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Plenarsitzung

des Nationalrates

Stenographisches Protokoll

 

230. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Mittwoch, 20. September 2023

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Nationalratssaal


Stenographisches Protokoll

230. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode     Mittwoch, 20. September 2023

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 20. September 2023: 9.05 – 23.39 Uhr

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Tagesordnung

1. Punkt: Wahl einer Schriftführerin/eines Schriftführers

2. Punkt: Bericht über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Öster­reichische Bundesfinanzierungsagentur: Risikomanagement und Finanzierung von Rechtsträgern und Ländern – Reihe BUND 2022/20

3. Punkt: Bericht über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Umstellung von der Bürgerkarte/Handysignatur auf den elektronischen Identitätsnachweis (E-ID) – Reihe BUND 2023/7

4. Punkt: Bericht über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Wohnbau­förderungs-Zweckzuschuss 2015 bis 2018 – Reihe BUND 2020/19

5. Punkt: Bericht über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Kommunale Investitionsprogramme 2017 und 2020 – Reihe BUND 2022/34

6. Punkt: Bericht über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Reform­projekte im Rahmen des Finanzausgleichs – Reihe BUND 2021/17


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 2

7. Punkt: Bericht über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Funktion und Aufgaben der Sozialhilfeverbände in der Steiermark – Schwerpunkt Sozialhilfe­verband Murtal – Reihe BUND 2022/14

8. Punkt: Bericht über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Investitionen der Länder Oberösterreich und Steiermark – Reihe BUND 2023/10

9. Punkt: Bericht über den Bericht des Rechnungshofes betreffend COFAG und Zuschüsse an Unternehmen – Reihe BUND 2022/31

10. Punkt: Bericht über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Rechts­mittel in der Steuerverwaltung – Reihe BUND 2022/21

11. Punkt: Bericht über den Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2022

12. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2023 bis 2026 und das Bundesfinanzgesetz 2023 geändert werden

13. Punkt: Bericht über den Antrag 3520/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz geändert wird

14. Punkt: Bericht über den Antrag 3545/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz über einen Zuschuss an die Länder zur Finanzierung einer Gebührenbremse

15. Punkt: Bericht über den Antrag 3546/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über den Energiekrisenbeitrag-fossile Energieträger (EKBFG) geändert wird

16. Punkt: Bericht über den Ersten Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit Öster­reichs gemäß § 5 Z 5 Fiskalrat- und Produktivitätsratgesetz 2021


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 3

17. Punkt: Bericht über den Antrag 3478/A der Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz 1979, das Väter-Karenzgesetz, das Urlaubsgesetz, das Angestelltengesetz, das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch, das Arbeits­vertragsrechts-Anpassungsgesetz, das Gleichbehandlungsgesetz, das Landarbeits­gesetz 2021, das Kinderbetreuungsgeldgesetz sowie das Familienzeitbonus­gesetz geändert werden

18. Punkt: Bericht und Antrag über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz geändert wird

19. Punkt: Bericht über den Antrag 3159/A der Abgeordneten Mag. Michael Hammer, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 geändert wird

20. Punkt: Bericht über den Antrag 3093/A(E) der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend keine Abschaffung der geblockten Altersteilzeit

21. Punkt: Bericht über den Antrag 3110/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Altersteilzeitmodelle erhalten – Keine Experimente auf dem Rücken der Arbeitnehmer und Arbeit­geber!

22. Punkt: Bericht über den Antrag 3126/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der geblockten Altersteilzeit

23. Punkt: Bericht über den Antrag 3547/A der Abgeordneten Norbert Sieber, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz – LWA-G geändert wird


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 4

24. Punkt: Bericht über den Bericht des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft betreffend Tourismus in Österreich 2022

25. Punkt: Sammelbericht über die Petitionen Nr. 67, 74, 94, 99, 101, 104, 107 und 109 sowie die Bürgerinitiativen Nr. 46 und 47 sowie 55

26. Punkt: Erstattung eines Vorschlages für die Wahl eines Mitgliedes der unabhängigen Kontrollkommission Verfassungsschutz gemäß § 17a Abs. 5 Staatsschutz- und Nachrichtendienst-Gesetz

27. Punkt: Erste Lesung: Volksbegehren „NEUTRALITÄT Österreichs JA“

28. Punkt: Erste Lesung: Volksbegehren „anti-gendern Volksbegehren“

29. Punkt: Erste Lesung: Volksbegehren „Asylstraftäter sofort abschieben“

30. Punkt: Erste Lesung: Volksbegehren „Umsetzung der Lebensmittelherkunfts­kennzeichnung!“

31. Punkt: Erste Lesung: Volksbegehren „Untersuchungsausschüsse live über­tragen“

32. Punkt: Erste Lesung: Volksbegehren „Lebensmittelrettung statt Lebens­mittel­verschwendung“

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Inhalt

Nationalrat

Einberufung der ordentlichen Tagung 2023/2024 der XXVII. Gesetzgebungsperiode des Nationalrates mit 12. September 2023 ...     84

Mandatsverzicht der Abgeordneten Cornelia Ecker ...........................................     85

Angelobung der Abgeordneten MMag. Michaela Schmidt .................................     85


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 5

1. Punkt: Wahl einer Schriftführerin/eines Schriftführers ...............................  187

Wahlergebnis:

Schriftführerin: Katharina Kucharowits ................................................................  187

Personalien

Verhinderungen ......................................................................................................     84

Ordnungsrufe ................................................................................  142, 171, 541

Geschäftsbehandlung

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung 14306/AB gemäß § 92 Abs. 1 GOG ............................  184

Durchführung einer kurzen Debatte gemäß § 57a Abs. 1 GOG ......................  283

Redner:innen:

Mag. Harald Stefan ..................................................................................................  284

Bundesministerin Dr. Alma Zadić, LL.M. ................................................................  289

Mag. Michaela Steinacker .......................................................................................  292

Christian Oxonitsch .................................................................................................  294

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................  297

Mag. Agnes Sirkka Prammer ...................................................................................  300

Mag. Yannick Shetty ...............................................................................................  303

Antrag der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen auf Nichtkenntnisnahme der Anfragebeantwortung 14306/AB – Ableh­nung ........................................................................................................  297, 306

Antrag der Abgeordneten Petra Tanzler, dem Unterrichtsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 3155/A(E) der Abgeordneten Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kinderschutz an Schulen und elementarpädagogischen Einrichtungen“ gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 4. Oktober 2023 zu setzen – Ablehnung ............................  185, 597


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 6

Antrag der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, dem Kulturausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 3148/A(E) der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend „besserer Kinderschutz in Kultureinrichtungen“ gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 4. Oktober 2023 zu setzen – Ablehnung ...........................................  185, 597

Antrag der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, dem Ausschuss für innere Angelegenheiten zur Berichterstattung über den Antrag 284/A(E) der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ausbau opferschutzorientierter Täterarbeit zur Verhinderung von Gewalt an Frauen und Kindern sowie häuslicher Gewalt“ gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 4. Oktober 2023 zu setzen – Ablehnung ....................  185, 597

Antrag der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 361/A(E) der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Unabhängiger Bundesstaatsanwalt“ gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 1. November 2023 zu setzen – Ablehnung ..  185, 597

Antrag des Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 453/A der Abgeordneten Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundes(verfassungs)gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert und ein Bundesgesetz über den Zugang zu Informationen (Informationsfreiheitsgesetz – IFG) erlassen wird“ gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 1. November 2023 zu setzen – Ablehnung .............................................................................................  185, 597

Absehen von der 24-stündigen Frist für das Aufliegen des schriftlichen Ausschussberichtes 2195 d.B. gemäß § 44 (2) GOG .........................................  186

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 5 GOG .............................................................................................................  187


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 7

Wortmeldung des Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA betreffend Praxis bei der Vergabe von Ordnungsrufen ........................................................  570

Stellungnahme des Präsidenten Mag. Wolfgang Sobotka ...................................  572

Wortmeldung des Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf in Bezug auf die von Präsident Mag. Wolfgang Sobotka abgegebene Stellungnahme .....................  577

Aktuelle Stunde (51.)

Thema: „Der Turbo für die Kinderbetreuung – 4,5 Milliarden Euro bringen echte Wahlfreiheit für die Eltern.“ ......................................................................     86

Redner:innen:

August Wöginger .....................................................................................................     86

Bundesministerin MMag. Dr. Susanne Raab .........................................................     91

Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA .......................................................................     97

Eva Maria Holzleitner, BSc ......................................................................................  100

Rosa Ecker, MBA ......................................................................................................  103

Mag. Sibylle Hamann ...............................................................................................  105

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ..........................................................................  108

Norbert Sieber ..........................................................................................................  111

Petra Wimmer ..........................................................................................................  113

Wolfgang Zanger .....................................................................................................  115

Barbara Neßler ........................................................................................................  118

Mag. Martina Künsberg Sarre .................................................................................  121

Aktuelle Stunde – Aktuelle Europastunde (52.)

Thema: „Europäische Maßnahmen gegen die Teuerung: Wann handeln Sie endlich, Herr Bundeskanzler, und folgen dem erfolgreichen Beispiel anderer EU-Staaten?“ ............................................................................................  123


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 8

Redner:innen:

Mag. Jörg Leichtfried ...............................................................................................  124

Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc .....................................................................  129

Dr. Christian Stocker ...............................................................................................  139

Julia Elisabeth Herr ..................................................................................................  142

Petra Steger ..............................................................................................................  145

Mag. Markus Koza ...................................................................................................  148

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................  151

Mag. Peter Weidinger ..............................................................................................  154

MEP Mag. Dr. Günther Sidl .....................................................................................  157

MEP Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG .................................................................  159

MEP Dr. Monika Vana .............................................................................................  163

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ..................................................................................  165

MEP Barbara Thaler ................................................................................................  168

Philip Kucher ............................................................................................................  171

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................  174

Mag. Nina Tomaselli ................................................................................................  177

Bundesregierung

Vertretungsschreiben ............................................................................................     85

Wahlen in Institutionen

26. Punkt: Bericht des Hauptausschusses betreffend die Erstattung eines Vorschlages für die Wahl eines Mitgliedes der unabhängigen Kontrollkommission Verfassungsschutz gemäß § 17a Abs. 5 Staatsschutz- und Nachrichtendienst-Gesetz (2195 d.B.) .........................................................  539

Redner:

Mag. Hannes Amesbauer, BA .................................................................................  539

Annahme des Antrages des Hauptausschusses in 2195 d.B. (Mitglied der unabhängigen Kontrollkommission Verfassungsschutz: Mag. Harald Perl) ....  542


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 9

Ausschüsse

Zuweisungen .............................................  180, 553, 562, 572, 582, 590, 597

Verhandlungen

Gemeinsame Beratung über

2. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Österreichische Bundesfinanzierungsagentur: Risikomanagement und Finanzierung von Rechtsträgern und Ländern – Reihe BUND 2022/20 (III-674/2110 d.B.) .........................................................  188

3. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Umstellung von der Bürgerkarte/Handysignatur auf den elektronischen Identitätsnachweis (E-ID) – Reihe BUND 2023/7 (III-894/2113 d.B.) ..................................................  188

4. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Wohnbauförderungs-Zweckzuschuss 2015 bis 2018 – Reihe BUND 2020/19 (III-134/2114 d.B.) ............................................  189

5. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Kommunale Investitionsprogramme 2017 und 2020 – Reihe BUND 2022/34 (III-796/2115 d.B.) ............................................  189

6. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Reformprojekte im Rahmen des Finanzaus­gleichs – Reihe BUND 2021/17 (III-301/2116 d.B.) .........................................  189

7. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Funktion und Aufgaben der Sozialhilfe­ver­bände in der Steiermark – Schwerpunkt Sozialhilfeverband Murtal – Reihe BUND 2022/14 (III-627/2117 d.B.) ....................................................................  189


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 10

8. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Investitionen der Länder Oberösterreich und Steiermark – Reihe BUND 2023/10 (III-917/2118 d.B.) ..................................  189

Redner:innen:

Johann Singer ...........................................................................................................  190

Michael Seemayer ....................................................................................................  191

Christian Lausch ......................................................................................................  193

David Stögmüller .....................................................................................................  195

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff ............................................................................  198

Rechnungshofpräsidentin Dr. Margit Kraker .........................................................  201

Lukas Brandweiner ..................................................................................................  206

Mag. Ruth Becher ....................................................................................................  208

Alois Kainz ................................................................................................................  209

Dr. Elisabeth Götze ..................................................................................................  211

Andreas Kollross ......................................................................................................  212

Süleyman Zorba .......................................................................................................  214

Kenntnisnahme der sieben Berichte III-674, III-894, III-134, III-796, III-301, III-627 und III-917 d.B. ..........................................................................................  216

Gemeinsame Beratung über

9. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rech­nungshofes betreffend COFAG und Zuschüsse an Unternehmen – Reihe BUND 2022/31 (III-781/2111 d.B.) ....................................................................  218

10. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Rechtsmittel in der Steuerverwaltung – Reihe BUND 2022/21 (III-690/2112 d.B.) ....................................................................  218

Redner:innen:

Hermann Gahr .........................................................................................................  218

Mag. Karin Greiner ..................................................................................................  220


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 11

MMag. DDr. Hubert Fuchs ......................................................................................  223

Dr. Elisabeth Götze ..................................................................................................  225

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ..................................................................................  226

Rechnungshofpräsidentin Dr. Margit Kraker .........................................................  230

Mag. Andreas Hanger ..............................................................................................  234

Kai Jan Krainer .........................................................................................................  237

Wolfgang Zanger .....................................................................................................  240

Michael Bernhard ....................................................................................................  242

Mag. (FH) Kurt Egger ...............................................................................................  245

Michael Schnedlitz ...................................................................................................  247

Kenntnisnahme der beiden Berichte III-781 und III-690 d.B. ..........................  249

11. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über den Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2022 (III-942/2189 d.B.) .................  250

Redner:innen:

Kai Jan Krainer .........................................................................................................  250

Mag. Andreas Hanger ..............................................................................................  258

MMag. DDr. Hubert Fuchs ......................................................................................  261

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ...................................................................................  263

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ..................................................................................  266

Rechnungshofpräsidentin Dr. Margit Kraker .........................................................  268

Mag. Karin Greiner ..................................................................................................  272

Mag. Gerhard Kaniak ..............................................................................................  274

Christian Oxonitsch .................................................................................................  276

Lukas Hammer .........................................................................................................  278

Dr. Christian Stocker ...............................................................................................  280

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................  306

Mag. Klaus Fürlinger ................................................................................................  308

Entschließungsantrag (Misstrauensantrag) der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Versagen des Vertrauens gegenüber


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 12

der Bundesregierung“ und den Staatssekretär: innen „wegen ihres Totalver­sagens in der Teuerungskrise“ gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG – Ablehnung ..............................................................................................  253, 310

Annahme des Gesetzentwurfes in 2189 d.B. .....................................................  309

Gemeinsame Beratung über

12. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2170 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2023 bis 2026 und das Bundesfinanzgesetz 2023 geändert werden (2191 d.B.) ...  310

13. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 3520/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kollegin­­nen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Zahlungs­bilanzstabilisierungsgesetz geändert wird (2192 d.B.) ......................................  310

Redner:innen:

MMag. Michaela Schmidt .......................................................................................  311

Angela Baumgartner ...............................................................................................  312

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................  314

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ...................................................................................  317

Dr. Helmut Brandstätter .........................................................................................  319

Ing. Klaus Lindinger, BSc .........................................................................................  321

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 2191 und 2192 d.B. ........................  324

14. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 3545/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolle­gin­nen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz über einen Zuschuss an die Länder zur Finanzierung einer Gebührenbremse (2193 d.B.) ....................  324

Redner:innen:

Mag. Julia Seidl ........................................................................................................  325

Mag. Dr. Rudolf Taschner ........................................................................................  326

Maximilian Linder ....................................................................................................  329


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 13

Dr. Elisabeth Götze ..................................................................................................  331

Christoph Stark ........................................................................................................  333

Christoph Zarits .......................................................................................................  334

Ing. Manfred Hofinger .............................................................................................  336

Andreas Kollross ......................................................................................................  337

Annahme des Gesetzentwurfes in 2193 d.B. .....................................................  339

15. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 3546/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über den Energiekrisenbeitrag-fossile Energieträger (EKBFG) geändert wird (2194 d.B.) ......................................................................................................  340

Redner:innen:

Ing. Reinhold Einwallner ..........................................................................................  340

Gabriel Obernosterer ...............................................................................................  342

Mag. Gerhard Kaniak ..............................................................................................  345

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ...................................................................................  347

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ..................................................................................  350

Annahme des Gesetzentwurfes in 2194 d.B. .....................................................  351

16. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über den Ersten Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit Österreichs gemäß § 5 Z 5 Fiskalrat- und Produktivitätsratgesetz 2021, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-979/2190 d.B.) ......................................................................  352

Redner:innen:

MMag. DDr. Hubert Fuchs ......................................................................................  352

Franz Hörl .................................................................................................................  354

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................  357

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................  359

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................  362


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 14

Dr. Elisabeth Götze ..................................................................................................  364

Michael Bernhard ....................................................................................................  366

Laurenz Pöttinger ....................................................................................................  369

Michael Bernhard (tatsächliche Berichtigung) .....................................................  371

Eva Maria Holzleitner, BSc ......................................................................................  371

Lukas Hammer .........................................................................................................  374

Kenntnisnahme des Berichtes III-979 d.B. ..........................................................  379

Gemeinsame Beratung über

17. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3478/A der Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz 1979, das Väter-Karenzgesetz, das Urlaubsgesetz, das Angestelltengesetz, das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch, das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz, das Gleichbehandlungsgesetz, das Landarbeitsgesetz 2021, das Kinderbetreuungsgeldgesetz sowie das Familienzeitbonusgesetz geändert werden (2181 d.B.) ....................................  376

18. Punkt: Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Bundes-Gleichbe­hand­lungsgesetz geändert wird (2182 d.B.) ................................................................  377

Redner:innen:

Petra Wimmer ..........................................................................................................  377

Tanja Graf .................................................................................................................  382

Rosa Ecker, MBA ......................................................................................................  405

Mag. Meri Disoski ....................................................................................................  414

Gabriele Heinisch-Hosek .........................................................................................  417

Michael Bernhard ....................................................................................................  419

Peter Schmiedlechner ..............................................................................................  422

Norbert Sieber ..........................................................................................................  423


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 15

Barbara Neßler ........................................................................................................  425

Henrike Brandstötter ...............................................................................................  428

Bettina Zopf .............................................................................................................  429

Bedrana Ribo, MA ....................................................................................................  431

Rebecca Kirchbaumer ..............................................................................................  433

Karl Schmidhofer .....................................................................................................  435

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................  437

Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA ............................................................................  439

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit den Mogelpackungen in der elementaren Kinderbildung“ – Ablehnung ................................................................  379, 441

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kinderschutzpaket“ – Ablehnung ..........  408, 442

Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 2181 und 2182 d.B. ........................  440

Gemeinsame Beratung über

19. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3159/A der Abgeordneten Mag. Michael Hammer, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 geändert wird (2183 d.B.) ..............................................................................................................  442

20. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3093/A(E) der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend keine Abschaffung der geblockten Altersteilzeit (2184 d.B.) ...............................................................................................................  443

21. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3110/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Altersteilzeitmodelle erhalten – Keine


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 16

Experimente auf dem Rücken der Arbeitnehmer und Arbeitgeber! (2185 d.B.) ...............................................................................................................  443

22. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3126/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der geblockten Altersteilzeit (2186 d.B.) ....  443

Redner:innen:

Rainer Wimmer ........................................................................................................  443

Mag. Markus Koza (tatsächliche Berichtigung) ...................................................  446

Mag. Michael Hammer ............................................................................................  447

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................  449

Mag. Sibylle Hamann ...............................................................................................  451

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................  452

Bettina Zopf .............................................................................................................  454

Mag. Verena Nussbaum ..........................................................................................  456

Mag. Markus Koza ...................................................................................................  458

Josef Muchitsch .......................................................................................................  461

Annahme des Gesetzentwurfes in 2183 d.B. .....................................................  462

Kenntnisnahme der drei Ausschussberichte 2184, 2185 und 2186 d.B. .......  462

23. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3547/A der Abgeordneten Norbert Sieber, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz – LWA-G geändert wird (2187 d.B.) ......................................................................................................  463

Redner:innen:

Mario Lindner ...........................................................................................................  463

Norbert Sieber ..........................................................................................................  465

Michael Bernhard ....................................................................................................  466

Peter Wurm ..............................................................................................................  468


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 17

Barbara Neßler ........................................................................................................  476

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kostenlawine stoppen – Entlastung für Österreich“ – Ablehnung ..............................................................................................  471, 478

Annahme des Gesetzentwurfes in 2187 d.B. .....................................................  477

24. Punkt: Bericht des Tourismusausschusses über den Bericht des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft betreffend Tourismus in Österreich 2022 (III-961/2136 d.B.) ....................................................................  478

Redner:innen:

Franz Hörl .................................................................................................................  478

Melanie Erasim, MSc ...............................................................................................  481

Mag. Gerald Hauser .................................................................................................  484

Barbara Neßler ........................................................................................................  492

Mag. Julia Seidl ........................................................................................................  493

Staatssekretärin Mag. Susanne Kraus-Winkler .....................................................  495

MMMag. Gertraud Salzmann .................................................................................  502

Michael Seemayer ....................................................................................................  504

Peter Schmiedlechner ..............................................................................................  506

Rebecca Kirchbaumer ..............................................................................................  507

Maximilian Köllner, MA ...........................................................................................  508

Ing. Johann Weber ...................................................................................................  510

Nikolaus Prinz ..........................................................................................................  512

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Endlich echte Maßnahmen zur Eigenkapital­stär­kung für Tourismusbetriebe setzen – Investitionen ermöglichen – Wettbe­werbsfähigkeit und Attraktivität des heimischen Tourismus erhöhen“ – Ablehnung ..............................................................................................  478, 514

Kenntnisnahme des Berichtes III-961 d.B. ..........................................................  514


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 18

25. Punkt: Sammelbericht des Ausschusses für Petitionen und Bürger­initiativen über die Petitionen Nr. 67, 74, 94, 99, 101, 104, 107 und 109 sowie die Bürgerinitiativen Nr. 46 und 47 sowie 55 (2169 d.B.) .....................  514

Redner:innen:

Andreas Kollross ......................................................................................................  515

Nikolaus Prinz ..........................................................................................................  516

Rudolf Silvan ............................................................................................................  518

Alois Kainz ................................................................................................................  520

Klaus Köchl ...............................................................................................................  521

Hermann Weratschnig, MBA MSc ..........................................................................  523

Robert Laimer ...........................................................................................................  525

Michael Bernhard ....................................................................................................  527

Mag. Peter Weidinger ..............................................................................................  529

Christian Ries ...........................................................................................................  531

Hermann Gahr .........................................................................................................  532

Hans Stefan Hintner ................................................................................................  534

Dipl.-Ing. Andrea Holzner ........................................................................................  536

Ing. Klaus Lindinger, BSc .........................................................................................  537

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2169 d.B. hinsichtlich der Petitio­nen Nr. 67, 74, 94, 99, 101, 104, 107 und 109 sowie der Bürgerinitiativen Nr. 46 und 47 sowie 55 .........................................................................................  539

27. Punkt: Erste Lesung: Volksbegehren „NEUTRALITÄT Österreichs JA“ (2171 d.B.) ...............................................................................................................  542

Redner:innen:

Mag. Friedrich Ofenauer .........................................................................................  543

Robert Laimer ...........................................................................................................  545

Ing. Mag. Volker Reifenberger ................................................................................  546

David Stögmüller .....................................................................................................  549

Dr. Helmut Brandstätter .........................................................................................  551


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 19

Zuweisung des Volksbegehrens 2171 d.B. an den Landesverteidigungsausschuss .............................................................................  553

28. Punkt: Erste Lesung: Volksbegehren „anti-gendern Volksbegehren“ (2172 d.B.) ...............................................................................................................  553

Redner:innen:

Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller ...................................................................  553

Sabine Schatz ...........................................................................................................  555

Rosa Ecker, MBA ......................................................................................................  557

Mag. Meri Disoski ....................................................................................................  559

Zuweisung des Volksbegehrens 2172 d.B. an den Gleichbehandlungsausschuss ...............................................................................  562

29. Punkt: Erste Lesung: Volksbegehren „Asylstraftäter sofort abschieben“ (2173 d.B.) ...............................................................................................................  562

Redner:innen:

Andreas Minnich ......................................................................................................  562

Ing. Reinhold Einwallner ..........................................................................................  564

Mag. Hannes Amesbauer, BA .................................................................................  565

Mag. Georg Bürstmayr ............................................................................................  567

Dr. Johannes Margreiter .........................................................................................  569

Zuweisung des Volksbegehrens 2173 d.B. an den Ausschuss für innere Angelegenheiten .....................................................................................................  572

30. Punkt: Erste Lesung: Volksbegehren „Umsetzung der Lebensmittelherkunftskennzeichnung!“ (2174 d.B.) ..........................................  572

Redner:innen:

Carina Reiter ............................................................................................................  572

Mag. Christian Drobits ............................................................................................  575

Clemens Stammler ...................................................................................................  578


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 20

MMag. Katharina Werner, Bakk. ............................................................................  579

Alois Kainz ................................................................................................................  581

Zuweisung des Volksbegehrens 2174 d.B. an den Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie .............................................................................................  582

31. Punkt: Erste Lesung: Volksbegehren „Untersuchungsausschüsse live übertragen“ (2175 d.B.) .........................................................................................  582

Redner:innen:

Mag. Bettina Rausch-Amon ....................................................................................  582

Mag. Selma Yildirim .................................................................................................  584

Mag. Nina Tomaselli ................................................................................................  585

Dr. Nikolaus Scherak, MA .......................................................................................  587

Christian Hafenecker, MA .......................................................................................  588

Dr. Christian Stocker ...............................................................................................  589

Zuweisung des Volksbegehrens 2175 d.B. an den Geschäftsordnungsausschuss ...............................................................................  590

32. Punkt: Erste Lesung: Volksbegehren „Lebensmittelrettung statt Lebensmittelverschwendung“ (2176 d.B.) ..........................................................  590

Redner:innen:

Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA ............................................................................  590

Elisabeth Feichtinger, BEd BEd ...............................................................................  593

Mag. Ulrike Fischer ..................................................................................................  594

MMag. Katharina Werner, Bakk. ............................................................................  596

Zuweisung des Volksbegehrens 2176 d.B. an den Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie .............................................................................................  597

Eingebracht wurden

Regierungsvorlagen ...............................................................................................  181


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 21

2177: Bundesgesetz zur Unterstützung von Rettungs- und Zivilschutz­organi­sationen (Rettungs- und Zivilschutzorganisationen-Unterstützungs­gesetz)

2180: Protokoll zur Änderung des Abkommens vom 24. August 2000 zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen in der durch das Protokoll vom 29. Dezem­ber 2010 geänderten Fassung

2188: Zweites Protokoll zu dem am 21. September 2006 in Wien unter­zeichneten Abkommen zwischen der Republik Österreich und Neuseeland auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen

Berichte ...................................................................................................................  181

Vorlage 136 BA: Monatserfolg Juli 2023 gemäß § 3 Abs. 2 Kommunal­investitionsgesetz 2023, § 3 Abs. 4 COVID-19 Fondsgesetz und § 3b Abs. 4 ABBAG-Gesetz; BM f. Finanzen

III-1007: Bericht betreffend Bundesbeschaffung GmbH und ausgewählte Beschaffungen – Reihe BUND 2023/22; Rechnungshof

III-1011: Wildschadensbericht 2022; BM f. Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft

III-1012: Bericht gemäß § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Finanzierung des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) im Jahr 2022; BM f. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

III­1013: Bericht betreffend Eisenbahnkreuzungen – Reihe BUND 2023/23; Rechnungshof


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 22

III-1014: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2023; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-1015: Jahresbericht 2022 der NADA Austria GmbH; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-1016: Bericht betreffend Schulbetrieb während der COVID-19-Pandemie – Reihe BUND 2023/24; Rechnungshof

III-1017: Bericht betreffend Gesellschafterzuschüsse an die Österreichische Mensen-Betriebsgesellschaft m.b.H. – Reihe BUND 2023/25; Rechnungshof

III-1018: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis August 2023; BM f. Arbeit und Wirtschaft

III-1019: Grüner Bericht 2023; Bundesregierung

III­1020: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2023; BM f. Justiz

III-1021: Bericht über die Aktivitäten der AMA-Marketing GesmbH (Geschäftsjahr 2022) aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 8. Juli 2014, 29/E XXV. GP; BM f. Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft

III-1023: Bericht über die Tätigkeit der Arbeitsinspektion in den Jahren 2021 und 2022; BM f. Arbeit und Wirtschaft

III-1024: Bericht betreffend den Gesamtbericht über den Einsatz beson­derer Ermittlungsmaßnahmen im Jahr 2022; BM f. Justiz


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 23

III-1025: Tätigkeitsbericht 2022/23 der Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft; BM f. Bildung, Wissenschaft und Forschung

III-1026: Tätigkeitsbericht 2022 der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria; BM f. Bildung, Wissenschaft und Forschung

Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG ........................................................  184

Aufnahme der Verhandlungen über ein Protokoll zur Änderung des Abkom­mens zwischen der Republik Österreich und dem Fürstentum Liechtenstein zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Verhinderung der Steuerver­kürzung und ‑umgehung

Anträge der Abgeordneten

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lagebericht Hate Crime im Parlament diskutieren (3560/A)(E)

Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rettung der österreichischen Wirtschaft durch Preiseingriffe (3561/A)(E)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wohnen in der Krise – umfassendes Maßnahmenpaket für leistbares Wohnen (3562/A)(E)

Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kritik des Rechnungshofes ernst nehmen – Nationalen Aktionsplan gegen Gewalt vorlegen! (3563/A)(E)

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schluss mit den Mogel­packungen in der elementaren Kinderbildung (3564/A)(E)

Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schluss mit den Mogel­packungen in der elementaren Kinderbildung (3565/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 24

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kinder besser schützen – Betroffene besser unterstützen (3566/A)(E)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kinder besser schützen – Betroffene besser unterstützen (3567/A)(E)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kinder besser schützen – Betroffene besser unterstützen (3568/A)(E)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bürokratische Vorschriften für Schulen durchforsten und abbauen (3569/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend echte Entlastung statt Mahrer-Show: Streichung der Kammerumlage 2 (3570/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend WKO-Zwangsbei­träge direkt einheben (3571/A)(E)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rascher Beschluss einer Bodenschutzstrategie und Umsetzung entsprechender Maßnahmen! (3572/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend KESt-Befreiung für längerfristige Veranlagungen (3573/A)(E)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kalte Progression zu hundert Prozent abschaffen (3574/A)(E)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Echte Entlastung statt Mahrer-Show: Streichung der Kammerumlage 2 (3575/A)(E)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Hubschrauberstationierung im Bundesgebiet (3576/A)(E)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vereinbarkeit der Lehre mit verschiedenen Arbeitszeitmodellen (3577/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 25

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vorlage der Afrikastrategie (3578/A)(E)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend KZ-Gedenk­stättenbesuche im Rahmen der Werte- und Orientierungskurse (3579/A)(E)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend System-Wirrwarr in der Schulbürokratie überwinden, digitale Wende beschleunigen (3580/A)(E)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Hochschullehrgang Quereinstieg auch für Sondervertragslehrkräfte öffnen, Bürokratie-Hürden abbauen (3581/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verlängerung des Strompreiskosten-Ausgleichsgesetzes 2022 (3582/A)(E)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Strafprozeßordnung geändert wird (3583/A)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 geändert wird (3584/A)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Straßenverkehrsordnung geändert wird (3585/A)

Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Brandmanagement Schilf, insbesondere den Schilfgürtel Neusiedler See (3586/A)(E)

Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen betreffend Herstellung des rechtskon­formen Zustands bei der Preistransparenz für Fernwärme (3587/A)(E)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend Recht auf freien Zugang zur Natur! (3588/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 26

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend Mehr Jobs für mehr Kreislaufwirtschaft (3589/A)(E)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Statistische Erfassung von Schwimmunterrichtseinheiten an Österreichs Schulen (3590/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Fremdsprachen nicht aus den Lehrplänen streichen“ (3591/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Partizipation­smöglichkeiten für Mittelschulen stärken und verbessern“ (3592/A)(E)

Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Teurer Schulstart (3593/A)(E)

Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen betreffend bessere Unterstützung bei Wiederholungsprüfungen (3594/A)(E)

Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Zukunft des RSO langfristig sichern“ (3595/A)(E)

Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Zukunft des RSO langfristig sichern“ (3596/A)(E)

Mag. Andrea Kuntzl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung eines Teilzeitstudiums für Studierende an Österreichischen Hochschulen (3597/A)(E)

Mag. Andrea Kuntzl, Kolleginnen und Kollegen betreffend tatsächlicher Umsetzung und Korrektur der Regelung des §109 UG (3598/A)(E)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortige Abberufung des Leiters der Vertretung der EU-Kommission in Österreich, Dr. Martin Selmayr (3599/A)(E)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kein Zwang zum Gendern bei wissenschaftlichen Arbeiten (3600/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 27

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reform der Lehrerausbildung (3601/A)(E)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sicherheitsmaß­nahmen zur Reduktion von Forstunfällen“ (3602/A)(E)

Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend dringliche Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie zur Wasserversorgung der Landwirtschaft und rasche Forschung zu Wasserentnahmen wegen der drohenden Grund­wasserkrise bis zum Jahr 2050 (3603/A)(E)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Dringende Erhöhung der Förderung der alpinen Infrastruktur (3604/A)(E)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kinderschutzpaket (3605/A)(E)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Fairness für Bankkunden – Sofortmaßnahmen im Sinne der Kreditnehmer und der Sparer (3606/A)(E)

Franz Hörl, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Weiterentwicklung der Erfolgsmessung im Tourismus durch langfristige und zielgerichtete Erhebungen zur Tourismusakzeptanz in der Bevölkerung (3607/A)(E)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einrichtung eines Inklusionsfonds (3608/A)(E)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einrichtung eines Inklusionsfonds (3609/A)(E)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Echtes „Opting out“ für Konsumenten bei Smart-Meter (3610/A)(E)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Echtes „Opting out“ für Konsumenten bei Smart-Meter (3611/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 28

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend Besondere Hilfeleistung nach einem Dienstunfall für Exekutivbedienstete (3612/A)(E)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend Freiwillige Altersteilzeit im öffentlichen Dienst für besonders belastete Bedienstete (3613/A)(E)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aussetzung der Zulassung von Asylanträgen in Österreich (3614/A)(E)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Migration ist keine Lösung zum Ausgleich von Geburtenrückgängen (3615/A)(E)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen zur Attrak­ti­vierung der ehrenamtlichen Tätigkeit in Chören und Musikkapellen sowie Erhöhung der Bundesförderungen (3616/A)(E)

Petra Tanzler, Mag. Dr. Rudolf Taschner, Mag. Sibylle Hamann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Evaluierung des neuen Quereinstiegsmodells im Rahmen der Lehrkräfteinitiative für die Sekundarstufe Allgemeinbildung (3617/A)(E)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schluss mit der Steuergeldverschwendung! Es braucht eine Reform der Entwicklungshilfe (3618/A)(E)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aktionsplan für altösterreichische Minderheiten (3619/A)(E)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Keine absurden Verschärfungen beim Führerschein durch die 4. EU-Führerscheinrichtlinie (3620/A)(E)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kostenlawine stoppen – Entlastung für Österreich (3621/A)(E)

Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 29

Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz zur Errichtung der Stiftung Forum Verfassung erlassen wird, geändert wird (3622/A)

Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Nationalrats-Wahlordnung 1992, die Europa­wahlordnung, das Bundespräsidentenwahlgesetz 1971, das Volksab­stimmungsgesetz 1972 und das Volksbefragungsgesetz 1989 geändert werden (3623/A)

Melanie Erasim, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Berufsausbildungsgesetz BAG, BGBl. Nr. 142/1969, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 62/2023, geändert wird (3624/A)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sonderzinssatz für Kontoüberziehungen (3625/A)(E)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Begrenzung von Inkassokosten (3626/A)(E)

Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend verbindliche Reduzierung chemisch – synthetischer Pestizide und Forschungsstrategien für schonende Alternativen (3627/A)(E)

Melanie Erasim, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Individualisierung und Tourismus (3628/A)(E)

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Gudrun Kugler, Dr. Harald Troch, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stopp des militärischen Kampfeinsatzes und der humanitären Krise in Bergkarabach (3629/A)(E)

Dr. Reinhold Lopatka, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Christoph Matznetter, Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bekämpfung der Aktivitäten der Wagner-Gruppe (3630/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 30

Anfragen der Abgeordneten

Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Präsentation erster Zahlen für den 8. Bericht zur Lage der Jugend in Österreich und dessen Autor, Bernhard Heinzlmaier (16013/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „ethische und rechtsstaatliche Aspekte in der Asylpolitik: Österreichs Kooperationen und Zurückweisungen.“ (16014/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend strukturelle Krise in der Ärzt*innen-Ausbildung (Folgeanfrage) (16015/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Flächendeckende Versorgung mit Kinderärzt*innen“ (16016/J)

Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend ME/CFS – Long Covid bzw. der tristen Situation von Österreichs vergessenen Patient*innen (16017/J)

Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend gemeinsamer Prüfung Lohnabgaben und Beiträge (GPLB) (16018/J)

Melanie Erasim, MSc, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Was passiert bei der Nordwestbahn?“ (16019/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 31

Melanie Erasim, MSc, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Was passiert bei der Nordbahn?“ (16020/J)

Melanie Erasim, MSc, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Was passiert bei der Laaer Ostbahn?“ (16021/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Verfahrensabläufe bei Ersuchen der Staatsanwaltschaften (16022/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Untätigkeit bei Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich (16023/J)

Melanie Erasim, MSc, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend „Problematische Naheverhältnisse bei der Österreich Werbung?“ (16024/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Defekte Polizeischießanlage in der Rossauer Kaserne (16025/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ermittlungen gegen Andre Heller III (16026/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Digitales Missbrauchsnetzwerk mit Österreich-Bezug (16027/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Verlängerung des Bundesheer-Assistenzeinsatzes zur Botschaftsbewachung (16028/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Verlängerung des Bundesheer-Assistenz­einsatzes zu Botschaftsbewachung (16029/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 32

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Steigende Zahl schwerkranker Rassekatzen (16030/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Schließungswelle bei den Betrieben (16031/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend EU sammelt die personifizierte Daten aus allen Autos (16032/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend ORF – Südtirol heute (16033/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI: Klausel zur Vertragsverlängerung bei GoStudent unzulässig (16034/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verbandsklage gegen Banken in Sachen Zinsen (16035/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verein für Konsumenteninformation gegen Dr. Smile – 77.500 Euro Strafzahlung wegen Vergleichsverstoß (16036/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Gutscheine und Bonuspunkte im Insolvenzverfahren „Gerry Weber“ (16037/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 33

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Erstes Urteil zu VW-Sammelklagen: VKI will berufen (16038/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend AK Bankenmonitor: Achtung, Sparzinsenfalle bei Direktbanken (16039/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Begleitpersonen bei Kuraufenthalten (16040/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kürzungen für Sozialvereine und Förderprogramme am Arbeitsmarkt (16041/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Mann soll Behinderung vorgetäuscht haben (16042/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Millionen Diesel-Pkw droht jetzt das Aus (16043/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Millionen Diesel-Pkw droht jetzt das Aus (16044/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Millionen Diesel-Pkw droht jetzt das Aus (16045/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI: „High-Protein“-Lebensmittel sind wenig sinnvoll (16046/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI: XXXLutz-Werbung für 25 Prozent-Rabattaktion war irreführend (16047/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 34

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Schützt uns Sky Shield auch vor NATO-Raketen? (16048/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Entwicklung der Zahlen von Personen mit einer Behinderung (16049/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend EMA Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP): Vorsitzender: Dr. Harald Enzmann und Vize-Vorsitzender: Prof. Bruno Sepodes mit Bezug auf einen möglichen Conflict of Interest (COI), im Zusammenhang mit Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI), Bill & Melinda Gates Foundation, Centre for Innovation in Regulatory Science (CIRS), BioNTech SE und Pfizer Inc. (16050/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Conflict of Interest – Prof. Dr. Alena Buyx (Vorsitzende des Deutschen Ethikrates und Mitglied der Leopoldina/Nationale Akademie der Wissenschaft) (16051/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Vorfall an der Berufsschule Freistadt (16052/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend 100.000 Euro Starterbonus für neue Kassenärzte (16053/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Schließungen von Polizeiinspektionen zur Nachtzeit in Wien (16054/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 35

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16055/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schrift­stücken (16056/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16057/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16058/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16059/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16060/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16061/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16062/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16063/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 36

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16064/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16065/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16066/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16067/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (16068/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Budgetkürzung für aktive Arbeitsmarktpolitik (16069/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Kinderbetreuungsgeld für Grenzgänger (16070/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Schleppende Ermittlungen rund um die FPÖ-Finanzaffäre (16071/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 37

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend diskriminierungsfreie Vermittlung von Wohnraum (16072/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Schafft das neue Infektions-Dashboard wirklich Planungssicherheit im Gesundheitssystem?“ (16073/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend diskriminierungsfreie Vermittlung von Wohnraum (16074/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Energiewende in der Warteschleife: Unbrauchbare Haftungsgaran­tien für PV-Projekte und Chaos bei Auszahlung von PV-Förderungen verschleppen PV-Ausbau (16075/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sozialversicherung: Offenlegung der Gebarungsvorschaurechnungen (08/2023) (16076/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16077/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16078/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Finanzierung links­extremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16079/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 38

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16080/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16081/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16082/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16083/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16084/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16085/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16086/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16087/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16088/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 39

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16089/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Finanzierung linksextremer Aktivitäten – Teil 1: DÖW und FIPU (16090/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Radikale Inhalte in orthodoxen Kirchen (16091/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Hochgaragenprojekt der Pensionsversicherungsanstalt (16092/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Veröffentlichung von Anzeige-Statistiken wegen Hate Crime“ (16093/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Aktuelle Zahlen zum Pflegenotstand“ (16094/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Stand der Entwicklung im Bereich der Primärversorgung“ (16095/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Geht die Bundesregierung wirksam gegen den Medikamentenmangel vor?“ (16096/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Rekrutierungskampagne von Innenminister Karner (16097/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 40

Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Preisaufschläge bei Buchung über die ÖBB Tickets-App (16098/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Mangelnder Ausbau der Suizidpräventionsmaßnahmen (16099/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundes­minis­terin für Landesverteidigung betreffend Erstkontakt Stellungsstraße (16100/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Schleppende Ermittlungen rund um den FPÖ-Kryptoskandal (16101/J)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend „Bergkarabach darf nicht vergessen werden“ (16102/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Unterstützungsleistungen im Zusammenhang mit Familienzusammenführungen“ (16103/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend „Unterstützungsleistungen im Zusammenhang mit Familienzusammenführungen“ (16104/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Aktuelle Zahlen zu Familienzusammenführungen“ (16105/J)

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Auszahlung Kommunales Investitionsprogramm (KIG) 2023 (16106/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 41

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Folgeanfrage: Langzeitermittlungen gegen den Bürgermeister der Stadt Bludenz (16107/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Reform des Rettungswesens (16108/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Folgeanfrage: Verfahren gegen syrische Kriegsverbrecher in Österreich (16109/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Warum bilaterale Polizeieinsätze wie „Operation Fox“? (16110/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend aktuelle Novelle des COVID-19-Förderungsprüfungsgesetzes (16111/J)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Tierarzneimittelgesetznovelle: Quo Vadis? (16112/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021-2023) (16113/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021-2023) (16114/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021-2023) (16115/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 42

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021-2023) (16116/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021-2023) (16117/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Übernahmen von Kabinetts­mitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021-2023) (16118/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021-2023) (16119/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021–2023) (16120/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021–2023) (16121/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021–2023) (16122/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Übernahmen von Kabinetts­mitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021–2023) (16123/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 43

Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021–2023) (16124/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021–2023) (16125/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Übernahmen von Kabinettsmitarbeit in öffentliche Verwaltung (2021–2023) (16126/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Linksextreme Gewalt gegen Remigrations-Demo (16127/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylwerber und -berechtigte in Österreich (16128/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Inhalte des „Letter of Intent“ European Sky Shield Initiative (ESSI) (16129/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Generäle im Innenministerium (16130/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Folgeanfrage ICMPD (16131/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wo bleibt die digitale Gesundheitskompetenz? (16132/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die Anfragebeantwortung 13838/AB vom 24.4.2023 der


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 44

Anfrage 14240/J (Belohnungen im Rahmen der „Leistungsorientierten Vergütung“ der Polizei in Wien) vom 24.02.2023 (16133/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die Anfragebeantwortung 13838/AB vom 24.4.2023 der Anfrage 14248/J (Belohnungen im Rahmen der „Leistungsorientierten Vergütung“ der Polizei in Salzburg) vom 24.02.2023 (16134/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die Anfragebeantwortung 13838/AB vom 24.4.2023 der Anfrage 14246/J (Belohnungen im Rahmen der „Leistungsorientierten Vergütung“ der Polizei in Tirol) vom 24.02.2023 (16135/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die Anfragebeantwortung 13838/AB vom 24.4.2023 der Anfrage 14239/J (Belohnungen im Rahmen der „Leistungsorientierten Vergü­tung“ der Polizei in Niederösterreich) vom 24.02.2023 (16136/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die Anfragebeantwortung 13838/AB vom 24.4.2023 der Anfrage 14241/J (Belohnungen im Rahmen der „Leistungsorientierten Vergütung“ der Polizei in Kärnten) vom 24.02.2023 (16137/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Erstellung eines „Rechtsextremismusberichts“ durch das DÖW (16138/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Kosten der Negativsteuer (16139/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Tätigkeiten der Joint Coordination Platform (JCP) (16140/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 45

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Sanktionen gegen iranische Staatsangehörige und Einrichtungen (16141/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Sanktionen gegen iranische Staatsangehörige und Einrichtungen (16142/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Sanktionen gegen iranische Staatsangehörige und Einrichtungen (16143/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend die Anfragebeantwortung 13838/AB vom 24.4.2023 der Anfrage 14247/J (Belohnungen im Rahmen der „Leistungsorientierten Vergü­tung“ der Polizei in Vorarlberg) vom 24.02.2023 (16144/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Kauf von IRIS-T System (16145/J)

*****

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Sprachliche Gestaltung von amtlichen Schriftstücken (79/JPR)

Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Kosten für Auslandsreisen – 2. Follow-up (80/JPR)

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (6766/AB zu 6792/J) (Zu 6766/AB zu 6792/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 46

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (14952/AB zu 15449/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (14953/AB zu 15452/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (14954/AB zu 15450/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (14955/AB zu 15451/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14956/AB zu 15454/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (14957/AB zu 15456/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (14958/AB zu 15453/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (14959/AB zu 15455/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 47

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14960/AB zu 15597/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14961/AB zu 15563/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (14962/AB zu 15459/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (14963/AB zu 15572/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen (14964/AB zu 15591/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (14965/AB zu 15460/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14966/AB zu 15554/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14967/AB zu 15557/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 48

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14968/AB zu 15558/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14969/AB zu 15579/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14970/AB zu 15582/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (14971/AB zu 15635/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (14972/AB zu 15613/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14973/AB zu 15604/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (14974/AB zu 15621/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (14975/AB zu 15658/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 49

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14976/AB zu 15520/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14977/AB zu 15499/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14978/AB zu 15487/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (14979/AB zu 15656/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (14980/AB zu 15601/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (14981/AB zu 15527/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14982/AB zu 15560/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (14983/AB zu 15600/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 50

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14984/AB zu 15564/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (14985/AB zu 15593/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (14986/AB zu 15578/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14987/AB zu 15577/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14988/AB zu 15576/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14989/AB zu 15562/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (14990/AB zu 15581/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (14991/AB zu 15570/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (14992/AB zu 15569/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (14993/AB zu 15598/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14994/AB zu 15473/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 51

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (14995/AB zu 15640/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (14996/AB zu 15575/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (14997/AB zu 15617/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (14998/AB zu 15626/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (14999/AB zu 15471/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15000/AB zu 15485/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15001/AB zu 15507/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15002/AB zu 15518/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15003/AB zu 15530/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15004/AB zu 15571/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 52

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15005/AB zu 15596/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15006/AB zu 15615/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15007/AB zu 15618/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15008/AB zu 15638/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15009/AB zu 15655/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15010/AB zu 15668/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15011/AB zu 15489/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15012/AB zu 15475/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (15013/AB zu 15711/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 53

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15014/AB zu 15501/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15015/AB zu 15534/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15016/AB zu 15652/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15017/AB zu 15522/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15018/AB zu 15661/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15019/AB zu 15483/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15020/AB zu 15505/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (15021/AB zu 15594/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15022/AB zu 15516/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (15023/AB zu 15462/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15024/AB zu 15469/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15025/AB zu 15470/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 54

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15026/AB zu 15555/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15027/AB zu 15549/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (15028/AB zu 15695/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15029/AB zu 15517/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15030/AB zu 15529/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (15031/AB zu 15708/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15032/AB zu 15677/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (15033/AB zu 15467/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15034/AB zu 15506/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15035/AB zu 15528/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 55

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15036/AB zu 15723/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15037/AB zu 15484/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (15038/AB zu 15713/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15039/AB zu 15611/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15040/AB zu 15623/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15041/AB zu 15634/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15042/AB zu 15653/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15043/AB zu 15553/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15044/AB zu 15664/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15045/AB zu 15609/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15046/AB zu 15463/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 56

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (15047/AB zu 15714/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15048/AB zu 15625/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (15049/AB zu 15584/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15050/AB zu 15633/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15051/AB zu 15654/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15052/AB zu 15669/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (15053/AB zu 15702/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15054/AB zu 15631/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15055/AB zu 15612/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15056/AB zu 15589/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 57

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15057/AB zu 15580/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15058/AB zu 15552/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15059/AB zu 15531/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15060/AB zu 15599/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15061/AB zu 15491/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15062/AB zu 15650/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15063/AB zu 15503/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15064/AB zu 15660/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15065/AB zu 15477/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15066/AB zu 15603/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (15067/AB zu 15461/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 58

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15068/AB zu 15464/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (15069/AB zu 15466/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (15070/AB zu 15468/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15071/AB zu 15478/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15072/AB zu 15492/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15073/AB zu 15504/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15074/AB zu 15511/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15075/AB zu 15535/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15076/AB zu 15547/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15077/AB zu 15561/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15078/AB zu 15586/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (15079/AB zu 15595/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 59

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15080/AB zu 15607/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15081/AB zu 15629/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15082/AB zu 15649/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15083/AB zu 15659/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (15084/AB zu 15458/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Melanie Erasim, MSc, Kolleginnen und Kollegen (15085/AB zu 15585/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15086/AB zu 15648/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15087/AB zu 15493/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (15088/AB zu 15592/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15089/AB zu 15526/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 60

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15090/AB zu 15624/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15091/AB zu 15495/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15092/AB zu 15636/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (15093/AB zu 15465/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15094/AB zu 15610/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15095/AB zu 15523/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15096/AB zu 15474/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15097/AB zu 15480/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15098/AB zu 15482/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 61

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15099/AB zu 15488/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15100/AB zu 15494/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15101/AB zu 15496/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15102/AB zu 15498/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15103/AB zu 15500/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15104/AB zu 15646/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (15105/AB zu 15457/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15106/AB zu 15641/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15107/AB zu 15512/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 62

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15108/AB zu 15620/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15109/AB zu 15608/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15110/AB zu 15590/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15111/AB zu 15556/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15112/AB zu 15538/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15113/AB zu 15479/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Gahr, Kolleginnen und Kollegen (15114/AB zu 15642/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15115/AB zu 15657/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15116/AB zu 15481/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (15117/AB zu 15548/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15118/AB zu 15490/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (15119/AB zu 15566/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 63

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15120/AB zu 15651/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15121/AB zu 15502/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15122/AB zu 15559/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15123/AB zu 15509/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15124/AB zu 15622/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15125/AB zu 15665/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15126/AB zu 15525/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15127/AB zu 15602/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15128/AB zu 15637/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 64

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15129/AB zu 15476/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen (15130/AB zu 15583/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (15131/AB zu 15712/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15132/AB zu 15671/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15133/AB zu 15684/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15134/AB zu 15718/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen (15135/AB zu 15672/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (15136/AB zu 15675/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (15137/AB zu 15674/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15138/AB zu 15746/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 65

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15139/AB zu 15687/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (15140/AB zu 15698/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15141/AB zu 15724/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15142/AB zu 15510/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15143/AB zu 15688/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (15144/AB zu 15707/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15145/AB zu 15514/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15146/AB zu 15513/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (15147/AB zu 15696/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15148/AB zu 15515/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15149/AB zu 15521/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 66

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15150/AB zu 15524/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15151/AB zu 15532/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15152/AB zu 15716/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15153/AB zu 15533/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15154/AB zu 15537/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (15155/AB zu 15692/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (15156/AB zu 15565/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (15157/AB zu 15567/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (15158/AB zu 15568/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 67

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15159/AB zu 15693/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (15160/AB zu 15573/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (15161/AB zu 15574/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15162/AB zu 15587/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15163/AB zu 15588/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15164/AB zu 15605/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15165/AB zu 15606/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15166/AB zu 15616/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15167/AB zu 15619/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15168/AB zu 15627/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 68

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15169/AB zu 15630/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15170/AB zu 15639/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15171/AB zu 15644/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15172/AB zu 15645/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15173/AB zu 15662/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15174/AB zu 15666/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15175/AB zu 15742/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15176/AB zu 15725/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15177/AB zu 15667/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 69

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15178/AB zu 15679/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (15179/AB zu 15539/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15180/AB zu 15647/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (15181/AB zu 15694/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (15182/AB zu 15673/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15183/AB zu 15680/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15184/AB zu 15705/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15185/AB zu 15681/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (15186/AB zu 15697/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15187/AB zu 15719/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (15188/AB zu 15704/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 70

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (15189/AB zu 15710/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15190/AB zu 15706/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15191/AB zu 15663/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15192/AB zu 15497/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15193/AB zu 15536/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15194/AB zu 15472/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15195/AB zu 15643/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15196/AB zu 15486/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolle­gin­nen und Kollegen (15197/AB zu 15683/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 71

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15198/AB zu 15685/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15199/AB zu 15689/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (15200/AB zu 15699/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (15201/AB zu 15700/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kollegin­nen und Kollegen (15202/AB zu 15701/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15203/AB zu 15717/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15204/AB zu 15721/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15205/AB zu 15726/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15206/AB zu 15632/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 72

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15207/AB zu 15628/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15208/AB zu 15614/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (15209/AB zu 15670/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15210/AB zu 15519/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (15211/AB zu 15508/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15212/AB zu 15682/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15212/AB zu 15682/J) (Zu 15212/AB zu 15682/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15213/AB zu 15722/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15214/AB zu 15678/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 73

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15215/AB zu 15715/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15216/AB zu 15686/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (15217/AB zu 15703/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15218/AB zu 15737/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15219/AB zu 15754/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (15220/AB zu 15768/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (15221/AB zu 15676/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15222/AB zu 15735/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15223/AB zu 15759/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (15224/AB zu 15770/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 74

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (15225/AB zu 15731/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15226/AB zu 15733/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (15227/AB zu 15727/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15228/AB zu 15747/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Harald Troch, Kolleginnen und Kollegen (15229/AB zu 15767/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15230/AB zu 15740/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (15231/AB zu 15763/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15232/AB zu 15757/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (15233/AB zu 15729/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15234/AB zu 15734/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15235/AB zu 15745/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 75

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15236/AB zu 15758/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15237/AB zu 15755/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen (15238/AB zu 15766/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen (15239/AB zu 15690/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15240/AB zu 15709/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15241/AB zu 15720/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15242/AB zu 15739/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15243/AB zu 15753/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 76

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (15244/AB zu 15769/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (15244/AB zu 15769/J) (Zu 15244/AB zu 15769/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15245/AB zu 15738/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15246/AB zu 15743/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15247/AB zu 15744/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15248/AB zu 15750/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15249/AB zu 15752/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15250/AB zu 15756/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15251/AB zu 15761/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15252/AB zu 15762/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15253/AB zu 15748/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 77

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15254/AB zu 15736/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (15255/AB zu 15728/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15256/AB zu 15732/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15257/AB zu 15749/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Kolleginnen und Kollegen (15258/AB zu 15760/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (15259/AB zu 15730/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15260/AB zu 15741/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolle­ginnen und Kollegen (15261/AB zu 15751/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (15262/AB zu 15764/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 78

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen (15263/AB zu 15765/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15264/AB zu 15776/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15265/AB zu 15775/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (15266/AB zu 15771/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15267/AB zu 15773/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (15268/AB zu 15772/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15269/AB zu 15784/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (15270/AB zu 15780/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15271/AB zu 15774/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 79

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (15272/AB zu 15785/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (15273/AB zu 15783/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15274/AB zu 15778/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15275/AB zu 15777/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (15276/AB zu 15781/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (15277/AB zu 15782/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen (15278/AB zu 15779/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15279/AB zu 15786/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 80

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15280/AB zu 15787/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15281/AB zu 15788/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15282/AB zu 15793/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15283/AB zu 15789/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (15284/AB zu 15791/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (15285/AB zu 15792/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15286/AB zu 15790/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15287/AB zu 15794/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15288/AB zu 15795/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15289/AB zu 15796/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15290/AB zu 15817/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 81

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15291/AB zu 15797/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15292/AB zu 15798/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (15293/AB zu 15800/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15294/AB zu 15823/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15295/AB zu 15820/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15296/AB zu 15804/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15297/AB zu 15813/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15298/AB zu 15821/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15299/AB zu 15807/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen (15300/AB zu 15801/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 82

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15301/AB zu 15814/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15302/AB zu 15805/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15303/AB zu 15810/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15304/AB zu 15811/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15305/AB zu 15815/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15306/AB zu 15806/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15307/AB zu 15808/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15308/AB zu 15816/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15309/AB zu 15818/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 83

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15310/AB zu 15809/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15311/AB zu 15819/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15312/AB zu 15802/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15313/AB zu 15812/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15314/AB zu 15799/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15315/AB zu 15803/J)

 

 

 


 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 84

09.05.17Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.

09.05.18*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Ich darf Sie recht herzlich zur 230. Sitzung des Nationalrates begrüßen, die damit eröffnet ist.

09.05.29Einberufung der ordentlichen Tagung 2023/2024


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Herr Bundespräsident hat mit Entschließung vom 7. August 2023 gemäß Art. 28 Abs. 1 des Bundes-Verfassungsgesetzes den Nationalrat für den 12. September 2023 zu seiner ordentlichen Tagung 2023/2024 der XXVII. Gesetzgebungsperiode einberufen.

09.05.47*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich begrüße alle anwesenden Journalistinnen und Journalisten, auch die Damen und Herren auf der Zusehergalerie und zu Hause vor den Bildschirmen.

Die Amtlichen Protokolle der 228. und die nicht verlesenen Teile der 229. Sitzung vom 30. August 2023 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind heute die Abgeordneten Mag. Johanna Jachs, Maria Smodics-Neumann, Petra Bayr, MA MLS, Mag. Philipp Schrangl, Heike Grebien und Michel Reimon, MBA.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 85

09.06.18Mandatsverzicht und Angelobung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Von der Bundeswahlbehörde ist die Mitteilung eingelangt, dass Frau Abgeordnete Cornelia Ecker auf ihr Mandat verzichtet hat und an ihrer Stelle Frau MMag. Michaela Schmidt in den Nationalrat berufen wurde.

Da der Wahlschein bereits vorliegt und die Genannte im Hause anwesend ist, werde ich sogleich ihre Angelobung vornehmen.

Nach der Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführung wird die neue Abgeordnete die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten haben.

Ich darf nun Herrn Abgeordneten Schallmeiner um die Verlesung der Gelöbnis­formel ersuchen.


Schriftführer Ralph Schallmeiner:Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“

*****

(Abg. MMag. Michaela Schmidt leistet die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“.)

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Vielen herzlichen Dank.

Ich darf Sie recht herzlich in unserer Mitte begrüßen und Ihnen bei Ihrer Aufgabe viel Freude und Tatkraft wünschen. (Allgemeiner Beifall.)

09.07.32Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 86

Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. wird durch Bundesministerin für EU und Verfassung Mag. Karoline Edtstadler vertreten.

Ich darf die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, welche sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, wie folgt bekannt geben:

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek wird durch Bundesministerin für Landesverteidigung Mag. Klaudia Tanner vertreten.

*****

Wie üblich überträgt ORF 2 diese Sitzung bis 13 Uhr, bis 19.15 Uhr wird diese Sitzung in ORF III gesendet und dann in der TVthek übertragen. Auch private Anstalten übertragen unsere Sitzung.

09.08.19Aktuelle Stunde


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde mit dem Thema

„Der Turbo für die Kinderbetreuung – 4,5 Milliarden Euro bringen echte Wahlfreiheit für die Eltern.“

Ich darf die Frau Bundesministerin recht herzlich in unserer Mitte begrüßen.

Zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Wöginger. Bei ihm steht das Wort. Er weiß, dass er 10 Minuten Redezeit hat. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


9.08.39

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir von der Volkspartei haben heute das Thema Ausbau der Kinderbetreuung


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 87

gewählt. Wir wollen da einen massiven Schub mit zusätzlich 4,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 setzen, weil es notwendig ist, den Eltern eine echte Wahl­freiheit zu ermöglichen.

Meine Damen und Herren! Die Familien sind der Grundpfeiler unserer Gesellschaft, die Kinder sind unsere Zukunft. Wir haben 1,2 Millionen Familien und 1,9 Millionen Kinder in Österreich. In den Familienverbänden wird jeden Tag Großartiges geleistet. Deshalb ist es uns wichtig, dass sie auch ausreichend Unterstützung bekommen.

Bevor ich zum Ausbau der Kinderbetreuung komme, möchte ich noch einmal in Erinnerung rufen, was wir in den letzten Monaten und Jahren an zusätzlichen Leistungen, nämlich auch an Geldleistungen, an finanzieller Unterstützung, für die Familien zur Verfügung gestellt haben.

Es ist insgesamt ein Volumen von rund 8 Milliarden Euro, das derzeit Familien mit Kindern als finanzielle Unterstützung gegeben wird – das ist die Familienbeihilfe, das ist das Kinderbetreuungsgeld, das ist das Schulstartgeld –, wir haben dazu steuerliche Unterstützungsmaßnahmen wie den Familienbonus beschlossen, der jetzt mit 2 000 Euro pro Jahr pro Kind dotiert ist, und der Kindermehrbetrag, der zu Beginn des Jahres noch 250 Euro betragen hat, wird Ende des Jahres 700 Euro betragen. Das ist insbesondere für jene wichtig, die weniger verdienen, auch für alleinerziehende Mütter. Meine Damen und Herren, das ist ein Meilenstein in der Familienpolitik und auch in der Unterstützung. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Es ist auch absolut notwendig, dass wir diese Unterstützung geben – wegen der Teuerung, wegen der hohen Inflation. Wir haben die sozial Schwächeren noch einmal stärker unterstützt: mit zusätzlich 60 Euro pro Monat bis Ende des nächs­ten Jahres, um noch zusätzlich ein Zeichen zu setzen.

Was wir im Hohen Haus jahrelang diskutiert haben, ist die Valorisierung der Familien- und Sozialleistungen. Früher wurde die Familienbeihilfe alle paar Jahre


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dann doch wieder etwas an die Inflation angepasst – meine Damen und Herren, damit ist Schluss. Es werden jetzt jedes Jahr automatisch die Familienbeihilfe, das Kinderbetreuungsgeld, das Schulstartgeld angehoben. Im nächsten Jahr bedeutet das ein Plus von fast 10 Prozent: Um 9,7 Prozent wird die Familienbei­hilfe valorisiert werden. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Jetzt werden sich viele Menschen mit Kindern fragen: Was bedeutet das für mich, für meine Familie, für meine Kinder an Unterstützung? – Ich habe zwei Beispiele mitgebracht. Das erste: Für ein unter Dreijähriges Kind bedeutet alleine die Valorisierung ein Plus von 212 Euro pro Jahr. Zweitens: Bei einer Familie mit zwei Kindern, in der für ein Kind noch Kinderbetreuungsgeld bezogen wird und der Familienbonus wirksam ist, reden wir von einem Plus von 2 200 Euro – nur durch die Valorisierung und die steuerlichen Erhöhungen im Bereich des Familienbonus. Das, was wir hier umgesetzt haben, ist Familienpolitik, die sich sehen lassen kann, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es ist aber in letzter Zeit zu Recht vor allem für viele junge Familien ein immer größeres Thema geworden, wie sie denn Beruf und Familie vereinbaren und unter einen Hut bringen können. Es darf nicht an der Frage der Kinderbetreuung scheitern (Abg. Stöger: Seids auch schon draufgekommen!), wenn beide Eltern arbeiten gehen wollen – und wir reden hier auch von Vollzeit; in Zeiten wie diesen muss man das dazusagen. Es darf nicht daran scheitern, wenn man das will – und zwar Vater und Mutter –, wenn man arbeiten gehen möchte. Daher müssen wir auch die Betreuungsplätze für die unter dreijährigen Kinder ausbauen.

Ich möchte allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ein großes Dankeschön aussprechen, denn die Kindergärten, die Krabbelstuben stehen bekanntlich in der Verantwortung unserer Gemeinden, und die Bürger­meisterinnen und Bürgermeister sind wirklich sehr, sehr bemüht, Öffnungszeiten anzupassen, dem Bedarf der Eltern in den eigenen Gemeinden gerecht zu werden, es fehlen aber oft noch die finanziellen Mittel dazu. Es geht um die


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Finanzierung. Das kostet Geld. Wir wollen da seitens des Bundes unseren Gemeinden einen kräftigen Schub als Unterstützung geben, damit auch genau diese Kinderbetreuungsplätze für die unter Dreijährigen zusätzlich ausgebaut werden können, damit wir auch zusätzliches Personal finanzieren können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Deshalb hat Bundeskanzler Karl Nehammer beim Sommergespräch angekündigt, dass es zusätzlich 4,5 Milliarden Euro geben wird. Dieses Volumen ist mittlerweile auch in die Finanzausgleichsverhandlungen mit eingepreist, und wir werden das auch umsetzen, weil es notwendig ist, dass wir den Eltern diese echte Wahlfreiheit ermöglichen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Das bedeutet 50 000 zusätzliche Kinderbetreuungsplätze. Die Details wird unsere Familienministerin bekannt geben und näherbringen. Wir investieren auch in die Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen. Ja, viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister fragen sich, wo sie das notwendige Personal herbekommen, wenn sie ausweiten sollen. Es geht zum einen um die Finanzierung und zum Zweiten auch um das Personal.

Ich darf Ihnen mitteilen, dass heute im Ministerrat ein Vortrag beschlossen wurde, um mehr Quereinsteiger in die Elementarpädagogik zu bekommen, zum Beispiel auch aus Ausbildungszweigen der Sozialberufe, dass wir eine Plattform schaffen werden, eine Übersicht über den schnellsten Weg in die Elemen­tar­pädagogik, damit wir da auch das notwendige Personal bekommen. Mein Dank gilt übrigens auch allen Elementarpädagoginnen und -pädagogen, auch dem gesamten Unterstützungspersonal. Es ist eine tolle Arbeit, die in den Kindergär­ten und in den Krabbelstuben tagtäglich geleistet wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Natürlich geht es auch darum, wie attraktiv ein Job in der Kinderbetreuung oder in der Elementarpädagogik ist. Da gibt es Bundesländer, die wie das meinige, Oberösterreich, vorangegangen sind. (Abg. Holzleitner: Na ja, na ja! – Abg. Meinl-


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Reisinger: Na, na, Oberösterreich? Düstere Situation mit der Kinderbetreuung!) – Frau Kollegin Meinl-Reisinger, nicht nur nach Aussee fahren, vielleicht einmal über den Berg drüber nach Oberösterreich! Dort sind es 2 940 Euro brutto pro Monat, wenn man in der Elementarpädagogik ausgebildet ist – Vollzeit, muss man dazusagen. (Zwischenruf der Abg. Künsberg Sarre.) Das wurde jetzt für das heurige Jahr kräftig angehoben. Das ist ein guter Verdienst, und es war auch angebracht, das zu tun, weil diese Leistung auch entsprechend belohnt werden muss, auch mit einem ordentlichen Gehalt. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schwarz.)

Wie gesagt, es geht um den Ausbau der Kinderbetreuung für die unter Drei­jährigen. Es sind derzeit von den Zwei- bis Dreijährigen 60 Prozent in Betreuung, von den Ein- bis Zweijährigen 27 Prozent und von den unter Einjährigen 2 Prozent. Da sage ich ganz offen dazu: Das verstehe ich total und das ist auch die Realität, man will am Anfang natürlich eine gewisse Zeit beim Kind bleiben, das ist auch gut so und das soll auch so bleiben. Es sind einzig und allein die Eltern, die entscheiden, wie sie ihre Kinderbetreuung anlegen, wie sie ihre Kinder erziehen wollen. Wenn jemand länger zu Hause bleiben will und das auch kann, dann ist es genauso gut und recht, wie wenn jemand sagt, er oder sie möchte ab einer gewissen Zeit wieder in den Job zurück und wenn möglich auch Vollzeit arbeiten. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.)

Deshalb bauen wir diese Kinderbetreuungsplätze auch aus: Damit wir ermöglichen, dass es diese echte Wahlfreiheit gibt. Ziel ist, mit den 4,5 Milliarden Euro ausreichend qualitativ hochwertige Kinderbetreuungsplätze anbieten zu können, vor allem auch dann, wenn beide Elternteile Vollzeit arbeiten gehen wollen.

Meine Damen und Herren, es ist auch in der Vergangenheit schon viel Positives passiert, das möchte ich dazusagen. Wir starten hier nicht vom Nullpunkt. Ich war selber 24 Jahre Gemeinderat in mittleren und kleineren Gemeinden (Abg. Zanger: 24 Jahre zu viel!): Da ist es jedes Jahr Thema, die Öffnungszeiten anzupassen. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister bieten


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ja auch Elterninformationsabende, im Rahmen derer auch entschieden wird, wie das Öffnungszeitenangebot ausgestaltet wird. Es geht aber wie gesagt darum, auch ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, damit das auch möglich ist.

Es wird ein Stufenplan erstellt werden, in dem es um die Altersgruppen geht, darum, wo man dieses Geld hineininvestiert, um die Qualität für diese Kinder­betreuungsplätze und darum, dass diese Betreuung auch mit einem Vollzeitjob vereinbar sein muss. Das alles liegt jetzt im Finanzausgleich, der auf einem guten Weg ist. Natürlich geht es da auch einmal hin und her, weil sehr viele Stakeholder am Tisch Platz nehmen, die Bundesländer, der Gemeindebund, der Städtebund und natürlich auch die Bundespolitik, vertreten durch Finanzminister Magnus Brunner. Wir sind aber zuversichtlich, dass dieser Finanzausgleich mit diesem Paket in Höhe von 4,5 Milliarden Euro für den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze in unseren Gemeinden auch abgeschlossen werden kann. Uns ist es extrem wichtig, dass es die Gemeinden sind, bei denen dieses Geld ankommen muss – bei den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, bei den Gemeinderäten –, damit sie diese Betreuungsplätze ausbauen können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Dieser Turbo von 4,5 Milliarden Euro für den Ausbau der Kinderbetreuungs­plätze wird den Eltern in Österreich eine echte Wahlfreiheit ermöglichen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Zanger: Du glaubst das ja wirklich!)

9.18


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist die Frau Bundesminis­terin. Ich darf ihr das Wort erteilen.


9.19.08

Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Vielen herzlichen


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Dank für die heutige Einladung ins Parlament, um zu einem für die Familien und für unser Land ganz wichtigen Thema zu sprechen, nämlich zur Kinderbe­treuung.

Für den Alltag der Familien sind zwei Dinge, wie ich finde, im Laufe des Lebens absolut entscheidend: zum einen, wie die Kinder betreut sind, wo sie betreut sind, wie gut sie betreut sind, und zum Zweiten natürlich irgendwann auch einmal die Frage, wie gut die Eltern und auch die Großeltern im Alter betreut sind. (Abg. Kickl: Von wem? Hoffentlich nicht von ehemaligen Schauspielern!) Für mich als Familienministerin ist es daher wichtig, dass wir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als oberste Priorität setzen, denn die Familien leisten tagtäglich so viel im Alltag, nicht nur für die eigene Familie, sondern eben auch für unsere Gesellschaft. Deshalb haben sie es sich verdient, dass die Familien­politik im Zentrum unser aller politischen Bemühungen steht.

Wir haben, wie der Herr Klubobmann ausgeführt hat, daher in den letzten Jahren viel getan. Wir haben die Familienleistungen an die Inflation angepasst, wir haben den Familienbonus erhöht, wir haben den Kindermehrbetrag vor einigen Tagen auf 700 Euro erhöht, wir haben darüber hinaus auch die Abgeltung für den Papamonat verdoppelt; also für jene Zeit, die die Väter in Anspruch nehmen, bekommen sie nun die doppelte Abgeltung.

Wir haben auch im Bereich Kinderbetreuung schon viel getan: Wir haben die neue 15a-Bund-Länder-Vereinbarung vor einigen Monaten abgeschlossen. Wir werden 1 Milliarde Euro investieren, gemeinsam mit den Bundesländern, um den Ausbau der Infrastruktur zu bewerkstelligen.

Jetzt, sehr geehrte Damen und Herren, wollen wir aber den vollen Turbo zünden. Wir wollen jetzt – und das ist auch sozusagen der Gamechanger in dieser gesamten Debatte (Abg. Kickl: Na bitte, das Wort ist verbrannt!) – nicht nur in die Infrastruktur investieren, also das Gebäude hinstellen, sondern wir wollen die


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Gemeinden auch im Erhalt und im alltäglichen Betrieb der Kinderbetreuungs­einrichtung finanziell unterstützen. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Kickl: Der Gamechanger werden die Wahlen!)

Dafür braucht es natürlich einen Schulterschluss, auch einen parteiübergrei­fenden; es braucht einen Schulterschluss zwischen dem Bund und den Bundesländern, denn wie Sie alle wissen, sind die Bundesländer für die Kinderbetreuung zuständig. Ich sehe, dass da in den letzten Jahren wahnsinnig viel passiert ist. Wir sehen neue Gesetze in Niederösterreich, in Tirol (Zwischenrufe bei der SPÖ); Kärnten hat seit dem Frühjahr ein neues Kinderbetreuungsgesetz. (Abg. Heinisch-Hosek: Was für neue Gesetze?! – Abg. Wöginger: Landesgesetze gibt es auch noch! – Abg. Heinisch-Hosek: In Niederösterreich?! – Abg. Wöginger: In Niederösterreich, ja! – Abg. Heinisch-Hosek: Das hätte ich gern schriftlich!) Da passiert ganz viel, denn der Bedarf und die Notwendigkeit bei den Familien haben sich in den letzten Jahren einfach verändert, und auf diesen Bedarf, auf diesen Wunsch gerade bei den jungen Familien müssen wir alle als Politik natürlich reagieren.

Es ist wichtig, dass sich die Familien einfach darauf verlassen können (Abg. Heinisch-Hosek: Ihr habt sie verlassen!), dass, wenn sie einen Kinderbetreuung­splatz brauchen, dieser auch zur Verfügung steht, denn es kann nicht sein, dass – und jetzt sage ich: eine Mutter, denn meistens sind es die Mütter, die den Hauptteil der Kinderbetreuung leisten (Abg. Scherak: Was ist da eigentlich passiert bei euch in den letzten drei Jahren?!) – eine Mutter nicht mehr arbeiten kann, weil sie keinen ausreichenden und qualitätsvollen Kinderbetreuungsplatz zur Verfügung hat. Das darf nicht sein. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Das ist zentral, gerade wenn es um die Selbstbestimmung von uns Frauen geht. Es geht dabei auch um ein berufliches Vorankommen, es geht auch darum, dass wir Karriereschritte setzen können, es geht auch darum, dass wir finanziell unabhängig sein können, dass wir den Genderpaygap schließen und dass wir am Ende des Tages natürlich auch in der Pension ein ausreichendes Auskommen haben. Es geht mir auch um die hundertprozentige Selbstbestimmung der


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Mütter, also der Frauen in unserem Land. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Heinisch-Hosek: Das glaub’ ich Ihnen nicht! – Rufe bei der SPÖ: Vier Jahre geschlafen!)

Gleichzeitig ist es natürlich so, dass wir niemanden verpflichten wollen. Jede Familie weiß, was das Beste für ihr Kind ist (Abg. Kickl: Ah, war das beim Impfen auch so?), und jede Familie weiß am besten, wie sie sich ihren Alltag organisieren möchte, und da sind die Lebensmodelle ganz unterschiedlich. Wer sind wir, dass wir vorgeben wollen, wie sich eine Familie organisiert? (Abg. Kickl: Ah, wirklich?!) Wir brauchen hundertprozentige Optionen für die Familien, wir brauchen die Rahmenbedingungen, die es Familien ermöglichen, selbst zu entscheiden, wie sie sich ihren Familienalltag organisieren.

Als Mutter kann ich natürlich gut verstehen, dass man nicht unmittelbar nach der Geburt, so wie ich es gemacht habe, sofort wieder in den Beruf einsteigen will. Jede Familie soll selbst entscheiden, wie sie ihre Familienzeit verbringt oder ob man eben wieder rascher ins Erwerbsleben einsteigen möchte.

Freiheit und Eigenverantwortung sind die Basis für die Familienpolitik, wie wir sie wollen. Wir wollen echte, ehrliche Wahlfreiheit für die Familien in unserem Land. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Heinisch-Hosek: Was heißt echt, ehrlich? Was ist unechte Wahlfreiheit?)

Gemeinsam mit den Ländern wollen wir daher einen Ausbau bewerkstelligen. 4,5 Milliarden Euro, hat das Wirtschaftsforschungsinstitut Eco Austria berechnet, braucht es, um diese echte, garantierte Wahlfreiheit umsetzen zu können. Das sind durchaus ambitionierte Ziele, die wir uns setzen, denn Sie müssen wissen: Wir haben derzeit 76 000 Kinder unter drei Jahren in institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen. Wir wollen bis 2030 mit einem Volumen von 4,5 Milliarden Euro weitere 50 000 Plätze schaffen.

Ja, da muss man sich natürlich auch genau ansehen: Wie sind die Lebensreali­täten der Familien in Österreich? Wir reden ja gemeinhin immer auch vom EU-


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Barcelona-Ziel. Ich würde Sie aber bitten, da einen etwas tieferen Blick mit mir in die Zahlen zu werfen, denn wir sehen, dass die Zahlen natürlich sehr unter­schied­lich sind: Während nur 2 Prozent der nulljährigen Kinder in Betreuung sind, sind es bei jenen, die ein Jahr alt sind, 27 Prozent; es sind bei jenen, die zwei Jahre alt sind, 60 Prozent; es sind bei jenen, die bereits drei Jahre alt sind, 90 Prozent.

Ich glaube, das spiegelt auch die Lebensrealität der Menschen wider. Natürlich besteht der Wunsch nach wertvoller Familienzeit, wenn das Kind gerade erst geboren ist und wenn die Kinder ganz kleine Zwerge sind, und das zeigt sich auch in den Zahlen.

Was sich aber auch zeigt, sehr geehrte Damen und Herren, ist, dass sich die Nachfrage sehr stark verändert hat und dass wir gemeinsam mit den Ländern durch die Bund-Länder-Vereinbarung in vielen Altersgruppen die Quoten der Kinder, die in den Betreuungseinrichtungen sind, in den letzten Jahren verdop­pelt haben. Da zeigt sich: Es ist notwendig, auf der einen Seite sozusagen in Vorlage zu gehen, um Plätze zu schaffen. Wenn wir das tun, dann nehmen die Familien dieses Angebot auch an, das hat sich bereits gezeigt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Scherak.)

Wir wollen insbesondere auch in Plätze investieren, die eine Vereinbarkeit mit einem Vollzeitjob möglich machen, denn nicht nur das Arbeiten generell muss möglich sein, sondern es muss für die Mütter, natürlich auch für die Väter, möglich sein, dass sie daneben Vollzeit arbeiten. Deshalb ist es wichtig, dass wir jene Angebote, die eine Ganztagsbetreuung ermöglichen, ausbauen. (Abg. Zanger: Wirtschaftsbund, Industriellenvereinigung ist das wichtig!)

Was wir dabei nicht vergessen dürfen, sehr geehrte Damen und Herren, ist natürlich die Qualität der Plätze, denn es geht nicht einfach nur darum, Plätze zu schaffen, denn die werden nicht angenommen werden, wenn sie keine gute Qualität haben, wenn die Eltern kein gutes Gefühl dabei haben, das Kind in die Kinderbetreuungseinrichtung zu geben. Es ist so wichtig, dass wir das


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Kindeswohl in den Vordergrund stellen (Abg. Belakowitsch: Widerspruch in sich!) und dass wir in unserem Land Rahmenbedingungen für Einrichtungen schaffen, in denen die Kinder gut aufgehoben sind und auch eine gute erste Bildung mit auf den Weg bekommen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

Diese Rahmenbedingungen müssen wir natürlich gemeinsam mit den Bundes­ländern definieren, denn die Bundesländer sind jene, die die Rahmenbedin­gun­gen schaffen, deshalb gibt es bundesländerspezifisch auch Unterschiede. Mein Wunsch wäre aber natürlich, dass wir diese Möglichkeit und diesen Prozess nutzen, um uns gemeinsam über Rahmenbedingungen auszutauschen und zu schauen, dass wir gemeinsam für alle Bundesländer in Österreich Ziele definieren, was diese Rahmenbedingungen betrifft. Es braucht die Rahmenbe­din­gungen nicht nur, um die Kinder bestmöglich aufgehoben zu wissen, sondern es braucht die guten Rahmenbedingungen auch deshalb, weil sie die Voraussetzung dafür sind, dass wir die Pädagoginnen und Pädagogen für diesen Ausbau finden. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ja, da geht es um das Gehalt, natürlich ist das ein Motivationsfaktor, aber es geht auch um Betreuungsschlüssel, es geht auch darum, dass die Pädagoginnen und Pädagogen ein Umfeld vorfinden, in dem der Beruf Spaß machen kann, in dem man die Herausforderung gerne annimmt und wo man auch jeden Tag gern in die Arbeit geht und so auch eine positive Stimmung im Alltag möglich ist. (Zwischenruf des Abg. Zanger.)

Die Gespräche laufen derzeit im Rahmen des Finanzausgleichs. Wir wollen diesen Turbo jetzt setzen, weil wir auch ein Momentum verorten. Wir haben jetzt den Finanzausgleich sozusagen offen, und wir wollen diese Möglichkeit auch nutzen, um einen gemeinsamen Kraftakt zu bewerkstelligen, einen politischen Schulterschluss, um den ich Sie alle hier auch bitten möchte, denn ich weiß, dass auch viele von Ihnen über die Parteigrenzen hinweg genau dieses Ziel verfolgen und dass wir alle der Meinung sind, dass die Familien in unserem Land mehr


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Optionen und Möglichkeiten brauchen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

9.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Niss. – Bitte sehr.


9.29.48

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Zuseherinnen und Zuseher! Vor allem aber: Liebe Frauen und liebe Mütter! Ich freue mich heute wirklich sehr, dass eine Forderung der Wirtschaft, der Sozialpartner – es ist aber auch eine, die mich in meiner Funktion als Vorsitzende der Jungen Industrie lange Zeit begleitet hat – umgesetzt wird: wirklich mit voller Kraft in die Kinderbetreuung zu investieren, um Kindern ab dem ersten Lebensjahr tatsächlich einen qualitätsvollen Kindergartenplatz zu ermöglichen. (Abg. Kickl: ... Kinder, nicht um Familien, sondern die Industriellenvereinigung und die Wirt­schaft!)

Die Ankündigung des Bundeskanzlers im „Sommergespräch“, 4,5 Milliarden Euro in qualitätsvolle – und ich betone hier: wirklich qualitätsvolle – Kinderbetreuung zu investieren, ist ein Meilenstein. (Ruf bei der FPÖ: Das ist eine gefährliche Drohung!) 50 000 Plätze sollen damit geschaffen werden.

Wesentlich wird dafür aber das Wie sein. Wir brauchen zusätzliche Plätze, und wir brauchen vor allem auch Plätze, die es Frauen ermöglichen, wieder in Vollzeit zu arbeiten. Eine noch so gute Betreuung hilft nichts, wenn sie lediglich von 8 bis 12 Uhr geöffnet hat. Deswegen ist, glaube ich, diese Investition in die Öffnungszeiten wesentlich. (Zwischenruf des Abg. Zanger.)

Daneben – die Frau Minister hat es schon gesagt – ist natürlich die Qualität der Betreuung wirklich entscheidend: die Gruppengröße, die Betreuungsschlüssel, die Qualifikation der Pädagogen und Pädagoginnen. Ich kann selbst sagen: Alle


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meine Kinder waren ab dem ersten Lebensjahr in Betreuung, und das habe ich natürlich nur getan, weil ich eine qualitätsvolle Kinderbetreuung gefunden habe. Das heißt aber natürlich auch, dass wir diesbezüglich investieren müssen, und das werden wir mit diesem Turbo auch tun. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Mit diesen 4,5 Milliarden Euro kommen wir vor allem drei Zielen bedeutend näher: einerseits dem Ziel, die Unabhängigkeit von Frauen zu stärken und ihnen tatsächlich Wahlfreiheit zu ermöglichen; zweitens dem Ziel, im Kampf gegen den Fachkräftemangel eine wichtige Gruppe – nämlich die Frauen – zu mobilisieren; drittens, und das ist wichtig, in die Bildung von Kindern zu investieren.

Aber der Reihe nach: Keine Frau soll mehr zu Hause bleiben müssen, weil sie für ein Kind keinen Betreuungsplatz hat. Wir alle wissen, welche Probleme das nach sich zieht: mangelnde Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten, fehlende Pensionszeiten, den Motherhoodpaygap, Altersarmut. An dieser Stelle müssen wir im Sinne der Gleichberechtigung wirklich investieren.

Zweitens: Fachkräfte. Wir wissen, es fehlen am Arbeitsmarkt 220 000 Arbeits­kräfte. Wir wissen auch, dass wir mit diesen 4,5 Milliarden Euro 25 000 Frauen mobilisieren können, und das ist natürlich ein Turbo für den Arbeitsmarkt.

Dann gibt es noch den wichtigen Aspekt der Bildung. Das ist ein wesentlicher Aspekt. Elementare Bildungseinrichtungen sind – neben den Familien – die erste Bildungseinrichtung. Damit wird der Grundstein für den späteren Erfolg gelegt, vor allem für sozial benachteiligte Kinder. Es rechnet sich aber auch volks­wirtschaftlich: Jeder Euro, der in frühkindliche Bildung investiert wird, wird mit dem Faktor acht gehebelt – ein enormer Hebel für höhere Beschäftigungs­quoten, Steuerquoten und eine bessere Gesundheit.


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Was wir brauchen, ist eine Pädagogen- und Pädagoginnenausbildungsoffensive, denn wir werden 10 000 neue Pädagogen und Pädagoginnen und 5 000 Assis­tent:innen brauchen. Natürlich geht es hier auch um die Bedingungen im Beruf, das ist uns bewusst. Es liegt Arbeit vor uns, vor der wir uns aber nicht scheuen. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Eines möchte ich zum Schluss noch erwähnen, und zwar die Betriebskinder­gärten. Viele Unternehmen sind schon in Vorleistung gegangen beziehungsweise haben Kinderbetreuungsplätze geschaffen – mein großer Dank an alle dafür. Dabei ist es einerseits wichtig, die Bürokratie zu reduzieren. Es ist nicht notwendig, für 1 Meter große Kinder 3 Meter große Räume zu haben. (Abg. Belakowitsch: Tun ma sʼ in Boxen! – Abg. Stöger: Was ist mit Luft?!) Auf der anderen Seite ist dafür aber auch das Entlastungspaket, das letzte Woche vorgestellt wurde, sehr entscheidend, denn auch dadurch wird ganz viel für Familien getan: beispielsweise, dass Arbeitgeber in Zukunft 2 000 statt 1 000 Euro an steuerfreiem Zuschuss erhalten. Das ist ein wichtiges Zeichen im Sinne der Familien – mein großer Dank auch dafür.

Ich weiß, es liegt noch ein großes Stück Arbeit vor uns – Stichwort Finanz­aus­gleich –, aber ich bin überzeugt, mit einem Schulterschluss und einem Kraftakt schaffen wir auch das. Wir wissen alle – es sind sich wirklich alle der Tatsache bewusst –, dass das eine Zukunftsinvestition ist, die sich noch dazu rechnet; dazu gibt es auch eine Studie der Eco Austria. Daher agieren wir nach dem Motto: Let’s go – es gibt nichts Gutes, außer man tut es. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Scherak: Es darf nur niemand ein Bundesland aufhetzen dann!)

9.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Holzleitner. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.



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9.34.33

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! 4,5 Milliarden Euro für die Kinderbildung: Kann man der ÖVP tatsächlich trauen? (Rufe bei SPÖ und NEOS: Nein!) Ich bin mir nicht so sicher. Lassen wir die Taten der ÖVP der letzten Jahre – nicht der letzten Jahrzehnte, sondern der letzten Jahre – doch einmal Revue passieren. (Ruf bei der ÖVP: Die sind super!)

Wir alle in diesem Haus erinnern uns an die Chatnachricht: „Kann ich ein Bundesland aufhetzen?“ – Sebastian Kurz hat vor sieben Jahren eine Kinderbil­dungsmilliarde vereitelt. (Widerspruch bei der ÖVP.) Sein Geist geht in der ÖVP noch immer um, man hört es doch sehr lautstark. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Matznetter: So ist es! – Ruf bei der ÖVP: Mamma Mia! Geh bitte!)

In Oberösterreich skandierte der Klubobmann der ÖVP bei einer Debatte rund um den Rechtsanspruch: „Zwangsarbeit“ für Mütter. Ebenso hat die ÖVP in Oberösterreich mit der FPÖ im Kindergarten wieder Gebühren für den Nach­mittag eingeführt: eine Schikane für die Frauen, Beraubung von Kindern in ihrem Bildungsangebot. (Ruf bei der SPÖ: Danke, Gustl!) Die damalige Familienministerin Aschbacher hat im Budget und in den Wirkungszielen die Kinderbetreu­ungs­quote herabgesetzt. Kein ambitioniertes Wirkungsziel, sie hat die Ziele herabge­setzt – in dieser Legislaturperiode, werte Kolleginnen und Kollegen!

Zur 15a-Vereinbarung aus dem vergangenen Jahr: Jetzt spricht man von einem Kraftakt, weil die Gelegenheit da ist, aber die Gelegenheit hätte sich vor einem Jahr bei der 15a-Vereinbarung ergeben – mit einer echten Kinderbil­dungs­milliarde pro Jahr, nicht mit einer Mogelpackung von 200 Millionen Euro, mit einem Schmalspurbudget. All diese Fakten lassen den Glauben daran, dass die ÖVP tatsächlich 4,5 Milliarden Euro in die Kinderbildung investieren möchte, nicht wirklich am Leben.

Man hat es im „Sommergespräch“ gehört: Ja, die Investition soll stattfinden! – Dann gab es ein kurzes Zurückrudern: Nein, es geht um alles, was man in den


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Gemeindestuben, in den Ländern, im Bund findet! – Nun heißt es wieder: Nein, es ist eh im Finanzausgleich eingepreist! – Kollegin Niss spricht davon, dass heute hier etwas beschlossen wird, aber in einer Aktuellen Stunde, werte Kolleginnen und Kollegen – insbesondere jene, die schon länger hier im Haus sind, wissen das –, wird nie etwas beschlossen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Na, na, da besteht aber noch überhaupt ...! – Abg. Pfurtscheller: Erbsenzählerin!)

Ehrlicherweise muss man sagen: Solange das Geld nicht fließt, ist es wieder nur heiße Luft von der ÖVP und wird kein einziger Bildungsplatz geschaffen. (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ.)

Die Sozialpartnerschaft – Industriellenvereinigung, Wirtschaftskammer, Arbeiter­kammer, ÖGB, Landwirtschaftskammer – hat dieses sozialpartnerschaft­liche Papier schon vor Jahren auf den Tisch gelegt. Warum da nicht mehr passiert ist, ist mir ein Rätsel. Ich weiß, auch Kollegin Jeitler-Cincelli setzt sich zum Beispiel wirklich schon seit Langem für mehr Kinderbildung ein. Es sind aber die erzkonservativen Kräfte, die in der ÖVP das Sagen haben, jene, die von Zwangsarbeit für Mütter sprechen, und nicht die moderneren Kolleg:innen, die tatsächlich etwas weiterbringen wollen. (Abg. Himmelbauer: Was? Wer hat das gesagt? – Abg. Pfurtscheller: Wer hat das jemals gesagt? So ein Blödsinn!) – Es ist so. Zwangsarbeit für Mütter, das hat die ÖVP in Oberösterreich genau so gesagt. Das ist Ihr Mindset, das ist das, was Sie von Frauen wollen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scherak: Der Klubobmann ...!)

Die ÖVP hat diese Politik ja auch in Taten gegossen: Nach dem Eingehen einer Koalition mit der FPÖ in Oberösterreich hat man sich in Verhandlungen dezidiert gegen eine Ausweitung des Kinderbildungsangebots ausgesprochen; auch in Niederösterreich, weil man mit der FPÖ koaliert hat (Abg. Himmelbauer: In Niederösterreich wird ausgebaut!); in Salzburg, wo man eine Herdprämie mit der FPÖ einführen möchte. Wow, moderne Politik à la ÖVP: Hinter den Herd mit den Frauen und keine Kinderbildung!


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Es sind die sozialdemokratischen Bundesländer, in denen tatsächlich etwas passiert. (Abg. Pfurtscheller: Ja, klar! Ja, natürlich! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Aber die SPÖ wollte das Kinderbetreuungsgeld abschaffen! Vergessen wir das auch nicht, ja! – Abg. Kollross: Fakten tun weh!) Wo wurde denn ab dem heurigen Herbst ein Gratiskindergarten eingeführt? – Burgenland, Kärnten, Wien. In Tirol ist es die sozialdemokratische Handschrift, aufgrund der es den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem zweiten Lebensjahr geben wird. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Pfurtscheller: Na bitte gar schön! – Abg. Kirchbaumer: Ein so ein Schwachsinn ...! – Abg. Wöginger: Wer ist das überhaupt, die SPÖ Tirol? Ein Minderheiten...! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Die ÖVP hat jahrelang blockiert, kann aber irgendwann dem Druck einfach auch nicht mehr standhalten. Es ist die sozialdemokratische Handschrift, sonst passiert überhaupt nichts. (Abg. Herr: Das ist einfach Fakt! – Abg. Heinisch-Hosek: Wir waren die Letzten, die was weitergebracht haben! – Abg. Wöginger: Die SPÖ Tirol steht unter Artenschutz! Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Man hört nur: Herdprämie, Herdprämie, Herdprämie. Solange kein Cent fließt, kann man der ÖVP in diesem Bereich wie gesagt nicht trauen.

Ja, es ist eine Zerreißprobe, vor allem für die Frauen, wenn dabei nichts weitergeht. Es ist eine Zerreißprobe für die Frauen dahin gehend, ob man mehr Stunden arbeiten kann oder wie in Oberösterreich für die Kinderbildung am Nachmittag zahlen muss. Es ist eine Schikane, die seit Jahren und Jahrzehnten von der ÖVP betrieben wird. Diese Hinter-den-Herd-Politik haben Sie in den letzten Jahren immer wieder in Ihre Taten gegossen, und deshalb muss man sagen (Abg. Heinisch-Hosek: Und die Grünen?): Solange das Geld nicht tatsächlich fließt, kann man der ÖVP nicht trauen!

Eigentlich könnte man sagen: Besser spät als nie!, aber jedes verlorene Jahr in der Kinderbildung geht auf das Konto der ÖVP. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: ... habt ihr bei Corona auch ordentlich Dreck am Stecken!)

9.39



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ecker. – Bitte sehr.


9.39.40

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Sehr geehrtes Präsidium! Geschätzte Frau Minister! Wir haben es heute schon gehört: Schlagzeilen, Schlagzeilen, nichts als Schlagzeilen. Die ÖVP und die Grünen wollen nicht wählen lassen, aber sie verteilen schon saure Wahlzuckerl, denn: 4,5 Milliarden Euro für die Kinderbe­treu­ung sind der Turbo für echte Wahlfreiheit für Familien? – Frau Minister, Herr Wöginger, Sie wissen genau: Das stimmt nicht (Beifall bei der FPÖ), denn erst dann, wenn es für eine familiäre Kinderbetreuung dieselbe Förderung gibt wie für eine institutionelle, haben Mütter und Väter tatsächlich Wahlfreiheit. (Beifall bei der FPÖ.)

Ja, natürlich unterstützen wir Kinderbetreuung – qualitätsvolle, hochwertige, leistbare Kinderbetreuung für Mütter und Väter, die das wollen und die das brauchen –, aber nicht, so wie es die ÖVP schon im Hinterkopf hat, mit einem Rechtsanspruch, sodass wir alle Mütter dazu verpflichten, Vollzeit zu arbeiten. (Abg. Pfurtscheller: Ein so ein Blödsinn! Das hat kein Mensch gesagt!) Für uns gehört auch ganz besonders die familiäre Kinderbetreuung zur qualitätsvollen Kinderbetreuung, denn in den ersten Jahren, in denen Vertrauen aufgebaut wird, in denen Bindung hergestellt wird, in denen Kinder besonderen Schutz und Geborgenheit brauchen, genau in dieser Zeit ist die Familie – und das wissen wir – die bewährteste Form der Bildungseinrichtung, die wir seit der Geburt kennen. (Beifall bei der FPÖ sowie Bravoruf des Abg. Wurm.)

Keine Zeit für die Kinder heißt in der Folge keine Zeit für die ältere Generation. Stationär vor familiär – das grüne Bild wird es mit uns nicht geben. (Beifall bei der FPÖ.)

In Oberösterreich gibt es zumindest 960 Euro für Familien, die selbst betreuen; Salzburg, Niederösterreich und auch Kärnten werden nachziehen. (Abg. Disoski: Kärnten?) Wir wissen, auch die Fremdbetreuung kostet Geld, so rund um


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1 000 Euro pro Kind und Monat – manche Gemeindevertreter werden das wissen; das ist sehr viel Geld. Wenn es um Betreuung in der Familie geht, hört man nicht den Satz: Jedes Kind ist gleich viel wert!, aber die Kinder fragt man ja nicht.

Haben Kinder nicht auch ein Recht auf Familie? Warum müssen Kinder 40 Stun­den und mehr in einer Betreuungseinrichtung sein? – Weil wir in Österreich den Familien das Geld aus den Taschen ziehen – steuertechnisch. Ein Alleinverdiener kann sich den Erhalt seiner Familie, seiner Wohnung, seines Hauses einfach nicht mehr leisten, auch wenn er das will, und die Regierung kürzt ja heute auch noch die Zeit des Kinderbetreuungsgeldes unter dem populären Titel: Nationale Umsetzung der Work-Life-Balance.

Also, liebe Mütter vor den Fernsehschirmen und hier auf der Galerie: Sie werden von dieser Regierung auch noch verspottet – Sie wissen, die Karenzzeit ist keine chillige Zeit. Eine Work-Life-Balance gibt es da wirklich nicht.

Es ist so beschämend, dass die Einkommensverluste und die Pensionsverluste durch die Regierung nicht mit einer anderen Art der Familienförderung ausgeglichen werden. Willkommen im Sozialstaat Österreich!, heißt es offensichtlich nur für jene, die ohne Einladung und ohne Pass bei uns einchecken. (Beifall bei der FPÖ.)

Liebe Frauen in unserem Land, denen immer suggeriert wird, der Rechtsan­spruch auf Kinderbetreuung wird Ihnen das Leben erleichtern: Mitnichten! Sie werden sehen, der Druck der Firmen, der Druck der Wirtschaft wird noch größer werden, denn: Mütter können doch flexibel sein, wenn sie doch schon einen Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld haben, das wird ja doch wohl gehen! – Und Sie werden sehen: Der Tag hat trotzdem nur 24 Stunden.

Den Kraftakt, den die Frau Minister und der Herr Bundeskanzler ankündigen, müssen die Steuerzahler zahlen und die Kommunen umsetzen – und zwar nicht nur mit einer Anschubfinanzierung, sondern mit einer Ausfinanzierung,


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Weiterfinanzierung, Bezahlung der Personalkosten. Wir wissen, dass Hunderte pädagogische Fachkräfte in den Ländern gesucht werden, aber wir haben sie nicht.

Die Eltern wollen etwas anderes: Ein Viertel will leistbare, qualitativ hochwertige Kinderbetreuung, drei Viertel wollen mehr Zeit mit der Familie verbringen – und diese Eltern bekommen heute die Botschaft: Leider Pech gehabt!, oder haben Sie, Frau Minister, noch irgendwo ein paar Milliarden im Talon als Unterstützung für Frauen, die Kinder selbst betreuen? Wie viele Milliarden gibt es denn dafür? – Aber nein, es gibt nur Schlagzeilen.

Wir brauchen Umsetzung: eine Umsetzung der Evaluation des Kinderbetreu­ungs­geldes, die Wochengeldfalle gehört repariert, ein Kinderschutzpaket gehört umgesetzt, der Schülertransport, bei dem Kinder und Eltern im Regen stehen, gehört sichergestellt, und vom 60-Euro-Paket haben die Eltern bis heute noch keinen einzigen Cent erhalten. Alle werden von der Regierung im Stich gelassen.

Sie, Frau Minister, haben heute wortwörtlich gesagt, Sie wollen „den vollen Turbo zünden“. Die Bevölkerung wünscht sich tatsächlich einen Turbo: den Turbo, mit dem Sie endlich den Weg für Neuwahlen frei machen. (Beifall bei der FPÖ.)

9.44


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Hamann. – Bitte sehr.


9.44.55

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Lieber Herr Präsident! Liebe Frau Bundesministerin! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, speziell liebe 8T aus dem Borg Lessinggasse, die heute hier ist! – Das ist übrigens die Klasse meines Sohnes. Liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Saal – und ich sage das jetzt speziell in Richtung der ÖVP hinüber –: Es ist heute tatsächlich etwas neu hier, es hat sich


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etwas in den Verhältnissen verschoben, denn die ÖVP-Spitze hat sich einen Ruck gegeben – oder irgendjemand hat ihr einen Ruck gegeben; vielleicht erfahren wir irgendwann einmal historisch, was genau da war, aber egal, wichtig ist das Ergebnis –, und wir stehen heute erstmals vor einer breiten, stabilen Mehrheit hier im Nationalrat, die entschlossen ist, der Elementarbildung ab sofort alleroberste Priorität zu geben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Das ist, wie wir gerade gehört haben, eine Mehrheit ohne die FPÖ – das ist eigentlich normal bei allen konstruktiven Vorhaben, denen man sich in diesem Land stellt (Abg. Wurm: Wir sind die einzigen Normalen!) –, aber diese breite Mehrheit ist neu, sie ist super und sie wird, davon bin ich fest überzeugt, Österreich dauerhaft zum Besseren verändern. (Abg. Belakowitsch: Das kennen wir ja die letzten Jahre ...!) Sie wird Kindern neue Bildungschancen eröffnen, sie wird Eltern und Großeltern Stress von den Schultern nehmen (Abg. Belakowitsch: Ja, genau!), sie wird der Wirtschaft guttun – an die FPÖ gerichtet: sie wird vielleicht sogar der Geburtenrate guttun –, sie wird Gemeinden attraktiver machen, weil Familien natürlich gerne an Orten leben, wo sie nicht isoliert und allein sind, sondern wo man sich um ihre Bedürfnisse kümmert.

Das sagen viele – auch in der ÖVP – schon seit vielen Jahren. Man hätte manch­mal vielleicht auch schon früher auf sie hören sollen – speziell auf die ÖVP-Frauen –, aber wenn jemand spät zu einer Party kommt, freut man sich manch­mal umso mehr, dass er, sie da ist. In diesem Sinn ein umso herzlicheres Willkommen an den Bundeskanzler und an die Frauen- und Familienministerin! Gut, dass wir in dieser entscheidenden Zukunftsfrage jetzt endlich tatsächlich alle an einem Strang ziehen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es ist ja nicht trivial, was wir uns hier vorgenommen haben – die Ministerin hat es bereits ausgeführt –: 50 000 Kindergartenplätze, speziell für die unter Dreijährigen. Da reicht es nicht, wenn man einfach 4,5 Milliarden Euro über dem Bundesgebiet ausschüttet – wir wollen ja nicht irgendwelche, wie Sie (in


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Richtung Bundesministerin Raab) auch selber gesagt haben, Husch-Pfusch-Plätze, in die man die Kinder morgens schnell steckt, nur damit man rechtzeitig arbeiten gehen kann –, sondern es geht, ich bin ja Bildungssprecherin, um Bildung. Elementarbildung braucht Qualität, sie braucht Zeit, sie braucht Raum, sie braucht Wertschätzung und vor allem braucht sie gut ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen, die unter guten Bedingungen arbeiten, denen dieser Beruf auch jeden Tag Freude macht, damit sie auch langfristig in dem Beruf bleiben, was ja heutzutage eines der Hauptprobleme in Österreich ist. Da haben wir in Österreich tatsächlich einiges zu tun – ich umreiße ein paar Punkte.

Erster Punkt: die Gruppengröße. Es ist logisch: Je kleiner die Kinder, umso mehr Pädagog:innen brauche ich, umso kleiner müssen die Gruppen sein, damit es allen gut geht.

Zweiter Punkt: Unterstützungspersonal. Da gilt Ähnliches wie auch in der Schule: Pädagog:innen sollen nicht alles immer selber machen müssen. Sie brauchen mehr Support durch Administrativkräfte, durch Küchen- und Reinigungspersonal, durch Sozialarbeiter:innen, speziell auch bei der Arbeit mit den Familien, sie brauchen Unterstützung durch Spezialist:innen aus verschiedensten Bereichen, von Therapien bis hin zur Sprachförderung.

Drittens: Wir brauchen unbedingt ein einheitliches Dienstrecht. Was gehört da alles dazu? – Das beinhaltet ausreichend Zeit für Vor- und Nachbereitung, für Reflexion, für Supervisionen, für Fortbildung, auch für Elterngespräche. Elementarpädagogik ist ein hochkomplexer Beruf mit einer riesigen Verantwor­tung. Das macht man nicht einfach so zwischen Tür und Angel zwischendurch in den 2 Minuten, wenn man einem Kind gerade auch noch die Nase putzt.

Viertens müssen wir natürlich über die Gehälter reden. Es braucht eine faire Bezahlung auf Augenhöhe mit anderen pädagogischen Berufen, und zwar bei allen Arbeitgebern, bei denen wir im Moment ja auch noch einen riesigen Fleckerl­teppich haben.


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Damit bin ich auch schon bei – fünftens – meinem Lieblingsthema, das sind die bundesweit einheitlichen Mindeststandards, die natürlich verbindlich sind und auch überprüft werden. Ich kann mich noch sehr gut erinnern – Sie vermut­lich auch –, wie sich die Länder, Rot und Schwarz gemeinsam, bei den 15a-Verhandlungen noch mit vereinten Kräften gegen diese Standards gesträubt haben. Ich habe jetzt mit Freude gehört, dass wir mit diesem gewaltigen Finan­zierungsschub auch da einen neuen Anlauf machen werden.

Ich wünsche der Ministerin aus ganzem Herzen viel Erfolg speziell dabei, und wir werden das nach Kräften unterstützen. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

9.49


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Klubobfrau Meinl-Reisinger. – Bitte sehr.


9.50.08

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Ja, ich freue mich. Ich freue mich tatsächlich und ich finde es erstaunlich, was in unserem schönen Land möglich ist, wenn die ÖVP in den Wahlumfragen ordentlich unter Druck gerät. (Beifall bei den NEOS.)

Man könnte auf die Idee kommen, dass Österreich wesentlich besser dastünde, würdet ihr in den Wahlumfragen noch mehr absandeln, denn offen­sichtlich wird der Faule am Abend fleißig: eine totale Trendwende, Trendumkehr gegenüber all dem, was wir in den letzten Jahren und Monaten erlebt haben. (Beifall bei den NEOS.)

Ich meine, die Zitate gibt es ja. Weil der Klubobmann der ÖVP August Wöginger Oberösterreich mit der hervorragenden Kinderbetreuungssituation so hervorgehoben hat (Zwischenruf des Abg. Wöginger): Oberösterreich ist absolutes


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Schlusslicht im Vergleich zu allen anderen Bundesländern, was die Kinder­betreuungssituation angeht. Es sind in Oberösterreich deutlich weniger Kinder in der Betreuung, gerade Kinder unter drei Jahren, als in den anderen Bundes­ländern. Die Schließtage sind deutlich häufiger. Es gibt viel weniger Kindergärten, deren Öffnungszeiten tatsächlich mit einem Beruf daneben vereinbar sind. Aus oberösterreichischen Gemeinden hören wir seit Jahren Dutzende Hilferufe von Frauen, die sagen: Ich würde gerne mehr Stunden arbeiten, aber der Kindergarten hat nicht offen. Und was haben wir aus Oberösterreich gehört? Der Klubobmann der ÖVP in Oberösterreich hat tatsächlich gesagt, das können Sie nachlesen: „Der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ist [...] der direkte Weg zur Zwangsarbeit junger Mütter [...]. (Abg. Herr: Wahnsinn!)

Das ist die Aussage gewesen, die die Politik der ÖVP der letzten Jahre bestimmt hat, auch die aktive Politik, denn: 50 000 zusätzliche Plätze, das ist ein Ziel, ansonsten haben Sie nur einmal vor, Geld auszugeben. Das ist natürlich in puncto Qualität und Ziel, wo wir eigentlich hinwollen, ein bisschen wenig. Aber: Konterkarieren Sie nicht gleichzeitig dieses Ziel mit Ihrer Politik, wie Sie sie in der Koalition mit der FPÖ beispielsweise in den anderen Bundesländern machen?

Auch wieder Oberösterreich: Da wird Geld ausbezahlt, wenn Mütter zu Hause bleiben. Damit konterkariert man ja eigentlich das eigene Ziel der Wahlfreiheit. (Beifall bei den NEOS.)

Oder auch in Salzburg: Die neue Koalition dort hat auch nichts im Koalitionsab­kommen drinstehen, dass jetzt ein Fokus auf Kinderbetreuung gelegt würde und endlich ausgebaut werden müsste, mit dem Ziel, Wahlfreiheit zu schaffen. Nein, auch in Salzburg soll eine Herdprämie verankert werden.

Also ich bin froh über diesen Sinneswandel, wie auch immer er stattgefunden hat. Möglicherweise war es in den letzten Monaten wirklich ein bisschen zu viel Rechtspopulismus, den ihr zum Besten gegeben habt. Aber – und jetzt kommt das ganze große Aber – wichtig ist es, dass man an den Zielen festhält


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und auch strukturell etwas ändert. Da sind einige Themen von meiner Vorrednerin Sibylle Hamann schon angesprochen worden. Da geht es natürlich darum, dass wir einen bundesweit einheitlichen Qualitätsrahmen schaffen, dass wir uns auch im Sinne von Zielen zu kleineren Gruppengrößen verpflichten und einen Stufenplan machen, in dem wir sagen: Wohin wollen wir denn eigentlich? Es geht selbstverständlich auch darum, dass wir einen Rechtsan­spruch brauchen, denn erst dann, wenn ein Rechtsanspruch für alle Mütter und Väter verankert ist, weiß man, man kann Druck machen, wenn es diese Kinderbetreuungsplätze nicht gibt.

In den letzten Monaten – und Sie haben es auch angesprochen – hatte ich immer wieder den Eindruck, die Politik der ÖVP besteht vor allem darin, ein Problem zu sehen und es mit Geld zu bewerfen. Und Geld ist sowieso derzeit abgeschafft, hat man ein bisschen das Gefühl bei vielen Maßnahmen. Die wurden ja auch aufgezählt. (Abg. Sieber: Ohne Geld geht es halt auch nicht!) Geld ist bei Ihnen abgeschafft, aber der Steuerzahler darf es zahlen. Beim Ausbau von Kinderbetreuung bin ich sehr dafür, dass man Geld in die Hand nimmt, aber allein Geld in die Hand zu nehmen ist zu wenig. 4,5 Milliarden Euro sind nicht nichts, das wird uns einen deutlichen Schub geben. Es wird uns nicht an Länder wie Dänemark heranbringen, da sind wir im Ausbau meilenweit, ich würde sagen, 30 Jahre hintennach – nur um zu sehen, wie schlecht Österreich vergleichsweise dasteht. Aber wir brauchen vor allem auch das Ziel verankert, mit dem festge­schrieben wird, wo wir hinwollen, mit dem Blick darauf, wie diese Betreuungs­situation wirklich ausschaut. Da reichen wir Ihnen gerne die Hand, aber seit Jahren reden wir uns ja hier den Mund fusselig. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

9.54


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Sieber. – Bitte.



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9.54.42

Abgeordneter Norbert Sieber (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Geschätzte Damen und Herren! Geschätzte österreichische Familien! Was haben wir in den letzten Jahren nicht über den Ausbau von qualitäts­voller Kinderbetreuung diskutiert?! Verschiedene Argumente, durchaus berechtigte Argumente, wurden ausgetauscht, aber in einem waren wir uns schlussendlich schon einig, nämlich dass der qualitätsvolle Ausbau der Kinderbetreuung massiv vorangetrieben werden muss.

Sie von der Opposition beziehungsweise Teilen der Opposition haben einen Rechtsanspruch in den Mittelpunkt gestellt. Wir hingegen sind der Überzeugung, dass ohne den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen und die Aus­bildung von Personal ein Rechtsanspruch keinen Sinn ergibt, ja vielmehr verunsichert. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Holzleitner: Haben Sie schon etwas von ... gehört?)

Deswegen haben wir in den vergangenen Jahren gemeinsam mit den Ländern und vor allem den Gemeinden, die ja grundsätzlich für die Kinderbetreuung zuständig sind, Einrichtungen und Betreuungsplätze in einem noch nie da gewesenen Ausmaß geschaffen. Nun zeigt sich aber sehr deutlich, dass die dafür zuständigen Länder und Gemeinden diese Herausforderung ohne zusätzliche Unterstützung nicht stemmen können. Deswegen hat unser Bundeskanzler Karl Nehammer eine Kinderbetreuungsoffensive, die 4,5 Milliarden Euro schwer sein wird, angekündigt. Dieser Plan bis 2030 orientiert sich an folgenden Faktoren und Zielen:

Zum Ersten: an den Altersgruppen; zum Zweiten: an der VIF-Konformität; und zum Dritten, und das ist besonders wichtig für das Wichtigste in unserer Gesellschaft, nämlich unsere Kinder: an der Verbesserung der Qualität in der Betreuung.


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Ein Blick in die Statistik zeigt, dass sich bei all diesen Faktoren in den letzten Jahren viel getan hat: 85 Prozent aller Betreuungseinrichtungen beziehungs­weise Kindergärten haben vor 7.30 Uhr geöffnet. Jeder dritte Kindergarten hat bereits bis mindestens 17 Uhr geöffnet. Das ist noch nicht genug, aber es ist ein guter Wert, und wir werden dieses Ziel auch weiter hartnäckig verfolgen.

Die österreichischen Gemeinden – und ich spreche jetzt von den Gemeinden ohne Wien – haben in den letzten Jahren extrem viel geleistet. Haben die Gemeinden im Jahr 2000 noch 560 Millionen Euro für Kinderbetreuung ausge­geben, so ist dieser Wert bis in das Jahr 2019 auf 1,6 Milliarden Euro angewachsen. Auch die Ausgaben für Neubauten stiegen von 73 Millionen auf 212 Millionen Euro, und dieser Wert ist seither noch massiv gestiegen.

Unsere ambitionierten Ziele bedeuten einen wahren Kraftakt für Länder und Gemeinden, aber wir werden sie dabei nicht im Stich lassen. Deswegen ist die Ansage von Bundeskanzler Nehammer, 4,5 Milliarden Euro in die Hand zu nehmen, so immens wichtig, denn das gibt den österreichischen Bürgermeis­te­rinnen und Bürgermeistern die Sicherheit, dass sie auf den Kosten nicht sitzen bleiben und die Gemeindebudgets, bedingt durch den Ausbau der qualitätsvollen Kinderbetreuung, nicht aus dem Ruder laufen. (Beifall bei der ÖVP.)

Diese Ansage unseres Bundeskanzlers bedeutet 50 000 neue Betreuungs­plätze in Österreich. Das wiederum, meine Damen und Herren, wird der Wahlfreiheit unserer Familien Flügel verleihen. Wir geben den Kindern und den Familien die Sicherheit, einen qualitätsvollen Kinderbetreuungsplatz in der Nähe zu finden. Unser Ziel für die jungen Familien in Österreich ist es, dass sie sich darauf verlassen können, einen qualitätsvollen Kinderbetreuungsplatz in der Nähe zu haben, um auch wieder ins Berufsleben, wenn sie es denn möchten, einsteigen zu können. Aber auch das Ziel der Wahlfreiheit, der echten Wahlfrei­heit, selbst zu bestimmen, wie lange man seine Kinder zu Hause betreuen will, wird mit diesem Paket entsprechend erreicht werden.


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Mit diesem 4,5-Milliarden-Euro-Paket werden wir all diese Ziele erreichen, und ich danke – ja, ich danke – unserem Bundeskanzler Nehammer, Finanzminister Brunner, Familienministerin Raab und der gesamten Regierung für dieses ambitionierte Paket, das einen weiteren wichtigen Schritt für uns als familien­freund­lichstes Land darstellt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

9.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Wimmer. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


9.59.39

Abgeordnete Petra Wimmer (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Liebe Eltern! In dieser Aktuellen Stunde – das wurde von allen Vorrednern und Vorrednerinnen ausgeführt – behandeln wir den Ausbau der Kinderbetreuung, der von der Regierung angekündigt wurde. 4,5 Milliarden Euro sollen nun bis Ende 2030 in diesen Bereich investiert werden. Endlich, würde ich sagen, oder: Warum erst jetzt? – Sehr geehrte Frau Ministerin, diese Investitionen sind wirklich längst überfällig! (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist noch nicht lange her, da haben Sie eine große Chance vertan, wirklich umfassend in die Kinderbildung zu investieren, nämlich bei den 15a-Verhand­lun­gen. Oder erinnern wir uns an das Jahr 2021: Da gab es schon einen breiten Schulterschluss der Sozialpartner, einen Fünfpunkteplan, der erarbeitet wurde, um wirklich einmal den dringend notwendigen Ausbau der Kinderbetreuung voranzutreiben; sie haben diesen eingefordert, ebenso einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag. Oder erinnern wir uns: 2016 gab es schon einen fertigen Plan für eine Kinderbetreuungsmilliarde. Wer diesen vereitelt hat, wissen wir auch alle.


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Wie sich diese jahrelangen Versäumnisse auswirken, zeigt sich in der Praxis. Wenn Sie mit Eltern sprechen, wenn Sie mit Vertretern von Betreuungs­einrich­tungen sprechen, wissen Sie, wie dramatisch die Situation in der Kinder­betreuung mittlerweile ist. Wenn Eltern ihre Kinder bereits unmittelbar nach der Geburt für einen Betreuungsplatz anmelden müssen, um in zwei, drei Jahren dann tatsächlich auch einen Platz zu erhalten, dann gibt es eindeutig eine Schieflage in diesem Bereich. Wenn eine Mutter, die auf mich zugekommen ist und mich um Hilfe gebeten hat, mir erzählt, sie hat ihr Kind nach der Geburt für einen Krabbelstubenplatz angemeldet, weil sie einfach selbstständig ist und nach einem Jahr wieder zu arbeiten anfangen muss, und jetzt, zwei Monate bevor sie wieder in den Job geht, ist noch immer keine Zusage für einen Betreuungsplatz da, dann bedeutet das für diese Familie schlichtweg eine Verunsicherung, eine große Verunsicherung.

Mit dieser Verunsicherung werden die Eltern alleingelassen, sie haben keine Unterstützung. Es gibt vielerorts Wartelisten für Betreuungsplätze, Planbarkeit für die Familien ist da wirklich sehr schwer möglich. Die einzige Möglichkeit, um den Familien Sicherheit zu geben, ist ein Rechtsanspruch, ist und bleibt ein Rechtsanspruch (Beifall bei der SPÖ), denn nur dadurch ist gewährleistet, dass tatsächlich diese viel propagierte Wahlfreiheit Wirklichkeit wird.

In vielen, vielen Anträgen über die letzten Jahre im Familienausschuss, im Unterrichtsausschuss zeigen wir, wie wichtig diese Themen für uns sind, wie wichtig uns die Kinderbetreuung ist und dass der Hut einfach brennt. Es fehlen die Ressourcen an allen Ecken und Enden. Jetzt schon ist es vielen Kindergartenbetreibern nicht mehr möglich, alle aktuellen Gruppen auch mit Personal zu besetzen. Das Personal, das die Arbeit dann leisten muss, ist überfordert, überlastet. Das braucht einen nicht zu wundern, das ist eine sehr herausfordernde Arbeit. Ich hoffe jetzt stark, dass wirklich ein Teil dieser angekündigten Mittel in eine Ausbildungsoffensive fließen wird – ohne ausreichend qualifiziertes Personal funktioniert das ganze System nämlich nicht.


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Generell: 4,5 Milliarden Euro, das klingt im ersten Moment gut, das ist ein großer Betrag. Rechnen wir das aber über die Jahre bis 2030, dann zeigt sich: Das sind gerade 640 Millionen Euro jährlich! Da sind wir noch weit, sehr weit von der jährlich notwendigen Kinderbetreuungsmilliarde entfernt.

Sehr geehrte Damen und Herren, uns ist die Kinderbetreuung wichtig, und eines ist uns besonders wichtig: Nach dieser Ankündigung muss der Ausbau schnell vorangehen. Die aktuellen Verhandlungen zum Finanzausgleich wurden ja schon angesprochen. Wir haben in den Ausschüssen Anträge liegen, im Familien­ausschuss, im Finanzausschuss und in vielen weiteren Ausschüssen, weil wir genau das wollen: dass über den Finanzausgleich endlich Mittel für die Kinderbetreuung freigegeben werden. Es wurde heute angekündigt, dass das gemacht wird, dass Sie das nützen, und hier können Sie zeigen, wie ernst Sie Ihre eigene Ankündigung nehmen. (Beifall bei der SPÖ.)

Zusammengefasst kann ich sagen: Nach dieser Ankündigung gibt es noch viele, viele offene Fragen. Es gibt keinen Plan, es gibt nur eine große Ankündigung. Wir werden Sie aber an den tatsächlichen Taten messen. Das sind wir den Eltern, den Pädagoginnen und Pädagogen, den Kindern, den Betreuungsein­richtungen, aber auch den Ländern und Gemeinden, die sich tagtäglich für eine gute Kinderbetreuung in Österreich einsetzen, einfach schuldig. (Beifall bei der SPÖ.)

10.04


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Zanger. – Bitte sehr.


10.04.46

Abgeordneter Wolfgang Zanger (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Ja, genau so, wie das heute hier läuft, habe ich es mir vorgestellt. Das Motto der Aktuellen Stunde: „Der Turbo für die Kinderbe­treuung – 4,5 Milliarden Euro bringen echte Wahlfreiheit für die Eltern.“ – Na ja, ein Turbo mag das ja sein, aber wohin führt dieser? Der führt genau


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dorthin, wohin wir es eigentlich nicht wollen, nämlich letztendlich in die Zerstörung unserer traditionellen Familien. (Beifall bei der FPÖ. – Lebhafte Heiterkeit des Abg. Lukas Hammer– Abg. Meinl-Reisinger: Sie wollen ... Menschen vorschreiben, wie sie leben wollen! – Abg. Lukas Hammer: Erzähl uns mehr davon!)

Dass es Kinderbetreuung braucht und dass Frauen, die arbeiten wollen, einen Platz für ihr Kind brauchen (Abg. Meinl-Reisinger: Was ist ..., die FPÖ erklärt es uns!), ist selbstverständlich klar, aber es lohnt sich doch, das Ganze ein bisschen näher zu betrachten und auf den Bedarf der Eltern einzugehen.

Es gibt einen Bericht des Österreichischen Instituts für Familienforschung, der sich „Familien in Zahlen“ nennt. Da erhebt alle Jahre die Statistik Austria im Rahmen des Mikrozensus die entsprechenden Daten. Im Jahr 2022 wurde unter anderem auch nach den Gründen gefragt, warum Frauen zu Hause bleiben, wenn sie ein Kind bekommen haben, denn tatsächlich ist ja nur jede dritte Frau mit einem Kind unter drei Jahren berufstätig.

Wenn man annimmt, dass der Grund dafür in den fehlenden Betreuungs­angeboten liegt, dann ist das die Antwort, die die Regierung gibt. Die Antwort, die die Mütter geben, lautet ganz anders: Je jünger das Kind ist, umso weniger spielt die Frage der Betreuungseinrichtung eine Rolle. 79 Prozent der nicht berufstätigen Frauen mit einem Kind im ersten Lebensjahr bleiben deswegen daheim, weil sie selbst die Betreuung übernehmen wollen. – Jetzt frage ich Sie, Frau Minister: Wo ist denn da die Finanzierung für diese Betreuungseinrichtung, die sich Mutter nennt? (Beifall bei der FPÖ.) Dafür ist in Ihrem Milliardenpaket nämlich kein Cent vorgesehen. (Abg. Loacker: Ein Abgeordneter aus dem Museum!) Ja, ja, Kinderbetreuungsgeld. (Abg. Kucharowits: ...! Wirklich grandios!) Nur 4,3 Prozent geben an, dass das Angebot zu teuer wäre, und nur knapp 3 Prozent vermissen ein geeignetes Angebot.

Das sind die Tatsachen, aber was macht ihr? (Abg. Lukas Hammer: Herr Kollege, Frauen dürfen mittlerweile sogar schon wählen!) – Ihr geht her und nehmt nicht die


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Bedürfnisse der Familien wahr, als Basis für das, was man in der Familien­politik tun soll (Abg. Lukas Hammer: Es hat sich einiges getan in den letzten 200 Jahren! – Abg. Loacker: ... 1953!), sondern ihr sagt ganz umgekehrt: Wir sagen euch, was ihr mit den Kindern zu tun habt und wie ihr sie zu betreuen habt! (Abg. Greiner: Zum Glück sagen Sie, was die Frauen zu tun haben!) – Das ist ganz das gleiche System wie auch in vielen anderen politischen Bereichen dieses Landes. (Beifall bei der FPÖ.)

Ihr sagt unseren Menschen, was sie zu tun haben, und nehmt ihre Anliegen und Sorgen nicht ernst. (Abg. Seidl: Ihr sagt ihnen ja auch, was sie zu tun haben!) Wenn die Bürger sagen, unsere Familien sagen, was ich schon die ganze Zeit sage, nämlich dass die beste Betreuungseinrichtung die Mutter ist, dann nehmt das bitte schön einmal zur Kenntnis und geht auf die Bedürfnisse der Menschen in diesem Land ein! (Beifall bei der FPÖ. – Unruhe im Saal. – Abg. Meinl-Reisinger: Ihr wollt Menschen vorschreiben, wie sie ... machen! Eine gute Mutter ... bleibt zu Hause! – Zwischenruf des Abg. Scherak.) Das ist also die neue Normalität: dass die Regierung sagt, was die Leute draußen zu tun haben. Das ist die neue Normalität! (Abg. Meinl-Reisinger: Bevormundet! Danke, ich will nicht bevormundet werden!)

Es hat aber natürlich alles einen Grund und auch ein Ziel dahinter. Für die Schwarzen ist es das, dass der Wirtschaftsbund und die Industriellenvereinigung sagen: Wir brauchen die Frauen in der Erwerbstätigkeit! – Na selbstverständlich, wir hören ja seit Jahren schon nichts anderes. Ihr tut das natürlich auch und merkt aber nicht, dass euch die Grünen aus ideologischen Gründen wie einen Tanzbären durch die Manege führen (Beifall bei der FPÖ), denn für diese hat es einen ganz anderen Grund: Die Grünen wollen nichts anderes als die Schaffung des hirnkastrierten Untertans (Abg. Holzleitner: Herr Präsident! – Abg. Disoski: Entschuldigung! Das ist ein Ordnungsruf! Hirnkastrierter Untertan? Ja der ...!), der von Geburt an durch staatliche Indoktrination so funktioniert, wie ihr es euch vorstellt, ihr selbsternannten linken Eliten! Das führt letztendlich in die


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Zerstörung der österreichischen Familien, und da sagen wir Freiheitliche ganz klar Nein. (Abg. Heinisch-Hosek: Ordnungsruf!)

Es braucht ein paar wirklich vernünftige Dinge in diesem Paket, nämlich die finanzielle Unterstützung der familieninternen Kinderbetreuung. Echte Wahlfreiheit ist nur dann gegeben, wenn auch die Mutter die Möglichkeit hat, zu Hause zu bleiben, und sich das leisten kann (Beifall bei der FPÖ), denn die Wahrheit ist: Man muss heute schon arbeiten gehen, wenn man Kinder haben will, weil man sich ja eine Betreuungseinrichtung leisten können muss. (Widerspruch bei SPÖ und Grünen. – Abg. Scherak: Darf der Vater auch zu Hause bleiben eigentlich oder nur die Mutter?) In Österreich ist es aber halt so, dass die Wahl für die Familien letztendlich so ausschaut, als hätten sie nur die Wahl zwischen Grün und Schwarz, und das ist in Wahrheit die Wahl zwischen Pest und Cholera. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der FPÖ: Gute Rede!)

10.09


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Neßler. – Bitte.


10.10.08

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Ministerin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Also, liebe FPÖ, dass euch das nicht peinlich ist  Wahnsinn! (Abg. Wurm: ... Barbara! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) So ein Wahnsinn! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Zum Thema: Die alte Leier mit dem Versprechen zum Ausbau der Kinderbe­treuung ist wirklich alt. Ich glaube, da war ich selber noch in der Kinderbetreuung, als wir die schon alle gehört haben. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) 2002 wurde der Euro eingeführt und die EU-weiten Ziele der Kinderbetreuung – und wissen Sie was? – Wir haben diese Ziele nach 20 Jahren immer noch nicht erreicht. Die EU hat mittlerweile die Betreuungsziele nach


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oben geschraubt, und wir haben noch nicht einmal die alten erreicht, und genau das ist der Punkt.

Seit Jahrzehnten höre ich, dass die Kinderbetreuung ausgebaut werden soll. Seit Jahrzehnten sind wir kaum vom Fleck gekommen. Es gibt Dörfer, in denen es Betreuungszeiten gibt, von denen ich mich wirklich frage: Wem sollen die etwas bringen? Dort gibt es zum Beispiel Öffnungszeiten von 4 Stunden am Vormittag, also fernab jeder Lebens- und Arbeitsrealität. Ja, so wurde in Jahr­zehnten viel verschlafen, und Eltern, vorrangig Frauen, wurden so im Stich gelassen.

Mir hat beispielsweise gestern eine Ärztin aus Niederösterreich geschrieben, die gerade ihr Kind erwartet: Ich möchte gern ein Jahr zu Hause bleiben und dann arbeiten gehen. Bei den gegebenen Betreuungsmöglichkeiten sehe ich hierfür keine Chance. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Sie führt dann ihre Situation im Detail aus und kommt zum Schluss: Dies führt dazu, dass ich wohl länger als ein Jahr zu Hause bleiben muss. Das schadet nicht nur mir und unserer familiären Geldbörse, sondern in Zeiten des Ärztemangels auch unserer Gesellschaft. – Zitatende.

Sie hat absolut recht. Man hat sich viel zu lange auf dieses alte Denken: Die Mama bleibt eh daheim, die Mama wird es schon richten!, verlassen, und das ärgert mich extrem. Frauen werden in Österreich noch immer viel zu selbstverständlich für die Kindererziehung und für die unbezahlte Hausarbeit als zuständig erklärt, und wir tun so, als wäre das völlig normal. Das ist nicht in Ordnung! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Die Zeiten, in denen Frauen ganz selbstverständlich zu Hause bleiben, sind vorbei. Das geht sich nicht mehr aus, auch wenn eine Partei hier herinnen sich das ganz besonders wünschen würde – wie Kollege Zanger gerade skizziert hat ‑, nämlich alte Rollenbilder aufrechterhalten, Menschen vor­schreiben, wie sie zu leben haben. Das ist übrigens auch der Grund dafür,


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warum die FPÖ eine Herdprämie eingeführt hat: damit Sie Frauen abhängig von ihrem Partner machen.

Wir wollen aber nicht zurück in die Fünfziger. Wir wollen, dass Frauen selbstbestimmt entscheiden können und ihnen nicht die Wahlmöglichkeit genommen wird.

Gerade in Anbetracht des Mitarbeiter:innenmangels können wir uns, glaube ich, ein Zuwenig an Kinderbetreuung gar nicht mehr leisten. Ja, wir begrüßen das sehr, dass die grüne Forderung endlich übernommen wurde, dass es einen kräftigen finanziellen Anschub beim Ausbau der Kinderbetreuung gibt. Das freut mich tatsächlich sehr, auch wenn wir wissen, dass wir nach wie vor vom guten Willen der Gemeinden abhängig sind, weil immer noch die Gemeinden, die Länder für den Ausbau der Kinderbetreuung zuständig sind.

Wir haben dafür plädiert, dass es eine Kompetenzverschiebung auf Bundes­ebene gibt, zumindest einen bundesweit einheitlichen Qualitätsrahmen – Kollegin Hamann hat es schon ausgeführt –, dass zum Beispiel Pädagoginnen und Pädagogen in ganz Österreich besser bezahlt werden können.

Das vorhin genannte Beispiel der Ärztin – und ich habe noch sehr viele Beispiele dieser Art die letzten Wochen zugesendet bekommen – zeigt, glaube ich, vor allem eines: Wir können uns dieses Schneckentempo beim Ausbau der Kinderbetreuung nicht mehr leisten, weder aus frauenpolitischer noch aus wirtschaftlicher Sicht. (Beifall bei den Grünen.)

Keine ausreichende Kinderbetreuung bedeutet nämlich Chancenraub an Frauen. Es bedeutet, dass wir Frauen in Altersarmut schicken, und es bedeutet einen massiven Schaden, und zwar einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schaden, in unserem Land, wenn wir nicht endlich in die Gänge kommen. Darum heißt es vor allem für die Länder: Aufwachen aus dem Dornröschenschlaf und los geht’s, sonst haben wir in den nächsten 100 Jahren noch keine Gleichberech­tigung! Danke. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Scherak und Shetty.)

10.15



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Künsberg Sarre. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


10.15.09

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Herr Präsident! Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ja, ich finde, die ÖVP gibt heute ein gutes Beispiel dafür ab, dass man immer in lebenslanges Lernen investieren muss. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Duzdar.) Es dauert zwar jahrzehntelang, bis bei der ÖVP irgendetwas ankommt, aber zumindest ist es einmal positiv, dass es ankommt und dass es auch aufgenommen wird.

Diesen Turbo, den Frau Ministerin Raab zünden möchte, hätten Sie natürlich schon seit 36 Jahren zünden können, denn so lange sind Sie nämlich in der Regierung. Die echte Wahlfreiheit, von der die Vorredner von der ÖVP gesprochen haben, bei der es so wichtig ist, dass sie endlich kommt, hätten Sie auch schon seit 36 Jahren umsetzen können, denn so lange sind Sie in der Regierung. Kollege Sieber hat davon gesprochen, dass man die Familien „nicht im Stich lassen“ darf. Sie haben in den letzten 36 Jahren sehr, sehr viele Frauen im Stich gelassen, sehr, sehr viele Pädagogen und Pädagoginnen im Stich gelassen, und ganz besonders bitter ist es, dass Sie nämlich ganz viele Kinder im Stich gelassen haben (Beifall bei den NEOS Zwischenruf des Abg. Sieber), weil Sie es verabsäumt haben, gute Kinderbildungs- und -betreuungsplätze aufzubauen. (Abg. Sieber: ... damals ... besser aufgestellt!) Bei ganz vielen von Ihnen ist es immer noch nicht angekommen, dass die elementaren Einrichtungen Bildungsein­richtungen sind, auch wenn nicht Schule draufsteht. Das ist wichtig, das muss endlich auch bei Ihnen sickern! (Beifall bei den NEOS.)

