Volksbegehren etwas sagen, ge­schätzte Damen und Herren. Ich habe Ihr Volksbegehren sehr interes­siert durchgelesen, und ich muss Ihnen sagen, inhaltlich kann ich da selbstver­ständlich nicht mitgehen, aber was die Conclusio betrifft, so würde ich versuchen, einen Schluss zu ziehen. Der Herr Wirtschaftsminister hat nämlich in seiner Rede gesagt: Leistung muss sich lohnen! (Abg. Kickl: Das ist ja auch so ein Totengräber der Sozialdemokratie!) Dann gibt es aber auch noch einen Ge­genschluss, der heißt: Nichtleistung muss Konsequenzen haben! Vielleicht kann man diese Frage einmal so angehen.

Der Herr Wirtschaftsminister hat auch gemeint, diese Regierung hätte so viel für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich getan. – Ja, sie hat den 12-Stunden-Tag eingeführt, die Arbeitnehmer entrechtet, Abschlä­ge für frühere Pensionsantritte eingeführt, die Hacklerregelung abgeschafft. Wissen Sie, was ich Ihnen sage? – Nicht diese Bundesregierung hat etwas für die Arbeitnehmerinnen und für die Arbeitnehmer getan. (Zwischenruf der Abg. Blimlinger.) Wenn jemand etwas getan hat, dann waren das die Gewerkschaften, das waren die Einzigen, die mit uns auf der Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Land gestanden sind. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn es um die Leistung geht, wäre das im Bereich der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schon ein Grund zu sagen: Wir lassen es bleiben.

Dann gibt es das Hauptproblem in Österreich derzeit: diese massive Teuerung. Wir sind Europameister bei der Inflation, wir sind gleichzeitig Europa­meister beim Geldausgeben, und diese Kombination ist eine, die nicht mehr hin­nehmbar ist, geschätzte Damen und Herren von der ÖVP und von den Grünen. Wie kann es sein, dass man das meiste Geld ausgibt und die höchste Inflation hat? (Abg. Loacker: Das ist der Zusammenhang, du Genie!) Das


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heißt, man macht etwas falsch, das ist der Schluss daraus. Das heißt, es funktio­niert so nicht. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger: Das befeuert das ja!)

Es hätte längst ein Gaspreisdeckel eingeführt werden müssen; es hätte die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel gestrichen werden müssen; die CO2-Steuer hätte ausgesetzt werden müssen; und es hätte etwas gegen diese Miet­erhöhungen getan werden müssen. Sie tun aber nichts gegen diese Mieterhö­hungen. Sie sind verantwortlich dafür, dass Menschen, die es sich eh nicht leisten können, innerhalb von drei Jahren eine Mieterhö­hung von 25 Prozent bekommen werden. Das ist Ihr Verdienst! Das ist der Verdienst dieser Bundesregierung und das ist ein Skandal, das sage ich Ihnen! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: Na ja, und in Wien ist das eurer auch! Das ist euer Verdienst in Wien!)

Herr Kickl hat schon wieder eine Anmerkung gemacht, er weist wieder auf eine Stadt hin. (Abg. Kickl: Na ja, wer regiert denn in Wien?!) Ich sage, Herr Kickl: Ich tue das umgekehrt nicht. Sie sind in Oberösterreich mitverantwortlich (Abg. Kickl: Na schauen Sie einmal, wie die Welser das machen!), Sie werden jetzt auch in Niederösterreich mitverantwortlich sein, da schaut es nicht besser aus. (Ruf bei der FPÖ: ... Burgenland verantwortlich?) Und wissen Sie, warum es nicht besser ausschaut? – Weil die einzelnen Bundesländer, die einzelnen Ge­meinden, die einzelnen Städte nicht verantwortlich dafür sind, dass die Mieten nicht gesenkt werden (Abg. Kickl: Ach so?), sondern der Bundesgesetzge­ber verantwortlich ist (Abg. Kickl: Ach so?), und der setzt diese Mieten nicht hinunter. Das ist Verantwortung dieser Bundesregierung, diese Bundesregierung hat das versumpert. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: Dann ist der Babler ein Lügner!)

Geschätzte Damen und Herren, deshalb ist die Intention Ihres Volksbegehrens nicht ganz unbegründet. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: Sie hörten einen weiteren Totengräber der Sozialdemokratie! – Gegenruf des sich zu seinem Sitzplatz begebenden Abg. Leichtfried.)

10.40



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fürst. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


10.40.15

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich verstehe gut, dass meine Vorredner von ÖVP und SPÖ von allem reden, nur nicht vom Inhalt des Volksbegehrens, das sich mit der Corona­politik befasst, bei der ja beide Parteien schwer in der Sünde sind.

Herr Abgeordneter Gerstl redet lieber von Russland und von Kinderzeichnungen. Herr Leichtfried redet von allem, von Niederösterreich, von Teuerung, vom Gaspreisdeckel: Wenn Sie schon so herumrudern, hätten Sie uns gleich sagen können, wen Sie in der Vorsitzfrage unterstützen. (Rufe bei der FPÖ: Stra­che!) Das würde uns schon interessieren. Da gibt es inzwischen so viele Bewerber:innen, wie Sie glauben, dass es Geschlechter gibt. Also vielleicht ent­scheiden Sie sich dann. (Abg. Kickl: Er gibt es erst nach der Entscheidung bekannt!) Dann können Sie auch fundiert zu diesem Volksbegehren Stellung nehmen.

Zu Beginn möchte ich mich bei den Initiatoren des Volksbegehrens bedanken – wie immer, unabhängig vom Anliegen –, weil wirklich großes zivilgesell­schaftliches und ehrenamtliches Engagement dazugehört. (Beifall bei der FPÖ.)

Das Volksbegehren fordert Neuwahlen und den Rücktritt dieser Bundesregie­rung. Es ist begründet mit der offenkundigen Inkompetenz und der Ver­antwortungslosigkeit der Bundesregierung, insbesondere in Bezug auf die Coro­napolitik, weil sie unverhältnismäßig und nicht evidenzbasiert gewesen sei, die Gesellschaft gespalten hätte, Kritiker seien unterdrückt, Kinder geschä­digt und die Wirtschaft geschwächt worden. – All dies trifft zu. Es ist noch dazu auch wirklich sachlich und vornehm ausgedrückt, und die Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit ist so facettenreich, dass ich jetzt nur auf einen Aspekt eingehe, den Bundeskanzler Nehammer in der „Pressestunde“ am ver­gangenen Sonntag selbst angesprochen hat. Er meinte ja, er starte jetzt


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den großen Versöhnungsprozess und man habe sich in der Coronazeit immer nach dem Stand der Wissenschaft gerichtet.

Es ist ja auch die Einsetzung der Gecko, der Gesamtstaatlichen Covid-Krisenko­ordination, sein Prestigeprojekt gewesen. Die war bei ihm im Bundeskanz­leramt angesiedelt. Er meinte in der „Pressestunde“, er führte Gecko zur fokus­sierten wissenschaftlichen Beratung ein. Das war Ende 2021, wohlgemerkt nach zwei Jahren Erfahrung mit der Coronapandemie.

Ich darf Ihnen die Mitglieder nochmals in Erinnerung rufen: Katharina Reich, die Leiterin, Generaldirektorin für die Öffentliche Gesundheit, Chief Medical Officer, wie sie sich dann immer vorstellen ließ, eine ausgesuchte Maskenliebha­berin, auch wirklich eine Expertin in fundierten Aussagen. Sie meinte: Maske bitte immer und überall, wenn es schon nichts bringt, dann zumindest für die soziale Gewöhnung, aus psychologischen Gründen. (Abg. Meinl-Reisin­ger: Nein, das war ja noch schlimmer ...!)

Sie meinte zur Impfung, die vierte Immunisierung scheine keine erheblichen Ne­benwirkungen zu haben, die Impfung werde auch von den Kindern, gerade von den kleinen, sehr gut vertragen (Abg. Amesbauer: Eine Schwurblerin!), gerade bei den Jüngeren gebe es auch keine Fälle von Entzündungen im Herzbe­reich, und wenn wir in einen jährlichen Impfprozess gleiten, dann können wir von den Maßnahmen ablassen.

Mir gehen auch ihre wirklich sehr praktikablen Vorschläge sehr ab, die sie für die Familien parat hatte. Sie meinte im Sommer 2022, für den sie uns auch 70 000 Neuinfektionen – pro Tag wohlgemerkt – vorausgesagt hatte, man solle jetzt den Sommer nützen, sich in der Familie zusammensetzen, überle­gen, wann die Geburtstage sind, und wenn die Omi im November Geburtstag hat, dann soll man das schon im August oder September vorfeiern, denn wir müssen uns ja alle mental und organisatorisch auf ein sozial reduziertes Setting vorbereiten. Dass die Omi dann vielleicht verwirrt ist, weil man ihren Geburtstag drei Monate vorher feiert: nebensächlich, Schwamm drüber.


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Aber wie gesagt, mir geht sie fast ab. (Abg. Meinl-Reisinger: Na, Sie wären ja ganz toll gewesen!)

Niki Popper, ein Simulationsexperte mit gewissen Ungenauigkeiten bei der Dissertation, offensichtlich waren aber seine Rechenmodelle eins a: Er war eingesetzt, um darzustellen und zu beweisen, wie sich die Maßnahmen auf das Infektionsgeschehen auswirken. Das wissen wir bis jetzt zugegebe­nermaßen nicht. Er war immer für Lockdowns, für scharfe Maßnahmen. Nach monatelangen Schließungen hat er gesagt, er verstehe nicht, warum sich die Wirtschaft so undifferenziert für die Öffnung ausspricht. Jetzt – im Februar 2023 – sagt er, ihm scheine, die Länder, die mehr auf Freiwil­ligkeit setzen, waren erfolgreicher. – Selbstkritik ist aber keine Kategorie in der Politik. Sein neues Buch heißt: „Ich simuliere nur!“ (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.) – Das sind lauter Zitate (erheitert), man würde es nicht glauben.

Generalstabschef Striedinger – Stichwort Tarnanzug, wir werden ihn nicht ver­gessen – sagt im Februar 2022: Die Vollimmunisierung muss im Herbst zu 90 Prozent durch sein. Impfen ist die Hauptwaffe im Kampf gegen das Virus. Und: „Das Virus fragt uns auch nicht, ob es kommen darf oder nicht“. – Ja, wir hätten es nicht gewusst, wenn er uns nicht gesagt hätte. Er ist jetzt der höchste Soldat Österreichs (erheitert), was auch immer das für uns bedeutet.

Zum Abschluss noch: der Komplexitätsforscher Peter Klimek, der immer mehr in den Vordergrund kommt – Komplexitätsforscher heißt offensichtlich, sein Wissen ist sehr komplex, umfasst alle Bereiche, er nimmt jetzt auch schon Stel­lung zum Klima –, Wissenschaftler des Jahres 2021, also bitte! Nur eine der wirklich fundierten Aussagen von ihm im Jahr 2020: „[...] die bei Weitem wirksamste Maßnahme ist unserer Studie zufolge die Schließung von Bildungseinrichtungen“ – 2020. Jetzt – im Februar 2023 –: „Es ist nicht die Rolle der Wissenschaft“, zu sagen, ob die Schulen geschlossen werden sollen oder nicht, das müssen schon die Politiker machen, die dafür gewählt wor­den sind. (Beifall bei der FPÖ.)


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Das war die Wissenschaft. Ich frage mich: Wo sitzen die Schwurbler? Also in der Gecko waren sie offensichtlich wirklich angesiedelt. Hinsichtlich dieser ha­ben Sie immer gesagt: Folgen Sie der Wissenschaft! Damit waren diese Personen gemeint – und ich habe hier nur einige Zitate gebracht. Sie haben uns gesagt, wir sollen diesen widersprüchlichen, wirren, selbstgefälligen und Gefällig­keitsstudien folgen, und alle, die diese ganz offensichtlich nicht fundierten Aus­sagen angezweifelt haben, waren die Wissenschaftsfeinde.

Ja, die Prognosen, Simulationen, Studien waren alle falsch, aber natürlich sehr hilfreich bei diversen Experimenten, zum Beispiel bei der Begründung für den Entzug der Grundrechte. Es ist aber nicht nur die ÖVP, es war wie gesagt die SPÖ dabei, und auch die Grünen haben sich ausgezeichnet. Vizekanzler Kog­ler ist immer so alle drei Wochen aufgetaucht, das hat er beibehalten, dann schimpft er unqualifiziert, dann ist er wieder weg – vielleicht sagt er uns einmal, was er da macht. Er meinte dann einmal, man müsse schon aner­kennen, was Fakt ist, was wirklich wissenschaftlich bewiesen ist. Von den Un­geimpften gehe wesentlich mehr Gefahr für alle anderen aus als von den Geimpften. – Es ist jetzt offiziell bewiesen, dass es nicht so ist, aber gut. Er ist übrigens Sportminister, verantwortlich dafür, dass den Kindern über Mo­nate verboten wurde, draußen Sport zu betreiben.

Bundeskanzler Nehammer sagte – zum Abschluss – in der „Pressestunde“, die Leute sollen wissen, wofür Karl Nehammer steht. – Ich würde sagen, das Volksbegehren hat es beantwortet: für offenkundige Inkompetenz, Verantwor­tungslosigkeit, nicht evidenzbasiertes Verhalten, Politisierung der Wissen­schaft mit einem nachhaltigen Schaden. Die Seriösen hätte es nämlich schon ge­geben, die haben ihre Linien seit 2020 auch beibehalten und sind wesent­lich richtiger gelegen.

Für die Schäden, die an der Wirtschaft angerichtet wurden, müssen wir alle büßen, aber für die Schäden, die an den Kindern angerichtet wurden, gibt es kein Verzeihen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

10.48



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Pram­mer. – Bitte.


10.48.08

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Sehr geehrter Herr Prä­sident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte Sie jetzt wieder ein bisschen zum eigentlichen Thema zurück­holen. Es geht nämlich darum, was ein Volksbegehren verlangt hat und wie wir hier im Nationalrat dieses Volksbegehren behandelt haben. Ich denke, das ist das Eigentliche, womit wir uns hier befassen. Das Volksbegehren wurde zu einem Zeitpunkt initiiert, als die Welt auch noch völlig anders aussah, und dass viele Menschen die Inhalte dieses Volksbegehrens geteilt haben, ist schon auch dem geschuldet, wie die Situation zum damaligen Zeitpunkt gewesen ist.

Ich denke, es ist auch legitim, ein Anliegen in einem Volksbegehren zum Ausdruck zu bringen beziehungsweise den Initiator:innen eines Volksbegehrens zu zeigen, dass man dieses Anliegen, das sie formuliert haben, unterstützt. Deshalb ist dieses Volksbegehren auch hier im Hohen Haus schon einmal behan­delt worden, wir haben es dann im Ausschuss wieder behandelt, und jetzt debattieren wir über die Inhalte des Volksbegehrens, obwohl sie sich in der Zwi­schenzeit ja schon massiv überholt haben. Ich denke auch, es ist sehr gut, dass sie sich überholt haben, denn was damals gefordert wurde, hätte uns, wäre es umgesetzt worden, in einen Zustand versetzt, in dem wir die damals notwendigen Entscheidungen nicht hätten treffen können, und wir wären weit nicht so dagestanden, wie wir jetzt dastehen, hätte man damals diesem Begehren Folge geleistet. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Dennoch möchte ich auf das, was es ist, zurückkommen und schon sagen: Es ist natürlich ein sehr legitimes Mittel der direkten Demokratie, zu zeigen, wofür man steht, was einem wichtig ist und welche Anliegen man unterstützt. Trotzdem muss man aber auch sagen: Es ist die Demokratie anzuerkennen, wenn man mit einer Meinung in der Minderheit geblieben ist. Es geht darum, zu


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sagen, was man von einer Initiative hält, ob man eine Initiative unterstützt, ob man sich mit den Inhalten identifizieren kann, aber wie gesagt ist es eine Initiative, ist es der Ausdruck einer Ansicht, ist es der Ausdruck einer Meinung. (Abg. Belakowitsch: ... viele Meinungen!)

Diese wurde von 170 000 von fast neun Millionen Menschen unterstützt, und wir nehmen das zur Kenntnis. Wir haben das hier behandelt, und ich hoffe, dass auch die Initiatorinnen und Initiatoren zur Kenntnis nehmen, dass sie damit eben nicht mehrheitsfähig waren. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.51


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Shetty. – Bitte.


10.51.16

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Zuseherinnen! Sehr geehrte Zuseher! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ja, der Text dieses Volksbegehrens ist eine Totalabrechnung mit der Bundes­regierung – eine Abrechnung, die über 170 000 Menschen unterschrieben haben. Ich glaube, es ist kein Geheimnis – wir haben das hier auch immer wieder in unserer Kritik gesagt –, dass wir das durchaus differenzierter sehen, als es in diesem Volksbegehren vorgebracht wird, denn es ist nie alles schlecht oder alles nur gut und es ist nie oder sehr selten nur schwarz oder nur weiß.

Hätten wir als Opposition – ich kann jetzt nur für uns NEOS sprechen – auch Fehler gemacht, hätten wir teilweise auch die gleichen Fehler gemacht? – Ja natürlich, das liegt in der Natur der Sache und das ist in jeder Krise so. Poli­tiker, die sagen, sie machen keine Fehler, sind, glaube ich, nicht ehrlich. Wo ich mir aber ganz sicher bin, wo ich mir todsicher bin, ist, dass wir NEOS die Kinder und Jugendlichen in dieser Pandemie nicht im Stich gelassen hät­ten. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Belakowitsch: Geh bitte! – Abg. Wurm: Ehrlich?)


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Wir hätten die Schulen nicht zugesperrt, wir hätten die Kinder nicht weggesperrt und wir hätten den Kindern und Jugendlichen damit auch nicht einen Teil ihrer Jugend genommen. Wenn sich Bundesminister Rauch jetzt in Interviews hinstellt und sich dafür entschuldigt oder sagt, dass es ein Fehler war, die Schulen zuzusperren (Abg. Hamann: Die waren nicht zugesperrt!), dann ist es na­türlich positiv, aber es wirkt in dieser Selbstgefälligkeit, in der er das macht, schon auch etwas zynisch. Was haben wir uns, insbesondere auch von den Grünen, anhören müssen? – Wir wären Coronaverharmloser, wir wä­ren wie die Freiheitlichen, wir wären wissenschaftsfeindlich, weil wir zu einer Zeit, als es eben nicht populär war, gefordert haben, dass die Schulen offen bleiben müssen. (Zwischenruf der Abg. Salzmann.)

Apropos wissenschaftsfeindlich: Da sind die Zahlen nicht auf Ihrer Seite. Wenn Sie sich nämlich die psychische Gesundheit anschauen (eine Tafel, auf der unter der Überschrift „Suizidversuche am AKH Wien“ ein Diagramm mit drei Säulen zu den Jahreszahlen 2019, 2020 und 2021 – welche jeweils die Zahlen 66, 94 beziehungsweise 179 beinhalten – abgebildet ist, auf das Redner:innenpult stellend) – das hier sind die Zahlen, die noch nicht veröffentlicht wurden, aber Prof. Plener hat sie auch im Ausschuss vorgetragen; die Zahlen nur des AKH, dort in der Kinder- und Jugendpsychiatrie –, dann sehen Sie, dass sich die Zahl der Suizidversuche verdreifacht hat (Ruf bei der FPÖ: Wegen euren Maßnahmen!) – ja, unter anderem auch wegen der Maßnahmen, nämlich insbe­sondere auch wegen der Schulschließungen. (Zwischenruf der Abg. Belako­witsch.Da sind sich nämlich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ei­nig, dass diese ein Hauptgrund dafür waren (Abg. Kickl: Und in Wien war’s am allerärgsten!), warum sich die psychische Gesundheit verschlechtert hat. Wir reden da noch nicht über depressive Symptomatiken und auch nicht über Essstörungen oder über andere Krankheitsbilder, die für sich allein betrachtet schlimm genug sind, sondern da geht es um junge Menschen, die versucht haben, sich das Leben zu nehmen, und deswegen eingeliefert wurden. Diese Zahlen haben sich verdreifacht! (Abg. Belakowitsch: Da war die Reaktion der NEOS ...!)


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Deswegen, glaube ich, müssen wir jetzt klar sagen: Das, was wir in der Pandemie gemacht haben, war nicht richtig! – Wir müssen jetzt die Schlüsse daraus ziehen, und ein Hebel, vermutlich der größte Hebel, wäre, endlich Psychothera­pie als Leistung der Krankenkasse einzuführen – das wären Sie insbesondere den jungen Menschen schuldig. (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Hei­nisch-Hosek und Krainer.)

Wir teilen also nicht die absolute Kritik dieses Volksbegehrens, trotzdem bedanke ich mich bei allen, die sich daran beteiligt haben. Ich verstehe ihre Wut, ich verstehe die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung – zumindest das haben wir gemeinsam. (Beifall bei den NEOS.)

10.54


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Yildirim. – Bitte sehr.


10.54.40

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren oben auf der Galerie und an den Bildschirmen! Die gut 172 000 Unterstützerinnen und Unterstützer dieses Volksbegehrens ha­ben mit ihrer Unterschrift ihrem Misstrauen und ihrer Unzufriedenheit gegenüber der schwarz-grünen Bundesregierung Ausdruck verliehen. Selbst­verständlich können und müssen Volksbegehren politisch sein und poli­tische Inhalte vertreten. Diese können aus dem schwarzen Eck kommen, diese können aus dem blauen, aus dem roten, aus dem grünen Eck kommen oder völlig überparteilich sein, aber sie sind immer politisch.

Ich teile nicht – das betone ich –, ich teile nicht alle Kritikpunkte, die in der Be­gründung dieses Volksbegehrens angeführt werden, aber ich teile das Misstrauen und die Unzufriedenheit der Initiator:innen und der Unterstützer:in­nen. Keine Frage, wir können rückblickend beurteilen: Es gab ein schlech­tes Krisenmanagement während der gesamten Pandemie. Die Bundesregierung


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hat es nicht geschafft, auch nach über einem Jahr dieser enormen Teue­rung, mit der viele Menschen und auch viele Unternehmer:innen zu kämpfen ha­ben – die größte Teuerung seit Beginn der Zweiten Republik –, effektive Maßnahmen zu setzen, wodurch dieses Misstrauen und diese Unzufriedenheit der Bevölkerung verlängert werden. Statt des Wohnkostenzuschusses, den die schwarz-grüne Regierung an diesem Sitzungstag beschließen wird, hät­ten wir zum Beispiel einen Mietpreisdeckel einführen können. (Beifall bei der SPÖ.) Mit einem Mietpreisdeckel würden wir einen Schlussstrich ziehen, aber beim Wohnkostenzuschuss habe ich den Eindruck, dass sich die Großspen­den an die ÖVP nachhaltig lohnen. Wir befeuern damit die Teuerung, wir geben der Immobilienlobby viel mehr Geld, und die hat so schon profitiert. Es braucht ganz dringend einen Mietpreisdeckel, es braucht die Streichung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel sowie einen Strom- und Gas­preisdeckel – das sind schon wichtige Dinge.

Abschließend möchte ich auch noch zur Rechtsstaatlichkeit – das wird in diesem Volksbegehren erwähnt – ein paar Worte verlieren: Die Rechtsstaatlichkeit ist in der Coronakrise ausgehöhlt worden. Ich erinnere an die Cofag-Förderun­gen, eine Gesellschaft, die privater Natur ist: 14 Milliarden Euro sind nach Richtlinien, die einige wenige bestimmt haben, vergeben worden. Da gibt es keinen Bescheid, um zu begründen, warum ein Unternehmen eine Beihilfe bekommt oder nicht bekommt. Die können diese Entscheidung nicht be­kämpfen. Wenn sie unzufrieden sind, werden sie an die Gerichte verwiesen, und wir wissen, wie riskant ein Zivilprozess ist, wenn es um solche Geldbeträge geht.

Die Rechtsstaatlichkeit ist da also wirklich ausgehöhlt worden, und das sind Gründe dafür, dass wir in den internationalen Indizes so abgeschlagen sind. Wir liegen im Korruptionsindex auf Platz 22, bei der Pressefreiheit auf Platz 31, im Demokratieindex auf Platz 20 und bei der Rechtsstaatlichkeit auf Platz 11. Das sind die Gründe, weshalb die Menschen beunruhigt sind,


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und wir müssen dem endlich Abhilfe schaffen. Ich verstehe diese Unzufriedenheit. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Obernosterer.)

10.58


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ste­fan. – Bitte.


10.58.20

Abgeordneter Mag. Harald Stefan (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, es ist sehr erfreulich, dass es so engagierte junge Leute gibt, die ein Volksbegehren einbringen. Normalerweise wird das hier auch durchaus positiv gesehen, aber im Ausschuss und auch heute haben einige die Nase gerümpft, weil es ihnen nicht passt – gut so. Ich verstehe nicht – oder ich verstehe vielleicht schon –, warum Kollege Gerstl hier so ab­lenken muss: In Wirklichkeit könnte er stolz darauf sein, dass seine Parteikol­legen in Niederösterreich so gescheit geworden sind und ein Arbeits­übereinkommen gemacht haben, aber vielleicht hat er das noch nicht ganz durchschaut. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Leichtfried: Schön san’s‘ umgefallen!)

Dass er nicht zum Thema sprechen will – soll so sein. Es ist ja wirklich erstaunlich, was wir jetzt so sehen: Das Thema Fakenews wird immer wieder groß hervorgehoben – ja, Vollimmunisierung war eine der größten Fake­news überhaupt. Mittlerweile ist zum Beispiel von ORF ON die Inzidenz der Geimpften und Ungeimpften wieder entfernt worden, weil man festge­stellt hat, dass die Inzidenz der Geimpften höher als die der Ungeimpften ist. Das waren offenbar all die Vollimmunisierten – bravo!

Wie hoch war das Durchschnittsalter der Verstorbenen? – 82,5 Jahre. Wie hoch ist das Durchschnittsalter oder die Lebenserwartung in Österreich? – Ich glaube, ziemlich ähnlich. Offenbar sind wirklich Hunderttausende durch die Imp­fung gerettet worden. 5,4 Prozent der Verstorbenen an und mit Corona waren unter 60 Jahre, aber die hat man alle eingesperrt.


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Jetzt lockert sogar die WHO ihre Empfehlungen für die Impfung und sagt: Impfung vielleicht nur für Leute, die ein besonders hohes Risiko haben, und für Ältere. Für Jüngere sollte es keine Auffrischungen geben. Es ist also wirk­lich ganz erstaunlich, was sich da tut. In den USA gibt es Untersuchungen betref­fend das Risiko der Impfstoffe. Dieses ist diesfalls 58 Mal höher als bei der Grippeimpfung, und die Zahl der Hospitalisierungen ist 31 Mal höher. All das ist schon sehr erstaunlich. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Bei den unter 20-Jährigen wurden zumindest in Deutschland die Todesfälle erhoben: Eine Person von 652 448 Menschen ist an und mit Corona, eine Person von 3 646 ist an anderen Todesursachen verstorben. Das ist das Verhältnis.

Vor allem sollten Sie sich gut daran erinnern, was in den letzten Jahren alles ge­macht wurde: Die jungen Menschen durften nicht in die Schule gehen. Sie durften einander nicht treffen. Sie durften keinen Sport betreiben. Die Kin­derspielplätze wurden zugesperrt. Erinnern Sie sich noch, was Sie hier ge­macht haben? Erinnern Sie sich, was drei oder vier Parteien in diesem Haus ge­macht haben?! (Abg. Meinl-Reisinger: Drei!) – Ja, teilweise. Erinnern Sie sich daran, was Sie hier gemacht haben – bis hin zum Lockdown für Ungeimpfte? Ob man ein Buch einkaufen oder Socken kaufen gehen darf oder seinen Kindern beim Fußballspielen oder beim Balletttanzen zuschauen darf, ist davon abgehangen, ob man einen bestimmten Impfstatus hat. Davon waren die Grundrechte abhängig. All das haben Sie mitgetragen, bis hin zum Impfzwang, den Sie dann, weil es Ihnen, glaube ich, selbst peinlich war, wieder zurückgezogen haben. (Beifall bei der FPÖ.)

All das ist in den letzten Jahren abgelaufen, wobei man sagen kann: Am Anfang waren wir auch dabei, das stimmt. Am 15. März 2020 waren wir auch da­bei, weil wir kurz auch dem aufgesessen sind, was uns alles präsentiert wurde. Wir hatten in diesem Moment die Fakenews aus Bergamo noch nicht ganz durchschaut. (Abg. Maurer: Geh bitte!) Wir sind allerdings sehr schnell draufgekommen, was Sache ist. Sie alle haben dafür aber offenbar jah­relang gebraucht. Vielleicht haben Sie es aber auch genossen, hier einmal die


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Macht auszuspielen. (Abg. Lukas Hammer: Die Genossen sitzen dort drüben!) Sie haben es vielleicht genossen, einmal zu testen, was man alles tun kann, wenn man Notmaßnahmen setzt, wenn man Verordnungsermächtigungen setzt, wenn man die Demokratie teilweise außer Kraft setzt oder wenn man vielleicht einmal, Herr Präsident, weniger Parlamentssitzungen macht beziehungs­weise mit weniger Mitgliedern und mit größerem Abstand voneinander hier sitzt und so weiter.

All das waren Versuche, schön und gut, und das ist auch ganz in Ordnung. Wenn man aber jetzt draufkommt, dass in diesem Zusammenhang viele Fehler pas­siert sind, dann wäre es auch angebracht, sich wirklich bei der Bevölke­rung zu entschuldigen. Das wäre sehr gut. Ich bin in diesem Zusammenhang sehr dankbar, dass man in Niederösterreich so gescheit geworden ist und sagt, dass man auch wieder etwas zurückgeben und die Menschen entschä­digen muss, und zwar überhaupt die, die unter völlig falschen rechtlichen Grund­lagen vielleicht auch noch Bescheide und Strafen bekommen haben. Das muss man wiedergutmachen, das ist ganz wichtig. (Beifall bei der FPÖ.)

Vor allem ist es ganz wichtig, dass man diese Mechanismen auch für die Zukunft analysiert. Das könnte nämlich jetzt eine Blaupause für die Klimadebatte sein. Es schaut ja schon so aus! Da wird man ähnliche Ideen haben. Man setzt das Thema sozusagen absolut und sagt, dass sich dem alles unterordnen muss. Alle anderen – wir nicht – haben hier ja schon den Klimanot­stand beschlossen. Auch dem kann man wieder alles unterordnen. Da kann man auch Ausgangssperren und Reiseverbote verhängen. Da kann man wieder vie-les tun, vielleicht auch Schulen schließen oder Wahlen zu einem späte­ren Zeitpunkt abhalten. Dann ist ja alles möglich.

All das zu bedenken ist sehr wichtig, und die Initiatoren dieses Volksbegehrens haben all das auf den Punkt gebracht. Sie haben die „Rechtsstaatlichkeit in Gefahr“ angesprochen. Ich habe schon von diesen Verordnungsermächtigungen gesprochen. Die Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen ist ja völlig evident: Ich habe Ihnen jetzt gerade wieder gesagt, wie viele Leute letztendlich wirklich


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gestorben sind und welche Maßnahmen wir gesetzt haben, wie wir die Grundrechte und die Bewegung der Menschen und auch deren Gesundheit eingeschränkt haben.

Die Spaltung der Gesellschaft ist evident. Es hat zerstörte Existenzen gegeben. Und auf der anderen Seite steht das unglaubliche Geldausgeben, das Ver­teilen von unglaublich viel Geld, um die Bevölkerung letztendlich ruhigzustellen. Das ist ein Wahnsinn, und das ist auch ein Verbrechen an der Zukunft. Immer wieder wird darüber geredet, und zwar gerade auch von der ÖVP und von den NEOS, wie gefährlich es ist, wenn man Schulden macht, und was man den zukünftigen Generationen damit aufbürdet. Da war all das aber egal.

Ich bin den Initiatoren sehr dankbar, dass sie sich in diesem Zusammenhang eingesetzt und das zum Thema gemacht haben. Okay, es gibt jetzt ein Naserümpfen darüber, dass sie nicht ganz konform sind, schön und gut. Sie müssen sich aber daran gewöhnen, dass hier auch von andere Seite Initia­tiven kommen, dass die Bevölkerung beginnt, aufzuwachen, und dass es auch in Zukunft sicherlich immer wieder Querschüsse aus der Bevölkerung geben wird – Gott sei Dank! Wir haben ja das große Anliegen, dass die direkte Demo­kratie weiter ausgebaut wird, und das würde Ihnen, wie man hier sieht, nicht gerade schmecken. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich kann eigentlich nur appellieren, dass man diesem Volksbegehren nachgibt. Ich glaube, es hat noch keine Regierung gegeben, die so wenig Rückhalt in der Bevölkerung gehabt hat. Wenn Sie also die Demokratie und die Bevölke­rung ernst nehmen wollen und auch das ernst nehmen, was ein Volksbe­gehren letztendlich bringen soll, nämlich eine Debatte in der Bevölkerung, dann gehen Sie den Schritt: Machen wir Neuwahlen! (Beifall bei der FPÖ.)

11.05


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Stocker. – Bitte.



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11.05.48

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Mei­ne geschätzten Kolleginnen und Kollegen hier im Haus! Sehr verehrte Zu­seherinnen und Zuseher, die diese Sitzung verfolgen! Ich darf vorweg den Seniorenbund Weitersfeld hier im Saal sehr herzlich begrüßen. Willkommen im Hohen Haus! (Allgemeiner Beifall.)

Damit komme ich zum Tagesordnungspunkt, nämlich zu dem Volksbegehren. Ich bin wirklich ein wenig verwundert, wenn ich mir die Redebeiträge meiner Vorredner vor Augen führe, denn ich habe den Eindruck, dass nicht alles gelesen wurde, was von den Initiatoren in dieses Volksbegehren – und das zu beto­nen ist mir wichtig – aufgenommen wurde, denn in Wirklichkeit geht es nicht nur um den Wunsch nach mehr direkter Demokratie, sondern auch um eine Ablehnung der repräsentativen Demokratie. Dazu gehören wir alle hier im Haus, und es wundert mich wirklich, dass man das so vorbehaltlos unterstützen kann. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich sage Ihnen noch etwas: Wenn in einem Volksbegehren steht, dass die Parteiendemokratie – und das ist auch etwas, das wir alle hier repräsentieren – dazu verkommt, dass systemgeleitet von Medien, Konzernen und Banken eine globalisierte Diktatur eingeführt wird, dann hätte ich mir von jedem Abge­ordneten in diesem Haus ein klares Wort dazu, und zwar ein klares ableh­nendes Wort dazu gewünscht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grü­nen. – Abg. Kickl: Wieso? Warum? – Abg. Amesbauer: Wir sehen das ganz genau so!)

Wenn wir uns den restlichen Text der Initiatoren vor Augen führen, dann sehen wir, dass die Coronapandemie mehrfach angesprochen wurde. Natürlich war das ein Ereignis, das, glaube ich, in dieser Republik jeden und jede betroffen hat, und zwar in ganz unterschiedlicher Form. (Zwischenruf der Abg. Pfurtscheller.Diese Bundesregierung kommt der Aufgabe nach, diese Zeit aufzu­arbeiten. Das ist wichtig und das werden wir tun.


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Niemand bis auf die FPÖ hat jemals den Anspruch erhoben, fehlerfrei zu sein. Fehler werden aber nicht absichtlich begangen, und die Maßnahmen, die getroffen wurden, wurden aufgrund der Verantwortung für dieses Land getrof­fen, und zwar im Hinblick auf die Verantwortung für das Gesundheitssys­tem, für die Wirtschaft, für die Arbeitsplätze, für die Menschen in unserem Land. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Kickl: Und trotz­dem ist alles danebengegangen! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wenn sich die Sozialdemokratie über Koalitionsformen in den Ländern so intensive Gedanken macht, dann fordere ich Sie auf: Erforschen Sie ein wenig Ihre Geschichte! Schauen Sie ins Burgenland! Dort gibt es jemanden, der sich, mit 73 anderen, für das höchste Amt in Ihrer Partei bewirbt. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Diese Personen müssen jetzt einen Lebenslauf, eine Strafregisterauskunft und sonst noch einige Unterlagen beibringen. Das wirft auch ein bezeichnendes Licht darauf, wie Sie Ihre Vorsitzenden auswählen. Fragen Sie ihn doch, wie es in der Koalition mit der FPÖ war, und vielleicht auch seinen Vorgänger, der kann Ihnen das dann ein bisschen erklären. (Beifall bei der ÖVP.)

Auch im Hinblick auf die Inflation werden zahlreiche Maßnahmen ins Treffen geführt. Wir wissen, dass das das drückendste Problem für die Menschen in unserem Land ist. Diese Bundesregierung hat die Kaufkraft für diese Men­schen erhalten. Wenn Sie hier die Mietpreisbremse für alle – auch für die sogenannten Wohlhabenden, Herr Kollege Leichtfried – und ebenso Mehr­wertsteuersenkungen auch für die sogenannten Wohlhabenden vorschla­gen, dann nehmen Sie die Gießkanne, die Sie immer verteufeln, mit beiden Hän­den in die Hand und verteilen nichts anderes als wieder Geld an alle. Das ist nicht treffsicher.

Der Wohnkostenzuschuss kann übrigens so schlecht nicht sein, denn was macht Ihr Bürgermeister in Wien? – Ganz das Gleiche. Er gewährt auch einen


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Wohnkostenzuschuss. In Anbetracht dessen frage ich mich, wie etwas in Wien gut sein kann, was in der Republik schlecht sein soll! (Beifall bei der ÖVP.)

Weil hier auch von Kollegen Shetty – oder?; ich weiß gar nicht mehr, wer es war – die Frage aufgeworfen wurde: Wofür stehen Karl Nehammer und diese Bundesregierung? (Ruf bei der SPÖ: Für die Reichen!) – Ich kann Ihnen eines sagen: Wer Maßnahmen setzt, übernimmt Verantwortung. Wer keine setzt, übernimmt aber auch Verantwortung (Abg. Kickl: Na, Moment einmal!), und auch wer gegen alles ist, Herr Kollege Kickl (Abg. Kickl: Verantwortung übernehmen heißt, zurückzutreten!), übernimmt Verantwortung. (Beifall bei der ÖVP.)

Und diese Bundesregierung hat sich dazu entschlossen, Maßnahmen zu setzen und Verantwortung für das Land und für die Menschen zu übernehmen. (Abg. Kickl: Verantwortung überhaupt nicht ...!) Das war in der Krise so, durch die wir dieses Land und die Menschen gut geführt haben, und dieser Bundes­kanzler wird auch Verantwortung für die Zukunft übernehmen (Zwischenrufe der Abgeordneten Amesbauer und Scherak), ob es Ihnen passt oder nicht. (Beifall bei der ÖVP.)

11.10


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Agnes Sirkka Prammer zu Wort. – Bitte, Frau Abgeordnete. (Zwischenruf bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Amesbauer.)


11.11.04

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsiden­tin! Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, in meiner Rede auf die Mittel der direkten Demokratie und nicht auf den Inhalt des Volksbegehrens einzuge­hen. Was aber Herr Kollege Stefan vorhin gesagt hat, war schon etwas, das man so nicht stehen lassen kann. Er hat in einem Nebensatz so ganz beiläufig gesagt, man habe am Anfang auch „die Fakenews aus Bergamo“ geglaubt.


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Die „Fakenews aus Bergamo“: Das kann man wirklich nicht so stehen lassen, denn was Sie da sagen, ist ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen der 4 500 Menschen (Zwischenruf bei der ÖVP), die dort gestorben sind. (Anhaltender Beifall bei Grünen und ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS. – Anhaltende Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von FPÖ und ÖVP. – Abg. Leichtfried – in Richtung Abg. Kickl –: Da geht er jetzt, der Kickl! – Abg. Amesbauer: Das waren Fälschungen! Das war gefälscht!)

Was Sie da machen, ist auf einer Ebene mit Alex Jones, der gesagt hat, das Sandy-Hook-Massaker habe niemals stattgefunden. Das können wir hier in diesem Hohen Haus so nicht stehen lassen! (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ. – Abg. Amesbauer: Das war alles ein Fake!)

11.12


11.12.06

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist diese Debatte geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wenn ich wieder Ihre Aufmerksamkeit habe, kommen wir zur Abstimmung.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Verfassungsausschus­ses, seinen Bericht 1949 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Der Bericht ist einstimmig zur Kenntnis genommen.

11.12.452. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über das Volksbegehren (1798 d.B.) „Wiedergutmachung der COVID-19-Maßnahmen“ (1933 d.B.)

3. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über das Volksbegehren (1799 d.B.) „COVID-Maßnahmen abschaffen“ (1934 d.B.)



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Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zu den Tagesordnungspunk­ten 2 und 3, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Erste Rednerin: Frau Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte.


11.13.27

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehörlose Menschen! „Und täglich grüßt das Murmeltier“: Wieder behandeln wir zwei Volksbegehren, die zum ei­nen die Wiedergutmachung der Covid-19-Maßnahmen beinhalten, zum anderen die Abschaffung derselben thematisieren, und wieder werde ich die Wichtig­keit der Volksbegehren zum Thema machen und betonen, dass wir uns als Natio­nalrat immer wieder gerne die Zeit nehmen, um Proponenten der Volksbe­gehren zu hören und mit ihnen zu diskutieren.

Inhaltlich möchte ich dazu aber Folgendes festhalten: Ich wünsche mir, dass wir alle aus dieser Pandemie lernen, vor allem wünsche ich mir das für unsere Kinder und Jugendlichen, die am meisten unter diesen Maßnahmen gelitten haben.

Im Nachhinein zu schimpfen und zu sagen, dass alles falsch war, ist zu leicht. Wir wussten alle zu Beginn nicht, was uns Covid-19 bringen wird. Was sich im Laufe der Zeit aber gezeigt hat, war, dass Kinder und Jugendliche massiv unter den Lockdowns und dem Homeschooling gelitten haben. Dazu werden wir heute – später – noch intensiver diskutieren.

Was wir aus dieser Zeit aber lernen und mitnehmen müssen, ist, dass Covid uns begleiten wird, so wie die Grippe es tut. Wir dürfen die vielen anderen Bau­stellen im Gesundheitssystem nicht vergessen oder nicht wegen Covid nicht an­greifen. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Schallmeiner.)


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Ich spreche von Prävention, vom Pflegechaos, vom Mangel an Kassenärzten im niedergelassenen Bereich – die Liste ist lang. Die Ausrede ist entweder Covid oder sind zu hohe Kosten, aber niemand von Ihnen rechnet sich aus, was es kostet, wenn wir Prävention nicht forcieren, wenn wir Therapien nicht übernehmen, wenn wir Kassenplätze nicht attraktivieren und wenn wir die Pfle­ge nicht umfassend reformieren. (Beifall bei den NEOS.)

Wenn wir nicht in unser Gesundheitssystem investieren, fallen teure langjährige Rehabilitationskosten an, müssen Menschen ihre Arztrechnungen privat bezahlen und gibt es noch mehr Frühpensionen und noch weniger gesunde Le­bensjahre und vieles mehr.

Man käme darauf, dass es direkt kostengünstig wäre, in unsere Gesundheit zu investieren, weil wir am Ende mit höherer Lebensqualität, mehr gesunden Lebensjahren und somit einem gesünderen Arbeitsmarkt dastünden, und eine Gesundheitskasse hätte ihren Namen zu Recht und müsste nicht wieder zu einer Krankenkasse mutieren. Aber das will in dieser Regierung niemand. – (Den Dank auch in Gebärdensprache ausführend:) Danke. (Beifall bei den NEOS.)

11.16


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ralph Schall­meiner. – Bitte.


11.16.35

Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Da­men und Herren auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es ist richtig angenehm, einmal nach einem derartig differenzierten – durchaus kritischen, aber differenzierten – Rede­beitrag hier herauszukommen. Ich bin es normalerweise immer gewohnt, dass ich nach der FPÖ hier herauskommen und sozusagen die Dinge wieder ge­raderücken muss. (Abg. Belakowitsch: Musst ja nicht! – Zwischenrufe der Abgeord­neten Wurm und Zanger.) Es ist jetzt umso angenehmer, einmal eine sehr


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differenzierte, eine durchaus konstruktive Rede zu haben, auf die man auch re­ferenzieren kann. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Das ist einmal etwas An­genehmes und etwas anderes. (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Hauser.)

Wir besprechen ja hier – Kollegin Fiedler hat es richtig gesagt – zwei Volks­begehren zum Thema Covid. Man möchte fast sagen: Täglich grüßt das Murmeltier! (Abg. Belakowitsch: Ja!) – Auch an das fühle ich mich durchaus er­innert. Ich habe ja, glaube ich, erst vor zwei Jahren schon einmal an man­che Fraktionen hier DVDs von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ verteilt, weil das auch damals schon mein Gefühl war – „Und täglich grüßt das Murmeltier“ –, und genauso war es auch jetzt wieder. (Abg. Wurm: Es wird noch weitergehen! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Es wurden halt wieder die gleichen Behauptungen vom ewig selben Experten, den Kollege Hauser und die FPÖ hier bringen, aufgestellt, der halt zufälli­gerweise Koautor eines Buches ist, in dem sehr abstruse und absonderliche Be­hauptungen aufgestellt werden.

Man muss ja sagen, es ist durchaus spannend, diese Debatten zu führen, denn offensichtlich hat man auch vergessen, worum es bei dieser ganzen Pan­demiegeschichte, bei der Bekämpfung der Pandemie gegangen ist. Es ist zu An­fang und bis zum Schluss immer darum gegangen, unser Gesundheitswe­sen vor dem Kippen zu bewahren – das haben in der Zwischenzeit hier herinnen offensichtlich ganz viele vergessen –, und dafür wurden Maßnahmen gesetzt.

Es wurden Maßnahmen gesetzt, um beispielsweise vulnerable Gruppen zu schützen (Abg. Belakowitsch: Nicht einmal das haben Sie zusammengebracht!), um dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kranken­häusern wegen dieser Mehrbelastung nicht komplett kippen, dass sie nicht komplett ins Burn-out geraten. Deshalb haben wir ganz viele dieser Maß­nahmen der letzten drei Jahre gesetzt.


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Wurde dabei immer alles richtig gemacht? – Nein, diesen Anspruch haben wir nicht. Wir behaupten nicht, dass immer alles richtig gemacht wurde. Übri­gens ganz im Gegenteil zu den Kolleginnen und Kollegen der FPÖ, die für sich selbst immer in Anspruch nehmen (Zwischenruf des Abg. Wurm), alles rich­tig zu wissen, nur sie haben sozusagen immer die richtigen Antworten (Abg. Be­lakowitsch: Blöderweise zeigt ...!) auf diese durchaus zum Teil sehr komple­xen Fragen.

Was auch die Kolleginnen und Kollegen der FPÖ immer wieder ganz gerne vergessen, wenn sie hier heraußen stehen, ist, dass sich in diesen drei Jahren das Pandemiegeschehen verändert hat. Der Virus hat sich verändert. Mit Medi­kamenten, Impfungen et cetera haben wir zusätzliche Mittel und Werkzeuge in die Hand bekommen, mit denen wir besser agieren konnten, womit wir unser Gesundheitswesen besser schützen konnten – natürlich auch mit dem neu dazugewonnenen Wissen. (Abg. Hauser: ... nicht seriös!)

Ich meine, wenn Sie einmal in eine wissenschaftliche Datenbank hineinschauen würden! Wir stehen aktuell bei 347 000 Studien, die es zu Covid gibt. (Abg. Belakowitsch: Die haben Sie sicher alle gelesen!) Das heißt, in den letzten drei Jah­ren wurde sehr, sehr viel Wissen generiert (Zwischenruf bei der FPÖ), Wissen, das wir eben auch für die Zukunft brauchen werden.

Womit wir uns auch in Zukunft beschäftigen werden (Zwischenruf des Abg. Deimek), ist das Learning aus diesen drei Jahren, die Fehler zu identifizieren (Abg. Hauser: Das ist eine ganz jämmerliche Entschuldigung! Eine ganz jämmerliche Entschuldigung!), aus diesen Fehlern zu lernen, dafür zu sorgen, dass unser Ge­sundheitswesen (Abg. Belakowitsch: Nicht einmal das habt ihr zusammen­gebracht!), unser Sozialwesen, unsere Gesellschaft (Abg. Hauser: Aber eure Politik hat sich nicht verändert, das ist die Tragödie!) resilienter werden, dass wir auch in Zukunft besser mit solchen Pandemien, mit solchen Herausforderungen umgehen können. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hauser.)


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Dazu braucht es aber eine differenzierte Debatte, und nicht das, was die Kolle­ginnen und Kollegen der FPÖ machen, die sich hier herausstellen und Fake­news, irgendwelche Toten erfinden, so wie es Kollegin Belakowitsch im März 2021 gemacht hat. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wir warten übrigens immer noch auf Ihre Entschuldigung.

Sie haben in den letzten drei Jahren die Unsicherheit, die es in der Bevölkerung gibt, hergenommen und sie für sich selbst genutzt, indem Sie weiter Dinge behauptet haben – wider besseres Wissen! Das haben Sie gemacht. Das war Ihre Politik, und von dieser Politik gilt es sich zu verabschieden. (Beifall bei den Grü­nen. – Abg. Amesbauer: Die Wähler werden sich von euch verabschieden!)

In diesem Sinne freue ich mich auf eine gute Debatte, auf eine offene Debatte, auf eine selbstkritische Debatte, aber bitte nicht mit Fakenews schleudern, wie es die FPÖ macht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Ruf bei der FPÖ: ... unglaublich! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

11.20


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Rudolf Silvan. – Bitte.


11.20.52

Abgeordneter Rudolf Silvan (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause und hier auf der Galerie! Kollege Stocker, weil Sie das erwähnt haben, die damalige Koalition im Burgenland aus FPÖ und SPÖ (Abg. Zarits: Aber Zweite sind wir!): Es ist ja nichts dagegen zu sagen, dass jetzt in Niederösterreich der Erste und der Zweite eine Koalition bilden, der Unterschied ist nur folgender: Beide Parteien haben verspro­chen, miteinander nicht zu koalieren, und viele Wähler haben sie deswegen gewählt. Das nennt man Wählertäuschung in Österreich, und deswegen ist das ein Problem für uns. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: ... Abstimmung ist Mitgliedertäuschung! – Ruf bei der SPÖ: Das ist keine Abstimmung!)


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Nach drei Jahren Pandemie, liebe Kolleginnen und Kollegen, vier Infektions­wellen, viereinhalb Lockdowns, 22 000 Menschen, die verstorben sind, sechs Millionen laborbestätigten Fällen, über 20 Millionen Impfdosen, die verab­reicht wurden, 40 Milliarden Euro an Wirtschaftshilfen, die intransparent vergeben wurden – der Rechnungshof hat gesagt, er empfiehlt die Auflösung der Cofag –, kann man sagen – Kollege Stefan von der FPÖ hat es gesagt –: Die FPÖ hat ein einziges Mal konstruktiv einen Beitrag geleistet, nämlich am 13. März 2020, als Kollege Kickl gemeinsam mit Kollegin Belakowitsch einen nationalen Schulterschluss und einen Lockdown gefordert hat. Dann hat sich die FPÖ um 180 Grad gedreht, so wie es die FPÖ immer tut, wie die Geschichte der FPÖ zeigt, und hat dann auf Desinformation gesetzt.

Nur ein paar Highlights dazu: Im Dezember 2021 hat Herbert Kickl zum Pferdeentwurmungsmittel Ivermectin geraten. Im Dezember 2021 hat Kollegin Belakowitsch behauptet, auf Intensivstationen liegen mehr Menschen mit Impfschäden als mit Corona. Und den Vogel abgeschossen hat Kollege Hauser, der in einer parlamentarischen Anfrage von einer „Plandemie“ spricht und allen Ernstes den Gesundheitsminister fragt, ob ihm bekannt sei, dass die „Coro­na-Pandemie seitens der Eliten seit Jahren vorbereitet wurde“. Also ihr habt zu dem Chaos, das während der Pandemie geherrscht hat, schon ganz schön beigetragen.

Die ÖVP hat statt auf Krisenmanagement auf Marketing gesetzt. Elfmal haben ÖVP-Politiker die Pandemie für beendet erklärt. Sebastian Kurz schon im Juni 2020: „Gesundheitliche Folgen der Krise überstanden“; wieder Sebastian Kurz, August 2020: „Licht am Ende des Tunnels“, und so weiter und so fort.

Kollege Wöginger hat auch seinen Beitrag geleistet, er hat gesagt: Sebastian Kurz „hat in einer hervorragenden Art und Weise die Pandemie in Öster­reich bewältigt“. – Wir wissen, dass das nicht passiert ist, dass das alles andere als hervorragend war. Wir sind am schlechtesten durch diese Pandemie gekommen. (Abg. Wöginger: Das stimmt nicht! – Abg. Steinacker: Das stimmt überhaupt nicht! – Abg. Wöginger: Das ist falsch!) Die einzige Sorge der


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ÖVP in dieser Pandemie war, dass der jeweilige Gesundheitsminister bessere Umfragewerte als Sebastian Kurz hat. Das war euer einziges Problem in der Pandemie, es war nie ernsthaft von Krisenmanagement die Rede.

Das Überdrüber war dann noch die Landtagswahl in Oberösterreich. Zu der Zeit sind aus wahltaktischen Gründen keinerlei Maßnahmen gesetzt worden, obwohl man gewusst hat, dass sich eine weitere Welle aufbaut. Das Ergebnis war dann eine Triage in Salzburg, eine Triage in Oberösterreich, eine Triage in Vorarlberg, mehr Tote, mehr Infektionen, weniger Impfungen. (Abg. Wöginger: In Wien haben sie auch triagiert!)

Bemerkenswert, das Bemerkenswerteste für mich war, dass die ÖVP in der größten Gesundheitskrise der Zweiten Republik im Juni 2020 – weil Kollege Zarits vorhin von Leistungsträgern geredet hat, davon, dass sich Leistung lohnen muss –, in der größten Pandemie, in der größten Gesundheitskrise, die Pensionen für Menschen, die 45 Jahre lang durchgearbeitet haben, ge­kürzt hat. Das war euch wichtig in der größten Pandemie. Deswegen ist es kein Wunder, dass ein Volksbegehren nach dem anderen initiiert wird, und ich habe auch ein gewisses Verständnis für dieses Vorgehen der Bevölkerung, weil beide Parteien wesentlich zu diesem Chaos beigetragen haben.

Zu dem Fonds, den man jetzt in Niederösterreich eingerichtet hat, diese 30 Mil­lionen Euro als Entschädigung: Ich denke, man sollte auch einen Fonds für das Gesundheitspersonal in den Krankenhäusern, in den Alten- und Pflegehei­men einrichten, die hätten sich das mindestens genauso verdient ange­sichts dessen, was die in den letzten drei Jahren haben aushalten müssen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Ist schon ausbezahlt, Herr Kollege! – Abg. Silvan – auf dem Weg zu seinem Sitzplatz –: Kann ja mehr sein! – Abg. Wöginger: Drei Mal!)

11.25


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dagmar Belakowitsch. – Bitte.



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11.25.23

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Initiatoren dieses Volksbegehrens! Zunächst möchte ich mich ganz herzlich für dieses Volksbegehren bedanken, weil ich glaube, dass das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern notwendig ist, auch wenn vier Parteien hier im Haus das nicht so gerne sehen, vor allem dann nicht, wenn sie sich kritisch mit den Maßnahmen der sogenannten Coronajahre auseinandersetzen.

In diesem Volksbegehren ging es darum, dass eine Wiedergutmachung vor allem für die wirtschaftlichen Schäden, die während dieser Pandemie angerichtet wurden, verlangt wurde. Diese Schäden sind ja tatsächlich evident, wie ich meine. Mit einem Federstrich wurde das Epidemiegesetz außer Kraft gesetzt. (Abg. Wöginger: Weil es eine Pandemie war und keine Epidemie!) Man hat dann das COVID-19-Maßnahmengesetz beschlossen, die Cofag gegründet, die völlig undurchsichtig ist. Es gibt keine parlamentarische Kontrolle, also niemand konnte reinschauen. (Abg. Kirchbaumer: Ihr wolltet nicht dabei sein!) Es wurden Maßnahmen gesetzt, es wurden tatsächlich 40 Milliarden Euro rausge­pulvert – intransparent und niemand wusste, was.

Gleichzeitig muss man aber fragen: Was waren die Konsequenzen? – Österreich ist wirtschaftlich natürlich nicht besser als andere Länder, sondern eher im unteren Mittelfeld gelandet, was die Wirtschaftsdaten anbelangt. Österreich hat im europäischen Vergleich wahrscheinlich auch die meisten Lockdowntage überhaupt gehabt; verbunden damit haben Sie die Kinder eingesperrt. Ich meine, Sie haben nach dem Motto gelebt: zusperren, einsperren, aussperren. Das war Ihr Motto, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Zunächst haben Sie das Land zugesperrt. Irgendeiner der Vorredner meinte, erwähnen zu müssen, dass das am 13. März 2020 Herbert Kickl gefordert hat. – Ja, hat er, und am 15. März trat der erste Lockdown mit den Stimmen aller Fraktionen in Kraft, weil das ein Zeitpunkt war, zu dem die Lage tatsächlich für niemanden ganz durchschaubar war. Es wurde aber sehr, sehr rasch klar,


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dass in Bergamo selbstverständlich geschummelt wurde. Das waren Fakebilder, das ist heute längst klar. (Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer.) – Wer das sagt? Na ja, wissen Sie, Frau Kollegin, man könnte sich erkundigen, selbstverständlich. Das waren Fakebilder, die uns da gezeigt wurden. (Beifall bei der FPÖ.)

Da wurden Bilder von Särgen aus dem Jugoslawienkrieg gezeigt, und der ORF hat daruntergeschrieben: Särge in Bergamo. Das Bundesheer musste die Särge abtransportieren. – Ja. Was der ORF nicht dazugesagt hat - - (Abg. Kirch­baumer: Das ist ja peinlich!) – Warum schreien Sie denn dauernd dazwi­schen, Frau Kollegin? Stellen Sie sich hierher und reden Sie von hier heraußen, damit es die Zuschauer auch hören können. Ich verstehe Sie ja ohnehin nicht. – Was der ORF nicht dazugeschrieben hat, ist, dass die Bestattungsinsti­tute in Italien gestreikt haben. Deswegen musste das Bundesheer die Särge abtransportieren. Das sind alles Dinge, die verfälscht gezeigt worden sind. Es war sehr rasch klar, sehr rasch, dass die Gefährlichkeit dieses Virus nicht so ist wie dargestellt.

Ich möchte nur darauf hinweisen: Einer der ersten tatsächlichen Experten, Prof. Graninger, er ist wirklich eine Kapazität gewesen, hat ein Interview in einer österreichischen Tageszeitung gegeben, in dem er die Situation ziemlich genau beschrieben hat und eigentlich gesagt hat, das Virus ist nicht gefährlicher als beispielsweise ein Grippevirus, in dem er gesagt hat, dass die Maßnah­men überzogen sind, und viele andere Dinge. Was ist passiert? Er wurde für die­ses Interview medial vernichtet. Er hat sich aus der Öffentlichkeit zurück­gezogen, was sehr schade ist, weil er wirklich ein großartiger Wissenschafter war.

Ein weiterer Wissenschafter, dem Sie sozusagen nicht zuhören wollten, war Prof. Haditsch, und Prof. Sönnichsen hat inzwischen das Land verlas­sen. Das sind alles Experten auf ihrem Gebiet gewesen (Ruf bei den Grünen: Auf welchem Gebiet?), auf die hat die Bundesregierung nicht gehört.


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Das Problem, das Sie alle – eins, zwei, drei, vier Parteien – hier hatten, war: Sie haben nur jene gehört, die Ihnen nach dem Mund geredet haben. (Beifall bei der FPÖ.) Sie haben sich nicht und nie kritisch auseinandergesetzt, niemals, zu keinem Zeitpunkt. Es waren immer die gleichen Experten, die Sie sozusagen vor den Vorhang geholt haben und die für Sie gesprochen haben.

Ich möchte nur daran erinnern: Auch Dr. Sprenger ist ja dann aus dem Bera­tungsgremium raus, weil er dort wegen seiner konträren Meinung nie­dergemacht worden ist. Im März, Ende März 2020, gab es bereits eine Sendung in Ö1, ein „Morgenjournal“, in dem Protokolle verlesen wurden, in denen der damalige Bundeskanzler zitiert wurde, der gesagt hat: Wir müssen den Leu­ten Angst machen! Wir müssen den Leuten Angst machen vor der Erkran­kung, davor, dass „Großeltern sterben“ werden. Er hat aber auch dazugesagt – ich möchte nur daran erinnern, das war die Zeit der Hamsterkäufe in Österreich –: Wir müssen ihnen die Angst nehmen, dass es zu einer Lebensmit­telknappheit kommen wird.

Das hat er auch gesagt, und dann hat er sich hierhergestellt und hat gesagt, es werde Hunderttausende Tote geben, jeder werde jemanden kennen. (Ruf: Leider!) Die Fantasien sind immer schlimmer und schlimmer und schlimmer geworden – das ist passiert während dieser Pandemie. (Abg. Wöginger: Haimbuchner wäre auch fast gestorben! Das hat sie vergessen!)

Ich möchte noch darauf verweisen, was Sie weiter gemacht haben: Sie haben diese Pandemie zum Exzess geführt, Sie haben das Land zugesperrt. Sie haben unsere Kinder viele, viele Wochen ausgesperrt. Dann zog der Frühling ins Land. Andere Länder haben im März 2020 auch zugesperrt, da war wahr­scheinlich ganz Europa – mit Ausnahme Schwedens – in einem Lockdown. Im April haben die ersten Länder aufgesperrt, die Dänen haben damit begonnen, die Schulen aufzusperren. Wissen Sie, was passiert ist? – Nichts ist passiert. Was hat Österreich zu diesem Zeitpunkt gemacht? – Österreich hat auch aufgesperrt, aber die Baumärkte. Die Kinder hat man daheim gelassen. Das sind die Prioritäten und die Wertigkeiten, die Sie, die Bundesregierung, in Österreich


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gesetzt haben, und die Folgen haben wir heute noch zu tragen. (Beifall bei der FPÖ.)

Dann ist es weitergegangen. Im Übrigen: Wenn Ihnen Dänemark zu weit weg ist, nicht nur die Dänen, sondern auch die Schweizer haben die Schulen aufge­sperrt, und es ist gar nichts mehr passiert. Auch in der Schweiz waren die Schu­len nach den ersten paar Wochen wieder offen und – ich möchte das nicht unerwähnt lassen – Schweden hat die Schulen nie zugesperrt gehabt, aber sei es drum. Man kann ja vorsichtig sein, aber man muss dann auch wieder den Schritt zurückgehen.

Dann erinnere ich an ein Interview mit Prof. Kollaritsch, der im Dezember 2020 in der „Zeit im Bild“ bei Armin Wolf gesagt hat, diese Impfung werde nicht dazu führen, dass man sich nicht anstecken kann, diese Impfung werde aber vor schweren Verläufen schützen. – Das war im Dezember 2020. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Dennoch sind Sie hergegangen und haben den Leuten eine morali­sche Aufgabe gegeben: Aus Solidarität müsse man sich jetzt impfen lassen! – Mit Solidarität, das war von Anfang an klar, hat das nichts, aber überhaupt nichts zu tun gehabt. (Beifall bei der FPÖ.)

Es war von Anfang an klar, diese Impfung schützt nicht vor Erkrankung und nicht vor Weitergabe, dennoch sind Sie diesen Weg weitergegangen. Ich möchte nur daran erinnern: Bei den ersten Impfungen in Österreich ist es nicht darum gegangen, Menschen zu schützen. Da ist es darum gegangen, dass sich ein Gesundheitsminister und ein Bundeskanzler in Szene setzen und im Spital dabei sind, wenn Leute geimpft werden. Seien Sie mir bitte nicht böse, das ist Inszenierung gewesen. Das war sonst gar nichts, und das ist einfach unredlich. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn ich daran denke, wie es dann bis hin zur Impflicht weitergegangen ist: Meine Damen und Herren, der damalige Kurzzeitbundeskanzler ist ja vor allem mit den Worten, dass es für die Ungeimpften ungemütliche Weih­nachten werden und dass wir „die Zügel für Ungeimpfte straffer ziehen“ müssen,


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aufgefallen. Dann gab es einen Verfassungsjuristen, einen gewissen Heinz Mayer, der gesagt hat, es sei verfassungsrechtlich gedeckt, dass Ungeimpfte kein Krankengeld bekommen. Dann hatten wir einen Lockdown für Ungeimpfte, denn die Ungeimpften sind die Bösen der Nation, darum müssen wir die Impf­pflicht einführen.

Wissen Sie, Sie haben ein Drittel der Bevölkerung aus dem Handel ausgesperrt. Die durften das Haus nicht verlassen, außer um arbeiten zu gehen. Wissen Sie, was das ausgelöst hat? Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht? – Sie haben die Kunden von den Geschäften, vom stationären Handel in den Onlinehandel vertrieben. (Abg. Deimek: ... das ist der ... sowieso egal!) Es war das zweite Weihnachten, für das man sozusagen im Onlinehandel einkaufen musste. Das heißt, Sie haben mutwillig die Wirtschaft zerstört, mutwillig.

Oder die Maskenpflicht im Freien beim Skifahren: Ich meine, jeder Mensch weiß, dass eine nasse Maske schädlich für die Lunge ist. Jeder weiß das, trotzdem haben Sie das eingeführt. (Abg. Maurer: So ein Blödsinn!) Leute haben sich im Freien bei eiskalten Temperaturen, vielleicht bei leichtem Schneefall beim Lift angestellt, die Masken waren durchnässt und eiskalt: Das ist gesund­heitsschädlich, meine Damen und Herren, und das haben Sie alle angeordnet. (Zwischenrufe der Abgeordneten Maurer und Schallmeiner.)

Auch die NEOS – Frau Kollegin Meinl-Reisinger ist jetzt nicht mehr da – waren da dabei. Die NEOS in der Landesregierung Wien haben die Kinder in den Schulen im sogenannten Ostlockdown noch einmal länger ausgesperrt. Der hat noch drei Wochen länger gedauert als in den meisten anderen Bundes­ländern. Da waren die NEOS mit ihrem Stadtrat, der nämlich genau für Bildung zuständig ist, dabei. Also da kann sich keine von diesen vier Fraktionen hier ausnehmen, und niemand hat alles richtig gemacht, Herr Kollege Schallmeiner.

Herr Kollege Schallmeiner, Sie haben tatsächlich alles falsch gemacht, und jetzt bräuchte es auch einmal eine ehrliche Aufarbeitung, ein ehrliches Zuge­hen auf die Bürgerinnen und Bürger und man müsste sagen, was eigentlich alles


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an Fehlern passiert ist. (Abg. Lukas Hammer: Man müsste einmal aufar­beiten, wie oft Sie ... gesagt haben! Zwischenruf des Abg. Schallmeiner.) Das wäre ehrlich, das würde sich die Bevölkerung verdienen. (Beifall bei der FPÖ.)

11.35


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Werner Saxinger. – Bitte.


11.35.48

Abgeordneter Dr. Werner Saxinger, MSc (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren! Ich möch­te vorerst ganz herzlich die Schülerinnen und Schüler der HLW 19 Wien, Zweig Sozialmanagement, und auch die Mitglieder des Seniorenbundes aus Pen­newang begrüßen. Herzlich willkommen im Hohen Haus! (Allgemeiner Beifall.) Wir diskutieren im heutigen Plenum die beiden Volksbegehren Wieder­gutmachung der Covid-19-Maßnahmen und Covid-Maßnahmen abschaffen. Die Inhalte der beiden Volksbegehren sind teilweise ähnlich.

In beiden Volksbegehren steht zum Beispiel, dass die Impfung keine ordentliche Zulassung, sondern nur eine Notfallzulassung hatte. Das ist nicht richtig, die Covid-Impfungen haben eine bedingte Zulassung. Das ist eine normale Zu­lassung unter Auflagen im Sinne der Sicherheit. Es werden zum Beispiel die Chargen kontrolliert, es gibt Berichtspflichten über unerwünschte Nebenwir­kungen und auch eine Überwachung nach der Zulassung.

Beim Volksbegehren Covid-Maßnahmen abschaffen wurden 44 Begründungen angeführt. Ich darf ein paar herauspicken. In Punkt eins steht zum Beispiel, ich zitiere: „Jeder Bürger soll selbst entscheiden, ob er sich gesund fühlt oder nicht, ob er mit Mund-Nasenschutz besser oder schlechter atmen kann, wieviel Abstand er zu wem halten möchte, [...], ob er einem (geldgierigen?) Arzt vertrauen mag oder doch lieber seinem (kostenlosen) Hausverstand“.

Bei Punkt sechs, der betrifft die Impfungen, steht im Volksbegehren wort­wörtlich: „man riecht“ – nach den Impfungen – „seltsam (Die Ausdünstungen


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riechen nach Chlor. Das können nicht nur Hunde, sondern auch Menschen riechen.)“

Weiters: „Die Maske ist ein Symbol der Unterdrückung und steht für ‚Klappe halten‘“. – So weit zu den Begründungen des Volksbegehrens.

Meine Damen und Herren! Die nächste Pandemie kann jederzeit wiederkom­men – in fünf, zehn oder 50 Jahren. Wir sollten – das haben wir schon erwähnt – selbstkritisch einen Blick zurückwerfen. Vieles in der Krise ist gut gelaufen. Ich nehme ein paar Faktoren heraus: Es wurden rasch Spitals­betten und flächendeckend Impfungen zur Verfügung gestellt und Testungen organisiert. Die Telemedizin wurde ausgebaut, wissenschaftliche Zusam­menarbeit wurde vorangetrieben, wirksame Impfstoffe und Therapien wurden entwickelt.

Was in der Pandemie gut oder weniger gut gelaufen ist, sollte jetzt wissen­schaftlich aufgearbeitet werden. Es sollte sich aber nicht um Schuldzuweisungen handeln, sondern es sollte darum gehen, was man aus dieser Krise, aus die­ser Pandemie lernen kann. Die Aufarbeitung sollte drei Phasen beinhalten: zuerst eine fachlich-wissenschaftliche Aufarbeitung und Betrachtung, dann eine strukturelle und erst am Schluss eine politische Aufarbeitung.

Wir reichen die Hand, wir wollen versöhnen. Der Dialog- und Versöhnungs­prozess wird um Ostern starten und von der Akademie der Wissen­schaften mitorganisiert und begleitet werden. Was aber doch deutlich gesagt werden muss: Das Schützen von Menschenleben, liebe Kolleginnen und Kollegen, war unsere oberste Prämisse und danach haben wir gehandelt. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Rössler und Schallmeiner.) Wir haben immer redlich gehandelt, nach bestem Wissen und Gewissen. Natürlich wurden retrospektiv Fehler gemacht, aber nur wer nichts tut, macht keine Fehler, und nichts zu tun hat noch niemandem geholfen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Durch unser Handeln, durch unsere Ent­scheidungen wurden aber Tausende Menschenleben gerettet, und das


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zählt. (Beifall bei der ÖVP. Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Der Staat hat staatliche Schutzpflichten, wie den Schutz der öffentlichen Gesundheit. Vor diesem Hintergrund hat auch der Verfassungsgerichtshof einen überwie­genden Teil der gesetzten Schutzmaßnahmen nicht beanstandet, son­dern als verhältnismäßig akzeptiert.

Sehr geehrte Damen und Herren! In beiden Volksbegehren sind grundsätzliche, ablehnende Bedenken gegen Impfungen an sich niedergeschrieben. Ich möchte auch ein paar grundsätzliche Gedanken zu Impfung, Wissenschaft und Forschung anführen. Wissenschaft und Forschung, liebe Kolleginnen und Kollegen, sind die Basis für Wohlstand und Fortschritt. Wir hatten in der Pan­demie eine der schwersten Gesundheitskrisen. Wir hatten eine schnelle Impfung – durch wissenschaftliche Meisterleistung! –, eine Impfung, die vor schweren Verläufen schützt, Menschenleben rettet, eine Impfung, ohne die wir wahrscheinlich noch mitten in der Pandemie stecken würden.

So macht mich – das muss ich ganz ehrlich sagen – die Wissenschaftsfeindlich­keit und auch die Impfskepsis mancher auch hier im Hohen Haus fassungs­los, traurig und manchmal auch wütend. Eine Impfung ist die wichtigste Maßnah­me zur Infektionskontrolle. Wissenschaftsfeindlichkeit und Impfskepsis sind Gift für eine moderne Gesellschaft und werfen uns Jahre oder Jahr­zehnte zurück.

Ich halte es auch für nicht akzeptabel, dass die Impfung von manchen in verant­wortungsloser Weise für politische Zwecke missbraucht wird. (Abg. Bela­kowitsch: Ich auch! – Ruf bei der FPÖ: Impfzwang!) Das tut zum Beispiel die FPÖ. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Stefan.)

Das Konzept der gesunden Gesellschaft durch Präventionsmedizin und Impf­prävention ist alternativlos. (Abg. Belakowitsch: Es gibt nichts Alternativ­loses, Herr Kollege!)


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Ich möchte abschließend noch zwei Beispiele für Impfungen nennen, die uns weiterbringen: Beispiel HPV-Impfung, diese wurde jetzt vom vollendeten neunten bis zum 21. Lebensjahr ab dem 1. Februar 2023 kostenfrei in Österreich zur Verfügung gestellt. (Ruf bei der FPÖ: Freiwillig!) In Ländern, wo diese HPV-Impfung in Anspruch genommen wird, gibt es zum Beispiel Gebärmutter­halskrebs nicht mehr. Das HP-Virus ist die häufigste Ursache dafür. Das heißt: Nützen Sie dieses Angebot! (Abg. Belakowitsch: Passen Sie auf, das steht dann im Stenographischen Protokoll, was Sie da sagen!)

Nächstes Beispiel: Covid-Impfung und Long Covid – eine weltweite Metastudie mit 860 000 Betroffenen hat gezeigt, dass die Covid-Impfung das Risiko für Long Covid um 40 Prozent reduziert.

Sehr geehrte Damen und Herren! Nützen wir das vorhandene Impfangebot! Impfen rettet Menschenleben. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

11.41


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerhard Kaniak. – Bitte.


11.41.28

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Frau Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich zu meiner eigentlichen Rede komme, möchte ich schon ganz kurz auf Kollegen Saxinger replizieren, der sich hier als Impfbefürworteter hingestellt und vorgetragen hat, was da nicht alles mit einem richtigen Impf- und Präventionsprogramm zu verhindern wäre.

Sehr geehrter Herr Kollege Saxinger! Den größten Schaden an der Präven­tionsmedizin und am Impfwesen in Österreich hat Ihre Partei gemeinsam mit den Grünen und den Roten angerichtet, indem das Impfpflichtgesetz beschlossen worden ist und die Bereitschaft der Österreicher und Österreicherinnen zu allen Impfungen in den Keller gegangen ist, selbst für die sinnvollen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Kühberger.)


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Ich möchte nun zu den beiden Volksbegehren kommen, die jetzt auf der Tagesordnung stehen. Es ist für mich mehr als bedauerlich, ja es ist fast erschütternd, wie hier mit mehr als 400 000 Menschen, die diese Volks­begehren unterschrieben haben, und mit den Initiatoren dieser Volksbe­gehren umgegangen wird. Die werden diffamiert, nach wie vor als Schwurbler und als wissenschaftsfeindlich hingestellt. Es wird nicht erkannt, dass die Lebenssituation der Menschen in Österreich vor einem Jahr, als diese Volksbegehren gestartet worden sind, eine katastrophale war, weil sie unter dem Maßnahmenregime dieser Bundesregierung gelitten haben und erschüt­ternderweise sogar noch bis heute leiden. Deshalb sind die Forderungen nach Abschaffung aller Covid-Maßnahmen und nach Wiedergutmachung aus Sicht der Freiheitlichen Partei eine absolute Selbstverständlichkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn man nun die Worte von Bundeskanzler Nehammer im letzten Presse­gespräch hernimmt und wenn man sich die Worte der Regierungsfraktionen hier an diesem Rednerpult heute anhört, dann glaubt man ja fast, dass tatsächlich ein ernsthafter Versöhnungsprozess eingeleitet werden sollte. Dann frage ich mich aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, warum alle Anträge der FPÖ, die auf ein sofortiges Ende der Maßnahmen und auf Wiedergutma­chung abzielen, hier in diesem Hohen Haus von Ihnen entweder vertagt oder abgelehnt worden sind. (Ruf bei der ÖVP: Weil der Inhalt nicht passt!) – Weil es Ihnen nicht gepasst hat. Ja, das glaube ich auch. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es herrscht nach wie vor Hand­lungsbedarf. Es herrscht Handlungsbedarf, was die Zehntausenden zu Unrecht verhängten Strafen anbelangt, die in Österreich gegen die eigenen Bürger verhängt worden sind, betreffend die wirtschaftlichen Schäden, die Betroffene erleiden haben müssen, hinsichtlich Einschränkungen und Benachteili­gungen, die bis heute stattfinden.

Ich möchte Ihnen ein paar Beispiele in Erinnerung rufen. Da sind Strafen ver­hängt worden, weil eine Mutter mit ihrem Kind in einem Park mit einem


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Ball gespielt hat. Da ist der Nachbar bestraft worden, der mit einem Pensionisten gemeinsam in die Apotheke gegangen ist. Da sind Menschen bestraft wor­den, weil sie auf einer Parkbank zu nahe beieinandergesessen sind. Das alles ist in diesem Land passiert, und all das verdient eine Wiedergutmachung und eine Entschädigung, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Nicht zu vergessen auch die Diskriminierung an den Arbeitsplätzen: Es ist bis heute – und das habe ich gerade aktuell wieder aus einem Schreiben an mich herausbekommen – zum Beispiel bei öffentlichen Stellenausschreibungen noch immer die diskriminierende Klausel drinnen, dass von Bewerbern eine Covid-19-Schutzimpfung verlangt wird. Das gehört umgehend abgeschafft, genauso wie es eine Entschädigung zum Beispiel für Studenten geben sollte, die wertvolle Studienzeit verloren haben, weil sie ihre Universitäten für Präsenzunterricht und Präsenzprüfungen nicht mehr betreten durften! All dieses Unrecht ist bis heute nicht gesühnt.

Wie gesagt, auch die Fortsetzung dieser Diskriminierungen gerade im öffent­lichen Dienst dauert noch an und gehört unmittelbar beendet. Das be­trifft nicht nur das Außenministerium bei aktuellen Stellenausschreibungen, das betrifft das Bildungsministerium bei Ausschreibungen von Lehrplätzen oder auch die Universitäten. Im Bereich des Wissenschaftsministeriums, aber auch im Bereich der Landesverteidigung für Auslandseinsätze und Ähnliches gibt es diese Diskriminierungen nach wie vor.

Wenn man nun in die Zukunft schaut, meine sehr geehrten Damen und Herren, dann sieht man: Es braucht nicht nur Wiedergutmachung und Entschädi­gung, sondern es braucht auch Sicherheit und vertrauensbildende Maßnahmen gegenüber unseren Bürgern. Genau das ist es, was in diesen Volksbegehren gefordert wird: dass wir verfassungsrechtlich die Basis dafür schaffen, dass diese Fehlentwicklungen, diese Fehlentscheidungen, die in den letzten drei Jah­ren getroffen worden sind, diese vollkommen unverhältnismäßigen Eingriffe in die Grund- und Freiheitsrechte nicht noch einmal passieren können.


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Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir fordern, ebenso wie auch die beiden Volksbegehren, nicht nur ein sofortiges Ende der Maßnahmen, sondern eine Wiedergutmachung. Niederösterreich hat uns gezeigt, dass das möglich ist. Dort wurde jetzt ein Entschädigungsfonds aufgesetzt. Wir Freiheitli­che fordern auch auf Bundesebene eine entsprechende Evaluierung und die Schaffung eines Entschädigungsfonds.

Deshalb bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Corona-Wiedergutmachungsfonds des Bundes“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die die Errichtung eines Corona-Wieder­gutmachungsfonds des Bundes zum Inhalt hat. Dieser Corona-Wiedergutma­chungsfonds ist mit Budgetmitteln in der Höhe von zumindest 250 Millio­nen Euro zu dotieren. Er soll die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen evaluie­ren bzw. dokumentieren und Beratungsleistungen im Fall individueller Schä­den, medizinische Betreuung von Menschen mit Impf-Beeinträchtigungen, Kos­ten zur Behandlung psychischer Probleme, allfällig erforderliche Therapien, Mehraufwendungen für Heimunterricht, sonstige erforderliche Unterstützungen in erster Linie für Kinder und Jugendliche wie zum Beispiel Gutscheine für Nachhilfe, Freizeitaktivitäten und weitere einschlägige Unterstützungsleistungen finanzieren. Darüber hinaus soll festgelegt werden, dass Bundesländer, die wie Niederösterreich bereits eigene Corona-Wiedergutmachungsfonds vorgese­hen haben, die Möglichkeit erhalten, eine Refundierung der tatsächlich ent­standenen Kosten durch den Bund zu erhalten.“

*****


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Meine sehr geehrten Damen und Herren! (Zwischenruf des Abg. Lukas Hammer.) Das wäre eine Maßnahme zur tatsächlichen Versöhnung, zur Aussöh­nung und zur Wiedergutmachung all des Unbills, den Sie während der Corona­zeit gegenüber den österreichischen Bürgern angerichtet haben. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

11.47

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Erwin Angerer, MA, Mag. Gerhard Kaniak, Peter Wurm, Mag. Gerald Hauser

und weiterer Abgeordneter

betreffend Corona-Wiedergutmachungsfonds des Bundes

eingebracht im Zuge der Verhandlung über die Debatte zu TOP 2) Bericht des Gesundheitsausschusses über das Volksbegehren (1798 d.B.) "Wiedergutmachung der COVID-19-Massnahmen" (1933 d.B.) in der 205. Sitzung des Nationalrats am 29.März 2023

Im Arbeitsübereinkommen „Niederösterreich weiterbringen“ haben sich ÖVP und FPÖ dazu verpflichtet, die Corona-Politik aufzuarbeiten:1

CORONA: Gräben schließen – Verantwortung übernehmen

Mehr als drei Jahre lang haben Pandemie und Corona-Maßnahmen das Leben der Bevölkerung in allen Lebensbereichen massiv beeinflusst. Verantwortungsvolle Politik bedeutet, kritisch zurückzublicken, Fehler einzugestehen und aus ihnen zu lernen. Wir wissen, dass durch die Pandemie und eine Reihe von Maßnahmen Schä­den entstanden sind.


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Wir verständigen uns daher darauf, die im Zuge der Pandemie gesetzten Maßnahmen aufzuarbeiten und Maßnahmen zu setzen, die entstandene Schäden – so gut dies möglich ist – wieder gut zu machen.

Diesem Beispiel sollte der Bund dringend folgen und nach dem Vorbild des Bundeslandes Niederösterreich auf die Dauer von zwei Jahren ab Errichtung einen Corona-Wiedergutmachungsfonds in der Höhe von zumindest 250 Millionen Euro einrichten, der die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen evaluiert bzw. doku­mentiert und mit Budgetmitteln für den Ausgleich von negativen Auswirkungen dotiert wird.

Aus diesem Fonds sollen etwa Beratungsleistungen im Fall individueller Schäden, medizinische Betreuung von Menschen mit Impf- Beeinträchtigungen, Kos­ten zur Behandlung psychischer Probleme, allfällig erforderliche Therapien, Mehr­aufwendungen für Heimunterricht, sonstige erforderliche Unterstützungen in erster Linie für Kinder und Jugendliche wie zum Beispiel Gutscheine für Nachhilfe, Freizeitaktivitäten und weitere einschlägige Unterstützungsleistungen finan­ziert werden. Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen soll in einer Durchführungs­verordnung und entsprechenden, unbürokratischen und bürgernahen Durchfüh­rungsrichtlinien näher ausgeführt werden.

Bundesländer, die wie Niederösterreich bereits eigene Corona-Wiedergut­machungsfonds vorgesehen haben, sollen die Möglichkeit erhalten, eine Refundierung der tatsächlich entstandenen Kosten durch den Bund zu erhalten.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Regierungs-vorlage zuzuleiten, die die Errichtung eines Corona-Wiedergutmachungsfonds


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des Bundes zum Inhalt hat. Dieser Corona-Wiedergutmachungsfonds ist mit Budget­mitteln in der Höhe von zumindest 250 Millionen Euro zu dotieren. Er soll die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen evaluieren bzw. dokumentieren und Bera­tungsleistungen im Fall individueller Schäden, medizinische Betreuung von Menschen mit Impf- Beeinträchtigungen, Kosten zur Behandlung psychischer Pro­bleme, allfällig erforderliche Therapien, Mehraufwendungen für Heimunter­richt, sonstige erforderliche Unterstützungen in erster Linie für Kinder und Jugend­liche wie zum Beispiel Gutscheine für Nachhilfe, Freizeitaktivitäten und weite­re einschlägige Unterstützungsleistungen finanzieren. Darüber hinaus soll festgelegt werden, dass Bundesländer, die wie Niederösterreich bereits eigene Corona-Wiedergutmachungsfonds vorgesehen haben, die Möglichkeit erhalten, eine Refun­dierung der tatsächlich entstandenen Kosten durch den Bund zu erhalten.“

1     https://www.noe.gv.at/noe/Arbeitsuebereinkommen_Webansicht.pdf

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht und steht daher mit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Gerald Hauser. – Bitte.


11.47.45

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen und Zuhörer der heutigen Übertragung! (Abg. Lindner: Wo ist das Taferl? – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ: Wo ist das Taferl?) Eigentlich bräuchte ich eine halbe Stunde, um die vielen faktenwidrigen Aussa­gen meiner Vorredner zu widerlegen (Abg. Pfurtscheller: Bitte verschon uns! – Abg. Loacker: ... erfüllt den Tatbestand einer gefährlichen Drohung!); eigent­lich müsste ich ja sagen: die Fakenews, die hier vom Rednerpult aus ver­breitet werden. Das ist ja unglaublich, und es geht ja munter weiter. (Abg. Lukas Hammer: Mit Fakenews kennen Sie sich aus, Herr Kollege!)


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Kollege Schallmeiner, der so verzweifelt die Hände vor den Kopf hält: Die Aufgabe der FPÖ ist es nicht, angenehm zu sein. (Abg. Loacker: Da musst du dir keine Sorgen machen! – Abg. Schallmeiner: Hat auch niemand behauptet, dass du angenehm sein musst! Ein bissl seriöser!) Unsere Aufgabe ist es, aufseiten der Bevölkerung zu stehen und die Bevölkerung mit Fakten zu den Impfungen aufzuklären, was ihr nämlich überhaupt nicht macht. Das einzig Positive in dei­nem Redebeitrag heute war die Werbung für unseren Bestseller „Und die Schwurbler hatten doch recht ...“. (Abg. Schallmeiner: Bestseller ist was anderes!) Dafür möchte ich mich recht herzlich bei dir bedanken.

Nun zum Volksbegehren: Das Volksbegehren möchte sich gegen jeden Impfzwang, direkt oder indirekt, aussprechen, und ich bedanke mich bei allen, die dieses Volksbegehren unterschrieben haben. Das ist ja nicht so einfach! Allein 218 800 Unterschriften gab es für Covid-Maßnahmen abschaffen. Wenn ich das schon höre: „Und täglich grüßt das Murmeltier“! – Was ist denn das Problem der letzten drei Jahre? Die Bevölkerung wurde geknechtet, geknebelt, der Bevölkerung wurden Bürgerrechte genommen. Da braucht man sich doch nicht zu wundern, dass die Bevölkerung sich zu wehren beginnt, auch mit Volksbegehren! Das ist ja das Normale. – Danke, geschätzte Bevölkerung, dass ihr mutig wart, dass ihr auf unserer Seite gestanden seid (Beifall bei der FPÖ), dass ihr durch eure Teilnahme an den Demos dazu beigetragen habt, dass diese faktenwidrige Impfpflicht, die absurd war, abgeschafft wurde! Das ist euer Verdienst.

Aber wissen Sie, was bedauerlich ist, Herr Kollege Schallmeiner? – Es geht ja munter weiter. Hier habe ich den Impffolder der Bundesregierung (ein Schriftstück mit der Aufschrift „Wissenswertes zur Corona-Schutzimpfung“ in die Höhe haltend), ganz aktuell: „Jetzt impfen!“ (Abg. Schallmeiner: Ja, geh impfen! Bitte geh impfen! Das ist eine gute Idee!)

Bitte, ihr macht doch weiter, ganz normal, und immer noch mit den gleichen fak­tenwidrigen Aussagen. Ihr sagt ja immer noch: „Die Impfung wirkt.“ (Abg. Schallmeiner: Ja, natürlich tut sie das!) Ich zitiere: „Sie kann eine Ansteckung nicht


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immer verhindern“. (Abg. Schallmeiner: Bitte, dann belege es, und belege das Gegenteil! Du kannst es nicht, also bitte, akzeptiere es!)

Dafür habt ihr eineinhalb Jahre gebraucht, nachdem die CDC am 6. August 2021 festgestellt hat, dass die Impfung nicht vor Ansteckungen schützt. (Zwischen­ruf des Abg. Loacker.) Dann habt ihr weiter eineinhalb Jahre lang verbreitet, dass die Impfung vor Ansteckungen schützt. Wir haben das aufgezeigt.

Jetzt habt ihr wenigstens das aus dem Impffolder herausgestrichen und rela­tiviert. Ihr sagt aber nach wie vor: Die Impfung „schützt [...] nachweislich vor einem schweren COVID-19-Verlauf“. Das sagt ihr. (Abg. Schallmeiner: Ja!)

Bitte, der schwerste Covid-Verlauf wird doch wohl der Tod sein, und ich bedauere jeden einzelnen Todesfall. Das ist eine wirkliche Tragödie. (Abg. Michael Hammer: Da stirbt ja keiner! Das war ja Fake! – Abg. Pfurtscheller: Kollege Amesbauer hat gesagt, es ist keiner an Covid gestorben! Was ist jetzt los? Diskutiert das einmal untereinander aus, Kollege Amesbauer und Sie! – Abg. Schallmeiner: Bitte! Jetzt wird es wirklich - -! Das ist deine Seriosität! Du hast keine! – Abg. Loacker: Ich hole den Sachwalter! – Heiterkeit der Abgeordneten Lukas Hammer und Schallmeiner.)

Wisst ihr, wie die wirklichen Fakten ausschauen? – Die wirklichen Fakten schauen so aus (der Redner stellt eine Tafel mit der Überschrift „COVID-19 Deaths by Vaccination Status in England, 1st Jan. 2022 to 31st Dec. 2022“ und einem Säulendiagramm sowie der Aufschrift „91,89 %“ auf das Redner:innenpult): Nur sind das die Zahlen der britischen Gesundheitsbehörde für das Jahr 2022. (Abg. Pfurtscheller: So ein Schmarrn!)

Schreit ein bissel weniger dazwischen und passt ein bissel mehr auf, damit ihr etwas dazulernt und die Bevölkerung nicht immer falsch informiert! (Abg. Mi­chael Hammer: Das geht ja intellektuell nicht! So viel Unsinn! – Abg. Wögin­ger: Wie viele sind draufgegangen, die dieses Entwurmungsmittel geschluckt haben?)


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Offizielle Zahlen der britischen Gesundheitsbehörde für das Jahr 2022: Was besagen diese Zahlen? (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) Von den in Summe 28 041 an Covid-19 Verstorbenen waren sage und schreibe 91,89 Prozent Geimpfte – und dann verteidigt Kollege Schallmeiner diesen Folder und sagt: Sie schützt vor schweren Verläufen. (Abg. Schallmeiner: Ja! Kollege Loacker hat dir schon einmal Statistik erklärt!)

Ich bin ja in meinen Parlamentsreden nicht müde geworden, auch auf die offiziellen, an die EMA gemeldeten Zahlen hinzuweisen. Was sagen denn die aus, ganz aktuell mit 27. März 2023? (Der Redner stellt eine Tafel mit der Überschrift „EMA-Datenbank ‚vermutete‘ Nebenwirkungen und Todesfälle in zeit­licher Nähe zur COVID-19 Impfung“ und einer Tabelle auf das Redner:innen­pult. – Abg. Michael Hammer – erheitert –: Na, die sind leicht lesbar! – Abg. Lukas Hammer: Irgendwann erzählen wir dir, dass man deine Taferln nicht lesen kann!)

Kollege Schallmeiner, es ist ja bedauerlich und beschämend (Zwischenruf des Abg. Schallmeiner), dass ihr da nicht aufpasst und nach wie vor faktenwidrig agiert. Das sind die offiziellen Zahlen, gemeldet an die Europäische Arzneimittelagentur, mit einer Meldequote von 6 Prozent.

Todesfälle in zeitlicher Nähe zu den Impfungen: 27 836; alle Fälle von Neben­wirkungen, offiziell an die EMA gemeldet: 2 202 000, 6 Prozent. (Abg. Leichtfried: Es gibt keine 2 Millionen Prozent!)

Wenn man das mit 15 multipliziert, um auf 100 Prozent hochzurechnen, sind das 33 Millionen gemeldete Nebenwirkungen. (Abg. Schallmeiner: Statistik!) Da geht ihr her und kampagnisiert die Sache weiter! (Abg. Loacker: ... auch ohne Imp­fung Nebenwirkungen! – Heiterkeit des Abg. Schallmeiner.)

Wisst ihr aber, was die wirkliche Tragödie ist? – Die wirkliche Tragödie ist, dass diese Bundesregierung jetzt die Weltgesundheitsorganisation beauftragt hat, einen weltweiten Pandemievertrag auszuarbeiten. (Der Redner stellt eine Tafel mit


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der Aufschrift „WHO-Vorschläge zu den Änderungen in den Internationalen Ge­sundheitsvorschriften der WHO (2005)“ sowie „Streichung der uneingeschränkten Achtung der Würde, der Menschenrechte und der Grundfreiheiten von Perso­nen“ auf das Redner:innenpult.) Aus Artikel 3 der Internationalen Gesundheitsvor­schriften soll – und das ist der wirkliche Skandal, weil es der größte An­schlag auf unsere Demokratie ever ist (Abg. Lukas Hammer: „Ever“? Das ist aber ausländisch!) – die „uneingeschränkte Achtung der Würde [...], der Men­schenrechte und der Grundfreiheiten“ von Personen gestrichen werden. Das ist die derzeitige Diskussion.

Mit der Stimme Österreichs wurde die Weltgesundheitsorganisation am 1. Dezember 2021 offiziell aufgefordert, einen Pandemievertrag für das welt­weite Pandemiemanagement auszuarbeiten. (Abg. Schallmeiner: Nein, das steht nicht drinnen! Das solltest du wissen! Das wurde wieder herausgenommen!) Das ist beabsichtigt: die „Würde des Menschen“ und die „Grundfrei­heiten“ zu streichen.

Das heißt abschließend, Herr Kollege Schallmeiner: Die Demokratie kann, wenn das umgesetzt wird, durch eine totale Diktatur und auch eine Impfdiktatur ersetzt werden. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Loacker: So ein Blödsinn! – Abg. Bürst­mayr: Das sind doch Verschwörungstheorien! – Abg. Lukas Hammer: Mit Dik­taturen kennt ihr euch ja aus! – Zwischenruf der Abg. Pfurtscheller.)

