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Plenarsitzung

des Nationalrates

Stenographisches Protokoll

 

209. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Donnerstag, 27., und Freitag, 28. April 2023

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Nationalratssaal


Stenographisches Protokoll

209. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode

Donnerstag, 27., und Freitag, 28. April 2023

Dauer der Sitzung

Donnerstag, 27. April 2023: 9.05 – 24.00 Uhr

        Freitag, 28. April 2023: 0.00 – 1.11 Uhr

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Tagesordnung

1. Punkt: Bericht betreffend Klärung von Korruptionsvorwürfen gegen ÖVP-Regierungsmitglieder (ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss) (4/US) gemäß § 51 VO-UA

2. Punkt: Bericht über den Antrag 3293/A der Abgeordneten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­gesetz über die Wiener Zeitung GmbH und Einrichtung einer elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplattform des Bundes – WZEVI-Gesetz

3. Punkt: Bericht über den Antrag 3221/A(E) der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhalt der Wiener Zeitung als Tageszeitung


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 2

4. Punkt: Bericht über den Antrag 3299/A(E) der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhalt der Wiener Zeitung als Tageszeitung durch Zweckwidmung der Haushaltsabgabe

5. Punkt: Bericht über den Antrag 3041/A(E) der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Finanzielle und politische Unabhängigkeit für die Wiener Zeitung!

6. Punkt: Bericht über den Antrag 3294/A der Abgeordneten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesverfassungsgesetz über die Transparenz von Medienkooperationen sowie von Werbeaufträgen und Förderungen an Medieninhaber eines periodischen Mediums, das Medienkooperations- und ‑förderungs-Transparenzgesetz sowie das KommAustria-Gesetz geändert werden

7. Punkt: Bericht über den Antrag 2002/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Inseratenstopp für das System Türkis

8. Punkt: Bericht über den Antrag 2138/A(E) der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Christian Hafenecker, MA, Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend weniger Inserate, mehr Transparenz und Neustart Medienförderung

9. Punkt: Bericht über den Antrag 3282/A(E) der Abgeordneten Christoph Zarits, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erarbeitung eines gesetzlichen Rahmens für Berufsgruppen im Sport

10. Punkt: Bericht über den Antrag 2898/A(E) der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortiger Stopp der Sanktionen gegen russische Sportler


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 3

11. Punkt: Bericht über den Antrag 3205/A(E) der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufrechterhaltung der Sport­sanktionen nach einem Jahr Krieg und Verbrechen

12. Punkt: Bericht über den Antrag 3077/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz zur Errichtung der Stiftung Forum Verfassung erlassen wird

13. Punkt: Bericht über den Antrag 2722/A der Abgeordneten Johann Singer, Katharina Kucharowits, Ing. Norbert Hofer, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Beschäftigung parlamentarischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Parlaments­mitarbeiterinnen- und Parlamentsmitarbeitergesetz – ParlMG) geändert wird

14. Punkt: Bericht über den Antrag 2414/A(E) der Abgeordneten Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Überarbeitung der Österreichischen Sicherheitsstrategie

15. Punkt: Bericht über den Antrag 3132/A(E) der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zulagen bei Entsendungen für Übungen und Ausbildung in Krisenregionen

16. Punkt: Bericht über die Petition Nr. 80/PET betreffend „ME/CFS: Anerkennung, medizinische Versorgung & Absicherung von Betroffenen sowie Forschungsförderung“

17. Punkt: Protokoll über die Vorrechte und Immunitäten des Einheitlichen Patentgerichts

18. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Patentverträge-Einführungsgesetz, das Patentgesetz 1970, das Gebrauchsmustergesetz, das Markenschutzgesetz 1970, das Musterschutzgesetz 1990 und das Patentamtsgebührengesetz geändert werden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 4

19. Punkt: Bundesgesetz, mit dem ein FWIT-Rat-Gesetz erlassen wird und das Forschungs- und Technologieförderungsgesetz, das Forschungsorganisations­gesetz, das Innovationsstiftung-Bildung-Gesetz, das FTE-Nationalstiftungsgesetz sowie das Universitätsgesetz 2002 geändert werden (FWIT-Rat-Errichtungs­gesetz – FREG)

20. Punkt: Bericht über den Antrag 3236/A der Abgeordneten Eva-Maria Himmelbauer, BSc, Süleyman Zorba, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Telekommunikationsgesetz (TKG 2021), BGBl. I Nr. 190/2021, zuletzt geändert durch die Kundmachung BGBl. I Nr. 180/2022, geändert wird

21. Punkt: Bericht über den Antrag 3067/A(E) der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mehr Mittel für den Breitbandausbau und Förderfokus auf offene Glasfasernetze der öffentlichen Hand“

22. Punkt: Bericht über den Antrag 3295/A(E) der Abgeordneten Franz Hörl, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Schaffung zusätzlicher niederschwelliger Informationsangebote zur gezielten Unterstützung klein­strukturierter Tourismusbetriebe bei der Betriebsnachfolge („Informations­offen­sive zu Betriebsnachfolgen“)

23. Punkt: Bericht des Rechnungshofes betreffend Beschaffungsplanung des Österreichischen Bundesheeres – Reihe BUND 2022/32

24. Punkt: Bericht des Rechnungshofes betreffend Aufgabenerfüllung und Einsatzbereitschaft des Pionierbataillons 3 – Reihe BUND 2021/39

25. Punkt: Bericht des Rechnungshofes betreffend Kooperationen des Bundes­ministeriums für Landesverteidigung mit Vereinen und Organisationen – Reihe BUND 2022/28


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 5

26. Punkt: Bericht des Rechnungshofes betreffend Einsatzbereitschaft der Miliz – Reihe BUND 2022/39

27. Punkt: Bericht des Rechnungshofes betreffend Wohnungen im Bereich des BMLV; Follow-up-Überprüfung – Reihe BUND 2021/4

28. Punkt: Bericht über den Sonderbericht der Volksanwaltschaft betreffend „NGO-Forum Soziale Grundrechte“

29. Punkt: Bericht über den Sonderbericht der Volksanwaltschaft betreffend „Terroranschlag 2. November 2020“

30. Punkt: Bericht über den Wahrnehmungsbericht der Volksanwaltschaft betreffend „Jugend in Haft“

31. Punkt: Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3231/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäfts­ordnungsgesetz 1975 geändert wird

32. Punkt: Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3229/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verhält­nis­mäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird

33. Punkt: Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3232/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäfts­ordnungsgesetz 1975 geändert wird

34. Punkt: Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3230/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 6

Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinan­zierungsgesetz 1985 geändert wird

35. Punkt: Wahl eines Mitgliedes der Parlamentarischen Versammlung des Europarates

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Inhalt

Nationalrat

Mandatsverzicht des Abgeordneten Erwin Angerer ...........................................     99

Angelobung des Abgeordneten Maximilian Linder .............................................  100

Personalien

Verhinderungen ......................................................................................................     99

Geschäftsbehandlung

Antrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen, dem Ausschuss für Arbeit und Soziales zur Berichterstattung über den Antrag 3172/A(E) der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Meldung der tatsächlich geleisteten Arbeitszeiten“ gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 1. Mai 2023 zu setzen .........................  151

Verlangen gemäß § 43 Abs. 3 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kurzen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG .....................................  151

Redner:innen:

Josef Muchitsch .......................................................................................................  398

Mag. Klaus Fürlinger ................................................................................................  402

Eva Maria Holzleitner, BSc ......................................................................................  404


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 7

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................  407

Mag. Markus Koza ...................................................................................................  409

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................  412

Ablehnung des Fristsetzungsantrages .................................................................  413

Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 60/A der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundesverfassungs­gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird“, gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 25. Mai 2023 zu setzen – Ablehnung ...  151, 645

Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 743/A der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Sicherung, Aufbewahrung und Nutzung von Archivgut des Bundes (Bundesarchivgesetz) geändert wird“, gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 25. Mai 2023 zu setzen – Ablehnung ...  151, 645

Antrag der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 361/A(E) der Abgeordneten Dr. Johan­nes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Unabhängiger Bundesstaatsanwalt“ gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 1. Juni 2023 zu setzen – Ablehnung ..............................................................................  151, 645

Antrag der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 453/A der Abgeordneten Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bun­des­(verfassungs)gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert und ein Bundesgesetz über den Zugang zu Informationen (Informationsfrei­heits­gesetz – IFG) erlassen wird“, gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 1. Juni 2023 zu setzen – Ablehnung ...............................................................  152, 645


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 8

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 5 GOG .............................................................................................................  152

Mitteilung des Präsidenten Mag. Wolfgang Sobotka gemäß § 53 Abs. 1 VO-UA betreffend Beendigung des ÖVP-Korruptions-Untersuchungsaus­schusses (4/US) .......................................................................................................  153

Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried im Sinne des § 18 Abs. 3 GOG auf Anwesenheit des Bundesministers für Inneres – Ablehnung ...  177, 180

Wortmeldungen im Zusammenhang mit dem Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried:

August Wöginger .....................................................................................................  178

Sigrid Maurer, BA .....................................................................................................  179

Antrag des Abgeordneten Mag. Harald Stefan, den Bericht des Verfas­sungsausschusses 2013 d.B. über den Antrag 3293/A der Abgeordneten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundesgesetz über die Wiener Zeitung GmbH und Einrichtung einer elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplatt­form des Bundes – WZEVI-Gesetz“ gemäß § 53 Abs. 6 GOG an den Verfassungsausschuss rückzuverweisen – Ablehnung ....................  267, 267

Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, den Antrag 3293/A der Abgeordneten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundesgesetz über die Wiener Zeitung GmbH und Einrichtung einer elektronischen Verlautbarungs- und Informa­tions­platt­form des Bundes – WZEVI-Gesetz“ gemäß § 53 Abs. 6 GOG an den Verfassungsausschuss rückzuverweisen – Ablehnung ....................  212, 267

Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung .......................  268

Unterbrechung der Sitzung ....................................................................................  269


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 9

Vorschlag der Präsidentin Doris Bures auf Vertagung der dritten Lesung über den Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3229/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kollegin­nen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verhältnis­mäßig­keitsprüfungs-Gesetz geändert wird (2021 d.B.), gemäß § 74 Abs. 1 der Geschäftsordnung – Annahme ............................................................  642, 642

Vorschlag der Präsidentin Doris Bures auf Vertagung der dritten Lesung über den Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3230/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinan­zierungsgesetz 1985 geändert wird (2023 d.B.), gemäß § 74 Abs. 1 der Geschäftsordnung – Annahme ............................................................  644, 644

Aktuelle Stunde (46.)

Thema: „Die Gesundheitsversorgung der österreichischen Bevölkerung ist in Gefahr. Wann werden Sie endlich aktiv, Herr Bundeskanzler?“ ................  101

Redner:innen:

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc .............................................................................  101

Vizekanzler Mag. Werner Kogler ............................................................................  107

Dr. Josef Smolle ........................................................................................................  115

Mag. Verena Nussbaum ..........................................................................................  118

Mag. Gerhard Kaniak ..............................................................................................  121

Ralph Schallmeiner ..................................................................................................  124

Fiona Fiedler, BEd ....................................................................................................  128

Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler ..........................................................................  130

Rudolf Silvan ............................................................................................................  134

Mag. Gerald Hauser .................................................................................................  137

Bedrana Ribo, MA ....................................................................................................  140


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 10

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................  143

Bundesregierung

Vertretungsschreiben ............................................................................................  100

Wahlen in Institutionen

35. Punkt: Wahl eines Mitgliedes der Parlamentarischen Versammlung des Europarates .............................................................................................................  644

Ergebnis: Mitglied: Mag. Agnes Sirkka Prammer

Ausschüsse

Zuweisungen ...........................................................................................................  146

Unvereinbarkeitsangelegenheiten

Zwölfter Bericht des Unvereinbarkeitsausschusses ..........................................  152

Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Personalnot“ (3310/A)(E) .................................................  304

Begründung: Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ...................................................  317

Bundesminister Mag. Dr. Martin Kocher ...............................................................  326

Debatte:

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................  333

Mag. Michael Hammer ............................................................................................  340

Rainer Wimmer ........................................................................................................  344

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................  347

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ...................................................................................  353

Michael Bernhard ....................................................................................................  356

Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA .......................................................................  360


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 11

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................  363

Peter Wurm ..............................................................................................................  366

Dr. Elisabeth Götze ..................................................................................................  369

Mag. Yannick Shetty ...............................................................................................  372

Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA ............................................................................  375

Cornelia Ecker ..........................................................................................................  379

Mag. Hannes Amesbauer, BA .................................................................................  382

Barbara Neßler ........................................................................................................  385

Mag. Martina Künsberg Sarre .................................................................................  388

Klaus Köchl ...............................................................................................................  390

Christian Lausch ......................................................................................................  393

Mag. Sibylle Hamann ...............................................................................................  395

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wochenarbeitszeitmeldung, um gezieltere Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel und gegen den Teilzeitboom setzen zu können“ – Ablehnung ..........................................................  338, 398

Ablehnung des Selbständigen Entschließungsantrages 3310/A(E) .................  398

Verhandlungen

1. Punkt: Bericht des Untersuchungsausschusses betreffend Klärung von Korruptionsvorwürfen gegen ÖVP-Regierungsmitglieder (ÖVP-Korrup­tions-Untersuchungsausschuss) (4/US) gemäß § 51 VO-UA (1996 d.B.) .......  153

Redner:innen:

Mag. Andreas Hanger ..............................................................................................  153

Kai Jan Krainer .........................................................................................................  158

Christian Hafenecker, MA .......................................................................................  163

Mag. Nina Tomaselli ................................................................................................  167

Dr. Stephanie Krisper ..............................................................................................  170

Mag. Corinna Scharzenberger ................................................................................  175


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 12

Julia Elisabeth Herr ..................................................................................................  181

Wolfgang Zanger .....................................................................................................  184

David Stögmüller .....................................................................................................  186

Dr. Christian Stocker ...............................................................................................  189

Andreas Kollross ......................................................................................................  191

Christian Ries ...........................................................................................................  196

Katharina Kucharowits ...........................................................................................  199

Ing. Reinhold Einwallner ..........................................................................................  204

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................  206

Entschließungsantrag der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „umfassende Kooperation mit der Staatsanwaltschaft durch ÖVP-Regierungsmitglieder“ – Ablehnung ..............................  194, 208

Entschließungsantrag der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wiedereingliederung der Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes GmbH“ – Ablehnung .................  202, 208

Kenntnisnahme vom Bericht des ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschusses ..................................................................................  208

Gemeinsame Beratung über

2. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3293/A der Abgeordneten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz über die Wiener Zeitung GmbH und Einrichtung einer elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplattform des Bundes – WZEVI-Gesetz (2013 d.B.) ....................  209

3. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3221/A(E) der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhalt der Wiener Zeitung als Tageszeitung (2014 d.B.) ...............  209


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 13

4. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3299/A(E) der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhalt der Wiener Zeitung als Tageszeitung durch Zweckwidmung der Haushaltsabgabe (2015 d.B.) ................................................................................  209

5. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3041/A(E) der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Finanzielle und politische Unabhängigkeit für die Wiener Zeitung! (2016 d.B.) ................................................................................................  209

6. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3294/A der Abgeordneten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesverfassungs­ge­setz über die Transparenz von Medienkooperationen sowie von Werbe­auf­trägen und Förderungen an Medieninhaber eines periodischen Mediums, das Medienkooperations- und -förderungs-Transparenzgesetz sowie das KommAustria-Gesetz geändert werden (2017 d.B.) ..........................................  209

7. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 2002/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Inseratenstopp für das System Türkis (2018 d.B.) .............................................  210

8. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 2138/A(E) der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Christian Hafenecker, MA, Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend weniger Inserate, mehr Transparenz und Neustart Medienförderung (2019 d.B.) ......  210

Redner:innen:

Mag. Jörg Leichtfried ...............................................................................................  210

Mag. (FH) Kurt Egger ...............................................................................................  213

Dr. Susanne Fürst .....................................................................................................  219

Mag. Eva Blimlinger .................................................................................................  222

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ..........................................................................  225


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 14

Mag. Michaela Steinacker .......................................................................................  227

Bundesministerin MMag. Dr. Susanne Raab .........................................................  229

Sabine Schatz ...........................................................................................................  234

Sigrid Maurer, BA .....................................................................................................  237

Mag. Harald Stefan ..................................................................................................  241

Mag. Meri Disoski ....................................................................................................  243

Henrike Brandstötter ...............................................................................................  246

Mag. Christian Drobits ............................................................................................  250

Christian Hafenecker, MA .......................................................................................  252

Mag. Eva Blimlinger (tatsächliche Berichtigung) .................................................  261

Dr. Helmut Brandstätter .........................................................................................  262

Mag. Andrea Kuntzl .................................................................................................  265

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Verletzung des ORF-Gesetzes durch Maulkorb-Erlass“ – Ablehnung ............................................................  256, 272

Annahme des Gesetzentwurfes in 2013 d.B. (namentliche Abstimmung) .....  268

Verzeichnis des Ergebnisses der namentlichen Abstimmung ...........................  270

Kenntnisnahme der fünf Ausschussberichte 2014, 2015, 2016, 2018 und 2019 d.B. .................................................................................................................  272

Annahme des Gesetzentwurfes in 2017 d.B. .....................................................  273

9. Punkt: Bericht des Sportausschusses über den Antrag 3282/A(E) der Abgeordneten Christoph Zarits, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erarbeitung eines gesetzlichen Rahmens für Berufsgruppen im Sport (2025 d.B.) ....................................................................  275

Redner:innen:

Mag. Agnes Sirkka Prammer ...................................................................................  275

Elisabeth Feichtinger, BEd BEd ...............................................................................  277


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 15

Petra Steger ..............................................................................................................  278

Christoph Zarits .......................................................................................................  281

Mag. Yannick Shetty ...............................................................................................  283

Petra Tanzler ............................................................................................................  285

Karl Schmidhofer .....................................................................................................  286

Alexander Melchior ..................................................................................................  288

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2025 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Erarbeitung eines gesetzlichen Rahmens für Berufsgruppen im Sport“ (316/E) .........................................................................  289

Gemeinsame Beratung über

10. Punkt: Bericht des Sportausschusses über den Antrag 2898/A(E) der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortiger Stopp der Sanktionen gegen russische Sportler (2026 d.B.) ..........  290

11. Punkt: Bericht des Sportausschusses über den Antrag 3205/A(E) der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufrechterhaltung der Sportsanktionen nach einem Jahr Krieg und Verbrechen (2027 d.B.) ..........................................................................................  290

Redner:innen:

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................  290

Mag. Agnes Sirkka Prammer ...................................................................................  294

Mag. Yannick Shetty ...............................................................................................  295

Maximilian Köllner, MA ...........................................................................................  297

Petra Steger ..............................................................................................................  299

Vizekanzler Mag. Werner Kogler ............................................................................  302

Christoph Zarits .......................................................................................................  414

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2026 d.B. ..........................................  417


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 16

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2027 d.B. hinsichtlich des Antrages 3205/A(E) ...............................................................................................  417

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2027 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Präzisierung und Umsetzung der vom IOC am 28. März 2023 publizierten Empfehlungen hinsichtlich der Teilnahme von Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus als ‚neutrale Athletin­nen und Athleten‘ bei internationalen Wettkämpfen“ (317/E) ........................  417

12. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3077/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz zur Errichtung der Stiftung Forum Verfassung erlassen wird (2010 d.B.) .............  417

Redner:innen:

Dr. Susanne Fürst .....................................................................................................  418

Mag. Wolfgang Gerstl ..............................................................................................  420

Mag. Selma Yildirim .................................................................................................  426

Mag. Agnes Sirkka Prammer ...................................................................................  428

Mag. Harald Stefan ..................................................................................................  429

Dr. Nikolaus Scherak, MA .......................................................................................  430

Annahme des Gesetzentwurfes in 2010 d.B. .....................................................  432

13. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 2722/A der Abgeordneten Johann Singer, Katharina Kucharowits, Ing. Norbert Hofer, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Beschäftigung parlamentarischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Parlamentsmitarbeiterinnen- und Parlamentsmitarbeitergesetz – ParlMG) geändert wird (2011 d.B.) ......................................................................................  433

Redner:innen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 17

Johann Singer ...........................................................................................................  434

Katharina Kucharowits ...........................................................................................  436

Werner Herbert ........................................................................................................  437

Annahme des Gesetzentwurfes in 2011 d.B. .....................................................  438

Gemeinsame Beratung über

14. Punkt: Bericht des Landesverteidigungsausschusses über den Antrag 2414/A(E) der Abgeordneten Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Überarbeitung der Österreichischen Sicherheitsstrategie (2002 d.B.) ............................................................................  438

15. Punkt: Bericht des Landesverteidigungsausschusses über den Antrag 3132/A(E) der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zulagen bei Entsendungen für Übungen und Ausbildung in Krisenregionen (2003 d.B.) ..................................  438

Redner:innen:

Robert Laimer ...........................................................................................................  439

Mag. Friedrich Ofenauer .........................................................................................  441

Ing. Mag. Volker Reifenberger ................................................................................  444

David Stögmüller .....................................................................................................  446

Ing. Reinhold Einwallner ..........................................................................................  449

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff ............................................................................  451

Bundesministerin Mag. Klaudia Tanner .................................................................  454

Mag. Gerhard Kaniak ..............................................................................................  457

Ing. Manfred Hofinger .............................................................................................  460

Rudolf Silvan ............................................................................................................  462

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2002 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Überarbeitung der Österreichischen Sicherheits­strategie“ (318/E) ...................................................................................................  462


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 18

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2003 d.B. hinsichtlich des Antrages 3132/A(E) ...............................................................................................  463

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2003 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Zulagen bei Entsendungen für Übungen und Ausbildung in Krisenregionen“ (319/E) ...............................................................  463

16. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Petition Nr. 80/PET betreffend „ME/CFS: Anerkennung, medizinische Versorgung & Absiche­rung von Betroffenen sowie Forschungsförderung“, überreicht von der Abgeordneten Heike Grebien (2009 d.B.) ...........................................................  463

Redner:innen:

Heike Grebien ...........................................................................................................  464

Eva Maria Holzleitner, BSc ......................................................................................  467

Mag. Gerhard Kaniak ..............................................................................................  471

Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler ..........................................................................  473

Fiona Fiedler, BEd ....................................................................................................  475

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................  477

Rudolf Silvan ............................................................................................................  480

Andreas Minnich ......................................................................................................  481

Kira Grünberg ...........................................................................................................  482

Entschließungsantrag der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller, Rosa Ecker, MBA, Mag. Meri Disoski, Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend „den aktuellen Frauengesundheitsbericht in das Parlament bringen!“ – Annahme
(321/E)..................................................................................................... 469, 484

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2009 d.B. hinsichtlich der Petition Nr. 80/PET ..............................................................................................................  484

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2009 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „ME/CFS: Anerkennung, medizinische


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 19

Versorgung & Absicherung von Betroffenen sowie Forschungsförderung“ (320/E) .....................................................................................................................  484

Gemeinsame Beratung über

17. Punkt: Bericht des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digita­lisierung über die Regierungsvorlage (1903 d.B.): Protokoll über die Vorrechte und Immunitäten des Einheitlichen Patentgerichts (1998 d.B.) ....  485

18. Punkt: Bericht des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digitalisierung über die Regierungsvorlage (1955 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Patentverträge-Einführungsgesetz, das Patentgesetz 1970, das Gebrauchsmustergesetz, das Markenschutzgesetz 1970, das Muster­schutzgesetz 1990 und das Patentamtsgebührengesetz geändert werden (1999 d.B.) ...............................................................................................................  485

Redner:innen:

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ......................................................................................  485

Joachim Schnabel ....................................................................................................  487

Mag. Eva Blimlinger .................................................................................................  490

Dr. Helmut Brandstätter .........................................................................................  491

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA ..............................................................  494

Dipl.-Ing. Georg Strasser .........................................................................................  496

Clemens Stammler ...................................................................................................  498

Genehmigung des Staatsvertrages in 1998 d.B. ................................................  499

Annahme des Gesetzentwurfes in 1999 d.B. .....................................................  499

19. Punkt: Bericht des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digitalisierung über die Regierungsvorlage (1927 d.B.): Bundesgesetz, mit dem ein FWIT-Rat-Gesetz erlassen wird und das Forschungs- und Tech­nologieförderungsgesetz, das Forschungsorganisationsgesetz, das Innovationsstiftung-Bildung-Gesetz, das FTE-Nationalstiftungsgesetz


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 20

sowie das Universitätsgesetz 2002 geändert werden (FWIT-Rat-Errich­tungsgesetz – FREG) (1997 d.B.) ..........................................................................  500

Redner:innen:

Mag. Dr. Petra Oberrauner .....................................................................................  500

Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA .......................................................................  502

Mag. Dr. Martin Graf ...............................................................................................  505

Mag. Eva Blimlinger .................................................................................................  509

Mag. Martina Künsberg Sarre .................................................................................  511

Bundesminister Dr. Martin Polaschek ....................................................................  512

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA ..............................................................  514

Annahme des Gesetzentwurfes in 1997 d.B. .....................................................  516

20. Punkt: Bericht des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digita­lisierung über den Antrag 3236/A der Abgeordneten Eva-Maria Himmelbauer, BSc, Süleyman Zorba, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Telekommunikationsgesetz (TKG 2021), BGBl. I Nr. 190/2021, zuletzt geändert durch die Kundmachung BGBl. I Nr. 180/2022, geändert wird (2000 d.B.) ...........................................................  517

Redner:innen:

Melanie Erasim, MSc ...............................................................................................  517

Eva-Maria Himmelbauer, BSc .................................................................................  518

Süleyman Zorba .......................................................................................................  520

Mag. Corinna Scharzenberger ................................................................................  521

Annahme des Gesetzentwurfes in 2000 d.B. .....................................................  523

21. Punkt: Bericht des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digita­lisierung über den Antrag 3067/A(E) der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mehr Mittel für den Breitbandausbau und Förderfokus auf offene Glasfasernetze der öffent­lichen Hand“ (2001 d.B.) ........................................................................................  523


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 21

Redner:innen:

Mag. Dr. Petra Oberrauner .....................................................................................  524

Eva-Maria Himmelbauer, BSc .................................................................................  525

Süleyman Zorba .......................................................................................................  527

Andreas Minnich ......................................................................................................  528

Mag. Peter Weidinger ..............................................................................................  530

Maximilian Linder ....................................................................................................  532

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2001 d.B. ..........................................  533

22. Punkt: Bericht des Tourismusausschusses über den Antrag 3295/A(E) der Abgeordneten Franz Hörl, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Schaffung zusätzlicher niederschwelliger Informations­ange­bote zur gezielten Unterstützung kleinstrukturierter Tourismusbetriebe bei der Betriebsnachfolge („Informationsoffensive zu Betriebsnachfolgen“) (2024 d.B.) ...............................................................................................................  533

Redner:innen:

Mag. Julia Seidl ........................................................................................................  534

Franz Hörl .................................................................................................................  536

Melanie Erasim, MSc ...............................................................................................  539

Mag. Gerald Hauser .................................................................................................  541

Barbara Neßler ........................................................................................................  543

MMMag. Gertraud Salzmann .................................................................................  545

Maximilian Köllner, MA ...........................................................................................  547

Rebecca Kirchbaumer ..............................................................................................  549

Michael Seemayer ....................................................................................................  551

Nikolaus Prinz ..........................................................................................................  553

Staatssekretärin Mag. Susanne Kraus-Winkler .....................................................  554

Ing. Johann Weber ...................................................................................................  556

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2024 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „die Schaffung zusätzlicher niederschwelliger


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 22

Informationsangebote zur gezielten Unterstützung kleinstrukturierter Tourismusbetriebe bei der Betriebsnachfolge (‚Informationsoffensive zu Betriebsnachfolgen‘)“ (322/E) ...............................................................................  558

Gemeinsame Beratung über

23. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Beschaffungsplanung des Österreichischen Bundesheeres – Reihe BUND 2022/32 (III-783/2004 d.B.) ............................  559

24. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Aufgabenerfüllung und Einsatzbereitschaft des Pionierbataillons 3 – Reihe BUND 2021/39 (III-478/2006 d.B.) .....................  559

25. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Kooperationen des Bundesministeriums für Landesverteidigung mit Vereinen und Organisationen – Reihe BUND 2022/28 (III-766/2007 d.B.) ....................................................................  559

Redner:innen:

Hermann Gahr .........................................................................................................  559

Mag. Karin Greiner ..................................................................................................  561

Ing. Mag. Volker Reifenberger ................................................................................  563

David Stögmüller .....................................................................................................  565

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff ............................................................................  566

Franz Hörl .................................................................................................................  569

Rechnungshofpräsidentin Dr. Margit Kraker .........................................................  570

Michael Seemayer ....................................................................................................  573

Alois Kainz ................................................................................................................  574

Bundesministerin Mag. Klaudia Tanner .................................................................  576

Mag. Ruth Becher ....................................................................................................  577

Kenntnisnahme der drei Berichte III-783, III-478 und III-766 d.B. ..................  579


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 23

Gemeinsame Beratung über

26. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Einsatzbereitschaft der Miliz – Reihe BUND 2022/39 (III-819/2005 d.B.) ....................................................................  579

27. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Wohnungen im Bereich des BMLV; Follow-up-Überprüfung – Reihe BUND 2021/4 (III-231/2008 d.B.) .................................  580

Redner:innen:

Hans Stefan Hintner ................................................................................................  580

Robert Laimer ...........................................................................................................  582

Ing. Mag. Volker Reifenberger ................................................................................  584

David Stögmüller .....................................................................................................  586

Kenntnisnahme der beiden Berichte III-819 und III-231 d.B. ..........................  588

28. Punkt: Bericht des Volksanwaltschaftsausschusses über den Sonder­bericht der Volksanwaltschaft betreffend „NGO-Forum Soziale Grund­rechte“ (III-756/1958 d.B.) ....................................................................................  589

Redner:innen:

Mag. Bettina Rausch ...............................................................................................  589

Sabine Schatz ...........................................................................................................  592

Rosa Ecker, MBA ......................................................................................................  594

Mag. Ulrike Fischer ..................................................................................................  595

Dr. Johannes Margreiter .........................................................................................  597

Volksanwalt Mag. Bernhard Achitz ........................................................................  599

Mario Lindner ...........................................................................................................  600

Kenntnisnahme des Berichtes III-756 d.B. ..........................................................  602


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 24

29. Punkt: Bericht des Volksanwaltschaftsausschusses über den Sonder­bericht der Volksanwaltschaft betreffend „Terroranschlag 2. November 2020“ (III-807/1959 d.B.) ......................................................................................  602

Redner:innen:

Dr. Christian Stocker ...............................................................................................  603

Mag. Hannes Amesbauer, BA .................................................................................  605

David Stögmüller .....................................................................................................  607

Dr. Stephanie Krisper ..............................................................................................  609

Volksanwalt Dr. Walter Rosenkranz ......................................................................  612

Mag. Peter Weidinger ..............................................................................................  617

Kenntnisnahme des Berichtes III-807 d.B. ..........................................................  619

30. Punkt: Bericht des Volksanwaltschaftsausschusses über den Wahrneh­mungsbericht der Volksanwaltschaft betreffend „Jugend in Haft“ (III-859/1960 d.B.) ........................................................................................................  619

Redner:innen:

Dr. Gudrun Kugler ....................................................................................................  619

Rudolf Silvan ............................................................................................................  621

Christian Lausch ......................................................................................................  622

Mag. Agnes Sirkka Prammer ...................................................................................  624

Dr. Johannes Margreiter .........................................................................................  626

Volksanwältin Gabriela Schwarz ............................................................................  627

Martina Diesner-Wais .............................................................................................  629

Kenntnisnahme des Berichtes III-859 d.B. ..........................................................  631

Gemeinsame Beratung über

31. Punkt: Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3231/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 25

Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (2020 d.B.) ..............  631

32. Punkt: Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3229/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verhältnismäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird (2021 d.B.) ...  631

33. Punkt: Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3232/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Niko­laus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (2022 d.B.) .......  631

34. Punkt: Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3230/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Niko­laus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinanzierungsgesetz 1985 geändert wird (2023 d.B.) ................  632

Redner:

Mag. Wolfgang Gerstl .............................................................................................  632

Annahme der vier Gesetzentwürfe in 2020, 2021, 2022 und 2023 d.B. in zweiter Lesung ........................................................................................................  640

Eingebracht wurden

Petition ....................................................................................................................  148

Petition betreffend „Für das Bestehen der Sozialwissenschaftlichen Biblio­thek an der Wirtschaftsuniversität Wien“ (Ordnungsnummer 120) (über­reicht von der Abgeordneten Katharina Kucharowits)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 26

Bürgerinitiative .......................................................................................................  148

Bürgerinitiative betreffend „Zukunft Kinder! – für eine selbstbestimmte Familienplanung“ (Ordnungsnummer 57)

Regierungsvorlagen ...............................................................................................  147

2028: Bundesgesetz, mit dem zur Umsetzung der Gesellschaftsrechtlichen Mobilitäts-Richtlinie 2019/2121 ein Bundesgesetz über grenzüber­schrei­tende Umgründungen von Kapitalgesellschaften in der Europäischen Union (EU-Umgründungsgesetz – EU-UmgrG) erlassen wird und das Firmenbuch­gesetz, das Rechtspflegergesetz, das Übernahmegesetz, das Aktiengesetz, das Umwandlungsgesetz, das Bankwesengesetz sowie das Gerichts­gebüh­rengesetz geändert werden (Gesellschaftsrechtliches Mobilitätsgesetz – GesMobG)

2029: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über das Wirksamwerden der Verordnung (EU) 2022/858 über eine Pilotregelung für auf Distributed-Ledger-Technologie basierende Marktinfrastrukturen und zur Änderung der Verordnungen (EU) Nr. 600/2014 und (EU) Nr. 909/2014 sowie der Richtlinie 2014/65/EU (DLT-Verordnung-Vollzugsgesetz – DLT-VVG) erlassen wird sowie das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz und das Wertpapieraufsichtsgesetz 2018 geändert werden

2030: Bundesgesetz, mit dem das Berufsausbildungsgesetz und das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert werden

2031: Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsverfassungsgesetz, das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz und das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch geändert werden

Berichte ...................................................................................................................  147


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 27

Vorlage 122 BA: Monatserfolg Februar 2023 sowie COVID-19 Berichterstattung gemäß § 3 Abs. 4 COVID-19 Fondsgesetz, § 3b Abs. 4 ABBAG-Gesetz und § 1 Abs. 5 Härtefallfondsgesetz; BM f. Finanzen

Vorlage 123 BA: Vorläufiger Gebarungserfolg 2022; BM f. Finanzen

III-846: 46. Bericht der Volksanwaltschaft (1. Jänner bis 31. Dezember 2022)

III-914: Bericht gemäß § 38a Abs. 5 Wehrgesetz 2001 betreffend militärische Dienstleistungen von Frauen in den Jahren 2021 und 2022; BM f. Landesverteidigung

III-915: Jahresbericht 2022 der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-916: Bericht über die Volksgruppenförderung des Bundeskanzleramtes 2021; Bundesregierung

III-917: Bericht betreffend Investitionen der Länder Oberösterreich und Steiermark – Reihe BUND 2023/10; Rechnungshof

III-918: Bericht betreffend den Jahresbericht 2021 der Parlamentarischen Bundesheerkommission für Beschwerdewesen und Stellungnahme der Bundesministerin für Landesverteidigung; BM f. Landesverteidigung

III-920: Bericht gemäß § 57 Abs. 2 Bundesgesetz über den Zivildienst (BGBl. Nr. 679/1986, idgF) und die mit ihm zusammenhängende finanzielle Gebarung für die Jahre 2020, 2021 und 2022; Bundeskanzler

III-921: Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Fonds für eine Überbrückungsfinanzierung für selbständige Künstlerinnen und Künstler für Jänner bis März 2023; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-922: Datenschutzbericht 2022; BM f. Justiz


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 28

III-923: Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Non-Profit-Organisationen Unterstützungsfonds für das 1. Quartal 2023; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-924: Landesverteidigungsbericht 2022 gemäß Landesverteidigungs-Finanzierungsgesetz (LV-FinG); BM f. Landesverteidigung

III-925: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2023; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-926: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2023; BM f. Bildung, Wissenschaft und Forschung

III-927: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis März 2023; BM f. Arbeit und Wirtschaft

III-928: Nationales Reformprogramm Österreich 2023; Bundesregierung

III-929: Bericht betreffend Förderkonzept zur Sicherstellung einer lang­fristigen Finanzierung von Verbraucherschutzorganisationen insbesondere des VKI aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 14. Dezember 2022, E 285-NR/XXVII.GP; BM f. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

Anträge der Abgeordneten

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend Personalnot (3310/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 29

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können (3311/A)(E)

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können (3312/A)(E)

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können (3313/A)(E)

Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gehaltsgesetz 1956 und das Vertragsbediens­tetengesetz 1948 geändert werden (3314/A)

Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Finanzierung der Gesundheitsversorgung sicherstellen (3315/A)(E)

Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen gegen den Ärzt*innenmangel (3316/A)(E)

Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend endlich wirksame Maßnahmen gegen den Pflegepersonalmangel setzen (3317/A)(E)

Tanja Graf, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsmarktservicegesetz geändert wird (3318/A)

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinder­bildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können (3319/A)(E)

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bekämpfung von Kinderarmut (3320/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 30

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können (3321/A)(E)

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend höhere Mittel für Länder und Gemeinden aus dem Finanzausgleich, um den Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem 1. Lebensjahr umsetzen zu können (3322/A)(E)

Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen gegen unbezahlte Überstunden (3323/A)(E)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Standards für dual-use Technologien (3324/A)(E)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schutz von Journalist:innen (3325/A)(E)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kostendiskrimi­nierung für praktische Ausbildungen beenden (3326/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Spurwechsel statt Abschiebung für Fachkräfte (3327/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend One-Stop-Shop Wirtschaftskammer: Vorbereitung, Prüfung, Konkurrenzschutz aus einer Hand (3328/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Mehr Transparenz: Offenlegung der Bezüge der Präsidien aller zehn Wirtschaftskammern! (3329/A)(E)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lehrstellenbonus für KMU (3330/A)(E)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reformpaket für die Bundesverwaltung (3331/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gleichstellung von Geflüchteten aus der Ukraine mit Asylberechtigten (3332/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 31

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lehrlingsausbildung aus einem Guss in der Dualen Oberstufe (3333/A)(E)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verpflichtende Berichte über Waffenexporte Österreichs“ (3334/A)(E)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verpflichtende Berichte über Waffenexporte Österreichs“ (3335/A)(E)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhalt der beiden Polizeiposten St. Georgen an der Gusen und Mauthausen (3336/A)(E)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung des Forderungskatalogs der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU) (3337/A)(E)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhalt des Weltkulturerbes Fertö-Neusiedler See (3338/A)(E)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Restriktive Kriterien für Objektverkäufe gem. § 10a WGG durch gemeinnützige Bauvereinigungen (3339/A)(E)

Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Energiekosten­ausgleich für gemeindeeigene Sportstätten (3340/A)(E)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhalt des Weltkulturerbes Fertö-Neusiedler See (3341/A)(E)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend 6-Punkte-Plan zur Lösung des medizinischen Personalmangels (3342/A)(E)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kinderzuschuss-Inflationsanpassungsgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 29. Feber 1956 über die Bezüge der Bundesbeamten (Gehaltsgesetz 1956 – GehG), BGBl. Nr. 54/1956, zuletzt geändert mit BGBl. I Nr. 206/2022, geändert wird (3343/A)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 32

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Heimopfer­gesetznovelle und Adaptierung des Sozialhilfegrundsatzgesetzes (3344/A)(E)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kreislaufwirtschaft statt Einbahnstraße in die Deponie! (3345/A)(E)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schluss mit der Lebensmittelverschwendung im Handel! (3346/A)(E)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend Leerstand nutzbar machen (3347/A)(E)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend klimafreundlichen Güterverkehr forcieren (3348/A)(E)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umfassender und wirksamer Schutz gegen Kinderkriminalität (3349/A)(E)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rasche Umsetzung der Entschließung des Nationalrates vom 8. Juli 2021 betreffend Welterbe im Denkmalschutz (3350/A)(E)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket zur Beseitigung der Medikamentenengpässe (3351/A)(E)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wieder­herstellung der Neutralität Österreichs und Einstellung der neutralitäts­verletzenden Zahlungen an die korruptionsanfällige Kriegspartei Ukraine (3352/A)(E)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen betreffend Attraktivierung privater Denkmalschutzinvestitionen (3353/A)(E)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verletzung des ORF-Gesetzes durch Maulkorb-Erlass (3354/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 33

Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Informations­offensive zum Schwangerschaftsabbruch in Österreich (3355/A)(E)

Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Informations­offensive zum Schwangerschaftsabbruch in Österreich (3356/A)(E)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen betreffend mehr Transparenz bei der Erstellung von Strategien des Bundesministeriums (3357/A)(E)

Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Umgang mit Mehrsprachig­keit im schulischen Bereich“ (3358/A)(E)

Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen betreffend der Lehre alle Ehre (3359/A)(E)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz zur Stärkung des Interpellationsrechts, mit dem das Bundesgesetz vom 4. Juli 1975 über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäftsordnungsgesetz 1975), BGBl. Nr.  410/1975, zuletzt geändert mit BGBl. I Nr. 141/2022, geändert wird (3360/A)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz zur Stärkung des Interpellationsrechts, mit dem das Bundesgesetz vom 4. Juli 1975 über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäftsordnungsgesetz 1975), BGBl. Nr. 410/1975, zuletzt geändert mit BGBl. I Nr. 141/2022, geändert wird (3361/A)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 8. März 1979, mit dem Bestimmungen zum Schutz der Verbraucher getroffen werden (Konsumentenschutzgesetz – KSchG) geändert wird (3362/A)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Haftungsübernahme nur bis zur eigenen Bonität (3363/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 34

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Dark Patterns (3364/A)(E)

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Reinhold Lopatka, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortige Einstellung der bewaffneten Auseinandersetzung im Sudan (3365/A)(E)

Dr. Reinhold Lopatka, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Kolleginnen und Kollegen betreffend die aktuelle Lage in Tunesien (3366/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Einhaltung der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts in der Ukraine (14713/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Rechtswidrige Abbestellung des IKT-Leiters (14714/J)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Strategie, Datenmanagement und Mittelverwendung von staatlich erhobenen Fahrzeugdaten (14715/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Erhebung, Ermittlung und Weitergabe personenbezogener Daten durch Wirtschafts- und Kreditauskunfteien (14716/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Erhebung, Ermittlung und Weitergabe personenbezogener Daten durch Wirtschafts- und Kreditauskunfteien (14717/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Identitätsdiebstahl (14718/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 35

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsen­tationskosten (14719/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsentationskosten (14720/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsentationskosten (14721/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsentationskosten (14722/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsentationskosten (14723/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsentationskosten (14724/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsen­tationskosten (14725/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsentationskosten (14726/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 36

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsentationskosten (14727/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsentationskosten (14728/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsentationskosten (14729/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsentationskosten (14730/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stilberater und sonstige Repräsentationskosten (14731/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Aufwendungen für Friseure, Visagisten, Stil­berater und sonstige Repräsentationskosten (14732/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minis­ter für Finanzen betreffend Werbebudget Digitalisierung (14733/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Blackout-Vorsorge – Resiliente Polizeistandorte im Burgenland (14734/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend One Health – was erwartet die Menschen und Tiere in der Zukunft? (14735/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 37

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend One Health – was erwartet die Menschen und Tiere in der Zukunft? (14736/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Tool/Pro­gramm in der EDV der Bezirkshauptmannschaften in Österreich zur Kontrolle und Überwachung von Corona-(Pflicht-)Impfung (14737/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Tool/Programm in der EDV der Bezirkshauptmannschaften in Österreich zur Kontrolle und Überwachung von Corona-(Pflicht-)Impfung (14738/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Tool/Programm in der EDV der Bezirkshauptmannschaften in Österreich zur Kontrolle und Überwachung von Corona-(Pflicht-)Impfung (14739/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Tool/Programm in der EDV der Bezirkshauptmannschaften in Österreich zur Kontrolle und Überwachung von Corona-(Pflicht-)Impfung (14740/J)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Umsetzungs­stand des NAP Behinderung (14741/J)

Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Zweite Klasse an der AHS-Unterstufe in Hermagor (14742/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kinderporno-Fall Florian Teichtmeister II (14743/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 38

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Heimreisezertifikate 2021 und 2022 (14744/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten der „Rede zur Zukunft der Nation“ (14745/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Aufstellung der Ausgaben der Europäischen Friedensfazilität (14746/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Wohnprojekt „Die Freyung“ (14747/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Wohnprojekt „Die Freyung“ (14748/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Polizeieinsätze rund um Anti-Gas-Konferenz-Proteste in Wien! (14749/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Schadhafte Philips Respironics CPAP und Bi-Level PAP Beatmungs-Geräte trotz CE-Zertifizierung (14750/J)

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Photovoltaik – Offensive auf Bundesgebäuden (14751/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wohnprojekt „Die Freyung“ (14752/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 39

Verpackungs-VO: Österreichischer Alleingang mit klimaschädlichen Folgen? (14753/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (14754/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (14755/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (14756/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Spesen und Repräsentations­ausgaben der Bundesregierung (14757/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Spesen und Repräsen­tationsausgaben der Bundesregierung (14758/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Spesen und Repräsentations­ausgaben der Bundesregierung (14759/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (14760/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundes­regierung (14761/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 40

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (14762/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (14763/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundes­regierung (14764/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (14765/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (14766/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Spesen und Repräsentationsausgaben der Bundesregierung (14767/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14768/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14769/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14770/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 41

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14771/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14772/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14773/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14774/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14775/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14776/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14777/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14778/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14779/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 42

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14780/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Werbe- und PR-Ausgaben der Bundesregierung im 1. Quartal 2023 (14781/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten der Kabinette im Bundeskanzleramt im 1. Quartal 2023 (14782/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2023 (14783/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2023 (14784/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2023 (14785/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2023 (14786/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2023 (14787/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2023 (14788/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2023 (14789/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 43

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kosten der Minister­büros im 1. Quartal 2023 (14790/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2023 (14791/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2023 (14792/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2023 (14793/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2023 (14794/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2023 (14795/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Identitätsdiebstahl (14796/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Transparenz bei den horrenden Personalkosten beim Netzwerk Kulinarik (14797/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ermittlungen wegen unverhältnismäßigen Polizeiverhaltens bei den Demonstrationen von 27.-30.3.2023 (14798/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 44

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Wo war die 3D-Strategie beim Polizeieinsatz bei den Demonstrationen am 27.-29.3.2023 in Wien? (14799/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend AK klagt Energie­anbieter Hall AG über Verein für Konsumenteninformation (14800/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Anlegerwohnungen im gemeinnützigen Wohnbau und die faktische Nicht-Beantwortung der Anfrage 13497/J vom 13.1.2023 (14801/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Daten zum Kinderbetreuungsgeld 2021 Vorarlberg (14802/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Elektronisch überwachter Hausarrest (14803/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Aktuelle Daten über die Belegung der österreichischen Justiz­anstalten und die durchschnittlichen Kosten (14804/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Was tun Sie für Kamran Ghaderi, den am längsten inhaftierten europäischen Gefangenen im Iran? (14805/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Präsidentin des Rechnungshofes betreffend Auch der Rechnungshof muss transparent sein (14806/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 45

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Amtsmissbrauch durch die Präsidentin des Rechnungshofs? (14807/J)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Schlachtbetriebe und mobile Schlachtung in Österreich – Kontrollen und Status Quo? (14808/J)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Projekt „LIFEstockProtect“; gamechanger im Herdenschutz oder ungenutztes Angebot? (14809/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Leistungsschau der medizinischen Versorgung Österreichs (14810/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Befristete Arbeitsverhältnisse als Hürde für Einkommensabhängiges Kinderbetreuungsgeld (14811/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Wo bleibt der/die neue Präsident:in des Bundesverwal­tungsgerichts? (14812/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Wo bleibt der/die neue Präsident:in des Bundesverwaltungsgerichts? (14813/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Folgeanfrage: Verbringung von ukrainischen Jugendlichen nach Russland (14814/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 46

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Folgeanfrage: Verbringung von ukrainischen Jugendlichen nach Russland (14815/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ressourcen der WKStA (14816/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Finanzen betreffend Folgeanfrage Nummer 2 zur Ausweisplattform: Viele Fragen zu Kosten und Zeitplan noch offen! (14817/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Dialog mit Vertreter:innen der österreichischen Volksgruppen (14818/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Vorbereitungs­stand der Schullandschaft auf KI (14819/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Wie das BMF bei Arbeitgeberdarlehen abkassiert (14820/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend OeNB: Ungedeckte Pensionsrückstellungen in Milliar­den­höhe, Tendenz: stark steigend (14821/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Einschüchterung von kritischen Bürgern via § 117 StGB (14822/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Einschüchterung von kritischen Bürgern via § 117 StGB (14823/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 47

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Einschüchterung von kritischen Bürgern via § 117 StGB (14824/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Einschüchterung von kritischen Bürgern via § 117 StGB (14825/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Einschüchterung von kritischen Bürgern via § 117 StGB (14826/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Einschüchterung von kritischen Bürgern via § 117 StGB (14827/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Ein­schüchterung von kritischen Bürgern via § 117 StGB (14828/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Einschüchterung von kritischen Bürgern via § 117 StGB (14829/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Einschüchterung von kritischen Bürgern via § 117 StGB (14830/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Einschüch­terung von kritischen Bürgern via § 117 StGB (14831/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Einschüchterung von kritischen Bürgern via § 117 StGB (14832/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 48

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Einschüchterung von kritischen Bürgern via § 117 StGB (14833/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Schutz vor Gewalt und Störaktionen bei Kinderbuchlesungen (14834/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Mobbing im Polizeidienst (14835/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Verweigerung des parlamentarischen Interpellationsrechtes – Daten zur Hasskriminalität in Österreich 2022 (14836/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Vom Bundespräsidenten zur Verfolgung freigegeben: Angriff auf Meinungs- und Pressefreiheit (14837/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Vom Bundespräsidenten zur Verfolgung freigegeben: Angriff auf Meinungs- und Pressefreiheit (14838/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Dienstliche Konsequenzen nach verfassungsfeindlichen Aussagen von Vize-Kabinettschefin Irmi Salzer (14839/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Familienbonus Plus bei getrennt lebenden Eltern (14840/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Erkenntnisse aus dem Betrieb des Gesichtserkennungssystems (14841/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 49

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Kostenübernahme des Klimatickets für Ministeriumsmitarbeiter (14842/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kostenübernahme des Klimatickets für Ministeriums­mitar­beiter (14843/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Kostenübernahme des Klimatickets für Ministeriumsmitarbeiter (14844/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Ausbildung von Inklusionspädagog:innen (14845/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kostenüber­nahme des Klimatickets für Ministeriumsmitarbeiter (14846/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ausbildungspläne für Mediziner:innen (14847/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Hausdurchsuchungen, Waffenfunde und nationalsozialistische Chatgruppen (14848/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Hausdurchsuchungen, Waffenfunde und nationalsozialistische Chatgruppen (14849/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Folgeanfrage zu disziplinarrechtlichen Konsequenzen aus ÖVP-Korruptionsfällen (14850/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 50

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Supply Chain Intelligence Institute Austria (14851/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Österreichs Einsatz für ein starkes Lieferkettengesetz (14852/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Österreichs Einsatz für ein starkes Lieferkettengesetz (14853/J)

Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Österreichs Einsatz für ein starkes Lieferkettengesetz (14854/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Radonbelastung in Österreich (14855/J)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Abfertigung neu (14856/J)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Abfertigung neu (14857/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Schulbuchaktion und Approbation von Bildungsmedien (14858/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Schulbuchaktion und Approbation von Bildungsmedien (14859/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 51

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Wirksamkeit der Teilnahme an Werte- und Orientierungskursen in Österreich (14860/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Versicherungsschutz ukrainischer Fahrzeuge auf Österreichs Straßen (14861/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Versicherungsschutz ukrainischer Fahrzeuge auf Österreichs Straßen (14862/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Sobotka: Amtsverständnis oder Amtsmissbrauch? (14863/J)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Folgen aus den Verfahren rund um die Causa IMSB/Leistungssport Austria? (14864/J)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Outsourcing von sensiblen Angelegenheiten an Privatfirmen aus Drittstaaten und die mangelnde Fehlerkultur des BMEIA (14865/J)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend private Wildtierhaltung (14866/J)

MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Studie betreffend des Einsatzes von Fiaker- und Arbeitspferden: Status Quo? (14867/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 52

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Rechtswidrige Durchfuhr von Kriegsmaterial durch Österreich an die Ukraine (14868/J)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Modus Operandi bei Stellenbesetzungen in Ministerien (14869/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Unterstützungsmaßnahmen für private Quartiergeber:innen von Ukrainer:innen (14870/J)

*****

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des National­rates betreffend Umgestaltung des Parlaments-Logos durch die „LGBTIQ-Intergroup“ (69/JPR)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Zutrittsberechtigungen innerhalb des Parlaments­gebäudes (70/JPR)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Überwachungskameras im Parlamentsgebäude (71/JPR)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Nationalrates betreffend Antworten Sie, Herr Präsident! – Folgeanfrage zu den völlig unzureichend beantworteten Anfragen 57/JPR, 61/JPR und 63/JPR (72/JPR)

Anfragebeantwortungen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 53

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13416/AB zu 14090/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13417/AB zu 14074/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13418/AB zu 14028/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13419/AB zu 14017/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (13420/AB zu 13793/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (13421/AB zu 13881/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (13422/AB zu 13894/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13423/AB zu 13845/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13424/AB zu 13862/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13425/AB zu 13876/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (13426/AB zu 13879/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13427/AB zu 13809/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 54

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13428/AB zu 13791/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (13429/AB zu 14007/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13430/AB zu 14081/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13431/AB zu 14066/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13432/AB zu 14011/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13433/AB zu 14047/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13434/AB zu 14080/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13435/AB zu 14070/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13436/AB zu 13994/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13437/AB zu 13978/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13438/AB zu 13951/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 55

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen (13439/AB zu 13886/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13440/AB zu 14019/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (13441/AB zu 14061/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13442/AB zu 13877/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen (13443/AB zu 13794/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13444/AB zu 13839/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13445/AB zu 13859/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13446/AB zu 14030/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13447/AB zu 13853/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13448/AB zu 13883/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13449/AB zu 14048/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 56

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13450/AB zu 13789/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13451/AB zu 13926/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13452/AB zu 13887/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13453/AB zu 14044/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13454/AB zu 13914/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13455/AB zu 13888/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13456/AB zu 13937/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13457/AB zu 13889/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13458/AB zu 13965/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13459/AB zu 13890/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 57

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13460/AB zu 14093/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13461/AB zu 13891/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13462/AB zu 13892/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13463/AB zu 13893/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13464/AB zu 13895/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13465/AB zu 13896/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13466/AB zu 13897/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13467/AB zu 13898/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13468/AB zu 13936/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 58

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13469/AB zu 13899/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13470/AB zu 13900/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13471/AB zu 13907/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13472/AB zu 13909/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13473/AB zu 13910/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13474/AB zu 13849/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13475/AB zu 13950/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13476/AB zu 13918/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13477/AB zu 14029/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 59

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13478/AB zu 13972/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13479/AB zu 13973/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen (13480/AB zu 14009/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13481/AB zu 13941/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13482/AB zu 13969/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13483/AB zu 13810/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13484/AB zu 14004/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13485/AB zu 13980/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13486/AB zu 14021/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13487/AB zu 13917/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13488/AB zu 14067/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13489/AB zu 13935/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 60

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13490/AB zu 14083/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13491/AB zu 13964/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (13492/AB zu 14091/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13493/AB zu 14046/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13494/AB zu 14056/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13495/AB zu 13874/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13496/AB zu 13912/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (13497/AB zu 14006/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13498/AB zu 14000/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 61

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13499/AB zu 13847/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13500/AB zu 13860/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13501/AB zu 13820/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13502/AB zu 13873/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen (13503/AB zu 13885/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13504/AB zu 13988/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13505/AB zu 13923/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13506/AB zu 13949/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13507/AB zu 13963/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13508/AB zu 13979/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13509/AB zu 13995/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13510/AB zu 14033/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 62

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13511/AB zu 14054/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13512/AB zu 13962/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13513/AB zu 13952/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13514/AB zu 13934/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13515/AB zu 13927/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen (13516/AB zu 13884/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13517/AB zu 14062/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13518/AB zu 14055/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 63

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13519/AB zu 13993/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13520/AB zu 13813/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13521/AB zu 13983/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13522/AB zu 13875/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13523/AB zu 14052/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13524/AB zu 13921/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13525/AB zu 14018/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13526/AB zu 14027/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13527/AB zu 14078/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 64

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13528/AB zu 13846/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13529/AB zu 13816/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13530/AB zu 13858/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13531/AB zu 14072/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13532/AB zu 13942/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13533/AB zu 13871/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13534/AB zu 13814/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13535/AB zu 13868/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Andreas Hanger, Kolleginnen und Kollegen (13536/AB zu 13974/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13537/AB zu 13939/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13538/AB zu 13924/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 65

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Kolleginnen und Kollegen (13539/AB zu 13975/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen (13540/AB zu 14008/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13541/AB zu 14015/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Corinna Scharzenberger, Kolleginnen und Kollegen (13542/AB zu 13977/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13543/AB zu 14026/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13544/AB zu 14024/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13545/AB zu 14073/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13546/AB zu 14050/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13547/AB zu 14079/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13548/AB zu 13782/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13549/AB zu 13817/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13550/AB zu 13786/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 66

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13551/AB zu 14035/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Christian Stocker, Kolleginnen und Kollegen (13552/AB zu 13976/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13553/AB zu 13788/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13554/AB zu 14059/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13555/AB zu 13821/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13556/AB zu 14043/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13557/AB zu 13787/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13558/AB zu 13866/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13559/AB zu 13840/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13560/AB zu 14069/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13561/AB zu 13852/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 67

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (13562/AB zu 13915/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13563/AB zu 14086/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13564/AB zu 13920/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13565/AB zu 13938/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13566/AB zu 13954/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13567/AB zu 13966/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13568/AB zu 13986/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13569/AB zu 13997/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13570/AB zu 14036/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen (13571/AB zu 13785/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13572/AB zu 13790/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 68

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13573/AB zu 13812/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13574/AB zu 13815/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13575/AB zu 13822/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13576/AB zu 13837/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13577/AB zu 13838/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13578/AB zu 13850/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen (13579/AB zu 13784/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13580/AB zu 13863/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13581/AB zu 13864/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 69

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (13582/AB zu 13792/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13583/AB zu 13865/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13584/AB zu 13872/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13585/AB zu 13878/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13586/AB zu 13916/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13587/AB zu 13922/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13588/AB zu 13928/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13589/AB zu 13930/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13590/AB zu 13932/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 70

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13591/AB zu 13933/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13592/AB zu 13944/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13593/AB zu 13947/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13594/AB zu 13953/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13595/AB zu 13958/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13596/AB zu 13960/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13597/AB zu 13961/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13598/AB zu 13985/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13599/AB zu 13990/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 71

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13600/AB zu 13991/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13601/AB zu 13992/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13602/AB zu 14005/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13603/AB zu 14013/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13604/AB zu 14014/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13605/AB zu 14022/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13606/AB zu 14034/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13607/AB zu 14037/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13608/AB zu 14040/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13609/AB zu 14041/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 72

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13610/AB zu 14045/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13611/AB zu 14063/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13612/AB zu 14064/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13613/AB zu 14057/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolle­ginnen und Kollegen (13614/AB zu 14077/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13615/AB zu 14085/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13616/AB zu 14089/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13617/AB zu 14076/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13618/AB zu 14084/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13619/AB zu 13855/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 73

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13620/AB zu 14032/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bun­deskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13621/AB zu 14065/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13622/AB zu 13957/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13623/AB zu 14020/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13624/AB zu 13996/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13625/AB zu 14042/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (13626/AB zu 14092/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13627/AB zu 14016/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13628/AB zu 14071/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 74

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13629/AB zu 13919/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13630/AB zu 14025/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13631/AB zu 13981/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13632/AB zu 14002/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13633/AB zu 14049/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13634/AB zu 13931/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (13635/AB zu 14088/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13636/AB zu 13959/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 75

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13637/AB zu 13945/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13638/AB zu 13818/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13639/AB zu 13841/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13640/AB zu 13861/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13641/AB zu 13867/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (13642/AB zu 14094/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13643/AB zu 14109/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13644/AB zu 14115/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13645/AB zu 14116/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 76

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13646/AB zu 14095/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13647/AB zu 14106/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13648/AB zu 14173/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13649/AB zu 14296/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13650/AB zu 14412/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (13651/AB zu 14138/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (13652/AB zu 14137/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13653/AB zu 14121/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13654/AB zu 14110/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abge­ord­neten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13655/AB zu 14100/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 77

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13656/AB zu 14103/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13657/AB zu 14096/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13658/AB zu 14117/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13659/AB zu 14113/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13660/AB zu 14105/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (13661/AB zu 14119/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13662/AB zu 14107/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13663/AB zu 14097/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13664/AB zu 14098/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13665/AB zu 14102/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 78

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13666/AB zu 14104/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13667/AB zu 14101/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13668/AB zu 14112/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13669/AB zu 14111/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13670/AB zu 14146/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13671/AB zu 14114/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13672/AB zu 14099/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13673/AB zu 14158/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13674/AB zu 14118/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 79

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (13675/AB zu 14108/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13676/AB zu 14120/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13677/AB zu 14141/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13678/AB zu 14128/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (13679/AB zu 14130/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13680/AB zu 14172/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (13681/AB zu 14122/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen (13682/AB zu 14134/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13683/AB zu 14123/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abge­ordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen (13684/AB zu 14139/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 80

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (13685/AB zu 14132/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13686/AB zu 14155/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13687/AB zu 14161/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13688/AB zu 14163/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (13689/AB zu 14133/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Josef Hechenberger, Kolleginnen und Kollegen (13690/AB zu 14140/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (13691/AB zu 14131/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13692/AB zu 14126/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13693/AB zu 14129/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 81

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13694/AB zu 14127/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (13695/AB zu 14135/J)

Anmerkung Parlamentsdirektion: Aufgrund eines technischen Fehlers ist diese Anfragebeantwortung als gegenstandslos zu betrachten. (13696/AB)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13697/AB zu 14124/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (13698/AB zu 14136/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (13699/AB zu 14125/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13700/AB zu 14147/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (13701/AB zu 14167/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13702/AB zu 14154/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13703/AB zu 14177/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13704/AB zu 14174/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 82

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13705/AB zu 14150/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13706/AB zu 14181/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13707/AB zu 14179/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13708/AB zu 14148/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13709/AB zu 14145/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13710/AB zu 14156/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13711/AB zu 14157/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13712/AB zu 14162/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13713/AB zu 14178/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13714/AB zu 14144/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 83

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13715/AB zu 14149/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (13716/AB zu 14169/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13717/AB zu 14165/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13718/AB zu 14152/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13719/AB zu 14176/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13720/AB zu 14175/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13721/AB zu 14164/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13722/AB zu 14180/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13723/AB zu 14171/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13724/AB zu 14151/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13725/AB zu 14142/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 84

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (13726/AB zu 14166/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (13727/AB zu 14170/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13728/AB zu 14143/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13729/AB zu 14160/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13730/AB zu 14262/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (13731/AB zu 14168/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (13732/AB zu 14159/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13733/AB zu 14153/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (13734/AB zu 14184/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 85

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (13735/AB zu 14205/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13736/AB zu 14208/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13737/AB zu 14203/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (13738/AB zu 14186/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13739/AB zu 14182/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13740/AB zu 14183/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (13741/AB zu 14344/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13742/AB zu 14195/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (13743/AB zu 14215/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 86

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13744/AB zu 14194/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen (13745/AB zu 14206/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Nina Tomaselli, Kolleginnen und Kollegen (13746/AB zu 14207/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13747/AB zu 14219/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13748/AB zu 14220/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (13749/AB zu 14185/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13750/AB zu 14191/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13751/AB zu 14198/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13752/AB zu 14217/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 87

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (13753/AB zu 14214/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (13754/AB zu 14213/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (13755/AB zu 14190/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13756/AB zu 14284/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13757/AB zu 14291/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13758/AB zu 14258/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13759/AB zu 14209/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13760/AB zu 14192/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13761/AB zu 14227/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (13762/AB zu 14188/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 88

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13763/AB zu 14196/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (13764/AB zu 14189/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13765/AB zu 14336/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13766/AB zu 14312/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen (13767/AB zu 14302/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13768/AB zu 14334/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13769/AB zu 14343/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13770/AB zu 14288/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13771/AB zu 14330/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 89

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13772/AB zu 14345/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (13773/AB zu 14187/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13774/AB zu 14202/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13775/AB zu 14197/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13776/AB zu 14204/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (13777/AB zu 14210/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13778/AB zu 14218/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13779/AB zu 14211/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13780/AB zu 14286/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13781/AB zu 14212/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13782/AB zu 14199/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 90

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13783/AB zu 14200/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13784/AB zu 14201/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13785/AB zu 14252/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13786/AB zu 14347/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13787/AB zu 14349/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13788/AB zu 14390/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13789/AB zu 14406/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (13790/AB zu 14416/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13791/AB zu 14216/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (13792/AB zu 14457/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen (13793/AB zu 14468/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 91

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (13794/AB zu 14221/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13795/AB zu 14303/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kollegin­nen und Kollegen (13796/AB zu 14238/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (13797/AB zu 14430/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13798/AB zu 14193/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13799/AB zu 14259/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (13800/AB zu 14278/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (13801/AB zu 14273/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13802/AB zu 14251/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13803/AB zu 14333/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13804/AB zu 14237/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 92

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (13805/AB zu 14299/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13806/AB zu 14331/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13807/AB zu 14337/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13808/AB zu 14298/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (13809/AB zu 14301/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13810/AB zu 14230/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13811/AB zu 14275/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13812/AB zu 14236/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13813/AB zu 14226/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 93

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13814/AB zu 14223/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13815/AB zu 14231/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13816/AB zu 14260/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (13817/AB zu 14270/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13818/AB zu 14235/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13819/AB zu 14255/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13820/AB zu 14267/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13821/AB zu 14294/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13822/AB zu 14297/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 94

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13823/AB zu 14257/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Andrea Kuntzl, Kolleginnen und Kollegen (13824/AB zu 14265/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (13825/AB zu 14274/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13826/AB zu 14263/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13827/AB zu 14281/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13828/AB zu 14225/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13829/AB zu 14283/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13830/AB zu 14289/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13831/AB zu 14332/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13832/AB zu 14341/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13833/AB zu 14224/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 95

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13834/AB zu 14269/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13835/AB zu 14234/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (13836/AB zu 14272/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13837/AB zu 14233/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (13838/AB zu 14239/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (13839/AB zu 14242/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (13840/AB zu 14243/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13841/AB zu 14254/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13842/AB zu 14266/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13843/AB zu 14277/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13844/AB zu 14282/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (13845/AB zu 14268/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 96

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13846/AB zu 14287/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (13847/AB zu 14271/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13848/AB zu 14321/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13849/AB zu 14256/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13850/AB zu 14335/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13851/AB zu 14339/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13852/AB zu 14342/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (13853/AB zu 14340/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13854/AB zu 14228/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13855/AB zu 14229/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13856/AB zu 14250/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 97

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bun­deskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13857/AB zu 14253/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13858/AB zu 14279/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13859/AB zu 14280/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13860/AB zu 14285/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13861/AB zu 14290/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13862/AB zu 14292/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (13863/AB zu 14293/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (13864/AB zu 14276/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (13865/AB zu 14295/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 98

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (13866/AB zu 14346/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (13867/AB zu 14261/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (13868/AB zu 14232/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (13869/AB zu 14399/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (13870/AB zu 14394/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (13871/AB zu 14410/J)

*****

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (65/ABPR zu 64/JPR)

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (66/ABPR zu 65/JPR)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 99

09.05.05Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.

09.05.06*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete, ich darf Sie recht herzlich begrüßen und die 209. Sitzung des Nationalrates für eröffnet erklären.

Mein Gruß gilt auch unseren Besuchern auf der Galerie und den Medien­vertretern, selbstverständlich auch den Damen und Herren zu Hause, die die Sitzung vor den Bildschirmen mitverfolgen – herzlich willkommen!

Die Amtlichen Protokolle der 205. und der 206. Sitzung vom 29. März 2023 sowie der 207. und der 208. Sitzung vom 30. März 2023 sind in der Parla­mentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind heute die Abgeordneten Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich, Franz Leonhard Eßl, Martina Kaufmann, MMSc BA, Johannes Schmuckenschlager, Mag. Dr. Rudolf Taschner, Gabriele Heinisch-Hosek, Philip Kucher, Maximilian Lercher und Herbert Kickl.

09.05.58Mandatsverzicht und Angelobung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Von der Bundeswahlbehörde ist die Mitteilung eingelangt, dass Herr Abgeordneter Erwin Angerer auf sein Mandat verzichtet hat und an seiner Stelle Herr Maximilian Linder in den Nationalrat berufen wurde.

Da der Wahlschein bereits vorliegt und der Genannte im Haus anwesend ist, kommen wir gleich zur Angelobung.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 100

Nach der Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführung wird der neue Abgeordnete seine Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten haben.

Ich darf den Herrn Schriftführer, Abgeordneten Schallmeiner, um die Verlesung der Gelöbnisformel bitten. – Bitte.


Schriftführer Ralph Schallmeiner: „Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“

*****

(Abg. Maximilian Linder leistet die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“.)

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Linder, ich darf Sie recht herzlich in unserer Mitte begrüßen. Ich wünsche Ihnen viel, viel Freude am politischen Tun im Nationalrat und viel persönlichen Erfolg. (Allgemeiner Beifall.)

09.07.08Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt über die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung folgende Mitteilung gemacht:

Bundeskanzler Karl Nehammer, MSc wird durch Vizekanzler Mag. Werner Kogler und Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft Mag. Norbert Totschnig, MSc durch Bundesministerin für Landesver­teidigung Mag. Klaudia Tanner vertreten.

Ferner darf ich die Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, die sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, bekannt geben:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 101

Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M. wird durch Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek vertreten.

*****

Ich darf bekannt geben, dass die Sitzung wie üblich von ORF 2 bis 13 Uhr und von ORF III bis 19.15 Uhr übertragen wird. Im Anschluss daran wird die Sitzung in der TVthek bis zum Schluss kommentiert übertragen. Ich darf darauf hin­weisen, dass auch private Fernsehanstalten Teile unserer Sitzung übertragen.

09.07.53Aktuelle Stunde


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:

„Die Gesundheitsversorgung der österreichischen Bevölkerung ist in Gefahr. Wann werden Sie endlich aktiv, Herr Bundeskanzler?“

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Klubobfrau Dr.in Rendi-Wagner. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


9.08.11

Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Damen und Herren! Bevor ich auf das Thema der Aktuellen Stunde eingehe, ist es mir persönlich und uns als Sozialdemokratie ein Anliegen (Ruf bei der ÖVP: Das ist jetzt ein Bewerbungs­gespräch!), Sie als Vizekanzler auch persönlich anzusprechen: Lieber Werner Kogler, wie geht es Ihnen heute eigentlich? Wie geht es Ihnen dabei, einer Regierung anzugehören, die damit in die Geschichte eingeht, die älteste Zeitung der Welt (Abg. Hörl: Wie geht’s der SPÖ, das ist die Frage!) heute zu Grabe zu tragen? (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 102

Das ist die historische Leistung (Zwischenruf bei den Grünen) Ihrer Regie­rungsbeteiligung, und das ist eine Schande, lieber Werner Kogler. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Themenverfehlung! – Abg. Wöginger: Wer hat dir denn das aufgeschrieben? – Abg. Steinacker: Das war irgendwie nicht ganz zum Thema! – Ruf bei der ÖVP: Ganz gesund war der Einstieg nicht!)

Es ist aktuell und es ist eine demokratiepolitische Schande (Abg. Steinacker: Wir haben eh eine eigene Debatte dazu!), liebe ÖVP und liebe Grüne. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Brandstätter. – Abg. Steinacker: Wir diskutieren es eh später!) Es sollte gerade in eurem Sinne sein, dass solche Dinge, die demokratie­schädigend sind (Zwischenrufe bei der ÖVP), die den Pluralismus unserer Medien­landschaft schwächen (Abg. Ottenschläger: Das ist ja unerhört!), nicht passieren. Das hätte ich mir persönlich als Bürgerin und als Politikerin von einer grünen Regierungsbeteiligung erwartet. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Amesbauer. – Abg. Laimer hält die heutige Ausgabe der „Wiener Zeitung“ mit der Überschrift „1703 2023“ auf der Titelseite in die Höhe. – Abg. Wöginger: Jetzt ist der Dosko ...! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich möchte zum eigentlichen Thema der Aktuellen Stunde kommen und mit zwei Aussagen beginnen, die vor wenigen Tagen in der ORF-Sendung „Thema“ getätigt wurden. Ich bitte alle, wirklich zuzuhören, weil die Gesundheit auch Sie etwas angeht, liebe Damen und Herren. Es sind 9 Millionen Menschen von dieser Krise in den Spitälern und bei den Ärztinnen und Ärzten betroffen. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ein Arzt schreibt vor wenigen Tagen anonym: Ich kann nicht länger hinnehmen, dass die Motiviertesten im Team, die Übermenschliches leisten, in einem Burn-out enden oder mit der Angst nach Hause gehen, Patienten umgebracht zu haben. – Zitatende. Ein Pfleger sagt: Es ist ein Gefühl von Hilflosigkeit. Wir rufen um Hilfe, aber nichts passiert. – Zitatende.


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Sie rufen Sie um Hilfe, sehr geehrte Bundesregierung und sehr geehrte Damen und Herren! Das sind erschreckende Aussagen von Ärztinnen und Ärzten, von Pflegekräften, die Alarm schlagen.

Auch Österreichs Spitäler schlagen Alarm, zuletzt vor wenigen Tagen die Spitalsholding in der Steiermark. Aktuell sind in der Steiermark 622 Kranken­hausbetten gesperrt. (Abg. Hafenecker: ... Notstand in Wien! – Abg. Belakowitsch: Wien Ottakring!) Das bedeutet, jedes achte steirische Spitalsbett ist wegen Pflegekräftemangel, wegen Personalmangel gesperrt, und das sind 622 Spitals­betten, die in der Akutversorgung von schwerkranken und kranken Menschen in der Steiermark fehlen. (Abg. Belakowitsch: Wie viele sind es in Wien?)

Die Lage ist mehr als ernst, und deswegen haben wir heute dieses wichtige Thema auch zum Thema der Aktuellen Stunde gemacht. Aber dass es dafür die Opposition braucht, um dieses brennende, emotionale, wichtige Thema hier in diesem Hohen Haus zu besprechen und auf die politische Agenda zu setzen, sagt auch viel über den Zustand der türkis-grünen Koalition aus. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Über Zustand brauchen Sie nicht reden!) Während nämlich Ärzte und Ärztinnen, Pfleger und Pflegerinnen und auch Patientinnen und Patienten Alarm schlagen, streiten Sie in der Regierung seit Wochen über Verbrennermotoren.

Viele Patientinnen und Patienten können in der Zwischenzeit nicht mehr adäquat versorgt werden, weil das Personal fehlt. (Abg. Wöginger: Und über was streiten Sie in der Partei? Wohin soll ich mich wenden?! Wahnsinn! Schmerzbefreit!) Sie müssen österreichweit in Ambulanzen viele Stunden warten, weil das Personal fehlt. Menschen, die eigentlich Spitalsbehandlung benötigen, weil sie schwer krank sind, können nicht aufgenommen werden und werden nach Hause geschickt. Operationen werden monatelang verschoben, weil die OP-Pflege­rinnen und -Pfleger fehlen. Und immer mehr Stationen werden geschlossen, auch Notaufnahmen, weil das Gesundheitspersonal fehlt. (Abg. Michael Hammer: In Wien, oder?) Das ist dramatisch.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 104

Diese Entwicklung ist aber nicht überraschend, sie ist nicht neu. Die Alters­struktur des Gesundheitspersonals, sehr geehrter Herr Vizekanzler, sollte der Regierung nämlich nicht erst seit heute bekannt sein. Wenn man sich mit dieser Frage näher beschäftigt, was Sie, nehme ich an, schon tun und was ich von einem grünen Gesundheitsminister auch erwarte, dann sollte auch bekannt sein, dass die Pensionierungswelle bei den Pflegerinnen und Pflegern, bei den Ärztinnen und Ärzten irgendwann – und zwar jetzt! – kommen wird, schlagend wird und dass diese Menschen in der Versorgung fehlen werden.

Jetzt wissen wir alle – die Blauen haben es ja schon erwähnt; das ist ihr ein­ziges Thema –: Die Pandemie hat natürlich die Situation in den Spitälern zweifelsohne noch weiter verschärft, keine Frage, weil die Arbeitsbedingungen für die Kolleginnen und Kollegen durch Covid noch schwieriger geworden sind, für manche sogar so schwierig, dass sie ihre Leistung nicht mehr erbringen konnten, die Grenze der Leistbarkeit überschritten war und sie gezwungen waren – nicht freiwillig! –, ihren Beruf zu wechseln, weil es anders nicht mehr machbar war.

Die Wahrheit ist aber: Die Coronapandemie ist auf ein bereits ermüdetes Gesundheitspersonal getroffen und hat es endgültig erschöpft – das ist die Wahrheit. Seit Jahren ist gesundheitspolitisch nichts in diesem Bereich passiert, weil die versprochene Patientenmilliarde der schwarz-blauen Kassenzerschla­gung (Abg. Kassegger: Das war die Regierung und nicht die Pandemie!) – ja, ja – in Wirklichkeit ein Milliardenloch – ein Milliardenloch, sehr geehrte FPÖ! – in unser Gesundheitssystem, in die Sozialversicherung gerissen hat. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kaniak: Was hat die Sozialversicherung mit den Spitälern zu tun, Frau Rendi-Wagner?)

Das ist das Geld der Versicherten, das ist das Geld der Patientinnen und Patien­ten, der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Zwischenruf des Abg. Lausch), und das ist das Geld, das jetzt für die Ärztinnen und Ärzte, für bessere Arbeits­bedingungen, für die Pflegerinnen und Pfleger in unserem Land fehlt. (Beifall bei der SPÖ.)


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Überschriften, Pressekonferenzen, viele Interviews des Gesundheitsministers sind rührend, ja nahezu rührend (Abg. Loacker: ... eure Funktionäre ...!), aber sie helfen keinem einzigen Patienten in unserem Land. Es braucht nämlich einen konkreten Plan, es braucht konkrete Maßnahmen, es braucht dringend mehr Gesundheitspersonal, mehr Kassenärztinnen und Kassenärzte, mehr Kinderärzte, Notärztinnen und ganz dringend mehr Pflegekräfte in den Pflegeheimen, aber auch in den Spitälern – 70 000 bis 100 000 Pflegekräfte, sagen die Expertinnen und Experten, in den nächsten Jahren bis 2030.

Um diesen wirklich drängenden Personalmangel zu bekämpfen, fordern wir konkret – und das nicht erst seit heute, schon seit sehr langer Zeit –:

Erstens: bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung sowie Anerken­nung des Pflegeberufs als Schwerarbeit. Das ist das Mindeste. (Beifall bei der SPÖ.)

Zweitens: mehr Kassenverträge für Ärztinnen und Ärzte in ganz Österreich.

Drittens: Verdoppelung der Medizinstudienplätze und der Pflegeaus­bildungs­plätze.

Viertens: Ausbildungsgeld während der Pflegeausbildung, analog zu den Polizei­schülerinnen und -schülern – das macht die Ausbildung attraktiv, das macht den Beruf attraktiver; holen wir die jungen Menschen in die Pflege! (Beifall bei der SPÖ) –, aber auch Stipendien für Medizinerinnen und Mediziner, gekoppelt an eine Verpflichtung, für eine bestimmte Zeit im öffentlichen Versorgungsbereich tätig zu sein. (Abg. Schallmeiner: Was macht man da?)

Gleichzeitig muss man aber auch damit beginnen, sehr geehrte Bundesregierung, die Gesundheitsversorgung neu, zeitgemäß zu organisieren, neu zu gestalten, denn die Medizin hat sich in den letzten Jahren verändert, dramatisch verändert. Vieles, was früher mit mehrtägigen Spitalsaufenthalten und aufwendigen Operationen verbunden war, wird heute oft in Tageskliniken oder ambulant ganz schnell in ein paar Stunden erledigt. Und dem muss man Rechnung tragen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 106

Man muss vorausschauen, man muss schauen, was sich in den Spitälern und in der Medizin tut, und dem muss man Rechnung tragen – mit einer Stärkung der ambulanten, der wohnortnahen Versorgung in Form von zum Beispiel Primärversorgungszentren, Gesundheitszentren. Diese neuen Zentren bringen Patientinnen und Patienten längere Öffnungszeiten, weniger und kürzere Wege, weil wohnortnah, kürzere Wartezeiten und sie bringen auch bessere Arbeits­bedingungen für die jungen Ärztinnen und Ärzte.

Es ist die Aufgabe – es ist die Aufgabe! – dieser Bundesregierung, sich unmittelbar und sofort mit allen Beteiligten – und das ist im Gesundheitssystem und in der Versorgung nicht einfach, da gibt es viele –, mit allen neun Bundes­ländern, mit der Sozialversicherung, mit den Vertretern der Gesundheitsberufe, hinzusetzen und so lange zu diskutieren, so lange zu arbeiten, bis es eine Lösung für die österreichische Gesundheitsversorgung gibt. Das ist Ihre Verant­wortung. (Beifall bei der SPÖ.)

Dazu, sehr geehrter Herr Vizekanzler – bitte richten Sie das dem Gesundheits­minister aus! –, braucht es nicht nur die Bereitschaft, endlich einzuladen, alle an den Tisch zu holen, sondern dazu braucht es Mut zur Veränderung, Flexibilität, Kompromissbereitschaft und einen starken politischen Willen. (Abg. Hafenecker: Aber Sie waren ja auch schon Gesundheitsministerin!) Der fehlt Ihnen allerdings seit drei Jahren.

Und ja, es wird auch mehr finanzielle Mittel vom Finanzminister brauchen, und da sehe ich eher schwarz, Herr Vizekanzler. Die Zeit, zu handeln, ist aber jetzt, sehr geehrte Damen und Herren der Bundesregierung, jetzt und nicht morgen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

9.18


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet hat sich der Herr Vize­kanzler. – Bitte.



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9.18.22

Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag. Werner Kogler: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Wie Sie der Ansprache der Frau Klubobfrau entnommen haben, ist es ja - - (Abg. Michael Hammer: Das war eine Rede für Option vier! – Abg. Hafenecker: Wo ist der Herr Bundeskanzler heute?) – Ja, auf die Frage haben wir gewartet, dass das aus Ihren Reihen kommt; das war wirklich nur eine Bingo-Frage.

Der Herr Bundeskanzler ist, wie Sie den Medien entnehmen können, auf einer wichtigen Reise in mehreren Ländern des afrikanischen Kontinents (Abg. Belakowitsch: Wo genau?), um dort über Entwicklungszusammenarbeit, über wirtschaftliche Beziehungen, über die globale Energiewende zu verhandeln und zu beraten – auch über die Migrationsfrage, falls Sie das interessiert. (Abg. Leichtfried: Der Parlamentstermin steht seit einem Jahr fest!) Also darauf habe ich ja nur gewartet, Herr Präsident. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Wenn hier eine Fraktion der Meinung ist, dass ein Bundeskanzler keine Auslandsreisen mehr machen darf, dann: Gute Nacht, Fraktion! (Abg. Hafenecker: Warum soll ein Bundeskanzler auch im Parlament sein?) Aber Sie würden ja auch Österreich in die Finsternis führen, also kann ich nicht anders, als von der Regierungsbank so Stellung zu nehmen. Ich stoppe das jetzt, sonst halten wir uns zu lange damit auf; aber die Zuseherinnen und Zuseher sollen sich ein Bild machen, nämlich dass es hier einzelne Abgeordnete gibt, die meinen – jedenfalls immer noch lautstark aus den blauen Reihen zu vernehmen –, dass der Bun­deskanzler am besten, ich weiß nicht wohin, aber jedenfalls nicht nach Afrika fahren soll. Vielleicht haben ja gerade Sie damit ein besonderes Problem. – Das dazu.

Zum anderen war im Übrigen (Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen) seit Ende der Vorwoche im Parlament – also medial schon viel länger, im Parlament aber seit Ende der Vorwoche, das wurde ent­sprechend eingemeldet – bekannt, dass der Herr Bundeskanzler auf Dienst­reise


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ist. (Abg. Amesbauer: Die Frau Plakolm auch?) Wieso er dann in der Aktuellen Stunde adressiert wird, muss man (in Richtung SPÖ) diese Fraktion fragen. (Abg. Michael Hammer: Das ist eher das Chaos ...!) Ich halte das aber alles für legitim, denn dazu gibt es ja Vertretungsregelungen. (Abg. Leichtfried: Wie lang war die Parlamentssitzung schon bekannt, Herr Vizekanzler?)

Jetzt gehen wir dann schön langsam auf die Sache ein: Aus diesem Grunde halte ich fest, dass das Allermeiste, das ich sage, mit dem Bundeskanzleramt abgestimmt ist, das sich seinerseits mit dem Gesundheitsministerium kurzge­schlossen hat. – So viel dazu. Wenn ich etwas sage, was meine eigene Meinung betrifft – auch diese Situation hatten wir schon, ich habe ja auch Sebastian Kurz öfter vertreten –, dann werde ich versuchen, das entsprechend auszuschil­dern, sodass wir da möglichst korrekt vorgehen.

In diesem Sinne ist es als Erstes, glaube ich, einmal ganz wichtig, dass wir alle vonseiten der Regierung diese Gelegenheit auch nutzen, um einmal jenen gegenüber Dank auszusprechen, die im Gesundheitssystem und im Übrigen natürlich auch im Pflegesystem rund um die Uhr arbeiten, unter tatsächlich und zugegebenermaßen schwierigen Umständen, die schwieriger werden, da hat die Frau Klubobfrau sicherlich recht, und ich würde sehr gerne diesen Dank und diese Anerkennung an dieser Stelle vorab aussprechen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Zweifelsohne ist es so, dass das Gesundheitssystem und natürlich erst recht das Pflegesystem vor nicht einer, sondern mehreren großen Herausforderungen stehen. Das ist ja den meisten bekannt. Gleichzeitig ist auch bekannt, dass das österreichische Gesundheitssystem, sagen wir einmal so, ein sehr viel­schichtiges, verzahntes ist und dass man da an mehreren Stellschrauben drehen muss, damit man vorwärtskommt.

Im Übrigen ist die Verfasstheit des österreichischen Gesundheitssystems, wenn ich mir das zu Beginn zu erwähnen erlauben darf, schon von der Struktur her


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eine bemerkenswerte – das ist jetzt das, was ich sage, das ist noch nicht abge­stimmt. Ich kann mich aber gut erinnern: Als ich Abgeordneter war und mich zusammen mit dem damaligen Abgeordneten Kollegen Prof. Grünewald, der auch Gesundheitssprecher und Wissenschaftssprecher war (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), mit der jeweiligen Gesundheitsministerin beziehungsweise dem Gesundheitsminister getroffen habe, war immer eines klar – ein bisschen ist es ja angedeutet worden, und die Frau Klubobfrau weiß das natürlich selber auch aus eigener Erfahrung –: Österreich ist diesbezüglich ein bisschen seltsam. Deshalb gehört auch einmal die Struktur angeschaut und, wie wir Grünen meinen, auch angegangen.

In Österreich wird Gesundheitspolitik allen voran von der Ärztekammer gemacht; und von den Ländern, von diesen in mehrfacher Funktion: als Spitalserhalter, aber überhaupt auch als politische Faktoren – ja, das sind sie, und das ist ja so weit, so gut. Es gibt eine Reihe weiterer Player – sie werden Ihnen einfallen –, die sich alle mehr einmischen, als es die Lage der jeweiligen Gesundheitsminis­terin oder des Gesundheitsministers kompetenzmäßig hergibt. Ich habe das Zitat gut im Ohr: In Österreich machen alle Gesundheitspolitik, nur nicht die Gesund­heits­ministerin und der Gesundheitsminister! – Zitatende.

Das hat strukturelle Gründe. Deshalb ist es doch ehrlich, da einmal hinzu­schauen und das anzugehen! Und wer tut das? – Gesundheitsminister Rauch, bei der Gelegenheit über die Finanzausgleichsverhandlungen mit den Landes­haupt­leuten, aber auch mit anderen Playern. Er hat es mehrmals angekündigt: Er bringt dort auch strukturelle Fragen ein. Da geht es nämlich nicht nur um Finanzströme, beziehungsweise – wenn man Finanz- und Budgetpolitik richtig begreift – folgen ja die Finanzströme der Struktur, und deshalb ist das dort richtig aufgehoben. Johannes Rauch macht da einen ehrlichen Versuch. Ich ersuche also alle konstruktiven Kräfte, bei der Sache positiv mitzuwirken.

Wenn da in diesem Sinne etwas zur Verbesserung herauskommen soll, werden sich am Schluss alle irgendwo bewegen müssen. Wir haben im Gesundheits­system in Österreich schon ein bisschen das Problem, dass alle, wenn man es


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dramatisch ausdrücken will, in ihren Gräben, um nicht zu sagen Schützengräben, sitzen und sich sehr, sehr wenig herausbewegen. Das wäre also schon einmal ein wichtiger Appell, und Johannes Rauch versucht ja, diese Finanzausgleichs­verhandlungen auf ungewohnt offene und transparente Weise zu führen. Da können sich dann ja alle beteiligen oder sich zumindest ein Bild machen.

Apropos Transparenz – das ist auch wieder meine Meinung –: Die Transparenz­frage wird ja in vielen politischen Bereichen immer wichtiger, und im Gesund­heitssystem ist es besonders intransparent, finde ich. Wir haben dort oft genug, aus genau den Gründen, die ich beschrieben habe, folgendes Problem – als Budgetpolitiker kann ich mich gut erinnern –: Es ist fast nicht möglich, die Vergleichsdaten der Bundesländer, in denen ja sehr viele Kompetenzen liegen, herbeizubringen. Es war fast nicht möglich, Vergleichsdaten aus Oberösterreich und der Steiermark, zwei Bundesländern, die sich in sehr vielem ähnlich sind, zu beschaffen, um entsprechende Budgetprognosen zu machen, um einmal nachzuschauen, wo für gleiche Leistungen im Gesundheitssystem denn welche Kennzahlen sind und wie die Bedarfe sein werden. Da sieht man also schon die strukturellen Probleme.

Da darf Corona natürlich durchaus erwähnt werden – es war ja schon in einem Zwischenruf –, und ich darf Ihnen sagen, ich war da bei ein paar Gesprächen oder Vermittlungsversuchen beteiligt: Von dieser Pandemie kann man wirklich viel lernen – die Frage ist nur, welche Fraktion welche Lehren ziehen will (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Fürst) –, und zwar was den Zustand anbelangt, dass es bis zum Schluss, also als Johannes Rauch schon Gesundheitsminister war, fast nicht möglich war, die Daten aus den Kranken­häusern in den Ländern vergleichbar zu machen. Die Daten über den schlichten Umstand, ob sich jemand nach Einschätzung und Bewertung der jeweiligen Spitäler, der Ärztinnen und Ärzte mit oder wegen Corona auf der Intensivstation oder in einem normalen Spitalsbett befand (Abg. Belakowitsch: Unglaublich!), ob das sozusagen eine Bidiagnose ist (Abg. Belakowitsch: Ja, und das haben wir nicht gesagt, 100 Mal?), zu bekommen, war bis zum Schluss fast nicht möglich, was


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natürlich die Prognosen der Statistiker und der entsprechenden Gremien, die es gab, der wissenschaftlichen Beratungen, erschwert hat. (Abg. Belakowitsch: Das hat einen Minister Anschober aber nie interessiert!)

Das sind wirklich Zustände, bei denen ich selber sagen muss: Da muss man nicht nur hinschauen, da muss man auch hingreifen – und das passiert ja jetzt Gott sei Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Wenn wir uns den OECD-Vergleich anschauen, dann kommen wir schon drauf – und das sollte nicht unter den Teppich gekehrt werden, glaube ich –, dass Österreich im Großen und Ganzen, wohlgemerkt immer nur im Vergleich mit anderen Ländern, hinsichtlich der Angebote immer noch ein ganz gut funk­tionierendes Gesundheitssystem hat. Ich erspare Ihnen jetzt diese Kennzahlen­vergleiche. Um nur ein paar herauszuziehen: Wir sind bei den Fragen der diversen Diagnosemethoden – CT oder MRT –, bei den Spitalsbetten sowie bei der Anzahl der Ärztinnen und Ärzte immer noch deutlich über dem OECD-Schnitt. Das ist aber eigentlich für sich genommen noch gar keine beruhigende Nachricht, denn am Schluss kommt es natürlich darauf an, was bei den Patientinnen und Patienten ankommt, und das ist nicht immer gleich gut.

Im Übrigen erinnere ich an die Debatte dazu: Der Rechnungshof hat ja viele Jahre, bis vor Kurzem, jedenfalls bis vor der Coronapandemie, immer angemahnt, dass wir viel zu viele Spitalsbetten hätten, nicht etwa zu wenige. (Abg. Leichtfried: Ja, das war vielleicht ein Fehler!) Die Frage ist ja dann immer, auf welchen Zeitpunkt sich etwas bezieht.

Ja, richtig ist, dass wir im Gesundheitssystem jedenfalls auch Nachbeset­zungsprobleme, die das Personal betreffen, und Verteilungsprobleme haben. Deshalb geht es ganz klar um die Entlastung des stationären Bereichs – das wurde ja mit angesprochen. Da gibt es mittlerweile eine Reihe von Attraktivie­rungsmaßnahmen, um den niedergelassenen Bereich zu stärken.


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Man muss da aber auch noch einmal vorausschicken, dass wir ja nicht in allen ärztlichen Fächern zu wenig haben, sondern es gibt eben bestimmte Mangel­fächer, und es gibt vor allem in den Regionen draußen entsprechende Defizite. Das ist ja evident. Deshalb geht es darum, dass wir – und ich greife ein Anliegen der Frau Klubobfrau auf, das wir sehr teilen, auch der Gesundheitsminister – die Möglichkeit des Ausbaus und vor allem des beschleunigten Ausbaus der soge­nannten Primärversorgungszentren stärken; die meisten hier herinnen haben ein Bild, was das ist. Ich stimme jedenfalls zu: Im Ergebnis führt das dazu, dass es für die Patientinnen und Patienten besser wird, weil dort ja vieles konzen­trier­ter ist, weil es zu regelmäßigeren und viel längeren Öffnungszeiten der jeweiligen, dann in Zusammenarbeit befindlichen Ordinationen führt, die Vertre­tungsregelungen sind klar und so weiter und so fort.

Für die Ärztinnen und Ärzte, um die es ja wohl auch geht, wird es deshalb attraktiver, weil sie geregeltere Arbeitszeiten haben, die Vertretungsregelungen ihnen helfen und weil gerade die jüngeren Menschen auch in der Medizin ja sehr gerne und lieber im Team arbeiten und so weiter und so fort.

Jetzt sage ich Ihnen aber noch eines: Meiner Beobachtung nach passiert das jetzt im beschleunigten Maße. Wir wussten, dass – wieder einmal typischer­weise – die Ärztekammer da immer blockiert hat, jetzt aber wurden Regelungen geschaffen, auch durch Ihre Arbeit hier im Parlament, jedenfalls aber auch von der Regierung, damit diese Primärversorgungszentren die Chance haben, massiv und beschleunigt ausgebaut zu werden, sodass, wenn Sie so wollen, eine Ver­doppelung oder Verdreifachung in den nächsten Jahren möglich ist.

Wir können uns jetzt eh alle herstellen und gscheit reden, und ich werde auch gleich wieder ein bisschen versöhnlicher werden, weil das ein wirklich schwie­riges Thema ist, nur frage ich mich schon: Wieso haben weiß ich wie viele Bundesregierungen das hier im Haus nicht eingebracht – diese schon – und was waren dafür die Gründe? Ich vermute sie dort, wo ich sie beschrieben habe. Aber dann reißen wir uns doch alle miteinander zusammen und versuchen wir, diese strukturellen Barrieren zu überwinden, anstatt dass wir uns


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gegenseitig in so einem wichtigen Bereich hier alles Mögliche ausrichten! (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Noch dazu kommt das von Fraktionen, die jahrelang – jahrelang! – selbst an die­ser Position in Verantwortung waren. Ich erspare mir diese Polemik ausdrücklich nicht und adressiere das an die Frau Klubobfrau, da sie selber Gesundheits­ministerin war. – Völliger Blödsinn, mache ich nicht. (Heiterkeit bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ. – Abg. Rendi-Wagner: Das ist ein guter Schmäh!) Ich glaube, sie hat gute Arbeit gemacht und sie weiß auch, wo die Probleme liegen, man hat es ja gehört. (Abg. Rendi-Wagner: Sechs Jahre in Opposition, Herr Vizekanzler!) Trotzdem stimmt es, dass Vertreter:innen mancher Parteien eigentlich ganz lange dort im wahrsten Sinn des Wortes residiert und Verantwortung getragen haben. Also immer schön die Kirche im Dorf lassen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Offen gestanden: Als diese Bundesregierung angetreten ist, gab es schon das Problem, dass der frisch angelobte Gesundheitsminister gerade im Gesund­heitsministerium einen wirklich geschundenen Torso vorgefunden hat. Für die eineinhalb Jahre, die da regiert worden ist, ist ganz schön viel angerichtet worden; also wie man das schafft, liebe Blaue, innerhalb von eineinhalb Jahren so ein Chaos und so eine Zerstörung hinzukriegen, das ist ja für sich schon medizinnobelpreisverdächtig – aber mit negativen Vorzeichen. Das muss man halt auch einmal aussprechen. (Beifall bei den Grünen.)

Das Wichtigste noch einmal zu den Primärversorgungszentren: Die Vorteile für alle Richtungen sind bekannt, und es ist notwendig, dass da endlich etwas weitergeht, und ja, auch gegen den Widerstand der Ärztekammer, aber es ist gelungen, im Übrigen auch mit den Bundesländern gemeinsam, da dann doch auf die Überholspur zu kommen. Was heißt denn das? – Wenn dort weiter blockiert wird, dann werden mit den Bundesländern gemeinsam diese Stellen ausgeschrie­ben, und so gehört sich das auch.


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Sie sehen, es gibt da viele Räder, die ineinandergreifen, ich habe es bereits gesagt, und es wird auch nur so zu lösen sein.

Einer der wichtigsten Punkte ist natürlich die Verbesserung bei der Pflege an sich. Ich bleibe jetzt einmal bei den Pflegekräften in den Krankenhäusern und gehe nicht auf die Pflegeheime als solche ein, obwohl auch da zu sagen wäre, dass wir gut beraten wären – da stimme ich auch dem Rechnungshof zu –, die Pflegeeinrichtungen dort zu stärken und die Spitäler dort zu entlasten, wo in Wahrheit auf viel, viel teurere Art und Weise Pflegekapazitäten belegt werden. Auch dafür sind die Gründe bekannt, auch das ist jetzt ein Thema bei den Finanzausgleichsverhandlungen.

Grundsätzlich gilt natürlich, dass die Attraktivität in allen Pflegeberufen, auch dort, wo sie unterstützend für die Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern sind, gesteigert werden muss. In diesem Zusammenhang, weil hier eingangs entsprechende, erwartbare Zwischenrufe kamen: Wissen Sie, es wäre halt schon gut, wenn wir für alle medizinischen Berufe Folgendes gelten lassen würden: Sie müssen attraktiver werden, das ist alles klar, aber es wird nicht gehen, dass wir ohne zusätzliche Hilfs- und Pflege- und auch medizinische Kräfte aus dem sogenannten Ausland – jawohl: Ausland – da entsprechend schnell weiter­kom­men. Deshalb ist es doch so wichtig, dass wir im medizinischen Bereich endlich wieder einmal eine Willkommenskultur walten lassen und keine Vertreibungs­kultur. Das wird auch helfen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

In diesem Sinne darf ich noch eine Bitte äußern, nämlich dass wir gemeinsam auf das schauen, was uns hier verbindet. Das Thema, das Anliegen ist, glaube ich, zu Recht gewählt und hier eingebracht worden, und ich kann da nur zustimmen, wenn gefordert wird, dass wir – nämlich alle, die etwas davon verstehen, und das sind ja Gott sei Dank viele in Österreich – etwas dazu beitragen. Sie müssen sich halt aber auch bewegen und entsprechende Strukturreformen zulassen. Ich glaube, es könnte ja auch einmal ein Weg sein, zu sagen, es muss ja nicht immer jeder auf dem Seinen beharren. Natürlich ist damit immer Macht, Einfluss,


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Verfügung über Geld verbunden, aber wir sollten uns doch so viel vornehmen, dass wir zumindest in die Lage kommen, zu sagen: Okay, das ist ein ganz normaler Verhandlungsprozess – klingt nicht schön, weiß ich eh –, wir gehen da einen Schritt zurück, haben aber dafür dort mehr Kompetenz, und das immer mit dem Ziel, dass das System insgesamt – und ich scheue auch diesen Begriff nicht – effizienter wird, mit dem Ziel, dass die dadurch frei gewordenen Mittel für die Anliegen eingesetzt werden, die die Frau Klubobfrau, denke ich, völlig zu Recht hier vorgebracht hat. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

9.35


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich danke schön.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Smolle. Die Redezeit beträgt ab nun 5 Minuten. – Bitte sehr. (Abg. Leichtfried: Zuerst schimpft ihr hinein und dann klatscht ihr zu Recht!)


9.35.24

Abgeordneter Dr. Josef Smolle (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben in Österreich ein ausgezeichnetes Gesundheits­system. Ich sage Ihnen, außerhalb der Dach-Region, Deutschland, Österreich, Schweiz, können wir lange suchen, bis wir ein Land finden, in dem wir uns lieber behandeln lassen würden, in dem wir genauso sicher sein können, dass wir niederschwellig die absolute Spitzenmedizin für jeden Menschen bekommen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die Spitäler sind auch nicht ausgedünnt worden. In den letzten zehn Jahren ist der Personalstand um 13 Prozent gestiegen und allein in der Pflege um 10 Prozent. Und trotzdem wissen wir, es gibt Probleme, und denen müssen wir uns stellen.


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Da macht es sich die SPÖ aber ziemlich leicht, weil sie einen Reflex bedient, der lautet: Wenn irgendwo ein Problem ist, rufen wir nach der Bundesregierung, am besten gleich nach dem Bundeskanzler.

Wer ist denn wofür zuständig? – Schauen wir uns die Länder an: Die Pflege­schulen, die Pflege-FH-Ausbildung, die Struktur der Spitäler sind Sache der Länder. (Abg. Schroll: Sechs ÖVP-Länder!) Das Klima in den Betrieben – eine Sache der Anstaltsleitungen, der Vorgesetzten; die Gehälter – eine Sache der Spitalsträger zusammen mit den Sozialpartnern.

Sie von der SPÖ machen es sich leicht. Die Bundesregierung macht es sich nicht leicht, denn wir helfen, wo wir können und wo es uns möglich ist. Wir stehen dazu, wir übernehmen diese Verantwortung, und da ist auch schon sehr viel geschehen.

Beginnen wir mit der Pflegeausbildung: Die Menschen, die in Pflegeausbildung sind, werden mit dem Ausbildungszuschuss, mit dem Pflegestipendium unterstützt. Während Sie hier nach der Bundesregierung rufen und während in Wien betreffend Klinikum Ottakring, Klinikum Donaustadt jeden Tag beunruhigende Meldungen durch die Medien gehen, handelt man in der Steier­mark – wo wir durchaus auch Herausforderungen haben –: Da hat man einen neuen FH-Standort für die Pflegeausbildung in Kapfenberg auf Schiene gebracht. Da laufen derzeit die Gehaltsverhandlungen für ein neues Schema für die Spitalsbediensteten. Wir von der Bundesregierung sind mit mehr als einer halben Milliarde Euro an Zuzahlungen bei den Gehältern in der Pflege in Vorleistung gegangen. Das ist sehr, sehr viel, was da geschehen ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir attraktivieren auch den Beruf, wir arbeiten an einer Befugniserweiterung für die Pflegefachassistenz – ein ganz wichtiger Beruf in Zukunft für die Aufrecht­erhaltung der Spitalsversorgung.


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Bei den Medizinstudienplätzen läuft gerade der Ausbau von 1 500 auf 2 000 Plätze, womit wir schon sehr, sehr weit sind.

Und natürlich attraktivieren wir auch das Tätigwerden im niedergelassenen Bereich: die Einführung der Fachärztin, des Facharztes für Allgemein- und Familienmedizin oder, schon erwähnt, die Novelle des Primärversorgungs­gesetzes, um die Implementierung von Primärversorgungszentren zu erleichtern. Auch das ist ein ganz wichtiger Schritt. Natürlich braucht man da die Sozialversicherung im Boot. Ich möchte nur darauf hinwiesen, allein im vergangenen Jahr hat die Sozialversicherung mehr als 600 Ärztinnen und Ärzte für neue Verträge im System gewonnen. Nach wie vor ist das eine ganz wesentliche Säule in unserem Gesundheitswesen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Auf Ebene der Bundesregierung wird da ganz intensiv gehandelt, und wir machen das auch weiter. Dieses Jahr ist ein Window of Opportunity: das Jahr, in dem die Finanzausgleichsverhandlungen laufen. Wir sind da durchaus opti­mistisch, weil wir bei allen Stakeholdern merken, dass die Bereitschaft zur Bewe­gung, zu einer wirklich qualitativen Weichenstellung gegeben ist. Von­seiten der Bundesregierung wird das Thema im Gespräch mit allen Stake­holdern ganz energisch vorangetrieben.

Abschließend: Ich glaube, man sollte auch noch auf eines schauen, nämlich wie es ganz konkret – das ist das Wichtigste – den Menschen, die in den Spitälern arbeiten, geht. Eigentlich haben wir die Anforderungen an diese Menschen in den letzten 40 Jahren immer weiter hinaufgeschraubt, und zugleich bekommen diese Menschen keinen Vertrauensvorschuss von uns, sondern unterliegen einem Dokumentations- und Kontrollregime, das im Arbeitsalltag subjektiv wirklich belastend ist.

Diese Menschen, die dort arbeiten, rund um die Uhr unsere Versorgung garantieren, verdienen unser Vertrauen und unseren Dank, und ich bin froh, dass


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wir eine Bundesregierung haben, die genau in diese Richtung auch die richtigen Weichen stellt. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

9.40


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Nussbaum. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


9.40.52

Abgeordnete Mag. Verena Nussbaum (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Gäste auf der Galerie – und da möchte ich besonders die Freiheitskämpfer Niederösterreich mit dem Nationalrat außer Dienst Toni Heinzl begrüßen –, herzlich willkommen im Parlament! (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der ÖVP sowie der Abgeordneten Wurm und Schallmeiner.)

Wir haben in Österreich eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, ein System, das grundlegend vom Solidaritätsprinzip geprägt ist – das heißt also, dass jede Person in Österreich unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht oder Einkommen gute und notwendige Gesundheitsversorgung bekommen sollte –, doch leider erleben wir in den letzten Jahren, dass dieses bisher immer sehr verlässliche System zu bröckeln beginnt. Einsparungen und sogenannte Verwal­tungsreformen – ich möchte da nur die Zerschlagung der Gebietskrankenkassen anführen und in diesem Zusammenhang nur kurz das Märchen der Patienten­milliarde anreißen – haben dazu geführt, dass die Gesundheitsversorgung vieler Menschen nun tatsächlich auf dem Spiel steht.

Schon jetzt werden Menschen nicht mehr so gut versorgt, wie sie es eigentlich verdient haben. Es fehlen Gesundheitspersonal in den Spitälern, aber vor allem auch Kassenärzte und -ärztinnen im ländlichen Bereich.

Wir alle kennen das mittlerweile: Man wartet monatelang auf einen Termin, vor allem bei Fachärztinnen und Fachärzten, die Wartezimmer sind beinahe über­füllt, denn selbst mit einem Termin sind die Wartezeiten unerträglich geworden,


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aber auch im Spitalsbereich, in den Ambulanzen, auch bei tagesklinischen Fällen ist die Situation katastrophal geworden.

Ich möchte da nur ein Beispiel nennen, das ein sehr tragisches ist: Eine 90-jäh­rige Frau wird aus einem Pflegeheim zu einer tagesklinischen Behandlung in ein Spital gebracht; nach 12 Stunden wird sie wieder zurückgebracht. Jetzt denkt man sich: Es ist ja unzumutbar, wie lange sie auf die Behandlung warten musste!, nur das wirklich Tragische daran ist, dass sie gar keine Behandlung bekommen hat! Sie wurde einfach nach 12 Stunden wieder zurück ins Heim geschickt. (Abg. Rendi-Wagner: Wahnsinn!) Das sind Zustände, aufgrund derer man sagt: Damit muss jetzt einfach Schluss sein! (Beifall bei der SPÖ sowie Bravoruf der Abg. Rendi-Wagner.)

Wir müssen dafür sorgen, dass die Ärztinnen und Ärzte nach ihrem Studium im öffentlichen Gesundheitssystem bleiben, dass es wieder mehr Ordinationen mit Kassenverträgen gibt. Wir wissen: Die Anzahl der Kassenstellen sinkt, die Bevölkerung wächst – das kann sich nicht mehr ausgehen. Wir wissen auch, dass, so wie in allen anderen Berufen, natürlich auch Ärzte und Gesundheits­personal mit der Pensionierungswelle in den nächsten Jahren in Pension gehen werden. Also: Wie können wir unser System vor dem Einstürzen retten?

Fangen wir bei der Ausbildung an: Es gibt viele junge Menschen, die im Gesund­heitssystem arbeiten wollen; leider gibt es zu wenige Ausbildungsplätze. Aus unserer Sicht muss die Zahl der Medizinstudienplätze in Österreich erhöht werden (Beifall bei der SPÖ), aber auch die Ausbildung von Pflegekräften muss attraktiver gestaltet werden.

Nun haben wir am Mittwoch vom Ministerrat gehört, dass der Weg der Pflege­lehre jetzt einmal geebnet werden sollte, und das sehen wir schon sehr kritisch und lehnen es ab. Auch die Arbeiterkammer sagt, dass der Großteil der prak­tizierenden Pflegekräfte gegen eine Pflegelehre ist, und an sich sollte man auf die hören, die im System arbeiten. (Beifall bei der SPÖ.)


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Ein wesentlicher Punkt sind natürlich die Arbeitsbedingungen von Ärzten und Ärztinnen in den Spitälern, aber auch die von Kassenärzten. Wir wissen auch, dass extrem viele Pflegekräfte aus diesem Bereich fliehen, weil sie es nicht mehr schaffen, ihre Tätigkeit, die sie eigentlich gerne machen, mit ihrer psychischen und physischen Gesundheit zu vereinbaren, und da müssen wir bei den Arbeits­bedingungen unbedingt nachschärfen.

Ich spreche jetzt nicht allein von Geld! Natürlich hängt das auch immer mit der finanziellen Komponente zusammen, aber es geht um Arbeitsbedingungen und nicht nur um den Pflegebonus, um die 135,50 Euro brutto für eine Vollzeitkraft, es geht um moderne Arbeitsbedingungen, also darum, dass man den Job auch länger machen kann, nicht nur ein paar Jahre.

Wesentlich ist, dass wir im niedergelassenen Bereich betreffend die Primär­versorgungszentren, diese Einrichtungen, endlich in die Umsetzung kommen. Dieses Gesetz gibt es schon lange, aber seine Umsetzung passiert dermaßen zögerlich. Es ist einfach wichtig, dass wir eine wohnortnahe Versorgung schaffen.


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Schlusswort bitte!


Abgeordnete Mag. Verena Nussbaum (fortsetzend): Ja. – Herr Vizekanzler, schauen Sie nicht weg, stellen Sie die Gesundheit wieder in den Mittelpunkt! Die Teuerung war so, dass Mieten schon zum Luxus geworden sind. (Ruf bei der FPÖ: In Wien!) Die Gesundheit darf in unserem Land niemals zum Luxus werden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

9.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kaniak. – Bitte. (Abg. Leichtfried: Jetzt hören wir sicher Erklärungen für den Kurs Hartinger-Kleins!)



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9.46.28

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Ja, es ist für mich erschütternd zu sehen, dass Sie bei einem so wichtigen Thema, das neben der Teuerung sicherlich eines der größten spür­ba­ren Probleme für die österreichische Bevölkerung ist, nämlich die Krise im Gesundheitssystem mit Arzneimittelmangel, mit ewig Warten auf Behandlungs- und Untersuchungstermine oder auf Operationstermine, mit geschlossenen Abteilungen in Spitälern, das einzige Mitglied der Bundesregierung sind, das hier sitzt. Da ist kein Bundeskanzler da, da ist kein Gesundheitsminister da, da ist niemand da, der sich auskennt. Sie müssen hier die Stellung halten und in Monologen etwas erzählen, das weit an der Realität vorbeigeht. Das finde ich erschütternd. Da sieht man, wie die Regierung mit diesem Problem umgeht. (Beifall bei der FPÖ.)

Ja, es ist wahr, wir haben im niedergelassenen Bereich auch schon vor Corona Probleme gehabt, Kassenstellen zu besetzen – unser Gesundheitssystem, das Kassensystem war im niedergelassenen Bereich nicht attraktiv –, aber zumindest im Spitalssystem hat es vor Corona, vor dieser schwarz-grünen Bundesregierung noch ganz gut funktioniert. Das, was sich aber in den letzten dreieinhalb Jahren während der Coronakrise hier an Maßnahmen seitens der Bundesregierung auf der einen Seite und an Untätigkeit auf der anderen Seite abgespielt hat, hat die Situation zum Eskalieren gebracht, und wenn man sich die Situation jetzt anschaut, dann haben wir auf allen Ebenen Defizite, nicht nur im niederge­las­senen Kassenbereich.

Im Pflegebereich sind 10 bis 15 Prozent der Betten gesperrt, in den Spitälern sind bundesweit 10 bis 15 Prozent der Betten gesperrt, in den Spitälern gibt es Hunderte offene Stellen, die nicht nachbesetzt werden können, die fähigsten Kräfte werfen das Handtuch und verschwinden in Wahlarztordinationen in die Privatwirtschaft, und das alles, Herr Vizekanzler, haben Sie und Ihre Regierung zu verantworten. (Beifall bei der FPÖ.)


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Wenn sich nun die SPÖ hier herstellt, dann muss ich aber schon auch die Frage nach der Glaubwürdigkeit stellen. Haben Sie die Nachrichten über das Wiener Gesundheitssystemen in den letzten Tagen und Wochen nicht gelesen? (Abg. Leichtfried: Jemand, der die Frau Hartinger-Klein für gut gehalten hat, braucht nicht ...! – Abg. Rendi-Wagner: Die Patientenmilliarde, Herr Kaniak, wo ist denn die? Wo ist die Patientenmilliarde? Wo ist die Patientenmilliarde?) – Es gibt ja kaum ein Wiener Spital, in dem in den letzten Monaten von der Belegschaft nicht Gefähr­dungsanzeigen herausgegeben worden sind, weil die Leistung nicht aufrecht­erhalten werden könne.

Krankenhaus Nord: Der Betrieb in der Notaufnahme ist nicht aufrechtzu­erhal­ten, in der Neonatologie ist der Primar gegangen, und es ist niemand da, der das Ganze übernehmen möchte. (Abg. Rendi-Wagner: Wo ist die Patientenmilliarde? – Abg. Leichtfried: Ja, wo ist denn die? – Abg. Rendi-Wagner: Die hat die Frau Hartinger-Klein nach Haus genommen, oder?) – Die Patientenmilliarde, Frau Kolle­gin Rendi-Wagner, ist von der Sozialversicherung, die hat mit dem Spitalsbereich gar nichts zu tun. (Abg. Rendi-Wagner: Sie dürfen nicht über Glaubwürdigkeit reden!) Da sind Sie komplett mit einer Themenverfehlung unterwegs. (Beifall bei der FPÖ.)

Klinik Ottakring: Gefährdungsanzeige in der Notaufnahme betreffend Schließung. AKH-Wien, Urologie, Kardiologie: Gefährdungsanzeigen. – Das ist das Wiener Gesundheitssystem, Kollegin Rendi-Wagner! 800 geschlossene Betten im Krankenanstaltenverbund (Abg. Leichtfried: Danke, Frau Hartinger-Klein! – Abg. Rendi-Wagner: Hartinger-Klein!), 700 offene Stellen im Wiener Gesundheits­verbund.

Da ist es ja in der Steiermark fast noch schlimmer, auch dort gibt es unter schwarzer Obmannschaft (Abg. Leichtfried: Landesrätin heißt das, nicht Obmann!) 200 fehlende Ärzte und mehr als 500 fehlende Pfleger, und 16 Prozent der Betten sind gesperrt. Da geht es ja in Oberösterreich mit 10 Prozent geschlos­sener Betten und gerade einmal 360 offenen Stellen noch richtig gut zur Sache.


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Fakt ist, Sie haben genau gar nichts gemacht, um die Situation da zu verbessern. Die paar Punkte, die Sie aufgezählt haben, die Pflegereform, das hat die Beschäf­tigten im Pflegebereich noch mehr frustriert, als wenn Sie nichts gemacht hätten, denn die versprochenen Prämien sind erstens nicht bei allen angekommen, die es sich erwartet hätten, zweitens sind sie gerade im Spitalsbereich nicht vollstän­dig angekommen, weil Sie das so gemacht haben, dass sie von den Prämien noch Steuern und Sozialversicherung zahlen müssen – das hat die Belegschaft frustriert! –, und dann bauen Sie über Test- und Impfstraßen noch Parallelstruk­turen auf, in denen Sie doppelt und dreimal so viel bezahlen, und wundern sich, dass die Beschäftigten nicht im Spital bleiben.

Sie haben diese Misere selber und aktiv ganz massiv verschlimmert. Es gab von der Opposition, durchaus auch von den Sozialdemokraten und von den NEOS, aber vor allem von uns Freiheitlichen, seit 2020 ganz konkrete Vorschläge und Forderungen im Gesundheitsausschuss, wie wir diese Probleme entschärfen können. Sie haben alles in Bausch und Bogen vertagt. Sie haben einen Antrag zur Stärkung der Versorgung im niedergelassenen Bereich seit Sommer 2020 bereits acht Mal vertagt. Sie haben alle anderen Anträge – egal ob es um die Arzneimit­telversorgung gegangen ist, ob es um die Gesundheitsbehörden gegangen ist, ob es um die Pflege gegangen ist – in Bausch und Bogen vertagt.

Wir haben die Konzepte. Ich habe gestern auf einer Pressekonferenz einen Sechspunkteplan zur Beseitigung des Personalmangels im Gesundheitswesen vorgestellt, wonach wir als ersten Punkt einmal eine ehrliche Evaluierung des Personalbedarfs durchführen müssen – mit einer neuen Festlegung der Stellen über die regionalen Strukturpläne Gesundheit und über eine fixe Regelung des Personalschlüssels in den Spitälern. Als zweiten Punkt haben wir genannt, dass wir die Entbürokratisierung der Arbeit – das ist das, was die Beschäftigten belas­tet: diese ganze Bürokratie, aufgrund derer sie nicht mehr am Patienten arbeiten können – und eine Kompetenzaufwertung festlegen müssen. Es braucht die finanzielle Fairness über neue Gehaltsschemata, über die tatsächliche Aus­bezahlung der Prämien, über das Auszahlen der Überstunden. In einem neuen


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Gehaltsschema müssen zum Beispiel auch Vordienstzeiten angerechnet werden, sonst werden Sie niemanden mehr finden, der neu im Spital arbeiten will.

Es braucht eine Weiterbeschäftigung von älteren Ärzten, die noch im System sind, damit sich die Lücke nicht noch mehr vergrößert, und gleichzeitig eine Aufstockung der Ausbildungskapazitäten, auch im fachärztlichen Bereich, in dem wir diese Quoten aufheben müssen, was während Corona teilweise ja schon geschehen ist.


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Schlusssatz bitte!


Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (fortsetzend): Ja, sofort!

Dann braucht es auch Stipendienmodelle, um Studienabsolventen ins System hineinzubekommen. Wir müssen die Wahlärzte endlich integrieren und dieses Doppelbeschäftigungsverbot von Wahlärzten und Kassenärzten aufheben.

Wenn Sie das alles machen würden, was auf dem Tisch liegt, dann können Sie die Krise im österreichischen Gesundheitssystem lösen. (Abg. Kassegger: ... besser beieinander!) Wenn Sie weiter dahinschwurbeln, werden Sie gar nichts zusam­menbringen. (Beifall bei der FPÖ.)

9.52


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schallmeiner. – Bitte.


9.52.10

Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie bezie­hungs­weise zu Hause vor den Bildschirmen! Meine Eltern haben mir einiges beige­bracht, und eines der wichtigsten Dinge, die mir meine Eltern beigebracht haben, war, sich immer der eigenen Verantwortung bewusst zu sein und sich darüber im Klaren zu sein: Wo liegt die eigene Wirkungsmächtigkeit? Wo ist man verant­wortlich?


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Umso mehr ärgert es mich dann immer, wenn wir hier herinnen stehen und Verantwortung negiert wird, Verantwortung hin- und hergeschoben wird, wenn man so tut, als ob andere verantwortlich wären, so wie es zum Beispiel heute (Abg. Hafenecker: Der Herr Kogler gemacht hat!) die Frau Klubobfrau und ehemalige Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner gemacht hat. (Abg. Kassegger: Der Hauptverantwortliche ist nicht einmal da! Haben wir einen Gesundheitsminister in Österreich oder nicht? – Abg. Rendi-Wagner: Aber wir sind in Opposition, Herr Kollege!)