In anderen Ländern ist es ja längst Usus, da der Kindergarten die erste Bildungs­einrichtung ist, dort auch dementsprechend viel zu investieren. Sie haben in den letzten Jahrzehnten zugelassen, dass es in vielen Gemeinden eben keine Nachmittagsbetreuung gibt, im Gegensatz zu Wien. (Abg. Sieber: ... am meisten, kannst ja keine Gemeinde mit Wien vergleichen!) Sie haben zugelassen, dass in


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vielen Bundesländern diese in den Ferienzeiten wochenlang geschlossen sind, im Gegensatz zu Wien (Abg. Zarits: ... keine Ahnung!), und Sie haben zugelassen, dass wir bei den unter Dreijährigen noch immer Schlusslicht sind in den Bundes­ländern, auch im internationalen Vergleich, im Gegensatz zu Wien. (Abg. Zarits – die Hände zusammenschlagend –: Ja, passt! Wien mit einer kleinen Gemeinde zu vergleichen, das ist wirklich ...! Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Sieber.) Sie haben es einfach in den ÖVP-Gemeinden und -Ländern überall zugelassen, dass wir hinterherhinken, und das tut Ihnen so weh. Das ist schön zu sehen, dass Sie sich das eingestehen müssen. (Beifall bei den NEOS.)

Sie haben es zugelassen, dass Frauen nicht oder nur Teilzeit arbeiten können, weil es keine ausreichenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten gibt. Nur ein Beispiel: Dänemark investiert 1,3 Prozent des BIP in die Kinderbetreuungsein­richtungen, und dort gibt es natürlich viel mehr Frauen, die voll berufstätig sind.

Was machen Sie, Herr Kollege Sieber? Sie investieren in den Ländern, in denen Sie ja schon seit Jahren das Geld verteilen können, jetzt vor lauter Angst vor der FPÖ nicht in Kinderbetreuungsplätze, sondern Sie investieren es in eine rückschrittliche Herdprämie. Super, das bringt die Familien und die Frauen wahnsinnig weiter! (Abg. Kickl: Was ist das für ein abwertendes Vokabular?!) Die ÖVP in Oberösterreich wettert, der Rechtsanspruch ist sowieso „der direkte Weg zur Zwangsarbeit junger Mütter“, wir brauchen keine Nachmittagsbetreu­ung, denn bei uns gibt es intakte Familien. – Wow, auch wahnsinnig fort­schrittlich! Und jetzt – mit all diesen Dingen – soll Ihnen irgendjemand glauben, dass es die ÖVP jetzt auf einmal ernst meint mit dem großen und tollen Ausbau der Kinderbetreuung – zufälligerweise ein Jahr vor der Wahl? Also damit tun wir uns schwer, vor allem weil wir noch die Chats im Hinterkopf haben. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Sieber: NEOS und intakte Familie ...! – Abg. Meinl-Reisinger – in Richtung Abg. Sieber –: ... drei Kinder! – Zwischenruf des Abg. Loacker. – Abg. Meinl-Reisinger: Sogar der Scherak ist schon verheiratet!)

Aber gut, wir NEOS freuen uns ja immer, wenn dann doch gewisse Botschaften ankommen, und offensichtlich hat es ja auch genützt, dass wir zehn Jahre lang


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gesagt haben, dass der Kindergarten die erste Bildungseinrichtung ist, denn es ist dann auch in der ÖVP angekommen. Wir sagen seit zehn Jahren: Wir wollen einen Rechtsanspruch auf flächendeckende ganztägige hochqualitative Kinder­bil­dung und Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag.

Ein Antrag von mir auf einen Stufenplan wurde vor drei Jahren von der ÖVP und von den Grünen noch mit dem Argument vertagt: Wir brauchen das ja überhaupt nicht, denn wir wissen ja eh, wie es geht.

Also: Wir freuen uns selbstverständlich, dass sich jetzt endlich auch die ÖVP bewegt. Wir freuen uns darüber, aber es wird nicht ausreichend sein, dass Sie nur Geld ins System schütten, sondern Sie werden dieses Geld sehr, sehr streng an Konditionen knüpfen müssen, damit die Länder nicht das tun, was sie bis jetzt auch teilweise gemacht haben, nämlich keine hochqualitative Kinder­betreuung anzubieten. Wir wollen, dass Sie klare Ziele definieren. Sie haben zwar einen Bildungsminister, aber den dürfen Sie, glaube ich, nicht nach Zielen fragen. Sie sollten mit den Fachleuten reden. Und schaffen Sie endlich diese elende Herdprämie ab! (Beifall bei den NEOS.)

10.20


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Ich bedanke mich bei der Frau Bundesministerin.

10.20.16Aktuelle Europastunde


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen nun zur Aktuellen Europastunde und ich darf die Damen und Herren des Europäischen Parlaments recht herzlich in unserer Mitte begrüßen.

Die Europastunde hat das Thema:


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„Europäische Maßnahmen gegen die Teuerung: Wann handeln Sie endlich, Herr Bundeskanzler, und folgen dem erfolgreichen Beispiel anderer EU-Staaten?“

Ich darf den Herrn Bundeskanzler und die Frau Staatssekretärin herzlich begrüßen.

Als Erster zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Leichtfried. Ich darf ihm das Wort erteilen. Er weiß, 10 Minuten stehen ihm zur Verfügung. – Bitte sehr. (Abg. Stocker: Die Rede aus dem Vorjahr?)


10.20.46

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Mir ist es immer wichtig, wenn wir über die Teuerung debattieren, das Ganze ein bisschen herunterzubrechen, damit man auch versteht, worum es da wirklich geht, und dieses Thema nicht in den entrückten Welten mancher Politikerinnen und Politiker abhandelt.

Ich habe vor Kurzem ein Gespräch mit einer Elementarpädagogin aus Bruck an der Mur, die Kinder betreut, die sich in der Schule nicht so leichttun, geführt, und die hat mir das Folgende erzählt, was mich wirklich entsetzt hat. Sie hat gesagt: Im letzten Winter war es so, dass sie das Gefühl gehabt hat, dass sich in einer Familie ein Kind immer ganz besonders gefreut hat, wenn sie dort hingekommen ist, und es gar nicht abwarten konnte, dass sie in diese Familie kommt. Sie hat sich das nicht recht erklären können und hat das ein bisschen hinterfragt, und am Ende ist herausgekommen: In dieser Familie – es arbeitet der Vater, es arbeitet die Mutter – hat es in diesem Winter nicht gereicht, dass man heizt, aber einmal in der Woche, wenn diese Frau in diese Familie gekommen ist, ist geheizt worden, weil diese Familie sich geschämt hat, dass sie nicht heizen kann.


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Das sind die Zustände, die Sie zu verantworten haben, Herr Bundeskanzler. Das ist das, was Teuerung in diesem Land bedeutet. Das ist das, was die Menschen in diesem Land jetzt trifft. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn man es sich genauer anschaut, muss man sagen, die Situation, in der wir sind, ist eigentlich eine unglaubliche: Österreich hat die höchste Inflation in Westeuropa. Das hat es noch nie gegeben. Der Lebensmitteleinkauf in Öster­reich kostet im Schnitt im Jahr um 1 000 Euro mehr als in Deutschland. Jede vierte Person kann sich das Wohnen kaum noch leisten, 760 000 Menschen. Das sind die Menschen, die sich dafür schämen, wenn sie im Winter nicht mehr heizen können.

Und wer profitiert? (Abg. Zarits: Immer die Gleichen! Wien Energie!) – Die Banken, die Miethaie, die Energiekonzerne. Das sind die, für die Sie Politik machen. Sie machen nicht Politik für Österreich, Sie machen Politik für die Großen in Österreich, und darunter leiden die Menschen, die im Winter nicht heizen können, Herr Bundeskanzler. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich frage mich, wie Sie das verantworten können – noch dazu, weil einem klar sein muss, dass Inflation kein Naturgesetz ist. Die Inflation in Österreich – und das ist jetzt eindeutig – ist die Folge Ihres politischen Handelns oder Nicht­handelns gewesen, Ihrer Ignoranz, Ihrer Fehler, geschätzter Herr Nehammer! (Bundeskanzler Nehammer – erheitert –: „Geschätzter“!) Wenn Sie Ihre Verantwortung wirklich wahrnehmen - - – Ja, ich weiß, Sie finden das lustig, wenn es den Menschen nicht gut geht. (Bundeskanzler Nehammer: Nein! „Geschätzter“!) Schauen Sie hin, wie der Bundeskanzler lacht, während die Menschen in Österreich Probleme mit der Teuerung haben! Das ist das wahre Gesicht der ÖVP. (Beifall bei der SPÖ.) Der Hammer lacht drinnen und der Nehammer lacht heraußen. Das ist ÖVP, wenn es den Menschen schlecht geht, geschätzte Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Weil die Rede lächerlich ist! So etwas Lächerliches!)


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Die Inflation – und das muss man zugeben – ist nicht ein rein österreichisches Problem. (Abg. Wöginger: Ah geh! Hast dich doch ein bisschen umg’schaut?) Es ist aber so, dass im Gegensatz zu Österreich andere Länder etwas dagegen unternommen haben. Und wenn man sich anschaut, wie Länder in Europa mit dieser Situation umgegangen sind, dann sieht man einen gravierenden Unter­schied (Ruf bei der ÖVP: Jetzt kommt Spanien): Es gibt die Länder, die bewusst versucht haben, die Preise runterzudrücken, und es gibt Österreich. In Spanien (Abg. Wöginger: Spanien! Na bitt di goa sche, komm nicht mit Spanien! 25 Prozent Jugendarbeitslosigkeit! Na toll! Super Land!) sind die Energiepreise und die Mieten gedeckelt worden, die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel ist auf 0 Prozent gesenkt worden.

Sie hören jetzt Herrn Wöginger nicht keppeln, das tut er beim Vergleich mit Spanien recht gern, aber Faktum ist: Österreich 7,5 Prozent Inflation, Spanien 2,4 Prozent Inflation. Das ist der Unterschied, geschätzte Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP. (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ.)

Dasselbe in der Schweiz: 1,5 Prozent Inflation; und so weiter und so fort. (Abg. Wöginger: Na bitt di goa sche! – Abg. Hanger: Spanien als Vergleich! Gratuliere! – Ruf bei der SPÖ: Warum so nervös? – Abg. Michael Hammer: Weil es ein Blödsinn ist!)

In Österreich: 25 Prozent Mietpreissteigerung in den letzten zwei Jahren! Und was machen Sie? Was machen die ÖVP und die Grünen bei 25 Prozent Mietpreis­steigerung in den letzten zwei Jahren? – Sie frotzeln die Leute mit einem vielleicht 5-Prozent-Deckel irgendwann. Ja was soll denn das helfen? Sagt mir das einmal! Was soll denn das helfen, bitte schön? (Beifall bei der SPÖ.) Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein! Und so etwas in der Verfassung festschreiben zu wollen und so ein Theater darum zu machen, das ist ja wirklich lächerlich. (Beifall bei der SPÖ.)

Kommen wir noch einmal zur gesamteuropäischen Ebene! Was sagt die EU-Kommission, für jetzt, für die Zukunft? – Schwächere Binnennachfrage – ist


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nicht gut. Wieder steigende Ölpreise? (Abg. Kickl: Woher kommt denn das alles, Herr Kollege Leichtfried?) Dafür bräuchten wir eigentlich keine - - Jetzt hört man wieder Radio Russland aus dem Hintergrund, das ist der Herr Kickl, geschätzte Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: Ja, nicht Radio Moskau! Das kennen Sie, bei Ihnen sitzen die Kommunisten an der Parteispitze!) Wieder steigende Ölpreise, das merkt jeder am Benzinpreis. (Abg. Kickl: Ja aber woher kommt das alles? – Abg. Wurm: Warum, ist die Frage! – Abg. Kickl: Diese Frage wird nicht beantwortet!)

Ein wesentlicher Inflationstreiber sind die Profite der Großkonzerne, und darauf gibt es eine Antwort, gibt es mehrere Antworten, nämlich das, was wir seit mehr als zwei Jahren vorschlagen: Markteingriffe, Herr Bundeskanzler, Markteingriffe auf österreichischer Ebene und auf europäischer Ebene. (Abg. Kickl: Also nicht Ursachenbekämpfung?! – Abg. Holzleitner: Sicher Ursachen­bekämpfung! Weg von Meritorder!) Wir müssen endlich die Mieten einfrieren, die Mieten einfrieren und dann marginal deckeln. Keinen 5-Prozent-Deckel, sondern einfrieren und 2 Prozent vielleicht irgendwann in der Zukunft! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir brauchen eine Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel. Wir brauchen endlich eine Antiteuerungskommission. Bitte schön, besetzt diese endlich einmal! Das darf ja nicht wahr sein, dass die nicht besetzt werden kann.

Es braucht eine funktionierende Übergewinnsteuer (Abg. Belakowitsch: Da haben die Leute wahnsinnig viel davon, von der Übergewinnsteuer!), und es braucht europapolitisch auch Markteingriffe. Es ist eigentlich vollkommen klar, dass es auch europapolitische Markteingriffe braucht.

Aber was hat diese Bundesregierung bis jetzt europapolitisch gemacht? – Sie hat das Gegenteil gemacht, sie hat Markteingriffe blockiert und ist immer noch bei jenen, die Markteingriffe blockieren wollen. Das, Herr Bundeskanzler, ist auch ein europapolitisches Desaster, das Sie hier zu verantworten haben. (Beifall


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bei der SPÖ. – Abg. Wurm: Da seid ihr nicht dabei, bei Europa, Herr Kollege Leichtfried?! – Abg. Kickl: Unglaublich! Die Lenin-Fraktion macht den Mund auf!) – Radio Moskau beruhigt sich nicht mehr. Irgendwie ist es schade, sehr geehrte Damen und Herren, dass Sie die Einwürfe der FPÖ nicht hören. Anscheinend ist seitens des Herrn Putin gestern noch ein bisschen etwas ausgeschickt worden, aber das kennen wir ja aus den letzten Sitzungen.

Aber kommen wir zurück zum Thema – und da stimmt mir sogar Herr Wöginger zu, das ist einmal ein sehr interessanter Zug –, und ich möchte auch schon zum Schluss kommen. (Rufe bei ÖVP und FPÖ: Gott sei Dank! – Abg. Kickl: Kein Wort zu den Ursachen! Nicht ein Wort zu den Ursachen!) Wir haben in den letzten Jahren, sehr geehrte Damen und Herren, eines feststellen können (Abg. Lausch: Ein wahres Wort!): Showpolitik blendet vielleicht kurzfristig, ja, aber in der Krise funktioniert sie nicht. (Abg. Kickl: Beim Babler nicht einmal das!) Wir haben gemerkt, dass in der Coronakrise die Showpolitik der Regierung krachend gescheitert ist. (Abg. Belakowitsch: Da wart ihr eh dabei!) Wir haben in der Teue­rungskrise gemerkt, dass die Showpolitik krachend gescheitert ist (Abg. Hafenecker: In Wien zum Beispiel! – Abg. Belakowitsch: Fernwärme, plus 92 Prozent, weil wir grad vom Heizen gesprochen haben!), und, Herr Nehammer, selbst die Show im Bierzelt funktioniert eigentlich nur kurzfristig.

Die Menschen in Österreich haben es sich nicht verdient (Abg. Belakowitsch: Die Wiener:innen auch nicht!), dass ihre Situation durch Ihre Politik noch schlechter und noch weiter schlechter wird. Die Menschen in Österreich ver­trauen Ihnen nicht mehr, misstrauen Ihnen, und wir werden Ihnen heute selbstverständlich auch das Misstrauen aussprechen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

10.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist der Herr Bundeskanzler. – Bitte sehr.



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10.29.35

Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Österreicherinnen und Österreicher, Menschen, die in Österreich leben, zu Besuch hier im Hohen Haus sind – schön, dass Sie alle hier sind und den Parlamentarismus live erleben möchten –, und auch diejenigen, die uns jetzt zuschauen! Eines vorweg als klares Kontraargument zu den Ausführungen des SPÖ-Abgeordneten Leichtfried: Österreich ist viel stärker und besser (Abg. Leichtfried: Als die Regierung!), als die SPÖ es immer wieder gerne darstellt. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Rössler.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eine toxische, eine giftige Schlechtrederei des Landes (Ruf bei der SPÖ: He! – Abg. Greiner: Na, na, na! – Abg. Leichtfried: Ihr seid nicht das Land, ihr seid die Regierung!) hilft den Menschen nicht, hilft dem Wirtschaftsstandort nicht und ist vor allem ein Ignorieren dessen, was die Menschen in diesem Land (Abg. Greiner: Da haben Sie den ersten Preis, Herr Bundeskanzler! Sie ignorieren!) – die Unternehmerinnen und Unternehmer, Bäuerinnen und Bauern und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – zu leisten imstande sind. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Und im Hintergrund packelt ihr mit der SPÖ!)

Das, was in einer Krisensituation und in einer schwierigen Situation viel wichtiger ist, ist, den Menschen Zuversicht und Klarheit zu geben. (Abg. Greiner: Nein, Maßnahmen!) In den letzten Jahren, in den letzten eineinhalb Jahren hat diese Bundesregierung drei große Pakete geschnürt, um die Menschen durch diese Krise, die zweifellos stattfindet, zu begleiten und durchzubringen.

Ja, wir haben tatsächlich Jahre der Krise: beginnend mit der Pandemie bis hin zum Krieg in Europa, dadurch getrieben Inflation und Energiekrise, viel Unsicherheit, aber, meine sehr geehrten Damen und Herren gerade von der Opposition, ich werde nicht müde, es zu sagen: Angst ist eine schlechte


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Triebfeder. Angst hat noch niemals ein Problem gelöst. Menschen, gerade in schwierigen Situationen, soll man Ängste nehmen und sie nicht verstärken. (Abg. Kickl: Gibt es schon ein Sanktionspaket gegen Aserbaidschan?)

Es ist wichtig, sich der Angst zu stellen, wenn man sie hat. Jeder, der in einer Seilschaft gegangen ist, jeder, der in herausfordernden Ausbildungen war, wo es darum geht, Extremsituationen zu erleben, weiß das. Die Angst ist wichtig, sie ist einer der Grenzzieher auch des eigenen Bewusstseins. Aber das Entscheidende ist, die Angst zu erkennen und dann dementsprechend zu handeln. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Herr: Ja, das wäre - -!)

Die Maßnahmen, die diese Bundesregierung gesetzt hat, zeigen Wirkung, wie man erkennt, wenn man bereit ist, den Faktenbefund heranzunehmen, nicht die parteipolitische Taktik oder Polemik. – Ich verstehe das, die Opposition muss Meter machen, aber das Schlimme ist, dass es momentan in einer Situation ist, in der die Krise größer ist denn je. – Wenn wir uns die Fakten anschauen, dann kommen wir drauf, dass diese Maßnahmen der Bundesregierung offensichtlich gegriffen haben, denn wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 2019. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Schwarz.)

Das heißt, wir haben im August so viele Beschäftigte wie noch nie in dieser Zweiten Republik gehabt. Das muss auch der Sozialdemokratie wichtig und ein Anliegen sein (Beifall bei der ÖVP – Abg. Michael Hammer: Das ist ja die Partei der Arbeitslosen!), denn wir waren viele Jahre in gemeinsamen Koalitionen, und in diesen Koalitionen waren wir immer getrieben davon, dass die Politik Rahmen­bedingungen setzen musste, damit überhaupt Arbeit entstehen kann. Es gab große Verwerfungen auf den Märkten – erinnern Sie sich! –, den Niedergang der verstaatlichten Industrie in den 1980er-Jahren; Massenarbeitslosigkeit war das Problem, Altersarbeitslosigkeit war das Hauptproblem.

Meine sehr geehrten Damen und Herren – das sage ich ganz gezielt in Richtung der Sozialdemokratie und gerade auch in deine Richtung, Jörg –, was war es uns in den Jahren des gemeinsamen politischen Wirkens wichtig – und ich kann


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nicht und will nicht glauben, dass es jetzt nur aus parteipolitischem Motiv auf einmal nicht mehr wichtig ist –, einerseits ausreichend Arbeitsplätze in diesem Land zu haben! Und jetzt haben wir – was auch der Sozialdemokratie immer wichtig war, und das zu Recht – die Arbeitslosigkeit unter älteren Arbeitslosen – meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist tatsächlich ein Grund zur Freude – dramatisch gesenkt! Das war immer unser Ziel. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Rössler und Schwarz.)

Das ist mehr als aufwendig. Wir haben versucht, in den 1990er- und 2000er-Jahren durch viele Programme die Langzeitarbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen, und es sind viele Programme gescheitert. Erinnern Sie sich daran, was wir noch gemeinsam beschlossen haben – heute erwähnen Sie es nicht mit einem Wort –, und die große Leistung ist: Die Arbeitslosigkeit unter den älteren Arbeitslosen ist um die Hälfte reduziert worden. (Abg. Herr: Die Arbeitslosigkeit steigt! – Ruf bei der FPÖ: Herr Bundeskanzler, Sie müssen ...! – Abg. Kickl: Ihre Zettel sind nicht am letzten Stand!) Das heißt, 75 000 Mal mehr Hoffnung, mehr Zuversicht, mehr Einkommen für die Betroffenen. Das ist etwas, was einmal gut ist – für sich selbst und auch für die Opposition ein Grund, sich darüber zu freuen –: 75 000 Mal weniger Leid. Das ist auch ein Ergebnis, etwas, was gemeinsam durch diese Bundesregierung geleistet worden ist! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schwarz. – Abg. Kickl: Jetzt müsste man sich nur noch vom Gehalt das Leben leisten können, dann würde es passen!)

Und ja, es stimmt, die Inflation ist tatsächlich ein großes Problem, und sie ist drückend und groß – aber, ja, ich möchte gleichzeitig auch feststellen, dass wir im Jänner noch 11 Prozent Inflation hatten, mittlerweile jetzt bei einer Inflationsrate von 7,4 Prozent stehen und die Tendenz weiter fallend ist. Das ist noch immer hoch, überhaupt keine Frage, aber das Entscheidende ist – und das war unser Ziel –: Alle Maßnahmenpakete dieser Bundesregierung – ja, und die können Sie natürlich kritisieren, aber Sie sollten auch dazu erwähnen, welche Wirkung sie erreicht haben –, alle Maßnahmenpakete dieser Bundesregierung (Abg. Loacker: Haben die Inflation angeheizt!) hatten das Ziel, die Kaufkraft der


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Menschen zu stärken. – Wenn jetzt die Abgeordneten der NEOS rausrufen, es hätte die Inflation angeheizt (Ruf: Dann hat er recht!), dann muss man sich einmal entscheiden, wie man denn diese Bundesregierung kritisieren will: Die SPÖ sagt, wir hätten zu wenig getan. Die NEOS sagen, wir haben zu viel getan. Ich sage Ihnen als Vertreter der Partei der Mitte: Wir haben (Ruf bei der ÖVP: Das Richtige getan!) offensichtlich das Richtige getan. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Damit hier aber keine Missverständnisse aufkommen: Mir geht es nicht darum, Ihnen, die vom Alltag, von der Inflation und von der Teuerung beschwert sind, Sand in die Augen zu streuen. Das Ziel dieser Regierung war, Sie durch diesen Weg durch zu begleiten, Ihnen die Möglichkeiten zu geben, dieser Teuerung zu begegnen. Und wenn wir schon jetzt in einer Europastunde den internationalen Vergleich bemühen: Meine sehr geehrten Damen und Herren, da kann sich Österreich tatsächlich erst recht sehen lassen!

In Deutschland schrumpft die Wirtschaft (Abg. Belakowitsch: Bei uns auch! Das wird bei uns auch passieren ...!) Das ist auch dramatisch für Österreich, denn Deutschland ist der wichtigste Handelspartner für unser Land. Gleichzeitig hat die Industriellenvereinigung auch dafür gesorgt, dass ihre Industriebetriebe die Abhängigkeit von Deutschland ein Stück weit reduzieren und ihr Geschäft Richtung Osten und auch Richtung Westbalkan erweitert haben. Deswegen ist es – gerade wenn wir über die europäische Dimension sprechen – auch so wichtig, dass wir die Westbalkanstaaten in die Europäische Union führen: damit der Wirtschaftsraum größer und die Abhängigkeit für Österreich reduziert wird. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Rössler.)

Aber bleiben wir bei dem Thema – ich finde es ja richtig und wichtig, gerade in solchen Parlamentssitzungen darüber Rechenschaft zu geben –, was die Regierung in diesem Land geleistet hat – und für die Menschen, für Sie, die Sie heute hier als Besucherinnen und Besucher zuschauen: Es ist auch Ihr Steuergeld, das da verteilt worden ist (Abg. Kickl: Nein, nur! Nicht auch, sondern nur!), um eben solidarischen Ausgleich in diesem Land zu erreichen! –, damit wir


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wissen, damit Sie wissen, wie das Ergebnis im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland aussieht: Die Kaufkraft in der Bundesrepublik Deutschland ist deutlich niedriger als in Österreich (Abg. Wurm: Dass ... in Deutschland, wissen wir ja, Herr Bundeskanzler, das ist ja keine Neuigkeit! – Abg. Belakowitsch: Dort gibt es ja die Ampel!), und während bei uns die Menschen im Jahr mindestens 4 100 Euro erhalten haben, um dem Phänomen der Teuerung zu begegnen, waren es in Deutschland nur 3 100 Euro. – Dies nur einmal, um den Vergleich zu sehen (Abg. Kassegger: Vergleichen wir uns einmal mit der Schweiz!), denn der Vergleich, was die Wirkung der Maßnahmen betrifft, macht dann tatsächlich sicher. (Beifall bei der ÖVP.)

Was mich immer wieder in der Argumentation der Opposition, aber auch in dieser Debatte in der Argumentation der Sozialdemokratie überrascht, ist die Tatsache, dass auch heute wieder Abgeordneter Leichtfried Spanien als Beispiel gebracht hat. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Spanien ist tatsächlich ein gutes Beispiel, um zu sehen, dass eine niedrige Inflation nicht Wohlstand für die Menschen bedeutet. In Spanien liegt die Jugendarbeitslosig­keit bei 30 Prozent. (Ruf bei der ÖVP: Hört, hört! – Ruf bei der SPÖ: Die waren schon bei 50 Prozent!) In Spanien ist die Kaufkraft der Menschen, also das, womit sie sich täglich ihr Leben leisten können, gesunken – und nicht gestiegen wie in Österreich.

Das sind die Vergleiche, die sicher machen, und das, wozu ich Sie alle einlade, ist, tatsächlich ins Detail zu schauen, weil Sie da finden werden, dass der österreichische Weg einer ist, der zeigt, dass wir eben die Menschen nach wie vor durch diese Krise begleiten und das auch weiter tun werden. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Damit auch da keine Missverständnisse aufkommen: Ich will nichts verleugnen. Die 7,4 Prozent Inflation im August sind viel zu hoch – da haben Sie recht –, aber das Wichtige ist der Pfad. Die Richtung stimmt, sie geht hinunter (Rufe bei der SPÖ: Nein, sie ist gerade gestiegen! Sie ist gestiegen! Tatsächlich berichtigen! – Abg. Kickl: Ja, es geht wirklich bergab, das stimmt!), und sie ist sogar im August - -


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(Anhaltende Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.) – Sie brauchen mich nur ausreden zu lassen (Abg. Kickl: Ja, ja, ja, es geht hinunter!), dann würde ich es fertig aus­führen. – Im August ist die Inflation tatsächlich dann noch einmal um 0,4 Prozent gestiegen, und wissen Sie, warum – und das ist für einen österreichischen Bundeskanzler und für Sie als österreichische Oppositionsparteien ein ganz spannendes Thema und Phänomen (Abg. Wurm: Warum?) –: Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Warenkorb für die Inflationsberechnung Österreichs sieht im besonderen Maße Tourismus, und da vor allem Dienstleistungen, vor. Das ist eine andere Gewichtung als in der Bundesrepublik Deutschland. Wären die Warenkörbe bereinigt, hätten wir die gleiche Inflationshöhe wie die Bundesrepublik Deutschland. Das wird Ihnen die Opposition nicht sagen, aber ich als Bundeskanzler mache es gerne.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, was steckt da aber dahinter? – Das Spannungsfeld, in dem wir uns befinden, ist: Auf der einen Seite haben wir uns gefreut, dass der Tourismus Rekordergebnisse erzielt – ja, tatsächlich Ergebnisse, die über jenen des Jahres 2019 liegen –, die gerade jetzt zu Ende gegangenen Salzburger Festspiele zeigen ein Rekordergebnis – über dem von 2019 (Abg. Wurm: Die eigenen Leute haben ...! – Abg. Amesbauer: Was haben die Leute beim Einkaufen davon?) –, und gleichzeitig haben wir natürlich die Sorge, dass das auch wieder inflationstreibend ist. Ich sage nicht, dass irgendein Problem mit der Teuerung und Inflation kleingeredet werden soll, aber wichtig ist, zu sehen, dass eben einem komplexem Problem wie der Inflation nicht mit einfachen, populistischen und parteipolitisch motivierten Lösungen zu begegnen ist, sondern nur durch eine sehr nachhaltige und intensive Auseinandersetzung. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Herr Bundeskanzler, das geht nur beim Klima, ein komplexes Problem mit einer einfachen Lösung ...!)

Wir setzen den Weg konsequent fort, um Sie auch weiter dauerhaft zu entlas­ten. Wie haben wir das gemacht? – Wir haben die kalte Progression abgeschafft. Sie wissen, das war ein Projekt, das über Jahrzehnte in Österreich diskutiert worden ist und nie auf den Boden gebracht wurde. Die kalte


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Progression ist nichts anderes als der Lohn- und Pensionsfresser, sie ist die schleichende Steuererhöhung, die Ihnen das wieder nimmt, was Ihnen zuvor durch Steuerreformen zurückgegeben worden ist. (Abg. Stöger: Was hat das mit Teuerung zu tun?) Das war immer das berühmte Beispiel: in die eine Tasche greifen und in die andere Hand geben. – Das wurde beendet, und wir haben jetzt das letzte Drittel der kalten Progression wie versprochen tatsächlich abgeschafft und so abgeschafft, dass mit der Senkung der Tarifstufen noch einmal eine Steuerreform stattfindet. Das heißt, dass Sie alle am Ende des Tages mehr Geld im Geldbörsel haben werden, weil es Ihnen zusteht. Das Geld, das sonst die kalte Progression ausgemacht hätte, gehört Ihnen, und es ist wichtig, dass es proaktiv verteilt worden ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Amesbauer. – Abg. Höfinger – in Richtung Abg. Amesbauer –: ... oder nicht verstanden!)

Wir haben aber noch etwas gemacht, das aus meiner Sicht ganz wichtig ist – und diese Diskussion müssen wir gerade hier im Hohen Haus leidenschaftlich führen; deswegen bin ich Ihnen auch wieder für diese Aktuelle Stunde dankbar, weil der Wert der Arbeit zu wenig im Mittelpunkt der politischen Diskussion steht –: Ein solidarischer Wohlfahrtsstaat funktioniert nur, ein Ausgleich in der Gesellschaft – und auch das weiß die Sozialdemokratie, weil sie ja in den letzten Jahrzehnten noch daran mitgewirkt hat –, ein Ausgleich in den Gesellschafts­schichten findet nur dann statt, wenn die Verteilung auch tatsächlich stattfinden kann, aber man kann nur verteilen, was erwirtschaftet, was erarbeitet wird. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Herr: Ja, 10 Milliarden ...! – Zwischenruf der Abg. Doppelbauer.)

Das ist in Österreich tatsächlich beeindruckend und zeigt die Leistungsfähigkeit und die Leistungswilligkeit von Bäuerinnen und Bauern, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und Unternehmerinnen und Unternehmern, die den solidari­schen Ausgleich in unserem Land ermöglichen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Weil das so ist, war es uns wichtig, dass wir beim letzten Drittel der Abschaffung der kalten Progression auch Geld in die Hand genommen haben, um die


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Besteuerung von Überstunden zu senken, sodass Leistung sich lohnt und Leistung tatsächlich sichtbar wird.

Aus meiner Sicht ist das ein Gebot der Stunde – in einer Zeit, in der wir 200 000 offene Stellen haben, in der der Arbeitskräftemangel das Wirtschafts­wachstum sozusagen viel mehr gefährdet als die derzeitige weltweite Konkurrenzsituation. Wir sind eine Exportnation, jeder zweite Arbeitsplatz in Österreich hängt vom Export ab, das heißt, es ist wichtig, dass unsere Produkte verkaufbar sind. Mit 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich zerstört man die Exportwirtschaft, produziert Arbeitslosigkeit und schadet dem Wirtschafts­wachstum in Österreich. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Schwarz.)

Das ist ja heute eine Europastunde. Wir haben jetzt sehr viel über Nationales gesprochen, schauen wir uns weiter international an, welche Vorzeigeländer es in Bezug auf direkte Eingriffe in den Markt gibt! – Das war ja das Thema und der Vorwurf, dass wir das zu wenig getan hätten. Dazu übrigens eine Klarstellung: Natürlich haben wir in den Markt eingegriffen. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Wir haben den Strompreisdeckel eingeführt – das ist ein direkter Markteingriff. (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Wurm.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben bei den Energiekonzernen die Übergewinnsteuer dramatisch erhöht (Abg. Belakowitsch: Das ist aber kein Markteingriff ...!) und werden sie weiter erhöhen, bis die billigeren Tarife auch tatsächlich bei Ihnen ankommen. (Zwischenruf der Abg. Greiner.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben jetzt wieder eine Überge­winn­steuer bei den Gas- und Ölkonzernen eingeführt. Das sind die Maßnahmen, von denen es notwendig ist, sie zu setzen, das sind die Eingriffe in den Markt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Was aber dabei wichtig ist zu erwähnen: Man muss vorsichtig sein und schauen, an welchen Stellschrauben man dreht, denn es hat in der Union viele Länder gegeben, die unterschiedlich in den Markt eingegriffen haben, und wissen Sie,


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was bei denen passiert ist? – Die Inflation ist entweder dramatisch gestiegen oder es kam sogar, wie in Ungarn, zu einer Angebotsverknappung bei Diesel und Benzin. (Abg. Belakowitsch: Das haben wir auch gehabt vorigen Sommer!) All das wollten wir vermeiden und haben wir vermieden. Deswegen: Der internationale Vergleich ist ein brauchbarer, aber man muss eben im Detail schauen, was tatsächlich passiert.

In Spanien wurde die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel teilweise ausgesetzt – eine Forderung, die bei uns immer wieder kommt. Das Problem ist aber: Die Inflation bei Grundnahrungsmitteln ist in Spanien danach sogar gestiegen.

Sie sehen also: Komplexe Aufgaben finden leider keine einfachen Lösungen. (Abg. Kickl: Das geht nur beim Klima!) Glauben Sie mir, ich würde sie gerne finden und hätte sie gerne. Es ist das Privileg der Opposition, viel zu fordern, wenig verantworten zu müssen, aber ich bin tatsächlich überrascht, dass Sie dort, wo Sie die politische Verantwortung übernehmen könnten (Abg. Stöger: Herr Präsident, Zeit!), diese nicht wahrnehmen. (Aha-Rufe bei der FPÖ.) Die SPÖ und die FPÖ werden beim Mietpreisdeckel nicht zustimmen. Es mag sein, dass das nicht populär ist (Abg. Schnedlitz: Das ist eine Mieterhöhung!), aber es ist politische Verantwortung, meine sehr geehrten Damen und Herren, die wahrzu­nehmen in einer Zeit der Krise auch Ihnen gut anstehen würde. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die permanente Darstellung durch Sondersitzungen, Anfragen, wie auch immer, dass die Bundesregierung nichts mache, ist – und ich bin Ihnen dankbar für diesen parlamentarischen Prozess – für die Regierung auch immer wieder die Chance, darzustellen, dass die Wahrheit eine andere ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Teuerungsbonus, ökosoziale Steuerreform, Abschaffung der kalten Progres­sion – des Lohnfressers –; die Familien- und Sozialleistungen werden jetzt entsprechend der Inflationsrate um 9,7 Prozent valorisiert (Abg. Heinisch-Hosek:


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... Zeit!), das heißt, dass die Familienbeihilfe auch um 9,7 Prozent steigen wird (Abg. Belakowitsch: Nein, sie wird valorisiert, das heißt, sie steigt nicht!); die Stromkostenbremse, der Wohn- und Heizkostenzuschuss – Herr Abgeordneter Leichtfried verlässt gerade den Plenarsaal, ist jetzt leider nicht mehr herinnen, wahrscheinlich, weil er nicht daran erinnert werden will, dass es eine Falschinformation ist (Zwischenrufe bei der SPÖ), dass wir der Familie, von der gerade die Rede war, nicht geholfen haben. Im Hinblick auf den Wohnkos­tenzuschuss und den Heizkostenzuschuss in der Höhe von 500 Millionen Euro, ausgeschüttet an die Länder, ist es einfach eine Unwahrheit, dass den Menschen, die in Bedrängnis kommen, nicht geholfen wurde. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Matznetter: Es ist vorbei!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube an dieses Österreich und an die Stärke der Menschen, die in diesem Land leben (Abg. Amesbauer: Die Menschen glauben aber nicht an Sie!), hart arbeiten und dafür sorgen, dass der solidarische Ausgleich auch stattfindet. Ja, das ist Ihre Leistung, die Sie jetzt gerade auf der Galerie anwesend sind, und es ist Ihre Leistung, die Sie gerade zuschauen, es ist die Leistung derer, die Steuern zahlen, die arbeiten gehen und die den Willen und den Glauben an dieses Land und an die Zukunft in diesem Land nicht aufgeben und sich vor allem durch ein ständiges Schlechtreden, Herbeireden von Krisen nicht beeindrucken lassen, von Krisen, die zwar hart sind (Abg. Herr: Herbeireden von Krisen?!), durch die dieses Land aber besser durchzukommen imstande ist, als viele im Hohen Haus außerhalb der Regierungs­parteien Ihnen offensichtlich zutrauen. – Glauben wir gemeinsam an dieses Österreich! (Lang anhaltender Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Kickl: ... ein bisserl was Sektoides wieder! – Abg. Höfinger – in Richtung Abg. Kickl –: Gerade du musst das sagen! – Abg. Scherak: Die ÖVP ist euphorisiert! – Abg. Belakowitsch: Wann ist die Wahl? Herr Bundeskanzler, wann ist jetzt die Wahl? – Abg. Kickl: Genau!)

10.48



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stocker. Ihm stehen 5 Minuten zur Verfügung. – Bitte.


10.48.45

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Verehrte Zuseherinnen und Zuseher, die Sie diese Sitzung im Saal oder von zu Hause aus verfolgen! Insbesondere: Sehr geehrter Herr Kollege Leichtfried! Es heißt Europastunde und nicht Märchenstunde. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Stöger: Er hat über Europa geredet, die Teuerung in Europa! – Abg. Leichtfried: Sind wir ein bisschen besserwisserisch?)

Wenn Sie das Beispiel aus der Steiermark heranziehen – der Bundeskanzler hat es bereits ausgeführt –: Der Wohn- und Heizkostenzuschuss der Bundes­regierung in Höhe von 400 Euro pro Monat bis zu einer Einkommensgrenze von 30 734 Euro netto pro Jahr wird an 220 000 Haushalte der Steiermark ausbezahlt. Dazu kommt der verdoppelte Heizkostenzuschuss des Landes von insgesamt 340 Euro. Das heißt, diese Bundesregierung und auch Ihr Bundesland helfen bei den Heizkosten ganz massiv, auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen. (Beifall bei der ÖVP.)

Bleiben wir auch ein wenig bei den Fakten! (Abg. Matznetter: Gescheiter wäre gewesen, die Teuerung ...!) Bei den Fakten zu bleiben heißt: Wenn wir uns die Armutsgefährdung ansehen, von der Sie so oft reden (Zwischenruf des Abg. Leichtfried), die Zahl der Armutsgefährdeten, dann sehen wir, dass sie seit 2015 nicht gestiegen, sondern gleich geblieben ist. Ich habe von Ihnen nicht gehört, dass es 2015 in diesem Land so schlecht gewesen sei, wie Sie jetzt sagen (Zwischenruf des Abg. Stöger) – denn da haben Sie als Bundeskanzlerpartei in der Regierung die Hauptverantwortung getragen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich sage Ihnen noch etwas: Bis 2026 wird diese Bundesregierung Hilfen in der Höhe von insgesamt 40 Milliarden Euro für diese Menschen bereitstellen. Es gibt einen Gebührenstopp, der Preis der Vignette wird nicht erhöht, der Preis des


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Klimatickets wird nicht erhöht (Abg. Holzleitner: ... sowieso schon fix gewesen!), die Strompreisbremse, Übergewinnsteuer, all das wurde schon angesprochen, das sind wirksame Hilfen. Der Budgetdienst des Parlaments hat das jetzt auch objek­tiviert und festgestellt, dass das verfügbare Einkommen inflationsbereinigt seit 2019 gestiegen ist. – Das ist die Wahrheit und nicht Ihr Märchen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Vergleichen wir uns mit der restlichen EU, denn es ist ja eine Europastunde: Die Arbeitslosigkeit in Österreich liegt unter dem EU-Schnitt. Wir haben die Langzeitarbeitslosigkeit halbiert – das ist Ihnen in Regierungsverantwortung noch nie gelungen. (Abg. Herr: Die Arbeitslosigkeit steigt!) Wir haben bei der Jugendarbeitslosigkeit den drittniedrigsten Wert in der EU. Das BIP pro Kopf beträgt 46 812 Euro – das ist Platz fünf in der EU. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Bei den öffentlichen sozialen Förderungen liegen wir auf Platz drei in der EU. (Abg. Herr: Ja, die Förderungen, die bringen nichts! – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Das heißt, bei der Jugendbenachteiligung im sozialen oder materiellen Bereich liegen wir bei 0,9 Prozent. Der EU-Durch­schnittswert beträgt 6,1. Wir müssen diesen Vergleich, den Sie hier angesprochen haben, in keiner Weise scheuen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich zeige Ihnen jetzt ein paar ausgewählte Kennzahlen im EU-Vergleich: Öster­reich, Frankreich, Europa, Spanien (eine Tafel mit den Zahlen für die Kaufkraft 2022 in den genannten Ländern auf das Redner:innenpult stellend) – wir haben die höchste Kaufkraft. (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Glaube keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast!) Sie können - - (Abg. Kickl: Wie geht denn die Tabelle oben weiter? Na wie geht die Tabelle oben weiter? Ich werd’s Ihnen dann sagen!) – Ja, ich hoffe, Sie können bei Ihrem Horizont weit genug sehen, dass Sie es auch lesen können, Herr Kollege Kickl (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der Grünen), aber wenn Sie so weit sehen, dann werden Sie bemerken, dass die Kaufkraft bei uns am höchsten ist. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.)


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Weil Sie es heruntergebrochen haben, weil Sie gesagt haben, man muss es den Menschen ja verdeutlichen: Dann machen wir es an einzelnen Beispielen, liebe Kolleg:innen von der SPÖ! (Abg. Kickl: So kann man’s auch machen, oben abschneiden! – Abg. Loacker: ... ist Ihr Maßstab!) Nehmen wir die Preisentwicklung bei einem Nahrungsmittel, einem Grundnahrungsmittel, her (eine Tafel auf das Redner:innenpult stellend, die die Preisentwicklung für 100 kg Eier zwischen August 2022 und August 2023 in Österreich, im EU-Durchschnitt und in Spanien zeigt): 100 Kilo Eier. (Abg. Meinl-Reisinger: 100 Kilo Eier? – Abg. Holzleitner: ... Eierspeis ...!) Das können Sie vergleichen: in Österreich gesunken, sonst gestiegen, und zwar maß­geblich gestiegen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Wenn Sie das jetzt so wegwischen und fragen: Wer braucht schon 100 Kilo Eier?, kann ich Ihnen auch den Vergleich für Rohmilch zeigen (eine Tafel mit der Preisentwicklung für 100 kg Rohmilch zwischen Juli 2022 und August 2023 in Österreich, in Frankreich und in Spanien auf das Redner:innenpult stellend). Auch da ist in Österreich der Preis gesunken, sonst gestiegen. (Ruf bei der SPÖ: Auch 100 Kilo? – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ. – Abg. Kassegger: Wie schaut es aus mit den Preisen im Lebensmittelwarenkorb?)

Wenn Sie meinen, dass Prozentzahlen nicht aussagekräftig sind, liebe Kolleginnen und Kollegen (eine Tafel mit den Produktpreisen für 1 Kilo Rindfleisch in Österreich und in Frankreich auf das Redner:innenpult stellend): 1 Kilo Rindfleisch: in Österreich rund 13 Euro, in Frankreich, das Sie so gerne vor sich hertragen, über 16 Euro.

Dieser Vergleich macht auch sicher. Sie können Ihren Antrag umschreiben: von einem Misstrauensantrag in einen Vertrauensantrag, weil das die Realität ist. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Litschauer und Schwarz. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

10.53

10.54.03*****



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 142

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf Abgeordnetem Zanger – ich habe mir das Protokoll kommen lassen – für „hirnkastriert“, das wirklich der Würde des Hauses nicht entspricht, einen Ordnungsruf erteilen. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Holzleitner.)

*****

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Herr. – Bitte.


10.54.18

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrtes Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Ich - - (Abg. Scharzenberger: ... Staatssekretärin!) Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! (Abg. Scharzenberger: Na also!) Ich glaube, die Situation ist wirklich zu ernst, um sie schönzureden. (Beifall bei der SPÖ.)

Man macht den Menschen nicht Mut, indem man ihnen Sand in die Augen streut, Herr Bundeskanzler. (Abg. Hanger: ... aber schon noch zählen, oder?) Sie haben – ich muss Sie leider korrigieren – in Ihrer Rede mehrfach Falsch­informationen verbreitet – leider! (Abg. Lindinger: Die Einzigen, die Falschinfor­mation verbreiten, seids ihr!)

Erstens: Sie sagen, die Inflation ist im Sinken, die Richtung ist richtig. – Die Inflation ist im August in Österreich wieder gestiegen. (Beifall bei der SPÖ. – Bundeskanzler Nehammer: Habe ich ja gesagt! – Rufe bei der ÖVP: Zuhören! Oje, nicht aufgepasst!)

Zweitens: Sie sagen – ich habe gut zugehört –, bei den Arbeitslosenzahlen performen wir so gut. (Abg. Höfinger: Jedes Argument geht euch ab!) – Die Arbeitslosigkeit ist im August in Österreich wieder gestiegen: 11 000 Menschen mehr. (Zwischenrufe bei der ÖVP. – Bundeskanzler Nehammer: 200 000 offene Stellen!)


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Sie sagen, dass in anderen EU-Ländern die Wirtschaftsperformance ja so viel schlechter ist: Wir sind Drittletzter in der Eurozone, und natürlich droht auch für Österreich ein Wirtschaftseinbruch, wenn wir es nicht schaffen, die Nachfrage zu stabilisieren. (Abg. Wöginger: Die haben wir stabilisiert!)

Sie sagen, die Opposition rede Krisen herbei – das ist wirklich verantwortungslos angesichts dieser Situation, in der wir immer noch die höchste Inflation in Westeuropa haben. Die Wahrheit ist den Menschen schon zumutbar. Ich glaube, es ist wichtig, auch in einfachen Worten herunterzubrechen, wovon wir hier sprechen: Ist es naturgegeben, dass die Inflation in Österreich so hoch ist? – Nein! Hätte man etwas dagegen tun können? – Ja!

Wir sind in der Aktuellen Europastunde, deshalb lade ich uns alle ein, eine Reise zu unternehmen: In der Schweiz sind die Energiepreise für Haushalte reguliert, dort orientiert man sich an den tatsächlichen Herstellungskosten. In Österreich schreiben die Energiekonzerne wahnsinnige Gewinne auf Kosten unserer Leute.

In Spanien hat man übrigens die Mieten gedeckelt – bei 2 Prozent wirksam. In Österreich verdienen sich Immobilienspekulant:innen weiterhin eine goldene Nase auf Kosten der Mieter und Mieterinnen.

In Frankreich wurde bei den Banken eingegriffen – vielleicht (in Richtung Bundeskanzler Nehammer, der mit Staatssekretärin Plakolm spricht) hören Sie zu. Das sind viele Beispiele dafür, wie Länder vorgezeigt haben, wie man es macht. (Beifall bei der SPÖ.) In Frankreich gibt es ein staatlich reguliertes Konto mit Fixzinssätzen. In Österreich haben die Banken im letzten Jahr 10 Milliarden Euro an Gewinnen verzeichnet, während für die Sparer und Sparerinnen genau nichts übrig bleibt. (Abg. Kirchbaumer: Wenn alles so super ist, warum wanderst dann ...? Unglaublich! Nestbeschmutzer seids ihr!)

In Deutschland hat man die Mehrwertsteuer auf Gas gesenkt und gleichzeitig einen Energiepreisdeckel eingeführt. Was passiert in Österreich? – Da werden


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die Energiekonzerne noch zusätzlich gefördert. Das ist die Situation. (Beifall bei der SPÖ.)

In Portugal und in Polen wurde die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel auf 0 Prozent gesenkt. Und in Österreich? – Da kostet plötzlich das Mineralwasser um 20 Prozent mehr, da kosten die Zwiebeln um 20 Prozent mehr, und die Kartoffeln sind um 25 Prozent teurer als im Vorjahr. (Abg. Höfinger: Das ist schön! Wie ein Zuckerlladen: Wir nehmen überall eines heraus, das Gesamte sehen wir nicht! Sehr schwach, sehr schwach! Das ist Wirtschaftspolitik! Die Inkompetenz der Wirtschaftspolitik!) Wir können diese Vergleiche ziehen, und wir sehen, dass Österreich deutlich schlechter ausgestiegen ist als sämtliche vergleichbare EU-Länder. (Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer.)

Herr Bundeskanzler, weil Sie sagen, Österreich ist eigentlich besser, sozu­sagen (Abg. Höfinger: Ist es auch!): Ja, Österreich ist besser als diese Bundesregierung. (Beifall bei der SPÖ.) Das ist der Punkt. Die haben wir uns nicht verdient!

Es hätte zig Möglichkeiten, Beispiele gegeben, so viele EU-Länder haben vorgemacht, wie man in die Preisgestaltung eingreifen kann. Sie haben das alles verstreichen lassen. Wobei, was heißt verstreichen lassen? Sie haben dagegengestimmt. Wir bringen seit zwei Jahren Anträge genau dazu ein – Sie haben sich dagegen entschieden. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Sie haben bewusst in Kauf genommen, dass die Inflation steigen wird, Sie haben Hilfeleistung für die Bevölkerung unterlassen – unterlassen! (Beifall bei der SPÖ.)

Das ist, wie wenn ein Bademeister zuschaut, wie beim Schwimmen einer untergeht, aber er macht halt nichts. Das ist, wie wenn ein Rettungsfahrer sieht, da stürzt einer, aber er fährt halt weiter. Das ist, wie wenn Polizisten sehen, da wird eingebrochen, aber sie drehen sich um und schauen weg. (Abg. Lukas Hammer: So tief, das ist so tief!) Das ist unterlassene Hilfeleistung. Sie haben die Menschen einfach den steigenden Preisen überlassen! (Beifall bei der SPÖ.)


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Daher bringen wir heute einen Misstrauensantrag gegen die gesamte Bundes­regierung ein. Lassen Sie mich Ihnen, Herr Bundeskanzler, nur noch eine Zahl mitgeben, eine Zahl der Nationalbank: Im ersten Quartal 2023, heuer, sind 40 Prozent der gesamten Inflation nur auf gestiegene Unternehmensgewinne zurückzuführen – 40 Prozent auf gestiegene Unternehmensgewinne, sagt die Nationalbank!

Es geht also darum: Für wen machen wir hier Politik – weiterhin für Ihre Klientel, die von diesen steigenden Preisen profitiert, oder endlich für die breite Mehrheit der Bevölkerung, die diese Inflation nicht verdient hat? – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kirchbaumer: Die, die Arbeitsplätze brauchen ...!)

10.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Steger. – Bitte.


10.59.44

Abgeordnete Petra Steger (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, aber auch werte SPÖ, ich muss Sie fragen, was die Menschen von dieser Politik noch halten sollen. Ich muss Sie deswegen fragen, weil Ihre Redebeiträge, vor allem die der SPÖ, heute dermaßen absurd waren, dass sie schon eher an den Fasching erinnert haben – da passt es auch, dass Sie Ihren Parteitag auf den 11.11. gelegt haben, gleich zu Faschings­beginn. Übertroffen wurden Sie heute nur noch (Abg. Holzleitner: Vom Kollegen Zanger, meinen Sie, gell?!) von einem Bundeskanzler, der mittlerweile schon so weit ist, dass er glaubt, die eigene Bevölkerung schon beim Biertrinken anschwindeln zu müssen, und genau so schaut seine Politik generell in diesem Land aus – traurig und unglaubwürdig. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Werte Kollegen von der SPÖ, eines muss man Ihnen aber lassen: Wenn es darum geht, die eigene Bevölkerung zum Narren zu halten, sind Sie anscheinend


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schon genauso schmerzbefreit wie diese Bundesregierung, denn auf die Idee muss man erst einmal kommen, sich in der Aktuellen Europastunde hinzustellen und europäische Maßnahmen gegen die Teuerung zu fordern und dabei die eigentlichen europäischen Ursachen völlig außer Acht zu lassen. Kein Wort habe ich von Ihnen darüber gehört, werte Kollegen. Das funktioniert nicht, man kann nicht glaubhaft gegen die Teuerung kämpfen, ohne ehrlich zu sein, ohne die Dinge beim Namen zu nennen und ohne wirklich an die Wurzeln dieser Inflation zu gehen. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Fangen Sie zuerst einmal an, endlich einzugestehen, dass eine der wesentlichen Ursachen eine fanatische und völlig falsche Coronalockdownpolitik war (Beifall bei der FPÖ – Zwischenruf der Abg. Seidl), die nicht nur unsere Wirtschafts­kraft zerstört hat, sondern auch Milliarden verschlungen hat – Sie waren überall mit dabei, wir waren dagegen.

Fangen Sie doch endlich an, diese vertragswidrige EZB-Schulden- und ‑Geldpolitik zu kritisieren (Abg. Kassegger: Da ist sie ja überall dabei, die SPÖ!), die den Markt seit Jahren mit Geld überschwemmt, um chronische Pleitestaaten zu finanzieren, und in Wahrheit uns alle – natürlich immer im Namen der Solidarität – immer tiefer in den Abgrund reißt. Wir waren seit Jahren dagegen und haben das kriti­siert, von Ihnen hört man bis heute nichts darüber.

Da brauchen Sie nicht lange nach europäischen Maßnahmen zu suchen, ich kann sie Ihnen sagen: Maßnahme Nummer eins: Beendigung dieser Geldpolitik, der Schuldenpolitik und des Zahlens und Haftens für andere Staaten. Maßnahme Nummer zwei: Beenden Sie endlich unsere neutralitätswidrige Beteiligung an diesem Wirtschaftskrieg, der die Energiepreise erst so richtig hat explodieren lassen! Und Maßnahme Nummer drei: Beenden Sie endlich diese irrationale Klimapolitik mitsamt einer Verteufelung von Öl und Gas, das ist nichts anderes als eine politisch gewollte Verteuerung von Energie! (Beifall bei der FPÖ.)

Auch da waren Sie vorne mit dabei, werte SPÖ – Stichwort Green Deal. Erst vor ein paar Tagen hat Ihre EU-Abgeordnete Regner den Green Deal als wichtigstes


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Projekt bezeichnet. Wissen Sie, was dieser beinhaltet? – Verbrenner-Aus, Gebäudesanierungspflicht, zwangsweise raus aus fossilen Brennstoffen ohne günstige Alternativen, Ausweitung des Emissionszertifikatehandels – das alles sind gewaltige Inflationstreiber. Der Preis für Zertifikate ist mittlerweile drei Mal so hoch wie noch vor drei Jahren. Glauben Sie wirklich, dass die Unternehmen das nicht an den Endkunden weitergeben? Dieser Zertifikate­handel hätte schon längst zumindest ausgesetzt, wenn nicht abgeschafft werden müssen. Das wäre jetzt angebracht. (Beifall bei der FPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, diese Klimapolitik ist nichts anderes als ein gewaltiger Inflationstreiber und ein Programm zur Deindustrialisierung Europas und hat null, gar keine Auswirkung auf den weltweiten CO2-Ausstoß. Mir ist schon klar, dass den grünen Ökomarxisten diese Konsequenzen vollkommen egal sind, aber dass die ehemalige Wirtschaftspartei ÖVP mittlerweile so am Ende ist und da überall mitmacht, zeichnet schon ein erschütterndes Bild über ihren politischen Verfall der letzten Jahre. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Wurm: Bravo, Petra! Gute Rede!)

Die EU selbst ist der größte Preistreiber und überall haben Sie alle in der Vergangenheit mit Ihrer Zustimmung überhaupt erst den Weg dafür geebnet. Wir dagegen haben immer davor gewarnt, wir nennen die Dinge beim Namen – das ist für uns Politik und nicht diese Buckelei vor der EU, die der Rest in diesem Haus anscheinend in seiner Politik zur Berufung erklärt hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Das Traurige ist, dass Sie alle anscheinend noch immer nicht kapiert haben, dass man mit nationalen Sofortmaßnahmen keinerlei Nachhaltigkeit erzeugen kann, wenn man nicht gleichzeitig diese Ursachen bekämpft. Diese schweigen Sie aber lieber tot – ich verstehe schon, das wäre natürlich ein Schuldeingeständnis.

Sehen Sie, werte SPÖ, jetzt haben Sie den Salat: Glaubwürdigkeit beim Kampf gegen die Teuerung gleich null, genauso wie bei dieser Bundesregierung. (Abg. Litschauer: Der Salat ist ... nach Dürre und Hochwasser!) Das ist aber nicht der


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einzige Grund, warum Sie unglaubwürdig sind, da reicht schon ein Blick: Dort, wo Sie regieren, dort, wo Sie in der Verantwortung sind – Stichwort Wien –, haben Sie wirklich alles erhöht, was es zu erhöhen gibt. Wenn Sie nicht nach Wien schauen wollen, dann schauen Sie nach Traiskirchen, selbst dort haben Sie die Wassergebühren erhöht. Wissen Sie, wer dort Bürgermeister ist? – Ein gewisser Herr Babler. So viel zu Ihrer Sozialpolitik, so viel zu Ihrer Glaubwürdig­keit, werte Kollegen von den Roten! (Beifall bei der FPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren von Schwarz-Grün, aber auch von der SPÖ: Sie haben in den letzten Jahren bewiesen, dass Sie weder willens noch in der Lage sind, Probleme in diesem Land zu lösen. Sie haben jegliches Vertrauen verspielt. Wenn Sie uns nicht glauben, dann werfen Sie einfach einen Blick auf die Umfragen und machen Sie endlich den Weg frei für Neuwahlen, bevor Sie dieses Land noch tiefer in den Abgrund reißen! (Beifall bei der FPÖ.)

11.05


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Markus Koza zu Wort. – Bitte. (Abg. Leichtfried: Jetzt gibt’s wieder Lob für die ÖVP!)


11.05.16

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Euro­pastunde ist, daher zuerst einmal ein paar Fakten – nach der Vorrede besonders wichtig –: Seit Herbst 2021 wurden in den europäischen Staaten 657 Milliarden Euro an Unterstützungsmaßnahmen im Kampf gegen die Teuerung beschlossen – 657 Milliarden Euro, und zwar bis Jänner 2023; aktuellere Zahlen haben wir keine.

Das heißt, Maßnahmen, die teilweise auf Preisdämpfung, teilweise auf Ein­kommensstärkung gesetzt haben, wurden beschlossen; das war ein unter­schiedlicher Mix. Die wesentliche Frage, die uns heute hier beschäftigt, ist ja: Wie haben die Pakete tatsächlich gewirkt und konnte in der schwersten Krise der Nachkriegszeit verhindert werden, dass es zu schweren sozialen Verwerfungen


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kommt? Und eine der zentralen Fragen ist insbesondere: Wie hat sich die Kaufkraft in dieser Krise entwickelt?

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin sehr froh, dass unser Budgetdienst, der Budgetdienst des Parlaments, vor Kurzem in seiner gewohnt seriösen und differenzierten und auch sehr kritischen Form diese Studie (ein Schriftstück in die Höhe haltend) veröffentlicht hat, die einerseits darstellt, wie die Verteilungswirkung der Maßnahmenpakete tatsächlich war, aber andererseits auch einen europäischen Vergleich beinhaltet. Die Ergebnisse sind wahrscheinlich für einige von Ihnen sehr überraschend, widerlegen sie doch auch so manche der hier herinnen sehr gerne geäußerten Behauptungen.

Zum Beispiel lautet eine klassisch geäußerte Behauptung: Die Hilfen waren ja nur Einmalzahlungen! – Nein, stimmt nicht, völlig falsch. Wir haben es jetzt endgültig schwarz auf weiß: 70 Prozent der Unterstützungsmaßnahmen waren dauerhafte, nachhaltig strukturell wirkende Maßnahmen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zweiter Punkt, sehr gerne hier behauptet: Die Maßnahmen wären alle verpufft, die Maßnahmen hätten nicht gewirkt, die Maßnahmen waren nur Gießkanne. – Nein, genauso falsch. Über alle Krisenjahre hindurch haben genau diese Maßnahmen insbesondere die untersten Einkommensgruppen besonders stark in Zeiten der Krise unterstützt, in all den Jahren der Krise haben die unteren 20 Prozent am stärksten profitiert. Auch das haben wir jetzt schwarz auf weiß. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Schroll.)

Zuletzt: Es wird auch sehr gerne behauptet, wie beispielsweise heute wieder, dass andere EU-Staaten wie Spanien, Frankreich, Deutschland die Inflation, ihre Folgen und die Teuerung überhaupt viel besser und wirksamer bekämpft hätten als Österreich, das komplett versagt hat. Jetzt ist die Frage: Stimmt das? (Abg. Leichtfried: Ja, es stimmt!)


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Meine sehr geehrten Damen und Herren, schauen wir uns an, was der Budgetdienst des Parlaments sagt: Interessanterweise ist von 2019 bis 2022 die Kaufkraft in den 27 EU-Staaten um 2,1 Prozent gestiegen. Das heißt, insgesamt haben die Pakete gar nicht so schlecht gewirkt. Wie war denn das in den einzelnen Staaten? – In Österreich ist erstaunlicherweise die Kaufkraft um 2,4 Prozentpunkte gestiegen, das heißt über EU-Schnitt. (Heiterkeit des Abg. Leichtfried.– Da lacht die SPÖ. Wenn ihr genauso wissenschaftsfeindlich seid wie die FPÖ, müsst ihr euch gefallen lassen, als Turbo für diese Partei bezeichnet zu werden, sorry. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das ist unser Budgetdienst, das sind unsere Expert:innen, das sind unsere Wissenschafter:innen hier im Haus, die das erarbeitet haben. (Abg. Leichtfried: Wie man sich so auf die Seite der ÖVP schlagen kann, das ist ja richtig beschämend!)

Deutschland hat interessanterweise einen Realeinkommenszuwachs, einen Kaufkraftzuwachs von 1 Prozent, Frankreich, auch ein Beispiel, von 1 Prozent, Spanien hat einen Kaufkraftverlust von 4,9 Prozent. Das ist sehr interessant: Genau jene Staaten, die uns hier immer wieder als Vorbilder vorgeführt werden, schneiden interessanterweise deutlich schlechter ab als Österreich in der Bekämpfung der Folgen der Teuerung. Spanien ist sogar Schlusslicht. Spanien hat trotz einer erfolgreichen Inflationsbekämpfung eine geringere Kaufkraft als noch vor der Krise. Die Menschen dort können sich heute trotz niedrigerer Inflation weniger leisten als vor der Krise. (Abg. Herr: Die Kaufkraft ist hoch wegen der Kollektivvertragsverhandlungen!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es geht nicht darum, Spanien oder Frankreich zu kritisieren, nein, die dortigen Regierungen haben ihre Möglichkeiten genutzt und sicher auch das Beste getan, was sie meinten, in der Situation tun zu können. (Abg. Herr: Danke an die Gewerkschaften!) Nur, Entschuldigung, Vorbilder (Abg. Leichtfried: Warum seids dann gegen höhere Löhne in Österreich? Kannst du das erklären?) für Österreich sind Frankreich und


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Spanien nicht (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP – Abg. Leichtfried: Warum fordert die Regierung Zurückhaltung bei den Lohnabschlüssen in Österreich?), und besonders berauschend sind die Ergebnisse von Frankreich und Spanien auch nicht.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, haben wir hier herinnen alles richtig gemacht? – Nein, natürlich nicht. (Abg. Matznetter: Man muss aber auch nicht alles falsch machen!) Sind Fehler passiert? – Ja, sicher. Können wir besser werden? – Ja, natürlich. Ganz daneben waren wir aber offensichtlich nicht (Abg. Herr: Der Gewerkschaft sei Dank!), wir befinden uns betreffend Sicherung der Kaufkraft im oberen Mittelfeld der Europäischen Union. Der Kampf gegen die Teuerung muss weitergehen, der Kampf gegen die Inflation wird weitergehen. Diese Regierung wird es machen! – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

11.10


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Loacker. – Bitte.


11.10.37

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Frau Staatssekretärin! Ich darf zunächst einige Dinge zurechtrücken, die der Bundeskanzler – der Standort bestimmt den Standpunkt – ein bisschen verzerrt hat. Wir haben in Österreich die dritthöchste Inflationsrate innerhalb der EU und das nicht, weil wir einen anderen Warenkorb haben, wie Sie das fälschlicherweise dargestellt haben. Es gibt nämlich so etwas wie den Harmonisierten Verbraucherpreisindex, mit dem alle EU-Staaten harmonisiert, nach der gleichen Logik gemessen werden. Demnach haben wir die dritthöchste Inflationsrate und daran sind Sie schuld. (Beifall bei den NEOS.)

Vor zwei Tagen hat Klubobmann Wöginger eine Aussendung gemacht: Diese Regierung hat so viel geholfen! Wir haben über 40 Milliarden Euro an Coronahilfen verteilt! – Mit dem vielen Geld – Sie haben mehr als 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausgeschüttet – haben Sie natürlich die Inflation


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angeheizt. Das, was wir heute an hoher Inflation verzeichnen, ist das Ergebnis Ihrer Arbeit. Die SPÖ sagt, Sie hätten noch mehr ausschütten sollen. (Abg. Herr: Eingreifen!) Daran sieht man, dass sie keine Ahnung hat und es noch schlimmer wäre, wenn sie regieren würde. (Abg. Herr: Eingreifen in die Preise, nicht ausschütten!)

Sie haben auch behauptet, Sie hätten die kalte Progression abgeschafft. Sie haben so eine teilweise, halbherzige, österreichische, durchschnittliche Abschaffung gemacht. Geschätzte Bürgerinnen und Bürger, Sie zahlen für die ersten 620 Euro Ihrer Sonderzahlung nichts. Früher waren es 8 500 Schilling, der Betrag ist immer gleich geblieben, er wurde nie indexiert – auch mit dieser scheinbaren Abschaffung der kalten Progression nicht. Wenn Ihre Firma Ihnen einen Zuschuss zur Krankenversicherung zahlt, dann sind 300 Euro steuerfrei. Früher waren es 4 000 Schilling, dieser Betrag ist seit 1974 gleich. Von einer Abschaffung der kalten Progression kann keine Rede sein. (Beifall bei den NEOS.)

Kommen wir zu denen, die einen Deckel haben – die haben manchmal auch einen Deckel betreffend Rechengeschwindigkeit –: Diese Deckel, diese Eingriffe, die Sie fordern, sind kontraproduktiv. Ich nenne nur den Strompreisdeckel. Jetzt sponsert Frau Herr meinen Strompreis und ich sponsere ihren Strompreis, weil die Republik ja einen Deckel hat. Wer aber streift das ein? (Abg. Doppelbauer: Die Energiekonzerne!) – Die Versorger, die Energiewirtschaft streift das ein. Das heißt, mit dem Geld der Frau Herr und mit meinem Geld sponsern wir die EVN, die Vorarlberger Kraftwerke, die Wien Energie. – Super gemacht, der Deckel funktioniert ja toll!

Natürlich haben die genau austariert, wie hoch sie ihren Strompreis ansetzen müssen, damit sie das Deckelmodell der Bundesregierung optimieren können. Ähnlich super funktioniert auch der Erdgasdeckel in Spanien. Das hat so super funktioniert, dass der in Spanien produzierte Strom so billig geworden ist, dass die Franzosen ihn importiert haben – super! Der Gasverbrauch in Spanien


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ist gestiegen. Das wollen Sie ja, Frau Klimasprecherin Herr, dass der Gas­ver­brauch steigt, nicht? (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Lukas Hammer und Schwarz.)

Sie können sich auch anschauen, was der Spritpreisdeckel in Ungarn gebracht hat. Man hat an der Tankstelle warten müssen, um zu schauen, ob man noch einen Tropfen bekommt. Diese Verknappungspolitik, die auch in der DDR nicht funktioniert hat und in Venezuela nicht funktioniert, würde auch nicht funktionieren, wenn die SPÖ ans Ruder käme. Preissubventionen haben nämlich zur Folge, dass mehr Nachfrage entsteht. Sie drücken den Preis, es entsteht mehr Nachfrage. Sie bewirken gar nichts und es wird auch das Preissignal ausgesetzt, das heißt, es sinkt der Anreiz zu sparen. Wenn Sie einen Strompreis­deckel einziehen und ich sowieso wenig zahle, warum soll ich dann Strom sparen? Es deckelt eh die Bundesregierung den Preis. Ich habe so auch keinen Anreiz, in Fotovoltaik zu investieren oder mir Alternativen zu überlegen.

Wenn es um Ideen geht, die Inflation anzuheizen, dann ist die SPÖ voll dabei. 32-Stunden-Woche: Nehmen Sie das Beispiel eines Frisörs her, der statt 40 Stunden 32 arbeitet. Das heißt, die 2 000 Euro, die er beispielsweise ver­dient, muss ihm der Arbeitgeber für 32 Stunden zahlen, nicht mehr für 40. Er verdient gleich viel, aber der Stundensatz geht um ein Viertel hinauf, und damit wird der Frisörbesuch teurer. Das heißt, wir verdienen alle gleich viel, müssen aber mehr zahlen und werden ärmer – das ist das Konzept der Sozialdemokraten. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Matznetter: ... 150 Jahre, Herr Kollege! Unglaublich, Sie haben keine Ahnung!)

Kollege Matznetter, was denken sich eigentlich Ihre Altvorderen, ein Alt­bundeskanzler Vranitzky, ein Altvizekanzler und -finanzminister Androsch, ein Altfinanzminister Ferdinand Lacina, wenn sie zu Hause vor dem Fernseher sitzen und diesen ökonomischen Unfug hören, den die SPÖ vom Stapel lässt? (Abg. Hörl: Die kriegen die Krise!) Ich glaube, die drei Herren weinen leise in sich hinein (Abg. Leichtfried: Na, die weinen, wenn sie Ihnen zuhören!) und bereuen es, dass sie


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ihre Nachfolge nicht besser aufgesetzt haben. Es ist traurig. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Diese Regierung ist am Ende, aber leider ist eine mögliche alternative Regie­rungspartei auch völlig fertig mit allem. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Leichtfried: Erstaunlich, dass es nach dem Kollegen Stocker noch eine schlechtere Rede gegeben hat!)

11.15


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Peter Weidinger. – Bitte.


11.15.45

Abgeordneter Mag. Peter Weidinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Vor allem aber liebe Österreicherinnen und Österreicher, die Sie diese Debatte heute verfolgen! Es ist Aktuelle Europastunde, aber leider hat man nicht bei jedem Redner den Eindruck, dass er zum Thema spricht. Es geht darum, wie wir uns positionieren, wie wir den Standort, wie wir die österreichischen Haushalte zukunftsfit machen, um im großen, globalen Wettbewerb zu bestehen und unsere öster­reichischen Werte auch zu verteidigen.

Das macht diese Bundesregierung, und deswegen möchte ich auch gleich auf einen Punkt eingehen: Es geht immer um den einzelnen Menschen. Abgeordneter Leichtfried hat sich hierhergestellt und dann die Behauptung in den Raum gestellt, es gäbe eine Familie, die kein Geld zum Heizen gehabt hat, der den ganzen Winter über kalt war. Er hat versucht, das mit Glaubhaftigkeit darzustellen. Schauen wir uns das im Detail an: Es wird wahrscheinlich jemanden in der Stadt Bruck an der Mur oder einer anderen Gemeinde aus dem Herkunftsbezirk von Herrn Leichtfried betroffen haben. In jeder Gemeinde bekommen die Personen, die das betrifft, per Aussendung einen Antrag auf Heizkostenzuschuss übermittelt. Da ist vielleicht in der Kommunikation der Gemeinde etwas danebengegangen.


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Schauen wir uns an, wer im Land für die Finanzen zuständig ist: Es ist auch die SPÖ, es ist Herr Landeshauptmannstellvertreter Lang. Man merkt, da gibt es ein SPÖ-internes Kommunikationsproblem. Wir Abgeordneten der Volkspartei helfen gerne mit, dieses Kommunikationsproblem zu lösen, Herr Leichtfried, damit das nicht wieder vorkommt. Wenn Sie unsere ausgestreckte Hand nicht annehmen, gehen wir davon aus, dass das ein Märchen war. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Umweltsprecherin der SPÖ, Frau Julia Herr, lobt hier die Schweiz und spricht davon, wie günstig dort der Strom ist. Ja, Frau Herr, dort gibt es Atomkraftwerke, dort produzieren die Atommeiler den Strom. (Abg. Matznetter: Was glaubst du, woher unser Strom kommt?) Jetzt geht die SPÖ auf einmal her, spricht sich für Atomstrom aus und will das auch in Österreich einführen. (Abg. Herr: Geh bitte! – Abg. Schroll: Themenverfehlung!) Das ist die Abkehr von einer alten österreichischen Tradition, das wird es mit der ÖVP sicher nicht geben. (Beifall bei der ÖVP.)

Überhaupt hat man den Eindruck, dass das Karl-Renner-Institut wahrscheinlich beim Parteitag am 11.11. vom Bla-bla-Babler in Voodoo-Ökonomie-Institut umbenannt wird, weil auch die anderen Ausführungen hier jeder Beschreibung spotten.

Nehmen wir die Mietpreisbremse – wie Sie sie genannt haben – oder die gedeckelten Mietpreise in Spanien her: Wissen Sie, wozu das in Deutschland geführt hat, als das damals noch sozialistisch geführte Berlin das eingeführt hat? (Abg. Matznetter: Der spanische Mietpreisdeckel führt in Deutschland zu Ergebnissen?) – Zu einer Verknappung von Wohnungen! Es wurde nichts in die Qualität der Wohnungen investiert, es wurden keine thermischen Sanierungen vorgenommen und es ist zu einer Wohnungsverknappung gekommen. Das ist sozialistische Planwirtschaft, die wir total ablehnen. Wir stehen da auf der Seite der Marktwirtschaft und wir unterstützen die österreichischen Haushalte. (Beifall bei der ÖVP. – Neuerliche Zwischenrufe der Abgeordneten Herr und Matznetter.)


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Wir haben uns dafür eingesetzt, dass der Energiemarkt in Österreich und vor allem in Europa reformiert wird. Es war der Herr Bundeskanzler, der sich auf europäischer Ebene massiv dafür eingesetzt hat, dass die Meritorder abgeschafft wird. (Abg. Wurm: Was ist passiert? – Abg. Herr: Er hat mehrfach dagegen gestimmt auf EU-Ebene!) Wer ist ihm in den Rücken gefallen? – Es war der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, der eine Mauer gemacht hat, dass die Meritorder weiterbesteht. Deswegen sind wir in Österreich zur zweitbesten Lösung gekommen. Die Strompreisbremse wirkt inflationsdämpfend, sichert die Haus­halte ab. Außerdem werden mit einer vernünftigen Einkaufspolitik die Gasspeicher vollgefüllt, sodass kein Haushalt Sorge haben muss, dass er nicht heizen kann. – Das ist Arbeit Marke Bundesregierung, das ist Arbeit Marke Bundeskanzler Karl Nehammer, und das tut den österreichischen Haushalten gut. (Beifall bei der ÖVP.)

Zu den Freiheitlichen, die bei Ungarn Anleihe nehmen: Schauen wir uns das genau an! Die Treibstoffe, vor allem der Diesel, waren verknappt. (Abg. Kickl: Weil die Österreicher alle nach Ungarn gefahren sind!) Da war nichts mehr möglich beim Tanken bei den ungarischen Kollegen. Bei den Lebensmitteln, bei denen sie eingegriffen haben, sind die Preise explodiert.

Es hilft halt auch nicht, wenn man nicht die Kaufkraft stärkt (Abg. Schroll: Eigentlich ist alles in Ordnung! Alles ist super!), wie wir das in Österreich machen, damit die Haushalte Geld haben und sich etwas leisten können, wenn man die Preise auf hohem Niveau einfriert und die Menschen sich erst nichts leisten können (Abg. Schroll: Die Leute abzocken!) – klare Absage an diesen Irrweg! Wir machen einen proeuropäischen, proösterreichischen Weg, der die Markt­wirtschaft im Mittelpunkt hat und dort Eingriffe vornimmt, wo es notwendig ist, wie wir es bei den Energiekonzernen gemacht haben und auch in Zukunft konsequent weiter fortsetzen werden. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Noch zur Stadt Wien: Dort, wo die SPÖ das Sagen hat, macht sie natürlich das Gegenteil: Parken um 108 Prozent erhöht, Wassergebühren um 60 Prozent


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erhöht. Das Sterben kann man sich in Wien kaum leisten, weil das dort auch um 104 Prozent teurer geworden ist. (Abg. Schroll: Willst Salzburg sehen?!)

Wenn es dann darum geht, eine Mietpreisbremse einzuführen, wie das die österreichische Bundesregierung bundesweit gemacht hat, sagen die sozialistischen Genossen: Nein, nein, das machen wir nicht! (Abg. Schroll: Kollege, willst die Stadt Salzburg sehen? Ich schicke dir dann Stadt Salzburg!) Sie machen eine Einmalzahlung, die sie zwar im Bund verteufeln, wenn sie von der Regierung kommt, aber in der Stadt Wien wird sie als eine soziale Wohltat dargestellt. (Zwischenruf bei der SPÖ. – Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.)

Das ist eine unglaubwürdige Politik. Das wird von den Österreicherinnen und Österreichern auch nicht belohnt werden. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Leichtfried: Das war die nächste schlechte Rede! – Abg. Schroll: Ja, sehr schlecht!)

11.21


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt ein Abgeordneter zum Europaparlament zu Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter Günther Sidl.


11.21.15

Mitglied des Europäischen Parlaments Mag. Dr. Günther Sidl (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrter Herr Bundeskanzler! Frau Staatssekretärin! Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Gerade beim heutigen Thema der Teuerungswelle, die die gesamte Europäische Union erfasst hat, ist es wichtig, über den eigenen Tellerrand zu schauen und die besten Beispiele aus anderen Mitgliedstaaten mitzunehmen, denn die Ausgangs­lage war für alle EU-Mitgliedsländer in etwa vergleichbar. Angespannte Budgets nach der Coronapandemie waren von Portugal bis ins Baltikum an der Tagesordnung. Vor diesem Hintergrund war und ist es besonders wichtig, die vorhandenen Mittel effizient und zielgenau zu verwenden. Wenn man sich den Vergleich der Inflationsraten quer durch Europa ansieht, muss man sagen,


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es gibt viele Beispiele, wo das besser als bei uns hier in Österreich – mit einer Teuerungsquote von 7,4 Prozent – gelungen ist.

Generell zeigt sich, dass die Staaten, die konsequent in die Energiepreise eingegriffen haben, besser dastehen. Das gilt sowohl für Länder, in denen die Energiepreise stark reguliert sind und die sich an den Erzeugerpreisen orientieren, als auch für jene, in denen sie optimal subventioniert wurden und daher nicht in diesem Ausmaß an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben wurden. In all diesen Fällen wurde in den nicht funktionierenden Energiemarkt eingegriffen. Das ist etwas, wovor die österreichische Bundesregierung und leider auch die Europäische Kommission zurückgeschreckt sind oder es nicht konsequent genug verfolgt haben. Auch zum EU-Gaspreisdeckel kann man nur sagen: zu wenig und zu spät! (Beifall bei der SPÖ.)

Daher müsste es inzwischen jedem und jeder Einzelnen einleuchten, dass sich nicht funktionierende Märkte nicht von alleine heilen. Nicht funktionierende Märkte im Bereich der Grundversorgung bedeuten nur eines: Die Menschen, und mittlerweile nicht nur die am unteren Ende des Einkommensspektrums, kommen unter die Räder. (Beifall bei der SPÖ.)

Was noch dazukommt: Wir schaffen für viele Menschen kein positives Zukunftsbild. Immer mehr denken sich, dass sie sich bei dieser Preisentwicklung trotz harter Arbeit keinen Wohlstand mehr für sich und ihre Kinder aufbauen können. Im Gegenteil, die Angst, abzurutschen, verstärkt sich zunehmend. Dieses Denken, werte Kolleginnen und Kollegen, ist für die Stimmung in Europa und in Österreich jedoch äußerst gefährlich.

Es braucht daher eine Rückkehr zum Vorsorgedenken, das unsere Politik über Jahrzehnte geprägt hat. So notwendig viele kurzfristige Maßnahmen auch sind, um die Menschen mit den Auswirkungen der Teuerung nicht alleine zu lassen, wäre es eigentlich bereits Aufgabe der Politik gewesen, diese Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen. Von der Abhängigkeit vom russischen Gas hat in Europa praktisch jeder gewusst, genauso wie davon, dass die Energieversorger


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immer mehr in privaten Besitz gewandert sind. Daher brauchen wir starke Energieversorger in rein öffentlicher Hand. (Beifall bei der SPÖ.)

Es geht nicht darum, meine sehr verehrten Damen und Herren, private Anbieter einzuschränken, aber die zentralen Versorgungsunternehmen müssen zu 100 Prozent in öffentlichem Besitz sein, so wie beim Wasser und bei unserer Infrastruktur, etwa im Eisenbahnwesen. Wir als Politik brauchen doch in Krisenzeiten wieder Lenkungsmöglichkeiten. Das gilt natürlich nicht nur für Österreich, sondern für ganz Europa. Wir müssen endlich wieder lernen, unsere Abhängigkeiten von anderen Teilen der Welt massiv zu verringern. (Abg. Hafenecker: Was ist mit den USA?) Auch die Pandemie hat gezeigt, dass man sich nicht darauf verlassen kann, dass man alles, was man bestellt, auch wirklich bekommt, dass es auch wirklich geliefert wird.

Jetzt geht es darum, die richtigen Lehren aus der Coronapandemie und der Teuerungswelle zu ziehen. Es kann nämlich nicht sein, dass wir nur noch von einer Krise in die nächste taumeln, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich kann nur hoffen, dass sich die österreichische Bundesregierung in Europa stärker dafür einsetzt, dass die Grundversorgung aller Menschen nicht nur ein Thema für das Profitstreben einiger weniger bleibt, sondern wieder zum obersten Anliegen einer vorausschauenden Politik wird. Genau das haben sich die Österreicherinnen und Österreicher genauso wie alle Europäerinnen und Europäer verdient. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

11.25


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt der Europaabgeordnete Georg Mayer zu Wort. – Bitte.


11.25.35

Mitglied des Europäischen Parlaments Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG (FPÖ): Frau Präsident! Geschätztes Hohes Haus! Werte Zuseher zu Hause! Es ist


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immer schön, bei einer Europadebatte über zahlreiche Themen zu debattieren. Das Thema Inflation ist natürlich ein sehr weitreichendes und gleichzeitig auch ein sehr komplexes. Die neuerlichen Zinserhöhungen der EZB tragen natürlich auch dazu bei, sind ein Katalysator dafür. Der Euro – das dürfen wir nicht vergessen – ist auch ein wesentlicher Grund, warum sich die Menschen im Land die Dinge oft nicht mehr leisten können. Man sieht das auch sehr gut am Beispiel Kroatien, das den Euro eingeführt hat, da die Menschen auch noch darunter leiden.

Es gibt zahlreiche Faktoren, die heute alle schon genannt wurden: Die Energie­preise, die Mietpreise sind Preistreiber. Die Lebensmittelpreise sind Preistreiber. Es ist ganz interessant, wie sich die Kollegen von der ÖVP und auch der Herr Bundeskanzler dieses Thema schönreden. Das ist eigentlich interessant zu beobachten, denn die Inflation – da liegen die Zahlen ja auf dem Tisch – lag in Österreich im Juni bei 7,8 Prozent. Das ist die höchste Inflationsrate in der Nachkriegszeit. Da gibt es also nichts mehr daran schönzureden. Spanien liegt besser, die Schweiz liegt besser. Letztere hat natürlich das Glück, dass sie weder die Europäische Union im Nacken hat noch den Euro hat, also da tut man sich ein bisschen leichter.

Die Auswirkungen in Österreich sind massiv: Die Menschen leiden, und da helfen die pathetischen Worte des Herrn Bundeskanzlers, dass er Österreich und die Österreicher liebt, wenig. Da wäre Aktion gefragt. (Abg. Eßl: Die Kaufkraft ist gestiegen, Herr Kollege!) Es geht um den höchsten Kaufkraftverlust seit den 1960er-Jahren, geschätzte Kollegen! Die Bundesregierung ist in Wahrheit ja gar nicht daran interessiert, daran etwas zu ändern, denn in Wahrheit hat sie Interesse daran, dass die Menschen in Österreich dadurch einer Teilenteignung gegenüberstehen. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Diese Einmalzahlungen, geschätzte Kollegen, die auch von Mag. Weidinger erwähnt wurden, sind ja nichts anderes als ein Almosen für die Menschen, denen man sagt (Zwischenruf des Abg. Litschauer): Da hast du ein bissl Geld vom Herrn Bundeskanzler, damit du dir Lebensmittel kaufen kannst! (Abg. Koza: 50 Prozent


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nachhaltige Maßnahmen!) – Das ist wirtschaftlich ein äußerst kurzsichtiger Zugang, den Sie da haben. (Zwischenruf bei den Grünen.) Es bedarf nämlich preissenkender Elemente, um die Inflation zu bekämpfen. Unglaubliche 70 Prozent der österreichischen Inflation entstehen durch die bloße Gewinn­steigerung bei Unternehmen und Industriekonzernen. Der Energiesektor ist einer der Hauptpreistreiber der Inflation. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Die Bundesregierung hat einfach zu kurzsichtig gehandelt, um die Inflation bekämpfen zu können. Zahlreiche andere Mitgliedstaaten – wir haben es heute schon gehört –, wie etwa Spanien, Polen und Portugal, haben andere Maßnahmen getroffen, zum Beispiel die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungs­mittel auszusetzen. Die Gierflation, wie man sie auch nennt, im Bereich der Energieunternehmen muss bekämpft werden. 70 Prozent der Inflation entstehen dort.

Und nun kommt die Aktuelle Stunde von Kollegen Leichtfried und seinen Genossen, die sagen, die EU wird uns bei der Bekämpfung der Inflation helfen. Geschätzte Genossen, ich glaube, das ist eine reine Themenverfehlung. Kollege Leichtfried: Nicht genügend, setzen, würde ich da sagen!

Aber etwas anderes: Ein anderes Thema von eurer Seite wäre einmal interes­sant gewesen, denn davon hört man nichts mehr. Was ist denn zum Beispiel mit dem Zustand eurer Fraktion im Europaparlament? Es wäre mutig gewesen, wenn ihr einmal darüber würdet debattieren wollen. Ich nenne sie auch gerne die Fraktion der Sozialisten und Korrumpisten. Das ist der größte Korruptions­skandal in der Geschichte der Europäischen Union, den Ihre Genossen da draußen veranstaltet haben! (Beifall bei der FPÖ.)

Mir fehlt allein der Glaube, dass uns da die Europäische Union weiterhelfen wird. Was passiert denn aufseiten der Europäischen Union? – Genau das Gegenteil passiert. Was werden denn die Auswirkungen dieses völlig überzogenen Green Deal, den ich gerne Green Desaster nenne, für ganz Europa sein? Was wird denn die Auswirkung davon sein, dass der Verbrennermotor verboten wird? Wird das


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zur Entlastung der Menschen beitragen, meinen Sie? Ich glaube, genau das Gegenteil wird der Fall sein. (Zwischenruf des Abg. Litschauer.) Was passiert denn durch die Verknappung der CO2-Zertifikate in Europa? – Genau das Gegenteil wird der Fall sein, die Unternehmen werden diese Preissteigerungen wieder an die Menschen weitergeben.

Und es gibt jetzt künftig auch die Gebäude-Energieeffizienzrichtlinie. Was wird denn da passieren? – Die Vermieter werden die Mietpreise erhöhen, weil das natürlich auf die Mieter abgewälzt wird. Dann ist schon ein Verbot von Gas- und Ölöfen in der Kommission in Produktion. Ja was wird denn da passieren? – Das wird natürlich wieder eine Verteuerung für die Menschen in diesem Land bringen.

Also die Prognose auf EU-Ebene, was die Gesetzgebung betrifft, ist gerade nicht rosig und stimmt mich nicht positiv. Der Green Deal wird zum nächsten Belastungspaket für die Menschen in Europa und damit natürlich auch in Österreich und wird fatale Folgen für die Industrie – wir haben es heute gehört: vor allem für die deutsche und die österreichische – haben. Teile der VP, das muss man einmal anmerken, haben das schön langsam erkannt und bekommen kalte Füße, was diesen Green Deal betrifft.

Der völlige Stopp dieses Green Deal ist eine der Aufgaben, die wir sehen. Von der Leyen hat letzte Woche in der Europadebatte auch schon gesagt, sie wird das, wenn sie wieder Kommissionschefin wird, weiterbetreiben. (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.) Unser Ziel ist es also, um den Schaden von Europa und den Menschen abzuhalten, von der Leyen für die nächste Periode zu verhindern, und das werden wir aktiv angehen. (Beifall bei der FPÖ.)

11.30


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Europaparlamentarierin Monika Vana zu Wort. – Bitte.



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11.31.01

Mitglied des Europäischen Parlaments Dr. Monika Vana (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleg:innen! Anschließend an meinen freiheitlichen Vorredner möchte ich Ihnen vorrechnen, wie lange es bei der FPÖ dauert, bis sie ihre in der Opposition lautstark geforderten Maßnahmen gegen die Teuerung vergisst, sobald sie in der Regierung ist: exakt 70 Tage. (Beifall der Abg. Ribo.) Das sind nicht einmal zweieinhalb Monate. Nur so lange dauerte es, bis die FPÖ in Salzburg nach der Angelobung der Landesregierung am 14. Juni der Verdoppelung des Gaspreises der Salzburg AG zugestimmt und sie auch noch wortreich verteidigt hat. – So weit zur Glaubwürdigkeit meines Vorredners und meiner Vorrednerin von der FPÖ. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl: Deshalb ist es ja so wichtig ...!)

So viel steht außer Zweifel: Einer der Auslöser und Treiber von Inflation und Teuerung in Österreich und in Europa ist der brutale und völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, den Putin ja nicht zuletzt als Energiekrieg führt. Ich rufe in Erinnerung, dass die FPÖ und auch andere Frak­tionen hier im Haus während ihrer Regierungszeit kräftig mitgeholfen haben, Österreich mit Langzeitknebelverträgen an Gazprom zu binden. (Abg. Belakowitsch: Das hat vielleicht zu Wohlstand geführt!) Hätten wir damals, wie wir Grüne es forderten und dafür belächelt wurden – und belächelt ist noch harmlos ausgedrückt –, eine Raus-aus-Öl-und-Gas-Strategie gehabt und auf den Ausbau erneuerbarer Energien gesetzt, würde die Situation heute erheblich anders ausschauen, und es wäre um ein Vielfaches einfacher, Energiediversi­fiz­ie­rung herbeizuführen und die Inflation zu bekämpfen. (Beifall bei den Grünen.)

Wir Grüne – das wurde schon von Kollegen Koza gesagt – stehen in Österreich und europaweit für einen Maßnahmenmix aus inflationsdämpfenden Schritten, von Senkung der Energieabgaben bis Strompreisbremsen, und einkommens­stärkenden Maßnahmen, wobei uns immer ganz wichtig ist, dass Maßnahmen für einkommensarme Haushalte oder auch Alleinerzieher:innen und Familien sehr


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rasch wirken. Die zugehörige Studie des Budgetdienstes über Verteilungs­wirkungen wurde bereits erwähnt.

Ich bin als Europaabgeordnete die Erste, die dafür eintritt, von Maßnahmen und Modellen in anderen EU-Mitgliedstaaten zu lernen. Gerade wir Grüne stehen für europaweites Politikvernetzen und das Teilen von Best-Practice-Modellen und Erfahrungen.

Aber warum in die Ferne schweifen, liebe Sozialdemokratinnen und Sozialdemo­kraten? Wenn wir schon über nationale Maßnahmen gegen die Teuerung reden, dann steht doch unser Klimaticket, das europaweit beachtet und übernom­men wird, an oberer Stelle. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kickl: Muss man sich da jetzt noch tätowieren lassen, oder geht das so auch?!)

Im Europaranking der Leistbarkeit des öffentlichen Verkehrs belegt Österreich mit seinem Klimaticketmodell den dritten Platz unter 30 euro­päischen Ländern - denn leistbare Mobilität ist ein Schlüssel im Kampf gegen die Klimakrise und gegen die steigenden Lebenshaltungskosten, von Bundes­ministerin Leonore Gewessler umgesetzt. (Beifall bei den Grünen.)

Der Motor auf EU-Ebene für Klimaschutz, Energieunabhängigkeit und Arbeits­plätze ist aber zweifellos der Green Deal. (Beifall bei den Grünen.)

Mit dem Green Deal hat die EU einen wirksamen Hebel gegen die Stagflation in der Hand, die Kombination aus Inflation und wirtschaftlicher Stagnation, der wir europaweit gegenüberstehen. (Abg. Kickl: Um Gottes willen!) Der Green Deal und der gerechte und grüne Übergang, wie wir es auch immer sagen, muss so rasch wie möglich und vollständig umgesetzt und noch viel stärker durch soziale Maßnahmen ergänzt werden, denn das ist das wirksamste Mittel auch im Kampf gegen die Teuerung. Wir Grüne haben immer gesagt: keine Klimagerech­tigkeit ohne soziale Gerechtigkeit und ohne Geschlechtergerechtigkeit. (Beifall bei den Grünen.)


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Das heißt, wir brauchen im Kampf gegen die Teuerung allen voran auch eine Sozialunion mit europaweiten Mindesteinkommen. Eine der stärksten Forderungen von Europas Bürger:innen, übrigens in der Konferenz zur Zukunft Europas, sind Investitionen in die soziale Infrastruktur und öffentliche Dienstleistungen, einen Care Deal und Investitionen in die Pflege und eine Reform der Fiskal- und Schuldenregelungen der Europäischen Union.

Da appelliere ich auch an Sie, Herr Bundeskanzler, Frau Staatssekretärin, da Sie ja im Rat vertreten sind, sich dafür einzusetzen, dass die Forderungen von Europas Bürger:innen für eine Klima- und Sozialunion inklusive Durchführung eines Konvents zu Vertragsänderungen endlich umgesetzt und damit EU-Instrumente im Kampf gegen die Teuerung unterstützt werden. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

11.35


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Karin Doppelbauer zu Wort. – Bitte.


11.35.37

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Ja, das Thema Inflation: 7,4 Prozent waren es jetzt im August. Damit liegt Österreich zumindest in einem Bereich, wenn man sich alle wirtschaftlichen Faktoren anschaut, an der absoluten Spitze, und das ist natürlich nicht gut.

Dass so viele andere Länder, also eigentlich fast alle anderen Länder in der Europäischen Union – jetzt nehmen wir die Slowakei einmal aus – darunter liegen, dass die so viel besser sind, ist kein Glück, meine Damen und Herren, sondern das ist tatsächlich ein hausgemachtes Problem, mit dem wir in Österreich gerade kämpfen. Man muss es einfach in dieser Härte sagen: Die Bundesregierung hat seit der Erfindung der Covid-Förderungsgießkanne einen wirtschaftlichen Bauchfleck nach dem anderen hingelegt, und das ist halt jetzt das Resultat. (Beifall bei den NEOS.)


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Der erste kapitale Fehler ist die Gießkannenpolitik, die ausgerufen wurde, und wo natürlich inzwischen auch alle Ökonomen bestätigen, dass das die Inflation angeheizt hat. Der Förderaktionismus, der in diesem Land passiert ist – hier ein bisschen etwas mit der Gießkanne, da noch ein bisschen mehr, jeder irgendwie, damit alle zufrieden sind –, hätte vielleicht einem Ziel dienen können, nämlich die populistische Aktivität der Bundesregierung so darzustellen, dass man sagt, zumindest kriegt die Bundesregierung dadurch eine positive Zuschreibung, aber es ist ja nicht einmal das passiert. Wenn Sie sich die Umfragen vom Wochenende anschauen, dann sehen Sie, dass da einiges schiefgelaufen ist: Die sind ja nicht gerade berauschend.

Dieses Geldausschütten hat ja keine nachhaltige Wirkung. Ich habe es schon einmal gesagt: Warum hat das so stark zur Inflation beigetragen? – Weil es nicht treffsicher war. Wenn Sie jetzt, meine Damen und Herren, sagen, es hat schon gepasst und es gibt tausend Studien, wo das auch bestätigt wird, dann hören Sie doch Prof. Badelt zu oder lesen Sie auch die Studie der Oesterreichischen Nationalbank, die sehr klar sagt: Zwei Drittel dieser Hilfen, die ausgezahlt wurden, sind nicht treffsicher. – Ja, das heizt eben die Inflation an.

Damit komme ich zum zweiten Punkt, zum zweiten kapitalen Fehler in dieser gesamten Thematik, und das ist eine vollkommen verfehlte Energiepolitik. Jetzt ist der Herr Bundeskanzler leider nicht mehr da. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Es gibt tatsächlich zwei Bereiche, die da besonders hervorstechen: die hohen Preise für Gas und die hohen Preise für Strom. Fangen wir doch einfach einmal beim Gas an! Mit großem Applaus der letzten Bundesregierung und mit großem Geklatsche von Herrn Ex-Bundeskanzler Kurz ist von CEO Seele von der OMV ein vollkommen unüblicher Vertrag unterzeichnet worden, der ein unglaublicher Knebelvertrag ist. Die Kosten dafür tragen wir ehrlich gesagt heute alle noch. Es ist wahnsinnig teuer, was da passiert ist.

Es ist aus zwei Gründen teuer: Wir haben als einziges Land in der Europäischen Union so eine hohe Abhängigkeit von russischem Gas und bis jetzt keinen einzigen Schritt gesetzt, um herauszukommen. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)


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Es ist ein wirklich unglaubliches Fehlverhalten dieser Bundesregierung, da nicht endlich auf die Tube zu drücken. (Beifall bei den NEOS.)

Ja, die Grünen haben es ein bisschen probiert – das gebe ich zu –, aber es ist bis jetzt nichts passiert.

Und warum ist es so teuer? – Weil wir damit, und da gebe ich Kollegen Selmayr vollkommen recht, auch Blutgeld zahlen. Natürlich werden da Milliarden an österreichischem Geld jedes Jahr in die Kriegskassa von Putin gespült. (Abg. Wurm: Karin, eine schlechte Erklärung ist das! Inhaltlich schlecht!) Das ist tatsächlich unverantwortlich, und es macht mich wütend und traurig. (Beifall bei den NEOS. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Wurm.)

Jetzt sind wir beim nächsten Punkt, warum es so teuer ist. Wissen Sie, was die zweite Nebenwirkung ist? – Die Inflationsrate bei Gas liegt in Österreich mit 77 Prozent deutlich über jener des Euroraums. Aber ja, es würde sich aus ganz, ganz vielen Gründen auszahlen, aus russischem Gas auszusteigen (Staatssekretärin Plakolm schaut auf ihr Tablet), aber die Frau Staatssekretärin ist an dieser Aussage offenbar auch nicht sehr interessiert. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Abg. Wurm: Aber Karin, jetzt bitte! Unter deiner Würde!)

Da möchte ich jetzt zum Schluss auch sagen, dass Herr Bundeskanzler Nehammer letztes Jahr noch großartig verkündet hat, er werde sich die OMV-Verträge anschauen. Bis heute ist auch das nicht passiert. (Beifall bei den NEOS.)

Dann reden wir doch ganz kurz über Strom: Ja, teilstaatliche Unternehmen, die Strom produzieren – 80 Prozent des Stroms in Österreich werden von staatlichen Unternehmen produziert –, geben halt die Preise nicht weiter – ganz spannend. Statt dass man einfach einmal den Telefonhörer in die Hand nimmt und anruft, über die Aufsichtsräte agiert und sagt: Geht endlich runter mit den Strompreisen!, so wie das international übrigens der Fall ist, versteckt man sich in Österreich halt hinter dem Aktienrecht.


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Es hilft ja auch ein bisschen, weil natürlich diese Gewinne über Dividenden in den Budgets der Bundesregierung, aber natürlich auch der Länder landen. Man würde sich ja ins eigene Fleisch schneiden, wenn man da ein bisschen Druck machen würde. Auch das ist einfach absurd, wie in dieser Energiepolitik umgegangen wird. Da braucht es Maßnahmen.

Last, but not least, weil wir immer von Maßnahmen reden: Was würden wir tun? – Wir haben erst gestern wieder eine Pressekonferenz dazu gemacht. Unsere Klubobfrau Meinl-Reisinger hat es gut gesagt: Sofort 6 Prozent Lohnnebenkosten kürzen würde den Arbeitgebern helfen. (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.) Es würde für die Arbeitnehmer – das ist mein letzter Satz – ein fünfzehntes, ein zusätzliches Gehalt in diesem Jahr bringen und würde den Bürgerinnen und Bürgern tatsächlich helfen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS. Zwischenruf des Abg. Wurm.)

11.41


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Europaparlamentarierin Barbara Thaler zu Wort. – Bitte.


11.41.15

Mitglied des Europäischen Parlaments Barbara Thaler (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Abgeordnete! Liebe Zuse­her:in­nen! Brüssel ist weit weg, geografisch gesehen 1 000 Kilometer Luftlinie und politisch gesehen manchmal mehr als eine ganze Welt. Dieser Abstand ist manchmal ein bisschen mühsam, aber manchmal hilft er auch. Heute hilft er, finde ich.

Teuerung und Inflation treffen nämlich auch alle anderen – und so, wie dies oft der Fall ist, haben 27 Länder 27 Lösungen. Das ist kein Bug, sondern das ist für mich ein Feature, es ist eine große Stärke der Europäischen Union, dass wir voneinander lernen können. Wir haben heute schon viel über die vergangenen Herausforderungen gehört. Es waren in der Tat große Herausforderungen, die die Regierungen aller Mitgliedstaaten zu meistern hatten, aber man kann,


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glaube ich, jetzt zumindest sagen, dass all die Prognosen von Energiepreisen, die auf Jahre hinaus auf einem Höchststand sein werden, von massiver Arbeits­losigkeit, von Gasrationierungen im Winter und so weiter weder in Österreich noch in Europa eingetroffen sind.

Ja, die Inflation ist hoch. Wenn man gezwungen ist, die Staatsausgaben massiv zu erhöhen, dann ist das quasi ein Naturgesetz. Verstärkt wurde das Problem auch dadurch, dass wir in Europa leider die Tendenz hatten, zu hohe Schulden zu machen – auch in guten Zeiten. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Es war übrigens die österreichische Bundesregierung, die mit der liberalen Regie­rung der Niederlande und den damals sozialdemokratisch regierten Ländern Schweden und Finnland auf einen sparsameren Umgang gedrängt hat. Von vielen wurde das damals belächelt, in der Krise sieht man aber, dass die sparsamen Länder mehr Spielraum hatten. In den letzten Jahren und Monaten hat Österreich mit verschiedensten Maßnahmen besser stabilisieren können als andere Länder. Diese Beispiele haben wir heute gehört. (Beifall bei der ÖVP.) Klar ist aber auch, dass wir jetzt wieder zu einem ausgeglichenen Budget zurück müssen, das ist vor allem auch auf europäischer Ebene sehr wichtig.

An alle, die die Maßnahmen der Regierung so kritisiert haben und vermeintliche Erfolge anderswo feiern: Ich glaube nicht, dass Sie viele Länder finden, in denen die Kaufkraft erhalten wurde, die Arbeitslosigkeit gering ist und man sich aus eigener Kraft sanieren kann. Wir stehen im Gegensatz zu anderen Ländern vor keinem Schuldenberg, der 100 Prozent des BIPs überschreitet. Wir sind da wesentlich selbstbestimmter. (Abg. Wurm: ... nicht viel, Barbara! Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Ich glaube, das ist eine sehr, sehr gute Ausgangslage. (Beifall bei der ÖVP.)

Lieber Kollege Georg Mayer! Ich will die Situation nicht schönreden, ganz und gar nicht. Es ist gerade eine herausfordernde Zeit für viele Haushalte, für viele Unternehmen, für junge Familien. Es ist eine herausfordernde Zeit für


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Häuslbauer, für Alleinerziehende, für alle, die politische Verantwortung tragen und auch Entscheidungen treffen müssen. Was denn sonst? Wir haben eine Pandemie hinter uns, einen Krieg neben uns und einen potenziellen Handels­konflikt zwischen China und Amerika vor uns.

Das ist weder von uns verschuldet, noch haben wir als Österreich großen Einfluss darauf. Einfluss auf so etwas haben wir als gemeinsames Europa. Wir leisten unseren Beitrag in der Union, und manchmal muss man eben auch dort hindrücken, wo es wehtut, denn sonst gibt es keine Lösungen.

Erlauben Sie mir noch abseits der momentanen krisengeschuldeten Hinter­gründe einen etwas längerfristigen Blick auf das Thema Inflation! Ein sehr gutes Mittel gegen Inflation und Preissteigerungen ist der europäische Binnenmarkt. Damit dieser aber sein volles Potenzial ausschöpfen kann, muss man diesen Markt auch arbeiten lassen. Deshalb danke ich an dieser Stelle unserem Bundeskanzler Karl Nehammer, der sich auf europäischer Ebene zum Beispiel vehement für Technologieneutralität eingesetzt hat.

Wie verwundbar eine Konstellation machen kann, wenn man von einem großen Lieferanten abhängig ist, sieht man gerade. Neben der Stärkung des Binnen­markts ist, glaube ich, auch die Diversifizierung der Rohstoff- und Energieliefe­ranten immens wichtig. Das sind zwei langfristige, aber sehr maßgeblich und konstant zu drehende Schrauben.

Ja, die Politik hat die Aufgabe, an Schrauben zu drehen, um externe Schocks wie Lieferkettenprobleme oder Energieengpässe abzufedern, denn Stabilität des Umfelds ist eine Qualität an sich. Österreich ist trotz all der Krisen einer der wenigen Mitgliedstaaten mit einer hohen Industriequote. Das ist eine gewaltige Leistung.

Lassen Sie es mich mit einem wöchentlichen Blick aus 1 000 Kilometern Entfernung sagen: Viele Kollegen von uns in Brüssel würden sich Ähnliches für


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ihre Länder wünschen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

11.46

11.46.39*****


Präsidentin Doris Bures: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, möchte ich Ihnen, Herr Abgeordneter Peter Weidinger, nachdem ich mir das Stenographische Protokoll habe kommen lassen und es in Ihrer Rede eine Namensverunglimpfung gegeben hat, einen Ordnungsruf erteilen, denn wir haben uns darauf verständigt, dass es bei Debatten im Nationalrat ein Mindestmaß an gegenseitigem Respekt geben muss.

Ich erteile Abgeordnetem Weidinger einen Ordnungsruf. (Zwischenrufe bei der ÖVP. Abg. Hörl: Was hat er denn gesagt?)

*****

Herrn Abgeordneten Klubobmann Philip Kucher erteile ich nun das Wort. – Bitte.


11.47.26

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Der Herr Bundeskanzler hat sich heute Vormittag hierhergestellt und hat wortreich erklärt, was für ein genialer Kanzler er ist, wie toll diese Bundesregierung Österreich durch die Teue­rungskrise gebracht hat.

Er ist dann leicht philosophisch geworden und hat gesagt, man soll nicht so pessimistisch sein, das Glas ist in Wahrheit nicht halb leer, sondern halb voll. Was wir jetzt definitiv wissen: dass die Regierungsbank weder halb leer noch halb voll ist, sondern dass sich die Bundesregierung in Wahrheit weiterhin verabschiedet hat. (Beifall bei der SPÖ. Zwischenruf des Abg. Eßl.)

In einer zentralen Frage – Hunderttausende Menschen wissen tagtäglich nicht mehr, wie sie sich den Einkauf leisten sollen, machen sich Sorgen, wie sie


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das Heizen im Winter finanzieren sollen, machen sich tagtäglich vor dem Schlafen­gehen Sorgen, wie es vielleicht mit dem Haus, das sich die Jungfamilie gekauft hat, weitergeht, weil sie sich die Kreditzinsen nicht leisten können – ist die Bundesregierung in Wahrheit noch in der Sommerpause. (Zwischenruf des Abg. Schmuckenschlager.)

Ich möchte ganz deutlich sagen, warum wir heute einen Misstrauensantrag einbrin­gen werden: Wir haben vor der Sommerpause, nachdem zwei Jahre lang alle Warnungen negiert worden sind, gesagt, dass es nicht sein kann, dass sich die Regierung in die Sommerpause verabschiedet, nichts im Kampf gegen die Teuerung unternimmt, denn die Teuerung geht auch nicht auf Urlaub. Wir haben vor ein paar Wochen zu einer Sondersitzung eingeladen und ganz konkrete Maßnahmen vorgelegt: Mietpreisbremse, Zinsdeckelung, dass wir endlich die Lebensmittelpreise in Österreich in den Griff kriegen. – Nichts davon ist umgesetzt worden.

Heute werden Menschen zusehen, wenn wir uns zu einer Nationalratssitzung treffen, in der es keinen einzigen Gesetzesantrag gibt, durch den Preise in diesem Land nachhaltig gesenkt werden. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Keine einzige Initiative wird heute hier diskutiert und beschlossen, um das Leben der Menschen in Österreich ein bisschen besser zu machen. (Beifall bei der SPÖ. Abg. Taschner: Das stimmt nicht!)

Ich halte dieses Hickhack quer durch alle Parteien nicht mehr aus. Die Grünen reden eh nur nach, erzählen sozusagen weiterhin, wie toll die ÖVP ist. Karl Nehammer hat den Kontakt zu den Menschen völlig verloren. (Abg. Steinacker: ... bitte, ...!) Er ist wirklich davon überzeugt, dass das Land mit der höchsten Inflationsrate in ganz Westeuropa – mit der höchsten Inflationsrate in ganz Westeuropa! – toll durch die Krise gebracht worden ist.

Die Freiheitlichen interessiert in Wirklichkeit, wie so oft, das Thema gar nicht. Jetzt ist Herbert Kickl offenbar auf Mittagspause, vielleicht auch schon mit Karl Nehammer. Es wäre spannend, ob die beiden sozusagen schon in informellen Verhandlungen sind. (Abg. Wurm: Mit dem Babler!) Kein einziger Vorschlag, wie


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wir das Leben der Menschen besser machen können, ist heute von der FPÖ gekommen. (Beifall bei der SPÖ.) Wo sind denn die Vorschläge?

Leistbare Mieten, Kreditzinsen in Österreich - es wäre so viel zu tun. Es gibt Milliarden Euro Übergewinne bei den Banken, bei den Energiekonzernen (Abg. Hörl: Da stimmt ihr dagegen!), und in Wahrheit schauen alle hier zu (Abg. Obernosterer: Ihr stimmt dagegen!), obwohl ganz konkrete Vorschläge auf dem Tisch liegen. (Abg. Hörl: Der Krainer hat dagegengestimmt! Red nicht so viel!)

Ich möchte nur ein konkretes Beispiel bringen. Herr Kollege Hörl, weil Sie so groß reden, wie toll die ÖVP ist (Abg. Hörl: Der Krainer hat dagegengestimmt!): Ich sage Ihnen jetzt einmal etwas – hören Sie einmal zu! – (vorlesend): „Alle Wirtschaftsdaten weisen eindeutig in eine Richtung – leider in die falsche.“ (Abg. Schmuckenschlager: Das musst du vorlesen?) „Dennoch bleibt die Regierung im Superlativ und versichert treuherzig, dass Österreich am supertollsten von allen Staaten durch die Krisen gekommen sei. Wahr ist – leider – das Gegenteil: Österreich sandelt ab.“

Ist das ein Zitat von einem Oppositionspolitiker? Ist das ein selbstkritisches Zitat der Regierung? – Das glaube ich nicht. Das ist ein Zitat und eine Bestands­aufnahme einer der anerkanntesten Journalistinnen dieses Landes. (Abg. Schmuckenschlager: Von wem? – Abg. Taschner: Wer? – Abg. Steinacker: Wer hat das geschrieben?)

Österreich ist in einer dramatischen Situation. Es drohen Firmenpleiten, die Arbeitslosigkeit steigt, weil die Bundesregierung seit zwei Jahren nichts getan hat. (Abg. Steinacker: Geh bitte! Das stimmt ja nicht! Ich gebe dir unsere Broschüre! Da kannst du es nachlesen!)

Die Europastunde heute hat die Gelegenheit geboten: Wenn ihr schon der Sozialdemokratie zwei Jahre lang nicht glauben wolltet und Österreich in dieser schwierigen Situation ist, hättet ihr doch Anleihe bei Staaten nehmen können, die es besser gemacht haben. (Abg. Schmuckenschlager: Wer ist die Sozialdemo­kratie?) Das ist deswegen nicht schwer, weil alle westeuropäischen Staaten eine


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niedrigere Inflationsrate als Österreich haben, weil die anderen Staaten in den Markt eingegriffen haben, wenn es Marktversagen gegeben hat. (Abg. Hörl: Ihr wollt es - -!)

Heute hätten wir die Gelegenheit, konkret Maßnahmen zu setzen, und die Bundesregierung ist nicht einmal anwesend. Wenn dann Kollege Leichtfried heute Beispiele von Menschen bringt, die sich genieren, weil sie sich die Heizung nicht mehr leisten können, und verzweifelt sind, dann ist das in Wahrheit der ÖVP egal.

So weit sind wir gekommen: keine Maßnahmen setzen, die Menschen im Stich lassen und dann hier erklären, wie stark Österreich ist und wie toll Österreich durch die Krise gekommen ist, obwohl die Fakten genau das Gegenteil erzählen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Taschner: Sie haben die Diskussion nicht verfolgt!)

11.51


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dagmar Belakowitsch. – Bitte.


11.52.00

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Fernsehgeräten oder auch hier herinnen! Es ist eine Europastunde der SPÖ zum Thema Teuerung, und ich bin die Letzte, die nicht sagt, wir müssen ganz viel gegen diese Teuerung tun, über die Teuerung diskutieren. Es hat jetzt aber auch der Vorredner, der Klubobmann der Sozialdemokraten, überhaupt keine europäische Komponente hier hereingebracht. Also man hätte das auch anders gestalten können. Ich glaube, es gibt viele europapolitische Themen. Das haben Sie so nicht genützt, aber sei’s drum. (Abg. Kucher: Sie sind eine große Europäerin scheinbar! Das ist mir neu! Das ist mir neu!) Reden wir weiter über diese Teuerung!


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Österreich – und es wurde nicht nur heute vielfach gesagt, sondern Sie spüren es auch alle jeden Tag beim Einkauf – hat eine enorme Inflationsrate. Im August lag sie bei 7,4 Prozent.

Wir dürfen alle nicht vergessen: Wir sind im zweiten Jahr mit Rekordinflation. Also auf die Inflation vom letzten August von 11 Prozent wurden noch einmal 7,4 Prozent draufgesetzt, also die Inflation ist in den letzten beiden Jahren enorm gewesen, und ja, natürlich gibt es Teile, Komponenten, die vielleicht international sind, aber sehr, sehr viel ist hausgemacht, sehr, sehr viel ist national verursacht: die ganze Coronapolitik mit diesen enormen Förderungen, die dann dazu geführt hat, dass man bereits im Jahr 2021 erkannt hat: Es kommt zu Lieferengpässen, es kommt zu massiven Preissteigerungen, gerade im Bereich der Energie, der Treibstoffe.

Die Bundesregierung hat diese Inflation entweder nicht erkannt oder sie hat sie laufen lassen, sie hat sie ignoriert. Es ist ja auch nicht von ungefähr, dass eine Abgeordnete der ÖVP im Dezember 2022 hier herinnen gesagt hat, die Teuerung werde den Menschen nur von der Opposition eingeredet. Also offensichtlich ist es tatsächlich so, dass diese Bundesregierung diese Inflation nicht gespürt hat, weil sie genug verdient hat, weil sie nicht draußen bei den Menschen ist und mit den Problemen der Bürger gar nicht konfrontiert wird, weil Sie Angst davor haben, mit ihnen zu reden. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Wahrheit ist halt, die Inflation ist enorm hoch. Der Herr Bundeskanzler hat sich heute ja bemüht, alles wieder schönzureden. Er hat gesagt, die Warenkörbe sind unterschiedlich. – Auch der österreichische Warenkorb ist beileibe nicht das, was er sein sollte. Dort wird Wohnen ganz, ganz gering gewichtet. Würde der Stellenwert von Wohnen und den Wohnpreisen aufgedoppelt werden, dann wäre die Inflation in Österreich weit höher, weil das Wohnen in den letzten Jahren zu einer ganz, ganz enormen Belastung geworden ist.

Das Zweite, was der Herr Bundeskanzler uns dann erklärt hat, ist: Die Kaufkraft in Österreich ist so hoch. – Na ja, die Kaufkraft ist relativ hoch verglichen mit der


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in anderen Ländern, aber es gibt auch Länder, die eine höhere Kaufkraft haben, beispielsweise die Schweiz – na gut, da kann man sagen, ja, das ist eben die Schweiz –, interessanterweise aber auch das EU-Mitgliedsland Dänemark und die Nicht-EU-Mitgliedsländer Norwegen und – man höre und staune! – Groß­britannien haben eine höhere Kaufkraft als Österreich.

Was haben die meisten dieser Länder, die vor uns liegen, gemeinsam? – Sie haben keinen Euro. Das, meine Damen und Herren, hat der Herr Bundeskanzler nicht dazugesagt: dass natürlich diese Geldpolitik der EU da auch mitge­schwungen ist.

Gehen wir weiter: Was hat die Bundesregierung dann getan? – Wir haben es heute schon gehört: Sie hat so viel gemacht.

Wissen Sie, meine Damen und Herren: Am 14. September 2021 – das ist jetzt mehr als zwei Jahre her – haben wir Freiheitliche den ersten Antrag gestellt, dass es im Bereich der Energie eine Regelung geben muss, dass es Preiseingriffe geben muss. Das ist bis heute nicht passiert.

Es nützt nichts, meine Damen und Herren, wenn sich die Bundesregierung auf die Schultern klopft und sagt: Die Übergewinnsteuer haben wir ja eingeführt! – Die Übergewinnsteuer nützt ja niemandem von den Konsumenten, der Strom bleibt trotzdem genauso teuer, Frau Staatssekretärin. Danke noch einmal an den Herrn Bundeskanzler, dass er sich heute 20 Minuten für dieses Parlament Zeit genommen hat, aber da muss man eingreifen, und Markteingriffe, meine Damen und Herren, gibt es auch in anderen Ländern, vor allem auch in der Schweiz. 30 Prozent aller Preise in der Schweiz sind gebunden. Da wird eingegriffen – und das hat der Schweiz bisher wirtschaftlich überhaupt nicht geschadet –, vor allem im Energiebereich und im Lebensmittelbereich. Warum diese öster­reichische Bundesregierung es nicht schafft, sich an den Besten ein Beispiel zu nehmen, sondern sich weiterhin darauf versteift, Almosen zu verteilen, das versteht kein Mensch. (Beifall bei der FPÖ.)


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Meine Damen und Herren von der Österreichischen Volkspartei und den Grünen, gehen Sie endlich einmal in sich! Schauen Sie doch, wie andere Länder das schaffen, nämlich jene, die eine geringe Inflation und auch eine hohe Kaufkraft haben! Dort gibt es diese Markteingriffe. So falsch können diese Forderungen nicht sein, und daher fordere ich Sie noch einmal auf: Es braucht einen Preisdeckel auf Energie, es braucht einen Preisdeckel auf Grundnah­rungsmittel. Und: Weg mit dieser CO2-Steuer! Weg mit dieser ganzen Green-Geschichte. Die ist ja eine der Hauptursachen für diese massiven Teuerungen. (Beifall bei der FPÖ.)

11.57


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Nina Tomaselli zu Wort. – Bitte.


11.57.28

Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich habe jetzt die Ehre, diese Aktuelle Europastunde abzuschließen. Das Thema dieser Europastunde war ja der Vergleich von Österreich mit anderen europäischen Staaten, wenn es um den Kampf gegen die Teuerung geht.

Vorneweg möchte ich feststellen: Hat die österreichische Bundesregierung alles richtig gemacht? – Keineswegs. Muss sich die österreichische Bundesregierung aufgrund ihrer Antiteuerungspolitik verstecken? – Mit Sicherheit auch nicht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Vergleiche sind wichtig, um sich selber zu verorten. Wenn man einmal über den Tellerrand schaut, dann kann man sich sicher auch etwas Gutes bei den anderen abschauen. Es gibt aber halt auch Vergleiche, die hinken.

Was mich sehr verwundert: Ich habe vor zehn Tagen, wie sicher viele von Ihnen, die Sendung „Hohes Haus“ gesehen. Da ist ja unter anderem Klubobmann Philip


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Kucher zu Gast gewesen, und da hat es mich ganz kurz gerissen, denn normalerweise kennt man das ja von den NEOS oder insbesondere von Kollegen Loacker, der meint, die Schweiz ist das gelobte Land. Jetzt steigt aber auch die Sozialdemokratie in diesen Kanon ein, und tatsächlich haben Sie, Herr Klubobmann, gesagt, dass die Schweiz ein Vorbild in Sachen leistbares Leben und Wohnen sei.

Zur Schweiz: Es ist ja sehr oft so, dass das Gras am anderen Ufer grüner ist, zumindest so erscheint, als am eigenen Ufer. Lassen Sie sich aber von jemandem, der am einen Rheinufer wohnt, sagen, dass in der Schweiz nichts günstig und leistbar ist! Deshalb habe ich mir gedacht, ich bringe ein paar Beispiele mit, um einmal zu überprüfen, wie belastbar die Aussagen von Kollegen Kucher sind.

Ein kurzer Reminder: Der Franken ist ja mittlerweile teurer als der Euro.

So (einen Ausdruck mit einem Bild von Cocktailtomaten und der Aufschrift „3,98 / + 66 %“ in die Höhe haltend), da hätten wir zum Beispiel die Cocktailtomaten. Die sind von der M-Budget-Linie. Die kennen Sie sicher, die ist das Pendant zu S-Budget. „3,98“ kommt Ihnen sicher teuer vor. Das liegt daran: Wenn Sie bei uns zum Billa gehen würden, würden Sie 2,49 Euro zahlen. Das sind also 66 Prozent mehr.

Ich habe eben nachgeschaut, was das faschierte Rindfleisch (einen Ausdruck mit einem Bild einer Fleischtasse voll Faschiertem und der Aufschrift „22,- / + 56 %“ in die Höhe haltend) im Coop kostet. Es sind dort 22 Franken pro Kilo. (Abg. Loacker: ... kein Fleisch essen!) Beim Interspar kostet das konventionell hergestellte, nicht biologische Rindfleisch 14,64 Euro. In der Schweiz sind es um 56 Prozent mehr.

Schauen wir noch schnell, wie es um die Mobilität bestellt ist – nicht, dass man uns Grünen da etwas vorwirft –: Der Benzinpreis (einen Ausdruck mit einem Bild einer Tankuhr, die einen leeren Tank anzeigt, und der Aufschrift „2,02 / + 24%“ in die Höhe haltend) liegt in der Schweiz bei 2,02 Euro, in Österreich derzeit bei


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1,70 Euro. Das ist ein Unterschied von 24 Prozent. (Abg. Erasim: Und wie ist dort das Durchschnittseinkommen?) Ist vielleicht der öffentliche Verkehr günst­iger? Schauen wir das auch noch nach! (Abg. Belakowitsch: ... in der Schweiz?! – Abg. Erasim: Wie ist in der Schweiz das Durchschnittseinkommen?) – Nein (einen Ausdruck mit einem Bild eines Klimatickets im Scheckkartenformat und der Aufschrift „3.850,- / + 266 %“ in die Höhe haltend), das Klimaticket kostet bei uns leistbare 1 095 Euro, das Generalabonnement – das ist das Pendant in der Schweiz – kommt auf 3 850 Euro, also fast das Vierfache. (Beifall bei den Grünen.)

Nun könnten Sie sagen: Na, Sie haben ja Wohnen und Mieten ausgenommen (einen Ausdruck mit einem Bild eines zweistöckigen Hauses und eines Schlüssels und der Aufschrift „26,90 / + 207 %“ in die Höhe haltend). Auch das habe ich für Sie nachgeschaut. Wenn Sie in Zürich mieten wollen, können Sie das – in einem bestehenden Vertrag, nicht in der Neuvermietung – um günstige 26,90 Franken. Das ist fast das Dreifache des Durchschnittsmietpreises in Wien. (Abg. Erasim: Ja, dank toller, großartiger sozialdemokratischer Wohnungspolitik!)

So, und was kann man da meiner Meinung nach feststellen? Ist das Ahnungslosigkeit? – Nein, das glaube ich nicht. (Abg. Erasim: Unglaublich!) Es ist eben das Ergebnis davon, dass Fakten Überschriften weichen müssen, damit billige Punkte gemacht werden können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.) Das Schlimme daran ist: Es führt zwangsläufig dazu, dass Sie Versprechen machen, die Sie nicht halten können, und dass es dabei vor allem einen Gewinner gibt – das ist die extreme Rechte. (Zwischenruf des Abg. Wurm. – Heiterkeit der Abgeordneten Wurm und Belakowitsch.) Wenn ihr so weitermacht, dann bereitet ihr den Boden für den wütenden Mann (geradeaus Richtung FPÖ weisend), der normalerweise da vorne sitzt. Er wird bei den Wahlen ernten, was ihr sät. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Erasim: Was ihr sät!)

Dazu passt leider auch – und das möchte ich bei der Aktuellen Europastunde schon gesagt haben – die zweifelhafte Haltung eures Parteichefs zur Europäischen Union. Wir haben die Worte alle noch im Kopf: „das aggressivste


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außenpolitische militärische Bündnis, das es je gegeben hat“. Wenn ich das so sagen darf: Dies ist das gedankenloseste, unsinnigste und zugleich peinlichste innenpolitische Statement des Jahres. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff.) Ja, wir haben eure Beteuerung gehört, ihr habt das alles nicht so gemeint. Ich kann es nur leider nicht glauben. (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.) Das liegt auch daran, dass Sie diese heutige Europastunde und somit auch die Chance kapern, dass wir hier im Hohen Haus darüber reden können, wie wir Europa ökologischer, solidarischer - -


Präsidentin Doris Bures: Sie müssen nun den Schlusssatz formulieren, bitte. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)


Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (fortsetzend): - - und moderner gestalten. Warum? – Weil Ihnen innenpolitische Spielchen wichtiger sind. Der wütende Mann da vorne (geradeaus Richtung FPÖ weisend) wird es euch danken. Denkt einmal darüber nach! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Wurm und Belakowitsch. – Abg. Erasim: Das war die peinlichste Rede, die ich je gehört habe! ...! Redets ihr nie mit Leuten? Seids ihr nie in der Bevölkerung unterwegs? Gehts ihr nicht einkaufen?)

12.03


Präsidentin Doris Bures: Es ist nun dazu niemand mehr zu Wort gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

12.03.13Einlauf und Zuweisungen


Präsidentin Doris Bures: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegen­stände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäfts­ordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:


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A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 16013/J bis 16145/J

Schriftliche Anfragen an den Präsidenten des Nationalrates:

79/JPR und 80/JPR

2. Anfragebeantwortungen: 14952/AB bis 15315/AB

Korrektur der Beilage: Zu 6766/AB

Berichtigung der Anfragebeantwortung: Zu 15212/AB

korrigierte Fassung der Anfragebeantwortung: Zu 15244/AB

3. Regierungsvorlage:

Bundesgesetz zur Unterstützung von Rettungs- und Zivilschutzorganisationen (Rettungs- und Zivilschutzorganisationen-Unterstützungsgesetz) (2177 d.B.)

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Monatserfolg Juli 2023 gemäß § 3 Abs. 2 Kommunalinvestitionsgesetz 2023, § 3 Abs. 4 COVID-19 Fondsgesetz und § 3b Abs. 4 ABBAG-Gesetz, vorgelegt vom Bundesminister für Finanzen (Vorlage 136 BA)

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:


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Finanzausschuss:

Protokoll zur Änderung des Abkommens vom 24. August 2000 zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland zur Vermeidung der Doppel­besteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen in der durch das Protokoll vom 29. Dezember 2010 geänderten Fassung (2180 d.B.)

Zweites Protokoll zu dem am 21. September 2006 in Wien unterzeichneten Abkommen zwischen der Republik Österreich und Neuseeland auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (2188 d.B.)

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes betreffend Bundesbeschaffung GmbH und ausgewählte Beschaffungen – Reihe BUND 2023/22 (III-1007 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Eisenbahnkreuzungen – Reihe BUND 2023/23 (III­1013 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Schulbetrieb während der COVID-19-Pandemie – Reihe BUND 2023/24 (III-1016 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Gesellschafterzuschüsse an die Österreichische Mensen-Betriebsgesellschaft m.b.H. – Reihe BUND 2023/25 (III-1017 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Ausschuss für Arbeit und Soziales:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis August 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-1018 d.B.)


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Bericht des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft über die Tätigkeit der Arbeitsinspektion in den Jahren 2021 und 2022 (III-1023 d.B.)

Justizausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2023, vorgelegt von der Bundesministerin für Justiz (III­1020 d.B.)

Bericht der Bundesministerin für Justiz betreffend den Gesamtbericht über den Einsatz besonderer Ermittlungsmaßnahmen im Jahr 2022 (III-1024 d.B.)

Ausschuss für Konsumentenschutz:

Bericht gemäß § 1 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Finanzierung des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) im Jahr 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (III-1012 d.B.)

Kulturausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für August 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-1014 d.B.)

Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft:

Wildschadensbericht 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (III-1011 d.B.)

Grüner Bericht 2023 der Bundesregierung (III-1019 d.B.)

Bericht des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft über die Aktivitäten der AMA-Marketing GesmbH (Geschäftsjahr 2022) aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 8. Juli 2014, 29/E XXV. GP (III-1021 d.B.)


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Sportausschuss:

Jahresbericht 2022 der NADA Austria GmbH, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-1015 d.B.)

Wissenschaftsausschuss:

Tätigkeitsbericht 2022/23 der Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft, vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung (III-1025 d.B.)

Tätigkeitsbericht 2022 der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria, vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung (III-1026 d.B.)

C. Unterrichtung gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG:

Aufnahme der Verhandlungen über ein Protokoll zur Änderung des Abkommens zwischen der Republik Österreich und dem Fürstentum Liechtenstein zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Verhinderung der Steuerverkürzung und –umgehung

*****

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung 14306/AB


Präsidentin Doris Bures: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich mit, dass das gemäß § 92 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vorliegt, eine kurze Debatte über die Beantwortung 14306/AB der Anfrage 14743/J der Abgeord­neten Mag. Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kinderporno-Fall Florian Teichtmeister II“ durch die Frau Bundesministerin für Justiz abzuhalten.

Diese kurze Debatte findet gemäß § 57a Abs. 4 der Geschäftsordnung um 15 Uhr statt. (Abg. Tomaselli: Oje, oje!)


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Fristsetzungsanträge


Präsidentin Doris Bures: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich mit, dass Frau Abgeordnete Tanzler beantragt hat, dem Unterrichtsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 3155/A(E) betreffend „Kinderschutz an Schulen und elementarpädagogischen Einrichtungen“ eine Frist bis 4. Oktober 2023 zu setzen.

Über den gegenständlichen Antrag wird gemäß der Geschäftsordnung nach Beendigung der Verhandlungen in dieser Sitzung abgestimmt werden.

Weiters teile ich mit, dass Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek beantragt hat, dem Kulturausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 3148/A(E) betreffend „besserer Kinderschutz in Kultureinrichtungen“ eine Frist bis 4. Oktober 2023 zu setzen.

Diese Abstimmung wird ebenfalls nach Beendigung der Verhandlungen stattfinden.

Ich teile des Weiteren mit, dass Frau Abgeordnete Yildirim beantragt hat, dem Ausschuss für innere Angelegenheiten zur Berichterstattung über den Antrag 284/A(E) betreffend „Ausbau opferschutzorientierter Täterarbeit zur Verhinderung von Gewalt an Frauen und Kindern sowie häuslicher Gewalt“ eine Frist bis 4. Oktober 2023 zu setzen.

Auch dieser Antrag wird nach Beendigung der Verhandlungen zur Abstimmung gebracht.

Ich teile weiters mit, dass die Abgeordneten Margreiter, Kolleginnen und Kollegen beantragt haben, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 361/A(E) betreffend „Unabhängiger Bundesstaatsanwalt“ eine Frist bis 1. November zu setzen.

Auch das wird nach Beendigung unserer Beratungen zur Abstimmung gebracht.


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Weiters teile ich mit, dass Abgeordneter Dr. Scherak beantragt hat, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 453/A betreffend „ein Bundes(verfassungs)gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert und ein Bundesgesetz über den Zugang zu Informationen (Informa­tions­­freiheitsgesetz – IFG) erlassen wird“ eine Frist bis 1. November 2023 zu setzen.

Die Abstimmung wird nach Beendigung der Verhandlungen erfolgen.

Absehen von der 24-stündigen Aufliegefrist


Präsidentin Doris Bures: Um den Punkt 26 unserer heutigen Tagesordnung in Verhandlung nehmen zu können, ist es gemäß § 44 Abs. 2 der Geschäftsordnung erforderlich, von der 24-stündigen Frist für das Aufliegen des Ausschussberichtes abzusehen.

Dabei handelt es sich um den Bericht des Hauptausschusses betreffend die Erstattung eines Vorschlages für die Wahl eines Mitgliedes der unabhängigen Kontrollkommission Verfassungsschutz gemäß § 17a Abs. 5 Staatsschutz- und Nachrichtendienst-Gesetz (2195 der Beilagen).

Ich bitte jene Damen und Herren, die der Abstandnahme von der Aufliegefrist ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Behandlung der Tagesordnung


Präsidentin Doris Bures: Es wird vorgeschlagen, die Debatten über die Punkte 2 bis 8, 9 und 10, 12 und 13, 17 und 18 sowie 19 bis 22 der Tagesordnung jeweils zusammenzufassen.

Ich frage, ob es dagegen einen Einwand gibt. – Das ist nicht der Fall.


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Redezeitbeschränkung


Präsidentin Doris Bures: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde eine Tagesblockzeit von 9,5 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: ÖVP 185, SPÖ 128, FPÖ 105, Grüne 95 sowie NEOS 76 Minuten.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für die gesamte Tagesordnung von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, je 38 Minuten. Darüber hinaus wird deren Redezeit auf 5 Minuten je Debatte beschränkt.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die soeben dargelegte Redezeit­vereinbarung.

Bitte um Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.

12.08.161. Punkt

Wahl einer Schriftführerin/eines Schriftführers


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zum 1. Punkt der Tagesordnung.