11.54


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Peter Wurm zu Wort. – Bitte.


11.54.27

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Werte Zuseher! Ich möchte mich heute vor allem der Frage widmen: Warum? Warum diskutieren wir seit wenigen Wochen über Versöhnung und über dieses Zuschütten und Überwinden von Gräben? Warum wird das vor allem von der ÖVP, aber auch von der Sozialdemokratie, von den Grünen und von den NEOS diskutiert? Warum?


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Die Antwort ist relativ einfach, nachdem am Anfang einige Tausend, dann Zehn­tausend, dann Hunderttausend und mittlerweile Millionen Österreicher erkannt haben, dass diese Politik der letzten drei Jahre natürlich eine falsche war: Man sieht es ganz einfach an den Wahlergebnissen und an den Umfragen.

Das ist der Grund, warum diese vier Parteien jetzt diesen Versöhnungsprozess quasi einleiten wollen. Leider Gottes passiert es nicht, weil eine ehrliche Selbsterkenntnis da ist. Ein Schuldeingeständnis, ein wenig Mea culpa, eine Ent­schuldigung – das findet nicht statt.

Das führt mich zur zweiten Frage: Warum – das zweite große Warum – lehnen diese vier Parteien – ich sage es noch einmal: ÖVP, Grüne, SPÖ und NEOS – den Untersuchungsausschuss, wie von uns gefordert, ab? Warum lehnen diese vier Parteien dann die schonungslose Aufarbeitung der letzten drei Coro­najahre ab? (Abg. Leichtfried: Hast du schon einmal die Begründung gelesen? Dann weißt du es! – Abg. Schallmeiner: Oder hast du so unterschrieben? – Abg. Leichtfried: Hast du unterschrieben, ohne dass du die Begründung gelesen hast? Bravo!)

Auch da ist die Antwort relativ eindeutig und klar: aufgrund ihres schlechten Gewissens. (Abg. Leichtfried: Im Gegensatz zu euch hätten wir eines!) Das ist ja ganz offensichtlich.

Wenn man jetzt kein schlechtes Gewissen hat – es ist ja ganz interessant –, wäre es vielleicht noch zu verstehen, dass die Regierungsparteien sagen, sie wol­len ihre Arbeit nicht aufgeklärt haben. Das könnte man ja als gelernter Österreicher noch verstehen. Dass aber dann die Oppositionsparteien, die So­zialdemokratie und die NEOS, diesen Untersuchungsausschuss auch nicht haben wollen: Da fängt man dann schon an nachzudenken. (Abg. Leichtfried: Viel­leicht ist es einfach Blödsinn!)

Ich sage es noch einmal: Letzte Woche gab es diese Sitzung des Geschäfts­ordnungsausschusses. Da hat man versucht, immer wieder zu erklären, warum


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man diesem Antrag von uns nicht zustimmen kann: weil ein Satz drinnen gestanden ist, der nicht ordnungsgemäß war. Man hat alle möglichen Ausreden gesucht.

Wir wollten und wollen nach wie vor nichts anderes als eine objektive Auf­arbeitung der letzten drei Coronajahre – und zwar über alles, nicht nur über die Cofag, sondern auch über die Maßnahmen, die Verordnungen und die sons­tigen Dinge, die passiert sind.

Ich glaube, wenn es in Österreich einen Untersuchungsausschuss geben soll, dann genau diesen, denn es gibt seit dem Zweiten Weltkrieg kein anderes einschneidendes Ereignis, das diese Zweite Republik derart – sage ich einmal – in Beschlag genommen hat – nicht nur in Bezug auf die 100 Milliarden Euro an Kosten, sondern in Bezug auf alles, was da entsprechend an Schäden aufgetreten ist. Kollege Shetty von den NEOS hat es eh schön – oder leider Gottes: traurig – anhand der Suizidrate der Jugendlichen in Österreich gezeigt.

Österreich verdient also diesen Untersuchungsausschuss. Darüber besteht überhaupt kein Zweifel. Ich versuche nur noch einmal, das ganz einfach zu wiederholen, denn Kollege Hauser hat recht: Man könnte da jetzt stundenlang über die Details diskutieren.

Das, was Sie im Prinzip und auch in den heutigen Redebeiträgen immer wieder machen, ist: Sie versuchen eine Täter-Opfer-Umkehr. Sie haben diese Grä­ben aufgerissen, und nicht wir oder die Unterzeichner des Volksbegehrens. Sie, diese vier Parteien, haben Österreich zutiefst beschädigt und Gräben auf­gerissen. Jetzt sollten Sie überlegen, ob Sie diesen Graben überwinden wollen – aber ehrlich gemeint, mit einer Selbsterkenntnis und einer Entschuldi­gung. Die sehe ich leider Gottes bei keiner dieser vier Parteien auch nur im Ansatz.


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Sie haben – ich versuche, es kurz zu machen – uns Bürger in Österreich, die Bevölkerung, wirklich auf einen QR-Code reduziert. Man vergisst ja vieles. Wenn Sie sich daran erinnern: Ohne den berühmten QR-Code konnte man sich in Österreich kaum noch bewegen. Das ist eines dieser signifikanten Dinge, die ich Ihnen einfach vorwerfe: Sie haben die Bürger in Österreich auf eine Zahl, auf einen QR-Code reduziert.

Ein Beispiel noch, das für mich so symptomatisch war, weil ich ja auch die Schäden auf der anderen Seite verstehe, jener Österreicherinnen und Österreicher, die Sie mit Ihrer Angstmacherei, mit Ihrer Panik, mit Ihren Fakenews – man muss es deutlich sagen – wirklich in eine Psychose getrieben haben und die Ihre Botschaften, glaube ich, zum Teil nach wie vor glauben:

Letztes Jahr im Sommer in Innsbruck in der Hochsaison – ich glaube, Juli oder August war es – kommt mir bei 30 Grad eine Familie in der Maria-There­sien-Straße entgegen: zwei Erwachsene, FFP2-Maske auf, zwei Kinder, un­gefähr sechs und acht Jahre, mit FFP2-Maske – Maria-Theresien-Stra­ße, im Freien, im Sommer bei 30 Grad. Da ist mir noch einmal klar geworden, welchen Schaden Sie in der Psyche von ganz, ganz vielen Menschen ange­richtet haben, die immer noch an diese Geschichte, an diese Fakenews, die Sie gestartet haben, glauben. Auch diese Österreicherinnen und Österreicher tun mir von Herzen leid und auch sie verdienen eine schonungslose Aufklärung. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

12.00


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Philip Kucher zu Wort. – Bitte.


12.00.54

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich mache mir nach den Redebeiträgen der freiheitlichen Kollegen einigermaßen Sorgen über die künftigen Karrieren der Kollegin Fürst, der Kollegin Belakowitsch, der Kollegen


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Hauser, Kaniak und Wurm. Ich befürchte, dass ihr in der Freiheitlichen Partei nicht mehr eine große Zukunft haben werdet. (Abg. Obernosterer: Den Hauser hast du vergessen! – Abg. Kassegger: Mach dir lieber über die SPÖ Sorgen! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Es war Klubobmann Kickl, der hier in einer Rede im Parlament vor drei Jahren gesagt hat, man muss durchgreifen. Man muss gegen unverbesserliche Menschen durchgreifen, die keinen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten, und ganz offensichtlich ist es unverbesserlich (Abg. Belakowitsch: Philip, kandidierst du auch?), was gerade von den freiheitlichen Kollegen gekom­men ist. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Wurm.)

Wenn Herbert Kickl das macht, was er gesagt hat, dann befürchte ich, Kollege Wurm, dass du nicht mehr lange hier sitzen wirst, dass sich einige in der Freiheitlichen Partei eher Sorgen machen werden. Kollegin Fürst schaut schon etwas verdutzt. Das wird eine spannende Nachbesprechung der Sitzung werden, wenn Herbert Kickl das macht, was er hier im Parlament vor drei Jahren gesagt hat: Man muss gegen unverbesserliche Menschen durchgreifen. Da war er der Erste, der gesagt hat, man muss dagegen vorgehen.

Die einzige Schwierigkeit ist, wenn Herbert Kickl konsequent ist, dann wird er auch gegen sich selbst irgendwie durchgreifen müssen und sich selbst in Frage stellen. (Abg. Belakowitsch: Philip, kandidierst du? ...!) Ich weiß nicht, wer sich als Nachfolger für Herbert Kickl jetzt schon Hoffnungen macht, aber wenn er das macht, was er angekündigt hat und sich selbst beim Wort nimmt, ist er natürlich schon jemand gewesen, der keinen Beitrag geleistet hat. (Anhal­tende Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich möchte es nur noch einmal durchgehen: Son­nenlicht, Bitterstoffe und das Pferdewurmmittel – das hat uns in Österreich in dieser Frage nicht weitergebracht.

Kollegin Belakowitsch, die Zitate von Ihnen sind schlimm genug, da Sie allen Ernstes gesagt haben, es liegen mehr Menschen mit Impfschäden auf


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den Intensivstationen als coronakranke Menschen. Sie haben das allen Ernstes gesagt! (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Das ist ein Schlag ins Gesicht von Menschen, die wirklich in dieser Zeit unter schwierigsten Bedingungen – Ärztinnen und Ärzte, in der Pflege – am Krankenbett gestanden sind, mit einem Schutzanzug 12 Stunden geschwitzt haben und dort um das Leben von Menschen gekämpft haben. (Abg. Belakowitsch: Im Schutzanzug, genau!) Ihnen ist nichts Besseres als irgendwelche Verschwörungstheorien eingefallen. Das ist ein Punkt, da könnte man sich irgendwann einmal hinstellen und sich dafür entschuldigen, Frau Kollegin Belakowitsch! Es war die Freiheitliche Partei in Österreich, die uns das eingebrockt hat. (Beifall bei der SPÖ so­wie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Den Vogel abgeschossen hat Kollege Hauser. Sie haben doch allen Ernstes Präsidenten Sobotka gefragt und stellen fest: Wir wissen doch alle, dass die Eliten die Pandemie herbeigezaubert haben. Sie glauben das wirklich und Sie hätten ja jetzt die Chance gehabt, das zu erklären. (Zwischenruf des Abg. Hauser.) Anscheinend sind Sie in irgendeinem Geheimbund oder wissen irgendetwas. Ich weiß nicht, ob die UFOs mit Ihnen kommuniziert haben. Offensichtlich wissen Sie mehr, Kollege Hauser, aber dann kommen Sie doch bitte noch einmal heraus und erzählen uns, welche Eliten was geplant haben. (Abg. Kassegger: Das passiert dauernd!) Kollege Hauser, dann sagen Sie heute nicht wieder, das haben Sie vergessen, weil Sie sich ja selber dafür genieren. Seien wir uns doch so ehrlich! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Das ist das große Problem im Krisenmanagement gewesen: Irgendwann glaubt man die eigenen Gschichtln. Bei den Freiheitlichen merkt man das, ihr glaubt dann irgendwann die eigenen Gschichtln wirklich. Ihr habt nichts dazu beigetragen, um die Krise zu meistern. (Abg. Schnedlitz: Ihr habt bald 10 Prozent! Macht so weiter!)

So ein Opfer dieser Gschichtldruckerei ist leider Herr Abgeordneter Stocker, der sich gerade mit Kollegin Maurer intensiv unterhält. Generalsekretär Stocker


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hat irgendwo vor ein paar Tagen anscheinend erklärt bekommen, wie toll die ÖVP die Krise gemeistert hat. Er erzählt das immer wieder in Reden, setzt sich ins Fernsehen und erklärt: Die ÖVP – das sagt er immer ganz pathetisch –, die ÖVP hat immer nach bestem Wissen und Gewissen agiert. Man hat die Fehler maximal gemacht, weil man nicht gewusst hat, wie schlimm die Krise ist. Man hat immer alles getan, um die Krise zu bekämpfen.

Herr Kollege Stocker, das ist falsch! Sie wissen doch bitte ganz genau und Sie können sich in Ihren eigenen Reihen umhören, eure Pressesprecher kön­nen davon berichten: Natürlich habt ihr ganz, ganz oft deswegen Feh­ler gemacht, weil euch Parteipolitik und Inszenierung wichtiger waren als gutes Krisenmanagement. Das war die ÖVP-Politik! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Kollege Stocker, seien Sie ehrlich, Sie wissen doch, wie wichtig euch die Inszenierung war. Behaupten Sie nicht heute im Nachhinein, ihr habt immer nur gutes Krisenmanagement gemacht! Das waren natürlich dramatische Fehler.

Erinnert euch bitte an die Impfstoffbeschaffung! (Zwischenruf der Abg. Belako­witsch.) Damals hat man sich wochenlang überlegt, wie alle Regierungsmitglieder ein cooles Foto zusammenbringen, dass Frau Tanner den Hubschrauber kriegt. Dann ist gestritten worden, wer bei der ersten Impfung beim Foto dabei sein darf. Das war euch doch wichtiger, als eine Logistik aufzustellen, da­mit es wirklich funktioniert. Herr Kollege Stocker, seien Sie so fair, geben Sie ehrlich zu, dass die Fehler deswegen passiert sind und Österreich deswegen schlechter durch die Krise gekommen ist, weil der ÖVP Krisenmanagement nicht so wichtig wie Inszenierung war! (Abg. Wöginger: So ein Blödsinn!)

Sie haben leider die Geschichte geglaubt – ich muss es noch einmal wiederge­ben –: Es war der Abgeordnete Klubobmann Wöginger, der gesagt hat, Sebastian Kurz hat die Pandemie in einer hervorragenden Art und Weise bewäl­tigt. (Abg. Wöginger: Richtig!) In einer hervorragenden Art und Weise – er glaubt es noch immer. Kollege Wöginger, ich würde bitten, wenn wir schon von Aufarbeitung reden - - Sie wissen es doch selbst, Sie müssen ja lachen, Herr


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Kollege Wöginger. Nichts ist hervorragend gewesen! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Das kannst du in Klagenfurt erzählen!)

Batzen Schulden, 40 Milliarden Euro Schulden, Rekordzahlen bei den Infektio­nen – Sie wissen es doch, Herr Kollege Wöginger. Deswegen lachen Sie ein bissl. Das wissen Sie doch, also entschuldigt euch einmal! Freiheitliche und ÖVP tragen die Verantwortung dafür, dass wir schlechter durch die Krise gekommen sind. (Heiterkeit bei der ÖVP. –Abg. Wöginger: Du hast geschlafen!) Jetzt habt ihr euch wieder gefunden. Es gibt den Kickl-Leitner-Plan, ihr seid jetzt ohnehin gemeinsam unterwegs, und so schließt sich leider der Kreis. (Beifall bei der SPÖ. – Rufe bei der FPÖ: Lei-lei! – Abg. Wöginger: Der Fasching ist schon vorbei! – Abg. Michael Hammer: Der will sich bewerben! Das ist der 74.! – Abg. Wöginger: Der kommt nicht durch! Der bringt die 30 Unterschriften nicht zusammen! – Weitere Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.)

12.06


12.06.40

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vor­nehme. (Abg. Wöginger: Das war ein Kabarett!)

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 2: Antrag des Gesundheitsausschusses, seinen Bericht 1933 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer sich für die Kenntnisnahme ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig zur Kenntnis genommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Corona-Wiedergut­machungsfonds des Bundes“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt. (Zwischenrufe der Abgeordneten Amesbauer und Belakowitsch.)


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Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 3: Antrag des Gesundheitsausschusses, seinen Bericht 1934 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer spricht sich für die Kenntnisnahme aus? – Dieser Bericht ist einstimmig zur Kenntnis genommen.

12.07.504. Punkt

Bericht des Finanzausschusses über den Antrag 3256/A der Abgeordneten Jo­hann Singer, Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 geändert wird (1992 d.B.)

5. Punkt

Bericht und Antrag des Finanzausschusses über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem ein Bundesgesetz über einen Zuschuss an die Länder für Wohn- und Heizkostenzuschüsse (Wohn- und Heizkostenzuschussge­setz) und das Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz – LWA-G geändert werden (1993 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit kommen wir zu den Punkten 4 und 5 der Tages­ordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich begrüße Herrn Staatssekretär Tursky im Hohen Haus und erteile als erster Rednerin Frau Klubvorsitzenden Pamela Rendi-Wagner das Wort. – Bitte. (Ruf bei der ÖVP: Ein Wort zur Krisenbewältigung!)


12.08.50

Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich be­dauere, dass der zuständige Finanzminister offenbar den Weg hierher ins


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Parlament nicht gefunden hat. (Abg. Gerstl: Aber wo ist der Doskozil?) Immerhin geht es in der Zeit der Teuerung um ein sehr wichtiges Thema, nämlich um die Mieten von Millionen von Menschen in Österreich. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass er diese Verantwortung spürt, heute bei diesem wichtigen Thema hier anwesend zu sein und sich anzuhören, was wir dazu zu sagen haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich beginne mit einem Zitat: „Bedauerlich. Ich dächte, mittlerweile wäre verstan­den, dass immer neue Cash-Transfers zwar soziale Härten abfedern können, aber die Inflation nicht dämpfen, sondern sogar befeuern. Wir brauchen dringend den Ausstieg aus der Preisspirale. Die Mietpreisbremse wäre ein erster Einstieg gewesen.“

Sehr geehrte Damen und Herren, das ist kein Zitat eines SPÖ-Politikers oder einer SPÖ-Politikerin, sondern das stammt vom Chef des Wirtschaftsfor­schungsinstituts Prof. Gabriel Felbermayr.

Auch Fiskalratschef Christoph Badelt kritisiert Ihre beschlossene Einmalzahlung im Bereich des Wohnens. Beide sind Experten, von Ihnen allen anerkannte Experten, nehme ich an, auf ihrem Gebiet.

Jetzt stellt sich die Frage, ob es wirklich so überraschend ist, dass die ÖVP sich da nicht nach Experten richten will oder nicht auf Experten hören will. Für mich ist das nicht wirklich überraschend. Wir alle haben die Rede des Bundes­kanzlers vor wenigen Wochen gehört, in der er ja gemeint hat, man sei als Regierung während der Pandemie „zu expertenhörig“ gewesen. – Zu experten­hörig: Also eigentlich ist diese ÖVP-FPÖ-Koalition, die sich jetzt in Nieder­österreich gebildet hat, nur eine eindeutige Konsequenz, um das einmal mehr zu unterstreichen, liebe ÖVP: mit jener FPÖ eine Koalition einzugehen, die von Wissenschaft und Experten genau nichts hält. Philip Kucher hat das jetzt gerade sehr gut ausgeführt. (Beifall bei der SPÖ.)

Also vonseiten dieser ÖVP haben wir ja offenbar diesbezüglich nichts mehr zu erwarten, aber dass Sie, liebe Damen und Herren, Kolleginnen und Kollegen


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von den Grünen, dem nichts entgegenzusetzen haben, ist nichts anderes als ein weiterer trauriger Beweis Ihres eigentlich leider wirkungslosen und ergeb­nislosen Arbeitens in dieser Regierung, Ihrer wirkungslosen und sinnlosen Regie­rungsarbeit und Regierungsbeteiligung. Das ist schade, liebe Grüne – das muss ich Ihnen hier sagen –, weil es wirklich um viel geht. (Beifall bei der SPÖ.)

Viele in Österreich fragen sich – ich auch –: Was muss eigentlich passieren? Was muss eigentlich passieren, damit Sie sich für die Millionen Menschen in Österreich, die in dieser schwierigen Zeit mit dieser Teuerung wirklich nicht mehr wissen, wie es weitergeht, innerhalb der Regierung endlich auf die Füße stellen und sagen: Bis hierher und nicht weiter!? (Beifall bei der SPÖ.)

Das Dilemma dieser Regierung zeigt sich auch am wichtigen Beispiel der Mieten. Wie bei anderen Fragen der Teuerung zieht sich ein roter Faden durch Ihre Regierungsarbeit. Statt die Mietenerhöhung, die jetzt wieder mit 1. April ansteht, zu stoppen, verteilen Sie aus dem Steuertopf willkürlich einmalige Almosen. Es ist seit eineinhalb Jahren immer das gleiche Muster: Sie stoppen die Inflation nicht, Sie senken die Preise nicht, Sie machen Schulden. Das ist das Mus­ter Ihrer Regierungsarbeit in diesen Zeiten der Teuerung. (Beifall bei der SPÖ.)

Das Ergebnis: Seit eineinhalb Jahren steigen die Preise in Österreich. Die Inflation ist in Österreich noch immer auf einem Rekordniveau, bei weit über 10 Prozent, im Gegensatz zu vielen, vielen anderen europäischen Ländern, die das vor Monaten schon ganz anders angegangen sind, trotz der Milliarden Euro, die Sie in den letzten Monaten ausgegeben haben, der Milliarden Euro, die Sie mit der Gießkanne verteilen, die nicht zielgerichtet dort ankommen, wo sie wirklich gebraucht werden, und die die Preise einfach nicht senken.

Die Folge: Die Preise steigen oder bleiben gleich hoch, der Schuldenberg wächst, die Armut wächst in Österreich. Das ist die traurige Wahrheit. Mehr als zwei Millionen Menschen in Österreich, sehr geehrte Damen und Herren, werden laut Statistik Austria und IHS ihre Wohnkosten aufgrund der gestiegenen Mie­ten und Energiepreise, aufgrund der Lebenshaltungskosten, die ein­fach dramatisch gestiegen sind, nicht mehr begleichen können.


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Zusammengerechnet – ich weiß nicht, ob Sie sich das je angeschaut haben – werden die Mieten in den nächsten Jahren, bis 2025, für die Österreicherinnen und Österreicher durchschnittlich um 25 Prozent steigen. 25 Prozent: Das ist weit über einer normalen Inflationsrate. Da ist es fahrlässig, sehr geehrte Da­men und Herren, nichts Substanzielles dagegen zu tun, weil es Millionen Menschen betrifft (Beifall bei der SPÖ): Familien, Kinder, Alleinerzieher:innen, die nicht mehr wissen, wie sie das zahlen sollen, aber auch kleine und mittlere Unternehmerinnen und Unternehmer. Es geht ja auch um Geschäftsmieten, die betroffen sind, und um Unternehmerinnen und Unternehmer, die an den Rand der Existenz getrieben werden.

Sehr geehrte Damen und Herren, wenn Sie schon die Vorschläge der Opposi­tion, der SPÖ, der Gewerkschaft, der Mietervereinigung nicht aufgreifen wollen, dann setzen Sie wenigstens die Vorschläge der Expertinnen und Exper­ten um! Setzen Sie die Mieterhöhung aus, die in den kommenden Jahren auf die Österreicherinnen und Österreicher zukommt! Faule Kompromisse zu schließen, nur damit Sie besser schlafen können, hilft niemandem in Österreich. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

12.14


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johann Singer. – Bitte.


12.14.56

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Haus und vor den Bildschirmen! In Österreich befinden sich rund zwei Millionen Wohneinheiten im Eigentum – im Hauseigentum und im Wohnungseigentum –, 670 000 Wohnungen stellen die gemeinnützigen Bauvereinigungen zur Verfügung, von den Gemeinden, insbesondere von der Stadt Wien, werden 280 000 Wohnungen angeboten, und insgesamt


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gibt es rund 735 000 Mietwohnungen. In diesen Wert sind die Wohnun­gen, die dem Mietrechtsgesetz unterliegen, genauso einbezogen wie die anderen privaten Mietwohnungen.

Zusammenfassend: Auf die Hauptwohnsitze bezogen halten sich Mietwohn­verhältnisse mit Hauseigentum und Eigentumswohnungen in Österreich die Waage. Alle, sehr geehrte Damen und Herren, sowohl die, die zur Miete wohnen, als auch jene, die im Eigentum wohnen, sind von der Teuerung betroffen. Genau aus diesem Grund hat die ÖVP bei der Frage der Indexierung ein Maßnahmenpaket bestehend aus der Glättung der Indexierung der Richtwertmieten, der Kategoriemieten und der Valorisierung der Mieten im Bereich der gemeinnützigen Bauvereinigungen auf der einen Seite und eine Sanierungsoffensive und einen Eigenheimbonus auf der anderen Seite vorgeschlagen. Leider hat es dazu kein Ergebnis mit dem Koalitions­partner gegeben.

Uns war wichtig, mit der Sanierungsoffensive einen Beitrag zum Energie­sparen zu leisten – davon hätten sowohl die Mieter als auch die Ver­mieter profitiert –, und wir wollten Anreize schaffen, um die Bildung von Wohnungseigentum durch junge Menschen und Familien in Zeiten steigender Kosten und steigender Zinsen zu unterstützen. (Beifall bei der ÖVP.)

Kompromissfähig hingegen war der Vorschlag, den bestehenden Zweckzuschuss für Wohn- und Heizkosten und den Wohnschirm finanziell aufzustocken. Konkret werden zu den bereits beschlossenen 450 Millionen Euro weitere 225 Millionen Euro dazukommen, die von den Bundesländern jenen zur Verfügung gestellt werden, die das zur Abfederung der gestiegenen Wohn­kosten brauchen. Dadurch können die unterschiedlichen Mietverhältnisse und die Mehrkosten – vor allem auch im Bereich des Wohnungseigentums – be­rücksichtigt werden.

Darüber hinaus sollen besondere Härtefälle im Wohnbereich, zum Beispiel bei der Gefahr der Delogierung, vermieden werden. Daher soll der bestehen-


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de Wohnschirm im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Kon­sumentenschutz, der bisher mit 115 Millionen Euro dotiert war, um weitere 25 Millionen Euro aufgestockt werden. Das ist, sehr geehrte Damen und Herren, aus meiner Sicht eine zielgerechte und gerechte Förderung mit einer treff­sicheren sozialen Ausgestaltung. (Beifall bei der ÖVP.)

Positiv zu werten ist auch die Änderung im Einkommensteuergesetz betreffend den Investitionsfreibetrag. Aus ökologischen Gründen soll ausdrücklich ge­regelt werden, dass auch für die Anschaffung von klimafreundlichen Heizungen – gemeint sind damit Wärmepumpen, Biomassekessel, Wechsel auf Fernwärme und dergleichen – im Zusammenhang mit Gebäuden ein Inves­titionsfreibetrag zusteht.

Sehr geehrte Damen und Herren, die besondere Herausforderung in der Wohnpolitik ist, dass es gelingt, eine Ausgewogenheit der Bedingungen sowohl für jene, die Wohnraum schaffen, als auch für jene, die Wohnraum nutzen, herzustellen.

Die ÖVP steht zum breiten Angebot des österreichischen Wohnungsmarktes. Jedes einzelne Segment trägt zur Befriedigung der Wohnbedürfnisse bei. Dort, wo es gelingt, genügend Wohnraum zu schaffen, trägt der Markt auch positiv in Form einer Kostenbremse bei.

Sehr geehrte Damen und Herren, die ÖVP steht zu den Vermietern und zu den Mie­tern. Die ÖVP steht zum Eigentum. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

12.19


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hubert Fuchs. – Bitte.


12.20.05

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Ich muss einfach zu Frau Klubobfrau
Rendi-Wagner etwas sagen: Es wäre vielleicht besser gewesen, Sie hätten Ihre


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Rede im SPÖ-Parteipräsidium gehalten, Sie haben da ja jede Woche einen Sitzkreis, und ich gehe davon aus, dass Bürgermeister Ludwig da auch präsent sein wird. (Abg. Oberrauner: Das ist aber billig!) Die Stadt Wien (Abg. Leicht­fried: Also wenn Sie versuchen, witzig zu sein, ist das ziemlich ...!) beziehungsweise Wiener Wohnen ist der größte Vermieter in der Republik Österreich; das heißt, das rote Wien hätte es durchaus in der Hand (Zwischenruf des Abg. Haub­ner), bei den Mietpreisen etwas zu machen, aber Sie machen nichts. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Sie sind ja nicht dazu verpflichtet (Ruf bei der ÖVP: Die Wiener SPÖ, die gehört ja nicht dazu!), die Mieten zu erhöhen, Frau Kollegin. (Zwischenruf der Abg. Baumgartner.)

Zum Zweiten, Frau Klubobfrau Rendi-Wagner (Abg. Leichtfried: Bezeichnend, dass die ÖVP schon mit dem neuen Koalitionspartner klatscht!) – Herr Leichtfried, Sie können sich dann gerne ans Rednerpult stellen! –: Frau Kollegin Rendi-Wagner, wenn Sie von Schuldenmachen sprechen (Abg. Leichtfried: Ich glaub’, Sie möchten das nicht, wenn ich mich ans Rednerpult stelle!) und der ÖVP hier Schul­denmachen vorwerfen, dann muss man schon sagen: Die größte Schulden­macherpartei ist schon die SPÖ. (Die Abgeordneten Leichtfried und Rendi-Wagner: Aha!) Sie hauen das Geld nicht mit einer Hand beim Fenster raus (Zwischen­rufe bei der SPÖ sowie des Abg. Angerer), sondern mit beiden Händen, Frau Kolle­gin. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Leichtfried: Vielleicht könnten Sie was von den 700.000 Euro in Graz erzählen, das wäre auch interessant!) Herr Kollege Leichtfried, ich kann Sie nicht hören, und Sie können sich gerne hier ans Pult stellen. (Abg. Leichtfried: Dann sage ich es noch einmal: Es geht um die 700.000 Euro in Graz, da könnten Sie gern was erzählen! – Heiterkeit der Abg. Steinacker. – Zwischenrufe bei der SPÖ sowie des Abg. Haubner.) Frau Präsidentin, Kollege Leichtfried stört meine Rede (Zwischenruf des Abg. Einwallner), und ich ersuche, das nicht auf meine Redezeit anzurechnen. (Rufe bei der SPÖ: Oje!)

Wir hatten im Februar eine Inflationsrate von 10,9 Prozent. Seit Som­mer 2022 liegt die Inflationsrate in Österreich immer über dem EU-Durchschnitt, aber auch über dem Eurozonendurchschnitt. 16 EU-Länder haben eine


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niedrigere Inflationsrate als Österreich – und die türkis-grüne Bundesregierung behauptet weiterhin, dass wir besser als die anderen EU-Länder durch die Krise gekommen sind und Spitzenreiter in der EU sind. Karlheinz Kopf hat das heute wieder in der Aktuellen Stunde gemeint. – Ja, diese türkis-grüne Re­gierung ist Spitzenreiter im Geldausgeben, im Schuldenmachen und bei der Re­kordinflation. Sogar Länder wie Italien, Portugal, Zypern, Griechenland und Spanien haben eine niedrigere Inflationsrate als Österreich. Da brauche ich gar nicht in das Efta-Land Schweiz zu schauen, in dem die Inflationsrate mit 3,2 Prozent sensationell niedrig ist. Sogar Albanien hat eine niedrigere Inflationsrate als Österreich.

Das heißt, wir sind ganz sicher nicht besser als die anderen durch die Krise gekommen. Diese Rekordinflation in Österreich stürzt insbesondere die einkommensschwachen Haushalte in existenzielle Probleme – und schuld ist diese türkis-grüne Bundesregierung, die sich eben nur mit den Folgen der Krise auseinandersetzt, aber nicht mit den Ursachen. (Abg. Baumgartner: ... nicht klatschen!) Anstatt die Rekordinflation zu bekämpfen, verteilt diese Bundes­regierung das Geld mit der Gießkanne und befeuert damit weiterhin die Rekordinflation.

Eine echte Mietpreisbremse wäre ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Inflation gewesen. (Beifall bei der FPÖ.) Mit dieser Ansicht stehen wir nicht allein da, auch Wifo-Chef Prof. Felbermayr hat dies in einer Aussendung gemeint. Es ist vollkommen unverständlich, dass man in Zeiten einer Rekordinflation nicht in der Lage ist, die Inflationsanpassungsautomatik bei den Mieten zu adap­tieren. Dieses Versagen der Regierungsparteien befeuert natürlich die Inflation weiter – nicht nur in diesem Jahr, sondern auch in den Folgejahren, weil wir diese Erhöhung natürlich inflationstechnisch mitschleppen werden. Diese 225 Millionen Euro sind auch nicht nachhaltig, sie sind keine echte Ent­lastung für die Mieter. Die Richtwerterhöhung wird bei einer 65-Quadratmeter-Altbauwohnung im Schnitt 490 Euro im Jahr ausmachen, und das ist


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mehr als doppelt so viel wie der durchschnittliche einmalige 200-Euro-Wohn­kostenzuschuss. Wenn man bedenkt, dass die Richtwertmieten letztes Jahr bereits um 5,8 Prozent erhöht wurden und heuer noch einmal um 8,6 Pro­zent, dann ist ganz klar: Die Mieter werden mit dieser Einmalzahlung nicht entlastet, sondern mit Almosen abgespeist. (Zwischenruf des Abg. Ottenschläger.)

So wie die türkis-grüne Bundesregierung nicht in der Lage ist, die Mietkosten in den Griff zu bekommen, so ist sie auch nicht in der Lage, die Energiekosten in den Griff zu bekommen. Dieses Wohn- und Heizkostenzuschussge­setz ist auch symptomatisch für die Arbeitsweise und für das Versagen dieser Bundesregierung. Es wird zwei Monate lang verhandelt, und dann kommt am Ende die schlechtestmögliche Minimallösung aus beiden Welten heraus. (Bei­fall bei der FPÖ.)

Diese Bundesregierung ist nicht in der Lage, die Inflation beziehungsweise die Teuerung zu bekämpfen. Die Bundesregierung ist leider selbst der größte Inflationstreiber. Je schneller wir in Neuwahlen gehen, desto besser ist es für das Land und für die Bewohner der Republik Österreich. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

12.26


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Nina Tomaselli. – Bitte.


12.26.35

Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier und zu Hause vor den Bildschirmen! Ja, Sie haben es alle den Medien entnehmen können: Wir Grüne haben monatelang um die Mietkostenbremse verhandelt und dafür ge­kämpft – und herausgekommen ist jetzt ein Mietkostenzuschuss. (Ruf bei der FPÖ: ... nix zusammengebracht!) Wir haben diese Verhandlungen gestartet – nicht ganz zufällig, sondern explizit –, nachdem sich mehrere ÖVP-Ver­treter öffentlich für eine Alternative zur Mieterhöhung per Index ausgesprochen


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hatten. Es waren der Kanzler selbst, Wohnbausprecher Singer und Konsu­mentensprecher Weidinger zur besten Sendezeit in „Im Zentrum“, die gesagt ha­ben: Ja, da müssen wir etwas machen.

Was ich nicht verstehe, ist, dass Sie monatelang verhandeln, bei den Hunderttausenden Betroffenen da draußen Hoffnungen schüren (Abg. Haub­ner: ... Verhandlung!) und dann auf den letzten Metern einen Rückzieher machen und die Betroffenen einfach im Regen stehen lassen. (Abg. Leichtfried: Wahnsinn! Arg! Das ist ein Skandal!) Das ist in meinen Augen Politik mit schlechtem Stil – und das darf man auch genau so benennen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Leichtfried.)

Es scheint ganz so, als ob Sie die Mietpreisbremse gar nie wollten. Sie haben während der Verhandlungen immer mehr Forderungen aufgestellt. (Abg. Haubner: Sie haben’s verhandelt! Verhandlungsergebnis ... gehören zwei Seiten dazu!) Das kann man ruhig auch transparent machen: Zuerst sollte es ein Sanierungsbonus sein, damit die Vermieter, die wegen der Mietminderung weni­ger renovieren können, da eine Zahlung bekommen. Dem sind wir entge­gengekommen. Kollege Singer hat es ja ganz klar gesagt, davon haben ja auch die Mieter etwas. Selbst als Sie Ihre wirklich unverhältnismäßige Forderung auf­gestellt haben, man möge die Grunderwerbsteuer in der Höhe von 20 000 Euro für das erste Eigenheim erlassen, sind wir dem entgegengekommen – so wichtig war es uns, dass wir diese drohende Belastung für die Mieterinnen und Mieter, die nun leider kommt, abwenden. (Abg. Steinacker: Das steht im Regierungsprogramm, oder?)

Wir haben das aber an eine Bedingung geknüpft: dass nicht nur die Grunderwerbsteuer für das erste Eigenheim gesenkt wird, sondern im Gegenzug diejenigen, die mehr auf den Schultern tragen können, auch einen Beitrag leisten sollten. (Abg. Leichtfried: Das ist ein Skandal!) All jene, die Immobilien über 1 Million Euro kaufen, hätten einen höheren Steuerbeitrag leisten müs­sen. Das ging Ihnen offenbar schlichtweg zu weit (Abg. Leichtfried: Also diese ÖVP ist schon arg!), und die Wahrheit ist: Damit eben für Wohlhabende alles so


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bleibt, wie es ist, müssten nun diejenigen, die ihr erstes Eigenheim anschaffen, auf ihren Grunderwerbsteuerbonus, den Sie selber wollten, und die Mie­terinnen und Mieter auf die dringende Entlastung durch die Mietkostenbremse verzichten. In meinen Augen ist das Politik für eine kleine privilegierte Gruppe, Politik für die wenigen und nicht Politik für die vielen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Umgekehrt ist’s!)

Was mich besonders geärgert hat, war, dass Landeshauptmann Wallner Anfang der Woche gesagt hat, das Ganze ist deshalb gescheitert, weil „zu viel Ideo­logie im Spiel“ war. (Abg. Prinz: Linke Ideologie!) Wenn man weiß, wie das Ganze gelaufen ist, und ich habe das hier auch transparent dargelegt, ist es fast schon eine Anmaßung. Ich kann es Ihnen ganz offen sagen: Wir Grü­ne stehen für Solidarität. Wir stehen dafür, dass man Verantwortung füreinander übernimmt, dass jene eine Last tragen, die das eher können als jene, die das eher nicht können. Sie nennen das Ideologie, ich nenne das Haltung. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Steinacker: Schau dir mal den Gini-Koeffizient in Öster­reich an! Also wir sind der Auffassung, wir sind ganz gut dabei! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Und ganz ehrlich, ich war heute auch noch gespannt, wie sich die Sozialdemo­kratie verhalten wird. Wie werden Sie bei diesem Wohnkostenzuschuss abstimmen? Sie haben gesagt, Sie werden dagegenstimmen. Dann habe ich mir gedacht: Was könnte da jetzt die Begründung, die Argumentation sein? (Ruf: Ja, was ...74!) Denn eigentlich ist dieser Wohnbonus genau das, was die Wiener SPÖ gemacht und bei der Klubklausur so großartig verkündet hat. (Ruf: Die Nummer 74! – Abg. Schroll: Was man da hört von der ÖVP! – Abg. Leichtfried: Also das mit der ÖVP ist schon arg!)

Also ich halte fest: Die Wiener SPÖ ist für einen Wohnkostenzuschuss, die Bundes-SPÖ nicht. (Ruf bei der SPÖ: Bundesgesetz!) Die Bundes-SPÖ ist für eine Mietkostenbremse, aber die Wiener SPÖ macht im Gegensatz zu Graz und Innsbruck keine Mietkostenbremse im Gemeindebau. Ich sage es Ih-


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nen: Für mich ist das ähnlich logisch wie einer Giraffe, die sich als Spitzen­kandidatin bewirbt, von der Parteizentrale aus ein E-Mail zu schicken. (Beifall bei den Grünen.)

Ja, wir stehen noch immer dazu, die Mietkostenbremse wäre die bessere Lösung. Sie wirkt sofort, sie wirkt schnell, und sie ist vor allem inflationsdämpfend. Der Mietkostenzuschuss kann in diesem Sinn nur eine Second-best-Lösung sein, aber wir Grüne ziehen einen anderen Schluss daraus als die Sozialdemokratie.

Ich sage es Ihnen ehrlich: Die Mieterinnen und Mieter, die sich Hilfe erwarten, die Hilfe verdient haben, können nichts für das Verhalten der ÖVP, und deshalb stimmen wir dem heute auch mit Überzeugung zu. – Danke schön. (Bei­fall bei den Grünen. – Zwischenruf der Abg. Steinacker. – Abg. Leichtfried: So schaut wahre Überzeugung aus!)

12.31


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Loacker. – Bitte.


12.32.03

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Hohes Haus! (Ruf bei der SPÖ: ... nicht mehr recht viel da!) Also ich finde es ein bisschen kleinlich, wenn Kollegin Tomaselli der SPÖ vorwirft, dass die Vorschläge nicht stringent sind. Die Partei hat momentan wirklich andere Probleme. (Beifall bei den NEOS.)

Was aber auch nicht stringent ist, ist der Vorschlag der Grünen, bei günstigeren Grundstücken die Grunderwerbsteuer zu senken, sie bei teureren Grund­stücken hingegen zu erhöhen. Wenn man diesen Vorschlag umsetzt, dann be­deutet das, dass jeder Bauträger, der für eine Wohnanlage ein Grund­stück kauft, eine erhöhte Grunderwerbsteuer zahlt. (Abg. Haubner: Genau!) Damit würden Sie beim Einfamilienhausbau eine niedrigere und bei verdichtetem Bauen eine höhere Grunderwerbsteuer ansetzen und verdichtetes Bauen teurer machen. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Ich weiß, Betriebswirtschaft ist für die Grünen eher eine Fremdsprache (Ruf: Nein, nein!), aber ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Dieser Bauträger würde die er­höhten Steuern an den Kunden weitergeben, sodass es am Schluss wieder die einzelnen Menschen zahlen würden und nicht der Bauträger – aber gut. (Bei­fall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Dieser Streit zwischen ÖVP und Grünen ist also ein bisschen wie das Hornberger Schießen ausgegangen, und jetzt kommt halt dieser Wohnkostenzuschuss. Ja, das Geld, das man hinausbläst, heizt die Inflation an, aber bei so vielen Mil­liarden, die in den letzten drei Jahren hinausgeworfen worden sind, ist das dann nicht mehr das entscheidende Kriterium.

Man muss aber schauen, wer wirklich etwas erreicht hat, wo wirklich für die Mieter die Kosten gesenkt worden sind. Werfen wir da einen Blick in das Bundesland Salzburg, wo Wohnbaulandesrätin Andrea Klambauer die Fi­nanzierung für den geförderten Wohnbau neu aufgestellt hat: Im geför­derten Wohnbau dürfen immer nur Echtkosten an die Mieter verrechnet wer­den. (Zwischenrufe der Abgeordneten Lausch und Reifenberger.) Wenn die Finanzierungskosten sinken, muss der Wohnbauträger diese Senkung an die Mieter weitergeben. Das hat dazu geführt, dass im geförderten Wohn­bau in 23 000 Fällen für über 50 000 Bewohner die Mieten gesenkt wurden. Es hat also jeder elfte Salzburger unmittelbar davon profitiert. (Beifall bei den NEOS.)

Da kommt noch dazu, dass das das Landesbudget in Salzburg keinen einzigen Euro gekostet hat. Das war für den Steuerzahler neutral, und profitiert haben die Mieter. So kann man es machen, und so funktioniert es dort, wo die NEOS Verantwortung für das Wohnen haben. (Beifall bei den NEOS.)

12.34


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Christoph Zarits zu Wort. – Bitte.



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12.35.00

Abgeordneter Christoph Zarits (ÖVP): Geschätzte Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor den Fern­sehgeräten und auch bei uns hier im Hohen Haus! Worum geht es heute? – Es geht darum, dass wir den Ländern heute 250 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um eben ihre Programme wie den Heizkostenzuschuss oder die Wohnschirme entsprechend aufzufüllen.

Ich glaube, es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass es vor allem die Länder sind, die die geografischen Gegebenheiten natürlich kennen und wissen, wer in ihrem Bundesland Geld braucht. Ich denke, dass wir, vor allem wenn wir vom Wohnen reden, alle Wohnverhältnisse mitnehmen müssen. Wenn wir von der Mietpreisbremse reden, dann sprechen wir von Mietverhältnissen von 400 000 Wohnungen. Ich denke, dass wir mit diesem Beschluss heu­te auf jene Menschen abzielen, die das Geld wirklich brauchen, weil sie kleine oder mittlere Einkommen haben. Ich denke, das ist der richtige Weg.

Wir haben ja bereits im Jänner 2023 den Beschluss gefasst, 450 Millionen Euro für Heizkostenzuschuss, Wohnkostenzuschuss beziehungsweise Wohn­schirm zur Verfügung zu stellen. Dazu kommen noch 50 Millionen Euro, um et­waigen Delogierungen entgegenzuwirken. Heute wird dieser Landesfonds entsprechend aufgewertet, nämlich mit einem Betrag von insgesamt 250 Millio­nen Euro. Ich denke, das ist der richtige Weg, weil wir hier zielgerichtet, ziel­gesichert und vor allem auch sozial eingreifen können, für jene Menschen, die es brauchen, vor allem jetzt, wenn in Österreich die Teuerung in diesem Aus­maß besteht. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wir haben aber sehr, sehr viele Maßnahmen getroffen, vor allem was die Themen Wohnen, Heizen und Strom betrifft, aber auch im steuerlichen Bereich. Ich möchte das erwähnen, weil es von Frau Klubobfrau Rendi-Wagner nicht angesprochen wurde. Es wurde auch vieles durcheinandergemischt nach dem Motto: Irren ist menschlich, immer Irren ist sozialdemokratisch. –


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Also wenn Sie sich im Mietrecht so auskennen wie bei Ihrem Parteistatut, na dann gute Nacht, auch für die Wahl im Mai!

Meine geschätzten Damen und Herren, uns ist es wichtig, dass wir hier nicht mit der Gießkanne arbeiten, sondern dass wir zielgerichtet und sozial jene Men­schen unterstützen, die das Geld dieses Mal eben brauchen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Man hört da nichts!) Das ist der richtige Zugang für uns. (Abg. Leichtfried: Entschuldigung, man hört nichts!) Meine geschätzten Genossinnen und Genossen! Bitte können Sie sich ein bisschen mäßigen? Wir sind hier im Hohen Haus und nicht im Parteipräsidium der SPÖ. (Abg. Leichtfried: Ich wollte nur sagen, man hört nichts! – Abg. Rendi-Wagner: Man hört schlecht!)

Es geht darum, dass wir jenen Menschen helfen, die kleine und mittlere Einkommen haben. Die Länder wissen, was auf regionaler Ebene das Beste ist, und darum stellen wir hier weitere 250 Millionen Euro zur Verfügung. Ich bitte um Zustimmung. Ich denke, das ist ein guter Gesetzentwurf und eine gute Maßnahme, um besser durch die Krise zu kommen. (Beifall bei der ÖVP.)

12.37


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Ruth Becher zu Wort. – Bitte.


12.38.03

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn man die Menschen fragt, wie Politik sein sollte, dann sagen die meisten Menschen: gerecht. Gerechte Politik zu machen heißt aber auch, dass Gleiches mit Gleichem behandelt wird. Das bedeutet auch, dass die Schwachen von den Stärkeren geschützt werden. In der momentanen Krise gibt es Gelegenheit, gerechte Politik zu machen. Hier im Hohen Haus müssen wir dafür sorgen, dass jene, die weniger haben, auch weniger belastet werden. Wir müssen dafür sorgen, dass jene, die arbeiten gehen, auch davon leben können, dass nicht nur jene, die ein größeres Vermögen haben, gut leben können.


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Die Bruchlinie zwischen diesen beiden Welten zeigt sich sehr gut auch auf dem Wohnungsmarkt. Wie geht diese Regierung von ÖVP und Grünen mit Ver­mietern und Mietern um? – Für die Vermieter hat die Regierung im letzten Jahr eine Anhebung der gesetzlichen Mieten durchgesetzt. Sie haben 400 Mil­lionen Euro mehr eingenommen, ohne auch nur irgendwie dafür arbeiten zu müssen. Ganz anders ist es den Mietern ergangen. Die haben 400 Millionen Euro mehr für ihre Wohnungen bezahlt, ohne mehr Leistung dafür zu bekommen. Die Regierung möchte am 1. April, also nächsten Montag, wieder die Richtwert­mieten erhöhen, diesmal um 8,6 Prozent. Nach 5,5 Prozent im letzten Jahr sind es heuer sogar 8,6 Prozent. Es wurde auch schon gesagt: Wifo-Chef Felber­mayr hat auch einen Eingriff bei den Mieten gefordert, auch bei jenen, die gesetzlich begrenzt sind.

400 Millionen Euro für die Vermieterseite, was gerne von der ÖVP und den Grünen verschwiegen wird; problematisch ist aber auch, dass in die Ka­tegoriemieten eingegriffen wird, nämlich über die Betriebskosten, die für alle Menschen, die in einer Wohnung leben, steigen, selbst für Eigennutzer und auch für Genossenschaftsmieter. Und jeder hier im Hohen Haus weiß, dass es nicht gerecht ist, dass die Mieten im letzten und heurigen Jahr zusammen um 800 Millionen Euro angehoben werden.

Die Bundesregierung stellt zwar 250 Millionen Euro für einen kleinen Teil der Betroffenen bereit, aber das zahlen sich letztendlich die Mieter über die Steuern selbst. Die Mietpreisbremse hingegen würde den Staat nichts kosten, keinen einzigen Cent, dafür aber viel für die Menschen bringen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Singer.)

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietpreisstopp für alle Mieten“


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 201

eingebracht in der Sitzung des Nationalrates am 29. März 2023 im Zuge der Debatte zu TOP 5, Bericht und Antrag des Finanzausschusses über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem ein Bundesgesetz über einen Zuschuss an die Länder für Wohn- und Heizkostenzuschüsse (Wohn- und Heizkos­tenzuschussgesetz) und das Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Ge­setz geändert werden, 1993 der Beilagen

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz, der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft sowie der Finanzminister, werden er­sucht, eine Regierungsvorlage auszuarbeiten und dem Nationalrat zu über­mitteln, die einen Mietpreisstopp für alle Mieten beinhaltet. Das Gesetz soll ins­besondere folgende Punkte enthalten:

- Aussetzung der Indexierung der Richtwertmieten bis 31. März 2026

- Aussetzung der Indexierung der Kategoriemieten bis 31. März 2026

- Aussetzung der Indexierung der freien Mieten bis 31. März 2026

 -Ab 1. April 2026 erfolgt die Indexierung von Mietverträgen nur mehr bis max. 2% p.a.

- Wiedereinführung der Wohnbauinvestitionsbank zur Unterstützung der Mie­ter*innen in Genossenschaftswohnungen“

*****

Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

12.42

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 202

Entschließungsantrag

der Abg. Mag. Ruth Becher

Genossinnen und Genossen

betreffend Mietpreisstopp für alle Mieten

eingebracht in der Sitzung des Nationalrates am 29. März 2023 im Zuge der Debatte zu TOP 5 Bericht und Antrag des Finanzausschusses über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem ein Bundesgesetz über einen Zuschuss an die Länder für Wohn- und Heizkostenzuschüsse (Wohn- und Heizkostenzuschussgesetz) und das Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz – LWA-G geändert werden (1993 d.B.).

Die Ausweitung des Wohnkostenzuschusses um 225 Mio. Euro sowie die zusätzlichen Mittel für den Wohnschirm von 25 Mio. Euro sind kein adäquates Mittel zur Entlastung der Mieter*innen. Diese Zuwendungen werden nur auf Antrag vergeben und stellen eine Einmalzahlung dar. Der wichtigste Punkt, die Eindämmung der hohen Inflation, wird dadurch nicht angegangen. Im Gegenteil - damit wird die Infla­tion nur noch weiter beflügelt! Der einzige Nutzen besteht in der Förderung der Renditen der Vermieter*innen und der Immobilienlobby, auf Kosten der Mieter*innen und der Steuerzahler. Die Mieter*innen zahlen sich diesen Wohnkostenzuschuss quasi selbst.

Die Anhebung der Richtwertmieten ab 1. April 2023 um 8,6% betrifft 376.000 Haus­halte, nach dem diese bereits im Jahr 2022 um 5,6% indexiert wurden. Aus dem Mietrechtsgesetz ergibt sich noch eine weitere gesetzliche Wertsicherung von Beträ­gen, jene nach § 16 Abs. 6 MRG. Es handelt sich dabei um die Valorisierung der Kategoriebeträge und weiterer mietrechtlicher Beträge. Diese Wertsicherung tritt je­weils nach Überschreiten einer fünfprozentigen Indexschwelle ein. Durch die hohe Inflationsrate wird auch dieser Wert mittlerweile mehrmals pro Jahr überschrit­ten, im Jahr 2022 wurden die Kategoriemieten daher insgesamt drei Mal erhöht,


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in Summe um rund 17%. Die nächste Erhöhung ist mit Juni 2023 zu erwarten. Daher soll aus den gleichen Überlegungen wie bei den Richtwertmieten auch diese Va­lorisierung durch das Einschreiten des Gesetzgebers zurückgenommen werden. Von den Kategoriemieten sind rund 150.000 Mieter*innen betroffen.

Von den Indexierungen sind aber auch die freien Mieten betroffen, das sind rund 400.000 Wohnungen im Neubau, deren Miete ebenfalls nach dem VPI an­gepasst wird. Meist liegt hier die Schwelle zur Indexierung bei 5% (ähnlich den Ka­tegoriemieten). Durch die hohen Inflationsraten in den letzten 14 Monaten erfolgten auch hier Anpassungen im Abstand von einigen Monaten. Im Jahr 2022 wurden die freien Mieten daher ebenfalls mehrere Male erhöht. Selbst WIFO-Chef Garbriel Felbermayr sprach sich in der ZiB2 am 7. März 2023 dafür aus, auch die frei vereinbarten Mieten aufgrund des inflationsdämpfenden Effektes in die Überlegungen zu einer Mietpreisbremse miteinzubeziehen. Dieser Effekt zur Inflationsdämpfung wäre durch diese Miteinbeziehung ungleich größer, als eine Preisauftriebsbremse allein bei Richtwert- und Kategoriemieten.

Die derzeit hohen Inflationsraten von bereits über 10% führen zu einem enormen Kaufkraftverlust für weite Teile der Bevölkerung. Ein Eingriff des Staates er­scheint daher mehr als geboten, um die gesetzlich vorgesehene Indexierungen bis 31. März 2026 auszusetzen und damit die Bevölkerung zu entlasten. Der in­ternationale Vergleich zeigt, dass Mieter*innen sehr wohl entlastet werden. Bei­spielsweise haben Spanien und Portugal bereits im Sommer 2022 die Miet­erhöhungen bei 2% gedeckelt, Frankreich führte einen Deckel von 3,5%, Dänemark von 4% ein. In der Schweiz dürfen die Mieterhöhungen nur 40% der Inflations­rate betragen und Schottland hat Mieterhöhungen gesetzlich sogar verboten. Laut Berechnungen der AK summierten sich die Mieterhöhungen für alle Mieter*in­nen im Jahr 2022 auf 400 Mio. Euro.

Außerdem ist die gesetzliche Indexierung von Wohnungsmieten grundsätzlich zu hinterfragen, da Wohnungsmieten einen relevanten Teil der Haushaltsaus­gaben einnehmen, teilweise geben Haushalte bereits 40% bis 50% ihres Einkommens für das Grundbedürfnis Wohnen aus. Diese Mietpreiserhöhungen können in


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Zeiten extremer Teuerung nicht weiter hingenommen werden! Es braucht sowohl eine kurzfristige Aussetzung der Valorisierungen, als auch auf lange Sicht die von der SPÖ schon lange geforderte Mietrechtsnovelle (wie etwa dem Universalmietrecht), um langfristig leistbaren Wohnraum zu schaffen und zu erhalten.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz, der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft sowie der Finanzminister, werden ersucht, eine Regierungsvorlage auszuarbeiten und dem Nationalrat zu übermitteln, die einen Mietpreisstopp für alle Mieten beinhaltet. Das Gesetz soll insbesondere folgen­de Punkte enthalten:

•     Aussetzung der Indexierung der Richtwertmieten bis 31. März 2026,

•     Aussetzung der Indexierung der Kategoriemieten bis 31. März 2026,

•     Aussetzung der Indexierung der freien Mieten bis 31. März 2026,

•     Ab 1. April 2026 erfolgt die Indexierung von Mietverträgen nur mehr bis max. 2% p.a.

•     Wiedereinführung der Wohnbauinvestitionsbank zur Unterstützung der Mie­ter*innen in Genossenschaftswohnungen“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Franz Leonhard Eßl. – Bitte.



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12.43.00

Abgeordneter Franz Leonhard Eßl (ÖVP): Frau Präsidentin! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Es geht um einen Mietkostenzuschuss in Höhe von 225 Millionen Euro, der zusätzlich zu den bereits bereitgestellten 450 Mil­lionen Euro an Wohn- und Heizkostenzuschüssen der Länder heute be­schlossen werden soll.

Die Opposition und auch die Grünen haben eine Aussetzung der am 1. April in Kraft tretenden Richtwertmietanpassung gefordert. Dazu, meine geschätz­ten Damen und Herren, einige Fakten: In Österreich gibt es in etwa vier Millio­nen Wohneinheiten. Davon sind zwei Millionen im Eigentum, zwei Millio­nen sind Mietwohnungen; und von diesen zwei Millionen Mietwohnungen wer­den in etwa 400 000 von der Richtwertanpassung betroffen sein – und nicht mehr.

Damit wir wissen, von welcher Erhöhung wir reden, bringe ich das Beispiel von Wien: In Wien findet mit dieser Richtwerterhöhung eine Erhöhung der Mieten von 6,15 Euro auf 6,67 Euro statt, und das betrifft 240 000 Wohnungen. Und das muss mir jetzt jemand erklären, denn in diesen 240 000 Wohnun­gen leben nicht nur ganz arme Leute, sondern auch jene Leute, die von Ihnen teilweise als wohlhabend bezeichnet werden. Diese können sich aus mei­ner Sicht 6,67 Euro pro Quadratmeter an Miete durchaus leisten. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Wir wollen im Gegenzug auch jene unterstützen, die in Eigentumswohnungen oder in anderen Wohnungen mit freien Mietverträgen wohnen (Zwischen­ruf bei der SPÖ) und weniger verdienen, Schlecht- oder Mittelverdiener sind. Das ist das, was uns zum Beispiel von der SPÖ trennt (Zwischenruf des Abg. Matz­netter): Wir denken auch an diejenigen, die Eigentum haben. Es ist aber ja bereits bekannt und wir sind es von der SPÖ inzwischen auch gewohnt, dass uns beim Thema Eigentum Welten trennen, die Eigentumsfeindlichkeit der SPÖ ist ja sattsam bekannt.


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Wir wollten als ÖVP auch jene unterstützen, die Eigentum erwerben, und die Grunderwerbsteuerbefreiung für den erstmaligen Erwerb von Wohnungs­eigentum umsetzen. Die SPÖ ist strikt dagegen, und Kollege Matznetter hat im Ausschuss dieses Ansinnen als frivol und als eine Ungeheuerlichkeit be­zeichnet – so weit die Eigentumsfeindlichkeit der SPÖ.

Dazu, dass die SPÖ meint, dass eine Richtwerterhöhung besser wäre: Die Gemeinde Wien ist der größte Eigentümer von Mietwohnungen, 220 000 an der Zahl, und niemand – niemand! – hindert den Bürgermeister der Gemeinde Wien, diese anstehenden Mietpreiserhöhungen auszusetzen. (Zwischenruf des Abg. Stöger.) Er kann das von sich aus locker tun, und er wird es auch finanzieren können. Immer dort aber, wo die SPÖ das Sagen hat, gibt es dann eigentlich Gebührenerhöhungen und Preissteigerungen wie in keinem anderen Land.

Im Gegensatz dazu haben wir im Bund schon ein ganzes Bündel an Entlastungsmaßnahmen geschnürt, um der Teuerung entgegenzuwirken: Klimabonus, ökosoziale Steuerreform mit Senkung der Lohn- und Einkommensteuer, Stromkostenbremse, Abschaffung der kalten Progression, Valorisierung der Sozialleistungen und vieles andere mehr treten dieser Inflation entgegen; und fairerweise müssen wir dazusagen, dass es ja auch eine Gehaltserhöhung nahezu in der Höhe der Inflation für alle Menschen, die in unserem Land arbeiten, gegeben hat. – So werden wir auch in der Zukunft weitermachen, damit es den Menschen in unserem Land gut geht. (Beifall bei der ÖVP.)

12.48


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Hermann Brückl. – Bitte, Herr Abgeordneter.


12.48.07

Abgeordneter Hermann Brückl, MA (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Ge­schätzte Damen und Herren! Über Wochen hinweg haben jetzt die Re­gierungsparteien eine sogenannte Mietpreisbremse verhandelt. Sinn und Zweck


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des Ganzen sollte sein, dass man die Menschen entlastet, weil sie unter dieser massiven Teuerung, die im Land und auf der Welt grassiert, leiden. He­rausgekommen ist ein tatsächlich fauler Kompromiss, ein ganz, ganz fau­ler Kompromiss, der nur einen einzigen Sinn und einen einzigen Zweck hat, nämlich dass die beiden Regierungsparteien ihr Gesicht wahren können. (Abg. Steinacker: Nein, dass die Menschen Geld bekommen, das ist der Sinn und Zweck! Und zwar die, die es brauchen!)

Man hat wieder einmal eine Einmalzahlung beschlossen – eine Einmalzahlung, die nicht nachhaltig ist, Frau Kollegin, die auch nicht inflationsdämpfend wirkt. Das wissen wir, das wurde ja auch heute von allen Rednern bereits be­stätigt. (Abg. Steinacker: Jede Erhöhung wirkt nicht inflationsdämpfend!) Das bedeutet für die Menschen, dass die Mieten Woche für Woche, Monat für Monat und darüber hinaus, Jahr um Jahr, steigen werden, dass die Men­schen am Ende des Tages nicht mehr wissen, wie sie sich ihr Leben und das Wohnen leisten können und leisten sollen. Was also soll da eine Einmalzahlung tatsächlich bewirken und wie soll sie helfen?

Im Juni dieses Jahres werden die 225 beziehungsweise in Summe 250 Millionen Euro an die Länder überwiesen. Diese sollen das dann zur Auszahlung brin­gen. Dazu muss man aber schon sagen: Erstens einmal ist damit ein massiver Bü­rokratieaufwand verbunden und Sie degradieren die Menschen wieder zu Bittstellern, indem Sie eine Antragspflicht darunterlegen.

Das bedeutet aber auch: Wenn Sie im Juni an die Länder auszahlen, dann wird das Geld frühestens im Herbst oder zu Jahresende bei den Menschen an­kommen. Die Mieten steigen im April und sie werden im Mai weiter steigen. Das heißt, eine tatsächliche Hilfe für die Menschen bietet sich dadurch nicht.

Wenn Sie helfen wollen, dann müssen Sie die Ursachen bekämpfen und nicht die Symptome. Wenn Sie helfen wollen, dann müssen Sie mit Ihrer völlig ver­fehlten Energie- und Umweltpolitik endlich Schluss machen, dann müssen Sie mit diesen Knieschusssanktionen Schluss machen, und dann müssen Sie Ihre Klientelpolitik endlich beenden.


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Die Menschen haben genug von sogenannten Einmalzahlungen, sie haben genug von sogenannten Deckeln, und sie haben auch genug – und das sage ich Ihnen hier auch – von dieser schwarz-grünen Bundesregierung, die hier nur noch eine Placebopolitik betreibt. (Zwischenruf der Abg. Baumgartner.)

Wir haben es ja gehört, Kollegin Tomaselli hat es gesagt: Liebe ÖVP, ihr wart ge­meint, als sie gesagt hat, die ÖVP betreibe Politik „mit schlechtem Stil“. – Ja, das tut ihr. Diese Bundesregierung hat keinen Stil mehr, daher wäre die ein­zige wirklich richtige Antwort, dass Sie endlich diese Zusammenarbeit, die ja keine mehr ist, beenden und in Neuwahlen gehen. Das ist das Einzige, was den Menschen wirklich helfen würde. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Baumgartner: Das glaubst ja selber nicht!)

12.51


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Mag. Ruth Becher zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Frau Ab­geordnete.


12.51.15

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Kollege Eßl hat gesagt, betroffen sei nur ein kleiner Teil des Wohnungsmarktes.

Ich berichtige tatsächlich: Von der Erhöhung der Kategoriemieten betroffen sind alle Wohnungen – über das Verwaltungshonorar in den Betriebskosten. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Eßl: Ist ja nicht wahr!)

12.51


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächster gelangt Abgeordneter Obernosterer zu Wort. – Bitte schön.


12.51.37

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! (Abg. Leichtfried: Der ist nicht mehr da!) Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf der Galerie und zu Hause vor den


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Fernsehschirmen! Ich glaube, dass man, egal was man macht, von der Oppo­sition eigentlich nie hört: Es ist eigentlich doch richtig gewesen, was ihr da macht, aber eventuell hättet ihr da noch etwas nachbessern können. (Abg. Rauch: Ist ja kein Wunder!)

Schaut, als Wirtschaftler sage ich auch dazu: Wenn hier heute Statistiken genannt werden, werden sie immer so herausgenommen, wie man sie braucht. Nimmt man eine Monatsstatistik, nimmt man eine Halbjahresstatistik, nimmt man ein schlechtes Monat oder ein gutes Monat, man kann sie wenden, wie man will. (Abg. Schroll: Das sagt nicht die Opposition, sondern Felber­mayr, Experten sagen das! – Zwischenruf der Abg. Erasim.) Man wird immer etwas finden, was eventuell nicht okay ist, denn wenn viel gearbeitet wird – das sage ich auch ganz klar dazu –, das wissen wir, dass da und dort auch Fehler ge­macht werden.

Wenn wir jetzt schauen: Diese Wohnkostenhilfe für leistbares Wohnen war kein fauler Kompromiss. Natürlich gibt es zwischen der ÖVP und den Grünen ideologische Unterschiede, und da hat man geschaut, wo man sich findet. Wir von der ÖVP stehen dazu: Wir schauen auch auf das Eigentum. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Menschen, die viel gearbeitet haben, sich ein Eigentum geschaffen haben, sollen dieses Eigentum in der Zukunft auch unter normalen finanziellen Voraussetzungen erhalten können. Wer Eigentum besitzt, weiß, was die Erhaltung von Eigentum kostet. Das heißt nicht alle Tage Geld in den Sack, sondern wer ein Häusl hat, wer eine Eigentums­wohnung hat und sie ordentlich erhält, muss auch dafür arbeiten und darin wieder investieren, genauso viel investieren, wie wenn er in Miete wäre. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

All diese Pakete, die in dieser schwierigen Zeit geschnürt worden sind, kann man sich auf ihre Wirksamkeit anschauen, und als Wirtschaftler schaue ich mir am Ende des Jahres immer Bilanzen an. Ich hole mir nicht etwas heraus, was ir­gendwann in der Vorsaison oder in der Nachsaison gewesen ist, sondern


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am Ende des Jahres weiß ich unter dem Strich, wie ich oder wie der Betrieb ge­wirtschaftet hat. So schaue ich eine Bilanz an. Wenn ich mir die Bilanz von Österreich im Jahr 2022 im internationalen Vergleich anschauen – und wir wissen, dass wir nicht auf der Insel der Seligen sind, sondern dass wir uns nach internationalen Rahmenbedingungen strecken müssen und auch abhängig davon sind –, dann kann ich mir jede Statistik anschauen, egal welche, da brauchen wir uns nicht zu verstecken, und ich spreche von einer Jahresstatistik.

Wenn ich das Wirtschaftswachstum anschaue: In Deutschland gibt es eine
SPD-geführte Regierung. Da sind auch die NEOS dabei, sie heißen halt ein bisschen anders (Abg. Bernhard: Ah, geh!), die Freien Demokraten. Auch die Grünen sind dabei. Wenn ich das deutsche und das österreichische Wachs­tum anschaue, muss ich ganz klar dazu sagen: Da können sich die Deutschen von uns etwas abschauen, weil unser Wachstum doppelt so hoch wie jenes in Deutschland war. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Doppelbauer.)

Von anderen Ländern brauche ich gar nicht zu reden, denn da könnte ich jetzt ein Referat halten. Da brauchen wir uns nicht zu verstecken bezüglich dessen, was diese Regierung in dieser schwierigen Zeit geleistet hat – alles, was dahergekommen ist, sie hat vernünftige Arbeit gemacht.

Wenn ich die Verschuldung anschaue: Da brauchen wir uns auch nicht zu verstecken. Wir brauchen aber auch nicht zu prahlen, weil wir auch viele Schulden gemacht haben. Wir haben aber geholfen. In einem privatwirt­schaftlichen Betrieb ist es dasselbe: In schwierigen Zeiten hat man zu investieren, und in guten Zeiten hat man zu schauen, dass man seinen Ver­pflichtungen wieder ordentlich nachkommt. Wir liegen deutlich über
dem EU-Durchschnitt. Wir sind nicht spitze, aber wir sind deutlich über dem
EU-Durchschnitt.

Wenn ich die Inflation anschaue: Da werden von jedem Land monatliche Daten herausgenommen, wie es gebraucht wird – wie schlecht wir sind und wie gut wir sind. Wir werden mit Ländern verglichen – das sage ich auch ganz ehr­lich –, da mag ich ganz gerne einmal durchfahren, aber sicherlich nicht


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dort wohnen. Auch bei der Inflation sind wir in der oberen Hälfte, über dem
EU-Durchschnitt. Das ist nicht zum Prahlen, aber das ist auch nicht zum Krankjammern.

Jeder hat daheim einen Fernseher, ein Handy sowieso. Schaut darauf, was sich rund um uns abspielt, und schaut, wie es uns in Österreich geht, und erklärt nicht den Leuten alle Tage, wie schlecht es ihnen geht und dass wir kei­ne Zukunft mehr haben! Und dann erwarten wir uns von den jungen Leuten, dass sie positiv in die Zukunft gehen?! Ich bin stolz darauf, in diesem Land leben zu dürfen. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall der Abgeord­neten Lukas Hammer und Rössler.)

12.55


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Dr. Christoph Matznetter. – Bitte, Herr Abgeordneter.


12.56.05

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Kollege Obernosterer, merkst du eigentlich den Zynismus? Du sagst: „Ich bin stolz darauf“, wenn wir bei der Inflation im obersten Bereich sind (Abg. Baumgartner: Geh bitte! – Abg. Steinacker: Hat er nicht gesagt! Geh bitte, hör doch vorher zu! – weitere Zwischen­rufe bei der ÖVP), obwohl das tagtäglich für die Menschen heißt, dass sie im Supermarkt und bei der Miete durch euer Verschulden nicht mehr wissen, wie sie das bezahlen sollen. Das ist ja unglaublich. (Abg. Kirchbaumer: Sie sind unglaublich, weil Sie nicht zuhören! – Abg. Steinacker: Richtig zitieren!)

Das Marie Antoinette unterstellte Zitat, dass sie, wenn sie hungern und kein Brot haben, doch Kuchen essen mögen (Abg. Baumgartner: Geh bitte!), scheint mir in mancher Form, wenn man hier zuhört – Kollegen Eßl, Kollegen Obernosterer, Kollegen Singer –, tatsächlich zu wirken. Sie reden beim Problem von 1,5 Millionen Mietwohnungen in Österreich über Eigentum, und sie erzählen noch: durch das Einkommen erspart! – Wer kann sich denn das


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heute noch leisten? Das ist nur die Erbengeneration. Sie sind die Partei der Er­ben und Vermögenden. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Obernosterer: Wer hat es sich früher leisten können ...? – Zwischenruf des Abg. Schmuckenschlager.) Es ist unfassbar, was Sie hier machen.

Kollegin Tomaselli hat aus dem Nähkästchen geplaudert: Eigentlich ist diese Regierung am Ende. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kirchbaumer: Die Arbeit seid ihr nicht neidig?) Sie können nicht mehr weiter. Sie, die ÖVP, blockieren eine Regelung, die nicht nur für die gemeinnützigen Wohnungen, die nicht nur für die Richtwertmieten ist. Der Antrag von Kollegin Becher war ganz klar (Abg. Kirchbaumer: Sie war auch ganz klar ...!): Aussetzung der Indexierung bis 2026. (Abg. Kirchbaumer: Peinlich! – Abg. Steinacker: Eine glatte Enteignung!) – Frau Kollegin vom Wirtschaftsbund, für Sie ist das doppelt peinlich, denn darunter fallen soundso viele KMUs, die nicht in der Lage sind, die höheren Kosten für Mieten und Energie sofort auf Preise aufzuschlagen. Auch diese verraten Sie mit Ihrer Blockadehaltung hier! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Brandweiner und Egger.)

Was Wien betrifft, den absurden Vorwurf, dass Wien nichts macht: Erstens ein­mal: Hätten Sie in Rust der Wiener SPÖ besser zugehört, dann wüssten Sie, dass die Miete in den Wiener Gemeindebauten jetzt, vor dem Sommer, um eine halbe Monatsmiete reduziert wird. (Abg. Egger: Gießkanne!) Das heißt – das können Sie auch rechnen –, wenn man zwölf Monate zahlt, ist eine halbe Monatsmiete ein sofortiger Rabatt von 6 Prozent. Nur betrifft das aus­schließlich die Gemeindewohnungen. Die 100 000 anderen müssen auf eine ordnungspolitische Maßnahme hier im Parlament warten, und die haben Sie als ÖVP verweigert, zulasten von Millionen Menschen und zugunsten der Haus- und Grundbesitzer, die nichts dafür tun, die Miete kommt jeden Monat, das ist leistungsloses Einkommen. Deren Vertreter sind Sie. (Abg. Obernosterer: „Leistungsloses Einkommen“? ...! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Wahrscheinlich hat Herr Schmid in seinem Chat mit seiner Bemerkung recht gehabt. Das sei in das Stammbuch der ÖVP geschrieben (Abg. Egger: Was


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sind Sie? Wirtschaftsvertreter?): Schande über Sie, Sie verraten Millionen Österrei­cher in Mietwohnungen und die KMUs obendrein! (Beifall bei der SPÖ. – Zwi­schenruf der Abg. Baumgartner.)

12.59


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Dr.in Elisabeth Götze. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


12.59.35

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Herr Präsident! Werter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte ein bisschen Emotion aus dem sehr wichtigen Thema rausnehmen, aber über etwas sprechen, bei dem wir uns, glaube ich, einig sind, dass wir etwas Gutes tun.

Ich spreche über den Öko-IFB. Das klingt jetzt ein bisschen technisch, aber Öko-IFB bezeichnet den Öko-Investitionsfreibetrag. Das ist eine steuerliche Maßnahme, die Unternehmen zugutekommt. Unternehmen können, wenn sie in ökologische Bereiche investieren, einen erhöhten Freibetrag in Höhe von 15 Prozent zusätzlich zur üblichen Abschreibung in Anspruch neh­men. Das heißt, das rechnet sich für sie.

Warum rede ich jetzt darüber? – Das ist eigentlich etwas, das wir bereits im Rah­men der ökosozialen Steuerreform eingeführt haben. Ein wichtiger Teil kommt aber jetzt noch. Was jetzt kommt, ist, dass der Öko-IFB auch für Investi­tionen in Gebäudebestandteile in Anspruch genommen werden kann. Das war bisher nicht möglich – das war noch nie möglich –, aber ab sofort wird es den Betrieben durch entsprechende steuerliche Anreize ermöglicht, in Wärmepumpen, in Tauschsysteme, auch in Kältesysteme, die mit dem Gebäude verbunden sind, zu investieren und sozusagen dabei auch Geld zu sparen.

Es bedeutet also, dass Unternehmen, wenn sie das Richtige tun, also in diese Transformation, in die Dekarbonisierung ihres Betriebes investieren, noch Geld sparen. Insofern bitte ich hier wirklich um Ihre Zustimmung. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.01



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Mag. Selma Yildirim. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.01.39

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr ge­ehrte Damen und Herren! Man kann wirklich zu Recht stolz auf dieses Land und auf die Menschen, die in diesem Land arbeiten und leben, sein – und zwar auf alle, die dafür sorgen, dass wir in einer wohlhabenden Gesellschaft leben können.

Herr Staatssekretär, verzeihen Sie, dass ich Sie nicht begrüßt habe. Auch Sie sind natürlich herzlich hier im Parlament willkommen, das ist eh klar.

Worum es mir geht: Es ist wirklich bedauerlich, zu sehen, dass Sie, die Vertreter:innen der Regierungsparteien, der ÖVP und der Grünen – die mit der ÖVP einen faulen Kompromiss geschlossen haben; es ist ein Kompromiss, das muss man sagen, Transparenz hin oder her, Sie tragen das ja mit –, in einer wirklich sehr, sehr schwierigen Situation für viele Menschen in diesem Land nicht bereit sind, von Ihrer Ideologie abzurücken. Das ist wirklich unglaub­lich.

Ich freue mich, dass Sie Wien anführen und unterstreichen, dass es in Wien viele Hunderttausende Wohnungen gibt, die einen Mietpreis von 6 Euro pro Quadratmeter haben, der nur leicht erhöht wird. Das ist gut so, denn die Men­schen müssen sich ihr Leben leisten können. Aber es geht nicht nur um Wien allein, und nicht nur die Menschen, die in Wien in einem Gemeindebau wohnen, benötigen Unterstützung – aber nicht in Form von noch mehr Steuergeldern. Das nehmen wir jenen Mieter:innen und Konsument:innen, ei­gentlich allen Menschen, die in diesem Land leben und ihre Leistung er­bringen, weg.

Wir nehmen damit wieder jenen etwas weg, die eh schon zu wenig haben und verteilen das wieder hinauf. (Abg. Steinacker: Deswegen sollen es nur die bekommen, die es brauchen! Über Antrag! – Abg. Eßl: Umgekehrt! Umgekehrt ist


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das!) Wissen Sie, das ist das Prinzip. Das ist das Prinzip! Es nützt einfach nichts, dass die öffentliche Hand noch mehr und noch mehr Gelder zur Verfü­gung stellt, damit das Leben für die Menschen in diesem Land leistbar bleibt oder wird. Wir müssen dieses System ernsthaft überdenken, wir müssen über Mietpreisdeckel sprechen. Das ist nämlich nicht mehr normal. In Inns­bruck gibt es Wohnungen, die eine Quadratmetermiete von 17 Euro haben. Wie viel sollen die Leute noch zahlen? Junge Menschen können es sich nicht ein­mal mehr leisten, von zu Hause auszuziehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn das so weitergeht, werden wir bald Zustände haben, wie wir sie teilweise aus Italien oder Spanien kennen. Dort wohnen junge Menschen mit Mit­te 30 noch im Elternhaus, weil sie sich die Miete nicht leisten können. Wir steu­ern dorthin, und deshalb braucht es eine Systemänderung und nicht das Verschieben von noch mehr Geld in Richtung Vermieter. Dabei handelt es sich ja nicht nur um einfache Häuselbauer, die vielleicht ein Zimmer vermieten, son­dern da geht es wirklich um Immobilienhaie. Das muss man auch einmal ausspre­chen. Und wir geben denen noch mehr Gelder aus öffentlicher Hand. Da muss es einen Wechsel geben. Wir können nur an Ihre Vernunft appellieren: Werfen Sie Ihre Ideologien über Bord und tun Sie etwas für die Men­schen in diesem Land! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Wir haben das Gleiche getan wie Herr Ludwig!)

13.04


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Mag. Philipp Schrangl. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.04.54

Abgeordneter Mag. Philipp Schrangl (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeord­nete! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Hohen Haus – es freut mich sehr, dass so viele Menschen hierherkommen! Jeder dritte Haushalt rechnet da­mit, sich seine Wohnung bald nicht mehr leisten zu können. Ich habe das in den letzten Monaten schon öfter hier von diesem Pult aus bekannt gegeben.


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Wie lautet die Antwort der Bundesregierung auf diese dramatische Problema­tik? – Die Richtwerterhöhung wird eins zu eins umgesetzt und die Men­schen werden weiter in die Armut getrieben.

Statt etwas dagegen zu tun, schnürt die Bundesregierung – auf Kosten der anderen Steuerzahler, versteht sich – ein Placebopaket. Dieses Placebopaket nennt sich Wohnkostenzuschuss. Wessen Miete um 100 Euro, das sind 1 200 Euro im Jahr, ansteigt – das, meine sehr verehrten Damen und Herren, wird keine Seltenheit sein –, der bekommt 200 Euro von der Bundesre­gierung, auf Kosten der Steuerzahler, zurück – vielleicht. Sie haben sich nämlich, glaube ich, überhaupt noch nicht überlegt, wie Sie das Ganze ausbezahlen wollen. Sie wissen nicht, wie Sie es ausbezahlen können. Sie sagen, die Länder sollen das machen. Die Länder haben dazu noch gar keine Regelungen getroffen, sie haben dazu auch nicht das Personal.

Ich bin Oberösterreicher. In Oberösterreich rechnet man damit, 190 000 solcher Anträge auf Auszahlung dieses Geldes zu bekommen. Jetzt frage ich Sie: Welche Beamten sollen das auszahlen? Auch wenn Sie das jetzt hier so toll be­schließen: Die Menschen werden darauf dieses Jahr, nächstes Jahr und auch noch übernächstes Jahr warten. Sie werden das genauso wenig ausbezah­len können, wie die Coronazuschüsse über die Cofag ausbezahlt werden konnten. (Abg. Steinacker: Das wird ja über die Gemeinden abgewickelt!)

Meine Kollegin Nina Tomaselli von den Grünen hat der ÖVP ja in einem Tweet und auch jetzt hier von diesem Pult aus schon treffende Vorwürfe ge­macht, Stichwort Wohnpolitik für Reiche. Leider sind die Grünen umgefallen, sie machen bei dieser Wohnpolitik für Reiche mit. Sie lassen sich von einer ÖVP treiben, die in den Umfragen dasselbe unterirdische Niveau erreicht hat wie die Wohnpolitik. Wo sind da die mahnenden Worte des Herrn Kogler? Wo ist er, der widerspenstige Geist der Abgeordneten Klubobfrau Sigrid Mau­rer? Die Grünen verkaufen die Interessen der Bevölkerung wider besse­res Wissen. Abgeordnete Tomaselli hat es ja gesagt. Sie befinden sich damit im Tiefflug und damit im gleichen Tiefflug wie die ÖVP.


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Ich muss es leider auch wieder hier und heute sagen, weil sich immer noch nichts geändert hat: Das ist nicht der einzige Anschlag auf die Wohnversorgung der Menschen. Das Haus von ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Kocher wartet den Menschen mit weiteren Abscheulichkeiten auf. Es steht ein horrender Anschlag auf den gemeinnützigen Wohnbau mit seinen 700 000 Wohnungen mit 2,5 Millionen Bewohnern an. Auch da versucht die Bundes-ÖVP wie­der, Probleme scheinheilig wegzubeten. Allerdings haben die Grünen noch die Chance, das Richtige zu tun, indem sie auf einer raschen Novelle des WGG bestehen, die Anlegerwohnungen aus dem steuerfreien Geschäft ge­meinnütziger Bauvereinigungen verbannt.

Ich bin sehr froh – ich habe das vorhin gelesen –, dass die SPÖ auf dieses Thema aufmerksam geworden ist und dazu einen Antrag eingebracht hat. Ich freue mich auf die Diskussion. Ich hoffe, dass wir gemeinsam etwas dagegen tun können. Worum geht es? – Jede dritte Sozialwohnung aus dem Bereich der Genossenschaften soll eine teuer vermietbare Anlegerwohnung werden. In­vestoren erhalten diese Wohnungen zum gemeinnützigen Sozialtarif und dürfen diese dann frei weitervermieten, inklusive der Mieterhöhung, die jetzt be­schlossen wird. (Abg. Wöginger: Das beschließen wir nicht!) Das, meine Da­men und Herren, ist wiederum Politik, ich würde fast sagen, Klientelpolitik für Superreiche, Spekulanten, Banken und Versicherungen. Das ist eine Politik gegen die Menschen. Das ist eine Dreistigkeit, die sogar einem Thomas Schmid die Sprache verschlagen würde.

Martin Kocher hält mit seinem Neoliberalismus nicht einmal hinter dem Berg, mit der Wahrheit allerdings schon, schließlich hat er dem Nationalrat – Ihnen, mei­nen sehr verehrten Damen und Herren – diese WGG-Novelle als Antispe­kulationsnovelle verkauft. Leider ist das Gegenteil wahr, das belegt auch die Lite­ratur, die ganz klar besagt, dass seit der WGG-Novelle 2022 Wohnungen im Neubau ohne Selbstnutzung im Hauptgeschäft steuerbefreit an Dritte ver­äußert werden können. Im Übrigen betrifft das nicht nur drei Wohnungen pro Anlage, sehr verehrte Damen und Herren, es können auch gerne einmal 30


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oder 60, bis zu einem Drittel der Wohnungen pro Anlage werden. (Abg. Steinacker: Das stimmt ja nicht, das weißt du ganz genau! Das Gesetz gibt es nicht!)

Es stimmt, Frau Kollegin Steinacker, Sie wissen das ganz genau, das steht auch im Kommentar. Es stimmt. Sie sitzen im Vorstand der GBVs (Abg. Stein­acker: Ja, genau! Deswegen sage ich es ja!), auch dort sagen Ihnen das Ihre Kolle­gen und die Expert:innen – es stimmt. Die Sozialpartner:innen in Gestalt der Arbeits- und Wirtschaftskammer warnen. Hören Sie auf die Wirtschaftskam­mer, wenn Sie schon nicht auf die Arbeiterkammer und auf mich hören wol­len! Der Österreichische Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen selbst warnt. Der SPÖ-nahe Verein für Wohnbauförderung warnt und die Wohnbaulandesräte von Oberösterreich, Wien und Niederösterreich warnen; auch Martin Eichtinger – Sie können ihn fragen – hat gewarnt.

Deshalb bin ich froh, dass sich dazu im niederösterreichischen Regierungs­programm eine klare, explizite Ablehnung findet, denn, sehr verehrte Damen und Herren: Wohnungen, Sozialwohnungen für die Menschen draußen und nicht für Immobilienspekulanten – das ist Politik für die Menschen, das ist die freiheitliche Handschrift, und da danke ich Landeshauptfraustellvertreter Udo Landbauer sehr herzlich für sein Engagement. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren! Sie sehen, es geht auch anders, aber die Bundes-ÖVP will es nicht anders: Man macht die Reichen reicher und die Mieter zu Bitt­stellern. Man zwingt die Menschen zu Boden wie einst Fürst Metternich. Man macht aus Menschen bloße Untertanen, die von schwarzen Gnaden abhängig sind. (Beifall bei der FPÖ.)

13.11

13.11.25*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Schrangl, Sie wissen, dass ich für den Vorwurf der Scheinheiligkeit einen Ordnungsruf zu erteilen habe.

*****


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 219

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Kai Jan Krainer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.11.36

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da­men und Herren! Vor ziemlich genau einem Jahr hat die SPÖ gesagt, wir müssen einen Mietpreisdeckel einführen, weil es nicht sein kann, dass Hundert­tausende Haushalte in Österreich, und zwar in allen Bundesländern, für wahnsinnig große Mieterhöhungen den Kopf hinhalten müssen, obwohl die Häu­ser schon lange stehen und schon lange abbezahlt sind.

Die Bundesregierung hat was gemacht? – Sie hat gar nichts gemacht. Deswegen haben Hunderttausende Haushalte bereits letztes Jahr bis zu drei Mieter­höhungen bekommen und müssen bereits seit letztem Jahr eine um mehr als 17 Prozent höhere Miete bezahlen – weil der ÖVP die Mieterinnen und Mieter in diesem Land vollkommen egal sind. Jetzt haben wir davor gewarnt, dass heuer noch einmal fast 10 Prozent Mieterhöhung auf Hunderttau­sende Haushalte zukommen. Da waren die Grünen Gott sei Dank auch der Mei­nung, das muss man stoppen, das geht bei dieser Inflation nicht, dass man noch einmal 10 Prozent auf die Miete draufhaut. Was sagt die ÖVP? – Die ÖVP hat gesagt: Das sind doch nur Menschen, die in den Städten leben, und die sind uns egal, das ist ein regionales Problem, das kümmert uns nicht. – Schande über Sie für so eine Einstellung, dass Ihnen die halbe Bevölkerung egal ist! (Beifall bei der SPÖ.)

Als Nächstes hat die ÖVP gesagt: Da müssen wir schon etwas machen für die, die im Eigentum wohnen, wir müssen an der Steuerstruktur etwas än­dern. – Schauen wir uns an, wie unser Steuersystem wirkt, je nachdem, ob man im Eigentum wohnt oder in Miete wohnt! Die Steuer aufs Eigentum beträgt 3,5 Prozent. Wenn Sie im Eigentum wohnen, zahlen Sie 3,5 Prozent Steuer. Wie hoch ist die Steuer, wenn Sie in Miete wohnen? – Dreimal so hoch: 10 Pro­zent. Ganz ehrlich: Wenn die einen 10 Prozent Steuer zahlen, die anderen 3,5 Pro­zent und man darüber nachdenkt, wo man bei der Steuer etwas ändern will, dann fällt nur der ÖVP ein, dass man dort, wo der Steuersatz ohnehin


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nur ein Drittel ist, diese Steuer streicht – aber die, die in Miete wohnen, will man nach wie vor mit 10 Prozent besteuern. Nur der ÖVP fällt so eine Steueridee ein, dass man ein ohnehin ungerechtes Steuersystem noch ungerechter gestal­tet. (Beifall bei der SPÖ.)

Gott sei Dank waren auch die Grünen der Meinung, da gehen sie nicht mit. Aber so denkt die ÖVP: ein ungerechtes Steuersystem noch ungerechter machen. Gott sei Dank kommt das jetzt nicht.

Wenn Sie dann über Wien reden und sagen: In Wien könnten wir ja einfach beim Gemeindebau die Mieterhöhung aussetzen!, dann sieht man auch, wie die ÖVP denkt. Wien könnte es sich in der Tat leicht machen und sagen: Ach, im Gemeindebau erhöhen wir die Mieten nicht. – Das würde die Stadt 50 Millio­nen Euro kosten. Aber der Stadt Wien, namentlich der SPÖ und den NEOS, sind die Menschen, die nicht im Gemeindebau wohnen, sondern in den Gründer­zeithäusern am Gürtel, nicht egal: Sie nimmt viermal so viel Geld in die Hand, viermal so viel, nämlich 200 Millionen Euro, um alle Menschen in Wien, egal ob sie im Gemeindebau leben oder nicht, zu unterstützen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Wöginger.)

Der ÖVP sind weite Teile der Bevölkerung wurscht. Der Stadt Wien sind die Menschen nicht wurscht, egal wo sie wohnen. Die, die Probleme haben, unterstützen wir! (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ihnen ist das egal, und ehrlich ge­sagt: Sie haben fertig. Eigentlich sollten Sie abdanken. Wir bräuchten Neu­wahlen, dann hätten wir wieder eine ordentliche Politik in diesem Land. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: So ein Schwachsinn! Das ist ja allerhand! – Abg. Steinacker: Sie können nicht einmal die Steuern unterscheiden! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

13.15


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Andreas Otten­schläger. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 221

13.15.48

Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Vor allem dürfen wir bei uns heute die ÖVP-Frauen aus der Steiermark sehr herzlich begrüßen. Danke für Ihr Interesse. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ und Grünen.)

Nun zur Debatte und auch zu den Argumenten der SPÖ, zuletzt von meinem Vorredner Kollegen Krainer: Sie behaupten hier oder argumentieren, uns wären die Mieterinnen und Mieter egal. (Abg. Leichtfried: Mehr als egal! Fürchter­lich egal!) Ich sage Ihnen, es ist genau das Gegenteil der Fall. Warum? – Wir be­schließen heute hier einen Wohnkostenzuschuss, der sozial treffsicher und gerecht ist (Abg. Kucharowits: Und die Menschen zu Bittstellern macht!), der eben keine Gießkannenförderung darstellt und bei dem alle Wohnverhält­nisse in ganz Österreich betrachtet werden. Das ist nämlich fair und zielgerichtet, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

Sie kritisieren ja sonst auch immer Gießkannenentlastungsmaßnahmen. Was würde es denn bedeuten, wenn wir für alle eine Mietpreisbremse oder überhaupt das Aussetzen einer Erhöhung vorsehen würden? (Ruf bei der SPÖ: Rechtssicherheit! Rechtssicherheit! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wis­sen Sie, wer dann auch profitieren würde? (Abg. Krainer: 0 Euro Steuergeld!) – Ich komme gleich dazu. Sehr gut verdienende Menschen würden genauso pro­fitieren (Abg. Matznetter: Nein, es kommt nur zu keiner Erhöhung, nicht zu Mehrkos­ten!), und das ist das, was Sie anscheinend wollen. (Abg. Leichtfried: Da wä­ren Sie sofort dafür, wenn es so wäre!) Sie sagen: kein Groschen Steuergeld auf Kosten Dritter für Private. Sie wollen quasi sehr gut Verdienende mit der Gießkanne entlasten – das, was Sie sonst immer kritisieren. (Ruf bei der SPÖ: Nein, Inflationsdämpfung!) Und wir haben uns für den Weg entschieden, sozial treffsicher denjenigen zu helfen, die es tatsächlich brauchen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Heinisch-Hosek: Bittsteller! – Abg. Steinacker: Auch in Wien muss man um einen Wohnkostenzuschuss an­suchen! – Abg. Heinisch-Hosek: Bittsteller!)


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Meine Damen und Herren, vor allem werte Zuseherinnen und Zuseher! Es ist wichtig – und wir diskutieren das schon sehr lange, auch mit unserem Koa­litionspartner –, dass vor allem in ältere Gebäude investiert wird. Wir wollen ja, dass saniert wird, wir wollen ja, dass Heizungen getauscht werden, wir wol­len ja, dass thermisch saniert wird, sodass der Energieverbrauch zurückgeht, und wir wollen insbesondere auch, dass die Herstellung der Unabhängigkeit von fossiler Energie, der Unabhängigkeit von russischem Gas schneller voran­geht. Am Ende sollen nach diesen Investitionen die Mieterinnen und Mieter profitieren, wenn sie dann weniger Energiekosten haben. Das ist unser Ziel. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine Damen und Herren! Noch einmal: Es ist, glaube ich, von entscheidender Bedeutung, dass wir das ganze Land, alle Wohnverhältnisse betrachten. Ich habe es schon ausgeführt, aber es muss anscheinend öfter gesagt werden: Das, was diskutiert wurde, hat ja die Richtwertmieten und die Kategorie­mieten betroffen, aber die anderen Mietverhältnisse nicht. Sie gehen da locker drüber und sagen: Greifen wir auch in freie Mietverhältnisse, in bestehen­de zivilrechtlich geschlossene Verträge ein! – Dazu sagen Verfassungsrechtler, das wäre mehr als bedenklich. Wir haben deswegen auch immer von die­sen eingeschränkten Mietverhältnissen, die sehr stark reglementiert sind, ge­sprochen. Uns war es immer ein Anliegen, für alle Österreicherinnen und Österreicher, für alle Wohnverhältnisse, für alle, die es brauchen, entsprechende Unterstützungsmaßnahmen umzusetzen – und das passiert mit diesen zusätzlichen 250 Millionen Euro, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Es wurde schon erwähnt: Das ist übrigens, Herr Kollege Krainer, ja Geld, das wir vom Bund unter anderen auch der Stadt Wien zur Verfügung gestellt haben. (Abg. Schroll: Das ist Steuergeld!) Das erste Paket mit 450 Millionen Euro, das wir zur Verfügung gestellt haben, erhöhen wir jetzt um weitere 225 Millionen Euro plus dem Delogierungsschirm. Das ist Geld, Steuergeld, das – wie wir hier beschlossen haben – den Bundesländern zur Verfügung gestellt wird, um


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eben genau das zu tun, was die Stadt Wien jetzt auch macht, nämlich zielgerich­tet helfen zu können. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Man kann es nicht oft genug sagen: Das, was für Wien in Ordnung ist, sollte eigentlich dann auch für uns seine Richtigkeit haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, ja, auch wenn es in Ihren Reihen nicht gewollt ist, stehen wir zum Eigentum. Wir haben deswegen unter anderem in dieser Debatte immer wieder das Argument gebracht, dass wir darauf schauen wollen, Rahmenbedingungen zu entwickeln, die es vor allem für junge Menschen, für Familien in Zukunft wieder möglich machen, sich verstärkt Eigentum anzu­schaffen.