Dass man sich der Verantwortung stellt, ist nicht immer angenehm. Es ist nicht immer lustig, sich der eigenen Verantwortung zu stellen. Würden Sie sich dieser Verantwortung stellen, dann wäre Ihnen bewusst, dass es eine Verantwortung für beispielsweise 70 Gefährdungsanzeigen im letzten Jahr in Wien, in den Wiener Spitälern, gibt – alleine 25 davon betrafen ein einziges Spital (Abg. Schroll: Ja, es gibt eine Bundesverantwortung!) –, dann wüssten Sie auch, dass es eine Verantwortung für 800 gesperrte Betten gibt – das ist in Wien ein ganzes Spital (Abg. Rendi-Wagner: Bundesregierung!); ein ganzes Spital in Wien ist de facto gesperrt (Abg. Leichtfried: Also ihr seids wie üblich für nichts zuständig! Danke für die Information!) –, dann wüssten Sie auch, dass es eine Verantwortung für 690 nicht besetzte Stellen für Pflegerinnen und Pfleger, für Ärztinnen und Ärzte gibt. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.) Dafür gibt es eine Verantwortung, und diese Verantwortung liegt bei der Stadt Wien, beim zuständigen Bundesland. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: Schlechte Rede!)

Sie gehen aber her – und das ist halt bequemer – und sagen (Abg. Leichtfried: Ihr seids halt weder für Gesundheitspolitik noch für Medienpolitik verantwortlich! Das ist das Resümee des Tages!): Na ja, es ist halt jemand anderer dafür zuständig! Wir machen das nicht, ist ja nicht unser Ding! – Wir übernehmen Verantwortung (Abg. Rendi-Wagner: Das merkt man aber nicht!), beispielsweise indem wir momentan nicht nur im Finanzausgleich Geld zwischen Bund, Ländern und


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Kommunen hin- und herschieben wollen, sondern indem wir auch Struktur­reformen angehen wollen. (Abg. Rendi-Wagner: Merkt man aber nicht!)

Wir wollen Strukturreformen, für die Sie in der Vergangenheit Verantwortung gehabt hätten (Abg. Schroll: Ihr seids einfach das Beiwagerl!), genauso wie die Kolleginnen und Kollegen der Freiheitlichen Partei, die auch einmal eine Gesundheitsministerin am Stubenring gestellt haben. Wir gehen solche Dinge, wie beispielsweise eine verbindliche Diagnosekodierung für alle im System, verpflichtendes Anschließen aller Ärztinnen und aller Ärzte sowie anderer Gesundheitsdienstleister an Elga, an. (Abg. Schroll: Was ist denn in Innsbruck, Kollege? Was ist denn in Innsbruck und in Niederösterreich? Die Leute liegen umeinander!)

Wir reparieren beispielsweise gerade ein Gesetz, das 2017 unter der aktuellen Klubobfrau Rendi-Wagner eingebracht wurde, nämlich das Primärversor­gungs­gesetz. Das müssen wir reparieren. Sie selber fordern, dass es mehr Primärver­sorgungseinrichtungen in diesem Land geben soll: Hätten Sie halt 2017 ein besseres Gesetz gemacht! – Wir machen es jetzt. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP.) Das heißt es übrigens, Verantwortung zu übernehmen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen.

Wenn wir davon sprechen, muss ich sagen, dass es genauso verantwortungslos ist, den Menschen Sand in die Augen zu streuen, indem man beispielsweise hergeht und ihnen erzählt, die Verdoppelung der Zahl der Medizinstudienplätze würde auch nur einen Arzt oder eine Ärztin mehr ins System bringen. Seid mir nicht böse, liebe Leute, ihr wisst selber ganz genau, dass Medizinerinnen und Mediziner nach dem Studienabschluss noch nicht praktizieren dürfen, sondern dass es dafür davor noch eine Facharztausbildung braucht. (Abg. Rendi-Wagner: Geh bitte! Turnusärzte! Kennt sich nicht aus und redet! Ich meine, das ist doch ein Witz!)

Dafür zuständig sind die Krankenhäuser, die Spitäler in Österreich. Wer aber besetzt 40 Prozent der Ausbildungsplätze nicht? – Die Bundesländer, die dafür


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zuständig sind. Ich bitte also auch da wieder, Verantwortung zu übernehmen, anzusetzen. Das würde ich mir erwarten, das wäre von einer ehemals staatstragenden Partei verantwortungsvoll – aber ich weiß schon, ihr seid momentan eher mit euch selbst beschäftigt.

Wie schon gesagt, wir übernehmen die Verantwortung – wir übernehmen sie! Wir schauen uns an: Wo können wir gemeinsam mit Bund, Ländern und Kommunen bessere Strukturen schaffen? Der Finanzausgleich wurde ja bereits angesprochen. Wie können wir es schaffen, dass wir nicht nur einfach Geld in die Hand nehmen und ins System hineinpumpen, sondern wie schaffen wir es, dass das Geld auch dort ankommt, wo es hingehört? Wie können wir Effizienz steigern? Wie können wir beispielsweise auch dafür sorgen, dass das sogenannte nicht ärztliche Personal das machen darf, wofür es ausgebildet wurde?

Wir sind in Österreich ja so wahnsinnig – Entschuldigung für diesen Ausdruck, aber trotzdem –, dass wir zwar die Leute gut ausbilden, aber sie dann im Endeffekt im Arbeitsalltag nicht das machen lassen, wofür sie ausgebildet wur­den. Auch das ist ein Thema, denn das schafft auf der einen Seite bei den Betroffenen extreme Frustration und ist auf der anderen Seite für unser System in höchstem Maß ineffizient.

In diesem Sinn: Wir übernehmen die Verantwortung, die die Kolleginnen und Kollegen in der Vergangenheit nicht übernommen haben und auch heute offensichtlich nicht übernehmen wollen. Wir übernehmen diese Verantwortung. Wir stellen uns der Herausforderung, wir wollen dieses System wieder zu einem sehr, sehr guten Gesundheitswesen machen – wir werden das schaffen.

Eines möchte ich Ihnen in dieser Hinsicht noch mitgeben: Bei der Gesundheit gilt dasselbe wie bei der Klimakrise: Nichts zu tun, Verantwortung abzuschieben ist keine Option. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Schroll: Kollege, Turnusärzte arbeiten im Spital ...! – Abg. Schallmeiner – auf dem Weg zu seinem Sitzplatz –: Ja, eh, aber sie werden nicht angestellt! – Abg. Rendi-Wagner: Mein lieber Freund, aber sicher sind sie angestellt! – Abg.


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Schallmeiner: Nein, weil sie nur 40 Prozent der ...! – Abg. Rendi-Wagner: Ich war angestellt! Das ist unfassbar, das tut in den Ohren weh! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

9.56


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Fiedler. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


9.56.59

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehörlose Menschen! Die mangelhafte Gesundheitsversorgung ist heute Thema der Aktuellen Stunde. Ich möchte mich nur kurz besinnen. (Abg. Leichtfried: Das Resümee: Weder Medienpolitik noch Gesundheitspolitik finden ihre Verantwortung in der Bundesregierung!)

Ich finde es ein bisschen sonderbar, dass genau dieses Thema von der SPÖ kommt, wo sie doch von 2008 bis 2017 mit Kollegen Stöger, mit Kollegin Rendi-Wagner den Gesundheitsminister oder die Gesundheitsministerin gestellt hat. (Abg. Silvan: Wir haben 2023 ...! – Abg. Leichtfried: Ja, verharrt in der Vergan­genheit! Das könnt ihr eh gut, hat man in Salzburg gesehen! – Ruf bei der SPÖ: Die Welt hat sich weiterentwickelt!) Die Probleme, die wir jetzt haben, bestehen also nicht nur aufgrund dieser Bundesregierung, sondern die gab es vor Corona und vor dieser Regierungszeit auch schon. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeord­neten von ÖVP und Grünen.)

Unsere Krankenhäuser sind überlastet; Abteilungen werden geschlossen; es gibt Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger und Personen im gesamten med­izi­nischen Personal, die arbeitstechnisch absolut am Limit sind. Die sind fertiggefahren – und das kann man auch nicht mehr schönreden, das ist einfach Fakt. Pflegerinnen und Pfleger hören auf, weil sie es einfach nicht mehr


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schaffen. So sehr sie diesen Beruf lieben und so großartig dieser Beruf ist: Sie schaffen es einfach nicht mehr.

Da kann man mit noch so vielen Anträgen zur Studienplatzverdopplung kommen, aber es wird nichts bringen, denn wir haben genug Ärzte. In der OECD haben wir die zweithöchste Versorgungsdichte an Ärzten. Das, was es gibt, ist ein strukturelles Problem, ein Verteilungsproblem. Hören wir doch bitte in diesem Punkt einmal auf die Experten! (Beifall bei den NEOS.) Die sagen: Das ist kein quantitatives Thema, das ist ein qualitatives Problem, das da besteht.

In Österreich gibt es 5,5 Ärzte auf 1 000 Einwohner. Das ist ausreichend. Der Bundeskanzler möchte gerne aufstocken und aufstocken. Das wird das Problem aber nicht lösen. Selbst Rektor Samonigg sagt, das gleicht einem Ablenkungs­manöver, weil es strukturelle Veränderungen braucht. Die brauchen wir jetzt, die brauchen wir nicht in 13 Jahren, wenn die jetzigen Erstsemester mit ihrer Facharztausbildung fertig sind. Es tut mir wirklich leid, aber wir brauchen jetzt Veränderungen.

Weil die Primärversorgungszentren angesprochen wurden: Es sollte bereits 76 PVEs geben und es gibt 40, 127 sind geplant. Man muss da Gas geben – endlich! Kommen Sie bitte ins Tun, richten Sie das auch aus, dass da gearbeitet wird, und zwar mit Tempo! (Beifall bei den NEOS. – Vizekanzler Kogler: ... nicht das erste Mal was!)

Es ist fünf vor zwölf im Gesundheitssystem (Rufe bei der SPÖ: Na, fünf nach zwölf! – Abg. Leichtfried: Es ist 24.17 Uhr!), und ich muss es wirklich noch einmal sagen: Auch unsere Patienten brauchen eine Gewissheit, dass sie ordentlich versorgt werden und dass sie rechtzeitig schnelle und erstklassige Behandlung bekommen. Unsere Patienten zahlen nämlich doppelt, denn sie zahlen die Sozialversicherung und sie zahlen die Wahlärzte, die sie krampfhaft suchen müssen, sie müssen ewig auf Termine warten, bis sie zu einer ordentlichen Grundversorgung kommen. Das kann es nicht sein! Gesundheit ist die Basis für


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ein gutes Leben, diese Versorgung muss physisch und psychisch gewährleistet sein.

Ich möchte hier noch einmal kurz auf unsere Petition hinweisen, in der verlangt wird, dass Psychotherapie auf Kassenkosten erfolgt und dass keine langen Wartezeiten abgewartet werden müssen. Wir haben hier dringenden Hand­lungsbedarf. Der Vergleich mit anderen europäischen Ländern hinkt ein bisschen, wenn unsere Patienten in unserem Land einfach keine Versorgung kriegen. Deswegen: Bitte tun Sie endlich etwas! – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

10.01


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Scheucher-Pichler. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


10.01.13

Abgeordnete Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler (ÖVP): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Damen und Herren! Meine Vorrednerin hat es schon gesagt: Ja, jahrzehntelang hat die Sozialdemokratie Gesundheitsministerinnen und -minister gestellt – zwei sitzen hier, die waren nicht so lange im Amt (Abg. Leichtfried: Ja, sechs Jahre ist natürlich keine lange Zeit in der Politik!) –, aber Sie haben gerade in diesem Bereich vieles aufgebaut und mitgetragen (Abg. Leichtfried: Sagt die, die mit der Hartinger-Klein zusammen Gesundheitspolitik gemacht hat! Das ist ja zum Lachen!), auch in den Sozialversicherungen sind Sie tätig, in den Ländern sind Sie zuständig. Und ich stehe nicht an, zu sagen, dass wir ein gutes Gesundheitssystem in Österreich haben. (Abg. Leichtfried: Sie waren mit der Hartinger-Klein in einer Regierung! Und Sie bilden sich noch was drauf ein!) Wir haben ein gutes Gesundheitssystem in Österreich. Ich weiß nicht, wollen Sie von den Problemen in der SPÖ ablenken, dass Sie heute das Thema diskutieren, Frau Kollegin? (Abg. Leichtfried: Die Hartinger-Klein hat nichts mit der SPÖ zu tun! – Abg. Schroll: Das interessiert die Leute draußen nicht! Gesundheitsversorgung interessiert sie!) Sie verunsichern damit aber die Menschen. Sie verunsichern


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damit die Menschen, und das lehne ich ab, diesen Stil lehnen wir ab. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ja, natürlich, wir brauchen Verbesserungen, wir müssen unser System laufend modifizieren, das steht ja außer Frage. Wieso Sie die Anfrage heute an den Bundeskanzler stellen, weiß ich nicht (Abg. Leichtfried: Gute Idee! Eine Partei, die seit sechs Jahren in Opposition ist, hat die Verantwortung!), wir haben einen zuständigen Gesundheitsminister, der da dran ist, der gute Arbeit leistet (Abg. Rendi-Wagner: Die Opposition hat keine Verantwortung!), und alle, die im Gesundheitsausschuss sitzen, wissen das auch. (Abg. Leichtfried: Gut argumen­tiert!) Sie wissen auch, dass daran gearbeitet wird (Abg. Leichtfried: Wir wissen, dass Sie mit der Hartinger-Klein zam waren! Das reicht!) – und zwar mit Gas –, dass vieles umgesetzt wird.

Meine Damen und Herren, ja, wir brauchen neue Modelle und neue Anreize, wir brauchen mehr Primärversorgungszentren. Das ist eine richtige Antwort. Wir brauchen bessere Kassenverträge und moderne Möglichkeiten im ländlichen Bereich, gerade auch um die Versorgung der älteren Generation (Abg. Leichtfried: Ja, und was haben Sie gemacht? Nix! Sechs Jahre lang!) sicherzustellen. Aber in den Ländern – und das muss ich jetzt wirklich noch einmal sagen – gibt es zum Großteil SPÖ-Verantwortlichkeiten – in Wien, ich denke an Wien, ich denke an Kärnten. Der SPÖ-Gesundheitssprecher ist heute nicht hier - - (Abg. Schroll – erheitert –: Sechs! Sechs Bundesländer ÖVP! Sechs, Frau Kollegin, falls du es verges­sen hast! – Ruf bei der SPÖ: Das ist der Schmäh der Woche! – Abg. Leichtfried: Mathematik wäre auch ...!) – Entschuldigung, ich habe es schlecht formuliert, ich wollte sagen: Die Länder sind zuständig für die Bereiche (Abg. Leichtfried: Ja, Verantwortung abschieben, das können Sie gut! – Abg. Rendi-Wagner: Das braucht keine Bundesregierung ergo!), die Sie angesprochen haben.

Schauen Sie einmal nach Kärnten! SPÖ-Gesundheitssprecher Kucher ist heute nicht da (Abg. Leichtfried: Können S’ gleich aufhören! – Abg. Rendi-Wagner: Wozu die Bundesregierung eigentlich noch?), ich wünsche ihm gute Genesung, falls er


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krank ist (Ruf bei der SPÖ: Er ist krank! – Präsident Sobotka gibt das Glocken­zeichen), er könnte alle diese Fragen in der Landesregierung seiner SPÖ-Landesrätin stellen. Sie, Frau Kollegin Rendi-Wagner, könnten diese Fragen Ihrem Bürgermeister, Ihrem Gesundheitsreferenten in Wien stellen (Abg. Leichtfried: Jetzt ist der Kucher schuld oder was? Das wird ja immer besser!) – Sie tun es nicht.

Ja, die Regierung übernimmt Verantwortung, wir übernehmen Verantwortung, wir haben gerade im Bereich der Prävention, im Bereich der Gesundheits­vorsorge Maßnahmen gesetzt; ich nenne nur den Bereich der Communitynurses, der ausgebaut werden soll. Es wurde gerade gesagt: Ja, es ist unser Ziel – und auch daran wird gearbeitet –, dass es Psychotherapie und psychologische Bera­tung als Kassenleistung gibt. Das ist unser erklärtes Ziel.

Aber wie gesagt, noch einmal: Hier kann der Bund allein nicht die Verantwortung übernehmen, trotzdem tun wir es, wir übernehmen Verantwortung. (Abg. Rendi-Wagner: Das merkt man nur nicht!) Wir haben gerade im Bereich der Pflege und hinsichtlich des Pflegemangels (Abg. Leichtfried: Herr Präsident, war das jetzt die Ankündigung des Rücktritts der Bundesregierung?) – und das ist ein ganz wichtiger Bereich – ganz konkrete Ausbildungsmaßnahmen gesetzt, Ausbildungsoffen­siven, ein Pflegestipendium, das es in der Form noch nie gegeben hat, Ausbil­dungszuschüsse, neue Ausbildungsmodelle. Das kommt alles auch der Gesund­heitsversorgung und den Krankenanstalten zugute.

Wir haben gestern im Ministerrat die Pflegelehre beschlossen. Viele sehen sie nur negativ, ich sehe sie nicht negativ. (Abg. Leichtfried: Das wundert mich jetzt aber!) Wenn wir ständig alles nur schlechtreden, wird es uns sehr schwer gelingen, junge Leute zu motivieren, in den Pflegebereich und in den Gesund­heitsbereich zu gehen.

Meine Damen und Herren! Die Verhandlungen zum Finanzausgleich wurden auch schon erwähnt: Auch sie bieten Möglichkeiten weiterer Verbesserungen


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und struktureller Änderungen, die auch forciert werden und die auch geplant sind.

Die Sozialversicherungen haben da Verantwortung. (Abg. Schroll: Patienten­milliarde! – Zwischenruf des Abg. Silvan.) Daran arbeitet der Gesundheitsminister. Auch die Schnittstelle zwischen den Krankenhäusern (Abg. Schroll: Patienten­milliarde! Die haben Sie zerstört!), die Schnittstelle zwischen den niedergelassenen Ärzten, zwischen dem mobilen Bereich, zwischen den Spitalsambulanzen müssen besser werden. Auch das ist ein ganz wichtiges Ziel, und auch darüber wird verhandelt, darüber verhandeln (Abg. Leichtfried: Ja, verhandeln tun Sie schon sechs Jahre lang!) wir als Regierung, aber allen voran der Gesundheitsminister. Wenn Sie im Gesundheitsausschuss wären oder sich dort informieren würden (Abg. Kaniak: Alles vertagt!), dann würden Sie auch wissen, dass es dazu ganz klare Aussagen gibt. (Abg. Nussbaum: Ja, alles wird vertagt! – Abg. Schroll: Vertagt wird alles!)

Meine Damen und Herren! Abgeordneter Smolle und auch Vizekanzler Kogler haben es hier schon ausgeführt, ich brauche es jetzt nicht noch einmal zu wiederholen, aber: Wir wollen alle einbinden, alle Systempartner einbinden, alle Stakeholder einbinden. Genau das ist es, was wir brauchen. Da übernimmt die Bundesregierung Verantwortung, indem sie das tut. Sie arbeitet intensiv an Lösungen, die auch den Ländern, den Krankenanstalten letztlich nützen. Wir sind da auf einem guten Weg, Sie können es noch so sehr schlechtreden – Destruk­tivität bringt uns nicht weiter. (Abg. Rendi-Wagner: Gehen Sie in ein Spital und schauen Sie sich um!) Wir brauchen ein Miteinander, wir brauchen ein Miteinan­der aller, die hier Verantwortung haben (Abg. Greiner: Ja, das ist die Bundes­regie­rung!), und das vermisse ich bei der Opposition. Ich lade Sie ein, hier konstruktiv mitzuarbeiten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Heiterkeit bei der SPÖ.)

10.06


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Silvan. – Bitte.



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10.06.17

Abgeordneter Rudolf Silvan (SPÖ): Kollegin Scheucher-Pichler, Genosse Kucher, unser Gesundheitssprecher, hat nach Monaten jetzt einen Facharzttermin bekommen, deswegen ist er nicht anwesend, sonst hätte er wieder ein paar Monate warten müssen. Das nur zur Entschuldigung, weil Sie es hier erwähnt haben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheucher-Pichler: Ja, also das glaubt Ihnen jetzt kein Mensch!)

Ich möchte nur eines sagen, weil ich gerade von meinem Kollegen Alois Schroll aus seinem Wahlkreis, druckfrisch in den „Niederösterreichischen Nachrichten“, einen „Hilferuf“ der Betriebsratsvorsitzenden Margit Huber aus dem Kranken­haus Amstetten bekommen habe: Wir „können nicht mehr“! – Das ist eines von vielen Spitälern in Österreich, in denen das Personal am Limit ist. Herr Vize­kanzler, liebe ÖVP, wir brauchen keinen Autogipfel, wir brauchen endlich einen Gesundheitsgipfel für dieses Land, damit da etwas weitergeht! (Beifall bei der SPÖ.)

Zur Kritik von Kollegen Schallmeiner möchte ich eines sagen: Es war Gesund­heitsministerin Pamela Rendi-Wagner, die hier im Mai 2017 die Grundlage für die Primärversorgungszentren geschaffen hat – das nur zur Klarstellung, weil es immer heißt, wir wollen Verantwortung abgeben. – Nur diese Bundesregierung will hier keine Verantwortung übernehmen, liebe Kolleginnen und Kollegen, sonst niemand. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich habe gestern den Gesundheitsminister in Ö1 gehört, Herr Vizekanzler. Er hat gesagt, was Sie auch schon ausgeführt haben: Finanzausgleich, Kassenmedizin forcieren, dass Wahlärzt:innen auch Elga verwenden und zu einer Diagnoseko­die­rung verpflichtet sein sollen, das Potenzial des medizinisch-technischen Pflegepersonals heben, die können mehr, als sie momentan dürfen, und auch die Apothekerinnen und Apotheker können mehr, als sie momentan dürfen. Ich glaube nur nicht, dass die ÖVP und die Ärztekammer da mitspielen, das glaube ich nicht.


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Wir haben es ja schon von den Vorrednern gehört: Hinter dieser Reform der Sozialversicherung gibt es eine andere Agenda, denn sie haben ja gesagt: Die Player im Gesundheitssystem sind die Länder, das ist die Ärztekammer in den Ländern, und so weiter. Man hat diese Sozialversicherungsstruktur in der ÖGK jetzt so geschaffen, dass sie zentralisiert wurde, dass die Landesstellen der ÖGK keine Macht mehr haben, keine Kompetenzen mehr haben, sie müssen in der Zentrale nachfragen, ob sie einen Radiergummi kaufen dürfen, und dergleichen mehr. Also man hat hier schon sehr bewusst die gut funktionierenden neun Gebietskrankenkassen, die in Summe ein Plus in der Bilanz hatten, zerstört – mithilfe der FPÖ. Ich glaube, euch war das nicht so bewusst, der ÖVP ist das sehr wohl bewusst, weil bei der ÖVP heißt es: weniger Staat, mehr privat – auch im Gesundheitswesen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir brauchen eine Verdoppelung der Zahl der Studienplätze. Ich sage nur eines – Kollegin Rendi-Wagner hat es schon angeführt –: Wir haben ein Problem bei der Altersstruktur der Ärztinnen und Ärzte. 30 Prozent der Ärzt:innen gehen in den nächsten zehn Jahren in Pension. Wir brauchen pro Jahr 1 450 junge Ärzte, nur um den Status zu erhalten, wir kriegen aber pro Jahr nur 840 Ärzte ins System. Es gäbe genug junge Menschen, die ein Medizinstudium in Angriff nehmen wollen. Jedes Jahr wollen mehr als 16 000 junge Menschen das Medizinstudium in Angriff nehmen – Plätze haben wir leider nur 1 850. Kollege Smolle, du weißt, dass wir hier ein strukturelles Problem haben. Die Botschaft ist, dass wir eben auch betreffend diese Ärztinnen und Ärzte unbedingt Kassenverträge brauchen; wir brauchen mehr Kassenverträge, es braucht mehr Geld insgesamt im Gesundheitssystem.

Und was die Pflegekräfte betrifft, so ist jetzt ein bisschen etwas passiert – ja, das muss man auch anerkennen –, aber: So ein wichtiger Beruf! Jetzt kriegen Polizeischülerinnen und -schüler – das ist jetzt erhöht worden – 2 000 Euro brutto. Gut so, verdient! Jetzt habe ich gehört, Offiziersanwärter in der Militärakademie kriegen 2 100 Euro netto. Gut so, verdient! Deswegen verstehe


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ich aber nicht, dass man pflegende Menschen, Menschen, die in der Pflege­ausbildung sind, mit 600 Euro abspeist. (Abg. Ribo: 1 400! 1 400!) Da gehört nachgezogen! Da gehört nachgezogen, genauso wie bei anderen. (Beifall bei der SPÖ.)

Genauso wie die Arbeitsbedingungen verbessert werden sollen, darf auch kein Thema mehr sein, dass jeder Arbeitsmonat im Gesundheitssystem automatisch ein Schwerarbeitsmonat sein muss. Dazu braucht es kein Feststellungsverfahren, das soll einfach so festgelegt sein. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben in Österreich auch 950 000 Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen. Davon sind allein 43 000 Jugendliche, die ihre Angehörigen pflegen. Jetzt gibt es verschiedene Modelle, die gut sind, und wir müssen überall darauf schauen, dass diese Menschen, die vielleicht ihren Job kündigen müssen, vielleicht in Teilzeit gehen müssen, damit sie ihre Angehörigen pflegen können, sozialversicherungstechnisch abgesichert sind.

Und jetzt geht die ÖVP/FPÖ-Regierung in Niederösterreich her, fährt landauf, landab, jubiliert und preist, dass es in Niederösterreich einen Pflegebonus von 1 000 Euro gibt. Jetzt war ich bei einem Sprechtag, und dort war eine Frau, die ich leider enttäuschen musste, denn sie hat geglaubt, sie bekommt 1 000 Euro im Monat. Ich habe gesagt: Nein, das ist ein Missverständnis! Frau Mikl-Leitner und Udo Landbauer haben gemeint, 1 000 Euro im Jahr – das sind 83,33 Euro im Monat, die man bekommt, und zwar maximal, denn das ist noch sozial gestaffelt. (Abg. Greiner – in Richtung ÖVP –: Da könnt ihr stolz sein! Wahnsinn! Wahnsinn!) – Das ist die Sozialpolitik von ÖVP und FPÖ, und das wird sich im Bund auch noch widerspiegeln, wenn es so weitergeht. Da braucht ihr gar nicht stolz darauf zu sein, das ist nämlich eine Verhöhnung dieser Menschen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich denke – dies abschließend, denn die Redezeit ist schon zu Ende –, mit dem Steuergeld und mit den Sozialversicherungsbeiträgen sollte die Lebenssituation


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der Menschen verbessert und nicht verschlechtert werden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

10.12


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hauser. – Bitte sehr. (Abg. Leichtfried: Endlich ein Taferl!)


10.12.26

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Was tut man, wenn ein Haus lichterloh brennt? (Abg. Leichtfried: Ein Taferl aufstellen! – Heiterkeit der Abg. Ribo.) – Löschen! Zuerst löschen und dann sanieren, aufbauen, was auch immer.

So ist es auch mit unserem Gesundheitssystem. Das Gesundheitssystem brennt lichterloh. Wenn ich heute nur „Oe24“ aufschlage  (Abg. Schroll: Um Gottes willen! Um Gottes willen!), dann lese ich dort eine Schlagzeile, die die Situation auf den Punkt bringt. Ich zitiere – das sagt also nicht die Freiheitliche Partei, sondern das steht heute aktuell in den Medien –:

„Kurz vorm Kollaps: Alarmstufe Rot um unsere Spitäler“, „Ärzte, Pfleger und Intensiv-Betten werden aktuell immer mehr zur Mangelware.

Wien. Die Situation in der heimischen Gesundheitsversorgung spitzt sich weiter zu: Zuletzt klagte die Ärztekammer über Spitalsambulanzen, die kaputtgespart werden, auch beim Personal ist man am Limit.

[...] Im Landeskrankenhaus Graz musste jedes sechste Bett wegen“ fehlender Ärzte „zugesperrt werden.“

Das Haus Gesundheit brennt also lichterloh, und das hat diese Regierung zu verantworten und nicht die Opposition! (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn heute Regierungsvertreter hergehen und sagen, die Freiheitliche Partei hat in der Vergangenheit etwas angerichtet, dann zitiere ich nur aus Ihrem


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eigenen Programm „Gesund aus der Krise“, das Sie aufgestellt haben und in dem Sie selber feststellen:

„Psychische Symptome haben vor allem bei jungen Menschen in Österreich seit Beginn der Covid-19-Pandemie überhandgenommen. Mehr als die Hälfte aller Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die den 22. Geburtstag noch nicht erreicht haben, sind von depressiven Symptomen betroffen, knapp jeder zweite junge Mensch“ – bis 21 Jahre – „leidet an Schlafstörungen“.

Das heißt bitte: Perfekte Selbstanklage! Das ist also die Situation seit Covid. Sie haben drei Jahre lang die vollkommen falsche Covid-Politik betrieben, und das ist das Resultat. Sie haben schwach 800 000 Kinder depressiv gemacht – ohne dass dabei die Nebenwirkungen mit berücksichtigt sind, sondern nur durch Ihre Politik! –, und jetzt gehen Sie her und sprechen über Finanzausgleich und Ähnliches mehr. Sie wissen doch, dass die Finanzausgleichsverhandlungen bis zum Jahresende laufen, und bis diese Programme umgesetzt werden, vergehen Jahre.

Es braucht Sofortmaßnahmen, und die wichtigste und erste Sofortmaßnahme ist: Hören Sie auf mit dem Verbraten von öffentlichen Mitteln! Sie schmeißen das Geld, das wir nicht verdient haben, das wir am Finanzmarkt aufnehmen müssen, mit zehn Händen beim Fenster hinaus! Allein für die Covid-Maßnahmen wurden in den letzten Jahren 50 Milliarden Euro ausgegeben, und das ist das Geld, das dringend nicht nur im Bereich der Gesundheit, sondern auch im Schulbereich, im Wissenschafts- und Forschungsbereich gebraucht würde, das dort fehlt.

Sie als Regierung gehen jetzt her und sagen, Covid ist mit Beginn des Sommers vorbei, und ich zitiere dazu aus einem Rundschreiben, das der Herr Gesund­heitsminister an „Impfwillige“ – unter Anführungszeichen – verschickt und in dem er selber feststellt: Mit dem Auslaufen der Coronamaßnahmen bis zur Jahresmitte ist es besonders wichtig, dass bis dahin möglichst viele Menschen optimal geschützt sind. – Sie sagen also, die Coronamaßnahmen laufen bis zur Jahresmitte aus. – Stimmt nicht! Sie gehen her und verbraten Geld weiter!


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Bitte, Herr Vizekanzler, jetzt erklären Sie mir und uns allen heute (eine Tafel mit der Aufschrift „Länder und Gemeinden bekommen 18 Euro pro nachweislich verabreichter Impfung (1. Juli 2023 bis zum 31. März 2024) / Ärzte bekommen für die Durchführung der Impfung samt Aufklärung und Dokumentation 15 Euro / Apotheken bekommen 5 Euro pro Impffläschchen / Apotheken und ärztliche Hausapotheken bekommen 15 Euro für die Abgabe eines COVID-19 Heilmittels“ auf das Redner:innenpult stellend), wieso Sie derzeit einen Entwurf zum Impffinan­zierungsgesetz im Umlauf haben! In diesem Entwurf steht drinnen, dass Sie im Zeitraum 1. Juli 2023 bis 31. März 2024 – in der Zeit also, in der, wie Sie den Menschen sagen, Covid eh vorbei ist – 18 Euro jenen Gemeinden bezahlen, in denen sich ein Gemeindebürger gegen Covid impfen lässt. – Also, ist jetzt Covid ein Gesundheitsproblem, oder wollen Sie, Herr Vizekanzler, mit diesem Geld die Gemeindekassen aufbessern? Sagen Sie bitte den Menschen, wieso Sie den Gemeinden, wenn in diesem Zeitraum Covid scheinbar – laut Ihrer Definition – vorbei ist, 18 Euro an Budget bezahlen! Das hat doch mit der Gesundheit überhaupt nichts zu tun! Da wird Geld verbraten, um in dieser Impfkette mög­lichst viele Menschen in diese Impfungen hineinzumanipulieren.

Zweitens: Jeder Impfarzt bekommt 15 Euro, und wenn die Impfampulle in der Apotheke gekauft wird, bekommt der Apotheker noch einmal 5 Euro. Sie nehmen also – ohne die Beschaffungskosten bitte – 38 Euro in die Hand, um im Zeitraum vom 1. Juli 2023 bis zum 31. März 2024 möglichst viele Menschen zu impfen.

Wissen Sie, und das ist das Hauptproblem, das Sie haben: Sie verbraten weiter­hin Geld, das wir nicht haben, und löschen das Haus nicht. Unsere Forderung, die wir schon mehrmals gestellt haben, die 1,2 Milliarden Euro, die für 2023 im Budget vorgesehen sind, endlich einmal für das Gesundheitswesen umzu­widmen, ist eine wichtige erste Maßnahme, die Sie sofort setzen müssen! (Beifall bei der FPÖ.)

10.17



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 140

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Ribo. – Bitte sehr. (Abg. Leichtfried: Das war jetzt ein schlechtes Taferl!)


10.18.08

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Herr Präsident! Geschätzter Vize­kanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher:innen hier auf der Galerie und zu Hause! Ich glaube, in einem sind wir uns hier alle einig: Es braucht Maßnahmen, damit weiterhin alle Menschen in Österreich eine qualitativ hochwertige Versorgung bekommen – Maßnahmen, die auch tatsächlich umgesetzt und nicht nur angekündigt werden. Und, vielleicht erinnert ihr euch, vor knapp einem Jahr, am 12 Mai, haben wir die größte Pflegereform der letzten Jahrzehnte präsentiert: 1 Milliarde Euro für die Pflege. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Strasser.)

Denn: Es ist kein Geheimnis – ich und auch viele andere von uns haben es hier schon sehr oft gesagt –, dass wir bis 2030 über 75 000 Menschen in der Pflege neu brauchen werden. Deshalb haben wir – das wurde hier heute immer wieder gefordert, aber wir machen das schon – massiv in die Pflegeausbildung inves­tiert. Es wurden die drei- und fünfjährigen Schulen, die bis jetzt Schulversuche waren, ins Regelschulwesen überführt. In Zukunft wird es jährlich 600 Schü­ler:innen aus diesem Bereich geben, und wir wissen, dass die Schüler:innen von heute die Pfleger:innen von morgen sind. (Abg. Schroll: 600 Schüler pro Jahr – 75 000 brauchen wir bis 2030! Da braucht ihr eh ...hundert Jahre! Eine gute Rech­nung!) Und diese Schüler:innen – apropos Bezahlung – bekommen für ihre Praktika pro Monat 600 Euro.

Weiters: Wir wissen auch, dass wir in der Pflege jede einzelne Person brauchen. Wir haben daher das Pflegestipendium für Berufsumsteigerinnen eingeführt. Uns war es immer wichtig, dass wir den Frauen – denn es sind meist Frauen –, wenn sie eine Pflegeausbildung machen, wenn wir sie schon dazu gewinnen können, auch die finanzielle Absicherung bieten.


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Das heißt, dass sie weiterhin einfach ein normales Leben führen können – deshalb: Pflegestipendium in der Höhe von 1 400 Euro. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Um aber eben auch alle Ausbildungswege auszuschöpfen – das hat die Kollegin heute schon gesagt: weil wir das müssen; wir wissen, es führt kein Weg zurück, wir müssen alle Ausbildungswege ausschöpfen –, braucht es auch die Pflegelehre. Ich selbst bin jetzt nicht unbedingt ein Riesenfan der Pflegelehre, aber wir können nicht auf der einen Seite sagen, uns fehlen so und so viele Pflegekräfte, und auf der anderen Seite nicht alles dafür unternehmen, dass wir diese bekommen. Die Pflegelehre wird im Herbst 2023 starten.

Uns war es in den gesamten Pflegeverhandlungen wichtig, dass wir weiterhin die Durchlässigkeit aller Ausbildungsberufe gewährleisten. Natürlich – ich habe es schon gesagt – ist es mit der Ausbildung alleine nicht getan; wir müssen auch schauen, dass die Menschen, die in der Pflege arbeiten und unbestritten tagtäg­lich schwere Arbeit leisten, auch wirklich weiterhin im Beruf bleiben, denn viele – sei es jetzt aufgrund von Covid, seien es andere Gründe – überlegen, den Beruf zu wechseln. Da müssen wir eben auch hinschauen und das haben wir auch gemacht: Wir haben die Anrechnung der Nachtgutstunden im stationären Pflegebereich novelliert, zusätzlich kommt die sechste Urlaubswoche ab dem 43. Lebensjahr, und es sind eben – Kollege Smolle hat es heute, glaube ich, erwähnt – 570 Millionen Euro in die Gehälter geflossen. 570 Millionen Euro, das ist nicht wenig Geld! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Trotzdem wissen wir, dass auch das nicht reichen wird. Wir brauchen auch Pfle­ge­kräfte aus dem Ausland. Auch in diesem Bereich gibt es bereits einige Punkte, die auf dem Weg sind: Die Rot-Weiß-Rot-Karte wird da für Verbesse­rungen sorgen – genau für die Mangelberufsliste, und da sind alle Pflegeberufe mit drauf, das wissen wir. Generell werden die Nostrifikationsverfahren deutlich ver­einfacht und beschleunigt. Also bitte: Man kann sich nicht hierherstellen und sagen, es wird nichts gemacht, denn das, was ich jetzt alles aufgezählt habe, ist


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viel. Es ist nicht so, dass es für die Zukunft ausreicht – das nicht; es ist ein großer erster Schritt –, aber es ist viel! (Beifall bei den Grünen.)

Ein Projekt, das, glaube ich, nächstes Jahr das einjährige Jubiläum feiert, möchte ich hier – die Kollegin hat es heute erwähnt – auch erwähnen: die Community­nurses. Es gibt in Österreich über 260 Communitynurses. Diese Personen, diese diplomierten Pflegekräfte, stellen eine wichtige Säule in der Grundversorgung, in der Präventionsarbeit dar. Die sind ganz wichtig, die bieten niederschwellige, aufsuchende Hilfe für Angehörige, für Menschen, die vielleicht später einmal Pflege brauchen werden. Das dürfen wir auf keinen Fall vergessen. Ich weiß, die sind von der EU finanziert, aber wir müssen schauen – und da bitte ich eben alle in diesem Saal, weil alle möglichen Parteien irgendwo in den Regierungen sitzen, in den Gemeinden, in den Ländern, wirklich ordentlich mitzuhelfen –, dass da eine Weiterfinanzierung gewährleistet werden kann.

Etwas wurde heute auch noch nicht erwähnt, und das möchte ich tun, denn darauf dürfen wir nie vergessen: Eine große Stütze in der Pflegeversorgung, in der Gesundheitsversorgung stellen die pflegenden Angehörigen dar. Auf diese Personen – das sind immerhin fast eine Million Menschen – dürfen wir nie, nie vergessen! Die scheinen auf keinem Lohnzettel auf, die sind in keiner Arbeits­statistik, aber sie sind da. Die machen tagtäglich wichtige Arbeit: Sie pflegen ihre Angehörigen, ihre Mütter, ihre Ehemänner, wen auch immer. Es sind meistens Frauen, die diese Carearbeit leisten, und ohne diese würde das Gesundheits­system wirklich zusammenbrechen.


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zum Schlusssatz!


Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (fortsetzend): Ja, Schlusssatz: Heute wurde viel von Verantwortung, von allem Möglichen geredet, es war immer wieder zu hören: Der Bund muss dies, der Bund muss das! – Ja, der Bund muss Verantwor­tung übernehmen, aber bitte vergessen wir nicht, dass wir in Österreich leben, und hier wird Föderalismus großgeschrieben. Das heißt, wir haben neun Bundesländer, in deren Landtagen alle hier vertretenen Parteien sitzen, und


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wenn es heißt: Verantwortung übernehmen!, dann gilt das bitte für alle. Das heißt, wir alle müssen da Verantwortung übernehmen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.24


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Loacker. – Bitte.


10.24.28

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Hohes Haus! Ja, wenn man den Rednern hier zuhört, würde man meinen, wir haben in Österreich zu wenig Geld für die Gesundheit, aber das ist bei näherer Betrachtung nicht wahr.

Wir haben innerhalb der OECD die vierthöchsten Gesundheitsausgaben gemes­sen am Bruttoinlandsprodukt, und der Anteil steigt auch deutlich; das heißt, wir geben viel Geld für Gesundheit aus, und das Problem ist, wie wir gehört haben: Es kommt bei den Patientinnen und Patienten nicht an. Es versickert in den Strukturen der Länder, in den Strukturen der Kassen, weil da jeder seinen Schre­bergarten betreut. Das führt dazu, dass sehr viele Bürger jetzt doppelt zahlen, wenn sie Gesundheitsversorgung haben wollen, nämlich einmal über die gesetz­liche Krankenversicherung und ein zweites Mal über die private.

37 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben eine private Kranken­versicherung – 37 Prozent! Das sind nicht 37 Prozent reiche Leute, das sind 37 Prozent der Menschen, die sich auf das öffentliche System nicht mehr verlas­sen, die auf das öffentliche System nicht mehr vertrauen, weil es von den Kassenfunktionären, von den roten und den schwarzen, in Grund und Boden gewirtschaftet worden ist (Abg. Leichtfried: Hartinger-Klein war eine Rote oder eine Schwarze? Gut beobachtet!) und weil es von roten und schwarzen Gesund­heitslandesräten in Grund und Boden gewirtschaftet worden ist, weil sie mit dem Geld der Versicherten ihre eigenen Schrebergärten bewirtschaftet haben, aber sonst gar nichts. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Leichtfried: Sie haben da ein


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paar Jahre übersehen, Herr Kollege! Seit sechs Jahren ist das Geschichte! – Zwischen­ruf des Abg. Schroll.)

Wenn die SPÖ in einer unfassbaren Dreistigkeit hier eine Aktuelle Stunde zur Gesundheit macht, dann muss ich schon einmal sagen: Wer war denn jahrelang Ärztekammerpräsident und hat nur auf die Kassen der Ärzte geschaut? – Herr Dr. Szekeres aus Ihren Parteireihen. (Beifall bei den Grünen. –  Abg. Leichtfried: Ja, ja! Der nächste Hartinger-Klein ...!) Dann muss man sagen: Welche Partei hat jedes halbe Jahr mit Andreas Huss den Vorsitz in der Krankenversicherung? – Das ist die SPÖ; das andere halbe Jahr wird der Laden von der ÖVP da drüben geführt. Und wer wird jetzt der neue Chef im Dachverband der Sozialversicherung? – Herr Pazourek, der jahrelang riesige Defizite in der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse produziert hat. (Abg. Leichtfried: Ich hab’ geglaubt, Hartinger-Klein war arg! Der Loacker schlägt das noch!) Da haben Sie wieder einen roten Bonzen ganz nach oben hingeschoben. Und gestern hat man von SPÖ-Stadtrat Hacker auf Ö1 im „Klartext“ gehört: Verantwortung hat der keine, schuld sind immer die anderen. Wenn es bei ihm nicht läuft, sind immer die andern schuld. (Beifall bei NEOS und Grünen. – Abg. Koza: Der Hacker ist ein Wahnsinn! Immer ...! –  Abg. Schroll: Ja genau! Aber ihr wart nicht in der Regierung in Wien, gell?)

Die Kühnheit muss man haben: Da sitzt Altgesundheitsminister Stöger, da sitzt die ehemalige Gesundheitsministerin Rendi-Wagner und dann kommt man hier heraus und macht eine Aktuelle Stunde zu den Problemen im Gesundheits­wesen. Die Courage muss man einmal haben!

Dann zu den Freundinnen und Freunden in den Ländern, die die Spitäler verantworten: So ein Landeshauptmann hat natürlich viel mehr davon, das ist viel mehr Show, wenn er ein Spital oder eine Spitalsabteilung eröffnet (Abg. Meinl-Reisinger: Der Herr Präsident weiß, wie das ist! Der hat eigenmächtig den ...!), als wenn er vielleicht irgendwo mehr niedergelassene Ärzte oder eine Gruppenpraxis bekommt – nein, Spitäler! Das führ dazu, dass wir in Hainburg und in Kittsee jeweils ein Spital haben, zwölf Kilometer Autoweg zwischen den


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beiden, in Hartberg und in Oberwart, 23 Kilometer, aber auch in Dornbirn und in Hohenems, 8,4 Kilometer.

Spitäler brauchen wir, Spitäler! Die nützen uns aber nichts (Abg. Leichtfried: Ja, der Loacker-Spitalzusperrwettbewerb wird ausgerufen!), wenn die Spitalsbetten nachher nicht bewirtschaftet werden können, weil das Personal fehlt. Dann habe ich zwar schöne Spitäler, kann den Patienten aber auch nichts bieten. Mehr Spitäler bedeuten nicht mehr Gesundheit. Wir haben in Österreich 60 Prozent mehr Spitalsbetten als die Schweiz – 60 Prozent mehr! Das Bundesland mit den wenigsten Spitalsbetten pro 1 000 Einwohner hat immer noch mehr als der Schweizer Kanton mit den meisten Spitalsbetten pro 1 000 Einwohner. Wir sind deswegen nicht gesünder, und das meine ich, wenn ich sage: Das Geld kommt bei den Patienten nicht an! (Beifall bei den NEOS.)

Weiteres Beispiel aus dem niedergelassenen Bereich – weil Herr Dr. Smolle gesagt hat, wir haben so ein super Gesundheitssystem in Österreich –: Wenn Sie Diabetiker sind, und 800 000 Menschen in diesem Land sind Diabetiker, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man Ihnen wegen Diabetes ein Bein amputieren muss, in Österreich doppelt so hoch wie im Vereinigten Königreich, weil bei uns die Versorgung für chronisch Kranke im niedergelassenen Bereich so schlecht ist. Warum? – Weil es den Kassen, die ja nur für den niedergelassenen Bereich und nicht für die Spitäler zuständig sind, lieber ist, der Patient landet im Spital, dann ist der Großteil der Kosten bei Ländern und Gemeinden. Wenn Sie inte­grierte Versorgung im niedergelassenen Bereich machen, dann sind 100 Pro­zent der Kosten bei der Kasse, also soll lieber ein anderer zahlen. Dass es dabei den Pati­en­ten schlechter geht, ist egal. (Beifall bei den NEOS.)

Und warum haben wir eine so schlechte niedergelassene Versorgung? – Weil Sie, die Roten und die Schwarzen, ein Primärversorgungsgesetz gemacht haben, mit dem ein vernünftiger Arzt nicht arbeiten will, das es der Ärztekammer immer noch ermöglicht, integrierte Versorgung im niedergelassenen Bereich zu ver­hindern. Und was ist der Sukkus von all dem? – Um den Patienten geht es Ihnen (in Richtung SPÖ) nicht und Ihnen (in Richtung ÖVP) nicht, es geht immer nur um


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die Parteischrebergärten. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Leichtfried: Ich hab’ geglaubt, Hartinger-Klein war arg, und dann kam Loacker!)

10.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Ich darf ehemalige Abgeordnete des Landtages und des Nationalrates aus Oberösterreich, an der Spitze den ehemaligen Landeshauptmannstellvertreter Hiesl, herzlich bei uns begrüßen. – Herzlich willkommen hier im Hohen Haus! (Allgemeiner Beifall.)

10.30.24Einlauf und Zuweisungen


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Hinsichtlich der eingelangten Verhand­lungsgegenstände und deren Zuweisungen darf ich darauf verweisen, dass die Mitteilung gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung im Sitzungssaal verteilt wurde.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 14713/J bis 14870/J

Schriftliche Anfragen an den Präsidenten des Nationalrates:

69/JPR bis 72/JPR

2. Anfragebeantwortungen: 13416/AB bis 13871/AB

Anfragebeantwortungen (Präsident des Nationalrates):

65/ABPR und 66/ABPR


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3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz, mit dem zur Umsetzung der Gesellschaftsrechtlichen Mobilitäts-Richtlinie 2019/2121 ein Bundesgesetz über grenzüberschreitende Umgründungen von Kapitalgesellschaften in der Europäischen Union (EU-Umgründungsgesetz – EU-UmgrG) erlassen wird und das Firmenbuchgesetz, das Rechtspflegergesetz, das Übernahmegesetz, das Aktiengesetz, das Umwandlungsgesetz, das Bankwesengesetz sowie das Gerichtsgebührengesetz geändert werden (Gesellschaftsrechtliches Mobilitätsgesetz – GesMobG) (2028 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über das Wirksamwerden der Verord­nung (EU) 2022/858 über eine Pilotregelung für auf Distributed-Ledger-Technologie basierende Marktinfrastrukturen und zur Änderung der Verordnungen (EU) Nr. 600/2014 und (EU) Nr. 909/2014 sowie der Richtlinie 2014/65/EU (DLT-Verordnung-Vollzugs­gesetz – DLT-VVG) erlassen wird sowie das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz und das Wertpapieraufsichtsgesetz 2018 geändert werden (2029 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Berufsausbildungsgesetz und das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert werden (2030 d.B.)

Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsverfassungsgesetz, das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz und das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch geändert werden (2031 d.B.)

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Monatserfolg Februar 2023 sowie COVID-19 Berichterstattung gemäß § 3 Abs. 4 COVID-19 Fondsgesetz, § 3b Abs. 4 ABBAG-Gesetz und § 1 Abs. 5 Härtefall­fond­sgesetz, vorgelegt vom Bundesminister für Finanzen (Vorlage 122 BA)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 148

Vorläufiger Gebarungserfolg 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Finanzen (Vorlage 123 BA)

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition betreffend "Für das Bestehen der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek an der Wirtschaftsuniversität Wien", überreicht von der Abgeordneten Katharina Kucharowits (120/PET)

Bürgerinitiative betreffend "Zukunft Kinder! – für eine selbstbestimmte Familienplanung" (57/BI)

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes betreffend Investitionen der Länder Oberösterreich und Steiermark – Reihe BUND 2023/10 (III-917 d.B.)

Volksanwaltschaftsausschuss:

46. Bericht der Volksanwaltschaft (1. Jänner bis 31. Dezember 2022) (III-846 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Ausschuss für Arbeit und Soziales:

Bericht des Bundeskanzlers gemäß § 57 Abs. 2 Bundesgesetz über den Zivildienst (BGBl. Nr. 679/1986, idgF) und die mit ihm zusammenhängende finanzielle Gebarung für die Jahre 2020, 2021 und 2022 (III-920 d.B.)

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2020 bis März 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft (III-927 d.B.)


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Budgetausschuss:

Bericht der Bundesregierung betreffend Nationales Reformprogramm Österreich 2023 (III-928 d.B.)

Justizausschuss:

Datenschutzbericht 2022, vorgelegt von der Bundesministerin für Justiz (III-922 d.B.)

Ausschuss für Konsumentenschutz:

Bericht des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Förderkonzept zur Sicherstellung einer langfristigen Finanzierung von Verbraucherschutzorganisationen insbesondere des VKI aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 14. Dezember 2022, E 285-NR/XXVII.GP (III-929 d.B.)

Kulturausschuss:

Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Fonds für eine Überbrückungsfinanzierung für selbständige Künstlerinnen und Künstler für Jänner bis März 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III­921 d.B.)

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-925 d.B.)

Landesverteidigungsausschuss:

Bericht der Bundesministerin für Landesverteidigung gemäß § 38a Abs. 5 Wehrgesetz 2001 betreffend militärische Dienstleistungen von Frauen in den Jahren 2021 und 2022 (III-914 d.B.)

Bericht der Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend den Jahresbericht 2021 der Parlamentarischen Bundesheerkommission für Beschwerdewesen und Stellungnahme der Bundesministerin für Landesverteidigung (III-918 d.B.)


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Landesverteidigungsbericht 2022 gemäß Landesverteidigungs-Finanzierungsgesetz (LV-FinG), vorgelegt von der Bundesministerin für Landesverteidigung (III-924 d.B.)

Sportausschuss:

Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Non-Profit-Organisationen Unterstützungsfonds für das 1. Quartal 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-923 d.B.)

Unterrichtsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für März 2023, vorgelegt vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung (III-926 d.B.)

Verfassungsausschuss:

Bericht der Bundesregierung über die Volksgruppenförderung des Bundeskanzleramtes 2021 (III-916 d.B.)

Verkehrsausschuss:

Jahresbericht 2022 der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-915 d.B.)

*****

Ankündigung eines Dringlichen Antrages


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Klub der NEOS hat gemäß § 74 Abs. 2 der Geschäftsordnung vor Eingang in die Tagesordnung das Verlangen gestellt, den zum gleichen Zeitpunkt eingebrachten Selbständigen Antrag 3310/A(E) der Abgeordneten Meinl-Reisinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Personal­not“ dringlich zu behandeln.


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Gemäß der Geschäftsordnung wird der Dringliche Antrag daher heute um 15 Uhr behandelt werden.

Fristsetzungsanträge


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Weiters darf ich mitteilen, dass die Abgeordneten Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen beantragt haben, dem Ausschuss für Arbeit und Soziales zur Berichterstattung über den Antrag 3172/A(E) eine Frist bis zum 1. Mai 2023 zu setzen.

Ferner liegt das von fünf Abgeordneten gemäß § 43 Abs. 3 der Geschäfts­ordnung gestellte Verlangen vor, eine kurze Debatte über diesen Fristsetzungsantrag durchzuführen.

Da für die heutige Sitzung die Behandlung eines Dringlichen Antrages verlangt wurde, wird die kurze Debatte im Anschluss daran stattfinden. Die Abstimmung über den Fristsetzungsantrag wird dann am Schluss der Debatte stattfinden.

Weiters darf ich mitteilen, dass Abgeordneter Leichtfried, Kolleginnen und Kolle­gen beantragt haben, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 60/A eine Frist bis zum 25. Mai zu setzen. Der gegenständliche Antrag wird gemäß der Geschäftsordnung nach Beendigung der Verhand­lungen in dieser Sitzung zur Abstimmung gebracht.

Ebenso hat Abgeordneter Leichtfried beantragt, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 743/A eine Frist bis zum 25. Mai zu setzen. Der gegenständliche Antrag wird gemäß der Geschäftsordnung nach Beendi­gung der Verhandlung zur Abstimmung gebracht.

Abgeordnete Krisper hat beantragt, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 361/A(E) eine Frist bis zum 1. Juni 2023 zu setzen. Über diesen gegenständlichen Antrag wird ebenso am Ende der Verhandlungen abgestimmt werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 152

Weiters hat Abgeordnete Krisper beantragt, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 453/A eine Frist bis zum 1. Juni zu setzen. Der gegenständliche Antrag wird gemäß Geschäftsordnung nach Ende der Verhandlungen zur Abstimmung gebracht.

*****

Ich darf mitteilen, dass der Zwölfte Bericht des Unvereinbarkeitsausschusses an die Mitglieder des Nationalrates verteilt wurde.

Behandlung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es wird vorgeschlagen, die Debatten über die Punkte 2 bis 8, 10 und 11, 14 und 15, 17 und 18, 23 bis 25, 26 und 27 sowie 31 bis 34 der Tagesordnung jeweils zusammenzufassen.

Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Redezeitbeschränkung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir haben mit den Mitgliedern der Präsidial­konferenz eine Tagesblockzeit von 9,5 „Wiener Stunden“ in Aussicht genommen. Die Redezeiten ergeben sich dadurch wie folgt: 185 Minuten für die ÖVP, 128 für die SPÖ, 105 für die FPÖ, 95 für die Grünen sowie für die NEOS 76 Minuten.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für die Abge­ordneten, die keinem Klub angehören, insgesamt 38 Minuten. Die Redezeit pro Debatte wird auf 5 Minuten begrenzt.

Wir kommen gleich zur Abstimmung.

Wer mit diesen soeben dargestellten Redezeiten einverstanden ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig.


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Wir gehen damit in die Tagesordnung ein.

10.34.091. Punkt

Bericht des Untersuchungsausschusses betreffend Klärung von Korruptions­vorwürfen gegen ÖVP-Regierungsmitglieder (ÖVP-Korruptions-Unter­suchungsausschuss) (4/US) gemäß § 51 VO-UA (1996 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen nun zum 1. Punkt der Tagesordnung.

Ich darf recht herzlich Verfahrensrichter Dr. Pöschl, seine Stellvertreterin Mag. Edwards und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns begrüßen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und Grünen sowie der Abg. Krisper.)

Gemäß § 53 Abs. 1 der Verfahrensordnung für parlamentarische Untersuchungs­ausschüsse stelle ich ausdrücklich die Beendigung des gegenständlichen Untersuchungsausschusses mit Donnerstag, 27. April, um 10.34 Uhr fest.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hanger. Bei ihm steht das Wort. – Bitte.


10.35.10

Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Besucher auf den Galerien! Liebe Zuseher:innen vor den Bildschirmen über die verschiedensten Kanäle, die heute möglich sind!

Wir debattieren in einem Tagesordnungspunkt noch einmal die Berichte zum ÖVP-Untersuchungsausschuss. Mir ist es sehr wichtig, einleitend mit einem Bekenntnis zu beginnen: Eines der wichtigsten Grundprinzipien unserer Verfas­sung ist die Gewaltenteilung, und die Idee dahinter, dass in einem Staatsgefüge niemals die gesamte Macht auf eine Institution konzentriert sein darf, ist ein ganz wesentliches Prinzip unserer Verfassung.


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Eine ganz wesentliche Aufgabe hier im Parlament, neben der Legislative, neben der Gesetzgebung, ist natürlich auch die Kontrolle der Regierung. Da gibt es weitgehende Möglichkeiten – wir haben es gerade gesehen, es wurde zum Beispiel ein Dringlicher Antrag eingebracht, wir haben eine kurze Debatte, es gibt parlamentarische Anfragen. Ein ganz wichtiges Instrument in der parlamentarischen Kontrollarbeit ist natürlich auch der parlamentarische Untersuchungsausschuss.

Dieses Bekenntnis wollte ich vorne anstellen, sage aber schon auch dazu: Dabei, wie wir derzeit dieses parlamentarische Kontrollinstrument handhaben, gibt es, würde ich schon meinen, sehr viel Luft nach oben. Da braucht es dringend eine Reform der Geschäftsordnung – dazu werde ich aber später noch kommen.

Was ist aus meiner Sicht die größte Schwäche im abgelaufenen Untersuchungs­ausschuss? – Das ist per se der Untersuchungsgegenstand (Abg. Rauch: Der Vorsitzende! – Abg. Belakowitsch: Die ÖVP!), weil: In § 53 unserer Bundesverfas­sung wird sehr klar normiert, dass der Untersuchungsgegenstand im parla­mentarischen Untersuchungsausschuss ein klar abgegrenzter Vorgang in der Vollziehung des Bundes sein muss. Schaut man sich den Untersuchungs­gegenstand an, sieht man, dass wir inhaltlich keine Abgrenzung haben, weil: Wir haben alle Auftragsvergaben, alle Förderverfahren untersucht. Wir haben das Beteiligungsmanagement des Bundes, über 100 Beteiligungen, untersucht. Wir haben alle Personalentscheidungen untersucht, und wir haben noch einmal die politische Einflussnahme auf Ermittlungshandlungen untersucht.

Wo da also der klar abgegrenzte Vorgang in der Vollziehung des Bundes sein soll, ist für mich nicht erkennbar (Zwischenrufe der Abgeordneten Hoyos-Trauttmansdorff und Krisper), auch inhaltlich (Abg. Stögmüller: Gerade die ÖVP!) beziehungsweise zeitlich nicht. Wir hatten zwar einen klar abgegrenzten Zeitraum, aber man hat dann dazugesagt: inklusive Vorbereitungshandlungen Ballhausplatz. – Herr Dr. Pöschl wird mir recht geben, diese Abgrenzungsfragen waren dann tatsächlich sehr schwierig. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)


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Wir haben ein drittes großes Abgrenzungsproblem gehabt: Immer dann, wenn Landtagswahlen waren, haben wir auf einmal Fragen der Vollziehung der Länder diskutiert, weil man natürlich dieses Instrument instrumentalisieren wollte. Gerade in Bezug auf Landtagswahlen hier herinnen etwas parlamentarisch diskutieren zu wollen ist tatsächlich ein Missbrauch dieses parlamentarischen Kontrollinstruments. (Beifall bei der ÖVP.)

Dann muss man dazusagen, dass natürlich genau dieser Untersuchungs­gegen­stand, der mit Sicherheit nicht der Verfassung entspricht, weitreichende Konsequenzen hatte. (Abg. Stögmüller: Wir waren so erfolgreich beim Verfassen ...!) Wir hatten in Summe 400 ergänzende Beweisverlangen – 400! Das heißt, da gibt es einen Zweiseiter, der dann an die aktenliefernden Stellen geschickt wird. Das löst unglaublich viel Aufwand aus.

Wir hatten in Summe, auch auf Grundlage des grundsätzlichen Beweisbeschlus­ses, 26,5 Millionen Aktenseiten. Bei allem Bekenntnis zur parlamentarischen Kontrollarbeit, aber 26,5 Millionen Aktenseiten zu analysieren ist ein Ding der Unmöglichkeit (Abg. Stögmüller: Arbeiten!), auch wenn man dann nämlich sieht, dass die Erkenntnisse insgesamt doch sehr, sehr dürftig waren. Alles, was wir da diskutiert haben, war ja im Vorfeld schon längst medial bekannt, und manchmal hatte man den Eindruck, es dient lediglich dazu, diese Themen inhaltlich noch einmal aufzuspielen.

Wir diskutieren heute die Fraktionsberichte, und ich sage jetzt durchaus selbst­kritisch: Wenn ein politisch interessierter Beobachter sich die Fraktionsberichte ansieht, dann wird er vielleicht zu dem Schluss kommen, dass die Abgeordneten bei unterschiedlichen Veranstaltungen waren, weil natürlich die Einschätzung eine sehr unterschiedliche ist.

Ich konzentriere mich in meinen Aussagen zu den Erkenntnissen jetzt aus­schließlich auf das, was der Herr Verfahrensrichter in seinen Bericht hineinge­schrieben hat. – Herr Kollege Krainer, ich muss Ihnen schon sagen, dass alles, was Sie diesbezüglich in den letzten Wochen, Monaten und Jahren behauptet


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haben, unterstellt haben, wie Sie mit Vorwürfen um sich geworfen haben, ganz wenig mit dem zu tun hat, was der Verfahrensrichter in seinen Bericht hineingeschrieben hat.

Ich bringe Ihnen ein paar Beispiele: Wir haben bei Auftragsvergaben über Kick-back-Zahlungen diskutiert, die permanent mit der ÖVP verbundenen Personen unterstellt wurden. Der Verfahrensrichter hält dezidiert fest: keine Kick-back-Zahlungen.

Es gab immer den Vorwurf, Studien oder Meinungsumfragen zu bestimmten Themen wurden der ÖVP dann quasi zugespielt. – Auch da stellt der Verfahrens­richter – nicht ich als Fraktionsführer – fest, dass dahin gehend überhaupt kein Anlass oder keine Grundlage dafür da war. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller. Abg. Scherak: Wo lebt ihr denn?!)

Es gab permanent den Vorwurf, es habe politische Einflussnahme gegeben. – Der Herr Verfahrensrichter sagt: „Eine systematische, politisch motivierte Einflussnahme auf Ermittlungsverfahren durch mit der ÖVP verbundene Per­sonen“ konnte nicht festgestellt werden. (Abg. Meinl-Reisinger: Aber die Österreicher haben es schon festgestellt!)

Steuerverfahren, lang diskutiert: Im Untersuchungsausschuss wurden sechs Steuer­verfahren diskutiert, wobei der Verfahrensrichter sagt, nur in einem Steuer­verfahren, nämlich in der Causa Wolf, kann es möglicherweise eine Einfluss­nahme gegeben haben. Aber da möchte ich schon auch in aller Deutlichkeit festhalten: Genau bei diesem einen Verfahren hat das interne Kontrollsystem der Finanz­verwaltung funktioniert, der Bescheid wurde ja wieder aufgehoben – nicht durch den Zuruf von Medien, nicht durch den Zuruf aus dem Untersuchungsaus­schuss.

Oder auch zur Personalauswahl: In keinem der bekannt gewordenen Fälle konnte festgestellt werden, dass eine fachlich nicht ausreichend qualifizierte


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Person bestellt worden ist – das sage nicht ich, das sagt der Verfahrens­richter!

Bemerkenswert ist auch seine Einschätzung zur WKStA: Ein überbordendes Ausmaß an Kontrolltätigkeit der Dienst- und Fachaufsicht ist teilweise auch auf ein unangemessenes subversives Verhalten der WKStA zurückzuführen; die WKStA sei nicht kritikfähig und reagiere mit Anzeigen und strafrechtlichen Vorwürfen. – Das sage nicht ich, das sagt der Verfahrensrichter.

Abschließend: Welche Lehren müssen wir daraus ziehen? – Dazu möchte ich drei Punkte anführen: Wir müssen sicherstellen, dass der Untersuchungs­gegenstand der Verfassung entspricht – das könnte ein Minderheitsrecht sein. Wir brauchen einen besseren Schutz von Persönlichkeitsrechten, denn jeder von uns hier herinnen oder auch draußen hat ein Recht auf Privatsphäre. Wir müssen etwas gegen Vorverurteilungen tun; ein Zitierverbot, solange Ermittlungen geführt werden, wäre ein erster, wichtiger Schritt. Wir brauchen schnellere Verfahren, die Verfahren dauern ganz einfach zu lange. Zudem brauchen wir auch eine bessere politische Kultur in diesem Land. Was höre ich, wenn ich Besuchergruppen hier habe? – Der Umgang zwischen den Abge­ordneten ist ausbaufähig. Das würde uns allen miteinander und dem politischen System insgesamt sehr gut tun. (Zwischenrufe der Abgeordneten Hoyos-Trauttmansdorff und Rauch.)

Zum Abschluss jetzt noch zwei Danke: Ein großes Danke an mein Team, das mich hier in den letzten Monaten unglaublich unterstützt hat; und ein großes Danke an die Parlamentsdirektion, die diesen Untersuchungsausschuss wirklich hervorragend, fachlich auf sehr hohem Niveau begleitet hat. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

10.42


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Krainer. – Bitte.



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10.42.35

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nach dem Ibiza-Untersuchungsausschuss war die Frage: Waren das nur Einzelfälle, oder haben wir es hier mit einer systematischen Korruption durch ÖVP-Regierungsmitglieder, durch mit der ÖVP verbundene Personen in Österreich zu tun? Der Auftrag, den das Untersuchungsaus­schussteam vom Plenum hier bekommen hat, war, sich das anzusehen, und nach einem Jahr Arbeit legen wir nun Bericht.

Vier Fraktionen hier herinnen sagen: Ja, die ÖVP hat ein Korruptionsproblem – nur die ÖVP ist der Meinung, sie hat kein Korruptionsproblem. Schauen wir uns einfach an, was der Untersuchungsausschuss alles zutage gefördert hat (Zwi­schenruf der Abg. Scharzenberger):

Wir wissen ja alle, dass der Finanzminister an der Gesetzgebung betreffend Glücksspiel mitwirkt, dass er die Glücksspielunternehmen beaufsichtigt und dass er sogar die Lizenzen vergibt. Und der Finanzminister, damals Schelling, der ÖVP-Finanzminister, schickt am 11. August 2016, weil er nebenbei auch noch Weinbauer ist, ein SMS an seinen Kabinettschef: „Kannst du einmal bei“ Novomatic „nachfragen, ob sie Interesse an Wein als Kundengeschenk für Weihnachten haben. Wir könnten auch eigene Etiketten machen. [...] So je 1.000 Flaschen wären eine tolle Sache.“ – Der Kabinettschef antwortet mit: „Mache ich.“ – Die ÖVP ist aber der Meinung, sie hat kein Korruptionsproblem. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Krisper und Scherak.)

Wir wissen nicht, ob der damalige ÖVP-Finanzminister Schelling überhaupt Wein an Novomatic oder an andere Glücksspielkonzerne verkauft hat beziehungsweise wie viele Flaschen Wein, aber wir wissen, dass er jedes Jahr mehrere Hundert Flaschen an einen gewissen Herrn Siegfried Wolf verkauft hat, und zwar zeitgleich zu jenem Zeitpunkt, an dem ein Steuerver­fahren gegen Wolf gelaufen ist, bei dem die unabhängigen Finanzbeamten gesagt haben: Herr Wolf muss 11 Millionen Euro an Steuern nachzahlen, weil er


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vergessen hat, diese Steuer zu zahlen! – Die ÖVP und der Finanzminister und das ÖVP-Kabinett hatten nichts Besseres zu tun, als sich an die Seite von Wolf zu stellen und zu schauen, dass er nicht 11 Millionen Euro an Steuern nachzahlen muss, wie es das Gesetz vorgeschrieben hätte. Es gab zwei rechtswidrige Bescheide: der erste, die Reduktion von 11 auf 7 Millionen Euro, und der zweite, noch einmal eine Reduktion, und zwar von 7 auf 1 Million Euro. – Aber die ÖVP ist der Meinung, sie hat kein Korruptionsproblem. (Beifall bei der SPÖ.)

In diesem Zusammenhang: Wir wissen auch, wie Aufträge innerhalb der ÖVP vergeben werden, nämlich an den Mitarbeiter des ÖVP-Kabinetts, dass er dafür sorgen soll, dass Herr Wolf weniger Steuern zahlt, mit: „du hackelst im ÖVP Kabinett!! Du bist die Hure“ für die Reichen! Und dieser Mitarbeiter antwortet: „Danke, dass wir das so offen besprechen können!“ – Dieser Mitarbeiter erledigt diesen Auftrag und wird befördert – er ist heute nicht mehr im ÖVP-Kabinett, er ist der zweithöchste Beamte in Österreich und im Finanzministerium zuständig für die Steuerpolitik. – Aber die ÖVP ist der Meinung, sie hat kein Korruptions­problem. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben uns die Umfragen von ÖVP-geführten Ministerien angesehen – durch die Bank parteipolitisch motivierte Umfragen, die nichts mit dem gesetzlichen Auftrag des jeweiligen Ministeriums zu tun haben. Das Landwirtschafts­ministe­rium fragt ab: Können wir mehr Asylwerber aufnehmen oder nicht? Das Landesverteidigungsministerium fragt ab, ob der grüne Gesundheitsminister seine Arbeit gut macht, und das Bildungsministerium prüft ab, ob die SPÖ-Vorsitzende Rendi-Wagner Kompetenz hat oder nicht (Zwischenrufe der Abgeord­neten Belakowitsch, Hafenecker und Stögmüller); das Ergebnis war gut: Sie hat die höchste Kompetenz von allen Parteichefs in der Covid-Bekämpfung. (Beifall bei der SPÖ.) Bezahlt hat das aber nicht die ÖVP, sondern bezahlt haben das die Menschen in Österreich, die Steuern zahlen. Das sind parteipolitisch motivierte Umfragen, wie beim Beinschab-Tool, sie wurden halt nicht veröffentlicht, wenn


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das Ergebnis nicht im Sinne der ÖVP war. – Aber die ÖVP ist der Meinung, das ist alles ganz normal und sie hat kein Korruptionsproblem. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Inseratenvergabe in Österreich läuft über die ÖVP-Kabinette. Nicht die Fachbeamten entscheiden, welches Medium wie viele Inserate bekommt, sondern die ÖVP-Minister und ihre Mitarbeiter, und sie leiten Millionen in die eigenen ÖVP-Parteizeitungen weiter – in die eigenen Parteizeitungen! –, über 1 Million Euro allein an die ÖVP-Bauernzeitung. Der jetzige Minister Totschnig hat persönlich Inserate ohne jeden Informationswert gekeilt. In der ÖVP-Bauernzeitung wird für die Arbeitnehmerveranlagung geworben – nur: Ein Bauer kann keine Arbeitnehmerveranlagung machen. (Abg. Strasser: Es gibt auch Nebenerwerbslandwirte!) Es geht nur darum, Steuergeld in die Parteikassa der ÖVP umzuleiten, und nicht darum, dass es irgendeine Information in diesem Land gibt. – Aber die ÖVP ist der Meinung, sie hat kein Korruptionsproblem. (Beifall bei der SPÖ.)

Die jetzige Verfassungsministerin der ÖVP, Edtstadler, war Staatssekretärin im Innenministerium und dort für die Korruptionsbekämpfung zuständig. Ihr Büro machte eine Klausur, und sie holten sich externe Moderatoren und Leute, die das dann aufbereiten – das zahlt der Steuerzahler, 16 000 Euro kostet das uns alle –, und das Ergebnis ist nicht: Was mache ich als Staatssekretärin als Haupt­projekt, um die Korruptionsbekämpfung in Österreich zu stärken?, nein, das Ergebnis ist ein neues Hauptprojekt: Vorzugsstimmenwahlkampf von Frau Edtstadler für die Wahlen zum Europäischen Parlament. – Aber die ÖVP ist der Meinung, das ist alles ganz normal und sie hat kein Korruptionsproblem. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Fürst und Schnedlitz.)

Erschreckend war für die ÖVP ja nur, als sie draufgekommen ist, dass die Gesetze in diesem Land auch für die ÖVP gelten. Über Jahrzehnte waren sie der Meinung, sie brauchen keine Steuern zu zahlen. Jetzt sind sie draufgekommen, dass sie allein in Vorarlberg, die ÖVP-Teilorganisationen, 1 Million Euro an Steuern nachzahlen müssen. Und der Landeshauptmann hat fast dieselbe Summe von diesen Teilorganisationen bekommen, um seinen Wahlkampf zu


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finanzieren. – Aber die ÖVP ist der Meinung, sie hat kein Korruptionsproblem. (Beifall bei der SPÖ.)

Ja, vielleicht hat sie recht, vielleicht hat sie nicht nur ein Korruptionsproblem, vielleicht ist sie das Korruptionsproblem in diesem Land. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Frage ist ja vor allem: Wie geht die ÖVP jetzt damit um? Vor dem Untersuchungsausschuss hat es geheißen: Volle Transparenz, alles auf den Tisch, volle Kooperation!, aber passiert ist das Gegenteil.

Obstruktion im Untersuchungsausschuss: Alleine bei der Befragung der ehemaligen ÖVP-Innenministerin und jetzigen Landeshauptfrau wurde die SPÖ-Fraktion 40 Mal – 40 Mal! – durch Geschäftsordnungswortmeldungen (Abg. Hanger: Weil du die gleichen falschen Fragen gestellt hast, 40 Mal!) der ÖVP unterbrochen. 38 dieser Interventionen wurden vom Verfahrensrichter sofort gestrichen, weil es keinerlei Grund gab, irgendeine Fragestellung zu ändern. Einmal musste die Frage geringfügig abgeändert werden. (Abg. Hanger: Hast gerade wieder einmal die Unwahrheit gesagt!) Es ging von Anfang an nicht um Kooperation, sondern um Destruktion.

Der ÖVP-Bundeskanzler verweigert seit Monaten aus rein parteipolitischen Gründen die Herausgabe von Akten und Unterlagen aus dem Bundeskanzleramt an die unabhängigen Staatsanwaltschaften, an die Justiz. (Abg. Hanger: Unab­hängige Staatsanwaltschaften!) Er behindert die Arbeit der Justiz. Die ÖVP behinderte die Arbeit im Untersuchungsausschuss, und der ÖVP-Bundeskanzler behindert die Arbeit der Justiz. Das ist nicht Aufklärung, das ist ein Weiter-wie-bisher.

ÖVP-Finanzminister Brunner hat volle Transparenz versprochen, alle Studien sollen veröffentlicht werden, alle in Österreich sollen alle Studien bekommen. Erst vor wenigen Tagen hat er wieder eine parlamentarische Anfrage beant­wortet, in der er wieder die ÖVP-Zensur verschweigt, da wieder Teile dieser


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Umfragen nicht veröffentlicht werden. Das ist nicht volle Transparenz, das ist nach wie vor ein Weiter-wie-bisher und ein Zudecken der Korruption der ÖVP.

Ich sage Ihnen, vier Parteien hier in diesem Haus sind sich einig: Die Menschen, die in Österreich leben, haben das Anrecht, dass die besten Leute in die Führungspositionen kommen und nicht die, die der ÖVP am nächsten stehen. Die Menschen haben das Recht, dass das Geld in Österreich für die Menschen ausgegeben wird, die in Österreich leben, und nicht für die Wahl­kampfzwecke der ÖVP und nicht für die Parteizwecke der ÖVP. Die Menschen in diesem Land haben ein Recht darauf, dass alle ihre Steuern zahlen – auch die ÖVP, auch die Milliardäre und auch die Konzerne. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Menschen haben das Recht, dass die Republik und die Firmen, die der Republik gehören, nicht im Eigentum der ÖVP sind, sondern im Eigentum aller Menschen, die in Österreich leben. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Die Menschen in Österreich haben das Recht, dass die Justiz funktioniert, dass die Finanz funktioniert und auch dass das Parlament funktioniert.

Die ÖVP kann sich entscheiden, ob sie – nach wie vor – Teil des Problems oder Teil der Lösung sein will. Die Vorschläge von vier Parteien liegen auf dem Tisch, sie liegen seit Monaten in den Ausschüssen, und wir werden heute weitere Vorschläge einbringen, die nur beschlossen werden müssen. Die Frage an die ÖVP ist: Wie lange wollt ihr noch die Korruption decken? Wie lange wollt ihr das Korruptionsproblem sein? Wann wollt ihr endlich ein Teil der Lösung werden?

Den Grünen muss ich sagen: Danke für die Arbeit im Untersuchungsausschuss! – Hier im Plenum ist aber schon die Frage an die Grünen zu richten: Wie lange wollt ihr der ÖVP-Korruption noch die Mauer machen? – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

10.53


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hafenecker. – Bitte.



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10.53.32

Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Kollege Krainer hat es ja bereits gesagt: Um unser Geld ist der ÖVP nichts zu teuer. (Abg. Höfinger: ... hat es eh schon gesagt, kannst dich schon wieder niedersetzen!) Mich wundert es nicht, dass die gesamte Regierungs­bank jetzt leer ist. (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) Es besteht gar kein Interesse (Abg. Höfinger: Nein, an deiner Rede nicht!) an der Frage, ob die ÖVP korrupt ist oder nicht.

Die halbe ÖVP ist übrigens gerade auf Reisen. Ich glaube, das sollte man an dieser Stelle auch noch einmal erwähnen. Man richtet es sich, wie man es braucht – Rechte und Pflichten vertauscht man dann gerne einmal ein bisschen.

Genauso ist es bei Staatssekretärin Plakolm. Sie ist zwar für Jugend und Zivilschutz zuständig (Abg. Michael Hammer: Zivildienst, nicht Zivilschutz!), gönnt sich jetzt aber eine Reise von der Ostküste bis zur Westküste mit einem tollen Programm. Sie schaut sich ein Rooftopbeet an – ich weiß nicht, was das jetzt mit ihrer Funktion zu tun hat –, reist dann weiter (Zwischenruf des Abg. Höfinger), trifft Arnold Schwarzenegger, der gefühlt eh jedes Wochenende in Österreich ist (Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer) – den könnte man hier auch irgendwo besuchen, das würde auch funktionieren –, und schaut dann noch einen Sprung in Beverly Hills vorbei. Das macht die österreichische Staatssekretärin für Jugend und Zivildienst in den Vereinigten Staaten, und das mit unserem Steuer­geld. – Gratulation, liebe ÖVP, für dieses tolle Urlaubsprogramm!

Es geht aber weiter. Auch der Herr Bundeskanzler befindet sich ja wieder auf Abwegen. Der hat momentan überhaupt kein Gespür mehr dafür, was hier in Österreich in Sachen Teuerung, in Sachen CO2-Steuer – die Sie mit den Grünen gemeinsam ausgemacht haben – vorgeht.

Wisst ihr, was er gemacht hat? – Er chartert sich eine Boeing 737 – das ist kein kleines Flugzeug – und fliegt mit einer 50-köpfigen Wirtschaftsdelegation in afrikanische Länder. (Abg. Höfinger: Gott sei Dank!) Ich kann Ihnen an dieser Stelle


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eines sagen: Die Boeing 737 ist dann okay und gerechtfertigt, wenn der Herr Bundeskanzler mit einer vollen Boeing hinunterfliegt, dort gleich die Abschie­bungen selbst höchstpersönlich vornimmt und mit Rückreisezertifikaten leer wieder heraufkommt. Dann ist die 737 gerechtfertigt, sonst aber nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Zurück zum Korruptions-Untersuchungsausschuss und zu den doch interes­santen Ausführungen von Herrn Kollegen Hanger: Herr Kollege Hanger hat vorhin gesagt, er hat sich mit der Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes so schwer getan. – Kollege Hanger, die Abgrenzung geht mit drei Buchstaben, und die lauten: ÖVP. (Abg. Hanger: ... keine Ahnung von Geschäftsordnung ...!) – Alles das ist Korruption, und alles das war Gegenstand im Untersuchungsausschuss, Kollege Hanger.

Noch etwas: Der Herr Verfahrensrichter kann sich ja jetzt gegen Ihre Aussagen, Kollege Hanger, nicht zur Wehr setzen. Wenn Sie aber sagen: Er sieht das genauso wie ich!, dann möchte ich Sie an die Aussage von Herrn Verfahrens­richter Dr. Pöschl erinnern: Er hat gesagt, Sie sollten sich einmal den Bericht durchlesen, vielleicht verstehen Sie ihn dann. Ich glaube, das haben Sie bis jetzt noch immer nicht gemacht. (Beifall bei der FPÖ. Abg. Hanger: Du hast ihn sicher nicht gelesen, weil dann würdest ...!)

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit auch gleich bei den beiden hier anwesenden Verfahrensrichtern, Herrn Dr. Pöschl und Frau Dr. Edwards, für den ausgezeichneten Beistand im Untersuchungsausschuss bedanken. Das ist wirklich sehr professionell abgelaufen, danke dafür. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn man aber den Untersuchungsausschuss beurteilt, dann kann man beileibe nicht vom erfolgreichsten Untersuchungsausschuss sprechen, denn Korruption aufzudecken kann nie erfolgreich sein, sondern es war aus meiner Sicht der erschütterndste Untersuchungsausschuss der Zweiten Republik. Wir haben freigelegt, wie sich die ÖVP langsam, aber sicher einen tiefen Staat zurechtge­zimmert hat, wie sich die ÖVP einen Staat einverleibt hat. Das ist über drei


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wesentliche Säulen gegangen, meine sehr geehrten Damen und Herren: über das Innenministerium, über das Außenministerium und über das Finanzministerium.

Das hatte ja auch einige Erdbeben zur Folge, die Kollege Hanger offensichtlich alle nicht mitbekommen hat. Ich erinnere Sie an das Beinschab-Tool; als Sie Staatsgelder verwendet haben (Zwischenruf des Abg. Hanger), um einen partei­internen Machtkampf mit gefakten Umfragen zu regeln. Ich erinnere Sie an die Steuergefälligkeiten in der Causa Sigi Wolf und Co, ich erinnere Sie, Kollege Hanger, an den eigenen Fördermissbrauch, den der Seniorenbund durchgeführt hat und den der Bauernbund durchgeführt hat. Ich erinnere Sie an die Inseratenkorruption des Wirtschaftsbundes, und ich erinnere Sie an die zurück­getretenen Regierungsmitglieder Kurz, Köstinger, Blümel und Schramböck und die zwei zurückgetretenen Landeshauptleute Platter und Schützenhöfer.

Was übrigens mit Landeshauptmann Wallner ist, weiß ich bis heute nicht. Ob er nur auf Tauchstation ist oder ob er sein Amt wieder wahrnimmt, ist für mich nicht klar. Wenn aber alles so ist, Kollege Hanger, wie Sie gesagt haben, warum sind dann diese Herrschaften zurückgetreten? Das könnte mir vielleicht der nächste Redner der ÖVP noch beantworten.

Wir haben eine permanente Regierungskrise beobachtet. Wir haben zwei Dinge noch gar nicht beleuchten können: Das eine wäre die Covid-Finanzierungs­agentur und das andere wäre das Thema Wirecard. Dafür, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind die NEOS verantwortlich, die sich ganz offensichtlich an die ÖVP verkauft haben (Heiterkeit der Abg. Meinl-Reisinger) und den Untersuchungsausschuss rechtzeitig vor der Niederösterreichwahl abgedreht haben.

Frau Kollegin Meinl-Reisinger, weil Sie jetzt gerade so süffisant lachen: Wissen Sie, ich kann zurücklächeln (Abg. Meinl-Reisinger: Das ist absurd!), denn Sie kriegen die Rechnung für diesen politischen Dienst an die ÖVP bei jeder Land­tagswahl präsentiert, und es kommen noch weitere Wahlen, darauf können Sie


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sich verlassen. (Abg. Scherak: ... die, die sich mit der ÖVP ins Bett legen in Nieder­österreich! Ist ein bisschen ...! Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.)

Eines noch: Wenn wir eines aus dem Untersuchungsausschuss gelernt haben, meine sehr geehrten Damen und Herren, dann war es, dass erstens einmal ausgezeichnete Mitarbeiter in den Nationalratsklubs arbeiten. Ich möchte mich ganz explizit bei meinen Mitarbeitern in unserem FPÖ-Klub bedanken und in diesem Zusammenhang weiters auch für die ausgezeichnete Unterstützung seitens der Parlamentsdirektion. Auch Kollege Hanger, da gebe ich ihm einmal recht, hat gesagt, dass wir äußerst professionell betreut worden sind. – Also wie gesagt: Danke auch dafür! (Beifall bei der FPÖ.)

Eines noch zum Schluss – das möchte ich nicht unerwähnt lassen –: Wir haben in diesem Untersuchungsausschuss auch gelernt, dass die Geschäftsordnung nicht auf einen Vorsitzenden Wolfgang Sobotka vorbereitet war, dass sie nicht auf einen parteilichen Vorsitzenden vorbereitet ist und dass sie vor allem auch nicht auf taktische Geschäftsordnungsmeldungen der ÖVP vorbereitet gewesen ist. Das heißt, da haben wir massiven Handlungsbedarf, die Geschäftsordnung muss überarbeitet werden.

Wenn ich zum Schluss einen Wunsch äußern darf: Was wir dringend im Unter­suchungsausschuss brauchen, ist natürlich eine Liveübertragung. Dann könnten die Herrschaften vor den TV-Geräten Herrn Blümel bei 86 Entschla­gungen und Wissenslücken zuschauen. Dann kann man sich über das Filibustern des Herrn Kurz informieren, und man kann sich dann schlussendlich auch sein eigenes Bild über die gesamte ÖVP-Parteiamnesie machen. Die Wähler können am Ende beurteilen, ob diese Partei überhaupt geschäftsfähig ist. (Beifall bei der FPÖ.)

10.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Tomaselli. – Bitte.



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11.00.01

Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier im Haus und zu Hause vor den Bildschirmen! Heute debattieren wir etwas Wichtiges: Immerhin geht es um das Ende der Arbeit des wichtigsten Kontrollinstrumentes des österreichischen Parlaments, des Untersuchungsausschusses. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Haben Sie den Redebeiträgen bisher gelauscht, so mögen Sie vielleicht zum Schluss kommen, dass diese Episode Kurz wie ein Krimi aus längst vergangener Zeit klingt, doch das Ganze – und das muss man sich vor Augen führen – ist erst eineinhalb Jahre her: Inseratenaffäre, Postenschacher, Spezialbehandlung für Superreiche. Bis heute haben wir, fast alle hier herinnen, daran gearbeitet, die­sen Scherbenhaufen zusammenzuräumen. Dieses Protokoll einer großen Täu­schung (den Fraktionsbericht der Grünen zum ÖVP-Korruptions-Untersuchungs­ausschuss in die Höhe haltend), meine sehr geehrten Damen und Herren, ist die akribische Aufarbeitung der Episode Kurz und der Beitrag der grünen Unter­suchungsausschussfraktion zu deren Aufklärung.

Ja, meine Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP – es sind jetzt auch deutlich weniger da als am Anfang –: Es ist mir durchaus bewusst, dass es - - (Zwischenruf des Abg. Ottenschläger.– Nein, das ist auch nicht lustig. Es ist mir durchaus bewusst, dass es überhaupt nicht angenehm ist, wenn man schon zum zweiten Mal im Zentrum der Aufmerksamkeit eines Untersuchungsausschusses steht (Abg. Michael Hammer: Nina, das halten wir aus!), aber völlig klar muss auch sein, dass wir Parlamentarier und Parlamentarierinnen unserer Kontrollaufgabe nachkommen müssen und nachgekommen sind. Das ist unser Job. Daher herz­lichen Dank für jede produktive Minute im Untersuchungsausschuss, in der es keine unnötige Geschäftsordnungsdebatte gab, sondern sich alle der Aufklärung gewidmet haben, auch wenn es eben nicht immer angenehm war! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)


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Wenn ich von großer Täuschung spreche: Was meine ich damit? – Wir konnten in diesem Untersuchungsausschuss sehr genau aufzeigen, dass ein kleiner türkiser Machtzirkel rund um Sebastian Kurz das ganze Land getäuscht hat. Wie haben das diese vor allem jungen Männer gemacht? – Sie haben gesetzliche Schlupflöcher genutzt und sich folgender Methoden bedient:

Erstens: Sie haben manipuliert, und zwar nicht nur die eigenen Parteifreunde, sondern die gesamte Bevölkerung. Wie ist das gegangen? – Mit frisierten Umfragen in Medien, mit durch Steuergeld finanzierten Inseraten, im Übrigen auch in der ÖVP nahestehenden Mitgliedermagazinen. Und das sogenannte Beinschab-Tool hat mittlerweile europaweite Bekanntheit erlangt.

Zweitens: Sie haben Postenschacher betrieben und versucht, die Republik zu einem Selbstbedienungsladen umzubauen. Thomas Schmid und sein Aufstieg in der Öbag ist das berühmteste Beispiel, aber bei Weitem nicht das einzige.

Drittens: Sie haben sich um die Spezialbehandlung für Superreiche gekümmert. Da wurde dem Unternehmer Sigi Wolf ein satter Steuernachlass gewährt, nachdem er etliche Male im Finanzministerium interveniert hatte. Das war aber bei Weitem nicht die einzige dieser Steuerangelegenheiten: Auch um René Benko hat sich das BMF geradezu aufopfernd gekümmert. Da wurde nämlich wirklich mit jedem Trick versucht, Steuern nicht zu zahlen – und das Ganze: Während ganz normale Menschen brav ihre Steuern zahlen, wurde eben bei den Superreichen auf jeden Euro geschaut, und zwar mit unglaub­lichem Aufwand.

Viertens – das geht ganz oft unter –: Mit dem Russlandkuschelkurs haben Kurz und sein Machtzirkel Österreich auch in eine gefährliche Situation manövriert. Auch das konnten wir in diesem Untersuchungsausschuss aufzeigen: Anstatt sich mit voller Kraft um erneuerbare Energien zu kümmern und darum, dass man sich eben von fossilen Brennstoffen und von der Abhängigkeit von Russland befreit, von dessen teurer und schmutziger Energie, hat man sich in Österreich 2018 im Rahmen der goldenen Hochzeit noch fester an Russland gekettet.


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Und ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, das war ein historischer Fehler – ein Fehler, den die ÖVP, aber auch die FPÖ hätten vermeiden können. Es wird nämlich gerne auch behauptet – und das war im Übrigen vor fünf Jahren nicht anders, denn vor fünf Jahren war Putin genauso ein Kriegstreiber: Auch vor fünf Jahren gab es die Klimakrise und sie hat uns schon das Leben schwer gemacht. Auch damals hat es nicht geholfen, die Augen davor zu verschließen, nur den kurzfristigen Profit zu sehen und an diesen zu denken. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist immer ein Fehler. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Lindner.)

Wozu führen diese Fehler? Wozu führen der aufgezeigte Postenschacher, die Spezialbehandlung für Superreiche und dieser Russlandkuschelkurs? – Sie führen dazu, dass die Menschen das Vertrauen in die Politik verlieren. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist unsere verdammte Pflicht als Politikerinnen und Politiker, alles dafür zu tun, dass wir dieses Vertrauen wieder zurück­ge­winnen.

Wir Grüne haben von Anfang an versucht, diesen Untersuchungsausschuss als Vertrauensrückholaktion anzulegen, und so hat der Untersuchungsausschuss auch schon während seiner Laufzeit seine Wirkung entfaltet. Da gibt es und gab es zahlreiche Rücktritte im Umfeld des genannten Machtzirkels rund um Sebastian Kurz (Abg. Höfinger: Sogar die Verfahrensanwältin ist zurückgetreten!), aber es ist auch wichtig für die Menschen, Lösungen für die Zukunft anzubieten. Deshalb gibt es jetzt ein scharfes Gesetz gegen Korruption, Whistleblower:innen werden besser geschützt. Es gibt auch ein neues Gesetz für mehr Transparenz (Abg. Meinl-Reisinger: Geh!) und gläserne Parteikassen, und – das kann man schon sagen – das sind wahre Errungenschaften, wenn es darum geht, eine trans­parentere, fairere Republik aufzustellen. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei den NEOS. – Abg. Höfinger: Das glauben nicht einmal die Oppositions- -!)

Aber - - (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.) – Nein, Kollegin Meinl-Reisinger, Sie müssen nicht reinrufen. Aber – und das ist mir auch wichtig, zu betonen, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleg:innen –: Ein U-Ausschuss


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alleine wird das Vertrauen in die Politik nicht wiederherstellen, und auch das schärfste Antikorruptionsgesetz wird nicht für sauberere Politik sorgen. Es gibt eine Zutat, die immanent wichtig und die Grundlage für alles ist: Integrität. (Beifall bei den Grünen.)

Wer sich bereichern und seine reichen Freunde bei der Profitmaximierung unterstützen möchte, wird wahrscheinlich auch in Zukunft noch ein Schlupfloch finden. Umso wichtiger ist es, dass wir maximale Transparenz und ein Infor­mationsfreiheitsgesetz bekommen, das das politische Handeln in die Auslage stellt. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Krainer.)

Umso wichtiger ist es, dass wir eine starke Kontrollfunktion eines wachsamen Parlaments haben. Dazu gehört im Übrigen auch die Aufarbeitung der Vergangenheit. Auch wenn diese Episode Kurz eine kurze Episode war: Es war enorm viel Arbeit, und daher möchte ich mich an dieser Stelle nochmals sehr herzlich für das unermüdliche Engagement und die Arbeit der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den U-Ausschuss-Fraktionen und in der Parlamentsdirektion bedanken. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)

11.08


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Stephanie Krisper. – Bitte. (Abg. Michael Hammer: Die nächste Aufklärerin! Was haben Sie herausgefunden?)


11.08.48

Abgeordnete Dr. Stephanie Krisper (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Mit Frau Präsidentin Bures, Kollegin Penny Bayr, Kollegen Lopatka, Kollegen Graf und anderen war ich gerade drei Tage in Straßburg bei der Plenarversammlung des Europarates. Gerade unter den älteren Semestern, auch der anderen Länder, ist eine Wahrnehmung ganz klar: dass es in den letzten zehn, zwanzig Jahren in vielen Ländern zu einer Erosion in ihrer Demokratie, in ihrer Rechtsstaatlichkeit kam, dass in vielen Ländern das demokratische Gefüge


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geschwächt wurde, dass Desinformationskampagnen, hybride Kriegsführung weiter destabilisieren, Wahlen manipuliert werden und sich Politiker an der Macht ruchlos bereichern – und das alles ohne Konsequenzen. (Beifall bei den NEOS.)

Das Spektrum ist natürlich ein breites. Auf der einen Seite ist Polen, das jetzt unter strengem Monitoring ist, auf der anderen Seite sind zum Beispiel die Niederlande, über die ich mit einem Kollegen aus Rumänien einen Bericht erstatten werde, wo man etwa sieht – wobei man es aber bei diesem Land nicht glauben würde –, dass es dort mit der Demokratie auch bergab geht, weil man sie vernachlässigt.

Ich bin nicht erleichtert, weil bei uns alles so gut ist, zurückgeflogen. Am Weg zurück begleiteten uns Nachrichten über die ersten Prozesstage von Sophie Karmasin, der Ex-ÖVP-Ministerin, die sich wegen schweren Betrugs und wettbewerbsbeschränkender Absprachen vor Gericht verantworten muss.

Es ist erfreulich, dass es Ermittlungen zu Korruption in der Politik gibt. Das ist by the way auch ein großer Erfolg des Ibiza-Untersuchungsausschusses, der auch die schlimme Arbeitssituation der Korruptionsermittler in unserem Land in den Fokus genommen und darauf geachtet hat, dass nichts daschlogn wird. (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Krainer und Tomaselli.)

Es wird also ermittelt, das ist ja schon einmal ein Erfolg. Kümmert sich aber die Politik, die jetzige Regierung, positiv, stärkend um unsere Demokratie, oder passiert vonseiten der Mächtigen in unserem Land weiterhin Machtmissbrauch, bereichern sich jene an der Macht weiterhin, nehmen sie zum Machterhalt auch die Medien an die Leine, schieben sie sich weiterhin Posten zu? – Leider Letzteres!

In diesem Sinne begleiteten mich am Heimweg auch die News über die Demonstration zum Erhalt der „Wiener Zeitung“. Franz Fischler – ÖVP-nahe,


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denke ich – meinte: „Die Demokratie in Österreich ist nicht mehr in dem Maße gesichert, wie sie einmal gesichert war.“

Das lässt sich auch objektivieren: Im internationalen Demokratieindex liegen wir auf Platz 20, beim Korruptionsindex auf Platz 22, beim Pressefreiheitsindex sind wir binnen eines Jahres von 17 auf 31 abgerutscht. Greco, die Staaten­gruppe des Europarates gegen Korruption, hat uns abgewatscht.

Kollege Hanger, das Bild bestätigte sich im U-Ausschuss. Waren die Bereiche­rungen unter Minister Grasser oder die Postenkorruption unter Ernst Strasser genauso österreichische Praxis wie die Faymann’sche Beziehung zu Inseraten, so mussten wir unter Ex-Kanzler Kurz durch die türkise ÖVP von 2017 bis 2021 ein Best-of Korruption erleben. Das haben wir klar im U-Ausschuss herausgear­bei­tet. (Beifall bei den NEOS.) Die türkise Familie hat sich mit einer noch nie dagewe­se­nen Dreistigkeit an der Republik bereichert und versucht, Ermittlungen dazu zu verhindern. (Abg. Hanger: Im Bericht steht ganz was anderes! – Abg. Hörl: ... keine Anklage!) Die Republik schien immer mehr als Selbstbedienungsladen eini­ger weniger.

Wo bleiben die Reformen? – Die Reformen, die es bräuchte, haben wir – vier Parteien, ohne die ÖVP oder besser gesagt trotz der ÖVP – in den letzten drei Jahren im Ibiza- und im ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss akribisch erarbeitet. Ein U-Ausschuss ist ja schließlich kein Selbstzweck. Wir als Volks­vertreter haben die Verantwortung, die dort herausgearbeiteten Miss­stände durch Gesetzesreformen zu beenden. Die relevanten Reformen kommen aber nicht – im Gegenteil, unsere Demokratie wird weiter geschwächt.

Weil die Medienpolitik der Regierung heute hier noch Thema sein wird, ein Beispiel aus dem U-Ausschuss: Wir zeigten dort auf, dass Millionenbeträge von Fleischmann und Co freihändig vergeben wurden und die Fachbeamten das für das Kabinett nur mehr abstempeln durften. Unter dieser Regierung gibt es ein bisschen Transparenz, aber weiterhin keine klaren Obergrenzen und


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keine verpflichtenden Kriterien für die Vergabe von Inseraten um unglaublich viel Steuergeld. (Beifall bei den NEOS.)

Die bewiesene Abhängigkeit mancher Medien von der Politik wurde also um keinen Deut reduziert. Von der ÖVP sind Selbstkritik und Reformen für eine Stärkung unserer Demokratie nicht zu erwarten. Sie reagiert nicht einmal darauf, dass ihre Werte im Vertrauensindex laut Meinung der Bevölkerung desaströs sind – was ich verstehen kann –, dass diese nach Reformen schreit, dass es ein Antikorruptionsvolksbegehren mit ganz klaren Reformvorschlägen gab, dass es die Initiative Saubere Hände gibt, dass es die Initiative Bessere Verwaltung gibt, die Reformen fordert.

Zu den Grünen: So toll und engagiert die Arbeit von Nina Tomaselli und Kollegen Stögmüller im U-Ausschuss war – in der Regierung habt ihr längst aufgegeben. Ihr sitzt am Rand des Sumpfes der Korruption und werft nur elegisch Steinchen rein. (Beifall bei den NEOS.)

Ihr habt auch die Chuzpe, diesen desaströsen Zustand den Menschen Österreichs derart zu verkaufen, siehe letzte Seite des U-Ausschuss-Berichtes der Grünen: „Und langsam verbreitet sich die Nachricht vom Regierungs­viertel in Wien bis in die kleinste Gemeindestube: Selbstbedienungsmentalität, Spezialbehandlung für reiche Freund*innen und Manipulation der Bevölkerung: das geht nicht mehr. Diese Zeiten sind vorbei.“ (Die Abgeordneten Stögmüller und Tomaselli: Ja! – Abg. Meinl-Reisinger: Sie sind nicht vorbei! – Abg. Stögmüller: Aso?!) – Nein, diese Nachricht verbreitet sich nicht. Herumge­sprochen hat sich, dass man so weitermachen kann wie immer. Da machen die Grünen sich die Rolle einer Partei in Geiselhaft zu leicht, denn ein wenig könnten sie sich doch bewegen und handeln.

Der für die Bekämpfung von Postenkorruption zuständige Minister ist Werner Kogler. (Beifall bei den NEOS.) Er könnte vieles einfach umsetzen: klare Vorgaben für Größe, Qualifikation und Zusammensetzung von Kabinetten. Das Kogler-Ressort könnte und sollte auch schon jetzt viel strenger betreffend Personalplan


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und Sonderverträge sein. Stattdessen haben wir betreffend Größe der Kabinette einen historischen Höchststand erreicht. Verbesserungen bei der Posten­vergabe – deswegen rede ich hier zentral darüber – sind umso wichtiger, als es dabei um die Zukunft unserer Verwaltung geht. Auch das ist eine Lehre aus dem U-Ausschuss. Wir haben gesehen, wie ein Herr Schmid mit seinen früheren Kabinettsfreunden zusammengespielt hat und für die nächsten zehn, 15 Jahre für die ÖVP wichtige Personen in Führungspositionen gehievt hat.

Wo wir jetzt nichts ändern und das System weiterlaufen lassen, haben wir für die nächsten Jahrzehnte dort Personen sitzen, deren Priorität eine Partei und nicht die Republik ist, die Freunde der ÖVP anstatt der klügsten und fähigsten Köpfe für die Menschen in diesem Land.

Damit Vizekanzler Kogler endlich handelt, bringen wir heute einen Antrag betreffend Reform für die Bundesverwaltung ein. Wir erinnern die Regierung an ihre Versprechen und setzen unseren Anträgen für ein Informationsfrei­heitsgesetz und einen unabhängigen Bundesstaatsanwalt – die es schon längst gibt – eine Frist, damit sich endlich etwas tut.

Für den nächsten U-Ausschuss noch eine systemische Information an alle Bürgerinnen und Bürger, die es interessiert: Ich glaube, viele sind frustriert, dass sie sich nicht selbst ein Bild vom U-Ausschuss machen können, weil er nicht öffentlich ist. Einen Antrag dazu gibt es von uns schon seit Jahren. Die einzige Fraktion, die keine Öffentlichkeit will, ist die ÖVP, weil sie in einem nur medienöffentlichen Ausschuss weiterhin unsere Aufklärungsarbeit torpedieren und so Aufklärung verhindern kann. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

11.16


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Corinna Scharzenberger. – Bitte. (Abg. Leichtfried – die Hand hebend –: Frau Präsidentin! – Abg. Stögmüller: ... zur Geschäftsordnung!) – Herr Abgeordneter, ich habe die


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Rednerin bereits aufgerufen und gebe Ihnen danach aufgrund Ihrer Wortmel­dung zur Geschäftsbehandlung das Wort. (Abg. Schnedlitz: Die sind wahrscheinlich in verschiedenen SPÖ-Teams!)


11.17.10

Abgeordnete Mag. Corinna Scharzenberger (ÖVP): Hohes Präsidium! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Ich darf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wetterstation Aigen im Ennstal sehr herzlich begrüßen, die heute bei uns im Haus sind! Herzlich willkommen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Zunächst, Kollege Hafenecker, zum Vorwurf der erkauften Wahlen: Der Wähler, die Wählerin hat immer recht. Mit dem Vorwurf von erkauften Wahlen machen Sie nichts anderes, als den mündigen Bürgern abzusprechen (Abg. Scherak: Wenn man bewusst die Wahlkampfobergrenze jedes Mal überschreitet ...!), in der Lage zu sein, eine freie, auf ihrer Wertehaltung beruhende Wahlentscheidung treffen zu können, und sie zu heruntertypisierten Umfragemarionetten zu degra­dieren. (Abg. Hafenecker: Warum habt ihr es dann gemacht?) Der Wähler, die Wählerin hat immer recht. (Beifall bei der ÖVP.)

Noch etwas, Kollege Hafenecker, zur FPÖ: Wir haben nicht vergessen, was in der FPÖ Graz mit Steuergeldern passiert ist, und wir haben das mit der Insel auch nicht vergessen – Sie wissen, die bsoffene Gschicht. Wer nämlich die Republik im Ibizaurlaub verkaufen möchte, der sollte zuerst vor der eigenen Fincatüre kehren. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Wer hat denn die „Kronen Zeitung“ verkauft? Thomas Schmid, Sigi Wolf!)

Der Endbericht des Untersuchungsausschusses liegt uns jetzt vor. Auf über 500 Seiten hat Verfahrensrichter Pöschl seine Schlüsse aus den vergangenen 48 Sitzungen und 400 Sitzungsstunden, die ich keinesfalls, nicht missen werde, gezogen. Es hat noch nie einen Untersuchungsausschuss gegeben, der so wenige Erkenntnisse ans Tageslicht gebracht hat wie dieser und gleichzeitig so viel Geld gekostet hat. Untersucht wurde alles nach Belieben, egal ob es


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Untersuchungsgegenstand war oder nicht. Meistens war es abhängig davon, in welchem Bundesland gerade gewählt wurde. Dementsprechend hat man dann ehrenamtliche Funktionäre vor den Ausschuss geladen, die sich stundenlang Vorhalten ohne jeglichen Bezug zu Verwaltungshandlungen des Bundes stellen mussten, ohne Rücksicht auf Persönlichkeitsrechte, dafür aber zur persönlichen Profilierung mancher Kolleginnen und Kollegen. Das Ganze geschah auf Kosten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. (Ruf bei der ÖVP: Unerhört!)

Der verfassungsgesetzlich gewährleistete Untersuchungsausschuss ist längst zu einem parteipolitischen Tribunal mutiert. Insgesamt und überhaupt hat sich ein neuer politischer Stil ergeben, nämlich jener der Strafanzeigen. Dass eine Reform dringendst notwendig ist, ist unumstritten. Es braucht ein Zitierverbot aus den Strafakten, das Recht auf ein faires Verfahren – das heißt, dass Ermittlungen nicht öffentlich geführt werden. Eine objektive Berichterstattung darüber bei öffentlichem Interesse ist auch ohne Zitate aus dem Strafakt möglich und mehr als ausreichend. (Abg. Stögmüller: Da fallen wir aber zurück ins Kaiserreich, wenn wir so weitertun!)

Man sagt immer: Wahr ist das, was in der Zeitung steht. – Wir haben auch gesehen: Zwischen Wahrheit und allgemeiner Wahrnehmung liegen Welten. Die Politik lebt von Wiederholungen. Wenn man etwas oft genug sagt und es auch oft genug in der Zeitung steht, dann wird es irgendwann wahr, und irgendwann wird dann Ihre subjektive Wahrheit zur objektiven Wahrheit für alle. Man versucht also, mit Gedankenkonstrukten Skandale zu erschaffen und zu ver­markten.

Die sogenannte Aufklärungsstrategie der Opposition – es folgt ein Zitat von Kollegin Krisper – lautete: „Ein Thema pro Woche, mit möglichst großen Namen, was dann für dementsprechende Medienaufmerksamkeit sorgen soll.“ – Das ist ein Zitat von Ihnen, Kollegin Krisper, aus der „Wiener Zeitung“ vom 10.12.2022.


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Dem folgend ist auch das Ranking im Korruptionsindex von Transparency International nicht sonderlich verwunderlich, der nämlich ein Wahrnehmungs­index ist und in dem sich Österreich mit steigender Zahl der Medienberichte über mutmaßliche Korruption auch im Ranking verschlechtert.

Ich stelle mich in aller Breite und Vitalität der Volkspartei vor unsere Bürger­meisterinnen und Bürgermeister und Funktionärinnen und Funktionäre in allen Gemeinden Österreichs, die sich nämlich nicht von der medialen und sonstigen Dauerverfolgung in ihrer Konsequenz bei ihrer tagtäglichen ehrlichen Arbeit beirren lassen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Stöger: Die waren eh nicht korrupt! Die waren es ja eh nicht!)

Lehren daraus müssen wir trotzdem ziehen und haben wir auch gezogen, weil nämlich Fehler passiert sind, die nicht mehr passieren dürfen. Im Übrigen hat auch Verfahrensrichter Pöschl vorgeschlagen, dem deutschen Modell zu folgen, nach dem aus Strafakten erst dann berichtet werden darf, wenn es zu einer Verhandlung kommt, um eben Verletzungen von Persönlichkeitsrechten vorzu­beu­gen. Persönlich kann ich diesem Vorschlag einiges abgewinnen, nämlich genau aus diesem Grund: um einer als Aufklärungsstrategie getarnten Vorge­hens­weise der persönlichen Diskreditierung von Politikerinnen und Politikern zu parteipolitischen Zwecken vorzubeugen und zum Stil des gemeinsamen Arbeitens für Österreich zurückzukehren. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

11.22


Präsidentin Doris Bures: Ich rufe nun die Geschäftsbehandlungswortmeldung auf. –Bitte, Herr Abgeordneter Jörg Leichtfried.

*****


11.22.18

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Ich habe jetzt mit sehr, sehr vielen Kolleginnen und Kollegen sehr interessiert dieser Debatte zugehört und bin zur Erkenntnis gelangt – wahrscheinlich mit vielen


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anderen –, dass sehr viel, was hier diskutiert wird, die Bundesregierung betrifft. Es würde dem Bundeskanzler eigentlich ziemen, hier zuzuhören. Der Herr Bundeskanzler ist entschuldigt – das nehmen wir zur Kenntnis –, aber es sollte zumindest der Innenminister da sein. (Zwischenruf des Abg. Ottenschläger.) Ich beantrage, den Herrn Innenminister herbeizuschaffen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

11.22


Präsidentin Doris Bures: Gibt es eine weitere Wortmeldung zur Geschäftsbe­hand­lung? – Herr Klubobmann Wöginger, bitte.


11.23.05

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsi­dentin! Hohes Haus! Man kann es ja nur noch unter Manöver zur Ablenkung von den eigenen Problemen in der SPÖ einstufen (Zwischenrufe bei der SPÖ – Abg. Höfinger: Wo ist die Rendi? Wo ist die Rendi?), wenn man bei dieser Debatte jetzt den Innenminister herbeizitieren will. Es hat in der Früh schon mit einem Theater bei der Aktuellen Stunde begonnen, und es geht so weiter. Es entspricht eigentlich nicht der Würde dieses Hauses, was hier ständig durchgeführt wird.

Es ist natürlich überhaupt nicht üblich, dass bei einer Debatte über einen Unter­suchungsausschussbericht Regierungsmitglieder anwesend sind. Warum soll es bei diesem anders sein? Es sind die Abgeordneten da, es melden sich auch alle Fraktionen zu Wort, damit dieser Bericht ordentlich diskutiert werden kann. Es gibt überhaupt keine Veranlassung und keinen Grund dafür, dass der Innen­minister auf der Regierungsbank sitzen soll.

Nehmen Sie bitte auch zur Kenntnis – und das war in Ihrer Regierungszeit immer ganz klar –: Wenn Regierungsmitglieder die Republik bei wichtigen Angele­genheiten nach außen vertreten – zum Beispiel wenn der Bundeskanzler mit einer wichtigen 60-köpfigen Wirtschaftsdelegation gerade in Afrika unter­wegs ist (Abg. Leichtfried: Wir reden vom Innenminister!); da geht es auch um die Fragen von Migration und Zuwanderung –, kann man das hier nicht einfach –


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wie schon heute in der Früh bei der Aktuellen Stunde – hernehmen und sagen: Warum ist der Bundeskanzler nicht da?

Warum richten Sie überhaupt die Aktuelle Stunde an den Bundeskanzler und nicht an ein Regierungsmitglied, das nicht entschuldigt ist und sich nicht im Ausland befindet?

Es ist hier eine Form des Parlamentarismus eingekehrt, die ich so seit zwei Jahrzehnten nicht kenne. Ich bitte Sie wirklich, zu der Usance und Praxis zurückzukehren, die wir über viele Jahre hier gemeinsam gepflogen haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

11.24


Präsidentin Doris Bures: Frau Klubvorsitzende Maurer. – Bitte.


11.25.00

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne) (zur Geschäftsbehandlung): Ich möchte auch noch etwas dazu sagen. Wir sind hier im Parlament, wir machen uns unsere Regeln, wie wir hier gemeinsam arbeiten, in der sogenannten Präsidiale aus (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), in der wir, alle Fraktionen gemeinsam, ver­suchen, einen Konsens zu Tagesordnungen, Redezeiten et cetera zu finden. Das ist auch der Raum, in dem diskutiert wird, welche Regierungsmitglieder wann wo sind, wer wann wo anwesend sein soll.

Zu keinem Zeitpunkt, lieber Jörg Leichtfried, hast du in dieser Präsidiale oder im Vorfeld dieser Diskussion (Abg. Leichtfried: Es war die Diskussion so interessant!) dieses dein Anliegen geäußert. Es ist mir eigentlich peinlich gegenüber den Zuse­herinnen und Zusehern – welches Bild wir abgeben, wenn absichtlich Aktuelle Stunden angesetzt werden, bei denen dann der nicht zuständige Vizekanzler ant­worten muss, oder jetzt auch bei dieser Geschichte.

Wir haben gemeinsame Regeln, die wir uns gemeinsam auszumachen versuchen. Die Oppositionsfraktionen legen völlig zu Recht – ich weiß das aus eigener Erfahrung in der Vergangenheit – großen Wert auf die Einhaltung der Usancen


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in diesem Haus, allerdings sollten sie es auch dann tun, wenn es andere Fraktionen betrifft. Ich halte dieses Verhalten fast für Sabotage. Ich meine: Was ist das? (Abg. Hafenecker: Eine GO-Meldung ist eine Sabotage? Schämen Sie sich! – Zwischenruf der Abg. Greiner.) Wir haben da einen Redebeitrag zur Geschäfts­ordnung, der dazu dienen soll, jetzt – ich weiß nicht – einen Schwung in irgend­etwas hineinzubringen. Das Bild, das wir abgeben, ist einfach kein gutes.

Wenn du möchtest, dass hier Regierungsmitglieder sitzen, dann bring es so ein, dass sie auch rechtzeitig herkommen können! Wir versuchen immer, dem nachzukommen und auch die Zeiten der Tagesordnung anzupassen. Wir haben in der Präsidiale gerade auf Wunsch von Niki Scherak die Tagesordnung abgeändert, sodass Tagesordnungspunkte früher sein können, damit sich das alles mit dem Vizekanzler ausgeht. Das diskutieren wir dort.

Ich halte das hier so wirklich für kein gutes Bild des Parlamentarismus. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

11.27 11.27.09


Präsidentin Doris Bures: Mir liegt nun zur Geschäftsbehandlung keine Wort­meldung mehr vor.

Es gab einen Antrag auf Zitation von Herrn Bundesminister Karner. Das ist ein geschäftsordnungsmäßiger Vorgang, und daher kann es sich nicht um Sabotage handeln. Unsere Geschäftsordnung sieht diese Möglichkeit so vor. (Beifall bei SPÖ und FPÖ.) Daher werde ich jetzt auch so vorgehen: Das ist gleich abzustim­men.

Wer diesem Antrag auf Zitation von Herrn Bundesminister Karner seine Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.


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*****

Damit fahren wir in der Tagesordnung fort. Die nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Julia Herr. – Bitte.


11.28.15

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrtes Hohes Haus! Wir diskutieren jetzt – wieder zurück zum Thema! – die abschließenden Ergebnisse des ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschusses. Nicht nur, dass die Erkenntnisse viele sind, sondern sie sind auch aktuell, denn sie helfen uns ein bisschen, Aktuelles besser zu verstehen. (Abg. Michael Hammer: Es spricht das Team Babler zu Ihnen!)

Wenn man sich zum Beispiel fragt: Warum war es so notwendig, dass heuer im April noch einmal eine Mieterhöhung um 8 Prozent durchgeführt wird, obwohl sich viele ohnehin am Ende des Monats das Leben nicht mehr leisten können und obwohl die Immobilienwirtschaft seit 2008 ihre Mieteinnahmen verdoppelt hat und allein die Indexierung der Richtwert- und Kategoriemieten in den Jahren 2022 und 2023 bisher schon über 1 Milliarde Euro zusätzliche Einnah­men für die Immobilienwirtschaft gebracht hat, warum war das so notwendig?, dann könnte man die Frage stellen: Haben vielleicht auch Vertreter und Vertreterinnen der Immobilienwirtschaft an die ÖVP gespendet? – Siehe da: ja.

Man wird beispielsweise auch in dieser Frage fündig, wenn man sich allein die Zahlen von 2017 bis 2019 anschaut, als 700 000 Euro Spenden aus der Immobilienbranche an die ÖVP geflossen sind. Ich denke, dann versteht man ein bisschen besser, warum man sich so hart und so vehement in einer Zeit der größten sozialen Krise dafür eingesetzt hat, dass da weiterhin die Einnahmen fließen. (Beifall bei der SPÖ.)

Nur eine Zahl noch dazu: 80 Prozent der privaten Mieteinnahmen fließen an die top 10 Prozent der vermögendsten Menschen in Österreich. Also da lüftet sich


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der Schleier dann schon etwas. Entschuldigt hat sich übrigens bisher für dieses gesamte Verhalten noch niemand.

Ich mache aber mit zwei anderen Geschichten weiter. Sigi Wolf – das haben wir nun schon öfter gehört – ist ebenfalls jemand, der der ÖVP beim Lukrieren von Spenden geholfen hat. Da hat es bei der ÖVP in der Wahlkampfkasse ordentlich geklingelt. Dementsprechend hat er dann eine Sonderbehandlung erfahren, wie ein normaler Mensch sie nie in Anspruch nehmen könnte – wage ich zu sagen. Der Finanzminister hat de facto den persönlichen Steuerberater von Herrn Wolf gespielt. Da geht es um 11 Millionen Euro, die Herr Wolf im Übrigen nicht nach Vorschrift versteuert hat – also Gewinne, die eigentlich dem Staat gehört hätten.

Wozu hat man allerdings Freunde? Herr Wolf ruft bei den ÖVP-Männern und -Frauen im Finanzministerium an und sagt, er hat eigentlich gerade keine Lust, diese Millionen zurückzuzahlen, obwohl sie dem Staat zustehen würden, und man ist dort der Meinung: Wir schenken ihm 4 Millionen Euro. Thomas Schmid schreibt: „ich kaempfe […] für euch mit allen Mitteln.“

Warum erwähne ich dieses Zitat? – Weil man als Bürger oder Bürgerin nun vielleicht im Kopf hat: Ja, da haben sie sich halt dafür eingesetzt, dass der weni­ger Steuern zahlen muss. – Das war allerdings ein Prozess, der über Jahre gegangen ist, bei dem man sich wirklich fragt: Was haben diese Beschäftigten im Finanzministerium zu tun gehabt, dass es da 30 Termine auf Ministerebene gab, bei denen man sich nur zusammengesetzt hat, um zu überlegen: Wie schafft man es, dass ein Millionär, einer der reichsten Menschen in Österreich, ja kein Steuergeld zurückzahlen muss?

30 Termine, 350 Nachrichten von Thomas Schmid; man war erfolgreich damit, und zwar mit den seltsamsten Methoden – das ist nicht House of Cards für Arme, das ist „House of Cards“. Man hat geschaut, dass diejenigen, die der Meinung waren: Nein, der sollte das Geld schon zurückzahlen!, bei einem Termin


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nicht dabei sind, oder hat die Termine immer wieder so lange hinausgeschoben, bis die, die das ordnungsgemäß abwickeln wollten, gerade keine Zeit hatten.

Ich hoffe, alles, was sich da in Österreich zugetragen hat, wird einmal verfilmt. Selbst als man es dann wirklich dazu gebracht hat, dass einer der reichsten Menschen 4 Millionen Euro geschenkt bekommt, hat er sich noch einmal aufge­regt, weil er die Zinsen ja auch nicht zurückzahlen wollte. Da wurden ihm eh schon 4 Millionen Euro geschenkt, und er kommt noch einmal daher und sagt, nein, er will das noch einmal reduziert haben. Wieder springt die ÖVP und es geht weiter, wieder wird Monate lang interveniert, damit diese vermögenden Menschen keine Steuern zahlen.

