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Stenographisches Protokoll

 

 

 

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213. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

XXIV. Gesetzgebungsperiode

 

Mittwoch, 3., und Donnerstag, 4. Juli 2013

 

 


Stenographisches Protokoll

213. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXIV. Gesetzgebungsperiode

Mittwoch, 3., und Donnerstag, 4. Juli 2013

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 3. Juli 2013: 9.06 – 24.00 Uhr

                                             Donnerstag, 4. Juli 2013: 0.00  – 0.50 Uhr

*****

Tagesordnung

1. Punkt: 2. Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG zwischen dem Bund und den Ländern Niederösterreich, Oberösterreich und Wien über Vorhaben des Hochwasser­schutzes im Bereich der österreichischen Donau

2. Punkt: Bericht über den Antrag 2355/A(E) der Abgeordneten Anton Heinzl, Dr. Mar­tin Bartenstein, Kolleginnen und Kollegen betreffend 2. Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG über Vorhaben des Hochwasserschutzes im Bereich der österreichi­schen Donau, beschleunigte Abwicklung der geplanten Projekte

3. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Schifffahrtsgesetz und das Seeschifffahrts­gesetz geändert werden (Schifffahrtsrechtsnovelle 2013)

4. Punkt: Bericht über den Antrag 2339/A(E) der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Anton Heinzl, Mag. Karin Hakl, Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Mag. Rainer Widmann, Martina Schenk, Kolleginnen und Kollegen betreffend barrierefreie Telekom­munikation als wichtiger Beitrag zur Gleichstellung und Inklusion von Menschen mit Behinderungen und über den

Antrag 750/A(E) der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung einer Telefonvermittlungszentrale für gehörlose, hör- und sprechbehinderte sowie taubblinde Menschen

5. Punkt: Bericht über den Bericht der Bundesregierung betreffend Österreichische Sicherheitsstrategie Sicherheit in einer neuen Dekade – Sicherheit gestalten

6. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Wehrgesetz 2001, das Heeresdiszi­plinar­ge­setz 2002, das Heeresgebührengesetz 2001, das Auslandseinsatzgesetz 2001, das Militärbefugnisgesetz, das Sperrgebietsgesetz 2002, das Munitionslagergesetz 2003, das Militärauszeichnungsgesetz 2002 sowie das Truppenaufenthaltsgesetz geändert werden (Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungsgesetz – Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport – VwGAnpG-BMLVS)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 2

7. Punkt: Bericht über den Antrag 2360/A der Abgeordneten Dr. Sabine Oberhauser, MAS, Dr. Erwin Rasinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Psychologengesetz geändert wird

8. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Hebammengesetz und das Kinderbetreuungs­geldgesetz geändert werden

9. Punkt: Bericht über den Antrag 2356/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend verpflichtende Untersuchungen durch einen Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten und verpflichtende zahn­ärztliche Untersuchung im Rahmen des Mutter-Kind-Passes

10. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Registrierung von Gesundheitsberufen (Gesundheitsberuferegister-Gesetz – GBRegG) erlassen und das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert wird

11. Punkt: Bericht über den Antrag 2307/A(E) der Abgeordneten Ursula Haubner und Kollegen betreffend rasche Umsetzung der Gesundheitsberufe-Registrierung durch die überbetriebliche Interessenvertretung der zuständigen Berufsverbände im Gesund­heits­bereich

12. Punkt: Bericht über den Antrag 2328/A(E) der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gesundheitsberufe-Register durch überbetrieb­liche Interessenvertretungen

13. Punkt: Bericht über den Antrag 2324/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gesundheitsberufe-Registrierung durch MTD-Austria

14. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert wird (GuKG-Novelle 2013) und mit dem das MTD-Gesetz geändert wird (MTD-Gesetz-Novelle 2013)

15. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Arzneimittelgesetz, das Arzneiwarenein­fuhr­gesetz 2010, das Gewebesicherheitsgesetz, das Rezeptpflichtgesetz und das Gesund­heits- und Ernährungssicherheitsgesetz geändert werden

16. Punkt: Bericht über den Antrag 2327/A(E) der Abgeordneten Dr. Wolfgang Spadiut, Kollegin und Kollegen betreffend Verbesserung der Situation der chronischen Schmerzpatienten in Österreich

17. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Gehaltskassengesetz 2002 geändert wird

18. Punkt: Bericht über den Antrag 2135/A(E) der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend Einführung eines Gesundheitsbonus

19. Punkt: Bericht über den Antrag 2306/A(E) der Abgeordneten Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der Kostenbeteiligung in der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft

20. Punkt: Bericht über den Antrag 2030/A(E) der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gratisabgabe von Kondomen für Jugendliche bis 18 Jahren

21. Punkt: Bericht über den Antrag 2346/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erweiterung des Perso­nenkreises der entschädigungsberechtigten Thalidomid- beziehungsweise Contergan-Geschädigten

22. Punkt: Bericht über den Antrag 2290/A(E) der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufwertung der Hausärztin/des Hausarztes


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 3

23. Punkt: Bericht über den Antrag 2347/A(E) der Abgeordneten Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen betreffend Konzept „Gesundheit“

24. Punkt: Bericht über den Antrag 1070/A(E) der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Tabakkonsum und dessen negativen gesundheitlichen Folgen

25. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Lebensmittelsicherheits- und Verbraucher­schutzgesetz geändert wird

26. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bangseuchen-Gesetz, das Rinderleu­kose­gesetz und das Bundesgesetz zur Bekämpfung der Infektiösen Bovinen Rhinotracheitis und der Infektiösen Pustulösen Vulvovaginitis aufgehoben wird

27. Punkt: Bericht über den Antrag 2323/A der Abgeordneten Peter Haubner, Wolfgang Katzian, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Elektrizitätswirtschafts- und ‑organisationsgesetz 2010, das Gaswirtschafts­gesetz 2011 und das Energie-Control-Gesetz geändert werden

28. Punkt: Bericht über den Antrag 2353/A(E) der Abgeordneten Gerhard Huber, Ing. Mag. Hubert Kuzdas, Franz Hörl, Mag. Roman Haider, Dr. Gabriela Moser, Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen zur Unterstützung der durch die jüngsten Naturkatastrophen beeinträchtigten Tourismusbetriebe

29. Punkt: Bericht über den Antrag 2352/A(E) der Abgeordneten Ing. Mag. Hubert Kuzdas, Gabriel Obernosterer, Mag. Roman Haider, Dr. Gabriela Moser, Gerhard Huber, Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gesamtkonzept Touris­mus im ländlichen Raum

30. Punkt: Bericht über den Antrag 1226/A der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Gemeinnützigkeit im Wohnungswesen (WGG) geändert wird

31. Punkt: Bericht über den Antrag 2228/A(E) der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung einer Besteuerung von Rücklagen gemeinnütziger Wohnbaugenossenschaften, die die Grenze von 10 Prozent der Bilanzsumme überschreiten

32. Punkt: Bericht über den Antrag 2229/A(E) der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufhebung der Zwangszugehörigkeit gemein­nütziger Wohnbaugenossenschaften zu nach Art. 1 § 5 (2) WGG definierten Revisions­verbänden

33. Punkt: Bericht über den Antrag 2255/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen betreffend die unangemessen hohe Verzinsung von Eigenmitteln gemeinnütziger Wohnbauträger

34. Punkt: Bericht über den Antrag 2256/A(E) der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen gegen den Drehtüreffekt im gemeinnützigen Wohnbau

35. Punkt: Bericht über den Antrag 2263/A(E) der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend kein Platz für Spekulanten im gemein­nützigen Wohnbau

36. Punkt: Bericht über den Antrag 2264/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Trennung von Gemeinnützigkeit und Privatwirtschaft


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 4

37. Punkt: Bericht über den Antrag 2343/A(E) der Abgeordneten Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Spekulationsverbot für gemeinnützige Bauvereini­gungen

38. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Entwicklungshelfergesetz und das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz geändert werden

39. Punkt: Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Europäischen Agen­tur für das Betriebsmanagement von IT-Großsystemen im Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts über den Sitz des Back-up-Systems der Agentur

40. Punkt: Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 2304/A der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Karlheinz Kopf, Dr. Peter Fichten­bauer, Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäftsordnungsgesetz 1975) geändert wird

41. Punkt: Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 2305/A der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Karlheinz Kopf, Dr. Peter Fichten­bauer, Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäftsordnungsgesetz 1975) geändert wird, sowie über den

Antrag 1623/A der Abgeordneten Mag. Ewald Stadler, Kolleginnen und Kollegen be­tref­fend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird

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Inhalt

Nationalrat

Mandatsverzicht der Abgeordneten Dr. Günther Kräuter und Dr. Peter Fichtenbauer                            26

Angelobung der Abgeordneten Mag. Karin Greiner und Hans-Jörg Jenewein ....... 26

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 26

Geschäftsbehandlung

Einwendungen der Abgeordneten Josef Bucher, Kollegin und Kollegen gegen die Tagesordnung gemäß § 50 der Geschäftsordnung – Einwendungen finden keine Mehrheit ......................  26, 27

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeant­wortung 14186/AB gemäß § 92 Abs. 1 der Geschäftsordnung ........................................................................................ 51

Durchführung einer kurzen Debatte gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung ...... 189

Redner/Rednerinnen:

Christoph Hagen ...............................................................................................  189, 199

Bundesminister Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................ ... 191

Hannes Weninger ................................................................................................... ... 192

Ing. Hermann Schultes ........................................................................................... ... 193

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ..................................................................................... ... 195


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 5

Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ... 196

Gerhard Huber ........................................................................................................ ... 198

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z. 2 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 51

Antrag der Abgeordneten Ursula Haubner und Kollegen, den Bericht des Ge­sund­heitsausschusses über die Regierungsvorlage (2445 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Registrierung von Gesundheitsberufen (Ge­sund­heits­beruferegister-Gesetz – GBRegG) erlassen und das Gesundheits- und Kran­ken­pflegegesetz geändert wird (2555 d.B.), gemäß § 73 Abs. 3 Z. 2 der Ge­schäfts­ordnung an den Gesundheitsausschuss rückzuverweisen – Ablehnung .....................................  229, 230

Antrag der Abgeordneten Ursula Haubner und Kollegen, den Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (2444 d.B.): Bundes­gesetz, mit dem das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert wird (GuKG-Novelle 2013) und mit dem das MTD-Gesetz geändert wird (MTD-Gesetz-Novelle 2013) (2559 d.B.), gemäß § 73 Abs. 3 Z. 2 der Geschäftsordnung an den Gesundheitsausschuss rückzuverweisen – Ablehnung ............................................................................  230, 230

Aktuelle Stunde (56.)

Thema: „Väter sind kein Bankomat!“ ........................................................................ 27

Redner/Rednerinnen:

Josef Bucher ........................................................................................................... ..... 27

Bundesministerin Mag. Dr. Beatrix Karl .............................................................. ..... 30

Gabriele Binder-Maier ................................................................................................. 33

Ridi Maria Steibl ........................................................................................................... 34

Heinz-Christian Strache .............................................................................................. 35

Mag. Daniela Musiol ............................................................................................... ..... 37

Ursula Haubner ....................................................................................................... ..... 39

Christoph Hagen ..................................................................................................... ..... 40

Angela Lueger ......................................................................................................... ..... 42

Mag. Peter Michael Ikrath ...................................................................................... ..... 43

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein .................................................................... ..... 44

Mag. Albert Steinhauser ........................................................................................ ..... 46

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................ ..... 48

Bundesregierung

Vertretungsschreiben ..................................................................................................... 26

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................. 49

Auslieferungsbegehren

gegen die Abgeordnete Dr. Gabriela Moser ................................................................. 50

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kollegin und Kollegen an den Bundes­minister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend: Gewerkschaft blockiert – Wirtschaft verliert (15326/J)                131

Begründung: Ing. Robert Lugar .................................................................................. 135


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 6

Bundesminister Alois Stöger, diplômé ................................................................... 141

Debatte:

Martina Schenk ........................................................................................................... 148

Dr. Sabine Oberhauser, MAS (tatsächliche Berichtigung) ....................................... 150

Wolfgang Katzian .................................................................................................... ... 151

Peter Haubner ......................................................................................................... ... 153

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein .................................................................... ... 155

Karl Öllinger ............................................................................................................ ... 158

Sigisbert Dolinschek .............................................................................................. ... 161

Stefan Markowitz .................................................................................................... ... 163

Dr. Sabine Oberhauser, MAS ................................................................................ ... 164

Gabriele Tamandl ................................................................................................... ... 165

Werner Neubauer .................................................................................................... ... 167

Mag. Albert Steinhauser ........................................................................................ ... 169

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................ ... 171

Josef Muchitsch ...................................................................................................... ... 173

Konrad Steindl ........................................................................................................ ... 175

Dr. Ruperta Lichtenecker ....................................................................................... ... 176

Ernest Windholz ...................................................................................................... ... 178

Dr. Christoph Matznetter ....................................................................................... ... 180

Ing. Franz Windisch ................................................................................................ ... 181

Gerald Grosz ........................................................................................................... ... 183

Dr. Walter Rosenkranz ........................................................................................... ... 184

Ing. Robert Lugar .................................................................................................... ... 186

Verhandlungen

Gemeinsame Beratung über

1. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (2361 d.B.): 2. Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG zwischen dem Bund und den Ländern Niederösterreich, Oberösterreich und Wien über Vorhaben des Hochwasserschutzes im Bereich der österreichischen Donau (2471 d.B.)                          51

2. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag 2355/A(E) der Abgeordneten Anton Heinzl, Dr. Martin Bartenstein, Kolleginnen und Kollegen betreffend 2. Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG über Vorhaben des Hoch­wasserschutzes im Bereich der österreichischen Donau, beschleunigte Ab­wick­lung der geplanten Projekte (2472 d.B.) ....................................................................................... 51

Redner/Rednerinnen:

Anton Heinzl ............................................................................................................ ..... 52

Dr. Martin Bartenstein ............................................................................................ ..... 53

Elmar Podgorschek ................................................................................................ ..... 55

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .............................................................................. ..... 56

Sigisbert Dolinschek .............................................................................................. ..... 57

Christoph Hagen ..................................................................................................... ..... 58

Bundesministerin Doris Bures ............................................................................. ..... 61

Dietmar Keck ........................................................................................................... ..... 63

Dorothea Schittenhelm ............................................................................................... 64

Christoph Hagen (tatsächliche Berichtigung) .............................................................. 66

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ..................................................................................... ..... 66

Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ..... 68

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................ ..... 71

Mag. Josef Auer ...................................................................................................... ..... 72

Johannes Schmuckenschlager ............................................................................. ..... 74

Nikolaus Prinz ......................................................................................................... ..... 76


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 7

Angela Lueger (tatsächliche Berichtigung) .................................................................. 77

Karl Donabauer (tatsächliche Berichtigung) ................................................................ 77

Mag. Josef Auer (Erwiderung auf eine tatsächliche Berichtigung) .............................. 78

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christoph Hagen, Kollegin und Kolle­gen betreffend Rücknahme der Erhöhung der Parteienförderung von 2,41 € auf 4,60 € pro Wahlberechtigten zugunsten der Hochwasseropfer – Ablehnung................................................................................ 60, 78

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Hochwasserschutzversicherung – Ablehnung .......................................................  70, 78

Genehmigung der Vereinbarung in 2471 d.B. ................................................................ 78

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2472 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend 2. Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG über Vorhaben des Hochwasserschutzes im Bereich der österreichischen Donau, beschleunigte Abwicklung der geplanten Projekte (E 311)                        78

3. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (2443 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Schifffahrtsgesetz und das Seeschiff­fahrts­gesetz geändert werden (Schifffahrtsrechtsnovelle 2013) (2473 d.B.) ...................................................................................................................... 79

Redner/Rednerinnen:

Peter Stauber .......................................................................................................... ..... 79

Johann Singer ......................................................................................................... ..... 80

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ..................................................................................... ..... 80

Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ..... 81

Sigisbert Dolinschek .............................................................................................. ..... 81

Bundesministerin Doris Bures ............................................................................. ..... 82

Johann Hell .............................................................................................................. ..... 83

Johann Rädler ......................................................................................................... ..... 85

Annahme des Gesetzentwurfes ..................................................................................... 85

4. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag 2339/A(E) der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Anton Heinzl, Mag. Karin Hakl, Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Mag. Rainer Widmann, Martina Schenk, Kolleginnen und Kollegen betreffend barrierefreie Telekommunikation als wichtiger Beitrag zur Gleichstellung und Inklusion von Menschen mit Behinderungen und über den

Antrag 750/A(E) der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Schaffung einer Telefonvermittlungszentrale für gehörlose, hör- und sprechbehinderte sowie taubblinde Menschen (2474 d.B.) ......................................................................................................................................... 86

Redner/Rednerinnen:

Mag. Rosa Lohfeyer ..................................................................................................... 86

Mag. Karin Hakl ............................................................................................................ 87

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein .................................................................... ..... 88

Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ..... 88

Sigisbert Dolinschek .............................................................................................. ..... 89

Stefan Markowitz .................................................................................................... ..... 89

Bundesministerin Doris Bures ............................................................................. ..... 90

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2474 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend barrierefreie Telekommunikation als wichtiger Beitrag zur Gleichstellung und Inklusion von Menschen mit Behinderungen (E 312) .................................................................................................. 91


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 8

5. Punkt: Bericht des Landesverteidigungsausschusses über den Bericht der Bundesregierung betreffend Österreichische Sicherheitsstrategie Sicherheit in einer neuen Dekade – Sicherheit gestalten (III-218/2524 d.B.) ................................................................................................................ 91

Redner/Rednerinnen:

Dr. Peter Pilz ............................................................................................................ ..... 91

Dr. Josef Cap ........................................................................................................... ..... 93

Kurt List ................................................................................................................... ..... 95

Oswald Klikovits ..................................................................................................... ..... 96

Tanja Windbüchler-Souschill ................................................................................ ..... 97

Mario Kunasek ........................................................................................................ ..... 98

Herbert Scheibner .............................................................................................  100, 106

Bundesminister Mag. Gerald Klug ....................................................................... ... 102

Christoph Hagen ..................................................................................................... ... 105

Stefan Prähauser .................................................................................................... ... 107

Johann Höfinger ..................................................................................................... ... 109

Elmar Podgorschek ................................................................................................ ... 110

Otto Pendl ................................................................................................................... 111

Günter Kößl ................................................................................................................ 112

Mag. Christine Lapp, MA ........................................................................................... 113

Dorothea Schittenhelm .......................................................................................... ... 114

Kenntnisnahme des Berichtes III-218 d.B. ................................................................... 115

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2524 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend eine neue Österreichische Sicherheitsstrategie (E 313) ..................................................... 115

6. Punkt: Bericht des Landesverteidigungsausschusses über die Regierungs­vorlage (2200 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Wehrgesetz 2001, das Heeres­disziplinargesetz 2002, das Heeresgebührengesetz 2001, das Auslandseinsatz­gesetz 2001, das Militärbefugnisgesetz, das Sperrgebietsgesetz 2002, das Muni­tions­lagergesetz 2003, das Militärauszeichnungsgesetz 2002 sowie das Truppen­auf­enthaltsgesetz geändert werden (Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungs­gesetz – Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport – VwGAnpG-BMLVS) (2523 d.B.)               115

Redner/Rednerinnen:

Angela Lueger ......................................................................................................... ... 116

Oswald Klikovits ..................................................................................................... ... 120

Mario Kunasek ........................................................................................................ ... 122

Kurt List ................................................................................................................... ... 122

Christoph Hagen ..................................................................................................... ... 124

Bundesminister Mag. Gerald Klug ....................................................................... ... 124

Peter Stauber .......................................................................................................... ... 125

Mag. Bernd Schönegger ........................................................................................ ... 126

Entschließungsantrag der Abgeordneten Oswald Klikovits, Stefan Prä­hau­ser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung der Legislativmaßnahmen im Zusammenhang mit der Wehrdienstreform – Annahme (E 314) .................................................................................................................  121, 127

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 127

Gemeinsame Beratung über

7. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2360/A der Abgeordneten Dr. Sabine Oberhauser, MAS, Dr. Erwin Rasinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Psychologengesetz geändert wird (2572 d.B.) ............................................................ 128


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 9

8. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (2398 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Hebammengesetz und das Kinderbe­treuungsgeldgesetz geändert werden (2553 d.B.)             ............................................................................................................................. 128

9. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2356/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend verpflichtende Untersuchungen durch einen Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten und verpflichtende zahnärztliche Untersuchung im Rahmen des Mutter-Kind-Passes (2554 d.B.) ............................................................................ 128

Redner/Rednerinnen:

Dr. Sabine Oberhauser, MAS ................................................................................ ... 128

Dr. Erwin Rasinger ................................................................................................. ... 129

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein .................................................................... ... 199

Dr. Kurt Grünewald ................................................................................................ ... 201

Ursula Haubner ....................................................................................................... ... 204

Martina Schenk ....................................................................................................... ... 205

Bundesminister Alois Stöger, diplômé ............................................................... ... 206

Johann Hechtl ............................................................................................................. 207

Ridi Maria Steibl ......................................................................................................... 209

Dr. Andreas Karlsböck ........................................................................................... ... 209

Mag. Judith Schwentner ........................................................................................ ... 211

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufnahme der Arbeits- und Organisationspsychologie in das Psychologengesetz – Ablehnung  203, 213

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 2572 und 2553 d.B. ..................................... 213

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2554 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend verpflichtende Hals-, Nasen- und Ohrenuntersuchung durch einen Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes (E 315) ............................ 214

Gemeinsame Beratung über

10. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (2445 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Registrierung von Gesundheitsberufen (Gesundheitsberuferegister-Gesetz – GBRegG) erlas­sen und das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert wird (2555 d.B.)               ............................................................................................................................. 214

11. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2307/A(E) der Abgeordneten Ursula Haubner und Kollegen betreffend rasche Umsetzung der Gesundheitsberufe-Registrierung durch die überbetriebliche Interessenvertretung der zuständigen Berufsverbände im Gesundheitsbereich (2556 d.B.)     ............................................................................................................................. 214

12. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2328/A(E) der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gesund­heitsberufe-Register durch überbetriebliche Interessenvertretungen (2557 d.B.) .............................................................................. 215

13. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2324/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gesundheitsberufe-Registrierung durch MTD-Austria (2558 d.B.) ........................................................................................................ 215

14. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (2444 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert wird (GuKG-Novelle 2013) und mit dem das MTD-Gesetz geändert wird (MTD-Gesetz-Novelle 2013) (2559 d.B.) .................................. 215


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 10

Redner/Rednerinnen:

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein .................................................................... ... 215

Dr. Sabine Oberhauser, MAS ................................................................................ ... 216

Dr. Kurt Grünewald ................................................................................................ ... 217

Dr. Erwin Rasinger ................................................................................................. ... 219

Dr. Wolfgang Spadiut ............................................................................................. ... 221

Wilhelm Haberzettl ................................................................................................. ... 222

Ing. Robert Lugar .................................................................................................... ... 223

Bundesminister Alois Stöger, diplômé ............................................................... ... 224

Claudia Durchschlag .............................................................................................. ... 225

Dr. Andreas Karlsböck ........................................................................................... ... 226

Mag. Gertrude Aubauer ......................................................................................... ... 228

Ursula Haubner ....................................................................................................... ... 228

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Sabine Oberhauser, MAS, Dr. Erwin Rasinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gesundheitsberufe­register-Gesetz – Annahme (E 316)  200, 231

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 2555 und 2559 d.B. ..................................... 230

Kenntnisnahme der drei Ausschussberichte 2556, 2557 und 2558 d.B. .................... 231

Gemeinsame Beratung über

15. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (2446 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Arzneimittelgesetz, das Arzneiwaren­ein­fuhrgesetz 2010, das Gewebesicherheitsgesetz, das Rezeptpflichtgesetz und das Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz geändert werden (2560 d.B.)    ............................................................................................................................. 231

16. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2327/A(E) der Abgeordneten Dr. Wolfgang Spadiut, Kollegin und Kollegen betreffend Verbes­se­rung der Situation der chronischen Schmerzpatienten in Österreich (2561 d.B.) .................................................................................................. 231

17. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (2377 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Gehaltskassengesetz 2002 geändert wird (2562 d.B.) ................................ 231

18. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2135/A(E) der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend Einführung eines Gesundheitsbonus (2563 d.B.)                     232

19. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2306/A(E) der Abgeordneten Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der Kostenbeteiligung in der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) (2564 d.B.) .............. 232

20. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2030/A(E) der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gratisabgabe von Kondomen für Jugendliche bis 18 Jahren (2565 d.B.) ................................................................................................... 232

21. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2346/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erweiterung des Personenkreises der entschädigungsberechtigten Thalidomid- beziehungsweise Contergan-Geschädigten (2566 d. B.)         ............................................................................................................................. 232

22. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2290/A(E) der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufwer­tung der Hausärztin/des Hausarztes (2567 d.B.)          ............................................................................................................................. 232


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 11

23. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2347/A(E) der Abgeordneten Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kon­zept „Gesundheit“ (2568 d.B.)                         232

24. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 1070/A(E) der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Tabakkonsum und dessen negativen gesundheitlichen Folgen (2569 d.B.) ............... 232

Redner/Rednerinnen:

Dr. Andreas Karlsböck ........................................................................................... ... 233

Petra Bayr ................................................................................................................ ... 234

Dr. Kurt Grünewald ................................................................................................ ... 235

Dr. Erwin Rasinger ................................................................................................. ... 236

Dr. Wolfgang Spadiut ............................................................................................. ... 238

Erwin Spindelberger .............................................................................................. ... 240

Martina Schenk ....................................................................................................... ... 241

Bundesminister Alois Stöger, diplômé ............................................................... ... 242

Claudia Durchschlag .............................................................................................. ... 243

Rupert Doppler ....................................................................................................... ... 243

Dr. Ruperta Lichtenecker ....................................................................................... ... 244

Ursula Haubner ....................................................................................................... ... 245

Stefan Markowitz .................................................................................................... ... 245

Bernhard Vock ........................................................................................................ ... 246

Tanja Windbüchler-Souschill ................................................................................ ... 247

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein .................................................................... ... 248

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang Spadiut, Kollegin und Kollegen betreffend Sicherstellung des Rettungswesens für Versicherte der steirischen Gebietskrankenkasse – Ablehnung              239, 249

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 2560 und 2562 d.B. ..................................... 249

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2561 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend Verbesserung der Situation der SchmerzpatientInnen in Österreich (E 317) ............. 249

Kenntnisnahme der vier Ausschussberichte 2563, 2564, 2566 und 2568 d.B. ........... 250

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2565 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend Aufklärung und Prävention zum Schutz von Jugendlichen und Kindern (E 318) ........ 250

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2567 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend Aufwertung der Hausärztin/des Hausarztes (E 319) ................................................... 250

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2569 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Tabakkonsum und dessen negativen gesundheitlichen Folgen (E 320)         ............................................................................................................................. 250

Gemeinsame Beratung über

25. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (2400 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Lebensmittelsicherheits- und Ver­braucher­schutzgesetz geändert wird (2570 d.B.)                     251

26. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (2376 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bangseuchen-Gesetz, das Rinderleu-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 12

kose­gesetz und das Bundesgesetz zur Bekämpfung der Infektiösen Bovinen Rhinotracheitis und der Infektiösen Pustulösen Vulvovaginitis aufgehoben wird (2571 d.B.) ....................................................................................................................................... 251

Redner/Rednerinnen:

Ing. Erwin Kaipel ..................................................................................................... ... 251

Anna Höllerer .......................................................................................................... ... 252

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein .................................................................... ... 253

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................ ... 254

Dr. Wolfgang Spadiut ............................................................................................. ... 255

Bundesminister Alois Stöger, diplômé ............................................................... ... 255

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 2570 und 2571 d.B. ..................................... 256

27. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Industrie über den Antrag 2323/A der Abgeordneten Peter Haubner, Wolfgang Katzian, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Elektrizitätswirtschafts- und ‑organisationsgesetz 2010, das Gaswirtschaftsgesetz 2011 und das Energie-Control-Gesetz geändert werden (2389 d.B.) .............................................................. 257

Redner/Rednerinnen:

Werner Herbert ....................................................................................................... ... 257

Peter Haubner ......................................................................................................... ... 258

Wolfgang Katzian .................................................................................................... ... 307

Mag. Christiane Brunner ....................................................................................... ... 308

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................ ... 309

Ing. Robert Lugar .................................................................................................... ... 310

Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner ......................................................... ... 311

Dr. Christoph Matznetter ....................................................................................... ... 313

Mag. Albert Steinhauser ........................................................................................ ... 314

Hannes Weninger ................................................................................................... ... 316

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 316

Gemeinsame Beratung über

28. Punkt: Bericht des Tourismusausschusses über den Antrag 2353/A(E) der Abgeordneten Gerhard Huber, Ing. Mag. Hubert Kuzdas, Franz Hörl, Mag. Roman Haider, Dr. Gabriela Moser, Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Maßnahmen zur Unterstützung der durch die jüngsten Naturkatastrophen beeinträchtigten Tourismusbetriebe (2476 d.B.) .......................................................... 317

29. Punkt: Bericht des Tourismusausschusses über den Antrag 2352/A(E) der Abgeordneten Ing. Mag. Hubert Kuzdas, Gabriel Obernosterer, Mag. Roman Haider, Dr. Gabriela Moser, Gerhard Huber, Stefan Markowitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gesamtkonzept Tourismus im ländlichen Raum (2477 d.B.)   ............................................................................................................................. 317

Redner/Rednerinnen:

Franz Hörl ................................................................................................................ ... 317

Johann Hell .............................................................................................................. ... 319

Mag. Roman Haider ................................................................................................... 320

Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 321

Gerhard Huber ........................................................................................................ ... 323

Stefan Markowitz .................................................................................................... ... 324

Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner ......................................................... ... 326

Gabriel Obernosterer ............................................................................................. ... 328

Mag. Rosa Lohfeyer ............................................................................................... ... 329


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 13

Maximilian Linder ................................................................................................... ... 330

Erwin Preiner .......................................................................................................... ... 331

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend mehr Unterstützung für die von den Alpinvereinen bereitgestellte Infrastruktur für nachhaltigen Alpintourismus – Ablehnung ............................................................................................................  322, 332

Entschließungsantrag der Abgeordneten Stefan Markowitz, Kollegin und Kollegen betreffend keine Mehrwertsteuererhöhung auf Logis – Ablehnung ................................................  325, 332

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2476 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend Maßnahmen zur Unterstützung der durch die jüngsten Naturkatastrophen beeinträchtigten Tourismusbetriebe (E 321) .......................................................................................................................... 332

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2477 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend Gesamtkonzept Tourismus im ländlichen Raum (E 322) ........................................... 332

Gemeinsame Beratung über

30. Punkt: Bericht des Bautenausschusses über den Antrag 1226/A der Abge­ordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Gemeinnützigkeit im Wohnungs­wesen (WGG) geändert wird (2478 d.B.) ................. 332

31. Punkt: Bericht des Bautenausschusses über den Antrag 2228/A(E) der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ein­führung einer Besteuerung von Rücklagen gemeinnütziger Wohnbaugenossen­schaften, die die Grenze von 10 Prozent der Bilanzsumme überschreiten (2479 d.B.)         ............................................................................................................................. 332

32. Punkt: Bericht des Bautenausschusses über den Antrag 2229/A(E) der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Auf­hebung der Zwangszugehörigkeit gemeinnütziger Wohnbaugenossenschaften zu nach Art. 1 § 5 (2) WGG definierten Revisionsverbänden (2480 d.B.)   ............................................................................................................................. 332

33. Punkt: Bericht des Bautenausschusses über den Antrag 2255/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen betreffend die unangemessen hohe Verzinsung von Eigenmitteln gemeinnütziger Wohnbau­träger (2481 d.B.) ................................................................ 333

34. Punkt: Bericht des Bautenausschusses über den Antrag 2256/A(E) der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen gegen den Drehtüreffekt im gemeinnützigen Wohnbau (2482 d.B.) ................................................................................................... 333

35. Punkt: Bericht des Bautenausschusses über den Antrag 2263/A(E) der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend kein Platz für Spekulanten im gemeinnützigen Wohnbau (2483 d.B.) .................................................................................................................... 333

36. Punkt: Bericht des Bautenausschusses über den Antrag 2264/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Trennung von Gemeinnützigkeit und Privatwirtschaft (2484 d.B.) ................................................................................................................................... ... 333

37. Punkt: Bericht des Bautenausschusses über den Antrag 2343/A(E) der Ab­ge­ordneten Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Speku­lationsverbot für gemeinnützige Bauvereinigungen (2485 d.B.) .................................................................................................................... 333

Redner/Rednerinnen:

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ..................................................................................... ... 333

Johann Singer ......................................................................................................... ... 335


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 14

Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ... 336

Mag. Ruth Becher ................................................................................................... ... 338

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................ ... 339

Franz Hörl ................................................................................................................ ... 340

Bernhard Vock ........................................................................................................ ... 341

Franz Kirchgatterer ................................................................................................ ... 342

Rupert Doppler ....................................................................................................... ... 343

Mag. Elisabeth Grossmann ................................................................................... ... 343

Johann Hell .............................................................................................................. ... 344

Elmar Mayer ............................................................................................................ ... 344

Walter Schopf .......................................................................................................... ... 345

Kenntnisnahme der acht Ausschussberichte 2478, 2479, 2480, 2481, 2482, 2483, 2484 und 2485 d.B.              ............................................................................................................................. 346

38. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungs­vorlage (2375 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Entwicklungshelfergesetz und das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz geändert werden (2450 d.B.) ........................................................................................ 347

Redner/Rednerinnen:

Franz Glaser ............................................................................................................ ... 347

Petra Bayr ................................................................................................................ ... 349

Mag. Judith Schwentner ........................................................................................ ... 350

Gerhard Huber ........................................................................................................ ... 351

Christoph Hagen ..................................................................................................... ... 351

Renate Csörgits ...................................................................................................... ... 352

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ........................................................................ ... 352

Dr. Johannes Hübner ............................................................................................. ... 353

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Bayr, Franz Glaser, Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Eindämmung von Nahrungsmittelspekulation und stärkere Regulierung des Derivathandels mit landwirtschaftlichen Rohstoffen – Annahme (E 323)          348, 354

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 353

39. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungs­vorlage (2363 d.B.): Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Euro­päischen Agentur für das Betriebsmanagement von IT-Großsystemen im Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts über den Sitz des Back-up-Systems der Agentur (2451 d.B.) ...................................................................................................... 354

Redner/Rednerinnen:

Dr. Johannes Hübner ............................................................................................. ... 354

Eva-Maria Himmelbauer, BSc ............................................................................... ... 355

Mag. Alev Korun ..................................................................................................... ... 356

Herbert Scheibner .................................................................................................. ... 356

Christoph Hagen ..................................................................................................... ... 357

Genehmigung des Staatsvertrages ............................................................................. 357

Gemeinsame Beratung über

40. Punkt: Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 2304/A der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Karlheinz Kopf, Dr. Peter Fichten­bauer, Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäftsord­nungsgesetz 1975) geändert wird (2494 d.B.) ............................................................. 357


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 15

41. Punkt: Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 2305/A der Abgeordneten Dr. Josef Cap, Karlheinz Kopf, Dr. Peter Fichtenbauer, Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäftsordnungsgesetz 1975) geändert wird, sowie über den

Antrag 1623/A der Abgeordneten Mag. Ewald Stadler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geän­dert wird (2495 d.B.) ................... 357

Redner/Rednerinnen:

Dieter Brosz, MSc ................................................................................................... ... 357

Hannes Weninger ................................................................................................... ... 358

Werner Amon, MBA ............................................................................................... ... 359

Mag. Harald Stefan ................................................................................................. ... 359

Herbert Scheibner .................................................................................................. ... 359

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 2494 und 2495 d.B. in zweiter Lesung ........ 359

Eingebracht wurden

Berichte ......................................................................................................................... 50

Vorlage 136 BA: Monatserfolg Mai 2013; BM f. Finanzen

III-430: Lebensmittelsicherheitsbericht 2012; BM f. Gesundheit

III-431: Kulturbericht 2012; BM f. Unterricht, Kunst und Kultur

III-432: Kunstbericht 2012; Bundesregierung

Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG ................................................................. 50

Aufnahme der Verhandlungen zum Abschluss eines Protokolls zur Abänderung des am 23. Juni 1977 unterzeichneten Abkommens zwischen der Republik Österreich und der Republik Tunesien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen, BGBl. Nr. 516/1978

Aufnahme der Verhandlungen zum Abschluss eines Protokolls zur Abänderung des am 4. August 2005 unterzeichneten Abkommens zwischen der Republik Österreich und der Islamischen Republik Pakistan zur Vermeidung der Doppel­besteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen samt Protokoll, BGBl. III Nr. 49/2007

Aufnahme der Verhandlungen zum Abschluss eines Protokolls zur Abänderung des am 9. April 1981 unterzeichneten Abkommens zwischen der Republik Öster­reich und der Republik der Philippinen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerumgehung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen, BGBl. Nr. 107/1982

Antrag der Abgeordneten

Christoph Hagen, Kollegin und Kollegen betreffend Mindestgeschwindigkeit von 110 km/h auf der Überholspur bei zweispurigen Autobahnen (2371/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 16

Anfragen der Abgeordneten

Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Verzugszinssatz bei ausste­henden Versicherungsbeiträgen der SVA 2012 (15282/J)

Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Freiwillige Arbeitslosen­versiche­rung für Selbständige (15283/J)

Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Befreiung vom Kostenanteil bei geringen Einkünften in der SVA 2012 (15284/J)

Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Beantwortung von Anfragen zur Bundesbeschaffung GmbH (BBG) (15285/J)

Christoph Hagen, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Offenlegung möglicher Kontakte des Innenministeriums zum US-Geheimdienst NSA (15286/J)

Christoph Hagen, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend aktuelles Führerscheingesetz (15287/J)

Christoph Hagen, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend derzeitigen Verhandlungsstand mit dem deutschen Finanzministerium bezüglich Bezieher deutscher Renten (15288/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15289/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15290/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15291/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15292/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15293/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15294/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15295/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15296/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung und Sport betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15297/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 17

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Besetzung von Leitungsfunk­tionen (15298/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15299/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15300/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15301/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Besetzung von Leitungsfunktionen (15302/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Zahlungen im Zusammenhang mit den Privatisierungen 2000 bis 2006/Börsegang der Post AG (15303/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Zahlungen im Zusammenhang mit den Privatisierungen 2000 bis 2006/Bör­se­gang der Post AG (15304/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Öffentlichkeitsarbeit des Bundeskanzleramts beziehungsweise der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst im Jahr 2013 und darüber hinaus (15305/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Öffentlichkeitsarbeit des Bundes­ministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten im Jahr 2013 und darüber hinaus (15306/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Öffentlichkeitsarbeit des Bundesminis­teriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz im Jahr 2013 und darüber hinaus (15307/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finan­zen betreffend Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Finanzen im Jahr 2013 und darüber hinaus (15308/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesund­heit betreffend Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Gesundheit im Jahr 2013 und darüber hinaus (15309/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Inneres beziehungsweise des Integrationsstaatssekretariats im Jahr 2013 und darüber hinaus (15310/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Justiz im Jahr 2013 und darüber hinaus (15311/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Lan­desverteidigung und Sport betreffend Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport im Jahr 2013 und darüber hinaus (15312/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 18

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft im Jahr 2013 und darüber hinaus (15313/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur im Jahr 2013 und darüber hinaus (15314/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Öffentlichkeitsarbeit des Bundesminis­teriums für Verkehr, Innovation und Technologie im Jahr 2013 und darüber hinaus (15315/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministe­riums für Wirtschaft, Familie und Jugend im Jahr 2013 und darüber hinaus (15316/J)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Umsetzung des SP/VP-Regierungsprogrammes für die XXIV. Gesetzgebungsperiode im Bereich Wissenschaft und Forschung: „Weiter­entwicklung des Universitätsgesetzes 2002“ (15317/J)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Umsetzung des SP/VP-Regierungsprogrammes für die XXIV. Gesetzgebungsperiode im Bereich Wissenschaft und Forschung: „Bekenntnis zum Ziel 2% BIP in tertiäre Bildung“ (15318/J)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Umsetzung des SP/VP-Regierungsprogrammes für die XXIV. Gesetzgebungsperiode im Bereich Wissenschaft und Forschung: „Neue Wege in der Qualitätssicherung nach europäischen Maßstäben“ (15319/J)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Umsetzung des SP/VP-Regierungsprogrammes für die XXIV. Gesetzgebungsperiode im Bereich Wissenschaft und Forschung: „Ein Österreichischer Hochschulplan“ (15320/J)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Umsetzung des SP/VP-Regierungsprogrammes für die XXIV. Gesetzgebungsperiode im Bereich Wissenschaft und Forschung: „Fortset­zung der Generalsanierungsoffensive für eine moderne Universitätsstruktur“ (15321/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend „Freier Eintritt“ – Inserat des BMUKK in „Österreich“ am 26. Juni 2013 (15322/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Gesundheit betreffend düstere Bilanzaussichten für die Jahre 2014 und 2015 bei der WGKK (15323/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend N.N.’s Angaben bezüglich angeblich belegbarer Kontakte des Verfassungs­schutzes zu Neonazis (15324/J)

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung und Sport betreffend menschenrechtliche Bedenken zu Verkauf von österreichischen Jagd-Panzern (15325/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 19

Ing. Robert Lugar, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend: Gewerkschaft blockiert – Wirtschaft verliert (15326/J)

Stefan Markowitz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend unzureichende Anfragebeantwortung 14327/AB (15327/J)

Stefan Markowitz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Inklusionspädagogik trotz „LehrerInnenbildung Neu“ (15328/J)

Stefan Markowitz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Nachhilfe für Lehrlinge (15329/J)

Stefan Markowitz, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Nachhilfe für Lehrlinge (15330/J)

Stefan Markowitz, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Nachhilfe für Lehrlinge (15331/J)

Stefan Markowitz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Durchgriffsrechte für Eltern gegen schlechte Lehrer (15332/J)

Ing. Robert Lugar, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Ungereimtheiten bei Bohrungen in Hohenau bei den March-Thaya-Auen (15333/J)

Stefan Markowitz, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Haltungsschäden bei Schulkindern (15334/J)

Stefan Markowitz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Haltungsschäden bei Schulkindern (15335/J)

Stefan Markowitz, Kollegin und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Folgen bei Wegfall der Gebührenrefundierung für den ORF (15336/J)

Martina Schenk und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend „Keine diskriminierenden Angaben hinsichtlich des Personenstandes“ (15337/J)

Christoph Hagen, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend geleistete Arbeitsstunden für Verkehrsregelungen in der Polizeidirektion Wien (15338/J)

Johannes Schmuckenschlager, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport betreffend mangelnde Unterstützung des Ent­schließungs­­antrages betreffend die Schaffung von rechtlichen Rahmenbedingungen für die Zusam­menarbeit zwischen Schulen und dem organisierten Sport bei Bewegungsangeboten im Rahmen von Betreuungsformen in den Schulen außerhalb des Regelunterrichts (15339/J)

Johannes Schmuckenschlager, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend mangelnde Unterstützung des Ent­schließungs­antrages betreffend die Schaffung von rechtlichen Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit zwischen Schulen und dem organisierten Sport bei Bewe­gungs­angeboten im Rahmen von Betreuungsformen in den Schulen außerhalb des Regelunterrichts (15340/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 20

Mag. Josef Lettenbichler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Aufnahme der Vignettenkontrolle auf der A 12 Inntal Autobahn zwischen der Staatsgrenze bei Kiefersfelden und der Anschlussstelle Kufstein-Süd ab 1. Dezember 2013 (15341/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Missstände im Bereich des Landesschulrates für Nieder­österreich und Mobbing durch Beamte des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (15342/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Ausbau der Tagesbetreuung (15343/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend schwere Missstände im Jugendstrafvollzug (15344/J)

Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Aufträge an Demner, Merlicek & Bergmann (15345/J)

Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Aufträge an Demner, Merlicek & Bergmann (15346/J)

Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Aufträge an Demner, Merlicek & Bergmann (15347/J)

Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Aufträge an Demner, Merlicek & Bergmann (15348/J)

Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport betreffend Aufträge an Demner, Merlicek & Bergmann (15349/J)

Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Aufträge an Demner, Merlicek & Bergmann (15350/J)

Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Aufträge an Demner, Merlicek & Bergmann (15351/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend geplante Finanzierung des sozialen Wohnbau mit Pensionskassengeld (15352/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Entwicklung der Gemeinwirtschaft­lichen Leistungen (15353/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesver­teidigung und Sport betreffend Reform des Wehrdienstes – Überarbeitung der Kriterien für die Tauglichkeit (15354/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Eigentumsdelikte im ersten Halbjahr 2013 in den Landeshauptstädten (15355/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Asylwesen im ersten Halbjahr 2013 (15356/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend unrechtmäßige Inanspruchnahme von sozialen Leistungen im ersten Halb­jahr 2013 (15357/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 21

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minis­ter für Gesundheit betreffend tatsächliche Zahl der Drogentoten (15358/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Teleradiologie (15359/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Auslastung der Betreuungseinrichtungen Juli 2013 (15360/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Untersuchungen zur Altersdiagnose im ersten Halbjahr 2013 (15361/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Fremdenkriminalität im ersten Halbjahr 2013 (15362/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Flugabgabe – Zusammensetzung und Entwicklung (15363/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Gewaltdelikte im ersten Halbjahr 2013 in den Landeshauptstädten (15364/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Gesamtkriminalität in Österreich im ersten Halbjahr 2013 (15365/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Gesundheit betreffend Bilanzaussichten der Gebietskrankenkassen für die Jahre 2014 und 2015 (15366/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Kündigungen im Krankenstand (15367/J)

Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesund­heit betreffend die Kontamination von Obst und Gemüse mit Perchlorat (15368/J)

Hans-Jörg Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend österreichische Teilnahme an der Universiade in Kazan (RUS) (15369/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Überprüfung eines behaupteten Verwandtschaftsverhältnisses im ersten Halbjahr 2013 (15370/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend verschwundene Asylwerber im ersten Halbjahr 2013 (15371/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Aufenthaltsehen im ersten Halbjahr 2013 (15372/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Team­training/Teambildung (15373/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Teamtraining/Teambildung (15374/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Teamtraining/Teambildung (15375/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Teamtraining/Teambildung (15376/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 22

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Teamtraining/Teambildung (15377/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Teamtraining/Teambildung (15378/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Teamtraining/Teambildung (15379/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Teamtraining/Teambildung (15380/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­ver­teidigung und Sport betreffend Teamtraining/Teambildung (15381/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Teamtraining/Teambildung (15382/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Teamtraining/Teambildung (15383/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Teamtraining/Teambildung (15384/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Teamtraining/Teambildung (15385/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Teamtraining/Teambildung (15386/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Sprach­kurse (15387/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Sprachkurse (15388/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Sprachkurse (15389/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Sprachkurse (15390/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Sprachkurse (15391/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Sprachkurse (15392/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Sprachkurse (15393/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Sprachkurse (15394/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesver­teidigung und Sport betreffend Sprachkurse (15395/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 23

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Sprachkurse (15396/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Sprachkurse (15397/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Sprachkurse (15398/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Sprachkurse (15399/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Sprachkurse (15400/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Coaching (15401/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Coaching (15402/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Coaching (15403/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Coaching (15404/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Coaching (15405/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Coaching (15406/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Coaching (15407/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Coaching (15408/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesver­teidigung und Sport betreffend Coaching (15409/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Coaching (15410/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Coaching (15411/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Coaching (15412/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Coaching (15413/J)

Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Coaching (15414/J)

Ing. Hermann Schultes, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend dringenden Handlungsbedarf von Sa-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 24

nie­rung und Anpassung an den Stand der Technik der Hochwasserschutzbauten Marchfeld (15415/J)

Mag. Bernd Schönegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Lan­desverteidigung und Sport betreffend Verkauf von heereseigenen Liegenschaften (15416/J)

Oswald Klikovits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesver­teidigung und Sport betreffend Reform der Zentralstelle (15417/J)

Anfragebeantwortungen

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolle­ginnen und Kollegen (14350/AB zu 14656/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (14351/AB zu 14657/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (14352/AB zu 14658/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (14353/AB zu 14669/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Bucher, Kollegin und Kollegen (14354/AB zu 14651/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Bucher, Kollegin und Kollegen (14355/AB zu 14652/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (14356/AB zu 14662/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Bucher, Kollegin und Kollegen (14357/AB zu 14673/J, 14674/J, 14675/J, 14676/J, 14677/J, 14678/J, 14679/J, 14680/J, 14681/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (14358/AB zu 14660/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Bucher, Kollegin und Kollegen (14359/AB zu 14671/J)

der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Bucher, Kollegin und Kollegen (14360/AB zu 14672/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (14361/AB zu 14650/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Hermann Schultes, Kolleginnen und Kollegen (14362/AB zu 14653/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abge­ordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (14363/AB zu 14666/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abge­ordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (14364/AB zu 14667/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 25

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (14365/AB zu 14663/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (14366/AB zu 14733/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen (14367/AB zu 14739/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (14368/AB zu 14682/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Erich Tadler, Kollegin und Kollegen (14369/AB zu 14809/J)

*****

der Präsidentin des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen (97/ABPR zu 98/JPR)

der Präsidentin des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (98/ABPR zu 99/JPR)

der Präsidentin des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (99/ABPR zu 100/JPR)


 


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 26

09.05.38 Beginn der Sitzung: 9.06 Uhr

Vorsitzende: Präsidentin Mag. Barbara Prammer, Zweiter Präsident Fritz Neugebauer, Dritter Präsident Mag. Dr. Martin Graf.

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Guten Morgen, meine Damen und Herren!

Ich eröffne die Sitzung und darf Sie bitten, sich auf Ihre Plätze zu begeben.

Die Amtlichen Protokolle der 211. und 212. Sitzung vom 27. Juni 2013 sind in der Parla­mentsdirektion aufgelegen und unbeanstandet geblieben.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Großruck, Kickl, Mag. Unterreiner, Zanger, Mag. Schatz und Ing. Westenthaler.

Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich gebe bekannt, dass der Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Rudolf Hundstorfer heute durch Bundes­minister Alois Stöger vertreten wird.

09.06.19Mandatsverzicht und Angelobung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Von der Bundeswahlbehörde sind die Mittei­lungen eingelangt, dass die Abgeordneten Dr. Günther Kräuter und Dr. Peter Fich­ten­bauer auf ihre Mandate verzichtet haben und Frau Mag. Karin Greiner sowie Herr Hans-Jörg Jenewein neu in den Nationalrat berufen wurden.

Da die Wahlscheine bereits vorliegen und die Genannten im Hause anwesend sind, werde ich sogleich ihre Angelobung vornehmen.

Nach Verlesung der Gelöbnisformel und über Namensaufruf durch die Schriftführung werden die neuen Mandatare ihre Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten haben.

Ich ersuche nun die Schriftführerin, Frau Mag. Lohfeyer, um die Verlesung der Gelöb­nisformel. – Bitte.

 


9.07.01

Schriftführerin Mag. Rosa Lohfeyer: „Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“

Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Mag. Lohfeyer leisten die Abgeordneten Mag. Karin Greiner (SPÖ) und Hans-Jörg Jenewein (FPÖ) die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“.

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich begrüße die neuen Abgeordneten herzlich in unserer Mitte. (Allgemeiner Beifall.)

09.07.30Einwendungen gegen die Tagesordnung gemäß § 50 GOG

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zur Geschäftsbehandlung hat sich Herr Klubob­mann Bucher zu Wort gemeldet. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 27

9.07.49

Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Wir erheben Einwendung gegen die Tagesordnung, weil wir seit mittler­weile über einem halben Jahr in diesem Haus darüber diskutieren und verhandeln, ein verfassungsrechtliches Spekulationsverbot zustande zu bringen.

Die Aufregung war anfangs sehr groß, das Bemühen war ebenfalls sehr groß. Letzt­endlich hat aber die Regierungsparteien Rot und Schwarz der Mut verlassen, sich gegen die Landeshauptleute und Landesfürsten durchzusetzen und ein Spekulations­verbot auch in die Verfassung zu schreiben.

Wir wollen, dass dieses Spekulationsverbot auch behandelt wird hier im Nationalrat, dass es auf die Tagesordnung kommt, ganz vorne hinkommt, an prominente Stelle, damit wir das im Interesse der Staatsbürger, der Steuerzahler in Österreich auch tat­sächlich umsetzen können! (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Strache.)

9.08


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Sie haben die Einwendungen gehört.

Herr Klubobmann Bucher hat im Sinne des § 50 der Geschäftsordnung schriftlich Ein­wen­dungen gegen die schriftlich mitgeteilte Tagesordnung der heutigen Sitzung erho­ben. Die Einwendungen bezwecken, die Berichte des Budgetausschusses 2183 bis 2187 der Beilagen als Tagesordnungspunkte auf die heutige Tagesordnung zu setzen.

Ich trete diesen Einwendungen nicht bei, weshalb der Nationalrat zu entscheiden hat. Da es keine Wortmeldungen dazu gibt, lasse ich auch gleich abstimmen.

Ich ersuche jene Abgeordneten, die den Einwendungen Rechnung tragen wollen – das heißt, die eben genannten Berichte des Budgetausschusses als Tagesordnungs­punkte 1 bis 5 auf die heutige Tagesordnung zu setzen –, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das findet nicht die Mehrheit.

Somit bleibt es bei der schriftlich mitgeteilten Tagesordnung für die heutige Sitzung.

*****

Ich gebe bekannt, dass diese Sitzung von ORF 2 bis 13 Uhr und von ORF III in voller Länge live übertragen wird.

09.09.59Aktuelle Stunde

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:

„Väter sind kein Bankomat!“

(Ruf: Und Mütter sind keine Bumsmaschinen!)

Als Erster zu Wort gelangt Herr Klubobmann Bucher. Die Redezeit beträgt 10 Minu­ten. – Bitte.

 


9.10.01

Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben für die heutige Aktuelle Stunde ein Thema gewählt, das eigent­lich eine sehr hohe Betroffenheit in Österreich auslöst, wenn man sich die familien­politischen Verhältnisse in unserem Land genauer ansieht. Es geht um die Situation der geschiedenen Väter, es geht darum, auch einmal das Blitzlicht auf jene Bevölke-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 28

rungs­gruppe zu richten, die oftmals bei familienpolitischen Überlegungen und vor allem familienpolitischen Entscheidungen unter den Tisch gekehrt wird.

Das ist notwendig im Sinne einer gleichberechtigten Gesellschaft und vor allem einer gleichberechtigten Familienpolitik, wo das Kindeswohl, wo auch das Wohl der Mütter, aber natürlich auch das Wohl der Väter gleichermaßen berücksichtigt werden muss. Und die Situation der geschiedenen Väter, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist oft geprägt von Nöten und Leid. Viele Väter, die geschieden sind, haben oft keine Exis­tenzgrundlage und sind oft auch nicht mehr in der Lage, eine neue Familie zu gründen. Daher wollen wir heute in der Aktuellen Stunde einmal den Scheinwerfer auf jene Bevöl­kerungsgruppe in unserem Land richten, die in den letzten Jahren vernach­lässigt worden ist und auf die tatsächlich niemand geschaut hat. (Beifall beim BZÖ sowie der Abgeordneten Strache und Ing. Hofer.)

Es ist so, dass wir ein Unterhaltsrecht haben und auch eine Familienpolitik betreiben, die nicht mehr nahe genug am Leben ist – am Leben der Menschen, am Leben der Familie, an der Lebenswirklichkeit unserer Bürger. Daher wollen wir einiges im Unter­halts­recht ändern und darauf hinweisen, dass wir in Österreich derzeit 1,1 Millionen Personen haben, die in Patchworkfamilien leben. Es ist nicht mehr so, dass das alte Familienbild des letzten Jahrtausends Anwendung findet, sondern wir müssen uns darauf konzentrieren, die veränderten Formen, Bedingungen des menschlichen Zu­sammenlebens, der Familiengründung auch in den politischen Fokus zu rücken, um daraus die richtigen Maßnahmen abzuleiten und Entscheidungen zu treffen.

17 000 Scheidungen pro Jahr, meine sehr geehrten Damen und Herren, bei denen 19 000 Kinder betroffen sind, sind ein Faktum und ein Indiz dafür, dass sich die Gesellschaft verändert und wir diesen Veränderungen Rechnung tragen müssen. (Beifall beim BZÖ.) Über all diesen Ungerechtigkeiten im Familienrecht, im Unterhalts­recht steht für uns der einzig wichtige und richtige Grundsatz: Eine gemeinsame Obsorge muss umgesetzt werden! (Beifall beim BZÖ und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kinder haben Anrecht auf Mutter und Vater. Wenn es uns gelingt, allen Parteien in diesem Haus gelingt, das Kindeswohl ins Zentrum aller familienpolitischen Überlegungen und Maßnahmen zu rücken, dann liegen wir richtig; denn die Kinder wollen eine intakte Familie, und sie wollen eine Mutter und einen Vater haben. Sie wollen keinen verstoßenen, geschiedenen Vater haben, sondern sie wollen einen aktiven Vater haben – mit Besuchsrecht, meine sehr geehrten Damen und Herren, für seine eigenen Kinder. Das ist heute keine Selbst­verständlichkeit, und wir wollen das zum Regelfall machen.

Der Regelfall muss es daher sein, dass geschiedene Väter auch Zugang zu ihren Kindern bekommen und dass sie auch gleichberechtigt als Erziehungsberechtigte angesehen werden. Wahrscheinlich kennt jeder von Ihnen eine geschiedene Mutter oder einen geschiedenen Vater, kennt die Sorgen und die Nöte, kennt die Lebens­umstände, in die sie dann gedrängt werden. Und wir sollten es uns zum Ziel machen, dass wir, was das Kindeswohl betrifft, keine Unterscheidung machen, ob das Kind aus einer ersten Ehe stammt oder in einer zweiten Lebensbeziehung auf die Welt gekom­men ist. Jedes Kind muss gleich viel wert sein  und das geradezu selbstverständlich vor dem Gesetz! (Beifall beim BZÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir wollen für diese geschiedenen Väter eine Existenzgrundlage schaffen, auf der sie ein neues Leben in einer neuen Partnerschaft aufbauen können, und ihnen nicht eine Existenz verweigern, indem wir ihnen keine finanziellen Grundlagen übrig lassen, um eine neue Beziehung einzugehen, eine neue Familie gründen zu können.


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Daher ist es wichtig, die Unterhaltsleistungen auf 50 Prozent des Einkommens zu begrenzen. Maximal 50 Prozent des Einkommens dürfen für Unterhalt zur Verfügung stehen. Derzeit haben wir in Österreich ein Existenzminimum von 783 €, in der Bun­des­republik Deutschland sind es 1 150 €. Daher ist es auch notwendig, das Existenz­minimum anzuheben. Ich gebe Ihnen ein Beispiel eines geschiedenen Vaters mit zwei Kindern, der netto eigentlich zu den etwas besser Verdienenden zählt. Er bekommt 1 800 € netto und muss pro Monat 684 € für seine beiden Kinder bezahlen. Ihm bleiben für die Neugründung einer Familie lediglich 1 116 € zur Verfügung. Jetzt frage ich Sie: Wie soll ein geschiedener Vater mit 1 116 € pro Monat eine Familie gründen? Wie soll das funktionieren? – Das ist unmöglich!

Das heißt, wir lassen es nicht zu, dass ein geschiedener Vater – aufgrund seiner Ver­pflich­tungen, die er zu leisten hat – eine weitere Lebensbeziehung und eine glückliche Familie gründen kann. Daher ist es notwendig, dass wir nach Abzug des Existenz­minimums alle Kinder gleich behandeln – egal, ob sie aus einer ersten Ehe stammen oder aus einer zweiten Lebensbeziehung hervorgehen.

Jedes Kind muss gleich viel wert sein – das ist unsere Devise und unserer politischer Ansatz! (Beifall beim BZÖ.)

Auf der anderen Seite gibt es armutsgefährdete Mütter (Zwischenruf bei der SPÖ), viele Mütter, die von dem Unterhalt, den sie vom Vater bekommen oder oftmals auch nicht bekommen, natürlich nicht leben können – völlig richtig. Wir wollen ja mit unserem neuen Familienmodell niemandem etwas wegnehmen. Wir wollen nur für eine Gleichberechtigung sorgen. Das ist der Ansatz, den wir haben, denn viele Mütter haben keinen Zugang zu den Unterhaltsleistungen des Vaters, weil er sie entweder nicht erfüllen kann oder arbeitslos ist. Das heißt, da muss der Staat in die Vorleistung springen. Da muss der Staat dafür sorgen, dass diese Mütter auch Geld haben für ihre Kinder, und da muss es eine Unterhaltsbevorschussung durch den Staat geben, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist eine wichtige sozialpolitische Maßnahme, denn was kann wichtiger sein als eine Familie oder ein Kind? Daher ist es ganz entscheidend und wichtig, das auch umzusetzen. (Beifall beim BZÖ.)

Viele Väter leiden darunter, dass sie aufgrund der hohen Unterhaltsleistungen kein Geld für ihre zweite Familie mehr haben. Daher ist es notwendig, dass der Staat auch da unterstützt, indem man eines macht, nämlich dass Unterhaltsleistungen zumindest zu 50 Prozent von der Steuer abzugsfähig sind. Eine 50-prozentige Abzugsfähigkeit schafft einen größeren finanziellen Freiraum, um die zweite Familie auch finanzieren zu können. Das ist eine aus unserer Sicht wichtige familienpolitische Maßnahme, um jenen, die in einer neuen Gründungsituation nach einer Scheidung sind, auch finanziell auf die Beine zu helfen.

Wir wollen also eine Besserstellung für Mütter, Väter und natürlich Kinder. Das ist unser familienpolitischer Ansatz. Wir wollen diese Väterarmut in Österreich bekämpfen und dafür sorgen, dass der Väteranteil wieder steigt, dass Väter wieder Mut schöpfen dadurch, dass sie diese finanziellen Freiräume bekommen. Wir wollen, dass diese betrof­fenen Väter sich in einer gleichberechtigten Gesellschaft weiterentwickeln kön­nen und sie ein Recht darauf haben, dass ihnen geholfen und zugehört wird und dass ihren Lebensumständen auch vonseiten der Politik endlich einmal Rechnung getragen wird! (Beifall beim BZÖ.)

9.19


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich Frau Bundesministerin Dr. Karl zu Wort gemeldet. Die Redezeit soll 10 Minuten nicht übersteigen. – Bitte.

 



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9.20.27

Bundesministerin für Justiz Mag. Dr. Beatrix Karl: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Herr Klubobmann Bucher hat angesprochen, dass es heute eine große Zahl an Patchworkfamilien gibt. – Sie haben völlig recht: Die familiären Strukturen haben sich verändert. Das ist ein Faktum, ob uns das gefällt oder nicht, ob wir das wollen oder nicht: Es ist die Realität. An diese Realität müssen sich natürlich auch die familienrechtlichen Regelungen anpassen, und das haben wir auch mit dem Familienrechtspaket getan.

Ich darf Sie daran erinnern, dass Sie im Dezember des Vorjahres hier im Nationalrat das Kindschafts- und Namensrechts-Änderungsgesetz 2013 beschlossen haben. Sie haben sich damit ganz bewusst der Thematik angenommen, dass es das Beste für das Kind ist, wenn Mutter und Vater für das Kind da sind. Auf das heutige Thema bezogen bedeutet das auch, dass die Vater-Kind-Beziehung, wie natürlich auch die Mutter-Kind-Beziehung, eben nicht bloß auf die Leistung des Unterhalts zu reduzieren ist.

In diesem Sinne sieht das Gesetz seit 1. Februar 2013 daher auch ausdrücklich vor, dass für das Kindeswohl verlässliche Kontakte des Kindes zu beiden Elternteilen und wichtigen Bezugspersonen sowie sichere Bindungen des Kindes zu diesen Personen von ganz zentraler Bedeutung sind. Dem Umstand, dass Väter und auch Mütter bloß Geldmaschinen wären, die auf Abruf für ihre Kinder zahlen müssen, ohne irgend­welche Rechte zu haben, hat der österreichische Gesetzgeber daher ganz deutlich eine Absage erteilt.

Herr Klubobmann Bucher hat auch angesprochen, dass das Kindeswohl in das Zen­trum der gerichtlichen Entscheidung gerückt werden muss. – Da gebe ich Ihnen völlig recht. Und auch das haben wir mit dem bereits angesprochenen Familienrechtspaket umgesetzt. Wir haben erstmals das Kindeswohl ausführlich gesetzlich definiert. Damit ist das Kindeswohl der Maßstab für alle Entscheidungen beim Familiengericht – gleichgültig, ob es etwa um das Kontaktrecht geht, ob es um die Obsorge geht, et cetera.

Aber lassen Sie mich zu diesem so wichtigen Thema ein bisschen weiter ausholen. Das österreichische Familienrecht unterscheidet im Bereich der Obsorge, des Kontakt­rechts und des Unterhaltes nicht zwischen Vätern und Müttern; beide sind gleich zu behandeln. Es ist daher nicht so, dass Mütter automatisch mehr Rechte und Väter automatisch mehr Pflichten im Hinblick auf die Kinder haben. – Nein, dazu ist unsere Rechtslage wirklich ganz eindeutig: Die Rechte und Pflichten der Eltern sind für Väter und Mütter gleich!

Das gilt auch für das Verhältnis der Kinder zu ihren Eltern. Ein Kind hat ein Recht auf Vater und Mutter gleichermaßen. Natürlich weiß ich auch, dass das klassische Rollen­bild – die Mutter kümmert sich um die Kinder, der Vater arbeitet – vielfach, wenn auch nicht immer, gelebt wird. Das spiegelt sich dann auch in der Verteilung der rechtlichen Rollen bei oder nach der Trennung der Eltern wider. Vielfach betreut primär die Mutter die Kinder und kommt damit auch ihrer Unterhaltsverpflichtung nach. Der Vater leistet Geldunterhalt und hat Kontakt- und Informationsrechte. Dieses Klischee ist aber durch das Familienrecht keineswegs vorgegeben oder begünstigt. Genauso gibt es – das zeigt die Praxis ja auch in immer häufigeren Fällen – vermehrt Fälle mit umgekehrten Vorzeichen. Das heißt, der Vater betreut in erster Linie die Kinder, die Mutter arbeitet und zahlt Alimente. Auch diese Fälle gibt es natürlich.

Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang vor allem auch die Feststellung, dass Ob­sorge und Kontaktrecht einerseits und der Unterhalt für die Kinder andererseits ganz unterschiedliche Paar Schuhe sind. Das Funktionieren oder Nichtfunktionieren der Kontakt- oder der Informationsrechte kann nicht entscheidend für die Unterhalts-


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leistung sein, denn Streitigkeiten der Eltern dürfen nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden. Und sie dürfen vor allem nicht zulasten der Kinder gehen. Unter­halt ist natürlich etwas ganz anderes als etwa eine Prämie für das Wohlverhalten des Kindes oder für das Wohlverhalten des andern Elternteiles. Beide Aspekte müssen insofern getrennt gesehen werden. Andernfalls geraten Kinder in die Gefahr, durch die Auseinandersetzung ihrer Eltern auch materiell unter die Räder zu kommen.

Mir ist durchaus bewusst, dass es beim Besuchsrecht in der Praxis in der Vergan­genheit mitunter massive Probleme gegeben hat. Deshalb waren gerade auch Verbes­serungen in diesem Bereich ein ganz wichtiger Fokus bei der Familienrechtsreform. Aus dem Besuchsrecht wurde das Kontaktrecht – Kontaktrecht deshalb, weil ich der Meinung bin, kein Elternteil soll ein bloßer Besucher eines Kindes sein. Ein Elternteil muss mehr als ein Besucher sein. Ein Elternteil muss auch die Möglichkeit haben, den Alltag mit dem Kind zu leben.

So findet sich im neuen Familienrecht auch ein neuer Maßnahmenkatalog, der das Kontaktrecht besser durchsetzbar macht, denn das war ja immer ein großer Kritik­punkt: Wie kann man das frühere Besuchsrecht, das heutige Kontaktrecht besser durch­setzbar machen, und zwar in beide Richtungen? – Mit dem Familienrechtspaket ist das Kindschaftsrecht wirklich gerade im Bereich Kontaktrecht und Obsorge ganz entscheidend verbessert worden – immer mit dem Fokus, was das Beste für das Kind ist und was dem Kindeswohl am besten entspricht.

Aber lassen Sie mich noch einmal näher auf drei ganz zentrale Punkte dieses neuen Familienrechts eingehen. Erstens: die Schaffung der Familiengerichtshilfe. Diese ist ein ganz wichtiges Instrument zur Unterstützung der Familien und der Familienrichterinnen und -richter. Die Familiengerichtshilfe besteht aus Sozialarbeitern und Sozialarbei­terinnen, Psychologen und Psychologinnen, Pädagogen und Pädagoginnen. Sie haben die Aufgabe, bereits zu Beginn des Verfahrens auf die Eltern einzuwirken, dass sich die Eltern wieder mehr auf die Bedürfnisse der Kinder konzentrieren sollen. Sie dürfen nicht vergessen, dass es im Zuge einer Auseinandersetzung bei den Eltern zu Krän­kungen, zu Verletzungen kommt, und mit Hilfe der Familiengerichtshilfe soll es gelingen, dass die Eltern diese Verletzungen und Kränkungen zurückstellen und sich wieder mehr auf die Kinder, auf die Bedürfnisse der Kinder konzentrieren.

Es ist eben Aufgabe der Familiengerichtshilfe, möglichst zu Beginn des Verfahrens auf eine einvernehmliche Lösung der Eltern hinzuwirken, denn es ist das Beste für die Kinder, wenn es rasch eine gemeinsame Lösung der Eltern gibt.

Mit Wirksamkeit vom 1. Juli 2013 hat die erste Etappe des bundesweiten Ausbaus der Familiengerichtshilfe begonnen. Wir haben nun in allen Ballungsräumen in Österreich die Familiengerichtshilfe eingerichtet, und bis zum 1. Juli 2014 soll die Familien­gerichts­hilfe österreichweit eingerichtet sein.

Wir haben auch ein neues Instrument eingeführt, nämlich den sogenannten Besuchs­mittler. Der Besuchsmittler hat die Aufgabe, die Eltern dabei zu unterstützen, das Besuchsrecht, neu: das Kontaktrecht auch wirklich umsetzen und in der Praxis leben zu können. Wir sehen sehr häufig, dass zwar vom Gericht das Kontaktrecht festgelegt wird, in der Praxis aber nicht von den Eltern gelebt wird, weil es Ressentiments oder Probleme gibt. Hier setzt der Besuchsmittler an. Der Besuchsmittler soll helfen, dass das Kontaktrecht in der Praxis tatsächlich umgesetzt, tatsächlich gelebt wird.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die neue Phase der vorläufigen elterlichen Verantwortung. Hier geht es ganz einfach darum, dass rasch eine vorläufige Entschei­dung getroffen werden soll, damit es nicht aufgrund eines langen Gerichtsverfahrens zur Entfremdung des Kindes von einem Elternteil kommt. Wir wollen, dass das Kind auch während dieser Phase der vorläufigen elterlichen Verantwortung Kontakt zu bei-


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den Elternteilen hat. Da ist es eben auch ganz wichtig, dass in dieser Phase beide Elternteile Verantwortung übernehmen. Beide Elternteile sollen Rechte und Pflichten für das Kind wahrnehmen, denn Verantwortung übernehmen heißt natürlich Rechte und Pflichten wahrnehmen. Und beide Elternteile haben Interesse daran, sich kon­struktiv in dieser Phase einzubringen, weil ihr Verhalten in dieser Phase auch in die endgültige Entscheidung betreffend die Obsorge einfließen wird.

Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, ist die gemeinsame Obsorge als Regelfall. Ich habe schon erwähnt: Ich bin überzeugt davon, dass es für das Kind am besten ist, wenn Mutter und Vater für das Kind da sind. Und deshalb bin ich überzeugt davon, dass in der Regel die gemeinsame Obsorge für das Kind am besten ist. Des­wegen haben wir Regelungen geschaffen, durch die die gemeinsame Obsorge zum Regelfall wird, weil nunmehr im Gegensatz zu früher auch bei streitigen Schei­dungen das Gericht die Möglichkeit hat, die Eltern mit der gemeinsamen Obsorge zu betrauen. Früher gab es ja im Falle einer streitigen Scheidung nur die Möglichkeit, entweder Mutter oder Vater mit der Obsorge zu betrauen. Nunmehr gibt es eben auch die Möglichkeit, beide Elternteile mit der gemeinsamen Obsorge zu betrauen, und das wird auch zum Regelfall werden.

Das ergibt sich auch bereits aus der Literatur zum Kindschafts- und Namensrechts-Änderungsgesetz 2013, wo davon gesprochen wird, dass mangels anderer Anhalts­punkte im Zweifel vom Gericht die gemeinsame Obsorge, nicht die alleinige Obsorge eines Elternteiles anzuordnen ist. – Dieser Literatur stimme ich natürlich vollinhaltlich zu.

Der dritte Punkt, den ich aus dem Familienrechtspaket ansprechen möchte, betrifft das uneingeschränkte Antragsrecht der ledigen Väter. Erinnern Sie sich, dass wir vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und vom Verfassungsgericht verurteilt worden sind, weil es bei ledigen Kindern die Mutter verhindern konnte, dass der Vater einen Antrag auf Obsorge stellt. Nunmehr wurde dieses Vetorecht der Mutter beseitigt, der Vater kann auch gegen den Willen der Mutter einen Antrag auf Obsorge stellen. Und es liegt dann am Familienrichter, an der Familienrichterin, zu entscheiden, was dem Kindeswohl in einem solchen Fall am besten entspricht. Entspricht die gemein­same Obsorge oder die alleinige Obsorge eines der beiden Elternteile dem Kindeswohl am besten? – Das ist allein vom unabhängigen Richter, von der unabhängigen Richterin zu entscheiden. Diese Entscheidung wird natürlich auch durch die bereits angesprochenen begleitenden Maßnahmen, wie die Familiengerichtshilfe oder den Besuchsmittler erleichtert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie sehen also, es wurden sehr vielfältige Schritte unternommen, um das Kindschaftsrecht und ganz besonders das Kontaktrecht und auch das Kindeswohl noch weiter zu stärken. Diese Maßnahmen werden aber natürlich nicht von heute auf morgen alle Probleme in diesem Bereich lösen können, auch das ist völlig klar, aber diese Maßnahmen werden ganz wesentlich zur Verbes­serung der Situation aller Beteiligten beitragen. Das zeigen auch schon die Rückmel­dungen aus der Praxis.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Kindeswohl erfordert aber nicht nur Vater und Mutter, die sich um das Kind persönlich kümmern, sondern es müssen natürlich auch die materiellen Bedürfnisse des Kindes gesichert sein. Und damit bin ich beim Thema Kindesunterhalt. Unter dem Gesichtspunkt des Kindeswohls muss es das primäre Anliegen sein, Kinder aus gescheiterten Beziehungen gegenüber Kindern aus funktionierenden Beziehungen nicht zu benachteiligen. Faktisch wird sich das vielfach nicht vermeiden lassen, weil eine Trennung auch das Auseinanderfallen der – unter Anführungszeichen – „Wirtschaftsgemeinschaft Familie“ bedeutet, was auch mit Ver­lusten in diesem Bereich verbunden ist.


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Das Bestreben ist aber klar: Wir müssen diese Verluste – und damit meine ich Verluste im materiellen Sinn, aber auch immaterielle Verluste – so weit wie möglich in Grenzen halten, denn wir müssen uns immer vor Augen halten, Kinder müssen in ihrer Exis­tenz – und das betrifft zu einem wesentlichen Anteil auch die materielle Existenz – gesichert werden. Die Verantwortung für die Kinder muss unabhängig von einer Tren­nung der Eltern aufrechterhalten werden – und das gilt natürlich für Väter und Mütter wiederum gleichermaßen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

9.32


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache darauf aufmerksam, dass die Rede­zeit aller weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Aktuellen Stunde gemäß § 97a Abs. 6 der Geschäftsordnung 5 Minuten nicht übersteigen darf.

Als Erste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Binder-Maier. – Bitte.

 


9.33.08

Abgeordnete Gabriele Binder-Maier (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Der Titel der Aktuellen Stunde hat mich doch etwas befremdet, denn ich gehe davon aus, dass Männer wahrlich keine Geldscheine spuckenden Maschinen sind, sondern dass sie Menschen sind, die mitleidsfähig sind, die Verantwortungsbewusstsein und auch Gefühle haben und auch dementsprechend handeln. Denn, meine Damen und Herren, nach Trennungen, nach Scheidungen, würde ich meinen, gibt es drei Kategorien von Vätern: Väter, die ihre Pflichten, ihre Unterhaltsleistungen sehr ernst nehmen und diesen auch nachkommen; Väter, die diese Pflichten völlig missachten, durch Abwesenheit glänzen und auch nicht bezahlen; und Väter, die sich selber im Unrecht sehen.

Meine Damen und Herren, es wurde schon erwähnt, dass 90 Prozent der Trennungen in Österreich einvernehmlich sind, bei 10 Prozent der Trennungen jährlich gibt es Probleme, die nicht wegzuwischen sind, aber grundsätzlich geht es um Unterstützung, um Hilfestellung und vor allen Dingen auch um Verpflichtungen Kindern gegenüber. Diese haben auch ein Recht darauf.

Herr Klubobmann Bucher, da Sie gemeint haben, es darf nicht Kinder unterschiedlicher Kategorien geben: Das Familienfördersystem in Österreich macht keine Unterschiede. (Abg. Scheibner: Aber beim Unterhalt!)

Auch wenn sich Väter, Mütter, Eltern trennen, bleibt die Verantwortung für Kinder aufrecht. Meiner Meinung nach ist es selbstverständlich, dass auf Erwachsenenebene zu gemeinsamen Lösungen gekommen werden muss. Befindlichkeiten – die Frau Ministerin hat darauf hingewiesen – wie Kränkungen, Enttäuschungen, Verletzungen sind natürlich bei einer Trennung da, aber die gemeinsamen Kinder dürfen nicht zu einem Spielball im Match der Unvernünftigen gemacht werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Dieses Thema ist nicht dazu da, um populistisch zu agieren und zu argumentieren, ich denke, es ist an der Zeit, dass wir im Unterhaltsrecht Änderungen herbeiführen müssen, bestehende Lücken schließen müssen und Unge­rechtigkeiten beseitigen müssen. Zum Beispiel: die Gewährung des Unterhaltsvor­schusses bis zum Ende der Ausbildung der Kinder oder die Gewährung des Unter­halts­vorschusses, wenn sich der zum Zahlen Verpflichtete in Haft befindet, oder die Aufnahme von Standards der Beweisführung bei der Festsetzung des Unterhaltes. Natürlich kann über die Höhe und die Berechnung des Regelbedarfs diskutiert werden, aber auf keinen Fall, meine Damen und Herren, zu Ungunsten der Kinder oder zu Ungunsten der Frauen.

Selbstverständlich haben Väter und Mütter das Recht auf ein Leben nach einer Trennung, Herr Klubobmann, keine Frage, aber die Verantwortung für das Leben, das


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bis dahin geführt wurde, kann und darf nicht einfach abgegeben werden, vergessen werden oder verleugnet werden, noch dazu, wenn Kinder in dieser Beziehung sind. (Beifall bei der SPÖ.)

Das Modell einer Bevorschussung durch den Staat in allen Fällen ist meiner Ansicht nach diskussionswürdig. Der Staat zahlt in erster Instanz und holt sich das ausbezahlte Geld vom jeweiligen Unterhaltszahler, von der Unterhaltszahlerin zurück. Ich bin der Meinung, das wäre ein positiver Ansatz – und viele Unannehmlichkeiten würden dadurch beseitigt werden.

Tatsache ist, dass die Höhe des Unterhaltsanspruches von der Leistungsfähigkeit der Eltern und dem Bedarf sowie dem Alter des Kindes abhängt und einerseits ein Elternteil, bei dem das Kind lebt, betreut und versorgt wird, dadurch seinen Beitrag leistet, der andere Elternteil zur Leistung von Geldunterhalt, von sogenannten Alimen­ten, verpflichtet wird. Es sind immer Einzelfallentscheidungen. Das ist gut und richtig und auch unter dem Aspekt zu betrachten, meine Damen und Herren, dass sich auch in aufrechten Beziehungen die Männer oft sehr nobel zurückhalten, wenn es darum geht, Hausarbeit oder Kinderbetreuung zu übernehmen. Wir wissen, dass die unbe­zahlte Arbeit nach wie vor in den Händen der Frauen liegt.