Warum ist uns das so wichtig? – Weil wir daran glauben, dass Eigentum grund­sätzlich eine gewisse Unabhängigkeit schafft, ja, auch eine Unabhängigkeit vom Staat, und eine gute Altersvorsorge ist. Mir ist schon bewusst, dass das im Moment eine große Herausforderung für viele Menschen in Österreich dar­stellt, überhaupt in diese Lage zu kommen. Es muss doch aber unsere Verpflich­tung sein, genau deswegen die Rahmenbedingungen zu verbessern; des­halb unterbreiten wir unter anderem auch den Vorschlag, die Grunderwerb­steuer für den Ersterwerb einer Immobilie abzuschaffen. Darüber hinaus gibt es viele weitere Dinge, die wir in dem Bereich zu entwickeln versuchen, wie Mietkaufmodelle oder andere Varianten. Für uns bleibt das ganz oben auf der Agenda.

Kollege Loacker von den NEOS hat es vorhin richtig analysiert: Wenn man die Grunderwerbsteuer – das klingt einmal ganz locker – für Millionäre erhöht, bedeutet das aber genau, was er gesagt hat, dass natürlich dann auch die Kosten erhöht werden, wenn Bauträger leistbare Mietwohnungen errichten wollen. Außerdem würde es natürlich auch die Wirtschaft und das Gewerbe treffen. Wir sind ja froh, wenn investiert wird, und wenn wir das künstlich verteuern, dann ist das nicht der richtige Weg. Wir wollen keine neuen und keine höheren Steuern. (Beifall bei der ÖVP.)

13.22



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 224

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Dr. Christoph Matznetter zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Herr Abgeord­neter. (Ruf bei der ÖVP: Jetzt kommt die Märchenstunde!)


13.23.04

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Abgeordneter Ottenschläger (Abg. Prinz: Gute Rede, gute Rede!) und Geschäftsführer der Dekla Bauträger GmbH hat hier behauptet (Abg. Steinacker: Tatsächliche Berichtigung! Es ist unfassbar!), dass ein Mietpreisdeckel (Abg. Haubner: Ein Kandidatendeckel wäre gut bei euch!), wie ihn alle außer der ÖVP fordern, eine Förderung begüterter Personen darstellen würde. (Abg. Michael Hammer: Die haben eh einen Mietpreisdeckel in der Löwelstraße in der Stadt, da brennen sʼ eh net mehr!)

Ich berichtige tatsächlich: Ein Mietpreisdeckel samt einer Limitierung künftiger Erhöhungen ab 2026 bedeutet nur, dass die Mieten für die Vermieter, seien sie auch Bauträger, nicht erhöht werden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Haubner: Das ist ja unwürdig! Das war ja keine tatsächliche Berich­tigung! – Abg. Ottenschläger: Herr Präsident, das ist keine tatsächliche Berichti­gung! –Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP. Abg. Heinisch-Hosek: Das war genau korrekt, Entschuldigung! – Abg. Leichtfried: Also viel korrekter geht es nicht mehr!)

13.23

*****


13.23.50

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zu den Abstimmungen, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 225

Wir gelangen zunächst zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 4: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 geändert wird, samt Titel und Eingang in 1992 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung ange­nommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 5: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über einen Zuschuss an die Länder für Wohn- und Heizkostenzuschüsse und das Lebenshaltungs-
und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz – LWA-G geändert werden, samt Titel und Eingang in 1993 der Beilagen. (Ruf bei der SPÖ: FPÖ, super!)

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung ange­nommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag.a Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mietpreisstopp für alle Mieten“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist somit abgelehnt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 226

13.25.306. Punkt

Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (1957 d.B.): Bundes­gesetz, mit dem ein Bundesgesetz über das Wirksamwerden der Verord­nung (EU) 2015/751 über Interbankenentgelte für kartengebundene Zahlungs­vorgänge (Interbankenentgeltevollzugsgesetz – IEVG) erlassen und
das E-Geldgesetz 2010, das Wettbewerbsgesetz und das Zahlungsdienste­gesetz 2018 geändert werden (1991 d.B.)

7. Punkt

Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (1847 d.B.): Änderung der Vorbehalte und Notifikationen der Republik Österreich zum Mehrseitigen Übereinkommen zur Umsetzung steuerabkommensbezo­gener Maßnahmen zur Verhinderung der Gewinnverkürzung und Gewinnverla­gerung (1990 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zu den Punkten 6 und 7 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Abgeordneter Peter Haubner. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.26.29

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das Parlament ist ein Anziehungspunkt für viele Besucher, und ich glaube, es freut uns alle, dass wir hier so viele Gäste be­grüßen dürfen. Im Auftrag meines Kollegen Mike Hammer darf ich recht herzlich den Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Verein, die Mitarbei­terinnen und Mitarbeiter und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbei­ter des Landes Oberösterreich recht herzlich begrüßen. – Seien Sie herzlich will­kommen! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ und Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 227

Es geht jetzt um die EU-Verordnung über Interbankenentgelte für kartengebundene Zahlungsvorgänge – das ist ein bisschen eine sperrige Materie. Worum geht es da? – Bei jeder Kreditkartenzahlung fällt für den Händler eine sogenannte Disagiogebühr an, die er an die Bank zahlen muss. Diese Ge­bühr macht einen bestimmten Prozentsatz des Kaufpreises aus und ist da­bei im regulären Preis ja bereits enthalten, den alle Kunden des Händlers bezah­len müssen. Das Disagio soll unter anderem die Kosten für die genutzte Technologie, zum Beispiel die Kartenleser und so weiter, abdecken. Im Disagio ist gleichzeitig das Interbankenentgelt enthalten, das von der Bank des Händlers an die Bank des Kreditkarteninhabers weitergereicht wird. Ebenso wie die Gebühren, die die Kreditkartennutzer selbst tragen, dient das Entgelt dazu, die mit der Kreditkarte verbundenen Unkosten der herausgebenden Bank zu decken.

Mit einer EU-Verordnung wurde das Interbankenentgelt begrenzt. Diese
EU-Verordnung über Interbankenentgelte für kartengebundene Zahlungsvor­gänge verfolgt eben das Ziel, erhöhte Interbankenentgelte zu vermeiden. In diesem Zusammenhang vereinheitlicht die genannte Verordnung beispielswei­se die Interbankenentgelte für Debitkartentransaktionen und für Trans­aktionen mit Kreditkarten, um die Kosten für den Verbraucher zu verringern.

Meine Damen und Herren, das hat also den Hintergrund, dass der Wettbewerb zwischen Kartenzahlverfahren entgegen der normalen preissenkenden Wirkung des Wettbewerbs in einer Marktwirtschaft in der Regel nicht niedri­gere, sondern höhere Interbankenentgelte am Markt verursachen würde. Die Verordnung zielt somit im Großen und Ganzen auf die Verhinderung dieser Wettbewerbsverzerrungen ab. Das heißt: Wir schauen darauf, dass eben erhöhte Interbankenentgelte mit dieser Verordnung verhindert werden. Das ist diese Verordnung also im Großen und Ganzen. Wir ersuchen um Zustim­mung. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

13.29



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 228

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Ing. Reinhold Einwallner. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.29.32

Abgeordneter Ing. Reinhold Einwallner (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Werte Zuseherinnen und Zuseher auch auf der Besuchergalerie! Ja, es freut uns tatsächlich, dass so viele Menschen ins Parlament kommen. Ich darf auch eine Besuchergruppe im Namen von Abgeord­netem Rudi Silvan ganz herzlich im Haus begrüßen: den Pensionistenver­band Göllersdorf. Es ist die Montagsrunde, glaube ich, die heute hier ist. – Herz­lich willkommen im Parlament! (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten von ÖVP und FPÖ sowie Bravoruf des Abg. Lercher.)

Damit komme ich aber auch schon zu Ihnen, Kollege Haubner: Sie haben sich heute in der Früh aufgeschwungen und haben hier eine Wahlkampfrede gehalten, eine Salzburgwahlkampfrede. Und da habe ich mir gedacht, wenn Sie ein bisschen – ein bisschen! – ehrlich gewesen wären, hätten Sie sich jetzt hierherstellen und über den Finanzausschuss berichten können, wie sich die ÖVP dort verhalten hat und wie Sie sich jetzt gerade wieder beim vorigen Tagesordnungspunkt verhalten haben.

Wenn es darum geht, Mieterinnen und Mieter zu entlasten, dann interessiert das die ÖVP nicht (Abg. Haubner: Das ist ein anderer Tagesordnungspunkt!), dann schaut die ÖVP weg und tut nichts! (Beifall bei der SPÖ.) Das ist ein Punkt, den, glaube ich, die Salzburgerinnen und Salzburger auch bei der Landtagswahl berücksichtigen sollten. (Abg. Haubner: Wir haben ja etwas gemacht!) Wer lässt die Mieterinnen und Mieter im Regen stehen? – Das ist die ÖVP, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Haubner: Wir haben mehr gemacht als Vorarlberg! Wir scheuen keinen Vergleich!)

Jetzt komme ich aber zu den zwei Tagesordnungspunkten, die wir im Ausschuss behandelt haben, zwei Vorlagen, die, glaube ich, im Ausschuss einstimmig waren. 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 229

Das ist zum einen das Interbankenentgeltevollzugsgesetz – ein sehr sperriger Begriff –, das zwei Punkte regelt: zum einen eben Entgelte, wenn inter­ne Bankenentgelte anfallen, und zum anderen aber, wie es Kollege Haubner ausgeführt hat, das Disagio bei Kreditkartenzahlungen und Kartenzah­lungen generell. Ja, das ist schon ein wichtiger Punkt, und ich glaube, es ist auch gut, wenn man das regelt, weil es natürlich dazu führt, dass es eine Harmo­nisierung und einen Deckel für diese Disagiogebühren gibt. Das macht Sinn, denn das gibt Rechtssicherheit, und das kann man mit gutem Gewissen unterstützen.

Die Fragen, die sich dabei stellen, sind nur immer: Wie kontrolliert man das? Wer kontrolliert es? Und in dem Zusammenhang stellt sich die Frage: Soll es die FMA machen, soll es die Bundeswettbewerbsbehörde machen? – Ich bin diesbe­züglich ziemlich entspannt, welche der beiden Behörden das tun soll, wichtig ist, so glaube ich, dass wir darauf achten, dass die personelle Ausstattung dementsprechend ist, und gut wäre, dass diese Kontrolle dann auch funktioniert. Das ist, glaube ich, im Sinne von uns allen. – Das ist das eine.

Das Zweite ist ein mehrseitiges internationales Abkommen, das Doppelbesteue­rungsabkommen regelt. Ja, das macht natürlich Sinn, viel Sinn, aber man muss natürlich auch immer dazusagen: Es reicht nicht, nur die internationalen Rahmenbedingungen zu haben – die wir natürlich brauchen –, wir müssen auch auf nationaler Ebene die Hausaufgaben machen. Da braucht es dringend mehr Steuergerechtigkeit, und in diesem Punkt ist diese Bundesregierung noch mehr als säumig. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

13.32


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Mag.a Nina Tomaselli. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.32.56

Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Die Vorredner haben an


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 230

Information ja eigentlich schon sehr viel vorweggenommen. Im Grunde ge­nommen geht es bei dieser EU-Verordnung um den Wettbewerb und den Marktzugang für elektronische Zahlungsdienstleister: Man will damit die elektronischen Zahlungen im Sinne der Händler und Verbraucher:innen fördern. Das ist wichtig, weil die Zahlungsanbieter von elektronischen Zahlungs­mitteln zunehmend Marktmacht haben, sie übernehmen zunehmend den Markt, können aber – ich glaube, das auch gleich einmal präventiv zu erwähnen ist wichtig – die Bargeldzahlungen nicht komplett ersetzen. Die Verord­nung harmonisiert die Regeln für die sogenannten Interbankenentgelte und trägt damit auch zur Verbesserung im Wettbewerb der Zahlungssysteme bei.

Wichtig dabei ist natürlich, dass das Ganze auch überwacht wird. Da war uns vor allem wichtig, dass die Bundeswettbewerbsbehörde, die damit betraut wird, auch entsprechende Ressourcen bekommt, und das passiert jetzt in Form von drei Planstellen. Somit setzen wir hiermit auch weitere Schritte, um die Bundeswettbewerbsbehörde als unabhängige Kraft für einen fairen Wettbe­werb in Österreich zu stärken. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller.)

13.34


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Andreas Hanger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.34.31

Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Werte Besucherinnen und Besucher! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Ich habe mich bei meiner Rede bewusst für den Tagesord­nungspunkt 7 entschieden, weil man beim Begriff Anpassung von bestehen­den Doppelbesteuerungsabkommen vermuten könnte, dass dahinter eine technische Fragestellung steckt. In Wirklichkeit behandelt das eine große und wichtige politische Frage, auf die man damit versucht, eine Teilant­wort zu geben.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 231

Worum geht es? – Steuern sind natürlich nationales Recht, und es gibt natürlich global, international gesehen auch einen Wettbewerb auf diesem Markt. Das heißt, Konzerne, große Konzerne werden als Unternehmenssitz natürlich jenen Standort wählen, der im Bereich der Körperschaftsteuer die gerings­ten Steuersätze hat. Wir kennen das in Europa: Es gibt die Situation in Irland, es gibt die Situation in den Niederlanden, in Luxemburg.

Natürlich gibt es zum Zweiten die Situation, dass das digitale Geschäftsmodell immer wichtiger wird. Das heißt, wo ein Unternehmen seine Betriebs­stätte hat, wo es dann auch besteuert werden kann, ist nicht mehr so wichtig, und es gibt dann schon auch digitale Modelle, die dazu führen, dass die Gewinnsteuern in jenen Ländern bezahlt werden, in denen es niedrige Körper­schaftsteuersätze gibt, und nicht dort, wo die Wertschöpfung passiert. Das ureigenste Ziel dieser Anpassungen der Doppelbesteuerungsabkommen ist nun ganz einfach, dass dort, wo die Wertschöpfung passiert, auch die Gewinne besteuert werden sollen. Das ist ein erster Schritt.

Ich möchte schon die Gelegenheit nutzen, einmal darauf hinzuweisen, dass da in der letzten Zeit auch viel passiert ist. Aus meiner Sicht hat es 2021 einen historischen Meilenstein gegeben: 140 Länder haben sich über die Organisation der OECD darauf verständigt, dass es in Zukunft Mindeststeuersätze für Kapitalgesellschaften geben soll. Auf der europäischen Ebene war es so, dass das dann nach längeren Verhandlungen mittlerweile auch im Rat beschlossen worden ist, und wir erwarten jetzt auch die nationale Umsetzung 2023. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass Österreich in dieser Frage immer ein Vorreiter war, weil es natürlich diesen Ausgleich auf der internationalen Ebene auch braucht.

Das ist schon ein großes, ein riesiges Thema: Wir reden weltweit von 250 Milliarden Dollar, die damit an zusätzlichen Steuern generiert werden sollen. Man schätzt das Aufkommen in Europa auf 50 Milliarden Euro, also das ist schon ein wichtiger Aspekt dieser Doppelbesteuerungsabkommen. Diese Anpas­sung dazu ist ein erster Schritt, und ich freue mich sehr, dass Österreich da


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 232

immer als Vorreiter vorangeht. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schwarz.)

13.36


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Angela Baumgartner. – Bitte, Frau Abgeordnete.


13.36.54

Abgeordnete Angela Baumgartner (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und vor den Fernsehschirmen! Wir haben jetzt ein paarmal das Wort Interbankenentgeltevollzugsgesetz gehört. Wir haben auch gehört, dass es ein sperriges Wort, ein sperriger Name ist, aber so sperrig der Name auch ist, so wichtig ist dieses Gesetz, denn es hat zum Ziel, die hohen Interbankenentgelte und damit Wettbewerbsverzerrungen bei Kartenzah­lungen zu vermeiden. Somit werden die Kosten für Debitkartentrans­aktionen und Transaktionen mit Kreditkarten vereinheitlicht, um die Kosten für die Verbraucher zu senken. (Beifall bei der ÖVP.)

Dieses Gesetz ist deshalb so relevant, weil es in Österreich schon bald 12 Mil­lionen solcher Bankomatkarten gibt, die bei über 9 000 Bankomaten und bei bargeldlosen Verkaufsstellen verwendet werden können. Und sie werden immer mehr verwendet: im Jahr 2020 insgesamt 886 Millionen Mal mit einem Gesamtwert von rund 33 Milliarden Euro. Zusätzlich sind auch noch 3,7 Millionen Kreditkarten in Verwendung, mit denen rund 219 Mil­lionen Zahlungen im Wert von rund 15 Milliarden Euro pro Jahr durchge­führt werden. Da zu verhindern, dass es zu Wettbewerbsverzerrun­gen und Wettbewerbsbeschränkungen kommt, ist nur zielführend und soll die Verbraucherinnen und Verbraucher schützen. (Beifall bei der ÖVP.)

Auch die Bundeswettbewerbsbehörde – sie wurde schon genannt – als zustän­dige Behörde dafür einzusetzen liegt nahe, da mit der vorliegenden Rechts­materie etwas Verbindendes mit den bereits bestehenden Aufgaben besteht.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 233

Und weil auch die FMA im Gespräch war: Hier geht es um Verbraucher­schutz und Wettbewerb, und da ist die FMA nicht der richtige Ansprechpartner. Diese schaut auf die Stabilität des Finanzmarktes, auf die Zahlungsfähigkeit des Finanzsektors.

Eines ist mir noch ganz wichtig zu erwähnen: Wir werden uns natürlich weiterhin für den Erhalt des Bargelds einsetzen, das haben wir auch im Regierungspro­gramm so verankert.

Lassen Sie mich nochmals eines betonen: Wir fassen heute einen wirklich wichtigen Beschluss, um die Kosten für die Verbraucherinnen und die Verbraucher zu senken, und die Bundeswettbewerbsbehörde wird aufpassen, dass die Spielregeln eingehalten werden – und das ist gut so. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

13.39


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Karl Schmidhofer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.39.47

Abgeordneter Karl Schmidhofer (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher auf der Galerie und alle, die diese Sitzung heute von zu Hause aus mitverfolgen!

Peter Haubner hat in seiner Rede gut einleitend dargestellt, wie wichtig es ist, dass dieser Zahlungsverkehr auch einen entsprechenden gesetzlichen Rah­men bekommt, dass er von der Bundeswettbewerbsbehörde, einer unabhängi­gen Institution, überwacht wird, die darauf schauen wird, dass diese Ent­gelte nicht sozusagen so steigen, dass es für uns nicht erträglich ist, und dass es auch eine Begrenzung gibt, damit sich diese Bedingungen für alle, für die Konsumentinnen und Konsumenten, aber genauso auch für die Wirtschaft, ge­recht gestalten.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 234

Das ist gerade für uns im Tourismus, dem Geschäft, aus dem ich komme, ganz, ganz wichtig, weil dort natürlich nur mehr über diesen Zahlungsverkehr abgerechnet wird. Und es ist auch Rechtssicherheit, die uns dieses Gesetz, das jetzt zur Umsetzung der EU-Verordnung in nationales Recht überführt wird, garantiert.

Ich bitte Sie, geschätzte Damen und Herren, dass Sie, so wie wir von der Österreichischen Volkspartei, diesem Beschluss ebenfalls zustimmen. Warum? – Weil durch diesen Gesetzesbeschluss die gesamte Wirtschaft in Österreich, aber auch die Konsumentinnen und Konsumenten, sprich unsere Bevöl­kerung, einen großen Vorteil und Rechtssicherheit haben. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Lukas Hammer.)

13.41


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Ing. Klaus Lindinger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.41.37

Abgeordneter Ing. Klaus Lindinger, BSc (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich beziehe mich auf Tagesordnungspunkt 7, bei dem es um das multilaterale Instrument geht. Wir führen da, nach einem einstimmigen oder mehrheitlichen Vorschlag der OECD, Änderungen bei steuerabkommensbezogenen Maßnahmen zur Verhinderung der Gewinnkürzung und Gewinnverlagerung durch. Diese Novelle bewirkt eine Erweiterung des Geltungsbereichs dieses sogenannten multilateralen Instruments auf weitere 34 österreichische Doppelbesteuerungsabkommen. Kollege Hanger hat es schon angeführt: Ziel ist, dass die Unternehmen dort besteuert werden, wo auch die Wertschöpfung passiert, damit eine faire Besteuerung – und nicht eine Belastung oder eine zusätzliche Belastung – stattfindet.

Das ist wirklich notwendig, und es ist keine Belastung, sondern eine Entlastung. Eine solche haben wir den letzten Jahren auch in noch nie da gewesener


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 235

Weise in Österreich erfahren – dank der guten Arbeit dieser Bundesregierung –: bei den Coronahilfen, bei den verschiedenen Entlastungspaketen bis hin zu den Teuerungsunterstützungspaketen. Wir können im Nachhinein mit Sicher­heit viel über die Fragen diskutieren: Waren die einzelnen Maßnahmen genau zielgerichtet? Waren einzelne Maßnahmen zu viel oder zu wenig? Im Nachhinein weiß man es immer besser. Das gehört genau analysiert, da­mit in Zukunft alle Maßnahmen, die gesetzt werden, auch entsprechend zielge­richtet stattfinden.

In Summe müssen wir uns aber auch anschauen: Wie ist Österreich durch diese Krise gekommen und wie steht Österreich jetzt im Nachhinein da? – Wenn man sich die Unternehmen anschaut, dann muss man sagen, man hat diesen un­ter die Arme gegriffen und sicherzustellen versucht, dass sie liquid durch diese Zeit kommen. Viele Arbeitsplätze sind durch die Kurzarbeit gesichert wor­den, Einnahmenausfälle sind zum Teil abgegolten worden. Familien sind be­sonders unterstützt worden – ich denke da an den Familienbonus Plus, der auf 2 000 Euro pro Kind und Jahr erhöht worden ist –; Einkommensschwache, vor allem die Pensionisten, sind mit mehrmaligen Einmalzahlungen unterstützt worden; und historisch ist auch die Abschaffung der kalten Progression. Wir müssen uns immer wieder vor Augen halten, dass mit dieser Abschaffung der kalten Progression die schleichende Steuererhöhung nicht mehr erfolgt.

Die Entlastungsmaßnahmen reichen bis hin zur Strompreisbremse und zum viel diskutierten Wohnkostenzuschuss, der im Rahmen des letzten Tagesord­nungspunkts ebenfalls erhöht worden ist – ein Beschluss, der mehrheitlich ge­fasst wurde –, wozu ich schon noch anmerken möchte: Die Maßnahme dieses Wohnkostenzuschusses wirkt auch tatsächlich zielgerichtet und unter­stützt die breite Masse in Österreich, die diese Unterstützung auch braucht.

Wo steht Österreich aktuell? – Wir verzeichnen eine Rekordzahl an unselbst­ständig Tätigen, und das Wirtschaftswachstum – man braucht sich nur die Zahlen betreffend das Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 anzuschauen – be­trägt in Österreich 4,6 Prozent (Abg. Kassegger: Blödsinn! 3,5! Nationalbank sagt


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 236

3,5, Währungsfonds sagt 3,5!), in Deutschland 1,6 Prozent. Also das ist schon wirklich herausragend, was da die letzten Jahre alles passiert ist – da darf man der Bundesregierung unter Kanzler Karl Nehammer gratulieren –: Maß­nahmen, die den Menschen in Österreich helfen!

Wir arbeiten für unser wunderschönes Land, und das werden wir auch in der Zukunft tun. (Beifall bei der ÖVP.)

13.45


13.45.09

Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen nun – da kein weiterer Redner mehr zu Wort gemeldet ist und damit die Debatte geschlossen ist und auch die Berichterstattung kein Schlusswort wünscht – zur Abstimmung, die ich über je­den Ausschussantrag getrennt vornehme.

Wir gelangen zunächst zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 6: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über das Wirk­samwerden der Verordnung (EU) 2015/751 über Interbankenentgelte für kar­tengebundene Zahlungsvorgänge erlassen und das E-Geldgesetz, das Wettbewerbsgesetz und das Zahlungsdienstegesetz geändert werden, samt Titel und Eingang in 1991 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist einstimmig. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Le­sung angenommen.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 7: Antrag des Finanzausschusses, den Abschluss des Staatsvertrages: Änderung der Vorbehalte und Notifikationen der Republik Österreich zum Mehrseitigen Über­einkommen zur Umsetzung steuerabkommensbezogener Maßnahmen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 237

zur Verhinderung der Gewinnverkürzung und Gewinnverlagerung, in 1847 der Beilagen gemäß Art. 50 Abs. 1 Z 1 Bundes-Verfassungsgesetz zu genehmigen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

13.46.388. Punkt

Bericht des Finanzausschusses über die Bürgerinitiative Nr. 8/BI: Bürgerinitiative betreffend „Einführung einer Finanztransaktionssteuer“ (1989 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen zum 8. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt nun Herr Mag. Dr. Rudolf Taschner. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.47.00

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf der Galerie! Ich begrüße auch den Seniorenbund, der hier bei uns zu Gast ist. Meine sehr verehrten Damen und Herren, in den 1970er-Jahren war ich einst einge­laden und konnte die damalige Sowjetunion besuchen. Ich habe mir natürlich, damals war ich noch Mittelschüler, hier in Wien Rubel gekauft – 1 Rubel hat 5 Schilling gekostet – und habe dann dort für Rubel eingekauft.

Ich kann mich erinnern: ein wunderbares Buch über „Differential- und Integralrechnung“ von Fichtenholz. Der Rubel dort hat 30 Schilling gekostet, und dieses Buch hat 2,97 Rubel gekostet – ich habe es mir heute noch ange­schaut: ein wunderbares Buch, wertvoll, wertvoller als die 2,97 Rubel. Diese ungefähr 3 Rubel wären drüben also 90 Schilling gewesen, ich habe das Buch aber für 18 Schilling bekommen. 72 Schilling habe ich also damit verdient, und das nennt man Arbitrage. Das ist ein Geschäft, das man macht, weil die


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Waren verschieden viel wert sind. Damit habe ich die Planwirtschaft, die es da­mals in der Sowjetunion gegeben hat, einfach ausgenützt. Es war nicht ganz gerecht, aber es war jedenfalls so, dass das einzige Risiko, das man gehabt hat, war, beim Zoll dabei erwischt zu werden, dass man die Rubel in die Sowjetunion hinüberführt.

Dieses Arbitragegeschäft kann es jetzt, bei freien Märkten, nicht geben, denn der freie Markt sorgt dafür, dass, sobald Unterschiede in den Werten der einzelnen Waren vorhanden sind, diese durch Arbitrageure ausgeglichen wer­den. Es werden immer wieder Finanzen hin- und hergeschoben, um damit diesen Ausgleich zu schaffen. Da es dieses Ausgleichen dieser Werte damals in der Planwirtschaft nicht geben konnte, konnten Arbitrageure sehr viel Geld verdienen. Dieses Geldverdienen wird aber auch jetzt ermöglicht, weil trotzdem noch an verschiedenen Marktplätzen ganz leichte Unterschiede in den Wer­ten vorhanden sind und man Milliardenbeträge in Sekundenbruchteilen hin und her verschiebt und damit durch Arbitrage wieder einerseits für das Gleich­gewicht sorgt, aber andererseits damit risikolos Geld verdienen kann.

Selbstverständlich kommt jetzt ein Finanzminister auf die Idee, zu sagen: Diese Finanztransaktionen könnte man ja auch besteuern!, und das ist eine sehr vernünftige Idee, denn es wird ja Geld gewonnen, und zwar risikolos und ohne dass ein richtiger Wertzuwachs erfolgt, sondern nur aufgrund der unter­schiedlichen Bewertungen auf den einzelnen Finanzmärkten.

Damit kommt also die Idee einer Finanztransaktionssteuer, eine sehr vernünftige Idee, auch wieder als Diskussionspunkt hier ins Parlament – wobei es leider so ist: Wenn wir hier nur national eine Finanztransaktionssteuer einführen wür­den, würde das den Werten überhaupt nichts ausmachen, man würde ein­fach das Arbitragegeschäft in anderen Marktstätten durchführen, wo es diese Transaktionssteuer nicht gibt. Diese Finanztransaktionssteuer müsste also mindestens europaweit, wenn nicht sogar global eingeführt werden.

Die Idee selbst ist aber gut, und wenn der Steuersatz richtig stimmt, wird beides erreicht, beide Ziele werden erreicht: auf der einen Seite, dass möglichst


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der freie Markt den Wert der jeweiligen Produkte bestimmt, und auf der ande­ren Seite, dass die Arbitrage nicht so weit durchgeführt wird, dass Milliar­denbeträge verschoben werden – einfach ohne jeglichen Widerstand, würde man von der Elektrotechnik her gesehen sagen: Das Ohm‘sche Gesetz würde nicht gelten, man hätte eine Supraleitfähigkeit, es würde das Geld hin- und hergeschoben werden. Das klingt ja auch sehr gefährlich, jedenfalls ist es unheimlich, aber das würde damit abgeschafft werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir wollen, dass diese Finanztrans­aktionssteuer wirklich neu bedacht wird, das muss natürlich europaweit, wenn nicht sogar weltweit bedacht werden, aber es ist eine gute Idee. Diese Idee ist – und das muss ich jetzt in Richtung der linken Reichshälfte sagen – hier in diesem Hause von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel aufgeworfen wor­den. (Abg. Leichtfried: Na ja! – Abg. Lercher: ...! ... ein Wahnsinn!) Ich kann mich noch erinnern – ein Bundeskanzler, dem man nachsagt, das war diese schreckliche Zeit –: Das war eine gute Zeit. Das war eine gute Zeit mit einem Bundeskanzler, der sehr viel wirtschaftlichen Verstand besessen hat, auch in dieser Hinsicht. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Scherak: Da haben jetzt nicht alle geklatscht bei der ÖVP! – Heiterkeit bei SPÖ, FPÖ, Grünen und NEOS. – Abg. Scherak: Das muss nichts heißen!)

Das ist ein üblicher Trick der linken Reichshälfte, dass man erklärt, immer wenn die Schwarzen Kanzler gewesen sind - - (Abg. Leichtfried: Der Herr Scherak ist weit weg von links! – Abg. Krainer: Der Scherak ist aber kein Linker! – Weiterer Ruf bei der SPÖ: Also wenn der Scherak ein Linker ist! – Abg. Leichtfried: Nein, also der Scherak ist kein Linker! – Abg. Lukas Hammer: Diese linkslinken NEOS da! – Ruf bei den NEOS: Er hat jetzt gerade die SPÖ beleidigt! – Ruf bei der SPÖ: Da tut man uns nämlich unrecht!) – Das ist egal, es kommt auf die Etatisten an, das weiß man. (Abg. Krainer: Aber Etatist ist der Scherak schon gar nicht! – Abg. Leichtfried: Das ist mehr der Loacker! – Abg. Krainer: Er ist ein Antietatist!)

Wie dem auch sei: Immer wenn schwarze Bundeskanzler regiert haben, erklärt die linke Reichshälfte, das war eine katastrophale Zeit, das


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war eine schreckliche Zeit. – Das ist nicht der Fall. Es ist eine gute Zeit gewesen. (Abg. Krainer – in Richtung Abg. Scherak – : Da behauptet jemand, du wärst ein Etatist! Ich finde, das ist eine Ehrenbeleidigung! – Zwischenruf des Abg. Loacker. – Abg. Krainer: Für dich! Für mich nicht! – Abg. Leichtfried: Ihr müsstet jetzt eine Tatsächliche machen, glaube ich! Niki, das kannst du nicht auf dir sitzen lassen! Ich meine, wo sind wir denn da?!) Das war zur Zeit von Klaus so, das war zur Zeit von Schüssel so, das ist auch zur Zeit von Kurz so gewesen. Es sind gute Initiativen gesetzt worden, aber die linke Reichshälfte versucht, ihre Le­genden zu schmieden, die Journalisten laufen mit, die sogenannten Expertinnen und Experten der Geschichte laufen mit, und die ÖVP ist immer nicht in der Lage, da gegenzuhalten, aber ein bisschen möchte ich es hier versuchen. Diese Finanztransaktionssteuer einzuführen war eine Idee von Bundes­kanzler Schüssel, und es war eine gute Idee von einem guten Kanzler. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Sehr gut! Das war eine gute Rede!)

13.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Maximilian Lercher. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Kassegger: Jetzt kommt aber Bruno Kreisky! – Abg. Leichtfried: Ja nach dem, was nach dem Schüssel gekommen ist! –Ruf bei der ÖVP: Dem Professor ist nichts mehr hinzuzufügen! – Abg. Kassegger: Ja aber sein Großvater hat ihm erzählt, wie damals die gute Zeit war!)


13.53.06

Abgeordneter Maximilian Lercher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzte Damen und Herren, Kolleginnen und Kolle­gen! Danke für diese sehr informative Vorlesung. Ich werde es jetzt nicht ganz so intellektuell anlegen. (Heiterkeit bei Abgeordneten von ÖVP, FPÖ, Grünen und NEOS. – Rufe bei der ÖVP: Es muss eh nichts mehr gesagt werden! Ja er hat eh schon alles gesagt!)

Geschätzter Kollege Taschner, ich sage es Ihnen ganz offen: Es ist wichtig, dass man verstanden wird, Kolleginnen und Kollegen der ÖVP, das ist ja das Wesen der Politik, und es geht auch um die Tat. (Abg. Lopatka: Gescheite Reden


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werden verstanden! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Macht euch kei­ne Sorgen um die Sozialdemokratie! (Abg. Belakowitsch: Eh nicht! Warum sollten wir uns Sorgen machen? – Ruf bei der ÖVP: Nein, machen wir nicht!) Wir wer­den das gut meistern, und dann werdet ihr uns gut verstehen, wenn wir wieder da sind, meine lieben Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ.)

Deswegen sage ich euch: Heute geht es hier um die Finanztransaktionssteuer, die zwar von der ÖVP schon lange gefordert wird – das finden wir sehr, sehr gut –, aber sie wird nicht umgesetzt. Wir glauben euch nämlich nicht, dass ihr euch dafür auf europäischer Ebene wirklich ernsthaft einsetzt, und das ist ein Problem, weil wir die Worte hören, aber die Taten nicht folgen.

Fakt ist: Seit zehn Jahren wird auf europäischer Ebene die Finanztransaktions­steuer, die wir dringend brauchen würden, weglobbyiert, und da seid ihr dabei. Diesen Vorwurf müsst ihr euch gefallen lassen! Wir nehmen positiv auf, dass ihr sie wollt, aber wir fordern Taten. Die Leute erwarten sich zu Recht von der Politik Taten. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ein Fakt: EU-weit wird täglich circa 1 Billion Euro mit Finanztransaktionen um­gesetzt. Eine Minifinanztransaktionssteuer von 0,1 Prozent in nur zehn Ländern umgesetzt würde jährliche Einnahmen von 22 Milliarden Euro bedeu­ten – 22 Milliarden, die wir dringend brauchen, für die Kinderbetreuung, für die Infrastruktur, für den ökologischen Wandel; 22 Milliarden, auf die be­wusst verzichtet wird, weil man es den oberen Zehntausend recht ma­chen will. – Das ist nicht die Politik, die wir uns wünschen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Taschner.)

Das ist die Politik, die die ÖVP betreibt, aber nicht die Politik, die sich die Mehrheit in diesem Land wünscht. Deswegen sage ich ganz ehrlich: Wenn sich Leistung wieder lohnen soll, dann muss man Kapital und die 1 Prozent be­steuern und dann kann man bei den 99 Prozent, bei den vielen wegnehmen. Das wollen wir ja: Wir wollen, dass die vielen entlastet werden und die wenigen, die lange nichts gezahlt haben, jetzt ihren gerechten Beitrag leisten. Das ist das Wesen und die Intention dieser Finanztransaktionssteuer. (Beifall bei der SPÖ.)


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Schauen Sie, wenn Sie das nicht verstehen, bringe ich ein anderes Beispiel: Die alte Frau, die ihr Leben lang gespart hat (Zwischenrufe der Abgeordneten Jachs und Scharzenberger), die ein Sparbuch hat, trägt die volle Steuerlast und derjenige, der ein paar Millionen Euro im Aktienportfolio hat, trägt gar keine, und das ist nicht gerecht, meine sehr verehrten Damen und Herren von der ÖVP.

Da würden wir uns eure Initiative wünschen. (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) Wenn ihr über Leistung redet, dann sagen wir: Besteuert die Richtigen und lasst die Masse mit euren politischen Aktionen in Ruhe! Weil: Dort wird der Druck immer größer, bei den Klein- und Mittelbetrieben, bei den ganz normalen Leuten, und bei den Großen, die ihr vertretet, da wird es immer leichter. (Ruf bei der ÖVP: Na komm!) Das ist nicht fair. Deswegen: Mehr Druck auf europäischer Ebene für diese sinnvolle Steuer, denn das bedeutet Ge­rechtigkeit. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Das war aber jetzt mehr ein Lercherl!)

13.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Dr. Jakob Schwarz. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.56.50

Abgeordneter Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Vielleicht zuerst auch ein Kommentar zum Herrn Professor und Abgeord­neten Taschner: Die Finanztransaktionssteuer wurde das erste Mal von John Maynard Keynes im Jahr 1936 vorgeschlagen. Ich glaube nicht, dass Wolfgang Schüssel – in Ehren – da politisch schon sehr aktiv war. (Beifall bei den Grünen. – Heiterkeit der Abg. Tomaselli. – Abg. Lukas Hammer: Ein Zeitrei­sender! – Abg. Taschner: Das war die Wissenschaft! Es geht um die Politik! Keynes war ein Wissenschaftler! – Abg. Krainer: Sie glauben, mir fallen nicht zehn Politiker ein, die das vorher schon gefordert haben?!)


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Es ist natürlich eine gute und sinnvolle Maßnahme, und deshalb gibt es auch die­se Bürger:inneninitiative, die wir heute hier diskutieren, die von Hunderten von Menschen unterstützt worden ist. Gleich vorweg: Die Großbanken wanken, und man fragt sich, ob das ein guter, der richtige Zeitpunkt ist, um eine Steuer zu diskutieren, die vielleicht noch zusätzliche Unsicherheit in den Markt bringt. – Die klare Antwort darauf ist: Ja.

Die Finanztransaktionssteuer ist ja gerade deshalb angedacht worden, um Volatilität an den Finanzmärkten zu reduzieren und diese damit zu stabilisieren. Das ist auch eine Situation, in der wir uns jetzt befinden, dass insbesondere Bankentitel hoher Volatilität unterworfen sind, und die Finanztransaktionssteuer könnte eben dazu beitragen, diese zu reduzieren.

Die Banken machen auch nicht sehr viel Umsätze mit Hochfrequenzhandel. Das heißt, wenn man den Steuersatz entsprechend niedrig setzt, wäre das, was die finanzielle Belastung betrifft, auch überschaubar.

Und drittens ist ja eine der zentralen Aufgaben – das hat auch Kollege Lercher schon angesprochen – die Finanzierung der öffentlichen Haushalte. Da könnte die Finanztransaktionssteuer als Steuer, die typischerweise in den sel­tensten Fällen die Falschen erwischt, einen guten Beitrag leisten. In einer Zeit, in der wir für öffentliche Investitionen in den Klimaschutz sehr viel Geld brau­chen, wäre das Geld natürlich sehr notwendig.

Die Hauptkritik an der Finanztransaktionssteuer – das ist auch schon ausgeführt worden – ist, dass das Steuersubstrat, also das, was damit besteuert werden soll, nämlich Finanztransaktionen, sehr flüchtig ist und die Steuer deshalb quasi relativ leicht umgangen werden kann. Das Risiko, dass diese Steuer ein Misserfolg wird, ist daher natürlich sehr groß – das hat man auch erlebt, empirisch, in Schweden ist das der Fall gewesen –, und deshalb ist es sehr zentral, dass man möglichst viele Staaten inkludiert, dass die Steuerbemes­sungsgrundlage sehr weit ist, also dass man möglichst viele Finanzinstru­mente damit erfasst, dass die Steuersätze sehr niedrig sind und dass man auch


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das Sitzlandprinzip quasi mitnimmt. All das würde dazu führen, dass das tatsächlich funktionieren kann.

Der Finanzminister hat sich im Ausschuss auch dafür eingesetzt oder dafür ausgesprochen, dass er das auf europäischer Ebene wiederbeleben möchte. Das würde ich sehr begrüßen. Jetzt, da Großbritannien nicht mehr Teil der Euro­päischen Union ist, könnte ja sogar eine EU-weite Lösung wieder denkbar sein. (Abg. Scherak: Dann gehen alle nach Großbritannien!) Ich hoffe, dass diese Bestrebungen auch erfolgreich sind. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.59


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Michael Bernhard. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.59.50

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Die Bürgerinitiative hat ein zentrales Anliegen, nämlich die Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Im Zuge dessen wird der österreichische Nationalrat um eine Gesetzesvor­lage gebeten, und ich glaube, das ist jedenfalls zu kurz gegriffen; das haben mei­ne Vorredner auch schon ausgeführt.

Wir haben ein zentrales Thema, und da würde ich auch meinem Vorredner widersprechen: Es ist durch den Brexit nicht einfacher geworden. Wenn wir eine europäische Lösung im Sinne der Europäischen Union finden, dann können alle einfach nach London übersiedeln und von dort weitertraden.

Ich weiß, es gibt den Vorschlag, dass das Geld, wenn einer der beiden Handelspartner seinen Sitz in der Europäischen Union hat, dann dort quasi auch entsprechend versteuert werden soll. In Wahrheit ist es aber so, dass eine Finanztransaktionssteuer nur dann nachhaltig funktionieren wird und den Finanzmarkt nicht einfach nur verlagert, wenn wir es schaffen, eine globale Finanztransaktionssteuer zu schaffen.


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Daher ist unsere Position als NEOS bisher immer gewesen, dass wir grundsätzlich für eine weltweite Finanztransaktionssteuer einstehen, weil es dann wirklich funktioniert. Man kann immer über europäische Lösungen reden, allerdings muss man ehrlicherweise auch sagen, dass man dann zwei Din­ge vorab klären muss: Das eine ist, dass man nicht den klassischen Aktien­handel erwischt, weil es ja nicht darum geht, dass wir diejenigen, die Vorsorge treffen wollen, oder diejenigen, die veranlagen, in irgendeiner Form bestra­fen wollen, sondern wir wollen den Hochfrequenzhandel eindämmen. Das ist das einzige Ziel, das eine Finanztransaktionssteuer haben kann. Alles andere wäre ja unredlich, weil man nicht Menschen, die hart für ihr Erspartes gearbeitet haben und das nachher in Aktien anlegen, bestrafen sollte.

Daher wäre auch eine Erinnerung Richtung ÖVP wichtig: Es gab einmal das An­sinnen, die Kapitalertragsteuer abzuschaffen. Da hätten Sie mit uns NEOS sofort einen Bündnispartner, denn es geht natürlich darum, dass wir die KESt tatsächlich dort hinbringen, wo sie hingehört, nämlich ins Nirwana. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.)

Im Wesentlichen möchte ich dazu aber noch folgenden Punkt erwähnen: Grundsätzlich wollen wir als NEOS gerne dann über neue Steuern reden, wenn wir woanders auch Steuern und Abgaben einsparen. Das habe ich aber in den vorherigen Reden nicht gehört. Alle haben sich über die 500 Millionen Euro gefreut, die der Staat mehr einnimmt, aber nicht gesagt, wo man den Men­schen dann wieder etwas zurückgibt. Wir als NEOS wollen niemanden zurücklas­sen. Wir wollen tatsächlich eine Politik für die vielen und nicht für die we­nigen, das heißt, Abgaben- und Steuersenkung und keine neuen Steuern. – Vie­len Dank. (Beifall bei den NEOS.)

14.02


14.02.24

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.


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Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Finanzausschusses, seinen Bericht 1989 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

14.02.499. Punkt

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den An­trag 3255/A der Abgeordneten Andreas Ottenschläger, Lukas Hammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes­gesetz über die Förderung von Maßnahmen in den Bereichen der Was­serwirtschaft, der Umwelt, der Altlastensanierung des Flächenrecyclings, der Biodiversität und zum Schutz der Umwelt im Ausland sowie über das österreichische JI/CDM-Programm für den Klimaschutz (Umweltförderungs­gesetz – UFG) geändert wird (1963 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen nun zum 9. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Mag. Christian Ragger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.03.14

Abgeordneter Mag. Christian Ragger (FPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Zum Tagesordnungspunkt 9: Wir behandeln einen Antrag aus dem Ausschuss, zu dem es am Anfang nur eine kleine, nicht wesentliche Änderung gegeben hat, nämlich einen Strichpunkt, und dann ist das passiert, was so oft passiert – das ist offensichtlich mittlerweile Sitte des Hauses –, nämlich dass man in letzter Minute einen Abänderungsantrag eingebracht hat – zwar, um nachvollziehbar eine Verbesserung zu erreichen, nämlich mit den aus dem Umweltförde­rungsgesetz resultierenden Umweltrichtlinien einen positiven Effekt zu erzie­len –, auch wenn die nachfolgenden Redner es dann wahrscheinlich um­drehen werden und sagen werden, man habe eine Pilotphase gewählt, um eine


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bessere Handhabung der Förderung und damit eine Erprobung zu erreichen, ob das jetzt funktioniert oder nicht.

Hätte man es wirklich ernst genommen, dann wäre man darauf bedacht gewesen, sich die Vergaberichtlinien und vor allem auch die Dienstleistungs­richtlinien und die freihändige Vergabe anzuschauen, und man hätte sehr schnell gesehen, dass bis zu einem Betrag von 100 000 Euro eine freie Vergabemög­lichkeit besteht.

Die Investitionen betreffend Transformation liegen in den von dieser Förderung betroffenen Bereichen aber meist weit über 100 000 Euro, und daher ist es im Grunde genommen nur halbherzig, dass dieses Gesetz jetzt derart abgeändert wird, dass man zwar in diesem Bereich des Umweltförderungsgesetzes von den Vergaben absieht, während man tatsächlich aber die Schwellen­werte von 100 000 Euro nicht bedacht hat und sie daher nicht ausgesetzt hat.

Das ist unser Kritikpunkt an diesem Gesetzentwurf, und daher wird diese Gesetzesänderung von unserer Seite keine Zustimmung finden. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

14.05


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich darf Frau Bundesministerin Leonore Gewessler herzlich im Haus begrüßen und bitte nun Herrn Abgeordneten Chris­toph Stark ans Rednerpult. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.05.16

Abgeordneter Christoph Stark (ÖVP): Herr Präsident! Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher am heutigen Tage! Es geht um das Umweltförderungsgesetz, das Kollege Ragger soeben aus formaler Sicht betrachtet hat. Ich möchte meinen Blick eher auf die inhaltliche Sicht lenken, denn das Primärziel des Umweltförde­rungsgesetzes ist es, die Transformation in Industrie und Gewerbe voranzutrei­ben – ein ganz, ganz wichtiger Schritt in Sachen Klimawandel, und da geht es natürlich darum, beihilfenrechtliche Vorgaben zu beachten; das steht völlig außer Zweifel.


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Aber weg vom Theoretischen, hin zum Praktischen: Was kann das bedeuten? Ich nenne hier als Beispiel der Transformation die Reallabore, die momentan ein Projekt des Klimaministeriums sind und um die sich etliche Regionen in Österreich bewerben, so auch meine eigene Region mit dem Reallabor Weiz plus.

Was ist das, ein Reallabor? – Da geht es darum, wie man mittelfristig das Energieaufkommen der Industrie, des Gewerbes hin zu erneuerbaren Energien transformieren kann – ein großes Vorhaben, weil es schließlich um Verbes­serungen hinsichtlich des jährlichen Energieverbrauchs dieser Region von sage und schreibe 3 900 Gigawattstunden geht, denn von diesen 3 900 Giga­wattstunden kommen in unserer Region nur 35 Prozent aus erneuerbarer Ener­gie, der Rest stammt aus fossiler Energie. Das heißt, es ist ein großes Motiv, da einzugreifen und etwas zu verändern, um auch den Abfluss von 200 Millionen Euro pro Jahr in Richtung fossile Energieträger zu nutzen und die­ses Geld wiederum in die Region zu investieren.

Was heißt: in die Region? – Das sind sieben Klimaenergiemodellregionen mit in Summe 120 000 Einwohnerinnen und Einwohnern, die sich diesem Projekt verschrieben haben, und ich mache jetzt hier gleich ein bissel Werbung, Frau Ministerin, denn es bewerben sich ja viele, wir bewerben uns auch, aber es ist ein sehr konkretes Beispiel, wie die Bereiche Energie, Industrie und Forschung sowie Gesellschaft, Gemeinden, Land und Bund zusammenarbeiten, um diese Transformation voranzutreiben.

Noch einmal: Es geht auch darum, die Wertschöpfung in der Region zu behalten, alle diese Schritte – das sind Hunderte, vielleicht Tausende – brauchen natür­lich einen gewissen Anschub, und dieses Umweltförderungsgesetz kann ein Beitrag sein, die maßgeblichen Schritte zu gehen.

Ich würde mich freuen, wenn Sie alle zustimmen, denn wir alle tragen Ver­antwortung. Wir alle tragen Verantwortung auch für unsere nachfolgenden Ge­nerationen, für die Bekämpfung des Klimawandels und für die Energiewen­de, die zu schaffen sein muss. Das Umweltförderungsgesetz ist wie gesagt eine


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Maßnahme dazu, und ich bitte sehr um Ihre Zustimmung, weil wir die Nach­haltigkeit und den Umweltschutz in Österreich ganz großschreiben müssen. (Bei­fall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.08


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Michael Bernhard. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.08.27

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Wir reden heute über das Umwelt­förderungsgesetz und haben gestern Nacht noch einmal einen umfassen­den Abänderungsantrag bekommen. Da möchte ich schon zu Beginn zweierlei Dinge sagen: Das eine ist, wie diese Regierung im Allgemeinen arbeitet. Wir haben alleine im letzten Jahr 25 Mal solche Nacht-und-Nebel-Aktionen gehabt, heißt, wir stehen vor der Situation, dass wir in Ausschüssen über einen Inhalt beraten, dass wir uns dann inhaltlich auf eine Nationalratssitzung vorbereiten, dass wir uns überlegen und die Argumente abwägen, ob wir bei etwas zustimmen oder es ablehnen, und dann kriegen wir in der Nacht einen Abänderungsantrag und es ist unmöglich, bis zum nächsten Tag mit den Betroffenen, beispielsweise mit Gruppen von Unternehmerinnen und Un­ternehmern oder manchmal auch mit anderen Bevölkerungsgruppen, in einen Austausch zu gehen und zu fragen, ob das jetzt noch tatsächlich wirksam ist, ob wir – jetzt in dem konkreten Fall der Umweltförderung – zum gewünschten Ergebnis kommen, nämlich einer Transformation der Wirtschaft, der Industrie aufgrund der Klimakrise. Das geht sich in einer Nacht nicht aus, und das ist auch der Grund dafür, dass wir heute diesem Antrag nicht zustimmen werden: weil das einfach nicht möglich ist.

Wir können nicht so arbeiten, dass die Regierungsfraktionen bis zum letzten Moment um den letzten Beistrich, den letzten Satz streiten und ihr uns dann um Mitternacht quasi ein vollständig geändertes Gesetz gebt und erwartet, dass wir am nächsten Tag zustimmen können.


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Wir teilen den Kampf gegen die Klimakrise und wir sind der Meinung, dass es das Umweltförderungsgesetz braucht, um die richtigen Schritte zu setzen, aber wenn das die Arbeitsweise ist, dass ihr auf die größte Krise im 21. Jahrhun­dert, die wesentlichste Transformation der Wirtschaft – mutmaßlich wesent­lichste Transformation (Abg. Lukas Hammer: Dann arbeiten wir auch in der Nacht!) – im 21. Jahrhundert quasi nach monatelanger Vorbereitung am letzten Tag vor einer Abstimmung aus der Hüfte herausschießt, na dann gute Nacht, dann wird das kein besonders erfolgreicher Kampf gegen die Klimakrise sein. (Beifall bei den NEOS.)

Was die Wirtschaft, was die Industrie – das sind die wesentlich betroffenen Gruppen – brauchen, sind Planbarkeit, klare Aussagen, klare Rahmenbe­dingungen. Das, was hier kommt, ist alles andere als Planbarkeit. Das ist eine taxative Aufzählung von Branchen, von Industrien, die jetzt in der Um­weltförderung inkludiert sind. Allerdings können wir in der Kürze der Zeit nicht beantworten, ob ihr nicht eine vergessen habt, weil ihr das vorher nicht mit uns geteilt habt. Ihr habt quasi in der Nacht geschickt: Wir haben eine Lis­te! – Wir könnten jetzt darauf vertrauen, dass die Regierungsfraktionen das so sauber gemacht haben, dass da kein Fehler drin ist. Bei den anderen 24 Mal aber, als wir solche Abänderungsanträge in der Nacht bekommen haben, hat sich sehr wohl herausgestellt, dass Änderungen passiert sind – ist ja kein Wunder, wenn man bis zur letzten Sekunde daran arbeitet und das in der Nacht abschickt. Es waren dann immer wieder Novellierungen notwen­dig, es wurden Förderungen neu aufbereitet, man musste Dinge im Nachhinein überprüfen. – So geht es nicht!

Wir würden sehr gerne einem Umweltförderungsgesetz zustimmen, um der Klimakrise entschlossen entgegenzutreten, aber ich sehe überhaupt keine Veranlassung, wir als NEOS sehen überhaupt keine Veranlassung, so den Schlendrian drinnen zu haben, so unprofessionell zu arbeiten und mit Millionen an europäischen und österreichischen Mitteln so umzugehen, als gäbe


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es kein Morgen, nur weil ihr euch nicht früher einig werdet oder ein Gesetz nicht einen Monat länger warten kann. (Beifall bei den NEOS.)

Wir erwarten wirklich, dass in Zukunft generell bessere Arbeit geleistet wird und dass insbesondere in der Frage der Klimakrise nicht nur entschlossen, son­dern auch wirklich einmal geplant und mit einer gewissen Vorlaufzeit ordentlich gearbeitet wird. In diesem Sinne können wir heute nicht zustimmen. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

14.12


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Julia Elisabeth Herr. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.12.12

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Die Klimakrise stellt natürlich auch die Industrie vor eine große Herausforderung. Das ist sicher klar, auch wenn Kanzler Nehammer immer wieder gern einmal Klimaleugner zitiert. Die Klima­krise als solche lässt sich nicht wegreden. Der Klimakrise ist es auch voll­kommen wurscht, was für Ansagen der Kanzler tätigt, es kommt nämlich vor allem darauf an, was man tut und ob man handelt. Diesbezüglich ist es ziemlich einfach, zu sagen: Das, was wir bisher leisten, ist einfach nicht genug!

In einer Zeit aber, in der es nicht viele gute Nachrichten gibt, will ich auch dazusagen, dass viele Teile der österreichischen Industrie natürlich auch positive Projekte vorlegen. Wenn man sich anschaut, was die Voest beispielsweise mit den neuen Lichtbogenöfen plant, dann sind das schon viele wirklich positive Neuigkeiten für uns, weil das ganz einfach genial ist.

So geht auch Klimaschutz in der Industrie. Es zeigt nämlich, was alles möglich ist, wenn wir mit der Transformation unserer Industrie in die klimafreundliche Zukunft blicken wollen: eine Produktionsweise, die Ressourcen schont, die Ener­gie spart, die kein CO2 ausstößt und die auch – und das ist ein ganz beson­ders wichtiger Punkt – gute Arbeitsplätze hat. Denn Klimaschutz und Soziales und Klimaschutz und Arbeitsplätze – das muss Hand in Hand gehen.


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Deshalb brauchen wir, ja, auf der einen Seite staatliche Investitionen in die Industrie, aber auf der anderen Seite brauchen wir ganz klare Vorga­ben, was dann mit diesen Geldern zu passieren hat. Wir haben das bei der Cofag gesehen, wir haben das bei der Teuerung gesehen: Oft werden hier Hun­derte Millionen Euro beschlossen, dann fließen diese einmal, und ob diese dann treffsicher sind und wirklich dort ankommen, wo sie ankommen müssen, das ist danach ein großes Fragezeichen. Das darf mit diesen Geldern für die In­dustrie ganz einfach nicht passieren! So kann es nämlich nicht gehen! (Beifall bei der SPÖ.)

Deshalb finden wir auch, dass eben Maßnahmen für sichere, für gut bezahlte Jobs und für gute Arbeitsbedingungen klar sein müssen. Es kann nicht sein, dass man auf der einen Seite die Hand nach Steuergeld ausstreckt und dann auf der anderen Seite die Menschen vor die Tür setzt. Wir brauchen Arbeitsplatzsi­cherheit bei all jenen, die diese Gelder auch in Anspruch nehmen wollen. Es darf aufgrund von Klimaschutz niemand Angst um sein Einkommen haben, und das gelingt dann, wenn wir jene Unternehmen fördern, jene Indus­triebetriebe fördern, die eben auch Umschulungen anbieten, Weiterbildungen anbieten, die genau in diesem Bereich Fachkräfte auch weiter ausbilden wollen. Diese fallen nämlich nicht vom Himmel. Wir reden hier die ganze Zeit von der Transformation, aber welche Arbeitskräfte sollen diese dann tat­sächlich auf den Boden bringen? Wir haben Vorschläge gemacht, was man sofort mit 20 000 Klimaarbeitsplätzen tun könnte – all das haben Sie bisher nicht ernst genommen.

Es muss jetzt schnell investiert werden, es muss jetzt schnell auch das Personal aufgestellt werden, das die Transformation dann tatsächlich auf den Bo­den bringt. Und: Millionenförderungen, die da fließen sollen, brauchen auch Kontrolle und Mitsprache – Mitsprache durch die Mitarbeiter und Mitarbeiterin­nen im Betrieb, durch die Betriebsräte und durch die Betriebsrätinnen. Für den Staat muss es aber natürlich auch Kontrollmöglichkeiten geben, ob


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die Millionen Euro, die fließen, dann tatsächlich zu einer CO2-Einsparung führen. (Beifall bei der SPÖ.) – Ja, da kann man klatschen.

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Im besten Fall, wenn Investitionen und neue Technologien überhaupt nur durch den Staat und durch das Budget, das er bereitstellt, möglich sind, dann muss man sich auch überlegen, wer an den zukünftigen Gewinnen teilhaben kann. (Beifall bei der SPÖ.) Schlussendlich braucht es mehr als nur die Investitionen und die Vorgaben, es braucht einen echten Plan, wie wir damit die Klimaneutralität tatsächlich erreichen können.

Ich sage es jetzt hier zum ich weiß nicht wievielten Mal: Die 800 Tage sind schon lange hinter uns. (Abg. Höfinger: Ich habe auch nicht mitgezählt, ich weiß es nicht!) – Ja, man kann ja mitzählen, Sie können auch mitzählen, Herr Abgeordne­ter, wie lange beispielsweise schon ein Klimaschutzgesetz fehlt, das tatsäch­lich den Rahmen für eine Klimaneutralität 2040 vorgibt. Das letzte Mal, als ich nachgezählt habe, waren es 800 Tage, also doch schon eine sehr geraume Zeit. Da würde ich nicht herausrufen, sondern mich endlich hinsetzen und schauen, dass dieses Gesetz auf den Weg kommt, weil wir es tatsächlich drin­gend brauchen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

14.16


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Dr. Jakob Schwarz. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.16.26

Abgeordneter Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuse­her! Als Atmosphärenphysiker am Wegener Center war ich oft mit den so­zusagen dramatischen Auswirkungen der Klimakrise, die schon jetzt stattfindet beziehungsweise in der Zukunft stattfinden wird, in Form von nackten Zahlen konfrontiert, und es hat mich immer sehr frustriert, zuzusehen, dass die Politik auf diese Zahlen überhaupt nicht reagiert. Da hat sich in den letz­ten Jahren etwas geändert, es werden zumindest adäquate Ziele festgelegt. Das


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ist ein großer Fortschritt, aber ich glaube, wir müssen im Bereich des Ver­kehrs, im Bereich der Gebäude und auch im Bereich der Industrie noch sehr viel an Tempo zulegen, um diese Ziele dann auch zu erreichen.

Später, in der Unternehmensberatung – und auch jetzt als Abgeordneter, wenn ich verschiedene Industriebetriebe insbesondere in der Steiermark, aber auch in ganz Österreich besuche und mit den Führungskräften dort spreche – habe ich gesehen, dass in den Unternehmen oft ein sehr großer Wille herrscht, diese Transformation auch tatsächlich durchzuführen und zu inves­tieren und auf klimaneutrale Produktion umzustellen. Das Problem ist, dass das massive Transformationskosten verursacht, massive Investitionen erfordert und sich das deshalb aus betriebswirtschaftlichen Gründen oft nicht rechnet.

Das heißt, kurz gesagt: Das, was quasi auf der einen Seite wissenschaft­lich gesehen notwendig ist, und das, was sich auf der anderen Seite betriebswirt­schaftlich ausgeht, geht nicht zusammen. Da gibt es eine Lücke dazwischen und das ist ein großes Problem, auch wegen Carbonleakage. Es kommt dann dazu, dass die Unternehmen möglicherweise nicht mehr investieren und so die Emissionen langsam ins Ausland wandern. Das wäre für Österreich stand­ortpolitisch nicht gut, das wäre aber auch für das Klima nicht gut.

Genau da kommt unsere Transformationsoffensive ins Spiel, die wir mit dem Budget im Herbst beschlossen haben, wodurch 3 Milliarden Euro inves­tiert werden, damit Betriebe in diese erneuerbaren oder in diese klimaneutralen Prozesse investieren können. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Ober­nosterer.) Das ist tatsächlich, glaube ich, ein sehr großer Schritt, weil nach dem Verkehr die Industrie der größte CO2-Emmitent in Österreich ist. So kann man quasi diese klimapolitische und betriebswirtschaftliche Logik zusammen­bringen und dafür sorgen, dass sie zusammenarbeiten.

3 Milliarden Euro sind sehr viel Geld, das stimmt, aber ich glaube, jeder Cent wird dafür notwendig sein, auch deshalb, weil ja sehr viele Mitarbeiterinnen und


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Mitarbeiter – an meine Vorrednerin gerichtet – da auch mit drinhängen. Wenn die Unternehmen quasi die Transformation nicht schaffen, dann wird natür­lich auch die Arbeitslosigkeit entsprechend steigen. Deshalb ist es wichtig, dass es diese Möglichkeit gibt, gerade um gute Arbeitsplätze in Österreich zu er­halten.

Zum zweiten Punkt, nämlich zur Frage: Wird das vielleicht eine Husch-pfusch-Richtlinie, obwohl es um eine solch große und wichtige Geschichte geht? – Das hat auch der Vorredner Michael Bernhard aufgebracht. Genau deshalb gibt es den Abänderungsantrag, den wir bereits im Ausschuss beschlossen ha­ben, nämlich dass es möglich ist, Anträge schon jetzt zu stellen, auch wenn die Richtlinie noch ausgearbeitet wird. Das soll dazu beitragen, dass genug Zeit ist, eine solide und gute Richtlinie auszuarbeiten, die dann tatsächlich auch in der Praxis funktioniert. Gleichzeitig sollen aber die Unternehmen nicht davon abgehalten werden, schon jetzt zu beginnen, in diese Transformation zu investieren. Da sind also zwei Dinge zugleich gelungen. (Beifall bei den Grü­nen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Vielleicht ganz zum Ende noch kurz auf dieses Projekt der Voest eingehend: Tatsächlich ist sozusagen mit einem Schlag – mehr oder weniger natür­lich, einem, der sich über viele Jahre zieht – die Möglichkeit da, 5 Prozent der österreichischen Treibhausgasemissionen zu reduzieren, indem von klas­sischen Hochöfen auf Elektrolichtbogenöfen umgestellt wird.

Das ist eines von vielen Beispielen in der österreichischen Grundstoffindustrie, in der quasi solche Produktionsumstellungen einen großen Beitrag für das Klima leisten können. Ich bedanke mich sehr herzlich dafür, dass es gelungen ist, und hoffe, dass auch Kollege Bernhard in den nächsten Minuten vielleicht noch die Zeit hat, diesen zweiseitigen Abänderungsantrag zu lesen, in dem es nur darum geht – Abgeordneter Hammer wird ihn dann auch noch
vorstellen –, dass tatsächlich alle Unternehmen, die von diesen Abwanderungs­risiken betroffen sind, die Möglichkeit haben, auch in den Genuss dieser


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Förderung zu kommen und in die Transformation zu investieren. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.20


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Johann Höfinger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.20.56

Abgeordneter Johann Höfinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bun­desminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch im Namen meiner Kollegin Diesner-Wais darf ich die Seniorengruppe aus Japons sehr herzlich in unserer Mitte willkommen hei­ßen! (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Seit Dezember 2015, als in Paris von 192 Staaten dieser historische Klimavertrag unterzeichnet wurde, startete eine kleine Revolution. Zunächst wollte das noch nicht so in die Köpfe hinein, sowohl bei den einzelnen Menschen als auch manchen Unternehmen oder gar Industriegesellschaften.

Mittlerweile wissen wir aber, dass sich diese Thematik des Klimawandels, der Herausforderung, mit Energie versorgt zu sein, dramatisch zugespitzt hat, nicht nur, wenn wir beobachten, zu welchen Extremen es wirklich gekommen ist, wenn es um die Witterung geht – mit diesen langen Trockenphasen, Stür­men, Nassregenereignissen, Überflutungen und vielem, vielem mehr –, sondern auch, wenn wir beobachten, was sich innerhalb dieser letzten drei Jahre am Energiesektor getan hat, wie schwierig es geworden ist, Energiesicherheit zu haben.

Unter all diesen Voraussetzungen ist es eben, denke ich, für jeden plakativ ge­worden, dass es notwendig ist, die Energieversorgung umzubauen. Viele Private haben ganz engagiert damit begonnen, ja, auch viele Kleingewerbetrei­bende, viele Landwirte, auch viele öffentliche Institutionen. Aber die größte Herausforderung ist das für unsere produzierende Industrie, denn die braucht natürlich innerhalb kürzester Zeit große Mengen zur Verfügung gestellt,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 257

daher ist es da ein sehr komplexes Thema, diese Energieversorgung
umzubauen.

Ich habe die Debatten und Diskussionen in den letzten Jahren sehr intensiv miterlebt. Es ist auch kein Geheimnis, dass es hier herinnen immer wieder einige gegeben hat, die gesagt haben: Verzichten wir doch auf Teile dieser produ­zierenden Industrie in Österreich, dann werden unsere bilanziellen Kennzahlen für den Klimaschutz besser! – Ja, diese Äußerungen hat es hier herinnen gegeben.

Es wurde heute schon Bundeskanzler Nehammer zitiert. Er hat nicht gesagt, der Klimawandel ist nicht ernst zu nehmen, sondern er hat gesagt, wenn wir Verantwortung in diesem Land übernehmen, wenn es um die Weiterentwicklung geht, darum, Klimaschutz zu betreiben, dann müssen wir das Hand in Hand mit der produzierenden Industrie tun. Wir müssen sie begleiten, denn wir brau­chen diese Industrie zum einen für die Versorgung unseres täglichen Le­bens, zum anderen ist sie ein wesentlicher Arbeitgeber in diesem Land. Dieses Gefüge gemeinsam weiterzuentwickeln, das ist unsere große Aufgabe. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Mit diesem Umweltförderungsgesetz gehen wir jetzt genau in diese Richtung, diesem Sektor, der eine große Aufgabe vor sich hat, unter die Arme zu grei­fen, ihn in diesem Wandlungsprozess zu begleiten, wenn es darum geht, Schritt für Schritt von den fossilen Energieträgern auf nachwachsende Energieträ­ger der verschiedensten Art und Weise umzusteigen.

Wenn wir Geld in die Hand nehmen, dann wollen wir das ganz gezielt tun. Was nicht zusammenpasst, sind zum Beispiel die heutigen Redebeiträge der NEOS, begonnen mit einer Debatte von Kollegen Loacker, der für den Merco­sur-Pakt spricht und völlig ausblendet, welch große Leistungen die Land­wirtschaft in diesem Land erbringt. (Abg. Loacker schlägt die Hände zusammen.) Er reduziert das Ganze auf 1 Prozent der Wirtschaftsleistung (Abg. Loacker: Ja,


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mehr ist es ja nicht!), ohne dazuzusagen, dass wir 100 Prozent der Lebensmittel­versorgung gestalten, dass wir 100 Prozent der Kulturlandschaftsge­staltung miteinbringen. Er reduziert diesen Sektor auf 1 Prozent. (Zwischenruf des Abg. Shetty.)

Da bin ich beim jetzigen Thema: Wir haben Gott sei Dank auch eine eigene Zuckerwirtschaft. Es gibt eine Industrie, die den Zucker in Österreich produziert. (Zwischenruf der Abg. Doppelbauer.) Was wollen die NEOS? – Sie stimmen jetzt diesem Umweltförderungsgesetz nicht zu, aber den Zucker aus Südamerika wollt ihr dann importieren. Herzlichen Glückwunsch! (Neuerlicher Zwischen­ruf der Abg. Doppelbauer.) – Ja, genau um das geht es. (Beifall bei ÖVP und Grünen.) Da müssen wir einmal wirklich über den Kern der Debatte reden! (Abg. Doppelbauer: Nein! – Abg. Loacker: Um das geht es gar nicht!) 

Sehr geehrte Damen und Herren, ich denke, mit diesem Gesetz wird ein wichtiger Schritt umgesetzt, wenn es darum geht, Klimaschutz aktiv zu betreiben, aber auch die österreichische Industrie zu begleiten. Ich kann Sie in diesem Zusammenhang wirklich nur um Ihre Unterstützung bitten. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Maurer.)

14.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.25.49

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Dieser Punkt ist ja nicht so kontroversiell. Wir sind uns alle bewusst, dass es im Bereich der Klimakrise fünf vor zwölf ist. Das muss aber nicht Grundlage dafür sein, dass die Regierungsparteien fünf vor zwölf vor der zweiten Lesung Abänderungs­anträge einbringen. Vielleicht können Sie versuchen, wenigstens mittelmäßig an­ständiges Regieren zusammenzubringen!


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Und da bin ich in Wahrheit bei der Kritik von Kollegen Michael Bernhard von den NEOS. Ich gehe aber nicht so weit, dass ich nicht zustimme, weil die Transformation gerade im Bereich der Industrie, insbesondere was die industriel­le Prozesswärme betrifft, eines der schwierigsten Dinge ist, die wir zu bewäl­tigen haben. (Abg. Lukas Hammer: Ach ja?!) Bei diesem Bereich sagt man nicht so einfach: Okay, hängt euch an das Stromnetz, und wir machen es dort! – Das funktioniert so nicht. Da muss sehr viel Hirnschmalz, sehr viel Einsatz hineinkom­men, damit das gelingen kann. Aus diesem Grund werden wir diesem Gesetzentwurf, obwohl er nicht ordnungsgemäß das normale Prozedere durch­laufen hat, die Zustimmung erteilen. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.)

Wie kann das überhaupt passieren, dass man bei so einem wichtigen Gesetz den entscheidenden Abänderungsantrag mitten in der Nacht macht? Aber Kolle­ge Höfinger hat es vielleicht indirekt aufgedeckt: Ein Fördergesetz, ohne dass die Bauernschaft dabei ist, fällt der ÖVP vielleicht schwer. (Heiterkeit des Abg. Höfinger.) Vielleicht ist das der Grund. Wer kam mit diesem Kapitel, das gar nichts damit zu tun hat? Ich habe mir gedacht: Wie kommt man darauf?, aber möglicherweise ist das der Hintergrund dazu. (Abg. Höfinger: Und wenn, dann ist es nicht schlecht!) Mercosur, Herr Kollege, haben wir hier auch nicht diskutiert. (Abg. Höfinger: Und wenn, dann ist es nichts Schlechtes!) – Ah, okay.

Kommen wir zu dieser schwierigen Transformation zurück! Es ist natürlich wiederum handwerklich nicht so gemacht, wie es sich von einer ord­nungsgemäßen Regierung gehört, denn normalerweise gehört es nicht nur rechtzeitig eingebracht und eine Begutachtung gemacht, sondern es gehören natürlich die Förderrichtlinien dazugelegt, die wir bis jetzt immer noch nicht haben (Zwischenrufe bei der ÖVP), und dort gehört die Beschäfti­gungsauswirkung hinein und dort gehört hinein, dass uns nicht dasselbe passiert wie bei den Coronahilfen, dass wir am Ende bei Großbetrieben feststel­len müssen: Da sind Millionen an Steuergeldern hineingegangen und gleichzeitig Dividenden und Rekordgewinne entstanden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 260

So darf man nicht fördern! Natürlich schaue ich mehr auf die Grünen – die müssen diesen Teil der Verantwortung der Regierung tragen. Das gehört in jedes Förderungsbegehren hinein. Wenn man nach dem Zufluss der Steuergel­der mehr Gewinn als vorher hat, wenn man mehr Dividende ausschüttet, dann hat man es nicht gebraucht. Man sollte das Geld an jene Betriebe geben, die sich nicht so leicht tun und die es wirklich für die Transformation brauchen.

Ich hoffe, Kolleginnen und Kollegen, dass es, wenn wir es am Ende hier abrechnen, nicht das gleiche Desaster wie bei den Covid-Hilfen gibt, bei denen vom Rechnungshof über die Nationalbank alle festgestellt haben, dass da Chaos war, es nicht funktioniert hat und Überförderungen stattgefunden haben, Kollegin Herr hat es schon gesagt. In diesem Sinne möchte ich einmal optimistisch sein. – Danke, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

14.29


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Lukas Hammer mit dem besprochenen Abänderungsantrag. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.29.17

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, Kollege Matznetter, ich gebe dir eh recht. Ich glaube, wir müssen sozusagen auch die Frage behandeln, dass wir die Belegschaft in diese Transformationsprozesse mitnehmen. Ja, das gehört dazu. Es gehört auch dazu, dass sich die Unternehmen überlegen, wie sie Transformationspläne machen und danach handeln.

Ich muss aber schon sagen: Wir haben, was das Instrument betrifft, weder historisch noch sonst irgendwie in Europa ein Vorbild gehabt, weil es vorher schlicht nichts dergleichen gab. Es gab kein Instrument zur Transforma­tion der Industrie.

Ich glaube, diese Transformation der Industrie ist vielleicht ein Bereich, der viel unterschätzt wird. Wir haben bis 2030 2,975 Milliarden Euro dafür bereit­gestellt, dass sich die Industrie auf einen Dekarbonisierungsprozess oder einen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 261

Dekarbonisierungsweg begibt, weil es eben nicht genug ist, einfach nur Forderungen aufzustellen, weil es nicht genug ist, einfach nur Ziele irgendwo zu definieren, sondern weil die Industrie Planbarkeit braucht. Die Politik darf nicht nur fordern, sondern sie muss eben auch fördern und sie muss der Industrie sagen, dass sie auch bereit ist, diesen Weg Seite an Seite mit der Wirtschaft zu gehen, und das tun wir. (Beifall bei den Grünen.)

Es sind nicht nur Investitionen in den Klimaschutz, es ist eben auch eine Inves­tition in die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes, weil – und das ver­gessen die Kolleg:innen der FPÖ immer – nur eine klimaneutrale Wirtschaft und nur eine klimaneutrale Industrie in Österreich tatsächlich eine Zukunft haben. Nur eine Industrie, die bereit ist, zu investieren und zu innovieren, wird in Österreich eine Zukunft haben, und mit diesem Instrument, das wir nicht heute schaffen, sondern das wir schon früher geschaffen haben, sind wir auf ei­nem guten Weg dahin.

Wie enorm diese Dimensionen sind – Kollege Schwarz hat es schon angespro­chen –, sehen wir am Beispiel der Voest. Mit der Umstellung auf Elektro­lichtbogenofentechnologie wird die Voest ab 2027 4 Millionen Tonnen jährlich einsparen können. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeord­neten Pfurtscheller und Wöginger.)

Einfach nur, um ein Bild davon zu geben: 4 Millionen Tonnen CO2, das ist die Fahrleistung von zwei Millionen Autos in Österreich. (Abg. Deimek: Wo wird Eisenschwamm produziert? Auslagern ist kein Einsparen! Sie haben keine Ahnung!) Das ist so, als ob wir 40 Prozent der Autos in Österreich von einem Tag auf den anderen nicht mehr auf den Straßen hätten. Das ist eine unglaubli­che Dimension, und genau deswegen ist dieses Instrument auch so ein gutes In­strument. (Beifall bei den Grünen.)

Ich darf in diesem Zusammenhang den bereits angesprochenen Abände­rungsantrag der Abgeordneten Tanja Graf, Lukas Hammer, Kolleginnen und Kol­legen zum Antrag 3255/A der Abgeordneten Andreas Ottenschläger,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 262

Lukas Hammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Umweltförderungsge­setz in der Fassung des Ausschussberichtes in 1963 der Beilagen einbrin­gen und in seinen Grundzügen erläutern – und, Kollege Bernhard, so umfang­reich ist das gar nicht.

Auf der einen Seite geht es darum – eine Kleinigkeit –, dass die Abwicklung der Förderungen des Aufbau- und Resilienzplans aus dem Budget bezahlt wird, damit auch wirklich 100 Prozent der Förderungen aus diesem Programm bei den Projekten landen.

Das andere ist, dass wir für die Transformation der Industrie die Liste der förderfähigen Branchen erweitern, und zwar um die Zementindustrie, um die Ziegel- und um die feuerfeste Industrie, die wir ja auch in Österreich ha­ben. Ich glaube, das ist eine gute Erweiterung, weil wir damit wirklich Industrie­bereiche, die vor einer riesigen Transformationsherausforderung stehen, auch miteinbeziehen.

Ich glaube, dass wir damit ein Instrument haben – um noch einmal darauf einzugehen –, das eine Planbarkeit schafft, und bei all dem Klimaschutz und bei der Transformation hat die Planbarkeit bis jetzt gefehlt, weil es dieses Commitment der Politik nicht gab. Das gibt es jetzt, und ich bitte um breite Zustimmung. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

14.33

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Tanja Graf, Lukas Hammer

Kolleginnen und Kollegen

zum Antrag (3255/A) der Abgeordneten Andreas Ottenschläger, Lukas Ham­mer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 263

das Bundesgesetz über die Förderung von Maßnahmen in den Bereichen der Wasserwirtschaft, der Umwelt, der Altlastensanierung des Flächenrecyclings, der Biodiversität und zum Schutz der Umwelt im Ausland sowie über das öster­reichische JI/CDM-Programm für den Klimaschutz (Umweltförderungsgesetz – UFG) geändert wird in der Fassung des Ausschussberichtes in 1963 d.B.

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesantrag in der Fassung des Ausschussberich­tes 1963 d. B. wird wie folgt geändert:

1. Es wird nach der Z 1 folgende Z 1a eingefügt:

„1a. In § 6a entfällt in Z 1 und Z 3 jeweils die Wortfolge „ , einschließlich deren Abwicklung,“ sowie in Z 3 die Wortfolge „und § 6 Abs. 1b Z 2“; dem § 6a wird folgender Schlusssatz angefügt:

„Die Kosten der Abwicklung der Förderungen und Aufträge gemäß Z 1 und Z 3 werden aus den Mitteln gemäß § 6 Abs. 1b Z 2, Z 3 und Z 6 bedeckt.““

2. Z 3 lautet:

„3. Dem § 53 werden folgende Abs. 28 und 29 angefügt:

„(28) § 6 Abs. 2f Z 2, § 6a, § 25 Abs. 1 Z 4 sowie der Anhang in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 treten mit dem der Kundmachung folgenden Tag in Kraft.

(29) Der Schlusssatz des § 25 Abs. 1 Z 4 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 tritt mit dem der Kundmachung folgenden Tag in Kraft und mit Ablauf des 31. Dezember 2023 außer Kraft.““

3. Folgende Z 4 wird angefügt:

„4. Der Anhang lautet:

„Anhang


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 264

Anlagen zur Herstellung folgender Produkte aus Sektoren, für die eine Förderung im Rahmen der Transformation der Industrie gewährt werden kann

Nr.

NACE-Code

Beschreibung

1.

0710

Eisenerzbergbau

2.

0729

Sonstiger NE-Metallerzbergbau

3.

0891

Bergbau auf chemische und Düngemittelminerale

4.

0893

Gewinnung von Salz

5.

0899

Gewinnung von Steinen und Erden a. n. g.

6.

1041

Herstellung von Ölen und Fetten (ohne Margarine u. ä. Nahrungsfette)

7.

1062

Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen

8.

1081

Herstellung von Zucker

9.

1106

Herstellung von Malz

10.

1310

Spinnstoffaufbereitung und Spinnerei

11.

1330

Veredlung von Textilien und Bekleidung

12.

1395

Herstellung von Vliesstoff und Erzeugnissen daraus (ohne Bekleidung)

13.

1411

Herstellung von Lederbekleidung

14.

1621

Herstellung von Furnier-, Sperrholz-, Holzfaser- und Holzspanplatten

15.

1711

Herstellung von Holz- und Zellstoff

16.

1712

Herstellung von Papier, Karton und Pappe

17.

2011

Herstellung von Industriegasen

18.

2012

Herstellung von Farbstoffen und Pigmenten

19.

2013

Herstellung von sonstigen anorganischen Grundstoffen und Chemikalien

20.

2014

Herstellung von sonstigen organischen Grundstoffen und Chemikalien

21.

2015

Herstellung von Düngemitteln und Stickstoffverbindungen

22.

2016

Herstellung von Kunststoffen in Primärformen

23.

2017

Herstellung von synthetischem Kautschuk in Primärformen

24.

2060

Herstellung von Chemiefasern

25.

2110

Herstellung von pharmazeutischen Grundstoffen

26.

2311

Herstellung von Flachglas

27.

2313

Herstellung von Hohlglas

28.

2314

Herstellung von Glasfasern und Waren daraus

29.

2319

Herstellung, Veredlung und Bearbeitung von sonstigem Glas einschließlich technischen Glaswaren

30.

2320

Herstellung von feuerfesten keramischen Werkstoffen und Waren

31.

2331

Herstellung von keramischen Wand- und Bodenfliesen und -platten

32.

2332

Herstellung von Ziegeln und sonstiger Baukeramik

33.

2341

Herstellung von keramischen Haushaltswaren und Ziergegenständen

34.

2342

Herstellung von Sanitärkeramik

35.

2351

Herstellung von Zement

36.

2352

Herstellung von Kalk und gebranntem Gips

37.

2399

Herstellung von sonstigen Erzeugnissen aus nichtmetallischen Mineralien a. n. g.

38.

2410

Erzeugung von Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen

39.

2420

Herstellung von Stahlrohren, Rohrform-, Rohrverschluss- und Rohrverbindungsstücken aus Stahl

40.

2431

Herstellung von Blankstahl

41.

2442

Erzeugung und erste Bearbeitung von Aluminium

42.

2443

Erzeugung und erste Bearbeitung von Blei, Zink und Zinn

43.

244


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 265

4

Erzeugung und erste Bearbeitung von Kupfer

44.

2445

Erzeugung und erste Bearbeitung von sonstigen NE-Metallen

45.

2451

Eisengießereien

 

Prodcom-Code

Beschreibung

46.

81221

Kaolin und anderer kaolinhaltiger Ton und Lehm, roh oder gebrannt

 

47.

10311130

Verarbeitete Kartoffeln, ohne Essig oder Essigsäure zubereitet oder haltbar gemacht, gefroren (auch ganz oder teilweise in Öl gegart und dann gefroren)

48.

10311300

Mehl, Grieß, Flocken, Granulat und Pellets aus getrockneten Kartoffeln

49.

10391725

Tomatenmark, konzentriert

50.

105122

Vollmilch- und Rahmpulver

51.

105121

Magermilch- und Rahmpulver

52.

105153

Casein

53.

105154

Lactose und Lactosesirup

54.

10515530

Molke, auch modifiziert, in Form von Pulver und Granulat oder in anderer fester Form; auch konzentriert oder gesüßt

55.

10891334

Backhefen

56.

20302150

Schmelzglasuren und andere verglasbare Massen, Engoben und ähnliche Zubereitungen für die Keramik-, Emaillier- oder Glasindustrie

57.

20302170

Flüssige Glanzmittel und ähnliche Zubereitungen; Glasfritte und anderes Glas in Form von Pulver, Granalien, Schuppen oder Flocken

58.

25501134

Eisenhaltige Freiformschmiedestücke für Maschinenwellen, Kurbelwellen, Nockenwellen und Kurbeln

““

Begründung

Zu Z 1 (§ 6a):

Die Kosten der Abwicklung der Förderungen und Aufträge, die Rahmen des Österreichischen Aufbau- und Resilienzplans 2020 – 2026 über Instrumente des Umweltförderungsgesetzes abgewickelt werden, sollen aus den nationalen Budgets (§ 6 Abs. 1b Z 2, Z 3 und Z 6) bedeckt werden. Die Mittel des ÖARPs können damit vollständig für die Bedeckung der Förderungen und Aufträge eingesetzt werden. Die Bedeckungsform folgt damit den im Rahmen der Instrumente des UFG abgewickelten Programmen des Europäischen Fonds für regionale Entwick­lung (EFRE) und des Europäischen Fonds für ländliche Entwicklung (ELER) bewährten Strukturen.

Zu Z 3 (Anhang):

Mit der Mitteilung der Kommission betreffend den befristeten Rahmen für staatliche Beihilfen zur Stützung der Wirtschaft infolge des Angriffs Russlands auf die Ukraine – Krisenbewältigung und Gestaltung des Wandels, Nr. C(2023) 1711 final vom 9.3.2023, erfolgte dessen dritte Änderung. Im Zuge dieser Novelle wurde die Liste der förderungsfähigen Sektoren ausgeweitet. Dem folgend wird nunmehr auch die Liste der begünstigungsfähigen Sektoren ausgeweitet. Unverändert


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bleibt, dass die Förderung nicht auf Emissionshandels-Anlagen beschränkt ist, son­dern auf das Auslösen und die Unterstützung transformatorischer Maßnah­men fokussiert. Folgerichtig bleiben die Gewinnung oder Verarbeitung von fossilen Energieträger und die Aufbereitung von Kernbrennstoffen weiterhin nicht för­derungsfähig.

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Abänderungstrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Ing. Josef Hechenberger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.33.56

Abgeordneter Ing. Josef Hechenberger (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Ge­schätzte Frau Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ge­schätzte Zuseherinnen und Zuseher hier und auch zu Hause vor den Bildschir­men! Ich denke, zu diesem Umweltförderungsgesetz ist mit dem, was jetzt von den verschiedenen Kolleginnen und Kollegen bereits beleuchtet wurde, schon vieles gesagt. Ich möchte das von einer anderen Seite beleuchten.

Wenn wir der Klimakrise begegnen wollen, dann müssen wir auf erneuerbare Energie setzen, und ich denke, auf erneuerbare Energie zu setzen ist das eine, aber wir haben auch viel Potenzial in der Gebäudeinfrastruktur, um den Energieverbrauch eindämmen zu können; ob das das Isolieren ist und vieles andere mehr.

Ich glaube, auch das Thema Mobilität ist durchaus ein Thema, das wir noch stärker in den Fokus rücken müssen. Jetzt weiß ich schon, es gibt Regionen, wo der öffentliche Nahverkehr nicht ausgebaut werden kann, wie in den Sei­tentälern, aber natürlich dort, wo es möglich ist, ist, glaube ich, die Investition in den öffentlichen Nahverkehr eine richtige und gute. Zum einen hat ja gera­de diese Bundesregierung mit dem Klimaticket einen durchaus wichtigen Beitrag


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in diese Richtung geleistet. Zum anderen aber, für unser Bundesland Tirol gesprochen: Der Taktverkehr im Inntal ist wirklich nicht so, dass die Schülerin­nen und Schüler und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr gut mit dem öffentlichen Nahverkehr in die Schulen beziehungsweise an die Arbeits­plätze gelangen können.

Mir ist aber auch wichtig, dass man beim Thema erneuerbare Energie durchaus auch Themen bespricht, die für unser Bundesland Tirol von großer Bedeu­tung sind. Ich bin selber ein großer Befürworter der Wasserkraft, und gerade un­ser Langzeitlandeshauptmann Eduard Wallnöfer hat bereits in den Sechziger- und Siebzigerjahren in die Wasserkraft investiert, und diese Wasserkraftwerke produzieren jetzt Strom, der den Konsumentinnen und Konsumenten mehr oder weniger kostengünstig angeboten werden kann. Auch unser jetziger Landeshauptmann Anton Mattle hat letztes Jahr mit dem GKI ein weiteres Wasserkraftwerk eröffnen können.

Was, glaube ich, in dieser Sache sehr wichtig ist, sind einfach die Zahlen, und ich habe mir die Mühe gemacht und mir die Zahlen angeschaut. Zum Beispiel be­zahlt ein Kunde der Tiwag im ÖVP-geführten Tirol 19,24 Cent für die kWh. Im Gegensatz dazu bezahlt ein Kunde im SPÖ-geführten Burgenland für die kWh 50,68 Cent. (Ruf bei der ÖVP: Wahnsinn!) Oder: Bei der Wien Energie bezahlt man 46,39 Cent. Das sind für Familien mehr oder weniger vier­stellige Eurobeträge, um die die Energie mehr kostet.

Das heißt für mich, Investitionen aus der Vergangenheit greifen jetzt und nützen uns in der Zukunft. Genau deshalb ist die Energiewende eine Herausforde­rung jetzt, ist aber, glaube ich, gerade für die nächsten Generationen wichtig und schont das Klima und bremst die Klimakrise. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

Ich möchte aber auch noch auf einen zweiten Aspekt eingehen, und das ist die Biomasse. Für mich nicht nachvollziehbar ist, dass man in der EU jetzt mehr oder weniger festgestellt hat, mit dem Programm RED III, dass Biomasse nicht


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mehr nachhaltig sei. – Es gibt nichts Intelligenteres, als das Holz, das so­wieso zuwächst, nachhaltig zu nützen und daraus Energie zu produzieren. Ge­rade für uns in den ländlichen Regionen ist Biomasse ein wichtiger Roh­stoff, um Energie zu produzieren. Gerade bei uns in Tirol nutzen wir derzeit 100 000 Festmeter Holz, das jährlich zuwächst, noch nicht. Das heißt, wir hätten noch Potenzial und wären dann immer noch extrem nachhaltig.

Letztes Thema meinerseits ist das Thema Fotovoltaik. Das ist eine tolle Möglichkeit, um aus Sonnenlicht Energie zu produzieren, aber eines ist für mich auch klar und wichtig: Wir nutzen derzeit nur 10 Prozent der Dachflächen und wir haben bereits sehr viele versiegelte Flächen, deshalb ist ganz klar: Dächer vor Äcker!, wenn es um das Thema Fotovoltaikumsetzung geht.

Wir haben da durchaus Potenzial, ich glaube nur, dass wir vielleicht bei der Förderungsabwicklung noch etwas weiterkommen müssen. Da gibt es zum Teil, gerade bei den Interessierten, durchaus den Bedarf, dass die Projekte schneller umgesetzt werden. Aber wir sind auf einem guten Weg, Frau Bundes­minister, und ich bin überzeugt, dass wir das letztendlich auch erreichen können beziehungsweise auch das Potenzial im Bereich Sonnenenergie, Fotovol­taik durchaus noch mehr ausschöpfen können, denn letztendlich ist der Energiemix die Chance für die Zukunft.

Das heißt, die Energiewende ist eine Herausforderung, gleichzeitig aber eine Chance für die nächsten Generationen. Das heißt für diese Bundesregie­rung: Wenn man für die nächsten Generationen zukunftsweisende Politik macht, müssen wir die Energiewende vorantreiben. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

14.38


14.38.44

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht
der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf in 1963 der Beilagen.


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Hiezu haben die Abgeordneten Tanja Graf, Lukas Hammer, Kolleginnen und Kollegen einen Zusatz- bzw. Abänderungsantrag eingebracht.

Ich werde daher zunächst über die vom erwähnten Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag betroffenen Teile und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.

Die Abgeordneten Tanja Graf, Lukas Hammer, Kolleginnen und Kollegen haben einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag betreffend die Einfü­gung von neuen Ziffern 1a und 4 sowie die Änderung der Ziffer 3 eingebracht.

Wer hiefür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen schließlich zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen daher zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

14.39.5910. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (1954 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Kraftfahrgesetz 1967 geändert wird
(41. KFG-Novelle) (1974 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen zum 10. Punkt der Tagesordnung.


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Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Abgeordneter Alois Stöger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.40.19

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich begrüße auch die Gruppe, die aus der PRO-GE Mühlviertel bei uns ist. Es freut mich ganz besonders, dass Betriebsrätinnen und Betriebsräte der Diskussion im Parlament folgen. Herzlich willkommen! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

Wir kommen zu den Verhandlungspunkten der letzten Verkehrsausschusssit­zung. In der letzten Verkehrsausschusssitzung war es sehr spannend, es gab viele von der Opposition eingebrachte Tagesordnungspunkte. Übrig geblie­ben ist für heute ein Tagesordnungspunkt, bei dem man dem Boulevard recht gibt. Wenn man sonst nichts hat, doktert man ein bisschen bei den Strafen herum, erhöht die Strafen und hat im Parlament dann das Gefühl, die Regie­rung arbeitet.

In Wirklichkeit ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass sieben Anträge der Opposition vertagt worden sind, insbesondere hat man die Entscheidung über das Verkehrszielegesetz, das ich eingebracht habe, bei dem es darum geht, endlich eine Zielsteuerung, eine Zielfestlegung in der Verkehrspolitik zu machen, wieder vertagt.

Zum Zweiten haben wir eine Abänderung des Kraftfahrgesetzes eingebracht. Was wollten wir? – Ich habe einen Antrag eingebracht, dass man keinen neuen Zulassungsschein braucht, wenn man die Wohnung wechselt, dass man nicht die Nummerntafeln wechseln muss, wenn man nur von Altenberg nach Linz zieht. Was tut man jetzt, wenn man von Altenberg nach Linz zieht? (Abg. Michael Hammer: Das tut aber eh keiner, von Altenberg nach Linz ziehen!) Man wechselt die Autonummer, und das kostet eigentlich nur Geld und bringt gar nichts. Im Computerzeitalter wäre es durchaus möglich, dass man da die Bevölkerung entlasten könnte. (Beifall bei der SPÖ.)