Man kann sich das eigentlich gar nicht auf der Zunge zergehen lassen, was da passiert ist. Wer nun glaubt: Na ja, okay, das war halt ein Einzelfall, Herr Wolf hat halt auf Schloss Reifnitz für die ÖVP besonders viele Spenden geworben, da ist man ihm halt entgegengekommen!, dem sei gesagt: Es war überhaupt kein Einzelfall! Genau dieselbe Geschichte könnten wir mit Herrn Benko weiterer­zäh­len, nur dass es da nicht um 4 Millionen Euro gegangen ist, sondern um 14 Millionen Euro an Steuergeld (Ruf bei der SPÖ: Unglaublich!), das er nicht zahlen wollte, das uns allen gemeinsam aber zugestanden wäre. (Beifall bei der SPÖ.)

Mit 14 Millionen Euro könnte man im Übrigen die „Wiener Zeitung“ für längere Zeit finanzieren. Da hat offenbar noch niemand ein Problem gesehen, dass man einem der reichsten Menschen der Welt – der ganzen Welt! –, René Benko, 14 Millionen Euro hat zukommen lassen, aber für die „Wiener Zeitung“, für die Demokratie in diesem Land, für den kritischen Journalismus hat es dann leider nicht gereicht.

Somit komme ich auch schon zum Schluss. Die Überlegung ist: Was macht man nun mit der Situation? Es gibt eine Partei, die sich offenbar tatsächlich als Hure der Reichen fühlt, wenn man sich anschaut, was da in den letzten Jahren passiert


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ist. Wie kann man dem vorbeugen? – Eine Erkenntnis ist, dass, wer so viel Ver­mögen hat, auch immer Machtansprüche stellt und ständig versucht, in die Politik und in die Demokratie einzugreifen. (Zwischenruf des Abg. Kassegger.) Deshalb brauchen wir in diesem Land, ganz, ganz, ganz dringend Millionärs­steu­ern. (Beifall bei der SPÖ.)

Dazu nur ein letztes Zitat (Abg. Hafenecker: Christian Kern oder Alfred Gusenbauer!), weil ich zum Beispiel einen dieser Sponsoren persönlich befragen durfte, Herrn Berndt, der nach seiner Spende dann Aufsichtsratsvorsitzender wurde: Er sagt, das hat überhaupt nichts damit zu tun. – Es gilt natürlich die Unschulds­ver­mu­tung, wie immer. Er hat allerdings 65 000 Euro gespendet. Nun kann sich jeder zu Hause überlegen, wann er sich, wenn er einmal 65 000 Euro auf der Kante und frei herumliegen hat, denkt: Ui, das ist mir nun übrig geblieben, das spende ich.

Er hat dann sozusagen gesagt, das ist ja gar kein großer Posten. It is no big deal, hat er gesagt, diese 65 000 Euro, die kümmern ihn ja gar nicht; warum wir Fragen dazu stellen, was soll denn mit 65 000 Euro für ein Einfluss gewährt worden sein?

Es braucht Millionärssteuern in diesem Land. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

11.34


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Wolfgang Zanger. – Bitte. (Abg. Michael Hammer: Das ist ...! – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)


11.34.54

Abgeordneter Wolfgang Zanger (FPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Geschätzte Bürger in diesem Land! Die „Kleine Zeitung“ vom 8. Jänner 2023 zitiert den ehemaligen ÖVP-EU-Kommissar Franz Fischler wie folgt: „Die ÖVP behauptet, kein Korruptionsproblem zu haben, weil ihre Interpretation von Korruption der allgemein geltenden Interpretation widerspricht.“ – Damit ist eigentlich schon vieles gesagt und auch eines geklärt: dass die Bezeichnung


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dieses Untersuchungsausschusses, der nämlich korrekt ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss heißt, treffender kaum sein kann.

Es wurde schon vieles im Detail berichtet. Fassen wir nun einmal grob zusam­men: die Umfragen, die Ministerien in Auftrag gegeben haben und die nur so vor Fragen zur Partei gestrotzt haben; die Inserate, die durch politisch besetzte – also ÖVP-geführte – Kabinette hauptsächlich auch an ÖVP-nahe Medien in Auftrag gegeben wurden; die Personalentscheidungen – wer ein braver Diener der Partei ist, erhält Spitzenpositionen. Eine der größten Ungerechtigkeiten für mich ist das, womit sich Kollegin Herr eh schon sehr detailliert auseinander­gesetzt hat, nämlich die Steuerfragen – nach dem Motto: Die Reichen können es sich richten.

Indem man irgendeine Finanzbeamtin zur Leiterin eines Finanzamtes macht, erspart man sich Millionen an Steuern. Das ist nur in diesem Land möglich. Selbst ein Sektionschef aus dem Finanzministerium hat bestätigt, dass es quasi nach dem Motto geht: Quod licet Iovi, non licet bovi; was Jupiter erlaubt ist, ist dem Rindvieh nicht erlaubt.

Der einfache Bürger wird von der ÖVP als Rindvieh gesehen und auch so behandelt. Eine Melkkuh der Nation war er schon immer; aktuell ist er das aufgrund der Teuerung, wegen der ihr keine Maßnahmen trefft – ein finanziell kastrierter Ochse. In einer Zeit, die von vielen Bürgern als Coronadiktatur wahrgenommen wurde, hat der Bürger einen Strick um den Hals bekommen, und es wurde versucht, ihn wie ein Kalb nach vorne zu zerren, nur in eine Richtung.

Kollege Hanger (Abg. Michael Hammer: Peinliches Schweigen von der eigenen Fraktion!), Kopfunter hängend sieht man alles anders, hat einmal ein gescheiter Mann gesagt. Ich wünsche dir, dass du bald wieder aufrecht sehen kannst, denn alles andere wäre ungesund. (Ruf bei der ÖVP: Huh! – Heiterkeit bei der FPÖ.)


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Die Erkenntnis aus dem kleinen Untersuchungsausschuss zu den Corona­beschaffungsmaßnahmen seinerzeit war eindeutig: Die ÖVP ist die Coronakorruptionspartei!, und die Erkenntnis aus dem gerade debattierten ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss ist ebenso eindeutig: Wo ÖVP draufsteht, ist Korruption drin. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Wurm.)

11.38


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster gelangt zu Wort: Herr Abgeordneter David Stögmüller. – Bitte.


11.38.25

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Besonders begrüßen möchte ich auch unsere Gäste aus dem Ländle – hallo, herzlich willkommen im Parlament! (Beifall bei Abgeordneten von Grünen, ÖVP und SPÖ.)

Wir haben heute schon sehr viel über Inseratengeschäfte, Spezialbehandlungen für Milliardäre, Postenschacher und, und, und gehört. Die großen Schlagzeilen haben uns, die Zeitungen, die Journalistinnen und Journalisten die letzten Monate sehr beschäftigt. Dies geschah auch komplett zu Recht. Ich möchte aber nun ein bisschen zu Themen kommen, die wir im Untersuchungsausschuss vielleicht noch nicht komplett ausrollen konnten, für die wir keine Zeit hatten, da bewusst Ablenkungsmanöver passiert sind, auf bestimmte Befindlichkeiten geschaut worden ist und Verzögerungstaktiken angewandt wurden.

Was sind diese Sachverhalte? – Zum einen haben wir uns die AEI angeschaut, das ist die Agentur für Europäische Integration. Da hat es Hausdurchsuchungen im Finanzministerium und im Bundesministerium für Inneres gegeben; da ging es um einen Verein. Da geht es um Verschleierung, um Untreue, um Miss­brauch von EU-Geldern – eigentlich ein riesengroßer Skandal. Es gab Beamte, die im BMI gearbeitet haben, von Andreas Holzer bis hin zu vielen, vielen anderen, auch im Finanzministerium, die versucht haben, Geld auf die Seite zu


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schaffen – Steuergeld. Die Ermittlungen laufen noch, da müsste man nach­schauen.

Wir haben die dubiosen Verstrickungen von Jan Marsalek in die obersten Kreise des Innenministeriums und des BVT nicht aufgearbeitet. Was ist da passiert? Da sind noch mehr als genügend Fragen offen, gerade weil Jan Marsalek auch beste Kontakte nach Russland hatte. Nicht nur Marsalek hing quasi am Rockzipfel von Russland, nein, da gab es auch noch andere Öster­reicherinnen und Österreicher, die da außenpolitisch, handelspolitisch, aber auch entsprechend energiepolitisch mitgezogen sind, und da fehlt uns eigentlich die Aufarbeitung. Da bräuchten wir etwas.

Da gibt es katastrophale Geschäfte mit Gazprom, die uns ja – dank Sebastian Kurz hauptsächlich – auch in eine jahrzehntelange Abhängigkeit von Putins Gas gebracht haben, und das eigentlich – das muss man sich ja vorstellen! – trotz der Krimannexion. Trotz internationalem Sanktionsregime, das 2014 begonnen hat, hat man mit Wladimir Putin einen 50-Jahre-Vertrag verlängert. Da muss man eigentlich schon zu Recht fragen: Wie kann so etwas passiert sein? Wie kann so etwas sein? Warum macht man das? – Also das ist die Frage.

Wir haben es da nicht mit irgendwelchen Kavaliersdelikten und Einzeltätern zu tun, sondern das ist das System Kurz. Wir reden da von einem System: einem System der Umgehungskonstrukte und der Manipulation, einem System der Tarnung und der Täuschung, einem System, von dem man profitiert hat oder profitieren konnte, wenn man auf der richtigen Seite stand, einem System, das die Energieunabhängigkeit unseres Landes mit einem Lächeln im Gesicht an eine kriegstreibende Diktatur verscherbelte, einem System, das mit Steuergeld geschönte Umfragen bezahlte und diese dann für politische Vorteile an diesel­ben Steuerzahler zurückfütterte, kurz gesagt eigentlich einem System, das gegenüber uns allen hier im Saal und gegenüber den Österreicherinnen und Österreichern da draußen keine Pflicht verspürte, sondern diese ganz ehrlich nur als Hindernis sah. (Beifall bei den Grünen.)


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Unser Bericht – Kollegin Tomaselli hat ihn vorhin schon gezeigt – ist ein leben­der, ein akribischer Beweis dafür, dass weder dieses Haus noch dieses Land so etwas zulassen, ein Beweis dafür, dass wir die Instrumente haben, uns zu wehren, und damit diese Pflicht auch nutzen. Eine gesunde Demokratie und ein funktionierender Rechtsstaat könnten sich die Aushöhlung dieser Institu­tionen und alle derartigen Tendenzen einfach nicht leisten. Da müssen wir hin­schauen. Dagegen müssen wir kämpfen. Da müssen wir uns wehren.

Ja, es ist höchste Zeit, die türkisen Jahre auch als das gescheiterte Kapitel der österreichischen Politik zu erkennen, das es ist, und diesen – unter Anfüh­rungszeichen – „neuen Stil“ ein für alle Mal hinter uns zu lassen. Was wir jedoch nicht hinter uns lassen können, sind die Geschehnisse, die Taten und auch deren Konsequenzen. Das Vermächtnis dieses Untersuchungsausschusses ist vor allem eine lange Liste dessen, was die Republik und dieser Rechtsstaat benötigen, um sich selbst wieder ernst zu nehmen. Das ist unsere Aufgabe, nämlich das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger wiederherzustellen und zurückzuge­win­nen. Das ist eine immense Aufgabe und wird uns lange beschäftigen.

Es braucht ein Korruptionsstrafrecht mit Biss, es braucht strenge Regeln rund um das Postenschachern und Transparenz bei Inseratenvergabe. Dafür werden wir Grüne auch weiterkämpfen. Wir werden da nicht nachlassen. Wir werden das bis zum Schluss durchkämpfen, auch gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern. Ja, warum denn auch nicht? – Wir müssen aber alle an einem Strang ziehen.

Heute haken wir dieses Kapitel mit dem Untersuchungsausschuss ab, schlagen aber ein neues Kapitel der Kontrolle und der Transparenz auf. Das brauchen wir ganz dringend. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

11.43


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Stocker. – Bitte.



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11.43.43

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher, die diese Sitzung hier verfolgen! Als mittlerweile ehemaliges Mitglied dieses Unter­suchungsausschusses erinnert mich vieles, was ich hier erlebe, an das, was auch im Untersuchungsausschuss stattgefunden hat. Auf der Bühne des Ausschusses wird das Oppositionstheater aufgeführt und eine Geschichte erzählt, bei der ich mich frage, ob es den Ausschuss überhaupt gebraucht hätte, weil das Stück sowieso schon geschrieben war, bevor wir begonnen haben. (Abg. Michael Hammer: Genau!)

So hören sich auch die Ausführungen hier an. Es gibt eine veritable Differenz zwischen dem, was hier in der Erzählung den Menschen vermittelt wird, und dem, was wir – und ich zitiere ausschließlich aus dem Bericht des Verfahrens­richters – als objektiven Befund aus diesem Untersuchungsausschuss haben. Immer dann, wenn Herr Kollege Krainer sagt: „Wir wissen jetzt, dass ...“, bedeutet das: „Wir wollen, dass die Menschen glauben, dass ...“. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Die wissen ja nicht einmal, wer der Chef ist in ein paar Wochen!)

Warum ist das so? – Wenn wir uns zurückerinnern: Dieser Ausschuss hatte ja als Ausgang das sogenannte Beinschab-Tool. Ich habe mich eigentlich immer gefragt – und frage mich auch heute noch –, weshalb die Opposition Frau Beinschab nicht einmal geladen hat. (Abg. Krisper: Das stimmt ja gar nicht!) – Weil es sie wahrscheinlich gar nicht interessiert (Abg. Hafenecker: Das war nicht der Aufhänger! Das waren die Schmid-Chats, zum Beispiel!), weil das, was der Ausgang war, in diesem Ausschuss auch gar keine Rolle gespielt hat. Es hat auch niemanden interessiert, was in den 1 800 Chats steht, die Thomas Schmid mit anderen als ÖVP-verbundenen Personen geführt hat, nämlich mit Politikern oder Funktionären, die der SPÖ oder den anderen Oppositionsparteien angehören. (Ruf bei der ÖVP: Hört! Hört! – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)


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Das hat Sie alles gar nicht interessiert, aber Sie sind natürlich an der Aufklärung und an der Wahrheit interessiert. (Zwischenruf der Abg. Tomaselli.) Wenn wir von der Wahrheit sprechen, kann ich es Ihnen jetzt nicht ersparen, ein paar Zitate aus der Zusammenfassung des Verfahrensrichters in seinem Bericht zu bringen.

Da geht es auch um die FPÖ und um die Vereinskonstruktionen – die waren nämlich tatsächlich Gegenstand der Untersuchung –, und da ist zu lesen, dass als wesentliches Ergebnis festzuhalten sei, „dass die FPÖ-nahen Vereine Austria in Motion, Wirtschaft für Österreich und Patria Austria gegründet wurden, um Spendern, die eigentlich die FPÖ unterstützen wollten, die Möglichkeit zu geben, auch sehr große Summen an Vereine zu spenden, deren FPÖ-Nähe, schon mangels entsprechenden Internetauftritts, nicht ohne Weiteres erkennbar war.“

Tatsächlich kam es zu Spenden im sechsstelligen Eurobereich, deren Ver­wen­dung nicht festgestellt werden konnte. Zumindest im Fall Stieglitz steht fest, dass er für eine Spende von 10 000 Euro an den Verein Austria in Motion in den Aufsichtsrat der Asfinag bestellt wurde. (Abg. Hafenecker: Sie sind im falschen Untersuchungsausschuss, Herr Kollege!)

Gratuliere! Das hat der Verfahrensrichter festgestellt. Sie wollen es nicht hören. (Zwischenruf des Abg. Ries.) Sie sind ein würdiger Nachfolger jenes, der die alternativen Fakten erfunden hat, aber es ist halt einmal so: Das ist der objektive Befund. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Wie schaut es denn mit dem Parallelverein vom Seniorenbund aus, Herr Kollege? Millionen! Millionen Fördermiss­brauch!)

Ich darf Ihnen auch zur Kenntnis bringen, was zu den Vereinen, die der Volks­partei zugerechnet wurden, vom Verfahrensrichter festgestellt wurde: „Insgesamt hat das Beweisverfahren keine Hinweise zu Geld- oder Sachleistun­gen an das Alois Mock Institut sowie an die anderen ÖVP-nahen Vereine ergeben,“ (Abg. Hafenecker: Fördermissbrauch gibt es direkt in den Vorfeldorgani­sationen!) „die über die Förderung des Vereinszwecks in Form von Sponsorings


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oder Kooperationen und das Entgelt für Inserate hinaus der ÖVP zugutekommen sollten, um deren Bundespolitiker in Richtung der zu untersuchenden Beweis­themen zu beeinflussen. Auch für die [...] Weiterleitung von Geldern durch diese Vereine an die ÖVP oder deren Teilorganisationen fanden sich keine Anhalts­punkte.“ (Abg. Hafenecker: Darum müssen sie es jetzt zurückzahlen!) – Das macht den Unterschied, wenn man die objektive Wahrheit hören will.

Ich sage Ihnen auch ein bisschen etwas darüber, was zur Justiz festgestellt wurde: Ebenso wie von der WKStA konnten auch vom Untersuchungsausschuss „weder aus den vorliegenden Urkunden, insbesondere Chatverläufen, noch aus den Angaben der Auskunftspersonen Anhaltspunkte dafür gefunden werden, dass Personen, die der ÖVP spendeten, bestimmte Posten, etwa in Aufsichts­räten, oder andere Gegenleistungen in Aussicht gestellt wurden“ oder dass sie diese wegen ihrer Spenden erhielten. – Das ist die Wahrheit. Das sollte man den Menschen nahebringen und nicht das, was hier vorhin als Oppositionsmärchen erzählt wurde. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich komme damit zum Schluss und widme – ich habe das vorhin schon erwähnt: die Bühne des Untersuchungsausschusses, jetzt die Bühne hier im Plenarsaal – in Abwandlung eines Zitates aus Goethes „Faust“ der Opposition eines dieser Zitate: Da steht sie nun als armer Tor und ist so klug als wie zuvor. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Die ÖVP!)

11.49


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Andreas Kollross. – Bitte. (Abg. Hafenecker: Ich glaube, wir sind auf des Pudels Kern gekommen!)


11.49.17

Abgeordneter Andreas Kollross (SPÖ): Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kolle­gen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wenn wir über den ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss sprechen, können wir, glaube ich, erstens einmal festhalten: Im Wesentlichen sind die Fakten allesamt bekannt, und ich glaube, es


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würde jede Redezeit hier sprengen, wenn man beginnen würde, taxativ aufzuzählen, worauf man der ÖVP alles draufgekommen ist.

Es geht aber ja gar nicht darum, Recht oder Unrecht zu sprechen, das wird am Ende des Tages sowieso die Justiz entscheiden. Deshalb, Herr Kollege Stocker, vielleicht nur eines zum Thema Wahrheit: Wahrheit ist halt auch, wenn man sich die Justiz ansieht, dass es die erste Anklage gibt und dass seit dieser Woche die erste ÖVP-Ministerin vor Gericht steht. Dieser werden wahrscheinlich noch viele ÖVPlerinnen und ÖVPler folgen (Beifall bei der SPÖ), und irgendwann wird möglicherweise auch der ehemalige Messias von der Regierungsbank direkt auf die Anklagebank wechseln.

Ich finde aber – auch wenn man dem heute hier zuhört – nicht nur schlimm, worauf man alles draufgekommen ist – das ist schlimm –, sondern noch viel schlimmer finde ich, dass es hier auf dieser rechten Seite in keiner Form irgendein Unrechtsbewusstsein gibt. (Beifall bei der SPÖ.) Das ist in Wirklichkeit das Schlimme, auch aus diesem Ergebnis des Untersuchungsausschusses.

Es ist aber auch kein Wunder, es kommt auch nicht von ungefähr, weil in vielen das ganz einfach ÖVP-immanent ist. Ihr kennt es teilweise nicht anders. Ihr seid politisch so sozialisiert, weil ihr als ÖVP glaubt, diese Republik gehört euch und ist euer persönlicher Selbstbedienungsladen. (Zwischenrufe der Abgeord­neten Obernosterer und Höfinger.)

Diese ganze Postenschacherdebatte (Abg. Michael Hammer: SPÖ-Wien! – Ruf bei der ÖVP: Unglaublich!) – es sind ja auch sehr viele Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher hier herinnen –: Es ist ja nicht nur das System Kurz, über das wir hier immer wieder gesprochen haben, sondern das ist ja nur eine Weiter­entwicklung des Systems ÖVP-Niederösterreich. (Abg. Zarits: Burgenland!)

Wir Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher kennen das seit Jahr und Tag. (Beifall bei der SPÖ.) Jeder Bezirkshauptmann ist ÖVP-Mitglied. (Abg.


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Zarits: Schauen Sie einmal ins Burgenland!) Jeder Stellvertreter des Bezirkshaupt­mannes ist ÖVP-Mitglied. Jeder Schuldirektor, jede Schuldirektorin wird von der ÖVP-Niederösterreich parteipolitisch besetzt. (Neuerlicher Ruf bei der ÖVP: Unglaublich!)

Viele Bürgermeister:innen und Vizebürgermeister:innen sind in Niederösterreich durch die ÖVP in irgendeinem Landesdienst beschäftigt. (Abg. Zarits: Schauen Sie einmal ins Burgenland! Burgenland!) Ja selbstverständlich muss jeder Hausmeister, der in den Landesdienst aufgenommen wird, beweisen, dass er schon in der dritten Generation Parteigänger der ÖVP ist, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Scherak. – Abg. Zarits: Reden Sie über das Burgenland?)

Deshalb abschließend: Ich glaube, eine wirklich lückenlose Aufklärung dieser ganzen Sachlage ist nur dann möglich, wenn die ÖVP nach 40 Jahren endlich die Regierungsbank räumt. Es ist höchst an der Zeit! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischen­ruf des Abg. Linder. – Abg. Höfinger: Ja, du träumst ja!)

Weil sich der Herr Bundeskanzler ja noch immer sträubt, diverse Akten auszuhändigen, stelle ich abschließend noch folgenden Entschließungsantrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „umfassende Kooperation mit der Staatsanwaltschaft durch ÖVP-Regierungs­mitglieder“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundeskanzler wird aufgefordert, unverzüglich dafür zu sorgen, dass

- die Anordnungen der Staatsanwaltschaften im Bundeskanzleramt sofort voll­ständig befolgt werden;


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- sich Personen, die befangen sind, weil sie entweder Beschuldigten wie der ÖVP-Bundespartei angehören oder selbst in die Vorwürfe involviert waren, sofort der Ausübung aller mit den Ermittlungen zusammenhängenden Tätig­keiten enthalten und sich von unbefangenen Personen vertreten lassen;

- jegliche Datenlöschung und Aktenvernichtung zu unterlassen, von denen noch sicherzustellende Beweismittel betroffen sein könnten.

Der Bundeskanzler wird aufgefordert, dieselbe Vorgangsweise außerdem bei den anderen der ÖVP-zuzurechnenden Regierungsmitgliedern sicher­zustellen.“

*****

Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Höfinger: Na, in dem Populismus könnt ihr euch suhlen! Herzlichen Glückwunsch! Wie schaut es denn in Wien aus, Genossinnen und Genossen? Einen kurzen Vortrag aus Wien? Das ist nicht so interessant! – Abg. Leichtfried: Wir sind keine Genossen! Das kannst dir sparen! – Abg. Michael Hammer: Er ist Team Dosko! Ist der Dosko?)

11.53

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Jan Krainer, Genossinnen und Genossen

betreffend „umfassende Kooperation mit der Staatsanwaltschaft durch ÖVP-Regierungsmitglieder“

eingebracht im Zuge der Debatte über TOP 1 Bericht des Untersuchungsausschusses betreffend Klärung von Korruptionsvorwürfen gegen ÖVP-Regierungsmitglieder (ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss) (4/US) gemäß § 51 VO-UA (1996 d.B.)


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Seit Monaten verweigert der Bundeskanzler und Teile des ihm unterstellten Bundeskanzleramts, den Anordnungen der Staatsanwaltschaft zur Sicherung von Beweismitteln nachzukommen. Besonders pikant ist dabei, dass der nunmehrige Generalsekretär im Bundeskanzleramt die Ermittler: innen offen über seine eigene Rolle bei lnseratevergaben getäuscht hat. Dennoch sind sowohl Bundeskanzler Nehammer, der als ÖVP-Parteiobmann gleichzeitig einem beschuldigten Verband vorsteht, und der Generalsekretär, der in die mutmaßlich kriminellen Handlungen eingebunden war (wobei er selbst nach derzeitigem Informationsstand keines Fehlverhaltens beschuldigt wird), weiterhin für die Umsetzung der Anordnungen der Staatsanwaltschaft mitverantwortlich. Dass jedoch Personen in ihrer eigenen Sache Entscheidungen treffen können, ist in einem Rechtsstaat an sich undenkbar. Für die ÖVP scheinen jedoch andere Regeln zu gelten. Die ÖVP darf als Einzige in unserem Land gegen sich selbst ermitteln. Nehammer stellt sich damit nahtlos in eine Reihe mit Gernot Blümel, den erst der Bundespräsident durch ein Gericht zwingen musste, seine Akten an den Untersuchungsausschuss zu liefern. Auch unter dem neuen Minister Brunner führt das Finanzministerium weiterhin eine juristische Abwehr­schlacht gegen die Staatsanwaltschaft.

Während sich mit Sophie Karmasin die erste ÖVP-Ministerin nunmehr vor Gericht verantworten muss, arbeitet der Bundeskanzler immer noch daran, die Missetaten seines Vorgängers zu verschleiern. Nach jüngsten Informationen werden im Bundeskanzleramt wieder breitflächige Löschungen vorbereitet. Damit gehen aber wertvolle Informationen für die Staatsanwaltschaft verloren, die diese zur Aufklärung der massiven Korruptionsvorwürfe benötigt.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundeskanzler wird aufgefordert, unverzüglich dafür zu sorgen, dass


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-         die Anordnungen der Staatsanwaltschaften im Bundeskanzleramt sofort vollständig befolgt werden;

-         sich Personen, die befangen sind, weil sie entweder Beschuldigten wie der ÖVP-Bundespartei angehören oder selbst in die Vorwürfe involviert waren, sofort der Ausübung aller mit den Ermittlungen zusammenhängenden Tätigkeiten enthalten und sich von unbefangenen Personen vertreten lassen;

-         jegliche Datenlöschung und Aktenvernichtung zu unterlassen, von denen noch sicherzustellende Beweismittel betroffen sein könnten.

Der Bundeskanzler wird aufgefordert, dieselbe Vorgangsweise außerdem bei den anderen der ÖVP zuzurechnenden Regierungsmitgliedern sicherzustellen.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Herr Abgeordneter Christian Ries, ich erteile Ihnen das Wort. – Bitte.


11.53.58

Abgeordneter Christian Ries (FPÖ): Frau Präsidentin! Werte Damen und Herren des Hohen Hauses! Liebe Zuseher zu Hause und auf der Galerie! Das war jetzt seit 2017 der dritte Untersuchungsausschuss, an dem ich mitwirken durfte. Allzu oft habe ich gehört: Was bringt denn so ein Untersuchungsausschuss? – Ich kann guten Gewissens für mich sagen: Alle drei Untersuchungsausschüsse haben etwas gebracht und an das Tageslicht gebracht. (Abg. Michael Hammer: Da hast etwas gelernt dabei!) – Ja, so schlimm hätte ich mir euch eigentlich gar nicht vorgestellt, ehrlich nicht. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Musst dir ein anderes Hobby ...!)

Der BVT-Untersuchungsausschuss, der von euch ehrlicherweise auch Herbert-Kickl-Demontage-Ausschuss hätte genannt werden können (Abg. Höfinger: Ist eh schon nimmer da! Ist eh schon weg!), hat gezeigt, dass die mediale Vorverurteilung


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über die wilde Razzia im BVT frei erfunden war. (Abg. Meinl-Reisinger: Was?) Es war ganz einfach eine angeordnete Hausdurchsuchung, die von der Polizei so, wie es vorgesehen ist, vollstreckt wurde – nicht mehr und nicht weniger. (Abg. Meinl-Reisinger – erheitert –: Was? ... in einem Paralleluniversum!) – Na, lesen Sie keine Zeitung? (Abg. Höfinger: Was für Zeitungen?)

In diesen haben Sie es gelesen, aber lesen Sie auch die Berichte aus dem Untersuchungsausschuss! Dann wissen Sie ein bisschen mehr. Dann sind Sie nicht auf Hörensagen angewiesen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Höfinger – in Richtung Abg. Meinl-Reisinger weisend –: Die Opposition ist entsetzt!)

Dieser Untersuchungsausschuss hat ganz nebenbei aber auch offengelegt, dass man, wenn man eine Spitzenkraft im Nachrichtendienst sein will, keine einschlägige Vorbildung braucht, sondern ganz einfach Klubmitarbeiter der ÖVP sein muss. Dann geht das auch.

Was dieser Untersuchungsausschuss noch ans Tageslicht gebracht hat, war der desolate Zustand des BVT. Auf tragische Art und Weise wurde das auch in Aufarbeitung des Anschlags vom 2. November 2020 bestätigt.

Dann kam der Ibiza-Untersuchungsausschuss. Der ist vielleicht nicht so ausgegangen, wie sich das manche erhofft haben, denn die FPÖ ging darin nicht zu Bruch. Er brachte aber etwas anderes, nämlich die Notwendigkeit der Einsetzung eines weiteren Untersuchungsausschusses. Der hieß dann auch so, wie er gedacht war: der ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss.(Abg. Michael Hammer: Kraut-und-Rüben-Ausschuss!)

Wieder hört man die Anfrage: Was bringt denn so ein Ausschuss? (Abg. Michael Hammer: Das fragen sich viele Leute!) – Ja die Offenlegung diverser Machen­schaften. Warum denn, glauben Sie, ist Bundeskanzler Kurz nicht mehr in Amt und Würden? Oder warum sind die Minister Blümel, Schramböck und Köstinger oder zurzeit Herr Pilnacek nicht mehr in Amt und Würden? – Weil ihr Verbleib in der Regierung der Bevölkerung einfach nicht mehr zumutbar war.


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Das ist die Wahrheit. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Schwacher Applaus!)

Stichwort „Kriegst eh alles, was du willst“: Reden wir über einen ÖVP-Generalsekretär in einem ÖVP-Ministerium, der gern Öbag-Chef werden wollte! Er durfte sich die Ausschreibung selber auf den Leib schneidern, und – oh Wunder – er bekam den Job dann. Fakt oder Fiktion? – Fakt! Heute ist er im Übrigen reuiger Kronzeuge. (Abg. Michael Hammer: Zur Angelobung zum Charles, vor allem, wenn er Kronzeuge ist!)

Es wurde auch offenbar, dass in einem ÖVP-Ministerium wieder ÖVP-Seil­schaften eine Studie in Auftrag geben durften, die nur der ÖVP nutzen konnte, dem Bürger und dem Finanzministerium nicht. Bezahlt wurde es aber von da. Übrigens: Auch die Dame, die das damals durchgeführt hat, ist heute reuig und Kronzeugin. Wer sitzt da auf der Anklagebank? – Eine Ex-ÖVP-Ministerin. Welch Überraschung!

Es wurde auch offenbar: Wenn man die richtigen Leute in der Republik und vor allem bei der ÖVP kennt, kann man sich 4 Millionen Euro Steuer ersparen – wenn man in diesem Fall Herrn Schmid oder Herrn Schelling kennt.

Wir haben auch etwas gelernt. Wir haben gelernt, dass es im Justizministerium in Österreich rund 40 Mascherlposten gibt. Ein Mascherlposten ist eine ganz geschickte Sache: Man bekommt einen gut dotierten Posten, den man in Wahrheit gar nicht antreten muss, sondern man kann politisch Karriere machen. (Abg. Hafenecker: Edtstadler!) Wenn die Karriere dann in die Hose geht, kann man auf diesen Posten zurückkehren. – Ja, genau: Prominenteste Trägerin eines solchen Mascherls ist Frau Ministerin Edtstadler. – Ob das jeder bekommt? – Ich glaube es nicht. Ich denke, ÖVP-nahe ist da das Zauberwort. Dann geht das.

Was haben wir noch gelernt? (Abg. Michael Hammer: Das wird aber abgeprüft am Schluss, wenn ihr so viel gelernt habt!) Das hat mich ehrlich gesagt etwas ent-


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setzt. – Wir haben gelernt, dass der Herr Parlamentspräsident die Wahrheits­pflicht vor einem U-Ausschuss für verzichtbar hält. Also da zieht es einem echt die Schuhe aus, wie man überhaupt auf diese Idee kommen kann. Wir sind da, um die Wahrheit zu ergründen. Da ist es ja wohl nicht zu viel verlangt, auch von einer Auskunftsperson die Wahrheit zu verlangen.

Sie sehen also, werte Damen und Herren (Abg. Hörl: Das hat euch eh nicht interessiert in Wahrheit!) – ich bin gleich fertig, gedulde dich, lieber Kollege! –: Dieser U-Ausschuss hat ans Tageslicht gefördert, was ans Licht der Öffentlichkeit gehört. Das ist der Sinn des Ganzen, und so ist es auch richtig. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Wurm: Sehr gute Rede, Christian!)

11.58


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Katharina Kucharowits. – Bitte.


11.59.03

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Ich darf vorweg für meine Kollegin Petra Wimmer eine Gruppe aus Wels-Land mit dem ehemaligen National­ratsabgeordneten Georg Oberhaidinger herzlich willkommen heißen. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS.) Sie kommen zu einer wirklich sehr spannenden Debatte, nämlich zur Fragestellung: Wie korrupt ist die ÖVP?

Ein Jahr lang haben wir uns mit dem Thema auseinandergesetzt, und ich darf Ihnen sagen und wir dürfen Ihnen sagen: Es handelte sich nicht um Einzelfälle, sondern um systematische Korruption, beginnend mit dem Projekt Ballhausplatz, das den Weg zur Macht aufbereitet hat. (Abg. Michael Hammer: Das hat aber der Dosko jetzt auch, oder? Dosko hat auch einen Plan! – Abg. Höfinger: Projekt Löwelstraße!)

Diese Macht wurde nach kürzester Zeit missbraucht. Erinnern wir uns: Hure der Reichen, ein Chat, nämlich eine ganz klare aktive Einflussnahme auf Steuer­angelegenheiten durch ÖVP-Politiker:innen, aber nicht im Sinne der Republik,


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sondern ganz klar im Sinne der Millionär:innen, der Milliardär:innen und der Spender:innen der ÖVP.

Ein weiteres Stichwort: gekaufte Umfragen. Das Beinschab-Tool ist heute schon erwähnt worden. Aber von Beinschab zu Unterhuber: Es gab einfach mehrere Tools, die steuerfinanziert waren, die aber nichts mit den Ministerien zu tun hatten, sondern ganz klar Parteipolitik im Sinn hatten, um Stimmung zu machen und Wahlen zu gewinnen. (Beifall bei der SPÖ.)

Oder: 1,2 Milliarden Euro für Kinderbildung, die von Sebastian Kurz ganz klar bewusst verhindert wurden. Wir erinnern uns an den Chat: „Kann ich ein Bundesland aufhetzen?“ – Damit sind den Kindern, einer ganzen Generation Kinderbildungseinrichtungen gestohlen worden. Das ist unfassbar und unfassbar dreist. Das ist also systematische Korruption. (Beifall bei der SPÖ.)

Oder auch Steuergeld, das sehr, sehr gerne genommen, aber weniger gerne bezahlt wurde: Werfen wir einen Blick auf den NPO-Unterstützungsfonds! Corona hat uns, wie Sie wissen, alle erschüttert, auch viele Vereine: Sportver­eine, Kulturvereine, die Feuerwehren und viele, viele mehr. Um da akut zu helfen, ist der Non-Profit-Organisationen-Unterstützungsfonds ins Leben gerufen worden. Das war gut und wichtig so. Explizit ausgenommen waren aber Parteien und ihre Teilorganisationen – logisch, oder? Diese Kriterien sind nicht von uns, der Sozialdemokratie, definiert worden, nein, sie kamen ganz klar von der Regierung und waren damit der Kanzlerpartei, der ÖVP, bestens bekannt.

Das ist anscheinend aber alles egal, denn die Jugendsektion des ÖVP-Bauern­bunds in Tirol, nämlich die Jungbauernschaft oder auch Landjugend, hat 853 000 Euro kassiert. Ewig und drei Tage wurde die Zugehörigkeit zum Bauernbund und damit zur Teilorganisation der ÖVP bestritten. Das ist absolut lächerlich, werte Kollegen und Kolleginnen, denn erstens steht im Statut ganz klar drinnen, dass das eine Teilorganisation ist, und zweitens darf ich Sie auf etwas aufmerksam machen: Öffnen Sie die Homepage des Patent­amts! Dort werden Sie nämlich Folgendes finden: Der Tiroler ÖVP-Bauernbund


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ist Markeninhaber der Jungbauern, der Landjugend in Tirol. Wie dreist ist das eigentlich? (Abg. Hörl: ... lesen! Lesen! Sie Träumerin, Sie!) Und was für ein Scherz ist es, zu behaupten, man habe damit nichts zu tun, obwohl einem die Marke gehört? (Beifall bei der SPÖ.)

Das Ergebnis: Die Jungbauern waren aufgefordert, Gelder zurückzuzahlen. Die Jungbauern waren aber nicht die Einzigen (Abg. Hörl: Sie sind eine Träumerin!), die kassiert haben, auch der Seniorenbund in Oberösterreich hat Anträge gestellt, und auch die Junge Volkspartei hat so getan, als wäre sie parteiunabhängig. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller.) Das ist frech und unerhört, aber es ist eben System. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Stögmüller.)

Abschließend: Im Jahr 2020 wurde unter der Federführung von Finanzminister Gernot Blümel die Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes gegründet. Das Ziel war eigentlich, die 19 Milliarden Euro, die vom Finanzministerium in die Cofag kamen, den Unternehmen sehr unkompliziert als Hilfe zur Verfügung zu stellen. Das Ergebnis war, dass die Großkonzerne überfördert wurden und die kleinen und mittleren Betriebe ziemlich auf der Strecke blieben und die Hilfen nicht bekamen. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Es war also wiederum eine Förderung der Superreichen und der Spenderinnen und Spender.

Genau deshalb darf ich folgenden Entschließungsantrag einbringen (Abg. Wöginger: Ist das jetzt ein Rendi- oder ein Doskozil-Antrag?):

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wiedereingliederung der Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes GmbH"

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat bis Ende Mai 2023 einen Gesetzesentwurf zuzuleiten, mit dem die Covid-19-Finanzierungsagentur


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des Bundes GmbH aufgelöst sowie alle ihr übertragenen Aufgaben wieder in die staatlichen Verwaltung eingegliedert werden.“

*****

Stimmen Sie diesem Antrag zu, denn es braucht endlich wieder Politik für die vielen und nicht für die wenigen! (Abg. Michael Hammer: Es ist Zeit für Babler!) Und deshalb raus mit der ÖVP aus der Regierung! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

12.04

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Jan Krainer, Genossinnen und Genossen

betreffend „Wiedereingliederung der Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes GmbH "

eingebracht im Zuge der Debatte über TOP 1 Bericht des Untersuchungsausschusses betreffend Klärung von Korruptionsvorwürfen gegen ÖVP-Regierungsmitglieder (ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss) (4/US) gemäß § 51 VO-UA (1996 d.B.)

Im Frühjahr 2020 wurde unter ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel die Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes GmbH (COFAG) gegründet, um die Corona Hilfen an Unternehmen abzuwickeln. Die Ausgliederung dieser staatlichen Aufgabe im Zuge der Pandemie an die COFAG, auf Grundlage des 3. Covid-19 Gesetzes im April 2020, erfolgte unter dem Deckmantel der Effizienzsteigerung und Flexibilisierung der Förderungsgewährung. Die COFAG-Struktur wurde jedoch seitens der ÖVP bewusst mit der Absicht gewählt, die parlamentarische Kontrolle über die Abwicklung der Hilfen auszuschalten und um Steuergeld ohne umfassende Kontrolle an die eigene Klientel verteilen zu können.


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In Summe wurden 19 Milliarden Euro im Rahmen des Corona-Hilfsfonds zur Verfügung gestellt. Wohin die Milliarden durch die COFAG geflossen sind, konnte jedoch durch das Parlament nicht offen und transparent nachvollzogen werden, da operative Angelegenheiten ausgegliederter Rechtsträger nicht dem parlamen­tarischen Interpellationsrecht unterliegen. Erst durch die Arbeit des ÖVP-Korrup­tions-Untersuchungsausschusses sowie die Prüfung des Rechnungshofes wurde festgestellt, dass auf der einen Seite systematische Überförderung einzelner Konzerne vorlag, während auf der anderen Seite vor allem bei vielen kleineren und mittleren Betriebe die Auszahlung der Hilfen nicht in versprochener Form funktioniert hat. Die COFAG war schlussendlich ein Instrument zur Gewinnsicherung von (umsatzstarken) Großbetrieben, aber nicht, wie die Regierung behauptet, zur Existenzsicherung der kleineren und mittleren Betriebe. 60% der genehmigten Zuschüsse betrugen über 100.000 Euro. Die Top 7,2% der Unternehmen erhielten 61,6% der Corona-Gelder und das Top 1% erhielt gar ein Viertel aller Hilfsgelder.

Der Rechnungshof zerpflückte in seinem Bericht aus dem August 2022 das miss­glückte Krisenfinanzierungsprojekt der Regierung noch weiter. Kritisiert wurde sowohl die Entstehung der Gesellschaft selbst, da bei ihrer übereilten Gründung auf die Prüfung alternativer Formen verzichtet worden ist, als auch die Arbeit der COFAG selbst, da neben hohen Gehältern und Beratungskosten von 36 Millionen Euro (bis Dezember 2021) auch beachtliches Potential zur Überförderung festgestellt worden ist.1

Im März 2023 wurde schlussendlich auch seitens der Europäischen Kommission festgestellt, dass sich die COFAG nicht an den für die Pandemie entwickelten Beihilfenrahmen gehalten und zu großzügig gefördert hat, weswegen es nun auch noch zu Rückforderungen kommen könnte.2

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat bis Ende Mai 2023 einen Gesetzesentwurf zuzuleiten, mit dem die Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes GmbH aufgelöst sowie alle ihr übertragenen Aufgaben wieder in die staatlichen Verwaltung eingegliedert werden.“

1 Bericht des Rechnungshofes, Reihe BUND 2022/31, COFAG und Zuschüsse an Unternehmen, https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/news/news/aktuelles/Ueberfoerderungspotenzial_bei_COFAG-Hilfen.htmI.

2 https ://www.derstandard.at/story/2000144246274/oesterreich-im-visier-der-eu-wegen-ueberfoerderung-mit-corona-hilfen

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Reinhold Einwallner. – Bitte. (Abg. Michael Hammer: Ich glaub’, der ist für Option vier!)


12.04.13

Abgeordneter Ing. Reinhold Einwallner (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Diese Debatte zeigt und dokumentiert eines ganz eindeutig: Es geht – wie es die ÖVP aufgeworfen hat – gar nicht mehr um die Frage, die wir am Anfang des Aus­schusses gestellt haben, nämlich: Ist die ÖVP korrupt oder nicht? – Nein, diese Debatte zeigt eines ganz klar: Sie zeigt das Ausmaß der Korruption, die es bei der ÖVP gibt. Es sind keine Einzelfälle, die wir da behandeln, meine Damen und Herren, es ist strukturelle Korruption, die stattfindet (Zwischenruf der Abg. Baumgartner), und sie hat ganz, ganz viele Facetten, in allen Bundesländern. (Beifall bei der SPÖ.)


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Nehmen wir als Beispiel den ÖVP-Wirtschaftsbund Vorarlberg: Ja, im sauberen Ländle hat es eine verdeckte und illegale Parteienfinanzierung gegeben, die ganz besondere Ausmaße angenommen hat. Über die Zeitung „Vorarlberger Wirt­schaft“ sind über Jahre – über Jahre – Millionen vom ÖVP-Wirtschaftsbund in die Parteikassen und in die Wahlkämpfe der ÖVP geflossen. (Abg. Hörl: Das war ja legal!)

Meine Damen und Herren, die ÖVP ist in Vorarlberg doppelt und dreifach dreist gewesen. Das eine ist, dass in einem mit absoluter Mehrheit geführten Bundes­land landeseigene Betriebe in dieser ÖVP-Wirtschaftsbund-Zeitung inseriert haben. Es wurden aber auch Inserate gekeilt. Und es ist eigentlich ganz egal, von wem sie gekeilt wurden. Es wurden Inserate gekeilt, und dafür wurde eine Gegenleistung versprochen, egal ob es um Widmungen ging oder um etwas anderes. So wurden auch Gefälligkeiten erkauft.

Und dann kommt eigentlich der Gipfel der Dreistigkeit: Dieser ist erreicht, wenn man diese Gelder auch noch am Finanzamt vorbeischiebt, meine Damen und Herren, und keine Steuern dafür zahlt. Das ist doch der Gipfel der Frechheit! (Beifall bei der SPÖ.)

Die ÖVP glaubt offenbar, dass für sie das Recht und die Gesetze nicht gelten. Es geht da nicht um ein paar Euro, sondern es geht um fast 1 Million Euro, die am Finanzministerium vorbeigeschoben wurde.

Was denken sich die vielen Österreicher und Österreicherinnen, die tagtäglich ihre Steuern zahlen, die Kleinunternehmer, die ihre Steuern abliefern, wenn der ÖVP-Wirtschaftsbund und die ÖVP 1 Million Euro an Steuern am Finanzamt vorbeischiebt? Das kann so nicht sein, und ich hoffe, dass die finanzstraf­recht­lichen Ermittlungen noch weiteres Licht in diese Affäre bringen.

Meine Damen und Herren, man könnte diese Liste jetzt fast unendlich fort­führen, man kommt aber immer wieder zur gleichen Schlussfolgerung: Es ist


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nicht so, wie es die ÖVP darstellen will. Sie sagt: Die ÖVP hat kein Korrup­tionsproblem! (Ruf bei der ÖVP: Richtig!) – Ich entgegne Ihnen: Die ÖVP hat kein Korruptionsproblem, die ÖVP ist das Korruptionsproblem in unserer Republik! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Scherak. – Abg. Hörl: Das war eine schlechte Rede!)

12.07


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christoph Matznetter. – Bitte.


12.07.40

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Geschätzte Damen und Herren vor den Bildschirmen! (Abg. Michael Hammer: Jetzt kommt das Team Kreisky!) Logi­scherweise geht es zwischen Regierung und Opposition hitzig her. Doch dieser Untersuchungsausschuss hat sich mit einem Problem beschäftigt, das bedeutender und wichtiger ist als so manch anderes Thema, bei dem das stattfindet.

Ich darf daran erinnern, dass diese Republik es nicht häufig gesehen hat, dass Spitzenrepräsentanten vor dem Strafrichter stehen müssen. Ich erinnere an Ernst Strasser, der eine mehrjährige Gefängnisstrafe bekommen hat. (Rufe bei der ÖVP: Blecha!) Ich erinnere daran, dass erst vor rund einem Jahr Karl-Heinz Grasser noch nicht rechtskräftig zu vielen Jahren Gefängnis verurteilt wurde. (Ruf bei der ÖVP: Androsch! – Abg. Michael Hammer: Blecha habt ihr gerade gefeiert, was war mit dem?) Und dieser Tage steht eine weitere ÖVP-Ministerin, Sophie Karmasin, vor dem Strafgericht.

Kollege Kollross hat vorhin die Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP gefragt (Abg. Zarits: Das Burgenland bestimmt!), wann sie die Konsequenzen aus der Vergangenheit ziehen. Und was haben wir hier gehört? (Abg. Haubner: Was macht die SPÖ mit ihrer Vergangenheit?) – Es soll verboten werden, zu zitieren, und der Untersuchungsausschuss sei ja angeblich verfassungswidrig gewesen.


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(Abg. Hanger: War er, ganz sicher sogar! Reden Sie einmal mit einem Rechtsge­lehrten!)

Herr Kollege Hanger, Sie hätten das Recht gehabt, zum Verfassungsgerichtshof zu gehen, vor dem sich Ihre Angriffe genau 96 Mal als falsch erwiesen haben. (Abg. Hanger: Ja, eben deshalb! Eben deshalb!) Das hätten Sie machen können. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber wieso ziehen die keine Konsequenz daraus, obwohl sie es doch bei den Wahlen spüren? (Ruf bei der ÖVP: Die SPÖ nicht? – Heiterkeit und weitere Zwi­schen­rufe bei der ÖVP.) Und wenn wir von der SPÖ reden, Herr Kollege Hanger: Ich erinnere an das Jahr 2006 und die Bawag-Krise (Abg. Wöginger: Mutige Ansage!): Wir haben sofort Konsequenzen gezogen, und es gab mit Rudolf Hundstorfer einen neuen ÖGB-Präsidenten, der das super gemacht hat. Wir haben sofort Konsequenzen gezogen. (Abg. Michael Hammer: Habts schon vergessen, dass ihr die Bawag owedraht habts, ja? – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Haben Sie Konsequenzen gezogen? – Nein, Sie stehen hier und machen Pflichtverteidigung für eine Gruppe, die die ÖVP übernommen hat, für Kurz und Co. (Abg. Michael Hammer: Wer hat denn die Bawag owedraht?)

Mein Appell an Sie, meine Damen und Herren, ist (Abg. Egger: Das ist ja unfass­bar!): Ziehen Sie die Konsequenz! Die Konsequenz ist: Seien Sie kein Korrup­tionsproblem in diesem Land mehr! (Abg. Hörl: Kehrts vor eurer eigenen Tür!) Beseitigen Sie die Reste der Bergsteigergruppen, die aus der Zeit von Kurz und Co noch vorhanden sind, und kehren Sie in diesem Bereich ins normale Spektrum zurück! (Abg. Egger: Ist das die vorgezogene Parteirede? – Abg. Michael Hammer: Die vorgezogene Rede vom Parteitag von euch! –Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Hören Sie auf, eine Politik für Sigi Wolf und andere Millionäre zu machen! Kümmern Sie sich um jenen Teil in Ihrem Namen, für den Sie gewählt wurden:


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Das ist nämlich das Volk, das sind nicht die Konzerne und Millionäre. Das wäre mein Wunsch an Sie und an die Demokratie. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Wöginger.)

12.10 12.10.47


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist nun niemand mehr dazu gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Damit kommen wir nun zur Abstimmung, den Bericht des Untersuchungs­aus­schusses betreffend Klärung von Korruptionsvorwürfen gegen ÖVP-Regie­rungsmitglieder (ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss) gemäß § 51 Verfahrensordnung für parlamentarische Untersuchungsausschüsse (1996 der Beilagen) zur Kenntnis zu nehmen.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Der Bericht ist einstimmig zur Kenntnis genommen.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „umfassende Kooperation mit der Staatsanwaltschaft durch ÖVP-Regierungsmitglieder“.

Wer spricht sich für diesen Entschließungsantrag aus? – Das ist die Minderheit, abgelehnt. (Abg. Leichtfried – in Richtung Grüne –: Das wollt ihr nicht?)

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wiedereingliederung der Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes GmbH“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt. (Abg. Leichtfried: –in Richtung Grüne –: Was ist mit euch?)


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12.12.172. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3293/A der Abgeord­ne­ten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz über die Wiener Zeitung GmbH und Einrichtung einer elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplattform des Bundes – WZEVI-Gesetz (2013 d.B.)

3. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3221/A(E) der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhalt der Wiener Zeitung als Tageszeitung (2014 d.B.)

4. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3299/A(E) der Abgeord­neten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhalt der Wiener Zeitung als Tageszeitung durch Zweckwidmung der Haushaltsabgabe (2015 d.B.)

5. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3041/A(E) der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Finanzielle und politische Unabhängigkeit für die Wiener Zeitung! (2016 d.B.)

6. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3294/A der Abgeord­neten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesverfassungsgesetz über die Transparenz von Medienkooperationen sowie von Werbeaufträgen und Förde-


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run­gen an Medieninhaber eines periodischen Mediums, das Medienkoope­rations- und -förderungs-Transparenzgesetz sowie das KommAustria-Gesetz geändert werden (2017 d.B.)

7. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 2002/A(E) der Abgeord­neten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Inseratenstopp für das System Türkis (2018 d.B.)

8. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 2138/A(E) der Abgeor­dneten Henrike Brandstötter, Christian Hafenecker, MA, Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend weniger Inserate, mehr Transparenz und Neustart Medienförderung (2019 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zu den Punkten 2 bis 8 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden. Es sind dies Berichte des Verfassungsausschusses. Hinsichtlich der einzelnen Ausschussberichte verweise ich auf die Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich begrüße Frau Bundesministerin Susanne Raab im Hohen Haus und erteile als erstem Redner Herrn Abgeordneten Jörg Leichtfried das Wort. – Bitte.


12.12.51

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Bevor ich in die Debatte eingehe, möchte ich einen Wunsch einer Kollegin erfüllen, nämlich die Gruppe Karl Traintinger und die steirischen Bezirkshauptleute, die uns heute auch zuschauen, herzlich zu begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Geschätzte Damen und Herren! Frau Bundesministerin! Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren, die Sie hier zuhören! Abgesehen von manchen


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Lichtblicken, die vielleicht noch kommen mögen, ist das heute ein schwarzer Tag oder ein schwarz-grüner Tag für Österreich als Kulturland und Medienstandort.

Ich möchte Ihnen zu Beginn etwas vorlesen, was am Mittwoch, dem 8. August 1703, in einer Zeitung, nämlich in der „Wiener Zeitung“ – das war die Erst­ausgabe – stand: „Wiennerisches Diarium, enthaltend Alles Denckwürdige / so von Tag zu Tag so wohl in dieser Kayserlichen Residentz-Stadt Wienn selbsten sich zugetragen / als auch von andern Orthen auß der gantzen Welt allda nachrichtlich eingeloffen“. – Das war das Titelblatt der Erstausgabe der „Wiener Zeitung“.

Dazwischen liegen 320 Jahre österreichische Geschichte, 320 Jahre kulturelles Erbe. Diese Zeitung wurde von Generation zu Generation weitergetragen. Diese Zeitung hat im Laufe ihrer Geschichte so viele wichtige Ereignisse dokumentiert und kommentiert, wie keine andere. Diese Zeitung ist die älteste noch immer erscheinende Tageszeitung der Welt. Diese Tageszeitung wird jetzt von dieser Regierung und von diesen Abgeordneten, die diesen Vorschlag unterstützen, einfach liquidiert. Das ist eine medienpolitische und eine kulturpolitische Schande, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

Gerade in Zeiten von Fakenews ist seriöser Journalismus dringender notwendig denn je. Dieser türkis-grüne Zerstörungsakt ist beispielhaft für unfassbare Ignoranz, für unfassbare Abgehobenheit, für unfassbare Wurschtigkeit, was Medienpolitik, Demokratiepolitik, Kulturpolitik betrifft.

Geschätzte Damen und Herren, in Sonntagsreden sprechen Sie immer von Qua­litäts­journalismus. In Sonntagsreden sprechen Sie davon, wie wichtig Medien­vielfalt, Meinungsvielfalt ist, um abseits der Sonntagsreden eine Qualitätszeitung kaltschnäuzig zu killen. Das ist, was Sie heute tun, wenn Sie Ihr Vorhaben umsetzen, geschätzte Damen und Herren: eine Qualitätszeitung kaltschnäuzig killen – und das ist nicht das, was hier geschehen soll. (Beifall bei der SPÖ.)


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Ich sage jenen, die das auch nicht wollen: Ihr seid mit eurem Protest nicht allein! Ich sage jenen über 200 Institutionen: Wir stehen hinter euch! Wir werden alles tun, um zu verhindern, dass diese „Wiener Zeitung“ liquidiert wird.

Zum Glück spricht sich das auch schön langsam bei der ÖVP herum. Wer Franz Fischler bei der Demonstration vorgestern erlebt hat, hat seine Abscheu vor der ÖVP-Medienpolitik heraushören können, und diese Abscheu, geschätzte Damen und Herren, besteht zu Recht. (Ruf bei der ÖVP: Ah geh!) Das muss man ganz klar sagen, da gebe ich Herrn Fischler recht.

Sie liquidieren aber ja nicht nur eine Zeitung – das wäre schon schlimm genug –, Sie versuchen jetzt ja auch, die Journalismusausbildung zu verstaatlichen, indem Sie dieses Geld, das die „Wiener Zeitung“ bräuchte, dazu verwenden, im Bundeskanzleramt Journalistinnen und Journalisten auszubilden. Wie soll denn das gehen? Die Mediensprecher der ÖVP machen dann Journalismusausbil­dung? – Das ist nicht das, was wir uns unter Journalismusausbildung vorstellen, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

200 Millionen Euro schmeißen Sie jedes Jahr für Regierungspropaganda hinaus, aber die „Wiener Zeitung“ wollen Sie nicht weiter finanzieren. Das ist ein Skan­dal, und den haben Sie zu verantworten! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir geben Ihnen jetzt noch eine Chance. Wir werden einen Rückverweisungs­antrag einbringen. Vielleicht entschließen Sie sich noch dazu, diesem zu folgen und das Ganze im Verfassungsausschuss noch einmal zu debattieren.

Ich bringe folgenden Antrag ein:

Rückverweisungsantrag

„Der Abgeordnete Jörg Leichtfried stellt den Antrag, den Antrag 3293/A der Abgeordneten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz über die Wiener Zeitung GmbH und


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Einrichtung einer elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplattform des Bundes – WZEVI-Gesetz, an den Verfassungsausschuss rückzuverweisen“.

*****

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, überlegen Sie sich gut, ob Sie als Toten­gräberin, als Totengräber der ältesten Tageszeitung der Welt in die Geschichts­bücher eingehen wollen! (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Wenn Sie das tun, schreiben Sie heute österreichische Geschichte. Sie werden das aber nicht still und heimlich und anonym tun. Sie werden das mit Ihrem Namen tun müssen, denn wir werden nämlich diese Abstimmung namentlich machen. – Vielen Dank, geschätzte Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

12.18


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Kurt Egger. – Bitte.


12.18.58

Abgeordneter Mag. (FH) Kurt Egger (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher im Plenarsaal, aber auch vor den Fernseh- und sonstigen Empfang­sgeräten! Diese Debatte heute gibt mir die Möglichkeit, ein wenig weiter auszuführen und ein paar grundlegende Gedanken über die Medienpolitik der aktuellen Bundesregierung zu verlieren. (Abg. Meinl-Reisinger: Das wird eine kurze Rede!)

Wir als Bundesregierung sind angetreten, um einen vielfältigen Medienstandort abzusichern, um die Sicherung des unabhängigen Journalismus zu gewährleisten, dazu beizutragen, dass sich Qualitätsjournalismus entwickeln kann (Abg. Meinl-Reisinger: Und wir sind gescheitert!), und wir sind dabei (Abg. Meinl-Reisinger: Gescheitert!), die heimischen Medienhäuser in eine digitale Zukunft zu begleiten.


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(Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Meinl-Reisinger: Auf voller Länge gescheitert!)

Die Digitalisierungsförderung hatte im Vorjahr einen Umfang von 54 Millionen Euro. In diesem Jahr stehen weitere 25 Millionen Euro zur Verfügung. Wir beschließen in den nächsten Wochen eine Qualitätsjournalismusförderung in der Höhe von 20 Millionen Euro (Ruf bei der ÖVP: Wow!), und wir haben auch gestern die Absicherung der ORF-Finanzierung inklusive einer Digitalisierungsnovelle auf den Weg gebracht. (Beifall bei der ÖVP sowie Bravoruf des Abg. Hörl.)

Bundesministerin Raab hat mit ihrem Team und unserer Unterstützung groß­artige Arbeit geleistet, um in schwierigen Zeiten diese Qualitätssicherung zu gewährleisten. Der internationale Wettbewerb ist sehr hart, die Veränderungs­geschwindigkeit ist sehr rasant, daher müssen wir Antworten liefern.

Bei der „Wiener Zeitung“ ist die Finanzierungsgrundlage weggefallen. Daher ist es notwendig gewesen, zu überlegen, wie wir die „Wiener Zeitung“ auch für die Zukunft erhalten können. Die Pflichtveröffentlichung war die Grundlage der Finanzierung. Künftig wird das Amtsblatt digital erscheinen, und das erspart den heimischen Unternehmerinnen und Unternehmern 20 Millionen Euro. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen. – Ruf: Ja, aber ...! – Zwischenruf der Abg. Brandstötter.)

Wir haben uns dafür entschieden, die „Wiener Zeitung“ in ein digitales Zeitalter zu begleiten. Der Medienkonsum verändert sich, und wir sind da der Weg­bereiter und ‑begleiter. Es wird aber auch weiterhin ein Printprodukt geben. Die „Wiener Zeitung“ wird eine unabhängige Redaktion mit einem Statut haben, und damit ist die Qualität gesichert.

Die oft kritisierte Weiterbildungsmöglichkeit wird Jungjournalisten die Möglich­keit geben, sich zu entwickeln, wobei diese Weiterbildung in Kooperation mit den heimischen Medien stattfinden wird.


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Damit bin ich bei der Novelle des Medientransparenzgesetzes, mit der wir eine grundsätzliche Veränderung der Veröffentlichungspflichten schaffen. Künftig wird es vorgesehen sein, dass staatliche Stellen und andere Rechtsträger alle entgeltlichen Inserate und sonstigen Kommunikationsleistungen bei der KommAustria melden müssen. Bisher galt eine Geringfügigkeitsgrenze von 5 000 Euro, die wird fallen.

Außerdem gibt es unterschiedliche Höhen im Zusammenhang mit den Veröf­fentlichungspflichten: 10 000 Euro, 150 000 Euro für eine Kampagne und 1 Million Euro.

Da es sich um eine Zweidrittelmaterie handelt, darf ich jetzt noch folgenden Abänderungsantrag einbringen:

Abänderungsantrag in zweiter Lesung

der Abgeordneten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen zum Gesetzentwurf im Bericht des Verfas­sungsausschusses 2017 der Beilagen über den Antrag 3294/A der Abge­ord­ne­ten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen, betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesverfassungsgesetz über die Transparenz von Medienkooperationen sowie von Werbeaufträgen und Förde­rungen an Medieninhaber eines periodischen Mediums, das Medienkoope­ra­tions- und -förderungs-Transparenzgesetz sowie das KommAustria-Gesetz geän­dert werden

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesentwurf wird wie folgt geändert:

1. (Verfassungsbestimmung) In Artikel 1 wird nach Z 5 folgende Z 5a eingefügt:

„5a. In § 1 Abs. 4 zweiter Satz wird nach dem Wort „kann“ die Wortfolge „für in Abs 1 bezeichnete Rechtsträger ein Verbot der Erteilung von Aufträgen über


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 216

Werbeleistungen, soweit es sich um Medien handelt, deren Förderung aus bundesgesetzlich geregelten Ausschlussgründen abgelehnt wurde, vorsehen und“ eingefügt.“

2. In Artikel 2 wird in der Z 5 im Text des § 2 Abs. 3 die Wortfolge „innerhalb von“ durch die Wortfolge „spätestens nach“ ersetzt.

3. In Artikel 2 wird nach Z 16 folgende Z 16a eingefügt:

„16a. In § 3a wird folgender Abs. 5 angefügt:

„(5) Den in den Art. 126b Abs. 1 und 3, Art. 126c, Art. 127 Abs. 1 und 4 sowie Art. 127a Abs. 1, 4 und 9 B-VG angeführten Rechtsträgern ist die Erteilung von Aufträgen über Werbeleistungen gemäß § 2 Abs. 1 an Medieninhaber, deren Förderungsansuchen entweder

1. von der KommAustria aus dem in § 5 Abs. 4 Qualitäts-Journalismus-Förderungs-Gesetz, BGBl. I Nr. xxx/2023 oder in § 7 Abs. 5 Publizistik­förde­rungsgesetz 1984, BGBl. Nr. 369/1984, oder in § 2 Abs. 8b Presseför­de­rungsgesetz 2004 angeführten Ausschlussgrund oder

2. von der RTR-GmbH aus dem in § 33a Abs. 6 KommAustria-Gesetz, BGBl. I Nr. 32/2001, angeführten Ausschlussgrund

abgelehnt wurde, in dem auf die Veröffentlichung der Ablehnung folgenden Zeitraum von einem Jahr untersagt.““

4. In Artikel 2 wird in der Z 24 im Text des § 7 Abs. 5 im ersten Satz der Verweis „bis 4“ durch den Verweis „bis 5“ ersetzt und im dritten Satz nach der Wortfolge „des Bundesgesetzes“ die Abkürzung „BGBl.“ eingefügt.

*****

Ich bitte um Annahme. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

12.26


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 217

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag in zweiter Lesung

der Abgeordneten Kurt Egger, Jörg Leichtfried, Eva Blimlinger,

Kolleginnen und Kollegen

zum Gesetzentwurf im Bericht des Verfassungsausschusses 2017 der Beilagen über den Antrag 3294/A der Abgeordneten, Kurt Egger, Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesverfassungsgesetz über die Transparenz von Medienkooperationen sowie von Werbeaufträgen und Förderungen an Medieninhaber eines periodischen Mediums, das Medienkoope­ra­tions- und -förderungs-Transparenzgesetz sowie das KommAustria-Gesetz geändert werden

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesentwurf wird wie folgt geändert:

1. (Verfassungsbestimmung) In Artikel 1 wird nach Z 5 folgende Z 5a eingefügt:

„5a. In § 1 Abs. 4 zweiter Satz wird nach dem Wort „kann“ die Wortfolge „für in Abs. 1 bezeichnete Rechtsträger ein Verbot der Erteilung von Aufträgen über Werbe­leistungen, soweit es sich um Medien handelt, deren Förderung aus bundesgesetzlich geregelten Ausschlussgründen abgelehnt wurde, vorsehen und“ eingefügt.“

2. In Artikel 2 wird in der Z 5 im Text des § 2 Abs. 3 die Wortfolge „innerhalb von“ durch die Wortfolge „spätestens nach“ ersetzt.

3. In Artikel 2 wird nach Z 16 folgende Z 16a eingefügt:

„16a. In § 3a wird folgender Abs. 5 angefügt:

„(5) Den in den Art. 126b Abs. 1 und 3, Art. 126c, Art. 127 Abs. 1 und 4 sowie Art. 127a Abs. 1, 4 und 9 B-VG angeführten Rechtsträgern ist die Erteilung von


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Aufträgen über Werbeleistungen gemäß § 2 Abs. 1 an Medieninhaber, deren Förderungsansuchen entweder

1. von der KommAustria aus dem in § 5 Abs. 4 Qualitäts-Journalismus-Förderungs-Gesetz, BGBl. I Nr. xxx/2023 oder in § 7 Abs. 5 Publizistikförderungsgesetz 1984, BGBl. Nr. 369/1984, oder in § 2 Abs. 8b Presseförderungsgesetz 2004 angeführten Ausschlussgrund oder

2. von der RTR-GmbH aus dem in § 33a Abs. 6 KommAustria-Gesetz, BGBl. I Nr. 32/2001, angeführten Ausschlussgrund

abgelehnt wurde, in dem auf die Veröffentlichung der Ablehnung folgenden Zeitraum von einem Jahr untersagt.““

4. In Artikel 2 wird in der Z 24 im Text des § 7 Abs. 5 im ersten Satz der Verweis „bis 4“ durch den Verweis „bis 5“ ersetzt und im dritten Satz nach der Wortfolge „des Bundesgesetzes“ die Abkürzung „BGBl.“ eingefügt.

Begründung:

Zu Z 1 (§ 1 Abs. 4 BVG Medienkooperation und Medienförderung): Die Ergänzung im BVG dient der Schaffung der Grundlage für ein Verbot der Erteilung von Aufträgen zu Werbeleistungen für Medien, bei denen durch den Inhalt eine gerichtlich strafbare Handlung nach § 282a oder § 283 StGB oder nach den Bestimmungen des Verbots­gesetzes verwirklicht wurde. Schon nach geltender Rechtslage gemäß § 33a Abs. 6 KOG oder § 7 Abs. 5 PubFG oder § 2 Abs. 8 PresseFG (und zukünftig auch nach § 5 Abs. 4 Qualitäts-Journalismus-Förderungs-Gesetz und § 2 Abs. 8b PresseFG, vgl den selbständigen Antrag 3292/A) sind diesbezüglich Ausschlussgründe für die Gewäh­rung einer Förderung normiert. An die aufgrund dieser Ausschlussgründe allenfalls erfolgende Ablehnung knüpft die einfachgesetzliche Regelung in § 3a Abs. 5 (neu) an.

Zu Z 2 (§ 2 Abs. 3 Medienkooperations- und -förderungs-Transparenzgesetz): Die Regelung soll sicherstellen, dass die Webschnittstelle der KommAustria durchgängig


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bis zum Ende der Frist „offen“ ist und folglich bis zu diesem Zeitpunkt eine Eingabe vorgenommen werden kann.

Zu Z 3 (§ 3a Abs. 5 Medienkooperations- und -förderungs-Transparenzgesetz): Die Änderung bezweckt im Ergebnis – wie bereits bei § 1 Abs. 4 des Bundesverfassungs­gesetzes dargestellt –, dass Medien, für die rechtskräftig die Verwirklichung einer gerichtlich strafbaren Handlung nach § 282a, § 283 StGB oder nach den Bestimmun­gen des Verbotsgesetzes festgestellt wurde, zu keinen Werbeleistungen herangezogen werden dürfen. Eine derartige rechtskräftige Verurteilung stellt nämlich auch einen Ausschlussgrund für eine Förderung dem PresseFG, dem PubFG oder dem KOG (§ 33a) und zukünftig nach dem QJF-G dar. An diese Ablehnung wird durch die vorlie­gende Regelung angeknüpft. Eine allfällige Ablehnung ist dem nach Fördergesetzen kategorisierten Online-Informationsangebot über sämtliche Entscheidungen der KommAustria und der RTR-GmbH zu entnehmen.

Zu Z 4 (§ 7 Abs. 5 Medienkooperations- und -förderungs-Transparenzgesetz): Hierbei handelt es sich einerseits um die Ergänzung der Inkrafttretensbestimmung und andererseits um die Korrektur eines legistischen Versehens.

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Abänderungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Susanne Fürst. – Bitte.


12.26.20

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir diskutieren hier das sogenannte Qualitätsjournalismusförderungsgesetz als Teil des vorgelegten Medienpakets der Bundesregierung. Es ist die Rede vom Schutz der Medienvielfalt und der Förderung des unabhängigen Journalismus.  Da muss man einmal einen Blick darauf werfen, wie das wirklich aussieht.


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Berichten, was tatsächlich ist, wäre die Aufgabe des unabhängigen, objektiven Journalismus. Es ist ein Beruf mit großer Verantwortung. Da geht es darum, die Themen auszuwählen, zu recherchieren, einzuordnen, zu veröffentlichen und die Meinungsbildung dem Konsumenten der Medien zu überlassen – nicht zu berichten, was sein soll, was die Meinung des Journalisten ist oder wie es ihm gefällt oder wie er es gerne hätte.

Wenn uns aber zum Beispiel Wettermoderatoren vorwurfsvoll erklären, dass der Klimawandel zu 100 Prozent menschengemacht ist, wenn uns Journalisten erzählen, wie wir einen Konflikt und kriegerische Auseinandersetzungen in moralischer Hinsicht einzuordnen haben, anstatt dass sie wirklich recherchieren und uns die Standpunkte beider Seiten erklären, oder wenn eine sprachliche Umerziehung stattfindet durch Einbau schwerer Grammatikfehler, wenn man – auch im öffentlichen Rundfunk – von Mitgliederinnen und Mitgliedern oder von Journalist:innen spricht, dann ist das für mich nicht unabhängiger, objektiver Journalismus, sondern da sind wir mehr beim sogenannten Haltungsjournalis­mus, der Einzug gehalten hat, oder beim konstruktiven Journalismus. (Abg. Bürstmayr: Ist ja sagenhaft!)

Nun stellt sich die Frage, welcher Journalismus da gefördert wird. Wird mit diesem Gesetz der moralisierende, emotionalisierende, die persönliche Meinung der Journalisten wiedergebende Journalismus gefördert oder wird mit diesem Gesetz wirklich unabhängiger Journalismus gefördert, der frei von Einflussnahme, frei von politischem Druck stattfinden kann und der auch dann zulässig ist, wenn er die Regierung oder andere Mächtige kritisiert?

In diesem Gesetz gibt es zwei Haken, die diese Frage eigentlich beantworten. Erstens: Wer vergibt diese 20 Millionen Euro, die für den Journalismus vorgesehen sind? – Es ist ein Fachbeirat, der von der Bundesregierung besetzt wird, und dieser berät die KommAustria. Das heißt, die Bundesregierung behält sich das Recht vor, die Förderung praktisch direkt zu vergeben.


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Abgesehen von dieser personellen Bindung hat man auch eine inhaltliche Bin­dung eingebaut: Demokratiefeindliche Medien sollen von der Förderung ausgeschlossen sein, also Medien, die wiederholt schon zu Hass und Gewalt aufgerufen haben, auch zu Gewalt gegen eine Gruppe aufgestachelt oder zu Missachtung der Rechtsordnung aufgerufen haben. Bei dieser Formulierung würde man denken: Ja, dafür sind wir alle, natürlich, ganz klar. – Das Problem ist aber: Was versteht denn die Regierung unter Hass und Hetze? (Abg. Hafenecker: Die Frau Blimlinger!) Man vergleiche nur, was sich in den sozialen Medien, Facebook und so weiter, abspielt und da unter die Zensur fällt. Kritisiert man die Bundesregierung, zum Beispiel die Coronapolitik oder jetzt auch schon die Klimapolitik, so gilt das dann als Verbreitung von Hass und Desinformation. Kritisiert man die Asylpolitik oder gibt man auch nur sozusagen eine Kriminalsta­tistik ein bisschen eingehender wieder, gilt das als Aufstachelung zu Gewalt gegen Gruppen. Kritisiert man den Bundespräsidenten, riskiert man eine Straf­ver­folgung und bekommt Besuch vom Verfassungsschutz. Kritisiert man neue Gesetze oder Einschränkungen, die darin enthalten sind, gilt das als Aufruf zur Missachtung der Rechtsordnung. Das ist das Problem.

Das heißt, in Wahrheit ist durch dieses Gesetz der unabhängige, freie Journa­lismus bedroht und gilt als demokratiefeindlich und als von Förderungen auszuschließen. Die freie Presse ist der Regierung ein Dorn im Auge. National­rats­präsident Sobotka hat es ja auch gerade sehr offiziell ausgesprochen, vor allen Dingen in Bezug auf die Onlinemedien, in denen jeder schreibt, was er so möchte oder was er glaubt: Das geht überhaupt nicht! So viel Desinformation! Mit so etwas wird die Bevölkerung nicht fertig! (Abg. Leichtfried: Das ist die falsche Rede!)

Da kann ich nur mehr sagen, die beste Waffe gegen Desinformation, gegen falsche Informationen ist echte Information und nicht Verbot und Unterdrückung. Das war schon immer so. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn auch in den etablierten Medien vielleicht wirklich mehr darüber berichtet wird, was tatsächlich ist, was


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die Fakten sind, dann würden sie vielleicht auch mehr konsumiert und würden gar nicht so viel Förderung brauchen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

12.31


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Eva Blimlinger. – Bitte.


12.31.30

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen an den Bildschirmen! Frau Kollegin Fürst, vorab nur einen Satz: Dieses Gesetz, von dem Sie jetzt reden, beschließen wir heute gar nicht. Das dürfte Ihnen entgangen sein. Das liegt noch zur Notifikation bei der EU; wir werden das hoffentlich bald zum Wohle des Qualitätsjournalismus, zum Wohle des heimischen Zeitungs- und Medienmarkts und des Medienstandorts beschließen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Zum Wohle der „Wiener Zeitung“!)

Kollege Egger hat schon ausgeführt, was diese Bundesregierung in den letzten drei Jahren alles dafür getan hat, um diesen Medienstandort abzusichern. Wenn man sich die Bundesregierungen der letzten 25 Jahre anschaut, sieht man, dass wir in drei Jahren gemacht haben, was vorher in 25 Jahren nicht passiert ist. (Zwischenruf des Abg. Brandstätter.)

Vor drei Jahren aber war es so, dass wir am Beginn des Jahres 2020 mit dem Umstand konfrontiert waren, einerseits eine EU-Richtlinie umsetzen zu müssen, die 2019 beschlossen wurde und mit 2021 hätte umgesetzt werden müssen, nämlich jene, dass es keine Pflichtveröffentlichungen mehr im Amtsblatt gibt, und dass andererseits, wie schon ausgeführt, das Amtsblatt die „Wiener Zeitung“ – und zwar mehr oder weniger ausschließlich – finanziert. Damit war die Situation gegeben, dass wir uns überlegen mussten: Wie geht das mit der „Wiener Zeitung“ weiter? (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)


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Glauben Sie mir, ich bin Historikerin, ich bin sehr an Kulturgut, an historischen Dingen interessiert. Ich gehe meinen Kollegen und Kolleginnen immer mit solchen Fragen, auch was Archive betrifft, wahnsinnig auf die Nerven. Daher war es am Anfang auch so, dass ich selbstverständlich der Meinung war, wir müssen einen Weg finden, wie wir die „Wiener Zeitung“ im Print erhalten können. Das haben wir auch auf viele Arten versucht. Wir haben mit Investoren mögliche Konzepte, die keine waren, besprochen. (Abg. Brandstätter: Welche Investoren? – Abg. Brandstötter: Welche Investoren? – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Es war natürlich so, dass wir alles sehr genau geprüft haben. Leider, muss ich sagen, hat irgendwie nichts von dem, was uns da angeboten wurde, nur ansatzweise einer operationalisierbaren Lösung entsprochen – so leid es mir tut. (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.)

So kam es zu dem Entschluss, zu sagen: Okay, wir gehen einen neuen Weg, wir transformieren die „Wiener Zeitung“ in eine Digitalzeitung! – Print ist in diesem Sinn leider – Sie wissen das – in schwierigen Umständen. Wir wissen das vom „Kurier“, wir wissen das von der „Kleinen Zeitung“. Ich bin auch jemand, der die Abonnements auf Papier hat, ich gehöre noch zu dieser Generation. Viele Kolleginnen und Kollegen, die 30 Jahre jünger sind, fragen mich, ob ich irgendwie sozusagen noch ganz dicht bin, warum ich so etwas in Print lese. Sie lesen alles digital, und so wird das auch, so schwer es uns gefallen ist, für die „Wiener Zeitung“ sein.

Es ist jetzt schon ein Digitalprojekt in Vorbereitung. Da arbeiten sehr viele junge Journalistinnen und Journalisten, Redakteure, die natürlich einen ganz anderen Blick auch auf die Zukunft haben als wir – oder als ich, sage ich jetzt einmal –, die kurz vor der Pension stehen. Da geht es also schon darum, in die Zukunft zu weisen. Dieses Zukunftsprojekt in der „Wiener Zeitung“ findet statt, und es freut mich sehr, dass es diesen Wandel geben wird und dass wir die „Wiener Zeitung“ umstellen.


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Vielleicht ein Wort zur SPÖ: zunächst Danke, dass ihr bei der Transparenz, die uns ja besonders wichtig ist – um auch an die vorige Diskussion zum Unter­suchungsausschuss anzuschließen –, mitgeht! Es ist dringend notwendig, so eine Inseratentransparenz zu haben. Sie wird sozusagen mit diesem Gesetz auch gegeben sein, und darauf freue ich mich. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Andererseits muss ich aber zu dem Appell, den Frau Rendi-Wagner irgendwie am Anfang ihrer Rede getätigt hat, zwei Worte sagen: Die Erste, die ihre Zeitung eingestellt hat, war die Sozialdemokratie, die ihre Wiener Zeitung 1989 verkauft hat, weil sie nicht mehr rentabel war (Abg. Brandstötter: ... ist die „Wiener Zeitung“ jetzt doch eine Parteizeitung? – Abg. Leichtfried: Das war die „Arbeiter-Zeitung“!), an einen Investor – das waren genau solche Investoren wie für die „Wiener Zeitung“ –, und drei Jahre später musste sie, und zwar tatsächlich im Sinne eines Konkurses, liquidiert werden. Da war noch gar nicht von online et cetera die Rede. Was also das Einstellen von Zeitungen betrifft, hat die SPÖ Routine. Es wundert mich, dass Sie das nicht sehen, dass es heute ungleich schwieriger als damals ist, ein Printmedium zu erhalten. (Abg. Leichtfried: Schwacher Vergleich!)

Noch ein Wort zum Schluss: Es ist heute der 27. April. Vor 78 Jahren haben sich KPÖ, ÖVP, SPÖ und einige Unabhängige im Wiener Rathaus zusammen­gefun­den, um die Unabhängigkeitserklärung zu unterzeichnen. Mauthausen war zu dem Zeitpunkt noch nicht befreit, aber Wien war durch die Rote Armee befreit. Wie dies ein Neuanfang war, genauso ist es heute ein Neuanfang für die älteste Tageszeitung der Welt – so leid es mir tut. Es ist ein Neuanfang. Es ist ein Weg in die Zukunft.

Da mein Ceterum-censeo sich ja erübrigt hat – die Windisch-Kaserne wird nicht mehr nach einem Kriegsverbrecher heißen, obgleich sie leider auch nicht, was ich zutiefst bedaure, nach Richard Wadani benannt wird –, verlangt das natürlich nach einem neuen Ceterum-censeo. (Abg. Hafenecker: Ja, die Kommunisten sind eh im Vormarsch!) Da orientiere ich mich dieses Mal tatsächlich am Klimaschutz: Ich bin im Übrigen der Meinung, dass der Ottakringer Bach durch den autofreien


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Heldenplatz fließen soll. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Genau deswegen wählen jetzt alle die KPÖ – weil’s eh wurscht is!)

12.37


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Klubvorsitzende Beate Meinl-Reisinger. – Bitte.


12.37.48

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschau­erinnen und Zuschauer! Wenn ich Ihnen zuhöre, was die Ziele Ihrer Medien­politik waren – die Erhaltung der Medienvielfalt in einem so kleinen Markt wie Österreich, das Aufhalten von Fakenews, auch die Stärkung des öffentlich-rechtlichen Auftrags –, so muss ich wirklich zum Schluss kommen, dass Sie auf ganzer – ganzer! – Linie scheitern. (Abg. Hafenecker: Wie die NEOS bei den Landtagswahlen!) Ich weiß nicht, ob das Unfähigkeit oder Kurzsichtigkeit oder Niedertracht oder einfach nur die Überheblichkeit der Macht ist, dass es so kommt, aber einer von all diesen Punkten ist es garantiert. (Beifall bei den NEOS. – Zwischenruf des Abg. Egger.)

Ich bin davon überzeugt – und deshalb habe ich mich auch heute zu Wort gemeldet, die Details werden meine Kolleg:innen Frau Brandstötter und Herr Brandstätter auch noch ausführen –, dass Sie in Ihrer Medienpolitik einen historischen Fehler begehen. Ich bin davon überzeugt, dass wir in zehn Jahren auf das Jahr 2023 zurückblicken und sagen werden: Da ist es gekippt. – Das ist das Ergebnis Ihrer völlig kurzsichtigen und abgehobenen Medienpolitik. Sie sind Totengräber der Medienvielfalt, und Sie sind damit Totengräber der Demokratie. Das werden wir in zehn Jahren garantiert sehen. (Beifall bei den NEOS.)

Sie begraben heute die „Wiener Zeitung“ und gleichzeitig schaffen Sie eine staatliche Journalistenausbildung im Bundeskanzleramt. Viktor Orbán wäre


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wirklich sehr stolz auf das, was Sie hier heute schaffen. Das ist ja unglaublich. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Gleichzeitig – und das werden wir noch in kommenden Sitzungen diskutieren – statten Sie den ORF mit einer Haushaltsabgabe, ja mit einer Zwangssteuer aus, und zwar üppigst: Mit den Werbeeinnahmen, die er weiter haben wird, hat er fix über 1 Milliarde Euro – über 1 Milliarde Euro! –, während Sie den freien Medien, den anderen Medien, die derzeit um das Überleben kämpfen, Brosamen geben.

Das, was Sie hier schaffen, wird keine Medienvielfalt fördern, sondern das ist in der Methode Kuba und im Ergebnis Ungarn (Beifall bei den NEOS), staatlicher De-facto-Monopolismus, nicht nur in der Frage des Rundfunks, sondern auch im Bereich der digitalen Medien.

Sie brauchen nur zu schauen, was heute in anderen Medienhäusern passiert. Da droht nicht nur ein Kahlschlag, sondern er hat schon längst stattgefunden. Die müssen einsparen, nicht der ORF! (Zwischenruf bei den Grünen.) Der ORF bekommt keine Schärfung des öffentlich-rechtlichen Auftrags und Sie lassen ihn auch nicht von der parteipolitischen Leine, an der Sie ihn halten. Das ist wirklich ein Skan­dal. (Beifall bei den NEOS.)

Um das ein bisschen zu verbildlichen: Wir hatten bis jetzt schon einen Medien­markt (einen Schnellhefter waagrecht in die Höhe haltend und Zuckerln darauf ausbreitend), auf dem es den ORF gibt – und ich bekenne mich zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk, anders als die Herrschaften der FPÖ (Abg. Hafenecker: Hören Sie meiner Pressekonferenz ... einmal zu!); ich glaube, dass er eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hat –, der aber in Schieflage war (den Schnellhefter jetzt schief haltend), denn da gab es ja bisher schon die GIS, und das war im Bereich Rundfunk. Jetzt machen Sie mit der Zwangssteuer (Ruf bei der FPÖ: Zwangs­steuer! – Abg. Hafenecker: Das übernehmen Sie nur mehr von unseren Begrifflichkeiten!) und den Rechten, die der ORF bekommt, de facto einen digitalen Monopolisten daraus, und alle anderen Medien, die da draufliegen (die Zuckerln berührend),


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werden Ihnen hinunterfallen. (Die Rednerin kippt den Schnellhefter, sodass die Zuckerln zu Boden fallen.)

Es wird keinen „Kurier“ mehr geben, es wird keine „Kleine Zeitung“ mehr geben, es wird kein „Profil“ mehr geben – das ist das Ergebnis Ihrer Politik. (Zwischenruf des Abg. Rauch.) Der FPÖ ist es wurscht, diese setzt auf Lautstärke in den sozialen Medien und wird damit durchdringen. Genau das aber, was Demokratie ausmacht – die Debatte, den Diskurs, die differenzierte Position –, tragen Sie heute und mit dem ORF-Gesetz, das kommen wird, zu Grabe. Da gratuliere ich Ihnen. (Beifall bei den NEOS.)

12.41


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Michaela Steinacker. – Bitte.


12.42.00

Abgeordnete Mag. Michaela Steinacker (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich glaube, es ist unbestritten: Wir leben in einer extrem schnell­lebigen Welt – unser Alltag ist schnelllebig, der Konsum von Medieninhalten ist schnelllebig geworden – und wir informieren uns aus den verschiedensten Kanälen.

Liebe Beate, auch du, glaube ich, liest nicht nur jede Zeitung in Papier, auch du hast ein Smartphone. Wenn ich schaue, wer in der Früh wie die Zeitung liest, dann sehe ich, dass die Menschen, die in der Straßenbahn, in der U-Bahn, im Zug unterwegs sind, am Handy Zeitunglesen. Das ist das, was die Menschen, die Bürger in diesem Land wollen: schnelle Information. Sie wollen einen Redak­tions­schluss, den es praktisch nicht mehr gibt: Egal wann sie aufs Handy schauen, sie wollen die Informationen zu jedem Zeitpunkt haben. Viele, viele Medien in unserem Land sind bereits den Schritt in die Digitalisierung gegangen, und das ist ja genau das, was wir brauchen: digitale Medien, Meinungsvielfalt,


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Unabhängigkeit in den verschiedenen ehemaligen und noch immer existierenden Zeitungen, in Print wie digital.

Was tun wir heute? – Kollege Leichtfried, du hast gesagt, wir setzen einen „Zer­störungsakt“. Lieber Kollege Leichtfried, wir setzen heute einen Überlebensakt! (Abg. Leichtfried: Nein!) Wir starten und initiieren den Changemanagement­pro­zess der „Wiener Zeitung“. Das ist notwendig, denn nur digital ist nachhaltig! Das wollen die Menschen, das braucht man, das fordert unsere Zeit. Wir finanzie­ren – und deswegen ist es auch kein Untergang der Zeitung – nachhaltig aus dem Budget, mit 16,5 Millionen Euro jedes Jahr. Warum ist das notwendig? – Die Pflichtveröffentlichung, Sie wissen es, entfällt. Unsere Unternehmerinnen und Unternehmer werden endlich entlastet.

Seit ich im Nationalrat bin, seit fast zehn Jahren, ist das immer ein Thema gewe­sen. Ich komme aus der Wirtschaft. Ich war früher für unendlich viele – für sehr, sehr viele – Beteiligungen zuständig. Die Pflichtveröffentlichungen haben sehr, sehr viel Geld gekostet. Was war es? – Eine reine Information, seitenlange, dicke Beilagen in der „Wiener Zeitung“.

Wir schaffen etwas Modernes, etwas Neues, nämlich ein elektronisches Schwar­zes Brett, die sogenannte elektronische Verlautbarungs- und Informations­plattform, und das ist gut. Das ist eine offene Plattform, auf der verschiedene Ministerien wichtige Informationen für unsere Bürger anbringen können, die als System mit verschiedenen Layern aufgebaut wird und mit der man praktisch einen One-Stop-Shop für Informationen hat, zum Beispiel für Vereinsregister, für Melderegister, für Patentregister und einiges mehr.

Zur journalistischen Ausbildung möchte ich nur sagen: Wir alle, die die „Wiener Zeitung“ lesen, wissen, wie hochqualitativ die Standards der Beiträge, die dort veröffentlicht werden, sind. Ja, und bitte, warum können die denn nicht digital veröffentlicht werden und warum können nicht diejenigen Journalisten, die dort am Werk sind, erfahrene Menschen (Abg. Meinl-Reisinger: Das ist ja unfassbar!), den jungen Leuten diese Ausbildung zuteilwerden lassen, die sie brauchen (Abg.


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Leichtfried: Ja, weil eure Pressesprecher diese Ausbildung machen!), um zu ebenso guten Journalisten zu werden – Journalisten, die unabhängig arbeiten, die hohe Qualitätsstandards haben (Abg. Meinl-Reisinger: Im Bundeskanzleramt! Das ist ja unglaublich!) und die mit einem zukunftsweisenden Redaktionsstatut dieses Onlinemedium gestalten werden? (Abg. Meinl-Reisinger: Unglaublich!)

Meine Damen und Herren, das alleine ist es nicht, es geht heute bei diesen Tagesordnungspunkten nicht nur um die „Wiener Zeitung“. Es geht auch um die weitgehende Gesetzesnovelle zur Medientransparenzoffensive, es geht um Transparenz bei Werbungen und Inseratschaltungen von staatlichen Stellen und Rechtsträgern im staatsnahen Bereich. Ich bedanke mich ausdrücklich bei der SPÖ, dass wir hinsichtlich der Verfassungsmehrheit den Weg gemeinsam gehen können.

Ich darf sagen: Nein, das ist kein historischer Fehler! In zehn Jahren, Beate, werden wir uns zusammensetzen, vielleicht einen Kaffee trinken und darüber sinnieren, ob dieses Gesetz heute zu verabschieden nicht vielleicht doch der ganz richtige Weg für die „Wiener Zeitung“ und für all diese Aufgaben war, die sie übernommen hat. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Meinl-Reisinger: Da wett ich viel, dass nicht!)

12.45


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Bundesministerin Susanne Raab zu Wort gemeldet. – Bitte.


12.45.54

Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abge­ordnete! Werte Zuseherinnen und Zuseher! (Abg. Rauch: Wer sind Sie? – Die Abgeordneten der SPÖ halten die aktuelle Ausgabe der „Wiener Zeitung“ mit der Überschrift „1703 2023“ auf der Titelseite in die Höhe.) Bevor ich zu den heutigen Tagesordnungspunkten komme, möchte ich gerne den Bogen ein bisschen


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breiter spannen, denn gestern war für uns und für die heimische Medienpolitik ein, wie ich denke, ganz zentraler und wichtiger Tag.

Wir haben gestern die neue Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorgestellt. Das war eine Notwendigkeit, die sich aufgrund eines Erkenntnisses des Verfassungsgerichtshofes ergeben hat. Dieses Erkenntnis besagt, dass die jetzige GIS-Finanzierung des ORF verfassungswidrig ist und dass auch all jene, die keinen Fernseher oder Radio zu Hause haben, aber online streamen können, von der künftigen Finanzierung umfasst werden sollen.

Das ist also eine Aufgabe, die wir uns nicht selbst ausgesucht haben, sondern die uns der Verfassungsgerichtshof gestellt hat. Wir haben gesagt, wenn wir das machen müssen, dann müssen wir es so machen, dass es am Ende durch ein massives Sparpaket im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und durch die Abschaf­fung von Sonderprivilegien günstiger für alle Österreicherinnen und Österreicher sowie die Menschen, die in Österreich leben, wird. Und das, sehr geehrte Damen und Herren - -


Präsidentin Doris Bures: Entschuldigung, können Sie (in Richtung SPÖ) das – die „Wiener Zeitung“ ist es – wieder herunternehmen?

Bitte, Frau Ministerin. (Abg. Steinacker: Die hat nicht sehr viele Inhalte, die „Wiener Zeitung“!)


Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt MMag. Dr. Susanne Raab (fortsetzend): Und das haben wir geschafft, wie gesagt durch ein Sparpaket von 325 Millionen Euro, zu dem sich der ORF committet hat, und durch weitere gesetzliche Sparmaßnahmen. Wir haben es auch geschafft, am Medienstandort Österreich auch wieder ein Gleichgewicht und überhaupt eine Fairness im Wettbewerb herzustellen, das zu verbessern, insbesondere natürlich durch Einschnitte in die Kostenstruktur des ORF, selbstverständlich


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aber beispielsweise auch durch Werbeeinschränkungen und durch eine Trans­formation von orf.at, weg von der Zeitungsähnlichkeit hin zum Digitalen. (Abg. Meinl-Reisinger: Transformation?!)

Nun möchte ich auf die heutigen Tagesordnungspunkte eingehen. Das beste­hende Medientransparenzgesetz regelt die Kooperationen zwischen den Medien und der öffentlichen Hand, insbesondere wenn es um die Vergabe von Inseraten geht. Dieses Gesetz ist absolut in die Jahre gekommen und es haben sich insbesondere in den letzten Jahren Lücken ergeben. Für mich war daher, als ich vor einem Jahr als Medienministerin angelobt wurde, klar, dass wir das Medien­transparenzgesetz jedenfalls verschärfen müssen.

Es braucht lückenlose Transparenz, wenn Medien mit dem Staat kooperieren. Nicht jedes Inserat ist schlecht, sehr geehrte Damen und Herren! Ich als Frauenministerin habe oft Kampagnen beauftragt, mit denen wir Frauen darüber informieren, wo sie Hilfe bekommen, mit denen wir Frauen darüber informieren (Zwischenruf bei der SPÖ), wie sie die Helpline erreichen und wo ein Gewalt­schutzzentrum ist. Das sind legitime Aufgaben, aber jeder Cent, jeder Euro, der dabei ausgegeben wird, muss für Sie, sehr geehrte Damen und Herren (in Rich­tung Galerie), hundertprozentig und lückenlos aufgelistet werden.

Das neue Medientransparenzgesetz soll also ein Mehr an Transparenz ab dem ersten Euro bringen, eine bessere Nachvollziehbarkeit bei Einschaltungen und Medienkooperationen durch die öffentliche Hand. Es soll auch operativ einfacher werden, diese Einschau zu erhalten. Das sind riesige Datenkonvolute, zu denen man als Normalsterblicher eigentlich kaum Zugang hat. Künftig wird es eine Datenbank geben, in der man auf einen Klick einsehen kann, wer welches Inserat geschaltet hat, in welcher Höhe, wie viel da ausgegeben wurde, und bei großen Medienkampagnen eben auch, ob es den gewünschten Effekt gebracht hat. All diese Meldepflichten werden außerdem auf Social Media, auf Plakatwer­bung und auch auf Kinowerbung ausgeweitet.


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Für jede Kampagne mit einem Budgetvolumen von mehr als 150 000 Euro muss ein Transparenzbericht erstellt werden, und, wie gesagt, wir als Bund orientieren uns dabei an der Privatwirtschaft. Wenn man in der Privatwirtschaft eine Kam­pagne schaltet, dann muss man sich auch überlegen: Welchen Nutzen will man denn mit dieser Kampagne erzielen? Was will ich denn damit erreichen? Was ist denn das Ziel, weshalb setzt man das Geld ein? Und der Bund, die öffentliche Hand wird das künftig auch tun müssen: sich diese Wirkungsziele zu setzen und am Ende des Tages auch zu kontrollieren, ob sie erreicht worden sind. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Nun zur „Wiener Zeitung“, sehr geehrte Damen und Herren: Im Regierungs­programm ist, wie es bereits ausgeführt wurde, auf Basis von EU-Recht vorge­sehen, dass die sogenannten Veröffentlichungspflichten, die Unternehmerinnen und Unternehmer getroffen haben, nämlich die Veröffentlichung von Ein­tragungen im Firmenbuch in der „Wiener Zeitung“ vorzunehmen und dafür auch zu bezahlen, abzuschaffen sind. Gleichzeitig haben wir uns im Regierungspro­gramm zum Ziel gesetzt, im Zuge dessen ein neues Geschäftsmodell für die „Wiener Zeitung“ vorzusehen, und das setzen wir nun um. Die „Wiener Zeitung“ wird transformiert.

Ich möchte noch einmal ausdrücklich sagen: Wer von einer Abschaffung der „Wiener Zeitung“ spricht, der sagt die Unwahrheit! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir haben uns auch auf Basis der Daten, die uns vorliegen, ein neues Geschäfts­modell überlegt, denn wir sehen, dass das jetzige Geschäftsmodell Folgendes bringt: guten Journalismus, ausgezeichneten Journalismus, ja – aber kaum Lese­rinnen und Leser. Die „Wiener Zeitung“ verkauft 6 000 bis 8 000 Exemplare, und die Leserstruktur der „Wiener Zeitung“ ist wie folgt: Sie hat mehr Leserinnen und Leser, die über 90 Jahre alt sind, als Leserinnen und Leser unter 30 Jahren. Was wir wollen, ist, diesen guten Journalismus, der natürlich gegen Fakenews wirkt und der natürlich eine super Informationsquelle, besonders auch für die Jugend,


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sein soll, einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und eben besonders junge Menschen zu erreichen.

Jeder, der Kinder im Jugendalter zu Hause hat, weiß, dass die Informations­quel­len über digitale Medien funktionieren, dass man sich über Whatsapp-Gruppen und womöglich über Telegram informiert, aber jedenfalls digital. Und daher ist die Transformation der „Wiener Zeitung“ ins digitale Zeitalter ein Geschäfts­modell, mit dem wir erreichen wollen, die Marke der „Wiener Zeitung“ zu erhalten und für die Zukunft abzusichern. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeor­dneten der Grünen.)

Vielleicht noch ein Punkt zur Journalismusausbildung: Jeder, der sich in diesem Bereich ein bisschen auskennt, weiß, dass die „Wiener Zeitung“ bereits jetzt eine großartige Journalistinnen- und Journalistenausbildung hat, und die wird selbstverständlich nicht im Kanzleramt angeboten, sondern in der Redaktion der „Wiener Zeitung“. Dort, wo die Journalistinnen und Journalisten arbeiten, können junge, neugierige angehende Journalist:innen auch reinschnuppern und ausgebildet werden. Ich habe das ehrlich gesagt als großartiges Konzept empfunden, weil ich viele der dortigen Absolventinnen und Absolventen kennengelernt habe und ich weiß, dass diese am heimischen Medienmarkt sehr gefragt sind.

Ich möchte bitte nicht, dass irgendeine:r von diesen jungen Absolventinnen und Absolventen, die dort die Ausbildung gemacht haben oder die Ausbildung dort machen werden, irgendwo sozusagen diskreditiert wird und dass ihnen ein Stempel der Nicht-Unabhängigkeit aufgedrückt wird (Abg. Leichtfried: Dann hättet ihr es bleiben lassen!), denn das sind großartige Journalistinnen und Jour­nalisten, sie waren es bisher und werden es natürlich auch künftig sein. Gott sei Dank gibt es jetzt mehr Plätze, denn der heimische Medienmarkt braucht gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten für die Gewährleistung der Unabhängigkeit der Berichterstattung. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben im Verfassungsausschuss auch das Qualitätsjournalismusförderungsgesetz behandelt. Damit wird die existierende Presseförderung um eine weitere Säule erweitert. (Abg. Leichtfried: Das kommt heute nicht!) Wir wollen natürlich die Medienvielfalt in Österreich erhalten. Wir wollen die Transformation der klassischen Medien in das digitale Zeitalter begleiten. Das tun wir mit einer Förderung der digitalen Transformation und das tun wir künftig auch mit einer Qualitätsjournalismusförderung im Umfang von insgesamt 20 Millionen Euro.

Wir haben dieses Vorhaben nun an die Europäische Kommission zur weiteren Konsultation und zur beihilfenrechtlichen Genehmigung übermittelt. Dieses Verfahren wurde formell gestartet, und ich bin zuversichtlich, dass wir die Zustimmung erhalten werden, um die Gesetzesvorlage daran anschließend auch im Plenum behandeln zu können.

Ich danke Ihnen sehr herzlich für die Debatte, auch im Verfassungsausschuss, und hoffe auf eine breite Mehrheit zu den Gesetzesvorhaben. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.55


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Sabine Schatz. – Bitte.


12.55.15

Abgeordnete Sabine Schatz (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren, haben Sie heute schon Zeitung gelesen? Sind Sie eventuell Leserin oder Leser der „Wiener Zeitung“ (ein Exemplar der „Wiener Zeitung“ in die Höhe haltend) und schätzen diesen qualitativ hochwertigen Journalismus, der täglich in der Printausgabe und auch digital, Frau Ministerin, erscheint? Dann nutzen Sie noch diese Gelegenheit, denn so, wie es aussieht, wird mit diesem heutigen Beschluss die „Wiener Zeitung“ als tägliche Print­ausgabe am 30. Juni das letzte Mal erscheinen! Und damit, sehr geehrte Damen


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und Herren, geht ein Stück österreichische Zeitungsgeschichte wirklich zu Ende. (Beifall bei der SPÖ.)

Das ist ein Nachdruck der ersten Ausgabe der „Wiener Zeitung“ vom 8. August 1703 (das angesprochene Exemplar der „Wiener Zeitung“ in die Höhe haltend), und ja, die „Wiener Zeitung“ ist mit ihren 320 Jahren tatsächlich die älteste Tages­zeitung der Welt und hat wie keine andere die Geschichte Österreichs täglich begleitet. Sehr geehrte Damen und Herren, es ist wirklich eine Schande, dass Sie der „Wiener Zeitung“ heute mit dieser Gesetzesvorlage den endgültigen, den finalen Todesstoß versetzen. (Beifall bei der SPÖ.)

Das ist nicht nur ein schwarzer Tag für den Qualitätsjournalismus in Österreich, das ist nicht nur ein schwarzer Tag für die Medienvielfalt in Österreich, es ist auch demokratiepolitisch unverantwortlich, was Sie hier machen. Gerade in Zeiten von Fakenews, in Zeiten von Echokammern in digitalen Medien, in Zeiten von Verschwörungstheorien, die sich rasant ausbreiten, gerade in diesen Zeiten braucht es eine qualitativ hochwertige, ja staubtrockene Berichterstat­tung, wie sie das „Amtsblatt zur Wiener Zeitung“ eben geliefert hat, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Gerade in Zeiten, in denen wir im Pressefreiheitsindex rasant auf Platz 31 abgerutscht sind, ist das, was Sie hier heute machen, wirklich, wirklich schändlich.

Klar, die Zeiten von Pflichteinschaltungen im „Amtsblatt“ sind vorbei. Ja, dem verschließen wir uns nicht, das sehen wir auch so. Damit wurde aber der „Wiener Zeitung“ mit einem Schlag die Finanzierungsgrundlage entzogen. Jetzt hätte man als ÖVP und Grüne hergehen und sagen können: Okay, wir sind bereit, gemeinsam nach einer Lösung, nach einer alternativen Finanzierungs­lösung für die „Wiener Zeitung“ zu suchen! Alleine bei der jetzt schon angesproche­nen, vielfach kritisierten Journalist:innenakademie wäre, wenn Sie von dieser absehen würden, die Lukrierung von 6 Millionen Euro möglich. Wenn sie beim BKA angesiedelt ist, schafft das natürlich Abhängigkeiten.


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Wir haben konkret auch einen Vorschlag eingebracht und eine Forderung der Redakteursversammlung aufgenommen, die vorschlägt, die „Wiener Zeitung“ dadurch zu finanzieren, dass man mit einer Zweckwidmung der von Ihnen vorgesehenen Haushaltsabgabe – von dieser kann man halten, was man will – eine Grundfinanzierung der „Wiener Zeitung“ sicherstellt. Sie wollen aber keinen der vorliegenden Vorschläge annehmen. Sie wollen die „Wiener Zeitung“ als Printausgabe nicht erhalten. ÖVP und Grüne – leider auch die Grünen – sind nicht bereit, gemeinsame Wege einzuschlagen, um die „Wiener Zeitung“ am Leben zu erhalten.

Künstler:innen, Wissenschafter:innen, Medienschaffende, alle in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften und Politiker, Politikerinnen, wie zum Beispiel Rudi Anschober – der dürfte ja in diesen Reihen kein Unbekannter sein –, unsere Präsidentin Bures, Heinz Fischer, Franz Fischler und viele, viele andere setzen sich im Personenkomitee zur Rettung der „Wiener Zeitung“ dafür ein, konkrete Maßnahmen zu setzen, um die „Wiener Zeitung“ am Leben zu erhalten. Sie fordern ein Moratorium von 18 Monaten, und in dieser Zeit soll gemeinsam eine Finanzierungsgrundlage gesucht werden. Nicht einmal diese Übergangsfrist wollen Sie ermöglichen, sehr geehrte Damen und Herren, und das ist wirklich, wirklich traurig. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich appelliere wirklich an Sie, vor allem an die Kolleginnen und Kollegen von ÖVP und Grünen: Blasen Sie diesen finalen Todesstoß für die „Wiener Zeitung“ heute ab! (Beifall bei der SPÖ.) Setzen wir uns gemeinsam zusammen, denn: Wir können die „Wiener Zeitung“ als Printausgabe retten, wenn wir es wollen. Wir hier können Seite an Seite mit den betroffenen Beschäftigten, mit den Lese­rinnen und Lesern, mit allen, die für qualitativ hochwertigen Journalismus stehen, die „Wiener Zeitung“ am Leben erhalten.

Bitte blasen Sie diesen Todesstoß ab! – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

13.00



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Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Klubvorsitzende Sigrid Maurer zu Wort. – Bitte.


13.00.17

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Nach dieser Debatte werde auch ich mir jetzt erlauben, allgemein zur Medienpolitik zu sprechen, denn ich glaube schon, dass es wichtig ist, dass wir ein paar Dinge aussprechen, klarstellen und vielleicht auch den Rahmen, in dem wir hier agieren, ein bisschen erläutern. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Journalismus, unabhängiger Journalismus, ist zwingend notwendig in einer Demokratie: Wenn es diesen nicht gibt, ist es keine Demokratie. (Beifall bei den Grünen.)

Die Politik hat die schwierige Aufgabe, die Rahmenbedingungen – die politi­schen Rahmenbedingungen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die wettbewerbsrechtlichen Rahmenbedingungen et cetera – für die Medien so zu gestalten, dass Journalistinnen und Journalisten ihre Arbeit bestmöglich machen können, unabhängig machen können (Abg. Brandstätter: Genau das können sie nicht!), dass sie finanziell abgesichert sind und nicht dem politischen Einfluss ausgeliefert sind. (Abg. Brandstätter: Genau das können sie nicht! ... auch unangenehm selber!)

Ich finde sehr interessant, teilweise aber auch sehr erschütternd, was hier von der Parteivorsitzenden Meinl-Reisinger gekommen ist (Abg. Brandstätter: Erschütternd!), denn ich glaube, grundsätzlich teilen wir alle hier – bis auf die Freiheitlichen – dieses Grundverständnis, was Journalismus und was Medien leisten müssen. Die Freiheitlichen glauben ihren Propagandachannels, sie glauben alternative Fakten. Eine medienpolitische Diskussion ist mit den Frei­heitlichen nicht sinnvoll zu führen, und welche Medienpolitik sie gemacht haben, weiß man aus den Chats ihres Parteichefs H.-C. Strache im Kontext mit


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Postenbesetzungen im ORF. Ich glaube also, die Freiheitlichen können oder müssen wir aus dieser Debatte mehr oder weniger ausklammern. (Abg. Belakowitsch: Wie schaut es denn mit den Postenbesetzungen bei den Grünen aus? – Abg. Brandstätter: Und die ÖVP-Chats? – Abg. Hafenecker: Die Sideletter der Grünen ... super!)

Die rechtliche Frage ist dann folgende: Wir sind in einem dualen Medienmarkt.

Wir haben einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der in der Demokratie eine ganz, ganz zentrale Rolle hat. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Europa lieferten einen wesentlichen Beitrag zur Demokratisierung nach 1945. Der öffentliche Rundfunk stellt Informationen bereit, bereitet Dinge auf, die andere Medien oft nicht bringen, beispielsweise ist orf.at eine Plattform, die insbesondere für Menschen mit Behinderungen – mit Sehbehinderungen, mit anderen Einschränkungen – ganz, ganz wichtig ist, weil sie barrierefrei ist. Der ORF ist dazu verpflichtet, sein Angebot barrierefrei zu gestalten und, und, und. Der ORF hat auch ein großes Unterhaltungsangebot, auch darüber kann man diskutieren. Ich glaube, das ist gut, weil es den ORF insgesamt breit absichert.

Gleichzeitig haben wir einen privaten Medienmarkt, der in den österreichischen Rahmenbedingungen – einem kleinen Land – so gewachsen ist, wie er gewachsen ist. Ich glaube, es gibt da viele Erbsünden, wie ein ehemaliger roter Kanzler in Bezug auf die Inseratenkorruption gesagt hat. Es ist ein gewachsener Medienmarkt; es gab Fusionen, die hinterfragenswert sind et cetera, aber er ist nun einmal so, wie er ist.

Ja, auch die privaten Medien stehen sehr stark unter Druck. Wegen des Papier­preises diskutieren ganz andere Zeitungen, ob sie ihre Printausgabe einstellen, also Zeitungen, die eine ganz andere Finanzierung haben, weil das einfach nicht mehr das Medium der Zeit ist und weil der Papierpreis hoch ist. Es gibt steigende Kosten durch die Inflation und es gibt definitiv schwierige Rahmenbedingungen für alle Seiten.


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Das, was wir als Politik versuchen, ist, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass wir einerseits den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gut absichern, so finanzieren, dass er seine wichtige Arbeit leisten kann, und ihm gleichzeitig die digitalen Möglichkeiten geben, dass er zukunftsfähig ist.

Gleichzeitig haben wir so viel öffentliches Geld für private Medien im System wie noch nie zuvor. Mit der erst zu beschließenden Qualitätsjournalismus­förderung werden erstmals in der Zweiten Republik dann objektive Qualitäts­krite­rien eingeführt, an denen sich die Finanzierung orientiert – da geht es um 20 Millionen Euro, in der Vergangenheit waren es 8 Millionen Euro. Das ist ein großer Meilenstein, fast eine Verdreifachung der Mittel, und mit diesen Maß­nahmen versuchen wir, die Balance zu halten.

Ich finde die Diskussion, so wie sie geführt wird, zum Teil verlogen, und ich finde die Debatte, wie sie hier zum Teil geführt wird, auch ein bisschen bequem.

Ich möchte noch etwas zur Frage der „Wiener Zeitung“ sagen: Wir haben uns das nicht ausgesucht. Glauben Sie, es macht uns Spaß (Abg. Hafenecker: Mit der ÖVP zu regieren? Nein, glaube ich nicht!), dass wir diese wirklich furchtbaren Entscheidungen treffen müssen? Es gibt eine EU-Richtlinie, die wir umsetzen müssen, weil sonst Strafzahlungen drohen, und es ist unionsrechtlich und wettbewerbsrechtlich – aber mit solchen Fragen beschäftigen Sie sich dann nicht – nicht möglich, einfach zu sagen: Passt, wir hauen weiter 18 Millionen Euro in eine einzige Zeitung!

Wir schaffen es mit den Rahmenbedingungen, die wir kreieren – über 7 Mil­lionen Euro für das Medium –, dass die „Wiener Zeitung“ sich in ein digitales Medium transformiert, und ich habe großes Vertrauen in die unabhängige Redaktion, die nämlich keinen Todesstoß erhält, sondern die natürlich weiter arbeiten und neue Projekte machen wird, und bin zuversichtlich, dass das auch gut gelingen kann. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)


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Ich möchte noch einen weiteren Punkt ansprechen. Ich habe vorhin gesagt, dass die medienpolitische Debatte zum Teil verlogen ist; ein Teil dieser Verlo­genheit betrifft den Umgang mit Inseraten (Abg. Erasim: ... verlogen!), wir wissen das aus den Chats, in denen das Beinschab-Tool dokumentiert ist. Frau Erasim, ich glaube, Kollegin Disoski wird dann ein bisschen etwas zu Ihrer Partei in Wien sagen.

Ex-Kanzler Kern hat das Wort „Erbsünde“ (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Erasim) im Zusammenhang mit der Inseratenpolitik gesagt. Wir schaffen heute ein Transparenzgesetz – und ich bedanke mich bei allen, die zustimmen –, das in Zukunft jedes Inserat ab dem ersten Euro transparent stellt. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Ein System wie bisher, bei dem eine Grenze eingezogen war – bei der das Inserat dann zufälligerweise 3 999 Euro gekostet hat –, ist in Zukunft nicht mehr möglich. Außerdem wird die Transparenzdatenbank so gestaltet, dass man darin auch tatsächlich etwas findet und etwas lesen kann – das war nämlich leider auch nicht so –, und wir schaffen die Verpflichtung, dass bei Regierungsinse­ra­ten ab einer bestimmten Höhe gut begründet sein muss, warum man wo wirbt und was das Wirkungsziel ist, weil logischerweise Inserate dort geschaltet werden sollen, wo sie die richtigen Personen erreichen. Wenn ich Pensio­nist:in­nen ansprechen möchte, dann ist ein klassisches Printprodukt möglicher­weise das Medium der Wahl, wenn ich junge Menschen erreichen möchte, dann wahrscheinlich eher weniger.

Das ist ein großer Meilenstein in der Transparenz, und insgesamt haben wir in den letzten Wochen, Monaten, im letzten Jahr sehr viele Meilensteine weitergebracht. Wir gehen jetzt mit der Digitalnovelle und mit dem Beitrag für den ORF in Begutachtung, wir werden das Qualitätsjournalismusförde­rungs­gesetz mit 20 Millionen Euro beschließen, wir werden heute das Trans­parenz­gesetz beschließen. Irgendetwas habe ich jetzt sicher vergessen, aber wir schaffen jedenfalls neue Rahmenbedingungen für die österreichischen Medien – die privaten wie die öffentlichen –, damit wir das, was für unsere Demokratie


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am allerwichtigsten ist, was wir brauchen, nämlich unabhängigen Journalismus, sicherstellen können. (Abg. Brandstätter: Das Gegenteil macht ihr!)

Diese Gesetze sind ein großer Schritt in diese Richtung, und ich bitte um mög­lichst breite Zustimmung für das Transparenzgesetz heute. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

13.08


Präsident Ing. Norbert Hofer: Bevor Herr Abgeordneter Mag. Harald Stefan das Wort ergreift, kurz Folgendes: Es ist die Frage gekommen, warum ich keinen Ordnungsruf gegeben haben. Die Aussage lautete, die „Debatte“ ist „verlogen“. Wenn die Frau Klubobfrau gesagt hätte: Sie sind verlogen, oder: Sie lügen, dann hätte es einen Ordnungsruf gegeben. (Abg. Leichtfried: Ja, aber die Debatte sind wir!) – Nein, wir sind nicht die Debatte. (Abg. Lindner – erheitert –: Über das können wir noch reden!)

Nun gelangt Herr Abgeordneter Stefan zu Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.08.43

Abgeordneter Mag. Harald Stefan (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, wir beschließen heute die Zerstörung der „Wiener Zeitung“ – „wir“ bedeutet das Parlament, nicht unsere Fraktion –, und man muss schon darüber nachdenken, was man macht, wenn man eine Zeitung, die seit 320 Jahren durchgehend als Tageszeitung existiert und damit die älteste der Welt ist, zerstört.

Jetzt kann man sagen, dass es nicht Aufgabe des Staates ist, eine Zeitung zu führen – da stimme ich zu, das ist schon richtig, es kann nicht die Aufgabe sein, dass wir als Staat und damit die Steuerzahler das finanzieren, und ich bin auch der Meinung, dass die Aufhebung der Veröffentlichungspflichten richtig war; das war antiquiert, das hat in Wahrheit wenig bis gar keinen Sinn mehr gemacht, das ist alles richtig –, aber das heißt noch lange nicht, dass der Gesetzgeber von sich aus eine Zeitung zerstören muss – und genau das passiert –, denn man


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hätte der Zeitung durchaus auch die Möglichkeit geben können, privatisiert zu werden oder auf andere Weise finanziert zu werden. Das alles ist völlig klar.

Das alles wäre möglich gewesen, aber stattdessen will man da ja in Wahrheit weiter den Zugriff haben, denn dann, wenn man sagt, es sei eine Einsparung und man wolle dieses Geld nicht ausgeben, müsste man ganz anders vorgehen. Zudem nimmt man das, was man den Unternehmen vielleicht auf der einen Seite erspart, indem man die Veröffentlichungspflicht abschafft, auf der anderen Seite über die Haushaltsabgabe ja sowieso wieder von ihnen ein, es ist sogar eine höhere Belastung der Unternehmen.

Abgesehen davon: Wenn man sagt: Gut, der Staat soll das nicht finanzieren, wir sparen uns dieses Geld!, dann verstehe ich dieses Gesetz noch weniger. Es werden wiederum an die 20 Millionen Euro ausgegeben, davon 7,5 Millionen Euro für die digitale „Wiener Zeitung“. Die Frau Bundesminister hat gerade gesagt, die Abonnenten oder die Leser sind häufig über 90 Jahre alt. Das ist natürlich ideal für eine Digitalisierung, denn das ist ja genau das richtige Publikum. (Heiterkeit der Abgeordneten Belakowitsch und Scherak.) Dann gibt es 6 Millionen Euro für eine Journalistenausbildung – höchst fraglich! –, eine Journalistenausbildung, die in der Weisungskette des Bundeskanzlers steht. Da fragt sich doch jeder: Was soll denn das? – Da brauche ich jetzt noch gar nicht davon auszugehen, wie da beeinflusst wird, denn allein die Tatsache ist so systemwidrig und so unsinnig; und dafür werden 6 Millionen Euro ausgegeben.

Dann gibt es 3 Millionen Euro für eine Verlautbarungs- und Informations­platt­form. Das ist schön und gut, aber da ist völlig unklar, was damit wirklich passiert, denn es entsteht eine Doppelgleisigkeit, das gibt es schon. Da wird das Geld in Wirklichkeit erst recht wieder hinausgeworfen und eben wieder in einer system­widrigen Art und Weise verwendet.

Ich halte dieses Gesetz also wie gesagt für einen groben Fehler. Abgesehen davon wird die älteste Zeitung der Welt damit zerstört, statt ihr die Möglichkeit zu geben, zu überleben. Daher halte ich es für den einzig richtigen Weg, dass


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wir sagen: Gehen wir in uns – vor allem die Regierungsparteien sollten in sich gehen – und finden wir eine andere Lösung! – Deswegen habe ich bereits einen Rückverweisungsantrag eingebracht. Ich hoffe, Sie alle stimmen zu. Wir starten neu und suchen nach einem besseren Weg. (Beifall bei der FPÖ.)

13.11


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag.a Meri Disoski. – Bitte schön, Frau Abgeordnete. (Abg. Lindner: Soll ich jetzt klatschen oder was soll ich jetzt machen? – Abg. Disoski – auf dem Weg zum Redner:innen­pult –: Bitte!)


13.12.10

Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher, ins­besondere auch hier auf der Galerie! Wir beschließen heute ja auch ein Gesetz über die Transparenz von Medienkooperationen, und dazu haben die Kolleg:innen Leichtfried, Brandstötter und Hafenecker einen Entschließungs­antrag mit dem Titel „weniger Inserate, mehr Transparenz und Neustart Medienförderung“ eingebracht.

Ich greife einmal exemplarisch eine Forderung auf, die sie in diesem Antrag erheben. Ich zitiere das wörtlich aus dem Antrag: „Das Inseratenvolumen muss nachhaltig reduziert werden.“ – Kollege Leichtfried – ich habe mir das sehr genau angeschaut –, dort, wo ihr Landesregierungen anführt, in Wien, passiert ja genau das Gegenteil davon. Wien ist weltweit absolute Inseratenweltmeisterin. Städte wie London oder Berlin geben nicht einmal ein Zehntel von dem aus, was Wien in Inserate pumpt. Das wirft für mich mehrere Fragen auf. Am meisten interessiert mich aber die Frage: Was passiert denn mit diesen Steuergeldern?

Ich habe mir das anhand des Schnitzelgutscheins angeschaut. Sie erinnern sich: Im Wahljahr 2020 hat SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig fast eine Million Gastrogutscheine an Wiener Haushalte verschicken lassen. Er hat das übrigens in Notkompetenz entschieden, also still und heimlich im Hinterzimmer – so viel


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einmal zur Transparenz. (Abg. Erasim: Was ist mit der Cofag? Wie ist das mit der Cofag? 36 Milliarden Euro! – Abg. Lindner: Das hat ja eh jeder gewusst!)