Die Frau Ministerin hat schon auf die neue Familienrechtsnovelle hingewiesen und deren wesentlichen Punkte hervorgehoben. Ich möchte meine Ausführungen mit einem Beitrag von Elfriede Hammerl im „profil“ beenden. Ich zitiere: „Heißt kurz gesagt: Die Männerrechtler wollen keine tradierten Pflichten, aber offenbar die alten Vorrechte wieder zurück.“

Für uns geht es um ein Vorwärts und um Gerechtigkeit. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Mag. Musiol.)

9.38


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Steibl gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


9.38.49

Abgeordnete Ridi Maria Steibl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bun­desministerin! Hohes Haus! Verehrte ZuseherInnen zu Hause! In Österreich gab es laut Statistik des Österreichischen Institutes für Familienforschung Ende 2012 780 000 Paare, also Ehe- und Lebensgemeinschaften, mit Kindern unter 18 Jahren im Haus­halt, dazu 73 000 Stief- und Patchworkfamilien und 145 000 alleinerziehende Mütter, davon 9 000 alleinerziehende Väter, um einmal das Bild hier gerade zu rücken.

All diese Familien, in welcher Form auch immer, haben dies nach ihren Umständen, nach ihren Möglichkeiten für sich selbst so entschieden, und ich gehe davon aus: für das Kindeswohl, wissend, dass die Realität manchmal anders gelagert ist. Aus Ver­zweif­lung über eine gescheiterte Beziehung, aus Sehnsucht danach, miteinander in einer Familie zu leben, werden Kinder – das stimmt – oft als Druckmittel gegenüber dem Partner eingesetzt, von Mutter zu Vater, von Vater zu Mutter.

Und da vergessen wir in unserer materialistischen Gesellschaft immer wieder, dass wir verstärkt auf Elternverantwortung hinarbeiten sollen und auch Partner- und Elternbildung forcieren sollten.

In diesem Zusammenhang möchte ich von dieser Stelle aus ein großes Dankeschön an die Beratungsstellen in Österreich zum Ausdruck bringen. Wir haben 21 Männer­beratungsstellen, 437 geförderte Familienberatungsstellen, 10 Gewaltschutzzentren und 87 geförderte Frauenservicestellen. Wenn man diese auch für die Prävention nützen würde, so könnte man hier auch einiges abfangen, weil diese Stellen dann


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eben in einer Situation, in der es nicht immer nur um Glück und Zufriedenheit geht, auch unterstützend eingreifen könnten.

Die Unterhaltsleistungen für die Kinder, für die Partner sind oft ein Zankapfel. Ja, ich weiß es auch aus vielen Sprechstunden: Für Väter ist es oft schwieriger, wenn sie es erst nach einer Trennung ernst mit der Begleitung des Kindes, der Kinder meinen, wenn es darum geht, das Besuchsrecht zu bekommen oder auch die gemeinsame Obsorge festzuschreiben oder zu praktizieren. Aber in unseren Gesetzen ist dies klar geregelt, das muss man sagen. Dabei haben die Elternteile ihren Kindern gegenüber auch gleiche Rechte und Pflichten. Wer bringt die Naturalleistungen ein? Wer ist für Geldleistungen zuständig? – Hier ist meiner Meinung nach, unserer Meinung nach keine Einmischung vonseiten der Politik angemessen. Keine Rezeptvergabe hat hier etwas zu suchen.

Was die Politik aber als Aufgabe zu sehen hat, ist, Rahmenbedingungen zu schaffen, Prioritäten zu setzen in der Familienpolitik. Und für die ÖVP ist die Familie der Kern unserer Gesellschaft, für uns sind die Familien eine Herzensangelegenheit. Ich möchte in diesem Zusammenhang nur drei Punkte nennen:

An erster Stelle steht für uns natürlich das Kindeswohl. Das ist das Ziel, um Kindern die besten Startvoraussetzung mit auf den Weg zu geben. Zweitens: die Wahlfreiheit. Und was natürlich in die Familie sehr stark hineinspielt, ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es geht nicht um verpflichtende Aufteilung der Hausarbeit, sondern es geht darum, miteinander ein Leben gestalten zu können – in einer Berufswelt, in einer Familienwelt. Und dazu gehört die Vereinbarkeit. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich habe gesagt, Aufgabe der Politik ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, und dazu gehört natürlich auch ein Mix aus Geld- und Sachleistungen. Dafür, sage ich Ihnen, ist die ÖVP mit ihrem Familienminister und ihrer Justizministerin ein verläss­licher Partner. Wir wollen zum Beispiel die Schieflage im Steuersystem beseitigen und Mut zum Kind, zu einer Familie machen. Wir wollen in Zukunft einen Kinder- und Jugendfreibetrag von 7 000 € pro Kind, also sozusagen pro Elternteil und pro Kind einen Freibetrag von 3 500 €. Dadurch wird zum Beispiel der Kindesunterhalt auch steuerlich entlastet.

Oder: Wir haben nun auch für alle Eltern einen Anspruch – nur um auch das zu erwähnen, was wir erledigt haben – auf Pflegefreistellung geschaffen. Es bekommen jetzt nämlich auch geschiedene Väter beziehungsweise Mütter, die nicht im Haushalt leben, eine Pflegefreistellung. Die Frau Bundesministerin hat schon die gemeinsame Obsorge genannt. Das neue Kindschafts- und Namenrechts-Änderungsgesetz, das jetzt in Kraft getreten ist, bringt neue Sorgerechts- und Besuchsregelungen. So bekommen ledige Väter ein Antragsrecht auf Obsorge. Bei strittigen Trennungen kann das Gericht auch gegen den Willen der Eltern ein gemeinsames Sorgerecht verfügen.

Ja, und das derzeitige System der Unterhaltsberechnung sollte natürlich verbessert werden. Wir hatten dazu ja auch eine gemeinsame Enquete geplant, die aber nicht mehr zustande gekommen ist. Alles in allem ein wichtiges Anliegen für die neue Arbeitsperiode beziehungsweise für ein Regierungsprogramm, wo es um das Wohl des Kindes und um das Wohl unserer österreichischen Familien geht. (Beifall bei der ÖVP.)

9.44


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt nun Herr Klubobmann Strache. – Bitte.

 


9.45.00

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ja, die Familie ist natürlich


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geprägt von der notwendigen und wichtigen gelebten gegenseitigen Verantwortung aller Betroffenen in der Familie, von Müttern und Vätern gegenüber ihren Kinder, die ein Recht darauf haben, dass Eltern in Verantwortung für ihr Kind auch ihre soziale Verantwortung als sozialer Kern der Familie leben. Und ich denke, in der Regel ist auch jeder Elternteil, jede Mutter und jeder Vater, selbstverständlich in dieser gelebten Verantwortung. Leider gibt es aber da oder dort, wie angesprochen, natürlich auch Probleme. Und das sind oftmals zutiefst persönliche und emotionale Probleme, verur­sacht durch Trennungen, wo Verletzungen eine Rolle spielen und wo dann oftmals leider Gottes auf dem Rücken der Kinder diese Verletzungen der Erwachsenen aus­getragen werden.

Und genau darum geht es, und genau dort muss man letztlich versuchen, ungerechte Entwicklungen, die auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden, hintanzuhalten. (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist natürlich ein sehr persönliches und emotionales Thema, aber ein wichtiges Thema, weil leider viele Väter, Elternteile davon betroffen sind, dass sie in der Realität darauf reduziert werden, letztlich nur Unterhaltsleistungen zu geben, aber ihre Rechte oftmals nicht erhalten. Es ist diesbezüglich jetzt gesetzlich das eine oder andere auch getan und umgesetzt worden, aber man wird erst sehen, ob sich das in der Realität auch bewährt. Denn wir kennen unglaublich viele Fälle, und es sind ja Zigtausende Väter, Großmütter, Großväter davon betroffen, dass Kinder ihren Vätern vorenthalten werden, dass Väter zwar Rechte hätten auf ihr Kind, Besuchsrechte – die jetzt zum Glück nicht nur auf das Besuchsrecht reduziert worden sind, sondern das Kontaktrecht bedeuten –, aber, und das ist das Entscheidende, in der Realität oftmals vor Gericht jahrelang kämpfen und eine Entfremdung stattfindet, wenn nach sechs, sieben Jahren noch immer kein Urteil vorliegt und keine Umsetzung des Besuchs- und Kontaktrechts erfolgt, das jeder Elternteil, und damit natürlich auch der Vater, haben sollte, weil es eben um das Recht des Kindes geht, das immer wieder aus den Augen verloren wird. (Beifall bei der FPÖ.)

Das Recht des Kindes auf beide Elternteile ist sehr wichtig, und deshalb muss sich das in der Realität jetzt bewähren. Und ich hoffe, dass die gesetzlichen Mechanismen in diese Richtung in der Praxis dann auch funktionieren werden.

Was man schon sagen muss: Bei der gemeinsamen Obsorge sind wir nicht dort, wo wir hin sollten, bei Weitem nicht – weil es eben im Falle einer Scheidung nicht auto­matisch das gemeinsame Obsorgerecht gibt, wie es vernünftig wäre und in der Bundesrepublik Deutschland auch gesetzliche Realität ist. Das haben Sie vonseiten der Bundesregierung leider verweigert. Es wird also wieder ein Richter sozusagen eingeschaltet, der dann diese Entscheidung zu treffen hat. Es sollte umgekehrt sein: Es sollte ein automatisches gemeinsames Obsorgerecht geben – und wenn es dann Probleme gibt, dann sind diese Probleme zu beurteilen, und dort, wo es notwendig ist, ist dieses gemeinsame Obsorgerecht zu entziehen. Das sollte in der Regel Realität sein. (Beifall bei der FPÖ.)

Und natürlich haben wir heute viele alleinerziehende Mütter – wir haben es heute gehört: 145 000 alleinerziehende Mütter –, 10 000, aufgerundet, alleinerziehende Väter. Dort ist in der Regel auch die Armut beheimatet, nämlich dort, wo Kinder vor­han­den sind, wo Familien vorhanden sind und wo es zu Trennungen kommt. Dort ist heute in unserer Gesellschaft die Armut vorhanden, und das müssen wir ernst neh­men. Es ist nämlich auch bei den Gehaltsunterschieden von Frauen sichtbar, dass Frauen mit Kindern in der Regel wesentlich weniger verdienen als Frauen ohne Kinder. Dort ist in der Regel auch die Schieflage in der Gesellschaft gegeben. (Beifall bei der FPÖ.)


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Wir müssen daher viel stärker dafür Sorge tragen, dass Familien unterstützt werden!

Und natürlich endet eine Familie nicht im Falle einer Scheidung. 50 Prozent aller Ehen werden leider heute in unserer Gesellschaft geschieden, aber damit endet natürlich die Familie nicht, sondern sie begibt sich auf eine andere Beziehungsebene. Die Familie bleibt. Und wir müssen natürlich auch politisch dafür Sorge tragen, diese Armutsfalle Familie im Allgemeinen – ob Familien in einer aufrechten Ehe oder, nach einer Schei­dung, Familien mit Alleinerziehenden – letztlich hintanzuhalten.

Und dazu braucht es Entlastungen! Da braucht es beim Unterhalt selbstverständlich Entlastungen steuerrechtlicher Art, da braucht es aber auch entsprechende Überle­gungen dahin gehend, dass man Kindererziehung auch endlich wertschätzt (Beifall bei der FPÖ) – und nicht immer herunterspielt und so tut, als wären Mütter quasi Heimchen am Herd. Nein, das ist eine unglaubliche Arbeit und Verantwortung für unsere Gesellschaft, wo viel, viel Positives geleistet wird, das man auch viel stärker wertschätzen muss und auch entsprechend entlasten muss.

Und ich denke, da haben wir in unserer Gesellschaft noch viel zu tun. Da ist noch nicht alles so optimal, Frau Minister, wie Sie es beschrieben haben. (Beifall bei der FPÖ.)

9.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Mag. Musiol gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


9.50.03

Abgeordnete Mag. Daniela Musiol (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die VorrednerInnen haben alle davon gesprochen, dass das Kindeswohl im Vordergrund steht. Alle haben auch davon gesprochen, dass im Zuge von Trennungen, Scheidungen sowohl emotionale Schmerzen und Hürden zu überwinden sind als auch finanzielle.

Natürlich ist es so, dass in vielen Fällen hier auch wirklich finanzielle Schwierigkeiten eintreten, aber außer der Überschrift, das Kindeswohl müsse im Vordergrund stehen, habe ich keine Vorschläge oder keine Argumente dazu gehört, wie denn dieses Kindes­wohl zu erlangen ist. Und gerade an Sie beide, Herr Strache und Herr Bucher, ist der Hinweis zu richten: Wenn Sie sagen, das Kindeswohl muss im Vordergrund stehen, und im nächsten Satz dann über die Väter sprechen, dann ist das nicht sehr glaubwürdig. (Abg. Strache: Das ist nicht glaubwürdig, wenn Väter ihren Kindern vorenthalten werden? – Das Kind hat ein Recht auf beide Elternteile! Was ist daran böse?) – Wenn Sie über das Kindeswohl sprechen und im nächsten Moment über die Situation der Väter sprechen, dann ist das nicht argumentativ schlüssig.

Denn: Sie selber haben von der Armutsfalle gesprochen. – Ja, wir wissen, dass zahlreiche Kinder, zahlreiche Familien in Österreich in Armut leben. Wir wissen, dass ein erhöhtes Armutsrisiko dann besteht, wenn es um Einpersonen-, Einelternhaushalte geht – Sie selber haben davon gesprochen, dass das 145 000 Frauen und 9 000 Men­schen betrifft (Abg. Strache: „Menschen“? – Ruf bei der FPÖ: Sind Frauen keine Menschen?) –, und wir wissen auch, dass 31 Prozent der Alleinerziehenden tatsächlich unter der Armutsgrenze leben. Wenn Sie dann hier eine Aktuelle Stunde mit dem Titel „Väter sind kein Bankomat!“ machen, dann verkennen Sie absolut, dass das erste Bedürfnis, wenn es um das Kindeswohl – also das Wohl der Kinder – geht, wohl sein muss, die Existenz dieser Kinder zu sichern! Und wenn wir wissen, dass 17 Prozent der Kinder überhaupt keinen Geldunterhalt bekommen, entweder weil der andere Elternteil, und in der Regel ist es der Vater, nicht zahlt, oder aber natürlich auch, weil er oft nicht zahlen kann, dann muss man dort ansetzen und dann geht es hier nicht


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darum, lange und breit über die vorenthaltenen Besuchsrechte der Väter zu disku­tieren, sondern dann geht es darum, in erster Linie einmal die Existenzsicherung der Kinder und der Mütter, aber auch der Väter zu gewährleisten.

In diesem Sinne verstehe ich daher Ihre Argumentation in diesem Zusammenhang gar nicht, außer als einen weiteren Versuch, hier bezüglich einer Situation, die für alle Beteiligten schwierig ist, Schwarz-Weiß-Malerei zu betreiben und aus der Diskussion sozusagen eine Opferdebatte für Väter zu machen.

Ein Problem ist natürlich das Unterhaltsrecht. Wir wissen, dass es zahlreiche Lücken in diesem Bereich gibt. So gibt es zum Beispiel, wenn Väter unverschuldet nicht zahlen können, wenn Väter verstorben sind – oder eben jene Elternteile, bei denen die Kinder nicht leben, aber in der Regel sind es eben die Väter –, keinen Unterhaltsvorschuss. Es gibt in einem solchen Fall maximal die Mindestsicherung. Diese ist aber absolut nicht in der Höhe, in der der Regelbedarf der Kinder normalerweise gewährt wird.

Wir wissen also, dass hier dringender Bedarf besteht. Wir wissen, dass die Verfahren viel zu lange dauern und dass hier dringend etwas zu tun ist. Das sind durchaus Aufträge an diese Bundesregierung oder auch an die nächste Bundesregierung. Wir Grüne haben in der letzten Legislaturperiode hier mehrfach angeregt, über dieses Thema wirklich eine intensive Diskussion zu starten, eine Unterhaltsenquete abzuhalten. Wir waren die Einzigen, die das vorangetrieben haben. Zustande gekom­men ist es nicht. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. Es hat sich niemand darum gekümmert außer uns. Und letztendlich ist es so, dass wir jetzt knapp vor der Wahl hier stehen und eine familienpolitische Debatte führen über die Väter, über die Armut, obwohl wir die ganze Legislaturperiode über Zeit hatten, das Unterhaltsrecht zu verän­dern, die Lücken zu schließen, aber auch ein Familienrecht und vor allem ein Obsor­gerecht zu machen, das im Gegensatz zu dem, was wir jetzt haben, noch mehr ermöglicht, dass Eltern nach einer Trennung sich in dieser Frage einigen, dass hier eben nicht weitere Probleme entstehen und dass vor allem für die existenzielle Sicherung der Kinder gesorgt ist. (Beifall bei den Grünen.)

Also wenn wir über dieses Thema sprechen, dann lassen wir bitte das Thema Kindeswohl dort, wo es hingehört, nämlich bei der Existenzsicherung der Kinder. Solange das nicht geregelt ist, brauchen wir über andere Rechte und Pflichten überhaupt nicht weiter zu diskutieren. Denn wenn eine Mutter nicht weiß, was sie ihrem Kind in die Schule mitgeben soll, wie es seine Kleidung bezahlen soll, wie es für seine Nahrung aufkommen soll, ist die Frage, ob der Vater ausreichend Zeit mit den Kindern verbringen kann, ob die Großeltern Kontakt zu dem Kind haben können nachvollzieh­barerweise nicht der erste Punkt auf der Tagesordnung. (Abg. Strache: Sie wissen aber schon, dass Väter zahlen und ihre Kinder nicht sehen dürfen? Sie wissen schon, dass diese Väter zahlen und ihren Kindern vorenthalten werden? – So ein Quatsch! Sie vertreten offenbar nur Ihre eigenen Interessen! – Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Ein letzter Satz, Frau Präsidentin. – Um bei Ihrem Bild des Bankomats zu bleiben, das absolut unpassend ist: Sie wissen aber schon auch, dass es manchmal passiert, dass man zu einem Bankomaten geht und dort steht „Außer Betrieb“? – Und das erleben viele Kinder, wenn es darum geht, Kontakt zu ihren Vätern haben zu wollen. (Beifall bei den Grünen.)

9.55


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Haubner. – Bitte.

 



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9.55.35

Abgeordnete Ursula Haubner (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Musiol, wenn Sie unserem Bundesobmann bei seiner Rede zugehört haben, dann wissen Sie, dass es hier nicht um eine Opferdebatte geht, dass es nicht um Schwarz-Weiß-Malerei geht, sondern es geht darum, ein Problem aufzuzeigen, das im Rahmen eines Familienrechtspakets nicht gelöst worden ist. (Beifall beim BZÖ.)

Daher verwahre ich mich auch dagegen, das jetzt so in ein Eck zu drängen, sondern ich glaube, es ist richtig, dass wir diesen provokanten Titel gewählt haben.

Und, Frau Kollegin Musiol, Sie haben vollkommen richtig gesagt, fünf Jahre hätten wir Zeit gehabt, ein modernes, zeitgemäßes Unterhaltsrecht zu machen – und geschehen ist null. Und das ist das Problem. Wir haben zwar einige Adaptierungen bei der gemeinsamen Obsorge vorgenommen, die aber nicht zu einer gemeinsamen Obsorge im Regelfall geführt haben. Das ist sozusagen einer der vielen ersten Schritte, die bei den Gesetzen immer wieder angekündigt werden – und darin sind die Regierungs­parteien eigentlich sehr großartig, erste Schritte zu machen, aber nie vollständige Schritte, sondern immer nur Halbherzigkeiten und Kompromisse. (Beifall beim BZÖ.)

Auch hier, bei diesem Familienrechtspaket, hätte man das Unterhaltsrecht mitver­han­deln müssen. Das ist dringend notwendig. Wenn man sich anschaut, dann stellt man fest, dass sich am Basisgesetz des Kindschaftsrechtes seit 1977 eigentlich nie mehr etwas geändert hat. Wenn man das durchliest, dann glaubt man, man ist in einem anderen Zeitalter! Da muss man der Regierung, den beiden Regierungsparteien wirk­lich den Vorwurf machen, dass sie in diesem Bereich geschlafen haben und nichts getan haben. (Beifall beim BZÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Unser Familienbild, das Familienbild des BZÖ, orientiert sich am Kindeswohl – das ist so –, und daher ist es unabhängig davon, in welche Beziehungen Kinder hineingeboren werden beziehungsweise in welchen Beziehungen sie leben. Aber eines ist für uns auch ganz klar: Das Recht auf Vater und Mutter besteht für alle Kinder. Und dieses Recht auf Vater und Mutter muss geschützt werden, dieses Recht muss ständig eingefordert werden, auch von der Politik, und es muss auch lebbar sein.

Wir haben eben Situationen oder viele Situationen, wo es nicht lebbar ist. Jetzt kann man sagen, na ja, das sind individuelle Situationen, das sind individuelle Gegeben­heiten, aber ich glaube, so leicht kann man es sich nicht machen. Es müssen die Rahmen allgemein passen.

Erfreulich für uns alle, glaube ich, ist, dass sich in den letzten Jahrzehnten die Väter in Richtung Familie sehr positiv entwickelt haben. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird immer mehr auch eine Frage der Eltern und ist nicht nur eine Frage der Mütter. Vor allem wollen die Väter auch mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, mehr Verantwortung übernehmen. Und das muss letztendlich auch möglich sein, denn, auch wenn sich Partner trennen, Eltern bleiben sie ein ganzes Leben lang, und da ist es egal, ob es sich um Kinder aus einer Erstehe handelt oder aus weiteren Beziehungen.

Frau Bundesministerin, Sie haben jetzt das Kindschaftsrechts-Änderungsgesetz, das wir im Dezember 2012 beschlossen haben, sehr umfangreich gelobt, aber ich muss sagen, Sie haben dort so viele Chancen vertan, etwa die Chance, dass wir die gemein­same Obsorge als Regelfall und die alleinige Obsorge nur im Ausnahmefall fest­geschrieben hätten. Sie haben auch die Chance vertan, wie ich schon gesagt habe, gleichzeitig ein modernes Unterhaltsrecht zu schaffen, in dem sich der Unterhalt nicht nur am Einkommen des Vaters ausrichtet, sondern letztendlich auch an den Betreu­ungs­leistungen – die wir ja alle einfordern, dass die Väter mehr für ihre Kinder da sind.


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Wir haben hier eine absolut unklare Rechtslage, die dringend geregelt gehört, denn: Einerseits Verantwortung einzufordern, Betreuungszeit von Vätern einzufordern, aber andererseits das Unterhaltsrecht nach dem alten Schema beizubehalten – Sie haben es eh gesagt: Mutter betreut und Vater zahlt –, das kann nicht funktionieren.

Sie haben auch die Chance bei diesem neuen Familienrechtspaket vertan, dass man auch einmal seriös über das Modell einer Doppelresidenz diskutiert. Das ist irgendwie bei uns tabu. Warum soll man das nicht als eine Möglichkeit ins Auge fassen?

Es gibt eine Studie, in der Expertinnen und Experten ganz klar sagen: Es gibt Vorteile, es gibt auch Nachteile, und das ist nicht für jedes Kind und für jede Familie gleich gut geeignet. Dieses Thema sollte man einmal diskutieren, aber darüber wird nicht einmal geredet.

Zum Abschluss noch einmal unsere Forderungen – unser Bündnisobmann hat es schon gesagt –: Unterhaltsrecht, bei dem das Existenzminimum für Zahlende und Un­ter­haltspflichtige nicht unterschritten wird, eine generelle Unterhaltsbevorschussung durch den Staat – dazu höre ich allgemeine beziehungsweise mehrfache Zustim­mung – und vor allem ein kinderfreundliches Steuersystem mit einem Kinderabsetz­betrag, der auch zwischen den einzelnen Partnern, Mutter und Vater, gesplittet werden kann. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Daher ist es dringend notwendig, ein neues reformiertes ...

10.01


Präsidentin Mag. Barbara Prammer (das Glockenzeichen gebend): Frau Abgeord­nete, ich habe Ihnen schon ziemlich Zeit darüber gegeben.

(Beifall beim BZÖ für die das Rednerpult verlassende Abg. Haubner.)

Herr Abgeordneter Hagen gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


10.01.30

Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH): Frau Präsidentin! Frau Bundesminis­ter! Hohes Haus! Wir sprechen heute über ein durchaus ernstes Thema. Es gibt sehr viele Betroffene, aber dazu werde ich später noch kommen.

Ich möchte einmal grundsätzlich sagen, dass dieses Familienpaket, das im Februar hier beschlossen wurde, für die gemeinsame Obsorge ein Schritt in die richtige Rich­tung war. Man hat erkannt, dass es in diesem Bereich sehr große Probleme gibt und dass das Kindeswohl in den Vordergrund gestellt werden muss, und das ist hier in ersten Schritten sicherlich richtig angegangen worden.

Eine einvernehmliche Lösung ist – wie Sie, Frau Minister, gesagt haben – etwas Ver­nünf­tiges, wobei man davon ausgeht, dass das Problem dann auch gut gelöst sein sollte. Und jetzt bin ich beim Punkt: Es sollte gut gelöst sein! – Frau Binder‑Maier hat angesprochen, dass rund 90 Prozent der Scheidungen einvernehmlich gelöst werden, es ist nur so, dass das Verfahren nach dem Gesetz zwar einvernehmlich abge­schlossen wird, dass dann aber erst die Probleme beginnen.

Dazu muss man sagen, dass es sich oft um vom System erzwungene einvernehmliche Scheidungen handelt, bei welchen nicht wirklich beiden Partnern gleiche Rechte eingeräumt werden und es letztlich keine vernünftige Lösung gibt. Und dann kommen die Probleme, und wenn auch Kinder im Spiel sind, dann wird es ganz problematisch, denn dann kommt das Problem des Kontaktrechts, das ausverhandelt und oft nicht eingehalten wird.

Die Problematik dabei ist, dass dann die Kinder zum Spielball der Ex-Partner werden und das Kindeswohl nicht mehr im Vordergrund steht. So werden Kinder oft bewusst


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dem Ex-Partner vorenthalten, es wird zum Beispiel vorgetäuscht, das Kind sei krank. Jedenfalls kann das Besuchsrecht oft nicht wahrgenommen werden, und die dies­bezüglichen Durchsetzungsmöglichkeiten sind sehr beschränkt. – Ich habe in meinem Zivilberuf als Polizeibeamter oft mit solchen Problematiken zu tun. Dafür ist allerdings nicht die Polizei zuständig, weil das eine Privatrechtsangelegenheit ist, und dann fangen die Probleme an.

Ich möchte jetzt wirklich einmal auf die konkreten Probleme eingehen. Die Problematik, wenn ein Kind vorenthalten und das Besuchsrecht nicht eingehalten wird, besteht darin, dass der betroffene Ex-Partner sich rechtlich nirgends wirklich hinwenden bezie­hungs­weise erst zu einem späteren Zeitpunkt rechtliche Maßnahmen ergreifen kann, und dann ist es natürlich schwierig, zu beweisen, dass das Kind tatsächlich vorent­halten wurde. – Auf diese Weise kommt es zu großen Problemen.

Meine Damen und Herren, ich bringe jetzt ein Beispiel aus der Praxis. Stellen wir uns vor, der Kindesvater steht vor der Haustür und möchte das Kind abholen – das ist gesetzlich geregelt, das wurde vom Richter so beschlossen –, die Kindesmutter gibt das Kind aber nicht heraus. Dann hat der Vater halt die Möglichkeit, über Einschaltung eines Anwalts um teures Geld bei Gericht das Besuchsrecht zu erzwingen, und dabei ist es natürlich immer schwierig, zu beweisen, warum das Kind vorenthalten wurde. Ich habe das vorhin schon einmal angesprochen: Oft wird behauptet, das Kind sei krank oder was auch immer.

Ich sehe da große Problematiken. Nach dem SPG gibt es im Zusammenhang mit der Wegweisung einen Journalrichter, der darüber entscheidet. Warum ist das nicht beim Besuchsrecht auch möglich? Ich finde, das wäre ein richtiger Schritt und ein guter Tipp für Sie, Frau Minister: Sie könnten umsetzen, dass dieser Journalrichter bei den Bezirks­gerichten auch die Möglichkeit hat, in solchen Angelegenheiten zur Verfügung zu stehen und einstweilige Verfügungen zu treffen. So könnte wirklich bewiesen werden, dass ein Kind vorenthalten wurde.

Ich möchte noch einige Beispiele aus der Praxis nennen. Ein Bekannter hat sich an mich gewandt: Er hat die Kinder ungefähr für eine Hälfte des Monats, zahlt aber voll für die Kinder. (Abg. Lueger: Das gibt es nicht!) – Doch, das ist so! Die Mutter gibt die Kinder, wenn sie bei ihr sind, zu den Großeltern und kümmert sich fast nicht um sie. Er hat dann bei Gericht vorgesprochen und versucht, die Obsorge für die Kinder zu bekommen, weil sie ohnedies meist bei ihm sind. Die Mutter wollte dann noch eine Erhöhung, und als er diesen Schritt gesetzt hat, um seine Kinder ganz zu bekommen, ist die Dame hergegangen und hat den Kindern gesagt, dass sie nicht mehr zum Papa dürfen, weil der Papa ihnen sonst kein Geld mehr gibt, damit sie etwas zu essen kaufen können. – Meine Damen und Herren! Das sind Beispiele, wie es in der Praxis tatsächlich läuft. Das sollte man sich einmal anschauen! Da liegen nämlich die Prob­leme, und diese sind nicht gelöst.

Frau Minister, da könnten Sie über Weisungen und über interne Regelungen bei den Bezirksgerichten den Menschen helfen, dass diese zu ihrem Recht kommen und dass vor allem die Kinder zu ihrem Recht kommen, Vater oder Mutter, je nachdem, wie die Lage ist, auch wirklich zu sehen. Die Kinder haben nämlich dieses Bedürfnis.

Ich kenne noch einen zweiten Fall, den ich Ihnen kurz schildern möchte: Auch diesfalls hat der Vater keine Chance, das Kind zu sehen. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Die Mutter sagt immer, dass das Kind den Vater nicht sehen will. Dem Kind wird immer irgendetwas eingeredet. Der Vater kommt nicht zu seinem Recht, er kann nur über die Schule Kontakt mit dem Kind aufnehmen, und das ist der falsche Weg.


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Meine Damen und Herren, diesbezüglich gehört etwas geändert! (Beifall beim Team Stronach.)

10.07


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Lueger. – Bitte.

 


10.07.34

Abgeordnete Angela Lueger (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Werte Kol­legIn­nen des Hohen Hauses! Ich möchte noch einmal auf das Thema zurückkommen, welches das BZÖ heute mit Kollegem Bucher aufgeworfen hat, und noch einmal ein paar Fakten bringen.

Ja, es gibt 1,1 Millionen Patchworkfamilien. Es gibt 17 000 Scheidungen pro Jahr. Und es stimmt, Herr Kollege Hagen: 90 Prozent dieser Scheidungen sind einvernehmlich, und Sie können mit keinem Gesetz der Welt regeln, dass die Eltern ihre persönlichen Kränkungen nicht auf dem Rücken der Kinder austragen. Das werden Sie leider nicht schaffen! Und das Schlimmste dabei ist für mich: Davon sind 19 000 Kinder betroffen.

Es gibt in Summe 176 000 Alleinerziehende, wie ich jetzt bewusst neutral sage. 30 Prozent der Alleinerziehenden sind von Armut bedroht, und 12 Prozent davon leben in manifester Armut. Herr Kollege Bucher! Sie haben gestern in Ihrer Pressekonferenz gesagt, dass Sie für den Kindesunterhalt keinen Regelbedarf wollen, sondern diese Düsseldorfer Liste oder Düsseldorfer Tabelle zur Anwendung kommen soll. Zwei Absätze weiter schreiben Sie jedoch: Wenn der Vater nicht zahlt, dann soll für das Kind doch der Regelbedarf gelten. – Im Hinblick darauf denke ich mir: Sie haben das Ganze nicht ganz durchdacht und sind sehr polemisch!

Kommen wir zu den Fakten zurück. Geldunterhaltspflicht obliegt jenem Elternteil, der nicht im Haushalt mit dem gemeinsamen Kind wohnt, und der andere Elternteil erbringt seinen Anteil durch die Betreuung. Die Geldunterhaltsverpflichtung – und da liegt der zweite Fehler, als Sie gesagt haben, dass ein Vater nicht über sein Ein­kommen hinaus belastet werden darf – wird von der Höhe des Durchschnitts­einkom­mens berechnet und beträgt bei Null- bis Sechsjährigen 18 Prozent, bei Sechs- bis Zehnjährigen 20 Prozent und bei Zehn- bis 15-Jährigen 22 Prozent. Das ist die Basis, von der gerechnet wird, und davon kann auch noch etwas abgezogen werden; dazu komme ich aber noch.

Die Abgeordneten des BZÖ meinen, dass Väter nicht nur Unterhalt zahlen, sondern auch ihre Kinder betreuen müssten. – Ja. Dazu haben wir das Kindschaftsrechts-Ände­rungsgesetz. Dieses gilt – das hat Kollegin Haubner anscheinend vergessen – seit 1. Februar dieses Jahres, und danach hätten die Männer die Möglichkeit, für die Betreuung im Alltag ihrer Kinder zu sorgen, und dafür gäbe es jede Menge Gelegen­heit.

Leider bestätigt eine Mikrozensuserhebung, dass es eine absolut ungleiche Behand­lung zwischen Frauen und Männern bei der familiären Aufgabe gibt: Nicht einmal Väter in aufrechter Ehe beteiligen sich annähernd zu gleichen Teilen an der Kinderbe­treuung. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Woher haben Sie das? Was erzählen Sie das? Das ist wohl Ihre eigene Meinung!)

Wenn Sie jedoch meinen, dass von ihrer Familie getrennt lebende Männer zu viel an Unterhalt zahlen müssen, dann möchte ich Folgendes entgegenhalten: Die Unterhalts­höchst­grenzen für Kinder basieren auf einer Konsumerhebung von 1964, und ich habe schon eine Anfrage an Sie, Frau Ministerin, gestellt, warum dieser Wert nicht erneuert wurde. Die Werte des Warenkorbs – Sie wissen das ganz genau, denn wir reden ja


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immer vom Verbraucherpreisindex – werden alle fünf Jahre erhöht. Die Werte der Konsumerhebung von 1964 wurden jedoch nie verändert.

Durch die Anrechnung der Familienbeihilfe werden speziell gut verdienende Väter jetzt schon steuerlich begünstigt, und diese steuerliche Entlastung wird zulasten der Kinder abgezogen.

Die Judikatur hinsichtlich des Sonderbedarfs ist sehr restriktiv, das heißt, Schulschi­kurse oder außerordentliche Förderungen werden maximal Vätern auferlegt, die nur den Regelbedarf bezahlen. Und wenn es ein Vater absichtlich unterlässt, für eine Möglichkeit des Verdienens zu sorgen, dann bekommt das Kind sowieso nur den ein­fachen Regelbedarf. Betreuungskosten, die die Mutter zusätzlich hat, wenn sie vielleicht arbeiten geht, muss sie allein tragen.

Außerdem dürfen Väter eine fiktive Miete vom Unterhalt für das Kind nur dann ab­ziehen, wenn Frau und Kind in der ehemaligen Wohnung geblieben sind. Das reduziert diesen Regelbedarf, den ich Ihnen vorher erläutert habe. Bei überdurchschnittlicher Betreuung, das heißt, wenn es mehr als fünf Besuchstage pro Monat durch den Vater gibt, wenn er nicht im gemeinsamen Haushalt lebt, kann es auch zu einer Reduktion des Geldunterhalts kommen, und zwar bis zu einer Höhe von 20 Prozent.

Außerdem gibt es auch noch diese sogenannte Playboygrenze, damit es zu keiner Überalimentation für Kinder kommen kann. Das ist bei bis zu Zehnjährigen das Zweifache des Regelbedarfs und bei den über Zehnjährigen das Zweieinhalbfache des Regelbedarfs. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Positiv an der ganzen Geschichte ist, dass das Kindschaftsrechts-Änderungsgesetz auf das Kindeswohl abzielt. Unterhaltsvorschusslücken gehören geschlossen, und die Minister Mitterlehner und Hundstorfer haben im letzten Ministerrat vor allem die Herausforderungen an die Familienpolitik wieder mit neuen Forderungen belebt. (Beifall bei der SPÖ.)

10.13


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Ikrath. – Bitte.

 


10.13.12

Abgeordneter Mag. Peter Michael Ikrath (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundes­minis­terin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Es wurde das schon mehrfach ange­sprochen, und ich möchte es für die ÖVP noch einmal präzisieren. Wir versuchen, die gesamte Gesetzgebung, die mit Kindern zu tun hat, so zu gestalten, dass das Kindes­wohl immer im Mittelpunkt steht. Unser erster Grundsatz lautet: Das Kindeswohl ist der Maßstab für sämtliche gesetzlichen Gestaltungen.

Der zweite Grundsatz lautet: Wir wollen, dass Kinder auch im Fall einer gescheiterten Beziehung ihrer Eltern weiter Vater und Mutter haben.

Der dritte Grundsatz ist: Väter und Mütter sollen und müssen gleiche Rechte und gleiche Pflichten haben.

An diesen Ankerpunkten haben wir in der jetzt ablaufenden Gesetzesperiode gemein­sam ganz wesentliche Verbesserungen vornehmen können. Wir haben zwölf Punkte definiert, an die die Gerichte in der Beurteilung des Kindeswohls gebunden sind, und so sind die Gerichte künftig sehr präzise festgelegt.

Es wurde zu Recht mehrfach kritisiert, dass Verfahren zu lange dauern, und wir haben Maßnahmen gesetzt, um Verfahren zu beschleunigen. Es wurden 140 Familienrichter mehr eingestellt, und es wurden die Institutionen der Familiengerichtshilfe und der Besuchsmittler geschaffen.


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Ein Vorredner hat kritisch angemerkt, dass auch das Kontaktrecht, das wir an die Stelle des Besuchsrechts gesetzt haben, vor allem für Väter bisweilen schwer durchsetzbar ist, wenn Mütter keine Bereitschaft zeigen, dem Vater seine Rechte einzuräumen. – Dafür gibt es jetzt die Institution des Besuchsmittlers. Diese hat sich ansatzweise schon bewährt. Besuchsmittler sind Menschen, die entsprechend geschult sind, als Mediatoren das Vertrauen beider Seiten genießen und sicherstellen können, dass das für das Kind so wichtige Kontakterlebnis mit beiden Elternteilen auch tatsächlich um­gesetzt wird. – Das hat sicherlich im Regelfall für Väter mehr Bedeutung als für Mütter.

Wir haben durch die gemeinsame Obsorge und dieses Kontaktrecht sichergestellt, dass künftig im Regelfall Kindern auch im Zuge von Scheidungen und vor allem strittigen Scheidungen eine gemeinsame Obsorge zugutekommen soll. Zudem gibt es eine ganz wesentliche Verbesserung für die Väter. Diesbezüglich hatten wir ein Rege­lungs­defizit, das sich in den letzten Jahren für Väter immer wieder als schmerzhaft erwiesen hat. Nun wurde auch ledigen Vätern ein Antragsrecht, und zwar ein unein­geschränktes Antragsrecht, auf Obsorge eingeräumt, und es sind die Gerichte und nicht mehr die Mütter, die darüber entscheiden, ob einem solchen Antrag stattgegeben wird. – Kollege Strache ist jetzt nicht mehr da: Er äußerte unter anderem diesbezüglich Sorgen, ich kann ihm aber sagen, dass dieser Sorge bereits Rechnung getragen wur­de.

Lassen Sie mich abschließend noch zum Thema Kindesunterhaltsrecht, das vor allem auch von Kollegin Haubner angesprochen wurde, kommen: Ja. Ich bedaure auch, dass wir zu einer umfassenden Reform, die notwendig ist, nicht mehr gekommen sind und dass wir die geplante Enquete, die in den Grundzügen durch das Justizministerium schon kompetent und richtungsweisend vorbereitet wurde, nicht mehr umsetzen konn­ten. Aber das wird mit Sicherheit eine der ersten Prioritäten im Familien- und Kindes­recht in der neuen Legislaturperiode sein. Klar ist nämlich: Kinder müssen in ihrer Existenz psychisch, aber auch materiell gesichert sein, und es darf nicht das Scheitern der Beziehung der Eltern dazu führen, dass das Kind materiell schlechter gestellt oder gar in seiner wirtschaftlichen Grundlage gefährdet wird.

Es gilt in einer Reform insbesondere das Verfahrensrecht massiv zu ändern und zu vereinfachen. So sollen etwa unterschiedliche künftige Beschleunigungsmöglichkeiten von uns diskutiert und dann auch eingeführt werden.

Alles in allem ist es richtig, dass noch einiges offen ist, vor allem im Unterhaltsrecht. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Ebenso richtig ist es jedoch, dass uns in dieser Legislaturperiode eine Fülle entscheidender Verbesserungen gelun­gen ist. (Beifall bei der ÖVP.)

10.18


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Belakowitsch-Jenewein. – Bitte.

 


10.18.57

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Frau Präsident! Frau Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ehrlicherweise muss ich sagen: Es ist eine etwas beschämende Diskussion, die wir heute hier führen.

Wir haben in diesem Zusammenhang ein ganz großes Problem: Es ist sicherlich wahr, wenn auch der Titel etwas – wie ich einmal sagen möchte – gewöhnungsbedürftig war, dass sich einige Väter einfach nur als Bankomat empfinden. Das liegt aber nicht daran, dass die Väter so böse sind und nur zahlen müssen oder nicht zahlen sollen. Und das ist genau die Kritik, die ich an der heutigen Debatte übe. Wir haben hier Ideologien, die aufeinanderprallen. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass vor allem vonseiten der


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SPÖ nur Väterhasserinnen am Wort waren, die nichts anderes zu tun haben, als hier zu schimpfen, wie böse die Väter sind, die sich an nichts beteiligen und quasi auch nicht zahlen. (Zwischenruf der Abg. Hakel.)

Prinzipiell sollten wir, glaube ich, diese Diskussion überhaupt einmal aufteilen. Einer­seits geht es um das Unterhaltsrecht. Dabei geht es um die Fragen: Wie bezahlen Väter? Sind Väter willens und bereit, auch regelmäßig zu bezahlen? Andererseits geht es um die Betreuungseinheiten. Das soll natürlich nicht geschehen, dass Väter, die einerseits sagen, jetzt sehe ich mein Kind nicht mehr, darum zahle ich nichts mehr, oder andererseits sagen, das ist mir eh alles zu viel, das Kind zum Spielball machen. Das ist zutiefst abzulehnen, aber auch so etwas kommt vor. (Beifall bei der FPÖ.)

Daher glaube ich, dass wir diese zwei Punkte voneinander entkoppeln müssen, damit wir einmal eine Stoßrichtung haben und die Unterhaltsleistung getrennt davon gesehen wird.

Prinzipiell zeigt die Diskussion aber auch noch eines: dass Kinder generell zur Armut führen, dass unsere Familienförderung in der Art und Weise, wie wir sie heute haben, offensichtlich nicht ausreichend ist. Kollegin Lueger hat, glaube ich, die Zahlen genannt: 19 000 Scheidungskinder leben in Armut. Das darf in Österreich eigentlich nicht der Fall sein! (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)

Da zeigt sich ein Versagen, nämlich ein Gesamtversagen in der österreichischen Familienpolitik. Da müssen wir schon auch ansetzen, und da ist Handlungsbedarf gegeben. Ich weiß, Frau Minister Karl, da sind Sie jetzt nicht direkt zuständig, Sie sind nicht die Familienministerin; aber da ist wirklich Handlungsbedarf gegeben, und darüber müssen wir uns auch intensiv unterhalten.

Aber jetzt zur juristischen Seite und zum Thema gemeinsame Obsorge: Es gibt bis heute keine automatische gemeinsame Obsorge in Österreich. Das hat auch Ihre Männerhasserin, Frau Heinisch-Hosek verhindert. Das ist eine Tatsache. Wir hätten die automatische gemeinsame Obsorge gerne für alle Kinder gehabt. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich glaube auch, dass das der richtige Weg wäre, denn die Bundesrepublik Deutsch­land zeigt vor, dass es funktioniert. Und es funktioniert dort auch, denn Eltern haben verdammt noch einmal die Pflicht, sich gemeinsam um ihre Kinder zu kümmern. (Zwischenruf der Abg. Binder-Maier.) – Sie können gerne noch einmal herauskommen und hier reden, aber sparen Sie sich Ihre Zwischenrufe, man versteht sie ohnehin nicht.

Dies ist also wirklich ein Manko in Österreich. Und ich zeige Ihnen das jetzt anhand eines Beispiels, Frau Bundesminister, anhand einer Familie. Die Eltern lassen sich scheiden. Die Mutter stellt den Antrag auf alleinige Obsorge, dieser wird vom Gericht abgelehnt, und die alleinige Obsorge wird dem Vater übertragen. Das ist in Österreich an und für sich schon sehr selten, dass so etwas überhaupt vorkommt. (Abg. Binder-Maier: Arme Frau!) – Arme Frau! Das glaube ich Ihnen sofort, dass Sie sagen „arme Frau“.

Die Frau erklärt bei Gericht: Der Mann ist gewalttätig, er schlägt mich, ich will die alleinige Obsorge. Das Gericht bestellt einen Gutachter, der zu einem völlig anderen Ergebnis kommt. Die Sache ist nämlich genau umgekehrt: Die Frau ist gewalttätig gewesen gegen die Kinder – aber für Sie ist das die „arme Frau“. Das ist genau der Zeitgeist, in dem Sie leben! (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist Ihre Familienpolitik, und darum stehen wir ja heute da, wo wir stehen. Und darum müssen wir solche Debatten hier heute führen, weil Ihre Familienpolitik eine von Ideologien geprägte ist, die völlig an den Familien vorbeigeht, die völlig an den Inter-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 46

essen der Kinder vorbeigeht. (Beifall bei der FPÖ.) Für Sie sind Kinder nur ein Mittel zum Zweck, nur ein Druckmittel, das Sie den Frauen in die Hand geben. Und das ist falsch, denn damit machen Sie die Seelen der Kinder kaputt, und zwar nachhaltig. Das sollten Sie in Ihrer Ideologie auch einmal bedenken. (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Bundesminister, noch kurz zu diesem Fall: Der Vater bekommt vom Gericht die alleinige Obsorge zugesprochen, die Mutter verweigert jedoch dem Vater die Kinder. Zwei Jahre lang zieht sich diese Geschichte hin und her. Und schließlich, in zweiter Instanz, heißt es dann – und das steht wörtlich drinnen –, dass aufgrund der Bindungs­situation der Mutter an die Kinder die Maßnahmen nicht gesetzt und der bestehenden Obsorgeregelung leider Gottes nicht stattgegeben werden konnte, weil der Vater den Kindern entfremdet ist, und zwar hat dies zur gänzlichen Väterentbehrung geführt; obwohl dem Vater ursprünglich die alleinige Obsorge zugesprochen worden war, dieser aber entfremdet ist, kommen die Kinder jetzt zur Mutter.

Das ist der eigentliche Skandal, und da reden Sie von der „armen Frau“ – also da frage ich mich schon wirklich! (Beifall bei der FPÖ. – Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Glauben Sie denn eigentlich, dass diese Kinder wirklich seelisch gesund sein können in einer solchen Situation, in der die Mutter nachweislich gewalttätig ist?

Frau Bundesminister, das zeigt, dass Ihre Gerichte in diesem Fall offensichtlich ver­sagen. Es gibt Urteile, die aber nicht exekutiert werden. Da ist Handlungsbedarf gegeben, Frau Minister, und da sind wir noch lange nicht am Ende. (Beifall bei der FPÖ.)

10.24


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Mag. Steinhauser gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


10.24.30

Abgeordneter Mag. Albert Steinhauser (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrtes BZÖ, der Titel „Väter sind kein Bankomat!“ ist Ihnen komplett miss­glückt. Hören Sie sich um! Väter sehen sich nicht als Bankomaten, Väter werden von Müttern und Kindern nicht als Bankomaten gesehen, und Väter sind auch tatsächlich keine Bankomaten. Das ist eine Schwarz-Weiß-Malerei, die uns nicht weiterhilft, die gleiche Schwarz-Weiß-Malerei, wie wenn Kollegin Belakowitsch-Jenewein herausgeht und SPÖ-Abgeordnete, die eine Sicht der Frauen einbringen, als Männerhasser hinstellt. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)

Das ist eine Schwarz-Weiß-Malerei, wo wir uns in Gräben einbunkern und zu keinen Lösungen kommen. Das ist unseriös.

Herr Klubobmann Bucher, wenn wir über Väterrechte reden, dann müssen wir auch über Ihren „Berufsväterrechtler“ Stiglmayr reden; er ist stellvertretender BZÖ-Obmann in Niederösterreich. Dieser Mann hat sich bei einer Gegendemonstration zur Regen­bogenparade zu folgender Aussage gegenüber Schwulen hinreißen lassen:

„Alle diese Menschen haben nur ein Glück. Sie leben in einem Land, das ihnen die Freiheit gibt, diese naturwidrigen Gelüste, diese Abnormalität auch leben zu können.“

Weiters sagt er: „Wir bringen euch nicht um“. – Na wie großzügig!

Abgeordneter Widmann wird ja noch zu Wort kommen; ich erwarte, dass es hier eine Distanzierung des BZÖ gibt, ich erwarte auch, dass es personelle Konsequenzen gibt.

Ich sage Ihnen etwas: Mir schreiben Väter, die sicherstellen wollen, dass ich als grüner Justizsprecher weiß, dass sie mit solchen Leuten wie dem Herrn Stiglmayr nichts zu


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tun haben wollen, weil sie finden, dass solche Leute den Vätern schaden. Das ist die Tatsache. (Beifall bei den Grünen.)

Meine Damen und Herren, zurück zum Thema: Der Schlüssel zur Väterbeteiligung liegt darin, dass es möglich wird, dass sich Väter von Anfang an an der Familienarbeit beteiligen. Die Beziehungsarbeit am Beginn, wenn es noch gar nicht um die Trennung geht, wenn es in der Regel darum geht, dass Kinder auf die Welt kommen, dass sich Väter in gleicher Form in die Familienarbeit einbringen, das ist die Erfolgsgarantie, dass ein Verhältnis zu den Vätern entsteht. Das heißt 50/50 bei der Erziehung. Das heißt 50/50 bei der Betreuung und Versorgung, beim Kochen, beim Putzen, beim Wäschewaschen. Das heißt 50/50, wenn es Schulprobleme gibt. Meine Damen und Herren, da entstehen Beziehungen zwischen den Kindern und den Vätern.

Wenn wir uns aber die Zahlen anschauen, dann sehen wir, dass es leider immer noch so ist, dass nur ein sehr kleiner Teil der Väter in Karenz oder Teilkarenz geht. Ich will, dass es selbstverständlich wird, dass Väter genauso wie Mütter in Karenz gehen. Ich weiß, das ist nicht immer einfach, nicht alle Dienstgeber haben Verständnis dafür. Mir sind die Geschichten bekannt, wo mit Kündigung gedroht wird, wo Karriereeinbußen in den Raum gestellt werden. Aber all das sind Schicksale, die natürlich auch Frauen betreffen. Und wir im Parlament müssen dafür sorgen, dass es selbstverständlich wird, dass Väter in Karenz gehen und dadurch eine Bindung zu den Kindern entsteht, die dann auch in schwierigen familiären Situationen hält. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn es zur Trennung kommt, dann ist dies tatsächlich keine einfache Situation, und wir müssen feststellen, dass es immer wieder zu einem Abbruch der Beziehung zwischen den Kindern und den Vätern kommt. Es gibt viele Gründe dafür, etwa beruf­liche Gründe – Väter orientieren sich neu und ziehen weg – oder familiäre Gründe – Väter heiraten wieder, und der Kontakt zur alten Familie reißt ab.

Ein Grund sind auch Hochkonflikttrennungen, wo diese Konflikte dann in Besuchs­rechts- und Obsorgestreitigkeiten ausgetragen werden. Aber auch hier gilt: Einseitige Darstellungen helfen uns nicht weiter. Es wird nicht reichen, den Müttern die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wir müssen in Hochkonfliktfällen an Lösungen arbeiten. Und wir haben immer vorgeschlagen, zu versuchen, diese Probleme in einer Familien­schlichtungsstelle und nicht vor Gericht zu lösen, weil wir wissen, die besten Lösungen sind die, die von Vätern und Müttern gemeinsam erarbeitet werden.

Noch einmal zum Thema „Bankomat“: Die Unterhaltsverpflichtung ist keine Bankomat­funktion, sondern eine wichtige Voraussetzung für das Aufwachsen von Kindern. Natürlich haben wir ein Problem: geringe Unterhaltshöhen, Unterhalt, der nicht bezahlt wird, auf der einen Seite, und auf der anderen Seite – und da sehe ich schon auch einen Änderungsbedarf bei den Vätern – die Möglichkeit, dass bei Unterhaltsschulden unter das Existenzminimum exekutiert wird. Das heißt, dass Väter noch einmal unter das Existenzminimum exekutiert werden können und dann tatsächlich wenig zum Leben übrig bleibt. Da habe ich eine relativ klare Position: Unterhaltsschulden vor Versandschulden. Das Existenzminimum muss absolut gelten, und Unterhaltsschulden müssen gegenüber anderen Schulden bevorrechtet sein. Das wäre die Lösung. Damit wäre auch Vätern in schwierigen finanziellen Situationen, die Scheidungen immer darstellen, geholfen.

In diesem Sinne muss man das Thema mit der nötigen Seriosität weiter diskutieren. Schwarz-Weiß-Malerei hilft jedenfalls nicht weiter. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

10.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Wid­mann. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 48

10.30.01

Abgeordneter Mag. Rainer Widmann (BZÖ): Frau Präsident! Hohes Haus! Das war jetzt zu erwarten, Kollege Steinhauser, aber ich sage in Richtung der Grünen ganz klar: Wer eine Causa Dönmez mit all ihren Facetten in dieser grünen, angeblich demo­kratischen Partei hat, der sollte sich über die Causa Stiglmayr nicht äußern.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe mit Kollegem Stiglmayr ganz kurz gesprochen und ihm gesagt, dass die Wortwahl, die er getroffen hat, völlig inakzeptabel ist, von uns nicht toleriert wird und auch nicht Parteilinie ist. – Punkt eins.

Punkt zwei: Kollege Stiglmayr hat mir gesagt, er entschuldigt sich dafür und es wird nicht mehr vorkommen.

Sie werden – Punkt drei – von uns nicht verlangen können, dass wir einen jungen Familienvater, der selbst Versorgungspflichten hat, auf Zuruf der Grünen nunmehr auf die Straße setzen. Das werden wir mit Sicherheit nicht machen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ.)

Und um das geht es in Wirklichkeit. Da müssen Sie einmal schauen, was in der Causa Dönmez auf Facebook gepostet worden ist, bis hin zu Vergleichen mit dem Dritten Reich, wo es seitens der Grünen keine Entschuldigung gab. Also kehren Sie einmal vor Ihrer eigenen Tür!

Aber jetzt zum Thema selbst: 1,1 Millionen betroffene Patchworkfamilien – Frau Minis­ter, das ist ein großes Thema. Ich frage mich manchmal, wo die Vertreter von der SPÖ und auch von den Grünen leben. In welcher Welt leben Sie? Wir kennen das von Sprechtagen auf der Straße, wo Väter zu uns kommen und sagen: Ich kann mir das Leben nicht mehr leisten, ich werde auf bis zu 25 Prozent unter dem Existenzminimum gepfändet. Warum lässt mich die Politik im Stich, nur weil ich Vater bin? Und ich bekenne mich zu meinen Kindern – das sagen die Väter auch –, ich will für meine Kinder da sein, und ich will auch Verantwortung übernehmen. Und ich will auch dafür zahlen.

Man muss auch die Väter in diesem Land leben lassen. Und genau um das geht es. (Beifall beim BZÖ.)

Natürlich beginnt die ganze Geschichte meistens vor der Eheschließung. Da schwört man einander, man werde einander schätzen, lieben und ehren. Dann kommt in vielen Ehen mit der Kindererziehung die Pragmatik der Ehe dazu. Und manche Ehen scheitern, aus welchen Gründen auch immer. Aber es muss auch ein Leben danach geben, für alle – für die Männer, für die Frauen, aber insbesondere für die Kinder. Über das Kindeswohl ist heute hier oft gesprochen worden, und das muss auch im Mittel­punkt stehen. Was ich aber nicht will, ist ein Geschlechterkampf. Was ich nicht will, sind parteipolitische Parolen wie vonseiten der Grünen. Ich will ein ordentliches Eherecht, ein Familienrecht und auch ein Obsorgerecht, das in Zukunft auch alle leben lässt.

Frau Minister, da haben Sie viel zu tun, denn das Kindschaftsrechts-Änderungs­gesetz 2013 hat viele Lücken hinterlassen. Wir haben das bereits angesprochen. Der Begriff „Kindeswohl“ ist definiert worden – positiv. Es gibt die gemeinsame Obsorge, aber nur in Teilbereichen. Sie hat viele Lücken. Manche Männer müssen sich bis zu sechs Monate bewähren, ledige Väter müssen sie erst beantragen.

Es gibt auch keine Durchsetzung des Besuchsrechts oder Kontaktrechts, wie Sie sagen. Die Begrifflichkeit ist es nicht. Es geht tatsächlich darum, dass Väter mit ihren Kindern auch Zeit verbringen dürfen, wenn sie dafür zahlen. Und es gibt den Spruch „Wer anschafft, der zahlt!“ – oder auch umgekehrt – und daher der natürlich markante


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 49

Vergleich mit dem Bankomaten. Viele Väter sehen sich einfach so, und das muss man einmal zur Kenntnis nehmen.

Oder: Warum gibt es in diesem neuen Recht nicht die Doppelresidenz? Warum wird dem Prinzip der Anspannung nicht endlich entgegengetreten, wenn man Väter bis 25 Prozent unter das Existenzminimum pfändet? Dieses liegt derzeit bei 783 € – 25 Prozent weniger. Also wie soll da jemand auskommen? – Das geht einfach nicht! Und warum sollte in einem solchen Fall jemand überhaupt noch arbeiten?

Daher wird zu regeln sein, wie wir in Zukunft auf der einen Seite den Kindern gerecht werden, dass sie einen Mindeststandard haben, selbstverständlich. Aber es kann nicht sein, dass man bis zum doppelten oder zweieinhalbfachen Regelbedarf zahlen muss – die sogenannte Playboygrenze –, dass Studenten vom Vater 1 300 € bekommen und der Vater nicht mehr weiß, wie er das Geld herbeischaffen soll, wenn er vielleicht 2 500 € oder 3 000 €, wenn überhaupt, verdient. Das sind die Themen.

Das Nächste: die Partnerin. Es kann auch nicht sein, dass jemand, wenn er einmal geheiratet hat, dann den Mann bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag sozusagen als Lebens­versicherung sieht. Auch das ist ungerecht. Das verstehen auch sehr viele Frauen, insbesondere die Zweitfrauen der Männer, die dann in die Situation kommen, dass sie Frauen zweiter Klasse sind und auch die Kinder aus Zweitbeziehungen Kinder zweiter Klasse sind. Das wollen wir nicht. Das sind Dinge, über die wir werden diskutieren müssen.

Daher ist es uns wichtig, dass wir das Obsorgeverfahren vom Scheidungsverfahren trennen, ich glaube, das wäre auch im Sinne einer Objektivität durchaus wünschens­wert, dass wir den Familienrichterstand aufwerten, auch durch eine bessere Ausbil­dung, dass wir die Unterhaltsleistungen überdenken. Machen wir dazu eine Enquete und beschäftigen wir uns mit folgenden Fragen: Wie schaut es denn mit der Gerech­tigkeit, mit dem Bedarf aus? Wie schaut es mit Missbrauch aus? Wollen wir wirklich, dass Kinder und Mütter in zweiter Ehe benachteiligt sind? – Das wollen wir nicht.

Wir meinen, dass die Regelung so aussehen sollte, dass der Unterhalt der Ehefrau maximal 30 Mal bezahlt werden muss. Der Staat macht das umgekehrt, der Staat zahlt das Kindergeld auch 30 Monate, dann ist die Versorgungspflicht aus. Und dann wird man darüber diskutieren müssen, ob eine Frau lebenslang einen Unterhalt bekommen kann oder ob das auch irgendwann vorbei ist. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Da gibt es sehr viele Baustellen. Es gibt Missbrauch. Es gibt Dinge, wo die Eltern und Kinder viel zahlen – bei den Gerichtsgebühren, bei der Jugendwohlfahrt. Es gibt eine ganze Scheidungsindustrie. Und daher müssen wir viel tun, um Kindern, Müttern und Vätern in Zukunft ein besseres Auskommen zu geben. (Beifall beim BZÖ.)

10.35


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

10.35.35Einlauf und Zuweisungen

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungs­gegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäfts­ordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:


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1. Schriftliche Anfragen: 15282/J bis 15325/J;

2. Anfragebeantwortungen: 14350/AB bis 14369/AB;

Anfragebeantwortungen (Präsidentin des Nationalrates): 97/ABPR bis 99/ABPR.

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Monatserfolg Mai 2013, vorgelegt von der Bundesministerin für Finanzen (Vorlage 136 BA);

Immunitätsausschuss:

Ersuchen des Landesgerichtes für Strafsachen Wien, 92 HV 52/13k, um Zustimmung zur behördlichen Verfolgung der Abgeordneten zum Nationalrat Dr. Gabriela Moser wegen des Verdachtes einer strafbaren Handlung nach § 111 Abs. 1 und 2 StGB;

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Ent­scheidung des Ausschusses):

Gesundheitsausschuss:

Lebensmittelsicherheitsbericht 2012 des Bundesministers für Gesundheit (III-430 d.B.);

Kulturausschuss:

Kulturbericht 2012 der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur (III-431 d.B.),

Kunstbericht 2012 der Bundesregierung (III-432 d.B.).

C. Unterrichtungen gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG:

Aufnahme der Verhandlungen zum Abschluss eines Protokolls zur Abänderung des am 23. Juni 1977 unterzeichneten Abkommens zwischen der Republik Österreich und der Republik Tunesien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen, BGBl. Nr. 516/1978,

Aufnahme der Verhandlungen zum Abschluss eines Protokolls zur Abänderung des am 4. August 2005 unterzeichneten Abkommens zwischen der Republik Österreich und der Islamischen Republik Pakistan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen samt Protokoll, BGBl. III Nr. 49/2007,

Aufnahme der Verhandlungen zum Abschluss eines Protokolls zur Abänderung des am 9. April 1981 unterzeichneten Abkommens zwischen der Republik Österreich und der Republik der Philippinen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerumgehung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen, BGBl. Nr. 107/1982.

*****

Behandlung der Tagesordnung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Es ist vorgeschlagen, die Debatte über die Punkte 1 und 2, 7 bis 9, 10 bis 14, 15 bis 24, 25 und 26, 28 und 29, 30 bis 37 sowie 40 und 41 der Tagesordnung jeweils zusammenzufassen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 51

Wird dagegen eine Einwendung erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Ankündigung einer Dringlichen Anfrage

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der Klub Team Stronach hat gemäß § 93 Abs. 2 der Geschäftsordnung das Verlangen gestellt, die vor Eingang in die Tages­ordnung eingebrachte schriftliche Anfrage 15326/J der Abgeordneten Ing. Lugar, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumenten­schutz betreffend: Gewerkschaft blockiert – Wirtschaft verliert, dringlich zu behandeln.

Gemäß der Geschäftsordnung wird die Dringliche Anfrage um 15 Uhr behandelt werden.

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte
über die Anfragebeantwortung 14186/AB

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich weiters mit, dass das gemäß § 92 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vorliegt, eine kurze Debatte über die Beantwortung 14186/AB der Anfrage 14499/J der Abge­ordneten Hagen, Kollegin und Kollegen betreffend Immissionsschutzgesetz-Luft durch den Herrn Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft abzuhalten.

Da für die heutige Sitzung die dringliche Behandlung einer schriftlichen Anfrage ver­langt wurde, wird die kurze Debatte im Anschluss an diese stattfinden.

*****

Wir gehen nun in die Tagesordnung ein.

Redezeitbeschränkung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zwischen den Mitgliedern der Präsidial­kon­ferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde eine Tagesblockzeit von 8,5 „Wiener Stunden“ vereinbart. Entsprechend der vorläufigen Neuverteilung der Redezeit innerhalb einer „Wiener Stunde“ ergeben sich für 8,5 „Wie­ner Stunden“ folgende Redezeiten: SPÖ und ÖVP je 119, FPÖ 106, Grüne 94, BZÖ 81 sowie Stronach 68 Minuten.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die eben dargestellten Redezeiten.

Wer diesen die Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein Zeichen. – Das ist ein­stim­mig angenommen.

10.37.521. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (2361 d.B.): 2. Ver­einbarung gemäß Artikel 15a B-VG zwischen dem Bund und den Ländern Niederösterreich, Oberösterreich und Wien über Vorhaben des Hochwasser­schutzes im Bereich der österreichischen Donau (2471 d.B.)

2. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag 2355/A(E) der Abgeordneten Anton Heinzl, Dr. Martin Bartenstein, Kolleginnen und Kollegen betreffend 2. Ver-


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einbarung gemäß Artikel 15a B-VG über Vorhaben des Hochwasserschutzes im Bereich der österreichischen Donau, beschleunigte Abwicklung der geplanten Projekte (2472 d.B.)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zu den Punkten 1 und 2 der Tagesordnung, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Als Erster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Heinzl, dem ich zu seinem heutigen 60. Ge-burtstag herzlich gratuliere. (Allgemeiner Beifall.)

 


10.38.54

Abgeordneter Anton Heinzl (SPÖ): Vielen herzlichen Dank, sehr geehrte Frau Prä­sidentin, für die Glückwünsche!

Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolle­ginnen und Kollegen! Gerade die letzten Wochen haben gezeigt, wie wichtig es ist, Maßnahmen zu setzen und die nötigen Mittel für den Hochwasserschutz zur Verfügung zu stellen. Das Hochwasser im Juni 2013 hat uns nämlich allen klar vor Augen geführt, dass Katastrophen wie die sogenannten hundertjährigen Hochwässer in relativ kurzen Abständen voneinander auftreten können. Und eine wichtige Lektion aus diesem zweiten riesigen Hochwasser in nur elf Jahren ist, dass ein wirkungsvoller Schutz vor Hochwasser einen Wettlauf mit der Zeit bedeutet, um wahrlich menschliches Leid zu verhindern.

Wir alle hier im Hohen Haus ziehen jetzt zum Schutze der Menschen in Österreich gemeinsam an einem Strang und sorgen dafür, dass die geplanten Hochwasser­schutz­projekte entlang der Donau deutlich rascher als geplant umgesetzt werden. Im letzten Verkehrsausschuss am 19. Juni haben wir deshalb mit Unterstützung aller Fraktionen hier im Hohen Haus einen Entschließungsantrag beschlossen, in dem wir die Bundes­regierung um Vorziehung der Finanzierung und eine beschleunigte Abwicklung der geplanten Projekte ersuchen.

Hohes Haus! Die Bundesregierung hat auch wegen der schlechter werdenden Wirt­schafts­lage wirklich rasch reagiert. Die Vorziehung des Hochwasserschutzes ist in das Konjunkturprogramm aufgenommen worden, und dieses Konjunkturpaket zeigt aus meiner Sicht sehr deutlich, dass bei uns die wirtschaftliche Entwicklung und die Arbeits­plätze an erster Stelle stehen. Nicht umsonst, sehr geehrte Damen und Herren, hat Österreich in der Europäischen Union die niedrigste Arbeitslosigkeit und ist inzwi­schen zweitstärkste Wirtschaftskraft in der Europäischen Union. Mit diesem Konjunk­turpaket wird der Schwerpunkt auf Beschäftigung noch weiter verstärkt; über 60 000 Arbeits­plätze sollen durch gezielte Investitionen im Rahmen des Konjunktur­paketes geschaffen werden.

Auch die Hochwasserschutzmaßnahmen schaffen Beschäftigung. Allein das Vorziehen der Schutzmaßnahmen an der Donau schafft 1 100 zusätzliche Arbeitsplätze. Sehr geehrte Damen und Herren! Unsere Frau Bundesministerin Bures hat dieses Vor­ziehen angeregt nach der Devise: Wer schnell hilft, hilft doppelt. Weitere Investitionen in den Hochwasserschutz lohnen sich nämlich doppelt und dreifach. Arbeitsplätze wer­den geschaffen, und wir schützen die Menschen in den betroffenen Gebieten.

Die Fertigstellung der im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen entlang der Donau sollen durch eine vorgezogene Ausschüttung der Mittel um vier Jahre früher realisiert werden; das heißt, dass die Schutzmaßnahmen schon im Jahr 2019 – statt wie bisher geplant im Jahr 2023 – fertiggestellt werden.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 53

Wir bauen beim Hochwasserschutz ja auf guten Vorarbeiten auf. 17 Hochwas­ser­schutzprojekte entlang der Donau mit einem tatsächlichen Gesamtvolumen von 279,4 Millionen € sind bereits fertiggestellt und haben ihre Bewährungsprobe beim Jahrhunderthochwasser im Juni dieses Jahres bestanden. 17 weitere Projekte sind derzeit in Bau, Planung oder in Vorbereitung; sie sollen den 15a-Vereinbarungen zwi­schen dem Bund und den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich und Wien zufolge in den kommenden zehn Jahren, bis 2023, gebaut werden. Diese Frist – und das ist das Wichtigste – wird jetzt verkürzt. 400 Millionen € sollen bis 2019 von Bund, Ländern und Gemeinden gemeinsam in den Hochwasserschutz an der Donau investiert werden. Das schützt Zehntausende Menschen in den Gemeinden, die heute noch nicht über einen wirksamen Schutz verfügen.

Für die Hochwassergefährdeten und Hochwasseropfer finden sich aber noch einige andere Maßnahmen im Konjunkturpaket. So wird beispielsweise das Budget für Bun­deswasserbau sowie die Wildbach- und Lawinenverbauung für zehn Jahre auf 200 Millionen € jährlich aufgestockt. Für vom Hochwasser betroffene Unternehmen im Bereich der Produktion, des Tourismus soll es bis zu 400 Millionen € zinsenfreie Kre­dite geben. Diese Kredite starten bei 10 000 € und gehen bis zu einem Rahmen von 7,5 Millionen €. Für die thermische Sanierung vorgesehene Fördermittel werden außer­dem für bestimmte Hochwasserschutzmaßnahmen beziehungsweise die Behebung bestimmter Hochwasserschäden geöffnet.

Hohes Haus! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich hoffe, dass wir jetzt lange Zeit keine solchen Hochwässer mehr erleben müssen, und falls ja, sind wir doppelt gewappnet. Vor allem die zahllosen Helferinnen und Helfer haben mit ihrem ehrenamtlichen Enga­gement – ein herzliches Danke dafür – im Katastropheneinsatz gezeigt, dass die Österreicherinnen und Österreicher zusammenhalten und einander in schwierigen Situationen helfen. Aber auch die Politik, sehr geehrte Damen und Herren, kann mit Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser – wie jene, die wir heute hier beschließen – ihren Teil dazu beitragen, dass die Menschen in Österreich weiterhin sicher leben und wohnen können. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.45


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Barten­stein. – Bitte.

 


10.45.39

Abgeordneter Dr. Martin Bartenstein (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundesminis­terin! Hohes Haus! Lieber Anton Heinzl, auch von mir alles Gute zum Sechziger! Willkommen im Klub! Ich bin auf den Tag genau einen Monat älter als du – ich weiß, man sieht das (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek) –, und ich sage nur eines: Ich könnte mir keinen schöneren Platz vorstellen, an dem man seinen Sechziger feiern kann, als hier im Hohen Haus, noch dazu mit einer Rede so früh am Morgen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenruf bei der SPÖ.) – Bis jetzt nicht.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, insgesamt 675 Millionen € wurden und wer­den in diesen Jahren an der und rund um die Donau zum Hochwasserschutz verbaut. Anton Heinzl hat gesagt, er hoffe, dass es nicht so bald wieder zu einem derartigen Hochwasser kommt. – Das haben wir im Jahr 2002 auch gesagt. Elf Jahre sind vergangen. Ob es jetzt hundertjährig oder hundertjährlich heißt, weiß ich nicht, aber eigentlich sollte es nach der Statistik nur alle 100 Jahre vorkommen.

Gerade Statistiker würden Ihnen da sagen: Das kann reiner Zufall sein, denn im Durchschnitt, über 1 000 Jahre betrachtet, kommt das alle 100 Jahre vor; da kann es schon einmal alle elf Jahre passieren. Ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 54

haben wir aber schon, dass sich nach elf Jahren Ähnliches wiederholt hat, und zum Teil war es ja dramatischer, zum Teil weniger dramatisch, auch aufgrund der Wirk­samkeit der mobilen Hochwasserschutzbauten. Im Eferdinger Becken war es aber dramatischer, deutlich dramatischer; dort gibt es ja auch eine Diskussion darüber, wie das denn mit den Maßnahmen war, und es sind auch Untersuchungen der Ministerien im Gange.

So gesehen ist es also nachvollziehbar, dass Vertreter des Bundes und der betrof­fenen Länder Oberösterreich, Niederösterreich und Wien sich schon vor Monaten zusammengesetzt haben, um den aktuellen Stand in Sachen Hochwasserschutz­bauten auf der Basis der Maßnahmen aus dem Jahr 2006 zu erheben. Es ist ein Zufall, dass man damit, mit dieser Artikel-15a-Vereinbarung, jetzt fertig wurde, bevor dieses neuerliche Hochwasser eingetreten ist.

Sehr geehrte Frau Bundesministerin, die von Ihnen einmal eingenommene Position, unter Bundeskanzler Schüssel wäre in Sachen Hochwasserschutz nichts geschehen, ist für mich übrigens absolut nicht nachvollziehbar. Ganz im Gegenteil: 2006 sind eben diese 420 Millionen € beschlossen worden; damals ist die mobile Hochwasserhilfe entwickelt worden, die sich jetzt als so sinnvoll und schützend erwiesen hat. Also da würde ich bitten, bei den Fakten zu bleiben und nicht politisches Kleingeld wechseln zu wollen. (Beifall bei der ÖVP.)

Jetzt haben Bund und Länder das also aktualisiert. Vorgesehen war ein Zeitraum bis 2023 – Anton Heinzl hat es schon gesagt –; es ist klar, dass man das im Lichte der Ereignisse der letzten Wochen und des Hochwassers vorziehen sollte, auch die Minis­terin hat das in einem Ministerratsvortrag schon so formuliert: Bis 2019 soll das jetzt geschehen, weitere 20 Bauten sind vorgesehen, wie gesagt, mit einem Volumen von 255 Millionen zusätzlich zu den 420 Millionen, die schon beschlossen sind. – Gut so!

Es sind die Tage vorbei, an denen die Medien Bilder – erschütternde und bedrückende Bilder – aus den Hochwassergebieten senden konnten, senden mussten. Jetzt geht es im wahrsten Sinne des Wortes ans Aufräumen. Jetzt wird erst das tatsächliche Ausmaß des Schadens und der Schäden bekannt. Jetzt geht man in die muffigen, schimmligen Keller und Häuser hinein und sieht, was da alles kaputt ist, was da alles zum Totalschaden geworden ist.

Die Menschen brauchen Hilfe und erfahren auch in einmaliger Art und Weise Hilfe: Nachbarschaftshilfe, Hilfe von den Feuerwehren, Hilfe von unseren Soldaten und Soldatinnen – Grundwehrdiener sind es vor allem – und Hilfe auch von politisch verant­wortlichen Stellen und – das füge ich hinzu – den Versicherungen.

So gesehen ist das alles also gut im Laufen, aber der beste Hochwasserschutz ist natürlich der vorbeugende, nicht der nachsorgende, die Hilfe. Wenn dieses Paket um­ge­setzt ist, dann wird man nicht zu einem hundertprozentigen Schutz kommen – das wird es nie geben –, aber doch zu einem sehr, sehr weitgehenden Schutz vor neuerlichen Hochwässern an der Donau.

Diese Artikel-15a-Vereinbarung, die wir beschließen, und der Entschließungsantrag von Abgeordnetem Heinzl und mir – und dem Hohen Haus, wie ich hoffe – in Richtung der Bundesregierung, die Sache voranzutreiben und das bis 2019 mit den drei betrof­fenen Bundesländern auch abgeschlossen zu haben, gehen in die richtige Richtung. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Podgorschek zu Wort. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 55

10.50.33

Abgeordneter Elmar Podgorschek (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bun­desministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren vor den Bildschirmen! Ich darf namens meines Parlamentsklubs noch einmal meinen Dank aussprechen: allen Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehren, des Roten Kreuzes, des Samariter­bundes und allen zivilen privaten Institutionen, Helfern und sonstigen Hilfsorgani­satio­nen, die aufopfernd Solidarität mit unserer Gesellschaft gezeigt (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP) und damit auch dokumentiert haben, dass Solidarität in unserer Gesellschaft keine leere Worthülse ist. Es ist aber auch an der Zeit, dem österreichischen Bundesheer und den jungen Soldatinnen und Soldaten für ihren Einsatz Dank zu sagen.

Folgendes ist mir unverständlich: Uns, der Landesgeschäftsstelle Oberösterreich, wurde ein Brief zugesandt, der äußerst befremdend ist, und ich darf Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren, diesen Brief – er ist datiert mit dem 18. Juni 2013 – zur Kenntnis bringen und vorlesen:

Sehr geehrte Damen und Herren der FPÖ! „Ich bringe Ihnen hiermit, als amtierender Bürgermeister, einen skandalösen Sachverhalt zu Ihrer geschätzten Kenntnis und bitte um entsprechende Initiative Ihrerseits.

Als vom Hochwasser im Juni 2013 betroffene Gemeinde bekamen wir, wenige Stunden nachdem die ersten Keller in Wassernähe vom eintretenden Wasser erfasst wurden, Anweisung ‚von der SPÖ-Parteispitze‘ unter keinen Umständen das Bundesheer für Hilfeleistungen anzufordern.“ (Oh-Rufe bei der FPÖ.)

Und weiter: „Das Bundesheer durfte keine Hilfestellung leisten! So die unglaubliche Anweisung. Als mein Gemeindesekretär mich am Handy von diesem Anruf informierte, hielt ich dies für einen schlechten Scherz. Auf Nachfrage in Wien ergab sich leider die Richtigkeit: kein Bundesheer ... von ganz Oben!“

Weiters heißt es: „Ich will nicht sagen, dass ein paar Präsenzdiener mit Sandsäcken die Wassermassen aufgehalten hätten. Aber die Anweisung, aus politischem Kalkül und Rachsucht, unter Miteinbeziehung der menschlichen und materiellen Opfer, ist Wahnsinn.“ (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Neugebauer.)

„Sie werden die Anonymität meines Schreibens verstehen. Sie werden verstehen, dass dies mein letzter Versuch ist, die Sache an die Öffentlichkeit zu bringen. In den Feuer­wehren ist das weitest bekannt. Die regionalen Medienvertreter müssen schweigen – das ist eigentlich ein weiterer Skandal.

Mit freundlichen Grüßen

Ein ziemlich frustrierter ,noch roter‘ Bürgermeister.“ – Zitatende.

Meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ, ich gehe davon aus, dass auch Ihnen dieser Bürgermeister bekannt sein wird. Sollten sich aber diese Vorwürfe wirklich bewahrheiten, dann ist das für mich ein Mega-Skandal. (Beifall bei der FPÖ, bei Abge­ordneten der ÖVP sowie der Abg. Ursula Haubner.) Das heißt nämlich, dass billige Parteipolitik auf Kosten der betroffenen Bevölkerung gemacht wurde; bewusst wurde der materielle und personelle Schaden in Kauf genommen, um sich für das Ergebnis der Volksabstimmung zu rächen, und das auf Kosten der Bevölkerung. – So kann es nicht sein, und diese Vorgangsweise ist unverantwortlich!