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Ich habe es beim Verkehrszielegesetz gesagt: Wir haben Themen, die drei-, vier- oder fünfmal vertagt werden, weil die Regierung nicht dazu bereit ist, darü­ber auch im Plenum des Nationalrates zu diskutieren. Man kann ja sagen: Ich bin dagegen!, und man kann das auch gegenüber der Bevölkerung argumentie­ren, dass man gegen etwas ist. Dass man aber einfach verhindert, dass hier eine Diskussion stattfindet, ist meines Erachtens eines Parlamentarismus nicht würdig. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich fordere ganz besonders die Grünen auf, über diese Fragen mehr zu disku­tieren, denn die Bevölkerung hat es sich verdient, dass man über die­se Sache hier im Hohen Haus spricht. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

14.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Hermann Weratschnig. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.43.34

Abgeordneter Hermann Weratschnig, MBA MSc (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Wäh­rend Herr Abgeordneter Kollege Alois Stöger über Autonummern und Ziele im Verkehr redet, nehme ich die Gelegenheit wahr, um die drei wichtigen Säulen der vorliegenden Novelle des Kraftfahrgesetzes zu erklären und dar­zulegen. Es sind drei zentrale Punkte, drei zentrale Bereiche, nämlich: Verkehrssicherheit, Klimacheck berücksichtigen und Erleichterungen für Fahrschulen. Und – ich werde dann noch dazukommen – in diesem Kraftfahrgesetz sind auch noch weitere Bereiche enthalten.

Zur Verkehrssicherheit, ich glaube, das ist ein wesentlicher Punkt und ganz wichtig: Wir wissen, ein Hauptgrund für Unfälle, vor allem mit tödli­chem Ausgang, ist nicht nur das zu schnelle Fahren, sondern auch die Ablenkung im Straßenverkehr. Deshalb ist es essenziell und wichtig, bei Benützung vom Handy am Steuer und bei Verstößen gegen die Gurten- und Sturzhelm­pflicht das Strafausmaß dementsprechend zu erhöhen.


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Vielleicht einen kurzen historischen Abriss betreffend Gurtenpflicht: Seit 1976 gibt es in Österreich schon die Gurtenpflicht – und, das möchte ich damit sagen, es ist immer noch notwendig und immer wieder notwendig, zu kampagni­sieren, zu informieren, aufmerksam zu machen. Bei beinahe einem Drittel der Unfälle mit tödlichem Ausgang waren die Opfer nicht ange­schnallt. Das heißt, die Themen Gurtenpflicht und Sturzhelmpflicht sind für das Allgemeinwohl, für die Sicherheit im Verkehr von essenzieller Bedeutung, deshalb, glaube ich, ist es auch dieses Paket im Kraftfahrgesetz. (Beifall bei den Grünen.)

Der zweite Punkt: Für Fahrschulen bedeutet die Novelle raschere Ausbildung von Fahrlehrer:innen, es gibt einen Fahrlehrer:innenausweis im Scheck­kartenformat und es muss eine schriftliche Ausbildungsvereinbarung zwischen Fahrschule und Auszubildenden abgeschlossen werden. Es geht dabei um eine Erhöhung von Qualität.

Ein weiterer Punkt: Die Exekutive wird bei den Sondertransporten entlastet. Zukünftig sollen auch Organe der Asfinag die Kontrollen von Sondertransporten durchführen können. Insbesondere bei der komplexen Verwiegung bringt das Vorteile und entlastet unsere Exekutive.

Ein weiterer Punkt: Auch beim Chiptuning und Auf- oder Abfrisieren – wie auch immer man das nennt – von Motoren, in der Motorensteuerung sollte es klare Maßnahmen geben. Es darf zu keiner Zunahme von CO2-Emissionen kom­men. Leistungsveränderungen, leistungsverändernde Eingriffe in die Motor­steuerung können nicht dazu führen, dass mehr Schadstoffe hinausgebla­sen werden, deshalb gibt es auch dazu einen klaren Verweis im Bundesgesetz.

Herr Abgeordneter Ottenschläger und ich haben noch im Ausschuss gemeinsam einen Abänderungsantrag eingebracht, in dem es um die Ausgleichsbeiträ­ge von Tankstellen geht. Das sind jene Beiträge, die zu entrichten sind, wenn Ver­pflichtungen zur Substitution, insbesondere bei Benzin und Diesel – anders gesprochen: wenn es um diese Beimischquotierungen geht –, nicht eingehalten


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werden. Es kommt dann zu Ausgleichsbeiträgen, die zukünftig zweckge­bunden sein sollten, zweckgebunden für Maßnahmen zur Dekarbonisierung, zur Flottenumstellung auf saubere Fahrzeuge.

Zu guter Letzt: Auch das Geld für die Kostentragung, insbesondere von kleineren Tankstellen, betreffend Beprobungen von Treibstoffen steht zur Verfügung. Auch das bedeutet, so glaube ich, eine Entlastung vor allem für jene Betriebe im ländlichen Raum, die wir für die Daseinsvorsorge brauchen.

Zu guter Allerletzt die Klarstellung der Grenzen zwischen den Fahrzeugen Kfz und Fahrräder: Da gibt es klare Abgrenzungskriterien, die jetzt über die Nenndauerleistung zu definieren sind. Natürlich bleiben weiterhin die 25 km/h. Ich glaube, auch da geht es um Verkehrssicherheit, darum, was auf Rad­wegen, auf gemischten Rad- und Fußwegen passiert und was auf der Straße pas­siert. Da braucht es eine klare Abgrenzung, und das KFG schafft diese not­wendige Klärung. (Beifall bei den Grünen.)

Ein Punkt fällt mir noch ein, nämlich die Strafbarkeit von Fahrzeugherstellern für Verstöße gegen EU-Recht. Da wird das Strafausmaß von 5 000 Euro auf 10 000 Euro erhöht.

Es ist also eine Novellierung mit sehr vielen Punkten. Ich bedanke mich bei den zuständigen Beamtinnen und Beamten und hoffe auf eine sehr breite Zu­stimmung. Es geht um weit mehr, als hier zu Beginn angesprochen wurde, man hat sehr intensiv daran gearbeitet. In diesem Sinne hoffe ich auf eine brei­te Zustimmung zu dieser Gesetzesvorlage. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.49


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich begrüße Herrn Bundesminister Johannes Rauch im Hohen Haus.

Ich darf Dipl.-Ing. Gerhard Deimek als nächsten Redner zum Rednerpult bitten. – Bitte, Herr Abgeordneter.



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14.49.31

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesmi­nisterin! Die heutige KFG-Novelle hat ein paar Normalitäten in der Gesetz­gebung, würde ich sagen. Das ist das Nachziehen von EU-Rechtsakten, das ist ei­ne redaktionelle Verbesserung, eine Änderung und das sind vor allem Ver­besserungen im Bereich der Fahrschulen, Kollege Weratschnig hat es jetzt schon angeführt. Das ist das Handwerk, das Herr Kast und seine Kollegen durchaus wunderbar im Ministerium erledigen.

Wir kritisieren den Bereich, wo die Politik hineinspielt, und da gibt es ein paar Aspekte, die man durchaus betrachten muss. Es wird gesagt, dass auf die Verkehrssicherheit so viel Wert gelegt wird. Deswegen müssen die Strafen erhöht werden und deswegen gibt es eine Informationskampagne.

Frau Bundesministerin, ich bin ja schon froh, wenn dann keine grüne Agentur wie jene von Herrn Lothar Lockl die Kampagne machen darf. Da gibt es eine Häufung in Ihrem Ministerium oder überhaupt in den grünen Ministerien. Es gibt anscheinend nur mehr grüne Agenturen, die so etwas abwickeln. Ich weiß nicht, wie sinnvoll das ist, ein Geschäftsmodell ist es auf jeden Fall.

Zur Verkehrssicherheit: Frau Bundesministerin, wir beobachten, seit Sie im Amt sind, dass die Verkehrssicherheit für Sie dann besonders wichtig ist, wenn Autofahrer beim Fahren behindert und wenn sie bestraft werden. (Beifall bei der FPÖ.) Da ist Ihnen kein Stein zu klein, da ist Ihnen keine Maßnahme zu klein, alles fällt Ihnen dazu ein.

Das Abzocken von Autofahrern ist eine Seite, aber Verkehrssicherheit ist nicht nur das Abzocken von Autofahrern. Verkehrssicherheit heißt auch, zu beob­achten, wie es mit den Fahrradfahrern und den Fußgängern ist. Und bei den Fahrradfahrern haben Sie Ihre ideologische Brille auf.

Frau Bundesministerin! Kollege Hafenecker hat eine Anfrage an Sie gestellt, die Sie mittlerweile ja beantwortet haben. Daraus wird ganz klar ersichtlich, wie gefährlich es mittlerweile hinsichtlich des Radfahrens geworden ist – nicht, weil


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die armen Fahrradfahrer von den bösen Autofahrern niedergefahren werden, sondern ganz im Gegenteil: Die Fahrradfahrer provozieren Unfälle, schädigen die noch schwächeren Teilnehmer im Verkehr, nämlich die Fußgänger. Es wird rücksichtslos in Kreuzungen eingefahren und durchgefahren, und hinterher beschweren sich dann die diversen Organisationen, der Fahrradfahrer wäre so arm und er müsse mehr geschützt werden.

Frau Bundesminister, wann schützen Sie die Fahrradfahrer? Indem Sie ihnen die Rechte wieder nehmen, die Sie ihnen vor Kurzem erst gegeben haben? Indem Sie sie bewusst wieder auf den Weg der Legalität zurückführen und sie auch für Dinge strafen, die Sie jetzt zulassen? Ich weiß, da haben Sie Ihre ideologische Bremse, genauso wie Kollege Hammer eine hat, wenn er hier erklärt – eine kleine Replik zu seinem letzten Redebeitrag sei mir
gestattet –, dass er die Verringerung des CO2-Ausstoßes bei der Voestalpine bewundert. Herr Kollege Hammer, es freut mich ohnehin immer wieder, wenn mir Politologen erklären, was in der Metallurgie geht, aber Eisenschwamm­produktion oder Reduktion überhaupt, die von Österreich nach Amerika oder nach Asien geshiftet wird, ist keine Verringerung, das ist Augenauswische­rei, einmal ganz unter uns gesagt. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Lukas Ham­mer: Das haben Sie nicht mitbekommen, oder? – Ruf bei den Grünen: Ich empfehle Zeitung lesen!)

Um wieder zurück zum Klimaschutz zu kommen: Klimaschutz wäre es, wenn wir den Straßenverkehr und die ganze Mobilität in ihrer Gesamtheit betrachten würden und nicht immer nur als Modell, um Autofahrer zu bestrafen oder um über den Verkehr oder um über die Mobilität Geschäfte für grüne Agenturen zu schaffen. Frau Bundesminister, vielleicht kommen Sie da irgendwann einmal in die Gänge. Sie müssen sich nicht vor mir fürchten, weder mit, noch ohne Maske, aber vielleicht wäre einmal vernünftige Politik ange­sagt. (Beifall bei der FPÖ.)

14.53



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Andreas Otten­schläger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.53.51

Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherin­nen und Zuseher! Vielleicht darf ich nach der Rede des Kollegen Deimek von der FPÖ kurz die Gelegenheit wahrnehmen, unsere wesentliche Prämisse für den Straßenverkehr hervorzuheben. (Abg. Rauch: Danke zu sagen!) Uns geht es immer darum, dass wir im Straßenverkehr ein Miteinander gestalten, dass wir Rahmenbedingungen schaffen, dass alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, was die Verkehrssicherheit betrifft, in größtmögli­chem Ausmaß geschützt werden. Und da sind natürlich – und da gebe ich Ihnen in gewisser Weise recht – die Fußgängerinnen und Fußgänger sozusagen das schwächste Glied in der Kette, die, die wir am meisten schützen wollen. Und es geht auch nicht um ein Ausspielen von Fahrradfahrern gegen Autofah­rer, sondern es geht eben darum – und die vorliegende Novelle des KFG ist ein Beitrag dazu –, dass wir insgesamt zu mehr Verkehrssicherheit kommen.

Kollege Hermann Weratschnig hat es ja schon sehr treffend ausgeführt. In aller Kürze darf ich wiederholen: Es gibt den einen Schwerpunkt, in dem es eben um die Ablenkung am Steuer geht. Meine Damen und Herren, das wird mehr und mehr zu einer Hauptunfallursache im Straßenverkehr. Die Ab­lenkung, insbesondere wenn man ins Handy hineinschaut, kann wirklich fatal sein. Möglicherweise haben schon viele das Erlebnis gehabt, dass einem im Straßenverkehr untertags jemand entgegenkommt und man sieht, dass er die Augen nicht auf den Straßenverkehr gerichtet hat, sondern abgelenkt ist. Wie schnell kommt man da im wahrsten Sinne des Wortes aus der Spur, insbe­sondere dann, wenn das bei höheren Geschwindigkeiten passiert.

Deswegen ist es uns auch ein Anliegen, hier nicht – unter Anführungszeichen – „nur“ die Strafen entsprechend zu erhöhen, sondern damit einhergehend auch noch mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das wirklich gefährlich für


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einen selber ist, aber natürlich auch für alle anderen, die am Straßen­verkehr teilnehmen, insbesondere auch für die Fußgängerinnen und Fußgänger, wenn man beispielsweise einen Schutzweg übersieht, weil man aufs Handy schaut. Das ist ein wesentlicher Schwerpunkt, wo wir einen nächsten Schritt zu mehr Verkehrssicherheit setzen.

Es wurde auch die Neuregelung für Fahrschulen in Bezug auf die Ausbildung bereits erwähnt. Ich möchte das jetzt nicht wiederholen, aber es ist ein wichtiger Punkt. Wir haben in Österreich Gott sei Dank ein sehr gutes System der Aus­bildung der künftigen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer. Die österreichischen Fahrschulen leisten da wirklich eine sehr gute Arbeit, und da ziehen wir noch weiter nach, damit diejenigen, die eben vor allem zu­meist jüngere Menschen ausbilden, also das Lehrpersonal, weiterhin entspre­chende Qualifikationen haben, die auch noch verbessert werden. Das wird auch ein Beitrag dazu sein, mehr Verkehrssicherheit auf den österreichi­schen Straßen zu erzeugen.

Die weiteren Punkte möchte ich jetzt nicht mehr wiederholen. Zum Abschluss noch einmal: Es geht immer um ein Miteinander im Straßenverkehr, das Gegeneinander-Ausspielen in diesem Bereich ist sicherlich ein großer Fehler, und wir werden da nicht dabei sein. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Sehr gut!)

14.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Frau Bundesminister, ich weiß nicht, wie lange Sie brauchen. Ich müsste Sie um 15 Uhr unterbrechen. Vielleicht geht sich das aus. – Bitte, Frau Bundesminister.


14.57.41

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Herzlichen Dank, ich werde mich kurz fassen. Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Herrn Abgeord­neten Stöger ist aufgefallen, dass in der 41. KFG-Novelle natürlich viele,


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viele Punkte quer durch das KFG umgesetzt werden. Und ihm ist aufgefallen, dass es keine clamorose Novelle ist.

Es muss nicht jedes Gesetz clamoros sein. Daran bemisst sich nicht, ob es ein gutes Gesetz ist. Ich messe ein gutes Gesetz auch daran, dass wir den Voll­zug des Gesetzes für die, die es anwenden, leichter machen, und wir setzen mit dieser Novelle Anliegen aus der Praxis um: nämlich Anliegen des BMI mit der Änderung der Bewilligung von Überstellungsfahrten, der Anbindung der Zu­lassungsstellen an das Unternehmensregister, Anliegen des BMF mit der Übermittlung von Daten aus der Begutachtungsplakettendatenbank, Anliegen der Asfinag bei der Kontrolle von Sondertransporten – das ist schon er­wähnt worden – oder – und das richtet sich jetzt auch an Herrn Abgeordneten Deimek – Anregungen der Landesverkehrsreferent:innenkonferenz betref­fend die Anhebung der Geldstrafen für den Verstoß gegen das Handy­verbot oder die Gurt- und Helmpflicht. Da sitzen Landesverkehrsreferenten von ÖVP, SPÖ, von Grünen und Freiheitlichen drin, die gemeinsam an uns herangetreten sind und uns ersucht haben: Bitte, bessert das nach! (Abg. Deimek: Das wird dadurch auch nicht besser!) Ich freue mich, wenn wir mit dieser Novelle Anliegen aus der Praxis nachkommen können und sie dieses Gesetz tat­sächlich verbessern wird. (Abg. Deimek: Die fordern aber auch Fahrradstrafen!)

Ein großer Teil der Änderungen liegt im Fahrschulbereich. Das wurde schon ausgeführt. Wir haben eine Änderung bei der Kostentragung der Beprobung von Treibstoffen.

Und nun zur Ausschussfeststellung im Verkehrsausschuss betreffend die Informationskampagne zur Hebung des Bewusstseins der Fahrzeuglenker:innen mit Blick auf Gurtpflicht und Handyverbot: Es ist schon ausgeführt worden, wie wichtig die Einhaltung dieser beiden Gebote für die Verkehrssicherheit ist, wie groß der Anteil der Ablenkung an den Unfallursachen ist. Bewusst­seinsbildung ist uns ein großes Anliegen, eine zentrale Maßnahme bei der Er-


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höhung von Verkehrssicherheit. Wir sind hierzu auch schon in enger Ab­stimmung mit den Bundesländern, um gemeinsam eine treffsichere Kampagne auf die Beine zu stellen, die bei den Menschen auch ankommt.

Damit habe ich mit einer Kürzung, wie ich glaube, eine Punktlandung auf 15 Uhr gemacht und darf mich für die Aufmerksamkeit herzlich bedanken. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

15.00


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka (den Vorsitz übernehmend): Ich danke schön für die Punktlandung.

15.00.15Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Auf­hebung der Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung“ (3258/A)(E)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen nun zur dringlichen Behandlung des Selbständigen Antrages 3258/A(E). Dieser ist inzwischen allen Abgeordneten zugegangen, es erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Der Dringliche Antrag hat folgenden Wortlaut:

Länger arbeiten, bedeutet eine höhere Pension. Dieser Grundsatz, der seit Einführung der Pensionsversicherung Gültigkeit hat, wurde leider durch die türkis/grüne Regierung durch die Einführung der Staffelung der ersten Pensionsanpassung durch­brochen. Derzeit ist es leider so, dass, je früher man im Jahr die Pension antritt, desto höher die nächste Pensionsanpassung und desto geringer der lebenslange Pen­sionsverlust.

Dadurch, dass es die Regierung verabsäumt hat, durch geeignete Maßnahmen die Teuerung effektiv zu bekämpfen, hat diese Teuerung nunmehr auch dramati­sche Auswirkungen für angehende Pensionist*innen. Andere Regierungen haben durch effektive preissenkende Politik ihre Inflationsrate längst weit unter


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die 10-Prozent-Marke gedrückt. Die Österreicher*innen leiden also immer noch deutlich schlimmer unter der Teuerung, als es nötig wäre.

Für Pensionistinnen und Pensionisten wird es dadurch besonders übel. Durch die Aliquotierung der Anpassung der Pensionen im ersten Pensionsjahr, erhalten Neupensionist*innen je nach Monat, in dem sie ihre Pension antreten, im darauffolgenden Jahr nur eine anteilige Inflationsabgeltung:

Eine Person, die im Jänner in Pension geht, erhält 100% der Inflationsanpassung.

Geht die Person im Februar in Pension, gibt’s 90% Inflationsanpassung.

Im März bleiben der Person noch 80% der Inflationsanpassung.

Im April sind es schon nur noch 70% Inflationsanpassung.

Im Mai noch rutscht man auf 60% Inflationsanpassung.

Im Juni bleiben noch 50% der Inflationsanpassung.

Im Juli sind es nur noch 40% Inflationsanpassung.

Im August bleiben 30% Inflationsanpassung.

Im September 20% Inflationsanpassung.

Im Oktober 10% Inflationsanpassung.

Im November und Dezember 0%.

Wenn die Inflation sich irgendwo zwischen Null und zwei Prozent bewegt, mag man das weniger spüren. Doch gerade jetzt in der Krise wirkt sich die Minder- oder gar Nichtanpassung stark aus und zwar bis ans Lebensende.

Bei der Pensionsanpassung zieht man die Inflation von Mitte des Vorvorjahres bis Mitte des Vorjahres heran. Das heißt: Man weiß schon jetzt, dass die Anpas­sung 2024 zwischen 8 und 10 Prozent liegen wird. Wer also erst im Herbst oder


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Winter in Pension geht, fällt um diese Anpassung fast oder gänzlich um. Dieser Verlust bleibt und summiert sich über die gesamte Bezugsdauer.

Leider hängt es derzeit also vom Geburtstag ab, ob man einen lebenslangen Verlust in der Pension hinnehmen muss, denn der Pensionsstichtag bestimmt, wie viel Pensionsanpassung man im nächsten Jahr bekommt. Hat man das Glück mit Jänner eines Jahres in Pension zu gehen, bekommt man im nächsten Jahr die volle Anpassung, mit Juli nur mehr die Hälfte und mit November oder Dezember gar keine Anpassung mehr. Dadurch ist es derzeit lukrativer nach Möglichkeit vorzeitig in Pension zu gehen, einige wenige Prozente Abschläge in Kauf zu nehmen, dafür aber die volle – auf Grund der hohen Inflation – viel höhere Pensionsanpassung zu erhalten.

Ein Beispiel: Ein Mann wird im Oktober 2023 65 Jahre alt und kann daher am 01.11.2023 regulär in die Alterspension gehen. Weil er erst im November sein Alterspensionsstichtag erreicht, fällt er – wie vorhin geschildert – um die ge­samte Inflationsanpassung (von sehr defensiv gerechnet 8,5%) um.

Wäre er heuer bereits mit 1. Februar, also neun Monate vor seinem regulären Pen­sionsantritt in Pension gegangen, hätte er zwar Abschläge in Kauf nehmen müssen, angesichts einer Inflationsanpassung in dieser Höhe, hätte es sich für ihn allerdings trotzdem kräftig gelohnt.

Bei der durchschnittlichen männlichen Angestelltenpension von 2.655 Euro brutto stellt sich das wie folgt dar: Durch die Abschläge auf Grund des früheren Pen­sionsantritts hätte der Mann zwar „nur“ 2.515 Euro Bruttomonatspension (an Stelle der 2.655 Bruttomonatspension bei regulärem Pensionsantritt), aber diese 2.515 € brutto würden dafür fast um die ganze Inflation (90 Prozent davon) mit 1. Jänner 2024 angepasst. Seine Jahresbruttopension im ersten Pensions­jahr 2024 wäre bei Antritt Februar 2023 37 903,60 Euro, bei Antritt im November nur mehr 37 171,05 Euro, also ein Verlust im ersten Pensionsjahr von 732,55 Euro, obwohl er 9 Monate länger arbeiten würde. Der Verlust summiert sich (bei der Annahme einer durchschnittlichen Pensionsanpassung von 2,2 Prozent)


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innerhalb von 5 Jahren auf 3.827,51 Euro und innerhalb von 10 Jahren Pensionsbe­zug auf 8.094,99 Euro. Und das alles, wenn er heuer 9 Monate länger arbeitet!

Bei der Inflationsanpassung geht es grundsätzlich um die Wertsicherung der zukünftigen (Lebens-) Pension. Es geht nicht um die Vergangenheit. Daher ist nicht entscheidend in welchem Monat man in Pension geht, sondern in welchem Jahr, denn es wird bei der Berechnung der Pensionen innerhalb eines Jahres nicht differen­ziert und es ist auch bei der Anpassung der Pensionen nicht zu tun. Der Wert­verlust muss daher zur Gänze für die nächsten Pensionsjahre ausgeglichen werden.

Je höher die Pensionsanpassung beziehungsweise die Inflation ist, desto größer die Ungerechtigkeit – im Jahr 2024 führt das dazu, dass Menschen, die ab No­vember oder Dezember 2023 ihre Pension erstmals antreten, eine dauerhafte Pen­sionskürzung in der Höhe von über acht Prozent in Kauf nehmen müssen. Daraus kann ein gewaltiger finanzieller Nachteil entstehen: Zwei Frauen gehen 2023 regulär mit 60 in Pension. Eine im Jänner, die andere im November. Beide mit einer (in etwa durchschnittlichen ASVG-) Monatspension von 1.655 € brutto. Bereits im ersten Pensionsjahr ergibt sich bei der Annahme von 8,5 Prozent Anpas­sung für jene Frau, die mit 1. November in Pension ging ein Jahresver­lust von 1 893,50 Euro. Dieser Verlust steigt von Jahr zu Jahr an. Im Jahr 2030 hat diese Frau, im Vergleich zu jener die mit 1. Jänner 2023 in Pension ging, einen Jahresverlust von mittlerweile 2 157,60 Euro (bei der Annahme von durchschnittlich 2,2 Prozent jährlicher Anpassung ab 2025). Der Gesamtverlust dieser Pensionistin beträgt 2030 bereits 14.162,09 Euro!

Auch die Zahl der Betroffenen ist nicht klein: Pro Jahr gehen in Österreich rund 100.000 Menschen neu in Pension, 90.000 davon nicht im Jänner – sie hätten von der aliquoten Pensionsanpassung finanzielle Nachteile.

Bereits heuer erleiden Pensionist*innen durch die Aliquotierung einen erheblichen Nachteil. Nicht nur, dass die Anpassung 2023 nur einen Teil der tatsächlichen Inflation abgegolten hat, wurde diese durch die Aliquotierung weiter gekürzt. Zwar wurde die Regelung für heuer etwas abgemildert, sodass zumindest die halbe


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Pensionsanpassung gewährt wird, es macht aber einen Unterschied, ob man 5,8 Pro­zent oder nur 2,9 Prozent Anpassung in Zeiten einer Inflation zwischen 8 und 10 Prozent erhält. Und zusätzlich bedeutet die Regelung eben einen lebenslangen Pensionsverlust.

Ein weiterer besonderer ungerechter Aspekt der Staffelung entsteht nunmehr durch die Anhebung des Frauenpensionsalters. Für die nächsten 10 Jahre, beginnend mit 2024, werden durch die halbjährliche Erhöhung des Antrittsalters um ein halbes Jahr, die Pensionsantritte für Frauen vorwiegend in die zweite Jahreshälfte fallen.

Jahrgang

Regelpensionsalter

Jahr Pensionsantritt

Ab 1.1.1964

60,5

01.07. – 01.12.2024

Ab 1.7.1964

61

01.07. – 01.12.2025

Ab 1.1.1965

61,5

01.07. – 01.12.2026

Ab 1.7.1965

62

01.07. – 01.12.2027

Ab 1.1.1966

62,5

01.07. – 01.12.2028

Ab 1.7.1966

63

01.07. – 01.12.2029

Ab 1.1.1967

63,5

01.07. – 01.12.2030

Ab 1.7.1967

64

01.07. – 01.12.2031

Ab 1.1.1968

64,5

01.07. – 01.12.2032

Ab 1.7.1968

65

Ab 01.07.2022

 

Damit werden die Pensionen von Frauen, die zwischen 2024 und 2033 in Pension gehen automatisch durch die Aliquotierung gekürzt und bei den ohnehin rela­tiv niedrigen Frauenpensionen ist diese Auswirkung eine weitere Benachteiligung.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Regierungsvorlage zu übermit­teln, mit der


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1)    die Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung rückwirkend mit 1.Jänner 2022 aufgehoben wird und die volle ersten Anpassung wieder uneingeschränkt zur Geltung gelangt und

2)    die Sonderregelung für das Jahr 2023 aufgehoben wird und die betroffenen Pensionist*innen mit der Pensionsauszahlung im Juni 2023 die Nachzahlung zur vollen Pensionsanpassung erhalten.“

Die unterfertigten Abgeordneten verlangen unter einem die dringliche Behandlung des gegenständlichen Antrages gem. § 74a Abs. 1 iVm § 93 Abs. 1.

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf Herrn Abgeordneten Muchitsch als Antragsteller zur Begründung des Dringlichen Antrages das Wort gemäß § 74 Abs. 5 der Geschäftsordnung erteilen. Herr Abgeordneter, Sie haben 20 Mi­nuten. Sie kennen die Usancen. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


15.00.48

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vorweg darf ich eine Besuchergruppe der Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafterinnen und Gewerk­schafter der Gewerkschaft der Privatangestellten herzlich begrüßen. Herzlich willkommen hier bei uns im Haus! (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Ab­geordneten von ÖVP und FPÖ.)

Ich spreche zum Dringlichen Antrag betreffend „Aufhebung der Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung“. Meine sehr geehrten Damen und Herren! In Zeiten der Rekordteuerung wissen immer mehr Menschen nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen – ob das die alleinerziehende Mutter ist, die Teilzeit arbeiten muss, weil sie in der Region, wo sie lebt und arbeitet, kein ausreichendes Betreuungsangebot vorfindet, oder ob das der Familien-


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vater und Alleinverdiener mit drei Kindern ist oder ob das unsere Pensionistin­nen und Pensionisten in Österreich sind, welche jahrzehntelang pünktlich ihre Steuern und Sozialversicherungsbeiträge bezahlt haben.

Umso mehr versteht niemand in diesem Land, warum Sie, ÖVP und Grüne, als Regierungsparteien bei den Pensionsneuzugängen die Aliquotierung nicht abschaffen. Warum schaffen Sie diese nicht ab? (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) Auch wenn Sie heute Morgen in einer überraschenden Presse­konferenz angekündigt haben, Sie werden die Aliquotierung für die nächsten zwei Jahre aussetzen, ist es leider immer noch so, dass sie danach auf­recht ist. Das heißt, sie bleibt gesetzlich bestehen und wird ab 2026 wieder schlagend.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist reine Willkür, was Sie hier machen: Einmal gilt sie, einmal gilt sie nicht, dann gilt sie wieder, einmal fallen die Menschen dort hinein, die nächsten nicht, später wieder schon. Bitte was soll das? Meine Damen und Herren, diese Regelung gehört nicht ausgesetzt, sie gehört abgeschafft, rückwirkend und dauerhaft! (Beifall bei der SPÖ.)

Letztendlich haben wir als SPÖ einen Teilerfolg gelandet, weil wir hartnäckig geblieben sind. Ich bedanke mich beim Pensionistenverband, ich bedanke mich auch bei der Gewerkschaft, die hartnäckig geblieben ist und uns immer wieder dabei unterstützt hat, wenn es darum ging, diese unsoziale Rege­lung auszusetzen beziehungsweise letztendlich abzuschaffen. (Beifall bei der SPÖ.)

Nur durch diesen Druck ist es uns gelungen, diesen ersten wichtigen Teilerfolg zu landen, dass diese Regelung einmal für zwei Jahre ausgesetzt wird. Genau deshalb ist diese Debatte heute auch so wichtig: um aufzuzeigen, dass diese Regelung in Zeiten von Rekordteuerung Unsinn ist. Es ist wichtig, aufzuzeigen, dass diese Regelung so, wie Sie sie jetzt wieder machen, verfas­sungswidrig ist.


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Wissen Sie, was an Ihrer Ankündigung, die Aliquotierung für die Jahre 2023 und 2024 auszusetzen, noch schlimmer ist? – Sie lassen wieder eine Gruppe von Betroffenen zurück. Bei den Pensionsneuzugängen von 2022 bleiben diese Pensionskürzungen aufrecht. Wissen Sie, was Sie da tun? – Sie lassen wie­der eine Gruppe zurück. Sie lassen eine Gruppe von Menschen zurück, in Zeiten einer Rekordteuerung, in diesem Fall geschätzte 50 000 Menschen, wel­che ab Juli 2022 in Pension gegangen sind, die nur die halbe Pensionsanpassung erhalten, und noch einmal 40 000 Menschen als Pensionsneuzugänge 2022, die von Februar bis Juni in Pension gegangen sind und da auch eine Reduzierung der Pensionsanpassung von 60 bis 90 Prozent haben – lebenslang weniger Pension! (Abg. Koza: Das ist ja nicht mehr ...! Das ist eine alte Rede! Das ist ausge­setzt! Alte Rede! Neue Rede! – Abg. Schallmeiner: Schallplatte!)

Diese Staffelung der Pensionsanpassung bei Neuzugängen, das ist offenbar ein Liebkind der ÖVP. Egal, mit wem die ÖVP in einer Regierung ist, es ist ein Liebkind, und sogar die Grünen verteidigen diese Regelung, nur weil ihr jetzt in der Regierung seid. Das ist ein Wahnsinn! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich frage euch wirklich: Was, glaubt ihr, wird nach zwei Jahren, wenn das Aussetzen vorbei ist, der Fall sein? Was wird dann sein? – In zwei Jahren werden wir wieder hier sitzen, in zwei Jahren werden wir wieder hier stehen (Abg. Loacker: Das Geld der jungen Menschen verbraten, in zwei Jahren wieder!) und wir werden wieder diese Regelung diskutieren, denn konkret bedeutet das: Je früher man in Pension geht, zum Beispiel im Jänner 2025, umso höher ist die Pensionsanpassung, und je später man im Jahr 2025 in Pension geht, um­so niedriger ist die Pensionsanpassung für das Folgejahr 2026. Wieder werden ab 2026 90 000 Menschen pro Jahr Pensionskürzungen und Pensionsver­luste von Zigtausenden Euro hinnehmen müssen, und wieder wird es so sein, dass die Pensionsanpassung für jene, wenn sie dann in den Monaten November oder Dezember 2025 in Pension gehen, eine Erhöhung von 0 Prozent bedeutet!


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Noch einmal: Wenn man auch noch bedenkt, dass damit ein Gesamtverlust der Pension um Zigtausende Euro für die nächsten Jahre einhergeht, dann ist das ein Pensionsraub, meine sehr geehrten Damen und Herren! Dann habt ihr den Leuten eine Pension weggenommen! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Koza: Das ist die alte Rede!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, alle in diesem Saal wissen das: Die Pensionsanpassung wird aufgrund der Inflation Mitte des Vorvor­jahres bis Mitte des Vorjahres berechnet. Das wissen Sie. (Abg. Koza: Die glauben ernsthaft, das geht durch!) Dazu ein Beispiel: Die Pensionsanpassung 2024 wird laut heutiger Presseaussendung von den Regierungsparteien so auf 9 Pro­zent geschätzt, sagen wir einmal von 8 bis 10 Prozent. Wer also heuer im November oder Dezember in Pension gegangen wäre oder geht, wird bezie­hungsweise wäre um diese Anpassung sprich Pensionserhöhung zur Gän­ze umgefallen. (Abg. Koza: Wäre, ist, oder was jetzt?!) Dieser Verlust würde für die gesamte Bezugsdauer natürlich viele, viele Tausende Euro bedeuten. (Abg. Di­soski: Aber es passiert nicht! – Abg. Zorba: Das ist ja geändert worden jetzt!)

Wie hat sich das in Zahlen ausgewirkt? Vielleicht tut ihr euch leichter, wenn ich euch diese Zahlen mit einem Beispiel näherbringe: Zwei Frauen gehen 2023 mit 60 in Pension, eine im Jänner 2023 und die zweite Frau mit November 2023 (Abg. Koza: Das ist die Rede von gestern!) mit einer durchschnittlichen Monats­pension laut ASVG von 1 655 Euro brutto. Bereits im ersten Pensionsjahr 2024 ergibt sich bei der Annahme von 8,5 Prozent Anpassung für jene Frau, die mit 1. November in Pension geht, also zehn Monate später, ein Verlust von 1 893 Euro gegenüber jener Frau, die zehn Monate früher in Pension geht. (Abg. Pfurtscheller: Aber das stimmt ja nicht!) Das widerspricht dem Grund­satz der Einführung der Pensionsversicherung eindeutig. (Beifall bei der SPÖ.) Damit wird der Grundsatz verlassen: Je länger man arbeitet, umso höher soll die Pension sein.

Wenn man sich den Verlust dieser beiden Frauen auf längere Sicht anschaut, sieht man: Nach sieben Jahren erhöht sich der Verlust für jene Frau, die


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zehn Monate später in Pension geht, bei einer Annahme von nur 2,2 Prozent Pensionsanpassung pro Jahr – ganz niedrig berechnet – gegenüber der Kollegin, die im Jänner, also zehn Monate früher in Pension gegangen ist, um 14 162 Euro, nach 14 Jahren um 30 000 Euro, und nach 21 Jahren Pen­sion erhöht sich dieser Verlust um 50 000 Euro. (Abg. Koza: Nein! Das ist die Rede von gestern! – Abg. Wöginger: ... ja nicht! – Zwischenruf der Abg. Pfurtscheller.) Diese Beispiele müsst ihr durchrechnen, wenn ihr bei diesem System bleibt.

Das wäre auch der Auftrag der Grünen gewesen, dort genauer hinzuschauen und zu sagen: Das passt nicht, das ist unsozial, das ist diskriminierend. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Bleibt ja nicht! – Abg. Pfurtscheller: Bleibt ja nicht!)

Sie haben in den letzten 21 Monaten unsere Anträge zur Abschaffung der Aliquotierung sieben Mal abgelehnt beziehungsweise vertagt. Heute stellen wir den achten Antrag: achter Antrag, achte Chance. Sie haben heute die Chance, das wirklich zu bereinigen und somit auch zu unterstützen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Dann musst du morgen mitstimmen!)

Wenn ihr es uns schon nicht glaubt, dann glaubt es wenigstens den Expertinnen und Experten. Unsere Parteivorsitzende hat das heute in der Früh schon angeschnitten. (Abg. Wöginger: Du hast die Rede gestern geschrieben, glaube ich, und nicht mehr abgeändert! – Abg. Disoski: Ja, hat er wirklich!)

Nein, Folgendes, Herr Klubobmann Wöginger: Es ist ein Zitat von deiner Seniorenbundpräsidentin Ingrid Korosec (Abg. Wöginger: Das ist eine gescheite Frau!), die sagt – Originalzitat –: „In Verbindung mit der hohen Inflation ist das ein Giftcocktail für die Pensionen.“ Das sagt eure Seniorenvertreterin. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Ja, deswegen haben wir es ja gemacht jetzt! – Zwischenruf der Abg. Pfurtscheller.)

Wenn man dann weiß, dass der Seniorenrat, der von allen Parteien besetzt ist, die Abschaffung dieser Aliquotierung einstimmig beschlossen hat, dann frage ich: Worauf wartet ihr?


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Oder auch andere Experten, wie zum Beispiel Wolfgang Panhölzl, der AK-Abtei­lungsleiter in der Sozialversicherung: „Die Unsicherheit bei der Aliquotie­rung ist ein Gift [...]. Das ist ein untragbarer Zustand“, weil die Leute keine Rechtssicherheit haben. (Abg. Michael Hammer: Na, das ist ein Experte! Momentum-Institut noch!) Die wissen nicht: Wann gilt was? Wann gilt was nicht? Wann soll ich mich jetzt tatsächlich entscheiden, wie meine Pension ausschaut? Sie haben keine Sicherheit.

Auch der ÖGB ist durch den ÖGB-Präsidenten Wolfgang Katzian ganz klar: „Durch die Aliquotierung werden Menschen dazu gedrängt, ihre Pen­sion möglichst rasch anzutreten.“

Letztendlich unser Präsident des Pensionistenverbandes, Peter Kostelka: „Eine absurde ‚Strafe‘ fürs länger Arbeiten, die besonders Frauen trifft.“

Gerade die Frauen trifft es leider wieder einmal am härtesten. Durch die schritt­weise Anhebung des Frauenpensionsantrittsalter in den kommenden Jahren fällt der Pensionsstichtag bei den Frauen ganz automatisch in die zweite Jahres­hälfte. Das heißt: Alle diese Frauen, die die Brücke vom Job in die Pension schaffen, fallen in die zweite Jahreshälfte, in der es dann ab 2025 wieder – weil das Aussetzen vorbei ist – zu einer Diskriminierung dieser Pensionsneuzu­gänge für das zweite Halbjahr kommt.

Dann gibt es die Gruppe jener Frauen, die es nicht vom Job in die Pension schaffen. Das sind 40 Prozent, die vorher abgebaut werden, ihren Job verlieren und dann beim AMS geparkt werden. 40 Prozent der Frauen schaffen es nicht, bis zum 60. Lebensjahr in ihrem Job zu bleiben, weil sie abgebaut werden. Diese Frauen haben einen noch größeren Nachteil, weil sie sich den Pen­sionsstichtag auch nicht aussuchen können. Sie haben weniger Beitragszeiten. Das heißt: Sobald der frühestmögliche Zeitpunkt des Pensionsantritts da ist, werden sie von der Arbeitslosenversicherung in die Pension übertreten be­ziehungsweise in Pension geschickt, und die Pensionslücke zwischen Män­nern und Frauen von 40 Prozent wird noch höher.


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Das, was Sie jetzt einmal für zwei Jahre aussetzen, ist und bleibt ein Frauen­pensionskürzungsprogramm, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Es hat heute in der Früh eine Aktuelle Stunde gegeben, in der Rainer Wimmer hier am Pult gestanden ist und in der der Wirtschaftsstandort Österreich und die Zukunft Österreichs diskutiert worden sind. Ich frage euch: Warum schaffen wir es nicht, warum schafft es die Wirtschaft nicht, Menschen im Job zu behalten? Warum werden 40 Prozent der Frauen beim AMS geparkt, bevor sie ihren Pensionsstichtag erreichen? Warum schaffen wir es nicht, 107 000 arbeitswillige Menschen mit 50 plus in die Jobs zu brin­gen? Warum schaffen wir das nicht? Warum ist es so, dass laut einer Wifo-Studie 16 Prozent der Unternehmen in Österreich sagen: Eine Bewerbung von jemandem über 50 nehme ich nicht an?! Dann aber jammern wir wegen Arbeitskräftemangels. Dann jammern wir: Ja, die Ausbildung fehlt. Warum werden da nicht Akzente gesetzt und gesagt: Auch Ältere müssen sei­tens der Wirtschaft am Arbeitsmarkt willkommen sein und eine Chance be­kommen?! (Beifall bei der SPÖ.)

Daher, meine sehr geehrten Damen und Herren, werden wir alle Möglichkeiten nutzen, dieses Pensionskürzungsgesetz abzuschaffen. Dieses Kürzen von Pensionen ist unsozial, unsachlich und frauendiskriminierend. Es verletzt den Gleichheitsgrundsatz und gehört daher abgeschafft. (Zwischenruf des Abg. Koza.) Meine Damen und Herren, wie es die Expertinnen und Experten sagen: Weg damit, weg mit dieser Aliquotierung! (Beifall bei der SPÖ.)

Unsere zukünftigen Pensionistinnen und Pensionisten haben sich diese Pensionskürzungen nicht verdient. Wir werden daher eine Verfassungsklage einbringen und laden jede Abgeordnete und jeden Abgeordneten hier ein, sich unserer Klage anzuschließen. Beenden wir diesen Wahnsinn mit dieser Aliquotierung! (Beifall bei der SPÖ.)

15.16



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Rauch, den ich auch recht herzlich im Hohen Haus begrüße. Herzlich will­kommen, Herr Bundesminister! Sie gelangen zu Wort. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller.)


15.16.32

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Sehr geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Abgeordnete und insbesondere der von mir sehr geschätzte Abgeordnete Muchitsch, den ich hier als Vorsitzenden des Ausschusses für Arbeit und Soziales ob seines Engage­ments auch sehr schätze! Ich möchte vielleicht zu Beginn kurz darauf einge­hen: Was ist die Ausgangssituation? Wovon reden wir?

Ja, die hohe Inflation, die wir haben, ist ein Problem – nicht nur bei der Aliquotierung bei den Pensionserhöhungen, sondern insgesamt. Das ist auch der Punkt, warum wir uns entschlossen haben, diese Aliquotierung in den nächs­ten beiden Jahren auszusetzen.

Wenn Herr Abgeordneter Muchitsch davon spricht, dass heute Früh eine überraschende Pressekonferenz stattgefunden hat, dann hat er als Vorsitzender des Ausschusses im Ausschuss nicht ordentlich zugehört. Es war da bereits angekündigt. Es ist im Ausschuss angekündigt worden, dass diese Aliquotierung für zwei Jahre ausgesetzt wird. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hörl: Hört, hört, hört!) Die Überraschung ist also eine parteipoli­tisch motivierte. Die kann ich nicht ganz nachvollziehen. (Abg. Wöginger: Das ist ja irgendeine Castingshow!) Es war in der Regierung jedenfalls klar, dass das passieren wird.

Warum? – Der Aliquotierungsansatz ist einer, der in Zeiten hoher Inflation tatsächlich zu Benachteiligungen führt. Es kommt dazu, dass Neupensionistinnen und Neupensionisten dann nahezu einen Anreiz erhalten, früher in Pension zu gehen und Abschläge in Kauf zu nehmen, um der Aliquotierung zu entgehen, weil die Pensionsanpassungen eben hoch sind.


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Jetzt komme ich zu einem Punkt, den ich schon erwähnen möchte: Was haben Vorgängerregierungen gemacht? Was haben Vorgängerregierungen aller Couleurs und jeglicher Zusammensetzung in dieser Frage gemacht? – Alle Par­teien in Regierungsverantwortung, in unterschiedlichen Zusammenset­zungen, haben seit 2012 das eine oder andere System ausprobiert und umge­setzt – auch die Sozialdemokratie. Ich möchte betonen: 2011 war es die Sozialdemokratie, die für die Einführung einer Wartefrist gestimmt hat. (Abg. Wöginger – erheitert –: Ja!) Ich sage Ihnen: Das will ich als Sozialminis­ter nicht. Ich will keine Wartefrist haben. Das ist das ungerechteste System, das man sich überhaupt vorstellen kann. (Beifall bei den Grünen sowie der Abge­ordneten Pfurtscheller und Wöginger.)

Seit damals wurde diese Regelung, ich glaube, sechs oder sieben Mal verändert. Ja, wir haben das jetzt erkannt und aufgenommen. Wir setzen das für zwei Jahre aus, weil Wartefristen eben keine Lösung sind und es jetzt in Zei­ten der hohen Inflation darum geht, diese Regelungen anders zu gestalten. Das heißt auch, dass wir damit einen weiteren Schritt setzen – das möchte ich schon auch betonen –, um Pensionistinnen und Pensionisten in einer schwieri­gen Lebenssituation bei hohen Teuerungsraten, die wir haben, zu helfen.

Wir haben da ja auch einiges an Zahlungen in die Hand genommen. Ich möchte daran erinnern, dass bei der Pensionserhöhung im letzten Jahr zusätzlich eine Einmalzahlung von bis zu 500 Euro im heurigen Frühjahr vereinbart worden ist. Die Maßnahmen, die die Bundesregierung in der Vergangenheit ge­setzt hat, sind bei Pensionistinnen und Pensionisten angekommen, weil wir wissen, dass die Teuerung und die Energiekosten dort auch besonders schlagend werden.

Was machen wir nun? – Wir setzen die Aliquotierungsregelung für zwei Jahre gänzlich aus. Es ist uns klar, dass das notwendig ist. Wir machen es auch deshalb, weil von dieser Maßnahme, sie zwei Jahre auszusetzen, 200 000 Pen­sionistinnen und Pensionisten ganz konkret profitieren werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Wir machen es auch deshalb – das ist richtigerweise angesprochen worden –, weil von dieser Neuregelung Frauen besonders profitieren. Das ist kor­rekt. Warum ist das korrekt? – Weil Frauen mit der schrittweisen Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters ab 2024 erst im zweiten Halbjahr in Pension gehen und somit durch die Aliquotierung besondere Nachteile hätten. Auch das ist aus frauenpolitischer Sicht ein Grund. Ja zu dieser Aussetzung der Aliquo­tierung, denn wir wissen, dass davon insbesondere Frauen betroffen sind. (Abg. Muchitsch: Für einen Jahrgang! Für alle anderen wird es schlechter! Für einen einzigen Jahrgang! Alle anderen werden schlechter gestellt!)

Der dritte Punkt ist, weil wir daran arbeiten, Anreize zu beseitigen, früher in Pension zu gehen. Da bin ich auch der Meinung des Abgeordneten Mu­chitsch, dass wir Anreize setzen müssen, damit die Menschen länger in Beschäf­tigung bleiben. (Rufe und Gegenrufe zwischen den Abgeordneten Muchitsch und Koza.)

Insgesamt die Arbeitsbedingungen so zu verbessern, dass es möglich ist, das reale Pensionsantrittsalter dahin zu bekommen, wo das gesetzliche Pen­sionsantrittsalter jedenfalls ist, ist ein Gebot der Stunde. Diese Einschätzung teile ich. (Rufe und Gegenrufe zwischen den Abgeordneten Krainer und Stögmüller.) Es hat schon auch etwas damit zu tun, die Arbeitsbedingungen für Menschen so zu gestalten, dass sie auch gut, gesund bis 65 Jahre arbeiten können und nicht darauf angewiesen sind, dann beim AMS vorstellig zu werden oder vom AMS in dieser unwürdigen Warteschleife bis zum Pensionsantrag geparkt zu werden, den sie dann nicht bekommen. Das ist jedenfalls korrekt.

Letzter Satz oder letzter Aspekt von meiner Seite dazu: Diese Maßnahme reiht sich in eine ganze Latte von Entscheidungen ein, die wir vorbereiteter­weise in der Bundesregierung getroffen haben, um Pensionistinnen und Pensio­nisten jenen Ausgleich und Härteausgleich in Zeiten hoher Teuerung, hoher Inflation zukommen zu lassen, den sie auch brauchen. Das ist keine Über­raschung, das ist vorbereitet worden, ist im Sozialausschuss angekündigt worden.


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Wenn jetzt die polemische Frage gestellt worden ist: Na ja, was passiert dann in zwei Jahren? – Ich gehe davon aus, dass bis in zwei Jahren eine neue Bun­desregierung gewählt sein wird (Zwischenrufe bei der SPÖ – Abg. Krainer: Bundes­regierungen werden nicht gewählt, die werden ernannt!), dass dann vermutlich auch die SPÖ ihre Führungsfrage geklärt haben wird, die SPÖ Teil einer Bundes­regierung sein wird, im besten Fall gemeinsam mit den Grünen und den NEOS. Dann kann man ja diese Aliquotierung zur Gänze abschaffen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen. – Ah-Rufe bei der FPÖ. – Abg. Wurm: Was sagt denn die ÖVP dazu? Das war ein Fehdehandschuh!)

15.22


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung darf ich Herrn Abgeordneten Stöger das Wort erteilen. – Bitte. (Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.)


15.23.00

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Ich mache eine tatsächliche Berichtigung: Herr Bundesminister Rauch hat in seiner Rede behauptet, dass die Aussetzung der Pensionsaliquotierung im Ausschuss angekündigt worden wäre. – Das ist unrichtig. (Abg. Ribo: Nein!)

Der richtige Sachverhalt lautet: Er hat den Mitgliedern in dem Ausschuss gesagt, es wird weiterverhandelt. (Abg. Wöginger: Das ist kein Sachverhalt! – Abg. Disoski: Nein, hat er nicht!) Eine gute Bundesregierung würde ihre Vorlagen so rechtzeitig ins Parlament einbringen, dass der zuständige Ausschuss da­rüber auch in qualitativer Weise verhandeln kann. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Das ist keine tatsächliche Berichtigung! Lächerlich! Nur eine Verorscherei!)

15.23


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Klubob­frau Rendi-Wagner. – Bitte.



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15.23.54

Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bun­desminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Herr Minister, wenn Sie sich jetzt mit Vorgängerregierungen oder Vorgängern im Sozialminis­terium vergleichen, dann muss ich schon eines sagen: Sie können sich nicht vergleichen, denn die Zeit, die Österreich und die Menschen durchleben, eine Inflation von über 10 Prozent, ist mit den letzten zehn oder 20 Jahren nicht vergleichbar, denn wir hatten diese Teuerung seit 50 Jahren nicht in Öster­reich. (Beifall bei der SPÖ.)

Wie auch immer, nach massivem, monatelangem Druck der Sozialdemokratie, der Gewerkschaften, der Pensionistenvertretungen haben Sie heute ange­kündigt, diese extrem ungerechte Pensionsaliquotierung immerhin für zwei Jahre auszusetzen; immerhin! Diese heutige Ankündigung ist ein erster wichtiger Schritt und ein Erfolg der Sozialdemokratie, ein Erfolg für 200 000 Pen­sionistinnen und Pensionisten in Österreich (Beifall bei der SPÖ –Abg. Michael Hammer: Ihr habt gar nichts beigetragen! Ihr sagt Pensionsraub, aber einen Beitrag habt ihr nicht!), für 200 000 Menschen, die heuer und nächstes Jahr in Pension gehen werden, die ein Leben lang, Jahrzehnte gearbeitet haben. Somit werden zumindest diese zwei Jahrgänge der Pensionistinnen und Pen­sionisten vor Pensionsraub geschützt.

Aber – das „Aber“ ist großgeschrieben –, Herr Minister, warum braucht man eigentlich Monate dazu, um sich als Sozialminister und als Regierung in dieser Ungerechtigkeitsfrage zu bewegen? Warum braucht es diesen Druck, und warum eigentlich nur zwei Pensionsjahrgänge? Warum eigentlich keine gene­relle Regelung für alle kommenden Pensionistinnen und Pensionisten? Diese Fragen stellen sich gerade so viele Menschen in Österreich. (Beifall bei der SPÖ.)

Noch eine Frage: Was ist mit denen, die 2022 in Pension gegangen sind, die letztes Jahr in Pension gegangen sind? Haben Sie auf die vergessen, sind


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 296

Ihnen die durchgerutscht? Immerhin 100 000 Menschen, auch die haben ein Le­ben lang gearbeitet, sind 2022 in Pension gegangen und heuer schon, im ersten Jahr ihrer Pension, verlieren diese 100 000 Pensionistinnen und Pensio­nisten fast 3 Prozent der ihnen zustehenden Pension. 3 Prozent machen bei einer normalen Pension von 2 000 Euro brutto durchschnittlich in Summe 15 000 Euro Verlust im Laufe der gesamten Pensionszeit aus. Das ist ein
türkis-grüner Strafabzug für 100 000 Menschen, nur weil sie nicht im Jänner Ge­burtstag haben, Herr Bundesminister, sondern erst später im Jahr in Pen­sion gehen.

Das geschieht in einer nicht vergleichbaren Zeit für die Menschen, in einer Zeit der größten Teuerung seit 50 Jahren, die besonders Pensionistinnen und Pensionisten in Österreich ganz hart trifft, Menschen, die ein Leben lang hart gearbeitet haben, die ihren Beitrag geleistet haben, die Jahrzehnte ins Pensionssystem eingezahlt haben, Menschen, die auf das Pensionssystem vertraut haben.

Jetzt kommt ein wichtiger Punkt: Vertrauen – Vertrauen, das Sie in den letz­ten Monaten massiv beschädigt haben, weil für diese Menschen die Rechtssicherheit einfach nicht gegeben ist, die vertraut haben. Unser Sozial­sprecher Beppo Muchitsch hat das schon sehr eindringlich geschildert.

Was ist mit jenen, die ab 2025 in Pension gehen? Wissen Sie, was jetzt passieren wird? Ich kann es Ihnen sagen, Sie haben nur zwei Jahre ausgesetzt. Dort, wo es für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möglich ist, wer­den Menschen versuchen, so rasch wie möglich noch in diesen zwei Jahren, für die es ausgesetzt ist, in Pension zu gehen. Wissen Sie, was das heißt? Das ist ein Pensionsrun! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich weiß nicht, ob die Wirtschaft so glücklich über einen Pensionsrun ist und darüber, damit ausgebildete, erfahrene Arbeitskräfte, die sie zurzeit drin­gend, händeringend braucht, zu verlieren. Das ist nicht nur sozial einfach unge­recht und unvernünftig, es ist natürlich wirtschaftlich völlig daneben, Herr Bundesminister. (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 297

Ihre halbe Lösung ist ein kleiner Schritt, aber sie drängt Menschen, so früh wie möglich in Pension zu gehen, damit sie nicht ungerecht behandelt werden beziehungsweise nicht der Unsicherheit erliegen. Deswegen muss der nächste Schritt, nämlich diese ungerechtfertigte Aliquotierung dauerhaft und gene­rell abzuschaffen, sofort gesetzt werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Auch die künftigen Pensionistinnen und Pensionisten, die in den nächs­ten Jahren in Pension gehen, haben ein Leben lang hart gearbeitet, ihre Beiträge geleistet und vertraut. Sie brauchen Sicherheit, liebe Bundesregierung. Die­se Sicherheit muss man ihnen geben, und daher muss diese Regelung dauerhaft und rückwirkend abgeschafft werden. Wir wollen, dass alle diese Sicher­heit haben und dass alle auf das österreichische Pensionssystem vertrauen kön­nen. (Beifall bei der SPÖ.)

Als Sozialdemokratie haben wir am Wochenende eines angekündigt (Abg. Wöginger: 73 Kandidaten!), wir haben angekündigt, dass wir als SPÖ bereit sind, vor das Höchstgericht zu ziehen, diese ungerechte Pensionsregelung vor den Verfassungsgerichtshof zu bringen. Diese Aliquotierung ist verfassungswid­rig, Herr Bundesminister, weil sie ungleich behandelt, weil sie nach Geburts­datum geht. Das kann sich niemand aussuchen, und deswegen ist es vor der Ver­fassung eine Ungleichbehandlung, die wir einklagen werden. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Loacker: Das Pensionssystem geht immer nach Geburtsdatum!)

Man kann es wie Beppo Muchitsch mit zwei Worten zusammenfassen: Weg da­mit! Weg damit, sehr geehrte Bundesregierung!

Ich lade alle Abgeordneten der Opposition ein, im Speziellen die FPÖ, die sich ja immer sehr auf diese Seite geschlagen hat – man wird sehen, was das Wort wert ist –, ihre Unterschrift unter unsere Verfassungsklage zu setzen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

15.30


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Klubobmann Wöginger. – Bitte sehr.



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15.30.10

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt nur einen Grund, warum wir diesen Dringlichen Antrag überhaupt debattieren: Es ist ein Ablenkungsma­növer der SPÖ, die nicht weiß, wie sie mit 73 Kandidatinnen und Kandida­ten eine Obfrau oder einen Obmann hervorzaubern soll (Zwischenrufe bei der SPÖ), die die ganze Republik in Atem hält – so etwas hat man noch nicht gesehen –, und deshalb diskutieren wir heute hier diesen Dringlichen An­trag. (Abg. Kollross: Das ist aber billig!) Das ist völlig unnötig, weil wir heute Früh bereits die Regelung vorgestellt haben. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kollross: ... nicht einmal die eigenen! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Frau Kollegin Rendi-Wagner, Sie tun mir eh schon fast leid bei dem, was sich da in der Sozialdemokratie abspielt, weil der burgenländische Landeshaupt­mann seit Monaten sein Ego nicht befriedigen kann. (Ruf bei der SPÖ: Geh bitte!) Jetzt müssen wir alle das erleiden, weil es Ihnen gerade nicht passt oder weil Sie innerparteiliche Strukturen haben (Zwischenruf des Abg. Kollross), die Ih­nen völlig entglitten sind, meine Damen und Herren, und jetzt wisst ihr nicht, wie ihr eine Obfrau oder einen Obmann zusammenbringt.

Wir haben aber heute verkündet (Abg. Leichtfried: Der billige August!  Ruf bei der SPÖ: Das ist eine Reaktion auf uns!) – und es wurde im Ausschuss darüber auch diskutiert –, wir haben heute verkündet (Zwischenruf des Abg. Stöger) - - – Ja, ob ihr es hören wollt oder nicht: Ihr könnt euch in eurem Präsidium eh aufführen, wie ihr wollt, aber das ist das Parlament (Zwischenruf der Abg. Holzleit­ner), da bitte ich doch um eine andere Gepflogenheit. (Beifall bei der ÖVP so­wie der Abg. Rössler. – Zwischenruf des Abg. Stöger. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen. – Abg. Leichtfried: Der billige August!) – Ja, Herr Kollege Stöger, beschließe einfach morgen den Abänderungsantrag mit, der in die­sen Minuten ausgesendet wird! (Zwischenruf des Abg. Kollross.) Dann tust du das, was dein Gewerkschaftschef, nämlich Wolfgang Katzian – das ist der Einzi­ge, mit dem man bei euch noch reden kann –, sagt. Katzian sagt, das ist sinnvoll,


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es ist eine Lösung, die jetzt einmal ein wichtiger Schritt ist, und dann schau­en wir uns das an und machen eine nachhaltige, faire Lösung.

Warum kann die Sozialdemokratie nicht einfach ihrem Gewerkschaftsboss folgen und das tun? (Abg. Heinisch-Hosek: Danke, dass Sie reagiert haben auf uns!) Das ist der Einzige, der das noch versteht. Also stimmt morgen einfach mit! Dann ist die Situation erledigt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die Kindesweglegung der Roten muss man aber schon noch einmal ansprechen (Ruf bei der ÖVP: Gulaschkommunismus! – Abg. Leichtfried: Der noch billigere August!): Die Aliquotierung sei sozusagen des Teufels. – Jetzt sage ich euch eines: Bei Inflationswerten von 1 oder 2 Prozent war diese Aliquotierung bei Weitem besser als das, was ihr unter sozialdemokratischen Bundes­kanzlern und Sozialministern, auch unter roten Ministern gemacht habt. (Abg. Leichtfried: Wo wart denn ihr da?) Frau Kollegin Rendi-Wagner, Stöger war in dieser Zeit selber Sozialminister.

Von 2012 bis 2019 (Zwischenrufe der Abgeordneten Heinisch-Hosek und Leichtfried) war die Situation so, dass man, wenn man in Pension gegangen ist, im Folgejahr überhaupt keine Pensionsanpassung bekommen hat. Das war jetzt zwölf Jahre lang in Kraft und wurde unter SPÖ-Bundeskanzlern und SPÖ-Sozialministern mit uns in der Regierung – jawohl! – verabschiedet.
(Ah-Rufe bei der SPÖ.)

Warum stellst du dich dann da her und sagst, die Aliquotierung ist schlechter? (Abg. Leichtfried: Ich bin ja gar nicht da gestanden!) Das ist nicht schlechter, weil sie da wenigstens etwas gekriegt haben. Mit dem Modell unter sozialisti­schen und sozialdemokratischen Kanzlern und Sozialministern haben sie gar nichts bekommen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es ist eine derartige Kindesweglegung, die hier betrieben wird. So etwas halte ich für unsachlich und auch für nicht angebracht. (Abg. Leichtfried: Also


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das war bis jetzt die schlechteste Rede des Tages! Da war der Kickl noch besser!) Man sollte als Politikerin, als Politiker wenigstens zu dem stehen, was man hier in diesem Parlament beschlossen hat, und das macht ihr nicht. Ihr steht nicht zu dem, was ihr selber beschlossen habt. Das ist unredlich und eigentlich der Bevölkerung auch so nicht zumutbar, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Leichtfried: Sagst du jetzt irgendwas Konkretes auch noch?)

Warum setzen wir das aus? (Abg. Leichtfried: Weil ihr ein schlechtes Gewissen gekriegt habt!) – Weil wir Inflationswerte von 8, 9, 10 Prozent haben. Das ist natürlich eine andere Situation, als wenn man einen Inflationswert von 1, 2 oder 3 Prozent hat. (Abg. Leichtfried: Ah! Ist es doch anders! Schau, schau!)

Die Aliquotierung hätte bei niedrigen Inflationswerten durchaus auch eine Be­rechtigung, weil es natürlich ein Unterschied ist, ob man im Jänner oder im Dezember eines Jahres in Pension geht und sozusagen bis zur nächsten An­passung ein Monat oder zwölf Monate Unterschied hat. Natürlich ist das ein Unterschied, weil man ja für diese Zeit auch noch ein Gehalt bezieht (Abg. Leichtfried: August, ich würde heute heimgehen!), bei dem ebenfalls, wenn die Gewerkschaft gescheit verhandelt, eine Inflationsabgeltung inkludiert ist. (Zwischenruf des Abg. Krainer.)

Daher hätte es schon auch Sinn gemacht, das so zu machen, aber bei diesen Inflationswerten ist es logisch, dass das nicht geht. Daher setzen wir diese Aliquotierung für zwei Jahre aus, auch mit dem Ziel, dass man sich eine Regelung überlegt – und da hat es in den letzten 20 Jahren vielerlei Rege­lungen unterschiedlicher Art gegeben – und dass man schaut: Wie kann man das am besten lösen?, so, wie es ÖGB-Präsident Katzian aus meiner Sicht rich­tigerweise heute auch den Medien mitgeteilt hat.

Da bedarf es eigentlich gar keiner Aufregung, da braucht man nicht die Rede, die gestern geschrieben wurde und heute nicht mehr aktuell ist, hier zu halten (Abg. Heinisch-Hosek: Ihr habt in letzter Minute reagiert!), einen Dringlichen Antrag


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einzubringen, und Sie brauchen auch keine Verfassungsklage mehr einzu­bringen. Es ist völlig unnötig, das zu tun (Abg. Leichtfried: Es ist aber unsere Ange­legenheit, was wir tun!), weil wir das morgen bereits für die Jahre 2023 und 2024 im Ausschuss aussetzen. (Abg. Heinisch-Hosek: Das hättet ihr vor Mo­naten tun können!)

Das wird der Nationalrat jedenfalls mit einer Mehrheit beschließen, und auch im Bundesrat wird dieses Gesetz Mitte April bereits verabschiedet. Daher kom­men Sie mit Ihrer Klage sowieso zu spät. (Abg. Leichtfried: Ihr seid erwischt worden!) Wir sind mit der Beschlussfassung schneller, als ihr das überhaupt zum Verfassungsgerichtshof bringt (Abg. Loacker: So schnell wie ihr kann keiner das Geld rauspulvern!), geschweige denn, dass dort über etwas entschieden wird, zu dem parallel dazu eine gesetzliche Änderung stattfindet.

Meine Damen und Herren, das bringt einfach nichts. Es ist eine Show, die hier abgezogen wird, warum auch immer. Es ist nicht notwendig. Wir haben einen guten Vorschlag auf den Tisch gelegt. Der Abänderungsantrag wird ver­sendet, morgen haben wir auf der Tagesordnung einen Punkt das ASVG betreffend, da hängen wir das dazu, und daher können wir dieses Aussetzen dieser Aliquotierung für zwei Jahre beschließen.

Im Sinne der Pensionistinnen und Pensionisten ist es vor dem Hintergrund eines hohen Inflationswertes (Ruf bei der SPÖ: Bis heute Früh haben sie gezittert!), den wir zurzeit leider haben, eine gerechte und soziale Maßnahme, die von die­ser Bundesregierung umgesetzt wird. (Abg. Heinisch-Hosek: In letzter Minute!)

Wir schauen auf die Pensionistinnen und Pensionisten. Österreich hat insgesamt ein gutes Pensionssystem, das möchte ich auch einmal betonen. Wer an der deutschen Grenze lebt, der weiß das: Dort sind die Pensionen zum Teil um die Hälfte niedriger als bei uns. Das heißt, wir haben ein gutes Pensionssystem. (Abg. Heinisch-Hosek: In letzter Minute reagiert! In letzter Minute! In letzter Minute!)

Es geht darum, auch die Nachhaltigkeit im Auge zu haben, aber es ist eine sozial gerechte Maßnahme, dass diese Aliquotierung jetzt ausgesetzt wird. Die


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Menschen können sich darauf verlassen. Diese Bundesregierung setzt diese Maßnahmen, um auch jenen Menschen zu garantieren, dass ihnen die Inflation abgegolten wird, wenn sie heuer oder nächstes Jahr in Pension gehen. Das machen wir, und das ist eine wichtige Maßnahme.
(Abg. Heinisch-Hosek: In letzter Minute!)

Bitte hören Sie mit dieser Showpolitik auf und stimmen Sie morgen dem Abänderungsantrag zu! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Leichtfried: So reagiert einer, der erwischt wurde und keine Argu­mente hat! – Ruf bei der SPÖ: So ist es! – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP.)

15.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Belakowitsch. – Bitte.


15.37.14

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen und hier im Saal! Falls Sie sich jetzt nicht auskennen, worum es hier eigentlich geht: Das verstehe ich.

Es geht darum: Wenn Sie in Pension gehen, dann bekommen Sie jährlich eine Pensionserhöhung. Das, was jetzt hier aufgearbeitet wurde, sowohl vom Minister als auch von Klubobmann Wöginger ins Treffen gebracht wurde, ist, dass es bis vor wenigen Jahren so üblich war, dass man, wenn man bei­spielsweise im Jahr 2011 in Pension gegangen ist, die erste Pensionserhöhung im Jahr 2013 bekommen hat, unabhängig davon, ob man im Jänner 2011 oder im Dezember 2011 in Pension gegangen ist.

Das hat natürlich dazu geführt, dass es oftmals sehr, sehr lange Spannen gab, in denen man keine Pensionserhöhung bekommen hat. Das heißt, manche Leute haben zwei Jahre lang die gleiche Pension – ohne eine Erhöhung – bezo­gen. Auch bei niedrigen Inflationsraten macht das natürlich etwas aus. Da-


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her wurde 2019 im sogenannten koalitionsfreien Raum diese Wartefrist abge­schafft. Das bedeutete: Wenn Sie in Pension gehen, dann bekommen Sie sofort im nächsten Jahr die Erhöhung.

Dann kam diese Bundesregierung aus ÖVP und Grünen und hat die sogenannte Aliquotierung eingeführt. Diese Aliquotierung bedeutet: Wenn Sie im Jän­ner in Pension gehen, bekommen Sie im Folgejahr 90 Prozent Erhöhung, und das geht dann gestaffelt hinunter. Wenn Sie also im November oder im Dezem­ber in Pension gehen, bekommen Sie im Folgejahr keine Pensionserhöhung – so weit diese Zahlen. Das klingt alles sehr technisch.

Worum geht es jetzt in Wirklichkeit? – Diese Aliquotierung hat dazu geführt, dass man Leute eigentlich früher in die Pension gedrängt hat, weil es für viele lukrativer war, beispielsweise schon im Februar mit Abschlägen in Pension zu gehen als möglicherweise erst im Dezember, weil man durch diese Erhö­hung, da man einmal 90 Prozent und einmal 0 Prozent bekommt, sofort mehr Pension hat und sich das über die Jahre auswirkt. Darum ist es gegangen. Deswegen hat die Bundesregierung jetzt natürlich die Notbremse gezo­gen, weil sie gemerkt hat: Das Thema poppt auf, die Opposition macht da Druck.

Es ist natürlich so: Hätte es keinen oppositionellen Druck in dieser Frage gegeben, dann wäre es jetzt auch nicht ausgesetzt worden, Herr Bundesminister. Das ist einfach so. Sie hätten es ja schon längst von allein machen können. Die Inflationsraten in Österreich sind ja nicht erst seit gestern hoch, sondern schon das ganze Jahr 2022, und sie werden offensichtlich auch noch mindestens zwei Jahre lang so hoch sein, denn sonst hätte die Bundes­regierung nicht für zwei Jahre ausgesetzt.

Nun ist das Aussetzen kein Abschaffen, sondern es zeigt nur, dass sich wieder neue Ungerechtigkeiten bilden. Schließlich wird auf all jene, die im letz­ten Jahr – auch schon bei sehr hohen Inflationsraten – in Pension gegangen sind, vergessen. Die haben nun teilweise viel geringere Erhöhungen, speziell dann, wenn sie erst vor wenigen Monaten in Pension gegangen sind, beispielsweise im


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November oder Dezember 2022. Das bedeutet, das sind die größten Verlie­rer, schließlich wird die Inflationsabgeltung für jeden, der ab Jänner in Pension gegangen ist, nun rückwirkend angerechnet. Wissen Sie, meine Damen und Herren, Herr Bundesminister, das ist die Ungerechtigkeit daran – und es ist nicht so, dass dieser Antrag nicht notwendig ist, denn diese Regelung ist nur ausgesetzt, aber nicht aufgehoben. (Beifall bei der FPÖ.) Das bedeutet, spätestens 2025 ist sie wieder in Kraft und dann gehen die Ungerechtigkeiten wieder von vorne los.

Das, was Sie da machen, ist ein bisschen auf halbem Weg – und dann stellt sich, nach all dem, was Sie in den letzten Jahren getan haben, Herr Klubobmann Wöginger hierher und sagt, das ist kein Pensionsraub. Die hohe Infla­tion in Österreich ist ja nicht vom Himmel gefallen, sie ist hausgemacht! Wir haben nicht nur die höchste Inflationsrate in der Eurozone, wir bleiben auf einem Niveau von über 11 Prozent – auch für den laufenden März wieder. In kei­nem anderen Euroland ist die Inflationsrate so hoch, geschweige denn in der Schweiz. Das heißt, da ist doch etwas faul im Gebälk, da muss doch die Bundesregierung einmal nachdenken: Welche Maßnahmen haben wir ge­setzt, dass wir das auch noch befeuert haben? Offensichtlich waren die Maßnah­men der österreichischen Bundesregierung eben nicht die richtigen. Man hat diese hohe Inflationsrate bewusst in Kauf genommen und man wird sie auch weiterhin in Kauf nehmen – und das ist die ganz große Problematik.

Gleichzeitig, und das wissen wir, gab es nun in zwei aufeinanderfolgenden Jahren mit hoher Inflation eine Pensionserhöhung, die dieser Inflation nicht wirklich gerecht geworden ist. Wir haben bereits im Dezember 2021 stark kritisiert, dass die Pensionserhöhung – unter Anführungszeichen – „relativ niedrig“ ist, geschuldet der Tatsache, dass sie immer von Jahresmitte bis Jahres­mitte gerechnet wird und nicht die tatsächliche Inflationsrate der letzten Monate abbildet. Das ist ein großes Problem für viele Pensionisten, weil die In­flationsraten so eklatant hoch sind, dass die Auswirkungen tatsächlich


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3, 4, 5 Prozent Unterschied zwischen Pensionserhöhung und tatsächlicher Infla­tionsrate bedeuten.

Folgende Frage muss man sich als Regierung stellen: Wie können wir da gerechter werden, wie können wir dafür sorgen, dass unsere Pensionistinnen und Pensionisten auch ein Auskommen haben, dass die Realpensionen nicht geringer werden? Das sind sie aber in den letzten Jahren geworden, seit diese Bundesregierung im Amt ist! Das muss man ganz, ganz deutlich sa­gen, und dazu kam dann auch noch der Raub der Langzeitversichertenpension. Menschen, die 45 Jahre gearbeitet haben, dürfen nun nicht mehr ohne Abschläge in Pension gehen. (Zwischenruf des Abg. Zarits.) Sie haben also alles getan, um einer Gruppe von Personen das Leben so schwer wie mög­lich zu machen, meine Damen und Herren – und das ist die Ungerechtigkeit.

Wissen Sie: Viele der heutigen Pensionisten haben dieses Land aufgebaut, viele haben sogar noch den Krieg erlebt, sind in Armut groß geworden, haben angepackt, haben geschaut, dass das Land zu Wohlstand kommt. Im Übrigen hatten wir diesen Wohlstand bis 2020. Erst die Maßnahmen dieser wahn­sinnigen Bundesregierung, die uns wirtschaftlich an die Wand gefahren haben, haben dazu geführt, dass wir unseren Wohlstand verlieren. Sie arbeiten weiter daran, den Wohlstand abzubauen – und das heißt, eine Generation, die in Armut auf die Welt gekommen ist, die alles gegeben hat, dass es uns und unseren Kindern besser gehen soll, wird nun am Ende ihres Lebens von einer Bundesregierung aus ÖVP und Grünen noch einmal dafür bestraft. Wenn Sie, Herr Bundesminister, sich schon auf eine Bundesregierung gemeinsam mit SPÖ und NEOS freuen, dann wünsche ich Ihnen sehr viel Spaß beim Ver­handeln der Pensionen mit Kollegen Loacker, der nun bald nach mir reden wird. Ich glaube nicht, dass er das verstehen wird, was Sie hier soeben von sich gegeben haben. (Abg. Kassegger – in Richtung Abg. Loacker –: Das wird hart!)

Herr Bundesminister, Sie sind Sozialminister und es ist Ihre Aufgabe, da den Aus­gleich zu schaffen, damit es in unserem Land nicht zu einem weiteren Pen-


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sionsraub kommt. Es ist Ihre Aufgabe, Altersarmut zu verhindern und die Kauf­kraft der Pensionisten zu erhalten. Da nützt es nichts, wenn Sie sich das alles schönreden – es ist nicht schön. Die Pensionistinnen und Pensionisten mer­ken es jeden Tag, wenn sie einkaufen gehen und wenn sie ihre Rechnungen bekommen. Sie sind die Ersten, die das merken, und wir wissen genau, dass die Pensionisten natürlich besonders belastet sind, alleine schon aufgrund der Preiserhöhungen für Energie und für Lebensmittel. Für all das eine Lö­sung zu finden, das wäre Ihre Aufgabe. Und da muss ich Ihnen sagen, dahin gehend sind Sie leider Gottes nicht gut zu beurteilen: Sie haben die Pensionisten gemeinsam mit der Österreichischen Volkspartei tatsächlich im Regen ste­hen lassen, Herr Bundesminister und werte Abgeordnete der Bundesregierung, Sie haben in den letzten zwei Jahren einen Pensionsraub angezettelt, den es in diesem Ausmaß in der Zweiten Republik noch nie gegeben hat. (Beifall bei der FPÖ.)

15.45


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Koza. – Bitte.


15.45.48

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Zusehe­rinnen und Zuseher! Liebe SPÖ, lieber Kollege Muchitsch, wenn sich gewisse Situationslagen ändern, dann sollte man auch Reden zu Dringlichen Anträgen, die vielleicht vorgestern geschrieben worden sind, ändern. Das, was du soeben in deinem Einstiegsstatement erzählt hast, hat ehrlich gesagt überhaupt nichts mehr mit dem zu tun, wie die Situation aktuell ausschaut. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Obernosterer.)

Es ist mir auch vollkommen unklar, warum nun auf einmal behauptet wird, im Sozialausschuss hätten wir nicht angekündigt, dass das repariert wird, wenn beim letzten Sozialausschuss Kollege Hammer noch gesagt hat, dass am Donnerstag der zweite Teil der Trägerrakete zünden wird. Die Reparatur


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ist heute da, und wir tun das, was in Wirklichkeit die pragmatischste, nahe lie­gendste und logischste Lösung in dieser Situation ist: dass man nämlich genau für die Dauer der hohen Inflation – zumindest einmal für diese zwei Jah­re – die Aliquotierung aussetzt, damit es für Menschen, die 2023 oder 2024 in Pension gehen, so etwas wie eine Rechtssicherheit gibt, dass sie nicht verlieren werden und dass ihre Pensionen auf jeden Fall entlang der Inflationsrate angepasst und wertgesichert werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das ist etwas, das zentral gefordert worden ist, wozu heute auch Kollege Katzian vom ÖGB richtigerweise sagte: Gut, ist einmal eine richtige Lösung, nun ha­ben wir einmal zwei Jahre Zeit, dann schauen wir uns das an und überlegen uns, was noch weiter zu tun sein wird. (Zwischenrufe bei der SPÖ sowie der Abg. Belakowitsch.) Wir wissen nicht, wie die Situation in drei Jahren ausschaut.

Jedenfalls, meine sehr geehrten Damen und Herren, nur ganz kurz einmal zur Regelung: Was heißt das? – Wer im Jahr 2023 oder im Jahr 2024 in Pen­sion geht, der bekommt auf jeden Fall die Erstaufwertung, die Indexierung, die Inflationsanpassung der Pension in den Jahren 2024/2025 vollständig, so wie die Inflationsrate ist, und es gibt in dieser Hinsicht keine Verluste. (Abg. Belakowitsch: Das ist ja keine Rechtssicherheit!) Dann, meine sehr geehrten Damen und Herren, wird einmal weiter geschaut. Es ist ja auch so, dass die SPÖ angekündigt hat, sie wird zum Verfassungsgerichtshof gehen: Ja, warten wir einmal dieses Urteil ab, ob die Aliquotierung wirklich verfassungswidrig ist. Wenn sie nicht der Verfassung entspricht, dann wird sie aufgehoben und es ist ohnehin erledigt. (Abg. Belakowitsch: ... die Politik! Wollt’s jetzt wirklich, dass die Gerichte uns sagen ...?!) Nur, meine sehr geehrten Damen und Herren, meine sehr geehrten Zuseherinnen und Zuseher, verlassen Sie sich bitte nicht darauf, dass, wenn der Verfassungsgerichtshof feststellen sollte, dass im ersten Jahr die Pensionen valorisiert werden müssen, sie dann tatsächlich auch so erhalten bleibt, insbesondere, wenn SPÖ, ÖVP oder FPÖ regieren.


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Da – und das finde ich schon recht lustig – gestern und heute immer wieder vonseiten der Opposition, von SPÖ und FPÖ, von einem angeblichen Pensionsraub durch die Regierung die Rede war (Abg. Belakowitsch: Nicht angeblich, tatsächlich!): Sehr geehrte Damen und Herren, heute ist klar, dieser Pensionsraub findet selbstverständlich nicht statt, er war auch überhaupt nie geplant. (Zwischenruf der Abg. Cornelia Ecker.) Interessanterweise ist es aber schon so: Wenn man sich wirklich mit der Bezeichnung Pensionsraub auseinandersetzen will und einmal fragt: Na, gibt es überhaupt irgendeine Rechtfertigung für so einen Begriff oder hat es so etwas jemals gegeben?, dann sollte man vielleicht einmal in die Zeit von vor ein paar Jahren zurückblicken.

Ich weiß schon, das machen FPÖ, SPÖ und auch die ÖVP nicht wirklich gerne. Die Hymne der SPÖ ist ja inzwischen nicht mehr „Die Arbeit hoch!“, son­dern „Glücklich ist, wer vergisst“ (Heiterkeit des Abg. Leichtfried), das ist inzwi­schen so. Die SPÖ war ja nie in der Regierung und auch die FPÖ war nie in der Regierung, aber wir erinnern schon sehr gerne daran, wie denn das damals mit den Valorisierungen im ersten Jahr, mit der Inflationsanpassung im ersten Jahr der Pension war. (Abg. Leichtfried: Das war jetzt ein ähnlich guter Schmäh wie der vom Herrn Fuchs! – Ruf: ... in der Regierung!)

Im Jahr 2003 – passen Sie auf, Herr Kollege Leichtfried! – gab es eine schwarz-blaue Regierung, und damals hat de facto die FPÖ die Abschaffung der Erstvalorisierung überhaupt erst erfunden. Ja, unter dem FPÖ-Sozialminister Herbert Haupt – vielleicht können Sie sich noch erinnern, ich kann mich noch gut erinnern – wurde die Erstvalorisierung abgeschafft.

2009 wurde sie wieder eingeführt, 2010 wieder abgeschafft. Wer war es dies­mal? – Diesmal war es der hochgeschätzte SPÖ-Sozialminister Rudi Hunds­torfer. Er hat damals die Erstvalorisierung abgeschafft. Kollege Muchitsch war damals bereits im Nationalrat. Ich kann mich an keine Rede erinnern, in der er von Pensionsraub gesprochen hat, ich kenne keine, auch kei­ne OTS. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)


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Auch Kollege Leichtfried, der gestern groß von Pensionsraub geredet hat, war damals nicht zu vernehmen. (Abg. Michael Hammer: Schaut nach Show aus bei der SPÖ!) Wahrscheinlich hat sich das nicht bis Brüssel herumgesprochen, dass es gekürzt worden ist, denn er ist ja damals im Europäischen Parla­ment gesessen; anders kann ich es mir nicht erklären. (Abg. Leichtfried: Ich glaube, Sie können sich viel nicht erklären! Das ist das Problem!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, gehen wir bitte ein bisschen weniger leichtfertig mit derartigen Begriffen um! Es ist einfach so, die Erstvalorisie­rung ist in den letzten Jahrzehnten immer wieder abgeschafft und wieder einge­führt worden. Wir versuchen, jetzt etwas Stabilität und Rechtssicherheit zu geben. Es ist wichtig für die Menschen, die jetzt in Pension gehen, sich darauf verlassen zu können, dass die Teuerung für sie abgefedert wird. – Jetzt kommt Kollege Loacker und wird genau das Gegenteil behaupten.

Zuletzt noch ein herzliches Grüß Gott oder Guten Tag an die grüne Ortsgruppe Braunau! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

15.51


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Loa­cker. – Bitte sehr. (Ruf: Jetzt erzähl uns von der Koalition! – Abg. Leichtfried: Ein bisschen Koalition im ..., das wäre nett gewesen!)


15.51.43

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! So viel Freiheit von rationalen Argumenten in einer so kurzen Debatte muss man einmal zustande bringen! Klubobfrau Rendi-Wagner hat bekrittelt, die aktuelle Regelung sei ungerecht, weil sie nach Geburts­datum geht. – Also ein Pensionssystem, in dem das Geburtsdatum keine Rolle spielt, hüpfen Sie mir bitte einmal vor! Das ist ja wirklich frei von jeder Logik. (Abg. Michael Hammer: Bei den Roten nicht! Da kannst mit 50 einfach ge­hen! – Heiterkeit bei der ÖVP.)


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Jetzt kommt in Abwandlung einer Regelung, die es seit zwei Jahren gibt, eine zweijährige Übergangsregelung, und das ist für Kollegen Koza das Schaffen von Stabilität und Rechtssicherheit. Es ergibt alles keinen Sinn, und zwar die bestehende Regelung nicht und die, die jetzt geschaffen wird, auch nicht. Ich möchte Ihnen kurz erklären, warum.

Wir dürfen davon ausgehen, dass die reguläre Pensionserhöhung zum nächsten 1. Jänner ungefähr 10 Prozent ausmachen wird; das ist dann auch mathe­matisch einfacher zu rechnen. Das würde bei der aktuellen Aliquotierungsrege­lung bedeuten: Wenn Sie im Mai in Pension gehen, dann bekommen Sie 6 Prozent Erhöhung, und wenn Sie im Juni in Pension gehen, dann bekommen Sie 5 Prozent Erhöhung. Das heißt, länger arbeiten ist ein Nachteil.

Das haben Sie erkannt und messerscharf den falschen Schluss gezogen, nämlich: Na gut, dann geben wir allen die volle Erhöhung! (Abg. Leichtfried: Na zum Glück haben wir ja dich!) Das führt zu folgendem Ergebnis: Wenn Sie im Dezem­ber 2023 in Pension gehen, bekommen Sie einen Monat danach 10 Pro­zent Erhöhung. Wenn Sie im Jänner in Pension gehen, also einen Monat länger arbeiten, bekommen Sie nichts, dann wird lediglich Ihr Pensionskonto um 2,1 Prozent aufgewertet. Sie machen also wieder die, die länger arbeiten, zu den Dummen, nur halt in einem anderen Monat.

Das kann man jetzt mögen oder nicht: Die einzige Regelung, die dafür sorgt, dass ein zusätzlicher Arbeitsmonat immer auch mehr Pension zur Folge hat, das war die – zwischenzeitlich immer wieder im Wahnsinn abgeschaffte – Schüssel-Regelung: Im ersten Jahr habe ich keine Erhöhung; erst wenn ich ein volles Jahr in Pension bin, habe ich eine Erhöhung. Bei dieser Systematik war ein zu­sätzlicher Arbeitsmonat immer von Nutzen.

Nun weiß ich schon, dass das nicht populär ist. Da gehen jetzt zweimal 100 000 Leute in Pension, und dann stellt sich ein Politiker hin und sagt: Ich will euch nicht noch mehr geben! – Damit gewinnt man keine Wählerstimmen. Politiker haben aber nicht nur die Aufgabe, Geld zu verteilen, Politiker haben


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nicht die Aufgabe, die Fahne nach dem Wind zu hängen, sondern Politiker haben auch die Aufgabe, zu erklären, warum es so ist.

Für unsere Fraktion ist klar: Ein zusätzlicher Arbeitsmonat muss sich rentieren. Wir brauchen also ein System, bei dem ein Monat länger zu arbeiten im­mer mehr Pension abwirft; und wir brauchen ein System, das so ausbalanciert ist, dass die nächste Generation auch noch solide Finanzen und ein funktionie­rende Pensionssystem vorfindet. Wir werden nämlich im heurigen Kalenderjahr ungefähr 25 Milliarden Euro in die Pensionssysteme buttern. Man kann sagen, das ist viel oder nicht viel, aber schon in drei Jahren werden das 32 Mil­liarden Euro sein, und durch die hohe Inflation ist wahrscheinlich die Pro­gnose von 32 Milliarden Euro eh viel zu bescheiden.

Wenn wir wollen, dass das System in 30, 40 Jahren noch hält, dann kann man nicht bei jeder ASVG-Novelle noch einmal die Millionen hinausbuttern, wie Sie das machen – wie Sie es bei der Einmalzahlung, bei der Anpassung des Frauenpensionsalters und da jetzt wieder gemacht haben. Jedes Mal hauen Sie das Geld hinaus, und das zahlen die Jungen. (Beifall bei den NEOS.)

Darüber hinaus haben wir eine unfassbare Schere zwischen den verbalen Erklärungen und den Taten. Wir hören hier immer schöne Reden: Die Menschen sollten länger arbeiten, wir müssen uns darum kümmern, dass sie länger im Erwerbsleben verbleiben!, aber die Pensionsregelung wird so geschnitzt, dass es gescheiter ist, im November oder im Dezember in Pension zu gehen als im Jänner. Sie machen das Gegenteil von dem, was Sie sagen.

Staatssekretärin Plakolm hat zwar null Zuständigkeit, aber den Schlapfen weit offen. (He-Rufe bei der ÖVP.) Sie gibt ein Interview nach dem anderen und sagt: Wir müssen etwas tun für das Pensionssystem und für die Jungen! – Und was macht die Regierung? – Das Gegenteil: Auf Kosten der Jungen werden die Milliarden hinausgebuttert. (Abg. Wurm: Für den Schlapfen gibt es einen Ord­nungsruf!) – Ich weiß nicht, was es da für einen Ordnungsruf geben soll,


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wenn ich sage: Auf Kosten der Jungen werden Milliarden hinausgebuttert! Kol­lege Hammer hat mich gebeten, ich soll das ökosozialistische Geldvernich­tung nennen, was ich hiermit gemacht habe. (Abg. Leichtfried: Was ist an der ÖVP sozialistisch? So ein Unfug!)

Die Regierung könnte auch eines lernen: Sie haben in den letzten drei Jahren 45 Milliarden Euro an Hilfsgeldern hinausgebuttert, und wie die Umfragen zeigen, danken es Ihnen die Wähler nicht. Das wäre eine gute Gelegenheit, zu sagen: Dann machen wir doch das Vernünftige statt das Populistische, wenn es die Wähler eh nicht honorieren! – Und das Vernünftige wäre, zu sagen: Gehen wir zurück zur Logik von Wolfgang Schüssel, Rudi Hundstorfer, Alois Stöger und Beate Hartinger-Klein und führen eine Wartefrist im ersten Jahr wieder ein! – Danke schön. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Hörl: Mit Stöger tu ich mir schwer, Herr Loacker!)

15.57


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Holzleitner. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


15.57.20

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Uns als SPÖ ist es wirklich seit Jahren ein zentrales Anliegen, auch die Altersarmut von Frauen in diesem Land zu bekämpfen. Warum? – Weil die Pensionsschere zwischen Männern und Frauen noch immer bei über 40 Prozent liegt! Über 40 Prozent – das ist so (mit den Armen eine weit geöffnete Schere andeutend) eine Schere!

Deshalb ist es für uns von Anfang an klar gewesen, dass diese Aliquotierung, die insbesondere die Frauen trifft, für uns so nicht tragbar ist (Abg. Pfurtscheller: Wir heben sie jetzt eh auf!), weil es insbesondere die Frauen sind, die so durch ihre Pensionslücke auch noch einmal mehr getroffen werden und weiter in die Altersarmut gedrängt werden. (Beifall bei der SPÖ.)


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Wir wollen Frauen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen, ohne aliquotierte Pension, denn die ermöglicht das nicht. Wir wollen Absicherung und keine Almosen. Frauen erhalten aktuell über 800 Euro weniger Pension als Männer – über 800 Euro weniger! Durch die Aliquotierung wird diese Lücke noch größer, weil es sich Frauen oftmals nicht aussuchen können, wann sie in Pension gehen. (Abg. Pfurtscheller: Aber sie wird ja jetzt ausgesetzt, bitte!)

Die Ursachen für diese Pensionslücke liegen auf der Hand, aber sie werden sei­tens der Regierungsmehrheit nicht bekämpft, sie werden nicht in Angriff genommen. Nahezu die Hälfte aller Frauen arbeitet in Teilzeit, viele davon un­freiwillig! Die Teilzeitquote bei den unselbstständig beschäftigten Frauen liegt aktuell bei über 48 Prozent. Welche Maßnahmen setzen Sie, um hier Frau­en zu unterstützen?

Ein Großteil der unbezahlten Arbeit in Österreich wird von Frauen erledigt: Pflege, Haushalt, Carearbeit, Kinderbildung, all das wird von den Frauen unbezahlt und ungedankt erledigt. Wo sind die Kinderbildungsplätze, die wir benötigen würden? (Beifall bei der SPÖ.)

Frauen verdienen in Österreich für ihren Vollzeitjob noch immer rund 20 Pro­zent weniger als Männer in derselben Position. Wo ist die Lohn­transparenz, die diese Ungleichheit endlich beenden würde? (Beifall bei der SPÖ.)

Und Frauen arbeiten noch immer sehr stark in sogenannten Frauenbranchen, etwa im Handel oder im Sozialbereich. Wo sind da die gerechten Löhne für die Frauen und auch die Maßnahmen, damit Frauen nicht mehr schlechter bezahlt werden? (Beifall bei der SPÖ.)

Es wirkt fast so, als wollte die Bundesregierung diesen gesellschaftlichen Wandel nicht einleiten, als wollte sie Frauen nach wie vor kleinhalten. Die Aliquo­tierung der Pensionen wird einfach so hingenommen. (Abg. Pfurtscheller: Stimmt ja nicht!) Was passiert denn ab 2026? – Die Unklarheit ist groß. Es gibt eine Übergangsregelung für zwei Jahre, die morgen beschlossen werden soll.


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Zwei Jahre: Was passiert danach? – Die Unklarheit ist groß. Das Drama geht ja weiter; die Gewissheit ist für viele Frauen nicht da. Das ist genauso eine Mogelpackung wie die 15a-Vereinbarung zur Kinderbetreuung im vergangenen Jahr – Mogelpackung nach Mogelpackung durch diese Regierung. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein Fakt, den Sie auch vollkommen negieren: 40 Prozent der Frauen treten nicht aus dem Erwerbsleben in die Pension über. Sie werden am erstmöglichen Tag, an dem sie in Pension gehen können, auch in Pension geschickt. Das heißt, sie könnten diese Aliquotierung gar nicht selbstbewusst abwenden, da sie einfach geschickt werden, weil sie in der Arbeitslosigkeit sind und nicht im Erwerbsleben. Ihnen wird da auch die Selbstbestimmtheit genommen. Es wird überhaupt nichts getan, damit Frauen im Erwerbsleben bleiben und wirklich auch vom Erwerbsleben in die Pension übertreten – 40 Prozent! (Abg. Zopf: Sie suchen um die Pension an!) – Was, die Frauen suchen nicht nach Jobs? (Abg. Zopf: Sie suchen an um die Pension! Um die Pension muss man ansuchen!)