Die Wienerinnen und Wiener, also eine Million Haushalte, bekommen nicht nur einen Schnitzelgutschein, sondern die bekommen begleitend vom Bürgermeister einen Brief geschickt, der mit seinem Konterfei bebildert ist und im Wahljahr 2020 in den Postkastln der Wienerinnen und Wiener landet. (Abg. Hafenecker: Wer war denn da der Koalitionspartner vom Ludwig?) Diese Gutscheinaktion hat 30,7 Millionen Euro gekostet und ist mit 2,7 Millionen Euro beworben worden. (Abg. Erasim: Wer war in der Stadtregierung damals?) Das heißt, für die Bewerbung sind 8 Prozent der gesamten Unterstützungssumme aufgewendet worden. (Abg. Hafenecker: War die Frau Vassilakou dabei damals? – Ruf bei der SPÖ: Wer war denn Teil der Stadtregierung? Gutes Beispiel!) Das erkennen wir an dieser Grafik, ich habe es Ihnen auch hier aufgedröselt (eine Tafel, auf der zwei Tortendiagramme unter den Überschriften „Schnitzelgutschein“ und „Klimabonus“ abgebildet sind, in die Höhe haltend): 30 Millionen Euro ist das Volumen und ein sehr großes Stück des Kuchens, 8 Prozent, sind nur für die Bewerbung aufgewendet worden.

Schauen wir uns jetzt im Vergleich den Klimabonus an, den das Klimaministerium ausbezahlt hat! (Abg. Belakowitsch: Der ist halt nicht angekommen! Das ist der Unterschied!) Da betrug die gesamte Unterstützungssumme 4 Milliarden Euro, also das Hundertfache des Schnitzelgutscheins. (Abg. Hafenecker: Inklusive Asylanten und Häfenbrüder!) Die österreichweit getätigten Werbekosten waren aber 800 000 Euro, also nicht einmal ein Drittel des Geldes, mit dem der Wiener Bürgermeister den Schnitzelgutschein beworben hat. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Widerspruch bei der SPÖ.) – Ich sehe, ich habe einen Nerv getroffen, da werden Sie im SPÖ-Sektor nervös.

Wenn das Klimaministerium den Wiener Werbeprozentsatz von 8 Prozent auf den Klimabonus angewandt hätte, wären Kosten in der Höhe von 320 Millionen Euro entstanden. Im Verhältnis zur Gesamtsumme sind aber die Werbekosten beim Klimabonus so klein, dass sie mit einem Strich dargestellt werden können, also großes Stück vom Kuchen versus kleiner Strich. Glücklicherweise arbeitet


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das Klimaministerium nicht so wie die Stadt Wien. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Erasim: Weil ihr so viel Geld verblast, dass man es gar nicht mehr darstellen kann!)

Die rot-pinke Stadtregierung hat bei ihrem Antritt Einsparungen beim Werbe­budget und auch transparente Kriterien zur Inseratenvergabe versprochen. (Abg. Lukas Hammer: NEOS, zuhören jetzt!) Passiert ist bisher nichts. (Abg. Brandstötter: Beim Medientransparenzbericht, hallo?!) Wobei ich ihnen da nicht ganz recht tue, denn da ist schon etwas passiert: Das Werbebudget der Stadt Wien ist im Jahr 2022 gewachsen, nämlich um 57 Prozent. (Rufe bei den Grünen: Oi, oi, oi, oi, oi!) 57 Prozent mehr, oi, oi, oi, oi, oi, würde Kollege Koza sagen, wäre er hier vorne.

Aus der NEOS-Forderung, das Inseratenbudget der Stadt Wien zu halbieren, ist genau das Gegenteil geworden: Während mit grüner Regierungsbeteiligung das Inseratenbudget in Wien kontinuierlich runtergegangen ist, ist es mit den NEOS in der Stadtregierung verdoppelt worden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP. – Abg. Brandstötter: Das ist leider falsch!)

Hier im Parlament weniger Inserate und mehr Transparenz fordern, aber dort, wo Sie in Regierungsverantwortung sind, Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ und von NEOS (Abg. Leichtfried: Das Comeback des Wiener Landtages im Natio­nalrat!), scheffeln Sie Millionen in den Boulevard – und auch Ihr Versprechen für mehr Transparenz haben Sie gebrochen. Die Wählerinnen und Wähler werden das zu bewerten wissen. (Abg. Leichtfried: Eigentlich machen wir hier Bundes­politik!)

Eine starke, eine unabhängige und eine vielfältige Medienlandschaft ist ganz zentral für unser Zusammenleben in einer Demokratie, aber die Art und Weise, wie Inserate mit öffentlichen Geldern in den letzten zehn, 15 Jahren geschaltet worden sind, ist unerträglich. Ex-Bundeskanzler Christian Kern hat das als „Erbsünde“ seiner Partei, der SPÖ, bezeichnet. Das gehört dringend abgestellt, und das tun wir heute auch.


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Heute schaffen wir zeitgemäße Rahmenbedingungen, die Medien für ihre unabhängige, für ihre zuverlässige Arbeit brauchen. (Ruf bei der SPÖ: Ihr schafft heute die „Wiener Zeitung“ ab! Das macht ihr wirklich!) Wir schaffen lückenlose Transparenz für Inserate – das haben wir versprochen, das liefern wir heute auch. Mich freut es sehr, dass heute auch die SPÖ für Verbesserungen bei der Transparenz mitstimmen wird. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Lindner: ... du machst es mir aber schon schwer, dass ich klatschen kann! – Ruf bei den Grünen: Sehr überzeugende Rede!)

13.16


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Henrike Brandstötter. – Bitte, Frau Abgeordnete.


13.17.03

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Herr Präsident! Frau Bundes­minis­terin! Kolleginnen und Kollegen! Einen Augenblick bitte noch, ich muss noch die „Wiener Zeitung“ mit einer Parte finalisieren. (Die Rednerin zeichnet mit einem Filzstift einen Rahmen rund um die Jahreszahlen „1703“ und „2023“ sowie links und rechts davon je ein Kreuz auf das Titelblatt der „Wiener Zeitung“ und hält diese anschließend in die Höhe.) Damit ist das Cover der „Wiener Zeitung“ fertig. Nach 320 Jahren beschließen wir heute das Ende der „Wiener Zeitung“, so wie wir sie gekannt haben. Es sind heute schon sehr viele unterschiedliche – nennen wir es einmal so – Ansätze durch den Raum geschwirrt. Ich versuche, das jetzt ein bisschen zu sortieren.

Die Frage ist ja: Warum wird die „Wiener Zeitung“, wie sie sich heute darstellt, abgedreht? – Ja, wir NEOS begrüßen, dass die Pflichtveröffentlichungen abgeschafft werden. Jeder Cent, jeder Euro, den man nicht in eine Pflichtveröf­fentlichung, sondern in sein eigenes Unternehmen steckt, ist ein guter Euro. Was wir aber nicht begrüßen, ist die Art und Weise, wie mit dieser Situation umge­gan­gen worden ist und umgegangen wird.


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Die „Wiener Zeitung“ wird also jetzt in ein Onlineprodukt transformiert, und auf dem Weg dorthin hört man auch sehr viele Unverschämtheiten, zum Beispiel wird der „Wiener Zeitung“ und der Redaktion vorgeworfen, dass sie ja so wenig gelesen werde, dass ja die gedruckte Auflage so gering wäre, dass auch die Onlinezugriffe so gering seien. Da stelle ich mir schon einige Fragen. Man hat nämlich vorher diesem Medium gesagt: Du darfst nicht aktiv um Abonnenten keilen; du darfst keine Anzeigen verkaufen, wenn, nur für Pflichtveröffentlichun­gen, und dann ist der Preis auch festgelegt; das darfst du alles nicht! – Es durfte also nicht wachsen und gedeihen. Auf der anderen Seite wird ihm dann aber wiederum genau das vorgeworfen. Das ist absurd. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Jetzt sprechen wir darüber, dass die „Wiener Zeitung“ ein übrigens nicht näher definiertes Onlineprodukt werden soll, wobei der Verband der österreichischen Zeitungsherausgeber auch schon angekündigt hat, sich eine Klage zu überlegen, weil es sich da ja um eine Schieflage handelt. Die „Wiener Zeitung“ wird in Zukunft nämlich 7,5 Millionen Euro Steuergeld pro Jahr bekommen, während andere Medien Abos verkaufen müssen, Werbung verkaufen müssen, diverse Dinge unternehmen müssen, um an Geld heranzukommen. Natürlich ist das eine Ungleichbehandlung.

Man fragt sich dann vielleicht auch: Warum – das haben Kollegen schon aufgeworfen, beispielsweise Kollege Stefan – hat man dann nicht die „Wiener Zeitung“ hergenommen und gesagt: So, wir sehen keine Zukunft mehr in der Form, wir werden dieses Blatt jetzt auf den Markt werfen; wir suchen Investo­ren, wir suchen Käufer, wir verschenken es meinetwegen, wir machen ein Genossenschaftsmodell daraus; wir sprechen mit der Redaktion, was sie denn für Ideen hat, um dann auch in die Zukunft zu segeln!

All das ist nicht passiert, und da gab es ja dann auch unterschiedliche Stufen der Argumentation. Kollegin Blimlinger hat sich ja auch dazu verstiegen, eines Tages in einem Interview zu sagen: Es gab überhaupt keine Investoren! – Heute hat sie gesagt: Na, es gab schon Interessenten, aber die Konzepte waren


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halt alle schwach! – Wir haben immer darauf gedrängt, dass alle Ideen, alle Vorschläge auf den Tisch kommen und dann gemeinsam auch darüber gesprochen wird: Was sind denn die nächsten wichtigen Schritte? Wer soll denn eine Due-Diligence- Prüfung machen können? Wer braucht denn die ent­sprechenden Zahlen, um das auch leisten zu können?

All das ist nicht passiert, und das ist ein Umgang, nicht nur mit der Geschichte der „Wiener Zeitung“, nicht nur mit den Redakteurinnen und Redakteuren, sondern auch mit den Bürgerinnen und Bürgern, denn es ist unser Steuergeld, das auch in Zukunft ein wie gesagt nicht näher definiertes Onlineprodukt finanzieren wird – mit 7,5 Millionen Euro pro Jahr. (Beifall bei den NEOS.)

Wer gestern bei der Pressekonferenz von ÖVP und Grünen zugehört hat, hat auch einiges gelernt, nämlich dass es beispielsweise keine vertiefende Bericht­erstattung auf orf.at mehr geben soll. Na, das ist einmal eine starke Ansage! Die Regierung verbietet einem Medium – dann per Gesetz – eine tiefer gehende Berichterstattung. Was bleibt denn dann? (Beifall der Abg. Oberrauner.) Bleiben dann Livestreams von Parteitagen oder irgendwelchen abendfüllenden Jung­parteiveranstaltungen? (Zwischenruf bei der ÖVP.) Ich habe ja selber auch angeregt, darüber nachzudenken, dass man den Umfang von orf.at reduzieren sollte, denn der ORF ist bestens mit Gebührengeldern ausgestattet (neuerlicher Zwischenruf bei der ÖVP) und er soll damit nicht mehr publizieren als alle privaten Nachrich­tenmagazine zusammen, denn das schafft unfaire Wettbewerbsverhältnisse; aber die Tiefe einer Berichterstattung einschränken zu wollen, also auf diese Idee muss man wirklich erst einmal kommen! (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Oberrauner.)

Wenn wir dieses Ideal zur „Wiener Zeitung“ mit zurückzunehmen, dann schauen wir einmal, was dort eigentlich in Zukunft passiert: Eine Zeitung mit einer sehr tiefgehenden Berichterstattung wird zerschlagen, stattdessen ein nicht näher definiertes Onlinemedium vage angekündigt; und im Schatten dieser Gründung wächst dann auch einiges, und das erkennt man, wenn man sich die Unterneh­mensstruktur der „Wiener Zeitung“ genauer ansieht. Da sind ja auch in den


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letzten Jahren schon einige Unternehmungen unter dem Dach der Wiener Zeitung GmbH gewachsen, und diese Unternehmungen legitimieren wir mit einem Gesetz. Das heißt, diverse Unternehmungen wurden vorgebaut, man hat schon dafür gesorgt, möglichst viele Arbeitsplätze für seine Menschen zu schaffen.

Wir haben da in Zukunft nicht nur die Redaktion der „Wiener Zeitung“, wir haben auch den Media Hub Austria, den gibt es ja aktiv seit 2021, wo auch diese eigenartige Journalistenausbildung stattfinden soll. Wir haben eine elektronische Verlautbarungsplattform und nicht zuletzt dann die Content Agentur Austria, die sich selber finanzieren soll. – So.

Was aber auch passieren kann – und diese Regierung kennend, traue ich es Ihnen auch zu –, ist, dass man in Zukunft unter dem Dach der Wiener Zeitung GmbH weitere Unternehmungen gründen kann – da sind der Fantasie überhaupt keine Grenzen gesetzt –, zum Beispiel PR-Agenturen. In Zukunft kann das Bundeskanzleramt über die Wiener Zeitung GmbH unter anderem PR-Agenturen gründen, dort Leute auslagern beziehungsweise Leistungen zusätzlich zu dem schon sehr gut ausgestatteten Haus auch noch zukaufen – und das entzieht sich noch dazu jeder parlamentarischen Kontrolle. Das, meine Damen und Herren, ist tatsächlich demokratiegefährdend. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Also wenn es immer heißt, die Regierung hat in Sachen Medienpolitik keinen Plan, muss ich hier widersprechen: In diesem Fall hat sie sehr wohl einen Plan, nämlich sich hier selbst die Möglichkeit zu schaffen, weitere Unternehmungen zu gründen.

Ich möchte zum Abschluss auch noch auf die Medienenquete verweisen, die ich vor zwei Wochen hier im Hohen Haus veranstaltet habe, bei der unter anderem die ehemalige Geschäftsführerin der ungarischen Telekom- und Regulierungs­behörde zu Gast war. Sie hat einen sehr interessanten Vortrag gehalten und hat Ungarn mit Österreich verglichen. Viktor Orbán hat ja zwischen 2010 und 2015


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in Ungarn durchgegriffen. Er hat zuerst dafür gesorgt, dass die privaten Medien von seinen Freunden aufgekauft werden, zugesperrt werden, an die Wand gedrückt werden, und hat dann den Durchgriff im öffentlich-rechtlichen Rund­funk gehabt, weil dieser als Einziger dann übrig geblieben ist. Sie hat gesagt, wenn man sich eine Uhr vorstellt, 2010 bis 2015, dann befindet sich Österreich auf dieser Uhr bei 2013. Das ist der Befund der ehemaligen Geschäftsführerin der ungarischen Telekommunikations- und Regulierungsbehörde, und das, meine Damen und Herren, ist wirklich ein fatales Urteil. Mit dem heutigen Tag, mit dem Ende der „Wiener Zeitung“ wird diese Uhr noch einmal weitergedreht. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Christian Drobits. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.25.11

Abgeordneter Mag. Christian Drobits (SPÖ): Sehr geehrter Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! In den letzten Wochen und Monaten durfte ich einige Gespräche über das Medien­paket führen, und viele Österreicherinnen und Österreicher haben mir mitgeteilt, dass momentan ein Sittenbild gezeigt wird, das desaströs ist, bei dem Medien und Politik unter einer Decke stecken und durch Politgier und Machtgier ein Bild darstellen, das irrsinnig schlecht ankommt.

Wenn wir heute darüber sprechen, dass ein Medientransparenzgesetz gemein­sam beschlossen werden soll, bin ich ein bisschen verdutzt und auch enttäuscht, dass manche Parteien das nicht mittragen. In Zeiten wie diesen, in denen wir wirklich sehen, dass immer mehr an der Unabhängigkeit der Medien zweifeln und auch immer mehr glauben, dass die Politik auf die Unabhängigkeit der Medien Einfluss nimmt, denke ich, dass es Zeit wäre und richtig wäre, jetzt zu handeln.


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Wenn man sich das Beinschab-Tool anschaut oder den Ibizaskandal, den viele noch immer erwähnen, der hier in dieser Gruppe teilweise auch vergessen worden ist: Wir haben das nicht vergessen, wir denken immer noch daran. Wir wissen, dass die Österreicherinnen und Österreicher ein Recht darauf haben, dass es einen unabhängigen Journalismus gibt (Abg. Zarits: Wie im Burgenland!), dass es Pressefreiheit gibt und dass im Endeffekt die Medien in Österreich richtig, ehrlich und seriös arbeiten können.

Momentan besteht das Bild, sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen, dass dem nicht so ist. Das Bild, das draußen in der Öffentlichkeit herrscht, ist, dass die Medien durch die Inseratenschaltungen wirklich beeinflusst werden. (Abg. Zarits: Die reden viel mit Burgenländern!)

Wir müssen wirklich danach trachten, dass dieses Medientransparenzgesetz mit diesen Maßnahmen so schnell wie möglich umgesetzt wird. Mit unseren Maß­nahmen, die wir gesetzt haben, soll versucht werden, dass die Bagatellgrenze auf null heruntergesetzt wird, dass das Transparenzregister umgesetzt wird, dass wir auch im Bereich der Wirkungsanalyse bei den Werbekampagnen auftreten. Uns geht es darum, dass Offenheit und Transparenz bestehen und nicht wieder eine Ibizaaffäre oder vielleicht ein Beinschab-Tool-Skandal kommen.

Geschätzte Damen und Herren, der Abänderungsantrag – und da schaue ich die FPÖ an – enthält einen Teil, der für uns hinsichtlich der heutigen Zustimmung ganz, ganz wichtig war: Wir wollen nicht, dass es Werbeeinschaltungen und Inseratenvergaben an demokratiefeindliche Medien gibt. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir wollen nicht, dass das Verbotsgesetz, Verhetzung und auch terroristische Aufrufe durch Inserate der öffentlichen Hand unterstützt werden. Das wollen wir nicht und das wollen die Österreicherinnen und Österreicher nicht. (Abg. Hafenecker: Wer wollte das?) Alle, die heute diesem Abänderungsantrag nicht zustimmen, stimmen quasi zu, das zu akzeptieren. Ich bin der Meinung, heute wird sich zeigen, wer im Endeffekt dafür steht, dass grundsätzlich Verhetzung und auch die Wiederbetätigung in Österreich einerseits nicht erlaubt werden


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und andererseits durch öffentliche Inserate nicht unterstützt werden. Das ist ein wesentliches Interesse, und alle Parteien, die dem heute nicht zustimmen, müs­sen sich hinterfragen, müssen fragen, ob sie das Verbotsgesetz, ob sie die Verhetzung nach § 282a negieren. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Rauch: Was sagt der Doskozil dazu?)

Geschätzte Kolleg:innen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Ein paar Worte noch zur „Wiener Zeitung“: Sie haben gesagt, das ist keine Abschaffung, Frau Bundesministerin. Kollegin Meinl-Reisinger hat gesagt, das ist Totengräbertum, man könnte auch sagen, ein Begräbnis der Sonderklasse. Ich sage, es ist traurig für das Kulturland Österreich, es ist heute ein trauriges Zeugnis, deshalb ist der Rückverweisungsantrag berechtigt.

Wir werden dem sicherlich nicht zustimmen, das ist nämlich wirklich, so wie Sie es gesagt haben, eine Abschaffung der „Wiener Zeitung“. (Beifall bei der SPÖ.)

Abschließend noch: Dass sich der Herr Bundeskanzler, egal wie er heißt, seine Journalisten in Zukunft züchtet und die Ausbildung der Journalisten im Bun­deskanzleramt angesiedelt ist (Abg. Zarits: Kommunikation Burgenland! Kommuni­kation Burgenland!), spricht, glaube ich, für sich, und das werden wir sicherlich auch nicht unterstützen. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

13.29


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Christian Hafenecker. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.29.48

Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundes­minister! Hohes Haus! Kollege Drobits, nur zur Info: Ich weiß nicht, wie Ihr Bildungsstand ist, aber Verhetzung und Wiederbetätigung sind in Österreich verboten, und das ist auch gut so. Da braucht man, glaube ich, auch nichts hinzuzufügen, auch keinen diesbezüglichen Antrag.


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Was das Qualitäts-Journalismus-Förderungs-Gesetz betrifft, das heute in Verhandlung steht, Frau Bundesminister, so haben Sie da vergessen, dazuzusagen, dass das eigentlich schon der erste Bauchfleck in Sachen Medien gewesen ist, denn Sie haben dem ganzen Gesetz gleich einmal einen Titel gegeben, aufgrund dessen es unter Umständen möglich sein kann, dass die Europäische Kommission dieses Gesetz wiederum zurückwirft, nicht notifiziert. Das wäre sozusagen der erste Faller gewesen, und der zweite war ein redaktionelles Versehen, das wir im Verfassungsausschuss noch reparieren mussten. Frau Bundesminister, das ist halt die Situation, die wir bei Ihnen mit Ihrer Medienkompetenz vorfinden, es funktioniert vorne und hinten nicht.

Gestatten Sie mir bitte bei dieser Gelegenheit auch einen Blick in die Zukunft, einen Blick auf das ORF-Gesetz! Frau Bundesminister, was Sie da präsentieren, ist erstens der nächste Pfusch und zweitens eine Mogelpackung. Erinnern wir uns, was ursprünglich passiert ist: Der ORF hat sich sozusagen selbst in den Dienst gestellt, hat eine Beschwerde beim VfGH eingebracht und hat sich damit diese Massensteuer, die Sie jetzt in Sachen Haushaltsabgabe einführen, selbst bestellt und genehmigen lassen, Frau Bundesminister. – Das ist einmal die erste Geschichte.

Sie sind gestern vor die Medien getreten und haben erklärt, es wird viel güns­tiger und ganz Österreich müsste eigentlich durchatmen und froh sein darüber, dass Sie jetzt diese Haushaltsabgabe und diese Massensteuer einführen. Da weiß ich nicht, was Sie den Bürgern vermitteln wollen, aber ich glaube, Sie halten die Bürger in diesem Zusammenhang für dumm, denn ich kann Ihnen anhand von Zahlen sagen, dass es in der Realität ganz anders ausschaut.

Sie generieren zum Beispiel 700 000 Zwangskunden zusätzlich für den ORF. Das sind Menschen, die bereits aus der GIS ausgestiegen sind; die holen Sie wiede­rum zurück und die nötigen Sie dazu, diese Gebühren zu bezahlen. Insgesamt nimmt der ORF im Jahr dann 70 Millionen Euro mehr ein – und Sie verkaufen uns das Ganze als ein großes Sparpaket. Frau Bundesminister, das geht so nicht.


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Ganz besonders spannend habe ich gefunden, wie Sie in Eintracht mit Frau Maurer gestern dagestanden sind und gesagt haben: Ja was die Unternehmen betrifft, na ja, da machen wir eine Staffelregelung. – Frau Bundesminister, wenn die erste Staffelung jene von 1 bis 50 Mitarbeitern ist, dann muss man aber schon sagen, dass es diese Firmen sind, die insgesamt 350 000 Unternehmen in diesem Land darstellen. 350 000 Unternehmen sind schon einmal zum Doppelt­zahlen verdonnert worden, und, Frau Bundesminister, gerade Sie von der ÖVP sollten wissen, dass 41 Prozent der Firmen in diesem Land Einzelunternehmen sind. Das heißt, 41 Prozent der Wirtschaftstreibenden verdonnern Sie mit dieser Regelung – 1 bis 50 – dazu, doppelt zu bezahlen. Das finde ich hochinteressant.

Ein Treppenwitz an Ihrer Reform ist übrigens, dass jene Medien, die Sie nicht einmal mehr mit irgendwelchen Fördergeldern ausstatten wollen, jetzt auch mitbezahlen dürfen, denn wenn sie nämlich eine Redaktion unterhalten – was ja wohl der Fall sein wird –, dann müssen sie auch doppelt bezahlen und den ORF mitfinanzieren, dem sie unter Umständen kritisch gegenüberstehen und den sie gar nicht finanzieren wollen.

Also, man sieht schon, das hakt hinten und vorne. Dann führen Sie noch eine Digitalnovelle ein, die ja auch spannend ist, denn was machen Sie damit? – Sie haben das gestern im schönsten Politikersprech als Online-only-Angebot bezeichnet, und Sie wollen da Channels ausbilden, aber das ist doch nur die Grundlage dafür, dass Sie Sport plus aus dem Programm nehmen, dass Sie damit den Sportvereinen vor allem in den Randsportarten die Möglichkeit nehmen, entsprechende Sponsorgelder zu bekommen. Also das ist das, was Sie machen. Sagen Sie es doch dazu: Die Randsportarten sind Ihnen egal, und bis 2026 sollen sich diese Vereine auflösen, die jetzt auf Sport plus angewiesen sind. Frau Bundesminister, das müssen Sie verantworten und auch diesen Vereinen erklären. (Beifall bei der FPÖ.)

Genauso egal sind Ihnen anscheinend auch die Kinder, denn: Sie haben irgend­etwas davon erzählt, dass Sie ein angepasstes Kinderprogramm machen. Na, ich bin gespannt, wie sich dann Dreijährige das Fernsehprogramm selber im Internet


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heraussuchen sollen, das Sie dort irgendwo auf irgendeiner Seite verstecken. Also auch das halte ich für einen vollkommen falschen Zugang, den Sie da gewählt haben.

Frau Bundesminister, Sie haben gestern erklärt, ein Beispiel für Sie war Frank­reich. Ich darf Sie darauf hinweisen: Frankreich ist ein Land, in dem es keine Zwangsgebühren mehr gibt.

Ein zweites Beispielland, von dem Sie gestern berichtet haben, war Großbritan­nien. Ich darf Sie darüber informieren, dass die BBC gerade aus dem Zwangs­gebührenmodell aussteigt.

Dann haben Sie noch, um das Ganze abzurunden, von einem Transparenzpassus in dem neuen Gesetz gesprochen und haben gesagt: Na ja, wir werden jetzt im ORF ganz transparent sein; all jene, die über 170 000 Euro brutto verdienen, werden transparent dargestellt. – Frau Bundesminister, Sie wissen ganz genau, wer das ist. Das ist der Generaldirektor, das sind die ORF-Direktoren und möglicherweise noch die zwei GIS-Chefs, die jetzt in ihren Sesseln sitzen und davon leben, dass die Österreicher abgezockt werden. Das sind die Leute, die Sie raushängen, alle anderen nicht.

Zum Abschluss noch ein Thema, Frau Bundesminister – das hat mich genötigt, einen entsprechenden Antrag einzubringen –: Wir haben gestern über die Medien erfahren, dass Generaldirektor Weißmann eine unglaubliche Angele­genheit zu verantworten hat, und zwar hat er Druck auf die Redaktionen ausgeübt, genau über das bevorstehende ORF-Gesetz nicht zu berichten. Das heißt, der Generaldirektor des Unternehmens hat die eigenen Redakteure dazu angehalten, nach seinem Gutdünken nicht über das Thema zu berichten, nichts rausgehen zu lassen, nichts zu kommunizieren. Dass das funktioniert hat, haben wir gestern gesehen. Ich habe als freiheitlicher Mediensprecher sehr zeitnah zu Ihrer Pressekonferenz eine OTS ausgesendet, in der wir genau dieses Paket mit den gleichen Argumenten kritisiert haben. In keiner ORF-Nachrichtensendung hat sich diese OTS wiedergefunden. Es ist also ganz klar, dass hier ganz


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offensichtlich durch den ÖVP-Generaldirektor manipuliert wird, was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk betrifft. (Beifall bei der FPÖ.)

Genau deswegen, meine sehr geehrten Damen und Herren, stellen wir auch einen Entschließungsantrag, diesen Skandal von der KommAustria prüfen zu lassen.

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verletzung des ORF-Gesetzes durch Maulkorb-Erlass“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, gem. §§ 36 iVm 37 ORF-G die Feststellung der Verletzung des ORF-G durch den geschilderten Sachverhalt bei der Regulierungsbehörde und die Beendigung einer allenfalls andauernden Verletzung des ORF-Gesetzes zu beantragen.“

*****

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn das Beschließen eines neuen ORF-Gesetzes jetzt schon damit beginnt, dass ein vom ORF-Generaldirektor verhängter Maulkorb hingenommen werden muss, dann wissen wir ganz genau, dass wir am ÖVP-Holzweg sind. (Beifall bei der FPÖ.)

13.36

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Hafenecker, MA

und weiterer Abgeordneter


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betreffend Verletzung des ORF-Gesetzes durch Maulkorb-Erlass

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2, Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3293/A der Abgeordneten Mag. (FH) Kurt Egger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz über die Wiener Zeitung GmbH und Einrichtung einer elektronischen Verlautbarungs- und Informations­platt­form des Bundes – WZEVI-Gesetz (2013 d.B.).

Wohin die enge Anbindung eines Mediums an die Wünsche und Ziele einer Regie­rungsmehrheit – so wie es mit der neuen Rechtsgrundlage der Wiener Zeitung (WZEVI-Gesetz) passiert – führen kann, zeigt sich gerade im ORF. Unter der Über­schrift „Maulkorb-Erlass für ORF-Redakteure“ berichtet „oe24.at“ am 26.04.2023 davon, dass die Nervosität im ORF angesichts der geplanten Novelle des ORF-Gesetzes1 groß sein dürfte. So groß, dass man eine zu umfassende Information der Bevölkerung lieber nicht selbst vornehmen möchte:

Die ORF-Steuer sorgt derzeit für breite Diskussionen und für viel Kritik. Im ORF selbst hat man den Mitarbeitern die Losung auferlegt, zu schweigen. FM4-Radiochefin Dodo Roscic [Anm: bürgerlich Gradištanac] berichtet in einem E-Mail an ihre Mitar­beiter, dass ORF-Chef Roland Weißmann den "unmissverständlichen Auftrag" an alle Führungskräfte gegeben habe, "politische Einschätzungen" dazu zu unterlassen. Er habe die Führungskräfte "vergangene Woche davon in Kenntnis gesetzt, dass in Bälde mit einem neuen Gesetz zur Finanzierung des ORF zu rechnen" sei. Weiter im E-Mail: "Daran knüpfte er den absolut unmissverständlichen Auftrag, sich in allen Program­men des ORF zu keinerlei Kommentaren dazu, persönlichen Einschätzungen, Jokes oder zu sonst was hinreißen zu lassen. Dieser Bitte schließe ich mich an."

Roscic schreibt weiter: "In der Fläche ist davon bitte nichts zu hören. Niente. Nada. Nichts".

Das E-Mail endet: "Ich muss mich da absolut auf euch verlassen können. Persönlich würde es mich nicht wundern, wenn in dieser schwierigen Zeit zuwiderhandeln disziplinär geahndet wird."2


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Die Berichterstattung im ORF wurde daher massiv eingeschränkt, wie „exxpress.at“ berichtet:

Wenn die geplante Reform unbedingt Thema werden müsse, dann solle sie “in den englischen Nachrichten oder im Halb-Block” versteckt werden.3

Zweck des Maulkorb-Erlasses ist es laut „Kurier“, den Verhandlungserfolg des ORF, der durch die Novelle künftig sogar mehr finanzielle Mittel bekommen wird, zu sichern:

Gesetzesnovelle bringt ORF mehr Millionen und Digital-Spielraum. Interner Maulkorb-Erlass, um Verhandlungsergebnis zu sichern.4

Auch „Der Standard“ berichtet über die Wagenburgmentalität am Küniglberg zu Lasten der Steuerzahler und von der Androhung disziplinärer Folgen gegenüber potentiellen „Nestbeschmutzern":

Besonders im Visier hatte Gradištanac das Team rund um die "FM4 Passt Show!" von Hannes Duscher und Roland Gratzer. "Das gilt natürlich vor allem und ausdrücklich für euch", heißt es in der Mail. Die Satireshow ist dafür bekannt, niemanden zu schonen, auch nicht den eigenen Arbeitgeber. "Bis auf Widerruf" soll der ORF in dieser Causa nun aber "komplett" von der Themenliste Duschers und Gratzers gestrichen werden. "Bei Unsicherheiten kontaktiert mich sofort", fügte Gradištanac hinzu.

Verunsichert dürften einige Empfängerinnen und Empfänger der Mail sehr wohl gewesen sein. So appellierte Gradištanac am Ende ihrer Mail an die Loyalität ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deutete mögliche Konsequenzen an: "Per­sönlich würde es mich nicht wundern, wenn in dieser schwierigen Zeit Zuwider­handeln disziplinär geahndet wird."5

Im Ergebnis wird im ORF aus reinem Eigeninteresse das ORF-Gesetz gebrochen, welches in § 4 die umfassende Information der Allgemeinheit über alle wichtigen politischen Fragen sogar als öffentlich-rechtlichen Kernauftrag definiert. Von


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 259

Generaldirektor Weißmann als bestimmende und FM4-Chefin Gradištanac [geb. Roscic] als ausführende Kraft wurde versucht, in die als Recht und als Pflicht beschriebene Unabhängigkeit der journalistischen oder programmgestaltenden Mitarbeiter einzugreifen. Die Einhaltung der inhaltlichen Grundsätze gem. § 10 ORF-Gesetz, wonach die „umfassende Information […] zur freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung im Dienste des mündigen Bürgers und damit zum demokratischen Diskurs der Allgemeinheit beitragen“ soll, wurde so bewusst untergraben, obwohl sich Weißmann gem. § 22 Abs. 3 ORF-Gesetz auch in der Unternehmensleitung an das Gesetz halten muss.

Unter der Überschrift „Unabhängigkeit“ heißt es in § 32 ORF-Gesetz weiters:

Die journalistischen Mitarbeiter dürfen in Ausübung ihrer Tätigkeit insbesondere nicht verhalten werden, etwas abzufassen oder zu verantworten, was der Freiheit der journalistischen Berufsausübung widerspricht.

Der Schweigebefehl ist daher eindeutig als Bruch des ORF-Gesetzes aber auch als Bruch von § 3 des Redakteursstatuts6 zu sehen.

Die Regulierungsbehörde KommAustria entscheidet gem. § 36 ORF-G über die Verletzung von Bestimmungen des ORF-Gesetzes, wenn dies vom Bund beantragt wird. Die Entscheidung der Regulierungsbehörde besteht gem. § 37 Abs. 1 ORF-G in der Feststellung, ob und durch welchen Sachverhalt eine Bestimmung dieses Bundesgesetzes verletzt worden ist.

Aufgrund des Umstandes, dass eine ORF-Reform zeitnah beschlossen werden muss, und angesichts dessen, dass vom Generaldirektor ausgehend auf die Mitarbeiter des ORF Druck ausgeübt wird, um die Berichterstattung darüber zu unterlassen, ist rasches Handeln geboten. Wird von der Regulierungsbehörde eine Verletzung des ORF-Gesetzes durch den Generaldirektor festgestellt, die im Zeitpunkt dieser Fest­stel­lung noch andauert, kann die Regulierungsbehörde gem. § 37 ORF-Gesetz die Entscheidung des betreffenden Organs aufheben. Generaldirektor Weißmann muss dann unverzüglich einen der Rechtsansicht der Regulierungsbehörde entsprechenden


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Zustand herstellen. Widrigenfalls kann ihn die Regulierungsbehörde unter gleichzeitiger Verständigung des Stiftungsrates abberufen.

Ebenfalls zu entscheiden ist, ob das Handeln von Generaldirektor Weißmann bzw. FM4-Chefin Gradištanac [geb. Roscic] eine strafbare Verwaltungsübertretung gem. § 38 ORF-Gesetz war. Stellt die Regulierungsbehörde eine solche fest, insbesondere durch die Verletzung der Programmgrundsätze des § 10 Abs. 1 oder Abs. 2 ORF-Gesetz – im Raum steht die Frage, ob auch in das Recht auf Meinungsäußerungs­freiheit (Art. 13 StGG; Art. 10 EMRK) eingegriffen wird –, droht eine Geldstrafe bis zu 58.000 Euro. Ebenfalls zu überprüfen wäre vor dem Hintergrund des geschilderten Sachverhalts, ob ein § 4a ORF-G entsprechendes Qualitätssicherungssystem7 tat­säch­lich betrieben wird oder dieses nur auf dem Papier existiert.

Die Regulierungsbehörde hat über den Antrag ohne unnötigen Aufschub zu entschei­den. Angesichts dessen, dass die ORF-Reform, über die nicht berichtet werden soll, unmittelbar bevorsteht, ist das auch geboten.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, gem. §§ 36 iVm 37 ORF-G die Feststellung der Verletzung des ORF-G durch den geschilderten Sachverhalt bei der Regulie­rungsbehörde und die Beendigung einer allenfalls andauernden Verletzung des ORF-Gesetzes zu beantragen.“

1https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000785

2 https://www.oe24.at/oesterreich/politik/aktuell/maulkorb-erlass-fuer-orf-redakteure/553583194


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 261

3 https://exxpress.at/befehl-an-orf-sternchen-kein-wort-zu-neuer-orf-steuer-auch-keine-jokes/

4 https://kurier.at/kultur/medien/orf-verhandlungen-mehr-gebuehren-weniger-werbung-streit-ums-digitale/402423971

5 https://www.derstandard.at/story/2000145846348/unmissverstaendlicher-auftrag-an-die-fm4-redaktionzum-schweigen-ueber-orf-reform

6 https://zukunft.orf.at/rte/upload/texte/veroeffentlichungen/komm_kommunikation/redakteustatut.pdf

7 https://der.orf.at/unternehmen/recht-grundlagen/qualitaetssicherungssystem/index.html

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu einer tatsächlichen Berichtigung bitte ich nun Frau Abgeordnete Blimlinger ans Rednerpult. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.36.59

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Herr Präsident! Das ist eine tatsächliche Berichtigung des Redebeitrages von Kollegin Brandstötter. Das Verbot der vertiefenden Berichterstattung wird nicht neu eingeführt, das ist unrichtig.

Sie war auf orf.at schon bisher nicht gestattet. Das ist geltende Rechtslage. Die Abgrenzung zum Tages- und Wochenzeitungsmarkt wurde in diesem Punkt lediglich akzentuiert, weil sich orf.at sehr oft nicht daran gehalten hat.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 262

Dann gibt es eine zweite Berichtigung, und zwar zur Rede des Kollegen Hafenecker: Es ist nicht so, dass die Einpersonenunternehmen einen ORF-Beitrag zahlen werden, weil sich dieser an den Arbeitslöhnen festmacht. (Abg. Hafenecker: 1 bis 50!) – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Die Kohorte 1 bis 50 Mitarbeiter, Frau Kollegin!)

13.37


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Helmut Brandstätter. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.38.00

Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Frau Bundesministerin, Sie haben gesagt, Sie sind für unabhängigen Jour­nalismus. Als Sie das gesagt haben, habe ich an Goerge Orwell, „1984“, gedacht: „Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“, „Unwissenheit ist Stärke“. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS.)

Erzählen Sie mir bitte, was Sie wollen, aber erzählen Sie mir nicht, dass Sie für unabhängigen Journalismus sind! Ich habe es erlebt, ich weiß, was unter Schwarz-Blau los war. Ich weiß, wie man mit Journalistinnen und Journalisten umgegangen ist (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ), ich weiß, und deswegen würde ich auch an die Kolleginnen und Kollegen appellieren: Erzählt einmal, wer aller euch angeschrien hat, wie ihr alle bedroht wurdet, wie viel Angst in den Redaktionen gemacht wurde – von Ihren Parteifreundinnen und Parteifreunden, Frau Bundesministerin.

Wissen Sie, Sie haben das natürlich mit der FPÖ sehr gut gemacht. Da erinnere ich mich auch noch sehr gut an einen Medienerlass des Innenministers – Kickl hat er geheißen –, in dem drinnen gestanden ist, gewisse Medien dürfen keine Informationen bekommen. Das war ganz klar. Allerdings gab es damals eine Abgeordnete, die jetzt Justizministerin ist, Alma Zadić, die eine Anfrage an den


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Innenminister eingebracht hat und sehr klar aufgeklärt hat, dass das ja undenk­bar ist, dass gewisse Medien keine Informationen bekommen dürfen. Ja, Frau Zadić sieht das hoffentlich – und ich bin überzeugt davon – heute genauso. Ihre Kolleg:innen von den Grünen allerdings sehen das überhaupt nicht so, weil sie jetzt leider bei dem bisschen Journalismus, das noch in Österreich da ist, an der Zerstörung auch von diesem sehr, sehr aktiv mitmachen. (Beifall bei den NEOS.)

Wissen Sie, anderswo sterben Zeitungen, Sie löschen Zeitungen aus. Das ist leider der wesentliche Unterschied.

Hier in Österreich ist in den letzten Jahren etwas passiert, was unsere Demo­kratie gefährdet. Das sagt Ihr Parteifreund Franz Fischler, und wir wissen, dass das so ist.

Weil ich von der Angst gesprochen habe: Frau Bundesministerin, Sie haben auch Angst! Ich sage Ihnen das ganz offen, weil ich auch weiß – das wissen wir ja aus den Chats –, wie gewisse Verlegerinnen und Verleger über oder mit Politike­rinnen und Politikern gesprochen haben: I schreib’ di owe – die Formulierung haben Sie vielleicht noch nicht gehört, aber Ihr Mitarbeiter hat sie gehört und andere haben sie auch gehört, Ministerinnen und Minister haben sie gehört. Sie haben eine – ich darf gar nicht sagen, was ich mir denke – schreckliche Angst, dass Ihnen das passiert. Und was machen Sie deswegen? – Natürlich kein Medientransparenzgesetz, sondern ein Medienkorruptionsfortsetzungsgesetz. Das ist das, was Sie im Moment gerade machen. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Laimer.)

Und das ist so gefährlich für uns, weil diese Korruption geradezu institutio­nali­siert wird. Ich weiß, ja natürlich hat es das vorher auch gegeben (Ruf bei der ÖVP: Wiener Stadtregierung!), und bei der Sozialdemokratie hat man hoffentlich ein schlechtes Gewissen. Ich weiß nicht, ob es so ist, aber Sie haben offenbar gar kein schlechtes Gewissen und Sie treiben das weiter.


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Ein Punkt – weil der noch nicht angesprochen wurde – ist auch sehr wichtig: Natürlich gibt es die künstliche Intelligenz, über die wir reden, aber Gott sei Dank gibt es großartige Journalistinnen oder Journalisten, die ja arbeiten, aber sie kommen zum Teil nicht mehr zum Arbeiten, weil dauernd interveniert wird, weil sie bedroht werden (Abg. Pfurtscheller: Was ist denn das für eine Unter­stellung?!) und weil die Zahl derer, die das tun, also der Medienmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in den Ministerien, ein Vielfaches von der Zahl derjenigen ist, die noch in den Redaktionen arbeiten. Wenn man bedenkt, dass 50 Leute im Kanzleramt sitzen und in einer gut ausgestatteten innenpolitischen Redaktion zehn Leute sitzen, dann kann man sich vorstellen, was sich da den ganzen Tag abspielt. Ich weiß es ja, was sich da abspielt, und deswegen habe ich so oft gesagt und appelliere an die Redaktionen: Schreibt das endlich auf! Schreibt sie alle auf, wie sie anrufen, wie sie euch belästigen, wie sie euch unter Druck setzen, wie sie Angst machen, wohl wissend, dass die da auch Angst haben! Wenn wir aus diesem Angstsystem nicht herauskommen, dann ist die Demo­kratie wirklich wesentlich gefährdet. (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Leichtfried und Rendi-Wagner.)

Ja, die FPÖ hat das absichtlich gemacht. Herr Strache hat gesagt, er wünscht sich ein Mediensystem wie Orbán. Sie machen das auch absichtlich. Dass die Grünen da mitmachen, das tut mir hier (mit der Hand in Richtung Herz deutend) wirklich weh. Reden Sie nie wieder von Anstand! Reden Sie von Angst, die Sie haben, aber reden Sie nicht von Anstand! (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

Alle, die es noch nicht gelesen haben (das Buch „Aufregend war es immer“ in die Höhe haltend): Leider können wir mit Hugo Portisch nicht mehr reden. Es steht auch drinnen, wie er als Journalist ausgebildet wurde: Check, Recheck, Double­check, keine Angst haben, hineingehen, was er erzählt hat, wie er in Amerika ausgebildet wurde, zum Bürgermeister, schauen, was da am Tisch liegt, weil selbstverständlich war, dass es diese Informationsfreiheit geben muss, vor der Sie sich auch fürchten.


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Hören Sie auf, sich zu fürchten! Stehen Sie auf! Seien wir anständig miteinander und machen wir eine wirklich freie Republik Österreich in einem freien Europa! Sie drehen das gerade um, Sie machen das gerade kaputt, und das tut mir persönlich wahnsinnig weh – für uns hier, für die Menschen draußen, für die Journalistinnen und Journalisten und für das, was in diesem Land von Leuten wie Hugo Portisch und vielen anderen – Franz Kreuzer, viele könnte ich jetzt nennen – aufgebaut wurde, und Sie ruinieren das. Schrecklich! (Beifall bei NEOS und SPÖ. – Abg. Höfinger: Lauter Abonnenten der „Wiener Zeitung“!)

13.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag.a Andrea Kuntzl. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.43.30

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Ein schwarzer Tag, nicht nur für die „Wiener Zeitung“ – ein schwarzer Tag für die Medienvielfalt, ein schwarzer Tag, wie gerade ausgeführt, für die Demokratie.

Die ÖVP hat ja, und das wissen wir aus den vergangenen Jahren, die „Wiener Zeitung“ schon länger am Speisezettel, es ist ihr aber mit früheren Regie­rungspartnern nicht gelungen. Mit den Grünen gibt es jetzt einen Partner, eine Partnerin, der beziehungsweise die diesen Wunsch, die „Wiener Zeitung“ zu zerstören, aufzulassen, exekutiert. Das finde ich besonders enttäuschend.

Es ist eigentlich aus heutiger Sicht noch nicht klar, was aus dem Projekt werden soll. Das Einzige, das Ihnen klar ist, ist: Sie wollen die „Wiener Zeitung“ einstellen und zerstören.

Am Geld, sehr geehrte Damen und Herren, kann es nicht wirklich gelegen sein, weil eine ordentliche Summe an Budget in die Hand genommen wird, um dieses Nachfolgeprojekt, das sehr unklar ist, in manchen Teilen dubios ist, zu finanzie­ren. Es hätten nach Berechnungen der Redaktion 12 Millionen Euro im Jahr genügt, um den Fortbestand dieser wichtigen Zeitung zu sichern; 16,5 Millionen


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Euro werden in die Hand genommen, aber allerdings nur ein geringer Teil für das Nachfolgeprojekt, das Onlinenachfolgeprojekt der „Wiener Zeitung“, der ältes­ten Tageszeitung der Welt. Sehr schade!

Es ist nicht nur sehr schade, dass Sie diesem Vorschlag der Redaktion nicht nähergetreten sind, Sie haben ja auch den Dialog verweigert und haben mit der Redaktion nicht einmal über ihre Vorstellungen und Vorschläge gesprochen. Diese Tatsache, was Sie hier machen und wie Sie es machen, empört und verbittert Leute.

Ich möchte Ihnen etwas zitieren. Es hat ja kürzlich eine Demonstration anlässlich der Einstellung der „Wiener Zeitung“ stattgefunden, bei der Ihr früherer EU-Kommissar Franz Fischler, liebe ÖVP, gesprochen hat. Helmut Brandstätter hat das gerade in einem kleinen Zitat angesprochen, ich möchte das ein wenig ausführlicher machen.

Er sagt: „Wie weit sind wir gekommen, dass wir dafür demonstrieren müssen, dass es etwas, bei dem seinerzeit Hugo Portisch die Idee hatte, ein Weltkultur­erbe daraus zu machen, in Zukunft überhaupt noch geben könnte? Woher nehmen sich die ahnungsvollen Leuchten des Politikgewerbes, Frau Raab und Frau Blimlinger, das Recht und die Frechheit, dieser 320 Jahre alten Institution den Garaus zu machen? Und leider geht die Sache ja noch viel weiter: Die Demokratie in Österreich ist nicht mehr in dem Maße gesichert, wie sie es einmal war“.

Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn das ein dermaßen erfahrener und besonnener Mann wie Franz Fischler sagt (Abg. Steinacker: Ihr zitiert aber auch immer gerade, was euch passt, gell?!), dann können Sie sich schon die Tragweite dieser Entscheidung, die Sie heute treffen, entsprechend vorstellen! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Brandstätter.)

Wir werden Ihnen durch die namentliche Abstimmung, die wir beantragt haben, die Gelegenheit geben, auch namentlich dazu zu stehen, was Sie hier


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entscheiden – namentlich dazu zu stehen und in die Geschichte damit einzu­gehen, dass Sie die älteste Tageszeitung der Welt einstellen, dass Sie ein Kultur­gut zerstören, dass Sie die Medienvielfalt gefährden.

Sie können namentlich damit in die Geschichte eingehen, dass Sie eine unabhän­gige, gute Redaktion mit qualitätsvollen Redakteuren zerstören und eine hoch­dotierte Journalistenausbildung unter Kontrolle des Bundeskanzlers einführen, dass Sie in einer Zeit, in der hochwertige, qualitative Berichterstattung so dringend notwendig ist, um der Desinformation etwas entgegenzuhalten, diesen Schritt setzen.

Sie können aber auch in die Geschichte eingehen, indem Sie heute die Notbremse ziehen und nicht alle mitstimmen, sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen von den Grünen und von der ÖVP, und unserem Rückverweisungsantrag zustimmen. Diskutieren wir das noch einmal im Verfassungsausschuss! Schauen wir uns Modelle an und verwirklichen wir so das Moratorium von 18 Monaten, das die Redaktion sich wünscht, um entsprechende Rettungsmodelle auszuarbeiten! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Brandstätter.)

13.48 13.48.35


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ist seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Zunächst ist über die vorliegenden Rückverweisungsanträge abzustimmen.

Hinsichtlich Tagesordnungspunkt 2 liegt jeweils ein Rückverweisungsantrag des Abgeordneten Mag. Harald Stefan sowie des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried vor.


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Ich lasse daher sogleich darüber abstimmen, Tagesordnungspunkt 2, Entwurf betreffend ein Bundesgesetz über die Wiener Zeitung GmbH und Einrichtung einer elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplattform des Bundes in 2013 der Beilagen nochmals an den Verfassungsausschuss zu verweisen.

Ich ersuche jene Mitglieder des Hohen Hauses, die dafür eintreten, um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 2: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz über die Wiener Zeitung GmbH und Einrichtung einer elektronischen Verlautbarungs- und Informationsplattform des Bundes – WZEVI-Gesetz samt Titel und Eingang in 2013 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Es ist namentliche Abstimmung verlangt worden. Ich gehe daher so vor.

Die Stimmzettel, die zu benützen sind, befinden sich in den Laden der Abge­ordnetenpulte und tragen den Namen der Abgeordneten sowie die Bezeichnung „Ja“ – das sind die grauen Stimmzettel – beziehungsweise „Nein“ – das sind die rosafarbenen. Für die Abstimmung können ausschließlich diese amtlichen Stimmzettel verwendet werden.

Gemäß der Geschäftsordnung werden die Abgeordneten namentlich aufgerufen, den Stimmzettel in die bereitgestellte Urne zu werfen.

Ich ersuche jene Abgeordneten, die für den Gesetzentwurf sind, „Ja“-Stimm­zettel, jene, die dagegen stimmen, „Nein“-Stimmzettel in die Urne zu werfen. Bitte achten Sie sorgfältig darauf, nur einen Stimmzettel einzuwerfen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 269

Ich bitte nunmehr den Herrn Schriftführer, Abgeordneten Schallmeiner, mit dem Namensaufruf zu beginnen; Frau Abgeordnete Cornelia Ecker wird ihn später dabei ablösen. – Bitte schön.

*****

(Über Namensaufruf durch die Schriftführer:innen Schallmeiner und Cornelia Ecker werfen die Abgeordneten den Stimmzettel in die Wahlurne.)

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich bedanke mich bei der Schriftführung. Die Stimmabgabe ist beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hohen Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführung die Stimmenzählung vornehmen.

Die Sitzung wird zu diesem Zweck für einige Minuten unterbrochen.

13.55.55*****

(Die zuständigen Bediensteten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 13.55 Uhr unterbrochen und um 14.01 Uhr wieder aufgenommen.)

14.01.33*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf. Ich begrüße den Herrn Vizekanzler noch einmal hier im Parlament.

Ich darf das Abstimmungsergebnis bekannt geben:

Abgegebene Stimmen: 162; davon „Ja“-Stimmen: 88, „Nein“-Stimmen: 74.

Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 270

Gemäß § 66 Abs. 8 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Abstimmungsverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenommen.

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Baumgartner, Blimlinger, Brandweiner, Bürstmayr;

Deckenbacher, Diesner-Wais, Disoski;

Egger Kurt, El-Nagashi;

Fischer, Fürlinger;

Gahr, Gerstl, Gödl, Götze, Graf Tanja, Grebien, Großbauer, Grünberg;

Hamann Sibylle, Hammer Lukas, Hammer Michael, Hanger Andreas, Haubner, Hechenberger, Himmelbauer, Hintner, Höfinger Johann, Hofinger Manfred, Holzner, Hörl;

Jachs, Jeitler-Cincelli;

Kirchbaumer, Kopf, Koza, Kühberger;

Lindinger, Litschauer, Lopatka;

Marchetti, Maurer, Melchior, Minnich;

Neßler, Neumann-Hartberger, Niss Maria Theresia;

Obernosterer, Ofenauer Friedrich, Ottenschläger;

Pfurtscheller, Pöttinger, Prammer, Prinz;

Rausch Bettina, Reimon, Reiter, Ribo, Rössler;


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Salzmann, Saxinger, Schallmeiner, Scharzenberger, Scheucher-Pichler, Schmidhofer, Schnabel, Schwarz, Sieber Norbert, Singer Johann, Smodics-Neumann, Smolle, Stammler, Stark, Steinacker, Stocker, Stögmüller, Strasser;

Tanda, Tomaselli, Totter;

Voglauer;

Weber, Weidinger, Weratschnig, Wöginger;

Zarits Christoph, Zopf, Zorba.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Amesbauer;

Bayr, Becher, Belakowitsch Dagmar, Bernhard, Brandstätter Helmut, Brandstötter Henrike, Brückl, Bures;

Deimek, Doppelbauer, Drobits;

Ecker Cornelia, Ecker Rosa, Einwallner, Erasim;

Feichtinger, Fiedler, Fürst;

Graf Martin, Greiner Karin;

Hafenecker, Hauser, Herbert Werner, Herr, Hofer, Holzleitner, Hoyos-Trauttmansdorff;

Kainz, Kaniak, Kassegger, Keck, Köchl, Köllner, Kollross, Krainer Kai Jan, Krisper, Kucharowits, Künsberg Sarre, Kuntzl;

Laimer, Lausch, Leichtfried, Linder Maximilian, Lindner Mario, Loacker;

Margreiter, Matznetter, Meinl-Reisinger, Muchitsch;

Nussbaum;


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Oberrauner, Oxonitsch;

Rauch Walter, Reifenberger, Rendi-Wagner, Ries Christian;

Schatz, Scherak, Schroll, Seemayer, Seidl, Shetty, Silvan, Stefan, Steger Petra, Stöger Alois;

Tanzler, Troch;

Werner, Wimmer Petra, Wimmer Rainer, Wurm;

Yildirim.

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verletzung des ORF-Gesetzes durch Maulkorb-Erlass“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 3: Antrag des Verfassungsausschusses, seinen Bericht 2014 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 4: Antrag des Verfassungsausschusses, seinen Bericht 2015 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte auch hier jene Damen und Herren, die dafür sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.


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Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 5: Antrag des Verfassungsausschusses, seinen Bericht 2016 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Auch hier bitte ich jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 6: Entwurf betref­fend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesverfassungsgesetz über die Transparenz von Medienkooperationen sowie von Werbeaufträgen und Förde­rungen an Medieninhaber eines periodischen Mediums, das Medienkoope­rations- und -förderungs-Transparenzgesetz sowie das KommAustria-Gesetz geändert werden, in 2017 der Beilagen.

Hiezu haben die Abgeordneten Mag. Kurt Egger, Mag. Jörg Leichtfried, Mag.a Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag eingebracht.

Ich werde daher zunächst über die vom erwähnten Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag betroffenen Teile und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.

Da der vorliegende Gesetzentwurf ein Bundesverfassungsgesetz enthält sowie der erwähnte Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag sich darauf bezieht, stelle ich zunächst im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 1 der Geschäftsordnung die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der verfassungsmäßig vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten fest.

Die Abgeordneten Mag. Kurt Egger, Mag. Jörg Leichtfried, Mag.a Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen haben einen Zusatz- beziehungsweise Abände­rungsantrag betreffend Artikel 1 und 2 eingebracht.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehr­heit­lich angenommen.


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Ausdrücklich stelle ich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch das ist mehrheitlich angenommen.

Auch hier stelle ich ausdrücklich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.

Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Auch hier stelle ich ausdrücklich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 7: Antrag des Verfassungsausschusses, seinen Bericht 2018 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür sind, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 8: Antrag des Verfassungsausschusses, seinen Bericht 2019 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.


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14.06.039. Punkt

Bericht des Sportausschusses über den Antrag 3282/A(E) der Abgeordneten Christoph Zarits, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erarbeitung eines gesetzlichen Rahmens für Berufsgruppen im Sport (2025 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen nun zum 9. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.06.31

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Vizekanzler! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Ein Volleyballteam qualifiziert sich für die Teilnahme an der Champions League. Das ist ein erfreulicher Anlass, es wird gefeiert, und wenn die Feier vorbei ist, werden die ersten Arrangements für die Reise ins Ausland zum ersten Spiel getroffen. Mit dabei sind natürlich die Spieler:innen, das Trainer:innenteam, ein Physio­the­ra­peut, eine Physiotherapeutin, ein Arzt, eine Ärztin und jene Mitarbeiter, die für die Kleidung und für die Ausrüstung zuständig sind, und diese Menschen bilden dann gemeinsam diese große Gruppe, die zum Spiel anreist.

Diese Menschen sind dann gleichzeitig gemeinsam für mehrere Tage unterwegs. Das Turnier findet statt, es gibt Zeiten, da arbeitet man, und es gibt Zeiten, da hat man Ruhe, und all das wechselt sich ab, es ist sehr intensiv. Und dann muss man sich vorstellen: All diese Menschen haben unterschiedliche Arbeitsver­hältnisse – die Trainer:innen sind beim Club angestellt, die Physiotherapeuten sind selbstständig und machen das auf Honorarbasis, Gleiches gilt für die Ärzte; dann gibt es die für die Ausrüstung Zuständigen, die sind wiederum beim Club angestellt; dann gibt es Spieler, Spielerinnen, die das hobbymäßig machen; es


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gibt Spieler:innen, die beim Club angestellt sind. Das sind also unterschiedlichste Varianten der Beschäftigung, und alle haben gemein, dass sie an diesem Event teilnehmen müssen.

Jetzt gelten für manche arbeitsrechtliche Regelungen – Arbeitszeit, Ruhezeit –, für andere gelten sie nicht, und trotzdem muss man schauen, dass man alles so unter einen Hut bringt, dass im Endeffekt jeder in der gegebenen Situation eine Topleistung bringen kann, damit diese Mannschaft in die nächste Runde des Bewerbs kommt.

Genau diese Situation ist es, die uns dazu veranlasst hat, dass wir hier jetzt ein Gesetz in Ausarbeitung geben wollen, das Regelungen für den Berufssport und für Menschen, die hauptberuflich im Sport tätig sind, treffen soll. Es soll dieses Gewirr, dieses Durcheinander an unterschiedlichsten Bestimmungen, seien sie sozialversicherungsrechtlich, seien sie arbeitsrechtlich, seien sie steuerrechtlich, entwirren. All das braucht gemeinsame Begriffsbestimmungen, es braucht gemeinsame Definitionen, man muss wissen: Von wem spricht man denn bei den Personen, die hauptberuflich im Sport tätig sind?, denn Sie sehen, es ist ein sehr vielfältiger Bereich.

Aus diesem Grund machen wir das, was wir uns bereits im Regierungsprogramm vorgenommen haben: Wir arbeiten ein Berufssportgesetz aus.

Ich denke, es wird uns gelingen, gute Regelungen zu treffen, damit all diese Gegebenheiten gut geregelt sind und in Zukunft für alle, die hauptberuflich im Sport tätig sind, die richtigen und vor allem rechtlich haltbaren und rechts­sicheren Gegebenheiten herrschen können. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.10


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Elisabeth Feichtinger. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.



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14.10.12

Abgeordnete Elisabeth Feichtinger, BEd BEd (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Sport ist ein wichtiger Bestandteil im Leben vieler Österreicherinnen und Österreicher. Laut Statistik Austria sind rund 54 Prozent aktiv und schauen, dass sie jede Woche Sport machen. Ein Drittel mehr ist natürlich noch sportbegeisterter und schaut gerne dabei zu.

Jeder vierte und jede vierte Österreicher:in sind Mitglieder einer der 15 000 Sport­vereine in ganz Österreich. Nicht zuletzt aufgrund der herausragenden Leis­tungen aller unserer Sportlerinnen und Sportler, deren Teams, die rund um sie sind, des ganzen Stammpersonals, der Trainerinnen und Trainer, des Unter­stützungspersonals, und natürlich allen, die im Bereich Sport aktiv sind, ist das Interesse sehr, sehr groß.

Doch werden diese Leistungen honoriert? Es gibt keine flexiblen Arbeitszeit­regelungen, keine einheitlichen Urlaubs-, Karenz- und Pensionsanspruchs­regelungen, all das fehlt. Saisonale Sportler:innen müssen sich sogar außerhalb ihrer Saison beim AMS anmelden. Die Rahmenbedingungen für sportspezifische Berufe sind auf ganzer Linie ein Missstand und müssen dringend behoben werden.

Ja, das Beschäftigungsfeld Sport ist groß und atypisch, ja, es ist eine besondere Herausforderung, alle Berufsgruppen unter ein Dach zu bekommen und auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Von den Nachwuchsfußballer:innen im Mannschaftssport, von den Kugelstoßern im Einzelsport, von saisonalen Sportarten wie Skifahren, wie Eishockey bis hin zu ganzjährigen Sportarten wie dem Handball, von Trainern oder Trainerinnen bis hin zum Platzwart: Alle sollen ein einheitliches und gemeinsames Gesetz bekommen.

Es ist uns allen klar, Fakt ist, dass wir diese Menschen aktuell in der Luft hängen lassen. Gefordert ist nichts anderes als eine Rechtsmaterie sui generis, wie es


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heißt, ein Vertrag besonderer Art, der schon vor vielen Jahren gefordert worden ist.

Herr Sportminister, wir brauchen einfach eine schnelle Handlung. Sie müssen eine Arbeitsgruppe von Expertinnen und Experten zusammenstellen. Als Vizekanzler haben Sie auch die Möglichkeit, ministerienübergreifend diese Ergebnisse rasch zu fordern. Schauen wir, dass das schnell hier in den National­rat kommt, damit wir dieses Gesetz endlich beschließen können. Es braucht dringend eine Anerkennung dieser Berufe in Form eines Berufssportgesetzes und natürlich auch den Kollektivvertrag für alle Berufsgruppen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir als SPÖ unterstützen daher diesen Antrag für einen gesetzlichen Rahmen für Berufsgruppen im Sport, damit die Rechtsunsicherheiten bei diesen Arbeitsverhältnissen endlich ad absurdum geführt und beendet werden. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Prammer.)

14.13


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Petra Steger. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.13.06

Abgeordnete Petra Steger (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vize­kanzler! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause vor den Bildschirmen! Falls Sie sich schon einmal gefragt haben sollten, was eigentlich ein Alibiantrag ist, empfehle ich heute einen Blick auf die Parlamentshomepage und auf diesen heutigen schwarz-grünen Antrag zum Berufssportgesetz.

Hierbei handelt es sich nämlich um ein Lehrbuchbeispiel eines Antrages ohne wesentlichen Inhalt, der von Regierungsparteien nur deswegen gestellt wird, damit sie sich die Blöße ersparen können, zugeben zu müssen, dass sie zum wiederholten Male genau gar nichts auf die Tagesordnung gebracht haben.


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Anscheinend sind Sie mal wieder kurz vor der Ausschusssitzung drauf­gekommen, dass es wohl kein so gutes Bild abgibt, wenn man bereits zum vierten Mal hintereinander keinen einzigen Antrag in einem Ausschuss, der ohnehin nur zwei- bis dreimal im Jahr tagt, einbringt.

Ich habe mir das einmal angeschaut. Den letzten Entschließungsantrag von Schwarz-Grün gab es am 6.5.2021 und die letzte Regierungsvorlage von Ihnen, Herr Minister, am 26.11.2020. Vielleicht sind aber Sie, Herr Minister, nach drei Jahren in der Regierung jetzt auch endlich mal draufgekommen, ups, da gab es ja irgendetwas wie ein Regierungsprogramm mit einigen versprochenen Maß­nahmen und Reformen, wie eben einem Berufssportgesetz, da sollten wir zumin­dest einmal so tun, als ob wir uns eh drum kümmern.

Doch anstatt dass Sie Ihr Programm einfach umsetzen, fordern Sie sich mal wieder selber auf, aktiv zu werden – ich zitiere aus Ihrem Antrag –, die Probleme „für im Berufssport tätige Personen zu identifizieren“ – also noch nicht zu lösen – und entsprechende „Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten“. Wenn Sie sich jetzt erst auffordern, etwas zu erarbeiten, dann weiß ich jetzt schon, dass es sich in dieser Gesetzgebungsperiode mit Sicherheit nicht mehr ausgehen wird, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Ehrlich gesagt, Herr Vizekanzler, muss ich Sie schon fragen, ob Sie mittlerweile nicht langsam anfangen, sich für diese Arbeitsleistung zu genieren. Was haben Sie eigentlich die letzten drei Jahre getan, frage ich Sie, außer den Sport mit grundrechtswidrigen Lockdowns und jetzt mit der hohen Inflation in den Ruin zu treiben und – ja – mehr Geld auszuschütten, um den Schaden, den Sie ange­richtet haben, wieder ein wenig abzufedern? Wo sind Ihre Reformen, Herr Minister? Sie sitzen seit mehr als drei Jahren im Amt und bis heute waren Sie offensichtlich nicht in der Lage, sich mit den wesentlichen Stakeholdern für ein Berufssportgesetz zusammenzusetzen und eine Regierungsvorlage zu erar­beiten. Dann kommen Sie mit allen möglichen Ausreden daher und erklären uns, dass das eine unglaublich komplizierte Materie ist.


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Ja, selbstverständlich ist das keine einfache Materie, es betrifft Arbeitsrecht, Arbeitszeitregelungen, Wochenendbestimmungen, es gibt wesentliche Unterschiede zwischen Individualsportarten und Mannschaftssportarten, es geht um Ausbildungsentschädigungen, um Versicherungsfragen und vieles mehr. Abgesehen davon, dass Sie mittlerweile drei Jahre Zeit gehabt hätten, die wesentlichen Fragen zu lösen, fangen Sie ja nicht bei null an, denn es gab schon zahlreiche Vorarbeiten. Es stand schon in jedem Regierungsprogramm seit vielen, vielen Jahren.

Bereits 2004 gab es einen komplett fertigen Entwurf eines Berufssportgesetzes, legistisch fertig ausgearbeitet, sehr geehrte Damen. Was brauchen Sie eigentlich noch, um endlich dem Nationalrat irgendeinen sinnvollen Entwurf eines Berufssportgesetzes vorzulegen? Das Traurige bei dieser gewaltigen Missach­tung ist, dass es um ein wirklich unglaublich wichtiges Thema geht, das so viele Jahre bereits aufgeschoben und missachtet wird.

Es geht darum, endlich Rechtssicherheit für den Sport zu schaffen. Es geht darum, arbeitsrechtliche und sozialrechtliche Absicherung für die Athleten sicherzustellen, etwas, das für andere Berufsgruppen eine Selbstverständlichkeit ist. Deswegen muss mit diesen Ausreden endlich Schluss sein, und aus diesem Grund werden wir, auch bei aller Kritik an diesem Antrag, allem zustimmen, was nur irgendwie einem Berufssportgesetz vielleicht hilft, auf den Weg zu kommen.

Das, was Sie hier wieder leisten, sehr geehrter Herr Sportminister, ist aber wieder einmal viel zu wenig. Die österreichischen Athleten hätten sich wirklich mehr verdient als Ihr offensichtliches Desinteresse. (Beifall bei der FPÖ.)

14.17


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Christoph Zarits. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 281

14.17.15

Abgeordneter Christoph Zarits (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Meine geschätzten Damen und Herren Abgeordnete! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor den Fernsehgeräten! Ich denke, anschließend an die Rede von Frau Kollegin Steger kann man sagen, dass nicht das Erzählte reicht, sondern das Erreichte zählt.

Wir haben in den letzten drei Jahren sehr, sehr viel miteinander zusammen­gebracht, Herr Bundesminister, Herr Vizekanzler. Wir haben ein Rekordbudget mit 231 Millionen Euro auf die Beine gestellt. Wir haben die Besondere Sportförderung von 80 auf 120 Millionen Euro erhöht – plus 50 Prozent, das ist auch eine jahrzehntelange Forderung der Dach- und Fachverbände gewesen. Diese Bundesregierung mit unserem Bundesfinanzminister Magnus Brunner und unserem Sportminister Werner Kogler hat dieses bewältigt. (Abg. Steger: Wenn man Milliarden Schulden macht, ist ... auch nicht mehr so schwierig!)

Wir haben auch im Bereich des Freizeitsports und auch für die Vereine sehr, sehr viel geleistet. Wir haben die pauschale Reiseaufwandsentschädigung auf 720 Euro erhöht. Ich denke, wir haben vieles geleistet, auch in der Corona­pandemie, als wir ein starker Partner für die Verbände, für die Vereine waren, und auch jetzt, wenn wir den Vereinen, den Verbänden mit 15 Millionen Euro helfen, was die Energiekrise betrifft.

Meine geschätzten Damen und Herren, wir wollen mit unseren Maßnahmen, die ich jetzt beschrieben habe, Österreich von einem Sportland zu einer Sportnation machen. Was bedarf es dafür? – Das wurde heute schon ausführlich von meiner Kollegin Sirkka Prammer angesprochen: Wir brauchen natürlich ein Berufs­sportgesetz, das auch funktioniert. Wir wissen, dass wir da Handlungsbedarf haben – wir haben schon seit Längerem Handlungsbedarf. In den verschiedens­ten Regierungskonstellationen wurde dieses Thema immer wieder aufs Tapet gebracht.


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Wir wollen heute mit unserem Entschließungsantrag eines bewirken, nämlich dass wir mit den wichtigsten Stakeholdern aus Sport und Wissenschaft und natürlich auch mit den Sozialpartnern, die wir auch dafür brauchen, wieder in den Dialog treten. Dieses Thema ist sehr, sehr komplex und ist nicht einfach zu lösen, das wissen wir, denn sonst hätten wir es wahrscheinlich schon vor 20 Jahren unter einem roten Sportminister oder unter einem blauen Sportminis­ter gemacht. Ich bin aber davon überzeugt – wir haben es auch bei der Höhe der Sportförderung gesehen –, dass wir die großen Brocken anpacken und auch dieses Thema gemeinsam mit Vizekanzler Kogler und mit unserem Koalitionspartner bewältigen werden.

Es geht darum, dass wir natürlich Regelungen für die Arbeitszeit brauchen, wir brauchen auch Regelungen betreffend Arbeitsruhegesetz, wir brauchen natürlich auch Regelungen, was den Minderjährigenschutz betrifft, auch bei Themen wie etwaiger Ausbildungsentschädigung braucht es Mindeststandards. Es ist für uns wichtig, dass wir hier heute den Startschuss setzen.

Der Sport ist in seiner Gesamtheit auch sehr, sehr komplex. Es gibt die verschie­densten Sportarten, es gibt saisonabhängige Sportarten. Nicht jede Sportart ist gleich: Es gibt den Mannschaftssport auf der einen Seite, es gibt den Einzelsport auf der anderen Seite. All diese Sportarten gemeinsam mit den Themen, die ich vorhin angesprochen habe – Arbeitszeit, Arbeitsruhe­gesetz, Minderjährigen­schutz und so weiter und so fort –, unter einen Hut zu bringen, ist natürlich ein Prozess, den wir heute starten wollen, gemeinsam mit unserem Bundesminister Werner Kogler, gemeinsam mit den Sozialpartnern, gemeinsam mit den Verbänden, gemeinsam mit den Stakeholdern aus dem Sport – es ist wichtig, dass der organisierte Sport da auch mitredet –, gemeinsam mit der Wissenschaft und natürlich auch gemeinsam mit der Politik.

Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir vieles auf den Weg bringen, gerade im Bereich des Sports. Ich bin davon überzeugt, dass heute hier mit


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diesem Startschuss auch der nächste Meilenstein in Angriff genommen wird. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

14.21


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Yannick Shetty. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.21.13

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrter Zuseherinnen und Zuseher! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die Regierungsfraktionen ÖVP und Grüne ersuchen mit dem Antrag, den wir heute diskutieren, Sie, Herr Sportminister, den Rahmen für ein Berufssportgesetz zu setzen. – So weit, so klar; so weit, auch so gut. Das befürworten wir.

Ich stelle aber die Frage – ich wiederhole die Frage, Herr Minister, die ich auch schon im Ausschuss gestellt habe –: Warum machen Sie es nicht einfach? Was ändert sich für Sie durch diesen Antrag, den wir heute beschließen und der noch dazu unverbindlich ist? Was ändert sich durch diesen eigenartigen Antrag der Regierungsfraktionen, in dem sie sich selber auffordern, etwas zu tun?

Die Kernaufgabe des Nationalrates ist es, Gesetze zu beschließen, Gesetze zu ändern. Ich frage Sie – ich weiß nicht, ob Sie es wissen, Herr Minister –, wie viele Regierungsvorlagen, Initiativanträge in dieser Legislaturperiode im Sportaus­schuss waren. Ich weiß nicht, ob Sie es wissen: eine, eine einzige Gesetzes­vor­lage im Ausschuss!

Sie alle, wir alle werden dafür bezahlt – gut bezahlt –, dass wir arbeiten – dass wir arbeiten und nicht, dass wir die verlängerte Werkbank der Bundesregierung sind. Seien wir uns doch ehrlich! Der einzige Grund, warum es diesen Antrag überhaupt gibt – der total nichtssagend ist, weil er einfach das kopiert, was schon im Regierungsprogramm steht –, ist: weil auf der langen Tagesordnung


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des Ausschusses ganz viele Anträge waren – die waren aber alle von den Oppo­sitionsparteien –, Sie alle Anträge schubladisiert und vertagt haben und sich dann doch gedacht haben: Das ist schon ein bisschen komisch, wenn wir dann ein Plenum haben und es kommt kein einziger Antrag ins Plenum. Dann bringen wir doch einen Antrag ein, in den wir das reinschreiben, was eh im Regierungs­programm steht, um das ein bisschen zu vertuschen.

Das ist der einzige Grund, und das finde ich ärgerlich. Ich finde diese Praxis ärgerlich. Ich möchte Sie fragen, liebe Kolleginnen und Kollegen, insbesondere von den Regierungsparteien: Glauben Sie wirklich, dass jede Idee, dass jeder Antrag, der von der FPÖ, von der SPÖ oder von uns NEOS kommt, Blödsinn ist, dass das schlechte Ideen sind? Glauben Sie das wirklich? – Ich hoffe nicht. Ich würde nie sagen, dass da jede Idee, auch von einer Partei, die mir ideologisch vielleicht ganz fern ist, schlecht ist, dass da jeder Antrag Blödsinn ist.

Deswegen verstehe ich diese Praxis nicht, dass da alles von der Opposition immer vertagt wird, so auch heute. Ich finde das einfach wahnsinnig ärgerlich. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Steger.)

Ich finde, das sollte hier der Ort sein, wo ein Wettbewerb der besten Ideen statt­findet – und gute Ideen gibt es in jeder Fraktion. Das soll unsere Aufgabe als Abge­ord­­nete sein: zu streiten, was die besten Ideen sind, und dann zu Lösungen zu kom­men. Da wäre zum Beispiel ein Antrag für eine Strategie für einen bes­seren Schwimm­unterricht in Österreich, den wir diskutiert haben. 160 000 Kinder können nicht schwim­men, und so ein Antrag wird dann vertagt, der wird dann schubladisiert.

Insbesondere an die Grünen sei das noch gerichtet: Dass gerade von der Partei, die über Jahrzehnte mit erhobenem Zeigefinger mehr Parlamentarismus ein­gefordert hat, mehr Zugehen aufeinander gefordert hat, just in jenem Ausschuss, in dem Ihr Minister zuständig ist, just in jenem Ausschuss, in dem Sie die Vor­sitzende stellen, dieses Verhalten besonders pervertiert wird, finde ich beschä­mend, finde ich enttäuschend – aber nicht nur wir, sondern auch viele Ihrer Wählerinnen und Wähler. (Beifall bei den NEOS.)

14.24



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 285

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Petra Tanzler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.24.40

Abgeordnete Petra Tanzler (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vize­kanzler! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Der Sport war und ist ein wichtiger Bestandteil in unserer Gesellschaft, in unserem Land, aber kaum jemand weiß, dass die Rahmenbedingungen für die Beschäftigten und für die Aktiven einer dringenden Anpassung bedürfen.

Das Arbeits-, Steuer- und Sozialversicherungsrecht hat da tatsächlich großen Nachbesserungsbedarf, um eine Absicherung in diesen sportspezifischen Berufen zu gewährleisten. Wir begrüßen es daher, dass mit diesem Entschließungs­antrag nun seit wirklich langer Zeit endlich ein erster Schritt in diese Richtung möglich wird, und werden diesem Antrag auch zustimmen. Dies ist wie gesagt aber nur ein erster Schritt und es ist nur ein Antrag. Es ist noch lange kein Gesetz.

Da kann ich an die Ausführungen meines Kollegen Shetty anschließen: Es ist noch nichts Konkretes passiert. Es wurde mit jenen, die Sie einbinden wollen, noch nicht gesprochen, auch nicht mit dem Askö zum Beispiel, wie wir wissen. Wie Sie in Ihrem Antrag auch schreiben, steht dieses Vorhaben eines Berufs­sportgesetzes in Ihrem Regierungsprogramm. Und auch ich stelle hier die Frage, wieso Sie einen Entschließungsantrag brauchen, um Ihren eigenen Minister dazu aufzufordern, etwas zu tun. Warum gibt es nicht schon längst eine Regie­rungsvorlage dazu?

Es braucht eine sachgerechte, eine rechtliche und vor allem eine rasche Lösung. Also wir stimmen zu. Und damit das auch wirklich zeitgerecht umgesetzt wird, bieten wir Ihnen auch unsere Unterstützung an. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

14.26



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 286

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Karl Schmidhofer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.26.20

Abgeordneter Karl Schmidhofer (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Herr Sport­minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer auf der Galerie und jene, die von zu Hause aus diese Nationalratssitzung mitverfolgen! Basis für einen erfolgreichen Sport in Österreich sind die über 500 000 Funktionärinnen und Funktionäre, die für den Sport ehrenamtlich arbeiten und die in 15 000 Vereinen Verantwortung tragen. 2,8 Millionen Sport­lerinnen und Sportler werden von diesen Vereinen mit ihren Funktionärinnen und Funktionären organisiert.

Frau Tazler (Ruf bei der SPÖ: Tanzler!), wenn Sie sagen, dass der Askö da noch nichts weiß oder noch nicht eingebunden wurde, dann muss ich Ihnen entgeg­nen: Der Herr Altlandeshauptmann aus dem Burgenland (Abg. Michael Hammer: Das war noch ein Gscheiter!) ist der Vorsitzende der Sport Austria und er hat sehr wohl das Wissen, was für dieses Berufssportgesetz notwendig ist, und ist auch in Allianz mit dem Sportminister und – ich weiß es vom Österreichischen Skiverband – auch mit der Präsidentin; das nur als Beispiel.

Frau Kollegin Steger, Sie kommen heraus und sagen, dass wir im Sport nichts tun, der Sportminister nichts tut. (Abg. Steger: Die Statistik spricht gegen Sie!) Ich sage Ihnen tatsächlich: Das Sportbudget wurde um 50 Prozent auf 231,5 Mil­lionen Euro erhöht. (Abg. Steger: Wie viele neue Schulden haben Sie gemacht?) Das haben vorher, seit 2013, vier Minister nicht geschafft: Gerald Klug von der SPÖ, Hans Peter Doskozil von der SPÖ. Wer hat es noch nicht geschafft? (Abg. Steger: Sagen Sie dazu, wer der Finanzminister war zu dieser Zeit!) – Kunasek von der FPÖ, Strache von der FPÖ. Wer schafft die Erhöhung des Sportbudgets für unsere vielen Vereine und Funktionäre in Österreich? (Abg. Steger: Ihr verhindert, dass ...! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Die Bundesregierung der ÖVP mit den


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Grünen. Danke, Herr Sportminister! Danke, Herr Finanzminister! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Weil Sie das Berufssportgesetz angesprochen haben, Frau Kollegin Steger von der FPÖ, muss ich Ihnen gleich noch eine Antwort geben: Seit 2009 gab es die Sportminister Darabos, Klug und Doskozil von der SPÖ, Kunasek und Strache von der FPÖ, fünf Minister, die auch nichts auf den Weg gebracht haben. (Abg. Steger: Kunasek war zwei Wochen! – Zwischenruf des Abg. Lausch.) Und jetzt kommt die grün-schwarze Bundesregierung mit unserem Sportminister und unserem Finanzminister, die dieses Berufssportgesetz gemeinsam mit dem Ausschuss auf den Weg bringen. (Abg. Steger: Im Gegensatz zu Ihnen hat er ...!)

Also ich weise das zurück. Sie arbeiten jahrelang nicht und kommen heraus (Zwischenruf der Abg. Steger), weil wir das jetzt zum Wohle der Sportlerinnen und Sportler, zum Wohle der Berufssportler:innen, auch der Funktionäre einbringen. Es wird zu deren Absicherung gearbeitet – was Sie in den letzten Jahren nicht gemacht haben. Danke, Herr Sportminister! Wir sind gut aufgehoben. (Abg. Steger: Nicht lachen! Das glauben Sie ja selbst nicht, dass ...!)

Diese Bundesregierung hat gute Rahmenbedingungen in alle Richtungen geschaffen, das wurde vom Kollegen Zarits schon aufgezählt. In der Pandemie haben wir gut gehandelt, die Vereine und auch die Sportgroßveranstal­tungen wurden unterstützt. Ich erinnere noch einmal an die Formel 1. Wir waren das erste Land weltweit, das wieder gestartet ist, und, und, und.

Dinge wie die Sportstrategie und das Berufssportgesetz, die auf den Weg gebracht werden, haben Sie von FPÖ und SPÖ nicht zusammengebracht. (Abg. Steger: Wir haben eine fertige Sportstrategie auf den Weg gebracht! ... als Fakenews bezeichnen! – Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Wir von Grünen und ÖVP haben damit begonnen und werden das zum Wohle der Sportle­rinnen und Sportler auch umsetzen. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Lausch: Ihr von den Grünen! Ja! – Abg. Ries: Ihr Grüne!)

14.30



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 288

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Alexander Melchior. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.30.18

Abgeordneter Alexander Melchior (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher auf der Galerie! All jene, die sich auf der Galerie befinden oder uns von woanders zusehen, werden, nachdem sie die Rede der Kollegin Steger oder auch die Rede des Kollegen Shetty gehört haben – die beide sehr vehement vorgetragen haben –, ein bisschen verwundert sein. (Abg. Lausch: Verwundert sind wir dann, wenn ...!) Sie werden nachher noch mehr überrascht sein, wenn sie sehen, dass Sie diesem Antrag zustimmen. (Abg. Steger: Haben wir beide gesagt!) – Es ist auch gut so, dass Sie da zustimmen, weil das wirklich ein wichtiger Entschließungsantrag ist.

Lieber Kollege Shetty, ich bin immer froh, wenn die Opposition an dem Punkt anlangt, an dem es heißt: Es geht um den Kampf der besten Ideen! Wir sollten uns da einbringen, wir sollten das machen! – Ich bin völlig deiner Meinung. Ich möchte selbstbewusst genug sein, um sagen zu können – auch in Richtung des Sportministers –, eine Initiative kann ja auch aus dem Parlament kommen. Wir können auch sagen, dass wir uns gemeinsam in diesen Prozess einbringen wollen. Ich glaube – ich schätze ihn so ein –, der Vizekanzler ist froh, wenn du mit deiner Expertise zur Seite stehst, Kollege Shetty, er ist froh wenn du, Petra Steger, mit deiner Expertise zur Seite stehst und wir das Bestmögliche für die Sportlerinnen und Sportler umsetzen. (Beifall bei der ÖVP sowie Bravoruf des Abg. Haubner. – Abg. Shetty: Das ist zynisch!)

Es ist gerade im Sportbereich in der letzten Zeit so viel gelungen, und das ist extrem wichtig. Karl Schmidhofer hat erwähnt, wie viele Funktionärinnen und Funktionäre, Sportlerinnen und Sportler, Betreuer:innen die Sportnation Österreich gestalten. An dieser Stelle möchte ich allen Danke sagen – jenen, die das beruflich machen, aber vor allem auch jenen, die das ehrenamtlich machen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 289

An dieser Stelle einen ganz besonders herzlichen Dank an den Verein BAC Baden aus meiner Heimatgemeinde – Niki Scherak kennt den Verein auch gut. Ich danke euch, dass ihr euch so einsetzt! Ich danke euch, dass ihr die Kinder wirklich großartig betreut und dass ihr vor allem uns Eltern aushaltet. Das, was ihr macht, ist wirklich großartig.

Zu guter Letzt möchte ich mich bei allen bedanken, die an diesen Prozessen mitarbeiten. Es wurde bereits vorhin von den guten Teams gesprochen. Ich glaube, wir sind ein sehr gutes Team. Christoph Zarits ist es immer unangenehm, wenn ich das mache: Ich möchte mich sehr herzlich bei dir bedanken. Ich möchte mich bei Kollegin Prammer bedanken. Was ihr in letzter Zeit gemeinsam mit dem Sportminister im Bereich Sport gemacht habt, ist wirklich heraus­ragend.

Wir haben auch von Teams und Betreuerstäben gesprochen: Er ist jetzt leider nicht im Saal, ich möchte mich aber auch ganz herzlich bei unserem Referenten im Klub, Roman Kunyik, bedanken, der ein wirklicher Treiber bei diesen Themen und ein wirklich verlässlicher Partner in dieser Sache ist. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Abg. Scherak.)

14.33 14.33.04


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 2025 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Erarbeitung eines gesetzlichen Rahmens für Berufsgruppen im Sport“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen. (316/E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 290

14.33.3610. Punkt

Bericht des Sportausschusses über den Antrag 2898/A(E) der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortiger Stopp der Sanktionen gegen russische Sportler (2026 d.B.)

11. Punkt

Bericht des Sportausschusses über den Antrag 3205/A(E) der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufrechterhaltung der Sportsanktionen nach einem Jahr Krieg und Verbrechen (2027 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zu den Punkten 10 und 11 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.34.17

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Als Erstredner möchte ich einleitend kurz erklären, worum es nun geht. Es geht um die Frage, inwieweit russische und weißrussische Sportler sanktioniert werden sollen, also von Sportveranstaltungen, insbesondere von Olympischen Spielen, ausgeschlossen werden sollen. Da gibt es zwei unterschiedliche Extremstandpunkte. Den einen wird Kollege Shetty dann, nehme ich einmal an, noch erläutern. So viele, wie Sie glauben, sind es nicht, die für den Standpunkt, den Shetty und einige andere auch vertreten, stehen – das werde ich dann noch erläutern.

Sie sagen, diese Sportler gehören alle ohne Wenn und Aber ausgeschlossen. Der Standpunkt der Freiheitlichen Partei ist, dass die Politik sich nicht auch noch in den Sport einmischen sollte. (Abg. Zarits: Ihr macht es aber!) Wir sind der Meinung, Sportler haben das Recht, das Menschenrecht auf Teilnahme am kulturellen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 291

Leben – laut Vereinten Nationen ist das ein Menschenrecht – und sollten eben nicht sanktioniert werden. Im Spannungsfeld dieser beiden Extrempunkte spielt sich das Ganze ab.

Es gibt seit über einem Jahr Krieg und das wirtschaftliche Sanktionsregime. Der Standpunkt der Freiheitlichen Partei zur Sinnhaftigkeit und zur Wirkungsmacht dieser Sanktionen ist ja bekannt: Die sind allerhöchstens schädlich für die euro­päische und österreichische Wirtschaft und auf keinen Fall oder nur sehr, sehr bedingt schädlich für die russische Wirtschaft. Ich sage nur, Russland hat letztes Jahr einen Handelsbilanzüberschuss von 310 Milliarden Euro erwirtschaf­tet, wohingegen wir hier in Europa mit Teuerungskrisen und einem Wegrutschen der wirtschaftlichen Stabilität zu kämpfen haben.

Darüber hinaus wird Russland durch diese Sanktionspolitik selbstverständlich in die Arme anderer getrieben. Ich sage nur Brics; die Brics-Staaten sind stärker denn je, die Europäische Union ist schwächer denn je – so viel zu den Wirtschafts­sanktionen. Darum geht es aber nicht. Wir kennen Ihre Meinung zu diesem Sanktionsregime, Sie rufen nach noch mehr Sanktionen, noch mehr Sanktionen. Wobei – das ist ganz eigenartig, das ist ja auch willkürlich und unlogisch, nicht rund und geschlossen – es auf Gas komischerweise keine Sanktionen gibt und auf Uran auch nicht. Warum wohl nicht? – Möglicherweise weil die Franzosen Uran für ihre Atombrennstäbe brauchen? Das alles ist nicht logisch, da herrscht ein hohes Maß an Willkür.

Ich komme zu den Sportlern: Nicht genug, dass es Wirtschaftssanktionen gibt, jetzt wollen Sie auch noch die Sportler sanktionieren und ausschließen. Ich möchte auf noch etwas hinweisen: Ich berichte jetzt von der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Wir haben heute Abend noch die Wahl eines Mitglieds vorzunehmen. Ich habe die Ehre, für die Freiheitliche Partei gemein­sam mit Kollegen Graf in dieser Parlamentarischen Versammlung zu sitzen. Dort gab es eine hochinteressante Diskussion genau dieses Thema betreffend. Die, sage ich einmal, üblichen Verdächtigen wollen natürlich auch über dieses internationale Gremium Sportler ausschließen. Wir kennen die Stellungnahme


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beziehungsweise den Vorschlag des Internationalen Olympischen Komitees, über den wir heute sicher noch reden werden: „Recommended Conditions“ für deren Teilnahme.

Jetzt liegt einmal ein Vorschlag vor, der noch nicht beschlossen worden ist. Es geht darum, dass Sportler aus Weißrussland und Russland unter Umständen, unter bestimmten Bedingungen doch teilnehmen können. Es hat dazu ein Hearing der Vertreter des IOC gegeben oder besser: von drei Vertretern des IOC und der Vertreter der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Es ist sozusagen die europäische Seifenblase, die europäische Bubble, die europäische Käse­glocke, innerhalb derer wir uns bewegen. Wenn man sich auf der Weltkarte anschaut, wer bei den Sanktionen mitmacht – sowohl wirtschaftlich, aber auch im Sport­be­reich –, dann wird man feststellen, dass die übrige Welt – also außer Europa, den USA und Japan – nicht unserer Meinung ist.

Diese Erkenntnis sollte in den europäischen Organisationen, und da rede ich nicht nur vom Europarat, sondern auch von der Europäischen Union in Brüssel, einmal Platz greifen. Wir sind nicht alleine auf der Welt – Punkt eins. Punkt zwei: Unsere Maßstäbe und Werte sind nicht der Maßstab für die ganze Welt. Da gibt es auch noch andere Zugänge, insbesondere was die Menschenrechte betrifft. Meines Erachtens widerspricht das Verhalten der Parlamentarischen Versamm­lung des Europarates da völlig dem, was postuliert wird.

Es gibt, und da zitiere ich jetzt die entsprechende Sonderbeauftragte der Verein­ten Nationen, Frau Xanthaki, ein Recht auf Teilnahme am kulturellen Leben. Was Sie hier machen oder vorschlagen, ist eine klassische Diskriminie­rung. Das stammt nicht von mir, sondern von der Frau Professorin, die das sehr wohl auch inhaltlich abdeckt. Es ist eine klassische Diskriminierung, wenn jemand – wie in diesem Fall – nur wegen einer Zugehörigkeit zu einer Nation ausgeschlossen wird. Da passiert eine vollkommene Vermischung von Staats­verhalten mit individuellem Verhalten. Blankoscheckartig sollen alle ausgeschlos­sen werden.


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Was bitte können die Sportler dafür? Lassen Sie doch die Politik aus dem Sport draußen! Es hat sich dazu im Übrigen auch eine afrikanische Sportlerin, die Vertreterin der afrikanischen Sportler, zu Wort gemeldet. Ich versuche zu übersetzen: Athleten sollten niemals den Preis für einen Konflikt zahlen. – Sie hat auch artikuliert, dass sie die vollste Unterstützung der afrikanischen Sportler, die sie vertritt, hat, wenn sie sagt, dass derartige Ausschlüsse vollkommen überschießend sind, das Menschenrecht auf Teilnahme am kulturellen Leben verletzen und diskriminierend sind. Diese Kurve kriegen Sie nicht.

Besonders gut gefallen hat mir die Position eines armenischen Ringers, Welt­meisters und Silbermedaillengewinners, der gesagt hat: Wir sind schon seit langer Zeit im Krieg mit Aserbaidschan um Nagorny-Karabach. Ich habe niemals gefordert, dass aserbaidschanische Sportler ausgeschlossen werden. Ich habe das niemals gefordert. Wir sind Athleten, wir haben mit dem Krieg nichts zu tun. Wir sind der Olympischen Charta verpflichtet, den olympischen Werten, den Ideen, und in diesen steht eben keine Diskriminierung. Er hat gesagt: Politiker zerstören den Traum des Sportlers. Sport darf nicht als Instrument politischer Bestrafung missbraucht werden. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich ersuche Sie doch eindringlich, da nicht Ihre vollkommen falsche grundsätz­liche Politik weiter zu verfolgen, überschießend zu sanktionieren, geradezu mit Schaum vor dem Mund auch über alle Sportler drüberzufahren und diese zu diskriminieren. Denken Sie nach, machen Sie da eine Kehrtwende und unterstüt­zen Sie den Antrag, den Kollegin Petra Steger gestellt hat, der natürlich von der Mehrheit abgelehnt wurde, nämlich dieses Sanktionsregime bitte nicht auch noch auf den Sport auszudehnen. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

14.41


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.



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14.41.30

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Herzlich willkommen zurück in Österreich 2023! Olympische Spiele stehen bevor, und worüber wir hier sprechen, ist, unter welchen Umständen es möglich ist, dass Sportlerinnen und Sportler, die Staatsangehörige der Russischen Föderation sind, möglicherweise an Olympi­schen Spielen teilnehmen können, ohne dass man es ermöglicht, dass Russland, das einen verbrecherischen Angriffskrieg begonnen hat und dabei zahlreiche Kriegsverbrechen begeht, diese Spiele als Plattform für politische Agitation verwenden kann. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Das ist es, worüber wir diskutieren, und darüber hat sich natürlich auch das Internationale Olympische Komitee Gedanken gemacht und hat Regelungen, Bestimmungen, Richtlinien erarbeitet, die allerdings noch sehr viel an Präzisie­rung benötigen, damit man da auf einen guten Weg kommen kann.

Eines ist schon klar: Natürlich haben wir als Österreich, als Europa andere Standards als andere Nationen, das aber auch aus sehr gutem Grund, denn wir in Europa haben seit sehr, sehr langer Zeit eine Friedensordnung, unter der wir alle gemeinsam gut leben können, und an dieser Friedensordnung halten wir fest, und diese Friedensordnung wurde seit dem Zweiten Weltkrieg nicht verletzt, erst jetzt durch diesen Angriffskrieg von Russland. (Abg. Kassegger: Aha, das sagen Sie einmal den Belgradern! Das sagen Sie einmal in Belgrad!) Das ist natürlich schon ein Unterschied zu vielen afrikanischen Staaten, die sehr wohl zu Recht darauf hinweisen, dass es dort immer wieder kriegerische Konflikte gibt und dort natürlich Maßstäbe angelegt werden, die wir nicht anlegen. (Abg. Martin Graf: Was war da mit Serbien?) Auch darüber könnten wir einmal sehr intensiv nach­denken.

Das bedeutet aber nicht, dass wir uns nicht auch über das, was wir hier reden, wirklich Gedanken machen müssen. Natürlich leben Athletinnen und Athleten von ihrem Sport und für ihren Sport, und es ist für sie wichtig, dass es eine


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Möglichkeit gibt, dass sie an Bewerben teilnehmen können, wenn man die schaffen kann. Was aber nicht passieren darf, ist, dass diese Bewerbe, dass diese Spiele eine Plattform bilden, damit Russland sich dort präsentieren kann. Noch viel schlimmer ist es ja, diese Plattform durch diesen Antrag in das Parlament zu tragen und immer wieder völlig gegen alle Fakten vor sich her zu tragen, dass es die Sanktionen wären, die etwas anrichten. Sie sind eine Notwehrmaßnahme, die man ergreift, weil es einfach die einzige Möglichkeit ist, wie wir uns als Europa zur Wehr setzen können, wie wir unsere Werte verteidigen können und wie wir zu dem stehen können, wofür wir stehen, was wir sind und wie wir sein wollen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

14.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Mag. Yannick Shetty. – Bitte schön, Herr Abgeordneter. (Abg. Martin Graf: Am besten wäre eine Nato-Invasion! – Abg. Lukas Hammer: Was? – Abg. Martin Graf: Na ja!)


14.45.00

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Herr Sportminister! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle­gen! Über 2 000 Bildungseinrichtungen in der Ukraine sind mittlerweile zerstört, es gibt Zehntausende Hinweise auf russische Kriegsverbrechen, Tausende Kinder, die nach Russland verschleppt worden sind. Das ist der traurige Zwi­schen­stand nach mehr als einem Jahr Krieg durch Russland auf seinem Eroberungs­feldzug in der Ukraine. Es ist nicht nur ein Kampf gegen die Ukraine, der dort auf dem Schlachtfeld geführt wird, sondern ein Kampf gegen Europa, gegen eine offene Gesellschaft, in der die Menschenwürde unantastbar ist, gegen das, worauf unser Wohlstand in Europa aufgebaut ist. Putin will das alles zerstören, und die Ukraine ist da nur der Anfang.

Was hat das mit dem Sport zu tun? Was hat das mit dem Sportausschuss zu tun? – Sie haben von den Kolleginnen und Kollegen schon gehört, dass das Internationale Olympische Komitee, das im Übrigen auch mit dem Kreml eng


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verbandelt ist, befürwortet, dass Sportlerinnen und Sportler aus Belarus und Russland bei den Olympischen Spielen künftig wieder antreten können sollen. Ich finde, das ist ungeheuerlich. Stellen Sie sich vor, dass ein Ringer aus Butscha, der Teile seiner Familie durch russische Kriegsverbrechen verloren hat, bei den Olympischen Spielen in einem sportlichen Wettbewerb mit einem russischen Heeressportler in den Ring steigen muss! Das ist doch undenkbar. Das kann man sich doch gar nicht vorstellen! Ich kann mir gar nicht vorstellen, was das für ein Gefühl sein muss, was das für eine Demütigung sein muss.

Aber diese Russlandconnection, die reicht nicht nur ins Internationale Olympi­sche Komitee, die Freunde Putins Österreich, die FPÖ, die sitzen auch hier im Parlament, und sie setzen auch das um, was der Kreml sich wünscht. Sie setzen genau das um, was die dort diktieren. (Abg. Kassegger: Und du setzt um, was sich die Amis wünschen, Freund!) Sie beantragen nämlich, dass alle Sanktionen, alle Sportsanktionen – so weit geht nicht einmal das Olympische Komitee – gegen Russland zurückgenommen werden sollen. Dabei müssten doch gerade Sie, Kollege Kassegger, der Sie auf die wirtschaftlichen Sanktionen eingegangen sind und meiner Meinung nach zu Unrecht sagten, dass die Wirtschaftssanktionen der Wirtschaft schaden – ja, natürlich tut uns das als Europa auch etwas, aber unrichtig ist, dass sie uns mehr schaden als Russland –, Sanktionen, die keinen Cent kosten, aber dafür eine doppelte Wirkung entfachen, befürworten. Deswegen verstehe ich Ihre diesbezügliche Position gar nicht. Die Sportsank­tionen kosten nämlich keinen Cent, aber sie spalten erstens die Eliten in Russland – Russland ist ein Land, in dem Sport einen extrem hohen Stellenwert, eine extreme Bedeutung hat (Abg. Kassegger: Sie spalten die Welt, nur kriegen Sie das nicht mit!) – und vor allem bringen sie die Bevölkerung zum Nachdenken, weil nicht einmal die Kreml-Propaganda verhindern kann, dass die Menschen mitbekommen, dass keine Sportlerinnen und Sportler an den Olympischen Spie­len in Paris teilnehmen.

Wir sollten nicht vergessen, dass Sportgroßveranstaltungen immer schon, und deswegen gehen Ihre Aussagen auch völlig daneben, für Propagandazwecke


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missbraucht worden sind. Da kann man weit oder kürzer in die Geschichte zurückschauen. Das war immer schon so, und so ist es auch mit Russland. Ein Ausschluss von Sportlerinnen und Sportlern würde tatsächlich dazu beitragen, Russland von der zivilisierten Welt zu isolieren, aber das wollen Sie und Ihre Kollegen gerade nicht, weil Sie nicht, wie Sie vorgeben und wie es sich Ihre Wählerinnen und Wähler erwarten, Österreichs Interessen vertreten, sondern die von Putins Russland. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Stögmüller. – Abg. Kassegger: Das kommentiere ich jetzt nicht einmal! – Abg. Martin Graf: Wollen Sie den afrikanischen Staaten sagen, sie sind unzivilisiert? Das ist ja unerhört! Das ist ja wirklich unerhört!)

14.48


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Maximilian Köllner. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.48.37

Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Herr Präsident! Herr Sport­minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sport verbindet, das zeigt sich auch hier im Parlament, Herr Kollege Graf, wo sich Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedensten Parteien zu einem Fußballteam zusammen­geschlossen haben, um jedes Jahr aufs Neue bei einem Turnier der Parla­mentarier gegen Parlamentarier aus anderen europäischen Ländern teilzuneh­men und anzutreten. Fußball und Sport im Allgemeinen sind ja anschauliche Beispiele dafür, wie Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Religionen zusammengeführt werden können und damit auch ein Zeichen der Solidarität setzen.

Die Präsenz von Spitzenpolitikern bei Großsportereignissen wie den Olympi­schen Spielen, Welt- und Europameisterschaften zeigt ja auch, dass Sport eine politische Dimension hat. Eine besondere Herausforderung ist es aber, wenn Sport als verbindendes Element für politische Propaganda missbraucht wird.


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Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, Sie verkennen die Situation. Wir reden immer noch von einem völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Ukrainische Sportlerinnen und Sportler dürfen nicht in die prekäre Situation kommen, sich auf sportlicher Ebene mit russischen Athletinnen und Athleten messen zu müssen, die Angehörige des russischen Sicherheits­ap­pa­rates sind. Wenn es aber keine Sanktionen gibt, so wie Sie das wollen, akzep­tieren Sie, dass bei internationalen Bewerben ein Land, das von einem Kriegs­treiber regiert und diktiert wird, auch mit Flagge und Hymne repräsentiert wird.

Genau darum geht es, genau das darf nicht passieren: Man darf Kriegstreibern keine Bühne auf der sportlichen Ebene geben (Abg. Kassegger: Wer ist jetzt Kriegstreiber?), meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, Grünen und NEOS.)

Ich pflichte da meinem Kollegen Shetty bei. Wenn Sie hier hergehen und für einen Stopp der Sanktionen gegen Russland eintreten, dann brauchen Sie sich umgekehrt auch nicht zu wundern, dass Ihnen eine Nähe zu Russland und eine Freundschaft mit dem russischen Regime unterstellt werden. (Zwischenruf des Abg. Shetty.)

Es ist also unvermeidlich, dass wir im Sinne einer strengen Auslegung den Empfehlungen des Internationalen Olympischen Komitees folgen und für Sanktionen auf sportlicher Ebene eintreten.

Es liegt auch in unserer Verantwortung, dass wir als Nationalrat uns klar gegen politische Propaganda bei diesem gesellschaftlich so wichtigen und verbin­denden Element positionieren und den Sport als einen Ort der Gemeinschaft und des Friedens bewahren. (Abg. Amesbauer: Das ist genau das Gegenteil, was ihr macht!)

Zum Abschluss möchte ich noch ein Wort in Richtung Regierungsparteien richten. Wir haben in der letzten Ausschusssitzung wieder einige sehr gute


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Anträge eingebracht. Obwohl Sie unsere Anträge für mehr legale Mountain­bike­strecken beispielsweise sowie für mehr Schwimmkurse und eine bessere Schwimminfrastruktur für inhaltlich gut befunden haben, haben Sie diese wieder schubladisiert. Das ist nicht nur schade für die zahlreichen Mountainbiker, die sich illegal auf den Forstwegen bewegen müssen, weil es da noch immer keine Lösung gibt, sondern vor allem tragisch, wenn man bedenkt, dass 160 000 Kin­der und Jugendliche in Österreich nicht schwimmen können. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

14.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Petra Steger. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.52.46

Abgeordnete Petra Steger (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vize­kanzler! Hohes Haus! Werter Kollege Shetty, ich muss heute mit Ihnen anfangen. Genau wegen solcher Reden, genau wegen solcher Auftritte wurden Sie bei der vergangenen Wahl in Salzburg abgestraft. Das ist das Ergebnis einer solchen Politik. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Brandstätter: ...! Die Österreicher wollen keine Kriegsverbrecher!)

Sie sind offenbar nicht in der Lage, sachlich zu diskutieren, und verfallen halt dann wieder gerne in dieses populistische, leicht durchschaubare FPÖ-Bashing à la Putin-Partei oder Russlandfreunde. (Zwischenruf des Abg. Shetty.) Ich finde es nur immer lustig, wenn Sie behaupten, wir hätten keine Inhalte und Argumente, und sich dann mit solchen Ausführungen selber disqualifizieren.

Ich bin aber auch vollkommen erstaunt, dass dieses Mal offensichtlich die Grünen und auch die SPÖ im Vorfeld ein bisschen Kreide gegessen haben, denn im Ausschuss hat sich das noch vollkommen anders angehört. Da sind Sie mit Ihren Beschimpfungen und inhaltlich sehr mangelhaften Aussagen richtig losgegangen. Ich habe Ihnen schon damals im Ausschuss erklärt, werte Kollegen


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von den Grünen: Wenn man Argumente nicht zur Kenntnis nehmen will, will man sie halt nicht zur Kenntnis nehmen.

Ich habe Ihnen mehrfach gesagt, worum es uns bei diesem Antrag geht: Es geht darum, eine politische Instrumentalisierung des Sports zu verhindern. Punkt. Um nichts anderes geht es bei diesem Antrag. (Beifall bei der FPÖ.) Ein Verbot des Antretens russischer Athleten bei internationalen Bewerben ist genau solch eine politische Instrumentalisierung.

Und ja, Herr Kollege Shetty, selbstverständlich versucht Russland, genauso wie viele andere Regime, den Sport politisch zu missbrauchen. Ich nehme aber zur Kenntnis, dass wir offenbar die einzige Partei sind, die jegliche Instrumentali­sie­rung ablehnt, egal in welcher Form und egal von wem, und die sich tatsächlich für eine Trennung von Sport und Politik einsetzt. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Brandstätter.)

Da können Sie, werte Kollegen, uns noch so oft beschimpfen, wir bleiben dabei: Wir wollen keinen Sport, bei dem nicht die sportliche Leistung bestimmt, wer Olympiasieger wird, sondern nur noch politisch legitime Athleten gewinnen dürfen. Das widerspricht allem, wofür der Sport und vor allem auch der olympi­sche Gedanke stehen.

Wenn es nicht dermaßen bedenklich wäre, wäre es ja schon fast lustig, dass ausgerechnet jene Parteien, die sich angeblich ständig dafür einsetzen, dass es keine Diskriminierung gibt, dann eine derartige Diskriminierung gutheißen. Genau das ist es: eine Diskriminierung anhand der Staatsbürgerschaft von Athleten, die rein gar nichts für die Politik Putins oder diesen Krieg können, die ihn selber wahrscheinlich verurteilen und nur ihrem Sport nachgehen wollen.

Das sagen nicht nur wir, sondern das sagt zum Beispiel auch die Menschen­rechtsexpertin der Vereinten Nationen Alexandra Xanthaki, die erst vorgestern richtigerweise in einem Hearing im Europarat gesagt hat, dass ein Ausschluss


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allein aufgrund der Staatsbürgerschaft diskriminierend sei und gegen die Menschenrechte verstoße.

In diesem Hearing hat sich übrigens auch ein Olympiasieger aus Armenien zu Wort gemeldet – Sie wissen: Armenien, das völkerrechtswidrig von Aser­baidschan angegriffen wird – und zu Recht gefragt, ob es wirklich in jedem Krieg, in jedem Konflikt der Fall ist oder war, dass alle Athleten eines Landes ausgeschlossen werden. – Nein, natürlich nicht. Da wären wir schon wieder bei der unglaublichen Doppelmoral und Willkür, sehr geehrte Damen und Herren.

Ich habe Sie das schon im Ausschuss gefragt, aber ich frage Sie hier noch einmal: Wo ziehen Sie die Grenze? Wer entscheidet in Zukunft, welcher Konflikt, welcher Krieg schlimm genug ist, um Athleten auszuschließen? Wer bestimmt dann in Zukunft, welches Land demokratisch genug ist, dass seine Athleten noch an internationalen Bewerben teilnehmen dürfen? Dürfen dann in Zukunft keine Sportler mehr aus der Türkei teilnehmen, weil sie völkerrechtswidrig in Syrien eingefallen ist? Dürfen in Zukunft keine Sportler mehr aus den Emiraten teilneh­men, weil dort Frauenrechte mit Füßen getreten werden, oder aus dem Iran oder aus Aserbaidschan? Dürfen als Nächste die Chinesen nicht mehr an internatio­nalen Bewerben teilnehmen?

Ich frage Sie das ernsthaft, denn wenn Sie kein allgemeines Regelwerk festlegen, dann ist das willkürlich, und Willkür heißt gleichheitswidrig, und das heißt menschenrechtswidrig, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Da sieht man wieder das wahre Gesicht der Grünen: Diskriminierung von Athle­ten aufgrund des Impfstatus – kein Problem; Diskriminierung aufgrund ihrer Nationalität – kein Problem; politische Instrumentalisierung des Sports – auch kein Problem; im Übrigen auch eine Missachtung unserer Neutralität und Verfassung – auch kein Problem. So schaut grüne Sportpolitik aus, und das ist eine Schande.


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Abgesehen davon muss man wirklich vollkommen ahnungslos sein und nichts mit dem Sport zu tun haben, um eine solche politische Wettbewerbsverzerrung gutzuheißen.

Ich frage Sie wirklich: Wie viel ist eine Medaille am Ende eines Sportereignisses überhaupt noch wert (Abg. Scherak: Das kommt darauf an, ob sie aus Gold, Silber oder Bronze ist!), wenn Favoriten aus politischen Gründen nicht teilnehmen dürfen? – Ich kann es Ihnen sagen: gar nichts. Genau deswegen setzen sich vor allem auch so viele Athleten dafür ein, dass ihre russischen Kollegen an diesen Wettbewerben teilnehmen können.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich komme zum Schluss. Sie können noch so oft versuchen, das als putinfreundlich oder russlandfreundlich zu definieren, wir bleiben dabei: Sport soll verbinden und nicht trennen, und die Instrumenta­li­sierung des Sports für politische Zwecke ist aus unserer Sicht jetzt und auch in aller Zukunft strikt abzulehnen. (Beifall bei der FPÖ.)

14.58


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich nun Herr Vize­kanzler Mag. Kogler zu Wort gemeldet. – Ich muss Sie leider in 2 Minuten unterbrechen, aber Sie sind ja für kurze Redebeiträge bekannt. (Allgemeine Heiterkeit.) Bitte, Herr Vizekanzler.


14.58.17

Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag. Werner Kogler: Ich habe ja im Ausschuss versprochen, dass ich den Zugang der Bundesregierung und speziell von mir als Sportminister zu diesen schwierigen und sensiblen Fragestellungen – ich gebe da allen recht, auch Frau Kollegin Steger letztlich – hier präsentiere.

35 Sportminister – ich gehöre dazu – haben sich mit folgendem Anliegen an das Internationale Olympische Komitee gewandt: Es geht im Prinzip darum, dass einzelnen russischen Sportlerinnen und Sportlern die Teilnahme sehr wohl


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ermöglicht werden soll, auch mit russischem Pass – ganz anders als eben dargestellt –, aber gleichzeitig die Propaganda für das Regime ausbleiben muss.

Das heißt, es ist jetzt zu konkretisieren, so unsere Forderung, auch von unserer Regierung, dorthin, dass die Mannschaften nicht unter Flagge kommen. Das geht nun einmal nicht: Ein Insert mit Flagge geht nicht, alle Insignien des Staates kom­men weg. (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Wurm.) Das ist ja ganz logisch, sonst ist es Propaganda. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Dann bleiben die Einzelsportler. (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Schnedlitz.) – Jetzt hören Sie auf, dazwischenzuschreien (Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen), und hören Sie einmal zu!

Man könnte das auch aus der Perspektive der ukrainischen Sportlerinnen und Sportler sehen. Denen ist es nämlich wirklich unzumutbar, sich mit Angehörigen des Militärs, die es dort haufenweise gibt, zu messen. Genau das soll unterbun­den werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Schnedlitz.)

Das ist auch die Adresse an das Olympische Komitee: keine Militärangehörigen! Das gehört spezifiziert – das ist doch ganz klar (Abg. Wurm: Lasst die Sportler in Ruhe, bitte! Lasst die Sportler in Ruhe!) –, und zwar mit einem Stichtag (Präsident Sobotka gibt neuerlich das Glockenzeichen), der in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft liegt, damit nicht wieder geschwindelt wird und so weiter, wie wir es von dem Regime dort ja kennen.

Das Gleiche gilt für Dopingregeln und viele ähnliche Dinge. Das muss doch im Zentrum stehen – und wenn Sie das hier lächerlich machen wollen, dann darf ich Sie daran erinnern, dass es sich hierbei um einen Angriffskrieg mit Massenmord (Abg. Wurm: ... die Sportler!), Massenvergewaltigung, Kinderverschleppung und Folter handelt. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Das ist die Realität! (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Vizekanzler, es ist 15 Uhr. – Bitte.


Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag. Werner Kogler (fortsetzend): Letzter Satz: Wenn der Präsident des Olympischen Komitees Russland sagt (Abg. Kassegger: ... Mannschaft!), es ist eine Ehre für die Mitglieder des Olympischen Teams, den Dienst im Heer zu leisten, dann wissen wir, wo wir stehen, schreiben Sie sich das hinter Ihre Putin-Ohren! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Kaniak: Stimmt ja nicht, überhaupt keine Mannschaft, falsch wiedergegeben! – Abg. Amesbauer: Und so was ist ein Steirer! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

15.00


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich muss nun die spannende Diskussion, die Verhandlungen über die Punkte 10 bis 11 der Tagesordnung unterbrechen, damit die verlangte Behandlung eines Dringlichen Antrages gemäß der Geschäfts­ordnung um 15 Uhr stattfinden kann.

15.00.53Dringlicher Antrag

der Abgeordneten Mag. Beate Meinl-Reisinger‚ MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Personalnot“ (3310/A)(E)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen nun zur dringlichen Behand­lung des Selbständigen Antrages 3310/A(E). Da dieser inzwischen allen Abge­ord­neten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schrift­führer.

Der Dringliche Antrag hat folgenden Wortlaut:

Österreich ist in Personalnot. Auch im europäischen Vergleich: In keinem anderen europäischen Land sind mehr Stellen unbesetzt als in Österreich, wie aktuelle Daten von Eurostat zeigen. Ganze 5 Prozent aller Stellen in Österreich sind unbesetzt, zum Vergleich dient der EU-Durchschnitt mit 2,6 Prozent aller Stellen, die


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nicht besetzt sind. Wir sind das Land des Arbeitskräftemangels in der EU geworden, in keinem anderen EU-Land suchen Betriebe, Organisationen und Unternehmen so viel und so lange nach Personal.

Die Zahl der offenen Stellen nähert sich im österreichischen Schnitt der Zahl der arbeitslosen Personen an, wobei in Oberösterreich und im Westen bereits mehr Stellen offen sind, als Menschen Arbeit suchen. Die durchschnittliche Stellenbeset­zung dauert zudem immer länger. Der demografische Wandel sorgt dafür, dass laut Schätzungen bis 2040 über 360.000 Arbeitskräfte fehlen. Ein Problem, dass bei weitem nicht mehr nur Auswirkungen für die personalsuchenden Unternehmen hat.

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Der Arbeits- und Fachkräftemangel betrifft uns alle in den unterschiedlichen Lebensbereichen. Ob Sie dringend eine mobile Pflegekraft für einen Familienange­hörigen brauchen, ob Sie die Kinder frühzeitig von der Schule abholen müssen, weil eine Lehrkraft krank wurde und es keinen Ersatz gibt, ob Sie seit Monaten auf Ihre Photovoltaikanlage warten, weil es die Installateure und Elektriker nicht gibt, die sie installieren würden. Oder ob Sie im Lieblingsgasthaus nicht mehr wie üblich am Dienstagabend ihr Schnitzel essen, weil niemand da ist, um es zuzubereiten. Von der gänzlich geschlossenen Almhütte fangen wir gar nicht erst an.

Zwischen 2004 und 2015 lag die Anzahl der offenen Stellen, die beim AMS gemeldet waren, in Relation zu Arbeitsuchenden im Durchschnitt bei 0,125, oder anders


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ausgedrückt gab es 8 Arbeitslose je offener Stelle. Der Höhepunkt wurde im Juni 2022 mit einem Wert von 0,61 erreicht - dh. rund 1,6 Arbeitslose pro offener Stelle. Dieser Wert wird sich im Juni 2023 sicher der 1 zu 1 Merke annähern. Also wird es mindestens gleich viele Arbeitssuchende wie beim AMS gemeldete, offene Stellen geben. Die tatsächliche Zahl der offenen Stellen geht ja weit über die Zahl der gemeldeten offenen Stellen hinaus.

Längst ist klar, dass die größte Herausforderung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten der akute und demographisch bedingte Arbeitskräftemangel sein wird. So werden allein in den nächsten Jahren 1,3 Millionen 55-64-Jährige in Pension gehen, während gleichzeitig nur 0,9 Millionen 15-24-Jährige auf den Arbeitsmarkt nachrücken werden. Lösungsansätze dafür, wie dieser Arbeitskräfteschwund kompensiert werden soll, lässt die Regierung bisher leider vermissen. Stattdessen haben die Regierungen der letzten Jahre durchgehend Anreize geschaffen, möglichst früh in den Ruhestand zu wechseln, und Incentives gesetzt, möglichst keine Vollzeit­anstellung anzunehmen. Entsprechend niedrig ist das faktische Pensions­antrittsalter im internationalen Vergleich. Auch bei der Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte, um die Fachkräftezuwanderung zu erleichtern, blieb schlussendlich der große Wurf aus. Zuletzt scheiterte dann auch noch der groß angelegte Reformprozess zur Neugestal­tung des Arbeitslosengeldes, da die Vorstellungen der ungleichen Koali­tionspartner erneut Galaxien weit auseinander lagen. Dass danach auch die EU-Arbeitnehmerfrei­zügigkeit im Form eines Schengen-Vetos unterlaufen wird, ist nur noch das I-Tüp­felchen bei dieser Blockaderegierung. Fakt ist: diese Koalition ist völlig am Ende ist und wird ganz offensichtlich keine dringend notwendigen Reformen umsetzen, um wesentliche Probleme - unter anderem am Arbeitsmarkt - zu lösen. "Das Beste aus beiden Welten" erweist sich zunehmend als "Welten entfernt vom Besten" und die Situation ist mittlerweile vergleichbar mit rot-schwarzen Stillstandskoalitionen, nur mit anderen Parteifarben.

Verstärkt wird dieses Problem vor allem durch vier Phänomene, denen politische Untätigkeit zu Grunde liegt.


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1.         Fehlanreize: Vollzeitarbeit ist in Österreich sehr hoch besteuert, dadurch werden Mehrstunden oder der Wechsel von Geringfügigkeit auf Teilzeit oder von Teil- auf Vollzeit unattraktiv.

2.         Fehlende (qualifizierte) Zuwanderung: Österreich ist laut OECD Ranking wenig attraktiv für hoch qualifizierte Arbeitskräfte - Verfahren für die RWR Karte zu kompliziert und dauern zu lange. Aber nicht nur an hochqualifizierten Fachar­beiter:in­nen fehlt es. Es fehlt an Personal an allen Enden.

3.         Mangelnde Kinderbetreuung: Durch das mangelhafte Angebot an Kinderbetreuungsmöglichkeiten haben viele Menschen nicht die Wahl Vollzeit zu arbeiten oder es zahlt sich für sie unterm Strich nicht aus.

4.         Mismatch/Bildung: Oft scheitert es an der richtigen Bildung am richtigen Ort. Auch weil viele Fachkräfte aus der Lehre kommen, die immer weniger in Anspruch genommen wird.