Aufgrund der Verzichtserklärung von Frau Cornelia Ecker ist die Wahl einer Schriftführung vorzunehmen.

Der Vorschlag des SPÖ-Klubs für die zu wählende Schriftführerin lautet auf Frau Abgeordnete Katharina Kucharowits.

Da nur ein Wahlvorschlag vorliegt, werde ich im Sinne des § 87 Abs. 7 in Verbindung mit § 66 Abs. 1 der Geschäftsordnung hierüber nicht mittels Stimm­zettel, sondern durch Aufstehen und Sitzenbleiben abstimmen lassen.


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Erhebt sich gegen diese Vorgangsweise ein Einwand? – Das scheint nicht der Fall zu sein, daher gehe ich auch so vor.

Wir kommen zur Wahl der Abgeordneten Katharina Kucharowits zur Schriftführerin.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem zustimmen, um ein Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen.)

Dies geschah nicht per Akklamation, sondern durch Ihr Aufstehen, und ich frage die Frau Abgeordnete, ob sie die Wahl annimmt.

*****

(Abg. Katharina Kucharowits nimmt die Wahl an.)

*****

Gut, somit ist dieser Tagesordnungspunkt positiv erledigt.

12.09.362. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Österreichische Bundesfinanzierungsagentur: Risikomanagement und Finanzierung von Rechtsträgern und Ländern – Reihe BUND 2022/20 (III-674/2110 d.B.)

3. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Umstellung von der Bürgerkarte/Handysignatur auf den elektro­nischen Identitätsnachweis (E-ID) – Reihe BUND 2023/7 (III-894/2113 d.B.)


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4. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Wohnbauförderungs-Zweckzuschuss 2015 bis 2018 – Reihe BUND 2020/19 (III-134/2114 d.B.)

5. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Kommunale Investitionsprogramme 2017 und 2020 – Reihe BUND 2022/34 (III-796/2115 d.B.)

6. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Reformprojekte im Rahmen des Finanzausgleichs – Reihe BUND 2021/17 (III-301/2116 d.B.)

7. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Funktion und Aufgaben der Sozialhilfeverbände in der Steiermark – Schwerpunkt Sozialhilfeverband Murtal – Reihe BUND 2022/14 (III-627/2117 d.B.)

8. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Investitionen der Länder Oberösterreich und Steiermark – Reihe BUND 2023/10 (III-917/2118 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zu den Punkten 2 bis 8 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.


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Ich begrüße sehr herzlich die Präsidentin des Rechnungshofes im Hohen Haus und erteile Herrn Abgeordneten Johann Singer als Erstredner das Wort. – Bitte.


12.10.13

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Dass Diskussionen über Rechnungshofberichte am Beginn einer Tagesordnung stehen, ist eher ungewöhnlich. Heute ist es wieder einmal so weit, wir diskutieren insgesamt neun Berichte. Der erste betrifft die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur mit den Schwerpunkten Risikomanagement und Finanzierung von Rechtsträgern und Ländern.

Was ist eigentlich die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur? – Sie hat die Aufgabe, die Finanzschulden des Bundes aufzunehmen, sozusagen das gesamte Schuldenmanagement der Republik Österreich durchzuführen. Was zählt dazu? – Das ist die Emission von Anleihen der Republik, das sind die Käufe und Verkäufe von Wertpapieren, das ist die Emission von Bundes­schatz­scheinen und vieles mehr.

Wie gesagt, Ziel der Überprüfung durch den Rechnungshof war es, das Risikomanagement zu beurteilen. Der überprüfte Zeitraum umfasste die Jahre 2016 bis 2020 und das erste Halbjahr 2021, um auch die Veränderungen durch die Covid-Krise entsprechend mitberücksichtigen zu können.

Positiv bewertet wurde vom Rechnungshof die langfristige Absicherung gegen einen Anstieg der Zinsen sowie die Tatsache, dass das Kreditrisiko im Hinblick auf die Auswirkung der Covid-19-Pandemie für den Bund begrenzt wurde.

Im Vergleich zu anderen Staaten der Eurozone hat das Finanzschuldportfolio des Bundes eine der längsten Restlaufzeiten, aktuell sind es 11,7 Jahre. Eine weitere Absicherung gegen den Anstieg der Zinsen erfolgt über einen hohen


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Fixzinsanteil. Ende 2022 waren das 91,4 Prozent. 91,4 Prozent der Schulden wurden also über einen Fixzins sozusagen finanziert.

Aus diesen Gründen stieg die Effektivverzinsung im zehnjährigen Bereich der Bundesanleihen wesentlich geringer an als die allgemeine Zinsentwicklung. Angesichts der steigenden Zinsen hat die Bundesfinanzierungsagentur da sehr weitsichtig gehandelt.

Insgesamt hat der Rechnungshof 40 Empfehlungen ausgesprochen, die inzwis­chen fast alle umgesetzt wurden. Themen waren zum Beispiel die Aktualisierung der Marktrisikorichtlinien, die Konzeption der Stresstests, die Unabhängigkeit des Geldwäschebeauftragten und die eindeutige Festlegung von Leitlinien für die Rechtsträgerfinanzierungen durch das Finanzministerium.

Sehr geehrte Damen und Herren, noch ein Wort zur Finanzierung von Rechts­trägern und Ländern: Fast alle Bundesländer nutzten die Möglichkeit der Schuldaufnahme durch die Bundesfinanzierungsagentur. Durch die Eins-zu-eins-Weitergabe der Bundeskonditionen belief sich der Vorteil der Bundesländer im Überprüfungszeitraum auf über 2 Milliarden Euro.

Zusammenfassend kann festgehalten werden: Die Anregungen des Rech­nungs­hofes wurden aufgenommen und umgesetzt, und die Bundesfinanzie­rungsagentur hat sich gegen den Anstieg der Zinsen entsprechend abgesichert. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schwarz.)

12.14


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Michael Seemayer zu Wort. – Bitte.


12.14.26

Abgeordneter Michael Seemayer (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Kolleginnen und Kollegen! Auch ich darf ganz kurz auf den Bericht des Rechnungshofes betreffend die Österreichische Bundesfinanzie­rungs­agentur eingehen. Kollege Singer hat schon einiges vorweggenommen, hat


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auch erwähnt, dass der Berichtszeitraum bis ins Jahr 2021 reicht, als man die Wirkung der Coronamaßnahmen schon gespürt hat. Das ist im Bericht ganz gut aufgezeigt.

Die Bundesfinanzierungsagentur handelt im Auftrag des Finanzministeriums und ist für das gesamte Schuldenmanagement Österreichs zuständig. Das ist keine unwesentliche Aufgabe. Daher gebührt dem Rechnungshof ein Dankeschön für den ausführlichen Bericht und für die zahlreichen Empfehlungen an die Bundesfinanzierungsagentur.

Im Bericht sind einige verbesserungswürdige Dinge aufgezeigt worden. Unter anderem sind Mängel bei der internen und externen Kontrolle aufgezeigt worden. Es gab Vorschläge zur Verbesserung der Handhabung von Compliance­verstößen.

Allein die Tatsache, dass die Meldung von Complianceverstößen oder möglichen Complianceverstößen nicht über ein anonymisiertes digitales Tool erfolgt, sondern über einen Meldebriefkasten – analog, mit Zetteln, in den Räumen der Bundesfinanzierungsagentur –, lässt natürlich vermuten, dass in einigen Bereichen genauer und gewissenhafter gearbeitet werden könnte.

Auch das Fehlen eines Regelwerkes für die notwendigen Stresstests lässt diesen Schluss zu. Zum Beispiel gibt es keine Prozessbeschreibung, wie so ein Stresstest ablaufen soll, beziehungsweise kein Handbuch, in dem beschrieben ist, wie so etwas vom Verlauf her sein soll. Inzwischen sind aber, wie Kollege Singer erwähnt hat, viele Empfehlungen schon umgesetzt worden, was aus unserer Sicht auch dringend notwendig war.

Natürlich ist es in diesem Ausschuss auch um die aktuelle Zinsentwicklung gegangen. Die Zinsen sind ja seit dem Ende der Niedrigzinsphase sprunghaft gestiegen. Circa 3 Prozent waren es zum Zeitpunkt der Ausschusssitzung, wobei die Tendenz weiterhin steigend ist, wie wir alle gemerkt haben. Dass das auf die


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künftigen Geschäfte der Bundesfinanzierungsagentur Auswirkungen hat, ist, glaube ich, jedem klar.

Es hat aber auch Auswirkungen auf die vielen Menschen in Österreich, die etwas finanzieren müssen. Während steigende Zinsen sofort an Kreditnehmer weitergegeben werden, bewegt sich bei den Sparzinsen so gut wie gar nichts. Das führt zu enormen Gewinnen bei den Banken auf Kosten der Menschen in Österreich, und, auch wenn das keine Empfehlung des Rechnungshofes ist, da ist dringender Handlungsbedarf gegeben.

Das Bankenpaket, das vor Kurzem angekündigt worden ist, bewegt da nämlich gar nichts. Es ist nichts anderes als ein Kniefall vor dem Kapital und bezeugt eigentlich nur ein weiteres Versagen dieser Bundesregierung. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

12.17


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Lausch. – Bitte.


12.17.35

Abgeordneter Christian Lausch (FPÖ): Frau Nationalratspräsidentin! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Geschätzte Damen und Herren zu Hause und im Saal! Ich bin im Gegensatz zu Kollegen Singer sehr froh darüber, dass die Rechnungshofberichte einmal ganz oben auf der Tagesordnung stehen. So wird deutlich, dass die Bundesregierung nicht nur von uns beziehungsweise von der Opposition kritisiert wird, sondern, wie man anhand der Rechnungshof­berichte sieht, dass auch der Rechnungshof an der Arbeit dieser Bundesregie­rung sehr viel Kritik übt.

In diesem Sinne herzlichen Dank, Frau Präsidentin, an Ihren Mitarbeiterstab, an die vielen, vielen Mitarbeiter im Rechnungshof für diese gute, perfekte Arbeit!

Es sind sehr viele Berichte, über die wir jetzt diskutieren, und man erkennt daran, dass die Kritik des Rechnungshofes mehr wird, dass die Empfehlungen


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mehr werden, dass Zukäufe immer mehr Steuergeld verschlingen und, und, und.

Ich bringe Ihnen ein Beispiel: Bericht des Rechnungshofes betreffend Umstel­lung von der Bürgerkarte/Handysignatur auf den elektronischen Identitätsnachweis. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie diese Bundesregierung, beziehungsweise muss man fast sagen, dieser Teil der Bundesregierung, nämlich die ÖVP, arbeitet. Bei dieser Umsetzung waren nämlich durchwegs schwarz geführte Ministerien in Verantwortung: Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Bundesministerium für Inneres und am Schluss dann das Finanzministerium. Und man weiß ja, wer diese Ministerien führt: die ÖVP.

Die ÖVP kann es aber nicht. Das erkennt man einmal mehr, wenn man sieht, was da an Zukäufen getätigt werden musste. Es mussten nicht nur sämtliche Leistungen für die Produktentwicklung extern zugekauft werden, sondern auch für die Erarbeitung von Konzepten und für Aufgaben des Projektmanagements musste externes Personal bezahlt werden. Nicht einmal dazu waren diese ÖVP-geführten Ministerien imstande, sondern man hat dafür Millionen an Steuergeld ausgegeben!

Der Rechnungshof hat das natürlich zu Recht kritisiert, zu Recht angeschwärzt. Das sagt jetzt nicht die Opposition – wie sonst immer –, das sagt der Rechnungshof, der sich all das immer ganz genau anschaut und sehr, sehr gute Berichte abliefert.

Man muss einfach sagen, dass man bei dieser Umstellung – jetzt mit Blick auf den Projektzeitraum; Staatssekretär Tursky sagt, die ID Austria soll bis Ende 2023 in den Vollbetrieb übergehen – schwer säumig ist. Mit externen Zukäufen hat das Ganze den Steuerzahler sehr, sehr viel Steuergeld gekostet, aber es hat einfach nicht funktioniert – so ehrlich muss man sein. Da hat die ÖVP versagt, die ganze Bundesregierung versagt.


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Auch der Kollege von den Grünen hat, weil es ja drei zuständige ÖVP-Ministerien waren, im Ausschuss diese Zukäufe zu Recht kritisiert. Das ist ÖVP-Verantwortung, ÖVP-Versagen: Sie können es nicht. Sie machen es nicht! Offenbar ist der ÖVP, so wie sie das lebt, Steuergeld wurscht. Es wird darauf zugegriffen, es wird ausgegeben – egal! –, da macht man Zukäufe; Hauptsache, das Ministerium kann sich um etwas anderes kümmern, nur nicht darum. Man kauft das halt zu, damit die Sache halbwegs um die Kurve gebracht wird. – Das kostet Steuergeld, aber das Verprassen von Steuergeld war der ÖVP eigentlich immer schon wurscht.

Darum bin ich wirklich sehr, sehr froh, dass wir diese Berichte des Rechnungs­hofes, die durchwegs kritisch sind – mit Recht kritisch sind –, zur Mittagszeit und nicht, wie sonst immer, spät in der Nacht diskutieren. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

12.21


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter David Stögmüller. – Bitte.


12.21.52

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Präsidentin Kraker! Herzlich willkommen nach der Som­mer­pause bei uns zurück im Parlament! (Abg. Baumgartner: Wer hat eine Sommerpause ...?!) Es ist schön, dass Sie als höchstes Gremium – höchstes Prüfgremium – uns im Parlament wieder tolle Berichte zur Verfügung stellen. Es ist nicht üblich, dass wir diese hier als Erstes auf der Tagesordnung besprechen, aber umso wichtiger, denn die Wichtigkeit der Prüfungsberichte ist unübersehbar und sie sind einfach eine Stütze für unsere parlamentarische Arbeit. Ein gutes Beispiel dafür bekommen wir heute mit dem Bericht zu den Investitionen der Länder Ober­österreich und Steiermark. Ich als Oberösterreicher habe mir das natürlich ganz besonders angeschaut, weil


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insbesondere da Punkte erwähnt werden, die uns in Oberösterreich beschäftigen.

Bis einschließlich 2019 gab es in den Ländern das kamerale Rechnungswesen. Sie kennen das wahrscheinlich, gerade wenn Sie in einer Gemeinde arbeiten: eine Ausgaben- und Einnahmenrechnung. Spätestens ab 2020 mussten auch die Bundesländer auf das neue Haushaltsrecht mit dem sogenannten Dreikom­ponentensystem umstellen: Das sind zum einen der Ergebnishaushalt, zum anderen der Finanzierungshaushalt und der Vermögenshaushalt.

In letzter Minute stellte auch Oberösterreich auf dieses neue System um. Dies­bezüglich hat unserer Meinung nach der Rechnungshof auf zwei bemerkens­werte Trends aufmerksam gemacht: Einerseits gehen die Investitionen des Landes Oberösterreich seit 2011 stetig zurück. In diesen zehn Jahren sind sie fast um ein Viertel zurückgegangen; es ist nichts unabdingbar. Da kann man jetzt sagen: Gut, wenn Steuergeld gespart wird, Geld zurückgehalten wird, nicht so viel ausgegeben wird!, aber wir reden da von sehr wichtigen Ausgaben, das darf man nicht unbeachtet lassen. Dabei geht es um Ausgaben gerade im Kranken­hausbereich, im Fürsorgebereich. Das ist sehr, sehr wichtiges Geld.

Andererseits wird auch darauf hingewiesen, dass die Ausgaben des Landes Oberösterreich in nur einem einzigen Bereich langfristig gestiegen sind. Jetzt können Sie gerne raten, wo in den letzten Jahren der schwarz-blauen Landesregierung in Oberösterreich der Betrag für Investitionen gestiegen ist. Wo wird der gestiegen sein? Na, wo wohl? – Im Bereich Bau und Erhalt von Straßen. Dort ist in den letzten Jahrzehnten das meiste Geld investiert worden. Bei Bildung und Krankenpflege, bei systemrelevanten Zukunftsthemen, wurde gespart. Hauptsache, die Autos können ungestört weiterfahren, das war das Allerwichtigste. (Zwischenrufe der Abgeordneten Deimek und Hafenecker.)

Meine Damen und Herren, das ist ein klarer Fall, wo der Rechnungshof Mängel aufzeigt und Handlungsbedarf feststellt. Das kann einfach nicht so


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weitergehen, das kann nirgendwo so weitergehen. Wir brauchen den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, gerade in Oberösterreich. Wo ist endlich die Stadtbahn in Linz, wo ist sie? Wo bleibt der Ausbau von Park-and-ride-Anlagen, gerade am Land? Wo ist all das, was so notwendig ist, um die Stadt zu entlasten? – Nicht da. (Abg. Deimek: Da musst die Gewessler fragen, die hat das jahrelang blockiert! Frag Gewessler!)

Es braucht endlich Investitionen in das Radnetz von Oberösterreich. Die sind nicht da. Dafür gibt es Milliardeninvestitionen in den Westring in Linz, wo Millionen verbetoniert und vergraben werden. (Abg. Michael Hammer: Aber wichtig ist er schon!) Das Projekt Westring ist mit Mehrausgaben nur so überschüttet worden – jahrzehntelang stiegen die Kosten. Das ist es, was die schwarz-blaue Landesregierung dort macht. (Abg. Deimek: Der Straßenbau, der 20 Jahre warten musste, ist logischerweise ...! – Gegenruf des Abg. Schallmeiner.)

In Österreich ist es jetzt schon nicht unabdingbar, denn mit Ausnahme des kleinen Luxemburgs mit 14 Kilometern Straße pro 1 000 Einwohnern sind wir Europaspitzenreiter im Straßenbaubereich. Oberösterreich ist definitiv kein Sonderfall, da gibt es noch viele andere Bundesländer, die man dazurechnen kann.

Das Ergebnis des Berichtes reflektiert die Mobilitätspolitik einer schwarz-blauen Landesregierung, die im vergangenen Jahrzehnt auf der Strecke geblieben ist. Das ist eine Schwerpunktsetzung von gestern und nicht eine von heute, obwohl Letztere so notwendig wäre, um weiterzumachen. Wir dürfen also nicht irgendetwas totsparen, sondern sollten – sehr wichtig! – in jene Bereiche inves­tieren, wo es um nachhaltige Investitionen geht.

Einen positiven Punkt hat der Rechnungshof schon auch angemerkt: dass Oberösterreich wichtige Investitionen im Bereich des Klimaschutzes setzen konnte. Klimalandesrat Kaineder hat gemeinsam mit der Landesregierung eine Klimastrategie ausgearbeitet. (Abg. Michael Hammer: ... hat aber der LH auch


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ausgearbeitet!) Das sind tolle Projekte: Investitionen in Fotovoltaikanlagen wurden gefördert und sind im selben Zeitraum auch stark gestiegen – sehr gut –; genauso war es beim Umstieg von Ölheizungen auf klimaschonende Heizformen.

Das ist zukunftsweisende Politik, meine Damen und Herren! Wir müssen heute in unsere Zukunft investieren. Das heißt ganz klar: Stecken wir das Geld nicht in den Straßenbau, sondern in den Erhalt unseres Sozialsystems, in unsere Lebensgrundlage! Wir sollten eigentlich keinen Rechnungshofbericht dazu benötigen, um zu diesem Schluss zu kommen – nichtsdestotrotz brauchen wir ihn. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Deimek: ... viel in jedem Bereich! Wie die Briefmarken, die waren auch so wichtig wie der Kaineder! – Abg. Stögmüller – auf dem Weg zu seinem Sitzplatz –: Die Briefmarken? – Abg. Deimek: Das Porto ...!)

12.26


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Hoyos-Trauttmansdorff zu Wort gemeldet. – Bitte.


12.26.52

Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Werte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rechnungshofes! Hohes Haus! Liebe Besucherinnen und Besucher und Zuschauer! Ich finde es ja immer sehr spannend, wenn ein grüner Abgeordneter darüber redet, was alles notwendig ist. Einerseits sind die Grünen in der Bundesregierung, und andererseits seid ihr auch in Oberösterreich Teil der Proporzregierung und wart dort auch über Jahre in einem Koalitionsabkommen mit der ÖVP. (Abg. Stögmüller: Es ist eh was weitergegangen! – Abg. Deimek: Der Anschober ... Landesregierung ...!) Es ist anscheinend nicht genug weiterge­gangen, genau dasselbe sehen wir auf Bundesebene. (Beifall bei den NEOS.) Das ist halt der grüne Zugang: Nach außen plakatieren und eine schöne Fassade aufbauen, aber meistens ist sehr wenig dahinter.


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Das ist etwas, das ihr euch – um jetzt den Sprung zum Rechnungshofbericht zu machen – mit der ÖVP und ihrer Regierungsbeteiligung teilt, insbesondere mit Frau Bundesminister außer Dienst – man muss das ja dazusagen, in dem Fall Gott sei Dank – Schramböck, die dafür bekannt war, tolle oberflächliche Projekte zu machen, bei denen meistens sehr wenig dahinter ist. (Heiterkeit bei den NEOS.)

Eines dieser Projekte, das grundsätzlich positiv ist, ist die E-ID Austria. Es gibt einen erwähnenswerten Bericht – einen sehr guten Bericht – des Rech­nungshofes, der genau aufzählt, was dabei schiefgegangen ist. Vielleicht ganz grundsätzlich zur E-ID: Natürlich ist das etwas Begrüßenswertes. Es ist begrüßenswert, dass wir unsere Prozesse endlich digital abbilden und dadurch Steuergeld schonen. Das ist das Steuergeld, das der Herr Bundeskanzler heute groß in seiner Rede erwähnt hat, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, das er aber die ganze Zeit selber vollmundig ausgibt. Digitalisierung ist ein Weg, um mit Steuergeld schonend umzugehen, aber insbesondere auch, um für Bürgerinnen und Bürger die Behördenwege zu erleichtern. Das ist das Problem mit der E-ID – und das Erste, was Sie in Ihrem Bericht erwähnen –: dass das halt nicht ganz so ist.

Schauen wir einmal auf das Thema Steuergeld schonend – Kollege Lausch hat es vorhin schon angeführt –: Erstens ist es extrem teuer und zweitens auch in einer unfassbaren Unprofessionalität angegangen worden. Es gab weder einen gescheiten Projektplan noch eine Finanzplanung, es gab auch keine Ressourcenplanung, was Personalressourcen betrifft – deswegen waren die Kosten alleine für den Sachaufwand über 13 Millionen Euro höher als ursprünglich geplant. Das ist übrigens Projektmanagement made by ÖVP und Grüne über die letzten Jahre: teuer und wenig dahinter – was man feststellt, wenn man sich anschaut, was für die Bürgerinnen und Bürger herauskommt. (Beifall bei den NEOS.)

Es gibt aber natürlich auch – da bleiben wir beim Steuergeld – etwas, das man sehr oft sieht, insbesondere wenn die ÖVP in der Regierung ist: Berater. Berater


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machen nämlich das Leben grundsätzlich besser. Es ist alles noch einmal schöner, es leuchtet vielleicht noch ein bisschen mehr und vielleicht ist es auch noch bunter. Genau dasselbe ist auch bei der E-ID Austria passiert. Es gibt einen damals von Frau Bundesministerin Schramböck abgeschlossenen Beratungs­vertrag mit einer Kommunikationsagentur um 36 000 Euro. Der Projektauftrag war Storytelling. Da ist schon alles drinnen: Es geht darum, etwas zu verkaufen, eine Story für oesterreich.gv.at zu erzählen.

Das Absurde an der Geschichte ist: Es wurde, wie üblich – ÖVP –, kein Vergleichsangebot eingeholt – das macht man nicht, das braucht die ÖVP nicht, denn Sie wissen eh, was die Leistung ist, die oft dahintersteckt –, und andererseits wurde auch der Projektauftrag nicht wirklich definiert. Es gibt genau ein E-Mail, das dem Rechnungshof vorgelegt wurde – zumindest ergibt sich das so aus dem Bericht –, wo drinsteht, dass es ein Angebot dafür gab und die Zahlungsmodalitäten erklärt wurden. Was dahinter steckt, hinter diesen 36 000 Euro, wird, wie so oft – ÖVP –, nicht erklärt.

Es gibt dann auch noch eine zweite Agentur, auch diese hat einen Auftrag bestätigt. Auch da gibt es nur einen E-Mail-Verkehr, nicht einmal eine Begründung dafür – 16 800 Euro.

Das, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, ist unter anderem das Steuergeld von Ihnen, das der Herr Bundeskanzler laut seinen Aussagen so wohlwollend einsetzt – es ist nämlich nur Ihr Steuergeld, das er hier einsetzt –, das eben nicht sinnvoll eingesetzt wird, und das zeigt die Problematik bei der E-ID wie bei vielen anderen Dingen.

Wir sind jetzt in diesem Projekt weitergekommen, und es sind durchaus positive Bewegungen, die da zu sehen sind, aber es geht viel zu langsam. Wir sind insgesamt drei Jahre hinter dem nicht vorhandenen Projektplan – also hinter dem, was in einer Pressekonferenz angekündigt wurde; viel mehr gab es nicht – und am Ende ist nicht sehr viel passiert – und das ist das, was uns die Bundesregierung als Vorreiterrolle verkaufen will.


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Eine Vorreiterrolle haben andere, Estland beispielsweise. Es gab dort schon vor über 15 Jahren digitale Wahlen, was heute in Österreich noch lange nicht denkbar ist. Man kann sich das bisher nicht einmal vorstellen, weil wir noch nicht einmal dazu fähig sind, einen Nebenwohnsitz digital ummelden zu lassen. Das sind die Unterschiede.

Wie furchtbar diese Situation ist, zeigt uns auch der aktuelle Digitalisie­rungs­staatssekretär, der ja vor dem Ganzen, was hier liegt und nicht beziehungsweise schlecht passiert ist und nur oberflächliche PR ist, flüchten will und jetzt sogar lieber Bürgermeister in einer Landeshauptstadt werden will, als sich um die wirk­lichen Probleme in Österreich zu kümmern. (Ruf bei der ÖVP: Redezeit!) Das zeigt, was die ÖVP in diesem Ressort macht, nämlich sehr wenig, intransparent sein, nichts weiterbekommen und oberflächlich arbeiten. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

12.31


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Präsidentin Margit Kraker zu Wort gemeldet. – Bitte.


12.32.03

Präsidentin des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Hohes Haus! Die heutige Sitzung des Nationalrates, es wurde schon betont, startet mit Berichten des Rechnungshofes am Beginn der eigentlichen Tagesordnung, und ich denke, das ist ein Novum – zumindest habe ich es in meiner Amts­zeit noch nicht erlebt –, und ich freue mich daher sehr darüber. Ich freue mich, dass Sie über die Berichte des Rechnungshofes zu dieser Tageszeit debattieren. Danke dafür! (Beifall bei SPÖ, Grünen und NEOS sowie bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Es gehört nämlich zu unseren Kernaufgaben, dem Nationalrat Berichte vorzulegen, aber wir legen auch Landtagen Berichte vor, sofern Länder betroffen


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sind – und darum geht es: Wir legen mit den Berichten unsere Prüfungsergeb­nisse vor, wir unterstützen Sie mit unserer Expertise, soweit wir können, und wir geben entsprechende Empfehlungen ab.

Damit diese Empfehlungen umgesetzt werden, braucht es auch immer die Unterstützung der Damen und Herren Abgeordneten des Nationalrates, und wie gesagt ist es gut, wenn diese Empfehlungen hier breit diskutiert werden und Sie dann dabei auch die politischen Vor- und Nachteile unserer Vorschläge beurteilen.

Der Rechnungshof ist vor allem aber auch dazu da, Dinge und Vorgänge im öffentlichen Sektor transparent zu machen. All unsere Berichte zu unter­schiedlichen Sachverhalten finden Sie auf unserer Website. Wir veröffent­lichen diese für die Bürgerinnen und Bürger, die sie dort dann entsprechend nachlesen können.

Im ersten Block der heutigen Debatte stehen sieben Prüfberichte des Rechnungshofes zur Diskussion. Das sind Prüfberichte, die insofern wesentlich sind, als sie alle miteinander das Thema der Finanzierungsströme im Staat und auch die Finanzierung des Staatshaushaltes selbst betreffen.

Natürlich ist es so, dass manche dieser Berichte schon vor geraumer Zeit veröffentlicht wurden, aber sie haben nicht an Relevanz verloren. Das kann ich auch an dieser Stelle sagen. Da gibt es zum Beispiel eine Prüfung zum Thema Reformprojekte im Rahmen des Finanzausgleichs, und wie Sie alle wissen, wird der Finanzausgleich gerade in diesen Tagen und Wochen verhandelt.

Es gibt aber auch noch die Berichte zu den kommunalen Investitionspro­grammen oder zum Wohnbauförderungszweckzuschuss: Das sind Berichte, die wichtig sind, weil sie einen gebietskörperschaftsübergreifenden Ansatz haben, denn der Rechnungshof ist ein gesamtstaatliches Prüforgan. Wir beurteilen das aus einer Perspektive, die den Bund und die Länder betrifft, und


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gerade beim Wohnbauförderungszweckzuschuss geht es um die Frage, ob es in Österreich eine ungeteilte Aufgaben- und Ausgabenverantwortung gibt.

Lassen Sie mich zunächst auf die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur eingehen! Es wurde schon gesagt, dass die Bundesfinanzierungsagentur eine sehr wichtige Rolle in der Republik erfüllt, denn sie führt das Schuldenmanage­ment der Republik Österreich durch, und das ist eine Aufgabe, die von zunehmender Bedeutung ist, nicht zuletzt da die Finanzschulden des Bundes ansteigen.

Wie Sie wissen, steht heute auch der Bundesrechnungsabschluss auf der Tagesordnung. Die bereinigten Finanzschulden des Bundes betragen mittler­weile 270,9 Milliarden Euro; sie stiegen von 2019 bis 2022 um rund 62 Milliarden Euro oder 30 Prozent an. Das ist mehr als der Anstieg in den zwölf Jahren davor – in den zwölf Jahren davor waren die Auswirkungen der Finanz- und Bankenkrise zu bewältigen –, und damit kommt dem öffentlichen Schuldenmanagement eine zentrale Bedeutung zu.

Lassen Sie mich an dieser Stelle auch Folgendes persönlich anmerken: Ich denke, nicht alle Krisen sind miteinander vergleichbar. Immer wieder muss nach Lösungen – neuen Lösungen – gesucht werden, damit sie wirksam sind – Bankenkrise, Gesundheitskrise, Teuerung.

Ziel des Schuldenmanagements ist es, zu möglichst geringen mittel- bis langfristigen Finanzierungskosten die erforderlichen Finanzierungsmittel und deren Rückzahlungsverpflichtungen ohne hohes Risiko sicherzustellen, und deshalb haben wir das Risikomanagement der Oebfa beurteilt.

Im Jahr 2017 wurde die risikoaverse Ausrichtung der Finanzgebarung des Bundes gesetzlich festgelegt; demnach hat die Oebfa die mit der Finanzgeba­rung verbundenen Risken auf ein Mindestmaß zu beschränken. Die spezifischen Risiken der Oebfa werden unterteilt in Kreditrisiko, Marktrisiko, Liquiditätsrisiko, Reputations-, Rechts- und operationelles Risiko.


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Das Marktrisiko ist mittlerweile auch deshalb besonders relevant, weil sich seit 2022 die Zinslandschaft verändert hat und die Leitzinsen kontinuierlich erhöht wurden. Nach Jahren der Negativzinsen stieg die durchschnittliche Effektivverzinsung von Neuaufnahmen im letzten Jahr auf 1 Prozent. Die Finan­zierungskosten werden daher durch neue Finanzschuldaufnahmen bezie­hungsweise durch die Kosten für die Refinanzierung in den nächsten Jahren – zeitlich verzögert – ansteigen. Die Zinsverpflichtungen des Bundes liegen insgesamt bei 53,1 Milliarden Euro.

Der Rechnungshof hat im Zusammenhang mit der Prüfung der Oebfa aber auch die Finanzierung von öffentlichen Rechtsträgern und Ländern durch die Oebfa beurteilt, denn die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur kann eben auch auf Namen und auf Rechnung des Bundes Finanzgeschäfte für Rechtsträger und für die Länder abschließen; sie braucht dafür einen Auftrag des Finanzministers. Das Finanzierungsvolumen der Rechtsträger- und Länder­finanzierung beträgt mittlerweile 33,7 Milliarden Euro. 60 Prozent dieses Volumens nutzen die Länder aus.

Für die Rechtsträger und die Länder ergibt sich durch die Weiterverrechnung der Bundeskonditionen ein Finanzierungsvorteil; dieser lag im Prüfzeitraum, das war 2016 bis 2020, bei über 2 Milliarden Euro. Wir haben aber unter ande­rem auch empfohlen, Kriterien für den Anwendungsbereich der Leitlinien der Rechtsträgerfinanzierung klar festzulegen.

Ich möchte an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass wir im Zusammenhang mit dem Bundesrechnungsabschluss, der später auf der Tagesordnung steht, auch einen eigenen Berichtsteil vorgelegt haben, den Textteil Band 3, der eine transparente Darstellung der Schuldensituation und der Entwicklung der öffentlichen Finanzen in Österreich bietet.

Sehr geehrte Damen und Herren, lassen Sie mich, weil der Bericht über Reformprojekte im Rahmen des Finanzausgleichs auch auf der Tagesordnung steht, noch kurz auf das Thema Finanzausgleich eingehen. Wir haben diesen


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Bericht schon 2021 veröffentlicht. Er befasste sich mit der Umsetzung von Reformprojekten im Zusammenhang mit dem Paktum zum Finanzausgleich im Jahr 2017. Aufgrund der Verlängerung der Finanzausgleichsperiode war die Umsetzung der Empfehlungen bislang nicht möglich, aber der überwiegende Teil der Finanzausgleichspartner hat dem Rechnungshof zugesagt, die Empfehlungen des Rechnungshofes in den nächsten Finanzausgleichsverhandlungen zu berück­sichtigen, und diese Verhandlungen laufen jetzt gerade.

Ja, die Krisen, die Covid-Pandemie, die Teuerung, insbesondere auch im Energiekostenbereich, haben zu umfangreichen Unterstützungs- und Entlastungs­maßnahmen vonseiten des Staates geführt. Überwiegend wurden diese Entlastungen vom Bund finanziert. Dazu kommen neue Herausforderungen wie etwa Investitions- und Fördermaßnahmen zur Erreichung der Klimaziele. Das alles stellt die öffentlichen Haushalte auf Ebene von Bund, Ländern sowie Gemeinden auf den Prüfstand.

Viele Reformvorhaben, die sich aus der Gesundheitskrise, aus der demografischen Entwicklung oder aus dem Personalmangel im öffentlichen Bereich ergeben haben, sind bisher noch nicht zufriedenstellend umgesetzt worden. Schon deshalb muss es gerade im Zusammenhang mit dem Finanzausgleich die Bereit­schaft zur Vereinbarung von Reformen geben, um gesamtstaatliche Zielsetzungen zu erreichen. Ich denke, Reformen im Bundesstaat sind immer auch mit dem Finanzausgleich eng verknüpft, dies umso mehr, wie ich schon gesagt habe, weil es die Forderung nach der ungeteilten Aufgaben- und Ausgaben­verantwortung in Österreich eben noch nicht gibt. Deshalb geht es um eine faire Finanzierungsbasis zwischen den Gebietskörperschaften und um einen Reformkonsens in Österreich.

Zugleich muss ich als Rechnungshofpräsidentin aber auch sagen, dass es wichtig ist, dass man das Thema der Aufgabenkritik und der Effizienzpotenziale im Zeitalter der Digitalisierung nicht aus den Augen verlieren darf. Der Bericht zum E-ID wurde ja auch schon erwähnt. Das muss auch wieder in den Fokus der Betrachtungen kommen.


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Wir können uns nicht mehr alles in der Verwaltung leisten, sondern wir müssen uns auf jene Bereiche konzentrieren, in denen der Staat selbst Dienstleis­tungen in hoher Qualität zur Verfügung stellen muss, etwa in der Pflege, der Gesundheit, der Bildung, Sicherheit, Daseinsvorsorge und bei der Sicherung des Rechtsstaates. Das sind komplexe Herausforderungen, aber ich wollte sie hier anführen. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.)

12.42


Präsidentin Doris Bures: Danke, Frau Präsidentin.

Nun gelangt Herr Abgeordneter Lukas Brandweiner zu Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter.


12.42.39

Abgeordneter Lukas Brandweiner (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Rechnungshofpräsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen und hier auf der Galerie! Ich darf heute ganz speziell die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister mit der Bezirks­hauptfrau aus Waidhofen an der Thaya an der Spitze hier bei uns begrüßen. Grüß euch Gott! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

Wer von Ihnen hatte schon einmal eine Verkehrskontrolle und den Führerschein nicht bei der Hand – oder hat sich online ausweisen müssen und konnte es nicht? Mir ist es schon einige Male so ergangen. Bei der Verkehrskontrolle zahlt man dann halt, beim Onlinedienst findet man andere Möglichkeiten. Dank des elektronischen ID-Austria-Identitätsnachweises, den meine Vorredner auch schon angesprochen haben, ist das in Zukunft kein Problem mehr: Man kann sich den Führerschein per App ganz einfach aufs Handy laden oder, wenn man online unterwegs ist, sich mit der ID Austria auch ausweisen.


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Aktuell gibt es auch schon zusätzliche Möglichkeiten: zum Beispiel den Hauptwohnsitz zu ändern, die Geburtsurkunde zu beantragen oder bei einer Wahl auch die Wahlkarte zu beantragen.

Natürlich hat der Rechnungshof wie üblich gut geprüft und auch einige Empfehlungen ausgesprochen, welche großteils auch schon umgesetzt wurden; das vergessen die Kolleginnen und Kollegen von der Opposition immer zu erwähnen.

Wenn man Herrn Kollegen Lausch oder auch meinem Kollegen Hoyos-Trauttmansdorff zugehört hat, dann ist eines schon aufgefallen: Auf der einen Seite wird kritisiert, dass das Projekt zu lange gedauert hat, und auf der anderen Seite, dass wir externe Projektkosten haben. Das geht sich nicht aus, denn wenn wir keine externe Hilfe gehabt hätten, wäre das Projekt noch langsamer vorangegangen. Also hier bitte ich wirklich um etwas mehr Objek­tivität.

Dass die ID Austria wirklich ein Erfolgsprojekt ist, belegen ja auch die Zahlen: Mittlerweile gibt es über eine Million Nutzerinnen und Nutzer. Man muss dabei schon die Benutzerfreundlichkeit und auch die einfache Bedienung hervorheben, die umgesetzt wurden, damit die Akzeptanz in der Bevölkerung gut ist. Und es ist gerade passend, weil ich die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, aber auch die Bezirkshauptfrau schon angesprochen habe: Speziell bei diesem Punkt sind wir natürlich auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gemeinden, in den Behörden angewiesen, die eben bei der Identifizierung unterstützen, dass man die Ausweise dann am Handy hat, und da möchte ich an dieser Stelle auch Danke sagen. Bitte diesen Dank auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu überbringen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Abschließend möchte ich noch einmal auf die positiven Aspekte der ID Austria eingehen: Sie bietet einen direkten, hoch sicheren Zugang – das ist, glaube ich, gerade in Zeiten wie diesen auch wichtig – zu den digitalen Services der


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Verwaltung, aber nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch der Wirtschaft. Die ID Austria ermöglicht die einfache und sichere Unterschrift auf digitalen Dokumenten und ist kostenlos – auch ganz wichtig. Die ID Austria erfüllt natürlich höchste Sicherheits- und Datenschutzstandards und ist die Basis für eine digitale Ausweisplattform und hoffentlich bald zahlreiche weitere Anwendungen.

In Zukunft, werte Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren, ersparen Sie sich vielleicht auch einmal bei einer Verkehrskontrolle die Strafe, weil Sie vielleicht den Plastik- oder Papierführerschein nicht mithaben, aber den Führer­schein direkt am Handy haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.46


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ruth Becher. – Bitte.


12.46.44

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zu Beginn möchte ich eine Besuchergruppe aus Graz-Umgebung begrüßen, nämlich den Pensio­nistenverband Sankt Radegund. Herzlich willkommen im Parlament! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, FPÖ, Grünen und NEOS.)

Auch ich möchte noch kurz zum Bericht Stellung nehmen. Die Welt befindet sich ja inmitten einer digitalen Revolution, und wie gut das Land bei der Digitalisierung aufgestellt ist, zeigt sich immer auch daran, wie gut der Staat selbst mit den neuen Technologien umgehen kann. Die Umstellung der Bürgerkarte auf den elektronischen Identitätsnachweis ist natürlich sehr sinnvoll, der Nutzen liegt hier faktisch auf der Hand. Heutzutage hat fast jeder ein Handy eingesteckt und kann somit fälschungssicher und papierlos Dokumente herzeigen.


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Wie die Umsetzung dieses Projekts von der Bundesregierung angelegt war, hat der Rechnungshof auf über 100 Seiten sehr detailliert aufgezeigt. Der Anfang dieses Projekts fällt in die Regierung Kurz, und das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort sowie das Bundesministerium für Inneres sollten diese Entwicklung vornehmen. Eine nachvollziehbare Dokumen­ta­tion über diese Entscheidung liegt nicht vor. Es fehlen somit auch die Transparenz und Nachvollziehbarkeit von für dieses IT-Vorhaben wesentlichen Managemententscheidungen. Infolgedessen gibt es natürlich auch keinen Gesamtüberblick über den Projektinhalt, die Zeitpläne und auch die Kosten des Projekts.

Das hat katastrophale Folgen gehabt: Das Bundesministerium für Inneres hat von 2018 bis 2021 für die Realisierung des elektronischen Identitätsnachweises an internem Personal rund 3 111 Personen und an externen Dienstleistern rund 7 700 Personen benötigt. Das Ministerium für Digitalisierung und Wirtschafts­standort benötigte 11 070 Personentage an Personal. So wurden auch die Konzeptionierung und das Projektmanagement an Privatfirmen ausgelagert.

Wenn es um Effizienz und Sparsamkeit geht, wurde hier der Bock zum Gärtner gemacht, infolgedessen ist das auch ein Millionengrab für die Bürger:innen und die Steuerzahler:innen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

12.49


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Alois Kainz. – Bitte, Herr Abgeordneter.


12.49.55

Abgeordneter Alois Kainz (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Rechnungshof­präsidentin! Geschätzte Damen und Herren! Werte Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen und hier auf der Galerie! Ja, seit mittlerweile 30 Jahren ist die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur für die Aufnahme von Schulden,


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für die Verwaltung von Schulden und für die Kassenführung des Bundes zuständig.

Jetzt liegt uns ein Bericht des Rechnungshofes vor, der sich mit dem Risiko­management der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur befasst. Es wurden die Bereiche von 2016 bis 2020 und auch das erste Halbjahr 2021 geprüft, womit man sagen kann, dass eineinhalb Jahre der Coronapandemie schon in diese Prüfung einbezogen wurden.

Aus dem Bericht gehen folgende Mängel hervor: Es gibt Probleme bei der internen Kontrolle; dann gibt es bei der Protokollführung bei den Vorstands­sitzungen einige kleine Probleme; Unregelmäßigkeiten bei der Aktualisierung von Informationsblättern; Mängel betreffend die Durchführung von Stresstests und strengere Vorschriften für den Abschluss von Finanzgeschäften.

Herr Mag. Jöstl, der Geschäftsführer der Bundesfinanzierungsagentur, hat gemeint und festgehalten, dass den Empfehlungen des Rechnungshofes weitgehend Genüge getan wurde und diese umgesetzt wurden. Das kann man von so einer Agentur auch erwarten – dass diese auch alles korrekt abhan­delt. Schaut man sich die bereinigten Finanzschulden von 2016 bis 2020 an, sind diese auf 238 Milliarden Euro angestiegen. Das ist eigentlich beinahe eine unvorstellbare Zahl. Um das ein bisschen zu verdeutlichen: Man könnte mit dieser Summe mindestens 500 000 große Einfamilienhäuser errichten – nur damit man ein bisschen einen Zusammenhang hat, um welche Summe es da geht.

Zur Tilgung dieses gewaltigen Schuldenberges waren 2018 noch 23 Milliarden Euro notwendig. Mittlerweile sind wir bei 58 Milliarden Euro angelangt. Nun ist aber schon festzuhalten, dass im Überprüfungszeitraum eineinhalb Jahre Coronamaßnahmen inbegriffen sind, woraus deutlich ersichtlich ist, dass Geld bei der schwarz-grünen Bundesregierung sichtlich keine so große Rolle gespielt hat und in vollen Zügen ausgegeben wurde. Wir kennen es alle: „Koste es, was es wolle“. (Beifall bei der FPÖ.)

12.52



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 211

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Elisabeth Götze. – Bitte.


12.52.47

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frauen Präsidentinnen eigentlich – des Nationalrates und des Rechnungshofes! Ja, auch ich freue mich, dass wir Rechnungshofberichte einmal sozusagen zur Primetime diskutieren können, und auch ich möchte das zum Anlass nehmen, mich bei Ihnen für die vielen Berichte zu bedanken, die Sie immer wieder mit Ihren Mitar­beiter:innen, die zum Teil auch anwesend sind, für uns erstellen. Wenn ich richtig gezählt habe, waren es 2022 50 Berichte, und einen Teil davon diskutieren wir heute. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Krisper.)

Ich spreche zu den kommunalen Investitionsprogrammen, und das ist mir ein großes Anliegen, weil kommunale Investitionsprogramme dazu da sind, Investitionen der Gemeinden vor allem in schwierigen Zeiten zu unterstützen. Wir diskutieren hier über zwei kommunale Investitionsprogramme, jenes von 2017 und jenes von 2020.

2020: Wir erinnern uns, Coronapandemie, also eine schwierige Zeit für Gemeinden. Damals haben wir 1 Milliarde Euro an Gemeinden ausgeschüttet. Im Jahr 2017 waren es 175 Millionen Euro.

Der Vergleich der beiden Programme zeigt, dass das 2020er-Programm trotz der schwierigen Zeiten wesentlich erfolgreicher war. Einerseits wurden die Gemeinden stärker unterstützt, mit 50 Prozent, aber – auch sehr erfreulich – die Gemeinden haben trotz der schwierigen Zeit das gesamte Geld abgeholt. Ich glaube, 98 Prozent war der Ausschöpfungsgrad; im Vergleich zum Jahr 2017: Da waren es unter 80 Prozent. Das heißt, man sieht: Wenn die Zeiten schwierig sind und die Gemeinden gut unterstützt werden, dann können sie ihre Investitionen weiterhin tätigen, und das ist auch passiert. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)


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Ganz grundsätzlich funktionieren diese Investitionsprojekte sehr gut. Das Geld fließt rasch, sogar noch bevor die Zahlungen fällig sind. Das heißt, es ermöglicht den Gemeinden Liquidität, Zwischenfinanzierungen, und es ist auch wirklich einfach abzuwickeln. Was wir gelernt haben – und das war auch eine Empfeh­lung, die Sie formuliert haben –: bestehende Förderprogramme zu nützen, zu verstärken. Das haben wir beim aktuellen Investitionsprogramm 2023 gemacht, bei dem wir zwei Schwerpunkte haben.

Das eine sind Investitionen so wie bisher auch, in den alten Programmen, und das Zweite ist der Schwerpunkt auf Klimaschutz durch Ausbau der Erneuerbaren und Energieeffizienzmaßnahmen. Und da nützen wir bestehende Strukturen des Bundes, um zu überprüfen, ob diese Investitionen stattfinden.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass dieses 2023er-Programm wirklich auch zielgerichtet genutzt wird, und ich kann aus meiner Heimatgemeinde berichten: Wir stecken das komplette Geld – das sind fast 490 000 Euro – in den LED-Ausbau, die LED-Umstellung der Straßenbeleuchtung. Das bedeutet mehr als 70 Prozent Energieeinsparungen plus zusätzlich weitere, weil wir in der Nacht eine Senkung um 50 Prozent machen können. Auch dafür gibt es übrigens zusätzliche Förderungen, und das ist auch eine Besonderheit dieser kommunalen Investitionsprogramme: Es gibt nicht nur Bundesgeld, sondern auch weitere Förderungen, und alles ist kombinierbar. Also, Gemeinden: Geld abholen! Das ist gut so. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.56


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Andreas Kollross. – Bitte.


12.56.39

Abgeordneter Andreas Kollross (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte mich zuallererst einmal bei Ihnen, Frau Präsidentin, und Ihrem Team für die guten Berichte bedanken. Ich glaube, dass es für uns hier


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herinnen nach wie vor wichtig ist, dass wir auch die Kontrolle des Rech­nungshofes haben, um uns selbst, um die Regierung zu überprüfen und zu schauen, ob alles auch so, wie wir uns das vorstellen, funktioniert.

Konkret möchte ich auch ein Stück weit – wie meine Vorrednerin, vielleicht nicht so löblich – auf den Bericht „Kommunale Investitionsprogramme 2017 und 2020“ eingehen.

Ich schicke einmal voraus, dass für beide, glaube ich, eines gilt, und das muss man positiv hervorstreichen, nämlich dass man erkennt, wie wichtig die kommunale Finanzierung ist, wie wichtig Gemeinden, wie wichtig Städte sind, um eben als Wirtschaftsmotoren die Wirtschaft voranzutreiben und vor Ort Projekte zu gestalten, Projekte umzusetzen.

Was der Bericht logischerweise nicht hergibt, man aber sieht, wenn man sich das Kommunalinvestitionsgesetz ansieht – das war aber auch nicht Prüfauftrag ‑, ist, wie patschert man es teilweise anlegen kann. Ich möchte nur noch einmal in Erinnerung rufen, dass das Kommunalinvestitionsgesetz 2020 ja aufgrund von Corona geschaffen wurde, mit einer 50-prozentigen Finanzierung der Gemein­den und Städte, wobei wir von Haus aus gesagt haben: Das wird nicht funktio­nieren (Ruf bei der ÖVP: Es hat aber funktioniert!), weil ihr nicht berücksichtigt, dass das Geld in den Kommunen fehlt und sie sich das somit gar nicht abholen können! (Widerspruch bei der ÖVP.)

Das wurde dann ein paar Monate später korrigiert, indem man den Gemeinden 1 Milliarde Euro nachgeschoben hat, damit sie überhaupt die Kofinanzierung zustande bringen und die Mittel aus dem Kommunalinvestitionsgesetz abrufen können. Das hätte man von Anfang an gleich vernünftiger und gescheiter machen können. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich sage das deshalb, weil wir jetzt ja das Kommunalinvestitionsgesetz 2023 haben, bei dem es wieder um Kofinanzierung geht und bei dem wieder eines nicht berücksichtigt wurde, nämlich dass aufgrund der Teuerung nicht nur


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Privathaushalte, nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Städte und Gemeinden unter wirtschaftlichem und finanziellem Druck leiden. Und wieder wird nicht berücksichtigt, dass eben die Finanzmittel für die Kofinanzierung fehlen.

Frau Kollegin Götze, das ist schön, was du von deiner Gemeinde erzählst, aber frage einmal den Finanzminister, wie viel Prozent der Mittel aus dem Kommunalinvestitionsgesetz 2023 schon abgerufen wurden! (Abg. Götze: Gemeinden planen!) – Nicht einmal 10 Prozent sind bisher von dieser Milliarde abgerufen worden (Abg. Götze: Gemeinden planen!), weil den Gemeinden und Städten schlicht und einfach das Geld fehlt. (Ruf bei den Grünen: Geplant ...!)

Wir haben das von Anfang an gesagt: Das Ende sind Gebührenerhöhungen. Wir haben heute eh noch einen anderen Tagesordnungspunkt, weil das das Ergebnis eures Kommunalinvestitionsgesetzes ist: nicht zu berücksichtigen, dass die Wassergebühren, dass die Müllgebühren, dass die Abwassergebühren aufgrund der Energiekosten steigen, und aufgrund dessen müsst ihr heute irgendetwas nachkorrigieren, was auch hopatatschig ist. Dazu kommen wir noch bei einem eigenen Tagesordnungspunkt. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

12.59


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Süleyman Zorba zu Wort. – Bitte.


13.00.10

Abgeordneter Süleyman Zorba (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Präsidentin des Rechnungshofes! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wie von meinen Vorredner:innen schon angesprochen, war ein Prüfgegenstand des Rechnungshofes die Einführung der E-ID beziehungsweise die Umstellung von der Handysignatur auf die ID Austria.

Begonnen hat dieser Prozess im Mai 2018, und der Rechnungshof hat nun eine Reihe von Empfehlungen abgegeben und Kritikpunkte festgehalten, die


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nachvollziehbar und richtig sind. Neben zahlreichen Ungereimtheiten und zeitlichen Verzögerungen wird vor allem auf die hohe Zahl an Drittan­bieter:in­nen und -unternehmen hingewiesen sowie auf die Kosten von 19 Millionen Euro: Insgesamt sind laut Rechnungshof 28 verschiedene Unternehmen für die Konzeption, die Projektentwicklung und die Umsetzung des elektronischen Identitätsnachweises in Österreich herangezogen worden. Man hat sich dadurch in hohem Ausmaß in eine technische Anhängigkeit begeben, die es gerade im digitalen Bereich zu verhindern gilt.

Kritisch zu betrachten ist auch die Tatsache, dass es keine ressortübergreifende Gesamtverantwortung im damaligen BMDW und im BMI gab, um dieses Projekt kompetent zu betreuen und eine rasche Umsetzung zu ermöglichen. Die fehlende Strategie im Jahr 2018 hat genau zu dieser technischen Abhängigkeit geführt und nebenbei auch noch immense Kosten verursacht.

Ich bin froh, dass den Empfehlungen aus dem Prüfzeitraum 2018 bis 2022 nachgekommen wurde und schlussendlich eine gut funktionierende, datenschutz­technisch akzeptable Lösung zur Verfügung steht. Mittlerweile wurde die Applikation bereits von mehr als 800 000 Personen heruntergeladen. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

An vielen der Kritikpunkte, die im Bericht angeführt werden, wurde bereits gearbeitet, und entsprechende Maßnahmen wurden umgesetzt: Unter anderem gibt es nun ein übergeordnetes Projektmanagement, und die Beauftragung externer Beraterinnen und Berater beziehungsweise Unternehmen wurde weitest­gehend beendet und eingestellt. Als Lesson learned gilt es aber mitzunehmen, dass man vor allem bei Digitalisierungsprojekten eine übergeord­nete Strategie benötigt, um Ressourcen zu bündeln und Fachwissen zu sammeln.

In Anbetracht der aufgezählten Gefahren und negativen Konsequenzen, die sich bei einer uneinheitlichen Digitalisierung ergeben würden, begrüße ich den Digital-Austria-Act als umfassenden Maßnahmenkatalog, der die Verwaltungs­land­schaft transformieren und die Digitalisierung in unserem Land


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vorantreiben soll. Durch eine zielstrebige und planvolle Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen in den verschiedensten Bereichen der Verwaltung soll künftig dafür gesorgt werden, dass die Patzer der Vergangenheit nicht wiederholt werden. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

13.02

13.02.41


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ist seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist offenbar nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 2: Antrag des Rech­nungshofausschusses, den Bericht betreffend Österreichische Bundes­finanzierungsagentur: Risikomanagement und Finanzierung von Rechtsträgern und Ländern, III-674 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für dessen Kenntnisnahme eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 3: Antrag des Rech­nungshofausschusses, den Bericht betreffend Umstellung von der Bürgerkarte/Handysignatur auf den elektronischen Identitätsnachweis (E-ID), III-894 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 4: Antrag des Rech­nungshofausschusses, den Bericht betreffend Wohnbauförderungs-


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Zweckzuschuss 2015 bis 2018, III-134 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für dessen Kenntnisnahme eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 5: Antrag des Rech­nungshofausschusses, den Bericht betreffend Kommunale Investitions­programme 2017 und 2020, III-796 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist ebenfalls einstimmig angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 6: Antrag des Rechnungshofausschusses, den Bericht betreffend Reformprojekte im Rahmen des Finanzausgleichs, III-301 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist wiederum einstimmig angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 7: Antrag des Rechnungshofausschusses, den Bericht betreffend Funktion und Aufgaben der Sozialhilfeverbände in der Steiermark – Schwerpunkt Sozialhilfeverband Murtal, III-627 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 8: Antrag des Rech­nungs­hofausschusses, den Bericht betreffend Investitionen der Länder Oberösterreich und Steiermark, III-917 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch das ist einstimmig angenommen.


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13.05.009. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend COFAG und Zuschüsse an Unternehmen – Reihe BUND 2022/31 (III-781/2111 d.B.)

10. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Rechtsmittel in der Steuerverwaltung – Reihe BUND 2022/21 (III-690/2112 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zu den Punkten 9 und 10 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Hermann Gahr. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.05.35

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Herr Präsident! Frau Präsident des Rechnungshofes! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie! Es geht bei diesem Bericht um Rechtsmittel in der Steuerverwaltung, der Rechnungshof hat von Dezember 2020 bis Mai 2021 im Finanzministerium und in vier ausgewählten Finanzämtern die Rechtsmittel in der Steuerverwaltung geprüft.

Worum geht es, und was heißt das überhaupt? – Es geht darum, dass von den Finanzbehörden Steuerbescheide ausgestellt und gegen diese Entscheidungen natürlich sehr oft Rechtsmittel erhoben werden. Das geschieht im betrieblichen Bereich, aber auch bei der Arbeitnehmerveranlagung.


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Was war der Auftrag dieser Prüfung? – Prüfungsziel war die Beurteilung der Ziele, der Rechtsgrundlagen und Regelwerke, der Effizienz und Qualitäts­sicherung sowie der Personalausstattung und des Risikomanagements. Überprüft wurde der Zeitraum 2017 bis 2020. Insgesamt sprach der Rechnungshof 24 Schlussempfehlungen aus.

Zusammenfassend könnte man sagen, dass die Komplexität des Steuerrechts in der Vergangenheit zugenommen hat und damit der Vollzug natürlich aufwen­diger und teurer geworden ist. Insgesamt hat es, gerade was die Entscheidungs­fristen betrifft, durchaus Verbesserungen gegeben, sowohl in der Arbeit­nehmerveranlagung als auch in der betrieblichen Veranlagung. Es gibt aber noch immer viel zu viele offene Rechtsmittelverfahren, die über ein Jahr lang dauern oder sich sogar über mehr als drei Jahre erstrecken. Mit Dezember 2020 waren beinahe 35 000 Rechtsmittelverfahren offen, 43 Prozent davon sind Fälle, in denen das Bundesfinanzgericht zu entscheiden hatte.

Zwei Probleme gibt es, die der Rechnungshof durchaus festgestellt hat – und das wurde auch ja im Ausschuss von unserem Staatssekretär Florian Tursky aus­führlich erläutert –: Das ist einerseits die Unterschiedlichkeit in den IT-Systemen, und andererseits bräuchten wir schon seit längerer Zeit eine Rechtsmittel­datenbank, die bundeseinheitliche Standards sicherstellt. Eine vollständige Abbildung der Rechtsmittelverfahren ist derzeit mit den aktuell genützten IT-Systemen nicht möglich, darunter leiden natürlich auch die Auswertungen.

Empfohlen hat der Rechnungshof außerdem, die Komplexität des Steuerrechts und damit auch das Abgabenausfallsrisiko zu reduzieren.

Von den 24 Empfehlungen wurden erfreulicherweise neun vollständig umge­setzt und 13 teilweise umgesetzt, zwei wurden nicht umgesetzt. Herr Staatssekretär Tursky hat aber im Ausschuss bereits sehr kompetent und sehr zeitnah Auskunft über die zukünftigen Entwicklungen in diesem Bereich gegeben. (Abg. Krainer: Was für ein Ausschuss soll das gewesen sein?)


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Es wird einen massiven IT-Modernisierungsschub geben – den hat es schon bisher gegeben, es wird aber vor allem in Zukunft ein ganz klarer Auftrag sein, Steuerverfahren konkret und rasch aufzuarbeiten. Zu diesem Zweck brauchen wir natürliche moderne IT-Systeme – die aktuellen stammen teilweise noch aus den Siebzigerjahren –, und die viel gepriesene Digitalisierung sollte auch in diesem Bereich Einzug halten.

Erfreulich ist auch, dass es gerade in den letzten Jahren gelungen ist, den Aktenstau zu verringern. Mit einem Ausbau des Controllings wird eine bessere Steuerung im Bereich des Bundesfinanzgerichts sichergestellt, und eine Vereinfachung des Steuerrechts ist im Regierungsprogramm 2020 bis 2024 als absolutes Ziel verankert.

Insgesamt ist das also, meine ich, durchaus ein Rechnungshofbericht, mit dem der Auftrag erfüllt wurde. Es geht da einiges weiter, es kann einiges optimiert werden, und ich glaube, das ist wichtig für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber natürlich auch für unsere Betriebe. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

13.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Frau Mag.a Karin Greiner. – Bitte, Frau Abgeordnete.


13.09.46

Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Herr Präsident! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Der Rechnungshof hat dankenswerterweise einen sehr fundierten Bericht – neben vielen anderen fundierten Berichten – zur Cofag vorgelegt. Ich möchte die Prüfung zuerst einmal in zwei Punkten umreißen.

Der Rechnungshof hat gefragt: Warum wurde die Covid-19-Finanzierungsagentur überhaupt gegründet?, und er empfiehlt die Auflösung. – Der Sukkus aus unserer Sicht: Dieser Bericht bietet ein verheerendes Bild über die Cofag in


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puncto Transparenz. Die Cofag ist eine Blackbox und hat sich leider als solche bestätigt – von uns war sie immer kritisch betrachtet, von Anfang an ‑, als eine Blackbox der Sonderklasse. Ein verheerendes Bild in puncto parla­mentarischer Kontrolle, die nämlich nicht stattfinden konnte, weil die Regierungs­fraktionen das nicht gewünscht haben. Ohne parlamentarische Kontrolle wurden Steuermilliarden ausbezahlt. Das ist ein Skandal! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Doppelbauer und Seidl.)

Sie bietet ein verheerendes Bild in puncto Zweckmäßigkeit. Warum? – Es stehen Rückforderungen in beträchtlicher Höhe im Raum und es gibt kein Konzept, wie diese Rückforderungen umgesetzt werden sollen.

Lassen Sie mich noch auf einige Punkte dieses Berichtes eingehen: Schon in puncto Gründung hat der Rechnungshof festgestellt, es fehlt die Begründung zur Gründung. – Interessant! (Abg. Hanger: Wir haben keine Covid-Krise gehabt?!) Es fehlt die Dokumentation. – Es ist das Gleiche wie immer, die ÖVP wird jetzt nervös, weil jetzt die Fakten auf den Tisch kommen. Das tut vielleicht weh, muss aber diskutiert werden. Scheuen Sie nicht davor zurück! (Beifall bei der SPÖ.)

Es fehlt die Dokumentation, es fehlen Richtlinien zur Fördergewährung. (Abg. Taschner: ... falsch, von dem, was Sie sagen!) Was ebenfalls besonders aufgefallen ist: Wir haben es da mit einer Personalunion zu tun gehabt. Der Geschäftsführer der Cofag war gleichzeitig Geschäftsführer der Abbag, der Abbaumanage­mentgesellschaft des Bundes. – Interessant!

Von den Tagesordnungen der Aufsichtsratssitzungen mussten mangels guter Vorbereitung, weil viel fehlerhaft war, Tagesordnungspunkte gestrichen werden, so zum Beispiel die Entlastung des Aufsichtsrates. Ja warum? Das Ganze zeigt ja, es hat Expertise in der Cofag gefehlt, fehlende Rechtsexpertise. Da stellt sich für uns die Frage: Warum hat man diese Förderabwicklung nicht in die Hände der bewährten Finanzverwaltung gelegt? Dort hätte es genug Expertise gegeben, genug Beamtinnen und Beamte, Experten, die das mit dem vorhandenen Datenmaterial gut hätten abwickeln können. Das ist nicht passiert.


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Man hat hingegen für eben diese Rechtsberatungen Zukäufe in der Höhe von 21 Millionen Euro getätigt, also Zukauf von Beratungsleistungen, weil man es selber nicht den eigenen Experten geben möchte. – Interessant!

Für die Aufsichtsratsprotokollführung hat man in die Tasche gegriffen und 125 000 Euro herausgezogen. Das hat man extern vergeben, damit Protokolle ordnungsgemäß geführt werden können. Ja was ist das für ein Zustand?

Es ist nicht erklärbar, warum die Bundesregierung, warum die lieben Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP und leider auch von den Grünen diese Blackbox nach wie vor schützen, sich wie nur irgendwas vor parlamentarischer Kontrolle scheuen. Lassen Sie mich schon dazusagen: Der Nationalrat hat die Budgethoheit in dieser Republik. Da werden 15,3 Milliarden Euro an Steuergeldern ohne parlamentarische Kontrolle ausgeschüttet. Wie geht das? – Sie wollten das so. Erklären Sie das den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern! (Beifall bei der SPÖ.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Zweckmäßigkeit habe ich kurz ange­sprochen. Die Rückforderungen, die im Raum stehen, sind die schon da? Hat man das wenigstens geschafft? – Das hat man nicht geschafft. Von den 500 Millionen Euro an Überförderungen, die der Rechnungshof festgestellt hat, die die Oesterreichische Nationalbank festgestellt hat, sind gerade einmal 68,4 Millionen Euro eingegangen. Wo ist der Rest?

Die EU-Kommission hat uns auf die Finger geklopft und gesagt, die Förder­voraussetzungen über die Cofag waren unfair. Warum waren sie unfair? – Erstens waren sie nicht erklärt. Die Frage ist mehr als berechtigt. Wer hat denn die Förderungen bekommen? Waren diese wenigstens irgendwie treffsicher? – Ich hätte gerne mit Ja geantwortet, aber leider: Nein. Wer hat die Förderungen zuallererst bekommen? – Freunde, Gönner, Spender. Alle, die Ihnen nahe­stehen, haben sich großteils - - (Rufe bei der ÖVP: Geh, bitte! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP. – Abg. Zanger – in Richtung ÖVP –: Ja, selbstverständ­lich!) Das ist nachvollziehbar, liegt mittlerweile vor. (Beifall bei der SPÖ


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sowie des Abg. Zanger.) Die wurden gut bedient mit Steuermilliarden, die wir nicht kontrollieren durften.

Es stehen weitere Klagen für Unternehmen im Raum, weil ihre Anträge noch nicht abgewickelt wurden. (Abg. Hofinger: Was jetzt?) So schaut es aus: keine Anträge abgewickelt, die noch zu machen wären, alles schlecht vorbereitet, schlecht umgesetzt und leider eine komplett fehlende Kultur, Fehler auch wirklich zu erkennen und vor allem zu bereinigen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)

13.15


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist MMag. DDr. Hubert Fuchs. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.15.30

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Auch ich spreche zur Blackbox Cofag; eigentlich müsste sie ja Black-Green-Box heißen, weil die Grünen ja an der Geschäftsführung nicht ganz unbeteiligt sind. Die Blackbox Cofag war und ist eine der größten, teuersten und intransparentesten Fehlkon­struktionen in der Zweiten Republik, die zig Milliarden Euro mit der Gießkanne verteilt hat, zulasten der Klein- und Kleinstunternehmer und natürlich auch zulasten der Steuerzahler.

Wer waren die großen Profiteure der Cofag? – Zum einen die von der Cofag beauftragten Berater, die großen Unternehmer, die massive Überförderungen erhalten haben, und zu guter Letzt die schwarz-grünen Geschäftsführer und Aufsichtsräte. Außer Spesen nichts gewesen (Beifall bei der FPÖ sowie der Abg. Doppelbauer), daher wäre es von Anfang an sinnvoll gewesen, die Finanzämter mit der Abwicklung und mit der Überprüfung der Covid‑19-Hilfsmaßnahmen zu betrauen. Das hat auch der Rechnungshof in seinem vernichtenden Bericht zur Cofag bestätigt und zugleich die Auflösung der Cofag empfohlen.


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Auch den Prüfern des Rechnungshofes war unklar, wozu es mit der Cofag überhaupt eine neue Abwicklungsstelle gebraucht hat; man hätte auf vorhandene Strukturen im BMF zurückgreifen können. Die Einrichtung der Cofag sei laut Rechnungshof „wenig zweckmäßig“ und externe Berater hätten sich hier eine goldene Nase verdient. Während die Österreicher jeden Euro dreimal umdrehen müssen, hat man beispielsweise für die Protokollführung bei der Cofag 125 000 Euro erhalten und das für nur 30 Aufsichtsratssitzungen. Allein sechs Protokolle des Aufsichtsrates haben jeweils – ich betone: jeweils – mehr als 7 000 Euro gekostet. Die Cofag war ein Paradies für Berater, an die Unsummen an Honoraren bezahlt wurden. Mit diesem verschwendeten Geld hätte man vielen Kleinst- und Kleinunternehmern helfen können. (Beifall bei der FPÖ.)

Da ist es auch kein Wunder, dass Schwarz-Grün die Einrichtung eines parlamentarischen Cofag-Unterausschusses stets verhindert hat. Da geht es aber um das Steuergeld der Österreicher und da haben Transparenz und Kontrolle noch nie geschadet.

Neben einem fürstlich entlohnten Aufsichtsrat gibt es in der Cofag als weitere Kontrollinstanz einen sogenannten Beirat. „Bei Beschlüssen über wesentliche finanzielle Maßnahmen der COFAG hatte der Aufsichtsrat dem Beirat ein Anhörungsrecht in Verbindung mit einem suspensiven Vetorecht [...] einzu­räumen.“ Und um die Kontrollfunktion des Beirates auszuschalten, wurde die Wesentlichkeitsschwelle so angesetzt, dass den Beirat nur wenige Zuschussanträge zur Kontrolle erreichten. Im Rechnungshofausschuss haben wir dann erfahren, dass der Beirat letzten Endes von seinem suspensiven Vetorecht überhaupt nie Gebrauch gemacht hat. So schaut es aus, wenn Schwarz-Grün packeln, um jegliche Kontrolle auszuschalten.

Übrigens: Einige Tausend Unternehmen in Österreich warten rund eineinhalb Jahre nach dem letzten Lockdown immer noch auf ihre Covid-19-Hilfen. Ein Skandal! – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Bernhard.)

13.19



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 225

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Dr.in Elisabeth Götze. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.19.31

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Aufgabe des Rechnungshofes ist es, das staatliche Wirken zu überprüfen und Empfehlungen zur Verbesserung zu geben. – Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle dafür.

Wenn wir jetzt über die Cofag sprechen, dann deshalb, weil die Cofag zu 100 Prozent im Eigentum des Bundes steht und auch auf Auftrag natürlich des Finanzministers anhand der Richtlinien arbeitet.

Die Cofag wurde im März unmittelbar nach Beginn der Coronapandemie gegründet, und das erklärt schon auch, dass sicher einiges rascher – es ist sehr rasch gegangen – erledigt, aber sicher einiges übersehen wurde. Danke daher für die insgesamt 47 Empfehlungen zum Teil an den Finanzminister, zum Teil an die Cofag selber, zum Teil auch an die Abbag, die Abbaugesellschaft des Bundes, und so weiter, die Sie abgegeben haben und die sicher helfen, zukünftig in Krisensituationen gezielter und noch besser vorzugehen.

Ich möchte aber auch sagen – der überprüfte Zeitraum endet mit Juni 2021, ich nehme an, es wird einen weiteren Bericht über die gesamte Abwicklung, also über die gesamte Dauer der Pandemie beziehungsweise die Tätigkeiten der Cofag geben –, dass in diesem Zeitraum gewisse Dinge nicht optimal gelaufen sind, gleichzeitig aber den Unternehmen gezielt und gut geholfen wurde. Zum Beispiel wurden 1,7 Milliarden Euro innerhalb dieser nicht einmal eineinviertel Jahre ausbezahlt und davon 18 Prozent an Unternehmen, an kleine Unternehmen. Die Höhe des Betrages ist bis zu 2 500 Euro gegangen. (Abg. Belakowitsch: Eine großartige Bilanz! – Abg. Wurm: Muss man jetzt klatschen?) Also man sieht, dass auch den kleinen, ebenso wie den großen Unternehmen gezielt geholfen wurde, und das war wichtig und gut so. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Im Laufe der Pandemie wurden die Hilfsinstrumente treffsicherer. Das ist in diesem Bericht noch nicht abgebildet. Treffsicher heißt natürlich auch komplexer. Die Cofag ist mit den letzten sozusagen Abwicklungen beschäftigt. All das ist noch zu erledigen und wird erledigt. Und – es ist auch bereits beschlossen; die Cofag, wie der Name schon sagt, bezieht sich ja nur auf die Coronapandemie und war gezielt dafür gegründet worden – nach Abschluss all dieser Tätigkeiten, die noch zu erledigen sind, wird sie auch abgewickelt werden. Der Finanzminister hat bereits den Auftrag erteilt, einen Plan für diese Abwicklung zu erstellen. Diesen erwarte ich in den nächsten Tagen, bis Ende September war er angekündigt, und dann wird die Cofag auch geschlossen, wenn alle Verfahren erledigt sind. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Wofür?)

13.22


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Dipl.-Ing.in Karin Doppelbauer. – Bitte, Frau Abgeordnete.


13.22.47

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Herr Präsident! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Ja, meine Damen und Herren, wir reden heute über etwas, das Österreich nie gebraucht hätte: Wir reden über die Cofag.

Es lässt sich nicht so genau sagen, wer die Idee zu diesem Konstrukt überhaupt hatte. Waren es die Berater oder war es die damalige Bundesregierung, Blümel, Kurz gemeinsam mit Vizekanzler Kogler? Man weiß es nicht genau; es gibt natürlich Ideen dazu. (Abg. Wurm: Aber zugestimmt haben schon die Abgeordneten hier! Es waren die Kollegen, die zugestimmt haben!) Was man aber genau weiß, ist, dass das Ergebnis eine ganz lange Kette von teils teuren Fehlern, von Unwahr­heiten und von Ungerechtigkeiten ist. (Beifall bei den NEOS.)

Was da entstanden ist, ist tatsächlich eine Blackbox, intransparenter kann ein System nicht abgehen. Ich muss sagen, wir NEOS und nicht nur wir NEOS – die gesamte Opposition haben sehr, sehr viel Arbeit geleistet, um Licht ins


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Dunkel zu bekommen. Wir haben, nur vonseiten der NEOS gesprochen, 22 Anträge gestellt, um Transparenz in dieses System zu bringen. Wir haben eine Drittelbeschwerde beim Verfassungsgerichtshof eingereicht. Und jetzt haben wir von Ihnen, Frau Präsidentin, auch den Rechnungshofbericht, der das darlegt, was wir von Anfang an auch gesagt haben: Die Cofag ist am Ende des Tages nichts anderes als Intransparenz und Freunderlwirtschaft in ein rechtliches Konstrukt gegossen. (Beifall bei den NEOS.)

Ich möchte auch mit ein paar Fehlern beziehungsweise ein paar Meldungen ein wenig aufräumen, die der Herr Finanzminister immer so schön trommelt. Ich hätte mir übrigens auch gewünscht, dass er heute anwesend ist. 15 Milliarden Euro sind über die Cofag gelaufen, und ich glaube, es wäre gut und richtig gewesen, wenn er sich das auch heute hier im Parlament angehört und auch kommentiert hätte.

Tatsächlich kommt ja immer als Erstes: Es hat in der Pandemie schnell gehen müssen. – Ja. Das Einzige, das schnell gegangen ist, war, dass man die Cofag gegründet hat. Die Unternehmerinnen und Unternehmer haben monatelang auf Hilfen gewartet, es war wirklich wahnsinnig schwierig, weil Finanzminister Blümel damals nichts auf den Weg gebracht hat. Er hat mit der EU gestritten, und dann ist irgendwann einmal der berühmte Umsatzersatz gekommen, damit man einfach einmal irgendetwas auszahlen konnte. (Abg. Hanger: Stimmt ja nicht!) Also dass alles schnell gehen musste, ist wirklich eine Mär, und es ist auch wirklich falsch, das ständig zu behaupten. (Abg. Egger: Das Erste war der Fixkos­ten­zuschuss!) Die Unternehmerinnen und Unternehmer - - Ja, der war da, aber es hat ihn keiner abgeholt, weil er so kompliziert war. Es gab Tools, die nicht abgeholt wurden, weil keiner wusste, wie man damit umgeht, weil die Richtlinien ganz lang nicht gekommen sind. Und dann gab es den Umsatzersatz, den großartigen Umsatzersatz von Herrn Finanzminister Blümel, Sie werden sich erinnern, der übrigens auch ein eigenes Kapitel in diesem Bericht ist, weil er tatsächlich vollkommen ungezielt ist.


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Warum intransparent? – Intransparent deswegen, weil mit diesem Konstrukt Cofag natürlich die parlamentarische Kontrolle ausgehebelt worden ist. Jetzt komme ich ein wenig auf meine Meinung dazu zu sprechen, warum es so aufgesetzt wurde, wie es aufgesetzt worden ist: Natürlich wollte die Bundes­regierung dem einen Riegel vorschieben, und ja, wir haben es gehört, Freunderlwirtschaft war natürlich gang und gäbe.

Ein weiterer Punkt, mit dem ich auch aufräumen möchte, ist: An uns Oppo­sitionsabgeordnete wurde ja immer der Wunsch herangetragen, es wurde immer gesagt: Ja wenn ihr so auf Transparenz besteht, dann kommt doch in den Beirat! Wir haben von Anfang an gesagt: Hm, Beirat, Verschwiegenheits­pflicht, ganz im Ernst? Das geht sich nicht aus mit dem Mandat eines Abge­ordneten. Jetzt möchte ich auch der ÖVP gleich noch einmal erklären, was die Aufgaben eines Mandatars sind (Heiterkeit bei der ÖVP): Gesetzgebung und Kontrolle, und Kontrolle geht nicht, wenn man eine Verschwiegenheitspflicht in einem Beirat hat. Es wäre ganz schön, wenn Sie sich das einmal auf Ihre Fahne schreiben! (Beifall bei NEOS und FPÖ sowie des Abg. Krainer. – Abg. Belakowitsch: Ja!)

Ich bin wirklich wahnsinnig froh und dem Rechnungshof auch echt dankbar, dass er in seinem Bericht sehr klar sagt: Die Tätigkeit im Beirat stehe in einem „Spannungsverhältnis zu [...]Verpflichtung gegenüber dem öffentlichen Interesse, im Sinne von Information, Transparenz sowie politischer Kontrolle im National­rat“. – Vielen Dank, genau so haben wir das auch immer gesehen.

Ein weiterer Punkt, wenn wir über die Cofag reden, der nächste Punkt, der dann immer genannt wird: Die Finanzbehörden hätten das ja nicht gestemmt, die hätten das alles nicht abwickeln können, das wäre sich ja nicht ausgegangen. Auch diesbezüglich haben viele Anfragen von uns, aber natürlich auch jetzt der Rechnungshofbericht gezeigt, dass das der nächste Unsinn war.

Allein der Bearbeitungsaufwand für Gutachten im BMF im Jahr 2021 umfasste 80 000 Prüftage. Im Halbjahr 2022 waren 320 sogenannte Vollzeitäquivalente mit der Abarbeitung von diesen Aktivitäten beauftragt. Also auch in diesem


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Zusammenhang – noch einmal! – zu sagen, man hätte die Finanzämter beziehungsweise die Finanzbehörden überlastet, ist im Nachhinein auch eine Mär, und ich bin auch froh, dass das in diesem Bericht so deutlich aufgezeigt wird.

Der nächste Punkt: die vielen Fehler, die bei den Richtlinien gemacht worden sind. Jetzt kann man sagen, es waren Fehler, weil man schlampig war. Aber ganz im Ernst, jetzt gerade wieder ist von der EU-Behörde bestätigt worden, was wir von Anfang an gesagt haben: Eine Förderung, die die Konzernbetrachtung nicht miteinbezieht, kann so nicht ausgezahlt werden. Und natürlich ist genau das passiert, was wir gesagt haben und jetzt von der EU auch kritisiert worden ist. Und was passiert? – Die Unternehmen, die sozusagen falsch einge­schätzt oder falsch bezeichnet worden sind, müssen jetzt natürlich damit rechnen, dass sie Geld zurückzahlen müssen. Es gibt auch einen Haircut, auch das wird passieren.

Und ja, meine Damen und Herren, es wurden Richtlinien gemacht, es wurde großartig kommuniziert, und wer zahlt drauf? – Die Unternehmerinnen und Unternehmer, denn die haben nämlich eines nicht mehr in diesem Land: Sie können sich nicht darauf verlassen, dass das, was von der Bundesregierung zugesagt wird, auch tatsächlich geschehen wird! (Beifall bei den NEOS. – Zwischen­ruf des Abg. Egger.)

Ich muss ganz ehrlich sagen: Wenn ich mir das ganze Konstrukt Cofag anschaue – und jetzt komme ich ein bisschen aus dem Managementsprech –, dann ist das ein Clusterfuck der ersten Sahne, wie man so schön sagen würde. Ich habe nachgesehen, wie man so etwas übersetzt. Das „Handelsblatt“ sagt, es sei ein Projekt, das vorhersehbar danebengehen wird. – Genau das ist bei der Cofag passiert.

Ich möchte mich abschließend noch einmal an den Herrn Bundesminister wenden und ihm sagen, er soll bitte endlich aufhören, die Cofag als Erfolgs­kapitel zu bezeichnen. Verschaukeln können wir Österreicherinnen und


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Österreicher uns selber. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Krainer.)

13.29


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun die Frau Präsidentin des Rechnungshofes, Frau Dr.in Margit Kraker. – Bitte schön, Frau Präsidentin.


13.29.29

Präsidentin des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Hohes Haus! Ja, der Rechnungshof hat zahlreiche Covid-19-Prüfungen durchgeführt – es waren rund 25 –, und zu einer der wichtigsten zählte die Prüfung der Covid-19-Finanzierungsagentur, die Prüfung der Cofag.

Wir haben diesen Bericht am 28. Oktober 2022 veröffentlicht und damit unsere Rolle als parlamentarisches Kontrollorgan wahrgenommen, denn der Rech­nungshof kann öffentliche Unternehmen prüfen, Unternehmen, die im unmittel­baren oder mittelbaren Eigentum des Bundes stehen. Damit haben wir Ihnen einen umfassenden Prüfbericht vorgelegt.

Ziel unserer Prüfung war es, die inhaltliche Gestaltung, den quantitativen Umfang und die Wirksamkeit der Cofag anzuschauen. Was wir nicht gemacht haben – und das sage ich auch dazu –: Wir haben keine Privatunternehmen und keine einzelnen Förderfälle geprüft, weil wir dafür nicht zuständig sind. Wir sind für die Prüfung der öffentlichen Hand zuständig.

Die Cofag war eine der relevantesten Förderstellen für Unternehmen in der Covid-19-Pandemie. Mit Stand Ende Juli 2023 wurden für die Cofag aus der Quelle des Finanzministeriums 15,3 Milliarden Euro ausgezahlt.

Ich möchte vorausschicken, dass es für den Rechnungshof nachvollziehbar ist, dass in der Pandemie rasch gehandelt werden musste, dass notwendige Entscheidungen getroffen werden mussten, dass es darum ging, die Schädigung


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der Wirtschaftsstruktur zu vermeiden. Das sind Argumente, die für den Rechnungshof nachvollziehbar sind.

Die Cofag wurde aber als Tochtergesellschaft der Abbag gegründet und die Abbag ist eine Gesellschaft, die für den Bereich der Bankenabwicklung und der Vermögensverwertung zuständig ist. Dafür hat uns eine Begründung gefehlt, weil es ja auch andere Förderstellen gegeben hätte. Die Willensbildung und die Entscheidungsfindung waren nicht entsprechend dokumentiert und die möglichen Alternativen wurden nicht abgewogen.

Auch die konkrete Rolle der Cofag, die sehr rasch gegründet wurde, war zunächst unklar.

Deshalb haben wir das Risiko gesehen, dass sich mit der Cofag eine weitere Bundesförderstelle dauerhaft etablieren könnte und dass es so zu Doppelgleisigkeiten kommen könnte. Deshalb haben wir in unserem Bericht nahegelegt, die Gesellschaft nach Abschluss der Aufgaben aufzulösen.

Ende Juni haben wir ja im Rechnungshofausschuss den Bericht debattiert und unmittelbar nach Behandlung des Berichtes hat der Finanzminister die Abbag beauftragt, gemeinsam mit der Cofag ein Abwicklungskonzept für die Cofag auszuarbeiten. Damit wird eine zentrale Empfehlung des Rechnungshofes umge­setzt.

Der Bericht gliedert sich in zwei Teile: Wir haben uns im ersten Teil mit der Struktur der Cofag beschäftigt, mit der Frage der Gründung der Cofag, mit den Organbesetzungen, der Organisation und Finanzierung, und im zweiten Teil mit der Gestaltung und Abwicklung der Fördermaßnahmen.

Wir haben gesehen, dass die Cofag weitgehend ohne eigenes Personal gestartet ist und deshalb viel Expertise zukaufen musste. Auch in der Stellungnahme Ende 2021 führte die Cofag aus, dass die Aufwendungen für externen Leistungs­zukauf auf knapp 36 Millionen Euro angestiegen waren. Da sehen wir man­gelnde Sparsamkeit.


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Darüber hinaus ist es so, dass die Expertise im Bereich des Förder- und Beihil­fenrechts fehlte. Hinzuzurechnen sind die Personalkapazitäten der Finanz­verwaltung, denn die Finanzverwaltung war in allen Phasen der Förderabwick­lung substanziell und mit einem hohen Personaleinsatz eingebunden.

Da gab es – Geschäftsstand Juni 2021 – Personalkapazitäten von mindestens 148 VZÄ, also Vollzeitäquivalenten, unter anderem zur Beurteilung der „Grün-Fälle“ und für die Ergänzungsgutachten, mit denen sie beauftragt werden konnten.

Es gab infolge dieser Gründung als mittelbare Gesellschaft Interessenkonflikte und Verflechtungen zwischen Abbag, Heta und Cofag. In der Folge gab es dann den Versuch, diese Verflechtungen aufzulösen, indem zum Beispiel das Verhältnis zur Öbag geklärt wurde, aber die personellen und institutionellen Verflechtungen zwischen Abbag und Cofag bestanden weiterhin.

Der zweite Teil des Berichtes ist den Zuschussinstrumenten gewidmet. Was die Zuschussinstrumente betrifft, so waren die Wirksamkeit und die Treffsicherheit durch unterschiedliche Faktoren beeinträchtigt, denn zentrale Begriffe waren gesetzlich nicht definiert.

Die Zahlungsunfähigkeit beziehungsweise ein Liquiditätsengpass war nicht darzulegen, obwohl die Zuschüsse den Erhalt der Zahlungsfähigkeit und die Überbrückung von Liquiditätsengpässen bezweckten.

Die Zahl an Zuschussinstrumenten erschwerte die Auswahlmöglichkeit, erschwerte auch die Antragstellung, es war eben sehr komplex. Diese hat deutlich zuge­nommen, damit erhöhte sich die Fehleranfälligkeit in der Abwicklung.

Es gab zunächst Fehlanreize beim Fixkostenzuschuss eins. Es gab ein Überförde­rungspotenzial bei den Umsatzersatzinstrumenten, weil sie mit anderen Instrumenten kombiniert werden konnten, wie etwa Umsatzersatz und Kurz­arbeitshilfe.


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Für die Lockdownbetroffenheit wurde der Nachweis der Branchenzugehörigkeit als ausreichend empfunden. Bei verbundenen Unternehmen wurde eine Konzernbetrachtung nicht vorgesehen, das bevorzugte stark diversifizierte Konzerne.

Positiv hebe ich hervor, dass die Cofag mehr als zwei Drittel der genehmigten Anträge innerhalb von 19 Tagen ausbezahlte. Das gelang auch deshalb, weil die Finanzverwaltung knapp 80 Prozent der Anträge als „Grün-Fälle“ bewertete.

In diesem Zusammenhang will ich auf zwei Punkte hinweisen: Da die Cofag nicht alle Antragsvoraussetzungen überprüfen konnte, verlagerten sich die Kontrollen auf nachgängige Prüfungshandlungen durch die Finanzverwaltung, und dafür ist ein abgestimmtes Prüfkonzept zwischen Cofag und Finanz­ministerium erforderlich. Da sind eben einige Punkte zu berücksichtigen, die zuvor nicht geprüft wurden.

Um für zukünftige Krisen gerüstet zu sein, sehr geehrte Damen und Herren, haben wir eine Empfehlung ausgesprochen, nämlich betreffend ein Konzept für eine wissenschaftlich begleitete und regelmäßige Beurteilung des Erfolgs von finanziellen Hilfsmaßnahmen, etwa in Form eines systematischen Monitorings nach fachlichen Maßstäben. Das wäre wichtig, um die Wirksamkeit und Treff­sicherheit finanzieller Hilfsmaßnahmen beurteilen und allenfalls anpassen zu können.

Hohes Haus! Die Bürgerinnen und Bürger sollen sich darauf verlassen können, dass Regierungen und Verwaltungen stets regelkonform, sparsam, wirksam und zweckmäßig handeln. Die Grundsätze und Standards guter Verwaltungsführung verlangen stets eine nachvollziehbare Dokumen­tation.

Die Ablauf- und Aufbauorganisation eines Ministeriums erfordert eindeutige Zuständigkeiten und Verwaltungsstrukturen. Es ist aus Sicht des Rechnungs­hofes die verwaltungsinterne Expertise stets zur Beratung von Regierung und


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Politik heranzuziehen, insbesondere bei der Entstehung von neuen Instru­mentarien. – Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ, Grünen und NEOS.)

13.37


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Andreas Hanger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.37.31

Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Liebe Besucherinnen und Besucher auf der Galerie! Alle Zuhörer, Zuseher zu Hause! Ich spreche ebenfalls zum Prüfbericht des Rechnungshofes über die Cofag und das gibt mir jetzt auch die Gelegenheit, ein paar Dinge, die meine Vorredner genannt haben, hier richtigzustellen, denn manche Aussagen haben ganz wenig mit der Realität zu tun.

Zuallererst möchte ich aber einmal auf die großen Linien zu sprechen kommen, weil – das fällt mir auch immer wieder auf – ein bisschen vergessen wird, welche Ausgangssituation wir damals hatten. Ich darf in Erinnerung rufen: Wir hatten eine weltweite Pandemie, wir hatten furchtbare Fernsehbilder, wir hatten eine Situation, in der niemand wusste, wie sich die Pandemie entwickelt, ob sie noch weiter eskaliert, wir haben Tote gesehen.

Es war dringend notwendig, dass der Staat lenkend eingreift, darüber hat es auch breites Einvernehmen gegeben. Es hat auch Einvernehmen darüber gegeben, dass es natürlich eine expansive Politik des Staates braucht, um die wirtschaft­lichen Auswirkungen entsprechend abzufedern.

Ja, jetzt kann man darüber diskutieren: Kann man das intern machen? Macht man das über einen ausgegliederten Rechtsträger wie die Cofag? – Diese Debatte ist zulässig, aber trotzdem muss man die großen Linien sehen. Ich halte auch fest, dass die Cofag in Summe hervorragende Arbeit geleistet hat,


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weil das noch gar kein Vorredner erwähnt hat. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf bei der FPÖ.)

In Summe wurden 1,3 Millionen Anträge abgewickelt, 1,3 Millionen Anträge von 660 000 Antragstellern, und knapp 15 Milliarden Euro ausbezahlt. Frau Kollegin Doppelbauer, bezüglich der Mär, dass das nicht schnell gegangen sei: Es ist Realität, dass 50 Prozent der Anträge innerhalb von acht Tagen ausbezahlt worden sind, 75 Prozent innerhalb von 15 Tagen, vor allem auch in einer Konstruktion, die nicht ganz so einfach ist.

Es war immer klar, dass es eine klare Rechtsgrundlage für diese Auszahlungen braucht. Es gilt europäisches Wettbewerbsrecht, das letztlich auch mit in Betracht gezogen werden musste.

Um die großen Linien zu sehen: Die Arbeit der Cofag, der Bundesregierung insgesamt war auch sehr erfolgreich. Das sagen die Zahlen ganz klar, wenn man sich die wirtschaftlichen Eckdaten 2022 anschaut. Wir hatten 5 Prozent Wirtschaftswachstum. Wer hätte das nach der Pandemie geglaubt? Wir hatten ein 3-prozentiges Wachstum der Zahl der unselbständig Erwerbstätigen, 4,6 Millionen Beschäftigte in Österreich, das hatten wir überhaupt noch nie.

Wir hatten ein ganz ein starkes Exportwachstum, wir hatten auch eine Zunahme im privaten Konsum – ich rede immer von realen Zahlen. Also das kann man einfach nicht so stehen lassen. Wirtschaftspolitisch sind wir hervorragend durch diese Pandemie gekommen, und dazu hat auch die Cofag einen wichtigen Beitrag geleistet. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kassegger: Und die Inflation ist vom Himmel gefallen?)

Ein paar Anmerkungen jetzt noch zur Transparenz, weil immer von einer Blackbox und von allem Möglichen gesprochen wird. Erste Feststellung: Die Oppositionsparteien waren immer eingeladen, dem Cofag-Beirat beizutreten. (Abg. Doppelbauer: ...! Haben Sie den Bericht gelesen?) Sie hätten dann die Möglichkeit gehabt, sich jeden einzelnen Förderfall anzusehen – aber, Frau


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Kollegin Doppelbauer, eines sage ich Ihnen auch: natürlich unter Verschwie­genheit! (Zwischenruf der Abg. Doppelbauer.) Denn: Wie kommt der Unternehmer X dazu, nur weil Sie der Meinung sind, der Förderantrag stimmt nicht, dass man ihn an den medialen Pranger stellt? (Abg. Kassegger: Vielleicht weil das Steuergeld ist, was er da kriegt? Weil das Steuergeld ist?) So kann man seriös in einem Rechtsstaat nicht arbeiten. (Neuerliche Zwischenrufe der Abg. Doppelbauer.)

Zum Zweiten gibt es natürlich auch eine Prüfung durch den Rechnungshof. Natürlich unterliegt das damit auch der parlamentarischen Kontrolle.

Und zum Dritten: Jeder einzelne Förderfall ab 10 000 Euro kommt in die Transparenzdatenbank, ist für jedermann ersichtlich. Das ist auch gut und richtig so.

Abschließend, Frau Kollegin Doppelbauer: Diesen Vorwurf – Frau Kollegin Greiner hat das gesagt –, dass hier missbräuchlich Steuergeld verwendet wurde, weise ich striktest zurück. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Sie haben da irgendwie Themen in den Raum gestellt, Freunderlwirtschaft und so weiter – nein, da können Sie schon lachen, Frau Kollegin Doppelbauer (Abg. Krisper: Ich lach auch!) –, das weise ich strikt zurück. Jede einzelne Zahlung wurde auf Basis von Richtlinien vorgenommen, und wer hier der Antragsteller war, spielt natürlich überhaupt keine Rolle. Ich weise diese Unterstellungen wirklich vehement zurück. – Wenn dem nicht so ist, dann zeigen Sie es an, denn das sind dann strafrechtliche Verfehlungen (Abg. Doppelbauer: Das passiert ja eh!), die Sie da unterstellen. Dann machen Sie es und reden Sie nicht immer nur vom Pult! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zusammengefasst: Die Cofag – und man mag über Rechtskonstruktionen diskutieren – war ein wichtiges Instrument (die Abgeordneten Loacker und Doppelbauer: ... verfassungswidrig!), um Österreich wirtschaftspolitisch gut durch diese Zeit zu bringen, und die Zahlen sprechen für sich. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Obernosterer – in Richtung NEOS –: Ihr wollt einfach


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nicht akzeptieren, dass es gut gegangen ist! – Abg. Loacker: ... der VfGH sie aufgehoben, eure Konstruktion!)

13.41


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Kai Jan Krainer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.42.07

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie haben jetzt gerade zwei Reden gehört. Das eine war eine sehr sachliche mit sehr diplomatischen Formulierungen der Frau Präsidentin des Rechnungshofes, die hier die Arbeit der Cofag, die Einrichtung der Cofag, die politische Steuerung der Cofag et cetera sehr klar kritisiert hat, und dann gab es eine Rede von Herrn Hanger, der der Meinung ist, die haben alle perfekt gearbeitet. Ehrlich gesagt, das war jetzt wie Tag und Nacht, da reden zwei Personen von zwei unterschiedlichen Dingen – und ehrlich gesagt, ich neige da eher der Einschätzung der Frau Präsidentin zu als Ihrer. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS. – Abg. Michael Hammer: Das ist Ihr selektives Hören!)

An dieser Stelle auch einen Dank für den Bericht an Sie, Frau Rechnungshof­präsidentin, und an Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn ich das, was Sie gesagt haben, ein bisschen – sage ich einmal – undiplomatischer formuliere, dann war bei der Einrichtung klar, es geht hier um Freunderlwirtschaft und darum, wer wen kennt, und nicht um Kompetenz und um Wissen der einzelnen Personen. – Das ist das, was die Frau Präsidentin hier gesagt hat und was Sie auch jederzeit im Bericht nachlesen können.

Das Zweite: Wenn Sie genau zugehört haben, dann wissen Sie, es ist so, dass für die kleinsten Unternehmen, für die 20 Prozent kleinsten Unternehmen 1 Prozent der Fördermittel geflossen ist – 1 Prozent! –, für die 7 Prozent größten Unternehmen 65 Prozent. Also man sieht, für die Kleinstunternehmen sind ein paar Brösel gekommen und für die großen Unternehmen ist das große


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Geld geflossen. Das steht auch im Bericht drin. Das können Sie nachlesen, wenn Sie mir nicht glauben.

Das Dritte, was man sieht und was man weiß und was man auch nachlesen kann, ist, dass die gesamte Konstruktion nur gewählt wurde, weil man im Dunkeln arbeiten wollte und nicht in der Öffentlichkeit und nicht im Scheinwerferlicht. Sie wollten keine Transparenz zulassen , deswegen haben Sie diese Konstruktion gewählt. Da ging es nicht um die Geschwindigkeit, denn die Geschwindigkeit war ja noch immer jene der Beamten im Finanzministerium. 90 Prozent der Arbeit der Cofag hat ja das Finanzministerium quasi hinten erledigt – und die Cofag war doch nur eine Art Poststelle und E-Mail-Adresse, wo man diese Anträge weiter­geleitet hat, darauf gewartet hat, was das Finanzministerium sagt, und dann ent­sprechend ausbezahlt oder nicht ausbezahlt hat.

Es ging Ihnen von Anfang an nur darum, hier eine intransparente Struktur aufzusetzen, und Sie haben bis jetzt noch nicht erklärt, wieso Sie Intransparenz wollten. Die Verdächtigungen, die da waren, sind – weil man die ÖVP kennt –: Weil man im Dunkeln auch die dunklen Geschäfte machen kann, im Scheinwerferlicht nicht so gut. (Ruf bei der ÖVP: Das ist ein Wahnsinn! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ja, das ist hier geäußert worden. Wir wissen ja aus den Untersuchungsausschüssen (Abg. Michael Hammer: Ihr wisst gar nichts aus dem Untersuchungsausschuss!) – da können Sie sich noch so sehr aufregen –, dass dieses Verhalten Ihnen ja nicht ganz fremd ist, aber erklären Sie doch endlich, wieso Sie hier nicht einmal die parlamentarische Kontrolle zugelassen haben, dass sich zum Beispiel nicht einmal ein Untersuchungsausschuss (Abg. Michael Hammer: Ihr könnt eh einen machen!) das Gebaren und die einzelnen Förderfälle der Cofag anschauen kann. Das haben Sie bis heute nicht erklärt. Insofern stehen die Vorwürfe, die hier von Oppositionsparteien kommen, zumindest einmal im Raum und sind nicht entkräftet. (Beifall bei der SPÖ.)

Und die wesentliche Frage: Es hat ja niemand infrage gestellt – niemand, zu keinem Zeitpunkt! –, dass wir im Zusammenhang mit der Pandemie ein Instrument brauchen, damit wir Unternehmenspleiten verhindern, damit wir die


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Verluste von Firmen minimieren, aber es war doch niemals die Idee, dass wir mit öffentlichen Geldern da Gewinne finanzieren, ja teilweise Rekordgewinne finanzieren! Das war nicht Sinn und Zweck der Sache. Das hat ja auch die Präsi­dentin gesagt. Sie hat gesagt, es geht um Liquidität, aber die Firma musste überhaupt nie nachweisen, ob sie Liquidität braucht.

Das heißt, das Ganze ist von Anfang an falsch aufgesetzt worden. In der Zwischenzeit wissen wir, dass es zu Überförderungen gekommen ist. Das hat nicht nur der Rechnungshof festgestellt, das haben Wirtschaftsforscher, Universitäten und so weiter festgestellt. Sie wollen die Daten nicht rausrücken, Sie wollen gar nicht wissen, zu wie vielen Überförderungen es gekommen ist. Die Europäische Kommission hat gesagt, Sie haben sich nicht einmal an das Wettbewerbsrecht gehalten und 1 Milliarde Euro zu viel – wettbewerbs­recht­lich – an Konzerne ausbezahlt; nur an die großen, nur an die großen.

Am 7. August hat die Europäische Kommission in einer Mitteilung auch klar herausgegeben, was falsch gelaufen ist. Wir hatten vor einer Woche eine Sitzung des Budgetausschusses – ich weiß nicht, ob Sie dort aufgepasst haben –, da haben wir die Geschäftsführer oder den einen anwesenden Geschäftsführer der Cofag gefragt: Haben Sie sich diese Milliarde schon geholt? Haben Sie schon begonnen, sich diese Milliarde Überförderungen zu holen? – Wissen Sie, was seine Antwort war? – Ich kann das nicht, weil der Finanzminister die entsprechende Richtlinie noch nicht einmal unterschrieben hat.

Sie machen weiter wie bisher. Sie machen Politik für die Konzerne und für die großen Firmen und nicht für die Menschen, die in Österreich leben. (Abg. Kirchbaumer: Die haben aber damit ihren Arbeitsplatz bei diesen Konzernen!) Wie lange da die Grünen noch mitmachen, ist mir auch ein Rätsel. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Martin Graf: Das glaub ich dir nicht, dass dir das ein Rätsel ist! – Abg. Krainer – auf dem Weg zu seinem Sitzplatz –: ... ist mir ein Rätsel!)

13.47



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 240

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Wolfgang Zanger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.47.40

Abgeordneter Wolfgang Zanger (FPÖ): Herr Präsident! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Ja, wenn eine Pressemeldung des Rechnungshofes für mich gefühlt länger ist als sonst manch ein Bericht des Rechnungshofes, dann ist das keine Kritik an der Qualität der Berichte Ihres Hauses, Frau Präsidentin, sondern dann zeigt es, welche Größe dieser Sumpf hat, den der Rechnungshof hier aufgearbeitet hat. Ich bin mir beim Lesen, also als ich dann damit fertig war, so vorgekommen, als hätte ich einen kleinen Schwarzen mit einem grünen Pfefferminzlikör getrunken, denn so grauslich, wie diese Mischung ist, so graus­lich wird dir dann auch zumute, wenn du diesen Bericht oder diese Presse­aussendung liest. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Ja, da redet einer – der Experte!)

Die Frau Präsidentin hat sehr charmant, aber auch sehr eindeutig diese Kritik bestätigt – und es ist eine vernichtende Kritik, die der Rechnungshof in diesem Bericht äußert. Ich bin seit 15 Jahren Rechnungshofsprecher, aber so etwas habe ich auch noch nicht gelesen. Also tut nicht immer so, als ob ihr die Tollen wäret und alles so super, alles so klasse und alles nur im Sinne der Bevölkerung wäre. Die Wahrheit ist, ihr habt euch gegenseitig die Taschen vollgestopft (Abg. Pfurtscheller: Was? Was? – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP) – all den Unternehmern, den schwarzen Spendern – und habt das zulasten der Kassa der Bürger gemacht. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Ottenschläger: Das ist ja unglaublich! – Abg. Michael Hammer: ... wir wieder einmal über Alkoholkontrollen nachdenken!)

Das fängt ja schon damit an, dass die Koordination für die Vorbereitung und Umsetzung der Covid-19-Hilfen für Unternehmer das Kabinett des Finanzministers gemacht hat. Das Kabinett ist ja eine eindeutig politische Stelle – ich muss sogar sagen, eine parteipolitisch besetzte Stelle –, die im


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Ministerium angesiedelt ist, und so, wie es im Finanzministerium ist – damit das der Bürger draußen auch versteht –, sitzen da einmal nur schwarze Parteigänger drinnen. Die haben also schon einmal vorbereitet.

Das war den Grünen sowieso wurscht; sie werden schon irgendwelche anderen Dinge dafür bekommen haben.

Es wurde schon angesprochen, dass es bei der Besetzung von Posten eigentlich komplett egal war, ob die Leute mit den Posten kompatibel sind oder nicht.

Es war egal, dass Leute, die später Positionen bekommen haben, bereits im Vorfeld auf die Gestaltung der Rahmenbedingungen Einfluss nehmen konnten. (Zwischenruf des Abg. Ottenschläger.) Es war euch auch komplett wurscht – ich weiß, dass euch das wurscht ist, Hauptsache, es kommen die dicken Geldbündel herein –, wie hoch die Gagen für die Aufsichtsräte sind (Zwischenruf des Abg. Stocker – weiterer Ruf bei der ÖVP: Das ist eine Frechheit!), dass ein Protokollführer, der nichts anderes tut, als ein bisschen mitzuschreiben – das wird man ja noch können –, für sechs Monate 125 000 Euro an Entschä­di­gung bekommen hat. Das ist fast mehr als ein Minister verdient, wenn man das auf das Monat umrechnet. Ich meine, wo sind da die Verhältnisse?! – Erklärt das bitte jemandem, der draußen als einfacher Bürger steht und nicht weiß, wie er seine nächste Stromrechnung zahlen soll, die ihr in die Höhe getrieben habt. (Beifall bei der FPÖ.)

Beratungsleistungen mit Kosten in Höhe von 36 Millionen Euro in eineinhalb Jahren: Man muss Beratungsleistungen zahlen, obwohl man Experten im Finanzministerium sitzen hat, die es wahrscheinlich viel besser und viel gescheiter gelöst hätten – aber nein, da muss man eine Gesellschaft gründen, damit man sich gegenseitig die Taschen vollstopfen kann! (Abg. Michael Hammer: Das war aber derselbe Zettel, den hast du schon gehabt! – Abg. Obernosterer: Da ... Zettel!)


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Dann kommt man bei einer Fördermaßnahme, Fixkostenzuschuss eins, weil kritisiert wurde, dass es da doch zu beträchtlichen Mehrauszahlungen kommen könnte, drauf, dass man nachjustieren muss. Was hat uns das gekostet? – Der Rechnungshof rechnet es vor: rund 117 Millionen Euro oder bis zu 117 Millionen Euro zu viel Auszahlung, nur weil man das ganze Konstrukt nicht gescheit gemacht hat. (Zwischenruf des Abg. Schmuckenschlager.)

Was auch noch so eine Geschichte ist: Natürlich werden wieder die großen Unternehmen und die Konzerne sozusagen bemuttert, weil man die Richtlinien für große und kleine Unternehmen zum Teil gleich gestaltet hat. Ich verstehe schon, dass man es für die Klein- und Kleinstunternehmer sehr einfach macht, dass sie zu ihrem Geld kommen, aber dass man es auch für mitt­lere und große Unternehmen sehr einfach macht, das verstehe ich nicht und das versteht draußen bei den Bürgern auch kein Mensch. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Egger: Dich versteht aber auch keiner!)

13.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Michael Bernhard. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.52.56

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Herr Präsident! Frau Präsidentin! Ich bin etwas überrascht über die schmerzbefreite Rede, die Kollege Hanger vorhin gehalten hat, in der er die Cofag so sehr verteidigt hat (Zwischenruf des Abg. Hanger), weil diese Debatte jetzt rein aus der Perspektive der Politik und des Staates geführt wird.

Wenn man das aber aus der Perspektive eines Unternehmers sieht, dann hat es sich so zugetragen, dass der Staat die Betriebe zugesperrt hat und dann die Verantwortung, wie man damit umgeht, selbst an eine GmbH ausgelagert hat und dieses Auslagern furchtbar schlecht funktioniert hat. Es gab sehr unkonkrete Richtlinien, die immer wieder nachgebessert werden mussten – da


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komme ich nachher gleich darauf zu sprechen –, und es gab enorme Wartezeiten.

Alles, was jetzt debattiert wird, ist die Frage der möglichen Korruption durch die ÖVP. Worum es wirklich geht, ist, dass man die Unternehmen, Unternehmer extrem lange hat warten lassen – dass man ja die Mitarbeiter weiterbezahlen musste, während für die Kunden zugesperrt werden musste; dass man möglicher­weise selbst nicht wusste, wie man über die Runden kommt, oder sich das Ganze dann auf das Private übertragen hat. Man hat bei der Cofag niemanden erreicht, und ein Finanzminister hat nicht genau gewusst, wie er seine eigene Richtlinie interpretieren soll. Dieses Szenario hat sich über Jahre gezogen. (Abg. Krainer – in Richtung des in den Reihen der ÖVP sitzenden Bundesministers Brunner –: Seit wann ist der Herr Brunner Abgeordneter?) Genau darauf hat Frau Kollegin Doppelbauer Bezug genommen, und genau darauf hat die ÖVP überhaupt keine Antwort und dafür trägt sie in Wahrheit die volle Verantwor­tung. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Krainer: Herr Präsident! Seit wann ist der Herr Brunner Abgeordneter? Ich glaube nicht, dass das vorgesehen ist!)

Ich möchte nur anhand von zwei Beispielen ganz konkret machen, wo wir diese Schwierigkeiten haben. Das eine ist, die Richtlinie war so unkonkret, dass die Unterscheidung zwischen Miete und Pacht nicht klar definiert war (Abg. Krainer: Ich glaube, der Herr Brunner braucht irgendwie einen Hinweis, wo sein Sitzplatz ist!) und dass jetzt zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmer, die ja schon eine Förderung bekommen haben, diese möglicherweise zurückzahlen müssen. Das sind 200 Millionen Euro, die Unternehmen, die das schon bekommen haben, damit die Miete bezahlt haben und das vom Vermieter nicht zurückbekommen – oder die Pacht nicht zurückbekommen –, jetzt möglicherweise an die Cofag zurückzahlen müssen, nicht weil sie in der Pandemie etwas falsch gemacht haben, sondern weil der Finanzminister oder das Finanzministerium eine Richt­linie nicht richtig formulieren konnte. – Das ist ein Wahnsinn, und genau dafür müsste sich eine ÖVP in Wirklichkeit entschuldigen. (Beifall bei den NEOS.)


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Der andere Punkt ist, dass man nicht glauben darf, es ist die österreichische Opposition, die die ganze Zeit nörgelt, und in Wahrheit macht die ÖVP alles richtig, weil sie eine staatstragende Partei ist. – Das ist schon sehr, sehr lange her, Jahrzehnte mindestens. (Abg. Doppelbauer: Sehr lange!) Das Wesentlichere ist aber: Es war die Europäische Kommission, die festgestellt hat, dass Beihilfe­recht durch das Finanzministerium, durch die Finanzminister, durch die Republik Österreich gebrochen wurde. Es war die Europäische Kommission, die gesagt hat, es ist in Österreich falsch gelaufen, weil die ÖVP mithilfe der Grünen den Konzernen 1 Milliarde Euro mehr zugeschustert hat, als sie nach dem Beihilferecht hätte dürfen. – Sie haben europäische Regeln gebrochen, um Konzerne zu subventionieren, und da muss man schon klar sagen: Es ist entweder dreist oder es ist dumm, aber es ist jedenfalls falsch und hilft keinem Unternehmer und keiner Unternehmerin in unserem Land. (Beifall bei den NEOS.)

Diejenigen, die jetzt noch warten, sind wiederum viele kleine und mittel­ständische Unternehmen, nämlich über 3 500 Unternehmen, die aufgrund des Fehlverhaltens des Finanzministers derzeit einen Stopp haben, deren Anträge nicht bearbeitet werden, denen keine Förderungen ausbezahlt werden und die am Ende des Tages einen Haircut von 5 Prozent bekommen. Die bekommen jetzt eine Strafe, die kriegen 5 Prozent weniger Förderung, weil die ÖVP ihr Ministerium nicht im Griff hat, weil sie Richtlinien nicht schreiben kann, weil sie Finanzminister hat, die nicht auf die eigenen Expertinnen und Experten hören. Die Wirtschaft, die Unternehmerinnen und Unternehmer zahlen die Zeche für die wirtschaftliche Inkompetenz dieser ÖVP. (Beifall bei den NEOS.)

13.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Mag. Kurt Egger. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Deimek: Der wird uns jetzt erzählen, dass das gar nicht wahr ist, was der Rechnungshof sagt! Die ÖVP weiß es besser!)



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 245

13.56.51

Abgeordneter Mag. (FH) Kurt Egger (ÖVP): Herr Präsident! Frau Rechnungshof­präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und via Livestream! Ich darf ganz besonders eine Gruppe von Wirtinnen und Wirten aus dem Yspertal sehr, sehr herzlich begrüßen. Herzlich willkommen im Hohen Haus! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ und Grünen. – Abg. Deimek: ... dem Rechnungshof!)

Ich habe mir gestern schon ein wenig Gedanken über diese Rede gemacht, weil ich mir ziemlich genau vorstellen konnte, was da heute an Argumenten, Halb­wahrheiten und sonstigen Unterstellungen kommt, und daher bin ich, glaube ich, ziemlich punktgenau unterwegs. Bevor ich aber da jetzt einsteige: Herr Kollege Zanger, „Taschen vollstopfen“ kennen wir eher von einer anderen Partei, nämlich von der mit den Sporttaschen (Abg. Zanger: Ja eh, ja! – Abg. Deimek: Also Sie sagen jetzt, der Rechnungshof ...!); deswegen verwahren wir uns entschieden dagegen, dass Sie uns das unterstellen. (Beifall bei der ÖVP.)

Weil immer versucht wird, große und kleine Unternehmer auseinander­zu­dividieren: Die Wirtschaft in Österreich ist unteilbar, und wir lassen uns das in diesem Zusammenhang nicht gefallen.

Sie werden jetzt von mir ein paar Zahlen hören (Abg. Zanger: Wirklich?), nämlich aufsetzend auf das, was Andreas Hanger bereits gesagt hat. Es hat sich in dieser Situation um die größte gesundheitspolitische Krise weltweit gehandelt. Wir waren innerhalb kürzester Zeit gefordert, Dinge auf den Weg zu bringen und den Menschen Angst zu nehmen, Arbeitsplätze zu sichern und Wirtschaftsbe­trieben den Fortbestand zu sichern. Das vergessen Sie immer dabei. (Abg. Deimek: Die Regierung ...! ... jämmerlich!)

Der Lockdown wurde rund um den 13. März verkündet, am 27. März wurde die Cofag gegründet, und am 25. Mai hat es bereits das erste Förderinstrument gegeben, nämlich deswegen so schnell, weil es darum gegangen ist, Betriebe abzusichern und auch Arbeitsplätze weiterhin erhalten zu können. Neun Monate


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später waren insgesamt sieben Unterstützungsinstrumente auf unterschied­lichsten Ebenen und für unterschiedlichste Branchen im Laufen. Das muss uns erst jemand nachmachen. (Beifall bei der ÖVP.)

Insgesamt wurden von der Cofag 1,3 Millionen Anträge abgearbeitet, 235 000 österreichischen Betrieben wurde damit geholfen. Ja, Sie können das kleinreden, ja, Sie können das schlechtreden, aber die österreichischen Betriebe wissen, wer ihnen geholfen hat, nämlich diese Bundesregierung – punkt­genau. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Deimek und Hauser.)

Außerdem hat es ja nicht nur die Cofag gegeben, sondern auch den Härtefall­fonds für die Kleinstbetriebe. Da wurde weiteren 100 000 Betrieben geholfen – rasch, unbürokratisch und zur Sicherung ihres eigenen Einkommens. (Zwi­schenruf der Abg. Belakowitsch.)

Es wurde heute auch bereits erwähnt: Wir sind sehr, sehr gut durch diese Krise gekommen. Ja, es hat wahrscheinlich die eine oder andere Verbesserungs­möglichkeit gegeben, ja, es hat die eine oder andere Empfehlung des Rechnungs­hofes gegeben, die auch umgesetzt wird. Als was sich aber die Opposition da aufschwingt (Zwischenruf des Abg. Deimek) – das ist meine beste politische Einschätzung der letzten Jahre –: Ihr seid eine vereinigte Rückwärts­versteher­organisation (Heiterkeit bei der FPÖ), ihr beurteilt nämlich mit dem Wissen von heute die Vorgänge von vorgestern. (Abg. Deimek: Luft holen, sonst wird der Kopf rot!) Das kann jeder.

Die Cofag hat gut gearbeitet. Es wurde nicht immer alles richtig gemacht, aber die Bundesregierung hat circa 235 000 österreichischen Betrieben geholfen, und das war gut so. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischen­ruf des Abg. Zanger.)

14.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Michael Schnedlitz. – Bitte, Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 247

14.01.40

Abgeordneter Michael Schnedlitz (FPÖ): Herr Präsident! Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Man kann es eigentlich relativ einfach gestalten: Milliardengrab, gerichtsanhängig – in diesem Fall beim VfGH –, und es steht der Vorwurf im Raum, dass man eigene Freunderln bedient hat. Drei Wörter, sehr geehrte Damen und Herren – Milliardengrab, Freunderlwirtschaft und gerichts­anhängig –, und jeder draußen auf der Straße weiß, es geht um die Bundes­regierung und um die Österreichische Volkspartei – jeder. (Beifall bei der FPÖ.) Jeder, der diese drei Wörter hört, weiß, es geht um die Bundesregierung und um die Österreichische Volkspartei. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Zusätzlich – da fehlt ja die Redezeit, dass man alles aufs Tapet bringt – sind zig Millionen Euro an Berater geflossen, sehr geehrte Damen und Herren zu Hause, über 1 Million Euro an Covid-Förderungen ist in den Sektor der ÖVP-Abge­ordneten geflossen – ja, direkt zu den Abgeordneten der Österreichischen Volks­partei, das ist dann schon ein bisschen mehr als Freunderlwirtschaft. – Das ist einmal die eine Seite der Medaille. (Abg. Ottenschläger: Unglaublich!)

Die andere Seite der Medaille, das sind diejenigen, die das bezahlt haben. – Ja, Herr Kollege Hanger, dann reden wir einmal über die große Linie! (Zwischenruf des Abg. Stocker.) Das sind diejenigen, die jetzt draußen unter der Teuerung leiden. Das sind diejenigen, die Sie zu Hause eingesperrt haben: Nur arbeiten und Steuern zahlen haben sie dürfen, damit Sie wieder Geld für ein Milliar­dengrab haben. (Abg. Höfinger: ... ist ja unglaublich!) Eines muss man auch einmal dazusagen, wenn Sie schon von „großen Linien“ reden: Das sind die Millionen Österreicher, die Sie während Corona schlimmer als einen Pädophilen, der Zigtausende Kinderpornos hortet, behandelt haben. So haben Sie die Bevölke­rung behandelt. – Das ist die große Linie. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Zarits.)

Es ist ein Hohn, wenn Sie sagen, Sie hätten Betriebe unterstützt. Zugesperrt habt ihr sie, und mit Ihren Lockdowns haben Sie eine Spur der Verwüstung


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durch die österreichische Wirtschaft gezogen. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: So ein Unsinn! – Zwischenruf des Abg. Egger. – Abg. Michael Hammer: Ihr habts auch das Wurmmittel genommen! ...!)

Wie gesagt, während Sie die österreichische Bevölkerung schlimmer als Verbrecher behandelt haben – schlimmer –, nämlich durch direkte Order Ihrer Bundesregierung, der ÖVP-und-Grünen-Regierung – natürlich auch unter Duldung der Roten, auch das hat die Bevölkerung nicht vergessen (Abg. Leichtfried: Geh, tu net Gschichtln erzählen!) –, haben Sie in die Taschen hineinge­griffen und ihr das Steuergeld herausgezogen. (Abg. Disoski: Die FPÖ ...! – Abg. Ribo: Was ist mit Graz? – Abg. Disoski: Wer hat in Graz in die Taschen gegriffen?)

Ein Milliardengrab bei der Cofag: In einem weiteren Rechnungshofbericht wird ja ein Milliardengrab betreffend Tests und Impfungen behandelt. Na gratuliere – das ist die Leistung, die Sie schönzureden versuchen!

Sehr geehrte Damen und Herren, das ist das, was Sie hinterlassen haben (Abg. Disoski: Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen!): auf der einen Seite eine beschädigte Bevölkerung und beschädigte Unternehmen und auf der anderen Seite Profiteure. Das sind dann die Freunderln, das sind die Pharma­industrie und die Pharmaunternehmen, und das sind Sie selbst, weil Sie geglaubt haben, Sie können mit Milliarden politisches Wohlgefallen erkaufen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich sage Ihnen in aller Deutlichkeit: Sie haben es nach dem, was Sie aufgeführt haben, und da Sie ja zeigen, dass Sie bis heute nichts dazugelernt haben, nicht anders verdient, als dass jeder Zweite von Ihnen nach der nächsten Nationalratswahl nicht mehr hier in diesem Haus sitzt, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Noch etwas kann ich Ihnen versprechen: So wie Sie vor dieser Nationalratswahl nicht ewig davonlaufen können, können Sie auch vor einem Coronaunter­suchungsausschuss nicht ewig davonlaufen. Auch der wird kommen, auch das


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verspreche ich Ihnen. (Beifall bei der FPÖ.) Dann, sehr geehrte Damen und Herren, dann schlägt wahrscheinlich nicht nur die Stunde null, dann klicken eventuell auch wieder die Handschellen, wie wir es ja schon aus der Vergangen­heit kennen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Dann werden Sie wahr­scheinlich draufkommen, dass Inserate Ihr geringstes Problem sind. (Abg. Michael Hammer: Herr Präsident, der ist ja außer Rand und Band!) Während Sie sich damit beschäftigen, werden wir dafür Sorge tragen, dass endlich wieder Gerechtigkeit einkehrt, auch auf der zweiten Seite der Medaille (Abg. Michael Hammer: Hat euch die AfD so ver..., oder was?), und dass endlich einmal Politik für die Leute gemacht wird – für sie und nicht schnurgerade gegen sie, wie Sie es die letzten Jahre gelebt haben. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Bissl Weidel-geschädigt! Hat euch die Frau Weidel ein bissl zu viel eingehaucht?)

14.05

14.05.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ist seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zu den Abstimmungen, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 9: Antrag des Rechnungshofausschusses, den Bericht betreffend COFAG und Zuschüsse an Unternehmen, III-781/2111 d.B., zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 10: Antrag des Rechnungshofausschusses, den Bericht betreffend Rechtsmittel in der Steuer­verwaltung, III-690/2112 d.B., zur Kenntnis zu nehmen.


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Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch das ist einstimmig angenommen.

14.06.4011. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über den Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2022 (III-942/2189 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen nun zum 11. Punkt der Tages­ordnung.

Ich begrüße den Herrn Bundesminister und den Herrn Staatssekretär sehr herzlich in unserer Mitte.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist nun Herr Abgeordneter Kai Jan Krainer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.07.10

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Man sagt ja immer, das Budget ist in Zahlen gegossene Politik. Dann ist natürlich der Rechnungsabschluss so etwas wie die Bilanz dieser Politik.

Wenn wir uns die Bilanz der Politik ansehen, dann sehen wir die Einnahmen und die Ausgaben. Einnahmenseitig sieht man einerseits die Steuergeschenke, die die ÖVP-geführte Bundesregierung gemacht hat, indem sie die Konzern­steuer gesenkt hat, das heißt, den Steuerbeitrag der großen Konzerne gesenkt hat. Das bedeutet 1 Milliarde Euro pro Jahr weniger Steuerbeitrag der Kon­zerne für unsere Gemeinschaftskassa.

Man sieht darin, dass alleine im Jahr 2022 die Einnahmen aus der Umsatz­steuer um fast 5 Milliarden Euro gestiegen sind, vor allem aufgrund der Teuerung. Das heißt, dass wir alle bei unseren Einkäufen – egal ob das jetzt bei


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der Energierechnung, bei der Miete oder im Lebensmittelhandel war – fast 5 Milliarden Euro mehr an Umsatzsteuer bezahlt haben, die der Finanzminister in der Gemeinschaftskassa für uns verwaltet.

Auf der Ausgabenseite sieht man durchaus ein paar wenige Investitionen im Bereich Klimaschutz. Man sieht aber im Bereich Bildung nichts, man sieht im Bereich Gesundheit nichts Wesentliches. Das heißt, dass da auch nicht wirklich investiert wurde.

Unter dem Strich sieht man eine Rekordverschuldung, und zwar eine Rekord­verschuldung, die sich in den letzten Jahren fortsetzt. Alleine in einem einzigen Jahr, seitdem Kurz Bundeskanzler war, hat die Bundesregierung mehr Schulden gemacht als Kreisky in 13 Jahren – nur damit man so ein bisschen die Verhältnisse sieht, die Art und Weise, wie von der ÖVP mit Geld umge­gangen wird.

Sehen wir uns dann den wesentlichen Teil an, nämlich die Frage, die uns alle und vor allem die Menschen, die in Österreich leben, am meisten bewegt: Das ist die Frage, wie mit der Teuerung umgegangen wurde. Da gab es ja im Wesent­lichen zwei Wege, die man gehen kann. Wir als Sozialdemokraten haben dafür plädiert, dass man in den Markt eingreift, denn wenn der Markt nicht funktioniert und das zu absurden oder unleistbaren Preisen führt, dann muss man in den Markt eingreifen. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Bundesregierung von ÖVP und Grünen hat entschieden: Nein, wir greifen nicht in den Markt ein, wir schauen zu, wie sich die Preise entwickeln. Am Anfang haben Sie gesagt, wir als Opposition, als SPÖ seien ja nur hysterisch, weil wir hier auf die Teuerung hinweisen. Dann haben Sie gesagt, wir würden diese herbeireden. – Na ja, so viel Macht möchte ich einmal als politische Partei haben, dass ich gleich eine Inflation, die dann noch dazu andere Länder in Europa auch haben, quasi herbeireden kann.


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Die Bundesregierung hat nicht in die Preise eingegriffen, sie ist einen anderen Weg gegangen, nämlich jenen, zuzusehen, wie die Preise explodieren, und dann gar nicht so wenig Geld – das sieht man nämlich auch im Rechnungsabschluss, irgendwo müssen ja diese Schulden herkommen: ganz viel Geld – in die Hand zu nehmen und vor allem Einmalzahlungen zu machen. Das heißt, es hat wahr­scheinlich niemanden gestört, wenn man 100 Euro oder 300 Euro oder auch 500 Euro aufs Konto bekommen hat, weil man damit die unnötig hohe Energierechnung oder die höhere Miete bezahlen konnte – aber halt nur einmal.

Diese Unterstützungsleistungen gibt es jetzt eben nicht mehr, aber die hohen Preise sind nicht nur geblieben, nein, sie steigen nach wie vor. Das ist ja das Unverzeihliche an Ihrer Politik, dass Sie eben nicht in die Preise eingegriffen haben und die Preise nach wie vor explodieren. Ehrlich gesagt ist das auch der Grund, wieso wir angekündigt haben – und das hiermit auch tun –, dass wir Ihnen das Misstrauen aussprechen. (Ruf bei der ÖVP: Schämt euch!)

Deswegen darf ich auch gleich formell folgenden Antrag einbringen:

Misstrauensantrag

der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ver­sagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung wegen ihres Totalver­sagens in der Teuerungskrise“

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden Entschließungs­antrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesregierung und den Staatssekretär:innen wird gemäß Art. 74 Abs. 1 iVm Art. 78 Abs. 2 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrates das Vertrauen versagt.“


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*****

Die Bevölkerung hat Ihnen das Vertrauen schon lange aufgekündigt, und wer es nicht schafft, nach zwei Jahren dafür zu sorgen, dass irgendwo in Österreich Preise fallen – im Gegenteil, im August ist die Inflation sogar noch einmal gestiegen, wir haben die höchste Inflation in Westeuropa, die dritthöchste Inflation in der gesamten Eurozone, das drittschlechteste Wirtschaftswachstum –, der hat ehrlich gesagt das Vertrauen nicht verdient. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich bin gespannt, ob ÖVP und Grüne noch immer Vertrauen in diese Bundes­regierung haben – wir haben es schon lange nicht mehr. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

14.12

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Misstrauensantrag

gemäß § 55 GOG-NR

der Abgeordneten Philip Kucher,

Genossinnen und Genossen

betreffend Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung wegen ihres Totalversagens in der Teuerungskrise

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 11 / Bericht des Budgetausschusses über den Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2022 (III-942/2189 d.B.)

Begründung

Seit zwei Jahren steigen die Preise enorm. Dennoch weigert sich die Bundesregierung beharrlich, wirksame Gegenmaßnahmen zu setzen. Dies zeigt sich auch deutlich im Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2022. Die Rekordinflation in Österreich hat zu unfassbaren Mehreinnahmen alleine aus der Umsatzsteuer von fast 5 Milliarden


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Euro geführt. Der Anstieg ist aufgrund der Schwäche des privaten Konsums fast ausschließlich auf den ungebremsten Preisanstieg zurückzuführen. Statt durch entschlossene Markteingriffe endlich unsere Leute zu entlasten, präsentiert die schwarz-grüne Koalition laufend neue Mogelpackungen. Diese sind entweder von vornherein ungeeignet, die Lage zu verbessern. Oder noch schlimmer: sie heizen das Problem sogar weiter an.

Die Bilanz der schwarz-grünen-Regierung ist katastrophal:

•          Österreich ist seit acht Monaten das Land mit der höchsten Inflationsrate in Westeuropa – im Sommer ist die Inflationsrate sogar noch einmal gestiegen.

•          Der Durchschnittshaushalt gibt mittlerweile 500 € pro Monat für den Lebensmitteleinkauf aus. Das sind um rund 1.000 € mehr pro Jahr als die Deutschen.

•          Österreich ist das Land mit der drittschlechtesten Wirtschaftsentwicklung in der gesamten Eurozone.

•          Ein Drittel der Menschen in Österreich beklagt Einkommensverluste.

•          Jede:r Vierte kann sich das Wohnen nicht mehr leisten.

•          760.000 Menschen sind nicht in der Lage, im Winter ihre Wohnungen zu heizen.

•          Ein Drittel der Österreicher:innen konnte sich heuer keinen Urlaub leisten.

Die höchste Inflationsrate in Westeuropa ist kein Zufall. Sie ist hausgemacht. Seit zwei Jahren warnt die SPÖ vor dieser Entwicklung. Hochrangige Vertreter:innen der Regierungsfraktionen haben dies als „Inflationshysterie“ abgetan. Über Vorschläge der SPÖ für Markt- und Preiseingriffe – wie in anderen Ländern –  wurde von der Regierungsbank herab gespottet.


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Die „Maßnahmen“ der Koalition blieben unterdessen wirkungslos: Die Einmalzahlungen sind verpufft, das Preisniveau bleibt hoch und die Preise steigen immer weiter. Die SPÖ hat die Regierungsparteien deshalb vor dem Sommer aufgefordert, das Parlament nicht in die Sommerpause zu schicken. Die SPÖ wollte nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen und endlich einen gemeinsamen, breit getragenen Plan zur Entlastung auf den Weg zu bringen. Der Antrag wurde von der Koalition aber abgelehnt. Im Regierungsurlaub ist zwei Monate lang nichts geschehen. Das erwartbare und traurige Ergebnis: Auch im August war Österreich das Land mit der höchsten Inflationsrate in Westeuropa. Die Teuerung ist sogar erneut auf 7,4% gestiegen.

Das Versagen der Bundesregierung bedroht mittlerweile auch die wirtschaftliche Entwicklung und den sozialen Frieden: Mittlerweile steigt jeden Monat die Arbeitslosigkeit. Der Einzelhandel verzeichnet in Österreich ein reales Minus, weshalb immer mehr Einzelhändler Konkurs anmelden müssen. Der Grund: Die Öster­reicher:innen müssen sich in ihrem Konsum auf die wesentlichen Dinge des Lebens


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beschränken: Wohnen, Nahrungsmittel und Energie. Das Wirtschaftswachstum stagniert, eine Rezession steht vor der Tür.

Die Daten der Statistik Austria zeigen eindeutig, dass es unseren Leuten schlicht und einfach an allen Ecken und Enden an Geld fehlt:

Im ersten Halbjahr 2023 ging der Konsum im österreichischen Einzelhandel deutlich zurück. Insgesamt ist der Einzelhandel real um 3,8% geschrumpft. Rechnet man den Lebensmittelbereich heraus, ist der Einzelhandel in Österreich sogar um 5,4% zurückgegangen. Der reale Konsum schrumpft laut den Wirtschaftsforscher:innen des Wifo ebenfalls. Die Menschen konsumieren heute also bereits weniger als vor einem Jahr.

Der Grund ist eindeutig: Die Rekordinflation in Österreich. Und für diese trägt die alleinige Schuld die Bundesregierung. Sie sieht tatenlos zu, wie unseren Leuten von Lebensmittelkonzernen und Spekulant:innen das Geld aus der Tasche gezogen wird. Demgegenüber stehen x-fache Beispiele aus anderen Ländern, wie mit entschlos­senen Markteingriffen mit großem Erfolg gegengesteuert wurde:

•          In der Schweiz sind Energiepreise für Haushalte reguliert und orientieren sich an den Herstellungskosten. In Österreich schreiben die Energiekonzerne auf Kosten unserer Leute weiter Rekordgewinne.

•          In Frankreich wurden die Mieten wirksam gedeckelt. In Österreich verdienen sich Immobilienspekulant:innen am Leid der Mieterinnen und Mieter eine goldene Nase.

•          In Deutschland hat man die Mehrwertsteuer auf Gas gesenkt und gleichzeitig einen Energiepreisdeckel eingeführt in anderen Ländern wurde die Mehrwertsteuer


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auf Grundnahrungsmittel gesenkt oder gänzlich gestrichen. In Österreich erhalten die Energiekonzerne noch zusätzliche Förderungen.

Möglichkeiten hätte es genug geben. Doch die schwarz-grüne Bundesregierung war entweder unwillig oder unfähig. Diesen Luxus einer überforderten Regierung kann sich unser Land schon lange nicht mehr leisten: Denn das Nichtstun der Regierung hat weitreichende Folgen für die Menschen, aber auch den Wirtschafts­standort. Ausbaden müssen dies nun unter anderem die Sozialpartner bei den anstehenden Lohnverhandlungen.

Die schwarz-grüne Bundesregierung hat zum wiederholten Male alle Warnungen der Opposition ignoriert. Eine Sondersitzung zur Teuerung ist ohne Ergebnis verstrichen, weil die Regierung keinen einzigen Vorschlag zur Preissenkung der SPÖ aufgegriffen hat. Man hat einen „Schmähpreisdeckel“ präsentiert, den man der Bevölkerung als Mietpreisdeckel verkauft. Es ist ein Deckel der über der pro­gnosti­zierten Inflations­rate liegt. Die Mieten sind bereits um 25% gestiegen. Statt die Steigerungen zurückzunehmen, schlägt die Regierung vor, dass die Mieten in den nächsten drei Jahren wieder um bis zu 15% erhöht werden.

Die Bundesregierung aus ÖVP und Grünen hat mehrfach bewiesen, dass sie nicht in der Lage oder willens ist, die Teuerungskrise im Sinne der Menschen und des Wirtschaftsstandortes erfolgreich zu bekämpfen und die Inflation zu dämpfen. Die Inflation steigt, die Wirtschaft schrumpft und die Konzerne schreiben Rekordgewinne, während immer mehr Menschen in Österreich nicht wissen, wie sie mit ihrem Einkommen das Auslangen finden. Österreich kann sich eine Regierung des Nichts­tuns, des Streits und der gegenseitigen Blockade in dieser Situation nicht mehr leisten.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Der Bundesregierung und den Staatssekretär:innen wird gemäß Art. 74 Abs. 1 iVm Art. 78 Abs. 2 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrates das Vertrauen versagt."