Verantwortlich ist in diesem Fall der Obmann der SPÖ, nämlich Bundeskanzler Faymann. Das ist eigentlich eine Schande für die Republik. (Beifall bei der FPÖ.)

Für mich hat die SPÖ mit dieser Vorgangsweise jedes Recht verloren, sich als staats­tragend zu bezeichnen, und ich fordere daher eine lückenlose Aufklärung dieser Vor-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 56

würfe. Die Soldaten und Soldatinnen des österreichischen Bundesheeres haben es sich nicht verdient, dass sie so behandelt werden. (Beifall bei der FPÖ und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

10.54


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Klubobfrau Dr. Glawischnig-Piesczek. – Bitte.

 


10.54.56

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Frau Präsidentin! Frau Bun­des­ministerin! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Kollege Abgeordneter Bartenstein hat es gesagt: Er hat von einem Unbehagen gesprochen angesichts der Tatsache, dass uns ein Jahrhunderthochwasser jetzt zweimal in einem Jahrzehnt heimgesucht hat.

Dieses Unbehagen lässt sich, wie ich glaube, schon auch auf einen Punkt bringen: Wir werden es in Zukunft aufgrund des Klimawandels verstärkt mit Wetterextremen auch in Österreich zu tun haben; das ist unbestreitbar. Starkregen, Murenabgänge – das sind Auswirkungen des Klimawandels, das sagen uns viele Wissenschaftler und Wissen­schaftlerinnen, und deswegen muss man Energiewende und Klimaschutz auch poli­tisch sehr, sehr ernst nehmen, nicht nur national, sondern auch international.

Ich glaube, dass die Frage, wie man so eine Katastrophe verhindern kann, natürlich viele beschäftigt. Letztendlich wird es nie zu 100 Prozent Sicherheit geben, aber ich denke, man kann doch einen Schritt weiter gehen, als es die Bundesregierung jetzt tut.

Frau Bundesministerin, ich darf Sie hier an dieser Stelle zwar ausdrücklich für das Einhalten aller Ihrer Zusagen auf Punkt und Beistrich und auch für das Vorziehen des Projektes loben, aber diese Artikel-15a-Vereinbarung wurde bereits vor dem Donau-Hochwasser verhandelt, und es wird im Wesentlichen der Weg von vorher fortgesetzt.

Wir hätten uns gewünscht und erwartet, dass man jetzt aus dieser zusätzlichen Katastrophe auch weitere Lehren und Schlüsse zieht und dass man vor allem in diesem Bereich auch forcierter in den Hochwasserschutz investiert. Sie haben keine Mittel gekürzt; der Umweltminister hat Mittel gekürzt, und diese Kürzungen sind leider auch nicht zurückgenommen worden. Das bedauern wir und das kritisieren wir auch heftig.

Ich denke, dass auch die Frage, wie mit den freiwilligen Helfern umgegangen wird, unerledigt bleiben wird. Es wird vor der Nationalratswahl offensichtlich keine Verbes­serung der Situation geben. Es haben sich sehr viele bei den freiwilligen Helferinnen und Helfern bedankt – auch wir tun das beziehungsweise haben das getan –, aber die rechtliche Situation bleibt eigentlich so, wie sie war. Und auch das ist äußerst unbefriedigend.

Der dritte Punkt, der uns sehr wichtig ist, ist folgender: Was geschieht jetzt mit den zukünftigen Bauten? Wird man da den Weg gehen, auch tatsächlich ökologischen Hochwasserschutz zu betreiben, das heißt, den Flüssen wieder mehr Platz zu geben, Raum zu geben, in der Raumplanung darauf zu achten, nicht alle Flächen zuzubeto­nieren, sondern wirklich wieder Flächen freizumachen? Es gibt besorgniserregende Zahlen, wonach jeden Tag zehn Fußballfelder zubetoniert werden. Das ist, was Hoch­wasserschutz betrifft, natürlich dramatisch und verschlechtert die Situation. Auch da gibt es leider keine Verbesserungen und keine zusätzlichen Maßnahmen.

Der letzte Punkt betrifft die berühmten roten Zonen; über diese haben wir sehr viel diskutiert. Es ist nach wie vor möglich, dass in manchen Bundesländern das Bauen in roten Zonen genehmigt wird. Wir haben Bauobjekte in diesen akut bedrohten Zonen, wo Menschen sich gewärtig sein müssen, dass jederzeit ein ganz dramatisches


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 57

Hochwasser sie erreichen kann, dass es keinen Schutz für sie gibt. Auch da vermisse ich so etwas wie ein absolutes Bauverbot in den roten Zonen über die bundesweit einheitliche Koordinierung der Raumordnung.

Es hätte also eine Fülle von Maßnahmen gegeben, die über dieses Paket hinaus­gehen. Dieses Paket ist – das muss ich noch einmal sagen – begrüßenswert, und es ist sehr in Ordnung, was Sie hier gemacht haben. Aber all das, was wir bei der letzten Sitzung diskutiert haben, wo ich gesagt habe, dass mit sinkendem Pegelstand auch das Interesse der Politik, einen Schritt weiter zu gehen, wieder sinkt, ist leider einge­troffen: Es fehlen die großen, vorausschauenden Projekte, es fehlt die Hilfe für die Helfer. Es fehlt die Priorisierung, dass man ausschließlich – oder sofern es möglich ist – in ökologischen Hochwasserschutz investiert, und es fehlt auch ein engagiertes Vorgehen im Bereich Klimaschutz und Energiewende.

Es ist schade, dass heute der Umweltminister nicht da ist. Er hat sich in dieser Hochwasserdebatte kein einziges Mal ausführlich dem Hohen Haus gestellt. Gerade die Kürzungen in seinem Bereich waren dramatisch, das haben manche in den Bundesländern auch heftig kritisiert – das hat das Land Vorarlberg kritisiert, das hat das Land Oberösterreich kritisiert. Ich hätte mir von ihm jetzt einmal eine Recht­fertigung gewünscht, wie er es argumentieren kann, in diesem Bereich diese Kürzungen nicht zurückzunehmen – gerade auch vor dem Hintergrund der Pleiten im Baubereich. Das sind ganz tolle Konjunkturprojekte, sehr arbeitskräfteintensiv. Einen Schwerpunkt beim ökologischen Hochwasserschutz zu setzen, auch bei der Wildbachverbauung anzusetzen, wäre eigentlich ein sehr, sehr gutes Projekt gewesen, aber wie so oft in diesen Fragen stellt sich der Umweltminister auf die falsche Seite.

Sie, Frau Ministerin – das sage ich ausdrücklich noch einmal –, haben das nicht getan, Sie haben auf Punkt und Beistrich alles eingehalten. Wir hoffen, dass es gerade für Oberösterreich, für das Eferdinger Becken, auch zügig zu einer zweiten Vereinbarung kommt, dass sich die Situation, die es dort vor Ort gegeben hat, nicht mehr wiederholen kann.

Wir als Grüne werden aber, was den Bereich Hochwasserschutz betrifft, nicht locker lassen. Unsere fünf Punkte – Ökologie, Klimaschutz und Energiewende ernst nehmen, Hilfe für die Helfer und auch die roten Zonen – werden wir weiter verfolgen, und ich wünsche mir da von Ihnen, Frau Ministerin, auch stärkere Unterstützung. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

11.00


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dolinschek zu Wort. – Bitte.

 


11.00.19

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Hochwasser im Juni dieses Jahres hat uns vor Augen geführt, dass sogenannte hundertjährige Hochwasser auch in kürzeren Abständen vorkommen können und dass es unbedingt notwendig ist, diese Schutzbauten, die man andiskutiert hat und zum Teil auch schon umgesetzt oder zu bauen begonnen hat, nach dem, was im Jahr 2002 passiert ist, zu realisieren. Das ist von großer Bedeutung. (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Ich bin auch froh, dass jetzt von den 34 Projekten betreffend Schutzbauten, die wir ja haben, einige vorgezogen und die Bauten schneller errichtet werden, denn es hat sich auch bewahrheitet, dass dort, wo diese Schutzbauten errichtet wurden, die Kosten dieser Bauten weit unter den Kosten für Schäden gelegen sind, das ist keine Frage. Ich bin froh, dass das so ist und dass man das vorzieht.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 58

Einen hundertprozentigen Schutz wird man natürlich nie haben, aber ich bin schon froh, dass jetzt diese Vereinbarungen, vor allem diese Artikel-15a-Vereinbarung, zwischen dem Bund und den betroffenen Ländern die Donau entlang – Oberösterreich, Niederösterreich und Wien – gefruchtet haben. Und dass jetzt von diesen Mitteln, die dort eingesetzt werden, diesen 255,1 Millionen, der Bund 50 Prozent trägt, die Länder 30 Prozent und 20 Prozent die Gemeinden und die Interessenten, ist in Ordnung, das ist auch gut so.

Was die Situation der freiwilligen Helfer betrifft, so muss ich sagen – da kann ich meiner Vorrednerin völlig recht geben; auch ich bin ihrer Meinung –, dass da noch einiges zu tun ist. Ich weiß zwar, dass die Zuständigkeit in vielen Bereichen bei den Ländern liegt, aber da sollte sich doch der Bund mit den Ländern zusammensetzen, damit für die freiwilligen Helfer – und diese Hilfe, die sie uns angedeihen lassen, ist ja unbezahlbar und auf die sind wir in Österreich stolz –, also für alle, die diese Leis­tungen vollbringen, in diesen Bereichen Entgeltfortzahlung möglich ist und dass diese vielen anderen Dinge, beispielsweise Schutzimpfungen, die notwendig sind und so weiter, auch bezahlt werden. (Beifall des Abg. Scheibner.) Das sollte eben zwischen dem Bund und den Ländern geregelt werden.

Ein kurzer Satz noch zur Dramatik bei der Hochwasserkatastrophe und den Vorgängen in der Nacht vom 3. auf 4. Juni im Eferdinger Becken. Wir haben einen Antrag einge­bracht – der bedauerlicherweise im Verkehrsausschuss, Frau Bundesminister, das letzte Mal vertagt worden ist –, in dem wir Aufklärung durch eine internationale Exper­ten­kommission fordern, die die Vorkommnisse dort prüft, wo offenbar eine schlecht koordinierte Öffnung der Schleusen in Aschbach und in Ottensheim die Situation verschärft hat und die Leute im Eferdinger Becken und im oberen Mühlviertel sozu­sagen zu Schaden gekommen sind. Da fordern wir Aufklärung, da ist einiges noch nicht getan worden. (Beifall des Abg. Scheibner. – Abg. Mag. Haider: Das heißt Aschach, nicht Aschbach, Herr Kollege! Das ist ein anderes Bundesland!)

11.03


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hagen. – Bitte.

 


11.04.09

Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Hohes Haus! Der Abgeordnete Podgorschek hat hier vorhin etwas schier Unglaubliches gesagt beziehungsweise vorgelesen. Es ist wirklich ein Skandal, meine Damen und Herren, wenn aus dem roten Parteibüro eine Weisung kommt, unterlas­sene Hilfeleistung durchzuführen. Das heißt, hier ist ein Strafrechtsdelikt aufgeklärt worden, und ich erwarte mir, dass die Justiz auch dementsprechend einschreitet, denn hier hat man die Menschen im Regen stehen lassen, das Wasser bis zum Hals. Es ist wirklich extrem, was hier passiert! Das ist strafrechtlich zu verfolgen, meine Damen und Herren, und hier gehört durch die Justiz eingegriffen.

Ich habe gerade vorhin noch kurz im Internet auf ORF.at etwas gelesen, das mich gleichfalls sehr bedrückt. Schauen wir nach Radstadt! Dort hat jetzt die ganze Feuerwehrführung ihre Funktionen zurückgelegt wegen des Hochwassers, weil die Feuerwehrleute im Regen stehen gelassen werden. Das heißt, die Aufwendungen, die sie haben, werden nicht ersetzt, obwohl es Zusagen der ÖVP/SPÖ-Gemeinde­vertre­tung gegeben hat. Also auch hier sieht man wieder, wo es hapert, wie notwendig es ist, dass man auf die Hilfsorganisationen und auf die Freiwilligen schaut und diesbezüglich gute Bedingungen schafft, meine Damen und Herren. Und da wären schon wir hier im Hohen Haus gefordert, denn entsprechende Anträge liegen vor, diese auch umzu­setzen. Die Politik beziehungsweise die Regierung sollte hier einmal Nägel mit Köpfen machen und nicht immer nur mit schönen Worten alles gutreden.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 59

Meine Damen und Herren! Dieses hundertjährige Hochwasser hat wieder einmal die Grenzen aufgezeigt, wenn die Menschheit eingreift durch Flussbegradigungen und Bebauungen von Gefahrenzonen und tiefe Eingriffe in die Natur – anders kann man das nicht erklären. Durch Flussbegradigungen wird das Wasser beschleunigt, das heißt, die Flusszubauten beschleunigen den Abfluss, dadurch wird das Wasser immer schneller, es baut sich schneller auf, und diese Hochwasser sind dann eine Folge davon. Hochwasserbauten zum Schutz der Bevölkerung in Gefahrenzonen – und da im Speziellen im Bereich der Donau – sind gut und notwendig, und diese Vorziehung dieser Hochwasserbauten ist der richtige Weg, und deshalb wird das auch von uns sehr begrüßt.

Wichtig wäre es natürlich auch, die nötigen finanziellen Mittel schnell und unbüro­kratisch zur Verfügung zu stellen. Sie erinnern sich, meine Damen und Herren, wir hatten hier vor einigen Wochen eine Aktuelle Stunde zum Thema Hochwasser, und ich habe dort mitgeteilt, dass mir zugetragen worden ist, dass das Landwirtschafts- bezie­hungsweise Umweltministerium über die Kommunalkredit diese Hochwasser­bauten beziehungsweise Lawinenverbauungen und so weiter nicht beschleunigt, sondern verlangsamt, indem man Geld hin und her scheffelt, um der Raiffeisen Ober­öster­reich – der Bad Bank der Raiffeisen Oberösterreich, der Nachfolgebank der Kom­munalkredit – ein Geschäft zu ermöglichen, und viele dieser Gelder, die da vorgesehen wären, werden dann in der Bürokratie verschwinden.

Auch da, meine Damen und Herren, ist Aufklärung gefordert, denn hier sollte wirklich jeder Cent in die Hochwasserbauten investiert und nicht durch eine Bürokratie verschlungen werden. Meine Damen und Herren, auch da haben wir wieder Hand­lungsbedarf! Ich kann nur hoffen, dass die Wählerinnen und Wähler im Herbst dement­sprechend entscheiden und diese Regierung abwählen.

Ich möchte noch ein Beispiel bringen – gleichfalls im Zusammenhang mit der Hoch­wassersituation –, wie langsam das teilweise mit den Aufräumungsarbeiten bezie­hungs­weise mit den notwendigen Arbeiten geht. Im Bereich Stockerau-Umgebung ist die Trinkwasserversorgung durch das Hochwasser betroffen; das Wasser ist verunreinigt, es sind Fäkalien im Trinkwasser drinnen. Das ist bis heute nicht gelöst, meine Damen und Herren! Ich glaube, Trinkwasser ist ein notwendiges Gut, und hier sollte von den Verantwortlichen schnell und unbürokratisch gearbeitet und vor allem gleich einmal das Geld in die Hand genommen werden, damit hier die Situation verbes­sert werden kann.

Damit sind wir auch schon beim Geld, meine Damen und Herren. – Sie erinnern sich sicher auch daran: Vor einigen Wochen habe ich bei der Diskussion hier berichtet, dass Frank Stronach eine Sofortspende von 500 000 € für die Hochwasser­geschä­digten zur Verfügung gestellt hat, und ich habe versucht, hier einen Antrag einzu­bringen, der nur vier Unterschriften getragen hat, weil der Kollege Tadler selbst vom Hochwasser betroffen und zu Hause am Schaufeln war. (Abg. Mag. Widmann: ... die Plakate ... die Inserate!) Deswegen habe ich hier die Unterstützungsfrage gestellt, und keiner der 178 Abgeordneten der anderen Fraktionen hat mitgestimmt.

Dabei ist es darum gegangen, dass man die Parteienförderung, die man letztes Jahr wirklich zu Unrecht erhöht hat – hier war die Empörung groß –, zurückzahlt und diese knapp 14 Millionen € für die Hochwassergeschädigten als Soforthilfe zur Verfügung stellt, meine Damen und Herren. Das wäre ein wirklich edler Schachzug gewesen, der Bevölkerung wirklich ihr Steuergeld zurückzugeben, es nicht für Parteiproporz zu verwenden, sondern es wirklich den Menschen, denen man es ja vorher als Steuer abgenommen hat, wieder zurückzugeben. Und keiner dieser 178 Abgeordneten der anderen Fraktionen hier herinnen – außer dem Team Stronach – hat diesem Antrag zugestimmt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 60

Ich habe jetzt die fünfte Unterschrift und bringe den Antrag noch einmal ein. Sie können jetzt hier wirklich Nägel mit Köpfen machen, meine Damen und Herren. Haben Sie Anstand! Gehen Sie her, nehmen Sie die Erhöhung der Parteienförderung zurück und geben Sie das Geld den Hochwassergeschädigten, die es dringender brauchen! (Abg. Scheibner: Was ist mit der Spende Ihrer Klubförderung, die Sie angekündigt haben?)

Deshalb will ich diesen Entschließungsantrag jetzt auch formell einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Hagen, Ing. Lugar, Schenk, Markowitz und Kollege betreffend Rück­nahme der Erhöhung der Parteienförderung von 2,41 € auf 4,60 € pro Wahlberech­tigten zugunsten der Hochwasseropfer

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Erhöhung der Parteienförderung von 2,41 € auf 4,60 € pro Wahlberechtigten umgehend rückgängig zu machen und die dadurch frei werdenden Budgetmittel von 13,9 Millionen € für die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe einzusetzen.“

*****

Meine Damen und Herren! Ich lade Sie ein: Setzen Sie ein Zeichen für die Öster­reicherinnen und Österreicher und reden Sie nicht immer davon! (Beifall der Abg. Schenk. – Abg. Stauber: ... Klubförderung!)

11.10


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Entschließungsantrag wird mit ver­handelt.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Hagen, Ing. Lugar, Schenk, Markowitz betreffend Rücknahme der Erhöhung der Parteienförderung von 2,41 Euro auf 4,60 Euro pro Wahlberechtigten zu Gunsten der Hochwasseropfer

Eingebracht im Zuge der Debatte über den Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (2361 d.B.): 2. Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG zwischen dem Bund und den Ländern Niederösterreich, Oberösterreich und Wien über Vorhaben des Hochwasserschutzes im Bereich der österreichischen Donau (2471 d.B.) TOP: 1

Im Jahr 2012 haben sich SPÖ und ÖVP eine besondere Maßnahme auf Kosten der Steuerzahler geleistet, nämlich eine Verdopplung der öffentlichen Parteienförderung.

Im Jahr 2012 wurden 15,259 Mio. Euro an Parteienförderung ausgeschüttet. Jetzt sollen es 29,13 Mio. Euro sein, und zwar 4,6 Euro für jeden einzelnen der 6,3 Millionen wahlberechtigten Österreicher anstatt wie bisher 2,41 Euro pro Wahlberechtigtem.

Im Lichte der aktuellen Hochwasserkatastrophe in Österreich, und da davon aus­zugehen ist, dass auch in Zukunft vermehrt Katastrophen zu erwarten sind, ist es aus der Sicht der Antragsteller dringend erforderlich, dass diese Erhöhung der Parteien­förderung umgehend zurückgenommen wird - und dass diese bereits budgetierten


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 61

Mitteln an die Hochwasseropfer sofort weitergegeben werden. Das bedeutet netto 13,9 Millionen Euro für die Hochwasseropfer!

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Erhöhung der Parteienförderung von 2,41 Euro auf 4,60 Euro pro Wahlberechtigtem umgehend rückgängig zu machen und die dadurch freiwerdenden Budgetmittel von 13,9 Millionen Euro für die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe einzusetzen.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Frau Bundesministerin Bures. – Bitte.

 


11.10.43

Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie Doris Bures: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ja, es ist so: Elf Jahre nach dem letzten sogenannten Jahrhunderthochwasser haben wir wieder dramatische Bilder gesehen. Es wurden Ortschaften in Österreich überschwemmt, es wurden Städte überflutet, und wir alle konnten sehen, was das für die Menschen, die an der Donau leben, bedeutet.

Ich glaube aber – und das möchte ich auch erwähnen –, dass wir gleichzeitig gesehen haben, wie Österreich zusammenhält, wie sich die Helferinnen und Helfer sofort die Ärmel hochgekrempelt haben und begonnen haben, die Schlammmassen zu beseitigen, wie sofort Rettung, Feuerwehr, das Bundesheer zur Stelle waren. Im Übrigen, Herr Abgeordneter, waren 12 000 junge Soldaten im Assistenzeinsatz. All jene, die von den Bürgermeistern, von den Landeshauptleuten, von den Bezirkshaupt­leuten abberufen wurden, sind zum Einsatz gekommen. Und es hat überhaupt nieman­den in diesem Land gegeben, der Interesse daran gehabt hätte, den Menschen nicht so schnell wie irgendwie möglich zu helfen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Ich glaube, dass wir in Österreich auch wirklich gesehen haben, dass man in der Not zusammensteht und dass Solidarität und Zusammenhalt Werte sind, auf die wir in unserer Gesellschaft stolz sein können.

Die österreichische Bundesregierung, die Politik hat hier auch eine Verpflichtung, so rasch wie möglich zu helfen – ob das im Bereich des Katastrophenfonds ist oder ob wir die Zeit nicht verstreichen lassen, die wir leider in der Vergangenheit nach dem Jahr 2002 haben verstreichen lassen, indem wir jetzt sofort beginnen, alle Maßnahmen zu setzen, um die Menschen in Österreich in Zukunft – wann immer dieses Hochwas­ser kommt; das ist ein Wettlauf mit der Zeit – auch vor dem Hochwasser zu schützen.

Ich möchte Ihnen die Bilder, die Sie sicher auch gesehen haben, in Erinnerung rufen. Dort, wo es uns in den letzten Jahren mit einer wirklichen Kraftanstrengung gelungen ist, wo die Arbeiter alles Menschenmögliche getan haben, um die Projekte rechtzeitig fertigzustellen – und seit dem Jahr 2006 ist es gelungen, 17 Projekte fertigzustellen –, dort haben wir die Menschen geschützt. Wir haben die Menschen in der Wachau mit mobilen Wänden – das sind technologische Wunder, kleine bautechnische Wunder mit Pumpsystemen in 20 Metern Tiefe – vor dem Hochwasser geschützt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 62

Und wir haben dort, wo es möglich ist, dem Wasser den Raum zu geben, dem Fluss wieder den Flusslauf zurückzugeben, mit diesen Maßnahmen auf das Hochwasser geantwortet. Wir mauern die Donau nicht ein! Wir schützen historische Städte und Orte, wo Menschen seit Jahrhunderten leben. Wir schützen sie mit neuen Tech­nolo­gien, mit mobilen Wänden, damit die Donau nicht eingemauert wird und der Blick auf die Landschaft erhalten bleibt, und wir errichten Dämme, wir errichten Überschwem­mungsgebiete.

Erlauben Sie mir, auch da ein Beispiel zu bringen: den Machlanddamm. Auch dieser Bereich hat gehalten, auch da haben wir keine Schäden. Wir haben da Überflutungs­flächen zur Verfügung gestellt. Das klingt immer so leicht, als würden wir das Wasser über die Wiese laufen lassen. – Dort war aber keine Wiese! Dort haben 250 Familien gewohnt, dort sind Häuser gestanden. Den Familien dort wäre bei diesem Hochwasser wieder das Wasser bis zum Hals gestanden. Wir haben 250 Familien abgesiedelt. Wir haben das in enger Kooperation mit den Bürgermeistern, dem Land und den Gemein­den getan, und wir haben dem Fluss neuen Raum gegeben.

Genau so werden wir den Hochwasserschutz mit den 17 Projekten, die noch anstehen, auch in Zukunft durchführen: Dort, wo es möglich ist, zu renaturieren, dort, wo es möglich ist, Überflutungsräume zur Verfügung zu stellen, dort werden wir das machen, und dort, wo man mit technologischen Möglichkeiten, mit mobilen Hochwasserwänden arbeiten kann wie in Grein – Sie haben die Bilder sicher gesehen –, werden wir das in dieser Form vornehmen.

Ich bedanke mich hier auch für die breite Zustimmung, durch die wir im Zuge eines Konjunkturpaketes jetzt ein Beschleunigungsprogramm vornehmen können. Wir hatten ursprünglich vor, diesen Ausbau innerhalb von zehn Jahren vorzunehmen; wir werden das auf sechs Jahre reduzieren. Das ist aber auch eine große Herausforderung, was Grundstücksflächen, was Projekteinreichungen, was technische Anwendungen be­trifft – eine wirklich große Herausforderung! Das funktioniert nur dann, wenn in solchen Notsituationen auch wir in der Politik zusammenhalten und wenn wir, der Bund, gemeinsam mit den Ländern Oberösterreich, Niederösterreich und Wien diese Mittel zur Verfügung stellen, um dieses Beschleunigungsprogramm auch tatsächlich umzu­setzen. – Das ist, wie gesagt, unser Ziel.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, erlauben Sie mir auch, zu den Vorwürfen der Flutungen im Eferdinger Becken etwas zu sagen: Ich glaube, es steht außer Zweifel, dass die Menschen, die dort leben, ein Recht darauf haben, eine wirkliche lückenlose Aufklärung darüber zu bekommen. Ich habe in meinem Bereich alle Schleusenbewe­gungen, die seitens der via donau aufgezeichnet wurden, auch der Obersten Wasser­behörde als zuständiger Behörde übermittelt. Ich weiß, dass im Land Oberösterreich Landesrat Anschober eine deutsche Universität beauftragt hat, sich mittels eines Gutachtens anzusehen, was wirklich geschehen ist. Ich kann Ihnen nur eines sagen: Alles, was mir möglich war, habe ich an Informationen an die zuständige Oberste Was­ser­rechtsbehörde übermittelt, und das werde ich auch in Zukunft tun, weil die Menschen ein Recht auf lückenlose Aufklärung haben. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Herr Abgeordneter Heinzl hat gesagt, wer schnell hilft, hilft doppelt. – Das ist im Be­reich des Hochwasserschutzes im Besonderen der Fall. Das führt dazu, dass wir die Menschen in Zukunft vor Hochwasser schützen, das führt aber auch dazu, dass wir nicht Millionen in die Hand nehmen müssen, um danach Schäden zu beseitigen, wie das nach dem Hochwasser 2002 war, sondern Geld in die Hand nehmen, um auch die Beschäftigung anzukurbeln.

Deshalb bin ich sehr froh, dass es gelungen ist, zu sagen: Nein, wir haben möglicher­weise nicht zehn Jahre Zeit, diese 17 Projekte fertigzustellen, sondern wir versuchen


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 63

es in sechs Jahren. Wir schnüren noch einmal ein Konjunkturpaket, um in den Hochwasserschutz zu investieren, um die Menschen vor diesem Hochwasser zu schützen. Wir machen das mit jenen Methoden, die am umweltfreundlichsten sind und die auch Rücksicht auf Mensch und Natur nehmen. – Es ist auch das richtige Instru­ment, Konjunkturpakete zu schnüren, bei denen man Geld in die Hand nimmt, um positive Dinge tatsächlich umzusetzen.

Erlauben Sie mir daher auch zu sagen, dass ich sehr froh darüber bin, dass wir eben im Bereich des Hochwasserschutzes Geld in die Hand nehmen, dass wir im Bereich des Wohnbaus mit einem Konjunkturpaket Geld in die Hand nehmen, damit junge Familien in Zukunft auch ein Angebot an leistbaren Wohnungen haben, dass wir Geld in die Hand nehmen, um Kindergärten auszubauen, um Pflegeheime auszubauen. Das sind Konjunkturpakete, die etwas bewirken!

Gestern ist der OECD-Bericht gekommen, in dem Österreich im Ranking ganz positiv bewertet wurde. Darin wurde gesagt, wir haben gegengehalten, wir haben das Land nicht kaputtgespart. – Wir haben investiert. Wir haben die geringste Arbeitslosigkeit in Europa. Wir sind das fünftreichste Land. Wir hören aber nicht auf, sondern wir haben aus den Erfolgen der Konjunkturpakete des Jahres 2008 gelernt und wissen, dass wir genau heute in einer für die österreichische Wirtschaft sehr sensiblen Branche, nämlich im Bau- und Baunebengewerbe, Impulse für Beschäftigung setzen sollten und in Zukunft Werte schaffen, die, wie gesagt, den Familien beim Wohnen helfen, den älteren Menschen bei Pflegeheimen und die vor allem die Menschen vor dem Wasser schützen sollen. – Danke vielmals. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

11.19


Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Keck. – Bitte.

 


11.20.06

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Winston Churchill hat einmal gemeint, wenn man eine Katastrophe will, muss man nur die Pflicht erfüllen. Kollege Podgorschek, das anonyme Schreiben, das du vorgelesen hast, ist für mich nur ein Ablenken von der Wahrheit, denn anonyme Schreiben kann man jederzeit vorlegen. Das erinnert mich etwa an Anzeigen von freiheitlichen Funk­tionären gegen Sozialdemokraten, die angeblich in öffentlichen Gebäuden geraucht haben. Nur, es wurde nicht richtig recherchiert, sie haben Nichtraucher angezeigt. Genau so ist das mit diesem anonymen Schreiben. Du liest etwas vor, kannst nicht sagen, wer das ist, oder willst es nicht sagen. – Leg den Namen auf den Tisch, sag, wer das ist, dann kann man dem Ganzen nachgehen! Nur Behauptungen in den Raum zu stellen, das kann es nicht sein.

Was ist denn in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni 2013 wirklich passiert? – In den oberösterreichischen Gemeinden Goldwörth, Feldkirchen, Walding, Ottensheim wurde dieser Ausspruch von Winston Churchill, den ich vorhin erwähnt habe, tragisch vor Augen geführt, denn dort wurden Hunderte Häuser absichtlich geflutet. Das Tragische dabei: Die Bevölkerung des Eferdinger Beckens wurde nicht einmal informiert von der drohenden Gefahr, davon, dass dort geflutet wird. – Weil alle nur ihre Pflicht getan haben, wie wir lesen konnten und wie wir aus den Medien erfahren haben. Alle haben sich nur an Vorgaben gehalten. Das ist, auf den Punkt gebracht, das, was im Efer­dinger Becken passiert ist.

Das ist katastrophal, meine Damen und Herren, doch mit jedem Tag, der vergeht, wird das Kopfschütteln noch stärker. Die „Oberösterreichischen Nachrichten“ haben am 2. Juli über unglaubliche Schlampereien berichtet, die in diesem Zusammenhang pas­siert seien. Es hat abgestürzte Computer gegeben, es hat fehlende Messdaten gege-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 64

ben. Das heißt, es ist der gesamte Dilettantismus, der dort vorherrschte, offengelegt worden.

Auch – und das steht auch in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ – die Haltung der oberösterreichischen Landespolitik ist fragwürdig, und ebenso hat das Lebensministerium Aufklärungsbedarf, denn die sogenannte Wehrbetriebsordnung, auf die sich zum Beispiel der Verbund in Bezug auf die Flutung beruft, ist eine Verordnung dieses Hauses.

Das heißt, jeder hat seine Pflicht erfüllt, jeder hat etwas getan, und Hunderte Häuser sind absichtlich geflutet worden. – Es liegt hier vieles im Argen, meine Damen und Herren! Ich fordere im Sinne der betroffenen Menschen nicht nur zum raschen Handeln auf, sondern auch zu umfassender Transparenz und zu einem Ersatz für den Schaden, den die Betroffenen durch diese absichtliche Flutung genommen haben.

Meine Damen und Herren! Dringend notwendig – nach allem, was passiert ist – sind natürlich auch Ausbau- und Schutzmaßnahmen für die Zukunft. Das letzte Jahrhun­derthochwasser liegt, wie wir heute schon mehrfach gehört haben, noch nicht einmal elf Jahre zurück. Dort, wo wir seither Schutzräume und Retentionsbecken gebaut ha­ben, konnte diesmal das Schlimmste verhindert werden. Im Linzer Stadtteil Alt-Urfahr-Ost oder im oberösterreichischen Mauthausen zum Beispiel hat sich gezeigt, wie wertvoll und wichtig diese Schutzbaumaßnahmen waren, denn diese Orte und Stadt­teile konnten von einer Überflutung freigehalten werden. An anderen Stellen, meine Damen und Herren, hat die Natur voll zugeschlagen. Es hat höchste Pegelstände gegeben, es hat unermessliches menschliches Leid gegeben, immensen materiellen Schaden.

Mit der Realisierung der 17 von 34 geplanten Projekten konnte zumindest größt­mög­licher Schutz gewährleistet werden. Diese 17 Projekte, die bereits umgesetzt wor­den sind, zeigen uns eindrucksvoll, wie wichtig es ist, dass diese Schutzbauten errich­tet werden. Daher heißt es, auf die Tube zu drücken, Tempo zu machen, denn der Ausbau der Schutzvorrichtungen ist wirklich sehr, sehr wichtig. Egal, ob Enns-Eng­hagen oder die St. Georgener Bucht: Diese Gebiete sollten ebenso sicher werden wie jene, die schon heute vom Machland-Damm profitieren.

Ich danke der Frau Bundesminister, dass sie Druck macht und somit viele Vorhaben, die eigentlich erst für den Zeitraum 2019 bis 2023 budgetiert sind, bereits ab 2014 in Angriff genommen werden können. Das ist die richtige Hilfe zur richtigen Zeit, denn das schafft Sicherheit für die Menschen und trägt sogar zur Konjunktur bei. Es ist eine Win-win-Situation, die allen hilft.

Frau Bundesminister, ein herzliches Danke, du bist wie immer am Ball und weißt, wie man schnell und richtig für die österreichische Bevölkerung, für die Menschen in diesem Land reagiert! (Beifall bei der SPÖ.)

11.24


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Schittenhelm. – Bitte.

 


11.25.00

Abgeordnete Dorothea Schittenhelm (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Ge­schätzte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Zunächst freue ich mich, dass ich, bevor ich mit meiner Rede beginne, als Frauensprecherin der ÖVP eine Abordnung der Frauenbewegung aus Leibnitz und eine Abordnung der „Frau in der Wirtschaft Voitsberg“ sehr herzlich begrüßen und willkommen heißen darf. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 65

Meine geschätzten Damen und Herren! Kollege Hagen hat sich hierher ans Rednerpult gestellt und furchtbar darüber geschimpft, wie schlimm das alles gewesen ist, dass nichts funktioniert hat. Er hat dieses Hochwasser, diese Naturkatastrophe und die Menschen, die betroffen sind, die heute und noch viele Jahre daran leiden werden, benutzt, missbraucht für seine Wahlkampftaktik. Ich muss Ihnen sagen, Herr Hagen, ich finde das schändlich von Ihnen, sich hier herzustellen und das zu sagen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenrufe beim Team Stronach.)

Wir reden ja so viel von Werten, von Werten und Wahrheiten, und ich darf Ihnen sagen, was wahr ist, die Situation im Stockerauer Raum betreffend, Herr Kollege Hagen! Tatsache ist, dass die Stadt Stockerau am 21. Juni das Trinkwasser freige­geben hat. Tatsache ist, dass Wochen vorher nahezu täglich Proben genommen wor­den sind, dass die Zertifizierung natürlich vorliegen muss. Auch die ABC-Abwehrschule hat mitgearbeitet, mit dazu beigetragen, mit unterstützt, dass es wieder Trinkwasser für die Bürgerinnen und Bürger gibt. Es ist nicht so, wie Sie hier erzählen, um Panik zu verbreiten. (Abg. Hagen verlässt seinen Sitzplatz in Richtung Präsidium.) – Sie können ruhig gehen, Sie halten eben die Wahrheit nicht aus, das ist Ihr Problem!

Die Behörden haben hervorragend zusammengearbeitet, die Bezirkshauptmannschaft, das Land Niederösterreich mit seinen Experten, natürlich unsere Feuerwehrmänner und ‑frauen, natürlich auch die Soldatinnen und Soldaten, vor allem auch der ABC-Abwehrschule. Es ist großartig gearbeitet worden.

Eines müssen wir auch wissen, geschätzte Damen und Herren: 2002, nach diesem furchtbaren Hochwasser, den Überflutungen in Niederösterreich, auch in meiner Heimatgemeinde Bisamberg, haben wir gedacht, das war es jetzt für die nächsten Jahrzehnte. – Nein, das war es nicht! Wir haben damals darauf reagiert, sowohl der Bund als auch Oberösterreich, Niederösterreich, wir, die Gemeinden. Wir haben ent­lang der Donau – heute schon angesprochen – 34 Hochwasserprojekte definiert und zum Teil auch gebaut; auch in meiner Marktgemeinde zwei Hochwasserschutzdämme, immerhin eine Investition von 1 Million € für eine kleine Gemeinde.

Wir haben auch weiterhin darauf reagiert. Im Jahr 2006 wurde wiederum eine Artikel-15a-Vereinbarung getroffen, es wurden wiederum Mittel zur Verfügung gestellt: 420 Millionen €, damit in den Jahren 2007–2016 die Schutzbauten realisiert werden können.

Wir haben erst im Februar dieses Jahres wiederum ein Paket von 255 Millionen € verabschiedet, aber das Hochwasser war schneller als wir in der Umsetzung und Ausschüttung dieser Mittel. Es ist daher wichtig und richtig, dass wir diesen Ent­schließungs­antrag gestellt und auch beschlossen haben. Ich danke unserem Aus­schuss-Vorsitzenden, Abgeordnetem Bartenstein, dass er so vehement darauf Bedacht genommen hat, dass das in dieser Form funktioniert, denn wir brauchen dieses Geld in den Ländern, in den Gemeinden, um rasch zu reagieren und die entsprechenden Maß­nahmen rasch realisieren zu können.

Nun zu den Betroffenen selbst, meine Damen und Herren! Wenn man so wie ich mitten drin in diesem Geschehen war, dann weiß man, was so etwas für die Familien bedeutet, wenn die persönlichen Gegenstände irgendwo herumschwimmen, wenn die Felder in den nächsten Jahren, ja Jahrzehnten, könnte man fast sagen, nicht mehr bebaubar sein werden, weil das Wasser darin wie in Badewannen steht. Das Trocknen der Flächen, um wieder anbauen zu können, wird einige Zeit dauern.

Das heißt, Hilfe von uns kommt, sie ist da, aber das Leid der Menschen können wir leider Gottes nicht in dem Ausmaß lindern, wie wir das gerne möchten. Aber auch hier haben wir eine Aufgabe, die zu erledigen ist, auch wenn zum Zeitpunkt des Hoch­wassers, wie gesagt, alle Beteiligten sich nicht nur bemüht, sondern professionell gear-


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beitet haben. Unsere Frau Bezirkshauptmann im Bezirk Korneuburg, Frau Dr. Müllner-Toifl, hat eine ganze Woche lang gemanagt, es gab Einsatzgespräche im Zwei-Stunden-Takt mit Feuerwehren, Bundesheer, Bürgermeistern bis hinunter in die kleins­ten Gemeinden, mit den Bauhofleitern, weil natürlich auch im nicht unmittelbaren Umfeld ein Rückstau der Donau in die Seitenarme der Donau erfolgt ist. Ganz klar, es war eine gewaltige Menge an Wasser, eine enorme Geschwindigkeit des Wassers zu verzeichnen, und das Wasser der Donau ist natürlich zurückgedrängt worden in die Seitenarme. Dort sind 24-Stunden-Wachen geschoben worden von der Feuerwehr, von unseren Gemeindemitarbeiterinnen und ‑mitarbeitern. Sie haben Großartiges geleistet.

Für uns Bürgermeisterinnen und Bürgermeister bleibt eine Frage: Wie werden wir das nächste Hochwasser bewältigen? Was ist noch zu tun? – Wir haben noch einiges zu tun. Das heißt, sehr geehrte Frau Bundesministerin, wir müssen unser Augenmerk auch verstärkt auf die Seitenarme der Donau legen. Der Schutz an der Donau direkt, im Kremser Raum etwa, durch die mobilen Wände ist hervorragend geglückt. Ich hätte nicht gedacht, dass das wirklich so gut funktioniert. Es hat funktioniert, die Experten haben recht gehabt. Aber jetzt gilt es, sich auch die Seitenarme der Donau anzu­schauen, so etwa in meiner Heimatgemeinde, wo ein kleines Bacherl mit 30 Zentimeter Wasserstand im Normalfall innerhalb eines Tages auf 7,40 Meter angestiegen ist.

Das ist der Punkt: Was müssen wir tun? Wie schaut es aus für unsere Gemeinden? Wie können wir 1 500 Leute evakuieren? Wohin? Welche Maßnahmen müssen wir im Zivilschutzbereich für uns in den Gemeinden treffen? Ich glaube, ebenso wie wir jetzt schon vorplanen, müssen wir auch die Nachbereitung sehr sensibel und genau durchführen, um zu wissen, welche Maßnahmen wir im Hinblick auf ein weiteres Hoch­wasser, auf eine weitere Naturkatastrophe ergreifen können.

In diesem Sinne noch einmal meinen Dank an alle, die bei der Bewältigung dieser großen Herausforderung in dieser sehr schwierigen Zeit mitgeholfen haben. (Beifall bei der ÖVP.)

11.30


Präsident Fritz Neugebauer: Herr Abgeordneter Hagen möchte eine tatsächliche Berichtigung vorbringen. – Bitte.

 


11.30.42

Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH): Herr Präsident! Hohes Haus! Frau Kollegin Schittenhelm hat vorhin behauptet, ich hätte hier auf dem Rücken der Hochwasseropfer Wahlkampf betrieben und darüber geschimpft, was alles nicht funktioniert hat. (Abg. Steibl: Ist ja so!)

Ich berichtige tatsächlich: Ich habe lediglich die Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus aufgefordert, meinem Antrag zur Rücknahme der Erhöhung der Parteien­förderung zuzustimmen und dieses Geld den Hochwasseropfern zu spenden, um ein Zeichen für die Hochwasseropfer zu setzen. – Danke schön. (Beifall der Abg. Schenk.)

11.31


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Deimek. – Bitte.

 


11.31.00

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminis­terin! Der in Verhandlung stehende Tagesordnungspunkt umfasst an und für sich eine Artikel-15a-Vereinbarung für eine kurzfristige und gemeinsame Finanzierung von Hochwasserprojekten. Von diesem Grundsatz her ist dem nur zuzustimmen. Aber es gibt, wie schon meine Vorredner gesagt haben, eine sehr breite Themenstellung, und


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dieses Hochwasser ist in all seinen Aspekten auch entsprechend zu beleuchten, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Es sind schon einige Gründe für das Hochwasser angeführt worden, ich nenne nur beispielsweise den Klimawandel. – Ich finde, neben dem absolut nicht bestreitbaren Klimawandel ist es durchaus diskussionswürdig, ob dieser wirklich menschengemacht ist. Es gibt nämlich sehr viele wissenschaftliche Ansichten, die besagen, er ist nicht menschengemacht (Beifall bei der FPÖ), und daher finde ich, es ist furchtbar, es geht gar nicht, damit ein Geschäft wie mit den Emissionszertifikaten zu machen oder auf dem Rücken der Opfer politisches Kleingeld zu wechseln. (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)

Aber nehmen wir einmal eine detailliertere Gliederung der diversen Stellen vor, und ich danke dem oberösterreichischen Klubobmann Steinkellner, der genau aufgezählt und aufgelistet hat, wer aller daran beteiligt war! – Es haben die Bundesregierung selbst beziehungsweise die Bundesfirma Verbund etwas eigenartig agiert, ebenso die Landesregierung mit ihrem Krisenmanagement, durchaus auch hinterfragenswert, vor allem dort, wo sie auch Aufsicht für die Gemeinden ist, und auch einzelne Bürger­meister. Daher sollte sich Kollege Keck einmal erkundigen, ob beispielsweise auch Walding abgesoffen ist, er sollte vielleicht den dortigen Bürgermeister nach seiner Meinung fragen. – Das nur im Zusammenhang mit diesem Schreiben, das Kollege Podgorschek zitiert hat.

Wie geht es weiter mit den Unregelmäßigkeiten, mit den Missständen? – 1970 wurde beim Kraftwerksbau ganz genau festgelegt, dass das Eferdinger Becken beispiels­weise ein Flutungsbereich ist. Der Verbund meldet regelmäßig an den Krisenstab, dass mit entsprechend steigenden Pegelständen zu rechnen ist, aber der Verbund schickt das an die falsche E-Mail-Adresse. Weil ein Rechner abgestürzt ist, ist die Mail an eine falsche Adresse gegangen, den Empfänger gibt es gar nicht. Es schaut aber kein Mensch beim Verbund nach, ob vielleicht eine Fehlermeldung zurückkommt, ob es den Adressaten überhaupt gibt. – In einer Krisensituation völlig untragbar!

Auf der anderen Seite: Der Krisenstab erhält bis zu einem gewissen Zeitpunkt regel­mäßig Pegelmeldungen, dann reißen die Meldungen ab. Einen richtigen Krisenplan, einen richtigen Stab, der auch entsprechend arbeitet, dürfte es in Oberösterreich zumindest nicht geben, denn der könnte ja auf die Idee kommen, beim Verbund anzurufen und nachzufragen, was mit den Mails ist. Das macht man nicht. Man sitzt fesch hinten, man ist ja beamtet oder was immer, und wartet darauf, dass die Sonne aufgeht. Das ist auch absolut untragbar! (Beifall bei der FPÖ.)

Gibt es eigentlich einen Plan, der genau vorsieht, was zu tun ist? Gibt es aktualisierte Telefonnummern? Gibt es aktualisierte E-Mail-Adressen?

Das Nächste ist die Evakuierung. Die Evakuierung ist zum Beispiel zu früh diskutiert worden und dann zu spät nicht durchgeführt worden.

Also Versagen von vorne bis hinten, quer durch sämtliche Hierarchieebenen!

Wenn wir heute dieses Paket beschließen, dann sollten wir wirklich auch einmal an die Opfer denken, denn die bekommen jetzt im Nachhinein einen kalten Händedruck. Für einen warmen reicht es offensichtlich nicht mehr, denn das Geld haben wir mittlerweile in der EU versenkt, in griechische Schrottanleihen, zusammen mit den Familien. In den Familien in den Gemeinden gibt es Solidarität, aber die Solidarität der Geldgeber, der Financiers, des Bundes mit den Familien gibt es nicht. Die Regierung ist nicht für die Menschen, sondern für die Banken da, das wissen wir (Hö-Rufe bei der ÖVP), sie ist


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von den Märkten gekauft, aber von den Menschen gewählt – und die Menschen werden am Wahltag sicher darüber nachdenken. (Beifall bei der FPÖ.)

11.35


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Moser. – Bitte. (Abg. Amon: Eine Zumutung! Billiger geht es nicht mehr! – Abg. Dr. Moser – auf dem Weg zum Rednerpult –: Ja, das stimmt!)

 


11.35.54

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Werte ZuhörerInnen und ZuschauerInnen auf den Rängen! Die Schüler des Akademischen Gymnasiums Linz mit ihren Lehrkräften seien herzlich begrüßt! Ein Akt politischer Bildung in der letzten Schulwoche, danke! (Allgemeiner Beifall. – Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.) – Sind ja meine Schüler, zufälliger­weise! Herr Kollege Bartenstein, Ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich jetzt reden kann, denn Sie haben glücklicherweise nicht Ihre gesamte Redezeit verbraucht.

Kommen wir zum Thema, Frau Ministerin! In elf Jahren zwei Jahrhunderthochwasser. Da schrillen nicht nur die Alarmsirenen, da ist es nicht nur notwendig, Geld in die Hand zu nehmen – wie wir gehört haben, 420 Millionen bis 2017 und dann noch einmal 255 Millionen bis zum Jahr 2023; aber nicht nur das Geld macht es aus –, sondern auch, es in erster Linie sinnvoll einzusetzen und vorsorgende Maßnahmen zu treffen. Darin sind wir Gott sei Dank alle einer Meinung, Herr Kollege Auer oder auch Sie von der SPÖ.

Die Frau Ministerin hat es sehr gut herausgearbeitet: Wir brauchen Platz, wir brauchen Raum fürs Wasser, wir brauchen Überflutungszonen. Deshalb ist auch das Machland-Projekt so gut gelungen. Es ist Geld eingesetzt worden mit Herz und Verstand. Die Menschen haben teilweise freiwillig – es waren 280 Familien – den Raum verlassen, weil er eben eine rote Zone ist.

Wir haben aber auch andere Beispiele, etwa in Niederösterreich. Frau Bürgermeisterin, Sie haben von den Bächen gesprochen! – Ja, auch ein Problem, aber schauen Sie sich den Geldmitteleinsatz entlang der March an! Auch dort wurde ein Hochwasser­damm errichtet, nur eigenartigerweise – das sage ich sehr höflich – zwischen Fluss und Au. Wo soll dann das Wasser hin? Ein Damm zwischen Fluss und Au, das Wasser rinnt dann halt weiter nach unten, dorthin, wo kein Damm mehr ist. Wir haben hier das Problem, dass der Fluss keinen Raum bekommen hat, sondern dass dieser Dammbau in erster Linie der Trockenlegung von landwirtschaftlichen Flächen dient. Durchaus auch legitim, sage ich, aber Hochwasserschutz ist das nicht, nicht nach den neuesten Erkenntnissen, nicht nach dem Stand der Technik und nicht nach ökonomischen Kriterien. Also: Machen wir es gut!

Frau Ministerin, auch nicht geklärt mit unserem heutigen Finanzbeschluss ist, welche Mittel für den Eferdinger Raum, der heute schon öfter angesprochen worden ist, zur Verfügung stehen, auch für den Raum Feldkirchen, Goldwörth. Die Menschen dort sind nicht gewarnt worden, dass seit dem Kraftwerksbau durch die Kraftwerkskette an der Donau klar ist, dass das Überflutungszone ist. Auf die Baubewilligungen hat das keinen Einfluss genommen, die Menschen konnten sich in einem Raum ansiedeln, der an sich von vornherein vom Verbund her als Überflutungszone geplant war.

Das ist auch ein Informationsdefizit, Herr Kollege Deimek, nicht nur – und da gebe ich Ihnen vollkommen recht – das mit der falschen E-Mail-Adresse, nicht nur das mit dem nicht erfolgten Nachtelefonieren, nicht nur das mit den fehlenden Warnungen! Es ist prinzipiell in der Siedlungspolitik, in der Raumordnungspolitik ein massiver Fehler


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gemacht worden, für den nicht nur die Menschen dort bezahlen aufgrund der ihnen entstandenen Schäden, sondern für den auch wir als Steuerzahler zahlen und den Sie, Frau Ministerin, mit entsprechenden Maßnahmen jetzt wieder einigermaßen bereinigen sollen. Deshalb ist es für uns ganz, ganz wichtig, dass man in der Raumordnung – und da spreche ich mit föderalistisch gesinnten Abgeordneten wirklich in einem ernsten Dialog –, dass man in der Raumordnung Schutzzonen definiert, wenn man Kraftwerks­bauten vornimmt, weil nur so die Retentionsräume, die Flutungsräume gewährleistet sein können.

Gerade, wenn Kraftwerke schnell ihre Schotten hochziehen, sozusagen nach dieser Wehrbetriebsordnung das Wasser durchlassen, gibt es das Problem mit dem Schlamm, und mit dem Schlamm kämpft die Landwirtschaft genauso wie die betroffene Bevölkerung, die nicht nur das Wasser im Keller hat, sondern auch den Schlamm, wobei dieser ja, wie wir wissen, noch viel ärger ist.

Dieser Schlamm ist ja mehr oder weniger Geschiebeschlamm. Und da sind wir bei einem Grundproblem, das auch Sie, Frau Ministerin, betrifft: Was geschieht mit dem Geschiebe, mit dem Schlamm, der durch die Flüsse aus dem Gebirge in die Stauräume kommt? Das ist auch ein energiewirtschaftliches Problem, der Stauraum wird kleiner, die Effektivität der Wasserkraft geringer. Der Schlamm verhindert bei Hochwasser, dass zusätzliches Wasser entsprechend aufgenommen wird, und der Schlamm liegt, wenn dann geöffnet wird, auf den Feldern, verstopft die Häuser.

Frau Ministerin, warum – das ist meine Frage und ein Ansatz zur Problemlösung – bekommt die via donau – Sie sind ja zuständig für den Wasserstraßenbau – als nachgeordnetes Organ nicht die Verpflichtung oder den Auftrag, die Staubecken zu entschlammen, rechtzeitig auszubaggern, auszusaugen und das dann mit Schiffen in das Schwarze Meer zu transportieren, wenn es schon durch die Kraftwerke nicht auf dem natürlichen Weg geht? Irgendwohin muss ja der Schlamm – entschuldigen Sie, aber so ist es halt.

Frau Ministerin, ich darf Ihnen noch ein zweites Beispiel bringen. Auch in Hallstatt ist sehr, sehr schnell Hochwasser über einen Gebirgsbach mitten durch den Ort geflos­sen, das konnte sich niemand vorstellen. Wir müssen auch bei der Wildwasser­verbau­ung dafür sorgen, dass die Bäche nicht nur kanalisiert werden, sondern dass auch Ausweichzonen vorhanden sind, vor allem aber auch dafür, dass die Bäche gesäubert werden. Dort sind nämlich nicht nur verschiedene Muren stauend tätig gewesen, sondern auch Baumstämme von vorhergegangenen Windbrüchen, und das hat zu diesen Katastrophensituationen in Hallstatt geführt.

Frau Ministerin und Frau Kollegin Schittenhelm, Frau Bürgermeisterin, es geht, wie Sie gesagt haben, auch darum, den Menschen persönlich zu helfen. Unser Dank gilt den Feuerwehrleuten, aber wir haben nicht nur die finanzielle Verpflichtung, sondern auch die rechtliche Verpflichtung, einen neuen Schutzmechanismus zu etablieren. Wir brauchen einen Schutzmechanismus nicht nur in Form von Dämmen, sondern auch in Form von Versicherungsmöglichkeiten. (Zwischenruf der Abg. Schittenhelm.)

Damit bin ich bei einem kritischen Punkt, und deshalb bin ich sehr, sehr vorsichtig, ich bringe den folgenden Antrag ein und ersuche die Bundesregierung um Folgendes:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Gabriela Moser, Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Hochwasserschutzversicherung


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„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat einen Bericht über verschie­dene Möglichkeiten zur Einführung einer Pflichtversicherung für Hochwasserschäden vorzulegen.“

*****

Es geht darum, damit komme ich schon zum Ende meiner Ausführungen, die Möglich­keit zu schaffen, sich zu versichern. Es geht darum, dass wie in der Schweiz ein umfassender Versicherungsschutz möglich wird, auch wie die Europäische Kommis­sion es beantragt, denn ich verantworte nicht, dass Menschen, die nicht in der roten Zone sind, die aber trotzdem Wasser und Schlamm in den Häusern haben, teilweise mehr als 50 Prozent ihres Vermögens verlieren.

Bitte, helfen Sie uns und stimmen Sie diesem Entschließungsantrag zu. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

11.43


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Antrag steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Gabriela Moser, Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Hochwasserschutzversicherung

eingebracht im Zuge der Debatte über den Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (2361 d.B.): 2. Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG zwischen dem Bund und den Ländern Niederösterreich, Oberösterreich und Wien über Vorhaben des Hochwasserschutzes im Bereich der österreichischen Donau (2471 d.B.)

Begründung

Das zweite „Jahrhunderthochwasser“ innerhalb von 11 Jahren hat neben der Notwen­digkeit für verstärkten ökologischen Hochwasserschutz vor allem auch viele Fragen über die Höhe und den Anspruch auf Entschädigungszahlungen der Betroffenen aufge­worfen. Neben den bundesländerweise unterschiedlichen Entschädigungen aus dem Katastrophenfonds gibt es auch große Unsicherheiten in Bezug auf den Versiche­rungsschutz und die Entschädigungshöhe bei privat Versicherten. Außerdem wirft die „Jahrhundertkatastrophe“ die grundsätzlichen Fragen auf, in welchen Zeitabständen mit solchen Katastrophen zu rechnen ist, und inwiefern private Versicherungen die Schäden abdecken (können). Die geteilte Abdeckung der Schäden durch Katastro­phenfonds und private Versicherungen wirft weitere Fragen auf.

In Österreich liegt die Versicherungsdichte für Elementarschäden bei ca. 15%. In der Schweiz beispielsweise gibt es in allen Kantonen eine solidarische Versicherungs­pflicht gegen Feuer- und Elementarschäden. Die Versicherungsdichte beträgt in der Schweiz demnach nahezu 100%. Die Europäische Kommission veröffentlichte am 16.4.2013 ein Grünbuch mit dem Titel „Versicherung gegen Naturkatastrophen und von Menschen verursachte Katastrophen“, das sich ebenfalls mit solchen Themenstel­lun­gen beschäftigt. 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden


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Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat einen Bericht über ver­schie­dene Möglichkeiten zur Einführung einer Pflichtversicherung für Hochwasserschäden vorzulegen.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Widmann. – Bitte.

 


11.43.17

Abgeordneter Mag. Rainer Widmann (BZÖ): Herr Präsident! Es ist immer das Gleiche nach einem Hochwasser: Im Nachhinein sind alle gescheiter! Das wissen wir alle. Wichtig ist jedoch, dass den Betroffenen geholfen wird. (Abg. Dr. Moser: Stimmen Sie zu!) Ich glaube, darin sind wir uns hier in diesem Hohen Haus einig. Nicht nur den Betroffenen, den Häuslbauern und den Unternehmen, die dadurch Schaden erlitten haben, muss geholfen werden, sondern auch den Helfern wird man helfen müssen, der Feuerwehr, der Rettung, den Einsatzkräften, um ihnen gewisse Materialkosten, Be­triebs­kosten zu ersetzen, bis hin zu ganzen Paketen, zu Versicherungen, Impfungen. Das, was in diesem Zusammenhang notwendig wäre, haben wir seitens des BZÖ hier schon einmal dargelegt.

Wer rasch hilft, hilft doppelt – das war auch der Succus meiner Besuche bei den Hochwasseropfern; die Zahl der Besuche haben wir in Oberösterreich sehr bewusst bescheiden gehalten. Mein Bürgermeisterkollege Sigi Berlinger vom BZÖ aus St. Roman und ich waren entlang der Donau, entlang des Inns unterwegs und haben dort mit den Menschen darüber gesprochen, was wichtig ist. Zwei Dinge wurden genannt, nämlich erstens: rasche unbürokratische Hilfe ohne Zettelwirtschaft, und zweitens: dass man den Helfern entsprechend unter die Arme greift. Außerdem wur­de – drittens – gesagt, dass alles getan werden muss, beginnend beim technischen Hochwasserschutz bis hin zur Raumordnung, um künftig derartige Katastrophen weitestgehend zu vermeiden. Ganz vermeiden werden wir sie ja nie können.

Das sind die Dinge, die ich von dort mitgenommen habe. Natürlich haben wir den Menschen auch ein bisschen Mut zugesprochen und eine gute Jause und etwas zum Trinken vorbeigebracht, weil das wichtig ist, um Anerkennung, Unterstützung und Solidarität zum Ausdruck zu bringen.

Aber das, was das Team Stronach aufführt, ist nicht in Ordnung: dass man 500 000 € für einige wenige Ausgewählte zur Verfügung stellt – das sei ihm unbenommen –, aber im Gegenzug eine Werbekampagne fährt, die wahrscheinlich das Doppelte oder Dreifache kostet. (Beifall bei BZÖ und ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das braucht Österreich nicht, diese Polit­shows aus Kanada, die darauf abzielen, billigen Populismus zu machen und Menschen einzukaufen. Darauf können wir in Österreich verzichten!

Es wurde auch, das muss ich leider Gottes auch sagen, der Vizekanzler in nagelneuen Gummistiefeln – das Preispickerl war noch hinten drauf – im Hochwassergebiet gesichtet, mit dem 20, 30 Menschen mit waren, die ihm hinterhergelaufen sind. Man sollte sich überlegen, ob das noch angebracht ist.

Zum Thema Oberösterreich, Eferdinger Becken, Urfahr ist bereits viel gesagt worden. Ich habe im Verkehrsausschuss auch beantragt, das zu untersuchen. Der ent-


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sprechende Antrag wurde von ÖVP und SPÖ vertagt. Das verstehe ich nicht ganz, denn diese Schleusenproblematik in Aschach und Ottensheim gilt es zu klären. Die Menschen haben ein Recht darauf, zu wissen, warum sie nicht informiert wurden. Die Menschen im Eferdinger Becken und in Urfahr haben auch ein Recht darauf, denselben Hochwasserschutz zu bekommen, wie es ihn beispielsweise im Machland gibt. Ja warum denn nicht?

Und wenn man nichts machen kann, weil zu viel Wasser da ist, dann haben sie ein Recht auf rechtzeitige Information und auch auf entsprechende Absiedelungs­maß­nahmen, falls das stattfinden kann. Was man aber nicht machen kann, ist, dass man zuerst einmal schweigt seitens des Verbundes und auch des Landes und schaut, was passiert. Aber Gott sei Dank gibt es einige mutige Bürgermeister in der Region und Menschen, die sagen, da hat etwas nicht funktioniert, und Aufklärung verlangen. Und ich habe diesen Bürgermeistern und Menschen Unterstützung zugesagt und verlange auch lückenlose Aufklärung: Wo im System sind die Fehler passiert?

Man kann schon Schuldige festmachen, auch das wird wichtig und richtig sein, aber das Wichtigste werden die Lehren daraus sein. Das ist das Entscheidende. Kann man die Wehrordnung umgestalten? Kann etwa der Verbund die Kraftwerke schon früher ablassen? Natürlich verzichtet der Verbund dann auf ein bisschen Strom – im Wert von zirka 2 Millionen € pro Tag –, aber der Schaden, der dort angerichtet wurde, beträgt ja Hunderte Millionen. 250 Millionen für Betroffene.

Das sind die Dinge, die man ganz pragmatisch abarbeiten sollte, um solche Sachen in Hinkunft zu vermeiden. Daher habe ich es nicht verstanden, dass man diesem Antrag nicht zustimmt und wieder wartet, bis irgendwann irgendwo etwas passiert.

Eines habe ich auch nicht verstanden: Warum hat man die strukturierte Miliz, die man ja für solche Fälle eingerichtet hat, nicht beim Hochwassereinsatz eingesetzt?! Wir zahlen Hunderten Menschen 5 000 € pro Jahr dafür, dass sie bei genau solchen Katastrophenfällen zum Einsatz gelangen. Man hat sie nicht gerufen. Das versteht der Steuerzahler nicht.

Ich meine daher, da gibt es Verbesserungspotenzial, Verbesserungsbedarf, da sind auch Verbesserungen durchzuführen, aber, wie gesagt, das Wichtigste wird sein, den Betroffenen rasch zu helfen und in Zukunft Maßnahmen zu setzen, dass man solche Auswirkungen abwenden kann. – Danke schön. (Beifall beim BZÖ.)

11.47


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Auer. – Bitte.

 


11.48.03

Abgeordneter Mag. Josef Auer (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich denke, wir alle sind der Meinung, dass wir in einer sehr schnelllebigen Zeit leben. Wenn ich mir heute ein Handy kaufe, dann ist es in einem halben Jahr oder noch früher schon alt. Und diese Schnelllebigkeit hat sich leider Gottes auch auf die Natur übertragen. Der Begriff „hundertjährliches Hochwasser“ ist schon längst überholt, leider Gottes kommt das Ganze immer schneller wieder. Deshalb sind auch wir alle in diesem Haus dahin gehend einer Meinung – das hat sich in der Diskussion im Ausschuss und auch heute wieder ge­zeigt –, dass es eine sehr gute Entscheidung ist, dass wir die geplanten Projekte in den Zeitraum 2014 bis 2019 vorziehen.

Wie die Realität zeigt, wird nach einem Hochwasser leider auch politisch nachge­wassert. Lassen Sie mich nur auf einen Punkt eingehen, der heute hier gesagt worden ist. Kollege Hagen, du hast gesagt, du glaubst, dass Trinkwasser wichtig ist, und du hast gesagt, du weißt, dass die Vorwürfe des Kollegen Podgorschek aufgrund eines


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anonymen Schreibens richtig sind. Da kann ich dir nur sagen, ich weiß, dass Trink­wasser wichtig ist, und ich glaube nicht jeden anonymen Vorwurf. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein paar allgemeine Punkte möchte ich zu diesem sehr wichtigen Thema bringen. Ich bin selbst in meiner Jugendzeit von einem großen Hochwasser – ich lebe im Inntal – getroffen worden. Meine Eltern haben einen Gasthof mit Pension betrieben. Hinten in der Küche ist der Inn hineingeflossen und vorne beim Speisesaal ist er hinausge­flossen. Durch den ganzen Ort ist der Inn einen halben Meter oder einen Meter hoch wie ein reißender Fluss geflossen. Glauben Sie mir daher, dass ich die Sorgen der Menschen in Österreich, die davon betroffen sind, oder auch in anderen Ländern sehr ernst nehme.

Wir müssen die erforderlichen Schutzbauten errichten und alle möglichen sonstigen Maßnahmen treffen, weil den Menschen nur so großes Leid erspart werden kann. Ganze Existenzen sind betroffen. In den Gemeinden, in denen diese Schutzbauten gemacht wurden, zum Beispiel entlang der Donau, hat sich gezeigt, dass sich dieser Schutz natürlich volkswirtschaftlich rechnet, weil die Ausgaben für die Schutzbauten und sonstigen Maßnahmen natürlich viel, viel geringer sind als der Schaden, der angerichtet worden wäre, wenn die Schutzbauten nicht gemacht worden wären.

Erlauben Sie mir als Tiroler Abgeordnetem, zu sagen, dass Österreich nicht mit Oberösterreich oder Salzburg endet – das zieht sich teilweise durch die Politik. Ich appelliere an Sie, auch weiterhin die entsprechenden Maßnahmen bei uns in Tirol zu setzen, weil auch wir stark betroffen sind. Gerade vom letzten Hochwasser war mein Wahlkreis Kufstein-Kitzbühel sehr stark betroffen.

Die Ursachen sind vielschichtig. Es gibt Leute, die reden mehr oder weniger nur vom Zupflastern, andere geben nur dem Klimawandel die Schuld. Wieder andere sehen die Schuld nur in der Landwirtschaft, was meiner Meinung nach nicht stimmt. Da gebe ich Herrn Kollegen Schmuckenschlager recht, der sich im Ausschuss zu Recht dagegen gewehrt hat; der Vorwurf kam vom Kollegen Hagen.

Meiner Meinung nach – das sagen auch die Experten – ist es ein Konglomerat von Ursachen, wobei manchmal das Zupflastern sogar eine Hilfe sein kann. Bei uns ist Ende der sechziger Jahre die Autobahn gebaut worden. Sie ist für viele Orte sogar ein Schutz, weil dadurch ein Schutzdamm errichtet wurde.

Das Thema ist also vielschichtiger, wie es im Leben so ist. Man darf nicht immer nur eine Ursache sehen, sondern das Ganze ist komplizierter. Manche malen halt gerne schwarz-weiß.

Die Frau Minister hat es ja schon gesagt, es wurden viele Maßnahmen gesetzt: Dämme gebaut, Absiedelungen durchgeführt und so weiter. Und in diesem Zusam­menhang möchte ich schon darauf hinweisen, dass – ich habe mir die entsprechende Grafik ausdrucken lassen – in den Jahren 2002 bis 2006 – wir alle wissen, wer damals politisch verantwortlich war – die durchschnittlichen Jahresausgaben für den Hochwas­serschutz Donau-March 21 Millionen € betragen haben, seit 2006 sind sie um das Zweieinhalbfache erhöht worden. Das bedarf keiner weiteren Worte!

Kollege Hagen, wir haben Zeichen gesetzt. Du hast heute gesagt, dass wir nicht reden, sondern Zeichen setzen sollen.

Herrn Minister Berlakovich möchte ich sagen – das betrifft die Zuflüsse zur Donau –, dass er da nicht umschichten soll, so wie das oft in der Vergangenheit gemacht wurde, sondern es dorthin geben soll, wohin es gehört, nämlich zum Hochwasserschutz. (Beifall bei der SPÖ.)


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Erlauben Sie mir nur noch einen Gedanken. Wenn wir Steuergerechtigkeit in Öster­reich schaffen würden, könnten wir schneller Hochwasserschutzbauten errichten. (Zwi­schenruf des Abg. Amon.) Nur ein Beispiel: Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich hat in drei Jahren einen Gewinn von 739 Millionen € gemacht und hat keine Steuern bezahlt, sondern eine Gutschrift von 21,6 Millionen €. Oder die Gruppenbesteuerung: Die RZB hat in acht Jahren das Vermögen von 36 Milliarden auf 157 Milliarden erhöht (Zwischenruf des Abg. Rädler) und im selben Zeitraum aber nur 2,3 Prozent Steuern bezahlt. Die Ausweitung des Raiffeisen-Konzerns in den Osten – man sagt nicht „nahen Osten“, obwohl es auch ein naher Osten ist –, wurde also vom österreichischen Steuerzahler finanziert. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Kollegen von der ÖVP-Seite, lasst euch endlich überzeugen, dass wir Steuer­gerechtig­keit brauchen. Dann gibt es auch mehr Hochwasserschutz in Österreich. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

11.53


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Schmucken­schlager. – Bitte.

 


11.54.00

Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Zunächst, Herr Kollege Auer, herzlichen Dank für das Lob, das Sie mir für meine Arbeit im Ausschuss ausge­sprochen haben, aber wenn Sie hier von Steuergerechtigkeit sprechen, dann möchte ich schon anführen, dass es auch mit Gerechtigkeit zu tun hat, jene Unternehmen, die viele Steuern zahlen und vielen Arbeitnehmern in unserem Land Arbeit geben, auch zu loben und nicht immer über sie herzufallen, egal, aus welchem Sektor sie kommen, ob es aus der Bankenbranche, der Baubranche, der Landwirtschaft et cetera ist. Das kann man nicht machen. Gerechtigkeit erfordert auch Respekt voreinander. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir alle haben noch die Bilder der Schäden vor Augen, aber auch die Bilder jener Hoch­wasserschutzmaßnahmen, die gehalten haben. Besonders prägnant waren da wohl die Bilder der Wände entlang der Donau in der Wachau. Durch diese Wände konnte wertvolles Kulturgut erhalten werden. Daher freut es mich besonders, dass wir heute einen Antrag, der auf Initiative des Umweltlandesrates aus Niederösterreich, Dr. Stephan Pernkopf, hier initiiert wurde, beschließen werden, wonach wir die Gelder für den Hochwasserschutz vorziehen, sodass wir den Schutz schneller verwirklichen können, weil wir in Niederösterreich gesehen haben, wie sehr dieser Schutz geholfen hat. Wir konnten nicht alles schützen, aber wir haben gesehen, dort, wo der Schutz vor­handen ist, konnten wichtige wirtschaftliche Ressourcen geschützt und viel mensch­liches Leid verhindert werden, und das ist enorm wichtig.

Wir haben aber auch die Kritikpunkte, die Knackpunkte gesehen. Die Krisenstäbe haben gut gearbeitet.

Ich möchte hier auch erwähnen, dass sich all jene Menschen, die am 20. Jänner dieses Jahres mit einem Ja zum Präsenzdienst gestimmt haben, bestätigt fühlen, denn es waren vorwiegend Präsenzdiener, die im Hochwassereinsatz waren, und keine sonstigen Truppen, vor allem keine Offiziere, die beim Schaufeln waren, sondern die Präsenzdiener. Das hätte ich mir angeschaut, wie das funktioniert hätte, hätten wir nicht dieses System.

Wir haben aber auch den Schwachpunkt der Wehrordnung und die große Problematik, dass wir die Krisenstäbe nicht zu 100 Prozent eingebunden haben. Das müssen wir noch genauer erörtern, nämlich wie wir da die Koordination noch verbessern können,


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denn es sind schon die Kraftwerksbetreiber, die auch Verantwortung haben, seien es nun der Verbund als einer der größten oder andere, wie wir da die Information verbes­sern. Denn ich komme aus einem Gebiet nördlich von Wien, unterhalb des Kraftwerkes Greifenstein, wo wir das große Problem hatten, dass die Schleusen in Greifenstein weit geöffnet wurden, Wien jedoch das Wehr zur Neuen Donau nicht entsprechend aufge­macht hat.

Da steht auch der Vorwurf im Raum, dass da ein Zusammenhang mit dem zeitlich nahe gelegenen Donauinselfest bestanden hat. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Aber es kann nicht sein, dass eine Region absäuft, und zwar mit Pegelständen, die höher waren als 2002, und andere Regionen dadurch gesichert werden.

Wir müssen die Wehrordnung durchgängig machen, sodass wir da wirklich Ordnung haben. Es ist nicht das Wasser – wir haben weit reichende Augebiete, in die das Wasser fluten kann –, sondern es ist vor allem der Schlamm. Frau Abgeordnete Moser hat schon darauf hingewiesen: Das Geschiebe ist vorhanden, es sammelt sich in den Staubecken (Abg. Krainer: Das trauen Sie sich nur vom Rednerpult aus, weil Sie immun sind!), und die Kraftwerksbetreiber nutzen dann insbesondere Hochwässer, das relativ kostengünstig weiterzubefördern.

Selbstverständlich traue ich mich, das vom Rednerpult aus zu sagen, aber das traue ich mich auch woanders zu sagen, da brauchen Sie keine Angst zu haben, denn es geht um den Schutz und die Sicherheit unserer Bevölkerung. (Beifall bei der ÖVP.)

Da muss das Verursacherprinzip gelten. Der Verursacher hat für die Schäden aufzu­kommen, und wir haben auch die Natur wiederherzustellen. Die Donauauen versan­den, verschlammen komplett. Es gibt keine Durchlässigkeit. Wir müssen dort die Gieß­gänge wieder in Gang setzen, dass wir das Wasser wieder wegbringen. Nach wie vor stehen große Flächen unter Wasser, was nicht nur für die Landwirtschaft große Folgeschäden in sich birgt, sondern auch extreme Gelsenplagen für all die Gemeinden entlang der Flüsse und Donauauen mit sich bringt.

Ich möchte Sie nur daran erinnern, dass das großteils Natura-2000-Gebiete sind und der Bund die Verpflichtung hat, Natura-2000-Gebiete auch ökologisch instand zu halten. Das heißt, wir müssen den Schlamm aus den Auen herausbringen, der dort wie Asphalt wirkt.

Geschätzte Damen und Herren! Wir müssen Naturschutz nachhaltig und zielstrebig betreiben. Raumordnung müssen wir aktiver gestalten. Es kann nicht sein, dass wir heute bei rund 16 Hektar Flächenversiegelung pro Tag liegen und uns dann wundern, wenn solch große Wassermengen da sind, weil sie vom Boden nicht mehr aufge­nommen werden können. (Zwischenruf des Abg. Pendl.)

Wir können nicht die einfache Lösung nehmen, dass wir sagen, dann fluten wir ein paar Äcker, denn da wären unzählige Flächen gefährdet, vor allem aber Orte. Es sind ja nicht nur Äcker, sondern es stehen ja auch Häuser und Infrastruktur in diesen Gebieten. Daher müssen wir die Augebiete wieder hochwasserfit machen, sodass diese Retentionsgebiete wieder instand gesetzt sind, und für diese finanziellen Aufwendungen müssen wir schon auch die Verursacherfrage stellen.

Geschätzte Damen und Herren! Daher glaube ich, dass die Aufarbeitung dieses Hochwassers noch nicht abgeschlossen ist. Das muss im Rahmen der Regierung noch weiter vorangetrieben werden. (Beifall bei der ÖVP.)

11.59


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Prinz. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 76

11.59.31

Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Meine Damen und Herren! Als Bürgermeister einer von den Donauhoch­wässern immer wieder betroffenen Gemeinde bin ich sehr froh, dass wir heute die 2. Vereinbarung gemäß Artikel 15a zwischen dem Bund und den Bundesländern Ober­österreich, Niederösterreich und Wien beschließen.

Ich halte es für sehr sinnvoll, dass aufgrund des Hochwassers im Juni 2013 die Investitionen entsprechend vorgezogen werden und der Hochwasserschutz bis zum Jahr 2019 umgesetzt sein sollte. Immerhin – das darf man schon auch dazusagen – handelt es sich dabei ja um ein Volumen von rund 255 Millionen €.

Nicht nur im Verkehrsministerium, das ja für Donau, March und Thaya zuständig ist, sondern auch im Lebensministerium wird sehr viel für Hochwasserschutzmaßnahmen getan. Ich denke, dass auch vom Lebensministerium eine Artikel-15a-Vereinbarung mit den Bundesländern angestrebt werden sollte. Das wäre eine praxistaugliche Vorgangs­weise.

Sehr geehrte Frau Bundesministerin Bures, als Oberösterreicher bin ich froh, dass mit dem heutigen Beschluss die entsprechenden finanziellen Voraussetzungen für Schutz­maßnahmen zum Beispiel in den Gemeinden Langenstein, St. Georgen an der Gusen und Luftenberg geschaffen werden, so wie für die Ennser Ortschaft Enghagen.

Sie haben in Ihrer Rede den Hochwasserschutz in Grein angesprochen. Ich darf noch hinzufügen, dass in der Gemeinde Grein noch rund 20 Objekte Schutz brauchen, ebenso die Ortschaft Hirschenau in der Gemeinde St. Nikola, und dass es, ausgehend vom Juni 2013, wichtig ist, Schutzmaßnahmen für die Gemeinden im betroffenen Bezirk Urfahr und auch im Bezirk Eferding zu überlegen, zu planen und in den Folge­jahren entsprechend umzusetzen. Darum kann ich nur wirklich eindringlich ersuchen und bitten.

Das Eferdinger Becken war ja in den letzten Tagen medial durchaus sehr präsent, es war in vielen Schlagzeilen. Die öffentlichen Schuldzuweisungen helfen aber in Wirklich­keit niemandem (Abg. Binder-Maier: Wie wahr!), sondern es ist erstens wichtig, dass den Betroffenen bei der Schadensbewältigung gut geholfen wird, und zweitens ist eine genaue Analyse notwendig, warum das Hochwasser genau so abgelaufen ist. Das Land Oberösterreich hat ja dazu bereits eine Studie beauftragt, nämlich bei der Uni­versität Kassel in Deutschland. Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer hat alle Beteilig­ten für 9. Juli zu einem Runden Tisch eingeladen, um die Dinge konkret zu be­sprechen.

Drittens sind natürlich konkrete Schutzmaßnahmen notwendig.

Nach den jetzt vorliegenden Erkenntnissen kann man sagen, dass die Wehrbetriebs­ord­nung eingehalten wurde. Über Evaluierungen darf und sollte aber nachgedacht werden. Persönlich glaube ich, dass im Fall von Hochwasser für die Anrainer Verbes­serungen erreicht werden könnten, wenn die Stromerzeugung und auch die Schifffahrt ein oder zwei Tage früher eingestellt würden, um den Hochwasserabfluss zu beschleu­nigen. Dies braucht aber eine Koordination sozusagen vom Ursprung bis in die Mündung, oder man könnte auch sagen von Bayern bis Rumänien, damit das wirklich flächendeckend durchgezogen wird.

Zum Thema Sediment- und Schlammablagerung: Das ist wirklich in vielen Anrainer­gemeinden ein großes Thema. Ich glaube, dass es in gemeinsamer Arbeit von Kraft­werksbetreibern, Bund, Ländern, betroffenen Gemeinden und auch Interessenvertre­tun­gen möglich sein müsste, zukünftig Verbesserungen zu erreichen. Der heute zu beschließenden Artikel-15a-Vereinbarung stimmen wir natürlich gerne zu.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 77

Es sei mir abschließend noch ein Satz zum Antrag des Kollegen Christoph Hagen erlaubt: Lieber Kollege Hagen, ob Zustimmung oder nicht, ich halte es für verwegen, das Wort „Charakter“ in den Mund zu nehmen, wenn auch nur ein bisschen etwas davon stimmt, was in den letzten Monaten rund um die Gründung des Klubs Team Stronach in den Medien gestanden ist, und ich bitte dich darum, das künftig zu unterlassen. (Beifall bei der ÖVP.)