Altes Problem, alte Lösungen

Nichts an dem oben genannten ist neu, auch die Lösungen dafür sind seit langer Zeit bekannt. Es ist schlicht die Untätigkeit der Regierungen und politischen Kleinkriege, die uns in diese Lage bringen. Veranschaulicht wird das auch, wenn man sich die Lippenbekenntnisse der vergangenen Bundesregierungen ansieht - in Form der Regierungsprogrammen. Jede Regierung der vergangenen Jahre hatte die Problem­analyse samt Lösungsansatz im Programm. Passiert ist nichts.

Veranschaulicht am Beispiel Regierung SPÖ/ÖVP 2013-2018.

•          Kinderbetreuung

"Prüfung der Verkürzung des Anspruches auf Elternteilzeit vom 7. auf das 5. Lebensjahr (bzw. bis zum verpflichtenden Eintritt in den Kindergarten); bzw. einer


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weiteren Absenkung der Grenze auf das 4. Lebensjahr parallel zum Ausbau der Kinderbetreuung bis 2017 sowie Prüfung der Einführung des Papamonats innerhalb der Schutzfrist nach Geburt (Anspruch auf Freistellung mit vorgezogenem Kinder­betreuungsgeldbezug) und entsprechender Vorankündigungsfristen; stufenweiser Ausbau der Kinderbetreuungsplätze nach den Vorgaben des Ministerratsbeschlusses vom 18.6.2013;"

•          Qualifizierte Zuwanderung

"Qualifizierte Zuwanderung schafft Arbeitsplätze und Wachstum. MigrantInnen werden als Fachkräfte benötigt, dennoch gibt es Defizite bei der Willkommenskultur, der Integration und beim Vollzug der Rot-Weiß-Rot-Karte (RWR-Karte) durch die Niederlassungsbehörden. Sie werden oft unter ihrer Qualifikation beschäftigt, die Anerkennung von Bildungsabschlüssen ist selbst nach vielen Jahren nicht immer einfach."

Warum das alles nicht passiert ist, wissen wir heute: Der spätere Bundeskanzler Sebastian Kurz und seine Gefolgschaft hat der Regierung diesen Erfolg nicht vergönnt.

Fehlanreize und Abgabensystem

Ein wichtiger Anreiz, um Beschäftigung zu fördern ist natürlich auch eine niedrige allgemeine Abgabenlast. Der internationale Vergleich zeigt, dass das Steuersystem hierzulande also dazu beiträgt, dass Arbeit teuer ist, den Arbeitnehmer:innen aber netto relativ wenig davon bleibt. Angesichts eines akuten Fachkräftemangels ist das ein spürbarer Nachteil für den Wirtschaftsstandort Österreich. Insbesondere im mittleren und oberen Einkommenssegment wird jeder Euro stark belastet. Bereits das mittlere Einkommen der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten, das bei rund 30.000 Euro netto im Jahr liegt, wird mit 47,4 Prozent belastet (Steuern, Sozialversicherung und sonstige Abgaben). Dass das Folgen für die Arbeitsanreize hat, ist klar. Da in Öste­rreich die steuerlichen Hürden nicht nur hoch sind, sondern mit mehr Arbeit auch sehr


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schnell noch höher werden, ist der Anreiz, mehr zu arbeiten, auch geringer. Wer Arbeit teuer macht, verschärft nicht nur die Probleme des Fachkräftemangels, sondern vergrößert auch die Inaktivitätsfallen, aufgrund derer es für Menschen sinnvoller sein kann, weniger zu arbeiten. Zuletzt glaubte nicht mal mehr die ÖVP-nahe Wirtschaftskammer an die Entlastungswirkung der Steuerreform(en). Denn laut der aktuellsten WKÖ-Prognose zur Abgabenquote (November 2022) soll die Abgabenquote von derzeit 42,9 Prozent auf bis 2024 auf 43,1 Prozent steigen.

Damit aber nicht genug. Denn würde man die Abgabenquote nur für die vier Millionen Beschäftigten berechnen, würde die Abgabenquote sogar auf bis zu 60 Prozent steigen. Mit solchen enormen Quoten setzt die Regierung nicht nur für inländische Arbeitskräfte den negativen Anreiz, keiner Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, sondern schreckt natürlich auch ausländische Fachkräfte ab, die in der Folge ihre Arbeitskraft lieber in weniger abgabenintensiven Ländern wie der Schweiz, USA oder Kanada anbieten. Von den Ankündigungen der Regierung, die Lohnnebenkosten (z. B.: "Kogler kündigt Senkung der Lohnnebenkosten an", 15.08.2021, Kurier) zu senken, ist schlussendlich nur eine Senkung von 0,2 Prozent (AUVA: -0,1 Prozent, IESG: -0,1 Prozent) umgesetzt worden. Die Senkung der FLAF-Beiträge um 0,2 Prozent war lediglich ein Marketinggag. Denn bisher ist nicht bekannt, dass diese Senkung in einem Kollektivvertrag vereinbart wurde. Dabei wäre das Senkungspotential bei den Lohnnebenkosten enorm. Denn ein Drittel der Lohnnebenkosten (ca. 10 Prozentpunkte) stellen keine Versicherungsleistungen dar, sondern fließen in die öffentlichen Budgets des Bundes, der Länder, der Gemeinden oder der Kammern (FLAF, Wohnbauförderung, Kommunalsteuer, WK-Umlage 2, AK-Beitrag). Diese Abgaben stellen daher zu hohe Lohnnebenkosten dar, die den Lohnverhandlungsspielraum eingrenzen und somit höhere Brutto- bzw. Nettolöhne verhindern. Schlussendlich wurde auch die Kalte Progression nur zu 2/3 abgeschafft, wodurch auch weiterhin die Abgabenquote steigen wird, was sich bereits in den aktuellen Abgabenquoten-Prognosen der WKÖ widerspiegelt.


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Das Ergebnis ist klar: Immer mehr Stellen bleiben unbesetzt. Es gibt Arbeit, aber niemand geht hin. Auch - wenn auch nicht nur - weil Anreize fehlen bzw. Fehlanreize überwiegen.

Die Abbildung zeigt die sofort verfügbaren offenen Stellen, die dem AMS gemeldet wurden, geteilt durch die beim AMS arbeitslos gemeldeten Personen. Die saisonalen Schwankungen zeigen, dass die Quote in den Sommermonaten höher ist als in den Wintermonaten. Zwischen 2004 und 2015 lag der Wert im Durchschnitt bei 0,125, oder anders ausgedrückt, 8 Arbeitslose je offener Stelle. Seit 2015 ist ein starker Aufwärtstrend erkennbar. Der Höhepunkt wurde im Juni 2022 mit einem Wert von 0,61 erreicht.

Inaktivitätsanreize, also Anreize, nicht mehr zu machen, gibt es viele. Manchmal sogar so extrem, dass man für mehr Leistung (und daher auch mehr Bezahlung) sogar weniger bekommt. Beispiele dafür gibt es viele - hier ein Beispiel für den Inaktivitäts­anreiz der durch die gestuften Dienstnehmer-Arbeitslosenversicherungsbeiträge entsteht:


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Brutto/Monat

Brutto p.a.

DN-Beiträge

Steuern

Netto p.a.

Anmerkung

€ 1 885,00

€ 26 390,00

€ 3 952,47

€ 1 210,51

€ 21 227,02

ALV DN 0%

€ 1 886,00

€ 26 404,00

€ 4 218,60

€ 1 165,12

€ 21 020,27

ALV DN 1%

Differenz Nettogehalt

 

 

 

- € 206,75

 

 

Wenn ein Bruttomonatsgehalt von € 1.885 auf € 1.886 steigt, verringert sich das Nettojahresgehalt um € 206,75 aufgrund des Sprungs beim ALV Beitrag von 0 auf 1%. Weil der ALV Beitrag in 1% Stufen von 0 auf 3% steigt, wiederholt sich diese Inkonsistenz beim Sprung des Bruttomonatsgehalts von € 2.056 auf € 2.057 und von € 2.228 auf € 2.229.

Fehlende (qualifizierte) Zuwanderung

Großer Wurf bei der RWR-Karten-Reform nicht gelungen

Zwar hat die Regierung vor dem Sommer eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte vorgelegt, um die Fachkräftezuwanderung zu erleichtern, doch man kann hier besten­falls von einem Reförmchen reden. Denn während der österreichische Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren jährlich knapp 40.000 ausländische Fachkräfte braucht, um den demographisch bedingten Arbeitskräfteschwund zu kompensieren, beläuft sich der Bestand an RWR-Karten-Arbeitskräften gerade mal auf 5000 Beschäftigte. Ein Trop­fen auf den heißen Stein. Relativ deutlich zeigt sich das bei der für Österreich so wichtigen Branche "Tourismus & Gastronomie". Hier ist die Zahl an unbesetzten Stellen zuletzt auf den Rekordwert von 15.323 gestiegen, während gleichzeitig nur 2.705 Tourismus-Stellen mit Saisoniers und RWR-Karten-Fachkräften besetzt wurden. Es ist deshalb unverständlich, weshalb sich die Regierung hier vor den Gegnern der Fach­kräftezuwanderung (FPÖ, SPÖ, Arbeiterkammer und ÖGB) einschüchtern und von größeren Reformen abhalten lässt. Zudem vermindern ewig lange Verfahren für


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Fachkräfte aus Drittstaaten zur Erlangung der RWR-Karte und veraltete Rahmen­bedingungen die Chancen für innovative Unternehmen, hochqualifiziertes Personal zu bekommen. Auch Mitarbeiterbeteiligungen haben sich zum Beispiel gerade im Start-up-Bereich als probates Mittel erwiesen, um die besten Köpfe zu gewinnen, zu halten und zu Bestleistungen zu motivieren. Branchenvertreter:innen gehen davon aus, dass 24.000 IT-Fachkräfte fehlen, was wiederum laut UBIT-Verband der Wirtschaftskam­mer einen jährlichen Wertschöpfungsverlust von rund 3,8 Milliarden Euro nach sich zieht. Flexible und modernere Gesellschaftsstrukturen wären hierfür ein wichtiges Instrument. Trotz zahlreicher Versprechen von Seiten der Bundesregierung wurde aber noch immer keine moderne Form der Mitarbeiterbeteiligung vorgelegt.

Die unzureichenden Reformen sind aber nicht das einzige wie unbefriedigende Ergebnisse politisch erzeugt werden. Der jüngste feindliche Akt der schwarz-grünen Bundesregierung gegen den Arbeitsmarkt war die Blockade des Schengenbeitritts von Rumänien und Bulgarien. Die Blockade ergibt nicht nur wenig Sinn und sorgt für enormen Unmut, da die Asylmigration in erster Linie über den Westbalkan erfolgt. Am Westbalkan hat die Bundesregierung jedoch der Schengenerweiterung zuge­stimmt. Damit ist für ganz Europa ersichtlich, dass Österreich nicht aus objektiven Gründen handelt, sondern lediglich Wahlkampfhilfe für die wahlkämpfende ÖVP Niederösterreich betreibt. Im Endeffekt trifft die Bundesregierung mit dem Schengen-Veto in erster Linie Wochenend-pendelnde Arbeitskräfte (oft mit Kindern) aus Bulgarien und Rumänien, die in Mitteleuropa arbeiten, wie etwa 24h-Betreuungs­kräfte. Nach der Indexierung der Familienbeihilfe (mittlerweile vom EuGH gekippt) die nächste sehr fragwürdige Aktion einer österreichischen Bundesregierung. Da hilft es auch wenig, dass Arbeitsminister Kocher und Wirtschaftskammerpräsident Mahrer sich entschlossen haben, die Messeauftritte in Rumänien gemeinsam zu gestalten und die RWR Karte zu bewerben.

Kinderbetreuung/Elementarbildung

Schon 2021 hat Arbeitsminister Kocher gesagt, dass ein paar Stunden mehr Arbeitszeit bei allen teilzeitarbeitenden Frauen das Arbeitskräfteproblem lösen


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würde. Absolut richtig, allerdings hat er nicht berücksichtigt, warum Frauen in Teilzeit arbeiten. Manchmal verschwinden ältere Frauen einfach vom Arbeitsmarkt. Weil Jobbabauprogramme in großen Firmen stattgefunden haben und kaum jemand eine Frau über 50 neu einstellt. Oder sie in ihrem vorherigen Job aufgrund von Vor­rückun­gen so viel verdient hat, dass ein neuer Job im Vergleich keine attraktive Bezahlung bietet und Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe aufgrund des Gehalts ihres Partners ausreicht. Manchmal verschwinden sie in Altersteilzeit. Entweder als Weg in die Pension, wegen des Pflegebedarfs von Eltern oder sie übernehmen die Kinderbetreu­ung von Enkeln. Soweit die Vermutungen.

Konkrete Zahlen, die die Motive angehen, gibt es nicht - darüber rätselt auch das AMS, beispielsweise in seinem Gleichstellungsbericht. Bei jüngeren Frauen ist die Ursachenforschung dafür einfach - dort ist es die Kinderbetreuung. Deshalb plädiert auch AMS-Chef Johannes Kopf seit Jahren für einen Ausbau der Betreuung und "nutzt" den aktuellen Arbeitskräftemangel wieder massiv, um diese Botschaft zu trommeln. Im Jänner 2023 sammelten sich deshalb alle Interessenvertretungen des Landes - bis auf den Gemeindebund - und demonstrierten auf Einladung des Bundespräsidenten hin ihre Einigkeit bei dieser Frage.

Auch ein Blick in die Statistiken bestätigt die Annahme: Kinder sind der treibende Faktor, warum Frauen nicht arbeiten gehen. Die Frage des Angebots der Betreuung und der mangelnden Öffnungszeiten ist ein eigenes Thema (Bitte hier nachlesen: https://materie.at/a/oeffnungszeiten-der-kindergaerten-eine-huerde-am-arbeitsmarkt/) - die Effekte sind aber nachweisbar. Jede zusätzliche Stunde, die ein Kindergarten geöffnet hat, erhöht die Vollzeitquote der Frauen in der Gemeinde um einen Prozent­punkt. Eine große Herausforderung betreffend Ausbau der Kinderbetreuung ist die Tatsache, dass die Kinderbetreuungseinrichtungen selbst unter Personalnot leiden. Hand in Hand mit dem quantitativen Ausbau (mehr Plätze, längere Öffnungszeiten) braucht es auch einen qualitativen Ausbau (v.a. kleinere Gruppen), da es unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen nicht gelingen wird, genügend Pädagog:innen im Beruf zu halten bzw. für den Beruf zu gewinnen.


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Bildung und Lehre

Die Fachkräfte der Zukunft machen heute eine Lehre. Es ist darum auch nicht verwunderlich, dass der Fachkräftemangel von heute ein Lehrlingsmangel von gestern ist. Unsere Gesellschaft baut auf Lehrberufen auf und besonders in den Mangel­berufen merkt man, wie wichtig die Lehrausbildung ist: Vor einem Jahr waren 2/3 aller Mangelberufe Lehrberufe. Die Zahl der Lehrstellen ist seit 2008 um 20% zurückgegangen, die Zahl der Lehrbetriebe sogar um 30%. Im Vergleich: Heute gibt es 13% weniger 15- bis 19-Jährige als 2008. Die Lehre ist als Ausbildungsweg also unattraktiver als noch vor 15 Jahren. Die Gründe sind zahlreich, allen voran steht aber: Der Lehre bekam in den letzten Jahren nicht die Aufmerksamkeit zu, die sie verdient. Im Bildungssystem wird oft vergessen, dass es neben AHS und BHS noch einen weiteren Ausbildungsweg gibt - das zeigt sich nicht nur in fehlenden Ressourcen für die Berufsschulen, um eine moderne Ausbildung anbieten zu können, sondern bereits in der fehlenden Berufsorientierung in Richtung Lehre in der AHS-Unterstufe. Veraltete Ausbildungsordnungen, wenig Fokus auf KMU als Ausbildungsbetriebe und die Notwendigkeit, Weiterbildung nach der Lehre - sowohl zum Meister als zur Berufsreife - selbst zu finanzieren, tragen dazu bei, dass sich stets mehr Ausbildungs­betriebe und potentielle Lehrlinge anderwärtig orientieren.

Dass Personalnot auch ein Qualifikations- und somit Bildungsthema ist, zeigt sich in der Entwicklung der offenen Stellen und der Arbeitslosenzahlen der letzten Jahre. Während sich traditionell diese beiden Kennzahlen gegengleich verändern, also mehr offene Stellen, weniger Arbeitslose oder umgekehrt, läuft die Entwicklung seit ca. 2015 entkoppelt. Wir haben derzeit eine Rekordzahl an offenen Stellen und trotzdem eine beträchtliche Anzahl an Arbeitslosen, nämlich weitaus mehr als z.B. in den Jahren vor der Finanzkrise 2008. Dahinter steckt einerseits ein regionaler Mismatch (Arbeitslose in Wien, offene Stellen in Westösterreich) und andererseits ein Qualifi­kations-Mismatch.


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Die Arbeitslosigkeit ist vor allem unter den Personen mit "Nur-Pflichtschulabschluss" hoch. Deren traditionelle Jobs im Bereich der Hilfskräfte sind durch Automatisierung, Digitalisierung etc. nach und nach weniger geworden. In der aktuellen Arbeits­markt­situation lohnt es sich mehr als sonst, in die Nachqualifikation von schlecht Quali­fizierten zu investieren. Denn Unternehmen sind nun eher bereit, auch Personen mit lückenhaften Erwerbsbiografien und problematischen Lebensläufen einen Job anzubieten, wenn die Qualifikation passt. Herausfordernd ist, dass es nicht mehr um Kurzausbildungen bzw. Nachschulungen ("AMS-Kurse") geht, sondern dass handfeste, mehrjährige Berufsausbildungen erforderlich sind. Dementsprechend sind Modelle wie "Lehre für Erwachsene" und Selbsterhalter-Stipendien (wie sie für ältere Studie­rende bestehen) auch im nichtakademischen Bildungsbereich notwendig, die sicher­stellen, dass während der Bildungsmaßnahme auch der Lebensunterhalt gesichert ist.

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden


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Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Arbeitskräftemangel bzw. der Personalnot vehement entgegenzutreten, indem sie insbesondere Reformen in den folgenden Bereichen vorantreibt:

•          Anreize:

o            Beseitigung der Fehlanreize im Abgaben- und Sozialsystem, so dass sich Arbeit bzw. mehr Arbeit immer deutlich auszahlt.

o            Senkung der allgemeinen Abgabenlast auf Arbeit

•          Arbeitskräfte aus dem Ausland:

o            Entbürokratisierung und Vereinfachung der Anwerbung von Fachkräften, durch eine Einwanderungsstrategie nach kanadischem Vorbild.

o            Schaffung einer rechtlichen Möglichkeit für integrierte, arbeitende Menschen, bei Erfüllung klar definierter Voraussetzungen einen Aufenthaltstitel zu erlangen und nicht abgeschoben zu werden.

•          Kinderbetreuung/Elementarbildung

o            Schrittweise kleinere Gruppen für attraktivere Arbeitsbedingungen, um der Personalnot in der Kinderbetreuung entgegenzuwirken

o            Mehr Plätze und längere Öffnungszeiten, schrittweise Einführung eines Rechtsanspruchs

•          Bildung und Lehre:

o            Nach- und Neuqualifikation zur Lebensmitte stärker fördern


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o            Selbsterhalter-Stipendien nicht nur für ein Studium sondern auch für Berufsausbildungen

o            Lehrausbildung flexibilisieren, für KMU und (potentielle) Lehrlinge attraktiver gestalten und schulische Seite der dualen Ausbildung aufwerten."

In formeller Hinsicht wird verlangt, diesen Antrag im Sinne des § 74a Abs. 1 iVm § 93 Abs. 2 GOG-NR zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu behandeln und einem der Antragssteller Gelegenheit zur mündlichen Begründung zu geben.

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf Frau Abgeordneter Klubobfrau Meinl-Reisinger als Antragstellerin zur Begründung des Dringlichen Antrages gemäß § 74 Abs. 5 der Geschäftsordnung das Wort erteilen. Ihr ist bewusst, dass die Redezeit 20 Minuten nicht überschreiten darf.

Ich darf recht herzlich Herrn Bundesminister Kocher und Staatssekretärin Meinl-Kraus-Kopf (Abg. Michael Hammer: Kraus-...?! – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP) – ah, Kraus- - – auf der Regierungsbank bei uns begrüßen.

Frau Klubobfrau, Sie gelangen zu Wort. – Bitte.


15.01.35

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich habe heute im Lauf des Tages sehr viel Polemik bezüglich der Auslandsreisen unserer Regierungs­mitglieder gehört; und ich finde, es ist nicht immer angebracht, weil ich glaube, es ist wichtig, auch einmal hinauszukommen, den geistigen Horizont zu erweitern (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) und Beziehungen zu pflegen. Ich gebe allerdings zu, als mich die Bilder ereilt haben, die unseren Bundeskanzler beim Besuch einer Hundestaffel zeigen, habe ich mich gefragt, ob er derzeit wirklich die richtigen Prioritäten setzt. Das sage ich Ihnen schon auch bewusst


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an einem Tag, an dem wir schon in der Früh sehr intensiv über die riesigen Baustellen im Gesundheitsbereich diskutiert haben – was, finde ich, sehr wichtig ist. Eine der größten davon ist natürlich die grassierende Personalnot.

Wir haben letztlich auch eine Umfrage gemacht, da Personalnot und Arbeits­kräftemangel bisher immer als eine Angelegenheit oder ein Problem der Betriebe diskutiert wurden: Betriebe kriegen keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, tun sich schwer, dadurch müssen sie vielleicht auch Geschäfte ablehnen. Als wir da vor ein paar Monaten hineingestochen haben, wurde aber ersichtlich: Das ist nicht mehr nur für Unternehmerinnen und Unternehmer ein Thema. Die grassie­rende Personalnot – ich rede nun ganz bewusst nicht mehr von Fach­kräfte­mangel, weil das ein Arbeitskräftemangel in allen Bereichen ist – gefährdet mitt­lerweile massiv unseren Wohlstand und auch unser Wohlergehen in Öster­reich. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Jeitler-Cincelli.)

Das sind Geschichten wie zum Beispiel, dass ein Steuerberater in Kärnten seit einem Jahr Verstärkung für sein Team sucht und niemanden findet. Er hat bis heute keine einzige Bewerbung bekommen. Es gibt die Geschichte einer Bäckerei – ebenfalls in Kärnten –, die seit Jahren keine Bäckerin und keinen Bäcker findet. Inzwischen hat das Geschäft nur mehr vier Tage die Woche geöffnet, weil sie es nicht mehr länger offen halten können. Es gibt zahllose Geschichten aus diver­sen Branchen: Im Baugewerbe oder auch in anderen gewerblichen Bereichen können Aufträge nicht mehr angenommen werden, weil einfach Mitarbeiterin­nen und Mitarbeiter fehlen und das mit dem verbliebenen Personal ohne massive Überstunden nicht mehr geleistet werden kann. À propos Überstunden: Jede Arbeitnehmerin, jeder Arbeitnehmer merkt, dass man teilweise sogar die doppelte Arbeit machen muss, weil so viele Kolleginnen und Kollegen fehlen.

Ein Kassenarzt will bis Mitte Mai seine Ordination zusperren, weil er aktuell kein Personal findet. Ganz besonders schlimm ist – und das zeigt eben, dass es wirklich alle Bereiche betrifft – die Geschichte einer Frau, die uns geschrieben hat, dass bei ihrem Lebensgefährten Hautkrebs diagnostiziert wurde, und zwar im Gesicht, und er wirklich monatelang auf einen OP-Termin hat warten


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müssen. Das grassierte natürlich auch in der Zeit von Covid – als uns ja eine Fraktion eingeredet hat, Impfen ist total schwachsinnig und das sollen wir nicht tun –, damals waren die Intensivstationen überlastet, aber es liegt einfach auch an diesem massiven Personalmangel, an dieser überall herrschenden Personal­not. Sie können sich natürlich vorstellen, was mit diesem Krebs in der Zwischen­zeit passiert ist, wenn man Monate auf seine OP wartet. (Abg. Martin Graf: ... Ewiggestrige!)

Dieses Thema ist in Österreich so relevant wie in kaum einem anderen europäischen Land. 5 Prozent aller Stellen in Österreich – und das ist natürlich immer nur der offizielle Teil, die Spitze des Eisbergs – sind unbesetzt. Das sind doppelt so viele wie im EU-Durchschnitt, da sind es nämlich 2,6 Prozent aller Stellen. In absoluten Zahlen sind das derzeit 200 000 Stellen in Österreich, die nicht besetzt werden können. Die Zahl nähert sich ja mittlerweile an jene der Arbeitslosen an, von der wir aber wissen, dass es immer mehr Langzeitarbeits­lose werden. Es gibt Berechnungen und Erhebungen, wonach sich dieses Problem bis 2040 noch massiv verschärfen wird und wir dann von einer Perso­nalnot in einem Ausmaß von ungefähr 360 000 Menschen, die uns in allen Bereichen fehlen werden, reden können.

Ich sage Ihnen das auch als Mutter. Ich merke das tagtäglich daran, dass im Unterricht einfach auch nicht mehr suppliert wird, weil mittlerweile der Direktor selbst im Sekretariat steht und das Telefon abhebt, weil die Menschen an allen Ecken und Enden fehlen. (Ruf bei der SPÖ: Passt!)

Ich glaube, wenn wir so weitermachen, können wir bald zusperren. Das ist vielleicht auch einer Fraktion – der FPÖ – sehr recht, weil die ja alles zusperren und einsperren und am liebsten Mauern und Zäune (Abg. Kaniak: Wer hat in den letzten Jahren alles zugesperrt und eingesperrt? Da waren wir nicht dabei!) und Schutzwälle rund um Österreich bauen will, die Festung Österreich, dass wirklich absolut niemand mehr hineinkommt. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)


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Sehen Sie, das ist halt das Problem, wenn 360 000 Stellen offen sind und Arbeitskräfte fehlen: Sie ruinieren damit den Wohlstand, den Wirtschafts­stand­ort und auch unser Wohlergehen in Österreich. (Abg. Wurm: Das machts schon ihr mit Corona und Sanktionen und eurer komischen Klimapolitik!) Wenn es so weiter­geht, wenn Sie irgendwann einmal wieder etwas zu sagen haben werden, dann wird das Einzige, das uns wärmt, vielleicht die Flagge sein, in die sich dann jeder wickeln kann, und das ist wohl definitiv keine gute Zukunft. (Beifall bei den NEOS.)

Die Bundesregierung ist aber diesbezüglich nicht viel besser. Herr Bundesminister, Sie wissen, ich schätze Sie, aber der Wirtschaftsminister und der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, beide ÖVP – und die Wirtschaftskammer Österreich erweckt in letzter Zeit ein wenig den Eindruck, als würde sie nicht die Interessen der österreichischen Wirtschaft vertreten, sondern die Interessen der ÖVP –, stellen sich da hin - - (Ruf bei der ÖVP: Ist eh alles das Gleiche!) – Was heißt, das ist das Gleiche?! Entschuldigen Sie, was ist das für eine Überheblich­keit?! (Beifall bei den NEOS. – Zwischenruf des Abg. Wurm.) Haben Sie das gehört? Die Interessen der österreichischen Wirtschaft und der Betriebe und die der ÖVP sind also das Gleiche?! (Abg. Wurm: ... sozial ...!) Sie sind mittlerweile so derartig abgehoben, das geht ja nicht mehr! Das erzählen Sie bitte den Betrie­ben, die Sie nicht mehr vertreten, von denen Sie aber Zwangsbeiträge einheben.

Nun jedenfalls zu dieser Pressekonferenz: Sie haben sich hingestellt und – ich finde das ja gut – Sie haben ein Memorandum of Understanding gemacht, also eine Absichtserklärung, und in diesem Memorandum of Understanding sind Sie gemeinsam mit dem Präsidenten der Wirtschaftskammer übereingekommen, dass wir mit der Personalnot in Österreich ein Problem haben. (Abg. Wurm: ... beharrt noch drauf!) Das finde ich hervorragend, aber ich finde, es ist ein bissel wenig. Es tut mir wirklich leid, das ist in so einer Zeit, in der es wirklich an allen Ecken und Enden brennt, definitiv zu wenig. Die Menschen haben es verdient, echte Lösungen zu bekommen und nicht nur leere Worte. (Beifall bei den


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NEOS.) Es ist nämlich Ihre Aufgabe, das Leben der Menschen zu verbessern, auf den Wirtschaftsstandort, die Wettbewerbsfähigkeit und unser aller Wohlstand – und damit auch die Sicherung der Sozialsysteme – zu schauen.

Wenn man aber als Angehöriger selbst pflegen muss, weil keine Pflegerin mehr kommt – vielleicht keine rumänische Pflegerin, weil Österreich beim Schengen­veto ja offensichtlich hart bleibt –, dann machen Sie einfach Ihren Job nicht. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Viel schlimmer noch, Sie verschlimmern die Situation. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) – Ich habe Schengen schon angesprochen und komme vielleicht noch einmal darauf zu sprechen.

Ein Beispiel vor Kurzem in Oberösterreich, in Haslach: Ich verstehe das schon, man muss ja beim Thema Migration und Asyl irgendwie Härte zeigen. Ich möchte polemisch anmerken, dass es schon ein bissel bemerkenswert ist, dass Sie straffällig gewordene syrische oder afghanische Asylwerber nicht abschieben, aber in Haslach hart durchgegriffen und eine indische Mutter mit zwei Kindern abgeschoben haben. Die Mutter ist Köchin, also in einem Mangelberuf tätig. (Abg. Amesbauer: Sie verwechseln den Arbeitsmarkt mit dem Asylsystem!) Das Wirtshaus muss nun wahrscheinlich zusperren. Die Tochter war in der Ausbil­dung zur Krankenpflegerin und der Sohn war auch in Ausbildung. Sie waren sehr gut integriert, und alle – auch die Gemeinde und die Betriebe – haben sich wirklich bemüht, dass sie dableiben können.

Ist das – abgesehen davon, dass es aus humanistischer Perspektive nicht in Ordnung ist – aus wirtschaftspolitischer Sicht wirklich der Weisheit letzter Schluss, dass man die, die wir erwischen, weil sie einen Job haben, dem sie nachgehen, und einen Beitrag, ihre Leistung für Österreich und unsere Gesell­schaft zeigen, abschiebt, während man sozusagen gleichzeitig zuschaut, wie dieses Wirtshaus zusperrt? – Das glaube ich nicht. (Beifall bei den NEOS.)

Ich habe es schon gesagt: Schengen. Unsere europäischen Nachbarn Rumänien, Bulgarien, auch Kroatien, sind Länder in unserer Europäischen Union, aus denen viele Tausende Menschen gerne nach Österreich kommen und arbeiten. Viele


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Tausende rumänische Pflegerinnen beispielsweise kommen nach Österreich, pflegen unsere Väter, pflegen unsere Mütter. Sie haben es sich schon gefallen lassen müssen, dass Sie die Familienbeihilfe indexiert haben, damit sie weniger Familienbeihilfe für ihre Kinder bekommen, was ohnehin verfassungs- und EU-rechtswidrig war, und jetzt stellen Sie sich hin, obwohl die alle Kriterien erfüllen, und anstatt dafür Sorge zu tragen, dass es einen ordentlichen Außen­grenz­schutz gibt, sagen Sie: Na, Schengen, da legen wir jetzt ein Veto ein!, und stoßen damit alle diese Tausenden Menschen, die nach Österreich kom­men und arbeiten, komplett vor den Kopf. Sie erklären auch den Menschen in Österreich nicht, woher denn in der Zukunft die Pflegerinnen kommen sollen, die unsere Mütter und Väter pflegen sollen. Wie passt das zusammen? (Beifall bei den NEOS.)

Es gibt natürlich die Möglichkeit der qualifizierten Zuwanderung aus Drittstaaten mit der sogenannten Rot-Weiß-Rot-Karte. Sie wissen, wir haben alle Reformen begrüßt, damit das endlich unbürokratischer wird, aber ich glaube, wir sind noch wirklich weit davon entfernt, dass man diese Rot-Weiß-Rot-Karte als unbüro­kra­tisch bezeichnen kann. (Abg. Belakowitsch: Traurig!)

Ich habe mir das angeschaut: Im letzten Jahr sind 2 900 Erstanträge bewilligt worden, davon waren 1 400 Anträge in Mangelberufen. Wenn wir gleichzeitig 200 000 Stellen offen haben, dann ist das, finde ich, ein bisschen ein Miss­verhäl­tnis. (Abg. Belakowitsch: Gut, dass Sie jetzt in Salzburg aus dem Landtag geflogen sind!) Dann haben Sie eine Schiene für Start-ups aufgemacht – Start-ups haben ja auch ein Thema, die brauchen Know-how und suchen im technischen Bereich, im wirtschaftlichen Bereich weltweit auch wirklich die besten Köpfe, man versucht sich da ja auch zu positionieren –, und wissen Sie (sich zur Regierungs­bank wendend), wie viele Menschen letztes Jahr über die Start-up-Schiene dieses Bürokratiemonsters Rot-Weiß-Rot-Karte nach Österreich gekommen sind? – Zwei! Zwei ganze Menschen! Das ist ein wirtschaftspolitisches Versagen auf ganzer Linie. (Beifall bei den NEOS.)


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Ja, ich sehe es, die Anträge steigen, heuer sind es bis jetzt 1 856 Menschen gewesen, die mit der Rot-Weiß-Rot-Karte nach Österreich gekommen sind. Das wird, ehrlich gesagt, dieses Kraut auch nicht fett machen, und das wissen Sie. Es ist maximal ein Tropfen auf den heißen Stein.

So – davon bin ich überzeugt – sandeln wir in der Wettbewerbsfähigkeit ab, was den Wirtschaftsstandort angeht, aber auch im Gesundheitssystem, im Bildungs­system, in den Kindergärten, wo die Kindergartenpädagoginnen fehlen. Daher wäre es hoch an der Zeit, diesem Thema die nötige Priorität einzuräumen, die es haben muss. Ich bringe Ihnen heute vier Punkte ganz konkret als Vorschläge, die umgesetzt werden müssten.

Erstens: Sie haben ja schon davon gesprochen, es ist ein Problem, dass zu viele Menschen in Österreich Teilzeit arbeiten. – Ja, stimmt, vor allem Frauen arbeiten Teilzeit. Bevor Sie sich aber die Frage stellen, wie man die bestrafen kann, stellen Sie sich doch einmal die Frage, warum in Österreich so viele Menschen Teilzeit arbeiten, bei einer Steuerbelastung – und es ist gerade wieder die Zahl von der OECD herausgekommen – auf Löhne und Einkommen von 47 Prozent! Also wo ist da der Anreiz, wenn ich von 100 Euro (einen grünen Geldschein in die Höhe haltend), die ich verdiene – keine Sorge, das ist kein echter! (den Schein in zwei Hälften reißend) –, fast die Hälfte dem Finanzminister übergeben muss und dann vielleicht auch noch privat dafür Sorge tragen muss, dass ich Kinderbetreuung organisiere? (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Also die Steuern auf Löhne und Einkommen müssen hinunter, damit sich Leistung und Mehrarbeit auch wirklich auszahlt. (Beifall bei den NEOS.)

Zweites Thema – und ich habe die Frauen schon angesprochen –: Jede und jeder, jede Familie soll bitte selbst entscheiden, wie sie das mit den Kindern macht, aber Sie können doch nicht ernsthaft in Österreich von Wahlfreiheit sprechen, wenn viele Frauen in Österreich gar nicht die Chance haben, arbeiten oder mehr arbeiten zu gehen, weil es simpel die Kinderbetreuungsplätze nicht gibt. Ich weiß, es wird etwas gemacht, aber nicht mit der nötigen Leidenschaft und nicht mit der nötigen Tatkraft.


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Ich sage Ihnen etwas: Es liegt auch an einem sehr verzopften, konservativen Familienbild, das insbesondere die ÖVP hat. (Beifall bei den NEOS. – Zwischenruf des Abg. Sieber.) Ich habe da eine Runde mit Müttern aus Salzburg und Oberösterreich gehabt, und da hat mir eine Mutter aus Oberösterreich, die in einem Betrieb arbeitet – ein bekannter Betrieb, ich nenne ihn jetzt nicht –, erzählt, sie hat zwei Kinder, sie würde gerne ihre Stunden aufstocken, braucht damit aber eine Kinderbetreuung, einen Kindergarten, der auch am Nachmittag offen hat. Sie ist zum Bürgermeister gegangen, weil der Kindergarten in der Gemeinde nicht länger offen hat, und hat gesagt: Ich brauche das, ich möchte gerne mehr arbeiten. – Wissen Sie, was sie vom – natürlich! – ÖVP-Bürger­meister gehört hat? – Bei uns in der Gemeinde brauchen wir das nicht, wir haben funktionierende Familien.

Sehr geehrte Damen und Herren von der ÖVP, also wenn das Ihr Familienbild ist und damit letztlich auch die Wirtschaftspolitik, die Sie im Jahr 2023 verkörpern, dann sehe ich wirklich schwarz für die Zukunft unseres Landes und für die Freiheit gerade auch der Frauen! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Dritter Punkt – ich habe es schon angesprochen –: ein modernes Einwande­rungs­gesetz. Gerade für qualifizierte Zuwanderinnen und Zuwanderer ist Österreich nicht mehr attraktiv. (Abg. Wurm: Aha, jetzt heißt es qualifiziert!) Es ist hoch bürokratisch, aber es sind nicht allein die Bürokratie und die Dauer der Verfahren, es ist auch zunehmend diese fremdenfeindliche Stimmung. Es gibt da auch eine Untersuchung – man kann ja auf Daten zurückgreifen, man muss ja nicht alles glauben, man kann ja auch in die Daten schauen – und da wird gefragt – wir reden da jetzt wirklich von den hoch qualifizierten Menschen, also Forscher, Wissenschaftler, Techniker, Akademikerinnen –, wie attraktiv ein Zielland für diese Menschen ist. Wissen Sie, wo wir da mittlerweile stehen? – (Abg. Matznetter: An vorletzter Stelle!) Hinter Ungarn, an quasi vorletzter Stelle hinter Ungarn. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das heißt, die Menschen gehen nach Schweden, nach Kanada, nach Norwegen, nach Australien, in die USA, denn wir reden da von Menschen, die es sich aussuchen können. Das sind genau


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die, die wir für eine gute Zukunft brauchen, und dann sagen wir: Wir wollen euch nicht, wir brauchen euch nicht. – Wir schaffen hier lieber eine Atmosphäre, dass niemand kommen will. Das ist doch bitte haarsträubend! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Auch dazu erzähle ich Ihnen eine Geschichte: Mich hat letztens, als ich am Flug­hafen war, ein Mann angesprochen, Qilong sein Name, chinesischer – wahr­scheinlich noch – Staatsbürger, der hier in Wien an der Uni studiert hat, Maschi­nen­bau – oder weiß ich nicht, irgendwas mit Kfz (Heiterkeit der Rednerin) –, und er hat hier an der Uni seine Frau kennengelernt, die Polin ist. Sie leben beide in Wien, sie leben an sich gerne in Wien, sie finden es schön hier, sie haben beide einen Job, sie allerdings nicht in Wien, sondern in Bratislava, weil es in Öster­reich tatsächlich selbst bei internationalen oder international tätigen Unterneh­men noch immer unüblich ist – sie ist in der Versicherungsbranche –, dass Englisch quasi die Sprache im Unternehmen ist, deshalb pendelt sie nach Bratis­lava. Er arbeitet aber in Österreich und er hat mir gesagt, er habe zwei Jahre gebraucht, bis er endlich alles durch hatte, dass er hier seine Aufenthaltsberech­tigung hat. Er kann nirgendwo mitreden, er zahlt jede Menge Steuern hier und er hat mir auch gesagt, wenn das mit der Politik in Österreich so weitergehe und die sich so weiterentwickle, dann seien er und seine Frau in fünf Jahren nicht mehr da, weil sie keine Lust auf das haben. Dann gehen sie woandershin. Das ist natürlich ein Ergebnis von fremdenfeindlicher Politik, mit der man sagt: Wir wollen euch nicht. – Das ist kurzsichtig und vor allem wirtschaftspolitisch ein­fach dumm. (Beifall bei den NEOS.)

Last, but not least das Thema Lehre: Selbstverständlich müssen wir schauen, dass wir gerade bei der Bildung insgesamt, aber auch bei der Ausbildung unserer eigenen jungen Menschen Meter machen und die Lehre wirklich aufwerten, wirklich unterstützen, denn zwei Drittel aller Mangelberufe waren im letzten Jahr Lehrberufe. Das heißt, da ist enorm viel zu tun, um dieses an sich Erfolgs­konzept mit Mut zur Veränderung und Mut zu Reformen in die Zukunft zu bringen.


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Die Ausbildungsordnung ist aber gefühlt aus einem ganz fernen Jahrhundert, das – und übrigens auch die Kosten dafür – macht es Betrieben nämlich wirklich schwer, Lehrstellen überhaupt anzubieten. Es braucht natürlich neue Über­legungen, wie einen Lehrlingsbonus für KMUs, eine Förderung für alle Betriebe mit bis zu fünf Lehrlingen, und wir brauchen heutzutage natürlich auch die Flexibilität, gerade auch in der Ausbildung, dass man mit der Zusammenlegung von Polytechnischer Schule, Berufsschule und Berufsreifeprüfung letztlich eine duale Oberstufe schafft, um diese Flexibilität auch in der Bildung und Aus­bildung zu ermöglichen.

Sehr geehrter Herr Wirtschaftsminister, das ist ein wirklich drängendes Problem, das schon lange nicht mehr ein Problem der Unternehmerinnen und Unter­nehmer ist. Die Personalnot gefährdet unseren Wohlstand und gefährdet dann letztlich auch unsere Zukunft und die Zukunft unseres Sozialstaats.

Ja, Hundestaffeln sind toll, und ein Memorandum of Understanding ist auch super. Sie müssen aber diesem Thema eine andere Priorität einräumen und auch bei dieser Politik der Fremdenfeindlichkeit und des Nichtlösens umkehren – im Sinne der Menschen und der Wirtschaft in Österreich. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

15.20


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Kocher. – Bitte.


15.20.38

Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher: Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bedanke mich für die Gelegenheit, auch einige Dinge zu diesem Thema sagen zu können, das tatsächlich – ich glaube, da sind wir einer Meinung – ein sehr entscheidendes Thema für die wirtschaftliche Entwicklung, aber auch für den Wohlstand in Österreich in den nächsten zehn bis 20 Jahren sein wird.


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Es ist klar, dass ich in einigen Punkten durchaus die Problematiken, die angesprochen wurden, teile, dass ich aber nicht sehe, wo (Abg. Leichtfried: Die Lösung ist!) da die großen Versäumnisse der Bundesregierung sind. Ich sage auch gleich genauer dazu, warum das so ist.

Bevor ich dazu komme, ist es, glaube ich, wichtig, zwischen zwei Dingen zu differenzieren: den konjunkturellen Aspekten am Arbeitsmarkt und den strukturellen Aspekten. Konjunkturell ist es so, dass wir im Moment eine relativ schwache wirtschaftliche Entwicklung haben. Der Arbeitskräfte- und Fach­kräftemangel ist trotzdem relativ hoch. Er ist im Vergleich zum Vorjahr zurückge­gangen. Die Zahl der offenen Stellen ist jetzt, Ende März 2023, um ungefähr 10 Prozent geringer als Ende März 2022.

Man muss sehr vorsichtig sein – im Antrag ist ein Vergleich in der OECD angesprochen –: Natürlich werden offene Stellen in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich gemeldet. Auch in Österreich werden ja nur ungefähr 40 bis 50 Prozent der offenen Stellen wirklich offiziell an die Arbeitsmarktverwaltung, an die Arbeitsmarktbehörden – bei uns ans AMS – gemeldet. Es hat sich dieser ganz, ganz akute Mangel also etwas entschärft, aber das heißt natürlich auch: In der nächsten Hochkonjunktur werden dieser Mangel, dieser Bedarf und die Personalnot noch stärker.

Deswegen ist es so wichtig, Maßnahmen zu treffen und strukturell darauf zu reagieren, weil es strukturell mehrere Trends gibt, die entscheidend sind: erstens demografisch – Alterung und Pensionierungen, die anstehen –, zweitens einen Trend zur Teilzeit und dann auch viele Verschiebungen zwischen den Branchen, gerade in Bereichen, in denen die Knappheit jetzt am höchsten ist. Im Bereich Pflege und Gesundheit beispielsweise, im Bereich Gastronomie und Tourismus ist es so, dass das zum Beispiel auch oft mit unregelmäßigen Arbeitszeiten – Wochenendarbeit, Nachtarbeit und so weiter – verbunden ist. Das zeigt natür­lich, dass viele Menschen die Wahl haben, in Bereiche zu gehen, wo sie flexiblere Arbeitszeiten haben, wo sie auch gewisse fixe Arbeitszeiten haben und nicht an Wochenenden arbeiten müssen. Die Bereiche, in denen das nicht der Fall ist –


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wo die Arbeiten schwerer sind und wo unregelmäßige Arbeitszeiten Teil des Jobs sind –, verlieren Arbeitskräfte.

Im Antrag sind vier Phänomene genannt. Ich möchte jetzt tatsächlich auf alle vier Punkte eingehen und auch dazu Stellung nehmen. (Abg. Leichtfried – erheitert –: Tatsächlich!)

Der erste Punkt sind die Anreize. Ja, es stimmt: Arbeit ist in Österreich hoch mit Abgaben und Steuern belastet, allerdings sehr stark mit Abgaben und gar nicht so sehr mit Steuern. Auch da möchte ich ganz explizit auf einige Maßnahmen der Regierung hinweisen. Die ökosoziale Steuerreform hat die Steuersätze gerade im unteren Bereich sehr stark nach unten gebracht, die Abschaffung der kalten Progression dieses Jahr noch einmal stärker auch im unteren Bereich, und auch die Lohnnebenkostensenkungen von insgesamt 0,4 Prozentpunkten in den letzten eineinhalb Jahren haben eine leichte Entlastung gebracht. (Abg. Meinl-Reisinger: Aber die Steuerquote ist deshalb nicht ...!)

Natürlich ist die Besteuerung weiter hoch. Dafür ist die Leistung, die man in Österreich im Sozialsystem dafür bekommt, auch sehr hoch: Man hat im inter­nationalen Vergleich hohe Pensionsansprüche, das Gesundheitssystem ist aufgrund der Personalnot unter Druck, ist aber weiterhin gut, und so weiter und so weiter.

Ich glaube, es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass es in den letzten Jahrzehnten keine Regierung gegeben hat, die mit der ökosozialen Steuerreform, mit der Abschaffung der kalten Progression, die seit Jahrzehnten gefordert wurde, und auch mit den relativ umfangreichen Lohnnebenkostensenkungen im Vergleich über die letzten zehn, 15 Jahre insgesamt so viel getan hat, um das zu verbes­sern. (Abg. Meinl-Reisinger: Stimmt nicht! Steuerquote ist höher als ...!) Geschenkt: Wir brauchen aus meiner Sicht natürlich auch in dem Bereich weitere Maßnah­men.


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Fachkräfte: Das ist einmal besonders wichtig, weil zum Beispiel die Lehre angesprochen wurde. In der Lehre ist es so, dass wir im Vergleich zum Vorjahr glücklicherweise einen Anstieg bei den betrieblichen Lehrlingen haben. Wir haben einen Anstieg im Vergleich zur Zeit vor Corona, aber es stimmt: Dieser Anstieg ist gering. Das liegt natürlich daran, dass diese Kohorten, die jetzt in dieses Alter kommen, einfach kleiner werden.

Es gibt einen Wettbewerb zwischen den Schulen und den Lehrbetrieben um die jungen Menschen, aber wir haben über 100 000 Lehrlinge. Es gibt seit ungefähr zehn, 15 Jahren eine relativ konstante Quote zwischen 40 und 45 Prozent – in Wien ist es eher weniger, in Vorarlberg sind es über 45 Prozent – an jungen Menschen, die sich für die Lehre entscheiden. Das ist der zweitgrößte Anteil in der gesamten Welt. Nur die Schweiz hat einen höheren Lehrlingsanteil als Österreich.

Wir versuchen alle fünf Jahre, in allen Lehrberufen die Inhalte zu aktualisieren. Vor Kurzem haben wir zum Beispiel einen Lehrberuf für Abwassertechnik eingeführt. Es gibt einen neuen Lehrberuf, den wir gestern im Ministerrat beschlossen haben: die Pflegeassistenz und die Pflegefachassistenz. Da hat mich ein bissel gewundert, dass es Kritik von den NEOS gab, weil ich glaube, es ist auch ein wichtiger Beitrag – nicht der einzige –, um mittelfristig eben in der Pflege die Personalnot etwas zu lindern und jungen Menschen die Chance zu geben, sich im Rahmen eines Lehrberufs auch verantwortungsvoll für den Pflegebereich zu entscheiden, wobei sie ab dem ersten Tag eine Lehrlingsent­schädigung bekommen und die Betriebe eine betriebliche Lehrstellenför­derung bekommen, die wir übrigens dieses Jahr um ungefähr 40 Millionen Euro erhöht haben. Die Summe, die dafür ausgegeben wird, ist von ungefähr 230 Millionen auf 270 Millionen Euro  erhöht worden. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Lukas Hammer.)

Es gibt eine Reihe von anderen Maßnahmen – ich könnte das durchgehen –, von der Umweltstiftung, den Lehrberufen im Bereich Umwelt, der Corona-Joboffen­sive, dem Bildungsbonus bis zur Ausweitung des Fachkräftestipendiums. Wir


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haben im Bereich der Pflege zusätzlich das Pflegestipendium beschlossen – eine Untergrenze von 1 400 Euro für alle, die sich in einer Ausbildung im zweiten Bildungsweg für die Pflege entscheiden. Das Programm Sprungbrett hat die Lang­zeitarbeitslosigkeit im Vergleich zum April 2021 halbiert und so weiter und so weiter.

Das geht so weit, dass wir uns natürlich auch im Bereich der ganz Jungen engagieren. Wir haben heute noch die Preisverleihung im Rahmen der Mint-Girls Challenge. Das ist ein Wettbewerb für junge Mädchen, der vor allem junge Mädchen in den Bereich der Mint-Fächer und der Mint-Ausbildungen – Mathe­matik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik – bringen soll, wo die Chancen am besten sind. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Neßler und Ribo.)

Zur qualifizierten Zuwanderung, die angesprochen wurde, zur Rot-Weiß-Rot-Karte: Da geht es um Drittstaaten. Ich glaube, es ist wichtig zu sagen: Die meisten Menschen, die am österreichischen Arbeitsmarkt tätig sind und nicht in Österreich geboren oder ausgebildet sind, kommen aus anderen europäischen Staaten. Also es geht insgesamt um Attraktivität, aber die Drittstaaten spielen natürlich auch eine gewisse Rolle. Wenn wir über die Rot-Weiß-Rot-Karte und über ein OECD-Ranking sprechen, auf das im Antrag Bezug genommen wird, dann muss man darauf hinweisen, dass eben diese Neuerung, diese Reform, die mit 1.10. in Kraft getreten ist, da noch nicht berücksichtigt wurde.

Ja, die Rot-Weiß-Rot-Karte ist schneller geworden, sie ist einfacher geworden, sie ist praktikabler geworden. Das heißt nicht, dass nach sechs Monaten schon alles überall funktioniert. Wir reden von Ausländerbehörden, wir reden von AMS-Regionalstellen, wir reden von teilweise komplizierten Verfahren bei der Anerkennung – auch in Bereichen, wo das notwendig ist, um Qualitätssicherung herzustellen. Wir haben aber bei den Bewilligungen dieser Karten einen Anstieg um 50 Prozent. Wir haben letztes Jahr insgesamt 6 000 Karten gut bewilligt. Wenn dieser Anstieg über das gesamte Jahr anhält, dann kommen wir in Richtung 10 000 Personen. Das sind im Vergleich zu den vielen offenen Stellen


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natürlich nur 10 000, aber es sind genau die, die gesucht werden: Fachkräfte im IT-Bereich, im Pflegebereich, im Bereich, wo besonders große Knappheit herrscht. (Abg. Wurm: ...arbeiter!)

Auch für den chinesischen Studenten, der angesprochen wurde, gibt es eine Ver­besserung: Alle Drittstaatsangehörigen, die in Österreich ein Studium abschließen und einen aufrechten Aufenthaltsstatus haben, bekommen nämlich jetzt, wenn sie den Antrag stellen, sofort eine Rot-Weiß-Rot-Karte und können in Österreich bleiben. Das war bisher nicht der Fall. Bisher, vor dieser Reform, musste eine gewisse Einkommensgrenze überschritten werden. Jetzt geht es einfach nur darum, dass man einen Job hat und laut Kollektivvertrag bezahlt bekommt.

Auch da gibt es also Verbesserungen, die vielleicht noch nicht überall ange­kom­men sind – deshalb auch das Memorandum of Understanding mit der Wirt­schaftskammer, um diese Dinge nicht nur in Österreich, sondern auch dort, wo diese Fachkräfte herkommen, bekannter zu machen. Es gibt da eine enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern, mit den verschiedenen Organisationen, die sich da engagieren, und natürlich auch mit allen Betrieben, die jetzt einen großen Bedarf haben, um eben offene Stellen mit Fachkräften aus dem Ausland zu besetzen.

Eine Sache möchte ich noch ergänzen, weil immer wieder gesagt wird, die Rot-Weiß-Rot-Karte sei schlechter als die Systeme in anderen Staaten: Die Rot-Weiß-Rot-Karte hat praktisch dieselben Voraussetzungen und auch eine sehr ähnliche Punktesystematik, wie es sie in Kanada gibt. Kanada wird oft als Vorbild für ein qualifiziertes Zuwanderungssystem gesehen. Und wir sind um einiges weiter als Deutschland, wo gerade noch über eine Reform bei der qualifizierten Zuwanderung diskutiert wird. Selbst wenn diese Reform beschlossen wird, gibt es zwischen Deutschland und Österreich wenig Unterschiede.

Das heißt nicht, dass wir nicht die Aufgabe haben, das, wie gesagt, auch tatsächlich in die Fläche zu bringen. Ich glaube aber, dass da einiges passiert ist und dass wir auf dem richtigen Weg sind, um gemeinsam mit allen die


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Möglichkeit, nach Österreich auf den Arbeitsmarkt zu kommen, zu schaffen und einfacher zu machen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie der Abgeordneten Neßler, Prammer und Ribo.)

Der vierte Punkt: Kinderbetreuung und die Wahlmöglichkeit für alle Eltern. Es geht ja nicht nur um Kinderbetreuung, sondern auch um Pflege, aber eben vor allem um Kinderbetreuung für alle Eltern – in der Praxis sehr oft Mütter, das ist richtig. Ich stehe nicht an, ganz klar zu sagen: Ein Ausbau der Kinderbetreuung ist unabdingbar. Ich sage das immer.

Es ist ein entscheidender Faktor für den Arbeitsmarkt, flächendeckend qualitativ hochwertige Kinderbetreuung und auch Kinderbildungseinrichtungen zu haben. (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, aber in Niederösterreich gibt’s jetzt die Herdprämie!) Wir sprechen immer von Betreuung, es geht aber um Einrichtungen der Kinder­bildung – wir sprechen da ja von den Ein- bis Dreijährigen, da geht es mehr um Betreuung, aber auch schon um Bildung –, und wir sprechen natürlich auch von Nachmittagsbetreuung, um eben allen die Wahlmöglichkeit zu geben. (Abg. Scherak: Das müssen Sie den ganzen ÖVP-Bürgermeistern sagen, nicht uns!)

Ich wollte es gerade sagen: Das ist eine gemeinsame Aufgabe der Gebietskör­perschaften, es betrifft den Bund, die Länder und die Gemeinden, aber nicht nur. Es betrifft natürlich auch die Sozialpartner (Abg. Künsberg Sarre: Die wollen das ja! – weiterer Zwischenruf bei den NEOS), und – das sage ich jetzt ganz klar – auch die Betriebe haben natürlich eine Verantwortung (Ruf bei den NEOS: Und wer bremst?), gerade größere Betriebe, die die Möglichkeit haben, Kinderbetreuungs­einrichtungen bereitzustellen. (Abg. Meinl-Reisinger: Die machen das ja eh schon längst, weil sie von der Politik alleingelassen werden! Die tun das ja schon längst!) – Ganz richtig: Die tun das zum Teil und sie bauen das glücklicherweise auch aus. Ganz richtig, ja.

Das bringt mich zum Ende: Es ist eine gemeinsame Aufgabe der Sozialpartner, der Politik, der verschiedenen Gebietskörperschaften, und es wird entscheidend


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sein, ob es uns jetzt, in dieser Phase, die demografisch durchaus etwas heraus­fordernder wird, gelingt, genug Arbeits- und Fachkräfte für die Entwicklung zu haben, die wir brauchen. Ja, das ist eine Frage des Wohlstandes, eine Frage der Aufrechterhaltung unseres guten Sozialsystems. Wenn es uns nicht gelingt, dann werden wir dieses Sozialsystem und diesen Wohlstand nicht aufrechterhalten können.

In den letzten zwei Jahren ist in dem Bereich, für den ich verantwortlich bin, aber so viel passiert wie noch nie zuvor. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Scherak: Das heißt ja vor allem, dass in den 30 Jahren davor von der ÖVP nichts gekommen ist! Das stimmt! – Ruf bei der ÖVP: Aufpassen, aufpas­sen!) – Die ÖVP war auch nicht immer für das Arbeitsressort zuständig, aber das wollen wir jetzt nicht im Detail besprechen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Für die Wirtschaft schon, oder? Für Steuern leider auch! – Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.)

Ich bin weiterhin – das ist für mich am Schluss wichtig – fest davon überzeugt: Obwohl es eine große Herausforderung ist, wird diese zu meistern sein, wenn wir auf allen Ebenen ansetzen und das gemeinsam tun. – Vielen Dank dafür. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.33


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Loacker. – Bitte.


15.34.01

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Ich habe mir gerade gedacht: Ich bin ja schon deshalb nicht zum Minister geeignet, weil ich nie diesen Ruhepuls hätte, wenn die Hütte derart brennt. (Heiterkeit und Beifall bei den NEOS. – Abg. Rainer Wimmer: Wirst es eh nie! – Abg. Stögmüller: Wirtschaftsminister! – Ruf bei der ÖVP: Wir sind auch froh!) Das muss man ja alles einmal wegstecken.


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Der Herr Bundesminister repliziert auf Klubobfrau Meinl-Reisinger und sagt: Ja, die offenen Stellen werden überall anders gezählt. Bei uns sind ja gar nicht alle beim AMS gemeldet. – Ja, es ist nämlich noch schlimmer, als es all die Statistiken ausweisen. Das ist ja das Problem. (Beifall bei den NEOS.)

Man kann es nicht schönreden. Die Menschen in Österreich spüren ja mehr und mehr, dass sie betroffen sind. Sie wollen eine Fotovoltaikanlage auf ihrem Dach haben, und die Wartezeit beträgt 16 Monate – aber gar nicht, weil es die Anlage nicht gibt, sondern weil es den Elektriker, der das Ding dort montiert, nicht gibt. Sie wollen ihr Auto in die Werkstatt bringen und haben ein paar Wochen Wartezeit – weil es keine Kfz-Mechaniker gibt. Von den Pflegekräften haben wir heute schon gehört. Letzte Woche hat mich eine Bekannte angerufen, deren Mama in Pflegestufe 6 eingestuft ist, die aber keinen Heimplatz für die Mama kriegt, weil das Pflegepersonal fehlt. Da schauen Sie sich einmal an, wie Sie das zu Hause managen. Jeder von uns kennt in seiner Heimatgemeinde eine Bäckerei, die am Nachmittag nicht mehr geöffnet hat, weil sie das Verkaufs­personal dafür nicht mehr findet.

Wir sind also alle vom Arbeitskräftemangel betroffen, und das sollte man nicht mit einer derartigen Lockerheit angehen, vor allem deshalb, weil es nicht mehr, wie vielleicht vor zehn Jahren noch, darum geht, Spitzenkräfte nach Österreich zu bringen, sondern weil wir in allen Qualifikationsstufen gefordert sind. Man findet heute auch offene Stellen, für die man nur einen Pflichtschulabschluss braucht. Es werden überall Verkäuferinnen und Verkäufer gesucht, beispiels­weise in Tankstellen oder in jeder Bäckerei.

Wir haben in Österreich – auch das ist in unserem Dringlichen Antrag detailliert ausgeführt – eine ganze Reihe von Anreizen, in Teilzeit zu arbeiten. Da geht es um Leute, die super Jobs machen, die 30 Stunden pro Woche beschäftigt sind. Wenn der Chef fragt: Würden Sie auch 35 Stunden in der Woche kommen, denn wir haben wirklich viel Arbeit für Sie?, rechnet der Mitarbeiter oder die Mitarbei­terin nach und kommt zum Schluss: Nein, denn dann müsste ich für meine


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Kinderbetreuung mehr bezahlen, weil ich mehr verdiene, und dann falle ich vielleicht um steuerliche Vorteile um.

Es kann nämlich beispielsweise folgender Fall eintreten: Wenn jemand statt 1 185 Euro brutto um 1 Euro mehr, also 1 186 Euro verdient, dann hat diese Person 206 Euro netto weniger im Jahr, weil wir den Teilzeitanreiz im System haben, dass die Arbeitslosenversicherung auf eine technisch ganz schlechte Art einschleift. Jetzt haben wir die Teilzeitkräfte von der Beitragsleistung zur Arbeitslosenversicherung quasi freigestellt, die Vollzeitkräfte müssen sie bezahlen. Die Teilzeitkräfte sind auch voll versichert, aber sie zahlen keine Beiträge. Das ist ein Anreiz, in Teilzeit zu arbeiten.

Solche Anreize haben wir auch im Pensionssystem. Man kann 30 Jahre lang für 600 Euro brutto arbeiten gehen und bekommt dann eine Pension von 1 208 Euro im Monat, also doppelt so viel wie man überhaupt jemals verdient hat. Das ist ein Anreiz, in Teilzeit zu arbeiten, denn wenn man aus eigenen Beiträgen zu so einer Pension kommen will, dann muss man 1 500 Euro verdienen, aber nicht 30 Jahre lang, sondern 45 Jahre lang. Teilzeit wird bei uns also belohnt. (Beifall bei den NEOS.)

Das Nächste: Damit das Arbeitsmarktservice gezielter mit den Teilzeitkräften arbeiten und gezielter schauen könnte, in welchen Qualifikationsbereichen, in welchen Bundesländern, in welchen Regionen wer gebraucht wird, müsste man dem AMS auch die Daten zur Verfügung stellen, die es heute nicht hat. Wir wissen nämlich gar nicht exakt, wer wo wie viele Stunden arbeitet. Johannes Kopf hat eingefordert, dass die Betriebe das einmelden sollen. Die Betriebe melden nämlich aktuell sowieso Vollzeit oder Teilzeit ein, und wenn sie statt Ja oder Nein einfach nur die Wochenstundenanzahl an die Sozialversicherung melden würden, hätte das AMS eine bessere Datengrundlage, mit der es arbei­ten könnte.

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:


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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wochenarbeitszeitmeldung, um gezieltere Maßnahmen gegen den Arbeits­kräftemangel und gegen den Teilzeitboom setzen zu können“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen und der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege & Konsumentenschutz, wird aufgefordert, eine Regierungsvorlage vorzulegen, die vorsieht, dass im Zuge der monatlichen Abgabenmeldungen der Unternehmen auch die vereinbarte Wochenarbeitszeit ihrer Beschäftigten automatisch übermittelt wird.“

*****

So, und jetzt zur Rot-Weiß-Rot-Karte, die der Herr Minister angesprochen hat: 6 000 Rot-Weiß-Rot-Karten im Jahr bei 200 000 offenen Stellen, das ist nett, aber es ist der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Und ja, es hat Reformen der Rot-Weiß-Rot-Karte gegeben, nämlich in den letzten zehn Jahren 17 an der Zahl, allein die derzeitige Bundesregierung hat sieben Reformen der Rot-Weiß-Rot-Karte vorgenommen. Wenn sich die betroffenen Unternehmen und die betroffenen Arbeitsuchenden da nicht mehr auskennen, kann ich es ihnen nicht übel nehmen. (Beifall bei den NEOS.)

Sie müssen sich vorstellen: Eine IT-Kraft in Indien überlegt sich, woanders zu arbeiten. Das österreichische Rot-Weiß-Rot-Karte-Verfahren kann diese IT-Kraft nicht meistern, weil es von zwei Behörden geführt wird, nämlich von der Bezirksverwaltungsbehörde auf der einen Seite und vom AMS auf der anderen Seite. Und: Digitalisierung ist ja auch ein großes Schlagwort der Bundesregie­rung, aber die Akten werden nach wie vor in Papierform zwischen den beiden Behörden hin- und hergeschoben. Die durchschnittliche Verfahrensdauer beträgt 15 Wochen, in manchen Bundesländern deutlich länger. In dieser Zeit


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arbeitet die IT-Kraft längst in Schweden, Kanada, Australien oder sonst wo, aber sicher nicht in Österreich. (Beifall bei den NEOS.)

Weil das Verfahren so kompliziert ist, hat diese Bundesregierung Folgendes entschieden: Wenn Sie, geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer, ein Unternehmen haben, Sie so einen Drittstaatsangehörigen nach Österreich holen möchten, aber das Verfahren mit der Bezirksverwaltungsbehörde und mit dem AMS ein bisschen kompliziert ist und Sie nicht genau wissen, wie Sie vorgehen sollen, dann gibt es eine dritte Behörde, an die Sie sich wenden können, an die Austrian Business Agency. (Heiterkeit der Abg. Meinl-Reisinger.) Ich habe das am Montag bei einer Arbeitsmarkttagung im Deutschen Bundestag erzählt. Die Deutschen sind mir fast unter den Tisch gefallen, weil sie geglaubt haben, sie wären bürokratisch. Dann habe ich Ihnen aber das mit dieser Austrian Business Agency erzählt, und wir Österreicher haben den Bürokratiewettbewerb eindeutig gewonnen. (Beifall bei den NEOS.)

Die Abgabenquote steigt, und der Herr Minister hat gesagt: Ja, die Abgaben in Österreich sind hoch, aber man bekommt auch viel dafür. – Na, das müsste man sich ein bisschen genauer anschauen. Bleiben wir beim Beispiel Deutschland, das ja auch ein gut ausgebauter Sozialstaat ist: Die Arbeitslosenversicherung kostet dort nicht einmal die Hälfte. Dort kostet sie 2,6 Prozent vom Brutto und bei uns 6,0 Prozent vom Brutto.

Jetzt frage ich mich: Wo geht das Geld hin? Für die Menschen ist es jedenfalls nicht gedacht, es versickert im System. Wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 15 Jahren, und das AMS hat ein Drittel mehr Mitarbeiter als vor 15 Jahren. Man würde meinen, in der Zwischenzeit sind Digitalisierungsschritte gemacht worden, Dinge automatisiert worden und die Mitarbeiter des AMS können sich, weil alles besser strukturiert ist, auch besser um die Arbeitsuchenden küm­mern. – Nein, es sind jetzt mehr Mitarbeiter und es ist mehr Bürokratie. Für die Arbeitsuchenden bringt das gar nichts und für die Betriebe, die Mitarbeiter suchen, bringt das auch nichts, abgesehen von den hohen Lohnabgaben, wenn wir Wirtschaftskammerbeiträge und Arbeiterkammerbeiträge drin haben.


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Was haben die Menschen für einen Nutzen davon, wenn Sie mit dem Wirt­schaftskammerpräsidenten ein Memorandum of Understanding machen? – Gar keinen! Einen schönen Medienbericht haben Sie gehabt, nicht die Mitarbeiter oder die Firmen, die einen Mitarbeiter suchen. (Beifall bei den NEOS.)

15.42

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Wochenarbeitszeitmeldung, um gezieltere Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel und gegen den Teilzeitboom setzen zu können

eingebracht im Zuge der Debatte in der 209. Sitzung des Nationalrats über den Dringlichen Antrag zum Thema Personalnot

Die vereinbarten Wochenarbeitszeiten der Beschäftigten werden derzeit nicht in den Bundesstatistiken erfasst, sondern lediglich über den Mikrozensus erfragt. Deshalb twitterte der AMS-Chef Johannes Kopf zuletzt: "Ich versteh schon, dass Betriebe keine zusätzliche Bürokratie brauchen können, halte es aber trotzdem für sinnvoll, künftig auch das konkrete Arbeitszeitausmaß jedes/r Beschäftigten zu melden. Wir brauchen hier Daten" (1). Dabei wäre es relativ einfach, die im Arbeitsvertrag vereinbarte Wochenarbeitszeit im Rahmen der monatlichen Beitragsnachweise zu übermitteln. Der bürokratische Mehraufwand wäre verschwindend klein, da die Arbeitszeit in der Lohnverrechnungssoftware erfasst ist und nur bei Veränderungen der vereinbarten Wochenarbeitszeit angepasst werden muss. Im Wesentlichen müssen nur im "Lohnzettel und Beitragsgrundlagennachweis - L16"-Formular (2) die Felder Vollzeit und Teilzeit durch die vereinbarte Wochenarbeitszeit ergänzt werden. Jedenfalls wäre durch die geänderte Meldelogik die Bundesstatistiken zur Wochen­arbeitszeit genauer, was vor allem bei Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel helfen würde - siehe Tweet Johannes Kopf. Durch die Erfassung dieser Daten könnten in einem weiteren Schritt auch gezieltere steuerliche Maßnahmen getroffen


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werden. So könnten beispielsweise Absatzbeträge nach der Wochenarbeitszeit aliquotiert werden. Außerdem könnte die (ohnehin systemwidrige) Staffelung der SV-Beiträge treffsicherer nach der Wochenarbeitszeit erfolgen, nicht nach dem Einkommen. Schließlich sollen nur jene entlastet werden, die tatsächlich trotz großer Anstrengung wenig verdienen und nicht jene, die sich selbst für die Teilzeit entschieden haben - 2000 Euro bei Vollzeit vs. 2000 Euro bei 50-Prozent-Teilzeit.

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Quellen:

(1)   www.twitter.com/JohannesKopf/status/1568924841499152384

(2) https://www.help.gv.at/at.gv.brz.linkaufloesung/help/applikation-flow?execution=e1s1

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen und der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege & Konsumentenschutz, wird


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aufgefordert, eine Regierungsvorlage vorzulegen, die vorsieht, dass im Zuge der monatlichen Abgabenmeldungen der Unternehmen auch die vereinbarte Wochen­arbeitszeit ihrer Beschäftigten automatisch übermittelt wird."

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungs­gemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hammer. – Bitte, bei Ihnen steht das Wort.


15.42.28

Abgeordneter Mag. Michael Hammer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Bevor ich zu meiner Rede komme, darf ich eine Gruppe des Seniorenbundes aus Gramastetten bei uns im Haus begrüßen. – Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall. – Abg. Kollross: Gehören die jetzt zur ÖVP oder nicht?)

Es ist aus den bisherigen Ausführungen schon hervorgegangen, dass das Thema Arbeitsmarkt natürlich ein brennendes ist. Dass es notwendig ist, das im Rahmen einer Dringlichen abzuhandeln (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, weil es dringlich ist!), hat der Herr Minister eigentlich relativ eindeutig widerlegt, weil ohnedies sehr, sehr viele Anstrengungen seitens der Bundesregierung unternommen werden. Das gibt aber auf jeden Fall die Gelegenheit, dieses Thema auch hier entsprechend auszuführen.

Ich glaube, wir sind uns alle einig, man sieht die Dynamik, die in diesem Bereich in den letzten Jahren vonstattengegangen ist: Wir haben vor ein paar Jahren noch davon geredet, dass es einen Fachkräftemangel gibt, und haben im Bereich Fachkräftestrategie vieles gemacht. (Abg. Meinl-Reisinger: Das hat ja gut funktioniert, was Sie gemacht haben!) Mittlerweile – das ist unbestritten – gibt es


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einen generellen Arbeitskräftemangel, und da sind die Anstrengungen natürlich in verschiedene Richtungen zu lenken.

Der Herr Bundesminister hat ausgeführt – und das sollte man auch einmal zur Kenntnis nehmen –: Wir haben eine sehr, sehr niedrige Arbeitslosigkeit und eine gute Wirtschaftsentwicklung. Die Arbeitslosenquote in Österreich liegt mit Ende März bei 6,2 Prozent. Wenn ich meinen eigenen Heimatbezirk Urfahr-Umgebung hernehme: Da gibt es 1,9 Prozent Arbeitslosigkeit. Das ist mehr als Vollbe­schäf­tigung, kann man fast sagen, und das ist grundsätzlich erfreulich.

Frau Kollegin Meinl-Reisinger, weil ich Ihnen vorhin gesagt habe, ÖVP und Wirtschaft gehören zusammen: Man sollte auch einmal zur Kenntnis nehmen, dass sehr, sehr gute Wirtschaftspolitik gemacht wurde, denn es ist nicht selbstverständlich, dass wir derzeit so viele Beschäftigte wie noch nie zuvor haben, und das hängt doch mit einer sehr guten Wirtschaftspolitik zusammen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Meinl-Reisinger: Vielleicht liegt es aber auch an den guten Betrieben! Vielleicht liegt es an den guten Unternehmern!)

Was zum Arbeitsmarkt auch zu sagen ist: Es gibt vor allem auch im Bereich der über 50-Jährigen einen deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Das ist auch den Maßnahmen geschuldet, die gesetzt wurden.

Wenn man mit Menschen diskutiert, wenn es um den Fach- und Arbeitskräfte­mangel geht, fragt jeder: Wo sind die Leute hingekommen? Warum fehlen jetzt überall die Arbeitskräfte? – Wie ich schon gesagt habe, ist es so, dass die Beschäftigung so hoch wie nie zuvor ist. Es ist aber natürlich auch das Beschäfti­gungsausmaß im Schnitt zurückgegangen. Genau dort gilt es auch anzusetzen.

Während wir und die Bundesregierung uns darüber Gedanken machen, wie wir noch mehr Leute in Beschäftigung kriegen können, wie wir auch das Arbeits­kräftepotenzial voller ausschöpfen können, findet bei der SPÖ derzeit ein Obmann­casting statt, bei dem man sich gegenseitig unterbietet, wie viel weniger wir


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noch arbeiten können. (Abg. Rainer Wimmer: Mach dir keine Sorgen! Mach dir keine Sorgen!) Derzeit werden von Kollegen Babler 30 Stunden geboten. (Abg. Kollross: 32!) Wir warten schon jeden Tag auf die nächste Meldung, dass ihr auch unter 30 Stunden geht. Das ist ein weiterer Grund, warum dieses Theater endlich ein­mal beendet gehört, denn sonst wird das gar nicht mehr erträglich. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf bei der SPÖ.)

Alle Kandidaten (Ruf bei der SPÖ: Und -innen!) sind sich ja einig, sie wollen jetzt die linke Koalition mit den Grünen und den NEOS. Ich wünsche euch da jetzt schon alles Gute, mit den NEOS die 30 Stunden umzusetzen. Ich freue mich auch schon, wenn Frau Meinl-Reisinger dann die 30-Stunden-Woche hier ver­teidigt. Also das wird eine lustige Koalition. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Und mit den Grünen wär es okay?)

Was gilt es zu tun? – Es wurde schon angesprochen: Es gilt, einen ent­sprechenden Mix umzusetzen. Wir müssen das Arbeitskräftepotenzial, das bei uns vorhanden ist, ausschöpfen, natürlich die Beschäftigungsausmaße erhöhen. Auch die qua­lifizierte Zuwanderung wurde angesprochen.

Ein ganz wesentlicher Punkt ist für uns – da wurde sehr, sehr viel gemacht, der Herr Minister hat einiges aufgezählt –: Leistung muss sich entsprechend lohnen. Da haben wir im Bereich des Steuersystems mit der ökosozialen Steuerreform, auch mit der Abschaffung der kalten Progression, der Erhöhung des Familien­bonus, der Senkung der Lohnnebenkosten vieles gemacht. Es muss natürlich ein Unterschied sein und es braucht auch entsprechende Anreize, damit sich Vollzeitarbeit lohnt, vor allem auch im Verhältnis zu Sozialleistungen. Da müssen wir ansetzen.

Wir wollen in diesem Bereich natürlich auch Anreize für Mehrarbeit setzen (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Dann macht es endlich!) wie Begünstigung von Über­stunden oder attraktiveren Zuverdienst in der Pension. Vor allem ist für uns auch eine Reform des Arbeitslosengeldes, das Arbeitslosengeld Neu, ein wichtiges Thema, wobei es darum geht, es degressiv zu gestalten, um wirklich Anreize zu


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bieten, wieder in Beschäftigung zu gehen, und sich vor allem auch die Zuver­dienstgrenzen anzusehen. (Zwischenruf des Abg. Kollross.)

Ein wichtiger Punkt ist für uns natürlich auch der Ausbau der Kinderbetreuung. Ich möchte betonen, es braucht den bedarfsgerechten Ausbau des Kinderbe­treuungsangebotes, aber es braucht weiterhin die Wahlfreiheit. Wenn man sich anschaut, wie sich die Besuchsquoten in den letzten Jahren entwickelt haben: Bei den unter Dreijährigen sind sie mittlerweile von 14 auf 31 Prozent gestiegen, bei den Drei- bis Sechsjährigen von 86,6 auf 95 Prozent. (Zwischenruf des Abg. Kollross.)

Das ist die Besuchsquote, denn das Angebot an Plätzen ist noch deutlich höher. Da muss man auch dazusagen, das wird nicht überall in Anspruch genommen, darum braucht es eben diesen bedarfsgerechten Ausbau. (Abg. Kucharowits: Es braucht den Rechtsanspruch!) Ich lasse mir die Bürgermeisterinnen und Bürger­meister, vor allem auch die der ÖVP, nicht schlechtreden, denn wir sind massiv dahinter und bauen das bedarfsgerecht aus. (Beifall bei der ÖVP.)

Insgesamt sind in den letzten Jahren 90 000 Plätze - - (Abg. Kollross: Hintennach seid ihr!) – Wir sind nicht hintennach (Abg. Matznetter: O ja!) – Das seid in Niederösterreich vielleicht ihr in den roten Gemeinden, wir sind es nicht. (Abg. Leichtfried: Ihr seid mehr als hintennach!) Es ist der Bundesregierung auch gelungen, mit der 15a-Vereinbarung den entsprechenden Ausbau sicherzu­stellen. (Rufe bei SPÖ und NEOS: Nein!)

Abschließend noch zur Rot-Weiß-Rot-Karte: Wir brauchen qualifizierte Zuwanderung. Das Instrumentarium der Rot-Weiß-Rot-Karte greift auch schon. Im heurigen Jahr waren es schon nahezu 2 000 Anträge beziehungsweise Fachkräfte, die nach Österreich gekommen sind. Das Instrumentarium greift; die Prozesse kann man noch verbessern und beschleunigen, das hat der Herr Minister auch gesagt.


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Was uns aber wichtig ist: Wir wollen diese qualifizierte Zuwanderung. Es taugt nicht, wenn man immer wieder aufgrund von Einzelfällen Asyl mit der Arbeitskräftemigration verbindet. (Abg. Belakowitsch: Das macht der Kollege Kopf! Der hat das gerade gesagt!) Wir wollen, dass die Betriebe und Österreich entscheiden, welche Arbeitskräfte wir wollen, und nicht die Schleppermafia. (Zwischenruf der Abg. Krisper.) Daher sind Asyl und Arbeitsmarkt entsprechend zu trennen. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.48


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wimmer. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter. (Abg. Leichtfried: War das die falsche Rede?)


15.49.05

Abgeordneter Rainer Wimmer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Meine lieben Kolleginnen, liebe Kollegen! Der Facharbeiter­mangel, der Arbeitskräftemangel war heute schon Thema, und der Befund ist richtig.

Frau Abgeordnete Meinl-Reisinger, ich habe schon geglaubt, Sie vergessen auf die Lehrlinge. In der letzten Minute haben Sie gerade noch die Kurve gekratzt. (Abg. Meinl-Reisinger: Fünf! Ich habe geschaut: 5 Minuten!) – Waren es 5 Minuten? Na ja, ich glaube, es war ein bisschen weniger, aber Sie haben es geschafft. (Abg. Zarits: Anerkennung! Gewerkschaftliche Anerkennung!)

Es ist ganz wichtig, über die Lehrlinge zu reden, denn woher sollen wir denn die Facharbeiter bekommen? Die fallen ja nicht vom Himmel, und das ist eine der wichtigsten Arbeitnehmergruppen insgesamt. Wer soll denn die Hacken machen, liebe Kolleginnen und liebe Kollegen? (Beifall bei der SPÖ.)

Aber es ist natürlich Tatsache, dass es da durchaus Probleme gibt. Lehrwerk­stätten werden geschlossen oder sind in den letzten Jahren geschlossen worden. Da hat sich ja sehr vieles geändert. Viele Betriebe bilden Lehrlinge gar nicht mehr


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aus. Es wird auch sehr viel über die Imagepflege von Lehrberufen gesprochen. Meine sehr geschätzten Damen und Herren, das Image der Lehrberufe wird dann gehoben, wenn den Lehrlingen eine ordentliche Gage, eine ordentliche Entlohnung geboten wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Das passiert auch, wir sehen es. Wir haben erst letzte Woche in der Elektro­industrie einen wirklich sehr weiten Schritt gemacht. Wir haben dort die Lehrlingsentschädigung im ersten Lehrjahr auf über 1 000 Euro hingebracht, und die haben auch kein Problem damit, dass sie Lehrlinge bekommen, liebe Freun­dinnen und liebe Freunde. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir müssen aber natürlich auch über politische Fehler reden. Die Regierungs­parteien waren die letzten Jahre ja nicht ganz unschuldig. Seit Jahren trommeln wir: Wir brauchen mehr Personal beim AMS! – Ich habe dazu eine völlig andere Meinung als Kollege Loacker, der es mit seinen Arbeitnehmern ja nicht immer so gut meint. Wir müssen ja auch die Programme umsetzen, Umschulungen und Qualifikationen zum Beispiel. (Abg. Michael Hammer: Mehr Genossen im AMS!)

Ich erwähne die Umweltstiftung. Es hat wirklich sehr, sehr lange gedauert, bis sie geschaffen wurde, Herr Bundesminister. Jetzt haben wir sie, aber sie ist viel zu klein. Wir brauchen in Wirklichkeit das zehnfache Ausmaß an Plätzen, damit Menschen dort Qualifikationen erwerben können.

Fast jede zweite Frau arbeitet Teilzeit, das ist heute schon angesprochen wor­den. Es fehlen einfach Kinderbetreuungseinrichtungen. Da muss ich ein wenig schmunzeln, denn, geschätzte Damen und Herren, wir wären heute schon viel weiter, hätte die ÖVP nicht immer gebremst und blockiert.

Wir haben nicht vergessen, wie es damals abgelaufen ist, Stichwort Kinder­garten­milliarde: Kern und Mitterlehner haben das auf den Weg gebracht und Kurz hat das massivst behindert und aufgehalten. (Ruf bei der SPÖ: Richtig!) Ich erinnere dazu an das Chatzitat: „Kann ich ein Bundesland aufhetzen?“


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Also, meine geschätzten Damen und Herren, wenn Sie sich hierherstellen und sagen, Kinderbetreuung ist das Allerwichtigste, muss ich sagen: Sie haben bisher genau das Gegenteil bewiesen. (Beifall bei der SPÖ.) Dieses Problem ist ein Grundübel und gehört gelöst, denn sonst gibt es keine Chance, in Zukunft mehr Beschäftigte zu bekommen.

Geschätzter Herr Bundesminister, geschätzte Damen und Herren der Regie­rungs­parteien, Sie haben auch nichts unternommen, um die Arbeitswelt zu verbessern. Sie haben vielmehr das Gegenteil gemacht. Schauen wir uns das ein wenig an: Sie haben Arbeitszeiten verlängert, Sie haben Feiertage gestrichen. Der Kampf gegen Sozialdumping ist völlig verschwunden, den haben Sie aufgegeben. Sie verweigern die Erhöhung des Kilometergeldes, wie wir an den Anträgen in den letzten Wochen gesehen haben. Es ist Ihnen völlig egal, dass jede vierte Überstunde in Österreich nicht bezahlt wird.

Und etwas, worüber ich mich heute wirklich geärgert und gewundert habe, Herr Bundesminister: Sie haben heute die Verordnung zum Landarbeitsgesetz ab null Uhr umgesetzt. Da geht es um die Unterbringung von Landarbeitern, sprich Erntehelferinnen und Erntehelfern. Da lassen Sie zu, dass drei Personen in einem Container mit 13,88 Quadratmetern wohnen und schlafen, und das im Jahr 2023!

Es geht um Erntehelfer. Die sprechen meistens kein Deutsch und werden oftmals ausgebeutet, liebe Kolleginnen und Kollegen. 13,88 Quadratmeter für drei Leute (Abg. Kollross: Skandal!) bedeuten 4,6 Quadratmeter pro Per­son. Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal probiert haben, sich auf 4,6 Quadrat­metern zu bewegen. Ich habe mir dann auch die 2. Tierhaltungsverordnung angeschaut, Kolleginnen und Kollegen. Dort werden für drei Hunde 25 Quadrat­meter Zwinger vorgeschrieben.

Schauen wir uns das jetzt genauer an: Für drei Erntehelfer (Abg. Strasser: Ist aber schwer unseriös!) sind 13,88 Quadratmeter vorgesehen – Sie haben die Ver-


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ordnung unterschrieben, Herr Bundesminister –, für drei Hunde sind 25 Quadrat­meter vorgesehen. Herr Bundesminister, das ist - - (Abg. Stocker begibt sich zur Regierungsbank und spricht mit Bundesminister Kocher. – Abg. Leichtfried: Ich glaube, der Herr Minister möchte zuhören! – Abg. Stöger: Zuhören! – Rufe bei der SPÖ: Hallo! Zuhören, Herr Minister! – Abg. Leichtfried: Herr Minister, da redet wer mit Ihnen! – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen. – Ruf: Bah, das ist jetzt aber schon - -! – Abg. Leichtfried: Kann der Herr Stocker das vielleicht bleiben lassen? – Ruf bei der SPÖ: Was ist denn das für eine Art?! – Abg. Stocker begibt sich an seinen Platz.)

Herr Minister, es ist unfassbar, was Sie da gemacht haben (Abg. Leichtfried: Da ist nichts zum Grinsen, Herr Minister! – Zwischenrufe bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Geh, gib Ruhe!), dass Sie das zulassen, und ich sage das jetzt ganz bewusst: Das grenzt an Sklavenhalterei, meine Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Leichtfried: Was ist denn das für eine Art?!) Es ist unerhört, wie Sie mit Menschen umgehen, Herr Bundesminister! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

15.54


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Belakowitsch. (Abg. Leichtfried: Das ist extrem unhöflich, und zum Lachen gibt’s da gar nichts! Wenn einer redet mit Ihnen, dann können Sie auch zuhören! – Bundes­minister Kocher: Niemand lacht hier! Okay? – Abg. Leichtfried: Ja, oder nicht? Ich weiß nicht, das ist ein Witz! – Der Präsident gibt neuerlich das Glockenzeichen. – Abg. Strasser: Die moralische Institution im Haus! – Abg. Leichtfried: Das war grad eine Situation, wo man ...!)


15.54.50

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Meine Redezeit läuft. – Sehr geehrte Damen und Herren hier auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Herr Bundesminister! Wir diskutieren heute den sogenannten Arbeits­kräfte­mangel. Wir haben schon wahnsinnig viel gehört. Das ist ein Dringlicher


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Antrag der NEOS, der ein bisschen fehlerhaft ist. Es dürfte auch schon ein bisschen ein Recyclingantrag sein. Sie haben das offensichtlich noch vor der Niederösterreichwahl geschrieben. (Ruf bei der ÖVP: Ist nicht sehr aktuell!) Macht aber nichts, Sie haben es heute eingebracht, das passt schon. Sehen wir jetzt einmal über die Fehler hinweg, die Sie darin haben.

Die Frage, die sich stellt, ist: Warum haben wir einen Fachkräftemangel? Warum haben wir jetzt einen Arbeitskräftemangel und was ist die Lösungskompetenz? – Es gibt hier herinnen vier Parteien, die schreien, wir brauchen mehr Zuwande­rung. Die Bundesregierung hat, natürlich mit Zustimmung von NEOS und SPÖ, die Kriterien für die Rot-Weiß-Rot-Karte hinuntergeschraubt. Sie müssen heute nicht mehr Deutsch können, um zu kommen. Es reicht jetzt Spanisch und es reicht Französisch. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.)

Wenn also die philippinischen Pflegerinnen kommen, müssen sie nur noch Spanisch können. Großartig, passt! Ich frage mich nur: Wie funktioniert das dann, wenn dann die 80- oder 90-jährige Frau von einer Dame gepflegt wird, die kein Wort Deutsch spricht, sondern eben nur Spanisch? (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Das ist ein bisschen schwierig. Also wir halten das nicht für den richtigen Weg. Wir halten das für einen falschen Weg, denn gerade in solchen Bereichen ist es aus unserer Sicht ganz, ganz dringend notwendig, dass Patienten – und auch Pflegebedürftige sind so etwas wie Patienten – mit den Pflegekräften tatsächlich auch kommunizieren können. Das haben Sie offensichtlich nicht mitbedacht, Herr Bundesminister.

Die zweite Frage, die hier gestellt wurde, war: Warum gibt es so einen großartigen Facharbeitermangel? – Die Aufwertung der Lehre ist im Dringlichen Antrag enthalten, wie auch mein Vorredner wieder gesagt hat. Das wäre ein wesentliches und wichtiges Problem, ja. Aber die Aufwertung der Lehre ist schon die Folge davon, dass die Lehre so unbeliebt und so unattraktiv ist und dass es so wenige junge Menschen gibt, die eine Lehre machen wollen. Das ist die Folge der Politik der letzten Jahrzehnte.


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Viele Schülerinnen und Schüler sind aus den Hauptschulen rausgekommen und konnten nicht sinnerfassend lesen, können keine Grundrechnungsarten, weil unser Schulsystem zu Tode reformiert worden ist. Und natürlich haben die am Ersten Arbeitsmarkt kaum Chancen darauf, eine Lehre zu bekommen. (Abg. Matznetter: Na zum Glück kriegen sie Mandate bei der FPÖ!)

Ich weiß jetzt nicht, warum Sie permanent reinschreien müssen, Herr Kollege Matznetter. Ich weiß schon, in der SPÖ liegen die Nerven blank, aber vielleicht können Sie sich kurz konzentrieren. (Zwischenruf des Abg. Wurm.) Sie als SPÖ sind nämlich ganz massiv daran beteiligt gewesen. Durch die Massenzuwan­de­rung sind viele Schulen tatsächlich zu Brennpunktschulen geworden, in denen Schülerinnen und Schüler kein Wort Deutsch können, in die viele Eltern ihre Kinder gar nicht hingeben wollten. Und die Folge war, dass oftmals Kinder in ein Gymnasium gekommen sind, die wahrscheinlich nicht einmal unbedingt geeignet waren, die dann aber schon drinnen waren, und die fehlen dann wieder bei den Lehrstellen. Auch das sollten Sie sich einmal merken und nicht immer herein­schreien. (Beifall bei der FPÖ.) Dann hätten Sie vielleicht ein bisschen mehr davon – überlegen Sie einmal!

Das sind doch die Probleme, die wir haben! Da können wir uns jetzt nicht hinstellen und sagen, das muss man alles attraktivieren. Ja, Lehrlingsent­schädi­gung ist ein wichtiger Teil, Herr Kollege Wimmer, das ist natürlich wichtig und richtig, aber damit allein werden wir das Problem nicht lösen. Wenn wir die jungen Menschen nicht haben, die eine Lehre machen wollen, können wir noch so viel zahlen, sie werden es einfach nicht tun, sondern sie gehen dann in weiterführende Schulen, das ist doch das Problem.

Die SPÖ ist daran beteiligt gewesen, indem sie nämlich nicht darauf geachtet hat, dass, wenn wir Leute aus anderen Kulturen, aus anderen Ländern hier hereinholen und deren Kinder der deutschen Sprache eben nicht mächtig sind, die natürlich im Schulunterricht ein Problem darstellen.


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Vor allem aus der türkischen Community kennen wir das Problem, dass die zweite oder dritte Generation schlechter Deutsch spricht, als es ihre Großeltern gekonnt haben. Auch da haben wir ein Problem, und auch dieses Problem ist hausgemacht. Und es gibt viele, viele Jugendliche, die gar nicht willens sind, Deutsch zu lernen, und die auch nicht willens sind, eine Lehre zu beginnen.

Diese Problematik ist schon seit vielen, vielen Jahren bekannt (Abg. Meinl-Reisinger: ... das Problem ist, dass dann alle studieren!), aber es ist in diesem Bereich nichts passiert. Das sind junge Menschen, die zum Teil hier geboren sind, deren Eltern schon hier waren und die trotzdem nicht willens sind. Auch da muss man ansetzen. Das ist ein Potenzial, das wir hier im Land hätten. Dieses Potenzial haben Sie brachliegen lassen. Diese Leute mussten sich nicht integrie­ren. Jeder, der das angesprochen hat, ist dann zum bösen Ausländerfeind abgestempelt worden.

Nein, die Probleme muss man an der Wurzel angehen. Die kann man nur bei den Jungen angehen, bei den heute 50-Jährigen ist es wahrscheinlich dann eher schon zu spät. Das sind übrigens die, die wahrscheinlich noch gearbeitet haben. Die sind nämlich hierhergekommen, um sich eine Zukunft aufzubauen.

Umso schlimmer ist es – und das ist schon auch ein Versagen der Politik –, wenn eine zweite und dritte Generation dem nicht folgt, was ihre Großeltern oder Eltern gemacht haben. Das finde ich so dramatisch, und darüber spricht hier herinnen überhaupt niemand. Das Einzige, was kommt, ist: Wir wollen neue Zuwanderung! Wir wollen die Rot-Weiß-Rot-Karte weiter aufweichen!

Jetzt sage ich Ihnen etwas: Im letzten Jahr sind 120 000 Asylwerber nach Öster­reich gekommen – 120 000! Wenn man sich anschaut, wie es in den Jahren davor war, kann man davon ausgehen, dass 60 000 hier Asyl bekommen werden, und noch einmal circa 20 000 bis 30 000 werden ein Bleiberecht bekommen. Das sind 80 000 bis 90 000 Menschen. Und wie viele davon werden tatsächlich in fünf Jahren am österreichischen Arbeitsmarkt integriert sein? Herr


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Bundesminister, wie viele? – Eine Handvoll! Wir kennen das aus dem Jahr 2015. Damals war es ähnlich, da hatten wir über 80 000 Anträge und hier geblieben sind in etwa 55 000 bis 60 000. Wie viele davon sind wirklich am Arbeits­markt? – Eine Handvoll! (Abg. Meinl-Reisinger: Nein!) – Eine Handvoll – sagen Sie nicht Nein! Viele sind immer noch beim AMS.

Jetzt sage ich Ihnen etwas, Frau Kollegin Meinl-Reisinger, zur sogenannten Zuwanderung. Schauen wir uns die Zahlen des AMS von Jänner bis März 2023 an, also aktuelle Zahlen – April liegt noch nicht vor –: Die Zahl der inländischen Arbeitslosen ist im Jänner um 7,2 Prozent geschrumpft, im Februar um 5,6 Prozent und im März um 4,6 Prozent. Jene der ausländischen Arbeitslosen ist hingegen gestiegen, im Jänner um 0,2 Prozent, im Februar um 2,4 Prozent und im März ist sie bereits um 5,9 Prozent gestiegen. – So viel dazu.

Dann kommen noch die Schulungen. 52 Prozent aller Personen, die beim AMS in Schulungen sind – mehr als die Hälfte! – sind Ausländer. Das sind die realen, nackten Zahlen des AMS. Die können Sie sich runterladen. Das ist Tatsache. Das sind nicht Zahlen, die sich die FPÖ irgendwo überlegt hat. Das ist das Problem. (Zwischenruf der Abg. Seidl.) – Sie können schreien, was Sie wollen, aber eines ist klar: Viele von denen kommen eben nicht, um zu arbeiten. Das ist die Prob­lematik. Wir können nicht alles nur lösen, indem wir sagen: Holen wir noch mehr her! – Ich weiß nicht, woher wir sie dann noch holen werden – irgendwoher. Europa haben wir abgegrast.

Das ist übrigens auch so eine Sache: Sie stellen sich hierher und schreiben in Ihrer Dringlichen, wie bösartig die österreichische Bundesregierung sei, weil sie das Schengenabkommen für Rumänien und Bulgarien nicht unterschrieben hat und die Arbeitskräfte von dort jetzt so schwer zu uns kommen können.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was das für die Länder im Osten bedeutet, wenn ihre besten Arbeitskräfte nach Westeuropa gehen, was das für die Wirtschaftsleistung dieser Länder bedeutet und wie verzweifelt diese Länder sind, weil ihre besten Arbeitskräfte woanders sind? (Abg. Meinl-Reisinger: Ah, ein


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karitativer Akt, jetzt hab ich’s verstanden!) – Das, Frau Kollegin Meinl-Reisinger, sollten Sie auch einmal durchdenken, weil es schon die Aufgabe der EU wäre, da einen Ausgleich zu schaffen, einen wirtschaftlichen Aufschwung im Osten zu schaffen. (Abg. Meinl-Reisinger: Wettbewerb, Frau Kollegin!) Stattdessen sind Parteien wie die Ihre die liberalen, die dann sagen: Na die, die gut ausgebildet sind, sollen alle zu uns kommen! – Damit machen Sie ‑ ‑ (Abg. Hörl: Ist eh recht!)  „Ist eh recht!“ – Herr Kollege Hörl, diese Aussage ist jetzt sogar unter Ihrem Niveau. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Loacker: Dort gibt es ja die Jobs gar nicht! Dort gibt es die Jobs für diese gut Ausgebildeten nicht!)

Damit schaffen Sie dort tatsächlich öde Landstriche, in denen es keine Wirtschaftsleistung mehr gibt. Das ist die Wahrheit. Sprechen Sie doch einmal mit den Rumänen oder sprechen Sie mit den Bulgaren, wie es dort ausschaut. (Abg. Hörl: Wir vertreten Österreich! – Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Lustig ist das nicht für die, wenn ihre bestausgebildeten Arbeitskräfte dann alle abge­worben werden. (Ruf bei den NEOS: Reden Sie von Bulgarien ...?) Natürlich ist es in Mitteleuropa finanziell lukrativer für die, weil wir ein anderes Lohnniveau haben, und wenn sie das dann umrechnen, leben die dort gut. Das ist doch auch eine völlig falsche Politik. (Abg. Kirchbaumer: Ach so, ja, ja klar!)

Was wir brauchen, ist endlich ein Ausschöpfen des eigenen Potenzials, Herr Minister, und da hätten wir sehr wohl noch sehr viel zu tun und auch sehr viele Möglichkeiten.

Sie sind vor wenigen Wochen aufgefallen, als Sie gesagt haben, die Teilzeitkräfte müsse man jetzt quasi bestrafen, die sollen keine Sozialleistungen bekommen – mit dem Nachsatz, es gebe zu viele Mütter in Teilzeit. Ich persönlich sage Ihnen jetzt hier von dieser Stelle – dazu stehe ich und dazu steht meine Fraktion –: Wir wollen nicht einer einzigen Mutter vorschreiben, ob sie Vollzeit arbeitet, Teilzeit arbeitet oder sich überhaupt aus dem Arbeitsprozess nimmt. Ich glaube, das muss eine Gesellschaft leisten – und das leistet eine Gesellschaft auch –, dass man Frauen mit kleinen Kindern tatsächlich die Wahlfreiheit gibt. (Beifall bei der FPÖ.)


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Es gibt aber bei der Teilzeit natürlich schon Probleme. Klammert man jetzt einmal die Mütter aus, denen ich es tatsächlich nicht absprechen möchte, haben wir ein Problem, weil viele und vor allem große Betriebe, Konzerne oftmals Arbeitnehmer nur in Teilzeit anstellen. (Abg. Kirchbaumer: Das stimmt nicht!) Viele große Konzerne stellen die Leute für 30 Stunden an und lassen sie dann länger arbeiten, weil es für die Konzerne günstiger ist. Da, Herr Minister, hätten Sie hinschauen müssen, da müssen Sie reinregieren, da müssen Sie einmal Reformen setzen, damit genau dieser Missbrauch der Teilzeit nicht passiert. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das sind Teilzeitregelungen, die tatsächlich missbräuchlich sind, weil sie die Leute ja ohnehin 40 bis 50 Stunden arbeiten lassen.

Ich komme zu meinem Schlusssatz, weil meine Redezeit vorbei ist. (Abg. Leichtfried: Die ist schon lang vorbei!) – Ja, danke, Herr Kollege Leichtfried. Warten wir ab, wie es bei Ihnen weitergeht. (Abg. Rauch: Das ist ein Leichtgewicht!)

Die Sache ist, Herr Bundesminister, sehr geehrte Damen und Herren von der Bundesregierung: Bitte schöpfen wir zunächst einmal unser eigenes Potenzial aus, schauen wir im eigenen Land einmal darauf, unsere eigenen Arbeitskräfte tatsächlich für den Arbeitsmarkt zu gewinnen, zu motivieren, und erst dann können Sie wieder davon sprechen, noch mehr Zuwanderer ins Land zu holen! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Wurm: Sehr gute Rede!)

16.05


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schwarz. – Bitte.


16.05.46

Abgeordneter Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich habe wieder etwas Neues gelernt: Die Antiausländerpolitik der FPÖ basiert darauf, dass man sich quasi solidarisch mit den Ländern in Osteuropa verhalten möchte (Abg. Meinl-Reisinger: Karitativer Ansatz!) und sich um deren wirtschaftliche


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Entwicklung sorgt. – Das glaubt Ihnen niemand! Das glauben Ihnen nicht einmal die eigenen Wählerinnen und Wähler. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abge­ord­neten von ÖVP und NEOS.)

Es lässt sich aber schwer abstreiten, dass wir am Arbeitsmarkt in einer schwieri­gen Situation sind, dass er sehr angespannt ist. Das merkt man im Gesund­heitssystem, das haben wir heute in der Früh diskutiert. Ich merke das im Gespräch mit den Betrieben, die händeringend nach Arbeitskräften suchen, und das merkt man auch – und das ist insbesondere ein Problem – in der grünen Transformation, wo es ja ohnehin schon durch die hohe Geschwindigkeit, mit der diese Energiewende stattfindet, eine Knappheit an Arbeitskräften gibt. Wenn dann zusätzlich insgesamt am Arbeitsmarkt die Arbeitskräfte fehlen, dann wird es natürlich noch schwieriger, dort in die Geschwindigkeit zu kommen, in die wir kommen müssen. Das gefährdet die grüne Wende, und insofern ist diese Diskussion auch zu führen. Ich bin den NEOS daher auch dankbar, dass sie dieses Thema aufgebracht haben.

Jetzt aber natürlich die Frage: Welche Maßnahmen setzt man? – Sie haben einen Vierpunkteplan, und in zwei Bereichen können wir Ihren Vorschlägen einiges abgewinnen, nämlich im Bereich der Kinderbetreuung und auch im Bereich der Zuwanderung. Ich möchte mich aber insbesondere mit den Vorschlägen zum Abgabensystem auseinandersetzen. Da habe ich schon gewisse Probleme mit Ihrem Antrag.

Das beginnt schon bei der Begründung. Die Bundesregierung hat sich ja zum Ziel gesetzt, möglichst Menschen mit geringen und mittleren Einkommen zu entlasten, und in Ihrem Dringlichen Antrag steht, dass insbesondere ein Problem sei, dass in den oberen Einkommenssegmenten jeder Euro stark belastet werde. Da frage ich mich dann halt schon – und verstehe Sie auch wirklich nicht –, warum gerade dort Ihr Fokus liegt.

Wir haben uns zum Beispiel im Zusammenhang mit den Antiteuerungsmaßnahmen den Kopf darüber zerbrochen, wie man sozusagen


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spezifisch und zielgerichtet jene Menschen entlasten kann, die wenig verdienen, die ein Arbeitseinkommen haben, aber mit ihrer Arbeit nicht sehr viel verdienen – die Alleinerzieherin, die Mindestpensionistin, also die, die es in dieser Teuerung auch wirklich brauchen. Da haben wir zum Beispiel den Teuerungsabsetzbetrag von 500 Euro beschlossen.

Gerade diese Maßnahmen, sagen Sie, führen dazu, dass die Teilzeitbeschäfti­gungen zunehmen oder halt nicht in ausreichendem Maße abnehmen, Sie vergessen dabei aber diese verteilungspolitische Komponente. Was sich irgendwie wie ein roter Faden durch Ihre Maßnahmen zieht, ist, dass man der Regierung immer vorwirft, sie sei nicht treffsicher genug bei den Maßnahmen, und dann kommen Sie mit Ideen, die immer dazu führen, dass insbesondere besserverdienende Männer profitieren würden. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Amesbauer – in Richtung Grüne –: Das ist aber sehr zaghaft!)

Das ist bei Ihrem Vollzeitbonus so, das ist bei der Ausweitung der Überstunden so und das ist auch bei anderen Maßnahmen so.

Insbesondere auf eine der konkreten Forderungen, die Sie da im Dringlichen Antrag haben, möchte ich noch eingehen, nämlich auf die Frage der Lohn­nebenkosten und der Senkung der Lohnnebenkosten. Seriöserweise muss man sich schon fragen, was denn mit den Leistungen passiert, die daraus finanziert werden. (Abg. Meinl-Reisinger: Da haben wir eine Studie vorgestellt, wie das gehen kann! Alles vorgestellt!)

Jetzt sagen Sie, die Umlagen von WKO und AK würden Sie gerne abschaffen – aber was passiert mit den Familienbeihilfen? Was passiert mit der Wohnbauför­derung? (Abg. Meinl-Reisinger: Ja dann müssen Sie halt auch was budgetär finan­zieren! Die Wohnbauförderung ist sowieso ein Witz! Das wird ja nicht zweckgebun­den!) Da ist die Frage: Werden dann die Steuern erhöht (Abg. Wurm: Noch höher geht ja gar nicht!), wird das Defizit erhöht oder werden die Leistungen gekürzt? (Abg. Meinl-Reisinger: Da muss halt einmal der Staat ...! Wieso sollte das aus Wohnbeiträgen finanziert werden?!)


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Da habe ich dann schon den Eindruck, dass man so tut, als könnte man quasi die Steuern und die Abgaben senken, und gleichzeitig ergeben sich daraus keine negativen Folgen. (Abg. Wurm: Au, ein kluger Grüner!) Wahr ist allerdings, dass die Belastung, die Abgaben auf den Faktor Arbeit in Österreich relativ hoch sind (Abg. Loacker: 26 Milliarden ist ...!), aber gerade da ist es, finde ich, unbestritten, dass die österreichische Bundesregierung sehr viele Maßnahmen gesetzt hat, gerade auch zum Beispiel bei den Lohnnebenkosten – wir haben die Lohn­neben­kosten gesenkt –, aber auch bei der Einkommensteuer.

Wir haben den ersten Steuersatz auf 20, den zweiten auf 30 und den dritten auf 40 Prozent gesenkt. (Abg. Meinl-Reisinger: Aber es hilft trotzdem nicht bei der Steuerquote! Das ist nur ...! Die Steuerquote habt ihr nicht gesenkt!) Da haben Sie immer gesagt: Nein, das hilft alles nichts, das senkt die Abgabenquote nicht, das senkt auch die Belastung des Faktors Arbeit nicht, weil die kalte Progression das auffrisst!, und deshalb haben wir auch die kalte Progression abgeschafft, und zwar zu 100 Prozent. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

16.10


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Bernhard. – Bitte.


16.10.14

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Herr Präsident! Werte Zuseherinnen und Zuseher, ich finde es sehr spannend, dass wir eine Debatte erleben, in der wir NEOS ganz konkrete Vorschläge vorlegen – wir erkennen an, dass es diesen Arbeitskräftemangel gibt, wir beschreiben, dass dieser weit über den privat­wirtschaftlichen Sektor hinausgegangen ist, dass er in den Gesundheitsbereich hineingeht, dass er in den Bildungsbereich hineingeht, wir beschreiben auch, welche Herausforderungen es gibt –, und die ÖVP kommt heraus und sagt: Die ÖVP ist Wirtschaft!, und mehr hat Mike Hammer, glaube ich, nicht gesagt. Die FPÖ hat gleich nicht einmal den Wirtschaftssprecher herausgeschickt, und die Grünen arbeiten sich an dem ab, dass wir steuerliche Vergünstigungen wollen.


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Was wir aber durch diese Debatte erreichen wollten, war eine inhaltliche Debatte, wie wir ein Problem lösen können, das die Menschen in diesem Land wirklich belastet, und dazu haben Sie in der Debatte keinen Beitrag geleistet – gar keinen. (Beifall bei den NEOS.)

Ich möchte aber schon inhaltlich auf die Punkte eingehen, weil sie wichtig sind. Das eine ist: Kollege Schwarz von den Grünen hat gesagt, dass wir uns um die Besserverdiener kümmern. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.) Das Gegenteil ist der Fall. Wir sind grundsätzlich der Meinung, dass generell Einkommen weniger stark besteuert werden soll, aber die Vorschläge, die wir machen, zielen einer­seits auf eine flächendeckende Kinderbetreuung ab, die kostengünstig oder kostenlos ist, die attraktiv ist, damit Menschen in die Vollzeittätigkeit kommen (Zwischenruf des Abg. Schwarz), und andererseits darauf, dass gleichzeitig ein Vollzeitbonus dazu führt, dass Männer und Frauen mehr von ihrer Vollzeittätig­keit haben.

Gerade wenn man ein geringes Einkommen hat, sind 100 Euro im Monat wesentlich mehr als für einen Bezieher eines höheren Einkommens. Gerade wenn man ein geringeres Einkommen hat, tatsächlich Überstunden leistet und die dann steuerfrei ausbezahlt bekommt, ist es wesentlich mehr, als wenn jemand in einer Managementtätigkeit ist und ohnehin eine All-in-Position hat, bei der das überhaupt kein Thema ist. (Beifall bei den NEOS.)

Unsere Vorschläge zielen genau darauf ab, kleine und mittlere Einkommen zu entlasten. Es ist für die Unternehmerinnen und Unternehmer nicht das oberste Ziel, dass sie weniger zahlen, sondern dass mehr Geld tatsächlich bei den Mitar­bei­terinnen und Mitarbeitern ankommt. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.) Das passiert nicht, weil sich – das hat Kollege Loacker sehr schön ausgeführt – die Verwaltung aufbläht und weiter dafür sorgt, dass die Lohnnebenkosten, aber nicht die Nettogehälter bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steigen. (Beifall bei den NEOS.)


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Ich möchte Ihnen auch noch etwas sagen, weil es um die Praxis geht, weil wir anscheinend die letzte Fraktion sind, mit der noch Unternehmerinnen und Unternehmer ins Gespräch kommen: Alleine in dieser Woche hatte ich knapp 15 Gespräche mit Betroffenen, die sich mit dem Thema Arbeitskräftemangel auseinandergesetzt haben. (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.)

Nur drei konkrete, damit man es sich vielleicht auch ein bisschen vorstellen kann: In der Gastronomie haben wir einen Unternehmer getroffen, der tatsächlich durch die Pandemie und die Lockdowns viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abbauen musste. Die sind später aus Ost- und Südosteuropa nicht zurück­gekommen. Warum sind sie nicht zurückgekommen? – Nicht, weil sie nicht wieder ins Ausland gegangen sind, sondern weil sie nicht zurück nach Österreich gekommen sind! Das ist ganz wesentlich. Die schauen sich an: Was verdiene ich im Monat netto? – Die zahlen jetzt nicht auf Jahrzehnte in ein Sozialsystem ein, weil die auch nicht vorhaben, bei uns in Pension zu gehen. Die wollen jetzt Geld verdienen. Mit hohen Lohnnebenkosten kommen niedrige Nettoeinkommen heraus, und da gibt es keinen Anreiz, vom Ausland nach Österreich zu kommen. Das ist einer der Gründe, warum wir Lohnnebenkosten auch senken wollen. (Beifall bei den NEOS.)

Ein anderer hat ein IT-Start-up mit Menschen aus Drittstaaten, also Menschen, die nicht aus der Europäischen Union kommen, die bei uns ein Studierenden­visum haben, die bis zu 20 Wochenstunden arbeiten dürfen; mehr dürfen sie nicht. Wenn die einmal Überstunden machen und diese einfach in den nächsten Monat übertragen wollen, wird es schon wahnsinnig kompliziert. Das Thema ist, dass man tatsächlich Programmiererinnen und Programmierer aus der ganzen Welt, die auch in Österreich zum Teil studieren, nicht so im Arbeitsmarkt einsetzen kann, wie man will. Obwohl sie hier sind, obwohl sie arbeiten wollen, obwohl sie Steuern zahlen würden, dürfen sie nicht, weil wir selbst die Regeln so einschränkend gestalten und weil wir der Meinung sind, dass, wenn Studierende sagen: Studium und Arbeit gehen sich für mich gut aus!, es der Staat trotzdem


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verbieten soll. Das schadet einer Volkswirtschaft nachhaltig. (Beifall bei den NEOS.)

Der dritte Punkt: Vorgestern hat man bei einem Industrieunternehmen – gar nicht klein, weltweit 35 000 Mitarbeiter, Milliardenumsatz – gefragt: Was ist eines der größten Probleme? – Da gab es ein paar. Eines der Top-drei-Themen: Kinderbetreuung. Wir haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 15 Ländern, die sprechen auch – Achtung, FPÖ! – mehr als nur deutsch. Das ist aber auch kein Problem, weil im Übrigen auch in der Gastronomie und im IT-Bereich die Arbeitsmigranten nicht deutsch sprechen. Es gibt ganz, ganz viele Unternehmen in Österreich, in denen auch in anderen Sprachen gesprochen und gearbeitet wird, und das ist auch gut so. Bei dem Industrieunternehmen ist es jedenfalls so, die sagen: Die kommen aus den Vereinigten Staaten, aus Indien, aus Südafrika mit der Familie in die Obersteiermark. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.) Die Kinder kommen dann auch bis 13 Uhr in den Kindergarten, es gibt einen Betriebskin­der­garten. Wenn du weiter weg wohnst, geht sich das sonst mit dem Pendeln nicht aus. Die Kindergärten, die weiter weg sind, haben bis 13 Uhr offen. Das Problem: Von denen, die jetzt nach Österreich kommen, die gut ausgebildet sind – Mann und Frau, beide gut ausgebildet –, erwartet der österreichische Staat, dass die Frau, die aus den Vereinigten Staaten kommt, aus Indien, von wo auch immer kommt, zu Hause bleibt, weil es ja das Familienbild der ÖVP ist, dass man ab 13 Uhr auf seine Kinder aufpasst.

All das sind ganz konkrete Probleme, die zum Arbeitskräftemangel führen. Es sind Dinge, die wir angesprochen haben, und alles, was Ihnen jetzt in der letzten Stunde eingefallen ist, war reine Polemik – kein einziger konkreter Lösungs­vor­schlag. Das ist viel zu wenig dafür, dass man dieser Bundesregierung eine Kompetenz zuschreiben kann. (Beifall bei den NEOS.)

16.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Niss. – Bitte sehr.



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16.15.54

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Worin ich den NEOS recht gebe, ist, dass wir in Zeiten stark wachsender Beschäftigung und auch eines demografischen Wandels tatsächlich einen großen Arbeits- und Fachkräftemangel haben, der uns in der Wirtschaft massiv beschäftigt. Worin ich euch aber nicht recht gebe, ist, dass die Regierung da tatenlos zuschaut und dass wir keinen Beitrag zu einer Lösung leisten, wie jetzt gerade Michi Bernhard noch einmal betont hat.

Bevor ich aber darauf noch näher eingehe, vorab noch einmal die Fakten: Wir brauchen rund 250 000 Arbeitskräfte. Die Arbeitslosigkeit liegt bei geringen 5 Prozent. Die Suchdauer steigt für jedes Unternehmen. Was heißt das? – Wir suchen händeringend Leute. Für mich umso verblüffender und nach eingehen­dem Studium wirklich nicht begreifbar ist, dass die SPÖ in dieser Zeit ihre ideologischen Forderungen bekräftigt, nämlich dass sie eine Arbeitszeitverkür­zung möchte. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der NEOS. – Abg. Stöger: Völlig zu Recht!)

Noch einmal: Wir suchen Arbeitskräfte im In- und im Ausland. Wir machen uns Gedanken darüber, wie wir Teilzeitbeschäftigte in Vollzeit bringen. Wir machen uns Gedanken darüber, wie Leute, die freiwillig in der Pension noch arbeiten möchten, dies tun können, wie Leute, die Vollzeit arbeiten, Überstunden machen können (Abg. Meinl-Reisinger: Okay, ... aber was machts ihr?), und ihr fordert tatsächlich, dass die, die Vollzeit arbeiten, weniger arbeiten sollen? – Das ist wirklich absurd, und ich kann nur hoffen, dass, wenn die SPÖ-Obmannwahl endlich vorbei ist, da wieder Vernunft einkehrt. (Beifall bei der ÖVP.)

Was wir also tun sollen: Wir sollen uns tatsächlich überlegen, wie wir es schaffen, dass wir Leute dazu animieren, dass sie mehr arbeiten und dass sie überhaupt arbeiten. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Eines von diesen Potenzialen ist, dass wir die Leute, die in Teilzeit arbeiten, in Vollzeit bekommen. Da gibt es


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viele, die nicht freiwillig in Teilzeit arbeiten, und da gibt es einige, die das freiwillig tun.

Bei denen, die nicht freiwillig in Teilzeit arbeiten, ist das natürlich oft wegen der fehlenden Kinderbetreuungseinrichtungen, und ja, da müssen wir etwas tun. Wir haben auch etwas getan, aber, ganz ehrlich gesagt, wir haben seitens des Bundes 1 Milliarde Euro zur Verfügung gestellt, Niederösterreich und Tirol haben auch sozusagen bekräftigt, dass sie da eine Ausbauinitiative machen, aber es ist ja nicht nur das Geld. Es sind ja auch die Pädagogen und Pädagoginnen, die fehlen (Abg. Meinl-Reisinger: In Niederösterreich steht eine Herdprämie im Koalitions­vertrag! – weitere Zwischenrufe bei den NEOS), und da muss man euch NEOS ganz ehrlich sagen: Dass ihr da fordert, dass jede Kindergartenpädagog:in eine tertiäre Ausbildung hat, ist halt auch nicht unbedingt sehr hilfreich. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir müssen aber auch der Realität in die Augen schauen, und die ist einfach, dass wir auch viele haben, die freiwillig in Teilzeit arbeiten, die keine Betreu­ungspflichten haben. 50 Prozent aller Frauen arbeiten in Teilzeit, und jede dritte tut dies freiwillig. – Und, Frau Belakowitsch: Wir reden da nicht über die Mütter, die kleine Kinder haben. Es ist aber immer noch so, dass, wo das jüngste Kind zwischen 15 und 17 ist, nur jede dritte Frau Vollzeit arbeitet. Ich glaube, da ist das Potenzial, das wir auch heben müssen. (Beifall bei der ÖVP.)

Natürlich müssen wir Vollzeitarbeit steuerlich attraktiver machen, aber wir haben da wirklich - auch wenn das die NEOS nicht anerkennen – viel getan. Wir haben die Tarifstufen gesenkt und wir haben ganz einfach, es ist so, die kalte Progression abgeschafft – und das auch nicht nur zu zwei Dritteln, wie ihr das immer sagt.

Es gibt aber auch noch andere Potenziale. Das eine sind Arbeitslose. Minister Kocher hat da auch versucht, das System der Arbeitslosenversicherung so zu reformieren, dass es nicht lukrativer ist, dass man arbeitslos ist und durch geringfügige Beschäftigung fast mehr verdient als Leute, die in Arbeit sind. Da


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sind wir leider noch nicht zu einem Ergebnis mit dem Koalitionspartner gekommen, aber wir arbeiten daran.

Dann haben wir natürlich auch die, die ohnehin Vollzeit arbeiten und auch freiwillig Überstunden machen. Das müssen wir ermöglichen; und auch für die, die schon in Pension sind, die aber noch länger arbeiten möchten, müssen wir es schaffen, dass das für sie lukrativ ist, dass sie keine Pensionsbeiträge dafür zahlen müssen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Wurm: Da liegen drei Anträge von uns vor!)

Es gibt das Potenzial also (Abg. Wurm: Frau Kollegin, seit Monaten, ihr wart dagegen!), es gibt dieses hier in Österreich, aber natürlich müssen wir auch das Potenzial aus dem Ausland heben. Da kommt natürlich die Rot-Weiß-Rot-Karte ins Spiel. Wir haben da eine Reform gemacht, das wurde heute schon ange­sprochen. Wir haben die Anforderungen gesenkt, wir haben das Verfahren beschleunigt, aber, und das muss man ganz ehrlich sagen, wenn wir über das Thema Verfahrensbeschleunigung sprechen – und da schaue ich zu den NEOS –: Wenn es so ist, dass man in Wien für die Ausstellung einer Arbeitsbewilligung teilweise sechs Monate braucht (Abg. Hörl: Wahnsinn!), dann ist das halt ganz ehrlich gesagt auch nicht besonders hilfreich. (Beifall bei der ÖVP.)