Also es ist wirklich ein Wahnsinn, dass dieser Fakt, dass Frauen einfach von der Arbeitslosigkeit in die Pension übertreten (Abg. Heinisch-Hosek: Oder aus einer Krankheit heraus!), mit „Sie suchen an um die Pension!“ negiert wird. (Neuer­licher Zwischenruf der Abg. Zopf.) – Ja, aber wir wollen doch Frauen die Selbstbestimmtheit ermöglichen, indem sie im Erwerbsleben bleiben – gute Jobs, gute Arbeitsbedingungen, ein selbstbestimmtes Leben für die Frauen! (Beifall bei der SPÖ.) Man merkt aber: Die ÖVP hat da wirklich den Zeitgeist noch nicht erreicht.

Herr Kollege Loacker, ja, in diesem Zusammenhang muss man auch klar von Ge­burtenlotterie sprechen, wenn man es sich eben nicht aussuchen kann, weil man in die Arbeitslosigkeit gerutscht ist, weil man vielleicht auch vom Unterneh­men rausgeworfen worden ist, weil man als Arbeitnehmerin zu teuer ist. Das ist für uns Geburtenlotterie. (Abg. Loacker: Kündigung ist Geburtenlotterie?)


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Es ist aber gut, dass es nach massivem Druck der SPÖ auch wirklich gelungen ist, eine Regelung für 200 000 Pensionistinnen und Pensionisten zu fin­den – ein erster wirklich guter Schritt in die richtige Richtung. Was passiert aber nach 2026? Unser Druck bleibt aufrecht, damit diese Pensionsaliquotierung wirklich endlich gekippt wird – wenn es notwendig ist, durch den Ver­fassungsgerichtshof –, denn es ist einfach unfair den Frauen gegenüber, unfair gegenüber jenen, die sich den Eintritt in die Pension eben nicht aussuchen können, und unfair gegenüber den Frauen, die einfach nach wie vor 40 Prozent weniger Pension als die Männer bekommen.

Aber, Herr Minister: You had me at Ampel. (Beifall bei der SPÖ.)

16.02


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hammer. – Bitte.


16.02.53

Abgeordneter Mag. Michael Hammer (ÖVP): Sehr geschätzter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Diese Debatte über den Dringlichen Antrag – das hat unser Klubobmann auch schon ausgeführt – ist eine reine Show und Selbstdar­stellung der SPÖ. Das merkt man an jedem einzelnen Redebeitrag.

Es wird da ja so getan, als müsste das Pensionssystem in Österreich nahezu neu erfunden werden, als wäre das alles so furchtbar. (Abg. Heinisch-Hosek: Ihr habt in letzter Sekunde reagiert, auf unseren Druck, das ist die Wahrheit!) Ich möch­te daran erinnern, dass es schon so ist, dass es gesetzliche Regelungen gibt, sowohl was das Pensionssystem als auch was den gesetzlichen Anpassungs­faktor betrifft, der einmal grundsätzlich gesichert ist und ohnehin meistens überboten wird. (Abg. Leichtfried: Hat der August schon alles gesagt!)

Auch was die Aliquotierung betrifft, gibt es klare gesetzliche Regelungen. Viele dieser Regelungen wurden – und das wurde heute schon mehrfach ge-


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sagt – natürlich auch unter Regierungsbeteiligung der SPÖ einge­führt. (Abg. Stöger: Unter Schwarz-Blau gemacht!) Ich glaube, das sollte man nicht vergessen.

Wenn die SPÖ in ihrem Populismus wieder einmal das Pensionssystem bearbeitet und von Pensionsraub spricht, dann muss man sagen: Ehrlich meint es mit den Pensionistinnen und Pensionisten immer der, der sich nachhaltig dafür einsetzt, dass das Pensionssystem abgesichert ist. (Abg. Heinisch-Hosek: Deshalb müsst ihr was tun!) Das sind sicher nicht die Sozialdemokraten, sondern das sind Parteien wie die Österreichische Volkspartei, denen das ein­fach ein Anliegen ist.

Man kann es so sehen wie die NEOS, Kollege Loacker: Dem sind die Pen­sionistinnen und Pensionisten kein Anliegen, aber die Absicherung des Systems. Das muss man ihm zugestehen. Uns ist beides wichtig: dass wir zum einen das System absichern und zum anderen auch immer wieder reagieren, damit die Pensionistinnen und Pensionisten vor allem in schwierigen Zeiten auch zu ihren Leistungen kommen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Heinisch-Hosek: In letzter Minute!)

Man muss da maßvoll und treffsicher vorgehen. Wir reagieren jetzt auch pro­aktiv (Abg. Heinisch-Hosek: Auf unser Drängen hin!), weil viele gesetzliche Bestimmungen, die bestehen, gerade jetzt im Zuge der Teuerung und der hohen Inflation natürlich nicht ganz so passen, wie es in der Vergangenheit war. Darum werden wir diese Aliquotierung auch für zwei Jahre aussetzen.

Liebe Damen und Herren von der SPÖ, zu Ihrem Schauspiel gehört ja auch (Abg. Heinisch-Hosek: Moment!), dass sich Kollege Stöger erdreistet, hier heraus­zugehen und noch eine tatsächliche Berichtigung zu machen, wir hätten im Aus­schuss nicht angekündigt, dass es bis zur zweiten Lesung eine Lösung gibt. Also bitte, ich habe dort – und Kollege Koza hat das zitiert – gesagt: Wir zünden von dieser Trägerrakete die Stufe eins, das ist die Reparatur der Einmal­zahlung, und bis zur zweiten Lesung kommen die Reparatur und die Regelung bei der Aliquotierung. (Abg. Stöger: Ihr habt nicht gesagt, dass ihr es aussetzt!)


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Und weil ihr es ja uns nicht glaubt und weil ihr immer wieder faktenwidrig behauptet, das sei nicht so gewesen: Lest bitte in der OTS der Parla­mentsdirektion nach! Da steht drinnen, dass Kollege Hammer – das bin in diesem Fall ich (Heiterkeit bei der SPÖ – Abg. Leichtfried: Wie ist das in einem anderen Fall?) – gesagt hat: Die „zweite Stufe der Träger­rakete werde [...] bald“, bis zur zweiten Lesung, „gezündet“. – Ja bitte, das ist ja überhaupt kein Thema.

Weil Frau Klubobfrau Rendi-Wagner und Kollege Muchitsch heute schon gesagt haben, die SPÖ sei jetzt daran beteiligt, dass es eine Lösung gibt: Dafür haben wir euch nicht gebraucht, das haben wir selber zusammengebracht. Pen­sionsraub zu schreien ist keine Lösung. Da ist das, was Kollege Katzian gesagt hat, gescheiter: Das ist eine gute Lösung, das ist in Ordnung! (Abg. Heinisch-Hosek: Als erster Schritt!)

Ganz allgemein noch – unser Klubobmann hat das schon angesprochen –: Wie gesagt ist das eine Show der SPÖ, um von ihren wirklichen Problemen abzulenken. Ich glaube, der Auftritt, den ihr heute wieder geboten habt, hat das Ziel, die Anzahl von 73 Kandidatinnen und Kandidaten wieder zu reduzie­ren (Abg. Heinisch-Hosek: In letzter Minute habt ihr reagiert! Fast wär’s zu spät ge­wesen!), denn ich glaube, da werden jetzt einige die Kandidatur zurück­ziehen, weil so einer Truppe keiner vorstehen will. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

16.06


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wurm. – Bitte. (Ruf bei der ÖVP: Vielleicht bewirbt sich der Wurm!)


16.06.34

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Werte Zuseher! Zuerst vielleicht zu Frau Kollegin Rendi-Wagner, da Sie uns ja gefragt haben, ob wir Freiheitliche das unterstützen: Sie wissen das, in den Ausschüssen haben wir das klarerweise immer unterstützt. Wir werden auch diesen Antrag unterstützen. Ob wir Ihren Antrag dieser Verfassungsklage unterstützen, werden wir intern noch besprechen.


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Ich möchte aber schon auch jetzt einmal die Gelegenheit nützen, Frau Kollegin, da Sie ja auch keine Gelegenheit auslassen, uns als Freiheitliche auszu­grenzen und jede Zusammenarbeit mit uns ausschließen, Sie ganz klar zu fragen: Wollen Sie jetzt irgendwie für die Menschen etwas weiterbringen, oder geht es immer nur ohne uns Freiheitliche? Es kann ja nicht sein, dass Sie sagen, Sie brauchen uns bei gewissen Dingen, aber mit uns keine Zusammenar­beit wollen. Sie haben immer gesagt: mit der FPÖ niemals! (Abg. Rendi-Wagner: Koalition!) – Also vielleicht kommt da heute einmal eine Klarstellung. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir werden grundsätzlich die Dinge unterstützen, Frau Kollegin, die den Österreicherinnen und Österreichern helfen. Ich finde die Ausgrenzungspolitik der Sozialdemokratie in diesem Fall falsch, aber es gibt ja manche Dinge, die ich nicht ganz nachvollziehen kann.

Die Aliquotierung wurde, glaube ich, jetzt allumfassend und sehr intensiv von allen Fraktionen erklärt: Sie wird aufgehoben. Dass das Ganze natürlich jetzt ein bisschen ein Pfusch ist, sage ich einmal vereinfacht, ist, glaube ich, auch jedem klar geworden. Pech haben alle, die 2022 in Pension gegangen sind: Die fallen durch den Rost, das ist auch klar. Dass diese Regelung auf Dauer auch keine Lösung ist, ist, glaube ich, jetzt offensichtlich geworden. Ich möchte aber schon die Gelegenheit nützen, beim Pensionsthema vielleicht auch noch einige andere Dinge, die wichtig sind, anzusprechen. Da wäre es auch einmal schön, wenn es eine klare Botschaft gäbe, vor allem auch weil die Sozialdemokratie heute diesen Antrag eingebracht hat.

Die Abschaffung der Luxuspensionen ist ein altes Thema von uns, bei dem ich bis heute auf Unterstützung durch die anderen Fraktionen warte. Wir ha­ben in Österreich immer noch in etwa 40 000 bis 50 000 Luxuspensionisten mit Pensionen von 10 000 Euro und mehr im Monat. Die Gesamtkosten für den Staat betragen schätzungsweise 1 Milliarde Euro pro Jahr. Da wäre dringend Handlungsbedarf, aber ich sehe in den Reihen der anderen vier Parteien Schweigen und in den Sand gesteckte Köpfe. (Abg. Leichtfried: Wenn wir einen


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Zwischenruf machen, passt es auch nicht!) Da wird offensichtlich nicht viel passieren, aber es ist klar, dass natürlich auch gerade bei der Sozialdemokratie einige betroffen sind.

Dann das Thema Hacklerpension – da schaue ich jetzt Richtung ÖVP –: Auch das ist ein Thema, zu dem wir unzählige Anträge eingebracht haben. Ich kann es nur noch einmal sagen – es ist, glaube ich, auch heute klar geworden –: Was wir brauchen, sind Menschen, die ins Sozialsystem einzahlen, das Sozialsystem erhalten, Steuern zahlen, und das möglichst lange. Die­se Menschen, die 45 Jahre in das Sozialsystem eingezahlt haben, Steuern gezahlt haben, dann mit Abschlägen in der Pension zu bestrafen – was passiert ist –, ist meiner Meinung nach untragbar.

Man müsste diese Menschen, sage ich einmal – es betrifft hauptsächlich Männer, zukünftig aber immer öfter auch Frauen –, eigentlich zu Helden oder Heldinnen der Arbeit erklären. Die brauchen wir zukünftig, und Sie bestra­fen sie aktuell mit diesem System. Es gibt Anträge von uns Freiheitlichen, um das zu verbessern beziehungsweise aufzuheben. Ich ersuche einfach um Zustim­mung.

Ich komme zu einem anderen Thema – ich habe gehört, in der Regierung passiert diesbezüglich etwas –: Herr Minister, vielleicht kommt irgendwann einmal et­was zur berühmten Aktion 60 plus unseres Kollegen Erwin Angerer, indem man den Menschen in der Pension die Möglichkeit gibt, auf freiwilliger Basis steuerfrei und sozialabgabenfrei – oder mit sehr reduzierten Steuern und Abga­ben – in der Pension zu arbeiten, ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. Herr Minister, ich weiß nicht, ob etwas kommt, aktuell hört man in Sonn­tagsreden – vor allem vonseiten der ÖVP kommt das immer wieder –, man wolle diese Fachkräfte nicht am Arbeitsmarkt quasi versanden lassen. Das wäre auch eine wichtige Botschaft.

Dann ein Thema, das heute ganz kurz von Frau Kollegin Holzleitner erwähnt worden ist: Natürlich müssen die Kindererziehungszeiten besser im Pen-


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sionssystem angerechnet werden. Auch dazu gibt es von uns Vorschläge, näm­lich diesen Wert, der derzeit bei ungefähr 2 000 Euro monatlich liegt, zu erhöhen oder zumindest 14-mal im Jahr und nicht wie derzeit zwölfmal im Jahr anzurechnen. Da kann ich vor allem die ÖVP – die Grünen lasse ich einmal aus, weil die momentan, glaube ich, wenig mitzubestimmen haben – nur bitten, ernst zu machen und die Frauen, die zu Hause bleiben und ihre Kinder er­ziehen, nicht im Stich zu lassen, indem diese Zeiten besser auf ihr Pensionskonto angerechnet werden.

Das nächste Thema – das ist sehr technisch, ich erwähne es dennoch –: Aufgrund der sehr hohen Inflation haben aktuell jene, die in Pension gehen, ein Problem, und zwar, dass das Pensionskonto nicht in Höhe der Inflation aufgewertet wird. Da hinkt man teilweise zwei bis drei Jahre hinterher. Herr Minister, ich würde ersuchen, diese Werte aufgrund der aktuell hohen In­flation einfach schneller anzupassen, damit die Anpassung des Pensionskontos wirklich halbwegs der Inflationsrate entspricht. Momentan bedeutet das für jene, die 2022 in Pension gegangen sind oder 2023 gehen, Verluste von bis zu 10 Prozent.

Abschließend möchte ich der lieben Sozialdemokratie noch etwas mitgeben: Letzte Woche wurde im Tiroler Landtag ein Antrag eingebracht, mit dem die Regierung aufgefordert wurde, die angekündigte Kürzung von Sozialleistun­gen für Teilzeitkräfte zu bekämpfen. Interessanterweise, und da können Sie bei der Tiroler Sozialdemokratie nachfragen, hat die Sozialdemokratie ge­meinsam mit der ÖVP diesen Antrag abgelehnt. Das ist mir nicht ganz erklärlich, aber vielleicht ist das beim momentanen – sage ich einmal – kleinen Chaos in der Sozialdemokratie irgendwie untergegangen. Vielleicht kann man das ein­mal klären. Ich war immer der Meinung, die Sozialdemokratie sei auch ge­gen eine Kürzung der Sozialleistungen für Teilzeitkräfte und Alleinerzieher:innen. Bitte um Aufklärung. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

16.13



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 321

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ribo. – Bitte sehr.


16.13.35

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Herr Präsident! Geschätzter Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher:innen hier auf der Galerie und natürlich auch zu Hause vor den Bildschirmen! Unser Druck hat gewirkt, deshalb hat die Regierung die Aliquotierung der Pensionen für die nächsten zwei Jahre ausgesetzt! Unser Druck hat gewirkt, deshalb hat die Regierung die Ausgleichszulage erhöht! Unser Druck hat gewirkt, deshalb hat die Regierung 1 Milliarde Euro für die Pflegereform in die Hand genommen! – So oder so ähnlich lauten immer wieder Kontrast-Schlagzeilen.

Meine Damen und Herren! Kontrast ist ein SPÖ-nahes Magazin beziehungswei­se ein Magazin des SPÖ-Parlamentsklubs. Ich frage mich immer: Wo war dieser Druck, als ihr selbst in Verantwortung wart, als ihr in der Regierung wart? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Heinisch-Hosek: Wollen Sie wirklich alle Reformen aufgezählt bekommen? Abendfüllend!)

Anscheinend habt ihr damals den Druck eures Gewissens nicht so wahrgenom­men, sonst hättet ihr bei den Pensionen zum Beispiel nicht eine einjährige Wartefrist bis zur ersten Pensionsanpassung eingeführt. (Abg. Heinisch-Hosek: Sie vergleichen Äpfel mit Birnen!) Wir haben heute hier einen früheren Ge­sundheitsminister sitzen, der damals den Zugang zu den Pflegestufen 1 und 2 verschärft hat. Genau dieser Minister hat damals auch die 13. Familienbei­hilfe auf 100 Euro gekürzt. (Abg. Heinisch-Hosek: Warum geht es jetzt den Leuten schlechter? Warum? Das würde ich gerne wissen! Heute geht es den Leuten schlecht!) All diese Verkürzungen und Verschärfungen sind unter einem SPÖ-Bundeskanzler beschlossen worden. Ich weiß, ihr könnt hier rauskom­men, euch empören, das ist euer Recht, aber für viele Ungleichheiten in diesem Sozialsystem seid ihr mitverantwortlich. (Beifall bei den Grünen. –
Abg. Heinisch-Hosek: So ungleich wie jetzt war es noch nie!)


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Natürlich kann man die FPÖ von ihrer Verantwortung nicht freisprechen. Während jeder FPÖ-Regierungsbeteiligung gab es unzählige Grauslichkeiten – Gott sei Dank oder zur Freude aller sind einige bereits vom Verfas­sungsgerichtshof aufgehoben worden, wie zum Beispiel aktuell das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz –, aber von der FPÖ erwarte ich mir wie gesagt auch nichts anderes.

Jetzt zur SPÖ: Wenn ihr nicht ständig von Pensionsraub sprechen würdet und euch mehr um gerechte Sozialpolitik kümmern oder darauf fokussieren würdet, dann könnten wir gemeinsam – und ich meine wirklich gemeinsam – vieles in diesem Land weiterbringen und viel Gutes für die Menschen in diesem Land machen. (Abg. Heinisch-Hosek: Wen meinen Sie? Doch nicht uns?!)

Wir haben derzeit eine hohe Inflation. Das haben wir heute, glaube ich, schon hundertmal gehört. (Abg. Heinisch-Hosek: Aber es ändert nichts an der Tat­sache!) Eigentlich brauchen wir es gar nicht zu sagen, die Leute wissen das ohne­hin. Die Leute wissen es, sie spüren es beim Einkaufen, sie spüren es bei der Miete, sie spüren es bei der Stromrechnung, bei den Heizkosten – es ist überall zu spüren. (Zwischenruf der Abg. Holzleitner.) Vonseiten der Regierung sind viele, viele Hilfspakete geschnürt worden, um genau dort zu helfen, wo es not­wendig ist.

Die, die aktuell dringend Hilfe brauchen, sind unter anderem eben auch die Pen­sionist:innen. Für sie ist das tägliche Leben zu einem finanziellen Kraftakt geworden. Das schränkt sie in ihrem Leben ein. Das ist uns bewusst, deswegen noch einmal ein Dankeschön an Minister Rauch und auch an den Koali­tionspartner, dass diese Maßnahme, die Aussetzung der Aliquotierung, gelungen ist. Rund 200 000 Menschen, 200 000 Neupensionist:innen, vor allem Frauen, werden davon profitieren und das ist gut so. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Loacker: Es ist nicht so schwierig, fremdes Geld zu verteilen! Das kann jeder!)


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Nach wie vor, und da stimme ich der Kollegin von der SPÖ zu, sind es Frauen, die sowohl in der Arbeitswelt als auch in der Pension benachteiligt sind. Nach wie vor sind es Frauen, die daheim die Carearbeit machen. Nach wie vor sind es Frauen, die – nicht freiwillig, sondern weil sie es müssen – Teilzeit arbeiten. Das ist etwas, das nicht erst seit gestern oder seit vorgestern bekannt ist, das wissen wir schon seit Jahren, seit Jahrzehnten. (Abg. Holzleitner: ... 15a-Vereinbarung verhandelt worden! Es hätte die Möglichkeit gegeben, den Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ...! – Zwischenrufe der Ab­geordneten Cornelia Ecker und Schroll.)

Natürlich ist es in unser aller Interesse, da Verbesserungen zu schaffen. Deswegen wirklich meine Bitte an die Sozialdemokratie: Lasst es bitte mit dem Populismus! Lasst es! Das ist die Schiene der FPÖ. Kämpfen wir gemein­sam für die Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt und bei den Pensionen! Lasst das mit dem Populismus! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der ÖVP.)

16.18


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Brandstötter. – Bitte sehr.


16.18.35

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Herr Präsident! Herr Bundesminis­ter! Ältere Menschen wünschen sich zu Recht einen finanziell gut abgesi­cherten Lebensabend. Vielen Menschen ist es auch wichtig, dass ihre Kinder und ihre Enkelkinder eines Tages noch eine gute Pension haben werden. Von die­ser Generationengerechtigkeit aber ist unser Pensionssystem weit entfernt, weil immer weniger Beitragszahler immer höhere Beiträge stemmen müssen.

Um zu verhindern, dass dieses Umlagesystem in sich zusammenbricht, brauchen wir schon jetzt massive Zuschüsse aus dem Budget. Über 25 Prozent der jährlichen Gesamtausgaben des Bundes fließen aktuell in die Pensionen, Ten­denz steigend. Mich beunruhigt das, einige andere hier aber anscheinend


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nicht. Durch diese Zuschüsse bleibt immer weniger Steuergeld für andere Berei­che, in denen man diese Mittel wirklich dringend brauchen könnte – Pflege, Bildung, Mental Health. Weil heute auch schon von der unbezahlten Carearbeit die Rede war: Wie viel unbezahlte Carearbeit könnte man denn finanzie­ren, wenn man nicht diese massiven Zuschüsse zu den Pensionsausgaben leisten müsste?

Da sind wir gleich bei dem, was jetzt passiert: Die Regierung setzt die Ali­quotierung bei den Pensionen für zwei Jahre aus. Was kostet das eigentlich? – Man rechnet allein heuer – das sind Ihre Zahlen – mit Mehrkosten von 150 Millionen Euro. Noch einmal: Was könnten wir mit diesem Geld alles an unbezahlter Carearbeit finanzieren! Und wie begründet die Regierung ihre Maßnahme? – Sie sagt: Die Inflation ist so hoch, wir müssen da den Pen­sionisten helfen. Da sie auch hoch bleiben wird, müssen wir diese Aliquo­tierung für mindestens zwei Jahre aussetzen. – Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber so ganz en passant zu erfahren, dass die Inflation weiterhin hoch sein wird, entspannt mich jetzt auch nicht unbedingt.

Die Regierung hat im Kampf gegen die Teuerung komplett versagt, da wurde mit sündteuren Gießkannenmaßnahmen die Inflation zuerst in die Höhe getrie­ben. Während im gesamten Euroraum die Preise um 8,5 Prozent gestiegen sind, liegen wir bei 11 Prozent, und jetzt wird wieder die Gießkanne in die Hand genommen, um mit der Gießkanne die Gießkannenprobleme zu ver­schlimmbessern. Das ist einfach keine Lösung. (Beifall bei den NEOS.)

Heuer wird der Zuschuss zu den Pensionen aus dem Budget 25 Milliarden Euro betragen, ein Viertel des Bundesbudgets; 2026 werden es dann schon 32 Milliarden Euro sein, und dieses Geld fehlt an allen Ecken und Enden, dieses Geld fehlt vor allem bei der Kinderbetreuung, wie wir heute auch schon gehört haben. Ich will, dass Frauen gut verdienen und dass sie dann auch eine gute Pension haben. Aber: Wo bleiben denn die Kinderbetreuungsplätze,


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damit Familien überhaupt eine Wahl haben, vor allem damit Frauen arbeiten ge­hen können und sich nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden müs­sen? Da passiert einfach nichts!

An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass es unsere Landesrätin Andrea Klambauer in Salzburg war, die 2 500 neue Kindergartenplätze geschaffen hat; die Kin­dergartenplätze werden in Salzburg am Vormittag allgemein ab dem 1. April kos­tenlos sein. Das ist Frauenpolitik, das ist Sozialpolitik mit echtem Mehrwert.

Dieser Mangel an Kinderbetreuungsplätzen in Österreich schränkt die Wahl­möglichkeiten für uns Frauen ein, er führt fast automatisch zu Teilzeit­arbeit. Während die Teilzeitquote im EU-Schnitt sinkt, steigt sie in Österreich – genauso wie die Inflation. Diese Teilzeitarbeit schafft einfach keine exis­tenzsichernden Einkommen, sie sorgt für geringe Pensionsansprüche. Und da frage ich mich schon: Wo bleiben die anderen Maßnahmen, die auch im Regierungsübereinkommen stehen, wie zum Beispiel das automatische Pen­sionssplitting und weitere Maßnahmen gegen Altersarmut? Da passiert einfach gar nichts.

Für uns ist klar: Um zu einem zukunftstauglichen Pensionssystem zu kommen, müssen wir auch die unangenehmen Wahrheiten aussprechen, wir müs­sen die Dinge sagen, die unpopulär sind und die nicht jeder hören will, und dazu gehört auch: Wir werden immer älter, und wir müssen deshalb auch länger arbeiten. Jedes Jahr, das wir länger arbeiten, entlastet das Budget um mindes­tens 2 Milliarden Euro. Jetzt kann man sagen: Das ist mir relativ egal, denn das Budget spüre ich nicht wirklich. – Man kann es aber auch umgekehrt sehen: Es bringt ja auch ganz persönlich für einen sehr viel, denn jedes Jahr, das ich länger im Job arbeite, bringt mir eine um 7 bis 8 Prozent höhere Pension. Das sind durchschnittlich 140 Euro im Monat, und das steigt na­türlich auch mit jedem Jahr, das ich länger arbeite. Das hilft gegen Altersarmut, das hilft mir, dass ich meine Rechnungen besser bezahlen kann. Deshalb brauchen wir ein gemeinsames Pensionssystem mit denselben Regeln für alle.


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Wir müssen mit diesen Luxuspensionen, mit Sonderprivilegien, mit unnö­tigen Frühpensionierungsmöglichkeiten abfahren.

Wir brauchen ein einheitliches Pensionskonto mit denselben Regeln für alle. Wir brauchen eine Flexipension mit einer Pensionsautomatik, bei der die Bürger immer ganz genau sehen können, wo sie denn eigentlich stehen, weil viele Men­schen einfach überhaupt keine Ahnung haben, wie es eigentlich mit ihrer Pension ausschaut, da das System für viele kompliziert und undurchschaubar ist.

Und wir brauchen auch eine Angleichung beim Pensionsantritt. Wir müssen da­für sorgen, dass Frauen länger arbeiten. Ja, wir haben heute auch schon ge­hört, dass viele Frauen mit Mitte 50 einfach aus den Jobs rausgedrängt werden; das ist nicht zufriedenstellend! Aber: Wir haben ein Senioritätsprinzip, nach dem viele Menschen, je älter sie werden, mehr verdienen, und gleichzeitig ist es so, dass ich, wenn ich als Frau 55 bin und klar ist, dass ich mit 60 in Pension gehe, aus der Sicht von vielen Personalern mit 55 tatsächlich schon alt bin. Wenn aber Frauen länger arbeiten, sind sie mit 55 nicht mehr alt; das sollte man sich vielleicht auch einmal anschauen.

Also: Das sind drei Maßnahmen, die wir dringend fordern. Was wir nicht brau­chen, ist die Aussetzung der Aliquotierung, die einfach nur die Inflation weiter anheizt. (Beifall bei den NEOS.)

16.24


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Keck. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


16.24.44

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Es ist schon spannend, welche Argumente man hier hört, wenn eine Partei in diesem Haus mit einem Dringlichen Antrag in das Par­lament geht (Abg. Ribo: Der nicht dringlich ist!), weil es eine Problematik gibt, die der Bevölkerung wirklich unter den Nägeln brennt. Da hört man zum Beispiel: Das ist ein Ablenkungsmanöver der SPÖ, sie möchte nur von


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Interna ablenken. – Da hört man: Das ist ein Schauspiel!, und alles Mögliche. – Das ist es nicht, meine Damen und Herren, das ist kein Ablenkungsmanö­ver, das ist kein Schauspiel, sondern es sind Meinungen von Bürgerinnen und Bürgern.

Wir haben Hunderte Mails erhalten, und ich werde Ihnen zu den einzelnen Beispielen ein Mail vorlesen; wenn ich alle vorlesen würde, würde ich Stunden hier stehen. Nur weil Sie Ablenkungsmanöver gesagt haben: Da schreibt ein Mann, er möchte sich kurz vorstellen – ich darf den Namen und das Ge­burtsdatum nicht sagen –, er ist Polizist und leider auch von der Aliquo­tierungsregel beim Pensionsantritt betroffen. Er schreibt Folgendes:

Nach über 40 Jahren bei der Exekutive und dabei immer im Außendienst in einer mittelgroßen Stadt könnte ich im November 2023 in den Ruhestand treten. Leider musste ich aus den Medien von der Aliquotierungsregel erfahren, wobei ich auch total davon betroffen sein werde. Ich war nie politisch, aber bei solchen Bestimmungen kann auch ich nicht mehr schweigen. Ich bin zwar nur ei­ne Stimme, aber ich bitte Sie und Ihre Partei, sich weiter für die Aufhebung der Aliquotierung einzusetzen. (Abg. Pfurtscheller: Das machen wir ja jetzt! – Ruf bei der SPÖ: Abschaffen und aussetzen, das ist schon ein Unterschied!)

Wir haben uns den Fall dieses Herrn durchgerechnet und sind draufgekommen: Würde die Aliquotierung bei ihm schlagend werden, würde dieser Mensch 58 000 Euro verlieren. (Abg. Disoski: Schreib ihm zurück, dass es ausgesetzt wird! – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ihr beschließt das nur, weil ihr von uns getrieben worden seid, weil ihr gesehen habt, dass das ein absoluter - - – ich darf das Wort nicht sagen – ist, was ihr hier gemacht habt, meine Damen und Herren. (Bei­fall bei der SPÖ.) Wärt ihr nicht so getrieben worden, hätte es nicht die vielen Mails gegeben, hätte es nicht die Aufregung der Bürgerinnen und Bürger gegeben, dann hättet ihr gar nichts gemacht!

Aber gehen wir weiter: Klubobmann Wöginger sagt, die Klage ist zu spät. – Nein, gar nichts ist zu spät! Die Klage ist nicht zu spät, weil ihr diese Aliquotierung


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nur für zwei Jahre aussetzt, und wir wollen sie komplett weghaben. Wir brauchen keine Aliquotierung im Pensionssystem beim Pensionsantritt, die muss wirklich komplett wegkommen! (Beifall bei der SPÖ.)

Da stellt sich wieder die Frage: Welche Folgen hat das für jene Menschen, die 2022 in Pension gegangen sind? Auch dazu wieder ein Mail, das ich gerne vorlese – dieser Herr schreibt uns Folgendes:

Meine Frau ist im Oktober 2021 mit Vollendung des 64. Lebensjahres in Pension gegangen, ich im Dezember 2022 mit Vollendung des 65. Lebensjahres. Wir haben daneben noch vier Kinder großgezogen, was besonders die Berufstätig­keit meiner Frau über weite Strecken eingeschränkt hat. Aber leider haben wir das falsche Pensionsantrittsdatum gewählt beziehungsweise haben wir den falschen Geburtstag. Weil wir keine Frühpension in Anspruch genommen haben und das Maximum ins System eingezahlt haben, wird nun meine Frau seit 2022 mit einem Abschlag von 1,9 Prozent ihrer Pension bestraft, und bei mir macht das seit Anfang dieses Jahres 2,9 Prozent aus – und das für den Rest unseres Pensionistendaseins.

Auch diese beiden Fälle haben wir ausrechnen lassen. Wissen Sie, was die bei­den verlieren, wenn man die durchschnittliche Lebenserwartung für sie heranzieht? – Knapp 100 000 Euro! Knapp 100 000 Euro nehmt ihr diesen beiden Menschen weg, die ihr Leben lang gearbeitet haben, die vier Kin­der großgezogen und wirklich eingezahlt haben, damit der Staat existieren kann! (Abg. Greiner: Das ist ein Skandal!) Ist das das Sozialsystem, das ihr von der ÖVP wollt? – Wir wollen so ein Sozialsystem nicht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Weil immer wieder gesagt wird, Pensionsraub sei das falsche Wort, muss man sich schon anschauen: Was ist denn in der letzten Periode passiert? Was ist denn in Bezug auf die Pensionen alles gemacht worden? – Die Abschlagsfrei­heit bei der Hacklerregelung ist abgeschafft worden mit dem Argument: weil die Frauen nichts davon haben. (Abg. Disoski: Was auch stimmt!) Das


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Pensionsantrittsalter für Frauen wurde hinaufgesetzt. (Abg. Disoski: Was ’92 beschlossen worden ist!) Ab 2027 könnten die Frauen ja diese abschlags­freie Hacklerregelung nutzen – aber das habt ihr abgeschafft, das gibt es nicht mehr, das geht nicht mehr für diese Frauen. Ihr habt sie dadurch sehr stark benachteiligt.

Und was passiert noch, was ist derzeit in Diskussion? – Die Blockaltersteilzeit soll abgeschafft werden. Auch das haben wir gehört, ihr habt schon wie­der in Vorbereitung, dass auch das wegkommen soll. Das heißt, es gibt ständige Angriffe, wirklich ständige Angriffe gegen die ASVG-Pensionistinnen
und -Pensionisten. (Abg. Loacker: Deine ständigen Angriffe auf die Jungen gehen mir auch auf die Nerven! Nehmt die Hand aus den Taschen der Jungen!)

Weil immer gesagt wird, man müsse länger arbeiten – das geht genau an dich, Kollege Loacker –: Kannst du mir erklären, wie ein Maurer länger hackeln soll? Soll der vielleicht bis zu seinem 65. Lebensjahr Betonsäcke mit 50 Kilo schleppen? Kannst du mir erklären, wie ein Elektroinstallateur am Bau mit dem Schremmhammer in der Hand länger hackeln soll? (Abg. Loacker: Nein, Bauarbeiter gehen mit 58! Sie bekommen ein Überbrückungsgeld bis zur Pen­sion!) – Nein, das kannst du mir nicht erklären, weil du die Arbeitstätigkei­ten gar nicht kennst! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Loacker: Du kennst dich nicht aus! Du hast keine Ahnung!)

Diese Menschen sind Schwerarbeiter, diese Menschen zwingt ihr, bis 65 zu ar­beiten, und sollten sie krankheitsbedingt vorher in Pension gehen müs­sen, dann habt ihr für sie noch massive Abschläge vorgesehen. Das ist unsozial! – Sozial ist das, was wir vorhaben, und wir werden es in der nächsten Regie­rung – da sind wir sicher dabei – ändern. (Beifall bei der SPÖ. – Heiter­keit des Abg. Zarits.)

16.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Pfurtscheller. – Bitte sehr.



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16.29.29

Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Minister! Ich möchte mich in meiner Rede dem Thema Frauen und Pension widmen. Es wurde eingangs schon gesagt: Circa 100 000 Menschen werden heuer in Pension ge­hen und circa dieselbe Zahl im nächsten Jahr.

Der größte Teil dieser Menschen werden Frauen sein. Es gehen durchschnittlich immer mehr Frauen in Pension, weil es einfach auch mehr Einwohnerinnen als Einwohner in Österreich gibt.

Jetzt habe ich aber noch etwas vergessen, das tut mir total leid. Gabriel Ober­nosterer hat mich nämlich gebeten, seine Kärntner Freunde, die da oben in großer Anzahl sitzen, ganz herzlich zu grüßen. (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Nun zu den Frauen: Es wurde schon gesagt, dass speziell Frauen, die heuer und nächstes Jahr in Pension gehen werden, von dieser Aussetzung der Aliquo­tierung profitieren, vor allem eben Frauen, die 2024 in Pension gehen, da sie aufgrund der gesetzlichen Anhebung des Antrittsalters in den nächsten Jahren immer erst im zweiten Halbjahr in Pension gehen können und durch die Aliquotierung benachteiligt wären. Aus Frauensicht freuen wir uns natürlich sehr, dass diese Aliquotierung jetzt, in Zeiten einer hohen In­flation, ausgesetzt worden ist und die Frauen daher keine Nachteile erleiden.

Das ist aber nicht die einzige Maßnahme, die wir in letzter Zeit für Frauen, für die Frauenpension getroffen haben. Wir haben 2022 den Frühstarterbonus eingeführt, von dem besonders die Frauen profitieren, und in den letzten Jahren wurden immer die kleineren, niedrigeren Pensionen überproportional erhöht – immer über dem gesetzlich vorgeschriebenen Schnitt, der jedes Jahr neu berechnet wird. (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Davon haben natürlich auch hauptsächlich Frauen profitiert. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)


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Bitte erlauben Sie mir, noch ein paar grundsätzliche Dinge zum Thema Frauen­pension zu sagen: Wir haben auf der einen Seite Frauen und Familien, bei denen das Pensionsalter noch in weiter Ferne ist. Ja, wir von der ÖVP stehen für die Wahlfreiheit. Jede Familie soll selber bestimmen können, wie die Betreu­ung der Kinder oder eventuell auch pflegebedürftiger Menschen zu Hause aufgeteilt wird. Das bedeutet aber natürlich auch, dass wir für die Wahlfreiheit ausreichend Kinderbetreuungsplätze brauchen, denn sonst hat man ja als Familie nicht die Wahl, ob man mehr oder weniger arbeiten geht. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Daher haben wir im vergangenen Jahr 1 Milliarde Euro für den Ausbau von Kin­derbetreuungsplätzen beschlossen. Das wird von der Opposition immer negiert. Das ist sehr, sehr viel Geld – vor allem in Hinblick darauf, dass ja die Län­der die Zuständigkeit haben. (Abg. Holzleitner: Aber wir hätten 2016 1 Milliar­de pro Jahr haben können! 1 Milliarde!) Die Bundesländer sind mit unterschiedli­cher Geschwindigkeit, aber doch alle sehr engagiert dabei, möglichst viele Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung zu stellen.

Frau Kollegin Holzleitner, da Sie hier jetzt immer hereinschreien: Erkennen Sie bitte einfach auch an, dass sich zum Beispiel die neue Regierung in Tirol die gesetzlich verpflichtende Kinderbetreuung ins Regierungsprogramm hinein­geschrieben hat (Abg. Holzleitner: In Niederösterreich ist deswegen die Koali­tion gescheitert! Da wollte die ÖVP ...!), und da seid ihr mit in der Regierung, liebe Kollegin. Seid also einmal happy darüber, dass es auch funktioniert! In den Bundesländern, in denen es noch nicht so funktioniert, werden wir schon noch hinkommen. (Abg. Holzleitner: Mit der FPÖ Niederösterreich?!) Bitte nehmt aber einfach auch zur Kenntnis, dass wir von Bundesseite ja immer nur unter­stützen können, die Verantwortung aber bei den Ländern liegt, von de­nen auch ganz hart daran gearbeitet wird. – Das ist das Erste.

Das Zweite, was ich in dem Zusammenhang auch noch sehr wichtig finde, ist, dass man, wenn man die Wahlfreiheit nutzen will, seine Wahlfreiheit auch aufgrund von qualifiziertem Wissen in Anspruch nehmen muss. Ich finde es


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deshalb so wichtig und richtig, dass beim neuen Eltern-Kind-Pass ein ent­sprechendes Beratungsgespräch vorgesehen ist, mit dem die Eltern und insbe­sondere Frauen dahin gehend aufgeklärt werden, was es für sie für eine Bedeutung hat, wenn sie mehr oder weniger arbeiten gehen, welche Auswir­kungen das dann am Ende des Tages auf ihre Pension hat. (Abg. Heinisch-Hosek: Wer soll sie aufklären?) Das ist wieder ein wichtiger Schritt, um Frauen und Familien die Möglichkeit zu geben, qualifizierte Entscheidungen zu treffen.

Ich würde jetzt gerne noch ein bissi mehr dazu sagen, aber meine Redezeit ist aufgebraucht. Ich hoffe, dass wir in Kürze mehr Gelegenheit haben, die­ses Thema zu debattieren. – Danke schön. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

16.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Ecker. – Bitte sehr.


16.34.43

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und zu Hause! Hören Sie her, treten Sie näher: Wer früher geht, gewinnt! – Man kommt sich wie auf einem Bazar vor, wenn man sich die Valorisierung der Pensionserhöhung näher anschaut. (Abg. Ribo: Wir setzen es aus!) Wer mit 1. Jänner geht, kriegt 100 Prozent, wer im Sommer geht, kriegt vielleicht die Hälfte, wer im November, Dezember geht, der kriegt nichts mehr, hat Pech gehabt, denn wer zu spät kommt, den bestraft die Bundesregierung! (Abg. Ribo: Wir setzen das aus! Das kommt nicht!)

Der von der Regierung durch die Aliquotierung derart organisierte Pensionsraub ist an Zynismus nicht zu übertreffen, er ist eine massenhafte stille Enteig­nung der Pensionisten. Die Arbeiterkammer hat es errechnet – wir ha­ben es heute schon gehört –: 2 000 Euro brutto, das ist nicht die große Pension, das betrifft nicht – finanziell gesehen –die gut dotierten Pensionisten, son­dern das ist jene eines Arbeiters, der sein Leben lang gearbeitet hat und dann


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über eine Dauer von 23 Jahren beinahe 60 000 Euro weniger Pension be­kommt. (Abg. Ribo: Aber die Aliquotierung wurde ausgesetzt!) – Ja, wir haben es gehört, das wurde heute ausgesetzt – ja, ja, wir haben die Botschaft ver­nommen –, aber nur für zwei Jahre, und – das wissen wir alle – die Diskussion wird nach der Nationalratswahl munter weitergehen, weil es eine Ungleich­behandlung ist und sie höchstwahrscheinlich auch verfassungswidrig ist. Am meisten trifft es – wie so oft – die Frauen. Sie sind sowieso schon schlechter dran (Abg. Ribo: Aber ihr habt sie auch gekürzt!), und sie dürfen in Zukunft erst mit 65 Jahren in Pension gehen, weil eben das Pen­sionsantrittsalter sukzessive immer um ein halbes Jahr angehoben wird.

Da war auch oft die Rede davon, dass man, wenn man länger arbeitet, ja mehr Pension kriegt. Genau diese Frauen werden jetzt, wenn sie dann im zwei­ten Halbjahr in Pension gehen, auch wieder abgestraft – wenn sie überhaupt aus dem Arbeitsleben und nicht aus der Arbeitslosigkeit in Pension gehen oder aus Krankheitsgründen zu Hause waren. Die begleitenden arbeitspoliti­schen, arbeitsrechtlichen, sozialrechtlichen Maßnahmen dazu wurden von den Regierungsfraktionen in der letzten Sitzung ja abgelehnt. Zur Krönung werden diese Frauen von der schwarz-grünen Regierung auch noch mit wenig bis gar keiner Pensionserhöhung bestraft. Der Pensionsgap wird – ja, in zwei Jahren – größer. Die Grünen schauen alleweil so unwissend und haben, glaube ich, das zur Gänze selbst noch nicht ganz erfasst. (Abg. Ribo: Ich glaube, Sie haben das nicht verstanden! Wir haben die niedrigsten Pensionen
erhöht!)

Nächstes Jahr wird es am Internationalen Frauentag wieder das große Wehklagen über die niedrigen Frauenpensionen geben. Dann wird es wieder Anträge von den Regierungsfraktionen – wie war das heuer? – zur Unter­stützung von älteren Frauen geben, die aber leider keinen Inhalt haben, denn die Anträge der schwarz-grünen Regierungsfraktionen sind zum Großteil leere Worthülsen. Da haben wir auch keine einzige Maßnahme gefunden, mit der die


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Pensionslücken von älteren Frauen oder Männern, die Betreuungspflich­ten übernommen hatten, geschlossen worden wären. In den parlamentarischen Ausschüssen liegen viele Anträge, die rasch umgesetzt werden könnten. Die Inhalte reichen von arbeitsrechtlichen Maßnahmen bis hin zur Umsetzung einer ordentlichen Pflegereform, die die Senioren in unserem Land endlich brauchen würden. Die schwarz-grüne Regierung, sehr geehrte Damen und Herren, schiebt aber alles auf die lange Bank, auf der sie nicht mehr lange sitzen wird. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Ribo: Ein schöner Reim!)

Um die Altersarmut zu verhindern, wäre es ganz wichtig, auch einen Pensionis­tenwarenkorb einzuführen, mit dem eben die Pensionserhöhung ordent­lich und real berechnet werden könnte. Es wäre wichtig, die Altersteilzeit zu belassen und die Betreuungszeiten von Kindern und in der häuslichen Pflege ordentlich anzurechnen, denn für die Senioren ist es längst fünf nach zwölf. Gehen Sie einmal ins Kaufhaus, schauen Sie sich ältere Damen an! Ich komme aus einer Wohnsitzgemeinde, in der viele alleinstehende Damen wohnen, die jetzt schon ein Riesenproblem mit der Miete haben und dann im Kaufhaus stehen und überlegen: Was kann ich mir mit dem Geld, das ich heute mithabe, noch leisten? (Abg. Ribo: Aber wer sagt, er kann mit 150 Euro leben?) – Da werden Sachen wieder zurückgestellt, und da sieht man dann im Korb kein frisches Gemüse und kein frisches Obst, weil es sich einfach nicht mehr ausgeht.

Dieses vorübergehende Aus, auf das die Grünen ja heute so stolz sind, das haben ja sie geschafft. Das hat offensichtlich nicht die ÖVP, sondern das haben die Grünen geschafft. Dieses vorübergehende Aus hat vielleicht auch den Grund da­rin, dass die Regierung keine ordentliche Gesetzesänderung zustande ge­bracht hätte, um es zu ändern, beziehungsweise dass gar kein Wille zu einer Ver­änderung da ist, worauf man schließen kann, wenn man sich die Redebei­träge von heute anhört. Das zeigt, dass diese Regierung keine Ahnung hat, was es bedeutet, wenn sich Pensionisten nicht auf Pensionserhöhungen verlas­sen können (Abg. Ribo: Das stimmt nicht!), wenn Menschen, die gearbeitet haben,


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die Steuern bezahlt haben, in der Pension damit klarkommen müssen, dass ein Pensionsantritt mit Ende des Jahres einen Verlust von Zigtausenden Euros bedeutet.

Ja, liebe Kollegen, da brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn es ein sinkendes Vertrauen in die Politik gibt. Die Regierung wird sagen: Die Menschen haben selber Schuld, denn warum gehen sie denn nicht im Jänner in Pension?! – Ja, weil sich das manche nicht aussuchen können. Krankheit, Schwierigkeiten im Be­trieb, Erfordernisse im Betrieb, Pflege von Angehörigen: Vieles führt dazu, dass man sich den Pensionsantritt nicht nach dem Motto Nice to Have aussu­chen kann.

Liebe Kollegen von der ÖVP, sogar Ingrid Korosec vom Seniorenbund – die ist für Sie ja keine Unbekannte – fordert heute auf Facebook die Abschaf­fung und rückwirkende Aufhebung der Aliquotierung. (Abg. Loacker: Die hat ja früher die ... eingeführt! Da war die ja selber Abgeordnete! Aber im Alter von der Korosec ... kann man das vergessen!) Handelt die Regierung nicht endlich in vie­len Bereichen, um Armut zu verhindern, dann sehe ich für viele Menschen in unserem Land kein Licht am Ende des Tunnels.

Liebe Regierung, verkaufen Sie die Bürger nicht weiter für dumm! Hören Sie auf, Gutscheine zu verteilen, deren Einlösung viel zu kompliziert ist! Geben Sie den Bürgern keine Almosen, sondern gesetzliche Pensionserhöhungen, die hal­ten und die helfen, die Inflation tatsächlich auszugleichen! Und haben Sie einmal Verständnis für betroffene Menschen! Schaffen Sie diese Aliquotierung sofort und dauerhaft ab, und das rückwirkend! (Beifall bei der FPÖ.)

16.40


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Disoski. – Bitte.


16.41.02

Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Mi­nister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher:innen, insbesondere


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auch hier im Hohen Haus! Wir haben jetzt im Laufe dieser Debatte einiges über Pensionserhöhungen, über Pensionsaliquotierungen, über die Frauenpen­sionen, über das Frauenpensionsantrittsalter gehört, und da war leider sehr viel Falsches dabei, da war sehr viel dabei, was in dieser Form nicht stimmt, irreführend ist und vor allem auch verunsichernd ist. Deshalb will ich als grüne Frauensprecherin hier auch ein paar klarstellende Worte sagen.

Wer heute – wir haben es im Verlauf der Debatte gehört – über Pensionsraub spricht, wer über Pensionskürzungen spricht, wer – wie es Kollege Muchitsch gemacht hat – die Bezeichnung „Frauenpensionskürzungsprogramm“ verwendet oder – wie es Kollegin Ecker gerade gemacht hat – davon spricht, es gebe eine „stille Enteignung der“ Pensionistinnen und „Pensionisten“, der oder die mag sich auf Zeiten beziehen, in denen FPÖ, ÖVP und SPÖ in wechselnden Regierungen jeweils eine einjährige Wartefrist bis zur ersten Pensionserhöhung eingeführt haben – das habt ihr gemacht! –, heute ist das anders. Fakt ist, diese Bundesregierung sichert die Pensionen und deren Kaufkraft ab, so wie wir das auch schon in der letzten Sitzung des Sozial­ausschusses festgehalten haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wie machen wir das, sehr geehrte Damen und Herren? – Wir setzen die Aliquotierung der Pensionen für zwei Jahre aus, weil diese angesichts der hohen Inflationsraten zu Nachteilen für Neupensionistinnen, Neupensionisten geführt hätte. Das lassen wir nicht zu. Wir lassen nicht zu, dass es zu einer Schlechterstellung von jenen 200 000 Menschen kommt, die heuer und im nächsten Jahr in Pension gehen, und bis Ende 2024 bekommen Pen­sionistinnen und Pensionisten deshalb die volle Pensionserhöhung. Wir schaffen damit Sicherheit für die Pensionistinnen und Pensionisten in unserem Land. Das ist gut und wichtig so. (Beifall bei den Grünen.)

Als Frauensprecherin meiner Fraktion begrüße ich die Aussetzung dieser Aliquotierung nachdrücklich. Wieso? – Wir haben es jetzt schon ein bisschen


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gehört: In Kombination mit der schrittweisen Anhebung des Frauenpen­sionsalters, die 1992 beschlossen worden ist, gemeinsam mit der Festlegung der entsprechenden Stichtage, die wir – ÖVP, Grüne und auch die Sozial­demokratinnen und Sozialdemokraten – in einer Sitzung des Sozialausschusses gemeinsam beschlossen haben, haben wir gemeinsam festgelegt, dass Frauen ab 2024 erst in der zweiten Jahreshälfte in Pension gehen können. Eben durch die hohe Inflation würden durch die Aliquotierung Nachteile entste­hen, und das lassen wir nicht zu. Deshalb setzen wir diese Aliquotierung aus, und das ist gut so. Wir gehen einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Verhinderung von Altersarmut, die vor allem Frauen betrifft. (Beifall bei den Grü­nen sowie der Abg. Pfurtscheller.)

Was man in der Debatte heute wissen sollte, wissen müsste und was vielleicht auch noch nicht ganz so herausgearbeitet und hervorgehoben worden ist, ist: Was heute eine Selbstverständlichkeit ist oder wie eine Selbstver­ständlichkeit klingt und was vor allem für Frauen wichtig ist, nämlich dass die Pensionen jährlich angepasst werden, war in der Vergangenheit nicht so.

2003 beginnt die damalige ÖVP-FPÖ-Regierung ihren sozialpolitischen Raubzug, wenn man in dieser Diktion bleiben möchte, und schafft die automatische Inflationsanpassung im ersten Jahr nach Pensionsantritt ab. Kanzler Gusenbauer stoppt dann diese Regelung, nämlich ganze drei Tage vor der National­ratswahl 2008. – Das war Populismus pur, aber gut, seiʼs drum, solange es den Pensionistinnen und Pensionisten Sicherheit gibt, würde man meinen, doch daran denkt halt die nächste Regierung nicht, daran ist sie nicht interes­siert. Unter SPÖ-Bundeskanzler Faymann feiert diese einjährige Warte­frist bis zur ersten Pensionsanpassung in der großen Koalition ab 2011 ihr Comeback. Im Extremfall haben damals Pensionistinnen und Pensionisten tatsächlich bis zu 23 Monate – 23 Monate! – auf die erste Pensionserhöhung warten müssen.

Mieten sind damals teurer geworden, Lebensmittelpreise sind gestiegen, nur eines ist nicht gewachsen, nämlich die Pensionen, und die Leidtragenden


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waren vor allem Frauen mit ihren niedrigen Pensionen. – Kollege Muchitsch, das war ein Frauenpensionskürzungsprogramm, eingeführt von Ihrem Bundes­kanzler Werner Faymann. (Beifall bei den Grünen.)

Wo aus frauenpolitischer Sicht eine wirklich eklatante Verschlechterung zu beklagen gewesen wäre, fällt das Schweigen der SPÖ damals besonders laut aus. Im Gegensatz zu heute gibt es keine Kritik aus der männerdominierten Ge­werkschaft, keinen Aufschrei der damaligen Frauenministerin, und auch die Frauenorganisation schweigt zu diesen Verschlechterungen – zu Verschlechterungen, die vor allem auf den Rücken von Frauen ausgetra­gen werden –, keine Kritik von der SPÖ.

Mit grüner Regierungsbeteiligung geht diese Bundesregierung einen anderen Weg: Seit drei Jahren arbeiten wir als Regierungspartei daran, dass wir eine langfristige Absicherung von Pensionen zustande bringen. Wir schauen dabei insbesondere auf die Frauenpensionen, weil uns der Kampf ge­gen Altersarmut von Frauen ein großes Anliegen ist. Deshalb haben wir bei­spielsweise die Hacklerregelung, die eine Männerregelung war, umge­modelt und den Frühstarter:innenbonus daraus gemacht (Heiterkeit des Abg. Wurm), deshalb haben wir mehrfach die Ausgleichszulage erhöht, und des­halb werden wir diesen Weg auch weitergehen – weil Frauen in unserem Land Fairness verdienen. (Beifall bei den Grünen.)

16.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Shetty. – Bitte sehr.


16.46.18

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Bundesminister! „Wir können nicht ständig mehr ausgeben, als wir haben, und über unsere Verhältnisse leben.“ – Das ist ein Zitat. Ich weiß nicht, ob es klingelt, von wem das Zitat sein könnte. Es geht noch weiter: „Es


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darf nicht zur Normalität werden, dass wir die gesetzliche Pensionsan­passung ständig aushebeln.“ – Die Frage richtet sich insbesondere an die Kol­leginnen und Kollegen von der ÖVP, ob sie vielleicht eine Idee haben, von wem dieses Zitat ist.

Diese Aussage stammt von der sogenannten Jugendstaatssekretärin der ÖVP – „sogenannt“, ich sage das bewusst so provokant, weil sie sich eben nicht für die jungen Menschen einsetzt, weil es in dieser Bundesregierung niemanden gibt, der kompromisslos für die jungen Menschen das Wort ergreift. (Zwi­schenrufe bei der ÖVP.) Die einen reden, in diesem Fall die eine, die Jugendstaats­sekretärin, redet zwar das Richtige wie da – das würde ich unterschreiben –, aber am nächsten Tag sitzt sie mit am Tisch, wenn das Gegenteil von dem, was sie sagt, beschlossen wird. (Beifall bei den NEOS.)

Das sind also die einen in der ÖVP, und die anderen haben überhaupt ihre Wurzeln längst vergessen. Das, was wir hier sagen, war ja etwas, was auch sehr viele – die allermeisten! – in der ÖVP noch vor einigen Jahren unterstützt haben. Diese Wurzeln, von denen Sie immer sprechen, auf die Sie auch stolz sind, sind insbesondere die christlich-sozialen Wurzeln. Ich bin kein Christ, ich bin auch nicht religiös, ich kann das nicht so genau beurteilen, aber ich glaube, die wenigsten von Ihnen - - (Zwischenruf bei der ÖVP.) – Na, so schade ist es gar nicht, das halten wir schon aus, dass wir unterschiedli­che Religionsbekenntnisse haben. Ich glaube aber, dass auch die wenigsten in der ÖVP sagen würden, dass Nächstenliebe ein Wert ist, den sie hochhalten, und von sozial kann man auch nicht mehr reden. Wenn, dann ist das, was Sie hier machen, sozialistisch: Sie sind richtig gut im Umverteilen geworden, das ha­ben Sie von der SPÖ gelernt. (Beifall bei den NEOS.)

Sie verteilen hier um: Sie verteilen von den Jungen zu den Alten um. Sie reden schon gar nicht mehr darüber, dass wir das Pensionssystem eigentlich grundlegend umstellen müssen – das ist eigentlich etwas, wofür Sie gestanden sind. Ich erinnere mich, dass es Sebastian Kurz am Anfang seiner politi­schen Karriere zu einem seiner wichtigsten Themen erklärt hat. Darüber reden


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wir schon gar nicht mehr, sondern wir reden darüber, dass wir jetzt regel­mäßig die Pension erhöhen, nämlich für alle über der gesetzlich festgeschriebe­nen Erhöhung.

Da reden wir nicht nur über Mindestpensionistinnen und Mindestpensionisten, über Menschen, betreffend die wir natürlich alle einer Meinung sind, dass wir diese in Zeiten der Teuerung, in Zeiten der Krise auch unterstützen müssen. Das gilt aber nicht nur für Mindestpensionist:innen, sondern generell für Menschen, die besonders unter der Teuerung leiden. Darüber reden wir nicht, sondern Sie erhöhen die Pension für alle, und zwar mit der Gießkanne, nicht treffsicher und auch für Luxuspensionisten. (Abg. Ribo: Nicht für alle gleich!) Ich halte das – ja! – aus Sicht der jungen Menschen für unverschämt. (Beifall  bei den NEOS.)

Dabei wissen wir doch alle – das wissen nicht nur wir, das wissen wir alle, wenn wir ehrlich sind –, dass das ein unfaires System ist: ein System, das auf Sand gebaut ist, das nicht funktioniert, weil es eine umgekehrte Pyramide ist, weil immer weniger junge Menschen für immer mehr ältere Menschen die Pensionen zahlen müssen, aber wer soll denn das dann zahlen? Wer soll denn diese Ausgaben, die jährlich steigen – der höchste Posten in unserem Budget sind Zusatzzahlungen, sind Einzahlungen aus dem Budget ins Pensionssystem –, wer soll denn das alles zahlen? Diese Frage beantwor­ten Sie nicht. (Abg. Ribo: ... Leute, die arbeiten ...!)

So, und jetzt machen Sie etwas – wir haben das heute hier schon ausführlich diskutiert –, was das ganze System tatsächlich pervertiert. Bisher ist es so: Wenn man im Dezember in Pension geht, dann bekommt man im Jänner noch nicht die Pensionserhöhung, die sich ja auf das Vorjahr bezieht, und das macht ja auch Sinn. Was Sie jetzt machen, ist, dass Sie das abschaffen. Jemand, der im De­zember in Pension geht, bekommt im Jänner schon die volle Pensionserhöhung – und das ist doch verrückt, das ist doch absurd und macht überhaupt keinen Sinn! (Beifall bei den NEOS.)


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Das wird dazu führen, dass die Menschen früher in Pension gehen und nicht länger im Erwerbsleben bleiben. Ich sehe ja auch an den Reaktionen ins­besondere der ÖVP-Abgeordneten, dass Sie wissen, dass das nicht richtig ist, was Sie da machen, aber Sie machen es trotzdem. (Zwischenruf der Abg. Scharzenberger.)

Nur diese einzelne Maßnahme, nur diese Maßnahme – ich rede jetzt gar nicht von dem ganzen anderen Zeug, das wir in den letzten Jahren beschlossen haben – wird eine ganze Generation über die nächsten 25, 30 Jahre zwischen 3 und 4 Milliarden Euro kosten – zwischen 3 und 4 Milliarden Euro! –, und das machen Sie so mit einem Fingerschnipsen, das wird einfach so beschlossen, weil Sie ein bisschen Druck von der SPÖ bekommen, weil die eine Dringli­che Anfrage macht und ein paar Anträge stellt. So entscheiden Sie das!

An anderen Ecken und Enden aber, bei der psychischen Gesundheit etwa – wir werden gleich darüber diskutieren –, geben Sie 13 Millionen Euro für das Projekt Gesund aus der Krise aus – während wir hier von 3 bis 4 Milliarden Euro über Jahre reden, und auf ein Jahr, auf das nächste Jahr bezogen sind es 150 Millionen Euro, die das Ganze kosten wird. Setzen Sie das einmal in Rela­tion, und dann hören Sie bitte auf, sich abzufeiern für Miniprojekte, die für den einfachen Bürger, die einfache Bürgerin nach viel klingen, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind!

Sie tun ja immer so, also ob wir NEOS, die hier mittlerweile die Einzigen sind, die noch diese Position der Nachhaltigkeit, der Generationengerechtigkeit ver­treten, das deshalb tun würden, weil wir Pensionistinnen und Pensionisten keine Pension gönnen würden. Das Gegenteil ist der Fall! Natürlich sollen Men­schen, die ihr Leben lang arbeiten, die ins System einzahlen, die Leistung erbrin­gen, auch eine gute, eine ordentliche Pension bekommen. Wer aber redet denn über die Kinder und über die Enkelkinder der derzeitigen Pensionistinnen und Pensionisten? Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – es sind ja auch Ab­geordnete da, die schon ein bisschen älter sind als ich –: Es muss doch auch Ih­nen ein Anliegen sein, dass dieses System enkelfit ist, wie wir immer sagen,


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dass auch Ihre Kinder, dass auch Ihre Enkelkinder eine Pension bekommen! Das aber vermissen wir in dieser Debatte. (Beifall bei den NEOS.)

Der heutige Tag und diese Ankündigung – wir haben ja noch keinen Gesetzes­vorschlag – belegen, dass die ÖVP schon lange keine Partei der Leistungs­träger, der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler mehr ist und schon gar nicht eine Partei der Jungen ist. Was Sie hier machen, ist nicht gerecht, es ist nicht sozial, und es ist sicher nicht nachhaltig. Und das Allerschlimmste daran: Sie han­deln vorsätzlich schlechtgläubig. (Beifall bei den NEOS.)

16.52


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Als Letzte zu Wort kommt Frau Abgeord­nete Ecker. – Bitte sehr.


16.52.40

Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich darf ganz herzlich die Pensionist:in­nen aus Bad Tatzmannsdorf begrüßen, die der Einladung von meinem Kollegen Christian Drobits gefolgt sind. – Herzlich willkommen bei uns im Parla­ment! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

Als Letztrednerin sei es mir gestattet, noch einmal zusammenzufassen: Öster­reich war, bis die Regierung von Sebastian Kurz an die Macht gekommen ist, immer ein Land, welches hinter jenen gestanden ist, die hart arbeiten. Mit der Abschaffung der Hacklerregelung wurde dieser Pfad verlassen. (Abg. Wurm: Genau! – Abg. Zarits: Wer hat die abgeschafft, vor Jahren?) In Österreich herrschte auch der Grundkonsens, dass nach dieser harten Arbeit eine gerechte Pen­sion für alle gewährleistet werden soll. Auch dieser Leitsatz wurde mit der Aliquotierung der Pensionsanpassung im Jahr 2020 von ÖVP, Grünen und NEOS hier im Hohen Haus leider zu Grabe getragen, denn von da an be­stimmt das Geburtsdatum, ob es bei der ersten Pensionsanpassung eine Erhö­hung gibt oder nicht.


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Ich möchte ein letztes Beispiel bringen, auch zum Verständnis für unsere heutigen Besucher: Herr L. wird kommenden November 65 Jahre und kann dann seine Alterspension antreten. Laut Berechnung der Pensionsversicherung hat er Anspruch auf rund 2 000 Euro Pension brutto im Monat. Nehmen wir an, die Pensionen werden im Jahr 2024 um 10 Prozent erhöht: Der nunmeh­rige Pensionist Herr L. wird dann keine Pensionserhöhung bekommen, sondern weiterhin 2 000 Euro beziehen, weil er im November in Pension gegangen ist. Wäre Herr L. bereits im Jänner 2023 in Pension gegangen, hätte er die volle Pensionserhöhung erhalten und bekäme ab Jänner 2024 rund 200 Euro im Monat mehr. Das ist viel Geld, werte Kolleginnen und Kollegen. Diese Rege­lung ist ungerecht und willkürlich. (Beifall bei der SPÖ.)

Auf großen Druck der Sozialdemokratie, der Gewerkschaft und des Pen­sionistenverbandes hat diese Regierung nun diese ungerechte Aliquotierung aus­gesetzt. Und noch einmal zu meiner Vorrednerin von den Grünen, zu Kollegin Disoski: Vor allem für Frauen, die ab 2025 in Pension gehen, ist das ein Anpassungsverlust von in etwa 60 Prozent. Das sind bis zum Lebensende viele, viele Tausend Euro, und das ist verfassungswidrig, deshalb gibt es von uns diesbezüglich eine Klage. (Beifall bei der SPÖ.)

Zur ÖVP – Herr Wöginger, ich weiß nicht, ob Sie es verstanden haben: Dieses Gesetz bleibt aufrecht, Sie setzen es nur zwei Jahre aus, aber das bloße Aussetzen löst dieses Problem nicht, denn es betrifft nur die Neuzugänge, die 2023 und 2024 in Pension gehen. Jene Menschen, die 2022 in Pension gegangen sind und ab 2025 gehen werden, werden von dieser Bundesregierung aufgrund ihres Geburtsdatums abgestraft, und das lassen wir hier nicht gelten. (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Minister, ich weiß nicht, wonach Sie sich da in Ihren Entscheidungen richten. Ich kann nur sagen und auch bekräftigen: Das ist ein Flickwerk. Wir als Sozialdemokratie stehen hinter den hart arbeitenden Menschen (Abg. Wurm: Na hoffentlich!), und wenn wir über wirtschaftliche Erfolge sprechen, Herr Wöginger, dann vergessen wir nicht, wer dafür maßgeblich verantwortlich


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ist: Das sind die arbeitenden Menschen in diesem Land (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ), die mit der Teuerung kämpfen, die sich die Mieten bald nicht mehr leisten können und die Energiekosten haben, die unerklärlich sind.

Ich habe kein Verständnis für Landeshauptmann Haslauer in Salzburg (Rufe bei der ÖVP: Oje, oje! Ma! Na geh! Na klar, denn drei Monate haben wir nur von der Hanni geredet!) – das schmeckt Ihnen nicht, das denke ich mir –, der sich als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Salzburg AG hinstellt und meint, man müsse über den teuren Strompreis in der Salzburg AG sprechen. – Herr Haubner, erklären Sie mir das! Ist es dann so, dass Landeshauptmann Haslauer sich selbst anruft und sich selbst einen Auftrag gibt? (Zwischenruf der Abg. Tanja Graf.) Halten Sie die Salzburgerinnen und Salzburger für völlig dumm?, frage ich Sie an dieser Stelle! (Beifall bei der SPÖ.)

Wieso ignorieren Sie ein Gutachten der Salzburger Arbeiterkammer und klagen lieber, anstatt die Menschen in Salzburg zu entlasten? (Abg. Kopf: Kennen Sie den Unterschied zwischen ...?) Für wen machen Sie eigentlich Politik?, frage ich mich – nicht für die Menschen und auch nicht für die kleinen Betriebe und Unternehmungen, die hart um ihr Überleben kämpfen. (Ruf bei der ÖVP: Was sagt denn der Doskozil dazu?) Sie machen Politik für die Menschen, die es sich finanziell richten können und die am Ende des Tages Ihre Wahlkämpfe finanzie­ren. – Ich finde es nicht zum Lachen, geschätzte Kolleginnen und Kol­legen von der ÖVP. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.)

Ich sage nur eines: Die einzige Alternative für ein soziales Salzburg ist, am 23. April die Sozialdemokratie zu wählen (Zwischenrufe bei der ÖVP), denn wir sind die Einzigen, die sich für leistbaren Wohnraum, für ein Ende der Teuerung (Abg. Zarits: Ich glaub’, das geht sich nicht aus! – Abg. Wurm: Marlene wählen!), für ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrssystem (Abg. Wurm: Marlene wählen!), für leistbare Energiekosten – ich denke mir schon, da werdet ihr nervös (Abg. Wurm: Marlene wählen!) –, für ein soziales Salz­burg einsetzen, und das aus vollem Herzen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

16.58


16.58.22


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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Selbständigen Antrag 3258/A(E) der Abgeordneten Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aufhebung der Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein entsprechendes Zeichen. (Abg. Höfinger – in Richtung der sich von ihren Sitzen erhebenden Abgeordneten von SPÖ und FPÖ –: Ein schwaches Zeichen! – Rufe bei der ÖVP: Neue Koalition! Neue Koalition!) – Das ist die Minderheit, daher abgelehnt.

16.58.53Kurze Debatte: „Evaluierung ,Gesund aus der Krise‘“


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen nun zur kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz mit der Ordnungszahl 13157/AB.

Die erwähnte Anfragebeantwortung ist bereits verteilt worden, sodass sich eine Verlesung durch den Schriftführer erübrigt.

Wir gehen in die Debatte ein.

Ich darf darauf aufmerksam machen, dass gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsord­nung kein Redner länger als 5 Minuten sprechen darf, der Erstredner 10 Mi­nuten. Stellungnahmen von Mitgliedern der Bundesregierung oder zu Wort gemeldeten Staatssekretären sollen bitte auch nicht länger als 10 Minuten dauern.

Ich darf Herrn Abgeordneten Shetty als Antragsteller des Verlangens um die Be­gründung ersuchen. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


16.59.52

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS) (eine Tafel mit der Aufschrift „Psychotherapie auf Kasse jetzt – Petition unterschreiben“ auf das Redner:innenpult


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stellend): Na gut, schauen wir einmal, ob das hält! (Die Tafel fällt zu Boden, woraufhin der Redner sie aufhebt und in die Höhe hält. – Ruf: Fängt nicht gut an! – Abg. Maurer: Die Inszenierung darf natürlich nicht gestört werden!) So, ich halte es so in die Kamera. Ich glaube, man kann es sehen, ich glaube, die Bot­schaft ist klar. Das Taferl scheint nicht zu halten. (Abg. Michael Hammer: Fast so schlecht wie dem Hauser seine!) – Bitte? (Abg. Michael Hammer: Die sind fast so schlecht wie dem Hauser seine Taferln!) – Herr Kollege Hammer, ich weiß, Sie sind für Ihre unqualifizierten Zwischenrufe bekannt, aber das Thema ist ein bisschen zu ernst dafür. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Höfinger: Lass einfach das Taferl in Ruhe und widme dich inhaltlich diesem Thema! Das wäre ernst!)

95 000 Kinder und Jugendliche haben aktuell einen Bedarf für Psychotherapie oder für psychologische Hilfe, aber nur für 38 000 Kinder und Jugendliche besteht eine Versorgungsmöglichkeit bei einer Psychotherapeutin oder bei ei­nem Psychotherapeuten oder einer klinischen Psychologin. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Das sind keine Schätzungen von uns, sondern das sind nackte Zahlen, die wir von Ihnen, Herr Bundesminister Rauch, in einer schriftlichen Anfragebeantwortung vorletzte Woche zurückbekommen ha­ben. Herr Minister, Sie haben damit eingestehen müssen, dass fast 60 000 Kinder und Jugendliche mit Essstörungen, mit Angsterkrankungen, mit Depressionen im Regen stehen gelassen werden müssen. Das ist unfassbar, das muss uns alle betroffen machen. Das ist ungeheuerlich und das ist unverschämt gegenüber den jungen Menschen, dass wir ihnen nicht mehr bieten können. (Beifall bei den NEOS.)

Nachdem man sich drei Jahre lang in der Pandemie nur an den jungen Menschen abgeputzt hat, ist man sich jetzt zu schade, ihnen die Hilfe zukommen zu lassen, die ihnen zusteht. Die Expertinnen und Experten sind sich nämlich einig: Verantwortlich für den Zustand auf den Kinder- und Jugendpsychiatrien – und auch das ist nur die Spitze des Eisbergs – ist vor allem die Coronapolitik, die


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in Österreich geherrscht hat. Zusperren und wegsperren, das war Ihr Motto. „Koste es, was es wolle“, aber nur für die eigenen Freunde und Funk­tionäre, nicht für die jungen Menschen. (Abg. Zarits: Ja, ja! Ja, ja! Immer die gleiche Leier!) Es leuchtet mir einfach nicht ein, warum Sie den Ernst der Lage, in der wir uns befinden, nicht erkennen. Ich kann diese Zahlen schon nicht mehr hören. (Abg. Zarits: ... du da dauernd verzapfst!) – Das ist kein Blödsinn, den ich verzapfe! Ich verstehe nicht, warum Sie so etwas zwischenrufen müs­sen. (Abg. Zarits: Weil ihr die ganze Zeit ...!) Ich verstehe nicht, warum diese Zahlen, diese drastischen Zahlen, dass 62 Prozent der Mädchen depressive Symptomatiken haben, dass sich die Anzahl der Suizidversuche verdrei­facht hat, etwas zum Lachen sind, warum man das ins Lächerliche ziehen muss. Das verstehe ich nicht. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Zarits: ... das Vorige ...! – Zwischenrufe des Abg. Michael Hammer.)

Ich habe das Gefühl, das geht zum Beispiel bei Ihnen, Herr Kollege, da rein und da wieder raus. (Ruf bei der ÖVP: Was du sagst, eh!) Sie hören die Zahlen, Sie verstehen es vielleicht, aber Sie machen dann nichts und behaupten dann das Gegenteil. (Abg. Zarits: ... was du vorher gesagt hast!) Ich versuche es einmal anders, ich frage einmal anders: Wer von Ihnen hat denn Kinder, die durch die Pandemie psychisch belastet wurden? Wer von Ihnen hat denn Freunde oder Freundinnen, die selbst in Psychotherapie sind oder sie zumindest benöti­gen? Wer von Ihnen kennt jemanden, der psychologische Hilfe benötigt, sie sich aber nicht leisten kann? Ich glaube, das sind die allermeisten von uns, die eine dieser Fragen mit Ja beantworten. Hinter jeder dieser Zahlen, hinter jeder dieser Personen steht eine Geschichte. Ich habe hier schon mehrmals Ge­schichten, Nachrichten von jungen Menschen, insbesondere von Kindern, vorgelesen, die uns geschrieben haben, wie es ihnen geht, was die Pandemie mit ihnen gemacht hat. Nachdem wir letzte Woche – ich nehme an, Sie haben das mitbekommen – wieder einen Fokus insbesondere auf das Thema Psychotherapie auf Krankenschein gelegt haben, haben sich wieder einige bei uns gemeldet.


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Ich möchte, einfach weil ich heute auch die Zeit dafür habe, zwei Nachrichten mit Ihnen teilen, weil das ja vielleicht ein Versuch ist, der dazu führt, dass Kollegen wie Sie es dann verstehen, dass Sie das ein bisschen mehr beeindruckt als nur die abstrakten Zahlen.

Lea, 18 Jahre alt, Schülerin, schreibt zum Beispiel: Ich leide nun seit über einem Jahr an Depressionen, Selbstverletzung und Selbstmordgedanken. Seit September bin ich auch wieder in Therapie. Da ich noch Schülerin bin, zahlen meine Eltern noch die Kosten. Es fallen 400 Euro pro Monat nur für eine Stunde pro Woche an. Zwar sind meine beiden Eltern berufstätig, doch sie zahlen nicht nur für mich, sondern natürlich auch für unseren Lebensun­terhalt. Ohne Therapie hätte ich schon längst aufgegeben, aber zum Glück zah­len meine Eltern die Therapie. – Zitatende.

Oder: Eine nicht ganz so junge Person, Astrid, 59 Jahre alt, schreibt: Ich bin Mutter von zwei Kindern, einer Tochter, die jetzt 32 Jahre alt ist, und einem Sohn, der 29 ist. Im Alter von 15 Jahren erkrankte meine Tochter an Anorexie. Es folgten über Jahre hinweg wöchentliche Therapiestunden. Von der Krankenkasse erhielten wir damals einen lächerlichen Betrag rücker­stattet und es folgten diverse Krankenhausaufenthalte. Als meine Toch­ter ein lebensbedrohliches Gewicht von 28 Kilogramm erreichte, wurde sie mit der Begründung, sie sei zu dünn, in keiner Anorexiestation in ganz Öster­reich aufgenommen. Zum Glück sind wir in der Lage, die Kosten der Therapien irgendwie zu stemmen, und es kommt bei uns neben den täglichen Sor­gen um unsere Kinder nicht auch noch ein finanzielles Desaster hinzu. Ich frage mich – schreibt sie abschließend –: Was ist mit den Eltern, die nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, ihren Kindern die bestmögliche therapeutische Unterstützung zukommen zu lassen? – Zitatende.

Psychische Erkrankungen sind zu einer Volkskrankheit geworden, sie werden aber immer noch nicht wie eine solche betrachtet und werden nicht wie eine solche behandelt. Es muss doch endlich gelten und es muss doch endlich


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Konsens werden: Ein gebrochener Haxen muss von der Sozialversiche­rung genauso behandelt werden wie eine gebrochene Seele! Deswegen fordern wir und wir werden es fordern, bis es kommt: Psychotherapie auf Kran­kenschein, und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt sofort. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Lausch.)

Jetzt kommt der Knaller in dieser ganzen Geschichte: Wenn wir die Psychothe­rapie als Leistung der Kasse fordern, dann ist das nicht irgendeine Zusatz­leistung, die wir einfordern, das ist kein Bittstellertum, das ist etwas, was den Menschen in Österreich seit 1992 zusteht. – Viele wissen nicht, dass es im Jahr 1992 eine gesetzliche Änderung gab. Da wurde nämlich das ASVG geän­dert und Psychotherapie in den Leistungskatalog der Sozialversicherung aufgenommen. Das bedeutet, dass seit 1992 die Menschen in Österreich höhere Sozialversicherungsbeiträge zahlen und zusätzlich privat für die Psychothe­rapie aufkommen müssen. Die Menschen in Österreich blechen also doppelt und bekommen nicht das für ihr Geld, was ihnen eigentlich zusteht. Und das akzeptieren wir nicht! (Beifall bei den NEOS.) Das akzeptieren wir nicht, und des­wegen fordern wir von Ihnen, dass das endlich umgesetzt wird.

Wenn Sie – ich greife natürlich vor, Herr Minister, ich bin gespannt auf Ihren Redebeitrag –, was andere auch immer wieder tun, mit dem Argument kommen, das ja nicht falsch ist, dass dafür die Sozialversicherung zuständig ist, dann sage ich Ihnen etwas: Seit 20, seit 30 Jahren hören die Menschen bei diesem wie bei anderen Themen: Wir sind nicht zuständig, die sind zuständig, die Länder sind zuständig, der Bund ist zuständig, die Sozialversicherung ist zuständig! – Die Menschen erwarten sich von einer Politik, dass sie den Rah­men dafür schafft, dass sie sich dafür einsetzt, dass etwas, was ihnen zu­steht, auch wirklich kommt. Deswegen bitte ich Sie eindringlich – Sie als gesam­te Bundesregierung –, sich nicht auf Zuständigkeiten rauszureden.

Ich erwarte mir von Ihnen als Gesundheitsminister, auch wenn die Zuständig­keiten vielleicht in der Sache woanders liegen, dass Sie es zu Ihrer Priori­tät erklären, dass Sie Ihr gesamtes politisches Gewicht – und Sie sind ja schon


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sehr lange in der Politik – in den Ring werfen und sagen, Sie machen sich dafür stark, dass Psychotherapie als Kassenleistung kommt, und dann bin ich mir sicher, dass das auch gelingen wird.

Weil ohne Druck anscheinend in den letzten Jahren gar nichts funktioniert, haben meine Kolleginnen Beate Meinl-Reisinger, Fiona Fiedler und Martina Künsberg Sarre letzte Woche eine Petition gestartet. Diese Petition hat innerhalb von drei Tagen mehr als 3 000 Unterstützungen bekommen. Ich habe sie Ihnen mitgenommen, auch vor allem für Abgeordnete, die das noch immer nicht beeindruckt, um das vielleicht ein bisschen zu veranschaulichen (eine Papierrolle, auf der die Unterschriften der genannten Abgeordneten sowie unter der Überschrift „NEOS Parlamentsklub ... und weitere 3.000 Unterstützerinnen und Unterstützern“ eine Liste mit den Namen der Unterstützer:innen zu sehen sind, ausrollend und in die Höhe haltend), wie viele Menschen das sind, die inner­halb von drei Tagen diese Petition unterstützt haben. Das sind nicht wir drei oder wir 15 NEOS-Abgeordnete oder ein paar, die eine absurde For­derung erheben – das sind ganz viele Menschen, die diese Forderung verbindet.

Herr Bundesminister, deswegen bitte ich Sie – ich würde gar nicht sagen, dass ich Sie nur bitte –, ich fordere Sie eindringlich auf, dass Sie endlich das er­möglichen, was den Menschen zusteht, dass Sie diese Menschen – über 3 000, und täglich, jede Stunde werden es mehr –, die diese Petition, die diese For­derung unterstützen, ernst nehmen und dass Sie endlich dafür sorgen, dass Sie die Versorgungslücke, insbesondere bei jungen Menschen, aber bei allen Menschen in Österreich, die psychische Belastungen und Probleme haben, schließen und insbesondere eines Ihrer Wahlversprechen umsetzen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Lausch.)

17.09


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Bundesminister Johannes Rauch zu Wort gemeldet.

Herr Bundesminister, Ihre Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte.



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17.09.38

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Sehr geehrte Frau Präsidentin, ich werde mich bemühen, mich daran zu halten! Lassen Sie mich zunächst auf einen Punkt eingehen, den ich gewissermaßen auch ein bisschen als Kontrapunkt darstellen möchte. Ich nehme das natürlich sehr ernst. Mir ist schon klar, dass es massive Auswir­kungen  gab und gibt, die durch die Pandemie, durch andere Krisen in der psychischen, mentalen Gesundheit von Jugendlichen – nicht nur von Jugendlichen, aber auch – verursacht worden sind. Ich würde aber ger­ne einen Kontrapunkt setzen, um auch zu zeigen, dass junge Menschen in diesem Land trotz aller Krisen Gott sei Dank während der Pandemie etwas gemacht haben, das ich großartig finde.

Ich war gestern bei der Abschlussveranstaltung des Projektes Mutfluencer. Das sind junge Menschen, die sich während der Pandemie zusammengefunden haben und unter Anleitung – mit einer Förderung des Ministeriums im Übrigen, da ist doch einiges Geld hineingeflossen – eigene Projektideen entwi­ckelt haben, von Mobbingberatung an Schulen bis zur Aufklärung über psychi­sche Gesundheit oder der Entwicklung eines Podcasts, mit dem sie jetzt online gehen. Die jungen Menschen haben Webseiten gestaltet, Eigeninitiativen gestartet und wollen das jetzt auch umsetzen und weiter betreiben, sozu­sagen im richtigen Leben nach der Pandemie.

Das ist großartig, da war ein Spirit des Mutes und der Zuversicht vorhanden, und ich möchte das einfach auch hier sozusagen ins Zentrum stellen: Da gibt es auch junge Menschen, die den Willen haben, die entschlossen sind, aus der Pan­demie und ein Stück weit auch aus der Depression der Pandemie rauszu­kommen und nach vorne zu schauen, und genau das ist der Punkt, um den es auch gehen soll.

Und jetzt bin ich bei Ihrem Punkt und bei Ihrem Anliegen: Wir haben im Ministerium eine ganze Reihe von Initiativen gesetzt, nicht nur um Hilfen anzu­bieten, sondern auch – was Ihr Anliegen ist – um in der Ausgestaltung der


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psychischen Versorgung von Menschen in Österreich einen Schritt weiterzu­kommen.

Ich weiß, Sie schätzen das Projekt Gesund aus der Krise nicht besonders, weil Sie immer sagen, das sei zu klein (Abg. Shetty zeigt mit Daumen und Zeigefin­ger einen geringen Abstand), zu wenig und zu winzig, aber ich kann Ihnen nur sagen, das ist eines der erfolgreichsten Projekte in Österreich im nieder­schwelligen Zugang – genau das, was Sie verlangen.

Es muss normal sein, sich auch mit psychischen, mentalen Schwierigkeiten an jemanden wenden zu können, nicht monatelang auf Beratungsleistungen war­ten zu müssen, sondern das zu bekommen, an Schulen, verteilt über ganz Österreich, mit 700 Beratungseinrichtungen, die sich dem stellen, und da eine Hilfe in Anspruch nehmen zu können, die sehr rasch und sehr zielgerichtet sofort wirkt. Das ist in der Fläche, da sind die Mittel aufgestockt worden, und wir wissen, es geht auch darum, die Beratungsstellen dort aufzustocken und das An­gebot noch weiter zu verbessern. Es ist eine kurzfristige Maßnahme, die sehr rasch wirkt, aber die jedenfalls notwendig ist. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir erreichen mit der Aufstockung 10 000 zusätzliche Jugendliche. Die be­kommen dann wie gesagt etwa 15 Behandlungseinheiten sehr niederschwellig angeboten.

Wir haben das Fach der Kinder- und Jugendpsychiatrie – auch wichtig, weil wir da einen Mangel festgestellt haben – als Mangelfach eingestuft. Dadurch wird eine Erhöhung der Ausbildungskapazitäten im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie ermöglicht. Das ist wichtig, weil es darum geht, das Angebot vor allem auch in der Psychiatrie zu stärken.

Wir haben eine Sonderrichtlinie erlassen: Stärkung der Krisenintervention in Österreich. Krisenintervention ist eines der probaten Mittel, um einen sehr niederschwelligen Zugang zu psychosozialen Hilfeleistungen zustande zu bekommen.


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Wir haben im Rahmen der Agenda Gesundheitsförderung im Zeit­raum 2021 bis 2023 14 neue psychosoziale Gesundheitsprojekte gefördert, mit erheblichen Geldmitteln.

Wir haben die Kompetenzgruppe Entstigmatisierung entwickelt. Wir haben einen Ausbau des Angebotes für Psychotherapie als Krankenbehandlung zustan­de gebracht und das Versorgungsangebot ausgeweitet.

Das reicht alles nicht, können Sie zu Recht sagen. Was tun wir in Zukunft? – Wir planen und sind dabei, das Psychotherapiegesetz Neu auszuarbeiten. Das ist eine tragende und zentrale Säule, wenn es darum geht, in Zukunft in Zusammen­arbeit meines Ministeriums mit dem BMBWF und den Berufsvertretungen und den Universitäten eine Reform der Psychotherapieausbildung zustande zu bekommen. Diese Reform soll die Ausbildung akademisieren und Qualitäts­standards sicherstellen. Das halte ich für notwendig, gerade in diesem Feld, weil da mitunter auch Angebote am Markt sind, die nicht die notwendige Quali­tät, nicht die notwendige Sorgfalt und nicht die notwendige Nachhaltig­keit haben. Das muss ich schon auch aus eigener Erfahrung sagen: Der Umgang mit Menschen mit psychischen Behinderungen, psychischen Beeinträchti­gungen, mentalen Schwierigkeiten erfordert Sorgfalt. Wenn da nicht sorgfältig und nach Qualitätsstandards vorgegangen wird, dann kann oftmals mehr Schaden angerichtet werden, als Nutzen gestiftet wird. Das wollen wir nicht.

Diese Reform wird auch einen niederschwelligen und kostengünstigen Zugang zur Ausbildung sichern und ist wie gesagt ein wichtiger Schritt in der Leis­tungsübernahme.

Dann sind wir am Ende des Tages auch beim Geld: Es wird zusätzliche Mittel für die Krankenversicherung brauchen, das ist richtig. Wir gehen davon aus, dass das etwa 40 bis 60 Millionen Euro pro Jahr sein werden. Meine Zielsetzung ist es jedenfalls, dieses Psychotherapiegesetz noch im heurigen Jahr dem Nationalrat zur Beschlussfassung zuzuleiten, was dann auch bedeutet, die dafür notwendigen Budgetmittel – in der Folge im Budget ab­gebildet – sicherzustellen.


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Was ich sagen kann und was ich sagen möchte: Ich bedanke mich für die kooperative Zusammenarbeit in diesen Fragen. Es ist in diesem Haus, glaube ich, über Parteigrenzen hinweg angekommen, dass es notwendig ist, da etwas zu tun, und ich würde mir diese Einhelligkeit dann auch wünschen, wenn es da­rum geht, das Psychotherapiegesetz zu beschließen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.16


Präsidentin Doris Bures: Nun steigen wir in die Debatte ein.

Frau Abgeordnete Scheucher-Pichler, Ihre Redezeit sowie die aller weiteren Rednerinnen und Redner beträgt 5 Minuten. Frau Abgeordnete, bitte.


17.16.18

Abgeordnete Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörerin­nen und Zuhörer auf der Galerie und zu Hause! Das Projekt Gesund aus der Krise ist aus meiner Sicht eine hervorragende Initiative, die gerade jungen Menschen in einer schwierigen Situation rasch geholfen hat, Er­leichterung und auch Hilfestellungen gebracht hat.

Gesund aus der Krise ist ein Musterprojekt, auch ein Erfolgsprojekt, und ich möchte mich vor allen auch bei Bundesminister Rauch und unserer Ju­gendstaatssekretärin Claudia Plakolm für diese rasche Initiative bedanken: Wer rasch hilft, hilft doppelt! Wenn Sie das nur schlechtreden, Herr Kollege Shetty, verstehe ich das nicht, denn eigentlich haben wir alle das gleiche Ziel: Wir wissen genau, worum es geht, und wir wollen – und das ist ein klares Bekenntnis auch dieser Bundesregierung, der Herr Bundesminister hat es gerade auch gesagt – alles tun, um Psychotherapie auf Krankenschein sicherzu­stellen. Das steht auch im Regierungsprogramm.

Die Anfrage bezog sich aber speziell auf dieses Projekt, und ich glaube, man darf das nicht so niederreden. Das ist eine tolle Initiative, die gerade für junge


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Leute, aber auch für alle, die in der Jugendhilfe arbeiten, und für die betroffenen Familien sehr, sehr wichtig war.

Jugendliche waren speziell von Isolation, von Ängsten, von Sorgen, von schulischen Problemen, von Problemen in der Familie betroffen, und daher war es auch so wichtig, wie ich bereits gesagt habe – weil eben auch ein Drittel in der Studie des Bundesministeriums angegeben hat, von psychischen Proble­men betroffen zu sein –, da eine konkrete Initiative zu setzen. Ich denke, das ist einfach einmal Tatsache.

Tatsache ist aber auch, und das dürfen wir auch nicht vergessen, dass es nicht nur um die Auswirkungen der Pandemie geht, sondern dass wir bereits vor der Pandemie – und das ist eigentlich schlecht, dass das so war – ein enor­mes Ansteigen von Essstörungen, von Selbstverletzungen und psychi­schen Problemen bei Jugendlichen, aber auch bei alten Menschen – auch die Altersdepression ist bekanntlich gestiegen – zu verzeichnen hatten. Wir dürfen daher auch diese Faktoren nicht außer Acht lassen: die Veränderungen in den Familien, die Veränderungen in der Gesellschaft, was auch immer mit dazu beigetragen hat, dass es zu diesen Situationen gekommen ist.

Da sich die Anfrage ja auf dieses Projekt bezieht, noch ein paar Fakten: Gesund aus der Krise bietet 15 kostenlose Stunden von Beratung und Psychothe­rapie mit der Möglichkeit der Verlängerung auf 20 Stunden. Es sind immerhin 8 843 Jugendliche, die bereits von diesem Projekt profitiert haben. Der Zugang ist niederschwellig, auch das ist ganz besonders wichtig. Es wurden über 6 000 Einzelbehandlungen, 1 600 Gruppengespräche und 400 Leistungs­stunden im Bereich von Sensibilisierungsworkshops in Kinder- und Jugendein­richtungen durchgeführt – und auch Elterngespräche, auch das möchte ich erwähnen.

Die Statistik zeigt, dass 61 Prozent der Antragsteller weiblich sind und 78 Prozent älter als zehn Jahre. Auch Sprachbarrieren sind in diesem Projekt kein Hindernis. Die Teilnahme am Projekt ist für alle möglich. Es werden derzeit 17 Behandlungssprachen angeboten, auch das ist ein wichtiger Aspekt.


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Das Ministerium hat auch die Ernsthaftigkeit dieses Themas unterstrichen, indem dieses erfolgreiche Projekt sofort von 12 Millionen auf 20 Millionen Euro aufgestockt wurde, und es ist auch ganz klar ein Bekenntnis des Bundes­ministeriums für Finanzen und des Finanzministers, dass dieses Projekt weiterge­führt wird. Weil da ein Gerücht aufgetaucht ist, es würde eingestellt wer­den: nein, ganz im Gegenteil.

Ich kann nur sagen, dass es unser aller Ziel sein muss – und ich bedanke mich bei all jenen, die da mithelfen –, wirklich noch so rasch als möglich in dieser Periode Psychotherapie als Kassenleistung sicherzustellen. Ich vertraue da allen, die im Moment verhandeln, und ich hoffe auch, dass es da zu Lösungen mit den Sozialversicherungsträgern, aber auch mit allen Stakeholdern kommt. Der Herr Bundesminister hat es bereits erwähnt, es soll ja auch das neue Psychotherapiegesetz möglichst rasch beschlossen werden, das auch neue Ausbildungsmöglichkeiten und auch Verbesserungen in Richtung Psychotherapie auf Krankenschein bringen wird.

Arbeiten wir doch alle zusammen! Das wäre mein Wunsch. Das ist nicht nur wichtig für die Jugend in unserem Land, sondern es ist wichtig für die psychische Gesundheit aller Menschen in Österreich. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

17.20


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Elisabeth Feichtinger. – Bitte.


17.20.53

Abgeordnete Elisabeth Feichtinger, BEd BEd (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Hohes Haus! Gesund aus der Krise heißt das Projekt, das die Regierung mit rund 12,2 Millionen Euro budge­tiert hat. Aus unserer Sicht ist das leider ein Tropfen auf den heißen Stein. Die vergangenen Covid-Jahre haben gezeigt, wie herausfordernd diese Situa­tion für alle Kinder und Jugendlichen war und nach wie vor auch ist.


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Ich habe vor einiger Zeit mit einer Mutter gesprochen, die alleinerziehend ist und selbst zwei junge Mädchen hat, die in der Covid-Zeit massive Herausforde­rungen gehabt haben. Die psychischen Belastungen sind sukzessive immer mehr geworden und sie hat verzweifelt nach einem Therapieplatz, einem Kassen­platz gesucht. Sie hat aber keinen erhalten, und das Schlimmste ist dann schlussendlich passiert, nämlich dass eine der Töchter versucht hat, sich das Le­ben zu nehmen. Sie ist dann natürlich aufgrund dieser schlimmen Situation ins Krankenhaus gekommen und hat dort einen Therapieplatz erhalten. Es ist in dem Fall fünf nach zwölf gewesen, aber es darf doch nicht so weit kommen, dass man dann erst Hilfe bekommt. Die Mutter war absolut verzweifelt, wusste nicht mehr, wohin sie sich wenden soll, und hat mir eben diese Geschichte erzählt. Diese ist nach wie vor in meinen Gedanken, weil genau das mit diesem Projekt ja nicht mehr passieren sollte. (Beifall bei der SPÖ.)