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Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Misstrauensantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun MMag. DDr. Hubert Fuchs. – Bitte, Herr Abgeordneter.

Oh, Verzeihung, Mag. Andreas Hanger gelangt zuerst zu Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.12.59

Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Finanzminister! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ich war jetzt fast der Meinung, dass ich einen zweiten Magistertitel verliehen bekommen habe, aber dem war natürlich nicht so, das ist Hubert Fuchs – nein, Scherz beiseite. Wir diskutieren hier ein sehr ernstes Thema und Herr Kollege Krainer, ich sage Ihnen ganz offen in aller Deutlichkeit: Dieser Misstrauensantrag ist ganz einfach linker Populismus, der mit den Fakten gar nichts zu tun hat, und ich werde auch die Fakten auf den Tisch legen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kucher: Höchste Inflation in Österreich! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Einfallslos musst auch noch dazusagen!) – Einfallslos natürlich sowieso, aber ja, mehr ist eh nicht zu erwarten, das muss man auch dazusagen.

Wir debattieren den Bundesrechnungsabschluss 2022. Ich möchte einleitend schon auch anmerken, dass es für mich bemerkenswert ist, dass dieser Bundes­rechnungsabschluss vom Rechnungshof vorgelegt wird. Ich denke, in einer europäischen Demokratie ist es üblich, dass dieser vom Finanzministerium vorgelegt wird. Der Rechnungshof soll und darf natürlich dann ganz intensiv


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prüfen, aber auch diese Strukturfrage sollte man im Rahmen einer Haus­haltsrechtsreform tatsächlich einmal klären. Das erscheint mir insgesamt als sehr wichtig.

Ja, wir hatten 2022 eine expansive Fiskalpolitik. Der Staat hat sehr viel Geld in die Hand genommen, um die Auswirkungen der Coronakrise und der nach­folgenden Energiekrise auch entsprechend abzufedern – ich habe das in einer Vorrede schon gesagt –, und das ist auch tatsächlich sehr gut gelungen. Man kann die Fakten nicht ganz einfach beiseiteschieben: Wir haben 2022 ein 5-prozen­tiges Wirtschaftswachstum gehabt. Das war natürlich auch die Grundlage dafür, dass es entsprechende Steuereinnahmen gegeben hat. Wir hatten ein ganz starkes Wachstum – bei den Beschäftigten 3 Prozent. Wir hatten noch nie so viele unselbstständig Erwerbstätige. Der Export hat sich positiv entwickelt, auch der private Konsum, und das widerspricht ja dieser ganz schlechten Stimmung, die im Hohen Haus immer wieder verbreitet wird.

Ich möchte aber, wenn ich das Budget 2022 analysiere, auf eine Kennzahl ein­gehen, die mir persönlich sehr wichtig ist, und das hat uns jetzt auch der Budgetdienst insgesamt bestätigt: Ja, wir haben eine Inflation, aber wenn wir eine redliche Diskussion im Hohen Haus führen, dürfen wir nicht nur die Inflation sehen, sondern müssen auch sehen, wie sich die Kaufkraft entwickelt hat, weil die Kaufkraft natürlich inflationsbereinigt beurteilt wird, und siehe da, der Budgetdienst hat schwarz auf weiß auf den Tisch gelegt, dass es bezogen auf das Referenzjahr 2019 im Jahr 2020 zu einer Erhöhung der Realeinkommen gekommen ist – inflationsbereinigt. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Lukas Hammer und Schallmeiner.)

Der Budgetdienst hat sehr klar – ich habe die Zahlen mit und das kann man in jeder Studie nachlesen – festgehalten, dass die Realeinkommen auch 2021 gestiegen sind. Und siehe da, auch 2022 – da begann dann die Inflation zu steigen – kam es zu einer Erhöhung der Realeinkommen. Und ja, 2023 – im aktuellen Jahr sind es natürlich Prognosedaten – gehen wir von einem leichten Rückgang in der Einkommenssituation aus, aber, und das ist ganz, ganz wichtig –


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der Rechnungshof hat das auch analysiert, unterteilt in den sogenannten Einkommensdezilen, das heißt, die unteren 10 Prozent, die nächsten 20 Prozent –, die unteren Einkommensbereiche wurden überkompensiert – auch 2023! Wir haben durch unsere Politik immer gesagt, dass wir wissen, dass die unteren Einkommensbereiche am meisten von der Inflation betroffen sind und dass wir denen nicht mit der Gießkanne, sondern ganz zielgerichtet helfen wollen – und das zeigen die Zahlen sehr klar. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

2023 gibt es auch in den unteren Einkommensbereichen, liebe SPÖ, eine Stei­gerung des Realeinkommens. Es wäre schön, wenn man das irgendwann einmal zur Kenntnis nehmen und nicht permanent Geschichten erzählen würde, die mit der Faktenbasis überhaupt nichts zu tun haben. (Zwischenruf des Abg. Kaniak.)

Einen Aspekt möchte ich noch ansprechen: Wir sind schon auch für die Stimmung in unserer Republik gemeinsam verantwortlich. Ich habe derzeit viele Besuchergruppen da, die immer zu mir sagen: Eure Debattenkultur ist grenz­wertig, gegenseitiges Anagitieren, das interessiert uns überhaupt nicht!

Herr Kollege Schnedlitz, deine Rede war wirklich wieder grenzwertig (Abg. Michael Hammer: Letztklassig war’s!), das hat mit der Faktenlage ganz einfach überhaupt nichts zu tun. Tauschen wir doch Argumente auf der Sachebene aus!

Ich bringe jetzt einen spannenden Aspekt: 2024 wird dann noch einmal die Situation so sein, dass die Realeinkommen steigen werden. Wieso? – Die Lohn- und Gehaltsrunden stehen vor der Tür, das wird sehr spannend, wir haben eine sehr deutliche Erhöhung der Pensionen um 9,7 Prozent– also die Ein­kommen steigen.

Natürlich wirkt auch die ökosoziale Steuerreform: Die Tarife wurden gesenkt, wir haben die kalte Progression abgeschafft und es gibt natürlich gerade für die


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unteren Einkommensgruppen jede Menge Antiteuerungspakete. Das hat zur Konsequenz, dass die Einkommen, das verfügbare Geld – natürlich im Durchschnitt, den Einzelfall muss man sich natürlich auch immer anschauen – im Durch­schnitt, und das ist unsere staatliche Aufgabe, 2024 steigen werden. Das hilft uns übrigens auch, eine schwierige Konjunktursituation besser abfedern zu können. (Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Meine große Bitte, auch an die Oppositionsparteien, wäre aber: Das sind Fakten, die der Budgetdienst vorlegt (eine Tafel mit der Überschrift „Veränderung der verfügbaren Einkommen seit 2019 nach Einkommensdezilen“ und einem Säulendia­gramm in die Höhe haltend – Abg. Kassegger: Das kann ja niemand lesen!), und ich hätte schon die große Bitte, diese Fakten ganz einfach zur Kenntnis zu nehmen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.18


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt jetzt Herr MMag. DDr. Hubert Fuchs. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.18.17

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Wir haben vom Kollegen Hanger soeben gehört: Der österreichischen Bevölkerung geht es blendend, die Stimmung ist super! – Ich bin überzeugt, die ÖVP wird nächstes Jahr ein tolles Wahlergebnis haben. Gratuliere! (Beifall bei der FPÖ.)

Sie verschließen einfach die Augen vor der Realität, Herr Kollege Hanger. (Abg. Hanger: Ich habe gesagt, die Inflation ist hoch, aber es gibt auch Einkommen! Das habe ich gesagt!) – Sie können sich noch einmal zu Wort melden. (Abg. Michael Hammer: Jetzt kommst du auch schon auf Kickl-Linie? Jetzt wird’s aber fad bei denen!)


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Ich darf mich eingangs bei der Frau Präsidentin für die Erstellung bezie­hungsweise Prüfung des Bundesrechnungsabschlusses 2022 recht herzlich bedanken.

Die gesamtstaatliche Haushaltsentwicklung seit 2020 ist eigentlich ein Spiegelbild der Unfähigkeit dieser schwarz-grünen Bundesregierung. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Coronapolitik der Bundesregierung hat 2020 und auch 2021 ein großes Loch in den Staatshaushalt gerissen. Durch die nichtevidenzbasierten Lockdownphasen hat diese Bundesregierung die Wirtschaft massiv und auch nachhaltig geschädigt.

Die wirtschaftsfeindliche Coronapolitik ist 2022 nahtlos in eine unver­nünftige Sanktionspolitik übergegangen, die zwar keinerlei Auswirkungen auf den Krieg hat, dafür aber eine Energiekrise verursacht hat, welche die Teuerung massiv anheizt – vor der eben Kollege Hanger die Augen verschließt – und damit den Wohlstand und auch die Wirtschaft in Österreich vernichtet. (Beifall bei der FPÖ.)

Anstatt aber die Ursachen der Inflation zu bekämpfen, bekämpft diese Bundes­regierung lieber die Symptome mit der Gießkanne, was uns viele Milliarden kostet und noch kosten wird. Seit Sommer 2022 liegt die Inflation in Österreich immer über dem EU-Durchschnitt und auch über dem Eurozonendurchschnitt. Die schwarz-grüne Bundesregierung behauptet aber weiterhin, dass wir gut durch die Krise gekommen sind, dass wir Spitzenreiter in der EU bei der Inflations­bekämpfung sind und dass es der Bevölkerung, insbesondere den Bevölke­rungs­teilen in den unteren Einkommensschichten, blendend geht. (Ruf bei der ÖVP: Das hat er nicht gesagt! – Abg. Eßl: „Blendend“ hat er nicht verwendet!) Das ist die Fantasiewelt dieser Bundesregierung.

Zusätzlich hat diese Bundesregierung 2022 unser Steuergeld mit dem Klima­bonus für Asylwerber und auch für Gefängnisinsassen (Abg. Leichtfried: Da habt


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ihr ja mitgestimmt!) und mit anderen finanziellen Ungeheuerlichkeiten beim Fenster rausgeworfen – und das in einer Zeit, in der sich viele Österreicher das Leben nicht mehr leisten können. Das ist einfach unfassbar. 2023 ist man offenbar klüger geworden, da gibt es den Klimabonus nicht mehr für Asylwerber, aber die Gefängnisinsassen kassieren ihn weiterhin. Daher ist es auch kein Wunder, dass sich das Budgetdefizit des Bundes 2022 auf fast 21 Milliarden Euro beläuft und der Schuldenstand zum 31.12.2022 350,8 Milliarden Euro beträgt. Derzeit liegen wir bei weit über 370 Milliarden Euro – die Maastricht­kriterien werden in dieser Legislaturperiode sowieso nie eingehalten.

Ich darf zusammenfassen: Das multiple Versagen dieser Bundesregierung bei der Coronapolitik, bei der Sanktionspolitik, bei der Asylpolitik und auch bei der Inflationsbekämpfung kostet die Steuerzahler viele Milliarden Euro. Je schneller es zu Neuwahlen kommt, desto besser ist es für das Land und desto besser ist es für die Steuerzahler. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Schwache Lesung! Von einer Rede kann keine Rede sein!)

14.22


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Dr. Jakob Schwarz. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.22.39

Abgeordneter Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Herr Fuchs, ich glaube, auch Sie haben mitbe­kommen, dass die hohen Preise für die Energieimporte zum großen Teil für diese Inflation verantwortlich sind. (Abg. Hauser: Die Sanktionen sind verantwortlich! Eure Sanktionen!) Schon ein halbes Jahr, bevor die erste Sanktion verhängt worden ist, sind die Preise für diese Importe gestiegen, weil Putin das Gas verknappt hat.


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Ich möchte zum BRA zurückkommen und mich zuerst bei der Frau Präsidentin und bei ihrem Haus für die Arbeit und auch die übersichtlichen Zusammen­fassungen bedanken. Offensichtlich ist, dass – das haben auch schon mehrere Redner vor mir gesagt – die Bewältigung der Coronakrise, der Teue­rungskrise und auch der Klimakrise Herausforderungen für das Bundesbudget mit sich bringt und entsprechend kräftig fällt das Minus im Nettoergebnis aus, auch wenn es im Vergleich zu den Vorjahren bereits schrumpft.

Trotzdem bin ich davon überzeugt, es wäre uns teurer gekommen, hätten wir nicht Arbeitnehmer:innen und Unternehmer:innen in der Coronakrise unter­stützt, hätten wir nicht die Effekte der Teuerung in dem Ausmaß abgefedert, in dem wir das getan haben, und hätten wir nicht nach Jahrzehnten des Stillstands in der Klimakrise in diesen Maßen und in dieser Dimension, wie wir das in den letzten Jahren getan haben, dagegen angekämpft. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Auf die Ausgaben im Zusammenhang mit der Teuerung möchte ich jetzt noch einmal näher eingehen: weil es ja einen Misstrauensantrag der SPÖ gibt und auch aufgrund der Aussagen des neuen Parteivorsitzenden kürzlich; ich glaube, am Montag war es. Die Bewältigung der Effekte der Teuerung hat uns – und das steht schwarz auf weiß im Bundesrechnungsabschluss – 4,3 Milliarden Euro auf der Ausgabenseite gekostet; das heißt, wir haben immer noch die steuerlichen Maßnahmen, die da dazukommen. Jetzt könnte man sagen: Geld ausgeben kann jeder, die Frage ist, ob es etwas hilft.

Wir haben Studien vom Momentum-Institut, arbeiterkammernahe und -finanziert, aber auch vom Budgetdienst dieses Hauses und vielen anderen Wirtschafts­forschungsinstituten, die für das Jahr 2022 – für das dieser Bundesrechnungs­abschluss eben die 4,3 Milliarden Euro an Ausgaben vorsieht – zeigen, dass die Effekte der Teuerung für die Menschen mit geringen Einkommen mehr als kompensiert worden sind. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Das heißt: Die Antiteuerungspolitik hat es in diesem Fall nicht nur gegeben, sie war auch erfolgreich. Man kann sagen: Okay, es war nicht genug!, oder was auch immer, aber uns vorzuwerfen, dass es unterlassen wurde, Hilfe zu leisten – ein Straftatbestand –, ist doch ein bisschen ein hartes Stück und nachweislich, wie man da schwarz auf weiß sieht, die Unwahrheit. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es zieht sich ein bisschen wie ein roter Faden durch die Antiteuerungspolitik der SPÖ, dass Sie die Unwahrheit sagen. Sie haben schon einmal behauptet, die Regierung senke keinen einzigen Preis. Das ist nachweislich die Unwahrheit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie nicht mitbekommen haben, dass es eine Strompreisbremse gibt; ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie nicht mitbekom­men haben, dass der Bund die Gebührenerhöhungen gestoppt hat; ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie nicht mitbekommen, dass wir heute eine Gebühren­bremse für Gebühren der Gemeinden beschließen werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Einwallner: Es hat geheißen, es gibt einen Gebührenstopp! Jetzt ist es nur mehr eine Bremse! – Abg. Kucher: Rekordinflation 7,4 Prozent! Die Schlechtesten!)

Ich hoffe, Sie kommen zu einem konstruktiveren Kurs zurück, mit dem Wechsel im Parteivorsitz hätte es die Chance dazu gegeben, weil, wie schon Vorredner gesagt haben, das in erster Linie bei Herrn Kickl einzahlt. Ich glaube nicht, dass das in unserem Interesse ist.

Letzter Punkt: Ich glaube, es war sehr gut, dass wir gegen die Stimmen der SPÖ einige Maßnahmen auf den Weg gebracht haben, auch Maßnahmen, die sie erst gefordert und gegen die sie dann gestimmt hat, wie beispielsweise das Paket gegen Kinderarmut oder die Mietpreisbremse. (Abg. Einwallner: Du nimmst die Mietpreisbremse wirklich als Beispiel? Die Mietpreisbremse ist ein Armutszeugnis, das weißt du!) Der Budgetdienst zeigt in seiner Analyse, dass wir erwarten können, dass die Kaufkraft der Menschen mit den geringsten Einkommen bis 2024 um 6,6 Prozent steigen wird. Das heißt: Die Regierung unterlässt


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nichts, die Regierung ist voll am Arbeiten, um die Effekte der Teuerung abzu­federn; sie ist keinesfalls untätig. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.26


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Dipl.-Ing.in Karin Doppelbauer. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.26.57

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Frau Präsidentin! Herr Finanzminister, Sie beginnen Ihre Reden und auch Ihre Interviews in letzter Zeit, oder eigentlich schon über sehr viele Monate, immer mit der Aussage: Wir müssen jetzt endlich ins Sparen kommen! Da stimmen wir Ihnen wirklich hundertprozentig zu, aber nichtsdestotrotz sagt der Bundesrechnungsabschluss auch heuer wieder etwas ganz anderes.

Die bittere Wahrheit ist: In den letzten drei Jahren wurden über 60 Milliarden Euro neue Schulden gemacht. In einem Zeitraum, in dem die Einnahmen wegen der Inflation und wegen ganz, ganz vielen anderen Gründen geflossen sind wie noch nie zuvor, haben Sie es geschafft, mehr als 60 Milliarden Euro Schulden draufzulegen. (Beifall bei den NEOS. – Bundesminister Brunner: Es hat ein paar Krisen gegeben!)

Weil der Herr Bundesminister mir ins Ohr flüstert, es „hat ein paar Krisen gegeben“: Ja, die hat es gegeben, aber die hat es in den zwölf Jahren davor auch gegeben. (Abg. Taschner: Solche nicht!) Durch diese hat man es mit weniger finanziellen Mitteln hindurchgeschafft. Es hat eine Finanzkrise gegeben, es hat eine Währungskrise gegeben. Da waren Sie vielleicht noch nicht so eng dran an der Politik, aber tatsächlich gab es auch damals harte Zeiten. Es gab damals auch eine Bankenkrise, die mit dem Einsatz von weniger finanziellen Mitteln als in den letzten drei Jahren gemanagt wurde. (Abg. Taschner: Frau Kollegin Doppelbauer, die Angemessenheit stimmt nicht!)


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Wenn wir uns die Treffsicherheit der Mittel, die ausgegeben worden sind, anschauen, dann sehen wir, das spricht eine deutliche Sprache – nicht nur der Rechnungshof bescheinigt das –: 2022 sind 4,3 Milliarden Euro als diverse Antiteuerungs- und Einmalzahlungen an Privathaushalte gegangen, die einfach wenig treffsicher waren, und ich zitiere noch einmal die Oesterreichische Nationalbank: Zwei Drittel der Covid-Hilfen in diesem Bereich sind nicht treffsicher ausgezahlt worden. – Das treibt nicht zuletzt auch die Inflation, Herr Finanzminister, und auch das wissen Sie natürlich.

Ein anderer Punkt, der uns NEOS immer sehr wichtig ist, wenn es um das Budget geht, ist die Zukunftsquote. Wir haben uns im Rahmen einer Studie, die wir bei uns im Lab gemacht haben, angeschaut, wie viel von diesem Budget denn tatsäch­lich für zukunftsrelevante Investitionen ausgegeben wird. Es sind leider unter 20 Prozent und das ist natürlich viel zu wenig. Das heißt, 80 Prozent von diesem Riesentopf, den wir zur Verfügung haben, gehen eigentlich in Run-the-business-Maßnahmen, wie man so schön sagt, die das Land aber nicht in die Zukunft führen werden.

Mit diesen zusätzlichen Schulden, die Sie jedes Jahr wieder und wieder drauf­legen, nehmen Sie der nächsten Generation wirklich jeglichen Spielraum, um in Österreich noch ein gutes Leben in Wohlstand zu haben und sich vielleicht selbst noch etwas aufbauen zu können. Das ist das Problem dieser Bundes­regierung, das in einem Wort zusammengefasst werden kann: Es gibt einen Reform­stau. Wir haben keine Pensionsreform, wir haben keine Föderalismusreform, wir haben keine Bildungsreform, und das ist einfach das Problem, das uns irgend­wann – sehr salopp gesprochen – auf den Schädel fallen wird – Ihnen nicht, Sie werden da schon in Ihrer Politikpension sein, aber den Kindern und Kindes­kindern wird das tatsächlich furchtbar schaden.

Wenn ich mir das anschaue, muss ich sagen, Sie hätten jetzt einfach sehr viele Hebel in der Hand. Es gibt einen neuen Budgetprozess im November. Es gibt einen Finanzausgleich, den Sie gerade verhandeln. Es wäre jetzt tatsächlich an


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der Zeit, eine Steuerreform zu machen, die diesen Namen auch verdient. (Abg. Taschner: Wir haben doch eine ökosoziale Steuerreform gemacht!)

Ich möchte es hervorheben: Ja, wir fanden es sehr, sehr gut, als Sie sich der Abschaffung der kalten Progression angenommen haben, aber Sie haben eben nur zwei Drittel abgeschafft und das dritte Drittel ist wieder eine Umvertei­lungsmaschinerie, die einfach Bürokratie ist, und tatsächlich wird wieder wenig treffsicher verschoben. Das ist nicht Ihr Geld. (Abg. Zarits: Absetzbeträge, Mehrkindbetrag, Überstunden!) Das ist das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Geben Sie es ihnen bitte einfach einhundertprozentig zurück!

Dann reden wir noch über nächste Schritte, die ja diese hohen Einnahmequellen im Augenblick auch möglich machen würden, nämlich über eine wirkliche Steuerreform, bei der wir mit den Abgaben und Steuern auf den Faktor Arbeit massiv nach unten gehen.

Wir haben gestern wieder in einer Pressekonferenz einen ersten Schritt dazu vorgeschlagen. Unsere Idee wäre, in einem ersten Schritt die Lohnsteuer um 6 Prozent zu senken. Das hilft den Arbeitgebern, weil hoffentlich wenig höhere Abschlüsse gezahlt werden müssen, es hilft aber vor allem den Arbeit­nehmern, denn für die wäre das tatsächlich ein 15. Monatsgehalt in diesem Jahr. Das ist nur ein Vorschlag von vielen, und wir würden Sie bitten, darauf einzugehen. (Beifall bei den NEOS.)

14.31


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich nun die Frau Präsidentin des Rechnungshofes zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Präsidentin.


14.31.26

Präsidentin des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Herr Staatssekretär! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Hohes Haus! Es ist Aufgabe des Rech­nungshofes, jährlich den Bundesrechnungsabschluss vorzulegen. Wir setzen


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auch Prüfungshandlungen nach § 9 Rechnungshofgesetz. Wir haben den Abschluss für das Jahr 2022 am 29. Juni dieses Jahres vorgelegt. In der Vorwoche gab es eine Beratung im Budgetausschuss dazu. Ich erlaube mir jetzt dennoch – obwohl wir das im Ausschuss schon detailliert besprochen haben –, Ihnen und dem Plenum kurz die wesentlichen Haushaltsergebnisse darzulegen, sie hier zu wieder­holen.

Wie Sie schon gehört haben, stand das Jahr 2022 noch immer im Zeichen der Covid-19-Hilfsmaßnahmen. Es wurden in diesem Jahr insgesamt 9,277 Milliarden Euro aus dem Krisenbewältigungsfonds ausgezahlt. Dazu kamen Entlastungs­maßnahmen des Bundes hinsichtlich Teuerungsausgleich in der Höhe von 4,5 Mil­liarden Euro für die Bürgerinnen und Bürger.

Der Bundeshaushalt verzeichnete im Jahr 2022 das dritte Jahr in Folge ein hohes Defizit. Die finanzielle Lage des Bundes stellt sich wie folgt dar: Das Nettoergebnis für das Jahr 2022 wies mit minus 12,744 Milliarden Euro einen hohen negativen Betrag auf. Die Gesamtaufwendungen im Vorjahr betrugen 106,46 Milliarden Euro. Der Nettofinanzierungssaldo lag bei minus 20,7 Milliar­den Euro. Dem Vermögen von 121,8 Milliarden Euro standen zum Jahresende Fremdmittel von 327,455 Milliarden Euro gegenüber. Das ergibt ein negatives Nettovermögen des Bundes von minus 205,6 Milliarden Euro, das sich im Vergleich zu 2021 um 12 Milliarden Euro verschlechterte.

Die bereinigten Finanzschulden des Bundes – das habe ich schon gesagt – betrugen insgesamt 270,89 Milliarden Euro beziehungsweise 60,5 Prozent des BIPs. Sie waren damit um 17,3 Milliarden Euro höher als im Jahr 2021. Die Haushaltsrücklagen erreichten mit 21,2 Milliarden Euro den höchsten Wert seit Einführung der Haushaltsrechtsreform.

Was der Voranschlagsvergleich zeigt, ist, dass der Vollzug des Bundeshaushaltes sowohl im Finanzierungs- als auch im Ergebnishaushalt eine Verbesserung brachte. Konjunkturbedingt stiegen vor dem Hintergrund des Wirtschaftswachs-


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tums von 5 Prozent und der höheren Preise durch die Inflation, also insbe­son­dere durch höhere Steuereinnahmen, die Erträge deutlich auf plus 7,948 Milliarden Euro. Krisenbedingt nahmen allerdings auch die Aufwendungen weiter zu: plus 1,047 Milliarden Euro. Zur Erhöhung trugen der Klimabonus, Abgeltungen an die Verkehrsverbünde für das Klimaticket, Kostenersätze für die Durchführung von Covid-19-Tests, Abgeltungen an die Energieversorger für den Energiekosten­ausgleich sowie Maßnahmen aus dem nationalen Aufbau- und Resilienzplan bei.

Gesamtstaatlich hat Österreich im letzten Jahr ein öffentliches Defizit von minus 3,2 Prozent des BIPs erzielt. Der gesamtstaatliche Schuldenstand stieg auf 350,7 Milliarden Euro. Die Schuldenquote sank aufgrund des hohen BIP-Wachs­tums auf 78,4 Prozent, liegt aber deutlich vom Maastrichtziel von 60 Prozent des BIPs entfernt.

Ich habe schon beim vorigen Punkt gesagt, dass wir diesmal im Rahmen des Bundesrechnungsabschlusses einen eigenen Schuldenbericht herausgegeben haben. Da sieht man unter anderem, dass die Maßnahmen für die Krisen­bewältigung in den letzten Jahren überwiegend vom Bund getragen wurden. Während der Bundessektor gesamtstaatlich ein Minus erzielte, verzeich­neten die Landes- und Gemeindeebenen ein Plus.

Sehr geehrte Damen und Herren, es wurde viel über die Inflation gesprochen. Sie erreichte im letzten Jahr mit 8,6 Prozent ein Niveau, das zum letzten Mal 1974 zu verzeichnen war. Damit einhergehend wurden seither auch die Zinsen wieder kontinuierlich angehoben. Mit steigenden Zinsen erhöhen sich naturgemäß auch die Kosten für künftige Finanzschulden. Hervorheben will ich aber auch, dass der Arbeitsmarkt im Jahr 2022 zunächst robust blieb und die Wirtschaft um die besagten 5 Prozent wuchs.

Diese Faktoren beeinflussen aber die jährlichen Staatshaushalte beträchtlich. Die Wirtschaftsforschung betont, dass die zukünftige konjunkturelle Entwicklung von hohen Unsicherheiten geprägt ist, insbesondere aufgrund der Inflation, des


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Krieges in der Ukraine, der Energiekrise und des damit einhergehenden stagnierenden Wachstums. Daraus folgt nach Auffassung des Rechnungshofes, dass zur Bewältigung der budgetpolitischen, gesellschaftlichen und wirtschaft­lichen Herausforderungen sowie zur Erreichung der Klimaziele nachhaltige Strategien in allen Politikbereichen gefordert sind. Ein solches Bekenntnis ist notwendig, um den Staatshaushalt umsichtig durch die Unwägbarkeiten der Zukunft zu lenken. Kurz gesagt: Es geht um eine nachhaltige Budgetpolitik für die nächsten Generationen.

Natürlich ist es auch für den Rechnungshof unbestritten, dass es in der Krise Handlungsbedarf gibt und dass man betroffene Bereiche und betroffene Bevölkerungsgruppen unterstützen muss. Es gibt aber aus den Covid-Hilfen bereits viele Lessons learned. Staatliche Unterstützungen müssen aus Sicht des Rechnungshofes stets zielgerichtet und bedarfsgerecht eingesetzt werden, damit sie wirksam sind.

Damit die öffentlichen Haushalte planbarer werden, meinen wir auch, dass man zukünftig wieder stärker auf den Stellenwert des Bundesfinanzrahmens abstellen sollte und eigentlich das Bundeshaushaltsrecht so reformieren müsste, dass mehrjährige Krisenbudgets nachvollziehbar und transparent abgewickelt werden können. Daraus gewinnen wir Klarheit über die Kosten von Krisen. So können wir auch Mitnahmeeffekte in den öffentlichen Strukturen vermeiden.

Das Thema der transparenten Darstellung der finanziellen Lage des Bundes stand auch im Zentrum der Prüfung zum Bundesrechnungsabschluss. Zur Stärkung der Transparenz haben wir etwa empfohlen, Studien, Gutachten und Umfragen in der Verrechnung geeignet zu kennzeichnen, dass man bei Übernahme neuer Aufgaben auch frühzeitig auf die korrekte Bilanzierung achtet und dass man sich verstärkt mit dem Ansatz, dem Ausweis und der Bewertung von Vermögenswerten, sehr geehrter Herr Staatssekretär, die im Rahmen von Digitalisierungsprojekten geschaffen werden, befasst.


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Ich bedanke mich an dieser Stelle für die inhaltliche Befassung mit dem Bundesrechnungsabschluss, für die Debatte im Ausschuss und für die Debatte hier im Hohen Haus. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ und NEOS.)

14.39


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Mag. Karin Greiner. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.39.11

Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Herr Präsident! Frau Rechnungshof­präsidentin! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Mein Kollege Jan Krainer hat ja den gegen die Regierung eingebrachten Misstrauens­antrag schon begründet. Ich frage mich jetzt schon, ob das, wenn ÖVP-Vorredner sagen, dieser Misstrauensantrag wäre linke Polemik (Abg. Michael Hammer: Und einfallslos! Einfallslos haben wir auch gesagt!), Wehleidigkeit ist, weil wir uns beschweren, dass Sie alternative Fakten auf den Tisch legen. (Widerspruch bei der ÖVP. – Abg. Taschner: Schämen sollen Sie sich!) Ich bringe Ihnen jetzt die Fakten. – Ja, Kollege, Sie sind nervös (Abg. Taschner: Verärgert, nicht nervös! – Zwischenruf des Abg. Hanger), ich weiß es, aber hören Sie mir zu und melden Sie sich einfach wieder! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Vom Renner-Institut oder von Momentum? Was sind denn Ihre Fakten? – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Beispiel: Der Herr Bundeskanzler hat heute in seiner Rede gesagt, die Inflation sei gesunken. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundeskanzler! Liebe alle! Die Inflation ist im August wieder auf 7,4 Prozent angestiegen! (Abg. Michael Hammer: Na so was! – Ruf bei der ÖVP: Das hat er gesagt, ja, wir haben es aber erklärt! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Faktum! Er hat es anders dargestellt. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Preise sind bei uns wesentlich höher. Fragen Sie eine Familie, wenn sie etwas in Österreich einkauft oder den gleichen Korb über der Grenze in


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Deutschland füllt! Der ist dort deutlich billiger für das Gleiche. Wie kann das sein? Und Sie wundern sich, dass man da kommt und sagt: Wir vertrauen dieser Regierung nicht!? (Abg. Michael Hammer: Das haben wir uns auch nicht erwartet!)

Und jetzt sage ich Ihnen noch etwas: Ich hatte vorhin gerade eine Besucher­gruppe zu Gast im Parlament. (Abg. Michael Hammer: Na die werden eine Freude gehabt haben!) – Ja, die haben eine Freude gehabt, richtig. Die Frage, die sie mir gestellt haben, war folgende, und die gebe ich Ihnen eins zu eins weiter: Warum tut die Bundesregierung nichts gegen die hohen Preise? Das haben sie mich gefragt. (Beifall bei der SPÖ.)

Spitzenreiter bei der Inflation, Spitzenreiter bei den hohen Preisen, Spitzen­reiter ‑ ‑ (Ruf bei der ÖVP: Bei den Lohnabschlüssen! – Abg. Wöginger: Da gibt es eine Broschüre; die hättest du ihnen geben können!) Ich gratuliere zum ersten Platz im Nichtstun gegen diese hohen Preise. Lebensmittel, Energie, Wohnen – wo sind Ihre nachhaltigen Maßnahmen? Wir sehen sie nicht, es tut uns leid. (Ruf bei der ÖVP: Unverantwortlich! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Und Sie wundern sich, dass wir Ihnen nicht vertrauen?

Warum helfen Sie nicht, Herr Bundesminister, werte Bundesregierung? Der Herr Bundeskanzler ist jetzt nicht mehr da. Die Leute fragen: Was ist da los? Warum passiert da nichts gegen die hohen Preise? Warum unternehmen Sie nichts zum Senken der Preise, sodass man es beim Einkaufen merkt, für jene Konsumentinnen und Konsumenten, für jene Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh­mer, die 80 Prozent des Steueraufkommens beibringen, sodass Ihre Kassen gefüllt sind? Sie sind jetzt aufgrund der hohen Inflation noch voller. Warum entscheiden Sie sich nicht dazu oder ringen sich nicht dazu durch: Jetzt gebe ich euch etwas zurück, ich will euch helfen!? – Das vermissen wir! (Ruf bei der ÖVP: Das haben sie im Kommunismus auch gemacht!) Und Sie wundern sich, dass wir Ihnen nicht vertrauen? (Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP.)


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Ich gebe Ihnen noch ein Beispiel, vielleicht denken Sie dann doch ein bisserl darüber nach. (Ruf bei der ÖVP: Da ist die eigene Fraktion auch schon ...!) – Lieber Kollege, Zwischenrufe werden immer wieder gerne gehört. – Kollege Egger stellt sich im Auftrag des Wirtschaftsbundes hierher (Ruf bei der ÖVP: Der neue Marxismus!): Wir haben nicht nur den großen Unternehmen geholfen, wir haben auch den kleinen geholfen! – Ja wo denn? EPUs, KMUs, Einzelunternehmen, Kleinunternehmen: 45 Prozent mehr Insolvenzanträge – im Vergleich dazu Unternehmen, die in der Krise ihre Bilanzen aufgebessert haben. Die Aktionäre sagen: Super! Aber was ist mit den EPUs, mit den 45 Prozent mehr Insolvenzantragstellern? (Ruf bei der ÖVP: Da sind wir schuld?) Die haben Sie vernachlässigt! Und Sie wundern sich, dass wir Ihnen nicht vertrauen? (Beifall bei der SPÖ.)

Gehen Sie in sich! Machen Sie den Weg frei für eine neue Bundesregierung! – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Das kannst dir aber du nicht wünschen, eine Neuwahl!)

14.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Gerhard Kaniak. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.43.12

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Rechnungshofpräsidentin! Sehr geschätzter Herr Minister und Herr Staatssekretär! Der desaströse Rechnungsabschluss 2022 und der dazugehö­rende Rechnungshofbericht sind wahrlich kein Anlass für Lobhudelei, wie wir sie heute schon von den Regierungsfraktionen gehört haben. Es passt auch sehr gut ins Bild, wenn sich ein Abgeordneter Hanger von der ÖVP hierherstellt und der Rechnungshofpräsidentin das Recht, über diesen desaströsen Abschluss zu berichten, am liebsten nehmen würde. Das möchte die ÖVP nicht hören, wie schlecht da gewirtschaftet wurde. Es passt auch dazu, dass Abgeordneter Schwarz von den Grünen mit der Kirche ums Kreuz argumentieren muss, um


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irgendetwas Positives zu finden, und mit dem Erhalt der Kaufkraft argumentiert, wobei doch die Staatsfinanzen im Argen liegen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Realität ist, dass der Rechnungsab­schluss 2022 gezeigt hat, dass der Bund einen negativen Nettofinanzie­rungssaldo von über 20 Milliarden Euro hat. Bei Einnahmen oder Einzahlungen von circa 93 Milliarden Euro hat der Herr Finanzminister 113 Milliarden Euro ausgegeben. Ich glaube, es ist jeder Hausfrau klar und jedem Wirtschafts­treibenden erst recht, dass man, wenn man nur 93 Milliarden Euro einnimmt, nicht 113 Milliarden Euro ausgeben kann. Das geht sich nicht aus, das geht nicht gut aus, Herr Bundesminister! (Abg. Kassegger: Er weiß es eh!) Da müssen Sie endlich eine Trendwende einleiten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie uns einmal kurz zurückdenken. Wir müssen nicht weit in die Vergangenheit schauen. Im Jahr 2019 war unter anderem noch ein freiheitlicher Staatssekretär Hubert Fuchs für das Budget verantwortlich. Und was hat der Staatsfinanzsaldo 2019 ausgemacht? – Wir haben auf Bundesebene erstmalig seit Jahrzehnten einen Überschuss von 1,6, fast 1,7 Milliarden Euro gehabt. In den drei Jahren danach, seit die schwarz-grüne Bundesregierung in diesem Land an der Macht ist und die Verantwortung hat, haben die Staatsschulden beinahe um ein Drittel zugenommen, nämlich von 210 Milliarden auf 270 Milliarden Euro. Natürlich waren in dieser Zeit diverse Krisen, das ist gar nicht zu leugnen, aber das katastrophale Krisenmanagement gerade auch zu Corona und jetzt auch in der Teuerungskrise, das ist ja genau die Ursache für diese ausufernde Staats­verschuldung, Herr Bundesminister! Und dafür tragen Sie ganz maßgeblich die Verantwortung. (Beifall bei der FPÖ.)

Der Rechnungshof hat zusätzlich festgestellt, dass es mit diesem riesigen Schuldenberg ja noch gar nicht getan ist, sondern dass die Bundesregierung zusätzliche langfristige Finanzierungsverpflichtungen eingegangen ist. Fast 140 Milliarden Euro mittelfristige Verpflichtungen sind noch vorhanden, müssen von den Steuerzahlern noch irgendwie bedeckt werden oder durch neue


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Schulden finanziert werden, und das in einer Zeit steigender Zinsen und damit steigender Refinanzierungskosten.

Wenn man sich nur das Jahr 2022 anschaut, dann sieht man, dass zusätzlich zu den 20 Milliarden Euro Neuverschuldung auch 30 Milliarden Euro Schulden rolliert worden sind, und das zu deutlich schlechteren Konditionen, als durchschnitt­lich vorhanden sind. Was das aufgrund des hohen Zinsniveaus, das ja auch laut Aussage der EZB-Chefin noch länger hoch bleiben soll, für die nächsten Jahre bedeutet, ist ganz klar: Wir haben es mit einer Zinsbelastung für unseren Haushalt zu tun, die den Handlungsspielraum für die Zukunft massiv einengen und die Budgeterstellung in Zukunft massiv erschweren wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das, was wir hier vorliegen haben, und das, was diese Bundesregierung bietet, ist von einer nachhaltigen oder verantwortungsvollen Budgetpolitik weit, weit entfernt. Das ist Schuldenpolitik in Reinkultur und das ist eine Bürde für die nächsten Generationen, aber auch und vor allem für die nächste Bundesregierung, die nach der nächsten Nationalratswahl die Verantwortung übernehmen soll. Die Handlungsspielräume sind massiv eingeschränkt, die Möglichkeit, Strukturreformen, die in diesem Land so dringend notwendig sind, auch tatsächlich zu finanzieren, ist massiv eingeschränkt. Zusammenfassend kann man nur sagen: Jedes Monat, das diese Bundesregierung früher aus dem Amt geht, ist ein Monat weniger Schaden für die Österreicher und für die zukünftigen Generationen. Also: Neuwahlen sofort! – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

14.47


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Christian Oxonitsch. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.47.34

Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Sehr geehrter Herr Präsident! Eigentlich war der heutige Vormittag, die Aktuelle Europastunde ein


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sehr eindrucksvoller Beleg dafür, dass uns gar nichts anderes überbleibt, als einen Misstrauensantrag gegen diese Bundesregierung zu stellen. Wenn man sich angehört hat, wie der Herr Bundeskanzler heute in seinem Redebeitrag die Realität in Österreich ignoriert hat – nicht nur, weil er davon gesprochen hat, vielleicht war es ja auch ein Versprecher, was auch immer, dass die Inflation gesunken ist –, wenn man sich angehört hat, dass eigentlich ohnehin alles hervorragend funktioniert, und wenn man sich vor Augen führt, dass uns im Juni noch hier in der Sitzung des Nationalrates prognostiziert wurde, wie die Inflation jetzt im Sinkflug ist und wie nachhaltig die Maßnahmen da gegriffen haben, während wir eineinhalb Monate später feststellen, dass sie wieder steigt, dann muss man sagen: Einen eindrucksvolleren Beleg für das Versagen dieser Bundesregierung gibt es eigentlich gar nicht, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Und so ist ja eigentlich der ganze Vormittag zu sehen. Kollege Krainer hat auf die diplomatischen Worte der Kritik, auf die intransparente Cofag hingewiesen. Es ist gerade jetzt in einem Redebeitrag der Frau Präsidentin auf die fehlenden Klimaziele hingewiesen worden, auf die Notwendigkeit einer nachhaltigen, wirk­lich nachhaltigen Budgetpolitik. Es sind gerade in den letzten 5 Stunden viele, viele Dinge angesprochen worden, von denen man sagen muss, dass sie eindrucksvolle Belege dafür sind, dass diese Bundesregierung versagt. Und sie versagt auf allen Ebenen, allein wenn man sich vor Augen führt – und da verlieren ja die Österreicherinnen und Österreicher vielfach schon den Über­blick –, was eigentlich angekündigt worden ist: eine Menge, und was umgesetzt wurde: wenig.

Es sind nur ein paar Punkte, die wir alle schon kennen, die nicht neu sind, bei denen aber eigentlich immer wieder nur Ankündigungen erfolgen, so wie jetzt auch wieder in der „Pressestunde“ die 4,5 Milliarden Euro für die Kinder­betreuung. Das sagt man halt einmal. Schauen wir einmal, was dann rauskommt! Kinderschutzzentren wurden angekündigt. Gehen wir einfach alles durch, wo wir jetzt schon lange Zeit bloß mit Ankündigungen abgespeist werden!


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Im Bereich der UN-Kinderrechtsgarantie ist nichts umgesetzt! 19 Monate sind wir säumig, während viele europäische Länder sie vorgelegt haben. Wir sind das letzte Land, das noch fehlt.

Was die Mietendeckel betrifft, ist uns vor ebenfalls eineinhalb Monaten, als wir die erste Kritik formuliert haben, hier noch gesagt worden, wir haben das falsch gelesen, da sind eh alle Wohnungen erfasst. Dann hat Kollege Wöginger vor einigen Wochen oder Tagen, muss man eigentlich sagen, gesagt: Puh, wir denken darüber nach, doch die freien Mieten dazuzunehmen! Das hat man hier im Juni noch bestritten, als wir gesagt haben, da ist ein Großteil der Wohnungen nicht enthalten. (Abg. Belakowitsch: Wann passiert denn das im Gemeindebau einmal?)

Es ist der Bereich der wirklichen, nachhaltigen Kinderarmutsbekämpfung, in dem wir säumig sind. Es gab Einmalzahlungen – nichts ist passiert. Im Regierungs­programm steht, man will die Zahl halbieren. Heute Vormittag hat der Herr Bundeskanzler – oder ich glaube, Kollege Stocker war es, Entschuldigung – gesagt: Die Zahl der von Armut betroffenen Kinder ist nicht gestiegen! – In Ihrem Regierungsprogramm steht, man will sie halbieren. Jetzt freut man sich darüber, dass sie nicht gestiegen ist. (Abg. Michael Hammer: Gesunken ist sie!)

Diese Liste ließe sich fortsetzen – wenn das rote Licht nicht leuchten würde. Sie haben Glück, dass es jetzt schon leuchtet. (Abg. Strasser: Und die Langzeit­arbeitslosigkeit? Die Langzeitarbeitslosigkeit ist gesunken!) Aber ich glaube, sorry, so geht es nicht, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

14.50


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Lukas Hammer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.51.06

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte


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Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kollege Krainer hat einen Miss­trauensantrag gegen die Bundesregierung eingebracht, weil diese nicht in die Preise eingreift. Ja, die Inflation ist ein ernstes Thema, und wir haben in den letzten Monaten sehr, sehr viele Maßnahmen getroffen, um den Menschen direkt zu helfen. Wir haben da, wo wir es konnten, in die Preise eingegriffen.

In der Energiepolitik, beim Strom, das wissen wir – und wenn die SPÖ in letzter Zeit ein bisschen seriöser gewesen wäre, wüsste sie es auch –, in die Strompreise können wir nicht so leicht eingreifen, weil sie von europäischen Märkten bestimmt werden. Was haben wir daher beim Strom gemacht? Das erwähnt ihr nie, ich weiß: Wir haben eine Stromkostenbremse, die Kollege Schwarz schon angesprochen hat, eingeführt (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP – Abg. Wurm: Ist ja falsch!), eine Stromkostenbremse, die bei Haushalten zu einer Halbierung der Höhe der Stromrechnung führt. (Abg. Wurm: Auf Steuerkosten! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Es gibt aber auch Bereiche, da kann man direkt in die Preise eingreifen. Reden wir zum Beispiel über die Fernwärme! Ich weiß, ihr redet nicht so gern über die Fernwärme. Bei der Fernwärme haben wir das Preisgesetz, und die Fern­wärme­unternehmen, die dieser Preisregelung unterliegen, müssen der zuständigen Behörde eine Änderung des Preisbescheids vorlegen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) In Oberösterreich ist das dieses Jahr passiert. Da sind die Energieversorgungs­unternehmen zu Landesrat Stefan Kaineder gegangen und haben gesagt: Wir wollen die Preise um 106 Prozent erhöhen – mehr als eine Verdoppelung! Was hat Stefan Kaineder gesagt? – Nein, unterschreibe ich nicht! – Dann wurde verhandelt. Was ist passiert? Statt 106 Prozent gab es nur eine 8-prozentige Erhöhung, also unterhalb der Inflation. Das ist ein Eingriff in die Preise, sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ! (Beifall bei den Grünen.)

Ähnliches Beispiel, anderer Ort: Wien. In Wien ist die Wien-Energie zu Michael Ludwig gegangen und hat gesagt: Wir wollen die Preise für die 440 000 Haus­halte um 92 Prozent erhöhen – 92 Prozent, eine Verteuerung um fast das Doppelte bei der Fernwärme! (Abg. Kucher: Was hat euch aufgehalten? Das wäre


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dein Job gewesen!) Was hat Michael Ludwig gemacht, lieber Philip Kucher? – Gar nichts. Er hat die Preise einfach durchgewunken, und die Wienerinnen und Wiener zahlen jetzt doppelt so viel für die Fernwärme. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Wenn Sie konsequent wären, dann müssten Sie jetzt auch den Wiener Bürger­meister zum Rücktritt auffordern, dann müssten Sie auch einen Misstrau­ens­antrag gegen die Wiener Landesregierung stellen und nicht gegen die Bundesregierung! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Gerstl: Das ist die SPÖ! – Ruf bei der ÖVP: Da sind sie, die Scheinheiligen mit der Doppelmoral! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP. – Abg. Kucher: Das wäre dein Job gewesen! Dein Job! Dein Job! – Abg. Matznetter: Nichts zusammenbringen und auf irgendjemand anderen zeigen!)

14.53


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Dr. Christian Stocker. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Kickl: Ein bisschen ist es der Trennungsschmerz auch! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)


14.54.22

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Frau Präsidentin! Meine geschätzten Damen und Herren des Hohen Hauses! Verehrte Zuseherinnen und Zuseher, die dieser Sitzung folgen! Erlauben Sie mir, dass ich zu Beginn meiner Ausfüh­rungen die Seniorenbund-Bezirksgruppe aus Riedau herzlich begrüße. Willkom­men im Parlament! (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

Der Misstrauensantrag gegen die Bundesregierung hat als Überschrift: unterlassene Hilfeleistung. Die SPÖ hat heute ein Beispiel geliefert, wie sie die Hilfeleistung gestaltet sehen will. Um 17 Uhr demonstriert ja der neue Vorsitzende beim Bundeskanzleramt unter dem Slogan „Preise runter, Löhne


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rauf!“ (Abg. Herr: Genau!) – Gratuliere, so geht Inflation! Herzlichen Glückwunsch. (Beifall bei der ÖVP.)

Eines darf ich Ihnen auch sagen: Wenn Sie Preise runter und Löhne rauf haben wollen (Abg. Matznetter: Zu tief ins Glas geschaut, Herr Kollege?!), dann heißt das, dass die Kaufkraft gestärkt wird. (Abg. Matznetter: Preise runter ist Inflation?!) – Preise runter, Löhne rauf, Herr Matznetter, das heißt, die Kaufkraft wird gestärkt. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Das heißt, Sie machen das, was Sie der Bundesregierung vorwerfen. Sie sind in jeder Phase Ihrer Argumentation unglaubwürdig. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.)

Was diese Regierung in den letzten Jahren und bei all den Schwierigkeiten, die zu bewältigen waren, gemacht hat, war, dass sie entgegen allen Prognosen die Steigerung bei der Arbeitslosigkeit, die vorhergesagt wurde, verhindert hat, dass der Wirtschaftseinbruch abgewendet wurde, dass die Pleitewelle, die Sie herbeireden, Frau Kollegin, in der Krise nicht stattgefunden hat (Abg. Meinl-Reisinger: Entschuldigung, wir sind in der Rezession! Hallo, ÖVP, aufwachen!), dass die Gesundheitsversorgung aufrechterhalten worden ist. Eines sage ich da schon - - (Abg. Kickl: Die Gesundheitsversorgung?) – Herr Klubobmann Kickl, ja, die Gesundheitsversorgung für die Menschen und das Gesundheitssystem sind aufrechterhalten worden (Abg. Kickl: Ja großartig, auf höchstem Niveau! Es kracht an allen Ecken und Enden ...!), weil diese Bundesregierung in der Pandemie Leben gerettet und geschützt hat, im Gegensatz zu Ihrer Fraktion. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich sage Ihnen: Es ist empörend, dass Ihre Abgeordneten, Herr Klubobmann Kickl, das als Schwerverbrechen bezeichnen. Das ist empörend, und das sollen die Menschen auch wissen. (Abg. Kickl: Sie haben das Gesundheitssystem ruiniert! An allen Ecken und Enden brennt es!) Ja, Ihr Wurmmittel ist ein Schwer­verbrechen; nicht das, was die Bundesregierung gemacht hat! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)


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Ich darf Ihnen noch etwas mitgeben: Auch die Energiekrise wurde abgewendet. Welche Sorge hat es vor einem Jahr gegeben? Wohnungen und Häuser bleiben kalt. – Es ist nicht dazu gekommen. (Abg. Kickl: Ja, und mit welchem Gas? Mit russischem!) Und wir haben die Einkommen erhöht. Die alternativen Fakten, von denen Sie sprechen, kommen interessanterweise vom Budgetdienst des Parlaments. Also wovon reden wir bei alternativen Fakten, wenn Sie dem Budgetdienst nichts mehr glauben? (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.)

Den einen ist es zu viel, den anderen zu wenig. Der Bundeskanzler hat es richtig ausgedrückt: Dann ist es nämlich richtig. (Zwischenruf des Abg. Amesbauer.) In diesem Misstrauensantrag werfen Sie uns vor, wir hätten nicht in den Markt eingegriffen und wir hätten Einmalzahlungen geleistet: Genau das hat die Stadt Wien gemacht: nicht in den Markt eingegriffen (Abg. Krainer: Kann sie ja nicht!) und die Mieten erhöht. (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) – Ja, sicher, kann sie nicht: Die Mieten hätten Sie längst senken können! Die Stadt Wien ist Eigentümer. Es gibt keine Verpflichtung, eine Miete zu erhöhen. Spielend hätten Sie das machen können! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Es gibt auch keine Verpflichtung, die Energiepreise zu erhöhen. Sie haben die Menschen in Wien abgezockt, verehrte SPÖ. Sie haben nicht in den Markt eingegriffen. Was Sie getan haben, war, Einmalzahlungen zu leisten. (Zwischenruf des Abg. Kassegger.) Wenn das zu einem Misstrauensantrag führt, dann, nehme ich an, wird jetzt die ganze Wiener Stadtregierung zurücktreten, denn das ist die Konsequenz aus Ihrem Antrag. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Meine geschätzten Damen und Herren, das ist das Geschäftsmodell der SPÖ und auch der Opposition. Ich habe ja heute den Medien entnommen, dass Sie diesen Antrag unterstützen werden – also unterschrieben haben Sie ihn nicht, vergessen Sie heute nicht aufzustehen, wenn es dann so weit ist. (Zwischenrufe der Abgeordneten Loacker und Wöginger. – Abg. Kickl: Wenn es dem einen passt und dem anderen nicht, dann wird es schon richtig sein! – Abg. Kassegger: Was sollen wir da unterschreiben?!)


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Dieses Geschäftsmodell der Opposition, das heißt dieses Land schlechtreden, schlechte Stimmung verbreiten in der Hoffnung, dass sich das in Stimmen für die Opposition niederschlägt. (Abg. Loacker: ...! Das ist ja unfassbar! So einer ist Rechtsanwalt!) Sie streuen den Menschen Sand in die Augen, und in Wirklichkeit machen Sie dort, wo Sie die Verantwortung tragen, das, was Sie der Regierung vorwerfen. Das ist eine vollkommen unglaubwürdige Politik! Ich kann Ihnen eines sagen: Diese Bundesregierung wird die Menschen weiter entlasten und sie vor den Belastungen der SPÖ schützen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Kickl.)

14.59


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet wäre nun Herr Dr. Christoph Matznetter. Sie hätten jetzt aber nur 1 Minute, und ich müsste Sie dann unterbrechen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das würde sich nicht ausgehen. – Jetzt ist es drei, jetzt ist es eh vorbei. (Allgemeine Heiterkeit. – Abg. Wurm: Zu langsam!) Ich unterbreche nunmehr die Verhandlungen über den 11. Punkt der Tages­ordnung.

15.00.15 Kurze Debatte: „Kinderporno-Fall Florian Teichtmeister II“


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zur kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung der Bundesministerin für Justiz mit der Ordnungs­zahl 14306/AB.

Die erwähnte Anfragebeantwortung wurde bereits verteilt, sodass sich eine Verlesung durch den Schriftführer erübrigt.

Wir gehen in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung kein Redner, keine Rednerin länger als 5 Minuten sprechen darf, wobei dem Erstredner zur Begründung eine Redezeit von 10 Minuten zukommt. Stellung­nah­men von Mitgliedern der Bundesregierung oder zu Wort gemeldeten Staats­sekretären sollen nicht länger als 10 Minuten dauern.


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Ich ersuche nun Herrn Abgeordneten Stefan als Antragsteller des Verlangens, die Debatte zu eröffnen. Die Redezeit beträgt 10 Minuten. – Herr Abgeordneter, bitte schön.


15.01.12

Abgeordneter Mag. Harald Stefan (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Es geht um eine Anfrage, die ich im Zusammenhang mit dem Fall Teichtmeister gestellt habe. Ich habe dazu mehrere Anfragen gestellt, die erste im Jänner dieses Jahres, da bekam ich noch relativ sinnvolle Antworten. Bei der zweiten Anfrage, die im März gestellt wurde, kam nur noch die Antwort: Es handelt sich um ein laufendes Verfahren, daher kann keine Auskunft mehr gegeben werden. Ich akzeptiere das bis zu einem gewissen Grad, weil meine Fragen über den eigentlichen Fall beziehungsweise über das hinausgegangen sind, was in den Medien bereits bekannt war, nämlich die Dateien, die gefunden wurden. Mich hat interessiert, ob es da Erweiterungen gegeben hat, Versuche, weitere Personen zu finden, die mit Teichtmeister in Zusammenhang stehen, wann in Regierungskreisen bekannt wurde, was da passiert ist, und ob es weitere Ermittlungen gibt und Ähnliches. Das wurde abgeblockt. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Wie gesagt, ich akzeptiere das bis zu einem gewissen Grad, allerdings gibt es mittlerweile ein rechtskräftiges Urteil, daher gibt es jetzt keinen Grund mehr, diese Fragen nicht zu beantworten. Wenn dieser Fall Teichtmeister etwas Gutes gehabt hat, dann die Tatsache, dass über dieses Thema, über dieses gesell­schaftliche Problem des Kindesmissbrauchs und der Darstellung von Kindesmiss­brauch, wieder debattiert wurde und möglicherweise jetzt auch wirklich noch Bewegung in die Gesetzgebung kommt. Letztendlich können wir Urteile kritisie­ren – ich werde auch darauf kurz eingehen –, aber der Gesetzgeber muss die Rahmenbedingungen für die Gerichte schaffen. Wir können nur das kritisieren, was wir als Gesetzgeber selbst vorgeben.


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Dieses Urteil hat in der Bevölkerung sehr großes Erstaunen hervorgerufen. Ich glaube tatsächlich, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung nicht verstanden und nicht eingesehen hat, warum bei einer derartigen Straftat mit einem derartigen Unwert nur eine bedingte Strafe herausgekommen ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich glaube, da spreche ich für sehr viele Menschen. Ich weiß schon, es gibt immer diese Diskussion, es ist ja ganz egal, was sich die Leute denken, es hilft dem Opfer nichts, wenn jemand bestraft wird, und so weiter, aber das ist nicht richtig. Erstens einmal könnten wir damit jede Art von Strafverfolgung einstellen, denn das hilft dem Opfer im Nachhinein nie etwas, geschweige denn bei Mord, den bräuchten wir gar nicht mehr zu verfolgen. Es ist aber eben einmal so, dass die Gesellschaft bestrafen will, bestrafen muss, um ein bestimmtes Verhalten herbeizuführen.

Zweitens ist es sehr wohl notwendig, dass die Bevölkerung das Gefühl hat, dass eine gewisse Gerechtigkeit da ist – ich weiß, dieses Wort ist im juristischen Bereich sehr gefährlich –, dass das Gefühl vorhanden ist, dass die Strafen ange­messen sind. Wenn wir zum Beispiel in die USA schauen: Interessanterweise gab es dort, wenn Übergriffe von Polizisten stattgefunden haben und dann „zu milde“ – zu milde unter Anführungszeichen – Urteile gefällt wurden, Demons­trationen in zig Städten, dann brennen dort die Städte, weil die Bevölkerung das Gefühl hat, da ist zu gering bestraft worden.

Das bringt dem genauso wenig wie jetzt hier, trotzdem hat auch hier die Bevölkerung, im Übrigen gerade auch auf der linken politischen Seite, das sehr wohl unterstützt und gesagt, ja, das ist wirklich eine Sauerei, da werden die Täter geschützt, es wird viel zu lasch verurteilt, und so weiter. Also das heißt: Wir messen da offenbar mit zweierlei Maß. Es ist sehr wohl notwendig und wichtig und richtig, dass die Bevölkerung das Gefühl hat, dass die Strafen ange­messen sind. (Beifall bei der FPÖ.)


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In diesem Verfahren, um jetzt noch konkret darauf einzugehen, war ja tatsächlich im Laufe des Jahres einiges sehr unklar und auch eigenartig. Man hat zuerst einmal gehört, es wurden 110 Gramm Kokain gefunden. Die Menge für Eigenbedarf liegt bei 5,5 Gramm. Also es ist schon eigenartig, dass jemand die zwanzigfache Menge hat, das dann aber als Eigenbedarf durchgeht und er nicht bestraft wird. Das war schon einmal das Erste, das sehr aufgestoßen ist.

Der zweite Umstand war dann die Verzögerung. Wir haben gehört, es gab ein Geständnis, es gab die festgestellten Dateien. Warum wurde das dann verzögert? – Es hat geheißen, es gebe weitere Ermittlungen. Meine Hoffnung war damals: Aha, gut, weitere Ermittlungen, das ist eh das, was ich mir wünsche, denn ich gehe ja davon aus, das es ja kein Einzeltäter sein kann, wenn da 70 000 Dateien und mehr vorhanden sind. Dann muss da ja irgendwo ein Netzwerk sein, der muss die ja woher bekommen haben, von jemandem, der die weitergegeben hat.

Das Nächste, was ich mich gefragt habe: Warum ist man sich so sicher, dass er keine Handlungen gesetzt und das nur angeschaut hat? Warum ist man sich da so sicher? Es kann sein, aber warum wurde dem nicht nachgegangen? Wir wissen, dass auch ein Geständnis die Verfolgungsbehörden nicht davon befreit, weiter tätig zu werden und zu suchen. Also diese Ungereimtheiten waren der Fall, daher auch unsere Fragen und daher dann in gewisser Weise, wenn ich das so sagen darf, natürlich die Enttäuschung über das Urteil.

Wir als Freiheitliche haben daher wieder darauf zurückgegriffen und wieder das in den Fokus gestellt, was wir schon so viele Jahre lang verlangt und gefordert haben, nämlich da einerseits eine tatsächliche Strafverschärfung und begleitende Maßnahmen einzuführen, die zur Prävention beitragen, die die Opfer schützen und die dazu führen, dass solche Taten nach Möglichkeit – ich weiß schon, das schaffen wir nie – unterbunden werden. (Beifall bei der FPÖ.)

Da haben wir in den letzten Jahren so viele Initiativen gesetzt, die immer wieder weggewischt wurden. Wir dürfen nicht vergessen: Das, was da passiert, wird ja


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bis jetzt oft verharmlosend als Kinderpornografie dargestellt. Ich muss da jetzt der Regierung insofern ein Lob aussprechen, dass sie jetzt, ausgerechnet heute, ein Programm vorgelegt hat. Möglicherweise hat das mit unserer heutigen Initiative etwas zu tun, aber es kann auch reiner Zufall sein, dass heute dieses Programm vorgestellt wurde. (Abg. Prammer: Wir haben es uns jetzt gerade ausgedacht!)

Es ist sicher Zufall, ich glaube ja an Zufälle, aber Tatsache ist: In diesem Programm wird das jetzt jedenfalls auch klar als Darstellung von Kindesmiss­brauch tituliert und nicht mehr verharmlosend als Kinderpornografie. Diese Bilder sind so viel schlimmer, als wir uns das alle vorstellen können, das ist brutalste Gewalt an Babys, an ganz kleinen Kindern, es ist einfach so furchtbar. Das muss man sich auch immer vor Augen halten, wenn wir hier über diese Dinge reden.

Wir haben daher vor Kurzem unsere Forderungen wieder zusammengefasst und ein Kinderschutzpaket präsentiert. Da gibt es, wie ich schon gesagt habe, eine Reihe von Maßnahmen. Das geht einerseits von einem echten Tätigkeitsverbot für Sexualstraftäter, damit die nichts mehr – in keiner Weise, weder beruflich noch im Privaten – mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, nicht bei – ich weiß nicht – den Pfadfindern, nicht in einem Jugendlager oder im Sportverein, in der Schule oder wo auch immer. Das ist ein notwendiger Schutz der Kinder. (Beifall bei der FPÖ.)

Da geht es nicht darum – das ist uns immer wieder von ÖVP-Justizministern und auch von Grünen und aus anderen Bereichen vorgehalten worden –: Na ja, die Menschenrechte sind wichtiger und man darf den jetzt nicht von der Möglichkeit seiner Berufsausübung ausschließen. Das ist ein völlig falsches Argument. Der Mensch, der so etwas getan hat, kann alle Berufe ausüben, aber keine Berufe, in denen er mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat, weil er offensichtlich eine Neigung hat, die so gefährlich ist und – das wissen wir mittlerweile – in Wahrheit offensichtlich nicht heilbar ist. Daher müssen die Kinder geschützt werden. Das ist zehnmal wichtiger als das Recht des Einzelnen, vielleicht eine Tätigkeit


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auszuüben. Der kann sich andere Tätigkeiten suchen. Also diese Lücke ist absolut zu schließen. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir brauchen eine Verlängerung der Verjährungsfrist für zivilrechtliche Forderungen, denn wir wissen, dass oft junge Menschen erst Jahre später überhaupt die Möglichkeit haben, das aufzuarbeiten.

Wir brauchen eine noch bessere Unterstützung der Opfer: Übernahme der Kosten für psychologische Betreuung und so weiter. Nicht die Täter müssen geschützt werden – und nicht für sie soll letztlich extrem viel Geld ausgegeben werden –, sondern die Opfer in erster Linie.

Wir brauchen die Möglichkeit, dass Institutionen nachfragen können, ob jemand, der bei ihnen arbeitet, irgendwo einschlägig bestraft ist, und dazu brauchen wir in diesem Bereich eine lebenslange Eintragung im Strafregister, was Sexualstraf­taten betrifft, und die erleichterte Möglichkeit für den Einzelnen – ich will keinen elektronischen Pranger –, sich diese Strafregisteraus­kunft leicht zu besorgen, um sie vorlegen und zeigen zu können, dass er keine Gefahr darstellt.

Wir wollen die Volksanwaltschaft als zentrale Anlaufstelle für Kinderschutz etablieren. Wir wollen höhere Strafen und vor allem auch höhere Mindest­strafen. Die Regierung hat jetzt ein Programm vorgelegt. Man könnte das wieder einmal als Kopiermaschine, allerding als woke Kopiermaschine, bezeichnen. Es werden zwar schon auch Dinge gefordert, aber die sind wieder weit unter dem, was wir für relevant halten würden.

Wir brauchen größere Kapazitäten bei der Suche nach den Tätern. Wir brauchen einen Hürdenabbau bei der Verwendung von Triebhemmern, und das ist eine Forderung, die aus der Praxis kommt. Wenn Sie einmal mit Sozialar­beitern sprechen, die im Maßnahmenvollzug und in Ähnlichem tätig sind, werden Sie feststellen: Die sagen das. Das ist also keine populistische Forderung, die von uns kommt.


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Insgesamt: Für uns stehen der Opferschutz und die Prävention im Vordergrund, dazu gehört aber auch eine lückenlose - -


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Schlusssatz, bitte!


Abgeordneter Mag. Harald Stefan (fortsetzend): Das ist der Schlusssatz, ja, oder habe ich schon einen Punkt gesetzt? – Nein. Ich kann schon Beistriche setzen. Soll ich noch einmal beginnen? (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Steinacker: Na, mach weiter! Das war eh nur ein dezenter Hinweis!) Na ja, ich weiß schon, was ein Schlusssatz ist.

Also für uns stehen der Opferschutz und die Prävention im Vordergrund, dazu gehört lückenlose Aufklärung, aber dazu gehören auch höhere Strafen, um den Unwert dieser Sexualstraftäter wirklich hervorzukehren. (Beifall bei der FPÖ.)

15.12


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist die Frau Justizminister. – Bitte sehr.


15.12.14

Bundesministerin für Justiz Dr. Alma Zadić, LL.M.: Herr Präsident! Geschätzte Abgeordnete! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Der Schutz von Kindern vor Missbrauch und Gewalt hat für mich, aber auch für uns als Bundes­regierung oberste Priorität.

Kein Kind darf Opfer werden. Deswegen müssen wir unsere Jüngsten umfas­send schützen. Wir müssen dafür sorgen, dass ihr Recht auf ein gewaltfreies Aufwachsen nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch ganz selbstver­ständlich für alle ist, und genau deswegen haben wir uns als Bundesregierung auf ein umfassendes Kinderschutzpaket geeinigt. Das wurde begutachtet und heute als Regierungsvorlage eingebracht.

Dieses Paket beruht auf drei Säulen:


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Erstens: vorbeugende Schutzmaßnahmen, damit im Sinne der Prävention Übergriffe und Missbrauch möglichst verhindert werden können.

Zweitens – es wurde heute von meinem Vorredner auch schon erwähnt –: gestärkter Opferschutz, weil wir Kinder und ihre Angehörigen in dieser schwierigen Situation nicht alleinlassen dürfen.

Und ja, als dritten Punkt braucht es auch härtere Strafen, die den Unrechtsgehalt der Taten widerspiegeln.

Auch wenn es natürlich unser Hauptziel ist, dass kein Kind Opfer wird, ist es unerlässlich, dass auch das Unrecht der Tat in der Strafdrohung zur Geltung kommt. Deswegen haben wir neben den Kinderschutzkonzepten, die in den Schulen verpflichtend sind, und Opferunterstützungen auch Strafen erhöht, denn die Strafhöhe, mit der ein Delikt bedroht ist, ist immer auch ein Spiegel der Gesellschaft, nämlich welchen Stellenwert das geschützte Rechtsgut einnimmt, und ich glaube, uns allen hier ist klar: Es gibt nichts Schützenswerteres als die Unversehrtheit von Kindern. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir haben im Justizteil des Paketes die Strafhöhen verdoppelt, zum Teil sogar verdreifacht, und gleichzeitig haben wir das vom Vorredner, von Abgeordnetem Harald Stefan, angesprochene Tätigkeitsverbot ausgeweitet, denn natürlich soll jemand, von dem eine Gefahr für die Kinder ausgeht, nicht mehr mit Kindern zusammenarbeiten dürfen, unabhängig davon, welchen Beruf er zuvor ausgeübt hat. Mit diesen Maßnahmen wollen wir sicherstellen, dass in Zukunft zum einen dieser Unrechtsgehalt der Tat widergespiegelt wird und zum anderen die Täter nicht mit Kindern arbeiten dürfen.

Vielleicht zum Fall Teichtmeister, weil der heute auch angesprochen wurde: Ich kann nachvollziehen, dass das Urteil viele Menschen aufregt, weil nach wie vor von vielen die Strafe als eine Art Wiedergutmachung gesehen wird. Leider kann aber kein Urteil der Welt das wiedergutmachen, was diesen Kindern


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widerfahren ist. Kein Urteil der Welt kann wiedergutmachen, was diesen Kindern Abscheuliches angetan wurde. Es gibt Menschen, die sich diese abscheulichen Taten anschauen, und genau das vergrößert ja auch das Problem. Deswegen müssen wir alles daransetzen, dass Kinder in allererster Linie nicht Opfer werden.

Wir müssen dafür sorgen, dass Kinder in Einrichtungen, wo sie sich aufhalten, sei es beim Sport, in Vereinen oder in Schulen, geschützt sind, und deswegen gibt es jetzt auch verpflichtende Kinderschutzkonzepte in Schulen, damit die Eltern mit einem guten Gewissen und ruhig sagen können: Ja, unser Kind ist dort sicher. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Und ja, es ist die Aufgabe der Gerichte, auf Basis unserer Gesetze zu urteilen, und das hat das Gericht auch in diesem Fall gemacht, und es ist die Aufgabe der Politik, diese Gesetze bei Bedarf zu reformieren, und genau das haben wir auch gemacht.

Vielleicht erlauben Sie mir noch kurz einen Ausflug zur Anfragebeantwortung, zu der Kritik an der Anfragebeantwortung und der mangelnden Beantwortung der Anfrage. Das, was heute besprochen wird, thematisiert ja einen Fall, der zum Zeitpunkt, als die Anfrage eingebracht wurde, schon beim Gericht war, und ich erinnere an das Grundprinzip unserer Verfassung, nämlich die Gewalten­teilung: dass wir ganz klar eine Gesetzgebung, eine Verwaltung und die unabhän­gige Rechtsprechung haben. (Abg. Kickl: Haben Sie das beim BVT auch immer so gesehen?)

Dem Interpellationsrecht unterliegen alle Gegenstände der Vollziehung. Es umfasst somit die Tätigkeit der Mitglieder der Bundesregierung und der ihrer Leitung unterstehenden Organe. Das heißt, sobald etwas beim Gericht ist, ist es nicht mehr Verwaltung.

In diesem Sinne hoffe ich sehr, dass das umfassende Kinderschutzpaket, das wir auf den Weg gebracht haben, wesentlich dazu beitragen wird, dass unsere


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Kinder besser geschützt werden. – Danke Ihnen fürs Zuhören. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

15.18


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Steinacker. Ich darf sie darauf hinweisen, dass wir nun 5 Minuten Redezeit­begrenzung haben. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


15.18.29

Abgeordnete Mag. Michaela Steinacker (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Damen und Herren hier im Plenum im Parlament oder auch zu Hause! Florian Teichtmeister hat 13 Jahre lang pornografische Darstellungen Minderjähriger gehortet – 13 Jahre lang. Seit 2008 hat er laut Medienberichten 76 000 Dateien mit Missbrauchs­darstellungen von Kindern und Jugendlichen gesammelt und zum Teil auch weiter­bearbeitet.

Machen Sie eine ganz einfache Rechnung mit mir! 13 Jahre, 76 000 Miss­brauchs­darstellungen von Kindern und Jugendlichen: Dividieren wir es! Das sind rund 5 800 Abbildungen pro Jahr, heruntergeladen, beschafft, besorgt, oder über 16 pro Tag – widerlich, verwerflich, für mich unvorstellbar. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Ein unabhängiges Gericht hat entschieden: zwei Jahre bedingte Freiheitsstrafe und eine bedingte Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum. Ein Gericht hat entschieden, das Urteil ist zu akzeptieren – aber erlauben Sie mir als Mutter und als Großmutter von Kindern zu sagen: Für mich gibt es Grenzen, was das Strafmaß betrifft, und ich habe großes Verständnis für den Schmerz und das Leid dieser Kinder und Jugendlichen, die missbraucht worden sind, und für die betroffenen Familien. Die Folgen zeichnen die Missbrauchsopfer leider oft ein Leben lang. Und bei Vorfällen rund um Kindesmissbrauch muss man schon eines sagen: Krankheit kann nicht alles entschuldigen. Jedes kinderpornografische Material, das


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hergestellt, angeboten, verschafft, überlassen, vorgeführt oder sonst irgendwie zugänglich gemacht wird, bedeutet ein Begehen von Kindesmissbrauch. Wenn jemand es wiederholt herunterlädt und wiederholt anschaut, begeht er diesen Kindesmissbrauch jedes Mal erneut.

Kollege Stefan, wir haben schon lange an diesem Maßnahmenpaket und der Zuleitung der Gesetzesvorlage, die ja heute im Parlament gelandet ist, gearbeitet. Es ist kein Zufall, aber umso besser, dass wir heute über das Paket und über die Maßnahmen sprechen können. Jetzt wird es hier besprochen, es ist hier, wir werden es demnächst, im Oktober, im Justizausschuss behandeln und ebenfalls bereits im Oktober im Plenum beschließen können. Die Maß­nahmen sind umfassend – und ich denke, sie sind auch richtig. Es bedarf wirksamer Prävention und effektiver Strafverfolgung; und da gibt es einige Punkte, die aus dem Gesetzestext bereits herauszulesen sind.

Wir ändern die Bezeichnung des Straftatbestandes weg von pornografische Darstellungen Minderjähriger, was oft verharmlosend wirkt und einfach nicht dem Unwert gerecht wird, den dieser Straftatbestand ausdrücken soll, hin zu einem schon sperrigen, aber besser geeigneten Begriff: bildliches sexualbezo­ge­nes Kindesmissbrauchsmaterial und bildliche sexualbezogene Darstellungen von Minderjährigen. Ich denke, das ist gut und richtig, um den Unwert der Tat wirk­lich herauszustreichen.

Wir erhöhen die Strafrahmen sehr, sehr deutlich, und wir schaffen eine neue Qualifikation, insbesondere für Fälle, in denen jemand viele dieser – verzeihen Sie mir – grauslichen Abbildungen besitzt. Höhere Strafen durch diese Qualifikation wird es in Zukunft bereits geben, wenn jemand 30 dieser Abbil­dungen besitzt. Ich erinnere noch einmal an mein Beispiel: 16 pro Tag. Daher denke ich, dass diese Maßnahmen gut greifen werden, und sie werden auch – davon bin ich überzeugt – sicherlich zu härteren Urteilen führen.

Für mich ist es ganz wichtig, dass wir den Lückenschluss beim Tätigkeitsverbot schaffen. Ein Straftäter muss nicht zum selben Zeitpunkt mit Kindern


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gearbeitet haben, zu dem er mit diesen bildlichen Darstellungen Kindes­missbrauch begangen hat. Nein, das fällt jetzt weg. Daher ist er zu verurteilen, egal, ob er mit Kindern beschäftigt war oder nicht, und es ist ein lebenslanges Tätigkeitsverbot in Berufen wie Lehrer, Lehrerin, Pädagoge in einem Kindergarten oder in einem Verein auszusprechen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt – für mich der entscheidende –, weil dieses Tatbestandsmerkmal jetzt weg ist. Damit ist dem Bestimmtheitsgebot des Strafrechts wieder Genüge getan, aber trotzdem können wir diesbezüglich eine höhere Verurteilungsrate erwarten – nicht für uns, sondern zum Schutz der Kinder und Jugendlichen, damit sie nicht Missbrauchsopfer werden.

Und eines ist auch der große Wille unserer Justizministerin und des Innen­ministers: Durch die Stärkung der personellen Ressourcen bei den polizeilichen Ermittlungen muss und soll die Aufklärung bei Kindesmissbrauch erleichtert werden. Ganz besonders wichtig ist mir immer die Zusammenarbeit an der Schnittstelle der beiden Ministerien, wenn ein Straftäter ausgeforscht ist, hin zu einer raschen gerichtlichen Verurteilung.

Das heutige Maßnahmenpaket ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Vor­stel­lungen, wie wir Kinder besser schützen können, insbesondere vor sexueller Gewalt. Meine Damen und Herren, wir werden noch im Oktober die Beschluss­fassung zu diesem großen Paket haben. Es ist gut, dass dieser Schritt jetzt gegangen wird, notwendig ist er sowieso. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.24


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Oxonitsch. – Bitte.


15.24.34

Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Bundesminister! Sehr geehrter Herr Präsident! Erlauben Sie mir eingangs vielleicht ein paar Worte zu meinem Politikverständnis! Ich glaube, je emotionaler eine öffentliche


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Debatte geführt wird, umso wichtiger ist die Aufgabe verantwortungsvoller Politik, letztendlich sachlich über ein Thema zu diskutieren. (Abg. Maurer: Wie passt das zusammen mit den heutigen ...?) Ich bin sehr froh, dass das in dieser Debatte bisher gelingt. Ich war nicht sehr optimistisch, als ich gesehen habe, dass in sozialen Medien über Selbstjustiz philosophiert wird, aber ich bin sehr froh darüber, dass es gelingt. Wir alle wissen, dass es nicht immer leicht ist, auf eine sachliche Ebene zu kommen, wenn man von Enttäuschung, Wut und Zorn geprägt ist, wenn man mit Situationen konfrontiert wird, in denen Kindern Leid widerfährt, und durchaus das eine oder andere Mal zu Tränen gerührt ist. Nichts­destotrotz glaube ich, dass es unsere Aufgabe ist, den Versuch zu unter­nehmen, zu sachlichen Lösungen zu kommen.

Ich bin sehr froh, dass heute ein Kinderschutzpaket zumindest den Ministerrat passiert hat. Ich kenne es im Detail ja nicht und weiß nicht, was nach der Begutachtung herausgekommen ist. Es waren viele gute Dinge enthalten, aber man muss dazusagen: Es gab auch viele Anmerkungen dazu, gerade in der öffentlichen Begutachtung. Ob viele davon berücksichtigt sind, weiß ich nicht. Ich hoffe es, denn es waren schon einige Punkte dabei, die ganz, ganz notwendig sind, wenn man den Schutz von Kindern vor Missbrauch und jeglicher Form von Gewalt in den Mittelpunkt der Politik stellt.

Einer der ganz wesentlichen Bereiche betrifft den Ausbau der Gewaltschutz­ambulanzen und die Möglichkeit, tatsächlich Beweise zu sichern, DNA-Proben zu nehmen und, und, und. Gerade daran scheitert man derzeit in der Regel in der Strafverfolgung schon. Ich hoffe, dass da ein entsprechendes Programm drinnen ist.

Ich hoffe auch – was ja in vielen Begutachtungen thematisiert wurde –, dass man sich bewusst ist, dass Kinderschutz keine Aufgabe ist, die man zum Beispiel in den Schulen oder in der Elementarpädagogik so nebenbei erledigen kann. Kinder­schutz erfordert Ressourcen – und das heißt Zeit und Geld. In der Schule muss es die Möglichkeit geben, dass eine Person sich diesem Thema wirklich aufmerk­sam widmet. Da hilft es nichts, dass man hinschreibt, es soll einen


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Kinderschutzbeauftragten geben, sondern man braucht dafür auch die Res­sourcen. Ich habe schon mehrmals gesagt: Ich bin immer ein Optimist. Ich hoffe, dass tatsächlich auch in diesem Kinderschutzpaket dieser Ressourcenfrage Rechnung getragen wird, weil das eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass wir Kinder schützen können. (Beifall bei der SPÖ.)

Da muss man sich bewusst machen, dass eine Strafe, ein Strafausmaß, die Strafbemessung natürlich eine wesentliche Grundlage ist, aber sie schützt per se nicht ein Kind. Das, was in dem Bereich ganz wichtig ist und warum ich durchaus glaube, dass eine vernünftige Erhöhung tatsächlich auch Sinn macht, ist, dass den Ermittlungsbehörden durch höhere Strafrahmen die eine oder andere zusätzliche Ermittlungsmöglichkeit in die Hand gegeben wird. Darum ist es etwas, dem ich mich nicht verschließen möchte; aber ich glaube auch, dass es weiterhin zusätzlicher wichtiger Maßnahmen bedarf.

Eine davon ist die entsprechende Aufstockung der zuständigen Abteilung. Wenn man sich vor Augen führt, dass sechs Personen im Bereich des Bundeskrimi­nal­amts damit befasst sind – ja, ich weiß, auf den Länderebenen gibt es auch noch den einen oder anderen – und dass die technische Ausstattung eigentlich nicht state of the art ist, was ja auch seitens der Polizei öffentlich besprochen worden ist, dann muss man sagen: Wenn man es wirklich ernst meint und nicht nur Überschriften produzieren will, ist es notwendig, dass diese Abteilung personell und infrastrukturell aufgestockt wird. Ich hoffe, dass sich auch das in diesem Paket wiederfindet, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Eine Veränderung, die ich auch für notwendig halte: Natürlich sind die Kinder­schutzkonzepte, ich habe es schon angesprochen, nicht nur an den Schulen personell entsprechend umzusetzen und mit Ressourcen auszustatten, sondern es gibt viele weitere Bereiche, in denen ebenfalls Kinderschutzkonzepte gebraucht werden: im Bereich der Kultur, in der Elementarpädagogik. Da gibt es bereits viele Beispiele, es gibt auch fertige Initiativen. Ich hoffe, dass sich auch das wiederfindet. Wir werden es im Oktober diskutieren können, aber führen


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wir die Debatte über solche Themen so sachlich, wie wir es bisher gemacht haben! Dann finden wir hoffentlich auch gemeinsam Lösungen, die uns in die Lage versetzen, zu verhindern, dass Kinder Opfer von derartigen Gewalttaten werden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Belakowitsch. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


15.29.22

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundes­minister! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmgeräten und hier im Saal! Ja, es ist ein sehr ernstes und ein sehr, sehr trauriges Thema, das jetzt anhand einer berühmten oder bekannten Persönlichkeit, nämlich Herrn Teichtmeister, wieder einmal verstärkt an die Öffentlichkeit gelangt ist. Ich möchte aber gleich zu Beginn sagen, dass das nicht der einzige derartige Prozess ist. Wir sind permanent mit solchen Prozessen konfrontiert; genau das ist das Problematische daran, und daher ist es meines Erachtens fünf nach zwölf, dass Sie jetzt ein Kinderschutzpaket vorlegen.

Frau Bundesminister, das müssen Sie schon sagen, in Ihrer Anfragebeant­wortung haben Sie geschrieben, es handelt sich um ein laufendes Verfahren. Das war zu dem Zeitpunkt richtig. In der Zwischenzeit ist das Verfahren abgeschlossen, Sie sind aber nicht willens gewesen, hier auch nur eine einzige Frage dieser Anfrage zu beantworten. Deswegen bringe ich folgenden Antrag ein:

Antrag gemäß § 92 Abs. 3 GOG-NR

der Abgeordneten Mag. Harald Stefan und Dr. Dagmar Belakowitsch auf Nichtkenntnisnahme der schriftlichen Beantwortung einer schriftlichen Anfrage

Der Nationalrat wolle beschließen:


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Die unterzeichneten Abgeordneten stellen folgenden

Antrag

„Die Beantwortung 14306/AB der Anfrage 14743/J des Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen, an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kinderporno-Fall Florian Teichtmeister II durch die Bundesministerin für Justiz. wird nicht zur Kenntnis genommen.“

*****

(Beifall bei der FPÖ. – Abg. Kickl – in Richtung Bundesministerin Zadić –: Immer daran denken, was Sie selbst gefordert haben!)

In einer früheren Anfrage, die auch mein Kollege Harald Stefan gestellt hat, haben Sie gesagt, nein, es wurde ja gar nicht weiterermittelt. Es wurde auch gar nicht ermittelt, woher er diese Dateien hatte. Wir haben heute schon gehört, es geht um 76 000 Dateien, vermutlich seit 2008. Es wurde aber nicht weiter­ermittelt, ob es vielleicht schon länger her ist, ob er vielleicht noch mehr Dateien gehabt hat, ob er sie wieder gelöscht hat. Er hat ja auch selbst welche angefertigt. Was hat er damit gemacht? Er fertigt sie an, um sie sich anzusehen. Hat er sie vielleicht doch weiterverkauft? – Darauf haben Sie die Antwort gegeben, es gibt nicht genug Kapazitäten, daher wurde dem nicht nachgegangen, Frau Minister! (Abg. Kickl: Ist ja ein Wahnsinn!) – Ja, da fängt der Wahnsinn an.

Wissen Sie, vielleicht sollte sich diese Bundesregierung einen anderen Schwer­punkt suchen. Derzeit ist der Schwerpunkt der Ermittlungen ja auf Meinungsdelikte gerichtet. Vielleicht wäre es einmal gut, auf Kinderpornografie beziehungsweise auf Kindesmissbrauch allgemein den Schwerpunkt zu legen und hier die Kapazitäten auszubauen. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, ich sage es Ihnen ganz ehrlich, ich bin es leid, mir solche links-woken Geschichten anzuhören, wenn es heißt: Er ist ja so arm, weil er so sozial geächtet wird! – Wenn man diesen Prozess verfolgt hat, dann


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fällt es verdammt schwer, sachlich zu bleiben. Wenn ein Strafverteidiger sagt: Auch beim Fleisch denken Sie nicht nach, dass das Tier beim Töten möglicherweise gequält wurde!, dann stelle ich mir langsam die Frage: Was ist in dieser Gesellschaft eigentlich los?

Wir reden hier von Kindern, von Kleinstkindern und von größeren Kindern, aber jedenfalls von Kindern, die nicht die Möglichkeit haben, sich zu wehren, die in sehr vielen Fällen in Abhängigkeitsverhältnissen stehen, die auch in der Familie, ja, aber vor allem auch in Institutionen missbraucht werden. Was glauben Sie eigentlich, was für ein Signal dieses Urteil ist? Der Mann geht nach Hause, und niemand von Ihnen weiß es, auch ich weiß es nicht, wir wissen es alle nicht, ob er nicht beim nächsten Spielplatz Halt gemacht hat. Das ist der Wahn­sinn dieses Urteils!

Wenn Sie dann sagen, schärfere Strafen schützen kein Kind, muss ich entgegnen: Das wissen wir nicht. Wir wissen es schlicht und einfach nicht, weil wir nicht wissen, wie sich die Täter in weiterer Folge verhalten.

Ich sage Ihnen eines: Strafe ist natürlich dazu da, um etwas, das jemand getan hat, und ein Verbrechen, das jemand begangen hat, zu bestrafen. Und das ist, glaube ich, eines der abscheulichsten Verbrechen überhaupt, die man Kindern und Familien antun kann. Es sind die Kinder die Opfer, aber es sind die ganzen Familien, die darunter leiden. Es sind die Eltern, die mitleiden. Es ist oft ein Spießrutenlauf, weil Kindern und Eltern nicht geglaubt wird. Die Gesellschaft macht hier die Augen zu, das ist doch die Problematik!

Wir müssen dieses Thema doch in die Mitte der Gesellschaft bringen, um Kinder zu schützen. Genau das fehlt mir. Das wird so ein bisschen unter den Teppich gekehrt, so nach dem Motto: Reden wir nicht mehr allzu viel darüber! – Und dafür, Frau Minister, habe ich überhaupt kein Verständnis, überhaupt keines! (Beifall bei der FPÖ.)


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Ich habe ein bisschen den Eindruck, es wurde gerade im Fall Teichtmeister penibel vermieden, da weiterzuermitteln, und das ist der Grund, warum es in der Bevölkerung so viel Zorn über dieses Urteil gibt.

Es geht nicht nur um Drogenbesitz. Seiner Lebensgefährtin wurde offensichtlich nicht geglaubt! Das Burgtheater hat das alles gewusst und hat nicht gehandelt! Da sind einfach die Augen zugemacht worden, weil er ja ein Guter, ein Netter ist. Und man fragt sich: Wurde er bewusst geschützt? Und wenn ja, von wem? (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Kickl: Wir werden’s rausfinden!)

15.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der soeben eingebrachte schriftliche Antrag, der Nationalrat möge die Anfragebeantwortung nicht zur Kenntnis nehmen, ist ausreichend unterstützt und steht somit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Prammer. – Bitte, Frau Abgeordnete. (Abg. Martin Graf: ...von Konsorten geschützt!)


15.34.58

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte weiterhin diese Debatte sachlich halten, wie schon Kollege Oxonitsch vorhin gesagt hat. Die Vorrednerin hat versucht, dieses Einvernehmen da jetzt ein bisschen durcheinanderzubringen, aber ich glaube, das Ziel, das wir alle gemeinsam haben, nämlich die Kinder zu schützen, jedes einzelne Kind davor zu schützen, Opfer eines Übergriffs zu werden, teilen wir alle gemeinsam. (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Martin Graf.)

Ich muss nur leider jetzt trotzdem erwähnen, dass Sie sich jetzt hierhergestellt und gesagt haben, es ist schrecklich und ein Schlag ins Gesicht der Opfer – so ungefähr war die Wortwahl (Abg. Belakowitsch: Ist es ja auch!) –, dass es da keine höheren Strafen gibt.


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Jetzt muss man einmal überlegen, wie das Strafrecht funktioniert. Es funktioniert nämlich immer so: Man macht ein Gesetz, diese Regel gilt dann, und wenn dann ein Verbrechen begangen wird, dann wird verurteilt, und zwar nach dem Gesetz, das gerade gilt. (Abg. Kickl: Ja, das war in der DDR auch so! Das war in der DDR auch so!)

Im Jahr 2019 wurde eine Sexualstrafrechtsreform gemacht. Da wurden ganz, ganz viele Strafrahmen erhöht, nur nicht der für die Kinderpornografie, der ist nämlich gleich geblieben. Deshalb ist die Strafe so ausgefallen, wie sie ausg­efallen ist. (Abg. Deimek: Und wir reden auch vom erhöhten Mindeststraf­maß, ...!) Das ist leider ein sehr großes Problem, dass Sie es da versäumt haben, auch bei diesem Delikt eine schuldangemessene Strafe ins Gesetzbuch zu schreiben. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Was wir mit diesem Kinderschutzpaket jetzt gemacht haben, sind mehrere Dinge. Eines davon ist, dass wir Ihr Versäumnis hier gutgemacht haben und hier den Strafrahmen wirklich dem Unwertgehalt der Tat angemessen festgesetzt haben. (Abg. Kickl: Interessiert es Sie eigentlich nicht, warum nicht ermittelt wurde, nur so ...?)

Es gibt jetzt eine Wertgrenze nach unten, und wir haben die Strafrahmen nach oben verdoppelt bis sogar verdreifacht. Deshalb kann man in Zukunft auch höhere Strafen verhängen. Das konnte man bisher nicht. (Abg. Kickl: Da müsste aber jemand ermitteln!)

Jetzt haben wir da noch einen weiteren Punkt: Ja, die Täter müssen im Nach­hinein bestraft werden, aber was umso wichtiger ist: Täter fürchten sich nicht vor einer im Gesetzbuch stehenden Strafe. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Täter fürchten sich davor, dass sie erwischt werden. Davor haben Täter Angst. Was potenzielle Täter davor abschreckt, eine Strafe zu begehen, ist die Angst, erwischt zu werden. Deshalb investieren wir massiv in die Staats­anwaltschaften und in die Kriminalpolizei, um hier den Verfolgungsdruck zu erhöhen, um jede einzelne Ermittlung bis ins Detail führen zu können.


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Das ist im Übrigen auch in diesem Fall passiert. Und das war im Übrigen auch das, was die Frau Justizministerin zum damaligen Zeitpunkt natürlich noch nicht beantworten konnte, was aber jetzt in jeder Zeitung nachlesbar ist, nämlich dass hier ermittelt wurde, ob auch noch jüngere Kinder Opfer gewesen sind, ob nicht eventuell auch die Herstellung ein Thema ist, was dann einen höheren Strafrahmen begründet. All das wurde hier weiterermittelt. Sie wissen das alles.

Sie wissen im Übrigen auch, dass die Ministerin jetzt eine Anfrage von früher nicht mit dem Wissen von jetzt beantworten kann. Das ist Ihnen doch voll­kommen klar. Sie hat sie damals richtig beantwortet, so wie sie sie beantworten musste. Und wenn sie sie jetzt beantworten soll, dann müssen Sie sie jetzt stellen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kickl: Sie hätte ja heute die Gelegenheit gehabt!)

Im Übrigen haben wir mit dem Kinderschutzpaket noch einen ganz wesent­lichen weiteren Schritt gemacht: Wir gehen sehr massiv in die Prävention, denn das ist doch das Wichtigste. Die Täter zur Verantwortung zu ziehen (Zwischen­rufe der Abgeordneten Belakowitsch und Wurm) ist eine wichtige Aufgabe des Staates; aber noch wichtiger ist es doch, Kinder davor zu schützen, überhaupt einmal Opfer zu werden.

Das Problem ist ja: Es geht hier nicht um Darstellungen von Missbrauch an Kindern, sondern es geht um Missbrauch an Kindern, der dargestellt wird, der fotografiert wird, der gefilmt wird und der dadurch immer und immer wieder passiert. Da werden Kinder vergewaltigt, in echt, im echten Leben. Sie erleiden Schmerz und sie erleiden seelischen Schaden. Das passiert im richtigen Leben mit diesen Kindern, und davor müssen wir sie schützen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ. – Abg. Amesbauer: Und wo sind die Hintermänner von Teichtmeister?)

Deshalb haben wir im Kinderschutzpaket die Präventionskonzepte an Schulen verpflichtend gemacht, und wir haben vor allem, und das ist mir besonders wichtig in diesem Bereich, die Zertifizierung für die Kinderschutzkonzepte im


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Freizeitbereich geschaffen. Das bedeutet, die ganzen Vereine, denen Kinder anvertraut werden, haben nicht nur ein Papierl in der Schublade liegen, auf dem ganz groß Kinderschutzkonzept steht, sondern die müssen sich ernsthaft damit beschäftigen, damit sie dieses Zertifikat bekommen.

Egal, ob ich mein Kind zu den Pfadfindern, zu den Kinderfreunden oder in den Sportverein schicke, ich kann mich darauf verlassen: Wenn dieses Zertifikat drauf ist, gibt es ein Kinderschutzkonzept. Und das ist das Wichtigste, denn kein Kind darf Opfer von Missbrauch werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Deimek: Das heißt, Sie können ausschließen, dass solche Leute dort arbeiten? – Abg. Martin Graf: Weiß das der Cohn-Bendit auch?)

15.40


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Shetty. – Bitte.


15.40.16

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Am Schluss dieser Debatte muss man sagen, dass diese Debatte in zweifacher Hinsicht extrem bedrückend ist. In erster Linie ist natürlich für uns alle hier, für alle Österreicherinnen und Österreicher bedrückend, zu sehen, zu hören, zu lesen, welche Taten an Kindern in diesem Fall, aber auch in vielen anderen Fällen verübt worden sind. Es ist verständlich, es ist nach­vollziehbar, dass es das starke Bedürfnis gibt, dass die Täter die volle Schärfe des Gesetzes zu spüren bekommen. Wir sind uns auch alle einig, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden sollen. Wo wir uns, glaube ich, nicht so einig sind, ist, wie wir dort hinkommen und wie das genau ausschauen soll.

Ich möchte nämlich vorweg schon betonen – ich glaube, da gibt es einen Unterschied zwischen einigen Fraktionen hier im Haus –, dass ich stolz darauf bin, in einem Land des zivilisatorischen Fortschritts zu leben, in dem nicht die Öffentlichkeit, in dem auch nicht ein schriller Parteiführer oder eine tobende


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Menge über Schuld und über Unschuld sowie über die Höhe der Strafe entscheidet, sondern ordentliche Gerichte. (Abg. Amesbauer: Ja, aber das muss schon nachvollziehbar sein, oder?)

Ja, ich habe auch, als ich die Titelseite gelesen habe, als das Urteil bekannt gegeben worden ist, gedacht, das kommt mir irgendwie sehr milde vor. So ist es, glaube ich, auch sehr vielen Österreicherinnen und Österreichern gegangen, die sich gedacht haben: Wie kann das eigentlich sein?

Ich halte aber den Schluss einer bestimmten Partei hier im Haus für fatal, nämlich zu sagen, wir stellen die Richter, wir stellen die Staatsanwältinnen und Staatsanwälte, wir stellen die Justiz an den Pranger für dieses aus der Sicht vieler Menschen zu milde Urteil. Der Wiener FPÖ-Chef hat sogar gesagt, er rechnet damit, dass die Selbstjustiz jetzt zunehmen wird. Das halte ich schon für mehr als bedenklich. Die Richterinnen und Richter – das wurde heute schon mehrfach gesagt – machen die Gesetze nicht, sie befolgen sie, sie setzen sie um. Deswegen halte ich es wirklich auch für unwürdig, das auf dem Rücken der Opfer, der Kinder, der Minderjährigen, die zu Opfern grausamer Taten gemacht wurden, auszutragen, dass die jetzt missbraucht werden, um politisches Kapital zu schlagen. (Abg. Amesbauer: Missbrauchen tut wer anderer!)

Der zweite Aspekt, der neben den Taten, die tatsächlich passiert sind, bedrückt macht, ist, dass hier die Vermutung naheliegt, dass es nicht um die Kinder geht, dass es nicht darum geht, Kinder zu schützen, denn wenn Sie das wollten, dann würden Sie nicht einzelne Urteile beklagen, sondern kon­krete Gesetzesvorschläge machen. (Abg. Amesbauer: Das machen wir seit Jahren! Sagen Sie, haben Sie nicht zugehört? – Abg. Martin Graf: Seit Jahren gibt es die Anträge!) Kein einziger Vorschlag liegt auf dem Tisch, sondern unver­bindliche Entschließungsanträge mit Headlines; und auf jene, die die FPÖ vorgelegt hat, würde ich auch gerne eingehen.

Sie fordern zum Beispiel ein lebenslanges Tätigkeitsverbot für Sexualstraftäter. Darüber kann man diskutieren, darüber soll man diskutieren. Irritierend ist aber,


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dass das Sexualstrafrecht 2019 reformiert wurde und es da Lücken gab – Lücken, über die wir auch jetzt wieder diskutieren. Wissen Sie, wer 2019 den Justizminister gestellt hat? (Abg. Belakowitsch: Als es beschlossen wurde!) Wissen Sie, wer damals auf diese Lücken aufmerksam gemacht hat? Sie haben sie nicht geschlossen. „Die Presse“ titelt heute sogar: „Ist das Teichtmeister-Urteil Folge von Türkis-Blau?“ – Das titelt „Die Presse“, das sage nicht ich.

Sie fordern Kostenersatz bei psychologischer Hilfe für die Opfer. Das ist natürlich begrüßenswert, irritierend ist aber, dass unter Türkis-Blau in der Justiz massiv eingespart wurde, auch in diesem Bereich. Sie fordern auch drastische Strafverschärfungen. Darüber kann man diskutieren, ob die eine Strafe zu niedrig und im Vergleich mit der anderen verhältnismäßig ist. Dafür sind wir auch offen. Pauschale, wie Sie sagen, massive Strafverschärfungen: Sie finden keinen einzigen Strafrechtsexperten, egal welcher Couleur, deswegen haben Sie heute auch keinen zitiert, der sagt: Durch eine massive Strafverschärfung wird auch nur ein einziges Kind geschützt. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen.)

Deswegen erwecken Sie hier leider den Eindruck, dass es Ihnen gar nicht so sehr um den Kinderschutz geht, sondern eben darum, politisches Kapital aus extrem tragischen, aus schrecklichen Einzelfällen zu schlagen, die wir natürlich verhindern müssen. (Abg. Kassegger: Das ist eine Projektion, Herr Kollege, würde der Psychologe sagen! Sie projizieren jetzt!)

Wenn Sie daran interessiert wären, dass sich tatsächlich etwas tut, dann müssen wir uns anschauen, wo es Best-Practice-Beispiele gibt. Wir haben beispielsweise in Wien schon im Jänner, also lange bevor das hier diskutiert wurde, ver­pflichtende Kinderschutzkonzepte in allen Kindergärten vorge­schrieben. Wir haben eine Kompetenzstelle für Kinderschutz eingerichtet – ja, auch weil es in Wien tragische Vorfälle in den Kindergärten gegeben hat. Geplant sind außerdem eine Ausweitung dieser Kinderschutzregeln auf Fahrten­dienste – ich glaube, das ist auch ein Thema, über das wir dringend reden


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sollten – und strengere Vorschriften für alle Pflichtschulen. (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, präventiv!)

Es gibt den Satz, der lautet, dass die Aufgabe von guter Politik ist, nicht das Populäre, sondern das Richtige zu machen – das, was aus objektiver Perspektive richtig ist – und danach dafür zu sorgen, dass es populär wird – nicht umgekehrt. Es ist bedauerlich, dass Teile dieses Hauses leider einen gänzlich anderen Weg in dieser Frage eingeschlagen haben. (Beifall bei den NEOS.)

15.45

15.45.22


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Stefan und Belakowitsch, die Anfragebeantwortung nicht zur Kenntnis zu nehmen.

Wer diesem Antrag zustimmt, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, daher abgelehnt.

15.45.46Fortsetzung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die Verhandlungen über den 11. Tagesordnungspunkt wieder aufnehmen.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Matznetter. – Bitte sehr, Herr Abgeord­neter.


15.46.05

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundes­minister! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, aber vor allem Hauptbetroffene! Ich meine jene Menschen in Österreich, die seit nunmehr bald zwei Jahren zu den Opfern einer Politik zählen, die sie einfach im


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Stich lässt. (Rufe bei der ÖVP: Na bitte!) Es gibt ein positives Zeichen. (Abg. Michael Hammer: Mit dem bist du herausgegangen! – Abg. Strasser: 3 Minuten!) Wir konnten es mitverfolgen, wie sich der grüne Abgeordnete Hammer plötzlich hysterisch (Abg. Michael Hammer: Darf man nicht sagen! „Hysterisch“ darf man nicht sagen! – Abg. Strasser: „Hysterisch“! Das ist schon geahndet worden! – Ruf bei der ÖVP: Hallo, keine persönlichen Beleidigungen, bitte!) hier heraußen vergalop­piert und die ÖVP-FPÖ-Regierung in Oberösterreich gelobt hat, noch dazu für den Antrag auf angebliche 106 Prozent Erhöhung (Abg. Schallmeiner: Da hast du aber nicht zugehört, Christoph, bitte!), den es gar nicht gegeben hat, statt Herrn Stocker daran zu erinnern, was die EVN in Wiener Neustadt verrechnet. Direkt danach hat Generalsekretär Stocker (Abg. Lukas Hammer: Was redest du da, Christoph?! 106 Prozent hat es nicht gegeben, weil der Stefan Kaineder in die Preise eingegriffen hat!), statt anzukündigen, dass wenigstens künftig endlich etwas gegen die Teuerung unternommen wird, auf einmal ein Wienbashing betrieben. (Oh-Rufe bei ÖVP und Grünen. – Abg. Strasser: Das glaubt nicht einmal die eigene Fraktion!)

Na ist denn das interessant?! Er wirft dem Land und der Stadt Wien vor, dass sie die wegen der Untätigkeit dieser Bundesregierung prekäre Situation (Heiterkeit bei ÖVP und Grünen) durch Einmalzahlungen lindert, statt zu sagen: Wir sind bereit, da etwas zu ändern! (Anhaltende Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen.) Er wirft der Stadt vor (Abg. Stocker: Sinnerfassend zuhören!), dass sie nicht die geringsten Mieten, die es gibt, nämlich jene im Gemeindebau (Ruf bei der ÖVP: Plump, plumper, Matznetter! – Abg. Michael Hammer: Nein, Bla-bla-Babler!), ins Zentrum nimmt, obwohl es für die höchsten Mieten in der Stadt, nämlich die freien Mieten, für die das Land Wien nicht zuständig ist, für die eine Gemeinde nicht zuständig ist, eine Zuständigkeit gibt (Abg. Maurer: Faule Ausreden, alles faule Ausreden! – weitere Zwischenrufe bei den Grünen): die ÖVP und die Grünen mit ihrer Mehrheit hier. Für diese Mieten übernimmt dieses Haus leider keine Verantwortung. (Beifall bei der SPÖ.)


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Wenn Sie diese Verantwortung übernehmen wollen, Kollege Hammer (Abg. Lukas Hammer: Magst du noch etwas zur Fernwärme sagen, Christoph? – Abg. Herr: Die ist am höchsten in Niederösterreich! – Abg. Lukas Hammer: In Niederösterreich liegt das am ...!), dann stehen Sie jetzt auf bei der Abstimmung des Misstrauens­antrages! Sie vertrauen der eigenen Regierung ja sowieso nicht mehr, wie man an den Redebeiträgen erkennt. Sie greifen irgendwelche anderen an, statt Entschul­digung für unterlassene Hilfeleistung zu sagen.

Diese Hilfeleistung hat diese Regierung wirklich komplett vermissen lassen: zwei Jahre höchste Inflationsrate in Westeuropa (Abg. Obernosterer: Das ist ja nicht wahr!), keine Bereitschaft, daran etwas zu ändern. Spanien wird dann vom Bun­deskanzler attackiert – die haben 2 Prozent Inflation (Zwischenrufe bei der ÖVP) –, statt dass er sagt: Entschuldigung, bitte, liebe Österreicherinnen und Österreicher, dass wir nichts getan haben, wir werden uns bessern! – Nein!

Aber lehnen Sie ihn ab! Hier haben Sie noch eine Mehrheit, am Tag der Nationalratswahl werden Sie Ihr Misstrauensvotum direkt bekommen und es nicht ablehnen können. (Ruf bei der ÖVP: Schlechter Versuch!) – Vielen Dank, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

15.49


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es gibt noch eine Wortmeldung: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Fürlinger. – Bitte sehr.


15.49.27

Abgeordneter Mag. Klaus Fürlinger (ÖVP): Hohes Präsidium! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Es ist immer eine Freude, dem Sachverständigen für Wiener Unsoziales zuzuhören – das ist nämlich Kollege Matznetter. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Kollege Matznetter ist Sachverständiger für alles und für vieles, aber manches weiß er doch nicht, nämlich dass für Mieten in Wien die Stadt Wien zuständig ist (Abg. Michael Hammer: Die SPÖ!), dass für Müllgebühren, für Wassergebühren,


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für Strom, für jede Energie die Stadt Wien zuständig ist. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Zufällig – und das hat Kollege Hammer ja gar nicht schlecht ausgeführt – ist alles in fester Hand der Sozialdemokratischen Partei Wien, die davon letztlich auch noch profitiert. (Beifall bei der ÖVP.)

Kollege Hammer hat das vollkommen richtig ausgeführt: Nicht eine einzige dieser Maßnahmen, die Sie hier herinnen von der Bundesregierung einfordern, ist in Wien auch nur im Ansatz erfüllt worden. (Abg. Stöger: Ist Wien jetzt der Bundesgesetzgeber?) – Im Gegenteil: Es ist alles doppelt so teuer geworden. Wenn es für Wien eine eigene Inflationsrate gäbe, dann wäre sie wahrscheinlich Weltspitze, wenn nicht noch mehr. (Beifall bei der ÖVP.)

Wissen Sie, Herr Kollege Matznetter, die Perfidie Ihrer Argumentation ist das, was uns eigentlich ein bisschen zum Staunen bringt, denn was machen Ihre Freunde in Wien? – Ihre Freunde in Wien sagen: Oh, wir müssen die Mieten erhöhen, wir müssen die Energiepreise erhöhen und auch die Müllgebühren, aber schuld ist die Bundesregierung, weil sie die Preise nicht deckelt! (Abg. Heinisch-Hosek: Pöbeln Sie nicht!) – Das ist die Perfidie.

Diese Argumentation, Herr Kollege, wird Ihnen am Schluss keiner abkaufen, weil die Menschen in Österreich nicht so blöd sind, wie Sie glauben, und die Rechnung bei der Wahl, glaube ich, werden eher Sie kassieren. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Wollen Sie damit sagen, dass wir blöd sind?)

15.51

15.51.21


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2189 der Beilagen.


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Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Wer auch in dritter Lesung diesem Entwurf zustimmt, möge das tun. – Der Entwurf ist mit dem gleichen Stimmverhalten und damit mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Versagen des Vertrauens gegenüber der Bundesregierung und den Staatssekretärinnen und Staatssekretären gemäß Art. 74 Abs. 1 des Bundes-Verfassungsgesetzes.

Da zu einem solchen Beschluss des Nationalrates gemäß Absatz 2 der zitierten Verfassungsbestimmung die Anwesenheit der Hälfte der Abgeordneten erforderlich ist, stelle ich diese somit ausdrücklich fest.

Ich bitte jene Damen und Herren, die sich für den gegenständlichen Misstrau­ens­­antrag aussprechen, um ein dementsprechendes Zeichen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist damit abgelehnt. (Abg. Michael Hammer: Gratuliere! Eine sehr kreative Leistung, wirklich! Am 19. Oktober wieder probieren!)

15.52.4512. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2170 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2023 bis 2026 und das Bundesfinanzgesetz 2023 geändert werden (2191 d.B.)

13. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 3520/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen


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betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz geändert wird (2192 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen nun zu den Punkten 12 und 13 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Ich darf den Herrn Bundesminister recht herzlich begrüßen.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu ihrer ersten Rede zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Schmidt. – Das Wort steht bei Ihnen, Frau Abgeordnete. Viel Erfolg!


15.53.43

Abgeordnete MMag. Michaela Schmidt (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Mit der vorliegenden Novelle zum Bundesfinanzrahmengesetz will die Regierung die Ein- und Auszahlungsrahmen für kurzfristige Kredite stark erhöhen. Das klingt nicht sehr spannend, ist es aber, denn die kurzfristigen Kredite sind jene mit einer Laufzeit von unter zwölf Monaten. Nach dieser Laufzeit – in der Realität ist sie meistens sehr viel kürzer, teilweise beträgt sie nur wenige Tage – müssen die Kredite am Kapitalmarkt refinanziert werden. Der Rahmen für diese kurzfristigen Kredite soll um 45 Milliarden Euro angehoben werden, das ist eine Steigerung von 60 Prozent. Wir lehnen diese Anhebung entschieden ab. (Beifall bei der SPÖ.)

Als Begründung für die Ausweitung wird argumentiert, es gehe um ein besseres Liquiditätsmanagement des Bundes. Tatsächlich ist es aber so, dass die Volumina der kurzfristigen Kredite bereits in der Coronapandemie stark ange­stiegen sind; sie waren vor der Pandemie auf einem viel geringeren Niveau. Wir wären eigentlich davon ausgegangen, dass sich jetzt, nach der Krise, die Situation wieder ändert, dass der Normalzustand wieder erreicht werden soll und diese Volumina wieder zurückgefahren werden sollen, stattdessen kommt es zu einer Steigerung von 60 Prozent. Damit geht der Staat tatsächlich ein unnötiges Risiko ein und unterwirft sich den Schwankungen des Kapitalmarkts


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viel öfter, als er müsste. Wir warnen dringend davor, dass in Zukunft das Schulden­management des Bundes vermehrt durch kurzfristige Kredite abgewickelt werden soll. (Beifall bei der SPÖ.)

Kurzfristige Kredite sind sehr viel riskanter. Innerhalb der nächsten Jahre müssen damit viel größere Summen am Kapitalmarkt bewegt werden, als es bei einer langfristigen Finanzierung der Fall wäre. Wir befürchten, dass tatsächlich darauf spekuliert wird, dass die Zinsen in Zukunft wieder sinken werden. Das kann sich als eine sehr trügerische Hoffnung herausstellen und entspricht auch nicht den Expertenmeinungen.

Genauso wie wir einem Häuslbauer nicht empfehlen würden, sein Haus mit einem Dispokredit zu finanzieren, empfehlen wir auch dem Bund nicht, sein Schul­denmanagement von langfristiger auf kurzfristige Finanzierung umzustellen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir sind der Meinung, dass es eine konventionelle und langfristige Strategie braucht, um die Schulden Österreichs zu managen, und dass man sich den Schwan­kungen des Kapitalmarkts nicht mehr als notwendig aussetzen sollte. Konventionell bedeutet in diesem Zusammenhang, dass wir Kredite mit einer Laufzeit jenseits von zehn Jahren wollen und nicht kurzfristige mit einer Laufzeit von wenigen Tagen. Das war bisher auch immer politischer Konsens. Wir lehnen daher die Ausweitung dieses Rahmens ab. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Leichtfried: Eine gute Rede, eine sehr gute Rede!)

15.56


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Danke schön.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Baumgartner. – Bitte.


15.57.17

Abgeordnete Angela Baumgartner (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Ich darf drei Besuchergruppen en bloc begrüßen: Ich begrüße die Senioren der Stadt Güssing im Namen unseres Kollegen Niki


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Berlakovich. Im Namen meines Kollegen Christoph Stark darf ich die Pensio­nisten des Bezirkes Weiz begrüßen, und im Namen meiner Kollegin Andrea Holzner darf ich den Seniorenbund Moosdorf aus dem Bezirk Braunau herzlich begrüßen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ und Grünen.)

Mit dem Bundesfinanzgesetz legen wir mittelfristig die Schranken der Haus­haltsplanung des Bundes fest. Wir müssen natürlich gegebenenfalls auf aktuelle Herausforderungen reagieren, und genau das tut die Bundesregierung mit der Novelle des Bundesfinanzrahmengesetzes 2023 bis 2026 und des Bundesfinanz­gesetzes.

Aktuell müssen wir auf die geänderten Rahmenbedingungen am Finanzmarkt reagieren. Das macht unser Finanzminister mit Bedacht, und wir stellen somit die Weichen, damit die Bundesfinanzierungsagentur ihr Liquiditätsmana­gement auf die aktuellen Anforderungen des Kapitalmarktes ausrichten kann. Derzeit kann niemand voraussagen, wie die EZB reagiert: Legt sie eine Pause ein? Hebt sie den Leitzins in die Höhe oder senkt sie den Leitzins wieder? – Wir wissen es nicht und deswegen müssen wir flexibel bleiben.

Das heißt aber nicht, dass die langfristige Stabilität des Budgets außer Acht gelassen wird. Wir – und damit meine ich die Bundesregierung und unseren Finanzminister – schauen trotz der derzeitigen Herausforderungen auf ein stabiles Budget und den Erhalt unserer Wettbewerbsfähigkeit. In Krisenzeiten muss geholfen werden, wo es notwendig ist, und eben hierfür ist diese Novelle notwendig. Wir finanzieren damit die Maßnahmen des Antiteuerungs­paketes für Familien und treffen Vorsorge für die Dotierung des Lebens­haltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetzes.

Ich möchte auch die Gebührenbremse erwähnen, die für mich als Bürgermeis­terin sehr wichtig ist. Sie ist eine weitere inflationsdämpfende Maßnahme in der Höhe von 150 Millionen Euro. Dieser Zweckzuschuss an die Länder und Gemeinden wird es den Gemeinden ermöglichen, die Inflationsanpassung der


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Gebühren – zum Beispiel der Wasser-, Abwasser- oder Müllgebühren – auszu­setzen. Diese Novelle ist notwendig, und der Herr Finanzminister wird den Finanzausgleich gemeinsam mit den Ländern und den Gemeinden gut verhan­deln. Ich bin mir sicher, dass unser Finanzminister im Herbst ein stabiles, solides Budget vorweisen wird. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.00


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kassegger. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


16.00.25

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzter Herr Bundesminister! Ich teile die Überzeugung mit Kollegin Baumgartner nicht, dass der Herr Bundesminister in der Lage sein wird, im Herbst ein stabiles Budget vorzulegen, außer ich wäre jetzt der Meinung, dass ein Budget mit einem Defizit von – was wieder zu erwarten ist – zig Milliarden Euro unter dem Begriff stabil und nachhaltig subsumierbar wäre. Das bin ich aber nicht.

Das ist ein Etikettenschwindel, den Sie da die ganze Zeit betreiben: Sie reden von stabilen, nachhaltigen, zukunftsorientierten Budgets. Die Wahrheit ist folgende: Das letzte stabile, nachhaltige, zukunftsorientierte Budget, das wissen Sie, war das Budget des Jahres 2019, das auch eingehalten wurde, da haben wir Überschüsse gemacht. Ich weiß schon, da gab es kein Corona, aber wir haben Überschüsse gemacht. Die Budgets der Jahre 2020, 2021 und 2022 sind Horrorbudgets mit Defiziten im zweistelligen Milliardenbereich – undenkbar vor zehn Jahren. Ich kann mich erinnern, ich bin ja schon länger hier im Haus: Vor zehn Jahren haben wir, wenn wir 4, 5 Milliarden Euro Defizit gemacht haben, schon von einem Katastrophenjahr gesprochen – und jetzt werden 20 Milliarden Euro Defizit einfach so zur Kenntnis genommen, so nach dem Motto: Na dann nehmen wir halt wieder einen Kredit auf.


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Wir haben es heute schon gehört, auch von der Frau Rechnungshofpräsidentin: Die Schulden explodieren ja geradezu in den letzten vier Jahren. Wir haben 350 Milliarden Euro Schulden. Da sind Sie ja komplett in line mit Ihren Freunden in Europa, in Brüssel, wo wir dasselbe haben: eine Schuldenexplosion, eine Vergemeinschaftung der Schulden, wenn Frau von der Leyen sagt, wir machen einen Recoveryfund oder einen Green Deal oder sonst was – alles auf Pump, fremdfinanziert. Da geht es ja um Dimensionen, 750 000 Millionen Euro, da kann man ja fast die Nullen nicht mehr zählen.

Das ist Ihre Politik auf der Schuldenseite, und Sie stellen sich hierher und sagen: Es ist alles gut!, Wir sind wunderbar!, oder: Wir sind sehr, sehr gut, viel besser als andere durch die Krise gekommen. – Ganz ehrlich, ich muss Ihnen sagen: Das ist schon ein erheblicher Realitätsverlust, weil ich in Wahrheit keinen einzigen Bereich sehe, wo Sie sehr gut oder viel besser durch die Krise gekommen sind.

Diese Krisen, von denen Sie dauernd reden, sind ja im Übrigen nicht vom Himmel gefallen, sondern sind in weiten Teilen von Ihnen selbst produziert worden. Ich weiß schon, Corona ist eine Krankheit, aber Ihre Reaktion darauf, das ganze Land zuzusperren und monatelang unsere Kinder einzusperren, war eine völlig überschießende. Da wird immer von Bildung geredet: Wir müssen in die Bildung investieren!, aber Sie haben unsere Kinder eineinhalb Jahre von der Bildung de facto ausgesperrt. (Abg. Taschner: Das ist übertrieben, bitte!) Und kommen Sie mir jetzt nicht mit Teleschooling und Ähnlichem! Ich bin seit 20 Jahren auch als Lehrender tätig und kann Ihnen sagen, das ist überhaupt nicht vergleichbar. Abgesehen davon nehmen Sie den Kindern die Sozialkontakte, die ungleich wichtiger sind.

Sie haben ja das Land zugesperrt, und natürlich war dann die Wirtschaft hin. Und danach haben Sie wieder das komplett Falsche gemacht: In einer Situation des Nachfrage-/Angebotsüberhangs haben Sie nicht preissenkende Maßnahmen gesetzt, sondern Transferzahlungen in Milliardenhöhe geleistet – und dann wundern Sie sich, wenn die Inflation bei uns höher ist als in anderen Ländern. Also mit ein bisschen volkswirtschaftlichem Grundverständnis


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würden Sie sich nicht wundern, da müssten Sie sich wenigstens hinstellen und sagen: Ja, wir haben diese Inflation durch falsche Maßnahmen, nämlich Transfermaßnahmen zu setzen, anstatt bei Preissenkungen anzusetzen, in die Höhe getrieben. Wir Freiheitlichen fordern das seit Monaten, ich kann Ihnen dazu zig Anträge präsentieren, Sie kennen sie ja, die allesamt von Ihnen natürlich abgelehnt wurden. Also da haben Sie sehr wohl eine Verantwortung. Und das ist ja alles nicht vom Himmel gefallen. (Beifall bei der FPÖ.)

Auch die Energiekrise ist nicht vom Himmel gefallen, auch der Green Deal ist nicht vom Himmel gefallen, der selbstverständlich eine Greenflation, eine massive Verteuerung im Energiebereich bedeutet, diesmal gleich für ganz Europa, besonders betroffen die Deutschen, aber auch wir. Das ist ja alles nicht vom Himmel gefallen, das ist ja selbst gemacht.

Auch der Russland-Ukraine-Krieg ist nicht vom Himmel gefallen. Insbesondere dass dieser jetzt schon zwei Jahre dauert, ist auch keine alternativlose Angelegenheit. (Zwischenruf des Abg. Brandstätter.) – Kollege Brandstätter ist natürlich anderer Meinung, ist ja okay. – Das heißt, es geht darum, dort so schnell wie möglich Frieden zu schaffen, und das setzt halt voraus, dass man sich auch mit dem Gegner sozusagen an den Tisch setzt. Frieden dort zu schaffen ist ja aus vielen Gründen das Gebot der Stunde, aber das ist ja weit weg von Ihnen. In Ihren Überlegungen spielt das überhaupt keine Rolle, sondern in Ihren Überlegungen – und jetzt bin ich beim Tagesordnungspunkt, zugegeben, ich habe etwas weiter ausgeholt – spielt ja nur eine Rolle, wie viele Milliarden wir jetzt da wieder in die Ukraine runterschicken und wer das zu zahlen hat.

Da gibt es ja die Europäische Union, Sie kennen das, die Makrofinanzhilfen, 7 Milliarden Euro Makrofinanzhilfe plus 18 Milliarden Euro aus der Europäischen Friedensfazilität. Das ist ja schon fast – wie soll ich sagen? – gschmackig, das so zu bezeichnen. Mit diesem Geld aus der Friedensfazilität werden natürlich keine Waffen gekauft, keine Munition oder Sonstiges, nein, nein. 3,6 Milliarden! Am Horizont der EU sind jetzt weitere 50 Milliarden Euro aus dem Wiederaufbau­fonds aufgetaucht. Das alles ist nur von der EU; bilateral hat Österreich auch schon


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über 700 Millionen Euro reingezahlt. Und erzählen Sie uns bitte nicht, dass Sie genau wissen, wo dieses Geld hingeht und wo das ankommt! Wir alle wissen doch, dass das in Wahrheit niemand genau weiß, und wir wissen auch, dass die Ukraine jetzt auf der Liste der Korruptionsstaaten ganz, ganz weit oben steht. Es werden ja dort alle zwei Wochen Minister entlassen. Das ist ja ein Wahnsinn, ein Fass ohne Boden.

Bei diesem Antrag hier geht es um eine Änderung des Zahlungsbilanzstabilisie­rungsgesetzes, da geht es wieder um Erhöhungen von Zuschüssen zugunsten der Ukraine beziehungsweise um die Ermächtigung des Finanzministers dazu, nämlich: Im Rahmen dieses EU-Regimes, im Zusammenhang mit Maßnahmen der EU wird der Herr Bundesminister ermächtigt, einen Beitrag bis zu einem Gesamtbetrag von 100 Millionen Euro vonseiten Österreichs zu leisten. Also wieder 100 Millionen, dazu wird der Herr Finanzminister mit diesem Gesetz ermächtigt.

Wir sind völlig gegen diesen Antrag – dreimal Minus! (Beifall bei der FPÖ.)

16.07


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schwarz. – Bitte sehr.


16.07.37

Abgeordneter Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Diese Novelle zum Bundesfinanzgesetz hat zwei Gründe, und bei dem einen dürfte die SPÖ einem Missverständnis aufsitzen: Es geht bei der Erhöhung der Auszah­lungsgrenzen nicht darum, dass wir jetzt unsere Finanzschulden flotter rollieren und deshalb quasi nach dem Bruttoprinzip auf höhere Auszahlungsgrenzen kommen müssen, sondern die kurzfristigen, die sogenannten Kassastärker sind immer nur für Monate aufgenommen worden. Unsere Schulden werden immer noch über Kredite oder über Anleihen über Jahre finanziert, und das eine hat mit


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dem anderen nichts zu tun. Insofern ist auch diese Argumentation, die Sie vorhin gebracht haben, zumindest was diesen Punkt betrifft, hinfällig.

Ich möchte mich aber auf den zweiten Punkt konzentrieren, wegen dem wir diese Ausweitung der Auszahlungsgrenzen vornehmen müssen. Das ist ein erfreulicher, nämlich die Umsetzung des Kinderarmutspakets. Wir haben gewusst, dass, wenn wir diese Teuerungskrise bekämpfen wollen, dann insbe­sondere auf die geachtet werden muss, die vor der Krise schon jeden Cent zweimal haben umdrehen müssen. Das sind typischerweise Haushalte, die nichts übrig haben zum Sparen, und wenn die Konsumpreise steigen, dann trifft das natürlich diese volle Kanne. Um für diese Gruppe etwas zu machen, insbeson­dere für die Haushalte mit Kindern, haben wir dieses Paket zur Bekämpfung der Kinderarmut auf den Weg gebracht, und das wird eben mit dieser Ausweitung im BFG erst ermöglicht.

Worum geht es in diesem Kinderarmutspaket? – Damit sollen Haushalte mit geringen Einkommen, also Familien mit geringen Einkommen, die auf Arbeitslosengeld, auf Notstandshilfe, auf Sozialhilfe, auf die Ausgleichszulage angewiesen sind, oder Alleinerzieher:innen mit geringen Einkommen pro Kind 60 Euro pro Monat Unterstützung erhalten, und das bis zum Ende des nächsten Jahres.

Da gab es auch Kritik der SPÖ, das letzte Mal von der stellvertretenden Klubobfrau Holzleitner – daran kann ich mich noch erinnern –, die gesagt hat: Welches Kind kann von 2 Euro pro Tag leben? – Natürlich kann man davon nicht leben, es ist aber immer noch viermal so viel wie die 50 Cent pro Tag, die für so ein Kind reinkommen würden, wenn man Ihre Lieblingsmaßnahme, nämlich die Senkung der Umsatzsteuer auf Lebensmittel, umsetzen würde. Und es ist natürlich nur eine unter sehr vielen Maßnahmen.

Wir haben 500 Euro Teuerungsabsetzbetrag für Menschen mit niedrigem Einkommen, die dort wirken, und die Valorisierung sämtlicher Sozialleistungen, die in diesem Bereich wirken. Wir haben jetzt das soziale Drittel im


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Zusammenhang mit der kalten Progression, und da sind wieder die Absetz­beträge für Alleinerzieher:innen angehoben worden, und wir haben den Kindermehrbetrag im Zusammenhang mit diesem sozialen dritten Drittel der kalten Progression angehoben. In Summe sorgen all diese Maßnahmen dafür, dass das soziale Netz in Österreich immer noch hält. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

16.10


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Brandstätter. – Bitte sehr. (Abg. Matznetter: Das mit dem Rechnen müssen wir noch üben, Jakob! – Abg. Obernosterer: Das musst gerade du sagen! – Abg. Matznetter: Weil die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel ist ...! ... 50 Cent mal ... würde heißen, ...!)


16.10.44

Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und liebe Zuseher! Ich möchte zum Zahlungsbilanzstabilisie­rungs­gesetz sprechen, weil es darum geht, dass die Ukraine die Möglichkeit hat, sich weiter zu verteidigen. Da möchte ich Kurt Seinitz zitieren, Redakteur der „Kronen Zeitung“, der kürzlich geschrieben hat: „Wenn Putin verliert, gäbe es noch immer Russland. Wenn Zelenskij verliert, gibt es keine Ukraine mehr – beziehungsweise nur als Generalgouvernement mit einem Gauleiter in Kiew.“ – Die historisch geschulten Kolleginnen und Kollegen der FPÖ wissen schon, was er da gemeint hat.

Was dazukommt: Die Leute in der Duma, also im russischen Parlament, mit denen Sie ja einen Vertrag geschlossen haben, bedrohen uns jetzt. Die sagen jetzt, dass sie, wenn die Ukraine geschlagen ist, weiter in den Westen vordringen wollen, mit Drohungen gegen uns.

Dann kommt Alexander Dugin, dieser Philosoph Putins, den Sie ja auch in Wien empfangen haben, und dieser sagt ja überhaupt, dass es Länder wie Österreich


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nicht braucht (Abg. Kassegger: Nein, das sagt die EU! Sagt die von der Leyen!), sondern dass diese in so ein Mitteleuropa eingeschlossen werden sollen, quasi als Pufferzone zum Westen. Das ist der, mit dem Sie sympathisieren. Das heißt, wenn Sie sagen, Sie sind Patrioten, dann sind Sie in Wirklichkeit Verräter. Sie verraten mit Herrn Dugin unser Österreich, unser gemeinsames Österreich, weil auch Herr Dugin dieses Österreich nicht will. (Abg. Taschner: Das ist aber starker Tobak!)

Umgekehrt bin ich Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen sehr dankbar. Er hat jetzt in New York sehr deutlich klargemacht, dass wir die Hilfe natürlich weiter liefern werden. Und er hat das auch nicht zufällig jetzt gesagt, sondern deshalb, weil, wie wir wissen, Ihr Freund Putin gerade in Lemberg/Lwiw die Caritas zerstört hat. Also das, was viele Öster- - (Heiterkeit der Abg. Belakowitsch.) – Ja, Frau Belakowitsch findet das lustig. Das sind Kinder, die ermordet werden! Das sind Hilfsmittel, die für diese Kinder da sind, die von Putin zerstört werden, und Sie finden das lustig. Das ist sehr interessant.

Aber es wird noch schlimmer, denn das, was Frau Weidel mit Herrn Kickl jetzt in Wien ausgemacht hat, ist eine ganz starke Zusammenarbeit. Ich kann Ihnen sagen, was Frau Weidel will: Sie will, dass die Ukraine aufgeteilt wird. Das wollen Sie also offensichtlich auch, so, wie die Kommunisten damals wollten, dass Deutschland aufgeteilt wird. Also mit den Kommunisten verstehen Sie sich offensichtlich.

Sie ist auch gegen ein Kriegsverbrechertribunal für Herrn Putin. Das ist ein Kriegsverbrecher, aber mit dem will man ja zusammenarbeiten – das sagt Herr Höcke, auch AfD, mit dem Sie zusammenarbeiten. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Herr Höcke sagt: Russland und Deutschland müssen Partner werden, die deutsche Technik und dann die russischen Rohstoffe (Abg. Kassegger: Pfui! Das sagt der!), natürlich unter der Führung Putins. Das heißt, das, was Sie mit Österreich machen wollen, ist, dass wir ein Wurmfortsatz von Putin werden und dass unser Land zerstört wird. (Abg. Hauser: Das macht ihr ...!)


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Es geht also um nichts anderes, wenn wir die Ukraine weiter unterstützen, als dass wir uns selber helfen, meine Damen und Herren! Wir helfen uns, indem wir der Ukraine helfen, und das ist ganz bedeutend. (Beifall bei den NEOS.)

Zum Schluss kann ich Ihnen noch ein Buch empfehlen, das Sie dringend lesen sollten – Sie lesen zu wenig –: „Logik der Angst“. (Der Redner hält das genannte Buch von Peter R. Neumann in die Höhe.) Auch darin wird gut begründet, dass die Rechtsextremen nur eines können: Angst machen! (Abg. Kassegger: Was haben Sie jetzt gerade gemacht, die letzten 5 Minuten? Das geht sich jetzt nicht aus mit der Logik!) Sie wollen den Menschen in Österreich und Europa Angst machen.

Putin ist ganz schlimm, und die Rechtsextremen haben eine gemeinsame Basis. Höcke, Weidel und Kickl haben eine Basis: den Menschen hier Angst machen und dann sagen: Wir brauchen einen starken Führer! Und das ist jener Putin, der gerade die Kinder umbringt und der ein Kriegsverbrecher ist. Das ist Ihre Logik, und gegen diese Logik werden wir ankämpfen. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

16.14


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Lindinger. – Bitte.


16.14.49

Abgeordneter Ing. Klaus Lindinger, BSc (ÖVP): Herr Präsident! Herr Finanz­minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Wir behandeln hier zwei Novellen. Zum einen ist es das Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz – wir haben heute schon einiges darüber gehört. Dabei geht es um die Ermächtigung, dass der Finanzminister Zinszuschüsse für die Ukraine bis maximal 100 Millionen Euro im Zusammenhang mit Maßnahmen der Europäischen Union auch dement­sprechend genehmigen kann.


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Zum Zweiten geht es um das Bundesfinanzgesetz und das Bundesfinanz­rahmengesetz. Da wollen wir auf die geänderten Rahmenbedingungen auch entsprechend reagieren, und da sind zwei Maßnahmen maßgeblich.

Zum Ersten geht es um die langfristige Stabilität. Dabei geht es um die Über­schreitung der Auszahlungsobergrenze, immer im Hinblick darauf, dass wir das Budget auch im Auge haben und dass die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs auch weiterhin gegeben ist.

Das Zweite ist auch schon angesprochen worden: Das sind die vielen Unter­stützungsmaßnahmen, die vor allem den Haushalten mit geringerem Einkommen und den Familien zugutekommen. Ich rede vom Wohn- und Heizkostenzuschuss, den Antiteuerungsmaßnahmen, der Valorisierung der Familienleistungen bis hin zur Familienbeihilfe und auch zu einer Gebührenbremse, die auch im nächsten Tagesordnungspunkt hier im Haus diskutiert werden wird, einer Gebühren­bremse – das Geld wird an die Länder für die Gemeinden ausbezahlt –, damit die Gemein­den zum Beispiel die Gebühren für Wasser, Abwasser und Müll im nächsten Jahr nicht erhöhen müssen. Ich bitte alle Bürgermeister, vor allem jene in den sozialistisch regierten Gemeinden, dass sie mithelfen, dass wir diese Gebühren nicht erhöhen, denn in der Vergangenheit ist das so passiert, dass die Bundes­regie­rung Maßnahmen umgesetzt hat (Abg. Kollross: Falscher Tagesordnungs­punkt!) und die sozialistischen Bürgermeister die Gebühren im Gegensatz dazu erhöht haben. (Abg. Lindner: Wo ist der Kindergarten gratis? – Zwischenruf der Abg. Feichtinger.)

Herr Finanzminister, ich sage schon jetzt ein Dankeschön dafür, dass wir uns beim Finanzausgleich in die richtige Richtung bewegen, dass wir nachjustiert haben und dass wir hier immer wieder auch einen Blick auf die ländlichen Regionen und die Gemeinden haben. Ich bin davon überzeugt, dass wir dadurch auch einen nachhaltigen Finanzausgleich für die nächsten Jahre erreichen werden.