Also, liebe NEOS, der Personalnotstand ist wirklich ein Punkt, der ehrlich gesagt auch mir, vor allem als Unternehmerin, große Sorgen macht. Was mich aber stört, ist, dass ihr uns immer erklärt, wie es richtig geht; und dass euch das teil­weise nicht einmal mehr die eigenen Wähler abnehmen, das hat man, glaube ich, auch bei den letzten Wahlen gesehen. (Abg. Köchl: Ihr wart ja so erfolgreich, a Wahnsinn!) In den Ländern, dort, wo ihr mitregiert, wie beispielsweise in Wien, läuft auch nicht alles richtig, und da kann man sich ehrlich gesagt auch nicht immer auf den Koalitionspartner ausreden. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

16.21


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Matznetter. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter, das Wort steht bei Ihnen.



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16.21.20

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staats­sekre­tärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen sowie Zuseher und Zusehe­rinnen auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Ich möchte ausdrücklich den Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband, von dem eine Delegation hier ist, begrüßen. – Schön, dass ihr hier seid! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Haubner und Kaniak.)

Das Thema passt ja auch gut. Keiner der Interessenvertreter, die heute einen Betrieb besuchen, hört nicht das Klagen über den Fachkräftemangel. Das Thema ist da, und das Thema wird – das ist, glaube ich, schon zu Beginn, bei der Begrün­dung des Dringlichen Antrages, von der Frau Klubobfrau gesagt wor­den – immer größer.

Es ist ja selten so, dass ich Beate Meinl-Reisinger fast durchgängig recht geben muss in dem, was sie hier gesagt hat. In diesem Ausnahmefall muss ich das konzedieren: Wir haben ein Problem, wir haben ein durchgehendes Problem, und es ist völlig richtig, dass es bei dem Kapitel, das aufgrund unseres Antrages zur Aktuellen Stunde in der Früh diskutiert wurde, im Bereich der Gesundheit, schon deutlich sichtbar geworden ist, aber es zieht sich quer durch.

Wie lösen wir das Problem? (Abg. Hörl: Arbeitszeitverlängerung!) Darüber nehmen die Diskussionen hier doch sehr unterschiedliche Formen an. – Frau Kollegin Meinl-Reisinger, Ihr Kollege Bernhard hat gesagt, wir müssen die Lohnneben­kosten für die Drittstaatsangehörigen senken, damit sie temporär zu uns kommen. (Abg. Meinl-Reisinger: Insgesamt! Nein, insgesamt!) Fairerweise muss man dazu sagen: Denen ist das ziemlich wurscht, bei denen muss das Gesamt­package passen. (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, aber insgesamt muss man die Lohn­nebenkosten senken!) Wo Sie recht haben, Frau Kollegin: ein Land, in dem einem Ablehnung, Hass entgegenschwappen. Wir müssen aufpassen, dass wir bei den Ländern, in die Schlüsselarbeitskräfte und Facharbeitskräfte gehen wollen, dann nicht bald an letzter Stelle, hinter Katar, sind.


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Demonstrativ war es ja dann, als Kollegin Belakowitsch herausgekommen ist. – Frau Kollegin Belakowitsch, ich habe eine schlechte Nachricht für Sie (Abg. Belakowitsch: Oje! Na sagen Sie es! – Abg. Wurm: Sie werden Obmann!): Wenn Sie das lösen wollen, dann geht es sich nämlich nicht aus. Selbst wenn Sie 500 000 junge Damen und Herren überzeugen, ein weiteres Kind zur Bedeckung des Fachkräftemangels zu zeugen, dann braucht das neun Monate, bis diese Kinder auf der Welt sind. (Abg. Wurm – erheitert –: Geh! – Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) Dann braucht das eine sorgfältige Kindererziehung, dann braucht es eine gescheite Schule, und zwar mit mehreren Sprachen (Zwischenrufe bei der FPÖ), und mit im Schnitt 18 Jahren haben wir sie im Arbeitsprozess. Ich schwöre Ihnen bei aller Liebe – ich habe vier Kinder –: Das geht sich nicht aus, Frau Kollegin! (Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ. – Abg. Meinl-Reisinger – erheitert –: Bitte, ich hab’ viel gemacht!)

Daher müssen wir uns um die Integration bemühen, sodass wir welche bekom­men, die den Bedarf heute und morgen decken, und unser Problem ist nicht, dass die unter Umständen fünf Sprachen sprechen. (Zwischenruf des Abg. Brückl.) Unser Problem sind solche, die ausgrenzen und andere Menschen wegen ihrer anderen Sprachen und anderen Kulturen schlecht behandeln. Das wird nämlich dazu führen, dass sie entweder selber weggehen oder nicht kommen. (Zwischenruf des Abg. Stefan.)

Ich weiß nicht, Sie schreiben sich hinten schon mit tsch, Sie sind wahrscheinlich sechste Generation Migration. Ich wünsche mir, dass die sechste Generation unserer jetzigen Migranten dann nicht in einem Parlament am Pult steht und gegen die Menschen hetzt, die gekommen sind. (Beifall bei der SPÖ und bei Abge­ordneten der NEOS.) Die Kinder und Kindeskinder jener, die gekommen sind, arbeiten heute brav in den Betrieben. Das sind engagierte Menschen. Reden Sie einmal mit den Betrieben, welchen Migrationshintergrund die Menschen haben! Das betrifft fleißige Menschen. Die haben es nicht notwendig, sich von Ihnen von diesem Pult aus erklären zu lassen, dass sie arbeitsunwillig sind! (Abg. Belakowitsch: Ich habe es auch nicht notwendig, dass ich mich so ...!) Dann bricht


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nämlich alles zusammen, wenn die nicht mehr da sind. Ich wünsche viel Glück im Spital, Frau Kollegin (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch – Zwischenruf des Abg. Stefan), wenn dort niemand mit Migrationshintergrund arbeitet! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, Grünen und NEOS.)

Das passt zu Kollegen Waldhäusl, der Gymnasiast:innen, die engagiert in diesem Land leben, erzählt: Na, wenn Sie nicht da wären, wäre Wien noch, wie es war! (Zwischenruf des Abg. Stefan.) – Erstens ist das ein Blödsinn, aber das Zweite ist: Ein solch widerlicher Umgang mit engagierten jungen Menschen ist das Gegen­teil dessen, was wir gegen den Fachkräftemangel brauchen.

In diesem Sinn hoffe ich, dass Sie zur Besinnung kommen, bei aller Maximierung der Stimmen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Ein Mensch, der hier in Österreich leben will, ist ein Mensch, und den behandelt man in entsprechender Art und Weise; übrigens auch nicht so, wie Herr Minister Karner – da hat die Frau Klubobfrau auch recht –, der eine Köchin – Mangelberuf – mit ihren Kindern nach Indien abschieben lässt. Die Kinder waren noch nie dort! (Zwischen­ruf des Abg. Amesbauer.)

Und zu Ihrer Sprache, Frau Kollegin Belakowitsch (Abg. Amesbauer: Deutsch oder was?): Meine Eltern, weil ich aus bürgerlichen Verhältnissen komme, waren so unfair zu mir, dass sie mich in die französische Schule geschickt haben, ins Lycée Français de Vienne. Das heißt, ich war als Kind plötzlich in einer Umgebung, in der ausschließlich Französisch gesprochen wurde, auch in der Pause – ach wie schrecklich! (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Ich verspreche Ihnen, Frau Kollegin, ich habe es trotz dieses widerwärtigen Umgangs mit Ausländern, den meine Eltern mir als kleines Kind verordnet haben, geschafft. Ich bin heute froh darüber, dass es so ist, und ich wünsche es allen anderen Kindern auch, auch deshalb, damit Sie nicht genug Stimmen bekommen, wenn diese einmal Staatsbürger sind, damit dieses Land ein freundlicheres wird


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und im Index ganz oben ist, nicht ganz hinten bei Katar. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, Grünen und NEOS.)

16.26


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wurm. – Bitte.


16.26.58

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Minister Kocher ist irgendwie abhandengekommen, vielleicht ist er auch schon in Teilzeit. Es ist eine spannende Diskussion – schade, dass auf der Regierungs­bank nicht mehr Personen zuhören –, ein wichtiges Thema, grundsätzlich spannend. Die Sozialdemokratie hat ein bisschen Biologieunterricht gemacht, also wie die Entwicklung weitergehen soll – für eine ehemalige Arbeitnehmer­partei auch ein bisschen wenig, muss ich sagen –, und die NEOS machen sich um die Handwerker Sorgen (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch): dass man in der Villa jetzt so lange wartet, bis der Elektriker und der Automechaniker kommen. (Abg. Meinl-Reisinger: Geh bitte!)

Wir Freiheitliche stehen, und das nachweislich seit Jahrzehnten, aufseiten der Handwerker, jener, die dieses Land am Laufen halten (Beifall bei der FPÖ – Abg. Meinl-Reisinger: Ich glaube, jeder braucht einmal einen Elektriker! Seids doch nicht so abgehoben! – weiterer Zwischenruf bei den NEOS), der Pflegekräfte, der Techniker, die arbeiten.

So, das Interesse muss einmal in diese Richtung gehen. (Abg. Meinl-Reisinger: Aber Sie sagen halt nicht, wie die aus dem Ausland kommen!) Das kann man auch diskutieren, und das war das Einzige, wo Herr Minister Kocher natürlich recht gehabt hat: Konjunktur und Struktur, von der Problematik her.

In der Konjunktur hatten wir vor einigen Monaten ein großes Problem. Jeder weiß – und das weiß auch Minister Kocher, das hat er im Ausschuss ja zugegeben –, dass sich das bereits gedreht hat. Das sieht man an den aktuellen


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Zahlen, aber die Zahlen interessieren hier im Haus offensichtlich niemanden. Da ist schon eine Trendwende da, ganz eindeutig – ist ja logisch. Die Konjunktur schwächelt nicht nur, sondern wir sind auf dem besten Weg in eine echte Prob­lemstellung, um nicht zu sagen Rezession, und damit wird auch die Arbeits­losigkeit steigen.

Und etwas noch einmal: Bitte die Arbeitslosigkeit nicht immer in Prozenten denken, sondern in realen Menschen. Wir haben in Österreich – ich wiederhole das, glaube ich, zum hundertsten Mal – 350 000 Menschen, die arbeitslos oder in Schulung sind. Dann kann man fast noch einmal so viele dazurechnen: Mindestsicherung, Notstand; das alte Beispiel, es ist mir selber schon bald zu mühsam, weil ich es ja wiederholen muss. Das sind ja Hunderttausende – nicht in Prozenten bitte! Das Problem ist also schon länger da.

Auch betreffend Zahlen – wir haben es schon mehrmals wiederholt und mit Anfragebeantwortungen ausgehoben –: 52 Prozent der Schulungen beim AMS kommen nicht österreichischen Staatsbürgern zugute. 52 Prozent! Und wissen Sie, wie hoch der Anteil der Nichtösterreicher an der Bevölkerung ist? – 25 Prozent dieser rund neun Millionen Menschen. – So.

Das kann ich jetzt fortsetzen: Mehr als die Hälfte der Mindestsicherungsbezieher sind natürlich Nichtösterreicher, detto bei der Arbeitslosigkeit, die Frau Kollegin hat es schon erwähnt. Das ist ja alles nachvollziehbar, die Erwerbsquote ist ja teilweise bei manchen Nationen unterirdisch!

Das muss man einmal ehrlicherweise sagen, und da brauche ich kein Auslän­der­bashing, das Übliche, was Sie uns immer vorwerfen. Wir haben halt auch in diesem Punkt recht behalten.

Interessant ist, wenn man genau hingehört hat oder auch den Antrag der NEOS liest, auch bei Rednern der ÖVP, obwohl es da nicht so klar war: Jetzt sprechen plötzlich alle von einer qualifizierten Zuwanderung. Das war das, was wir Ihnen seit 20 Jahren sagen: qualifizierte Zuwanderung. (Abg. Meinl-Reisinger: Geh


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bitte! – Abg. Köchl: Das habt ihr aber nie so klar ausgedrückt!) Jetzt reden alle vier Parteien davon.

Ich stelle nur eine Frage an diese vier Parteien: Was macht ihr jetzt mit den Unqualifizierten, die die letzten 20 Jahre gekommen sind und die jeden Tag über den Brenner, über die burgenländische Grenze kommen? Was macht ihr mit diesen am Arbeitsmarkt? Was macht ihr da? – Schweigen, ich höre nichts. Frau Kollegin Meinl-Reisinger ist geflüchtet, sehe ich gerade (Abg. Loacker: Zu Recht!), aber vielleicht kann sie das beantworten, wie sie das differenziert und was sie mit den Unqualifizierten machen will. Das wäre eine spannende Antwort.

Wenn man sich dieses ganze Thema anschaut, auch diese Traumtänzereien, dann vielleicht einmal Folgendes zur Erinnerung: Ich weiß es gar nicht mehr, ich glaube, 20 Milliarden Euro hatten wir letztes Jahr Budgetdefizit. Die ÖVP kann es genauer sagen – oder waren es 19 oder 21 Milliarden Euro? Für heuer haben wir, glaube ich, ein Minus von 18 Milliarden Euro geplant. Das sind ja bitte Summen! Das heißt, der Staat ist schwerstens verschuldet – und damit wir alle. Die Leute merken es, indem die Mieten steigen, die Lebensmittelpreise steigen. Das hängt ja alles zusammen, das muss ja bitte schön jedem hier – ich nehme einmal an, dass schon ein gewisser IQ bei den 183 hier vorherrscht – klar sein, dass die Dinge zusammenhängen.

Wie wollt ihr denn die Kinderbetreuung ausbauen, wenn jetzt schon kein Geld da ist? Wie wollt ihr die Lohnsteuer senken, wenn kein Geld da ist? Wie wollt ihr jemals die Schulden zurückzahlen? Wie soll das alles funktionieren? Ganz wert­frei gefragt. Das ist ja im Prinzip eine Milchmädchenrechnung, und die Men­schen draußen verstehen das natürlich schon. (Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Ich sage das auch noch einmal ganz deutlich: Mich persönlich freut es, weil ich mich noch erinnern kann – wir in unserem Alter, Gust –, es war immer das Mantra, den Blick darauf zu werfen: Wie hoch ist die Akademikerquote in Öster­reich? Über Jahrzehnte war das der einzige Maßstab. Jetzt lachen halt die


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Handwerker, weil plötzlich alle knien müssen, dass ein Elektriker, ein Maler oder ein Tischler kommt. Ich finde diese Entwicklung, sage ich jetzt einmal, aus der Sicht der Handwerker, der Facharbeiter gut: Du verdienst gutes Geld, alle wollen dich haben. Und das haben sie sich auch verdient, denn genau diese Menschen brauchen wir in Zukunft – und keine Zuwanderung von Unqualifizierten. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Lausch: Sehr brav, Peter!)

16.32


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Götze. – Bitte sehr.


16.32.56

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher hier und zu Hause! Ich erinnere nach diesem Ausländerbashing, das wir wieder gehört haben, daran: Wir diskutieren über Personalnot. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ja, ich bin froh, dass wir darüber diskutieren, denn es ist ein wichtiges Thema, wobei ich ganz kurz einen Blick zurück werfen möchte. Vor drei Jahren haben wir uns Sorgen gemacht, wie der Wirtschaft geholfen werden kann und die Arbeitskräfte zu halten sind. (Abg. Belakowitsch: Da haben Sie sich keine Sorgen gemacht! Da haben Sie das Land zugesperrt!) Wir haben damals Pakete geschnürt, die Kurzarbeit eingeführt und haben es geschafft, die Menschen in Arbeit zu halten und auch die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Ja, und jetzt hat sich die Situation gedreht, jetzt haben wir tatsächlich einen Arbeitskräfte-, Fachkräftemangel beziehungsweise sind auf dem Weg dorthin. (Abg. Shetty: Wir sind schon dort!) Daher ist es richtig und gut, dass wir heute hier darüber sprechen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Grundsätzlich möchte ich aber schon sagen, diese Entwicklung hat auch eine gute Seite, zumindest für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, weil sie bedeutet, der Markt hat sich von einem Arbeitgeber:innenmarkt zu einem


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Arbeitnehmermarkt gewendet. Das heißt, die Arbeitnehmer:innen können sich aussuchen, wo sie hingehen, sie können sich die Arbeitgeber oder Arbeit­geberinnen aussuchen, die gut zahlen, die attraktive Arbeitsbedingungen bieten und die vielleicht auch einen Job mit Sinn anbieten, also beispielsweise Green Jobs, Jobs, in denen versucht wird, unsere heutigen Herausforderungen zu bewältigen, Jobs im Umweltbereich. Das sind die Jobs, in die vor allem die Jungen gern gehen. Es hat also auch diese positive Perspektive.

Gesamtgesellschaftlich ist für uns aber natürlich zu sehen: Wir steuern auf die Situation von zu wenigen Arbeitskräften zu, und dafür braucht es Lösungen. Ich möchte auf zwei Dinge eingehen, die auch Frau Meinl-Reisinger andiskutiert hat und wo ich durchaus positive Aspekte sehe.

Der erste Punkt ist das Thema Frauen. Frauen sind wertvolle Kräfte auf dem Arbeitsmarkt, aber wir wissen, dass noch immer zu viele Teilzeit arbeiten. Ja, manche mögen das freiwillig tun, aber viele sicher deshalb, weil die Arbeits­bedingungen nicht danach sind und vor allem die Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder nicht so sind, dass sie die Kinder gut versorgt wissen.

Ich möchte hier nur eine Zahl nennen: In Niederösterreich, meinem Heimatbun­desland, ist nur ein Fünftel der Kinderbetreuungsplätze, also jeder fünfte Kinderbetreuungsplatz, vollzeittauglich. Das ist schwierig, wenn man nicht gerade Großeltern ums Eck hat. Kollege Bernhard hat es auch gesagt: Wenn wir versuchen, Arbeitskräfte aus dem Ausland zu bekommen, dann muss uns klar sein, diese haben eine solche Möglichkeit oft nicht.

Was tun wir? – Wir haben die Mittel für die Kinderbetreuung aufgestockt, und ich bin sehr zuversichtlich, dass sich in diesem Bereich etwas tun wird, und das ist, glaube ich, dringend nötig. Wir ziehen mit unserem Koalitionspartner da jetzt an einem Strang.


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Ein zweiter Punkt: die gewerbliche Tourismusförderung. Es gibt jetzt betriebs­übergreifende Kindergärten, auch das ist etwas Neues. – Frau Staatssekretärin, vielen Dank dafür. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Als letzten Punkt möchte ich zum Thema Zuwanderung, Arbeitsmigration, Rot-Weiß-Rot-Karte kommen. Da hat sich in den letzten Jahren tatsächlich sehr viel getan. Allein im letzten Jahr sind über 6 000 Menschen über die Rot-Weiß-Rot-Karte zu uns gekommen – dank Änderungen, die gemacht wurden und laufend gemacht werden, Änderungen hinsichtlich der Sprachkenntnisse, hinsichtlich der Möglichkeit der Antragstellung, die jetzt auch vom Inland aus möglich ist, hinsichtlich der Pflegeberufe, hinsichtlich der Stammsaisonniers, die nun leich­tere Zugangsmöglichkeiten haben. Also da ist wirklich etwas in Bewegung gekommen, und das ist etwas, das wir weiter fortführen möchten.

Fortführen heißt auch, dass wir natürlich auch eine qualifizierte Zuwanderung von Drittstaatsangehörigen, die Asylstatus haben, möchten. Also Menschen, die bereits im Land sind – es wurde das Beispiel der indischen Familie genannt –, sollen bitte die Rot-Weiß-Rot-Karte beantragen dürfen und im Land bleiben können. Viele von ihnen sind gut integriert, wie beispielsweise diese indische Familie: Die Mutter ist Köchin und die Tochter macht eine Pflegeausbildung. Es ist nicht verständlich, warum wir solche Menschen, die bereits hier sind, nicht im Land behalten. (Beifall bei den Grünen.)

Wir wissen – das weiß auch das Ministerium; das Finanzministerium hat eine langfristige Budgetprognose erstellt, bei der zwei Szenarien errechnet wurden –: Je mehr Zuwanderung (Abg. Wurm: Desto mehr Schulden!), desto besser die Wirtschaftsleistung in Österreich. Das wird der Weg sein, den wir unterstützen und weitergehen müssen.

Insofern möchte ich rückblickend sagen: Bundeskanzler Nehammer hat gesagt, es sei in den Sechzigerjahren ein Fehler gewesen, die Gastarbeiter:innen hierzubehalten. Ich halte diese Aussage für menschlich verwerflich (Abg. Wurm: Jetzt greifen Sie den Bundeskanzler an! Ja Frau Kollegin!) und auch aus der


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Perspektive der Wirtschaft gesehen nicht für das, was wir brauchen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

16.38


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Shetty. – Bitte sehr. (Abg. Wurm – in Richtung ÖVP –: Sollen wir jetzt was sagen oder sagt ihr eh was? – Abg. Belakowitsch – in Richtung ÖVP –: Wollts ihr nicht den Bundes­kanzler verteidigen?)


16.38.43

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht noch kurz zu Kollegin Götze, weil sie jetzt mehrfach gesagt hat, wir steuern langsam auf einen Arbeitskräftemangel zu: Frau Kollegin Götze, wir sind längst dort! Wir sind längst dort. (Beifall bei den NEOS.) Deswegen ist es auch höchst an der Zeit, über Lösungen für den Arbeitskräftemangel zu reden.

Schauen wir uns die Zahlen an, zum Beispiel jene aus dem Februar 2022: Da waren zwei Drittel aller Berufe auf der Mangelberufsliste Lehrberufe. Das heißt, wenn wir uns die Berufe anschauen, in denen wir dringend Arbeitskräfte, Fachkräfte brauchen, sehen wir, dass der Arbeitskräftemangel eigentlich ein Lehrlingsmangel ist. Bei diesem Fachkräftemangel, den alle beklagen, übersehen wir auch, dass er eigentlich schon vor Jahren, vor Jahrzehnten verur­sacht wurde, weil insbesondere Sie von der ÖVP – Sie stellen ja schon sehr, sehr lange den Wirtschaftsminister, schon länger, als ich auf der Welt bin, wenn ich es richtig im Kopf habe; also schon sehr lange sind Sie dafür verant­wortlich – gestern und vorgestern eben nicht an morgen und an übermorgen gedacht haben.

Insbesondere Sie in der ÖVP haben immer auf Umfragen geschielt, auf die nächste Landtagswahl, auf ganz kurzfristige Ereignisse, haben aber eben nicht nachhaltige Politik gemacht, die vielleicht im Moment nicht so populär ist, die


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aber, wie wir jetzt sehen, dringend notwendig gewesen wäre (Beifall bei den NEOS), weil eben dieser Fachkräftemangel zumindest zu einem großen Teil ein Lehrlingsmangel ist, bei dem man eben schon frühzeitig dafür hätte sorgen müssen, dass junge Menschen in den jeweiligen Branchen eine Lehre machen.

Sie ruhen sich dabei auch auf der dualen Ausbildung aus, die, ja, international anerkannt ist – und ich würde auch sagen, die sehr gut war, die noch irgendwie okay ist, aber wenn wir so weitermachen wie bisher, dann fahren wir dieses Erfolgsmodell der dualen Ausbildung gegen die Wand, denn uns gehen die Lehrlinge aus, uns gehen die jungen Menschen aus, die eine Lehre beginnen, und wenn wir jetzt nicht gegensteuern, dann wird das in einer Katastrophe enden.

Die Zahl der 15- bis 19-Jährigen ist in den letzten 15 Jahren um 13 Prozent gesunken, aber die Zahl der Lehrlinge ist um 20 Prozent gesunken, also viel stärker als die demografische Entwicklung, und das überrascht mich auch nicht. Es überrascht mich deshalb nicht, weil die Politik Lehrlingen über Jahre und über Jahrzehnte signalisiert hat, dass sie eigentlich junge Menschen zweiter Klasse sind. Das System hat ihnen vermittelt: Du beginnst dann eine Lehre, wenn du für nichts anderes gut genug bist. – Das war das, was die Politik, was das System vermittelt hat, und das ist fatal, weil wir eben jetzt sehen, dass wir diese Fach­kräfte dringender denn je brauchen. (Beifall bei den NEOS.)

Wer kann es den jungen Menschen verübeln, dass sie keine Lehre beginnen, wenn geprüfte Lehrlinge, die hart arbeiten, die früh Steuern zahlen, die Enormes leisten – ein:e Elektriker:in, ein Koch, ein Maschinenbautechniker – weniger gesellschaftliche Achtung bekommen als eine Germanistik-Studentin oder ein Germanistik-Student, die oder der nicht fertig studiert hat. Das kann doch nicht sein, wir müssen da auch in der Wertschätzung etwas ändern! (Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer.)

Oder die Polytechnischen Schulen, die Berufsschulen, das sind ja eigentlich die vergessenen Kinder in unserem Bildungssystem – weniger Geld, schlechtere


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Ausstattung, keine Wertschätzung (Abg. Haubner: Das stimmt ja - -!) –: Kein Wunder, dass viele Eltern nicht wollen, dass ihre Kinder diese Schulen besuchen.

Oder schauen wir uns die Ausbildungsordnungen an! Ich weiß nicht, ob Sie gewusst haben, wie sehr die in der Steinzeit verankert sind. Haben Sie (in Richtung ÖVP) gewusst, dass man keine Ausbildung zum Koch machen kann – Sie brauchen nicht den Kopf zu schütteln, das stimmt schon, was ich Ihnen jetzt sage (Abg. Haubner: Na, geh, das ist ja ein ...! Du warst noch nie in einer Küche! Du hast noch nie in einer Küche gearbeitet!) – in einem Betrieb, in dem kein Schnitzel auf der Speisekarte steht? Haben Sie gewusst, dass, wenn man dort eine Ausbildung zum Koch machen möchte, das nicht möglich ist? (Abg. Haubner: Das sind die alten Schellhorn-Kalauer!) Haben Sie gewusst, dass man, wenn man eine Ausbildung zum Tischler machen möchte – in einem hochmodernen Betrieb, wie ich ihn in Oberösterreich auch besucht habe, in dem man mit modernsten Maschinen arbeitet –, diese Ausbildung nicht machen kann, wenn es in dem Betrieb keinen Hobel gibt? Die haben übrigens einen angeschafft, ein Ausstel­lungs­stück, der steht jetzt dort, der Hobel. Also wie absurd diese Systeme sind, das sieht man, wenn man in die Praxis schaut. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Haubner: Ist ja gut, dass wir euch haben!)

Aber wir haben nicht nur zu wenig Lehrlinge - - (Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.) – Sie haben kein Mikrofon, Sie schreien zwar sehr laut, aber ich verstehe Sie trotzdem nicht. Vielleicht melden aber auch Sie sich dann zu Wort und sagen, wie Sie die ÖVP-Politik der letzten Jahrzehnte verteidigen würden.

Es gibt aber nicht nur zu wenig Lehrlinge, derzeit gibt es da ein Mismatch, son­dern wir brauchen mittelfristig auch mehr Lehrbetriebe, denn auch deren Anzahl ist extrem stark zurückgegangen, insbesondere bei kleinen und mittleren Unter­nehmen.

Also zusammengefasst, was es jetzt bräuchte: erstens eine Revolution im Bildungs­system – unser Vorschlag wäre eine neue Art der dualen Oberstufe


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(Abg. Haubner: Da redet einer, der noch nichts gearbeitet hat!), eine dritte Säule zu AHS, BMHS, berufsbildenden höheren Schulen, bei der wir Berufsschulen, Polytechnische Schulen und Berufsreifeprüfungen unter einem Dach zusammen­bringen –, wir bräuchten eine grundlegende Reform der Ausbildungsordnungen, wir bräuchten auch einen Stopp der Kostendiskriminierungen – ein Bachelor und ein Master sind gratis (Abg. Niss: ... gratis sein!), aber allein schon der Antritt zur Meisterprüfung kostet Tausende Euro –, und wir brauchen einen neuen, einen höheren Lehrstellenbonus gerade für Klein- und Mittelbetriebe, damit eben ihre Lehrstellen gefördert werden, begrenzt auf bis zu fünf Lehrlinge – wir haben das am konkreten Modell auch durchgerechnet.

Herr Minister – er ist ja leider nicht mehr da –, Frau Staatssekretärin, bitte weni­ger reden (Abg. Haubner: Na, das gilt aber für dich: weniger reden!, anscheinend! Schweigen ist Gold!), bitte weniger Selbstlob und bitte endlich handeln! (Beifall bei den NEOS.)

16.44


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Jeitler-Cincelli. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


16.44.18

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ganz zu Beginn möchte ich heute hier Gäste vom Seniorenbund vom schönen Alsergrund begrüßen. Herzlich willkommen im Parlament! (Beifall bei ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS. – Ruf bei der SPÖ: Wieder ein Seniorenbund?!) Ja, wieder eine Gruppe vom Seniorenbund.

Warum ist dieses Thema heute so relevant? – Danke vielmals, Beate, für dieses Thema; es ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen, die wir überhaupt haben. Ich sehe jetzt aus der Diskussion heraus, dass wir alle gemeinsam uns ein bisschen bewegen müssen, und zwar jede einzelne Fraktion, bis hin zu unserer


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eigenen – also ich glaube, jeder muss so ein bisschen von seinem Standpunkt weggehen. (Abg. Meinl-Reisinger: Häh?)

Wenn wir unseren Wohlfahrtsstaat erhalten wollen, wenn wir zukünftig unser Pensionssystem, unser Sozialsystem, unsere Infrastruktur, wenn wir das alles weiter finanzieren wollen, dann brauchen wir einfach Menschen, die arbeiten, Menschen, die auch gerne Vollzeit arbeiten, Menschen, die anpacken, und im Moment fehlen uns – wir haben es schon definiert – überall Menschen: in der Kinderbetreuung, in der Pflege, bei der Polizei, im öffentlichen Dienst, im Wirtshaus. Es fehlen also überall Menschen, und das ist auch kein österreichi­sches Phänomen, sondern es ist ein internationales Phänomen.

Bei uns geht die Babyboomergeneration in Pension, das heißt, dieses Problem wird sich in Zukunft auch noch fortsetzen, es wird sich noch verstärken. Es hat sich, Beate, aber auch, muss man sagen, bei den Menschen etwas geändert, und ich glaube, das ist ein Aspekt, der heute zu wenig diskutiert worden ist. Es gibt einfach ganz viele – mittlerweile viermal so viele Männer wir vor 20 Jahren –, die in Teilzeit sind. Wir haben zwar fast Höchstbeschäftigung, aber es werden gleich viele Stunden gearbeitet wie vor 20 Jahren. (Abg. Meinl-Reisinger: Weil es so viele Anreize gibt!) Es gibt ein Thema, und da bin ich bei dir. – Ich weiß nicht, warum du immer so aufgeregt sein musst. Sobald dir eine Frau, die dir irgendwie gewach­sen ist, gegenübersteht, schaffst du es überhaupt nicht einmal - - (Abg. Meinl-Reisinger: Ich habe gesagt, weil es so viele Anreize gibt!) –Ich war jetzt wertschätzend, sei du es vielleicht auch! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Ich habe überhaupt nichts gesagt!)

Wir haben eine der höchsten Teilzeitquoten, das wurde vorhin schon vom Herrn Minister gesagt. Wenn man jetzt die Antwort auf diesen Arbeitskräftemangel in einer Arbeitszeitverkürzung sieht, dann, denke ich mir, kann das eigentlich nur ein Witz sein. Also dass das überschaubar intelligent oder sogar eigentlich verantwortungslos ist, das ist, glaube ich, jedem hier herinnen klar, ja? (Ruf bei der SPÖ: ... kennt sich da nicht so gut aus!)


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Die Frage ist: Wie schaffen wir es, Arbeit wieder so attraktiv zu machen – da bin ich bei Beate Meinl-Reisinger –, dass die Leute sagen: Ja, das ist interessant, das ist attraktiv!? – Da bin ich in ganz vielen Punkten eurer Meinung. Ich finde auch diesen Antrag grundsätzlich gut – ich mag NEOS-Anträge –, allerdings, da muss ich mich jetzt bei Kollegin Belakowitsch anschließen, hat der Antrag ein paar Macken. Also ein bissel wirkt es so, als wäre er über Chat-GPT geschrieben wor­den (erheitert), denn auf Seite 3 (Abg. Meinl-Reisinger: Aha?!) – na ich weiß, worauf Sie vorhin angesprochen haben – ist plötzlich so ein Absatz drin, der ent­weder durch Copy-and-paste oder Chat-GPT passiert ist. (Abg. Meinl-Reisinger: Ist das ernst gemeint?) Also da ist irgendetwas von Sebastian Kurz, dieser Absatz gehört da definitiv nicht hinein. Auch uns ist das aufgefallen, also: Vorher noch einmal durchlesen, bevor man den Antrag einreicht!

Grundsätzlich: Wie schaffen wir es? – Wir als Wirtschaftsbund haben drei Hebel definiert: Frauen. Das Thema, Frauen von Teilzeit in die Vollzeit zu bekommen, ist ein ganz wesentliches Thema; die Kultur zu verändern, auch da sind wir bei vielen; die Kinderbetreuung auszubauen ist ein wesentlicher Punkt. Niederöster­reich geht jetzt voran. Kinderbetreuung ab zwei flächendeckend, das ist eine Challenge! Uns fehlen bereits jetzt über 10 000 Kinderbetreuer:innen (Abg. Lindner: Ah!), das ist also eine Riesenherausforderung. Logischerweise fehlen auch da die Arbeitskräfte, aber das ist natürlich ein ganz wesentlicher Punkt.

Zweiter Punkt: Zuzug aus dem Ausland, und diesbezüglich, Kollegin Belakowitsch, Folgendes: Frau Belakowitsch, vielleicht könnten wir damit aufhören, dass wir immer so tun, als wären alle Leute, die kommen, irgendwie entweder nur Hänge­mattenbezieher oder potenzielle Selbstmordattentäter. (Abg. Amesbauer: Ihr wollt keine Asylpolitik!) Wir müssen über jeden Einzelnen, der jetzt kommt, froh sein. (Abg. Belakowitsch: Sagen Sie es noch einmal! Noch einmal!) Sie haben wohl recht mit Westbalkan und Bulgarien, aber das ändert jetzt an unserem Thema nichts. Und vor allem ist es ein reziproker - - (Abg. Belakowitsch: ... jeder Einzelne ...!) – Nein, der Vorgang ist reziprok, weil die Leute kommen und gehen, also die neh­men auch etwas mit, gehen in ihre Länder zurück. (Abg. Belakowitsch: Das wird


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nichts mehr!) Viele brauchen auch die Diaspora, diese Länder sind davon auch abhängig, also grundsätzlich kann man sagen: Diesen Vorgang hat es immer gegeben, das ist auch in Ordnung so.

In Liebe: die Pfleger:innen – auch meine Großmutter hat eine Pflegerin, die kaum Deutsch konnte. Das ist überhaupt kein Problem. Das ist mit älteren Menschen wie bei Kindern: Das geht ganz schnell über die Herzebene, über eine Energie, dass man sich ganz schnell untereinander verständigen kann, dass die hier hinein­wachsen. Also das in der heutigen Zeit überhaupt zu einem Thema zu machen?! Jede Familie ist froh, wenn sie jemanden hat, der sich wirklich wertschätzend und fürsorglich um die Familie kümmert. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

So, und dann gibt es jetzt auch noch diesen Punkt, bei dem ich sage, dass sich auch unser Koalitionspartner vielleicht ein bisschen bewegen könnte, weil sich jeder ein bisschen bewegen muss, und das ist bei mir bei älteren Arbeitnehmern. Also ich glaube schon, dass das noch eine Sache wäre, die man in dieser Koali­tion zusammen umsetzen könnte. Natürlich gibt es die Frage, nach welchem Konzept man es macht, und da gibt es unterschiedliche Ansätze, aber es gibt so viele ältere Arbeitnehmer, die gerne bleiben würden. Das würde massiv viele Stunden ausmachen, und dass wir das erleichtern – dass wir hier ein Konzept, ein System schaffen, dass sie länger am Arbeitsmarkt bleiben können –, das wäre schon eine große Bitte unsererseits, also dass wir hier alle ein bisschen zusammenrücken und in dieser Legislaturperiode da noch etwas zusammen­brin­gen. (Beifall bei der ÖVP.)

Zu guter Letzt: Ich wäre ja – vom Wirtschaftsbund aus gesehen – dafür, noch einmal die Reform des Arbeitslosengeldes zu diskutieren. Ich weiß, das wurde eigentlich letztes Jahr abgesagt, aber es ist notwendig, denn es ist natürlich einer der Hauptgründe: Wenn wir arbeitsfähige Menschen nicht irgendwie auch wieder in die Erwerbstätigkeit zurückbringen, weil diese aufgrund von staatlicher Versorgung sagen, eigentlich ist es unattraktiv, dann ist die Arbeit der eigentliche Feind per se, und das wollen wir nicht. Man weiß, arbeitende Menschen sind


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gesünder, arbeitende Menschen sind motivierter, denen geht’s besser, die leben länger. Also warum sollen wir das so weitermachen?

Schauen wir, dass wir jetzt wirklich alle mobilisieren! Wir haben etwa gleich viele Jobs wie Arbeitslose. Wenn man das zusammenführt (Abg. Meinl-Reisinger: ... aber wir werden einfach unsere Mitarbeiter ... um einen Kopf kürzer machen!), wenn man die Ausbildung weitertreibt, dann würde das alles gehen. Ich glaube, wir alle gemeinsam müssen da näher zusammenrücken, jeder muss von sich ein bisschen weggehen und sagen: Okay, man ist nicht gleich eine Rabenmutter, wenn man arbeiten geht!, oder: Okay, es ist auch in Ordnung, etwas zu verlangen!

Wenn wir alle in diesem Haus ein bisschen zusammenrücken würden, dann wür­den wir da schon etwas hinkriegen und einen großen Vorsprung für Österreich erreichen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Zorba.)

16.50


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Cornelia Ecker. – Bitte sehr.


16.51.05

Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staats­sekretärin! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Ich muss kurz auf meine Vorrednerin replizieren: Arbeitende Menschen sind gesünder – erklären Sie das einmal den Müttern in den Gemeinden, die von ÖVP-Bürgermeistern geführt sind, wo die Kinderbetreuung überhaupt nicht funktioniert! (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der NEOS sowie der Abg. Disoski. – Abg. Pfurtscheller: Vielleicht erklären Sie es Müttern, die in sozialistisch geführten Gemeinden sind, wo es auch nicht funktioniert!)

Eingangs darf ich aber festhalten, dass ich es für gut und auch für richtig halte, dass wir über den Fachkräftemangel heute hier im Parlament sprechen. Gleich­zeitig finde ich es etwas interessant, denn – ich bin selber im Wirtschaftsaus­schuss – seit dem Ausscheiden von Sepp Schellhorn, NEOS, wurden keine


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diesbezüglichen Initiativen im Wirtschaftsausschuss gesetzt. Dies sei aber nur am Rande angemerkt. (Abg. Loacker: Ihr solltets ein bisschen besser aufpassen!– Abg. Meinl-Reisinger: Jetzt wird der Gerald unrund! – Abg. Leichtfried: Wann ist der Gerald nicht unrund?)

Ein Unternehmen zu führen ist momentan in vielen Bereichen problematisch, es zaubert vielen Unternehmerinnen und Unternehmern Sorgenfalten auf die Stirn. Zuerst kam die Coronapandemie, dann gab es viele damit einhergehende Betriebsschließungen, jetzt kämpfen Firmenchefinnen und ‑chefs mit der Her­aus­forderung der Inflation. Garniert wird dieses Paket von Personalmangel, der sich quer durch alle Bereiche zieht. Daher möchte ich mich an dieser Stelle, auch im Namen der Sozialdemokratie, bei allen EPUler:innen, bei allen klein- und mittelständischen Unternehmer:innen herzlich dafür bedanken, dass sie dem Wirt­schaftsstandort Österreich die Treue halten und das unternehmerische Feuer nicht erlöschen lassen. (Beifall bei der SPÖ.) Halten Sie durch! Wir als Sozialdemo­kratie und auch als Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband stehen hinter Ihnen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, eine Studie von Ernst & Young hat ergeben, dass der Fachkräftemangel noch nie so groß war wie jetzt. Diesen Umstand bekomme ich als Salzburger Abgeordnete und auch Unternehmerin sehr, sehr zu spüren, denn wir sind das Land mit der meisten Gastronomie, mit den meisten Hotels, und wenn Sie mit dem Auto oder mit der Bahn durch die Ortschaften fahren, werden Sie oft das Schild „wegen Personalmangel geschlos­sen“ sehen. In den Ortskernen ist oft kein Leben mehr, weil es kein Wirtshaus mehr gibt (Abg. Wurm: Wegen dem Rauchverbot!), und das ist für mich, auch als zukünftige Bürgermeisterin, ein sehr, sehr trauriges Bild. Daher verwundert es mich nicht, dass rund 50 Prozent der Betriebe Umsatzeinbußen haben und dass sie in die Zukunft sehr, sehr sorgenvoll blicken.

Fakt ist: Es ist diesbezüglich, werte Kolleginnen und Kollegen, dringend zu handeln, und auch staatliche Unterstützung wird es da brauchen. Das geht nicht immer mit Geld einher, sondern es braucht bessere Arbeitszeitmodelle, es


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braucht bessere Arbeitsbedingungen, bessere Bezahlung und weitaus mehr Betriebe, die Lehrlinge ausbilden. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir als Sozialdemokratie und auch der Wirtschaftsverband haben dazu mehr­fach konkrete Vorschläge vorgebracht, die weder von dieser Bundesregierung noch von der Wirtschaftskammer angenommen wurden – leider, was sehr, sehr schade ist.

Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel, und neben besser bezahlten Stellen braucht es einen Ausbau der Kinderbetreuung. Den muss man auch wirklich leben, und das werde ich ganz sicher als Bürgermeisterin dann auch machen (Beifall bei der SPÖ), denn pro fehlendem Mitarbeiter in der Betreuung müssen 18 Personen ihre Kinder zu Hause betreuen, und die fehlen am Arbeitsmarkt – wiewohl es auch gut wäre, viele Betreuungsplätze zu haben, wenn ich als Selbstständige sprechen darf.

Mir ist klar, dass viele Unternehmen gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland holen müssen, daher stehen wir auch für eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte, um bürokratische Hürden abzubauen und qualifizierte Arbeitskräfte zu uns nach Österreich holen zu können.

Doch werden derartige Maßnahmen die Probleme nicht zur Gänze lösen, das wissen wir. Wir sind daher der Ansicht, dass man auch verstärkt in Digita­lisierung und Automatisierung investieren muss, um dadurch Kapazitäten frei zu machen, um die Produktion und auch die Effizienz zu steigern.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, zum Abschluss kommend: Der aktuell große Personalmangel ist nicht hausgemacht, den hätten wir eigentlich aufgrund der demografischen Entwicklung der Bevölkerung sehen müssen. Es braucht hier auch eine verbesserte Datenbasis, damit wir ein engmaschiges Monitoring aller Sparten machen können, um diese Trends erkennen zu können und auch frühzeitig darauf reagieren zu können. Die heimischen Unterneh­merinnen und Unternehmer brauchen jetzt unsere Hilfe, aber auch unseren Mut.


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Lassen wir sie nicht im Regen stehen! Schauen wir, dass sie wieder voller Zuversicht in die Zukunft blicken können! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

16.55


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Amesbauer. – Bitte sehr.


16.56.06

Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Damen und Herren! Der Dringliche Antrag der NEOS zum Thema Personalnot ist mehr als berechtigt, denn das Thema ist gravierend, und es geht durch alle Branchen. Mir hat vor Kurzem ein Unternehmer – ein mittlerer Unternehmer, der recht innovativ im Bereich Erdbewegungen und Bau von Forststraßen ist und quer durch ganz Österreich und auch darüber hinaus viele Aufträge hat – gesagt, er muss immer mehr Aufträge absagen, weil ihm das Personal fehlt. Das fängt an bei Kraftfahrern, die die entsprechenden Lenkerberechtigungen haben, und geht bis hin zu Hilfskräften im Baugewerbe. Das ist eines von vielen Beispielen. Das gleiche Problem haben wir aber auch in der Gastro, und wir haben es auch in der Industrie immer mehr. Ich sehe jeden Tag bei mir in der Heimat – wir in der Obersteiermark sind ja nach Linz die zweitgrößte Voest-Region –, dass händeringend Mitarbeiter gesucht werden, dass auch Lehrlinge gesucht werden. Also das Problem ist da, es ist in vielen Branchen da.

Wir haben natürlich auch die Sache, die durch Corona noch verschärft wurde: den Trend, dass immer mehr Homeoffice gemacht wird – was prinzipiell ja kein Problem ist, wenn das für das Unternehmen passt. Es gibt aber eben Branchen, wo das nicht geht, und das ist da, wo produziert wird, das ist in der Gastro, das ist im gesamten Gesundheitsbereich, das ist in der Pflege der Fall. Also das geht nicht überall.

Der Problemaufriss der NEOS ist also mehr als berechtigt, und die Politik hat sich damit zu beschäftigen. Es gibt in dem Entschließungsantrag der NEOS auch


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Punkte, die durchaus gut sind und denen ich voll und ganz zustimmen kann, zum Beispiel das Anreizsystem, die Beseitigung von Fehlanreizen im Abgaben- und Sozialsystem – ja, selbstverständlich! – oder auch die Senkung der allgemeinen Abgabenlast auf Arbeit – ja, das ist eines der Grundprobleme, dass Arbeit in diesem Land trotz ÖVP-Kanzlerschaft noch immer so hoch besteuert wird. Damit schädigen wir die Unternehmer, damit schädigen wir die Arbeitnehmer, und das ist auch standortfeindlich. Da gehört daher dringend etwas getan, da habt ihr mit eurem Antrag vollkommen recht.

Was bei euch auch nicht unspannend ist, und da gebe ich euch teilweise recht, ist das Thema Kinderbetreuung, vor allem im ländlichen Raum. Ja, auch in meiner Gemeinde hat es bis jetzt de facto keine Kinderbetreuung, auch keine Kinder­krippe gegeben. (Abg. Leichtfried: Das ist ja eine ÖVP-Gemeinde! – Abg. Köchl: ... einen freiheitlichen Bürgermeister!) Da gibt es da und dort natürlich Nachholbe­darf, das haben auch wir Freiheitlichen – jetzt wird das bei mir in der Gemeinde eingeführt – unterstützt. Aber – und jetzt komme ich zum Aber bei dem Ganzen, und das unterscheidet uns natürlich auch von dieser linken Ideologie, und da zähle ich die NEOS natürlich voll dazu –: Es muss die Wahlfreiheit (Abg. Holzleitner: Die gibt’s nicht!) bestehen bleiben. (Abg. Holzleitner: Es gibt sie nicht!)

Vollzeit soll wieder attraktiviert werden. Dazu leistet ihr Sozialisten keinen Beitrag, wenn ihr hergeht und sagt, jetzt reduzieren wir die Arbeitszeit noch auf 32 Stunden. Damit leistet ihr den Arbeitnehmern, vor allem jenen in der Indus­trie, die ja auch einmal eure Wähler waren – die wollen von euch eh nichts mehr wissen (Abg. Köchl: Bist du dir so sicher?) –, einen Bärendienst und schädigt auch die Unternehmen (Zwischenruf bei der SPÖ), denn wenn gerade in einer Zeit einer Personalnot suggeriert wird: Jetzt arbeiten wir noch weniger!, wie sollen denn die Betriebe das machen, die rund um die Uhr produzieren? Die brauchen dann ja noch mehr Personal, das nicht vorhanden ist. – Also, liebe Genossinnen und Genossen, dieser Griff in die sozialistische Mottenkiste ist ja lächerlich. (Beifall bei der FPÖ. – Neuerlicher Zwischenruf bei der SPÖ.)


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Das ist wirtschaftsfeindlich und das ist auch arbeitnehmerfeindlich. Das ist eine Spinnerei, die zwar in der linken Twitterblase funktioniert (Abg. Köchl: Das habt ihr bei der 60-Stunden-Woche auch gesagt!), wo sich Menschen als Arbeiter­vertreter gerieren, die alle miteinander Akademiker sind und mit einem goldenen Löffel im Mund zur Welt gekommen sind, aber die richtigen Hackler, die ihr angeblich vertreten wollt, die haben davon nichts. Im Gegenteil, ihr schädigt sie dadurch, und darum wählen sie die Freiheitlichen – und recht haben diese Personen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich wollte, bevor ich durch den Zwischenruf unterbrochen wurde, noch etwas zur Kinderbetreuung sagen: Ja, Vollzeitarbeit ist wichtig, aber dieses ständige Schlechtreden der Teilzeitbeschäftigung steht mir schon (die flache Hand auf Höhe des Halses von links nach rechts führend) bis hierher. – Es gibt nicht so wenige Frauen, vor allem auch junge Frauen, die Teilzeit arbeiten wollen. Macht das den Leuten also nicht madig! (Abg. Kucharowits: ... privilegierter Weißer! – Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Beim letzten Punkt, auf den ich eingehen will, kommen wir überhaupt nicht zusammen: diese Geschichte, diese ständige Verknüpfung – das haben die NEOS gemacht, das hat die SPÖ gemacht, das hat auch Kollegin Jeitler-Cincelli von der ÖVP gemacht – des Arbeitsmarkts mit dem Asyl. Asylrecht ist Asylrecht, und der Rechtsstaat ist aufrechtzuerhalten! (Beifall bei der FPÖ.)

Es kann nicht sein, dass quasi unter dem Vorwand, dem Arbeitsmarkt etwas Gutes zu tun, ein weiterer Pullfaktor geschaffen wird, um Leute herzuholen. Bitte, wir haben im Vorjahr über 110 000 Asylanträge, illegale Einwanderer in Österreich gehabt, heuer, in den ersten drei Monaten, über 10 000 Einwanderer. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Kucharowits.) – Da braucht ihr nicht dazwi­schenzuschreien. Das ist so, und daran hat die SPÖ genauso ihren Anteil, meine sehr geehrten Damen und Herren!


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Übrigens, wir haben innerhalb der EU 450 Millionen Einwohner, und Sie wissen ganz genau, es gibt die Arbeitnehmerfreizügigkeit, da kann auch jeder hier arbeiten. Wir sind nicht feindlich gegenüber Spitzenarbeitskräften (Zwischenruf des Abg. Silvan), wie das Kollegin Meinl-Reisinger suggeriert hat, dass wir sagen: Wir wollen euch hier nicht! – Die Salzburger haben zum Beispiel zu den NEOS gesagt: Wir wollen euch hier nicht! – Ihr seid rausgefallen, in Kärnten seid ihr wieder nicht hineingekommen, also die Menschen halten nichts von eurer Politik.

Also: echte Arbeitsmarktpolitik, aber nicht mit Asyl verwässern, um noch mehr Menschen anzuziehen, die wir hier nicht brauchen können, wie zum Beispiel die Zigtausenden Afghanen, die ja gar nicht fähig sind, in den Arbeitsmarkt einzutreten (Abg. Kucharowits: Unglaublich! ...!), die ja erst alphabetisiert gehören, und zwar nicht nur in der lateinischen Schrift, sondern auch in ihrer eigenen. Das funktioniert nicht!

Ich fordere alle Politiker hier im Haus auf, endlich einmal Politik für die Öster­reicher zu machen und die Probleme im eigenen Land anzugehen. Das Versagen, das jahrzehntelange Versagen von Sozialisten und ÖVPlern und jetzt auch der Grünen mit mehr Zuwanderung zu kaschieren, das wird nicht funktionieren und das wollen die Leute nicht! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Martin Graf: Da hat er schlichtweg recht!)

17.02


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Barbara Neßler. – Bitte.


17.02.17

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Staats­sekretärin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Und besonders begrüße ich die jungen Frauen, die heute zum Girls’ Day da sind, die extra in unser Haus gekommen sind: Herzlich willkommen! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)


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Ja, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt leider immer noch eine enorme Herausforderung für alle Frauen im Beruf mit Kindern dar. 2002 wurden die sogenannten EU-Barcelonaziele verabschiedet, bei denen es darum geht, die Betreuungsquote bei den unter Dreijährigen auf 33 Prozent zu erhöhen. Heute, 21 Jahre später, haben wir dieses Ziel immer noch nicht erreicht (Zwischenruf bei der SPÖ), und das ist natürlich schlichtweg nicht zu akzeptieren.

Dieser Zustand ist aber nicht einfach so passiert. Dieser Zustand ist passiert, weil Regierungen vor uns, auch in den Bundesländern, es einfach verschlafen haben, für eine flächendeckende und ganzjährige Kinderbetreuung zu sorgen. (Zwischen­ruf des Abg. Wurm.) Gerade in diesem Zusammenhang ärgert es mich schon, wenn dann immer wieder das Märchen von der Wahlfreiheit daherkommt: Ohne Angebot habe ich bekanntermaßen keine Wahl. Ohne Angebot kann ich nicht wählen. Das heißt: Hören wir bitte auf, von der Wahlfreiheit zu sprechen, wenn es keine Wahl gibt! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS.)

Ich glaube, gerade im Kontext von Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnenmangel können wir uns keine Kinderbetreuung oder zu wenig Kinderbetreuung nicht mehr leisten, und das adressiere ich vorrangig an die Bundesländer, die dafür zuständig sind.

Wir wissen, dass jetzt beispielsweise auch im Tourismus das größte Potenzial bei den Frauen liegt. Die Realität ist aber so, dass Frauen nicht in die Erwerbs­tätig­keit zu bekommen sind, wenn keine oder nur eine unzureichende Kinderbetreu­ung angeboten wird. Das heißt: Ja, die Bundesländer müssen dringend in die Gänge kommen und die Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen den Arbeitsrealitäten entsprechend anpassen. (Abg. Kollross: ... der Bund! ... Finanz­ausgleich ...!) Um aber auch im Tourismusbereich weiterzukommen, haben wir mit unserem Koalitionspartner Förderungen aufgestellt, um überbetriebliche Kinder­betreuung zu ermöglichen.


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Neben den Frauen liegt das größte Potenzial, das wurde heute mehrfach angesprochen, bei den Arbeitskräften aus dem Ausland. Für die 85 000 Schutz­suchenden aus der Ukraine haben wir in der letzten Sitzung einen effektiven und unbürokratischen Zugang zum Arbeitsmarkt beschlossen. Genauso haben wir angefangen, die Rot-Weiß-Rot-Karte zu reformieren. Es wurde von der Kollegin schon aufgezählt, dass mehrere Sprachen angerechnet werden, dass das Sprachniveau an die Arbeitsrealität angepasst wird und es eine Reform für Stamm­saisonniers gibt.

Was ich aber überhaupt nicht verstehe: Wir suchen händeringend nach Mitar­beitern und Mitarbeiterinnen, und wir haben Menschen hier, Schutzsuchende, die arbeiten wollen – und wir lassen sie nicht! Wir haben bestens integrierte Lehrlinge, die in Mangelberufen arbeiten – und wir wollen sie abschieben! Wir haben eine indische Familie, die Mutter arbeitet als Köchin, die Tochter in der Altenpflege, beides absolute Mangelberufe – und wir schieben sie ab! Das macht keinen Sinn! Genau deshalb brauchen wir eine Umstiegsmöglichkeit von der Asylschiene auf die Rot-Weiß-Rot-Karte.

Dieser ausländerfeindliche Kurs, den einige Parteien hier in diesem Haus verfolgen, ist sowohl aus humanitärer als auch aus ökonomischer Sicht absolut kontraproduktiv. So arbeiten wir nur gegen die Menschen und gegen unsere eigene Wirtschaft. Wir können den Menschen eine echte Chance geben (Abg. Loacker: Wenn ihr in der Regierung wärt endlich einmal!), wir können der Wirtschaft helfen, insbesondere dem Tourismus, und ich bedauere es sehr (Abg. Krisper: Ist das eine Selbstkritik?), dass es einige hier herinnen noch nicht verstanden haben.

Was von der FPÖ zu diesem Thema kommt, das war jetzt, ganz ehrlich, wenig überraschend, aber eines muss ich schon sagen: Auch die Abgeordneten der FPÖ sind froh, wenn ihre Angehörigen betreut werden, auch von Arbeitskräften aus Rumänien und so weiter. Auch die Abgeordneten der FPÖ sind froh, wenn ihnen Eiernockerln oder ein Bier serviert werden, auch von Personen, die vielleicht nicht perfekt Standarddeutsch sprechen – ich bezweifle auch, dass Sie


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das alle können. Nur weil diese Leute nicht Herbert oder Hannes oder Dagmar heißen, werden sie immer wieder von Ihnen abgewertet und zu Sünden­böcken degradiert. Das ist die grausige Politik, die Sie dringend unter­lassen sollen. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

17.07


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Martina Künsberg Sarre. – Bitte.


17.07.30

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschau­erinnen und Zuschauer auf der Galerie und auch zu Hause! Wenn ich mir meine Vorrednerinnen – es waren ja vor allem Frauen – bei den Grünen und auch bei der ÖVP, da besonders bemerkenswert die Wirtschaftsvertreterinnen der ÖVP, anhöre, was da gesagt wurde, dann kommt mir das vor wie im Deutschunter­richt: Das ist eine Zustandsbeschreibung, wie die Sache ist, aber es wurde de facto überhaupt kein einziger Lösungsweg aufgezeigt, was man denn eigentlich machen könnte. (Zwischenruf der Abg. Neßler.)

Ununterbrochen die Verteidigung der Bundesregierung, was Sie nicht alles Tolles gemacht haben und tun – das ist zu wenig. Sie könnten als Abgeordnete, auch als Abgeordnete, und da schaue ich auch in Richtung ÖVP und Wirt­schaftsvertreter:innen, natürlich deutlich mehr Druck machen, dass die Bundes­regierung endlich in die Gänge kommt und endlich auch etwas umsetzt! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Jetzt zum Bildungsbereich: Wir haben einen eklatanten Personalmangel, sowohl im Kindergarten als auch in der Schule, und nicht erst seit der Corona­krise und nicht erst seit Kurzem, so wie Bundesminister Polaschek es uns immer weismachen möchte, dass dieser Personalmangel auf einmal vom Himmel gefallen ist. – Nein, es war ein Versäumnis der roten Minister und auch der


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schwarzen Minister, da frühzeitig entgegenzuwirken, aber diese Feststellung nützt jetzt auch nichts mehr.

Was muss man machen? – Man muss Maßnahmen setzen, damit dieser Beruf wieder attraktiver wird. Und was macht Minister Polaschek? – Der macht eine Werbekampagne um 600 000 Euro, schreibt die Maturanten an und sagt: Wenn Sie noch nicht wissen, was Sie studieren sollen, dann studieren Sie doch Lehramt, wir suchen Sie! – Ich weiß nicht, ob das wahnsinnig überzeugend ist. Und: Wir suchen Quereinsteiger! – Ja, wir haben jetzt welche gefunden, die kommen vielleicht auch in die Schule. Man weiß nicht, wie lange sie bleiben, weil es in diesem System wahrscheinlich relativ deprimierend ist, lange zu bleiben. Wir haben rund 5 000 offene Stellen, die wir bei Weitem nicht mit Quereinsteigern füllen können.

Was machen Sie also? – Sie müssen doch endlich erkennen, dass Sie nicht nur in diesem Lehrerausbildungsthema oder in der Quereinsteigersituation etwas machen müssen, sondern dass Sie Schule neu denken müssen.

Sie müssen Schulen endlich mehr Freiheiten geben, mehr Autonomie geben. Ich weiß, dass Sie es sich nicht vorstellen können, aber Direktoren, Lehrerinnen und Lehrer können allein Entscheidungen treffen. Diese müssen vom Staat oder von irgendwelchen Ministern, die glauben, dass sie sie mit Verordnungen zuschütten müssen, nicht immer an der Hand genommen werden. (Beifall bei den NEOS.)

Im Kindergarten: Frau Staatssekretärin, ich weiß, dass Sie aus dem Tourismus­bereich kommen und sich sehr dafür einsetzen, dass der Kinderbetreuungs- und Bildungsbereich ausgebaut wird. Ich glaube das und ich glaube auch Minister Kocher, dass ihm das ein Anliegen ist, aber ganz ehrlich: Das ist ein bisschen wenig. Es ist zu wenig, immer nur zu sagen: Wir wollen das eh, wir wollen ausbauen, wir haben so und so viel! – 1 Milliarde Euro pro fünf Jahre und nicht 1 Milliarde Euro pro Jahr, die wir bräuchten, schütten Sie aus; das ist aber zu wenig.


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In diesen Bereich geht niemand mehr, weil es einfach wahnsinnig anstrengend ist und weil die Leute keine Perspektive haben, dass sich etwas verändert, nämlich zum Positiven verändert. Solange sich dieser Bereich nicht verändert, werden Sie auch nicht mehr Arbeitskräfte in anderen Bereichen finden können, denn die Frauen werden weiterhin nicht Vollzeit arbeiten können oder überhaupt eine Arbeit annehmen können, weil das Angebot in irgendwelchen ländlicheren Gebieten einfach nicht vorhanden ist.

Ich meine, von Herrn Kollegen Hammer habe ich mir nichts anderes erwartet, als dass das vielleicht nicht ganz verständlich für ihn ist, aber natürlich muss man als Staat im Kinderbetreuungsbereich in Vorleistung gehen. Es muss ein Angebot geschaffen werden und erst dann werden viele Frauen in vielen Bereichen auch die Möglichkeit haben, dass sie sich bewerben und dass sie einen Job annehmen. (Beifall bei den NEOS.)

Sie reden immer nur dagegen und klopfen sich auf die Schulter, wie toll es ist, aber Sie sollten sich vielleicht einfach auch einmal mit der Opposition, mit den Konstruktiven in der Opposition zusammensetzen und überlegen, was man denn gemeinsam tun kann, denn das hat ja etwas mit uns allen und nicht nur mit Ihnen und mit der ÖVP und mit den Grünen zu tun. (Beifall bei den NEOS.)

17.12


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klaus Köchl. – Bitte.


17.12.13

Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Sehr geehrte Präsidentin! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nach über einer Stunde Diskussion betreffend Lehrlinge und Fachkräfte möchte ich wirklich – ich weiß gar nicht, ob das jetzt von mir politisch so gescheit ist – einen Appell an alle Österreicherinnen und Österreicher, an alle, die bei Ausbildungen mit dabei sind, richten, dass der Lehrberuf einen anderen Stellenwert bekommen soll.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 391

Ich bin jetzt schon seit vielen Jahren dafür zuständig – im Kärntner Landtag und hier im Parlament für meine Fraktion –, für Lehrlinge einzutreten, und ich habe das Gefühl, dass Eltern unbedingt möchten, dass das Kind Matura macht und studiert. Ich glaube, der Lehrberuf muss einen ganz anderen Stellenwert bekom­men, als er derzeit hat.

Wenn ich heute Vormittag beim Tagesordnungspunkt Untersuchungsausschuss gehört habe, wie viele Millionen von der ÖVP hin- und hergeschoben wurden, wie viele Millionen die ÖVP für Beinschab, für Meinungsforschungsinstitute ausgegeben hat, damit diese Herrn Kurz richtig präsentieren, dann denke ich: Wenn nur ein Bruchteil von diesem Geld von der ÖVP gemeinsam mit der Wirt­schaftskammer (Abg. Zarits: Arbeiterkammer!) dafür ausgegeben werden würde, dass das Image der Lehrlinge verbessert wird, dass man es in den Berufs­schulen besser macht, dass man die Berufsschüler so ausbildet, dass sie Fremdsprachen haben, damit sie sich zusätzlich etwas leisten können, dass es zwei Tage Berufs­schule gibt, wenn das von der ÖVP einmal kommen würde, dann bräuchte heute nicht jeder zweite Redner hier stehen und sagen: Wir müssen zusammenhalten, jetzt haben wir einen Fachkräftemangel! – Das ist hausgemacht von euch, das dürft ihr bitte nicht vergessen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich gebe Shetty von den NEOS vollkommen recht, jeden einzelnen Satz, den er gesagt hat, kann ich ganz einfach unterstreichen, weil das so stimmt. Es hat den Anschein, dass ihr wieder nichts macht. Da gibt es die Diskussion mit den Freiheitlichen, dass das etwas mit den Ausländern zu tun hat, aber das hat über­haupt nichts damit zu tun. Was die Fachkräfte betrifft, hat auch die FPÖ in der Zeit, in der sie in der Regierung war, dahin gehend nichts getan und nichts zusammengebracht. Ich verstehe überhaupt nicht, worüber ihr euch aufregt. Wenn wir Leute brauchen, damit wir Fachkräfte haben – weil man eben vonseiten der ÖVP in den letzten zehn Jahren alles verschlafen hat –, dann müssen wir es natürlich so machen, dass Menschen ins Land kommen, damit bei uns etwas weitergeht. (Beifall bei der SPÖ.)


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Überall dort, wo Wirtschaft steht, herrscht bei der ÖVP einfach Chaos. In der Landwirtschaft schaut ihr auch nicht, dass irgendetwas weitergeht. Ich schaue zum Landwirtschaftssprecher hinüber: Es werden jeden Tag Betriebe von Bauern geschlossen. Da schaut ihr auch nicht, dass etwas weitergeht.

Finanzwirtschaft: Ihr unterstützt nur Konzerne. Ihr habt nichts dafür übrig, dass in Berufsschulen anständig ausgebildet wird. Da kommt dann wieder die Ausrede: Ja, da sind die Länder und die Gemeinden zuständig! – Macht etwas! Es gibt Vereinbarungen, bringt da etwas weiter! Ihr braucht euch jetzt nicht zu überlegen, wie das in den nächsten zehn Jahren weitergeht. Ihr habt das ganz einfach verabsäumt. (Beifall bei der SPÖ.)

Das Schlimmste überhaupt ist, dass ihr da so parteipolitisch seid. (Heiterkeit bei der ÖVP. – Abg. Pfurtscheller: Das sagt echt ein Roter, ich glaub’s ja nicht!) Bei den überbetrieblichen Lehrlingswerkstätten: Da seid ihr hergegangen, hattet noch keine Lehrlinge dort und habt die Hälfte des Geldes weggenommen, habt die Hälfte der Löhne gestrichen – nur damit ihr die Leute dort rausbekommt und damit eure Betriebe versorgt werden. Bildet anständig aus, lasst diese Lehrwerk­stätten ganz einfach leben, weil die eine gute Ausbildung machen! Das werden nachher die Fachkräfte der Zukunft sein. (Beifall bei der SPÖ.)

Es geht nicht anders. Warum macht die Wirtschaftskammer nichts bei den großen Konzernen, denen man die Steuern nachlässt? Wenn ihr Steuern nach­lasst, dann sollen sie auch Kindergartenplätze in den Betrieben schaffen. Das ist ja wohl möglich. Unterstützt das und nicht nur Benko oder sonst jemanden, damit die keine Steuern bezahlen! (Beifall bei der SPÖ.) Es gibt andere Möglichkei­ten, Betrieben zu helfen. Schaut einmal, dass da etwas weitergeht!

Jetzt müssen wir alle zusammenhalten, oder? (Abg. Michael Hammer: Halts einmal selber zam!) Jetzt sind die Sozialdemokraten gut, aber sämtliche Anträge betref­fend Lehrlinge, die wir in den letzten vier Jahren eingebracht haben, habt ihr euch nicht einmal angeschaut – alles wird in den Ausschüssen vertagt.


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Ich finde, es ist verantwortungslos, wie diese ÖVP in diesem Land mit Fach­kräften umgeht. (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ.)

17.16


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Lausch. – Bitte.


17.16.53

Abgeordneter Christian Lausch (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mich jetzt auch noch zu dieser Dringlichen zu Wort melden müssen, denn man muss schon einiges klarstellen.

Ich habe es recht nett gefunden: Der Bedarf bei der Pflege, ja, der ist vorhanden, Frau Klubobfrau, aber man sollte nichts vermischen, indem man hergeht und sagt: Wir brauchen die Pflegekräfte aus Rumänien und Bulgarien. Ich komme aus dem Wein-/Waldviertel, und wir haben da sehr viele dieser Personen, die Sie als Pflegekräfte bezeichnen. Das sind Haushaltshilfen mit medizinischen Kennt­nissen, die in einem Spital überhaupt nicht einsetzbar sind. Das wird über Organi­sationen dieser Länder organisiert, und da nützt der Schengenbeitritt nichts, die kommen mit Bussen. (Abg. Scherak: Was passiert ...?) Das wird bestens organi­siert, und so weiter und so fort. Das löst kein Problem. (Abg. Meinl-Reisinger – erheitert –: Schildern Sie mir genau ... an der Grenze!) Kollegin Meinl-Reisinger, hören Sie einmal zu, ich habe Ihnen auch zugehört, das gebietet schon der Anstand!

Ich sage Ihnen aber eines: Das sind nicht die Probleme. Die Probleme, die wir in der Pflege haben, sind das Spitalsbett und die Ausbildung. Man hat die Kranken­pflegeschule, die immer gut funktioniert hat, in den letzten Jahren mehr oder weniger zu Grabe getragen und dann sogenannte Pflegefachschulen eingerich­tet. Die Absolventen waren zwar gut qualifiziert, das ist schon richtig, aber viele wollten dann nicht mehr zum Krankenbett und haben sich schon in höheren Aufgaben gesehen.


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Es ist gut, dass man jetzt wieder umdenkt und den Krankenpflegeberuf einfüh­ren will. Das wird aber natürlich nicht sofort das Problem des Pflegenotstands lösen. Die Problematik, die wir in Österreich haben, ist, dass die Politik bei sehr vielen Sachen versagt hat.

Was mich im Zusammenhang mit diesem Fachkräftemangel auch immer sehr wundert, ist – denn das wissen wir alle nicht erst seit gestern oder seit vorges­tern, sondern das zieht sich auch, ich wäre jetzt fast geneigt, zu sagen, wie ein rot-schwarzer Faden seit den letzten Jahren und Jahrzehnten durchs Land –: Da hat man einfach zu wenig gemacht! Ich gebe meinem Vorredner von den Sozialdemokraten völlig recht, heute ist es für einen Betrieb nicht mehr lukrativ, einen Lehrling aufzunehmen. Die Familien werden zu wenig unterstützt, der Kindergarten ist teuer, die schulische Nachmittagsbetreuung ist teuer – und dann schauen Sie sich an, was eine alleinerziehende Mutter im Handel verdient! Wenn sie das umrechnet, müsste sie gar nicht arbeiten gehen, weil das verdiente Geld, die 800, 900 Euro, eins zu eins in die schulische und in die Kindergartennachmittagsbetreuung gehen.

Da müsste die Politik umdenken, da müsste man lukrativ denken, und da müsste man – dazu ist mir heute von allen Fraktionen viel zu wenig gekommen – anset­zen und sagen: Es muss etwas geschehen! Die von den Babyboomerjahr­gängen, die gehen jetzt in Pension, die gehen auf die sechzig zu. Warum hat damals der Geburtenanstieg funktioniert? Damals wurde noch mehr dafür getan, da war die Familie noch wichtig. Wenn es jetzt irgendwo einen Fachkräfteman­gel gibt, schreit man immer gleich: Da müssen wir darauf schauen, dass mehr qualifizierte Migranten zu uns kommen. – Ja, aber wie Sie richtig gesagt haben, Frau Klub­ob­frau Meinl-Reisinger, die kommen nicht nach Österreich, die werden davor schon in den anderen Ländern abgefangen und, und, und.

Kümmern wir uns doch um unsere eigenen Probleme! Schauen wir, dass der Lehrberuf attraktiver wird, die Familien mehr unterstützt werden, dass auch die alleinerziehenden Mütter mehr unterstützt werden! Es gibt viele alleinerzie­hende Mütter mit hoher Qualifikation, die aber sagen: Ich brauche nicht arbeiten


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zu gehen, denn die schulische und Kindergarten-Nachmittagsbetreuung ist so teuer, das zahlt sich für mich einfach nicht aus. – Da geht viel verloren, und da ist die Politik gefordert. (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.) Wir sagen das schon immer: Familien, alleinerziehende Mütter gehören mehr unterstützt. Wir schreien nicht – wir sind die Einzigen, die nicht sofort schreien –: Hier braucht man mehr Migration und gut ausgebildete Migranten! – Die gibt es sicherlich, aber ich glaube kaum, dass die in Scharen nach Österreich kommen.

Zuerst kümmern wir uns um unsere Leute, und dann kommt alles andere! – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

17.21


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Sibylle Hamann. – Bitte.


17.21.29

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Liebe Frau Präsidentin! Liebe Frau Staatssekretärin! Kollegen und Kolleginnen! Speziell auch: Liebe Mädchen!, sage ich noch einmal ausdrücklich. Vieles wurde ja zu diesem Antrag schon gesagt, vieles, was man auch breit unterstreichen kann: wie wichtig Kinderbetreuung ist, wie wichtig Berufsorientierung, Weiterqualifizierung ist und wie wichtig auch die Aufwertung der Lehre ist. In der Diagnose sind wir uns wahrscheinlich relativ schnell einig; man kann auch darüber klagen, man kann aber auch etwas tun, und diese Bundesregierung tut einiges. Viele der Punkte wurden schon genannt. Ich möchte jetzt aus Bildungssicht speziell noch einmal drei hinzufügen, von denen ein bisschen zu wenig die Rede war.

Erstes Beispiel: Berufsorientierung – vielleicht auch für die Mädchen, die hier sitzen, ganz wichtig –: Jugendliche müssen einen Beruf finden, der ihnen Freude macht und der auch ihren wirklichen Talenten entspricht, nur dann bleiben sie dabei und nur dann machen sie es auch wirklich gut und gern. Es hilft nieman­dem, wenn Kinder und Jugendliche aus irgendwelchen Prestigegründen oder Traditionsgründen oder halt aus Zufall von den Eltern auf Gleise gestellt werden.


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Speziell schmerzlich finde ich das zum Beispiel in der AHS-Unterstufe. Dort hatten wir jahrelang, jahrzehntelang einen eklatanten Mangel an Informationen über die Vielfalt von Lehrberufen, da gibt es ganz große Versäumnisse aus der Vergangenheit.

Die gute Nachricht ist: Schauen Sie in die neuen Lehrpläne, die wir erst vor wenigen Wochen verordnet haben! Bildungs- und Berufsorientierung hat einen ganz zentralen Stellenwert. Das ist nicht nur ein Fach für alle in der 8. Schulstufe, sondern darüber hinaus auch noch ein fächerübergreifendes Thema, das in allen Fächern verankert wird und verankert werden muss, und zwar möglichst lebens­nahe und praktisch. Vorgesehen sind da zum Beispiel Exkursionen, Workshops, dass man Leute einlädt, dass man in Betriebe geht; Hands-on-Erlebnisse finde ich ganz extrem wichtig, um die Vielfalt von Berufen zu spüren. Ich bin fest davon überzeugt, dass man viel mehr lernt, wenn man rausgeht und etwas spürt – da lernt man etwas dabei und das eröffnet einem neue Perspektiven im Leben. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller.)

Zweites Beispiel: die Lehre. Dazu wurde auch schon einiges gesagt: Ja, wir brauchen möglichst viel Durchlässigkeit zwischen der Lehre und weiterführen­den Ausbildungen, auch akademischen Ausbildungen. Wir brauchen definitiv noch Verbesserungen bei der Lehre mit Matura, was die Vereinbarkeit und auch die Unterstützung betrifft. Wir brauchen selbstverständlich – auch richtig in diesem Antrag angemerkt – eine Attraktivierung der Lehrberufe, auch für Erwach­sene; das hat natürlich viel damit zu tun, dass man während der Ausbildung auch existenzsichernd leben kann, das Stichwort Fachkräftestipendien ist ja schon gefallen. Wir brauchen selbstverständlich auch neue Lehrberufe; die Pflegelehre haben wir erst – gestern, glaube ich, war es – präsentiert. Des Weiteren ist auch im Bereich der Green Jobs noch ganz viel zu tun, und gerade für die große Aufgabe der Energiewende, die wir ja mit voller Kraft vorantreiben, wird das dringend notwendig sein. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Pfurtscheller und Prinz.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 397

Eine ganz kurze Anmerkung noch zu meinem Lieblingsthema, der Elementar­pädagogik: Über die Bedeutung von Kinderbildung und -betreuung sind wir uns ja einig. Der entscheidende Punkt ist immer: Wir schaffen keinen Ausbau und wir schaffen nicht mehr Qualität, wenn wir nicht mehr Pädagog:innen in diesen Bereich bringen, die dann auch in diesem Beruf bleiben. Ich kann Ihnen zum wiederholten Mal versichern: Da tut diese Regierung mehr, als je eine Regierung zuvor getan hat. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir haben für die Elementarpädagogik eine Ausbildungsoffensive an vielen Fronten: Wir haben Hunderte neue Kollegplätze an Dutzenden neuen Standor­ten in allen Bundesländern; wir haben Aufschulungskurse für Menschen, die bisher in Assistenzberufen tätig waren; wir haben gezielte Programme, um die Ausbildung zur Elementarpädagogik auch im zweiten Bildungsweg, später im Leben, attraktiv zu machen; die Fachkräftestipendien, ein super Mittel, das habe ich vorhin schon erwähnt, sind speziell nicht nur für Pflegeberufe, sondern auch für Elementarpädagog:innen zugänglich, sie finanzieren den Lebensunterhalt während der Zeit der Ausbildung und sind extrem wichtig und wirklich eine neue Sache.

Mehr Elementarpädagogik: Jede einzelne Pädagogin, die wir haben, ist ein Turbo für den Fortschritt in der Gesellschaft, denn sie verbessert die Qualität in den Einrichtungen, ermöglicht neue Kindergartenstandorte und eine Ausweitung der Öffnungszeiten, erleichtert damit das Leben für Familien und macht Zeit, Energie und Freude frei, die irgendwann auch dem Arbeitsmarkt zugutekommt – inso­fern ist das eine Win-win-Geschichte. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.26 17.26.32


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wir kommen zu den Abstimmungen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 398

Wir gelangen zur Abstimmung über den Selbständigen Antrag 3310/A(E) der Abgeordneten Meinl-Reisinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Personalnot“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wochenarbeitszeit­meldung, um gezieltere Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel und gegen den Teilzeitboom setzen zu können“.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

17.27.27Kurze Debatte über einen Fristsetzungsantrag


Präsidentin Doris Bures: Damit kommen wir nun zur kurzen Debatte betreffend den Antrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen, dem Ausschuss für Arbeit und Soziales zur Berichterstattung über den Antrag 3172/A(E) eine Frist bis 1. Mai 2023 zu setzen.

Nach Schluss dieser Debatte wird die Abstimmung über den gegenständlichen Fristsetzungsantrag stattfinden.

Wir gehen in die Debatte ein.

Herr Abgeordneter, gemäß der Geschäftsordnung haben Sie als Erstredner 10 Minuten Redezeit. Sie haben das Wort. Bitte.


17.28.05

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Sehr geschätzte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf nun einleiten und zu unserem Fristsetzungsantrag hinsichtlich unseres Entschließungsantrages betreffend „Meldung der tatsächlich geleisteten Arbeitszeiten“ sprechen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 399

Warum? – Weil tatsächlich geleistete Arbeitszeiten nicht immer bezahlt werden. Warum? – Weil gerade Teilzeitbeschäftigte oftmals für ihre Mehrarbeitsstunden auch nicht bezahlt werden. Wir als SPÖ haben daher am 1. März einen Ent­schließungsantrag eingebracht, und das Ziel dieses Entschließungsantrages war: Der Nationalrat wolle beschließen: „Der Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz und der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft werden aufgefordert, dem Nationalrat unverzüglich eine Regierungs­vorlage mit einer gesetzlichen Meldeverpflichtung der Dienstgerber*innen über die tatsächlich geleisteten Arbeitszeiten der Arbeitnehmer*innen zu übermitteln“.

Das wurde dann im Sozialausschuss am 23. März behandelt und – es war keine Überraschung – die Regierungsparteien ÖVP und Grüne haben unseren Antrag vertagt. Das versteht aber niemand, und ich muss hier die Frage an ÖVP und Grüne stellen: Warum sind Sie gegen die Meldung der tatsächlich geleisteten Arbeitszeiten? Warum schützen Sie Unternehmen, welche Überstunden und Mehrarbeit der Teilzeitbeschäftigten nicht bezahlen? Sagen Sie uns heute, in dieser Debatte, warum Sie dagegen sind!

Vielleicht darf ich euch ein bisschen unterstützen, ÖVP und Grüne: Der Chef des AMS bringt es ganz klar zum Ausdruck – Originalzitat: „Ich versteh schon, dass Betriebe keine zusätzliche Bürokratie brauchen können, halte es aber trotzdem für sinnvoll, künftig auch das konkrete Arbeitszeitausmaß jedes/r Beschäftigten zu melden. Wir brauchen hier Daten.“ (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn man es im 21. Jahrhundert in einem Land wie Österreich nicht ermöglicht, dass man tatsächliche Arbeitszeiten auch tatsächlich meldet (Zwischenruf des Abg. Obernosterer), dann versteht das niemand. Überall dort, wo das schon statt­findet – bei der Gleitzeit, bei der Schichtarbeit, bei den Teilzeitbeschäftigten auf den Baustellen –, haben wir tatsächliche Arbeitszeitverpflichtungen. Auf der Baustelle geht es – und sonst geht es nicht? (Abg. Obernosterer: ... geht es auch ...! Sagen Sie keine Unwahrheiten!) Das versteht niemand, das gehört endlich geändert.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 400

Dazu ergänzend: Seit Kurzem liegt die Studie der Statistik Austria vor, die ganz klar aufzeigt: 47 Millionen geleistete Über- und Mehrarbeitsstunden sind im Jahr 2022 nicht bezahlt worden. 47 Millionen Überstunden und Mehrarbeits­stunden, das sind ein Viertel aller geleisteten Über- und Mehrarbeitsstunden, die nicht bezahlt werden. Wissen Sie, was besonders schlimm ist? – Das sind sieben Millionen Stunden mehr, die nicht bezahlt wurden, als im Jahr 2021, das heißt, das wird sogar noch mehr.

In Zeiten der Rekordteuerung, in denen wir in Österreich aufgrund des Versagens der schwarz-grünen Regierung leider Spitzenreiter in Europa sind und die Menschen jeden Cent und jeden Euro wegen der Teuerung brauchen, stimmen Sie nicht zu, dass tatsächlich geleistete Über- und Mehrarbeitsstunden bezahlt werden.

Dann kommen wir zum nächsten Punkt: Sie bejammern diesen Arbeits­kräfte­mangel. Danke an NEOS, dass es diese Dringliche gegeben hat, denn das hat zum Ausdruck gebracht, dass außer Überschriften gar kein Wille der Regie­rungsparteien da ist, da etwas zu tun. Einerseits wird hier der Arbeits­kräfte­mangel bejammert und gleichzeitig – und das ist das Schlimme – werden diejenigen, die in Beschäftigung stehen, dazu gezwungen, immer mehr Leistung zu erbringen, gerade in der Gesundheit, gerade in der Pflege. Wir haben das heute in der Aktuellen Stunde gehört. Also das heißt, dort muss mehr Leistung erbracht werden und gleichzeitig soll die Arbeitsleistung nicht bezahlt werden.

Wenn da die Beschäftigten für ihre Leistung Löhne und Gehälter in Höhe von 1,2 Milliarden Euro nicht bekommen haben, dann ist das ja nicht nur der Schaden der Betroffenen, das geht ja weiter. Was ist mit der Wirtschaft? Was ist mit den Unternehmen? Was ist mit Betroffenen, wenn Unternehmen einen unfairen und unlauteren Wettbewerb betreiben? – Das ist ein Verlust für den Sozialstaat: weniger Steuern, weniger Abgaben, weniger Geld für unser Gesundheitssystem.


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Fakt ist, die am meisten betroffene Gruppe bei nicht bezahlter Arbeit ist die der Teilzeitbeschäftigten. Das ist jene Gruppe, bei der die ÖVP ja angedacht hat, die Sozialleistungen zu streichen, jene Gruppe, die überwiegend nicht freiwillig Teilzeit arbeiten muss, nämlich jene Gruppe, die Teilzeit arbeiten muss, weil sie gar nicht anders kann. Das sind überwiegend Teilzeitbeschäftigte, die zu Hause unsere 400 000 zu pflegenden Angehörigen pflegen und ihre Arbeitszeiten verringern müssen, weil es kein ausreichendes Angebot an Pflegebetreuung in diesem Land gibt. Das sind jene Teilzeitbeschäftigten, wieder überwiegend Frauen mit Kindern in einer Million Haushalten in Österreich, die halt ihre Kinder betreuen wollen und müssen, weil es zu wenig Angebot an Kinderbetreuungs­plätzen gibt. Das ist das Versagen dieser Regierungen seit 2017. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn wir uns dann anschauen, dass diese Teilzeitbeschäftigten, die tagtäglich neben den nicht bezahlten Stunden auch noch unbezahlte Stunden zu Hause machen und verrichten müssen, so sehen wir, dass sie zu den großen Verlierern unserer Gesellschaft zählen. Geben wir diesen Menschen daher zumindest die Sicherheit und die Wertschätzung, dass ihre geleisteten Stun­den am Arbeitsplatz auch tatsächlich bezahlt werden. Machen wir alle Arbeitszeiten in Österreich meldepflichtig, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Dann haben wir noch die Gruppe der Teilzeitbeschäftigten, die mehr arbeiten könnten, aber nicht dürfen, weil, wie wir ja heute schon von Kollegin Belakowitsch gehört haben, es Unternehmen gibt, die das Modell Teilzeitbeschäftigung bevorzugen.

Es gibt Bereiche, die lieber zwei Teilzeitbeschäftigte als einen Vollzeitarbeits­platz haben, nämlich in Form von Teildiensten, für die es weniger Aufschlag bei der Mehrarbeit gibt – bei den Teilzeitbeschäftigten haben wir nur 25 Prozent Aufschlag, bei der Vollzeitbeschäftigung haben wir 50 Prozent Überstunden­aufschlag – und weil mit den Teilzeitbeschäftigten in manchen Branchen eine Rufbereitschaft mitvereinbart wird.


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Daher der Appell auch hier an alle Parteien: Machen wir alle Arbeitszeiten transparent, machen wir alle Arbeitszeiten verbindlich meldepflichtig! Schließen Sie sich unserem Entschließungsantrag an, schieben wir ihn nicht wieder auf die lange Bank, diskutieren wir nicht ewig! Wir wissen, das ist die einzige Möglich­keit, erstens den Menschen ihr Geld zu geben, das sie sich verdient haben, zweitens den Staat und unser Gesundheitssystem nicht zu schröpfen, sondern zu finanzieren und drittens einen fairen Wettbewerb unter den Unternehmen sicherzustellen. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube, es ist das Recht jeder Arbeitnehmerin, es ist das Recht jedes Arbeitnehmers, es ist aber auch das Recht jedes Arbeitgebers, darauf zu vertrauen, dass tatsächlich geleistete Arbeit in Österreich auch tatsächlich bezahlt wird. Schaffen wir mehr Fairness und Gerech­tigkeit unter allen Beteiligten, stimmen Sie unserem Entschließungsantrag zu! (Beifall bei der SPÖ.)

17.36


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klaus Fürlinger. Ab jetzt beträgt die Redezeit 5 Minuten. – Bitte.


17.36.32

Abgeordneter Mag. Klaus Fürlinger (ÖVP): Frau Präsidentin! Lieber Herr Kollege Muchitsch! Ich werde deinem Antrag entgegentreten. Das wird dich nicht wun­dern, ich werde es dir allerdings auch begründen. Du hast diesen Entschließungs­­antrag auch im Ausschuss vorgelegt, er hat eine episch breite Themenlage, mit der du das begründet hast. Das war irgendwie so ein bisschen alles aus dem Gemüsegarten, was es so gibt.

Zur Sicherung des Sozialsystems: Da eint uns natürlich die Sorge, dass das Sozialsystem bei lauter Teilzeitbeschäftigen vielleicht irgendwann einmal nicht mehr finanzierbar sein wird. Wie man das allerdings durch die Meldung von Arbeitszeit behebt, weiß ich nicht.


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Weiters wolltest du wissen, aus welchen Motiven Teilzeit gearbeitet wird. So steht es zumindest in dieser Antragsbegründung drinnen. Das ist in Ordnung, wir können gerne das Motiv der Teilzeitarbeit, warum man Teilzeit arbeitet, erforschen. Wie man das aber über die Meldung der tatsächlichen Arbeitszeit an die Sozialversicherung bekommen soll, ist mir vollkommen unklar.

Heute, lieber Herr Kollege, warst du viel ehrlicher, denn zum ersten Mal – das ist auch der Grund, warum ich mich sehr leichttue, diesen Antrag abzulehnen – hast du hier heute dein wahres Motiv, deine wahre Motivlage für diesen Antrag offenbart, indem du gesagt hast – ich sage auch dazu, falsch behauptet hast –, dass es eine große Anzahl an unbezahlten Überstunden gibt. Noch dazu hast du dich auf die Mikrozensusstudie der Statistik Austria bezogen. Dort steht kein einziger Satz von nicht bezahlten Überstunden, dort steht alles das drinnen, was du gerne wissen möchtest. Also wenn du diese Statistik liest, dann hast du da drinnen die geleisteten Arbeitsstunden nach Sparten, nach Alter, nach Geschlecht – alles, was das Herz begehrt – wunderbar aufgelistet.

Da steht kein Satz darüber drinnen, dass irgendwelche Abertausende oder Millionen Überstunden, wie du heute behauptet hast, nicht bezahlt werden. Ich weise diese fälschliche Behauptung auch namens der österreichischen Unter­nehmerschaft auf das Schärfste zurück. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich frage mich ja auch, was die Sozialversicherung davon haben sollte, wenn sie das weiß. Ist es nicht vielmehr so, dass irgendjemand, der an der Sozialver­sicherung angestückelt ist, die Daten möglichst günstig bekommen möchte? Ich frage mich: Wer? Ein Schelm, wer Übles dabei denkt.

Letztendlich aber – und das ist das, was du tust, und dagegen werden wir wieder auftreten – züchtest du wieder einmal ein Bürokratiemonster. Wir haben es in diesem Land geschafft, über überbordende Überregulierung, gerade im Sozial- und Arbeitsbereich, den Unternehmen eine Sozialbürokratie aufzuhalsen, die zu Dokumentationspflichten führt, die dafür sorgen, dass man mittlerweile min­des­tens gleich viel Zeit in der Administration und in der Verwaltung des


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Unternehmens verliert, wie in der eigentlichen unternehmerischen Tätigkeit. Das sind die Dinge, gegen die wir auftreten müssen.

Sie haben hier heute Vormittag zum Beispiel die Problemlage in den Spitälern beklagt. Dort sitzen mittlerweile auch welche, die 50 Prozent ihrer Zeit nicht am Patienten, sondern mit der Dokumentation verbringen, wenngleich es dort in manchen Bereichen sicher notwendiger ist als in der normalen Arbeitswelt.

Ich kann Ihnen nur eines sagen, meine Damen und Herren: Wir werden pro futuro daran arbeiten müssen, den Administrationsaufwand, die Dokumenta­tionspflichten wieder zurückzuschrauben (Beifall bei der ÖVP), damit wir unseren Unternehmern die Möglichkeit geben, ihrer ureigenen unternehmerischen Tätigkeit nachzugehen und nicht jeden Tag an allen Ecken zu schauen, ob irgend­welche Vorschriften eingehalten werden, die eigentlich lebensfremd sind.

Ich kann Sie alle, meine Damen und Herren, nur einladen, den Unternehmen nicht ein weiteres Dokumentationsbürokratiemonster aufzuladen, indem Arbeitszeitaufzeichnungen, die es bitte grosso modo nach dem Arbeitszeitgesetz ohnehin bereits gibt, auch noch erweitert und in einer Weise gestaltet werden, die schlichtweg unzumutbar ist. Kämpfen Sie mit uns gegen die Bürokratisierung und Überregulierung der österreichischen Unternehmen! – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.)

17.40


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Eva Maria Holzleitner. – Bitte.


17.40.48

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Frau Präsidentin! Natürlich, man kann es drehen und wenden, aber ganz klar ist schon: Die Sonderauswertung der Statistik Austria und der Arbeiterkammer hat klar dargelegt, jede vierte Stunde blieb 2022 unbezahlt, das heißt, jede vierte Überstunde blieb gratis – für die


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Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer natürlich nicht, denn für sie hat das 1,2 Mil­liarden Euro Verdienstentgang bedeutet (Abg. Hörl: Sie haben nicht zugehört!) und vor allem viel an Lebenszeit und Freizeit gekostet. (Beifall bei der SPÖ.)

Männern wurden 23 Prozent der Überstunden nicht abgegolten, Frauen sogar 28 Prozent – und das bei einer sehr, sehr hohen Teilzeitbeschäftigung. Jede zweite Frau arbeitet Teilzeit. Auf der einen Seite verlangt man eine Teilzeitbe­schäftigung, auf der anderen Seite wird eine planbare Aufstockung der Arbeitsstunden mit guten Versicherungsleistungen et cetera verwehrt, und dann zahlt man nicht einmal die geleisteten Überstunden. Das passt vorne und hinten nicht mehr zusammen. Deshalb ist das unserer Meinung nach auch wirklich ein sehr, sehr dringliches Thema. (Beifall bei der SPÖ.)

Das heißt für die Frauen ein Verharren in der Teilzeitfalle. Das heißt für die Frauen kein Recht auf Vollzeit. Das heißt für die Frauen nur ein bloßer Auftrag an Überstunden. Und bleiben diese Überstunden unbezahlt, so heißt das noch dazu in einer Situation der horrenden Teuerung ein Abrutschen in die Armut ohne ausreichende Absicherung, letzten Endes in der Pension maximal durch Einmalzahlungen und Almosen der Bundesregierung abgegolten. Ein selbstbe­stimmtes Leben, gute Rahmenbedingungen für die Frauen sehen auf jeden Fall anders aus. (Beifall bei der SPÖ.)

Diese Vollzeitarbeitsmöglichkeit für die Frauen muss endlich gegeben sein, damit man eben auch selbstständig, selbstbestimmt in die Pension einzahlen kann, damit man die Pensionslücke von 40 Prozent – von 40 Prozent! – in Österreich zwischen Männern und Frauen tatsächlich auch mutig angeht und nicht nur ein bisschen irgendwo einen Bonus zahlt.

Damit Überstunden, die unbezahlt bleiben, auch wirklich in ein gutes Arbeits­verhältnis übergeführt werden können, braucht es endlich dieses Recht auf Vollzeit sowie diese Aufstockung der Zahl der guten Arbeitsverhältnisse und der Arbeitsbedingungen. Aber unbezahlte Arbeitsstunden, unbezahlte Überstunden heißt auch für Frauen, ein großer Druck zu managen: Was tue ich, wenn der


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Kindergarten schon schließt? Wer holt mein Kind ab? Schnell noch die Groß­eltern anrufen, damit die vielleicht doch irgendwie das Kind in der Krabbelstube oder im Kindergarten abholen? Vielleicht doch noch schnell ausmachen, dass man die eine oder andere Stunde dranhängt, wenn die Kinderbildungsein­richtung offen hat – das ist nicht in vielen Fällen der Fall –, um dann, so wie es zum Beispiel in Oberösterreich ist, diese Überstunden, wenn sie bezahlt werden, direkt für die Nachmittagsbetreuung zu zahlen? – Ein Teufelskreis: entweder unbezahlt oder direkt in die Nachmittagsbetreuung gesteckt, jedenfalls ein immenser Druck auf den Schultern der Frauen.

Wir wissen, es ist ein riesengroßes Problem, dass viele Jobs nicht Vollzeit ausgeschrieben sind, gerade für die Frauen, die eben in Teilzeit verharren. Es ist nicht nur ein Problem für die Arbeitnehmerinnen, sondern natürlich auch für den Wohlfahrtsstaat. Die Arbeitnehmerinnen schauen einerseits durch die Finger beim Gehalt, bei der Pension, bei den Beiträgen, die man einzahlt, und es ist gleichzeitig auch für den Wohlfahrtsstaat fatal, wenn er diese Beiträge nicht bekommt. Es ist nur für einen günstig: für die Unternehmen, denen diese Lücke zum Vorteil gereicht.

Warum ist es auch wichtig, da die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen mit zu beobachten? – Weil wir auch da eine Lücke von 20 Prozent haben, weil wir auch hier wissen, die Bundesregierung ist untätig, diese Lohn­schere zwischen Männern und Frauen endlich zu schließen. Wir wissen, dass die Lohntransparenz dringend notwendig wäre, weil sich ein Teil dieser Schere zwischen Männern und Frauen im Verdienst auch aufgrund des Verharrens in der Teilzeitbeschäftigung ergibt. Und weil die Bundesregierung nicht tätig wird, braucht man hier die EU-Ebene, wo endlich einmal etwas passiert und eine Lohntransparenzrichtlinie auf den Weg gebracht worden ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Neben all den geleisteten Arbeitsstunden, bezahlt sowie unbezahlt – Kollege Muchitsch hat es angesprochen –, leisten die Frauen nach wie vor den Großteil der unbezahlten Arbeit: zu Hause in der Pflege, in der Haushaltsarbeit, in der Kinderbetreuung. Wir müssen auch da über mutige Modelle sprechen,


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verpflichtende Karenzzeiten für beide Elternteile. Ich weiß, der FPÖ wird, wenn sie hier vorne steht, angst und bange angesichts moderner Familienverhältnisse. Alles wird ganz tragisch, sie sieht ihr sehr konservatives Familienbild in Gefahr, aber im Jahr 2023 muss es normal sein, dass auch der Papa in Karenz geht. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

17.46


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dagmar Belakowitsch. – Bitte.


17.46.25

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Fernsehgeräten und hier auf der Galerie! Zu meiner Vorrednerin: Frau Kollegin, ich weiß nicht, wovor Ihnen angst und bange ist, vor mir muss Ihnen nicht angst und bange sein. Ich sage Ihnen etwas: Ich habe zwei Kinder. Bei beiden meiner Kinder war mein Mann in Karenz, sogar länger als ich es war. – Nur so zu Ihrer Information. Wir haben da kein rückschrittliches Bild, aber ich glaube, darum geht es jetzt auch gar nicht.

Es geht eigentlich darum, dass man die tatsächliche Arbeitszeit dokumentiert. Jetzt wende ich mich an Kollegen Fürlinger – jetzt ist er nicht mehr da –, der Angst vor einem Bürokratiemonster hat. Ich habe es heute schon einmal in einer anderen Rede gesagt: Es gibt tatsächlich Betriebe, die die Leute nur Teilzeit anstellen, weil es für die Betriebe günstiger ist. Sie lassen die Leute ohnehin 40 Stunden arbeiten, aber melden sie nur mit 25 oder mit 30 Stunden an und zahlen alles andere als Überstunden aus, müssen diese Überstunden nicht so stark mehr bezahlen, als wenn sie die Leute gleich für 40 Stunden anstellen würden.

Das ist die Problematik, die ich sehe. Diese Betriebe gibt es, nicht alle machen das so, das machen sehr viele große Betriebe, sehr viele Konzerne vor allem, aber Betriebe machen es. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Dem gehört in Wahrheit


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der Garaus gemacht, das ist ja auch wettbewerbsverzerrend und ist auch nicht einzusehen.

Es gab – ich glaube, es ist jetzt zehn Jahre her, Kollege Muchitsch weiß das wahrscheinlich besser – in der Baubranche auf einmal einen Boom an Teilzeitangestellten. Hier herinnen, in diesem Haus haben wir damals gemeinsam beschlossen, dass an die Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse die tatsächlichen Arbeitszeiten gemeldet werden müssen. Wir alle haben das hier gemeinsam beschlossen. Ich habe damals nicht gehört, dass das ein großes Bürokratiemonster gewesen wäre. Das ist gemacht worden, und heute stellt sich die Situation ganz anders dar. Es gibt kaum noch Bauarbeiter, die Teilzeit arbeiten, weil es nicht glaubwürdig wäre und auch nicht glaubwürdig ist. Und genau darum geht es: Es geht nämlich um jene Betriebe, die aus Kostengründen die Mitarbeiter Teilzeit anstellen. Deswegen halten wir einen solchen Antrag für sehr, sehr, sehr sinnvoll, um zu schauen, wie viel tatsächlich an Arbeit geleistet wird.

Da ist es halt schon plötzlich auffällig, wenn Mitarbeiter, die für 30 Wochen­stunden angemeldet sind, aber eh über Jahre eigentlich 40 Stunden arbeiten. Na das ist Missbrauch! Was denn sonst? Ich glaube, darum geht es in diesem Antrag. Da können Sie doch nicht dagegen sein, meine Damen und Herren von der Österreichischen Volkspartei. Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich verstehe, Bürokratie ist etwas, das Sie nicht mögen. Das mag niemand, das mag kein Unternehmen, und das verstehe ich auch, aber das ist eine ganz, ganz sinnvolle Maßnahme, weil wir damit die schwarzen Schafe aus dem Bereich der Arbeitge­berseite herausbekommen würden. Das müsste doch in Ihrem ureigensten Interesse sein.

Dazu kommt ja auch noch, dass man dann sieht, dass es tatsächlich vielleicht Menschen gibt, die gerne Vollzeit arbeiten würden. Ich sage es heute noch einmal, ich habe es schon einmal gesagt: Jeder, der freiwillig Teilzeit arbeitet – und das sind in der Mehrheit Mütter mit vor allem kleinen Kindern –, der


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soll das auch bitte weiterhin tun. Da möchte ich kein Bashing haben. Die sollen das machen dürfen. Das ist etwas, das ich befürworte.

Es gibt aber sehr viele, die in Teilzeit sind und gerne aufstocken würden, da sie schon jetzt 40 Wochenstunden – und manchmal darüber hinaus – arbeiten. Genau für diesen Personenkreis ist das notwendig. Ich verstehe nicht, dass sich die ÖVP dagegen sperrt. Kollege Fürlinger sagt, dass Beppo Muchitsch heute erstmals sein wahres Motiv dargelegt hat – das stimmt ebenso nicht wie vieles nicht stimmt, was bis jetzt von dieser Regierungsfraktion gekommen ist.

Wir haben im März, also vor etwa einem Monat, einen Sozialausschuss gehabt, in dem wir sehr, sehr viele Anträge diskutiert haben. Im Übrigen ist es auch ÖVP und Grünen geschuldet, dass wir heute nichts davon auf der Tagesordnung haben. Die haben alles in Bausch und Bogen vertagt und selber nichts auf die Tagesordnung gebracht – so nebenbei bemerkt.

Jetzt aber debattieren wir einen ganz wesentlichen Punkt. Ich würde Sie von der Österreichischen Volkspartei wirklich bitten, darüber nachzudenken, was es bedeutet, wenn diese Personen eben nicht gemeldet werden. Es gibt, wie gesagt, ein positives Beispiel, dass eine solche Meldung ohne großen Aufwand tatsäch­lich auch dazu führt, dass Arbeitnehmer anständig angemeldet und auch anstän­dig, ordentlich und gerecht entlohnt werden. Letzten Endes muss es auch in Ihrem Interesse sein, dass die Arbeitnehmer gerecht entlohnt werden. (Beifall bei der FPÖ.)

17.51


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Markus Koza. – Bitte. (Abg. Lindner: Jetzt bin ich aber sehr gespannt, wie du den Spagat wieder zusammenkriegst!)


17.51.15

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Zuallererst, sehr geehrte Kollegin Belakowitsch: Wir


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haben schlichtweg keine Punkte des Sozialausschusses auf der Tagesordnung dieser Nationalratssitzung (Abg. Belakowitsch: Weil wieder alles vertagt worden ist!), weil wir zwischen der letzten und dieser Nationalratssitzung keinen Sozial­ausschuss gehabt haben und eure Sozialausschussthemen in der letzten Nationalratssitzung behandelt worden sind. (Abg. Belakowitsch: Ihr habt alles vertagt! Alles vertagt!) Das hat nichts damit zu tun, dass man nichts machen würde. Es ist eben alles schon beschlossen worden. So schaut es aus! (Beifall bei den Grünen.)

Jetzt zum Fristsetzungsantrag von Kollegen Muchitsch: Es geht in Wirklichkeit um die Fristsetzung bis 1. Mai und nicht unbedingt um dieses Thema, wobei das Thema trotzdem sehr spannend ist. Dieser Antrag ist tatsächlich im letzten Sozialausschuss besprochen worden, ist dann auch vertagt worden (Abg. Leichtfried: So ein Zufall!), aber mit der Zusage, dass wir uns mit dem Thema tatsächlich intensiv auseinandersetzen werden.

Heute haben die Fraktionen in diesem Haus eine Einladung ins Arbeitsministe­rium für den 12. Mai bekommen. Es wurden sowohl die Vertreter der politischen Fraktionen als auch die Sozialpartner als wesentliche Stakeholder, um die es ja auch geht, die da auch mitarbeiten müssen, die aufgrund ihrer Expertise eingeladen wurden, geladen, um die Frage der Arbeitszeiterhebung oder Arbeitszeitmeldung an die Sozialversicherungen, die Problemlagen, die Beweggründe, oder auch wie man weiter vorgehen kann, zu besprechen.

Im Prinzip ist das, was zugesagt worden ist, im Laufen, es passiert, und darum halten wir die Fristsetzung bis 1. Mai – was natürlich einen symbolischen Charakter hat; ich verstehe schon, dass die SPÖ das macht, das ist total in Ordnung – in Wirklichkeit nicht für notwendig. Wir werden das Thema nämlich relativ zeitnah behandeln.

Kurz zur Frage, ob es denn sinnvoll ist, das zu tun: Ja, natürlich wäre das eine sinnvolle Maßnahme. Es ist auch aus einem ganz einfachen Grund notwendig: Wir haben derzeit nur Arbeitszeiterhebungen, die vor allem aus Befragungen im


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Rahmen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung kommen. Da werden die Leute gefragt: Wie viele Stunden arbeitet ihr am Tag, in der Woche, im Monat?, und so weiter und so fort. Das ist sehr oft eine Selbsteinschätzung. Das ist eine Selbst­einschätzung, die genau sein kann, aber nicht genau sein muss.

In Wirklichkeit wäre es schon sehr vorteilhaft, wenn wir möglichst exakte Zahlen dazu hätten, wie viel Arbeit tatsächlich in den Betrieben geleistet wird, von Teilzeitbeschäftigten, von Vollzeitbeschäftigten, wie viele Überstunden, Mehr­stunden und so weiter tatsächlich anfallen. An sich ist das auch gar kein großes bürokratisches Monster mehr, weil wir in Wirklichkeit die monatliche Beitrags­grundlagenmeldung haben. (Abg. Leichtfried: Das sollten Sie dem Kollegen Fürlinger sagen! – Abg. Lindner: ... Ihnen zuhören!)

Wir haben die monatliche Beitragsgrundlagenmeldung, und im Rahmen dieser Meldung kann man natürlich auch die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden melden. Schwieriger wird es dann, wenn man versucht zuzuordnen, was Mehr­stunde, was Normalarbeitszeit, was Überstunde ist, weil wir unterschiedliche Durchrechnungszeiträume haben. Die sind teilweise in den Kollektivverträgen, teilweise gesetzlich verankert. Das kann halt in der Regel nur im Rahmen einer gewissen Periode abgerechnet werden. Ich denke mir, das Zentrale, das wir bei dieser Erhebung herausfinden, ist: Was ist an Überstunden angefallen, was ist an Mehrstunden angefallen? Wo besteht tatsächlich ein Bedarf? Haben wir wirklich eine so große Problematik mit nicht ausbezahlten Überstunden, mit nicht ausbezahlten Mehrstunden?, und, und, und.

Da das aber technisch nicht so einfach zu bewältigen ist, halte ich es für sinnvoll, dass man sich mit den Expert:innen und auch durchaus mit der Sozialver­siche­rung zusammensetzt, und sich überlegt, wie man das denn tatsächlich abwickeln, organisieren und machen kann. Das ist auch deshalb vollkommen sinnvoll, und da gebe ich allen recht, weil wir natürlich auch wissen müssen, wie viele Stunden tatsächlich geleistet werden, damit wir auch wissen, was gegebenenfalls nicht nur den Arbeitnehmer:innen als Einkommen, sondern in Wirklichkeit auch den Sozialversicherungssystemen an Beiträgen sowie Staat und Steuerzahler:innen


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entgeht. Letztlich ist es tatsächlich auch eine wesentliche Wettbewerbsfrage, weil sich natürlich jedes Unternehmen, das keine Überstunden bezahlt, einen Vorteil gegenüber anderen erhofft.

Das ist nicht der faire Wettbewerb, den ich mir in einer sozialen, fairen Markt­wirtschaft, zu der wir uns ja im Prinzip alle bekennen, wünsche. Das ist nicht die Art von Wettbewerb, die wir tatsächlich haben wollen. Schauen wir, was am 12. Mai herauskommt. Ich glaube, das wird eine ganz spannende, eine sehr interessante Geschichte. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie das ablaufen wird. Die Experten, die Expertinnen, die Vertreter:innen der Fraktionen im Sozialausschuss werden da gemeinsam beraten, werden das gemeinsam besprechen. Ich bin ehrlich gesagt überzeugt, dass wir da zu einer sinnvollen und guten weiteren Vorgangsweise kommen werden, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: weil es schlichtweg notwendig ist. – Danke. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Belakowitsch: Dann schauen wir mal!)

17.56


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Loacker. – Bitte.


17.56.06

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Ausgegangen ist diese Geschichte ja davon, dass AMS-Chef Kopf gesagt hat, es wäre für die Arbeit seines Hauses sinnvoll, wenn man wüsste, wie hoch das Arbeitszeitausmaß ist. Das ist, das unterstelle ich ihm jetzt einmal, nicht davon ausgegangen, dass er ein Interesse daran hat, zu wissen, wie Arbeitszeit schwankt, weil jemand, der in Gleitzeit ist, in einem Monat 158 Stunden arbeitet und im nächsten 172. Das ist einfach wurscht.

Es geht vielmehr um das vereinbarte Arbeitszeitausmaß in Wochenstunden. Das heißt, man muss nicht jeden Monat etwas anderes melden, sondern immer, wenn sich der Vertrag ändert. Das ist der Unterschied zwischen unserer Haltung und der der Sozialdemokraten. Die wollen, dass immer die tatsächlich geleisteten


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Stunden gemeldet werden, was natürlich bürokratisch ist, weil die tatsächlich geleisteten Stunden jeden Monat anders sind. Dann wird es kompliziert, man produziert dann nämlich einen Zahlenberg, mit dem niemand mehr arbeiten kann. (Abg. Leichtfried: Das ist eine Frage des Willens!)

Es ist auch ein Irrtum zu glauben, wie Kollegin Belakowitsch gesagt hat, die Firmen würden die Mitarbeiter in Teilzeit anstellen und nachher mehr beschäftigen. Das tun sie nicht, weil sie, wenn diese Mehrarbeit anfällt, ja Mehrarbeitszuschläge zahlen müssen. Sie werden das nicht tun. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)

Es ist auch ein Irrtum zu glauben, wie das Kollege Muchitsch hat durchblicken lassen, die Meldung der Arbeitszeiten würde Betrug irgendwie verhindern. Wenn jemand betrügen will, dann werden ja die Arbeitszeitaufzeichnungen in der Firma gefälscht, und es werden eben diese gefälschten Aufzeichnungen übermittelt. Das führt uns nirgends hin.

Wenn wir für das AMS etwas brauchen, mit dem es arbeiten kann, dann werden wir die vertraglich gemeldeten Zeiten erfassen müssen. Das kann man büro­kratisch sehr unproblematisch, sehr einfach machen, weil dafür die IT heute schon ausgelegt ist. Wenn man wöchentliche oder monatliche Stundenschwan­kungen erheben will, dann hat das natürlich keinen Sinn, stiftet keinen Zusatznutzen, produziert immens Bürokratie, und das ist für den Wirtschafts­standort und für die Arbeitsplätze im Land tatsächlich schlecht. (Beifall bei den NEOS sowie der Abgeordneten Haubner und Pfurtscheller.)

17.58 17.58.25


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen, dem Ausschuss für Arbeit und Soziales zur Berichterstattung über den Antrag 3172/A(E) eine Frist bis 1. Mai 2023 zu setzen.


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Wer für diesen Fristsetzungsantrag ist, den bitte ich um ein Zeichen – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

17.58.56Fortsetzung der Tagesordnung


Präsidentin Doris Bures: Ich nehme die Verhandlungen über die Punkte 10 und 11 der Tagesordnung wieder auf.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Christoph Zarits. – Bitte.


17.59.09

Abgeordneter Christoph Zarits (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor den Fernseh­geräten und auch hier auf der Galerie! Ich darf unsere ehemalige Kollegin Gaby Tamandl, die heute mit einer Gruppe da ist, ganz herzlich begrüßen. – Herzlich willkommen im Parlament! (Allgemeiner Beifall.)

Ich komme nun wieder zu Tagesordnungspunkt 10, einem der drei Entschließungs­anträge, die wir im Sportausschuss behandelt haben. Es geht dabei um die Teilnahme russischer Mannschaften beziehungsweise Sportlerinnen und Sportler bei internationalen Wettbewerben beziehungsweise auch bei Olympischen Spielen. Wie gehen wir mit dieser Thematik um?

Diese Thematik hat seit dem 28. März eine ganz andere Dynamik bekommen, als IOC-Präsident Bach eine Empfehlung an die Verbände publiziert hat, nämlich dass es möglich sein sollte, russische Athletinnen und Athleten und auch belarus­sische Athletinnen und Athleten an internationalen Wettbewerben teilnehmen zu lassen, natürlich unter ganz bestimmten strengen Voraussetzungen.

Das ist natürlich sehr, sehr kontrovers diskutiert worden, und auch wir im Sport­ausschuss haben drei unterschiedliche Anträge behandelt, die auch sehr, sehr kontrovers und in der Sache hart diskutiert wurden. Die NEOS haben einen Antrag, in dem drinnen steht, dass keine russischen beziehungsweise belarussi-


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schen Sportlerinnen und Sportler an internationalen Bewerben oder Olym­pi­schen Spielen teilnehmen sollen. Die Freiheitlichen gehen da in eine ganz andere Richtung.

Wir haben gemeinsam mit unseren grünen Kolleginnen und Kollegen, die Regie­rungsfraktionen, einen Antrag verfasst, der, wie ich glaube, in die richtige Richtung geht. Österreich hat als neutrales Land auch in der Vergangenheit gezeigt, dass es Brücken bauen und auch Länder zusammenführen kann.

Was hat Präsident Bach gesagt? – Er hat gesagt, dass Sportlerinnen und Sportler, die dem Militär angehören, nicht an internationalen Bewerben und Olympischen Spielen teilnehmen sollen. Er hat gesagt, dass russische Athletinnen und Athle­ten, belarussische Athletinnen und Athleten sich natürlich an den Anti-Doping-Code halten müssen, und er hat auch gesagt, dass belarussische und russische Sportlerinnen und Sportler unter bestimmten und sehr, sehr strengen Kriterien eventuell an Olympischen Spielen teilnehmen können.

Das war eine Empfehlung. Alle, die sich im Sport auskennen, wissen, dass die internationalen und Weltverbände natürlich autonom entscheiden und es keine gesetzlichen Regelungen gibt. Wir sind aber der Meinung, dass wir als Öster­reich, als Politik in Österreich auch eine Meinung dazu vertreten sollen.

Wir sind ein neutrales Land, wir sind Teil der Europäischen Union, wir sind Teil einer Wirtschaftsunion, wir sind aber bei keinem Militärbündnis dabei. Ich glaube aber – und das wurde vom Vizekanzler heute auch schon erwähnt, auch von Abgeordneten anderer Fraktionen –, dass es dann, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden, wenn Völkerrecht gebrochen wird, unsere Aufgabe ist, nicht still zu sein und zu schweigen, sondern unsere Stimme zu erheben. Und das tun wir mit diesem Entschließungsantrag. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Es ist so, dass wir den Bundesminister für Sport auffordern, die Empfehlungen, die Präsident Bach vom Olympischen Komitee den Verbänden gegeben hat, zu präzisieren. Das ist für uns extrem wichtig. Wir können uns vorstellen, dass


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Athletinnen und Athleten unter sehr, sehr strikten Kriterien unter neutraler Flagge und neutral an den Olympischen Spielen teilnehmen können.

Wir können uns auch vorstellen, dass Leute, Sportlerinnen und Sportler, die nicht dem Militär angehören, an Olympischen Spielen teilnehmen können. Wie gesagt, sie müssen neutral sein und sie dürfen nicht dem Militär angehören. Da braucht es aber auch eine Stichtagsregelung, damit da sozusagen kein Schindluder damit getrieben werden kann.

Wir wollen auch, dass der Mannschaftsbegriff, der von Präsident Bach verwen­det wurde, entsprechend präzisiert wird. Es gibt natürlich auch Einzelsportarten, die in Zweierteams durchgeführt werden, und dafür braucht es auch Präzisie­rungen.

Was wir nicht wollen, ist, die Autonomie der Sportverbände beschneiden. Die Sportverbände sollen autonom entscheiden, aber es gibt eine Empfehlung des IOC, und wir wollen da eine Präzisierung herbeiführen.

Wir sind ein neutrales Land, wir sind militärisch neutral, aber wenn hier in Europa Ungerechtigkeiten passieren, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden, wenn Völkerrecht gebrochen wird, dann müssen wir auch als öster­reichische Abgeordnete darauf reagieren.

Ich bitte um Zustimmung. Die SPÖ und die NEOS haben ja im Ausschuss bereits unserem Antrag zugestimmt. Ich glaube, er geht in die richtige Richtung.

Wir wollen nicht 114 Millionen Menschen in Russland in Sippenhaftung nehmen, aber wir müssen es auf jeden Fall schaffen, dass der Sport nicht für Propaganda­zwecke benützt wird. Und darum bitte ich um Zustimmung. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

18.04

18.04.16



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Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wird seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Damit kommen wir zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 10: Antrag des Sportausschusses, seinen Bericht 2026 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer sich für die Kenntnisnahme ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Der Bericht ist mit Mehrheit zur Kenntnis genommen.

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 11: Antrag des Sportausschusses, seinen Bericht 2027 der Beilagen hinsichtlich des Entschließungsantrages 3205/A(E) zur Kenntnis zu nehmen.

Wer ist dafür? – Das ist mit Mehrheit zur Kenntnis genommen.

Abstimmung über die dem Ausschussbericht 2027 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Präzisierung und Umsetzung der vom IOC am 28. März 2023 publizierten Empfehlungen hinsichtlich der Teilnahme von Athle­tinnen und Athleten aus Russland und Belarus als ‚neutrale Athletinnen und Athleten‘ bei internationalen Wettkämpfen.“ (317/E)

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist mit Mehrheit angenommen.

18.05.4312. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 3077/A der Abgeord­neten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein


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Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz zur Errichtung der Stiftung Forum Verfassung erlassen wird (2010 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zum 12. Punkt der heutigen Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Frau Abgeordnete Susanne Fürst, Sie gelangen zu Wort. – Bitte.


18.06.18

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir diskutieren die Einrichtung einer Stiftung Forum Verfassung mit enger Anbindung an den Verfassungsgerichtshof. Laut Antrag ist diese Stiftung dazu da, die Bedeutung der österreichischen Bundesverfassung und des Verfas­sungs­gerichtshofes stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken und auch das Verfassungswissen zu verbessern. Durch diese Stiftung sollen auch Veranstaltungen und Führungen im VfGH durchgeführt, wissenschaftliche Arbei­ten im Zusammenhang mit der Bundesverfassung gefördert und ein Verfas­sungs­preis ausgeschrieben werden.

Grundsätzlich ist das eine gute Sache, das soll auch stattfinden, doch unserer Ansicht nach unter anderen Bedingungen. Aus zwei Gründen stimmen wir dagegen.

Der erste ist, dass für die Einrichtung der Stiftung Forum Verfassung jetzt eine Einmalzahlung von 700 000 Euro anfällt und jährlich weitere 700 000 Euro überwiesen werden sollen. Ich denke, es sind jetzt einfach nicht die Zeiten, für solch eine Werbung und eine PR-Maßnahme für eine staatliche Institution so viel Geld auszugeben, in denen gerade auch Unternehmen in der Privatwirt­schaft solche Ausgaben nun sicher hintanstellen. Ich glaube, mit Steuergeld sollte man jetzt sehr, sehr vorsichtig umgehen, und man könnte ja solche Führungen oder auch die Ausschreibung eines Verfassungspreises, so denke ich, mit gutem


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Willen irgendwie doch auch ehrenamtlich hinbekommen. Ich habe das auch im Gespräch mit dem Verfassungsgerichtshofpräsidenten angeregt.

Der zweite Grund, warum wir dagegenstimmen, ist: Der Verfassungsgerichtshof gehört zu unseren Höchstgerichten. Er ist ein zentrales Element des rechts­staatlichen Baugesetzes, unserer rechtsstaatlichen Kontrolle. Seine zentrale Aufgabe ist es, die Verfassungswidrigkeit von Gesetzen, von Verordnungen und auch sonstigen Verwaltungsakten zu erkennen und diese dann auch aufzuheben. Der Schutz der Grundrechte ist ein zentrales Element. Diese bahnbrechenden Befugnisse wurden 1920 eingeführt, und die soll er ja möglichst zurückhaltend, fern der Öffentlichkeit, fern der politischen Auseinandersetzungen unabhängig und unbeeinflusst ausüben.

Da die Stiftung im Ausschuss als demokratiestärkend, als für den Schutz der Grundrechte positiv oder das Verfassungsverständnis stärkend angepriesen wurde, halte ich dem entgegen, dass man dem VfGH mit der Einrichtung dieser Stiftung eigentlich gar keinen Gefallen tut, denn er hat sie nicht notwendig. Der Verfassungsgerichtshof ist selbst eine Institution der Demokratie, er stärkt unsere Demokratie durch seine Erkenntnisse. Er stärkt die Demokratie, die Grundrechte, die Verfassung durch nachvollziehbare, als gerecht empfundene Erkenntnisse. Das ist auch die beste Werbung und PR.