Das Projekt an sich ist ja nicht schlecht, nur ist zu wenig Budget dafür da, es braucht dafür wesentlich mehr Geld. Ich verstehe es nicht, viele, viele Millio­nen Euro werden massig und großzügig verteilt, nur auf diesen Bereich, Kindergesundheit, psychische Gesundheit für Kinder und Jugendliche, wird im­mer wieder vergessen. 1,2 Prozent werden aktuell betreut, auf kassenfi­nanzierten Plätzen sind 23 370 Kinder, wir brauchen aber 5 Prozent, das sind über 90 000 Plätze, die wir brauchen würden.

Was passiert mit diesen Kindern in dieser Zeit? Bleiben sie alleine zu Hause? Müssen die Eltern das irgendwie alleine mit ihnen schaffen? Wie sollen wir das wirklich akzeptieren und den Eltern auch erklären, dass dieses Geld nicht da ist, Herr Minister? Ich glaube, Sie selbst würden bereit sein, dieses Budget auch zu stemmen, aber die Regierungsdiskussionen, sind da, glaube ich, sehr, sehr schwierig und das Interesse, das Geld anderswohin zu geben, ist halt leider viel zu groß. (Beifall bei der SPÖ.)

Faktum ist, sehr viele Familien können sich eine private Therapie nicht leisten – das ist die Herausforderung. Es darf keine Sache des Geldbörserls sein,


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dass man sich das leisten kann, es darf nicht sein, dass Therapie nur über Privat­kasse oder aber privat zu bezahlen ist. Wir haben aktuell 1 200 Psycho­therapeuten in ganz Österreich, wir haben 528 Kinder-, Jugend- und Familien­psychologen – viel zu wenige. Sie haben es schon gesagt, auch da braucht es eine Ausbildungsoffensive.

Viele Therapeuten werfen das Handtuch, weil sie den Druck nicht mehr aushalten, dass so viele Kinder auf den Wartelisten stehen. Sie wissen, dass es so viele Bedürfnisse gibt, dass es dringend Unterstützung für diese Jugend­lichen und Kinder braucht, und sie können all diese nicht bedienen. Das übt auf diese Menschen massiven Druck aus, und sie schaffen es nicht mehr und lassen dann ihren Job und wechseln in ein anderes Arbeitsfeld, weil sie sagen, dass sie es nicht mehr aushalten – so ähnlich, wie wir es jetzt in der Pflege immer wieder gehabt haben.

Es ist eine Zeit, die wirklich herausfordernd ist, da braucht es klare Unter­stützung für unsere Kinder und Jugendlichen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir wissen von den vielen Problemen. Es gibt zu wenige Kassenplätze, es gibt einen bürokratischen Aufwand für die Klient:innen und für die Obsor­geberechtigten, und es gibt organisatorischen Aufwand für die Behandler:innen. Die Sprachbarrieren darf man auch nicht vergessen, es ist wichtig, dass man diese nicht übersieht.

Herr Minister, wenn man ein halbes Jahr auf einen Kassentherapieplatz für Kin­der und Jugendliche warten muss, ist das absolut inakzeptabel! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Minister, es ist wirklich wichtig, dieses Budget zu erhöhen. Wir müssen schauen, dass wir da etwas weiterbringen, und ich bin auch dafür, dass wir das gemeinsam angehen. Ich glaube, Sie sind motiviert, Sie haben auch in Ihrer Rede gesagt, wie wichtig es ist. Schauen wir doch endlich, dass da das Geld fließt, denn woanders fließt es auch! (Beifall bei der SPÖ.)

17.25



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Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerhard Kaniak. – Bitte.


17.25.16

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Frau Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zu­hörer! Ja, ich glaube, wir sind uns einig, dass es keine Bevölkerungsgruppe gibt, die in den letzten drei Jahren so gelitten hat, nicht nur unter der Corona­krise, sondern auch unter den Maßnahmen der Bundesregierung, wie die Kinder und Jugendlichen in diesem Land. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wurde dieser durch das Volksbegehren Mental-Health-Jugendvolksbegeh­ren ausgiebig erbracht.

Das Projekt Gesund aus der Krise, das das Gesundheitsministerium aufgesetzt hat, ist ein kleiner erster Schritt, um die Schäden aufzuarbeiten und zu beseitigen, die in den letzten drei Jahren an der psychischen Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen entstanden sind. Wir Freiheitliche haben diesen ersten Schritt immer unterstützt, und ja – in diesem Punkt haben Bundesminister Rauch und auch eine meiner Vorrednerinnen recht –, dieses Projekt ist auch im europäischen Vergleich durchaus beispielhaft und absolut zu begrüßen. Es hat auch dazu geführt, dass Berufsgruppen wie die Psychologen und die Psychotherapeuten, die vorher in der Abstimmung der gemeinsamen Arbeit ihre Schwierigkeiten gehabt haben, nun besser zusammenarbeiten – und ja, es sind auch zusätzliche Mittel dafür geflossen. Man kann aber trotzdem nur eine Conclusio ziehen: Es ist zu wenig und es ist zu spät.

Herr Bundesminister, ich möchte das auch begründen: Wir haben bereits im Sommer 2021 die ersten Studien gehabt, die gezeigt haben, dass die An­zahl der psychischen Störungen und Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen im ersten Jahr der Coronakrise bis zu 100 Prozent zugenommen hat – von der Donau-Universität Krems, aber auch von der Med-Uni Innsbruck hat es entsprechende Studien gegeben. Es hat von den psychologischen Einrich­tungen, vom Wagner-Jauregg in Linz, Warnrufe über eine massive Zunahme der


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Anzahl der Suizidversuche bei Kindern und Jugendlichen gegeben. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als wir in die öffentliche Apotheke das offizielle Unterstützungsschreiben bekommen haben, wir mögen bei der Abgabe  von rezeptfreien Arzneimitteln aufpassen, weil im Internet Anleitungen kursieren, wie sich Jugendliche mit freiverkäuflich erhältlichen Arzneimit­teln umbringen können. – Das alles sind Warnrufe, die es schon im Sommer 2021 gegeben hat.

Ich habe in meinem Freundeskreis einen Familienvater, dessen Tochter durch die Schulschließungen, durch die soziale Isolation in die Magersucht abge­driftet ist. Monate hat es gedauert, bis er für seine Tochter einen Therapieplatz bekommen hat, weil alle maßlos überlastet waren. Das heißt, die Alarm­zeichen auch von den Fachgesellschaften waren schon längst da, und es hat bis Ende 2022 gedauert, bis es tatsächlich strukturierte, niederschwellige Hilfe für die Betroffenen gegeben hat.

Jetzt schreiben Sie in Ihrer Anfragebeantwortung, wie großartig das angenom­men worden ist – das war absehbar. Wir haben, als Sie das Programm auf­gesetzt haben, schon gesagt, dass Sie da die Mittel vermutlich um den Faktor zehn zu niedrig angesetzt haben. Sie waren über die sehr hohe Inanspruchnahme des Programms überrascht – man könnte sagen: ein großer Erfolg. Ich sage, es ist ein großer Hilferuf der Kinder und Jugendlichen, aber auch der betroffenen Eltern.

Sie haben das in Ihrer Anfragebeantwortung ja klar ausgeführt: Der vorgefun­dene Zustand bei den Kindern und Jugendlichen war viel schlimmer und ernster, als Sie das vermutet haben, die benötigte Therapieleistung viel umfang­reicher und intensiver als ursprünglich kalkuliert. Die erste Aufdoppelung des Budgets von 12 auf 20 Millionen Euro ist erneut nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie werden damit nicht einmal ansatzweise den notwen­digen Bedarf abdecken.

Sie haben erkannt und das auch in Ihrer Anfragebeantwortung geschrieben, dass auch die Eltern massiv von psychischen Problemen mitbetroffen sind –


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auch da fehlt die zusätzliche Hilfe. Und: Das Ziel war ja dann auch, besonders stark Betroffene in die sogenannte Regelversorgung, nämlich in die be­reits gesetzlich geregelte Kassenleistung, überzuführen. Da stellen Sie dann auch in Ihrer Anfragebeantwortung fest, dass diese Überführung in die Regelver­sorgung gar nicht möglich ist, dass dort keine freien Plätze sind.

Ja, Herr Bundesminister, auch das ist schon längst bekannt, und dass die Sozialversicherung die Anzahl der Versorgungsplätze in der Psychotherapie mit 1,23 Prozent der Versicherten deckelt, und das schon aus Zeiten vor der Coronapandemie, und diesen Deckel selbst in diesem katastrophalen Zustand, in dem wir uns jetzt befinden, noch immer aufrechterhält, das ist ja wohl eine Chuzpe sondergleichen. Warum Sie als Minister da nicht eingreifen und für eine Veränderung sorgen, ist mir unbegreiflich. (Beifall bei der FPÖ.)

Sehr geehrter Herr Bundesminister Rauch, es gibt kaum ein Thema, bei dem Sie eine breitere politische Unterstützung haben als dabei, in der Vorsorge und Behandlung der Kinder und Jugendlichen dafür Sorge zu tragen, dass die psychi­sche Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Österreich besser wird, dass wir da die Schäden der Vergangenheit gemeinsam korrigieren.

Nutzen Sie doch bitte dieses politische Mandat, diesen praktisch politischen Freibrief, den Sie von uns, vom gesamten Nationalrat, haben, und setzen Sie sich dafür ein, dass die eingesetzten Mittel einmal mindestens verdrei-, vervier­facht werden und dass da keine weiteren Ausreden vonseiten der Sozialversi­cherung akzeptiert werden und dass alle Menschen, die eine psychische Erkrankung haben, auch sofort eine Behandlung bekommen! An Therapeuten und Psychologen fehlt es sicherlich nicht, davon haben wir genug. (Präsi­dentin Bures gibt das Glockenzeichen.) Es scheint offensichtlich an der politischen Willensbildung eher in der Bundesregierung als im Nationalrat zu scheitern. (Beifall bei der FPÖ.)

17.30


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Ralph Schallmeiner. – Bitte.



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17.30.39

Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren hier auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Ich teile vieles davon, auch von dem, was Yannick Shetty gesagt hat, nämlich wenn es da­rum geht, wo wir stehen. Das ist eine Momentaufnahme, das ist eine Situationsaufnahme dessen, was wir hier in Österreich nach Jahrzehnten, in denen nichts passiert ist, schlussendlich vorgefunden haben. Es stimmt, Covid, Corona ist dieses berühmt-berüchtigte Brennglas, von dem ja immer gesprochen wird, in dem man eben das erste Mal offensichtlich und in der Öffentlichkeit wahrnehmbar gesehen hat, es geht uns nicht allen unbedingt gut, insbesondere nicht unseren Kindern und Jugendlichen.

Denken wir an das Expert:innenhearing zum Mental-Health-Jugendvolksbegeh­ren zurück: Da haben vier Expertinnen und Experten auch davon gespro­chen, dass es nicht nur Covid ist, sondern dass es ja auch die vielen weiterfüh­renden Krisen sind – diese Polykrisen, von denen Rudi Anschober momen­tan auch in seinen Vorträgen berichtet –, die unsere Kinder, unsere Jugendli­chen, aber natürlich auch die Erwachsenen massiv belasten. – Das ist der aktuelle Zustand, in dem wir uns befinden. Gegen den müssen wir ankämp­fen und gegen den müssen wir agieren, und das tun wir auch.

Eine Maßnahme ist das schon viel zitierte Gesund aus der Krise. Das ist eine schnelle Maßnahme. Das ist eine Maßnahme, bei der man im Endeffekt schaut, dass man niederschwellig hilft. Wenn man davon spricht, dass das angeblich so lange dauert, dass Kinder und Jugendliche einen Platz bei einem Psychotherapeuten, bei einer Psychotherapeutin oder bei einer klini­schen Psychologin bekommen, dann muss ich sagen, bei Gesund aus der Krise geht das irrsinnig schnell. Ich habe das in meinem eigenen direkten Umfeld gesehen, bei einer Kollegin von mir: ihre Tochter angemeldet, zwei Tage spä­ter fixe Rückmeldung, eine Woche später die erste Therapiestunde.


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Das heißt, das kann gut funktionieren und das funktioniert auch gut, weil sich zwei Berufsgruppen, die sich davor – irgendwer hat es vorhin gesagt – nicht so ganz vertragen haben – Kollege Kaniak hat das euphemistisch so um­schrieben –, auch erstmalig zusammengetan haben, weil sich zwei Berufs­gruppen zusammengetan und sozusagen ihre Joint Forces zur Anwendung ge­bracht haben, damit Kinder und Jugendliche dann auch eine gute Versor­gung vorfinden können.

Ich glaube, das ist überhaupt genau das Modell für die Zukunft, das wir auch brauchen werden, nämlich diese Zusammenarbeit zwischen klinischen Psychologinnen und Psychologen auf der einen Seite und den Psychothera­peutinnen und Psychotherapeuten auf der anderen Seite, weil es dann wirklich ausreichend Fachkräfte gibt, wenn man so möchte, also fachlich kom­petente Personen, die uns auch in Zukunft helfen können. Das wird auch einer der Aspekte werden, um die wir uns jetzt in Zukunft, in den nächsten Monaten, auch noch kümmern müssen, dass wir eben auch klinische Psycholo­ginnen und Psychologen reinbringen und dann auch diesen Abrechnungs­modus in das ASVG hineinbringen.

Ein anderes Thema – der Minister hat es schon angesprochen –, das aus meiner Sicht in diesem Zusammenhang durchaus zentral ist: Wenn wir schon über psychotherapeutische oder über psychologische Hilfe, Hilfestellungen reden, dann müssen wir auch über das Psychotherapiegesetz reden. Wir sind gerade mittendrin, das zu reformieren.

Derzeit ist es so: Wenn jemand von Ihnen eine Psychotherapieausbildung machen möchte, dann muss das privat bezahlt werden, bis zu 65 000 Euro, hat die APA vor zwei Wochen recherchiert. Ich habe in der Zwischenzeit auch die Meldungen von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten bekommen, dass sie mehr bezahlt haben. Bei diesen 65 000 Euro dürfte also nach oben hin noch einiges zusätzlich zu leisten sein.

Wir wollen das wegbringen. Wir wollen haben, dass diese Ausbildung ganz regulär an öffentlichen Universitäten zu den gleichen Konditionen, wenn Sie so


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wollen, wie jedes andere Studium absolviert werden kann; also ein akade­misiertes Studium an Universitäten nach entsprechenden, auch international gut vergleichbaren Qualitätskriterien, sodass wir damit einerseits die Qualität – der Minister hat es vorhin ja richtigerweise schon gut umschrieben – sichern können, diese akademische Qualität unterbringen können, international vergleichbar sind und andererseits durch die Akademisierung auch dafür sorgen können, dass sich auch dieses Studium, diese Therapieausbildung auch dementsprechend weiterentwickeln wird.

Ich nehme es, das sage ich auch ganz unumwunden, wohltuend wahr, wenn sich hier vier, also damit jetzt fünf Parteien hierherstellen und sagen, wir wollen das alle gemeinsam. Ich glaube, dass das ein großer Wurf sein kann, den wir alle fünf gemeinsam auch hinbringen können, dass wir dafür sorgen, einerseits gute Qualität in der Therapieausbildung und andererseits ein gutes, breit gefächertes Angebot nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern für alle Menschen in Österreich zu schaffen. Da treffen wir uns auf jeden Fall wie­der, lieber Yannick, da sind wir auf jeden Fall einer Meinung. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.35


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Fiona Fiedler zu Wort. – Bitte.


17.35.50

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier und zu Hause! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehör­lose Menschen! Was ist Psychotherapie? – Wörtlich aus dem Griechischen übersetzt ist es die Behandlung der Seele oder die Behandlung von seelischen Problemen. Diese Behandlung soll die Behebung eines bestimmten Pro­blems anstreben und somit auch zeitlich begrenzt sein, und genau jetzt geht es uns um diese Behandlungen.


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Gesund aus der Krise ist eine Initiative, die mit Stand März für 23 370 Kinder einen Therapieplatz zur Verfügung gestellt hat. Es ist eine gute Initia­tive, ja, das stellen wir auch nicht infrage. Es sind aber wie schon erwähnt 95 000 Kinder betroffen. Die Plätze aus Gesund aus der Krise können laut Anfrage auf 2 Prozent der Anspruchsberechtigten angehoben werden, das sind aber bei Weitem nicht alle Kinder. Ihre Bemühungen in allen Eh­ren, aber wir müssen da schneller werden, wir müssen da in die Gänge kommen.

Unsere Petition verlangt die Übernahme der Kosten der Psychotherapie durch die Kassen. Das zahlen wir seit 1992, nämlich mit erhöhten Sozialversi­cherungsbeiträgen, die genau diese Therapien abdecken sollen – das tun sie aber nicht. Dafür müssen wir auch das Budget nicht anpassen. Damit wir diese Regierung daran erinnern – wenn es auch nicht genau diese Koalition war, die das damals beschlossen hat –, haben wir diese Petition gestartet. Ge­meinsam mit Betroffenen wollen wir deutlich machen, dass es längst überfällig ist, diesen Missstand endlich zu beheben. Bereits 3 677 Jugendliche, aber auch Erwachsene haben unsere Petition unterzeichnet. Sie konnten die lange Liste vorher sehr deutlich sehen. Wir sammeln aber nicht nur Un­terschriften, wir lesen uns jedes einzelne dieser Schicksale durch und haben auch ein Ohr, wenn uns jemand persönlich davon erzählen möchte; wie zum Bei­spiel Tobi, 19, der generell Kritik am Gesundheitssystem und an der Therapiever­fügbarkeit übt. Er selbst hat keine Probleme, aber seine Freunde sind äußerst betroffen, alle von ihnen leben am Land. Abgesehen von den hohen Kosten schreibt er:

Wenn man sich die aktuelle Statistik zu Suiziden ansieht, kann man klar erken­nen, dass am Land viel mehr Suizide geschehen, am meisten in Kärnten und in der Steiermark. Nur leider habe ich das Gefühl, dass diese Zahlen der Regie­rung mehr oder weniger egal sind, denn man hat die nötigen Fakten am Tisch, aber getan wird absolut nichts. Lieber wird über dieses sensible Thema stillgeschwiegen, und das ist in meinen Augen absolut inakzeptabel.


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Wenn man sich den Fuß bricht, geht man einfach in das Krankenhaus und be­zahlt nichts, aber bei einer gebrochenen Psyche muss man alles selber fi­nanziell stemmen. Daher mein Appell an die österreichische Bundesregierung: Sehen Sie endlich nicht mehr darüber hinweg, helfen Sie den Betroffe­nen und lassen Sie Tausende Österreicher:innen nicht mehr im Stich! – Zitat­ende.

Livia, 18:

Ich bin Schülerin und gerade im letzten Jahr, also mitten in der Maturavorberei­tung. Außerdem bin ich Schulsprecherin und deshalb als Ansprechpartnerin für alle Schüler:innen in der Schule da. Ich merke, wie viele Jugendliche psychi­sche Probleme haben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Psychotherapie muss auf Kassenkosten sein, um so jedem und jeder Jugendli­chen die Chance zu ermöglichen, Hilfe zu bekommen. – Zitatende.

Livias Slogan lautet: Wake up and support the kids!

Aber auch Erwachsene sind betroffen. Auch sie haben mit psychischen Problemen zu kämpfen, und nur wer es sich leisten kann und auch einen Platz findet, wird unterstützt. Alle anderen fallen durch den Rost. Wir zahlen aber bereits über unsere Pflichtversicherung. In Zeiten der multiplen Krisen soll sich weder ein krankes Kind noch ein kranker Erwachsener auch noch Sor­gen darüber machen, ob eine Therapie bezahlt werden kann.

Liebe Bundesregierung! Nicht nur unsere Kinder und Jugendlichen müssen ein physisch und psychisch erfolgreiches und selbstbestimmtes Leben führen können. Sorgen Sie dafür, dass endlich jeder und jede in Österreich Psychothe­rapie auf Kassenkosten bekommen kann! – (Den Dank auch in Gebärden­sprache ausführend:) Danke. (Beifall bei den NEOS.)

17.40


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit sind die Verhandlung und die Debatte geschlossen.


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17.40.23Fortsetzung der Tagesordnung


Präsidentin Doris Bures: Wir kommen wieder zum 10. Punkt der heutigen Tagesordnung.

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Erasim. – Bitte.


17.40.34

Abgeordnete Melanie Erasim, MSc (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kolle­gen! Werte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und vor den Bild­schirmen! Ich habe jetzt die Aufgabe, nach einer fast 3-stündigen Unterbrechung fortzusetzen, womit wir ja heute schon begonnen haben, mit der Regie­rungsvorlage betreffend das Bundesgesetz, mit dem das Kraftfahrgesetz geän­dert wird.

Dieses Gesetz handelt von Gesamtgewichtsgrenzen, Bewilligungen von Überstellungsfahrten, auch im Bereich der Fahrschulen kommt es zu einigen Änderungen und auch betreffend Sondertransportkontrollen, Bestrafun­gen et cetera pp., alles Punkte, über die man im Einzelnen diskutieren kann, bei denen man etwas Positives, etwas Negatives finden kann. Doch dieses Ge­setz ist für mich Symbol für die momentane Arbeit, besser gesagt für den schon länger andauernden Stillstand dieser schwarz-grünen Koalition. Man einigt sich auf Minimalkompromisse, die wir bei einigen Punkten als ungeeig­net empfinden.

So empfinden wir zum Beispiel die Verdoppelung der Strafen, vor allem in Anbe­tracht des Hintergrunds der enormen Teuerung, als nicht geeignet und un­angemessen hoch – vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass es, gerade wenn es um das sogenannte Handyverbot geht, nicht immer eindeutig be­weisbar ist, wenn es von der Exekutive kontrolliert wird, und die Regelung ja nicht sehr eindeutig ist.

Was ich sehr traurig finde: So ein Gesetz kann man als Regierung beschließen, doch dann müssen andere in diesem Verkehrsausschuss folgen. Das


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war wieder die einzige Regierungsvorlage, die wir beschlossen haben, und im Gegenzug bleiben viele schon lange notwendige Verbesserungen bei anderen Gesetzen liegen. Was meine ich damit? – Zum Beispiel beim Gele­genheitsverkehrs-Gesetz: Schauen wir uns einmal die Situation der Linienbuslenkerinnen und -lenker an, bei der Sie seit Jahren untätig sind, wobei ich jeden Ausschuss dafür verwende, um auf die prekäre Situation der Len-kerinnen und Lenker hinzuweisen.

Es wird zwar immer seitens der Regierung über den Fachkräftemangel gejam­mert, getan wird aber nichts. Löhne und Arbeitsbedingungen müssen als Anreize weiter attraktiviert werden. (Beifall bei der SPÖ.) Die Zwei-Dienste-pro-Tag-Regel – ein Dienst zeitig am Morgen, der zweite spät am Nachmittag, dazwischen eine sehr lange Pause – muss ebenso dringend abgeschafft werden. Wenn sich Buslenker Hilfe suchend an mich wenden, weil es auf vielen Strecken nicht einmal die Möglichkeit gibt, dass sie ihre Notdurft verrichten kön­nen, dann denke ich mir schon, dass wir da Situationen vorfinden, die so nicht länger tragbar sind.

Ich richte mich jetzt speziell auch an die Kolleginnen und Kollegen der Grünen, auch an Sie, Frau Bundesministerin: Wir können uns eine solche Politik – eine Politik, die auf Menschen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffent­lichen Personennahverkehr, vergisst – in Zeiten des Klimawandels nicht leisten. Machen Sie die Branche attraktiver, nicht zuletzt wegen des Genera­tionenwechsels, sonst werden noch mehr unzufriedene Lenkerinnen und Lenker das Handtuch werfen! Legen Sie bitte endlich Gesetze vor, die diese Probleme lösen, und nicht solch nicht ganz zu Ende gedachten Verwaltungs­nebenschauplätze – denn so empfinde ich dieses Gesetz, das hier be­schlossen wird!

Deshalb werden wir als sozialdemokratische Parlamentsfraktion dieser Geset­zesvorlage auch nicht zustimmen. Ich lade Sie aber herzlichst ein, beim Gelegenheitsverkehrs-Gesetz tätig zu werden. Setzen wir uns zusammen, die


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Vorschläge liegen am Tisch. Ich freue mich auf konstruktive Gespräche. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

17.44


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johannes Margreiter. – Bitte.


17.44.48

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Frau Präsidentin! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier im Haus und vor den Bildschirmen! Kolleginnen und Kollegen im Plenum! Ich sitze hier nicht am Steuer eines Kraftfahrzeu­ges und versuche, dieses möglichst unfallfrei und sicher zu lenken, sondern ich stehe am Rednerpult des Nationalrates und versuche, eine gute Rede zu einem sehr wichtigen Thema zu halten.

Das wird mir nicht gelingen, wenn ich jetzt während dieser Rede (ein Smartphone in die Hand nehmend) mein Mobiltelefon zur Hand nehme, mein Whatsapp checke (auf das Smartphone schauend): Aha, oh, da sollte ich vielleicht zurückschreiben. – Es wird keine gute Rede werden, wenn die Aufmerksamkeit nicht dem Thema, der Aufgabe geschuldet ist, die gerade aktuell ansteht. Es geht darum, dass alle seriösen Studien aufzeigen, dass die Ablen­kung, die mangelnde Aufmerksamkeit im Straßenverkehr eine der wesentlichen Unfallursachen ist.

35 Prozent der Unfälle in Österreich sind auf mangelnde Aufmerksamkeit zurückzuführen. Das sind mehr Unfälle, als durch Alkohol verursacht werden, das sind mehr Unfälle, als durch überhöhte Geschwindigkeit verursacht werden. Es ist daher richtig, wenn sich der Gesetzgeber dieser Situation stellt und überlegt, was da zu tun ist. Sie alle im Plenum wissen ja, dass ich kein Freund davon bin und nicht sehr viel davon halte, mit überhöhten, einfach nur aus der Hüfte geschossenen Strafdrohungen zu arbeiten: Wir haben ein Problem, erhöhen wir die Strafdrohung – Problem gelöst. So funktioniert es nicht!


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Dennoch gilt da etwas anderes, da die Organstrafen doch eine Wirkung entfalten, und wenn diese Organstrafen jetzt erhöht werden, ist zu erwarten, dass der Strafdruck erhöht wird, dass die Menschen anfangen zu begreifen, dass das Handy beim Autofahren nichts verloren hat. Die Aufmerksamkeit muss darauf gerichtet sein, den Kraftfahrzeugverkehr sicher abzuwickeln. (Beifall des Abg. Weratschnig.)

Es wird noch weitere Maßnahmen brauchen. Ein Problem ist sicherlich darin ge­legen, dass derzeit Organmandate nur eingehoben werden können und eine Bestrafung damit nur dann möglich ist, wenn der Kraftfahrzeuglenker direkt angehalten wird. Ausnahme ist der eine Fall, wenn am Radarfoto festge­stellt wird, dass der Lenker telefoniert und das Handy benützt hat. In diesem Fall ist auch eine Strafe möglich.

Ich denke, man sollte den Straßenaufsichtsorganen doch die Möglichkeit ein­räumen, dass auch dann, wenn sie im Vorbeifahren feststellen, jemand be­nützt beim Autofahren das Handy vorschriftswidrig, eine Bestrafung möglich ist. Wir sind das der Verkehrssicherheit schuldig, wir sind das den Menschen schuldig, die am Verkehr teilnehmen und nicht zu Schaden kommen wollen, weil eben jemand vorschriftswidrig telefoniert. Ich bitte daher um Zustimmung zu diesem Gesetzentwurf. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS, bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen sowie des Abg. Stöger.)

17.48


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klaus Köchl. – Bitte.


17.48.27

Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Geschätzte Präsidentin! Frau Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe jetzt meinen Vorrednern sehr genau zugehört. Natürlich unterstützt die SPÖ-Fraktion EU-Richtlinien, die zur Erhö­hung der Verkehrssicherheit notwendig sind. Das ist überhaupt keine Frage.


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Bei den drei Säulen, zu denen mein Kollege von der grünen Fraktion eben gesagt hat, dass es um die Verkehrssicherheit geht, ja, da sind wir einer Meinung; dass es bei der Fahrschule um Änderungen geht, da sind wir einer Meinung; dass es um einen Klimacheck geht, da sind wir einer Meinung.

Es gibt aber noch eine vierte Säule. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das den Bürgerinnen und Bürgern passt, dass man eine hundertprozentige Erhöhung von Strafen umsetzt. Das kann es ja ganz einfach nicht sein, dass man in Zeiten wie diesen nicht andere Maßnahmen findet, als den Leuten, die wenig verdienen, statt 50 Euro 100 Euro abzunehmen.

Mir ist schon klar, dass Herr Wolf und Herr Benko und wie die Herrschaften alle heißen, diese 100 Euro von ihrem Taschengeld zahlen. (Zwischenruf des Abg. Schwarz. Zwischenruf bei der ÖVP.) Ich kann aber nicht nachvollziehen (Abg. Kickl: Die fahren mit Chauffeur!), wie das dann jemand, der das einmal über­sieht (Abg. Stark: Der muss eh nicht telefonieren!), zahlen soll, wenn er 100 Euro zahlen muss. Also an die kleinen Leute denkt ihr nicht.

Mir ist schon klar, dass das für euch von der ÖVP egal ist, denn ihr seid Ab­zocker, was das betrifft. Das ist für mich überhaupt keine Frage. (Abg. Weratschnig: Was ist der Schaden, wenn ein Unfall passiert?) Für mich ist das ein­fach viel, viel zu hoch. So könnt ihr das ganz einfach nicht machen.

Ihr macht es auch noch komplizierter. Wenn man diese Kontrollen, diese Son­derfahrten hernimmt, so hat das früher der Herr Landeshauptmann von Kärnten zum Beispiel machen können; er hat das genehmigt. Heute ist das an­ders, heute muss ein Umweltcheck gemacht werden. Das wird im Ministe­rium getan, Frau Minister, und ich sehe eigentlich nicht ein, dass das nicht auch das Umweltamt in Klagenfurt machen kann. Oder hat das damit zu tun, dass Sie eine Kampagne starten? Das ist ja in Ordnung, aber das Geld könnten Sie auch aus dem Verkehrssicherheitsfonds bereitstellen. Aber nein, da wird jetzt extra Geld in die Hand genommen, eine Kampagne gestartet. Ist das so nach dem Motto, wie es Herr Kurz gemacht hat: Ich brauche wieder eine


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richtige Werbelinie, ich brauche wieder in ganz Österreich einen Bekanntheits­grad – und damit zahle ich das dann!?

Ich glaube, da muss man schon überlegen, ob die Menschen, wenn sie am Steuer einmal telefonieren, 35 Euro oder 50 Euro zahlen oder ob sie einen Hun­derter zahlen sollen. Das ist etwas, das nicht richtig ist, aber meines Erachtens sind 100 Euro einfach viel zu hoch. Man kann nicht etwas verdoppeln, das geht auf keinen Fall. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scharzenberger: Da geht es um die Verkehrssicherheit!)

17.51


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Lukas Hammer. – Bitte.


17.51.15

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Letztes Jahr sind 369 Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen, 13 davon Kinder. 56 Menschen davon sind nicht angeschnallt gewesen. Einer der Hauptgründe für tödliche Verkehrsunfälle und Verkehrsunfälle generell ist Unachtsamkeit, insbesondere wenn Menschen während des Autofahrens telefonieren oder SMS schrei­ben. Ich glaube, es ist unsere Verantwortung, unsere Pflicht, alles dafür zu tun, damit nicht jedes Jahr 369 Menschen im Straßenverkehr das Leben verlieren.

Ich möchte auch noch einmal ein paar Zahlen liefern. Es gab letztes Jahr 130 000-mal eine Strafe wegen Telefonierens am Steuer, 88 000-mal, weil die Gurtpflicht nicht eingehalten wurde. Es wird bei anderen Themen sehr oft damit argumentiert: Bitte, erhöhen wir doch die Strafen! – Und jetzt, weil wir bei der Gurtpflicht das erste Mal seit 1984 den Strafrahmen erhöhen, und zwar von 35 auf 50 Euro, beim Handytelefonieren von 50 auf 100 Euro, stellt sich Herr Deimek hier heraus und redet von einer Abzocke. Das finde ich schon ziemlich erstaunlich und eigentlich eine Frechheit und unverantwortlich. Es muss klar sein, dass telefonieren, am Handy hantieren, SMS schreiben


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am Handy während des Autofahrens keine Kavaliersdelikte sind. Das kann potenziell tödlich sein.

Ich glaube, es ist eine gute Maßnahme für die Verkehrssicherheit und auch für den Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmenden, wenn wir da den Strafrahmen endlich erhöhen. Daher bitte ich um Zustimmung. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.53


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dietmar Keck. – Bitte.


17.53.27

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Durch diesen Gesetzesbeschluss sollen auch Kontrollen von Sondertransporten, insbesondere die Verwiegung dieser Transporte, direkt durch beson­ders geschulte Organe der Asfinag ermöglicht werden. Derzeit können solche Kontrollen nur gemeinsam mit Organen der Bundespolizei durchgeführt werden, die die Fahrzeuge zum Zweck der Kontrolle anhalten beziehungsweise von der Autobahn ausleiten dürfen und gegebenenfalls die Maßnahmen für die Einleitung oder Durchführung von Verwaltungsstrafen, die erforderlich sind, wenn etwas nicht passt, zu treffen haben – also vollkommen rechts­konform mit unserem Staat.

In Zukunft soll das laut dieser Gesetzesvorlage nur mehr von besonders ge­schulten Organen der Asfinag, also sogenannten Organen der Sonder­transportkontrolle, ohne Beiziehung von Organen der Bundespolizei durchge­führt werden. Da sind wir absolut dagegen, meine Damen und Herren! Wir wollen eine rechtskonforme Kontrolle beziehungsweise auch Bestrafung, wenn es notwendig ist, durch die Behörden und nicht durch die Asfinag. Das ist der erste Schritt. Wo kommen wir noch hin, wenn wir irgendwelche Son­dereinheiten mit polizeilichen Befugnissen ausstatten? Da stimmen wir nicht zu. (Beifall bei der SPÖ.)


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Das Nächste, meine Damen und Herren, und das muss jetzt wirklich einmal im Plenum gesagt werden: Es liegt von mir ein Antrag im Verkehrsausschuss, der schon jahrelang ständig vertagt wird (die Abgeordneten Lukas Hammer und Weratschnig: Wohnmobile!) – selbstverständlich, die Wohnmobile betref­fend. Das ist ein Antrag, der darauf hinweist, dass Wohnmobile aufgrund der Gebühreneinheit der Asfinag die sogenannte Go-Box haben müssen, wenn sie über 3,5 Tonnen höchstzulässiges Gesamtgewicht haben. Diese Wohnmobile, und das sind speziell Durchreisende aus anderen Ländern, benut­zen nicht das hochrangige Straßennetz, sondern bleiben auf dem niedrig­rangigen Straßennetz, weil die Gebühren, die sie für die Go-Box zu bezahlen hätten, einfach viel zu hoch sind. Da zahlt man zum Beispiel – ich habe mir das jetzt einmal angeschaut – von Linz zum Karawankentunnel und retour 156 Euro. Das ist ein Betrag, den einfach niemand bezahlt. Man bleibt stattdessen im niedrigrangigen Straßennetz und verursacht dort viele gefährliche Situationen, Staus und weitere Dinge. Diese Wohnmobile werden übrigens, das muss man auch sagen, im Zulassungsschein als Pkw und nicht als Lkw geführt.

Jetzt geht es darum, dass diese Anträge aus meiner Sicht wirklich mit, sage ich wertfrei, fadenscheinigsten Argumenten vertagt werden. Ich kann nur sagen: Wenn ihr diese Anträge nicht wollt, dann lehnt sie ab, damit sie ins Ple­num kommen. (Abg. Einwallner: Dann kann man diskutieren!) Dann können wir im Plenum einmal diskutieren, dann kann die Bevölkerung hören, welche Gründe es dafür gibt, dass diese Anträge, die der Verkehrssicherheit dienen, abgelehnt werden. Dann weiß ein jeder, wonach er sich richten kann. (Beifall bei der SPÖ.)

17.56


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christoph Stark. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 375

17.56.15

Abgeordneter Christoph Stark (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! In dieser KFG-Novelle geht es um einige Punkte, aber ich möchte mich doch sehr auf diesen einen Punkt konzentrieren, nämlich auf die Erhöhung der Strafdrohungen für das Ignorieren der Gurtenpflicht und das Verwenden eines Handys am Steuer.

Zur Gurtenpflicht möchte ich auf ein Faktum hinweisen, das eigentlich betroffen macht: Die Gurtenpflicht wurde sage und schreibe im Jahr 1976 einge­führt – eine Zeitdauer, in der sich die Lenkerinnen und Lenker von Kraftfahrzeu­gen eigentlich an diese Pflicht hätten gewöhnen können. Umso erstaunli­cher und umso bemerkenswerter ist es, dass mehr als ein Viertel aller Verkehrs­toten im Jahr 2022 nicht angeschnallt waren. Was durch dieses Ignorieren einer rechtlichen Verpflichtung an volkswirtschaftlichem Schaden und an per­sönlichem Leid verursacht wurde, dem ist entschieden entgegenzuwirken.

Zum Zweiten, zum Verwenden von Handys am Steuer: Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Verwenden des Handys am Ohr verlangsamt die Reaktion um rund 0,25 Sekunden. Das Verwenden des Handys in der Hand beim Schrei­ben von irgendwelchen Nachrichten verlängert die Reaktionszeit um 2 Sekun­den. Bitte merken wir uns diese beiden Zahlen! Nun überquert Ihr Kind in einem Ortsgebiet die Fahrbahn, und ein Fahrzeug nähert sich mit erlaubter Geschwindigkeit dieser Stelle. Der Abstand beträgt 25 Meter. Wenn der Lenker oder die Lenkerin nicht telefoniert, kann er oder sie vor Ihrem Kind anhalten, dann passiert gar nichts. Wenn er telefoniert, wird er Ihr Kind überfahren; wenn er oder sie eine SMS schreibt, mit noch höherer Geschwin­digkeit.

Meine Damen und Herren, liebe Vertreter und Vertreterinnen der SPÖ, lieber Kollege Köchl! Diese Bestimmungen, diese Strafdrohung, das ist keine Frage der persönlichen Freiheit, auch keine Frage von Arm und Reich. Es geht darum, die Verkehrssicherheit zu heben und Menschenleben zu schützen. Darum geht es in dieser KFG-Novelle! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)


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Die Argumentation: Der arme Mann verdient zu wenig und kann sich die Strafe nicht leisten!, ist hanebüchen. Wenn es um Verkehrssicherheit geht, kann es keinen Kompromiss geben! Nur die Erhöhung der Strafdrohung kann das ein­zige Motivationsmittel sein, einer Entwicklung entgegenzuwirken, die offenbar aus dem Ruder gelaufen ist, weil jedermann, jede Frau am Steuer tele­foniert oder mit dem Handy hantiert. Und das gefährdet Leben, meine Da­men und Herren. Das gefährdet Leben! (Abg. Erasim: Aber das stimmt ganz einfach nicht! Das ist sachlich unrichtig!)

Meine Damen und Herren! Ich glaube, es eint uns, dass wir alle danach trachten, dass es im Straßenverkehr zu keinen Toten kommt, dass im Straßenverkehr kein Mensch zu Schaden kommt. Diese Bestimmung, diese Novelle kann ein Bei­trag sein, neben vielen anderen bewusstseinsbildenden Beiträgen, dieses Ziel zu erreichen. Ich möchte, dass in Zukunft kein Kind in Österreich deswegen zu Schaden kommt, weil sich jemand die Freiheit nimmt, am Steuer tele­fonieren zu müssen oder mit dem Handy hantieren zu müssen. Das kann nicht sein! Darum bitte ich Sie um Zustimmung. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

17.59


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer. – Bitte.


18.00.01

Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundesmi­nisterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuse­her hier bei uns im Saal und auf der Galerie! Kollegin Erasim, ich möchte ein­gangs meiner Rede auf Ihre Aussagen eingehen, darauf, was Sie vorhin gesagt haben (Abg. Erasim: Auf die Buslenker?) – auf die Buslenker; dass die Ar­beitsbedingungen des Berufs nicht mehr so attraktiv sind, und vorwie­gend deswegen nicht attraktiv sind, weil sie ihren persönlichen Bedürfnissen nicht entsprechen, weil sie nicht stehen bleiben können. Ich möchte Sie dahin gehend berichtigen: Es gibt gesetzliche Ruhepausen, die eingehalten


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werden müssen. Die Buslenker müssen diese auch in Anspruch neh­men und Pausen machen. (Abg. Erasim: Da muss man aber auch darauf achten!)

Zum Zweiten möchte ich Ihnen sagen, dass es zum Arbeitskräftemangel nicht deswegen kommt, sondern weil im Minimum ein Drittel der Buslenkerinnen und Buslenker in diesem Jahr und in den nächsten zwei Jahren in Pension geht. (Abg. Erasim: Generationenwechsel – das habe ich gesagt!) Das ist das größte Problem, das wir haben.

Ich finde auch, zu sagen, dass der Buslenker oder die Buslenkerin keinen attraktiven Arbeitsplatz vorfindet, ist wieder so ein Bashing von Un­ternehmerinnen und Unternehmern, die anscheinend nur ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausbeuten. Dagegen verwehre ich mich massiv. (Abg. Stöger: Das hat keiner behauptet! – Abg. Erasim: Sie verstehen es nicht!) – Ich ver­stehe es sehr wohl (Abg. Erasim: Ich habe über die Buslenker geredet!), und eines kann ich Ihnen sagen: Sie haben kein Busunternehmen zu Hause, ich schon. Das ist der Unterschied, denn mein Großvater hat ein Busunternehmen gehabt, und meine Familie hat es nach wie vor, und ich weiß, wovon ich rede.

Das ist der Unterschied! Das ist nämlich der größte Unterschied, und das ist auch das Problem, das die SPÖ hat, denn ihr habt keinen einzigen Unternehmer, außer Ihnen da hinten. Das ist der Einzige, der vielleicht eine Ahnung hat, was es heißt, Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter anzustellen. (Abg. Stöger: Wie kann man nur so einen Blödsinn erzählen!) Das ist das größte Problem, das Sie haben. Und ich finde das wirklich peinlich! (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist peinlich, herzugehen und zu sagen, dass alle Unternehmerinnen und Unternehmer, die Buslenker anstellen, die Mitarbeiter und die Buslenker nicht aufs WC gehen lassen. Also das ist eigentlich eine Frechheit, das ist eine bodenlose Frechheit! (Abg. Erasim: Es gibt die Räume dafür teilweise gar nicht! Es geht um die Infrastruktur! Es gibt die Infrastruktur teilweise gar nicht!) Also es ist unfassbar, was hier an diesem Pult gesprochen wird. Es ist unglaublich. Un­glaublich! (Abg. Erasim: Sie können es nicht besserreden!)


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Diese Novelle zu verwenden, in die wir sehr, sehr viele positive Dinge hinein­gepackt haben, was die Führerschein- - – Entschuldigung, jetzt ist mir das Wort entfallen –, was die Ausbildung für den Führerschein angeht, um alles in ein schlechtes Licht zu rücken, was die Buslenkerinnen und Buslenker an­geht und die Unternehmen, die dahinterstehen, ist nicht in Ordnung. Das macht man einfach nicht. Es ist aber nichts anderes, was Sie machen. (Abg. Era­sim: Sie sind die Erste, die jetzt über Unternehmen schimpft! Das habe ich nicht ge­macht! Ich habe über mangelnde Infrastruktur gesprochen!)

Meine Damen und Herren, ich möchte noch ganz kurz auf die KFG-Novelle ein­gehen, darauf, worum es da tatsächlich geht: Es geht darum, dass der Fahr­lehrerausweis nur auf das Unternehmen ausgestellt worden ist, auf die Fahrschule ausgestellt worden ist, und jetzt auf den Ausbildner ausgestellt wird. Diese Entbürokratisierung wird gemacht. Im Namen der Fahrschulen möchte ich mich recht herzlich bedanken, dass das funktioniert hat, dass wir jetzt eben eine Entbürokratisierung haben durchführen können, was das angeht. Die Auszubildenden werden jetzt auch entlohnt – 64 Prozent des Lohns, den ein ausgebildeter Fahrlehrer oder eine Fahrlehrerin bekommt – und somit nicht mehr arbeitslos gemeldet. Sie werden also aus dem System herausge­holt, und somit wird auch das Sozialsystem entlastet.

Ich möchte auch noch ganz kurz auf die Treibstoffbeprobung eingehen. Die Tankstellen unterliegen der Treibstoffbeprobung, das heißt, die Qualität, ob der Treibstoff, der im Tank ist, den Normen des österreichischen Gesetz­gebers entspricht, wird geprüft. 2020 wurden circa 200 Unternehmen geprüft. Es gab fünf Beanstandungen. Das Beanstandete hat aber keine Auswirkun­gen auf das Autofahren, die Mobilität oder den Lenker gehabt. Es bezog sich ein­zig und allein auf den Druck, der beanstandet worden ist. Unternehmen sind auch öfter geprüft worden, mehrmals geprüft worden, und so eine Prüfung kostet circa 800 Euro. Das wird jetzt so umgeschichtet, dass die Konzerne sie bezahlen müssen. Dafür möchte ich mich recht herzlich bedanken. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Eßl: Danke!)

18.04



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 379

Präsidentin Doris Bures: Bevor ich Herrn Abgeordneten Lukas Brandweiner jetzt das Wort erteile, möchte ich ersuchen, dass wir im weiteren Verlauf der De­batte wieder zu einer sachlichen Form der Auseinandersetzung kommen. Ausdrucksweisen wie Blödsinn und Frechheit haben natürlich keinen Platz, wenn eine sachliche Debatte geführt wird.

Herr Abgeordneter Brandweiner, Sie gelangen zu Wort. – Bitte. (Abg. Michael Hammer: Wenn es aber Blödsinn ist, der von dort drüben kommt! – Abg. Brandweiner: Ich werde mich bemühen!) – Danke.


18.05.19

Abgeordneter Lukas Brandweiner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! (Der Redner blickt auf sein Handy und hantiert damit, was einen Glockenton auslöst.) Werte Zuseherinnen und Zuseher zu Hause und hier auf der Galerie! Ich bitte um Entschuldigung! Es ist natürlich unhöflich, während einer Rede im Plenum auf das Handy zu schauen, noch dazu ist es nicht lautlos geschaltet. Ich bitte da wirklich um Entschuldigung. Im Straßenverkehr ist das nicht nur un­höflich, sondern es kann gefährlich sein, es kann lebensgefährlich sein.

Im Jahr 2022, das ist die traurige Bilanz, waren über 25 Prozent der 369 Ver­kehrstoten auf das Hantieren mit dem Handy oder andere Unachtsam­keiten zurückzuführen. Damit ist das die Hauptursache für Unfälle mit Todes­folge.

In diesen 3 Sekunden, in denen ich jetzt kurz eine Nachricht gecheckt habe, wäre ich bei 50 km/h fast 50 Meter gefahren. 50 Meter, auf denen man nicht mitbekommt, wenn ein Fußgänger über die Straße will oder ein Radfahrer vor einem fährt. Und so etwas endet auch leider viel zu oft mit schweren Un­fällen. Wäre ich auf einer Bundesstraße mit 100 km/h unterwegs, wäre ich fast 85 Meter im reinen Blindflug – ein Blindflug, der leider auch tödlich enden
kann.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 380

Unser Ziel ist daher klar: Wir müssen solche unnötigen Unfälle verhindern und dadurch Leben retten. Es gibt zwei konkrete Möglichkeiten dazu, die wir heute auch beschließen werden: Es soll eine Informationskampagne ausgear­beitet werden, um das Bewusstsein der Fahrzeuglenkerinnen und Fahr­zeuglenker zu schärfen. Auf der anderen Seite werden wir aber auch die Strafen deutlich erhöhen. Während die einen sagen, das sei eine reine Abzocke, sa­ge ich: Es ist dazu da, um Leben zu retten. Es muss keiner während des Autofah­rens auf dem Handy eine Nachricht checken. Ich glaube, es ist uns al­len schon so gegangen, aber ich kann nur wirklich eindringlich davor warnen.

Darum bitte ich Sie auch alle gemeinsam, zu Hause vor den Bildschirmen, hier auf der Galerie, aber auch Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen: Sparen Sie sich die Strafe und helfen Sie so mit, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und schlimme Unfälle zu verhindern! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Lukas Hammer.)

18.08


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Joachim Schnabel. – Bitte.


18.08.18

Abgeordneter Joachim Schnabel (ÖVP): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Geschätzte Frau Verkehrsministerin, die wirklich für Ampeln zuständig ist! Wir diskutieren hier die KFG-Novelle, und ich dan­ke für die Zusammenarbeit. Es wurde hier heute schon viel gesagt. Ich greife nur § 4 kurz heraus, den wir ändern und ergänzen: In diesem geht es um eine Anhebung des höchstzulässigen Gesamtgewichts bei Nutzfahrzeugen, also um Lkws im Transportwesen, um 1 Tonne bei alternativen Antrieben und um 2 Tonnen bei emissionsfreien Antrieben, wenn diese also mit neuen Antrieben betrieben werden. Das ist ein nächster legistischer Schritt, um die Dekarbo­nisierung, um die Defossilisierung auch in diesem Bereich umzusetzen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 381

Auch fördertechnisch passiert einiges. Mit der FFG haben wir das Programm Enin aufgelegt. 35 Millionen Euro Fördermittel stehen jetzt den Unterneh­merinnen und Unternehmern zur Verfügung, um sich emissionsfreie Nutzfahr­zeuge mit 80 Prozent der Mehrkosten fördern zu lassen und dementspre­chend auch 40 Prozent der Infrastrukturkosten gefördert zu bekommen.

Die dritte Komponente, die steuerrechtliche – und die haben wir hier schon des Längeren behandelt –, ist, dass wir im Bereich der Mautabgabe eine redu­zierte Straßenmaut erlauben.

Wenn das jetzt auch noch kleine und erste Schritte in der Umsetzung sind, so möchte ich schon auch zum Beispiel die Maßnahmen des letzten Jahres im Bereich Fotovoltaikausbau zitieren, denn auch in diesem Bereich haben wir legistisch, fördertechnisch und steuerrechtlich agiert, und wir haben im letzten Jahr einen Rekordausbau von Fotovoltaik gehabt. Seit dem Jahr 2020 konnten wir die installierte Leistung von 341 Megawatt Peak Leistung
verdrei- oder sogar vervierfachen, auf über 1 000 bis 1 400 Megawatt Peak. Auch dort hat es klein angefangen und man hat eigentlich gesehen: Wenn wir mit diesen Maßnahmen steuerrechtlich, fördertechnisch und legistisch wirken, kann es, was den Klimawandel betrifft, sehr wohl zu starken Verbes­serungen und Änderungen kommen.

Es tut sich etwas, auch im Bereich Pkws. Der Anteil von Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen betrug im Februar 19,1 Prozent, also fast 20 Prozent, bei hybriden Fahrzeugen waren es fast 50 Prozent. Auch da ist also mittlerweile erkennbar, dass es im Bereich diesel- und benzinbetriebene Kraftfahrzeuge und Pkws zu einem Rückgang kommt, dass erste Schritte der Wende passieren und wir auch mit den Zulassungszahlen als drittbestes EU-Land reüssieren.

Es ist aber noch viel zu tun. Wir haben zum Beispiel für die Lenkerberech­tigung B ermöglicht, dass als höchstzulässiges Gesamtgewicht bis zu 4,2 Tonnen gelenkt werden können, wenn das Fahrzeug einen alternativen Antrieb hat. –


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 382

So weit, so gut; das muss für uns aber auch ein Auftrag sein, da weiterzu­arbeiten, Frau Ministerin, denn diese Fahrzeuge unterliegen nicht der Vignette, die haben eine kilometerabhängige Maut. Vor allem im Transportwesen, im KMU-Bereich, bei den Handwerkern werden diese Fahrzeuge zur Anwen­dung kommen, und sie sind gegenüber fossilbetriebenen Fahrzeugen be­nachteiligt. Wir sollten im Bereich der Asfinag mit der Bemautung auch diese 4,2 Tonnagegrenze nachziehen.

Im Bereich Infrastruktur ist generell viel zu tun. Wir übererfüllen zwar gerade noch die EU-Vorgabe, was das E-Ladenetz betrifft, doch es braucht mehr Transparenz. Diesbezüglich hat es von meiner Seite auch schon mehrere Anfragen gegeben. Wir haben in Österreich 15 000 öffentliche E-Ladesta­tionen. Da muss man auch Werbung für das Bundesland Niederösterreich ma­chen, das pro Kopf mit Abstand die meisten E-Ladestationen hat.

Wir müssen da aber ausbauen und ganz stark investieren. Wir haben zur Zeit einen durchschnittlichen Abstand von 80 Kilometern von einer E-Ladestation zur nächsten. Die EU-Vorgabe ist 60 Kilometer. Im nun wirklich gut präsentierten Papier „Sofortprogramm erneuerbare Energie in der Mobilität“ haben wir uns als Regierung das Ziel gesetzt, 25 Kilometer zu erreichen. Da braucht es viele Schritte, um das in den nächsten Jahren zu vollziehen, um die Dekarbonisierung dementsprechend voranzutreiben.

Zum Schluss möchte ich noch herausstreichen, dass es mir ganz wichtig ist, dass diese Kraftfahrgesetz-Novelle im Bereich erneuerbare Antriebe wirkt. Das unterscheidet uns auch wesentlich von unserem Koalitionspartner, der ganz stark den öffentlichen Verkehr und die Bahn favorisiert. Auch im Automo­bilbereich und im straßengebundenen Bereich wird vieles gelingen, und ge­rade diese Mobilitätsform wird auch weiterhin eine gute Straßeninfra­struktur brauchen. Deswegen muss ich für meine Heimatregion sagen: Wir werden auch den Ausbau der A 9 mit einer dritten Spur brauchen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.13


18.13.22


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 383

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Damit gelangen wir zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 1974 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die dem die Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung. – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

18.13.5711. Punkt

Bericht des Unterrichtsausschusses über die Regierungsvorlage (1956 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Schulorganisationsgesetz, das Schulun­terrichtsgesetz, das Schulpflichtgesetz 1985, das Pflichtschulerhaltungs-Grundsatzgesetz und das COVID-19-Hochschulgesetz – C-HG geändert werden (1964 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit kommen wir nun zum 11. Punkt der heutigen Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich begrüße Herrn Bundesminister Martin Polaschek im Hohen Haus und erteile Frau Abgeordneter Petra Tanzler als erster Rednerin das Wort. – Bitte.


18.14.37

Abgeordnete Petra Tanzler (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Vorab möchte ich festhal­ten, dass ich mich grundsätzlich dafür ausspreche, dass Kinder in Bildungsein­richtungen unterrichtet werden sollten. Es geht in dieser Gesetzesvorlage vor allem um die Regelung des häuslichen Unterrichts.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 384

Natürlich sollten Kinder aus vielen Gründen in Bildungseinrichtungen sein: wegen des ausgebildeten Fachpersonals, wegen des Erlernens sozialer Kompetenzen, wegen des Spracherwerbs und so weiter. Häuslicher Unterricht sollte wie gesagt die Ausnahme sein und auch bleiben, mit der Coronapan­demie haben die Anträge dafür aber zugenommen, und daher ist eine Anpassung und Verschärfung notwendig. Das begrüßen wir auch.

Was uns diese Tendenz jedoch ganz klar zeigt, ist, dass vieles in unserem Bildungssystem nicht mehr passt: dass es veraltet ist, dass es massive Baustellen hat und den Bedürfnissen einfach nicht mehr gerecht wird. Wäre das anders, hätten Eltern das Vertrauen in dieses Bildungssystem und die Lehrer wür­den nicht Alarm schlagen, wie man es heute wieder den Medien entnehmen kann. Die angestrebten Maßnahmen taugen einfach nicht.

Dass dieses System noch nicht gekippt ist, verdanken wir allein den Hunderttau­senden Pädagoginnen und Pädagogen, Schulleiterinnen und Schulleitern, die meist weit über das erforderliche Maß hinaus ausgleichend wirken. Würden sie Dienst nach Vorschrift machen, sähe die Welt ein wenig anders aus.

Seit Jahren wird an Minischrauben gedreht, weil Geld für anderes verbraucht wird. Wir sind weder in der Gegenwart angekommen noch zukunftsfit, Herr Minister, und ich frage Sie: Was hält Sie zurück, etwas dagegen zu tun? Sehen Sie die Notwendigkeit nicht, oder wollen Sie einfach nicht? Im Moment sind wir beim Verwalten eines wirklich schlechten Zustands.

Wir stimmen zwar den Änderungen für den häuslichen Unterricht zu, werden aber dem Abänderungsantrag und somit auch in dritter Lesung nicht zu­stimmen. Inhaltlich lehnen wir den gesamten Abänderungsantrag ab, denn ei­nerseits sind wir nicht für den Lehrberuf der Pflegeassistenz, und zum an­deren wird wieder einmal an den Mika-D-Tests herumgedoktert, anstatt diese pädagogisch wertlosen Deutschförderklassen mitsamt den Mika-D-
Tests endlich abzuschaffen. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Künsberg Sarre.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 385

Kein einziger Experte befürwortet diese Absonderung der Kinder, und sogar Ex-Minister Faßmann sagte damals, es wäre eine politische Entscheidung und bei Weitem keine wissenschaftliche. Auch die letzte Studie im Auftrag Ihres Mi­nisteriums, Herr Minister, stellt den Deutschförderklassen ein katastro­phales Zeugnis aus. Diese Studie wurde vor Veröffentlichung durch das Ministe­rium bereits geschönt, man kann sich also vorstellen, wie die Echtfassung aussieht. Niemand im ganzen Land ist der Meinung, weder in der Lehrer:innen­schaft noch in der Wissenschaft, dass eine Deutschförderklasse mitsamt den Mika-D-Tests eine gute Sache ist – bis auf die ÖVP und die FPÖ.

In diesem Zusammenhang haben beide Parteien in Niederösterreich gerade mit der Forderung den Bogen überspannt, Deutsch als Pausensprache in den
Haus- und Schulordnungen festzulegen. Man muss schon sagen, dass die Ver­schlechterung der Deutschkenntnisse eins zu eins auch mit den Deutsch­förderklassen seit 2018 zusammenhängt. Das kann man nicht getrennt sehen. Das sture Festhalten an diesem schlechten System hat uns erst in diese Lage gebracht. Es gibt genug andere Möglichkeiten als Deutschförderklassen und Mika-D-Tests, doch aus politischen Gründen werden sie einfach nicht umgesetzt, und das geht auf Kosten der Kinder und auf Kosten der Leh­rerinnen und Lehrer.

Deutsch als verpflichtende Pausensprache ist diskriminierend, pädagogisch bedenklich und nutzlos. Unterrichtssprache ist Deutsch, keine Frage, es kann aber nicht sein, dass Kindern in der Pause ihre Sprache, ihre Mutter­sprache, verboten wird. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Küns­berg Sarre und Disoski. – Abg. Lindner: Kollegin Disoski, das war ein richtiges Mit­klatschen!) Das möchte ich mir ansehen, wie die FPÖ in einem anderen Land, wenn sie selber und ihre Kinder betroffen wären, dann agieren würde.

Dazu ist die Umsetzung unrealistisch. Sollen Lehrer als Sprachpolizisten fungieren? Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es auf Gesetzesebene Mehrheiten dafür geben wird, deshalb bleibt Ihnen ja nur mehr die Ver­ankerung in den Schul- und Hausordnungen, und da ist auch eine große Frage,


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ob die Gremien in den Schulen diese rein politische Forderung wirklich unterstützen. Wenn die Bildungsdirektion Niederösterreich tatsächlich eine Empfehlung an die Schulen ausschickt, dann stellt auch sie sich ins rechte Eck, und das ist schwer bedenklich. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Künsberg Sarre.) Noch dazu ist es eine alte Forderung von Ihnen, zu der der Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes vor Jahren schon einmal gemeint hat, dass diese Forderung gesetzlich gar nicht umsetzbar ist.

Johanna Mikl-Leitner hat in einer öffentlichen Ansprache gemeint, sie wolle Gräben schließen. Meine Damen und Herren, sie hat da wieder einmal mitgeholfen, einen neuen auszuheben.

Wir wollen in Österreich ein Bildungssystem, das qualitativ hochwertig ist, ausgebaut für alle Schülerinnen und Schüler, das ein Angebot für alle bereithält, egal wo ein Kind herkommt, wie viel Geld die Eltern haben, welche Sprache es spricht oder aus welchem Land es kommt. Solange Sie in der Regierung sind, werte Damen und Herren, geht es mit Österreich in diesem Bereich leider nur bergab. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Künsberg Sarre.)

18.19


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Rudolf Taschner. – Bitte.


18.19.53

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Sehr geehrte Frau Kollegin Tanzler! Selbstverständlich kann ich Ihrer Philippika gegen die Deutschförderklassen nicht ganz zustimmen. In Wirklichkeit haben die Deutschförderklassen schon einen guten und wesentlichen Anteil dazu geliefert, dass Deutsch in den Schulen besser un­terrichtet werden kann. Auch die Erklärung, dass es in der Evaluierung katastrophale Ergebnisse gegeben hätte, stimmt nicht. In Wirklichkeit ist es eine Art tatsächliche Berichtigung, die ich hier gebe.


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Ich möchte aber auch auf den häuslichen Unterricht zu sprechen kommen. Sie, Frau Kollegin Tanzler, haben ganz zu Recht gesagt: Es könnte sein, dass dieser häusliche Unterricht auch deshalb zustande kommt, weil ein gewisses Misstrauen gegenüber den Schulen besteht.

Häuslicher Unterricht ist in unserem Grundgesetz ja vorgesehen und möglich. Es gab auch Erfolgsfälle für häuslichen Unterricht. Ich erinnere nur an Ludwig Wittgenstein. Eines der Ausschusslokale ist ja nach Wittgenstein be­nannt, der nebenbei gesagt dann später sogar Lehrer in einer Schule geworden ist, in einer Volksschule in den hintersten Gebieten Niederösterreichs. Die­ser Ludwig Wittgenstein hatte ja bis ungefähr zu seinem 15. Lebensjahr häusli­chen Unterricht. (Abg. Michael Hammer – erheitert –: Darum haben wir ihm einen Raum gewidmet in dem Haus! – Heiterkeit des Abg. Strasser.)

Ludwig Wittgenstein ist also als Philosoph mit diesem häuslichen Unterricht recht gut ausgebildet worden. Auf der anderen Seite hat ihm der häusli­che Unterricht vielleicht auch geschadet, was das Gesellschaftliche und die soziale Entwicklung betrifft. Als er dann endlich als 15-Jähriger in die Schule nach Linz gekommen ist, hat er seine Mitschüler mit Sie angesprochen und war ein Einzelgänger. Noch dazu ist er, der größte Sprachphilosoph des 20. Jahrhunderts, in der Schule in Deutsch durchgefallen.

Trotz alldem gibt es aber häuslichen Unterricht. Er kann erfolgreich sein, aber wir haben natürlich – da haben Sie ganz recht, Frau Kollegin Tanzler – die Ver­pflichtung, darauf zu achten, dass das Wohl der Kinder wirklich gewahrt bleibt und dem Wohl der Kinder alle Aufmerksamkeit geschenkt wird. Deshalb haben wir auch diese Verschärfungen durchgeführt, die wir jetzt hier be­schließen.

Das sollte aber nicht darin bestehen, dass wir sagen, wir wollen den häuslichen Unterricht unnötig erschweren, weil wir damit die Kinder in die Schule bringen, sondern wir sollten es so machen, dass wir sagen, die Schulen sollen so attraktiv werden, dass die Eltern gar nicht auf die Idee kommen, dass es


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einen häuslichen Unterricht gäbe. Wir sollten die Schule auf jeden Fall in der Weise attraktiv machen, dass man sagt: Ja, wir schicken die Kinder in die Schule! – Wir müssen – der Herr Bundesminister hat es einmal gesagt – bei der Schule gleichsam eine Erzählung machen, warum Schule so gut ist.

Es gibt eine Erzählung von der linken Reichshälfte, dass Schule viel besser wer­den könnte. Das ist seit Jahrzehnten, von Glöckel beginnend, die Idee der gemeinsamen Schule bis zum 14. Lebensjahr. Das ist also eine ewige, im­mer wiederkehrende Idee und eine Idee, die sich auf die Struktur von Schule richtet.

Ich darf Ihnen sagen, Sie können das bei Hopmann nachlesen – nebenbei gesagt, ein Experte, ein Wissenschaftler, weil Sie so auf Wissenschaft Wert legen (Abg. Kucharowits: Sie nicht, Herr Kollege?) –, der festgestellt hat: Ja, Gesamt­schule kann funktionieren. Ja, auch ein differenziertes Schulsystem kann funktionieren. Beides kann funktionieren.

Die Strukturfrage ist eigentlich nicht die Hauptfrage. Wenn wir uns auf die Strukturfrage konzentrieren, dann konzentrieren wir uns in Wirklichkeit auf ein Nebenthema. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das Hauptthema in der Schule ist vielmehr, dass gute Lehrkräfte in diesen Schulen unterrichten, ausgebildet nach einer neuen Idee, wie die Lehramtsausbildung sein soll, die wir jetzt entwi­ckeln werden. (Abg. Tanzler: Ja, dann müssen Sie etwas machen! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Auf die Lehrkräfte allein kommt es an und dass man diesen Lehrkräften – das wäre jetzt mein Vorschlag dafür, dass man den Schulen eine Erzählung gibt – die Möglichkeit und die Freiheit gibt, nach ihren Ausbildungen, so wie sie ausgebil­det sind, und nach ihrer Bildung, so wie sie als Persönlichkeit dastehen, zu unterrichten. (Abg. Künsberg Sarre: Ja, Autonomie, genau! Bravo! – Abg. Loacker: Ich glaube, die ÖVP sollte dringend einmal in die Regierung!)

Die Schule besteht im Wesentlichen aus zwei Punkten: aus dem Skelett, das dasteht und das wir brauchen, um eine gewisse Basis zu haben. Das muss geprüft


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werden, das muss da sein. Das wird also getestet, wenn Sie so wollen. Das ist aber wirklich nur der eine Teil und vielleicht sogar der geringere Teil. Er ist von diesem Baum, den die Schule darstellt, die Wurzel, die eigentlich gar nicht so interessiert.

Was bei diesem Baum noch interessant ist, ist dann das, was oben herauskommt und was dann über den Unterricht hinausgeht. Darum sollten die Lehrpläne schlank sein, damit die Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen dann all das, was sie an den Hochschulen und an den Universitäten mit Begeisterung ge­lernt haben, den Kindern fachgerecht, altersgerecht und natürlich auch so, wie Sie glauben, dass es die Persönlichkeit wirklich bildet, beibringen. (Beifall bei der ÖVP.)

Es kommt auf die Lehrkräfte an, und es kommt darauf an, dass man den Lehrkräften die Freiheit gibt, das zu machen. Ich will also die autonome Schule als Gegenentwurf zu anderen Schulstrukturen hinstellen, die einfach nur irgendwie festgelegt sind. Die freie Schule, die autonome Schule: Das wäre un­sere Erzählung. Für diese Erzählung sollten wir uns, glaube ich, einsetzen. (Beifall bei der ÖVP.)

18.25


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hermann Brückl. – Bitte.


18.25.17

Abgeordneter Hermann Brückl, MA (FPÖ): Frau Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Ein Satz noch zu Deutsch am Pausenhof, Frau Kollegin Tanzler: Wenn jedes siebte Kind in den Wiener Schulen dem Un­terricht nicht folgen kann, weil es die deutsche Sprache nicht kann, und wenn mehr als ein Drittel aller Kinder nicht Deutsch als Muttersprache pflegt, dann sage ich Ihnen: Wir müssen da etwas tun.

Da ist Deutsch am Pausenhof ein probates Mittel. Es ist leicht umzusetzen. (Zwischenruf des Abg. Kollross.) Es geht nicht darum, ob wir kontrollieren, ob der


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Lehrer am Pausenhof Strafzettel ausstellt oder nicht. Es geht um das Wol­len. Es geht um den guten Willen. (Abg. Kucharowits: Ich habe das Recht darauf, mit meiner Mutter ...!) Es geht darum, ob ich will, dass unsere Kinder Deutsch lernen, oder ob ich es nicht will. Das ist ganz einfach der Punkt, um den es geht! (Beifall bei der FPÖ.) Und das ist ein vernünftiges und probates Mittel, das rasch und schnell umsetzbar ist. (Abg. Kucharowits: Ist es nicht! Es ist rassistisch!) So viel dazu.

Was die Deutschförderklassen betrifft, auch dazu noch einen Satz: Es stimmt; das, was Herr Prof. Taschner gesagt hat, ist richtig: Die Evaluierung die­ser Deutschförderklassen war nicht katastrophal. Auch diese sind ein gutes Mit­tel, damit unsere Kinder die deutsche Sprache ordentlich beherrschen und dem Unterricht auch ordentlich folgen können. (Abg. Tanzler: Sind sie nicht!) So viel dazu.

Zum häuslichen Unterricht: In der Vergangenheit, Hohes Haus, haben zahlreiche Eltern ihre Kinder vom Schulunterricht abgemeldet und zum häuslichen Un­terricht angemeldet. Das war vor Corona so, und es ist auch heute noch so. Doch während Corona, während der Regierungsmaßnahmen, während dieser Coronamaßnahmen ist der Anteil jener Kinder, die im häuslichen Unterricht unterrichtet wurden, sprunghaft angestiegen.

Jetzt kann man sagen: Das ist vielleicht die Angst vor Corona gewesen. Ich sage Ihnen: Nein, es waren die Zwangsmaßnahmen dieser Bundesregierung. Es war das Coronaregime, das in unseren Schulen geherrscht hat. Es war die Maskenpflicht, die man sogar unseren jüngsten Kindern mit sieben oder acht Jahren zugemutet hat. Es war das tägliche Bohren in der Nase mit dem komischen Nasenbohrertest. Auch das hat dazu geführt, dass Kinder verschreckt waren. Es war das Mobbing, das viele Schüler getroffen hat, weil sie sich gegen diese Coronamaßnahmen und gegen das Coronaregime ausgesprochen haben.


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Um zu erheben, was tatsächlich die Gründe sind, hat es im Herbst des Vorjahres einen Fünfparteienantrag gegeben – einstimmig beschlossen –, in dem fest­gelegt wurde: Man will die Gründe erheben, warum Eltern ihre Kinder zu häusli­chem Unterricht abmelden. Doch anstatt dass Sie, Herr Minister, das getan und die Gründe erhoben hätten, sind Sie jetzt hergegangen, machen eine Verordnung zum häuslichen Unterricht und verschärfen da teilweise die Maßnahmen. Und das ist für uns ganz einfach nicht in Ordnung!

Es ist nicht in Ordnung, dass wir verschiedene Dinge, die notwendig oder gerecht gewesen wären, einfach nicht hineinschreiben, wenn ich daran denke – sozusagen als Gleichstellung mit jenen Schülern, die sich in der Tages­schule befinden –, auch im häuslichen Unterricht Stoffabgrenzungen durchfüh­ren zu können oder unterjährige Prüfmöglichkeiten zu schaffen – auch das wäre sinnvoll gewesen.

Eine Verschärfung gibt es auch dahin gehend, dass man jetzt einen pädagogischen Plan vorlegen muss, der natürlich auch ein gewisses Fachwissen voraussetzt (Abg. Salzmann: Wie willst du denn sonst unterrichten?), in Ver­bindung damit aber auch den Ort angeben muss, wo dieser häusliche Unterricht stattfinden soll. (Abg. Salzmann: Das macht ja auch Sinn!) Da frage ich mich schon: Will man den Menschen tatsächlich bis ins Wohnzimmer nachspionieren? Will man tatsächlich schauen, ob die Kinder im Wohnzimmer sitzen und rich­tig unterrichtet werden? Sie müssen ohnehin ihre Prüfung ablegen. (Abg. Salzmann: Geh bitte! Da geht es um eine Schulpflicht, um die Erfüllung der Schul­pflicht!) Also: Insgesamt sind die Verschärfungen in diesem Paket, wie sie jetzt vorliegen, für uns nicht notwendig.

Ein paar Punkte sind drinnen, die durchaus sinnvoll waren und sind, Herr Minister: Änderungen wie die freie Schulwahl bei Nichtpflichtschulen zur Able­gung der Externistenprüfung – das ist jetzt auch ein Vorteil für jene Kinder, die sich im häuslichen Unterricht befinden – oder die Wiederholungsmöglichkeit bei der Externistenprüfung.


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Ich möchte noch die Gelegenheit nutzen, weil heute noch ein Antrag zu Erste-Hilfe-Kenntnissen in den Schulen eingebracht werden wird, zu diesem zu sagen: Wir als Freiheitliche Partei, als FPÖ, haben im März 2022 einen Antrag eingebracht, in dem der Herr Bundesminister aufgefordert wird, Erste-Hilfe-Kurse in den Schulen durchzuführen. Der Antrag wurde damals, vor über einem Jahr, mit der Begründung vertagt: Es fehlen die Kapazitäten, es ist viel zu teuer und es ist organisatorisch nicht umsetzbar. Man hat also diesen Antrag vertagt, er ist in der Schublade gelegen.

Wir haben ihn wieder herausgezogen, haben ihn in der letzten Sitzung auf die Tagesordnung genommen. Der Antrag wurde wieder vertagt. Ursprünglich wollte man ihn ja mit der gleichen Begründung wieder ablehnen, der An­trag wurde aber wieder vertagt, weil man befunden hat, der Antrag ist gut, aber er kann natürlich nicht von der FPÖ kommen. Das geht ja gar nicht.

Deswegen hat man diesen Antrag jetzt umgeschrieben. Man hat oben die Namen ausgebessert, da steht jetzt nicht mehr FPÖ, sondern ÖVP drauf, und diese wird diesen Antrag heute einbringen. Es ist ein guter Antrag, das ist okay, aber ich frage mich schon, Herr Bundesminister: Sie hätten bereits über ein Jahr Zeit gehabt, das umzusetzen und diese Erste Hilfe in den Schulen zu implementieren. Sie haben es nicht getan. Ich habe keine Ahnung, warum Sie so lange zugewartet haben.

Schauen Sie, Herr Bundesminister, wir haben viele Probleme im Bildungsbereich! Eines der größten ist unbestritten der Lehrermangel. Sie haben vor Kurzem erwähnt: Der Lehrermangel ist seit zwei Jahren bekannt, und wir setzen jetzt Maß­nahmen! – Herr Bundesminister, dieser Lehrermangel hat sich schon vor zehn Jahren abgezeichnet! Die demografische Entwicklung war bekannt. (Abg. Salzmann: Geh! Das hast du auch nicht gesehen vor zehn Jahren!) Man hat in dieser Zeit sogar noch die Ausbildung verlängert, was auch dazu ge­führt hat, dass dieser Beruf weniger attraktiv geworden ist. Dann ist Corona dazugekommen, diese Maßnahmen in den Schulen. Damit hat man die letzten jungen Studenten vertrieben, die den Lehrberuf ergreifen wollten.


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Ich sage Ihnen, Herr Bundesminister, Sie müssen endlich ins Tun kommen! Sie müssen endlich Maßnahmen setzen, nicht nur Erste-Hilfe-Kurse imple­mentieren – ich bin mir eh nicht sicher, ob Sie das in dieser Periode noch um­setzen werden –, sondern gerade auch die großen Probleme in Angriff nehmen. Ansonsten wird unser Bildungssystem kein gutes Ende finden. (Beifall bei der FPÖ.)

18.31


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Sibylle Hamann. – Bitte.


18.31.47

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Liebe Frau Präsidentin! Lieber Herr Bundesminister! Ich bin gerade recht froh, dass wir hier nicht im Nieder­österreichischen Landtag stehen und so absurde und spalterische und menschenrechtswidrige Ideen diskutieren müssen, wie eine Deutschpflicht im Pausenhof. (Abg. Hafenecker: Das wäre aber besser, denn dann würden weniger von Ihnen dasitzen!) Ich bin froh, dass wir im österreichischen Nationalrat sitzen und eine Regierungsvorlage besprechen können, die ein paar sehr pragmatische, ein paar gute Änderungen im Schulrecht auf die Agenda setzt, die im Sinne der Schülerinnen und Schüler in diesem Land sind.

Ich möchte das kurz an zwei Beispielen ausführen: Der erste Punkt sind Änderungen beim häuslichen Unterricht. Kollege Brückl hat es schon erwähnt: Wenn Eltern ihre Kinder aus den Schulen abmelden, dann müssen sie künf­tig noch viel genauer angeben, wo und von wem diese Kinder unter­richtet werden, nach welchem pädagogischen Konzept und nach welchem Lehrplan. Das ist gut so. Wir brauchen mehr Klarheit, wir dürfen Kin­der in diesem Land nicht irgendwelchen obskurantistischen Gruppen überlassen. Ich sage ganz klar: Alle Kinder in diesem Land haben ein Recht auf Bildung. Der Staat hat eine Fürsorgepflicht für alle Kinder, und wir dürfen kein Kind aus den Augen verlieren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Der zweite Bereich, um den es heute geht und der mir wichtig ist, sind Verbes­serungen bei den Deutschförderklassen und den anderen Deutschför­dermaßnahmen. Das ist ja leider, wie man gemerkt hat, in den letzten Jahren ein sehr vergiftetes, ideologisches Thema gewesen, in dem immer viel Polemik dringesteckt ist, obwohl wir ja eigentlich alle ein gemeinsames Ziel haben müss­ten, nämlich dass alle Kinder in diesem Land gut Deutsch lernen und die bestmögliche Förderung dafür bekommen. (Abg. Kucharowits: Aber nicht, indem man sie trennt von allen anderen! Ich verstehe das nicht!)

Ich bin jetzt eigentlich recht stolz, dass wir es in diesen Jahren geschafft haben, viele kritische und auch konstruktive Kräfte mit an Bord zu holen, aus der Wissenschaft, auch aus den Sozialpartnern – ich erwähne speziell die Arbeiter­kammer – und besonders aus der Schulpraxis. Ein besonders großer Dank geht an Frau Prof.in Christiane Spiel und ihr Team sowie an viele Pädagoginnen und Pädagogen, die ihre Erfahrungen in die erwähnte Studie eingebracht
haben.

Das Ergebnis dieses Prozesses ist ein Reformpaket für die Deutschförderung mit wesentlichen Verbesserungen, von denen ich jetzt ein paar wichtige aufzäh­len werde. Erstens: Die Deutschförderung endet nicht mehr wie bisher mit dem Ende des A.-o.-Status, sondern geht weiter, damit Kinder ihr ganzes Potenzial ausschöpfen können. Dafür gibt es 4,5 Millionen Euro pro Jahr. Das ist gut so.

Zweitens: Die Deutschförderung braucht kleinere Gruppen, mehr Teamteaching, mehr Flexibilität und individuelle Förderung. Auch dafür gibt es Zusatzres­sourcen, 10 Millionen Euro, die die Schulen gut brauchen können.

Drittens: Kinder sollen natürlich so schnell wie möglich in die Regelklasse wechseln können. Dafür machen wir unter anderem die heutige Gesetzesän­derung. Der Wechsel soll jederzeit stattfinden können, sobald ein Kind dem Unterricht folgen kann.


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Damit entschärfen wir, viertens, auch eine Problemstelle der Vergangenheit. Es können nämlich Kinder, die unterjährig wechseln, gemeinsam mit der Klas­se aufsteigen. Das ist gut für Freundschaften, für den Zusammenhalt und die In­tegration in unseren Schulen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Der bereits erwähnte Mika-D, der ja tatsächlich auch in der Studie ausdrücklich als Test erwähnt wird, der nicht geeignet ist, alles zu leisten, was er soll, wird umfassend überarbeitet und erneuert. Auch das ist bereits vereinbart.

Zusammenfassend: Was Schulen brauchen, sind definitiv keine ideologischen Grabenkämpfe, sondern Flexibilität, ausreichend Ressourcen und ausrei­chend Vertrauen, um die Form der Deutschförderung zu finden, die für sie passt. (Abg. Kollross: Vor allem brauchen sie einen anderen Minister!) Ich war in den letzten Jahren sehr viel in Schulen unterwegs und kann berichten: Es gibt eine große Vielfalt von Modellen, die bereits gelebt wird. Da wird viel tolle Ar­beit geleistet, für die ich mich auch an dieser Stelle ausdrücklich bedanken will. Ich hoffe, dass in dieser Frage jetzt ein neuer Pragmatismus einkehrt. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.36


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Bundesminister Polaschek zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Minister.


18.36.09

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Mit dem vorliegenden Entwurf sollen unter anderem aufgrund der Erfahrungen des Schuljahres 2022/23 Anpassungen in den Regelungen zum häuslichen Unterricht vorgenommen werden. Es sind Anpassungen, die vor allem für Rechtsklarheit und somit Nachvollziehbarkeit sorgen sollen. Sie dienen in erster Linie dem Verständnis der Eltern beziehungsweise der Erziehungsbe-


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rechtigten, denn es ist wichtig, dass gerade die Eltern/Erziehungsberech­tigten klar erkennen können, welche Informationen eine Anzeige des häuslichen Unterrichts jedenfalls enthalten muss.

Dass jetzt ein pädagogisches Konzept verpflichtend vorzulegen ist, soll den Schulbehörden eine gute Prognoseentscheidung ermöglichen, ob denn der vorgesehene häusliche Unterricht den Anforderungen im Sinne des Kindes entspricht. Es geht vor allem darum, erkennen zu können, ob die Kinder und Jugendlichen den nötigen Bildungszuwachs im kommenden Schuljahr errei­chen werden. Ziel all dieser Maßnahmen ist es vor allem, sicherzustellen, dass niemand in den individuellen Bildungsmöglichkeiten zurückbleibt und auch im häuslichen Unterricht die bestmögliche Förderung der Kinder und Jugend­lichen gewährleistet ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Als weiteren Teil der Novelle – auch darauf möchte ich kurz hinweisen – will ich für Studierende sicherstellen, dass trotz des generellen Entfalls jeglicher
Covid-Regelungen mit 20. Juni die Verlängerung der Anspruchsdauer für eine Studienbeihilfe jedenfalls aufrecht bleibt, denn die Verlängerung der An­spruchsdauer ist für Studierende, die im Studienjahr 2019/2020 ein achtsemes­triges Studium – das sind vor allem Bachelorstudien für das Lehramt – begon­nen haben, noch bis zum Ende des Wintersemesters 2024/25 relevant. Daher sollen die bestehenden hochschul- und studienförderungsrechtlichen Sondervorschriften erst mit 28. Februar 2025 außer Kraft treten.

Die Novelle soll auch ermöglichen, dass Berufsschulunterricht in Pflegeas­sistenzberufen in fachtheoretischen und praktischen Unterrichtsgegenständen auch unter Nutzung der Räumlichkeiten und Einrichtungen von Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege durchgeführt werden kann. Damit sind die Grundlagen gelegt, dass die Pflegelehre als wichtiger Bestandteil der im vergangenen Jahr vorgestellten Pflegereform der Bundesregierung bestmöglich umgesetzt werden kann.


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Zuletzt darf ich noch erwähnen, dass die Mika-D-Regelung flexibilisiert wird. Dadurch wird ermöglicht, dass die Feststellung der erforderlichen Sprachkompetenz durch eine Mika-D-Testung stattfinden kann, wenn zu erwarten ist, dass diese Testung die Erfüllung des Lehrplans ergibt und eine Umstufung der Schülerin oder des Schülers vorgenommen werden kann. Auch das ist im Interesse der betroffenen Jugendlichen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP. –Abg. Kucharowits: Abgeschafft müssen sie werden! Abgeschafft!)

18.39


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Christian Oxonitsch zu Wort. – Bitte.


18.39.18

Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Vielleicht zwei kurze Anmerkungen zu Vor­rednern, zunächst zu Dr. Taschner, der ja festgestellt hat, die Struktur spiele ei­gentlich überhaupt keine Rolle, es komme im Unterricht nur auf den Lehrer an. (Abg. Taschner: Nein, eine Nebenrolle!) Wenn dem so wäre, frage ich mich, wa­rum die ÖVP eigentlich gerade an dieser Struktur, die Kinder in Österreich einfach sehr früh segregiert, immer wieder festhält und jeden der Reformschritte in diesem Bereich verhindert, wenn es eh keine Rolle spielt. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir wissen alle – und alle internationalen Studien belegen es –: Die frühe Trennung von Kindern nach dem zehnten Lebensjahr ist etwas, was dem öster­reichischen Schulsystem, den österreichischen Kindern schadet. (Abg. Salz­mann: Das stimmt ja nicht! Das ist ja bildungswissenschaftlich nicht nachweisbar! Das ist nicht valide!) Die ÖVP hält eisern daran fest. Warum, wenn die Struktur keine Rolle spielt, wenn es eh nur auf die Lehrer ankommt?

Machen Sie diesen Schritt! Nehmen Sie das ernst, was Sie gesagt haben! Dann verändern wir endlich einmal die Struktur so, wie es uns alle internationalen Experten immer wieder raten! (Beifall bei der SPÖ.)


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Eine Feststellung zu Vorrednerin Sibylle Hamann: Ich glaube, es ist schon richtig, wenn man sagt, man macht das mit diesem Mika-D-Test jetzt ein bisschen flexibler. Ich erkenne ein bisschen das Bemühen, dass man die Kinder aus diesen unseligen Deutschklassen möglichst früh wieder herausbringt. Am besten bringt man sie aber gar nicht hinein, am besten steckt man die Kinder gar nicht in diese Deutschförderklassen, bei denen ganz klar ist, dass sie das Ziel nicht erreichen, nämlich optimale Bedingungen für den Spracherwerb zu bieten. Das sagen nicht nur wir, das sagen auch alle anerkannten Sprachwissenschaftler und Experten zu diesem Thema.

Also weg mit diesen Deutschförderklassen und damit auch mit diesen Minireformschritten! Gehen wir es groß an! Schaffen wir wieder die Möglichkeit des integrativen Deutschförderunterrichts! Da hatten wir ein erfolgreiches Modell mit acht Kindern in Gruppen. (Abg. Taschner: Nein, eben nicht!) In den Deutschförderklassen sitzen jetzt 15, 25 drin, und man glaubt, dass man da mit den unterschiedlichen Sprachen etwas bewirkt. Man bewirkt es nicht, Sie wissen es ganz genau. Das belegt ja auch alles. Also doktern wir nicht herum, sondern schaffen wir es ab, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist heute am Vormittag gesagt worden: Es ist immer so schwierig! Die Opposition lehnt immer alles ab! – Ich muss dazu sagen: Man macht es uns ja auch nicht leicht, etwas zuzustimmen. Ja, es liegt ein Vorhaben vor, das Verschärfungen für den häuslichen Unterricht beinhaltet, die wir sehr befürwor­ten. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass es tatsächlich Ressourcenkontrolle gibt, dass es eine Kontrolle gibt, ob Eltern in der Lage sind, entsprechend diesen Unterricht für ihre Kinder zu vollbringen.

Es gibt auch entsprechende, hoffentlich seriöse und gute und, wozu ich raten würde, angeleitete Reflexionsgespräche. Ich glaube, da sollte nicht jeder irgendetwas besprechen, sondern es wäre sinnvoll, wenn es einen Handlungs­leitfaden dafür gäbe, sodass das dann auch wirklich durchbesprochen


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werden kann, und dass eines voll beachtet wird, nämlich dass bei diesem häus­lichen Unterricht, wenn überhaupt – wir sind ja, glaube ich, zum großen Teil keine Fans davon –, dann wirklich das Kindeswohl im Mittelpunkt steht und es nicht – was, wie wir auch wissen, sehr oft der Fall ist – eigentlich nur ums Elternwohl geht, wenn es darum geht: Wie kann man seine Zeit gestalten? Wie geht es einem am besten? Im Mittelpunkt sollte wirklich stehen, dass die Kinder entsprechend unterrichtet werden, und zwar durch soziales Lernen, durch die Interaktion, die auch sichergestellt werden muss.

Das sind meine größten Bedenken beim häuslichen Unterricht, denn Schule ist ja nicht nur Wissensvermittlung, sondern Schule ist auch ein ganz wesentli­cher sozialer Lernraum, und dieser ist beim häuslichen Unterricht natürlich in den meisten Fällen nicht gegeben. Ja, es kann Ausnahmen geben, aber ich glaube, es wäre gut, wenn es tatsächlich gelingt, durch eine innovative Schulor­ganisation – und dazu gehört auch die Struktur – möglichst viele Eltern davon zu überzeugen, dass die Schule richtig ist.

Ein Wort noch zur Pflegelehre, die Sie jetzt auch angesprochen haben – ich bin jetzt schon ein bisschen über der Zeit; nichtsdestotrotz –: Nehmen Sie bitte alle Anmerkungen von allen großen Trägern, allen großen Organisationen, was diese Pflegelehre betrifft, wirklich ernst! Es führt zu Überforderung und zu Überlastung, zu Überlastung nämlich bei jenen, die letztendlich diese Pflegelehre dann vollziehen müssen, die eh im Beruf schon sehr belastet sind. Das zieht zusätzliche Pflegekräfte in den Unterricht ab. Wir brauchen sie dann im dualen System und nicht am Patienten. Das führt natürlich auch zu einer klaren Überforderung, deshalb lehnen wir auch diese Pflegelehre ab. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.43


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Martina Küns­berg Sarre. – Bitte.



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18.43.49

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Minister! Hohes Haus! Werte Zuschauerinnen und Zuschauer! Wir begrüßen die vorgesehenen Maßnahmen beim häuslichen Unterricht – wir haben auch letz­tes Jahr schon zugestimmt –, weil wir glauben, dass, wenn Kinder zu Hause un­terrichtet werden, es auch Qualitätskriterien geben muss.

Selbstverständlich wollen wir aber natürlich ein innovatives und modernes Schulsystem haben und Schulen haben, die so sind, dass man gerne hineingeht und dass alle Kinder sich dort wohlfühlen, egal woher sie kommen, egal in welcher Familie sie aufwachsen.

Was wir nicht wollen und was wir beim häuslichen Unterricht, bei der Novelle, kritisch sehen, ist, dass Sie die sogenannten freien Schulen schlechterstellen.

Ich habe das im Ausschuss schon angekündigt, und da ich von Ihnen keine wirkliche Begründung gehört habe, warum Sie die freien Schulen nicht ins Ge­setz hineinnehmen, sondern nur in den Erläuterungen die Differenzierung zwischen häuslichem Unterricht und freien Schulen machen, und es eben nicht klargestellt ist, dass Eltern von Kindern in freien Schulen kein pädagogi­sches Konzept liefern müssen, weil es in den freien Schulen das Konzept ja schon längst gibt, werden wir einen Abänderungsantrag einbringen, der lautet:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der dem eingangs bezeichneten Ausschussbericht angeschlossene Gesetzes­entwurf wird wie folgt geändert:

In §11. (3) 2. des Schulpflichtgesetzes 1985 wird nach lit. e) folgender lit f) ein­gefügt:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 401

f. Im Fall der Teilnahme am Unterricht einer Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht (Abs. 1) können die Angaben gem. lit d) und e) entfallen. Wurde das Öffentlichkeitsrecht gem. § 15 Privatschulgesetz für das vorangehende Schuljahr verliehen, dann wird lit. c) durch eine Bestätigung der Schule über den Schulerfolg erfüllt, wenn das vom zuständigen Bundes­minister erlassene oder genehmigte Organisationsstatut (§ 14 Abs. 2 lit. b des Privatschulgesetzes, 244/1962, in der jeweils geltenden Fassung) abwei­chende Formen der Leistungsbeurteilung vorsieht.

*****

Ich bitte um Zustimmung.

Wir werden diesem Teil, dem, was sie vorgelegt haben, trotzdem zustimmen.

Zu dem, was Sie im Abänderungsantrag vorgelegt haben, den Sie kurz­fristig im Ausschuss eingebracht haben: Da lehnen wir beide Punkte ab, weil wir einerseits die Pflegelehre, so wie Sie das vorgesehen haben, ablehnen – die Stellungnahmen sind vernichtend –, und außerdem passt auch diese Pflegebe­rufsschule so nicht.

Zum Mika-D-Test beziehungsweise zu den Deutschförderklassen: Was Sie vorlegen, ist natürlich ein Schritt, eine Art Verbesserung. Dafür haben sich die Grünen sicherlich auch sehr eingesetzt. Das ist gut, das muss man aner­kennen. Es ist aber natürlich in Summe zu wenig, und nach wie vor bekennt sich die ÖVP ganz, ganz stark zu diesen Deutschförderklassen.

Es liegt eine Evaluierung von Ihrem Haus vor, die haben Sie beauftragt. Nachdem das endlich irgendwann einmal das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat, haben Sie, finde ich, die sehr konstruktiven Vorschläge für eine Weiterentwicklung dieses Bereichs nicht übernommen. Was fordern die Stu­dienautoren oder die Evaluierer konkret? – Christiane Spiel: „mehr Fle­xibilität, mehr Autonomie der Schulstandorte über die Deutschförderung“.


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Es soll am Schulstandort entschieden werden, wie die Deutschförderung am besten erfolgt. Sie (in Richtung Abg. Taschner) haben es ja gerade gesagt: Gebt den Lehrern die Freiheit! – Ja, da sind wir sofort bei Ihnen, aber so, wie Sie das jetzt machen, haben die Lehrer keine Freiheit, sondern es wird von oben vor­gegeben, wie es zu erfolgen hat, und das ist Unsinn. (Beifall bei den NEOS.)

Eine weitere Empfehlung ist, dass nur Lehrkräfte mit einer entsprechenden Ausbildung den Deutschförderunterricht gestalten sollen. Auch dieser Empfehlung kommen Sie offenbar nicht nach, weil davon nichts im Antrag steht.

Man muss es einfach immer und immer wieder sagen: Es ist Ihnen kein Anliegen, diese Kinder sind Ihnen kein Anliegen, und das sieht man auch. Das sieht man auch sehr, sehr gut in Niederösterreich, wo die niederösterreichische ÖVP von der FPÖ am Nasenring durchs Land gezogen und vorgeführt wird und alles macht, einfach nur, um an der Macht zu bleiben. Christlich-soziale Werte – die christlich-sozialen Abgeordneten aus Niederösterreich sind alle ver­stummt und schauen weg, wenn man auf dieses Thema zu sprechen kommt. Das finde ich sehr, sehr schlimm und furchtbar.

Das verpflichtende Deutschreden in der Pause ist rechtlich nicht durchführbar. Das wissen Sie, und deswegen haben Sie es großzügigerweise in die Auto­nomie der Schulen gegeben. Das ist ja eine so falsche Autonomieauslegung, wie sie ehrlich gesagt nur die ÖVP machen kann. Pädagogisch ist es der kom­plette Unsinn, und menschlich ist es einfach unterirdisch. Sie führen Kinder mit nicht deutscher Muttersprache nach wie vor vor, und das ist unredlich. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Herr Minister, Sie sind für alle Schülerinnen und Schüler in diesem Land zuständig, auch für die, die nicht Deutsch als Muttersprache haben. Ich erwarte mir von einem Bildungsminister, dass er endlich eine Meinung zu bestimm­ten Themen hat und dass er da auch klar Kante zeigt und auch in Richtung Nie­derösterreich sagt, dass das nicht geht – so, wie es Ihr Vorgänger gemacht hat. (Beifall bei den NEOS.)