12.03


Präsident Fritz Neugebauer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Lueger zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


12.03.39

Abgeordnete Angela Lueger (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Werter Kollege Schmuckenschlager! Sie haben in Ihrem Redebeitrag gesagt, dass in Wien die Wehre aufgrund des Donauinselfestes nicht weit genug aufgemacht worden seien.

Ich berichtige tatsächlich:

Erstens einmal könnten wir einen Durchfluss von 14 000 Kubikmetern aufnehmen, es war aber nur ein Durchfluss von 10 800 Kubikmetern Wasser da.

Zweitens wollten Sie eine Änderung der Wehrordnung. Sie werden selber wissen, dass für die Wehrordnung Herr Bundesminister Berlakovich zuständig ist. Zu dem werden Sie hoffentlich mehr Zugang haben.

Drittens möchte ich Sie daran erinnern, dass gerade die ÖVP damals in Wien gegen die Donauinsel gestimmt hat. (Beifall bei der SPÖ.)

12.04


Präsident Fritz Neugebauer: Zu einer weiteren tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Donabauer zu Wort gemeldet. – Bitte. (Abg. Krainer: Auch zum Schmuckenschlager?)

 


12.04.43

Abgeordneter Karl Donabauer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Herr Abgeordneter Mag. Josef Auer hat in seiner bemerkenswerten Rede behauptet, Raiffeisen zahle keine Steuern. Er hat Raiffeisen Niederösterreich angesprochen.

Herr Mag. Auer, ich darf Sie tatsächlich berichtigen: Die Raiffeisenlandesbank Nieder­österreich zahlte im vergangenen Jahr 75,4 Millionen € Körperschaftsteuer, die Holding 19,8 Millionen € Bankenabgabe, die Töchter der Raiffeisen-Holding weitere 62,7 Millio­nen € Körperschaftsteuer. Raiffeisen Österreich zahlt in Summe 760 Millionen € Steuer. Ich bitte um Kenntnisnahme. (Beifall bei der ÖVP. Abg. Riepl: Das ist aber gar nicht so viel!)

12.05


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Josef Auer. (Rufe bei BZÖ und Grünen: Eine tatsächliche Berichtigung einer tatsächlichen Berichtigung geht nicht! Abg. Josef Auer auf dem Weg zum Rednerpult : Persönliche Betrof­fenheit! Weitere Zwischenrufe bei BZÖ und Grünen.) Sie kennen die Bestimmungen für eine persönliche Erwiderung und führen Ihre persönliche Betroffenheit gleich im ersten Satz aus. (Abg. Brosz: Das geht nicht!  Weitere Zwischenrufe bei den Grü­nen. Abg. Mag. Josef Auer – vor dem Rednerpult stehend : Aber Sie können nicht sagen, es geht nicht, wenn es schon geht!)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 78

Der Herr Abgeordnete sagt im ersten Satz, wie er persönlich betroffen ist. Und dann stellen wir fest, wie weiter vorzugehen ist. (Abg. Brosz: Er ist nicht persönlich betroffen!)

 


12.06.07

Abgeordneter Mag. Josef Auer (SPÖ): Ich möchte zu dieser tatsächlichen Berich­tigung, Herr Präsident (Abg. Brosz: Ist schon falsch!), mit Ihrer geschätzten Erlaubnis Folgendes vorbringen ...

 


Präsident Fritz Neugebauer: Das ist natürlich keine persönliche Betroffenheit. (Heiterkeit bei Grünen und BZÖ.) Sie können sich aber gerne noch einmal zu Wort melden, Herr Abgeordneter.

 


Abgeordneter Mag. Josef Auer (fortsetzend): Ich habe in meiner Rede behauptet, dass die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich ...

12.06

12.06.42

 


Präsident Fritz Neugebauer: Verlassen Sie bitte das Rednerpult! Wenn Sie sich noch einmal zu Wort melden möchten, gerne.

Es ist niemand mehr zu Wort gemeldet. Ich schließe daher die Debatte.

Wir kommen zu den Abstimmungen.

Wir nehmen die Abstimmung über jeden Ausschussantrag getrennt vor.

Zunächst kommen wir zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 1: Antrag des Ver­kehr­s­ausschusses, dem Abschluss der 2. Vereinbarung gemäß Artikel 15a Bun­des­Ver­fas­sungsgesetz zwischen dem Bund und den Ländern Niederösterreich, Oberösterreich und Wien über Vorhaben des Hochwasserschutzes im Bereich der österreichischen Donau in 2361 der Beilagen die Genehmigung zu erteilen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Hagen, Kollegin und Kollegen betreffend Rücknahme der Erhöhung der Parteienförderung von 2,41 € auf 4,60 € pro Wahlberechtigten zugunsten der Hochwasseropfer.

Wer diesen Antrag unterstützt, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Der Antrag ist abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Moser, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Hochwasserschutzversicherung.

Wer diesen Antrag unterstützt, den bitte ich um ein zustimmendes Zeichen. – Das ist abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 2, die dem Ausschussbericht 2472 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend 2. Vereinbarung gemäß Artikel 15a B­VG über Vorhaben des Hochwasserschutzes im Bereich der öster­reichischen Donau, beschleunigte Abwicklung der geplanten Projekte.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein Zeichen der Zustim­mung. – Das ist ebenso einstimmig angenommen. (E 311.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 79

12.08.473. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (2443 d.B.): Bun­desgesetz, mit dem das Schifffahrtsgesetz und das Seeschifffahrtsgesetz geän­dert werden (Schifffahrtsrechtsnovelle 2013) (2473 d.B.)

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir kommen zum 3. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Wir gehen in die Debatte ein.

Als Erster gelangt Herr Abgeordneter Stauber zu Wort. – Bitte.

 


12.09.02

Abgeordneter Peter Stauber (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geschätzte Bundesministe­rin­nen! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich darf ganz besonders herzlich eine Gruppe von Pensionistinnen und Pensionisten aus dem Bezirk Neunkirchen bei uns willkommen heißen, aus Edlitz, Grimmenstein und Thomasberg. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.) Ich hoffe, Sie können einen positiven Eindruck von der Arbeit hier im Parlament mit nach Hause nehmen.

Geschätzte Damen und Herren, Österreich hat bekanntlich eine durchaus intensive Beziehung zu Wasser. Wir haben ja unter dem vorherigen Tagesordnungspunkt aus­führlich über negative Auswirkungen des Wassers diskutiert. Es gibt aber natürlich auch viele positive Seiten, die beim Wasser zu betrachten sind. Die Österreicherinnen und Österreicher nutzen gerne das Wasser – vom Meer über die Seen bis hin zu den Flüssen – für sportliche, touristische und auch wirtschaftliche Zwecke.

Vom Neusiedler See bis zum Bodensee: Auf allen Seen wimmelt es von Booten. Der Segelsport hat ja bei uns in Österreich eine sehr große Tradition, und die Donaudampf­schifffahrtsgesellschaft ist in diesem Zusammenhang ohnehin eine Institution, die eine besondere Bedeutung für Österreich hat.

Die vorliegende Schifffahrtsrechtsnovelle 2013, mit der das Schifffahrtsgesetz und das Seeschifffahrtsgesetz novelliert werden, betrifft im Wesentlichen Vereinfachungen und Verbesserungen im Verwaltungsbereich sowie eine Reihe von kleinen Änderungen und EU-Anpassungen.

Eine wichtige Neuerung betrifft den vor allem unter Jugendlichen sehr populären Freizeitsport Rafting. Bisher war in Österreich im Gegensatz zu anderen EU-Ländern für die Führung eines Rafting-Unternehmens eine eigene Konzession notwendig. Das hatte zur Folge, dass EU-Ausländer in Österreich ohne Konzession arbeiten durften und somit quasi eine Inländerdiskriminierung vorlag. Um in diesem Bereich Gerechtig­keit und Chancengleichheit zwischen allen Anbietern herzustellen, entfällt künftig diese Konzessionspflicht. Stattdessen wird eine einfache Anmeldung ausreichen  eine große Verbesserung gegenüber der vorherigen Regelung. Dadurch wird Rafting vom Konzessions- zum Anmeldegewerbe.

Eine weitere Verwaltungsvereinfachung wird es hinsichtlich der Schifffahrtszeichen geben. Wurden bisher die Kosten für die Schifffahrtszeichen auf Brücken im Detail zwischen Besitzern beziehungsweise Betreibern der Brücke und dem BMVIT abge­rech­net, wird jetzt in Zukunft eine Pauschale berechnet.

Außerdem wird bei der Beseitigung von Schifffahrtshindernissen, die zum Beispiel infolge von Havarien entstehen, endlich das Verursacherprinzip eingeführt. Bisher war es nämlich sehr schwierig, die Beseitigung von Schifffahrtshindernissen rechtlich durch­zusetzen, wenn sich der Verursacher weigerte und sie nicht freiwillig beseitigte. Nunmehr müssen Schifffahrtshindernisse verpflichtend vom Verursacher beseitigt


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 80

werden, und bei Zuwiderhandeln reichen die rechtlichen Durchsetzungsmöglichkeiten bis hin zu gerichtlichen Zwangsmaßnahmen.

Also alles in allem eine sehr positive neue gesetzliche Regelung. Danke, Frau Bun­desministerin, und alles Gute. (Beifall bei der SPÖ.)

12.12


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Singer. – Bitte.

 


12.12.44

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Sehr geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich kann nach den Ausführungen von Kollegen Stauber nahtlos fortfahren und diese Schifffahrtsrechtsnovelle weiter erläu­tern.

Herr Kollege Stauber hat die Frage des Raftings schon sehr eingehend erläutert. Was mir aus Sicherheitsgründen sehr wichtig ist, ist die Anfügung, dass zwar jetzt ein Raft-Patent nicht mehr notwendig ist, dass aber die Schiffsführer und die Schiffsführerinnen trotzdem Fahrpraxis, Gewässerkenntnis, Erste Hilfe, Tourenplanung und -durchführung und Gruppenführung beherrschen müssen. Das ist im Sinne der Sicherheit der ihnen anvertrauten Personen eine wichtige Maßnahme.

Weiters ist in dieser Novelle enthalten, dass es zu einer Liberalisierung der gewerbs­mäßigen Schiffsführerschulung kommt. Das heißt, dass die Inanspruchnahme ge­werbs­mäßiger Schiffsführerschulungen nun keine Voraussetzung mehr für die Zulas­sung zur Schiffsführerprüfung ist.

Die Bestimmungen für die Schiffsführerschulen stellen im Sinne der Erwerbsaus­übungsfreiheit eine Überregulierung dar, die damit jetzt aufgehoben wird. Das heißt, die Schulung wird von einem Bewilligungs- in ein Anmeldeverfahren überführt.

Ein weiterer Punkt ist die Einführung des Kapitänspatents A. Mit den bisher von den österreichischen Behörden ausgestellten Kapitänspatenten war das Befahren von Seeschifffahrtsstraßen nicht möglich. – Das betrifft Teile der Donau in Rumänien bis hin zum Schwarzen Meer. Mit dieser Umsetzung, die mit 1. Jänner 2015 in Kraft treten wird, wird sichergestellt, dass die in Österreich ausgestellten Patente auf der gesamten Donau ihre Gültigkeit haben.

Sehr geehrte Damen und Herren, zusammenfassend kann man sagen, dass die Gesetzesnovelle finanziell nur geringe Auswirkungen hat, dass es zu einer Reihe von Deregulierungen kommt und – für mich auch wichtig – dass der Zugang zu bestimmten Rechten liberalisiert wird. Daher sehen wir diese Regierungsvorlage sehr positiv und geben ihr auch unsere Zustimmung. Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

12.15


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Deimek. – Bitte.

 


12.15.35

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminis­terin! Einige Punkte wurden schon angeführt, wobei das Thema Rafting in diesem Zusammenhang wahrscheinlich das spektakulärste ist. Es wurden im Zuge dieser Gesetzwerdung, so auch im Zuge der Behandlung dieses Gesetzentwurfs im Aus­schuss Bedenken laut, ob jetzt noch die nötige Sicherheit gegeben sei. Ich glaube aber, dass sich jemand, der diesen Sport ausübt, der sich in die Thematik hineinbegibt, unabhängig davon, wie das Gewerbe jetzt gestaltet ist – ob es ein Konzessions- oder ein Anmeldegewerbe ist –, auf jeden Fall anschauen wird, wie es bei den einzelnen Firmen mit der Sicherheit aussieht.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 81

Positiv möchte ich im Anschluss an meine beiden Vorredner noch die etwas ausge­dehntere periodische Prüfung von Schifffahrtsanlagen hervorheben. Dass natürlich die Auslagerung bei der Durchsetzung der Pflicht der Beseitigung von Schiff­fahrts­hindernissen auch ein bemerkenswerter Punkt ist, sei am Rande festgehalten. Die durchgehende Gültigkeit des Schifffahrtspatents auf der gesamten Donau, wie von Kollegen Singer angeführt, wird der Donauschifffahrt vor allem im kleingewerblichen Bereich durchaus Schwung geben. Wir kennen das aus Deutschland und aus den Niederlanden, wo es auf den Schifffahrtsstraßen ähnliche Berufe wie jene der Spedi­teure und Frächter auf der Straße gibt. Das ist durchaus auch ein Gedanke, der unter dem Umwelt-Aspekt bemerkenswert ist.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass es mich besonders freut, dass bei einem Gesetz, das einstimmig beschlossen wird, das von der SPÖ geführte BMVIT vor allem Auslagerungen und Liberalisierungen ganz vorne reiht, auch wenn es nur eine Umset­zung einer EU-Richtlinie ist. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

12.17


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Moser. – Bitte.

 


12.17.43

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Österreich ist bekanntlich kein Flaggenstaat. Wir sind nicht in der großen internationalen Seefahrt mit eigenen Schiffen unter einer eigenen Flagge unter­wegs, aber es gibt zahlreiche Österreicherinnen und Österreicher, die auf fremden Schiffen sehr wohl als Matrosen oder sogar als Kapitäninnen oder Kapitäne ange­heuert sind. Deshalb werden wir diesem Gesetz sehr wohl zustimmen. Es wird darin nämlich gleichzeitig eine Reparatur der Beschlussfassung von 2012 gemacht, indem das sogenannte Seedienstbuch wieder eingeführt wird, das notwendig ist, damit die Österreicherinnen und Österreicher, die bei großen oder kleinen Unternehmungen angestellt sind, die in der internationalen Seefahrt tätig sind, wieder entsprechende Dokumentationen bekommen. – Gut, unsere Zustimmung ist klar.

Dann noch eine kleine Richtigstellung beziehungsweise Konkretisierung: Frau Minis­terin, ich weiß sehr wohl, dass Sie nicht für die Wildbachverbauung zuständig sind. Mein Hallstatt-Beispiel war kein Negativbeispiel für Ihre Arbeit. Ich weiß, da ist das Landwirtschaftsressort unter Herrn Minister Berlakovich zuständig, genauso wie er für die Streichungen zuständig war. Er hat gestrichen, während Sie genügend Geld für den Hochwasserschutz im ursprünglichen Umfang bereitgestellt haben. Dafür sei Ihnen noch einmal gedankt. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

12.19


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dolinschek. – Bitte.

 


12.19.30

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (BZÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Mit der Schifffahrtsrechtsnovelle 2013 wird eine Reihe von Bestimmungen des Schifffahrtsrechts an das EU-Recht angepasst. Es kommt zu einer Verwaltungsvereinfachung, zu einer Präzisierung von Pflichten zur Beseitigung von Schifffahrtshindernissen, was meine Vorredner zum Teil schon erwähnt haben.

Ich möchte aber trotzdem noch sagen, dass jetzt eine Gleichbehandlung von gewerbs­mäßiger und nicht gewerbsmäßiger Schiffsführerschulung erfolgt und damit die bis­herige Überregulierung in diesem Bereich beseitigt wurde. Das ist ein großer Vorteil.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 82

Auch wenn jemand das Kapitäns- oder Schifferpatent für die Binnenschifffahrt A besitzt, wird sichergestellt, dass dieser Befähigungsnachweis zur Schiffsführung auf der gesamten Donau – und nicht nur in Österreich – gilt.

Außerdem wird klargestellt, dass österreichische Besatzungsmitglieder von Seeschif­fen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit ausreichendem Österreichbezug weiter­hin von Österreich eine arbeitsrechtliche Hilfestellung erhalten werden und die Aus­stellung von Seedienstbüchern auch erhalten bleibt. Deswegen werden wir dem auch gerne unsere Zustimmung geben. (Beifall beim BZÖ.)

12.20


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Frau Bundesministerin Bures. – Bitte.

 


12.20.58

Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie Doris Bures: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vorweg bedanke ich mich schon jetzt für die breite Zustimmung. Aber insgesamt ist im Anschluss an die Diskussion, was das Hochwasser entlang der Donau betrifft, zu sagen, dass hier natürlich auch ein enger Zusammenhang mit der Schifffahrt besteht.

Die Zuständigkeit meines Ressorts beschränkt sich eben auf die Donau, dies deshalb, weil wir die Donau natürlich auch als Verkehrsweg nützen wollen. Die Schifffahrt auf der Donau ist ein ganz wichtiges Gütertransportmittel für uns. Es ist so, dass die Schifffahrt wesentlich umweltfreundlicher, energieschonender ist, als würden wir all diese Tonnen, die wir derzeit schon auf der Donau befördern, mit Lkw transportieren. Wir haben uns das für das letzte Jahr angesehen: Wir haben auf der Donau in einem Jahr so viele Güter transportiert wie rund 400 000 schwere Lkws. Eine Kolonne von 400 000 Lkws geht von Wien bis Peking. Daran sieht man die Dimension der Wasserstraße und die Notwendigkeit der Nutzung.

Sie wissen, dass wir immer festgehalten haben, dass wir in Österreich eine nachhaltige Verkehrspolitik machen wollen, das heißt eine Priorisierung und Bevorzugung umwelt­freundlicher Transportwege. Dazu gehört die Schifffahrt, aber natürlich vor allem auch die Schiene. Und deshalb investieren wir in diese Bereiche.

Wir haben auch einen nationalen Donauschifffahrtsplan entwickelt, einen Aktionsplan für Österreich, weil wir die Kapazitäten, die jetzt schon vorhanden sind, besser nützen wollen. Das Ganze natürlich immer mit Bedachtnahme darauf, dass es sich beim Donauraum um ein UNESCO-Kulturerbe handelt. Ich sage das auch deshalb, weil wir dort, wo es darum geht, dass wir die Donau immer wieder ertüchtigen müssen, um Schifffahrt auch durchführen zu können, eine Reihe an Maßnahmen setzen werden, wo man sieht, dass es kein Widerspruch ist, Schifffahrt zu betreiben und gleichzeitig ein besonderes Augenmerk auf die Natur zu legen.

Wir werden im Bereich von Wien bis Bratislava ein flussbauliches Gesamtprojekt durchführen. Wir müssen die Eintiefung der Donau aufhalten. Wir müssen das Aus­trock­nen der Aulandschaft aufhalten. Das heißt, wir werden in diesem Bereich ein ganz großes Projekt der Renaturierung vornehmen.

Ein Teil der heutigen Gesetzesnovelle bezieht sich auch auf das Freizeitverhalten am Wasser. Ein Bereich ist das Rafting; dieser wird mit dieser Novelle neu geregelt.

Ich schließe mich allen an: Das Ziel dieser Novelle sind auf der einen Seite europa­rechtliche Anpassungen, aber vor allem Vereinfachungen, was die Verwaltung betrifft. Es geht uns darum, dass wir die Schifffahrt noch reibungsloser und attraktiver gestal­ten wollen, dass wir weniger Verwaltungsaufwand haben wollen, aber das Ganze – und das ist die Herausforderung, vor der man steht – natürlich mit einer hohen Qualität.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 83

Und wie gesagt, ich bedanke mich für die breite Zustimmung zu dieser Novelle. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.24


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hell. – Bitte.

 


12.24.53

Abgeordneter Johann Hell (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! So wie im Ausschuss gab es auch in dieser Diskussion zu diesem Tagesordnungspunkt nur positive Ausführungen.

Mit dieser Änderung des Bundesgesetzes werden in diversen Teilbereichen des Schiff­fahrts­rechtes Änderungen vollzogen und Anpassungen an die europäische Rechts­grundlage durchgeführt. Die derzeit geltenden Bestimmungen des Schifffahrtsrechtes erfordern vor allem im Hinblick auf die Treffsicherheit innerstaatliche Anwendung von EU-Recht und formalrechtliche Korrekturen.

Es wurde auch bereits erwähnt, dass es in diesem Zusammenhang zu Verein­fachun­gen und Verbesserungen im Bereich der Verwaltung kommen wird.

Eine wesentliche Neuerung durch diese Novelle betrifft das Rafting. Auch das wurde bereits angesprochen. Wesentlich ist dabei, dass es sich hinkünftig beim Rafting-Sport um keine Schifffahrt mehr handelt, wobei hier auch die Konzessionspflicht entfällt.

Es erfolgt zudem eine Anpassung des Schifffahrtsgewerberechtes an Unionsrecht durch die Gleichbehandlung gewerbsmäßiger und nicht gewerbsmäßiger Schiffsfüh­rungs­schulungen, wodurch eine Überregulierung in diesem Bereich beseitigt wird.

Verwaltungsvereinfachungen gibt es auch durch die Präzisierung der Pflicht zur Besei­tigung von Schifffahrtshindernissen. Hier ist die Auslagerung des Tätigwerdens und allenfalls zivilrechtliche Durchsetzung der Kostentragung durch den Verursacher zu einer bestehenden Gesellschaft in Bundeseigentum geplant. Hinkünftig wird die via donau diese Abwicklung durchführen.

Was bedeutet diese Änderung? Schifffahrtshindernisse etwa bei Havarien müssen vom Verursacher beseitigt werden. Das bisher sehr schwierige Durchsetzungsrecht, wenn die Verursacher ihre Hindernisse nicht beseitigen, wird jetzt rechtlich neu geregelt und kann bis zu Zwangsmaßnahmen führen.

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Ich darf noch einen Abänderungsantrag einbringen, den Abänderungsantrag der Abgeordneten Anton Heinzl, Dr. Martin Barten­stein, Kolleginnen und Kollegen zur Regierungsvorlage betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Schifffahrtsgesetz und das Seeschifffahrtsgesetz geändert werden (Schifffahrtsrechtsnovelle 2013) (2443 der Beilagen) in der Fassung des Ausschuss­berichtes (2473 der Beilagen).

Dieser Abänderungsantrag wurde eingebracht und verteilt. Es geht darum, dass diese Novelle auch Änderungen des Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungsgesetzes be­trifft. Ich ersuche den Präsidenten, diesen Antrag in die Verhandlungen mit aufzu­neh­men, und ersuche für diesen um Ihre Zustimmung. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

12.28


Präsident Fritz Neugebauer: Der Antrag ist in seinen Grundzügen erläutert, wurde verteilt und steht daher mit in Behandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 84

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Anton Heinzl, Dr. Martin Bartenstein, Kolleginnen und Kollegen

zur Regierungsvorlage betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Schifffahrtsgesetz und das Seeschifffahrtsgesetz geändert werden (Schifffahrtsrechtsnovelle 2013) (2443 d.B.), in der Fassung des Ausschussberichtes (2473 d.B.)

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Die Regierungsvorlage betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Schifffahrtsgesetz und das Seeschifffahrtsgesetz geändert werden (Schifffahrtsrechtsnovelle 2013) (2443 d.B.), in der Fassung des Ausschussberichtes (2473 d.B.) wird wie folgt geändert:

1. In Artikel 1 wird der Einleitungssatz „Das Schifffahrtsgesetz, BGBl. I Nr. 62/1997, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 50/2012, wird wie folgt geändert:“ durch den Einleitungssatz „Das Schifffahrtsgesetz, BGBl. I Nr. 62/1997, zuletzt geän­dert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 96/2013, wird wie folgt geändert:“ ersetzt.

2. In Artikel 1 lautet Z 31 wie folgt:

„31. § 149 wird folgender Abs. 11 angefügt:

„(11) Der 7. Teil samt Inhaltsverzeichnis in der Fassung BGBl. I Nr. xx/2013 tritt mit 1. Juli 2014 in Kraft. § 52 Abs. 2 in der Fassung BGBl. I Nr. xx/2013 tritt mit 1. Jänner 2015 in Kraft. § 2 Z 12, § 5 Abs. 2 bis 2d, § 7, § 24 Abs. 14, § 26 Abs. 1, 3 und 5, § 29, § 42 Abs. 2 Z 2, § 45 Abs. 2, § 49 Abs. 7, § 52 Abs. 1, § 76 Abs. 1, 3a, 3b und 4, § 78 Abs. 1 Z 1 und Abs. 3, § 83 Abs. 5, § 88 Abs. 2 Z 2a und 2b, § 89, § 90 Abs. 2, § 93 Abs. 2a, § 99 Abs. 2 und 3, § 101 Abs. 3 und 5, § 103 Abs. 6, § 148a sowie Anlage 1 Z 2 in der Fassung BGBl. I Nr. xx/2013 treten mit Ablauf des Tages der Kundmachung in Kraft.““

3. In Artikel 2 wird der Einleitungssatz „Das Seeschifffahrtsgesetz, BGBl. Nr. 174/1981, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 46/2012, wird wie folgt geändert:“ durch den Einleitungssatz „Das Seeschifffahrtsgesetz, BGBl. Nr. 174/1981, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 96/2013, wird wie folgt geändert:“ ersetzt.

4. In Artikel 2 lautet Z 3 wie folgt:

„3. § 59 wird folgender Abs. 6 angefügt:

„(6) § 11 Abs. 4 und § 33 in der Fassung BGBl. I Nr. xx/2013 treten mit Ablauf des Tages der Kundmachung in Kraft.““

Begründung

Das Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungsgesetz-Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, BGBl. I Nr. 96/2013, das gemäß Artikel 11 Änderungen des Schifffahrtsgesetzes und gemäß Artikel 12 Änderungen des Seeschifffahrts­geset­zes enthält und am 18. Juni 2013 ausgegeben wurde, ist zu berücksichtigen. Darüber hinaus spricht nichts dagegen, dass der 7. Teil – Schiffsführung bereits mit 1. Juli 2014 in Kraft tritt.

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Rädler. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 85

12.28.00

Abgeordneter Johann Rädler (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundes­minister! Hohes Haus! Gestatten Sie mir zunächst, dass ich als zuständiger Wahlkreis­abgeordneter – lieber Kollege Hechtl, das hättest du mir gleich sagen können, dass ich das machen soll – die Pensionisten und Pensionistinnen aus Edlitz, Grimmenstein und Thomasberg begrüße, denn der Herr Stauber, der das gemacht hat, kennt wahr­schein­lich die Gemeinden gar nicht. Herzlich willkommen als Zuseher! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ein Wort noch zum Herrn Abgeordneten Auer. Es ist schon wirklich problematisch, wenn man zum Thema Hochwasserschutz auf einmal die Steuergerechtigkeitskeule hervorholt und da von Raiffeisen angefangen über andere der Nichtsteuerzahlung bezichtigt. Was das mit Hochwasser zu tun hat, ist die Frage. (Abg. Brosz: Und was hat das jetzt mit Schifffahrt zu tun?) Wahrscheinlich befindet er sich schon im Wahl­kampf, aber er hätte sich da auch in den eigenen Reihen Beispiele nehmen können, von Androsch bis BAWAG, wo es um Steuern gegangen ist, die nicht bezahlt wurden, wo kleine Mitglieder des Gewerkschaftsbundes für dieses Desaster aufkommen mussten. Das nur zum Herrn Abgeordneten Auer. Das war zweckentfremdend. (Abg. Jakob Auer: Der Josef Auer!)

Der Josef Auer, natürlich. Nicht Raiffeisen-Jakob Auer, sondern Josef Auer aus Tirol, um das klarzustellen. Aber ich glaube, das hat jeder auch so zur Kenntnis genommen.

Zum Thema Schifffahrtsrecht wurde eigentlich alles gesagt, was zu sagen ist. Ich möchte das nicht wiederholen.

Ich möchte am Ende einer Gesetzgebungsperiode vielleicht nur noch darauf hin­weisen, die Zuhörer haben es heute auch bemerkt: Es wird zu einem Thema sehr oft dasselbe gesagt. Und seit der ganztägigen Übertragung im Fernsehen wird man viel­fach als Abgeordnete oder Abgeordneter angesprochen, warum das so ist, dass immer wieder Wiederholungen von Rednern der gleichen Partei stattfinden, dass der Nach­redner oft das Gleiche wie der Vorredner sagt. (Abg. Dr. Moser: Sie sind das Muster­bei­spiel dafür!)

Frau Kollegin, Sie haben gesagt, Sie sind froh, wenn Sie mich nicht mehr sehen im Parla­ment. Sie werden mich das nächste Mal auch noch sehen. Also bitte nicht so uncharmant!

Ich würde vorschlagen, dass man sich vielleicht in der Präsidiale einmal zusammen­setzt und sich darauf verständigt – und das sage ich jetzt als Vertreter der ÖVP, das kommt ja eigentlich den kleineren Parteien zugute –, dass man sich freiwillig darauf beschränkt, nur zwei Redner zu einem Thema hinauszuschicken. Das könnte, so denke ich, wesentlich dazu beitragen, dass das Ansehen des Parlaments steigt. (Abg. Dr. Moser: Wir schicken nur einen!) – Frau Kollegin, Sie kommen eh auch so oft dran, weil Sie einer kleinen Partei angehören. – Also das ist nur ein Vorschlag in Güte, darüber nachzudenken.

Abschließend möchte ich aber die breite Zustimmung zu diesem Gesetz, das uns nunmehr vorliegt, begrüßen und danke recht herzlich für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.)

12.31

12.31.10

 


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Ich schließe daher die Debatte.

Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf in 2473 der Beilagen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 86

Hiezu haben die Abgeordneten Heinzl, Dr. Bartenstein, Kolleginnen und Kollegen einen Abänderungsantrag eingebracht, der Änderungen in Artikel 1 und 2 zum Inhalt hat.

Da nur dieser eine Antrag vorliegt, lasse ich sogleich über den Entwurf samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes unter Berücksichtigung des eben erwähnten Abänderungsantrages der Abgeordneten Heinzl, Dr. Bartenstein, Kollegin­nen und Kollegen abstimmen.

Wenn Sie dem beitreten, bitte ich um ein bejahendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Wenn Sie auch in dritter Lesung den vorliegenden Gesetzentwurf unterstützen, bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch das ist beschlossen. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung einstimmig angenommen.

12.32.01 4. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag 2339/A(E) der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Anton Heinzl, Mag. Karin Hakl, Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Mag. Rainer Widmann, Martina Schenk, Kolleginnen und Kollegen betreffend barrierefreie Telekommunikation als wichtiger Beitrag zur Gleich­stellung und Inklusion von Menschen mit Behinderungen und über den

Antrag 750/A(E) der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Schaffung einer Telefonvermittlungszentrale für gehörlose, hör- und sprechbehinderte sowie taubblinde Menschen (2474 d.B.)

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir kommen zum 4. Punkt der Tagesordnung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Lohfeyer. – Bitte, Frau Kollegin.

 


12.32.45

Abgeordnete Mag. Rosa Lohfeyer (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Minis­terin! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Der vorliegende Antrag aus dem Verkehrsausschuss beinhaltet den Ausbau und die Förderung von barrierefreier Telekommunikation als wichtigen Beitrag zur Gleichstellung und Inklusion von behin­derten Menschen.

Im Oktober 2008 ist in Österreich die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung in Kraft getreten. Die Umsetzung dieser Konvention ist eine Aufgabe aller Ressorts. Das Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz hat in Zusammenarbeit mit allen anderen Ministerien dazu den Nationalen Aktionsplan Behinderung 2012–2020 erstellt.

Die Telekommunikation ist seit Jahren eines der Themen, das uns im Alltag massiv begleitet. Vor Jahren war es noch undenkbar: Alltagserleichterungen durch den Zu­gang zu Internet, Computer, Smartphone, Zugang eben zu weltweiter Kommunikation, und lange Zeit konnten gehörlose Menschen nicht selbständig telefonieren; heute ist dies möglich.

Allen Menschen, auch jenen mit Behinderung, soll ein selbstbestimmtes und unab­hängiges Leben möglich gemacht werden. Vor allem der Telefoniezugang insbeson­dere gehörloser, hör- und sprechbehinderter, aber auch taubblinder Menschen ist hier eine enorme Hilfe.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 87

Das BMVIT und Ministerin Doris Bures schafften bereits mit einer Breitbandoffensive, Stichwort: Breitbandstrategie, auch im ländlichen Raum ganz wichtige Voraussetzun­gen für die Umsetzung von barrierefreien Zugängen zu modernen Kommunikations- und Informationstechnologien. Ein flächendeckendes, umfangreiches Breitbandnetz als Grundlage für Online-Dienste und -Anwendungen gewährleistet behinderten Nutzerin­nen und Nutzern gleichen Zugang zu allen Telekommunikationsdiensten. Entsprechen­de technische Lösungen sind heute schon angebotener Standard, wie Internet mit allen verfügbaren Programmen, Skype-Vorlesefunktionen, multimediale Angebote in Gebär­den­sprache zum Beispiel.

Nutzer brauchen nicht nur gute Verbindungen, sondern auch Anwendungsmög­lich­keiten. Insbesondere kleinere Nutzerkreise beziehungsweise Randgruppen werden durch den Markt oft nicht erreicht. Mit dem Förderprogramm AT:net des BMVIT wurde bereits auch eine Fördermöglichkeit für die Markteinführung von Diensten und Anwen­dungen geschaffen.

Diesem Antrag haben im Ausschuss alle sechs Parteien zugestimmt, und er ist auch als Auftrag zu verstehen, den sehr guten Weg zur barrierefreien Ausgestaltung des Telekommunikationswesens fortzusetzen und so vor allem auch Menschen, die es durch eine Einschränkung im Leben nicht so leicht haben, einen unkomplizierten Zugang zu diesen Technologien möglich zu machen, ganz im Sinne von gleichberech­tigter Teilhabe aller an unserer Informationsgesellschaft. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.36


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Hakl. – Bitte.

 


12.36.05

Abgeordnete Mag. Karin Hakl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Herr Prä­sident! Hohes Haus! Ich darf gleich einleitend einmal dafür danken, dass zum Ab­schluss der Legislaturperiode ein so unkompliziert einstimmig abzustimmender Antrag zustande gekommen ist.

Ich danke auch der Kollegin Jarmer von den Grünen, die heute leider nicht dazu sprechen wird, für die Initiative und auch unserem ÖVP-Behindertensprecher Franz-Joseph Huainigg, der sich hier immer besonders einsetzt.

Mit dem Antrag soll geprüft werden, wie man auch in Österreich den Zugang für Gehörlose, Taubblinde und überhaupt Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu den modernen Kommunikationsmöglichkeiten weiter verbessern kann. Die Technologie alleine bringt ja hier schon massive Verbesserungen. Wir sehen aber, dass die Schweiz ein Übersetzungsinstitut – dort handelt es sich um eine Stiftung – eingerichtet hat. Das ist eine sehr teure Angelegenheit. 150 Dolmetscher übersetzen dort von Gebär­densprache in Sprache und zurück und arbeiten dort dauernd. Jedes Jahr werden insgesamt 10 000 Gespräche, also jeden Tag wird eine große Anzahl von Ge­sprächen in Gebärdensprache übersetzt, aber auch Unterstützung für taubblinde Menschen geboten.

Ich bin sehr froh, dass die Frau Bundesministerin zugesagt hat, die Möglichkeiten, die wir hier in Österreich haben, zu prüfen, etwas Ähnliches auch für die Menschen in Österreich zur Verfügung zu stellen.

Danke für die Initiative den beiden Behindertensprechern von ÖVP und Grünen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

12.38



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 88

Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin. Frau Abgeordnete Dr. Belakowitsch-Jenewein. – Bitte.

 


12.38.03

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ein Antrag, der sicherlich ein guter, ein richtiger ist, in die richtige Richtung geht. Das Problem, glaube ich, ist, dass viele Menschen die Vor­stellung haben, wenn es um Barrierefreiheit geht, es geht hier nur um Rollstuhlfahrer oder um gehbehinderte Menschen. Barrierefreiheit für Behinderte umfasst viel, viel mehr, und das müssen wir in die Köpfe der Menschen hineinbringen. Dazu trägt dieser Antrag mit Sicherheit bei. Wenn man an gehörlose Menschen oder an sprach- und hörbehinderte Menschen, taubblinde Menschen denkt, dann sind es oft ganz andere Hilfestellungen, die diese behinderten Menschen brauchen, als sie eben ein Rollstuhl­fahrer benötigt. Daher ist es auch gut und richtig und wichtig, in diese Richtung Initia­tiven zu setzen.

Wenn meine Vorrednerin gemeint hat, es ist unkompliziert gegangen: Ja, es ist aber auch noch nicht sehr weit gehend, leider Gottes. Ich würde mir wünschen, dass solche Dinge sehr viel schneller funktionieren, dass wir da viel schneller zu konkreten Ergeb­nissen kommen.

Ich hoffe, dass mit Hilfe dieses Antrages jetzt auch etwas in der Bewusstseinsbildung weitergeht, auch in ganz anderen Bereichen. Behindertenpolitik ist ja eine Politik, die sozusagen in den Alltag überall hineingeht, wo noch sehr, sehr viel zu tun ist und wo man eigentlich kein Konsolidierungspaket brauchen kann, das Barrierefreiheit wie­derum stoppt. Insofern bin ich froh, dass wir da jetzt zumindest einmal einen Anschub haben.

Ich hoffe auch, dass es in dieser Eintracht weitergeht, dass wirklich alle Parteien für die Mitbürger, die eben besondere Bedürfnisse haben, besondere Ausstattungen benö­tigen, hier auch in Zukunft weiter gemeinsam an einem Strang ziehen und diesen Men­schen auch in Zukunft weiter zu einer Selbstbestimmung und einem selbstbestimmten Leben verhelfen können. (Beifall bei der FPÖ.)

12.39


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Moser. – Bitte.

 


12.40.01

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Heute darf ich wirklich im Namen meiner Kollegin Helene Jarmer sprechen und mich sehr, sehr herzlich bei ihr bedanken – und auch bei Ihnen bedanken – dafür, dass sie die Initiative ergriffen hat, in einem ganz wichtigen Bereich, in einem lebensrettenden Bereich, nun Telekommunikation ohne Barrieren zu ermög­lichen.

Bei Ihnen möchte ich mich bedanken dafür, dass es doch so rasch möglich war, diesen Antragsentwurf, den meine Kollegin Jarmer eingebracht hat, zu einem gemeinsamen Anliegen zu machen. Ich danke speziell für die Handschlagqualität des Herrn Kollegen Heinzl von der SPÖ. Auch ein Dank an die Ministerin, dass ihr Ressort diese Anre­gung, die sehr, sehr berechtigt ist, sofort aufgegriffen hat.

Diese Anregung ist vor allem deshalb sehr berechtigt, weil heute meine Kollegin Helene Jarmer deshalb nicht an der Nationalratssitzung teilnehmen kann, weil sie leider einen Wohnungsbrand erlitten hat, weil sie aufgrund ihrer Behinderung, also aufgrund dessen, dass sie sowohl beim Hören als auch beim Sprechen beeinträchtigt ist, nicht sofort die Feuerwehr verständigen konnte, deswegen Verzögerungen einge­treten sind und so das Ausmaß des Brandes natürlich größer war.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 89

Es ist wirklich ein unangenehmer Zufall, ein nicht nur höchst bedauerlicher, sondern leider auch ein bezeichnender Zufall, dass in dem Moment, wo hier ein Antrag beschlos­sen wird, wo hier konsensual vorgegangen wird, wo hier bei einem Missstand Abhilfe geschaffen wird, gleichzeitig dieser Missstand, dass eben im Notfall nicht barrierefrei Telefonie beim Euronotruf 112 möglich ist, die Ursache dafür ist, dass die Abgeordnete Jarmer, die die Beseitigung dieses Missstandes in die Hand genommen hat, heute hier verhindert ist. Eine doppelte Behinderung, könnte man fast sagen!

Insofern hoffe ich, dass dieser Fall in seiner ganzen Komplexität und seiner persön­lichen Tragik auch ein Anlass ist, dass wir zukünftig gemeinsam nicht nur in der Politik zugunsten der Menschen mit Beeinträchtigungen, mit Behinderungen schnell zu Be­schlüs­sen kommen, sondern dass wir auch andere Anliegen im Sinne der Bevölkerung offensiver aufgreifen und gemeinsam erledigen.

Ich bedauere es, dass unser Antrag betreffend den Versicherungsschutz für Men­schen, die einen Schaden durch das Hochwasser erlitten haben, einfach weggestimmt worden ist, gänzlich weggestimmt worden ist, statt dass man einmal darüber geredet hätte.

Frau Minister, danke für die Umsetzung dieses Telekommunikations-Antrags! Hoffent­lich geht es auch in Zukunft auf dieser Ebene weiter. (Beifall bei den Grünen.)

12.42


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dolinschek. – Bitte.

 


12.42.57

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr bedauerlich, Kollegin Moser, dass Abgeordnete Jarmer jetzt praktisch Betroffene eines Missstandes gewor­den ist. Da wären wir alle froh, wenn wir die Dinge mit dem barrierefreien Telekom­muni­kationsdienst schon umgesetzt hätten.

Es gibt ja solche Dinge bereits in der Schweiz und in den USA. Dort findet eine barriere­freie Telekommunikation bereits statt. Sogenannte Relaissender ermöglichen es, barrierefrei direkt eine Kommunikation von gehörlosen, von hör- und sprechbe­hinderten und taubblinden Menschen mit hörenden Menschen und auch umgekehrt herzustellen. Das ist das Um und Auf.

Ich bin froh, dass es diesbezüglich einen Konsens gegeben hat, der auch schnell um­ge­setzt worden ist, dass wir nämlich einen gemeinsamen Antrag formuliert haben. Die Initiative dazu ist von den beiden Behindertensprechern, die selbst Betroffene sind, ausgegangen. Aber man sieht, man kann mit etwas gutem Willen schon einiges gemeinsam in diesem Hohen Haus umsetzen.

Wir sind für eine rasche Errichtung einer Telefonvermittlungszentrale für gehörlose, hör- und sprechbehinderte Menschen, damit diese Menschen mit Behinderungen, die es im Leben nicht so leicht haben, ein selbstbestimmtes Leben führen können und nicht in Gefahr sind, durch einen Wohnungsbrand in Mitleidenschaft gezogen zu werden. (Beifall beim BZÖ.)

12.44


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Markowitz. – Bitte.

 


12.44.39

Abgeordneter Stefan Markowitz (STRONACH): Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Ich bin sehr froh über diesen Sechs-Parteien-Antrag. Leider muss oft etwas passieren, damit wir reagieren. Hier war es Gott sei Dank nicht der Fall! Hier


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 90

sind wir alle guten Gewissens vorgegangen und haben gesagt: Wir müssen da etwas ändern!

Dieser Fall der Kollegin Jarmer berührt mich deswegen, weil wir eigentlich schon einen Schritt weitergegangen sind. Nämlich: Wir haben beim betreuten Wohnen von kranken Menschen schon einen Nottaster eingeführt. Also wenn die Person, die sich nicht mehr helfen kann, oder dann, wenn etwas passiert, den Nottaster drückt, kommt sofort die Rettung. Vielleicht sollten wir einen solchen Schritt auch bei Menschen mit Beeinträch­tigungen machen, denn wir wissen, dass es, bis das Ganze umgesetzt ist, eine Zeit lang dauern wird und das auch einiges an Geld kosten wird.

Frau Ministerin! Wir brauchen im Bereich der Telefonie eine Signalstärke, dass es bei dieser Sprachorientierung überhaupt weitergeht, damit sie auch richtig ankommt und damit die Qualität dann so gestiegen ist, dass die Menschen Personen mit Beein­träch­tigungen verstehen.

Vielleicht sollte man in einem ersten Step überlegen, ob man nicht auch für diese Menschen einen Nottaster einführen sollte, damit bei einem Brand sofort die Feuerwehr ausrückt. Vielleicht könnte man das mit Unterstützung des Bundes umset­zen – im Ausmaß dessen, was die Grundgebühr für diesen Nottaster im Monat kostet. Ich glaube, das wäre ein erster Schritt, der nicht viel kostet. Damit könnte man in Fällen wie jenem, der unserer Kollegin Jarmer jetzt passiert ist, unbürokratisch und schnell helfen. Ich glaube, das sollten wir einmal andenken.

Der vorliegende Antrag ist ein richtiger Schritt. Bis er umgesetzt ist, wird es allerdings noch etwas dauern. Daher wäre die Lösung mit dem Nottaster bis dahin eine tolle Sache. Vielleicht überlegen Sie sich das, Frau Ministerin. Wir haben es bei der Rettung in den letzten Jahren bewiesen, dass es funktioniert. Und hätte Kollegin Jarmer diesen Nottaster gehabt, dann wäre in zwei Minuten die Feuerwehr dagewesen und es hätte viel Schlimmes verhindert werden können.

Mich freut es, dass alle Parteien für den vorliegenden Antrag sind, denn das ist ein richtiger Schritt. Wie man sieht, kann man auch gemeinsam etwas Richtiges und Gutes bewegen. – Vielen Dank. (Beifall beim Team Stronach.)

12.46


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Frau Bundesministerin Bures. – Bitte.

 


12.46.49

Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie Doris Bures: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, dass es gerade bei neuen Kommunikationstechnologien wichtig ist, dass alle Menschen einen Zugang dazu haben, dass sie an dieser neuen Form der Wissensgesellschaft teilnehmen können, die auch mit Kommunikation und Internet und all diesen Technologien in einem engen Zusammenhang steht.

Ich möchte diese Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wirklich für alle ermöglichen, unabhängig davon, welcher sozialen Herkunft man ist, ob man arm oder reich ist, ob man in der Stadt oder im ländlichen Raum lebt, und natürlich im Besonderen für Men­schen mit besonderen Bedürfnissen.

Dieser vorliegende Entschließungsantrag und auch die Wortmeldungen, die es dazu gegeben hat, sind ein Beweis dafür, dass es, obwohl viele glauben, das gäbe es in der Politik oder im österreichischen Parlament gar nicht, Dinge gibt, die außer Streit gestellt werden, wo man sagt: Wir ziehen da an einem Strang, wir gehen da gemein­sam vor!


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 91

Wir werden mit modernen Technologien sicher nicht alle Probleme der Welt lösen können, aber es ist, was Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für Menschen mit Be­hin­derungen betrifft, ein gutes Beispiel dafür, dass man mit neuen Technologien zum Wohle aller etwas erreichen kann.

Ich bedanke mich für die gemeinsame Vorgangsweise in dieser Frage und auch dafür, nach außen zu dokumentieren, dass es bei wichtigen Themen einen Schulterschluss über alle Parteigrenzen hinweg gibt. (Beifall bei der SPÖ.)

12.48

12.48.10

 


Präsident Fritz Neugebauer: Weitere Wortmeldungen dazu liegen nicht vor. Die De­batte ist geschlossen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 2474 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend barrierefreie Telekommunikation als wichti­ger Beitrag zur Gleichstellung und Inklusion von Menschen mit Behinderungen.

Ich bitte jene Kolleginnen und Kollegen, die hiefür eintreten, um ein zustimmendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen. (E 312.)

12.49.16 5. Punkt

Bericht des Landesverteidigungsausschusses über den Bericht der Bundes­regierung betreffend Österreichische Sicherheitsstrategie Sicherheit in einer neuen Dekade – Sicherheit gestalten (III-218/2524 d.B.)

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir kommen nun zum 5. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wird verzichtet.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gelangt als Erster Herr Abgeordneter Dr. Pilz. – Bitte.

 


12.49.38

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kolle­gen! Es ist parlamentarischer Brauch, eine Sicherheitsdoktrin gemeinsam in diesem Haus zu erarbeiten. Die letzte Sicherheitsdoktrin wurde 2002 in diesem Haus parla­mentarisch erarbeitet und dann, weil wir uns nicht einigen konnten, mit Regierungs­mehr­heit beschlossen.

Dieses Mal ist die Sicherheitsdoktrin nicht in diesem Haus erarbeitet worden, sondern wir sind eingeladen worden, Fraktionstexte vorzulegen, die dann von Ministerbüros redigiert worden sind, und uns ist aus Ministerbüros – in erster Linie aus dem Büro des Bundesministers für Landesverteidigung – mitgeteilt worden, was Gnade vor den Augen des Ministers findet und was nicht, was das Parlament diskutieren darf und was nicht.

Herausgekommen ist ein Produkt von Klug’schen Dimensionen: eine Sicherheits­doktrin, die ein Ablaufdatum hat, nämlich mit größter Wahrscheinlichkeit die nächste Nationalratswahl. Aber wie wichtig es ist, dass eine Sicherheitsdoktrin die Basis einer gemeinsamen Sicherheitspolitik bildet, zeigen gerade die Vorkommnisse der letzten Tage.

Der Fall Snowden und die Affäre rund um die amerikanische NSA ist eine erstrangige Affäre der Sicherheitspolitik. Es geht ausschließlich um sogenannte amerikanische Sicherheitsinteressen, wenn die USA heute erfolgreich Staaten in Lateinamerika, Russland, in der Europäischen Union erpressen und ihre politischen Erpressungen auch durchsetzen können.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 92

Polen ist zum Opfer einer politischen Erpressung geworden. Norwegen ist zum Opfer einer politischen Erpressung geworden. Jetzt ist auch Spanien zum Opfer einer politischen Erpressung geworden. Die USA sind in der Lage und bereit, nur um einen Datenschützer global verfolgen zu können, um einen Dissidenten global verfolgen zu können, ganze Staaten zu erpressen, damit sie den Luftraum sperren, weil nur der Verdacht besteht, er könnte sich an Bord eines Flugzeuges befinden.

Es ist eine Ungeheuerlichkeit, dass derartige politische Erpressungen heute mitten in der Europäischen Union möglich sind und ein wichtiger Mitgliedstaat der Europäischen Union, nämlich Spanien, sich gebärdet wie eine Bananenrepublik der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Das ist eine Ungeheuerlichkeit! Und das bedarf einer politischen Antwort. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn sich Spanien wie eine Bananenrepublik verhält, dann ist es wichtig, dass es Mitgliedstaaten der Europäischen Union gibt, die das Gegenteil tun (Abg. Pendl: Genau!) und die klar signalisieren, dass wir diesen Erpressungen nicht nachgeben, dass wir auf der Seite des Datenschutzes, auf der Seite der Bürgerinnen- und Bürger­rechte stehen und nicht auf der Seite des globalen amerikanischen Überwachungs­staates. Deswegen ist es wichtig, zu signalisieren: Edward Snowden soll in der Euro­päischen Union Asyl bekommen, und das neutrale Österreich soll Edward Snowden dieses politische Asyl anbieten!

Edward Snowden wird politisch verfolgt. Wenn seinetwegen schon der Luftraum in Spanien und in anderen Staaten gesperrt wird, ja was ist denn dann das anderes als der Beweis einer politischen Verfolgung?!

Dann möchte ich eines wissen: nicht nur, ob die Bundesregierung, ob der Außen­minister und ob die Innenministerin bereit sind, da den einzigen sinnvollen und acht­baren Schritt zu tun und dieses Asyl anzubieten, sondern auch, ob sie bereit sind, Aufklärung über die Tätigkeit der NSA in Österreich zu verlangen.

Wir wissen heute, dass es eine systematische Zusammenarbeit zwischen dem österreichischen Heeresnachrichtenamt und der NSA gibt. Wir wissen, dass das vertraglich vereinbart ist. Wir wissen, wer die Vertretung der NSA gegenüber Öster­reich innehat. Wir wissen, was die Inhalte dieser Kooperation sind. Wir wissen, dass ein amerikanischer Staatsbürger am Militärflugplatz in Zeltweg sitzt und direkten Zugang im Namen seiner Firma – und mich würde es sehr wundern, wenn sich hinter dieser Firma nicht die drei Buchstaben N, S und A verbergen – über die Black Box zu allen Eurofighter-Daten hat. Die NSA hat in Österreich – und das ist ein schwerwie­gender Verdacht – einen direkten Zugang zu allen Daten der Luftraumüberwachung. Wir wissen das seit Wochen! Und wir wissen das im Grunde bereits seit den Unter­suchun­gen des Eurofighter-Untersuchungsausschusses.

Wir wissen auch, dass weit über zehn sogenannte Partnerdienste eng mit dem Heeres­nachrichtenamt zusammenarbeiten. Wir wissen, dass weit über 20 sogenannte Partnerdienste mit dem Verfassungsschutz geheim zusammenarbeiten und Daten austauschen und österreichische Daten weitergeben. Wir wissen, dass die NSA und andere amerikanische Bundesbehörden direkten Zugriff auf wichtige und schützens­werte österreichische Daten haben. Und wir wissen auch, dass es Angriffe gegeben hat – nicht nur Lauschangriffe, nicht nur Computerangriffe! – auf österreichische Vertretungen im Ausland. Ich erwarte vom Verteidigungsminister und von der Innen­ministerin, dass über diese auf österreichische diplomatische Vertretungen erfolgten Angriffe berichtet wird, dass das Parlament darüber informiert wird und dass auch die Öffentlichkeit darüber informiert wird.

Wir hatten heute um 8 Uhr in der Früh eine Sitzung des Unterausschusses des Lan­desver­teidigungsausschusses. Ich bin nicht befugt, irgendetwas über die Inhalte dieser


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 93

Besprechung hier bekanntzugeben, weil dieser Unterausschuss strengster Geheim­haltung unterliegt. Aber eines kann ich sagen: Der Verteidigungsminister hat sich geweigert, alle wesentlichen Fragen zur Tätigkeit des NSA in Österreich und zu den sogenannten Partnerdiensten zu beantworten. Er hat keine einzige unserer zentralen Fragen beantwortet! Die Kollegen von der Freiheitlichen Partei und wir haben deshalb heute bereits wieder den Unterausschuss des Landesverteidigungsausschusses einbe­rufen, weil wir uns schlicht und einfach nicht pflanzen lassen (Beifall bei Grünen und FPÖ) und weil wir das Recht haben, vom Verteidigungsminister in diesem geheimen Kontrollausschuss des österreichischen Parlaments zu erfahren, was ausländische Dienste in Österreich tun und wie weit österreichische Dienste mit ihnen unter einer Decke stecken. Wir als Parlament haben ein Recht, darüber informiert zu werden.

Herr Verteidigungsminister Klug, wenn Sie dazu im geheimen Unterausschuss nicht bereit sind, dann werde ich diese Frage eben öffentlich an Sie richten: von Eurofighter, von den Angriffen auf diplomatische Einrichtungen bis hin zur systematischen Kooperation mit NSA und anderen Diensten.

Meine Damen und Herren, es ist ganz wichtig, dass die Republik Österreich eindeutig und klar sagt, auf welcher Seite wir stehen: auf der Seite des amerikanischen Über­wachungsstaates oder auf der Seite derer, die ihre berufliche und persönliche Existenz riskieren, um auch die Bürgerinnen und Bürger dieser Republik vor dem amerikani­schen Überwachungsstaat zu schützen?

Ich erwarte mir vom Verteidigungsminister, vom Außenminister und auch von der In­nen­ministerin in dieser Frage eine klare Haltung der Republik Österreich und eine klare Initiative für ein Asyl für Snowden und gegen den amerikanischen Über­wachungs­staat in Österreich und in der Europäischen Union! – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

12.57


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Klubobmann Dr. Cap. – Bitte.

 


12.57.50

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Meine Damen und Herren! (Zwischenbemerkung von Bundesminister Mag. Klug.) Das ist richtig! Eigentlich heißt jetzt der Titel „Öster­reichische Sicherheitsstrategie“. Und ich habe mir eigentlich von meinem Vorredner ein paar erhellende Worte zur Sicherheitsstrategie erwartet. Die habe ich allerdings nicht gehört.

Wir alle, die jetzt heute reden, haben das durchgearbeitet – sofern wir das nicht eh schon gekannt haben beziehungsweise an diesem Prozess beteiligt waren – und glauben, dass in dieser Sicherheitsstrategie eigentlich auf die brennenden Fragen dieses umfassenden Sicherheitsbegriffes, der in der Bevölkerung ja auch mit vielen Ängsten verbunden ist, nämlich wenn dieser Sicherheitsanspruch eben nicht erfüllt wird, Antworten enthalten sind, die ausreichend gegeben worden sind.

Und bei diesem breiten Fächer – Wirtschaft, Soziales, Integration, Entwicklung, Um­welt, Landwirtschaft, Finanz, Verkehr, Infrastruktur, Bildung, Information und Kommuni­kation – kommen wir auch zu dem Punkt, den Peter Pilz vorhin im weitesten Sinn angesprochen hat. Es wird da nämlich auch von Cyber-Attacken gesprochen und eben von dem Schutzbedürfnis, das die Bevölkerung zu Recht hat. Aber das geht weit über den Komplex hinaus, der unter dem Titel „NSA“ Gegenstand der öffentlichen Debatte ist.

In diesem Papier zur Sicherheitsstrategie steht beispielsweise drinnen, die territoriale Integrität Österreichs im konventionellen Sinn ist aufgrund der geopolitischen Lage und aufgrund dessen, in welcher historischen Entwicklungsphase wir uns befinden, überhaupt nicht gefährdet. Und dann wird da eine Reihe von Bedrohungen aufgezählt,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 94

wo ich finde, dass das etwas ist, was in der Bevölkerung ebenfalls gefühlt und diskutiert wird und worauf eine verantwortungsvolle Politik einzugehen hat. Und sie geht auch darauf ein, und zwar Punkt für Punkt.

Wir haben auf den Seiten 6 und 7 eine umfassende Punktation, die vom umfassenden Schutz der österreichischen Bevölkerung über den Schutz der rechtsstaatlich-demo­kra­tischen Verfassungsordnung, sozialen Frieden, Zusammenhalt, Stärkung der demo­kratischen Gesellschaft, leistungsfähige Volkswirtschaft, Maßnahmen zur nationalen, internationalen, humanitären und Katastrophenhilfe, die dafür zur Verfügung stehenden Instrumentarien, die dafür notwendigen finanziellen Mittel bis hin zu Naturereignissen reicht. Alles ist verbunden mit diesem berechtigten Gefühl in der Bevölkerung, die Politik, aber nicht nur die Politik, sondern auch die Einrichtungen des Staates müssen hier einen Beitrag leisten. Sie müssen auch den Beitrag leisten können aufgrund der Instrumentarien, aufgrund der materiellen Ausgestaltung, dass sie diesem Sicherheits­gefühl und diesen Sicherheitsbedingungen entgegenkommen. (Präsident Dr. Graf übernimmt den Vorsitz.)

Als letzter Punkt steht dann in dieser Punktation auf den Seiten 6 und 7 auch die Forderung nach einem breiten Sicherheitsbewusstsein in der Bevölkerung. Deswegen glaube ich, es ist auch gut, wenn wir diese Debatte führen, heute hier im Parlament und auch außerhalb des Parlaments, um dieses Sicherheitsbewusstsein auch wirklich mit zu entwickeln, weil das ja auch Kooperationen und Partnerschaften in der Garantie dieser Sicherheit erfordert. Da gibt es dann natürlich auch eine Punktation, die sich im engeren Sinn mit der Kriminalitätsbekämpfung befasst, mit neuen Wegen bei der Prävention, Ausbau und Sicherung des Asyls als Menschenrecht et cetera, natürlich auch gegen illegale Migration, und um auch Daten zu schützen.

Da komme ich wieder zu dem Punkt: NSA – Daten schützen! Ich habe nicht ganz verstanden, was mit der Attacke auf den Verteidigungsminister bezweckt wurde. Es gibt niemanden hier herinnen, der nicht verurteilt, was jetzt unter dem Komplex NSA vor sich gegangen ist. Aber ich meine, man muss sich jetzt nicht in die Weltpolitik hineindrängen. Das ist schon eine andere Dimension, die weit über dieses Haus hinausgeht! Ich meine, es wird sich jetzt die Europäische Union, nicht nur bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen, im Verhältnis zu den USA etwas überlegen müssen: welche Schritte man da setzen wird, wie man jetzt dafür sorgen kann, dass es diese Sicherheit im Internet, diese Sicherheit beim Telefonieren, diese Sicherheit im Datenbereich zum Beispiel für die europäischen Bürgerinnen und Bürger gibt.

Das ist, glaube ich, eine Gewichtung oder das ist sozusagen ein Verhandlungspartner, der weit über, sagen wir, „Peter Pilz verhandelt mit den USA“ oder sonst etwas hinausgeht. (Zwischenruf des Abg. Dr. Pilz.) Ich sage es jetzt einmal in dieser Dimen­sio­nierung, weil das, glaube ich, zeigt: Da ist China, da ist Russland. Snowden befindet sich gerade am russischen Flughafen – ich meine, das geht ja weit –, stellt an 18 Länder einen Asylantrag. Aber natürlich hat er das wirkliche Angebot vom Präsi­denten Putin bekommen, und das wird wahrscheinlich seinen Grund haben. Da spielen jetzt Ebenen der globalen Auseinandersetzung mit, natürlich auch unter dem Sicher­heitsbegriff, der Sicherheit im Internet global und weltweit, welche Suchmaschinen haben mitgemacht und welche nicht.

Ich finde, dass das, was Snowden gemacht hat, eine historische Dimension hat. Das ist ganz wichtig! Das zeigt auf, dass wir alle aktiv werden müssen, zum Schutz von uns allen. Ich finde, da sollte man sachlich an diese Geschichte herangehen und jetzt nicht sozusagen probieren, irgendwelche kleinen Punkte zu sammeln zu Lasten oder auf Kosten von dem „mutigsten Mann“, wie das „profil“ geschrieben hat, sondern wir sollten uns wirklich bemühen, da auch von Österreich her für Österreich unmittelbar, aber


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auch in der Europäischen Union die Schritte zu setzen (Abg. Dr. Pilz: Welche?), die den USA die Grenzen aufzeigen, die notwendig sind, diese Grenzen aufzuzeigen. (Abg. Dr. Pilz: Welche?)

Das diskutieren wir ja heute! Wir haben da drinnen ... (Ironische Heiterkeit des Abg. Dr. Pilz.) Peter Pilz, wenn du natürlich alles schon bei dir im Ladl drinnen und auf jede Frage eine Antwort hast, dann hättest du Sektenführer werden müssen, aber nicht Sicherheitssprecher der Grünen. Ehrlich, das möchte ich dir schon sagen. (Beifall bei der SPÖ.) Bei aller Freundschaft, aber das solltest du schon berücksichtigen. Da glaube ich, das werden wir zu erarbeiten haben, und dieses Papier, diese Sicherheits­strategie ist wirklich die Basis. Du solltest das loben und nicht hier durch Nicht-Erwähnen bestrafen! Das möchte ich schon noch sagen. (Beifall bei der SPÖ.)

13.04


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter List. 3 Minuten. – Bitte.

 


13.04.32

Abgeordneter Kurt List (BZÖ): Herr Präsident! Herr Verteidigungsminister! Ge­schätzte Damen und Herren im Hohen Haus! Österreichs aktuelle Sicherheitspolitik wird von Pleiten und Pannen dominiert, Herr Klubobmann Cap, sie ist eine echte Katastrophe!

Der Golan-Abzug unserer Blauhelme ist die völlige Aufgabe der Außenpolitik Öster­reichs. Der verantwortliche Außenminister Spindelegger verabschiedet sich von unse­rer internationalen Verpflichtung. Die Situation und die Lage vor Ort wurden völlig falsch eingeschätzt und auch falsch beurteilt. Ausgerechnet Österreich entzieht sich in einer heiklen Phase seiner historisch bedingten Verantwortung für Israel und lässt sich in einer makabren Art vermutlich von Soldaten der Fidschi-Inseln ablösen. Das ist eine internationale Peinlichkeit zur Potenz, eine Pleite ersten Ranges! (Beifall beim BZÖ.)

Nach diesem voreiligen Abzug unserer Soldaten vom Golan liefert diese gescheiterte Bundesregierung das nächste sicherheitspolitische Debakel, nämlich die rot-schwarze Sicherheitsstrategie in einer neuen Dekade. Diese Sicherheitsstrategie wurde schlam­pig erstellt, sehr schlampig, und soll jetzt trotzdem in einer Husch-Pfusch-Aktion vom Plenum noch vor der Wahl abgesegnet werden. (Abg. Höfinger: In einer Abstimmung!) Das, geschätzte Damen und Herren, ist eine ungeheuerliche Vorgangsweise, die wir vom BZÖ auf das Schärfste ablehnen! (Beifall beim BZÖ.)

Zur Erinnerung einige Fakten über diese Vorlage der Sicherheitsstrategie: Die Regie­rungsparteien, vor allem aber die ÖVP hat seit über zwei Jahren sämtliche Beratungen in den Ausschüssen blockiert. Ihr gescheiterter Verteidigungsminister Darabos hat wieder­holt Beratungen im Ausschuss zur Sicherheitsstrategie eingefordert. Dabei hat er sich an der Blockade der ÖVP – die ÖVP-Abgeordneten sind nämlich die Arbeits­verweigerer in den Ausschüssen! – ebenfalls die Zähne ausgebissen.

Geschätzte Damen und Herren! Auch die Mitarbeit vor allem der Opposition wurde vorsätzlich behindert. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Sinnvolle Vorschläge wurden missachtet und ausreichende Debatten abgewürgt. Jetzt plötzlich, noch vor der Wahl im September, muss diese Strategie mit allen Mitteln im Parlament durchgepeitscht werden. Das ist ungeheuerlich! Das ist der falsche Weg, eine Vorgangsweise, die wir vom BZÖ auf das Schärfste ablehnen. (Beifall beim BZÖ.)

Geschätzte Damen und Herren! Gleichzeitig rühmen sich die Schwarzen, die ÖVP, diese Sicherheitsstrategie sei ihr Meisterwerk, weil die Hilfseinsätze überbetont wer­den. – Dementgegen müssen wir einen traurigen Befund ausstellen: Diese Strategie


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ist ein mageres Stückwerk ohne zukunftsorientierte sicherheitspolitische Ausrichtung im gemeinsamen Europa! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Geschätzte Damen und Herren, vor allem jene von der ÖVP! Viele Experten und Fachleute, die nicht im Sold von SPÖ und ÖVP stehen, zerpflücken dieses Papier auf das Schärfste. Die Kritik fällt heftig aus. Im Konkreten jetzt ein paar gravierende Mängel, die aufgezeigt werden müssen: Es fehlen beispielsweise die finanziellen Grund­lagen. Die Budgetierung von zumindest 1 Prozent des BIP wird da nicht festgeschrieben. Das österreichische Bundesheer wird zu einer Hilfstruppe degradiert. Militärische Kernaufgaben werden gezielt ausgespart. Die Entmilitarisierung der Verteidigungspolitik wird nachhaltig greifen. Vermehrt aber können sicherheits­politi­sche Aufgaben nur in Kooperation mit der Europäischen Union gemeinsam bewältigt werden – das wissen Sie alle, dass das so ist –, aber diese Option fehlt gänzlich. Dies wird von führenden Militärs scharf kritisiert.

Geschätzte Damen und Herren! Diese Mängelliste lässt sich beliebig erweitern. Darunter sind viele interessante sicherheitspolitische Argumente, die diskutiert werden müssen. Es sind wichtige Beurteilungskriterien, die mit Sorgfalt abzuwägen sind. Sie bestätigen eindrucksvoll unsere Forderungen nach zusätzlichen Beratungen mit Experten. Erst auf dieser Basis, nach den Beratungen, hat die neue sicherheits­politische Ausrichtung in Österreich und in Europa zu erfolgen, und dann erst hat sie ihre Bestandsberechtigung. Diese rot-schwarze Strategie ist nicht ausgereift. Sie entspricht nicht den künftigen Sicherheitsanforderungen und wird in Bälde repariert werden müssen. Die logische Konsequenz: Sie muss sofort zurück an den Start und neu verhandelt werden!

Zusammengefasst: Für diese Sicherheitsstrategie besteht kein Zeitdruck. Die Sicher­heits­strategie aus 2002 ist gültig und tauglich. Sie wurde von der damaligen Bundes­regierung mit Herbert Scheibner als Minister gewissenhafter, mit viel mehr Aufwand und seriöser erstellt. (Abg. Höfinger: Ach, darum!) Sie ist besser als dieser Entwurf. Sie haben das ja nicht verglichen, das wissen wir ohnehin. Daher lehnt das BZÖ diese magere neue Strategie von Rot und Schwarz ab. Die Strategie ist eine billige Alibiaktion dieser gescheiterten Bundesregierung vor der Wahl. Sie ist ein sicherheits­politischer Rückschritt. Damit hat sich die ÖVP nach der gescheiterten Außenpolitik auch sicherheitspolitisch von Europa verabschiedet. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Höfinger: Wir sehen das anders!)

13.09


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Klikovits. 4 Minuten Redezeit sind eingestellt. – Bitte.

 


13.10.01

Abgeordneter Oswald Klikovits (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ge­schätzte Damen und Herren! Kollege List, Gott sei Dank ist diese nun vorliegende Sicherheitsstrategie das Gegenteil von dem, was Sie hier gesagt haben. (Zwischenrufe beim BZÖ.) Ich denke, dass wir mit dem Drei-Parteien-Antrag eine gute Sicherheits­strategie für die sichere Zukunft Österreichs vorlegen. Ich befürchte auch, dass Sie sie nicht verstanden haben. So gesehen ist es richtig, dass Sie sie auch ablehnen. (Beifall bei der ÖVP.)

Geschätzte Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Mit dieser nun vorliegenden Sicherheitsstrategie werden wir den neuen Bedrohungsszenarien gerecht. Wir gehen davon ab, dass wir die Betrachtungsweise des Kalten Krieges sehen (Abg. Scheibner: Das ist doch ein Blödsinn!), sondern wir versuchen, die internationalen Verflechtungen viel stärker in den Vordergrund zu rücken. (Abg. Scheibner: Hast du die Zwei-Einser


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gelesen?) Wir versuchen auch, auf die innenpolitischen und auf die außenpolitischen Bedrohungsszenarien aufmerksam zu machen.

Es ist heute – das war übrigens das einzige Richtige von Dr. Pilz – schon ange­sprochen worden, dass Cyberwar eines der größten Bedrohungsszenarien der Zukunft ist. Deswegen ist hier auch klar definiert, wie wir uns innenpolitisch und auch außen­politisch, vor allem insgesamt sicherheitspolitisch davor schützen wollen.

Hohes Haus! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! 55 000 Mann, das haben wir fest­geschrieben, wollen wir aufbieten, um Österreich sozusagen auch Schutz zu bieten: Schutz und Hilfe im Katastrophenfall, Schutz und Hilfe, um unsere Auslandseinsätze garantieren zu können, und Schutz und Hilfe, um sozusagen das staatliche Gefüge aufrechtzuerhalten.

Wir werden künftighin 12 500 präsente Kräfte aufbieten können, um, wenn Hochwäs­ser wiederkommen, so wie wir das in der Vergangenheit leider Gottes oftmals erlebt haben, auch dementsprechend Schutz und Hilfe für die Bevölkerung im Zusammen­wirken mit den zivilen Kräften zu gewährleisten. Die Zusammenwirkung mit den zivilen Kräften ist auch Teil dieser Sicherheitsstrategie, und sie ist klar definiert und festge­schrieben.

Ich bedanke mich auch dafür, dass es gelungen ist, dass wir ja zu Auslandseinsätzen sagen. Mit 1 100 Mann garantieren wir auch künftighin, dass Österreich bei internatio­nalen Friedensmissionen mit dabei ist. Das ist wichtig so.

Was wir auch hier drinnen festgeschrieben haben, ist, dass wir künftighin an einer Gemein­samen Sicherheits- und Verteidigungspolitik in Europa mitarbeiten wollen. Dieses Mitarbeiten, das Teile der Opposition hier verweigert haben, wollen wir auch in Europa stark zum Ausdruck bringen, um eben eine Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik anzuschließen.

Geschätzte Damen und Herren, es können jetzt nicht hier vom Rednerpult aus diese vielen Punkte, die angesprochen werden, aufgezählt werden. Ich darf Ihnen – jenen, die hier heute die Zustimmung geben werden – versichern, dass diese Sicherheits­strategie eine gute Grundlage für die Sicherheit Österreichs ist.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Dr. Peter Fichtenbauer. Ich bedanke mich ganz herzlich abschließend aber vor allem bei Stefan Prähauser, der ja heute seine letzte Parlamentsrede halten wird, für die gute Zusammenarbeit, die er als Wehrsprecher mutig immer voran hier in diesem Hohen Haus geleistet hat.

Lieber Stefan Prähauser, ich wünsche dir namens der ÖVP-Fraktion für den neuen Lebensabschnitt alles, alles Gute! Ich danke dir für deine Arbeit im Interesse der Sicherheit Österreichs und wünsche dir auch alles Gute! (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grünen und BZÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit diesem Entwurf des Stefan Prähauser, des Dr. Peter Fichtenbauer und von mir können wir sicher sein, dass Österreich auch in Zukunft sicher sein wird. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

13.14


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Windbüchler-Souschill. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


13.14.35

Abgeordnete Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne): Herr Präsident! Meine sehr ver­ehrten Damen und Herren! Die Kritik am zahnlosen Werk, das hier beschlossen wird, bleibt natürlich aufrecht. (Abg. Klikovits: Auch nicht gelesen!) Die Sicherheitsstrategie als solche möchte ich Ihnen in ein paar Punkten vorstellen.


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Es wird Folgendes aufgelistet: die wirksame Bekämpfung von für Österreich nachteili­gen nachrichtendienstlichen Aktivitäten; Setzung operativer Schwerpunkte mit folgenden Zielen: Daten nützen und schützen, Grund-, Freiheits- und Menschenrechte gewährleisten. Das konsequente Eintreten für weltweite Menschenrechte. Und: die Fortentwicklung der Zusammenarbeit Österreichs und der EU unter Bedachtnahme auf die europäischen Werte, und selbstbewusstes Vertreten der Rechte und Grundfrei­heiten der österreichischen Bevölkerung und Wirtschaft im internationalen Verkehr mit wesentlichen Partnern wie den USA und Russland und mit den aufstrebenden Mächten, auch im Hinblick auf die Bemühungen um nachhaltige Problemlösungen in internationalen Krisenregionen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren von SPÖ und ÖVP, Sie reden von dem einen – und beschließen gerade das andere. Sie reden von der Schwierigkeit der internationalen Verflechtungen, tun aber nichts. Der Fall Edward Snowden zeigt das ganz klar auf. Das ist die große Kritik, die hier in Bezug auf Edward Snowden (Abg. Klikovits: Der hat damit überhaupt nichts zu tun!) und auch in Bezug auf die Sicherheitsstrategie laut werden muss. Snowden tut ganz klar etwas für die Demo­kratie, also bin ich davon überzeugt, dass auch Österreich etwas für Edward Snowden tun sollte und auch könnte. Er zeigt uns klar auf, dass der Fall so gelagert ist, dass ein politischer Flüchtling, der europäische Bürgerrechte wahrt und aufzeigt, hier eigentlich auch Schutz verdient hat. Da sollte gerade Österreich als neutrales Land einen ganz klaren Schritt gehen, um Edward Snowden hier auch zu schützen.

Die Einhaltung und die Wahrung der Bürgerrechte sind Teil der Sicherheitsstrategie. Sie sollten es nicht nur besprechen, sondern auch tatsächlich umsetzen. (Beifall bei den Grünen.)

13.16


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Kunasek. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


13.16.55

Abgeordneter Mario Kunasek (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundes­minister! Eingangs, bevor wir zur Sicherheitsstrategie kommen, möchte ich noch einmal auf den ersten Redebeitrag, nämlich auf jenen des Abgeordneten Pilz einge­hen, weil ich schon auch glaube, dass es hier im Parlament wichtig ist, über die Vor­gänge NSA und über die Verflechtungen möglicherweise auch in Österreich zu sprechen. Ich muss ganz offen gestehen, auch wenn der Unterausschuss des Landes­verteidigungsausschusses geheim ist, kann man hier Peter Pilz nur recht geben, wenn er sagt: Wenn nicht dort, wo sonst sollte man über diese Verflechtungen sprechen (Beifall bei der FPÖ), sollte man auch über Kooperationen unserer heimischen Dienste mit ausländischen Diensten sprechen!

Herr Bundesminister! Hier erwarte ich mir, dass Sie Rede und Antwort stehen. Hier bin ich auch beim Klubobmann Cap, der sagt, wir müssen in diesem Bereich aktiv werden. – Dann werden wir es aber auch! Und wenn es die Bundesregierung nicht wird, dann sollten es wir als selbstbewusstes Parlament sein.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zur Sicherheitsstrategie: Ja, wir werden zustimmen. Wir werden deshalb zustimmen, weil wir immer gesagt haben – und auch ich als neuer Wehrsprecher und als Obmann des Verteidigungsausschusses sage –, dass die Sicherheits- und Verteidigungspolitik außerhalb des Parteienstreits stehen sollte.

Ich sage aber auch ganz offen, Abgeordneter Klikovits: Vom großen Wurf sind wir weit weg! Wir haben nun ein Papier in der Hand, das uns auch Empfehlungen ent­sprechend


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präsentiert, rund 80 an der Zahl. Es liegt jetzt an uns und vor allen Dingen auch an der Bundesregierung und am Minister, aus diesen Empfehlungen das Beste zu machen.

Wir haben aber ganz klar festgestellt, dass es auch gut ist, laufend Aktualisierungen in dieser Strategie zu treffen, dass wir auch erkennen, dass es Cyber-Bedrohungen gibt. Wir haben es erkannt. Jetzt liegt es auch wieder an uns und an der Bundesregierung, entsprechend Maßnahmen zu entwickeln, auch Kompetenzstreitigkeiten auszuräumen, wer letztendlich zuständig ist, denn unterm Strich sollte die Sicherheit im Mittelpunkt stehen.

Wir haben auch – und auch das ist uns Freiheitlichen wichtig – die neutrale Rolle Öster­reichs im internationalen Konfliktpräventionsmanagement herausgestrichen, wo wir als Vermittler entsprechende Positionen als neutrales Land einnehmen können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was die Verteidigungspolitik betrifft, haben wir die Wehrpflicht wiedergefunden. Wir haben aber auch – und das freut uns auch aufgrund des Ergebnisses der Volksbefragung – die Attraktivierung des Grundwehr­dienstes. Herr Bundesminister, Ihre Bemühungen in allen Ehren: Noch sind wir nicht so weit, wirklich attraktiv unterwegs zu sein! Ich wage auch zu bezweifeln, dass wir es kostenneutral schaffen können, weil, wie wir alle wissen, Reformen entsprechende Mittel benötigen.

Da sind wir schon bei einem doch wichtigen Kritikpunkt, der auch vom Abgeordneten List gekommen ist. Wir finden in diesem Werk Zahlen, ja: Wir finden Zahlen, wenn es um die Gesamtstärke des Bundesheeres geht; wir finden Zahlen, wenn es darum geht, wie viele Soldaten im Ausland sein sollen. Aber die wesentlichen Zahlen – und wir alle wissen: ohne Geld ka Musi; so heißt es bei uns in der Steiermark –, nämlich das Budget, finden wir nicht! Mit dem Budget meine ich die Empfehlungen der Bundesheer-Reformkommission, die ganz klar bei 1 Prozent festgemacht wurden. Hier hätten wir Freiheitliche uns gewünscht, dass man auch dieses Bekenntnis deutlicher herausstreicht. (Beifall bei der FPÖ.)