Wir hoffen, dass er sich auch in künftigen, vielleicht wieder sehr übergriffigen und freiheitsbeschränkenden Zeiten bewährt und staatliche Übergriffe korrigiert. Ich glaube, das ist am besten für unsere Bundesverfassung, kommt auch am besten in der Öffentlichkeit an und wird akzeptiert. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

18.09


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Wolfgang Gerstl. – Bitte.



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18.09.57

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Ich darf zuerst insbesondere für Frau Abgeordnete Steinacker eine Gruppe aus der ÖVP Purkersdorf ganz herzlich bei uns begrüßen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ, Grünen und NEOS.) Natürlich ist es auch mir aus dem Nachbarbezirk sehr, sehr angenehm, dass Sie hier sind. Vielen, vielen Dank, dass Sie gekommen sind und für das Interesse am Hohen Haus!

Meine Damen und Herren, es ist wenige Tage her, dass wir Hans Kelsens zu seinem 50. Todestag gedacht haben, und Hans Kelsen, der Gestalter der österreichischen Bundesverfassung, hat gesagt: „Demokratie kann sich nicht dadurch verteidigen, dass sie sich selbst aufgibt.“

Daher bin ich genau konträrer Ansicht zu meiner Vorrednerin. Wir müssen unsere Verfassung, das Grundgerüst unseres Zusammenlebens, einfach immer wieder neu verstehen, über sie diskutieren und sie immer wieder mit Leben füllen.

Das ist nämlich auch das Ziel dieser Stiftung. Die Stiftung Forum Verfassung soll eben die Prinzipien der Verfassung erklären, sie soll interaktive Führungen bereitstellen, sie soll Veranstaltungen abhalten, sie soll Unterrichtsmaterialien entwickeln, und sie soll einen Verfassungspreis ausschreiben. Zusammengefasst kann man sagen: Das Bewusstsein für die Verfassung stärken und Wissen vermitteln – das ist die Aufgabe dieser Stiftung.

Eine Aufklärung über unsere Demokratie, darüber, dass die die Verfassung schützt und dass die die Demokratie schützt, ist doch eigentlich das Selbstver­ständlichste vom Selbstverständlichen. Ich sage daher, es spricht Bände, wenn Politiker so etwas ablehnen und zeitgleich einen sehr gefährlichen Weg gehen wollen.

In Kombination mit der Demokratiewerkstatt, die wir in diesem Haus, im Parla­ment, schon länger haben, halte ich diese Einrichtung für ganz besonders


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wichtig. Es ist mir daher auch wichtig gewesen, dass wir in das Kuratorium auch Vertreter der Parlamentsdirektion entsenden, damit das Programm des Verfas­sungsgerichtshofes mit dem Programm des Parlaments entsprechend abge­stimmt ist.

Wir sind einen sehr guten Weg gegangen. Das hat mit einer Initiative des Verfassungsgerichtshofpräsidenten begonnen. Dann haben sich alle Parteien sehr intensiv an dieser Diskussion beteiligt – ich möchte mich dafür auch sehr, sehr bedanken –, bis zum heutigen Tage, an dem wir noch einen Abänderungs­antrag einbringen, an dem sich auch alle Parteien bis auf eine Partei, nämlich die FPÖ, beteiligt haben.

Das ist das Traurige an der Sache. Wir haben auf Mitarbeiterebene genau gemerkt, dass grundsätzlich ein positiver Zugang da ist, doch dann war es im Verfas­sungsausschuss so, dass auf einmal die FPÖ Nein gesagt hat. Das zeigt mir, dass es offenbar eine politische Order des Herrn Kickl gegeben hat, der heute wieder einmal nicht hier ist, schon zum 22. Mal in dieser Legislaturperiode entschuldigt ist. Auch darüber kann man nachdenken, denn es gibt keinen Abge­ord­neten in diesem Haus, der öfter als Abgeordneter Kickl gefehlt hat. (Abg. Prinz: Der fehlt aber nicht!)

Meine Damen und Herren, wenn man sagt, wie es meine Frau Kollegin getan hat: 700 000 Euro sind zu viel!, oder, wie es Kollege Stefan im Ausschuss gesagt hat: sind systemfremd für die Demokratie verwendet!, dann muss ich sagen: Das Aufwenden von Geld für Demokratie als systemfremd zu bezeichnen, das ist wirklich eine Klasse für sich.

Er sprach davon, dass das eine Provokation sei. Wenn wir über Provokationen und über die Sparpartei FPÖ reden, dann fällt mir schon ein Name ein: Dann fällt mir Herbert Kickl ein. Das (eine Tafel mit einem Foto von Herbert Kickl auf einem Pferd in die Höhe haltend) war eine Provokation bezüglich Sparpotenzial, das war die Sparpartei FPÖ, als er um 2,3 Millionen Euro seine persönliche Kavallerie als


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Gaulleiter im Innenministerium einrichten wollte. (Abg. Kaniak: Unterste Schub­lade, Herr Abgeordneter Gerstl, unterste Schublade! Das sollten Sie besser wissen!) Meine Damen und Herren, das zeigt, wie man mit Geld provozieren kann. Allein mit dem Geld für Kickls Reitstall hätten wir drei Stiftungen finanzieren können. (Zwischenruf des Abg. Stefan.) Das zeigt, was für einen Charakter Sie wirklich haben. (Zwischenruf des Abg. Deimek.)

Der Unterschied ist: Die Stiftung hat das Ziel, Demokratie und Verfassung zu schützen, und nicht, wie die FPÖ, diese zu gefährden. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Daher: Ja zur Verfassung, Ja zur Stiftung und Nein zu allen, die die Demokratie ablehnen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


Präsidentin Doris Bures: Wollten Sie noch einen Abänderungsantrag einbringen, Herr Abgeordneter?


Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (fortsetzend): Vielen Dank, Frau Präsi­dentin. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Ich habe noch einen Abänderungsantrag einzubringen, und ich muss ihn vorlesen:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesentwurf wird wie folgt geändert:

1. § 5 Abs. 4 lautet:

„(4) Geldwerte Leistungen aus den Mitteln der Stiftung dürfen nicht geleistet werden an

1. die Mitglieder des Verfassungsgerichtshofes und deren nahestehende Angehörige;


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2. Ersatzmitglieder des Verfassungsgerichtshofes und deren nahestehende Angehörige;

3. Bedienstete des Verfassungsgerichtshofes und deren nahestehende Angehörige;

4. Mitglieder der Organe der Stiftung und deren nahestehende Angehörige;

5. den Verfassungsgerichtshof, sofern es sich dabei nicht um angemessene Leistungen aus einem Mietverhältnis handelt;

6. Bedienstete der Stiftung und deren nahestehende Angehörige, sofern es sich nicht um angemessene Leistungen aus einem Dienstverhältnis zur Stiftung handelt, und

7. den Stiftungsprüfer bzw. die Stiftungsprüferin und deren nahestehende Angehörige, sofern es sich nicht um das Entgelt für die Wahrnehmung der Aufgaben des Stiftungsprüfers bzw. der Stiftungsprüferin handelt.“

2. § 9 Abs. 1 Z 8 lautet:

„8. zwei Mitglieder, die von zwei Drittel aller Mitglieder des Verfassungs­gerichtshofes aus dem Kreis der ehemaligen Mitglieder des Verfassungsgerichtshofes entsendet werden;“

3. In § 9 Abs. 5 wird das Wort „Stiftungsvorstandes“ durch das Wort „Kuratoriums“ ersetzt.

*****

Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.16

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


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Abänderungsantrag in zweiter Lesung

der Abgeordneten Wolfgang Gerstl, Jörg Leichtfried, Agnes Sirkka Prammer, Nikolaus Scherak,

Kolleginnen und Kollegen

zum Gesetzentwurf im Bericht des Verfassungsausschusses 2010 der Beilagen über den Antrag 3077/A der Abgeordneten Wolfgang Gerstl, Jörg Leichtfried, Agnes Sirkka Prammer, Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die „Stiftung Forum Verfassung“ erlassen wird

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesentwurf wird wie folgt geändert:

1. § 5 Abs. 4 lautet:

„(4) Geldwerte Leistungen aus den Mitteln der Stiftung dürfen nicht geleistet werden an

1. die Mitglieder des Verfassungsgerichtshofes und deren nahestehende Angehörige;

2. Ersatzmitglieder des Verfassungsgerichtshofes und deren nahestehende Angehörige;

3. Bedienstete des Verfassungsgerichtshofes und deren nahestehende Angehörige;

4. Mitglieder der Organe der Stiftung und deren nahestehende Angehörige;

5. den Verfassungsgerichtshof, sofern es sich dabei nicht um angemessene Leistungen aus einem Mietverhältnis handelt;

6. Bedienstete der Stiftung und deren nahestehende Angehörige, sofern es sich nicht um angemessene Leistungen aus einem Dienstverhältnis zur Stiftung handelt, und


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7. den Stiftungsprüfer bzw. die Stiftungsprüferin und deren nahestehende Angehörige, sofern es sich nicht um das Entgelt für die Wahrnehmung der Aufgaben des Stiftungsprüfers bzw. der Stiftungsprüferin handelt.“

2. § 9 Abs. 1 Z 8 lautet:

„8. zwei Mitglieder, die von zwei Drittel aller Mitglieder des Verfassungsgerichtshofes aus dem Kreis der ehemaligen Mitglieder des Verfassungsgerichtshofes entsendet werden;“

3. In § 9 Abs. 5 wird das Wort „Stiftungsvorstandes“ durch das Wort „Kuratoriums“ ersetzt.

Begründung

Zu Z 1: Damit schon der Anschein ausgeschlossen ist, die objektive und unbeein­flusste Amtsführung der Mitglieder des Verfassungsgerichtshofes wäre durch (indirekte) geldwerte Leistungen Dritter in Frage gestellt, dürfen aus den Mitteln der Stiftung keine geldwerten Leistungen an die Mitglieder und Ersatzmitglieder des Verfassungsgerichtshofes und deren nahestehende Angehörige, an Bedienstete des Verfassungsgerichtshofes und deren nahestehende Angehörige, sowie an Mitglieder der Organe der Stiftung und deren nahestehende Angehörige geleistet werden, auch wenn diese für die Stiftung – in welcher Form auch immer – tätig werden.

Geldwerte Leistungen seitens der Stiftung an den Verfassungsgerichtshof dürfen nur geleistet werden, wenn diese Leistung durch ein Mietverhältnis begründet sind. Hier ist etwa an den Fall zu denken, dass sich die Stiftung in Räumlichkeiten des Verfassungsgerichtshofes einmietet. Geldwerte Leistungen seitens der Stiftung an Bedienstete der Stiftung sind ebenfalls ausgeschlossen, es sei denn, es handelt sich um das Entgelt aus einem Dienstverhältnis zur Stiftung. Das gilt auch für Bedienstete der Stiftung, die gleichzeitig Bedienstete des Verfassungsgerichtshofes sind. Schließlich dürfen geldwerte Leistungen an den Stiftungsprüfer bzw. die Stiftungs­prüferin nur dann erfolgen, wenn es sich um das Entgelt für die Wahrnehmung der Aufgaben des Stiftungsprüfers bzw. der Stiftungsprüferin handelt.


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Unter dem Begriff „geldwerte Leistung“ ist in diesem Zusammenhang jegliche Zahlung oder Sachleistung zu verstehen; unter dem Begriff „nahestehende Angehörige“ sind der Ehemann bzw. die Ehefrau, der eingetragene Partner bzw. die eigetragene Partnerin, der Lebensgefährte bzw. die Lebensgefährtin sowie die in direkter Linie verwandten Personen zu verstehen.

Zu Z 2: Die Mitglieder des Verfassungsgerichtshofes sollen mit Zweidrittelmehrheit auch darüber entscheiden, welche ehemaligen Mitglieder des Verfassungsgerichtshofes Kuratoriumsmitglieder sein sollen, um eine möglichst breite Basis für Kuratoriumsentscheidungen sicherstellen zu können.

Zu Z 3: Ein redaktionelles Versehen wird behoben.

*****


Präsidentin Doris Bures: Danke vielmals.

Dieser Abänderungsantrag ist nun ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Selma Yildirim. – Bitte.


18.16.30

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Insbesondere begrüße ich oben auf der Galerie die südburgenländische Pensionist:innengruppe aus Riedlingsdorf. – Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Sehr geehrte Damen und Herren, in den vergangenen Jahren, in denen ich hier im Hohen Haus arbeiten durfte, hat mich eines sehr nachdenklich gestimmt, nämlich dass unsere Demokratie von innen und von außen derart infrage gestellt wurde. Es gab Angriffe auf die Justiz, es gab Angriffe auf die Medienfreiheit, die unmittelbar aus der Regierung gekommen sind und leider nach wie vor kommen. Das hat Österreich international Ansehen gekostet.


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Dieser Umgang mit unserer Demokratie, mit unserer Verfassung hat aber auch etwas mit den Menschen in unserem Land getan. Speziell die Pandemie – erin­nern Sie sich daran! – hat das ans Tageslicht gebracht. Das gilt es auch selbstkritisch zu hinterfragen.

Wenn wir die Demokratie als unser Haus betrachten, dann ist unsere Verfassung das Tragwerk, das uns gut durch viele Krisen gebracht hat. In Zeiten, in denen irgendwelchen Fakepostings schnell mehr Glaubwürdigkeit zugesprochen wird als seriösen Medien und Institutionen, gilt es, Werbung für unsere Demokratie zu machen, denn bei aller Kritik sind unsere Demokratie und unsere Verfassung Garanten der Freiheit (Beifall bei der SPÖ), dafür, dass man ohne Angst seine Meinung vertreten kann. Das ist bei Weitem nicht überall der Fall.

Die Stiftung Forum Verfassung sehe ich in diesem Zusammenhang als eine Möglichkeit. Sie hat im Verfassungsausschuss auch eine breite Mehrheit bekommen.

Die 700 000 Euro, sehr geehrte Damen und Herren, sind sehr gut investiert, weil ja nach wie vor ein Verein Forum Verfassung existiert, und dieser Verein musste private Subventionen lukrieren. Das ist einer so ausgeprägten Demokratie, wie wir sie in Österreich haben, nicht würdig. Daher ist der Unterschied, dass es jetzt öffentlich finanziert wird. Der Unterschied im Vergleich zur bisherigen Kon­struk­tion ist auch, dass sie nun sowohl unabhängig als auch in der Lage ist, breiter zu kooperieren und auch mehr in den Bundesländern aufzutreten. Zudem werden die Gremien zur Vergabe des Verfassungspreises auf eine breitere Basis gestellt. Es war nämlich auch umstritten, ob das einige wenige oder ob sie breit vertreten sein sollen.

Das ist ein Schritt, den wir jedenfalls begrüßen. Wir werden dem Antrag also selbstverständlich zustimmen und bekennen uns zu einer breiten, wirksamen Vermittlung und Diskussion der Grundwerte unserer Demokratie. – Ich danke. (Beifall bei der SPÖ.)

18.19



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 428

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Agnes Sirkka Prammer. – Bitte.


18.19.55

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Frau Abgeordnete Fürst hat vorhin gesagt, es ist jetzt nicht die Zeit, in der wir das Geld in so eine Stiftung investieren sollen. – Genau jetzt ist die Zeit, in der wir in so eine Stiftung investieren müssen, denn gerade jetzt ist es wichtig, dass die Grundrechte, die unsere Verfassung garantiert, dass die Mechanismen, die uns die Verfassung bietet, und dass die Instrumentarien und Institutionen unserer Verfassung breit bekannt werden. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Die Stiftung soll eine niederschwellige Aufklärung über all das bieten, was unsere Demokratie und unseren Staat ausmacht. Sie soll Menschen auf einem sehr informativen, aber sehr basisorientierten Niveau dort, wo sie stehen, abholen und ihnen näherbringen, wie diese Republik funktioniert, wie sie ihre Rechte wahrnehmen können, welche Rolle der Verfassungsgerichtshof darin spielt und was die Arbeit des Verfassungsgerichtshofes für ihr tägliches Leben bedeutet, was es bedeutet, wie Gesetze entstehen, wie Gesetze wirken, wie Gesetze auf der Verfassung beruhen und vor allem auch, was passiert, wenn man diese Instrumente missachtet.

Das ist gerade in Zeiten wie diesen wirklich essenziell, denn Menschen müssen das wissen, um erkennen zu können, wo ihnen falsche Versprechungen gemacht werden. Ich denke nur an den Wahlkampf zur Bundespräsidentenwahl, was da alles erzählt wurde, was denn die einzelnen Kandidaten nicht alles machen würden, wenn sie gewählt würden, was aber de facto unmöglich gewe­sen wäre, da es einfach in der Verfassung nicht vorgesehen ist. (Abg. Deimek: ... Schule aufhören! Nützt nichts!) All das müssen die Menschen wissen, damit sie verstehen, wer ihnen die Wahrheit sagt und wer ihnen ein X für ein U vormacht.

Deshalb ist es gerade derzeit wichtig, dass wir darin investieren, dass wir Men­schen – und zwar alle Menschen – in allen Bereichen dort abholen, wo sie


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stehen, und ihnen erzählen und ihnen erklären, wie wichtig das ist, was in unserer Verfassung steht. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Steinacker.)

18.22


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Harald Stefan. – Bitte. (Abg. Martin Graf: ... werden wir dann evaluieren, ob 100 Prozent alles wissen, nach einem Jahr!)


18.22.27

Abgeordneter Mag. Harald Stefan (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Nach dem, was wir jetzt gerade gehört haben, wäre das ja wirklich ein Wunder, was diese Stiftung Verfassung da zusammenbringen sollte. Die würde all das, was in den letzten Jahrzehnten nicht möglich war – dass man der Bevölkerung sagt, was Verfassung ist, wie Demokratie funktioniert und so weiter –, nun umsetzen, also ich bin schon wirklich beeindruckt!

Nein, bei allem Respekt: Diese Stiftung ist absolut nicht notwendig, das ist einmal das eine. In Zeiten wie diesen ist auch nicht erklärbar, weshalb nun und in Folge jedes Jahr 700 000 Euro – und das auch noch wertgesichert – für etwas bezahlt werden, das nicht Aufgabe des Verfassungsgerichtshofes ist. Politische Bildung ist nicht Aufgabe des Verfassungsgerichtshofes. Das ist eine Doppel­gleisigkeit. Das ist etwas, was in Wirklichkeit nicht ins System passt.

Herr Kollege Gerstl hat ja geglaubt, er muss da heute besonders witzig sein. Es gelingt ihm meistens nicht. Er ist eher ein seriöser, trockener Mensch, daher kommen die Witze nicht an. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Es ist schade, wenn Sie die Redezeit damit vergeuden.

Tatsache ist aber: Es ist jedenfalls systemwidrig, wenn der Verfassungsgerichts­hof selbst nun eine Stiftung schafft. Er hat es sich gewünscht, das haben wir schon gehört. Der Verfassungsgerichtshofpräsident hat gesagt, es war kein Wunschkonzert. In dieser Aussage ist das schon drinnen: Wunschkonzert! Das heißt, der Verfassungsgerichtshof hat sich das gewünscht und will da nun


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zusätzlich politische Bildung machen. Das ist ja schön und gut, aber das ist nicht seine Aufgabe. Er hat die Entscheidungen zu treffen – und ja, in den letzten Jahren ist viel passiert, wodurch die Verfassung gebogen wurde und die Grund­rechte der Bevölkerung schwer beeinträchtigt wurden. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Das ist völlig richtig, aber das wird und wurde durch eine derartige Stiftung nicht verbessert. Wie gesagt, eine solche politische Bildung bietet zum Beispiel die Demokratiewerkstatt, aber die muss sich der Verfassungsgerichtshof nicht selbst schaffen und seine eigene Judikatur vielleicht auch noch interpretieren und Studien darüber machen. Das ist einfach der falsche Weg, das ist systemwidrig – und daher werden wir dem nicht zustimmen.

Noch ein letztes Wort zu Kollegen Gerstl: Vielleicht ist es bei Ihnen in der ÖVP so, dass Ihnen der Klubobmann oder der Parteichef vorgibt, wie Sie denken müssen. Bei uns ist das nicht so. Ich habe mit dem Herrn Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes schon lange vorher persönlich gesprochen und ihm klargemacht, dass ich das für keine gute Idee halte und dass wir das ablehnen werden, habe nachher dem Klubobmann und Parteichef mitgeteilt, wie wir das sehen, und er hat meine Meinung geteilt. So läuft es bei uns. Wir sind Gott sei Dank wirklich selbstständige Abgeordnete. (Beifall bei der FPÖ.)

18.25


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Nikolaus Scherak. – Bitte. (Abg. Martin Graf: Das ist außerhalb des Denkhorizonts von Kollegen Gerstl!)


18.25.27

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Wir haben schon gehört, was wir da nun beschließen werden. Ich verstehe Kollegen Stefan, was die System­widrigkeit betrifft, nicht ganz, weil wir ja eben explizit eine Stiftung auskoppeln, damit der Verfassungsgerichtshof nicht selbst dieser Aufgabe nachkommt.


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Man darf vielleicht historisch daran erinnern, woher die Idee kommt: Die kam vom Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes. Er hat sich nämlich überlegt, wie er das, was er für den 100. Geburtstag unserer Verfassung initiiert hat – nämlich den Container, in dem wir eine Ausstellung gehabt haben, die Wissen über die österreichische Bundesverfassung vermitteln soll –, langfristig und nachhaltig institutionalisieren kann. Damit es eben zu keiner Vermengung von Aufgaben kommt, war der Vorschlag, daraus eine entsprechende Stiftung zu machen und ihr diese Aufgaben sowie auch den Verfassungspreis zuzuordnen, damit dieser vergeben werden kann.

Das ist ein Initiativantrag, der aus dem Parlament kommt, was ich als sehr leiden­schaftlicher und überzeugter Parlamentarier als sehr positiv betrachte: dass wir uns wirklich zusammengesetzt und gemeinsam versucht haben, etwas aus einer Idee des Verfassungsgerichtshofpräsidenten zu entwickeln. Es ist darüber hinaus auch noch vorbildlich, wie der Prozess vorangegangen ist. Wir als Ausschuss haben mit dem Initiativantrag, den wir eingebracht haben, eine Ausschussbegut­achtung beschlossen und durchgeführt. Da sind sehr viele kritische Stimmen gekommen, die ich persönlich nicht ganz nachvollziehen konnte, aber nichtsdesto­trotz haben wir versucht, diese kritischen Stimmen, die insbesondere aus Juristenkreisen gekommen sind, wahrzunehmen, und haben da Verbesserungen gemacht.

Es ging darum, wer in dem Stiftungsvorstand sitzt, was denn genau die Auf­gaben sind, wofür das Geld ausgegeben werden darf, dass es eben nicht dazu kommt – was irgendwie gemutmaßt wurde, was ich so nicht nach­vollziehen konnte, aber es ist ja egal; wir haben trotzdem versucht, Kritik ent­sprechend zu entgegnen –, dass der Verfassungsgerichtshof sich da quasi seine Haus- und Hofwissenschaft baut; diese Sorge bestand. Das war nie die Intention, aber wir können trotzdem auf Kritikerinnen und Kritiker zugehen und versuchen, etwas besser zu machen.

Insgesamt glaube ich, dass es natürlich wichtig ist, dass wir Menschen mehr Informationen über die österreichische Bundesverfassung vermitteln und auch


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Menschen mehr vermitteln, was für subjektive Rechte sie haben. Ich glaube, insbesondere in Hinblick auf die Coronazeit – und diesbezüglich spricht die FPÖ sehr oft an, was da schiefgelaufen ist –, dass es wichtig ist, dass wir umfassendes Wissen vermitteln. Ich erinnere mich an einen Bundeskanzler, der gesagt hat, ihm ist eigentlich egal, was der Verfassungsgerichtshof dann macht, weil bis dahin die entsprechenden Verordnungen und Gesetze eh nicht mehr gültig sind. Ich fand es einigermaßen schrecklich, dass ein Bundeskanzler der Republik Österreich so etwas sagt, dass er so einen unfassbar nicht vorhandenen Respekt gegenüber den Institutionen der österreichischen Republik an den Tag legt. Insbesondere deswegen glaube ich, dass es gut ist, dass wir Menschen aller Altersklassen vermitteln, was denn der Verfassungsgerichtshof und die Verfas­sung bedeuten, welche subjektiven Grundrechte man aus unserer Verfassung ableiten kann.

Deswegen glaube ich, dass nicht nur der Initiativantrag ein sehr guter ist, sondern dass auch der Begutachtungsprozess ein sehr positiver und sehr guter war und ein Vorbild dafür sein kann, wie man parlamentarische Prozesse in Zukunft vielleicht immer oder zumindest öfter gestalten kann. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.29 18.29.01


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Damit kommen wir zur Abstimmung über den Gesetzentwurf in 2010 der Beilagen.

Hiezu haben die Abgeordneten Gerstl, Leichtfried, Sirkka Prammer, Scherak, Kolleginnen und Kollegen einen Abänderungsantrag eingebracht.

Ich werde daher zunächst über die vom erwähnten Abänderungsantrag betroffenen Teile und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile abstimmen lassen.


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Die Abgeordneten Gerstl, Leichtfried, Sirkka Prammer, Scherak, Kolleginnen und Kollegen haben einen Abänderungsantrag betreffend §§ 5 und 9 eingebracht.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Das ist auch mit Mehrheit so angenommen.

Wir kommen somit zur dritten Lesung.

Wer dem Gesetzentwurf in dritter Lesung seine Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein Zeichen. – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

18.30.1813. Punkt

Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 2722/A der Abgeord­neten Johann Singer, Katharina Kucharowits, Ing. Norbert Hofer, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Beschäftigung parlamentarischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Parlamentsmitarbeiterinnen- und Parlamentsmitarbeiter­gesetz – ParlMG) geändert wird (2011 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit kommen wir nun zum 13. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Als Erster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Johann Singer. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 434

18.30.54

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Auch ich darf die Freude zum Ausdruck bringen, eine Gruppe begrüßen zu dürfen, nämlich die Gruppe der FCG Younion. – Danke fürs Kommen, danke für das Interesse! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Frau Präsidentin hat es bereits angekündigt: Wir befassen uns mit einer Abänderung des Bundesgesetzes über die Beschäftigung parlamentarischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Warum machen wir diese Änderung? – Weil bisher nicht klar geregelt war, was mit einer parlamentarischen Mitarbeiterin beziehungsweise einem Mitarbeiter passiert, wenn ein Mitglied des Nationalrates während der Gesetzgebungsperiode ausscheidet beziehungsweise verstirbt.

Besonders problematisch wird es dann, wenn bei parlamentarischen Mitarbei­terinnen und Mitarbeitern Kündigungen nicht rechtzeitig ausgesprochen werden oder ein anderes Mitglied des Nationalrates die Mitarbeiterin beziehungsweise den Mitarbeiter neu übernimmt. Nicht nur, dass diese Situation unangenehm für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist, sondern es kann und konnte auch die Situation eintreten, dass für die Mitarbeiterin beziehungsweise den Mitarbeiter der Lohn weiterhin vom Mitglied des Nationalrates zu bezahlen ist, obwohl der Lohnrefundierungsanspruch gegenüber der Parlamentsdirektion bereits erloschen ist.

Mit dieser Novelle wird nun klargestellt, dass im Falle des Ausscheidens eines Nationalratsabgeordneten das Dienstverhältnis zwischen der parlamentarischen Mitarbeiterin beziehungsweise dem parlamentarischen Mitarbeiter und dem Nationalratsmitglied unter Einhaltung der Regelungen betreffend den Kündigungs­zeitpunkt und natürlich die Kündigungsfrist mit dem Tag des Ausscheidens beziehungsweise des Todes als gekündigt gilt. Das hat einerseits zur Folge, dass die Mitarbeiterin beziehungsweise der Mitarbeiter während dieser Zeit ihr


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beziehungsweise sein Entgelt weiter beziehen kann und somit nicht von heute auf morgen ohne finanzielle Absicherung dasteht, und andererseits, dass der Refundierungsanspruch des Nationalratsmitgliedes gegenüber der Parlaments­direktion für diesen Zeitraum weiterbesteht.

Außerdem wird klargestellt, dass Kündigungsschutzbestimmungen zum Beispiel für schwangere Frauen oder auch für begünstigte Behinderte zur Anwendung kommen und auch für diesen Zeitraum der Kündigungsschutz beziehungsweise der Refundierungsanspruch besteht.

Schließlich gelten diese Bestimmungen nicht nur für die parlamentarischen Mitarbeiterinnen beziehungsweise Mitarbeiter von Nationalratsabgeordneten, sondern auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fraktionsführerin beziehungsweise des Fraktionsführers im Bundesrat.

Abschließend, sehr geehrte Damen und Herren, möchte ich ein herzliches Danke an die Parlamentsdirektion für die gewissenhafte Begleitung des Projektes und natürlich ein herzliches Danke an alle Kolleginnen und Kollegen der Klubs aussprechen. Insbesondere darf ich Kollegin Katharina Kucharowits für ihr Enga­ge­ment in dieser Angelegenheit hervorheben, wodurch wir dieses Projekt gemeinsam zum Abschluss bringen konnten. Ein Dank gilt natürlich auch unseren parlamentarischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie unterstützen uns, damit wir insgesamt eine qualitativ gute Arbeitsleistung erbringen können. (Bei­fall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS.)

Zusammenfassend, sehr geehrte Damen und Herren: Ich freue mich, dass wir über Fraktionsgrenzen hinweg in dieser Frage eine gute Lösung haben finden können. – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

18.35


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Katharina Kucharowits. – Bitte.



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18.35.11

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Frau Präsidentin! Werte Zuseherin­nen und Zuseher! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Ja, was wären wir Abgeordnete eigentlich ohne parlamentarische Mitarbeiter:innen, nicht nur an Tagen wie heute, sondern offen gesprochen wirklich im täglichen parlamenta­rischen Alltag? Deshalb: ein großes Danke für euer Tun, für eure Unterstützung, ihr macht das einfach super! Danke euch! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

Kollege Singer hat es ausgeführt: Seit langer Zeit ist uns ein Thema bekannt, das wirklich ziemlich ungerecht und unfair ist, und darauf haben uns die parlamen­tarischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufmerksam gemacht. Wir haben uns dann zusammengesetzt, es hat wirklich eine Zeit lang gedauert, wir haben das dann wieder ein bisschen ad acta gelegt, und dann sind wir, offen gesprochen, mit aller Vehemenz dieses Projekt, diese Novelle neu angegangen.

Wir haben dann einfach die Parlamentsdirektion, aber auch unsere Klubexper­tinnen und Klubexperten gebeten, das zu präzisieren, das auszufeilen und eine Lösung auf die Füße zu stellen. Deshalb möchte ich ein großes Danke an die Parlamentsdirektion, an unsere Klubsekretär:innen und im Speziellen an Klubsekretärin Dr.in Gabriele Kotzegger aussprechen, die da wirklich einiges auf den Weg gebracht hat. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

Wir können nämlich heute eine Lösung präsentieren, werte parlamentarische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit der wir zu eurer sozialen Absicherung beitragen und offen gesprochen auch die Pflicht als Dienstgeberinnen und Dienstgeber erfüllen. Künftig ist es nämlich so, dass ihr nicht mehr in der Luft hängen werdet. Wenn es künftig eine Abgeordnete, einen Abgeordneten im Nationalrat oder die Fraktionsführerin im Bundesrat oder den Fraktionsführer im Bundesrat gibt, die oder der ihr Mandat während einer Gesetzgebungsperiode zurücklegt oder tragischerweise verstirbt, dann wird es nicht so sein, dass Pamis von heute auf morgen in der Luft hängen, sondern es tritt nur in diesem Fall, wenn davor keine Kündigung ausgesprochen wurde beziehungsweise das


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Dienstverhältnis nicht beendet wurde, ein Kündigungsautomatismus ein – nur in diesem Fall. Ab diesem Tag läuft dann die Kündigungsfrist. Was ist der Hinter­grund? – Es gibt einfach einen Anspruch auf Vergütung in dieser Zeit, das machen wir gesetzlich fest, und das ist wichtig und gut so. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie des Abg. Scherak.)

Abschließend ein großes Danke auch von meiner Seite für die überfraktionelle Arbeit – da kann man zeigen, was uns auch gelingen kann. Ein besonderes Danke an Kollegen Singer – du warst da auch immer sehr, sehr vehement dahinter. Es ist super, dass wir heute einen wichtigen Beschluss für unsere Mitarbeiter:innen zur sozialen Absicherung schaffen. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen sowie des Abg. Scherak.)

18.37


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Werner Herbert. – Bitte.


18.37.53

Abgeordneter Werner Herbert (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ja, auch ich und meine Fraktion werden diesem sinnvollen und unterstützungswerten Antrag auf Besserstellung in der dienstrechtlichen Darstellung der parlamentarischen Mitarbeiter in Bezug auf ihr Beschäftigungs­verhältnis natürlich gerne zustimmen.

Zwei wesentliche Faktoren werden da umfasst – meine Vorredner haben das schon ausgeführt –: Das eine sind der Kündigungsschutz und die Kündigungs­fristen im Rahmen des Dienstvertrages, und das Zweite sind die verbesserte Darstellung und Determinierung des Vergütungsanspruches für Entgelte und Honorare; alles in allem eine wichtige und notwendige Gleichstellung mit ähnlich gelagerten Dienstverhältnissen im öffentlichen Dienst. Ich denke, dass diese Gesetzesvorlage auch zusätzlich Rechtssicherheit für alle Beteiligten – seien es nun parlamentarische Mitarbeiter oder auch die Abgeordneten selbst – schafft.


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Ich darf mich an dieser Stelle auch dem Dank meiner Vorredner für die Tätigkeit aller parlamentarischen Mitarbeiter anschließen. Wir wissen, dass diese mitunter einen nicht gerade leichten Job haben, mitunter ergeben sich schnell Bedürfnisse der Abgeordneten, die möglichst zeitnah zu erfüllen sind, und da sind gute parlamentarische Mitarbeiter nicht nur eine wertvolle Stütze, sondern mitunter auch recht anspruchsvoll gefordert.

In diesem Sinne: Danke für diese gute Initiative, für diese, wie ich meine, gut gelungene Gesetzesvorlage! Ich darf mich auch noch einmal für die gute Zusammenarbeit im Ausschuss bedanken. – Danke schön. (Beifall bei FPÖ, ÖVP und Grünen.)

18.39 18.39.37


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2011 der Beilagen.

Wer dem die Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein Zeichen. – Das ist einstimmig so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung. – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung einstimmig angenommen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

18.40.1614. Punkt

Bericht des Landesverteidigungsausschusses über den Antrag 2414/A(E) der Abgeordneten Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Überarbeitung der Österreichischen Sicherheitsstrategie (2002 d.B.)


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15. Punkt

Bericht des Landesverteidigungsausschusses über den Antrag 3132/A(E) der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zulagen bei Entsendungen für Übungen und Ausbildung in Krisen­regionen (2003 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zu den Tagesordnungs­punkten 14 und 15, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich begrüße Frau Bundesministerin Klaudia Tanner sehr herzlich im Hohen Haus und erteile Herrn Abgeordneten Robert Laimer als Erstem das Wort. – Bitte.


18.41.12

Abgeordneter Robert Laimer (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Die Österreichische Sicherheits­strategie basiert auf einer umfassenden Analyse von Bedrohungen, denen Österreich national sowie international ausgesetzt ist, und muss konkrete Maß­nahmen formulieren, um diesen Bedrohungslagen auch zu begegnen. Eine Sicherheitsstrategie ist jedoch nur dann stabil, wenn sie regelmäßig dahin gehend evaluiert wird, auf neue Entwicklungen zu reagieren. Sie gilt als Grund­baustein der Gewährleistung der nationalen Sicherheit Österreichs. Sie ist daher eines der wichtigsten Instrumente für das Funktionieren des gesamten Sicherheitsappa­rates im Staat.

Dass es eine Neubeurteilung braucht, ist mittlerweile auch in der Regierung angekommen und zumindest angekündigt worden. Für die SPÖ ist eine neue Österreichische Sicherheitsstrategie nicht erst seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine Thema; so sind wirtschaftliche Beziehungen zu Russland


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weggebrochen und eine strategische Partnerschaft mit Putin unmöglich gewor­den. Vielmehr ist auch mit dem Terroranschlag in Wien eine Zäsur erfolgt, und eine Neubeurteilung ist somit seit 2020 auf unserer Agenda.

Natürlich haben geopolitische Entwicklungen dazu beigetragen, dass sich die Sicherheitslage elementar verändert hat und sich auch noch weiterhin verändern wird. Falls die Regierungsfraktionen jedoch schon im Vorhinein dem Ansuchen aller Oppositionsparteien, in den Einarbeitungsprozess eingebunden zu werden, nicht nachkommen werden und zunächst im Alleingang ein Dokument zur Beschlussvorlage entwickeln, bleibt nur wenig Hoffnung auf einen gemeinsamen Schulterschluss.

Die Sicherheitsstrategie muss von einer möglichst breiten parlamentarischen Mehrheit getragen werden. Ohne diese ist sie wertlos. Nur eine rot-weiß-rote Sicherheitsstrategie ergibt einen Sinn, und zwar auch unter Bedachtnahme auf den europäischen Kompass, der für die Nachhaltigkeit der Sicherheit zu jeder Zeit in Österreich und Europa sorgen muss: die Strategie, zu grundlegenden Fragen Stellung zu beziehen und sie zu beantworten, beispielsweise die Energie­versorgung als Daseinsvorsorge zu begreifen und nicht als Spekulationsobjekt. Die letzten Monate haben uns schmerzlich vor Augen geführt, wie der freie Energiemarkt tickt. Das ist nicht weniger als eine Zumutung für die Bevölkerung und mittlerweile auch bei den Leistungsträgern in der Mittelschicht voll ange­kommen, nämlich mit Rechnung frei Haus.

Meine Damen und Herren, die Sicherheitsstrategie muss natürlich eine moderne und umfassende Landesverteidigung implementieren. Sie ist eine gesamtstaat­liche Aufgabe und betrifft alle Sicherheitsfelder, die in einem Sicherheits- und Lagezentrum im Bundeskanzleramt zusammenlaufen müssen. Österreich braucht eine moderne Sicherheitsarchitektur.

Abschließend halte ich fest: Die SPÖ wird den österreichischen Weg der Neutralitätspolitik nicht verlassen. Da sind wir uns laut aktueller Gallup-Studie mit 77 Prozent unserer Bevölkerung vollkommen einig. Die leidvolle und von


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Blut getränkte Geschichte unseres Landes zeugt davon. Wir haben als Öster­reicher:innen daraus die nötigen Lehren gezogen und heute vor 78 Jahren Österreich wieder gegründet. Österreichs Soldaten sind Friedensoldaten. Sie stellen das tagtäglich in zahlreichen Friedensmissionen auf der Welt unter Beweis. Dafür gebühren Respekt und Anerkennung. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

18.44


Präsidentin Doris Bures: Ich begrüße nun auch Herrn Bundesminister Johannes Rauch im Hohen Haus.

Ich erteile Herrn Abgeordneten Friedrich Ofenauer das Wort. – Bitte.


18.45.15

Abgeordneter Mag. Friedrich Ofenauer (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen im Hohen Haus! Sehr verehrte Zuseherinnen und Zuseher! Kollege Josef Hechenberger hat mich ersucht, ganz besonders den Landesvor­stand von Urlaub am Bauernhof Tirol zu begrüßen, der unter den Zuhörern ist. – Herzlich willkommen bei dieser so wichtigen Debatte, nämlich zur Sicherheits­strategie Österreichs. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir haben ja das Budget des österreichischen Bundesheeres in den letzten Jahren bereits kontinuierlich ansteigen lassen und auch das Landesverteidigungs-Finanzierungsgesetz beschlossen, mit dem in den nächsten zehn Jahren weitere 16 Milliarden Euro investiert werden sollen. Das ist auch dringend notwendig, wie wir auch am kürzlich vorgelegten Landesverteidigungsbericht sehen.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch ganz herzlich bei unserer Frau Bundes­ministerin für Landesverteidigung Klaudia Tanner für die Vorlage dieser sehr detaillierten, transparenten, offenen und – man kann durchaus auch sagen – schonungslosen Darstellung der Istsituation des österreichischen Bundesheeres


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bedanken. Wichtig ist mir dabei aber vor allem auch, festzustellen, dass mit unserer Bundesministerin Klaudia Tanner beim österreichischen Bundesheer, was die Finanzierung betrifft, eine nachhaltige Trendumkehr eingeleitet wurde und gelungen ist.

Der Landesverteidigungsbericht gibt vor, in welche Richtung sich das öster­reichische Bundesheer weiterentwickeln soll. Deshalb ist jetzt auch der richtige Zeitpunkt, die Sicherheitsstrategie neu zu entwickeln – natürlich auch des­wegen, weil sich seit 2013, dem Zeitpunkt der letzten Beschlussfassung der Sicherheitsstrategie Österreichs, vieles geändert hat. Die geopolitischen Verhältnisse haben sich seit 2013 massiv verändert, die Rolle Russlands ist nicht mehr die gleiche, wie sie vor dem Angriff auf die Ukraine war. Cyberattacken nehmen zu. Die Desinformation im Internet, Blackoutszenarien, hybride Kriegsführungen, aber auch konventionelle Kriege wie eben der in der Ukraine sind noch zu berücksichtigen.

Wichtig wird bei der Erarbeitung der neuen Sicherheitsstrategie sein, das Parlament, die im Nationalrat vertretenen Parteien, entsprechend einzubeziehen und in einem breiten Prozess auch Experten zu befragen, damit wir dann eben auch einen breiten parlamentarischen Konsens haben. Ich bin zuversichtlich, denn wir haben unter den Wehrsprechern doch eine gewisse Einigkeit darüber, was es bedeutet, die Sicherheit Österreichs herzustellen.

Wir waren zum Beispiel im Rahmen einer von allen Klubs getragenen Reise in Brüssel und haben dabei auch den Militärausschuss der Europäischen Union besucht, dessen Vorsitzender momentan unser ehemaliger Generalstabschef Robert Brieger ist. Das allein ist schon eine Auszeichnung der Soldatinnen und Soldaten des österreichischen Bundesheeres, wenn ein ehemaliger österreichi­scher Generalstabschef Vorsitzender des Militärausschusses der Europäischen Union ist. Er hat uns auf diesen strategischen Kompass hingewiesen, der den Weg in die strategische Autonomie Europas weist. In Richtung dieser strategi­schen Autonomie Europas müssen auch wir mit unserem Bundesheer und mit


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unserer Sicherheitsstrategie weiterarbeiten und dabei vor allem zwei wesent­liche Punkte dieses strategischen Kompasses mitberücksichtigen: zum einen die schnellen Eingreiftruppen und zum anderen die Resilienz Europas, die Resilienz Österreichs und auch die Resilienz des österreichischen Bundesheeres.

Wir haben in unserer Bundesverfassung bereits seit Mitte der Siebzigerjahre ein Konzept dafür, nämlich die umfassende Landesverteidigung. Vor einigen Monaten haben wir gesehen, was passieren kann, wenn zum Beispiel ein Tanker im Sueskanal quer steht. Dann sind nämlich Lieferketten unterbrochen, dann geht es um die Versorgung der Bevölkerung. So etwas zu verhindern oder zu bewältigen fällt dann zum Beispiel unter wirtschaftliche Landesverteidigung.

Wir haben heute bereits die Einführung einer Stiftung Forum Verfassung beschlossen, bei der es darum geht, auch Bewusstsein für die Verfassung und die verfassungsrechtlichen Grundlagen zu entwickeln. Das wiederum fällt auch unter geistige Landesverteidigung.

Ich glaube, die Erarbeitung dieser Sicherheitsstrategie gibt uns auch die Möglich­keit, die umfassende Landesverteidigung – die wirtschaftliche, die zivile, die militärische und nicht zuletzt auch die geistige Landesverteidigung – wieder verstärkt ins Bewusstsein der Bevölkerung zu holen. Alles in allem dient das natürlich dazu, auch unsere Verteidigungsfähigkeit zu stärken, denn reich und schwach zu sein ist eine schlechte Kombination. Ein funktionierender Staat mit einer florierenden Wirtschaft und einem stabilen Sozialsystem mit mündigen Bürgerinnen und Bürgern braucht auch Sicherheit, um sich entwickeln zu kön­nen. Mit dieser neuen Sicherheitsstrategie legen wir den Grundstein dafür, dass dies in Zukunft gewährleistet wird. (Beifall bei der ÖVP.)

18.50


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Volker Reifenberger. – Bitte. (Abg. Hörl: Redezeiten!)



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18.50.10

Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger (FPÖ): Hohes Haus! Bei diesem Tagesordnungspunkt geht es um die Überarbeitung der bereits zehn Jahre alten Österreichischen Sicherheitsstrategie. Die Initiative für den heutigen Beschluss geht auf einen Antrag meines Vorgängers zurück. Dr. Bösch ist inzwischen aus dem Nationalrat ausgeschieden, hat aber als Wehrsprecher damals, nämlich bereits am 24. März 2022, also genau einen Monat nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine, diesen Antrag hier im Hohen Haus eingebracht.

Leider war es so, dass unsere diesbezüglichen Anträge von den Regierungsfrak­tionen bereits letztes Jahr zweimal hier im Plenum abgelehnt und im Landes­verteidigungsausschuss vertagt wurden. Letzte Woche wurde dann eine leicht adaptierte Version des Antrages von Kollegen Bösch von den anderen Parteien als eigener Antrag übernommen. Man sieht daran aber zumindest eines: Auch wenn es lange dauert – die Opposition kann etwas bewirken. (Beifall bei der FPÖ.)

Für uns als Parlamentarier ist eines wichtig, und zwar dass wir in die inhaltliche Erarbeitung dieser neuen Sicherheitsstrategie frühzeitig eingebunden werden. Dies wird zwar seitens der Verantwortlichen vollmundig versprochen – Kollege Stögmüller, der nach mir sprechen wird, wird es sicher entsprechend darlegen –, andererseits ist es aber so, dass ab jetzt bis Dezember im stillen Kämmerlein, das heißt ohne Einbindung der Opposition, verhandelt wird. Ich will nicht, dass das Parlament erst am Ende des Prozesses hinzugezogen wird und dann vielleicht diesen Entwurf der Regierungsfraktionen hier im Hohen Haus einfach nur abnicken soll. Wir werden auf alle Fälle darauf achten, wie ÖVP und Grüne mit unserer Neutralität und unserer Sicherheit umzugehen gedenken.

Bereits jetzt bricht Österreich ständig das Gebot der Neutralität. Es ist nunmehr zu befürchten, dass mit einer neuen Sicherheitsstrategie der verfehlten schwarz-grünen Politik der Boden für einen solchen Verfassungsbruch bereitet werden soll. Die immerwährende Neutralität ist unser Identitätsmerkmal und ein


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Schutzschirm für Österreich – allerdings nur dann, wenn sie konsequent und glaubhaft gelebt wird und wenn sie auch entsprechend verteidigt werden kann. Unsere Neutralität steht nicht nur im Verfassungsrang, sondern übrigens auch im Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen. Dort wird sie als unumstößlich bezeichnet. Ich hoffe, dass der ÖVP-Kanzler und sein grüner Vizekanzler dies bei der Erstellung der Sicherheitsstrategie dann nicht plötzlich vergessen. Gerade die Grünen haben nämlich schon in der Vergangenheit immer wieder an der militärischen Selbstständigkeit Österreichs und damit an unserer Verfassung gerüttelt.

Wichtig ist uns auch – das wurde heute schon genannt – die Wiederbelebung der umfassenden Landesverteidigung. Diese steht zwar ebenfalls in unserer Verfassung, wird aber seit dem Fall des Eisernen Vorhangs leider nicht mehr mit Leben erfüllt. Weiters plädieren wir dafür, dass in Anbetracht der sicherheits­politi­schen Lage in Europa die Landesverteidigung wieder ernst genommen wird. Unter Landesverteidigung verstehe ich – im Gegensatz zu Ihnen, Frau Bundes­minister – nicht nur die Befähigung zu einer Schutzoperation gegen subversive Kräfte, sondern auch die Befähigung zu einer Abwehroperation gegen konven­tionelle Kräfte.

Um dieses Ziel in absehbarer Zeit zu erreichen, muss auch die Erhöhung unserer Schmalspurmobilmachungsstärke von nur 55 000 Mann in die neue Sicherheits­strategie beziehungsweise in die Ableitungen daraus einfließen. Mit 55 000 Mann ist Landesverteidigung nicht möglich. Inhaltlich darf die neue Sicherheitsstrategie aber kein verstecktes Bundes-Krisensicherheitsgesetz, welches ja zum Glück zumindest vorerst gescheitert ist, werden.

Dem von den anderen Parteien eingebrachten Abänderungsantrag werden wir zwar zustimmen, ich möchte dennoch kritisch anmerken, dass der ausdrückliche Bezug auf die Leitlinien des sogenannten strategischen Kompasses der EU teilweise durchaus im Widerspruch zu einer ernst gemeinten Neutralitätspolitik steht. Der strategische Kompass der EU enthält nämlich unter anderem auch Programme wie die Europäische Friedensfazilität, mit der Waffen und Munition


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in die Ukraine geliefert werden. Er enthält auch das EU-Trainingsprogramm Eumam Ukraine, mit dem ukrainische Soldaten mit Unterstützung der EU-Staaten ausgebildet werden. Vom strategischen Kompass ist aber auch die strategische Partnerschaft zwischen EU und Nato umfasst.

Frau Bundesminister, dies sind Dinge, die ich in der Österreichischen Sicher­heitsstrategie nicht lesen möchte. Es lebe die immerwährende Neutralität Österreichs! (Beifall bei der FPÖ.)

18.54


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter David Stögmüller. – Bitte.


18.54.58

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Damen und Herren! Ich bin sehr froh darüber, dass wir hier im Parlament über die Österreichische Sicherheitsstrategie diskutieren, denn wir müssen uns eine wesentliche Frage stellen: Wie wird sich ein neutrales Land wie Österreich in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Europäischen Union positionieren und entsprechend agieren können? Das ist die Frage, die wir uns in Bezug auf diese Sicherheits­stra­tegie stellen müssen. Welche Rolle wird Österreich einnehmen, wenn es um Europa geht, wenn es um die Sicherheit in der Europäischen Union geht? Das ist eine wesentliche Frage, über die wir diskutieren müssen. Was bedeutet es, neutral zu sein? Ist es identitätsstiftend? Was bedeutet das überhaupt? Man hört immer diese Schlagwörter, aber was sind die konkreten Handlungsanweisungen dazu?

Bei der Österreichischen Sicherheitsstrategie ist eines klar und, Frau Ministerin, darüber bin ich sehr froh: Ein Strategiepapier, in dem Russland als Partner angeführt wird, ist im Jahr 2023 wertlos. Nein, es ist nicht nur wertlos, sondern es ist eigentlich hochgefährlich. Ich bin froh darüber, dass wir das jetzt endlich rausbekommen. Es ist höchste Zeit, dass wir in diesem Haus und auch die


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Republik und alle Ministerien, die dazugehören, mit dem Putin-Regime, das diesen Angriffskrieg führt, das riesige Hackernetzwerke aufbaut und eigentlich Demokratien in der ganzen Welt unterminiert, nicht liebäugeln, sondern es wirklich verurteilen. Wir müssen uns endlich darüber im Klaren sein, dass Russland die mit Abstand größte Gefahr für die Sicherheit und den Frieden in Österreich und in Europa darstellt. (Beifall bei den Grünen.)

Deswegen freut es mich ja auch – der Kollege hat es angesprochen –, dass ausgerechnet die Kollegen von der FPÖ diesen Antrag eingebracht haben. Wenn Sie jetzt noch den millionenschweren Geldfluss von Putins Partei an die ihre abdrehen, dann haben Sie zur Abwechslung einmal wirklich eine Leistung für Österreichs Unabhängigkeit und für die Neutralität erbracht. Das wäre vielleicht doch ein Weg, dass wir das noch schaffen. Ich drücke Ihnen dafür die Daumen. (Abg. Reifenberger: So ein Blödsinn! – Zwischenruf des Abg. Deimek. – Abg. Reifenberger: Das glaubst du ja selber nicht! – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Deimek.)

Meine Damen und Herren, Putins Russland ist nicht der einzige Grund, warum etwas verändert werden muss und warum wir hier darüber diskutieren müssen. Wir haben eine zehn Jahre alte Sicherheitsstrategie. Diese ist technologisch, geopolitisch und taktisch von vorgestern, und wir müssen sie modernisieren. Wir müssen neue Wege gehen. Die Cybersicherheit wird darin nur ganz wenig, nur zu einem Bruchteil angesprochen. Wir haben aber Neubedrohungen infolge der Cyberaffären. Ich erwähne Russland als ein großes Problem in diesem Bereich, aber auch China, das weltweit massiv interveniert. – Frau Ministerin, Sie wissen das, und da müssen wir maßgeblich etwas machen.

Auch das Bundesheer ist 2023 anders: Wir haben ganz viele Investitionen getätigt, es gibt neue Möglichkeiten, neue Ressourcen, neue Prioritäten. Es ist unglaublich, was wir in den letzten drei Jahren in diesem Bereich auf den Weg gebracht haben, nicht nur was das Geld betrifft, sondern auch in Bezug auf die verschiedenen Bereiche und Schwerpunkte. Nützen wir die Chance, um diese


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neuen Prioritäten auch in unserer Strategie zu verankern und einen breiten überparteilichen Dialog zu schaffen!

Ich möchte auf das eingehen, was der Kollege gesagt hat: Ich bin absolut bei Ihnen und glaube – nein, ich glaube nicht nur, ich bin der festen Überzeugung –, dass wir Experten im Vorfeld einbinden müssen. Es braucht einen Prozess, und wir haben uns darauf geeinigt, dass im Vorfeld das BKA in der Erstellung federführend ist. Das finde ich wichtig. Es muss bei jenen sein, die auch die Führung im sicherheitspolitischen Bereich haben, und das sind der Bundeskanzler und das Bundeskanzleramt.

Dorthin müssen – das ist der Prozess – von jeder Fraktion zwei Expertinnen beziehungsweise Experten entsendet werden, und dort muss dieses Papier gemeinsam erarbeitet werden. Dann kommt es zu uns ins Parlament, und dann werden wir im Ausschuss entsprechend arbeiten. Wir können einen Unter­ausschuss machen, wir können verschiedenste Möglichkeiten diskutieren. Der parlamentarische Prozess ist ausschlaggebend, aber im Vorfeld – da gebe ich dir absolut recht – braucht es die Einbindung von Expertinnen und Experten, um entsprechend informiert und im Austausch zu sein. Das ist absolut richtig.

Einen Punkt möchte ich noch ansprechen: Wo liegen bei den Grünen die Prioritäten? – Wir haben drei.

Erstens: Österreich muss immer im EU-Kontext gedacht werden. Sicherheit macht nur im EU-Kontext Sinn. Der Frieden in Europa muss nachhaltig gewähr­leistet werden. Wenn Österreich gut ist, ist auch Europa stark. Da müssen wir zusammenarbeiten. Auch gegenüber der Nato muss Europa vermehrt den Ton angeben. Das ist wesentlich und wichtig.

Zweitens: Es braucht Raum für die Anliegen von Frauen und jungen Menschen. Das ist wichtig. Es braucht aktive Friedenspolitik, die feministisch, jung und zukunftsgewandt ist. Das ist notwendig, weil es der Weg ist, den wir in Zukunft


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beschreiten, und muss in der Sicherheitspolitik immer mitgedacht werden. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Drittens: Die Klimakatastrophe dürfen wir nicht vergessen. Nein, sie ist relevant, sie hat so viele Auswirkungen, von der Migration über die hybride Bedrohung bis zu allen möglichen Bereichen. Die Klimakatastrophe bringt auch eine sicherheits­politische Herausforderung ungeahnten Ausmaßes. Da braucht es strategische Szenarien, wie wir da herauskommen beziehungsweise damit umgehen, denn dabei geht es ja nur mehr um Gefahrenabwendung.

Statt den Kopf in den Sand zu stecken, müssen wir in Zukunft also die richtigen Schritte setzen. Das wünsche ich mir, und ich bin auch guter Hoffnung, dass das geschieht. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.00


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Ing. Reinhold Einwallner. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


19.00.34

Abgeordneter Ing. Reinhold Einwallner (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geschätzte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich zur Sicherheits­strategie komme, lassen Sie mich Besucherinnen und Besucher im Haus begrüßen: Es freut uns ganz besonders, dass die Schulsprecher:innen der Bafep8 aus Wien und die Schulsprecher:innen der Beruflichen Schulen Berta Jourdan aus Frankfurt am Main bei uns im Haus sind und diese Sitzung mitverfolgen. – Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Meine Damen und Herren, ja, die Überarbeitung der Sicherheitsstrategie ist dringend notwendig, wir haben das in den letzten Jahren auch immer wieder eingefordert. Die Sicherheitsstrategie ist jetzt doch schon zehn Jahre alt, und das sicherheitspolitische Umfeld hat sich natürlich grundlegend verändert. Daher ist es wichtig und notwendig, dass wir diesen Schritt setzen und eine Überarbeitung der Sicherheitsstrategie anstreben.


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Wichtig sind aus unserer Sicht zwei ganz wesentliche Punkte. Der eine Punkt ist, dass eine breite Einbindung der parlamentarischen Parteien und des Parlaments gelingen muss. Ich sage, gelingen muss, weil ich der festen Überzeugung bin, dass wir gerade in sicherheitspolitischen Fragen einen breiten Konsens, einen Schulterschluss der Parteien brauchen. Das halte ich für ganz, ganz notwendig.

Das Zweite ist: Ich glaube, es braucht einen ehrlichen und offenen Diskurs. Es sollte keine Diskussionsverbote geben, wir sollten wirklich breit über die Themen diskutieren. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller.) Ich halte das für notwen­dig und richtig. (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Was sagt der Kollege Laimer dazu?) Ich glaube, dass es die entscheidenden Argumente auch gibt, wenn es in diesen Fragen Pro und Kontra gibt. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von Grünen und NEOS.)

Die Sicherheitsstrategie, meine Damen und Herren, muss auch die innere Sicherheit beinhalten. Die innere Sicherheit ist ein ganz wesentlicher Teil, den wir mit berücksichtigen müssen. Wir haben gesehen, wie schnell sich Situationen ändern können, wir haben es am 2. November, beim Terroranschlag gesehen. Darum appellieren wir immer und immer wieder, dass wir eine neue, eine grundlegende, moderne Sicherheitsstrategie, ein Sicherheitskonzept für Öster­reich brauchen. Wir sehen immer auch ein Terrorismusabwehrzentrum als einen Teil davon, als einen der wichtigen Eckpfeiler einer neuen Sicherheitsstrategie.

Eines darf allerdings nicht passieren, nämlich dass es uns so wie beim Krisen­sicherheitsgesetz geht: dass die Regierung im Kämmerlein ein Gesetz ausbaldowert oder schreibt, das dann überhaupt nicht für die Bedürfnisse passt und nicht brauchbar ist. Beim Krisensicherheitsgesetz haben wir es leider gesehen, das Begutachtungsverfahren hat es gezeigt: Dieser Gesetzentwurf wurde im Begutachtungsverfahren ja förmlich vernichtet, Frau Ministerin.

Ich glaube, das ist ein deutliches Warnsignal, dass wir den gleichen Fehler bei einer Sicherheitsstrategie nicht machen dürfen. Darum ist unser Appell, der ganz, ganz notwendig ist: gemeinsam mit allen Parlamentsparteien diese sehr wichtige


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Frage der Sicherheitsstrategie erarbeiten und dann gemeinsam mit einem breiten Konsens hier im Haus beschließen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

19.03


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Hoyos-Trauttmansdorff. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


19.04.03

Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Ich bin erstens sehr, sehr positiv überrascht davon, dass wir dieses Thema hier endlich angehen können. Es hat ja ein Jahr gebraucht, bis wir überhaupt in diese Debatte hineingekommen sind und es geschafft haben, auch hier im Parlament endlich über die Österreichische Sicher­heitsstrategie zu sprechen. Es ist etwas, was längst überfällig ist.

Ich glaube, es sind sich mittlerweile alle einig – wie gesagt, bei den Regierungs­parteien hat es sehr lange gebraucht –, dass sie einfach veraltet ist. Wir haben eine Sicherheitsstrategie – das wissen Sie als Zuschauerin und Zuschauer mittlerweile ja auch, weil es auch in allen Medien Thema war –, die wirklich veraltet ist, in der die Situation mit diesem von Russland ausgelösten Angriffs­krieg gegen die Ukraine einfach nicht abgebildet ist. Im Gegenteil: Russland wird sogar als wichtiger Partner von uns, gleichrangig mit europäischen Partnern oder mit den USA, genannt. Das ist natürlich etwas, was wir aus sicherheitspoli­tischer Position nicht akzeptieren können.

Die Problematik, die wir jetzt haben, ist, dass zwar endlich eine Diskussion angekündigt wurde – man muss ja dazusagen, die Diskussion findet noch nicht wirklich statt, wir haben nur die Ankündigung, dass wir darüber diskutieren werden; das ist schon einmal der erste Schritt –, aber uns von den Regierungs­par­teien gleich einmal Denkverbote auferlegt werden und gesagt wird: Na ja, manche Dinge sind nicht zur Diskussion. (Abg. Stögmüller: Das ist bei der SPÖ!) –


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Es ist gerade aus sicherheitspolitischer Perspektive natürlich ein großes Thema, zu sagen: Na ja, wir diskutieren nur über einen Teil davon.

Das Spannende ist, das habe ich heute gelernt – Kollege Einwallner läuft schon weg – (Abg. Stögmüller: Der Wehrsprecher der Herzen!): Bisher war auch die SPÖ dieser Meinung, bisher hat auch die SPÖ gesagt: Denkverbote, die Neutralität ist in Stein gemeißelt. – Kollege Einwallner hat heute eine Positionsanalyse gemacht und ist draufgekommen, dass die SPÖ wie auch bei vielen anderen Themen mit dieser Position am Holzweg ist, hat das heute hier gerade geändert und gesagt, er will eine offene Diskussion. (Abg. Laimer: 77 Prozent geben uns recht! Eine Gallup-Studie diese Woche! 77 Prozent!) Ich finde das etwas sehr Positives und sehr zu begrüßen. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen.)

Kollege Einwallner ist in dieser Debatte schon fast mein Landesverteidigungs­sprecher der Herzen geworden. Das muss man auch sehr positiv erwähnen. (Heiterkeit und Beifall bei NEOS und Grünen sowie Heiterkeit bei der SPÖ.)

Jetzt aber zur Ernsthaftigkeit in dieser Debatte zurück, denn es ist ja nicht lustig, es geht ja um sehr viel, es geht um die sicherheitspolitische Ausrichtung Österreichs für die nächsten Jahre.

Frau Bundesministerin, Sie haben mit dem Landesverteidigungsbericht einen ersten Schritt gemacht, den ich auch sehr begrüße, was ich hier in der Debatte auch untermauern möchte. Das ist ein fachlich hochwertiges Dokument, das Sie oder primär Ihre Mitarbeiter:innen im Ressort, vermute ich, ausgearbeitet haben, das die Basis dieser Diskussion sein soll. Dafür möchte ich danken.

Ich verstehe allerdings zwei Dinge an diesem Papier nicht: Einerseits verstehe ich bis heute nicht, warum das nicht öffentlich gemacht wird, sondern hier im Parlament – das muss man fairerweise sagen – den Landesverteidigungs­sprechern zugegangen ist. Gerade für eine gute Diskussion muss das aber ein öffentliches Dokument sein, mit dem auch Expertinnen und Experten


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arbeiten können, um auch die nächsten Schritte in der Diskussion angehen zu können.

Das Zweite, was ich befremdlich finde, ist: Der Bundeskanzler hat hier im Haus schon damals bei unserer Sondersitzung zum Jahrestag des Überfalls auf die Ukraine angekündigt, dass er die Österreichische Sicherheitsstrategie überarbei­ten will. Er hat dann noch einmal in seiner Autofahrer-sind-nicht-böse-und-ich-bin-jetzt-doch-für-Dieselmotoren-Rede zur Lage der Nation – Perspektive 2030 oder so irgendwie hat das geheißen – gesagt, dass das jetzt ein Thema ist. Er hat es dann ein drittes Mal gemeinsam mit dem Vizekanzler angekündigt und hat gesagt: Ja, wir gehen jetzt die ÖSS an, und es wird einen Prozess geben.

Gut, das ist mittlerweile alles schon einige Monate her. Passiert ist seitdem nichts, passiert ist seitdem wieder einmal nichts. Das ist übrigens eine Sache, die wir in anderen Bereichen bei dieser Bundesregierung schon sehr oft gesehen haben und übermäßig oft sehen. Es ist seitdem nichts passiert.

Es gibt auch jetzt wieder eine Ankündigung durch diesen gemeinsam Antrag im Ausschuss, dass das Parlament eingebunden wird, aber bis heute weiß niemand, wie das Parlament eingebunden wird. Die Problematik, die wir haben, ist: In all diesen Ankündigungen wurde gesagt: Na ja, wir machen das bis Jahresende. – Die Zeit tickt, Frau Bundesministerin, wir brauchen die Öster­reichische Sicher­heitsstrategie eigentlich schon seit über einem Jahr, und bis jetzt ist nichts geschehen. Ich habe leider die Vermutung oder die Befürchtung, dass uns genau dasselbe passieren wird wie bei vielen anderen Materien, die diese Bundesregierung bearbeitet hat, nämlich am Ende nichts.

Ein Beispiel dafür haben wir: das Krisensicherheitsgesetz. Das Krisensicherheits­gesetz wurde groß angekündigt: Man macht eine breite Einbindung, die Oppositionsparteien sollen mitmachen, das ist ein gesamtstaatliches Interesse. – Das unterschreibe ich alles, nur am Ende des Tages ist nichts passiert. Es gab


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keine Einbindung der Oppositionsparteien, es gab ein miserables Gesetz, das von allen Expertinnen und Experten zerlegt wurde.

Genau vor dieser Situation stehen wir leider wieder. Das ist etwas, was ich nicht befürworten kann und was ich sicherheitspolitisch bedenklich finde. Diese Bundesregierung kündigt sicherheitspolitisch andauernd an, setzt aber nicht um, und das ist nicht zur Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher. Dementsprechend müssen wir schnell in die Gänge kommen und dürfen nicht weitere Tage, Wochen und Monate verlieren. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei den NEOS.)

19.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Frau Bundesministerin Mag. Klaudia Tanner zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Frau Bundesministerin.


19.09.28

Bundesministerin für Landesverteidigung Mag. Klaudia Tanner: Sehr geehr­ter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister Rauch! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Ich stehe noch immer unter dem Eindruck des Landesverteidigungsausschusses, der meiner Meinung nach eines gezeigt hat: Es gibt so viele Themen, die sich für parteipolitische Auseinandersetzungen eignen, es gibt aber ein Thema, das dazu absolut ungeeignet ist, nämlich alles, was mit Sicherheit zu tun hat.

Das war so spürbar – und ganz offen: Das ist auch jetzt bei all den Redebeiträ­gen spürbar geblieben. Das ist es bereits seit Beginn meines Amtsantrittes, und ich sage ganz offen: Ich möchte Ihnen allen, insbesondere den Mitgliedern des Landesverteidigungsausschusses, ein ganz großes Dankeschön sagen für das, was wir gemeinsam, miteinander im Interesse der Österreicherinnen und Öster­reicher für deren Schutz und Sicherheit geleistet haben. Dafür danke ich Ihnen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)


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Ich danke Ihnen dafür, dass wir das Budget für mein Ressort miteinander dreimal erhöht haben. Ich danke für den Beschluss eines Landesverteidigungs-Finanzierungsgesetzes, das uns erstmalig in der Geschichte der Zweiten Republik und des Bundesheeres langfristige Planbarkeit ermöglicht, nämlich bis zum Jahr 2032, und da steht auch noch ein Plus darüber hinaus.

Dies ist ein Gesetz, das unglaubliche Transparenz gewährleistet, weil es Steuer­geld ist, das wir investieren werden, und nicht zu wenig, nämlich 16 Milliarden Euro allein in den nächsten vier Jahren.

Es gibt auch einen Landesverteidigungsbericht, der mittlerweile auch schon auf der Homepage des Parlaments veröffentlicht ist, der immer wieder aktualisiert werden soll und wird und genau zeigt, wo wir investieren werden.

Als ich mein Amt angetreten habe, habe ich das Bundesheer vorgefunden – na ja, mit all den Notwendigkeiten, die wir jetzt gemeinsam beseitigen werden, nämlich durch all die notwendigen Investitionen, sei es jetzt im Bereich der Mobi­lität in der Luft mit der zweitgrößten Flotte an Hubschraubern, die wir beschaffen, sei es mit der Investition in die schweren Waffen, in unsere Kampf- und Schützenpanzer.

Es gibt auch Notwendigkeiten bei der Infrastruktur unserer Kasernen. Es ist notwendig, in 100 Kasernen zu investieren, diese autark zu machen und dann zu Sicherheitsinseln ausbauen.

Das Wichtigste sind natürlich die Menschen, das sind die Soldatinnen und die Soldaten. Da ist es notwendig, in den Schutz, in die Wirkung zu investieren, in all das, was an moderner Bewaffnung für die Soldaten notwendig ist.

Ich sage auch: Soldatinnen. Heute ist der Girls’ Day. Den gibt es ja schon seit Längerem im gesamten Bundesdienst, aber so viel Interesse der Mädchen und jungen Frauen am Bundesheer wie heute hat es überhaupt noch nie gegeben. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)


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Allein in der Maria-Theresien-Kaserne haben sich über 1 000 junge Frauen für das österreichische Bundesheer interessiert. Ich glaube, das ist wichtig (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ – Abg. Salzmann: Bravo!): Wir brauchen genau das Personal auch dazu, denn ohne das werden wir bei unserer Mission vorwärts nicht vorankommen.

Was wir auch brauchen, ist die gesamte Gesellschaft, wenn es darum geht – und das wurde angesprochen –, die umfassende Landesverteidigung, insbesondere die geistige Landesverteidigung, wiederzubeleben. Das kann nicht einer allein machen, das können auch nicht nur die Soldatinnen und Soldaten machen, son­dern das muss jeder machen. Die Landesverteidigung darf nicht am Kaser­nen­zaun aufhören, die muss in die Unternehmen und in die einzelnen Familien hingehen. Wir müssen uns damit beschäftigen, worum es geht, was es zu vertei­digen gilt. Wir müssen zu einer wehrhaften Demokratie werden. Auch da bitte ich Sie alle um Ihre Mithilfe.

Die Österreichische Sicherheitsstrategie ist ein parlamentarisches Dokument, und das muss sie auch in Zukunft sein. Sie wird hier diskutiert, hier beschlossen und von jedem und jeder Einzelnen von Ihnen getragen. Wir als Verteidigungs­ministerium werden alles dazu beitragen. Wir haben das Risikobild adaptiert, wir haben uns ein neues Streitkräfteprofil gegeben. Wir haben Experten, die das Unfassbare, das seit dem 24. Februar letzten Jahres passiert, immer wieder erklären. Wir werden alles zur Verfügung stellen, alle Grundlagen, die notwendig sind, um zu diesem gemeinsamen und breiten parlamentarischen nicht nur Diskurs, sondern auch Beschluss zu kommen.

Daher sage ich ein ganz großes Dankeschön dafür, dass bei diesem Thema Sicherheit, insbesondere im militärischen Sinne, so viel Einigkeit herrscht, insbesondere zum Schutz von uns allen, der Österreicherinnen und Öster­reicher. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.15



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


19.15.43

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Ich bin froh, dass Sie so euphorisch sind, Frau Ministerin. Es ist tatsächlich erfreulich, dass wir hier im Hohen Haus über alle Fraktionen hinweg eine Geschlossenheit und eine gemeinsame Erkenntnis haben, dass die nationale Sicherheitsstrategie endlich überarbeitet werden muss und dass das österreichische Bundesheer, die militärische, aber auch die umfassende geistige Landesverteidigung neu aufge­setzt und gestärkt werden müssen.

Was mir allerdings ein bisschen Sorge macht, ist, dass sehr vieles von dem, was Sie gerade erwähnt haben, Zulauf aus der vorigen Regierungszeit ist – die Hubschrauber, die gepanzerten Fahrzeuge oder Ähnliches sind bereits vor drei Jahren beschlossen worden – und dass vieles von dem, was Sie gesagt haben, Ankündigungen für die Zukunft sind, die vielleicht noch nicht ganz so abgesichert sind, wie wir Freiheitliche uns das wünschen würden.

Nehmen wir nur als Beispiel den Aufbauplan für das österreichische Bundesheer her! Sie wissen, die FPÖ hat sich gewünscht, dass wir diesen finanziellen Fahrplan für das österreichische Bundesheer in der Verfassung verankern, damit die tatsächliche Absicherung auch bei sich ändernden Regierungsmehrheiten gewährleistet ist. Das konnte nicht erreicht werden, sodass die Gefahr besteht, dass dieses langfristige Projekt von einer anderen Regierung doch wieder torpediert wird.

Kommen wir nun zur Österreichischen Sicherheitsstrategie: Die FPÖ hat bereits vor gut einem Jahr einen Antrag auf Überarbeitung dieser Sicherheitsstrategie gestellt, und dass sich die Lage – nicht nur die militärische Lage, sondern auch die wirtschaftliche Lage, die allgemeine Bedrohungslage, auch die Bedrohungs­lage der inneren Sicherheit – zwischenzeitlich im Vergleich zu 2013, als die letzte


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Doktrin aufgesetzt worden ist, drastisch geändert hat, ist, glaube ich, mehr als offensichtlich.

Da möchte ich nur ein paar Dinge ansprechen, die sich in der Zwischenzeit ereignet haben und die in der alten Doktrin nicht in dem Umfang berücksichtigt waren, wie es notwendig ist.

Es gab schon 2015 die große Migrationswelle. Es gab terroristische Anschläge quer durch Europa, mittlerweile leider Gottes auch in Österreich. Wir hatten die Coronakrise, die Energieknappheit. Wir haben den Ukrainekonflikt, der neuer­dings gezeigt hat, dass auch die konventionellen Bedrohungsszenarien deutlich gewachsen sind. Cyberkriminalität und Ähnliches sind angesprochen worden – von staatlicher Seite, von privater Seite, hybride Kriegsführung und noch vieles mehr. Das alles zeigt, dass dieser Überarbeitungsbedarf mehr als dringlich ist.

Wenn man sich die alte Doktrin anschaut, dann muss man auch feststellen, dass vieles von dem, was da drinnen gestanden ist, in den vergangenen zehn Jahren nicht umgesetzt und nicht eingehalten worden ist. Es wäre zum Beispiel explizit drinnen gestanden, dass eben eine regelmäßige Lageüberprüfung und Evaluie­rung stattfinden. Das hat nicht stattgefunden. Da waren große Veränderungen da, und man hat diese zeitnahe Anpassung bis jetzt noch nicht gemacht.

Es waren aber auch ganz konkrete Zielvorgaben zum Beispiel im Bereich der militärischen Landesverteidigung drinnen: die 55 000 Mann, die als notwendig erachtet wurden, um zumindest die eingeschränkte Einsatzfähigkeit des österreichischen Bundesheers zu gewährleisten. Sie wissen, dass wir mindestens 10 Prozent unter dieser Mannstärke liegen, und gerade im Bereich der Miliz haben wir noch viel, viel größere Defizite.

Wir werden uns heute zu späterer Stunde noch mit dem Rechnungshofbericht, der den Zustand der Miliz schildert, befassen. Sie wissen, dass wir um 50 Pro­zent mehr Milizoffiziere bräuchten, dass wir um 50 Prozent mehr Unteroffiziere


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in der Miliz bräuchten, dass wir zwar nominell bei der allgemeinen Truppe, bei den Milizionären eine Überbesetzung haben, die aber, wie wir im Mobil­machungs­fall 2020/2021 gesehen haben, gar nicht tatsächlich so zur Verfügung stehen. Wir wissen auch, dass wir im Bereich der Ausrüstung katastrophale Mängel haben, dass wir im Bereich der Miliz einen Ausrüstungsgrad von nur 27 Prozent haben.

All das sind Defizite, die eigentlich im Rahmen der bisherigen Österreichischen Sicherheitsstrategie gar nicht mehr existieren dürften – die hätten schon längst behoben werden sollen.

Es gibt auch noch andere Bereiche, in denen wir große Defizite haben, zum Beispiel die souveräne Luftraumüberwachung. Sie wissen, da hat es nicht nur eine Nichterfüllung der Zielvorgaben gegeben, sondern durch den Ausfall der Saab 105 innerhalb der letzten Jahre auch einen drastischen Rückschritt.

Diese Beispiele könnte man noch lange fortsetzen. Wir wissen, dass wir auch im Bereich der Munition und Ähnlichem die Vorgaben nicht einhalten. Wir haben auch in den zivilen Bereichen ganz viele neue Herausforderungen. Ich nenne nur ein paar Stichworte: Arzneimittelmangel ist zum Beispiel auch etwas ganz Wesentliches für die nationale Souveränität und innere Sicherheit. Islamismus und Ähnliches habe ich schon angesprochen.

Wenn Sie nun ankündigen – und wenn der Herr Bundeskanzler angekündigt hat –, dass diese Überarbeitung stattfinden soll und Kollege Stögmüller heute erstmalig auch gemeint hat, dass zumindest zwei Experten oder zwei Mitglieder jeder Parlamentsfraktion in diese vorbereitenden Gespräche im Bundeskanz­leramt eingebunden werden, dann begrüßen wir das absolut. Wir möchten an dieser Stelle aber noch einmal auf die Dringlichkeit hinweisen. Ich glaube, wir sollten keine Zeit mehr verstreichen lassen und mit den Vorbesprechungen unmittelbar beginnen. Das Ziel muss wohl auf jeden Fall sein, dass wir über den Sommer eine neue nationale Sicherheitsstrategie erarbeiten. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)


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19.20


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Ing. Manfred Hofinger. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


19.21.04

Abgeordneter Ing. Manfred Hofinger (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die nationale Sicherheitsstrategie zu überarbeiten ist aufgrund der internationalen Krisen besonders wichtig. Ich glaube, die Rahmenbedingungen sind da natürlich die Neutralität und die umfas­sende Landesverteidigung, aber ich möchte auf einen anderen Bereich etwas spezieller eingehen, und das ist die internationale Friedenssicherung, bei der wir auch ein wenig Nachholbedarf haben.

Über 60 Jahre beteiligt sich das österreichische Bundesheer schon an der internationalen Friedenssicherung mit den Schwerpunkten Friedenssicherung, humanitäre Hilfe und Katastrophenhilfe. Der letzte Einsatz der Katastro­phenhilfe war Anfang Februar im Erdbebengebiet in Syrien und in der Türkei. Wir haben insgesamt 770 Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätzen, vor allem in Bosnien und Herzegowina mit 290, im KFOR-Einsatz im Kosovo mit 270 Männern und Frauen und im Unifil-Einsatz der UNO im Libanon mit 175 Mann. Mit der Parlamentarischen Bundesheerkommission konnten wir uns heuer schon ein gutes Bild über die Situation vor Ort verschaffen. Wir sind an zwölf Missionen friedenssichernd beteiligt, von Moldawien bis Mosambik, und genauso in Risikogebieten wie zum Beispiel in Mali im Einsatz. Von unserer Seite ist das schon ein wichtiger Beitrag für die Stabilität, und es ist dadurch auch ein wichtiger Teil der Außenpolitik.

Ich möchte hier einen großen Dank an alle Soldatinnen und Soldaten, die sich im internationalen Einsatz für die Sicherheit einsetzen, aussprechen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Bürstmayr.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 461

Jedoch ist festzustellen, dass es immer schwieriger wird, Personal zur Verfügung zu stellen. Es gibt auch vielfältige Gründe dafür, aber meistens ist es die Besol­dung. Da müssten wir uns etwas einfallen lassen beziehungsweise das Auslands­zulagen- und hilfeleistungsgesetz abändern, um die Auslandseinsätze auch für die Zukunft sicherstellen zu können.

Die Bundesregierung ist ja bei der Besoldung schon mit gutem Beispiel voran­gegangen: Im vergangenen Jahr wurde die Besoldung der Grundwehrdiener und Zivildiener von 360 auf 500 Euro angehoben. Nichtsdestotrotz müssen wir daran arbeiten, den Soldatenberuf immer wieder zu attraktivieren – für den Auslandseinsatz, aber genauso auch für den Inlandseinsatz.

Der Antrag von Hoyos-Trauttmansdorff, das Auslandszulagen- und hilfeleis­tungsgesetz zu novellieren, ist grundsätzlich als positiv zu begrüßen. Uns ist er etwas zu eng gefasst gewesen, weil er hauptsächlich Erschwernis-, Klima- und Gefahrenzuschläge umfasst hat, und daher möchten wir schon eine umfassende Beurteilung und Berücksichtigung aller Einsatzmöglichkeiten, um eine dauer­hafte Attraktivierung der Einsätze wieder sicherzustellen.

Es freut mich besonders, dass wir auch da – wie auch die Frau Bundesministerin den Sicherheitsbereich insgesamt positiv herausgestrichen hat – mit einem breiten Konsens über alle Parteien hinweg einen Antrag im Landesverteidigungs­ausschuss durchgebracht haben. – Von da her natürlich einen großen Dank an alle Fraktionen!

Geschätzte Damen und Herren, in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts haben wir es mit vielen Instabilitäten und Krisen zu tun, in Ländern mit zum Teil einer Größe von Hunderttausenden Quadratkilometern, die sich natürlich auch auf Österreich, auf unsere Heimat auswirken. Vor allem diese geopolitischen Verwerfungen machen es für uns nicht unbedingt leichter. Daher ist es wichtig, dass wir auch unseren Beitrag im Ausland leisten und da auch die Besoldung anpassen, denn schlussendlich bedeutet die Sicherheit in der Welt auch Sicher­heit für Österreich. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 462

19.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Rudolf Silvan. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.25.19

Abgeordneter Rudolf Silvan (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Werter Kollege Hoyos-Trauttmansdorff, die SPÖ wird nach wie vor und wird auch immer zur immerwährenden Neutralität Österreichs stehen – so wie 77 Prozent der österreichischen Bevöl­kerung, weil wir ja damit in der Vergangenheit gut gefahren sind. (Beifall bei der SPÖ.)

Man könnte die Neutralität Österreichs auch sehr gut dazu nutzen, als inter­nationaler Brückenbauer zu fungieren. Leider tut das die Regierung nicht in dem Maße, wie es möglich wäre, aber das steht auf einem anderen Blatt.

Kollege Stögmüller hat gemeint, dass sich die Frage der Positionierung des neu­tralen Österreichs in der europäischen Sicherheitsstrategie stellt und dass das gemeinsam erarbeitet werden muss. – Ja, da braucht es Experten, und da braucht es auch die Einbindung aller Fraktionen, damit diese Sicherheitsstrategie von allen getragen wird und damit es da einen gemeinsamen Schulterschluss gibt, denn es geht schließlich um die Sicherheit Österreichs. Es geht um die Verteidi­gung der österreichischen Neutralität. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Stögmüller.)

19.26 19.26.26


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ist seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 463

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 14, die dem Ausschussbericht 2002 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Überarbeitung der Österreichischen Sicherheitsstrategie“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hierfür eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen. (318/E)

Wir gelangen nun zu den Abstimmungen über Tagesordnungspunkt 15.

Wir kommen zunächst zur Abstimmung über den Antrag des Landesverteidig­ungsausschusses, seinen Bericht 2003 der Beilagen hinsichtlich des Ent­schließungsa­ntrages 3132/A(E) zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen weiters zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 2003 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Zulagen bei Entsendungen für Übungen und Ausbildung in Krisenregionen“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen. (319/E)

19.27.3616. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über die Petition Nr. 80/PET betreffend „ME/CFS: Anerkennung, medizinische Versorgung & Absicherung von Betroffenen sowie Forschungsförderung“, überreicht von der Abgeordneten Heike Grebien (2009 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zum 16. Punkt der Tages­ordnung.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 464

(In Richtung der sich verabschiedenden Bundesministerin Tanner:) Auf Wiedersehen, Frau Bundesministerin!

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Grebien. – Bitte schön, Frau Abgeord­nete.


19.28.07

Abgeordnete Heike Grebien (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Wertgeschätzte Kolleg:innen! Sehr geehrte Zuseher:innen hier, aber auch zu Hause! ME/CFS ist eine schwere neuroimmunologische Multisystem­erkrankung, die bereits 1969 – bitte merken Sie sich diese Zahl! – von der WHO als neurologische Erkrankung klassifiziert wurde.

Der Schweregrad dieser Erkrankung ist sehr unterschiedlich. Betroffene erklären die Erkrankung oft mit dem Bild des kaputten Akkus. Was meinen sie denn damit? – Bei vielen von uns ist es hoffentlich so: Nach ausreichend Schlaf fühlen wir uns am nächsten Tag meistens fit und erholt. Bei Betroffenen mit ME/CFS ist das anders. Egal wie viel sie schlafen, versuchen, sich zu erholen: Sie können ihre Akkus nicht mehr aufladen. Der kaputte Akku wird in der Fachsprache PEM – „Post-Exertional Malaise“ – genannt und ist für ME/CFS das charakteris­tische Leitsymptom. Es bezeichnet die typische Belastungsintoleranz und ist in allen etablierten klinischen Kriterien die Voraussetzung für eine ME/CFS-Diagnose.

Bis Betroffene in Österreich ihre Diagnose erhalten, braucht es aber im Durchschnitt fünf bis acht Jahre und 13 Ärzt:innen – das müssen Sie sich einmal vorstellen! Das hat damit zu tun, dass diese Erkrankung in der medizinischen Gesellschaft nach wie vor recht unbekannt ist oder auch als psychosomatische Erkrankung abgetan wird. Und ich muss den Hinweis geben – oder bei mir drängt sich der Verdacht auf –, dass auch da, weil es mehrheitlich Frauen


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betrifft, der Genderbias in der Medizin wieder einmal zugeschlagen hat. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Ich musste in den letzten Jahren miterleben, dass innerhalb der Fachgruppe der Neurolog:innen ein Dogmenstreit die Erforschung und Behandlung der Erkrankten aus neurologischer Sicht erschwert, wenn nicht sogar verhindert.

Wenn ich höre, dass Ärzt:innen, die innerhalb der ÖGK tätig sind, für ME/CFS-, aber auch Long-Covid-Patient:innen zu wenig Zeit für die Befundung haben, weil dahinter wenige Minuten für die Verrechnung – das ist eine Sache der ÖGK, intern – zur Verfügung stehen, dann ist das ein Problem!

Wenn ich lesen muss, dass die Gutachter:innen der BVAEB – und ich danke an dieser Stelle für die Zusendungen, für das Vertrauen der Betroffenen in mich, dass sie mir das weitergeleitet haben – aufgrund von Nichtkenntnis der Erkrankung Menschen falsch diagnostizieren, ihnen nicht glauben, obwohl eine Diagnose vorliegt – ja, dann ist das ein Problem!

Aus all diesen und noch vielen anderen Gründen – so viel Redezeit habe ich gar nicht, um Ihnen das zu erklären; bitte schauen Sie sich die Stellungnahmen dazu an, sie sind online! – haben wir diese Petition hier entgegengenommen, wir haben im Petitionsausschuss Stellungnahmen eingeholt, wir haben ein Expert:innen­hearing mit einer Betroffenen abgehalten und zuletzt im Gesundheitsausschuss diskutiert.

Es ist Fakt, dass es derzeit noch keinen Biomarker gibt, aber dennoch sehen wir Verbesserungspotenzial in der Versorgung – Sie haben vorhin schon drei Punkte gehört, die ich Ihnen aufgezählt habe –, und sicherlich ist auch in der Forschung noch Luft nach oben.

Ich freue mich, wenn man das in diesem Zusammenhang so sagen kann, dass dieser Entschließungsantrag von allen Fraktionen mitgetragen wurde und Zustimmung erhalten hat. Vielen Dank an dieser Stelle an meinen Kollegen Abgeordneten Dr. Smolle von der ÖVP!


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Der Antrag fordert einerseits den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsument:innenschutz auf, „sich weiterhin und verstärkt für verbesserte Zusammenarbeit der Akteure“ – und Akteurinnen – „im Gesund­heitswesen und damit für eine bessere diagnostische und bedarfsorien­tierte therapeutische Versorgung von ME/CFS-Betroffenen in Österreich einzusetzen. Sinnvoll wäre unter anderem die Schaffung eines Beratungsgremiums zusammengesetzt aus einschlägigen Expertinnen und Experten, die sich mit postviralen/postinfektiösen Syndromen auseinandersetzen. Weiters soll sich der Bundesminister für die stärkere Berücksichtigung von postviralen/postinfek­tiösen Syndrome in medizinischen Leitlinien, unter Einbeziehung der betroffenen Selbsthilfegruppen, einsetzen.“ Aber auch der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird „aufgefordert, sich in Zusammenarbeit mit den für Aus- und Fortbildung zuständigen Einrichtungen“ – wie zum Beispiel auch die Med-Unis in ihrem Curriculum – „für die Förderung des interdiszipli­nären Austausches der fachärztlichen Disziplinen [...] und im speziellen ME/CFS einzusetzen sowie die wissenschaftliche Forschung zu unterstützen.“

Meinen Dank möchte ich hier aussprechen, er gilt den Initiator:innen der Petition, Astrid Hainzl und Kevin Thonhofer von der Österreichischen Gesell­schaft für ME/CFS, Mila Hermisson für ihre Stellungnahme stellvertretend für alle ME/CFS-Betroffenen mit schweren und schwersten Verläufen. Ich habe sie ausgedruckt und mitgenommen. Es hat sie sehr viel Kraft gekostet, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sie die geschrieben hat. Bitte lesen Sie sie durch, ich habe sie mit!

Ich möchte Dr. Stingl als einem der wenigen Neurologen, die dazu praktizieren, danken, Dr.in Untersmayr-Elsenhuber von der Meduni Wien sowie Herrn Dr. Westermeier von der FH Joanneum Graz, die dazu forschen. Ohne den Einsatz der Genannten – und das sind tatsächlich eine Handvoll – wäre vieles nicht passiert, was in den letzten Jahren passiert ist. Ich bin voller Zuversicht – ich sage ganz ehrlich, ich möchte voller Zuversicht sein –, dass wir gemeinsam


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die Erkrankung bekannter machen – und (um Fassung ringend) somit die Versor­gung der Betroffenen deutlich verbessern. (Allgemeiner Beifall.)

19.34


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Eva Maria Holzleitner. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.34.23

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! – Ja, Frau Kollegin Grebien, ein wirklich bewegendes Thema, ich verstehe die Emotionen, und sie müssen hier auch Platz haben, denn es sind so viele Betroffene, die so lange nicht gehört wurden, dass die Emotionen berechtigt sind und wie gesagt auch in dieser Diskussion auf jeden Fall Platz haben müssen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, Grünen und NEOS.)

Ich möchte an dieser Stelle Margarete Stokowski zitieren, eine Autorin, die selbst von Long Covid und auch vom chronischen Fatigue-Syndrom betroffen ist: „vermisse so viele Leute und es reicht gerade kräftemäßig oft nicht mal zum Telefonieren [...] manchmal verschlimmert Reden, wenn es nicht superleise ist, die Symptome“, und: „Longcovid oder ME/CFS ist eigentlich fast als ob man allergisch gegen Leben ist, fast alles, was Spaß macht wird bestraft“.

Die Autorin hat gemeinsam mit dem deutschen Gesundheitsminister, Karl Lauterbach, eine Pressekonferenz zu gerade diesem Thema gegeben, und vieles, was ihr entgegengekommen ist, war ein Shitstorm. Ihr wurde nicht geglaubt, sie wurde hingestellt, als würde sie nicht ernsthaft leiden. Auch das ist ME/CFS: Stigmatisierung. Es wird einem oft nicht geglaubt – in Österreich leiden immer­hin 26 000 bis 80 000 Menschen an dieser Erkrankung –, und das, obwohl auch körperliche Einschränkungen damit einhergehen können. Es ist eine Krankheit, die oftmals von außen nicht sichtbar ist, unberechenbar ist und von Tag zu Tag mit vielen Vorurteilen behaftet ist.


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Deshalb ist es gut, dass es da einen Antrag gibt, wirklich auch einen Schulter­schluss, dass ME/CFS stärker in den Fokus rückt, und auch ich möchte danken: der ME/CFS-Hilfe, Dr. Stingl, Dr. Zwick und vielen anderen, die auch auf Twitter und in Interviews zu diesem Thema immer ihre Expertise kundtun, wichtige Aufklärungsarbeit leisten und somit den Betroffenen, die nicht immer für sich selber sprechen können, weil sie die Kraft nicht haben, auch eine Stimme geben. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abgeordneten Grünberg und Scheucher-Pichler.)

Gleichzeitig freue ich mich, dass somit Frauengesundheit stärker in den Fokus rückt, weil von ME/CFS mehr Frauen als Männer betroffen sind. Frauen­gesundheit ist ein Thema, das uns vielfältig in den Ausschüssen immer wieder begegnet. Long Covid, Brustkrebs, HPV-Impfung, Schwangerschaftsverlust, Endometriose – die thematische Bandbreite ist enorm, und wir sehen nach wie vor: In der Medizin liegt die Orientierung am Mann, oftmals werden Frauen als kleinere Männer gesehen – dem ist aber nicht so.

Gerade deshalb ist es sehr, sehr wichtig, dass wir hier Frauengesundheit in den Fokus rücken. Es hat vergangenes Jahr am Weltfrauentag einen Allparteien­antrag gegeben, in dem wir uns gemeinsam darauf geeinigt haben, einen neuen Frauengesundheitsbericht durch den Herrn Bundesminister auflegen zu lassen. Das ist nun auch geschehen, im Februar 2023 wurde dieser Bericht veröffent­licht, und für uns, auch als Parlament, ist es wesentlich, da Transparenz und vor allem auch parlamentarische Kontrolle wirken zu lassen, indem dieser Bericht dem Parlament zugeleitet wird, um darüber zu diskutieren, um diesem Bericht einfach auch eine Breite zu geben, um im Parlament Frauengesundheit stärker in den Fokus zu rücken.

Ich darf an dieser Stelle wiederum einen Allparteienantrag einbringen, der diesen Bericht endlich dem Parlament zuleitet:


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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller, Rosa Ecker, MBA, Mag. Meri Disoski, Fiona Fiedler, BEd, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „den aktuellen Frauengesundheitsbericht in das Parla­ment bringen!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, den aktuellen Frauengesundheitsbericht 2022, der im Februar 2023 veröffentlicht wurde, offiziell als Verhandlungsgegenstand dem Parlament zuzuleiten, um eine ausführliche parlamentarische Debatte darüber zu ermöglichen.“

Frauengesundheit erleidet nämlich leider oftmals noch ein Schattendasein. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

19.38

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Eva-Maria Holzleitner, BSc, Dipl.-Kffr. Elisabeth Pfurtscheller,

Rosa Ecker, MBA, Mag.a Meri Disoski, Fiona Fiedler, BEd, Ralph Schallmeiner,

Kolleginnen und Kollegen

betreffend den aktuellen Frauengesundheitsbericht in das Parlament bringen!

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Gesundheitsausschusses über die Petition Nr. 80/PET betreffend „ME/CFS: Anerkennung, medizinische Versorgung & Absicherung von Betroffenen sowie Forschungsförderung“ 2009 d.B.

Die Forderungen nach mehr Frauengesundheit beschäftigt das Parlament schon länger.


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Im Gesundheits- aber auch im Gleichbehandlungsausschuss stehen regelmäßig frauengesundheitspolitische Forderungen auf den Tagesordnungen. Ob Endo­metriose, Brustkrebs, HPV-Impfung oder Schwangerschaftsverlust (Fehlgeburten), die thematische Bandbreite ist enorm.

Die Medizin orientiert sich nach wie vor viel zu stark am männlichen Körper. Frauen­gesundheit sowie Gender Medizin führen immer noch ein Schattendasein. Ein Beispiel ist die Krankheit Endometriose, von der schätzungsweise 200 Millionen Frauen weltweit betroffen sind. Bis zur Diagnose dauert es durchschnittlich 7 bis 9 Jahre. Unter anderem sind auch Erschöpfungserscheinungen durch Mental Load, die Auswirkungen von Armut auf die Gesundheit, Menstruationsgesundheit und vieles mehr relevante Themen im Bereich der Frauengesundheit. 

Bereits im vergangenen Jahr wurde deshalb am Weltfrauentag ein überfraktioneller Beschluss im Parlament gefasst, einen neuen Frauengesundheitsbericht durch den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz verfassen zu lassen.1 Ein wesentlicher Bericht, um die Gesundheitslage von Frauen mit aktuellen Erhebungen genauer zu analysieren - sowie Handlungsanleitungen und nächste Schritte ableiten zu können.

Bundesminister Rauch veröffentlichte den Bericht im Februar 2023, dem Parlament wurde er bisher noch nicht zugeleitet. Um einerseits der wesentlichen Aufgabe von parlamentarischer Kontrolle und Transparenz nachkommen zu können und andererseits dem Thema Frauengesundheit im Parlament mehr Raum zu geben, wäre eine Debatte zum Bericht, in dem fachzuständigen Ausschuss notwendig.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, den aktuellen Frauengesundheitsbericht 2022, der im Februar 2023


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veröffentlicht wurde, offiziell als Verhandlungsgegenstand dem Parlament zuzuleiten, um eine ausführliche parlamentarische Debatte darüber zu ermöglichen.“

1https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/A/2351/fnameorig_1429080.html (dl: 19.4.2023)

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Mag. Gerhard Kaniak. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.38.59

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister! Ja, die Petition zur Anerkennung, zur Etablierung einer medizinischen Versorgung und zur weitergehenden Forschung ME/CFS betreffend ist von allen Parteien anerkannt und mitgetragen worden, und ich denke, das ist mehr als gerecht für die Betroffenen, die wirklich schon seit vielen, vielen Jahren darauf warten, dass ihr chronisches Leiden nicht nur anerkannt wird, sondern in Zukunft hoffentlich auch schneller diagnostiziert wird und dass sie die entsprechende Behandlung, die richtige Behandlung für ihre chronische Erkrankung bekommen.

Wenn man sich vorstellt, dass die Hochrechnungen von bis zu 80 000 Betrof­fenen alleine in Österreich ausgehen, dann bedeutet das umgerechnet, dass quasi auf jeden Arzt, den es in Österreich gibt, zwei ME/CFS-Patienten kommen. Dass es 13 Arztkontakte und fünf bis acht Jahre braucht, bis diese Erkrankung tatsächlich diagnostiziert ist und die richtigen Behandlungsschritte eingeleitet werden, ist erschütternd, ist aber auch symptomatisch für die Probleme im österreichischen Gesundheitssystem.


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Wir sind mittlerweile zu langsam, zu träge geworden, um neue Entwicklungen rasch in unser System zu implementieren. Sehr häufig wird es mit dem Kosten­argument abgeschmettert, und da, sehr geehrter Herr Minister, wird es höchste Zeit, dass wir gegensteuern. Ich kann nämlich dieses Argument, dass wir zu wenig Geld für innovative Methoden haben, nicht mehr hören, denn sehr viele davon würden dem Gesundheitssystem mittel- und längerfristig viel Geld ersparen. Das betrifft nicht nur ME/CFS, sondern das betrifft auch viele andere diagnostische Bereiche der Früherkennung.

Ich habe erst gestern ein Gespräch mit Vertretern, die im diagnostischen Bereich aktiv sind, gehabt, und die haben gesagt, es passiert einfach nichts, wir kommen in Österreich mit innovativer Diagnostik und Früherkennung gar nicht in den Markt. Es fehlt ein Bewertungsboard, mit dem neue diagnostische Methoden evaluiert werden, die dann möglichst frühzeitig in das öffentliche Gesundheits­system implementiert werden können. Sie wissen, wir reden schon lange über Dickdarmkrebsfrüherkennung, es gibt innovative Diagnostik, die im Bereich der kardialen Erkrankungen, der Herzinsuffizienz durchgeführt werden kann, und noch vieles mehr. Trotzdem dauert es Jahre, bis bei uns tatsächlich etwas etabliert ist.

Wenn das Kostenthema als Ausrede auch im Bereich der Sozialversicherung gebracht wird, Herr Minister, dann möchte ich Sie auffordern, dass Sie das, was die schwarz-blaue Bundesregierung mit der Sozialversicherungsreform 2018 gestartet hat, dass Sie diese Reform auch tatsächlich umsetzen und die Möglich­keiten und die Potenziale, die die Sozialversicherungsreform bietet, auch endlich gehoben werden. Diese viel genannte Patientenmilliarde ist ja nie dazu gedacht gewesen, Geld aus dem System herauszunehmen, sondern dazu, Mittel, die im System drinnen sind, eben für innovative Diagnostiken und Therapien einzusetzen, freizuspielen.

Der mittlerweile geschasste Büroleiter des Dachverbandes Brunninger hat mehrere Konzepte auf den Tisch gelegt, unter anderem auch Erhebungen, wie allein im Bereich des Facilitymanagements über 200 Millionen Euro pro Jahr


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eingespart werden könnten, um diese in innovative Therapien und Diagnostiken zu investieren. Sie hätten es in der Hand, entsprechenden Druck auf die Sozial­versicherung auszuüben, damit das Gesundheitssystem in Österreich besser funktioniert, damit die Versicherten in Österreich zu rascheren und besseren Leistungen kommen, damit die Wartezeiten verkürzt werden und vor allem damit, so wie im Fall der Betroffenen von ME/CFS, diese lange Dauer, bis man endlich eine Diagnose hat, bis man Gewissheit hat, was denn überhaupt mit einem los ist, dieses persönliche Leid der Menschen verkürzt wird. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

19.42


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.42.49

Abgeordnete Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler (ÖVP): Herr Präsident! Herr Gesundheitsminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte das Positive wieder in den Vordergrund stellen, nämlich dass wir diesen Antrag gemeinsam eingebracht haben und wir uns auch im Gesundheitsausschuss alle positiv dafür ausgesprochen haben. Vor allem aber ein großes Dankeschön der Abgeordneten Heike Grebien (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ), denn Sie hat über ihre Petition auf das Thema aufmerksam gemacht und es letztlich auch ermöglicht, dass wir diesen Antrag hier weiter­bringen.

Ich habe seit der Sitzung des Gesundheitsausschusses einige Anrufe von Betroffenen bekommen, und ich muss sagen, es ist wirklich schmerzlich, was man da hört, es ist wirklich ein sehr emotionales und sensibles Thema.

Man spricht ja vom Chronischen Erschöpfungssyndrom. Das ist eine Multi­systemerkrankung, die offensichtlich insbesondere auch Long-Covid-Patienten betrifft. Es wurde ja schon gesagt: Laut Schätzungen geht man in Österreich von 26 000 bis 80 000 Betroffenen aus, und zwar unterschiedlich Betroffenen, denn


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diese Krankheit tritt ja mit unterschiedlichen Symptomen auf. Es gibt bisher wenig fundierte Daten dazu. Es handelt sich um eine komplexe Erkrankung, die durch eine Vielzahl von Symptomen gekennzeichnet ist, wie bereits gesagt. Verstärktes Augenmerk auf die Erkrankung gelegt worden ist auch im Zuge der Covid-19-Pandemie, da die typische Symptomatik offensichtlich durch Covid verstärkt wird.

Die Betroffenen haben sehr oft einen langen Leidensweg, auch das wurde schon gesagt. Die Krankheit ist eben wenig erforscht, auch in Fachkreisen wenig bekannt, und es ist ein langer Weg bis zur richtigen Diagnose, es kommt zu Fehldiagnosen, das ist immer schmerzlich.

Die Krankheit geht mit ganz starker Belastungsintoleranz einher, mit einer extrem eingeschränkten Leistungsfähigkeit, mit schweren körperlichen, aber auch geistigen Ermüdungserscheinungen, mit Erschöpfung. Das führt letztlich dann auch zu sozialer Isolation, zu einer enormen Minderung der Lebensqualität, oft zur Arbeitsunfähigkeit, in der Folge zu finanziellen Problemen, zu Ängsten, die dadurch natürlich auch entstehen. Je nach Schweregrad der Krankheit kann es bis zu einer Arbeitsunfähigkeit, zu Bettlägrigkeit und auch zu Pflegebedürf­tigkeit kommen. Das ist schon ein sehr schwerer Weg, der da oft vorgezeichnet ist.

Obwohl die Ursachen, die Entstehungsmechanismen nicht ausreichend geklärt sind, wurde die Krankheit aber bereits 1969 von der WHO klassifiziert. Es gibt vermehrt Hinweise, dass der Erkrankung eine Fehlregulation des Immunsystems und des autonomen Nervensystems zugrunde liegen könnte.

Daher ist es wichtig, dass heute dieser Antrag zur Diskussion steht, dass die medizinische Versorgung verbessert wird, dass alle in dem Bereich zusammen­arbeiten, Selbsthilfegruppen, Fachexperten, dass ein Beratungsgremium eingerichtet wird, das wirklich mit Experten, die sich speziell mit postviralen und postinfektiösen Syndromen beschäftigen, besetzt wird. Es soll sichergestellt werden, dass die Forschungsarbeit in dem Bereich forciert wird – auch das ist


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ganz, ganz wichtig, denn, wie bereits gesagt, es gibt auf diesem Gebiet wenige wirkliche Forschungsergebnisse und auch wenige fundierte Daten –, sodass bessere Diagnosen und auch bessere Behandlungsmöglichkeiten für die Zukunft entwickelt werden können.

Abschließend noch einmal ein Danke der Abgeordneten Grebien, ein Danke allen Abgeordneten, die bei diesem erfreulichen Antrag mit dabei sind! Vielleicht zeigen wir am Ende des heutigen Abends auch, dass wir doch immer wieder auch gemeinsam über Parteigrenzen hinweg Anliegen hier im Parlament positiv behan­deln können. Ich würde mir wünschen, dass das öfter möglich ist. In diesem Sinne appelliere ich auch an Sie, Herr Gesundheitsminister, die Umsetzung dieses Antrages – Sie haben sich ja positiv dazu ausgesprochen – voranzutrei­ben, damit wir möglichst rasch zu entsprechenden Verbesserungen und Ergeb­nissen kommen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.47


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir sind noch nicht ganz am Ende des heutigen Abends, Frau Abgeordnete, ein paar Stunden haben wir noch. (Abg. Scheucher-Pichler: Die Hoffnung stirbt zuletzt!)

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.47.17

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehörlose Menschen! Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom, kurz ME/CFS, ist eine neuroimmunologische Multisystemerkrankung. Seit 1969 ist sie anerkannt, wie meine Kollegin schon erwähnt hat, und am 12. Mai ist der Bewusstseinstag. Das rührt daher, dass Florence Nightingale auch schon von diesen oder ähnlichen Symptomen gesprochen hat und am 12. Mai ihren Geburtstag hatte.


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Wir hatten in Österreich circa 80 000 Betroffene, vor Covid-19. Es wird geschätzt, dass sich nach der Pandemie, sofern man das sagen oder an einem Zeitpunkt festmachen kann, die Zahl der Betroffenen wahrscheinlich verdoppelt.

Das Hauptsymptom ist eine Belastungsintoleranz, die zu einem Crash führt. Das heißt, wenn man seinen Körper überstrapaziert, tritt zirka 24 bis 72 Stunden danach dieser Crash ein, bei dem dann der Körper komplett herunterfährt und man nichts mehr machen kann. Das ist durch physische, aber auch durch mentale Belastung der Fall. Es beginnt mit einer normalen Viruserkrankung, einem viralen oder bakteriellen Infekt; das ist auch eine Form von Long Covid oder Post-Covid.

Es kann jeden treffen, trifft aber vor allem durchaus junge Leute, Zehn- bis 19-Jährige, 30- bis 39-Jährige. Zu diesem Crashsymptom kommen dann auch noch Schlafstörungen, Kreislaufregulationsstörungen oder Muskelschmerzen, Gelenk­schmerzen und, als ob das nicht schon genug wäre, auch noch grippeähnliche Symptome dazu.

Die sogenannte Bell-Skala misst anhand einer Punkteskala den Schweregrad dieser Krankheit, für die es bis dato keine Behandlung gibt. Es gibt als Einziges das Pacing, mit dem den Betroffenen klarzumachen versucht wird, wo die Belastungsgrenzen sind, diese auch einzuhalten und ein bisschen Energiemana­gement zu betreiben.

Obwohl wir weltweit 17 bis 30 Millionen Betroffene von ME/CFS haben, ist ME/CFS nicht Teil einer medizinischen oder pflegerischen Ausbildung. Daher erneut ein großes Danke an Heike, dass sie diese Petition in den Ausschuss mitgenommen hat, aber auch ein Danke an alle anderen hier im Raum und alle Initiatoren natürlich, dass wir hier gemeinsam mit diesem Entschließungsantrag jetzt die Sache auch angehen. Ich hoffe natürlich, dass wir wieder schnell ins Arbeiten kommen, um das alles umzusetzen.


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Wichtig sind die Entstigmatisierung dieser Personen, das nicht als irgendeinen Wahnsinn abzutun, Aufklärung zu betreiben, die Versorgungsstrukturen aufzubauen und natürlich die Forschungsförderung, damit wir die Krankheit schneller erkennen und schneller handeln können. – (Den Dank auch in Gebärdensprache ausführend:) Danke. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.50


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich nun Herr Bundesminister Johannes Rauch zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesminister.


19.50.26

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Zunächst ist wohl festzuhalten, dass es nicht alltäglich ist, dass es eine Petition ins Plenum schafft – diese hat es geschafft. Das ist gut so, und ich sage Ihnen auch, warum: Es ist ein nicht zu unterschätzendes Signal an die Betroffenen, die jahrelange Leidenswege hinter sich haben, weil sie sich ernst genommen fühlen, weil sie sich durch die einstimmige Annahme dieser Entschließung ernst genommen fühlen, ernst genommen fühlen in einer parteiübergreifenden Einig­keit, die eher selten ist. Das ist gut und das ist wichtig.

Ich nehme das natürlich auch ernst. Mir als Gesundheits- und Sozialminister sind die bestmögliche Versorgung und Unterstützung von Patientinnen und Patien­ten, die unter ME/CFS leiden, ein großes Anliegen, nämlich wirklich auch um Diagnosesicherheit herzustellen, Diagnosewege abzukürzen, die sozialen und finanziellen Folgen der schweren Beeinträchtigungen im Alltag in den Fokus zu nehmen und wirklich auch das Signal zu senden: Ja, das Anliegen ist nach langen, schweren Mühen angekommen und wird jetzt in den Mittelpunkt gerückt!


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Long Covid – auch das sei sozusagen in der Folge dann erwähnt – hat ähnliche Symptomatiken. Auch da ist die Diagnoseerstellung schwierig, aber es gibt mittlerweile ein Diagnosetool – da möchte ich mich auch bei der Österreichi­schen Gesellschaft für Allgemeinmedizin bedanken, namentlich bei Frau Dr. Rabady, die da sehr, sehr viel Zeit investiert hat. Dieses Tool gibt es jetzt für den niedergelassenen Bereich. Es unterstützt Ärztinnen und Ärzte dabei, in der Diagnose rascher voranzukommen, weil Long-Covid-Patientinnen und – Patien­ten mitunter ähnlich – wie soll ich sagen? – verschlungene Pfade zurücklegen müssen, bis sie zu einer Diagnose kommen.

Ich zähle selbstverständlich dann auch in der Entwicklung beziehungsweise Weiterentwicklung auf die medizinischen Fachgesellschaften, auf die Koope­ration mit der Sozialversicherung und auch mit dem Forschungsressort. Wir sind ja gemeinsam mit Deutschland und der Schweiz, also im Dach-Raum, dabei, die Forschung insbesondere auch bei Long Covid voranzutreiben und den Austausch dort weiterzubringen, weil das enorm wichtig ist: weil die wissen­schaft­liche Lage sich zwar wöchentlich, monatlich verbessert, aber den inter­na­tio­nalen Austausch dazu zu pflegen und dort auch zu weiteren Sicher­heiten zu kommen ist ganz enorm notwendig.

Wir brauchen den Ausbau der Primärversorgung, um auch dort rasch ein breiteres Angebot zu haben, und natürlich auch den Ausbau im niedergelas­senen Bereich insgesamt, weil es – wie wir ja wissen – eine Mangelsituation gerade im niedergelassenen Bereich bei Kassenarztstellen, aber auch bei Fach­arztstellen gibt.

Einen Satz noch zum Frauengesundheitsbericht, das ist mir nämlich auch wichtig: Selbstverständlich wird dieser Bericht dem Plenum zugeleitet und soll hier auch diskutiert werden. Das finde ich gut, weil dieser Frauengesundheitsbericht schon gezeigt hat – das ist von einzelnen Abgeordneten auch dargelegt worden –, dass es immer noch so ist, dass es einen männlichen Blick auf Behandlung, auf Medi­zin gibt, und das geht sich schlicht und einfach nicht mehr aus, weil wir inzwi-


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schen aus der Forschung wissen, dass da einfach andere Maßstäbe angelegt wer­den müssen und es an der Zeit ist, darauf auch einen frauenspezi­fischen Blick zu werfen: Wie tun wir da?

Es gibt ein paar Maßnahmen, die wir vonseiten des Ministeriums schon auf den Weg gebracht haben: Wir stellen – wenn es um Frauengesundheit geht, halte ich das für einen Meilenstein, darum sage ich es auch noch einmal – die HPV-Impfung bis zum 21. Lebensjahr gratis bereit. Das versetzt uns jetzt in die Lage, da tatsächlich in einer frühen Phase gegenzusteuern und nachzuholen, was andere Länder schon gemacht haben. Wir erstellen gerade eine Studie zur Menstruationsgesundheit, auch eine Studie zur kostenfreien Verhütung – die Ergebnisse sollen noch heuer vorliegen –, und wir unterstützen werdende Mütter mit dem Projekt Frühe Hilfen.

Ein letzter Satz noch zum von Kollegen beziehungsweise Abgeordnetem Kaniak angesprochenen Thema Sanierungspfad oder Reformgegebenheiten oder -notwendigkeiten, die wir da haben: Sie wissen, ich kann der Sozialversicherung genau gar nichts anschaffen. Die Sozialversicherung agiert unter Selbstverwal­tung. Ich habe eine Aufsichtspflicht, bin aber natürlich im Gespräch und Austausch mit der Sozialversicherung, und zwar einem guten Austausch. Ich trachte überhaupt danach, im Zuge der Finanzausgleichsverhandlungen alle Systempartner – das sind die Bundesländer, das ist die Sozialversicherung, das sind das Finanzministerium und das Gesundheitsministerium – dahin zu bekommen, dass die Erkenntnis reift: Ja, wir brauchen Reformschritte in diesem System!

Wenn es nicht gelingt – und das ist mein Appell –, tatsächlich im niedergelas­senen Bereich bei den Ärztinnen und Ärzten den Mangel zu beseitigen, dann können wir lange über andere Einflussmöglichkeiten diskutieren – es wird sich nicht ausgehen. Da zu gemeinsamen Ergebnissen zu kommen ist jetzt in den Fokus genommen. Es gibt dazu Verhandlungen, die auf einem guten Weg sind, das kann ich sagen, und ich glaube, dass bei allen Beteiligten die


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Bereitschaft vorhanden ist, da tatsächlich die Chance zu nützen, im Finanz­ausgleich zu Reformschritten zu kommen. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

19.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Rudolf Silvan. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.56.05

Abgeordneter Rudolf Silvan (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Gesundheitsminister! Danke an Kollegin Grebien und auch an meine Kollegin Holzleitner für ihr Engagement in diesem Bereich! Auch ich bin sehr froh, dass es diese Petition hier ins Plenum geschafft hat. Ich würde mir nur wünschen, dass auch unser Antrag behandelt wird, nämlich dass – ich bleibe jetzt bei dem Ausdruck – auch Long Covid als Berufskrankheit anerkannt wird, so wie das in Deutschland der Fall ist.

Wir wissen, dass wir alle – die meisten – unsere Wachzeit, die längste Zeit, im Job, in den Schulen oder auf der Universität verbringen. Ich vertrete als Gewerkschafter einige Kolleginnen und Kollegen, die an Long Covid leiden und die sich nachweislich im Job angesteckt haben. Ich habe jetzt gerade Kontakt zu einer 52-jährigen Frau, die seit zwei Jahren arbeitsunfähig ist, die seit einem Jahr vom Rehageld lebt, und es wäre höchst an der Zeit, die Berufskrankheitenlisten so zu reformieren, dass auch diese Krankheit als Berufskrankheit anerkannt wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Warum wollen wir das? – Manche sagen, dass es doch egal ist, ob da in solch einem Fall die ÖGK oder die AUVA zuständig ist. – Nein, das ist nicht egal, denn die ÖGK darf bei der Therapie „das Maß des Notwendigen nicht überschreiten“, und die AUVA hat den gesetzlichen Auftrag, „mit allen geeigneten Mitteln“ zu therapieren. – Das heißt, es würde da, wenn notwendig, zu Umschulungsmaß­nahmen kommen, es würde da, wenn es notwendig ist, zu Umbauten in Richtung


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Barrierefreiheit kommen, und es würde da für die Betroffenen auch eine Rente geben.

In diesem Sinne – wir haben uns schon darüber unterhalten, Herr Gesund­heitsminister – ersuche ich nochmals, unseren Antrag zu überdenken und hier im Plenum auch anzunehmen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

19.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Andreas Minnich. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


19.58.01

Abgeordneter Andreas Minnich (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister! Werte Abgeordnete im Hohen Haus! Liebe Zuseher, aber ganz besonders liebe ME/CFS-Betroffene! Es freut mich, dass wir heute zu dem wichtigen Thema ME/CFS einen Allparteienbeschluss fassen können – ein Thema, welches dank meiner Kollegin Heike Grebien in den Petitionsausschuss getragen wurde. In der letzten Nationalratssitzung haben wir diese Erkrankung bereits besprochen und den Antrag dem Gesundheitsausschuss zugewiesen, heute fordern wir mittels Entschließungsantrag die Bundesregierung auf, Maß­nahmen zu setzen.

Dieser Antrag ist ein ganz wichtiger Schritt, aber auch dass wir ME/CFS in zwei aufeinanderfolgenden Plenarsitzungen diskutieren, zeigt uns, dass uns ME/CFS und das große Leid, das dadurch verursacht wird, nicht kaltlassen. Darum geht es nämlich als Erstes: diese schwere Krankheit sichtbar zu machen, die Menschen, die aufgrund dieses Leidens eben nicht mehr sichtbar sind, vor den Vorhang zu holen und in die Mitte unserer Gesellschaft zu bringen. Die Österreichische Gesellschaft für ME/CFS hat die Notwendigkeit dazu mit einigen Beispielen gut veranschaulicht; ich selbst möchte mit einigen Beispielen einen Vergleich aufzeigen.


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In Österreich gibt es etwa so viele ME/CFS-Betroffene wie viermal die gesamte Bevölkerung von Klosterneuburg: bis zu 80 000 Menschen. Gleichzeitig gibt es in Österreich mehr Unikurse zur Weltraumfahrt als zu ME/CFS. Oder anders gesagt: In Österreich gibt es nur eine Handvoll Spezialisten für ME/CFS. Das führt oft zu falschen Diagnosen – das sei keine Krankheit, sondern alles sei nur psychosomatisch – und zu noch viel größerem Leid.

Geschätzte Damen und Herren, es ist Fakt: In Österreich gibt es Zehntausende Menschen, die aufgrund der komplexen Multisystemerkrankung ME/CFS nicht die Möglichkeit haben, am öffentlichen Leben teilzunehmen – gefangen in den eigenen vier Wänden, völlig unsichtbar. Die Frage, ob wir da als Gesellschaft handeln müssen, stellt sich nicht. Die Antwort kann nämlich nur sein: Ja! Auch wir vonseiten der Politik müssen handeln. Bisher haben Private mit Spenden und Stiftungen für das Thema ME/CFS Sorge getragen haben, nun müssen auch wir als Gesetzgeber endlich handeln. Aus diesem Grund darf ich den Appell meiner letzten Rede an Sie, Herr Gesundheitsminister, wiederholen: Setzen Sie dieses Thema bitte ganz oben auf Ihre Agenda! Wir brauchen Akzeptanz, Forschung und – hoffentlich bald – eine zuverlässige Therapie und Heilungsmethode. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Kira Grünberg. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.01.48

Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ja, viele von euch oder viele von Ihnen haben wahr­scheinlich noch nie von dieser Erkrankung gehört: ME/CFS. Es ist eine Krankheit, die schon seit 1969 von der WHO klassifiziert und anerkannt ist, aber trotzdem wissen wir viel zu wenig über sie.


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ME/CFS ist eine Multisystemerkrankung, der schwierigste Weg ist, wie wir schon gehört haben, oft der Weg zur Diagnose. Gerade das stellt eine sehr große Belastung für die Betroffenen dar. Auch viele Ärztinnen und Ärzte wissen viel zu wenig über diese schwere Erkrankung und können dadurch ihren Patientinnen und Patienten nicht wirklich helfen. Die Ursache ist auch noch ungenügend erforscht. ME/CFS tritt sehr häufig nach einer Infektion auf, deshalb kann auch aus Long Covid ME/CFS werden, und somit ist ME/CFS die schwerste Form von Post-Covid. Es gibt unterschiedliche Betroffenheiten, diese Erkrankung kann aber bis hin zu einer Arbeitsunfähigkeit führen.