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Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte abschließend noch auf ein Chart hinweisen, das der Budgetdienst erstellt hat, auf dem man genau sieht (eine Tafel mit der Überschrift „Veränderung der verfügbaren Einkommen seit 2019 nach Einkommensdezilen“ und einem Säulendiagramm in die Höhe haltend), dass, ja, in den letzten Jahren die Inflation gestiegen ist, die Realeinkommen aber noch stärker gestiegen sind und somit auch die Kaufkraft gestiegen ist. Meine sehr geehrten Damen und Herren, an dieser Studie, die auch Daten, Zahlen und Fakten hinterlegt hat, sieht man ganz klar, dass wir durch die ökosoziale Steuer­reform, die wir umgesetzt haben, durch die Senkung der Tarifgrenzen, durch die Abschaffung der kalten Progression, die maßgeblich auch wieder den Haus­halten mit geringerem Einkommen zugutekommt, wirklich zielgerichtet unterstützt haben, und wir sehen ganz klar bei jedem Jahr, dass wir die untersten beiden Einkommensdezile überproportional entlastet haben. Das war der Zugang dieser Bundesregierung, das war auch das Ziel der Beschlüsse hier in diesem Parlament, und das kann sich sehen lassen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Lasst es mich bitte an einem Beispiel noch erklären! Es war gestern in einem Bekleidungsgeschäft, in dem die Verkäuferin gesagt hat: Die Leute kaufen wie gewohnt ein. – Die Kaufkraft ist somit vorhanden, die Medien geben oftmals ein falsches Bild wieder, und es ist gut, dass die Menschen so unterstützt worden sind. Das hilft den Menschen, und ich bin davon überzeugt, dass wir mit den Unterstützungsmaßnahmen, die wir bereits umgesetzt haben, und all jenen, die wir noch umsetzen werden, den Menschen in der Zukunft hier in Österreich, in unserem wunderschönen Land, entsprechend helfen können. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.18

16.18.54


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.


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Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Tagesordnungspunkt 12: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2023 bis 2026 und das Bundesfinanzgesetz 2023 geändert werden, samt Titel und Eingang in 2170 der Beilagen.

Ich darf jene Damen und Herren, die dem zustimmen, um ein entsprechendes Zeichen ersuchen. – Das ist die Mehrheit, damit angenommen.

Wir kommen gleich zur dritten Lesung.

Wer auch in dritter Lesung zustimmt, den bitte ich wiederum um ein entsprechen­des Zeichen. – Das ist auch in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Tagesordnungspunkt 13: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz geändert wird, samt Titel und Eingang in 2192 der Beilagen.

Ich darf jene Damen und Herren, die diesem Entwurf zustimmen, um ein entsprechendes Zeichen ersuchen. – Das ist die Mehrheit, damit in zweiter Lesung angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Wer auch in dritter Lesung zustimmt, den ersuche ich um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist das gleiche Stimmverhalten. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

16.20.1614. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 3545/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen


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betreffend ein Bundesgesetz über einen Zuschuss an die Länder zur Finan­zierung einer Gebührenbremse (2193 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen zu Tagesordnungspunkt 14.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Seidl. – Bitte sehr, bei Ihnen steht das Wort, Frau Abgeordnete.


16.20.50

Abgeordnete Mag. Julia Seidl (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Zuseherinnen und Zuseher! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Gegenteil von gut ist gut gemeint, sagen wir in Tirol immer, und dieser Gesetzentwurf ist aus meiner Sicht genau das. Selbstverständlich finden wir, dass es sinnvoll ist, wenn es in den Gemeinden bei Gebührenerhöhungen Zurückhaltung gibt bezie­hungs­weise keine Gebührenerhöhung erfolgt. Natürlich begrüßen wir das, es wäre zur Inflationsbekämpfung sehr sinnvoll. Ich bin selbst Gemeinderätin in einer Stadt, daher ist es mir wirklich wichtig, zu betonen, dass, wenn der Bund sagt, die Gemeinden müssten eine Gebührenbremse einführen, das in irgendeiner Form refundiert werden muss. – So weit, so gut.

Nun ist es für uns aber so, dass der vorliegende Gesetzentwurf, in dem diese 150 Millionen Euro für die Gebührenbremse vorgesehen sind, aus unserer Sicht genau diese Zahlungen eben nicht gewährleistet. Der vorliegende Gesetz­entwurf garantiert eben nicht, dass es zu dieser Gebührenbremse kommt und durch eine Nichterhöhung von Müllgebühren oder Wassergebühren den Bürgerinnen und Bürgern am Ende des Tages mehr in der Geldtasche bleibt. Warum ist das so? – Weil die konkrete Ausgestaltung des Gesetzes den Ländern obliegt, und verzeihen Sie mir, wenn ich das sage, aber ich vertraue den Ländern und den Fürsten der Finsternis nicht, dass sie das so gestalten, dass das Geld dann wirklich in den Gemeinden ankommt, wie es ankommen soll,


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und die Gebühren tatsächlich nicht erhöht werden! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Taschner: Sie sind nicht für Subsidiarität?)

Ein weiterer Punkt, den ich zu diesem Gesetzentwurf aber auch noch ansprechen möchte: Wir werden 2026, ein Jahr später, ein riesiges Problem in den Gemeinden bekommen, wenn sich die Gebühren dann wahrscheinlich um 15 Prozent erhöhen, weil man natürlich dieses Geld aus der aktuell diskutierten Förderung nicht mehr bekommt! Da frage ich mich, wie die Gemeinden das machen sollen, dass sie sich hinstellen und ihren Bürger:innen erklären: So, jetzt – also 2026 – müssen wir leider die Gebühren im Ausmaß der Steigerungen des letzten und des vorletzten Jahres erhöhen und in Rechnung stellen. Auf diese Kommunikation der Gemeinden bin ich dann gespannt, wie sie es ihren Bürgerinnen und Bürgern erklären.

Aus unserer Sicht ist es so: Hätten Sie diesen Gesetzentwurf für die Gebühren­bremse gescheit aufgesetzt, und zwar so, dass das wirklich mit Sicherheit bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommt, nämlich dass die Gebühren in den Gemeinden nicht erhöht werden, dann hätten wir sogar zugestimmt! (Beifall bei den NEOS.)

16.23


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Taschner. – Bitte sehr.


16.23.33

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Bundesminister, ich beneide Sie nicht um Ihre Position, jetzt in Zeiten der Teuerung Maßnahmen ergreifen zu müssen, die die Teuerung möglichst dämpfen sollen – insbesondere, wenn Sie bei diesem Ergreifen der Maßnahmen noch Häme vonseiten einer sozialistischen Partei ernten, deren Vorsitzender ja immer mehr und mehr in Richtung Vulgärsozialis­mus abdriftet. Ich beneide Sie nicht darum!


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Ich meine, dass Sie (in Richtung SPÖ) sich eigentlich schämen müssten. Es müsste die Schamesröte in Ihr Gesicht steigen, wenn Sie angesichts der Tatsache, dass wir durch die Abschaffung der kalten Progression und die Valorisierung der Sozialleistungen langfristige Maßnahmen setzen, hier behaupten, es würde „Hilfeleistung [...] unterlassen“ werden. Stellen Sie sich das vor, das ist ein kriminelles Delikt!

Es müsste Ihnen die Schamesröte ins Gesicht treiben, wenn Sie angesichts der Tatsache, dass wir eine Unzahl von Einzelmaßnahmen gesetzt haben (Abg. Herr: Und keine funktioniert!), die die Teuerung möglichst dämpfen (Zwischenruf bei der SPÖ) – ich gebe zu, einige dieser Maßnahmen sind unter Umständen auch inflationstreibend, das ist möglich, aber sie sind in ihrer Wirkung höchstwahr­schein­lich trotzdem besser, als wenn wir sie nicht gesetzt hätten (Beifall bei der ÖVP) –, erklären, das wäre unterlassene Hilfeleistung. Das ist ja unerhört!

Herr Kollege Kucher hat behauptet, am heutigen Tag würde überhaupt kein Gesetz beschlossen werden, das die Preise senken würde. (Abg. Kucher: Nachhaltig!) Das haben Sie gesagt, lieber Herr Kollege Kucher. (Abg. Kucher: Nachhaltig! Nachhaltig senken!)

Gerade beim aktuellen Tagesordnungspunkt ist das ganz anders, da werden wir nämlich feststellen, dass wir mit einer Zahlungsleistung von 150 Millionen Euro an die Länder etwas bewirken können. Frau Kollegin Seidl, ich bin ein Föderalist, ich glaube daran, dass die Länder verantwortungsbewusst handeln können. (Oh-Rufe bei den NEOS.) Sie sind eine Zentralistin (Zwischenruf der Abg. Seidl), bitte, wir nehmen das zur Kenntnis; sehr interessant, das von einer liberalen Partei zu hören. (Abg. Seidl: Nein, ...!)

Das ist jedenfalls Subsidiarität, und wir nehmen an, dass das also gelingen wird, dass die Länder es dann zustande bringen, den Gemeinden die Gelder so zur Verfügung zu stellen, dass daraus jedenfalls eine Dämpfung der Gebühren resul­tiert. Wie das Ganze ausgestaltet wird, werden nach mir noch die Kollegen Zarits, Hofinger und Stark genauer ausführen. Jedenfalls ist auch diese Maßnahme


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ein Mosaiksteinchen, mit dem wir dafür sorgen, dass die Teuerung abgemildert wird.

Sie werden natürlich sagen – und ich habe das auch von Kollegen Fuchs gehört ‑, wir müssten die Ursachen der Teuerung bekämpfen: Das ist nicht so leicht! Ich möchte Ihnen sehr empfehlen, den „Presse“-Artikel des mit mir befreundeten renommierten Journalisten Christian Ortner von letztem Freitag zu lesen, in dem er über diese Ursachen geschrieben hat.

Die Ursachen liegen nämlich ein bisschen außerhalb von Österreich, die liegen bei der Europäischen Zentralbank. Damals hat man gesagt, wir glauben an die Modern Monetary Theory und wir können Geld drucken ohne Ende. Natürlich ist es aber so, dass, wenn Geld im Übermaß vorhanden ist, es einen Wertverlust des Geldes gibt. Das ist einfach so, und auch die Modern Monetary Theory kann diese Tatsache nicht beseitigen. Nun kommt also, nachdem man versucht hatte, dem Kaiser neue Kleider anzuziehen, der Punkt, an dem man feststellt: Der Kaiser ist nackt, und wir werden jetzt eine Inflation bekommen. (Zwischenrufe der Abgeordneten Kollross, Lindner und Hoyos-Trauttmansdorff.)

Da hat man zuerst noch gesagt, die kommt out of the blue, die kommt irgendwie vom Himmel gefallen – nein, sie ist gekommen durch diese verfehlte Politik der Europäischen Zentralbank! Nun haben wir eben den Salat und nun haben wir diese Inflation. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Stögmüller.)

Es ist in der Tat so, dass das die wesentliche Ursache ist, und es ist in der Tat so, dass wir selbstverständlich Symptome bekämpfen werden. Gleichzeitig gibt es aber nun auch Zinserhöhungen, denn jetzt muss die Zentralbank ja handeln. Sie wird die Zinsen erhöhen, und wir geraten sogar in die Gefahr einer Stagflation hinein, dass also eine Rezession auf uns zukommen wird. Da, hat Christian Ortner geschrieben, meine sehr geehrten Damen und Herren, gibt es eine etwas traurige Lösung, die darin enden wird, dass wir nicht nur sparen, sondern


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Einschränkungen und tatsächlich einen Verlust des Wohlstands hinnehmen werden müssen.

Es gibt aber auch eine andere, eine elegante Lösung: Eine elegante Lösung ist, dass wir das Wirtschaftswachstum in weiterer Weise fördern und fordern, dass wir also aus dieser Krise durch weiteres Wachstum herauskommen. Dadurch, dass wir an dieses Wachstum glauben, werden wir es vielleicht auch schaffen.

Herr Bundesminister Brunner, wir glauben an dieses Österreich! Wir glauben daran, dass dieses Wachstum gelingen wird, wir glauben daran, dass dieses Österreich einen guten Weg gehen wird.

Glauben Sie mit uns an dieses Österreich! In diesem Sinne wollen wir auch mit Hoffnung in die Zukunft blicken! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall des Abg. Stögmüller.)

16.28


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Lindner. (Abg. Stögmüller: Linder oder Lindner? – Abg. Lindner: Ich komme schon, Herr Präsi­dent! – Heiterkeit bei der SPÖ.) – Linder, nicht Lindner. – Bitte sehr.


16.28.43

Abgeordneter Maximilian Linder (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen, geschätzte Kollegen! Sehr geehrte Zuhörerin­nen und sehr geehrte Zuhörer! Wir diskutieren über einen Zuschuss an die Länder für eine Gebührenbremse. Es ist geplant, den Ländern 150 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Umgerechnet sind das 16 Euro pro Bürger, und damit gehen die Gemeinden die Verpflichtung ein, die Gebühren für Wasser, Kanal und Müll ein Jahr lang nicht zu erhöhen beziehungsweise die Erhöhung moderat zu halten.

Städtebund und Gemeindebund sind der Meinung, das sei zu wenig Geld, es müsse mehr sein. Als Bürgermeister bin ich derselben Meinung – Herr Minister,


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mehr kann es immer sein; freuen wir uns darüber! –, ich möchte aber am Beispiel meiner eigenen Gemeinde zeigen, dass ich glaube, dass wir damit das Auslangen finden. In meiner Gemeinde Afritz am See beträgt die jährliche Gebührenbelas­tung für Wasser, Kanal und Müll 314 Euro pro Jahr und Bürger.

Seit über zehn Jahren haben wir die Regelung, dass wir diese Gebühren jährlich um 1,5 Prozent erhöhen, konstant 1,5 Prozent. Das ist möglich, weil wir sparen, weil wir bei den Gebührenaufwendungen wirklich darauf schauen: Was ist notwendig? Was kann man in den Griff bekommen? Diese 1,5 Prozent machen rund 5 Euro pro Bürger und Jahr aus. Das heißt, ich glaube, wir kommen mit diesen 314 Euro zurecht.

Interessant ist für mich aber die Verteilung dieser 150 Millionen Euro, und da ist meine Kritik angebracht. Aufgebaut auf Richtlinien der Länder gibt es einen Zeitplan. Wir sollen für 2024 garantieren, dass es keine Erhöhungen oder nur moderate Erhöhungen gibt. Viele Gemeinden haben schon im Oktober, Novem­ber die Sitzungen dazu. Jetzt wird es heute beschlossen. Es gibt dann einmal eine Richtlinie der Länder. Ich bezweifle, dass es möglich ist, rechtzeitig Verordnun­gen zu schaffen – die Gebühren müssen verordnet werden, die Gemeindeaufsichten müssen diese Verordnungen überprüfen –, dass wir zeitgerecht fertig werden.

Ein weiteres Thema: Im Gesetzestext steht drinnen: „Senkung von Gebühren für die Benützung von Gemeindeeinrichtungen und ‑anlagen für die Wasserver­sorgung“. – Wir haben ganz, ganz viele private Wassergenossenschaften. Wir haben ganz, ganz viele private Wassergemeinschaften. Wir haben viele, viele, viele Kleinkläranlagen. – Die bekommen von den 150 Millionen Euro nichts. Die haben aber genauso erhöhte Gebühren, die haben genauso erhöhte Kosten zu tragen. Sind das Bürger zweiter Klasse oder hat man die bei diesem Gesetz schlicht­weg einfach vergessen?

Der dritte Punkt ist für mich folgender: Die Verteilung dieser 150 Millionen Euro erfolgt nach der Volkszahl. Wie verhält sich das aber bei Tourismusgemeinden?


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Ein Beispiel: Die Gemeinde Ossiach am Ossiacher See in Kärnten hat 900 Ein­wohner, aber 260 000 Nächtigungen. Sie kriegt für 900 Einwohner einen Anteil von diesen 150 Millionen Euro, sie muss aber für 260 000 Nächtigungen die Gebühren senken. Der Gebührenhaushalt muss für jeden gleich sein. Ich kann nicht sagen, die Tourismusbetriebe müssen mehr zahlen und die Privaten weniger. (Zwischenruf der Abg. Seidl.)

Meine Damen und Herren, dieses Gesetz ist für mich ein weiteres Beispiel, dass diese Bundesregierung nicht in der Lage ist, vernünftige Arbeit zu leisten. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir Freiheitlichen stimmen nur deshalb zu, weil wir auf die Gemeinden hoffen, dass diese aus dem Dilemma heraus eine vernünftige Lösung für die Bürger und für die Gebührenzahler finden werden. (Beifall bei der FPÖ.)

16.32


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Götze. – Bitte sehr.


16.32.45

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Minister! Auch ich spreche zur Gebührenbremse. Ich möchte das Thema zunächst einmal einordnen: Wir wissen, in ganz Europa, in Österreich herrscht Inflation. Wir haben von den Wirtschaftsforschungsinstituten gehört, was wir dagegen tun können. Eine dringliche Empfehlung war, dort anzusetzen, wo der Staat, der Bund, die Gemeinden, die Länder das unmittelbar tun können, nämlich bei den Gebühren – und das tun wir.

Der Bund hat das bereits im vergangenen Jahr gemacht, indem wir eine Gebührenbremse für Bundesgebühren, beispielsweise Baugebühren und Kfz-Zulassungen, eingeführt haben. Das heißt, da sind die Gebühren nicht erhöht worden und werden weiterhin nicht erhöht. Wir wissen aber auch, die Bundesgebühren decken nicht alles ab. Es gibt auch die Gebühren, die die


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Gemeinden ihren Bürgerinnen und Bürgern vorschreiben müssen, und da setzen wir heute an. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

150 Millionen Euro bekommen die Gemeinden über die Länder. Wir haben diesen Weg über die Länder gewählt, weil es der logische Weg ist: Die Länder haben die Gemeindeaufsichten, die Länder wissen, wie die Gebühren im Einzelnen ausgestaltet sind. – Das auch als Antwort (in Richtung Abg. Linder) auf Kollegen Lindner. (Heiterkeit des Abg. Linder.) Die Länder können die Gestaltung dieser Zuschüsse regeln, wie genau diese Gebührenbremse ausschauen kann. Grundsätzlich ist vorgesehen, dass es um die Gemeindegebühren wie Wasser, Kanal und Müllabfuhr geht, aber ob das dann als Senkung einzelner Gebühren oder als Verhinderung von Gebührenerhöhungen ausgestaltet ist, bleibt den Ländern überlassen. Es ist aber transparent darzustellen, das ist uns sehr wichtig und das ist auch festgehalten.

Durch diese Gebührenbremse, diese Maßnahme rechnen wir mit einer inflationsdämpfenden Wirkung, und das ist genau das, was auch gefordert ist – inflationsdämpfend. In diesem Fall greifen wir dort, wo wir das können, quasi direkt in die Preise ein.

Andere Dinge, andere Punkte, bei denen wir das bereits gemacht haben, sind die Bundesgebühren – ich habe es schon erwähnt –, wir haben es aber auch bei den Energieabgaben, bei der Strompreisbremse, bei der Ökostrompauschale und Ähnlichem mehr gemacht.

Darüber hinaus haben wir auch kaufkraftstützende Maßnahmen gesetzt, die zum Teil auch dauerhaft wirken, wie beispielsweise das Aus der kalten Progression oder die ökosoziale Steuerreform.

In Summe ist das ein Bündel an Maßnahmen. Eine Maßnahme allein wird nicht reichen, es braucht ein Bündel an Maßnahmen, und diese Gebührenbremse ist ein weiterer Baustein im Zuge dieses Antiteuerungspakets. (Abg. Krainer: In diesem Versagen der Antiteuerungspolitik!)


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Was noch kommt – das ist gerade in Arbeit –, ist die Mietpreisbremse, also ein Mietpreisdeckel. Außerdem werden die Preise der Autobahnvignette und auch des Klimatickets eingefroren.

Das sind viele kleine Bausteine, die in Summe dazu beitragen, dass die Preise nicht mehr so stark ansteigen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.36


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Stark. – Bitte.


16.36.19

Abgeordneter Christoph Stark (ÖVP): Herr Präsident! Herr Minister! Geschätzte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher:innen, heute insbesondere die Besucher und Besucherinnen aus meiner Stadt Gleisdorf und aus der Nachbargemeinde Sinabelkirchen mit Bürgermeister Emanuel Pfeifer an der Spitze. – Seid herzlich willkommen im Hohen Haus! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

Meine Damen und Herren, es geht darum, 150 Millionen Euro an die Menschen in Österreich zu bringen, um sie damit zu entlasten. Darum geht es. Dazu und zu vielen anderen Dingen hat die Bundesregierung, haben wir als Parlament eine Strategie, die wir seit Jahren verfolgen – mit dem Ziel, Menschen in schwierigen Situationen zu helfen. Das hat mit dem Gaseinkauf und der Gasbevorratung begonnen – mit dem Ziel, die Österreicherinnen und Österreicher nicht frieren zu lassen. Wir haben das hier herinnen beschlossen. Wir haben hier herinnen die Strompreisbremse beschlossen – mit dem Ziel, die Strompreise in einem Maß zu deckeln, dass der Strom, die Energie für die Menschen noch leistbar bleibt. Es folgten zahlreiche andere Dinge mit der klaren Strategie, die Menschen in dieser Phase zu unterstützen: die Erhöhung des Kindermehrbetrags, die Abschaffung der kalten Progression und vieles andere mehr zählen dazu.


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Jetzt, meine Damen und Herren, kommt ein weiterer Schritt, vielleicht kein ganz großer, keiner, wo Milliarden davorstehen, aber ein Schritt, der die Gemeinden entlastet und der hinter den Gemeinden die Gemeindebewohne­rinnen und ‑bewohner entlastet: 150 Millionen Euro!

Kollege Linder, ich mache mir gar keine Sorgen, dass die Gemeinden das handwerklich über die Bühne bringen können. Als kleiner Tipp: Wir schreiben die Gebühren vor, wie wir verpflichtet sind, sie zu gestalten, nämlich kosten­deckend, und ziehen dann sichtbar auf der Rechnung einen Teil ab, der aus diesen 150 Millionen Euro resultiert – ganz transparent. Die Bürgerinnen und Bürger wissen, dass jetzt nicht auch noch eine Gebührenerhöhung erfolgt, sondern dass der Bund, das Parlament, der österreichische Staat in diesen Zeiten auch bei den Gebühren der Gemeinden hilft, die ganze Sache zu deckeln, in den Griff zu bekommen, um so auch der Inflation entgegenzuwirken. (Beifall bei der ÖVP.)

Das schaffen wir, meine Damen und Herren! Das schaffen wir. Das ist Aufgabe der Länder und Gemeinden. Wir werden diese 150 Millionen Euro dafür verwenden, um unsere Mitbürger und Mitbürgerinnen in allen österreichischen Gemeinden ein Stück weit – ich betone: ein Stück weit – zu entlasten, ihnen auf diesem Weg zu helfen. – Vielen Dank und alles Gute. (Beifall bei der ÖVP.)

16.38


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Zarits. – Bitte.


16.39.08

Abgeordneter Christoph Zarits (ÖVP): Herr Präsident! Herr Finanzminister! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Besucherinnen und Besucher hier im Hohen Haus! Kollege Stark hat es betont, wir sind heute wieder hier, um eine weitere Maßnahme zur Inflationsbekämpfung zu setzen, um die Menschen in dieser schwierigen Situation weiterhin zu unterstützen.


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Wir haben in den letzten Monaten, in den letzten Jahren viele Maßnahmen getroffen, mit dem Ziel, den Menschen zu helfen, die Menschen natürlich auch steuerlich zu entlasten und die Inflation zu bekämpfen.

Uns ist vieles gemeinsam gelungen: Wir haben es geschafft, die Kaufkraft zu erhalten, wir haben eine der niedrigsten Arbeitslosenzahlen in ganz Europa, die niedrigste Arbeitslosenzahl seit Jahrzehnten, und wir haben in vielen Bereichen die richtigen Entscheidungen getroffen. Die Inflation lag noch vor zwölf Monaten bei über 10 Prozent, jetzt sind wir bei 7,4 Prozent, und das zeigt schon – und das muss auch der Opposition bewusst werden –, dass die Maßnahmen, die wir hier getroffen haben, sicherlich auch Wirkung zeigen, sonst wären die Zahlen, die ich jetzt präsentiert habe, auch nicht so, wie sie sind. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben vor allem für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vieles erreicht. Wir haben Meilensteine umgesetzt. Die Abschaffung der kalten Pro­gression wurde ja schon jahrzehntelang diskutiert, in vielen Regierungs­programmen wurde festgelegt, diese Abschaffung umzusetzen – gemeinsam mit Magnus Brunner und unserem grünen Koalitionspartner haben wir das geschafft, für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer!

Vergangene Woche hat unser Finanzminister auch die Aufteilung des restlichen Drittels der kalten Progression vorgestellt. Dabei wichtig für mich als Arbeit­nehmervertreter ist, dass sich Leistung auch lohnt. Die Anzahl der steuerbegüns­tigten Überstunden wurde jetzt von 10 auf 20 Stunden erhöht, und ich denke, das ist ein starkes Zeichen dahin gehend, dass sich Leistung auch lohnt. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben in den letzten Monaten viele Maßnahmen gesetzt und wir setzen heute eine weitere Maßnahme für die Gemeinden. Ich bin selbst Gemeindevertreter, Bezirksparteiobmann in meinem Heimatbezirk Eisenstadt, 25 Gemeinden, und ich weiß, dass diese 150 Millionen Euro bei den Gemeinden sicherlich sehr, sehr gut aufgehoben sind. Die Geme­inden, die


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Bürgermeister, die Gemeinderäte wissen am besten, wie sie das Geld einsetzen und wie die Bedürfnisse in den Gemeinden sind.

Wir stellen sicher, dass die 150 Millionen Euro den Ländern zur Verfügung gestellt werden, die Richtlinien erarbeitet werden und das Geld dann so schnell wie möglich vom Landhaus in die Gemeindestuben kommt. In diesem Sinn würde ich mir wünschen, dass wir hier Einstimmigkeit erzielen, im Namen der Gemeindebürgerinnen und Gemeindebürger, um auch weitere inflations­dämmende und ‑bekämpfende Maßnahmen zu setzen. – Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Tomaselli.)

16.41


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hofinger. – Bitte.


16.42.03

Abgeordneter Ing. Manfred Hofinger (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In Zeiten der hohen Preise und der hohen Inflation ist die Bundesregierung natürlich bemüht, die Menschen in Österreich zu entlasten – und das machen wir in vielfältiger Weise. Da sind einerseits die Anpassung der gesamten Sozialleistungen und auch zum Beispiel der Mietpreisdeckel etwas ganz Wichtiges, aber genauso die Preise des Klimatickets und auch der Autobahnvignette, die wir nicht erhöhen werden, und jetzt auch für die Gemeinden die Gebührenbremse, und zwar mit 150 Millio­nen Euro, die uns wirklich hilft, die den einzelnen Bürgerinnen und Bürgern in unseren Gemeinden zugutekommen wird. Ich glaube, da sind wir auf einem sehr, sehr guten Weg unterwegs.

Worum geht es tatsächlich? – Die Gemeinden betreiben zum Beispiel ein Ortswassernetz oder eine Kläranlage, und die müssen kostendeckend geführt werden. Die Gemeinden sind sehr darum bemüht, dass sie die Kosten senken, aber bei den derzeit hohen Preisen im Energiebereich, aber auch im Perso-


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nalbereich ist das leider nicht mehr möglich. Man müsste die Gebühren erhö­hen. Und dass das eben nicht in so hohem Ausmaß stattfindet beziehungsweise wir 2024 die Gebühren nicht so stark erhöhen müssen, hilft uns das Bundes­ministerium, die Bundesregierung.

Das Geld kommt unseren Bürgerinnen und Bürgern direkt zugute, es wird über die Länder ausbezahlt. Ich glaube, dass das ein guter Weg ist, weil jedes Land anders gestrickt ist und die Länder auch die Gebührenhoheit beziehungs­weise die Gemeindeaufsicht haben und auch die Gebarung der einzelnen Gemeinden sehr gut kennen. Ich glaube, dass das Geld zielgerichtet ankommt.

Ich möchte mich beim Herrn Finanzminister noch einmal recht herzlich für diese Unterstützung, aber auch für die Unterstützungen in der Vergangenheit bedanken und möchte schon darauf hinweisen, dass die Gemeinden ein sehr schwieriges Jahr vor sich haben, nicht nur hinsichtlich der Finanzierung der Gebarung, sondern auch vom Finanzausgleich her, und ich bitte, die Gemeinden so weit zu unterstützen, dass wir im Gesundheitsbereich, in den Pflegebereichen und natürlich auch den Krankenanstaltenbereichen die Kosten etwas senken können, damit die Gemeinden wieder etwas mehr Spielraum bekommen. – Herz­lichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schwarz.)

16.44


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Kollross. – Bitte sehr.


16.44.28

Abgeordneter Andreas Kollross (SPÖ): Herr Präsident! Herr Finanzminister! Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wir erleben gerade wieder eine Reparatur, ich habe es vorhin schon in meinem Beitrag zum Rechnungshofbericht gesagt, weil die Regierung zuerst einmal wieder etwas nicht getan hat. Wir erleben aber gleichzeitig auch, dass hier jetzt ein großes Abfeiern stattfindet, und ich möchte schon auch ein bisschen verdeutlichen,


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meine sehr geehrten Damen und Herren, was das, was wir heute beschließen, eigentlich bedeutet.

Meine Damen und Herren, darf ich vorstellen (einen Zwanzigeuroschein in die Höhe haltend): Das ist Ihre Gebührenbremse, darüber reden wir! Und das ist aufgerundet, denn der Kollege von der FPÖ hat recht, wahrscheinlich sind wir bei 16 Euro pro Jahr.

Jetzt kann man natürlich sagen: Vielleicht gebt ihr es ja nicht auf einmal aus! Brechen wir es auf den Tag herunter, dann sind es immerhin 0,05 Euro, 5 Cent, über die wir da heute diskutieren und die wir heute beschließen. Man kann auch sagen: So geben wir sie vielleicht auch nicht aus, sondern wir nehmen sie für den Wochenendeinkauf. Dann sind es 35 Cent. Ich weiß nicht, wann ihr das letzte Mal einkaufen wart. Um 35 Cent bekommt man nicht einmal einen leeren Einkaufswagen, liebe Kolleginnen und Kollegen, denn da muss man zumin­dest 50 Cent reinstecken, damit man damit spazieren fahren kann. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn Sie bisher geglaubt haben, dass Ihnen die Tausenden von Euro, die Sie jetzt im Frühjahr für Gas und Strom nachbezahlt haben, das Leben schwer gemacht haben, wenn Sie bisher geglaubt haben, dass die Hunderten von Euro, die Sie jetzt zusätzlich an Vorauszahlung für Gas und Strom getätigt haben, oder wenn Sie glauben, dass die Kosten auf der Tankstelle, die Kosten bei den Mieten, die Kosten beim Einkauf irgendetwas damit zu tun haben, dass Sie teilweise Schwierigkeiten haben, sich Ihr Leben noch leisten zu können: Nein! Hören Sie zum Beispiel Frau Kollegin Götze zu, die jetzt sagt, mit dieser Maßnahme bekämpfen wir die Inflation. Diese 20 Euro (neuerlich den Zwanzigeuroschein in die Höhe haltend) sind es, meine sehr geehrten Damen und Herren, diese 20 Euro sind es, die Ihr Leben schwierig machen, und mit diesen 20 Euro bekämpft die Regierung jetzt die Inflation, mit diesen 20 Euro bekämpft die Regierung die Teuerung. – Schämt euch, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Zarits: Das ist lächerlich!)


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Man muss einfach die Frage stellen: Wie weit kann man eigentlich neben den Schuhe stehen?

Und noch etwas, abschließend, handwerklich – handwerklich –: Es ist wahrscheinlich nicht nur so, dass die Gemeindeverbände gar nicht in den Genuss kommen und somit zum Beispiel in meinem Heimatbezirk Baden, der alles in Verbände ausgelagert hat, gar niemand in den Genuss der Gebühren­bremse kommt (Abg. Michael Hammer: Sag das dem Babler, der hat um 30 Prozent erhöht, die Gebühren!), weil ihr in dem Gesetz momentan nur von Gemeinden sprecht. Sagt dann aber zumindest auch noch etwas dazu (neuerlicher Zwischen­ruf des Abg. Michael Hammer) – kannst eh rausquargeln, was du willst, verstehst eh nichts (Beifall bei der SPÖ – Abg. Steinacker: Das ist so ein tiefes Niveau!) –: Es ist eine Einmalzahlung!

Wenn die Gebührenbremse überhaupt greift, dann greift sie 2024 – ein Mal! Was heißt das für das Jahr 2025? – Herr Taschner, Sie sind Mathematiker, Sie müssen es eigentlich wissen. – Das, was 2024 als Gebührenbremse kommt, kommt im Jahr 2025 wieder dazu, plus die Teuerung 2025, die kommt auch noch dazu.

Sehr geehrte Damen und Herren, heben Sie sich die 20 Euro gut auf, Sie werden sie noch gut brauchen können! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: So eine tiefe Rede!)

16.48

16.48.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist dazu niemand mehr. Die Debatte ist damit geschlossen.

Wünscht der Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist auch nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2193 der Beilagen.


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Wer für diesen Gesetzentwurf ist, den bitte ich um ein entsprechendes Zeichen. (Abg. Wöginger – in Richtung der sich von den Sitzplätzen erhebenden Abgeordneten der SPÖ –: Jetzt stimmts eh mit! So ein Theater! – Rufe bei der ÖVP: Und dafür­stimmen – und so eine Rede?! Planlos!) – Das ist die Mehrheit, somit ist der Gesetz­ent­wurf angenommen. (Abg. Eßl – in Richtung Abg. Kollross –: Jetzt hast nicht einmal die Eigenen überzeugt! – Ruf bei der ÖVP: Sie brauchen es eh dringend!)

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung. (Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP. – Der Präsident gibt das Glockenzeichen.)

Wer das auch in dritter Lesung tut, den möchte ich um ein Zeichen bitten. – Das ist das gleiche Stimmverhalten, daher auch in dritter Lesung angenommen. (Abg. Wöginger – in Richtung SPÖ –: Traut ihr euch doch nicht bei den roten Bürgermeistern!)

16.49.2115. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 3546/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über den Energie­krisenbeitrag-fossile Energieträger (EKBFG) geändert wird (2194 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zum 15. Tagesordnungspunkt.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Einwallner. Bei ihm steht das Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter.


16.49.48

Abgeordneter Ing. Reinhold Einwallner (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wir behandeln jetzt den nächsten Tagesordnungspunkt, der das nächste Kapitel aufschlägt, nämlich ein weiteres Kapitel der Hilflosigkeit dieser Bundesregierung, wenn es


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um die Bekämpfung der Teuerung geht. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Auch bei diesem Punkt werden Sie sehen, dass diese Bundesregierung nichts weiterbringt und auch nichts zustande bringt. (Ruf bei der ÖVP: Stimmt ihr dann auch wieder zu?)

Es ist nämlich bei der Gebührenbremse so, dass sie noch – meine Damen und Herren, das muss man noch an den vorigen Tagesordnungspunkt anfügen – als Gebührenstopp angekündigt wurde, aber vom Stopp redet gar niemand mehr. Man hat gesagt: ein Gebührenstopp!, und jetzt ist es eine Bremse. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.) Meine Damen und Herren, auch da sieht man also, dass diese Bundesregierung nichts tut, damit sie das wirklich nachhaltig löst. (Abg. Michael Hammer: Und darum hast du zugestimmt!)

Ein weiteres Thema – weil es Kollegin Götze angesprochen hat und die Grünen heute immer wieder – ist der Mietpreisdeckel. Meine Damen und Herren, das ist ein Witz, was da präsentiert wurde. Das prolongiert die Erhöhung und deckelt die Mieten nicht. Wir brauchen einen richtigen Mietpreisdeckel und nicht solch eine Showpolitik, wie sie die Bundesregierung macht. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Das greift auch in Wien!)

Kommen wir jetzt zu diesem Tagesordnungspunkt: Leider zeigt sich auch bei diesem Tagesordnungspunkt das Versagen dieser Bundesregierung. Es geht um ein Energiekrisenbeitragsgesetz – eigentlich die Abschöpfung von Überge­win­nen –, und das würde ja Sinn machen, wenn es ordentlich gemacht wird.

Was macht aber diese Bundesregierung? – Jetzt doktern wir schon das zweite Mal nach. Was macht also diese Bundesregierung? (Ruf bei der ÖVP: Arbeiten für Österreich!) – 4 Milliarden Euro Einnahmen hat der Finanzminister angekündigt, 4 Milliarden Euro Einnahmen. Meine Damen und Herren, wissen Sie, wie viele Einnahmen inzwischen da sind? – Nicht einmal 100 Millionen Euro! Herr Finanz­minister, Sie liegen um 3,9 Milliarden Euro falsch. Sie rechnen ja schon wie Herr Blümel, glaube ich, das ist die Leistung, die Sie als Finanzminister abliefern. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)


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Also anstatt der 4 Milliarden Euro reden wir jetzt von 100 Millionen Euro (Zwischenruf des Abg. Hörl), und da wird es jetzt auch nichts nützen, dass man noch einmal nachbessert, es wird nicht wesentlich mehr werden.

Wir stehen für eine klare, deutliche Übergewinnabschöpfung, so wie es eigentlich richtig gehört, eine Gewinnabschöpfung, bei der die Übergewinne, die jetzt anfallen, komplett abgeschöpft werden. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Herr Finanzminister, Sie sollten eigentlich auf der Seite der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler stehen und nicht auf der Seite der großen Energiekonzerne, wie Sie es tun. (Zwischenruf des Abg. Eßl.) Daher haben Sie bei dieser Übergewinn­abschöpfung unsere Unterstützung nicht (Abg. Michael Hammer: Das ist der nächste Misstrauensantrag! Einmal ginge es noch!), aber wir wären dafür zu haben, wenn man eine vernünftige und klare Übergewinnabschöpfung macht – dann können Sie auch mit der Unterstützung der SPÖ rechnen (Zwischenruf des Abg. Eßl), aber nicht, wenn es so dilettantisch und zahnlos ist, wie Sie es hier heute vorlegen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

16.52


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Obernosterer. – Bitte. (Abg. Eßl: Alles über 600 wird nicht gezählt!)


16.52.55

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Finanzminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf der Galerie und zu Hause vor den Fernsehschirmen! Erlauben Sie mir, dass ich die Kärntner Freunde – genauer gesagt aus dem Bezirk Spittal – begrüße: ein recht herzliches Grüßgott hier im Hohen Haus! (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Wenn ich in der heutigen Diskussion den Oppositionsparteien zuhöre, müsste ich – ganz ehrlich –, wenn ich nicht irgendwo in der wirklichen Welt draußen leben würde, glauben, die Welt ginge unter. Leben wir wirklich in einer so


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schlechten Republik? Schaut ihr nicht auf den internationalen Vergleich? Glaubt ihr wirklich, nur mit Schlechtrederei die nächsten Wahlen zu gewinnen? (Abg. Holzleitner: Nein, weil wir haben aktive Anträge, wie man es besser machen kann!)

Der Wähler wird das entscheiden, und das zeigt gerade auch dieses Gesetz, das wir jetzt in Verhandlung haben: ein Krisenbeitragsgesetz zur Gewinnab­schöpfung. Sie werfen dem Finanzminister vor, dass das Finanzministerium mit weiß ich wie vielen Milliarden Euro gerechnet hat, die es aus dieser Abgabe hereinbekommt, aber wissen Sie, warum wir dieses Gesetz machen? – Aus einem ganz einfachen Grund, mit – entschuldigen Sie, dass ich es sage – Hausverstand für jeden erklärbar, nicht so, wie Sie das erklärt haben: Wir wissen, dass die Rohstoffpreise hinuntergehen, wir wissen aber auch, dass das an den Endkonsu­menten nicht weitergegeben wird. (Abg. Krainer: Wasser hat keinen Preis mehr!) Und daher sagt die Regierung: Wenn diese Senkung der Rohstoffpreise nicht weitergegeben wird und der Endkonsument nach wie vor erhöhte Preise zahlt, dann werden wir das mit einem Gesetz so gestalten, dass wir diesen zusätzlichen Gewinn, den diese großen Energiefirmen machen, diesen Überge­winn, abschöpfen können.

Es kann uns nichts Besseres passieren, als dass wir – der Staat oder unser Finanzminister – kein Geld daraus bekommen. Wisst ihr, warum nichts Besseres passieren kann? – Weil dann die Energieerzeuger die Preise so senken, dass sie wenig Gewinn machen, und der Endkonsument davon profitiert. Das ist der Grundgedanke, vielleicht versteht ihr das. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Einwallner: Das ist eine falsche Berechnung!)

Wenn der Staat nicht zusätzlich Geld einnimmt, dann ist das Gesetz voll und ganz aufgegangen, weil die niedrigeren Preise der Rohstoffe an den Endkonsumenten weitergegeben worden sind. (Abg. Einwallner: Diese zahnlose Bemessungsgrundlage, das ist das Problem! – Abg. Krainer: Aber was ist der Rohstoff bei der Wasserkraft?)


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Noch einmal ganz kurz zur heutigen Diskussion und zur heutigen Debatte. (Abg. Krainer: Was ist der Rohstoff bei der Wasserkraft?) – Redet hier heraußen! Ihr könnt rausgehen und euch zu Wort melden. Lasst mich ausreden, so wie gebil­dete Leute das machen!

Als ich euch da zugehört habe – und unter Schutz der Immunität –: Nach jedem zweiten Redner von euch, von der Opposition, hätte ich heute hierher gehen und eine Berichtigung machen können. (Abg. Einwallner: Ach so? Bei was denn?) Ich finde es nicht in Ordnung, dass Abgeordnete dieses Hohen Hauses so viele falsche Zahlen verwenden. (Abg. Einwallner: Wo denn? ... 100 Millionen sind nur 79?)

Ich sage euch eines, liebe Zuseher zu Hause vor den Fernsehschirmen und auf der Galerie: Fast jeder hat ein Handy oder einen Computer zu Hause, schaut euch diese Zahlen an, schaut, wie sie wirklich sind! Schaut euch einmal die Inflation im internationalen Vergleich an! Wir sind nicht die Schlechtesten, wir sind aber auch nicht die Besten.

Sucht euch heraus, wie es mit der österreichischen Kaufkraft steht! In anderen Ländern ist sie gesunken, bei uns ist die Kaufkraft gestiegen. (Ruf bei der SPÖ: Und die Inflation!)

Dann schauen wir uns die Beschäftigungszahlen an: Die Spanier werden heute als Beispiel hergenommen, aber: 30 Prozent Jugendarbeitslosigkeit und eine geringe Wertschöpfung. Ja, natürlich ist die Inflation niedriger, wenn die Leute kein Geld zum Einkaufen haben, ich meine, das lernt man schon in der achten Klasse Volksschule.

Dann die Verschuldung: Diese Republik ist die Schuldenrepublik. – Schaut euch im internationalen Vergleich an, wie sich der Schuldenstand gemessen am BIP im europäischen Vergleich entwickelt! Wir stehen nicht als die Besten da, aber wir stehen gut da.


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Diese Regierung hat alles gemacht – vielleicht hätte man, im Nachhinein gesehen, das eine oder das andere besser machen können –, damit dieser Staat halbwegs gut durch diese schwierige Zeit kommt.

Kommt einmal zur Vernunft! Reden wir über Sachpolitik und machen wir nicht nur Polemik! Ich bin stolz, dass ich in Österreich leben kann und dass wir solch eine Regierung haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.57


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kaniak. – Bitte.


16.57.38

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Da bleibt einem ja fast die Spucke weg bei dieser Lobhudelei, die Kollege Obernosterer über die Tatkraft der Bundesregierung vollbracht hat. (Abg. Sieber: Das sind Fakten!)

Wenn Sie sagen, diese Regierung habe alles gemacht, Herr Kollege Obernosterer, kann und muss ich einmal ein paar Dinge aufzählen, die diese Bundesregierung nicht gemacht hat: Diese Bundesregierung hat im letzten Jahr, als die Energiepreise explodiert sind, nicht die Mehrwertsteuer für Energie reduziert oder ausgesetzt. Diese Bundesregierung hat, als die Lebensmittelpreise im letzten Jahr explodiert sind, nicht die Mehrwertsteuer für lebensnotwendige Nahrungsmittel reduziert oder ausgesetzt. Diese Bundesregierung hat keine Preisdeckel eingezogen, wie das andere Staaten in Europa gemacht haben. Und die Konsequenz ist, dass wir hier in Österreich eine um 2 Prozent höhere Inflationsrate haben, die jetzt auf die Mieten und auf alle Lebenshaltungskosten durchschlägt, und das ist der Untätigkeit dieser Bundesregierung im vergan­genen Jahr geschuldet.

Wenn wir jetzt über diesen Energiekrisenbeitrag sprechen, der den Energie­unternehmen abgenommen werden soll – meine Vorredner haben es schon


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gesagt: 4 Milliarden Euro hat der Finanzminister budgetiert –, dann hört sich das zunächst natürlich sehr gut an, denn die Energiekonzerne haben ja tatsächlich im letzten Jahr nahezu unverschämte Gewinne gemacht. Was liegt da näher, als eine Sondersteuer einzuführen?

Ich sage Ihnen, was der Haken an der ganzen Sache ist: Der Haken ist, dass im laufenden Vollzug gerade einmal 79 Millionen Euro bis Ende Juli 2023 ans Finanzministerium für das Jahr 2022 geflossen sind, und wahnsinnig viel mehr wird es bei den fossilen Energieträgern kaum werden.

Warum ist das so? – Weil diese Bundesregierung neben den großen Schlag­zeilen, die sie produziert hat, auch jede Menge Ausnahmen in das Gesetz mit hineingeschrieben hat. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Da werden Investitionen in erneuerbare Energien als gewinnmindernd und als steuersatzreduzierend hineingenommen. (Abg. Michael Hammer: Das ist eh gescheit! – Abg. Kassegger: Nein, das ist nicht gescheit!) Dann wird natürlich nur der ausgewiesene Gewinn hergenommen, und jeder, der Bilanzen erstellt, jeder, der unternehmerisch tätig ist, weiß, dass der ausgewiesene Gewinn durchaus beeinflussbar ist – gerade von einem großen Konzern –, dass da zum Beispiel Erlöse ausländischer Betriebsstätten und Ähnliches nicht mitgerechnet werden können. Man kann also relativ leicht den Gewinn so anpassen, wie man es möchte, sodass von dieser Steuer so gut wie nichts übrig bleiben wird, ganz sicher keine Preissenkung für die Konsumenten.

Im Endeffekt ist es nicht nur so, dass keine Preissenkung bei den Konsumenten ankommt, sondern es besteht sogar die Gefahr, dass diese Zusatzsteuer, die Sie eingeführt haben, die Kosten für die Bezieher, für die Bürger noch weiter erhöht, denn: Was macht denn ein Konzern, der seinen Stakeholdern ein Ergebnis liefern möchte und bei dem die Steuerquote erhöht wird, Herr Minister? Wird er die Preise senken oder wird er dafür Sorge tragen, dass er Mehrein­nahmen hat, um die Ergebnisse, die seine Stakeholder erwarten, zu liefern? – Na, wahrscheinlich eher Letzteres. Preissenkungen sind da nicht zu erwarten.


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Auch was die grundsätzliche Begründung in dem heutigen Antrag betrifft, dass ja die Energiepreise laufend fallen und deshalb so große Übergewinne entstehen, kann ich Ihnen nur sagen: Werfen Sie vielleicht einmal einen Blick auf die aktuel­len Preise an den Börsen – es reicht auch, wenn Sie das in den letzten Wochen gemacht haben. Der Preis für das Barrel Rohöl ist mittlerweile von 70 Dollar schon wieder auf über 90 Dollar gestiegen. Also wo da die Energie so viel billiger wird und im heurigen Jahr dann die großen Übergewinne anfallen, das ist nicht einmal zu erahnen.

Im Endeffekt sind Sie mit Ihren Maßnahmen zu spät. Sie hätten letztes Jahr handeln müssen: mit preisdeckelnden Maßnahmen, mit preissenkenden Maßnah­men wie der Mehrwertsteuersenkung oder einem gesetzlich geregelten Höchstpreis. Das, was Sie jetzt machen, bewirkt das Gegenteil. Sie befeuern mit zusätzlichen Steuern die Inflation. Sie haben das mit der CO2-Bepreisung, mit der NoVA-Erhöhung, mit vielen anderen Dingen auch schon gemacht. Sie befeuern die Inflation, Sie sorgen dafür, dass die Preise in den nächsten Monaten und Jahren noch stärker steigen werden, und die Industrie und die Unternehmen haben überhaupt keinen Anreiz, die Preise zu senken, weil sie aufgrund der höheren Steuerlast noch mehr und noch höhere Preise verlangen müssen.

Zurück an den Start, Herr Bundesminister! Das, was Sie hier abliefern, ist ein glattes Nicht genügend. (Beifall bei der FPÖ.)

17.01


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Jakob Schwarz. – Bitte.


17.01.49

Abgeordneter Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Ich werde einmal mit den Korrekturen zu den Vorrednerinnen und Vorrednern,


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Herrn Einwallner und Kollegen Kaniak, beginnen. Man weiß ja gar nicht, wo man anfangen soll, es gibt da mehrere Möglichkeiten.

Ich beginne einmal beim Thema Gebührenbremse, Herr Einwallner – ich habe es schon im Ausschuss korrigiert, wo Herr Matznetter es damals falsch gesagt hat (Abg. Leichtfried: Der Herr Matznetter hat noch nie was falsch gesagt! Das kann nicht sein!) –: Es ist nicht ein Gebührenstopp angekündigt worden, sondern es ist eine inflationsdämpfende Maßnahme bei administrierten Preisen angekündigt worden – und genau das ist jetzt umgesetzt worden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Sie werden schon irgendwo von einem Gebührenstopp gehört haben, aber das hat die Gebühren im Bund betroffen. Die Gebühren im Bund beziehungsweise deren Anstieg ist tatsächlich gestoppt worden. (Abg. Einwallner: ... habt ihr gar nicht geplant, gell? – Abg. Leichtfried: Aber die Lkw-Maut ist nicht gestoppt worden!)

Zweiter Punkt: Die Einnahmenschätzung, von der Sie vorhin gesprochen haben, musste ja auf Basis der damals bestehenden Preise gemacht werden. Dass die Preise jetzt wesentlich niedriger sind, als man damals erwartet hat, und damit auch die Gewinne der Unternehmen, ist doch hoffentlich eine gute Sache, denn das heißt, dass sich die Leute draußen beim Strom und auch bei den fossilen Energieträgern wie zum Beispiel beim Kraftstoff einen Haufen sparen.

Und dritter Punkt: Die Schätzung, die Sie und auch Kollege Kaniak angesprochen haben, hat beides betroffen, sowohl die Stromerzeugung als auch die fossile Seite. Die 100 Millionen Euro, die Sie jetzt zitiert haben, betreffen aber nur die fossile Seite, denn für die Stromerzeugung wissen wir noch gar nicht, wie hoch die Einnahmen sein werden, aber sie werden wahrscheinlich höher sein als nur 100 Millionen Euro. Ich glaube also, da gibt es sozusagen schon einmal ein paar Punkte, bei denen Sie nicht ganz nah an der Wahrheit sind.


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Das Nächste ist – weil Sie gesagt haben, man könnte es besser machen –: Im Vergleich zu anderen Staaten in der EU haben wir ja in verschiedenen Bereichen diese Steuer wesentlich schärfer ausgelegt (Abg. Einwallner: Die Bemessungs­grundlage hättet ihr besser machen müssen!), als das woanders der Fall ist. Beispielsweise in Deutschland, in den Niederlanden oder in Schweden gibt es nicht einmal eine Steuer auf der fossilen Seite, sondern nur für die Strom­erzeugung. Das heißt, da sind wir schon einmal etwas schärfer reingegangen, und das ist auch gut so. Zweitens ist bei uns der Zeitraum der Abschöpfung um sechs Monate länger, auch dort sind wir quasi über dem Durchschnitt in der EU.

Und das Dritte ist, dass auch die Abschöpfung wesentlich stärker stattfindet, sowohl auf der Stromerzeugungsseite als auch bei den Fossilen. Jetzt ist es so, dass wir bei den Gewinnen alles, was 10 Prozent über den Gewinnen des Referenzzeitraums liegt, mit 64 Prozent inklusive Körperschaftsteuer abbesteuern. Das heißt, viel mehr geht nicht. Wenn die Gewinne klein sind, kommt nicht viel heraus, aber wenn es Gewinne gibt, dann werden diese wegbesteuert. So ist das. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Damit, finde ich, hat man eine Win-win-Situation: Entweder werden die Preise nicht angehoben, weil man meint, na ja, man muss eh dann fast alles wieder in Form dieser Steuer zurückgeben – gut für uns, denn dann haben die Konsument:innen einen niedrigeren Preis –, oder die Unternehmen machen es nicht so, dann ist es wieder gut, denn dann hat der Staat Einnahmen. Mit diesen kann er zum Beispiel diese Gebührenbremse finanzieren, und das ist ja auch eine gute Sache. Deshalb hoffe ich, dass Sie, insbesondere Sie aufseiten der Sozialdemokratie, dann auch zustimmen. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller. – Abg. Leichtfried: Und wieso wird die Lkw-Maut nicht erhöht? Das kann aber nicht in eurem Sinn sein!)

17.04


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Karin Doppelbauer. – Bitte.



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17.04.56

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Finanzminister! Ich finde es schön, wenn Kollegen Schwarz über die Lippen kommt: Wenn es Gewinne gibt, dann werden diese wegbesteuert! – Das ist nicht ganz unser Zugang zu einer fairen Steuerpolitik. (Beifall bei den NEOS.)

Ich hätte vielleicht auch noch ein paar andere Gedanken anzubringen zu dem, worauf Sie gerade repliziert haben, nämlich dass dieses Gesetz deswegen jetzt nachgeschärft werden muss, weil die Preise schon so toll gesunken sind und die Unternehmen und auch die Haushalte schon so von den geringeren Preisen profitieren, dass es hier fast nichts mehr gibt, was man noch abschöpfen könnte.

Es gibt vielleicht noch eine zweite Erklärung für diese Tatsachen, und die ist dann doch, dass in Österreich einfach kein Wettbewerb herrscht. Wir haben im Energiebereich – egal ob bei Gas oder bei Strom – einfach keinen Wettbewerb. Das heißt, was passiert hier in solch einem Fall, meine Damen und Herren? – Die Unternehmen, die betroffen sind, schauen sich ein bisschen an: Wo geht das?, und dann optimiert man halt. Dann legt man vielleicht sein Preisgefüge einfach in jenen Bereich hinein, wo man dann halt nicht mehr sogenannte Übergewinne – die in Wahrheit auch kein Mensch international definieren kann – abschöpfen kann. Genau das, meine Damen und Herren, ist ja auch tatsächlich passiert, und deswegen gibt es keine Abschöpfungen.

Was wäre also in diesem Bereich zu tun? – Das ist etwas, das natürlich hart wäre – denn da müsste man ein bisschen ans Eingemachte gehen, und da tut sich die Regierung halt offenbar etwas schwer –, und auch das haben wir schon öfter angesprochen: Man müsste nämlich tatsächlich auf die Unterneh­men zugehen und einfach einmal Druck ausüben. Warum könnte man das denn vortrefflich machen? – Weil es lauter teilstaatliche Unternehmen sind und weil Sie in allen Aufsichtsräten drinnen sitzen. Und ganz im Ernst: Natürlich sind es dem Aktienrecht unterliegende Unternehmen, aber tatsächlich kann man auch da etwas machen, denn sonst bräuchte man ja auch niemanden in den


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Aufsichtsrat zu entsenden, und tatsächlich bräuchte man auch keine Vertreter in den Aufsichtsräten dieser Unternehmen sitzen zu haben, die ja die Strategie und das Wohlwollen der österreichischen Bevölkerung als Teilhaber dieser Unter­nehmen im Sinne haben sollten. Das haben sie aber nicht, denn was natürlich passiert, ist, dass von diesen Unternehmen wunderschön Dividenden generiert werden, die in den Landesbudgets oder im Bundesbudget versickern werden, und natürlich schneidet man sich ungern ins eigene Fleisch. (Beifall bei den NEOS.)

Wenn Sie etwas tun möchten, um die Preise auf Energie in diesem Land wirklich nachhaltig zu senken, dann gibt es aus unserer Sicht drei Dinge, die Sie angehen müssten: Druck auf die Energieversorger ausüben, dass wirklich die tatsächlichen Preise verlangt werden und dieses Im-Kreis-Herumschicken von Geld einfach gestoppt wird; den Ausbau der Erneuerbaren massiv beschleuni­gen – das wäre ein wirklich guter Zug, und da dürfen besonders die Länder nicht blockieren –; und der dritte Punkt – und da bin ich wieder bei den Ländern –: Sie verhandeln gerade den Finanzausgleich, Herr Bundesminister, und da würde ich tatsächlich hineinnehmen, dass es eine verbindliche Quote für den Netzausbau inklusive einer Energieraumplanung gibt, damit das tatsächlich auch festge­schrie­ben ist und die Länder nicht nur animiert, sondern gezwungen werden, endlich ihrer Pflicht, ihrer verdammten Pflicht nachzukommen, damit dieses Land auch in die Zukunft gehen kann. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

17.08

17.08.05


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Damit gelangen wir zur Abstimmung. (Abg. Doppelbauer steht an der Regierungsbank und spricht mit Bundesminister Brunner.) – Frau Abgeordnete


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Doppelbauer, wir würden jetzt abstimmen. (Abg. Doppelbauer begibt sich zu ihrem Sitzplatz.)

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2194 der Beilagen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem zustimmen, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

17.08.4716. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über den Ersten Bericht zur Wettbewerbs­fä­higkeit Österreichs gemäß § 5 Z 5 Fiskalrat- und Produktivitätsratgesetz 2021, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-979/2190 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir zum 16. Punkt unserer heutigen Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich begrüße Frau Staatssekretärin Kraus-Winkler im Hohen Haus und erteile Herrn Abgeordneten Hubert Fuchs das Wort.


17.09.32

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Aufgrund des Umfanges des Produktivi­tätsberichtes möchte ich lediglich auf die abgabenrechtlichen Aspekte eingehen, die dieser Bericht enthält.

An zahlreichen Stellen wird immer wieder festgehalten, dass der Anteil der Umweltsteuern in Österreich gering ist und dass die ökologische Transformation einer gut abgestimmten Mischung unterschiedlicher Maßnahmen bestehend aus


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CO2-Bepreisung, Umweltsteuern und Regulierungen“ bedarf. „Fehlanreize, wie etwa die steuerliche Begünstigung von Ausgaben für Autofahrten zwischen Wohn- und Arbeitsstätte“ tragen laut Absatz 252 des Produktivitätsberichtes „zur Verzögerung der ökologischen Transformation der österreichischen Wirtschaft bei.“ Der Produktivitätsrat tritt also ganz klar für eine höhere CO2-Bepreisung beziehungsweise für höhere Umweltsteuern ein und bezeichnet das Pendler­pau­schale als Fehlanreiz. – Die FPÖ lehnt diese vom Produktivitätsrat empfohlenen ökoasozialen Strafsteuern definitiv ab. (Beifall bei der FPÖ.)

Unter dem Deckmantel des Klimaschutzes beziehungsweise der Ökologisierung ist es ja bereits in der Vergangenheit zu massiven Steuererhöhungen durch Schwarz-Grün gekommen. Die Ökologisierung der Normverbrauchsabgabe war der erste Vorgeschmack auf die Ökostrafsteuern. Die Einführung der CO2-Strafsteuer mit 1.10.2022 ist nichts anderes als eine Mineralölsteuererhöhung unter dem Deckmantel des Klimaschutzes.

Der dritte Teil der ökoasozialen Steuerreform sieht ja noch folgende Grauslich­keiten vor, die legistisch noch umgesetzt werden müssen: zum Beispiel die Ökologisierung des Pendlerpauschales, die Ökologisierung des Dienstwagen­privilegs und die Abschaffung des Dieselprivilegs. Aus Sicht der schwarz-grünen Bundesregierung sind das alles klimaschädliche Subventionen, die man abschaffen, also ökologisieren muss (Beifall des Abg. Lukas Hammer), aber immer, wenn die schwarz-grüne Bundesregierung etwas ökologisiert, dann wird es teuer für die Steuerzahler.

Dieses schwarz-grüne Pendlerbestrafungsprojekt muss endlich ein Ende haben. Die CO2-Strafsteuer muss sofort abgeschafft werden. In Zeiten der Rekordinflation müssen die Treibstoffpreise billiger und nicht teurer werden. Das Pendlerpauschale und das amtliche Kilometergeld müssen sofort valorisiert werden. Das Pendlerpauschale wurde seit 1.1.2011, abgesehen von der Minierhöhung, die zeitlich nur befristet war, nie erhöht. Auch das amtliche Kilometergeld für Pkws in Höhe von 42 Cent wurde seit 1.7.2008, also seit 15 Jahren, nie erhöht.


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Wir haben da dringenden Handlungsbedarf, um die Arbeitnehmer und Pendler zu entlasten. Das Abkassieren der österreichischen Bevölkerung muss ein Ende haben.

Auch die Empfehlung 45, die ich zitieren darf, wird von der FPÖ klar abgelehnt. Ich zitiere: „Empfehlung 45: Die Bundesregierung sollte im Steuer- und Abgabensystem Anreize beseitigen, die sich negativ auf die Arbeitsintensität auswirken und geringfügige oder Teilzeitbeschäftigung begünstigen.“ – Über­setzt heißt diese Empfehlung nichts anderes als die Abschaffung der sozialversicherungsrechtlichen Geringfügigkeitsgrenze und die Erhöhung der Steuer- und Sozialversicherungsbelastung für Teilzeitkräfte. Mit der FPÖ wird sich das nicht ausgehen. (Beifall bei der FPÖ.)

Der Produktivitätsrat hat sich in seinem ersten Bericht ganz klar gegen die Pendler und Teilzeitkräfte und für eine höhere CO2-Bepreisung beziehungsweise für höhere Umweltsteuern ausgesprochen. Die FPÖ wird diesen ökoasozialen Bericht wie bereits im Budgetausschuss definitiv ablehnen. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

17.14


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Franz Hörl. – Bitte. (Abg. Schallmeiner: Wie ist das mit den Seilbahnen, Franz? – Abg. Weratschnig: Der nächste Ökomarxist!)


17.14.08

Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Liebe Zuschauer und Zuhörer auf der Galerie, die sich jetzt langsam lichtet! Dieser 2022 ins Leben gerufene Produktivitätsrat unter dem Vorsitz unseres bekannten Prof. Badelt war sehr produktiv und hat auch einen ersten, 200 Seiten umfassenden Bericht vorgelegt, in dem die Wettbewerbs­fähigkeit Österreichs in wertvollen Analysen über unsere wirtschaftliche Situation nach der Covid-Krise dargestellt wird – Ukrainekrieg und Inflation, all das wird dort dargestellt – und der 47 konkrete Empfehlungen zur Stärkung der


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österreichischen Wettbewerbsfähigkeit enthält; Herr Fuchs ist gerade auf einige eingegangen.

Die Initiative ist sehr wichtig, denn unser Wohlstand basiert, was nicht immer alle wissen oder haben wollen, auf dem Fleiß und der Leistung unserer Bevölkerung. Der Bund finanziert sich eben zu 84 Prozent durch Abgaben und abgabenähnliche Erträge. Es sind also die Steuerleistungen, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern erst erarbeitet und erwirtschaftet werden müssen, und da spielt der Faktor Arbeit natürlich eine entscheidende Rolle. Nur mit einer aktiven Arbeitsmarktpolitik können wir im internationalen Wett­bewerb bestehen.

In einem Hochsteuerland wie Österreich wird natürlich auch über die Entlastung des Faktors Arbeit geredet. Ich denke, die Bundesregierung hat mit der ökosozialen Steuerreform und der teilweisen Abschaffung oder der Abschaffung der kalten Progression die Entlastung des Arbeitseinkommens zum Ziel gehabt und auch durchgeführt. Das gilt auch für die lang geforderte steuerliche Entlastung der Überstunden – 18 statt 10 Stunden werden jetzt steuerlich entlastet –, und auch das Arbeiten im Pensionsalter wollen wir in den nächsten Wochen attraktiver machen.

Die Empfehlung 45 – Herr Fuchs hat das gerade dargestellt – sehe ich etwas anders. Es wird darauf hingewiesen, dass in Österreich die Teilzeitarbeit sehr ausgeprägt ist. Der Herr Wirtschaftsminister hat sich ja vor drei, vier Monaten dahin gehend geäußert, und schon der legendäre Minister Hundstorfer hat den Vergleich angeführt, dass es eben keinen Teilzeitblinddarm, keine Teilzeithüfte gibt, es also eben doch ein Widerspruch ist, wenn Menschen in Teilzeitbeschäf­tigung verringerte Beiträge leisten, aber volle Sozialleistungen beanspruchen. Damit ist ausdrücklich nicht die alleinerziehende Mutter oder die pflegende Schwiegertochter gemeint, aber es ist eine Ungleichgewichtung im Aufkom­men.


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Mit den geplanten 4,5 Milliarden Euro zum Ausbau der Kinderbetreuungsplätze oder dem Rechtsanspruch auf Vermittlung von Kinderbetreuung in Tirol wird den Müttern der Wiedereinstieg in den Beruf erleichtert und auch in diese Rich­tung diesem Bericht zugearbeitet.

Ich freue mich auch über die Darstellung, dass Arbeiten in der Pension dann auch entsprechend attraktiver gestaltet wird.

Empfehlungen zum Arbeitsmarkt: Es gibt 206 500 offene Stellen, nach unserem Wirtschaftsbarometer sogar 230 000. Die Mobilisierung des vorhandenen Arbeitskräftepotenzials ist also, glaube ich, dringend notwendig. Da können wir regionale Ungleichgewichte in der Anforderung von Arbeitskräften ausgleichen und die Mobilität von Arbeitssuchenden fördern. Auffallend ist, dass die Bundeshauptstadt den höchsten Anteil an Arbeitslosen und damit eigentlich auch ein Potenzial für andere Bundesländer, die in Mangelberufen Mitarbeiter suchen, hat.

Klar ist, dass sowohl durch Qualifizierungsmaßnahmen, aber eben auch durch mehr Mobilität alle Möglichkeiten im Inland ausgeschöpft werden müssen. Das reicht aber nicht aus, und deshalb müssen alle Arbeitskräfte mobilisiert werden. Es geht auch darum, in der EU Arbeitskräfte für Österreich zu gewinnen – meine Bitte auch an die Austrian Business Agency, als Verstärkung für das AMS, wenn die das nicht auf die Reihe bringen –, dass wir leistungs­willige Europäer hierher zu uns leiten können.

Auch für Leistungswillige aus Drittstaaten müssen wir einfache und weniger bürokratische Zugänge schaffen. Zum Beispiel könnte man ja auch diese ständigen Streitereien über das Saisonnierkontingent in der Form beilegen, dass man den Markt öffnet, den Bezirks- und Landesorganisationen im AMS die Entscheidung direkt überträgt und so dann vor Ort entsprechend genauer auf die Bedürfnisse eingehen kann. Keiner braucht Angst zu haben, dass ein Ausländer, der beschäftigt wird, einem Inländer einen Job wegnimmt, weil es immer eine vorgelagerte Umfrage am Arbeitsmarkt gibt, ob ein Inländer zur


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Verfügung steht. Ich denke, dass wir da einen Schritt in die richtige Richtung machen könnten.

Dass nach Kollektivverträgen zu bezahlen ist und selbstverständlich auch alle Abgaben zu bezahlen sind, ist für mich selbstverständlich. Ich kann mir auch vorstellen, dass da noch stärker kontrolliert wird und wirklich schwarze oder blaue Schafe, die das nicht tun, härter bestraft werden. – Herzlichen Dank. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Das war jetzt keine typische Hörl-Rede!)

17.18


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Loacker. – Bitte.


17.18.59

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Kollegin Jeitler-Cincelli hat mich gebeten, die Gemeindever­treter der Marktgemeinde Pfaffstätten zu begrüßen, was ich fraktionsübergrei­fend sehr gerne für die Kollegin übernehme. (Allgemeiner Beifall.) – Wenn Sie mit der Seilbahn gekommen wären, dann hätte auch Kollege Hörl Sie persönlich begrüßt. (Heiterkeit bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Der Produktivitätsbericht ist ein Bericht, der auf vielen Seiten die verfehlte Standortpolitik dieser Regierung festhält. Es gibt ja zahlreiche solche Berichte von Regierungseinrichtungen, Beratungsgremien der Regierung, die immer wieder auf die Handlungsfelder hinweisen, und das wird von der Regierung gekonnt ignoriert.

Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Sie dann vielleicht ein Kamingespräch machen, sich einmal zusammensetzen und fragen: Du, der Badelt hat uns da einen Wisch geschickt; ist das gescheit, was da drinnen steht? – Ich fürchte, das geht leider unter.


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Unter anderem schreiben die Experten im Produktivitätsbericht: Die Inflation in Österreich ist „persistenter“ – also hartnäckiger, ein bisschen umgangssprach­licher formuliert – „als im Euroraum“ – das ist ein Ergebnis der Regierungs­politik –, und sie weisen darauf hin, dass das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf seit 2014 in Österreich langsamer steigt als im EU-Schnitt – so viel zum Thema: Wir sind gut durch die Krise gekommen, alle haben mehr Geld und alle sind wohlhabender als vorher! – Ich weiß nicht, in welcher Welt diese Regierungsmit­glieder leben, dass sie so etwas erzählen können. (Beifall bei den NEOS.)

Darauf weist der Produktivitätsbericht auch hin: Wir müssen die Menschen länger im Erwerbsleben halten. Das hat auch Kollege Hörl vorhin zitiert, aber was die Regierung macht, ist ja das Gegenteil: Sie müssen den ehestmöglichen Pensionsantrittstermin wählen, wenn Sie optimieren wollen. Sie sollten also, wenn Sie können, heuer im Dezember in Pension gehen. Das ist besser, als am 1. Jänner in Pension zu gehen, weil diese Regierung, die keine Ahnung hat, wie ein Pensionssystem funktioniert, eine zusätzliche Pensionserhöhung im ersten Pensionsjahr eingeführt hat. Das führt dazu, dass ein früher Pensionsantritt auch noch zusätzlich belohnt wird. – Großartig haben Sie das gemacht.

Weitere Empfehlungen, die da drinnen stehen: Teilzeitanreize reduzieren, sagt der Produktivitätsrat. Ja – ich glaube, meine Fraktion hat in den letzten drei Jahren mindestens 20 Anträge eingereicht, die darauf abzielen, die Teilzeitanreize zu reduzieren. Das Gegenteil passiert: Was haben Sie gemacht? – Beim Verteilen des letzten Drittels der kalten Progression haben Sie wieder bei den unteren Steuerstufen mehr gemacht. Dort, wo die Teilzeitkräfte zu Hause sind, haben Sie wieder besonders angehoben.

Im Übrigen ist auch einmal klarzustellen: Die kalte Progression abzuschaffen ist keine Entlastung. Das führt nur dazu, dass die Belastung nicht noch weiter erhöht wird. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist nicht dasselbe. Denkt einmal logisch nach, macht einmal einen Denkschritt nach dem anderen! Kalte Progression heißt, dass die Steuerlast von Jahr zu Jahr steigt. Man hat immer


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weniger Netto vom Brutto. (Abg. Wöginger: Das ist die jährliche Entlastung, Gerald!) Jetzt habt ihr es ein bisschen abgemildert.

Der Bericht weist auch darauf hin, dass die Arbeitskosten zu senken sind. – Frau Staatssekretärin, Sie kommen aus der Wirtschaftskammerorganisation, Sie wissen, dass die abcashen. 1,2 Milliarden Euro an Beiträgen gehen jedes Jahr in die Wirtschaftskammer, davon ein großer Teil über die Löhne und Gehälter. Wie kommt eigentlich der Arbeiter dazu, dass von seinen Arbeitskosten der Riesenmoloch Wirtschaftskammer mitfinanziert wird? Das kommt ja überhaupt nicht infrage. (Beifall bei den NEOS.)

Qualifizierte Zuwanderung: Welches Signal senden wir an qualifizierte Leute im Ausland, wenn in keinem EU-Land die Staatsbürgerschaft schwieriger zu bekommen ist als in Österreich? Dann geht man halt woanders hin, wo man sich schneller zu Hause fühlen kann.

Risikokapital für Betriebe: Es ist ein Drama, wie schlecht das in Österreich vorangeht.

Gründungen: Der Bericht fordert dazu auf, „systematisch die Ursachen der trägen“ Gründungsdynamik zu „untersuchen“.

Nichts geht voran, Stillstand ist das Markenzeichen dieser Regierung. (Beifall bei den NEOS. – Rufe bei der ÖVP: Ja, ja!)

17.23


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christoph Matznetter. – Bitte.


17.23.15

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Zuschauerinnen und


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Zuschauer! Es ist schade, dass wir diesen Bericht nicht vor dem Misstrau­ensantrag auf der Tagesordnung hatten, denn er wäre ein guter Beitrag zur Beurteilung der Leistung der derzeitigen Bundesregierung gewesen.

Ich darf daran erinnern, dass meine Fraktion ja gegen die Einrichtung des Produktivitätsrates gestimmt hat, der dann unter Prof. Badelt eingerichtet wurde. Es ist also nicht unser Beratergremium, allerdings ist der Bericht – meine Vorredner haben das teilweise schon gesagt – ein ziemlich negatives Urteil für die derzeitige Regierung und ihre Politik, denn das, was darin konstatiert wird, sind eine zu hohe Inflation und zwei Jahre lang sinkende Reallöhne.

Übrigens für jene Redner, die dann immer sagen: Wir haben den Budgetdienst gefragt, und das ist in der Vergangenheit gestiegen!: Nein, ist es nicht, Sie haben bis zum Jahr 2024 gefragt. Schauen Sie einmal im Kalender nach: Wir schreiben erst September 2023. Das heißt, Sie lassen irgendwelche Prognosen einrechnen.

Hartes Faktum ist: Die Reallöhne sind zwei Jahre lang gefallen. Das steht da drinnen. Wenn Sie den Kopf schütteln, Kollege Hanger, dann fragen Sie Prof. Badelt, er hat es auch noch einmal bestätigt. (Abg. Hanger: Bitte zu unterscheiden zwischen Haushaltseinkommen und Löhnen, das sind zwei verschiedene Dinge!)

Kommen Sie nicht mit dem Haushaltseinkommen! Das ist ja überhaupt Zynismus, meine Damen und Herren. Vielleicht direkt an die Zuseherinnen und Zuseher: Der Zynismus dahinter – weil die Familien sich aufgrund der zu hohen Inflation das Leben nicht mehr leisten können, müssen die Menschen zusätzlich etwas arbeiten. Das heißt, sie müssen einen Zweitjob annehmen und anderes tun. Damit erhöhen sie ihr Haushaltseinkommen, aber nicht weil Sie etwas getan haben, sondern weil das Leben wegen Ihrer Politik und der höheren Inflation nicht mehr bezahlbar ist. Sie wollen ja jetzt nicht dazusagen, dass es vielleicht die paar Einmalzahlungen, die Sie geleistet haben – über die 2 Euro am Tag haben


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wir heute schon geredet –, nicht ausgemacht haben. Sie haben in diesem Bereich versagt.

Jetzt komme ich zum schwerwiegendsten Vorwurf, was die Wettbewerbs­fähigkeit betrifft: Nicht nur dass Sie das Leben für die Österreicherinnen und Österreicher mit Zulassung dieser hohen Inflation schwerer gemacht haben, es ist auch ein Anschlag auf die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Volkswirtschaft. Wir machen mehr als die Hälfte unseres Bruttoinlandsprodukts in einem Geschäftsverkehr außerhalb Österreichs: Güterexport, Dienstleis­tungsexport, Tourismus. Sie wissen ganz genau, wie hart es ist, auf internatio­nalen Märkten mit Produkten und Dienstleistungen zu bestehen. Eine auch nur um 2 oder 3 Prozent höhere Inflation als in anderen Ländern heißt, dass Sie jeden Monat die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe verschlechtern. Das werfe ich Ihnen zusätzlich vor. Sie benehmen sich damit rücksichtslos gegenüber der österreichischen Wirtschaft, aber damit der gesamten Gesellschaft, weil wir das, was wir dadurch an Marktanteilen verlieren werden, so schnell nicht wieder aufholen.

Das Problem dabei ist – jetzt komme ich noch auf einen zweiten, ganz wichtigen Punkt dabei –: Die Unternehmen haben gar keine andere Möglichkeit, zu reagieren, als abzusiedeln. Wir leben in einem Binnenmarkt, in einer Währungs­union, das heißt, es ist überhaupt kein Problem, eine Produktion in Spanien zu machen. Die haben eine Inflation von 2 Prozent – super. (Abg. Strasser: ... glauben, dass sie das tun! Spanien!) Das begünstigen Sie damit, statt dass Sie endlich ordnungspolitisch eingreifen.

Nehmen Sie den Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit ernst und hören Sie auf, alle ordnungspolitischen Maßnahmen zu blockieren, um unsere Teuerung endlich hinunterzubekommen! – Vielen Dank, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

17.27



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Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Axel Kassegger. – Bitte.


17.27.41

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Ja, ein weiterer Bericht einer weiteren Beratungsstelle – es ist wieder eine EU-Rats­empfehlung. Da machen wir jetzt wieder ein Beratungsgremium, das natürlich – es ist vorhin schon erwähnt worden – der österreichischen Standort- und Wirtschaftspolitik einen Spiegel vorhält, weil diese 47 oder was auch immer Empfehlungen in Wirklichkeit ja Feststellungen von Mangelleistungen darstellen.

Ganz grundsätzlich: Ein zusätzliches Beratungsgremium – in Wahrheit müssten wir die Probleme an der Wurzel packen, und zwar die verantwortliche Regierung, ohne jetzt wieder weitere Beratungsgremien zu machen, die auch wieder Geld kosten. Wir haben heute im Laufe des Tages schon mehrfach über die Krisen gesprochen. Ich habe auch schon gesagt, dass diese Krisen nicht vom Himmel gefallen sind, sondern zu einem hohen Grad selbst verursacht wurden: durch eine verfehlte Coronapolitik, durch eine verfehlte Schuldenpolitik, durch eine verfehlte Sanktionspolitik, durch eine verfehlte – weil vollkommen überzogene – Klimaschutzpolitik und durch eine verfehlte Migrationspolitik, die natürlich auch standortrelevant ist.

Diese Dinge laufen schon einmal auf der grundsätzlichen Ebene falsch. Wenn man sich jetzt aber die strukturelle Ebene anschaut: Was definiert Wettbe­werbsfähigkeit? Was definiert Produktivität? Da gibt es ein paar Standortfak­toren. Einen Faktor können wir nicht wegdiskutieren, nämlich jenen, dass günstige und verlässliche Energie ein ganz erheblicher Standortfaktor ist. Die Politik, die Sie und die Europäische Union betreiben, ist da nicht zielkonform.

Der zweite Faktor ist der Mensch. Auch da: Was definiert Produktivität? Was definiert Leistung? – Die Leistungsfähigkeit und die Leistungsbereitschaft. Jetzt


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schauen Sie sich einmal in den Spiegel und dann geben Sie als Regierung ehrlich eine Antwort: Tun Sie wirklich alles, um die Leistungsfähigkeit unserer Men­schen gut zu machen, zu verbessern, Stichwort Bildungssystem? – Ich glaube nicht. Tun Sie wirklich alles, um die Leistungsbereitschaft der Menschen in unserem Land zu erhöhen und zu maximieren – Stichwort: Leistung muss sich wieder lohnen, mehr Netto vom Brutto? – Ich glaube nicht.

Tun Sie wirklich alles, um sicherzustellen, dass unsere Unternehmen, unsere Menschen in der Lage sind, das Wesentliche ihrer Leistung zu erbringen, nämlich entweder ein gutes Produkt zu einem guten Preis oder eine gute Dienstleistung, und nicht abgelenkt werden durch den bürokratischen Dschungel, das Ausfüllen von Formularen, das Erstellen von Berichten et cetera? – Ich glaube, Sie tun das nicht. Das heißt, das hemmt, und da können wir, da müssen wir ansetzen.

Wenn ich dann Tendenzen höre, insbesondere von der SPÖ, die in Richtung Eigentum ist Diebstahl – so auf die Art –, Vermögensteuern, Erbschaftssteuern und Ähnliches und in Richtung jene, die mehr besitzen, sollen etwas beitragen, et cetera gehen, dann geht das aus Sicht der Freiheitlichen Partei vollkommen in die falsche Richtung. Sie haben dann nicht verstanden, dass das Eigentum zweier­lei Komponenten hat, nämlich zum einen: In unserem Wirtschaftssystem, das ist nun einmal – in weiten Teilen eh nicht mehr, aber grundsätzlich – eine freie, soziale Marktwirtschaft, eine freie Marktwirtschaft mit einem starken sozialen Netz, stellt das Eigentum, nämlich die Möglichkeit, sich durch Fleiß, durch Arbeit, durch Tüchtigsein Eigentum zu erwerben, aufzubauen, eine ganz starke Trieb­feder dar, damit das ganze System überhaupt funktioniert.

Außerdem: Es funktionieren kommunistische und linke Systeme auch deswegen nicht, weil Eigentum natürlich auch eine Verantwortung ist. Eigentum ist Verantwortung, Eigentum muss gepflegt werden, muss gehegt werden, sei es ein Unternehmen, sei es die Landwirtschaft, sei es die Immobilie et cetera. (Abg. Kucher: Muss geschaffen werden, das muss man ermöglichen! Für den kleinen Mann!) Das ist Verantwortung, und aus dieser Verantwortung funktioniert unser System einer freien Marktwirtschaft.


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Diese elementaren Dinge das Eigentum betreffend sollten wir aus Sicht der Freiheitlichen Partei nicht infrage stellen (Abg. Kucher: Also mehr Millionäre als kleiner Mann?! Das ist ehrlich wenigstens!), und diese elementaren Dinge, nämlich die Energie, die Leistungsfähigkeit, die Leistungsbereitschaft, die Reduktion dieses Bürokratiewahnsinns, sollten Sie sich als Regierung – Sie tun es nur leider nicht –, sollte sich eine Regierung der Republik Österreich ganz oben drauf­schreiben. Dann brauchen wir keine Produktivitätsberichte von irgendwelchen Beratergremien, sondern dann geht das ganz von selbst. (Beifall bei der FPÖ.)

17.32


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Elisabeth Götze. – Bitte.


17.32.50

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Zuseherinnen und Zuseher sowie liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe der Diskussion in diesen letzten 20 Minuten zugehört und ich bin mir nicht sicher, ob die Zuseher:innen zu Hause oder auch hier im Haus verstehen, worüber wir überhaupt reden.

Ich möchte einordnen: Es geht um den ersten Bericht des neuen Produktivitäts­rats, also um etwas ganz Tolles, und ich erkläre jetzt gleich, warum.

Ich war vergangenes Wochenende bei einem Picknick eingeladen, und nicht zum ersten Mal wurde ich gefragt: Wie schaut es denn mit dem Wirtschaftswachs­tum aus? Ist das eigentlich gut? Was bedeutet das? – Ein Kollege hat dann mit dem, was Sigrid Stagl, eine Wirtschaftsforscherin, in dem Zusammenhang sagt, geantwortet: Sie ist Wachstumsagnostikerin, das heißt übersetzt, Wachstum per se ist weder gut noch schlecht, sondern es hängt davon ab, wo wir wachsen, ob wir die richtigen Dinge tun. Und genau das schauen wir uns in diesem Produk­ti­vi­täts­bericht an beziehungsweise hat uns das der Produktivitätsrat vorgelegt. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Salzmann.)


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Bisher war unser Blick auf die Welt und auf die Wirtschaftswelt immer aus der Perspektive des Bruttoinlandsprodukts – einer Zahl. Wächst sie, geht es der Wirtschaft gut, sinkt sie, geht es der Wirtschaft schlecht. Das sagt aber gar nicht aus, wie es uns als Menschen in Österreich, wie es Ihnen allen geht, weil in dieser Zahl Gesundheit, Umwelt, Bildung, Klimaschutz nicht berücksichtigt sind. (Abg. Kopf: Das sagt halt, wie wir unsere Dinge finanzieren!) All das kommt gar nicht vor, aber – und das hat sich in der Diskussion gezeigt – all das ist sehr wohl relevant, nicht nur für uns als Menschen, sondern auch für den Wirtschafts­stand­ort, für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes.

Diese Diskussion wurde in der EU circa zehn Jahre sehr intensiv geführt, es nennt sich Beyond GDP, also jenseits dieses Bruttoinlandsprodukts, und das Ergebnis war, dass man sich darauf geeinigt hat, Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität auch anders zu messen. Wie gesagt, das ist der erste Bericht, in dem wir uns das hier einmal anschauen können.

Forscher:innen aus verschiedenen Disziplinen, außeruniversitär und von den Unis, haben sich das angeschaut und 47 Empfehlungen abgegeben. Ein Drittel dieser Empfehlungen betrifft Umwelt- und Klimaschutz und Transformation der Industrie. Das heißt, da haben wir ganz klar Aufholbedarf.

Der Bericht zeigt also deutlich, weitermachen wie bisher geht nicht, und er bestätigt auch das, was wir Grüne schon seit Langem sagen: Wir brauchen Investitionen in den Klimaschutz. Dies aber nicht nur deshalb, weil sonst die Erde kollabiert – darüber könnte man traurig, frustriert sein –, nein, wir brauchen Klimaschutz auch für den Wirtschaftsstandort, weil das ein ganz wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit ist. Jeder also, der normal denkt, jeder, der sagt, man muss die Wirtschaft stärken, muss selbstverständlich Klimaschutz mitdenken. (Beifall bei den Grünen.)

Wir haben Prof. Badelt gefragt, was die drei wichtigsten Dinge sind, und er hat zusammenfassend ganz klar gesagt: erstens Umweltproblematik, Klimakrise bekämpfen; zweitens die Transformation der Industrie – auch da tun wir etwas,


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wir haben den Transformationsfonds eingerichtet, wir geben der Industrie, der Wirtschaft Unterstützung, Leitlinien, wie das funktionieren kann –; und drittens Bildung.

Wir haben also einen Auftrag, was zu tun ist, und das werden wir auch tun – für uns, für unsere Kinder und, ja, auch für den Wirtschaftsstandort. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Hintner und Salzmann.)

17.37


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Michael Bernhard. – Bitte.


17.37.26

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Kollegin Götze hat mir jetzt eigentlich eine direkte Vorlage geliefert, weil sie darüber gesprochen hat, dass wir den Produktivitätsbeirat/Produktivitätsrat eingeführt haben, damit wir ein breiteres Bild bekommen und uns nicht nur auf das Bruttoinlandsprodukt konzen­trieren.

Genau dieser Rat hat auch die konkrete Regierungsarbeit untersucht, hat die Auswirkungen von dem, was Türkis-Grün in den letzten Jahren gemacht haben, genauso am Radar gehabt wie jene von früheren Bundesregierungen.

Frau Götze, Sie haben jetzt einen Vortrag darüber gehalten, was Sie alles gerne hätten und wohin die Reise gehen soll in der Betrachtung der Werte, aber in dem, wo Sie politisch etwas hätten beitragen können, ist es eine Nullnummer der Grünen gewesen – eine Nullnummer (Abg. Götze: Nein!), null, ist sogar noch ein Limbo, den Sie darunter durch schaffen. Weil: Es ist tatsächlich so, dass es, wenn man sich alle Werte anschaut, die hier durch den Produktivitätsrat vorliegen, ein vernichtendes Urteil ist, vernichtender als alles, was die Opposition bis jetzt gesagt hat.

Gehen wir einmal rein und schauen wir: Verglichen wird Österreich normaler­weise mit anderen kleinen exportorientierten Volkswirtschaften – das sind die


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Niederlande, Belgien, Schweden, Dänemark, Finnland. Wo liegen wir denn genau bei den Themen, die Sie angesprochen haben, beispielsweise bei den Klimazielen? – Bei den Treibhausgasemissionen pro Kopf sind wir auf Platz 17 in der Europäischen Union, sind also alles andere (Zwischenruf der Abg. Götze), alles andere, alles andere als vorneweg. In der Emissionsintensität sind wir auch relativ weit vorne, was in dem Fall leider schlecht ist. Die Energieintensität pro Milliarde Euro, die wir im BIP haben, ist im Vergleich zu den anderen Staaten leider ebenfalls schlechter geworden, seit Sie in der Regierung sind, und übrigens auch davor. Die Energieeffizienzziele reichen weder aus, um die europäischen Ziele zu erreichen, noch um die Wirtschaft zu transformieren.

Der Rat sagt ebenfalls – und nicht wir als NEOS; wir haben das allerdings auch sehr oft gesagt –: Es besteht die Gefahr von Versorgungsengpässen, ganz speziell bei Erdgas, und zwar für Österreich. Es sind die Preise für die Energie­importe deutlich stärker gestiegen als in anderen europäischen Ländern, und die Abhängigkeit von Energieimporten ist deutlich höher als in anderen Ländern. Der Rohmaterialverbrauch, den wir haben, um etwas zu produzieren, ist deutlich höher als in anderen europäischen Ländern, und der inländische Materialver­brauch ist auch deutlich höher. Wir brauchen also viel mehr Material als andere Länder, um das Gleiche produzieren zu können.

Dafür ist unsere biologische Vielfalt im Vergleich zu früheren Jahren zurück­gegangen, und die Flächenversiegelung pro Kopf ist in Österreich deutlich höher als im Rest der Europäischen Union. Ich will nur sagen: Wenn Sie noch ein paar Jahre weiter in der Regierung sind, dann ist alles vorbei. Das Einzige, was dieser Rat sagt, ist, dass es keine grüne Handschrift gibt, kein Wirken in Richtung Nachhaltigkeit und auch kein Wirken in Richtung Werte abseits des BIPs, das Sie jetzt so groß angesprochen haben.

Was der Rat empfiehlt – ich bin mir sicher, Kollege Hammer wird danach auch gut darauf eingehen können, dass es noch viel zu tun gibt –, ist, dass viele Gesetze, die derzeit noch ausständig sind, unverzüglich in Umsetzung gebracht werden. Da wird namentlich das Klimaschutzgesetz genannt, da wird eine


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Novellierung des Umweltförderungsgesetzes angesprochen, ein Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz, das Energieeffizienzgesetz und vieles mehr erwähnt. Es gibt also wahnsinnig viel, das Frau Götze und die Grünen vielleicht gerne hätten, aber die letzten vier Jahre halt nicht auf den Boden gebracht haben und uns durch so einen Bericht am liebsten verschweigen würden.

Es wird weiter gesagt, dass all das, was bisher beim Ausbau der erneuerbaren Energien passiert ist, in keinster Weise ausreicht, um den Bedarf an Energie in irgendeiner Form zu decken. Das heißt: Wenn man weiter auf Erneuerbare setzt, braucht es wesentlich mehr Geschwindigkeit als das, was bisher möglich war.

Es steht auch im Bericht drinnen, dass Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam ordnungsrechtliche Maßnahmen brauchen, um die Bodenerosion und den Flächenverbrauch einzudämmen. Auch da passiert nichts. Ich darf daran erin­nern: Die letzte Initiative der Bundesregierung ist im Frühsommer gescheitert. ÖVP und Grüne konnten sich nicht darauf einigen, dass sie den Flächenverbrauch und die Flächenversiegelung in unserem Land eindämmen wollen.

Und, das ist auch nicht unwesentlich: Die Bundesregierung muss internationale Wettbewerbsnachteile, was die Energiepreisentwicklung betrifft, im Auge haben.

Es geht so weiter, meine Redezeit ist aber leider nicht ausreichend, um das jetzt alles näher auszuführen. Man kann aber sagen, dieser Bericht sagt aus: Im Bereich der Ökologisierung und im Bereich der Klimapolitik, der Umweltpolitik, der Biodiversitätspolitik, der Energiepolitik und in allen anderen Bereichen haben die Grünen nicht ihre Handschrift hinterlassen, zumindest nicht, wenn es nach den Wissenschaftlern geht, die das analysiert haben. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

17.42


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Laurenz Pöttinger. – Bitte.



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17.42.17

Abgeordneter Laurenz Pöttinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Geschätzte Damen und Herren! Zuerst möchte ich mich beim Produktivitätsrat unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Christoph Badelt und beim Wifo für den ausführlichen Bericht „Nachhaltige Wettbewerbs­fähigkeit Österreichs“ bedanken. – Danke dafür! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Lukas Hammer.)

Sie werden sich vielleicht fragen: Warum bedankt sich ein Abgeordneter der Regierungsparteien, wenn die Opposition über diesen Bericht so schimpft? Es ist unglaublich, wie unterschiedlich – so oder so – man den Bericht lesen kann. (Abg. Bernhard: Ja, das stimmt!) Ich muss wirklich sagen: Das entspricht in weiten Teilen nicht der Realität; man kann überall irgendetwas raussuchen, das negativ ist, man kann aber auch positiv berichten.

Vielleicht noch ein Wort zu Abgeordnetem Loacker: Sie haben immer die Abschaffung der kalten Progression gefordert. (Abg. Loacker: Genau!) Wir haben es geschafft, und jetzt sind Sie zu stolz, um zu sagen: Großartig, toll, dass Sie das gemacht haben, das ist wirklich eine Erleichterung für unsere Bevölkerung! (Beifall bei der ÖVP.)

Herr Abgeordneter Matznetter – ich sehe ihn gerade nicht (Rufe bei der SPÖ: Er ist eh da! Genau schauen! – Abg. Matznetter hebt die Hand), ah ja, hier –, zu den Löhnen und Haushaltseinkommen: Sie kennen den Unterschied ganz genau, aber Sie stehen hier und sagen, die Einkommen sind nicht gestiegen. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) – Nein, Sie sagen, die Reallöhne sind nicht gestiegen. Da haben Sie ja sogar recht, nur ignorieren Sie die unzähligen Unterstützungszah­lungen (Abg. Matznetter: Almosen!), und die müssen Sie natürlich dazuzählen. (Abg. Matznetter: Das sagt der Bericht! Nein, das sagt der Bericht!) Wo sollen die sonst hingehören? (Abg. Matznetter: Ich zähle keine Almosen dazu! Auf die Reallöhne ...!)


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Sie wissen ganz genau, dass wir die Kaufkraft in Österreich steigern konnten – wesentlich stärker als viele andere Länder. Spanien ist ein ganz schlechtes Beispiel, ich kenne keine einzige Firma, die wegen der Inflation nach Spanien abwandert, das ist einfach nicht richtig, das ist de facto falsch. (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist ein hochinteressanter, 200 Seiten starker Bericht mit 47 Empfehlungen. 200 Seiten, 47 Empfehlungen: Das ergibt sich, das ist klar; es ist logisch, richtig und wichtig, dass wir auch Empfehlungen bekommen. Insgesamt betrachtet gehen wir im internationalen Vergleich von einem sehr hohen Standard aus. Ich möchte einen Absatz aus diesem Bericht eins zu eins zitieren: „Die Wirt­schaftsleistung ist entscheidend für den materiellen Wohlstand und das subjektive Wohlbefinden in einer Gesellschaft. In Österreich ist die Wirtschaftsleistung hoch. Das kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf lag 2022 an sechster Stelle der EU27.“

Natürlich gibt es viele Themenfelder, in denen wir noch besser werden sollen und auch besser werden wollen. Es gibt dahin gehend auch viele Bemühungen. In manchen Themenbereichen wie zum Beispiel bei der verbesserten Kinder­betreuung sind wir auch schon in Umsetzung.

„Durch die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung insbesondere von Frauen und Älteren können bei der Ausweitung des Arbeitsvolumens noch unausgeschöpfte Potenziale mobilisiert werden“, so der Produktivitätsrat. Das ist richtig und wichtig. Ich kann eine Empfehlung aber auch so interpretieren: „Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Unternehmenssektor erreichten 2022 einen historischen Höchststand“. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Das weist auf eine hohe Nachhaltigkeit des Investitions- und Innovationsverhaltens hin.

Solche und ähnliche Hinweise findet man in diesem Produktivitätsbericht, und ich darf nochmals auf den erfreulichen Umstand hinweisen: „In Österreich ist die Wirtschaftsleistung hoch. Das kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf lag 2022 an sechster Stelle der EU27.“ (Abg. Matznetter: Da waren wir früher an zweiter Stelle!)


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Die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft werden uns alle weiter fordern. Wir als Politiker und Politikerinnen sind gefordert, die richtigen Schritte zur gegebenen Zeit zu setzen und rasch auf Veränderungen zu reagie­ren. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

17.47


Präsidentin Doris Bures: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Michael Bernhard zu Wort gemeldet. – Bitte.


17.47.27

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Frau Präsident! Abgeordneter Pöttinger hat behauptet, dass die Kritik der Opposition, namentlich der NEOS, erfunden sei. – Ich möchte Ihnen sagen, dass diese Behauptung unwahr ist.

Wahr ist, dass ich aus dem Bericht, von Seite 105 bis 119, zitiert habe. (Abg. Schmidhofer: Das wird nichts mehr! Das wird nichts mehr!) Alle nicht erreichten Ziele, die ich genannt habe, sind im Bericht verankert und nicht frei erfunden. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS. – Ruf bei der ÖVP: Das war keine tatsächliche Berichtigung!)

17.48


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Frau Abgeordnete Eva Maria Holzleitner zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Abgeordnete.


17.48.06

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Die Arbeitslosigkeit steigt leider wieder leicht – es ist nicht so, wie der Kanzler uns das am Vormittag vorgegaukelt hat. (Die Abgeordneten Steinacker und Pfurtscheller: Hallo, hallo! – Abg. Niss: Ordnungsruf!) Er hat gesagt, die Arbeitslosigkeit sinkt. Die Arbeitslosigkeit ist aber leider tatsächlich wieder leicht im Steigen. Und das ist nichts, das wir begrüßen. Ich glaube, niemand in diesem Saal wird das begrüßen. Zumindest das ist ein konsensualer Punkt, dass eine steigende Arbeits­losigkeit nichts ist, das wir alle gemeinsam begrüßen.


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Auch im kommenden Jahr – das prognostizieren Expertinnen und Experten bereits jetzt – wird die Arbeitslosigkeit weiter steigen. Gerade deshalb verstehen wir überhaupt nicht, dass Bundesminister Kocher vorhat, das Budget des Arbeitsmarktservice drastisch zu kürzen. Das ist eine extrem kurzsichtige Politik, wenn die Arbeitslosigkeit steigt, insbesondere beim AMS, das eine extrem wichtige Einrichtung ist, zu kürzen. Vor allem auch, dass Frauenprogramme beim AMS drastisch gekürzt werden, ist für uns nicht verständlich, weil Frauen in die Technik und andere, wirklich großartige frauenpolitische Arbeitsmarktpro­gramme nicht nur eine wahnsinnig hohe Erfolgsquote haben, sondern besonders in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit wichtiger denn je sind. Also: Nein zu Kürzungen beim AMS! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir werden das Budget 2024 in diesen Bereichen ganz, ganz genau unter die Lupe nehmen.

Der Bericht spricht aber auch die Situation der sogenannten Neets – der jungen Menschen, die sich nicht in einer Ausbildung oder in einem Job befinden – an. Und ja, auch die gibt es in Österreich, knapp 10 Prozent der zwischen 15- und 29-Jährigen sind nicht in einer Ausbildung oder in einem Job.

Ein konkretes Lehrlingspaket haben wir aber auch noch immer nicht auf den Tisch gelegt bekommen. Die Ausbildungsgarantie wurde budgetär ausgehungert und die überbetrieblichen Lehrwerkstätten ganz genauso.

Wer aber die duale Ausbildung wertschätzt, und wir schätzen sie alle – es ist wirklich ein international anerkannter Ausbildungsweg –, wem die Fachkräfte von morgen etwas wert sind, der muss eben ein Lehrlingspaket auf den Tisch legen, die Ausbildungen digitalisieren und modernisieren (Zwischenruf des Abg. Schnabel) und die Schulorganisation genauso.

Gerade deswegen hat die österreichische Gewerkschaftsjugend auch eine Kampagne zum Thema Bildungssystem upgraden! gestartet. Diese Kampagne kann man nur unterstützen. Wir hoffen wirklich, dass auch die zuständige


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Staatssekretärin, in diesem Fall heute Sie (in Richtung Staatssekretärin Kraus-Winkler), sowie die Jugendstaatssekretärin diese Kampagne Bildungssystem upgraden! auch ernst nehmen, auch umsetzen und tatsächlich in diesem Bereich etwas unternehmen.

Der Produktivitätsbericht spricht einen weiteren Punkt an: das starke Lohnge­fälle zwischen Männern und Frauen in Österreich, das nach wie vor existiert. Das Beschäftigungsquotengefälle bildet den Gendergap ab. Wir sprechen noch immer von einer Differenz von über 20 Prozent in Österreich – über 20 Prozent spricht der Bericht an. Im EU-Durchschnitt sind es 16 Prozent. Wir sind in der EU im letzten Drittel – im letzten Drittel! Deshalb ist es komplett unverständlich, warum sich gerade in diesem Bereich Teile der Bundesregierung noch immer gegen eine Lohntransparenz wehren. Lohntransparenz am Beispiel Islands zeigt uns, dass die Gehälter zwischen Männern und Frauen rasch angeglichen werden können. Gesetzliche Regelungen bräuchte es sofort, und diese Lohntransparenz werden wir weiterhin einfordern (Beifall bei der SPÖ)  auch mit klaren Sanktionen, wenn Unternehmen diese Offenlegung nicht vornehmen, obwohl sie gesetzlich vorgeschrieben wäre.

Auch das muss man in den Raum stellen – diese Rute ins Fenster stellen –, denn die Offenlegung der Gehälter und die Schließung der Gehaltsschere wären dringend notwendig, genauso wie der Rechtsanspruch auf Kinderbildung, weil nur der Rechtsanspruch tatsächlich auch Wahlfreiheit bietet, und eine rasche Umsetzung der EU-Richtlinie für Quotenregelungen in Vorständen und Aufsichts­räten (Zwischenruf des Abg. Schnabel), damit Frauen auch wirklich gleichbe­rechtigt am Erwerbsleben teilhaben können. (Beifall bei der SPÖ.)

17.52


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Lukas Hammer. – Bitte.



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17.52.41

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zuerst möchte ich den Autorinnen und Autoren des Berichts, dem Produktivitätsrat, meinen Dank für diesen wirklich umfassenden Bericht aussprechen. Wir haben gehört, es wird auch vieles kritisch beleuchtet, aber das ist halt auch unser Zugang, dass wir faktenbasiert, wissenschaftsbasiert an diese Themen herangehen, und deswegen ist es auch keine Schande – dieser Bericht wurde auch veröffent­licht –, dass das durchaus kritisch ist.

Ich möchte auf einen Punkt eingehen, weil wir dieses Märchen alle kennen: Klimapolitik schadet dem Wirtschaftsstandort, schadet der Wettbewerbs­fähigkeit. (Abg. Kassegger: Klar, das ist kein Märchen!) – Gerade ist Kollege Fuchs von der FPÖ wieder hier herausgekommen und hat von ideologiegetriebenen Ökomarxisten, die wirtschaftsfeindlich wären, gesprochen. (Abg. Belakowitsch: Ja, recht hat er!) Das ist ja nicht die Bundesregierung. Das ist Prof. Badelt, das ist das Wirtschaftsforschungsinstitut. Das sind Ökonominnen und Ökonomen, und Sie stellen sie da her, als ob das irgendeine ökomarxistische Kampftruppe wäre. (Ruf bei der FPÖ: Ja!) Das zeigt einfach, wie weit weg Sie von der FPÖ von aller Normalität sind. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kaniak: Wollen Sie jetzt auch eine Normalitätsdebatte anfangen, oder was?! – Abg. Belakowitsch: Normalität ...!)

Aber leider kennen wir diese Geschichten von der Gefahr, die vom Klimaschutz ausgeht, auch von Funktionärinnen und vor allem Funktionären der Wirt­schaftskammer, die sich vehement gegen ambitioniertere Klimaschutzmaß­nah­men stellen, weil sie angeblich dem Wirtschaftsstandort schaden. Der Bericht des Produktivitätsrates, den wir jetzt vorliegen haben, zeigt einmal mehr, wie vorgestrig diese Sichtweise ist und dass ambitionierter Klimaschutz eine Grundvoraussetzung für unseren Wohlstand und für die viel zitierte Wettbewerbs­fähigkeit ist.


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Ich darf aus dem Produktivitätsratsbericht zitieren: „Die Bekämpfung des Klimawandels bzw. der Umgang mit seinen Folgen zählen zu den wichtigsten langfristigen Herausforderungen zur Sicherung des Wohlstandes der aktuellen und zukünftigen Generationen.“ – Und so weiter und so fort. (Abg. Belakowitsch: Na, es geht um Zerstörung ...!)

Von insgesamt 47 Empfehlungen des Produktivitätsrates beziehen sich die ersten zehn auf Klimaschutz, auf die ökologische Transformation und auf die Kreislaufwirtschaft. (Abg. Herr: Ja, setzt es um!) Ich glaube, bei einem Bericht, in dem es um die Wettbewerbsfähigkeit von Österreich geht, ist das ein sehr deutliches Zeichen. (Beifall bei den Grünen.)

Im Bericht geht es um die ausstehenden Klimaschutzmaßnahmen wie zum Beispiel das Erneuerbare-Wärme-Gesetz und um Anpassungsmaßnahmen an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels, um den Ausbau erneuerbarer Technologien und so weiter. Wenn uns dieser Bericht eines zeigt, dann das, dass wir im Klimaschutz noch ambitionierter werden müssen, dass wir noch mehr Tempo zulegen müssen.

Kollege Bernhard, da musstest du schon selber schmunzeln, als du gesagt hast, dass man die grüne Handschrift in den letzten vier Jahren nicht sieht. (Abg. Wurm: Leider, leider!) Es ist außer Streit, dass in den letzten dreieinhalb Jahren im Klimaschutz so viel weitergegangen ist (Abg. Belakowitsch: Das ist ja das Problem, darum steht die Republik ja da, wie sie dasteht!) wie noch nie zuvor. (Abg. Wurm: Drum schaut sie aus, wie sie ausschaut!) Die Kollegen von der FPÖ weisen ja eh immer wieder darauf hin, wie viel wir da machen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Belakowitsch: Darum haben wir ja eine Inflationsrate von 7,4 Prozent! Ihr könnt stolz drauf sein! – Abg. Krainer – erheitert –: Wenn du dich auf die FPÖ berufen musst, ist das ein Armutszeugnis! – Ruf bei der SPÖ: Ja, das ist schwierig!)

Hören wir auf, über Scheinlösungen und solche Debatten zu reden, hören wir auf, Wirtschaft und Klimaschutz gegeneinander auszuspielen! Setzen wir die Empfehlungen dieses Berichtes um! Es ist wirklich an der Zeit, dass vor allem die


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rechten Realitätsverweigerer und auch die Blockierer in der Wirtschafts­kammer endlich die Chancen im Klimaschutz, die Chancen für den Wirtschaftsstandort und für die Wettbewerbsfähigkeit – und nicht immer nur die Risiken – sehen und sich nicht immer nur davor fürchten. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

17.56

17.56.36


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist diese Debatte geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Dann kommen wir jetzt zur Abstimmung über den Antrag des Budgetaus­schus­ses, den vorliegenden Bericht III-979 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen. (Abg. Michael Hammer: Machen wir!)

Wer sich für die Kenntnisnahme ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

17.57.0817. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3478/A der Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz 1979, das Väter-Karenzgesetz, das Urlaubsgesetz, das Angestelltengesetz, das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch, das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz, das Gleichbehandlungsgesetz, das Landarbeitsgesetz 2021, das Kinderbetreuungs­geldgesetz sowie das Familienzeitbonusgesetz geändert werden (2181 d.B.)


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18. Punkt

Bericht und Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz geändert wird (2182 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zu den Punkten 17 und 18 der heutigen Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Erste Rednerin: Frau Abgeordnete Petra Wimmer. – Bitte.


17.58.05

Abgeordnete Petra Wimmer (SPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Unter dem jetzigen Tagesordnungspunkt diskutieren wir die Umsetzung der soge­nannten Work-Life-Balance-Richtlinie in österreichisches Recht. Seit August 2022, also seit über einem Jahr, war die Umsetzung fällig, und obwohl es ein Jahr zu spät kommt, wurde darauf verzichtet, die zahlreichen und auch kritischen Stellungnahmen einzuarbeiten, mit dem Ergebnis, dass der vorliegende Antrag trotz positiver Ansätze an den tatsächlichen Lebensrealitäten der österreichi­schen Familien vorbeigeht.

Konkret meine ich damit die Umsetzung des sogenannten 22-plus-zwei-Modells. Mit der neuen Richtlinie haben Familien nur mehr Anspruch auf 24 Monate Karenzzeit, wenn auch der Vater davon mindestens zwei Monate in Anspruch nimmt. Ansonsten verkürzt sich die Karenzzeit auf 22 Monate – nur mehr 22 Monate! Es ist ja nicht so, dass die Väter nicht in Karenz gehen möchten, denn viele möchten das. Sie möchten die Karenzzeit partnerschaftlich aufteilen, aber einen großen Einfluss auf diese Entscheidung haben selbstverständlich die Finanzen. Von den Paaren wird ganz genau ausgerechnet, wie sich die Karenz­zeit auf das Haushaltsbudget auswirkt, und diese Rechnung ergibt halt vielfach, dass es schlicht nicht leistbar ist, wenn auch der Vater länger in Karenz geht.


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Solange es an der Leistbarkeit scheitert, wird ein signifikanter Anstieg der Väterbeteiligung, also eine partnerschaftliche Aufteilung der Karenzzeit, so nicht funktionieren. Ganz wesentlich ist auch, dass es ohne den massiven Ausbau der Kinderbetreuung und einen Rechtsanspruch ab dem ersten Lebensjahr nicht gehen wird.

Und wenn jetzt von den Regierungsparteien der Ausbau der Kinderbetreuung angekündigt wird, ist es ja trotzdem mehr als fraglich, ob es bereits im Jahr 2025 ausreichend Plätze für die unter zweijährigen Kinder geben wird, denn zu diesem Zeitpunkt, nach 22 Monaten, laufen die ersten Karenzen aus. Es braucht jetzt also wirklich einen unverzüglichen, sofortigen Ausbau; alles andere ginge wieder auf Kosten der Familien. (Beifall bei der SPÖ.)

Unsere Vorschläge für eine qualitätsvolle und flächendeckende Kinderbetreuung liegen seit Jahren auf dem Tisch. Ich möchte das heute nochmals mit einem Ent­schließungsantrag, den ich hiermit einbringe, untermauern.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit den Mogelpackungen in der elementaren Kinderbildung“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Bundesminister:innen für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt, für Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie für Finanzen werden aufgefordert, einen Rechtsanspruch auf einen ganztägigen, kostenfreien, Kinderbildungs- und –betreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr für jedes Kind sowie eine massive und dauerhafte Erhöhung der Budgetmittel des Bundes auf 1 Milliarde Euro jährlich mehr (bzw. 1 Prozent des BIP) für die Elementare Bildung unserer Kinder umzusetzen und dafür auch im Zuge der laufenden Finanzausgleichsverhandlungen zu sorgen. Diese Mittel sollen eingesetzt werden um folgendes zu erreichen:


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- Inklusive Strukturen;

- Beste Betreuung durch multiprofessionelle Teams;

- Ein gesundes, warmes kostenfreies Mittagessen;

- Alle Kindergärten sollen ganzjährig und ganztägig geöffnet sein;

- Österreichweiter Bildungsrahmenplan;

- Optimale Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten und höhere Entlohnung;

- Österreichweite Ausbildungsoffensive;

- Öffnung für differenzierte Berufsbilder in der Elementarpädagogik.“

*****

Sehr geehrte Regierungsfraktionen! Mit unserem Antrag würden Sie beste Voraussetzungen für Eltern und Kinder schaffen, damit ihnen eine gleichwertige Aufteilung der Kinderbetreuung leichter möglich wird. In diesem Sinne ersuche ich um breite Zustimmung. (Beifall bei der SPÖ.)

18.02

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Wimmer, Christian Oxonitsch, Genossinnen und Genossen betreffend Schluss mit den Mogelpackungen in der elementaren Kinderbildung

Eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3478/A der Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschut­zgesetz 1979, das Väter-Karenzgesetz, das Urlaubsgesetz, das Angestelltengesetz, das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch, das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz,


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das Gleichbehandlungsgesetz, das Landarbeitsgesetz 2021, das Kinderbetreuungs­geldgesetz sowie das Familienzeitbonusgesetz geändert werden (2181 d.B.).

Mit der Umsetzung der Work-Life-Balance-Richtlinie der EU verkürzt die Bundes­regierung den Karenzzeitanspruch von Müttern von 24 auf 22 Monate. Gleichzeitig fehlen allerdings die erforderlichen Kinderbildungseinrichtungen, die es Frauen nach der Karenzzeit auch ermöglichen einer entsprechenden Berufs­tätigkeit nachzugehen.

Bildung ist ein Kinder- und Menschenrecht. Von Beginn des Lebens an bis ins hohe Alter. Die Elementarbildung für Kinder mit einem Rechtsanspruch ab dem 1. Lebensjahr, könnte diesen Anspruch wunderbar verwirklichen, doch fehlen in Österreich an allen Ecken und Enden Ausstattung und Ressourcen, um dieser Aufgabe optimal nachkommen zu können. Österreich gibt im Kindergartenbereich immer noch weniger aus als die anderen OECD-Staaten.

Politische Ankündigungen und Lippenbekenntnisse haben bislang dran nichts geändert. Wir könnten schon so viel weiter sein, würde die ÖVP Pläne zum Ausbau der Kinderbetreuung nicht seit vielen Jahren torpedieren. Schon im Jahr 2016 verhinderten Sebastian Kurz und seine Getreuen die bereits vereinbarten 1,2 Milliar­den Euro für den Ausbau der Kinderbetreuung und Ganztagsschulen, inclusive Rechtsanspruch. Seither verkaufen ÖVP geführte Bundesregierungen eine Kinder­bildungsmogelpackung nach der anderen. Auch von den zuletzt angekündigten 4,5 Milliarden Euro ist noch nicht bekannt, wann und in welcher Form sie bei den Betroffenen ankommen werden.

Was seit Jahren in diesem Bereich politisch verabsäumt wurde, muss endlich auf­geholt werden. Die bildungsbiografische Bedeutung der Elementarbildung, inklusive des volkswirtschaftlichen Effekts dieser frühen Investition in Bildungskarrieren ist durch viele internationale Studien wissenschaftlich belegt. Elementare Bildung braucht endlich die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die sie verdient. Es geht um die beste Bildung für alle Kinder, überall, jederzeit und kostenlos.


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Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Bundesminister:innen für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt, für Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie für Finanzen werden aufgefordert, einen Rechtsanspruch auf einen ganztägigen, kostenfreien, Kinderbildungs- und –betreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr für jedes Kind sowie eine massive und dauerhafte Erhöhung der Budgetmittel des Bundes auf 1 Milliarde Euro jährlich mehr (bzw. 1 Prozent des BIP) für die Elementare Bildung unserer Kinder umzusetzen und dafür auch im Zuge der laufenden Finanzausgleichsverhandlungen zu sorgen. Diese Mittel sollen eingesetzt werden um folgendes zu erreichen:

- Inklusive Strukturen;

- Beste Betreuung durch multiprofessionelle Teams;

- Ein gesundes, warmes kostenfreies Mittagessen;

- Alle Kindergärten sollen ganzjährig und ganztägig geöffnet sein;

- Österreichweiter Bildungsrahmenplan;

- Optimale Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten und höhere Entlohnung;

- Österreichweite Ausbildungsoffensive;

- Öffnung für differenzierte Berufsbilder in der Elementarpädagogik.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Tanja Graf. – Bitte.



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18.02.27

Abgeordnete Tanja Graf (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer hier im Haus und auch vor den Bildschirmen! Wir haben es gerade gehört, unter diesem Tagesordnungspunkt geht es um die Umsetzung einer Work-Life-Balance-Richtlinie. Genau genommen ist es eine Richtlinie, deren Ziel es eigentlich ist, die Betreuungs- und Pflegeaufgaben gerecht zwischen Männern und Frauen aufzuteilen. Laut dieser Richtlinie sollen alle Mitgliedstaaten gewährleisten, dass in Zukunft mindestens vier Monate Karenzzeit zur Verfügung stehen, und das so aufgeteilt, dass ein Elternteil mindestens zwei Monate und der andere ebenfalls zwei Monate in Karenz gehen kann.

Wir in Österreich haben eine 24-monatige Karenzzeit. Wir haben das Modell aufgegriffen und gesagt: Wir haben 24 Monate, wir liegen mit unserer Karenzzeit weit über dem europäischen Durchschnitt und werden daher das Modell 22-plus-zwei für Österreich wählen.

Warum machen wir das? – Ganz konkret geht es nicht darum, dass wir jemandem etwas wegnehmen – wir bleiben bei den 24 Monaten –, sondern wir teilen es nur anders auf. 22 Monate bekommt der erste Elternteil und zwei Monate der zweite. Die Opposition vermittelt Ihnen leider den Eindruck, dass der Frau etwas weggenommen wird. Tatsache ist, wir haben genau darauf geschaut, dass es keine finanziellen Einbußen gibt. Es ist so, dass wir das Karenzgeld, das für 24 Monate zusteht, nun auf 22 Monate aufteilen, und somit erhöht sich der Tagsatz des jeweiligen Elternteils, der die Karenzzeit in Anspruch nimmt. Da wird es finanziell sicher keine Einbußen geben. (Beifall bei Abgeord­neten der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Neßler.)

Wichtig zu erwähnen ist auch, dass dadurch, dass es eine Aufteilung auf beide Elternteile geben sollte, es aber natürlich auch alleinerziehende Eltern gibt, alleinerziehende Eltern die 22-plus-zwei-Regel trifft, sondern es für diese bei den 24 Monaten bleibt. Somit gewährleisten wir, dass wir einerseits eine


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Väterbeteiligung bekommen, andererseits haben wir auch mit dem finanziellen Aspekt, den wir eingebracht haben, einen Schutzfaktor eingeführt.

Zusätzlich wollen wir natürlich die Väterbeteiligung in Österreich gewährleisten und auch ausbauen. Daher haben wir uns entschlossen, den Familienzeitbonus – das ist jener Bonus, den gerade Väter, die sich direkt nach der Geburt dafür entscheiden, Familienzeit zu nehmen – zu verdoppeln. Er beträgt derzeit 740 Euro und wird auf 1 480 Euro erhöht. Somit fördern wir auch, dass die Väter die Familienzeit mitgestalten. Und Flexibilität haben wir auch noch eingebaut, indem wir die Dauer der Familienzeit einmal abändern lassen.

Die Opposition hat auch gesagt, dass das nicht genügend Anreiz für die Väter­beteiligung bringe oder sie das jedenfalls nicht sehe. Nun ja, da wir die Richtlinie erst jetzt umsetzen, würde ich ersuchen, dass man neuen Modellen eine Chance gibt und sie nicht gleich schlechtredet. Denn eines ist schon wahr: Es gibt funktionierende Modelle. Ich darf das isländische Modell erwähnen. Die haben eine neunmonatige Karenzzeit, wobei die Mutter drei Monate bekommt, drei Monate der Vater und drei flexibel eingeteilt werden können. Durch dieses Modell, das dort eingeführt wurde, hat sich die Väterbeteiligung von 30 Prozent auf 90 Prozent erhöht.

Es gibt eine schwedische Studie, die zum Schluss gekommen ist, dass jedes Monat, in dem ein Vater Elternteilzeit nimmt, das Einkommen der Mutter um 7 Prozent steigt. Und eine Studie des deutschen Familienministeriums hat gezeigt, dass, seit die Väterbeteiligung gestiegen ist, die Arbeit im Haushalt gerechter aufgeteilt wird.

Ebenso findet sich in diesem Antrag das Thema Pflegefreistellung, das wir auch bereits angesprochen haben. Da werden wir den Personenkreis erweitern. Eine Verwandtschaft zwischen der pflegenden Person und der zu betreuenden Person muss nicht mehr gegeben sein, wenn sie im gemeinsamen Haushalt leben.


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Frau Kollegin Wimmer hat gesagt, wir gehen nicht auf die Begutachtung und auf die Ausschussberatungen ein: Das ist nicht der Fall. Ich habe im Ausschuss bereits erwähnt, dass wir einen Abänderungsantrag einbringen werden. Das darf ich jetzt machen:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Tanja Graf, Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen

zum Antrag 3478/A der Abgeordneten Tanja Graf, Meri Disoski, Elisabeth Pfurtscheller, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz 1979, das Väter-Karenzgesetz, das Urlaubsgesetz, das Angestelltengesetz, das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch, das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz, das Gleichbehand­lungsgesetz, das Landarbeitsgesetz 2021, das Kinderbetreuungsgeldgesetz sowie das Familienzeitbonusgesetz geändert werden, in der Fassung des Ausschussberichts (2181 d. B.)

*****

Worum geht es in diesem Abänderungsantrag? – Er liegt Ihnen vor, ich möchte ihn aber trotzdem kurz erläutern. Wie gesagt haben wir mehrere Themen aus der Ausschussberatung mitaufgenommen. Der Antrag enthält Verbesserungen für die Konstellationen von Familien, in denen ein selbstständiger und ein unselbstständiger Elternteil in Karenz gehen. Die sollen genauso die Möglichkeit der Inanspruchnahme dieser 24 Monate haben.

Darüber hinaus ist eine Klarstellung im Zusammenhang mit der Inanspruch­nahme von Elternteilzeit und einem späteren Schuleintritt des Kindes enthalten. Das wollen wir auch gewährleisten. Weitere Verbesserungen haben wir in der Ausgestaltung familienrechtlicher Vorschriften geschaffen, etwa betreffend die Zuerkennung von Kinderbetreuungsgeld an Grenzgänger oder Klarstellungen im


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Zusammenhang mit der Gewährung von Kinderbetreuungsgeld an Beamte im Ausland.

Gemeinsam mit den heute Vormittag bereits angekündigten 4,5 Milliarden Euro, die für den zusätzlichen Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen gewährt werden sollen, werden wir mit diesem Antrag zwei wesentliche Punkte gewährleisten: Wir werden damit eine gerechte partnerschaftliche Aufteilung von Betreuungsaufgaben zwischen Männern und Frauen schaffen und wir ermöglichen somit auch eine familiäre und berufliche Chancengleichheit. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.08

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Tanja Graf, Meri Disoski,

Kolleginnen und Kollegen

zum Antrag 3478/A der Abgeordneten Tanja Graf, Meri Disoski, Elisabeth Pfurtscheller, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz 1979, das Väter-Karenzgesetz, das Urlaubsgesetz, das Angestelltengesetz, das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch, das Arbeitsver­tragsrechts-Anpassungsgesetz, das Gleichbehandlungsgesetz, das Landarbeitsgesetz 2021, das Kinderbetreuungsgeldgesetz sowie das Familienzeitbonusgesetz geändert werden in der Fassung des Ausschussberichts (2181 d.B.)

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesantrag wird wie folgt geändert:

I. In Art. 1 wird nach Z 2 folgende Z 2a eingefügt:

„2a. Nach § 15 Abs. 3 wird folgender Abs. 3a eingefügt:


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„(3a) Hat der andere Elternteil keinen Anspruch auf Karenz und meldet die Dienst­nehmerin den Karenzantritt frühestens nach Ablauf von zwei Monaten ab Ende der Frist gem. § 5 Abs. 1, verlängert sich der Karenzanspruch bis zum Ablauf des 24. Lebensmonats des Kindes.““

II. Art. 1 Z 4 lautet:

„4. § 15b Abs. 1 letzter Satz lautet:

„Aufgeschobene Karenz kann jedoch nur dann genommen werden, wenn die Karenz

              1.         nach § 15 Abs. 1 spätestens mit Ablauf des 19. Lebensmonats des Kindes,

              2.         nach § 15 Abs. 1a und 3a sowie § 15a spätestens mit Ablauf des 21. Lebensmonats des Kindes, oder

              3.         sofern auch der Vater aufgeschobene Karenz in Anspruch nimmt, spätestens mit Ablauf des 18. Lebensmonates des Kindes

geendet hat.““

III. In Art. 1 Z 5 (§ 15b Abs. 3 MSchG) wird die Wortfolge „in § 15 Abs. 1 und 1a“ durch die Wortfolge „in § 15 Abs. 1, 1a und 3a“ ersetzt.

IV. Art. 1 Z 8 lautet:

„8. In § 15f Abs. 1 letzter Satz wird das Zitat „§§ 15 Abs. 1 und 15c Abs. 2 Z 3 und Abs. 3“ durch das Zitat „§ 15 Abs. 1, 1a und 3a, § 15a Abs. 1 und § 15c Abs. 2 Z 3 und Abs. 3“ ersetzt.“

V. In Art. 1 Z 10 (§ 15h Abs. 1 MSchG) wird nach dem zweiten Satz folgender Satz eingefügt:

„Zu diesem Höchstausmaß ist der Zeitraum zwischen der Vollendung des siebten Lebensjahres und dem späteren Schuleintritt des Kindes hinzuzurechnen.“


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VI. In Art. 1 Z 11 (§ 15i MSchG), in Artikel 2 Z 10 (§ 8a VKG) und in Artikel 8 Z 14 (§ 45 LAG) werden nach der Wortfolge „oder 4“ die Worte „oder diesen Anspruch bereits ausgeschöpft“ eingefügt. Der jeweils letzte Satz entfällt.

VII. Art. 1 Z 13 lautet:

„13. In § 15m Abs. 1 und 2 wird jeweils die Wortfolge „zum Ablauf des zweiten Lebensjahres des Kindes“ durch die Wortfolge „zu den in § 15 Abs. 1, 1a und 3a und § 15a Abs. 1 genannten Zeitpunkten“ ersetzt.“

VIII. Art. 1 Z 15 lautet:

„15. In § 15q Abs. 1 wird die Wortfolge „bis zum Ablauf des zweiten Lebensjahres des Kindes“ durch die Wortfolge „bis zu den in § 15 Abs. 1, 1a und 3a und § 15a Abs. 1 genannten Zeitpunkten“ ersetzt.“

IX. In Art. 1 werden nach der Z 15 folgende Z 16 bis 23 eingefügt:

„16. In § 23 Abs. 3 wird das Zitat „Abs. 4 zweiter Satz“ durch das Zitat „Abs. 4 zweiter und dritter Satz“ ersetzt.

17. Nach § 23 Abs. 4 wird folgender Abs. 4a eingefügt:

„(4a) § 15b Abs. 7 zweiter Satz ist nicht anzuwenden. Ist die Bedienstete der Ansicht wegen der beabsichtigten oder tatsächlich in Anspruch genommenen aufgescho­benen Karenz gekündigt worden zu sein, hat der Dienstgeber die Beweislast dafür zu tragen, dass die Kündigung aus anderen Gründen erfolgt ist. § 15b Abs. 7 dritter bis letzter Satz ist nur dann anzuwenden, wenn dienstrechtliche Vorschriften bei der Kündigung keine schriftliche Begründung vorsehen.“

18. In § 23 Abs. 8 erster Satz und Abs. 11 erster Satz wird jeweils die Wortfolge „längstens bis zum Ablauf des siebenten Lebensjahres oder einem späteren Schuleintritt des Kindes haben“ durch die Wortfolge „in dem im § 15h Abs. 1 erster bis dritter Satz angeführten Zeitraum und Höchstausmaß haben“ ersetzt.

19. Dem § 23 Abs. 8 Z 3 wird folgender Satz angefügt:


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„Die Ablehnung ist schriftlich zu begründen.“

20. § 23 Abs. 12 lautet:

„(12) Auf die übrigen von den Abs. 8 und 11 nicht erfassten Bediensteten sind die §§ 15h, 15i und 15j Abs. 10 mit der Maßgabe anzuwenden, dass

              1.         eine Teilzeitbeschäftigung jedenfalls nicht zulässig ist, wenn die Bedienstete infolge der Teilzeitbeschäftigung aus wichtigen dienstlichen Gründen weder im Rahmen ihres bisherigen Arbeitsplatzes noch auf einem anderen ihrer dienstrechtlichen Stellung zumindest entsprechenden Arbeitsplatz verwendet werden könnte, wobei die Ablehnung schriftlich zu begründen ist, und

              2.         im § 15n Abs. 1 die Verweisung auf die §§ 10 und 12 mit den Änderungen anzuwenden ist, die sich aus den §§ 20 bis 22 ergeben.“

21. In § 23 Abs. 16 wird das Zitat „§§ 15i, 15j Abs. 10, 15k, 15n Abs. 2 letzter Satz und 15p“ durch das Zitat „§§ 15i, 15j Abs. 10, 15k und 15p“ ersetzt.

22. In § 23 Abs. 17 wird die Wortfolge „zum Ablauf des zweiten Lebensjahres des Kindes“ durch die Wortfolge „zu den in § 15 Abs. 1, 1a und 3a und § 15a Abs. 1 genannten Zeitpunkten“ ersetzt.

23. Dem § 23 wird folgender Abs. 18 angefügt:

„(18) § 15n Abs. 2 zweiter Satz ist nicht anzuwenden. Ist die Bedienstete der Ansicht wegen der beabsichtigten oder tatsächlich in Anspruch genommenen Teilzeit­beschäftigung gekündigt worden zu sein, hat der Dienstgeber die Beweislast dafür zu tragen, dass die Kündigung aus anderen Gründen erfolgt ist. § 15n Abs. 2 dritter bis letzter Satz ist nur dann anzuwenden, wenn dienstrechtliche Vorschriften bei der Kündigung keine schriftliche Begründung vorsehen.““

X. In Art. 1 erhält die bisherige Z 16 die Ziffernbezeichnung „24.“ und lautet:

„24. Dem § 40 werden folgende Abs. 32 und 33 angefügt:


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„(32) § 15 Abs. 1, 1a, 1b und 3a, § 15a Abs. 1 und 2, § 15b Abs. 1, 3, 4 und 7, § 15f Abs. 1 und 1a, § 15m Abs. 1 und 2, § 15q Abs. 1 und § 23 Abs. 3, 4a und 17 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 treten mit 1. November 2023 in Kraft und sind auf Mütter (Adoptiv- oder Pflegemütter) anzuwenden, deren Kinder ab diesem Tag geboren (adoptiert oder in unentgeltliche Pflege genommen) werden.

(33) § 15h Abs. 1, § 15i, § 15l Abs. 1, § 15n Abs. 2 und § 23 Abs. 8, 11, 12, 16 und 18 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 treten mit 1. November 2023 in Kraft und sind auf Mütter (Adoptiv- oder Pflegemütter) anzuwenden, die die Absicht der Elternteilzeit ab dem 1. November 2023 ihrem Dienstgeber bekannt geben.““

XI. In Art. 2 wird nach Z 2 folgende Z 2a eingefügt:

„2a. Nach § 2 Abs. 5 wird folgender Abs. 5a eingefügt:

„(5a) Hat die Mutter keinen Anspruch auf Karenz und meldet der Arbeitnehmer den Karenzantritt frühestens nach Ablauf von zwei Monaten nach dem frühestmöglichen Zeitpunkt des Karenzantritts (Abs. 2 oder 3), verlängert sich der Karenzanspruch bis zum Ablauf des 24. Lebensmonats des Kindes.““

XII. Art. 2 Z 4 lautet:

„4. § 4 Abs. 1 letzter Satz lautet:

„Aufgeschobene Karenz kann jedoch nur dann genommen werden, wenn die Karenz

              1.         nach § 2 Abs. 1 spätestens mit Ablauf des 19. Lebensmonats des Kindes,

              2.         nach § 2 Abs. 1a und 5a sowie § 3 Abs. 1 spätestens mit Ablauf des 21. Lebensmonats des Kindes, oder

              3.         sofern auch die Mutter aufgeschobene Karenz in Anspruch nimmt, spätestens mit Ablauf des 18. Lebensmonates des Kindes


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geendet hat.““

XIII. In Art. 2 Z 5 (§ 4 Abs. 3 VKG) wird die Wortfolge „in § 2 Abs. 1 und 1a und § 3 Abs. 1“ durch die Wortfolge „in § 2 Abs. 1, 1a und 5a und § 3 Abs. 1“ ersetzt.

XIV. In Art. 2 Z 9 (§ 8 Abs. 1 VKG) wird nach dem zweiten Satz folgender Satz eingefügt:

„Zu diesem Höchstausmaß ist der Zeitraum zwischen der Vollendung des siebten Lebensjahres und dem späteren Schuleintritt des Kindes hinzuzurechnen.“

XV. Art. 2 Z 12 lautet:

„12. In § 8e Abs. 1 und 2 wird jeweils die Wortfolge „zum Ablauf des zweiten Lebensjahres des Kindes“ durch die Wortfolge „zu den in § 2 Abs. 1, 1a und 5a und § 3 Abs. 1 genannten Zeitpunkten“ ersetzt.“

XVI. Art. 2 Z 14 lautet:

„14. In § 9 Abs. 1 wird die Wortfolge „bis zum Ablauf des zweiten Lebensjahres des Kindes“ durch die Wortfolge „bis zu den in § 2 Abs. 1, 1a und 5a und § 3 Abs. 1 genannten Zeitpunkten“ ersetzt.“

XVII. In Art. 2 werden nach der Z 14 folgende Z 15 bis 22 eingefügt:

„15. In § 10 Abs. 6 wird das Zitat „Abs. 4 zweiter Satz“ durch das Zitat „Abs. 4 zweiter und dritter Satz“ ersetzt.

16. Nach § 10 Abs. 6 wird folgender Abs. 6a eingefügt:

„(6a) § 4 Abs. 6a zweiter Satz ist nicht anzuwenden. Ist der Bedienstete der Ansicht wegen der beabsichtigten oder tatsächlich in Anspruch genommenen aufgescho­benen Karenz gekündigt worden zu sein, hat der Dienstgeber die Beweislast dafür zu tragen, dass die Kündigung aus anderen Gründen erfolgt ist. § 4 Abs. 6a dritter bis letzter Satz ist nur dann anzuwenden, wenn dienstrechtliche Vorschriften bei der Kündigung keine schriftliche Begründung vorsehen.“


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 391

17. In § 10 Abs. 10 erster Satz und Abs. 13 erster Satz wird jeweils die Wortfolge „längstens bis zum Ablauf des siebenten Lebensjahres oder einem späteren Schuleintritt des Kindes haben“ durch die Wortfolge „in dem im § 8 Abs. 1 erster bis dritter Satz angeführten Zeitraum und Höchstausmaß haben“ ersetzt.

18. Dem § 10 Abs. 10 Z 3 wird folgender Satz angefügt:

„Die Ablehnung ist schriftlich zu begründen.“

19. § 10 Abs. 14 lautet:

„(14) Auf die übrigen von den Abs. 10 und 13 nicht erfassten Bediensteten sind die §§ 8, 8a und 8b Abs. 10 mit der Maßgabe anzuwenden, dass

              1.         eine Teilzeitbeschäftigung jedenfalls nicht zulässig ist, wenn der Bedienstete infolge der Teilzeitbeschäftigung aus wichtigen dienstlichen Gründen weder im Rahmen seines bisherigen Arbeitsplatzes noch auf einem anderen seiner dienstrechtlichen Stellung zumindest entsprechenden Arbeitsplatz verwendet werden könnte, wobei die Ablehnung schriftlich zu begründen ist, und

              2.         § 8f mit den Änderungen anzuwenden ist, die sich aus den §§ 20 bis 22 MSchG ergeben.“

20. In § 10 Abs. 17 wird das Zitat „§§ 8a, 8b Abs. 10, 8c, 8f Abs. 2 letzter Satz und 8h“ durch das Zitat „§§ 8a, 8b Abs. 10, 8c und 8h“ ersetzt.

21. In § 10 Abs. 19 wird die Wortfolge „zum Ablauf des zweiten Lebensjahres des Kindes“ durch die Wortfolge „zu den in § 2 Abs. 1, 1a und 5a und § 3 Abs. 1 genannten Zeitpunkten“ ersetzt.