18.49


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 403

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen

zum Bericht des Unterrichtsausschusses über die Regierungsvorlage (1956 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Schulorganisationsgesetz, das Schulunterrichtsgesetz, das Schulpflichtgesetz 1985, das Pflichtschulerhaltungs-Grundsatzgesetz und das
COVID-19- Hochschulgesetz – C-HG geändert werden (1964 d.B.)

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der dem eingangs bezeichneten Ausschussbericht angeschlossene Gesetzesentwurf wird wie folgt geändert:

In §11. (3) 2. des Schulpflichtgesetzes 1985 wird nach lit. e) folgender lit f) eingefügt:

f. Im Fall der Teilnahme am Unterricht einer Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht (Abs. 1) können die Angaben gem. lit d) und e) entfallen. Wurde das Öffentlichkeitsrecht gem. § 15 Privatschulgesetz für das vorangehende Schuljahr verliehen, dann wird lit. c) durch eine Bestätigung der Schule über den Schulerfolg erfüllt, wenn das vom zu­ständigen Bundesminister erlassene oder genehmigte Organisationsstatut (§ 14 Abs. 2 lit. b des Privatschulgesetzes, 244/1962, in der jeweils geltenden Fassung) abweichende Formen der Leistungsbeurteilung vorsieht.

Begründung

Im Sinne der Rechtssicherheit und der einheitlichen Handhabung durch alle neun Bildungsdirektionen ist es sinnvoll, die Unterschiede zwischen häuslichem Unterricht und Privatschulen ohne Öffentlichkeitsrecht hinsichtlich §11 des Schulpflichtgeset­zes 1985 nicht nur in den Erläuterungen sondern direkt im Gesetzestext festzuhalten. Aus diesem Grund wird §11 (3) 2. um lit. f) ergänzt.

*****



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 404

Präsidentin Doris Bures: Der Abänderungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Gertraud Salzmann. – Bitte.


18.49.49

Abgeordnete MMMag. Gertraud Salzmann (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe Zuseher daheim vor den Fernsehgeräten! Ja, es geht um die Bildung, heute zu relativ später Stun­de, aber die Bildung ist wichtig, und wir nehmen uns – da können Sie sich sicher sein – immer ausreichend Zeit, um über unsere wichtigen Bildungsthemen zu diskutieren.

Die Bildung, meine Damen und Herren, ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir wissen, das gilt für das Individuum genauso wie für die Gesellschaft und für die Wirtschaft in unserem Land, und daher setzen wir sehr viel in den Ausbau von hochwertigen Bildungsangeboten bei uns in Österreich. Seit 1774 gibt es die allgemeine Schulpflicht. Kaiserin Maria Theresia hat sie eingeführt, zunächst für sechs Jahre, sie wurde dann später auf acht und dann auf neun Jahre angehoben.

Bildung ist ein Grundrecht für Kinder, aber auch ein Grundrecht der Eltern, denn die Eltern haben das Erziehungsrecht; wir nehmen beides sehr ernst. Der Fokus bei uns in der ÖVP liegt allerdings ganz klar beim Kindeswohl. Es ist auf­grund dieses Grundrechtes gesetzlich vorgesehen, dass der Schulbesuch im Rahmen der Schulpflicht in öffentlichen oder in privaten Schulen, aber eben auch im häuslichen Unterricht absolviert werden kann.

Als Pädagogin mache ich keinen Hehl daraus, dass ich es für wesentlich erachte, dass Kinder in einem sozialen Rahmen, in einer Gruppe von Gleichaltrigen oder vielleicht auch durchmischt, unterrichtet werden, aber manchmal ist dieser häusliche Unterricht auch sehr begründet und notwendig.

Dafür schaffen wir mit dieser Novelle auch heute wieder klare Rahmenbe­dingungen; und uns ist es wichtig, die Qualitätskriterien zu heben. Daher wird


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 405

die Novelle beinhalten, dass der verpflichtende Übertritt in die Schule in klarem Rahmen notwendig ist und auch durchgeführt werden muss.

Wenn die Gleichwertigkeit des häuslichen Unterrichtes, wie sie gesetzlich gefordert ist, nicht gegeben ist, wenn man aufgrund der Überprüfungen und der Reflexionsgespräche, die am Ende des ersten Semesters geführt werden müssen, feststellt, da wird im häuslichen Unterricht dem Kind zu wenig mitgege­ben, wenn die Prüfung am Ende des Schuljahres keinen Erfolg ergibt – das heißt, wenn der häusliche Unterricht nicht ausreichend war oder auch wenn die Prüfung nicht erfolgt –, dann hat der Übertritt in die Schule zu erfolgen. Die Reflexionsgespräche, dieses Erheben des Leistungsstandes in Gesprächen am Ende des Semesters, werden wir auch auf die Vorschule ausdehnen.

Meine Damen und Herren! Vieles zur Bildung und auch über unser Schulsystem wurde hier schon gesagt. Ich bin sehr froh, dass wir hier in Österreich ein differenziertes Schulsystem haben. Wir haben ausgezeichnete Schularten und wir haben absolut engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die tagtäglich ihr Bestes geben, um unsere Kinder bestmöglich zu unterrichten, und dafür möchte ich an dieser Stelle meinen Kolleginnen und Kollegen wieder einmal ganz herzlich Danke sagen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir sind uns dessen bewusst, dass Schule ganz intensiv von den Lehrerinnen und Lehrern abhängt, denn der Mensch macht es aus. Wir wissen aber auch, dass in den nächsten Jahren zahlreiche Kolleginnen und Kollegen in Pen­sion gehen werden. Derzeit sind schon etwa 43 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer über 50 Jahre alt. Dazu kommt natürlich auch der Geburtenrückgang. Das heißt, wir werden zunehmend mehr Lehrerinnen und Lehrer brauchen, und daher mein Appell an alle jungen Menschen in Österreich: Bitte über­legt euch, ob ihr Lehrerinnen und Lehrer werden wollt! Wir brauchen euch! Es ist ein schöner Beruf, ich habe ihn 30 Jahre extrem gerne ausgeübt.

Ganz wichtig ist es aber auch, Herr Minister – und da sind wir in intensiven Gesprächen –, den Lehrerberuf und die tägliche Arbeit zu attraktivieren.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 406

Dazu gehört zum Beispiel die Reduzierung des Lehramtsstudiums, und da schaue ich nun schon Richtung SPÖ. – Liebe Kollegin Tanzler, du hast vieles kriti­siert – vielleicht passt du auf, dann weißt du auch, was ich gesagt habe – (Abg. Heinisch-Hosek: Aber in der Schule sind wir nicht! – Abg. Einwallner: Was soll denn das? – Zwischenruf der Abg. Greiner), du hast vieles kritisiert. (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Ich spreche sie an. (Zwischenruf der
Abg. Tanzler.)

Wir sind als ÖVP seit fünf Jahren im Bildungsressort tätig, jetzt gemeinsam mit den Grünen. Ihr habt es davor ganz lange gehabt, aber habt es nicht ge­schafft, das so auf die Schiene zu bringen, dass es läuft. Wir müssen das Lehr­amtsstudium nun reduzieren, denn sechs Jahre sind viel zu lang, meine Da­men und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Wir werden es auf fünf Jahre verkürzen, fünf Jahre sind ausreichend.

Wir werden die Arbeitsbedingungen verbessern. Es ist bei den Lehrerinnen und Lehrern zusätzlich sehr viel an Verwaltung dazugekommen. Da müssen wir sehr genau hinschauen, dass die Lehrerinnen und Lehrer sich wieder auf das We­sentliche, auf den Unterricht, konzentrieren können.

Wir haben schon beschlossen, dass wir auch das Unterstützungspersonal ausbauen werden – und ganz ehrlich, als Salzburgerin bin ich stolz darauf, dass unter Landeshauptmann Wilfried Haslauer und seiner Landesrätin Daniela Gutschi im Bildungsressort gerade im Bereich des Unterstützungspersonals seit 2015 vieles passiert ist. Das Budget für die Schulsozialarbeit wurde von 80 000 Euro Budget mittlerweile auf 2,1 Millionen Euro fast verdreißigfacht, das ist ein großer Brocken. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Hamann.)

In Salzburg sind wir auch Vorreiter, was die Unterstützung der Pflichtschulen durch Sekretärinnen anbelangt. 80 Prozent aller Pflichtschulen haben mittlerweile eine Sekretärin. Da sind die anderen Länder auch am Zug, ich schaue nun auch Richtung Wien.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 407

Auch die Meisterprüfung ist in Salzburg bereits kostenlos – das, was wir auf Bundesebene nun auch beschließen werden. Bildung und Ausbildung sind für uns alle wichtig, für uns als Individuen, aber auch für uns alle in Öster­reich. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Hamann.)

18.55


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Nico Marchetti. – Bitte. (Abg. Prinz: Das war jetzt viel, sehr viel!)


18.56.01

Abgeordneter Nico Marchetti (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Bildungsminister! Es gibt immer zwei Legenden, die bedient werden, wenn es um Bildungspolitik geht. Die eine lautet, dass Skandinavien ja alles rich­tig macht und das große Vorbild ist, und die andere, dass eine linke Bildungs­politik wesentlich erfolgreicher wäre.

Ich möchte nun einmal diesen zwei Legenden entsprechen und eine skandinavi­sche sozialdemokratische Idee loben, die ich für sehr sinnvoll halte: Wir haben heute über Deutschförderung diskutiert. Zum Beispiel in Dänemark, kon­kret in Kopenhagen, das sozialdemokratisch regiert wird, gibt es verpflich­tende Dänischförderklassen und sogar auch Vorschulen, in denen die Kinder Dä­nisch lernen, bevor sie eingeschult werden. Die verdrehen nur die Augen, wenn sie hören, was ihre deutschen Kollegen und Kolleginnen in Österreich so erzählen, wenn sie über Sprachförderung reden. Wenn das die beiden gro­ßen Vorbilder sind, können wir vielleicht auch in dem Punkt sagen: Okay, das ist eine gute Idee. (Beifall bei der ÖVP.)

Zur Deutschförderung möchte ich noch etwas sagen, weil da immer so Zwi­schenrufe fallen, von wegen rassistisch bis abschaffen und Ähnliches (Abg. Kucharowits: Stimmt, Deutsch in Pausen ...!): Ich glaube, es gibt nichts So­zialeres als Deutschförderung, mit der man die Kinder ermächtigt, dass sie selbstständig und unabhängig von anderen gesellschaftliche Teilhabe er­langen können (Beifall bei der ÖVP), Behördenwege erledigen können


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(Abg. Kucharowits: Was hat denn ... Muttersprache! – Abg. Tanzler: Bringt nichts!), Chancen am Arbeitsmarkt haben und auch noch mitkriegen, was in ihrem Land so vor sich geht. Ich glaube, das ist das Sozialste, was man tun kann. (Zwi­schenrufe bei der SPÖ.) Das integrative Modell, das hier so als Erfolgsmo­dell gepriesen wird, hat überhaupt zu diesen erschreckenden Zahlen geführt, von denen wir heute reden, also dürfte es nicht so ein Erfolgsmodell gewesen sein. (Beifall bei der ÖVP.)

Es wurde im letzten Unterrichtsausschuss – Kollege Brückl hat es er­wähnt – ja auch über das Thema Erste-Hilfe-Kurse gesprochen. Wir haben, und das hast du ja auch erwähnt, den Antrag der FPÖ nicht unterstützt – das war kein Copy and Paste, sondern in dem Antrag der FPÖ steht, dass jede Schü­lerin und jeder Schüler in der Schule verpflichtende Erste-Hilfe-Kurse mit Auffrischungskursen machen muss. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Wir haben bei den Rettungsorganisationen nachgefragt, deswegen haben wir den Antrag auch vertagt. Die haben uns gesagt, um das zu leisten, was in dem FPÖ-Antrag steht, bräuchte es 50 000 Stunden, sie können aber beim Sta­tus quo nur 20 000 Stunden zustande bringen, ergo ist der Antrag, so wie Sie ihn gestellt haben, nicht umsetzbar.

Deswegen haben wir uns zusammengesetzt und haben eben diesen Antrag ver­fasst, den ich nun auch einbringen möchte:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Nico Marchetti, Mag. Sybille Hamann, Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vermittlung von Erste-Hilfe-Kenntnissen in der Schule“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden ersucht sicherzustel­len, dass


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 409

- der Erlass ,Erste Hilfe in der Schule‘ aktualisiert wird,

- es entsprechende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrer/innen im Bereich ,Gesundheitsförderung‘ inklusive Erste Hilfe geben wird,

- im Lehrplan in der Pflichtschule ,altersadäquate Erste-Hilfe-Maßnahmen‘ veran­kert sind und jede Schülerin und jeder Schüler 2 Stunden pro Semester altersadäquat lebensrettende Sofortmaßnahmen vermittelt bekommt und

- im Dialog mit den Rettungsorganisationen erörtert wird, wie gemeinsam die Kapazitäten für externe Angebote für Erste Hilfe Kurse für Kinder und Jugendliche verbessert und ausgebaut werden können.“

*****

Diesen Antrag möchte ich einbringen, und ich glaube, das entspricht auch der Diskussion im Unterrichtsausschuss. Ich freue mich, wenn wir da alle gemeinsam, wenn uns das so wichtig ist, auch Ergebnisse liefern können. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

18.59

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Nico Marchetti, Mag. Sibylle Hamann, Mario Lindner

Kolleginnen und Kollegen

betreffend Vermittlung von Erste-Hilfe-Kenntnissen in der Schule

eingebracht im Zuge der Debatte zu 11.) Bericht des Unterrichtsausschusses über die Regierungsvorlage (1956 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Schulorganisations­gesetz, das Schulunterrichtsgesetz, das Schulpflichtgesetz 1985, das Pflichtschuler­haltungs-Grundsatzgesetz und das COVID-19-Hochschulgesetzes – C-HG ge­ändert werden (1964 d.B.)


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Es ist unbestritten, dass Erste-Hilfe-Kenntnisse Leben retten können. Daher sollen verstärkt Maßnahmen getroffen werden, dass Schülerinnen und Schüler ab der Pflichtschule wiederkehrend Angebote in diesem Bereich erhalten. Erste Hilfe-Maßnahmen sind derzeit im übergreifenden Thema „Gesundheitsförderung“ (ähnlich einem Unterrichtsprinzip) in den neuen Lehrplänen der Volksschule und Sekundarstufe I zu finden. Die Kompetenzziele am Ende der Grundstufe ent­halten unter anderem das Ziel, den Schülerinnen und Schülern altersgemäße Erste-Hilfe-Maßnahmen zu erklären und zu setzen.

„Erste Hilfe“ ist im Pflichtgegenstand „Sachunterricht“ in der Primarstufe (VS) ver­ankert. Weiters werden grundlegende Funktionskenntnisse zu lebensretten­den Sofortmaßnahmen in „Biologie und Umweltkunde“ in der Sekundarstufe I gelehrt. Entsprechende Lehrplanpassagen sind als Grundlage und Anknüpfungspunkte für weitere Maßnahmen daher vorhanden.

Anschließend und vorbereitend sollte es darauf basierend Fort- und Weiterbildung für Lehrer/innen sowie eine dementsprechende Anpassung der Ausbildungs-Curricula geben. Weiters soll der Erlass „Erste Hilfe in der Schule“ aktualisiert werden.

Schließlich soll im Dialog mit den Rettungsorganisationen wie etwa Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter-Unfall-Hilfe in Österreich, Malteser Hospitaldienst Austria, Österreichisches Rotes Kreuz erörtert werden, wie gemeinsam die Kapazitäten für externe Angebote für Erste Hilfe Kurse für Kinder und Jugendliche verbessert und ausgebaut werden können.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden ersucht sicherzustellen, dass

- der Erlass „Erste Hilfe in der Schule“ aktualisiert wird,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 411

- es entsprechende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrer/innen im Bereich „Gesundheitsförderung“ inklusive Erste Hilfe geben wird,

- im Lehrplan in der Pflichtschule „altersadäquate Erste-Hilfe-Maßnahmen“ verankert sind und jede Schülerin und jeder Schüler 2 Stunden pro Semester altersadäquat lebensrettende Sofortmaßnahmen vermittelt bekommt und

- im Dialog mit den Rettungsorganisationen erörtert wird, wie gemeinsam die Kapazitäten für externe Angebote für Erste Hilfe Kurse für Kinder und Jugendliche verbessert und ausgebaut werden können.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist nun Mag. Romana Deckenbacher. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.00.01

Abgeordnete Mag. Romana Deckenbacher (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuse­her! Ein Wort, große Wirkung – was meine ich damit? – Durch den vorliegenden Abänderungsantrag soll im Zusammenhang mit der Sprachstanderhebung an Schulen mit dem Wort „jedenfalls“ eine Flexibilisierung geschaffen werden.

Lassen Sie mich das ein bisschen ausführen: Im Sinne der Transparenz und der Objektivierung bei der Aufnahme von Schülerinnen und Schülern in die Primarstufe oder Sekundarstufe gibt es seit April 2019 den bundesweiten, stan­dardisierten sogenannten Mika-D-Test, ein Messinstrument zur Kompe­tenzanalyse – Deutsch. Der aktuelle Sprachstand der Schüler:innen soll festge­stellt werden und je nach Ergebnis die Zuteilung in den außerordentlichen oder ordentlichen Status erfolgen. In weiterer Folge sollen die Schülerinnen und Schüler das benötigte Sprachförderungsangebot an den Schulen erhalten.


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Von Sprachförderung ist heute schon sehr, sehr viel gesprochen worden. Ich bin als ehemalige Lehrerin, in der Praxis stehend, zutiefst davon überzeugt, dass diese Sprachförderung wichtig ist und dass es auch wichtig ist, diese Kinder und Jugendlichen teilweise auch intensiv getrennt zu unterrichten. Das hat nichts mit Ghettoisierung oder Sonstigem zu tun.

Ich möchte noch einmal auf meine Einleitung zurückkommen: ein Wort, große Wirkung. Durch dieses Wort „jedenfalls“ soll zum Ausdruck kommen, dass zumindest einmal, am Ende eines Semesters, eine Mika-D-Testung zu erfolgen hat, und dadurch soll jetzt ermöglicht werden, dass die Feststellung des Sprachstandes und auch der erforderlichen Sprachkompetenz durch eine vor­zeitige Testung stattfinden kann, wenn zu erwarten ist, dass der Lehrplan erfüllt ist. In der Folge soll es dann auch zu einer Umstufung kommen, denn es ist im Interesse von uns allen, die Kinder ehestmöglich in die Regelklasse überführen zu können.

Es ist daher wichtig und richtig, dass durch den vorliegenden Abänderungsantrag den Lehrpersonen und den Schulleitungen nun ermöglicht wird, dass sie fle­xibler agieren, denn sie sind die Expertinnen und Experten vor Ort, sie haben die Kompetenz, sie kennen ihre Schülerinnen und Schüler und können sprachli­che Fortschritte am besten einschätzen. (Beifall bei der ÖVP.)

Unsere Sprache zu sprechen und sie auch zu verstehen, ob am Pausenhof oder in der Klasse, ist für alle Kinder Voraussetzung für schulischen Erfolg, für einen erfolgreichen Bildungsabschluss, vor allem aber für ein starkes Miteinander. (Beifall bei der ÖVP.)

19.02


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Dipl.-Ing. Andrea Holzner. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.03.02

Abgeordnete Dipl.-Ing. Andrea Holzner (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bildungsminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und


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Herren! Kurz zum häuslichen Unterricht: Es entzieht sich meiner Logik, dass die FPÖ den Änderungen betreffend den häuslichen Unterricht nicht zustimmt. Es ist für ein Kind immer problematisch, wenn es den Aufstieg in die nächste Schulstufe nicht schafft. Beim häuslichen Unterricht be­trifft das 7,7 Prozent der Kinder, daher ist es mehr als legitim, Auflagen wie ein pädagogisches Konzept zu fordern, denn es ist doch klar: Unsere Kinder sollen auf ihrem Bildungsweg optimal begleitet werden.

Worauf ich aus den Vorlagen des Unterrichtsausschusses besonders eingehen möchte, ist die Pflegelehre für Pflegeassistenzberufe. Der Beruf Pflege ist sehr wertvoll für die Gesellschaft, daher haben wir letztes Jahr eine Pflegereform mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro beschlossen. Ein großer Teil der Mittel wird dafür verwendet, dass der Pflegeberuf attraktiver wird. Die Pflegere­form bringt zeitliche und finanzielle Entlastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege. Es gibt Anreize für eine Pflegeausbildung: einen monatlichen Ausbildungszuschuss von 600 Euro und ein Pflegestipendium für Um- und Wiedereinsteiger mit 1 400 Euro monatlich.

Mit einem Pilotprojekt wollen wir für Jugendliche, die bereits ab der 10. Schul­stufe im sozialen oder gesundheitlichen Bereich arbeiten wollen, eine Pfle­gelehre installieren. In der Schweiz gibt es die Pflegelehre seit 2004. Mit diesem Beschluss definieren wir die nötige Qualifikation der Fachlehrer, und wir le­gen fest, dass der Berufsschulunterricht an Bildungseinrichtungen nach dem Ge­sundheits- und Krankenpflegegesetz möglich sein wird. Wir legen hiermit den Grundstein für das Pilotprojekt Pflegelehre. Das Interesse ist groß – ich freue mich über Ihre Zustimmung. (Beifall bei der ÖVP.)

19.05


19.05.05

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist daher geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf in 1964 der Beilagen.


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Hiezu haben die Abgeordneten Mag.a Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen einen Zusatzantrag eingebracht.

Weiters liegt ein Verlangen auf getrennte Abstimmung der Abgeordneten Petra Tanzler vor.

Ich werde daher zunächst über die vom erwähnten Zusatzantrag sowie vom erwähnten Verlangen auf getrennte Abstimmung betroffenen Teile – der Systematik des Gesetzentwurfes folgend – und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.

Wir gelangen zur getrennten Abstimmung über Art. 1 Z 2a und Art. 2 Z 1 in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer hiefür ist, den ersuche ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehr­heitlich angenommen.

Die Abgeordneten Mag.a Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen haben einen Zusatzantrag betreffend Artikel 3 eingebracht.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, das ist abgelehnt.

Wir gelangen zur getrennten Abstimmung über Art. 4 Z 1a in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheit­lich angenommen.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abge­stimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fas­sung des Ausschussberichtes.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.


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Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Le­sung angenommen.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Nico Marchetti, Mag.a Sibylle Hamann, Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vermittlung von Erste-Hilfe-Kenntnissen in der Schule“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen. (310/E)

19.07.1012. Punkt

Bericht des Unterrichtsausschusses über den Antrag 3150/A(E) der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend bundesweiter Unterstützung von NGOs zum Thema Berufsorientierung von Schüler*innen im ländlichen Raum (1965 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen nun zum 12. Punkt der Tages­ordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Elisabeth Feichtinger. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.07.34

Abgeordnete Elisabeth Feichtinger, BEd BEd (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! 88 000 Schülerinnen und Schüler in Österreich sind aktuell in der 9. Schulstufe und dabei, sich zu orientieren, was sie später einmal machen möchten. Es gibt viele Berufsorientierungsprogramme, in denen ihre Talente und ihre Bega-


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bungen entdeckt werden können, und die Schule unterstützt das auch dem­entsprechend, unabhängig von Herkunft und sozialem Hintergrund – so ist das zumindest in der Theorie.

Doch werden wirklich alle Schülerinnen und Schüler in Österreich so behan­delt? –Leider nicht, Herr Minister. Die Realität sieht wesentlich anders aus, meine Kolleginnen und Kollegen. Das Stadt-Land-Gefälle ist massiv, und besonders in Bereichen im ländlichen Raum ist es ein Thema, dass nicht immer alle Jugendlichen in dieser Intensivität unterstützt werden.

Was zum Beispiel in der Stadt ein tolles Projekt ist, sind die NGOs, die mit Buddyprojekten arbeiten. Da haben die Jugendlichen die Möglichkeit, ein Jahr lang von ehrenamtlichen Personen begleitet zu werden, die mit ihnen ge­meinsam zu Hearings gehen, sie zu Schnuppertagen begleiten, nachreflektieren, was ihnen am besten gefallen hat, was zu ihnen passt und wohin sie sich orientieren wollen, ihre Talente, ihre Begabungen gemeinsam entdecken und sie unterstützen, den richtigen Weg für eine Lehre, für eine Lehre mit Matura oder für eine weitere Schullaufbahn zu starten.

Die Argumentation im Ausschuss war leider eine andere. Normalerweise ist es immer so, dass es heißt: In der Stadt gibt es viel Angebot, im ländlichen Raum ist das nicht der Fall. – Da wurde nun argumentiert, dass die Stadt dann benachteiligt ist, wenn Budget für so ein NGO-Projekt in den ländlichen Raum fließt. Wir sehen das ganz anders, weil in der Stadt dieses NGO-Projekt ja tatsächlich läuft, funktioniert und gut gemacht wird, und wir möchten das Ganze auch im ländlichen Raum umsetzen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es wird Zeit, dass alle Schüler:innen die gleichen Möglichkeiten haben, unabhängig davon, in welche Familie sie geboren wur­den, unabhängig davon, an welchem Ort sie leben. – Herr Minister, ich erwarte mir da mehr Einsatz zum Wohle unserer Kinder. (Beifall bei der SPÖ.)

19.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Martina Kauf­mann. – Bitte, Frau Abgeordnete.



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19.09.52

Abgeordnete Martina Kaufmann, MMSc BA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus, aber natürlich auch liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause und auch auf der Galerie! Frau Kollegin Feichtinger von der SPÖ, wir sind uns absolut einig, wenn es darum geht, dass Berufsorientierung der Schlüssel zur weite­ren Gestaltung der Zukunft ist. Ich gebe Ihnen zu 100 Prozent recht, es darf nicht davon abhängen, in welche Familie oder in welche Region ich hinein­geboren bin. Da sind wir uns absolut einig. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Berufsorientierung ist der Schlüssel zu einer echten Wahlfreiheit zwischen schulischer und beruflicher Ausbildung. Nur wenn wir eine wirklich gute Berufsorientierung sicherstellen, haben wir die Möglichkeit, die Eltern, aber natürlich auch die Kinder und Jugendlichen vor diese Wahlmöglichkeit zu stellen, was das Beste für ihre persönliche Zukunft ist.

Wo wir uns in der Auffassung sozusagen unterscheiden, ist, welcher Weg dorthin der richtige ist. Sie fordern in Ihrem Antrag ein, dass das Ministerium Geld für die Berufsorientierung in den ländlichen Regionen ausgeben soll. Ich kann Ihnen aber sagen, dass das Ministerium auch in der Stadt nichts dazu­zahlt. Warum? – Ganz einfach: weil wir uns in Österreich irgendwann ein­mal dazu entschieden haben, dass das die Aufgabe der Interessenvertretungen, der Sozialpartner ist und dass das von einzelnen Regionen einfach über­nommen wird.

In der Steiermark ist es so, das kann ich Ihnen sagen, dass wir steiermarkweit rund 400 – 400, das ist keine kleine Zahl – Organisationen und Institutio­nen haben, die sich mit dem Thema Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler und für Eltern beschäftigen, dafür im Einsatz sind, vieles koordi­nieren und vieles machen. Wir haben in den einzelnen Bundesländern die Ta­lentcenter der Wirtschaftskammern. Die sind hervorragend, weil man dort nämlich entsprechend der Interessen, der Fähigkeiten, der Talente heraus­bekommt, welcher Beruf zu einem passt und damit auch, welche Ausbil­dung dafür notwendig ist.


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Es gibt auch die Möglichkeit, das wissen aber die wenigsten, deshalb möchte ich das heute an dieser Stelle allen Eltern und Jugendlichen mitgeben, der berufs­praktischen Tage. Jugendliche haben die Möglichkeit, während der Schulzeit für fünf Tage ein Berufspraktikum, sprich berufspraktische Tage in einem Be­trieb, zu absolvieren. Sie haben außerdem die Möglichkeit, weitere 15 berufs­praktische Tage in den Ferien zu absolvieren. Nützt diese Chance! Schaut euch Betriebe an, schaut euch an, welche tollen Berufe es gibt – egal, ob das ein Lehrberuf ist oder ein Beruf, für den man ein Fachhochschul- oder ein Uni­versitätsstudium brauchen wird. Nur so kann es auch wirklich gelingen, einen Beruf von allen Seiten kennenzulernen.

Frau Kollegin, weil es bereits sehr, sehr viele Initiativen in diesem Bereich gibt, weil sehr, sehr viel angeboten wird, weil Berufsorientierung absolut not­wendig ist, werden wir Ihrem Antrag – so, wie Sie ihn angelegt haben – nicht zustimmen. Was ich Ihnen aber versprechen kann, ist, dass wir, und ich mache das bei uns in der Steiermark, überall dort, wo es Berufsorientierungsan­gebote gibt, diese auch vernetzen. Ich kann Ihnen nur empfehlen, schauen auch  Sie, dass Sie die einzelnen Anbieter in Ihrem Bundesland zusammenbrin­gen, damit nicht doppelt gemoppelt wird und die vorhandenen Ressourcen auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden, nämlich bei den Familien, Kin­dern und Jugendlichen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.13


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der nächste Redner ist Herr Abgeordneter Clemens Stammler. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.13.55

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Jugendliche haben mit 15 zweifelsohne eine der ersten schwie­rigen Entscheidungen zu treffen: Welchen Weg werde ich einschlagen? Die gute Nachricht ist, es ist beileibe nicht die letzte, sondern nur die erste wichtige und große Entscheidung, die zu treffen ist. Ich schaue in die Runde und frage, wer von uns in dem Beruf, den er erlernt hat, arbeitet beziehungsweise bis


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zuletzt noch dort gearbeitet hat. Ich persönlich habe Drucker gelernt, bin nachher in die Landwirtschaft gewechselt, Kollege Obernosterer zum Bei­spiel hat Automechaniker gelernt, er ist heute Hotelier.

Ich möchte die Thematik nicht kleinreden, aber wenn wir uns zurückerinnern, war es dennoch, auch wenn wir den Beruf gewechselt haben, keine verlo­rene Zeit, und wir haben viel an Lebenserfahrung gewonnen. Berufsorientierung beziehungsweise Begleitung zur Berufsorientierung ist eine ganz wichtige Sache. Ich glaube, dass das Ministerium wie auch die Schulen gute Angebote da­hin gehend haben. Es gibt das Berufsorientierungstool in der 7. Schulstufe, in der 8. Schulstufe haben die Jugendlichen die Möglichkeit, während der Schul­zeit zu schnuppern, ob das in Schulen oder bei Lehrstellen ist. Es gibt in der 11. und 12. Schulstufe das Programm 18 plus, einen Berufs- und Stu­dienchecker. Das Angebot ist da, ich sehe da ehrlich gesagt kein so großes Stadt-Land-Gefälle.

Wo ich das Stadt-Land-Gefälle sehr wohl sehe – das ist eigentlich sehr banal –: Was Jugendliche am Land einschränkt, ist der Weg von zu Hause zum Wunschberufsort beziehungsweise zur Ausbildungsstelle. Da kommt das Moped ins Spiel, da kommt das Fahrrad ins Spiel. Ich als Vater weiß noch, wie froh ich war, als die Mopedzeit meines Jüngsten vorbei war und er nicht mehr um 6 Uhr in der Früh, als es teilweise noch finster war, auf einer stark befahrenen Bundesstraße mit dem Moped zum Bahnhof fahren musste. Ich war froh, als er das überstanden hatte.

Insofern glaube ich, dass es für Jugendliche wichtig ist, die öffentliche Infra­struktur auszubauen. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg dorthin. Der Bund schickt jährlich 200 Millionen Euro an die Länder, damit der öffentli­che Verkehr ausgebaut werden kann beziehungsweise um die Tickets zu stützen. Wir haben 78 Millionen Euro für den Ausbau von Radwegen vorgese­hen. So klein sich diese Summe jetzt vielleicht anhört, es ist ein wichtiger Schritt dahin gehend, dass Schüler auch längere Distanzen zu ihrer Bildungsstät­te sicher zurücklegen können. Ich glaube, das ist ein Schritt, mit dem mehr


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Freiheit und Entscheidungsfreiheit für Jugendliche entsteht. So sollen die ländli­chen Regionen mit den städtischen gleichgestellt werden beziehungsweise sollen sie in diese Richtung unterstützt werden. (Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der ÖVP.)

19.17


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Yan­nick Shetty. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.17.40

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolle­ginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen, liebe Zuseher! Sehr geehrter Herr Bundesminister Polaschek! Herr Bundesminister, wussten Sie mit 14, was Sie einmal im Leben machen wollen? Ich stelle auch Ihnen die Frage, liebe Kolleginnen und Kollegen: Wussten Sie mit 14, welchen Beruf Sie ein­mal ausüben möchten? Ich glaube, die wenigsten beantworten diese Frage mit Ja, weil die allermeisten von Ihnen, nehme ich einmal an, so wie auch die allermeisten jungen Menschen im Alter von 13, 14, 15, damals natürlich noch nicht wussten, welche Chancen es draußen am Arbeitsmarkt gibt, wel­che vielfältigen Ausbildungen es gibt und wohin einen der Weg verschlagen soll.

Das liegt natürlich auch daran, dass die Berufsorientierung in Österreich massiv unterentwickelt ist. Wir haben als Minimum das, was wirklich in der Breite eingesetzt wird, was es in den allermeisten Schulen gibt: stupide Tests, bei de­nen teilweise absurde Ergebnisse herauskommen. Ich habe das Beispiel einer Berufsschülerin, einer jungen Frau, die eine Lehre in der Wärme- und Dämmstoffindustrie in Oberösterreich macht – also in einem sehr spezifischen, sehr technischen Beruf –, glaube ich, eh schon einmal erzählt. Sie hat mir von ihrem Berufsorientierungstest erzählt, bei dem herausgekommen ist, dass sie Leichenwäscherin werden soll.

Das ist natürlich ein sehr zugespitztes Beispiel, aber wenn man mit jungen Menschen redet, erzählen sehr viele davon, dass das, was bei den Be­rufsorientierungstests herausgekommen ist, sehr wenig damit zu tun hat, wo die


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wahren Talente der jeweiligen Personen liegen. Deswegen glaube ich tatsächlich, dass die Art der Berufsorientierung, wie wir sie in Österreich haben, durchaus manchmal sogar kontraproduktiv ist, weil sie jungen Menschen vermittelt, dass sie in eine bestimmte Branche müssten, dass sie einen bestimm­ten Beruf erlernen müssten. Sie offenbart eben nicht die Vielfalt, die die Arbeitswelt bietet, und knüpft vor allem nicht daran an, wo die Talente der jun­gen Menschen liegen.

Also was brauchen wir, Herr Bundesminister? – Erstens: einen besseren, einen verpflichtenden Berufsorientierungsunterricht, wobei wir den Begriff des Unterrichts als nicht sehr eng sehen. Wie der ausschaut, das kann man natürlich diskutieren, das kann auch schulautonom unterschiedlich gestaltet sein. Aber seien wir ehrlich, und das ist keine Geringschätzung der Fächer: Es macht doch keinen Sinn, dass man mit 13, mit 14 Jahren 2 Stunden die Woche Musik, Zeichnen oder auch Religion verpflichtend hat, aber sich 0 Stunden die Woche mit Berufsorientierung auseinandersetzt. Ich glaube, das müssen wir von der Mentalität her ändern, weil wir halt in diesem Alter für sehr viele junge Menschen eine Weggabelung haben und deswegen Berufsorientie­rung stärker im Schulunterricht verankert werden muss.

Zweitens: Wir brauchen eine bessere Zusammenarbeit zwischen dem Bildungssystem, der Schule, und insbesondere der lokalen Wirtschaft, damit Berufsorientierung nicht nur eine Theorie bleibt, sondern auch in der Praxis durch mehr Einbindung in Unternehmen erfolgen kann.

Und drittens, Herr Bundesminister, braucht es auch – und das müsste bei Ihrem Ministerium liegen – eine bessere Koordination der vielen Ehrenamtlichen, der vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen, Vereine, die etwas im Bereich Berufsorientierung machen, mit dem Schulsystem, um das besser zu ver­schränken. Das wäre etwas, wo Sie ansetzen sollten. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

19.20



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Mag.a Dr.in Maria Theresia Niss. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.20.58

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Ich glaube, wo wir uns alle einig sind, ist, dass es extrem wichtig ist, dass junge Leute bewusst eine Entscheidung für ihre Ausbildung, aber vor allem auch für ihren späteren Berufsweg treffen. Und da ist es natürlich wichtig, einerseits die Tätigkeiten, die es gibt, zu kennen, seine eigenen Fähigkeiten zu kennen, aber auch die Rahmenbedingungen, die mit den einzelnen Berufsfeldern verbunden sind, wie es da zum Beispiel finanziell ausschaut, wie da die Karrierechancen sind, et cetera. Daher ist die Berufs- und Bildungsorientierung ganz, ganz wichtig, ebenso, die Berufsbilder auch wirk­lich zu kennen.

Daher ist es meiner Meinung nach besonders wichtig, Kooperationen mit den Unternehmen zu machen, sodass die Schüler und Schülerinnen, aber auch die Lehrer und Lehrerinnen die Unternehmen tatsächlich kennenlernen, denn die Pädagogen und Pädagoginnen sind da ein extrem wichtiger Teil, weil sie einen großen Einflussfaktor auf die jungen Burschen und auf die jungen Mäd­chen haben. Da soll es auch eine Vielfalt geben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Das ist auch deswegen so wichtig, weil wir damit tradierten Rollenbildern entgegenwirken können. Vergessen Sie nicht, es ist immer noch so, dass die drei von jungen Mädchen meistgewählten Lehrberufe die Büro-, die Handels­kauffrau und die Friseurin sind. Unter den Top Ten ist ein einziger technischer Beruf, und das ist die Metalltechnikerin, die an sechster Stelle liegt. Meine Damen und Herren, wir wissen, welche Chancen es in den technischen Berufen gibt, wie interessant die sind, und das müssen wir den Mädchen auch ent­sprechend aufzeigen.


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Was ich aber nicht glaube, ist – und da, Elisabeth, unterscheiden wir uns –, dass die NGOs in dem Zusammenhang die richtige Schraube sind, an der wir drehen müssen, denn einerseits sind sie, wenn sie alle vom Bund finanziert wer­den sollen, teuer, und andererseits ist auch ihre Qualität nicht wirklich über­prüfbar, vor allem aber ist das meiner Meinung nach auch nicht wirklich notwen­dig. Wir haben nämlich genügend Möglichkeiten von Kooperationen mit der Wirtschaftskammer, mit der Arbeiterkammer, aber auch mit den Unternehmen, damit die jungen Leute tatsächlich auch Berufe kennenlernen können.

Meine Kollegin Kaufmann hat die Talentechecks schon erwähnt. Bitte, bitte sagen Sie den jungen Leuten, dass sie sie in Anspruch nehmen sollen! Ganz ehrlich gesagt, sie werden auch in Anspruch genommen. Denken wir an die Steiermark: Über 90 Prozent aus den unterschiedlichen Bezirken, auch vom Land, nehmen diese in Anspruch. Dabei wird den jungen Leuten gesagt, welche Fähigkeiten sie haben, und auch gezeigt, welche Berufsfelder es gibt.

Es gibt die Berufsorientierungs-Workshops über MS Teams, leicht auch auf das Land übertragbar, bei denen junge Leute wirklich erfahren: Welche Berufs­wege gibt es? Wie kann ich mich darüber informieren, welche Berufs­wege et cetera es gibt? Diese Workshops sind ganz einfach buchbar und sollten auch in Anspruch genommen werden.

Ich möchte aber noch einmal, und das ist mir wirklich ein Anliegen, auf die Kooperationen mit den Unternehmen hinweisen. Ganz ehrlich gesagt, das ist es, was wirklich notwendig ist für junge Leute, damit sie auch ein bisschen spüren, erleben können, was sie in der späteren Berufswelt erwartet. Ich sage immer wieder, junge Leute können nichts werden, was sie nicht sehen oder was sie nicht erleben. Dazu gibt es die Berufsorientierungstage, dafür gibt es genügend Kooperationen zwischen Unternehmen und Schulen. Ich habe selber gerade die MINTality Stiftung gegründet, um junge Mädchen für Technik zu begeistern. Genau da möchten wir ansetzen: Wir möchten Schulen und Unternehmen, auch am Land, in Verbindung bringen, dass sie wirklich zusammen­arbeiten, um die jungen Leute in die Berufsfelder einführen zu können.


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Also, lassen Sie mich zusammenfassen: Es sind die Unternehmen, die die Jobs schaffen und den Schulabsolventinnen und -absolventen Arbeitsplätze zur Verfügung stellen, und nicht die NGOs. Deswegen: Bleiben wir praxisorientiert, bleiben wir pragmatisch, versuchen wir, junge Leute mit der Wirtschaft, mit der späteren Berufswelt in Kontakt zu bringen, und versuchen wir nicht, schwer finanzierbare NGOs, die noch dazu qualitativ nicht überprüfbar sind, dazwischenzuschalten! – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als vorerst letzter Redner in dieser Debatte ist Ing. Johann Weber zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.25.18

Abgeordneter Ing. Johann Weber (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Aber vor allem geschätzte Damen und Herren zu Hause vor den Bildschirmen und auch hier auf der Galerie! Die Bildungseinrichtungen erfüllen heute wirklich vielfältige Aufgaben. Die breite Palette umfasst nicht nur die Vermittlung von Wissen und sozialer Kom­petenz, sie umfasst genauso die Erziehung bis hin zur entscheidenden Be­rufsorientierung, die eben Thema dieses Tagesordnungspunktes ist.

All diese Aufgaben kann aber die Schule niemals alleine erfüllen, dazu braucht es mehr. Da sind auch die Eltern, die Erziehungsberechtigten sowie das ganze soziale Umfeld und auch die Gesellschaft als Gesamtes gefordert, ihren Beitrag dazu zu leisten. Gerade in den Schulen gibt es die unterschiedlichsten Maß­nahmen in den verschiedenen Stufen. Das haben wir von den Vorrednern schon alles gehört, ich möchte das jetzt aus Zeitgründen nicht mehr wiederholen.

Die Schulen sind aber darüber hinaus angehalten, auch mit außerschulischen Partnern wie eben dem AMS, den Sozialpartnern, den hochschulspezifi­schen Beratungseinrichtungen, regionalen Anbietern et cetera Kooperationen einzugehen. Besonders die Sozialpartner bieten ein vielfältiges Angebot und sind mit dem Bildungsministerium auch sehr gut vernetzt.


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Ich möchte jetzt ein paar Beispiele bringen, die zeigen, wo das sehr gut funktioniert, und zwar aus meiner Heimat. Ich komme aus dem schönen Lavant­tal und bei uns gibt es beispielsweise den Verein Lavanttaler Wirtschaft. Dieser leistet in diesem Zusammenhang wirklich Großartiges. Bei Besuchen in den Schulen stellen sie nicht nur die möglichen Arbeitgeber vor, sie legen auch direkt einen Bildungskatalog auf, in dem die Betriebe, die in der Region vor­handen sind, vorgestellt werden.

Im Oktober zum Beispiel lud die Berufs- und Bildungsorientierung Kärnten zu einer Reise durch das Lavanttal ein, um den jungen Menschen die Berufs- und Bildungsmöglichkeiten vor Augen zu führen. Bei dieser Veranstaltung in den Kultur- und Stadtsälen in Wolfsberg waren Hunderte von Interessierten an­wesend. Dabei stellten zahlreiche Lehrbetriebe, weiterführende Schu­len und auch beratende Institutionen den Hunderten Interessenten das ganze Programm und die vorhandenen Möglichkeiten vor.

Im November lud dann auch noch die HTL Wolfsberg – der Herr Bundesminister hat diese Schule unlängst besichtigt – 60 Betriebe zu sich in die Schule ein, um den Betrieben vor Ort die Möglichkeit zu geben, sich zu präsentie­ren, sich vorzustellen. Die Schüler konnten bei der Gelegenheit auch die techni­schen Berufe näher kennenlernen. Die attraktiven Arbeitgeber wurden eben vorgestellt und die Chancen in der Berufswelt dabei entsprechend aufge­zeigt. Die Wirtschaftskammer hat das Ganze auch noch mit begleitet und Informationen gegeben, wie ein Weg in die Selbstständigkeit aussehen kann.

Ich fasse zusammen: Was sehen wir daran? Wo ein Wille, da ein Weg – und dass auch im ländlichen Raum Bildungs- und Berufsorientierung sehr wohl wun­derbar funktioniert und nicht immer Geld im Spiel sein muss, um den jungen Men­schen berufliche Wege aufzuzeigen.

Vielen Dank an alle, die sich in diesem Bereich sehr stark engagieren. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.28


19.28.56


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Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort dazu ist nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Antrag des Unterrichts­ausschusses, seinen Bericht 1965 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

19.29.2413. Punkt

Bericht des Unterrichtsausschusses über den Antrag 3222/A(E) der Abgeordneten Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung eines gesamtheitlichen Erwachsenenbildungspakets (1966 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zum 13. Punkt der Tages­ordnung.

Auf die mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Katharina Kucharowits. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.29.48

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Herr Präsident! Werter Herr Bundesminister! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Lebenslang lernen ist eigentlich ein sehr großes Wort, ein wahnsin­nig großes Vorhaben, das auch wirklich dringend mit Leben erfüllt werden muss, weil die Notwendigkeit im Jahr 2023 ganz einfach Realität ist. Ich glaube, Sie kennen das auch aus Ihrem Umfeld oder von sich selbst oder aus vielen Gesprä­chen: Es ist einfach gang und gäbe, dass man sich verändert und dass man in einer Branche oder in einem Job nicht ein Leben lang bleibt – zum einen, weil sich Jobs ganz einfach verändern, zum anderen, weil es immer noch Bran­chen gibt, in denen Jobs unfassbar unterbezahlt sind und die den Mindestlohn


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von 1 700 Euro immer noch nicht bezahlen, und damit kann man nicht überleben. Es gibt die Situation, dass man arbeitslos wird, dass man rausge­worfen wird oder ganz einfach im Job nicht mehr glücklich ist.

Ich denke, viele hier im Raum teilen wahrscheinlich den Ansatz, dass lebenslanges Lernen wirklich möglich sein muss. Es fehlt aber die politische Umsetzung. Genau mit dem Hintergrund haben wir als SPÖ, konkret meine Kollegin Tanzler, einen Antrag gestellt, in dem wir Sie – ÖVP und Grüne, die Bundesregierung – auffordern, ein gesamtheitliches Erwachsenenbil­dungspaket endlich auf die Beine zu stellen, um dieses Recht auf lebenslanges Lernen für alle zu gewährleisten. (Beifall bei der SPÖ.)

Ganz ehrlich: Ob ich mich weiterbilden kann oder nicht, darf nicht davon abhängig sein, in welcher Region in Österreich ich zu Hause bin oder wie dick oder dünn mein Geldbörsel ist. Es braucht ganz klar eine gescheite Finan­zierung und Sicherung eines langfristigen Bestands an Erwachsenenbildungs­einrichtungen. Es braucht ganz klar die Erhöhung des Budgets für die Er­wachsenenbildung (Abg. Loacker: Die Arbeiterkammer hätte ein bissl Geld übrig!) und die Einführung eines österreichweiten Aus- und Weiterbildungsfonds. Es braucht auch einen Rechtsanspruch, dass ich einfach einmal im Jahr eine Wo­che Weiterbildung beruflich oder persönlich in Anspruch nehmen kann (Abg. Loacker: Urlaub heißt der Anspruch! Urlaub!) und dafür die passende Arbeitsfrei­stellung bekomme. Genau das fordern wir in unserem Antrag, Herr Kol­lege Loacker.

Dieses umfassende Paket sehen aber die Regierungsfraktionen als nicht notwendig an. Sie sehen anscheinend leider nicht diese Notwendigkeit, denn Sie haben unseren Antrag im Ausschuss abgelehnt. Das ist wirklich traurig, insbesondere für viele, die einen Jobwechsel vollziehen müssen oder wollen. Sie verhindern das – eindeutig! Stattdessen haben Sie einen wirklich sehr lapi­daren Antrag im Ausschuss eingebracht, der die bestehenden und ganz einfach nicht ausreichenden Strukturen festmacht. Er verbessert und verändert


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nichts. Er behält den unzureichenden Status quo bei. Das ist traurig. Mit dem können und wollen wir definitiv nicht mit. (Beifall bei der SPÖ.)

Es reicht ganz einfach nicht, bestehende Initiativen fortzuführen. Es reicht auch nicht, die 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern in jenen Berei­chen zu manifestieren, bei denen es um Basisbildung oder um das Nachholen von Pflichtschulabschlüssen geht. Das ist zu wenig, eindeutig zu wenig.

Herr Minister, Sie sind Bildungsminister und damit auch ganz klar für den Bereich der Erwachsenenbildung zuständig. Welche Akzente setzen Sie eigentlich? Wir hören und sehen nichts. Das Einzige, was wir aktuell fest­stellen, ist, dass Sie pensionierte Lehrer:innen zurück in den Job holen. Das hat mit Erwachsenenbildung nichts zu tun und das darf auch nicht zur Regel werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir fordern Sie auf: Investieren Sie in echte Initiativen! Nehmen Sie wirklich Gelder in die Hand! Wirken Sie damit auch dem Fachkräftemangel entgegen und kommen Sie in der Jobrealität 2023 an! Damit würden Sie nämlich wirklich allen das Recht auf lebenslanges Lernen ermöglichen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

19.33


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Ing. Johann Weber. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.33.53

Abgeordneter Ing. Johann Weber (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Wir diskutieren hier jetzt einen Antrag der SPÖ über die Umsetzung eines gesamtheitlichen Erwachsenen­bildungspakets. Darin sind einige Forderungen an den Bundesminister beziehungs­weise an das Ministerium enthalten.


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Ich möchte dazu aber Folgendes festhalten: Das Ministerium setzt bereits im Rahmen der Möglichkeiten zahlreiche Maßnahmen um. Unter ande­rem möchte ich besonders auf folgende Punkte hinweisen: Erstens: Eine Va­lorisierung der Förderungen für die Konferenz der Erwachsenenbildung Österreich ist Mitte 2022 mit einem Plus von 5 Prozent bereits erfolgt. Zwei­tens: Die Initiative Erwachsenenbildung wird gemeinsam mit den Ländern bereits umgesetzt. Drittens: Die Erwachsenenbildung wird auch zukünftig in die Verhandlungen mit den Ländern betreffend die weitere gemeinsame Fi­nanzierung eingebracht werden. Dies betrifft etwa die neue 15a-Vereinbarung zwischen dem Bund und den Ländern. Viertens: Die laufende Evaluierung und langfristige Weiterentwicklung der österreichischen Strategie zum lebens­langen beziehungsweise lebensbegleitenden Lernen ist geplant.

In jedem gut funktionierenden Schulsystem ist es immer wieder notwendig, manches auch kritisch zu hinterfragen und an den entsprechenden Stellrädern, wenn es nötig ist, zu drehen, um das System einerseits zu optimieren und andererseits immer wieder an die aktuellen Herausforderungen anzupassen.

Wir haben derzeit eine auslaufende Bund-Länder-Vereinbarung über die För­derung von Bildungsmaßnahmen im Bereich Basisbildung sowie von Bil­dungsmaßnahmen zur Nachholung des Pflichtschulabschlusses. Wichtig ist uns die Absicherung von unentgeltlichen, über das Jahr 2024 hinausgehenden Bildungsangeboten speziell für Jugendliche ab 15 Jahren, aber auch für Erwach­sene. Daher haben wir einen entsprechenden Entschließungsantrag einge­bracht. Die auslaufende Vereinbarung gemäß Artikel 15a zwischen Bund und den Ländern betreffend lebensbegleitendes Lernen soll auch weiterhin ab­gesichert und gestärkt werden. Weiters soll die Strategie zum lebensbegleiten­den Lernen laufend evaluiert, in einem partizipativen Prozess weiterent­wickelt und immer wieder an gesellschaftliche Entwicklungen angepasst werden.


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Mit den bereits ergriffenen und bereits geplanten Maßnahmen des Bildungsmi­nisteriums sind wir im Bereich der Erwachsenenbildung absolut gut aufge­stellt. – Vielen Dank, Herr Bundesminister, für die sehr gute konstruktive Zusam­menarbeit. – Danke schön. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

19.36


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Mag.a Martina Künsberg Sarre. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.36.58

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Ja, der SPÖ muss man für den Antrag einen Dank aussprechen, weil das Thema Erwachsenenbildung und lebenslanges Lernen hier wieder einmal im Hohen Haus diskutiert wird. In vielen Be­reichen sind das sehr sinnige Punkte, die die SPÖ da fordert. Bei Ihnen von der SPÖ verhält es sich aber leider wie so oft so, dass Sie irgendwo einmal falsch abbiegen, weil Sie Forderungen aufstellen, die für die Wirtschaft, für die Unternehmen überhaupt nicht umzusetzen möglich sind, wie beispiels­weise die Forderung nach einer zusätzlichen Woche für berufliche Weiterbil­dung beziehungsweise einem Recht darauf oder einer privaten Weiterbil­dung. Ich weiß nicht, ob Sie mit Unternehmern gesprochen haben, um zu hören, was sie davon halten und ob das überhaupt umsetzbar ist.

Der zweite Punkt, den wir sehr kritisch sehen, ist, dass dieser Fonds, den Sie vorsehen, aus den Beiträgen der Unternehmen gespeist wird. Ich weiß nicht, ob Sie schon wissen, dass die Lohnnebenkosten in Österreich sehr, sehr hoch sind, dass das eine große Schwierigkeit für viele Unternehmer ist, die jetzt schon wahnsinnig hohe Kosten haben. Und jetzt wollen Sie denen noch einmal etwas draufpacken. Das wird sich nicht ausgehen, und deshalb sind wir gegen diesen Antrag. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Himmelbauer.)

Von den Regierungsfraktionen kommt zum Thema lebenslanges Lernen, Er­wachsenenbildung de facto nichts. Sie haben da jetzt einen Antrag drü­bergepackt. Ich finde es schon sehr lustig beziehungsweise finde ich es ein


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bisschen peinlich, dass im Antrag steht: „Weiters soll die Strategie zum lebensbegleitenden Lernen laufend evaluiert, in einem partizipativen Prozess weiterentwickelt und an gesellschaftliche Entwicklungen angepasst werden.“

Das Problem ist nur, dass es diese Strategie überhaupt nicht gibt. Die
LLL-Strategie ist im Jahr 2020 ausgelaufen, und wir haben Ihren Vorgänger laufend und auch Sie immer wieder gefragt, wann eigentlich die Nach­folgestrategie mit Zielen, mit Visionen kommt, wohin wir überhaupt wollen. Ich verstehe nicht, was Sie da weiterentwickeln wollen, wenn es das überhaupt nicht gibt. – Wir warten seit drei Jahren darauf, nicht nur wir, sondern vor allem die Stakeholder, die Ihnen ja – wie mein Vorredner gesagt hat – so wahnsin­nig wichtig sind, sodass diese da eine Sicherheit haben. Geben Sie denen also endlich eine Sicherheit und bringen Sie endlich die LLL-Strategie 2030 hier ins Plenum! – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

19.39


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Frau Abgeordnete Mag.a Sibylle Hamann. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.39.36

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminis­ter! Kolleginnen und Kollegen! Ich kann mich dem Dank an die SPÖ meiner Vorrednerin anschließen. Ich freue mich ebenfalls, dass das Thema Erwachsenenbildung endlich einmal Raum im Plenum findet.

Wir machen ja in der Bildungspolitik – auch in der Öffentlichkeit – oft den Fehler, Bildung mit Schule gleichzusetzen, aber Bildung findet nun einmal nicht nur in der Schule statt und sie hört auch nicht auf, wenn man erwachsen wird – und das ist gut so.

Wir haben in Österreich tatsächlich ein riesiges Potenzial, das brachliegt, beson­ders dann, wenn Menschen in Berufen arbeiten, für die sie nicht am besten geeignet sind, wenn sie in Berufen arbeiten, in denen sie vielleicht unglücklich sind, wenn sie Talente haben, die nicht ausreichend erkannt werden oder


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für die sie keine Wertschätzung bekommen, oder wenn sie überflüssige Energie haben, die sie im Berufsleben nicht nutzen können. Da kann man etwas ändern, da kann man etwas tun, und zwar mit Erwachsenenbildung, von der wir noch viel mehr brauchen, als im Moment vorhanden ist.

Konkret muss man zum Beispiel unterstützen, wenn sich Menschen mitten im Leben umorientieren, um einen ganz neuen Job zu lernen – speziell ist das sehr wichtig, was Mangelberufe betrifft. Da haben wir jüngst erst mit den Ausbil­dungsstipendien Meilensteine gesetzt; speziell erinnere ich da jetzt an die Elementarpädagogik und an die Pflegeberufe: Da haben wir viel, viel Neues ge­macht, das es vorher nicht gab. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Gleichzeitig gibt es aber auch Erwachsene, die aus irgendwelchen Gründen aus dem Erwerbsleben herausgefallen sind – entweder, weil sie Betreuungs­pflichten hatten, weil sie Beeinträchtigungen haben, irgendwelche anderen Hin­dernisse in ihrer Biografie hatten, vielleicht auch, weil ihnen Basisqualifika­tionen fehlen, die am Arbeitsmarkt notwendig sind. Sehr häufig können diese Menschen etwas. Sie haben oft unentdeckte Kenntnisse und Fähigkeiten, für die sie nicht immer ein Zeugnis erworben haben, weil sie sie nicht in einem formellen Bildungssystem erworben haben, sondern durch Lebenserfah­rung – vielleicht in einem Ehrenamt, in der Familie oder irgendwann im Laufe ihrer Biografie.

Ich glaube, wir als Gesellschaft würden uns ins Knie schießen, wenn wir diese Erfahrungen nicht erkennen und auf sie verzichten. Um diese Fähigkeiten zu erkennen und nutzbar zu machen, haben wir ein sehr wichtiges Instrument, und zwar die Validierung. Diese muss massiv ausgebaut werden, das ist ein ganz wichtiges Ziel für die Zukunft. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der ÖVP.)

Für eine Offensive in der Erwachsenenbildung ist die Gelegenheit günstig – es wurde bereits angesprochen –: Die 15a-Vereinbarung zwischen Bund und


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Ländern läuft nächstes Jahr aus und muss neu verhandelt werden. Genau des­wegen haben wir diesen Antrag mit einer Aufforderung an den Herrn Bun­desminister eingebracht, bei diesen Verhandlungen explizit dafür zu sorgen, dass die Erwachsenenbildung ausgebaut und gestärkt wird, speziell was Angebote zur kostenlosen Basisbildung betrifft, zum Nachholen von Pflichtschulab­schlüssen und für Programme zur Validierung. Das alles sind Maßnahmen, die gut sind für Österreich. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.42


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Michael Bernhard. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.42.56

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Kucharowits hat mich motiviert, mich kurzfristig zu Wort zu melden.

Ich bin wirklich entsetzt! Ich meine, bei dem, was da vorgeschlagen wird, muss man sich Folgendes überlegen: Es gibt Unternehmen, die sich jetzt durch eine Pandemie durchgekämpft haben, es gibt Unternehmen, die sich durch hohe Energiekosten durchgekämpft haben, und jetzt kommen die Sozialdemo­kraten und sagen: 1 Prozent höhere Lohnsumme, damit wir einen zusätzlichen Fonds einrichten können, und die sechste Urlaubswoche für alle, während der sie sich weiterbilden können.

Ich meine – Entschuldigung! –, das ist ja wie in einem Asterix-Comic. Gegen das, was die Sozialdemokraten vorhaben, ist ja der blaue Passierschein A38 noch ein Treppenwitz. Es ist verrückt (Abg. Heinisch-Hosek: Hallo?!) und es ist ökono­misch vollkommen blödsinnig (Zwischenrufe bei der SPÖ) – damit ich kei­nen Ordnungsruf kriege: reinster Wahnsinn –, was da vorgeschlagen wird. Wir sollten mit aller Macht gegen solche Wahnsinnigkeiten ankämpfen (Ruf bei der SPÖ: Sag einmal ...?!), die die österreichische Wirtschaft kaputtmachen, die


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das Unternehmertum verunmöglichen und die auch keine zusätzliche Chance für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeuten (Abg. Heinisch-Hosek: Kriegt man da keinen Ordnungsruf?), sondern reinster Populismus sind und nur zeigen (neuerliche Zwischenrufe bei der SPÖ), dass diese Menschen, die solche Anträge stellen, nie wieder in irgendeiner Form in die Nähe der Wirtschafts­politik kommen sollten, weil sie alles kaputtmachen – reinster Wahnsinn! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Heinisch-Hosek: Neoliberale ...!)

19.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich darf mitteilen, dass Sie dafür keinen Ord­nungsruf bekommen hätten. Nur wenn Sie gesagt hätten, jemand ist verrückt, dann hätte es einen gegeben.

Nächste Rednerin ist Frau Eva-Maria Himmelbauer. – Bitte schön, Frau Abge­ordnete.


19.44.26

Abgeordnete Eva-Maria Himmelbauer, BSc (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Am Anfang meines Redebeitrags darf ich auf die Plattform www.erwachsenenbildung.at aufmerk­sam machen, eine Informationsseite für alle Bildungsinteressierten und ein Dach für die Bildungsangebote, die Sie in den einzelnen Bundesländern finden.

Zu lernen, sich weiterzubilden ist heute so einfach wie noch nie, und das nicht nur, weil wir online Zugriff auf ein weltweites Bildungsangebot haben, son­dern auch, weil durch die Online- und teilweise hybride Abhaltung auch mehr Teilhabechancen vorhanden sind. So wurde auch in den vergangenen Jah­ren das Angebot an Aus- und Weiterbildung über verschiedenste Ebenen unterstützt und ausgebaut, und so spielt auch die Europäische Union über die Leaderregionen eine wichtige Rolle und hat auch da einen Einfluss.

In meiner Leaderregion Weinviertel-Manhartsberg ist so die wissbegierige Bildungsregion entstanden. In unseren Gemeinden veranstalten sehr


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viele Vereine, Stakeholder, Privatpersonen, Organisationen ein vielfältiges Programm, das von A bis Z reicht, das aber oft nur bei der eigenen Ortsbevölkerung beworben wird. Ziel unseres Leaderprojekts war es, die örtlichen Bildungsprogramme über die Gemeindegrenzen hinweg sichtbar zu machen und somit das Angebot insgesamt zu heben und für die Bevölke­rung zu erhöhen.

Auch in unseren Unternehmen hat sich Aus- und Weiterbildung als wichtige Managementaufgabe etabliert, und zwar nicht nur weil es wirtschaftlich geboten ist – Stichwort Fachkräftemangel, Digitalisierung et cetera –, sondern weil Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den Anspruch stellen, sich weiterentwi­ckeln zu können. Jeder, der junge Menschen werben möchte, weiß, wie wichtig ihnen dieses Angebot ist: Es ist essenziell für die Mitarbeiterbindung und essenziell für die Mitarbeiterzufriedenheit geworden. Aus diesem Grund kann ich mich nur meinem Vorredner anschließen: Als Vertreter der Politik da tätig zu werden sehe ich daher nicht als notwendig – vor allem, da das auf Kosten der Unternehmerinnen und Unternehmer geht.

Natürlich gibt es erwachsene Menschen in Österreich, bei denen wir erst einmal gewährleisten müssen, dass Basiswissen beziehungsweise der Schulab­schluss sichergestellt wird. Das hat nicht nur eine Relevanz für weitere Bildungs­angebote, sondern ist auch bedeutend für das Selbstwertgefühl dieser Men­schen. Aus diesem Grund ist es in Österreich auch möglich, den Pflichtschulab­schluss jederzeit kostenfrei erwachsenengerecht nachzuholen – ein wich­tiges Angebot.

Mit dem Antrag der Abgeordneten Taschner und Hamann stellen wir dieses Angebot ins Zentrum und fordern auch dessen Absicherung über 2024 hinaus. Bei all den Angeboten, die es gibt, ist vor allem am wich­tigsten, die Grundlage sicherzustellen: die Wissbegierde, die Neugierde, die jedes Kind von Haus aus mitbringt, auch während des Älterwerdens zu erhalten. Wenn wir verinnerlichen, dass der Schulabschluss nicht automatisch das Ende


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des Lernens bedeutet, sind wir schon auf einem ganz guten Weg. (Beifall bei der ÖVP.)

19.47


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun MMag.a Dr.in Agnes Totter. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.47.39

Abgeordnete MMag. Dr. Agnes Totter, BEd (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Was wir in unserer Gesellschaft sehr dringend brauchen – diesbezüglich sind wir uns, glaube ich, alle einig –, ist ein positiver Zugang zum lebenslangen Lernen.

Schon im Kindergarten und in der Schule beginnen unsere gut ausgebildeten und kompetenten Pädagoginnen und Pädagogen, unsere Kinder dorthin zu füh­ren, ganz im Sinne von Benjamin Britten: Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück. – Die Pädagoginnen und Pädago­gen sowie Schulleitungen leisten tagtäglich Großartiges, um unseren Kinder und Jugendlichen Wissen und Fertigkeiten zu vermitteln und sie für das lebens­lange Lernen zu begeistern. Vielen Dank für den sehr wertvollen Einsatz. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Geschätzte Damen und Herren, im vorliegenden Antrag fordert die SPÖ die Umsetzung eines gesamtheitlichen Erwachsenenbildungspakets. Darin sind einige Forderungen an das Bildungsministerium enthalten, die aber größ­tenteils bereits in Umsetzung sind. Ich möchte nur einige dieser Maßnah­men wiederholen – einiges ist schon gesagt worden –: Die Initiative Erwachsenenbildung wird gemeinsam mit den Ländern bereits umgesetzt. Die Valorisierung der Förderungen für die Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs ist Mitte 2022 mit einem Plus von 5 Prozent erfolgt. Auch die Finan­zierung der Erwachsenenbildung wird zukünftig in den Verhandlungen mit den Ländern bedacht. Darüber hinaus ist eine langfristige Weiterentwicklung der österreichischen Strategie zum lebensbegleitenden Lernen geplant.


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Geschätzte Damen und Herren, wir haben einen Mangel an Lehrkräften an unseren Schulen; speziell hinsichtlich der anstehenden Pensionierungswelle der Babyboomergeneration gibt es große Herausforderungen. Umso bedeuten­der ist es – danke, Herr Minister –, dass wir unterschiedliche Maßnahmen zu de­ren Abfederung setzen. Dazu zählt etwa die Verkürzung der Ausbildungszeit, die ich persönlich auch sehr begrüße. Auch die Möglichkeit, Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ins Bildungssystem zu bringen, ist wichtig und richtig.

Wir brauchen aber auch rasche und einfache Nostrifizierungsverfahren. Erst un­längst ist eine junge Dame an mich herangetreten, die als Österreicherin in Südafrika lebte, dort die Ausbildung zur Pädagogin absolvierte und dann unter­richtete. Nun ist sie nach Österreich zurückgekehrt und arbeitet als Leh­rerin, allerdings derzeit mit einem Sondervertrag und einer schlechteren Bezah­lung, weil eben das Nostrifizierungsverfahren noch immer nicht abgeschlos­sen ist. Da müssen wir deutlich effizienter werden, um für diese Lehrkräfte auch interessant und attraktiv zu sein.

Weiterbildung, meine geschätzten Damen und Herren, muss in einer Gesell­schaft immer einen hohen Stellenwert haben. Daher ist es auch richtig und wichtig, dass sich auch Pädagoginnen und Pädagogen im Ausmaß von min­destens 15 Stunden pro Jahr weiterbilden müssen. Die Verwaltung hat da­für entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen und etwa auch Reisekosten entsprechend unbürokratisch und rasch abzugelten. Nur gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, die sich ständig weiterbilden, können Wissen und Fähigkeiten optimal vermitteln. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Hamann.)

19.51


19.51.22

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zu den Abstimmungen.


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Zunächst lasse ich über den Antrag des Unterrichtsausschusses, seinen Bericht 1966 der Beilagen hinsichtlich des Entschließungsantrages 3222/A(E) zur Kenntnis zu nehmen, abstimmen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Weiters kommen wir zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 1966 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Absicherung des lebens­begleitenden Lernens“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein Zeichen der Zu­stimmung. – Auch das ist mehrheitlich angenommen. (311/E)

19.52.0314. Punkt

Sammelbericht des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen über die Petitionen Nr. 80, 83, 86 und 87, 96 bis 98 sowie über die Bürgerinitiativen Nr. 42, 45, 49 und 51 (1978 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen zum 14. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Abgeordneter Andreas Kollross. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.52.33

Abgeordneter Andreas Kollross (SPÖ): Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ohne Zweifel, glaube ich, kann man festhalten, dass die Gesprächskultur, was den Petitions- und Bürgerinitiati­venausschuss betrifft, durchaus eine angenehme und angemessene ist.

Leider muss man aber genauso festhalten: Das ändert am Ende nichts daran, was das Ergebnis des Ausschusses betrifft, denn das Ergebnis ist, dass die beiden Regierungsparteien, ÖVP wie Grüne, nicht bereit sind, über die Themen – über Bürgerinitiativen, über Petitionen – über den Petitionsausschuss hinaus zu


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diskutieren, diese an den zuständigen Fachausschuss zu verweisen, damit dort möglicherweise dann auch das eine oder andere Anliegen bearbeitet wer­den kann, sodass es dann in Form einer Gesetzesvorlage dann hierher ins Ple­num kommt. Da erleben wir leider seit Jahren immer wieder dasselbe. In den Fachausschüssen nennt es sich Vertagung, und im Petitionsausschuss heißt es halt leider Kenntnisnahme. Das Ergebnis ist dasselbe: Es wird über dieses Thema nicht mehr gesprochen.

Ich möchte ganz bewusst auch ein Thema herausgreifen, eine Petition, die sich „Aufstockung des Bewertungspersonals in der Bundes-Finanzverwaltung“ nennt. Das klingt sehr sperrig. Was bedeutet das konkret? – Konkret geht es da­bei um die Vorschreibung der Grundsteuer. Die Vorschreibung der Grund­steuer wird von Gemeinden und Städten gemacht, aber auf Basis von Beschei­den, die vom Finanzamt ausgestellt werden. Dort gibt es ein massives Per­sonalproblem, und das bedeutet, dass Gemeinden und Städte jahrelang falsche Grundsteuervorschreibungen machen oder gar keine Grundsteuervor­schreibungen machen können. Das führt zu drei Ergebnissen:

Erstens: Bürgerinnen und Bürger, die schon lange kein Grundstück mehr haben, weil sie es verkauft haben, kriegen noch immer eine Vorschreibung und müssen für etwas, das sie gar nicht mehr haben, zahlen. Zweitens: Bürgerinnen und Bürger, die das Grundstück schon gekauft haben, kriegen jahrelang keine Vorschreibung, weil sie eben in dem Bescheid noch nicht berücksichtigt werden. Am Ende muss irgendwann eine Aufrollung stattfinden, und dann kriegt es der eine wieder zurück und der andere muss zahlen und muss dann oft Hunderte bis Tausende Euro auf einmal zahlen, weil eben dort ein Personal­mangel besteht.

Drittens bedeutet das auch für die Gemeinden und Städte, dass dadurch Geld für sie verloren geht, weil die gesetzliche Grundlage am Ende auch be­sagt, dass eine Aufrollung über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren nicht


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erfolgen darf, es aber viele Fälle gibt, in denen zehn Jahre, fünfzehn Jah­re und länger kein Bescheid vom Finanzamt gekommen ist und Gemeinden des­halb gar nicht vorschreiben können. Das Einzige, worum es da geht, ist zu­sätzliches kurzfristiges Personal, damit dieser Missstand beseitigt werden kann.

Der Gemeindebund wie der Städtebund schreien da schon länger um Hilfe. ÖVP und Grüne sind aber leider klüger und sagen: Nein, darüber wollen wir nicht diskutieren, wir wollen diesen Missstand, so wie er ist, beibehalten. – So, glaube ich, sollte man mit Interessen von Bürgerinnen und Bürgern genauso wie von Städten und Gemeinden nicht umgehen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ.)

19.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Nikolaus Prinz. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.56.18

Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! In der letzten Sitzung des Petitionsausschusses am 22. März hatten wir insgesamt 54 Tagesordnungspunkte zu behandeln. Davon waren 20 in der sogenannten Einlaufbesprechung, oder anders gesagt: Seit der Sitzung im Dezember sind 15 Petitionen von Abgeordneten beziehungsweise fünf Bür­gerinitiativen eingebracht und das erste Mal behandelt worden. Insgesamt sind neun Petitionen und zwei Bürgerinitiativen zur Kenntnis genommen wor­den, und es ist auch einstimmig beschlossen worden, dass wir eine Petition und eine Bürgerinitiative dem zuständigen Fachausschuss zuweisen.

Dabei muss man, Herr Kollege Kollross, vielleicht schon festhalten: Der Petitionsausschuss hat an sich nicht die Aufgabe, Gesetze zu beschließen (Abg. Silvan: Fachausschuss hat er eh gesagt! – Abg. Kollross: Ich hab eh gesagt: Fachausschuss! – Ruf bei der SPÖ: Musst du halt zuhören!), sondern der Petitions­ausschuss hat die Aufgabe, Anliegen von Abgeordneten, die als Peti­tionen eingebracht werden, oder Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern, die als


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Bürgerinitiativen hereinkommen, entsprechend zu behandeln, Stellungnah­men einzuholen, diese Stellungnahmen zu beurteilen, und dann wird sozusagen festgelegt, wie es weitergeht: entweder Kenntnisnahme oder auch Zuwei­sung an einen Fachausschuss.

Zuweisungen erfolgen im Regelfall ja einstimmig, und es ist aus meiner Sicht er­freulich, dass auch die beiden Zuweisungen in der letzten Sitzung einstim­mig erfolgt sind. Eine davon betraf die Petition, die von Kollegin Heike Grebien eingebracht worden ist, in der es um die Anerkennung, die medizinische Versorgung und auch die soziale Absicherung von ME/CFS-Patientinnen und -Pa­tienten geht. Bei dieser Petition wurde eben beschlossen, dass sie dem Ge­sundheitsausschuss zugewiesen werden soll, damit sie dort entsprechend wei­terbehandelt wird.

Im Zusammenhang mit dieser Petition darf ich auch auf unseren Kollegen Hans Stefan Hintner zu sprechen kommen. Hans Stefan Hintner kann heute leider aus gesundheitlichen Gründen nicht hier sein, aber Hans Stefan Hintner ist in dieses Thema sehr gut eingearbeitet, weil es in seinem persönlichen Um­feld eine Person gibt, die davon betroffen ist. Er kann das daher gut beur­teilen und hat sich sehr dafür eingesetzt, dass man das auch entsprechend wei­terbehandelt. In diesem Sinne: Lieber Hans Stefan, gute Besserung und danke für deinen persönlichen Einsatz dafür! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Fischer.)

Die Krankheit ME/CFS verursacht für die Betroffenen ja nicht nur viel Leid, sondern sie bedeutet auch eine gewaltige Einschränkung, allein bei alltäglichen Tätigkeiten, bei denen es sozusagen um das Leben geht. Ich habe auch per­sönlich einige Zuschriften von Betroffenen bekommen, und es macht einen wirklich betroffen, wenn man das liest. Dass auf der Parlamentswebsite 102 Stellungnahmen eingegangen sind, ist noch eine zusätzliche Rechtfer­tigung dafür, dass das im Gesundheitsausschuss weiterberaten wird.


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Dort werden sich die Kolleginnen und Kollegen sicherlich intensiv damit aus­einandersetzen, wie man das bestmöglich auch weiterbehandeln bezie­hungsweise den Menschen helfen kann.

Relativ große mediale Aufmerksamkeit hat auch eine Bürgerinitiative erhalten, in der es um das Recht auf ein 11. und 12. Schuljahr für Kinder beziehungs­weise Jugendliche mit Behinderung geht. Es sind beim Einbringen letztes Jahr im November schon insgesamt 35 000 Unterstützerinnen und Unterstützer ge­wesen; und dass dann noch 14 000 Personen zusätzlich auf der Parlamentsweb­site diese Bürgerinitiative unterstützen, zeigt, wie wichtig dieses Anliegen der Bevölkerung ist. (Zwischenruf des Abg. Kollross.)

Dabei muss man schon dazusagen: Wenn man sich all die Stellungnahmen an­schaut, dann kommt man drauf, dass es Betroffene oder Personen, die diesbezüglich ein Problem haben, in erster Linie in der Bundeshauptstadt Wien gibt. Ich kann auch sagen – ich habe auch in meinem Heimatsbundesland nachgefragt –: Mir persönlich ist kein Fall in Oberösterreich bekannt, in dem das 11. oder 12. Schuljahr abgelehnt worden wäre, weil letztlich das Interesse der Betroffenen im Mittelpunkt steht.

Wie wir aus der Stellungnahme des Bundesministeriums erfahren haben, sind von 1 268 Anträgen 137 abgelehnt worden, und von den 137 sind 85 Pro­zent der Ablehnungen in der Bundeshauptstadt Wien, im Bundesland Wien, geschehen. Das heißt also, es ist relativ eindeutig, wo es den meisten Handelsbedarf gibt. Es ist aus der Stellungnahme des Ministeriums auch klar ersichtlich, dass es nicht daran mangelt, dass zu wenige Planstellen da wä­ren, sondern letztlich ist entscheidend, wie die Bildungsdirektion entschei­det. In jedem Bundesland entscheidet die Bildungsdirektion, ob das 11. oder 12. Schuljahr genehmigt wird oder nicht. Das alleine zeigt aber glaube ich schon, wie wichtig es ist, dass man das Thema im Unterrichtsausschuss weiter behandelt.


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Es sei mir auch noch erlaubt, Folgendes festzustellen: Wenn es eigentlich in allen Bundesländern gut geht, wäre es wünschenswert, wenn man das, was man in Wien selbst regeln kann, vielleicht auch in Wien regelt und nicht auf die Bun­desebene hebt. Anders gesagt: Es kann eigentlich nicht sein, dass Steuer­geld, das für alle Menschen in Österreich zur Verfügung steht, sozusagen einsei­tig in ein Bundesland gehen sollte. Da ist man dann einfach selbst gefordert.

In diesem Sinne werden wir uns natürlich weiter intensiv mit dem Thema beschäftigen und vielleicht ist ja auch im Bundesland Wien in der Zukunft eine bessere Regelung möglich als bisher. (Beifall bei der ÖVP.)

20.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Christian Ries. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.01.19

Abgeordneter Christian Ries (FPÖ): Herr Präsident! Sehr verehrte Kollegen im Hohen Haus! Viele Petitionen und Bürgerinitiativen haben sich vor, während und nach Corona mit der Pflege beschäftigt. Das ist nur allzu verständlich, denn Pflege geht uns alle an – wenn nicht aktiv, dann zumindest pas­siv. Wir brauchen die Pflege am Anfang unseres Lebens, mitunter auch während des Lebenslaufes und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch am Ende unseres Lebens. Aktuell sind 127 000 Personen in Österreich mit der Pflege be­schäftigt – der überwiegende Teil in Spitälern, der Rest in anderen Betrieben. Die Angehörigen, die Pflegedienste verrichten, sind da noch nicht eingerechnet.

Demgegenüber stehen im Jahr 2020 laut Statistik 275 000 Pflegebedürftige; 2030 werden es 345 000 sein, 2040 dann 412 000 und 2050 durch­schnittlich 550 000. Diese Zahlen sind relativ valide, weil sie doch mit der demo­grafischen Entwicklung unseres Staates zusammenhängen. Das soll heißen: Wir werden immer älter. Es heißt aber gleichzeitig auch: Wir werden immer pfle­gebedürftiger. Daher brauchen wir in Zukunft dringend mehr Personal, das sich hauptberuflich der Pflege widmen will.


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Doch nicht nur, dass die Gehälter in Österreich stark unterschiedlich sind, so zahlt man in Österreich auch deutlich weniger für Pflege als in vergleichbaren europäischen Ländern. Da geht es nicht um Kinkerlitzchen, da geht es um 50 bis teilweise 100 Prozent Unterschied verglichen mit Ländern wie der Schweiz, Deutschland, den Niederlande, Belgien und so weiter. Es braucht also ein angemessenes Gehalt. Wenn man laut Kollektivvertrag nach 30 Jahren in der Pflege 2 480 Euro brutto erhält, dann sind wir uns, glaube ich, einig, dass dieses Gehalt nicht angemessen ist.

Auch die Arbeitsbedingungen sind stark unterschiedlich – von Bundesland zu Bundesland, aber auch von Betrieb zu Betrieb. Wir brauchen außerdem mehr Arbeitsplätze in der Pflege, auch für Personen im fortgeschrittenen Alter. Wenn man den Pflegeberuf im fortgeschrittenen Alter ergreifen will, muss das, denke ich, nicht unbedingt ein Nachteil sein, sondern kann mitun­ter auch aufgrund der Lebenserfahrung ein Vorteil sein.

Pflege ist Schwer- und Schwerstarbeit. Da sind wir uns, denke ich, einig. Wir sollten uns aber auch einig sein, dass sie dann gesetzlich auch so behan­delt werden soll. Dass man die Bürgerinitiative „Achtung Gesundheit! – Es ist
5 nach 12“ so stiefmütterlich behandelt und sie keinem Fachausschuss zu­weist, ist für uns völlig unverständlich, denn diese Initiative kommt ja direkt aus der betroffenen Berufsgruppe, und die erwartet sich Antworten von der Politik, die sie jetzt nicht bekommt.

Was hören wir von den Regierungsparteien im Ausschuss? – Ja, das ist ein wichtiges Thema, eine Arbeitsgruppe arbeitet daran und wir kümmern uns darum und so weiter und so fort.

Werte Damen und Herren der Regierungsparteien, wenn für Sie das Thema so wichtig ist, dann weisen Sie es doch einem Ausschuss zu. Die Pflegereform auf die lange Bank zu schieben wird nichts nützen. Hören Sie auf, von Bürgerbe­teiligung zu sprechen, wenn Sie doch keine haben wollen. Machen Sie mehr für Menschen, die an ihrem Pflegejob hängen, und machen Sie ein bissel weniger


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Politik für Menschen, die sich an der Straße festkleben und dort an der Straße hängen, denn diese werden unser Sozialsystem nicht stützen! – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

20.04


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag.a Ulrike Fischer. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.05.04

Abgeordnete Mag. Ulrike Fischer (Grüne): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Jetzt ist es schon spät und wir sind wahrscheinlich alle ein bisschen erschöpft. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Es ist in Ordnung, wenn man manchmal erschöpft ist, aber es gibt Betroffene, die sind nicht manchmal erschöpft, die sind nicht erst erschöpft, wenn sie 9 oder 10 Stunden gesessen sind und gearbeitet haben, sondern die sind erschöpft, wenn sie ins Badezimmer gehen. Sie sind erschöpft, wenn sie einkaufen gehen, und sie sind erschöpft, wenn sie einen Amtsweg erledigen müssen. (Abg. Zanger: Ich bin erschöpft, wenn ich Sie reden höre! – Abg. Prinz: Herr Zanger, das ist aber sehr unhöflich! Sehr unhöflich!)

Oft haben wir dann in der Gesellschaft Personen, die sich darüber lustig machen, wenn es Leute gibt, die den Alltag nicht erledigen können. Ich bin froh, dass wir beim letzten Hearing im Bürger:inneninitiativen- und Petitionenausschuss ei­ne Person gehört haben, eine Betroffene, die uns vor Augen geführt hat, wie schwer es ist, wenn man unter einem chronischem Erschöpfungssyndrom leidet, es aber nicht anerkannt, sondern belächelt und kleingeredet wird und man nicht sagen darf, man sei erschöpft. Man kann sagen, man habe einen kaput­ten Arm, man kann sagen, man sehe schlecht, aber in dem Moment, wenn es um eine psychische Betroffenheit geht, schauen wir oft weg.

Genau dort wollen wir jetzt hinschauen und deswegen wird die Petition von meiner Kollegin Heike Grebien mit dem Titel „ME/CFS: Anerkennung,


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medizinische Versorgung & Absicherung von Betroffenen sowie Forschungs­förderung“ dem Gesundheitsausschuss zugewiesen, weil es einfach wich­tig ist, dass wir uns diesem Thema stellen.

Wenn wir schon beim Thema Sich-Stellen sind: Ich habe manchmal im Bür­ger:inneninitiativen- und Petitionenausschuss den Eindruck, dieses Parlament ist eine einzige Baustelle. (Ruf bei der SPÖ: Es ist aber eure Regierung! – Weite­re Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich habe den Eindruck, wir haben viele Gesetze, die unfertig sind. Da gibt es die Idee, die StVO gehöre renoviert, der Natur­schutz gehöre renoviert. (Ruf bei der SPÖ: Ja eh! Stimmt ja alles!) Die Ortsentwick­lung gehört renoviert. Die Raumordnung passt nicht. – Ja, ihr habt recht: Diese Gesetze sind eine Baustelle – seit vielen, vielen Jahren und nicht erst seit dreieinhalb Jahren, seit die Grünen mitbestimmen dürfen. (Abg. Hafenecker: Aber da ist sie noch größer geworden!) – Ja, schauen wir uns das an: Schaut euch das UVP-Gesetz an! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Schaut euch die Novellen der StVO an! Schaut euch die Kultur an, mit der wir kommunizieren und schaut euch die Kultur an, mit der manche Personen, die jetzt gerade frontal ru­fen (Abg. Zanger: Aber dafür dürfen Lkw noch immer über Berge und durch Täler fahren!), obwohl ich am Wort bin und sie zuhören sollten, einfach rein­reden. Ihr habt eure Redezeit, jetzt habe ich meine. (Beifall bei den Grünen.)

Verehrte Zuseherinnen und Zuseher! Damit ihr etwas davon habt: Das Bürger:inneninitiativen- und Petitionenrecht bedeutet für euch, dass dann, wenn ihr 500 Personen zu einem Bundesthema unterschreiben lasst, dieses The­ma in den Bürger:inneninitiativen- und Petitionenausschuss kommt. Dort wer­den Stellungnahmen von der Umweltanwaltschaft, vom WWF, von Global 2000, von sämtlichen Ministerien eingeholt. Wir schauen uns die Stel­lungnahmen genau an (Abg. Kollross: Und nehmen sie dann zur Kenntnis!) und das Substrat wird in bessere Gesetze gegossen. Es braucht bessere Gesetze, weil das, was in der Vergangenheit war, zu wenig für den öffentlichen Verkehr, für den Umweltschutz, für die Pflege, für die Bildung ist.


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Wir sind an all diesen Themen dran, und ihr müsst in die Verantwortung gehen. Es reicht nicht, im Petitionenausschuss zu sagen: Schaut, da sind wir auf einmal!, denn das ist viel zu wenig. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

20.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Rudolf Sil­van. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


20.09.19

Abgeordneter Rudolf Silvan (SPÖ): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Kollege Prinz hat heute schon gesagt, dass die Petition zu ME/CFS dem zuständigen Ausschuss zugewiesen worden ist. Das ist sehr positiv.

Genauso positiv wäre es, wenn die Petition dahin gehend, Covid endlich als Berufskrankheit anzuerkennen, auch dem zuständigen Ausschuss zuge­wiesen werden würde. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Leider ist das wiederum nicht geschehen. Seit 2021 gibt es 90 400 Fälle von Long Covid, die teil­weise schon wieder geheilt sind.

Momentan sind das 815 Fälle, die alleine bei der ÖGK gemeldet sind, insgesamt 4 000 Fälle bei allen Krankenversicherungsträgern, und davon sind zu 70 Prozent Frauen betroffen.

Ich habe mir einen Fall herausgesucht, nämlich eine Frau, Jahrgang 1970, die seit zwei Jahren – sage und schreibe zwei Jahren – arbeitsunfähig ist und von Rehageld leben muss. Das, was sie bekommt, sind circa 300 Euro netto weniger im Monat. Ich weiß schon, dass die Unfallversicherung, die da gemäß die­ser Petition zuständig sein sollte, Long Covid nicht heilen kann, aber es wären andere Leistungen möglich als bei der ÖGK oder anderen Krankenversi­cherungsträgern, wie zum Beispiel eine Rente aufgrund dieser Berufskrankheit.

Es geht um Umschulungen, die durch die Unfallversicherung möglich wären, und es geht eventuell auch, wenn man körperlich so beeinträchtigt ist, um Um­bauten im Eigenheim. All das ist aber leider nicht möglich. Es sollte


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endlich einmal Schluss mit dem Senken der Dienstgeberbeiträge an die AUVA sein, was die ÖVP immer macht (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Lausch), nämlich einerseits einmal mit der FPÖ – es tut mir leid, Kollege Lausch, du hast zwar jetzt applaudiert, aber ihr wart auch einmal bei der Senkung dabei, mit eurer Sozialministerin – und einmal jetzt mit den Grünen. Das bedeutet ins­gesamt 300 Millionen Euro an Budget weniger für die AUVA, und man sollte endlich auch für die AUVA die Leistungen an die aktuellen Gegebenheiten anpassen.

Eine der zwei weiteren Initiativen, zu denen ich Stellung nehmen möchte, ist die Bürgerinitiative „Achtung Gesundheit! – Es ist 5 nach 12: Gemeinsam for­dern wir gute Arbeit und faire Bezahlung für alle im Gesundheits- und Langzeit­pflegebereich“. Diese ist von knapp 44 500 Menschen unterschrieben wor­den, hauptsächlich aus den Branchen selbst, also von den Beschäftigten, die da offensichtlich der Schuh drückt.

Die zweite Petition heißt „Pflege und Betreuung ist Schwer(st)arbeit“: Schwere Arbeit muss auch Schwerarbeit sein. Das ist von 17 000 Menschen unter­schrieben worden, die da eine Verbesserung herbeiführen wollen, Kollege Ries ist darauf eingegangen. (Beifall bei der SPÖ.)

Mehr Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen: Jeder Monat im Pflege-, im Gesundheitsbereich soll automatisch ein Schwerarbeitsmonat sein. Das wurde von den Regierungsparteien leider wieder nur zur Kenntnis genommen, aber wir werden auch weiterhin dranbleiben und weiterhin diesbezüglich An­träge in den diversen Ausschüssen stellen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

20.12


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt wieder Herr Abgeordneter Mi­chael Bernhard. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.12.39

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Der Petitionsausschuss hat an sich eine sehr ernsthafte Verantwortung,


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der er dieses Mal auch tatsächlich ein gutes Stück weit nachgekommen ist. Er ist das Versprechen aus dem Nationalrat heraus für Bürgerinnen und Bürger, wenn sie ein konkretes Anliegen haben, dass sie dieses Anliegen auch direkt in den Petitionsausschuss einbringen können und gehört werden – von allen Fraktionen, von allen Abgeordneten, die eben im Petitionsausschuss sind.

Wir hatten dieses Mal eine Reihe von Petitionen und Bürgerinitiativen, und ja, man kann sagen, es gab wiederum auch einiges an parteipolitischer Betrach­tung, sodass die Petition oder die Bürgerinitiative nicht dort gelandet ist, wo man es sich gewünscht hätte, vor allem als Oppositionspolitiker.

Ich möchte aber zwei Dinge hervorheben, die sehr positiv waren:

Das eine ist die Petition, die auch schon mehrfach angesprochen worden ist, nämlich „ME/CFS: Anerkennung, medizinische Versorgung & Absiche­rung von Betroffenen sowie Forschungsförderung“. Da geht es um eine Krank­heit, die im Gesundheitssystem tatsächlich noch nicht die Bekanntheit und Aufmerksamkeit hat, die sie eigentlich bräuchte.

Wir haben in einem Hearing im Petitionsausschuss auch sehr eindrucksvoll von einer Betroffenen gehört, wie schwierig das Leben sein kann, wenn man davon voll betroffen ist: Da sprechen wir von Menschen, die vorher voll im Le­ben gestanden sind, dann aber durch die Erkrankung, die durch irgend­eine normale Viruserkrankung ausgelöst werden kann, nicht mehr arbeitsfähig sind, nicht mehr vollumfänglich am Familienleben teilnehmen können, sich teilweise nicht einmal mehr um ihre kleinen Kinder in einem Ausmaß küm­mern können, wie sie das wollen, in einem abgedunkelten Raum liegen und Schmerzen haben und erschöpft sind.

Da haben wir eine Verantwortung über alle Parteigrenzen hinweg, dass wir schauen, dass es einerseits eine gute Versorgung für diese Menschen gibt, mit der Hoffnung, dass es irgendwann auch eine Heilung gibt, denn die Hoff­nung ist zwar da, aber die Heilung ist derzeit noch nicht in Sicht.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 450

Wir haben die Verpflichtung, diese Menschen auch abzusichern, denn solange man nicht weiß, was man hat, ist es immer auch schwierig, da entspre­chend abgesichert zu sein. Man stelle sich eine Situation vor, in der man mit einer Krankheit konfrontiert ist, die kaum ein Arzt wirklich am Radar hat, und dann auch noch quasi Gefahr läuft, keine Absicherung zu erfahren – das ist vollkommen inakzeptabel! Wir wollen natürlich auch als Republik Österreich in Forschung investieren, damit wir da einen Schritt vorankommen.

Das wäre die Sicht des Petitionsausschusses. Wir haben das jetzt auch dem Fachausschuss weitergeleitet, und ich kann an dieser Stelle den Betroffenen nur sagen, dass wir das Anliegen sehr ernst genommen haben und dass wir zuversichtlich sind, dass auch im Fachausschuss die nächsten Schritte gegangen werden.

Das zweite war genauso sehr ein Bürgeranliegen und wurde genauso ernsthaft im Petitionsausschuss debattiert, nämlich die Bürgerinitiative „Recht auf Bildung für alle Kinder – Recht auf ein 11. und 12. Schuljahr für Kinder mit Be­hinderung“. Dazu wird meine Kollegin Fiona Fiedler später mehr sagen, aber in zwei Sätzen möchte ich es erwähnt wissen: Betroffene Eltern und viele aus dem Umfeld der betroffenen Eltern haben eine parlamentarische Bür­gerinitiative auf die Beine gestellt, 35 000 Unterschriften gesammelt, diese an den Nationalrat übergeben, und wir haben sehr ernsthaft debattiert und sind auch da als Abgeordnete alle einer Meinung gewesen, dass wir das für diese Kinder und für alle, die in Zukunft ein solches Recht auf ein 11. und 12. Schul­jahr brauchen, finden müssen, etablieren müssen und haben das im Peti­tionsausschuss sehr unterstützend diskutiert und haben das ebenfalls an den Fachausschuss übergeben.

Das ist das, was der Petitionsausschuss kann: Er kann sich inhaltlich damit aus­einandersetzen, er kann Stellungnahmen einholen, er kann nicht selbst ent­scheiden, aber jeder Abgeordnete, der da drinnen sitzt, kann in seiner eigenen Fraktion dafür werben, das Anliegen im Fachausschuss dann auch entspre­chend zu unterstützen.