Eigenartig ist auch, dass man sich über gewisse Personengruppen im Bundesheer sehr wohl Gedanken macht. In diesem Fall sind das die Frauen, die ja auch Karriere­möglichkeiten haben sollen und diese auch haben. Auf der anderen Seite werden aber andere Personengruppen wie beispielsweise die Unteroffiziere überhaupt nicht berücksichtigt. Ich sage nur: Das ist immer noch kein anerkannter Beruf. Herr Bundes­minister! Ich fordere Sie wirklich auf, in der wahrscheinlich kurzen Zeit, die Ihnen als Minister noch bleibt, aktiv zu werden, damit wir auch etwas für unsere Unteroffiziere erreichen. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Insgesamt ist das ein tragfähiger Kompro­miss. Es ist nicht der große Wurf, aber zumindest einmal ein positiver Rahmen, der sicherstellen kann – und „kann“ großgeschrieben –, dass wir für die Sicherheit Öster­reichs Positives erreichen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich gehe davon aus, dass das Thema Landesverteidigung in dieser Legislaturperiode letztmals auf der Tagesordnung hier im Plenum steht. Deshalb möchte ich abschließend in Erinnerung rufen, dass wir in der vergangenen Periode schon auch erlebt haben, wie Verteidigungspolitik nicht funk­tionieren soll. Ich bitte alle, das über den Sommer nicht zu vergessen. Herr Abgeord­neter Darabos ist jetzt leider nicht da, aber er hat uns bewiesen, wie es nicht geht: Es geht nicht, wenn ein Minister parteipolitische Interessen über die Interessen des Bundesheeres und der Sicherheit stellt, wenn er in vielen Bereichen chaotische Personalentscheidungen trifft – ich erinnere an die Causa Entacher. Insgesamt hat die Art und Weise seiner Ressortführung nicht nur bei den Soldaten sondern auch bei den Österreicherinnen und Österreichern massive Verunsicherung verursacht.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 100

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das sollte uns ins Stammbuch geschrieben sein: Diese Art der Verteidigungspolitik wollen wir nicht! Da reicht es auch nicht aus, heute 80 oder 79 Empfehlungen zu beschließen, wir müssen das auch entsprechend leben.

Herr Bundesminister, ich fordere Sie auch auf: Leben auch Sie Verteidigungs- und Sicherheitspolitik so, wie wir uns das als Freiheitliche vorstellen! Wir sind gerne bereit, entsprechend mitzutun, wenn es darum geht, für ein funktionierendes Bundesheer und für ein sicheres Österreich einzutreten. (Beifall bei der FPÖ.)

13.22


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster ist Herr Abgeordneter Scheibner zu Wort gemeldet. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


13.22.09

Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Wie meine Vorredner schon gesagt haben, sollte man in der Sicherheitspolitik wie in der Außenpolitik versuchen, parteipolitische Ränkespiele außer Acht zu lassen, denn es geht dabei ganz einfach um fundamentale Werte und Funktio­nen eines Staates.

Ich habe aber, was die Erstellung der Sicherheitsdoktrin betrifft, gar nicht so den Eindruck, dass die Opposition besonders parteipolitische Spielchen gespielt hat. Es waren eher Probleme innerhalb der Koalition, die verhindert haben, dass dieser Ent­wurf der Sicherheitsdoktrin zügig erarbeitet und rechtzeitig vorgelegt werden konnte.

Erinnern wir uns: Im Jahr 2011 haben die Verhandlungen begonnen. Ursprünglich hat es immer die Streitereien zwischen SPÖ und ÖVP gegeben: Wehrpflicht: ja oder nein? Dann kam man drauf, dass man einmal die Aufgaben definieren sollte, die mit diesem Wehrsystem umgesetzt werden sollen, bevor man die Frage des Wehrsystems an sich entscheidet, was ja vernünftig ist. Deshalb ist dann die Diskussion rund um eine neue Sicherheits- und Verteidigungsdoktrin entstanden. Der damalige Minister hat gemeint, die alte aus dem Jahr 2001 sei zu NATO-lastig, was immer das bedeuten mag.

Ich glaube, Kollege Klikovits hat diese Doktrin aus dem Jahr 2001 noch nicht gelesen, obwohl er oder zumindest seine Fraktion sie mitbeschlossen hat. Da ist natürlich die Lageänderung seit Ende des Kalten Krieges mit umfasst. Die Rahmenbedingungen sind, glaube ich, sehr deutlich und ehrlich festgehalten worden. Selbstverständlich muss und musste diese Doktrin aus dem Jahr 2001 weiterentwickelt werden. Cyber-War war damals noch kein Thema, der Terrorismus sehr wohl. Aber die Frage ist: Wie geht man dabei vor?

2011 hat es sehr gute Verhandlungen und Gespräche gegeben. Das möchte ich hier wirklich sagen und vor allem auch Abgeordneten Prähauser herausstreichen. Ich habe das Gefühl gehabt, dass er wirklich einen möglichst breiten Konsens will. Wir haben sehr gute Gespräche gehabt. Ich habe gesagt: Auch wenn ich nicht der Meinung bin, dass man jetzt eine völlig neue Doktrin schreiben muss, sind wir bereit, uns aktiv miteinzubringen. Das war im Jahr 2011.

Dann war aber plötzlich nichts mehr von diesen Verhandlungen zu hören, dann kam plötzlich wieder diese Wehrdienstdiskussion in der Koalition auf, obwohl man eigentlich gesagt hat, dass wir zuerst die Sicherheitsdoktrin brauchen. Dann hat man gesagt: Mit der Sicherheitsdoktrin muss man warten, bis die Entscheidung über die Wehrpflicht gefallen ist! Diese Entscheidung ist dann durch eine Volksbefragung, die diese Regierung als verbindlich erklärt hat, getroffen worden.

Jetzt macht man genau diesen Fehler, den ich vorher schon dargestellt habe: Statt dass man die Entscheidung über das Wehrsystem auf Grundlage einer Sicher­heits-


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doktrin trifft, ist es umgekehrt. Die Grundlagen werden jetzt gemäß dieser Ausführung des Wehrsystems gebastelt, und das ist sicherlich der falsche Weg. Das ist einer unserer Hauptkritikpunkte an diesem Papier. (Beifall beim BZÖ.)

Auch der Zeitpunkt ist natürlich zu kritisieren, denn eine Sicherheitsdoktrin sollte sehr rasch am Beginn einer Legislaturperiode verfasst werden, um die notwendigen Maß­nahmen möglichst noch gemeinsam umsetzen zu können. Wer weiß, was eine neue Regierung wieder an Ideen einbringt. Ich glaube, die Sicherheitspolitik in Österreich und auch die Institutionen, das Innenministerium, das Verteidigungsministerium, brauchen es nicht, dass wir alle halben Jahre eine Diskussion über die Doktrin haben.

Ein paar Punkte noch: Die Miliz ist ein ganz wichtiger Punkt. Überall hört man, wie wichtig die Miliz ist. Herr Bundesminister, ich frage mich, warum in dieser Sicherheits­doktrin die Miliz dann nur im Kapitel Auslandseinsätze vorkommt. Sie schütteln den Kopf, das ist aber so. Vielleicht habe ich es überlesen, dann können Sie dazu Stellung nehmen. Die Miliz wird als wichtig für die internationalen Einsätze, zur Aufbietung der notwendigen Kräfte dargestellt.

Ich glaube aber, dass ein Auftrag im Inland für die Miliz sinnstiftend wäre. Gerade jetzt übt das Jägerbataillon Wien 2, Wiener Milizsoldaten, sehr engagiert, sehr motiviert. Aber die fragen nach dem Auftrag. Welchen Auftrag haben sie im Inland und nicht nur im Ausland? Sie wollen nicht ins Ausland gehen, sie geben einen Teil ihrer Freizeit dafür her, um letztlich mit dem eigenen Leben für die Sicherheit unseres Landes zu bürgen. Man muss ihnen zumindest einen Auftrag geben und sagen: Ja, für diese und jene Aufgaben, etwa für den Objektschutz, den Schutz der kritischen Infrastruktur wird die Miliz herangezogen, auch für den Katastropheneinsatz. Das wäre unbedingt notwendig.

Herr Bundesminister, ich habe das schon einmal gefragt. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Mag. Klug.)  Sie haben es schon angekündigt? Ich habe die strukturierte Miliz Ihres Vorgängers als vernünftiges Projekt angesehen. Sie wurde jetzt beim Hochwasser nicht eingesetzt. Das wäre doch ein wichtiger  (Bundesminister Mag. Klug: Wurde nicht angefordert!) – Was heißt nicht angefordert? (Neuerliche Zwischenbemerkung von Bundesminister Mag. Klug.) – Dann muss man eben genau diese Problematik diskutieren. Sie zahlen jetzt 5 000 € an Leute, die dann nicht eingesetzt werden, weil es irgendwer nicht anfordert.

Genauso beheben Sie das Grundproblem bei den Grundwehrdienern nicht. Man bildet die Wehrpflichtigen sechs Monate aus und setzt sie dann nicht ein, weil man sie nach Hause schickt. Aus meiner Sicht wären das alles Punkte, die zu behandeln sind. Sie haben aber in einer Sicherheitsdoktrin so nichts verloren, denn, wie gesagt, das Wehrsystem ist ja eine weitere Folge.

Wichtig wäre aber ein klares Bekenntnis zu internationalen Einsätzen und auch zur internationalen, zur gemeinsamen Sicherheitspolitik. Ich sehe Kollegen Cap von vor etwa zehn, nein länger, 15 Jahren vor mir und habe seine Worte noch im Ohr, als er ein prononcierter Vertreter des NATO-Beitritts Österreichs gewesen ist. Erst dann, als er Klubobmann geworden ist, musste er dem abschwören.

Ich verstehe diese Widersprüchlichkeit in unserer Sicherheitspolitik nicht. Wir gehen in NATO-Einsätze. Zwar hat die damalige rot-schwarze Bundesregierung 1998 die Neu­tralität mit der Verfassungsänderung de facto aufgehoben, damit Österreich auch an Kampfeinsätzen zur Friedensschaffung teilnehmen kann, aber noch heute findet sich in der Doktrin das Bekenntnis zur Neutralität. Überall wird das hochgehalten. Die NATO ist in Ihren Augen so böse, dass man nicht Mitglied werden möchte und mitreden könnte, aber bei NATO-Einsätzen sind wir schon dabei, wie etwa im Kosovo.


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Da könnte man noch mit einigen Widersprüchlichkeiten fortfahren: In eine Sicherheits­doktrin gehört etwa auch eine Meinung Österreichs zur internationalen Atompolitik, nämlich zu den Atomwaffen. Wenn wir schon für eine gemeinsame europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik die Stimme erheben, dann ist es für mich unmöglich, dass Großbritannien und Frankreich, zwei Mitglieder dieser europäischen Sicher­heits- und Verteidigungsstruktur, noch immer alleine über den Einsatz ihrer Atomwaffen entscheiden. Wir wollen überhaupt, dass Atomwaffen abgelehnt werden. Frankreich und Großbritannien sollen dann nicht darüber entscheiden können, wann, wo und wie sie diese einsetzen.

Das wären alles Dinge, die interessant zu diskutieren gewesen wären. Ich kann das hier nur fragmentarisch anbringen. Leider hat es, nachdem Sie sich anscheinend intern doch zusammengerauft und auf ein gemeinsames Papier geeinigt haben, keine Zeit mehr gegeben, das umfassend zu diskutieren. Deshalb können wir, obwohl wir das von Beginn an eigentlich wollten, nichts zu diesem gemeinsamen Konsens beitragen, zumindest nicht bezüglich dieser Beschlussfassung.

Ich hoffe aber doch, dass Sicherheitspolitik in Zukunft im Konsens und vielleicht auch ein bisschen ehrlicher möglich sein wird, als es in der Vergangenheit gewesen ist.

Herr Bundesminister! Ich habe Ihnen zur Lektüre unsere eigene Sicherheitsdoktrin, unser sicherheitspolitisches Programm, mitgebracht, das von einer Lagebeurteilung bis hin zu einem Vorschlag einer Struktur des Bundesheeres einiges Wissenswertes mit sich bringt. – Bitteschön. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Scheibner überreicht Bundes­minister Mag. Klug das angesprochene Programm.)

13.30


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Bundes­minis­ter Mag. Klug zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


13.30.34

Bundesminister für Landesverteidigung und Sport Mag. Gerald Klug: Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Mit dem heuti­gen Beschluss zur Sicherheitsstrategie gestalten wir die österreichische Sicherheits­politik meines Erachtens für die nächste Dekade, für immerhin rund zehn Jahre, und es liegt uns ein gutes Grundlagenpapier vor. Wir passen die österreichische Sicherheits­politik an die veränderten internationalen Rahmenbedingungen deutlich an. Damit erfüllen wir auch unsere nationalen Voraussetzungen, um die Sicherheitsherausforde­rungen in den nächsten Jahren gemeinsam bewältigen zu können.

Das österreichische Bundesheer bekommt damit vom Hohen Haus einen klaren politi­schen Auftrag für den weiteren Reformweg. Ich darf mich in diesem Zusammenhang zu Beginn bei allen Parteien und bei allen Experten bedanken, die sich konstruktiv in diesen Bearbeitungsprozess eingebracht haben. In den insgesamt sechs Sitzungen des Unterausschusses zum Landesverteidigungsausschuss wurde sehr intensiv bera­ten und diskutiert. Ich selbst durfte in zwei Sitzungen auch meine eigenen Vorstellun­gen mit einbringen. Es ist schon angesprochen worden, und ich möchte mich an dieser Stelle recht herzlich und ausdrücklich bei meinem Amtsvorgänger Norbert Darabos für sein Engagement bei der politischen Debatte bedanken. (Beifall bei der SPÖ.)

Dass dabei viele Vorschläge und Anregungen der Oppositionsparteien unabhängig von der finalen Zustimmung aufgenommen wurden, zeigt meines Erachtens auch deutlich, dass wir einen partnerschaftlichen Weg gehen wollten, um letztlich einen möglichst breiten sicherheitspolitischen Konsens zu erreichen. Wenn wir heute einen über die Regierungsparteien hinausgehenden Beschluss zustande bringen, so freut mich das


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ganz besonders. Ein Mehr-Parteien-Konsens wertet diese Strategie auch politisch auf, und ich sage ausdrücklich dazu, dass mir das auch wichtig war.

Sehr geehrte Damen und Herren! In diesem Zusammenhang möchte ich mich aus­drücklich beim Ausschussvorsitzenden Dr. Fichtenbauer für seine konstruktive Vorsitz­führung, für sein persönliches Engagement und für seine persönliche Handschlagqua­lität bedanken. (Ruf bei der FPÖ: Das ist auch dringend geboten!) Herr Volksanwalt, vielen herzlichen Dank! Das ist eine gute Gelegenheit. Ich habe das zwar schon einmal im Ausschuss angesprochen, aber wenn ich die Möglichkeit habe, von der Regie­rungsbank aus ausdrücklich meine Wertschätzung einem Abgeordneten gegenüber zum Ausdruck zu bringen, dann möchte ich das an dieser Stelle tun. Vielen herzlichen Dank für Ihr Engagement. Es mag pathetisch klingen, aber möge Ihr – unter Anfüh­rungs­zeichen – „Geist“ für das Herz des österreichischen Bundesheeres noch lange in diesem Haus und im Besonderen auch in Ihrer politischen Familie nachwirken. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und FPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Unverrückbares Fundament der österreichischen Sicherheitspolitik ist und bleibt die immerwährende Neutralität. Die vorliegende Sicherheitsstrategie garantiert, dass Österreich auch in Zukunft keinem Militärbündnis beitreten wird. (Abg. Scheibner: Wo steht das?) In klarer Abgrenzung zur alten Ver­teid­igungsdoktrin aus dem Jahr 2001 ist ein NATO-Beitritt definitiv ausgeschlossen. Vielleicht haben Teile des BZÖ aus diesem Grund ein Problem damit. Damit wird eine wichtige sicherheitspolitische Kurskorrektur vorgenommen, die auch der Erwartungs­haltung der Österreicherinnen und Österreicher entspricht. Die österreichische Neutra­lität bedeutet im Verständnis der Sicherheitsstrategie kein sicherheitspolitisches Tritt­brett­fahren, sondern ein aktives Engagement für den internationalen Frieden. (Ruf beim BZÖ: Sie sagen der Bevölkerung die Unwahrheit!)

Der neue Charakter unserer Sicherheitspolitik wird als besondere Gestaltungschance gesehen. Da wir als neutrales Land keinem Bündnis verpflichtet sind, können wir glaubwürdiger als internationaler Vermittler auftreten und uns für humanitäre Ziele einsetzen. Die neue Strategie setzt ganz konkrete neutralitätspolitische Akzente, insbe­sondere im Bereich der Konfliktprävention, der Abrüstung und der Konfliktvermittlung.

Sehr geehrte Damen und Herren! Eines ist aber auch klar: Viele der neuen grenz­überschreitend wirkenden Risiken können nur in Kooperation bewältigt werden. Wir werden daher den Weg der Europäisierung und der Zusammenarbeit mit gleichgesinn­ten Partnern, insbesondere mit unseren zentraleuropäischen Nachbarn, intensivieren, um transnationale Sicherheitsprobleme zu bewältigen, etwa im Bereich des Konflikt­managements, der internationalen Katastrophenhilfe, der Terrorismusabwehr und Ähnlichem. (Abg. Scheibner: Wo ist da die Neutralität?)

Auf europäischer Ebene setzt sich die vorliegende Strategie für eine möglichst eigen­ständige Sicherheitspolitik der Europäischen Union ein, dies aber immer unter dem friedenspolitischen Primat der Vereinten Nationen. Im Sinne der europäischen Sicher­heit und Solidarität wird Österreich daher Fähigkeiten erhalten und bereitstellen, um sich am gesamten zivilen und militärischen Aufgabenspektrum der Vereinten Nationen und der EU beteiligen zu können. Dies geschieht jedoch mit spezialisierten, qualitativ hochwertigen Kräften und in arbeitsteiliger Vorgangsweise. (Abg. List: Das ist aber ein Wunschkonzert!)

Die Vorgaben für die zukünftige internationale sicherheitspolitische Ausrichtung sind somit kurz zusammengefasst: Kooperationen ausbauen, Fortsetzung des internatio­nalen Engagements auf hohem Niveau und das Profil schärfen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Um eines klarzustellen: Das österreichische Bundes­heer ist in der neuen Sicherheitsstrategie als unverzichtbares Element der inneren und


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äußeren Sicherheit verankert. Das österreichische Bundesheer ist und bleibt somit ein eigenständiger Faktor im Rahmen der umfassenden Sicherheitsvorsorge. Der politi­sche Auftrag ist klar vorgegeben: National wird das Bundesheer weiterhin Schutz und Hilfe für die österreichische Bevölkerung zur Verfügung stellen und sicherstellen. Inter­national werden wir auch in Zukunft herzeigbare und solidarische Beiträge zum Krisen­management leisten und ein verlässlicher Truppensteller bleiben.

Abgeordneter Klikovits hat ausdrücklich auf die Quantität hingewiesen: eine Gesamt­stärke von 55 000 Soldaten, für die Katastrophenhilfe 12 500 Soldaten, für die Aus­lands­ein­sätze dauerhaft 1 100 Soldaten. Herr Abgeordneter Scheibner! Damit werden wir auch in Zukunft zur Topgruppe unter den Truppenstellern innerhalb der Euro­päi­schen Union zählen. Für Zwecke der Konfliktprävention soll es darüber hinaus einen Pool von 100 Experten geben.

Sehr geehrte Damen und Herren, ausdrücklich möchte ich festhalten, dass Inlands- und Auslandsaufgaben in diesem Dokument sorgfältig ausbalanciert und politisch gleich gewichtet sind.

Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich bin überzeugt davon, dass wir mit der vorliegenden Strategie die Sicherheit Österreichs zum Wohle der Menschen aktiv gestalten können. (Beifall bei der SPÖ.)

Erlauben Sie mir bei dieser Gelegenheit, noch auf den einen oder anderen inhaltlichen Aspekt einzugehen, wobei natürlich auch der nächste Tagesordnungspunkt eine gute Gelegenheit bietet, diese anzusprechen. Herr Abgeordneter List! Seien Sie mir nicht böse, das an dieser Stelle festzuhalten. Wenn Sie noch immer, sogar jetzt zur Stunde, die Situation im Nahen Osten so einschätzen und reflektieren, wie Sie das heute gemacht haben, dann tut es mir leid, Sie haben es nicht verstanden. (Abg. List: Ja, ja, ich habe es nicht kapiert!)

Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Kollege Kunasek! Ich möchte auf etwas auf­merk­sam machen, insbesondere, wenn es von einem Abgeordneten kommt, der Vor­sitzender des Landesverteidigungsausschusses ist: Es ist völlig klar, dass ein enga­giertes und tolles Projekt wie der Wehrdienst Neu, das wir gemeinsam auf die Beine gestellt haben, nicht zum so genannten politischen Nulltarif umgesetzt werden kann.

Ich habe daher bei der gemeinsamen Präsentation mit unserer Kollegin Mikl-Leitner deutlich darauf hingewiesen, dass wir im Verteidigungsressort in diesem Zusammen­hang laufend 30 Millionen € aus dem Budget zur Verfügung stellen – ich mache darauf aufmerksam, das sind in zehn Jahren immerhin 300 Millionen € – und darüber hinaus aus dem Finanzministerium eine Anschubfinanzierung von 14 Millionen € zur Verfü­gung gestellt wurde. Es ist somit klar und deutlich neues Geld, das wir für dieses attraktive Modell zur Verfügung stellen möchten.

Es ist angesprochen worden, dass es bei den Assistenzeinsätzen immer um das Gleiche gehe. Herr Kollege Scheibner, Sie wissen das. Es geht im Konkreten darum, dass das österreichische Bundesheer auch angefordert werden muss. (Abg. Scheibner: Aber die fordern doch kein konkretes Bataillon an!)

Da Sie die Miliz angesprochen haben, möchte ich doch noch einmal ausdrücklich auf zwei einschlägige Textpassagen in der Verteidigungsdoktrin und dem Sicherheits­doku­ment aufmerksam machen. Im Bereich der Verteidigungspolitik, Herr Kollege Scheibner, gibt es den Querverweis mit der österreichischen Bundesverfassung als Grundlage, und die Miliz ist klar und deutlich Gegenstand im Artikel 79. Im Bereich der militärischen Landesverteidigung haben wir unter Z 6 eine lageangepasste Aufwuchs­fähigkeit und damit natürlich auch die Miliz als Teilelement ausdrücklich verankert.


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Sehr geehrte Damen und Herren, erlauben Sie mir vielleicht ganz allgemein – ohne dass ich jetzt dieses so wichtige Thema der Verteidigungs- und Sicherheitsstrategie im engeren Sinn mit einem anderen wichtigen Thema überdecken will – einen Satz zu dem einen oder anderen Vorwurf, der hier im Raum steht: Ich lege ausdrücklich Wert auf die Feststellung, dass ich heute in Verbindung mit der Ausschusssitzung in den Morgenstunden allen rechtlichen Erfordernissen entsprechend Rechnung getragen habe, und ich hoffe, Herr Abgeordneter, dass das auch alle anderen gemacht haben. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Dr. Pilz: Das ist die Unwahrheit! Unver­schämt!)

13.42


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hagen. 3 Minu­ten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


13.42.32

Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH): Sehr geehrter Präsident! Herr Minis­ter! Hohes Haus! Nach diesen salbungsvollen Worten des Herrn Verteidigungsminis­ters, der nicht einmal abwarten konnte, bis alle Fraktionen ihren Beitrag darlegen und ihre Stellungnahme abgeben konnten, darf ich jetzt noch einmal zum Thema Sicher­heitsdoktrin kommen.

Sicherheit ist ja bekanntlich eines der wichtigsten Bedürfnisse der österreichischen Bevölkerung, und zwar sowohl die innere Sicherheit als auch die äußere Sicherheit. Der Bericht des Landesverteidigungsministeriums über die österreichische Sicherheits­strategie besteht aus vielen schönen Worten. Das wurde hier schon angesprochen, und der Herr Minister hat es jetzt vielleicht in noch schönere Worte gepackt.

Das ist alles in allem ein No-Na-Bericht, dem man durchwegs auch zustimmen kann. Wir werden ihn auch zur Kenntnis nehmen, Herr Minister. Aber ich muss schon an­deuten, dass noch einige Verbesserungen machbar wären. Es geht in die richtige Richtung, aber es ist einiges sehr unkonkret angeführt.

Wichtig wären aber auch klare Worte des Landesverteidigungsministeriums, Herr Minister – und zwar von Ihnen –, in welche Richtung das ganze Heer gehen soll. Es wird immer nur schemenhaft angeschnitten, und es werden Absichtserklärungen dargelegt. Was mir aber wirklich fehlt, ist eine Grundsatzentscheidung, wohin sich das österreichische Heer entwickelt. Wo liegen die Bedürfnisse? Was sind die Anforderun­gen an das Heer? – Das fehlt mir schon.

Dazu möchte ich vielleicht noch anmerken, dass es dann natürlich auch notwendig ist, die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Wenn man nämlich einmal weiß, in welche Richtung man will, kann man das Heer entsprechend ausstatten. Aber das kommt von Ihrer Seite nie, Herr Minister, und deswegen haben wir ein zusam­mengewürfeltes Heer mit größtenteils alten abgewrackten Gerätschaften, die eine Menge Geld verschlingen. Es gibt ein paar Teilbereiche, in denen es funktioniert, und alles andere ist so no na. Es ist einfach ein Problem, dass wir nicht genau wissen, ob wir jetzt eine Kampftruppe für Auslandseinsätze, eine Katastrophentruppe, die in Rich­tung des Deutschen Technischen Hilfswerks geht, oder sonst etwas wollen, Herr Minister. Das ist etwas, das mir schon fehlt. (Beifall beim Team Stronach.)

Um ein Bundesheer ordentlich auszurüsten, braucht man auch das nötige Geld dazu, Herr Minister. Da höre ich von Ihrer Seite nie etwas. Wir haben 0,7 Prozent des BIP fürs Heer – Sie wissen selber, dass das viel zu wenig ist. Das sollte man natürlich aufstocken, aber da kommt nie etwas von Ihnen. Wenn man ein gutes Heer haben will, das gut ausgestattet ist, das gut finanziert ist und in dem die Bundesheersoldaten auch entsprechende, ordentliche Löhne bekommen, dann muss man etwas Geld in die Hand


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nehmen, und dann darf man nicht nur einen Bericht hernehmen und sagen, man möchte das und das machen, denn das wird dann aus finanziellen Gründen nicht möglich sein.

Es gibt also noch viele Aufgaben, die Sie erledigen müssen, Herr Minister. Sie haben leider nur noch über den Sommer Zeit. Ich hoffe, dass Sie einiges tun, und dann werden wir im Herbst weiterreden. – Danke. (Beifall beim Team Stronach.)

13.46


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Scheibner, und zwar zu einer zweiten Wortmeldung. Wunschgemäß sind 3 Minuten eingestellt. – Bitte.

 


13.46.32

Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ): Entschuldigung, lieber Kollege Prähauser, dass sich deine Rede noch ein bisserl verzögern wird, aber die Ausführungen des Herrn Bundesministers zur Neutralität haben mich jetzt doch gezwungen – und dan­kenswerterweise hat mir meine Fraktion noch ein paar Minuten Zeit gegeben –, noch einmal das Wort zu ergreifen.

Herr Bundesminister, das kann jetzt nicht Ihr Ernst gewesen sein, dass Sie sich als Verteidigungsminister der Republik hier herausstellen und anlässlich der Diskussion zur Sicherheitsdoktrin von der immerwährenden Neutralität Österreichs sprechen, die jetzt weiter Bestand hat, womit die NATO-Linie der Vorgängerregierung, die alte Doktrin jetzt umgedreht werde.

Sie kennen wohl die Formulierung in der alten Sicherheitsdoktrin. Da hat es geheißen, dass der Erweiterungsprozess der NATO für unsere Sicherheit von Bedeutung ist. – No na. Die NATO ist das einzige Sicherheitsbündnis, das auch Sicherheitsgarantien geben kann. Wenn Sie von der EU-Sicherheitsarchitektur sprechen, dann wissen Sie ganz genau, dass die ohne NATO nicht funktioniert, weil niemand das doppelt aufstellt und doppelt bezahlt. Also jeder Einsatz von uns – und wir sind ja selbst in NATO-Einsätzen vertreten – ist direkt an die NATO gekoppelt. (Beifall beim BZÖ.)

Deshalb muss man der NATO noch nicht beitreten, aber man soll das jetzt nicht so hinstellen, als wäre das etwas ganz Katastrophales gewesen. In der alten Doktrin ist nur gestanden, dass die Beitrittsoption im Auge behalten wird und ein Beitritt nur nach einer Volksabstimmung stattfinden kann. Das ist ja wohl nichts dramatisch Schlechtes, von dem man jetzt zehn Jahre später sagen muss, man habe die Linie geändert und das sei so wichtig.

Wenn Sie jetzt hier die immerwährende Neutralität herauskramen, dann gehen Sie in Wirklichkeit 20 Jahre zurück. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Experten Ihres Ministeriums Ihnen das so gesagt haben, denn, Herr Bundesminister – und ich hoffe, ich brauche Ihnen das hier nicht zu sagen, aber es sei noch einmal festgehalten –, die immerwährende Neutralität ist ja nicht etwas selbst Gewähltes, das man selbst definieren kann. Sie ist ein sicherheitspolitisches Instrument und hat völkerrechtliche Bedingungen. Ich meine jetzt nicht eine „normale“ Neutralität, denn selbst ein NATO-Staat kann in einem bestimmten Konflikt neutral sein, aber die immerwährende Neutralität heißt, dass man im Frieden Vorleistungspflichten hat.

Eine der wichtigsten Vorleistungspflichten, die das Völkerrecht für den immerwährend Neutralen entwickelt hat, ist die absolute Absenz der Möglichkeit – auch nur der Mög­lichkeit! –, in bewaffnete Konflikte direkt einzugreifen. Das heißt, über ein Peace­keeping, dem beide Konfliktparteien zustimmen, kann man reden. Das wurde so ent­wickelt, dass das zulässig ist. Aber ein Einsatz gegen den Willen einer der Streit­parteien steht absolut im Widerspruch zur immerwährenden Neutralität.


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Jetzt brauche ich Ihnen nicht die Österreichische Bundesverfassung vorzulesen. Bei dem, was auch Ihre Partei 1998 in die Österreichische Bundesverfassung geschrieben hat – das ist der Artikel 23j, damals noch in einer anderen Bezifferung –, geht es darum, dass Österreich nicht nur möglicherweise an einer europäischen Verteidigung teilnimmt, sondern dass Österreich mit dem österreichischen Bundesheer an Kampf­einsätzen zur Friedensschaffung teilnehmen kann – zur Friedensschaffung, also auch gegen den Willen einer der Streitparteien!

Ob man das dann macht oder nicht, ist natürlich die Entscheidung Österreichs, aber alleine, dass das in die Österreichische Bundesverfassung hineingeschrieben wurde – und darin gibt mir jeder Kommentar zur Bundesverfassung recht –, ist eine sogenannte materielle Derogation der Neutralitätsbestimmung und des Neutralitätsgesetzes. Das kann man jetzt laut oder leise zugeben und ehrlich nach außen sagen oder nicht, dann hat man das interpretiert: Die Neutralität bedeutet nur mehr keine Bündnismitglied­schaft, keine aktive Teilnahme an Kriegen – no na ned! – und keine dauernde Statio­nierung von Truppen in Österreich. Das ist eigentlich die Definition eines Bündnis­freien, aber wie man sich benennt, ist eine andere Sache

Wenn Sie jedoch heute hier als Verteidigungsminister herausgehen und von einer immerwährenden Neutralität auch als Grundsatz Ihrer Politik sprechen, dann wissen Sie es entweder nicht besser, oder Sie sagen hier, aus welchen Gründen auch immer – ich muss das leider so sagen –, die Unwahrheit, da es ganz einfach nicht der Verfassungslage Österreichs entspricht. Es ist schade, dass Sie gerade so eine Chance vergeben, bei einer grundsätzlichen sicherheitspolitischen Debatte auch ganz deutlich Ihre Perspektiven zu formulieren.

Zum Schluss: Wenn Sie meinen, die Miliz ist wirklich ordentlich herausgestrichen, und dann mit Querverweisen auf die Bundesverfassung und mit der Aufwuchsfähigkeit argumentieren müssen – die ganz etwas anderes ist als die Frage, ob die Miliz hier eingebunden ist –, dann zeigt das eigentlich, dass Sie die Miliz nicht wirklich ernst nehmen und es nicht ehrlich meinen, und auch das ist schade. Aber zum Völkerrecht und zur Österreichischen Bundesverfassung wären vielleicht noch ein paar Infor­mationen aus Ihrem profunden Büro und den Institutionen des österreichischen Bun­desheeres notwendig und sinnvoll. (Beifall beim BZÖ.)

13.51


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Prähauser. 4 Minuten. – Bitte.

 


13.51.43

Abgeordneter Stefan Prähauser (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Wohin mit dem Bundesheer? Was ist dessen Auftrag, dessen Aufgabe? – Diese Fragen hat die Politik zu stellen. Aber sie muss der Bevölkerung auch sagen, wofür wir ein Bundesheer haben. Die Bevölkerung sollte wissen, worauf sie zählen kann, wenn es darauf ankommt, wenn sie Schutz braucht.

Ich glaube, dass die Sicherheitsstrategie, die wir gemeinsam erarbeitet haben, dem gerecht wird. Wir in der Politik haben jetzt allerdings die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Heer seinem Auftrag auch nachkommen kann, die Aufträge zu erfüllen, die wir ihm zuordnen – das heißt, wir werden für die nächste Zeit auch die entsprechenden finanziellen Mittel bereitstellen müssen.

Ich weiß, dass wir momentan nicht gerade in Geld schwimmen. Ich weiß, dass wir noch einige Jahre vor uns haben, in denen wir entsprechend zu arbeiten haben. Bis dahin sind Hausaufgaben zu erledigen, ist die Struktur so zu verbessern, dass das Heer der verordneten Größe auch gerecht wird. Letztendlich zielt das Heer aber auch


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darauf ab, ein gesicherter Arbeitsplatz für jene Menschen – Männer und Frauen – zu sein, die den Beruf des Soldaten ergreifen wollen; es soll also Orientierung bieten. Es kann nicht sein, dass wir jemanden überreden, einen Beruf zu ergreifen, und nicht sagen können, was dann ist, wenn diese Person 45 Jahre alt ist. Das wird für uns eine große Aufgabe sein.

Ich möchte auch jenen beiden Fraktionen, die heute nicht mitgehen, dem BZÖ und den Grünen, meinen Dank übermitteln. Die Gesprächskultur in den Ausschüssen, in den Beratungen war hervorragend, die Einwendungen teilweise natürlich entsprechend der jeweiligen Sichtweise, aber der Unterschied zur Doktrin im Jahr 2001 war, dass dies­mal Anregungen der Koalitionsparteien, angereichert durch Beiträge der Opposition, am Ende auch bestehen blieben, obwohl zwei Parteien nicht mitgehen. Über die Sicherheitsdoktrin 2001 haben wir auch eineinhalb Jahre lang diskutiert, gute Vorschlä­ge eingebracht, aber als es letztendlich zu keiner gemeinsamen Zustimmung kam, wurde alles wieder entfernt, was die anderen eingebracht haben. Das hat dieses Mal nicht stattgefunden, sondern die Dinge, die akzeptiert wurden, verbleiben drinnen. Das macht mich auch optimistisch für die Zukunft.

Herr Kollege Scheibner, natürlich hätten wir noch eineinhalb Jahre länger verhandeln können. Wahrscheinlich hätten wir uns auch irgendwo getroffen, wenn man für die Neutralität eine Formulierung gefunden hätte. Aber wir brauchen jetzt eine Strategie. Es hat sich vieles geändert. Für die Zukunft sollten wir uns aber merken, dass wir das Rad nicht immer neu erfinden müssen. Wir können an dem Vorhandenen feilen, etwas verbessern, wegstreichen oder dazuschreiben. (Beifall bei SPÖ und BZÖ.)

Dann haben wir natürlich in Zukunft viel mehr Zeit für inhaltliche Diskussionen, um jene Punkte, die uns wichtig sind, zu ändern, und jenes, was offenbar nicht mehr notwendig ist, zu streichen. Ich glaube, das ist eine Grunderkenntnis aus den letzten Verhand­lungen.

Nun zu den Fraktionen, die zustimmen: Das Team Stronach ist zu meiner angenehmen Überraschung heute dabei, auch wenn es für Sie kein großer Wurf zu sein scheint. Mir ist es aber recht, eine breite Unterstützung zu bekommen. Die Freiheitlichen und Herr Fichtenbauer wurden schon bedankt, aber auch ich danke für die aus meiner Sicht gute Zusammenarbeit. Ich möchte aber auch Ossi Klikovits herzlich für die netten Worte, die er für mich gefunden hat, und für die Arbeit danken.

Was aber für uns viel wichtiger ist, meine Damen und Herren: Halten wir das Ver­sprechen, das wir uns gegenseitig immer wieder geben, die Verteidigung aus dem poli­tischen Hickhack herauszuhalten, dann sind wir auch in der Lage, etwas zu leisten, das wir gemeinsam tragen können! Gemeinsam müssen wir aber dafür sorgen, dass wir uns das auch leisten können. Daher muss man einmal definieren – das haben wir jetzt getan –, was in Zukunft vom Heer zu erwarten ist und was unser Auftrag ist. Dann werden wir evaluieren müssen, ob man in der Lage ist, das mit dem zu tun, was wir an Mitteln zuordnen, oder ob man das ominöse eine Prozent des BIP in Erwägung ziehen muss.

Wir müssen dafür sorgen, dass die Aufträge, die wir erteilen, auch erfüllt werden können. Die Soldatinnen und Soldaten, die im Ausland, im Inland, im Katastrophen­einsatz tätig sind, erledigen ihre Arbeit mit Bravour. Wenn die Stimmen wieder laut werden, die sitzen ja nur dort und tun nichts, sollten wir nicht vergessen, dass wir ver­antwortlich sind, sie zu beschäftigen. Wenn wir keine Mittel für Überstunden, für Milizübungen und solche Dinge freimachen, kann man auch keine Arbeit erwarten. Umgekehrt sind sie aber nicht in der Lage, Scharmützel vom Zaun zu brechen, damit die Wichtigkeit unterstrichen wird. Daher sollten wir da wirklich mit bestem Beispiel vorangehen.


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Ich denke, eine Sicherheitsstrategie mit einer Dreiviertelmehrheit kann sich sehen lassen, ist aber ausbaufähig auf 100 Prozent. Es verbleibt mir, nachdem es meine letzte Rede in diesem Haus ist, eigentlich nur zu sagen: Es lebe das österreichische Bundesheer, es lebe die Republik Österreich! – Danke. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, BZÖ und Team Stronach.)

13.56


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Höfinger. 3 Minuten. – Bitte.

 


13.56.44

Abgeordneter Johann Höfinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Verehrter Kollege Stefan Prähauser, auch von meiner Seite alles, alles Gute, vielen herzlichen Dank für die Zusammenarbeit.

Sehr geehrte Damen und Herren, wenn man eine Sicherheitsstrategie neu andenkt, geht es natürlich um Fragen wie: Wie war denn die Lage bisher? Wie schaut die aktu­elle Situation aus? Was könnte uns in Zukunft erwarten? – Das ist einmal die Grund­analyse, die als Basis dienen soll, um genau so eine Strategie aufzustellen und zu schauen, welche Mittel uns denn sowohl in den Strukturen als auch finanziell zur Verfügung stehen, um dann auch wirklich in Richtung Zukunft arbeiten zu können.

Ich denke, dass dieses vorliegende Basispapier nicht nur ein theoretisch guter Ansatz ist, um sich um die Sicherheit dieses Landes zu bemühen, sich Gedanken zu machen und diese zu dokumentieren, sondern dass es vor allem ein sehr praktikables Grund­lagenwerk ist, um eben genau die Arbeit und die Strukturen der verschiedensten Einrichtungen dieses Landes danach auszurichten.

Die Frage ist so komplex und umfangreich, dass wirklich alle wichtigen Einrichtungen des Landes miteinander verknüpft werden müssen und alle Abteilungen mit integriert werden müssen, damit diese Arbeit auch erfolgreich fortgesetzt werden kann. Die Bedro­hungsszenarien und die damit verbundenen Fragen sind ja im Moment und auch in Zukunft ganz andere als noch vor wenigen Jahren. Es ist auch wichtig zu betonen, dass diese österreichische Sicherheitsstrategie ein umfangreiches Werk darstellt, eben mit Bedacht sowohl auf die innere als auch auf die äußere Sicherheit, aber auch mit Bedacht sowohl auf die zivilen als auch auf die militärischen Sicherheitsaspekte.

Wichtig dafür war in den letzten Tagen und Wochen vor der Abstimmung auch die Entscheidung der Menschen dieses Landes am 20. Jänner, sich für die Wehrpflicht auszusprechen. Herr Bundesminister, sehr geehrte Damen und Herren, ich denke, es ist auch sehr wichtig zu betonen, dass wir – und das ist auch in der Verfassung veran­kert – es uns zur Aufgabe gemacht haben, alle Aufgaben, die vor uns liegen, auch in Sachen Sicherheit und militärischer Verantwortung, in Zukunft selbständig zu lösen und erst dann auf jemand anderen zurückzugreifen. Das heißt aber für uns und das österreichische Bundesheer, dass wir diese Aufgaben in Zukunft auch bewältigen können müssen. Das heißt, die Waffengattungen, die für diese Aufgaben notwendig sind, muss es auch in Zukunft geben. Es darf keinen Abverkauf oder Ausverkauf dieser Waffengattungen geben. Ich denke, da sollten wir uns schon einig sein.

Da sich die Bedrohungsszenarien in der Vergangenheit verändert haben, wissen wir, dass sie sich natürlich auch in Zukunft ändern werden – und ich behaupte, manches vielleicht schneller, als wir uns das vorstellen können, oder vielleicht noch schneller, als das in der Vergangenheit der Fall war.

Diese Sicherheitsstrategie ist im Moment eine gute Grundlage, sie ist am aktuellen Stand. Herr Kollege Hagen, ich würde daher nicht davon sprechen, dass sie veraltet


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ist, aber es ist ganz logisch, dass wir ab dem jetzigen Zeitpunkt wieder weiterarbeiten und sie weiterentwickeln müssen. So etwas wird nicht einmal abgeschlossen, und dann muss man in den nächsten zehn Jahren nichts tun – auch wenn man hier von einer Dekade spricht –, sondern man muss ganz einfach den jetzigen Stand weiter­entwickeln, auf Veränderungen reagieren.

Ich denke, das ist eine gute Grundlage. Wir sollten dem wirklich gemeinsam auf breiter Basis zustimmen und dementsprechend abstimmen. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.00


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Podgorschek zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.00.20

Abgeordneter Elmar Podgorschek (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Die Entstehung dieser neuen Sicherheitsstrategie hat sich ja doch einige Monate gezogen. Letzten Endes war sie sehr stark geprägt von der Diskussion der beiden Regie­rungsparteien über die Beibehaltung der Wehrpflicht. Dann, nachdem die Volksabstim­mung ein eindeutiges Votum gebracht hatte, ist wieder eine neue Dynamik hineinge­kom­men. Vor allem der Rücktritt des Bundesministers Darabos hat die Diskussion durchaus in die Gänge gebracht.

Wir finden uns in einigen Punkten durchaus wieder, weil wir eben glauben – und da unterscheiden wir uns natürlich sehr massiv vom BZÖ –, dass die NATO keine Option darstellt. Gerade die jüngsten Ereignisse im Zusammenhang mit der Abhöraffäre und der NSA zeigen ja die Problematik. (Abg. Scheibner: Das hat doch nichts mit der NATO zu tun! Das ist ja genau das Gegenteil!) Na ja, die NATO ist dominiert von den USA! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Scheibner.)

Lieber Herbert Scheibner, du weißt ganz genau, dass die NATO nichts anderes ist als der verlängerte Arm der Amerikaner – nichts anderes! Was wir da mittlerweile erleben, ist ja wieder, dass letzten Endes die Amerikaner damit nur ihren Einfluss und ihre Macht ausüben. Daher ist für uns die NATO keine Option, wenngleich auch wir gerade bei den außenpolitischen Ableitungen Aspekte sehen, die aus unserer Sicht durchaus zu EU-lastig beziehungsweise EU-hörig sind. Da werden aus unserer Sicht Potem­kinsche Dörfer aufgebaut, weil letzten Endes hinter dieser ganzen EU-Verteidigung auch wiederum nichts anderes steht als die NATO. Wir nehmen das aber so zur Kennt­nis.

Es sind aber dann wiederum positive Aspekte zu sehen, die eingearbeitet wurden, wie eben zum Beispiel das eindeutige Bekenntnis zur Wehrpflicht oder auch zur Neutralität.

Es ist auch bei den Ableitungen ganz klar erkennbar, dass es auch für die Zukunft keine Zusammenlegung von Innen- und Verteidigungsministerium zu einem Art Sicherheitsministerium geben wird, weil so ein zu starkes Ministerium entstehen könnte, das wir als ausgesprochene Gefahr betrachten.

Ich möchte aber auch noch einen Hinweis geben, Herr Bundesminister. Es hat mein vormaliger Kollege Fichtenbauer ja noch einen Antrag über einen Bericht des öster­reichi­schen Bundesheeres gestellt. Sie haben uns ja im Ausschuss dann mitgeteilt, dass wir im August ein Weißbuch über den Zustand des Bundesheeres erhalten werden. Da erwarte ich mir namens meiner Fraktion, dass dieses Weißbuch wirklich den tatsächlichen Zustand des österreichischen Bundesheeres widerspiegelt und keine Broschüre der Beschönigung darstellt. Ich glaube, wir sollten der Wahrheit ins Auge sehen.


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Zum Schluss, Herr Bundesminister, weil Sie meinen Kollegen Fichtenbauer gelobt haben: Ich kann Ihnen eines sagen: Als ehemaliger Milizoffizier bin ich es gewohnt, dass ich auch Handschlagqualität habe und weiß, was das bedeutet. Letzten Endes bin ich auch in der Art und Weise sozialisiert worden, dass ein Offiziersehrenwort gilt. Daher glaube ich auch, dass es wirklich wichtig auch für die Zukunft ist, dass das Bundesheer nicht Spielball der Tagespolitik sein darf; und da sind wir durchaus bereit, zusammenarbeiten.

Für Sie kann ich nur eines sagen: Sie haben jetzt die erste Möglichkeit, Ihre Hand­schlag­qualität unter Beweis zu stellen, nämlich indem Sie die Vorwürfe, die ich heute Vormittag an Ihre Partei gerichtet habe – ich weiß nicht, ob Sie das schon vernommen haben –, lückenlos aufklären, weil wir eben der Meinung sind, dass das Bundesheer nicht Spielball von Parteipolitik sein darf. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Pendl.)

14.04


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Pendl zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.04.25

Abgeordneter Otto Pendl (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Bei einigen Redebeiträgen habe ich schon den Eindruck gehabt, dass hier über vieles, was auf dieser Welt vielleicht interessant ist, diskutiert worden ist, dass sich aber eigentlich kaum jemand wirklich mit der vor­liegenden Sicherheitsstrategie beschäftigt hat.

Da aber bei dieser Diskussion auch die Spitze des neuen Generalstabs anwesend ist und zuhört – ich glaube, es ist für das österreichische Bundesheer sehr wichtig, was wir heute diskutieren –, möchte ich natürlich die Gelegenheit nützen, dem neuen Stellvertreter des Generalstabchefs – dem neuen Generalstabchef habe ich schon gratuliert – zu seiner Bestellung sehr herzlich zu gratulieren. Er ist nämlich vor ein paar Tagen Generalleiter geworden. Gratuliere! Alles Gute! Viel Erfolg im Interesse des österreichischen Bundesheeres! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und BZÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn man sich diese Strategie beziehungs­weise dieses vorliegende Papier ansieht – und der eine oder andere Redner ist ja wirklich darauf eingegangen –, dann kann man nur sagen, es ist der heutigen Zeit angepasst. Es ist eine klare Determinierung für das österreichische Bundesheer, welche Aufgabenstellung es in der Gesamtsicherheitssituation hat. – Das ist eindeutig.

Ich glaube, wir müssen alle miteinander unsere Kraft dafür einsetzen, dass das öster­reichische Bundesheer als Bundesheer, als eigenständige Organisation auch seine Zukunft, seine Berechtigung und vor allem eine klar definierte Aufgabenstellung hat, und das natürlich im Kontext aller anderen Aufgaben – ich will das aus zeitökono­mischen Gründen nicht wiederholen –, ob es Auslandseinsätze, Katastrophenschutz oder Assistenzleistungen sind, das ist ganz egal.

Das österreichische Bundesheer oder, anders gesagt, die Kameradinnen und Kameraden des österreichischen Bundesheeres leisten rund um die Uhr für die Österreicherinnen und Österreicher und darüber hinaus für viele Staatengemein­schaften auf dieser Welt Hervorragendes, und sie verdienen es sich nicht, dass man oft über das Bundesheer so redet, als rede man über irgendwelche Hobbytruppen beim Fußball.

Ich glaube, wir sollten uns ins Gedächtnis rufen: Das Bundesheer ist ein wichtiger Be­stand­teil, seit seiner Gründung. Es hat sich immer fortentwickelt, und jetzt ist es eben notwendig gewesen, für das nächste Dezennium Anpassungen, was die Sicherheits-


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strategie betrifft, vorzunehmen. Aber wichtig ist ein klares Bekenntnis zu unseren Soldatinnen und Soldaten. Sie haben das Recht, dass man ihnen die entsprechenden Rahmenbedingungen gibt, damit sie den schweren Dienst für unsere Bürgerinnen und Bürger und für unsere Heimat auch erbringen können.

Herbert Scheibner, ich schätze dich und höre dir oft gerne zu, aber wenn hier einer nach dem anderen herauskommt und wie der Kollege Pilz dazu aufruft, dass wir eine Politik machen, international, mit allen Staaten und sagt, was wir denn alles sollen, auch in Europa, dann muss ich sagen: Erinnere dich nur einmal zurück an eine einzige Passage! Damals warst du noch in einer Partei mit dem Finanzminister, aber nicht einmal dein eigener Finanzminister hat auf dich gehört und hat das gemacht, was du wolltest. (Zwischenruf des Abg. Scheibner.)

Jetzt könnten wir uns herstellen und sagen, was die Engländer sollen, was die Fran-zosen sollen, was die Deutschen sollen bis zu den Amerikanern. Seid mir bitte nicht böse! Diese Sicherheitsstrategie ist viel zu wichtig für dieses Land, viel zu wichtig für die Menschen in dieser Heimat. Nehmen wir sie ernst! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Scheibner.) Über alles andere können wir diskutieren, was ihr wollt, aber geben wir dieser Sicherheitsstrategie eine Chance!

Ich bedanke mich noch einmal explizit beim Kollegen Fichtenbauer, denn er hat es richtig gesagt beziehungsweise wiederholt: Zeit zu bilateralen Gesprächen! Es haben permanent zahlreiche Gespräche stattgefunden, es haben gute Gespräche stattge­funden; und ich würde sagen, es ist immerhin ein gutes Ergebnis herausgekommen.

Ich lade Sie alle im Interesse Österreichs ein: Stimmen Sie ganz einfach zu! (Beifall bei der SPÖ.)

14.08


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Kößl zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.08.35

Abgeordneter Günter Kößl (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Wenn wir heute die neue Sicherheitsstrategie für Österreich beschließen, dann ist – das ist schon angesprochen worden – eine vor zwei Jahren begonnene Diskussion zu Ende geführt. Ich glaube, dass wir heute ein sehr gutes Konzept am Tisch haben, in dem die Sicherheit für Österreich in den nächsten Jahren gut dokumentiert und dargestellt worden ist.

Ich möchte eines in Richtung der Grünen und des BZÖ sagen: Es ist nicht so, dass nicht auch Überlegungen von diesen beiden Parteien in diese neue Sicherheits­stra­tegie eingeflossen wären; natürlich nicht alles, aber einige Punkte sind mitberück­sichtigt worden. Ich sehe daher nicht ein, warum es heute keinen einstimmigen Be­schluss bei dieser Sicherheitsstrategie geben sollte.

Mit dem vorliegenden Papier wird das Aufgabengebiet des österreichischen Bundes­heeres entsprechend abgesteckt und dargestellt. Ich glaube schon, dass es richtig ist, dass wir die Aufgaben des österreichischen Bundesheeres zuerst einmal definieren und dann herangehen, die Strukturen des österreichischen Bundesheeres so auszu­richten, dass diese Aufgaben mit diesen Herausforderungen vom Bundesheer auch erfüllt werden können.

Diese Sicherheitsstrategie zeigt auch deutlich, dass die innere und äußere Sicherheit, aber auch die zivilen und die militärischen Sicherheitsaspekte sehr eng miteinander ver­knüpft sind. Die Aufgaben einer umfassenden Sicherheitsvorsorge sind heute vielfältiger denn je. Viele Herausforderungen sind ganz neu zu überdenken. Darum war es auch wichtig, diese Sicherheitsstrategie auf die Beine zu stellen.


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Die Grenzen zwischen innerer und äußerer Sicherheit sind heute fließend geworden. Anstelle konventioneller Angriffe auf unser Staatsgebiet treten neue Bedrohungen in Form des internationalen Terrorismus, der Cyber-Kriminalität und regionaler Krisen­herde auf. Auf diese Herausforderungen ist natürlich eine Antwort zu geben.

Wie im positiven Sinn unsere hohe Lebensqualität nur durch das Zusammenwirken vieler Akteure garantiert werden kann, so können auch im Negativen aufgrund zuneh­mender politischer, religiöser, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Vernetzungen Bedro­hungen komplexe und weitreichende Auswirkungen haben. Deshalb ist es erforderlich, dass Polizei und Bundesheer sehr eng miteinander zusammenwirken. Nur so ist es möglich, eine möglichst umfassende Sicherheit für die Bevölkerung zu ge­währen.

Was meiner Überzeugung nach auch ganz wichtig ist – auch das ist heute schon angesprochen worden –, ist, dass es für die Präsenzdiener zukünftig die Möglichkeit gibt, bei der Stellung aus vier verschiedenen Richtungen auszuwählen, in welche Richtung ihre Ausbildung gehen soll. Ich glaube, es ist mit dieser Möglichkeit gewähr­leistet, dass es zukünftig weniger oder keine Leerläufe gibt, dass es tatsächlich einen Mehrwert für jeden einzelnen Präsenzdiener gibt und dass es zukünftig nicht mehr heißt, es ist eine verlorene Zeit, oder diese Zeit war vergeudet.

Ich bin sicher, dass es ein guter Entwurf ist, dem jeder zustimmen kann, und der einen wichtigen Mehrwert für die Sicherheit in Österreich darstellt. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Mag. Gaßner.)

14.13


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Lapp zu Wort gemeldet. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.13.14

Abgeordnete Mag. Christine Lapp, MA (SPÖ): Herr Präsident! Werter Herr Minister! Hohes Haus! Die Österreichische Sicherheitsstrategie hat den Untertitel „Sicherheit in einer neuen Dekade – Sicherheit gestalten“.

Gerade im Umfeld eines Europas, wo viele Länder jahrzehntelang im Raum eines gemeinsamen Friedens an einer dauerhaften gemeinsamen Zukunft für die Bewoh­nerinnen und Bewohner Europas arbeiten, ist die enge Verknüpfung zwischen der äußeren, der inneren, der zivilen und der militärischen Sicherheit und deren Instrumen­ten unabdingbar.

Nicht das Zusammenwachsen – wie vorhin Kollege Kößl gemeint hat, dass die innere, sprich Exekutive mit der militärischen zusammenwachsen sollte – sollte unser Ziel sein, sondern die genaue Abstimmung der unterschiedlichen Aufgaben und auch deren genaue Erfüllung.

Die integrierte Sicherheit, das heißt, alle Bereiche der gesellschaftlichen Regelpro­zesse, sind einzufügen und haben in dieser Sicherheitsstrategie ihren Niederschlag gefunden. Eine Zusammenarbeit nicht nur im nationalen Bereich, sondern auch euro­päisch, international, in einem arbeitsteiligen Zusammenwirken, auch mit inter­natio­nalen Organisationen ist festgeschrieben und dokumentiert.

Die umfassende Sicherheitsvorsorge, das heißt, alle Bereiche des innerstaatlichen Gefüges, von der Bildungspolitik über die Sozialpolitik bis zur Sicherheitspolitik und zur Landesverteidigung, und das Zusammenspiel im Inneren eines Staates und mit internationalen Organisationen und Institutionen sind unabdingbar.

Der Stellenwert Österreichs ist hier festgeschrieben und gilt auch als Forderung, weiterhin an der Position, die Österreich im internationalen Gefüge hat, engagiert und


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 114

aktiv mitzuarbeiten und zu gestalten, um den Stellenwert Österreichs zu verbreitern. Schutz und Sicherheit für die österreichische Bevölkerung ist dabei die große Basis und das große Fundament, eine wichtige Grundlage für die kommende Dekade, um Sicherheit umfassend zu gestalten.

Auf diesem Wege möchte ich mich auch beim Kollegen Stefan Prähauser bedanken, der immer wieder, auch in sehr hitzigen Diskussionen mit den anderen Fraktionen, durch seine Ruhe und Umsicht seinen Beitrag so leisten konnte, dass wir hier ein wichtiges Dokument für die kommende Dekade beschließen können; und auch, was vorhin eingangs erwähnt wurde, dass die Vorschläge der anderen Parteien nicht herausgefallen sind, sondern diese Änderungen im Sinne eines gemeinsamen Prozesses stehen geblieben sind. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Amon.)

14.16


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als vorläufig letzte Rednerin zu diesem Tagesord­nungspunkt ist Frau Abgeordnete Schittenhelm zu Wort gemeldet. 3 Minuten Rede­zeit. – Bitte.

 


14.16.17

Abgeordnete Dorothea Schittenhelm (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Eingangs möchte ich an die aktuellen Ereignisse erinnern, die wir täglich aus den Medien erfahren, sehen, hören und lesen können:

zum Beispiel die vor Kurzem bekannt gewordenen inakzeptablen Cyber-Attacken; die schrecklichen Bilder aus Syrien: Zerstörungen im Land, Vertreibungen von Frauen, von Familien, Tote, Verwundete, Flüchtlingselend; die Folgen des Arabischen Frühlings: Demonstrationen, seit Tagen gehen Zigtausende Menschen in Kairo wieder auf die Straßen, die Armee in Kairo stellt ein Ultimatum; wir haben nahezu täglich Terror­anschläge auf allen Plätzen auf der Welt, und jetzt kommt noch die brandgefährliche innenpolitische Situation in der Türkei hinzu.

Diese Entwicklungen, meine geschätzten Damen und Herren, führen uns ganz deutlich vor Augen, dass sich die sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen von jenen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewaltig und grundlegend unterscheiden. Nicht mehr der Ost-West-Konflikt oder direkte konventionelle Bedrohungen bestimmen die Sicherheit in Europa und damit auch bei uns in Österreich, sondern neue Risiken, neue Bedrohungsfelder wirken sich auch auf die sicherheitspolitische Situation in Europa und damit auch bei uns in Österreich aus.

Wir sind heute mit neuen und komplexen Herausforderungen konfrontiert, und diese sind im Zeitalter der Globalisierung nur im Verbund, solidarisch und gemeinsam zu bewältigen. Und wir gehören zu diesem Verbund und wir wollen diese Problem­be­reiche auch gemeinsam in Europa lösen.

Konsequenterweise, meine geschätzten Damen und Herren, umfasst die österreichi­sche Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert alle Maßnahmen auf nationaler, europä­ischer und internationaler Ebene, um aktiv an der Gestaltung der Sicherheitspolitik mitwirken zu können, zum Schutze der eigenen Bevölkerung.

Hohes Haus! Uns allen muss klar sein, dass sich aufgrund unserer geographischen, kulturellen und politischen Vernetzung sowie unserer traditionell international aner­kannten aktiven Außen- und Sicherheitspolitik besondere Mitgestaltungsmöglichkeiten ergeben und wir diese auch nützen müssen und sollen. Österreich ist zwar von stabilen demokratischen Staaten umgeben, zugleich liegen wir aber geographisch wesentlich näher an potenziellen Krisenregionen als andere Mitgliedstaaten der EU.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 115

In den siebziger Jahren, in der Zeit des Kalten Krieges, war das Instrument der öster­reichischen Sicherheitspolitik die umfassende Landesverteidigung, die noch immer in unserer Bundesverfassung verankert ist. Heute wird die Sicherheitspolitik auf natio­naler Ebene im Rahmen des Konzepts der Umfassenden Sicherheitsvorsorge, kurz USV genannt, gemacht; und integrales Element der nationalen Umfassenden Sicher­heits­vorsorge ist die österreichische Verteidigungspolitik.

Mit diesem uns vorliegenden Strategiepapier sollte es uns möglich sein – wir wissen natürlich, dass es einer laufenden Evaluierung unterzogen werden muss –, sehr wohl im Sinne einer breiten Sicherheit Österreichs ausgestattet zu sein. Ich nehme hier aus dem Strategiepapier nur einige Punkte heraus.

So ist im Sinne dieser Sicherheitsstrategie eine eigenständige militärische Landes­verteidigung eine unabdingbare Voraussetzung für den Schutz der Souveränität und Integrität. Genauso müssen die Luftraumsouveränität und Luftraumüberwachung sowie Luftraumunterstützung für Inlandsaufgaben gewährleistet sein. Genauso ist der Schutz militärischer Einrichtungen vor Cyber-Bedrohungen entsprechend zu gewährleisten, und das hat im gesamtstaatlichen Cyber-Konzept auch seinen Platz zu finden.

Selbstverständlich muss das Bundesheer, wie in der Vergangenheit auch, zur Bewältigung von Assistenzaufgaben – wir haben das wieder beim Hochwasser-Einsatz gesehen – in den verschiedensten Bereichen auch tatsächlich in der Lage sein. Und wie in der Vergangenheit auch, meine geschätzten Damen und Herren, wird und muss das Bundesheer in bewährter Form seinen Beitrag zu Auslandseinsätzen leisten. Kurz gesagt, diese Sicherheitsstrategie kann als konsequente Weiterentwicklung der im Dezember 2001 beschlossenen Sicherheits- und Verteidigungsdoktrin bezeichnet werden. Letztendlich, geschätzte Damen und Herren, werden wir an der Umsetzung dieser Sicherheitsstrategie gemessen werden, und die werden wir meistern. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

14.20

14.20.10

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Ich schließe daher die Debatte.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Zunächst kommen wir zur Abstimmung über den Antrag des Landesverteidigungs­ausschusses, den vorliegenden Bericht III-218 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diese Kenntnisnahme eintreten, um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Weiters gelangen wir zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 2524 der Bei­lagen angeschlossene Entschließung betreffend eine neue Österreichische Sicher­heits­strategie.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein Zeichen. – Auch das ist mit Mehrheit angenommen. (E 313.)

14.21.47 6. Punkt

Bericht des Landesverteidigungsausschusses über die Regierungsvorlage (2200 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Wehrgesetz 2001, das Heeresdiszipli­nargesetz 2002, das Heeresgebührengesetz 2001, das Auslandseinsatzgesetz 2001, das Militärbefugnisgesetz, das Sperrgebietsgesetz 2002, das Munitions­lagergesetz 2003, das Militärauszeichnungsgesetz 2002 sowie das Truppen­aufenthaltsgesetz geändert werden (Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungs-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 116

ge­setz – Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport – VwGAnpG-BMLVS) (2523 d.B.)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir kommen zum 6. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Frau Abgeordnete Lueger. 3 Minuten freiwillige Redezeit­beschränkung. – Bitte. (Abg. Neugebauer – in Richtung der sich zum Rednerpult begebenden Abg. Lueger –: Zu einer tatsächlichen Berichtigung? – Nein!)

 


14.22.19

Abgeordnete Angela Lueger (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren des Hohen Hauses! Die Verwaltungsgerichtsbarkeits-Novelle 2012 erfordert in der gesamten österreichischen Rechtsordnung sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene eine entsprechende Anpassung und somit auch im Wehrrecht. Das Hauptaugenmerk des im Landesverteidigungsausschuss einstimmig beschlos­senen Entwurfs richtet sich auf die Abschaffung des administrativen Instanzenzugs unter weitgehender Beibehaltung der geregelten Vollzugspraxis insbesondere im Hee­res­disziplinarrecht. Das entspricht vollinhaltlich den Vorgaben der Entschließung vom 15. Mai 2012, mit der die Bundesregierung aufgefordert wurde, eine möglichst weit­gehende Beibehaltung des Kommandantenverfahrens im Heeresdisziplinarrecht sicherzustellen.

In allen übrigen wehrrechtlichen Verfahren wie zum Beispiel bei Stellungsbeschlüssen und bei Einberufungsbefehlen soll durch den grundsätzlichen Ausschluss der auf­schiebenden Wirkung von Beschwerden an das Bundesverwaltungsgericht den militärischen Erfordernissen mit der Anpassung ab 1. Jänner 2014 Rechnung getragen werden.

Die weiteren Änderungen in den Wehrrichtlinien dienen der Behebung erkannter Detailprobleme in der Vollzugspraxis, um dadurch auch ein künftiges Ansteigen der Beschwerdeverfahren zu verhindern. Das geschieht jedoch gleichzeitig auch – das ist mir sehr, sehr wichtig – unter völliger Beibehaltung des individuellen Rechtsschutzes.

Weiters möchte ich noch einen Abänderungsantrag der Abgeordneten Prähauser und Klikovits einbringen. Der Antrag wurde meines Wissens verteilt, daher werde ich ihn nur in den Grundzügen erläutern: Es geht einerseits um die standardisierte Kompe­tenz­bilanz und andererseits, als zweiter Punkt, um eine breite Informationstätigkeit durch sogenannte Informationsoffiziere an Schulen, an Bildungseinrichtungen generell.

Ein dritten Punkt: Personen, die sich früher einer Eignungsprüfung unterzogen haben im Rahmen der Stellung konnten das Gewand dazu nur ausborgen, wurden also mit Kleidung ausgestattet, die sie zurückzugeben hatten. Das führt jedoch zu einem sehr hohen Verwaltungsaufwand. Daher hat man sich dafür entschieden, die Kleidung ins Eigentum übergehen zu lassen.

Weiters geht es auch um die Optimierung des Wehrdienstes, indem militärische Sport­einrichtungen auch zur individuellen Freizeitgestaltung der Anspruchsberechtigten zur Verfügung stehen.

Ich meine also, dass dieser Antrag eine sehr sinnvolle und gute Ergänzung ist, und ersuche daher auch um Zustimmung. (Beifall bei der SPÖ.)

14.25


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Abänderungsantrag ist ausreichend unterstützt und gemäß § 53 Abs. 4 der Geschäftsordnung ob seiner Länge bereits verteilt worden. Er wurde ausreichend erläutert und steht mit in Ver­handlung.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 117

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Prähauser, Klikovits, Kolleginnen und Kollegen zur Regierungs-vorlage betreffend den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Wehrgesetz 2001, das Heeresdisziplinargesetz 2002, das Heeresgebührengesetz 2001, das Auslands­einsatzgesetz 2001, das Militärbefugnisgesetz, das Sperrgebietsgesetz 2002, das Munitionslagergesetz 2003, das Militärauszeichnungsgesetz 2002 sowie das Truppen­aufenthaltsgesetz geändert werden (Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungsgesetz – Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport – VwGAnpG-BMLVS) (2200 d.B.) in der Fassung des Ausschussberichtes (2523 d.B)

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der im Titel genannte Gesetzentwurf wird wie folgt geändert:

1. Im Art. 1 wird nach Z 3 folgende Z 3a eingefügt:

‚3a. Im Inhaltsverzeichnis lautet der Eintrag zu § 42:

„§ 42. Ausbildung und Kompetenzbilanz“‘

2. Im Art. 1 werden nach Z 30 folgende Z 30a und b eingefügt:

‚30a. Die Überschrift zu § 42 lautet:

„Ausbildung und Kompetenzbilanz“

30b. Dem § 42 wird folgender Abs. 3 angefügt:

„(3) Den Soldaten ist anlässlich der Beendigung eines Präsenz- oder Ausbildungs­dienstes ein Nachweis über die im Zuge der militärischen Ausbildung jeweils abgeschlossenen Ausbildungsziele und der damit erworbenen Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten auszustellen (Kompetenzbilanz). Diese Kompetenzbilanz hat die genaue Bezeichnung und das Stundenausmaß des jeweils erreichten Ausbildungs­zieles sowie eine Beschreibung der in diesem Zusammenhang allenfalls erfolgten praktischen Verwendung zu enthalten. Erstreckt sich die Vermittlung eines Ausbil­dungs­zieles auf mehrere derartige Wehrdienstleistungen, so ist die Kompetenzbilanz hinsichtlich dieses Ausbildungszieles am Ende jener Wehrdienstleistung auszustellen, in der das jeweilige Ausbildungsziel erreicht wurde.“‘

3. Art. 1 Z 33 lautet:

‚Im § 54 Abs. 1 entfallen nach dem Wort „Verwaltungsstrafverfahren“ die Worte „in erster Instanz“.‘

4. Im Art. 1 wird nach Z 37 folgende Z 37a eingefügt:

‚37a. Im § 56a erhält der bisherige Text die Absatzbezeichnung „(1)“ und wird folgender Abs. 2 angefügt:

„(2) Wehrpflichtige und Frauen, die jeweils Wehrdienst geleistet haben, können nach Maßgabe militärischer Interessen mit Informationstätigkeiten betreffend die Grundlagen der umfassenden Landesverteidigung einschließlich der Aufgaben des Bundesheeres sowie der für die Erfüllung dieser Aufgaben in Betracht kommenden Wehrdienst­leistungen und militärischen Ausbildungen betraut werden.“‘

5. Art. 1 Z 38 lautet:

‚38. Im § 60 werden nach Abs. 2k folgende Abs. 2l und 2m eingefügt:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 118

„(2l) Das Inhaltsverzeichnis betreffend den Eintrag zu § 42, die Überschrift zu § 42, § 42 Abs. 3 und § 56a, jeweils in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2013, treten mit 1. Oktober 2013 in Kraft.

(2m) Das Inhaltsverzeichnis betreffend die Einträge zu den §§ 23a, 28, 29, 55 und 63, § 1 Abs. 2, § 7 Abs. 1, § 14 Abs. 1, § 15 Abs. 1, § 17 Abs. 2, § 18 Abs. 1, § 18b Abs. 1, § 19 Abs. 1, § 21 Abs. 2 und 3, die §§ 23a und 24, jeweils samt Überschrift, § 26 Abs. 1, § 26a Abs. 1 und 2, § 27 Abs. 2, die Überschrift zu § 28, § 28 Abs. 1 und 6, § 32a Abs. 1, § 33 Abs. 4, § 38 Abs. 1, 6 und 7, § 38b Abs. 6, § 39 Abs. 1, 3 und 5, § 40, § 45 Abs. 1, § 47, § 48 Abs. 1, § 54 Abs. 1, die Überschrift zu § 55, § 55 Abs. 1 und 3 bis 7, § 55a Abs. 1 sowie § 66, jeweils in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xx/2013, treten mit 1. Jänner 2014 in Kraft.“‘

6. Im Art. 2 Z 18 lautet im § 7 Abs. 1 die Z 2:

‚2. gerichtliche Verurteilungen,‘

7. Im Art. 2 Z 23 wird vor der Absatzbezeichnung ‚(1)‘ die Paragrafenbezeichnung ‚§ 11.‘ eingefügt.

8. Im Art. 2 Z 108 (§ 92 Abs. 6e HDG 2002), Art. 5 Z 16 (§ 61 Abs. 1k MBG) und im Art. 7 Z 4 (§ 18 Abs. 6 MunLG 2003) wird die Zitierung ‚BGBl. I Nr. xx/201x‘ jeweils durch die Zitierung ‚BGBl. I Nr. xx/2013‘ sowie wird im Art. 4 Z 6 (§ 6 Abs. 2j AuslEG 2001) und im Art. 6 Z 8 (§ 7 Abs. 6 SperrGG 2002) wird die Zitierung ‚BGBl. I Nr. xx‘ jeweils durch die Zitierung ‚BGBl. I Nr. xx/2013‘ ersetzt.

9. Im Art. 3 wird nach Z 7 folgende Z 7a eingefügt:

‚7a. Dem § 12 wird folgender Abs. 5 angefügt:

„(5) Personen, die sich einer verwaltungsbehördlichen Prüfung ihrer Eignung zum Wehrdienst unterziehen, haben nach Maßgabe militärischer Interessen Anspruch auf unentgeltliche Ausstattung mit den für diese Prüfung erforderlichen Gegenständen zur Bekleidung und für ihren sonstigen persönlichen Bedarf. Diese Gegenstände gehen nach Abschluss der Prüfung in deren Eigentum über.“‘

10. Im Art. 3 Z 9 wird im § 16 Abs. 1 HGG 2001 nach dem ersten Satz folgender Satz eingefügt:

‚Dies kann auch die unentgeltliche Beistellung von Einrichtungen zur Sportausübung, zur Nutzung von Informationstechnologie und für andere Freizeitaktivitäten im militä­rischen Interesse umfassen.‘

11. Im Art. 3 Z 19 werden im § 50 HGG 2001 nach dem Wort „Sicherheitsbehörde“ die Worte „erster Instanz“ eingefügt.

12. Art. 3 Z 22 lautet:

‚22. Im § 60 werden nach Abs. 2m folgende Abs. 2n bis 2p eingefügt:

„(2n) § 25 Abs. 2 und 3, jeweils in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. 135/2009, sind mit 31. Dezember 2009 in Kraft getreten.

(2o) Das Inhaltsverzeichnis betreffend den Eintrag zu § 16, § 12 Abs. 5 und § 16 samt Überschrift, jeweils in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xx/2013, treten mit 1. Oktober 2013 in Kraft.

(2p) Das Inhaltsverzeichnis betreffend die Einträge zum 1. Abschnitt des 7. Hauptstückes sowie zu den §§ 45 bis 49a und zu § 51, § 1 Abs. 1, § 7 Abs. 1, § 11 Abs. 3, § 15 Abs. 1 und 4, § 18 Abs. 6, § 19 Abs. 5, § 23 Abs. 3, § 24 Abs. 2 bis 4, § 30 Abs. 5, § 32 Abs. 2, § 33 Abs. 2 und 3, § 35 Abs. 3, § 41 Abs. 1, § 43 Abs. 6, § 44 Abs.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 119

2, § 50, die Überschrift zu § 51, § 51 Abs. 1 und 3 bis 5, § 54 Abs. 5, § 61 Abs. 17 sowie § 62, jeweils in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xx/2013, treten mit 1. Jänner 2014 in Kraft.“‘

13. Art. 5 Z 15 lautet:

‚Im § 58 Abs. 3 entfallen nach dem Wort „obliegt“ die Worte „in erster Instanz“.‘

14. Im Art. 6 Z 6 werden im § 5 Abs. 1 SperrGG 2002 nach dem Wort „Sicherheits­behörde“ die Worte „erster Instanz“ eingefügt.

15. Art. 7 Z 2 entfällt.

16. Im Art. 8 werden die Z 2 und 3 durch folgende Z 2 ersetzt:

‚2. Dem § 18 wird folgender Abs. 4e angefügt:

„(4e) § 10 Abs. 4 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xx/2013 tritt mit 1. Jänner 2014 in Kraft.“‘

Begründung

Zu Z 1 und 2 (Art. 1 Z 3a, 30a und b [Inhaltsverzeichnis, Überschrift zu § 42 und § 42 Abs. 3 WG 2001]):

Im Zusammenhang mit der Reform des Wehrdienstes soll mit der vorgeschlagenen Ergänzung im Interesse der Präsenz- und Ausbildungsdienst leistenden Soldaten eine standardisierte Kompetenzbilanz detaillierte Angaben über die Bezeichnung und das Stundenausmaß der jeweils erreichten Ausbildungsziele sowie eine Beschreibung der in diesem Zusammenhang erfolgten praktischen Verwendungen im jeweiligen Präsenz- oder Ausbildungsdienst enthalten. In weiterer Folge soll die Kompetenzbilanz zur Anrechnung von weiterführenden (zivilen) Ausbildungen herangezogen werden kön­nen. Die konkrete Ausgestaltung der Kompetenzbilanz wäre unter Zugrundelegung der festgelegten Ausbildungsinhalte durch die hiefür fachlich zuständige Ressortdienst­stelle näher zu determinieren. Inhaltlich lehnt sich der ggstl. Entwurf an § 41 des Zivil­dienstgesetzes 1986 in der Fassung des derzeit in parlamentarischer Behandlung befindlichen Entwurfes eines Bundesgesetzes, mit dem das Zivildienstgesetz 1986, das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Freiwilligengesetz und das Familien­lastenausgleichsgesetz 1967 geändert werden (ZDG-Novelle 2013), 2406 BlgNR, XXIV.GP, an.

Zu Z 4 (Art. 1 Z 37a [§ 56a WG 2001]):

Als weitere Maßnahme zur Optimierung des Wehrdienstes soll die in Rede stehende Bestimmung eine gesetzliche Ausgangsbasis für eine möglichst breite Informations­tätigkeit von geeigneten Wehrpflichtigen und Frauen, die Wehrdienst geleistet haben, darstellen (sog. „Informationsoffiziere“). Als mögliche Bedarfsträger sollen nicht nur Schulen im Rahmen der politischen Bildung sondern auch andere Bildungsein­rich­tungen (zB zur Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften) sowie interessierte private und öffentlich-rechtliche Einrichtungen in Frage kommen. Diese militärspezifische Infor­mationstätigkeit tritt neben jene nach Teil 1 Z 10 der Anlage zu § 2 des Bundes­ministeriengesetzes 1986 („Information über den Ressortbereich“).

Zu Z 9 (Art. 3 Z 7a [§ 12 Abs. 5 HGG 2001]):

Personen, die sich einer militärischen Eignungsprüfung unterziehen (zB im Rahmen der Stellung) werden derzeit zum Zwecke der medizinischen Untersuchungen mit geeig­neter Bekleidung ausgestattet. Nach abgeschlossener Eignungsprüfung sind diese Gegenstände derzeit wieder abzugeben und werden in weiterer Folge gereinigt, wodurch ein nicht unerheblicher Verwaltungsaufwand entsteht. Im Sinne einer positi-


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ven Imagepflege des österreichischen Bundesheeres aber auch einer effizienten Ver­waltung sollen diese Gegenstände zukünftig in das Eigentum der betreffenden Per­sonen übergehen.

Zu Z 10 (Art. 3 Z 9 [§ 16 Abs. 1 HGG 2001]):

Mit der vorgeschlagenen Ergänzung soll im Interesse einer Optimierung des Wehr­dienstes ausdrücklich klargestellt werden, dass auch militärische Sporteinrichtungen uä. den Anspruchsberechtigten als Betreuungseinrichtungen zu deren individueller Frei­zeitgestaltung unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden können. Der dringende Bedarf an der in Rede stehenden klarstellenden Norm ergibt sich insbesondere aus den Ergebnissen des Projektes „Optimierung des Wehrdienstes“ und soll auf Grund ihres ohne weitere Begleitmaßnahmen umsetzbaren Charakters schnellstmöglich verwirklicht werden

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klikovits. Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


14.25.44

Abgeordneter Oswald Klikovits (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte gleich zu Beginn meiner Rede zum von meiner Kollegin vorhin eingebrachten Abänderungsantrag einen Entschließungs­antrag einbringen betreffend Umsetzung der Legislativmaßnahmen im Zusammen­hang mit der Wehrdienstreform; dieser ist ebenfalls jedem zugegangen.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen folgenden Entschließungsantrag:

Der Bundesminister für Landesverteidigung und Sport wird aufgefordert, die im Bericht zur Reform des Wehrdienstes enthaltenen noch offenen Legislativmaßnahmen ehest­möglich zu prüfen und dem Nationalrat entweder eine entsprechende Regierungs­vor­lage zu deren Umsetzung zuzuleiten oder bis spätestens Ende 2014 darüber zu berichten, aus welchen Gründen die Umsetzung der erwähnten Legislativmaßnahmen nicht möglich war.

*****

Geschätzte Damen und Herren, dieser Entschließungsantrag ist deswegen wichtig, damit einmal mehr festgestellt ist, dass die bereits eingeleiteten Reformmaßnahmen zur Wehrpflicht neu auch tatsächlich zur Gänze umgesetzt werden und daher, Herr Bundesminister, sind Sie jetzt gefordert, mit den neuen Verantwortlichen des öster­reichischen Bundesheeres das Versprechen, das wir politisch am 20. Jänner dieses Jahres abgegeben haben, nämlich die Wehrpflicht als ersten Schritt einer größeren Bundesheerreform zu reformieren, einzulösen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir als einem, der immer für die Beibehaltung der Wehrpflicht eingetreten ist, auch feststellen zu dürfen, dass ich froh darüber bin, dass jetzt unser Koalitionspartner wieder die Wende zur Wende ge­schafft hat und jetzt wieder der Wehrpflicht das Wort redet. Wir haben gerade in der jüngsten Vergangenheit gesehen, beim Hochwasser in Österreich, wie wichtig es ist, dass die Maßnahmen, die im Rahmen der Wehrpflicht neu definiert sind, auch ent­sprechend greifen.