22. Dem § 10 wird folgender Abs. 20 angefügt:

„(20) § 8f Abs. 2 zweiter Satz ist nicht anzuwenden. Ist der Bedienstete der Ansicht wegen der beabsichtigten oder tatsächlich in Anspruch genommenen Teilzeit­beschäftigung gekündigt worden zu sein, hat der Dienstgeber die Beweislast dafür zu tragen, dass die Kündigung aus anderen Gründen erfolgt ist. § 8f Abs. 2 dritter bis


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letzter Satz ist nur dann anzuwenden, wenn dienstrechtliche Vorschriften bei der Kündigung keine schriftliche Begründung vorsehen.““

XVIII. In Art. 2 erhält die bisherige Z 15 die Ziffernbezeichnung „23.“ und lautet:

„23. Dem § 14 werden folgende Abs. 22 und 23 angefügt:

„(22) § 2 Abs. 1, 1a und 5a, § 3 Abs. 1 und 2, § 4 Abs. 1, 3, 4 und 6a, § 7d samt Überschrift, § 8e Abs. 1 und 2, § 9 Abs. 1 und § 10 Abs. 6, 6a und 19 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. XXX/2023, treten mit 1. November 2023 in Kraft und sind auf Väter (Adoptiv- oder Pflegeväter) anzuwenden, deren Kinder ab diesem Zeitpunkt geboren (adoptiert oder in unentgeltliche Pflege genommen) werden.

(23) § 8 Abs. 1, § 8a, § 8d Abs. 1, § 8f Abs. 2 und § 10 Abs. 10, 13, 14, 17 und 20 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 treten mit 1. November 2023 in Kraft und sind auf Väter (Adoptiv- oder Pflegeväter) anzuwenden, die die Absicht der Elternteilzeit ab dem 1. November 2023 ihrem Arbeitgeber bekannt geben.““

XIX. Art. 4 Z 1 lautet:

„1. Nach § 9 wird folgender § 9a samt Überschrift eingefügt:

„Ablaufhemmung von Verjährungs- und Verfallsfristen bei Dienstverhinderung

§ 9a. Der Ablauf von laufenden gesetzlichen, kollektivvertraglichen und vertrag­lichen Verjährungs- und Verfallsfristen betreffend Ansprüche aus dem Dienstverhältnis, die der Angestellte zu Beginn einer Dienstverhinderung nach § 8 Abs. 3 wegen Krankheit oder Unfall eines nahen Angehörigen bereits erworben hat, bleibt bis zum Ablauf von zwei Wochen nach Ende dieser Dienstverhinderung gehemmt.““

XX. Art. 4 Z 2 lautet:

„2. Dem Artikel X Abs. 2 wird folgende Z 20 angefügt:


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              „20.     § 9a samt Überschrift in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 tritt mit 1. November 2023 in Kraft und findet auf Dienstverhinderungen Anwendung, die ab diesem Inkrafttreten erfolgen.““

XXI. Art. 5 Z 1 lautet:

„1. Dem § 1154b Abs. 6 wird folgender Abs. 7 angefügt:

„(7) Der Ablauf von laufenden gesetzlichen, kollektivvertraglichen und vertrag­lichen Verjährungs- und Verfallsfristen betreffend Ansprüche aus dem Dienst­verhältnis, die der Dienstnehmer zu Beginn einer Dienstverhinderung nach Abs. 5 wegen Krankheit oder Unfall eines nahen Angehörigen bereits erworben hat, bleibt bis zum Ablauf von zwei Wochen nach Ende dieser Dienstverhinderung gehemmt.““

XXII. Art. 5 Z 2 lautet:

„2. Dem § 1503 wird folgender Abs. 22 angefügt:

„(22) § 1154b Abs. 7 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023, tritt mit 1. November 2023 in Kraft und findet auf Dienstverhinderungen Anwendung, die ab diesem Inkrafttreten erfolgen.““

XXIII. Art. 6 Z 1 lautet:

„1. Dem § 14 Abs. 1 wird folgender Satz angefügt:

„Im Fall der Z 2 hat der Arbeitgeber eine Ablehnung oder Aufschiebung der vom Arbeitnehmer gewünschten Herabsetzung der Normalarbeitszeit sachlich und schriftlich zu begründen.““

XXIV. In Art. 6 wird nach Z 5 folgende Z 5a eingefügt:

„5a. Dem § 15 Abs. 1 werden folgende Sätze angefügt:

„Bei Maßnahmen nach §§ 14 Abs. 1 Z 2, 14c und 14d hat der Arbeitgeber auf ein schriftliches Verlangen des Arbeitnehmers eine schriftliche Begründung der


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Kündigung auszustellen. Der Arbeitnehmer muss die schriftliche Begründung bei sonstigem Ausschluss des Rechts auf Ausstellung binnen fünf Kalendertagen ab dem Zugang der Kündigung verlangen. Der Arbeitgeber muss die schriftliche Begründung binnen fünf Kalendertagen ab dem Zugang des Verlangens ausstellen. Der Umstand, dass eine schriftliche Begründung nicht übermittelt wurde, ist für die Rechtswirksamkeit der Beendigung ohne Belang.““

XXV. In Art. 6 Z 7 (§ 19 Abs. 1 Z 56 AVRAG) wird nach der Wortfolge „und 4a“ die Wortfolge „, § 15 Abs. 1“ eingefügt.

XXVI. In Art. 3 Z 5 (§ 19 Abs. 14 UrlG), in Art. 6 Z 7 (§ 19 Abs. 1 Z 56 AVRAG) und in Art. 7 Z 3 (§ 63 Abs. 12 GlBG) wird jeweils das Datum „1. August 2023“ durch das Datum „1. November 2023“ ersetzt.

XXVII. In Art. 8 wird nach Z 5 folgende Z 5a eingefügt:

„5a. Nach § 35 Abs. 7 wird folgender Abs. 8 eingefügt:

„(8) Hat der andere Elternteil keinen Anspruch auf Karenz und meldet ein Elternteil den Karenzantritt frühestens nach Ablauf von zwei Monaten ab Ende der Frist gem. § 172 Abs. 1 oder nach dem frühestmöglichen Zeitpunkt des Karenzantritts nach Abs. 4, verlängert sich der Karenzanspruch bis zum Ablauf des 24. Lebensmonats des Kindes.““

XXVIII. Art. 8 Z 7 lautet:

„7. § 37 Abs. 1 lautet:

„§ 37. (1) Jeder Elternteil kann mit der Arbeitgeberin bzw. dem Arbeitgeber vereinbaren, dass er drei Monate seiner Karenz aufschiebt und bis zum Ablauf des siebenten Lebensjahres des Kindes verbraucht, sofern im Folgenden nicht anderes bestimmt ist. Dabei sind die Erfordernisse des Betriebes und des Anlasses der Inanspruchnahme zu berücksichtigen. Aufgeschobene Karenz kann jedoch nur dann genommen werden, wenn die Karenz


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 395

              1.         nach § 35 Abs. 1 spätestens mit Ablauf des 19. Lebensmonats des Kindes,

              2.         nach § 35 Abs. 1a und 8 sowie § 36 spätestens mit Ablauf des 21. Lebensmonats des Kindes, oder

              3.         sofern auch der Vater aufgeschobene Karenz in Anspruch nimmt, spätestens mit Ablauf des 18. Lebensmonates des Kindes

geendet hat.““

XXIX. In Art. 8 Z 8 (§ 37 Abs. 3 LAG) wird die Wortfolge „in § 35 Abs. 1 und 1a und § 36 Abs. 1“ durch die Wortfolge „in § 35 Abs. 1, 1a und 8 und § 36 Abs. 1“ ersetzt.

XXX. Art. 8 Z 11 lautet:

„11. In § 43 Abs. 1 wird das Zitat „§ 35 Abs. 1 und § 38 Abs. 4 und 5“ durch das Zitat „§ 35 Abs. 1, 1a und 8, § 36 Abs. 1 und § 38 Abs. 4 und 5“ ersetzt.“

XXXI. In Art. 8 Z 13 (§ 44 Abs. 1 LAG) wird nach dem zweiten Satz folgender Satz eingefügt:

„Zu diesem Höchstausmaß ist der Zeitraum zwischen der Vollendung des siebten Lebensjahres und dem späteren Schuleintritt des Kindes hinzuzurechnen.“

XXXII. In Art. 8 Z 16 und Z 17 (§ 49 Abs. 1 und 2 LAG) wird jeweils die Wortfolge „in § 35 Abs. 1 und 1a und § 36 Abs. 1“ durch die Wortfolge „in § 35 Abs. 1, 1a und 8 und § 36 Abs. 1“ ersetzt.

XXXIII. Art. 8 Z 19 lautet:

„19. In § 53 Abs. 1 wird die Wortfolge „bis zum Ablauf des zweiten Lebensjahres des Kindes“ durch die Wortfolge „bis zu den in § 35 Abs. 1, 1a und 8 und § 36 Abs. 1 genannten Zeitpunkten“ ersetzt.“

XXXIV. Art. 8 Z 20 lautet:


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„20. Dem § 61 Abs. 1 wird folgender Satz angefügt:

„Im Fall der Z 2 hat die Arbeitgeberin bzw. der Arbeitgeber eine Ablehnung oder Aufschiebung der von der Arbeitnehmerin bzw. vom Arbeitnehmer gewünschten Herabsetzung der Normalarbeitszeit sachlich und schriftlich zu begründen.““

XXXV. In Art. 8 wird nach Z 22 folgende Z 22a eingefügt:

„22a. Dem § 64 Abs. 1 werden folgende Sätze angefügt:

„Bei Maßnahmen nach §§ 61 Abs. 1 Z 2, 62 und 63 hat die Arbeitgeberin bzw. der Arbeitgeber auf ein schriftliches Verlangen der Arbeitnehmerin bzw. des Arbeit­nehmers eine schriftliche Begründung der Kündigung auszustellen. Die Arbeitneh­merin bzw. der Arbeitnehmer muss die schriftliche Begründung bei sonstigem Ausschluss des Rechts auf Ausstellung binnen fünf Kalendertagen ab dem Zugang der Kündigung verlangen. Die Arbeitgeberin bzw. der Arbeitgeber muss die schriftliche Begründung binnen fünf Kalendertagen ab dem Zugang des Verlangens ausstellen. Der Umstand, dass eine schriftliche Begründung nicht übermittelt wurde, ist für die Rechtswirksamkeit der Beendigung ohne Belang.““

XXXVI. In Art. 8 Z 26 lautet § 135a Z 1:

              „1.        Vaterschaftsurlaub, Elternkarenz, Elternteilzeit sowie Änderung der Lage der Arbeitszeit nach Abschnitt 5;“

XXXVII. Art. 8 Z 27 lautet:

„27. Dem § 430 werden folgende Abs. 8 und 9 angefügt:

„(8) Das Inhaltsverzeichnis, § 28 Abs. 3 und 5, § 35 Abs. 1, 1a und 8, § 36 Abs. 1 und 2, § 37 Abs. 1, 3, 4 und 7, § 43 Abs. 1 und 1a, § 44 Abs. 1, § 45, § 48 Abs. 1, § 49 Abs. 1 und 2, § 50 Abs. 2, § 53 Abs. 1, § 61 Abs. 1, § 62 Abs. 2, § 63 Abs. 2, § 64 Abs. 1, § 66, § 67a samt Überschrift, § 133 und § 135a in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 treten mit 1. November 2023 in Kraft. § 35 Abs. 1, 1a und 8, § 36 Abs. 1 und 2, § 37 Abs. 1, 3, 4 und 7, § 43 Abs. 1 und 1a, § 49 Abs. 1 und 2, und §


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53 Abs. 1 sind auf Eltern (Adoptiv- oder Pflegeeltern) anzuwenden, deren Kinder ab diesem Tag geboren (adoptiert oder in unentgeltliche Pflege genommen) werden. § 44 Abs. 1, § 45, § 48 Abs. 1 und § 50 Abs. 2 sind auf Eltern (Adoptiv- oder Pflegeeltern) anzuwenden, die die Absicht der Elternteilzeit ab dem 1. November 2023 ihrer Arbeitgeberin bzw. ihrem Arbeitgeber bekannt geben.

(9) § 28 Abs. 6 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 tritt mit 1. November 2023 in Kraft und findet auf Arbeitsverhinderungen Anwendung, die ab diesem Inkrafttreten erfolgen.““

XXXVIII. In der Promulgationsklausel in Art. 6 wird die Wortfolge „BGBl. I Nr. XXX/2023“ durch die Wortfolge „BGBl. I Nr. 85/2023“ ersetzt und in der Promulgationsklausel in Art. 8 wird die Wortfolge „BGBl. I Nr. XXX/20XX“ durch die Wortfolge „BGBl. I Nr. 109/2023“ ersetzt.

XXXIX. In Art. 9 wird eine neue Z 1 eingefügt, die bisherige Z 1 erhält die Ziffernbezeichnung „1a.“.

XL. Art. 9 Z 1 lautet:

„1. In § 2 Abs. 1 Z 1 wird nach dem Wort „wird“ die Wortfolge „oder für dieses Kind nur deswegen kein Anspruch besteht, weil Anspruch auf eine gleichartige Leistung aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Union, des Europäischen Wirtschafts­raumes oder der Schweiz besteht und diese tatsächlich bezogen wird“ eingefügt.“

XLI. Art. 9 Z 1a lautet:

„1a. In § 2 Abs. 6 zweiter Satz wird die Zahl „10“ durch die Zahl „14“ ersetzt.“

XLII. Art. 9 Z 3 lautet:

„3. Dem § 2 wird folgender Abs. 9 angefügt:

„(9) Auf Leistungen nach diesem Bundesgesetz ist § 26 Abs. 3 der Bundesabgaben­ordnung, BGBl. Nr. 194/1961, für Personen mit Dienstort im Ausland, die im Auftrag


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einer Gebietskörperschaft tätig werden, sowie für deren Ehegatten und Kinder anwendbar.““

XLIII. Art. 9 Z 4 lautet:

„4. In § 5b fünfter Satz wird die Wortfolge „ab Ende des letzten Bezugsteiles“ durch die Wortfolge „ab dem letzten Tag der höchstmöglichen Anspruchsdauer für beide Elternteile“ ersetzt.“

XLIV. Art. 9 Z 8 lautet:

„8. Dem § 50 werden folgende Abs. 39 und 40 angefügt:

„(39) § 2 Abs. 1 Z 1 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/20xx tritt mit 1. Februar 2023 in Kraft.

(40) § 2 Abs. 6 und 9, § 5b, § 24c Abs. 2, § 24d Abs. 3 sowie § 31 Abs. 3a in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/20xx treten mit 1. November 2023 in Kraft und sind auf Geburten nach dem 31. Oktober 2023 anzuwenden.““

XLV. Art. 10 Z 6 lautet:

„6. Dem § 12 werden folgende Abs. 7 und 8 angefügt:

„(7) § 2 Abs. 3a und 3b, § 3 Abs. 3 sowie § 12 Abs. 5 in der Fassung des Bundesge­setzes BGBl. I Nr. xxx/20xx treten mit 1. November 2023 in Kraft und sind auf Geburten nach dem 31. Oktober 2023 anzuwenden.

(8) § 3 Abs. 1 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/20xx tritt mit dem der Kundmachung dieses Bundesgesetzes folgenden Tag in Kraft und ist auf Geburten nach dem 31. Juli 2023 anzuwenden.““

Begründung

Zu Art. 1 Z 2a, Art. 2 Z 2a und Art 8 Z 5a (§ 15 Abs. 3a MSchG, § 2 Abs. 5a VKG, § 35 Abs. 8 LAG)


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Nach der derzeitigen Rechtslage gibt es für Eltern, bei denen der andere Elternteil keinen Karenzanspruch hat (z.B. Selbständige, Arbeitslose oder Grenzgängerinnen, die im Ausland keinen Karenzanspruch haben), den zweiten Meldezeitpunkt der Karenz. Für diese Eltern ist eine Teilung der Karenz mangels Karenzanspruch des anderen Elternteils nicht möglich und somit besteht auch keine Verlängerung nach § 15a MSchG und § 3 VKG. Damit sich der Karenzanspruch von Eltern, die den zweiten Meldezeitpunkt in Anspruch nehmen, bei einer geteilten Betreuung auf das 24. Lebensmonat des Kindes ebenfalls verlängert, musste eine entsprechende Bestim­mung in § 15 MSchG und § 2 VKG aufgenommen werden. Meldet der unselbstständig erwerbstätige Elternteil seinen Karenzantritt frühestens zwei Monate nach dem Ende des absoluten Beschäftigungsverbots nach der Geburt (bzw. nach der Frist gem. § 2 Abs. 3 VKG), ist davon auszugehen, dass der andere Elternteil das Kind bis zum Karenzantritt betreut hat. Die Karenz verlängert sich daher für den unselbstständigen Elternteil bis zum 24. Lebensmonat.

Zu Art. 1 Z 4, 5, 8, 13 und 15, Art. 2 Z 4, 5, 12 und 14 und Art. 8 Z 7, 8, 11, 16, 17 und 19 (§ 15b Abs. 1 und 3, 15f Abs. 1, § 15m Abs. 1 und 2, § 15q Abs. 1 MSchG, § 4 Abs. 1 und 3, § 8e Abs. 1 und 2, § 9 Abs. 1 VKG, § 37 Abs. 1 und 3, § 43 Abs. 1, § 49 Abs. 1 und 2, § 53 Abs. 1 LAG)

Notwendige Zitatanpassungen aufgrund der neuen Bestimmungen zur maximalen Dauer der Elternkarenz.

Gem. § 15b Abs. 1 Z 2 MSchG, § 4 Abs. 1 Z 2 VKG und § 37 Abs. 1 Z 2 LAG muss auch bei Alleinerziehenden die Elternkarenz mit Ablauf des 21. Lebensmonats des Kindes enden, damit die Karenz aufgeschoben werden kann.

Zu Art. 1 Z 10, Art. 2 Z 9 und Art. 8 Z 13 (§ 15h Abs. 1 MSchG, § 8 Abs. 1 VKG und § 44 Abs. 1 LAG)

In Österreich beginnt die Schulpflicht mit dem auf die Vollendung des sechsten Lebensjahres folgenden 1. September. Für ein am 1. September geborenes Kind beginnt die Schulpflicht mit seinem 6. Geburtstag. Hat ein Kind am 2. September oder


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danach seinen 6. Geburtstag, ist es erst mit 1. September des Folgejahres schulpflichtig. Demnach könnten zwischen der Vollendung des 7. Lebensjahres und dem tatsächlichen Schulbeginn noch einige Tage liegen, für die der Anspruch auf Elternteilzeit ebenfalls (wie bisher) bestehen soll. Unter Schuleintritt ist auch der Eintritt in die Vorschulstufe zu verstehen.

Die Rahmenfrist des Anspruchs auf Elternteilzeit (Ablauf des achten Lebensjahres) war nicht um die Wortfolge „oder eines späteren Schuleintritts“ zu ergänzen, da ein schulpflichtiges Kind, das die Schulreife noch nicht erlangt hat, in die Vorschulstufe aufgenommen wird (und nicht mehr den Kindergarten besuchen darf).

Zu Art. 1 Z 11, Art. 2 Z 10 und Art. 8 Z 14 (§ 15i MSchG, § 8a VKG und § 45 LAG):

Bei der vereinbarten Elternteilzeit ist zwar ein Höchstalter des Kindes, jedoch kein Höchstausmaß vorgesehen. Der letzte Satz konnte daher entfallen. Weiters wird klargestellt, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die ihren Anspruch auf Elternteilzeit bis zum Höchstausmaß von sieben Jahren bereits ausgeschöpft haben, für das achte Lebensjahr nach den Bestimmungen nach § 15i MSchG, § 8a VKG und § 45 LAG Elternteilzeit vereinbaren können.

Zu Art. 1 Z 16 und Art. 2 Z 15 (§ 23 Abs. 3 MSchG und § 10 Abs. 6 VKG):

Es erfolgt jeweils eine Zitatanpassung aufgrund der Änderung des § 15b Abs. 4 MSchG bzw. § 4 Abs. 4 VKG.

Zu Art. 1 Z 17 und Art. 2 Z 16 (§ 23 Abs. 4a MSchG und § 10 Abs. 6a VKG):

Mit diesen Bestimmungen soll eine Anpassung des § 15b Abs. 7 MSchG bzw. des § 4 Abs. 6a VKG an die Kündigungsregelungen im Dienstrecht erfolgen.

Zu Art. 1 Z 18 und Art. 2 Z 17 (§ 23 Abs. 8 und 11 MSchG und § 10 Abs. 10 und 13 VKG):


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Diese Regelungen enthalten Adaptierungen aufgrund der Neuregelung der Teilzeitbeschäftigung. Die jeweiligen Voraussetzungen für eine Inanspruchnahme der Teilzeitbeschäftigung werden nicht geändert.

Zu Art. 1 Z 19 und Art. 2 Z 18 (§ 23 Abs. 8 Z 3 MSchG und § 10 Abs. 10 Z 3 VKG):

Diese Bestimmungen dienen der Umsetzung des Art. 9 Abs. 2 der Richtlinie, wonach die Ablehnung der Teilzeitbeschäftigung zu begründen ist.

Zu Art. 1 Z 20 und Art. 2 Z 19 (§ 23 Abs. 12 MSchG und § 10 Abs. 14 VKG):

Die Bezugnahme auf die von Abs. 6 bzw. Abs. 8 erfassten Bediensteten ist nicht mehr aufzunehmen, weil diese Regelungen die Teilzeitbeschäftigung von Lehrerinnen bzw. Lehrern mit bestimmten Leitungsfunktionen nicht mehr ausschließen.

Das bisherige Zitat des § 15n Abs. 2 letzter Satz kann entfallen, da in § 23 Abs. 18 MSchG eine eigene Sonderregelung zu § 15n Abs. 2 MSchG erfolgt. Gleiches gilt für das Zitat des § 8f Abs. 2 letzter Satz in § 10 Abs. 14 VKG, da mit § 10 Abs. 20 VKG eine eigene Sonderbestimmung geschaffen wird.

Zu Art. 1 Z 21 und Art. 2 Z 20 (§ 23 Abs. 16 MSchG und zu § 10 Abs. 17 VKG):

Das Zitat des § 15n Abs. 2 letzter Satz soll entfallen, da in § 23 Abs. 18 MSchG eine eigene Sonderregelung zu § 15n Abs. 2 MSchG erfolgt. Gleiches gilt für das Zitat des § 8f Abs. 2 letzter Satz in § 10 Abs. 17 VKG, da § 10 Abs. 20 VKG eine eigene Sonderbestimmung enthält.

Zu Art. 1 Z 22 und Art. 2 Z 21 (§ 23 Abs. 17 MSchG und § 10 Abs. 19 VKG):

Aufgrund der nunmehrigen Endzeitpunkte für die Karenz erfolgt jeweils eine Zitatanpassung.

Zu Art. 1 Z 23 und Art. 2 Z 22 (§ 23 Abs. 18 MSchG und § 10 Abs. 20 VKG):

Mit diesen Bestimmungen soll jeweils eine Anpassung des § 15n Abs. 2 MSchG bzw. des § 8f Abs. 2 VKG an die Kündigungsregelungen im Dienstrecht erfolgen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 402

Zu Art 1 Z 24, Art. 2 Z 23 und Art. 8 Z 27 (§ 40 Abs. 32 und 33 MSchG, § 14 Abs. 22 und 23 VKG, § 430 Abs. 8 LAG):

Es wird das Inkrafttreten angepasst.

Für die Anwendung der neuen Bestimmungen zur Elternteilzeit wird nicht auf den Geburtstermin, sondern auf die Absichtserklärung der Elternteilzeit abgestellt, um ein langes Nebeneinanderbestehen unterschiedlicher Elternteilzeitregelungen hintanzuhalten.

Zu Art. 4 Z 1 und 2, Art. 5 Z 1 und 2 und Art. 8 Z 27 und 28 (§ 9a und Art. X Abs. 2 Z 20 AngG, § 1154b Abs. 7 und § 1503 Abs. 22 ABGB, § 430 Abs. 8 und 9 LAG):

Es wird klargestellt, dass sich die Ablaufhemmung nach § 9a AngG und § 1154b Abs. 7 ABGB nur auf Dienstverhinderungen wegen Krankheit und Unfall eines nahen Angehörigen bezieht.

Die Ablaufhemmung gilt nur für solche Dienstverhinderungen, die sich nach dem 1. November 2023 ereignen. Dies wurde auch im LAG nachvollzogen.

Zu Art. 6 Z 1 und Art. 8 Z 20 (§ 14 Abs. 1 AVRAG und § 61 Abs. 1 LAG):

Die sachliche und schriftliche Begründung soll nur im Fall des § 14 Abs. 1 Z 2 AVRAG zum Tragen kommen, da Z 1 keine Umsetzungsmaßnahme der Work-Life-Balance-Richtlinie (2019/1158) darstellt.

Die Begründung hat schriftlich zu erfolgen. In der Begründung zu § 14 Abs. 1 AVRAG im Initiativantrag wird eine mündliche Begründung als ausreichend angesehen. Dabei handelt es sich allerdings um ein Redaktionsversehen, der Wortlaut schreibt eindeutig Schriftlichkeit vor (ebenso in der Begründung zu §§ 14c Abs. 2 und 14d AVRAG).

Dies wurde auch im LAG nachvollzogen.

Zu Art. 6 Z 5a und 7 und Art. 8 Z 22a und 27 (§ 15 Abs. 1 und § 19 Abs. 1 Z 56 AVRAG, § 64 Abs. 1 und § 430 Abs. 8 LAG):


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 403

Die neu geschaffene Ergänzung zu § 15 Abs. 1 AVRAG betreffend die Verpflichtung der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Kündigungen schriftlich zu begründen, wenn dies seitens der Arbeitnehmerin oder des Arbeitnehmers schriftlich verlangt wird, erfolgen in Umsetzung des Artikel 12 der Work-Life-Balance-Richtlinie.

Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können binnen fünf Kalendertagen ab Zugang einer seitens der Arbeitgeberin oder des Arbeitgebers erfolgten Beendigungserklärung (Kündigung) schriftlich eine Begründung der Beendigung des Arbeitsverhältnisses verlangen. Tun sie das nicht, erlischt ihr Recht auf die schriftliche Begründung. Entsprechend § 902 Abs. 1 ABGB wird der Tag der Kündigung bzw. der Tag des Zugangs des Verlangens für den Beginn der jeweiligen Frist nicht mitgezählt. Das Verlangen der Begründung muss der Arbeitgeberin bzw. dem Arbeitgeber spätestens am fünften Kalendertag zugegangen sein.

Für die schriftliche Begründung durch die Arbeitgeberin bzw. den Arbeitgeber sind die Fristen analog zu berechnen.

Zweck der Begründungspflicht ist es, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer abschätzen können, ob eine Klage Erfolg haben könnte.

Eine Klage wegen erfolgter Kündigung kann jedenfalls angestrebt werden, unabhängig davon, ob eine schriftliche Begründung verlangt wurde und welche Begründung die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber anführt. Daher wurde das wichtige Instrument der Klage vorangestellt und das Verlangen der schriftlichen Begründung der Kündigung erst danach normiert.

Dies wurde auch im LAG nachvollzogen.

Zu Art. 8 Z 26 (§ 135a Z 1 LAG):

Es wurde ein Redaktionsversehen in der Z 1 bereinigt.

Zu Art. 3 Z 5, Art. 6 Z 7, Art. 7 Z 3 und Art. 8 Z 27 (§ 19 Abs. 4 UrlG, § 19 Abs. 1 Z 56 AVRAG, § 63 Abs. 12 GlBG, § 430 LAG):


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 404

Anpassung des Inkrafttretens der arbeitsrechtlichen Bestimmungen.

Zu Art. 9 Z 1 (§ 2 Abs. 1 KBGG)

Aufgrund der Entscheidungen des OGH 10 ObS 133/22i und 10 ObS 12/23x ist in grenzüberschreitenden Fällen mit Ländern, die keine dem Kinderbetreuungsgeld vergleichbare Leistungen gewähren, die Verordnung (EG) Nr. 883/2004 nicht mehr anzuwenden. Dies führt zu dem Ergebnis, dass dadurch zahlreiche Familien keinen Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld mehr haben und möglicherweise auch ihr Krankenversicherungsschutz wegfällt.

Es ist daher erforderlich, die Bestimmungen im KBGG anzupassen, damit Grenz­gänger-Familien mit Wohnsitz in Österreich bei Erfüllung aller weiteren Anspruchs­voraussetzungen das Kinderbetreuungsgeld samt Krankenversicherungsschutz wieder gewährt werden kann.

Durch die Einfügung einer neuen Ziffer 1 verschiebt sich der Inhalt der bisherigen Z 1 zu Z 1a.

Zu Art. 9 Z 1a (§ 2 Abs. 6 KBGG)

Es wird eine fehlerhafte Formatierung korrigiert und gleichzeitig klargestellt, dass die Meldefrist für die Hauptwohnsitzmeldung des Kindes nunmehr 17 Tage ab Unterkunftnahme beträgt (14 Tage Frist aus dem KBGG und 3 Tage Frist aus dem MeldeG).

Zu Art. 9 Z 3 (§ 2 Abs. 9 KBGG)

Es wird ergänzend klargestellt, dass wie im Fall des § 53 Abs. 5 zweiter Satz FLAG (sh. NR: GP XXVI AB 290) durch die vorliegende Angleichung eine verfassungs- und europarechtskonforme Umschreibung des Kreises von Auslandsbeamten definiert wird: Anknüpfendes Kriterium ist das Vorliegen eines Auftrages einer Gebietskörper­schaft, d.h. eine Tätigkeit im Ausland im Auftrag und Interesse des Bundes, der Länder oder Gemeinden, um die Anwendung des § 26 Abs. 3 BAO zu bewirken. Das Differenzierungskriterium "im Auftrag einer Gebietskörperschaft" ist sachgerecht,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 405

weil dadurch zum Ausdruck gebracht wird, dass eine öffentliche Aufgabe verbunden mit öffentlichen Interessen wahrgenommen wird und daher der Auslandsaufenthalt selbst im öffentlichen Interesse liegt und sich daher von anderen Auslandstätigkeiten unterscheidet.

Zu Art. 9 Z 4 (§ 5b KBGG)

Es erfolgt eine Klarstellung, dass die Frist für die Antragstellung auf den Partner­schafts­bonus ab Ende der höchstmöglichen Anspruchsdauer für beide Elternteile zu laufen beginnt.

Zu Art. 9 Z 8 (§ 50 Abs. 39 und 40 KBGG)

Die Bestimmung bezüglich Grenzgänger-Familien tritt rückwirkend mit 1. Februar 2023 in Kraft, hinsichtlich der übrigen Bestimmungen erfolgt eine Anpassung der Inkrafttretensbestimmungen.

Zu Art. 10 Z 6 (§ 12 Abs. 7 und 8 FamzeitbG)

Es erfolgt eine sprachliche Korrektur. Die Erhöhung des Familienzeitbonus soll für Geburten ab 1. August 2023, die restlichen Bestimmungen sollen für Geburten ab 1. November 2023 anwendbar sein.

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Abänderungsantrag wurde in den Grundzügen erläutert, an die Abgeordneten verteilt und steht daher mit in Verhandlung.

Frau Abgeordnete Rosa Ecker, Sie gelangen zu Wort. – Bitte.


18.09.00

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Man kann es drehen, wie man will: Die schwarz-grüne Bundesregierung verkürzt heute die Bezugsdauer fürs Kinderbetreuungsgeld um zwei Monate und sie schadet damit den Familien. Die Umsetzung der Work-Life-Balance-Richtlinie


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der EU, wir haben es heute schon gehört, bringt Familien massive Verschlechte­rungen. Es wird noch komplizierter, es wird noch komplexer und es wird noch weniger flexibel. Die Richtlinie ist völlig überzogen und auch in sich widersprüch­lich. (Beifall bei der FPÖ.)

Diese Änderung führt auch zu Diskrepanzen arbeitsrechtlicher Art beim Kündigungsschutz. Wird ein zweites Kind geboren, schlägt die Wochengeldfalle wieder zu. Der Wahnsinn nimmt kein Ende; wir kennen das schon. Väter nützen Angebote wie den Papamonat, die Karenzzeit oder den Familienzeit­bonus aus finanziellen Gründen nicht, und das bestätigen Studien, auch solche, deren Verfasser der ÖVP sehr nahe sind.

Wäre die Regierung mit der Umsetzung dieser Richtlinie nicht schwerstens in Verzug, dann hätte die Ungewissheit für Frauen mit einer längeren Vorlaufzeit vermieden werden können. So ist es wirklich ein Schlag ins Gesicht für viele Mütter. Einzelunternehmer, Selbstständige, Landwirte tun sich noch schwerer. Schutzfristen gibt es nicht, egal ob der Partner Arbeitnehmer oder selbstständig ist. Die Regelungen für diese Bereiche bleiben unklar. (Abg. Disoski: Stimmt ja nicht! Abg. Neßler: Das stimmt nicht!)

Insgesamt bringt die Umsetzung dieser Richtlinie mit Sicherheit keine höhere Väterbeteiligung. Das geht aus den allermeisten Stellungnahmen auch ganz klar hervor.

Frau Minister, Sie reden davon, Mütter und Familien zu stärken, und belasten stattdessen die Väter. (Abg. Pfurtscheller: Sie belasten die Väter? Bitte dich! Die armen Väter!) Die Frau Minister redet vom Barcelonaziel, wir Freiheitliche reden davon, was Familien wirklich brauchen. Worauf Eltern allerdings wirklich warten, wäre die sofortige Umsetzung eines echten Kinderschutzpaketes (Beifall bei der FPÖ), damit der Schutz der Kinder in allen Einrichtungen und auch in allen anderen Betreuungsbereichen gewährleistet ist.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 407

Anstelle des von der ÖVP und den Grünen heute präsentierten Täterschutz­paketes stellen wir heute einen Antrag zu einem echten Opferschutzpaket. Ich stelle folgenden Entschließungsantrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kinderschutzpaket“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz, wird aufgefordert, dem Nationalrat einen Gesetzesentwurf, der folgende Punkte zum Inhalt hat:

1. Ein lebenslanges Tätigkeitsverbot für Täter überall dort, wo sie mit Minder­jährigen und allen anderen schutzbedürftigen Personengruppen zu tun haben könnten.

2. Die drastische Verschärfung der Mindest- und Höchststrafen bis hin zu lebenslanger Haft.

3. Einen lebenslangen Strafregistereintrag.

4. Einen kostenlosen Zugriff auf das eigene digitale Strafregister.

5. Ein Verbot öffentlicher Förderungen für Einrichtungen die verurteilte Kinderschänder beschäftigen.

6. Die Übernahme aller Therapie -und Verfahrenskosten der Opfer durch den Staat, der sich diese vom Täter wieder zurückholt.

7. Den Ausbau der Volksanwaltschaft zur zentralen Anlaufstelle für Kindes­missbrauchsopfer.

8. Die Ausdehnung der zivilrechtlichen Verjährung auf über 30 Jahre hinaus.


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9. Den Ausbau aller Kapazitäten im Kampf gegen Kindesmissbrauch.

10. Ein Verbot von Kindersexpuppen und sogenannten ‚Pädophilen-Handbüchern‘.

11. Den Ausbau der psychologische Verfahrenshilfe für Opfer während des Verfahrens.

12. Den Abbau von Hürden beim Zugang zu ‚Triebhemmern‘.

zuzuleiten.“

*****

Das, was heute vorgelegt wurde, bleibt, was es ist: ein Täterschutzpaket. Den Tätern wird mitgegeben: Du kannst dir grausame, widerwärtige und sogar brutale Abbildungen ansehen, sie herstellen, verbreiten und so weiter, wenn es weniger als 30 sind. Du kannst das immer wieder produzieren und verbreiten und anders verwenden, aber bleib bloß immer unter 30 Stück. – ÖVP und Grüne, was ihr da heute vorgelegt habt, ist ein Gesetzestext mit Umgehungsanleitung. (Beifall bei der FPÖ.)

18.13

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Dr. Susanne Fürst, Rosa Ecker, MBA

und weiterer Abgeordneter

betreffend Kinderschutzpaket.

eingebracht im Zuge Debatte über den TOP 17: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3478/A der Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz 1979, das Väter-Karenzgesetz, das Urlaubsgesetz, das


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Angestelltengesetz, das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch, das Arbeitsvertrags­rechts-Anpassungsgesetz, das Gleichbehandlungsgesetz, das Landarbeitsgesetz 2021, das Kinderbetreuungsgeldgesetz sowie das Familienzeitbonusgesetz geändert werden (2181 d.B.) herstellen, am 20.September 2023, in der 230. Sitzung des Nationalrates.

Der § 138 ABGB definiert das Kindeswohl in Österreich umfassend:

Kindeswohl

§ 138. In allen das minderjährige Kind betreffenden Angelegenheiten, insbesondere der Obsorge und der persönlichen Kontakte, ist das Wohl des Kindes (Kindeswohl) als leitender Gesichtspunkt zu berücksichtigen und bestmöglich zu gewährleisten. Wich­tige Kriterien bei der Beurteilung des Kindeswohls sind insbesondere

              1.         eine angemessene Versorgung, insbesondere mit Nahrung, medizinischer und sanitärer Betreuung und Wohnraum, sowie eine sorgfältige Erziehung des Kindes;

              2.         die Fürsorge, Geborgenheit und der Schutz der körperlichen und seelischen Integrität des Kindes;      

              3.         die Wertschätzung und Akzeptanz des Kindes durch die Eltern;

              4.         die Förderung der Anlagen, Fähigkeiten, Neigungen und Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes;

              5.         die Berücksichtigung der Meinung des Kindes in Abhängigkeit von dessen Verständnis und der Fähigkeit zur Meinungsbildung;

              6.          die Vermeidung der Beeinträchtigung, die das Kind durch die Um- und Durchsetzung einer Maßnahme gegen seinen Willen erleiden könnte;

              7.         die Vermeidung der Gefahr für das Kind, Übergriffe oder Gewalt selbst zu erleiden oder an wichtigen Bezugspersonen mitzuerleben;


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              8.         die Vermeidung der Gefahr für das Kind, rechtswidrig verbracht oder zurückgehalten zu werden oder sonst zu Schaden zu kommen;

              9.         verlässliche Kontakte des Kindes zu beiden Elternteilen und wichtigen Bezugspersonen sowie sichere Bindungen des Kindes zu diesen Personen;

              10.       die Vermeidung von Loyalitätskonflikten und Schuldgefühlen des Kindes;

              11.       die Wahrung der Rechte, Ansprüche und Interessen des Kindes sowie

              12.       die Lebensverhältnisse des Kindes, seiner Eltern und seiner sonstigen Umgebung.

Das Kindeswohl sollen unter anderem auch durch das Mutterschutzgesetz, das Väterkarenzgesetz und das Kinderbetreuungsgeldgesetz- in sozialer Hinsicht dienen und dieses bei der Betreuung und der finanziellen Absicherung unterstützt werden.

Der § 138 Z 6 bis 8 regelt den Kindeswohlschutz, indem er unter anderem die Vermeidung der Beeinträchtigung, die das Kind durch die Um- und Durchsetzung einer Maßnahme gegen seinen Willen erleiden könnte;

-            die Vermeidung der Gefahr für das Kind, Übergriffe oder Gewalt selbst zu erleiden oder an wichtigen Bezugspersonen mitzuerleben;

-            die Vermeidung der Gefahr für das Kind, rechtswidrig verbracht oder zurückgehalten zu werden oder sonst zu Schaden zu kommen

 definiert.

Sexueller Missbrauch ist Mord an Kinderseelen. Jemand, der Zehntausende Akten von Kindesmissbrauch angehäuft hat, kommt mit einer Bewährungsstrafe davon und kann aus dem Gerichtssaal direkt nach Hause gehen - oder auf die Malediven fliegen. Die Opfer und ihre aus dem unermesslichen Leid resultierenden Bedürfnisse müssen im Mittelpunkt stehen.


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Die Täter müssen die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen! Das Recht muss auf der Seite der Opfer stehen und nicht auf der Seite der Täter. Das wäre normal.

Aber heute schützen Gesetze und Rechtsprechung mehr die Täter als die Opfer. Es hat nicht die Therapie des Täters im Vordergrund zu stehen, sondern der Schutz der Gesellschaft vor dem Täter.

Bilder oder Videos von sexuell missbrauchten Kindern sind Abbildungen von schweren Verbrechen und nichts anderes. Kindesmissbrauch und Kinderpornographie gehen Hand in Hand. Täter sind nicht nur diejenigen, die diese abscheulichen Verbrechen begehen, abbilden und kaltblütig verbreiten. Täter sind auch all jene, die sich an diesen abscheulichen Gräueltaten ergötzen und daraus sexuelle Befriedigung ziehen. Diese pädophilen Täter müssen zum Schutz unserer Kinder die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Denn würde niemand nach kinderpornographischen Inhalten suchen, würde sie auch niemand produzieren und vielen Kindern bliebe unermessliches Leid erspart.

Nichts sagt mehr über ein politisches System aus, als wie es mit dem Schutz unserer Kinder umgeht.

Der Fall Teichtmeister hat einmal mehr gezeigt: Das österreichische Strafrecht ist in seiner Wertung revisionsbedürftig.

Die Diskrepanz zwischen dem Strafrahmen bei Wirtschaftsdelikten und Delikten gegen die sexuelle Integrität sowie die Höhe der Strafen bei Verurteilungen ist unverhältnismäßig.

Ein Täter, der über 70.000 Dateien, die Kindesmissbrauch darstellen, gespeichert hat, diese Kinderbilder auch noch mit gewaltverherrlichenden Texten versehen hat, bekommt 2 Jahre auf Bewährung, aber ein Hochstapler, der Frauen um über 600.000 Euro betrogen hat, bekommt 5 Jahre unbedingt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 412

Das eine bedeutet einen körperlichen Schaden, der vielleicht heilen kann, und ein seelischer Schaden, der wahrscheinlich nie mehr heilen wird, und das andere ist ein wirtschaftlicher Schaden, der möglicherweise gut gemacht werden kann.

Es ist nicht einzusehen, warum ein Pädophiler mit einer so milden Strafe davon­kommen soll. Das Strafmaß muss daher so erhöht werden, dass potenzielle Täter fürchten müssen, für lange Zeit weggesperrt zu werden, und dass Verurteilte für längere Zeit von der Gesellschaft ferngehalten werden.

Nach wie vor ist es möglich, dass ein einschlägig vorbestrafter Täter in Bereichen arbeitet, in denen er seine Triebe ausleben kann.

Und noch immer ist der Kauf von Kindersexpuppen und das Herunter- und Hochladen sowie die Verbreitung von Pädophilenhandbüchern in Österreich straffrei.

Die Opfer solcher Taten werden oft mit ihren Problemen allein gelassen: Therapien sind teuer und werden nicht übernommen. Familien können die Kosten oft nicht aufbringen und werden so der Möglichkeit beraubt, ihren Kindern die Hilfe zu geben, die sie brauchen, um vielleicht einmal ein normales Leben führen zu können.

Es kann auch nicht sein, dass Schadenersatzansprüche nach 30 Jahren verjähren. Oft ist es so - siehe die Heimopfer in Wien - dass die Opfer sich erst als Erwachsene mit diesem seelischen und psychischen Schmerz auseinandersetzen können.

Es muss wieder das Opfer in den Mittelpunkt gestellt werden und nicht der Täter, denn das wünschen sich nicht nur die Opfer, sondern auch die Österreicher, denn sie wollen wieder das Gefühl haben, dass sie vom Staat mehr Sicherheit bekommen als jene, die den Schwächsten der Gesellschaft Schmerz und Leid zufügen.

Vor diesem Hintergrund stellen die unterfertigenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz, wird aufgefordert, dem Nationalrat einen Gesetzesentwurf, der folgende Punkte zum Inhalt hat:

1. Ein lebenslanges Tätigkeitsverbot für Täter überall dort, wo sie mit Minderjährigen und allen anderen schutzbedürftigen Personengruppen zu tun haben könnten.

2. Die drastische Verschärfung der Mindest- und Höchststrafen bis hin zu lebens­langer Haft.

3. Einen lebenslangen Strafregistereintrag.

4. Einen kostenlosen Zugriff auf das eigene digitale Strafregister.

5. Ein Verbot öffentlicher Förderungen für Einrichtungen die verurteilte Kinderschänder beschäftigen.

6. Die Übernahme aller Therapie -und Verfahrenskosten der Opfer durch den Staat, der sich diese vom Täter wieder zurückholt.

7. Den Ausbau der Volksanwaltschaft zur zentralen Anlaufstelle für Kindesmiss­brauchsopfer.

8. Die Ausdehnung der zivilrechtlichen Verjährung auf über 30 Jahre hinaus.

9. Den Ausbau aller Kapazitäten im Kampf gegen Kindesmissbrauch.

10. Ein Verbot von Kindersexpuppen und sogenannten „Pädophilen-Handbüchern“.

11. Den Ausbau der psychologische Verfahrenshilfe für Opfer während des Verfahrens.

12. Den Abbau von Hürden beim Zugang zu „Triebhemmern“.

zuzuleiten.“

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Präsidentin Doris Bures: Frau Abgeordnete Rosa Ecker, ich muss jetzt noch ganz kurz Rücksprache halten. Der Entschließungsantrag, den Sie jetzt gerade eingebracht haben, der an sich ausreichend unterstützt ist, ist sehr weit von unserem Tagesordnungspunkt entfernt. Es war jetzt keine einzige Ihrer Forderungen im Zusammenhang mit dem Verhandlungsgegenstand. Ich weiß, dass Sie in dem allgemeinen Text zwar Bezug auf das Mutterschutzgesetz nehmen, ich würde jetzt nur ganz kurz die Parlamentsdirektion um Klärung ersuchen. (Präsidentin Bures berät sich kurz mit den Beamten am Präsidium.)

Also, Frau Abgeordnete Ecker, da es schon des Öfteren eine so weite Auslegung gegeben hat, würde ich vorschlagen, dass wir den Antrag jetzt in Verhandlung nehmen. Ich ersuche aber auch darum, dass wir in der nächsten Präsidialkon­fe­renz noch einmal ein Gespräch mit allen Klubs darüber führen, dass es einen inhalt­lichen Zusammenhang geben muss und die Gesetzesmaterie nicht nur einmal in der Begründung erwähnt wird. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Holzleitner.)

Der Entschließungsantrag steht jetzt aber mit in Verhandlung und wird dann zur Abstimmung gebracht.

Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Meri Disoski. – Bitte.


18.14.40

Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher, insbesondere hier auf der Galerie! Ich darf einen persönlichen Gast begrüßen: Schön, dass du da bist, lieber Leon. Ich darf nach diesen sehr skurrilen Ausführungen der Herdprämienpartei, die sehr klar dargelegt hat, dass sie die faire Verteilung von Sorgearbeit als Belastung für Väter ansieht, jetzt in meiner Rede die Gelegenheit nutzen, darzulegen, dass diese Bundesregierung ein ganz anderes Bild davon hat.


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Ich beginne am Anfang, bei der Aktuellen Stunde. Kollegin Graf hat es vorhin auch schon erwähnt: Wir haben in der Aktuellen Stunde über den dringend notwendigen Ausbau von Kinderbetreuung gesprochen, über die zusätzlichen 4,5 Milliarden Euro, die wir bundesseitig bis zum Jahr 2030 dafür zur Verfügung stellen werden. Damit kommen wir bei der Kinderbetreuung endlich einen großen, einen wichtigen Schritt weiter. Dieser Schritt ist auf unserem Weg zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch längst überfällig (Beifall bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller) – längst überfällig, es darf ruhig applaudiert werden.

Warum erst jetzt?, hat Kollegin Wimmer von der SPÖ in ihrer Rede heute Vormittag gefragt. Warum passiert das erst jetzt? – Ja, Frau Kollegin, ganz einfach deshalb, weil die Regierungen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten diese für Familien, für Kinder und für Frauen so zentralen Themen einfach verschlafen haben (Abg. Heinisch-Hosek: Unwahr!) und dazu wenig weitergebracht haben. Darum machen wir es jetzt. (Abg. Heinisch-Hosek: Das ist unwahr!) – Das ist nicht unwahr, das ist so. Deswegen machen wir das jetzt, weil es in der Vergangenheit nicht gemacht worden ist. (Abg. Holzleitner: Nein, weil es eine EU-Richtlinie gibt!) Wie in vielen anderen Bereichen tun wir Dinge, die halt in der Vergangenheit nicht gemacht worden sind. Wir machen das.

Was machen wir noch? – Wir setzen die EU-Vereinbarkeitsrichtlinie um. Wir fördern damit eine fairere Verteilung von Erziehungs- und von Sorgearbeit und wir stärken die Rechte von Eltern und von pflegenden Angehörigen am Arbeitsplatz. Darauf wird für unsere Fraktion später noch Kollegin Ribo genauer eingehen.

Was heißt das aber jetzt konkret? – Wir wissen nach wie vor, dass die Kinder­be­treuung in den allermeisten Fällen nach wie vor bei den Frauen liegt. Wir alle kennen auch die Konsequenzen, die daraus resultieren: Teilzeitarbeit bedeutet weniger Gehalt, und das führt die meisten Frauen oder viele Frauen oft auch direkt in die Altersarmut. Das müssen wir endlich ändern. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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Nein, Kollegin Ecker, das ändern wir nicht mit rückschrittlichen Herdprämien, wie sie in den Bundesländern mit blauer Regierungsbeteiligung gerade umgesetzt werden oder schon umgesetzt worden sind, wir ändern das, indem wir die Rahmenbedingungen schaffen, damit sich Männer möglichst früh und möglichst gerecht an der Kindererziehung beteiligen. Das machen wir einerseits mit der Änderung des Karenzgesetzes. (Abg. Kickl: Wir sind ja schon froh, dass es noch Männer gibt!) Kollegin Graf hat es vorhin schon ausgeführt und erklärt. (Abg. Belakowitsch: Wir werden es wieder ändern!)

Wenn Paare in Zukunft zwei Jahre in Karenz gehen möchten, gilt das 22-plus-zwei-Modell. Das heißt, mindestens zwei Monate müssen von jenem Elternteil übernommen werden, der nicht den Hauptteil dieser Karenz über­nimmt. In den allermeisten Fällen werden das also die Männer sein. Entgegen der Behauptung von Kollegin Ecker – ich darf auch das richtigstellen – sind von dieser Regelung Alleinerziehende und Partner:innen von Selbst­ständigen ausgenommen. (Ruf: Das ist gar keine Regelung ...!) Das will ich auch ganz klar festhalten, weil das hier falsch dargestellt worden ist.

So garantieren wir, dass nach skandinavischem Vorbild künftig auch Männer zumindest einen Teil der Sorgearbeit, dieser Betreuungsarbeit im frühkindlichen Bereich übernehmen (Abg. Heinisch-Hosek: Nicht garantiert!) und sich nicht vor der Verantwortung drücken können. Außerdem, das wird Kollegin Neßler noch ausführen, verdoppeln wir den Familienzeitbonus auf 1 480 Euro und wir weiten die Elternteilzeit bis zum achten Lebensjahr des Kindes aus. Wir stärken auch den Diskriminierungsschutz für alle, die Elternteilzeit oder einen Papamonat oder eine Pflegefreistellung in Anspruch nehmen.

All das sind wichtige Verbesserungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die von der Gleichbehandlungsanwaltschaft, von den Frauen- und Mädchen­beratungsstellen und in Teilen auch vom ÖGB und von der AK ausdrücklich begrüßt werden.


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Überraschend hingegen kommt die Kritik zum neuen Karenzmodell. Sie erinnern sich: 22 plus zwei; zwei Monate müssen künftig von jenem Elternteil genommen werden, der nicht die Hauptarbeit in der Betreuung leistet. Das entspricht den Vorgaben der EU, das entspricht aber vor allem auch den Bestimmungen in Ländern wie Schweden oder Island, die bei der Verteilung von Sorgearbeit tatsächlich auch als große Vorbilder in Europa gelten, auch in den Reihen der Sozialdemokratie.

Ich sage Ihnen etwas, ich habe das nachgeschaut: Als Island und Schweden ihre jeweiligen Karenzgesetze geändert und eine verpflichtende Väterbeteiligung eingeführt haben, wurde dagegen protestiert. Heute gelten beide Länder als Vorzeigeländer für eine partnerschaftlich faire Verteilung von Sorgearbeit. (Beifall bei den Grünen.)

Mit dieser großen Offensive in der Kinderbetreuung und mit der Umsetzung der EU-Vereinbarkeitsrichtlinie hat sich die Bundesregierung dazu entschieden, auch diesen Vorzeigeweg in Österreich zu gehen. Ob Sie, Kolleginnen und Kollegen von den Oppositionsparteien, diesen Weg gemeinsam mit uns gehen oder ob Sie lieber stehen bleiben und weiter fordern (Abg. Holzleitner: Es ist notwendig, weil es eine Richtlinie ist! ... weil es eine EU-Richtlinie ist!), das ist Ihre Entscheidung. (Beifall bei den Grünen. Abg. Holzleitner: Ein Jahr zu spät! Abg. Belakowitsch: Eine Verschlechterung für ... Familien!)

18.19


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek zu Wort. – Bitte.


18.19.41

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Hohes Parlament! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! So viele unwahre Behauptungen in 3 Minuten hier vom Redner:innenpult zu sagen – das ist sagenhaft! (Abg. Wurm: Das schaffen die Grünen öfters!) Es wird meine Zeit gar nicht reichen, das richtigzustellen.


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Seit Barbara Prammer mit der Kindergartenmilliarde hat sich die Sozialdemo­kratie – damals in großer Koalition – bemüht, Kinderbetreuungsplätze zu schaffen. Ich habe in meiner Zeit als Ministerin dreimal 15 Millionen Euro aufstellen können. Sie behaupten, frühere Regierungen hätten nichts zusammengebracht. – Das ist einfach unwahr! Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Disoski: Nein! ...!)

Zum Zweiten: Väter müssen diese zwei Monate nicht verpflichtend nehmen, wie Sie immer behaupten. Die sogenannte Wahlfreiheit ist in Wahrheit eine Sackgasse, weil nämlich den Frauen zwei Monate Arbeitsschutz weggenommen werden, und wenn Väter nicht gehen, dann gehen sie eben nicht. (Abg. Disoski: Das stimmt nicht!) Eine Verpflichtung wie in Island oder Schweden steht nicht im Gesetz, auch nicht im Abänderungsantrag, den Sie ganz kurzfristig eingebracht haben.

Weiters ist zu sagen, die ÖVP tut sich ja seit Jahrzehnten schon so schwer mit dem Thema Vereinbarkeit, weil das Familienbild der ÖVP immer noch in der Vergangenheit feststeckt – in Zeiten, in denen Familie halt anders, bunter und vielfältiger gelebt wird. (Abg. Michael Hammer: Bei uns gibt es halt noch eine Familie! Ja, wir haben noch einen Familienbegriff! Das habt ihr gar nicht! Bei uns gibt es noch echte Familien!) – Nehmen Sie das zur Kenntnis, Herr Kollege Hammer. Sie schreien immer nur heraus und haben ehrlich gestanden keine Ahnung. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kollross: Immer nur herausquargeln!)

Sie von der ÖVP tun sich so schwer, und Sie von den Grünen machen die Mauer. Ich verstehe das überhaupt nicht. Das ist eine Richtlinie, die schon vor einem Jahr umgesetzt gehört hätte, und jetzt endlich reagieren Sie. Sie sind seit vier Jahren in dieser Regierung. Wieso haben Sie bisher nichts für Kinderbetreuung und Vereinbarkeit getan? Wieso haben Sie nicht dafür gekämpft, dass mehr Millionen Euro für Vereinbarkeit fließen können? Jetzt reden Sie sich auf den Finanzausgleich aus. Sie hätten eigentlich ein Sonderbudget beschließen können, da wären wir dabei gewesen. (Beifall bei der SPÖ.)


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Es ist unvorstellbar, dass Sie auch 40 Stellungnahmen quasi ignoriert haben. (Abg. Disoski: Das stimmt ja nicht!) Da war die Landarbeiterkammer dabei, da war die GÖD dabei, die große Bedenken gehabt haben, ob es durch diese Gesetzesänderungen, die wir hier, die Sie hier heute beschließen – ich korrigiere mich; wir sind nämlich nicht dabei –, für Mütter, für Frauen besser wird und ob Väter wirklich diese zwei Monate nehmen.

Die Unternehmerin Tanja Graf, Kollegin Graf stellt sich hier vollmundig heraus, ich frage Sie: Machen Sie es in Ihrem Unternehmen? – Ich hoffe, dass Sie die Männer ermutigen und ermuntern, diese zwei Monate zu nehmen. Ich werde Sie wieder fragen, wie viele das getan haben. Darauf bin ich nämlich schon neugierig. (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, am Vormittag haben wir von Wahlfreiheit ganz viel gehört. Frauen haben diese Wahlfreiheit aber nicht, weil sie nicht die Freiheit haben, wirklich zu entscheiden, wann sie wieder arbeiten gehen können. Es ist nicht egal, wo in diesem Land jemand lebt, es ist nicht egal, welche Arbeitsplätze wo vorhanden sind, und es ist nicht egal, wie die Kinderbildungs- und Kinderbetreuungssituation ist.

Mit diesem Novellchen, das Sie machen müssen, weil die EU uns das vorgibt, werden Sie das nicht erreichen, und deswegen sind wir nicht dafür, dass man so etwas mitbeschließt. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der FPÖ.)

18.23


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Michael Bernhard. – Bitte.


18.23.15

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Frau Kollegin Graf hat ja zuvor die Opposition bezichtigt, dass man geschlossen einfach dagegen sei. Sie hat anscheinend vergessen, dass wir als NEOS im Ausschuss zugestimmt haben. (Abg. Kickl: Das habt ihr davon!) Dennoch ist das, was vorliegt, tatsächlich ein


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Minimum, da hat Frau Kollegin Heinisch-Hosek schon recht. Vonseiten der Europäischen Union kam die klare Vorgabe, dass es zumindest zwei Monate sein müssen, die beim Vater, beim Mann oder beim zweiten Elternteil liegen. Frau Bundesministerin Raab hat über einen sehr langen Zeitraum einfach gar nichts zusammengebracht. Wir haben im Familienausschuss sehr regelmäßig darüber diskutiert. Da hat man am Anfang die Sichtweise gehabt, man muss gar nichts ändern, bis man mit einem Jahr Verzögerung tatsächlich darauf gekom­men ist, man muss doch einen Schritt gehen.

Neben mehr Gleichstellung von Müttern und Vätern oder den beiden Elternteilen muss man aber ein zweites Thema ins Zentrum rücken. Wir haben sehr wenig davon, wenn sich die beiden Eltern einfach die Aufgabe, das Kind zu betreuen, mehr teilen, was wichtig ist, keine Frage, aber wir müssen auch viel mehr darüber reden, wie wir zu mehr Kinderbetreuungseinrichtungen kommen, die den Eltern diese Betreuung abnehmen können, damit beide Elternteile wieder in die Erwerbstätigkeit zurückkehren können. Da haben wir ein Riesen­defizit. Nur weil Sie jetzt diese zwei Monate hier vorlegen, heißt das nicht, dass irgendetwas in unserem Land besser geworden ist.

Ich möchte nur ein paar Zahlen in den Raum werfen. Wenn man sich auf der einen Seite anschaut, wie viele Kinderbetreuungsplätze in Wien mit einer Vollzeittätigkeit kompatibel sind: Das sind 90 Prozent. Wenn man aber nach Niederösterreich oder Oberösterreich schaut, wo bekanntermaßen seit Jahrzehnten die ÖVP regiert: Dort sind es knapp 25 Prozent. 75 Prozent der Familien haben in diesen Bundesländern keine Wahlfreiheit, weil die Kinderbetreuungseinrichtungen nicht ausreichend vorhanden sind. Am Land sind sie meistens am Nachmittag geschlossen, es gibt zu viele Schließwochen – oder es gibt für unter Dreijährige gar keine Betreuung.

Wenn Sie jetzt hergehen und nur über die Betreuung durch die Elternteile reden, dann ignorieren Sie das vollkommen. Diese 4,5 Milliarden Euro, die bis 2030 angekündigt worden sind, hat die Sozialpartnerschaft schon vor zehn Jahren bis 2020 gefordert. Das heißt, man muss die Kirche im Dorf lassen und sagen, das,


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was jetzt versprochen wird, hätte vor vielen Jahren schon erledigt werden müssen. Da sind die ÖVP und auch die Grünen bisher säumig geblieben. (Zwischenruf der Abg. Neßler.)

Zentrales Element – und darauf möchte ich schon auch noch einmal einen Blick werfen, weil es ja vorhin diskutiert worden ist – ist die Frage, was Wahlfreiheit bedeutet. Die Freiheitlichen stimmen nicht mit, wenn man darüber redet, dass Mütter und Väter, Eltern gemeinsam, gleichberechtigt die Kinder großziehen können sollen.

Es ist tatsächlich so, dass man sich anschauen muss: Was braucht man, um vorausplanen zu können? – Aus unserer Sicht ist ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag ganz wesentlich. Das bedeutet nicht, dass man irgendjemandem vorschreibt, wie man seine Familie organisieren soll, sondern es bedeutet nur, dass man, wenn man sich dafür entscheidet, weiß, worauf man sich verlassen kann. Für uns NEOS ist das ein ganz zentrales Element. Wenn wir hergehen und sagen, Familien brauchen mehr Wahlfreiheit, dann bedeutet das, dass Mütter und Väter, dass beide Elternteile gemeinsam Verantwortung übernehmen können, dass aber auch die Kinderbetreuung gesichert ist.

Es geht am Ende des Tages um genau zwei Dinge, die für uns wichtig sind: Wir wollen für Familien den Spielraum schaffen, dass sie sich selbst gut organisieren können, dass sie selbst Familie und Karriere, was auch immer sie gerne wollen, gut vereinen können, und wir wollen Entlastung auf allen Ebenen schaffen. Genau diese Punkte – das muss man ganz ehrlich sagen; egal, was hier vorliegt – wurden über Jahrzehnte von der ÖVP blockiert und verhindert. Jetzt muss man einmal zeigen, dass man mehr liefert, als EU-Mindestvorgaben zu erfüllen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

18.27


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Peter Schmiedlechner. – Bitte.



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18.27.28

Abgeordneter Peter Schmiedlechner (FPÖ): Frau Präsident! Frau Staatssekretär! Sehr geehrte Zuseher und Zuseherinnen! Alle paar Jahre geht man es wieder an und ändert das Mutterschutzgesetz oder das Väter-Karenzgesetz und macht dabei Neuerungen, ohne auf die wirklichen Bedürfnisse der Familien einzugehen, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, was die Familien, was die Mütter und Väter wirklich wollen, ohne wirklich auf deren Wünsche einzugehen.

Es ist aber auch kein Wunder, dass das so passiert. Im Gegensatz zur ÖVP und zu den Grünen wollen wir als Freiheitliche nicht das umsetzen, was die EU uns vorschreibt, oder das, was die Wirtschaft sich wünscht, sondern das, was die Familien wollen und was die Mütter und Väter brauchen. (Beifall bei der FPÖ.)

Es wundert mich aber bei der ganzen Thematik und bei der ganzen Debatte nicht. Es ist ja immer sehr seltsam, dass dort Gesetze, die sehr realitätsfremd sind, beschlossen werden. Das hat vielleicht auch ein bisschen etwas damit zu tun, dass vielen oft die Kompetenz oder die Betroffenheit abgeht und sie über Sachen reden, mit denen sie in Wirklichkeit selbst vielleicht gar keine Erfah­­rung haben. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Jetzt fängst du schon wieder damit an! – Ruf bei den Grünen: Schon wieder?)

Wir diskutieren hier, dass das Karenzgesetz geändert wird. Man nimmt den Müttern zwei Monate Karenzzeit weg und verpflichtet gleichzeitig die Väter dazu, dass sie zwei Monate Karenzzeit nehmen. Das ist weder Wahlfreiheit noch Autonomie noch Unterstützung der Familien. Unseres Erachtens ist es auch sehr seltsam, denn ein Selbstständiger, der Einzelunternehmer ist, muss dann praktisch seine Erwerbstätigkeit einstellen, und das muss sich jemand in Zeiten wie diesen erst einmal leisten können. Ich denke, da ist man sehr weit weg von der Realität. (Beifall bei der FPÖ.)

Auch für die Bäuerinnen und Bauern ist es ein sehr unpraktikables Gesetz. Wir haben mit Pflanzen, Lebewesen, Tieren zu tun, und wenn man Karenzgeld


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beantragen und die 24 Monate ausschöpfen will, muss man einen Betriebs­führerwechsel machen. Das bedeutet automatisch wieder Bürokratie, Aufwand und Laufereien, die meines Erachtens unnötig sind. Da sollte man endlich ansetzen, indem man für die Menschen und nicht für die Wirtschaft oder für die EU Gesetze macht. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

18.30


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Norbert Sieber. – Bitte. (Abg. Lausch: Gute Rede, wirklich!)


18.31.02

Abgeordneter Norbert Sieber (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Staats­sekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Mit der heutigen Gesetzesvorlage setzen wir eine europäische Richtlinie, die sogenannte Work-Life-Balance-Richtlinie oder besser gesagt die Vereinbarkeitsrichtlinie, um. (Abg. Wurm: ... ein Wahnsinn! – Abg. Belakowitsch: Work-Life-Balance? Da musst ja selber lachen, bitte! Work-Life-Balance für die Kinder ...!?)

Diese Richtlinie verlangt, dass in allen Kinderbetreuungsmodellen zwei Monate (Abg. Wurm: ... die Work-Life-Balance ...!) verpflichtend von einem der Partner konsumiert werden müssen. Diese Vorgabe erfüllen wir in fast allen unseren Betreuungsmodellen – und Sie wissen, meine Damen und Herren, dass es ein sehr vielfältiges, maßgeschneidertes Angebot für Österreichs Familien gibt.

Nur beim Modell mit 24 Monaten haben wir dieses Kriterium nicht erreicht. Die Aufgabe war also, auch da die europäische Richtlinie zu erfüllen. Folgende Lösung wird also heute hier beschlossen: Die 24 Monate bleiben aufrecht, es müssen aber zwei Monate davon verpflichtend von einem der Partner konsumiert werden. Es wird also nicht verkürzt. (Abg. Belakowitsch: Na, na!) Der Partner, der die 22 Monate konsumiert – in den meisten Fällen, meine Damen und Herren, ist das die Mutter des Kindes –, erleidet keine finanziellen Einbußen. Der gesamte Betrag, der bisher in den 24 Monaten – überwiegend für


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Frauen – zur Verfügung stand, wird in Zukunft binnen 22 Monaten konsumiert werden können. Es kann also in keinster Weise von einer finanziellen Verschlechterung gesprochen werden, ganz im Gegenteil. (Abg. Belakowitsch: ... kostet ja auch was!)

Wir haben den Familienzeitbonus, der bisher zur Verfügung stand – das waren 740 Euro pro Monat – verdoppelt, meine Damen und Herren! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Das heißt, dass der Elternteil, der künftig die beiden Monate konsumieren wird, für zwei Monate beinahe 3 000 Euro erhält. Die finanzielle Zuwendung, die das Paar bisher bekommen hat, wird mit dem neuen Modell 2 220 Euro mehr betragen. Das bedeutet, dass das Modell eine deutliche finanzielle Verbesserung mit sich bringt.

Auch dem ständigen Ruf vieler Parteien nach mehr Väterbeteiligung – und wir teilen ja dieses Ansinnen (Abg. Heinisch-Hosek: Ja, aber wenn sie nicht ... verpflichtend!) – werden wir mit dem Vorschlag gerecht, denn der Anreiz für Väter mit diesen beinahe 3 000 Euro Familienzeitbonus ist mit dem neuen Modell verdoppelt worden. Nehmen Sie das einfach einmal zur Kenntnis, dass wir da wirklich Geld in die Hand nehmen, um die Väterbeteiligung ent­sprechend zu steigern. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Man kann, meine Damen und Herren, nicht nach Väterbeteiligung rufen, aber dann bei jeder Verbesserung bezüglich Anreize für Väter einfach nur dagegen sein. (Heiterkeit der Abgeordneten Greiner und Heinisch-Hosek.) Das geht sich so nicht aus.

Auch weitere Maßnahmen werden mit diesem Antrag umgesetzt. Die Härtefall­klausel, die es bisher nur bei der pauschalen Variante des Kinderbetreuungs­geldes gab, wird nun auch beim einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeld zur Verfügung stehen. Wir folgen damit dem vielfachen Wunsch aus der Praxis.

Die Antrags- und Kulanzfristen beim Kinderbetreuungsgeld, Partnerschafts­bonus und Familienzeitbonus werden verlängert. Auch das, meine Damen und Herren, ist ein Wunsch aus der Praxis, denn in der stressvollen und teilweise


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auch überwältigenden Zeit vor und nach der Geburt werden solche Anträge durchaus einmal vergessen. Deshalb verlängern wir die Fristen.

Ein Punkt, der mir, aber auch unserer Kollegin Kira Grünberg sehr wichtig war, ist, dass bei einer Freistellung zur Begleitung und Betreuung schwerst­kranker Kinder die Voraussetzung eines gemeinsamen Haushalts entfallen wird. Ich begrüße diese Regelung ausdrücklich, denn wir sind uns wohl alle einig, dass Familien in einer solchen Situation nicht noch durch Bürokratie und unnötige Bestimmungen belastet werden dürfen.

Meine Damen und Herren! Mit diesem Antrag setzen wir eine EU-Richtlinie sinnvoll und praxistauglich um. Wir bringen frisches Geld ins System und stärken damit die Väterbeteiligung. Deswegen bitte ich um breite Zustimmung. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.35


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Barbara Neßler. – Bitte.


18.35.26

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Staats­sekretärin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Ein bisschen amüsant ist es schon, was Kollege Schmiedlechner von der FPÖ sagt: Wir hätten da keine Kompetenz zum Mitreden. Na ja, dann frage ich mich ganz ehrlich, wo die FPÖ mitreden kann, außer ein bisschen Rassismus. (Abg. Hauser: Also das ist aber, das ist nicht nur geschmacklos, sondern ...! Das ist eine Frechheit!) Und wenn es eine Anspielung war auf das, was er Kollegin Disoski im Ausschuss gesagt hat, dass sie familienpolitisch nicht mitreden kann, weil sie keine Kinder hat, dann finde ich das schon mehr als bedenklich (Zwischenruf der Abg. Ecker), weil es in der Politik nicht darum geht, sich selbst zu bereichern, sondern Verbesserungen für alle zu erreichen. (Ruf bei den Grünen: ... Anstand! – Zwischenruf bei der FPÖ.)


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Übrigens bin ich auch Tourismussprecherin und habe kein Skigebiet und keine Seilbahn (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ – Abg. Stögmüller: Es gibt nur einen mit Seilbahn! – Zwischenrufe bei der FPÖ), aber zurück zum Thema.

Wir leben im Jahr 2023 und wir wissen, dass Kinderbetreuung und unbezahlte Hausarbeit in den allermeisten Fällen nach wie vor – und das leider oft viel zu selbstverständlich – bei den Frauen liegt. Das haben wir heute in der Aktuellen Stunde schon ausführlich diskutiert. Wir wissen auch, dass Frauen deutlich schneller wieder zurück in ihren Job kommen (Abg. Kickl: Mich wundert diese Männer-Frauen-Differenz, die gibt’s sonst nicht bei Ihnen!), wenn Väter – auch wenn es nur kurz ist – in Karenz gehen, und wir wissen, dass eine rasche Rückkehr in den Job der wichtigste Hebel im Kampf gegen Altersarmut von Frauen ist. (Abg. Belakowitsch: ... wenn ich mich als Mann fühle?!) Obwohl wir das alles wissen, sind es lediglich zwei von zehn Vätern, die ihr Berufsleben unterbrechen (Abg. Kickl: Haben wir jetzt zwei Geschlechter oder acht?) und Karenz in Anspruch nehmen, und genau das sollte 2023 nicht mehr zeitgemäß sein.

Das ist ein Handlungsauftrag für uns – und darum setzen wir Maßnahmen, damit sich Väter möglichst früh und möglichst gerecht an der Kindererziehung betei­ligen können. Wir wissen aufgrund der Evaluierung des Papamonats, warum dieser nicht in Anspruch genommen wird, und zwar wegen des finanziellen Aspekts. Das heißt, viele Familien konnten sich die Inanspruchnahme des Papa­monats schlichtweg nicht leisten. Für uns war also klar, dass diese für alle sehr gewinnbringende Zeit quasi nicht am Geldbörsel hängen darf; und darum haben wir das Entgelt für den Papamonat auf 1 480 Euro verdoppelt. Außerdem wird es nicht mehr wie früher vom Kinderbetreuungsgeld abgezogen. (Abg. Kickl: Muss der Papa männlich sein?) Genau so ermöglichen wir, dass Väter möglichst früh bei ihren Kindern sein können. (Abg. Wurm: ... Papa männlich sein?)

Was haben wir noch getan? Wir reservieren im Karenzmodell zwei Monate dafür – die Kollegin hat es schon ausgeführt. (Abg. Kickl: Kann der Papa weiblich auch sein?) Natürlich gilt das nicht für Alleinerziehende. (Abg. Belakowitsch: Es


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kann auch die Mama männlich sein ...!) Es gilt nicht, wenn irgendwelche Härtefälle zutreffen, und es gilt – anders, als die FPÖ behauptet hat – nicht für Selbst­ständige. Es geht einfach darum, dass ein schlichtes „Ich will nicht!“ in Zukunft nicht mehr möglich ist (Abg. Belakowitsch: Oh ja, es ist schon möglich, weil es ja keine Verpflichtung gibt! Und wer ist der Leidtragende?) – eben, weil wir durch das Wiedereinstiegsmonitoring sehen (Abg. Kickl: Aber nur der Papa ... männlich sein ...!?), dass durch die Väterkarenz, auch wenn sie nur kurz ist, ein schnellerer Wiedereinstieg ins Arbeitsleben möglich ist.

Ich verstehe es nicht: Ich höre seit Jahren, dass wir verpflichtende Maßnahmen brauchen, wenn es um eine fairere Aufteilung in der Kinderbetreuung geht. Ich höre seit Jahren, dass wir verpflichtende Maßnahmen brauchen, wenn es um Gleichberechtigung geht. Und die SPÖ hat unbestritten wichtige Schritte in diese Richtung gesetzt – unbestritten. Nun gehen wir her und reservieren zwei Monate – und es sind nur zwei Monate (Zwischenruf bei der FPÖ) – für eine Maßnahme, damit wir zu einer faireren Aufteilung kommen. Von der FPÖ erwarte ich sowieso nichts mehr, aber dass wir von der Sozialdemokratie kritisiert werden, verstehe ich absolut nicht. Dieselben Politiker und Politikerin­nen, die auf Plakate schreiben: Für mehr Gleichberechtigung! (Zwischenruf des Abg. Loacker), oder posten: Wir brauchen mehr Verpflichtung für Gleich­berechtigung!, stemmen sich bei solchen kleinen Maßnahmen dagegen? Ich verstehe es tatsächlich überhaupt nicht. Nur draußen nach Gleichberechtigung zu rufen reicht nicht, wenn man hier, wenn es ums Eingemachte geht, dagegen stimmt. (Abg. Belakowitsch: ... dass Sie das nicht verstehen!) Plakate und leere Parolen reichen halt tatsächlich nicht aus, wenn man wirklich vorwärtskommen will.

Wir setzen Maßnahmen, damit wir dorthin kommen, was eigentlich selbst­verständlich sein sollte: zu einer faireren Aufteilung, dahin, dass junge, also viele künftig junge Frauen ihren Partner nicht mehr fragen müssen, ob die Aufteilung von Kindererziehung und Carearbeit passiert, sondern nur noch die


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Frage geklärt wird, wie sie passieren soll. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Kickl.)

18.40


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Henrike Brandstötter. – Bitte.


18.40.20

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Herr Kickl! Ich habe einen Witz für Sie (Heiterkeit bei der FPÖ) – ja, zu später Stunde –: Was waren die ersten Worte von Ötzi, als er am Gletscher gefunden worden ist? – Er hat gefragt: Erzählt die ÖVP immer noch den Holler von der Wahlfreiheit?

Wer keine Wahl hat, hat auch keine Freiheit, und ohne gute Rahmenbedin­gungen kann ich als Frau, kann man als Familie überhaupt keine Entscheidungen treffen. (Ruf bei der SPÖ: So ist es!) Ganz im Gegenteil: Vor allem die Frauen werden in Abhängigkeit gehalten – vom Partner beziehungsweise vom Staat. (Abg. Kickl: Und wann kommt der Witz?)

Auch bei der Kinderbetreuung stehen wir schlecht da, das haben wir ja heute schon gehört. Unter anderem haben wir gehört, dass sich sowohl in Niede­rösterreich als auch in Oberösterreich nur 25 Prozent der Kindergartenplätze mit Vollzeitarbeit vereinbaren lassen. Und auch das automatische Pensions­splitting (Unruhe im Saal) – pst! – existiert nur als dürrer Dreizeiler im Regierungs­über­einkommen und wird aller Voraussicht nach nicht das Licht der Welt erblicken.

Wenn es darum geht, sich an Brüssel abzuputzen, an der EU abzuputzen (Abg. Kickl: Den Witz sind Sie uns noch schuldig!), ist die FPÖ nicht alleine. Das kann die frühere angebliche Europapartei ÖVP mittlerweile auch ganz gut, allerdings wird man dann, wenn es darum geht, dass man sein eigenes konservatives Welt­bild hegt und pflegt, langsam, dann gibt es Arbeitsverweigerung.


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Genauso ist es auch bei dieser Richtlinie passiert. Diese Richtlinie, die wir heute besprechen, ist seit August letzten Jahres schlagend, und passiert ist genau gar nichts. Wir NEOS haben im Ausschuss Druck gemacht, damit überhaupt etwas besprochen wird, damit überhaupt etwas weitergeht. Und was wir heute hier haben, ist ja auch die Minimalvariante, nämlich 22 plus zwei Monate. Wir NEOS können aber rechnen, wir wissen, dass Väter zu 50 Prozent an den Kindern beteiligt sind und nicht nur zu 5 Prozent.

Es geht ja bei dieser Sache auch um Wohlstand. Der wirtschaftliche Verlust aufgrund der geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Beschäftigung in der EU beläuft sich nämlich auf 370 Milliarden Euro jedes Jahr – 370 Milliarden Euro jedes Jahr weniger, weil vor allem Frauen in Teilzeit arbeiten!

Jetzt wird das gerechter aufgeteilt, das ist ein Anfang. Es ist nicht das, wo wir hinwollen, denn wir sehen die Verantwortung und die Freiheit bei Männern und Frauen gleichzeitig. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Disoski und Neßler.)

18.43


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Bettina Zopf. – Bitte.


18.43.20

Abgeordnete Bettina Zopf (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und zu Hause! Bei uns im Salzkammergut werden Gstanzln gesungen und da gibt es so ein altes Gstanzl:

Olle Johr zwoa Kinder,

olle Johr zwoa Kinder;

oans im Summer,

oans im Winter.


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Früher war es zum Teil so. (Abg. Brandstötter: Ein Jahr hat aber weniger als 18 Monate!) Ich habe zwei Kinder, gerade einmal zwei Kinder und bin damit über dem Durchschnitt.

Herr Kollege Schmiedlechner! (Abg. Belakowitsch: Er ist auch über dem Durch­schnitt! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Sie sind weit über dem Durchschnitt, habe ich so vernommen, das ist mir klar. Aber ich sage es ganz klar, und mir als Bezirksbäuerin ist es ein großes Anliegen: Es ist auch für die bäuerlichen Väter einfach gestaltet, in Karenz zu gehen. Sie brauchen nur eine Ersatzkraft zu melden, Sie können auch den Maschinenring mit gewissen Aufgaben heran­ziehen, und dann bekommen Sie Karenz. (Abg. Wurm: Ah, der Maschinenring ... Oberösterreich ...! Jetzt ist mir alles klar! Der Maschinenring macht ...!)

An die NEOS: Danke für die Unterstützung, aber, Frau Kollegin Brandstötter, ich habe mich nie abhängig gefühlt, als ich in Karenz war. Karenz ist eine schöne Zeit, Kinderbetreuung ist eine schöne Zeit. Wir sollten das nicht schlechtreden (Abg. Belakowitsch: Aber warum ...!), sondern wir sollten auch unseren nächsten Generationen ermöglichen, ihre Kinder selbstbestimmt zu betreuen, so wie sie es wollen, ob es der Vater oder die Mutter macht. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Frau Kollegin, ...! – Abg. Wurm: Frau Kollegin Zopf, das war eine Selbstanklage!)

Stellen wir einmal einen europaweiten Vergleich an: Frankreich: zwölf Monate; Großbritannien: 50 Wochen, nicht ganz ein Jahr, also rund 12 Monate; Italien: zehn Monate, davon sechs Monate bezahlt; die Niederlande: 26 Wochen unbezahlt, das sind sechs Monate. Wir sind also bei der Kinderbetreuung Vor­reiter im europäischen Vergleich. (Abg. Heinisch-Hosek: In der Kinderbe­treuung?) Wir unterstützen unsere Familien, und der Vergleich macht uns sicher. (Abg. Kucharowits: In welcher Welt leben Sie? Bitte wo?)

Die Richtlinie zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Eltern ist von Europaebene auf uns zugekommen. Wir müssen das umsetzen. Wir wollen es nicht unbedingt (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der FPÖ), weil wir lieber der


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Eigenverantwortung mehr Raum geben, aber wir setzen es um. Europarege­lungen müssen umgesetzt werden. (Abg. Kickl: Und seien sie auch noch so blöd!) Warum? – Weil wir sonst ein Vertragsverletzungsverfahren bekommen und 20 Millionen Euro Strafe zahlen müssen. Es ist unsere Pflicht. (Weitere Zwischen­rufe bei der FPÖ.)

Ich verstehe, ihr von der Opposition seid nicht in der Verantwortung. Wenn man keine Verantwortung trägt, kann man leicht reinschreien. (Abg. Kickl: Wie viele Vertragsverletzungsverfahren haben wir laufen? Hunderte!)

Wir unterstützen die Familien. Die Frauen bekommen jetzt für 22 Monate Karenz genauso viel Geld wie bisher für 24 Monate, und zusätzlich können die Männer zwei Monate ihre Vaterrolle ausüben. (Abg. Kickl: Es ist zwar ein Blödsinn, aber wir machen’s!) Es ist ein Anspruch. Das heißt, die Männer haben Anspruch darauf, in Karenz gehen zu dürfen. (Abg. Belakowitsch: Haben sie ja vorher auch schon dürfen, wenn sie wollten!)

Abschließend: Wir sind nicht mehr in der Zeit, als es geheißen hat: Olle Johr zwoa Kinder, oans im Summer, oans im Winter. (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ.) Wir sind eine weiterentwickelte Gesellschaft, Familien haben heut­zutage andere Konstellationen. Familien attraktiv zu unterstützen, dafür steht die Regierung, das tun wir und das werden wir auch weiterhin tun. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Linder: ..., dass wir im 21. Jahrhundert sind?)

18.46


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Bedrana Ribo. – Bitte.


18.47.00

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher:innen auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Bei diesem Tagesordnungspunkt


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geht es heute auch um Verbesserungen für pflegende Angehörige, und auf dieses Thema möchte ich eingehen.

Ich habe schon sehr oft von diesem Rednerpult aus über die Wichtigkeit beziehungsweise auch über die Notwendigkeit von pflegenden Angehörigen gesprochen. Ein pflegender Angehöriger, eine pflegende Angehörige zu sein bedeutet nicht, einmal kurz nach der Mama oder nach dem kranken Schwiegerpapa zu sehen. Nein, es ist ein Commitment, das eingegangen wird, eine Verpflichtung, die oft über Jahre hinweg dauern kann.

Erst diese Woche habe ich einen sehr beeindruckenden Mann kennen­gelernt und mit ihm länger gesprochen. Er hat mir erzählt, dass er seine Gattin über 30 Jahre lang zu Hause selbst – natürlich mit etwas Unterstützung, aber vor allem er selbst – gepflegt hat. Wenn man einen Angehörigen pflegt, in dem Fall 30 Jahre lang, muss das eigene Leben, das eigene Wohlbefinden hintangestellt werden, und die ganze Familie – aber oft nicht nur eine Familie, sondern mehrere Familien, das ganze Umfeld – muss umstrukturiert werden.

Ich hoffe und gehe stark davon aus, dass allen hier im Haus, aber auch da draußen klar ist, dass pflegende Angehörige – und da reden wir in Österreich von circa einer Million Menschen – nicht nur eine wichtige, sondern vielleicht die wichtigste Stütze des österreichischen Pflegesystems sind. Für mich sind sie Held:innen, und deshalb ist es für mich wichtig, dass wir diese Menschen unter­stützen, wo es nur geht.

Pflegereformpakete haben wir schon zwei gehabt, und dabei haben wir viele Maßnahmen vorgestellt, die bereits greifen. Das war zum einen die Erschwer­niszulage, dann natürlich der Angehörigenbonus, aber auch das erweiterte Pflegegespräch; das sind nur einige Punkte, die hier unterstützend helfen sollen.

Heute beschließen wir eben weitere Punkte für pflegende Angehörige. Es kommt zur Erleichterung bei der Pflegefreistellung. Was heißt das? – So können Personen auch dann zur Pflege naher Angehöriger freigestellt werden, wenn


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diese nicht im gemeinsamen Haushalt leben. Wir haben das schon beim Angehörigenbonus gehabt. Wir wissen, dass es oft der Fall ist, dass gerade die Eltern vielleicht im Haus daneben, zwei Straßen weiter oder sogar in der Nebengemeinde wohnen und dass man nicht immer im gemeinsamen Haushalt leben kann.

Außerdem kann zukünftig Freistellung zur Pflege von Personen im gemeinsamen Haushalt in Anspruch genommen werden, auch wenn diese keine Angehörigen sind. Das ist auch ein wichtiger Schritt. (Beifall bei den Grünen.)

Auch bei Pflegefreistellung gilt ein Motivkündigungsschutz. Das heißt, wenn man gekündigt wird, weil man eine Pflegefreistellung in Anspruch genommen hat, dann hat man das Recht, das schriftlich zu verlangen, und kann dagegen gerichtlich vorgehen.

Einen weiteren wichtigen Punkt muss ich heute noch anbringen: Für Teilzeitarbeit oder bei einer Freistellung zur Begleitung schwerst erkrankter Kinder entfällt künftig auch die Voraussetzung des gemeinsamen Haushaltes. Wir wissen, Eltern kümmern sich um Kinder, auch wenn sie nicht zusam­menleben. Das ist vor allem eben in diesem Bereich ein wichtiger und richtiger Schritt.

Ich freue mich sehr über diese Verbesserungen und ich hoffe wirklich im Sinne der pflegenden Angehörigen, dass hier eine breite Zustimmung zustande kommt. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.51


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer. – Bitte.


18.51.14

Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer (ÖVP): Frau Präsidentin! Werte Frau Staats­sekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher


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hier bei uns auf der Galerie oder zu Hause! Für mich ist es schon sehr verwun­der­lich, wenn man über Karenzzeiten spricht, als wäre das irgendwie so etwas wie ein Zustand, so habe ich das Gefühl. (Abg. Heinisch-Hosek: Was reden Sie da?) Man kriegt einen Zustand, wenn man ein Kind kriegt. In dieser ganzen Debatte fehlt mir das Thema der Familie. Es gibt das Bild der Familie, wie auch immer es gestaltet ist, ob das eine Familie mit zwei Gleichgeschlechtlichen oder ob das die konservative Familie – Mutter und Vater – ist.

Ich bin eine Mutter von einer Tochter, und ich habe damals nicht in Karenz gehen können, weil ich selbstständig war. Ich glaube, wir sollten schon darüber nachdenken, dass der Fortschritt da sein sollte, dass wir manchmal Schritte setzen müssen, die vielleicht nicht immer populär sind. Wir wollen Vereinbarkeit mit Familie und Beruf und Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau haben, daher gehen wir einen Schritt in diese Richtung und sagen: Gut, wir kompri­mieren die Zeiten! Wir gehen aber nicht her und sagen, es muss die Hälfte sein, so wie es in vielen anderen Ländern der Fall ist. Und dann wird von der Opposition gesagt, es ist alles so schlecht bei uns.

Bei uns in Österreich ist ja überhaupt alles schlecht, was ich glauben muss, wenn ich mir die Berichte in den Medien anhöre, wir gehen jetzt dann bald unter wie die Titanic, Österreich ist das schlechteste Land. – Im Vergleich sind wir im obersten Drittel, was die Karenzzeiten angeht. (Abg. Heinisch-Hosek: Kinderbe­treu­ung?) Wenn wir einen Schritt in Richtung Gleichberechtigung gehen wollen (Abg. Belakowitsch: Machen wir einen Schritt zurück!), wenn wir einen weiteren Schritt machen wollen, dass die Altersarmut von Frauen nicht mehr so ist, wie sie jetzt ist – und das wird eine große Herausforderung für uns in der Zukunft werden –, wenn wir das bewältigen können wollen, werden wir unsere Männer dazu verpflichten müssen, dass auch sie bei den Kindern zu Hause bleiben, dass sie auch Verantwortung übernehmen, dass Frauen ihrem Beruf nachgehen können. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Heinisch-Hosek: Aber das ist gar keine Pflicht! – Abg. Tanja Graf: Das ist die SPÖ! Das findet die SPÖ!)


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Anscheinend haben wir ein Frauenbild, dass nur der Mann Geld nach Hause bringt, die Frau überhaupt nichts dazu beiträgt. Meine Damen und Herren, in welchem Jahrhundert leben Sie denn eigentlich? (Beifall bei ÖVP und Grünen.) Wir sind im 21. Jahrhundert angekommen, und da ist Gleichberechtigung hoffentlich kein Schlagwort und keine Schlagzeile mehr, sondern wir wollen – und das ist mein Bild – gemeinsam Kinder betreuen, erziehen, durchs Leben gehen. Es ist auch wichtig für die Entwicklung des Kindes, dass die Beziehung eine gute zur Mutter wie auch zum Vater ist. Mit diesem Gesetz gehen wir einen Minischritt in die Richtung, indem wir zwei Monate - - (Abg. Wurm: Streichen!)  Wir streichen nichts! (Abg. Belakowitsch: O ja! Abg. Wurm: 24 zu 22 ist minus zwei! Zwei Monate weniger, Rebecca!) – Wenn du, lieber Peter, rechnen könntest, wüsstest du: Wenn du für 24 Monate Geld kriegst, ersparst du es dir hoffentlich, dass du noch zwei Monate daheimbleiben kannst, mein lieber Freund. Das werden wir wohl zusammenbringen. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wenn man für 24 Monate Geld bekommt, dann wird man es wohl schaffen, zwei Monate zu sparen, sodass man 24 Monate zu Hause bleiben kann. Das steht jedem frei. Es steht auch jedem frei, länger zu Hause zu bleiben. (Abg. Belakowitsch: Aber ohne Absicherung! – Abg. Heinisch-Hosek: Ist es jetzt verpflichtend oder steht es frei ...?) – Es ist Wahlfreiheit. Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollte kein Schlagwort sein und auch die Altersarmutsbekämpfung sollte kein Schlagwort sein, liebe SPÖ. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP sowie Beifall bei den Grünen.)

18.55


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Karl Schmidhofer. – Bitte.


18.55.13

Abgeordneter Karl Schmidhofer (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte vereinzelte Zuseherinnen und Zuseher


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auf der Galerie und alle, die vor den Bildschirmen diese Sitzung verfolgen! (Abg. Heinisch-Hosek: Waren Sie schon in Karenz?)  Sie haben mich gefragt, ob ich schon in Karenz war. Frau Heinisch-Hosek, hat das mir gegolten? Ich kann Ihnen aber sagen, mein Sohn hat das Papamonat genommen – jener Sohn, der dann den Schlaganfall gehabt hat. Der hat dieses Monat sehr genossen. Beziehung mit einem Kind aufzubauen, sich dafür Zeit zu nehmen: Ich kann Ihnen nur sagen, großartig und Hut ab, wenn das gelingt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ich möchte überhaupt auf die gesamte Familie eingehen. Kinderbetreuung ist nicht nur die Sache der Eltern alleine, sondern oft ist es notwendig, dass auch von den Großeltern, von der Oma, dem Opa, dem Onkel, der Tante, dass im Familienverbund ausgeholfen wird, damit vieles möglich ist. Wissen Sie, worauf ich am meisten stolz bin? – Auf meine Schwiegertochter, die inzwischen mit zwei Kindern wieder ihrer Arbeit nachgeht, weil wir uns gemeinsam unterstützen. EU-Richtlinie, die wir umsetzen müssen, hin und her und Monate hin und her sowie ein paar Hunderter auf und ab, das macht es nicht aus, sondern wir brauchen eine positive Einstellung und einen Gesamtrahmen, die die Betreuung unserer Kleinsten möglich machen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Jetzt sage ich Ihnen auch noch: Ich bin ein stolzer Österreicher und ich glaube an dieses Österreich, dass wir Stück für Stück gemeinsam bauen. Wenn Karl Nehammer angekündigt hat, 4,5 Milliarden Euro künftig für die Kinderbetreuung bis 2030 gemeinsam aufzustellen, dann haben wir Vorsorge, dass alles in diese Richtung noch besser wird. Wenn wir den OECD-Vergleich hernehmen: Wir sind unter 38 Staaten weit besser als der Durchschnitt in Bezug auf Leistungen für unsere Kinder und für unsere Familien. Das dürfen wir nicht übersehen.

Ich möchte jetzt gar nicht auf diese Einzelgeschichten eingehen, aber, Kollege Schmiedlechner, ich gebe dir da gerne Nachhilfe, wenn es darum geht, bei der Kammer einen Betriebsführerwechsel bekannt zu geben, weil ich es gerade bei meiner Land- und Forstwirtschaft gemacht habe: Das ist ein Formular, das ist vorgegeben, da ist der Name zu ändern, die Adresse zu ändern – fertig. (Abg. Zanger: Du hast ja die Schwammerlsucher abgezockt! Ist ja wahr! – Heiterkeit bei der


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FPÖ.) Wenn es Schwierigkeiten dabei gibt, dann gibt es noch die Kammern, die Ihnen da auch helfen können. Das kann also nicht die Ausrede sein, dass irgendetwas nicht gelingt.

Frau Henrike Brandstötter, Ihnen sei noch einmal ins Stammbuch geschrieben: Wir nehmen für diese künftigen Herausforderungen, für die jungen Familien viel Geld in die Hand, damit in Zukunft Betreuung und Arbeit gemeinsam gut möglich sind. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.58


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dagmar Belakowitsch. – Bitte.


18.58.51

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Staats­sekretärin! Sehr geehrte Damen und Herren! Falls Sie sich nicht auskennen, es geht darum: Wenn Sie jetzt in Karenz gehen, haben Sie derzeit 24 Monate Schutz, Kündigungsschutz, arbeitsrechtliche Absicherung. Diese Bundesregie­rung verkürzt das jetzt, und zwar erstmals seit dem Jahr 1990. Damals wurden diese 24 Monate eingeführt. Jetzt haben Sie, wenn Sie in Karenz gehen wollen, nur noch 22 Monate, es sei denn, ein Partner geht in Karenz. Da wissen wir jetzt nicht genau, ob das ein Mann sein muss. Frau Kollegin Neßler hat gesagt, der Mann soll in Karenz gehen, was für die Grünen überraschend ist. Bei euch ist das ja sonst auch nicht so mit der Geschlechtertrennung, aber sei’s drum: Der geht auch in Karenz. (Rufe bei den Grünen: Was?!) Die Frage, die sich jetzt aber stellt: Ist das überhaupt immer möglich? Können Männer oder Väter einfach so locker in Karenz gehen?

Was jetzt passiert, meine Damen und Herren der Österreichischen Volkspartei – jetzt wende ich mich an Sie; ich lasse die Grünen außen vor, die haben ein anderes Familienbild –, ist: Sie nehmen erstens einmal den Müttern Zeit mit


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ihren Kindern und den Kindern Zeit mit den Müttern – immer unter der Voraus­setzung, dass sie das auch wollen. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Was Sie aber auch machen: Sie belasten die Familien finanziell. Wenn Väter das aus beruflichen Gründen nicht können, auch aus finanziellen Gründen, weil es in den meisten Jungfamilien nun einmal so ist, dass die Väter mehr verdienen – das ist eine Tatsache, die Sie jetzt nicht wegleugnen können –, wenn es sich die Familien nicht leisten können, dann müssen diese Kinder fremdbe­treut werden: zwei Monate früher, Kinder unter zwei Jahren. Diese Fremdbetreu­ung ist in der Regel auch kostenpflichtig, also sagen Sie mir nicht, dass die Familien eigentlich mehr Geld als vorher haben. Das Gegenteil ist der Fall. (Beifall bei der FPÖ.)

So, das ist jetzt einmal die Regelung für die Eltern. Haben Sie aber schon einmal überlegt, was das für so kleine Kinder bedeutet? – Die müssen dann fremd­betreut werden (Abg. Schallmeiner: Mah, so schlimm! – Abg. Disoski: Meine Güte! – Abg. Pfurtscheller: Na bitte gar schön!), und das ist für die Kinder eine massive Belastung. – (Abg. Schallmeiner: Das ist so schlimm, Frau Abgeordnete Belakowitsch! – Weitere Zwischenrufe bei den Grünen.) – Interessant: Der kinderlose Sektor regt sich immer am allermeisten auf, hat keine Ahnung von irgendetwas und brüllt herein. (Beifall bei der FPÖ.)

Euer (in Richtung Grüne) Familienbild ist klar: Ihr wollt die Familien zerstören – ist in Ordnung. (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Ich spreche hier für die Mehrheit der österreichischen Familien. (Abg. Disoski: Na, ganz sicher nicht! Ganz sicher nicht!) Ich spreche für die Mütter und Väter, die ihre Kinder gerne selbst betreuen. (Abg. Schallmeiner: Das ist eine Anmaßung!) Meine Damen und Herren der Grünen! Sie müssen jetzt stark sein, aber zwei Drittel aller Mütter wählen die Langvariante beim Kinderbetreuungsgeld, weil sie ihre Kinder gerne selbst betreuen. (Beifall bei der FPÖ sowie Bravoruf des Abg. Wurm.)

19.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Es gibt noch eine Wortmeldung.


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Frau Abgeordnete Cincelli, ich erteile Ihnen das Wort. Ich habe Ihnen 2 Minuten eingestellt. Bitte schön.


19.01.51

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Frau Belakowitsch, Sie haben mich jetzt dazu gebracht, dass ich gerne noch etwas sagen möchte: Es wird niemandem etwas weggenommen – niemandem, überhaupt niemandem! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Frau Belakowitsch! Es wird anders verteilt (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der FPÖ), und zwar wird es so verteilt, dass es natürlich auch ein Ansporn ist, dass sich die Eltern das untereinander aufteilen.

Jetzt möchte ich ganz kurz eine Botschaft an die SPÖ absenden: Ich verstehe Sie nicht. Frau Heinisch-Hosek, wir haben früher schon oft diskutiert, auch sehr wertschätzend. Ich verstehe nicht, warum Sie nicht auch bei einer Kollegin von der ÖVP applaudieren können, wenn sie genau das sagt, was Sie vor zwei Jahren zu mir gesagt haben. Warum können Sie es nicht wertschätzen, wenn Leute sagen: Ja, halten wir zusammen und setzen wir etwas Sinnvolles um!? (Abg. Heinisch-Hosek: Was habe ich gesagt? Ich weiß es nicht mehr!) – Ich verstehe das nicht.

Man muss doch auch sagen: Okay, es hat sich in dem Bereich etwas geändert. – Das war nicht immer einfach bei uns. Da gibt es viele, die anderer Meinung waren, das musste man ausdiskutieren. Da ist etwas gelungen, das für die Familien gut ist, das für die Gesellschaft gut ist, das aber auch für die Wirtschaft und den Standort gut ist. Da ist nichts, bei dem man Zweifel haben könnte, dass daran etwas schlecht ist. (Beifall bei ÖVP, Grünen und NEOS.)

Das Allerwesentlichste ist das Thema Eigenverantwortung. Das ist mir nicht nur als ÖVP-Politikerin, sondern generell in der Gesellschaft ein Riesenanliegen. Wo bleibt die Eigenverantwortung? Wenn jemand die Entscheidung für sich trifft


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und sagt: Ja, ich möchte das so machen!, dann wird er vielleicht vorher einen Brief bekommen und es weglegen und sparen. Wir sind nicht dafür da, dass wir jeden in seinem Leben besachwalten. (Abg. Kickl: Ah, und wie war das bei Corona? Aha!) Er bekommt dasselbe Geld und er hat die Möglichkeit, sich das einzuteilen.

Ich glaube, wir müssen genau dorthin, wo Sie hinwollen, nämlich raus aus der Altersarmut, und nicht danach sagen: Die armen Frauen, rechnerisch landet jede zweite in Altersarmut! – Ja, das ist der Fall, weil wir sehr lange Karenzzeiten haben, und daraus resultiert, dass manche Frauen gar nicht mehr wieder wirklich einsteigen oder dann mit 16 Wochenstunden ewig in ihrer Arbeitswelt bleiben. (Beifall bei ÖVP, Grünen und NEOS.)

Evi (in Richtung Abg. Holzleitner), wir sind da einer Meinung, und deswegen ist das ein guter Punkt, das ist ein gutes Projekt. Die Kinderbetreuung wird mit 4,5 Milliarden Euro ausgebaut – das ist euch nicht gelungen! Sie wird ausgebaut (Abg. Holzleitner: Schauen wir einmal! Wir wollen das auch auf den Boden bringen!), wir haben ein tolles Konzept und das wird funktionieren. – Danke. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Holzleitner: Schauen wir einmal! Die Kollegin Zopf müssen Sie noch überzeugen, Frau Kollegin Jeitler-Cincelli! Die Kollegin Zopf müssten Sie noch überzeugen! – Ruf bei der SPÖ: Da würde ich auch nichts hören wollen! – Abg. Holzleitner: Mit ihrem Gstanzl!)

19.03

19.04.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.


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Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 17: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz, das Väter-Karenzgesetz, das Urlaubsgesetz sowie weitere Gesetze geändert werden.

Dazu haben die Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag eingebracht.

Ich werde daher zunächst über die vom erwähnten Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.

Die Abgeordneten Tanja Graf, Mag. Meri Disoski, Kolleginnen und Kollegen haben einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag betreffend Artikel 1 bis 10 eingebracht.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen schließlich zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit, der Gesetzentwurf ist somit in dritter Lesung angenommen.

Wir gelangen jetzt zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit den Mogelpackungen in der elementaren Kinderbildung“.


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Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeord­neten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kinderschutzpaket“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 18: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz geändert wird, samt Titel und Eingang in 2182 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit, der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

19.06.2619. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3159/A der Abgeordneten Mag. Michael Hammer, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversiche­rungs­gesetz 1977 geändert wird (2183 d.B.)


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20. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3093/A(E) der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend keine Abschaffung der geblockten Altersteilzeit (2184 d.B.)

21. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3110/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Altersteilzeitmodelle erhalten – Keine Experimente auf dem Rücken der Arbeitnehmer und Arbeitgeber! (2185 d.B.)

22. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3126/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der geblockten Altersteilzeit (2186 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zu den Punkten 19 bis 22 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auch hier wurde auf eine mündliche Berichterstattung verzichtet.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Rainer Wimmer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.07.31

Abgeordneter Rainer Wimmer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Frau Staatssekretärin! Heute ist ein schwarzer Tag für die Arbeitnehmerinnen und für die Arbeitnehmer. (Abg. Michael Hammer: Oje! Weil ihr draußen demonstriert, oder was? – Abg. Pfurtscheller: Jetzt fängt der Nächste an! – Ruf bei der ÖVP: Die haben an Durst draußen! Bringts ihnen wenigstens ein Bier aussi!)


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Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die arbeitnehmerfeindliche Politik der Regie­rung findet heute ihre Fortsetzung. Sie schaffen nämlich heute die Alters­teilzeitregelungen, die bisher möglich waren, ab. (Abg. Zarits: Das stimmt ja nicht!) Ich bin nicht sicher beziehungsweise weiß ich nicht, was Ihnen als ÖAAB-Fraktion vor allen Dingen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angetan haben (Abg. Michael Hammer: Da brauchst dir keine Sorgen machen!), warum Sie so reagieren, warum Sie mit den Arbeitnehmern so umgehen, warum Sie sie verfolgen (Abg. Michael Hammer: So ein Unsinn!) und warum Sie ihnen ständig schaden. Das ist ja nicht das erste Mal.

Ich schaue jetzt auch ein bisschen dorthin (in Richtung ÖVP), weil dort die Granden des ÖAAB sitzen: Wo seid ihr? Schlaft ihr in der Pendeluhr, meine sehr geschätzten Arbeitnehmervertreter der ÖVP? (Beifall bei der SPÖ.) Ihr schaut ja zu, wie die Arbeitnehmer benachteiligt werden. (Abg. Michael Hammer: Das erklären wir dir dann eh!) Ich sage es auch ganz ehrlich: Wenn wir das so machen würden wie ihr, wir würden das Patent abgeben müssen. Vielleicht ist es bei euch ohnehin auch einmal so weit. (Abg. Michael Hammer: Ihr habt euch eh schon lange abgemeldet!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wie war es denn beim 12-Stunden-Tag, den Sie eingeführt haben (Abg. Michael Hammer: Ja, eine Erfolgsgeschichte!) oder bei der 60-Stunden-Woche? – Sie haben immer so getan, als ob wir nicht 12 Stunden arbeiten würden. Natürlich haben das alle gemacht, wenn sie es mussten (Abg. Michael Hammer: Aber insgesamt nur 32, oder was?), aber sie haben die Wahlfreiheit gehabt, meine Kolleginnen und Kollegen.

Sie haben die Arbeitnehmer rechtlos gemacht! (Zwischenruf des Abg. Fürlinger.) Sie haben die Arbeitnehmer rechtlos gemacht, weil Sie die Mitbestimmung abgeschafft haben.

Oder: Was haben Sie gemacht, als Sie die Krankenkassa zerstört haben, liebe Kolleginnen und liebe Kollegen? Sie sind da gestanden und haben von der


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Patientenmilliarde gesprochen. – Nichts ist passiert, im Gegenteil: Eine halbe Milliarde hat es gekostet. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Abgänge kennen wir jetzt schon. Alleine während der letzten vier Jahre, seit dieser Reform, sind Abgänge von 700 Millionen Euro geschrieben worden. Die Gebietskrankenkassen haben 1,4 Milliarden Euro an Rücklagen mitgebracht; jetzt sind dort noch 700 Millionen Euro zu finden. – Ein Rohrkrepierer, meine sehr geschätzten Damen und Herren, ein Schildbürgerstreich, und wenn wir die Möglichkeit haben, das zu ändern, werden wir das auch ganz sicher machen.

Oder: Was haben Sie mit der Aktion 20 000 gemacht? – Abgeschafft haben Sie sie! Ich weiß schon, das hört ihr natürlich nicht gern, aber das war ein Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmerinnen und der Arbeitnehmer.

Und jetzt sitzen die Freiheitlichen so brav und bieder da und sind ganz stad. Ihr wart da dabei, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Freiheitlichen Partei! (Beifall bei der SPÖ.) Ihr habt genau diese Punkte mitzuverantworten.

Jetzt schaue ich ein bissel zu den Grünen, denn jetzt geht es um die Pensions­abschläge, die Sie wieder eingeführt haben. Da waren nämlich die Grünen dabei. Unfassbar: 5 000 Euro verlieren die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die nicht mehr können und in den Korridor hinein verpflichtet werden; das muss ich sagen. Das sind 70 000 Euro in einem gesamten Arbeitsleben. Kolleginnen und Kollegen, das ist ja Diebstahl, das ist ja ein Räubertum, was da passiert ist!

Wenn Herr Abgeordneter Taschner geglaubt hat, die Sozialisten sollten sich schämen – er hat wahrscheinlich eh die Sozialdemokraten gemeint –, weil wir Vorschläge zur Bekämpfung der Teuerung gebracht haben: Kollege Taschner, Sie müssten sich für die Punkte, die Sie mitbeschlossen haben, schämen! (Beifall bei der SPÖ.)

Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen, Sie haben die Sonderunterstützung Bergbau abgeschafft. Menschen, die unter schwierigsten Bedingungen arbeiten,


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haben davon profitiert. Ja, Sie müssen es erst einmal probieren, im Bergbau zu arbeiten – nicht am Schreibtisch! Da rinnt Ihnen das Wasser da (auf seinen Hals zeigend) rein und da (auf seine Füße zeigend) raus. Genau diese Menschen haben Sie im Stich gelassen. (Abg. Michael Hammer: Einmal tief durchatmen!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, ich verstehe da manches nicht. Wo ist der Markus? (Abg. Koza: Da bin ich!) Du bist ein gestandener Sozial­poli­ti­ker; ich verstehe nicht, dass ihr das alles zulasst. Und jetzt schafft ihr die Altersteil­zeit ab. (Abg. Koza: Nein, wir schaffen die Altersteilzeit nicht ab! – Abg. Kirchbaumer: Wir schaffen sie ja nicht ab!) Einen Satz noch: Du hast im Ausschuss gemeint, die Abschaffung der Altersteilzeit wäre eine Verbesserung. (Abg. Michael Hammer: So eine Unsinnsrede!) Zu sagen, die Abschaffung der Altersteil­zeit wäre eine Verbes­serung, ist zynisch! Das ist zynisch, Kollege Koza! (Beifall bei der SPÖ.)

Macht so weiter! Ihr werdet sehen, ihr werdet die Rechnung präsentiert bekommen. (Beifall bei der SPÖ.)

19.12


Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Koza hat sich zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet. – Herr Abgeordneter, Sie kennen die Bestimmungen der Geschäftsordnung. Bitte schön, Herr Kollege.


19.12.14

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Herr Abgeordneter Wimmer hat behauptet, wir würden die Altersteilzeit abschaffen.

Nein! Das stimmt nicht! Diese Aussage ist falsch. Die geblockte Altersteilzeit, die Förderung für die geblockte Altersteilzeit wird in den nächsten Jahren auslaufen. Im Gegenteil: Die kontinuierliche Altersteilzeit wird noch ausgebaut und attraktiviert, und wie das ausschauen wird, darauf kommen wir später noch zurück. Es ist einfach falsch, was hier behauptet wird. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.12



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Abgeordneter Mag. Michael Hammer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.12.45

Abgeordneter Mag. Michael Hammer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Damen und Herren! Wir sind ja am heutigen Tag schon so einiges von der SPÖ gewöhnt, aber Kollege Wimmer setzt dem noch die Krone auf. Also so viel Realitätsferne und so viel Verbohrtheit und Falschlie­gen, das geht auf keine Kuhhaut. Du hast dich anscheinend bei der Men­schenkette zu viel aufstacheln lassen, wenn du hier so eine Rede ablieferst, nämlich eine vollkommen realitätsferne. (Beifall bei der ÖVP.)

Kollege Koza hat das jetzt im Wege einer tatsächlichen Berichtigung eh schon klargestellt, weil es ja ein Markenzeichen der SPÖ ist, einfach Unwahrheiten zu verbreiten und zu sagen, die Altersteilzeit wird abgeschafft, das und das wird abgeschafft. – Ist ja nicht wahr, ist ja nicht wahr! Das bleibt ja alles, es wird nur eine Veränderung vorgenommen. (Zwischenruf des Abg. Kollross.)

Wenn wir schon davon reden: Was verändert sich überhaupt? – Es geht um die geblockte Altersteilzeitvariante. Dazu muss man eines schon sagen: Die bleibt, und – das hat Kollege Koza auch gesagt – in den nächsten fünf Jahren wird die Förderung dafür sukzessive reduziert.

Das ist die Politik der Volkspartei, gemeinsam auch mit den Grünen: Wir sind im Vergleich zu euch nicht irgendwo in der Vergangenheit stecken geblieben, sondern wir hinterfragen Maßnahmen immer wieder und prüfen, ob sie noch sinnvoll sind und ob der Grund, aus dem sie eingeführt worden sind, noch gegeben ist.

Herr Kollege Wimmer, Sie sind ja lange in der Gewerkschaft und in der Arbeitsmarktpolitik gewesen und wissen genau: Die Einführung der geblockten Altersteilzeit war eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme, weil man den


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Unternehmen die Möglichkeit geben wollte, zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Da hat es immer auch die Bedingung gegeben, dass ein Ersatzar­beits­platz geschaffen werden muss, wenn jemand in die geblockte Altersteilzeit geht. Das war aber in einer Zeit, in der ihr noch regiert habt, und da gab es auch eine höhere Arbeitslosigkeit – das sage ich auch dazu.

Jetzt ist es genau umgekehrt: Es gibt Höchstbeschäftigung – das hat der Herr Bundeskanzler schon gesagt, und das könnt nicht einmal ihr leugnen. Es hat in diesem Land noch nie so viele unselbstständig Erwerbstätige wie jetzt gegeben. Wir haben 200 000 offene Stellen. Jetzt zu fordern, die Altersteilzeit in ihrer bisherigen Form aufrechtzuerhalten, mit der wir Menschen früher aus dem Erwerbsleben bringen, wenn wir in Zeiten eines Arbeitskräftemangels jede Arbeitskraft brauchen: Das muss erst jemandem einfallen, das kann wirklich nur den Genossen einfallen. Das ist wirklich vollkommen weltfremd. (Beifall bei der ÖVP.)

Diese Maßnahme ist auch aus dem Grund entstanden, weil unser Arbeits­minister Martin Kocher zwecks Bekämpfung des Arbeitskräftemangels ein Paket geschnürt hat. Darum hat man auch genau diese Maßnahme gesetzt. Wir werden in den nächsten Tagen oder Wochen auch ein Paket vorlegen, das mehr Attraktivität für die Menschen bringt, über das Pensionsalter hinaus noch im Erwerbsprozess zu bleiben. Das könnt ihr euch ja mit eurer Forderung nach einer 32-Stunden-Arbeitswoche und dergleichen gar nicht vorstellen, dass jemand Freude an der Arbeit hat und über das Pensionsalter hinaus im Arbeitsprozess bleibt. Das ist ja für die Sozialisten nicht möglich. (Abg. Heinisch-Hosek: Haben wir jetzt auch schon!)

Auf jeden Fall bleibt wie gesagt diese Variante der geblockten Altersteilzeit bestehen. Die Förderung wird in den nächsten fünf Jahren entsprechend angepasst und die Förderhöhe fällt dann je nach Pensionsantritt entsprechend aus.


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Wir haben in diesem Antrag auch Verbesserungen drinnen – darum geht es nämlich –, etwa in Bezug auf die reguläre Altersteilzeit, bei der deutlich mehr Flexibilität und Attraktivität geschaffen wird. Vor allem haben wir auch, das hat Kollege Koza bereits gesagt, Verbesserungen beim Bildungsbonus vorges­ehen.

Also: Wir reagieren auf den Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel, während ihr euch freut, wenn möglichst wenige Menschen im Erwerbsleben sind – das ist nicht das, was wir uns vorstellen. Wir lösen die Probleme von heute, aber nicht mit Lösungen von vorgestern wie die Gewerkschaft. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.16


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Dr. Dagmar Belakowitsch. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.16.25

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Es geht darum, dass die Bundesregierung einen Teil der Altersteilzeit, nämlich das sogenannte geblockte Altersteilzeitmodell, abschaffen möchte. Jetzt wird Kollege Koza gleich wieder sagen: Nein, das tun wir nicht! – Nein, natürlich bleibt es am Papier bestehen, aber es gibt keine Förderungen dafür. Das heißt, es ist eine De-facto-Abschaffung.

Diese Taschenspielertricks haben Sie ja auch schon gemacht, als Sie gesagt haben, dass die Schulen offen sind, während die Kinder im Schullockdown waren, wie wir wissen. Also das sind immer diese Wordings, die Sie da jetzt anwenden. Sie machen da jetzt etwas, was sich dann keiner mehr leisten kann. – Ist in Ordnung, nehmen wir zur Kenntnis – de facto wird die geblockte Altersteilzeit abgeschafft. Sie wird in den nächsten fünf Jahren auslaufen und immer weniger werden.


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Diese sogenannte geblockte Altersteilzeit haben bisher in etwa 3 Prozent der Arbeitnehmer, die in Altersteilzeit hätten gehen können, in Anspruch genommen. Das ist kein übermäßig großer Anteil. Das hatte unterschiedliche Gründe, warum jemand eine geblockte Altersteilzeit in Anspruch nimmt. Und da muss ich Ihnen jetzt leider widersprechen: Es ist nicht nur eine arbeitsmarkt­politische Maßnahme gewesen, es ist auch für Arbeitnehmer gedacht gewesen, die vielleicht aus gesundheitlichen Gründen ihrer Arbeit nicht mehr so gut nachgehen können. Die geblockte Altersteilzeit wurde vor allem dann in Anspruch genommen, wenn ein Nachfolger eingeschult werden sollte, und das hat auch durchaus Sinn gemacht. Sie alle hier herinnen wissen, dass sich die Wirtschaft spezialisiert hat und dass es natürlich entsprechende Einschulungs­möglichkeiten geben muss. Das haben Sie jetzt mit einem Federstrich weggenommen.

Es ist sozusagen der nächste Schritt im Sozialabbau. Beim vorigen Tagesord­nungs­punkt haben wir die Karenzzeit und die arbeitsrechtlichen Absicherungen gekappt, jetzt kappen wir die geblockte Altersteilzeit. Das zieht sich tatsächlich wie ein roter Faden durch die Politik dieser Bundesregierung.

Wenn Sie davon reden, Sie wollen die Probleme der Zeit lösen, Herr Kollege Hammer, dann sollten Sie ein bisschen in die Zukunft schauen. Sie schaffen nämlich gerade die Zukunftsprobleme. Wenn Sie immer sagen, wir haben einen Arbeitskräftemangel von etwa 200 000, muss ich sagen, schauen Sie zum AMS: 400 000 Arbeitslose – Tendenz steigend, stark steigend! Und aufgrund Ihrer Regierungspolitik wird sich diese Situation leider Gottes noch verschärfen. (Beifall bei der FPÖ.)

Daher, meine Damen und Herren, war die geblockte Altersteilzeit ein wichtiges und ein richtiges Instrument, und es ist meines Erachtens viel zu kurz gedacht, dass man das jetzt abschafft. (Beifall bei der FPÖ.)

19.18



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 451

Präsident Ing. Norbert Hofer: Die nächste Rednerin ist Mag.a Sibylle Hamann. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.18.55

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Herr Präsident! Liebe Frau Staatssekretärin! Ich darf ein paar Sätze zum Bildungsbonus sagen, was mich extrem freut, weil wir tatsächlich von einer großen Erfolgsgeschichte reden können.

Den Bildungsbonus gab es ja früher auch schon lange. Er war nicht rasend bekannt und rasend attraktiv mit, glaube ich, 2 Euro irgendwas pro Tag. Dann aber kam Corona, und im Moment der Krise hat man etwas Neues ausprobiert, hat diesen Bonus wesentlich ausgeweitet und attraktiviert, und das war gut. Weil sich das bewährt hat, wird dieser Bonus jetzt dauerhaft gesetzlich verankert. Das wird eine wegweisende, zukunftsweisende Neuerung sein, von der ich fest überzeugt bin, dass sie wesentlich zur Transformation unserer Arbeits­welt in den nächsten Jahren beitragen wird.

Warum ist dieser Bonus so super? – Menschen bleiben nicht ewig in dem Beruf, den sie einmal erlernt haben. Das sollen sie auch gar nicht machen, weil sie manchmal in ihrem Beruf unglücklich sind, weil ihnen manchmal die Perspektive fehlt, weil sie irgendein neues Interesse entdecken, weil ihnen der Sinn fehlt, weil sie sich vielleicht etwas anderes zutrauen und Lust auf etwas Neues haben. Dann sollen sie das tun können und der Staat soll ihnen dabei helfen.

Das soll der Staat auch aus Eigeninteresse tun. Es tun sich im Moment ja riesige neue Möglichkeiten auf, gerade wenn ich an die ökologische Wende oder an die Energiewende denke, für die wir Zehntausende neue Arbeitnehmer:innen brauchen. Bisher war es leider oft so, dass man sich Ausbildungen, zumal lange, manchmal nicht leisten konnte, weil das Arbeitslosengeld nicht ausreicht, weil man eine Familie versorgen muss, Verpflichtungen hat; deswegen wurden Ausbildungen leider allzu oft abgebrochen, und das darf nicht mehr sein! (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller.)


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Genau an dieser Stelle greift der Bildungsbonus. Wir reden da je nach Ausbil­dungslänge von 200 oder 340 Euro pro Monat zusätzlich zum Arbeits­losengeld. Selbstverständlich wird auch diese Leistung valorisiert, das heißt, nächstes Jahr sprechen wir wahrscheinlich schon von 220 beziehungsweise 370 Euro. Es sind Zehntausende Menschen, die nächstes Jahr von dieser Maß­nahme profitieren werden.

Weil ich jetzt schon dabei bin, möchte ich gerne noch auf zusätzliche Förder­schienen hinweisen, die es für jene Bereiche, in denen der Bedarf an Fachkräften besonders dringend ist, noch gibt: im Sozialbereich, in der heute Vormittag diskutierten Elementarpädagogik zum Beispiel, auch in den Bereichen Umwelt und Ökologie – da gibt es mindestens 1 100 Euro, solange die Ausbildung dauert, bis zu drei Jahre lang – oder auch die Stipendien im Pflegebereich – mindestens 1 400 Euro bis zu vier Jahre lang.

Das ist ein wirklich gutes, attraktives Angebot. Ich möchte Sie alle ersuchen: Werben Sie für dieses Angebot! Nehmen Sie es an und sagen Sie es weiter, denn wir brauchen Menschen, die sich im Leben laufend neu orientieren! – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.21


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Gerald Loacker. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.22.06

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Die geblockte Altersteilzeit wird abgeschafft, und das ist allerhöchste Zeit. Meine Fraktion hat das erstmalig im März 2015 beantragt. Jetzt wird die geblockte Altersteilzeit bis 2029 schleichend abgeschafft. Eine gute Idee, bezüglich derer alle Fachleute überzeugt sind, dass sie richtig ist, braucht in Österreich also 14 Jahre, bis sie Realität wird; 14 Jahre für (eine entsprechende Geste ausführend) so ein kleines Minireförmchen!


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Ja, geschätzte Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, geschätzte arbeitslosen­versicherte Mitbürger, Geduld brauchen Sie! Es ist Ihr Geld, das da 14 Jahre lang unnötig verblasen worden ist, um Leute in Frühpension zu schicken, um Betrieben Frühpensionsmodelle zu finanzieren. Leider ist das Geld weg, und ab 2029 bleibt es dann wieder bei Ihnen.

Wir haben ja in Österreich eine der teuersten Arbeitslosenversicherungen Europas. In Schweden und in Dänemark ist die Arbeitslosenversicherung überhaupt freiwillig, bei uns kostet sie 6 Prozent vom Lohn und Gehalt, in Deutschland nicht einmal die Hälfte. Dort kostet sie 2,6 Prozent vom Lohn und Gehalt.

Warum sie bei uns so teuer ist, hat Ihnen vorhin Kollegin Hamann ausgeführt: Jetzt kommt ein Schulungszuschlag. – Jetzt denkt einmal nach! Jemand ist arbeitslos und bekommt Arbeitslosengeld, bekommt eine Leistung von der Solidargemeinschaft – das ist gut und richtig (Abg. Maurer: Nein, eigentlich bekommt er eine Versicherungsleistung!) –, und jetzt bekommt diese Person obendrauf noch eine Schulung bezahlt. Das ist schön, ein Extra; der bekommt nicht nur Arbeitslosengeld, sondern auch eine Schulung. Offensicht­lich ist diese Schulung aber eine Strafe (Abg. Koza: Nein! Der ist am Arbeits­markt!), denn jetzt muss man ihm noch einmal Geld geben. Der kriegt dann also zum Arbeitslosengeld und zur Schulung noch einmal bis zu 340 Euro im Monat extra.

Und dann wundert man sich, wenn die Betriebe Schwierigkeiten haben, neue Arbeitskräfte zu finden. In der letzten Plenarsitzung ist beschlossen worden, den Arbeitsuchenden 60 Euro extra Familienbeihilfe pro Kind zu geben. Wenn diese dann auch noch drei Kinder haben, haben sie noch einmal 180 Euro extra Familienbeihilfe und 340 Euro extra Schulungszuschlag. – Ja, da kann sich das Arbeiten irgendwann nicht mehr rentieren, weil die das einem 40-Stunden-Job gegenüberstellen und sagen: Na ja, wenn ich 40 Stunden arbeiten gehe, habe ich 150 Euro mehr, dann lasse ich es lieber bleiben!


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Das ist die Art, wie Sie arbeiten! Sie schauen nicht auf die Menschen, die erwerbstätig sind und die mit ihrer Arbeitskraft das Sozialsystem finanzieren, sondern Sie schauen immer auf die Leistungsbezieher. Es braucht eine Balance der Interessen zwischen einerseits jenen, die die Beiträge zahlen, und andererseits jenen, die die Leistungen bekommen, und diese Balance geht leider verloren. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Rainer Wimmer: Die Arbeitnehmer ...!)

19.24


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Bettina Zopf. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.25.07

Abgeordnete Bettina Zopf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekre­tärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man eine Lüge immer wieder wiederholt, wird sie deshalb nicht wahr. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen. – Widerspruch bei der SPÖ.)

Ich sage jetzt einmal ganz klar: Auch der ORF – und da bin ich ganz besonders enttäuscht – berichtet, die Altersteilzeit in geblockter Form werde abgeschafft, und das ist eine Lüge. (Abg. Heinisch-Hosek: Moment! Lüge sagt man nicht! Ordnungsruf!)

Ich bitte alle, die redaktionell nachfragen, nicht nur bei den Freiheitlichen und bei der SPÖ nachzufragen, sondern vielleicht auch einmal bei uns. Dann erklären wir, wie es funktioniert. (Abg. Belakowitsch: Das wissen wir ...!) Wir bitten um eine ordentliche Berichterstattung! (Ruf bei der FPÖ: Seid nicht neidig! – Zwischenruf des Abg. Schroll.)

Die Altersteilzeit wurde 2010 auf den Weg gebracht. Wie es Kollege Hammer schon ganz genau im Detail erklärt hat, ist das ein Erfolgsprojekt. Ich habe zahlreiche Kolleginnen und Kollegen bei der Altersteilzeit beraten, und die Altersteilzeit ist und bleibt eine tolle Sache, nur das Wort Teilzeit muss in den Vordergrund rücken. Wir sind es unseren Kindern und Enkelkindern


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schuldig, dass wir schauen, dass wir das Regelpensionsantrittsalter erreichen. Das sind wir den nächsten Generationen schuldig. Dafür steht die ÖVP: dass wir auch eine Generationengerechtigkeit auf den Weg bringen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Maurer.)

Altersgerechte Arbeitsplätze heißt: Menschen, die schon älter werden, halten es vielleicht nicht mehr aus, dass sie Vollzeit in Beschäftigung bleiben, und können mit diesen Modellen weiterhin in die Pension gleiten. Das werden wir vermehrt unterstützen. Die geblockte Altersteilzeit, wie Kollege Loacker richtig gesagt hat, ist ja indirekt ein Frühpensionierungsmodell und wird vom Staat unterstützt, aber natürlich auch jetzt schon durch nur geringe Unterstützungs­maßnahmen. Der Unterstützungsbeitrag bei der geblockten Altersteilzeit war nämlich auch bisher nur 50 Prozent, im Gegensatz zur gleitenden Altersteilzeit, bei der die Arbeitslosenversicherungsbeiträge in Höhe von 90 Prozent geleistet wurden; das heißt, das Teilzeitmodell ist immer im Vordergrund gestan­den.

Jetzt sage ich noch eines ganz klar dazu: Jene Personen, die ich in die Altersteilzeit geschickt habe und zu denen ich gekommen bin und denen ich ins Gesicht geschaut habe, als sie im Gleitzeitmodell waren, waren zufrieden. Sie waren zufrieden, bis sie in Pension gegangen sind. Sie haben gesagt: 20 Stunden in der Woche, 15 Stunden in der Woche – je nachdem, wie viele Wochen­stunden sie noch geleistet haben –, das geht, das kann ich machen! Es ist für mich eine schöne Altersteilzeit und ich kann in die Pension gleiten! – Das ist gesund, das ist gescheit und das werden wir auch weiterhin unterstützen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.27


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Mag.a Verena Nussbaum. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 456

19.28.01

Abgeordnete Mag. Verena Nussbaum (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Seit dem Jahr 2000 gibt es jetzt die Möglichkeit für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, mit ihrem Arbeitgeber Altersteilzeit zu vereinbaren. Bis heute besteht kein Rechtsanspruch darauf! Darum finde ich es auch interessant, dass Kollegin Zopf davon redet, dass sie ihre Mitarbeiter in Altersteilzeit geschickt hat. Das ist ein komisches Bild von einem Arbeitgeber – wahrscheinlich hätten Sie sie sonst gekündigt, wenn sie die Altersteilzeit nicht in Anspruch genommen hätten. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Arbeitnehmer:innen waren also immer schon vom Goodwill des Arbeit­gebers abhängig, ob sie Altersteilzeit vereinbaren konnten oder nicht, und jetzt sollen bei der geblockten Altersteilzeit – und diese wird de facto abgeschafft – die Förderungen gekürzt werden. (Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer.)

Jetzt würde ich von den Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP gerne wissen: Welcher Arbeitgeber zahlt denn dann oder vereinbart noch eine Altersteilzeit, wenn die Förderungen dauernd zurückgehen und gekürzt werden? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jetzt plötzlich das große Füllhorn auf die Arbeitnehmer ausgeschüttet wird und der Arbeitgeber sagt: Nein, kein Problem; auch wenn ich die Förderung vom AMS nicht mehr bekomme, kannst du trotzdem in geblockte Altersteilzeit gehen! – De facto ist das eine Abschaffung der geblockten Altersteilzeit. (Beifall bei der SPÖ.)

Man muss sagen: Ja, die Altersteilzeit war in den letzten 20 Jahren ein sehr gutes Modell, um Arbeitnehmer:innen – in dem Fall vor allem Frauen – direkt vom Arbeitsverhältnis in die Pension zu schicken. Nur jede zweite Frau geht direkt von einem Arbeitsverhältnis in die Pension, und auch von diesen 36 000 Be­schäftigten, die letztes Jahr in Altersteilzeit waren, sind zwei Drittel Frauen gewesen.

Die Altersteilzeit soll ja Arbeitnehmer:innen, die einen psychisch und körperlich belastenden Job ausüben, einen direkten Übergang in die Pension


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 457

ermöglichen. Jetzt besteht aber die Gefahr, dass Beschäftigte mit Gesund­heits­problemen entweder den Arbeitsplatz verlieren oder bis zur gänzlichen Invalidität weiterarbeiten müssen – und die Erhöhung des Pensionsantrittsalters für Frauen von 60 auf 65 Jahre bestraft die Frauen jetzt erneut. Frauen sind derzeit von Ihrer Politik, liebe Regierungsparteien, immer stark betroffen! (Beifall bei der SPÖ.)

Man muss auch sagen, dass es Arbeitsformen gibt, bei denen die kontinuierliche Altersteilzeit eben nicht möglich war, wie zum Beispiel bei Schichtarbeits­modellen – diese Kolleginnen und Kollegen werden in Zukunft völlig um die Möglichkeit der Altersteilzeit umfallen. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Wichtig wäre aber – und hören Sie gut zu, was ich jetzt sage! –, dass wir gute Arbeitsbedingungen ermöglichen, damit Arbeitnehmer:innen bis zum Pensionsantritt in ihrer Beschäftigung bleiben können, und dazu gehören für uns altersgerechte Arbeitsstätten und die Abschaffung des 12-Stunden-Tages beziehungsweise der 60-Stunden-Woche. (Ruf bei der ÖVP: Wir haben keinen 12-Stunden-Tag!)

Weiters gehören für uns generell eine Arbeitszeitverkürzung – natürlich bei vollem Lohnausgleich –, eine Überarbeitung der Regelungen für die Schwerarbeitspension, verpflichtende Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz sowie die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit, vor allem bei älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, dazu. (Beifall bei der SPÖ.)

Für uns als SPÖ ist es wichtig, dass die Arbeitsbedingungen für alle Menschen kontinuierlich verbessert werden – die Abschaffung der geblockten Altersteilzeit ist sicher eine Verschlechterung, die zulasten der Frauen geht, darum werden wir diesem Antrag auch nicht zustimmen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

19.31


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Mag. Markus Koza. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 458

19.32.04

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Damen und Herren! Jetzt überlegen wir einmal: Was war beziehungsweise ist eigentlich der Hauptgrund für die Existenz der Altersteilzeit? – Der hauptsächliche Sinn der Altersteilzeit war immer – und das war schon bei der Einführung Ende der Neunzigerjahre schlichtweg so –, dass man älteren Arbeitnehmer:innen die Chance geben wollte, möglichst lange im Arbeitsprozess zu bleiben und in die Pension hinüberzu­gleiten, indem man für sie entsprechende Arbeitszeitmodelle schafft.

Diese Arbeitszeitmodelle sind logischerweise eher Modelle, bei denen man am Anfang noch länger arbeitet und dann sukzessive Jahr für Jahr die Arbeitszeit verkürzt, damit man altersgerecht arbeiten und gesund in die Pension gleiten kann. Das waren Gleitmodelle.

Jetzt ist zwar Ende der Neunzigerjahre auch die geblockte Altersteilzeit beschlossen worden, aber vor allem für jene Branchen, die besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen waren. Die Idee war, die Arbeitszeit zu blocken und damit früher aus dem Erwerbsleben ausscheiden zu können, wodurch Jüngere nachkommen können. Das ist aber nicht wirklich der Sinn der Sache, und ich frage mich auch, wie förderlich das tatsächlich für die Gesundheit ist und wie förderlich das für das Ziel ist, gesund in die Pension zu gleiten, wenn man noch zwei Jahre voll durcharbeitet und dann früher in Pension geht. Das ist nicht Sinn der Sache, das ist nicht Sinn der Übung. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Es ist schon auch okay und es ist schon auch gerechtfertigt, dass man gewisse arbeitsmarktpolitische Instrumente – und da kann man geteilter Meinung sein, ob die gescheit sind oder nicht –, die vor 30 Jahren beschlossen worden sind, einmal überprüft und schaut, ob die heute noch so sehr zur aktuellen Arbeitsmarktsituation passen oder ob es nicht besser ist, andere Instrumente zu schaffen. Wir haben jetzt wie gesagt beschlossen, die Altersteilzeit als solche bestehen zu lassen, sie ist als Maßnahme weiterhin


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 459

möglich, aber wir lassen die Förderung für die nächsten Jahre einmal auslaufen. Das heißt nicht, dass sie nicht unter Umständen in sieben, acht Jahren wieder hochgefahren wird, da spricht überhaupt nichts dagegen, wenn es die entsprechenden Notwendigkeiten gibt!

Auch wenn sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt verändert hat: Nicht verändert hat sich, dass wir dringend Arbeitsplätze brauchen, die altersgerecht sind; dass wir Arbeitsplätze brauchen, die gesund sind; dass wir Arbeitsplätze brauchen, die ein Arbeiten im Alter in Würde erlauben. Wir lassen darum nicht nur die kontinuierliche Altersteilzeit natürlich so bestehen, wie sie ist, nein, wir attraktivieren sie noch: Wir bauen sie noch aus, indem wir es sogar ermöglichen, die Arbeitszeit um 20 Prozent bis 80 Prozent zu reduzieren! Das hat es vorher in dieser Form nicht gegeben, das ist tatsächlich eine sehr großzügige Möglichkeit, die Arbeitszeit im Alter anders zu gestalten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, bei manchen Diskussionen frage ich mich oft, über welche Dimensionen hier eigentlich diskutiert wird. Wovon sprechen wir überhaupt? – Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe Ihnen eine Tafel mitgebracht, um zu zeigen, in welchem Ausmaß die Altersteilzeit im Jahr 2022 angenommen wurde (eine Tafel mit der Überschrift „Altersteilzeit gesamt 2022“ und einem Kreisdiagramm in die Höhe haltend): Es gab im Jahr 2022 circa 393 000 Arbeitnehmer:innen, die potenziell in Alters­teilzeit hätten gehen können, weil sie als Frauen über 55 beziehungsweise als Männer über 60 waren, und tatsächlich waren nicht einmal 10 Prozent dieser Arbeitnehmer:innen in Altersteilzeit! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Die überwältigende Mehrheit dieser 10 Prozent wiederum war in kontinuier­licher Altersteilzeit, die haben jene Form der Altersteilzeit gewählt, die wir heute ausbauen, und in Wirklichkeit war die geblockte Altersteilzeit schon ein Minderheitenprogramm. (Zwischenruf bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese sind aber gar nicht von dieser Maßnahme, die wir heute beschließen, betroffen, denn es geht um die, die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 460

künftig in die geblockte Altersteilzeit gehen würden! Jetzt schauen wir uns noch einmal an, wie groß - - (Zwischenruf bei der SPÖ) – das sind Zahlen, Daten, Fakten, erkundigt euch beim Arbeitsmarktservice, die haben das! Tatsächlich wählen jährlich (eine Tafel mit der Überschrift „Altersteilzeit geblockt 2022, Neueintritte“ und einem Kreisdiagramm in die Höhe haltend) nur circa 0,7 Prozent derjenigen, die könnten, die geblockte Altersteilzeit – 0,7 Prozent!