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Wir NEOS werden beides für die Betroffenen mit voller Vehemenz unterstützen, sowohl was die Krankheit betrifft, als auch was das 11. und 12. Schuljahr betrifft. – In diesem Sinne: Vielen Dank und einen schönen Abend. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.16


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Alois Kainz. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.16.59

Abgeordneter Alois Kainz (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Werte Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen! Ich spreche zur Petition 96, „Gerechtigkeit und Fairness für die Pendler*innen – Bevöl­kerung im ländlichen Bereich!“

Die Treibstoffpreise sind eine massive Belastung. Seit Herbst 2022 ist im Sinne des Klimaschutzes auch noch die CO2-Bepreisung dazugekom­men. Die Preise an den Zapfsäulen sind dadurch weiter gestiegen. Als Ent­schädigung oder Ausgleich dafür ist der Klimabonus angedacht wor­den, aber dieser erzeugt eine gewisse Ungerechtigkeit, vor allem gegenüber der ländlichen Bevölkerung im Vergleich mit der städtischen Bevölkerung. Aus den Stellungnahmen des Bundesministeriums für Klimaschutz geht hervor, welche Maßnahmen zur Entlastung der Bürger gesetzt wurden, unter an­derem die Klimaticketreform, bei der man zwölf Monate bezahlt und 13 Monate nutzen kann. Ich möchte das Klimaticket keinesfalls irgendwie schlechtre­den, aber es hilft den Pendlern im ländlichen Raum, die wirklich auf das Auto an­gewiesen sind und keine Möglichkeit haben, den öffentlichen Verkehr in Anspruch zu nehmen, wo obendrein das Autofahren um rund 30 Prozent teurer geworden ist, tatsächlich sehr wenig.

Gerade am Land sind die Pendler auch auf das Auto angewiesen und haben wirklich überhaupt keine Möglichkeit, auf das Auto zu verzichten. Des­wegen kann ich die Forderungen dieser Petition vollinhaltlich unterstützen. (Beifall bei der FPÖ.)


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Jetzt noch zur Petition 87: „Pflege und Betreuung ist Schwer(st)arbeit“: Menschen im Bereich der Pflege und in Pflegeberufen haben in der Pandemie wirklich die Intensivstationen am Laufen gehalten und haben Großes und Hervorragendes im Gesundheitsbereich geleistet. (Abg. Schmuckenschlager: Wie gibt es denn das, wenn ...!?) Die Personalknappheit und die schwierigen
Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen leisten ihren Beitrag zur Situation. Mitarbeiter in Pflege- und Betreuungsberufen sind schon seit Jahren massiv überlastet. Pflege und Betreuung ist Schwerarbeit und somit besonders belastend. (Beifall bei der FPÖ.)

Darum hat mich auch die Stellungnahme der Wirtschaftskammer Österreich sehr verwundert, die zu „Punkt 1 (Änderung der Schwerarbeitsverordnung)“, meint: „Aus Sicht der WKÖ werden die schwierigen Anforderungen der Pflege- und Betreuungsberufe in den bestehenden Regelungen ausreichend be­rücksichtigt“.

„Zu Punkt 2 (Anrechnung von Schul- und Ausbildungszeiten)“: Durch „die An­rechnung von Ausbildungszeiten für den Pensionszugang“ würde „ein frühzeitiger Pensionsantritt gefördert, was aus Sicht der WKÖ das Gegenteil bewirkt und damit den Arbeitskräftemangel verschärft“.

„Zu Punkt 3 (Anrechnung Schwerarbeitszeiten bei Invaliditätspension)“: „Aus Sicht der WKÖ sind Maßnahmen, die die nachhaltige Finanzierung unse­res Pensionssystems gefährden, zu vermeiden.“

Die Stellungnahmen der Bundesarbeitskammer tragen die Forderungen der Peti­tion hingegen mit und bringen auch gute Vorschläge und Ansätze dazu, ebenso unterstützen die Stellungnahmen des Österreichischen Gewerkschafts­bundes die Petition und die Forderungen und bringen gute Anschläge dazu ein. (Rufe bei der SPÖ: „Anschläge“?)

In Verbindung damit möchte ich die Bürgerinitiative 42/BI „ACHTUNG GESUNDHEIT! – ES IST 5 NACH 12“ erwähnen: Diese weist auch wieder darauf


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hin, dass sehr großer Personalmangel herrscht und sehr viel Handlungsbe­darf besteht. Wenn schon immer aus irgendwelchen Gründen erklärt wird, dass vieles im Gesundheitsbereich nicht geht, dann nehmen wir auch einmal Geld in die Hand und unterstützen die Berufssparte dementsprechend, damit die Personalknappheit abgefedert und die Probleme gelöst werden. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

20.21


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Hermann Gahr. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


20.21.28

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Es wurde heute schon einiges zum Thema Wirksamkeit von und Zufriedenheit mit Petitionen und Bürgerinitiativen erläutert. Aus meiner Sicht ist ganz klar: Bürgerinitiativen und Petitionen sind dazu da, um Un­zufriedenheit, Probleme, Ungerechtigkeiten aufzuzeigen, sie sind einerseits dazu da, diese Anliegen direkt ins Parlament, in den Ausschuss einzubringen und dann im Rahmen von weiteren Modalitäten zu bearbeiten, und anderer­seits dazu, für Probleme Lösungen zu finden.

Im letzten Ausschuss haben wir 54 Petitionen behandelt, sehr viele an der Zahl, es wurden verschiedene Stellungnahmen eingeholt und wir diskutieren heute einige dieser Petitionen.

Ich darf einmal klar feststellen – es gibt ja durchaus unterschiedliche Ansichten, was die Wirksamkeit und die Sinnhaftigkeit betrifft –: Ich mache das schon länger und ich habe schon viele Bürgerinitiativen begleitet und Petitionen einge­bracht. Die Wirksamkeit und die Zufriedenheit hängen davon ab, inwie­weit es aussagekräftige, objektive Stellungnahmen gibt, Zuständigkeiten gibt, und davon, dass man die Dinge einfach da hintransportiert, wo sie ange­siedelt sind – in der Gemeinde, im Land oder im Bund.


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Petitionen und Bürgerinitiativen müssen aber auch bearbeitet werden, und – ich glaube, ich kann da nur an alle Abgeordneten appellieren – sie müssen von Öffentlichkeitsarbeit, von Informationsarbeit, von Terminen bis hin zur Medien­arbeit begleitet werden. Eine Petition einzubringen und dann sich selbst zu überlassen, das ist zu wenig. Man muss da auch intensiv die parlamentari­schen Möglichkeiten nutzen.

Drittens, glaube ich, ist es wichtig, dass wir gerade bei Petitionen und Bürger­initiativen das Parteipolitische hintanstellen und die Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt stellen. Viele Dinge haben es schon ins Parlament geschafft – es wurde heute bereits erwähnt –, gerade das Thema Pflege oder Umweltanliegen, was Lärmschutz und so weiter betrifft.

Kollege Kainz hat Bezug auf die Petition „Gerechtigkeit und Fairness für die Pendler*innen – Bevölkerung im ländlichen Bereich!“ genommen. Es hat durch die Spritpreise Nachteile gegeben, die sind nicht ganz kompensiert, aber nichtsdestotrotz hat man sich bemüht, diese auszugleichen.

Zum Glück ist es ja aktuell wieder so, dass die Spritpreise wieder ein wenig zurückgehen und sich das wieder in eine andere Richtung bewegt. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir für Menschen, die auf das Auto angewiesen sind – im ländlichen Raum, in ländlichen Regionen –, Nachteile ausgleichen. Das geschieht durch die Einführung des Klimabonus zwischen 100 und 200 Euro, das Klimaticket hat in Österreich durchaus einen Schub Richtung öffentlicher Perso­nennahverkehr gebracht, und auch die Erhöhung der Pendlerpauschale um 50 Prozent, die Vervierfachung des Pendlereuros und auch Preissenkungen von 150 Millionen Euro für den öffentlichen Personennahverkehr waren wichtig.

Es gibt also, glaube ich, durchaus Möglichkeiten. Man muss einfach dranbleiben und die Probleme direkt ansprechen, dann haben Bürgerinitiativen und Petitionen auch ihre Wirkung. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.24



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 455

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Michael See­mayer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.24.45

Abgeordneter Michael Seemayer (SPÖ): Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Ich darf auch noch ein paar Worte zur Petition „Pflege und Betreuung ist Schwer(st)arbeit“ sagen. Abgeordneter Ries hat uns ja zuerst schon eindrücklich geschildert, welche Situation in der Pflege in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Wir werden Tausende, Zehntausende Arbeitskräfte in der Pflege und in der Betreuung brauchen, erleben aber derzeit, dass wir eine Abwanderung von Arbeitskräften in der Pflege haben. Das ist ein Alarm­signal. Wir müssen ganz gut darauf schauen, dass wir die Arbeitsbedin­gungen und die Verdienstmöglichkeiten in der Pflege so attraktiv machen, dass die Menschen entscheiden, in die Pflege zu gehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Der Beruf ist schwer, außerordentlich schwer, außerordentlich belastend. Die Arbeitsbedingungen sind oftmals hart und immer herausfordernd. In den letzten Jahren haben wir diese Arbeit beklatscht, manchmal eine Prämie, ein Zu­ckerl gegeben, aber die Anerkennung, die diese Kolleginnen und Kollegen in der Pflege und in der Betreuung verdienen, haben sie bei Weitem nicht gekriegt.

Was wir in der Pflege auch erleben, ist, dass die Arbeit so belastend ist, dass im­mer wieder geschaut wird, auch die Arbeitszeit zu verkürzen. Das heißt, auch wenn mehr verdient wird, wenn man eine Gehaltserhöhung kriegt, wird oft versucht, die Gehaltserhöhung dann in Zeit umzuwandeln, damit man die be­lastende Arbeit auch aushält. Die hält man oft nicht 38, 39 oder 40 – oder mit Überstunden weit mehr – Stunden in der Woche aus.

Das heißt, es braucht da auch ganz klar eine Entlastung, was die Arbeitsbedin­gungen betrifft. Wenn wir uns alle miteinander darin einig sind, dass die Pflege und die Betreuung von Menschen, die diese benötigen, schwer ist – wer es noch nicht glaubt, dem vermitteln wir gerne ein Praktikum, kein Pro­blem, aber da sind wir uns ja im Großen und Ganzen einig –, dann müssen wir


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aber auch anerkennen, dass Pflege auch in Fragen des Pensionsantritts als Schwerarbeit oder Schwerstarbeit anerkannt wird, und da braucht es auch eine Zuerkennung einer Schwerarbeitspension. (Beifall bei der SPÖ.)

Da braucht es vor allem Folgendes: Es wird sicher jemand aufstehen und sagen: Ja, das ist ja theoretisch eh schon möglich, dass man in der Pflege Schwer­arbeiter oder Schwerarbeiterin ist. – Das geht sich aber meistens mit den Arbeitszeitmodellen nicht aus! Jeder, der sich auskennt, weiß, wie ein Ar­beitszeitmodell in der Pflege ausschaut. Da haben Nachtdienste oft nicht 8 Stunden, sondern 10 Stunden und 12 Stunden. Auch bei Vollzeitarbeit hat man dann oft nicht 15 Arbeitstage im Monat, die man aber als Voraussetzung für die Anerkennung von Schwerarbeit braucht, damit ein Monat als Schwerar­beitsmonat anerkannt wird. Es braucht also auch eine Änderung bei der Anerkennung dessen, was wirklich Schwerarbeitszeiten sind. (Beifall bei der SPÖ.)

Kolleginnen und Kollegen, diese Anliegen nimmt man nicht zur Kenntnis, so wie man die Petition zur Kenntnis genommen hat, diese Anliegen nimmt man ernst und behandelt man im Ausschuss weiter. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.28


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Bedrana Ribo.

Wenn sie gerade nicht da ist, ist das kein Problem.

Mario Lindner ist sicherlich bereit für seine Rede. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.28.31

Abgeordneter Mario Lindner (SPÖ): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Mehr als 50 Tagesordnungspunkte haben im letzten Petitionsausschuss gezeigt, wofür sich die Menschen in unserem Land einset­zen – zum Beispiel für ein Verbot von mautflüchtigen Lkws, die seit Jah­ren ganze Regionen belasten, oder für eine dringend notwendige Absicherung der Notarztversorgung in ländlichen Regionen oder für den Schutz von Wombats vor dem Aussterben. Zumindest bei letzterem Thema hat es nicht nur


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große Heiterkeit bei manchen Kolleginnen und Kollegen gegeben, sondern vielleicht sogar den Willen, dass wir gemeinsam zu einer guten Lösung kommen werden.

Genau über diese verschiedenen Forderungen wollte ich heute reden. Stattdessen muss ich aber ein anderes Thema ansprechen. Im Ausschuss haben wir nicht zum ersten Mal und wahrscheinlich leider auch nicht zum letzten Mal über Petitionen zum Schutz der LGBTIQ-Community vor Hass und Diskrimi­nierung diskutiert – Hass und Diskriminierung, die Menschen mitten in unse­rer Gesellschaft noch immer wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Ge­schlechtsidentität erleiden. Die entsprechende Petition wurde wieder einmal vertagt. Während es aber weder das Parlament noch die Regierung schafft, wirksam gegen diesen Hass vorzugehen, erleben immer mehr queere Menschen hautnah seine Auswirkungen.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Heute Nacht haben Rechtsextreme die Fassade der Rosa-Lila Villa in Wien geschändet. Mit Transparenten über vermeintlichen Kinderschutz haben sie die billige Hetze gegen Kinderbuchle­sungen aufgegriffen  Hetze, die vor allem von der FPÖ, aber leider auch von der ÖVP im Wiener Gemeinderat betrieben wird. Dieser feige Angriff hat ein Haus getroffen, in dem nicht nur Events stattfinden, die Rosa-Lila Villa ist nicht nur ein Communityzentrum in Wien, dort wohnen auch Menschen (Abg. Zanger: Du hast eine viel gescheitere Petition eingebracht! Red von der! – Abg. Heinisch-Hosek – in Richtung Abg. Zanger –: Seien S’ ruhig!), Menschen, die mit solch feigen Attacken persönlich bedroht wurden. Als wäre es nicht schon genug, dass Kinderbuchlesungen von Dragqueens in diesem Haus von der Polizei geschützt werden müssen, seit die FPÖ dagegen hetzt (Abg. Hafen­ecker: Wer braucht so einen Blödsinn? Lasst die Kinder in Ruhe!), als wäre es nicht genug, dass Kinder und Eltern auf dem Weg zu diesen Events durch einen Polizeikorridor gehen müssen, werden jetzt Orte der LGBTIQ-Community offen angegriffen, während Menschen dort schlafen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)


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An die FPÖ und ihre Parteifreunde im Wiener Gemeinderat: Eine Dragqueen, die aus Kinderbüchern vorliest, gefährdet ganz sicher keine Kinder. (Beifall bei SPÖ und Grünen.) Die Einzigen, die Kinder gefährden, sind Sie mit Ihrer Hetze und mit Ihrem Hass. Sie wollen einen billigen, feigen Kulturkampf anfa­chen, so wie Ihr großes Vorbild Donald Trump (Zwischenruf des Abg. Ries), und Sie machen das auf dem Rücken unschuldiger Menschen, die einfach frei und sicher leben wollen. (Abg. Hafenecker: Lasst die Kinder in Ruhe! – Abg. Zanger: Red von was in der Steiermark! ... ist gscheiter!) Die Hetze und der Hass, den Sie gemeinsam mit rechten Gruppen verbreiten, das alles hat Konsequenzen.

Zum Glück waren die Einsatzkräfte nach Anrufen der Hausbewohner heute Nacht schnell zur Stelle und konnten anscheinend auch zwei Verhaf­tungen durchführen. Dafür gilt mein großer Dank der Wiener Polizei. Wir wissen aber, dass das leider nicht bei jedem dieser Vorfälle gelingt, und genau des­halb können und werden wir in unserer demokratischen Gesellschaft niemals wegschauen. Niemand, absolut niemand darf Angst vor Hassangriffen und -verbrechen wie gestern vor der Rosa-Lila Villa haben müssen. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, ich war heute Nachmittag selbst in der Rosa-Lila Villa. Ich habe mit den Aktivist:innen vor Ort gesprochen (Abg. Hafenecker: Jetzt weiß ich wieder, warum die SPÖ so ausschaut, wie sie ausschaut!), ich habe Menschen getroffen, die sich von diesen feigen Angriffen nicht verunsichern und einschüchtern lassen. Genau diese Menschen haben unsere Anerkennung verdient, unsere Solidarität und vor allem unseren Schutz. (Zwischenruf des Abg. Zanger.) Unsere vielfältige solidarische Gesellschaft wird sich von solch feigen Angriffen niemals unterkriegen lassen! (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

20.32


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete. (Abg. Hafenecker: Genau deswegen seid


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 459

ihr, was ihr seid! – Abg. Heinisch-Hosek: Sie sind so menschenverachtend, das ist unfassbar! – Abg. Kucharowits: Wer schiebt solche Kommentare? – Ruf bei der SPÖ: Der Hafenecker! – Abg. Kucharowits: Der Hafenecker? – Abg. Zanger: Herr Hafenecker heißt das!)


20.32.47

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Ja, wie schon erwähnt, haben wir im Petitionsausschuss zwei Petitionen beziehungsweise Bürgerinitiativen zu­weisen dürfen, was für mich immer eine besondere Freude ist. (Rufe und Gegen­rufe zwischen Abgeordneten von FPÖ, Grünen und SPÖ.) – Wollen Sie (in Rich­tung Abg. Hafenecker) herauskommen? (Abg. Hafenecker: Ich habe nicht zu Ihnen gesprochen, sondern zur SPÖ!)

Zur ersten Petition möchte ich ein Danke an Kollegin Grebien aussprechen, weil sie diese Petition eingebracht hat. Wir unterstützen diese Forderungen zu ME/CFS voll und ich freue mich auch wirklich schon auf die Aussprache im Ge­sundheitsausschuss, weil wir sehr für die Verbesserungen für Betroffene einstehen werden. (Beifall bei den Grünen.)

Das Zweite ist eine Bürgerinitiative, die mir ganz besonders am Herzen liegt, weil ich auch schon mit meiner Kollegin Martina Künsberg Sarre und auch schon 2020 einen Antrag auf eben dieses Recht für Kinder mit Behinderung auf ein 11. und 12. Schuljahr eingebracht habe.

Da sind jetzt wirklich engagierte Eltern auf der Straße gewesen und haben es geschafft, 36 000 Unterschriften zu sammeln. Das war ein ganz gro­ßer Packen Papier, den sie da abgeliefert haben, und mittlerweile stehen wir bei gut 50 000 Unterstützer:innen für diese Bürgerinitiative.

Warum ist das so wichtig? – Wir brauchen Inklusion in unseren Schulen. Es tut mir wirklich leid, auch wenn das der ÖVP bitter aufstößt, aber es kann nicht sein, dass man ein Kind zurücklässt und dass man, nur weil das Kind mit einer Behinderung auf die Welt kommt, ihm das Recht auf Bildung und das Recht auf Schule verwehrt. Jedes andere Kind ohne Behinderung darf so


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lange in die Schule gehen, wie es nur irgendwie geht. Da ist es komplett egal, was es für Kosten produziert oder sonst irgendwelche Unannehmlichkeiten macht. Da ist es komplett egal, aber bei Kindern mit Behinderung wird herumüberlegt: Was könnte das kosten und was gibt es für Schwierigkeiten?

Ich würde Sie dazu aufrufen, sich mit Inklusion und mit Kindern mit Behinderung auseinanderzusetzen, das wirklich intensiv zu tun und diese Kinder kennen­zulernen. Es gibt Kinder mit Lernschwierigkeiten oder mit Down-Syndrom, die einfach länger brauchen und die diese Unterstützung auch brauchen.

Und ja, auch wenn diesen Anträgen aufs 11. und 12. Schuljahr stattgegeben wird, fehlen dann halt die Lehrpersonen, die diese Kinder unterstützen, und sie bekommen nicht die Bildung, die ihnen zusteht.

Ich freue mich auch auf diesen Austausch im Unterrichtsausschuss. Ich werde mich dort auch hineinreklamieren, weil ich auf die Argumente sehr ge­spannt bin. Ich wünsche mir Inklusion in Österreichs Schulen. – Danke. (Beifall bei NEOS, SPÖ und Grünen.)

20.35


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Klaus Köchl. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.36.00

Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zur Petition bezüglich Pendlerpauschale, Finanzie­rung aus dem Bundeshaushalt, öffentlicher Verkehr Stellung nehmen. Es ist uns von der Sozialdemokratie schon wichtig, dass der öffentliche Verkehr aus­gebaut wird, dass man in den Tälern eine gute Anbindung hat, nur weiß ich aus meinem Wahlkreis, dass das ganz einfach nicht möglich ist, wenn in so wun­derschöne Täler wie das Metnitztal oder das Gurktal eben kein Bus hineinfährt, weil die Bevölkerung nicht so dicht angesiedelt ist. Da ist man vom Auto abhängig, da braucht man das Auto, man kann das gar nicht anders machen.


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Da stimmen halt dieser Klimabonus und diese CO2-Bepreisung ganz einfach nicht überein. Vor allem die ÖVP müsste eigentlich den ländlichen Raum betreffend wissen, was die brauchen, wie man da helfen kann. Ihr seid wirklich jene, die in diese Richtung zu wenig tun. Ihr sagt zwar immer, dass ihr für den ländlichen Raum seid, aber in dieser Sache setzt ihr einfach keine Maßnah­men und benachteiligt die Menschen, die dort mit dem Auto herausfahren müssen. Man kann da nicht sagen – wie es der Kollege getan hat –, dass jetzt der Spritpreis eh ein bissel niedriger ist und dass es damit getan ist. Damit ist es natürlich nicht getan, denn es ist wichtig, dass die Stadt- und Landbevölke­rung diesbezüglich keine Spaltung erleben, dass man da genau gleich vor­geht. Es wird dann auch nicht mehr passieren, dass Gasthäuser zusperren, dass Ärzte abwandern, dass man niemanden kriegt. Ich bitte euch, in diese Rich­tung wirklich etwas zu machen.

Das Zweite, wozu ich gern noch etwas sagen möchte, ist die Bürgerinitiative Recht auf Bildung für alle. Ja, beeinträchtigte, behinderte Kinder sind von uns speziell zu behandeln. Es muss doch gesetzlich möglich sein, dass man das 11. und 12. Schuljahr anschließt, und es nicht so macht wie die ÖVP – die Wiener seien da schlechter als die anderen. Ob das dieses Bundesland oder jenes Bundesland ist: Es ist dafür Sorge zu tragen, dass diese Kinder einen Rechtsanspruch auf dieses Gesetz haben. (Beifall bei der SPÖ.) Ich glaube, das ist wirklich wesentlich und wichtig. Das muss auch darüber hinausgehen, die müssen auch in einer Handelsschule – oder wo sie sonst sein können, wenn sie länger brauchen – einen Platz finden. Ich bin da ganz bei meiner Vor­rednerin, das ist etwas ganz Entscheidendes.

Meine Kollegin Petra Tanzler von der SPÖ, die bei uns für Unterricht zuständig ist, hat schon einen ähnlichen Antrag eingebracht. Ich bin sehr gespannt, wie die Diskussion vor allem mit der ÖVP bei diesem Thema im Ausschuss sein wird. (Beifall bei der SPÖ.)

20.38



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll205. Sitzung, 205. Sitzung des Nationalrats vom 29. März 2023 / Seite 462

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Andreas Minnich. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


20.38.56

Abgeordneter Andreas Minnich (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Kollegen im Hohen Haus! Werte Zuseher zu Hause und hier auf der Galerie! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Stellen Sie sich vor, der Wecker läutet in der Früh, Sie wollen aufstehen und Sie können das nicht. Sie schaffen es vor Erschöp­fung nicht. Sie wollen mit Ihren Kindern frühstücken und sie zum Schul­bus bringen, aber Sie können es nicht. Sie möchten in die Arbeit fahren, und nach Feierabend wollen Sie vielleicht Sport machen oder sich mit Freun­den treffen oder Zeit mit Ihrer Familie verbringen, aber Sie können es nicht vor Erschöpfung.

Meine Damen und Herren! Hohes Haus! So geht es über 40 000 betroffenen Menschen in Österreich, die am chronischen Erschöpfungssyndrom, kurz CFS, erkrankt sind.

ME/CFS ist eine Multisystemerkrankung, die ihnen ein aktives Leben nicht mehr möglich macht. Leider sind wir im Moment nicht in der Lage, diese Krank­heit zu heilen, aber es beginnt schon viel früher. Leider sind die Personen nicht nur mit dem großen Leid der Erkrankung bis zur Bettlägerigkeit und zum Leben in der Dunkelheit konfrontiert, sondern mit der Akzeptanz dieser Krankheit.

Am 20.3. schrieb mir ein Bürger, ein Herr namens Andreas L. – ich darf zitieren ‑: „Im Namen meiner erkrankten Frau und den über 40 000 Betroffenen bitte ich Sie, die Petition ‚ME/CFS: Anerkennung, medizinische Versorgung & Ab­sicherung von Betroffenen sowie Forschungsförderung‘ im kommenden Pe­titionsausschuss am 22. März zu unterstützen und an den Gesundheitsausschuss weiterzuleiten. Die Umsetzung dieser Forderungen wird einen großen Un­terschied im Leben der Betroffenen und Angehörigen in Österreich machen!“


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Lieber Andreas L., genau das machen wir heute! Wir geben dieses wichtige The­ma in den zuständigen Ausschuss. Wir hoffen, dass wir einen weiteren wich­tigen Schritt zur Anerkennung dieser Krankheit leisten können.

Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister, ich appelliere an Sie, dieses Thema ganz oben auf Ihre Agenda zu setzen. Wir brauchen da Akzeptanz, For­schung und hoffentlich bald ein zuverlässiges Heilmittel. Lieber Andreas L., stellvertretend für alle Betroffenen, die mir geschrieben haben: Vielen Dank, dass du mir geschrieben hast und die Geschichte deiner Frau geteilt hast. Danke an Frau Prof. Untersmayr-Elsenhuber und Frau Astrid Hainzl für die Einladung zum ME/CSF-Symposium, wo ich mit meiner Kollegin Heike Grebien, die diese Petition eingebracht hat, und Ralph Schallmeiner über das große Leid unterrichtet wurde. Danke auch an Hans Stefan Hintner, der sich im Aus­schuss auch ganz stark für dieses Thema eingesetzt hat. Vielen, vielen Dank an alle Kollegen, die hier zugestimmt haben. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

20.42


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Wolfgang Zan­ger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.42.22

Abgeordneter Wolfgang Zanger (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Mir liegen heute zwei Petitionen sehr am Herzen, die für meine Heimatregion Ober­steiermark wesentlich sind. Eigentlich hätte ich mir vom Kollegen Lindner erwar­tet, dass er, da er diese aus dem Verkehr kommende Petition eingebracht hat, dazu Stellung nimmt, denn das ist etwas, das die Menschen draußen wirklich berührt, im Gegensatz zu dem, was du heute hier von dir gegeben hast. (Abg. Heinisch-Hosek: Geh, hörts auf!)

Die Petition heißt „LKW-Mautflucht beenden – StVO reformieren!“, sie betrifft eine Region, die durch Berge getrennt ist, nämlich das Ennstal und das Mur­tal. Weil Frau Fischer, die im Ausschuss dazu gesprochen hat, mir hier gegenüber


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sitzt, einmal kurz zur Erklärung: Sie sind ja eine Flachlandtirolerin, kommen aus Niederösterreich und haben ohnehin keine Ahnung davon, was Täler und Berge bedeuten (Abg. Hörl: Hallo! Hallo! Beifall bei der FPÖ), denn Sie starten da beispielsweise mit einem Lkw vom Norden kommend, landen in Trieben und sehen – das zeigt Ihnen das Navi an –, da gibt es eine schöne Abfahrt, eine Abkürzung.

Dann fahren Sie einmal mit einem Sattelschlepper 9 Kilometer steil bergauf (Abg. Fischer: Wir haben einen Wienerwald!), 708 Höhenmeter, durch enge Kurven. In 1 274 m Höhe befindet sich Hohentauern, ein ganz, ganz reizender Luftkurort mitten in der Steiermark, an der Grenze zwischen Liezen und dem Murtal. Von dort aus geht es wieder steil bergab, denn was man rauffährt, muss man auch wieder runterfahren, wieder durch enge Kurven. Dann kommt man nach Judenburg, da fährt man mal kurz eine normale Straße, dann kommt man nach Weißkirchen und von dort geht es wieder steil bergauf Rich­tung Gaberl, dann hinunter Richtung Voitsberg, ebenfalls wieder in vielen Kurven steil hinunter, Frau Kollegin, und dann geht es erst über eine Landesstraße Richtung Autobahn und dann weiter nach Süden.

Auf dieser Strecke passieren jährlich zig Unfälle durch fahrtechnische Fehler, witterungsbedingt, weil es dort regnet und sogar auch Schnee gibt. Das kennt ihr in Niederösterreich wahrscheinlich gar nicht mehr. (Abg. Brandweiner: Hal­lo! Hallo, hallo! Freilich kennen wir ...!) Daraus folgen Einsätze – oft un­ter schwierigsten Bedingungen und zum Teil lebensbedrohlich – für Rettungs­kräfte, Feuerwehr, Rotes Kreuz, Polizei. Anrainer sind gefährdet, denn ent­lang dieser Straße stehen Häuser. Stellen Sie sich vor, da stehen Häuser entlang einer Straße! (Heiterkeit bei den Grünen.) Von Natur- und Umweltverschmut­zung – wie gesagt, es ist ein Luftkurort – reden wir gar nicht.

Lieber Kollege Lindner, ich muss dir jetzt ein bisschen sekundieren, denn du hast das im Ausschuss ja sehr leidenschaftlich gebracht. Frau Fischer hat darauf gesagt: Ja, da können wir nichts machen, denn alle anderen Bundesländer sind dagegen, aber reden wir noch einmal darüber. Darauf du: Ja, wie machen


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wir das? Sollen wir jetzt einen Antrag stellen oder was? – Da ist ihr die Ratlosig­keit ins Gesicht geschrieben gewesen. So macht man keine Verkehrspoli­tik, Frau Fischer. Das war ziemlich, ziemlich lächerlich, das muss ich Ihnen schon sagen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Schallmeiner.)

Die Steiermark hat ja nicht nur das Problem mit den Mautflüchtlingen, sondern auch mit Flüchtlingen aus aller Herren Länder. (Abg. Schallmeiner: Ein bis­sel Rassismus, das hat noch gefehlt!) Dazu gibt es eine zweite Petition oder Bürgerinitiative, die von der Gemeinde Kindberg ausgeht. Ich spreche jetzt aus meiner eigenen Erfahrung: Wenn ich von Wien in die Steiermark fahre, fahre ich schon einmal in der Flüchtlingshauptstadt Europas weg, dann fahre ich durch Niederösterreich durch, komme an Traiskirchen, einem Flüchtlings­brennpunkt vorbei. (Abg. Fischer: Was soll das? Was ist das für eine Petition?) Dann fahre ich über den Semmering, komme bei Steinhaus vorbei: wieder ein Flüchtlingsbrennpunkt. Dann fahre ich an Leoben, an der Baumax-Halle vorbei: wieder ein Flüchtlingsbrennpunkt.

Dazwischen liegt Kindberg (Ruf bei der SPÖ: In diese Gegend darfst du sowieso nicht fahren!), da ist in einem ehemaligen Landespflegeheim jetzt wieder ein Flüchtlingsbrennpunkt entstanden, und das alles auf einer Strecke von rund 70 Kilometern. (Ruf bei der SPÖ: Ja, bitte, bleib einfach daheim!) Erst dann komme ich ins Murtal, wo es vielleicht ein bisschen besser wird. Gott sei Dank, dass ich dort daheim sein darf! (Heiterkeit bei der SPÖ.) Die Bürgerinitiative, die aus Kindberg gegen das dortige Asylantenheim kommt, steht also stellvertretend für die gesamte Steiermark. Über 10 000 Asylanten sind in der Steiermark gemeldet. Das Jahr 2015 ist also übertroffen. (Zwischenruf der Abg. Prammer.) Danke ÖVP, ihr stellt dort den Landeshauptmann. Die Grü­nen haben dort zwar nichts zu reden, aber das macht dann eh ihr. (Beifall bei der FPÖ.)

Was ist mit der SPÖ los, Herr Leichtfried? Wo ist er denn, sitzt er noch da? –Nein! (Rufe von Abgeordneten der SPÖ – in Richtung Abg. Leichtfried, der neben den Sitzreihen der SPÖ steht, weisend –: Da ist er! Da steht er!) Er redet groß. 


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Doch, da steht er, Entschuldigung!  Du gehst mit den Kindbergern demonstrie­ren, und deine rote Landesrätin, Frau Kampus, stellt in der Steiermark 500 Flüchtlingsquartiere für 10 000 Asylanten zur Verfügung, die wir jetzt dort haben. (Ruf: Wow, schlimm!) Danke, Herr Kollege Leichtfried! Also so etwas von scheinheilig habe ich auch noch nicht erlebt. (Beifall bei der FPÖ. Abg. Prinz: Das wäre jetzt aber ein Ordnungsruf, Herr Präsident!)

Ganz allgemein halten wir fest: Petitionen und Bürgerinitiativen sind angeblich für jeden hier herinnen so wichtig, und selbstverständlich nehmen wir Bür­gerwillen ernst. Was tut ihr im Ausschuss? – Das Gegenteil, ihr nehmt das zur Kenntnis. Es wird also nicht einmal weiterbehandelt. Was nicht ins Kon­zept passt, wird nicht einmal an einen zuständigen Ausschuss übermittelt, son­dern wird einfach enderledigt. So ernst ist es euch mit dem Willen des Volkes, aber das Volk wird euch noch seinen Willen aufzwingen, das sage ich euch. (Beifall bei der FPÖ.)

20.48

20.48.22*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Sehr geehrter Abgeordneter Zanger, für den Vor­wurf der Scheinheiligkeit habe ich Ihnen einen Ordnungsruf zu erteilen.

*****

Zu Wort gelangt nun Abgeordneter Hermann Weratschnig. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


20.48.37

Abgeordneter Hermann Weratschnig, MBA MSc (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Das war jetzt ein Beispiel für Hetze und Rassismus. Die FPÖ muss sogar hetzen, wenn sie die steirische Bergwelt erklärt und darüber erzählt. (Abg. Zanger: Red du einmal zum ...!) So weit ist es ge­kommen! (Beifall bei Grünen und SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Herr Abgeordneter Zanger, ich hoffe im Sinne der Verkehrssicherheit, dass Sie aufpassen, wenn Sie zwischen den Bergen auf- und abfahren. Sie müssen mir als Tiroler nicht erklären, wie die Bergwelt ausschaut (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP), wenn wir schon bei den Bundesländern und bei der Vielfalt bleiben. Eines ist aber schon klar: Es geht nicht ohne Hetze und Rassismus, und in Wirklichkeit geht es um Bürgeranliegen, um Petitionen im Pe­titionenausschuss. Das sollten wir uns vor Augen führen, über das sollten wir uns jetzt unterhalten und darüber reden, und das will ich jetzt in meinen fol­genden Ausführungen auch machen. Es ist richtig, zu Fairness gibt es die Petition „Gerechtigkeit und Fairness für die Pendler*innen“.

Da möchte ich wieder auf das Thema des heutigen Tages zurückkommen (Abg. Hafenecker: Ja, die kassieren nur ab!), weil ich glaube, das haben jene ver­dient, die Petitionen unterschreiben und für Bürgerinitiativen laufen, die sich darum kümmern, was Leute vor Ort – im ländlichen Raum, in den Städten und überall – für Sorgen haben. (Ruf bei der FPÖ: Ja, bei euch ist es wurscht ...!) Da gibt es eine Verantwortung hier im Hohen Haus (Zwischenruf bei der SPÖ), damit auch mit einer Wertschätzung umzugehen und Petitionen und Bürgeranliegen nicht nur für Parteiangelegenheiten und für Parteipolitik zu missbrauchen. Das sollten wir uns, glaube ich, im Petitionenausschuss ganz genau anschauen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Einwallner: Was ist denn das für eine Position? ... typisch grüne Überheblichkeit! Das ist typisch grüne Überheblichkeit!)

Das gilt für alle Petitionen und Bürgeranliegen (Zwischenruf bei der SPÖ), dass wir uns die Inhalte anschauen, auch über die Inhalte diskutieren und uns über die Inhalte anschauen, wo Lösungen sein können. (Abg. Stöger: Allgemein die Ab­geordneten, die setzen sich damit auseinander!) – Herr Abgeordneter Stöger, wenn ich mir die Petition Fairness für Pendler:innen anschaue: Die ist im Juli 2022 eingebracht worden und seither ist sehr viel passiert. Wir haben uns darum gekümmert. (Zwischenruf des Abg. Ries. – Abg. Belakowitsch: Was ist denn passiert?)


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Der Klimabonus wurde bereits genannt, die Teuerungsausgleiche wurden bereits genannt, Pendlerpauschale, Pendlereuro (Ruf: CO2-Pauschale!) – all das wurde genannt. Auch das Klimaticket ist zu nennen, dass es 196 Millionen Euro gibt, die in die Bundesländer für die Stützung von Bundesländertickets und für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs fließen. Das alles sind Maßnahmen, die sich die Pendlerinnen und Pendler dort draußen, die jeden Tag angewiesen sind, zu pendeln, auch erwarten: an Lösungen arbeiten und etwas tun und da­rüber auch berichten können! Es ist schön, dass ich hier im Hohen Haus darüber berichten kann. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Was es in Zukunft braucht, wenn es um Pendler:innen geht, wissen wir auch. Da müssen wir die Pendler:innen fragen und Mobilitätsdrehscheiben ausbauen, die letzte Meile auch dort ausbauen, wo es darum geht, auch öffentli­chen Verkehr, Gelegenheitsverkehre auszubauen, wenn es auch darum geht, Park-and-ride-Anlagen in den Regionen auszubauen, Bahn und Bus zu ertüchtigen und natürlich auch dementsprechend das Geld bereitzustellen. Das ist, glaube ich, wichtig. Dafür sind wir gewählt, dafür kommen so viele aus den unterschiedlichen Regionen und setzen sich für diese Bürgeranliegen und Petitionen ein.

Zum Schluss: Bürgerinitiativen und Petitionen, werte Abgeordnete, wirken. Sie wirken! Und das ist unser Auftrag und das ist unsere Aufgabe. Dazu lade ich alle ein. – Danke. (Beifall und Bravoruf bei den Grünen sowie Beifall bei Abgeordne­ten der ÖVP.)

20.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Maximilian Lercher. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Ruf: ... bergauf? Babler! – Abg. Lercher – auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Immer bergauf!)


20.52.54

Abgeordneter Maximilian Lercher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! (Abg. Loacker: Warum darf der reden, wenn


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er für den Doskozil ist? – Heiterkeit bei den Grünen.) – Mach du dir keine Sor­ge über meine Redezeit, lieber Gerald Loacker! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Fischer. – Allgemeine Heiterkeit.) Das tun andere. (Unruhe im Saal. – Abg. Stög­müller – erheitert –: Aber der war gut! – Zwischenruf des Abg. Zanger.)

Insofern, liebe Kolleginnen und Kollegen, sage ich euch eines: Da bin ich ja deswegen, lieber Kollege aus meiner Heimat Wolfgang Zanger, weil du heute mit deinem Redebeitrag 2 Grad zur Erderwärmung beigetragen hast, mit der gan­zen heißen Luft, die du vorhin von dir gegeben hast. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Eines sage ich dir: Die Steiermark funktioniert. Unser Bundesland so herzustel­len, wie du das heute gemacht hast: Das meinst du ja selbst nicht ernst. Wenn du Jörg Leichtfried kritisierst (Abg. Zanger: Ja!), dann weißt du doch ganz genau, dass die Steiermark sich als Ganzes in der Landesregierung gegen Großquartiere ausgesprochen hat. (Zwischenruf des Abg. Zanger. – Heiterkeit bei der ÖVP.) Was ist denn in der Amtszeit von Herbert Kickl dort zu dieser Linie passiert? (Rufe bei der FPÖ: Ausreisezentrum!) – Nichts! Nichts! Wir haben für die gesamten Probleme in eurer Regentschaft (Zwischenruf des Abg. Zanger) keine einzige Lösung bekommen (Zwischenrufe der Abgeordneten Schall­meiner und Belakowitsch), nur Schall und Rauch – nur Schall und Rauch! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Zanger.)

Ganz ehrlich, diese Lösungen seid ihr schuldig geblieben. Abkommen mit Russland alleine reichen nicht, um die Probleme dieser Welt zu lösen. (Rufe bei der FPÖ: Babler! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich sage es euch ganz offen. Wolfgang, du weißt das. (Zwischenruf des Abg. Ries.) So werden wir in der Region nichts zum Besseren bringen. (Zwischenruf des Abg. Lausch.) Eine reine parteipolitische Taktik bei Anliegen, die von Bürgerinnen und Bürgern aus tiefer Sorge eingebracht werden (Heiterkeit des Abg. Zanger), reicht nicht, um Lösungen herbeizuführen. (Abg. Zanger: ... nicht ein Wort dazu gesagt!) Deswe-


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gen sage ich dir: Diese heiße Luft hat etwas zur Klimaerwärmung beigetra­gen (Zwischenruf des Abg. Zanger), aber nichts zu einer Lösung bei uns daheim! Das sage ich dir in aller Klarheit. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Redezeit!)

Zweitens die Petition betreffend Mautflucht: Ich verstehe die Kritik an Kollegen Lindner nicht, du bist ja einer Meinung (Zwischenruf des Abg. Zanger), die Mautflucht in Hohentauern ist ein unglaubliches Problem. Die Leute erwarten sich seit Jahren eine Lösung, eine Veränderung in der Bundesgesetzgebung. (Zwischenruf des Abg. Lausch. – Weiterer Zwischenruf bei der FPÖ.) Der Präsident hinter mir hat das Problem auch schon am Tisch gehabt und hat es nicht ge­löst. Ich mache ihm gar nicht den großen Vorwurf. (Abg. Zanger: Frau Präsidentin Bures war Verkehrsministerin und hat es am Tisch gehabt!)

Wir sind gefragt, das Thema zu lösen, und zwar nicht im Hickhack, sondern zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger. Was hilft es dir, Kollegen Lindner hier zu kritisieren? Die Wahrheit ist, wir müssten gemeinsam schauen, dass wir das vor Ort lösen. (Heiterkeit bei Abgeordneten der Grünen.) Das ist unsere Auf­gabe. Dafür steht die Sozialdemokratie (Zwischenruf des Abg. Zanger), dass es in Fachfragen ein Miteinander zum Wohle der Bevölkerung in diesem Land gibt, und das ignoriert ihr (Zwischenruf bei der ÖVP), sehr verehrte Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Zanger: Ich pick mich auf die Windschutz­scheibe von so einem Lkw!)

In diesem Sinne: Danke für die heiße Luft (Zwischenruf bei der ÖVP) und kein Danke – weil es keine Lösungen von euch gibt. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Zanger.)

20.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Bedrana Ribo. – Bitte schön, Frau Abgeordnete. (Zwischenruf bei der ÖVP.)



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20.56.17

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher:innen hier auf der Galerie – falls noch welche da sind – und zu Hause! Ich versuche, jetzt wieder etwas Ruhe in die Diskussion zu bringen. (Unruhe im Saal.) Als Pflegesprecherin möchte ich zu den zwei Punkten betreffend Pflege reden, zum einen zur Bürgerinitiative Achtung Ge­sundheit und zum anderen zur Petition „Pflege und Betreuung ist Schwer(st)arbeit“. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Zuerst möchte ich mich natürlich bei allen Bürger:innen bedanken, die unterschrieben haben, die sich auch für diese Initiative eingesetzt haben. Unsere Politik basiert auf den Stimmen der Bevölkerung, und darum ist es natürlich wichtig, dass wir hier im Hohen Haus auch zu später Stunde konstruktiv über diese Themen diskutieren.

Es freut mich sehr, dass wir viele Forderungen der Initiative Achtung Gesundheit im Rahmen der Pflegereform bereits umgesetzt haben. Im Mai haben wir die Pflegereform präsentiert, und es blieb nicht nur bei der Präsentation. Viele, viele Maßnahmen wurden bereits umgesetzt: 1 Milliarde Euro für die Pfle­ge, 1 Milliarde Euro für viele strukturelle Veränderungen, wie zum Beispiel mehr Gehalt für die Angestellten in der Pflege, Entlastungswoche ab dem 43. Le­bensjahr, die sogenannte sechste Urlaubswoche, Erleichterungen bei der Nostri­fikation, Erhöhung des Pflegegeldes für Demenzerkrankte, Verbesserung der Pflegeausbildung, Angehörigenbonus und, und, und.

Diese Maßnahmen werden die Arbeitsbedingungen in der Pflege massiv verbessern und sie werden auch den Pflegeberuf attraktiver machen. An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen: Vor allem in der Pflege ist es wich­tig, dass alle politisch verantwortlichen Ebenen gut miteinander arbeiten, das heißt der Bund, das Land, die Gemeinden, damit wir eben auch für die Men­schen in der Pflege etwas weiterbringen, denn die Pflege braucht uns. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Das ist eine gute Überleitung zum nächsten Thema, zur Schwerarbeitsliste. Es ist unumstritten – es ist unumstritten! –, dass Pflege und Betreuung schwere Ar­beit sind. Beide, sowohl Pflege (Abg. Kollross: Aber!) als auch Betreuung, brauchen unsere vollste Unterstützung, sowohl politisch als auch durch gesell­schaftliche Anerkennung. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Die Aufnahme in die Schwerarbeitsliste ist aber nicht die Lösung für die Pflege. Warum nicht? – Es ist keine Überraschung, wenn ich jetzt hier sage, dass die Pflege weib­lich ist. Wir wissen, in der Pflege arbeiten Frauen. Wir wissen auch, dass diese Frauen die Carearbeit machen. Das heißt, die Frauen betreuen die Kinder und die pflegenden Angehörigen. Was ist aber die Voraussetzung für eine Schwerarbeiter:innenpension? – Es sind 45 Versicherungsjahre. Das weiß die SPÖ: 45 Versicherungsjahre.

Schauen wir uns die Fakten an: Im Durchschnitt gehen Frauen mit 29,5 Jahren plus sechs Jahren Kinderbetreuung in Pension. Leichte Rechnung: 29,5 plus 6 ist 35,5, das heißt, wir sind weit weg von 45.

Dann wollt ihr, dass man die Ausbildungszeit dazurechnet, was eigentlich ver­fassungswidrig wäre, denn wir können das nicht nur bei einer Gruppe ma­chen, na klar; aber auch wenn wir es machen würden, würde sich das trotzdem nicht ausgehen. Dann würde man einfach zu den 35,5 Jahren noch drei Jahre dazurechnen. Das heißt: auch wieder weit weg von 45. Das ist die Realität.

Wie bereits erwähnt haben wir aber mit der Pflegereform Maßnahmen gesetzt, die in der Realität Verbesserungen bringen, die die Menschen wirklich spüren. Das heißt: sechste Urlaubswoche, ich wiederhole es noch einmal, Aus­bildungsunterstützung, Pflegestipendium, 1 400 Euro Pflegestipendium. Wir haben die Nachtgutstunden endlich geregelt. Das sind alles Erfolge der Pfle­gereform. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Die Pflegereform ist ein großer Meilenstein. Ich habe das öfters hier gesagt, ich lasse mir die Pflegereform nicht schlechtreden, weil das etwas Gutes ist, etwas, das wir schon sehr, sehr lange brauchen, worauf wir jahrzehntelang ge­wartet haben. Das ist ein wichtiger Schritt. Es braucht weitere Schritte,


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das weiß  ich, und wir arbeiten auch an diesen. (Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der ÖVP.)

Zum Schluss – ich als Steirerin, als Flüchtlingskind kann die Ausführungen des Kollegen von der FPÖ nicht einfach so stehen lassen –: Es ist beschä­mend, wie abwertend hier über Flüchtlinge und über Flüchtlingsunterkünfte gesprochen wird. Ich war selbst einmal Flüchtling, und glauben Sie mir, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie jemandem etwas Schlechtes getan. Und so geht es 99 Prozent der Flüchtlinge hier in Österreich. 99 Prozent der Flüchtlinge sind dankbar dafür, dass sie hier ein sicheres, neues Zuhause ge­funden haben – einige vorübergehend, die einen oder anderen werden auch länger bleiben –, dankbar dafür, dass sie hier sein dürfen. Bitte vergessen wir das nicht! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

21.01


21.01.41

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Wünscht die Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Ich darf zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen, seinen Bericht 1978 der Beilagen hinsichtlich der Peti­tionen Nummer 80, 83, 86 und 87, 96 bis 98 sowie der Bürgerinitiativen Num­mer 42, 45, 49 und 51 zur Kenntnis zu nehmen, überleiten.

Wer dies tut, möge das bitte mit einem Zeichen bekunden. – Das ist die Mehr­heit, angenommen.

21.02.1815. Punkt

Bericht des Geschäftsordnungsausschusses gemäß § 33 Abs. 6 GOG-NR über den Antrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses gemäß § 33 GOG-NR zur Untersuchung der politischen Verantwortung im Zusammenhang mit


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sämtlichen Corona-Maßnahmen zur tatsächlichen oder vorgeblichen Bekämpfung der Covid-19-Pandemie im Zeitraum von 7. Jänner 2020 bis zum 28. Juni 2022 (5/US / 1982 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 15.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hafenecker. – Bitte sehr.


21.03.05

Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Er­lauben Sie mir vielleicht nur eine kurze Bemerkung zur vorangegangenen Debatte, in der es ja um die Kinder gegangen ist. Herr Kollege Lindner hat sich da richtig alteriert, aber, Herr Kollege Lindner, ich weiß nicht, warum Sie in dem Zusammenhang die Kinder immer quasi entmündigen. Ich habe auch drei Kinder, und keines meiner Kinder hat sich eine Vorlesung einer Dragqueen gewünscht (Abg. Lindner: Sie verharmlosen Gewalt ... passiert ist!) und auch keines meiner Kinder hat sich einen Besuch im Nitsch-Museum mit der ÖVP ge­wünscht. Ich glaube, man sollte die Kinder Kinder sein lassen und sollte sie nicht für ideologische Dinge missbrauchen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Lindner: Sie verharmlosen Gewalt ...!)

Aber zurück zum Thema Untersuchungsausschuss, meine sehr geehrten Damen und Herren! Bundeskanzler Nehammer hat kürzlich davon gesprochen, dass er die Coronagräben zuschütten möchte, und hat irgendetwas von wegen Versöhnungsprozess daherschwadroniert, meine sehr geehrten Damen und Herren. Wenn man sich angehört hat, was er da noch gesagt hat, dass er zuerst gemeint hat, man habe den Experten zu sehr vertraut, und dass man – und jetzt kommt der Treppenwitz – jetzt eine Expertengruppe einsetzen wird, um den Menschen zu erklären, warum man Fehler gemacht hat, dann sieht man schon, dass dieser Versöhnungsprozess nichts anderes als ein Verhöh­nungsprozess ist. (Abg. Zarits: Soll er dich dazunehmen?) Das kann man auch gar nicht anders bezeichnen. (Beifall bei der FPÖ.)


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Es passiert das, was wir von der ÖVP seit Jahr und Tag kennen, es wird einfach der Vertuschungsprozess weiter fortgesetzt. (Zwischenruf des Abg. Sche­rak.) – Kollege Scherak von den NEOS! Auch zu den NEOS komme ich noch, weil die NEOS gerade im Zusammenhang mit der Aufklärung eine sehr, sehr zwie­lichtige Rolle gespielt haben, als es darum gegangen ist, im vorangegan­genen ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss den Bereich Corona, Corona­hilfen und mögliche Korruptionsfälle zu beleuchten. Herr Kollege Scherak, da war es Ihre Partei, die, warum auch immer, verhindert hat, dass dieser Unter­suchungsausschuss fortgesetzt wird. Sie haben ihn abgedreht, Sie haben die Arbeit der Kollegin Krisper zunichtegemacht, Herr Kollege Scherak (neuerli­cher Zwischenruf des Abg. Scherak), und Sie haben sich garantiert in irgend­einer Art und Weise politisch korrumpieren lassen. Was das war, das werden wir auch noch zutage fördern, Herr Kollege Scherak, keine Angst.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Bevölkerung – und würde man vielleicht ein bisschen mehr mit der Bevölkerung sprechen, könnte man das auch in Erfahrung bringen – verlangt dringend nach einer Aufklärung, was die Coronamaßnahmen betrifft. Sie möchte einfach wissen, wer die politische Ver­antwortung dafür trägt, dass Österreich ein Staat gewesen ist, der fast die radikalsten Coronamaßnahmen an den Tag gelegt hat. Ich glaube, nach China ist nicht mehr recht viel Abstand zu Österreich gewesen. Auch das muss man zur Kenntnis nehmen. Österreich ist im Zusammenhang mit Corona ein Land der Einsperrfetischisten geworden, das muss man einmal ganz klar beim Na­men nennen. Und es gibt natürlich jemanden, der dafür politisch verantwortlich ist, und genau das gehört auch in solch einem Untersuchungsausschuss entsprechend überprüft. Warum das so ist, wollen wir wissen, die Verantwor­tung wollen wir klären, und die Aufarbeitung wird dringend nötig sein.

Wie gesagt, die NEOS haben sich bereits als Zudecker geoutet. Sie haben einen Untersuchungsausschuss inmitten der Untersuchungen abgedreht, sie ha­ben ihn nicht mehr verlängert. Kollegin Krisper hat umsonst gearbeitet. Was da­hintersteckt, das werden wir noch herausarbeiten.


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Im Grunde ist es aber so, die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit, und genau deshalb, meine sehr geehrten Kollegen, kommt es ja auch dazu, dass immer mehr zutage tritt, was im Zusammenhang mit Corona passiert ist. Es kommen im­mer mehr Dinge zutage, die erkennen lassen, dass ganz offensichtlich Dinge ver­schleiert worden sind. Impfschäden zum Beispiel sind damals noch von einer Ärztegruppe – ich habe diese Ärztechats damals veröffentlicht – lächerlich gemacht worden, sind damals nicht weitergegeben worden. Menschen ist davon abgeraten worden, diese Impfschäden zu melden. Genau das gehört kon­trolliert: Wer ist verantwortlich dafür, dass man diese Politik gemacht hat? Wer hat die Ärzte dazu angestiftet und wer hat das Ganze auch politisch unter­stützt?

Das Thema Impfstoffe wäre etwas, das uns alle interessieren sollte, werte Kollegen im Hohen Haus. Österreich hat 70 Millionen Impfdosen angeschafft – 70 Millionen Impfdosen für 9 Millionen Einwohner! Wissen Sie, was das heißt? Das heißt, wenn man es durchrechnet, dass man jeden Einzelnen in Ös­terreich mindestens sieben Mal impfen könnte. Das würde dazu führen, dass die Leute in der Nacht schon leuchten oder Sonstiges. Also: Wer hat diese Deals abgeschlossen? Warum wurden diese Deals abgeschlossen? Und wa­rum macht man damit auch noch weiter? Es gibt ja immer noch Anschaffungen, die laufen, heuer wieder mit 325 Millionen Euro. Wer hat das zu verant­worten? Warum ist das gemacht worden? Und welche Rolle spielt auch Kommis­sionspräsidentin von der Leyen, die ganz offensichtlich einen sehr, sehr kor­rupten Privatdeal in diesem Zusammenhang eingefädelt hat, meine sehr geehrten Damen und Herren? Da muss man schon schauen, ob sich nicht auch die österreichische Bundesregierung von der Parteifreundin von der Leyen in irgendeiner Art und Weise hat einkaufen lassen. (Beifall bei der FPÖ.)

Warum kam es in Österreich eigentlich zu sehr, sehr eigenartigen Besetzungen diverser Kommissionen? Wenn man sich die Gecko-Kommission anschaut – ich weiß nicht, ob das schon irgendjemandem aufgefallen ist –, stellt man fest: 70 Prozent der Personen, die in der Gecko-Kommission gesessen sind,


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sind Personen, die eine direkte Verbindung zur Pharmaindustrie haben, meine sehr geehrten Damen und Herren. Wie geht denn das mit Compliance zusammen? Wenn Sie sich das Gremium, das Impfpflichtgremium anschauen, stellen Sie fest, dort sitzen zu 100 Prozent Personen drinnen, die direk­te Verbindungen zu Pharmakonzernen haben. Und das alles soll uns egal sein? – Kollegin Fischer lacht gerade, ja, möglicherweise haben die Grünen auch ein bisschen mitgeschnitten bei der ganzen Sache. Das sind Dinge, hinsichtlich derer die Bevölkerung ein Recht hat, dass sie geklärt werden, und genau das sollte in einem Untersuchungsausschuss auch passieren.

Was ist mit der Zensur in den öffentlichen Medien gewesen? Aus den Twitter-Leaks wissen wir mittlerweile, dass zumindest in den Vereinigten Staaten von Amerika ganz massiv in die sozialen Medien eingegriffen worden ist. Warum ist in unserer Gecko-Kommission der Geheimdienst dabeigesessen? Was ist bei uns mit sozialen Medien passiert? Mein eigener Kanal ist gelöscht worden, weil irgendjemand auf irgendein Knopferl gedrückt hat. Das muss man sich anschauen, was mit unserer freien Meinungsäußerung in diesem Land passiert ist. Und wer hat das politisch aufgetragen und wer hat das politisch ge­deckt, meine sehr geehrten Damen und Herren? Das sind Dinge, die man in einem Untersuchungsausschuss klären muss.

Gehen wir zum nächsten Punkt, dem nächsten Drama, das sich abgezeichnet hat: die Rolle der Medien in diesem Land, der angeblich vierten Gewalt in die­sem Staat. Die haben sich schön einkaufen lassen, mit 150 Millionen Euro mit Ihrer Inseratenkorruption. Da sind die grünen und schwarzen Agenturen nur so aus dem Boden geschossen und haben sich ihre Kassen mit öffentlichen Geldern anfüllen lassen. Also ich glaube schon, dass es sich lohnt, auch die Inseratenkorruption in diesem Land einmal durchzusehen und der Sache einmal auf den Grund zu gehen, um herauszufinden, was hier eigentlich passiert ist.

Die ÖVP hat sich ungeniert die Taschen vollgestopft. Der Seniorenbund, die Landjugend haben in Coronahilfstöpfe hineingegriffen, so weit, dass die Tür nicht mehr zugeht, meine sehr geehrten Damen und Herren! Dann gibt es


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tatsächlich vier Parteien hier im Haus, die das alles nicht interessiert, die das alles nicht aufklären möchten. Das ist wirklich schäbig und eigenartig und lässt ja fast den Eindruck zu, dass Sie alle unter einer Decke stecken, zumindest wenn es darum geht. (Beifall bei der FPÖ.)

Wer waren denn die Coronakrisengewinner? Die sitzen dort drüben (in Richtung ÖVP deutend). Die Maskenfirmen sind wie Schwammerl aus dem Boden ge­schossen. Dann hat es EDV-Unternehmer gegeben, die plötzlich irgendwelche Testlabors aufgebaut und von Herrn Sobotka, der hinter mir sitzt, dann auch noch die Aufträge dafür bekommen haben. (Abg. Zarits: Frechheit!) Das sind doch die Dinge, die passiert sind. Fachfremde Firmen werden auf einmal ein Testlabor. In Wien sehen wir es am Beispiel Lead Horizon – heute großer Korruptionsskandal. Da muss man einmal schauen, was die Staatsanwalt­schaft ermittelt. Auch da wird es finster werden, wenn man ein bisschen hinein­schaut und sich einmal anschaut, wohin die Millionen und Milliarden ver­schoben worden sind. Da ist mir jetzt auch schon klar, warum die SPÖ in diesem Zusammenhang schweigt.

Ich habe es vorhin schon gesagt, liebe Kollegen von der SPÖ: Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit, und auch in Wien werden wir noch einiges zu Ge­sicht bekommen, was nicht nach den entsprechenden Regeln gelaufen ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Ein weiteres Thema, das wir im Untersuchungsausschuss hätten beleuchten sol­len, wäre die Cofag gewesen. Das war der Zeitpunkt, als die NEOS dann die Notbremse gezogen haben. (Abg. Krisper: Geh bitte!) Die Cofag, das muss man sich doch einmal vergönnen, ist eine ausgegliederte Agentur, die der parla­mentarischen Kontrolle entzogen worden ist, in die Milliarden an Steuergeldern hineingeschoben worden sind, verwaltet von einem grünen und einem schwarzen Statthalter, von der wir bis heute nicht wissen, was da drinnen eigentlich abgelaufen ist (Abg. Schwarz: Weil du dich nicht hineingesetzt hast ...!), von der wir nur eines haben: einen Rechnungshofbericht, der dieses Ding in alle Einzelteile zerrissen hat, der die Zwangsauflösung empfohlen hat und der


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gezeigt hat, dass das ein Millionengrab gewesen ist. Und das alles interes­siert vier Parteien hier im Haus nicht? – Ich würde mich an Ihrer Stelle wirklich schämen, wenn ich so eine Position einnehmen würde! (Beifall bei der FPÖ.)

Die Punkte, die ich jetzt erwähnt habe, würden es aus meiner und aus unserer Sicht absolut rechtfertigen, diesen Untersuchungsausschuss einzusetzen. Dass Schwarz und Grün das nicht wollen, ist mir klar, das sind die Mitpartizi­pierer der Coronakrise gewesen. Die haben sich die Taschen vollgestopft. Dass die NEOS wie ein Soletti auch überall dabei sind, weil sie wahrscheinlich sogar die eigene Großmutter verkaufen würden, um irgendwann einmal einen Regierungssitz zu bekommen - -


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bitte mäßigen Sie sich ein wenig in Ihrer Sprache, Herr Abgeordneter. Ich finde, Sie gehen mit ihren Verbalisie­rungen wirklich hart an die Grenze des Erträglichen. Ich bitte Sie! (Beifall bei den Grünen.  Zwischenruf des Abg. Zanger.)


Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (fortsetzend): Herr Präsident! Alleine wenn ich daran denke, was Sie morgen hier im Haus abhalten, dann ist das auch bei mir an der Grenze des Aushaltbaren, das muss ich Ihnen an dieser Stelle auch einmal sagen. (Abg. Hanger: Geh bitte! – Zwischenruf des Abg. Stögmüller.)

Die NEOS – wie die Soletti: immer dabei – dienen sich natürlich der Regierung an, die möchten auch einmal mitmischen. Die SPÖ hat es geschafft, aus der Opposition heraus die Regierung noch zu überholen und in Wien noch strengere Maßnahmen zu setzen, als die Regierung vorgegeben hat. Dass die SPÖ kein Interesse an diesem Untersuchungsausschuss hat, ist mir auch klar, weil sie dann natürlich Erklärungsnotstand hätte. Ich hoffe aber trotzdem am Ende auf die SPÖ und hoffe, dass vielleicht dann doch die Giraffe die neue Vorsitzende wird (Heiterkeit des Abg. Wurm) und dass die dann vielleicht einen anderen Zu­gang zu diesem Untersuchungsausschuss hat und dass man in diesem Zusam­menhang mit der SPÖ rechnen kann. (Beifall bei der FPÖ.)


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Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich halte diesen Untersuchungs­ausschuss für unausweichlich. Ich finde es schade, dass vier Parteien sich einhängen und diese Aufklärung verhindern wollen. Ich sage Ihnen aber auch eines: Das ist ein Pyrrhussieg, meine sehr geehrten Damen und Herren, denn spätestens nach den Neuwahlen werden wir über 25 Prozent in diesem Haus stellen (Abg. Disoski: Ja genau, träum weiter!), und dann wer­den wir, dafür verbürge ich mich, diesen Untersuchungsausschuss einsetzen. (Beifall und Bravorufe bei der FPÖ.)

21.13


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ober­nosterer. – Bitte.


21.13.41

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf der Galerie und zu Hause vor den Fernsehbildschirmen! Es passiert mir nicht oft, Herr Kol­lege von der Freiheitlichen Partei, dass ich eigentlich fast fassungslos bin, wenn ich zum Rednerpult gehe. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ich will auf einzelne Punkte, Herr Kollege, überhaupt nicht eingehen, aber wäh­rend ich Ihnen zugehört habe, ist mir etwas eingefallen, das mein Vater einmal gesagt hat: Der Schelm denkt, wie er ist! Und heute hat er geredet, wie er ist. (Heiterkeit bei der FPÖ. Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)

Es geht hier um den Antrag für einen Untersuchungsausschuss. Es geht auch um das Thema, das wir im Verfassungsausschuss besprochen haben, der Herr Kollege von euch, von der Freiheitlichen Partei, hat das gesagt: Eigentlich sollte es so sein, dass wir Gräben zuschütten. – Ihr wollt keine Gräben zuschüt­ten, ihr wollt sie nur tiefer aufreißen. (Abg. Hauser: Zuerst müssen wir einmal auf­arbeiten, bevor wir zuschütten! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ihr wollt einfach noch mehr spalten, das ist das Einzige, denn inhaltlich kann ja leider nichts daherkommen.


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Ich werde Ihnen jetzt einmal ein bisschen etwas aus der Geschichte erzählen, weil ich weiß, wie schnell ihr vergesst (neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ) – ich habe euch zugehört, jetzt hört ihr mir auch einmal zu! –: Ich bin der Vorsitzende des Budgetausschusses, und wir wissen, dass in dieser Coronazeit alle Ge­setze und alles, was wir damals ausgearbeitet haben, zuerst durch den Budget­ausschuss und dann in den Nationalrat gegangen ist.

Warum ist das so gekommen? – Ganz einfach, weil die Präsidiale zusammenge­sessen ist und alle einheitlich, inklusive Freiheitliche, inklusive eures Klub­obmanns, gesagt haben: Corona steht vor der Tür, wir müssen alles so klein wie möglich halten, um einer gewissen Ansteckungsgefahr auszuweichen. (Abg. Belakowitsch: Falsch! Das stimmt schon nicht mehr!) Wir haben sogar Zuweisungs­sitzungen, was in der Nachkriegszeit einmalig ist, mit dem Ausschuss ge­macht, bevor wir in die Plenarsitzung gegangen sind – alles mit Zustimmung auch von eurer Seite. (Abg. Belakowitsch: Falsch!) Ich lese euch ein paar Sachen vor, vielleicht sage ich euch gar nicht, wer das gesagt hat.

„Kickl fordert unverzügliche Grenzkontrollen“ (Abg. Leichtfried: Das war wahrscheinlich der Kickl!): Alle müssen kontrolliert werden, die nach Österreich einreisen. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Es muss alles getan werden, damit der Virus sich in Österreich nicht verbreitet; Kickl fordert Lockdown, einen wesent­lich stärkeren Lockdown, als wir es damals eigentlich ins Auge gefasst haben. (Zwischenrufe bei der FPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) „Laut Kickl ist es notwendig, die Grenzen, und zwar alle Grenzen, für indi­viduelle Reisetätigkeit zu schließen“ (Abg. Belakowitsch: Ja, eh! Habt ihr aber nicht gemacht!), nach außen hin zuzumachen, weil Corona vor der Tür steht und Corona lebensgefährlich ist. (Abg. Hafenecker: Wir fordern auch jetzt: Grenzen dicht!) Weiters: „Großer Dank“ gilt den Österreichern für das Verständ­nis für den Lockdown. Die Freiheitlichen „tragen Maßnahmen der Regie­rung mit und bringen [...] eigene Anträge ein – ,Wollen nicht sterben und wieder­auferstehen, sondern leben und weiterleben‘“. – Das sind Ihre Worte von da­mals gewesen. (Abg. Hauser: Die Bevölkerung weiß, dass wir drei Jahre ...!)


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Dann ist es so weit gegangen, dass weitere Anträge eingebracht worden sind: einen ordentlichen Schutzschirm zu machen, den Lockdown hart durchzu­ziehen (Abg. Belakowitsch: Wo ist der Antrag?), und wir dürfen die Menschen am Arbeitsmarkt und auch die Wirtschaft nicht im Regen stehen lassen; und ihr habt damals dafür einen Schutzschirm verlangt. (Abg. Leichtfried: Das war der Kickl!) – Das war Kickl. Alles, was ich jetzt sage, alles schwarz auf weiß, das war Kickl.

Jetzt werde ich noch etwas sagen: Ihr habt sogar die Quarantäne verlangt, zwar hauptsächlich für Ausländer, für jeden, der hereinkommt – Corona ist ja nach eurer heutigen Sichtweise nicht gefährlich gewesen –, alle müssen in Qua­rantäne gehen. (Abg. Leichtfried: Aber die Russen nicht, oder?)

Weil ich immer wieder höre, dass die Masken so gefährlich sind, lebensgefährlich sind: Wisst ihr, wer die Masken auch verlangt hat? – FPÖ kritisiert, dass die Masken bezahlt werden müssen, „fordert Gratis-Masken“ für ganz Öster­reich. Das gibt es alles schwarz auf weiß. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Dann haben wir am 14. und 15. März 2020 die ersten Sitzungen zum Thema Co­rona gehabt. Damals wurden alle Gesetze beschlossen (Zwischenruf des Abg. Hafenecker), und zwar einstimmig. Die nächsten Sitzungen sind am 19. und am 20. März gewesen. Damals sind mit den Stimmen der Freiheitlichen alle rechtlichen Voraussetzungen für einen harten Lockdown beschlossen wor­den, mit Schulschließung, mit Besucherverbot. Da habt ihr bei allem mitge­stimmt und alles mitgefordert, und ihr habt gesagt, das muss noch här­ter werden. Das habt ihr alles mitbeschlossen. (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Hauser.) Jetzt bringt ihr einen Antrag ein und sagt: Wir wollen die gesetzliche Grundlage haben, warum das damals passiert ist! – Mit euren Stimmen ist es passiert! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Österreich hat das Möglichste getan, um Menschen zu schützen, so wie alle Staaten auf der Welt (Abg. Belakowitsch: Nein, falsch!), der eine bisschen stärker, der andere ein bisschen schwächer. Der Bundeskanzler hat gesagt, wir


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werden das aufarbeiten; aber nicht, wie sich die Freiheitlichen das vorstellen, mit Experten, die nichts davon verstehen (Heiterkeit bei der FPÖ), sondern mit wirklichen Experten.

Im Gesundheitswesen und im wirtschaftlichen Bereich werden Experten das überprüfen, was richtig und was falsch gemacht wurde. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Danach ist man immer gescheiter, was man richtig und falsch gemacht hat. Man wird sich auch die Förderungen anschauen, was richtig und was weniger richtig war. Die Wirtschaftsdaten zeigen, dass Österreich in dieser Krise gut gearbeitet hat und auch gut durchgekommen ist.

Etwas sage ich auch immer, darüber müssen wir uns auch klar sein: Gewisse Zahlen können wir nicht leugnen.

Wenn wir wissen – da kann ich alle Staaten hernehmen – wie viele Todesfälle es international pro hunderttausend, pro einer Million Einwohner gegeben hat, dann ist Österreich im untersten Drittel. (Abg. Deimek: Wie viele Junge sind verstorben? Oder waren das nur die 80-Jährigen? – Abg. Belakowitsch: Mit oder an Corona?) Wir können wirklich stolz darauf sein, dass wir Menschen geschützt haben. (Abg. Hauser: Ihr habt Menschen drangsaliert!)

75 Prozent der Menschen haben sich geimpft. 85 bis 90 Prozent haben sich an die Regeln gehalten und werden sich nicht bei diesen 10 Prozent entschul­digen, sondern die 10 Prozent sollen sich einmal bei den 85 bis 90 Prozent be­danken, dass sie sie geschützt haben, und sich bei denen entschuldigen. Merkt euch das! (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Ah-Rufe bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hafenecker. – Abg. Hauser: Die Leute habt ihr drangsaliert! – Abg. Wurm: ... die Wahrheit gesprochen mit den 10 Prozent!)

21.20


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fürst. Ich darf Sie aufmerksam machen: Es stehen Ihnen noch 3 Minuten Gesamtredezeit zur Verfügung. – Bitte, Frau Abgeordnete.



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21.20.49

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren! Ja, die Regierungsparteien und auch mein Vorredner von der ÖVP: Sie können es drehen und wenden, wie Sie wollen. Die Aufarbei­tung kommt sowieso, ob Sie dem Untersuchungsausschuss zustimmen oder nicht. Blicken Sie nach Deutschland, England, in die USA und darauf, was da alles aufbricht! Sie können sich blind und taub stellen, es wird alles aufkommen.

Wir müssen wissen: Was waren wirklich die Entscheidungsgrundlagen für diese desaströsen Fehlentscheidungen mit den unglaublichen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und Wirtschaft? Wir brauchen die Entscheidungsgrundlagen für die Ausgangssperren, für die Kontaktverbote, für die Maskenpflicht, für den Impfdruck, für die Impfpflicht und für die Testpflichten. (Abg. Obernosterer: Mit eurer Stimme! – Zwischenruf des Abg. Hauser.)

Wir müssen die Beschaffungsvorgänge durchleuchten: Wer hat was nach wel­chen Kriterien bekommen? Wir müssen die Repressalien gegen die Maß­nahmenkritiker bemessen. Wir müssen die ganzen Krisenstäbe, Gremien und so weiter durchleuchten: Welche Verbindungen gibt es zur Pharmaindustrie? Was sind die Personen danach vielleicht als Belohnung geworden? Wir müssen uns die Zensuren, die Meinungsmanipulationen und natürlich auch das Ausschütten des österreichischen Steuergeldes in Milliardenhöhe anschauen.

Was man auch nicht vernachlässigen darf, ist die mediale Berichterstattung. Wie kam es zu dieser, nicht nur im Ausland, sondern auch hier in Österreich? Ein besonders aussagekräftiges Beispiel aus meinem Heimatbundesland Oberöster­reich: Im November 2021 stieg der Impfdruck sozusagen zu seinem Höhe­punkt auf, kurz vor der Verkündung der Impfpflicht gab es eine Schockmeldung nach der anderen. Dann kam es am 17. November 2021 in ganz Oberös­terreich zu der Meldung: Die oberösterreichischen Spitäler sind fest im Griff der vierten Coronawelle; in einer Nacht, vom 16. auf 17. November, gab es so viele Todesfälle, dass man die Leichen wegen Überfüllung im Krankenhaus am Gang stapeln musste.


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Als Oberösterreicherin war ich natürlich davon betroffen und wollte wissen, in welchem Spital. Wo war das? – Ich konnte es nicht verifizieren. Da hat angeblich eine Pflegekraft ein Interview mitsamt Horrorschilderungen aus dem Krankenhausalltag gegeben. Ich kam trotz Befragung Dutzender Leu­te nicht dahinter, welches Spital in Oberösterreich es war. (Abg. Deimek: Das war auch keines! Das war gelogen!) Wo war das? In Linz? Niemand hat das bestä­tigen können. Die Verifizierung war unmöglich. (Abg. Kassegger: Da ist gelogen worden!)

Das sind Dinge, die beleuchtet werden sollen. Wie kam es zu solchen Meldun­gen mit einer solchen Verbreitung von Panik und Angst, wie Sie es mit den alten und jungen Menschen gemacht haben?

Heute stellen Sie sich her und beklagen die Auswirkungen der Coronazeit gerade auf die Jugend und die Kinder, die Sie durch solche Meldungen, denen Sie sich nicht entgegengestellt haben, mitverursacht haben. Das muss aufgeklärt werden: Wie kam es dazu? Oder wollen Sie es eben deshalb nicht wis­sen, weil Sie eh wissen, warum? – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Deimek: Die Toten fanden sich bis heute nicht in der Ages-Statistik!)

21.23


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Erasim. – Bitte sehr.


21.23.56

Abgeordnete Melanie Erasim, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Kollegin­nen und Kollegen! Je später der Abend, desto skurriler die Redebeiträge, vor allem von den Freiheitlichen. (Abg. Michael Hammer: Das war in der Früh auch nicht besser! – Abg. Deimek: ... hat es gegeben! Jetzt schauen Sie einmal nach Oberösterreich, bevor Sie so etwas erzählen!) Zuerst haben wir ein bisschen Homophobie gehabt, dann ein bisschen Rassismus, jetzt ein bisschen Schwurbelei: Es ist manchmal wirklich unerträglich, den Debattenbeiträgen hier zuzuhören – aber sei es dahingestellt! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Jetzt haben Sie eh keine Zeit mehr! Es kommt der Hauser auch noch!)


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Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, wir sind für wirkliche Aufklärung hinsichtlich der Maßnahmen der Covid-Pandemie zu haben, wenn es da­rum geht, dass eine Achse der Vernunft gebildet wird. (Heiterkeit bei der FPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Deimek. – Abg. Hafenecker: Aber Ihre Vernunft dafür ist auch überschaubar!)

Ich gebe Ihnen in einem Punkt vollkommen recht: dass es da einiges gäbe, was untersuchungswürdig wäre. Das hat bei der Auflösung des Epidemiege­setzes begonnen und geht über das Milliardengrab der Cofag bis zu den Be­schaffungsvorgängen. Wenn es Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, aber ein echtes Anliegen gewesen wäre, da echte Aufarbeitung zu leisten, hätten Sie diesen Antrag vollkommen anders formuliert und strukturiert und vor allem keine Verschwörungstheorien als Grundlagen genommen.

Sie sprechen immer davon, dass es Zeit ist, die Gräben zuzuschütten. Doch Sie sind diejenigen, die in den größten Baggern mit den größten Baggerschau­feln sitzen, um die Gräben weiter und weiter aufzureißen, nur um damit politi­sches Kleingeld zu verdienen. Das ist meines Erachtens nicht sehr in Ord­nung. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Belakowitsch: Glauben Sie das eigentlich, was Sie da sagen? – Abg. Hafenecker: Das kommt davon, wenn man gleichzeitig Gas gibt und bremst!)

Es ist mir auch ein Rätsel, wie man auf den Gedanken kommen kann, die Expertise des Kollegen Hauser als Grundlage für einen Untersu­chungsausschusses zu nehmen. Ich spreche und diskutiere sehr gerne mit ihm über die Privatzimmervermietung, weil ich glaube, dass er da eine gewisse Kompetenz hat, aber das, was da steht, ist teilweise wirklich hane­büchen.

Eines möchte ich Ihnen schon sagen: Wenn sich 80 oder 90 Prozent der Menschen an die Maßnahmen gehalten haben und die große Mehrheit der Be­völkerung geschaut hat, dass diese Epidemie so reibungslos wie möglich über die Bühne geht, kann es nicht sein, dass Sie diese Menschen verhöhnen. Da


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spreche ich gar nicht von den Zigtausenden Menschen, von den Freiwilligen, die in den Impf- und Teststraßen gestanden sind und ihre Freizeit ge­opfert haben. (Abg. Belakowitsch: Von den Unfreiwilligen sollten Sie reden!) Sie verhöhnen auch diese Menschen, die ihre Familienfreizeit geopfert ha­ben, um für die Gesundheit des Landes zu sorgen. Schämen Sie sich, geschätzte FPÖ! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Hauser: Sie haben die Familien drangsaliert!)

Für ihren billigen Populismus sind wir nicht zu haben, für echte Aufklärung hingegen sehr gerne. (Abg. Belakowitsch: Sprechen Sie von den Unfreiwil­ligen! – Abg. Hafenecker: Die Kinderpsychiatrien sind voll wegen Ihrer Politik! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) Für solche Anträge sind viel­leicht manche Abgeordnete der ÖVP-Niederösterreich zu haben – ich weiß nicht, wie die das dann mit der Landes-ÖVP ausmachen –, wir aber auf keinen Fall. (Abg. Deimek: Wie stark waren Sie in Niederösterreich?)

Eines sage ich Ihnen schon: Wenn eine Partei, die Pferdeentwurmungsmittel als Lösung gesehen hat, für sich in Anspruch nimmt, über die Wahrheit, das ein­zig wahre Wissen zu verfügen, dann brauche ich von dieser Stelle aus gar nichts mehr zu diesem Antrag sagen. (Abg. Belakowitsch: Passt schon! – Abg. Kassegger: Nur weiter so!)

Wir werden ihn ablehnen. Wenn es echte Aufklärungsversuche gibt, sehr gerne, aber so nicht mit uns. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

21.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stög­müller. – Bitte, Herr Abgeordneter.


21.27.41

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, diesen


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Antrag – da kann ich der Kollegin nur recht geben – kann man nur mit Un­ruhe oder mit Besorgnis lesen. (Abg. Belakowitsch: Besorgnis?) Das ist ja aus dem Block quasi nichts Neues.

Ich gebe Ihnen recht bei dem Bild: Die FPÖ will einen fetten Bagger für diese Spaltung, nein, sie will sogar Dynamit hineintun und es explodieren lassen! (Abg. Hafenecker: Warum sollten wir Bagger explodieren lassen?)

Warum wollen Sie das? – Na no na net, es geht einfach um Verunsicherung. Sie wollen Verunsicherung schüren, um noch mehr Stimmen zu generieren. Das ist der Punkt. Das ist, was sie wollen. Dieser angedachte Untersuchungs­ausschuss ist an überhaupt keiner objektiven Aufarbeitung der ergriffe­nen Maßnahmen oder irgendwelcher Punkte interessiert (Abg. Schmuckenschla­ger: Das war noch nie bei einem Untersuchungsausschuss!), sondern vielmehr an einem politischen Spiel, um die eigene Agenda, nämlich die Agenda der FPÖ und von Kickl, irgendwie voranzutreiben.

Warum? – Die FPÖ will einen Keil in unsere Gesellschaft treiben und das Vertrauen in die gesetzten Maßnahmen und in die Politik zerstören. Das ist es, was die FPÖ will. (Beifall bei den Grünen.)

Nichts anderes haben Sie eigentlich seit Beginn gemacht. Seit dem Beginn der Pandemie haben Sie genau das unternommen: Während alle anderen Frak­tionen hier gemeinsam geschaut haben, wie wir diese Herausforderung meistern, wie wir sie lösen und wie wir gemeinsam zu wirkungsorientierten Maßnah­men kommen, um die vulnerablen Gruppen zu schützen (Abg. Belakowitsch: Alle gemeinsam! – Abg. Hafenecker: Voll versagt!), haben Sie gespalten und das für Ihren politischen Zweck benützt. Eigentlich müssten Sie sich schämen. Schä­men Sie sich! (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Zarits.)

Das ist, wie wenn Sie Feuer löschen und immer wieder Benzin draufgießen. Sie wollen in dieser Republik nichts anderes, als mehr Angst, mehr Unsicherheit und mehr Verwirrung zu schaffen. Das ist die Strategie, die Sie fahren.


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(Abg. Belakowitsch: Jeder wird jemanden kennen! – Abg. Hafenecker: Machen Sie nur so weiter!) Ich frage mich ernsthaft: Ist es das? Oder fragen wir die Bevölkerung, die Menschen: Ist das wirklich das, was Österreich braucht? Brau­chen wir noch mehr Verunsicherung? Brauchen wir noch mehr Angst? – Nein, brauchen wir nicht. Was wir brauchen, ist Solidarität und Zusammenhalt (Abg. Wurm: Schweigen!), und darauf zu schauen, wie wir aus den Krisen herauskommen.

Ich muss auch kritisch anmerken, dass die FPÖ einfach gezeigt hat, dass sie bereit ist, ihre Prinzipien zu verraten; auch in Niederösterreich. (Abg. Hauser: Das sagt ein Grüner! Ihr redet von Prinzipien, ihr seid doch ...!) Der ÖVP muss ich sa­gen: Man tut alles dafür, dass man an der Macht bleibt, man geht nämlich eine Koalition mit der FPÖ ein, und dafür muss man schon auf das tak­tische Spiel der FPÖ eingehen.

Liebe ÖVP, diese Taktik wird auf Dauer nicht gutgehen! (Zwischenruf des Abg. Hauser.) Diese Taktik wird auf Dauer nicht gutgehen! (Abg. Belakowitsch: Ich glaube schon!) Die ÖVP wird sich in Niederösterreich die Finger verbrennen, wenn sie glaubt, dass man die FPÖ irgendwie unter Kontrolle hat. Diese Partei ist nicht unter Kontrolle zu bringen, sie sprengt Koalitionen, sie sprengt die Politik und Regierungen!

Die FPÖ ist keine normale Partei, sondern eine, die mit rechtsradikalen Parolen und einer antidemokratischen Haltung Stimmung gegen Minderheiten und demokratische Institutionen macht. (Abg. Belakowitsch: Sind die Grünen jetzt schon eine Minderheit?) Das sieht man auch sehr gut in diesem Untersu­chungsausschussantrag. Da wird von irgendwelchen Verschwörungs­theorien, von Meinungsdiktaturen gesprochen (Abg. Hafenecker: Jetzt wirst du aber bald zum Politkommissar da draußen!) – Kollege Hafenecker, Sie haben es eh gut ausgeführt –, was ja einfach nur mehr absurd ist. Sie sollten sich auch als Volkspartei überlegen, ob Sie wirklich mit einer solchen Partei zusam­menarbeiten möchten. Sie haben sich ja schon entschieden, Sie werden auch mit


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den Konsequenzen leben müssen, leider auch die Bürgerinnen und Bürger in Niederösterreich, im Kulturland Niederösterreich. (Zwischenruf des Abg. Schrangl.)

Jede Koalition bedeutet Schwächung, Schwächung der Demokratie und ein Risiko für den sozialen Frieden in Österreich. (Abg. Hafenecker: Die denken halt schon an die Zeit nach den Grünen!) Was wir Grüne tun werden (Abg. Bela­kowitsch: Zudecken! Zudecken!), ist, uns dagegenzustellen. Ich appelliere an alle, diese politischen Spielchen der FPÖ zu durchschauen. Das ist notwendig. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Belakowitsch: Zudeckerpartei!)

Ich möchte noch eines erwähnen: Ja, es braucht Aufklärung, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Es braucht immer wieder Kontrolle. Es sind falsche Entscheidungen während der Coronazeit und der Pandemie getroffen worden. Es muss aufgearbeitet werden und das geschieht aktuell auch (Abg. Belako­witsch: Wie denn? Wo denn?), nämlich zum Beispiel im Rechnungshof. Der Rech­nungshof ist unser politisches Instrument, dort wird gearbeitet, dort wird kontrolliert.

Von unserer Seite gibt es daher ein klares Ja zur konsequenten und sach­orientierten Aufarbeitung dieser Ausnahmesituation, um aus Fehlern zu lernen, Prozesse weiter zu optimieren, besseres Rüstzeug zu schmieden, um in ähn­lichen Krisen besser vorbereitet zu sein. Das ist auch notwendig. Das ist zum ersten Mal passiert, man macht Fehler, man muss daraus lernen und besser werden. Hören Sie auf, dieses Land zu spalten, und werden Sie der Verant­wortung auch für diese Menschen gerecht! Ein klares Ja zu der Aufarbeitung, ein klares Nein zu weiterer Polemik und Spaltung! (Beifall bei den Grünen.)

21.32


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Loa­cker. – Bitte.


21.32.45

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Hohes Haus! Die Freiheitliche Partei hat einen Coronauntersuchungsausschuss beantragt.


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Da muss man sich fragen, was so ein Untersuchungsausschuss überhaupt noch hervorbringen kann, was wir nicht schon wissen. (Anhaltende Rufe und Ge­genrufe zwischen den Abgeordneten Martin Graf und Stögmüller.)

Der Rechnungshof hat sich schon sehr vieles angesehen. Wir wissen schon sehr viel über die Missstände in der Cofag und wissen, dass es die so gar nicht hätte geben sollen. (Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Wir wissen vom Rechnungshof, dass bei der Kurzarbeit 500 Millionen Euro mehr ausgegeben worden sind, als den Unternehmen eigentlich zuge­standen wären. Wir wissen, dass 5 Milliarden Euro für Coronatests verblasen worden sind, ohne dass wir einen besseren Pandemieverlauf als andere Länder gehabt hätten. Wir wissen, dass sich der ÖVP-Seniorenbund und der ÖVP-Bauernbund an Cofag-Hilfen bedient haben und manche sich im­mer noch weigern, diese zurückzuzahlen. Das haben wir übrigens durch eine Anfrage meiner Kollegin Katharina Werner herausgefunden. Man kann also mit parlamentarischen Mitteln sehr vieles über die Missstände herausfinden. Und bitte: Dass die Neigungsgruppe Selbstbedienung an öffentlichen Kas­sen ihre organisatorische Heimat in der ÖVP hat, haben wir davor auch schon gewusst. (Beifall bei den NEOS.)

Wir wissen, dass Schulschließungen ein Fehler waren. Wir wissen jetzt, dass gegen die Eigentümer von Lead Horizon gerade ermittelt wird; das steht aktuell im „Kurier“. Es gibt für so einen Coronauntersuchungsausschuss also ei­gentlich keinen Grund, außer jetzt noch mehr Dreck aufzuwühlen. Davon wird nichts besser, das muss man ganz klar sagen.

Was wir bräuchten, wäre ein Blick nach vorne: Welche Schritte sind notwendig, damit Österreich bei der nächsten Pandemie besser aufgestellt ist? (Abg. Belakowitsch: Ihr redet alle schon von der nächsten Pandemie!) Was müssen wir tun, damit uns das, was alles passiert ist, nicht wieder passiert? In dieser Richtung passiert aber leider gar nichts.


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Wir wissen auch, dass die Minister Anschober und Mückstein die ganze Zeit hoffnungslos überfordert waren. Auch dafür brauche ich keinen Unter­suchungsausschuss. Ich vermisse diesen Blick nach vorne bei den Schwarzen und bei den Grünen und leider auch bei der FPÖ. (Beifall bei den NEOS.)

21.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weidinger. – Bitte sehr.


21.35.02

Abgeordneter Mag. Peter Weidinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Zum Redebeitrag von Kollegen Hafenecker: Es gibt einen bekannten Spruch, der sagt, man soll an einer Umfrage schnuppern, aber man soll sie nicht trinken. (Abg. Belakowitsch: Das ist aber ein unbekannter Spruch!) Herr Kollege, ich darf Sie daran erinnern, dass auch in Kärnten die Umfragen vollkommen falsch gelegen sind (Abg. Hafenecker: Was ist das für ein Spruch?) und Hochmut vor dem Fall kommt, denn die Fakten sagen natürlich etwas vollkommen anderes aus.

Als die Pandemie den Erdball umzogen hat, sind 2 Prozent der Infizierten verstorben. (Abg. Belakowitsch: Geh, Blödsinn! Glaubst du das wirklich?) 2022 waren es 0,5 Prozent, in Österreich waren es 0,1 Prozent. Wie ist dieser Rückgang gelungen? – Es ist der Wissenschaft und der Forschung zu ver­danken: dass man ein Serum entwickelt halt, das den Coronavirus in die Knie ge­zwungen hat. Daher ein großes Dankeschön an die Forscherinnen und an die Forscher, die das in so kurzer Zeit möglich gemacht haben! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die entscheidende Frage für uns, Herr Präsident, besteht darin: Wie stärken wir den sozialen Zusammenhalt? Wir haben es ja nicht nur mit den Auswirkun­gen der Pandemie zu tun, sondern wir leben in einer bewegten Zeit mit multiplen Krisen. Daher ist immer die Frage zu stellen: Wie stärken wir den sozialen Zusammenhalt und wie stärken wir ihn nicht? Was die FPÖ hier macht, ist ein


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Beispiel dafür, wie man den sozialen Zusammenhalt in Österreich nicht stärkt. Wir brauchen Respekt und Wertschätzung.

Herr Kollege Hafenecker, es würde den zeitlichen Rahmen sprengen, wenn ich jetzt alles auflisten würde, was Sie sagen, „schäbig“ und andere Ausdrücke. So können wir die Gräben nicht schließen. Ich lade auch Sie ein: Kehren Sie zu einer sachlichen Auseinandersetzung zurück! Nehmen Sie nicht die berech­tigten Sorgen der Menschen in Geiselhaft und bieten Scheinlösungen dafür an!

Unser Weg ist ein klarer (Abg. Belakowitsch: Sagen Sie das auch dem ...?): Wir set­zen darauf, dass wir den sozialen Zusammenhalt in Österreich stärken. Wie machen wir das? – Mit dem Versöhnungsprozess, den der Herr Bundes­kanzler und die Bundesregierung aufgesetzt haben. In Respekt und in Wertschätzung hinterfragen die Regierenden selbst ihre Entscheidungen. So etwas werden Sie in China, mit dem Sie uns verglichen haben, geschätzte Kollegen von der FPÖ, niemals erleben. (Ruf bei der ÖVP: In Russland auch nicht!) Wir sind selbstkritisch und hinterfragen alle Entscheidungen, die wir ge­troffen haben.

Sie haben vorhin auch von den sogenannten Experten gesprochen. Ja, wer sind denn diese Experten, die von der Bundesregierung eingeladen werden, um mitzuwirken? – Das ist die Akademie der Wissenschaften, das ist eine Auswahl der besten Expert:innen, die diese Republik aufzubieten hat. Denen wer­den Sie wohl nicht ihre Kompetenz und ihren Sachverstand absprechen. (Abg. Belakowitsch: Oje, sagen Sie noch ein paarmal Experten! Experten ist das Un­wort des Jahres, Kollege Weidinger!)

Daher ist für uns ganz klar: Wir reichen die Hände und arbeiten gemeinsam mit der Bevölkerung, denn wir nehmen das Prinzip lebenslanges Lernen ernst. Wir trafen Entscheidungen in der Krise, als es notwendig war, schnell, entschlossen und gemeinsam zu entscheiden (Abg. Belakowitsch: Das ist eine Themenverfehlung, Herr Kollege!), und jetzt lernen wir daraus, wo wir im soziologischen Bereich, im gesellschaftlichen Bereich und im Alltagsleben der


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Menschen dazulernen können, um für alle Herausforderungen gewapp­net zu sein, die vor uns liegen.

Deswegen werden wir diesem Antrag, der natürlich nur eine parteipolitische Abrechnung darstellen soll und in die Vergangenheit gerichtet ist, nicht die Zustimmung erteilen. (Abg. Belakowitsch: Die brauchen wir ja gar nicht, Herr Kollege! – Abg. Hafenecker: Ein Untersuchungsausschuss muss in die Vergan­genheit gerichtet sein!) Ich lade Sie ein: Nutzen Sie die Möglichkeit, gehen Sie mit uns gemeinsam und entscheiden Sie sich, auch den Versöhnungsprozess gemeinsam mit Österreich zu machen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

21.38


21.38.53

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Geschäftsord­nungsausschusses, seinen Bericht 1982 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dies tut, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist die Mehrheit und damit angenommen.

21.39.2516. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesge­setz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (3231/A)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen zum 16. Punkt der Tagesordnung.


21.39.40

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Da niemand zu Wort gemeldet ist, ist die Debatte geschlossen, und ich weise den Antrag 3231/A dem Geschäfts­ordnungsausschuss zu.


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21.39.5117. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (3232/A)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zum 17. Punkt der Tages­ordnung.


21.40.07

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Da auch dazu niemand zu Wort gemeldet ist, ist die Debatte damit nicht eröffnet, und ich darf den Antrag 3232/A dem Geschäftsordnungsausschuss zuweisen.

Die Tagesordnung ist erschöpft.

21.40.20Einlauf


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf bekannt geben, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 3259/A bis 3291/A(E) eingebracht wor­den sind.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilun­gen und deren Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 21.40 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.

Diese Sitzung ist geschlossen.

21.40.47Schluss der Sitzung: 21.40 Uhr

 

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