Ich erwarte mir jetzt auch, meine sehr geehrten Damen und Herren, und das ist schon sehr, sehr entscheidend für uns, dass auch beim Bundesheer zum Beispiel die Frage


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 121

des Profils F2 nicht mehr an der ursprünglichen Doktrin des Berufsheeres festgemacht wird und dass auch diese Teilstrategie ihre Ausformung nach den neuen Gesichts­punkten der jetzigen politischen Vorgabe durch das Parlament erhält.

Herr Bundesminister! Ich hoffe, dass bei den Bestellungen der neuen Sektionschefs, die Sie gestern vorgenommen haben, nicht – sagen wir so – die politische Motivation im Vordergrund gestanden ist, sondern die fachliche. Was ich wirklich ein bisschen bedauerlich finde, und daher auch meine Skepsis, Herr Bundesminister, ist, dass es sich bei allen Bestellten um Berufsheer-Befürworter reinsten Wassers handelt. Gestat­ten Sie mir daher, dass ich ein bisschen skeptischer bin bezüglich der Umsetzung.

Da ich jedoch grundsätzlich ein optimistischer Mensch bin und schon damals daran geglaubt habe, dass dieses ÖVP-Reformpapier, das wir seinerzeit eingebracht haben, auch umgesetzt werden wird, bin ich auch nach wie vor optimistisch, dass wir im Interesse unserer Jugend, im Interesse des österreichischen Bundesheers und der Sicherheit Österreichs auch dieses gemeinsame Werk schaffen werden. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

14.29


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Oswald Klikovits, Stefan Prähauser, Kolleginnen und Kollegen be­treffend Umsetzung der Legislativmaßnahmen im Zusammenhang mit der Wehr­dienst­reform eingebracht im Zusammenhang mit den Beratungen der Regierungs­vorlage betreffend den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Wehrgesetz 2001, das Heeresdisziplinargesetz 2002, das Heeresgebührengesetz 2001, das Auslands­einsatzgesetz 2001, das Militärbefugnisgesetz, das Sperrgebietsgesetz 2002, das Munitionslagergesetz 2003, das Militärauszeichnungsgesetz 2002 sowie das Truppen­aufenthaltsgesetz geändert werden (Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungsgesetz – Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport – VwGAnpG-BMLVS) (2200 d.B.) in der Fassung des Ausschussberichtes (2523 d.B)

Der Nationalrat wolle beschließen:

Nach der Volksbefragung vom 20. Jänner 2013, die mit großer Mehrheit für die Bei­behaltung der Wehrpflicht ausgegangen ist, wurde vom Ministerrat eine regierungs­übergreifende Arbeitsgruppe eingesetzt, welche noch vor dem Sommer ein Konzept für eine entsprechende Reform des Wehrdienstes zu erarbeiten hatte.

Der Endbericht dieser Arbeitsgruppe wurde in der Vorwoche öffentlich präsentiert und beinhaltet unter anderem eine Reihe von Maßnahmen, für die entsprechende legistische Schritte erforderlich sind. Ein Teil dieser Maßnahmen kann nunmehr mit dem zur Beschlussfassung anstehenden Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungs­gesetz sofort rechtlich umgesetzt werden, für die sieben weiteren Legislativ­maß­nahmen bedarf es noch intensiverer Vorbereitungen.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Bundesminister für Landesverteidigung und Sport wird aufgefordert, die im Bericht zur Reform des Wehrdienstes enthaltenen noch offenen Legislativmaßnahmen ehest-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 122

möglich zu prüfen und dem Nationalrat entweder eine entsprechende Regierungs­vorlage zu deren Umsetzung zuzuleiten oder bis spätestens Ende 2014 darüber zu berichten, aus welchen Gründen die Umsetzung der erwähnten Legislativmaßnahmen nicht möglich war.

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Kunasek. Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


14.29.33

Abgeordneter Mario Kunasek (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ja, wir werden dieser Regierungsvorlage zustimmen. In aller Kürze: Es sind notwendige Ände­rungen und Anpassungen in diversen Gesetzen, Heeresdisziplinargesetz, Hee­resgebührengesetz und auch Anpassungen der Dienstrechtsnovelle 2011. We­sentlich für uns war – eine Vorrednerin hat dies bereits angesprochen – der grund­sätzliche Erhalt des Kommandantenverfahrens, angepasst an die neue Situation. Somit ist auch weiterhin eine einfache, rasche und effiziente Verfahrensführung mög­lich.

Wir werden beiden Anträgen zustimmen. Ich bin selbst Informationsoffizier und weiß deshalb auch um die Wichtigkeit dieser Personengruppe.

Herr Abgeordneter Klikovits, alles, was sicherstellt, dass wir in Zukunft eine reformierte Wehrpflicht vorfinden, eine Attraktivierung des Wehrdienstes, wird von unserer Fraktion natürlich unterstützt.

Herr Bundesminister Klug, der Ball liegt bei Ihnen; es gibt noch genug zu tun. Ich sage noch einmal, die Frage ist, wie viel Zeit Ihnen noch bleibt. Sie haben jetzt jedoch den Ball. Er liegt am Abstoß. (Beifall bei der FPÖ.)

14.30


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter List. 2 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


14.30.43

Abgeordneter Kurt List (BZÖ): Herr Bundesminister! Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Das BZÖ wird allen neun Materien im Wehrrecht, die von dieser Verwaltungsgerichtsbarkeits-Novelle umfasst sind, zustimmen, weil diese Novelle zudem Klarstellungen bringt und eine weitere Adaptierungen ermöglicht. Beispielsweise wird die Aufnahme von Präsenzdienern in ein Dienstverhältnis als Berufssoldat wesentlich erleichtert.

Bei den wehrgesetzlichen Änderungen haben wir jedoch Bedenken. Das Kommandan­tenverfahren wird neu geregelt. Der Grundwehrdiener hat die Möglichkeit, im Dis­ziplinarverfahren nach dem Einspruch auch Beschwerde beim Bundesverwaltungs­gericht zu erheben. Damit erreicht der Grundwehrdiener jedenfalls aufschiebende Wirkung mit garantiert längerer Verfahrensdauer. Da müssen Maßnahmen ergriffen werden, die das Verfahren möglichst kurz halten.

Geschätzte Damen und Herren! Die Debatte verlangt auch eine Lagebeurteilung zum Zustand des Bundesheeres. Der allgemeine Zustand des österreichischen Bundes­heeres ist nämlich eine Katastrophe.

Herr Bundesminister, das Bundesheer befindet sich auf dem Niveau der achtziger Jahre. In diesen Ruin, und das wissen vor allem die Sozialdemokraten, hat es Ihr gescheiterter Amtsvorgänger Darabos geführt. Mit Duldung und kräftiger Mithilfe der ÖVP wurden laufend Sparpakete geschnürt. Das Bundesheer wurde von dieser


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gescheiterten Bundesregierung kaputtgespart, praktisch ausgehungert. Die Kasernen sind desolat, Gerätschaften und Waffen nicht mehr einsatzbereit. Aufgaben und Leistungen werden reduziert und notwendige Beschaffungen verschoben. In nur sieben Jahren Amtszeit hat Ihr Vorgänger die Einsatzbereitschaft des Bundesheeres fast abgeschafft.

Herr Bundesminister, inspizieren Sie die Truppe unangemeldet! Machen Sie sich ein Bild vor Ort – und dabei werden Sie feststellen: Die Motivation der Soldaten ist im Keller. Mario Kunasek hat es bereits gesagt: Es gibt zu viele Offiziere im inter­nationalen Vergleich. Der Kader ist teilweise frustriert und überaltert. 60 Prozent des Budgets werden sozusagen durch Personalkosten aufgefressen. Eine Personal­strukturreform ist längst überfällig. Das gültige Dienstrecht blockiert hiebei massiv. Eine Personalstrukturreform, eine uralte BZÖ-Forderung, ist sofort umzusetzen, um die Leistungsbereitschaft des Kaders wieder zu heben.

Weiters fordert das BZÖ zumindest 200 Millionen € jährlich zusätzlich für das Lan­desverteidigungsressort, um die Auftragserfüllung möglichst noch länger sichern zu können. Gleichzeitig muss die Hubschrauberflotte für Katastropheneinsätze ähnlich dem beim letzten Hochwasser aufgerüstet werden.

Der übereilte Abverkauf von Liegenschaften zu jedem Preis muss sofort gestoppt werden. Eine Ressourcenvernichtung passiert gerade beim Fliegerhorst Nittner. Die Infrastruktur dieser Kaserne ist im besten Zustand. Auch die Unterkünfte für Rekruten sind menschenwürdig. Deshalb verlangen wir die Sicherstellung des Dienstbetriebes am Fliegerhorst Nittner in der bisherigen Form, bis ein späterer Käufer die militärischen Einrichtungen selbst benötigt.

Herr Bundesminister! Wir empfehlen Ihnen, einen Lokalaugenschein vorzunehmen und sich diese Liegenschaft anzusehen. Dann werden Sie garantiert zum Entschluss kommen, dass diese Kaserne weiter optimal genützt werden muss.

Geschätzte Damen und Herren, abschließend zur rot-schwarzen Reform, die das Bundesheer und die Wehrpflicht attraktiver machen soll. Wir unterstützen diese Reform nur in Ansätzen. Viele Probleme und Defizite beim Bundesheer sind längst bekannt und hätten auch ohne die Volksbefragung beseitigt werden müssen. Mit dieser Volks­befragung hat die gescheiterte Bundesregierung mindestens 9 Millionen € Steuergeld sinnlos verbrannt.

Herr Bundesminister Klug, die nächsten Probleme bei Ihrem Wunschkonzert für Rekru­ten sind bereits vorprogrammiert. Da es die Wahlmöglichkeit gibt, werden sich kaum Wehrpflichtige für das Modul Militärische Spezialisierung entscheiden. Dieses Pro­gramm dient der Ausbildung von Berufssoldaten. Es ist das schwierigste und nicht so attraktiv wie die anderen Module. Damit ist der Kadernachwuchs massiv gefährdet.

Wir vom BZÖ stellen fest: Unsere Forderung an Sie – Sie haben heute schon zum zweiten Mal unser Programm bekommen –: Das Bundesheer der Zukunft braucht vermehrt Berufssoldaten; die Profis im Heer sind sofort verfügbar und einsatzbereit. Dieses Reförmchen bestätigt unser Programm: Die Abschaffung der Wehrpflicht ist ein Sicherheitsgewinn für die umfassende Landesverteidigung. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Neubauer: So ein Blödsinn! – Ruf bei der ÖVP: Sind Sie damit nicht etwas spät dran?) – Es ist so!


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 124

14.35


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hagen. 2 Minu­ten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


14.35.40

Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Diese Regierungsvorlage ist die Folge der Verwaltungsgerichtsbarkeits-Novelle 2012, welche mit 1. Jänner 2014 in Kraft tritt. Sie enthält Anpassungen an sämtliche rechtlichen Verwaltungsbestimmungen, Adaptierungen, Klarstellungen und legistische Verbesserungen im gesamten Wehrbereich und legistische Begleitmaß­nahmen. Das Team Stronach hat bisher diesen notwendigen Änderungen für die Um­setzung der Verwaltungsgerichtsbarkeits-Novelle 2012 auch in anderen Bereichen bereits seine Zustimmung gegeben und wir werden dies auch hier gerne tun. Es handelt sich um eine Verwaltungseinsparung, eine vernünftige Verwaltungseinsparung und dafür sind wir immer zu haben. (Beifall beim Team Stronach. – Bravorufe der Abgeordneten Amon und Mag. Schönegger.)

14.36


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Bundes­minister Mag. Klug zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


14.36.37

Bundesminister für Landesverteidigung und Sport Mag. Gerald Klug: Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder des Nationalrates! Gestatten Sie mir, ganz kurz zu replizieren. Da insbesondere von Kollegin Lueger, aber auch vom Abgeordneten Klikovits die wesentlichen Elemente der Umsetzung der Verwaltungs­gerichtsbarkeits-Novelle dargelegt worden sind, möchte ich mir diesen Teil eher ersparen. Gestatten Sie mir aber, darüber hinaus auf den einen oder anderen Aspekt einzugehen, der jetzt im Zusammenhang mit dem Wehrdienst neu angesprochen worden ist.

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben gemeinsam einen sehr umfassenden Gesamt- und Endbericht in jenem Zeitraum der Öffentlichkeit vorgestellt, den wir uns auch gemeinsam vorgenommen haben. Es war immer klar, und ich habe das seit dem 11. März klar und deutlich signalisiert, Ende Juni des heurigen Jahres wird das Ge­samtpaket vorgestellt. Der Wehrdienst wird neu aufgestellt, und wir erreichen in diesem Zusammenhang jenes Ziel, das ich mir Anfang März auch vorgenommen habe, näm­lich eine klassische Win-win-Situation zu erreichen, weil wir auf der einen Seite jenen 22 000 jungen Burschen, die jedes Jahr zu uns kommen, einen neuen, attraktiven Wehrdienst zur Verfügung stellen, damit sie aus der Zeit, die sie bei uns verbringen, auch für ihr weiteres Leben etwas mitnehmen können. Der zweite Teil dieser Win-win-Situation besteht eindeutig darin, dass es uns damit gelingen wird, die besten Bur­schen als Zeitsoldaten für das österreichische Bundesheer zu gewinnen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn Sie die Kernbotschaften des Wehrdienstes neu in diesem Endbericht noch einmal reflektieren, dann haben wir hier wohl ein neues Ausbildungssystem. Herr Abgeordneter List! Es wird zwei verpflichtende Basismodule geben und darauf aufbauend auch Wahlmodule. Wenn Sie so wollen: Trotz Wehrpflicht wird es in Zukunft auch Wahlfreiheit geben, diese aber immer vor dem Hintergrund der konkreten Anforderungen und Bedürfnisse des österreichischen Bundesheeres.

Ja, es gibt in diesem Zusammenhang einen Paradigmenwechsel, der betrifft aber einen anderen Bereich, nämlich jenen, der meines Erachtens im Zusammenhang mit der Volksbefragung am 20. Jänner in der Debatte zu Recht kritisiert worden ist, näm­lich das Verhältnis Funktionserhalter – Soldaten und der Einsatzbereich unserer jungen Burschen. Daher habe ich klar und deutlich signalisiert, dass ich anpeile, den derzeitigen Zustand – 60 Prozent unserer jungen Burschen werden als Systemerhalter eingesetzt und nur 40 Prozent im militärischen Kernbereich – auf Sicht genau umzu­drehen. Darin besteht, wenn Sie so wollen, der Paradigmenwechsel.


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Wir werden die Informationen über das österreichische Bundesheer möglichst früh ansetzen, das heißt, bereits in den Schulen für das österreichische Bundesheer wer­ben. Und nicht zuletzt in meiner zweiten Funktion beziehungsweise in meiner ressort­mäßigen Verantwortlichkeit mache ich ausdrücklich darauf aufmerksam, dass es uns gemeinsam gelungen ist, den Sport im österreichischen Bundesheer zu stärken, breiter aufzustellen.

Das war auch ein Wunsch jener 10 000 Burschen und Rekruten, die an der von mir angeordneten Grundwehrdienerbefragung aktiv teilgenommen haben, und es war mir auch ein Anliegen, das dementsprechend umzusetzen.

Wann immer Sie es auch nicht hören wollen, ich sage es trotzdem noch einmal: Jawohl, im Bereich der Miliz sind wir in einer schwierigen Ausgangslage. Ich glaube, allen Abgeordneten hier in diesem Haus, insbesondere jenen, die sich mit dem österreichischen Bundesheer in den letzten Jahren intensiver auseinandergesetzt haben, ist das bewusst. Daher sage ich auch ganz klar und deutlich: Trotz schwieriger Ausgangslage werden wir gemeinsame Bemühungen unternehmen, um auch im Bereich der Miliz ein deutliches Zeichen zu setzen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich weiß, dass jetzt vor dem Sommer natürlich auch der Wahlkampf beginnt. Aber ich mache ausdrücklich darauf aufmerksam, dass es mit dem Wehrdienst neu den beiden Koalitionsparteien deutlich gelungen ist, die Kraft der Koalition unter Beweis zu stellen.  Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte meine Ausführungen nicht beenden, ohne auf den Hinweis hinsichtlich der von mir jetzt getroffenen weiteren Personalent­scheidungen auch hier um Haus kurz zu reflektieren. Es mag eine ungewöhnliche Vorgangsweise sein, Herr Abgeordneter, aber ich habe bei mir im Haus all jene Kandidaten, die mir von der Begutachtungskommission eindeutig empfohlen wurden, zu einem Hearing eingeladen, weil ich mir von jenen Persönlichkeiten, die im öster­reichischen Bundesheer eine Führungsfunktion und Führungsaufgabe übernehmen wollen, auch einen eigenen Eindruck verschaffen möchte.

Das mag eine ungewöhnliche Vorgangsweise sein. Jawohl, ich gestehe, es ist zeit­intensiv, aber es war mir ein Anliegen, weil ich die Persönlichkeiten alle unmittelbar selbst kennenlernen wollte. Ich habe mich bemüht, seit dem 11. März viele Einzel­gespräche zu führen, alle konnte ich noch nicht führen, alle konnte ich noch nicht kennenlernen. Aber die Hearings boten darüber hinaus, darf ich Ihnen vergewissern, eine hervorragende Gelegenheit, um einen tiefen, weiteren Einblick in das österreichi­sche Bundesheer zu bekommen. Und ich darf an dieser Stelle sagen, dass jene drei Sektionsleiter, die von mir gestern vorgestellt wurden, alle hervorragende Qualitäten haben und im Dienste des österreichischen Bundesheeres eine hervorragende Arbeit leisten werden.  Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.42


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gelangt Herr Abge­ordneter Stauber. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.42.50

Abgeordneter Peter Stauber (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geschätzter Herr Bun­desminister! Hohes Haus! Danke, Herr Minister, für die klaren Worte in Richtung Bun­desheer neu. Ich denke, nach jahrelangen Diskussionen werden endlich auch konkrete Schritte gesetzt. Das ist im Sinne des österreichischen Bundesheeres nur zu begrüßen. Danke, Herr Minister, bleiben Sie auf diesem Wege!


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Die heutigen Beschlüsse, die wir bezüglich der Verwaltungsgerichtsbarkeits-Novelle zu fassen haben, wurden ja schon von den Vorrednern erläutert, sie ist zu unterstützen. Das wichtigste Ziel soll eine Anpassung sämtlicher wehrrechtlicher Verfahrensbestim­mungen an die mit 1. Jänner in Kraft tretende Verwaltungsgerichtsbarkeits-No­velle 2012 verfolgen.

Dies soll unter der Maxime erfolgen, dass es zu einer Qualitätssteigerung der Ver­fahren erster Instanz im gesamten Wehrrecht kommen soll. Dadurch soll auch ein Ansteigen der Anzahl der Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht vermieden werden, und auch der individuelle Rechtsschutz soll vollständig gewahrt bleiben. Der Hauptgesichtspunkt des debattierten Gesetzes betrifft die Änderungen im Heeres­disziplinargesetz – auch eine ganz wichtige Sache, besonders das Kommandanten­verfahren nach dem Heeresdisziplinargesetz soll aufrechtbleiben. Dies soll in Ent­sprechung der Entschließung des Nationalrates vom 15. Mai 2012 unter weitgehender Beibehaltung des auf Einfachheit und Raschheit geprägten Kommandantenverfahrens gelten.

Weitere wesentliche Adaptierungen betreffen die Straffung von Disziplinarverfahren und die notwendigen Anpassungen. Die weiteren Gesetzesänderungen betreffen auch den erleichterten Zugang von Frauen in die Miliz. Und schließlich werden noch im Militärbefugnisgesetz vereinzelte, aufgrund der praktischen Erfahrungen sowie der neueren technischen Entwicklungen notwendige Adaptierungen vorgenommen.

Last but not least noch ein Herzensanliegen von mir im Sinne des österreichischen Bundesheeres: Bitte, Herr Minister, versuchen Sie in Zukunft auch die Kasernen in unseren Bundesländern aufrechtzuerhalten! Sie sind wichtig für unsere regionale Wirtschaft, aber auch für unsere Soldaten und Soldatinnen vor Ort. – Danke schön und alles Gute! (Beifall bei der SPÖ.)

14.45


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als vorläufig letzter Redner zu diesem Tagesord­nungspunkt ist Herr Abgeordneter Mag. Schönegger zu Wort gemeldet. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.45.20

Abgeordneter Mag. Bernd Schönegger (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Wenn irgendwo in Österreich irgendjemand aufsteht und laut erklärt, eine Verwaltungsreform sei ganz dringend notwendig, so wird er größtmögliche allgemeine Zustimmung erhalten – schon alleine deshalb, weil jeder etwas anderes darunter versteht.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, dieser Satz stammt nicht von mir, dieser Satz stammt vom österreichischen Verwaltungsjuristen Karl Brockhausen und ist über 100 Jahre alt. Vor allem das Datum dieses Satzes macht sehr deutlich, dass der Ruf nach Verwaltungsreformen mindestens so alt ist wie der Bestand der österreichischen Verwaltung selbst.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben in der jahrzehntelangen Debatte um eine Verwaltungsreform einen neuen Weg eingeschlagen, nämlich nicht wie früher, in den Jahren zuvor den Weg der großen, unverbindlichen Allgemeinschauplätze ge­wählt, sondern wir haben mit dieser Verwaltungsreform ganz konkrete Reformschritte gemacht.

Wir werden ab 1. Jänner 2014 in Österreich ein zweistufiges System der Verwal­tungs­gerichtsbarkeit haben. Es werden über 120 Behörden und Sonderbehörden durch neun Landesverwaltungsgerichte, ein Bundesverwaltungsgericht und ein Bundes­finanz­gericht ersetzt. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir behandeln bei diesem


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 127

Punkt, den wir jetzt debattieren, die Anpassung des gesamten österreichischen Wehr­rechts an dieses neue System der Zweistufigkeit.

Die Änderungen sind von meinen Vorrednerinnen und Vorrednern schon im Wesent­lichen genannt worden. Ich möchte noch auf die Anpassungen hinweisen, wo wir auch auf Besonderheiten des militärischen Dienstbetriebes Augenmerk gelegt haben, nämlich die Nachbildung des sogenannten Kommandantenverfahrens. Da wurde recht­lich auf diese wirkliche militärische Dienstbesonderheit eingegangen. Auch Zugangs­regelungen für Frauen in der Miliz wurden adaptiert und sollten in Zukunft deutliche Erleichterungen bringen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit diesen umfassenden Änderungen setzen wir gemeinsam den nächsten Baustein für die von mir schon skizzierte große Ver­waltungsreform. Dass diese auch 88 Tage vor der Nationalratswahl so vonstatten­gehen kann, ist nicht selbstverständlich, und das freut uns sehr. Es ist nämlich im größtmöglichen Konsens, mit allen Oppositionsparteien auch einstimmig zu schaffen. Das ist ein erfreuliches Signal und durchaus ermutigend für den österreichischen Parlamentarismus.

Herr Bundesminister, einen letzten Satz noch von mir: Sie haben Ihre Personal­ent­scheidungen jetzt verteidigt, und das vollkommen zu Recht, es hat kein Mensch etwas gegen objektive Personalauswahl – im Gegenteil: Das ist etwas sehr Wichtiges. Wir sollten aber beizeiten noch einmal über den Begriff objektiv und darüber, ob auch wirklich alle eingeladen wurden, reden. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

14.48

14.48.10

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Ich schließe daher die Debatte.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf in 2523 der Beilagen.

Hiezu haben die Abgeordneten Prähauser, Klikovits, Kolleginnen und Kollegen einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag eingebracht.

Ich werde daher zunächst über die vom Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag betroffenen Teile und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.

Die Abgeordneten Prähauser, Klikovits, Kolleginnen und Kollegen haben einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag betreffend Artikel 1 bis 8 eingebracht.

Wer dem seine Zustimmung erteilt, den ersuche ich um ein Zeichen. Das ist ein­stimmig angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung erteilen, um ein Zeichen. Auch das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die auch in dritter Lesung für den vorliegenden Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen. Das ist einstimmig. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Klikovits, Prähauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung der Legislativmaßnahmen im Zusammenhang mit der Wehrdienstreform.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 128

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen. Das ist mehrheitlich angenommen. (E 314.)

14.50.177. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2360/A der Abgeordneten Dr. Sabine Oberhauser, MAS, Dr. Erwin Rasinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Psychologengesetz geändert wird (2572 d.B.)

8. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (2398 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Hebammengesetz und das Kinderbetreuungs­geld­gesetz geändert werden (2553 d.B.)

9. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 2356/A(E) der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend verpflichtende Untersuchungen durch einen Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten und verpflichtende zahnärztliche Untersuchung im Rahmen des Mutter-Kind-Passes (2554 d.B.)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir kommen nun zu den Punkten 7 bis 9 der Tages­ordnung, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Frau Abgeordnete Dr. Oberhauser. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.51.34

Abgeordnete Dr. Sabine Oberhauser, MAS (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Es ist nicht das erste Mal in dieser Legis­laturperiode, dass sich Bundesminister Stöger an eine Novellierung oder Neu­struk­turierung eines Berufsgesetzes wagt, sage ich jetzt einmal.

Die Frage des MAB-Gesetzes war auch etwas, was wir hier nach zahlreichem E-Mail-Verkehr, den viele Abgeordnete, glaube ich, hatten, erfolgreich und zur Zufriedenheit der Berufsgruppen abschließen konnten. Genau dasselbe ist jetzt nach einer sehr turbulenten Begutachtungsphase und einem sehr turbulenten Diskussionsprozess auch mit dem neuen Gesetz für Psychologinnen und Psychologen gelungen.

Viele von Ihnen haben im Zuge der Begutachtung E-Mails bekommen mit der Sorge, dass im Zuge der Neustrukturierung des Berufsrechts in die Berufsfelder der einzelnen Berufsgruppen, die in der Psychologie, im psychologisch-psychiatrischen Bereich tätig sind, eingegriffen werden könnte. Das waren einerseits Psychiaterinnen und Psychi­ater, andererseits aber auch Psychotherapeutinnen, Psychotherapeuten, die Sorge hatten, dass wir mit der Neustrukturierung dieses Gesetzes in ihre Berufsfelder hinein­gekommen sind.

Wir haben den Zeitraum der Begutachtung, wirklich bis zur letzten Sekunde ausge­nützt, um an einer Neustrukturierung, einem Abänderungsantrag zu diesem Gesetz zu arbeiten. Ich danke, da möchte ich auch nicht anstehen, in diesem Sinne auch wirklich den Gesundheitssprechern und auch den administrativen Beamtinnen und Beamten


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aller Klubs hier im Haus dafür, dass sie uns – ich sage einmal so – nachgesehen haben, dass dieser Antrag ganz knapp vor Beginn des Ausschusses eingebracht wurde und von uns erläutert werden konnte. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Man hätte auch anders reagieren können. Ich glaube, dass hier ein herzliches Dankeschön, auch im Sinne der Psychologinnen und Psychologen, von unserer Seite wirklich angebracht ist! (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Dr. Grünewald.)

Was bringt dieses Gesetz?  Dieses Gesetz bringt Klarheit für Patientinnen und Patien­ten, etwas, was Sinn und Zweck aller Gesetze sein sollte, nämlich dass man den Patienten, den Konsumenten auch in den Mittelpunkt stellt. Für den Patienten muss klar sein, wenn ein Schild an einer Ordinationstür hängt, was er sich drinnen erwarten kann, was diese Berufsgruppe kann, was diese Berufsgruppe bereit ist, zu leisten.

Das, glaube ich, ist gelungen, es ist eine Festschreibung des Bereiches der Psycho­loginnen und Psychologen im Bereich der klinischen, aber auch im Bereich der Ge­sund­heitspsychologie gelungen. In diesem Sinne: ein guter Anfang, ein gutes Ende, dass dieses Gesetz heute hier nehmen wird. Für eine kommende Legislaturperiode sind wir den PsychotherapeutInnen, glaube ich, im Wort, und es ist auch dringend notwendig, dass wir auch das Gesetz für Psychotherapeutinnen und Psycho­thera­peuten neu adaptieren und es den Gegebenheiten von heute anpassen.

In diesem Sinne: ein gutes Gesetz, das hoffentlich heute hier auch einen guten Abschluss finden wird! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Wöginger und Dr. Grünewald.)

14.54


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gelangt Herr Abgeord­neter Dr. Rasinger. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.54.46

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Bei dem Psychologengesetz handelt es sich um eine Medaille mit zwei Seiten. Wozu brauchen wir das Ganze überhaupt?, könnte jemand fragen. – Es ist ganz einfach: Wir haben in der westlichen Welt einen dramatischen Anstieg an psychischen Krankheiten  dramatisch! Laut WHO werden in den nächsten zehn Jahren die psychischen Krankheiten auf Platz drei sein. In aller Munde ist zum Beispiel Burn-out, wobei ich bei Burn-out betonen muss, in der Vollausprägung ist es eine schwere Depression, die bis hin zu Selbstmordgedanken gehen kann, es ist aber nicht nur beruflich bedingt, sondern meistens beruflich und privat bedingt.

Zweitens: 20 Prozent der Bevölkerung haben irgendwann einmal eine behandlungs­würdige psychische Störung – Angsterkrankungen vor allem, oder eine Depression –; und wenn ich hier 183 Abgeordnete durchzählen würde, haben laut Statistik 6 Prozent eine Depression, also zehn von meinen lieben Kollegen hier sind wahrscheinlich derzeit depressiv. – Ich weiß nicht, wer, hoffentlich keiner. Das ist die Statistik. Das ist die eine Seite der Medaille.

Das heißt, wir haben einen enormen Anstieg, auf der anderen Seite brauchen wir Therapeuten, Ärzte, die das auch behandeln können und vor allem erkennen. Das heißt, wir brauchen Qualität. Natürlich verdient sich ein Gesetz, das vor 25 Jahren ge­macht wurde, irgendwann einmal einen Relaunch. Wenn ich sehe, was derzeit an Privat-Unis gegründet wird, wo Psychotherapie angeboten wird, Psychologie ange­boten wird, dann brauche ich eine staatliche Messlatte, über die ich drüberspringen muss, und die Messlatte heißt schlicht und einfach Qualität.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 130

Ich erzähle Ihnen einen persönlichen Fall, worum geht es eigentlich im Konkreten?  Ich hatte letztes Jahr ein paar Tage vor Weihnachten einen völlig aufgeregten 17-jährigen Automechanikerlehrling bei mir in der Ordination. Ich betone ausdrücklich, ich bin kein Therapeut, ich bin nur praktischer Arzt, aber ich behandle auch Menschen, die glauben, psychisch krank zu sein. Fünf Tage vor Weihnachten, völlig in Panik, mit einer Schlafstörung kommt der Bub zu mir und sagt, er könne sich nicht mehr konzentrieren, er sei wertlos, und er möchte aus dem Job raus; er sei in einem tiefen Loch und denke daran, sich etwas anzutun.

Jetzt versuchen Sie einmal, sogar im gut versorgten Wien, als Hausarzt fünf Tage vor Weihnachten einen Psychiater zu kriegen! Versuchen Sie einmal, in Wien einen Psycho­therapeuten zu finden, der auf Kassenkosten ordiniert und so weiter! Unter 14 Tagen, selbst bei Bemühen, ist da nichts zu erreichen. Also gut, tut der kleine Dr. Rasinger mit seinen bescheidenen kleinen Mitteln etwas. Ich habe ihm etwas zum Schlafen verord­net, etwas zum Entspannen, ein Antidepressivum, habe ihn am nächsten Tag wieder­bestellt, habe ihm sehr viel Zuwendung gegeben, habe versucht, herauszufinden, was die Ursache war.

Die Ursache war relativ simpel: Ein Kollege hat ihn im Job ständig gehänselt, hat gesagt: Du bist unfähig!, und das hat sich so verfestigt, dass er es dann wirklich geglaubt hat und einfach in Panik geraten ist. Langer Rede kurzer Sinn: Nach 14 Ta­gen war der Bub aus der Krise draußen, wir haben auch mit den Eltern und dem Arbeitgeber geredet, und er hat später die Lehrlingsprüfung super bestanden. Das war also eine bescheidene Intervention.

Wenn so eine Intervention nicht erfolgt, wenn der nicht in irgendeine Form der Betreu­ung kommt, kann man sich ausmalen, was da alles entsteht. Schon Professor Strotzka, der große Psychoanalytiker, hat gesagt: Das Wesentliche ist, dass man einen guten Pfarrer hat, einen guten Barkeeper, einen guten Freund, also jemanden, der einem zuhört und sich zuwendet. Und darum hat mich das gestört, im Rahmen des Gesetzes, dass Berufsgruppen, die eigentlich zum Reden berufen sind, nicht reden, sondern sofort mit Demos und mit Mail-Aktionen agieren. Mit mir hat kein Einziger geredet, und ich bin sehr redefreudig, würde ich einmal sagen. (Beifall sowie Rufe bei der ÖVP: Wissen wir!)

Ich glaube, man tut jemandem nichts Gutes, wenn man einen anderen erniedrigt und sagt: Du behandelst nicht, oder deine Behandlung ist weniger wert als die andere. Ich glaube, das sollten wir lassen. Wir waren bei dem Gesetz nur davon getragen, die Qualität zu verbessern, und das ist dringend notwendig. Wie Frau Kollegin Oberhauser schon gesagt hat, glaube ich, müssen wir nach 25 Jahren auch das Psychothe­rapie­gesetz einem Relaunch unterziehen.

Das Ziel ist relativ simpel bei dem Gesetz: Wir wollen, dass in dieser schwierig wer­denden Welt Menschen mit therapeutischer Hilfe vielleicht in dem einen oder anderen Fall besser zurechtkommen. Es ist nicht darum gegangen, irgendjemanden abz­uwerten, sondern immer darum gegangen, die Qualität zu erhöhen.  Ich danke Ihnen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.59


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich unterbreche nunmehr die Verhandlungen über diese Punkte der Tagesordnung, damit die verlangte Behandlung einer Dringlichen Anfrage gemäß der Geschäftsordnung um 15 Uhr stattfinden kann.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 131

15.00.17Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kollegin und Kollegen an den Bundes­minister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend: Gewerkschaft blockiert – Wirtschaft verliert (15326/J)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 15326/J.

Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

Die österreichische Bundesregierung will trotz massiver Proteste zahlreicher Experten - wie etwa der MTD-Austria, Dachverband und überbetriebliche Interessensvertretung von 20.000 Berufsangehörigen - die Registrierung der Gesundheitsberufe bei der Arbeiterkammer durchsetzen und am heutigen Tag im Nationalrat beschließen lassen. Insbesondere die in diesem Bereich tätigen Personen sind zu Recht empört und verunsichert und haben kein Verständnis für diese fachlich nicht gerechtfertigte Maßnahme, die aus rein politischen Gründen umgesetzt werden soll.

Zusätzlich wird die Situation am Arbeitsmarkt immer dramatischer. Im Juni 2013 befan­den sich 314.407 Personen auf Jobsuche, um 30.770 mehr als im Juni des Vorjahres. Besonders betroffen sind die Bauwirtschaft - ein Plus von 15 Prozent auf 16.432 vorgemerkte Arbeitslose - und die Gesundheitsberufe - ein Plus von 14 Prozent auf 6.996 vorgemerkte Arbeitslose (Quelle: Sozialministerium).

Die Situation in der Bauwirtschaft wird sich in den kommenden Wochen und Monaten auf dramatische Weise verschärfen. Die Insolvenz der ALPINE Bau mit aktuell rund 5.000 Beschäftigten ist ein tragischer Höhepunkt. Zahlreiche Bauprojekte stehen still, wodurch ein Dominoeffekt mit Folgekonkursen droht.

Zahlreiche weitere Insolvenzfälle sind in den vergangenen Tagen und Wochen öffentlich bekannt geworden. Allein die Insolvenz der Elektronikhandelskette Nieder­meyer kostete 600 Mitarbeitern ihren Job.

Der Schlecker-Nachfolger - die Drogeriekette Dayli - mit 3.300 Beschäftigten befindet sich aktuell in einer sehr ernsthaften Situation. Es drohen eine Insolvenz und der Verlust von tausenden Arbeitsplätzen. Mit der Chronik darüber, wie der ÖGB die Drogeriekette geknebelt und letztlich ruiniert hat, ist Österreich wohl einzigartig im europäischen Staatengefüge:

November 2012: Haberleitner übernimmt Schlecker, betreibt 900 Filialen unter "Dayli" weiter, kündigt die Schaffung weiterer 800 Arbeitsplätze an.

Dezember 2012: Novomatic steigt mit 50 Prozent bei Dayli ein, Haberleitner kündigt an, 2016 an die Börse gehen zu wollen.

Jänner 2013: Dayli erweitert in zwei Testfilialen sein Angebot mit Lebensmitteln, Haus­haltsgeräten und Bürodienstleistungen. Haberleitner spricht damals noch von 80 Mio. Euro Eigenkapital.

Februar 2013: In einer dieser Testfilialen öffnet Haberleitner auch sonntags, die Gewerkschaft läuft sofort Sturm, GPA-Chef Proyer kündigt eine Anzeige wegen "unlauteren Wettbewerbs" an.

April 2013: Weitere Dayli-Filialen öffnen am Sonntag, die GPA schaltet nun auch das Arbeitsinspektorat ein.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 132

Anfang Mai 2013: Dayli muss seine Sonntagsöffnung auf Druck der Gewerkschaft und Behörden zurücknehmen, da die Gewerbeordnung diesbezüglich geändert wurde. GPA-djp-Chef Wolfgang Katzian jubelt und sagt: "Es reicht nicht aus, als Drogeriemarkt einen Getränkeautomaten aufzustellen und Leberkässemmeln zu verkaufen."

Ende Mai 2013: Aufgrund der nun geringeren Gewinnaussichten zieht die Novomatic ihren Anteil an Dayli zurück. Trotzdem wollte Haberleitner 52 Mio. Euro bis Ende 2013 in die Filialkette in Österreich investieren.

Ende Mai 2013: Die GPA brüstet sich damit, einen Sozialplan für Dayli erarbeitet zu haben, weil erstmals im Raum steht, dass Dayli als Folge des Verbots der Sonntags­öffnung Mitarbeiterkündigungen in den Raum stellt.

Juni 2013: Haberleitner kündigt einen Rückzug nach Deutschland und die voraus­sichtliche Schließung von 180 Filialen in Österreich mit insgesamt 560 Mitarbeitern an.

Ende Juni 2013: Dayli reduziert die Schließung auf 103 Filialen, 336 Mitarbeiter müssen zum AMS.

1. Juli 2013: Die Insolvenz steht im Raum, damit sind die letzten 3000 Mitarbeiter aktuell bedroht. Und Sozialminister Hundstorfer lässt über die Medien lapidar ausrich­ten: "Wir stehen zur Verfügung."

2. Juli 2013: Die GPA rät den Betroffenen, mit Ihrer Hausbank zu sprechen, um etwaige Stundungen oder Umschuldungen zu erreichen - ein Zynismus der Son­derklasse!

Im Bereich der "Alpine" stellt sich die Chronologie der sozialpartnerschaftlichen Zusam­menarbeit zwischen Dienstgeber und Gewerkschaft und der Auslegung der aktuellen Gesetzeslage wiederum durchaus semi-professionell dar:

24. April: Im vorläufigen Jahresbericht 2012 wird ein Verlust nach Steuern von satten 449,7 Millionen Euro angeführt. Die Bauleistungen sind im Vergleich zu 2011 von 3,62 auf 3,21 Milliarden zurückgegangen, bewegen sich nach Firmenangaben noch innerhalb des Rahmens, den die Finanzierungspartner festgelegt haben sollen.

24. April: Für den neu bestellten "Alpine"-Chef Arnold Schiefer ist der Megaverlust des Vorjahres ein Ergebnis von "Selbstüberschätzung kombiniert mit mangelnder Kon­trolle". Vor allem die Abwicklung von Großprojekten in Osteuropa habe den Konzern in "eine große Schieflage" gebracht. Trotzdem betont Schiefer, dass der Österreich-Teil der Firma eine "sehr gesunde Struktur" hätte.

27. April: Offenbar als letzte Rettung holt sich die "Alpine" gemeinsam mit der "Porr" aus Serbien eine einbehaltene Bankgarantie von 10 Millionen Euro zurück. Nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein.

4. Juni: Die "Alpine" kann nichts mehr verzögern und veröffentlicht die Zahlen für das erste Quartal 2013. Darin ist ein Verlust von 53 Millionen Euro enthalten. Die "Haupt­schuld" wurde dem langen Winter gegeben.

19. Juni: Der Ofen ist aus: Die "Alpine" meldet Insolvenz an, der Konzern ist mit 1,9 Milliarden Euro überschuldet. 4.900 Arbeitsplätze in Österreich sind in Gefahr, hinzu kommen noch 7.500 indirekt gefährdete Arbeitsplätze bei den Zulieferern. Die liquiden Mittel der Firma betragen nur noch 5,7 Mio. Euro. Die Politik zeigt sich entsetzt, man beginnt, an Auffanggesellschaften zu basteln.

20. Juni: Nach dem Insolvenzantrag kündigt die GBH (Gewerkschaft Bau-Holz) in Person des Vorsitzenden Josef Muchitsch (S) "Maßnahmen zur Weiterbeschäftigung" an. Bei 36 bundesweiten Versammlungen sollen die Mitarbeiter über die Vorgangs­weise der Gewerkschaft informiert werden.


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24. Juni: Die Suche nach Auffanggesellschaften ist gescheitert, allerdings gibt es in den Ländern zahllose Firmen, die laufende Baustellen haben und es besteht die Hoffnung dass hier Mitarbeiter übernommen werden können.

25 Juni: Muchitsch bejubelt das Konjunkturpaket der Regierung und zeigt sich zuversichtlich, dass viele der Ex-Alpine-Baustellen ab 15. Juli weiterbestehen können. Faymann und Muchitsch pilgern zu den Alpine-Betriebsversammlungen und "werben" für das in diesem aktuellen Fall völlig sinnlose Konjunkturpaket. Ein Irrtum, wie sich bereits kurz später zeigt.

28. Juni: Muchitsch verkündigt, das die ÖBB 70 Alpine-Lehrlinge übernehmen würden, für die verbleibenden 72 Lehrlinge ruft er die aktuell bereits sehr angeschlagene Bauwirtschaft zur Übernahme auf.

1. Juli: Die Stadt Wien gibt bekannt, dass die Großbaustelle an der Gürtelbrücke stillgelegt und zurückgebaut werden muss. Der Grund: Laut EU-Recht - was Muchitsch als hochrangiger Gewerkschafsfunktionär nicht wusste - müssen Baustellen nach einem Konkurs eines einzigen Bauträgers zwingend neu ausgeschrieben werden. Und das dauert möglicherweise bis zu einem Jahr.

Nicht zuletzt aufgrund dieser täglichen Horror-Meldungen über Politik und heimischen Arbeitsmarkt und der wechselseitigen Einflussnahme der Sozialpartner sorgen sich die Beschäftigten in Österreich um ihren Job.

Das von der österreichischen Bundesregierung nach dem ALPINE-Aus angekündigte Konjunkturpaket kommt viel zu spät und ist eine reine Alibi-Maßnahme. Es ist zu spät, die Feuerwehr zu rufen, wenn das Haus bereits abgebrannt ist. Die Regierung wäre gefordert gewesen, rechtzeitig Maßnahmen zu setzen, um solche dramatischen Pleitefälle vorbeugend zu vermeiden. Dies wurde nicht getan. Daher sind auch Ankün­digungen von SPÖ und ÖVP, für Joboffensiven zu sorgen, völlig unglaubwürdig und nichts anderes als Vorwahlgeschenke.

Insbesondere am Beispiel von Dayli kommt hier den Gewerkschaften im Zusam­menspiel mit der Bundesregierung eine sehr zweifelhafte Rolle zu. Anstatt mit der Zeit zu gehen, sich der modernen Arbeitswelt anzupassen und innovative Geschäftsideen zu unterstützen, konzentriert sich der ÖGB darauf, zu blockieren und zu verhindern. Bei den Gewerkschaften steht die Verteidigung des eigenen Systems im Vordergrund, die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer scheinen sekundär. Beispielsweise hätten ohne die existenzbedrohenden Maßnahmen der Gewerkschaft gegen die Sonntagsöffnung bei der Drogeriekette Dayli möglicherweise hunderte Arbeits­plätze gerettet bzw. geschaffen werden können. Die Blockadepolitik der Gewerkschaft in Österreich wirkt wie ein Bremsklotz auf jeden Versuch, kleinen und mittelständischen Unternehmen zu besseren Chancen zu verhelfen.

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Herrn Bun­desminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz nachfolgende

Dringliche Anfrage:

1. Wie beurteilen Sie in Ihrer Funktion als "Arbeitsminister" dass trotz massiver Proteste zahlreicher Experten, wie etwa der MTD-Austria, Dachverband und über­betriebliche Interessensvertretung von 20.000 Berufsangehörigen und der Kritik des Verfassungsdienstes in seiner Stellungnahme, die Registrierung der Gesundheits­berufe bei der Arbeiterkammer heute durchgesetzt werden soll?


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2. Wenn Sie der Meinung sind, dass es sich hier um kein Ignorieren der Anliegen von Berufsgruppen, und damit arbeitenden Menschen, handelt, wie begründen Sie diese Meinung?

3. Über die "Alpine" wird laufend berichtet; welche Informationen haben Sie aktuell über die Situation der Zulieferfirmen und wie viele davon haben bereits in das AMS-Frühwarnsystem gemeldet und Mitarbeiter vorgemerkt?

4. Unter Berücksichtigung der Amtshilfe zur Beantwortung dieser Frage, welchen Kenntnisstand haben Sie darüber, welche Überbrückungskredite es hier für Firmen in welcher Höhe und ab welchem Zeitpunkt geben soll, da davon weitere Arbeitsplätze abhängen?

5. In wenigen Tagen läuft der Schutz für die ALPINE-Mitarbeiter aus. Welche Maßnahmen haben Sie für die Mitarbeiter konkret geplant?

6. Viele Baustellen der ALPINE sollen von anderen Baufirmen übernommen werden. Wie ist der momentane Stand der Verhandlungen mit möglichen Nachfolgefirmen?

7. Der ÖGB fordert "Kein ALPINE-Lehrling darf auf der Straße stehen". Wie sieht die aktuelle Situation für die nicht von der ÖBB übernommenen Lehrlinge aus?

8. Das so genannte "Konjunkturpaket" ist nicht in der Lage, ausreichende Wirkung auf die heimische Wirtschaft zu entfalten. Was plant die Regierung außer den bereits genehmigten oder vorgezogenen Projekten, um der voranschreitenden Arbeitslosigkeit gegenzusteuern?

9. Studien zufolge beträgt der Sozialbetrug in Österreich (ohne Steuerhinterziehung) rund eine Milliarde Euro. Was tun Sie, um diesen zu beenden und diese Mittel dem Arbeitsmarkt zuzuführen?

10. Wie stehen Sie zu Mitarbeiterbeteiligungsmodellen, und werden Sie sich dafür einsetzen, dass diese gesetzlich ermöglicht werden können? Wenn nein, warum nicht?

11. Welche Maßnahmen setzen Sie in Ihrer Funktion als Sozialminister und wichtiger Verhandlungspartner in der Republik, um innovative Geschäftsmodelle zu unterstüt­zen, wie z.B. dass ein Buchhändler seinen Kunden auch Kaffee anbieten kann?

12. Werden Sie sich zum Wohle der Menschen, die arbeiten wollen, bei Ihrem Minister­kollegen Mitterlehner für eine Entrümpelung der Gewerbeordnung einsetzen? Wenn nein, warum nicht?

13. Viele Betriebe nötigen aufgrund der unflexiblen und teuren Arbeitszeitenregelungen ihre Mitarbeiter dazu, sich für das Arbeitsmodell "neue Selbständige" zu entscheiden. Was tun Sie dagegen und welche Maßnahmen setzen Sie hier um dieser Entwicklung entgegenzusteuern?

14. Befürworten Sie Transparenz und sind Sie bereit, am Verhandlungswege darauf Einfluss zu nehmen, dass der ÖGB seinen Streikfonds offen legt? Wenn nein, warum nicht?

15. Planen Sie durch Ihre Position als Sozialminister, wichtiger Verhandlungspartner und wichtiges Aufsichtsorgan im Sozialsystem darauf Einfluss zu nehmen, dass der Jahresgewinn des ÖGB 2011 von 10 Millionen Euro den Mitgliedern wieder zurückgezahlt wird, wenn nein warum nicht?

16. Weitere 3.000 Arbeitslose drohen dank der Blockadepolitik des ÖGB im Falle einer Schließung der Dayli-Drogeriekette. Welche Maßnahmen sind hier von Ihrer Seite für diese Mitarbeiter geplant?


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17. Hatten Sie Kenntnis davon, dass die Gewerkschaft hier massiven Druck sowohl auf Mitarbeiter ausgeübt hat als auch bei den Banken vorgesprochen hat, um Kredite nicht weiter zu gewähren oder dass die Gewerkschafter gegen die Geschäftsleitung vorge­gangen sind. Welche Meinung haben sie zu solchen Methoden und wie beurteilen Sie solche Vorkommnisse im Namen der Volkswirtschaft?

18. Innerhalb der Mitglieder der Gewerkschaften gibt es bei den Pensionen und Gehältern eklatante Unterschiede. Einfache Mitglieder bekommen ihre gesetzliche Pension bzw. normalen Bezüge, Gewerkschaftsvorsitzende erhalten Zusatzpensionen und hohe Gewerkschaftsgehälter. Welche Maßnahmen setzen Sie als ehemaliger Gewerkschaftsvorsitzender, um hier Gerechtigkeit zu schaffen und wie sieht diese Gerechtigkeit in Ihren Augen generell aus? (Bitte um Übermittlung eines anschaulichen Rechenmodells wenn zum Verständnis erforderlich)

19. Die Gewerkschaften sind wichtig, wenn sie ihrer Grundidee entsprechen - die Ausbeutung von Arbeitnehmern zu verhindern. Jedoch haben sich die Gewerkschaften zu weit von der Idee dahinter entfernt und zu sehr zum Selbstzweck entwickelt. Welchen Einfluss wollen Sie geltend machen, damit die Gewerkschaften wieder ausschließlich ihrer ureigenen Funktion gerecht wird?

20. Der internationale Wettbewerb wird immer härter. Kreative Geschäftsmodelle sind gefragt, wie werden Sie Ihren Einfluss geltend machen, um das Lippenbekenntnis von Spindelegger "zur Entfesselung der Wirtschaft" in die Tat umzusetzen?

In formeller Hinsicht wird verlangt, diese Anfrage im Sinne des § 93 Abs. 2 GOG-NR zum frühest möglichen Zeitpunkt zu behandeln und dem Erstanfragesteller Gelegen­heit zur mündlichen Begründung zu geben.

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich erteile Herrn Abgeordnetem Ing. Lugar als erstem Fragesteller zur Begründung der Anfrage, die gemäß § 93 Abs. 5 der Geschäfts­ordnung 20 Minuten nicht überschreiten darf, das Wort. – Bitte.

 


15.00.50

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Herr Präsident! Hohes Haus! (Abg. Öllinger: Peinlich für Sie!) Ich finde es auch ziemlich befremdlich, dass Herr Minister Hundstorfer heute lieber im Ausland weilt und einen Begleitservice für den Herrn Bundeskanzler macht (Abg. Öllinger: Er ist entschuldigt!), der ja anscheinend eine Begleitung braucht, um in Deutschland für Arbeitsplätze zu sorgen, denn er wurde eigeladen, um dort über Jugendarbeitslosigkeit und über Rezepte dagegen, die anzubieten wären, zu sprechen. (Zwischenrufe bei Grünen und FPÖ.)

Von daher ist es aus meiner Sicht sehr befremdlich, wenn sich der Arbeitsminister heute nicht bequemt, hier zu sein und lieber beim Herrn Bundeskanzler ist, der sein Händchenhalten sicherlich brauchen wird. Er sollte dem Parlament zu einem Thema Rede und Antwort stehen, das sehr, sehr wichtig ist. (Beifall beim Team Stronach.)

Wir haben ein Riesenproblem. Wir haben viele Menschen, die potenziell von Arbeits­losigkeit durch die Probleme, die wir alle kennen, bedroht sind: Alpine, dayli, Nieder­meyer und viele andere. Es gibt da Handlungsbedarf in Österreich. Und jetzt schickt uns Herr Hundstorfer nicht den Wirtschaftsminister, dessen Anwesenheit ja diesbe­züglich auch parteiübergreifend sinnvoll wäre, nein, es kommt der Herr Gesundheits­minister. (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Ihre Arbeit in Ehren, aber es wäre doch interessanter gewesen, wenn jemand von der Wirtschaft beziehungsweise der Arbeitsminister hier Rede und Antwort stehen würde.


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Ich glaube, das Thema ist wichtig genug, dass diese Anwesenheit wertschätzungs­mäßig dem Parlament gegenüber auch angebracht wäre. Man sieht, wie wenig das Parlament wertgeschätzt wird, das sieht man daran, dass eben Herr Hundstorfer heute nicht hier ist. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Haben Sie das selbst geschrieben?)

Jetzt sollten wir uns einmal zum Thema unterhalten, und zwar: Wir stehen im inter­nationalen Wettbewerb mit Ländern wie China, Südkorea, Indien und wie sie alle heißen. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Kanada!) – Auch mit Kanada, richtig. – Dabei geht es darum, dass wir uns für diesen Wettbewerb fit machen.

Herr Spindelegger hat gesagt, er will die Wirtschaft entfesseln. – Jetzt frage ich mich, wer die Wirtschaft denn gefesselt hat. Das war doch er selbst. Und wenn er sie jetzt entfesseln will, dann frage ich mich, warum in einem Land, in dem ja angeblich das Parlament und die Regierung die Zügel in der Hand haben, die Gewerkschaft so viel Macht und Einfluss hat, und zwar so viel Einfluss, dass diese Macht und dieser Einfluss sehr destruktiv ausgelebt werden können. Wenn wir uns die Vergangenheit ansehen und jetzt gerade die Ereignisse bei dayli, dann sieht man, wie destruktiv die Gewerkschaft hier vorgeht.

Die Gewerkschaft hat sich ja bei der Pleite der Alpine sofort schützend vor die Arbeitsplätze gestellt und Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um etwas zu tun. Das ist in Ordnung, finde ich auch gut so. Aber was war bei dayli? – Bei dayli war es genau umgekehrt. Da war es ganz genau umgekehrt! Die Gewerkschaft hat letztlich die potenziell 3 000 Arbeitslosen, die wir nach der Pleite zu erwarten haben, zu verantworten.

Herr Katzian, Sie können sich das auf die Fahnen schreiben. Sie können sich auf die Fahnen schreiben, dass jetzt wahrscheinlich 3 000 Arbeitsplätze verloren sind. Und der große Unterschied zur Alpine ist ja: Bei der Alpine werden die Arbeitskräfte höchst­wahrscheinlich wieder von den anderen Firmen kompensiert, denn die Aufträge sind ja da. In der Bauwirtschaft ist es ja immer so – wenn man internationale Vergleiche heranzieht, sieht man das –: Wenn eine Firma pleitegeht, saugen die anderen Firmen diese Arbeitsplätze auf, wenn genug Aufträge da sind. Und das ist in Österreich der Fall.

Es gibt ja auch ein Konjunkturpaket, das aus meiner Sicht etwas zu spät kommt, aber auch das ist dazu angetan, eben genug Aufträge bereitzustellen. Das heißt: Um die Alpine-Mitarbeiter müssen wir uns zwar sorgen, aber viel weniger als um die dayli-Mitarbeiter. Wir wissen, dass es gerade im Einzelhandel Riesenprobleme gibt. Diese 3 000 Arbeitsplätze werden dauerhaft verloren sein, und das haben auch Sie zu verantworten. (Beifall beim Team Stronach. – Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Vielleicht können sie bei MAGNA unterkommen?!) Das haben auch Sie von der Gewerkschaft zu verantworten, da Sie – und dafür gibt es ganz viele Beweise – ganz bewusst das Geschäftsmodell von dayli torpediert haben. (Abg. Riepl: Das war kein Geschäftsmodell!)

Das alles ohne Grund, denn das Geschäftsmodell war – und da hat es ein Gutachten gegeben – auf soliden Beinen, aber weil es Ihnen nicht gepasst hat und weil Sie gerade im Bereich Einzelhandel zu wenig Macht und Einfluss haben, wollten Sie hier Ihre Muskel spielen lassen und haben bewiesen, wie sehr Sie in diesem Blockieren und Verhindern verhaftet sind.

Sie sind leider ein Verhinderungsverein geworden, und das finde ich sehr schade. Ich bin ja ein großer Freund der Gewerkschaft. (Ironische Heiterkeit bei SPÖ, FPÖ und Grünen.) Das ist ja immer falsch dargestellt worden, ich habe nichts gegen die Gewerkschaft. Die Gewerkschaft hat in der Vergangenheit eine sehr, sehr wichtige Funktion gehabt. In der Vergangenheit hat es die bösen Ausbeuter gegeben, die bösen


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Unternehmer, die die Arbeitnehmer ausgebeutet haben und dazwischen – zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer – war die Gewerkschaft und hat genau das verhindert oder abgemildert. Das war wichtig. Die Gewerkschaft hat große Verdienste in der Vergan­genheit gehabt, aber dieser Selbsterhaltungsverein, der sie mittlerweile geworden ist, ist das Problem, das ich angreife. (Beifall beim Team Stronach.)

Letztlich ist es Ihre Selbstgefälligkeit, mit der Sie einfach alles vom Tisch wischen und jeden, der Ihnen die Hand reicht, wegstoßen. Nichts anderes haben wir vom Team Stronach gemacht, auch Frank Stronach, wir haben Ihnen ja die Hand gereicht, wir haben Ihnen letztlich die Hand gereicht, um ein Miteinander zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu ermöglichen, denn genau das ist ja das, was wir brauchen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Wir brauchen ein Miteinander. Sie wollen Klassenkampf, Sie aber wollen die einen gegen die anderen aufhetzen, aber das führt zu nichts.

Ich habe es auch am Gewerkschaftskongress gesehen, zu dem ich dankenswerter­weise eingeladen wurde. Da habe ich es gesehen: letztlich Klassenkampf von A bis Z. (Abg. Dr. Oberhauser – demonstrativ Beifall spendend –: Ja, Gott sei Dank!)

Was ist denn gut, wenn Sie jetzt applaudieren? Ich sage „Klassenkampf“, Sie applaudieren! Glauben Sie wirklich, dass Klassenkampf in unserer modernen Gesell­schaft noch irgendeinen Platz hat? – Sie leben in den siebziger Jahren, Klassenkampf hat hier nichts verloren. Wir brauchen ein Miteinander. Begreifen Sie das doch bitte! Begreifen Sie von der Gewerkschaft doch bitte, wir brauchen ein Miteinander!

Beim ÖGB-Kongress haben wir gesehen, es gibt kein Miteinander. Diese Videos, die Sie dort gezeigt haben, wo der Mob von der Straße die Unternehmer aus ihren Türmen treibt, da frage ich mich: Ist das noch zeitgemäß? Entschuldigung, ist das noch zeitgemäß? (Zwischenrufe bei SPÖ und Grünen.)

Begreifen Sie es doch bitte: Wir brauchen ein Miteinander! Nicht dieses Gegen­einander, das bringt doch nichts! Dieses Video, das Sie gezeigt haben  (Abg. Dr. Oberhauser: Wer ist der „Mob“? Wer ist denn der „Mob“? – Arbeiter ist gleich Mob?! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ. – Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Nein. – Wenn Sie sich beruhigen, erzähle ich auch jenen, die dieses Video nicht gesehen haben, worum es gegangen ist. Da waren Männer, offensichtlich so wie das Video es gezeigt hat, in ihren Glaspalästen mit Anzug und Krawatte und unten haben sich Menschen zusammengerottet, die auf eine sehr aggressive und kämpferische Art versucht haben, diese Türme zu stürmen. (Abg. Dr. Oberhauser: Das ist nicht wahr! So ein Blödsinn!) Das ist doch bitte ein Bild, das nicht einmal in den siebziger Jahren geprägt worden wäre.

Entschuldigen Sie, wir brauchen das nicht, wir brauchen keinen Klassenkampf. Warum sich die Grünen jetzt so aufregen, verstehe ich überhaupt nicht. Was haben Sie denn von einem Klassenkampf? (Abg. Öllinger: Sie sind ein Klassenkämpfer!) – Wir sind doch eine kleine Insel hier, wir sind doch ein ganz kleines Völkchen auf diesem Planeten. Glauben Sie, wenn wir hier Klassenkampf betreiben, unsere Wirtschaft schwächen und jene, die miteinander leben und arbeiten sollten, gegeneinander aufhetzen, dass wir damit gegen Länder wie China, Indien, Brasilien oder Südkorea bestehen können? (Abg. Mag. Steinhauser: Das ist ein Modell für Sie? China als Modell?)

Sie sagen immer, Frank Stronach, Frank Stronach. – Was ist denn so schlecht daran? Frank hat 40 Jahre lang seine Mitarbeiter beteiligt. (Ironische Heiterkeit der Abg.


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Dr. Belakowitsch-Jenewein.) Mitarbeiterbeteiligung ist das Modell. (Beifall beim Team Stronach.)

Frank Stronach hatte auch nie ein Problem mit der Gewerkschaft. Er hat nur immer gesagt, er ist die beste Gewerkschaft, die man sich vorstellen kann – und das war auch so. (Abg. Riepl: Frank Stronach! Versprochen, nicht gehalten!) Frank Stronach hat immer dieses Miteinander gelebt. (Abg. Riepl: Das stimmt ja nicht!)

Warum schaffen wir das hier nicht? Es funktioniert ja nicht einmal im Parlament. Es gibt ja auch zwischen den Parteien kein Miteinander. Nicht einmal zwischen den Regierungsparteien gibt es ein Miteinander. Ich glaube, das ist eine Krankheit, die Österreich befallen hat, dieses Gegeneinander. Muss das sein? (Zwischenrufe bei SPÖ und Grünen.)

Ich glaube, dass es der Gewerkschaft gut anstehen würde, wenn sie erstens neue Ge­schäftsmodelle akzeptieren würde und wenn sie nicht dauernd mit ihren unqua­lifizier­ten Vorschlägen Arbeitsplätze gefährden würde. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Können Sie das konkretisieren?) Zum Beispiel: den Mindestlohn auf 1 500 € erhöhen.

Verstehen Sie nicht, dass Sie damit ganze Industriezweige in diesem Land aushun­gern?! Sie können doch nicht einfach den Mindestlohn abrupt auf 1 500 € anheben und dann nicht glauben, dass damit nicht Arbeitsplätze abwandern, genau ins Ausland! Ich weiß, dass Ihnen das egal ist. Sie sehen das ja nicht so lokal. Für Sie ist es ja egal, ob das in Österreich passiert. Die Arbeitsplätze sind ihnen egal. Für Sie ist wichtig: Arbeitsplätze auf der ganzen Welt sind genauso schön wie Arbeitsplätze in Österreich. (Abg. Dr. Matznetter: Bangladesch!)

Das ist ja auch der große Unterschied. Sie sehen das mehr global, ich sehe das mehr auf Österreich bezogen. Ich sage, na selbstverständlich müssen wir Firmen unter­stützen, die im Inland investieren. Ihnen ist das egal. (Abg. Dr. Matznetter: Schloss Reifnitz!) Wenn bei Ihnen Firmen im Ausland investieren und dort Arbeits­plätze schaffen: Ein Arbeitsplatz ist ein Arbeitsplatz für einen Gewerkschafter. Das kann ich nachvollziehen. Aber dann sagen Sie das bitte so! Sagen Sie es, damit die Menschen da draußen auch wissen, dass die Gewerkschaft großflächiger denkt. (Abg. Riepl: Was ist ein Mindestlohn in Ihren Augen?)

Aber ich frage mich, wie wir unseren Wohlstand erhalten wollen, wenn Sie so arbeiten. Wie wollen wir Arbeitsplätze in Österreich halten, wenn es Ihnen egal ist, ob sie in Österreich entstehen oder im Ausland? (Abg. Dr. Oberhauser: Was ist die Lösung?) – Nein, die Lösung ist, die Gewerkschaft in die Schranken zu weisen. Das ist die Lösung. (Lebhafte ironische Heiterkeit bei SPÖ und Grünen.) Das ist die Lösung! Genau weil sich die Gewerkschaft als Schattenregierung in diesem Land aufspielt. (Beifall beim Team Stronach.)

Ich weiß, dass die Gewerkschaft nicht an allem schuld ist. Schauen Sie, ich nehme die Gewerkschaft doch nur als Beispiel. Die Gewerkschaft ist nicht für alles verantwortlich, das ist mir auch bewusst. (Abg. Öllinger: Ah ja?! – Abg. Dr. Oberhauser: Na geh! – Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Zweites Beispiel!) Natürlich ist die Gewerkschaft ein großer Verhinderungs- und Blockierverein in diesem Land geworden. Das ist keine Frage, das sehen ja mittlerweile fast alle so. Und es gibt ja auch eine Umfrage, dass 80 Prozent der Österreicher eben nicht mit der Gewerkschaft zufrieden sind. Gibt Ihnen das nicht zu denken? (Zwischenruf des Abg. Katzian.)

Na das ist klar! Der Herr Katzian schüttelt den Kopf. Wenn 80 Prozent der Österreicher nicht finden, dass die Gewerkschaft eine gute Arbeit macht, dann denkt sich der Herr Katzian: Wen kümmert es? Wir machen ohnehin, was wir wollen.


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Aber genau das ist das Problem, das Sie hier hergeführt hat. Genau dieses Problem hat uns heute hier hergeführt und hat letztlich dazu geführt, dass in diesem Land nur blockiert und nur gemauert wird und jede Verbesserung und jede Veränderung sofort im Keim erstickt wird, wie wir bei dayli gesehen haben und wie wir jeden Tag bei den Verhandlungen mit der Lehrergewerkschaft sehen. Das sehen wir doch jeden Tag. Es wird doch nur verhindert, blockiert und gemauert.

Und dann gab es einen ÖGB-Kongress, zu dem ich dankenswerterweise eingeladen wurde; ich bedanke mich noch einmal dafür. Und was wurde dort beschlossen? – Eine Maschinensteuer. Jetzt muss man sich einmal vorstellen: Die haben dort tatsächlich eine Produktivitätsabgabe gefordert, wohl wissend, dass genau das die Wirtschaft in diesem Land nachhaltig ruiniert. Genau das! Wie können wir denn letztlich gegen Länder wie China, Südkorea, Indien, Brasilien oder, wenn wir nach Europa schauen, Polen und viele andere bestehen? Wie können wir bestehen? – Durch Produktivität! Das sagt Ihnen höchstwahrscheinlich etwas: Produktivität. Und wenn Sie genau diese Produktivität besteuern, tun Sie nichts anderes, als der Wirtschaft das Wasser abzugraben. Das wissen Sie auch. (Beifall beim Team Stronach.)

Sie wissen das, Herr Katzian. So, wie Sie sich heute hier gebärden, weiß ich, dass Sie das wissen. Und Sie machen es trotzdem. Sie machen es trotzdem, weil Ihnen das relativ egal ist. Ihnen geht es darum, dass Ihre Mitglieder, die Sie noch haben, Ihnen auf die Schulter klopfen und sagen: Super, wieder etwas gefordert. Aber ob das für die gesamte Wirtschaft gut ist oder nicht, daran denken Sie nicht.

Das wäre noch gar nicht so schlimm, wenn Sie ein privatwirtschaftlicher Verein wären, der nicht diese Macht hat, die Sie in diesem Land haben. Aber die Macht haben Sie. Sie haben eine gewaltige Macht, Sie sind eine Schattenregierung, Sie beeinflussen alles, was hier passiert, jeden Tag, sind aber nicht zu Transparenz bereit. Das sind Sie nicht! Und immer dann, wenn es um Transparenz geht, blocken Sie ab.

Wir haben ja immer wieder gefragt: Was ist mit Ihren überhöhten Pensionen, die Sie von den Mitgliedsbeiträgen bezahlen? (Abg. Dr. Oberhauser: Wer hat überhöhte Pensionen? Woher nehmen Sie das?) Ihre Funktionäre bekommen eine Sonder­pension. Dafür gibt es eigene Rückstellungen, wofür die Mitglieder aufkommen müs­sen. (Abg. Dr. Oberhauser: Das stimmt nicht, Herr Lugar!)

Was ist denn mit den Tausenden Mitarbeitern, von denen viele über 10 000 € brutto verdienen? Ist das überhaupt noch zeitgemäß? (Abg. Dr. Oberhauser: Wer sagt das? Das ist gelogen! Sie lügen! – Abg. Riepl: Wer hat Ihnen das aufgeschrieben? Das ist ein Unsinn, den Sie verzapfen!)

Oder: Was ist mit dem Streikfonds? – Sie sind uns bis heute die Antwort darauf schul­dig geblieben, was mit den angeblichen Milliardenbeträgen passiert ist, die damals als Streikfonds zur Verfügung gestanden sind. Wo ist das Geld? Wer veranlagt das? – (Abg. Dr. Oberhauser: Was geht das Ihna an?) – Das geht die Mitglieder etwas an! Und ich sehe mich heute hier als Sprachrohr der sprachlosen Mitglieder, die mitan­sehen müssen, wie sie erstens schlecht vertreten werden und zweitens keine Trans­parenz bekommen, wo denn ihr Geld hinfließt. Und das ist der Punkt.

Wir wollen ja  (Abg. Dr. Oberhauser: Woher nehmen Sie  außer aus dem Internet?) – Hören Sie auf! Schauen Sie, wir brauchen Transparenz beim ÖGB. Das ist doch auch zu Ihrem Nutzen.

Was glauben Sie, warum Sie so viele Mitglieder verlieren? Was glauben Sie? Was glauben Sie, warum Ihnen die Mitglieder davonlaufen? Glauben Sie, weil sie so zufrieden mit Ihnen sind? Oder glauben Sie vielleicht, weil sie das Gefühl haben – und dieses Gefühl täuscht nicht –, dass diese Beiträge nicht so verwendet werden, wie sie


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es gerne hätten? Geben Sie diese Transparenz! (Abg. Dr. Oberhauser: ! Wo ist Frank Stronach mit seinem Geld?)

Schauen Sie, wenn Sie immer auf Frank Stronach hinhacken: In keinem Betrieb von Frank Stronach – und es waren immerhin 300 weltweit –, in keinem einzigen Betrieb, in dem es keine Gewerkschaft gegeben hat, waren die Mitarbeiter jemals unzufrieden oder haben nach der Gewerkschaft gerufen. Das hätten sie gekonnt. Er hat das ja niemals verboten. Er hat eine Arbeitsrechtsverfassung gemacht, die die Mitarbeiter so stark ins Unternehmen eingebunden hat mit einer Mitarbeiterbeteiligung, mit vollen Transparenzregeln, mit allem, was ein moderner Betrieb heute machen sollte, dass sie niemals nach der Gewerkschaft gerufen haben. Und genau das ist der Punkt.

Und jetzt sage ich Ihnen etwas: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. (Beifall beim Team Stronach.)

Ich sage Ihnen auch: Wenn es die Gewerkschaft nicht schafft, endlich diese Blocka­depolitik aufzugeben, und nicht aufhört, sich in Sachen einzumischen, die sie nichts angehen, wird es schwer werden. Sie soll sich einmal um die Arbeitnehmer kümmern. Da haben Sie gleich viel Potenzial. Ich spreche jetzt gar nicht von der Alpine, sondern zum Beispiel von dayli, da sind 3 000 Mitarbeiter, da können Sie sich gleich einbringen. Da können Sie das gleich wiedergutmachen, was Sie dort verbockt haben.

Sie können vor allem eines tun – darum würde ich Sie wirklich ersuchen –: Sie können sich entschuldigen. Sie können sich bei jenen Mitarbeitern entschuldigen, die dort jetzt durch Ihr Zutun ihre Arbeitsplätze verlieren. Das können Sie jetzt tun. Das wäre auch ehrlich, das würde Ihnen auch gut anstehen, wenn Sie das tun würden: sich entschul­digen. Letztlich haben Sie diese 3 000 Mitarbeiter auf dem Gewissen. Ich weiß, das tut Ihnen nicht so weh, weil die nicht so stark in der Gewerkschaft organisiert sind.

Natürlich ist Ihnen das Baugewerbe, historisch betrachtet, näher. Das ist keine Frage. Aber hier geht es auch um Arbeitsplätze. Es geht hier um viele Frauen, auch um viele alleinerziehende Mütter. Das sind Menschen, die besonders hart von Arbeitslosigkeit betroffen sind. (Beifall beim Team Stronach.)

Da geht es nicht um Bauarbeiter, die heute bei der einen Firma rausgehen und morgen bei der nächsten Firma rein, weil die Aufträge ja da sind. Das Konzept dayli hätte die Wirtschaft zusätzlich durch ein neues Konzept eines Nahversorgers belebt. Das ist jetzt weg. (Abg. Riepl: Chaos-Rezept von Anfang an!) Und das kommt auch nicht wieder. Das heißt, diese Arbeitsplätze sind langfristig verloren. Sie haben das ganz, ganz bewusst in Kauf genommen.

Ich möchte heute noch etwas ansprechen, was aus meiner Sicht auch wichtig ist: Das Problem Gewerkschaft ist ja nicht das Hauptproblem. Ich habe das heute hier nur als Beispiel für dieses Blockieren und Behindern genommen. Wir haben das ja auch schon im Parlament erlebt, als von der ÖVP eine Totalliberalisierung der Hochzeitsfotografie geplant wurde (Abg. Peter Haubner: Was? – So ein Schmarr’n!) und dann von der eigenen Partei und von Mitterlehner, vom Wirtschaftsminister, wieder abgedreht wurde.

Dann ist der Abgeordnete Hörl hier ans Rednerpult getreten und hat gesagt: Wenn man die Hochzeitsfotografen liberalisiert, dann ist das ein „Liberalisierungsexzess“. Genauso hat man es auch wieder abgedreht. Und das ist der Punkt. Und wenn dann ein Spindelegger von Wirtschaftsentfesselung spricht, so frage ich mich, wer sie bitte gefesselt hat, denn wenn er bei einer Miniliberalisierung von einem Liberalisierungs­exzess spricht, dann frage ich mich wirklich, ob er das Wort „Liberalisierung“ ver­standen hat.

Ich glaube nicht, dass die Gewerkschaft dieses Wort verstanden hat, denn letztlich heißt eine liberalisierte Wirtschaft nicht Schrankenlosigkeit (Abg. Öllinger: Die Entfes-


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selung der Hochzeitsfotografen!), heißt nicht Ausbeutung, sondern heißt Miteinander! (Abg. Öllinger: Jeder Österreicher soll ein Hochzeitsfotograf werden!)

Und bei dayli haben 100 Prozent der Mitarbeiter diesem neuartigen Konzept zuge­stimmt – 100 Prozent! Und auch der Betriebsrat hat zugestimmt. Und der Betriebsrat hat sich von der Gewerkschaft distanziert und verabschiedet – nur damit Sie einmal ungefähr ein Gefühl dafür bekommen, was der Betriebsrat bei dayli von Ihnen und Ihrer Vorgehensweise hält.

Deshalb: Denken Sie um! Hören Sie auf mit der Blockadepolitik! Versuchen Sie gemein­sam, hier gute Lösungen zu finden, neue Modelle, flexible Modelle, um die Wirtschaft anzukurbeln, um sie zu „entfesseln“ – Originalton Spindelegger. Ich glaube, das brauchen wir auch. (Abg. Öllinger: Entfesseln Sie sich zunächst einmal!)

Und vor allem, bitte: Wir brauchen ein Miteinander im Parlament zwischen den Par­teien und weniger Hickhack. Ich glaube, das sind wir den Menschen draußen schul­dig. – Vielen Dank. (Beifall beim Team Stronach. – Abg. Öllinger: Das war keine entfesselte Rede!)

15.21


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Klubobmann Lugar, nur zur Klarstellung – ich bin auch gerne bereit, Ihnen die Rechtsexpertise zukommen zu lassen –: Herr Bundesminister Hundstorfer ist ordnungsgemäß entschuldigt. Und es wurde uns, dem Nationalrat, heute in der Früh – das habe ich auch bekannt gegeben – die offizielle Vertretung Alois Stöger genannt. Daher existiert auch gar keine andere Möglichkeit, als dass Herr Minister Stöger in Vertretung des Sozialministers die Dringliche Anfrage beantwortet.

Das betrifft nicht alle Möglichkeiten und Regeln und Bestimmungen, was die Zitierung von Ministern und Ministerinnen betrifft, aber diese Rechtsfrage ist ganz eindeutig geklärt, und es könnte gar kein anderer Minister in Vertretung des Herrn Ministers Hundstorfer die Fragen hier beantworten. – Dies nur zur Klarstellung, weil Sie das zu Beginn Ihrer Rede releviert haben. (Abg. Öllinger: Das ist ein Anfänger beim Team Stronach! – Abg. Wöginger: Ist da wo eine Geschäftsordnung? Die könnten wir ihm dann überreichen! – Abg. Grosz: Und zwar eine goldene Ausgabe, für die goldene Rede!) – Er bekommt auf alle Fälle die Rechtsexpertise der Parlamentsdirektion.

Damit erteile ich Herrn Bundesminister Stöger zur Beantwortung der Anfrage das Wort. Ich mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit 20 Minuten nicht überschreiten sollte. – Bitte, Herr Bundesminister.

 


15.22.32

Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, diplômé: Frau Präsidentin! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren hier im Saal und vor den Fern­sehschirmen! (Abg. Öllinger: Jetzt schaut keiner mehr zu!) Wir haben heute eine ganz besondere Situation. (Ruf bei der ÖVP: Die höchste Ausschaltquote!) Erstens: Ein Nachbarland Österreichs lädt die österreichische Bundesregierung, geführt vom Herrn Bundeskanzler und vom Arbeits- und Sozialminister, ein, das Best-Practice-Modell, was die Arbeitsmarktförderung und die Verhinderung der Jugendarbeitslosigkeit betrifft, zu referieren. (Abg. Grosz – auf Staatssekretär Dr. Ostermayer weisend –: Und für den Bundeskanzler ist der Staatssekretär unterwegs, oder wie ist das?) Das ist eigentlich eine Auszeichnung für alle Menschen, die in Österreich leben, nämlich dass man Best Practice in Europa darstellt. Und was macht eine Oppositionspartei? – Eine Oppo­sitionspartei macht genau an diesem Tag eine Dringliche Anfrage. Das ist schon auch eine Besonderheit in diesem Haus. Ich möchte das einfach nur feststellen. (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 142

Das Zweite: Mich persönlich freut das ja, denn ich kann darstellen, dass ich mit jeder Zelle meines Körpers dafür stehe (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Mit jeder?! – Ui! Wie viele sind denn das?), für diese Arbeitsmarktpolitik, wie sie die österreichische Bundesregierung betreibt, womit sie in den letzten fünf Jahren deutlich gemacht hat, dass der Arbeitsmarkt das wichtigste Feld ist, und durch viele Maßnahmen dazu beigetragen hat, dass in Österreich die Menschen die Sicherheit haben, dass sie Einkommen beziehen können, und dass Arbeitsmarktpolitik im Vordergrund steht. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Peter Haubner.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist eine Tatsache, dass die österreichi­sche Bundesregierung nicht für alle Fälle von Fehlentscheidungen von privatrecht­lichen Unternehmungen verantwortlich gemacht werden kann (Abg. Mag. Stefan: Nicht für alle, aber für die meisten!), aber trotzdem durch Haftungen und Konjunkturpakete für jeden Arbeitsplatz kämpft. Tatsache ist, dass allein in den letzten drei Jahren trotz internationaler Konjunkturflaute zum Beispiel auch im Baubereich 7 000 neue Arbeitsplätze entstanden sind. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Und wie viele neue Arbeitslose?) Von 2000 bis 2006 zum Beispiel sind im Baubereich 17 000 Arbeitsplätze verloren gegangen. (Abg. Mag. Stefan: Durch den Staat? Oder ?)