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist jetzt nicht das große Massenphänomen, und viele werden natürlich in die kontinuierliche Altersteilzeit wechseln, vor allem nachdem wir das jetzt so hervorragend mit dieser 80-20-Lösung reformiert haben. (Abg. Drobits: ... Rechtsanspruch!)

Abschließend noch, weil gesagt wurde, das wäre arbeitnehmerfeindlich: Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich finde es nicht fair, die Gemeinde Wien als arbeitnehmerfeindlich zu bezeichnen! (Abg. Belakowitsch: Ich schon!)

Wisst ihr, warum? – Bei der Gemeinde Wien gibt es nämlich für Zehntausende Pflegekräfte, für Zehntausende Gemeindebedienstete, die dort arbeiten, überhaupt nicht die Möglichkeit, in geblockte Altersteilzeit zu gehen! Dort wurde nämlich nur die kontinuierliche Altersteilzeit eingeführt, bei der man wirklich die Arbeitszeit reduziert. (Abg. Michael Hammer: Wieder einmal typisch!)

Ich persönlich finde das nicht arbeitnehmerfeindlich, dass das so gemacht worden ist – wenn ihr das arbeitnehmerfeindlich findet, macht euch das bitte mit Herrn Bürgermeister Ludwig aus. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

19.37


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Josef Muchitsch. – Bitte, Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 461

19.37.39

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Was jetzt hier bis dato passiert ist, ist eigentlich schlimm. Wenn hier Markus Koza als grüner Gewerkschafter (Abg. Koza: Keine Funktion!) sagt, 393 000 Menschen hätten die Möglichkeit gehabt, aber nur 10 Prozent hätten sie genützt: Warum ist das denn so? – Weil nur 10 Prozent es geschafft haben, ohne Rechtsanspruch mit dem Dienstgeber eine Vereinbarung zustande zu bringen – es gibt keinen Rechtsanspruch! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Schwarz.)

Für diejenigen, die das zustande gebracht haben, weil der Arbeitgeber sagt: Ich will dir eine Brücke in die Pension bauen, denn du hast dir deine Alterspension verdient!, baut ihr diese Brücke heute mit diesem Beschluss ab, und das tut weh – das tut einem Arbeitnehmervertreter weh, wenn er so etwas hört! (Abg. Koza: 80 : 20, Beppo!)

Wenn ihr wenigstens für diejenigen, die es aus gesundheitlichen Gründen nicht schaffen, in die Alterspension zu kommen, eine Brücke belassen hättet oder wenn ihr zumindest für diejenigen, die sich in einem Schichtbetrieb nicht aussuchen können, etwas anderes als die Blockvariante zu wählen – die können nicht auf der Baustelle jeden Tag um 13 Uhr die Kelle weglegen –, diese Möglichkeit belassen hättet, wäre es wenigstens sozialpolitisch gerecht gewesen. Ihr aber schafft diese Variante komplett ab, und das ist ein Verrat an den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die das nicht verdient haben! (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Koza und Wöginger.)

19.38

19.38.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 462

Wir kommen zu den Abstimmungen, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 19: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 geändert wird, samt Titel und Eingang in 2183 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte wiederum jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzent­wurf auch in dritter Lesung zustimmen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Auch das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit in dritter Lesung ange­nommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 20: Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales, seinen Bericht 2184 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hierzu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 21: Antrag des Aus­schusses für Arbeit und Soziales, seinen Bericht 2185 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 22: Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales, seinen Bericht 2186 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 463

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

19.40.3323. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3547/A der Abgeordneten Norbert Sieber, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz – LWA-G geändert wird (2187 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen nun zum 23. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mario LindnerBitte, Herr Abgeordneter.


19.41.03

Abgeordneter Mario Lindner (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vorweg darf ich mich ganz herzlich bei den Tausenden Menschen, die heute bei der ÖGB-Menschenkette dabei waren und ein starkes Zeichen für „Preise runter, Löhne rauf!“ gesetzt haben, bedanken. Vielen herzlichen Dank! (Beifall bei der SPÖ.)

Auch wenn diese Regierung seit Monaten keine wirksamen Maßnahmen gegen die Teuerung und die Inflation zusammenbringt, kann man ihr zumindest im Bereich der Beschäftigungspolitik keine Vorwürfe machen: Zumindest beschäf­tigt sie uns hier im Nationalrat, wenn wir zum zweiten Mal in wenigen Monaten über dasselbe Gesetz diskutieren dürfen, wenn auch nur, damit wir ihre legistischen Fehler vom letzten Mal reparieren können.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich würde mir von einer Bundesregierung zumindest erwarten, dass sie halb durchdachte Maßnahmen nicht auch noch handwerklich schlecht umsetzt. Wir könnten jetzt zwar lange kritisieren, warum


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 464

Sie es beim ersten Anlauf nicht geschafft haben, ein Gesetz vorzulegen, das auch umsetzbar ist, aber das würde keiner Familie in Österreich auch nur einen Cent mehr ins Geldbörsl bringen.

Deshalb reden wir lieber über die wichtigen Dinge, nämlich darüber, was unser heutiger Beschluss wirklich bewirken kann. 60 Euro mehr pro Monat für armutsbetroffene Kinder – das hat die Bundesregierung versprochen. Das Problem ist nur, dass keine Familie diese 60 Euro bisher bekommen hat, über den ganzen Sommer nicht. Da Sie dieses Gesetz nicht richtig durchdacht haben, müssen armutsgefährdete Eltern und Kinder bis jetzt warten. Obwohl gerade diese Familien seit mehr als einem Jahr inmitten von Teuerung, Preisexplosion und Inflation alleingelassen wurden, lassen Sie sie einmal mehr im Regen stehen. Das haben sich gerade unsere Kinder nicht verdient! (Beifall bei der SPÖ.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß schon, für die meisten von Ihnen sind 60 Euro vielleicht ein nettes Abendessen in einem Wiener Innenstadtlokal, aber für armutsgefährdete Familien entscheiden diese 60 Euro darüber, ob am Ende des Monats überhaupt noch ein Abendessen auf den Tisch kommt. Und verstehen Sie mich nicht falsch – 60 Euro pro Monat und Kind sind bei Weitem nicht die Lösung, nach der die aktuelle Situation verlangt, denn im Bereich des Essens und der Lebensmittel stellt die Teuerung Familien vor massive Herausforderungen.

Das sehen wir schon bei der Schuljause. Der Preis einer Semmel ist um fast 15 Prozent gestiegen, der von Karotten sogar um 23 Prozent, jener von Schinken um 11 Prozent, und ein Fruchtjoghurt kostet 8 Prozent mehr als im letzten Jahr. Für Familien, die von Armut betroffen sind, sind es genau diese Preissteigerungen bei gesunden Nahrungsmitteln, die den Alltag kaum mehr schaffbar machen. Und gerade in dieser Frage sind 60 Euro mehr im Monat zwar eine Unterstützung, aber sie ändern die grundlegenden und strukturellen Probleme nicht, schon gar nicht, wenn sie ohne Rechtsanspruch gestaltet sind und Ende 2024 bereits wieder auslaufen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 465

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir dürfen armutsgefährdete Kinder und Familien nicht alleinlassen! Es braucht endlich umfassende Lösungen für strukturelle Probleme. Jedes Kind hat ein gesundes, sicheres und sozial abgesichertes Leben verdient. Genau deshalb brauchen wir endlich die Kinder­grundsicherung in ganz Österreich. Jedem Kind alle Chancen! (Beifall bei der SPÖ.)

19.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Norbert Sieber. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.44.37

Abgeordneter Norbert Sieber (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Alleinverdienende und Alleinerziehende mit geringem Einkommen, Arbeitslose und Ausgleichszu­lagenbezieher mit Kindern sind, und das wissen wir alle, durch die Teuerung natürlich besonders betroffen.

Deswegen hat unsere Regierung, haben wir beschlossen, diesen Personengrup­pen 60 Euro pro Monat und Kind bis Dezember 2024 unbürokratisch und schnell zu überweisen. Wir alle wissen, dass das wirklich ein Projekt ist, das einzigartig ist, und ich glaube, dass wir damit auch sehr gut an die Perso­nengruppen herangekommen sind. Ziel war es natürlich auch, Doppelförde­run­gen zu vermeiden. Das war aber deswegen nicht ganz einfach, weil wir es eben mit getrennt zu sehenden Personengruppen zu tun haben. Nun hat sich in der Vorbereitung, der Umsetzung dieser Regelung auf Länderebene – auf Länderebene, Kollege Lindner – gezeigt, dass verschiedene Modelle nicht praktikabel sind. (Abg. Lindner: Hättet ihr es halt in Begutachtung geschickt!) Aus diesem Grund werden wir in Anlehnung an die Rangfolgelösung ebenfalls eine Rangfolge verankern und damit Doppelförderungen tatsächlich vermeiden. Das Arbeitsmarktservice wird die Beurteilung des jeweiligen Anspruchs basierend auf dem Vollzug des Arbeitslosenversicherungsgesetzes bereitstellen,


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und zwar deshalb, weil da nicht auf den Hauptwohnsitz – und das ist jetzt hier wesentlich –, sondern auf den gewöhnlichen Aufenthaltsort abgestellt wird.

Mit dieser Regelung schaffen wir eine umsetzbare und praxisgerechte Handhabe, die es den jeweiligen Behörden möglich macht, effizient zu arbeiten und Doppelförderungen zu vermeiden. Es wird auch niemand um einen Euro umfallen. Was im Sommer nicht ausbezahlt wurde, wird jetzt – das startet im September – nachbezahlt, und es wird ein entsprechend größerer Betrag überwiesen werden. Die Leute können sich also darauf verlassen, und ich bitte Sie, dem Antrag zuzustimmen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.46


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Michael Bernhard. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.46.48

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Herr Präsident! Wir haben erstmals schon vor dem Sommer darüber diskutiert, und mein Vorredner, Kollege Sieber, wird das vielleicht noch wissen: Wir als NEOS haben uns immer dazu bekannt, dass Kinder, die in einem armutsgefährdeten Umfeld aufwachsen, unsere besondere Aufmerksamkeit brauchen und besondere politische Maßnah­men, insbesondere auch einen wirklich guten, qualitativ hochwertigen Zugang zu Bildung und Betreuung. Das war ein zentrales Element, das wir als NEOS immer angesprochen haben.

Die Vorlage, die wir vor dem Sommer vorgelegt bekommen haben, hat aber nicht darauf abgezielt, sondern da wurden einzelne Personengruppen in unserer Gesellschaft herausgegriffen, von denen die ÖVP und die Grünen annehmen, dass dort Armutsgefährdung verstärkt vorhanden ist. Ein wesentlicher Punkt ist aber: Man muss auf das Haushaltseinkommen schauen. Wenn eine Person kurzfristig arbeitslos ist, so ist das noch nicht aussagekräftig dahin gehend, ob der Haushalt, ob die Familie ein ausreichendes Einkommen hat. Andersherum


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gibt es aber viele Menschen, die ein geringes Einkommen haben und trotz Arbeit möglicherweise armutsgefährdet sind.

Wir haben darauf hingewiesen, dass diese 60 Euro teilweise an bestimmte Personengruppen nicht ausbezahlt werden, obwohl diese das gleiche Einkom­men haben, beispielsweise Rehageldbezieher, und wir haben auch festgestellt, dass man hinsichtlich dieser 60 Euro, wenn man auch nur 1 Euro über dieser Grenze liegt, nicht um 1 Euro weniger, nämlich 59 Euro kriegt, sondern gar nichts. Das heißt, da haben wir gleich ganz, ganz viele Punkte, aufgrund deren wir sagen, dass es bei dieser Maßnahme nicht darum geht, wirklich zielgerichtet Kindern in armutsgefährdeten Familien zu helfen, sondern tatsäch­lich nur darum, Showpolitik zu machen, und dafür sind wir NEOS nicht zu haben.

Wofür wir zu haben wären, wäre eine Korrektur, eine Reparatur der vorliege­nden Gesetzesmaterie. Wir haben deswegen auch lange vor dem heutigen Tag einen Fragenkatalog an die Familienministerin und auch an das Finanzminis­terium gerichtet. Die Familienministerin hat nicht sehr nachvollziehbar geantwortet, beim Finanzministerium hat man gesagt, man hat nicht vor, Änderungen vorzuneh­men. Das heißt, trotz unserer konstruktiven Art, obwohl euch gesagt wurde, dass ihr auf eine ganze Reihe von armutsgefährdeten Personengruppen, die kleine Kinder zu Hause haben, vergesst und ihr Haushalte fördert, die es gar nicht brauchen, seid ihr auf unsere Vorschläge überhaupt nicht eingegangen.

Das bedeutet aber, dass man eben nicht das Kind ins Zentrum der politischen Arbeit stellt, und dann darf man sich auch nicht wundern, wenn wir am Ende des Tages nicht zustimmen. Daher gibt es von unserer Seite heute keine Zustim­mung. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

19.49


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Abgeordneter Peter Wurm. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 468

19.49.33

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Frau Staatssekretärin! Übrigens danke, dass Sie seit Stunden hier die Fähnchen dieser völlig überforderten Bundesregierung hochhalten. (Abg. Zarits: Lustig, ha!? Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer.)

Wir haben heute einmal den Bundeskanzler für 20 Minuten hier gehabt. Seit­dem, liebe Zuschauer, wenn Sie es beobachten, seit Stunden ist das (in Richtung Staatssekretärin Kraus-Winkler) die österreichische Bundesregierung. (Abg. Schmidhofer: Der Finanzminister war da! – Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer.) Das soll Ihre Leistung als Staatssekretärin jetzt nicht schmälern, aber es ist vielleicht doch ein Zeichen dafür, wie heillos überfordert (Abg. Zarits: Letzt­klas­sig!) diese schwarz-grüne Bundesregierung in Österreich ist. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Zarits: Eure Truppe ist zu drei Vierteln schon daheim!)

Man sieht es ja auch bei diesem Tagesordnungspunkt, mit dem Sie jetzt ein schlechtes Gesetz wieder reparieren müssen – auch da: Inkompetenz, offensichtlich, ganz klar. Wir haben heute den ganzen Tag das Hauptthema, das die Bevölkerung betrifft, nämlich diese Teuerung, Inflationswelle, diskutiert, auf europäischer Ebene, national, und ich glaube, es ist vollkommen klar – wenn das jemand beobachtet hat –: Sie haben leider Gottes für uns als Bevölkerung hier überhaupt nichts zum Besseren weitergebracht. Ganz im Gegenteil, alle Ideen, die da sind, die in den letzten zwei, drei Jahren da gewesen sind, haben Sie entweder nicht umgesetzt oder falsch umgesetzt. Das Ergebnis ist leider Gottes für jeden von uns spürbar. (Abg. Hörl: Ein Besserwisser ohne Ende!)

Wir haben auch versucht, gerade wir Freiheitlichen – ich glaube, jetzt schon seit drei oder vier Jahren –, aufzuzeigen: Okay, diese Krise hat Ursachen, widmen wir uns diesen Ursachen, versuchen wir, diese Ursachen abzustellen, weil nur dann wirklich mittel- und langfristig eine Verbesserung möglich ist! Sie vier Parteien – und ich nehme leider Gottes da auch immer wieder die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 469

Sozialdemokratie und die NEOS mit ins Boot – wollen über die Ursachen nicht ernsthaft diskutieren, nachdenken, weil es natürlich ein Schuldeingeständnis ist, weil alle diese vier Parteien da immer dabei waren.

Was wir zumindest machen könnten – und das ist das Minimalprogramm, sage ich einmal, die Pflicht –, ist, dass wir zumindest die Symptome sinnvoll bekämpfen, im Sinne der Bevölkerung, der Arbeitnehmer, aber auch der Wirt­schaft. Die ÖVP sollte es ja eigentlich wissen, das ist ja keine Neuigkeit, Ihre Unternehmer werden es Ihnen seit Monaten gesagt haben: Wir schlittern in eine wirklich veritable Krise, und Sie machen nichts, um das abzustellen. Ganz im Gegenteil, Sie befeuern es noch.

All die Ursachen, die wir aufgrund dieser Entwicklung haben, wollen Sie nicht verändern, nicht angehen, und nicht einmal die Symptombekämpfung nehmen Sie in Angriff. Ich habe einen Antrag eingebracht, er liegt Ihnen vor, der noch einmal zusammengefasst die wichtigsten Dinge, die wir seit Jahren fordern, aufzählt. Ich brauche das alles, glaube ich, nicht vorzulesen, Herr Präsident.


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nur in den Grundzügen erläutern, bitte.


Abgeordneter Peter Wurm (fortsetzend): Genau.

Also es gibt unzählige Punkte, aber das würde den Rahmen der heutigen Sitzung, glaube ich, sprengen, wenn ich jetzt alle ausführlich erklären würde.

Zunächst zum Beispiel: massive Steuersenkungen auf Benzin und Diesel durch Halbierung oder Abschaffung der Mehrwertsteuer – auch aktuell, wenn Sie an der Tankstelle jetzt mehr bezahlen, profitiert der Finanzminister, weil er die Mehrwertsteuer vom höheren Preis bekommt –; Erhöhung des Pendlerpau­scha­les und des Kilometergeldes zum Beispiel, ein wichtiger Punkt; endgültige Streichung dieser vollkommen irrsinnigen CO2-Abgabe – also diese CO2-Abgabe kann man ja in der heutigen Zeit niemandem mehr erklären, aber Sie machen das weiterhin, und die Österreicher müssen es zahlen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 470

Dann haben wir: Halbierung der Mehrwertsteuer auf Gas und Strom, Heizkostenzuschuss bundesweit 300 Euro, automatische Inflationsanpassung bei Pensionen, Arbeitslosengeld, Familienbeihilfe, Pflegegeld.

Dann wäre es ganz wichtig, bei den Grundnahrungsmitteln einen Warenkorb festzulegen und wirklich eine Preisbindung zu machen oder die Mehrwertsteuer abzuschaffen oder zu halbieren.

Signifikante Lohnerhöhungen dementsprechend auch für die Arbeitnehmer; und, und, und, die Liste ist sehr, sehr lang.

Sie haben noch etwas gemacht, und das ist doppelt schlimm – ich rede jetzt von den ORF-Gebühren –: Sie haben jetzt eine Haushaltsabgabe für alle in Österreich eingeführt, ob sie ORF schauen oder nicht. Und was machen Sie parallel jetzt für einen Sportfan wie mich? – Ich kann mir, obwohl ich Haushaltsabgabe zahlen muss, nicht einmal die zukünftige Europameisterschaft in Deutschland auf ORF anschauen. (Abg. Fürlinger: ServusTV!) Also das sind Dinge, die kann man einem normal denkenden Menschen ja gar nicht erklären: Wir zahlen alle ORF-Haushaltsabgabe, aber der ORF bringt es nicht zustande, den Österreichern die Fußballeuropameisterschaft in Deutschland auf ORF zu zeigen. (Zwischenruf des Abg. Kickl.)

Also es ist leider Gottes wirklich so viel Inkompetenz da. Es ist vollkommen klar: Es ist ganz schlimm, dass ÖVP und Grüne in der Regierung sind. Das wird nur noch in Deutschland mit der Regenbogenkoalition getoppt. Das ist noch schlim­mer, aber das kann ja bitte kein Vorbild sein. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich hoffe daher auf baldigste Neuwahlen. Kanzler Nehammer hat ja heute in der Früh schon eine Wahlkampfrede gehalten, also ich hoffe für die Österreicher auf möglichst baldige Neuwahlen und klarerweise auf eine FPÖ-geführte Regierung unter Bundeskanzler Herbert Kickl. Dann besteht Hoffnung! – Danke. (Beifall und Bravoruf bei der FPÖ.)

19.55


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 471

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Wurm, Dr. Dagmar Belakowitsch

und weiterer Abgeordneter

betreffend Kostenlawine stoppen – Entlastung für Österreich

eingebracht im Zuge der Verhandlung über Top 23.) Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 3547/A der Abgeordneten Norbert Sieber, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz –LWA-G geändert wird (2187 d.B.) in der 230. Sitzung des Nationalrats am 20.September 2023.

Die schwarz-grüne Bundesregierung hat es zu verantworten, dass Wohlstand und die soziale Sicherheit der Österreicher zerstört werden und immer mehr Menschen in die Armut abrutschen, weil Nehammer, Kogler und Co. bei der Bekämpfung der von ihrer fatalen Politik verursachten Rekordteuerung völlig versagen und so als „Teuerungs­treiber“ agieren.

Die Wurzeln der Rekordteuerung liegen vor allem im Corona-Zwangsregime, dem Hineintreiben Österreichs in einen Wirtschaftskrieg durch das neutralitätsfeindliche Sanktionsregime sowie in der freiheits- und wohlstandsfeindlichen ökomarxistischen Klimahysterie. Das Fundament für die Kostenlawine hat die schwarz-grün-rote Einheitspartei gelegt. Denn egal ob bei den Lockdowns am laufenden Band und dem Impfzwang, den unsere Wirtschaft schädigenden Sanktionen, die mit unserer immerwährenden Neutralität völlig unvereinbar sind, oder der immer mehr in Richtung „Ökokommunismus“ abgleitenden Klimapolitik, die mit CO2-Steuer und anderen Belastungen das Leben der Bevölkerung künstlich noch teurer macht: Überall stand und steht die SPÖ an der Seite von Schwarz-Grün und nicht an der Seite der Österreicher, die dafür den Preis zahlen müssen.


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Zusätzlich werden die Menschen dort, wo die Genossen regieren und die Teuerung bekämpfen könnten, massiv abgezockt. Dazu muss man nur ins SPÖ-regierte Wien schauen, wo mit Mieterhöhungen, Energiepreiswahnsinn und Gebührenlawine den Bürgern von den Roten tief in die Geldbörse gegriffen wird.

Die Bundesregierung muss endlich die Preisbremse anziehen, wie es die FPÖ seit langem fordert, und darf keinen einzigen Tag länger tatenlos zuschauen, wie der Alltag für immer mehr Menschen unleistbar wird. Runter mit der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, Energie und Treibstoffe bis hin zum völligen Aussetzen, Einführung einer Preisbremse durch einen Warenkorb samt Preisstopp-Verordnungsmöglichkeit, Abschaffung der sinnlosen CO2-Steuer, Schluss mit dem selbstzerstörerischen Sanktionsregime und klare Kante gegen die Abzock-Politik der Banken mit einer Übergewinnsteuer oder Bankenabgaben-Erhöhung – das sind die Gebote der Stunde, mit denen die Rekordteuerung gestoppt und unsere Bevölkerung wirklich entlastet wird.

Wenn diese unselige Bundesregierung sich weiter weigert, all das umzusetzen, dann sollte sie sofort zurücktreten und den Weg für Neuwahlen freimachen, bei denen die Bürger mit einer starken FPÖ die Weichen für eine Zukunft unserer Heimat in Freiheit, Wohlstand und Sicherheit stellen können.

Keinerlei Anstrengung zur Senkung der explodierenden Preise

Man braucht kein volkswirtschaftliches Studium absolviert zu haben, um zu erkennen, dass die Politik der Regierung am Problem meilenweit vorbeigeht und somit grundfalsch ist. Denn die Ursache der massiven Inflation sind nicht niedrige Einkommen, sondern explodierende Preise. Dagegen müsste die Politik ankämpfen – und das geht am besten mit der Senkung oder Streichung von Steuern auf diejenigen Produkte, die besonders betroffen sind: Lebensmittel, Energie und Treib­stoffe.

Hier wäre dringend Verzicht zu üben durch die Politik: Verzicht auf die Inflations­gewinne, die bereits seit mehr als einem Jahr auf dem Konto des Finanzministers


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landen. Damit wäre den Bürgern in der Sekunde geholfen. Das würden sie bei jedem Einkauf spüren.

Genau diese Steuersenkungen sind daher auch die Kernforderungen der freiheitlichen Petition zum Stopp der Kostenlawine.1 Dazu bedarf es einer Beendigung der verhängnisvollen und preistreibenden Außenpolitik – sowohl im Ukraine-Konflikt als auch in den Brüsseler EU-Institutionen, wo Österreichs Regierung widerstandslos mitmacht, wenn das Geld milliardenweise in die wirtschaftsschwachen Südstaaten verteilt und auch damit die Inflation weiter angeheizt wird.

Schwarz-Grün belastet Österreicher mit ORF-Haushaltsabgabe

Sparsam wirtschaften: Das wäre das Gebot der Stunde für den ORF. Die jüngst auf Initiative der schwarz-grünen Bundesregierung beschlossene Haushalts­abgabe, mit der alle Österreicher zwangsweise verpflichtet werden, monatlich für den ORF zu bezahlen, steuert in die völlig falsche Richtung. Diese allgemeine „ORF-Steuer“ bedeutet, dass bis zu 700.000 Haushalte zusätzlich zur Kasse gebeten werden. Denn statt 3,3 Millionen GIS-Zahlern sind dann 4,02 Millionen Menschen in Österreich verpflichtet, eine ORF-Zwangssteuer zu entrichten. Gerade die Jugend, die in der Regel über ein niedrigeres Haushaltseinkommen verfügt, wird von diesen Plänen massiv getroffen, konsumiert diese doch durchschnittlich wenig bis gar keine ORF-Programme, muss aber mitten in der Teuerungswelle zusätzliche Mehrbelastungen stemmen.

Damit entpuppt sich auch das Argument einer „für alle billigeren Alternative zur GIS-Gebühr“ als reiner Marketing-Gag. Die Haushaltsabgabe spült dem ORF nämlich weitere Millionen ins Budget: Werden für 2023 noch Einnahmen in der Höhe von 676,2 Millionen Euro aus der GIS erwartet, kann der ORF ab 2024 mit rund 800 Millionen rechnen - ein Plus von satten 18 Prozent!

Echte Entlastungsmaßnahmen dulden keinen Aufschub mehr!

Es ist dringend an der Zeit, dass die Bundesregierung endlich von einer reinen Ankündigungspolitik Abstand nimmt und sofort wirksame Maßnahmen zur


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Entlastung der Menschen auf den Weg bringt. Es muss mit allen Mitteln verhindert werden, dass Haushalte, Familien, Alleinerzieher, Pensionisten, Arbeitslose etc. mit geringen Einkommen Gefahr laufen, sich infolge der enormen Teuerungen das Leben nicht mehr leisten zu können und insbesondere aufgrund der gestiegenen Energiepreise ihre Strom- und Gasrechnungen nicht mehr zahlen zu können und in der Folge in ungeheizten Wohnungen zu sitzen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend Regierungs-vorlagen zuzuleiten bzw. entsprechende Maßnahmen zu setzen, die die Umsetzung insbesondere nachstehender Forderungen im Sinne des Stopps der derzeitigen Kostenlawine zur Entlastung für Österreich sicherstellen:

1.         Sofortige massive Steuersenkung auf Benzin und Diesel durch Halbierung beziehungsweise bei weiteren Preisanstiegen völlige Streichung sowohl der Mehrwertsteuer als auch der Mineralölsteuer sowie die Festsetzung eines Preis­deckels für diese Produkte.

2.         Signifikante Erhöhung des Pendlerpauschale, um Arbeitnehmer zu unter­stützen, die für den Weg zum Arbeitsplatz auf ihr Auto angewiesen sind.

3.         Sofortige und endgültige Streichung der im Zuge der Steuerreform beschlos­senen CO2-Abgabe, um einen weiteren Preisanstieg bei Treibstoffen zu verhindern.

4.         Halbierung beziehungsweise bei weiteren Preisanstiegen völlige Streichung der Mehrwertsteuer auf Gas und Strom für Privathaushalte aber auch für kleine und mittlere Unternehmen sowie die Festsetzung eines Preisdeckels für diese Produkte.


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5.         Einführung eines bundesweiten Heizkostenzuschusses für bedürftige Personen in der Höhe von mindestens 300 Euro pro Haushalt und Jahr

6.          Automatische Inflationsanpassung sämtlicher Versicherungs-, Familien- und Sozialleistungen, insbesondere der Pensionen, des Arbeitslosengeldes sowie der Familienbeihilfe und des Pflegegeldes.

7.         Zusammenstellung eines Warenkorbs von Grundnahrungsmitteln samt Halbierung beziehungsweise Streichung der Mehrwertsteuer auf die darin enthal­tenen Produkte sowie Festsetzung eines Preisdeckels für diese Produkte.

8.         Signifikante Lohnerhöhungen für Arbeitnehmer, welche die Teuerung in vollem Umfang abdecken.

9.         Im Gegenzug deutliche Senkung der Lohnnebenkosten, um die Unternehmer nicht über Gebühr zu belasten und einen weiteren Preisanstieg bei den Produkten und Dienstleistungen zu verhindern.

10.       Aufhebung aller Sanktionen gegen Russland wegen des Krieges in der Ukraine, die negative finanzielle Auswirkungen auf die Österreicher zeitigen – Keine Sanktio­nen, mit denen sich Österreich ins eigene Fleisch schneidet!

11.       Abschaffung der mit 1. Jänner 2024 eingeführten sogenannten „ORF-Haushaltsabgabe“, die die Bürger mit zusätzlich 800 Millionen Euro „Zwangsabgabe“ belastet.

12.       Konsequenter Einsatz der Bundesregierung auf EU-Ebene gegen weitere gemeinsame Schuldenaufnahmen und gegen alle Maßnahmen, die zur Umverteilung von Vermögen in die finanziell angeschlagenen Südstaaten führen.“

1 https://stopp.kostenlawine.at/

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Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Barbara Neßler.

Ich darf noch ergänzen, dass der Entschließungsantrag ordnungsgemäß eingebracht ist und somit auch in Verhandlung steht.

Bitte, Frau Abgeordnete.


19.55.11

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Ministerin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Im Juni haben wir das Kinderarmutspaket mit 60 Euro pro Kind pro Monat in Rekordzeit auf die Beine gestellt. Damit unterstützen wir genau jene, die es davor schon nicht einfach hatten, mit einem 500 Millionen Euro schweren Paket, und zwar nicht mit der Gießkanne, sondern sozial treffsicher. Das hat auch der Budget­dienst gezeigt. 92 Prozent der 500 Millionen Euro gehen an die 50 Prozent der Haushalte, die das geringste Einkommen haben. Es kommt also genau zu den Leuten, die es am dringendsten brauchen.

Mit dem heutigen Beschluss regeln wir nun die Auszahlungsmodalitäten, damit die Auszahlung so rasch wie möglich erfolgen kann. Das Geld liegt bereits bei den Ländern. Ich hoffe, dass es dann auch bis Ende September bei allen Anspruchsberechtigten ankommt. Das liegt natürlich an den Bundesländern selber und an den Auszahlungspraktiken. Kollege Sieber hat es schon angesprochen, eines ist klar: Niemand bekommt weniger Geld! Die Auszahlung erfolgt rückwirkend mit Juli.

Zusammen mit der von uns im letzten Jahr beschlossenen Valorisierung der Familienbeihilfe haben wir für das Jahr 2023 sogar ein Plus von 90 Euro pro Kind pro Monat erreicht. Die Familienbeihilfe wird auch im kommenden Jahr so wie alle anderen Familien- und Sozialleistungen wieder kräftig steigen, und zwar um 9,7 Prozent, und das automatisch. Ich glaube, das zeigt, was für ein


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sozialpolitischer Meilenstein die Valorisierung der Familien- und Sozialleistungen war.

Jetzt kommt teilweise immer wieder das absurde Argument, das ich immer wieder höre und lese: Das sind doch alles Almosen. Diesen Hohn und diese Ignoranz finde ich ein bisschen schwer auszuhalten, aber schauen wir uns die Zahlen an: Eine Alleinerziehende mit zwei Kindern, Alter 13 und 15 Jahre, und einem Einkommen von 1 600 Euro brutto erhält im kommenden Jahr 300 Euro durch den erhöhten Kindermehrbetrag, 400 Euro durch die Anhebung der Tarif­grenzen und Absetzbeträge, 500 Euro durch den Kinderabsetzbetrag und die valorisierte Familienbeihilfe, 1 440 Euro durch das Kinderarmutspaket. Das sind in Summe 2 640 Euro. – Das sind keine Almosen, das ist Sozialpolitik, Sozial­politik, die wirkt und ankommt! (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller.)

19.57

19.57.54


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2187 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.


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Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (Rufe bei der ÖVP: Setzen!) betreffend „Kostenlawine stoppen – Entlastung für Österreich“. (Abg. Lukas Hammer – in Richtung Abg. Wurm –: Bekommt ihr für solche Anträge auch etwas bezahlt oder macht ihr das freiwillig? – Abg. Wurm: Freiwillig!)

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist abgelehnt.

19.58.4624. Punkt

Bericht des Tourismusausschusses über den Bericht des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft betreffend Tourismus in Österreich 2022 (III-961/2136 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen zum 24. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt nun Abgeordneter Franz Hörl. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.59.10

Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Staats­sekretärin! Ich denke, der Tourismusbericht 2022 ist eine Erfolgsbilanz. Sie zeigt, dass nach den herausfordernden Covid-Jahren mit Lockdowns, Reisebe­schränkungen, De-Facto-Ausgrenzungen aus dem Binnenmarkt und schwierigen Rahmenbedingungen wie dem derzeit tobenden Ukrainekrieg, mit hohen Energiepreisen und Inflation der Tourismus im Jahr 2022 mit beeindruckenden Zahlen aufwarten kann: eine Wertschöpfung von 20 Milliarden Euro, ein Beitrag von 6,2 Prozent zum BIP, 217 472 Beschäftigte, also 7,8, fast 8 Prozent an der Gesamtbeschäftigung; im Übrigen eine Steigerung der Beschäftig­tenzahl von 50 Prozent seit 2005 und seit dem Jahre 2021 wiederum von 16,5 Prozent.


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In Tirol, meinem Heimatland, liegt die Wertschöpfung bei 6 Milliarden Euro, also ein ganzes Jahresbudget des Landes, 16,9 Prozent des BIPs und in einigen Talschaften noch höher.

Tourismus ist jene Wirtschaftsform mit der breitesten Wohlstandsverteilung über die Täler, Dörfer und Weiler unseres Landes, das wusste schon der weise, erfahrene Tourismusexperte und Ötztaler Bürgermeister, Jochl Grießer. Die genannten Zahlen sprechen für sich: 137 Millionen Nächtigungen kommen langsam an das Ergebnis von 2019 heran. Insbesondere der österreichische Gast hat Österreich zum Urlaubsland gewählt, dafür danke ich ihm und allen, die uns die Treue gehalten haben. Bei den ausländischen Gästen haben wir die Zahl nach 2021, also nach diesem Katastrophenjahr, zwar verdoppelt, liegen aber immer noch um 13 Prozent unter dem Referenzjahr 2019.

Besonders die Städte, natürlich auch die Bundeshauptstadt Wien, litten darunter, da es gerade die Gäste aus Asien und Übersee waren, die Europa aufgrund der Reisebeschränkungen 2022 noch immer nicht oder nur sehr eingeschränkt besuchen konnten.

Österreich ist eine Toptourismusdestination auf dieser Welt, aber wir stehen im Wettbewerb mit der Welt und den anderen Topplayern. Diesen Rang zu halten, heißt auch Fortentwicklung in Qualität und Angebot. Die gute Nachricht ist: Der Verlauf der diesjährigen Winter- und Sommersaison zeigt stark nach oben, in vielen Regionen wurde das Ergebnis 2019 erreicht, sogar überboten.

Tourismus – das müssen wir uns gerade in dieser Reichshälfte immer wieder vor Augen halten – produziert höchste Wertschöpfung mit der breitesten Wohlstandsverteilung auf der kleinsten Fläche unserer Heimat und das mit brutal wenig Energie.

Im Tourismusbericht wird auch festgehalten, dass der Tourismus mit 54 Prozent an erneuerbarer Energie jene Branche in diesem Lande ist, die den höchsten


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Anteil an dieser erneuerbaren Energie hat. Wider anderslautende Behauptungen können wir auch darauf stolz sein, dass der Tourismus trotz seiner enormen Wertschöpfung mit nur 1,6 Prozent des gesamten Energieverbrauchs auskommt. Alle Städte, alle Erholungsräume, alle Skigebiete und alle Tourismusdesti­nationen kommen mit 1,6 Prozent aus, der Wintertourismus gar nur mit 1 Pro­zent und alle Seilbahnen Österreichs – liebe Frau Neßler, hören Sie mir zu, merken Sie sich das! – mit allen Pisten, täglich präpariert und beschneit, gar nur mit 0,3 Pro­zent.

Frau Staatssekretärin, ich danke Ihnen für diese Zahlen, die Sie im letzten Herbst beim Umweltbundesamt erheben haben lassen, sie geben mir recht. Die Fläche, auf der der Tourismus sein Geschäft betreibt, liegt bei 3 Prozent in Tirol, bei 1 Prozent im Wintertourismus.

Geblieben sind aber die alten Probleme, die sich gerade am Arbeitsmarkt dramatisch zum Schlechteren entwickeln. Den inländischen Arbeitsmarkt gilt es durch Qualifizierung, aber auch durch Erhöhen der regionalen Mobilität, also der Bereitschaft, saisonal in anderen Bundesländern zu arbeiten, aktiv zu gestalten.

Das alles reicht nicht, auch weil der Tourismus seit 2005 den Beschäftigungs­stand verdoppelt hat. Deshalb ist es meine Forderung, in der Europäischen Union, insbesondere in den Südländern, verstärkt nach Arbeitskräften zu suchen, sie auszubilden und nach Österreich zu bringen. Wenn das AMS das nicht schafft, gibt es auch andere Institutionen, wie die ABA, Austrian Business Agency, die man auch zu Hilfe rufen könnte und damit betrauen müsste. Die meist kleinen Unternehmen – Familienunternehmen – können ohne staatliche Hilfe diese Arbeitsmärkte nicht bearbeiten.

Die unselige, alle Jahre wiederkehrende Diskussion über Saisonnierkontingente könnten wir uns sparen, wenn wir die Erteilung von Arbeitsbewilligungen an das AMS in den Ländern und an die Bezirksstellen übertragen würden. Dort wird das vor Ort effizienter, besser und genauer gehandhabt. Niemand muss


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Angst haben, dass eine ausländische Arbeitskraft einem Inländer den Job wegnimmt, denn vor jeder Genehmigung wird immer abgefragt, ob inländische Arbeitskräfte vor Ort sind. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich danke allen, die im österreichischen Tourismus hervorragende Leistungen bringen und bei vielen Menschen Glück, Gesundheit und auch Erholung hervorrufen.

Frau Staatssekretärin, ich gratuliere Ihnen zu Ihren Erfolgen, zu Ihrer Arbeit – gewerbliche Tourismusförderung, neue nationale Kennzeichnungszerti­fizierungsstrategie, neue Erhebung zusätzlicher Nachhaltigkeitskennzahlen –, aber einen Wunsch habe ich noch: Mein größter Wunsch ist derzeit, dass es Ihnen und Ihrem Minister gelingt, den global anerkannten und wichtigen objektiven Restaurantführer, den einzigen Kritiker, der global objektiv bewertet, nämlich Guide Michelin, hierher in dieses Land zu holen.

Das ist dringend notwendig, Österreich und Österreichs Köche haben das verdient. Ich unterstütze Sie gerne dabei und hoffe, dass Sie auch diesen Erfolg – zusätzlich zu all Ihren Erfolgen – noch einheimsen können.

Herzlichen Dank für Ihre Arbeit und Ihren Einsatz. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.04


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Melanie Erasim. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.04.54

Abgeordnete Melanie Erasim, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Vielen herzlichen Dank, Kollege Hörl, für dieses fast emotionslose Vortragen von guten Zahlen (Abg. Prinz: Das gediegene Vortragen!), die mich als Tourismussprecherin meiner Fraktion natürlich auch sehr freuen. Es freut mich sehr, wenn sich nach zwei äußerst schwierigen Jahren


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die Zahlen der österreichischen Tourismus- und Freizeitwirtschaft wieder gut erholt haben.

Auch wenn wir heute den Tourismusbericht 2022 diskutieren – das sind ja die Zahlen, die Sie gerade fast lehrbuchartig vorgetragen haben –, muss man bedenken, dass es auch schon den Sommer 2023 gegeben hat, der ja noch einmal alles übertrumpft hat, was 2022 passiert ist. Doch warne ich davor, diese ausgezeichneten Übernachtungszahlen als ausschließlichen Indikator für den Zustand dieses für Österreich so wichtigen Sektors zu sehen.

Der vergangene Sommer hat uns nämlich nicht nur Rekordzahlen beschert und Rekordgewinne für viele Unternehmen gebracht, er hat uns auch vor Augen geführt, welche wunden Punkte und Problemstellungen es gibt. Der rapide Anstieg an starken Unwettern hat so viele Urlaubsdestinationen an den Rand des Schaffbaren gedrängt. Da gilt mein besonderer Dank den freiwilligen Feuerwehren, die in vielen Regionen – in Kärnten, in der Steiermark, im Burgen­land – Tag und Nacht gekämpft haben. Das verdient einen Extraapplaus, einen Dank an die freiwilligen Feuerwehren. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Da müssen wir als Politik Gesetzesvorschläge erarbeiten, einbringen und im Endeffekt auch beschließen, die uns da resilient machen.

Auch Overtourism ist wieder ein Thema. Ja, man kann es nach Corona kaum glauben, dass es dies in einigen Hotspots wieder zu beachten gilt.

Ein ganz, ganz wichtiger Punkt – mein Herzensthema – ist die Bekämpfung des Fach- und Arbeitskräftemangels. Da muss ich Kollegen Hörl vehement wider­sprechen. Es geht nicht darum, nur zu suchen, und wenn man hier nieman­den findet, dann wird es vielleicht jemanden anderen geben, der das zu denselben Bedingungen gerne macht, sondern wir müssen uns überlegen, wie wir es schaffen können, unsere Fachkräfte wieder in den eigenen Unterneh­men bestens auszubilden.


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Gerade im Bereich der Lehrlingsausbildung zeichnet der IHS-Report ein düsteres Bild. Die Abbruchquote ist nämlich im Tourismus von allen Bereichen mit Abstand am höchsten. Bereits nach zwei Monaten haben rund 18 Prozent den Lehrberuf wieder verlassen, nach zwölf Monaten mehr als ein Drittel. Mehr als die Hälfte der Abbrecherinnen und Abbrecher rutscht in die Arbeitslosigkeit. Das sind also alles keine Zahlen, für die man sich hier feiern lassen sollte, sondern es müssen schleunigst Konzepte auf den Tisch kommen. Wir haben die Konzepte, sie müssen nur beschlossen werden. Bitte, Regierung, bitte, ÖVP, Grüne, tut etwas! Da kann man nicht tatenlos zusehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir bringen bei jeder Ausschusssitzung Antrag für Antrag ein. Von Ihnen werden diese aber mit nebulösen Worten schöngeredet, vertagt, denn wenn sie abgelehnt werden würden, müssten wir hier ja darüber reden. Das Gleiche gilt bei der Rekordinflation, bei der Teuerung, die ebenso im Tourismus und Gastrobereich große Probleme hervorruft. Auch die steigenden Mieten, auf die Sie keinen Deckel setzen wollen, bringen für viele kleine Lokalitäten ein großes Problem mit sich. Sie verschlafen Thema für Thema und reden sich Rahmen­bedingungen schön.

Hören wir auf, uns in Arbeitskreisen das zu erzählen, was wir wissen, was die Wirtschaftsforschung belegt! Hören wir auf, darüber zu sprechen, beschließen wir Gesetze! Gesetze müssen her! Seit zwei Jahren ist kein einziges Gesetz im Tourismusausschuss beschlossen worden.

Frau Staatssekretärin, dieser Sektor ist viel zu wichtig, als dass man nichts tun könnte. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Wir als Sozialdemokratie strecken die Hand aus, haben viele gute Ideen. Bitte setzen wir endlich etwas um und kommen vom Reden ins Tun! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

20.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Gerald Hauser. – Bitte, Herr Abgeordneter.



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20.09.58

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Werte Zuhörer! Der Inhalt der Rede von Franz Hörl ist, zusammengefasst, das, was wir heute den ganzen Tag vernehmen mussten: Aus Sicht dieser Regierung ist alles super.

Mich würde es freuen, wenn im Tourismus alles super wäre, lieber Franz Hörl, die Wahrheit ist aber leider, bedauerlicherweise eine andere. Ich darf dir einleitend – ich habe nur 3 Minuten Zeit – ein E-Mail vorlesen, das mir eine Unternehmerin aus dem Zillertal – fünf Ferienwohnungen – heute geschickt hat (Abg. Schmidhofer: Schon wieder? Schon wieder? Warum schreiben sie dir so viel?), nämlich zur Situation, wie sie von der Bevölkerung vor Ort, die von diesen extremen Preissteigerungen, von der Inflation, vom Preisdruck geknechtet ist, wahrgenommen wird. Nach der Rede von Bundeskanzler Nehammer, der gesagt hat: Wir haben alles richtig gemacht! (Ruf bei der ÖVP: Das hat er nicht gesagt!), schreibt sie Folgendes – ich zitiere, und ich sage dir dann, welche Unternehmerin das war –:

Ich als Kleinunternehmerin – fünf Ferienwohnungen – wurde bei nichts unter­stützt. Kein Strompreisdeckel, nichts! Vorher Gas monatlich: 390 Euro, jetzt: 937 Euro. – Monatlich! – Strom: vorher 287 Euro – bei uns in Tirol, wo die Tiwag zu 100 Prozent im Eigentum des Landes ist, auch dort sind die Strom­preise explodiert –, jetzt: 598 Euro monatlich; und, und, und. Versicherungen, Steuer­beratungskosten, Bankzinsen, alles enorm gestiegen – bekommen habe ich bis dato nichts. Ich kann es nicht mehr hören! – Zitatende. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Kickl: Bravo!)

Das ist das, was die Bevölkerung draußen von solchen Debatten wie heute wahrnimmt, und ich verstehe nicht, in welcher Blase ihr lebt. Ich bin froh, dass wir bisher im Tourismusjahr 2023 bis Juli nur ein Nächtigungsminus von 2 Prozent gegenüber dem Rekordjahr haben. Okay, super – wenn wir mehr hätten, würde uns als Freiheitliche Partei das freuen –, aber was ist denn das


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Problem? – Von diesen volkswirtschaftlichen Zahlen, die du, Franz Hörl, heute hier vorgetragen hast, hat der Unternehmer ja nichts. Die Frage, die sich für den Unternehmer stellt, ist: Kann ich mit den Erträgen, die ich einnehme, meinen Betrieb überhaupt betriebswirtschaftlich führen?, und diese Frage müssen bedauerlicherweise immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer mit Nein beantworten. (Ruf bei der FPÖ: So ist es!) Deswegen ist ja die Insolvenzquote bei den Klein- und Mittelbetrieben im ersten Halbjahr gegenüber dem vorigen Jahr um 45 Prozent gestiegen. Ende der Fahnenstange: bedauerlicherweise nie.

Und weißt du, wieso das so ist? – Geschätzte Kolleginnen und Kollegen und werte Zuhörer, ich sage es euch. Im Ausschuss waren Tourismusexperten anwesend, die haben uns Benchmarkzahlen vorgelegt, und ich zitiere daraus. Thomas Reisenzahn sagt: Gegenüber 2019/20 und jetzt sind die Betriebs­ergebnisse um 7 Prozent eingebrochen, und der Haupttreiber dieser Einbrüche sind die exorbitant gestiegenen Energiekosten, die sich beinahe verdoppelt haben.

Und was ist der Grund dafür? – Das sind die Russlandsanktionen. Es ergibt doch überhaupt keinen Sinn für uns Österreicher, das russische Öl mit einem Aufschlag über Indien zu beziehen. Das ist doch eine unehrliche Politik! Wir, die Unternehmerinnen und Unternehmer, bezahlen das doch alles! Das ist doch keine Politik, was ihr macht! Und das ist der Grund! (Beifall bei der FPÖ.)

Minus 7 Prozent, was bedeutet das? – Das bedeutet, dass das Eigenkapital, das bei Tourismusbetrieben traditionell immer schon sehr dünn war, noch weiter erodiert. Das weißt du, lieber Franz Hörl. Und was ist denn die Konsequenz? – Die Konsequenz ist, dass diese Betriebe immer mehr in Richtung Insolvenz schlittern, und ich zitiere aus dem Papier, das uns allen im Tourismusausschuss von dem wirklichen Experten Thomas Reisenzahn übergeben wurde. Er sagt:


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„Vor dem Hintergrund einer sinkenden Eigenkapitalquote sind potenzielle Investitionsrisiken insbesondere für kleine Unternehmen zu erwarten. Am Ende der Krise droht dadurch ein Systembruch.“

Das heißt, viele Kleinbetriebe, die in der Region so wichtig sind, werden vom Markt verschwinden, und das ist das Desaster. Und was haben wir Freiheitliche getan? – Seit drei Jahren betteln wir – und ich habe jetzt mein Taferle natürlich mitgebracht (eine Tafel mit der Aufschrift „867/A(E) vom 23.09.2020 (XXVII. GP) Entschließungsantrag des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser und weiterer Abgeordneter betreffend Eigenkapitalstärkung zur Wiederbelebung der Tourismus­wirtschaft“ in die Höhe haltend) –, dass ihr endlich die Eigenkapitalbasis erhöht. Schaut her: Antrag 23.9.2020. – Wir feiern den Dreijahrestag! Was wollen wir haben? – Wir wollen die Hilfe zur Selbsthilfe.

Wieso macht ihr das nicht? Wieso verteilt ihr lieber über die Cofag Geld unfair und ungerecht? – Das ist doch keine Politik! Das ist doch keine gerechte Politik! Wieso greift ihr diesen Vorschlag von wirklichen Experten nicht auf und sagt: Jawohl, wir geben die Möglichkeit, stille Reserven, die in Grund und Boden liegen, aufzuwerten, damit die Eigenkapitalbasis zu vergrößern und damit die Überlebensfähigkeit vieler Betriebe zu verbessern!? – Eine einfache Geschichte, x-mal eingebracht, 100-mal abgelehnt! (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.)

So schaut die Politik aus, und ich bringe auch diesen Antrag heute noch einmal ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Endlich echte Maßnahmen zur Eigenkapitalstärkung für Tourismusbetriebe setzen – Investitionen ermöglichen – Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des heimischen Tourismus erhöhen“

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungs­vorlage zuzuleiten, mit der eine dringend notwendige Stärkung des Eigenkapitals und damit der Bonität der Unternehmen unter anderem durch eine bis 31.12.2024 befristete Ermöglichung der Aufwertung des Vermögens mit dem Viertel-Steuersatz sowie durch die Ermöglichung eines Steuerabzugs für fiktive Eigenkapitalzinsen im Sinne der steuerrechtlichen Gleichstellung von Fremd- und Eigenkapital umgesetzt werden."

*****

Wenn ihr das heute unterstützen würdet, würden wir vielen Betrieben in Österreich in diesen schwierigen Zeiten – übrigens von der desaströsen Politik dieser Regierung verursacht – endlich eine Chance geben. Ich bitte um Unterstützung. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Schmidhofer: Du bist ein jammernder Grantscherben!)

20.16

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser

und weiterer Abgeordneter

betreffend Endlich echte Maßnahmen zur Eigenkapitalstärkung für Tourismus­betriebe setzen – Investitionen ermöglichen – Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des heimischen Tourismus erhöhen

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 24: Bericht des Tourismusausschusses über den Bericht des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft betreffend Tourismus in Österreich 2022 (III-961/2136 d.B.) in der 230. Sitzung des National­rates am 20. September 2023


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In den letzten Jahren haben sich viele Betriebe und Unternehmen in Folge von COVID-19 massiv verschuldet und befinden sich nach wie vor, wenn auch mit branchenabhängigen Unterschieden, in einer wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage.

Die Eigenkapitalbasis insbesondere der Tourismusbetriebe ist durch die letzten Jahre der COVID-Krise weiter eingebrochen, wie dies unter anderem Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung kürzlich bestätigt, wenn er am 15.03.2022 festhält:1

Schon vor der Pandemie war die dünne Eigenkapitaldecke bekanntlich in Hotellerie und Gastronomie ein Problem. In den vergangenen zwei Jahren wurde die Lage noch prekärer. „Viel Eigenkapital wurde verbrannt.

Sein Unternehmen hat anonymisiert die Daten von 200 Tourismusbetrieben analysiert. Zusammengefasst: Die Steuerstundungen laufen aus und die Liquidität ist gefährdet, weil die Eigenkapitaldecke von durchschnittlich 13,7 Prozent in einigen Fällen heute auf unter 8 Prozent gefallen ist.

Bei diesem Wert ist in der Regel keine Bankfinanzierung mehr zu bekommen.

Viele Tourismusbetriebe haben in der Corona-Krise und mit dem Krieg in der Ukraine ihre Sicherheit in Planung und Betriebsführung verloren. Seit März des Vorjahres spürt die Branche den Rohstoff-Preisschock, Angebotsengpässe, Energiepreisstei­ge­rungen und Mitarbeiterknappheit. Daher gilt es, die finanzielle Situation der Unter­nehmen auch durch Stärkung der Eigenkapitalbasis rasch zu verbessern.

Wie Thomas Reisenzahn in der Sitzung des Tourismusausschusses bereits im Juni des Vorjahres berichtete, wurde in den letzten zwei Jahren viel Eigenkapital ver­brannt. Und dies in einer Branche mit von Haus aus schwachem Eigenkapital (13,7 % in der Hochkonjunktur!). 2021 hat die Eigenkaptalquote bei kleinen bis mittleren Betrieben nach Beobachtungen der Prodinger Beratungsgruppe weiter abge­nommen. Bei mittleren bis großen Betrieben war die Quote sogar noch stärker


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rückläufig. Eine niedrige Eigenkapitalquote, gepaart mit einem hohen Fixkosten­anteil bei gleichzeitig hoher Investitionsintensität und steigenden Betriebskosten, senkt die Krisenfestigkeit! „Die Eigenkapitalquoten der österreichischen Unternehmen werden sich in den nächsten Monaten daher nicht verbessern.

Das geringe Eigenkapital ist zum Teil durch niedrige Buchwerte der Hotelliegenschaft bei erheblichen stillen Reserven bedingt.

„Aufgrund der Tatsache, dass in den Bilanzen Buchwerte dargestellt werden, entspricht die Darstellung oft nicht den tatsächlichen Verhältnissen. Ganz besonders nicht, wenn die Betriebe bzw. der Besitz schon lange in Familienhand sind“, ergänzte Reisenzahn.

Daher sollte eine Aufwertungsoption auf den Verkehrswert der Liegenschaften unbedingt eingeführt werden. Damit ließen sich richtigere Werte in den Jahres­ab­schlüssen darstellen. Hier schlug Prodinger bereits vor mehr als einem Jahr eine befristete Übergangsregelung bis 31.12.2023 vor, wonach das Vermögen mit dem Viertel-Steuersatz begünstigt aufgewertet werden kann und die Bilanzen das echte Eigenkapital aufweisen. Dies würde die Bonität stärken und langfristig die Abschreibungsbasis erhöhen!

Gerade bei Immobilien machten und machen die stark gestiegenen Inflationsraten aus Sicht der Prodinger Beratungsgruppe eine Aufwertungsmöglichkeit von Immobilien zunehmend dringlicher, was man wie folgt begründet:2

Aufgrund der unternehmens- und steuerrechtlichen Vorschriften wird das Anlage­vermögen in der Bilanz mit historischen (Anschaffungs- und Herstellungs-) Kosten angesetzt. Diese sind geringer als die Wiederbeschaffungskosten bei einer Ersatz- bzw. Neuinvestition. In der Gewinn- und Verlustrechnung erfolgen die Abschrei­bun­gen aufgrund dieser historischen Kosten. „Dies wiederum führt dazu, dass die Besteuerung auf Basis nomineller Scheingewinne erfolgt“, kritisiert Roland Pfeffer, Geschäftsführer der Prodinger Steuerberatung in Zell am See. Bei Ersatzinvestitionen ist die Finanzkraft des Unternehmens geschwächt, da laufend eine zu hohe


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Steuerbemessungsgrundlage auf Basis historischer Anschaffungskosten ausgewiesen wird. „Die hohen Inflationsraten verstärken diesen nachteiligen Effekt. Parallel dazu führt das zu gering ausgewiesene Eigenkapital auch zu einer schlechteren Bonität, was wiederum zu höheren Kreditzinsen führt“, fasst Pfeffer die problematische Situation zusammen.

Die Möglichkeit einer steuerschonenden Aufwertung bedeutet nicht nur die Darstellung richtiger Werte, sondern verhindert auch die Scheingewinnbesteuerung. Italien hat mit dem Augustdekret aus 2020 die Grundlage für eine steuerfreie Aufwertung von Immobilien geschaffen. Eine entsprechende Regelung in Österreich würde sicherstellen, dass dieser aktuell bestehende Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Regionen beseitigt wird.

Um die Finanzierungslücke abzumildern, die aus der Besteuerung der Scheingewinne entsteht, schlagen wir eine steuerschonende Aufwertungsmöglichkeit von Immobilien vor. „Im Zuge der aktuellen Diskussion einer Besteuerung von „Überge­winnen“ darf auch die jahrzehntelang durchgeführte Besteuerung von Scheingewinnen nicht unberücksichtigt bleiben“, mahnt Pfeffer abschließend.

Auch im gegenständlichen Bericht betreffend Tourismus in Österreich 2022 wird OeHT Prokurist Florian Zellmann in Zusammenhang mit der Eigenkapitalsituation der Tourismusbetriebe wie folgt zitiert:

Der Schatten, den die branchenweit niedrige Eigenkapitalausstattung und die oftmals angeschlagenen Bilanzbilder von Tourismusunternehmen auf die Zukunft wirft, wird länger.

Gerade in einer Zeit, in der es nun laut Österreichischer Hotel- und Tourismusbank (ÖHJT) wieder starke Nachfrage nach Finanzierungen gibt, ist es dringend an der Zeit, dass diese Bundesregierung endlich wirksame Maßnahmen setzt, die eine rasche Stärkung der Eigenkapitalbasis der Tourismusbetriebe ermöglichen. Nur so kann die Grundlage geschaffen werden, dass investitionswillige Betriebe auch tatsächlich in den Genuss von Finanzierungen kommen und somit die Wettbewerbsfähigkeit am


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Tourismusmarkt sowie die Attraktivität für die Gäste auch entsprechend erhalten bzw. ausbauen können.

Darüber hinaus sollte eine steuerrechtliche Gleichstellung von Fremd- und Eigenkapital insofern erfolgen, dass neben Fremdkapitalzinsen auch fiktive Eigen­kapital­zinsen steuerlich abzugsfähig werden.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der dargelegten Fakten und im Sinne der raschen und echten Unterstützung der massiv belasteten heimischen Gastronomie- und Hotelbetriebe stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, mit der eine dringend notwendige Stärkung des Eigenkapitals und damit der Bonität der Unternehmen unter anderem durch eine bis 31.12.2024 befristete Ermöglichung der Aufwertung des Vermögens mit dem Viertel-Steuersatz sowie durch die Ermöglichung eines Steuerabzugs für fiktive Eigenkapitalzinsen im Sinne der steuerrechtlichen Gleichstellung von Fremd- und Eigenkapital umgesetzt werden.“

1 https://www.gast.at/gastronomie/tourismus-warum-die-preise-rauf-muessen-47820

2 TPT0012 5 WI 0622 T780001 Mi, 22.Jun 2022

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Barbara Neßler. – Bitte, Frau Abgeordnete.



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20.17.04

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Staats­sekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben es bereits gehört: Trotz zahlreicher Herausforderungen in den letzten Jahren lief es für den Tourismus letztes Jahr besser als erwartet. Mit 40 Millionen Gästeankünften und knapp 137 Millionen Nächtigungen hat man das Vorkrisenniveau quasi fast wieder erreicht. Diese Zahlen können zu Recht gefeiert werden, Herr Kollege Hörl, und es ist unbestritten, dass der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist.

Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten, und wo viele Touristen und Touris­tin­nen sind, gibt es auch Probleme – Stichwort Overtourism; Kollegin Erasim – ich sehe sie jetzt gerade nicht – hat es schon angesprochen. Zuletzt hat sich die Bevölkerung in Hallstatt zu Recht darüber beschwert: Die Zahl der Touristen, die dort auf einen Einheimischen kommen, ist fast das Fünfzigfache. Sie können sich also vorstellen, was das heißt. Da haben die Einheimischen massiv mit den Konsequenzen davon zu kämpfen, wie beispielsweise jetzt mit dem Lärm, der extrem zusetzt. Und ja, da wurde politisch sicher viel verschlafen, denn eines ist klar: Tourismus kann langfristig nur funktionieren, wenn die Bevölkerung davon profitiert und die Natur nicht darunter leidet.

Und apropos Leiden der Natur – Kollege Hörl, ich hoffe, Sie hören auch zu –: Ich habe diese Woche die Bilder des Rettenbachgletschers in Sölden gesehen, und ja, das tut weh. Unsere Gletscher schmelzen im Rekordtempo dahin, und anstatt dass wir das, was noch da ist, bestmöglich schützen (Abg. Hörl: Das tun wir!), wird das Eis dort mit Baggern und Sprengungen abgetragen. Für ein Skiweltcupren­nen wird das Gletschersterben somit sogar beschleunigt. Da frage ich mich schon, wo wir da sind, denn das ist quasi nicht nur ein Verbrechen an der Natur, sondern auch die Selbstzerstörung der touristischen Existenz­grundlage! Diese Ignoranz verdeutlicht schon einmal mehr: Wir brauchen einen umfassenden Gletscherschutz (Abg. Hörl: ... hat auch für die Grünen zu gelten! Sind wir ein Rechtsstaat ..., oder was?), um das zu schützen, was überhaupt noch da ist. (Beifall bei den Grünen.)


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Zum Punkt Arbeitskräfte – weil es Kollege Hörl angesprochen hat –, Mitarbei­ter:innenmangel: Das größte Potenzial haben wir bei den Frauen. Frauen können aber bekanntermaßen nur arbeiten gehen, wenn es ausreichende Kinder­betreuung gibt. Das heißt, Kollege Hörl, aus wirtschaftlicher Perspektive müss­ten Sie eigentlich der größte feministische Klimaschützer sein. (Abg. Kirchbaumer: Ist er! – Weitere Rufe bei der ÖVP: Ist er eh! Das ist er! – Abg. Hörl: Ihr wollt es nicht wahrhaben: 54 Prozent von erneuerbarer Energie ...!)

Abschließend möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen zu bedanken, die sich tatsächlich für einen zukunftsfitten, nachhaltigen Tourismus einsetzen. An dieser Stelle auch: Danke!, an die Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler für die Zusammenarbeit. Ich glaube, Lob kommt in der Politik grundsätzlich ein bisschen zu kurz, gerade auch über Parteigrenzen hinweg. Darum: Danke, Susanne! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.20


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag.a Julia Seidl. – Bitte, Frau Abgeordnete.


20.20.24

Abgeordnete Mag. Julia Seidl (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Ja, der Tourismusbericht zeigt, dass sich der Tourismus nach der Coronazeit schon wieder sehr gut erholt hat. Betreffend den heurigen Sommer sagen die Zahlen, dass er fast an 2019 anschließt, dass er in Teilen, in Städten, sogar ein besserer Sommer als 2019, der beste Sommer überhaupt gewesen ist.

Das Thema ist halt, dass wir da immer in die Vergangenheit schauen – was ist gewesen? –, aber wir müssen ja immer in die Zukunft schauen und schauen, wie wir den Tourismusstandort Österreich absichern können, wie wir ihn verbessern können, wie wir ihn zukunftsfähig machen können. Man könnte eben aufgrund dieses Berichts und dessen, was wir heute schon gehört


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haben, glauben, dass da alles in Ordnung ist; und das glaube ich eben nicht: dass für die Zukunft alles in Ordnung ist.

Herr Kollege Hörl hat auch schon das Thema Arbeitskräftemangel angesprochen. Ich finde es interessant, dass dann ganz viele Vorschläge kommen, aber die ÖVP könnte es doch einfach machen. Franz, du könntest dich doch einfach mit deinem vollen Gewicht einsetzen und sagen: Macht es doch jetzt! (Abg. Hörl erhebt sich von seinem Sitzplatz und breitet die Arme aus. – Heiterkeit bei Abgeord­neten von ÖVP, FPÖ und NEOS.) Die Vorschläge waren teilweise gar nicht so schlecht. (Heiterkeit der Rednerin.)

Nein, ich meine das ernst, Scherz beiseite: Es ist wirklich so, dass der Bereich Arbeitskräftemangel für den Tourismus ein Thema ist und auch nachhaltig ein Thema bleiben wird. Wir NEOS sagen halt: Wissen Sie, was helfen würde? – Senken Sie doch die Lohnnebenkosten! Dann bleibt den Betrieben mehr Spiel­raum, damit sie bessere Löhne verhandeln können und den Menschen mehr zahlen können.

Passiert ist bisher leider nichts. Es ist aber wichtig, dass es diese Spielräume gibt, damit die Betriebe, wie ich schon erklärt habe, einfach auch ein bissel Spielraum haben, um höhere Gehälter zu zahlen und damit auch dem Thema Inflation in einer gewissen Form zu begegnen.

Kümmern Sie sich um das Thema Betriebsübergaben! Wir haben einen Antrag eingebracht – leider ist er vertagt worden –, in dem wir dringend not­wen­dige Änderungen vorschlagen, um der nächsten Generation zu ermöglichen, bestehende Betriebe zu übernehmen. Es hat einen kleinen Schritt gegeben, das ist besser als nichts, aber wir glauben, dass es da noch einiges mehr brauchen würde.

Das Wichtigste, das die Regierung erledigen sollte, ist aber: Senken Sie die Lohnnebenkosten!


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Wir werden einbringen, dass die Kammerumlage 2 gestrichen wird, und nicht nur, so wie Herr Mahrer sagt, in einer Peanutentlastung ein kleiner Teil gestrichen wird; wir wollen, dass sie komplett wegkommt! Diese Peanut­entlastung, die angeboten wurde, ist aus unserer Sicht, aus meiner Sicht doch ein Witz.

Schreiben Sie sich wie Bart Simpson jeden Tag in der Früh hundertmal auf die Tafel: Ich werde die Lohnnebenkosten senken! Wir werden die Lohnneben­kosten senken! Wir werden die Lohnnebenkosten senken! (Beifall bei den NEOS.)

Das ist auch deswegen wichtig, weil der Arbeitskräftemangel tatsächlich an einem unserer größten Qualitätskriterien rüttelt, nämlich an der Gastlichkeit; und dafür, dass wir diese erhalten können, werden wir die Arbeitskräfte brauchen; und dafür, dass wir die wieder bekommen, brauchen wir zum einen mehr Beschäftigte, aber auch Personal, das angemessen bezahlt wird; und dafür muss es einen Spielraum geben: über die Senkung der Lohnneben­kosten. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

20.23


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme gelangt nun Frau Staatssekretärin Mag. Susanne Kraus-Winkler zu Wort. – Bitte schön, Frau Staatssekretärin.


20.23.49

Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft Mag. Susanne Kraus-Winkler: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Abgeordnete! Liebe Zuseher, so Sie noch da sind! Ich freue mich eigentlich sehr, dass zu so später Stunde, nach so vielen emotionalen Themen davor, auch der Tourismus weiter so emotional diskutiert wird. Das zeigt die Wichtigkeit des Tourismus. Dass er allen am Herzen liegt, ist sozusagen ein positives Zeichen für mich persönlich.


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Ich habe jetzt genau zugehört und auch mitgeschrieben. Wir arbeiten ja im Tourismusausschuss sehr eng zusammen, und da möchte ich mich übrigens herzlich bei allen, die im Tourismusausschuss sitzen, bedanken: Ich glaube, wir machen eine sehr kooperative gemeinsame Arbeit.

Der Tourismusbericht liefert jedes Jahr die Zusammenfassung der Zahlen und Fakten und auch der Indikatoren. Alles, was wir in der Tourismuspolitik machen, basiert auf dem Masterplan Tourismus, der für den österreichischen Tourismus noch immer sehr relevant ist. Weil das Wort Zukunftsfähigkeit genannt wurde: Es ist mir eine Freude, dass ich jetzt – die Zahlen wurden teilweise ja schon gesagt – vielleicht am besten auf die Punkte eingehe, von denen ich persönlich glaube, dass sie für einen zukunftsfitten Tourismus in Österreich ganz, ganz wesentlich sind und an denen wir auch intensiv arbeiten; sie wurden teilweise auch schon genannt.

Wichtig ist – und das wurde heute gesagt; von Abgeordneter Erasim, von Melanie wurde das erwähnt –, dass wir das Indikatorensystem sehr intensiv weiterentwickelt haben. Ich werde dann noch darauf eingehen, unter anderem darauf, was noch zusätzlich neu in den Tourismusbericht hineinge­kommen ist, und das ist die Tourismusakzeptanz, die seit 2022 bezie­hungsweise 2021 gemessen wird und die in Zukunft auch einen ganz wichtigen Teil zu den Entscheidungen im Tourismus beitragen wird.

Es gibt im Tourismus drei große Themenbereiche. Der eine ist das Thema Nachhaltigkeit mit allen drei Dimensionen, der zweite ist das Thema Digitalisie­rung und der dritte ist das Thema Arbeitsmarkt. Das sind die drei Bereiche, die uns im Tourismus am meisten den Weg in die Zukunft zeigen, wenn wir sie richtig bearbeiten.

Ich habe Ihnen noch ein paar Zahlen und Fakten mitgebracht, von denen ich dachte, dass sie für Sie über das, was ich schon gesagt habe, hinaus auch noch interessant sind.


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Ich weiß nicht, ob es allen bewusst ist, aber wir haben in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft – alles zusammen, privat und gewerblich – rund 160 000 Betriebe. Das ist eine riesige Menge, die sich über das gesamte Land verteilt, und daher hat der Tourismus eben auch diese Relevanz für das Land: weil er sich einfach überall mit der Bevölkerung verknüpft und einen wesentlichen Einfluss auf die Regionen und Destinationen hat.

Wir haben ein leichtes Bettenwachstum in diesem Jahr 2022 verzeichnet. Woher kam das? – Auch sehr spannend: Es kam einerseits durch Wien, durch die gestiegene Zahl der Fünfsternbetriebe, da haben wir in Summe im Fünfstern­bereich ein Bettenwachstum von rund 3,1 Prozent – bei diesen Betrieben sogar sehr stark –, und wir haben bei den Ferienwohnungen ein Bettenwachs­tum von 9,4 Prozent – interessanterweise bei den gewerblichen Ferienwohnun­gen; bei den privaten Ferienwohnungen, Herr Hauser, haben wir sogar ein kleines Minus von 0,9 Prozent.

Das zeigt, dass das Thema Ferienwohnungen – als Konkurrenz zu den Privatzim­mervermietungen, muss man auch sagen – eine neue Relevanz bekommen hat, weil eben auch ein wesentlich breiteres Angebot von unseren Gästen nachgefragt wird.

Nächtigungen wurden schon erwähnt: Wir sind in diesem Jahr noch 10 Prozent unter 2019. Es ist aber völlig richtig: Es geht darum, dass wir Qualität in die Quantität bringen und nicht einfach Quantität unkoordiniert und ungebremst entstehen lassen.

Bei den Ankünften sind wir sogar 18 Prozent unter 2019. Wir sehen also, dass sich die Aufenthaltsdauer derzeit noch leicht erhöht hat.

Der Anteil am BIP – wurde auch schon gesagt – beträgt 6,2 Prozent, wir hatten schon einmal 7,6 Prozent, und der Anteil an den Erwerbstätigen ist 7,8 Prozent, wobei 55 Prozent Frauen sind. Ich komme nachher noch einmal kurz auf das Thema Frauen zu sprechen.


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Was mir aber wichtig ist: Wenn man den Tourismus und die Freizeitwirtschaft zusammenrechnet, dann ergibt das 2022 in Österreich in Summe einen BIP-Anteil von 13,1 Prozent und einen Anteil an allen Erwerbstätigen von 16,2 Pro­zent.

Der Winter war dieses Jahr sehr erfolgreich. Wir sind noch circa 5 Prozent hinter 2018/2019; der Anteil der Ausländer beträgt 77 Prozent, der Inlandsanteil 23 Prozent.

Halbzeit Sommer – die Augustzahlen kommen ja erst Ende September, also in den nächsten Tagen –: ein Plus von 1,7 Prozent – Julia Seidl hat es schon angesprochen – im Vergleich zu 2019; Auslandsanteil 70 Prozent, Inlandsanteil 30 Prozent: Es ist interessant, zu sehen, dass der Anteil der Inlandsgäste fast gleich wie im Vorjahr geblieben ist. Das heißt, wir konnten den Inlandsgast auch weiter für Österreich im Sommer begeistern.

Wie ist die Stimmung? – Derzeit ist die Stimmung grundsätzlich gut, aber etwas durchwachsen, weil es, wie schon angesprochen, durch die Unwetter sehr unterschiedliche Ergebnisse in den unterschiedlichen Regionen und Destinatio­nen gibt.

Außerdem kommt natürlich der Unsicherheitsfaktor Teuerung dazu: sowohl die Teuerung bei unseren Gästen und die Rezession in Deutschland als auch die Teuerung bei den Betrieben.

Ich komme jetzt zu dem, was ich eigentlich vorhin angekündigt habe: Was ist die Verantwortung der Tourismuspolitik? Was haben wir zu machen versucht, um uns zukunftsfitter zu machen? – Wir haben im Bereich der Nachhaltigkeit ein Viersäulenmodell aufgestellt. Die erste Säule war die neu orientierte gewerbliche Tourismusförderung mit der neu ausgeschriebenen Abwicklungsstelle, der OeHT, die finalisiert wurde, und dem Nachhaltigkeitsbonus.

Die zweite war die Messung der Tourismusakzeptanz, die in Zukunft hoffentlich jährlich erfolgen wird. Da werde ich im Ausschuss noch auf euch zukommen. Wir


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sind im Jahr 2021 bei 78 von 100 Punkten gewesen und haben jetzt 76 von 100 Punkten. Die Aufgabe wird sein, diese Tourismusakzeptanz auf hohem Niveau zu halten. Was brauchen wir dafür? – Wir brauchen dafür natürlich, dass in den Destinationen und in den Betrieben das Thema Tourismusakzeptanz in einer guten Balance von allen gelebt wird – Betrieben, Destinationen, Bevölkerung, Mitarbeitern. Nur wenn wir das schaffen, werden wir das auch in Zukunft schaffen.

Wir haben daher neben der Tourismusakzeptanz noch die schon ange­sprochene Zertifizierungsstrategie für Österreich gemacht. Das heißt, es gibt jetzt eine klare Strategie, welche Nachhaltigkeitszertifikate wir für die Betriebe, aber auch für die Destinationen akzeptieren, weil sie kein Greenwashing darstellen. Ich kann nur sagen, dass wir in Österreich damit eines der ersten Länder in der Europäischen Union sind, die eine eigene Zertifizierungsstrategie haben. Wir haben bei den Betrieben das Österreichische Umweltzeichen, das EU-Ecolabel und den Green Key. Wir waren gerade in Dänemark: Der Green Key ist in Dänemark das große Zeichen, das sie überall verwenden.

Wir haben jetzt noch zusätzlich den ESG Data Hub mit den Indikatoren. Sie alle wissen, Green Finance bedeutet, dass die Banken Indikatoren sammeln müssen. Damit die Banken nicht unterschiedliche Indikatoren sammeln, haben wir da in Arbeitsgruppen und gemeinsam mit Herrn Reisenzahn – dem von Herrn Hauser erwähnten Experten – auch standardisierte Indikatoren zum Thema Nachhaltigkeit entwickelt.

Wo stehen wir da? – Derzeit gibt es 514 Betriebe, die das Österreichische Umweltzeichen haben. Wir hatten letztes Jahr 109 Green Meetings. Wir haben vor zwei Wochen zwei Destinationen mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet: Wagrain-Kleinarl und Seefeld. Von der UNWTO hatten wir letztes Jahr zwei Best Tourism Villages, ebenfalls Wagrain und Zell am See-Kaprun. Für mich sind die Destinationen ohnehin der Schlüssel, um eine nachhaltige Zukunft zu entwickeln.


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Was ich auch noch erwähnen möchte: Wir hatten ja einen Fördercall, in dem wir die Kinderbetreuung inkludiert hatten. Der wurde nicht angenommen, aber wir haben einen Ersatzfördercall zum Thema Anpassung an klimatische Veränderungen: Welche Konzepte können wir machen, um da in die Zukunft zu schauen? Der war sehr erfolgreich. Mehr als zehn Verbände haben sich gemeldet, und wir werden dann zeitnah im Herbst mit einer Jury die Auswahl und den Start der Projektbegleitung veröffentlichen.

Letzter Punkt für heute: Arbeitsmarkt – der wurde heute schon mehrfach angesprochen. Auch die Themen Lehrlinge und Lehrpläne wurden angesprochen – darauf würde ich gerne antworten.

Bei den Lehrplänen haben Sie völlig recht: Wir müssen schauen, dass wir Digitalisierung und Nachhaltigkeit in die Lehrpläne der Tourismusschulen hineinbringen. Da arbeiten wir intensiv an den neuen Lehrplänen. Das geht auch sehr gut voran.

Bei den Lehrlingen haben wir jetzt versucht, mit einer Awarenesskampagne Arbeit im Tourismus attraktiv darzustellen. Erst kürzlich fanden die Euroskills statt, woran wieder sehr viele junge Menschen ganz begeistert teilgenommen haben und dabei erfolgreich waren. Wir haben derzeit rund 7 000 Lehrlinge in Ausbildung. Es gibt wieder ein Plus von 26 Prozent bei den Lehrlingen im ersten Lehrjahr, was uns auch sehr freut. Der Bedarf an Mitarbeitern im Tourismus wächst aber ständig. Tourismus ist personalintensiv – es ist vor Ort, es ist just in time. Wir haben saisonale Nachfragemuster, und Produktivitätszuwächse sind schwierig und unterscheiden sich fundamental von anderen Branchen.

Vielleicht für Sie alle wichtig: Der Tourismus ist nach dem Handel, der öffent­lichen Verwaltung und der Erzeugung von Waren der viertgrößte Wirt­schaftszweig gemessen an der Anzahl der unterschiedlich im Jahresverlauf unselbstständig Beschäftigten. Das heißt, der Tourismus ist eine wesentliche Branche für die unselbstständig Beschäftigten. Ja, wir haben eine hohe


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Rotationsrate, und ja, wir müssen daran arbeiten, dass diese möglichst geringer wird. Das ist aber schwierig, weil wir auch eine Einstiegsbranche und vor allem eine Branche für junge Menschen sind.

Was haben wir gemacht? – Wir haben die Saisonnierkontingente erhöht. Wir sind derzeit bei 4 300, das sind 1,7 Prozent aller Beschäftigten, wenn man davon ausgeht, dass es in Hotellerie und Gastronomie im Juli und August im Schnitt knapp 250 000 Beschäftigte gab. Das Saisonnierkontingent macht 4 300 aus. Es kann um 50 Prozent überschritten werden – wird aber nie zur Gänze vergeben ‑, dann wären wir bei 6 500. Dann muss man auch verstehen, dass das Saisonnierkontingent einfach eine andere Relevanz hat, die vielleicht nicht so viel Aufregung braucht.

Die Rot-Weiß-Rote-Karte wurde reformiert und ist jetzt schon erfolgreicher. Es gab bereits im ersten Halbjahr 400 Anträge, wesentlich mehr als im letzten Jahr. Wir machen Pilotprojekte mit dem Österreichischen Integrationsfonds, und ich freue mich sehr, dass die Initiativen der Bundesregierung beim Ausbau der Kinderbetreuung und bei der Abschaffung der kalten Progression gerade im Tourismus, in dem so viele Frauen arbeiten und der so personalintensiv ist, ganz wesentliche Punkte für die Beschäftigten sind.

Es gibt viele Herausforderungen, an denen wir arbeiten. Die größte Herausfor­derung in nächster Zeit wird das Thema Mobilität sein. Mobilität ist im Tourismus eines der ganz großen Themen, bei dem sehr viel zu tun sein wird. Ich hoffe, dass wir da weiter an guten Ideen arbeiten. Wir arbeiten an Mobilitäts­datenräumen, die Digitalisierung wird uns da sehr helfen.

Das Thema Overtourism wurde angesprochen. – Ja, wir müssen versuchen, zeitliche und räumliche Konzentrationen besser zu organisieren und die Digitalisierung zu nutzen. Ich bin nächste Woche in Hallstatt.

Wir haben viele Themen, die uns in einer Zeit der Transformation im Tourismus sehr fordern, aber ich darf Ihnen versichern: Wir arbeiten weiter


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intensiv daran, und ich bitte alle Tourismussprecher und alle, die im Ausschuss sind, dass sie uns auch weiterhin unterstützen. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

20.37


Präsident Ing. Norbert Hofer: Die nächste Rednerin ist MMMag.a Gertraud Salzmann. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.37.27

Abgeordnete MMMag. Gertraud Salzmann (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Saal! Liebe Besucher auf der Galerie und natürlich auch geschätzte Zuseher daheim vor den Bildschirmen! Frau Staatssekretärin, Sie haben es jetzt ganz eindrucksvoll dargestellt: Österreich ist wirklich ein außerordentliches Tourismusland. Es ist seit vielen Jahren das Land der Gastlichkeit, und wir haben mit dem Jahr 2022 ein ordentliches Comeback im Tourismus hingelegt.

Die Zahlen sprechen für sich, meine Damen und Herren: Nach einem sehr, sehr hohen Level im Jahr 2019 konnten wir bereits im Jahr 2022 an diese Zahlen anschließen. Der heurige Sommer war auch durchwegs gut – in manchen Regionen etwas verhalten, auch das muss man sicher dazusagen, aber die Städte haben zum Beispiel wieder stark dazugewonnen. 137 Millionen Nächtigungen trotz extrem schwieriger Rahmenbedingungen – Sie haben die Zahlen ja sehr eindrucksvoll angeführt.

Ich bin – und ich denke, das sind wir alle – stolz auf unsere Tourismusbetriebe, auf unsere Unternehmerinnen und Unternehmer, auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Tourismusbetrieben, denn sie leisten tagtäglich Großartiges. Ich denke, wir alle konnten das heuer auch in Österreich urlaubend genießen und in Anspruch nehmen.

Verantwortlich dafür sind etliche Faktoren, auf die ich ganz kurz eingehen möchte. Einerseits sind es die Unternehmerinnen und Unternehmer, die


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beherzte Gastgeber sind und sehr oft in familiär geführten Betrieben durch großen persönlichen Einsatz gut durch diese Krise gekommen sind.

Es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Wir wissen, dass in manchen Gegenden Gasthäuser mittlerweile einen zweiten Ruhetag einlegen müssen, weil einfach die Mitarbeiter fehlen. Das heißt, da müssen wir sicher auch schauen, dass wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einerseits halten und anderer­seits – wie Sie ausgeführt haben – wirklich attraktive Angebote machen und Maß­nahmen setzen, gerade auch, was die Ausbildung und die Lehrlingsausbildung und die sehr geschätzten Tourismusschulen anbelangt.

Mir ist auch wichtig, noch auf die Nachhaltigkeit hinzuweisen, die Sie ange­sprochen haben. Ich halte das Viersäulenmodell, das wir jetzt in Angriff nehmen, für extrem wichtig, vor allem auch, was die Tourismusakzeptanz und die Zertifizierung anbelangt.

Ich möchte an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass die Nachhaltigkeit insbesondere durch den gemeinsamen Einsatz unserer Bäuerinnen und Bauern mit den Touristikern eigentlich die Basis dafür ist, dass wir unsere Landschaft, unsere Kulturlandschaft, unsere hochwertigen regionalen Produkte wirklich genießen können.

Als Salzburgerin muss ich aber noch auf einen Umstand hinweisen, der derzeit, seit Mitte September, auf der A 10 mittlerweile alltäglich ist: Es ist für uns schwer auszuhalten, dass man auch in der Zwischensaison für eine Fahrtstrecke, für die man üblicherweise zwischen 30 und 40 Minuten braucht, jetzt bis zu 2 Stunden zusätzlich braucht. Das betrifft die Berufspendler, das betrifft Firmen und deren Mitarbeiter. Ich möchte gar nicht daran denken, was das für den Winter bedeutet.

Frau Staatssekretärin, wir müssen alles in die Wege leiten, damit die Planungen der Asfinag noch einmal überdacht werden, denn die Berechnungen und die Zahlen stimmen so nicht, das zeigen uns diese Tage. Wir brauchen den Winter


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und gerade die tollen hochwertigen Skigebiete im Pongau und im Pinzgau, die von vielen Gästen über die Tauern-Autobahn angefahren werden. Auf diese Gäste müssen wir schauen und auch auf unsere Tourismusbetriebe müssen wir schauen.

Der Tourismus soll weiterhin ein Erfolgsfaktor in Österreich bleiben und dafür werden wir uns massiv einsetzen. Herzlichen Dank an alle Touristikerinnen und Touristiker und an die Mitarbeiterinnen und die Mitarbeiter. Es ist einfach schön, in Österreich Urlaub zu machen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.41


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Michael Seemayer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.41.39

Abgeordneter Michael Seemayer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekre­tärin! Werte Damen und Herren! Es ist gut, dass sich der österreichische Tourismus nach den Turbulenzen in den letzten Jahren wieder erholt und stabilisiert, allerdings gibt es im Tourismus einige Änderungen. Die Branche hat sich verändert und die Änderungen dürfen nicht unbeachtet bleiben. So hat es eine Steigerung bei den Vier- und Fünf-Sterne-Hotels gegeben, gleich­zeitig ist aber auch die Nachfrage nach Appartements und Ferienwohnun­gen gestiegen. Neue Beherbergungsformen à la Airbnb sind am Vormarsch. Da gilt es zu erheben, ob es Regelungsbedarf gibt, beziehungsweise muss man sich die Auswirkungen dieser neuen Beherbergungsformen ansehen und gegebenenfalls darauf reagieren. Es darf nicht sein, dass Airbnb und Co das Wohnungsangebot verknappen und es dadurch zu weiteren Preissteigerungen bei den Mieten und bei den Wohnpreisen kommt. (Beifall bei der SPÖ.)

Auch der viel zitierte Overtourism, den es zweifellos in einzelnen Regionen oder in manchen Regionen gibt, führt zu einer Abnahme der Akzeptanz von Tourismus in Österreich. Die Tourismusakzeptanz ist im Jahresvergleich – Sie


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haben es angesprochen – leicht gesunken. Da spielen aber natürlich unter­schiedliche Faktoren eine Rolle, zum Beispiel, wenn es durch Tourismus zu Umweltschäden kommt oder wenn es zu negativen Auswirkungen bei der Sicherheit kommt oder wenn es zum Beispiel durch Tourismus zu Preissteige­run­gen in Regionen kommt – dann sinkt die Akzeptanz von Tourismus. Damit dieser leichte Rückgang, den wir jetzt verzeichnen, nicht zu einer Talfahrt wird, braucht es vor allem Investitionen. Es braucht Investitionen in die Nach­haltigkeit, damit sich der Tourismus in Österreich weiterentwickeln kann und auch von der Bevölkerung mitgetragen wird.

Eine weitere Herausforderung ist schon angesprochen worden, das ist die Personalsituation in vielen Branchen, vor allem in der Tourismusbranche. Viele Betriebe klagen über Fach- und Arbeitskräftemangel. Es bedarf da sehr wohl einer Kraftanstrengung, eine Imagekampagne alleine wird nicht reichen, mehr Menschen in die Branche zu bringen. Wir haben festgestellt, dass es vor allem Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen braucht, insbesondere wenn es um die Planbarkeit von Arbeitszeiten geht. Da gibt es viele positive Beispiele, die wir in der Branche haben erleben dürfen, bei denen es Betrieben gelungen ist, gemeinsam mit der Belegschaft neue Arbeitszeitformen und -modelle zu entwickeln, die für die Arbeitneh­merinnen und Arbeitnehmer wirklich mehr Planbarkeit bringen.

Ich glaube, das Sinnvollste, was wir tun können, ist, dass wir uns genau an diesen positiven Beispielen orientieren, weil das genau jene Betriebe sind, die meistens kein Problem haben, Arbeitskräfte zu finden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Peter Schmiedlechner. – Bitte, Herr Abgeordneter.



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20.44.52

Abgeordneter Peter Schmiedlechner (FPÖ): Herr Präsident! Frau Staats­sekretärin! Sehr geehrte Zuseher! Aus dem Tourismusbericht geht hervor, dass die gesamte Branche unter Arbeitskräftemangel leidet, aber natürlich auch sehr unter der gesamten Teuerungskrise – welche Überraschung. Was macht die ÖVP dagegen? – Die ÖVP macht das, was sie am besten kann, und zwar nichts. (Beifall bei der FPÖ. – He-Rufe bei der ÖVP.)

Wir Freiheitliche, aber auch die anderen Oppositionsparteien haben im Tourismusausschuss sehr viele Anträge eingebracht. Leider sieht man dort die Arbeitsverweigerung der ÖVP: Alle Anträge wurden vertagt. Wir haben Vorschläge zum Arbeitskräftemangel eingebracht, die ÖVP hat es nicht für wert befunden, dort Lösungsansätze zu machen, dort endlich zu handeln und diese Misere einfach auszugleichen. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Wenn Abgeordneter Kollege Hörl von einer Erfolgsbilanz spricht, dann kann ich Ihnen einen kleinen Überblick aus meinem Wahlkreis aus den letzten zwei Monaten geben. Das darf ich auch Ihnen, Frau Staatssekretärin, mitgeben, weil Sie auch gesagt haben, es sei alles in Ordnung und es sei alles so super und alles so happy-peppy und besser gehe es ja gar nicht:

Traditionswirtshaus Augartl schließt in Neunkirchen die Pforten wegen hoher Energiekosten und fehlenden Personals nach über 33 Jahren – na bravo! Haubenlokal Schmutzer, Winzendorf-Muthmannsdorf, schließt wegen Personalmangels und Energiekosten für immer. Letztes Traditionsgasthaus Försterhaus in Matzendorf-Hölles: geschlossen, die Kosten waren nicht mehr zu stemmen. Gasthaus Friedrich, Muthmannsdorf, schließt in fünfter Generation nach 141 Jahren. – Na bravo, Frau Staatssekretärin! Gasthof zur Therme in Brunn an der Pitten – eine Ära geht in dritter Generation nach 65 Jahren zu Ende. Weikersdorf, Zum Dorfmeister Wirt – das Restaurant schließt für immer.


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Wenn man sich das anschaut und Sie von Transformation reden, dann kann man nur eines sagen: Wir verzichten gerne auf diese Transformation, und: Es ist höchste Zeit, tretet endlich zurück, ihr habt bewiesen, dass ihr es nicht könnt! (Beifall bei der FPÖ.)

20.47


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer. – Bitte, Frau Abgeordnete.


20.47.48

Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer (ÖVP): Herr Präsident! Werte Frau Staats­sekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! Wie man einen solch positiven Bericht über den Tourismus so schlechtreden kann, das ist mir echt ein Rätsel. Ich persönlich bin wirklich froh, dass wir in Österreich so einen hervorragenden Tourismus haben, dass wir tolle Betriebe haben, dass wir tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, die diese Gastfreundlichkeit, die wir leben, auch weitertragen.

Natürlich gibt es da und dort Probleme, selbstverständlich ist der Overtourism wie zum Beispiel in Hallstatt oft einmal ein Problem – da ist die Frau Staatssekretärin jetzt sehr dahinter und führt auch Gespräche dahin gehend, dass es dort zu einer Lösung kommt. Selbstverständlich schaut auch die Tourismusbranche darauf, dass wir nachhaltig sind. Wir arbeiten mit den Bauern zusammen, dass gute Produkte auf den Teller kommen, dass Nachhaltig­keit nicht ein Schlagwort oder eine Überschrift ist, sondern dass wir sie auch leben.

In Tirol ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige überhaupt. Die nachgelagerten Betriebe, die eigentlich nur vom Tourismus leben, sind sehr zahlreich. Auch ich lebe mit einem von meinen Unternehmen zu 90 Prozent vom Tourismus, und das war in der Pandemiezeit sehr herausfordernd. Was würde das bedeuten, wenn gar kein Gast mehr zu uns kommt, wenn wir keine Gäste in Österreich beziehungsweise in meinem Heimatland Tirol begrüßen


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dürften? – Es wären viele Infrastrukturen nicht mehr gegeben. Es ist uns wichtig, dass wir diesen Tourismus, den wir haben, auch weiterhin so vorfinden. Es ist wichtig, dass wir selbstverständlich in die Zukunft gehen, was Klimapolitik angeht.

Wir müssen, und das ist mir persönlich sehr wichtig, auf unsere Umwelt schauen, dass wir unsere gute Luft, die wir ja eigentlich auch vermarkten, und die schönen Berge in Tirol auch weiterhin so vorfinden, wie sie die letzten Generationen vorgefunden haben und wie auch wir sie jetzt noch vorfinden.

Meine Damen und Herren, es ist schön, in Österreich zu leben, es ist schön, dass Österreich ein so schönes Tourismusland ist. Es ist schön, ein so toller Gastgeber zu sein. Ich weiß, dass die Tourismusbranche wieder vor der Heraus­forderung steht, genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, aber ich wünsche allen, die im Tourismusbereich, in dieser Branche arbeiten, einen sensationellen Winter. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Rössler.)

20.50


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Maximilian Köllner. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Hörl: Bürgermeister, reiß dich zusammen!)


20.50.50

Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staats­sekretärin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben heute im Hohen Haus lange und sehr intensiv über aktuelle Herausforderungen debattiert. Das Stichwort Teuerung ist gefallen, und die Debatte heute war auch deswegen sehr emotional, weil sich viele im Land von den Regierungsparteien nach wie vor im Stich gelassen fühlen. Anstatt den Menschen aktiv unter die Arme zu greifen, überlassen Sie, ÖVP und Grüne, das Schicksal der Österreicherinnen und Öster­reicher dem Zufall.


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Frau Staatssekretärin, im Gegensatz zum Bundeskanzler und zu Ihren Regierungskollegen sind Sie bemüht, mit Ihrer Expertise und im Rahmen Ihrer Möglichkeiten Akzente zu setzen. (Beifall des Abg. Hörl.) – Danke, Kollege Hörl. Das ist, glaube ich, auch wichtig, denn gerade der Tourismus hat in den von Lockdowns geprägten Pandemiejahren schwierige Zeiten durchlebt und ist seit dem Vorjahr durch die Teuerungswelle erneut stark gefordert.

Wir sind aber bereits vor diesen Krisen vor einigen Herausforderungen gestan­den, ich darf ein paar aufzählen: beispielsweise der Fachkräftemangel, Kollege Seemayer hat ihn angesprochen, und die Arbeitsbedingungen in der Hotellerie und Gastronomie; ungeklärte Betriebsnachfolgen in Hotellerie und Gastronomie – wer übernimmt das Wirtshaus, wer übernimmt die Privatzim­mervermietung? –; und dann ist da natürlich auch noch der Bereich der Digitalisierung. Da haben wir beispielsweise in meinem Heimatbundesland Burgenland die Vorreiterrolle für ganz Österreich übernommen, indem wir innerhalb kürzester Zeit auf das digitale Meldewesen umgestellt haben.

Aber auch der Klimawandel hinterlässt seine Spuren im Tourismus. Und auch wenn es unser Kollege Seilbahnkönig Franz Hörl (die Abgeordneten Michael Hammer und Hörl: -kaiser, -kaiser!) nicht wahrhaben will, müssen wir gewisse Phänomene offen ansprechen. Welche Zukunftsszenarien gibt es beispielsweise für niedrig gelegene Skigebiete im Hinblick auf den Schneemangel oder für Tourismusregionen wie jene um den Neusiedler See, dessen Wasserstand sich im heurigen vergleichsweise regenstarken Jahr zwar etwas erholt hat, der aber durchaus eine Zuleitung gebrauchen könnte?

Frau Staatssekretärin, das sind auch Nachhaltigkeitsthemen, die haben Sie aber – bewusst oder unbewusst, das weiß ich nicht – in Ihrem Plan T aus­gelassen; vielleicht weil Sie sich nicht zuständig fühlen. Ich glaube aber, Sie als Tourismusstaatssekretärin haben da eine Vorreiterrolle einzunehmen und gemeinsam mit den Regionen Strategien zu entwickeln (Beifall bei der SPÖ), denn immerhin geht es da auch um die Absicherung zahlreicher wirtschaftlicher und persönlicher Existenzen.


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Wir sehen also, es gibt noch sehr viele Herausforderungen im österreichischen Fremdenverkehr, aber ich bin guter Dinge, wie es auch meine Vorredner gesagt haben, dass wir mit dem Fleiß und der Innovationskraft der heimischen Betriebe und mit vereinten politischen Kräften wieder positiv in die Zukunft der Branche blicken können und die Wertschöpfung in diesem volks­wirtschaftlich so wichtigen Bereich steigern können. (Beifall bei der SPÖ.)

20.54


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Ing. Johann Weber. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.54.16

Abgeordneter Ing. Johann Weber (ÖVP): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren auf der Galerie und vor allem zu Hause vor den Bildschirmen! Wozu andere Urlaubspara­dies sagen, dazu sagen wir Heimat. Österreich ist wirklich ein wunderbares Land. Es ist reich an wunderschöner Natur, es ist geprägt von exzellenter Gast­freundschaft.

Österreich ist eine Heimat, in der nicht nur wir uns und unsere Gäste sich wohl­fühlen, Österreich ist eine Heimat, in der vor allem auch die heimische Bevölkerung im Tourismus und in der Freizeitwirtschaft Beschäftigung findet. Das betrifft besonders die Regionen abseits der Ballungszentren – dort, wo es kaum oder nur sehr wenig Industrie gibt, wo wir uns um jeden einzelnen Arbeitsplatz ständig sehr bemühen. Zu diesen wunderschönen Regionen mit sanftem Tourismus zählt auch meine Heimat Kärnten und da ganz speziell – das ist mein besonderer Geheimtipp – das Lavanttal. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir diskutieren nun den vom Bundesminister vorgelegten Tourismus­bericht 2022. Die Pandemie hat speziell den Tourismus und auch die Freizeitwirtschaft, den Freizeitsektor, sehr hart getroffen. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen


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wurden die Erwartungen an das Jahr 2022 übertroffen. Wir haben 137 Millio­nen Nächtigungen gezählt. Das ist eine wirklich schöne Zahl, die man sich auf der Zunge zergehen lassen kann. Darauf können wir stolz sein. Bei Urlaubs- und Geschäftsreisen in- und ausländischer Gäste sind 2022 allein hinsichtlich direkter Effekte 35,9 Milliarden Euro touristischer Konsum zu verbuchen gewes­en. Das ergibt nominell eine direkte Wertschöpfung von sage und schreibe 20 Milliarden Euro. Das ist ein großer Wirtschaftsfaktor gemessen an der Gesamtwirtschaft Österreichs.

In der Hochsaison sorgt der Tourismus für über 230 000 Beschäftigte und er ist letztendlich für sichere und sinnstiftende Arbeitsplätze verantwortlich. In Kärnten verzeichneten wir mit knapp 13 Millionen Nächtigungen mit 9,4 Prozent einen gesamtösterreichischen Anteil von nicht ganz 10 Prozent. Ein herzliches Dankeschön an alle unsere Gäste, aber auch an jene, die sich in der Heimat fleißig in diesem für uns so wichtigen Wirtschaftszweig engagieren.

Wir sehen, nach schwierigen Zeiten geht es im Tourismus langsam, aber sicher wieder bergauf. Ich möchte die Gelegenheit auch nützen, um mich noch einmal ganz besonders bei unseren Gästen zu bedanken. Ein großes Dankeschön geht natürlich auch an die Verantwortlichen in der Politik und in der Wirtschaft, die dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen immer so gestaltet sind, dass unsere Gäste gerne nach Kärnten und auch nach Österreich kommen. Sie wissen ganz genau, warum sie nach Österreich kommen, um ihren Urlaub, ihre Freizeit hier zu verbringen: Unsere Gäste glauben an Österreich. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Glauben auch wir an unser Österreich! Ich für meinen Teil tue es zu 100 Prozent, und ich bin wirklich stolz, hier leben zu dürfen, wo andere für viel Geld Urlaub machen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

20.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Nikolaus Prinz. – Bitte, Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 512

20.57.50

Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Meine Damen und Herren! Ich darf mich ganz kurz einem kleineren Segment des Tourismusberichtes 2022 widmen, das aber immerhin etwas mehr als 8 000 bäuerliche Familien betrifft, die Urlaub am Bauernhof anbieten. Urlaub am Bauernhof ist durchaus eine sehr intensive Arbeit, auch der Kontakt mit den Gästen. Auf der anderen Seite ist es sehr wichtig, weil diese Familien, die Urlaub am Bauernhof machen, sozusagen auch die Abläufe in der Landwirtschaft kennenlernen: was es heißt, mit Tieren zu arbeiten, was eine gepflegte Kultur­landschaft ist, was gesunde Lebensmittel sind, und so weiter.

Ich glaube, man darf durchaus sagen, dass sich Tourismus und Landwirtschaft gegenseitig brauchen. Auf der einen Seite werden die gesunden Lebensmittel aus der Landwirtschaft zum Teil direkt vermarktet oder veredelt, oder es werden gemeinsam mit der Verarbeitungswirtschaft entsprechende Zugänge gefunden. Auf der anderen Seite muss jedem im Tourismus klar sein, dass es ohne bäuer­liche Landwirtschaft, ohne gepflegte Kulturlandschaft keinen Tourismus gibt. Die Leute kommen nicht nach Österreich, weil alles zu 100 Prozent bewaldet ist, sondern deshalb, weil wir eine gepflegte Kulturlandschaft haben.

Da steckt in Wirklichkeit sehr großes Engagement der bäuerlichen Familien dahinter. Und es gibt durchaus Dinge, die diese gepflegte Kulturlandschaft in Gefahr bringen. Ich denke an den letzten und an diesen Sommer und an die großen Beutegreifer – das sage ich bewusst – Wolf und Bär. Man kann manche Dinge, die in unserem Nachbarland Italien passiert sind, in Wirklichkeit mit dem normalen Menschenverstand nicht mehr erklären und begreifen. Es gibt keinen normalen Zugang mehr, wie man damit umgeht.

Man sollte aber nicht vergessen, was es für Familien bedeutet, die ihre kleine Landwirtschaft mit viel Herzblut betreiben. Da geht es nicht um Geld. Wir müssen froh sein, wenn Familien diese Arbeit machen. Fragen Sie zum Beispiel Kollegin Bettina Zopf, wie das bei ihr im Salzkammergut auf den Almen im


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heurigen Sommer war! Wo bleibt der Tierschutz für landwirtschaftliche Nutztiere, wenn den Schafen – beispielsweise neun auf einer Alm – mehr oder weniger bei lebendigem Leib vom Wolf das Fell abgezogen wird, sie schwerst verletzt werden. Da gibt es keinen Tierschutz, das interessiert im Verhältnis niemanden. Das stimmt ein bisschen nachdenklich. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich glaube, dass wir nachdenken müssen: Braucht es wirklich zuerst Menschen als Opfer? Es ist nicht lustig, wenn, wie im näheren Umfeld meiner Heimat­gemeinde, in Dorfstetten, eine Bauernfamilie bei der Arbeit auf einer Wiese neben einem Wald ist und das kleine Kind auf einmal sagt: So eine große Miezekatze! – Dann schauen sie ein bisschen genauer, was es ist: der Wolf. Was bleibt denn übrig bei den Leuten, bei der Bevölkerung, die draußen lebt, arbeitet und wohnt? – Angst bleibt in Wirklichkeit über, nicht mehr und nicht weniger. Es ist in manchen Regionen nicht mehr selbstverständlich, dass man sich frei bewegen kann, weil diese Sorge einfach da ist, und wir sollten diese Sorge ernst nehmen. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Das ist nicht nur in sehr bewaldeten Regionen ein Thema. Meine Kollegin Sabine Schatz kennt die Nachbargemeinde Katsdorf sehr gut – das ist eine Gemeinde mit wenig Waldanteil. Dort hat man sich in den letzten Wochen gewundert, warum es immer wieder Verletzungen bei Pferden gibt. Jetzt ist man draufgekommen, woher die Bisse an den Pferden kommen – nachgewiesen mit DNA –: vom Wolf.

Wir müssen langsam munter werden. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir handeln und dass uns bewusst ist: In einer Kulturlandschaft hat der Wolf eigentlich nichts verloren, er gehört ganz normal bejagt; der Schutzstatus gehört runter. Wir müssen handeln, bevor es Menschenopfer gibt. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP.)

21.01

21.01.11



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 514

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Wünscht der Berichterstatter ein Schlusswort? – Nein.

Wir kommen zur Abstimmung.

Abstimmung über den Antrag des Tourismusausschusses, den vorliegenden Bericht III-961 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen:

Wer dies tut, möge das mit einem Zeichen bekunden. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Endlich echte Maßnahmen zur Eigenkapitalstärkung für Tourismusbetriebe setzen – Investitionen ermöglichen – Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des heimischen Tourismus erhöhen“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

21.02.0425. Punkt

Sammelbericht des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen über die Petitionen Nr. 67, 74, 94, 99, 101, 104, 107 und 109 sowie die Bürgerinitiativen Nr. 46 und 47 sowie 55 (2169 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen nun zum 25. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kollross. – Herr Abgeordneter, Sie haben das Wort, bitte sehr.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 515

21.02.36

Abgeordneter Andreas Kollross (SPÖ): Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wir sind jetzt wieder beim Ausschuss für Petitionen und Bürger:inneninitiativen. Leider ändert sich da das Verhalten, was die Regierungsparteien betrifft, sehr wenig. Viele Anliegen der Bürgerinnen und Bürger werden zwar im Ausschuss behandelt, wenn es aber dann darum geht, ob es möglicherweise auch zu einem Gesetz kommt, sie einem zuständigen Fachausschuss zugewiesen werden, gibt es leider von ÖVP wie Grün nur mehr eine Kenntnisnahme, aber keine Annahme, damit man weiter über die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger diskutieren kann. Ich finde das schade. Ich glaube, dass man so nicht mit Anliegen von Bürgerinnen und Bürgern umgehen sollte.

Ich möchte aber ganz bewusst ein Thema herausstreichen, weil heute wieder eine Bürgerinnen- und Bürgerinitiative eingebracht wurde. Ich würde jetzt schon appellieren – es betrifft vor allen Dingen auch das Bundesland Oberösterreich –, mit diesen Unterschriften nicht so umzugehen. Worum geht es? – Es geht darum, dass im Bezirk Perg – wie auch in vielen andere Regionen in Österreich – Schülerinnen und Schüler auf der Straße stehen, weil der Bund nicht mehr in der Lage ist, den Schüler:innentransport in Form des Gelegenheitsverkehrs zu finanzieren und aufrechtzuerhalten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, innerhalb von ganz, ganz kurzer Zeit sind im Bezirk Perg mittels (eine Postkarte in die Höhe haltend) so einer Postkarte über tausend Unterschriften von Betroffenen gesammelt worden, mit denen man sich an das Parlament und in weiterer Folge dann an die zuständige Ministerin wendet und sagt: Bitte löst das Problem! – Es ist wirklich ein hausgemachtes Problem, weil für den Schüler:innengelegenheitsverkehr schlicht und einfach der Familienlastenausgleichsfonds zuständig ist; über diesen muss ganz einfach die notwendige finanzielle Ausstattung stattfinden.

Jetzt sieht man aber natürlich auch, was teilweise passiert, denn seit 2017 ist der Dienstgeberanteil im Flaf von 4,1 auf 3,7 Prozent gesenkt worden. Das heißt, wir


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haben den Unternehmerinnen und Unternehmern Geschenke gemacht; die zahlen jetzt weniger ein, dafür stehen die Kinder auf der Straße und kommen nicht mit ihrem Schülertransport in die Schule. – Das ist das Ergebnis eurer Unternehmerinnen- und Unternehmerentlastung! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Weratschnig: Der Flaf hat nicht die alleinige Verantwortung!)

Deshalb, meine sehr geehrten Damen und Herren, freue ich mich schon auf die Debatte, es betrifft eure Regionen genauso wie die Steiermark und andere. Es kann doch wohl nicht sein, dass die Schüler:innenfreifahrt, im Jahr 1971 eingeführt, heute wegen euch nicht funktioniert! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

21.05


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Prinz. – Bitte, Herr Abgeordneter.


21.05.47

Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Ganz kurz zu meinem Vorredner: Was den Schülertransport im Gelegenheitsverkehr betrifft, ist es, glaube ich, kein Geheimnis, dass es derzeit Gespräche zwischen Wirtschaftskammer auf der einen Seite und Finanzministerium und Familienministerium auf der anderen Seite gibt. Es hat im Zeitraum 2021 bis erstes Halbjahr 2023 knapp 20 Prozent Erhöhung für die Unternehmen gegeben, mit Juli 2023 eine Valorisierung von in etwa 7 Millionen Euro, also gut 7 Prozent. Derzeit laufen Gespräche, in denen es um eine weitere Erhöhung von etwa 20 Prozent geht. Ich glaube also, das ist auf einem vernünftigen Weg, mit dem man das im Großen und Ganzen wird lösen können. Manchen Einzelfall wird man wahrscheinlich nicht lösen können, aber das werden wir alle miteinander nicht können.

Ganz kurz zur letzten Sitzung des Petitionsausschusses, in der ja acht Petitionen und drei Bürgerinitiativen zur Kenntnis genommen wurden: Ich darf mich mit zwei kurz beschäftigen, und zwar zunächst mit der Bürgerinitiative, in der es um eine rein pflanzliche Verpflegungsoption beim österreichischen Bundesheer


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geht: Dazu darf man vielleicht festhalten, dass sich das Bundesheer grundsätzlich sehr bemüht, regional zu versorgen, und dass auf der anderen Seite natürlich die Empfehlungen der Ernährungskommission berücksichtigt werden.

Ich glaube schon, dass man vielleicht auch unterscheiden muss – vor zwei Jahren hätte man das vielleicht noch anders diskutiert –, ob wir vom Normalbetrieb in der Kaserne reden, ob das möglicherweise eine Übung ist oder ob das ein Ernstfall ist – Vorarlberg ist weiter weg von Wien, wo wir jetzt sind, als zum Beispiel Lemberg in der Ukraine –, wie das ausschaut. Man bemüht sich sehr, dem nachzukommen, aber man wird auch nicht alles lösen können. Es ist wirklich ein Unterschied, ob Normalbetrieb herrscht oder nicht. Ich will nicht diskutieren – da kann man sozusagen lange philosophieren, was gesünder ist und was nicht. Es ist verständlich, dass jeder seine Wünsche möglichst berücksichtigt haben will – das Bundesheer bemüht sich sehr darum.

Darüber hinaus hat es eine Petition mit einem Gesetzesvorschlag „gegen die Diskriminierung auf Grund des Impfstatus gegen COVID-19“ gegeben. In Wirklichkeit ist das sozusagen schon ein alter Hut. Etwas salopp gesagt sieht man aus der Stellungnahme, dass dieser Vorschlag eigentlich nicht gesetzeskonform ist.

Grundsätzlich darf man, glaube ich, sagen, dass wir aus der gesamten Covid-Pandemie als Gesellschaft insgesamt lernen müssen: Was heißt eigentlich Demokratie und das Akzeptieren einer Mehrheitsentscheidung? Wo hört vielleicht auch die persönliche Freiheit auf und grenzt man die Freiheit von jemand anderem ein? – Im Nachhinein ist man immer gescheiter. Wir sollten auch nicht ganz vergessen: Was bedeuten Begriffe wie Solidarität und wertschätzender Umgang miteinander? – Ich glaube, dass wir als Gesellschaft aus den letzten paar Jahren in Wirklichkeit viel lernen können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

21.08



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Silvan. – Bitte, Herr Abgeordneter.


21.08.32

Abgeordneter Rudolf Silvan (SPÖ): Werter Präsident! Hohes Haus! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Wie Sie vielleicht aus den Medien erfahren haben, gab es gestern in der Klaviermanufaktur Bösendorfer einen Brand, und der Vorsitzende des Betriebsrats hat mich gebeten, mich hier an seiner Stelle herz­lich bei den knapp hundert Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmännern zu bedanken, die verhindert haben, dass der Brand auf die Produktionshallen über­greift. Das mache ich hiermit: Herzlichen Dank an die Einsatzkräfte! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

Ich möchte auf die Petition „Für ein Starkes Gesundheitssystem! ÖVP Wahlkampfschmäh Patientenmilliarde abhaken. Gesundheitssystem nachhaltig stärken“ eingehen. Mittlerweile ist ja hinreichend bekannt, dass die Ankündigung von damals von Sebastian Kurz, Heinz-Christian Strache, aber auch von Karl Nehammer und Herbert Kickl – der jetzt nicht im Saal ist – ein wahrer Schmäh war. Es ist mittlerweile das vierte Jahr, in dem die ÖGK, die Österreichische Gesundheitskasse, ein Minus schreibt. Die neun Gebiets­krankenkassen haben 1,4 Milliarden Euro Rücklagen in die Fusion der ÖGK eingebracht. Wie gesagt: Es gibt zum vierten Mal ein Minus. Von diesen 1,4 Mil­liarden Euro sind nur noch 700 Millionen Euro über.

Kollege Taschner hat sich heute schon aufgeregt, weil wir die Formulierung unterlassene Hilfeleistung verwendet haben. Wenn man sich die Wartezimmer im niedergelassenen Bereich, die übervollen Wartezimmer in den Ambulanzen in den Spitälern anschaut: Man sieht überfordertes Personal, Menschen, die keine Termine für Operationen bekommen und so weiter und so fort. Die Regierung weiß das, die Regierung weiß das seit mehr als zwei Jahren oder schon seit Beginn der Legislaturperiode. Da kann


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man, Herr Kollege Taschner, schon von unterlassener Hilfeleistung sprechen.

Die Agenda der ÖVP ist für mich ganz klar, und es ist für uns ganz klar, dass gerade die Sozialversicherung, die Krankenversicherung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an die Wand gefahren werden soll, denn es soll die Sozialversicherung, die Krankenversicherung auf ein Niveau gesenkt werden, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den privaten Versiche­rungsbereich gedrängt werden. (Zwischenruf des Abg. Zarits.)

Wir werden das mit allen Mitteln zu verhindern wissen und fordern einmal mehr, dass die ÖVP und die Grünen jetzt Maßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel: Vorlage eines Maßnahmenplans, wie die Privatmedizin zukünftig im Gesundheitssystem zurückgedrängt werden kann, Umsetzung der Empfehlung des Rechnungshofes hinsichtlich des Prikraf, des Privatkrankenanstalten-Finanzierungsfonds, oder die Auflösung desselben, keine weiteren Dienstgeber­sen­kungen in der Umfallversicherung, flächendeckender Ausbau der medizinischen Primärversorgung, Risikostrukturausgleich zwischen den drei Krankenversicherungskassen und einheitliche Hebesätze für alle versicherten Pensionist:innen.

Zu guter Letzt – das an die Adresse des ÖVP-Wirtschaftsbundes – sei die Rückgabe der Österreichischen Gesundheitskasse in die Hände der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer genannt. Wir holen uns mit Sicherheit unsere Krankenversicherung wieder zurück (Abg. Weidinger: Das geht ja gar nicht!), denn der ÖVP-Wirtschaftsbund und die Arbeitgeber haben in unserer Kasse nichts verloren. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

21.11


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kainz. –Bitte.



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21.12.01

Abgeordneter Alois Kainz (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Ich spreche zur Petition 67 betreffend „Wiedereinführung der Truppen­küche am Truppenübungsplatz Allentsteig“. Eines einmal vorweg: Der Truppenübungsplatz Allentsteig ist der größte Truppenübungsplatz in Österreich und einer der größten in Europa. Warum führt man in Allentsteig also die Truppenküche nicht wieder ein?

Das Ganze wurde 2011 beschlossen, 2012 wurde es dann umgesetzt und eingeführt, da hat man sich von den Truppenküchen auf den Schieß- und Übungsplätzen verabschiedet und hat eine große Zentralküche in Wiener Neustadt geschaffen, in der gekocht wird; die Speisen werden dann mit Lkws in die Kasernen nach Niederösterreich gekarrt.

Also wo da eigentlich der ökologische Fußabdruck hängen bleibt, weiß ich nicht. Auf Anfrage hat die Frau Bundesminister geantwortet, dass man in zehn Jahren 2,5 Millionen Kilometer gefahren ist, nur um das Essen in die Kasernen rauszubringen. Wobei: Einige Küchen wurden überhaupt nicht an die Cook-and-Chill-Küche angepasst, sondern es besteht – wie in der Liechtenstein-Kaserne in Allentsteig – nach wie vor die Möglichkeit, die Truppenküche wieder zu aktualisieren und hochzufahren. Da besteht auch bei so manchem der Irrglaube, man könnte da sofort wieder kochen, die Infrastruktur passt, alles wurde so belassen und für eine Truppenküche neu angeschafft.

Die Frau Bundesminister hat auf die Stellungnahme geantwortet: Wir haben das Personal nicht. – Wenn man den Willen hat, würde das Personal wieder vorhanden sein. Weiters wäre noch die Möglichkeit gegeben, dass man ohne großen Aufwand die Sicherheit wiederherstellen, die eigene Versorgung im Waldviertel sicherstellen könnte, wenn man in Allentsteig wieder kochen würde. Die Köche brauchen eigentlich wieder eine Hauptaufgabe, sie müssten nicht wie Hilfskräfte behandelt und bezahlt werden.


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Es ist auch ein Irrglaube der Frau Bundesminister, dass es eine Ersparnis gibt. Sie hat gesagt, dadurch hätten wir weniger Plätze, weniger Wasserverbrauch in den kleineren Finalisierungsküchen. – Das trifft nicht zu, und Personalkosten haben wir auch nicht eingespart, denn das Personal hat zum Schutz nach wie vor eine Fachkräfteentlohnung.

Also ich sehe keinen Grund, warum man da nicht wieder zurückgehen und diese Küche wieder hochfahren könnte. Es wäre gut für die Region, für die Wirtschaft, für die Sicherheit im Katastrophen- und Krisenfall. Das ist aktueller denn je! Das Blackout steht vor der Tür, da könnten wir unser Militär wieder dementsprechend hoch qualifizieren, die Wirtschaft würde belebt werden.

Was mich sehr verwundert hat, ist die Stellungnahme der Wirtschaftskammer Niederösterreich; die war für mich befremdend. Es wurde gesagt: Wieso sollte man aus einem funktionierenden System eine oder zwei Küchen heraus­nehmen? – Also das System funktioniert wirklich überhaupt nicht, und regional wäre wirklich regional. (Beifall bei der FPÖ.)

Darüber, was alles notwendig wäre, könnte ich jetzt noch sehr lange reden. Es ist fürchterlich und unglaublich, dass wir innerhalb von zehn Jahren in diese Situation gekommen sind. Ich hoffe wirklich, dass die Frau Minister, wie sie es mir versprochen hat, sich das noch einmal anschauen wird und wir vielleicht tatsächlich eine Lösung zum Wohle und für die Sicherheit Österreichs und vor allem fürs Waldviertel finden. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

21.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Abgeordneter Köchl. – Bitte sehr.


21.15.24

Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte ebenfalls auf die Petition eingehen, die mein Kollege Rudi betreffend Gesundheitssystem eingebracht hat.


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Wir haben in dieser Petition zehn wesentliche Forderungen zu lesen bekommen. Warum sind diese Forderungen so notwendig? – Die ÖVP-FPÖ-Regierung unter Kanzler Kurz und Minister Kickl war zwar nur sehr kurz im Amt, aber sie hat – vor allem was das Gesundheitssystem betrifft – einfach einen Scherben­haufen hinterlassen.

Wir erinnern uns an den Wahlkampfschmäh Patientenmilliarde für das Gesundheitssystem. Was habt ihr damals gesagt? – Wir sparen im System, wir sparen in der Verwaltung, wir legen die Kassen zusammen, damit die Kurz-Regierung den Patientinnen und Patienten dann letztendlich zusätzliche Milliar­den zur Verfügung stellen kann. Das waren alles nur leere Versprechun­gen, davon ist einfach nichts wahr geworden.

Was war wirklich euer Ziel? – Euer Ziel war, die Arbeiterinnen und Arbeiter, die Arbeitskräfte in den Krankenkassen zu schwächen. Ihr habt das nur gemacht, um den Wirtschaftstreibenden mehr Macht zu geben. Ihr habt das Ziel erreicht: Überall sitzen heute ÖVP-Leute aus der Wirtschaft, die Arbeiter haben in ihrer eigenen Kasse nichts mehr zu reden. Von dieser Milliarde ist nichts geblieben. Als Beispiel dafür, welch verfehlte Wirtschaftspolitik ihr macht: Ihr habt in einem Jahr 36,57 Milliarden Euro an Fremdmittel ausgegeben, also Schulden gemacht.

Ich erinnere euch – viele ÖVP-Mandatare sagen immer, Bruno Kreisky war der, der so viele Schulden gemacht hat –: Bruno Kreisky hat in seiner gesamten Arbeitszeit als Kanzler 33,3 Milliarden Schulden gemacht, also er hat weniger Schulden gemacht, als ihr in einem Jahr zusammengebracht habt. (Beifall bei der SPÖ. Abg. Weidinger: Du hast Schilling mit Euro verwechselt!)

Er hat in dieser Zeit Gratisschulbücher und Freifahrten eingeführt und die Pensionen für die Bauern geregelt. Ihr habt Schulden gemacht, und heute stehen wir vor einem Scherbenhaufen dieser Regierung. Damals ist etwas weiter­gegangen, ihr treibt die Leute heute in die Armut; bei uns wird es immer schlechter, und die Gelder sind verbraucht.


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Das kann nicht mehr so weitergehen, deshalb glaube ich, dass es zu einem Wiederaufbau in Österreich kommen muss. Ich bin davon überzeugt, dass wir Sozialdemokraten mit Andi Babler diesen Wiederaufbau schaffen werden. (Beifall bei der SPÖ. Heiterkeit des Abg. Zarits. Abg. Michael Hammer: Wer ist eigentlich Herr Babler? Gibt es den überhaupt?)

21.18


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Abgeordneter Weratschnig. – Bitte.


21.18.12

Abgeordneter Hermann Weratschnig, MBA MSc (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Werte Zuseher:innen! Bürger:innenbeteiligung und Petitionsrechte sind Grundpfeiler unserer Demokratie – geradezu ein Indikator dafür und ein Auftrag, ernsthaft damit umzugehen, faktenbasiert und natürlich engagiert. Es engagieren sich viele Bürgerinnen und Bürger in den Regionen ehrenamtlich für ihre Anliegen. Ich möchte auf drei Anliegen Bezug nehmen.

Erstens auf die Schnellstraße S 37 in Kärnten: Ich glaube, auch das ist ein Beweis für das zahlreiche Engagement – ob das jetzt die Gemeinden vor Ort sind, ob es die Abgeordneten in den Landtagen sind, ob es Petitionen sind oder ob es Medienarbeit in diesem Bereich ist. Es geht dabei um den Sicherheitsausbau einer Straße. Wir wissen, dass bereits Arbeiten durchgeführt werden, dass bereits gebaut wird. Es geht um die notwendige Mitteltrennung, die es ermög­lichen sollte, dass gefährlicher Gegenverkehr in diesem Abschnitt, der sehr gefährlich ist, ab Sommer 2025 der Geschichte angehört.

Natürlich geht es gerade beim Sicherheitsausbau dieser Straße auch immer um die Frage: Wo ist Landeszuständigkeit, wo ist Bundeszuständigkeit? Es geht um das Teilstück von Friesach bis Maria Saal, eine Bundesstraße – die Bundes­straße 317 –, wo keine Ausweisung auf eine hochrangige Straße besteht. Trotz­dem muss ich hier sagen, auch mit Blick auf die Petition, dass es da aktuell


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laufende Gespräche mit der Asfinag gibt, um ein gemeinsames Projekt mit der Asfinag unter Beteiligung aller Stakeholder aufzusetzen, sodass man auch da die notwendige Sicherheit verhältnismäßig umsetzt.

Sicherheitsausbau: Wir sind für einen Sicherheitsausbau, aber wir sind nicht für Ausbauten, die zusätzliche Verkehre generieren beziehungsweise überbordend Flächen beanspruchen und gerade im Verkehrsbereich die Klimaschutzziele geradezu verhunzen.

Eine zweite Petition aus Tirol betrifft das Thema Flugwetterdienst. Das ist, glaube ich, auch eine wichtige Petition. Ich glaube, es ist ganz wichtig, technisches Know-how, Digitalisierung einzusetzen, das ist eine Grundvor­aussetzung.

Eine Grundvoraussetzung ist aber auch, verlässliche Daten zu haben. In Zeiten des Klimawandels, der Klimaanpassung sind gerade die Wetterdaten ganz wichtig für die Zukunft, nicht nur für den Flugverkehr, sondern natürlich auch für dementsprechende Szenarien in den Regionen, wo wir die Wetterdaten brauchen. Deshalb glaube ich, dass es praxistaugliche Erfahrungen braucht, um dieses Projekt dann auch umsetzen zu können. Da müssen auch die regionalen Bedingungen in einem sorgsamen Umgang berücksichtigt werden.

Diese Petition ist auch ein Beispiel dafür, wie wir ernsthaft im Petitionsaus­schuss mit Petitionen umgehen. Diese Petition wird zukünftig dem Verkehrsausschuss zugewiesen und somit auch im Verkehrsausschuss behandelt werden.

Die dritte Petition betrifft das Thema Lärmschutz in der Nähe meiner Heimat­gemeinde, in der Nachbargemeinde, in Terfens. Ich glaube, da ist es ganz wichtig – und in diesem Sinne auch ein Danke an Abgeordneten Hermann Gahr, der sich insbesondere in seiner Heimatgemeinde dafür einsetzt –, dass es zu vermehrtem Lärmschutz entlang der Bahn, entlang der Autobahn kommt. Es gibt


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da bereits Verbesserungen im Bereich des Lärmschutzes, es gibt bereits Projekte, die umgesetzt werden.

Man muss schon darauf Bezug nehmen: Dafür, dass das jetzt alles möglich ist, was den Lärmschutz betrifft, gibt es eine Dienstanweisung der Bundesministerin Leonore Gewessler, sodass mehr Projekte für den Lärmschutz umgesetzt werden können. 22 Projekte sollten in Tirol in den nächsten fünf Jahren umge­setzt werden. Die Lärmschutzwälle können also verbessert werden, neuer Lärmschutz kann gebaut werden.

Ich glaube auch, dass es in diesen Bereichen, wo es Lückenschlüsse geben soll, gemeinsam mit dem Land Tirol, mit den Gemeinden, mit der Asfinag und – nicht zu vergessen, wenn es auch um Bahnlärm geht – mit den ÖBB zu Einigungen kommt, dass vor allem dort, wo dann insbesondere die Finanzierung gesichert ist, die Asfinag einen höheren, wenn nicht den gesamten Anteil übernimmt.

In diesem Sinne: Das sind drei Petitionen als Beispiele – eine wird dem Verkehrsausschuss zugewiesen, bei einer anderen beschließen wir heute eine Kenntnisnahme –, bei denen bereits aktiv daran gearbeitet wird, dass diese Anliegen einer Umsetzung näherkommen.

In diesem Sinne: Danke für eine gute Zusammenarbeit im Petitionsausschuss. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

21.23


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Laimer. – Bitte sehr.


21.23.37

Abgeordneter Robert Laimer (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Zur Petition betreffend die Truppenküche am Truppenübungsplatz Allentsteig: Unsere Soldatinnen und Soldaten leisten Tag für Tag pflichtgetreu ihren Dienst für unser Heimatsland Österreich. Sie


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sind es, die an vorderster Front stehen, um unsere Sicherheit zu gewährleisten und unsere Werte zu schützen.

Um diese wichtigen Aufgaben erfüllen zu können, brauchen sie unsere volle Unterstützung und natürlich auch die bestmögliche Versorgung. Eine ausgewogene und vor allem angemessene Ernährung ist nicht nur für den Körper, sondern auch für die geistige Fitness von entscheidender Bedeutung.

Warum das beim Militär wichtig ist? – Es geht um schnelle Entscheidungs­findung, Belastbarkeit, effektive Kommunikation in komplexen und physisch wie auch psychisch anspruchsvollen Situationen. Unsere Streitkräfte verdienen die besten Nahrungsmittel. Da geht es nicht nur um Essen, sondern es geht auch um Wertschätzung ihres Dienstes und um ihre Gesundheit. Statt mit oft nährstoff­armen Fertiggerichten sollten unsere Soldatinnen und Soldaten mit frischen, regionalen und hochwertigen Lebensmitteln versorgt werden. (Ruf bei der ÖVP: Und warum ...?) Das ist nicht nur gut für ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit, sondern das ist auch gut für unsere Umwelt, und es ist beispielgebend.

Die Produktion und der Transport von Komponentenküchenlebensmitteln tragen zudem erheblich zur Verschmutzung unserer Umwelt bei. Die Lebensmittelproduktion erfordert viel Energie und verursacht CO2-Emissionen. Wir sollten daher auf lokale und regionale Landwirtschaft und Lieferanten setzen.

Zum Thema Autarkie und österreichisches Bundesheer: Die Autarkie von Kasernen ist mehr als nur ein Begriff. Sie ist ein Konzept, das unsere nationale Sicherheit stärken soll und stärken wird. Wenn Kasernen in der Lage sind, ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wasser, Energie weitgehend selbst zu decken, dann sind sie weniger anfällig für externe Störungen und Abhängigkeiten. In Zeiten von Krisen und Naturkatastrophen, wenn zum Beispiel externe Lieferketten unterbrochen sind, werden autarke Kasernen weiterhin funktionie­ren und die Sicherheit der Streitkräfte gewährleisten. Durch den verstärkten Einsatz von


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erneuerbarer Energie und Produktion von Nahrungsmitteln vor Ort schaffen wir Arbeitsplätze und stärken die örtlichen Gemeinschaften. Das ist insbesondere im Waldviertel wichtig.

Wir sehen: Die Abschaffung der Komponentenküche und der Wechsel zu regio­nalen, frischen, hochwertigen Lebensmitteln sind nicht nur im Interesse unserer Streitkräfte, sondern auch ein bedeutender Schritt im Kampf gegen die Klimakrise. Gemeinsam können wir Verantwortung für unsere Umwelt und die Gesundheit unserer Streitkräfte übernehmen. Der Truppenübungsplatz Allentsteig soll so auch eine Vorbildwirkung für das österreichische Bundesheer entfalten. Unsere Soldatinnen und Soldaten verdienen sich das redlich. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Weratschnig.)

21.26


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Bernhard. – Bitte.


21.26.51

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Ich möchte die Zeit hier heute verwenden, um das Scheinwerferlicht nicht auf die Arbeit meiner Fraktion zu richten, sondern auf die Arbeit einer mutigen Frau, einer Bürgerin, die eine parlamentarische Bürgerinitiative eingebracht hat und in den letzten Monaten sehr hartnäckig für ihr Anliegen gekämpft hat.

Es geht um die Bürgerinitiative „Zukunft Kinder! - für eine selbstbestimmte Familienplanung“ und es geht um die Initiatorin Sabrina Krobath, die auf alle Fraktionen zugegangen ist und ihr Anliegen vorgetragen hat. Es geht ihr um das Einfrieren ihrer Eizellen, auch als alleinstehende Frau, ohne einen medizini­schen Grund, auf eigene Kosten. Sie hat das überall mit guten Argumenten vorge­tragen: die immer später startende Familienplanung ganz generell; eine abneh­mende Fruchtbarkeit; die derzeit durch das Fortpflanzungsmedizingesetz fehlende Möglichkeit, dass alleinstehende Frauen da wirklich selbst bestimmen.


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Es geht am Ende des Tages darum, dass Frauen Familienplanung selbstbestimmt gestalten können, und das, ohne dass es eine medizinische Ursache gibt.

Ich fand diese Hartnäckigkeit und auch die Offenheit der anderen Fraktionen tatsächlich beeindruckend, weil das ja durchaus ein sensibles Thema ist. Egal ob Opposition oder Regierungsfraktionen: Man hat Gespräche angeboten.

Es gab Ende Juni ein gemeinsames Hearing im Petitionsausschuss, und wir haben dabei sehr viele Argumente ausgetauscht. Ich finde das nicht nur auf der Ebene des persönlichen Engagements wichtig, sondern es war ein sehr starkes Signal dafür, was in diesem Petitionsausschuss steckt, nämlich dass ein Bürger – eine Bürgerin in diesem Fall – mit einem Anliegen, das sie persönlich betrifft und für das sie wirklich viel Zeit aufgewendet und viel Geld in die Hand genommen hat, um darauf aufmerksam zu machen, sich mit Abgeordneten zusammensetzt und sagt: Ich habe ein Problem! Das habt ihr in der Gesetzge­bung so nicht am Radar, oder die Zeiten haben sich geändert! Ich als Betroffene möchte gehört werden!

Wir haben im Petitionsausschuss keine abschließende Meinung gebildet, das ist dann auch etwas, das der Fachausschuss noch diskutieren muss, wir haben aber tatsächlich mit einer Offenheit diskutiert, die in anderen politischen Debatten gefehlt hat. Deswegen möchte ich in dieser Zeit, die wir heute haben, einfach sagen: Wir sollten im Petitionsausschuss viel mehr solche Initiativen und viel weniger Parteipolitik haben, weil wir dann tatsächlich für die Bürgerinnen und Bürger mehr zusammenbringen könnten.

In diesem Sinne: Ich wünsche uns allen gemeinsam mehr Kooperation im Petitions­ausschuss und sende ein großes Danke an Sabrina Krobath, die drei Wochen nach dem Hearing ein gesundes Kind auf die Welt gebracht hat und jetzt glück­liche junge Mutter ist! Also: Alles Gute! – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

21.29



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weidinger. – Bitte.


21.30.02

Abgeordneter Mag. Peter Weidinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Österreicherinnen, liebe Österreicher! Gestern war ein histo­rischer Tag für die Republik. Die Landesregierungen der Steiermark und Kärntens haben gemeinsam eine Regierungssitzung abgehalten und miteinander festgelegt, dass sie die Koralmbahn, die in weniger als 800 Tagen eröffnet wird, als große Jahrhundertchance sehen, dass der Wirtschaftsraum in Südöster­reich mit 1,1 Millionen Menschen in einer Entfernung von 70 Minuten – so lange wird eine Bahnfahrt von Graz nach Villach dann dauern – als Chance umarmt wird und dass diesbezüglich eine engere Kooperation angestrebt wird. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Damit aber dieses Projekt auch ein großer Erfolg für das gesamte Bundesland Kärnten wird, ist es notwendig, dass wir die Infrastrukturen weit über den Zentralraum hinaus erschließen. Deswegen habe ich gemeinsam mit Abgeord­netem Johnny Weber eine Petition eingebracht, in der es darum geht, die B 317 auszubauen. Es war Abgeordneter Hermann Weratschnig, der auch vorhin schon darauf Bezug genommen hat und es auch als mustergültiges Beispiel angeführt hat, wie man hier Bürgeranliegen konstruktiv und gut gemeinsam bearbeiten kann.