Nicht umsonst ist Österreich ein Vorzeigeland. Das hat die Bundesregierung durch massive Maßnahmen zustande gebracht – ich führe Beispiele dafür an, weil man in 20 Minuten gar nicht alle anführen kann –:

Zum Beispiel hat das BMVIT zwischen 2008 und 2013 700 Millionen € in die Schie­neninfrastruktur, 200 Millionen € in Straßenprojekte investiert. Das BMUKK hat im Bereich von Schulbau – also Investitionen in Schulneubau, Standorterweiterung, Schul­sanierung – zwischen 2008 und 2013 957 Millionen € beigestellt. Das Bundes­ministerium für Landesverteidigung hat in diesen Jahren 507 Millionen € für Bau- und Sanierungsmaßnahmen ausgegeben, heuer allein sind 95 Millionen € budgetiert.

Im Rahmen des Pflegefonds – wo ich sehr stolz bin, dass das gelungen ist, wo wir Arbeitsplätze vor allem für Frauen sichern und diese auch entlasten – sind für die Jahre 2011 bis 2016 über 1 Milliarde € für den Ausbau von Pflegeleistungen zur Verfügung gestellt worden.

Im Rahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik wird seit 2008 jedes Jahr jährlich rund 1 Milliarde € investiert. Heuer sind es 1 Milliarde 175 Millionen €. Das hat die OECD dazu veranlasst, Österreich auch als Best-Practice-Modell, zum Beispiel gestern, zu beschreiben; die Europäische Union hat das ebenfalls gemacht.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte das ganz deutlich sagen: Ich möchte auf die Fragen eingehen, die dem Kollegen Hundstorfer gestellt worden sind, und ich möchte auch versuchen, sie zu beantworten.

Die Fragen 1 und 2 betreffen die Registrierung der Gesundheitsberufe.

Diese steht heute auf der Tagesordnung, wir werden daher noch darüber diskutieren können. Es ist ein klares Bekenntnis der österreichischen Bundesregierung – das ist im Regierungsprogramm der XXIV. Gesetzgebungsperiode festgeschrieben –, dass die Registrierung der Gesundheitsberufe durch die überbetriebliche Interessenvertretung wahrzunehmen ist. Wer ist die überbetriebliche Interessenvertretung? – Die gesetz­liche überbetriebliche Interessenvertretung ist die Arbeiterkammer. Und die Bundes­arbeitskammer wurde aus diesem Grunde auch ausgewählt. Warum? – Weil dies die kostengünstigste Variante für die betroffenen Berufsangehörigen ist.

Die Berufsangehörigen haben besondere Mitsprachemöglichkeiten und Mitgestaltungs­möglichkeiten in den neu einzurichtenden Registrierungsbeiräten.


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Und ich möchte auch darauf hinweisen, dass die Dringliche Anfrage einige Behaup­tungen aufstellt, die schlichtweg nicht der Wahrheit entsprechen. Zum Beispiel wurden vom Verfassungsdienst keine Bedenken gegen den Vorschlag zum Ausdruck gebracht.

Zur Frage 3:

Laut Kreditschutzverband 1870 haben 1 400 Unternehmen Geschäftsbeziehungen mit der Alpine. Es wäre allein aus technischen, aber vor allem auch aus daten­schutz­rechtlichen Gründen nicht möglich, detailliert in die finanzielle Situation jeder dieser einzelnen Firmen zu blicken. Es hat sich aber eindeutig ergeben, dass der größte Teil der Zulieferfirmen der Alpine sehr solide Unternehmungen sind und dass diese Unternehmungen auch vorgesorgt haben, damit sie durch Ausfälle keine Probleme haben. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass unter diesen 1 400 Betrieben der eine oder andere ist, der besondere Sorgen hat, der in die Gefahr einer Folgeinsolvenz kommen kann und dadurch Schwierigkeiten bereitet. Wir werden und die Bundes­regierung insgesamt wird darauf achten, wie sich Folgeinsolvenzen entwickeln. Sie werden sich in Grenzen halten. Aber wenn das passiert, werden jedenfalls rasch und umfangreich die gesamten Unterstützungsmöglichkeiten des Arbeitsmarktservice zur Verfügung gestellt.

Das Frühwarnsystem des AMS umfasst genau diese Fragen von Folgeinsolvenzen nicht. Mir ist es wichtig, dass das passiert, was gerade mein Kollege Rudi Hundstorfer sehr deutlich gemacht hat: Er hat früh begonnen, sofort, als die ersten Probleme aufgekommen sind, mit den Firmen zu reden, hat mit den Partnern sicherzustellen versucht, dass die Baustellen aufrechterhalten werden, dass der Konkurs vernünftig abgewickelt werden kann und dass vor allem an den Baustellen die Arbeit bestehen bleibt. Und ich denke, das ist ganz entscheidend.

Parallel dazu hat die österreichische Bundesregierung auch ein Konjunkturpaket verabschiedet, das in einer schweren Situation auch dazu beiträgt, dass die Konjunktur in Österreich gestärkt und gefördert wird.

Zur Frage 4:

Laut Auskunft des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend sind die Richtlinien für Überbrückungskredite so weit vorbereitet, dass demnächst mit der Abwicklung gestartet werden kann. Ziel ist die Förderung von Betriebsmittelfinanzie­rungen für Klein- und Mittelunternehmen im Sinne einer Überbrückungsfinanzierung zur Abfederung der gegenwärtigen Konjunkturlage. Es soll ein Gesamtgarantievolumen von 50 Millionen € übernommen werden.

Die Liquidität der gesunden Unternehmen wird damit gestärkt. Und ich denke, dass das auch eine wichtige Aufgabe der Bundesregierung ist und dass wir das auch unmittelbar wahrgenommen haben.

Zur Frage 5:

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Insolvenz hat Herr Bundesminister Hundstorfer zu mehreren Sitzungen zur Problemlösung eingeladen und hat dazu beigetragen, dass die Personen, die davon betroffen sind, auch Schutz erhalten.

Der Insolvenz-Entgelt-Fonds sorgt dafür, dass die Löhne und Gehälter, die Abfer­tigungsansprüche bezahlt werden. Allein aus den bereits bekannten Entgelt- und Beendigungsansprüchen der 4 905 Beschäftigten der ALPINE Bau GmbH ergeben sich Kosten von 72 Millionen € für den Insolvenz-Entgeltsicherungsfonds.

Bereits am Montag, dem 24. Juli, ist eine kostenfreie Service-Hotline für die Alpine-MitarbeiterInnen eingerichtet worden. Die AMS-Landesgeschäftsstellen verhandeln zudem mit den Ländern über die Errichtung von regionalen Insolvenzstiftungen, die


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eine rasche und bedarfsgerechte arbeitsmarktpolitische Betreuung und Qualifizierung von Arbeitnehmern ermöglichen und diesen damit die Chance auf beruflichen Wie­dereinstieg geben.

In Wien beispielsweise besteht für von Arbeitslosigkeit betroffene Alpine-Mitarbeiter ab sofort die Möglichkeit, in die Wiener Regionalstiftung – Insolvenz einzutreten. Das sind Maßnahmen, die den Menschen dann tatsächlich helfen. Ich habe das sehr oft auch persönlich erfahren: Wer da schnell handelt – und Rudi Hundstorfer hat schnell gehandelt –, der hilft den Menschen ganz besonders.

Bis 30. Juli greift noch der 30-Tage-Kündigungsschutz, der sich aus der AMS-Früh­warnmeldung ergibt. Und bis 24. Juli haben die MitarbeiterInnen Gelegenheit, den sogenannten berechtigten Austritt zu erklären; etliche haben das bereits getan.

Zur Frage 6:

Die Verhandlungen rund um die Übernahme sind Aufgabe des Masseverwalters und nicht Gegenstand der Vollziehung. Angesichts der Fragestellung habe ich den Ein­druck, dass gerade Sie, meine sehr verehrten Abgeordneten, die hier diese Anfrage stellen, wollen, dass wir mit staatlichen Interventionen und einer Übernahme durch den Staat hier die so oft beschworene freie Wirtschaft eigentlich in Frage stellen.

Die anstehenden Arbeiten auf den Baustellen der ALPINE Bau müssen weitergeführt werden. Die Auftraggeber wollen die Fertigstellung ihrer Bauvorhaben. Und nach Angaben des Kreditschutzverbandes und des Masseverwalters sollen die ent­sprechenden Baustellen in den nächsten Tagen auch wieder in Betrieb sein. Besteht eine ARGE, sichert der ARGE-Vertrag die Weiterführung durch andere Partner.

Was muss ein Masseverwalter tun? – Er koordiniert diesen Prozess. Es muss ein Übernahmeangebot vorliegen. Es muss vom Gläubigerausschuss und dann vom Gericht bestätigt werden. Und dann kann ein Auftraggeber entscheiden, ob er den neuen Auftrag an den neuen Auftragnehmer übergibt.

Die ersten drei von insgesamt fünf Bundesländerpaketen, die eingerichtet wurden, sind seit Dienstag vom Insolvenzgericht genehmigt. Zwei weitere will der Masseverwalter dem Gericht heute vorlegen.

Die vom Insolvenzvertreter ausgewählten und vom Gericht bestätigten Baufirmen können nun mit den ehemaligen Auftraggebern der Alpine in Kontakt treten, um von den Bauherren der Alpine-Aufträge diese Aufträge zu übernehmen.

Ich denke, dass nach dem aktuellen Stand, mit den derzeit zumindest gerichtlich genehmigten Paketen, rund 1 800 Arbeitnehmer die Chance auf eine Weiterbe­schäfti­gung haben. Und mit den zwei weiteren Paketen werden nach ersten Schät­zungen zwischen 400 und 600 Arbeitnehmer dazukommen. Da sind die Arbeitsplätze bereits gesichert. Die Arbeitsplätze sollen erhalten werden – das ist das, worum es dem Arbeitsminister geht, und er hat dafür massive Arbeit geleistet.

Angesichts der Umstände wird der allergrößte Teil der betroffenen Bauarbeiter ent­weder direkt übernommen werden oder zumindest rasch einen Arbeitsplatz finden. Und für die anderen stehen die Insolvenzstiftungen, die Maßnahmen des Arbeitsmarkt­services zur Verfügung.

Zur Frage 7:

Auch hiebei handelt es sich nicht um einen Gegenstand der Vollziehung. Ich bedanke mich bei allen Unternehmen, die bereit waren und auch eine Erklärung abgegeben haben, neben den ÖBB, dass sie die 142 Lehrlinge übernehmen. Das waren jedenfalls


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die Firma Porr und die STRABAG. Und ich freue mich, wenn andere Unternehmen folgen.

Zur Frage 8:

Angesichts der anhaltenden internationalen Wirtschaftsflaute kommt natürlich auch der österreichische Arbeitsmarkt verstärkt unter Druck, das ist ganz klar. Die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum wird 2013 das zweite Jahr in Folge unter der Nulllinie bleiben. Die österreichische Wirtschaft wird aber etwas zulegen. Es ist die Politik der Bundesregierung, die dazu führt, dass wir hier ein ganz besonderes Wachstum haben.

Um Österreich weiterhin fit zu halten und ein umfangreiches Programm zu machen für jene Bereiche, die von der Wirtschaft betroffen sind, haben wir vor allem budget­schonende Maßnahmen gesetzt, die den österreichischen Unternehmen und Betrieben zusätzliche Aufträge bringen werden. Das war das Konjunkturpaket, im Rahmen dessen unter anderem dringend benötigte leistbare Wohnungen geschaffen werden sollen, der Hochwasserschutz ausgebaut werden soll, thermische Sanierungsmaß­nahmen vorgezogen werden, Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung gestellt werden und den österreichischen Klein- und Mittelbetrieben bei ihren Investitionen verstärkt unter die Arme gegriffen wird.

Alles in allem wird die österreichische Bundesregierung in den nächsten beiden Jahren 1,6 Milliarden € für dieses umfangreiche Paket zur Verfügung stellen. Und das sichert die Arbeitsplätze ab.

Natürlich geht es darum, dass wir jeden Arbeitsplatz verteidigen. Und mit diesem Paket und auf Grundlage der konsequent ausgebauten Beschäftigungs- und Arbeitsmarkt­politik wird heuer wiederum ein Rekordbudget von 1,175 Milliarden € für die arbeits­marktpolitischen Maßnahmen zur Verfügung stehen.

Zur Frage 9:

Eine solche Studie liegt weder mir noch dem BMASK vor. Ich darf darauf hinweisen, dass bereits in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen zur Bekämpfung von Sozial­betrug gesetzt worden sind, angefangen – und das ist hier beschlossen worden, das müssten Sie wissen – von Maßnahmen zur Bekämpfung von Lohn- und Sozialdumping durch das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz über die Anmeldung der Arbeitnehmer vor Arbeitsbeginn und die Auftraggeberhaftung im Bau bis zur Auf­stockung der Zahl der Betriebsprüferinnen und Betriebsprüfer bei den Gebietskran­kenkassen.

Darüber hinaus gibt es eine interministerielle Arbeitsgruppe zwischen BMASK, BMJ und BMI. Ein Ergebnis dieser Arbeitsgruppe steht morgen auf der Tagesordnung. Ich lade Sie herzlich ein, der Abschaffung der Papiermeldung für juristische Personen und Personengesellschaften zuzustimmen, die ein wesentliches Einfallstor für organisierte Betrügereien schließt.

Zur Frage 10:

Mitarbeiterbeteiligungen sind grundsätzlich zu begrüßen, wenn dadurch ein erkenn­barer Vorteil erzielt wird. Ich habe persönlich einige Mitarbeiterbeteiligungen organi­siert, daran mitgewirkt, dass diese stattgefunden haben – ich weiß also, wovon ich da spreche –, aber an Mitarbeiterbeteiligungen – und es gibt noch solche Unter­nehmen, wo es Mitarbeiterbeteiligungen gibt, zum Beispiel die Österreichische Schiffs­werften AG –, wo es darum geht, dass nicht das Unternehmerrisiko auf die Arbeit­nehmer überwälzt wird, sondern darum, dass sie auch einen gerechten Anteil an ihrer Arbeit bekommen. Aber erklären Sie mir: Wie soll gerade im Gesundheitssystem, in


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einem Krankenhaus, wo Mitarbeiter tagtäglich arbeiten, wo es nicht darum geht, Gewinne zu erzielen, eine Mitarbeiterbeteiligung ausschauen?

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es muss auch klar sein, dass Mitarbeiter­beteiligung nicht das A und O aller Maßnahmen sein kann. Aber dort, wo es möglich ist, sind wir gerne bereit, das zu unterstützen. Und ich kann Ihnen gerne auch meine persönlichen Erfahrungen damit sagen, unter anderem mit dem Beteiligungsmodell der voestalpine, das ja bekannt ist. Und da merkt man, dass gerade die Gewerkschaften positive, innovative Beiträge dazu geleistet haben.

Zur Frage 11:

Die gewerberechtliche Genehmigung, ob ein Buchhändler seinen Kunden auch Kaffee anbieten kann, ist nicht Gegenstand meiner Vollziehung. Ich sage Ihnen aber nur zur Information: Es gibt die Möglichkeit des kleinen Gastgewerbes ohne Befähigungs­nachweis nach § 111 Abs. 2 der Gewerbeordnung.

Die österreichische Bundesregierung steht innovativen Geschäftsmodellen immer offen gegenüber und freut sich, wenn es kreative Unternehmen gibt, die eine der wichtigen Triebfedern unseres Wirtschaftsstandorts sind. Und wir werden alles in diese Richtung unterstützen, wie zum Beispiel den Wiener Rechtsanwalt aus der heutigen Ausgabe des „Falter“, der im Prater Espresso verkauft. Also ich denke, wir werden solche inno­vative Unternehmen auch unterstützen.

Zur Frage 12:

Da muss ich mein Erstaunen ausdrücken, weil dem Team Stronach anscheinend keine der 13 Novellen der Gewerbeordnung aufgefallen ist, die in dieser Legislaturperiode in diesem Haus beschlossen wurden. Vier dieser 13 Novellen, die in dieser Legislatur­periode in diesem Saal beschlossen wurden, sind vier große Novellen gewesen. Eine davon haben Sie am 24. April im Nationalrat auch mit beschlossen. Es handelt sich dabei um eine Umsetzung der Vorhaben der Regierungsklausur 2012 mit dem Schwer­punkt Modernisierung des gewerblichen Betriebsanlagenrechtes. Enthalten waren unter anderem das Public Viewing, wo es darum geht, dass man auch Leinwände aufstellen kann, weiters bei Betriebsübernahme zum Beispiel die Möglichkeit der Zusam­menstellung der Bescheide für eine Betriebsanlage, damit man die Investitionen besser planen kann als bisher, oder zum Beispiel, dass Betriebsanlagen, die sich über mehrere Verwaltungssprengel erstrecken, von jener Bezirksverwaltungsbehörde gemanagt werden, wo sich der größte Anlagenteil befindet.

Für Sie, meine sehr verehrten Abgeordneten des Teams, gilt offensichtlich: Wer Geld hat, macht die Regeln! – Zum Glück ist es im österreichischen Rechtsstaat nicht so. In unserem demokratischen Land normiert der Gesetzgeber gerade in der Gewerbe­ordnung die anlagenrechtlichen Schutzinteressen. Da geht es nämlich um Folgendes: Wie geht es Nachbarn? Sind die Nachbarn Lärm, Staub, Schmutz ausgesetzt, oder können sie noch ruhig in der Nacht schlafen, was ihrer Gesundheit zuträglich ist? Die Bundesregierung ist an einem Interessenausgleich zwischen Anlageeignern, Anrainern und natürlich auch Arbeitnehmern interessiert.

Zur Frage 13:

Die österreichische Rechtslage lässt eine Fülle von flexiblen Arbeitszeiten zu. Bei besonderem Arbeitsanfall kann zum Beispiel bis zu zwölf Stunden täglich und 60 Stun­den in der Woche gearbeitet werden. Abzulehnen sind jedoch Arbeitszeitmodelle, die die physische und psychische Gesundheit der Arbeitnehmer bedrohen. Und das ist mir gerade auch als Gesundheitsminister ganz besonders wichtig, dass wir, was Arbeits­zeiten betrifft, vernünftig mit der Kraft der Menschen umgehen. Und dazu braucht es


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Betriebsrätinnen und Betriebsräte, Gewerkschaften, die sich darum bemühen, dass der Einzelne vor Übervorteilung geschützt wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte auch betonen, dass ich nichts gegen Neue Selbständige habe, jede Beschäftigungsform hat ihre Berechtigung, aber diese Neuen Selbständigen müssen auch einen Schutz haben, und es kann nicht um Übervorteilung gehen. Die Gebiets­krankenkassen bekämpfen das. Und ich bedanke mich als Regierungsmitglied aus­drücklich bei den Arbeiterkammern. Ich bedanke mich beim ÖGB dafür, dass er seit Jahrzehnten ein Garant für die Durchsetzung der Arbeitnehmerrechte ist. In Tau­senden Fällen hat er die Arbeitnehmer dabei auch geschützt.

Ich habe auch schon darauf hingewiesen, dass das Lohn- und Sozialdumpinggesetz erlassen worden ist. Und da ist es auch wichtig, dass Scheinselbständigkeit geprüft wird.

Zur Frage 14:

Frage 14 und auch die Fragen 15, 17, 18 und 19 betreffen nicht den Vollzugsbereich des BMASK.

Aber lassen Sie mich persönlich einen Satz dazu sagen: In diesem Haus wurde an jenen Tagen, an denen man die Gewerkschaften abgeschafft hat, auch die Demokratie abgeschafft. Und ich bitte, diesen Zusammenhang auch zu sehen.

Es ist ein wesentliches Element der Demokratie (Abg. Grosz: War das, wie der Gusenbauer die Gewerkschafter hinausgeschmissen hat? – weitere Zwischenrufe), dass wir Gegner, Unabhängigkeit haben. Und sowohl die Europäische Union als auch die OECD sagen, dass die Sozialpartnerschaft Österreichs ein wesentliches Element dafür ist, dass wir die Wirtschaft besser im Griff haben.

Zur Frage 15:

Das ist keine Frage der Vollziehung. Ich kann Ihnen nur sagen, dass Rudi Hundstorfer sehr deutlich dazu beiträgt, dass die Gewerkschaften ihre Aufgabe erfüllen können. Und er ist davon überzeugt – so wie ich davon überzeugt bin –, dass jeder Beitrag, den ein ÖGB-Mitglied zahlt, dort gut im Interesse der ArbeitnehmerInnen des gesamten Landes Österreich verwendet wird. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Da kann man ruhig applaudieren. (Beifall bei der SPÖ.)

Zur Frage 16:

Sollte dayli tatsächlich geschlossen werden, steht den Arbeitnehmern das volle arbeitsmarktpolitische Programm zur Verfügung.

Zur Frage 17:

Da sage ich ganz klar und deutlich: Nein!

Zur Frage 18  und da spreche ich auch aus eigener Erfahrung –:

Im ÖBG gibt es keine Zusatzpension. Es gibt wie bei anderen 800 000 Arbeitnehmern auch keine Pensionskassenpension. Dass es Unterschiede in den Lohngestaltungen gibt, hängt damit zusammen, dass der ÖGB jährlich 450 unterschiedliche Kollektiv­verträge abschließt, und das bedeutet, dass es natürlich unterschiedliche Dienstrechte gibt. Und der ÖGB bemüht sich darum, gleiche Bedingungen zu schaffen.

Jetzt erlaube ich mir, auf Folgendes hinzuweisen: Sie haben gesagt, einen Mindestlohn von 1 500 € schafft man in Österreich nicht.

Etwas zum Nachdenken: Welche Vorteile würden österreichische Unternehmerinnen und Unternehmern haben, wenn in ganz Europa ein Mindestlohn von 1 500 € zur Ver-


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fügung stünde? Was würden die Menschen, die jetzt nicht 1 500 € zur Verfügung haben, investieren, was würden sie kaufen, wie würden sie die Wirtschaft beleben, wenn Europa allen Menschen das Recht auf 1 500 € Mindestlohn gäbe?

Ich unterstütze diese Forderung ausdrücklich, weil ich der Überzeugung bin, dass das die Wirtschaft beleben würde. Und daher braucht es Arbeiterkammern, daher braucht es Gewerkschaften, daher braucht es Betriebsräte, die in diese Richtung tätig sind.

Zur Frage 19:

Ohne Arbeiterkammer und ohne Gewerkschaft: Wer würde für die betroffenen Arbeitnehmer beispielsweise bei der Alpine tätig werden? Wer würde dann diese 33 Betriebsversammlungen organisieren? Wer würde diese 4 905 Unterschriften zur Einforderung von Entgeltansprüchen sammeln? Wer würde die Interessen der Arbeit­nehmer vor Gericht vertreten? – Das alles machen die Beschäftigten der Arbeiter­kammer, das machen die Beschäftigten des ÖGB.

Ich bedanke mich bei jedem Einzelnen/bei jeder Einzelnen, die diese Aufgabe übernehmen, und sage ein Dankeschön. (Beifall bei der SPÖ.)

Zur letzten Frage:

Wir von der österreichischen Bundesregierung haben uns des Themas Mikrokredite angenommen; damit werden Einzelpersonen unterstützt, und daher sind wir das auch angegangen: ab 1. Mai 2010 in Wien und in der Steiermark als Pilotprojekt. Im Feber 2011 wurde das auf das Burgenland und auf Niederösterreich ausgeweitet, und seit 2011 gibt es diese Möglichkeit flächendeckend für ganz Österreich.

Ich kann Ihnen versichern, es bestehen viele Möglichkeiten, kreative Geschäftsmodelle zu unterstützen. So zum Beispiel besteht seit 2009 in meinem Bereich für selbständig Erwerbstätige, die der Pflichtversicherung des GSVG unterliegen, die Möglichkeit, in die Arbeitslosenversicherung einbezogen zu werden; wir haben eine Kleinunter­nehmer-Förderung, wo insbesondere weibliche Kleinunternehmer gefördert werden, dass sie, wenn sie zum Beispiel während des Erhalts von Kinderbetreuungsgeld gering­fügig dazuverdienen, keine SV-Beiträge zahlen müssen. Diese Regelung wird morgen – Sie hier im Hohen Haus werden Gelegenheit dazu haben – noch ausgedehnt und verbessert werden.

In diesem Sinne ist es mir wichtig, noch einmal darauf hinzuweisen, dass sich gerade die österreichischen Gewerkschaften ausgezeichnet haben, dass Österreich mit der Arbeitsmarktpolitik ein Best Practice-Modell ist und dass da ganz Europa auf Österreich schaut. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

15.53


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gehen nun in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß der Geschäftsordnung kein Redner/keine Rednerin länger als 10 Minuten sprechen darf. Gesamtredezeit pro Fraktion 25 Minu­ten.

Frau Abgeordnete Schenk gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


15.53.52

Abgeordnete Martina Schenk (STRONACH): Frau Präsidentin! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Begründung der Dringlichen Anfrage meines Kollegen, des Herrn Klubobmannes Lugar, und die Reaktion hier im Hohen Haus haben mich an ein Sprichwort erinnert:

„Taucht ein Genie auf, verbrüdern sich die Dummköpfe.“ (Ironische Heiterkeit bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 149

Es freut mich, dass das bei Ihnen für Erheiterung sorgt, aber ich muss Ihnen schon sagen: Wenn hier eine Fraktion, wenn hier ein Klubobmann etwas anspricht, was in Österreich sozusagen als „heilige Kuh“ betrachtet wird, dann darf man Ihrer Ansicht nach darüber nicht sprechen und dann kommt Kritik von allen Seiten?!

Dazu kann ich Ihnen auch mit einem Sprichwort antworten: Wer laut schreit, der kauft! (Beifall beim Team Stronach. – Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.)

Dass diese Dringliche Anfrage wichtig und richtig ist und genau zur richtigen Zeit kommt, merken wir ganz genau, wenn wir uns die aktuellen Arbeitslosenzahlen ansehen  und auch wenn wir uns beispielsweise eine APA-Eilt-Meldung zu dayli anse­hen, KSV 1870: Dayli bereitet Konkursantrag vor, heißt es hier, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Nochmals: Das ist nur ein Beispiel dafür, dass diese Dringliche Anfrage wichtig und richtig ist und heute behandelt werden muss, und zwar ausreichend beantwortet werden muss. Herr Bundesminister Stöger hat sich ja sehr bemüht. Ich bedanke mich auch für die Beantwortung dieser unserer Dringlichen Anfrage.

Nun möchte auch auf einige Punkte eingehen. Sie sagen beispielsweise, das volle arbeitsmarktpolitische Programm stehe zur Verfügung, wenn bei dayli ein Konkurs kommt. – Der Konkurs steht jetzt im Raum, daher: Wie schaut das Modell aus? Wie schaut das arbeitsmarktpolitische Programm aus, das zur Verfügung steht, das Sie angesprochen haben, Herr Minister?

Herr Minister, Sie haben auch kritisiert, dass wir nicht mitbekommen hätten, dass die Gewerbeordnung entrümpelt worden ist. – Sehr geehrter Herr Minister, wir haben das sehr wohl mitbekommen, wir haben ja auch mitgestimmt, und ich habe dazu auch gesprochen, aber ich darf Ihnen schon auch sagen: Der Standort bestimmt den Stand­punkt!, auch in diesem Fall. Schauen Sie sich doch die Stenographischen Protokolle an: Nicht alle Fraktionen haben, so wie die Regierungsfraktionen, diese Entrümpelung, diese kleine Entrümpelung, als eitel Wonne gesehen. Ich erinnere mich beispielsweise an die Ausführungen des Kollegen Themessl von der FPÖ, der auch massiv kritisiert hat, dass es da noch sehr viel zu tun gibt, und betont hat, dass mit diesem einen Schritt nicht alles erreicht ist.

Wenn Sie von 100 Prozent 1 Prozent umsetzen und damit zufrieden sind, Herr Minis­ter, dann ist das vielleicht Ihre Ansicht – meine und unsere sicherlich nicht. (Beifall beim Team Stronach.)

Herr Bundesminister Stöger, Sie haben abschließend in Ihrer Beantwortung der Dring­lichen Anfrage erwähnt, wie wichtig der ÖGB, wie wichtig die Arbeiterkammer ist, et cetera, et cetera.

Ich möchte ihnen jetzt kurz ein Zitat bringen von Hermann Haneder, der AK-Chef von Niederösterreich ist und auch als Personalvertreter im Aufsichtsrat der Alpine sitzt, der gesagt hat, er habe Probleme bei der Alpine-Bau gesehen, aber nichts dagegen tun können; das tue einem Betriebsrat weh. Die spanische Konzernführung habe die Zahlungen letztlich – enorm überraschend! – eingestellt. So „enorm überraschend“ kann es nicht gewesen sein, wenn Haneder bei den Aufsichtsratssitzungen dabei gewesen ist.

In weiterer Folge möchte ich auch noch den ÖGB ansprechen und hier ein Zitat einer Dame bringen, die einen Leserbrief geschrieben hat, damit die Kritik nicht immer nur von uns, sondern von einem Mitglied der Gewerkschaft kommt. Diese Leserbrief­schreiberin ist bereits seit 53 Jahren Mitglied des ÖGB, und sie schreibt in diesem Leserbrief – ich zitiere –:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 150

Die Gewerkschaften haben viel erreicht, aber heute hat man oft das Gefühl, dass Machtstreben die ursprüngliche Aufgabenstellung verdrängt, denn sonst wäre es wohl nicht möglich, dass ein Gewerkschafter und Sozialist, der heute Sozialminister ist, es zulässt, dass Pensionen unter der Teuerungsrate erhöht werden, was de facto einem Pensionsraub gleichkommt. – Zitatende. (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.) – Herr Kollege Matznetter, Sie können sich dann ja auch zu Wort melden und Ihre Redekünste hier zum Besten geben.

In weiterer Folge schreibt diese Dame – ich zitiere weiter –:

Die Gewerkschaften stimmen im Nationalrat für Milliardenbeiträge aus Steuermitteln, die den diversen EU-Rettungsschirmen zugutekommen, die aber nicht den Menschen in den betroffenen Ländern zugutekommen, sondern nur die Banken sanieren sollen. – Zitatende.

Das geht dann so weiter und so fort.

Was dayli und die aktuelle Situation betrifft, schreibt diese Dame – ich zitiere –:

Die Doppelzüngigkeit dieser Herrschaften passt mir nicht. Beim Handel macht man sich stark dafür, dass das Sonntagsruhegesetz eingehalten wird, und beschwört vor allem die Rechte der berufstätigen Mütter auf den freien Sonntag, an dem auch die Kinder schulfrei haben. Aber wie schaut es bei den berufstätigen Frauen im Gast­gewerbe, in der Fremdenverkehrswirtschaft aus? – Dort ist die Sonntagsarbeit längst gang und gäbe und wird von den Gewerkschaften wohlwollend toleriert; schließlich ist der Fremdenverkehr Hauptdevisenbringer für den Staatssäckel und damit unverzicht­bar.

Abschließend schreibt dieses ÖGB-Mitglied: Wenn der ÖGB auf dem Weg bleibt, auf dem er sich jetzt befindet, ist er tatsächlich verzichtbar. Übrigens: Ich bin Angehörige des ÖGB im 53. Mitgliedsjahr. Edeltraud Brandner, 6123 Terfens. – Zitatende.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das wollte ich Ihnen zur Kenntnis bringen, denn da können Sie sehen, dass Ihre Mitglieder mit Ihrer Politik nicht einverstanden sind, dass nicht alles eitel Wonne ist und dass wir nicht unrecht haben. Es muss doch erlaubt und legitim sein, eine Sache zu kritisieren. Wir sprechen nicht davon, dass die Gewerkschaften abgeschafft werden sollen, aber sie sollen in der jetzigen Form verändert, entschlackt werden und wieder zum ursprünglichen Ausgangspunkt zurück­kehren, nämlich für das da sein, wofür sie ursprünglich da waren: für den Schutz der Arbeitnehmer. Sie sollten diese vor Ausbeutung schützen und sich nicht persönlich bereichern. – Danke. (Beifall beim Team Stronach.)

15.59


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Dr. Oberhauser zu Wort gemeldet. Frau Abgeordnete, Sie kennen die Bestimmungen. 2 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.00.01

Abgeordnete Dr. Sabine Oberhauser, MAS (SPÖ): Danke schön, Frau Präsidentin! – Frau Abgeordnete Schenk hat gesagt: „Taucht ein Genie auf, verbrüdern sich die Dummköpfe.“ (Zwischenruf der Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein.)

Ich berichtige tatsächlich: Das Genie in Herrn Lugar kann ich nicht sehen, aber ich weiß ganz sicher, dass wir hier keine Dummköpfe sind. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.00



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 151

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Das war trotzdem keine tatsächliche Berichti­gung. (Zwischenrufe bei SPÖ, ÖVP und BZÖ.)

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Katzian. – Bitte.

 


16.00.24

Abgeordneter Wolfgang Katzian (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Herr Genie! (Heiterkeit bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.) Herr Lugner! Ah, Entschuldigung: Herr Lugar! (Zwischenruf bei der FPÖ.) – Der Sigi hat zugeschlagen. – Sie wollen wissen, was Klassenkampf ist?! (Abg. Grosz: Hab’ ich noch nicht einmal geredet, ist das Niveau schon erreicht, dass der Sau graust! – Heiterkeit.)

Eine spanische Milliardärin teilt mit, es gebe kein Geld mehr für die Alpine, und lässt Tausende Kolleginnen und Kollegen über die Klinge springen. – Das ist Klassenkampf! (Beifall bei der SPÖ.)

Ein an Aufmerksamkeitsdefizit leidender Hinterbänkler, Robert Lugar, stellt sich hierher und sagt, die Gewerkschaften gehören in die Schranken gewiesen; das haben Sie wörtlich gesagt. (Abg. Ing. Lugar: Das meine ich auch so! – Ruf: Die Wahrheit tut weh!) – Das ist Klassenkampf! Ein Milliardär, der in Österreich fast keine Steuern zahlt und anderen die Welt erklärt – das ist Klassenkampf! (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der Grünen sowie des Abg. Doppler.)

Und wenn Sie sich herstellen und Ihre große Besorgnis um die Arbeitsplätze for­mulieren und in Wirklichkeit als Söldner eines Milliardärs unterwegs sind (Zwischenrufe beim Team Stronach), um die Gewerkschaften und die Arbeitnehmervertretung zu schwächen, dann ist das Klassenkampf! (Beifall bei der SPÖ.)

Was Sie heute gemacht haben – ein klassischer Bauchfleck einer Dringlichen –, richtet sich von selbst. „Und täglich grüßt das Murmeltier“, könnte man meinen, wenn man Ihre Meldungen über die Gewerkschaftsbewegung der letzten Wochen verfolgt. Ich habe mich schon gefragt, wieso Sie das machen, denn Sie kennen natürlich die täglichen Anstrengungen, die wir unternehmen im Kampf um die Erhaltung von Arbeitsplätzen und für die Schaffung von Maßnahmen für die Kolleginnen und Kolle­gen; das wissen Sie ganz genau. Und trotzdem hören Sie nicht auf mit Ihrem Gewerk­schaftsbashing.

Wahrscheinlich ist es so, dass Ihre Gruppe, wenn der Frank da ist, die entsprechende Aufmerksamkeit hat, weil er Quotenbringer ist; wenn er aber nicht da ist – was jetzt gerade wieder einmal der Fall ist –, leiden Sie irgendwie besonders darunter, dass sich niemand für Sie und Ihre Freunde interessiert. Und deswegen glauben Sie, die beste Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu erheischen, ist, wenn man auf die Gewerkschaften hindrischt. Der medizinische Fachbegriff dafür ist ADHS, Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom. Lassen Sie sich das von Frau Dr. Oberhauser oder von irgendeinem ande­ren Arzt erklären, dann werden Sie wissen, was tatsächlich dahintersteckt! (Zwischen­ruf des Abg. Dr. Matznetter.)

Was Sie machen, Herr Lugar, was Sie vom Team Stronach machen, ist nichts anderes als Folgendes: In einer besonders schwierigen Zeit, in der sehr viele Kolleginnen und Kollegen in den betroffenen Betrieben Angst haben und nicht wissen, wie es weitergeht, wollen Sie billig politisches Kleingeld machen. Das richtet sich von selbst, das ist in Wirklichkeit der wahre Skandal, was Sie da machen. (Beifall bei der SPÖ.)

In Europa droht Massenarbeitslosigkeit, die massive Jugendarbeitslosigkeit ist schon da – das ist eine Folge der Krise. Europa totzusparen bringt Arbeitslosigkeit und Elend, das sagen nicht nur die europäischen Gewerkschaften, das sagt auch der IWF, und es ist vollkommen klar, dass diese Politik so nicht fortgesetzt werden kann. Daher bin ich sehr froh, dass in Österreich ein anderer Weg gewählt wurde, der zumindest dazu


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geführt hat, dass die Arbeitslosigkeit die niedrigste in Europa ist und dass die Jugend­arbeitslosigkeit bei Weitem nicht jene Dimension hat, wie das in anderen Ländern der Fall ist. Ganz im Gegenteil: Wir haben auch bei der Jugendarbeitslosigkeit die nied­rigste in Europa, und das ist auch ein Verdienst der Bundesregierung und aller, die sich hier dafür eingesetzt haben, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Aber natürlich steigt der Druck in Europa. Das Wachstum ist zu niedrig, damit die Arbeitslosigkeit flächendeckend abgebaut werden kann, und daher braucht es wachs­tumsfördernde und unterstützende Maßnahmen.

Wir haben vor wenigen Wochen hier in diesem Haus alle unsere große Besorgnis über die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa ausgesprochen, auch Sie. Heute ist Sozialminister Hundstorfer gemeinsam mit anderen Sozialministern unterwegs, um Maßnahmen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa zu besprechen. Er macht also das, worum wir ihn gebeten beziehungsweise wozu wir ihn aufgefordert haben. Und Sie machen hier den Kasperl und sagen, er sei nicht da und alles andere sei ihm wichtiger. – Das ist in Wirklichkeit ein Wahnsinn! Es nimmt Ihnen niemand ab, es glaubt Ihnen niemand, dass es Ihnen um die Arbeitsplätze und um die Menschen geht. Ihnen geht es darum, sich selbst zu produzieren, und um sonst überhaupt nichts! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir haben ein Konjunkturpaket gemacht und viele andere Maßnahmen gesetzt. Wir haben Kurzarbeitsprogramme gemacht. Auch die Firma Magna hat natürlich sehr gerne Kurzarbeit in Anspruch genommen. – Tun Sie also nicht so (Zwischenruf des Abg. Hörl), als wären Sie derjenige mit dem Heiligenschein und alle anderen diejenigen, die danebenstehen. Das kann und wird so nicht funktionieren.

Im Fall Alpine hat man eines ganz deutlich gesehen: Seien wir froh, dass wir in Österreich leben! Seien wir froh, dass wir in einem Land leben, in dem es, wenn so ein Fall eintritt, wenn ein Großkapitalist aus Spanien sagt: Die lassen wir über die Klinge springen!, Systeme und Strukturen gibt, die die Menschen auffangen und ihnen helfen! Das beginnt bei den Arbeitsstiftungen und setzt sich fort in all den anderen Bereichen, die da schlagend werden. Also erzählen Sie uns da keinen Lavendel! (Beifall bei der SPÖ.)

Die gemeinsame Auffanglösung ist leider gescheitert, aber es hat schon der Herr Minister erklärt und Beppo Muchitsch wird es Ihnen im Detail noch erklären, was wir für die Kolleginnen und Kollegen getan haben.

Zur Firma dayli: Ich habe Ihnen bereits dreimal hier in diesem Haus, bei drei ver­schiedenen Gelegenheiten erklärt, wie die Sache gelaufen ist.

Erstens: Ein Geschäftsmodell, das auf Basis eines Gesetzesbruches funktionieren soll – das geht gar nicht. Zweitens: Dieses Parlament hat die Gewerbeordnung einstimmig abgeändert. Sie haben zwar gegen den Abänderungsantrag gestimmt, aber am Ende des Tages haben Sie mitgestimmt, weil es ein gemeinsames Verständnis dafür gibt, dass die Sonntagsarbeit und die Ausnahmen, die es gibt, so wie sie jetzt vorliegen, bestmöglich geregelt sind. Ein solides Geschäftsmodell liegt leider nicht vor. Und kreativ ist es schon gar nicht, wenn ich mit einer Million im Koffer nach Udine fahre. Erzählen Sie mir nicht irgendwelche Gschichtln von irgendwelchen kreativen Modellen, die wir vielleicht behindern würden! Das ist ja ein Sermon, seien Sie mir nicht böse! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Zum Sozialplan, weil Sie auch das angesprochen haben: Wir haben uns nie damit gebrüstet (Zwischenruf des Abg. Strache), einen Sozialplan bei dayli abgeschlossen zu haben. Hätten wir diesen gemacht, wäre es einer, der diesen Namen verdient. Den


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Sozialplan hat das Management von dayli mit einem Betriebsrat, der offensichtlich auch gedrängt wurde, aus der Gewerkschaft auszutreten, abgeschlossen, und dieser Sozialplan ist schlechter als das, was im Gesetz steht! – Also tun Sie nicht so, als wüssten Sie nicht, worum es geht! Sie wissen es ganz genau, Sie wollen uns in Wirklichkeit ein X für ein U verkaufen.

Die Gewerkschaft ist in Österreich ein Verein, und was Sie wirklich stört, ist, dass Sie dort nicht mitreden können. Das möchten Sie sehr, sehr gerne. Sie wollen mitreden, Sie wollen uns zurechtstutzen, Sie wollen uns vielleicht verbieten, dann wieder einmal nicht – jedenfalls würden Sie uns gerne vorschreiben, was wir zu tun haben. Wir sind ein Verein mit 1,2 Millionen Mitgliedern; da gibt es viel Diskussion, da gibt es Zufrie­dene und Nichtzufriedene, aber da gibt es eine lebendige innergewerkschaftliche Demokratie. Sie sind nicht Teil davon, und daher werden Sie dort nie – egal, was Sie sonst noch machen; außer Sie planen einen Staatsstreich, aber das glaube ich nicht – irgendetwas mitzureden haben. Und das ist gut so, denn das ist heute die gute Nachricht für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen sowie des Abg. Doppler.)

Es ist ganz einfach: Wir vertreten die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeit­nehmer, Sie vertreten die Interessen eines Milliardärs. Das ist der Unterschied, des­wegen stehen wir Ihnen im Weg, seit über 150 Jahren. Ich kann Ihnen nur eines garantieren: Das wird auch in den nächsten 150 Jahren so sein. (Beifall der Abg. Hakel.)

Es waren Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, die unter Einsatz ihres Lebens für diese Demokratie gekämpft haben, die auch dafür gekämpft haben, dass Sie 20 Minuten lang solche Dinge verzapfen können, wie Sie es heute gemacht haben. Es waren Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, die die Pressefreiheit und viele andere Strukturen durchgesetzt haben, die wir heute haben. Das lassen wir uns von Ihnen und Ihren Konsorten sicherlich nicht zusammenschießen.

Milliardäre können sich vieles kaufen, aber nicht die Demokratie.

Und wenn Reaktionäre wie Sie sagen, wir gehören auf den Müllhaufen der Geschichte, dann kann ich mich nur wiederholen: Sie gehören auf den Müllhaufen der Gegenwart und der Zukunft! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

16.10


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Katzian, auf den „Mül­lhaufen“ wollen wir doch niemanden befördern, zumindest nicht bei Reden hier am Rednerpult! Ich mahne Sie ab. (Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.)

Herr Abgeordneter Haubner gelangt als Nächster zu Wort. – Bitte.

 


16.10.34

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Herren auf der Regierungsbank! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ein hartes Match zwischen Stronach und Gewerkschaft – ich möchte wieder zu dieser Dringlichen Anfrage zurückkehren, es geht ja doch um die Unternehmen in Österreich (Zwischenruf bei der SPÖ), und in diesem Zusammenhang jetzt natürlich um die Alpine.

Wir haben es heute schon gehört – und auch ich bin hundertprozentig dieser Überzeugung –: Die Insolvenz der Alpine ist weder ein Verschulden der Konjunktur noch der Politik, weder ist es fehlende Qualität der Mitarbeiter noch das Ergebnis fehlender Aufträge, und es ist sicher auch nicht die Schuld der Gewerkschaft – und da bin ich sicher als Gewerkschaftsverteidiger unverdächtig –, sondern es waren schlicht und ergreifend Managementfehler die Ursache. Alpine hat große Fehler in der


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Vergangenheit gemacht. Die spanischen Eigentümer haben Geldmittel zugesagt, haben sie nicht geliefert, und die dubiosen Ostgeschäfte haben ihres dazu getan, dass es zu diesem tragischen Super-GAU gekommen ist.

Meine Damen und Herren, in der Sendung „Im Zentrum“ am Sonntag hat – man muss sagen: der schon wieder ehemalige – Alpine-Chef Schiefer gesagt, als er die Alpine übernommen habe, sei diese bereits klinisch tot gewesen. Lassen wir also in dieser Hinsicht die Kirche im Dorf!

Die Politik muss jetzt diese Fehler ausbaden, und sie tut es auch: einerseits die Bundesregierung mit Maßnahmen, andererseits natürlich auch die Sozialpartner – ich glaube, es ist ganz wichtig, dass es da die Sozialpartner gibt – und zum Dritten natürlich auch die Länder, und da sind die Landeshauptleute gerade jener Länder, in denen die Alpine ihre Hauptaufträge hat, sehr engagiert. Ich weiß das auch von meinem Bundesland Salzburg, wo wir mit Landeshauptmann Haslauer geschaut haben, dass er mit den Banken spricht, mit dem AMS spricht. Es ist eine Arbeitsstiftung in Gründung, mit den Banken wird jetzt ein Bankengipfel gemacht, dass es für die Unternehmen, die davon auch noch betroffen sind, die Zulieferunternehmen, Lösungen gibt, dass die Kredite nicht fällig gestellt werden. Wir schauen also gemeinsam – die Arbeitgeber, die Arbeitnehmervertreter, die Banken, die Länder und der Bund –, dass wir da eine gute Lösung finden werden. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Eines ist, glaube ich, wirklich ganz entscheidend: dieses Miteinander, und da haben wir ja in Österreich gute Maßnahmen, die das auffangen. Der Insolvenzentgeltsicherungs­fonds ist eine solche Maßnahme. Er wird von den Beiträgen der Arbeitgeber gespeist, und die Arbeitnehmer werden dann in solchen Härtefällen praktisch über die Runden gerettet. Das ist ganz wichtig, das ist gelebte Solidarität, wo Arbeitgeber für Arbeit­nehmer etwas leisten. Also auch das ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir schauen müssen, dass wir das gemeinsam lösen und uns nicht hier die Köpfe einschlagen.

Meine Damen und Herren! Und bei dayli, das muss ich auch ganz ehrlich sagen, da vermisse ich ein Geschäftsmodell. Kollege Katzian hat es schon angesprochen: Wo ist da ein Geschäftsmodell? Ich habe da auch keines erkennen können. Wenn man jetzt versucht, das hier zu skandalisieren, muss ich sagen: Da sind der Reihe nach die Investoren abgesprungen, weil es eben kein Geschäftsmodell gegeben hat, und da kann man jetzt nicht der Politik die Schuld zuschieben und sagen, dass dayli so quasi wegen der Politik insolvent ist.

Ich denke, aktive Arbeitsmarktpolitik, so wie wir in Österreich sie machen, und aktive Wirtschaftspolitik sind die Garanten dafür, dass wir hier auch in einem guten Miteinan­der leben können.

Meine Damen und Herren! Es ist eine schwierige Situation in ganz Europa, wir sehen das überall, auch die Insolvenzstatistik in Österreich zeigt es sehr deutlich: Wir haben natürlich auch heuer wieder einige Konkurse und Insolvenzen; Gott sei Dank um 200 weniger als im Vorjahr. Durch diesen Super-GAU Alpine ist aber natürlich eine Riesensumme in diesem Bereich dazugekommen, und deshalb ist natürlich auch die Gesamtlage schlechter.

Meine Damen und Herren, das Einzige, wo ich schon ein bisschen bei der Gewerk­schaft und beim letzten Gewerkschaftstag anknüpfen muss, betrifft das Belastungs­paket, das von der sozialistischen Gewerkschaft gekommen ist, mit dem man die ganze Wirtschaft massiv belasten wollte, mit Maschinensteuern, mit Steuern auf Überstundenzuschläge et cetera, et cetera. Da muss ich ganz ehrlich sagen, das ist natürlich nicht dienlich, wenn wir in solchen schwierigen Situationen wie jetzt mit neuen Belastungen für die Unternehmerinnen und Unternehmer auf die hohe Abgabenquote,


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die wir schon zu leisten haben, noch etwas draufpacken. Dazu sagen wir als Wirt­schaftsbund und als ÖVP ganz klar Nein. Wir brauchen keine neuen Steuern in diesem Land, sondern wir brauchen Impulse. (Zwischenruf des Abg. Strache.) Wir brauchen Impulse für die Wirtschaft, denn nur wenn es Impulse für die Wirtschaft und für die Unternehmer gibt, dann können wir die Arbeitsplätze sichern und auch neue schaffen.

Damit bin ich schon beim nächsten Punkt, und ich glaube, da ist wieder ganz ent­scheidend, dass die Regierung mit dem Konjunkturpaket auch in schwierigen Zeiten die richtigen Maßnahmen gesetzt hat. Wir können es nicht mehr so machen wie im Jahr 2008, wo wir Schulden für das Konjunkturpaket gemacht haben. Wir haben jetzt einfach durch das Vorziehen von Maßnahmen geschaut, dass wir hier etwas Vernünf­tiges zustande bringen und dass wir die notwendigen Impulse setzen, damit wir die Wirtschaft über diese schwierige Zeit bringen.

Alleine wenn ich mir die Maßnahmen des Wirtschaftsministeriums in der Höhe von ungefähr 650 Millionen € anschaue: Das ist ein richtiger und wichtiger Impuls, diese Maßnahmen schaffen 7 400 neue Arbeitsplätze und sichern Zehntausende Arbeits­plätze. Das sind Maßnahmen, die wir brauchen. Wir sind ja in Europa – das kann man sagen – immer besser aufgestellt als die anderen, auch wenn es sehr, sehr schwierig ist, aber da müssen wir gemeinsam agieren und dürfen uns nicht auseinander­divi­dieren lassen.

Zum Schluss, meine Damen und Herren: Ich glaube, die Regierung hat erstens mit dem Konjunkturpaket die richtigen Maßnahmen gesetzt. Zum Zweiten werden wir alles daransetzen, dass jene Arbeitnehmer, die jetzt Probleme haben, in der Bauwirtschaft Arbeit finden, dass wir durch regionale Lösungen – ich habe es schon erwähnt – Möglichkeiten finden, sie aufzufangen und sie zu beschäftigen. Ich denke, das ist richtig, denn die Aufträge sind vorhanden, und diese können die Baubetriebe, die jetzt ihren Beitrag leisten, übernehmen. Ich möchte mich auch bei jenen Unternehmerinnen und Unternehmern bedanken, die wirklich engagiert schauen, dass sie diese Aufträge abwickeln können, dass wir mit dieser Maßnahme die Menschen in Beschäftigung halten können. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

16.17


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Belakowitsch-Jenewein. – Bitte.

 


16.17.28

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Frau Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Kollege Lugar, ich weiß nicht, sind Sie das Genie oder der Herr Stronach? Das hat Frau Schenk ein bisschen offengelassen. (Abg. Schenk:  sinnbildlich gemeint!) – Sinn­bildlich! Sie sind ein sinnbildliches Genie, das ist auch schön. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)

Herr Kollege Lugar, eines habe ich bei Ihrer Rede nicht ganz genau mitbekommen: Haben Sie eigentlich von der österreichischen Gewerkschaft gesprochen oder von der kanadischen Gewerkschaft? Das ist in Ihrer Rede nicht ganz herausgekommen. Vielleicht war es ja auch nur ein Übersetzungsproblem; vielleicht haben Sie das auch von Belinda Stronach abgeschrieben – ich habe keine Ahnung. Die Rede war jedenfalls in etwa genauso wirr wie die Anfrage in sich.

Herr Lugar, Sie haben ja schon einmal das Abschaffen der Gewerkschaft gefordert, und Ihr großer Parteigründer hat dann wortreich in den Medien erklärt, dass das eigentlich nicht richtig sei, er wolle sie gar nicht abschaffen. Er hat das sozusagen wieder widerrufen. (Zwischenruf des Abg. Ing. Lugar.)


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Jetzt kommen Sie heute wieder mit dem daher und wollen sozusagen wieder die Gewerkschaften abschaffen oder schwächen. Sie wissen offensichtlich gar nicht, was Sie in Ihrer Anfrage geschrieben haben, das ist mir schon bei Ihrer Rede aufgefallen. Vielleicht liegt es auch an der Zeitverschiebung, vielleicht haben Sie Frank Stronach jetzt in Kanada noch nicht anrufen können, weil dort ja noch Nacht ist und er vielleicht noch schläft.

Insgesamt jedenfalls ist Ihre Anfrage – das sage ich Ihnen ganz ehrlich – sehr verwir­rend. Sie bringen hier nämlich ganz viel durcheinander. Sie haben offensichtlich keine Ahnung: Bei der Gewerkschaft gibt es keine Zwangsmitgliedschaft – das hat auch Herr Stronach noch nicht verstanden –, die gibt es definitiv nicht. Wenn ein Gewerkschafts­mitglied nicht zufrieden ist, kann es jederzeit austreten. (Zwischenruf des Abg. Ing. Lugar.)

Ganz anders ist es nämlich bei der Arbeiterkammer, da gibt es sehr wohl die Zwangs­mitgliedschaft. Die haben Sie übrigens reingebracht, die MTD-Austria, die heute bei der Arbeiterkammer eine Registrierung machen soll. Das passt aber mit dem dayli-Konzern und mit der Alpine überhaupt nicht zusammen. Das sind nicht nur zwei Paar Schuhe, das ist etwas völlig anderes – macht aber nichts. Ich meine, vielleicht können Sie sich einmal nachschulen, vielleicht kann Ihnen da auch die Freiheitliche Akademie helfen, dass Sie sich ein bisschen auskennen, was es überhaupt gibt.

Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Der Österreichische Gewerkschaftsbund ist ein Verein, und wir stehen dazu, dass wir in Österreich Vereinsfreiheit haben (Beifall bei der FPÖ, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Dolinschek), und jeder Verein, auch der Gewerkschaftsbund, hat ein Recht zu existieren. Wer bestimmt, bitte schön, welcher Verein erlaubt ist und welcher nicht? Wer soll denn das bestimmen? Sie? Welcher Verein ist der nächste, den es dann nicht mehr geben darf? Also wo endet das denn eigentlich? Nach welchen Kriterien beurteilen Sie das? Ob das in das Konzept des Herrn Stronach passt oder nicht? (Beifall bei der FPÖ.)

Ganz ehrlich, ich glaube, da passieren Dinge, die Sie selbst wahrscheinlich gar nicht so wirklich verstehen.

Und wenn man sich jetzt Ihre Anfrage – vor allem im Bereich der Fragen – durchliest, dann kommt man ungefähr drauf, worum es Ihnen eigentlich geht. Beispielsweise die Sonntagsöffnung: Sie kritisieren ja, dass dayli jetzt in Konkurs gehen muss, weil man am Sonntag nicht offen haben darf. – Das ist geltendes Gesetz! Ich kann doch nicht ein Unternehmen auf etwas aufbauen, was in Österreich gar nicht erlaubt ist, und dann sagen, weil es jetzt nicht erlaubt ist, sind die Bösen da oben schuld. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir Freiheitlichen bekennen uns ganz klar zur Sonntagsruhe, denn es muss auch Ruhe geben. (Abg. Strache: Familientag!) Ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Es gibt hier auch einen Beschluss, den Sie, glaube ich, sogar mitgetragen haben. (Zwischenrufe beim Team Stronach.) – Dann haben Sie ihn nicht mitgetragen. Stimmt, Sie möchten ja am Sonntag Möbel kaufen. Sie haben ja schon einmal im Ausschuss beklagt, wie tragisch das alles ist, dass Sie am Sonntag nicht Ihr Mobiliar einkaufen können. – Sie hätten das auch am Samstag oder am Montag machen können! (Abg. Öllinger: Mit dem Sohn!) – Mit dem Sohn am Sonntag. (Zwischenruf des Abg. Ing. Lugar.) – Ja, Sie arbeiten. Es ist schon klar: Sie sind der einzige Mensch auf dieser Welt, der es nicht schafft, unter der Woche seine Möbel einzukaufen.

Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Auch die Mitarbeiter haben Familie. (Beifall bei FPÖ und SPÖ sowie des Abg. Grosz.) Daher, sage ich Ihnen, ist der Sonntag auch ein heiliger Tag – jetzt nicht im Sinne einer Religion, aber er ist ein Ruhetag. Und er hat auch für


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die Menschen da zu sein, und dazu stehen wir auch, und dazu steht Gott sei Dank der Großteil dieses Hohen Hauses. Das sehe ich schon so.

Es gibt auch ein Zweites, das man schon ein bisschen erwähnen muss. Der Herr Stronach wirbt ja immer mit der Beteiligung der Arbeiter, wie er das nennt. Man muss die Arbeiter daran beteiligen!, das ist sozusagen sein Schlagwort, und dabei versucht er immer, den Menschen zu erklären, wie großartig sein Modell ist und wie großartig das ist, was der Magna-Konzern hier geschafft hat. (Abg. Strache: Da gibt es einen „tollen“ Beleg: 14 € im Jahr! 14 € Gewinnbeteiligung!)

Herr Lugar, ich habe hier eine Unterlage betreffend die Ausschüttung für das Jahr 2011, ausgestellt im November 2012 – das war das Letzte, was Mitarbeiter bekommen haben: „Gemäß Information der Magna Automotive Holding AG haben Sie im Rahmen des Mitarbeiterbeteiligungsprogrammes bis 31.12.2011“ soundso viel Stück „Aktien der Magna International (...) erhalten und somit ergeben sich für Ihr Aktienpaket folgende Werte.“

Also die Mitarbeiterbeteiligung erfolgt in Aktien des Unternehmen.

„Ihr Dividendenertrag nach allen Abzügen EUR 13.0“ – (Beifall und He-Rufe bei der FPÖ. – Abg. Strache: Na Wahnsinn! Das ist wirklich sozial! Mitarbeiterbeteiligung: 13 € im Jahr!)

Also das ist die großartige Mitarbeiterbeteiligung. Aber es geht noch weiter. (Zwischenruf des Abg. Ing. Lugar.) – Hören Sie ein bisschen zu! Regen Sie sich nicht so auf! Es ist mir schon klar, dass Sie das nicht gekannt haben, weil ich glaube, dass die Kommunikation nicht so großartig ist. – Es geht noch weiter:

„Auf Wunsch der Magna Automotive Holding AG bestätigen wir Ihnen, dass Ihre Aktien auf einem Wertpapierdepot der Magna Automotive Holding AG, lautend auf Treu­handdepot Mitarbeiterbeteiligung, bei der UniCredit Bank Austria AG hinterlegt sind.“

Das heißt, die bekommen eine Aktie, die muss dort hinterlegt sein, wo es die AG will. Also die Mitarbeiter können gar nicht mitreden, was mit den 13 € passiert. – Weiter im Text: 

„Ihre Steuerverpflichtungen sind mit Einbehalt und Abfuhr der österreichischen Aus­lands-KESt sowie Abzug der kanadischen Quellensteuer erfüllt. Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Ihre Personalabteilung.“ (Beifall und He-Rufe bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Ing. Lugar.)

Also wenn das die großartige Mitarbeiterbeteiligung ist, Herr Lugar! Bei allem Respekt: Das geht massiv in die Hose! Das ist ein reiner Wahlkampfgag, den Sie hier bringen, und da frage ich mich schon, was das soll. Das ist eine Verhöhnung der Arbeitnehmer! (Beifall bei der FPÖ.)

Und das noch dazu von jemandem, der es gar nicht der Mühe wert findet, hier, in dieser Republik, Steuern zu bezahlen. (Zwischenruf des Abg. Rädler.) Er will zwar in der österreichischen Politik großartig mitmischen und hier großartig mitreden, in Wahr­heit ist es aber so, dass er sich die meiste Zeit des Jahres gar nicht in Österreich aufhält. Die meiste Zeit ist er irgendwo, um hier nur ja keine Steuern bezahlen zu müssen. (Abg. Strache: Ein klassischer Steuerflüchtling, der es sich richtet! Während alle anderen ..., richtet er es sich!) Also das ist nicht unbedingt sehr vorbildhaft.

Das Gesundheitswesen, das Sozialwesen: all das wird von den Steuereinnahmen und den Sozialabgaben der gesamten österreichischen Bevölkerung bezahlt – nur der Herr Stronach, der nimmt sich davon aus. (Abg. Rädler: Herr Prinzhorn!)


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Aber jetzt auch noch ein paar Worte zur Gewerkschaft, denn man kann die Gewerk­schaft natürlich schon auch kritisieren, das ist überhaupt keine Frage. Da gehe ich jetzt auf die Stadt Wien ein, und insofern ist es schade, dass der Herr Sozialminister, der ja als Wiener Spitzenkandidat die Zustände gerade bei der Stadt Wien kennt, heute nicht persönlich hier ist.

In der Stadt Wien ist es natürlich schon so, dass auf Mitarbeiter ein subtiler Druck ausgeübt wird, dass sie, wenn sie bei der Stadt Wien anfangen wollen, doch bitte auch Mitglied der Gewerkschaft werden sollen. – Das lehnen wir massiv ab. Das ist Missbrauch. Da sind wir sogar bis zu einem gewissen Grad Ihrer Meinung. (Beifall bei FPÖ und Team Stronach sowie des Abg. Mag. Widmann.) Das soll nicht passieren – und auch das nicht, was sich in diversen Führungsetagen abgespielt hat. Natürlich ist das zu verurteilen, aber prinzipiell, Herr Lugar, ist der Gewerkschaftsbund ein Verein, der eine Arbeitnehmervertretung ist, und, seien Sie mir nicht böse, gerade in einer globalisierten Zeit brauchen wir eine starke Arbeitnehmervertretung. Das ist notwendig wie nie zuvor.

Ich verstehe sehr wohl das Ansinnen des Herrn Stronach – der möchte natürlich irgendwelche Zuckerln für seine Konzerne haben, stattdessen bekommen die Mitarbeiter die 13 €-Aktien; ist in Ordnung, das nehmen wir zur Kenntnis –, aber wir haben lieber eine Gewerkschaft, die auf Seiten der Arbeitnehmer mit ihnen kämpft, ohne die Missstände. Die gehören ausgemerzt. Da sind wir bei Ihnen. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abg. Marek. – Zwischenruf des Abg. Ing. Lugar.)

16.25


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Öllinger zu Wort. – Bitte.

 


16.25.44

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist ja jetzt eine ziemlich schräge Situation. Ich bin ja schon dankbar für die Stellungnahme der FPÖ. Aber das war ja auch nicht immer so: Ich kann mich noch an die Zeit zu Anfang der Zweitausender-Jahre erinnern. (Zwischenruf des Abg. Mayerhofer. – Abg. Dr. Karlsböck: Das war eine andere Partei!) Da gab es zwar nicht das Problem mit dem ÖGB, aber mit den Kammern, soweit ich mich erinnern kann. Aber unter dem Strich: Danke für die Stellungnahme! (Zwischenruf des Abg. Dr. Rosenkranz.)

Möglicherweise ist es so, Herr Kollege Lugar, dass hier im Haus noch einige Genies schlummern – kann sein; möglicherweise entdecken wir sie auch noch –, aber eines kann ich mit Sicherheit sagen: Das, was Sie heute hier geliefert haben, diese Anfrage, auch Ihre Beschwerde wegen des Sozialministers, das war mit Sicherheit nicht genial, sondern eher (Abg. Riepl: Trivial!) zum Genieren – das hängt nicht mit Genie zusam­men.

Das war deshalb zum Genieren, weil Sie in der Begründung Ihrer Dringlichen Anfrage auf im Wesentlichen zwei Ereignisse eingehen. Sie vergleichen diese miteinander und sehen in beiden Ereignissen – nämlich den Konkurs von dayli, den bevorstehenden Konkurs, muss man korrekterweise sagen, und den schon eingetretenen Konkurs der Alpine – die Gewerkschaften verantwortlich.

Heute haben Sie aber in Ihrer Rede etwas völlig anderes geboten. Sie haben bei der Alpine eigentlich nicht mehr, so wie in der Anfrage, die Gewerkschaften verantwortlich gemacht. Das haben Sie in Ihrer Rede völlig ausgeklammert, weil Sie offensichtlich schon geahnt haben, dass man da der Gewerkschaft eigentlich nichts ans Zeug flicken kann.


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Bei dayli lohnt es sich, noch etwas näher dranzubleiben, zunächst einmal deshalb, weil es hier einen breiten Konsens gibt – darauf wurde schon hingewiesen – zwischen den Parteien, bei dem Sie möglicherweise nicht dabei sind, dass wir, die Parteien hier im Haus – und zwar fast alle, wenn ich Sie jetzt ausnehme –, keine Erweiterung der Sonntagsöffnung wollen. (Zwischenruf des Abg. Ing. Lugar.) Da besteht Konsens. Den gibt es schon lange zwischen den Parteien, der wird auch gepflegt. Da gibt es Differen­zen dort, wo es dann einzelne Ausnahmen gibt (Zwischenruf des Abg. Hagen), aber im Wesentlichen sind wir hier alle der Meinung, dass wir nicht mehr Sonntagsöffnung, sondern auch eine Sonntagsruhe brauchen, so, wie wir sie haben, und so, wie sie hoffentlich vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in diesem Land – auch dank eines sozialpolitischen Fortschritts – vergönnt ist. (Beifall bei Grünen, SPÖ und FPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Denn Sonntagsruhe, die hatten wir nicht immer. Es gab die Zeiten im 19. Jahrhundert – das sind für Sie die Klassenkampfzeiten –, in denen die Unternehmer damals noch durchsetzen konnten, dass jeder Arbeitnehmer jeden Tag zu jeder Arbeitszeit verfüg­bar sein musste. Diese Zeiten wollen wir nicht zurück. Und wenn das ein Konsens in diesem Haus ist, dann wäre ich sehr froh, wenn Sie sich zu diesem Konsens äußern, bekennen – oder ihn klar ablehnen. Dann wissen wir endlich, woran wir sind. (Zwischenruf des Abg. Ing. Lugar.)

Ein wichtiger Punkt war der Vorwurf, den Ihnen Kollege Katzian gemacht hat, und ich glaube, er hat recht. Egal, womit man es begründet: Das, was Sie geboten haben, Herr Kollege Lugar – und ich will es jetzt nicht nur darauf zurückführen, dass Sie hier als Sprachrohr des Herrn Stronach fungiert haben –, das ist Klassenkampf von oben.

Ich bringe Ihnen ein anderes Beispiel als das, was Kollege Katzian gebracht hat. Es gibt die Frage 9: „Studien zufolge beträgt der Sozialbetrug in Österreich“ – und hier kommt eine wichtige Einschränkung – „(ohne Steuerhinterziehung) rund eine Milliar­de Euro.“

Der Herr Gesundheitsminister hat darauf hingewiesen, dass ihm – auch mir – keine Studie bekannt ist, die den Sozialbetrug mit 1 Milliarde beziffert. Aber soll sein. Jedoch frage ich Sie: Warum klammern Sie die Steuerhinterziehung aus? (Abg. Ing. Lugar: ... 3 Milliarden ausmacht!) Sie, ich und wir alle hier in diesem Haus wissen, dass die Steuerhinterziehung das mindestens Zehnfache, wenn nicht sogar ein Vielfaches von dem ausmacht, was in Österreich an sogenanntem Sozialbetrug von den unteren, von den einfachen Leuten vollzogen wird. Und warum wenden Sie, Herr Lugar, sich nicht der Steuerhinterziehung zu? – Eine einfache Erklärung (Zwischenruf des Abg. Strache): weil Ihr Chef hier in Österreich einer der praktizierenden Großmeister der Steuerhinterziehung ist! (Beifall bei Grünen, SPÖ und FPÖ sowie der Abg. Franz. – Abg. Ing. Lugar macht die sogenannte Scheibenwischerbewegung.)

Ja, selbstverständlich ist das so! Selbstverständlich ist das so! Da können Sie den Wischer zeigen, so lange und so oft Sie wollen: Der gute Herr Stronach zahlt seine Steuern lieber in Kanada, weil sie dort niedriger sind. Er zahlt seine Steuern im Steuerkanton Zug in der Schweiz ... (Abg. Ing. Lugar – in Richtung Präsidium –: Darf er das taxfrei sagen?) – Was wollen Sie denn sagen? (Abg. Ing. Lugar: Wo sind wir denn? Dürfen Sie taxfrei eine strafbare Handlung unterstellen? – Abg. Ing. Lugar macht abermals die sogenannte Scheibenwischerbewegung.) Ja, und Sie dürfen mir offensichtlich taxfrei den Wischer zeigen?! – Ja, das hätten Sie sich so vorgestellt! Das ist vielleicht in Ihrer Welt so, aber hoffentlich nicht hier im Haus – hoffentlich nicht hier im Haus! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Hören Sie zu, Herr Kollege Lugar! Hören Sie zu: Ihr Chef zahlt, das ist offensichtlich, keine Steuern oder wenig Steuern in Österreich, er zahlt lieber Steuern im Steuer-


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kanton Zug in der Schweiz (Abg. Strache: Er schraubt sich sozusagen vor seiner Ver­antwortung in Österreich!), wo wir alle wissen, dass das Steuerzahlen dort am billigsten von ganz Europa ist. Zug ist eine Einladung zur Steuerhinterziehung! (Beifall bei Grünen, SPÖ und FPÖ.) Jeder, der in Zug seine Steuern zahlt und hier in Österreich als Österreicher gelten will, dem kann man schon zu Recht unterstellen, dass er das macht, um hier in Österreich Steuern zu hinterziehen. Ja selbstverständlich! Selbstver­ständlich, Herr Kollege Lugar! Und je höher die Einnahmen sind, desto mehr zahlt sich natürlich das Steuerhinterziehen über Zug aus.

Hier soll Ihr Herr Stronach die Steuern zahlen (Beifall bei Grünen, SPÖ, FPÖ und BZÖ), wenn er Österreicher sein will und wenn er in Österreich kandidieren will! Das ist eine völlig legitime Forderung. Und er soll sich nicht ein Modell aussuchen, wo man sich auf ein halbes Jahr nach Kanada orientiert und auf ein halbes Jahr nach Zug und nebenbei in Österreich noch Politik machen will, indem man (Ruf bei der FPÖ: Abgeordnete kauft!) den Gewerkschaften vorschreibt, was sie zu denken haben und wie sie zu denken haben und wie sie hier in Österreich ihre Auseinandersetzung mit den Unternehmen beziehungsweise mit der Politik zu führen haben. Das geht mit Sicherheit nicht, Herr Kollege Lugar! (Beifall bei Grünen und SPÖ sowie des Abg. Strache.)

Ich möchte Ihnen noch etwas sagen, um auch den Druck ein bisschen herauszu­nehmen, weil ich finde ja fast schon, das Team Stronach hat in dieser Auseinander­setzung zu viel Bedeutung. So wichtig sind Sie mit Ihrer Kritik und in der Auseinan­dersetzung mit den Gewerkschaften nicht! Ich glaube, dass eine jede der Parteien, wenn wir hier vernünftig reden könnten – aber das fällt mit Ihnen beziehungsweise mit Ihrem Chef sehr schwer (Zwischenruf des Abg. Mayerhofer) –, dass also eine jede der Parteien, inklusive der Sozialdemokratie, aber dort vielleicht am mildesten ausgeprägt, ihre Probleme mit dem ÖGB, ihre Kritik am ÖGB hat. Ich habe sie auch.

Ich bin jahrzehntelang Gewerkschafter, aber ich werfe den Gewerkschaften vor, dass sie bestimmten Dingen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben. Ich will auch darüber reden können, was in der Vergangenheit passiert ist – na selbstverständlich! Diese Debatte wird aber auch in den Gewerkschaften geführt, etwa als es um die BAWAG-Milliarden und um den Streikfonds des ÖGB gegangen ist. Da waren wir heftige Kritiker, da habe ich aber nichts von Ihnen und auch nichts vom Herrn Stronach gehört – da war er wahrscheinlich gerade in Kanada. Aber diese Auseinandersetzung ist zu führen.

Selbstverständlich ist auch die Auseinandersetzung darüber zu führen, ob Frauen im ÖGB, ob Frauen in der Gewerkschaft tatsächlich entsprechend ihrer Zahl repräsentiert sind, ob Frauenanliegen entsprechend dem geringen Repräsentationsgrad im ÖGB nicht unterrepräsentiert sind und Frauen manchmal mit ihren Anliegen zu kurz kommen. – Ja, diese Auseinandersetzung ist zu führen, und sie muss geführt werden!

Selbstverständlich ist auch die Auseinandersetzung um die Vorgangsweise, wie Sie sie angedeutet, aber eigentlich wenig vertreten haben, betreffend die Registrierung dieser Gesundheitsberufe, die ja jetzt über die Arbeiterkammern erfolgen soll – darüber reden wir bei einem anderen Tagesordnungspunkt –, zu führen. Ich halte das für ein verfehltes sozialpartnerschaftliches Vorgehen, ein Abtauschgeschäft, in dem auf der einen Seite die Wirtschaftskammer die Sozialbetriebe erhalten hat – die jetzt wirtschaftskammerumlagepflichtig sind, wo jeder weiß, dass das so nicht funktionieren kann –, und auf der anderen Seite kriegt die Arbeiterkammer die medizinisch-techni­schen Berufe mit der Registrierung. Da muss man, wenn man nicht ein veraltetes Sozialpartnermodell von vor 20 Jahren wiederholen und zum Scheitern bringen will, mit den Betroffenen vorher reden! Das ist an die Adresse der Gewerkschaften gerichtet.


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Ich halte es für wichtig, dass diese Auseinandersetzung solidarisch geführt wird. Ich halte es für wichtig, dass man den Gewerkschaften sagt (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen): Nicht einfach nur darauf vertrauen, dass ihr innerhalb der Sozialpartnerschaft eh alles irgendwie austäuscheln könnt, sondern redet auch mit den anderen oder schlecht repräsentierten Teilen in der Gesellschaft, die ja teilweise auch in die Gewerkschaft hineingehen wollen! – Dann kommen wir gemeinsam hoffentlich einige Schritte weiter. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Mag. Gaßner.)

16.36


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dolinschek zu Wort. – Bitte.

 


16.36.22

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werter Herr Minister! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Jetzt haben alle Fraktionen sozusagen ihre Meinung geäußert. Ich bin jetzt von meiner Fraktion der Erste und kann mich eigentlich dem voll anschließen, dass diese Dringliche Anfrage ordentlich in die Hose gegangen ist – mit der einzigen Ausnahme vielleicht, dass die steigende Arbeitslosigkeit sicherlich ein Thema ist, das zu diskutieren ist, aber bei dem Rest ist, glaube ich, einiges danebengegangen.

Aber es ist auch kennzeichnend, wenn man weiß, wenn man den Kollegen Lugar kennt, dass er einen sehr starken und ausgeprägten Egoismus hat, das kommt eben da drüber. Aber man sollte immer wieder die Dinge von zwei Seiten betrachten! Das habe ich eigentlich immer gemacht – egal, in welcher Position, ob seinerzeit in der Privatwirtschaft als Betriebsrat oder in anderen Tätigkeiten –, weil man dann die Situation leichter versteht und mit seinem Gegenüber eine bessere Gesprächsbasis hat oder ihm auch leichter gegenübertreten kann. – Das ist einmal das eine.

Der Spruch „Wer das Gold hat, der macht die Regel“ ist sehr an die Diktatur angelehnt, und das möchte ich nie haben, und ich hoffe, es holt dich, lieber Herr Kollege Lugar, diese Regel nicht einmal in deinem eigenen Gremium ein. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)

Kurz zum Gewerkschaftsbund: Ich bekenne mich dazu, dass eine freiwillige Interes­sen­gemeinschaft unselbständig Erwerbstätiger wie der Österreichische Gewerk­schafts­bund, der ja sozusagen überparteilich ist, ihre Berechtigung hat und keiner ihre Abschaffung verlangen sollte, denn sonst könnte man ja auch gleich jeden Kultur­verein, jeden Sportverein abschaffen. Das ist also nicht das Gelbe vom Ei, das ist nicht sinnvoll.

Aber natürlich ist es so – das war auch immer meine Meinung –, dass man dort hinein und schauen muss, dass man dort auch ein Mitspracherecht hat. Natürlich ist die Gewerkschaft bei der Privatwirtschaft sehr rot dominiert, bei den Beamten sehr schwarz dominiert – aber das ist eben so in diesem Bereich. Und dass da nicht alles richtig läuft, das wissen wir auch, das war auch in der Vergangenheit so. Deswegen war es ja auch so, dass Bundeskanzler Schüssel seinerzeit die Sozialpartner stark aus der Regierung genauso wie aus dem Parlament hinausgedrängt hat und, als der BAWAG-Skandal war, Bundeskanzler Gusenbauer das ebenfalls so gehandhabt hat, was ihm dann zwei Jahre später eigentlich selbst zum Stolperstein wurde, weil man ihn nicht gleich in die Wüste hat schicken können, als er die Wahl gewonnen hat. – Das einmal dazu.

Das nächste Thema: Sonntagsarbeit, Ladenöffnungszeit. – Natürlich ist es so, dass es Personen gibt, die am Sonntag arbeiten müssen, die nach Feierabend arbeiten müs­sen. Das ist im Pflegebereich so, das ist im Krankenhausbereich so, das ist in den


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verschiedensten Bereichen wie im Gastgewerbe und im Fremdenverkehr so, aber die machen auch nur ein Geschäft, wenn andere frei haben. Es muss ja jemand die Gelegenheit dazu haben, irgendwo etwas zu konsumieren und das auch zu genießen. Aber der Kuchen ist immer der gleiche, und wenn ich eine Ladenöffnungszeit von 0 bis 24 Uhr habe, und das sieben Tage in der Woche, dann wird der Kuchen auch nicht größer, sondern er verteilt sich nur auf diese sieben Tage mal 24 Stunden. Das ist nur auf einen längeren Zeitraum aufgeteilt.

In jenen Bereichen, wo man zusätzliche Einnahmen lukrieren kann, wie etwa durch den Tourismus, gibt es in Österreich auf dem Verordnungsweg alle Möglichkeiten. Jeder Landeshauptmann kann auf dem Verordnungsweg ein Gebiet zum Tourismus­gebiet erklären, und dort ist dann am Sonntag eben offen, damit die Touristen auch einkaufen können. Dazu braucht es keine Änderung, das gibt es schon.

Aber jetzt zum Thema Mitarbeiterbeteiligung. – Die Frau Vorsitzende des Sozialaus­schusses hat eine Aussprache mit den deutschen Kollegen angeregt, einen Gedanken­austausch über Sozialpolitik, Arbeitsmarktpolitik und so weiter, und da habe ich die Frage gestellt, was die deutschen Kollegen zu einer Mitarbeiterbeteiligung sagen. Ein Kollege aus der CSU hat gesagt, das sei maximal denkbar bei börsenotierten Unter­nehmen, sonst nirgendwo.

Dieselbe Erfahrung habe ich auch gemacht. Wir haben auch verschiedene Mitarbeiter­beteiligungen gehabt. Am Ende des Jahres hat sich gezeigt, dass wir zwar gut, super bilanziert haben, aber damit wir wettbewerbsfähig bleiben, müssen wir neue Maschi­nen anschaffen, und daher muss natürlich auch dafür ein Teil vorgesehen werden. Das ist halt für einen Mitarbeiter nicht kalkulierbar. Ich bin dafür, und im Regierungs­programm, Frau Kollegin Oberhauser, steht das auch, Gewinn- und Kapitalbeteiligung, ja, aber das ist eine gefährliche Sache, sage ich Ihnen nur. Also man kann über das eine und andere reden, dass man Mitarbeiter beteiligt, aber nur zusätzlich zum Lohn und nicht in allen Bereichen.