Lassen Sie mich kurz ausführen, worum es geht: Es geht um eine Verbindungs­straße, sinngemäß von Klagenfurt über Maria Saal und Sankt Veit nach Friesach bis zur steirischen Landesgrenze. Weil sich der Verkehr entwickelt und ein dynamischer Lebensraum in Mittelkärnten auch im Begriff ist, immer stärker zu prosperieren und zu wachsen, ist es da auch notwendig, dass wir die Sicherheitsvorkehrungen ausbauen. Leider ist es gestern gerade auf der B 317 zu einem tragischen Autounfall gekommen. Sie haben es wahrscheinlich alle in


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den Medien verfolgt: Ein Flixbus ist leider aus der Spur geraten und ein junger Mensch hat sein Leben verloren.

Die Politik wird niemals in der Lage sein, jeden Unfall zu verhindern, aber sie hat es in der Hand, diesen Sicherheitsausbau voranzutreiben. Deswegen bin ich sehr froh darüber, dass es mit dem großen Engagement von Landeshauptmann­stellvertreter Martin Gruber in Zusammenarbeit mit dem Ministerium gelungen ist, jetzt den nächsten Schritt zu setzen. Das heißt, dass man darauf Rücksicht nimmt, dass durch den Bodenverbrauch keine Ackerflächen verloren gehen, aber dass es ganz wesentlich zum Sicherheitsausbau kommt, was bedeutet, dass es eine Mitteltrennung gibt und dass diese nicht rückgebaut wird.

Dadurch werden das Gurktal, das Metnitztal, das Görtschitztal und das Krappfeld zusätzlich wirtschaftlich erschlossen. Althofen und Friesach, die Unterzentren, die Sitze von großen, namhaften Industriebetrieben, aber auch von kleinen und mittelständischen Betrieben sind, werden damit auch besser erschlossen.

Für uns ist jetzt wichtig, dass die nächsten klaren Vereinbarungen getroffen werden, wie es mit der Frau Ministerin vereinbart ist, was in einen Pla­nungs­auftrag an die Asfinag münden wird. Ich danke für diese Zusammenarbeit und möchte auch abschließend noch Wirtschaftskammerchef Walter Sabitzer und seinem Team dazu gratulieren, dass sie unermüdlich dabei sind, gemeinsam mit uns dieses Projekt voranzutreiben und ehestmöglich auch zu einem positiven Umsetzungsbeschluss zu führen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Weratschnig. – Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.)

21.33


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ries. – Bitte sehr.



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21.33.31

Abgeordneter Christian Ries (FPÖ): Herr Präsident! Werte Kollegen im Hohen Haus! Autobahnen und Schnellstraßen sind die sichersten Straßenverkehrs­verbindungen, die wir in Österreich haben. Laut Statistik Austria kamen im Jahr 2022 369 Personen auf Österreichs Straßen zu Tode. Das sind freilich immer noch viel zu viele, aber wenn man etwas Positives finden will, dann kann man sagen: Es sind die wenigsten seit 1950, seit dieser Vergleich ange­stellt wird. Auf Autobahnen und Schnellstraßen waren es 34, also ein sehr geringer Anteil, daher wird wohl die These des Kollegen Babler – Tempo 100 auf Autobahnen sind 100 Tote weniger – wohl kaum zu halten sein. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.)

Es gibt allerdings 43 Schnellstraßen, und speziell auf diesen Schnellstraßen könnte man durch einen Ausbau – Klammer auf: Sicherheitsausbau – viele Ver­kehrsunfälle, Schwerverletzte und Todesfälle verhindern. Dennoch hat Ministerin Gewessler relativ rasch nach ihrem Eintritt in die Regierung gegenüber der Asfinag erwirkt, dass ein Baustopp eingelegt wird. Dieses Vorgehen der Ministerin ist nicht nur rechtlich stark umstritten, nein, es gefährdet auch Arbeit­splätze, und zudem besteht die Gefahr, dass die Verkehrssicherheit sprichwörtlich unter die Räder kommt.

Das betrifft nicht nur die S 37, zu der uns eine Petition vorliegt, auch der Ausbau der S 4 im Burgenland – das ist ein circa 19 Kilometer langes Straßenstück zwischen Mattersburg und Wr. Neustadt – wurde gestoppt. Zwischen 20 000 und 25 000 Pkws und Lkws fahren dort täglich, allerdings verfügt diese Straße nur über eine doppelte Sperrlinie und keine getrennten Richtungsfahrbahnen. Jetzt kommt es: Heuer haben bereits fünf Menschen auf dieser S 4 ihren Tod gefunden. Sie könnten noch leben, hätte es getrennte Fahrbahnen gegeben. Das Land Burgenland schiebt die Schuld auf den Bund und der Bund auf das Land, aber das Sicherheitsrisiko bleibt. Das ist schändlich. An die Adresse der Grünen gesagt: Geben Sie Ihr Dogma auf, wenn es um die Verkehrssicherheit geht, denn das kostet Menschenleben. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Gahr.)


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Eine weitere Petition, die ich kurz ansprechen möchte, ist der vorgelegte Gesetzentwurf der Rechtsanwälte Höllwarth und Scheer betreffend ein Gesetz gegen die Diskriminierung aufgrund des Covid-19-Impfstatus. Es ist schon eine Weile her, dass wir diese Verordnungen über uns haben ergehen lassen müssen, aber ausgestanden ist die Sache noch nicht, denn speziell Getestete, aber aus freien Stücken Ungeimpfte sind unwiderlegbar in ihren persönlichen Lebensbereichen beeinträchtigt worden. Der Gipfelpunkt war wohl die Aussage von Ministerin Gewessler, die gesagt hat: Mit der Einführung der Impfpflicht ist es eigentlich rechtswidrig, in Österreich zu wohnen und nicht geimpft zu sein. – Zitatende. Das ist rechtlich völliger Quatsch – völliger Quatsch! –, und man fragt sich, wie eine ausgebildete Juristin überhaupt auf solche Sätze kommen kann.

Werte Damen und Herren, wir lehnen jede Stigmatisierung von Staatsbürgern aufgrund eines Impfstatus ab. Das tun nicht nur wir, das tut auch nahezu die gesamte Bevölkerung. Da ist es völlig egal, ob man geimpft oder ungeimpft ist, das sieht ein jeder. So eine Diskriminierung aufgrund eines Impfstatus kann niemals gerechtfertigt sein. Der Staatsbürger hat Rechte. Die darf man zwar einschränken, aber ein Impfstatus kann niemals Anlass dazu sein. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

21.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Nächste Wortmeldung: Herr Abgeordneter Gahr. – Bitte.


21.37.36

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Die aktuelle Diskussion zeigt, dass Petitionen und Bürgerinitiativen durchaus ein praktikables und zielführendes Mittel sind, Bürgeranliegen direkt in den parlamentarischen Prozess und in politische Entscheidungsgremien zu bringen.


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Kollege Weratschnig hat schon zwei Petitionen aus Tirol erwähnt. Eine davon betrifft den „Erhalt des Flugwetterdienstes am Flughafen Innsbruck“. Mir wurde diese Petition mit der Sorge, dass eine Zentralisierung des Flugwetter­dienstes der Austro Control Richtung Wien für den Standort Innsbruck mit enormen Nachteilen verbunden wäre, übergeben. Einerseits geht es dabei natürlich um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber andererseits auch um die Sicherheit. Wir haben ja einige Stellungnahmen eingeholt, und die haben ganz klar wiedergegeben, dass es gerade bei der Sicherheit keine Einsparungen geben darf. Der Flugverkehr ist eine durchaus sensible Materie, daher sollten wir diese Stellungnahmen ernst nehmen.

Ganz entscheidend war aber eigentlich das Hearing, welches wir im Ausschuss hatten, zu dem wir einen Experten eingeladen haben: Matthias Promegger aus Salzburg, einen ehemaligen Fluglotsen, der sich wirklich in der Materie auskennt, natürlich auch fachlich sehr kompetent ist und auch Auskunft gege­ben hat. Er hat ganz klar gesagt: Es gibt zwei Kriterien, die gegen eine Zentralisierung sprechen. Eines ist die exponierte Lage des Flughafens Innsbruck – ein Pilot muss in etwa zehn zusätzliche Kriterien erfüllen, damit er den Flughafen über­haupt ansteuern darf –, das zweite Kriterium ist, dass technische Geräte bei schlechtem Wetter – Frost, Schnee und so weiter – ausfallen können und damit die Begutachtung und Einschätzung vor Ort enorm wichtig sind. Ich bin dankbar, dass wir diese Petition im Verkehrsausschuss diskutieren können.

Die zweite Petition betrifft den Lärmschutz entlang der Inntalautobahn im Bereich Terfens; sie steht stellvertretend für viele Initiativen im Bereich Lärmschutz. Man hat Lärmschutz errichtet; heute ist es möglich, qualitativ hochwertigen Lärmschutz zu errichten. Es geht darum, dass im Inntal einige Lückenschlüsse vonnöten sind und dass es durchaus durch die neue Dienstleistungsrichtlinie möglich ist, da Verbesserungen für die Bevölkerung herbeizuführen.


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Man sollte die Dinge einfach ernst nehmen: Wenn es technische Möglichkeiten gibt, die Belastungen durch den Verkehr zu reduzieren und damit die Lebens­qualität zu steigern, so sollten wir diese Chance nützen.

So hoffe ich, dass es in den nächsten Jahren gelingt – so wie eben in der Dienstleistungsrichtlinie verankert –, dass wir Verbesserungen, vor allem betreffend den Lärmschutz entlang der Autobahn in Tirol, von Kufstein bis zum Brenner und auch im Tiroler Oberland, für die Bevölkerung umsetzen können. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

21.40


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Nächste Wortmeldung: Herr Abgeordneter Hintner. – Bitte.


21.40.43

Abgeordneter Hans Stefan Hintner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ich möchte zur Petition „Für ein starkes Gesundheitssystem!“ Stellung nehmen. Zwei Ministerien spüren diverse Mitwirkungsrechte anderer bei ihren Maßnahmen und Vollziehungen besonders: Es sind das Bildungsminis­terium und das Gesundheitsministerium.

Das Gesundheitsministerium wurde ja 1971 von der Regierung Kreisky II ins Leben gerufen. Schon damals hieß es: Na ja, Gesundheitsministerium ist gut und schön, aber die Kompetenzlage ist halt nicht so gegeben! – Dennoch – und das möchte ich hier schon hervorheben – hat die erste Ministerin, Ingrid Leodolter, den Mutter-Kind-Pass geschaffen – ein Meilenstein in der Gesund­heitspolitik.

Damals war man sich dessen bewusst, dass dieses Ministerium vor Herkules­aufgaben auch in Bezug auf die Finanzierung steht. Im Wesentlichen müssen sämtliche Maßnahmen mit den Ländern und den Sozialversicherungsträgern abgestimmt werden. Wie teilweise mühsam das sein kann, hat ja die Covid-19-Pandemie der vergangenen Jahre gezeigt. Nicht von ungefähr gibt es immer


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wieder Stimmen, die eine Gesundheitsfinanzierung aus einer Hand fordern – wie auch du, lieber Herr Präsident, das mehrfach im Niederösterreichischen Landtag gefordert hast. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies der einzig richtige Weg für die Finanzierung des Gesundheitssystems wäre.

Als einen ersten Schritt kann man daher die Zusammenlegung der 21 Sozialver­sicherungsträger auf fünf verstehen. Ja, diese Reform ist unter schwierigsten Rahmenbedingungen – Stichwort Coronapandemie – unternommen worden, ja, es gibt Verbesserungspotenziale, das ändert aber nichts am richtigen Weg, in Zukunft schneller, effizienter und in den Leistungen abgestimmter vorzu­gehen.

Um ein zwischenzeitliches Resümee zu ziehen: Grundsätzlich kann man sagen, dass die jahrelang geplante Zusammenlegung der 21 Sozialversicherungsträger auf fünf durchaus Sinn gemacht hat. Die Patientenmilliarde ist ein von den Medien geschaffener Begriff. Das Einsparungspotenzial von 1 Milliarde Euro war auch eine Schätzung. Drittens, das Kostensenkungspotenzial ging auch aus einem einheimischen betriebswirtschaftlichen Gutachten von Univ.-Prof. Dr. Hoffmann der Wirtschaftsuniversität Wien hervor. Viertens, die Integrations­fortschritte sind je nach Trägerbereich und Themen unterschiedlich in den Fusionsbemühungen – auch pandemiebedingt – und noch nicht abgeschlossen.

Was wir bei der Gesamtbetrachtung nicht vergessen dürfen, ist die gesetzliche Neufassung der Gremienzusammenfassung der Sozialversicherung des öffentlichen Dienstes. Da haben wir nach dem Erkenntnis des Verfassungsge­richts­hofes extremen Handlungsbedarf.

Abschließend: Mir wäre nicht bekannt, dass die Gremien der Österreichischen Gesundheitskasse nicht paritätisch besetzt wären. Soziale Gerechtigkeit, selbstverständlich auch im Gesundheitswesen, sollte fern von Neid und Besitzstandsdenken – und zusätzlichen Funktionärsposten, getarnt als mehr Mitbestimmungsrechte – sein. (Beifall bei der ÖVP.)

21.44



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Holzer. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


21.44.14

Abgeordnete Dipl.-Ing. Andrea Holzner (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Eine Petition fordert die „Reduzierung der Belagszahl auf 100 Schutzsuchende in der Betreuungsstelle Frankenburg“. Bei 300 Schutzsuchenden und 5 000 Einwoh­nern lag die Marktgemeinde Frankenburg in Oberösterreich Ende letzten Jahres weit über dem Verteilungsschlüssel. Die Unterzeichner und Unterzeichnerinnen befürchteten zu Recht, dass das für ihre Gemeinde zu viel ist und dass im vorhandenen Quartier auch keine menschenwürdige Unterbringung gewährleis­tet werden kann.

Nun wurde bereits im Frühjahr die Belagszahl 100 erreicht, weil unser Innenminister Karner konsequente, klare Maßnahmen setzt (Beifall bei der ÖVP) im Gegensatz zu einem vormaligen Innenminister hoch zu Ross, der zwar vollmundig getönt hat, aber – auf gut Innviertlerisch gesagt – nichts ausgerichtet hat. (Abg. Kaniak: Da war die Besetzungslage aber eine ganz andere!)

Was bringen beschleunigte Asylverfahren und ein entschlossenes Vorgehen gegen illegale Migration? – Dazu ein paar Zahlen: Im ersten Halbjahr haben mehr Asylantragsteller Österreich verlassen, als neue Asylanträge gestellt wurden. Die Zahl der Asylanträge ging im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjah­reszeitraum um knapp 30 Prozent auf 22 999 Anträge zurück.

Innenminister Karner hat konsequent Grenzkontrollen eingeführt und setzt auf internationale Zusammenarbeit. Ich darf hier kurz das Ende der Visafreiheit für Inder und Tunesier in Serbien und die Rückkehrabkommen mit Indien und Marokko erwähnen. Er setzt auch auf intensive Bekämpfung der Schlepperkrimi­nalität mit bester Ausstattung unserer mobilen Grenzschützer, wie zum Beispiel Herzschlagdetektoren zur Überprüfung der Lkw. Dadurch können mehr Lkw kontrolliert werden, mehr Schlepper gefunden werden sowie mehr


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Migranten und Migrantinnen häufiger aus lebensbedrohlichen Situationen gerettet werden.

Meine Damen und Herren, Sie sehen, die klaren und konsequenten Maßnahmen von Innenminister Karner wirken und finden über Österreichs Grenzen hinaus Anerkennung.

Ich weiß nicht, ob Sie es schon gehört haben: Die Flüchtlingsreferenten aller Bundesländer haben heute einstimmig beschlossen, dass Asylwerber künftig für gemeinnützige Arbeiten auch in Hilfsorganisationen eingesetzt werden können. Das finde ich im Sinne einer gelingenden Integration sehr begrüßenswert. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Schwarz und Weratschnig.)

21.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Lindinger. – Bitte sehr.


21.47.05

Abgeordneter Ing. Klaus Lindinger, BSc (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmen! Ich darf über die Petition 107, „Entlastung des ÖBB-Parkdecks in Wels“, sprechen, nachdem diese von meinen Kollegen Laurenz Pöttinger und Manfred Hofinger und der Kollegin aus dem Bundesrat Alexandra Platzer eingebracht wurde.

Was sind die Eckdaten dazu? – Dieses Parkhaus hat 545 Stellplätze, und wenn man nach 7 Uhr in der Früh hinkommt, ist es maßlos überfüllt, weil viele Dauerparker dort parken. Diese Parkplätze sind für all jene kostenlos, die Kurz­streckentickets haben oder in der näheren Umgebung arbeiten und das mit dem Klimaticket dann auch nutzen können. Wenn man auf die Kennzeichen schaut, sieht man, dass das Parkhaus mit Autos aus der Umgebung von Wels, Wels-Land, Vöcklabruck, Grieskirchen, bis hin zu welchen aus dem Innviertel,


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Schärding, Ried und Braunau, gefüllt ist. Deshalb haben wir diese Petition eingebracht: dass da einmal Bewegung in die Sache reinkommt.

Es freut mich, dass da auch entsprechend Bewegung reingekommen ist. Wir stehen voll und ganz zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr; wir unterstützen auch die Möglichkeit des Klimatickets, das auch sehr gut genützt wird.

Was waren unsere Lösungsansätze? – Punkt eins: eine bessere Anbindung an den ländlichen Raum und kommend vom ländlichen Raum, dahin gehend vor allem auch in Randzeiten; der zweite Punkt: eine moderate Vergebührung dieses Parkhauses – zum Beispiel verlangt man in Sankt Valentin ab dem vierten, fünften Tag eine kleine Pauschale –; und der dritte Bereich, wenn die ersten zwei Maßnahmen nicht wirken: der Ausbau der Park-und-ride-Plätze am Standort Wels.

Die Gespräche sowohl mit den Österreichischen Bundesbahnen als auch mit dem Land Oberösterreich laufen gut, und wir freuen uns, dass schon in Kürze neue Ergebnisse präsentiert werden können. In Bezug auf die moderate Vergebührung läuft es nicht nach unserem Wunsch, und da darf ich schon auch anmerken, dass der Bürgermeister der Stadt Wels mit dem Gemeinderat einen Beschluss gefasst hat, dass Pendler ab dem ersten Tag zur Kasse gebeten werden. Das lehnen wir vehement ab. Wir haben immer gesagt: Ab dem vierten, fünften Tag können wir es uns vorstellen, aber ab dem ersten Tag ist es eigentlich nur Abzocke der Tagespendler. Auf der einen Seite organisieren wir die Möglichkeit zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr, aber der Bürgermeister der Stadt Wels führt da wieder eine Vergebührung ein.

Uns freut es, wenn die Sache jetzt endlich verstärkt ins Rollen gekommen ist. Ich darf auch bekannt geben, dass diese Petition weiterhin im Verkehrsausschuss behandelt wird, und bedanke mich bei allen, die dazu beigetragen haben. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Schwarz und Weratschnig.)

21.49

21.49.46



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 539

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Wünscht der Berichterstatter ein Schlusswort? – Das scheint auch nicht der Fall zu sein.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses für Petitionen und Bürgerinitiativen, seinen Bericht 2169 der Beilagen hinsichtlich der Petitionen Nummer 67, 74, 94, 99, 101, 104, 107 und 109 sowie der Bürger­initiativen Nummer 46 und 47 sowie 55 zur Kenntnis zu nehmen.

Wer das tut, den bitte ich um ein zustimmendes Zeichen. – Das ist die Mehrheit, angenommen.

21.50.2226. Punkt

Bericht des Hauptausschusses betreffend die Erstattung eines Vorschlages für die Wahl eines Mitgliedes der unabhängigen Kontrollkommission Verfas­sungsschutz gemäß § 17a Abs. 5 Staatsschutz- und Nachrichtendienst-Gesetz (2195 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zum 26. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Amesbauer. – Bitte sehr, das Wort steht bei Ihnen.


21.50.51

Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Geschätzte Damen und Herren! Wir behandeln hier wieder einmal die Kontrollkommission in der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst. Es hat sich die Situation ergeben, dass ein von der SPÖ nominiertes Kontrollkommis­sionsmitglied aus privaten, persönlichen Gründen zurückgezogen hat, und jetzt


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wird eine neue Person nominiert und gewählt, die wiederum von der SPÖ vorgeschlagen wurde.

Wir stimmen diesem Vorschlag zu – es handelt sich um eine zweifellos tadellose Person –, ich will aber darauf hinaus, dass es eine Hetzkampagne gab, die die Grünen gegen einen völlig untadeligen Kandidaten, den wir aufgestellt haben, losgetreten haben, obwohl es eine Vereinbarung gab, dass jede Parlamentspartei eines der fünf Kommissionsmitglieder – zuerst waren es ja drei, dann wurde auf fünf aufgestockt – nominiert.

Der Freiheitlichen Partei wurde das aus fadenscheinigen Gründen mit einer miesen Kampagne der Grünen verwehrt, und uns wurde damals auch insbe­son­dere von Herrn Bürstmayr erklärt, dass es dabei ja nicht um Parteipolitik, sondern nur um Qualifikation gehe. Jetzt haben wir folgende absurde Situation: Wir haben fünf Parlamentsparteien, wir haben fünf Kontrollkommissionsmit­glieder; vier Parteien haben jeweils eines nominiert, und eine Partei, nämlich die Grünen, zwei. – Dass die ÖVP da mitmacht, ist absurd.

Der Kontrollkommission kann man aber gleich etwas mit auf den Weg geben, denn im Verfassungsschutz ist ja nach wie vor nicht alles in Ordnung. Wir wissen, dass das ehemalige BVT von der Österreichischen Volkspartei zerstört, an die Wand gefahren wurde (Heiterkeit bei der ÖVP – Abg. Steinacker: Da müssen wir viele tatsächliche Berichtigungen machen! – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP), komplett in den Boden gestampft wurde, nämlich durch unfähiges, unqualifiziertes Personal, durch parteipolitische Postenbesetzungen, durch parlamentarische Mitarbeiter, die dort in Leitungsfunktionen gekom­men sind, ohne dass sie eine Polizeiausbildung gehabt oder ein Studium absol­viert haben. Das alles ist nachzulesen im Bericht des Berner Clubs.

Die ÖVP hat das BVT ruiniert. Das hat dann zu einem Terroranschlag mit vier Toten geführt, wofür Sie die politische Verantwortung tragen, nämlich Ihr dama­liger Innenminister und jetziger Kanzler Nehammer.


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Jetzt geht dieser Verfassungsschutz her und geht gegen Jugendorganisationen von Parlamentsparteien vor (Abg. Strasser: Oh!), statt die österreichische Verfassung zu schützen – also das kann es auch nicht sein!

Da hat die Kontrollkommission viel Arbeit, auch diesen sogenannten Verfas­sungs­schützern auf die Finger zu schauen (Ruf bei den Grünen: Sogenannte Verfas­sungsschützer?), dass sie wirklich ihre Arbeit machen, dass sie die patriotische Jugend in Ruhe lassen und hier nicht ein Meinungsklima schaffen – noch dazu, und das abschließend, denn das schlägt ja dem Fass den Boden aus, da das sogenannte Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, das laut Gerichtsurteil als Privat-Stasi, als kommunistische Tarnorganisation und als pseudowissenschaftliche Einrichtung bezeichnet werden darf, jetzt Zugang hat, weil die jetzt einen Rechtsextremismusbericht erstellen; dank der Grünen gibt es den wieder. Wir hätten, so wie es immer war, gerne einen Extremismusbericht – Islamismus, Linksextremismus –, aber davon wollen Sie ja nichts wissen. Dafür haben Sie jetzt einen privaten Verein mit einer sehr, sehr fragwürdigen Aufstellung (Abg. Schallmeiner: Aber Rechtsextremismus ...!), den Sie offenbar auch in klassifizierte, geheime, sensible Informationen des Verfassungsschutzes hineinschauen lassen.

Das werden wir uns genau anschauen, und es ist auch eine Aufgabe der neuen Kontrollkommission, da genau hinzuschauen. (Beifall bei der FPÖ.)

21.54

21.54.24*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für die Herabwürdigung des Dokumen­ta­tionsarchives als „kommunistische Tarnorganisation“ darf ich Ihnen einen Ordnungsruf erteilen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Na geh bitte! Das ist ein Gerichtsurteil! – Abg. Martin Graf: Er hat ein Gerichtsurteil zitiert! – Abg. Belakowitsch: Jetzt darf man nicht einmal mehr Gerichtsurteile zitieren!)

21.54.38*****



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Da dazu keine Wortmeldung mehr vorliegt, ist die Debatte geschlossen.

Wünscht der Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen nun zur Wahl eines Mitgliedes der unabhängigen Kontroll­kommis­sion Verfassungsschutz gemäß § 17a Abs. 5 Staatsschutz- und Nachrichten­dienst-Gesetz.

Sofern keine Einwendungen erhoben werden, darf ich im Sinne des § 66 über den vorliegenden Wahlvorschlag des Hauptausschusses durch Erheben von den Sitzen oder ein entsprechendes Handzeichen abstimmen lassen.

Ich darf zunächst im Sinne des § 87 Abs. 4b der Geschäftsordnung die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der verfassungsmäßig vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten feststellen. Das ist der Fall.

Nun zur Abstimmung:

Wer ist für den Antrag des Hauptausschusses in 2195 der Beilagen, Mag. Harald Perl zum Mitglied der unabhängigen Kontrollkommission Verfas­sungs­schutz zu wählen? Wer gibt dem die Zustimmung? – Das ist einstimmig der Fall. Damit ist die Wahl des Mitgliedes der unabhängigen Kontrollkommission Verfassungsschutz vollzogen.

21.55.4827. Punkt

Erste Lesung: Volksbegehren "NEUTRALITÄT Österreichs JA" (2171 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zum 27. Punkt der Tages­ordnung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ofenauer. – Bitte sehr.



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21.56.14

Abgeordneter Mag. Friedrich Ofenauer (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir kommen nun zu den Debatten über verschiedene Volksbegehren. Der Titel des ersten lautet: Neutralität Österreichs – Ja, und es sei gleich vorweggenommen: An der Neutralität, wie sie in unserer Verfassung normiert ist, wird nicht gerüttelt werden.

Die Neutralität Österreichs ist seit 1955 in einem eigenen Bundesverfassungs­gesetz verankert. Sie war der Schlüssel zum Tor in die Freiheit Österreichs, und seither ist sie auch im Selbstverständnis der Bevölkerung ganz stark verwurzelt. Deshalb ist sie auch in einem eigenen Bundesverfassungsgesetz geregelt, denn mit einem Verfassungsgesetz hat eine Regelung eine höhere Bestandskraft, weil sie nur mit Zweidrittelmehrheit abgeändert werden kann – und das ist zugegebenermaßen relativ schwierig.

Der zentrale Inhalt dieses Bundesverfassungsgesetzes über die Neutralität Österreichs – sein Zweck – ist, die Unabhängigkeit Österreichs und die Unverletzlichkeit des Staatsgebietes zu gewährleisten, und deshalb wurde sie auch aus freien Stücken, also freiwillig, ohne Druck, erklärt.

In einem zweiten Satz – und der ist meiner Ansicht nach jetzt noch wichtiger geworden – heißt es: „Österreich wird diese mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln [...] verteidigen.“ – Das beinhaltet die Verpflichtung, wehrhaft zu sein und das österreichische Bundesheer auch entsprechend auszustatten, um sich im Falle des Falles auch wehren zu können.

Dieser Satz fehlt mir im Text dieses Volksbegehrens, denn gerade die Wehrhaftigkeit und die Verteidigungsfähigkeit eines Landes ist – wir sehen das am Beispiel der Ukraine – wieder sehr wichtig geworden. Unsere Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hat es Gott sei Dank geschafft, und ich gratuliere sehr herzlich dazu, das österreichische Bundesheer auch nachhaltig mit einem Budget auszustatten (Abg. Stögmüller: Das Parlament hat das


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beschlossen!), dass das österreichische Bundesheer sich auch mit neuen Geräten ausrüsten kann.

Natürlich hat es das Parlament beschlossen – danke für den Hinweis –, aber die Frau Bundesministerin hat es mit dem Herrn Finanzminister verhandelt, und wir unterstützen das natürlich auch sehr gerne. Erst heute wurde der Ankauf eines Nachfolgers, eines neuen Transportflugzeuges angekündigt. Das ist auch wieder ein richtiger und ein guter Schritt in Richtung einer guten Ausstattung des österreichischen Bundesheeres – aber zurück zum Kern der Neutralität.

Der Kern unserer Neutralität, wie wir sie in der Verfassung verankert haben, ist: kein Beitritt zu militärischen Bündnissen und keine Errichtung militärischer Stützpunkte fremder Staaten auf unserem Staatsgebiet.

Wenn wir über die Neutralität sprechen, dann sprechen wir über die Sicherheit Österreichs und vor allem über die Frage, wie diese Sicherheit Österreichs gewährleistet werden kann, wie wir die Bevölkerung Österreichs vor Bedrohun­gen schützen und welche Maßnahmen ergriffen werden können, damit Österreich geschützt werden kann. Nur zu sagen: Wir sind neutral!, reicht dazu sicherlich nicht aus, sondern wir müssen auch etwas dazu tun.

Ob es zweckmäßig ist, etwas, das nicht infrage gestellt wird und das überdies noch den wesentlichen Hinweis auf die militärische Landesverteidigung nicht enthält, beinahe wortident nochmals zu beschließen, wird noch weiter zu überlegen sein.

Wenn sich dieses Volksbegehren mit der österreichischen Neutralität beschäftigt und dadurch eine Diskussion angestoßen wird, die sicherlich im Sinne der geistigen Landesverteidigung ist, ist das aus meiner Sicht jedenfalls positiv, denn der geistigen Landesverteidigung soll wieder neues Leben eingehaucht werden. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

22.00



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Nächste Wortmeldung: Abgeordneter Laimer. – Bitte sehr.


22.00.14

Abgeordneter Robert Laimer (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Präsident! Ich möchte an dieser Stelle ein unmissverständliches Bekenntnis abgeben: Für uns als Sozialdemokrat:innen ist unsere Neutralität mehr als ein faktisches Regelwerk. Die Neutralität ist ein Bekenntnis zur Demokratie und zur Freiheit, ein klarer Auftrag für eine engagierte Friedenspolitik im Rahmen eines geeinten Europas.

Gerade in Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wird unsere verfassungsmäßige Neutralität von wenigen, aber sehr lauten Stimmen zum Teil heftig kritisiert. Dabei wird unsere Neutralität im In- und Ausland als etwas Überholtes und nicht mehr Zeitgemäßes erachtet. Die Neutralität wird unter anderem als nationale Folklore ins Lächerliche gezogen, so wie diese Woche in einem englischsprachigen Artikel des Mediums „Politico“: Im Kontext der geopolitischen Großmachtkonflikte wurde die 80-prozentige Unterstützung der Österreicherinnen und Österreicher für die Neutralität belächelt und kritisiert.

Um die Bedeutung der Neutralität in ihrer Dimension überhaupt verstehen zu können, möchte ich Bruno Kreisky zitieren: „Lernen S’ ein bissel Geschichte, Herr Reporter!“ Das gilt vor allem für jene Medien, die nicht die Interessen Österreichs vertreten, sondern eine andere Agenda verfolgen.

Vor dem Hintergrund des Volksbegehrens Neutralität Österreichs – Ja erscheint es mir notwendig, den historischen Kontext unserer Neutralität in Erinnerung zu rufen.

Meine Damen und Herren, unsere Neutralität ist das Ergebnis zweier Weltkriege im 20. Jahrhundert, in denen 80 Millionen Menschen für Großmacht­interessen blutig geopfert wurden. Dem Aufruf des Kaisers Franz Joseph 1914 „An meine Völker“ folgte 1939 der Schlachtruf des blutrünstigen


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nationalsozialistischen Diktators: „Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen“ – leider ebenfalls ein gebürtiger Österreicher. Der Zweite Weltkrieg brach aus, und mit der Schoah wurde der größte Zivilisationsbruch der Menschheits­geschichte begangen.

Unsere Neutralität ist das Ergebnis des Sieges über die nationalsozialistische Terrorherrschaft in Europa und in der Welt. Die Neutralität brachte uns schließlich 1955 die Freiheit und bewahrte uns vor dem Schicksal der Teilung in ein demokratisches Westösterreich und in ein stalinistisches Ostösterreich. Die Demarkationslinie wäre durch Niederösterreich verlaufen, Wien und Burgenland in einer Diktatur gefangen gewesen.

Wir alle sollten aus unserer leidvollen Geschichte lernen, aktive Amtssitzpolitik in der UNO, in der OSZE sowie engagierte Neutralitätspolitik betreiben. Das ist Rot-Weiß-Rot, das ist unser Österreich in der Zweiten Republik. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

22.03


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Reifenberger. – Bitte sehr.


22.03.53

Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger (FPÖ): Hohes Haus! Es ist schon bezeichnend für die verfehlte Neutralitätspolitik Österreichs, dass es so ein Volksbegehren bei uns überhaupt braucht. Wir unterstützen die Intention dieses Volksbegehrens ausdrücklich, und wenn die anderen Fraktionen hier ein bisschen um den heißen Brei herumreden und einem zumindest unter vier Augen sagen, dass dieses Volksbegehren legistisch gar nicht so einfach umsetzbar ist, dann möchte ich Ihnen eigentlich nur eines sagen: Sie bräuchten unseren Antrag, den wir heuer eingebracht haben und der im Verfassungsaus­schuss leider Gottes vertagt, also schubladisiert wurde, nämlich unseren Antrag betreffend „ein Bundesverfassungsgesetz zur Aufwertung der Neutralität


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zum Prinzip der Bundesverfassung“, Sie bräuchten diesen Antrag nur aufzugreifen und zu beschließen.

Ich möchte unseren Zuschauern diesen Antrag noch ein bisschen in Erinnerung rufen.

Artikel 1 unseres Bundes-Verfassungsgesetzes in der derzeit geltenden Fassung lautet: „Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.“ – Wir wollen eine neue Fassung dieses zentralsten Artikels in unserer Bundesverfassung. Er soll nämlich lauten: „Österreich ist eine demokratische, wehrhafte, immerwährend neutrale souveräne Republik. Ihr Recht geht vom österreichischen Bundesvolk aus.“

Das wäre ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, das wäre Neutralitäts­politik, wie sie von der Bevölkerung eigentlich von uns erwartet wird. Aber das wollen sie, die selbst ernannten Eliten dieses Landes, nicht. (Beifall bei der FPÖ.)

Die völlig aus dem Ruder gelaufene und verfehlte Neutralitätspolitik, speziell von Nehammer, Schallenberg und Tanner, dem Trio infernale der ÖVP, hat dazu geführt, dass Russland unsere Neutralität nicht mehr anerkennt. Russland hat uns zu einem sogenannten Unfriendly State, also zu einem unfreundlichen Staat, erklärt, und das ist ein sehr gefährliches, ein brandgefährliches Spiel, meine Damen und Herren!

Bis auf die NEOS, die wenigstens so ehrlich sind und sagen, dass sie mit der Neutralität nicht viel anfangen können und sie am liebsten abschaffen würden, bis auf die NEOS sind alle anderen Parteien, außer den Freiheitlichen, unehrlich in der Neutralitätspolitik. Besonders ÖVP und SPÖ bekennen sich hier gerne, wie wir es jetzt gerade wieder gehört haben, aber auch bei Sonntags­reden, bei Angelobungen, speziell am Nationalfeiertag, zur Neutralität – aber sie betreiben eine völlig konträre Realpolitik. (Beifall bei der FPÖ.)


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Völkerrechtlich neutral zu sein – und das erwartet sich die Bevölkerung von uns – heißt weit mehr, als sich an das Neutralitätsgesetz in Österreich zu halten. Es geht sich mit einer ernst gemeinten Neutralitätspolitik nicht aus, Nato-Truppen durch Österreich in Richtung der ukrainischen Grenze aufmarschieren zu lassen. Schauen Sie einmal auf unsere Autobahnen, schauen Sie auf die Eisenbahnen!

Es geht sich mit einer ernst gemeinten Neutralitätspolitik nicht aus, ausländische Militärflugzeuge über Österreich fliegen zu lassen. Erinnern Sie sich an die Überflüge der Amerikaner während des Irakkrieges, aber auch jetzt aktuell: Schauen Sie einmal, wie es in unserem Luftraum zugeht! (Abg. Brandstätter: Wo steht das in der Verfassung?)

Es geht sich, Herr Kollege, mit einer ernst gemeinten völkerrechtlichen Neutra­lität – da rede ich nicht nur vom Neutralitätsgesetz, sondern von der völker­rechtlichen Neutralität – nicht aus, Waffen und Kriegsgerät durch österreichisches Staatsgebiet in ein kriegsführendes Land zu führen. Ich erinnere nur an die Panzerhaubitzen, die von Italien über Österreich nach Polen in die Ukraine geliefert wurden.

Es geht sich mit einer ernst gemeinten Neutralitätspolitik nicht aus, sich an Wirtschaftssanktionen, also an einem Wirtschaftskrieg, zu beteiligen.

Und es geht sich mit einer ernst gemeinten Neutralitätspolitik nicht aus, sich an einem Militärbündnis namens Sky Shield zu beteiligen, dessen Ziel es laut der Homepage des deutschen Verteidigungsministeriums ist, „den europäischen Pfeiler“ der gemeinsamen Luftraumverteidigung der Nato zu stärken.

Nein, meine sehr verehrten Damen und Herren auf der nicht mehr besetzten Regierungsbank, so geht Neutralität nicht! (Beifall bei der FPÖ.)

22.07


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stögmüller. – Bitte sehr.



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22.07.52

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Im Volksbegehren Neutralität Österreichs – Ja wird gefordert, ich zitiere, dass Österreich seine immerwährende Neutralität abermals bekräftigt, keinem militärischen Bündnis beitritt und auch keine Militärstütz­punkte fremder Staaten auf österreichischem Staatsgebiet zulässt. Das Ganze soll in einem weiteren Verfassungsgesetz festgehalten werden.

So, ich erlaube mir, die 116 000 Unterzeichner des Volksbegehrens und bei der Gelegenheit vielleicht auch den einen oder anderen Kollegen der Freiheitlichen Partei zu beruhigen: Es gibt in der Bundesverfassung einen sehr, sehr selten zitierten Abschnitt ganz am Anfang, das ist der Art. 1 Abs. 1, und der bestätigt bereits unsere immerwährende Neutralität. Art. 1 Abs. 2 – Sie wissen das als Notar – verhindert den Beitritt zu militärischen Bündnissen und verbietet die Errichtung militärischer Stützpunkte fremder Staaten auf österreichi­schem Staatsgebiet.

Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, die Herrschaften haben sich den Artikel 1 der Bundesverfassung überhaupt nicht angeschaut. Wenn man so ein Volksbegehren macht, ist das schon ein bisschen komisch.

Werte Kolleginnen und Kollegen! Es ist klar, dass dieses Volksbegehren keine konkreten Vorschläge in dem Sinn enthält, materielle oder juristische Verbesserungen für die Menschen in Österreich zu erreichen, sondern es geht nur darum, gebetsmühlenartig immer die gleiche Neutralitätsdebatte irgendwie zu befeuern. Da es aber die nötige Schwelle an Unterschriften überschritten hat, um im Parlament thematisiert zu werden, tun wir das auch.

Österreich ist neutral. Es wird keinen Stützpunkt anderer Staaten auf Öster­reichs Staatsgebiet geben. Österreich wird keinem Militärbündnis beitreten. Und weil ich die Rufe aus den blauen Reihen schon höre oder bereits gehört habe: Auch mit Sky Shield ist kein Militärbündnis, sondern ein wenig mehr als eine


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gemeinsame Einkaufsliste gegeben. (Abg. Reifenberger: Herr Kollege, du weißt, was ...! – Ruf bei der FPÖ: Das ist Blödsinn!) Es ist auch sinnvoll, um in der Europäischen Union gemeinsam zu bestehen. (Zwischenruf des Abg. Amesbauer.)

Gegen die Beschaffung einer funktionierenden Raketenabwehr, Herr Kollege, werden die Verfasser des Volksbegehrens und hoffentlich auch die FPÖ ja keine Einwände haben. Schließlich geht es ihnen doch um eines – ich zitiere erneut aus diesem Volksbegehren –: die „Behauptung“ von Österreichs „Unab­hän­gigkeit nach außen und zum Zwecke der Unverletzlichkeit seines Gebietes“. – Na was soll das sein, wenn nicht eine gemeinsame Raketenabwehr (Abg. Reifenberger: Eine nationale Raketenabwehr!), die Ihre Minister ja nicht einmal zusammengebracht haben. Wir haben da jetzt die ersten Schritte gesetzt und bringen das auch zusammen. (Beifall bei den Grünen.)

Das ist auch gut so, denn wehrlos gegen irgendwelche Raketenangriffe zu sein, zu deren Abwehr gar auf andere Staatenbündnisse angewiesen zu sein (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Reifenberger) – das ist ja der Punkt, das ist ja das, worauf Sie aus waren –, spiegelt diesen Geist wohl nicht mehr wider. Nein, wir beheben das jetzt.

Es gibt sehr wohl eine Neutralitätsdebatte, nur diese lautet nicht, wie die freiheitlichen Kollegen zu glauben scheinen: Bleibt Österreich neutral?, sondern die zentrale Frage lautet ja vielmehr: Wie soll Österreichs Neutralität im 21. Jahrhundert aussehen? Denn, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, Neutra­lität heißt nicht, zu allem nur Nein zu sagen. Die österreichische Neutralität bedeutet, auch aktiv, positiv und gestaltend zu sein.

Das wollen wir, und das werden wir in dieser Österreichischen Sicherheits­stra­tegie auch umsetzen. Da geht es um humanitäre Hilfe. Wir müssen eine Drehscheibe internationaler Einsätze sein, sei es in der Ukraine, sei es in Bergkarabach, sei es am Balkan. Das ist unsere Aufgabe, so wollen wir Neutralitätspolitik in Österreich auch haben – und nicht tatenlos zusehen, wenn größenwahnsinnige Möchtegerndiktatoren, die Sie (in Richtung FPÖ) so gern


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verehren, irgendwelche Länder überfallen und Menschenrechte mit Füßen treten. Sehr geehrte Damen und Herren, Österreich wird dabei eine aktive Rolle spielen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

22.11


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Brandstätter. – Bitte.


22.12.04

Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Weil es so spät ist, ist noch Zeit zum Lesen. Das müsst ihr alle haben: „Das Buch Österreich“ ist großartig, weil es sehr viel über unsere Geschichte sagt, über unsere manchmal schwierige Geschichte, aber auch über das Finden der Identität. (Der Redner hält das genannte Buch von Hans Rauscher in die Höhe.) – „Der Kampf um die österreichische Identität“ von Friedrich Heer, auch ein tolles Buch, kann ich natürlich auch nur empfehlen.

In diesem Buch (das vorhin genannte Buch von Hans Rauscher neuerlich in die Höhe haltend) ist ein sehr interessanter Artikel drinnen, nämlich von Robert Menasse aus dem Jahr 1992, in dem er sehr gut analysiert, was unsere Neutralität ausmacht, nämlich, dass sie gewährleistet sein müsste, in Wirklichkeit aber nicht gewährleistet ist und dass uns niemand diese Neutralität garantiert. Und da schon Geschichtsunterricht war, muss ich schon noch einmal Folgendes in Erinnerung rufen: Wir wissen ja, wie die Neutralität entstanden ist: unter Druck.

SPÖ-Vizekanzler Schärf war ja ganz massiv gegen die Neutralität, aber am Ende wollte Bundeskanzler Raab sie unbedingt. Kollege Taschner und ich erinnern uns, dass er dann am 26. Oktober ja auch gesagt hat, wir sind militärisch neutral, aber sicherlich nicht politisch neutral. Deswegen ist alles richtig, was wir im Moment mit den Sanktionen machen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 552

Natürlich ist das Militärische aber im Moment leider das Wesentliche, und da war Kollege Ofenauer schon ein Stück weiter. Im März hat er nämlich in einer Aussendung erklärt: Die Neutralität muss zur Sicherheit Österreichs beitragen, wenn mit dieser die Unverletzlichkeit und die Integrität des Staats­gebietes von allen Staaten akzeptiert und respektiert wird. Wird sie aber nicht, und am Beispiel der Ukraine sieht man, was passiert, wenn diese Integrität eben nicht akzeptiert wird. Kollege Ofenauer wollte natürlich das, was dann der Bundeskanzler nicht wollte: eine Diskussion über die Neutralität. (Zwischenruf des Abg. Ofenauer. – Rufe und Gegenrufe zwischen den Abgeordneten Stögmüller und Ofenauer.)

Ich weiß natürlich aus meiner Erfahrung, dass die Neutralität wesentlich zu unserer Identität beigetragen hat, aber sie trägt heute zu wenig zu unserer Sicher­heit bei. Deswegen müssen wir jetzt für unsere Sicherheit sorgen, und dann machen wir es – denn wir haben die Neutralität ja nach Schweizer Vorbild – wie die Schweiz, nämlich eine kooperative Neutralität. Das heißt nichts anderes, als dass man sich anschaut: Von wo droht möglicherweise eine Gefahr? Die Schweizer wissen ganz genau, woher die Gefahr droht, und die Schweizer haben klare Pläne, mit wem sie kooperieren wollen, wenn sie sich selbst nicht mehr verteidigen können. Das ist sinnvoll, und das möchte ich hier sagen.

Die FPÖ gefährdet unsere Sicherheit! (Ruf bei der ÖVP: Stimmt!) Sie sagt: Putin soll uns ruhig bombardieren, da machen wir nichts dagegen, das ist eh unser Freund! – Das habe ich heute schon einmal ausgeführt. (Ruf bei der FPÖ: ... Märchenstunde!) Wir anderen, wir Vernünftigen sollten sagen: Wir müssen uns zusammentun, wir müssen schauen, wer uns helfen kann, wenn wir uns nicht mehr verteidigen können, und mit diesen eine kooperative Neutralität, eben nach Schweizer Vorbild, machen.

Es geht um die Sicherheit der Menschen in Österreich. Dafür sind wir verant­wortlich. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

22.15

22.15.09



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 553

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Ich darf das Volksbegehren Neutralität Österreichs – Ja dem Landesverteidigungsausschuss zuweisen.

22.15.2228. Punkt

Erste Lesung: Volksbegehren "anti-gendern Volksbegehren" (2172 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 28.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Pfurtscheller. – Bitte sehr.


22.15.35

Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher, sofern Sie zu dieser späten Stunde noch bei uns sind! Wir kommen zur ersten Lesung des Antigendern-Volksbegehrens. Rund 154 000 Menschen in Österreich haben dieses Volksbegehren unterstützt, und sie wollen damit erreichen, dass Gendern nicht verpflichtend ist.

Nun, wir alle hier in diesem Haus wissen: Die Genderdebatte, die Debatte über das Verwenden einer gendergerechten Sprache, wird sehr emotional geführt, und zwar von beiden Seiten, von den Befürwortern und Befürworterinnen genauso wie von den Gegnern und Gegnerinnen. Ich freue mich schon auf eine sehr spannende Diskussion, die wir dann im Ausschuss haben werden, möchte aber versuchen, heute in meinem Eingangsstatement ein paar Punkte festzulegen, auf die wir uns vielleicht einigen können, alle, wie wir hier sitzen und uns mit dem Thema befassen, die sehr grundsätzlich sind und von denen ich hoffe, dass wir uns entlang dieser Punkte ein Stück weit im Ausschuss austauschen können.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 554

Ich glaube, die Genderdebatte hat zwei Seiten. Es geht ganz stark natürlich um die Menschen, und ich glaube, wir sind uns hier herinnen alle einig: Menschen wollen wahrgenommen werden; jeder Einzelne, jede Person wünscht sich das. Menschen wollen geschätzt werden; ich glaube, auch das, diese Meinung teilen wir hier. Und Menschen wollen nach Möglichkeit direkt angesprochen werden, und zwar in der richtigen Form. Vor allem in den letzten Jahren und vielleicht im letzten Jahrzehnt hat sich dieser Wunsch noch verstärkt.

Auf der anderen Seite haben wir die Sprache. Die Sprache soll uns Menschen ja miteinander verbinden, sie soll uns dazu dienen, uns auszutauschen, uns auf Dinge zu verständigen, und auch, Konflikte auszutragen. Und wir alle wissen: Sprache hat Macht – gerade wir als Politikerinnen und Politiker wissen das sehr genau –, Sprache macht etwas mit uns, und Sprache kann sich weiter­entwickeln. (Abg. Amesbauer: Also Sie sind fürs Gendern?! Das wundert mich!) Ich glaube, auch da können alle zustimmen: Die Sprache hat sich über die letzten Jahrhunderte natürlich immer weiterentwickelt.

Die Fragen, denen wir uns dann im Ausschuss, glaube ich, stellen müssen, sind: Will ich mein Gegenüber mit meiner Sprache erreichen oder gehe ich nur von mir aus, will ihm sozusagen meine Sprache aufdrängen und ist es mir wurscht, wie es meinem Gegenüber mit meiner Sprache geht? (Abg. Amesbauer: Oder folge ich der Rechtschreibung und Grammatik?) – Kollege Amesbauer, das kann man von beiden Seiten diskutieren (Abg. Amesbauer: Nein! – Heiterkeit bei den Grünen – Ruf bei den Grünen: Was ist denn das für eine Diskussion? – weitere Zwischenrufe bei den Grünen), und ich glaube, das sind die grundsätzlichen Punkte, die wir - - (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Amesbauer) – Ja, es ist schwierig, mit Kollegen Amesbauer vernünftig über Themen zu reden. (Abg. Amesbauer: Das stimmt, ja!)

Vielleicht hören Sie sich meine Rede einfach im Nachgang noch einmal an! (Abg. Amesbauer: Nein, danke! Es ist eh schon spät!) Dann werden Sie feststellen, dass es überhaupt nicht wertend war, nie wertend war und ich mich weder für die


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eine noch für die andere Sache ausgesprochen habe (Abg. Amesbauer: Das haben wir ja klar herausgehört!), sondern versucht habe, einen neutralen Standpunkt einzunehmen. (Ruf bei der ÖVP: Er kapiert’s nicht!) Entlang dieses Standpunktes werden wir hoffentlich im Ausschuss diskutieren können (Abg. Amesbauer: Ihr seid der Wokeness verfallen!), und ich darf jetzt vielleicht meiner Freude Ausdruck verleihen, lieber Kollege Amesbauer, dass du nicht Mitglied im Gleichbehand­lungsausschuss bist. (Abg. Amesbauer: Na Gott sei Dank!) – Danke schön. (Heiter­keit und Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Amesbauer: Ich war da einmal zu Gast! ...!)

22.19


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Schatz. – Bitte.


22.19.44

Abgeordnete Sabine Schatz (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Debatten über das Gendern, wie sie auch in diesem Volksbegehren angesprochen werden, sind nicht neu, sie kommen immer wieder. Sie kommen nicht überraschend, und wie Kollegin Pfurtscheller gesagt hat, werden sie meistens auch sehr emotional geführt. Die Frage, ob Frauen Platz in unserer Sprache haben oder nicht, wird immer wieder in sehr aufreibenden Diskussionen geführt – ich erinnere beispielsweise an die langwierige Diskussion, ob auch die Töchter Platz in unserer Bundeshymne haben dürfen oder ob sie ausschließlich den Söhnen vorbehalten bleibt. (Zwischenruf des Abg. Amesbauer.)

Schauen wir nach Niederösterreich, wo aktuell ein zentraler Punkt der Koalitionsvereinbarung zwischen ÖVP und FPÖ das Genderverbot ist, das jetzt umgesetzt wird, das heißt, Frauen haben künftig keinen Platz mehr in offiziellen niederösterreichischen Dokumenten. (Abg. Amesbauer: Stimmt ja nicht!) – Bringen wir es auf den Punkt: Das ist es, was das Genderverbot in Niederösterreich letztendlich festlegt.


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Ja, es ist vor allem ein blaues, ein FPÖ-Anliegen von Landeshauptfrau­stell­vertreter Landbauer. Selbst, dass er das Wort Frau im Titel tragen muss, ist für einen FPÖler offenbar schon eine Bürde, und das spricht sehr für sich. (Beifall bei SPÖ und Grünen. – Abg. Amesbauer: Das werden wir auf Bundesebene auch machen!)

Ebenfalls diesen Sommer fand eine sehr hitzig diskutierte Debatte über einen Gesetzentwurf der Justizministerin statt, wobei aber weniger der Inhalt, sondern vielmehr die Form dieses Gesetzesvorschlags das war, was aufgeregt hat: Die Justizministerin hat nämlich einen Gesetzentwurf in rein weiblicher Form verfasst, und Männer sind explizit mitgemeint. (Abg. Amesbauer: Das ist Propaganda! – Ruf bei der SPÖ: Was heißt Propaganda?!)

Ja, wo kommen wir denn da hin: Jetzt, da wir seit Jahrhunderten gewohnt sind, dass Frauen in der Sprache und in Gesetzestexten mitgemeint sind, dreht man das auf einmal um und die Männer sind mitgemeint?! Das ist sozusagen wirklich ein Novum, das bei ÖVP und FPÖ auf strikte Ablehnung gestoßen ist.

Ja, es stimmt schon, Sprache allein wird die großen Herausforderungen in der Frauenpolitik nicht lösen. Die Lohnschere wird ganz sicher nicht wegen der Sprache geschlossen werden, und geschlechtsbedingte Gewalt wird nicht aufhören, weil wir geschlechtergerechte Sprache verwenden, das sind die großen Herausforderungen in der Frauenpolitik. Sprache schafft jedoch Bewusst­sein, und wenn wir davon reden, dass wir die Lohnschere dadurch schließen wollen, dass wir Mädchen für Mint-Berufe begeistern wollen, dann dürfen wir die Mechanikerinnen, die Mathematikerinnen und die Ingenieurinnen nicht außen vor lassen, dann müssen wir sie benennen und konkret auf sie hinweisen! (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

Wenn wir gerade beim Schließen der Lohnschere sind: Da sind viele, viele, viele Maßnahmen notwendig. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Wir haben im Ausschuss ganz viele Anträge liegen – was ist mit der Lohntransparenz? Widmen Sie sich


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bitte endlich diesen Maßnahmen, die wirklich wirksam sind, die nachhaltig sind! Was die Sprache betrifft: Wir lernen im Vorwärtsgehen, auch Sie, liebe Kollegin­nen und Kollegen von der FPÖ. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

22.23


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist nun Frau Abgeordnete Ecker. – Bitte.


22.23.12

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Sehr geehrter Präsident! Geschätzte Damen und Herren – und nicht: geschätzte zuhörende Personen, nicht: liebe Menschen und Menschinnen! (Abg. Voglauer: Na bitte! – Zwischenrufe bei SPÖ und Grünen.)

Gendern regt die Menschen auf, und dafür haben wir Freiheitlichen vollstes Verständnis. Ich selbst habe eine Petition gegen dieses unsägliche Gendern eingereicht, die kann jederzeit unter www.gender-wahnsinn.at unterstützt werden. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn ich Kollegin Pfurtscheller zugehört habe, dann wird man sich vermutlich bei den Forderungen im vorliegenden Volksbegehren wiederfinden:

„Gendern darf nicht verpflichtend sein. Natürliche oder juristische Personen, die nicht gendern dürfen keine Nachteile erfahren. Nicht zu gendern muss in unterschiedlichsten Bereichen, Hochschulen, Ämtern, Firmen frei von Zwang sein und darf nicht verpflichtend vorgeschrieben werden.“ (Abg. Keck: Die Rede hat ein Mann geschrieben, oder? – Ruf: Aber sie fühlt sich eh mitgemeint!) – Das sind die Forderungen, die im Volksbegehren stehen, Sie können es nachlesen: „Das Recht, nicht zu gendern, muss der Einstellung des Einzelnen überlassen bleiben und soll eingefordert werden dürfen.“

Dieses Volksbegehren ist zu Recht von über 154 000 Menschen unter­schrieben worden, denn es ist wirklich eine Woke-Bewegung entstanden. (Abg. Voglauer: Was? – Abg. Lukas Hammer: Wok?) Eine Wokeness-Aufgeregtheit, die


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in einer selbsternannten Elite gipfelt, die mit Gendersprachkreationen unsere Sprache wirklich verunstaltet – eine Elite, die sich jetzt mittlerweile als Richter aufspielt und uns erklärt, was die richtige Sprache ist. (Zwischenruf der Abg. Voglauer.)

Die Genderitis führt zu einem Verlust des Sprachflusses und zur Unleserlichkeit von Texten. Gendern stiftet Verwirrung und ist gegen Grammatik- und Rechtschreibregeln, das stellt auch der Rat für deutsche Rechtschreibung ganz klar fest. (Zwischenrufe bei den Grünen.) Asterix, Binnen-I, Unterstrich, Sternchen und was es sonst noch alles gibt (Abg. Matznetter: Asterix und Obelix!), sind nicht durch das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung abgedeckt und gelten als orthografisch falsch. (Beifall bei der FPÖ.)

Mutter wird zum Geburtselternteil, Muttermilch wird zur Menschenmilch, und spätestens wenn man von Schützlingen und Schützlinginnen spricht, ist man beim Genderwahnsinn angekommen. Laut Befragungen sind 96 Prozent gegen die Genderei im TV, und 66 Prozent – das sind zwei Drittel der Menschen – sind ganz klar gegen diese Genderitis. (Abg. Schallmeiner: Aber auch nur bei den AUF1-Konsumenten, oder war das eine Umfrage in der Familie?)

Es ist sehr, sehr bedenklich, dass in unserem Land eine klare Minderheit einer großen Mehrheit mit bereits einigem Druck diese Genderei aufzwingt. Wo bleibt die Forderung nach Barrierefreiheit? Die Genderei diskriminiert Menschen mit Sehschwäche, die das Binnen-I sehr schwer erkennen, sie erschwert das Abhören akustischer Wiedergabe mithilfe maschineller Lesehilfen, von Menschen mit Hörbehinderungen ganz zu schweigen. (Zwischenruf bei den Grünen.)

Kümmern wir uns in Österreich endlich um tatsächliche Probleme von Schülern und Studenten und von Frauen und Müttern im Alltag und nicht um Gendersternchen, Unterstriche und andere formale Kleinkrämereien! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Lukas Hammer: Ihr redet die ganze Zeit vom Gendern, ihr habt einen Genderwahn!)

22.26



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Disoski. – Bitte.


22.26.27

Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Werte Kolleg:innen! Liebe Zuse­her:innen! Kollegin Ecker, „Gendern stiftet Verwirrung“, haben Sie gesagt – man soll nicht von sich selbst auf andere schließen! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Ich gendere seit, ich glaube, 25 Jahren, und ich bin nicht verwirrt. Kollegin Ecker, we totally agree to disagree, aber so was von, wenn Sie beklagen, dass Gendern von tatsächlichen Problemen ablenken würde. Da entgegne ich Ihnen nämlich aus vollster Überzeugung: Menschen haben ein Recht darauf, in unserer Gesellschaft wahrgenommen zu werden, und das hat auch mit sprach­licher Sichtbarkeit zu tun! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Ecker.)

Ich sage Ihnen als studierte Linguistin sowie als Frauen- und Gleichstellungs­sprecherin meiner Partei: Ich freue mich total darüber, dass ich heute zu dieser späten Stunde die Gelegenheit bekomme, meine große Begeisterung, meinen Enthusiasmus für geschlechtergerechte Sprache und für inklusive Sprache mit Ihnen teilen zu können! (Abg. Amesbauer: Weil es eine woke Agenda ist! ... Gehirnwäsche! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Ich möchte nicht verheimlichen, sondern mit Ihnen teilen, dass diesbezüglich diesen Sommer Freud und Leid für mich sehr nahe beieinander gelegen sind. Beginnen wir beim Leid, da richte ich meinen Blick nach Niederösterreich, in das schwarz-blau regierte Niederösterreich. Sie erinnern sich, in diesem Bun­desland gibt es einen Landeshauptfraustellvertreter, Udo Landbauer heißt er, er wird gestellt von der FPÖ. Er hat nicht nur ein Problem mit geschlechter­gerechter Sprache, er hat auch ein so fragiles Ego, dass ihm sogar das Wort Frau


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in seiner Funktionsbezeichnung ein Dorn im Auge ist! (Ruf bei der SPÖ: Ein generelles Problem mit Frauen! – Ruf bei der FPÖ: Woher habt ihr denn das?!)

Mit dieser fragilen Männlichkeit im Rucksack rückt der Landeshauptfrau­stell­vertreter Udo Landbauer im Juni aus, um ein Genderverbot in Niederösterreichs Behörden zu implementieren. (Zwischenrufe bei der FPÖ. – Präsident Sobotka gibt neuerlich das Glockenzeichen.) Das war das erste Projekt, das die FPÖ in Niederösterreich in ihrer Regierungsbeteiligung umgesetzt hat: die sprachliche Unsichtbarmachung von Frauen. (Abg. Martin Graf: Immer ganz schlimm, wenn man die eigene Propaganda ...!)

So viel zu „Genderei“, so viel zu „Genderwahn“ – davon sind Sie wirklich besessen, das ist auffällig, das zieht sich wie eine Linie durch Ihr Wirken, sowohl hier im Parlament als auch in den Bundesländern, in denen Sie leider mitregieren! (Abg. Amesbauer: Das werden wir auch auf Bundesebene machen!)

Was Sie machen, ist, dass Sie Frauen sprachlich unsichtbar machen, und sprachliche Unsichtbarmachung bedeutet auch, dass man die Anliegen jener Gruppen politisch unsichtbar macht, die man damit versteckt. Das zeigt ihr auch ganz deutlich mit eurer Politik, mit Herdprämien beispielsweise – zurück in die 1950er-Jahre, die lassen grüßen. Gut, dass ihr auf Bundesebene nichts zu sagen habt! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Amesbauer: Wo gibt es eine Herdprämie?)

Ich will mich aber nicht mit eurem Rechtskonservativismus aufhalten, sondern ich will ein freudiges Ereignis mit euch teilen, Kollegin Schatz hat schon darauf hingewiesen: Gehen wir vom Juni einen Schritt weiter in den Juli, da hat die Justizministerin einen Gesetzentwurf vorgelegt, der erstmals in rein weiblicher Form geschrieben wurde. Ich habe das total spannend gefunden, mein Herz hat Freudensprünge gemacht – und plötzlich haben uns Politiker aller Couleur ausgerichtet, wie schlimm es sei, dass es da jetzt einen Gesetzentwurf gebe, der nur eine Form beinhalte, der nur eine Form tatsächlich schriftlich sichtbar


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mache! (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Plötzlich wurde von der Liebe zu Doppel­nennungen gesprochen, die einige konservative Politiker für sich entdeckt haben; plötzlich hat es geheißen, der Gesetzentwurf wäre wertlose Symbol­politik. (Abg. Amesbauer: Also mich stört das!)

Dass mit diesem Gesetzentwurf, der sowieso verfasst worden wäre und einfach nur in weiblicher Form geschrieben wurde, Anreize und Erleichterungen beim Gründen von Start-up-Unternehmen ermöglicht wurden, das hat plötzlich keinen mehr interessiert. Der Empörungstsunami rollte, der Genderwahn der FPÖ und auch einiger Kollegen von der ÖVP war plötzlich da.

Ich habe das sehr bezeichnend gefunden, zu sehen, was passiert, wenn man den Spieß einmal umdreht. Jahrhundertelang sind Gesetze, Texte, Schulbücher in rein männlicher Form geschrieben worden (Abg. Amesbauer: Haben Sie schon mal was vom generischen Maskulinum gehört?), das hat keinen interessiert, niemand hat sich aufgeregt. Aber kaum dreht man den Spieß einmal um, kriegen die ganzen fragilen Egos hier in den Reihen der FPÖ Auszuckungen (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ), halten sich gar nicht mehr im Zaum. Wie fragil kann denn bitte eure Männlichkeit sein? Das ist ja echt entlarvend.

Frauen in der Sprache sichtbar zu machen ist seit Jahrzehnten eines der zentralsten Anliegen der feministischen Frauenbewegung. (Abg. Amesbauer: Ich bin ja kein Feminist! – Heiterkeit bei den Grünen.) Und wenn Ewiggestrige hier im Parlament, in Landesregierungen oder auch in Medien gegen das Gendern wettern, dann denke ich immer an die vielen jungen Menschen, die mich umgeben. Beispielsweise meine Nichten und meine Neffen: Sie gendern mit einer Eleganz und mit einer Selbstverständlichkeit, und die sind die Zukunft, nicht ihr Ewiggestrigen. (Beifall bei Grünen und SPÖ sowie bei Abgeordneten der NEOS. – Ruf: Jawohl! – Zwischenruf der Abgeordneten Steger. Martin Graf: ... Transgender übernehmen ...!)

22.30

22.30.57



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise das Volksbegehren Antigendern-Volksbegehren dem Gleichbehand­lungsausschuss zu.

22.31.0829. Punkt

Erste Lesung: Volksbegehren „Asylstraftäter sofort abschieben“ (2173 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 29.

Wir gehen sofort in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Einwallner. Bei ihm steht das Wort.

Mein Fehler: Abgeordneter Minnich gelangt zu Wort. – Bitte sehr.


22.31.35

Abgeordneter Andreas Minnich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Asylstraftäter sofort abschieben ist der Titel des Volksbegehrens, das wir jetzt in erster Lesung diskutieren.

Das Thema Straffälligkeit von Asylwerbern beziehungsweise Asylberechtigten (Abg. Martin Graf: Asylwerberinnen!) hat für das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl oberste Priorität. (Abg. Martin Graf: Straftäterinnen! Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ. Abg. Martin Graf: Ewiggestriger da vorne!) Wenn Fremde in Österreich straffällig werden, macht das BFA sofort eine strenge Prüfung der fremdenrechtlichen Konsequenzen.

Was genau heißt das? – Erstens: bei laufenden Asylverfahren wird ein Verlust des Aufenthaltsrechts angestrebt; zweitens: bei Asylberechtigten wird unverzüglich ein Aberkennungsverfahren eingeleitet; drittens: bei Personen mit


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Aufenthaltstitel wird unverzüglich ein Einreise- beziehungsweise Aufent­halts­verbot geprüft. Seit 2018 gibt es konkrete Aufzeichnungen, die das konsequente Vorgehen des BFA aufzeigen und dokumentieren. Im Jahr 2022 hat die Hälfte aller Abschiebungen Personen betroffen, die strafrechtlich verurteilt waren.

Geschätzte Damen und Herren, bei straffälligen Asylwerbern oder Asylberechtigten gibt es mit uns keinen Spielraum und keine Kompromisse! (Beifall bei der ÖVP. Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das sehen wir so, das sieht unser Recht so und so handelt selbstverständlich auch die zuständige Behörde. Genau deswegen gehen wir einen klaren und konsequenten Weg.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Asylbremse wirkt. Wir verzeichnen einen deutlichen Rückgang an Asylanträgen. Wie ziehen wir die Asylbremse genau an? – Erstens: engmaschige Grenzkontrollen; zweitens: effiziente und schnelle Verfahren; drittens: konsequente Abschiebungen. Diese klaren Maßnah­men zeigen Wirkung. Das bestätigen uns viele Presseartikel im In- und Ausland. So titelt die renommierte deutsche Tageszeitung „Die Welt“ in ihrer Onlineausgabe vom 8. August 2023 nicht umsonst mit: „Wie Österreich das Asylwunder schafft“. Sie führt den deutlichen Rückgang der Asylanträge in Österreich auf konsequente Grenzraumkontrollen, Schnellverfahren und gestie­gene Abschiebungen zurück und betont den Erfolg der verschärften Rück­führungen. – Bis Juli dieses Jahres verzeichnen wir einen Rückgang der Asylanträge um mehr als 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. (Beifall bei der ÖVP.)

Stellen wir die Zahl der Asylanträge jenen Zahlen der negativen Verfahren, der Personen, die sich dem Verfahren entzogen haben, und den Abschiebungen gegenüber, dann sehen wir eines ganz klar: dass mehr Antragsteller Österreich verlassen haben, als neue dazugekommen sind. (Abg. Martin Graf: Antrag­stellerinnen!) Das konsequente Handeln unseres Innenministers Karner zeigt deutlich Wirkung und braucht unsere Unterstützung.


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Über 197 000 Unterstützungserklärungen zeigen, dass das Thema Asyl unserer Bevölkerung ein Anliegen ist. Ich freue mich auf eine lebendige Diskussion hier im Parlament. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

22.35


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Jetzt aber: Abgeordneter Einwallner gelangt als Nächster zu Wort. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter. (Abg. Martin Graf – in Richtung Abg. Einwallner –: Aber du genderst jetzt ordentlich, ja!)


22.35.10

Abgeordneter Ing. Reinhold Einwallner (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Meine sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Minnich, ich glaube, Sie haben das jetzt weit ausgeführt und mit vielen Zahlen versucht, die Politik von Innenminister Karner etwas schön­zureden. Klar ist, was Karner macht, ist eine Showpolitik, und er hat nach wie vor nicht die Lösungen (Abg. Gödl: Hör doch mit dem Blödsinn auf!), die wir in Europa für das Problem in Asylfragen brauchen, weil er halt die falschen Partner hat (Abg. Martin Graf: Partnerinnen!), weil er mit Orbán und Co versucht, Lösungen zu finden (Zwischenruf des Abg. Hanger), aber mit diesen Partnern kann man keine Lösungen finden. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich aber zum Volksbegehren zurück­kommen, das hier eingebracht wurde: Immerhin haben über 190 000 Menschen dieses Volksbegehren unterzeichnet. Ich denke, wir sollten es dann doch aus Respekt den Unterzeichnern gegenüber (Abg. Martin Graf: Unterzeichnerinnen!) hier im parlamentarischen Prozess sachlich und ordentlich behandeln. Das werden wir tun. Ich glaube, wir werden eine gute und intensive Auseinanderset­zung mit diesem Thema im Ausschuss und in weiterer Folge wieder hier im Plenum haben, weil natürlich auch Sorgen und Ängste vorhanden sind – das zeigt auch die Anzahl der Unterschriften.

Gleichzeitig sehen wir aber auch, dass wir im Ausschuss dann nicht nur dementsprechend die Argumente der Einbringer hören werden (Abg. Martin Graf:


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Einbringerinnen!), es wird auch interessant sein, die Expertinnen und Experten zu diesem Thema zu hören. (Abg. Hanger: Hast jetzt einen Vorschlag auch, einen konkreten?) Wie sind die Forderungen umsetzbar – bezüglich nationalem Recht und internationalem Recht? Ich bin da sehr, sehr skeptisch, dass das geht. Gleichzeitig ist es auch so, dass viele Formulierungen im Antragstext und im Forderungskatalog dieses Volksbegehrens sehr unklar und schwammig sind (Abg. Hanger: Genau so, wie du redest!): „Personen, die in Österreich Asyl in Anspruch nehmen“. – Geht es da um schon abgeschlossene Asylverfahren, um Leute, die noch im Asylverfahren sind, und so weiter und so fort? Da sind viele, viele Fragen offen. Oder was bedeutet die Formulierung oder der Passus: wenn Menschen „straffällig werden“? – Ist da nur das Strafrecht gemeint oder geht es auch um alle Formen im Verwaltungsstrafrecht?

Sie sehen, es gibt viele offene Fragen und viele Grundlagen für eine fundierte sachliche Diskussion, die wir im Ausschuss führen werden und in weiterer Folge wieder hier im Haus. Ich freue mich auch auf diese Aussprache und diese Auseinandersetzung, die wir in den nächsten Wochen führen werden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. Abg. Hanger: Ja, und ... den konkreten Redebeitrag! Abg. Martin Graf: Wenn du gendern willst, kannst nicht ins Detail gehen!  Zwischen­ruf des Abg. Hörl.)

22.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Amesbauer. – Bitte.


22.38.03

Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Ich werde in diesem Redebeitrag jetzt nicht gendern und ich gendere auch sonst nicht, unter keinen Umständen und zu keinem Zeitpunkt. (Oh-Rufe bei den Grünen. Ruf: Ewig gestrig!) Es ist aber beim Thema Asyl auch nicht notwendig, denn wenn man sich die Bilder ansieht – wie jetzt auch wieder von Lampedusa –, dann sieht man ja, dass nur Männer kommen. Und daran,


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dass wir im Asylsystem grundlegende Änderungen vornehmen wollen, sieht man auch, dass wir die wahren Frauenschützer sind, die unsere Frauen vor dieser Bedrohung, die hier tausendfach, zigtausendfach nach Europa einströmt, auch wirksam schützen wollen. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, das hier zur ersten Lesung vorliegende Volks­begehren Asylstraftäter sofort abschieben von Gottfried Waldhäusl fordert im Kern, dass jene, die hier bei uns sind und das Gastrecht missbrauchen, die straffällig werden, und zwar jede Form einer Straftat, auch dann, wenn sie den Asyltitel haben, ungeachtet nationaler und internationaler Vorgaben – die müssen dann dementsprechend adaptiert werden – wieder abgeschoben werden können. Das ist ja das Normalste der Welt und das wird auch jeder verstehen: Wenn jemand das Gastrecht missbraucht, dann weisen wir ihm auch gerne die Tür nach Hause. – Das ist das eine.

Ein Blick in die Kriminalitätsstatistik und in die Belegung der Haftanstalten zeigt uns ja, dass das ein mehr als berechtigtes Thema ist. Kein Mensch hat Verständnis dafür, dass zum Beispiel die Mörder von Leonie hier in Österreich ihre Schandtat verüben konnten, obwohl sie alle amtsbekannt waren, obwohl sie alle schon gerichtlich bekannt waren. Da gibt es aber immer irgendwelche findigen NGOs, die diese Herrschaften dann auch verteidigen, dass man die ja nicht außer Landes bringt.

Wenn man die Leute also abschiebt oder, noch besser, gar nicht erst hereinlässt, dann passieren solche Straftaten nicht, dann haben wir keine Asylstraftäter – wenn man sie nicht hereinlässt. Das ist eine Frage der Logik.

Wenn man jetzt nach Lampedusa schaut – die ÖVP redet ja immer von der Asylbremse; Kollege Stocker, ich darf dich daran erinnern, dass wir im heurigen Jahr dank eurer Asylbremse um 72 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum der letzten zehn Jahre haben, obwohl da die Katastrophen­jahre 2015, 2016 und 2022 dabei waren (Abg. Voglauer: Was ist denn mit Ihnen los?); 2022 war über­haupt das Rekordjahr unter einem schwarzen


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Innenminister –, was in Lampedusa jetzt passiert, wo jeden Tag 1 500 ankommen (Zwischenruf des Abg. Hörl), muss man sagen: Das ist Landnahme, was dort passiert. Die italienische Regierung spricht von einem kriegerischen Akt. Matteo Salvini, der stellvertretende Premierminister von Italien, spricht wörtlich von einem geplanten „Kriegsakt“ gegen Italien und Europa. (Abg. Lukas Hammer: Von wem denn, Kollege? Von wem ist das geplant?)

Wir wollen das nicht. Wir wollen die Festung Europa, wir wollen, dass die Außengrenzen endlich geschützt werden, und wir wollen diese Leute hier nicht haben. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Lukas Hammer: Von wem ist das geplant?) Wir wollen nicht, dass diese Masseninvasion aus Afrika Europa übernimmt (Abg. Lukas Hammer: Von wem ist das geplant? Sagen Sie uns das!) und Europa dann letztlich schwer belastet – und nicht nur schwer belastet, wenn Europa jetzt nicht handelt, dann wird Europa untergehen, und das wollen wir nicht. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Martin Graf: Die ÖVP war ja nur irrig der Annahme! Die hat gehört, 12 000 Schwarze, und hat geglaubt, das sind ihre!)

22.41


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Bürstmayr. – Bitte sehr.


22.41.40

Abgeordneter Mag. Georg Bürstmayr (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! „Unverzüglich ohne Wenn und Aber“ abzuschieben, wären, wenn es nach dem Text dieses Volksbegehrens des Herrn Waldhäusl ginge, Straftäter. Na ja, was machen wir denn mit den drei Männern (Abg. Martin Graf: Abschieben!), die zu lebenslanger Haft und zu langjährigen Haftstrafen wegen dieses schrecklichen Verbrechens verurteilt worden sind? Sollen wir sie, weil „unverzüglich“, vor Verbüßung ihrer Strafe in einen Staat abschieben, von dem wir gar nicht wissen, was dort mit ihnen geschieht? Wir wissen auch nicht, wie dann weiter mit ihnen verfahren würde.


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Sie sehen schon, wenn man aus der Emotion heraus reagiert, dann gelangt man sehr bald zu absurden Ergebnissen. In diesem Einzelfall hat der Rechtsstaat gesprochen, sehr strenge Urteile gefällt, und die werden jetzt, so wie das in einem Rechtsstaat vorgesehen ist, vollzogen, auch wenn das manches Mal unseren Emotionen nicht entsprechen mag. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Brandstätter.)

Wenn es tatsächlich nicht gelingt, Straftäter nach Verbüßung ihrer Strafe abzu­schieben, dann liegt das in neun von zehn Fällen an ganz praktischen Gründen: an Regierungen, mit denen keine Abkommen geschlossen werden konnten, an Dokumenten, die fehlen, an Papieren, die fehlen. Das ist ärgerlich, aber wir haben es grundsätzlich in Österreich mit sehr vielen Straf­tätern und ab und zu auch Straftäterinnen zu tun, die ihre Strafe verbüßt haben und auch nicht abgeschoben werden können, weil sie österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sind. Auch mit denen müssen wir umgehen, und unsere Gesellschaft kann das. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Brandstätter.)

Wenn es aber im Einzelfall darum geht, dass zentrale menschenrechtliche Gründe wie zum Beispiel das sogenannte Folterverbot des Artikel 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention gegen eine solche Abschiebung stehen, dann wollen Sie, meine Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei, dass diese Menschenrechte, dass dieses Paket aufgemacht, neu verhandelt, neu formuliert werden soll. Sie wollen mit anderen Worten das Rückgrat unseres Grundrechtskatalogs und des Europäischen Grundrechtskatalogs abschaffen, Sie wollen die Ecksteine unserer Demokratie und unserer freiheitsliebenden Art zu leben beseitigen, Sie wollen sie vielleicht durch etwas anderes ersetzen.

Diese Grundrechte sind jetzt aber die Basis jener Pyramide, auf der alles steht, was sich die letzten drei, vier Generationen in diesem Land erarbeitet haben. Auf dieser Basis steht unser Frieden (Abg. Martin Graf: Siehe die Zwangsimpfung!), auf der Basis dieses Friedens steht unser Wohlstand, auf der Basis dieses Wohl­stands steht unsere Kultur, und – damit Sie es auch verstehen – ganz oben auf


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der Spitze, auf dem letzten Stein stehen Ihr Schnitzel und Ihr Bier. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen.)

Wenn Sie diese Ecksteine wegnehmen, dann fällt der ganze Bau zusammen. Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Freiheitlichen Partei, werden Sie nicht erleben, dass das mit uns Grünen zu machen ist. – Ich danke fürs Zuhören. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Deimek: Ich bin erschüttert! – Abg. Martin Graf: Was hat das mit dem Schnitzel zu tun? Mit dem Schnitzel hat das gar nichts zu tun!)

22.45


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Margreiter. – Bitte sehr.


22.45.42

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Herr Präsident! Hohes Haus! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Das Volksbegehren, das wir jetzt in erster Lesung debattieren, aus der Feder des bekannten Rechtsextremen Gottfried Waldhäusl, ist einigermaßen diffus (Abg. Amesbauer: Bitte was? „Bekannten Rechts­extremen“?! Hallo, das ist ein Ordnungsruf!), es verwendet Begrifflichkeiten, die wir nicht kennen. Ja, es ist so. (Zwischenrufe bei der FPÖ. – Abg. Brandstätter: Hört ihm zu, es ist interessant, was er sagt!)

Der Begriff des Asylstraftäters ist unserem Recht durchaus fremd. Das Volks­begehren lässt offen, was damit gemeint ist. Ist damit jemand gemeint – Kollege Einwallner hat das Problem schon angesprochen–, der bereits einen Asylstatus hat – darauf lässt der Text schließen: „Personen, die in Österreich Asyl in Anspruch nehmen“ –, oder sind damit auch Asylwerber gemeint? Darauf lässt die Begründung schließen, die in schamloser Weise auf den Fall Leonie anspielt und damit dieses Opfer einmal mehr missbraucht, indem eben diese drei Asylwerber hier als Beispiel vorgeführt werden.


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Meine Damen und Herren! Keiner wird widersprechen, wenn man bejaht, dass Fremde, die wegen schwerer Straftaten verurteilt werden, nicht mehr in den Genuss des Asylrechts kommen können und deshalb abgeschoben werden. Das ist bereits bestehendes Recht, dazu brauchen wir dieses Volksbegehren nicht. Dieses Volksbegehren ist durchaus nur zur Stimmungsmache geeignet und wie gesagt diffus.

Allerdings in einem Punkt schafft dieses Volksbegehren sehr wohl Klarheit: Es schafft Klarheit darüber, was Menschen, die geistig so beschaffen sind wie der rechtsextreme Herr Waldhäusl, vorhaben, wenn diese Personen an die Macht kommen. Da geht es dann zack, zack, das kann gar nicht schnell genug gehen. Ohne rechtsstaatliches Verfahren, Standrecht, unverzüglich – das sind die Begrifflichkeiten, die uns dann drohen. Das geht jetzt einmal gegen Asylwerber, und ich möchte mir nicht ausmalen, wohin das weiter führen wird und wer dann in weiterer Folge betroffen ist. (Beifall bei NEOS und Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wir dürfen nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine wird. (Abg. Martin Graf: Das ist unglaublich, dass der ...!) Wir müssen den rollenden Schneeball zertreten, die Lawine hält niemand mehr auf. Und dieses Volksbegehren wäre ein Schneeball, der keine geschäftsordnungsgemäße Behandlung verdient. – Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

22.48


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. (Abg. Amesbauer: Zur Geschäftsordnung!)

Zur Geschäftsbehandlung: Herr Abgeordneter Amesbauer, bitte.

*****


22.48.38

Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Sehr geehrter Herr Präsident! Eine kurze Wortmeldung zur Geschäftsordnung,


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ich muss jetzt schon ein bisschen Ihre Praxis bei der Vergabe von Ordnungsrufen in Frage stellen: Ich habe einen Ordnungsruf bekommen, weil ich aus einem Gerichtsurteil zitiert habe, wie man das Dokumentationsarchiv des österreichi­schen Widerstandes in Österreich bezeichnen darf. Da gibt es ein letztin­stanzliches Gerichtsurteil, dass das ein Werturteil ist (Abg. Blimlinger: Das ist kein Gerichtsurteil!), dass man das DÖW so bezeichnen darf, wie ich es gemacht habe. (Abg. Blimlinger: Nein!)

Mir haben Sie einen Ordnungsruf erteilt. – Okay, liegt in Ihrer Kompetenz. Kollege Margreiter, den ich eigentlich sehr schätze – seine Ausführungen haben mich jetzt ziemlich verwundert –, bezeichnet jetzt zwei Mal in seinem Debattenbeitrag den Vizelandtagspräsidenten von Niederösterreich, der dieses Volksbegehren initiiert hat, als „bekannten Rechtsextremen“. (Die Abge­ordneten Lukas Hammer und Voglauer: Ja! – Abg. Kollross: Ist der dir vielleicht nicht bekannt?) Das kann es nicht sein, diese Herabwürdigung eines demokratisch gewählten Politikers!

Und gleichzeitig – das sage ich Ihnen auch, Herr Margreiter – sagen Sie als Rechtsanwalt und als Kenner der Geschäftsordnung, das Volksbegehren verdient „keine geschäftsordnungsgemäße Behandlung“. – Bitte, diese verdient es dann, wenn es die erforderliche Anzahl von 100 000 Unterschriften erreicht hat, und nicht, wenn irgendjemand das jetzt moralisch so beurteilt. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich bitte Sie, nein, Herr Präsident, ich fordere Sie auf, bei Ihren Ordnungsrufen auch eine klare Sprache zu sprechen, wenn – es ist ein Antrag, ja! – ein Mitglied eines Landesparlamentes, noch dazu ein stellvertretender Landtags­präsident hier von einem Abgeordneten mehrfach, nämlich zwei Mal, als bekannter Rechtsextremist verunglimpft wird. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Loacker und Michael Hammer.)

22.50



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 572

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter, vielleicht zur Praxis: Ich habe Ihnen keinen Ordnungsruf erteilt, weil Sie das Wort kommunistisch verwendet haben, denn Kommunisten sitzen auch in Landtagen und sind Linksextremisten. Ich habe ihn Ihnen klar für „kommunistische Tarnorganisation“ einen Ordnungsruf gegeben, weil Sie damit das DÖW herabgewürdigt haben. Ein Rechtsextremist ist, so wie ein Linksextremist auch, im Parlament vertreten, wenn er gewählt wird, und daher ist diese Bezeichnung auch für mich akzeptierbar. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

*****

Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

22.50.57


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich weise das Volksbegehren Asylstraftäter sofort abschieben dem Ausschuss für innere Angelegenheiten zu.

22.51.07 30. Punkt

Erste Lesung: Volksbegehren "Umsetzung der Lebensmittelherkunftskennzeichnung!" (2174 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen zum 30. Punkt der Tagesordnung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Reiter. Ich darf ihr das Wort erteilen. – Bitte. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)


22.51.26

Abgeordnete Carina Reiter (ÖVP): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! (Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) Geschätzte Zuschau­e­rin­nen und Zuschauer! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Also


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eigentlich besprechen wir jetzt das Volksbegehren Umsetzung der Lebens­mittelherkunftskennzeichnung. Wenn es noch einen Bedarf zur Diskussion gibt, kann man sich ja zur Geschäftsordnung melden, werte Kollegen der FPÖ!

Dieses Volksbegehren ist von 149 891 Unterstützerinnen und Unterstützern mit ihrer Unterschrift unterstützt worden und hat somit den Weg ins Hohe Haus gefunden. Als Forderung dieses Volksbegehrens ist angeführt worden: „Der Gesetzgeber möge bundesverfassungsgesetzliche Maßnahmen treffen, um eine sofortige und umfassende Lebensmittelherkunftskennzeichnung einzuführen. Durch deren Umsetzung wird ein wesentlicher Beitrag zum Klima-, Umwelt-, Gesundheitsschutz und zum Erhalt der regionalen Arbeitsplätze erreicht. Eine Verankerung der Lebensmittelversorgung unserer Bevölkerung mit heimisch-regional erzeugten Lebensmitteln in der Bundesverfassung gewährt die Verfügbarkeit und ist als Grundrecht abzusichern.“

So ist das von den Initiatoren und auch von den Unterstützern angeführt worden. Den Menschen in Österreich ist Regionalität bei der Herkunft ihrer Speisen durchaus sehr wichtig. Woher wissen wir das? – Man braucht nur einen Blick in den Roll-AMA-Bericht zu werfen, das ist der rollierende Agrarmarktanalyse­bericht, der von der AMA-Marketing, GFK und der Keyquest Marktforschung durchgeführt wird.

Dabei handelt es sich um ein Haushaltspanel, bei dem 2 800 österreichische Haushalte Aufzeichnungen über ihre Lebensmitteleinkäufe führen. Im Rahmen dieser Roll-AMA-Motivanalyse hat man dieses Mal einen besonderen Fokus auf die Bedeutung von Regionalität und Qualität im Verhältnis zu Preisen und Aktionen gesetzt. Regionalität bleibt auf jeden Fall ein wichtiger Trend, der für knapp 60 Prozent der Befragten in dieser Analyse an Bedeutung dazugewonnen hat. Ich kann auf jeden Fall empfehlen, diesen Bericht zu lesen, da sind sehr interessante Aspekte und Details mit dabei.


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Die österreichische Bundesregierung hat sich deshalb bereits schon im Regie­rungs­programm konkrete Schritte in Richtung mehr Klarheit für die Konsu­mentinnen und Konsumenten vorgenommen. Die Umsetzung ist ja bereits mit 1. September durch die umfassende Kennzeichnung von Fleisch, Milch und Eiern in Großküchen, wie etwa in Krankenhäusern, Schulen oder auch in Betriebs­kantinen, sozusagen ins Rollen gekommen. Von dieser Herkunftskennzeichnung sind täglich 2,2 Millionen Mahlzeiten umfasst und das betrifft eigentlich zwei Drittel der Außerhausverpflegung, also einen doch sehr bedeutenden Teil.

Das sind ganz wichtige, konkrete Schritte für mehr Transparenz am Teller, aber auch für mehr Entscheidungsfreiheit der Konsumenten.

Neben all diesen Schritten darf man aber auch die vielen freiwilligen Projekte und Initiativen nicht vergessen, zum Beispiel das Gütesiegel AMA-Genuss-Region oder die Initiative Da kommt’s her der Tiroler Wirtschaft und Landwirt­schaft. Gerade diese freiwilligen Initiativen sorgen dafür, dass eine positive Dynamik entsteht, und durch die Beteiligung vieler engagierter Betriebe geht zusätzlich etwas weiter, wenn es um Lebensmittelherkunftskennzeichnung geht.

Die große Lösung wird bei diesem Thema aber sicher in weiterer Folge sein, dass die EU das einheitlich und durchgängig regeln muss. Das ist eigentlich der nächste Schritt, dem dann weitere Schritte folgen können, und dafür setzen wir uns natürlich ein. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Tatsache ist, dass die Kennzeichnung der Herkunft von Lebensmitteln ein wich­tiges Thema ist. Dementsprechend werden wir das Volksbegehren auch ernsthaft behandeln. Klar ist: Mit der bewussten Auswahl heimischer Produkte entscheiden sich die Österreicherinnen und Österreicher auch für die Sicherung der Lebensmittelversorgung, der Lebensmittelproduktion, denn die Versor­gungssicherheit ist eines der wichtigsten Themen, das uns beschäftigen wird und auch tut.


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Das sollte im Endeffekt auch unser großes Ziel sein, dass wir die regionale, hochwertige Lebensmittelproduktion durch unsere Bäuerinnen und Bauern absichern. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Fischer. – Abg. Martin Graf: Zur Geschäftsordnung, bitte!)

22.55


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Drobits. Dann kommt es zur Geschäftsbehandlungswortmeldung. – Bitte. (Abg. Martin Graf: Sehr geehrter Herr Präsident!) – Abgeordneter Drobits ist dran. Sie kommen dann zur Geschäftsbehandlung dran. (Ruf bei der FPÖ: Wer gibt das vor?)


22.56.08

Abgeordneter Mag. Christian Drobits (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Dieses Volksbegehren, das ich jetzt so behandeln darf, stammt nicht von Herrn Waldhäusl, sondern von Herrn Leopold Steinbichler. Auch dieser Bevollmächtigte und Initiator des Volksbegehrens über die Lebensmittelherkunftskennzeichnung ist bekannt in diesem Haus, er war selbst Abgeordneter für diverse Parteien. Er hat sich zum Ziel gesetzt, ein Volks­begehren zu starten, wonach die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln als umfassend und sofortig einzuführen ist.

Es ist natürlich ein legitimes Recht und gerade ein Volksbegehren, das 150 000 Unterstützungserklärungen erhält, ist ernst zu nehmen. Wir nehmen es ernst und wir nehmen ernst, dass die Regionalität ein wichtiger Bereich ist, wenn es um Lebensmittel und die Sicherheit der Lebensmittel geht. Uns geht das aber viel zu wenig weit. Wir wollen, dass es nicht nur um die Regionalität geht, uns geht es um die Qualität der Produkte. Die Qualität ist eigentlich in diesem Volksbegehren nicht umfasst. Ich erlebe immer mehr, dass versucht wird, zu erklären: Okay, das ist ein regionales Produkt!, aber die Qualität des Produktes hinkt hinterher.

Gleichzeitig fehlt auch das Kriterium der Tierhaltung. Wenn man die Tierhaltung nicht als solche als Qualitätsmerkmal hinzudenkt, ist, glaube ich, diese


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Lebensmittelherkunftskennzeichnung zu kurz gedacht. Wir – ich spreche für meine Fraktion – wollen hingegen, dass neben der Herkunftskennzeichnung auch die Tierhaltungskennzeichnung kommt. Sie kennen alle die Skandale in den letzten Wochen, bei denen auch mit dem AMA-Gütesiegel ausgestattete Betriebe im Mastbereich durchaus von Skandalen betroffen waren. Das heißt, regionale Produkte schließen nicht aus, dass trotzdem die Qualität nicht passt.

Wenn man sich diesen Bericht, den wir vorher erörtert haben, anschaut, sieht man, dass die Kontrollen gar nicht in einem Ausmaß möglich sind, dass man diese Fehler wirklich sofort erkennen kann. Drei bis fünf Jahre dauert es, bis diese Kontrollen, die notwendig sind, auch wirklich machbar sind.

Ich möchte bei einem Punkt anschließen, das ist die Tierhaltung: Wenn es in Österreich noch immer erlaubt ist, die Schweine auf Vollspaltenböden zu halten – obwohl eigentlich schon den Verfassungsgerichtshof angerufen worden ist und wir als Gesetzgeber oder die regierenden Parteien sagen: Na ja, das müssen wir uns anschauen, bis 2040 gibt es Übergangsbestimmungen und dann werden wir sehen –, so ist das eigentlich gegen den Tierschutz und gegen die Bundesverfassung, in der der Tierschutz verankert ist.

Das heißt, mit unserer Fraktion wird es nicht nur die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln geben – das ist ein kleiner Schritt, den wir ernst nehmen (Abg. Voglauer: Sie hätten schon Zeit gehabt! Sie waren bei der Kanzler­partei, Sie hatten schon die Möglichkeit!), und auch das Volksbegehren nehmen wir ernst –, sondern wir wollen auch, dass die Tierhaltung ernst genommen wird, und wir wollen auch haben, dass die Qualität der Produkte stimmt.

Frau Kollegin, weil Sie es ansprechen: Es gibt momentan ein Wirrwarr an Gütezeichen und Gütesiegeln. Das ist ein Tohuwabohu. (Abg. Voglauer: Wann hat denn das begonnen?) Wir brauchen ein Gütezeichengesetz, und wenn wir das


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bekommen, tun wir uns leichter, diese Scheingütesiegel wieder aus der Welt zu schaffen. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

22.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Graf, Folgendes zur Erklärung: Abgeordneten Drobits habe ich bereits aufgerufen, daher erteile ich Ihnen erst jetzt das Wort zur Geschäftsbehandlung, und nach § 59 Abs. 2 kann ich es Ihnen auch erst am Ende der Sitzung erteilen. Also sagen Sie nicht, dass ich da in irgendeiner Form parteiisch war. (Rufe bei der FPÖ: Danke!)

Sie sind am Wort, Herr Abgeordneter. (Zwischenruf des Abg. Reifenberger.) – Lesen Sie die Geschäftsordnung, Herr Reifenberger!

*****


22.59.54

Abgeordneter Mag. Dr. Martin Graf (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident, Sie wissen noch gar nicht, was ich sagen möchte, aber belehren mich bereits, und das zeigt, dass Sie auf einem hohen Ross zu sitzen glauben.

Herr Präsident, ich möchte an dieser Stelle das, was Sie von diesem Sessel, den Sie innehaben, gesagt haben, diese Ungeheuerlichkeit, nicht unwidersprochen lassen.

Sie haben allen Ernstes hier als Präsident zum Besten gegeben, dass es hier im Parlament Rechts- und Linksextremisten gibt (Abg. Schmuckenschlager: Nicht im Parlament! – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP und Zwischenrufe bei der FPÖ) und dass das hier legitime Ansichten sind.

Ich widerspreche dem vehement. Herr Präsident, Sie wissen, dass sich Extremismus dadurch definiert, dass man bereit ist, entweder durch Gewalt oder durch Androhung von Gewalt seine politischen Ziele durchzusetzen.


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Ich persönlich kenne nur Demokraten, die hier sitzen. Wenn Sie Extremisten kennen, die hier im Parlament sitzen (Ruf bei den Grünen: ... in den Spiegel!), dann nennen Sie sie beim Namen und sagen Sie uns das (Ruf bei den Grünen: Schlagende Burschenschafter!), anstatt dass Sie das hinter Ihren Geschäftsord­nungs­ergüssen (Ruf: Das ist unsere Geschäftsordnung!) auch noch verbrämen und verstecken. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hafenecker: Antrag! Antrag! – Der Redner setzt seine Ausführungen bei abgeschaltetem Mikrofon fort.)

23.01

23.01.19*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stammler. (Heiterkeit bei der ÖVP. – Abg. Michael Hammer: Nicht genügend! Setzen!) – Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stammler. – Bitte. (Abg. Hafenecker: Sie haben schon zuvor abgedreht! Typisch für Ihren Vorsitz! – Abg. Michael Hammer: Das ist ja ein Schutz für den Kollegen! Der blamiert sich ja noch mehr! – Weitere Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.)


23.01.32

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Kolle­gin­nen und Kollegen! Geschätzte Zuhörerinnen und Zuhörer! (Unruhe im Saal.) Reden wir wieder über ein einfacheres Thema, über Wirte! (Anhaltende Zwischen­rufe. – Abg. Michael Hammer: Das ist ja ein Eigenschutz, der blamiert sich ja nur!) – Geht’s? (Ruf bei der ÖVP: Das dürfte eine emotionale Krise sein! – Abg. Michael Hammer: Stellt sich mit 20 Vierteln da her und redet einen Blödsinn! –Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Es ist interessant, dass es bei einem Wirtshausthema auch hier herinnen zugeht wie in einem Wirtshaus. Ich weiß, es ist ein leidiges Thema, weil es schon vier Jahre – mindestens vier Jahre – in diesem Haus diskutiert wird, aber das zeigt auch, wie langsam manchmal ganz einfache Dinge umgesetzt werden, wenn sich jemand dagegen wehrt.


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Wir stellen uns vor: einen schönen Sommerabend, einen Gastgarten in einem ländlichen Gasthof. Wir schauen auf Kulturlandschaft, wir schauen auf Äcker, wir schauen auf Weiden. Und dann kommt ein Teller auf den Tisch, und klar wird suggeriert, dass wir diese Kulturlandschaft, die wir vom Gastgarten aus genießen, hier auch präsentiert bekommen. Das wird nicht nur im Gastgarten suggeriert, sondern das suggeriert auch die Österreich-Werbung, die der Wirtschaftskammer gehört, auf ihrer Homepage mit dem Satz: „Österreichs Landwirt*innen, Fischzüchter*innen oder Köch*innen sorgen dafür, dass die Früchte der Natur frisch vom Feld, von der Alm oder aus dem Bergsee zu hochwertigen Speisen und Getränken verarbeitet werden.“

Das grenzt an Betrug, da wir wissen (Abg. Hörl: Das ist Betrug, wenn er das unterschreibt! So einen Wirt kenne ich nicht!), dass auf dem Teller ganz einfach etwas anderes liegt. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Hörl: Kollege, so einen Wirt kenne ich gar nicht!)

Und es stellt sich natürlich die Frage: Was ist so schwer, auf den letzten Metern, vom Kühlraum bis zum Tisch, die Information weiterzugeben, woher die Ware kommt? Das ist Transparenz, das ist das, was sich die Kundinnen und Kunden erwarten können, und das ist das, was die WKO auf ihrer Homepage den Kundinnen und Kunden, Gästinnen und Gästen verspricht.

Keine Herkunftskennzeichnung hat ganz einfach einen Namen, und dieser Name lautet Mario Pulker.

23.04


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Werner. – Bitte.


23.04.26

Abgeordnete MMag. Katharina Werner, Bakk. (NEOS): Herr Präsident! Werte Damen und Herren! Vorweg: Transparenz ist uns wichtig, und es ist auch gut, wenn wir Konsument:innen wissen, woher unser Essen kommt. Kennzeichnung


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darf aber nicht zur Bürokratiekeule werden, denn – Kollege Stammler hat es jetzt so schön formuliert – wir wünschen uns eben einen Gastgarten, wo wir essen gehen können und wo der Wirt nicht w. o. gegeben hat und gesagt hat: Danke, die nächste Regelung kommt, ich will nicht mehr!

In der Begründung zum Volksbegehren stehen sehr, sehr viele wichtige und richtige Dinge. Unser Ernährungsverhalten kann zu mehr Klimaschutz beitragen, es kann zu mehr Gesundheit beitragen und es kann zur lokalen Wertschöpfung beitragen. Wovon wir halt nicht so begeistert sind, das ist, dass wir jetzt schon wieder die Verfassung aufblähen wollen und schon wieder etwas hinein­schreiben wollen. Das ist genauso populistisch wie die Bargelddebatte, die wir im Sommer geführt haben, und es ist auch nicht sinnvoll, denn man kann im Gesetz nicht alles vorschreiben.

Das, was zählen würde, wäre eine Verhaltensänderung, und da muss man bei der Bewusstseinsbildung anfangen. Damit schließt sich der Kreis zur Debatte vom Vormittag und zu den ersten Tagesordnungspunkten, denn das fängt eigentlich schon im Kleinkindalter an.

Jetzt möchte ich noch einen Punkt aufnehmen, den Kollege Drobits schon angesprochen hat: Die Herkunft allein sagt wenig aus. Hier ein Bild mit Schweinen, die verletzt sind (den Ausdruck eines Fotos, auf dem mehrere Schweine auf Vollspaltenboden in einem Stall zu sehen sind, in die Höhe haltend) – mit AMA-Gütesiegel –, hier ein Bild von relativ glücklichen Schweinen (den Ausdruck eines weiteren Fotos, auf dem mehrere Schweine auf Stroh im Freien zu sehen sind, in die Höhe haltend) – kein AMA-Gütesiegel, kein Cent Förderung von der öffentlichen Hand.

Herkunft alleine sagt wenig aus. Wir müssen auch schauen, wie die Haltung ist. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Hörl und Rössler.)

23.06


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kainz. – Bitte.



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23.06.30

Abgeordneter Alois Kainz (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Wissen Sie, woher der Wein stammt, den Sie vielleicht am Abend trinken? Wissen Sie, woher der Farmerschinken kommt, den Sie zum Wein dazu essen? Und falls Sie das teure Vergnügen haben, sich Austern oder Trüffeln leisten zu können: Wissen Sie, woher diese kommen? – Diese Fragen können die Endverbraucher mit einem klaren Ja beantworten.

Wissen Sie, woher das Hühnerfleisch stammt, das in den Chickennuggets für Ihre Kinder verarbeitet wurde? Oder wissen Sie, woher die Zutaten für Ihre Tiefkühlpizza aus dem Diskonter stammen? – Eher nicht. Genau da liegt das Problem. Bei einer teuren Flasche Wein achten wir genau auf die Herkunft, auf Produktionsverfahren, ob bio oder nicht und so weiter.

Warum ist die Herkunftskennzeichnung bei den Lebensmitteln aber so wichtig? – Zuallererst geht es wohl um den Faktor Sicherheit beziehungsweise Vertrauen. Wir Österreicher vertrauen in unsere Produkte. Wenn wir wissen, dass das Brot aus der Nachbarortschaft kommt, dort produziert worden ist, dann haben wir sehr viel Vertrauen in die Qualität und stellen grundsätzlich keine weiteren Fragen. Wir vertrauen einfach auf die Regionalität.

Neben diesem Vertrauensvorsprung, den die regionalen Produkte genießen, gehen aber viele andere Vorteile mit der Herkunftskennzeichnung einher: kurze Transportwege, die regionale Wertschöpfung wird massiv gesteigert, und natürlich steigt auch die Versorgungssicherheit in unserem Land, was gerade in diesen Zeiten multipler Krisen von ganz besonderer Wichtigkeit und Bedeutung ist. All diese positiven Effekte lassen sich mit einer klaren Herkunfts­kennzeichnung von Lebensmitteln erzielen, ohne dass man hier in die Wirtschaft, in den Markt eingreifen müsste. – Danke. (Ruf bei der ÖVP: Bitte klatschen! – Beifall bei der FPÖ.)

23.08

23.08.43



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 582

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich darf das Volksbegehren Umsetzung der Lebensmittelherkunftskenn­zeich­nung dem Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie zuweisen.

23.08.5531. Punkt

Erste Lesung: Volksbegehren "Untersuchungsausschüsse live übertragen" (2175 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 31.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Rausch. – Bitte sehr.


23.09.10

Abgeordnete Mag. Bettina Rausch-Amon (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Zu später Stunde debattieren wir ein Volksbegehren, das durchaus einen interessanten Titel und ein interessantes Anliegen hat. Es geht um die Liveübertragung von Untersuchungsaus­schüssen. Es hat 102 755 Unterstützungserklärungen bekommen, also die Hürde knapp geschafft, aber geschafft. In diesem Sinne: Gratulation und Danke den Initiatorinnen und Initiatoren.

Grundsätzlich haben wir Verständnis für dieses Anliegen, U-Ausschusssitzungen ähnlich wie Plenardebatten live zu übertragen. Was hier im Parlament passiert, besprochen und beschlossen wird, das ist ja im besten und in mehrfachem Sinne im öffentlichen Interesse.

Ich denke, es wäre sicher auch kein Schaden, wenn sich die Öffentlichkeit selbst ein Bild von solchen Befragungen machen könnte, wie es da teilweise zugeht. Die Performance einzelner Nachwuchsstaatsanwältinnen und -staatsanwälte bei den Befragungen von Auskunftspersonen würde die Zuseherinnen und Zuseher


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wohl doch eher erschrecken – mehr erschrecken als unterhalten. Jedenfalls würde das den Blick auf so manche Debatten komplettieren und objektivieren.

Allerdings trifft bei der Arbeit eines Untersuchungsausschusses, und dazu zählt nun einmal auch die Befragung von Auskunftspersonen, das legitime parla­mentarische Kontrollinteresse auf der einen Seite, und damit auch das Interesse der Öffentlichkeit, darüber zu erfahren, auf zahlreiche grundrechtliche Garantien für die Betroffenen auf der anderen Seite, die der Gesetzgeber – und dazu zählt natürlich auch der Untersuchungsausschuss – mit seinen Abgeord­neten zu beachten hat. Insbesondere denke ich da an den Persönlichkeitsschutz, das Grundrecht auf Datenschutz, ein Recht auf faires Verfahren. Aus meiner Sicht ist jedenfalls zwischen Auskunftspersonen, die mehr oder minder freiwillig die politische Bühne betreten haben, und solchen, die das eben nicht getan haben, ja, tatsächlich auch Personen aus dem privaten Bereich sind, zu unter­scheiden.

Auch bei jenen Personen, die wir der Einfachheit halber Personen des öffent­lichen Interesses nennen können, gibt es meines Erachtens Einschränkungen. Im Rahmen der Befragungen – und viele Kolleg:innen hier im Haus haben langjährige Erfahrung damit – kann es zu Eingriffen in Persönlichkeitsrechte, auch in die Rechte Dritter, die sich dagegen gar nicht wehren können, kommen. Wird die Befragung live übertragen, so können diese Eingriffe gar nicht verhindert werden, ganz nach dem Motto: Was gesagt ist, ist gesagt. Diese laufenden Eingriffe in Grundrechte Dritter auch unter dem Deckmantel der Immunität dann live über den Globus zu verbreiten, das ist für mich ehrlich gesagt schwer vorstellbar, auch aufgrund der Erfahrungen der Vergan­gen­heit.

Das parlamentarische Kontrollrecht wiegt also schwer, auch das Interesse der Öffentlichkeit ist zu beachten, aber auf der anderen Seite gibt es eben Grund- und Persönlichkeitsrechte. Wie es gelingen soll, da eventuell auch noch den Datenschutz mit unter einen Hut zu bringen, das erschließt sich mir noch nicht.


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Zusammenfassend also von meiner Fraktion, vonseiten der Volkspartei: natürlich grundsätzliches Interesse am Gegenstand des Volksbegehrens, grundsätzliche Gesprächsbereitschaft auch zu öffentlichen Übertragungen, aber angesichts der genannten Interessenkonflikte eine Menge Gesprächsbedarf, den es da jedenfalls noch gibt. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

23.12


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Yildirim. – Bitte sehr.


23.12.28

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Inhalt dieses Volksbegehrens ist, dass medienöffentliche Befragungen von Auskunftspersonen in Untersuchungs­ausschüssen in Zukunft via Livestream übertragen werden.

Die Begründung beschränkt sich zwar nur auf einen Satz, aber ich denke, beim stärksten Kontrollinstrument des Parlaments braucht es auch nicht viel Begründung, um zu sagen: Im Sinne der Transparenz, im Sinne einer Stärkung der Demokratie ermöglichen wir, dass sich interessierte Zuseherinnen und Zuseher ein Bild davon machen können, was mit diesem starken Kontrollinstru­ment vor allem in den vergangenen Monaten oder eineinhalb Jahren in diesem Parlament passiert ist.

Es ist ja auch nicht zufällig so, dass sich 102 755 Personen, obwohl es nur einen Begründungssatz dazu gibt, dafür ausgesprochen haben. Das Medien­inter­esse war ja nicht gering, insbesondere als im ÖVP-Untersuchungsausschuss zutage kam, wie speziell von zwei sehr prominenten ehemaligen Regierungsmit­glie­dern – ich nenne sie beim Namen: Sebastian Kurz und Gernot Blümel – mit Fragen der Abgeordneten umgegangen wurde.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll230. Sitzung, 230. Sitzung des Nationalrats vom 20. September 2023 / Seite 585

Da ich als eine der Stellvertreter:innen des Herrn Vorsitzenden auch Untersuchungs­ausschusssitzungen leiten durfte, habe ich mir auch selbst ein Bild davon gemacht, wie das ganze Instrument ad absurdum geführt wurde. Da geht es wirklich um ganz kurze Fragen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden könnten, aber die Beantwortung einer solchen kurzen Frage ist mit Geschäftsordnungseinwendungen 40 Minuten, 1 Stunde, fast eineinhalb Stunden lang verzögert und verhindert worden oder die Frage ins Lächerliche gezogen worden. Ich glaube, die Bürgerinnen und Bürger sollten sich ein Bild davon machen, wie damit umgegangen wird, wie mit Demokratie umgegangen wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Meines Wissens ist es so, dass nicht nur die SPÖ diese Liveübertragungen haben möchte. Auch die FPÖ will das, die Grünen wollen das, die NEOS wollen das. Nur die ÖVP schiebt vor, dass zunächst andere Verfahrensregeln zu ändern seien; und das ist, finde ich, auch sehr bezeichnend.

Ich bin dafür, dass wir uns diese Zeit nehmen und im zuständigen Ausschuss ausführlich darüber debattieren. Transparenz kann uns in unseren Bemühungen, die Demokratie wieder von einer Wahldemokratie hin zu einer liberalen Demo­kratie, zu einem funktionierenden Rechtsstaat zu führen, nur stärken. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

23.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Tomaselli. – Bitte.


23.15.45

Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Herr Präsident! Liebe Kolle­gin­nen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher – es sind sicher nicht mehr so viele dabei! Was ist zu diesem Volksbegehren zu sagen? – Es geht im Kern um den Untersuchungsausschuss. Sie wissen, der Untersuchungsausschuss ist das höchste Kontrollgremium dieses Parlaments.


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Unser grundsätzlicher Zugang zu Parlamentarismus ist, dass wir selbstverständlich einen transparenten Parlamentarismus wollen. Dementsprechend würden wir uns natürlich auch für eine öffentliche Übertragung der Untersuchungs­ausschus­ssitzungen aussprechen – auch deswegen, weil sich wahrscheinlich sehr, sehr viele Mythen um den Untersuchungsausschuss bilden, zum Beispiel wenn man darüber redet, dass es bei uns ganz, ganz arg zugeht. In der Regel ist das nicht so: Es geht um Frage und Antwort; es wird eine Frage gestellt, eine wahrheits­gemäße Antwort erwartet. Dementsprechend denke ich, dass Bürgerinnen und Bürger auch ein Recht darauf haben, zu erfahren, was in diesem Untersuchungs­ausschuss so läuft.

Ergänzend dazu ist dennoch zu erwähnen: Mit der reinen Öffentlichkeit ist es meines Erachtens nicht getan. Was wir selbstverständlich zusätzlich brauchen, ist eine journalistische Einordnung der Ereignisse, von dem, was dort passiert. Ich denke da zum Beispiel an die Untersuchungsausschüsse im amerikanischen Kongress. Die werden auch übertragen, aber zu der Übertragung gibt es eben auch ganz oft Kommentierungen von Expertinnen und Experten im Studio, die mindestens genauso spannend wie die Befragungen an sich sind.

In aller Kürze und noch einmal zusammengefasst: Die grüne Fraktion spricht sich sehr, sehr stark für eine öffentliche Übertragung der Befragungen im Untersuchungsausschuss aus. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Hörl: Dann müsst ihr aber eine andere schicken, wenn ihr es übertragen tut! – Abg. Tomaselli – auf dem Weg zu ihrem Sitzplatz –: Was? – Abg. Hörl: Dann braucht ihr eine andere, die im Untersuchungsausschuss hockt!)

23.17


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Abgeordneter Scherak. – Bitte sehr.



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23.17.49

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Herr Präsident! Ich mag zu später Stunde die Initiatoren des Volksbegehrens nicht frühzeitig ent­täuschen, aber wer der Rede von Kollegin Rausch zugehört hat, hat gemerkt, dass der Abwehrkampf der ÖVP gegen Transparenz, gegen Öffentlichkeit von Informationen, die auch den Bürgerinnen und Bürgern zustehen würden, hier munter fortgesetzt wird.

Es fängt damit an, dass Frau Kollegin Rausch-Amon gesagt hat, es besteht Gesprächsbereitschaft der ÖVP. Wir versuchen seit sehr vielen Monaten, über eine Änderung der Geschäftsordnung, insbesondere auf die Untersuchungs­ausschüsse zielend und die Öffentlichkeit der Untersuchungsausschüsse zielend, zu diskutieren. Die Gesprächsbereitschaft hört meistens bei einer Fraktion hier im Haus auf, und das ist die ÖVP.

Das zweite Argument, das vorgeschoben wurde, ist der Persönlichkeitsschutz von Auskunftspersonen, die nicht Personen des öffentlichen Interesses sind. Ja, selbstverständlich müssen die Interessen dieser Personen gewahrt werden. Es gibt einen Antrag von uns NEOS hier im Haus, der explizit vorsieht, dass die öffentliche Übertragung der Befragung nur von Personen des öffentlichen Inter­esses stattfinden soll und eben nicht von Menschen, die auf Mitarbeiter:in­nenebene in Kabinetten und dergleichen arbeiten.

Das Dritte ist meiner Meinung nach auch ein vorgeschobenes Argument, aber vielleicht diskutieren wir es nachher noch: der Persönlichkeitsschutz von Personen, die sowieso Personen des öffentlichen Interesses sind. Selbstver­ständlich haben auch die ein Recht auf Persönlichkeitsschutz – ich bin studierter Verfassungsjurist, mir ist das sehr wohl bewusst –, aber zu sagen, man darf deswegen keine öffentliche Übertragung des Untersuchungsausschusses machen, wäre genauso, wie wenn man sagt, wir dürfen die Sitzungen des Nationalrates nicht öffentlich übertragen, weil ja ein Abgeordneter, zum Beispiel


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ich, etwas sagen könnte, das gegen die Persönlichkeitsrechte eines Regie­rungs­mitglieds verstößt. – Dieses Argument halte ich nicht für sonderlich sinnvoll. Auch da gibt es übrigens Möglichkeiten: Man kann das zeitversetzt machen – und, und, und.

Meine Fraktion ist davon überzeugt, wie im Übrigen drei andere Fraktionen hier im Haus, dass die Bürgerinnen und Bürger auch ein Recht darauf haben, öffentlich dabei zuzusehen, was in insbesondere Untersuchungsausschüssen – wie überhaupt auch in allen anderen Ausschüssen, wie ich glaube – passiert.

Gerade nach den Erfahrungen des letzten Untersuchungsausschusses – den langen Ablenkungsmanövern von diversen ÖVP-Regierungsmitgliedern – ist es, glaube ich, endgültig an der Zeit, dass wir Untersuchungsausschüsse so rasch wie möglich öffentlich machen. (Beifall bei den NEOS.)

23.20


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hafenecker. – Bitte.


23.20.21

Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Hohes Haus! Die Beliebigkeit, mit der die Geschäftsordnung ausgelegt wird, erschüttert mich tatsächlich. Da wird erstens vom Präsidenten selbst von Rechts- und Linksextremisten in diesem Haus gesprochen, was ein bisschen unglaublich ist (Abg. Schmuckenschlager: Zum Thema!), und zweitens – Herr Kollege, nicht: „Zum Thema!“, sagen! (Abg. Schmuckenschlager: Na ja sicher!) – wird hier das Wort „Standrecht“ von einem Abgeordneten der NEOS verwendet, und das bleibt vom Präsidenten unsanktioniert – eine unglaubliche Entgleisung, das muss ich auch einmal ganz klar sagen. (Beifall bei der FPÖ.) Im Prinzip müsste sich der Präsident selbst einen Ordnungsruf erteilen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)


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Genau das ist auch der Punkt, den man hier sehen kann: wie beliebig die Geschäftsordnung ausgelegt wird. Das ist das, was auch im Untersuchungs­ausschuss passiert (Heiterkeit bei der ÖVP – Ruf bei der ÖVP: Der war gut!), und das ist auch das, was in Wahrheit durch eine Liveübertragung gezeigt gehört. Wir hatten in einem Untersuchungsausschuss 90 Meldungen der ÖVP zur Geschäftsbehandlung, die nur dazu gedient haben – wie Kollegin Yildirim gesagt hat –, das Verfahren zu behindern. Genau deshalb ist es wichtig, Livevideo­übertragungen zu haben, damit sich die Bevölkerung ein Bild davon machen kann, welche Sitten in diesem Haus mittlerweile eingerissen sind. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich finde es schäbig, wie weit wir schon gekommen sind. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Voglauer: Ja, ja! Schäbig!)

23.21


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stocker. – Bitte.


23.21.48

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine geschätzten Damen und Herren hier im Haus und jene, die der Sitzung noch folgen, von wo immer Sie zusehen! Herr Kollege Hafenecker, es wäre besser, nicht beleidigt zu sein, sondern die Geschäftsordnung zu lesen. Das könnte in manchen Fällen helfen.

Der Vorwurf, rechtsextrem zu sein, ist ein politischer Vorwurf (Abg. Hafenecker: Eben nicht! In der Wissenschaft nicht!), und den müssen - - (Abg. Belakowitsch: Nein!) – Doch, doch. (Zwischenruf des Abg. Schnedlitz.) Das ist ein politischer Vor­wurf, den Sie sich gefallen lassen müssen. Wenn Sie nicht wissen, warum - - (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Das ist in einer Debatte zulässig, ob man ihn teilt oder nicht, aber es ist ein politischer Vorwurf. (Abg. Wurm: Unerhört ist das! Unerhört! Unerhört, Kollege Stocker!) Wenn Sie nicht wissen, warum, dann schauen Sie sich das Video Ihrer Jugend an, vielleicht kommen Sie dann drauf! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei den Grünen. – Abg. Krainer:


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Das war der Generalsekretär der Korruptionspartei in Österreich! – Abg. Erasim: Ihr habt es salonfähig gemacht! – Abg. Martin Graf: Herr Kollege Stocker, gerade Sie als Linksextremist ...!)

23.22

23.22.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Ich weise das Volksbegehren Untersuchungsausschüsse live übertragen dem Geschäftsordnungsausschuss zu.

23.22.5332. Punkt

Erste Lesung: Volksbegehren „Lebensmittelrettung statt Lebensmittelverschwendung“ (2176 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zum 32. Punkt der Tagesordnung. (Unruhe im Saal. – Der Präsident gibt das Glockenzeichen.) – Ich darf Sie um etwas Ruhe ersuchen.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Jeitler-Cincelli. – Bitte.


23.23.16

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich halte die direkte Demokratie für etwas ganz, ganz Wichtiges und Wesentliches, und deswegen sind auch Volksbegehren und die letzten Stunden, die wir hier diskutiert haben, sehr, sehr wesentlich. Nur musste ich jetzt leider meine Meinung dazu ein bisschen hinterfragen, weil ich mich mit diesem Volksbegehren, das hier ansteht, intensiver beschäftigen wollte, was aber nicht möglich war.


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Eine Klubreferentin bei uns hat gesagt: Carmen, das ist genau dein Thema, du hast einen Podcast zum Thema Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, das ist dein Anliegen, du redest dazu! – Dann habe ich versucht, die Website zu finden – die gab es nicht. Dann habe ich versucht, näher zu recherchieren, was die Anliegen sind, und da gab es außer diesem einen Satz, der in diesem Volksbegehren steht, genau gar nichts. Es gab keine Quellen, es gibt keine NGO, die dahintersteht, es gibt keine Plattform. So ein Volksbegehren erreicht aber eine Aufmerksamkeit, dass es 200 000 Menschen unterschreiben. Ich habe mich dann gefragt, wie das sein kann. Wie kann es sein, dass ein Satz, in dem eigentlich nicht besonders viel drinnen steht – die Dinge, die da drinnen stehen, sind großteils erledigt –, von 200 000 Menschen unterschrieben wird?

Da musste ich draufkommen, dass das ein Geschäftsmodell geworden ist. Dieses Instrument der direkten Demokratie – das ein ganz, ganz wesentliches ist, weil es einer der drei Wege ist, wie man in einem parlamentarischen Prozess, wie man hier im Plenum landen kann – wurde zu einem Geschäftsmodell gemacht, weil es eine Pauschalentschädigung gibt, wenn man das schafft. Es sind ganz wenige Protagonisten – mittlerweile wurde das Gott sei Dank auch journalistisch aufgegriffen –, die das zu einem Geschäftsmodell gemacht haben und das einfach wie ein Start-up betreiben. (Unruhe im Saal. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Ich habe schon sehr viele Gründer von Start-ups im Bereich Nachhaltigkeit interviewen dürfen, und da gibt es, gerade was Lebensmittelverschwendung betrifft, unglaublich tolle Beispiele: Too Good To Go kennen viele, eine App, die es einfach sowohl von Supermärkten als auch von Restaurants ermöglicht - - (Anhaltende Unruhe im Saal.) – Meine Herrschaften von der FPÖ, bitte hören Sie mir halt auch ein bisschen zu! Herr Graf, Herr Graf, bitte! Ich höre Ihnen auch immer zu, auch wenn es nicht immer interessant ist. (Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen. – Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Vielleicht interessiert es ihn nicht!) – Herr Schnedlitz, sagen Sie Herrn Graf einmal, er soll ein bisschen zuhören! (Zwischenruf des Abg. Schnedlitz.)


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Also: Ich rede gerade über direkte Demokratie und das Thema Volksbegehren. Ich bin da nicht immer einverstanden, denn ich habe jetzt gerade dargelegt, dass es in diesem Fall kein Fundament dafür gibt. Ich habe versucht, zu recherchieren, von wem das kommt. Herausgekommen ist ein ehemaliger Klubmitarbeiter oder parlamentarischer Mitarbeiter der SPÖ, der dann zur Liste Pilz gewechselt ist. Er hat mehr oder weniger ein Unternehmen gegründet, und die machen quasi als Geschäftsmodell Volksbegehren.

Eines davon ist dieses; das ist ein Satz, da gibt es nicht mehr. Es gibt keine Website, es gibt keine NGO, es gibt keine Initiative dahinter. Das ist alles. Er kriegt jetzt aber einen Pauschalbetrag von 17 000 Euro dafür. Anscheinend haben das viele Leute unterschrieben. Da gibt es Plattformen, auf denen man sich eintragen kann, mittlerweile natürlich alles digital. Ich glaube, das ist der falsche Weg. Wir müssen hinterfragen, ob wirklich alles mit dieser niedrigen Einstiegsschwelle hier landen muss, denn das ist ein Missbrauch dieses Instruments der direkten Demokratie. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich habe viele Unternehmer interviewen dürfen. Unverschwendet kennen viele – die füllen Eingekochtes in Gläser –, Too Good To Go, Start-ups wie Brüsli, die aus Altbrot – 70 Tonnen Altbrot jeden Tag in Wien – Müsli machen. Es gibt ganz, ganz tolle unternehmerische Initiativen.

Ich glaube, die Start-ups in diesem Bereich sind besser, als wenn man Start-ups entwickelt, die dafür da sind, dass sie gleichzeitig sieben oder 15 Volksbegehren einmelden, und zufällig wird das eine oder andere etwas. Die streuen dann natürlich auch ihr Risiko. Ich glaube, das ist nicht der Weg. Direkte Demokratie soll für echte Nachhaltigkeit und echtes Engagement da sein, und da wollen wir hin. Deswegen brauchen wir auch eine neue Politik, eine neue Strategie. – Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

23.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Feichtinger. – Bitte.



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23.27.17

Abgeordnete Elisabeth Feichtinger, BEd BEd (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Bei diesem Volksbegehren geht es ja um Lebensmittelrettung statt Lebensmittelverschwendung. Das ist unser Thema, da sagen wir als SPÖ auch, es ist wichtig, dass wir darauf achten und etwas Wichtiges umsetzen. Wir sehen es auch so, dass die Supermärkte in der Ver­antwortung stehen und gesetzlich verpflichtet werden müssen, dass Lebensmittel nicht mehr im Müll landen.

Über die gesamte Wertschöpfungskette kommen jährlich rund 800 000 Tonnen an Lebensmittelabfällen zusammen. Natürlich muss auf jeder Stufe etwas getan werden: Es beginnt in der landwirtschaftlichen Produktion, geht über die Verarbeitung bis hin zu jedem von uns selbst zu Hause, aber auch der Lebensmittel­handel hat da eine besondere Verantwortung.

Eigentlich bräuchten wir ja über dieses Thema gar nicht mehr zu reden, wenn sich die Bundesregierung selbst noch ernst nehmen würde. Im Regierungs­programm dieser Bundesregierung steht nämlich auf Seite 100 Folgendes zu lesen: „Verbot des Entsorgens von genusstauglichen Lebensmitteln aus dem Lebensmitteleinzelhandel (Kaskadenmodell nach Vorbild Frankreich)“. – Papier ist natürlich bekanntlich sehr geduldig. Das ist genauso beim Klimaschutz­gesetz: Das steht ja auch im Regierungsprogramm, das Sie vorgelegt haben, und dennoch haben wir bald die Marke von 1 000 Tagen erreicht, an denen es keine gesetzlichen Klimaziele gibt.

Im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung mit großem Getöse einen Klimarat der Bürgerinnen und Bürger einberufen, und auch dort war das Thema Lebens­mittelverschwendung auf der Tagesordnung. Es hat die gleichen Ergeb­nisse gegeben. Bislang ist nichts passiert. Was macht Frau Bundesministerin Gewessler? – Sie setzt wie die ÖVP-Vorgängerinnen und -Vorgänger lieber weiter auf freiwillige Vereinbarungen mit dem Lebensmittelhandel. Da gibt es dann natür­lich schöne Bilder, aber in der Sache geht definitiv zu wenig weiter. Wir


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müssen aber in der Sache weiterkommen und dürfen nicht nur beim Regierungs­marketing bleiben. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)

23.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Fischer. – Bitte.


23.29.31

Abgeordnete Mag. Ulrike Fischer (Grüne): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Thema Lebensmittelverschwendung betrifft uns alle jeden Tag.

Man könnte jetzt hier im Raum irgendjemanden fragen: Habt ihr schon einmal etwas weggeschmissen, das ihr eingekauft habt? Habt ihr schon einmal etwas gegessen und habt nicht alles aufgegessen? Habt ihr schon einmal im Supermarkt ein Schnäppchen, eine Großpackung eingekauft? Habt ihr vielleicht einmal ein Jausenbrot von euren Kindern wieder genau so, wie es war, zurückbekommen? – Wir alle sind tagtäglich der Lebensmittelverschwendung ausgesetzt, und es kommt auf unser aller Handeln an.

Und ja, unser Ministerium hat gute Maßnahmen gesetzt, die jetzt wirken werden. Ich möchte ein paar Beispiele nennen: Ihr kennt die Tafeln, ihr kennt die Sozialmärkte, diese bekommen 10 Millionen Euro für die Logistik. 10 Mil­lionen Euro fürs Lebensmittelretten, damit es besser funktioniert, dass gemein­nützige Organisationen, die Lebensmittel bekommen, diese weitergeben können. (Beifall bei den Grünen.)

Ich glaube, wir sollten einander nicht - - Hört man mich nicht? (Ruf: Nein!) Echt nicht? (Abg. Hafenecker: Aber es ist eine großartige Rede, bitte weitermachen! – Abg. Tomaselli: Kannst noch was lernen!) – Also wenn die Freiheitlichen sagen, etwas ist „großartig“, dann muss man schon darüber nachdenken, aber jetzt sollten wir einfach Zeit einsparen.


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Lebensmittelverschwendung sollten wir reduzieren (Abg. Hafenecker: Vor allem warme Luft auch, warme Luft ist auch wichtig! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen) und vielleicht auch manchmal nachdenken – nachdenken, bevor wir reden, bevor wir handeln (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Michael Hammer und Wöginger), weniger Geld in die Werbung für Großpackun­gen und für Schnäppchen investieren, dafür mehr Geld dafür investieren, wie wir Lebensmittel tatsächlich retten können.

Auch da gibt es noch andere wertvolle Maßnahmen: Ihr kennt den Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung, und es wurde moniert, dass es wichtig ist, dass es Zahlen, Daten und Fakten gibt. Jetzt, im letzten Quartal dieses Jahres, werden der Händler, die Händlerin dazu verpflichtet, ihre Daten einzumelden: Ab einer Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern und ab fünf Verkaufsständen müssen die Händler und Händlerinnen Daten einmelden. Wozu führt das? – Das führt dazu, dass es Transparenz darüber gibt, was weggeschmissen und was tatsächlich gespendet wird.

Wenn ihr mit offenen Augen einkaufen geht, und das tut ihr alle, dann werdet ihr sehen, dass es jetzt vermehrt an den Kassen Brot vergünstigt zu kaufen gibt, dass weniger Brot aufgebacken wird, dass es wieder schiacheres Obst und Gemüse zu kaufen gibt. Das ist gut so, denn unsere Landwirte produzieren regional gutes Obst und Gemüse, aber Obst und Gemüse muss nicht immer schön sein. Auch da kommt es auf unser Bewusstsein an: Wir sollten uns mehr trauen, nicht nur diese Convenienceprodukte zu kaufen, sondern auch die Wunderlinge und auch Brot, das vielleicht schon einen Tag alt ist, und uns alle bei der Nase nehmen.

Um das ein bissel transparenter zu machen, nehmen wir die Eier, das Brot und die Äpfel: Wenn wir Brot kaufen, das nicht aus einer Fertigbrotbackmischung ist, wenn wir Äpfel kaufen, die regional sind und vielleicht nicht so schön sind, und wenn wir das machen, was wir bei den Eiern geschafft haben, nämlich auf der einen Seite die Kennzeichnung und auf der anderen Seite die Verlängerung der Haltbarkeit, dann werden wir auch bei der Lebensmittelverschwendung viel schaffen. Und wenn sich in diesem Haus alle zusammenreißen, um etwas zu tun,


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dann können wir es gemeinsam schaffen, aber es kommt auf unser aller Handeln an. Sie sind alle gefragt, mitzutun, nicht nur das Umweltministerium. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

23.33


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Mag. Werner. – Bitte sehr. (Abg. Martin Graf – in Richtung der sich zu ihrem Sitzplatz begebenden Abg. Fischer –: Hauptsache, hohe weiße Schuhe anhaben!)


23.34.02

Abgeordnete MMag. Katharina Werner, Bakk. (NEOS): Ich habe noch 10 Minuten, also ich kann jetzt noch sehr lange schweigen, bis wir heimgehen können. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich erwarte mir ein wenig Respekt, dann bin ich schneller fertig, okay? (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ein kurzer Elevator Pitch zum Thema Lebensmittelrettung: Ich finde den Begriff ganz schön, und auch, dass man einmal nicht von Verschwendung, sondern von Rettung redet.

Gemeinnützige Organisationen wie die Wiener Tafel sind auf diese Lebens­mittel­spenden angewiesen. Nicht nur die Organisation ist darauf angewiesen, sondern vor allem die Menschen, die von dieser Organisation versorgt werden.

Wie schaut es jetzt aktuell aus? – Die Spenden werden leider immer weniger, und das Griss darum einfach mehr. Es gibt jetzt zwei Wege, die man einschlagen kann: Der erste ist der Zwang, der auch in diesem Volksbegehren beschrieben wird (Unruhe im Saal – Ruf: Zuhören!), der aber nicht immer sinnvoll ist. Man hat das zum Beispiel in Frankreich gesehen, wo dann Lebensmittel einfach unge­nießbar gemacht worden sind, und das kann auch nicht das Ziel sein.

Der zweite Weg, den wir bevorzugen würden, wären Anreize und Bürokratie­abbau – zum Beispiel steuerliche Anreize, wie wir sie vorgeschlagen haben, oder eben Erleichterungen bei der Haftung, die man sich auch überlegen kann.


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Ein Punkt, der natürlich in diesem Volksbegehren wieder nicht angesprochen wird, betrifft den privaten Lebensmittelabfall und die Außer-Haus-Verpflegung: Da braucht es eben Bewusstseinsbildung, Wissensvermittlung und auch Beratung.

Am Ende möchte ich ein großes Danke sagen, nämlich der Wiener Tafel, die jetzt - - (Unruhe bei der ÖVP.) – Oida! Könnt ihr (in Richtung ÖVP) nicht zum Schluss zumindest noch ein bisschen zuhören? (Heiterkeit und Beifall bei NEOS und Grünen sowie der Abg. Holzleitner. – Präsident Sobotka gibt das Glocken­zeichen.) 1 Minute! – (Abg. Hörl: Na red halt schneller! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Hör mir zu, dann bin ich schneller! (Abg. Hörl: Schneller reden!)

Also: Ein Danke an die Wiener Tafel, die seit 25 Jahren dieses Engagement ehrenamtlich macht, und auch viel Erfolg für den nächsten Schritt, weil sie jetzt nämlich nicht mehr die Wiener Tafel, sondern die Tafel Österreich ist und österreichweit agiert. – Danke schön. (Beifall bei NEOS und Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller.)

23.37

23.37.02


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise das Volksbegehren Lebensmittelrettung statt Lebensmittelver­schwen­dung dem Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie zu.

Die Tagesordnung ist erschöpft.

23.37.17Abstimmung über Fristsetzungsanträge


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Tanzler, Kolleginnen und Kollegen, dem Unterrichts­ausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 3155/A(E) der Abgeordneten Tanzler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kinderschutz an Schulen und


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elementarpädagogischen Einrichtungen“ eine Frist bis zum 4. Oktober 2023 zu setzen.

Wer für diesen Fristsetzungsantrag ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, daher abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen, dem Kulturausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 3148/A(E) der Abgeordneten Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend „besserer Kinderschutz in Kultureinrichtungen“ eine Frist bis zum 4. Oktober 2023 zu setzen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, daher abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Yildirim, Kolle­ginnen und Kollegen, dem Ausschuss für innere Angelegenheiten zur Berichterstattung über den Antrag 284/A(E) der Abgeordneten Yildirim, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Ausbau opferschutzorientierter Täterarbeit zur Verhinderung von Gewalt an Frauen und Kindern sowie häuslicher Gewalt“ eine Frist bis zum 4. Oktober 2023 zu setzen.

Wer dafür ist, bitte um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, daher abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Margreiter, Kolleginnen und Kollegen, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 361/A(E) der Abgeordneten Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Unabhängiger Bundesstaatsanwalt“ eine Frist bis zum 1. November 2023 zu setzen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, daher abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Scherak, Kolle­ginnen und Kollegen, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den


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Antrag 453/A der Abgeordneten Meinl-Reisinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundes(verfassungs)gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungs­gesetz geändert und ein Bundesgesetz über den Zugang zu Informationen [...] erlassen wird“ eine Frist bis zum 1. November 2023 zu setzen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, daher abgelehnt.

23.39.26Einlauf


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf bekannt geben, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 3560/A(E) bis 3630/A(E) eingebracht worden sind.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 23.39 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.

Diese Sitzung ist geschlossen.

23.39.53Schluss der Sitzung: 23.39 Uhr

 

 

 

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