Jetzt zum Thema Arbeitslosigkeit, das nicht verniedlicht werden sollte: Wir haben in Österreich die höchste Arbeitslosigkeit seit Kriegsende! (Beifall bei BZÖ, FPÖ und Team Stronach.) Das ist einmal so, und dem muss man entgegenarbeiten. Es wird jetzt über dayli geredet, 3 000 Leute stehen auf der Straße. Das ist sehr bedauerlich. Es muss dagegengesteuert werden, und zwar nicht nur bei dayli. Wenn der dayli-Chef die Ausrede dort sucht, dass das wegen der Sonntagsöffnung ist, so ist das an den Haaren herbeigezogen. Das stimmt sicher nicht.

Aber es gibt auch andere. Der Wäschehersteller Triumph hat 350 Leute gemeldet, Niedermeyer 280, die Bank Austria will bis zum Jahr 2016 800 Leute loswerden, die Bawag P.S.K. ebenfalls 500 bis Ende des Jahres, Swarovski 150, AT&S und nicht zu vergessen die Baufirma Alpine. Wir haben schon ein gewisses Problem, und man kann das nicht immer schönreden, dass wir am besten dastehen in Europa, mit der geringsten Arbeitslosigkeit, mit der geringsten Jugendarbeitslosigkeit.

Ich sage Ihnen, die Arbeitslosenzahl ist um 22 172 Personen im Vergleich zum Vor­monat des letzten Jahres gestiegen. Das sind immerhin um 10,1 Prozent mehr. Daneben gibt es noch rund 70 000, nämlich 72 158, die in Schulungen sind. Wir haben 242 242 Arbeitslose. Das Interessante ist, dass auch eine steigende Arbeitslosigkeit bei den Akademikern zu verzeichnen ist. Das ist besonders besorgniserregend, weil das hoch ausgebildete Leute sind. Dem muss entgegengesteuert werden, geschätzte Damen und Herren!

Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Im Regierungsprogramm 2008 bis 2013 steht, Sie wollen ein modernes und flexibles Arbeitsrecht schaffen und eine Beseiti­gung dieser Rechtszersplitterung erreichen. Bitte, setzen Sie das endlich einmal um!


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Bis jetzt haben Sie noch gar nichts gemacht. Wir haben noch immer keine Regelung für die Neuen Selbständigen, wir haben gerade wieder gehört, dass es bei den Freiwilligen, die im Einsatz sind, Unterschiede bei der Entgeltfortzahlung gibt. Bei den Angestellten verhält es sich anders als bei den Arbeitern, und so weiter. Dafür, Herr Katzian, müssen wir uns gemeinsam einsetzen. (Beifall beim BZÖ.)

16.43


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Markowitz. – Bitte.

 


16.43.47

Abgeordneter Stefan Markowitz (STRONACH): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Bundesregierung! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir alle wissen, dass das, was mit der Alpine passiert ist, eine Katastrophe für den öster­reichischen Arbeitsmarkt ist. Ich glaube, darin sind wir uns alle einig. Aber worüber wir heute noch nicht gesprochen haben: Was ist mit dem Management der Alpine? Was ist mit diesen Damen und Herren, die Millionen Euro verdient haben – da wird mir, glaube ich, auch die Gewerkschaft recht geben – und die sehr wohl im Jahr 2012 gewusst haben, dass die Alpine den Bach runtergeht? Ihr alle wart involviert, ihr alle habt es gewusst, auch die Gewerkschaft und die Banken, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wie wir alle gehört haben, haben die Banken im Jahr 2012 Rückstellungen vorgenommen, weil sie gewusst haben, dass es mit der Alpine bald nicht mehr weitergeht.

Wer hat die Belegschaft informiert? Wer hat den Häuselbauern, wer hat den Hochwas­seropfern, die bei der Alpine arbeiten, gesagt: Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit eurem Job schaut es nicht mehr gut aus!? Ihr habt jetzt zwei Angebote, Swietelsky, Alpine. Wer fängt bei der Alpine an zu arbeiten?

Wir haben Hunderte Fälle, schwarz auf weiß, von Arbeitern, die bei der Alpine begonnen haben und jetzt alle arbeitslos sind. Ihr alle habts wegg’schaut. (Abg. Binder-Maier: Sag einmal!) Ihr alle habts wegg’schaut. Die Gewerkschaft weiß es ganz genau. Man hätte zu einem Frühwarnsystem greifen und klipp und klar sagen müssen: Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben jetzt ein riesen Problem! Ich bin wirklich dankbar für jeden Arbeitsplatz, der geschaffen worden ist. Ich danke der Gewerkschaft auch dafür, dass sie jetzt so schnell gehandelt und binnen eines Tages Versammlungen abgehalten hat, ganz klar. Aber warum hat sie nicht schon 2012 bei den Versammlungen gesagt: Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir hoffen, dass ihr alle einen Job habt, aber wir befürchten, dass es bald aus sein wird!? (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Und was – und da könnt ihr zwischenrufen, was ihr wollt –, was ist mit den Zuliefer­firmen? Die Alpine hat mit Dumpingpreisen gearbeitet. Schauen wir uns die Baustellen an, ich habe sie mir ganz genau ang’schaut: Dumpingpreise, mit denen der kleine Bauarbeiter, die kleine Baufirma vom Land nicht hat mithalten können. Die haben Mitarbeiter entlassen müssen, weil die Alpine auf Steuerzahlerkosten – wie wir jetzt sehen – zu Dumpingpreisen angeboten hat. (Beifall beim Team Stronach.) Sie ist teil­weise auf 40 Prozent unter den üblichen Preis gegangen.

Auf der einen Seite, Kollege Muchitsch, bin ich dir dankbar, dass du gesagt hast, das ist gar kein Problem, die Mitarbeiter finden gleich wieder einen Job. Aber wir sind in Europa, schauen wir uns die Baustellen in Wien an – du hast deine Aussage dann auch revidiert –, wir alle wissen, alle Baustellen, die ein größeres Volumen haben, müssen jetzt europaweit neu ausgeschrieben werden. Das ist ganz klar, nur: Was passiert? (Zwischenruf bei der SPÖ.) – Ja, das ist so in der Baubranche, ich weiß, es ist halt einfach so. Aber wissen Sie, was das Problem ist? Die Baustellen stehen jetzt


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ein Jahr still. Es wird jetzt alles neu ausgeschrieben, das dauert sechs Monate. Wo werden denn die Leute unterkommen, wo sollen die Menschen jetzt arbeiten? Die können wir nicht alle bei den ÖBB parken, so wie die Lehrlinge.

Ich würde mir wirklich wünschen, dass man hier gemeinsam etwas Neues überlegt, dass man die Schuld nicht immer bei jemandem anderen sucht, sondern klipp und klar sagt: Das ist eine Megakatastrophe, was da passiert ist! Die Aktienfirmen und die großen Baufirmen, die es sich richten, können zu Dumpingpreisen anbieten, was die ganze Wirtschaft rundherum zugrunde richtet. Es gibt Tausende Zulieferfirmen, die Familienbetriebe sind, die jetzt kein Geld bekommen, die aber nicht drei, vier Monate lang auf das Geld warten können. Das ist ein Skandal für die Wirtschaft.

Ich würde mir einfach wünschen, dass man das Ganze nicht ins Lächerliche zieht, sondern wirklich gemeinsam eine Lösung findet, dass es das in Zukunft einfach nicht mehr gibt. Wir alle wollen keinen derartigen Skandal mehr. Wir haben erst vor Kurzem darüber geredet, wir haben Tausende Menschen, die keinen Arbeitsplatz haben. Jetzt verlieren wieder Hunderte ihren Job, da könnt ihr umstrukturieren, was ihr wollt.

Das Belebungspaket, werte Bundesregierung, das ihr jetzt umsetzen wollt, ist gut und richtig, kommt aber viel zu spät. Hättet ihr es ein halbes Jahr früher beschlossen, würde es jetzt greifen. Bis das Ganze aber greift, haben Tausende Menschen über den Sommer keinen Job. Deswegen müssen wir in Zukunft vieles besser machen, und das geht, glaube ich, nur gemeinsam – für Österreich. – Vielen Dank. (Beifall beim Team Stronach.)

16.48


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Dr. Oberhauser gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


16.48.46

Abgeordnete Dr. Sabine Oberhauser, MAS (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bun­desminister! Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich hätte nie gedacht, dass mir Frank Stronach einmal leidtun wird. (Heiterkeit bei SPÖ und FPÖ.) Aber so dermaßen zwischen Genie und Wahnsinn, was sich da jetzt abgespielt hat – also mein herzliches Beileid an den „Sektenführer“ Frank Stronach, das hat selbst er sich nicht verdient! (Beifall bei SPÖ und BZÖ.)

Lassen Sie mich mittels „Franks Welt“ – es gibt dieses Buch – vielleicht ein bisschen aufrollen, wie Franks Welt sich darstellt. Wenn man sich einen Naturbeitrag in „Uni­versum“ oder anderswo anschaut, so beginnt das meistens mit: Der natürliche Feind – was weiß ich – der Robbe ist der Killerwal.

Der natürliche Feind des Frank Stronach sind starke Gewerkschaften. (Abg. Ing. Lugar: Ein Blödsinn!) – Ach so? Das ist etwas Neues, aber gut.

Er sagt, es geht ganz einfach: Es gibt ein Miteinander zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Miteinander! Ich hätte gerne gewusst, wie Sie glauben, dass dieses Miteinander ausschaut, wenn wir uns anschauen, was sich jetzt schon im Mana­gementbereich mit starken, wie Sie selbst sagen, zu starken Gewerkschaften abspielt. Dass für ein Gehalt eines Managers eine Familie 28 Jahre lang arbeiten muss, dass es das 49-Fache eines Arbeitnehmers ausmacht – das ist das Miteinander zwischen denen, die Arbeitgeber sind, und denen, die Arbeitnehmer sind.

Die Mitarbeiterbeteiligung hat Frau Kollegin Belakowitsch-Jenewein schon sehr gut ausgeführt, sie hat den Aktienteil dargestellt. Es gibt noch 50 Prozent, die bekommen ihre im Sackerl. Wie wir von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, „kleinen“ Mitarbeiterin­nen und Mitarbeitern, wissen, kommt am Ende des Jahres der Werkmeister oder der Chef mit einem Briefkuvert, in dem es scheppert, und da sind meistens 1 € oder 2 €


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drin. Das ist dann das Geld, das nicht in den Aktienfonds, versteuert in Kanada, fließt, sondern das der Mitarbeiter als Weihnachtsgeld mit nach Hause nehmen kann. So schaut die Welt des Frank Stronach aus.

Wenn man sich die Mitarbeiter-Charta von Magna anschaut, dann steht dort, er bietet ihnen an, zu vergleichen, ob das, was sie verdienen, auch das ist, was in der Umgebung verdient wird, und wenn es zu wenig ist, dann könnte man das vielleicht anpassen. – Das ist das, was Stronach unter einer starken Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern versteht.

Noch kurz zu dayli, um, wie Karl Öllinger schon gesagt hat, dem „Sprechpuppenklub“ des Herrn Stronach nicht allzu viel Bedeutung beizumessen: Bei dayli sind von den 3 300 Beschäftigten der größte Teil Frauen. Was Sie jetzt machen, ist, zu versuchen, billigstes Kleingeld aufgrund der drohenden Arbeitslosigkeit wegen eines möglichen Konkurses einer Firma herauszuschlagen, indem Sie sagen: Schuld ist die Gewerk­schaft!

Herr Markowitz hat sehr glaubhaft über die Alpine gesprochen, das zweite Thema in der Dringlichen. Wer ist denn dort Vorstandsvorsitzender? – Ist das nicht ein Kollege aus der FPÖ, der ehemalige Kabinettchef von Gorbach? Wer hat die große Verant­wortung als Manager von Alpine für diese Dinge getragen? Sie könnten fragen, Herr Markowitz, wenn Sie wollen, fragen Sie einfach!

dayli braucht man nur zu googeln, das World Wide Web ist ja unermesslich informativ. Wenn man Herrn Haberleitner googelt, dann findet man unter anderem auch, dass er bereits im Jahr 2001 das Hohe Haus beschäftigt hat, und zwar in Bezug auf die Frage: Wie wird Haberleitner von Forstinger bezahlt? Wie funktioniert das in der Beteiligungs­gesellschaft, in die er involviert war? Es gab eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Petrovic: Kann jemand im Aufsichtsrat sitzen und gleichzeitig mit einem Tageshonorar von 30 000 Schilling als Berater der gleichen Firma tätig sein? – Das ist die eine Ge­schichte.

Die zweite Geschichte findet sich, wenn man sich das „WirtschaftsBlatt“ ansieht. Er hat große Spuren hinterlassen, und zwar Spuren meistens dahin gehend, dass er Geschäfts­konzepte auf den Tisch gelegt hat, die immer damit geendet haben, dass es zwischen seinem Auftraggeber und ihm zu einer Riesenstreiterei gekommen ist. Es gab mehrere oberösterreichische Firmen, die seine Konzepte so zerlegt haben, dass die Investoren ausgestiegen sind und er über Nacht entlassen wurde.

Auf die Frage an die damalige Ministerin Forstinger, was Herr Haberleitner für Qualifi­kationen hat, ist Auskunft darüber erteilt worden, dass ein getilgter Strafregisterauszug nicht mehr im Lebenslauf aufscheinen muss.

Das wird schon so sein, aber jetzt zu versuchen, Menschen zu erklären, dass Gewerk­schaften daran schuld sind, wenn ein offensichtlich einfach gestrickter Mann, der, wie wir schon gehört haben, mit einer Million im Koffer nach Udine ins Hotel fährt und dann sagt, ups, es ist weg, ein Konzept liefert, aufgrund dessen Novomatic aussteigt – was ist verstehe –, das ist nicht einmal mehr Genie, das ist schon wirklich Wahnsinn. (Beifall bei SPÖ, Grünen und BZÖ.)

16.54


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Tamandl. – Bitte.

 


16.54.09

Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Diese Legislaturperiode neigt sich nun dem Ende zu, und ich muss sagen,


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das jetzt ist wohl die tiefste Debatte, die wir hier in diesem Haus jemals geführt haben, niveaulos (Rufe bei FPÖ und Grünen: Na ja!) – nicht von allen, bitte, nicht von allen –, teilweise niveaulos, sodass man sich nur genieren kann, und ich glaube, dass die Bürgerinnen und Bürger sich auch wirklich für ihre Volksvertreter genieren.

Dass die Dringliche Anfrage des Herrn Lugar heute in die Hose gegangen ist, das haben schon einige Vorredner vor mir gesagt. Ich möchte nur noch einmal in Erin­ne­rung rufen, wir haben heute von keinem Redner des Teams Stronach – von keinem! – irgendwelche Lösungsvorschläge weder für den Alpine-Konkurs noch für andere Insolvenzen, die in dieser Dringlichen Anfrage angeführt werden, gehört.

Herr Lugar hat zu Beginn nur um den heißen Brei herumgeredet und Herrn Minister Hundstorfer herbeibeschworen und wahrscheinlich ohnehin gewusst, dass sich Herr Minister Hundstorfer im Ausland befindet, dass er in Deutschland ein Erfolgsmodell, nämlich die duale Ausbildung, als Best-Practice-Modell präsentiert. Das ist unverständ­lich, und ich glaube, das können die Bürgerinnen und Bürger zu Hause vor den Fern­sehbildschirmen überhaupt nicht nachvollziehen.

Was wird gemacht? – Es wird sehr viel von der Bundesregierung gemacht, es wird sehr viel auch von den Ländern gemacht, von den Landeshauptleuten, es wird sehr viel mit Auffanggesellschaften gemacht. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von der Alpine werden aufgenommen, Bauprojekte werden weitergeführt, und man versucht, auch nachhaltig die Arbeitsplätze zu erhalten. Das machen wir, das machen unsere Landeshauptleute von Rot und Schwarz, das macht die Bundesregierung, weil wir der Meinung sind, die Sozialpartnerschaft ist in Österreich ein Erfolgsprojekt. Wir wollen gemeinsam den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Arbeitsplätze erhalten, wir wollen sie sichern, und wir wollen sie auch nachhaltig sichern.

Wir sind natürlich – Kollege Steindl wird dann noch darauf eingehen – auch darauf bedacht, dass die kleinen und mittleren Betriebe, die bisher Zulieferbetriebe der Alpine waren, nicht unter die Räder kommen. Das ist uns auch wichtig. Dazu brauchen wir aber keine billige Polemik, Herr Kollege Lugar, und dazu brauchen wir auch kein Bashing auf die Gewerkschaften.

Natürlich unterscheiden sich die Christgewerkschafter von der FSG, das ist überhaupt keine Frage. Aber ganz ehrlich, Herr Kollege Lugar, wenn das Management bei der Alpine versagt, wenn Herr Haberleitner von dayli schon öfter gefloppt hat mit Ge­schäftskonzepten, dann weiß ich nicht, welche Schuld die Gewerkschaft an den jetzt drohenden Insolvenzen trägt.

Ich möchte jetzt auch noch einmal auf das Thema dayli zu sprechen kommen. Zunächst einmal: Wir haben hier in diesem Haus Ladenöffnungszeiten beschlossen, wir haben die Ausweitung von Ladenöffnungszeiten beschlossen. Wir haben Touris­mus­regelungen beschlossen, wonach die Landeshauptleute sich aussuchen können, wo Tourismuszonen liegen, was teilweise überhaupt nicht genutzt wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es im Sinne der geschäftstüchtigen Menschen in diesem Lande, im Sinne der Gastronomiebetriebe – es ist nicht einfach, einen Gastronomiebetrieb zu führen – ist, dass die Firma dayli für sich die Sonntagsöffnung durch die Hintertür einführt, nur weil sie ein Schlupfloch in der Gewerbeordnung findet. Ganz ehrlich, das kann ich nicht verstehen, und dass Herr Stronach und das Team Stronach dafür sind, das ist für mich sehr bemerkenswert. Eigentlich wird hier das Gesetz gebrochen, etwas durchgesetzt, wovon man träumt, was es aber in Österreich gar nicht gibt, nämlich die Sonntagsöffnung in den Handelsbetrieben. Dagegen sind wir, dagegen treten wir auf.

Abschließend möchte ich noch einmal darauf eingehen, was wir hier im Hohen Haus auf Initiative vieler Unternehmensinteressenvertreter, aber natürlich auch Arbeitneh­merinteressenvertreter in den vergangenen Jahren gemacht haben, wo wir den Mitar-


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beiterinnen und Mitarbeitern auch in Krisenzeiten sehr wohl zur Verfügung stehen: Bildungsteilzeit, Bildungskarenz; wir bieten mit dem Pflegefonds Hilfe dort, wo sie notwendig ist; Pflegekarenz, Pflegeteilzeit, alles Dinge, die den Menschen helfen, wenn sie im Arbeitsprozess stecken und sich trotzdem irgendwie in einer familiären Krise befinden.

Wir haben sehr viel gemacht. Wir haben beispielsweise die Lehre mit Matura ein­geführt, sodass wir die Menschen weiterqualifizieren, dass es gar nicht erst so weit kommt, dass sie den Arbeitsplatz verlieren. Wir geben ihnen viele Chancen. Sie haben manchmal lieber polemisiert, gegen die EU gewettert, gegen die Regierung gewettert, gegen die Mächtigen gewettert, obwohl Herr Stronach selbst ein Mächtiger ist.

An dieser Stelle möchte ich noch ein Zitat bringen. Sie haben heute gesagt, die Mitarbeiter seien sehr zufrieden bei Herrn Stronach. Ich habe im Internet ein Zitat aus einem Informationsblatt vom März 2012 von der Lackiererei bei Magna Steyr in Graz gefunden. Auf diesem Flugblatt stand – ich zitiere –:

„Auf der einen Seite entlassen sie Leute und die Arbeitslosigkeit steigt – auf der ande­ren sollen die übrigen immer mehr arbeiten und Überstunden machen. Das ist eine Frechheit und nützt niemandem was – außer ,denen da oben‘. Die Herrschenden werden immer reicher und mächtiger, behandeln uns mehr und mehr als Sklaven.“

Das ist von der Firma MAGNA, und ich glaube, damit ist Frank Stronach gemeint.

Ich bin schon gespannt auf den Steuerakt, dann werden wir sehen, ob Herr Stronach in Österreich Einkommensteuer bezahlt. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Da werden wir nicht viel sehen!) Ich glaube nicht, sonst wäre es ihm nicht so wichtig, dass er sich mehr als 180 Tage im Ausland befindet. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

16.59


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Neubauer gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


17.00.10

Abgeordneter Werner Neubauer (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Herren Minister! Ich zitiere: „Wir brauchen die Gewerkschaften nicht, sie blockieren alles, sind destruktiv und mit ihnen ist kein Staat zu machen“. – Zitatende. Frank Stronach einen Tag vor der Sendung „Im Zentrum“, ORF.

Herr Kollege Lugar, wenn Sie heute hier so tun, als sei das alles nie gesagt worden, dann ist das einfach nicht richtig! (Abg. Dr. Rosenkranz: Nein, das kann nicht sein!)

Frau Kollegin Dr. Oberhauser, ich habe Ihre Rede verfolgt und muss Ihnen sagen, wenn Sie hier Herrn Arnold Schiefer unterschwellig unterstellen, er hätte mit dem Desaster der Alpine etwas zu tun, weil in Verantwortung, darf ich Ihnen schon sagen: Herr Schiefer ist Ende April in dieses Unternehmen geholt worden, um zu retten, was noch zu retten ist. Er hat sich sehr bemüht. Und hätten die Spanier nicht letztlich den Geldhahn zugedreht, dann wäre es fast gelungen, etwas zu schaffen, was schier unmöglich schien, nämlich das Unternehmen doch noch zu retten. So gesehen war Ihre Unterstellung eigentlich unfair und unredlich, denn Herr Schiefer hat sich wirklich bemüht. (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)

Genauso ist es unredlich, dass in diesem Zusammenhang von manchen Seiten eine Schuldzuweisung an die Gewerkschaften gemacht wurde, wie das auch manche Red­ner und Rednerinnen hier gemacht haben. Auch das lehne ich im Zusammenhang mit der Alpine wirklich ab. (Beifall bei der FPÖ.)

Auf eines möchte ich schon eingehen, meine sehr geehrten Damen und Herren: Da wir heute diese Anfrage mit 20 Fragen vorliegen haben, stellt sich für mich eine grund-


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sätzliche Frage: Da gibt es ein Team Stronach. Dieses Team Stronach kostet den Steuerzahler aus öffentlichen Geldern aufgrund der Klubsituation über 2 Millionen €. Dieses Team Stronach hat bewirkt, dass zahlreiche Ausschüsse in diesem Haus neu konstituiert werden mussten, um diese neue Situation auch in den Ausschüssen ent­sprechend abzubilden. Es gibt Ausschüsse, in denen das Team Stronach Beobachter- und Beraterstatus hat, wie auch im Sozialausschuss, der vor Kurzem getagt hat. Aber plötzlich gab es keinen Delegierten des Teams Stronach, der in der Lage gewesen wäre, zu dieser Sitzung auch nur zu kommen. – Das Geld kassieren Sie, Herr Lugar, aber zur Sitzung kommt man nicht! Das ist unredlich. (Zwischenruf des Abg. Ing. Lugar.) Das ist keine Transparenz. Das entspricht nicht jenen Werten, Herr Lugar, die Sie in der Öffentlichkeit immer für sich selbst einfordern. (Beifall bei FPÖ, SPÖ und BZÖ.)

Denn eines ist klar: Dieses Thema, das wir heute hier seit Stunden diskutieren, wurde in der letzten Sitzung des Sozialausschusses sehr transparent und offen besprochen. Und in seltener Offenheit hat Herr Bundesminister Hundstorfer alle Fragen zu dayli, alle Fragen zur Alpine sowie zu den damit in Zusammenhang stehenden Zuliefer­betrieben und alle anderen damit zusammenhängenden Fragen den Mitgliedern des Sozialausschusses beantwortet, das offen dargelegt. Und darüber hinaus hat der Hauptverhandler, Abgeordneter Muchitsch, später alle noch offenen Fragen gegenüber den Delegierten dargelegt; und zwar deshalb später, weil er erst von der Verhandlung, aus den Gesprächen gekommen ist. (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Ich bedanke mich bei Herrn Kollegen Muchitsch auch für seinen Einsatz als Gewerk­schafter, der wirklich versucht, da Arbeitsplätze für diese Menschen zu schaffen beziehungsweise zu erhalten. Herzlichen Dank seitens der Freiheitlichen! (Beifall bei FPÖ, SPÖ und BZÖ.)

Und wenn ich weiß, dass die Leute des Teams Stronach nicht an der Sitzung des Sozialausschusses teilnehmen, aber den Herrn Minister dann mit 20 Fragen quälen, die bereits alle im Ausschuss beantwortet wurden, und sich dann auch noch beschweren, im Wissen, dass der Herr Minister nicht hier ist, dann, muss ich sagen, ist das eine Chuzpe der ganz besonderen Art. Das darf ich Ihnen sagen. (Beifall bei FPÖ und SPÖ.)

Wenn es um die Frage der Gewerkschaften an sich geht, dann darf ich als Frei­heitlicher hier noch einmal betonen, dass wir Freiheitliche natürlich für die Gewerk­schaften in Österreich auch als gewachsene Sozialpartner in diesem Land eintreten. Wir halten deshalb nichts von allgemeinen Auflösungsforderungen oder Verunglimp­fun­gen, denn wir brauchen Gewerkschaften für eine starke Arbeitnehmerunterstützung.

Ein Pluspunkt der Gewerkschaften ist zu verzeichnen, wenn es um die Erhaltung von Arbeitsplätzen geht. Aber es gibt natürlich auch Minuspunkte bei den Gewerkschaften; meine Kollegin Dagmar Belakowitsch-Jenewein hat schon ansatzweise darauf Bezug genommen.

Wenn ich jetzt – Herr Kollege Muchitsch, das ist mein Ansinnen an Sie – Alpine und dayli vergleiche, dann muss ich den Medien entnehmen, dass sich bei der Alpine, weil dort gewerkschaftlich vertreten, die Gewerkschaft wirklich bemüht um die Erhaltung der Arbeitsplätze beziehungsweise um die Auseinandersetzung mit den Arbeitnehmern, um Arbeitsplätze zu erhalten. Bei dayli scheint das offenbar nicht so zu sein, da die Gewerkschaft in einem Rechtsstreit mit dayli ist oder war, nämlich wegen der Sonn­tagsöffnungszeiten. Daher haben die 3 300 Menschen das Gefühl, von der Gewerk­schaft nicht in dem Ausmaß vertreten zu werden, wie das bei der Alpine der Fall ist.

Ich ersuche Sie daher – Arbeitnehmer sind Arbeitnehmer, egal, ob sie jetzt gewerk­schaftlich vertreten sein dürfen, nämlich das ist das Kriterium, oder nicht, das dürfte für


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die Gewerkschaft kein Kriterium sein –, sich auch in diesem Bereich, also für die dayli-Mitarbeiter, gewerkschaftlich einzusetzen, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Eines möchte ich auch noch klar und deutlich sagen: Wenn heute hier immer schon von den gekündigten 3 300 Arbeitnehmern gesprochen wird, dann verwahre ich mich dagegen! Das ist kontraproduktiv, in Gesprächen, die derzeit noch stattfinden, zwischen neuen Interessenten und den noch arbeitenden Mitarbeitern. Man tut diesen Menschen nichts Gutes, wenn man sie heute schon als gekündigt darstellt, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Zusammenfassend darf ich deshalb sagen, dass in Österreich derzeit eine Situation vorherrscht, die sich in den letzten Monaten als sehr erschwerend darstellt, sehr bedrohlich, was den Arbeitsmarkt insgesamt angeht. Wir haben einen Höchststand an Arbeitslosen zu vermerken, auch jetzt im Juni, nämlich mit einem Zuwachs von über 10 Prozent. Über 400 000 Menschen sind arbeitslos. Und ich würde mich wirklich freuen, würde sich die Gewerkschaft auch einmal zu Wort melden und sagen, dass bei einer Öffnung des österreichischen Arbeitsmarktes mit 1. Jänner 2014 nicht garantiert werden kann, dass diese Arbeitsplätze in Österreich, die jetzt schon sehr gefährdet sind, erhalten werden können, dass es nicht zu weiteren Kündigungen in Österreich kommt. Das wäre meines Erachtens ein wertvoller Beitrag der Gewerkschaft, der hier zu leisten wäre. (Beifall bei der FPÖ.)

17.08


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Steinhauser. – Bitte.

 


17.08.17

Abgeordneter Mag. Albert Steinhauser (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich finde es einigermaßen mutig, dass man sich heute bei den Kuriositäten und Wissenslücken, die das Team Stronach zum Thema Gewerkschaften in den letzten Monaten von sich gegeben beziehungsweise gezeigt hat, diese Dringliche noch zutraut.

Man kann ja die Höhepunkte gar nicht aufzählen. Da war der „sensationelle“ Vor­schlag, Arbeiterkammer und Gewerkschaften zu fusionieren. – Sie müssten wissen, dass man eine freiwillige und eine gesetzliche Interessenvertretung nicht fusionieren kann. (Abg. Ing. Lugar: Natürlich kann man!) Aber Ihr Problem ist ja grundlegender: Sie glauben, dass die Arbeiterkammer die freiwillige Interessenvertretung und die Gewerkschaft die Pflichtinteressenvertretung ist. Das ist das Problem von Frank Stronach und Ihnen, dass es Ihnen an den elementarsten Dingen fehlt.

Eines ist Ihnen offensichtlich auch nicht klar: Wer gegen freie Gewerkschaften ist, ist gegen die Demokratie. – Es ist so. Dem kann man nicht widersprechen. (Beifall bei Grünen und SPÖ und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Vor 150 Jahren sind Arbeiterinnen und Arbeiter dafür gestorben, erschossen worden, dass sie sich für ihre Rechte organisiert haben. Das ist eine hochdemokratische Frage. Und wenn Sie das infrage stellen, stellen Sie die Demokratie infrage. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

Meine Damen und Herren! Sie sagen auch immer, Sie würden die Gewerkschaften nicht infrage stellen. Aber man muss nur schnell nachschauen, und mit Google hat man sofort alle Zitate bei der Hand, alles, was Abgeordneter Lugar so absondert.

Am 24. Mai in der „Kronen Zeitung“ – klarer geht es gar nicht –: „Die Gewerkschaften brauchen wir nicht“.


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Was ist das, wenn nicht eine Ablehnung der Gewerkschaften, und zwar eine grund­legende: Wir brauchen sie nicht.

Frank Stronach hat ihn dann korrigiert und gesagt, dass Gewerkschaften wichtig sind. Und er hat dann noch etwas nachgeschoben, was vieles relativiert, Kollege Lugar, was Sie von sich geben. Er hat gesagt: Ich lege die Regeln fest! Das zeigt, dass man nicht alles ernst nehmen soll, was Abgeordneter Lugar sagt, und dass das Team Stronach vielleicht doch etwas lernfähig ist. Sie haben ja heute auch wieder etwas dazugelernt, nämlich dass man, bevor man eine Dringliche einbringt, prüft, welche Minister sich entschuldigen lassen und vertreten lassen. Das ist ein Anfängerfehler. Ich hoffe, Sie sind lernfähig und lernen etwas dazu.

Die Gewerkschaften sind ein demokratischer Verein. Wen etwas bei den Gewerk­schaften stört, der kann sich im Rahmen einer Gewerkschaftsfraktion organisieren und auf die Willensbildung Einfluss nehmen. Aber das interessiert Sie nicht, das ist Ihnen zu mühsam. Ich fürchte aber auch, dass solch ein Unterfangen bei Ihnen zum Scheitern verurteilt wäre, weil Sie kaum MitstreiterInnen fänden, die Ihren Weg in den Gewerkschaften mitgehen.

Meine Damen und Herren! Die Gewerkschaften haben – weil hier versucht wird, den Eindruck zu erwecken, die Gewerkschaften seien schuld an der Pleite unter­schiedlichster Unternehmen; es wird immer suggeriert, es seien die Lohnpolitik und Ähnliches – eine zentrale Funktion in unserer Volkswirtschaft. Wenn es starke Gewerk­schaften gibt, dann geht es der Volkswirtschaft gut. Aus einem ganz einfachen Grund – auch das können Sie sich merken –: Die Gewerkschaften sorgen dafür, dass es Lohnerhöhungen gibt, und Lohnerhöhungen sind die wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Kaufkraft einer Volkswirtschaft gestärkt wird. Wenn das nicht gegeben ist, lässt die Kaufkraft nach, und das schwächt die Volkswirtschaft.

Herr Abgeordneter Lugar, wenn die Produktivitätsgewinne nicht an die Arbeitneh­merinnen und Arbeitnehmer weitergegeben werden, wenn die Produktivitätsgewinne von den Aktionären eingestreift werden, wenn von unten nach oben umverteilt wird, dann verliert eine Volkswirtschaft Kaufkraft und dann wird das Finanzsystem destabilisiert. Das ist ein Naturgesetz, das auch Sie nicht außer Kraft setzen können.

Aber es ist insgesamt eine absurde Debatte um dayli, bei der hier ein bisschen in den Raum gestellt wird, dass der Protest der Gewerkschaften gegen die Sonntagsöffnung schuld daran wäre, dass dayli pleitegeht. – Also ich bezweifle einmal grundsätzlich die Geschäftsführungsfähigkeiten eines Geschäftsführers, der nach Italien fährt, 1 Million € in bar mitnimmt und diese dort offensichtlich aus der Hand gibt. Da dann zu sagen, die Gewerkschaften seien schuld, ist nicht richtig. Da könnten Sie schon auch ein bisschen über die Fähigkeiten dieses Geschäftsführers nachdenken.

Zweiter Punkt: Das Geschäftsmodell von dayli heißt Gesetzesverstoß. Das ist ein­deutig. Da gibt es nichts zu deuten, gar nichts. Es war ein Gesetzesverstoß, und die Gewerkschaften, die Arbeiterkammer, die BetriebsrätInnen haben den gesetzlichen Auftrag, Gesetzesverletzungen aufzudecken und ihnen nachzugehen. Das ist eine ganz normale Vorgangsweise, dass die Gewerkschaften in diesem Fall protestieren.

Dann bestand da noch die Gefahr, dass versucht wird, eine Gesetzeslücke auszu­nützen. Deswegen hat es hier die Parlamentsdebatte um die Öffnungszeiten am Sonntag gegeben. Und – Überraschung! – es war ein einstimmiger Gesetzesbe­schluss. Das, was einige KollegInnen vor mir angenommen haben, stimmt nämlich nicht, nämlich dass das Team Stronach nicht mitgestimmt hat. Ich habe die Ehre, hier zwei, drei Bänke vor dem Team Stronach zu sitzen, und muss sagen, ich war überrascht, denn hier heraußen hat man relativ Wirres von sich gegeben, war in alle Richtungen offen – ich habe es eher so interpretiert, dass man gegen diesen Lücken-


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schluss ist –, und dann ist man hinten mit aufgestanden und hat mitgestimmt. Das Team Stronach hat die Lücke bei der Sonntagsöffnung mit geschlossen. Man weiß offensichtlich nicht genau, was man tut. (Zwischenruf des Abg. Ing. Lugar.) Es ist uns auch grundsätzlich mehr oder weniger egal, was Sie tun, solange Sie so wenige sind. Ich vermute, daran wird sich nicht viel ändern.

Ja, die Gewerkschaften haben eine zentrale Funktion: Lohnerhöhungen aushandeln, Gesetzwidrigkeiten aufdecken, Gesetzesansprüche durchsetzen. Deswegen sind die meisten ArbeitnehmerInnen Mitglied bei einer Gewerkschaft und sind grosso modo mit der Arbeit der Gewerkschaften zufrieden.

Ich wünsche mir – das gebe ich schon zu – manchmal kämpferische Gewerkschaften, das ist notwendig, und parteiunabhängige Gewerkschaften, das ist auch notwendig. Diese Auseinandersetzung ist innerhalb des ÖGB zu führen und findet tagtäglich statt. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

17.14


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Widmann. – Bitte.

 


17.14.33

Abgeordneter Mag. Rainer Widmann (BZÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich werde mich nicht in die Reihe jener Redner einreihen, die die Gewerkschaften in den Himmel heben. Wir brauchen die Gewerkschaften, sie haben eine wichtige Funktion, aber ich möchte eines: Ich als Parlamentarier möchte mich auf derselben Augenhöhe mit ihnen unterhalten, befassen und auch auseinandersetzen. Es kann nicht sein, dass die Ge­werk­schaften das Parlament dominieren, und es kann auch nicht sein, dass Gewerk­schaften als geheime Wahlkampflokomotiven auf der einen Seite für die SPÖ oder auf der anderen Seite – bei den Lehrern – für die ÖVP benutzt werden. Auch das kann und darf es nicht geben.

Liebe Kollegen von den Grünen! Wenn Sie von Lohnerhöhungen sprechen, dann muss ich schon sagen: Das Geld, das man verteilt, muss zunächst einmal verdient werden. Und dafür muss der Staat die Voraussetzungen schaffen. Wir aber finden eine Regie­rung vor – Fragmente dieser Regierung sitzen hinter mir auf der Regierungsbank –, die in fünf Jahren in wesentlichen Bereichen in diesem Land nichts zustande gebracht hat, weder im Wohnbau noch in der Bildungspolitik, noch hinsichtlich einer Steuersenkung, noch im Bereich Wettbewerb et cetera. Da haben Sie versagt, da haben Sie nichts zustande gebracht. Und darüber müssen wir auch reden.

Ich habe es satt, dass man hier fast unisono die Jobsituation schönredet. Es fließen Milch und Honig in diesem Land, höre ich laufend. Dem ist nicht so. Wenn Sie das „Format“ lesen, dann wissen Sie, dass wir eine veritable Jobkrise haben, dass in Österreich ein Paradeunternehmen nach dem anderen in die Pleite schlittert oder in die Pleite schlittern kann – die Alpine als Flaggschiff.

Es gibt eine ganze Liste – Kollege Dolinschek hat sie heute bereits vorgelesen – im „Format“, das ist nicht vom BZÖ: Niedermeyer: 790 Mitarbeiter verlieren Job. Siemens: bis zu 1 000 Mitarbeiter. – Erst vergangene Woche hat mir ein Kollege von Siemens gesagt, die Gewerkschaft – ich hoffe, Sie sind da meiner Meinung – wird ihn nur dann vertreten, wenn er auch Mitglied dort ist. Also wenn er den Beitrag nicht zahlt, ist er ein Arbeitnehmer zweiter Klasse, und das verurteile ich. Das ist ein freier Verein, ein privater Verein, aber ich denke, die Unterstützung sollte – wenn man schon so stark auftritt – für alle Arbeitnehmer gelten.

Die Liste geht weiter: dayli: 340 Personen. Triumph: 350 Personen. Greiner: 100 Per­sonen, und, und, und. Bis hin zu AT&S; Herr Androsch sei hier nur erwähnt.


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Das heißt, Sie haben hier ein echtes Problem, denn Zehntausende Arbeitsplätze sind in Gefahr. Und da gilt es entsprechend zu handeln, wenn in diesem Land gleichzeitig 400 000 arbeitslos sind.

Da kann dann Minister Hundstorfer nicht sagen: Wir haben eine solide Ausgangslage. Eine solide Ausgangslage, meine sehr geehrten Damen und Herren, bei 400 000 Ar­beitslosen! Die haben wir mitnichten, wir haben eine schlechte Ausgangslage.

Natürlich, wenn wir uns mit Griechenland, Spanien, Italien, Portugal vergleichen, dann ist die Ausgangslage solide. Ich möchte uns aber mit konkurrenzfähigen Ländern vergleichen. Daher brauchen wir echte Maßnahmen, die uns nach vorne bringen, und nicht nur plakative Wahlversprechen, wie auch jene von der ÖVP.

400 000 Arbeitsplätze werden Sie schaffen, habe ich unlängst gelesen. Ja wo denn, Herr Kollege Kopf? Wo? Sie als Politiker schaffen 400 000 Arbeitsplätze? – Mitnichten. Mir fehlen die Aktivitäten.

Wir brauchen daher eine echte Steuersenkung in diesem Land, die wir durch Reformen gegenfinanzieren müssen. Wir haben das vorgeschlagen. Wir haben entsprechende Vorschläge auf den Tisch gelegt. Denn nur dann, wenn die Menschen genügend Geld haben – das gilt auch für den kleinen Mann auf der Straße, den angeblich die SPÖ vertritt –, können sie etwas ausgeben und den Konsum wieder ankurbeln. Dann kön­nen sie sich das Wohnen leisten, das Tanken leisten, die Kinder ordentlich ausbilden lassen. Daher ist das für mich ein zentraler Punkt.

Wir wollen auch haben, dass man die kleinen Betriebe, die EPUs, die KMUs, besser finanziert. Sie bekommen von den Banken oft keinen Kredit mehr wegen Basel III, das uns auch ins Haus steht; Basel II ist in Kraft, Basel III wird kommen. Noch höhere Eigenkapitalanforderungen.

Was machen wir? – Ich sage es Ihnen ganz ehrlich, ohne Polemik: Bevor wir Kredite zur Euro-Rettung an Banken, an Pleitestaaten und sonst noch jemanden vergeben, sollten wir doch diesen kleinen Betrieben Betriebsmittelkredite, Startkredite bis 100 000 € geben und sollte der Staat dafür die Haftung übernehmen, anstatt das Geld irgendwo in der Ägäis zu versenken.

Oder geben wir den Konsumenten etwas zurück, Stichwort: Handwerkerbonus. Warum kann nicht jeder von uns im Jahr 1 200 € bei der Steuer absetzen, wenn er das Hand­werkern gibt? Wenn er das Gewerbe vor Ort, die Betriebe, die Angestellten, die Arbeiter beschäftigt, dann soll er 20 Prozent davon, von maximal 1 200 €, absetzen können. Auch eine Idee des BZÖ.

Eine weitere konkrete Idee, worauf mir die Regierung eine Antwort schuldig geblieben ist: Die 1-€-GesmbH. Diese gibt es bereits in Italien. Dort hat man innerhalb eines Jahres über 3 000 Unternehmen gegründet – unkompliziert, rasch, unbürokratisch –, und man hat damit auch Arbeitsplätze gesichert.

Eines muss ich schon auch sagen – und darauf können Sie von der Regierung nicht stolz sein –: Wenn die Weltbank 185 Staaten vergleicht und wir bei den Rahmen­bedingungen für Unternehmen nur auf Platz 29 liegen und bei der Unternehmens­gründung sage und schreibe nur auf Platz 134, so müsste das insbesondere die ÖVP ins Herz treffen. Also was macht da Ihre Partei?

Als Unternehmer müssen Sie nämlich, um überhaupt einmal aufsperren zu können, rund 28 Tage Spießrutenlauf zwischen Ämtern und Behörden in Kauf nehmen, und acht Amtswege. Dazu kommen dann die Bankgeschäfte, das Firmenbuch, das Gewer­beregister, zu einem Notar müssen Sie, einen Rechtsanwalt brauchen Sie vielleicht noch, dann müssen Sie zur Wirtschaftskammer gehen und vielleicht auch noch zur


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Arbeiterkammer, wenn Sie einen Arbeitnehmer brauchen. Und Zwangsbeiträge müssen Sie auch gleich bezahlen, bevor Sie anfangen können. Da muss man im Sinne der Wirtschaft dem Übel an die Wurzel gehen, um das abzustellen.

Ein anderes Beispiel, Thema Bildung: 75 000 Jugendliche haben keinen Pflicht­schulabschluss. – Das ist schrecklich, das ist furchtbar, und da sage ich euch ganz ehrlich: Da müssen wir etwas tun; denen müssen wir helfen. Daher wollen wir auch eine Arbeitsmarkt-Reifeprüfung haben. Wir wollen diese Jugendlichen so lange aus­bilden, bis sie Rechnen, Lesen und Schreiben können – ganz einfache, banale Dinge , sodass der Unternehmer dann weiß, dass der Jugendliche, den er einstellt, das auch kann. Das ist auch für die Unternehmer ein Profit. Das wären die konkreten Ansätze, die man rasch umsetzen kann.

Zu den Gewerkschaften: Es gibt sicherlich viel Sonnenschein, es gibt aber auch viel Schatten. Ich nenne jetzt nur einmal die BAWAG als Beispiel. Ich könnte da eine Stunde lang referieren, aber ich will das nicht. Ich will da gar nicht herumgraben. Es scheint mir aber in weiten Bereichen schon so zu sein, dass man manchmal auch versucht, die Gewerkschaften zu missbrauchen – auch in Wahlkämpfen. Wir werden das wieder erleben, und wir werden das auch aufzeigen. Es kann doch wohl nicht sein, dass private Vereine auf der einen Seite für die SPÖ und auf der anderen Seite bei den Lehrern dann für die ÖVP Kampfstimmung machen. Das ist völlig daneben und darf nicht akzeptiert werden. Die haben andere Aufgaben.

Aber auch der Herr Präsident, der hinter mir sitzt und den ich privat sehr schätze, ist in Wirklichkeit ein Großmeister des Beamten-Mikados, so nach dem Motto: Wer sich zuerst bewegt, der hat auch schon verloren! (Präsident Neugebauer sich von seinem Sitz erhebend, um Unterlagen an sich zu nehmen : Ich stehe auf! Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Er bewegt sich schon!  Abg. Neubauer: Er hat sich schon bewegt!)

Was sich da beim Lehrerdienstrecht in den letzten Wochen abgespielt hat! Warum sorgen wir nicht endlich einmal dafür, dass wir in diesem Land ein gutes Lehrer­dienstrecht bekommen, in dem Leistung sich auszahlt – für die Lehrer genauso wie für die Schüler? Warum tun wir das denn nicht? (Beifall beim BZÖ.)

Es versteht kein Arbeitnehmer, dass jeder andere normalerweise 40 Stunden arbeiten muss, während ein Lehrer mit 20 Stunden auskommt, im Betrieb. Das kann man ja auch ändern, wenn man will. Das wäre Gerechtigkeit, oder dass man im Sommer Schülern, die es nicht ganz so leicht haben, zwei Wochen vor Schulbeginn Gratis­nachhilfe gibt. Dass man dort die Lehrer einsetzt, auch das wäre sinnvoll. Daher sage ich nur: Weil es der Fritz so will, bleibt es in unseren Schulen weiterhin still. Und das darf nicht sein.

Ich lade daher auch die ÖVP ein, bei der Bildungspolitik Schwung hineinzubringen, weil auch das eine Standortfrage ist und weil auch dafür die Gewerkschaften verantwortlich sind, die sich ein bisschen bewegen sollten. (Beifall beim BZÖ.)

17.22


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Muchitsch. – Bitte.

 


17.22.21

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Sehr geschätzter Herr Präsident! Sehr ge­schätzter Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Was hier schon alles gesagt wurde! Man würde lange brauchen, um alles aufzuklären. Ich habe mir auch überlegt: Soll ich auf die Unwahr­heiten und auf die falschen Argumente und Zitate des Teams Stronach eingehen (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Schade um die Zeit!) oder soll ich die Zeit, die mir jetzt


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noch bleibt, doch nutzen, um mich bei all jenen zu bedanken, die in den letzten fünf Tagen aktiv vor Ort unterwegs waren, um letztendlich bis kommenden Freitag 33 Be­triebs­versammlungen durchzuführen?

Alle Betriebsräte, alle Gewerkschaftssekretäre, alle Beschäftigten der Arbeiter­kammern: Insgesamt waren 400 Personen draußen unterwegs, und wir werden es schaffen, bis Freitag in diesen 33 Versammlungen 95 Prozent aller offenen Ansprüche an Lohn- und Gehaltsforderungen aufgenommen zu haben. Die restlichen werden wir in den nächsten Tagen noch persönlich kontaktieren.

Das war ein tolles Zusammenspiel, das nur deswegen funktioniert hat, weil es Gewerk­schaften gibt, weil es auch eine Bundesregierung gibt, die im Hintergrund kurbelt und unterstützt, und weil es einen Masseverwalter gibt, der bei Entscheidungen, bei Vorla­gen, was den Gläubigerausschuss betrifft, weit über seine Grenzen geht. All diesen Menschen möchte ich jetzt einmal ein Danke sagen und sie bitten, noch diese zwei Tage durchzuhalten, bis wir alles erfasst haben. Dem Masseverwalter und seinem Team möchte ich alles Gute für die nächsten Wochen und Monate wünschen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, FPÖ, Grünen und BZÖ.)

Das ist alles nur deshalb gelungen, weil man zusammenarbeitet und weil Gott sei Dank in diesem Land kein Team Stronach Verantwortung hat. Wenn nämlich Stronach hier in diesem Land Verantwortung hätte, dann gäbe es die Gewerkschaften nicht mehr, und dann wäre es nicht möglich, vor Ort zu sein. (Abg. Ing. Lugar: Blödsinn!)

Ich bedanke mich auch für die Anerkennung und die Wertschätzung, die heute hier schon geäußert wurden. Dem Kollegen Neubauer darf ich versichern: Bei der Abwick­lung dieser Versammlungen – und ich werde morgen um 7 Uhr in Oberösterreich wieder bei einer dabei sein – versuchen wir, diejenigen, die noch nicht Mitglieder sind, davon zu überzeugen, vielleicht in Zukunft – nämlich dann, wenn sie einen Job haben, wenn es weitergeht – auch Mitglieder zu werden.

Das ist jetzt auch die Gelegenheit, einen großen Appell an alle Auftraggeber in Öster­reich zu richten: Das, was in der Dringlichen Anfrage steht, dass Auftragsvergaben neu ausgeschrieben werden müssen, ist eine rechtliche Streitfrage. Da sind sich die Vergabejuristen auch nicht ganz einig. Fakt ist: Wir haben einen Masseverwalter, der ganz klar eine Vorgangsweise bestimmt hat. Auftragsangebote werden geprüft, werden von ihm dann dem Gläubigerausschuss vorgelegt. Der Gläubigerausschuss empfiehlt dem Insolvenzgericht die Genehmigung dieser Vorschläge durch den Masseverwalter, und danach ist der Auftraggeber am Zug.

Alle Auftraggeber haben die Möglichkeit, in Verhandlungsgesprächen mit dieser Auf­fang­gesellschaft, mit diesen Firmen, die bereit sind, die Beschäftigten zu übernehmen, diesen Auftrag zu den gleichen Konditionen weiterzugeben, auch die öffentliche Hand.

Da brauchen wir Mut und die Entscheidungskraft, zu sagen, wir warten nicht, bis irgend­welche Juristen nach Wochen oder Monaten zu einer Entscheidung kommen. Wir handeln jetzt so, wie es der Masseverwalter vorschlägt und wie es die Insolvenz­richterin genehmigt hat. Das ist der Appell an alle Auftraggeber, denn die Arbeiter wollen arbeiten. Die wollen nicht warten, bis sich irgendwelche Juristen einig sind, wie was geht, und deshalb ist dieser Entschluss wichtig, eine menschliche Entscheidung zu treffen. Und ich sage Ihnen ganz offen: Diese Entscheidungen werden halten! (Beifall bei der SPÖ.)

Zu den Lehrlingen, weil diese auch angesprochen wurden: Ich sage danke an die ÖBB und an unsere Bundesministerin Bures, die ein Auffangnetz geschaffen haben, in dem Wissen, dass vielleicht gar nicht alle 70 Lehrlinge dieses Angebot nutzen müssen, weil jetzt täglich neue Entscheidungen fallen. Gestern Nachmittag fiel die Entscheidung bei


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der Firma PORR: 14 Lehrlinge werden allein für die Niederlassung Wien übernommen. All diese Willenserklärungen! Die Firma Hinteregger hat zehn Lehrlinge in der Steiermark übernommen. Das Ziel ist, dass jeder Lehrling seine Lehre fertig machen und zur Lehrabschlussprüfung antreten kann. – Auch ein ganz wichtiges Ziel, und auch das werden wir schaffen.

Abschließend sage ich Ihnen auch, Herr Lugar, wenn Sie hier die Gewerkschaften anpatzen: Die Gewerkschaften sind mitverantwortlich für das, was hier in diesem Land geschaffen wurde. Wir sind Teil dieser Republik. Wir haben diese Republik mit aufgebaut. Wir sind Stabilisatoren überall dort, wo es um den sozialen Frieden geht. Die Wirtschaft braucht die Gewerkschaft in Österreich. Warum? – Weil wir offen und sachlich in Diskussionen gehen und dementsprechend auch gemeinsame Lösungen finden.

Ich selbst bin seit dem 15. Lebensjahr Gewerkschaftsmitglied und bin stolz darauf, seit damals Gewerkschaftsmitglied zu sein. Ich war stolz, als ich mit 16 Jahren Jugend­vertrauensrat geworden bin, und ich bin auch stolz, Bauarbeiter gewesen zu sein. Niemand in diesem Saal weiß, was es heißt, arbeitslos zu sein, Arbeitslosengeld zu beziehen. Ich habe stempeln müssen; ich habe meine Familie mit Arbeitslosengeld ernäh­ren müssen.

Dieses Baukonjunkturpaket ist nicht geschaffen worden, um die Alpine zu retten, sondern es ist geschaffen worden, damit die Leute der Alpine und der gesamten Bauwirtschaft nach der Abwicklung der Alpine-Baustellen in Zukunft auch einen Job haben in diesem Land. Deshalb ist dieses Baukonjunkturpaket so wichtig, und dafür Dank an die Bundesregierung. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Neubauer.)

17.28


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Steindl. – Bitte.

 


17.28.13

Abgeordneter Konrad Steindl (ÖVP): Herr Präsident! Meine Herren Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren im Hohen Haus! Viel ist heute die Rede von Verantwortung, und ich glaube, einen ganz großen Teil der Verantwortung tragen unsere kleinen und mittelständischen Unternehmer und Unternehmerinnen, die letztlich 70 Prozent der Beschäftigten in Österreich beschäftigen, und das ist nicht immer einfach. Sie beschäftigen die Leute auch dann, wenn es wirtschaftlich schwierig ist und in einem Umfeld stattfindet, in dem es nicht immer ganz einfach ist, immer wieder eine entsprechende Beschäftigung zu finden.

Sie und ihre Mitarbeiter halten zusammen, weil sie das gleiche Ziel verfolgen, und das gemeinsame Ziel heißt: Beschäftigung, Wettbewerbsfähigkeit und auch eine ent­sprechende Produktivität, und das schaffen sie vielfach ohne irgendwelche Gewerk­schaften im Hintergrund. Klassenkampf ist meistens nicht angesagt, weil sie, wie gesagt, eben in besonderer Weise zusammenhalten.

Es war wirklich bemerkenswert: Als ich feststellen musste, dass wir in meiner Bundes­sparte Gewerbe und Handwerk im ersten Quartal doch mit einem Minus von 3 Prozent zu kämpfen haben, haben unsere Mitgliedsbetriebe die Beschäftigung mit fast 600 000 Men­schen trotzdem aufrechtgehalten. Das ist, glaube ich, schon bezeichnend dafür, wie eng vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmer mit ihren Arbeitnehmern verbunden sind.

Heute wurde immer wieder ausgeführt, dass Großunternehmen wie eben Alpine, dayli und andere in Insolvenzen geraten. Das hat es in der Vergangenheit gegeben, und es wird dies auch in Zukunft geben, wenn in grenzenlosen Expansionen alle kaufmänni-


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schen Grundsätze über Bord geworfen werden und einfach insgesamt keine wirtschaft­liche Grundlage mehr vorhanden ist. Im Übrigen sitzen da auch immer wieder Gewerkschaftsvertreter in den Aufsichtsräten, die die Entwicklung dieser Unterneh­mungen kennen, und trotzdem erfolgen sie so, wie sie eben erfolgen.

Wenn die Unternehmer und die Wirtschaft ein Recht haben, dann darauf, dass sie in einem Staat Rahmenbedingungen vorfinden, die auch die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmungen unterstützt. Erfreulicherweise hat diese Regierung gerade mit einem Impulspaket reagiert – 1,6 Milliarden € insgesamt –, aber nicht wegen Insolvenzen, die da jetzt ins Haus stehen, sondern weil sich einfach die Konjunktur nicht so entwickelt, wie sie von den Konjunkturforschern vorgezeichnet wurde.

Aber trotzdem gibt es aus unserer Sicht, aus Sicht der Wirtschaft noch viel zu tun und noch viel an den Rahmenbedingungen für den Wettbewerb zu arbeiten. Eine Abgaben­quote von fast 43 Prozent und eine Sozialquote von 31 Prozent sind nicht die besten Grundlagen für eine wettbewerbsfähige Volkswirtschaft in unserem Land. Da müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, und auch die Effizienz in Verwaltung und Bürokratie muss massiv verbessert werden.

Die ÖVP kämpft mit ihrem Parteiobmann Vizekanzler Michael Spindelegger mit allen Kräften gegen neue Belastungen und Steuern und versucht, die Wirtschaft wieder zu beflügeln und mit mehr Geld gerade auch bei den Angestellten und Mitarbeitern neue Potenziale zu schöpfen. Wenn es Potenziale gibt, dann sind sie nicht nur bei den Unternehmen zu suchen und zu finden, sondern auch bei den Verwaltungsbehörden. Es ist nicht einzusehen, dass wir beispielsweise in Österreich einen Arbeitslosen­versicherungsbeitrag von etwa 6 Prozent von der Lohnsumme haben, während Deutschland, das erheblich mehr Arbeitslose hat als wir, mit 3 Prozent auskommt und die Schweiz, die insgesamt etwas besser ist als wir, mit nur 2,2 Prozent.

Insgesamt gibt es da, glaube ich, doch entsprechende Potenziale, den Staat und die Verwaltung noch wettbewerbsfähiger zu machen, denn wenn wir gemeinsam – die Wirtschaft und der Staat – eine hohe Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit haben, dann werden wir auch die notwendige Beschäftigung und den Wohlstand sichern können. (Beifall bei der ÖVP.)

17.33


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Lichtenecker. – Bitte.

 


17.33.28

Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Herr Präsident! Werte Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wenn ich in der Vorle­sung mit den Studierenden der Volkswirtschaftslehre darüber diskutiere, was denn wichtig für eine gute Entwicklung in einer Volkswirtschaft ist, dann werden viele Bereiche, viele Punkte angesprochen. Was oft nicht erwähnt wird, sind die Themen soziale Stabilität und gerechte Verteilung – beides ganz wichtige Themen für eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Zu diesen beiden Bereichen leistet die Gewerkschaft einen ganz wichtigen Beitrag, und das ist auch gut so.

Bei all den Meriten der Gewerkschaft und der Gewerkschaftsbewegung, die heute schon aufgezählt wurden, muss man auch Teile betrachten, die durchaus auch zu einem heftigen inhaltlichen Diskurs geführt haben. Da war eines der großen Beispiele in der Geschichte der Grünen Bewegung selbstverständlich Hainburg. Da ist es jedoch um einen inhaltlichen Diskurs gegangen, der geführt wurde, aber nicht um das Anpatzen einer Bewegung, die wichtig ist.


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Selbstverständlich gibt es auch in diesem Bereich strukturkonservative Teile und fort­schrittliche Teile, und genau diese fortschrittlichen Teile gilt es zu stärken. Da gibt es auch Erwartungen, auch in Bezug auf die veränderten Situationen in der Wirtschaft wie beispielsweise das Thema Arbeitszeit, Arbeitszeitverteilung, nicht hängenzubleiben bei der alten Forderung nach sechs Wochen Urlaub, sondern zu schauen, wie man Überstunden reduzieren und mehr Arbeitsplätze schaffen kann, wie man mit den All-in-Verträgen umgeht und so weiter.

Es gibt viele Themen, in denen gerade die Gewerkschaften sich offen positionieren sollten, wie man denn damit umgeht. Bei dieser ganzen Thematik Alpine und Bauwirt­schaft ist eines auffällig – und es ist wichtig und gut so, dass es da großes Engage­ment gibt, dass entsprechend Arbeitsplätze gerettet werden –: Das ist ein sehr män­ner­dominierter Bereich. Es war auch schon nach der Krise so, dass es die Kurzarbeit in vielen Bereichen wie Metall, Maschinenbau und so weiter gegeben hat, und das war auch gut so. Ich würde mir aber genau dasselbe Engagement in den frauendominierten Branchen wünschen, vom Textilbereich bis zum Handel.

Da heißt es einfach, kräftiger heranzugehen, intensiver damit zu arbeiten. Gestern war beispielsweise im „Report“ ein sehr berührender Beitrag über die Arbeiterinnen, die ihren Job bei der Firma Triumph verloren haben, und die Schicksale, die sich daraus ergeben. Selbstverständlich sind die Stiftungen, die Sozialpläne eine wichtige und gute Initiative, aber man darf über den derzeitigen Schicksalen nicht vergessen: In Öster­reich gibt es mehr als 330 000 arbeitslose Menschen, davon viele junge, und es geht darum, Strukturen zu schaffen, die perspektivisch Arbeitsplätze schaffen und Arbeits­plätze sichern.

Kollege Muchitsch, die Verdienste sind unbestritten, auch jene im Moment im Zusam­menhang mit der Alpine. Eines möchte ich hier aber schon auch betonen: In der ganzen Debatte um Bauwirtschaft und Bauaufträge soll man endlich – und das ist auch eine Aufforderung an die Regierung; in dieser Legislaturperiode wird das nichts mehr werden; wir hoffen, dass das in der nächsten erfolgen wird – das Thema Bestbieter­prinzip/Billigstbieterprinzip angehen. Bei öffentlichen Aufträgen muss das Bestbieter­prinzip schlagend werden, dann kann es nicht zu diesen Situationen kommen, dass unterpreisig angeboten wird und dann Baustellen nicht mehr abgewickelt werden können, weil die Firmen insolvent werden. Das ist ein Bereich, der immer wieder vernachlässigt wird, aber genau hier mitberücksichtigt werden muss.

Weil heute viele kompetente VertreterInnen aus der Gewerkschaft in unseren Reihen sitzen, gebe ich Ihnen noch ein Beispiel aus dem Bereich der Post mit. Postzusteller, die sich unglaublich über ihre Arbeitsbedingungen beklagen, die, wenn man zu ihnen sagt: Ja was tut denn die Gewerkschaft?, sagen, die Gewerkschaft ist unter sich irgendwie zerstritten, wo nichts weitergeht, völlige Überarbeitung, Dauerkrankenstände und so weiter: Das sind doch Bereiche, die seit Jahren offensichtlich sind und in denen dennoch nichts weitergeht!

Das ist natürlich schon ein Punkt, bei dem ich mich auch frage: Wo ist die Macht der Gewerkschaft, auch da gute Bedingungen zu schaffen, die in dieser Form auch tat­sächlich notwendig sind? Es kann ja wohl nicht sein, dass es immer damit abgetan wird, dass man sagt, die Überstunden werden ja bezahlt. – Die Postzusteller sagen mir, darum geht es nicht, sondern es geht um gute Arbeitsbedingungen, die man über Jahre und auch bis zum Pensionsalter aushält. Das muss in dieser Form geändert werden!

Abschließend, Herr Minister: Es hat mich heute bei Ihren Ausführungen amüsiert, wie Sie gesagt haben, dass die Regierung ja auch das innovative Unternehmertum stützt und überstützt. Sie haben ein Beispiel aus dem „Falter“ genannt – ich habe das heute


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zufällig in der Früh im Zug gelesen –, und zwar den Unternehmer, der in Wien radelnd Kaffee verkaufen will und unglaubliche Probleme hat. – Christoph Matznetter, das sei euch mitgegeben!

Dieser Unternehmer schreibt: Ich brauche leider für jede einzelne Ausfahrt eine Stand­ort­genehmigung. – Und er beklagt sich darüber, dass das überhaupt nicht funktioniert. (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.) Na selbstverständlich braucht es eine Entrüm­pelung der Gewerbeordnung!

Summa summarum sind es viele Bausteine, die die österreichische Wirtschaft und die österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den nächsten Monaten, in den nächsten Jahren brauchen. Starke Gewerkschaften sind ein Teil davon, aber selbstverständlich auch gute Bedingungen für Unternehmerinnen und Unternehmer. – Das ist das andere, und daran muss weitergearbeitet werden. (Beifall bei den Grünen.)

17.39


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Windholz. – Bitte.

 


17.40.07

Abgeordneter Ernest Windholz (BZÖ): Geschätzter Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Hohes Haus! Heute gibt es eine Dringliche Anfrage vom Team Stronach, „Gewerkschaft blockiert – Wirtschaft verliert“ ist der Titel. Wir haben dann vom Klub­obmann einiges gehört, und damit möchte ich eigentlich beginnen, um ein bisschen etwas wieder zurechtzurücken, denn manchmal verliert man schon den Überblick, wofür man in dieser Partei steht.

Ich habe den Zwischenruf aus Kanada gehört: Die Gewerkschaften in Österreich blockieren, da müssen wir etwas tun! Der Klubobmann hat dann gleich einmal noch ein bisschen tiefer hineingegriffen und gesagt, die gehören zumindest zurechtgestutzt, wenn er nicht noch ein bisschen mehr verlangt hat.

So, dann kommt Frank Stronach aus Kanada und sagt – ich habe den Beitrag im ORF gesehen –: Ich bin ein großer Freund der Gewerkschaften. Daraufhin die Moderatorin: Ja, aber Ihr Klubobmann hat doch gesagt ...! Was sagt Frank Stronach darauf?: Na wissen Sie, bei uns kann ein jeder sagen, was er will, aber – und das ist ganz wichtig – Chef bin ich! Auf die Frage, ob er absetzbar ist, sagt er nach kurzem Nachdenken: Eigentlich nicht. Das ist in den Statuten so geregelt.

Heute habe ich das auch schon von Robert Lugar gehört. Sein Chef sagt, ich bin ein großer Freund der Gewerkschaften – wortwörtlich hat er es heute auch gesagt.

Bei den Gewerkschaften ist die Mitgliedschaft grundsätzlich freiwillig, wobei ich weiß, es gibt da wirkliche Problembereiche, da ist die Mitgliedschaft nicht immer mit Freiwilligkeit verbunden. Da gibt es schon leisen Zwang, dass man da mitmacht. Die Gewerkschaft ist sogar einmal so weit gegangen, dass sie gesagt hat: Gehalts­erhöhungen, die die Gewerkschaften verhandeln, sollten überhaupt nur mehr Gewerk­schaftsmitglieder kriegen, was ich bitte wirklich für einen Witz halte. Das ist auch nicht so gekommen. Dahinter steht auch schon so ein leiser Zwang: Mitglied werden, sonst kriegst du vielleicht keine Gehaltserhöhung!

Dann gibt es neben dieser Gewerkschaft auch Bereiche, wo wirklich Zwang herrscht: Bei der Wirtschaftskammer, der Arbeiterkammer haben wir Zwangsmitgliedsbeiträge. Ich habe das immer wieder gesagt, Zwang ist für mich ein schlechter Zugang. Ich habe das hier auch mehrmalig mittels Anträgen eingebracht, muss aber zur Kenntnis neh­men, es gibt zwei Regierungsparteien, die das eben anders sehen. Das ist in der Demokratie so. Da gibt es also keine Mehrheit. Aber jetzt ist für mich das Abstim­mungsverhalten wichtig. (Abg. Pendl: Gott sei Dank!)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 179

Na da kriege ich schon einen Zwischenruf: „Gott sei Dank!“ – Aber für wen? Für alle hast du da jetzt nicht gesprochen. Da gibt es in Österreich sehr, sehr viele, die auch keinen Zwang wollen.

Frank Stronach hat im Fernsehen auch gesagt: Aber die Zwangsmitgliedschaften gehören abgeschafft. – Ich habe wenige Tage vorher so einen Antrag eingebracht. Wie hat das Team Stronach abgestimmt? Man höre und staune: Sie haben nicht mitgestimmt!, und daher sind sie ja offensichtlich für Zwangsmitgliedschaften. Vor diesem Hintergrund soll man das alles bewerten, was hier gesagt wurde, wo schon viele nicht mehr mitkommen. (Beifall beim BZÖ.)

Ja, dann gehen wir vielleicht gleich über zu dayli. Das ist für mich auch einmal zurechtzurücken. Wer hat da jetzt Schuld? Da höre ich, die Gewerkschaft hat Schuld, denn hätte man am Sonntag öffnen können, dann gäbe es diese Situation nicht.

Tatsache ist, dass man sich in diesem Haus mit sehr breiter Zustimmung für eine Gesetzesänderung entschieden hat, denn dayli wollte die Sonntagsöffnung über eine, wie ich meine, Gesetzeslücke durchsetzen. Das war damals vom Gesetzgeber so nicht geplant, aber die Lücke war vorhanden. Ich selbst bin einer, der für eine Lockerung ist, was die Sonntagsöffnung betrifft, aber bitte nicht mit dem Ausnützen von Gesetzes­lücken. Daher hat man die Gesetzeslücke geschlossen. Und das hat nicht die Gewerk­schaft gemacht, das sollten wir nicht überbewerten, das kann eben nur der Gesetz­geber machen. Das war der Nationalrat, und ich habe das auch als richtig empfunden. Also jetzt die große Debatte loszutreten: Wer ist da der Schuldige?, und zu meinen, das ist die Gewerkschaft, das ist nicht richtig.

Da wir schon bei der Gewerkschaft sind, darf ich einen Bereich einbringen, der heute auch debattiert wurde, nämlich die Frage mit dem Streikfonds. Da haben Sie mir einmal gesagt: Macht da innovative Vorschläge! Wissen Sie, für mich ist der Streik­fonds ein Bereich, den man mit seinem Mitgliedsbeitrag mitzahlt. Das ist für mich so etwas wie eine Versicherungspolizze. Für den Ernstfall, als letzte Maßnahme, um etwas durchzusetzen, gibt es die Möglichkeit des Streiks. Gott sei Dank haben wir in Österreich kaum bis gar keine Streiktage.

Wenn jemand 40 Jahre lang bei der Gewerkschaft ist und brav eingezahlt hat in diesen Streikfonds, aber keinen einzigen Tag gestreikt hat, dann sollte man ihm zumindest einen Teil bei der Pensionierung refundieren. Ich glaube, das wäre eine innovative Geschichte. Da könntet ihr auch mit Transparenz arbeiten. Das wäre, glaube ich, ein guter Vorschlag für die Gewerkschaft, wäre aus meiner Sicht etwas Sinnvolles. Dann kommt bei dieser Debatte wenigstens auch einmal etwas Innovatives zum Tragen. (Ruf bei der SPÖ: Das könnte man bei der Sozialversicherung auch machen!)

Das kann man sich dort nicht so aussuchen. Der Gewerkschaftsbeitrag ist ein frei­williger, ein Teil davon kommt in den Streikfonds. Wenn ich den nie benötige, glaube ich, ist es nur recht und billig, dass ich sage, man sollte darüber nachdenken, ob man nicht bei Pensionierung auch einen Teil davon refundiert. Ich halte das für eine gescheite Sache. Bitte, denken Sie von der Gewerkschaft darüber nach! Und glaubt ja nicht, dass ihr bei den Mitgliedern so gut liegt! Die Unzufriedenheit ist groß. Man darf sich nicht Wunder erwarten. Ich war selbst lange genug Personalvertreter und weiß, dass es auch limitierte Bereiche gibt, aber genau in dem Bereich, nämlich beim Streikfonds, Stichwort BAWAG, gehört schon längst etwas gemacht. (Beifall beim BZÖ.)

In diesem Sinne darf ich Sie auffordern, diesen innovativen Vorschlag innerhalb der Gewerkschaft ernsthaft zu prüfen. (Beifall beim BZÖ.)

17.46



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 180

Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Matznetter. – Bitte.

 


17.46.53

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Wenn man sich etwas später meldet, muss man einiges an Richtigstellungen nach­holen.

Herr Kollege Dolinschek, ich habe vermieden, eine tatsächliche Berichtigung zu machen, nur ist es einfach falsch, was Sie hier sagen. Wir haben zum Glück, obwohl wir ein schlimmes Umfeld haben und wirklich viele, viele Tausende Menschen heuer arbeitslos sind, nicht die höchste Arbeitslosenrate der Zweiten Republik!

Ich berichtige tatsächlich: Wir haben laut EUROSTAT heute 4,7 Prozent Arbeitslose. Viel zu viel. Aber schauen wir uns einmal an, was Sie genau wissen müssten: Wie war denn die Rate 2005? (Abg. Dolinschek: Weniger!) 5,4 Prozent, Herr Staatssekretär, ab 26. Jänner 2005 – zu einem Zeitpunkt, als das Wachstum damals 2,9 Prozent betragen hat, lange vor der Wirtschaftskrise! Heuer schaffen wir vielleicht gerade 0,8 Prozent. Wir haben eine Rezession in ganz Europa.

Es ist ein Unterschied, wie die Politik gemacht wird. Der Vorwurf, der da erhoben wird – ich weiß schon, das muss man als Opposition –, ist einfach falsch. Man kann vieles an der Regierung kritisieren, aber die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen und zu versuchen, alles zu tun, dass trotz der größten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren die Arbeitslosigkeit nicht weiter ansteigt, das kann man als solches respektieren. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich habe applaudiert bei einigen Beiträgen Ihrer Rede. Aber dieser Punkt dient der Selbstkritik, gerade wenn man in dieser Zeit Verantwortung auf der Regierungsbank getragen hat. Nicht immer ist das Laisser-faire das Richtige, und man hat damals ganz bewusst die Sozialpartnerschaft zurückgefahren. Ich erinnere mich, wie die Präsi­denten Leitl und Verzetnitsch wie die Schulbuben im Bundeskanzleramt abgefertigt worden sind. Man hat halt geglaubt, das sei nicht modern und mit wenig Sozialpart­nerschaft gehe es besser, da fahren wir drüber, und hat dann Puzzlesteine eingesetzt.

Ist irgendetwas besser geworden? – Nein, es ist schlechter geworden! Und es war gut, dass Sie es hier gesagt haben, weil mir das die Gelegenheit gegeben hat, das richtigzustellen. Es geht nämlich nicht ohne die Sozialpartner, sondern es geht besser für das Land, für die Beschäftigten und für die Menschen mit den Sozialpartnern. Dieser Versuch war zwar bitter für die Leute, ist aber gut für uns gewesen, dass wir solche Fehler nicht mehr machen.

Damit kann ich mich schon den Genies zuwenden. Wir haben ja gedacht, „Génie“ ist ein Waschmittel für zwischendurch und gibt es vielleicht bei dayli noch zu kaufen, falls es noch eine Warenlieferung dort gibt. Das ist offenbar gemeint vom Kollegen Lugar, weil sonst ist das Genietum hier nicht vorhanden.

Um bei dayli zu bleiben: Kollege Windholz hat die Situation richtig dargestellt. Eine Gesetzeslücke ausnützen zu wollen, um im Markt in Wirklichkeit unlauter gegen alle anderen Drogeriemärkte und Drogerien, die es noch gibt, zu konkurrenzieren, mit der Behauptung, wir sind ein Kaffeehaus oder ein Restaurant, und es gibt halt zufällig das ganze Drogerie-Warensortiment, ist eine unerträgliche Form von unlauterem Wettbe­werb.

Von mehreren Vorrednern ist richtig ausgeführt worden, dieses Haus will in der Mehrheit im Handel keine Sonntagsöffnung. Und daran müssen sich alle halten. Wir haben viele Tausende Familienbetriebe, die noch eine Drogerie führen. Was bleibt denn denen übrig am Ende des Jahres? Für die sind die Ketten eh furchtbar genug,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll213. Sitzung / Seite 181

was die Einkünfte für ihre Familien aus dem Familienbetrieb betrifft. Aber dass dann diese Kette sagt, ich bin ja keine Drogeriekette, ich bin ja ein Gasthaus, ich habe ja eine Verabreichung vielleicht in der Ecke, und denen man die letzten Kunden – und sie werden immer nur umverteilt, das hat Kollege Dolinschek richtig festgestellt – und den geringen Umsatz auch noch wegnimmt, bis die auch zusperren müssen, werden wir nicht akzeptieren.

Nur weil Frank Stronach mit dem 1-Million-Udine-Mann befreundet ist, brauchen wir hier deswegen nicht so einen Affentanz aufzuführen. Wir sollten uns bemühen, die Strukturen in Ordnung zu bringen. Schlecker war vorher schon insolvent! (Beifall bei der SPÖ.)

Kollege Muchitsch und Kollege Katzian haben es richtig gesagt, hier wird alles getan, was man tun kann, um strukturell den Leuten zu helfen, zu schauen, dass sie weiter in Beschäftigung sind. Aber die Dummheiten des Managements kann die Politik nicht und wird sie nicht verhindern können. Und daher ist der Vorwurf an die Gewerkschaften, sie seien schuld bei dayli, weil sie dagegen protestieren, dass am Sonntag offen ist, ein Hohn sondergleichen. Sie gehen auf die Leute los, die sich für die Menschen enga­gieren, sich für Tausende Betroffene einsetzen. Schämen Sie sich eigentlich nicht für so etwas? Nur wegen der billigen Propaganda des Frank Stronach? Also da hätte sich das Land wirklich etwas anderes verdient. (Beifall bei der SPÖ.)

17.52


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Windisch. – Bitte.

 


17.52.23

Abgeordneter Ing. Franz Windisch (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! In der Dringlichen Anfrage des Teams Stronach geht man auf die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt und auch auf den prekären Bereich in der Bauwirtschaft ein. Es wird hier schon suggeriert, als ob alle schlafen in diesem Land würden, nichts täten und nicht dagegenhalten würden.

Und da muss man schon einmal mit den Aussagen der OECD jüngst beginnen, dass wir 2013 0,5 Prozent Wirtschaftswachstum haben werden und 2014, Gott sei Dank, auf 1,7 Prozent steigen werden. Und wenn wir diese Prozentwerte mit dem Durchschnitt der EU vergleichen, dann liegen wir heuer zumindest um 1 Prozent höher und nächs­tes Jahr immerhin noch um 0,6 Prozent höher.

Meine Damen und Herren, diesen Vorsprung, den wir Gott sei Dank haben, müssen wir halten, den dürfen wir nicht verlieren, und da müssen wir mit konjunkturellen Maß­nahmen gegensteuern. Und die Politik tut auch etwas dagegen. Es geht um den Wirtschafts- und Arbeitsstandort. Die Regierung hat ein Konjunkturpaket mit vorge­zogenen Maßnahmen bis 2014 beschlossen. Das Gute dabei ist, dass dieses Paket eben nicht, so wie früher oft, auf Pump finanziert wird, sondern dass wir sehr wohl unseren Konsolidierungspfad mit dem Nulldefizit 2016, das wir nicht aus den Augen verlieren dürfen, auch weiterhin nicht verlassen.

Ganz wichtig bei diesem Paket ist der Wohnbau, ist der Bau allgemein. Bis 2020 werden wir 170 000 neue Haushalte in Österreich haben. Das heißt, dass wir auch 170 000 neue Wohneinheiten brauchen werden. Hierfür werden aus der Wohnbauför­derung vonseiten des Bundes 276 Millionen € frisches Geld zur Verfügung gestellt, nämlich aus dem Erlös der Frequenzversteigerung, der Digitalen Dividende.

Wir wissen auch, dass für jede neue Wohnung vier neue Arbeitsplätze geschaffen wer­den. Das heißt, das wird auch einen Beschäftigungseffekt haben. Zusätzlich werden


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noch viele private Mittel in diesem Bereich ausgegeben werden, sodass hier insgesamt mehrere Milliarden fließen werden.

Auch die BIG, die Bundesimmobiliengesellschaft, wird Projekte für Sanierungen ent­sprechend vorziehen.

Zum Zweiten sind es auch Bauprojekte im Zusammenhang mit dem leidigen Hoch­wasser, mit den Schutzmaßnahmen, die die Menschen und die Betriebe im Gebiet der Donau dringend brauchen. Hier haben wir 17 Projekte in den letzten Jahren bereits abgeschlossen, insgesamt mit 280 Millionen €, und weitere 17 Projekte sind in Bau oder in Planung. Diese Projekte werden auch um vier Jahre vorgezogen, statt Endziel 2023 gilt nun Endziel 2019. Insgesamt werden 400 Millionen € von Bund, Land und Gemeinden zur Verfügung gestellt werden.

Und zum Dritten: Auch die Betriebe, nicht nur die Menschen, auch die Betriebe, die vom Hochwasser geschädigt sind, sind zu fördern und denen ist Unterstützung zu geben. Es werden insgesamt Kredite in der Höhe von 400 Millionen €, nämlich aus ERP-Mitteln, die wiederum nicht budgetwirksam werden, zur Verfügung gestellt werden, Kredite, die zinsenfrei sein werden, sechs Jahre lang zinsenfrei