All dies waren jetzt nur reine Fakten, und wir alle können uns wahrscheinlich nicht vorstellen, wie ein Leben mit ME/CFS ausschaut. Deshalb habe ich bereits im Sommer 2019 einen an ME/CFS erkrankten jungen Mann getroffen, um mehr über seine Geschichte und auch über sein Leben zu erfahren. Kevin ist ehe­maliger Leistungssportler und gelernter Papiertechniker. Im Alter von ungefähr 30 Jahren hatte er einen viralen Infekt, doch auch nach längerer Zeit klangen die Symptome nicht ab, und es kamen sogar noch andere Symptome zu seiner Erkrankung hinzu, wie etwa taube Beine, Gelenkschmerzen und starke Erschöp­fungs­symptome. Alltägliche Handlungen wie kochen, duschen, am Laptop arbeiten oder auch nur telefonieren kosteten plötzlich unheimlich viel Energie. Danach war es ihm nur mehr möglich, den restlichen Tag im Bett zu verbringen. An seine Sportkarriere oder auch an das Seiner-Arbeit-Nachgehen war überhaupt nicht mehr zu denken.

Dies ist nur eine Geschichte von sehr vielen in Österreich. Es gibt noch sehr viele andere Betroffene, denn ME/CFS ist nicht heilbar. Einige Betroffene setzen sich seit Jahren ehrenamtlich für die Österreichische Gesellschaft für ME/CFS ein. Sie haben ein tolles Netzwerk aufgebaut, haben wahrscheinlich mehr Fachwis­sen als viele Ärztinnen und Ärzte in Österreich und sind maßgeblich dafür verant­wortlich, dass wir Politikerinnen und Politiker auf die Missstände für ME/CFS-Betroffene aufmerksam gemacht werden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass


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wir heute die Bundesregierung auffordern, sich weiterhin für die Verbesserung der Situation von ME/CFS-Betroffenen einzusetzen.

Abschließen darf ich mit einem Zitat eines Mitglieds der Österreichischen Gesellschaft für ME/CFS: Der heutige Beschluss gibt den ME/CFS-Betroffenen in Österreich Hoffnung. Seit Jahrzehnten leiden sie meist unsichtbar, isoliert und in abgedunkelten Räumen. Die Pandemie hat die Schwere von ME/CFS und das Ausmaß der bisherigen Vernachlässigung nun schlagartig sichtbar gemacht, umso dringender braucht es jetzt konkrete Schritte zur Aufklärung, Versorgung, Absicherung und Forschung. – Zitatende. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ und NEOS.)

20.05 20.05.48


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Antrag des Gesundheitsausschusses, seinen Bericht 2009 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Weiters kommen wir zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 2009 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „ME/CFS: Anerkennung, medizinische Versorgung & Absicherung von Betroffenen sowie Forschungs­förderung“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch das ist einstimmig angenommen. (320/E)

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, Dipl.-Kffr. Elisabeth Pfurtscheller, Rosa Ecker, Mag.a Meri


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Disoski, Fiona Fiedler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „den aktuellen Frauengesundheitsbericht in das Parlament bringen!“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch das ist einstimmig angenommen. (321/E)

20.06.5817. Punkt

Bericht des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digitalisierung über die Regierungsvorlage (1903 d.B.): Protokoll über die Vorrechte und Immunitäten des Einheitlichen Patentgerichts (1998 d.B.)

18. Punkt

Bericht des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digitalisierung über die Regierungsvorlage (1955 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Patentverträge-Einführungsgesetz, das Patentgesetz 1970, das Gebrauchsmustergesetz, das Markenschutzgesetz 1970, das Musterschutzgesetz 1990 und das Patentamts­gebührengesetz geändert werden (1999 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zu den Punkten 17 und 18 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Dipl.-Ing. Gerhard Deimek. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.07.52

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Werte Kollegen! Geschätzte Zuschauer, vor allem aber werte Konsumenten und Landwirte! Ich beginne mit einem Zitat aus einem Beitrag des ORF nach Ihrem Ministerratsvortrag, Frau Ministerin. Zitat: „‚Natürliche Pflanzen und Tiere dürfen nicht patentiert werden. Das gilt für alle Formen konventio­neller


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Züchtung‘, so Gewessler“ – nach dem Ministerrat –, „auch dann, wenn Zufalls­mutationen im Labor entstehen“, damit die heimische Landwirtschaft geschützt ist. – Vorsicht, meine Damen und Herren! Sie erzählen von einem großen Wurf, und natürlich sehen die von Ihnen finanzierten NGOs darin auch einen wichtigen Schritt.

Worum geht es denn wirklich, und wie schaut es in Wahrheit aus? – Wir reden von Biopatenten, wir reden von der Grünen Gentechnik, wir reden von Patenten auf Braugerste, auf Bier, auf Salat, auf Mais. Zu dem, was uns heute als Gesetz­entwurf vorliegt, muss man sagen: Vom Inhalt her stimmen wir zu, wir wollen keine Biopatente, aber die Methode, um das zu erreichen, ist komplett falsch. Wir wollen heute Änderungen im nationalen Patentrecht, wir wissen aber ganz genau, die haben keine Auswirkung auf die Erteilungspraxis des Europäischen Patentamts. Das europäische Patent gilt in circa 40 Ländern, in der EU und auch außerhalb der EU. Das bedeutet, dass das, was wir ausgearbeitet haben und heute hier beschlossen werden soll, genau niemanden außerhalb unseres Landes und vor allem auch innerhalb unseres Landes, unserer Landesgrenzen daran hindern kann, solche Patente anzumelden und das dann natürlich auch auf die Pflanzen auszubringen.

Denken wir einmal, wie es wirklich ist: Große Konzerne – und um die geht es hier – wie Heineken, Carlsberg oder Syngenta machen natürlich Patente in der grünen Technologie. Natürlich melden sie die an Betriebsstandorten irgendwo in der EU an, dazu haben sie ja diese Standorte, entweder als operativen Standort oder als Vertriebsstandort. Und dann, wenn dieses europäische Patent erteilt ist, können sie diese Patente natürlich auch in Österreich geltend machen. Ob wir dieses Gesetz heute beschließen oder nicht, ist vollkommen egal.

Frau Bundesministerin, die Chefin des Österreichischen Patentamts hat Ihnen das schon vor längerer Zeit gesagt, aber offenbar ist man in Österreich im Ministerium beratungsresistent. Frau Bundesminister, ich frage Sie ganz konkret: Welche Möglichkeiten haben Sie als Ministerin, ein EPA-Patent, das der


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nationalen Gesetzgebung, dem, was wir heute beschließen sollen, widerspricht, zu verhindern? – Gar keine.

Bindet die österreichische Rechtslage das Europäische Patentamt in irgendeiner Weise? – Nein, Frau Minister.

Und glauben Sie wirklich, Frau Ministerin, dass sich das Europäische Patentamt oder die internationale Agrarindustrie oder irgendjemand sonst von diesem Scheinvorstoß beeindrucken lassen wird? – Frau Ministerin, wieder: Nein.

Das Schlimme daran ist, Sie wissen es ganz genau. Dieser Gesetzesvorschlag ist, was seine Auswirkung betrifft, an Lächerlichkeit wirklich nicht mehr zu über­bieten. Sie selbst wissen es und Sie erzählen uns, Sie wollen die Konsumenten schützen, Sie wollen die Landwirte schützen – und kein einziger Punkt davon wird passieren. Das ist ein Placebogesetz, nicht mehr, nicht weniger. Sie schützen weder irgendeinen kleinen Landwirt noch einen Bauern noch einen Konsumenten. Dieses Gesetz ist reine Deko: nett anzusehen, vollkommen wirkungslos, nicht mehr und nicht weniger.

Gegen Scheinpolitik, gegen Dekopolitik und gegen Placebomaßnahmen sind wir ganz entschieden! (Beifall bei der FPÖ.)

20.12


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Joachim Schnabel. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.12.18

Abgeordneter Joachim Schnabel (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Vor circa elf Jahren habe ich einen Betriebsbesuch in meiner Gemeinde durchgeführt, ein Mikroelektronikunter­nehmen, ein ehemaliges Startup, auf eine Mitarbeitergröße von 70 Personen angewachsen. Wir haben dort mit dem CEO eine intensive Diskussion


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geführt, wie er die Zukunft in seinem Sektor und vor allem die Diskrepanz zwischen österreichischer und europäischer Industriepolitik, die Ausrichtung europäischer Unternehmen im Hinblick auf China sieht.

Seine Antwort war seinerzeit, vor elf Jahren: Die Chinesen machen jetzt noch Made in China, aber sie arbeiten ganz stark und ganz klar darauf hin, Designed in China zu erreichen. – Das war vor elf Jahren, und diese Aussage von ihm hat teilweise schon wirklich große Wahrheit erlangt.

Wir haben heute unter Tagesordnungspunkt 17 einen Staatsvertrag zu behandeln, bei dem es um das Europäische Patent mit einheitlicher Wirkung – sperrige Wortwahl, kurz zusammengefasst um das Europäische Einheits­patent – geht. Dieser Staatsvertrag wird die heimische Forschung, die heimische Wirtschaft und vor allem im großen Kontext mit 17 anderen europäischen Staaten die europäische Forschung und die europäische Wirtschaft besser unterstützen.

Man kann bei dem Gesetz sagen: Was lange währt, wird endlich gut. Die Historie dieses Prozesses geht auf das Jahr 1975 zurück; so viele Anläufe hat es gebraucht. Heute können wir mit diesem Beschluss, der hier, glaube ich, mit großer Zustimmung fallen wird, einen bedeutenden Schritt für die europäische Forschung und Wirtschaft machen.

Was passiert? – Mit der Installierung des Einheitlichen Patentgerichts in Österreich kann man dann relativ einfach mit einem Antrag bei 17 europäischen Staaten den Patentschutz beantragen. Das ist ganz, ganz wichtig, wie schon mehrfach ausgeführt, weil es auch zu geringeren Kosten führt. Man braucht nur mehr einen Antrag zu stellen, und man hat auch gleich Rechtssicherheit für das angemeldete Patent.

Eigentlich könnte man sagen, nach der gestrigen Veranstaltung, Frau Ministerin, im Rahmen derer der Staatspreis Patent verliehen wurde, ist die Debatte zu diesem Gesetzentwurf hier eigentlich eine Follow-up-Veranstaltung, denn es


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wurde gestern spürbar, wie stark die österreichische Forschungsszene, wie stark die österreichische Wirtschaft ist und welch wunderbare Patente gestern prämiert wurden.

Ganz besonders hat es mich gefreut, dass in der Kategorie Marke ein Unter­nehmer, ein EPU, aus meinem Bezirk den Staatspreis bekommen hat, aber auch, dass im Bereich Weltraumforschung ein großes österreichisches Unternehmen mit 250 Mitarbeitern, die Beyond Gravity Austria GmbH, einen Preis verliehen bekommen hat. Besondere Freude bereitet hat mir auch – jetzt wissen Sie wahrscheinlich, Frau Ministerin, was kommen wird –, dass der Staatspreis Patent 2023 an die Technische Universität Wien geht. Dort wurde ein Patent für den Sektor Wasserstoff entwickelt, eine hocheffiziente Technik, durch die es gelingt, mit einem elektrochemischen Trennungsprozess mit einem Wirkungsgrad von circa 90 Prozent Wasserstoff zu gewinnen.

Da schließt sich für mich auch der Kreis von vergangenem Sonntag und Montag zum heutigen Tag: Ich durfte in Stockholm an einer europäischen parlamen­tarischen Konferenz – aufgrund des Ratsvorsitzes von Schweden – teilnehmen, bei der es darum ging, wie sich Europa für die Energieversorgung aufstellen soll und wird. Es hat dort mehrere Themen und unterschiedliche Herangehens­weisen gegeben, aber alle sind sich einig – und das kann ich auch mitteilen –: Europa tut wirklich in allen Ländern nationalstaatlich sehr viel, um diese Energiewende herbeizuführen, mit unterschiedlichen Herangehens­weisen.

Das Thema, das uns alle eint, sind die Stromnetze: Wie werden wir dieses Medium Strom transportieren, sicher transportieren? Das zweite große Thema war hydrogen: Wasserstoff geht wirklich durch alle europäischen Nationen, und grüner Wasserstoff wird, so wie auch gestern bei der Prämierung gesagt, ein wirklich großer Zukunftsbereich für die klimaneutrale Energieversorgung Europas sein.


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Dr. Timur Gül von der IEA hat auch ganz klar gesagt, Europa hat im Bereich Wasserstoff gegenüber den anderen Blöcken – China beziehungsweise Asien und den USA – einen großen Startvorteil. Diesen gilt es zu nutzen, und wir müssen umfangreich in diesen Sektor investieren, in Forschung investieren, aber auch in die Umsetzung. Viele Patente – und jetzt schließt sich der Kreis – gibt es ja schon, wir müssen sie nur nutzen und dementsprechend auch für die Energiewende einsetzen.

Ich danke allen für die Zustimmung zu diesem Staatsvertrag. Er ist wichtig, um die europäische Forschung, Wirtschaft und Industrie entsprechend zu stützen. Danke aber auch der Frau Ministerin, dass wir jetzt im Bereich des Wasser­stoffs nicht mehr nur vom Champagner der Energiewende reden, sondern dass das wirklich in der Breite angekommen ist und dass das gestern in Form der Würdigung durch diesen Preis auch vonseiten des BMK gezeigt wurde. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.17


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich darf nachholen, Frau Bundesministerin Leonore Gewessler herzlich im Plenarsaal zu begrüßen, und bitte nun Frau Abgeordnete Mag.a Eva Blimlinger zum Rednerpult. – Bitte, Frau Abge­ordnete.


20.17.58

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen! Ich glaube, wir beschließen heute mit diesem Staatsvertrag und in der Folge dann beim nächsten Tagesordnungspunkt mit den Begleitmaßnahmen zur Einführung eines Einheitspatents wirklich einen Meilenstein.

Vielleicht darf ich an dieser Stelle Hofrat Dr. Johannes Werner erwähnen, der vor 20 Jahren am Österreichischen Patentamt begonnen hat, sich für ein einheit­liches Patentgericht einzusetzen, und dem vor einigen Tagen auch das ihm


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gebührende Ehrenzeichen verliehen worden ist. Es sind solche Personen, die über 20 Jahre die Geduld haben, so etwas durchzuführen.

Dieser Staatsvertrag ist tatsächlich für den gesamten Bereich der Forschung und der Innovation im Bereich der Patente ein Meilenstein. Wir werden ja später noch beim Rat darauf zu sprechen kommen. Ich glaube, diese Dinge müssen alle ineinandergreifen.

Mein Vorredner hat ja schon darauf verwiesen, worum es in diesem Einheits­patentsystem mit dem Europäischen Einheitspatentamt geht. Das wird eine Erleichterung für die Wissenschaft, für die Forschung, auch für die unterneh­mens­bezogene Forschung sein und vor allen Dingen für die Innovation. Das Patentgericht soll seine Arbeit im Juni 2023 aufnehmen, das können wir heute gut mit der Zustimmung zu diesem Vertrag absichern.

Ich freue mich, wenn dann eine Arbeit gestartet werden kann – der Kollege von der FPÖ ist wie immer innovationsfeindlich (Zwischenruf des Abg. Deimek) –, denn es wird natürlich begleitende Maßnahmen geben. Auch darauf haben sich die Worte der Frau Bundesministerin bezogen, und darauf wird mein Kollege Clemens Stammler noch eingehen. (Abg. Deimek: ... dann ist auch die Klappe groß!)

Es ist also ein absoluter Fortschritt für die Wissenschaft, Forschung und Inno­vation. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Deimek.)

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Ottakringer Bach durch den autofreien Heldenplatz fließen muss. (Beifall bei den Grünen.)

20.20


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.20.26

Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und


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Zuseher! Eine ganz kurze persönliche Bemerkung: Für mich sind die Sitzungen des Forschungsausschusses schon immer ein Höhepunkt des Abgeordnetendaseins, weil wir meistens nicht ideologisch diskutieren, nicht aufeinander losgehen, sondern wirklich über das reden, was unsere Zukunft bedeutet, nämlich Wissen­schaft und Forschung. Deswegen möchte ich hier auch einmal sagen: Auch die Expertinnen und Experten, die wir dann – wie ich finde, zu selten – hören, sind großartig und wichtig für uns. Schade, dass wir das so spät diskutieren, es ist aber, glaube ich, trotzdem ein sehr wichtiger Punkt.

Wir haben uns schwergetan bei der Entscheidung: Werden wir dem Gesetzent­wurf zustimmen oder nicht? – Ja, wir werden zustimmen, weil durch die Harmonisierung ein einheitlicher patentrechtlicher Schutztitel geschaffen wird. Das ist für uns sehr wichtig. Natürlich brauchen wir Europa, wir brauchen die EU, wir brauchen auch die einheitliche Patentgerichtsbarkeit. Das ist ganz wesentlich für die Forschung.

Aber – und Kollege Deimek hat das, glaube ich, sehr gut erklärt – was die Frage der Biopatente betrifft, funktioniert das? Das, was er schon gut erklärt hat, möchte ich hier auch noch einmal betonen: Wir sind halt skeptisch, ob wir da eine eigene Regelung haben können. Unsere Befürchtung ist – erst die Zukunft wird zeigen, ob unsere Befürchtung richtig ist oder nicht –, dass da wieder Rechtsunsicherheit entsteht. Einerseits sorgen wir durch das europäische Patent für Rechtssicherheit, andererseits sorgen wir für Rechtsunsicherheit, weil eben überhaupt nicht klar ist, ob nicht doch Patente angemeldet werden können, Biopatente auf Lebensmittel, Pflanzen et cetera. Das ist etwas, worüber wir im Ausschuss geredet haben, darüber, dass andere Länder – Deutschland, Frankreich – das auch machen würden, aber das heißt noch immer nicht, dass es in der europäischen Gesetzgebung dann nicht doch anders sein wird.

Deswegen haben wir da ein Problem. Wir hätten eigentlich Wert darauf gelegt, in diesem Zusammenhang noch Expertinnen und Experten zu hören. Vielleicht wären wir dann zu einem einheitlichen Ergebnis gekommen. Das war leider nicht der Fall, deswegen wie gesagt eine gewisse Skepsis, aber trotzdem die Hoffnung,


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dass das für unsere Forscherinnen und Forscher ein nächster wesentlicher Schritt ist.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch sagen, weil ich diese Woche sehr begeistert mit Kollegin Künsberg beim IST A war: Es ist einfach herrlich, wenn man solche Forschungseinrichtungen im Land hat, bei denen klar ist, dass die Politik das aufgebaut hat und man dann gesagt hat: Und jetzt macht ihr, was ihr für richtig haltet!, und sich nicht dauernd vonseiten der Politik einmischt, vonseiten der Bürokratie Einfluss nimmt.

In diesem Zusammenhang: Wir versuchen ja manchmal, durch Wände zu gehen, aber es gibt ein ganz neues Wissenschaftsbuch (das Buch „Warum wir nicht durch Wände gehen – unsere Teilchen aber schon“ von Florian Aigner in die Höhe haltend), das ich empfehlen möchte und in dem erklärt wird, warum wir eben nicht durch Wände gehen, Teilchen aber schon. Da muss ich auch darauf aufmerksam machen, dass diese Wissenschaftsfeindlichkeit im Land uns sehr geschadet hat. Übrigens: Quantentheorie wird ja oft falsch verwendet – auch das wird erklärt –: Ein Quantensprung ist etwas Kleines. Nein, ein Quantensprung kann im Weltraum sogar etwas Großes sein! Wenn Sie wissen wollen, warum, dann lesen Sie das Buch! Eine kleine Enttäuschung: Quantentheorie wird oft auch für esoterischen Unsinn missbraucht. Da muss man Wissenschaft und Unsinn auseinanderhalten. Das macht Florian Aigner auch.

In diesem Sinn empfehle ich dieses Buch und bin sehr neugierig, wer sich letztlich durchsetzen wird. Wir hoffen, dass es eine einheitliche Patentgerichts­barkeit sehr wohl geben wird. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

20.23


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich nun Frau Bundesministerin Leonore Gewessler zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Frau Bundesministerin.



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20.23.55

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Werte Zuseher, Zuseherinnen zu späterer Stunde! Wir setzen mit dieser Novelle im Patentrecht – und ich beginne heute mit dem Tagesordnungspunkt 18 – zwei Dinge um, nämlich einerseits das Europäische Einheitspatent und eine Verschärfung unserer schon strengen Regeln gegen Patente auf Leben.

Was ändert sich konkret? – Ich möchte, weil es eine große Novelle des Patent­rechts ist, auf die wesentlichen Eckpunkte des Gesetzentwurfes auch tatsächlich eingehen. Es geht um drei Teile.

Erstens: das neue Einheitspatent. Dieses bringt – es wurde schon erklärt – für die Erfinderinnen, für die Erfinder, für die innovativen Unternehmen in unserem Land wirklich deutliche Verbesserungen. Mit diesem Einheitspatent können sie in Zukunft in einem Schritt Patentschutz in 17 europäischen Ländern erlangen. Wir schaffen damit wirklich einen einheitlichen europäischen Patentraum. Das ist eine echte Vereinfachung, die lange gefordert wurde und die nach jahrzehn­te­langer Arbeit – herzlichen Dank an die wirklich sehr motivierten, engagierten und offenbar extrem hartnäckigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Patent­amts! – mit 1. Juni 2023 als gemeinsamer Patentraum für Europa Realität wird. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Der zweite Teil dieser Novelle: Wir schließen Lücken beim Schutz der Natur vor Patentierbarkeit. Österreich ist hier seit Langem Vorreiter. Das macht sich auch in der europäischen Debatte bemerkbar. Diese Rolle wollen wir auch weiter ausbauen, und das tun wir mit dieser Novelle. Natürliche Pflanzen und Tiere dürfen nicht patentiert werden. Dieser Gesetzentwurf stellt klar: Das gilt für alle Formen der konventionellen Züchtung. Pflanzen und Tiere sind unsere Natur, das ist unsere Lebensgrundlage, die muss allen zur Verfügung stehen und darf eben durch Patente nicht versperrt und der Allgemeinheit entzogen werden. Österreich schafft da sehr klare und auch sehr rechtssichere Regeln. (Zwischenruf


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des Abg. Deimek.) Das ist wichtig für viele Menschen, für den Schutz der heimischen Bäuerinnen und Bauern, zum Schutz unserer Lebensmittelsicherheit und natürlich auch für die Artenvielfalt.

In Verbindung damit sollen in Ergänzung zu den Verpflichtungen aus dem soge­nannten Nagoyaprotokoll auch ergänzende Informationspflichten über genetische Ressourcen oder traditionelles Wissen, deren örtliche Herkunft beziehungsweise Quelle für Patentanmeldende eingeführt werden.

Der dritte Teil ist ein Teil, bei dem es beim Patentrecht um Beschleunigung und Vereinfachung der Verfahren vor dem Patentamt geht. Das klingt jetzt alles extrem technisch. Es macht für viele Menschen, die Patente anmelden, einen deutlichen Unterschied. Wir konzentrieren die Förderung von Recherchen und Gutachten auf neue Erfindungen, soweit sie nach dem im Patentgesetz geregel­ten Verfahren durchgeführt werden. Wir lösen die Frage der Ähnlichkeitsrechte aus dem Markenanmeldeverfahren. Die Erledigung von Zurückweisungen mangels Zahlung von Verfahrensgebühren wird durch den Vorsitzenden durch­geführt, nicht mehr durch Senate – auch das führt zu einer deutlichen Beschleunigung. Auch das Erfordernis von Zweitschriften entfällt zumindest bei den Onlineeinreichungen. – Wie gesagt, es sind technische Änderungen, die aber in der Realität einen großen Unterschied machen.

Als Ausfluss dieser Novelle und für das notwendige Zusammenspiel mit dem einheitlichen europäischen Patentraum braucht es natürlich auch eine einheitliche Gerichtsbarkeit. Vor diesem Hintergrund hat sich Österreich dazu entschlossen, eine Lokalkammer des Gerichts erster Instanz des Einheitlichen Patentgerichts zu errichten. Das ist wichtig, damit auch die Rechtsdurchsetzung noch einfacher wird, nämlich vor einem einzigen Gericht. Die Errichtung der Lokalkammer trägt somit einerseits zur Stärkung des Patentschutzes für die österreichischen Erfinderinnen und Erfinder bei, aber natürlich auch zur Stärkung des Amtssitzes Wien.


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Dazu gehört, dass wir das Protokoll über die Vorrechte und Immunitäten dieses internationalen Gerichts, des Einheitlichen Patentgerichts, auch heute hier im Nationalrat beschließen – mit den üblichen Regeln zu Immunitäten und Vorrechten –, damit nicht nur der einheitliche europäische Patentraum mit Juni 2023 beginnt, sondern auch das Einheitliche Patentgericht zeitgleich die Arbeit aufnehmen kann. (Abg. Deimek: Genau dieses Gericht wird dann die internationalen Patente durchsetzen!)

Ich darf Sie um breite Unterstützung bitten und bedanke mich schon im Voraus herzlich dafür. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.28


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Georg Strasser. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.28.46

Abgeordneter Dipl.-Ing. Georg Strasser (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Die Pflanzen- und Tierzucht hat in den letzten Jahrzehnten, aber eigentlich schon in den letzten Jahrhunderten wertvolle Dienste geleistet. Auf der einen Seite ist sie für die wertvollen Lebensmittel, die wir weltweit genießen können, verantwortlich. Da geht es um die Qualitätsfragen, da geht es aber auch um Mengenfragen. Die vielfältigen Nutzpflanzen, die es zum Beispiel gibt, sind ein Beitrag zur Biodiversität, und letztendlich hat die Pflanzen- und Tierzucht einen ganz großen Beitrag dazu geliefert, dass wir weltweit die Versorgung mit Lebensmitteln überwiegend sicherstellen können und dass dort, wo Hunger ist, Potenzial zu finden ist, dort die Situation noch zu verbessern – über neue Züchtungsmethoden, über neue genetische Varianten, die zum Beispiel aufgrund von Trockenheitsresistenz dann mehr Erträge bringen.

Die rechtliche Situation ist eigentlich bisher ganz gut organisiert – historisch gewachsen –; es gibt für die Züchter und für die Anwender an und für sich ganz


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klare Spielregeln, die auch rechtlich verankert sind. In den letzten Jahren hat sich aber eine Praxis eingeschlichen: Die schaut so aus, dass große Unternehmen – und das hat Kollege Deimek recht gut umschrieben – die Patente auf Pflanzen und auch auf Tiere sozusagen ausgeweitet haben. Unser heutiges Reformpaket beinhaltet auch diesen Teil, dass wir dieser Entwicklung, die europäisch und global festzustellen ist – dass Pflanzen und Tiere patentiert werden –, Einhalt gebieten wollen. Das ist das Ziel, weil wir die Patentierung von Pflanzen und Tieren ablehnen. Das ist unsere gemeinsame Position (Abg. Deimek: Das wäre ... genau!), und das ist auch eine gemeinsame Position mit Kollegen Deimek: Wir sagen Nein zur Patentierung von Pflanzen und von Tieren.

Aus diesem Grund: Auch wenn es nur ein nationales Gesetz ist, glaube ich, dass das ein Schritt in die richtige Richtung ist, weil es vor allem die Pflanzenzüchter in Österreich stärkt. Es ist nicht nur die Arche Noah, sondern es ist auch die Zucht Austria - - (Abg. Deimek: Saatgut!) – Saatgut Austria, die sich dieses Gesetz wünscht. Das honorieren wir, und darum ist das eine gute Sache. Es stärkt aber auch Bäuerinnen und Bauern, weil sie in der Anwendung mehr Sicherheit bekommen.

Herr Kollege Deimek, normalerweise ist Ihnen als FPÖ die europäische Recht­setzung ja nicht so wichtig, aber heute ist sie Ihnen ganz wichtig. Das ist ein bisschen ein Widerspruch: Kollege Deimek bezieht sich auf europäisches Recht. (Abg. Deimek: ... wichtig, wenn sie uns schadet! – Zwischenruf des Abg. Stefan. – Abg. Martin Graf: Da sieht man, was das für undifferenzierte Standpunkte ...!)

Jetzt sage ich: Dieser Gesetzentwurf – und darum ist es klasse, dass die NEOS mitgehen – ist vor allem auch ein Statement in Richtung Europa, dass wir unsere Standards in Europa etablieren wollen – und nicht nur in Europa, sondern global. Wir schaffen Fakten für die folgenden Diskussionen. Darum bin ich verwundert, dass Sie (in Richtung FPÖ) da nicht mitgehen, obwohl wir das gleiche Ziel haben.

Den anderen Fraktionen ein herzliches Dankeschön fürs Mitgehen! Es ist absolut ein Schritt in die richtige Richtung. (Abg. Deimek: ... Koalitionstreue!) Vielen Dank,


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Frau Bundesministerin, und allen, die mitgearbeitet haben! – Einen schönen Abend. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.32


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Clemens Stammler. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.32.31

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ganz besonders möchte ich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arche Noah auf der Galerie begrüßen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

1996 erntet ein kanadischer Farmer namens Percy Schmeiser sein Rapsfeld ab und behält sich Saatgut für die nächste Saison zurück. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ist, dass dieses Saatgut aus seinem Feld eine Mutation aus seinem Raps und dem Raps des Nachbarbauern ist, in diesem Fall war es Roundup-Ready-Raps der Firma Monsanto. 1997 klagt die Firma Monsanto Schmeiser auf Patentrechtsverletzung, auf Lizenzgebührenerstattung, und dieser Rechtsstreit zieht sich über ein Jahrzehnt. Schmeiser widmet daraufhin sein Leben dem Ziel, Saatgut wirklich frei zugänglich für die Welt zu machen; er erhält auch den alternativen Nobelpreis.

Man denkt sich: in Europa unmöglich oder undenkbar! – Dem ist nicht so, wie wir in jüngster Vergangenheit lernen mussten. Carlsberg und Heineken melden Patente an; sie versuchen, Patente auf Braugerste zu bekommen, und gefährden damit die Vielfalt und vor allen Dingen das Handwerk, kleine Brauereien, kleine Bäuerinnen und Bauern, die nicht einmal sicher sein können, dass sie nicht eventuell absolut per Zufall, durch Zufallsmutagenese eine Patentrechtsver­letzung begehen.


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Dieser Gesetzentwurf macht es sich zur Aufgabe, diese Lücke zu schließen. Und ja, es ist richtig, dass es ein nationales Gesetz ist, aber es würde einer Selbstauf­gabe gleichen, wenn wir uns dem Ganzen einfach hingeben würden und Unrecht nicht als Unrecht erkennen wollten. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Strasser.)

Es geht gerade jetzt, in dieser Zeit, in der wir viel über Krisen, über Ernährungs­souveränität, über Versorgungssicherheit sprechen, um nicht weniger als darum: Es ist eine Art Versorgungssicherheit, eine Pflanzenvielfalt zu bewahren, eine Saatgutvielfalt zu bewahren, kleine Betriebe zu schützen, denn das stellt eigent­lich erst den Souverän eines Staates her. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.35 20.35.35


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ist seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Wir gelangen zunächst zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 17: Antrag des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digitalisierung, den Abschluss des Staatsvertrages: Protokoll über die Vorrechte und Immunitäten des Einheitlichen Patentgerichts, in 1903 der Beilagen gemäß Artikel 50 Abs. 1 Z 1 Bundes-Verfassungsgesetz zu genehmigen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 18: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Patentverträge-Einführungsgesetz, das


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Patentgesetz, das Gebrauchsmustergesetz sowie weitere Gesetze geändert werden, samt Titel und Eingang in 1955 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Auch das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung angenommen.

20.36.4919. Punkt

Bericht des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digitalisierung über die Regierungsvorlage (1927 d.B.): Bundesgesetz, mit dem ein FWIT-Rat-Gesetz erlassen wird und das Forschungs- und Technologieförderungsgesetz, das Forschungsorganisationsgesetz, das Innovationsstiftung-Bildung-Gesetz, das FTE-Nationalstiftungsgesetz sowie das Universitätsgesetz 2002 geändert werden (FWIT-Rat-Errichtungsgesetz – FREG) (1997 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zum 19. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Bereits am Rednerpult ist Frau Abgeordnete Mag.a Dr.in Petra Oberrauner. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.37.13

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! Ich darf die Gelegenheit nutzen, um mich vorab beim Rat für Forschung und Technologieentwicklung zu bedanken, weil uns die jährlichen Berichte immer eine ausgezeichnete Orientierung über den aktuellen Stand der Forschung und des Technologiestandortes Österreich geben.


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Was die Zusammenlegung des Wissenschaftsrates und des Forschungs- und Technologieentwicklungsrates betrifft, haben wir einige offene Fragen, und zwar: Das Hauptziel dieser Zusammenlegung wäre eigentlich die Einsparung von Kosten gewesen. Wir haben uns mit dieser Vorlage genau befasst und nicht gesehen, dass die finanzielle Ausstattung im Gesetzentwurf explizit geregelt wäre. Dass die Zusammenarbeit garantiert, Geld zu sparen, können wir bislang nicht sagen – das ist eine Behauptung der Regierung, und wir können das auch nicht nachvollziehen, weil wir keine Kriterien dazu haben.

Wir haben immer großen Wert auf Governance gelegt, und wir hätten uns immer gewünscht, dass ein Ministerium zuständig ist und sozusagen diese Bereiche übernimmt und sich dann natürlich – so wie auch im Rat mit der Besetzung der Mitglieder vorgesehen – transversal mit den anderen Ministerien abstimmt. Das sehen wir nicht, und wir sehen auch nicht, warum ein Forschungs­rat, der ein Beirat sein soll, einen Aufsichtsrat braucht. Über diesen Punkt sind wir besonders gestolpert, denn wenn man einen Aufsichtsrat braucht, hat man normalerweise sehr viel Geld zu vergeben oder zumindest sinnvolle Inves­titio­nen mit Geld zu machen.

Warum dieser Aufsichtsrat? – Das erklärt sich uns bis heute nicht. Wir wissen nicht, was er für Aufgaben außer der Kontrolle hat. Aber wen kontrolliert er und warum kontrolliert er? Es kann natürlich auch ein Geschäftsmodell dahinter­stehen, in dem Sinn, dass durch diese neue Zusammenlegung auch die Funktion entsteht, Forschungsgelder zu vergeben – aber das geht aus diesem Punkt nicht klar hervor. (Abg. Niss: Das ist eine Verschwörung!)

Aus diesem Grund können wir diesem Antrag nicht zustimmen, weil einfach zu viele Dinge offen sind. Auch wenn eine Zusammenführung zweier verwandter Interessensgebiete erfolgreich sein kann: Das gehört viel besser und viel nach­vollziehbarer gemacht, vor allem wenn man davon ausgeht, dass man sparen will. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.39



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Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich darf Herrn Bundesminister Dr. Martin Polaschek sehr herzlich im Plenarsaal begrüßen und bitte nun Frau Mag.a Dr.in Maria Theresia Niss – Sie hätten wirklich bleiben können (in Richtung der sich wieder zurück zu ihrem Sitzplatz begebenden Abg. Niss) – ans Rednerpult. – Bitte, Frau Abgeordnete.


20.39.55

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher zu später Stunde! Puh, das klingt jetzt wirklich ein bisschen nach einer Verschwörungstheorie, muss ich ganz ehrlich sagen. Es freut mich nämlich auch, dass dieser Gesetzentwurf – dieses Rätegesetz, wie wir es nennen – breite Zustimmung findet. Die Gründe, die die SPÖ findet, um trotzdem dagegenzustimmen, nämlich dass damit irgendwie Gelder vergeben werden sollen, dass es keine Einsparung gibt und dass es keine Zuständigkeit eines Ministeriums gibt, sind ehrlich gesagt wirklich ein bisschen absurd, denn es ist ja gut und wichtig, dass die Vertreter unter­schiedlicher Ministerien hineingesandt werden, weil es ja ganz ehrlich gesagt ein Beratungsorgan für die gesamte Bundesregierung ist. Ich glaube, dass das im Bereich der Forschung und Wissenschaft auch extrem notwendig ist.

Vielleicht noch einmal: Ich freue mich wirklich, dass wir heute das Gesetz für einen gemeinsamen Forschungs- und Wissenschaftsrat, wie man ihn im alltäglichen Gebrauch nennen wird – ein bisschen einfacher als FWIT-Rat –, beschließen. Wie gesagt soll dessen hauptsächliche Aufgabe darin bestehen, die österreichische Bundesregierung, natürlich auch einzelne Minister, aber wirklich das gesamte Organ der Bundesregierung, in Fragen der Forschung, der Wissen­schaft und der Erschließung der Künste zu beraten.

Wir machen eine Strukturbereinigung, indem wir den jetzigen Rat für Forschung und Technologieentwicklung, den Wissenschaftsrat und den ERA-Council-Rat


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zusammenlegen. Ich möchte mich hier auch ausdrücklich bei allen Räten für ihre Arbeit in der Vergangenheit bedanken.

Ich glaube, wir machen diese Strukturbereinigung gerade in einer Zeit großer Herausforderungen – ich sage nur: Stichwort grüne und digitale Transformation. Das ist natürlich für ein Land wie Österreich, das extrem forschungsintensiv ist, aber natürlich auch einen starken Wirtschaftsstandort mit forschungsintensiven Unternehmen hat, ganz, ganz wesentlich. Wir haben starke Spin-offs, wir haben aber auch eine starke, forschungsintensive Wirtschaft.

Wir haben auch internationale Unternehmen, die wichtige Forschungsaktivitäten nach Österreich verlegt haben. Ich glaube, gerade deswegen brauchen wir ein breites Gremium, das gut und international besetzt ist, das ein breites Wissens­gebiet in Bereichen der KI, der Quantentechnologie, der Energie – natürlich –, der Transformation, aber auch in den einzelnen Forschungsbereichen hat. Wir werden also Experten aus der Grundlagenforschung brauchen, wir werden Experten aus der angewandten Forschung brauchen, und wir werden auch Exper­ten für diesen Wissenstransfer brauchen, nämlich um die Ergebnisse von guter, exzellenter Grundlagenforschung in marktfähige Produkte überzuleiten. Das werden wir mit diesem Wissenschafts- und Forschungsrat auch umsetzen.

Ich glaube – noch einmal –, dass das wirklich wesentlich ist, damit wir auch eine zukunftsorientierte Politik machen können. Das ist für uns wesentlich, denn unser Wohlstand, unsere Wertschöpfung ist genau auf diesem Thema, auf forschungsintensiven Unternehmen aufgebaut. Wir sind kein Me too, es gibt keine Billigproduktion in Österreich, sondern unsere Wertschöpfung liegt vor allem in diesem Bereich Forschung und dann auch in der Anwendung der Ergebnisse in der Produktion.

Zur Zusammensetzung: Ich glaube, es ist gut und wichtig, dass wir da ein breites Gremium haben. Es ist, glaube ich, auch wichtig, dass ein Mitglied des Bundes­kanzleramts in Zusammenarbeit mit dem Vizekanzler entsandt wird. Das


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zeigt auch, wie hoch sozusagen das Gremium angesiedelt ist. Ich glaube, es ist auch gut, dass das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft vertreten ist, das doch auch sehr stark im Bereich der angewandten Forschung ist und durch die Transformationsoffensive zusätzliche Forschungsgelder zur Verfügung hat. Auch deswegen glaube ich, dass wir da die richtige Regelung getroffen haben.

Vielleicht ganz kurz noch zum Abänderungsantrag der FPÖ, der von Ihnen wahrscheinlich nachher eingebracht wird, demzufolge Sie Mitarbeiter und Funktionäre einer gesetzlichen Interessenvertretung von einer Mitgliedschaft oder einer Arbeit im Rat ausschließen wollen: Einerseits haben wir das Thema Mitarbeiter von Interessenvertretungen in den Erläuterungen geregelt, und andererseits sind Funktionäre, ganz ehrlich gesagt, für uns wichtig. Wir wollen eben Vertreter von forschungsintensiven Unternehmen und deren Expertise im Rat haben.

Meine Damen und Herren, der heutige Beschluss dieses Gesetzes freut mich aber vor allem auch deswegen, weil wir damit alle Punkte im Bereich der Forschung, die wir uns im Regierungsprogramm vorgenommen haben, umgesetzt haben. Wir haben nicht nur die Governance in der Forschungsförderung geregelt und für die Forschungseinrichtungen sowie für die Agenturen der Forschungsförde­run­gen eine wirklich langfristige Planungssicherheit geschaffen, sondern wir haben auch mit der FTI-Strategie 2030 eine wirklich zukunftsorientierte Forschungs­strategie aufgestellt.

Wir haben die Exzellenzinitiative in der Grundlagenforschung umgesetzt. Wir haben mit dem Transformationsfonds mit einem Volumen von 6 Milliarden Euro eine Technologie- und Klimaoffensive installiert, um unseren Standort auch wirklich nachhaltig für die Herausforderungen der Zukunft aufzustellen. Wir haben das Austrian Micro Data Center geschaffen, in dem in Zukunft Daten der Statistik Austria, aber auch von diversen Ministerien Forscher:innen zugänglich gemacht werden sollen und die Basis für eine evidenzbasierte Politik sein sollen. Wir haben die Geosphere Austria, ein erstklassiges Zentrum für Klimaforschung


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und Daseinsvorsorge, geschaffen. Zu guter Letzt haben wir mit einer nachhal­tigen Finanzierung des Fonds Zukunft Österreich eine unabhängige Forschungs­för­derung für unterschiedliche Schwerpunkte – auch da wieder KI oder die Themen Energie und Datensicherheit – sichergestellt.

Sie sehen also, wir haben intensiv gearbeitet. Ich glaube, wir können mit Recht sagen, dass wir gerade in Zeiten eines besonders rauen Umfelds auch den Forschungs- und den Wirtschaftsstandort nachhaltig für die Zukunft auf­stellen. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Künsberg Sarre.)

20.46


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Dr. Martin Graf. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


20.46.32

Abgeordneter Mag. Dr. Martin Graf (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Ich glaube, es gibt nur mehr wenige Abgeordnete, die in der Zeit dieser beiden Räte, die wir heute zusammenlegen, auch aktiv hier im Hohen Haus tätig gewesen sind. Der Herr Bundesminister wird noch aus seiner universitären Laufbahn wissen, wie denn die Genesis gewesen ist.

Ich bin relativ stolz darauf, dass im Jahr 2001 der Forschungs- und Techno­logierat mit einem Initiativantrag – ich betone das auch immer wieder – imple­mentiert worden ist. Er ist also nicht aufgrund einer Regierungsvorlage, sondern wirklich aus dem Parlament gekommen und hat eine wichtige Funktion erfüllt. Der Wissenschaftsrat war, wenn sich manche – Frau Kollegin Kuntzl war seinerzeit auch bei der Diskussion im Parlament dabei – zurückerin­nern wollen, ein Wunsch der Universitäten anlässlich der Implementierung des UG 2002, als übergeordnetes Beratungsorgan der Regierung und der Univer­sitäten selbst.


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Ich glaube, beide Räte haben – deswegen haben sie auch eine solch lange Bestandsdauer von über 20 Jahren gehabt, was in dieser schnelllebigen Zeit beachtlich ist – ihre Berechtigung gehabt und haben ausgezeichnete Leistung erbracht, zumal es auch eine sehr zersplitterte Forschungs­förder­struktur, Forschungsinfrastruktur und Forschungsinstitutionenstruktur in Österreich gibt – auf viele Ministerien verteilt. Es sitzen bloß zwei Minister hier, aber eigentlich könnten vier oder fünf Minister hier sitzen und mitreden.

Es war auch bei großen Reformvorhaben, die sie ja begleitet haben, wichtig, sich auch tatsächlich mit Expertise einzudecken, die andere Sichtweisen aus den jeweiligen Gesichtspunkten heraus darlegt. Daher haben diese Räte ihre Zeit gehabt. Ich bin dankbar und froh, dass alle, die da in den letzten 20 und mehr Jahren mitgewirkt haben, hervorragende Leistungen auch für uns als Parlamen­tarier erbracht haben, aber auch für die Ministerien, für die Industrie, für die Wirtschaft und letztlich auch für die Mitarbeiter viel beigetragen haben.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei allen, die in diesen 20 und mehr Jahren in diesen Räten tätig gewesen sind, herzlich bedanken – auch bei den Geschäfts­stellenmitarbeitern, die hervorragende Entwürfe, Inspirationen, aber auch Beratungen geleistet und Österreich dorthin gebracht haben, auch im Wissen­schafts- und Forschungsbereich, wo wir heute sind. Das ist doch ganz schön beachtlich, denn ich komme noch aus einer Zeit, in der wir 0,4 Prozent und Ähnliches des BIPs in die Forschung hineingesteckt haben. Das ist doch beacht­lich gestiegen.

Alles hat aber seine Zeit, und wir, auch meine Partei, haben schon relativ zeitig erkannt, dass es Sinn macht und einen Zweck hat, nach der Implementierung des UG 2002 – die grosso modo durchaus erfolgreich gewesen ist – und nach dem Ausrollen der vielen, vielen Förderinstitutionen und auch dem Institutionen­ausbau, den wir haben, diese Räte zu reformieren, zusammenzulegen. Wir waren daher, glaube ich, bei den Ersten, die vor ungefähr acht Jahren schon massiv daran gedacht haben und Anträge eingebracht haben, da Zusammenlegungen


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anzudenken, da eben die Zeit das auch verlangt. Wir haben das im Regierungs­programm der letzten Regierung gehabt, es wurde nicht umgesetzt. Jetzt wird das gemacht, ich bin dankbar dafür.

Man kann natürlich über die Form, wie alles zustande kommt und in welcher Form man Institutionen implementiert, geteilter Meinung sein. Das war ich damals schon. Ich kenne das aus der Opposition und aus der Regierungszeit mit großen Diskussionen. Ich glaube, in diesem Punkt ist es im Großen und Ganzen sekundär, ob jetzt ein Aufsichtsrat und ein Gremium von dort und da beschickt werden. Ich glaube, wichtig ist, dass man eine einheitliche Institution schafft und diese möglichst mit einer breiten politischen Rückendeckung auch hier im Parlament versorgt, damit man die Tätigkeit gut aufnehmen kann.

Deswegen werden wir dieser Vorlage zustimmen, weil wir auch daran glauben, dass es auf der einen Seite eine wesentliche Verbesserung für den tertiären Bildungsbereich sein kann, aber auch maßgeblich für die Forschung und Technologieentwicklung in unserem Land ist, um auch die nächsten Innova­tionen gut zu begleiten. – Das vorweg.

Wir bringen aber einen Abänderungsantrag ein, denn es ist jetzt natürlich fast wieder großkoalitionär zugegangen, und ein Punkt, den wir früher an sich nicht in dieser Form so verankert gehabt hatten, der uns bei all diesen Dingen stört – wir sind nach der letzten Universitätsratsbeschickung gebrannte Kinder –, ist, dass die gesetzlichen Interessenvertreter, deren Funktionäre und Mitarbeiter in unserem Land, in unserer Republik schon wieder überbordenden Einfluss bekommen. Das halten wir nicht für sinnvoll.

Es gibt auf der einen Seite Unvereinbarkeitsbestimmungen mit politischen Funktionen, die wir für sinnvoll erachten, und daher wollen wir auch, dass wir da eine Schranke setzen. Die gesetzlichen Interessenvertreter haben schon im Gesetz mitgegeben, dass sie Lobbyisten sind und ohnehin ständig in den Minis­terien den Fuß in der Türe haben. Wir brauchen sie nicht auch noch in den Beratungsgremien, daher stellen wir folgenden Antrag:


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Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kollegen und Kolleginnen

Der oben bezeichnete Gesetzentwurf wird wie folgt geändert:

1. In Art. 1 § 4 Abs. 4 wird folgende neue Z 6 angeführt:

„6. Mitarbeiter und Funktionäre einer gesetzlichen Interessenvertretung.“

*****

Damit wäre sichergestellt, dass die gesetzlichen Interessenvertretungen, Kam­mern – wenn man das im weitesten Sinne so verstehen möchte–, nicht überbordenden Einfluss in unserem Land bekommen. Ich glaube, dass das gut und sinnvoll ist, da ich nach wie vor unabdingbar die Meinung vertrete, dass sich Innovation und Kammerfunktionärstätigkeit per se ausschließen. Wir hätten dies gerne verankert und werben um breite Zustimmung zum Zusatz­antrag. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

20.53

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

des Abgeordneten Dr. Martin Graf

und weiterer Abgeordneter

zu Top 19), Bericht des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digitalisierung über die Regierungsvorlage (1927 d.B.): Bundesgesetz, mit dem ein FWIT-Rat-Gesetz erlassen wird und das Forschungs- und Technologieförderungsgesetz, das For­schungs­organisationsgesetz, das Innovationsstiftung-Bildung-Gesetz, das FTE-National­stif­tungsgesetz sowie das Universitätsgesetz 2002 geändert werden (FWIT-Rat-Errichtungsgesetz – FREG) (1997 d.B.)


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Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der oben bezeichnete Gesetzesentwurf wird wie folgt geändert:

1.         In Artikel 1 § 4 Abs. 4 wird folgende neue Z 6 angefügt:

 „6. Mitarbeiter und Funktionäre einer gesetzlichen Interessenvertretung.“

Begründung

Es besteht ein berechtigter Zweifel an der Entsendungsmöglichkeit von Mitarbeitern und Funktionären einer gesetzlichen Interessenvertretung in die Ratsversammlung des neu zu errichtenden Forschungs-, Wissenschafts-, Innovations- und Technologieentwicklungsrat („FWIT Rat“). Aus diesem Grund soll dies - wie auch für Funktionäre politischer Parteien – gesetzlich ausgeschlossen werden.

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Abänderungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht. Er steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Mag.a Eva Blimlinger. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.54.00

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschir­men! Es ist mir wirklich eine große Freude, dass wir heute mit breiter Mehrheit dieses Rat-Gesetz, FWIT-Rat-Gesetz, also – um genau zu sein – das Forschungs-, Wissenschafts-, Innovations- und Technologieentwicklungs-Rat-Gesetz beschließen.

Es ist sozusagen, wenn Sie so wollen, der letzte Puzzlestein – meine Kollegin Theresia Niss hat das schon angesprochen – in einem großen, wichtigen Paket


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der Forschungs- und Innovationspolitik, das wir uns ja im Regierungsprogramm vorgenommen haben. Da kann ich wirklich mit Stolz sagen, dass wir dieses Paket, so wie wir es im Regierungsprogramm normiert haben, tatsächlich erledigt haben.

Es freut natürlich immer sehr, wenn man sich diesen gesamten Bereich ansieht. Der beginnt eben beim Forschungsfinanzierungsgesetz, bei der FTI-Strategie 2030, beim ersten FTI-Pakt 21 bis 23 und – was mir besonders am Herzen gelegen ist – bei der Einrichtung des Austrian Micro Data Centers, die noch immer auf Verordnungen beruht.

Da muss ich beim Ministerium – nicht bei diesem Ministerium, aber bei (in Richtung Bundesministerin Gewessler weisend) diesem Ministerium – einmahnen, dass die dazugehörigen Verordnungen noch fehlen und somit die Forschung da ein bisschen erschwert wird. (Beifall der Abgeordneten Disoski und Brandstätter.) Also da würde ich darum bitten, dass Sie Ihre Kollegen, Kolleginnen von der Bundesregierung daran erinnern, dass die Verordnungen für das Austrian Micro Data Center dringend notwendig sind.

Wir lösen damit die zwei Räte auf. Ich muss ehrlicherweise sagen, in meiner Zeit als Rektorin – Kollege Polaschek wird mir vielleicht zustimmen– war es immer ein bisschen mühsam für die Universitäten und Forschungseinrichtungen, mit den beiden Räten zu agieren, weil da durchaus unterschiedliche Interessenlagen vorlagen. Natürlich haben wir das gemacht, aber ich glaube, dass es im Sinne der Forschung und Innovation ist, dass es nur mehr einen dieser Räte gibt, der wirklich breit aufgestellt ist.

Die Argumente, die von der SPÖ kommen, warum sie da nicht zustimmen, sind – ich muss es leider so sagen – etwas hanebüchen, denn es gibt natürlich eine Einsparung, und natürlich ist es ein kräftiges Zeichen für die Wissenschaft, für die Forschung und die Innovation. Also ich kann es nicht nachvollziehen. Wenn es eine gute Begründung gegeben hätte, vielleicht, aber diese Begründung ist es sicherlich nicht.


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Ich möchte mich an dieser Stelle – das geschieht, finde ich, viel zu selten – bei Theresia Niss, mit der ich das gemeinsam erarbeitet habe, aber vor allen Dingen bei Hubertus Schmid-Schmidsfelden, der damals noch im Kabinett von Minister Faßmann, dann bei Kollegen Polaschek war, aber jetzt in der Akademie der Wissenschaften ist, und bei Eva-Maria Titz, die im Kabinett von Frau Bundes­minister Gewessler ist, wirklich sehr herzlich bedanken, weil die beiden in einer wirklich schwierigen Situation, in der es ganz unterschiedliche Interessen zu vereinen gibt, immer einen klaren Kopf bewahrt haben und immer geschaut haben, dass wir uns dem wirklichen Erfolg nähern – und das ist auch gelungen. Ihnen beiden und Theresia Niss gilt mein besonderer Dank.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Ottakringer Bach durch den autofreien Heldenplatz fließen muss. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

20.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Mag. Martina Künsberg Sarre. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.57.49

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben lange auf die Zusammenlegung der beiden Räte gewartet, und es ist sehr erfreulich, dass das heute beschlossen werden kann.

Die Kritik, die ich schon im Ausschuss angebracht habe, ist, dass es schade ist, dass der Vorsitzende nicht innerhalb des Rates von den Mitgliedern des Rates gewählt wird, sondern vom Bundeskanzler und vom Vizekanzler ernannt und bestimmt wird. Das ist schade.

Wir geben dem Ganzen aber eine Chance, weil wir glauben, dass es etwas werden wird, werden kann. Es liegt aber jetzt an den Regierungsfraktionen, da wirklich gute Räte, Ratsmitglieder zu finden, die auch eine Kraft entwickeln und unabhängig Empfehlungen aussprechen können. Entweder wird es etwas mit


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dem Rat oder nicht, und er kann nur etwas werden, wenn Sie ihn auch unabhän­gig arbeiten lassen. Beispielsweise ist es auch bei Entscheidungen wie dem Idsa in Linz Aufgabe eines Forschungs- und Wissenschaftsrates, da auch klar Kante zu zeigen, wie vielleicht eine hochschulische Einrichtung anders aufgesetzt wer­den kann.

Also ich ersuche beide, oder die Bundesregierung, da kluge Entscheidungen zu treffen, wen Sie in den Rat nehmen und auch wen Sie in den Aufsichtsrat nehmen. Wir werden uns das sehr genau anschauen, aber wir freuen uns, dass die Zusammenlegung gelungen ist. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Disoski.)

20.59


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich nun Herr Bundesminister Dr. Martin Polaschek zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Herr Bundesminister.


20.59.29

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Es geht eben darum, die öster­reichische Innovationslandschaft bestmöglich auf die kommenden Herausfor­derungen vorzubereiten. Wir brauchen deshalb ein Beratungsgremium, ein Beratungsgremium für die gesamte Bundesregierung, und deshalb kommt es eben zur Auflösung der bisherigen Räte und zur Schaffung eines neuen Rates, der die Bundesregierung zur Steigerung der Innovationskraft und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Österreich beratend unterstützen wird.

Ich darf noch einmal daran erinnern, dass unter anderem folgende Ziele des Rates im Gesetz verankert sind: die Stärkung des FTI-Standortes Österreich, um zum internationalen Spitzenfeld aufschließen zu können; die Verbesserung des


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Wissenstransfers zwischen Forschung, Wissenschaft, Innovation und Tech­nologieentwicklung sowie Entwicklung und Erschließung der Künste, der Wirt­schaft und der Gesellschaft; sowie auch die Stärkung des Bewusstseins für Forschung und des Wissens über Wissenschaft, Innovation und Technologie­entwicklung der Zivilgesellschaft.

Dieser neue Rat wird als Rat der Bundesregierung allen Regierungsmitgliedern und auch den Staatssekretärinnen und Staatssekretären zu Verfügung stehen und umfassend in den Themen Wissenschaft, Forschung, Innovation und Technologieentwicklung beraten. Diese Beratung erfolgt natürlich inhaltlich autonom und weisungsfrei, um evidenzbasierte Politikentscheidungen zu unterstützen.

Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird künftig den größten Anteil des Rates finanzieren, und ich werde in Abstimmung mit meinen Ministerkolleginnen und -kollegen sechs von zwölf Rätinnen und Räten nominieren. Die Geschäftsführung des neuen Rates soll durch den Aufsichtsrat ausgeschrieben und bestellt werden. Die Bediensteten der beiden Geschäfts­stellen, des RFTE und des Wissenschaftsrates, werden im Sinne der Rechts­nachfolge in die neue Geschäftsstelle übernommen.

Was die Kosten betrifft: Schon 2023, also mit diesem Jahr, werden sich die Gesamtkosten von rund 2 650 000 Euro auf ungefähr 2 340 000 Euro redu­zieren, und diese Kosten werden in den nächsten Jahren weiter zurückgehen. Angestrebt wird, dass der Kostenrahmen für den Rat künftig ungefähr 2 Mil­lionen Euro pro Jahr betragen wird. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Nachdem mit der Verabschiedung des Forschungsfinanzierungsgesetzes, der FTI-Strategie 2030, des ersten FTI-Pakts 2021–23 sowie des zweiten FTI-Pakts 2024–26, aber auch mit der Errichtung des Austrian Micro Data Centers bei der Statistik Austria eine große Governancereform im FTI-Bereich gelungen ist, soll nun auch mit der Zusammenlegung der Räte im Bereich Wissenschaft,


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Forschung und Innovation ein letzter noch fehlender Meilenstein dieser Governancereform umgesetzt werden.

Sie sehen, wir haben ein rundes Paket auf die Beine gestellt. Bestehende Fachexpertise wird gebündelt und Einsparungspotenzial wird genützt. Die Bundesregierung erhält darüber hinaus ein zentrales Expertengremium zur Beratung in den Bereichen Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung, von der wir alle profitieren werden. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

21.03


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesministerin Gewessler. – Bitte sehr, Frau Minister.


21.03.18

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Herr Präsident! Lieber Herr Minister Polaschek! Liebe Abgeordnete! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auch bei diesem Tagesordnungspunkt! Egal um welche Herausforderungen es sich handelt – Klimakrise, Energiekrise, Pandemie; wir hatten davon in den letzten Jahren nicht wenige –, um die Herausforderungen zu lösen und insbesondere um die Herausforderungen der Zukunft zu lösen, brauchen wir Wissenschaft und Forschung, und zwar nicht nur aufgrund der Ergebnisse, die Wissenschaft und Forschung liefern, sondern weil wir als Politikerinnen und Politiker auf die Beratung angewiesen sind.

Wenn wir uns anschauen, wie rasant die Klimakrise voranschreitet, dann zeigt uns das jedes Jahr noch anschaulicher, was auch Klimaaktivisten und -aktivis­tinnen schon lange betonen, nämlich wie wichtig die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik ist. Wissenschaft und Politik müssen einander verste­hen, sie sind letztlich aufeinander angewiesen. Es hat sich aber gezeigt, dass wir mit Mut und Entschlossenheit und mit enger Zusammenarbeit auch in kurzer Zeit viel erreichen können. Aus diesem Grund sind Beratungsgremien im Bereich


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der Forschung und Technologieentwicklung so wichtig. Das hat der bisher bestehende Rat, oder die bisher bestehenden Räte, in meinem Fall der Rat für Forschung und Technologieentwicklung, mit einer zentralen Scharnierfunktion wirklich wunderbar gemacht. Er kann wissenschaftliche Erkenntnisse und Forschungsergebnisse an die Politik kommunizieren, umgekehrt aber auch politische Fragestellungen an die Wissenschaft vermitteln.

Wir haben uns im Regierungsprogramm vorgenommen – und mit diesem Gesetz lösen wir das ein –, die beratenden Organe, die eben schon bisher bestanden haben – und ich möchte mich wirklich auch an dieser Stelle für die herausra­gende Arbeit bedanken –, diese Gremien zu einem Rat zusammenzulegen, der die gesamte Bundesregierung berät. Da wir jeden Tag mit den unterschiedlichsten Herausforderungen konfrontiert sind, egal ob es zur Energiesouveränität ist oder der Einsatz von KI, der neue Rat soll die gesamte Bandbreite – von der Inno­vation zur Grundlagenforschung oder umgekehrt von der Grundlagen­forschung zur Innovation – abbilden. Denn all diese Fragestellungen brauchen die gesamte Kette von der Grundlage in die Anwendung, um eben umfassende Lösungen zu bringen. Aus diesem Grund werden die zwölf Mitglieder der Ratsversammlung – Frau Oberrauner, das auf Ihre Frage – künftig von der gesamten Bundesregie­rung bestellt, auf Vorschlag des BMK sind das eben vier Mitglieder.

Frau Künsberg Sarre, ich bin mir über meine Verantwortung natürlich im Klaren und ich kann Ihnen nur versichern: Dieser Rat lebt von starken und unabhän­gigen Forschern und Experten, und Sie wissen, in meinem Fall liegt der Fokus auch ganz besonders auf starken und unabhängigen Forscherinnen und Exper­tin­nen, denn auch von ihnen haben wir in diesem Land sehr, sehr viele, und auch die brauchen die Sichtbarkeit. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Auch ich freue mich sehr, dass wir mit diesem Bundesgesetz den letzten Puzzle­stein aus dem Regierungsprogramm im Bereich Forschung in die Umsetzung bringen und realisieren. – Und liebe Abgeordnete Eva Blimlinger, das heißt natür­lich nicht, dass die Arbeit im Bereich Micro Data Center aus ist. Das ist mir


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klar, wir kennen das Problem, wir arbeiten daran. Die Arbeit in diesem Bereich ist nicht vorbei, sondern geht munter weiter, und das ist auch wichtig für die Forschung und Entwicklung, gerade in diesem Bereich.

Ich darf um breite Zustimmung ersuchen. Es ist ein gutes und ein wichtiges Gesetz und ein Meilenstein für die Politikberatung in Österreich. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

21.07 21.07.02


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Wünscht die Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das scheint auch nicht der Fall zu sein.

Dann kommen wir zur Abstimmung über den Gesetzentwurf in 1997 der Beilagen.

Dazu gibt es einen Zusatzantrag der Abgeordneten Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen.

Ich lasse daher zuerst über den Zusatzantrag und anschließend über den Gesetz­entwurf im Gesamten abstimmen.

Zusatzantrag der Abgeordneten Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen, betref­fend Artikel 1:

Wer dafür ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, daher abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein entsprechendes Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Mehrheit und damit angenommen.


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Wir kommen gleich zur dritten Lesung.

Wer das in dritter Lesung tut, wird um ein Zeichen der Zustimmung gebeten. – Das ist das gleiche Stimmverhalten. Damit ist der Gesetzentwurf auch in dritter Lesung angenommen.

21.08.0820. Punkt

Bericht des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digitalisierung über den Antrag 3236/A der Abgeordneten Eva-Maria Himmelbauer, BSc, Süleyman Zorba, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Telekommunikationsgesetz (TKG 2021), BGBl. I Nr. 190/2021, zuletzt geändert durch die Kundmachung BGBl. I Nr. 180/2022, geändert wird (2000 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zu Punkt 20 der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Erasim. Bei ihr steht das Wort. – Frau Abgeordnete, bitte sehr.


21.08.36

Abgeordnete Melanie Erasim, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Herr Bundesminister! Der vorliegende Antrag soll dazu dienen, im Telekommunikationsgesetz, mit dem wir bereits 2021 die Einführung eines öffentlichen Warnsystems beschlossen haben, die flankierenden Maßnahmen zu regeln.

Vor allem geht es um das Thema Kostenersatz. Jetzt, eineinhalb Jahre nach der ursprünglichen Beschlussfassung, liegen die technischen Lösungen vor und die Kosten können auch kalkuliert werden. Uns als sozialdemokratischer Parla­ments­fraktion (Abg. Michael Hammer: Das ist ja Team Dosko!) war es in der Ausschuss­debatte besonders wichtig, zu erfragen, ob, und auch sicherzustellen, dass die


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auftretenden Kosten nicht zusätzlich seitens der Telekommunikationsunter­neh­men auf die Bevölkerung abgewälzt werden können. Denn eines kann nicht sein: dass wir hier mit Zustimmung zu diesem Antrag rund 7 Millionen Euro für die Realisierung in die Hand nehmen und gleichzeitig die Menschen mit mehr Kosten rechnen müssen. Doch diese Befürchtung wurde im Zuge der Ausschussdebatte aus dem Weg geräumt und durch den Abänderungsantrag auch eine kleine Summe für Mehrbelastungen der Kommunen sichergestellt.

Aus diesem Grund werden wir als sozialdemokratische Parlamentsfraktion diesem Antrag zustimmen. Großer Wurf ist es keiner, eine technische Umset­zung, flankierende Maßnahmen, aber auf große Würfe muss man ja insgesamt, was diese Regierung betrifft, wahrscheinlich vergebens warten.

Auch in der letzten Ausschusssitzung wurden erneut alle Anträge der Oppo­sition seitens der Regierungsparteien vertagt (Abg. Zorba: Das stimmt nicht!), wichtige Anträge in einem sehr zukunftsweisenden Ausschuss. Ich möchte da an den Antrag unserer Bereichssprecherin Petra Oberrauner betreffend Stärkung der angewandten Forschung in den Fachhochschulen oder an unseren Antrag betreffend „Digitalisierungsoffensive für Alle“ erinnern.

Schade, dass es hier bei dieser sehr zukunftsweisenden Materie erneut lediglich zu Vertagungen kommt, auch leider keine Diskussion zustande kommt und wieder nur Minimalkompromisse präsentiert werden.

Wir werden zustimmen. Der große Wurf ist noch ausständig; und das nicht nur in diesem Ausschuss. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

21.11


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Himmelbauer. – Bitte sehr.


21.11.22

Abgeordnete Eva-Maria Himmelbauer, BSc (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die Rede der Kollegin Erasim hat


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gut begonnen, das Ende kann ich jetzt nicht so begrüßen. Sicherlich wünscht man sich in der Politik auch immer große Würfe, viele große Initiativen, aber manchmal braucht es auch technische Details, die auch umgesetzt werden müssen, und das tun wir heute .

Wir haben 2021 das Telekommunikationsgesetz beschlossen; das war auch schon ein großes Gesetz. (Ruf bei der SPÖ: Sie waren nicht dabei!) Das war nicht nur eine Novelle, das war eine Neukodifizierung eines Gesetzes, also gänzlich neu geschrieben, plus die Umsetzung einer EU-Richtlinie, wo unter anderem das öffentliche Warnsystem, also das Public Warning System mitbeinhaltet ist, das wir damals umgesetzt haben.

Im Jahr 2022 wurden nun die technischen Details geklärt, die ja nicht im Gesetz drinnen stehen, sondern natürlich auch in Abstimmung mit den Telekommunika­tionsbetreibern erarbeitet worden sind und per Verordnungsweg beschlossen wurden. Heute setzen wir auch die Finanzierung im Gesetz um. Das heißt, das, was nun technisch festgeschrieben ist, muss natürlich den Telekommunikations­unternehmen, die für die Umsetzung zuständig sind, abgegolten werden.

Worum geht es konkret? – Das öffentliche Warnsystem ist dafür gedacht, dass wir Menschen in einer gefährlichen Situation warnen. Nehmen wir beispiels­weise ein gefährliches Unwetter an, nehmen wir einen Chemieunfall oder einen Terroranschlag oder etwas ähnlich Schreckliches an! Da müssen wir die Men­schen, die in einem solchen Gebiet sind, die vielleicht gefährdet sind, darüber informieren und vielleicht Handlungsanweisungen geben. Wir wollen damit sicherstellen, dass diese Menschen diese Information auch bekommen.

Das funktioniert über Cell Broadcasting: Es kommt kein SMS, sondern es wird so etwas wie eine Pushnachricht kommen – und das selbstverständlich kostenfrei für die Empfänger.

Es geht um eine wichtige Institution, es geht hier um eine wichtige Zusammen­arbeit zwischen Bund, Land und auch Unternehmen, die das dann auch technisch


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umsetzen. Für diese Kostenseite schaffen wir heute die Grundlage. Ich danke jedem, der dem auch zustimmt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

21.13


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Zorba. – Bitte.


21.13.50

Abgeordneter Süleyman Zorba (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Im Jahr 2021 war das Ahrtal in Deutschland von einer verheerenden Naturkatastrophe betroffen – leider eine Katastrophe, die auch viele Todesopfer gefordert hat. Die Menschen konnten unter anderem nicht rechtzeitig gewarnt werden, weil die Katastrophenwarnapps wie Nina oder Katwarn lediglich 15 Prozent der Bevölke­rung erreicht haben.

Damit es in Zukunft bessere und effizientere Warnsysteme gibt, die die Men­schen retten, müssen gemäß dem Europäischen Kodex für elektronische Kommunikation alle EU-Mitgliedstaaten ein Notfallwarnsystem einführen, das bestenfalls auf der Cellbroadcasttechnologie basiert. Diese Technologie ermöglicht es im Krisenfall, allen Mobilfunknutzer:innen in einem bestimmten Gebiet Informationen zu senden, ohne dass eine aktive Internetverbindung erforderlich ist. Im Vergleich zu den Warnapps kann man durch die Cellbroad­casttechnologie viel mehr Menschen erreichen und diese in Katastrophen­fällen auch informieren.

Die Regelung wurde im TKG und auch mit einer Verordnung schon umgesetzt. Was bisher gefehlt hat, das war eine gesetzliche Regelung zur Kostenerstattung für Mobilfunkanbieter, die RTR sowie die Bundesländer.

Wir schlagen daher vor, den § 125 des Telekommunikationsgesetzes um einen zusätzlichen Absatz zu ergänzen. Dieser Absatz soll einen gesetzlichen


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Anspruch auf Vergütung für die Mobilfunkanbieter, die RTR und die Bundes­länder für die im Zusammenhang mit dem Warnsystem entstehenden Kosten und Investitions­kosten sicherstellen. Der jährliche Kostenaufwand für die Umsetzung dieses Systems wird auf circa 0,6 Millionen Euro für die Mobilfunk­anbieter und 100 000 Euro für die RTR geschätzt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dieser Abänderungsantrag ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Verbesserung des öffentlichen Warnsystems in Österreich. Indem wir die Kostenfrage für die betroffenen Unternehmerinnen und Unter­nehmer sowie die Organisationen klären und regeln, stellen wir sicher, dass die österreichische Bevölkerung im Falle einer Katastrophe schnell und zuver­lässig gewarnt werden kann.

Ich bitte Sie daher um Ihre Zustimmung.– Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

21.16


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt noch Abgeordnete Scharzenberger. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


21.16.07

Abgeordnete Mag. Corinna Scharzenberger (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Das Bedürfnis nach Sicherheit ist so alt wie die Geschichte der Menschheit selbst und ist grundlegend für das Überleben von uns Menschen.

Sicherheit spielt aber eine noch bedeutendere Rolle, wenn wir uns in einer Katastrophensituation befinden. Blicken wir auf die vergangenen Jahre zurück, so haben Naturkatastrophen, Unfälle oder Anschläge unsere Jahresrück­blicke bedeutend geprägt. Als Politik ist es ganz klar unsere Aufgabe, schnelle und zuverlässige Informationsquellen und effiziente Kommunikationskanäle in Krisensituationen sicherzustellen.


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Ein öffentliches Katastrophenwarnsystem ist daher absolut notwendig. Deshalb freut es mich, dass wir heute mit dem vorliegenden Abänderungsantrag die Finanzierung der erforderlichen Investitionskosten für die Umsetzung eines Public Warning Systems beschließen. Damit wollen wir künftig ein noch effizien­teres Warnsystem in Österreich etablieren. Neben den Sirenensignalen steht dann den Landeswarnzentralen in Katastrophensituationen ein weiteres Kommunikationsmittel zur Verfügung.

Künftig sollen also alle Menschen, die sich in der Nähe einer aufkommenden Katastrophe befinden, eine Mitteilung in Form einer Pushnachricht auf ihr Handy bekommen. Bei der Zustellung dieser Nachricht entstehen für den Endnutzer keine Kosten.

Es werden dann alle Personen informiert, die zu einem bestimmten Zeitpunkt örtlich begrenzt im Netz eingeloggt sind – und damit eben nicht nur Öster­reicherinnen und Österreicher, sondern zum Beispiel auch Touristen, die sich gerade in diesem Gebiet befinden.

Ziel ist es, dass wir mit diesem Katastrophenwarnsystem tragische Unglücksfälle verhindern können. Ich denke da ganz besonders an den vergangenen Sommer, als in Kärnten zwei Kinder verstorben sind, weil binnen weniger Minuten ein heftiges Gewitter mit Orkanböen aufgezogen ist. Dieser Unglücksfall hat einmal mehr aufgezeigt, wie wichtig es jetzt ist, da dringend unsere Warnstrategien weiterzuentwickeln.

Abschließend möchte ich noch die Gelegenheit nutzen, um die großartige Arbeit und das hervorragende Zusammenspiel zwischen unseren Behörden und den Einsatzkräften im Katastrophenfall hervorzuheben. Gerade bei mir im Bezirk Liezen funktioniert dieses Zusammenspiel zwischen unserem Bezirkshauptmann und den Einsatzkräften vorbildhaft.

Danke auch allen ehrenamtlichen Einsatzorganisationen, die im Ernstfall alles liegen und stehen lassen und sofort kommen, obwohl sie nicht einmal dafür


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bezahlt bekommen. Ich möchte von Herzen den ehrenamtlich Tätigen Danke für ihren Einsatz sagen. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

21.18 21.18.58


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Dann kommen wir zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2000 der Beilagen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein entsprechendes Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Wer das auch in dritter Lesung tut, den darf ich um ein Zeichen der Zustimmung bitten. – Das ist das gleiche Stimmverhalten. Damit ist der Gesetzentwurf auch in dritter Lesung einstimmig angenommen.

21.19.3621. Punkt

Bericht des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digitalisierung über den Antrag 3067/A(E) der Abgeordneten Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mehr Mittel für den Breitbandausbau und Förder­fokus auf offene Glasfasernetze der öffentlichen Hand“ (2001 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen zum 21. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Oberrauner. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.



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21.20.08

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! Herr Minister! Frau Staatssekretärin! Wenn Österreich als Industrie- und Hightechstandort mit der digitalen Entwicklung Schritt halten will, dann brauchen wir flächendeckend Glasfaserversorgung, und das nicht nur in städtischen Gebieten. Die barrierefreie Versorgung mit schnellem und sicherem Internet entscheidet über die Qualität des Wohnortes und über Firmensitze. Mit zunehmender Geschwindigkeit wird daraus auch eine existenzielle Standortfrage für viele Gemeinden.

Österreich steht im EU-weiten Vergleich nicht gut da, wir liegen im Mittelfeld. Mittlerweile sind 57 Prozent der Haushalte abgedeckt – das ist nicht sehr viel –, 1,7 Millionen Haushalte müssen noch immer auf einen Anschluss warten. Die private Nachfrage für Glasfaser ist – ja, das stimmt – in Österreich zurzeit noch gering, aber Glasfaser kann aufgrund neuer Entwicklungen sehr schnell für private Haushalte zum Teil der existenziellen Grundversorgung werden, wie Strom und Wasser, die der Staat flächendeckend bereitstellen muss.

Wir sollten die Versorgung mit Glasfaser nicht in privater Hand lassen, wir brauchen daher von staatlicher Seite massive Investitionen in den Glasfaseraus­bau. Die Regierung hat die Mittel von 2022 auf 2023 gerade einmal um 2 Millionen Euro angehoben. Das reicht nicht, um die Inflation auszugleichen und ist nicht genug für einen flächendeckenden Ausbau in den Gemeinden. Wir fordern daher eine deutliche Aufstockung der Mittel für den Glasfaser­ausbau, um die flächendeckende Versorgung vor 2030 zu ermöglichen.

Wir fordern außerdem, dass der Ausbau der Glasfasernetze mehrheitlich in öffentlicher Hand bleiben soll und von dieser ebenso gefördert werden soll. Als kritische Infrastruktur und Teil der essenziellen Grundversorgung, die der Staat flächendeckend allen Menschen in Stadt und Land garantieren muss, gehören die Glasfasernetze mehrheitlich in die öffentliche Hand, etwa mit vernünftigen


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Public-Private-Partnership-Modellen. Wohin das führt, wenn man kritische Infrastrukturen vernachlässigt, haben wir beim Gas bereits schmerzlich erlebt. (Abg. Schnabel: Wieso? Die Netze funktionieren ja einwandfrei!) Der Ausbau offener Glasfasernetze durch die öffentliche Hand sichert zudem den freien Wettbe­werb, faire Preise und Innovationen, denn alle Anbieter von Internetdiensten bekommen zu gleichen, transparenten, fairen und nicht diskriminierenden Bedingungen Zugang zur Netzinfrastruktur, und der Kunde kann frei zwischen verschiedenen Anbietern wählen.

Österreich braucht einen schnellen Ausbau der Glasfasernetze, und zwar durch die öffentliche Hand, um eine digitale Zweiklassengesellschaft zu verhindern. Ich bitte Sie daher, meinen Antrag zu unterstützen und den negativen Ausschuss­bericht abzulehnen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)

21.23


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Himmelbauer. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


21.23.19

Abgeordnete Eva-Maria Himmelbauer, BSc (ÖVP): Herr Präsident! Noch einmal: Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich darf das Thema Breitbandausbau durchaus schon sehr lange hier im Hohen Haus begleiten, mit Sommer bin ich elf Jahre im Haus. In den letzten paar Jahren waren es Ministerien, die von der ÖVP geführt wurden, die sich dem Thema Breitbandausbau, Glasfaserausbau gewidmet haben. Die Jahre davor habe ich sehr viele Ministerinnen und Minister seitens der SPÖ mitverfolgen und begleiten dürfen, wenn es um dieses Thema gegangen ist. Dementsprechend ungerechtfertigt finde ich die Kritik, die von meiner Vorrednerin von diesem Rednerpult aus geäußert worden ist.

Bereits 2014, ich habe es noch einmal herausgesucht, war es uns ein Anliegen, das Thema öffentlicher Ausbau von Glasfaserinfrastruktur beispielsweise durch eine Infrastrukturgesellschaft, wie es sie in vielen Bundesländern gibt, auch auf


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gesamtösterreichischer Ebene zu etablieren. Dazu gab es damals eine Presse­konferenz, dort wurde das Thema vorgestellt und damit wurde auch die Debatte eröffnet. Es war aber der damalige SPÖ-Minister Stöger, der das Thema nicht aufgegriffen, nicht weiterverfolgt und schon gar nicht umgesetzt hat. Sich heute hierherzustellen und das Angehen des Themas so vehement einzufordern, wenn man es doch selbst in der Hand gehabt hätte: Das kann man hinterfragen.

Nichtsdestotrotz investiert diese Bundesregierung sehr viel in den Themen­be­reich Breitbandinfrastrukturausbau. Im Jahr 2022 haben wir auch massiv in die öffentliche Ausschreibung der Infrastrukturerweiterung investiert. Wir haben im ersten Halbjahr 2022 ein Volumen von 660 Millionen Euro ausgeschrieben und aufgrund der riesigen Nachfrage, die es da gegeben hat, das Budget um weitere 300 Millionen Euro erweitert, um dieser Nachfrage gerecht zu werden.

Davon sind allein 750 Millionen Euro in das Programm Open-Net, das heißt, in den öffentlichen Ausbau der Glasfaserinfrastruktur, geflossen. Dort wird der Grundstein für die Infrastruktur gelegt. Alle Anbieterinnen und Anbieter können auf dieser Infrastruktur aufbauen und ihre Dienste anbieten. Darüber hinaus setzen wir dort, wo es sich nicht um einen Open-Net-Bereich handelt, also im privatwirtschaftlichen Bereich, mit der Accessförderung die Rahmenbedingun­gen, dass alle Dienstleister sich dieser Netze bedienen können, damit Wett­bewerb entsteht, damit Wettbewerb geschaffen wird, der uns allen zugute­kommt.

Womit Kollegin Oberrauner vorhin natürlich recht hatte, ist, dass es unser wich­tigster Grundsatz ist, den ländlichen Raum zu bedienen. Das schafft Chancen­gleichheit gegenüber der Stadt, das schafft auch Chancengleichheit, was das Leben und das Arbeiten in diesen Regionen betrifft. Wir nehmen uns vor, dass wir das auch in nächster Zeit massiv gewährleisten. Die 230 Millionen Euro, die die Kollegin angesprochen hat, betreffen nur eine Auszahlungssumme. Wir investieren bis 2026 insgesamt 1,8 Milliarden Euro in den Breitbandausbau. Ich glaube, das kann sich sehen lassen, darauf können wir stolz sein. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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21.26


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Zorba. – Bitte.


21.27.02

Abgeordneter Süleyman Zorba (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sie leben in einer ländlichen Region Österreichs, Sie träumen davon, Ihre Fähigkeiten voll auszuschöpfen und am digitalen Wandel, der unser Leben immer stärker prägt, teilzuhaben, doch in ihrem Heimatdorf oder in ihrer Heimatstadt ist die Internetleitung nicht stabil oder nicht schnell genug, deshalb sind Sie besorgt um Ihre Chancen auf Bildung, soziale Inklusion oder eine erfolgreiche Zukunft.

Die Bundesregierung hat erkannt, dass der Zugang zu einer stabilen und leis­tungs­fähigen Internetanbindung für alle Bürgerinnen und Bürger unabhängig von ihrem Wohnort ein Schlüsselfaktor für Chancengleichheit ist. Deshalb gibt es das Ziel, bis 2030 flächendeckend gigabitfähige Netze zur Verfügung zu stellen und diese auch weiter auszubauen. In dieser Gesetzgebungsperiode wurde deshalb über 1 Milliarde Euro an Förderzusagen für den Breitbandausbau vergeben. (Bei­fall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Auf der Webseite des Finanzministeriums findet man die Detailinfos dazu, wo, wann und wie gefördert wurde. Das kann man bis auf die Gemeindeebene herunterskalieren. Für all jene, die es lieber visuell haben, gibt es den Breitband­atlas, mit dem man sich den geförderten Ausbau auf einer Karte schön visua­lisiert anschauen kann.

Nun zum Antrag der Kollegin Oberrauner, der mehr Förderungen fordert: Wie bei jeder Investition muss die Frage gestellt werden, ob es wirklich Sinn macht, noch mehr Geld in dieses Vorhaben zu stecken, wenn dort ohnehin schon sehr viel Geld hineingesteckt wird. Förderungen sollten dort eingesetzt werden, wo


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offensichtliche Versorgungslücken bestehen und wo die bestehenden Förder­programme nicht greifen. Das ist aber da nicht der Fall. Tag für Tag und Bagger für Bagger wird der Ausbau vorangetrieben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Die bestehenden Förderungen finanzieren den Ausbau der Kommunikations­infrastruktur, vor allem in Gebieten, die aufgrund von Marktversagen bisher noch nicht oder nur unzureichend erschlossen wurden. Damit wird der Infra­struk­turnachteil im ländlichen Raum langfristig ausgeglichen.

Wir werden diesem Antrag heute keine Zustimmung geben, da bereits hohe Fördersummen vorgesehen sind, die auch die geforderten Aspekte abdecken, wie zum Beispiel für eine Open-Net-Infrastruktur. Ich möchte noch einmal erinnern, dass sich die Summe der Breitbandförderungen in dieser Gesetzge­bungs­periode auf über 1 Milliarde Euro beläuft. Trotzdem möchte ich mich bei den Kolleginnen und Kollegen der SPÖ bedanken, dass sie dieses wichtige Thema mit ihrem Antrag heute ins Plenum gebracht haben.

Wir werden auch in Zukunft genau dorthin schauen, wo es vielleicht ein Marktversagen gibt, und gezielt dort fördern, wo Förderungen benötigt werden. Niemand in Österreich soll wegen einer instabilen oder nicht leistungsfähigen Internetanbindung an seinem Wohnort benachteiligt sein. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

21.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Minnich. – Bitte.


21.30.01

Abgeordneter Andreas Minnich (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Werte Zuseher zu Hause vor den Fernsehbildschirmen und hier auf der Galerie! Ich habe etwas mitgebracht (ein Exemplar des Berichts „Breitbandstrategie 2020“ in die Höhe


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haltend): Das ist das 48 Seiten umfassende Breitbandstrategiepapier des ehemaligen SPÖ-Bundesministers Alois Stöger aus dem Jahre 2014. Ich darf von Seite 5 zitieren: Bis 2020 soll eine nahezu flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit ultraschnellen Breitband-Hochleistungszugängen erreicht sein.“

Herr Minister außer Dienst, ja, fast ist es so. Ihre Strategie hat nicht ganz zum Erfolg geführt.

Ich glaube, ich liege nicht ganz falsch, wenn ich den Antrag der SPÖ als Flucht nach vorne interpretiere. Auch dieser Vorstoß zeigt aber, dass es noch einen gewissen Informationsbedarf in der SPÖ zum Glasfaserausbau gibt, so sehr ich diesen Antrag von Ihnen auch schätze. Wir werden uns dieser Aufgabe stellen und das auch schaffen.

Geschätzte Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist unbestritten, dass der Breitbandausbau ein großer Wirtschaftsfaktor und für unsere Bevölkerung von höchster Wichtigkeit ist. Aus diesem Grund haben wir auch 2 Breitbandmil­liar­den verabschiedet und in dieser Legislaturperiode bereits 1,35 Milliarden Euro dafür in die Hand genommen. Wir haben mit 600 Millionen Euro begonnen und dann auf 900 Millionen Euro erhöht. Jetzt sind wir bei 1,35 Milliarden Euro und haben allein beim letzten Call 600 Millionen Euro an Förderungen vergeben.

Es ist aber auch ganz wichtig, zu sehen, was dahintersteckt; gerade in den ländlichen Gemeinden ist das keine Kleinigkeit. Wir müssen nahezu jede Straße öffnen. Die Gemeinde Mank hat einen Artikel auf der Homepage folgender­maßen betitelt: „Glasfaser – wir haben es geschafft!“ Gemeint war damit, dass sich mehr als 50 Prozent der Bevölkerung für den Glasfaserausbau ausgesprochen haben und sie somit den nächsten Schritt gehen können.

Der Glasfaserausbau sollte nicht als reines Bundesländer- oder Gemeindethema gesehen werden. Das Zusammenwirken aller Ebenen ist wesentlich, auch gemeinsam mit Energieversorgern und privatwirtschaftlichen Anbietern. Da ist zum Beispiel die österreichische Firma Spusu zu erwähnen, die im Moment nicht


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einmal um Förderungen ansucht, weil sie meinen, in den Ausbau nachhaltig zu investieren. Jetzt muss dieser einmal in unserem Land stattfinden. Da gilt es, speziell auch den kleinen Unternehmen zu danken, die an unsere Wirtschaft und an unseren Standort glauben und in unser Land nachhaltig investieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Liebe Kollegen, wahrscheinlich hätten wir mit einer erfolgreichen Breitband­strategie 2020 heute schon alles erledigt, aber das können wir jetzt nicht mehr beeinflussen. Wichtig ist, dass daran gearbeitet wird, und hierfür möchte ich mich bei unserem Staatssekretär Florian Tursky sowie bei den vielen Bürger­meis­tern in den vielen Gemeinden bedanken, die dieses Thema umsetzen und für unsere Bevölkerung voranbringen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

21.33


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weidinger. – Bitte sehr, bei Ihnen steht das Wort.


21.33.43

Abgeordneter Mag. Peter Weidinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Chiara ist eine Schülerin an der HTL Villach. Sie ist heute 16 Jahre alt, 2021 war sie knapp 15 Jahre alt, und sie hat eine Schwester aus der Gemeinde Weißenstein, die dort in die Volks­schule gegangen ist.

Wir haben uns in der Zeit des Lockdowns befunden. Was hat Chiara gemacht? – Sie war eine digitale Botschafterin, sie hat mitgeholfen, die Volksschule zu digitalisieren. Auf die Frage, wie es ihr gelungen ist, die Lehrerinnen und Lehrer dort zu unterstützen, sodass die Kinder dort schnell und gut lernen konnten, war ihre Antwort eine schnell gegebene: Die Infrastruktur war ja da! Es ist einfach darum gegangen, all das gut zueinanderzuführen, und alle wollten dieses Ziel erreichen. So haben wir das geschafft!


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Warum nenne ich dieses Beispiel aus Kärnten von diesem jungen, engagierten Mädchen, das seinen Weg im Leben gehen wird? – Deswegen, weil gerade in Kärnten seit 2018, was den Glasfaserausbau betrifft, ein sehr guter Weg gemeinsam beschritten wird. Wir haben da vonseiten des Landes die Entschei­dung gefällt, eine Gesellschaft zu gründen, die den Weg eingeschlagen hat, strukturiert, in Partnerschaft mit den Gemeinden, Glasfaser auszubauen. Der erste Schritt dazu war, einen Masterplan für jede Gemeinde zu erstellen. Der zweite Schritt ist die Umsetzung und die Detailplanung.

Ich kann Ihnen heute berichten, dass 83 Prozent der Kärntner Gemeinden mit dabei sind. Das bedeutet, dass nicht nur 83 Prozent der Kärntner Gemeinden den Ausbau machen, sondern da sind natürlich auch die Gemeinden umfasst, die beihilfenrechtlich, sprich vonseiten der EU, einfach auch Beihilfen der öffent­lichen Hand benötigen, damit im ländlichen Raum dieser Ausbau vorangetrieben wird. Die Städte machen das auch in einem großen Ausmaß. Das bedeutet, Kärnten ist durch die Förderkulisse, die der Bund und diese Bundesregierung aufgestellt haben, sehr, sehr gut bedient.

Ich muss da wirklich meine Besorgnis darüber zum Ausdruck bringen, dass Frau Kollegin Oberrauner, die ja auch aus Kärnten stammt, sich anscheinend mit dieser Materie sachlich noch nicht auseinandergesetzt hat. Es ist nämlich nicht eine Aufstockung um 2 Millionen Euro, sondern um 160 Millionen Euro, die das Land Kärnten und die Gesellschaft, die BIK eben, erhalten, um den Glasfaseraus­bau in Österreich beziehungsweise in Kärnten allein voranzutreiben. Das ist sehr, sehr beachtlich. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir sollten uns hier aber nicht nur mit Anträgen beschäftigen, die eigentlich nach hinten gewandt sind und die ein Rückschritt wären, weil ja viele Partner­schaften mit allen Kärntner Gemeinden bestehen, die mit dabei sind, in denen alle Parteien vertreten sind, sondern unsere Frage ist eher dahin gehend, wie wir die Wettbewerbsfähigkeit weiter stärken können. Darauf ist ganz klar der Gigabitanschluss bis 2030, wie ihn die Strategie der Bundesregierung vorsieht, genau die richtige Antwort, sodass wir im Wettbewerb mitmachen und die


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Generation von Chiara und ihren jüngeren Geschwistern darauf vorbereiten, miteinander eine gute Zukunft in Frieden und in Wohlstand in Österreich zu haben.

Ich komme jetzt noch einmal auf Chiara zurück: Sie merken, sie hat die Probleme nicht gelöst, indem sie gesagt hat: Wir brauchen mehr Geld! – Geld ist für Glasfaser da, das wird ausgebaut, aber es geht um den gemeinsamen politischen Willen. Ich möchte da an das anschließen, was Kollege Brandstätter von den NEOS beim vorletzten Tagesordnungspunkt gesagt hat: Es ist grundsätzlich eine Wohltat, dass im FID-Ausschuss, also im Ausschuss für Forschung, Innovation und Digitalisierung, sehr sachlich miteinander umgegangen und diskutiert wird.

Gerade heute war wieder eine Kärntner Gruppe im Haus, die den Wunsch zum Ausdruck gebracht hat: Arbeitet hier in diesem Hohen Haus doch mehr zusam­men! – Nehmen wir diesen guten Gedanken gemeinsam auf und gehen wir gemeinsam diesen Weg, wie wir es mit der Bundesregierung in Sachen Glas­faser­ausbau machen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

21.38


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Lindner. – Bitte sehr.


21.38.10

Abgeordneter Maximilian Linder (FPÖ): Herr Präsident, Linder, bitte.

Geschätzte Kolleginnen! Geschätzte Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin Bürgermeister einer Gemeinde im Großraum Villach und wir – vier Gemeinden – haben uns zum Breitbandausbau zusammengeschlossen. Wenn ich die Worte von meinen zwei Vorrednern höre, dann muss ich euch ein bisschen eure Illusion nehmen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Faktum ist: Gemeinde Treffen, Nachbargemeinde von Villach, Speckgürtel­gemeinde: Es ist noch kein Breitbandausbau passiert. Wir versuchen jetzt, es auszubauen. Wir haben zur Antwort bekommen, dass kein Fördergeld da ist. Wir


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sind zwar ausbaufähige Region, förderfähige Region, aber es ist kein Geld vorhanden. Man sagt, man weiß nicht, ob es irgendwann möglich ist. Wir reden jetzt nicht von entlegenen Gebieten, sondern vom Großraum Villach, vom Zentralraum Kärntens.

In weiterer Folge – und das ist für mich das Bedenkliche – kommen zwei Privatinvestoren, eine englische Versicherungsgesellschaft und zum Zweiten eine große Münchner Versicherungsgesellschaft, die Geld in das Breitband stecken und ausbauen wollen. Das heißt, kritische Infrastruktur wird einem englischen Investor in den Rachen geworfen, nur weil ihr nicht in der Lage seid, Fördergelder sicherzustellen. Das ist die Realität! (Beifall bei der FPÖ.)

21.39 21.39.35


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Wünscht die Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das scheint auch nicht der Fall zu sein.

Dann kommen wir zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses für Forschung, Innovation und Digitalisierung, seinen Bericht 2001 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dies tut, den darf ich um ein entsprechendes Zeichen der Zustimmung bitten. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

21.40.1122. Punkt

Bericht des Tourismusausschusses über den Antrag 3295/A(E) der Abgeord­neten Franz Hörl, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Schaffung zusätzlicher niederschwelliger Informationsangebote zur gezielten Unterstützung kleinstrukturierter Tourismusbetriebe bei der Betriebsnachfolge („Informationsoffensive zu Betriebsnachfolgen“) (2024 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 22.


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Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Seidl. – Bitte.


21.40.49

Abgeordnete Mag. Julia Seidl (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! 6 000 bis 7 000 Betriebe stehen in den nächsten Jahren vor einer Übergabe, davon ungefähr die Hälfte entgeltlich. Das sind die Fakten. So weit, so klar, würde ich einmal sagen.

Wir beschäftigen uns heute mit einem Antrag, der mehr Information zu diesem Thema vorsieht. Nun stellt sich wahrscheinlich jeder die Frage: Was kann man nun an der Forderung nach mehr Information kritisieren? Mehr Information ist doch immer gut. – Aus unserer Perspektive gibt es allerdings in Österreich eine Organisation, die die Aufgabe hätte, Betriebe darüber zu informieren, wie es mit den Betriebsaufgaben funktioniert. Wenn Sie kurz überlegen, meine sehr geehr­ten Damen und Herren, wird es Ihnen vielleicht einfallen, wie diese Organi­sation heißt: Es ist die Wirtschaftskammer! Die WKO hätte die zentrale Aufgabe, das zu tun. Es scheint aber nicht so ganz zu funktionieren, denn sonst müssten wir nämlich heute keinen solchen Antrag mit diesem Inhalt hier im Saal disku­tieren, in dem sich die Regierung selbst beauftragt, diese Information auszubauen und zur Verfügung zu stellen und neue Konzepte auf den Weg zu bringen.

Das Grundproblem beim Thema Betriebsübergaben und Betriebsaufgaben ist ein ganz anderes – und deswegen müssen wir auch so viel informieren. Es ist näm­lich in Österreich wahnsinnig kompliziert, langwierig und ehrlich gesagt sauteuer, Betriebe zu übergeben oder zu schließen. Ich bin der Meinung, dass es sinnvoll wäre, wenn man das Problem bei der Wurzel packen würde und – anstatt mehr Information zur Verfügung zu stellen – in erster Linie versuchen würde, Über­gabe und Übertragung von Betrieben innerhalb oder außerhalb der Familie einfacher zu machen.


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Wenn Sie heute anfangen, zu planen, einen Betrieb zu übergeben, dann können Sie frühestens 2028 dafür bereit sein, den Betrieb so zu übergeben, dass es für die nächste Generation gut funktioniert. Die steuerrechtlichen Grundlagen sind kompliziert, finanziell ist es für viele in der nächsten Generation oft schwer zu stemmen. Das Zusperren ist viel schwieriger als das Aufsperren. Das sind Sachen, die man in der Branche – vor allen Dingen im Tourismus, weil es sehr viele kleinstrukturierte Betriebe gibt – immer öfter hört. Das hat auch einen gewissen Wahrheitsfaktor. Ein Beispiel: Wenn man in Österreich 60 Jahre alt ist, dann kann man den Betrieb übergeben und bei dem dadurch entstehenden Einkommen den Hälftesteuersatz anwenden. Nun kommt es aber: Das kann man nur dann tun, wenn man danach nicht mehr erwerbstätig ist. Das bedeutet, Sie schicken die Menschen mit 60 Jahren in Pension. Ich weiß nicht, ob das so gescheit ist. Wir haben heute sehr lange darüber gesprochen, wie es mit dem Thema Personalnot ausschaut. (Beifall bei den NEOS.)

Es braucht natürlich noch andere Dinge; ich habe gerade ein paar Vorschläge angerissen. Meine Uhrzeit läuft nicht, also bin ich mir nicht ganz sicher, bei welcher Minute ich mittlerweile stehe.


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Sie haben grundsätzlich noch 16 Minuten Redezeit. (Heiterkeit bei NEOS und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Hörl. – Weitere Zwischenrufe bei ÖVP und NEOS. – Abg. Hörl: Da redet der Loacker!) Entschul­digung, das ist hat nicht funktioniert, Sie haben von Ihrer Redezeit noch 1 Minute. (Abg. Salzmann: Der Kollege Loacker will auch noch was sagen! Der Kollege Loacker hat auch noch nicht alles gesagt!)


Abgeordnete Mag. Julia Seidl (fortsetzend): Nur ein paar Vorschläge, damit ich es kurz angerissen habe: Der Freibetrag bei Veräußerung der Betriebe wurde das letzte Mal zu Zeiten geändert, als ich noch ein Eiweißbestandteil war – 1974 (allgemeine Heiterkeit), das waren noch Schillingzeiten –, nicht der Inflation angepasst, gar nichts! Es braucht endlich Lösungen, wie man mit dem Thema stille Reserven umgeht. Stille Reserven, Besteuerung, Übertragung: Wie kann man das machen, dass es die nächste Generation nicht ruiniert?


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Was es zudem noch braucht, sind endlich Anreize, Gewinne nicht vollständig aus dem Unternehmen herauszunehmen, sondern als Eigenkapital im Betrieb zu belassen. Ein Anreizmodell wäre zum Beispiel, dass man Eigenkapitalzinsen absetzen kann. Das ist bis heute noch nicht umgesetzt. Das wurde seit Jahren versprochen, aber bisher ist nichts passiert. (Beifall bei den NEOS.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Bundesregierung! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Es wäre sehr hilfreich, wenn man in dieser Bundes­regierung die Hausaufgaben erledigen und es den Menschen endlich einfacher machen würde, Betriebe zu übergeben, und wenn man Gesetze machen würde, die Betriebsaufgaben ermöglichen – und zwar schneller und einfacher, als es momentan der Fall ist. – Vielen Dank. Es war mir ein Fest. (Heiterkeit und Beifall bei NEOS.)

21.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Touchscreen hat nicht reagiert, aber Sie haben noch immer ein gutes Volumen von 14 Minuten – also 15 Minuten hätten Sie noch verbrauchen können. Das kann nur der Klub entscheiden. (Zwischenrufe bei NEOS und SPÖ.)

Der nächste Redner ist Herr Abgeordneter Hörl. – Bitte sehr.

21.46.31


Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Frau Staatssekretärin! Zuerst einmal herzliche Gratulation zu deinem Geburtstag, den du vorgestern gefeiert hast. Vielleicht an dieser Stelle einen frenetischen Applaus, die Frau Staatssekretärin hat Geburtstag gehabt! – Bitte. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Leichtfried: Das war gestern!)

Frau Kollegin Seidl, Ihr Hinweis auf Ihre Jugend mit dem Eiweiß und so weiter war nicht sehr charmant, aber er macht uns trotzdem fröhlich. Im Tourismus­ausschuss hat uns die Staatssekretärin die neue Tourismusförderung vorgestellt. Da war auch die Informationsoffensive für Betriebsnachfolger dabei, die wir


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dann in einem Entschließungsantrag an die Regierung herangetragen haben, nämlich: Schaffung zusätzlicher niederschwelliger Informationsangebote zur gezielten Unterstützung kleinstrukturierter Tourismusbetriebe bei der Betriebs­nachfolge. (Zwischenruf der Abg. Krisper.) Die Opposition war dafür, aber hat dann gleichzeitig wieder kritisiert und den Verdacht geäußert, wir möchten da vielleicht der Wirtschaftskammer etwas zukommen lassen oder die Wirtschaftskammer unterstützen.

Frau Kollegin Seidl und Herr Hauser, der ja dann auch noch sprechen wird, das ist eine der Broschüren der Wirtschaftskammer Österreich (eine Broschüre der WKO mit der Aufschrift „Einfach Nachfolgen.“ in die Höhe haltend), wenn Sie sich diese anschauen (Zwischenruf des Abg. Loacker) – und auch Herr Loacker –, dann wissen Sie ganz genau (Zwischenruf des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff), dass die Wirtschaftskammer die Beratung natürlich ernst nimmt. Es gibt einerseits die Wirtschaftskammer Österreich und andererseits, wie Sie wissen, neun Länder­kammern, die sich diesem Thema der Betriebsnachfolge und Übergabe auch sehr widmen. (Abg. Loacker: ... solche Prospekte!) Da besteht also kein Bedarf. Aller­dings ist es natürlich nur gut, wenn wir vonseiten des Parlaments und der Regierung helfen. (Zwischenruf der Abg. Tomaselli.) Es ist dringend notwendig, Betriebsübergaben zu unterstützen – gerade in der Sparte Tourismus. Es gibt insgesamt geschätzt 65 000 Betriebe, die vor der Übergabe stehen (Zwischenruf des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff) – davon 23 Prozent aus dem Tourismus, also ungefähr 15 000 Betriebe. Da sieht man, wie notwendig diese Initiative ist.

Die Frau Staatssekretärin hat im Tourismusausschuss natürlich auch die neue Tourismusförderung vorgestellt, die im Prinzip auf vier Säulen beruht: dem Tourismusinvestitionskredit mit 5 Millionen Euro – wir haben nachgefragt, das Kapital ist ausreichend –; dem Nachhaltigkeitsbonus, mit dem wir Ökologie, Digitalisierung und besonders Mitarbeiter entsprechend fördern; der Jungunter­nehmerförderung mit einem Einmalzuschuss des Bundes von 7,5 Prozent bei gewissen Voraussetzungen; und ganz wichtig natürlich auch: der Haftungsüber-


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nahme durch die OeHT. Dies sind wichtige Instrumente für das Unternehmens­wachstum und die Verbesserung der Finanzstruktur; auch der Eigenkapitalanreiz ist mit dem Schwerpunkt Equity Growth vorhanden. Die 270 Millionen Euro dürften ausreichend sein; und es gibt auch die Zusage, dass wir nachbessern.

Die Wintersaison – und das ist die gute Nachricht – war eine hervorragende. Wir haben den Anschluss wieder geschafft. Wir haben die Coronazeit mehr oder weniger überwunden und können zur Wintersaison in Österreich sagen: Wir sind wieder da! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP.)

Auf der Interalpin, die letzte Woche in Innsbruck stattgefunden hat, waren 35 000 Messebesucher. Auf einem 4 Hektar großen Messegelände haben 650 Firmen aus 50 verschiedenen Nationen ihre Waren präsentiert. Die Inter­alpin ist die globale Messe überhaupt. Es gibt ganz wenige Messen in Österreich, die davon sprechen können. Das ist die internationale Messe und die zentrale Marktschau auf der Welt für alpine Technologie und den alpinen Tourismus.

Die Redezeit ist bei mir leider nicht so lange, deshalb muss ich etwas abkürzen. Ich darf Ihnen nur etwas sagen: Tourismus – und das hat ein gescheiter Tiroler einmal herausgefunden – ist jene Wirtschaftsform mit der breitesten Wohl­standsverteilung über das ganze Land, bis in die Dörfer und Täler unseres Landes – das war Bürgermeister Jochl Grießer, ein Berater.

Der Tourismus liefert höchste Wertschöpfung für das Land, bei breitester Wohl­standsverteilung über das ganze Land, auf geringster Fläche unserer Heimat – die Grünen mögen zuhören! –, nämlich 1 Prozent der Staatsfläche, und in Tirol, wo wir doch einige sparsame Seilbahnen haben, ungefähr 3 Prozent meiner Heimat. (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Sparsame Seilbahnen?) Es ist sparsamst und hat den effizientesten Energieeinsatz mit 0,32 Prozent des Gesamtenergie­einsatzes. Den höchsten Anteil an erneuerbarer Energie von allen Sparten und Wirtschaftsformen in diesem Lande hat die Sparte Tourismus mit 56 Prozent,


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deshalb erbitte ich mir Respekt vor dem Wintertourismus und Freude am Skifahren. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

21.51


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Erasim. – Bitte. (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Vergiss die Zeitung nicht!)


21.51.12

Abgeordnete Melanie Erasim, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin, alles Gute zu Ihrem gestrigen Geburtstag auch von meiner Seite natürlich! Um zum Thema zurückzukommen: Ich habe vor rund einer halben Stunde von dieser Stelle aus bereits von Minimalkompromissen gesprochen, und dieser – ich möchte schon fast sagen – Unstil von Minimal­kompromissen setzt sich auch hier – wie bereits im Tourismusausschuss – in der Debatte leider fort.

Wenn man sich als Regierung nicht mehr allzu viel zu sagen hat, stellt man an die eigenen Regierungsmitglieder Entschließungsanträge, Anträge, in denen man die eigene Bundesregierung, im Speziellen den Wirtschaftsminister, auffordert, etwas zu tun. In diesem speziellen Antrag wird eine niederschwellige Informa­tions­offensive zu Betriebsnachfolgen gefordert, ohne Benchmarks, ohne Budgetierung – aber es soll so sein, wir werden dem nicht im Wege stehen und unsere Zustimmung erteilen.

Im Wege stehen Sie, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, aber sehr wohl, wenn es um konkrete Lösungen bei Betriebsnachfolgen geht. So fordern wir seitens der Sozialdemokratie schon längere Zeit dringend notwendige Änderungen bei den Betriebsanlagengenehmigungen, dass diese zum Beispiel bei Übergaben innerhalb der Familie fallen. Ebenso im Weg stehen Sie auch bei allen Forderun­gen und Verbesserungsvorschlägen, die da seitens der Opposition eingebracht werden. (Zwischenruf des Abg. Obernosterer.) Auch sind leider einige Fragen im Ausschuss offengeblieben oder Antworten noch ausständig – nicht weil Sie sie uns nicht geben wollen, da kann ich auf eine sehr konstruktive Zusammenarbeit


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verweisen, das möchte ich auch an dieser Stelle anmerken –: Zahlen, wie zum Beispiel die noch ausständigen Anträge seitens der Cofag – irrsinnig wichtig, zu wissen, wie das passiert –, oder die dringend notwendig ausgestaltete Verord­nung zum Energiekostenzuschuss zwei; dass da die Betriebe auch Rechtssicher­heit haben, wäre irrsinnig notwendig.

Frau Staatssekretärin, ich weiß, dass Ihnen die Tourismus- und Gastronomie­branche sehr am Herzen liegt, doch auch der Spartenobmann – man sieht es, wenn man heute die Zeitungen aufschlägt – spricht von 6 000 drohenden Gastronomieschließungen, vor allem am Land. Da frage ich mich schon: Wir stehen jetzt hier im Nationalrat und beschließen Informationsoffensiven. Also diese multiplen Probleme – Fachkräftemangel, Arbeitskräftemangel, Inflation, Energiepreisexplosionen, Mieterhöhungen –, all das werden wir nur mit Informationsoffensiven leider nicht stemmen können. (Beifall bei der SPÖ.)

Auch meine beiden Anträge – einerseits zur Tourismus-Urlaubs- und -abfer­tigungs­kasse, andererseits betreffend ein besseres Kontrollkonzept für Lehrbetriebe – wurden erneut vertagt. Beide Anträge sind es nicht nur wert, darüber hier im Parlament zu diskutieren, sondern auch, diese umzusetzen.

Dass es doch einige schwarze Schafe gibt – auch wenn im Ausschuss versucht wurde, mich eines Besseren zu belehren –, bestätigt auch das heutige Gerichts­urteil, in dem es darum geht – ich habe bereits im März darauf aufmerksam gemacht –, dass zwei Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin einer Hotelkette gekündigt worden sind, weil sie einen Betriebsrat gründen wollten. Sie haben Klage eingereicht, und das Arbeitsgericht hat jetzt die Kündigung von einem Mitarbeiter mit heute aufgehoben, und dies wird wahrscheinlich auch bei den beiden anderen passieren.

Sie sehen also, dass es da einiges zu tun gibt, dass da Verbesserungen, was die Arbeitsbedingungen betrifft, notwendig sind, denn nur so werden wir die Branche auch zukunftsfit machen und noch verbessern. Unsere Anträge liegen am Tisch, unsere Hände sind ausgestreckt, um die Vorschläge zu diskutieren und


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gegebenenfalls auch abzuändern und die Feinheiten zu besprechen. Wir sind bereit, ich hoffe, Sie auch. In diesem Sinne hoffe ich sehr auf eine baldige Lösung im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Tourismusbranche. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

21.55


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Hauser. – Bitte sehr.


21.56.05

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin, auch ich gratuliere noch einmal zum Geburtstag! Franz Hörl – ich weiß nicht, wo er jetzt ist –, das Thema Betriebsübergabe ist wahnsinnig wichtig, weil wir darauf schauen müssen, dass wir möglichst viele gesunde Betriebe übergeben können, weil nämlich die Betriebe mit den Mitarbeitern den Wohlstand im Land erhalten. Wir müssen darauf schauen, dass wir Steuerein­nahmen haben und unser Sozial- und Gesundheitssystem überhaupt erhalten können, deswegen ist das ein wichtiges Thema. (Beifall bei der FPÖ.)

Nur: Wir sind ja nicht dagegen, Franz Hörl, dass es da Broschüren gibt, aber das Wichtigste wäre doch, die Rahmenbedingungen für die Betriebe so zu schaffen, dass der Übernehmer überhaupt noch eine Freude hat, einen Betrieb zu über­nehmen. Wenn man sich da die Praxis anschaut, wie viele Prügel Unternehmer mittlerweile vor die Füße geworfen bekommen, wie bürokratisch mittlerweile überhaupt Betriebsanlagengenehmigungen sind, wie belastend die Steuern sind, Sozialversicherungen, Lohnnebenkosten, die ganze Mitarbeitersituation et cetera, wundert es mich nicht, dass manche Jungunternehmer sagen: Unter diesen Voraussetzungen – bei bester Broschüre! – überlege ich mir das wirklich, ob ich das noch machen kann!

Du hast aber etwas Richtiges zum Tourismus gesagt: Wir haben eine breite Wohlstandsverteilung über das ganze Land, und zu dieser Wohlstandsverteilung tragen auch viele Klein- und Kleinstbetriebe und auch die Privatbetriebe bei,


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nämlich Privatbetriebe, die wir seit Jahren – das muss ich ganz ehrlich sagen – vernachlässigen. Wenn nicht permanent Gerald Hauser das Thema der Privat­vermieter im Parlament aufs Tapet bringen würde, würde überhaupt niemand darüber reden. (Abg. Salzmann: Das stimmt ja nicht, Gerald! Du weißt genau, dass das nicht stimmt! – Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Das verstehe ich überhaupt nicht, weil die 40 000 Privatbetriebe im Rahmen des häuslichen Zu- und Nebenerwerbes nämlich tatsächlich den Arbeitsplatz zu Hause schaffen und erhalten und damit auch die Voraussetzungen dafür schaf­fen, dass überwiegend die Frau zu Hause bleiben kann, sich um die Kinder, die Familie kümmern kann, um die Kindererziehung kümmern kann, und deswegen ist dieser Arbeitsplatz wichtig. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Loacker: Auch das war vor 200 Jahren!)

Seit Jahren versuchen wir, die formalen Voraussetzungen zum Erhalt dieser privaten Vermieterei zu setzen. Da haben wir ein Riesenproblem, weil mittler­weile die private Vermietung überwiegend die Vermietung von Ferienwoh­nun­gen ist, und da kommt man halt leider Gottes sehr bald über diese ominöse Zehnbettengrenze. Ein Beispiel, immer wieder gebracht: Zwei Ferienwohnungen à vier Betten, jetzt gibt es eine bescheidene Qualitätsverbesserung und in jede Ferienwohnung kommt eine Ausziehcouch dazu. (Zwischenruf der Abg. Pfurtscheller.) Auf einmal hat der private Vermieter nicht acht Betten, sondern zwölf Betten, und wenn er bei der AMA die Entschädigungszahlung abgerechnet hat, dann fällt sogar um die Entschädigung um. Die haben wir dann noch über die §-28-Betriebe erkämpfen können, und das kann es nicht sein! (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Also bitte schön, spuckt in die Hände! Frau Staatssekretärin, du kennst das Anliegen auch von mir, von uns, von der Freiheitlichen Partei, bitte spucken wir in die Hände! Schauen wir, dass wir auch für diese Kleinbetriebe die organisa­torischen und administrativen Voraussetzungen schaffen, damit diese Klein- und Kleinstbetriebe, Privatvermieter die Chance haben, auch weiterhin im ländlichen


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Raum diesen Zuerwerb zu erreichen, damit auch die Akzeptanz für den Touris­mus gegeben ist!

Ich biete unsere Zusammenarbeit an. Schauen wir, dass wir da etwas Vernünf­tiges für unsere vielen kleinen Privatvermieter weiterbringen! Ich bedanke mich und hoffe auf Unterstützung. (Beifall bei der FPÖ.)

21.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Neßler. – Bitte. (Abg. Leichtfried: Wo war jetzt das Taferl? – Abg. Hauser: Extra wegen dir nicht gebracht! Ich habe ja nur 3 Minuten Zeit!)


21.59.58

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Kollege Hauser, nur so viel: Sie wissen schon, dass nicht nur Frauen, sondern auch Männer für die Kinderbetreuung zuständig wären. (Beifall bei den Grünen.)

Liebe Kollegen und Kolleginnen, als Gasthauskind weiß ich, dass ein Gasthaus, ein familiäres Hotel oder ein Klub nicht einfach nur ein Unternehmen ist. Es sind Orte des Zusammenkommens. Egal ob das in einem kleinen Dorf oder in einer großen Stadt, ob das in Attnang-Puchheim oder in Innsbruck ist: Wenn Gasthäuser oder Klubs schließen, dann fehlt dem sozialen Gefüge ein zentraler Teil, der nicht ersetzt werden kann. Uns allen würde wahrscheinlich irgendein Lokal einfallen, das wir schmerzlich vermissen, wenn es geschlossen hat, weil ein Lokal eben nicht nur ein Lokal ist, sondern es ist ein Zuhause auf Zeit.

Von 2020 bis 2029 stehen ungefähr 7 900 Betriebsübergaben an. Wir wissen, dass viele ihr Lokal oder ihr Hotel schließen oder verkaufen müssen, weil sie einfach keinen Nachfolger oder keine Nachfolgerin mehr finden. Genau da setzen wir an, nicht nur mit diesem Antrag, sondern mit den neuen Richtlinien zur gewerblichen Tourismusförderung. Mit der neuen gewerblichen Tourismus­förderung haben wir nicht nur einen Fokus auf die Betriebsübergabe, sondern auch einen Grundstein für einen zukunftsfitten Tourismus gelegt.


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Wir haben in Österreich wirklich Pionierarbeit im Tourismus geleistet, keine Frage, aber Aussagen von bestimmten Tourismusvertretern wie unter anderem von Kollegen Hörl können schon nur Auszüge aus einem apokalyptischen Kabarett sein. (Abg. Hörl: Kabarett ist eine Frechheit!) Zu behaupten, wir haben die nächsten 50 Jahre eh noch genug Schnee zum Skifahren, ist nicht nur fakten­widrig, sondern einfach viel zu kurz gedacht, frei nach dem Motto: Für meine Generation wird es schon reichen und nach mir die Sintflut! (Ruf bei der ÖVP: Das geht sicher!) Genauso sinnbefreit ist es auch, wenn Ihr Kollege Schröcksnadel noch immer das Märchen erzählt, es wäre eh alles nur ein Wetterphänomen und hätte nichts mit der drohenden Klimakrise zu tun. (Beifall bei den Grünen.)

Was uns diese Realitätsverweigerung bringen soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber ich habe auch schon länger aufgehört, zu versuchen, ältere Männer, die sich verzweifelt an die Vergangenheit klammern, zu verstehen. (Abg. Hörl: Ordnungs­ruf, Herr Präsident! Dafür einen Ordnungsruf! – Heiterkeit des Abg. Amesbauer.) Dass uns solche Aussagen nicht weiterhelfen, wissen wir schon, aber was uns wirklich weiterhilft: das Fördersystem tatsächlich so anzupassen, dass wir einen klimafitten Tourismus fördern. Das haben wir ja getan.

Nur um kurz ein paar Beispiele aus den Richtlinien zu nennen: Das Thema Bodenversiegelung findet endlich Eingang in die Richtlinie. Beschneiungsanlagen können nur mehr gefördert werden, wenn die Stromversorgung ausschließlich aus erneuerbarer Energie erfolgt. Die Anreise mit den Öffis wird gefördert. Es wird einen neu eingeführten Nachhaltigkeitsbonus geben, und es ist wichtig – das haben wir heute mehrfach diskutiert – den Mitarbeiter- und Mitarbeiterin­nenmangel zu bekämpfen, gerade im Tourismus, weil wir wissen, dass die Bundesländer gerade bei der Kinderbetreuung noch hinterherhinken. Wir wissen, dass das größte Potenzial bei den Frauen liegt. Wir wissen, wir müssen da einen Fokus setzen, und das haben wir mit der überbetrieblichen touristischen Kinderbetreuung getan.

Liebe Kollegen und Kolleginnen, wir waren einmal Pioniere im Tourismus, und wir werden es wieder sein, aber nicht, indem wir sagen: Wir machen weiter wie


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bisher. Wir müssen auch nichts schönreden, sondern es aktiv angehen und wieder eine Vision verfolgen. Meine Vision ist, dass wir Österreich zum nach­haltigsten Tourismusland Nummer eins in Europa machen. Danke an alle konstruktiven Kräfte in der Politik und in den Betrieben, die dafür mitkämpfen und mitarbeiten. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

22.04


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich ersuche, bei den älteren Männern etwas zu differenzieren und nicht zu verallgemeinern. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Hörl: Und gendern!) Es mag ja (erheitert) welche geben.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Salzmann. – Bitte.


22.04.24

Abgeordnete MMMag. Gertraud Salzmann (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen zu fortgeschrittener Stunde und liebe Zuseher, sofern sich jetzt noch Zuseher auf der Galerie befinden, es ist ja bereits 5 Minuten nach 10. Frau Staatssekretärin, auch von meiner Seite alles Gute zum Geburtstag, den Sie gestern gefeiert haben! Ein Geburtstag ist etwas Schönes. Man soll sich darüber freuen. Das denke ich schon.

Geschätzte Damen und Herren, eine sehr, sehr gute Wintersaison geht in diesen Tagen zu Ende. (Beifall des Abg. Hörl.) Wir sind stolz auf dieses Topergebnis, das wir auch im heurigen Winter wieder präsentieren konnten. Franz Hörl applau­diert schon. Ich sage wirklich ein großes Danke an alle Seilbahnunternehmen, die uns diesen Winter wieder perfekte Pisten präsentiert und präpariert haben. Ich sage ein großes Danke an alle touristischen Betriebe, die wir in ganz Österreich haben, insbesondere natürlich an alle, die in der Wintersaison ihren sehr, sehr großen Beitrag zu diesem Topergebnis gebracht haben. (Zwischenruf des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff.)


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Als Salzburgerin bin ich natürlich stolz: Wir hatten in etwa 14 Millionen Nächti­gungen im Zeitraum von November bis März. Das ist ein Topergebnis. Das sind sogar 3,6 Millionen Nächtigungen mehr als im letzten Jahr. Wenn ich mir den Pinzgau anschaue, den schönsten Bezirk, den es wohl rundum gibt – das sage ich mit Stolz –, dann ist zu sehen, dass wir in diesem Winter 6,3 Millionen Nächti­gun­gen gehabt haben. Im Pongau hatten wir 5,2 Millionen Nächtigungen und in der Stadt Salzburg waren es immerhin auch eine Million Nächtigungen.

Der Tourismusmotor läuft auf Hochtouren. Frau Staatssekretärin, wir können wirklich stolz auf das sein, was unsere touristischen Betriebe da mit ihren Mitar­beiterinnen und Mitarbeitern auch in diesem Winter wieder geleistet haben. Es ist zu einem großen Teil auch das Verdienst von vielen, vielen Familienunterneh­men. Etwa 75 Prozent aller touristischen Betriebe sind Familienunternehmen. Diese Familienunternehmen sind das Rückgrat und das Herzstück unseres öster­reichischen Tourismus, von unserer Gastlichkeit, die von so vielen Gästen aus dem In- und Ausland immer wieder gerne in Anspruch genommen wird.

Ja, meine Damen und Herren, die Betriebsübergaben und die Betriebsnach­folgen stellen diese Betriebe – vor allem die kleineren Betriebe – immer wieder vor große Herausforderungen. Daher ist es uns wirklich ein Anliegen, dass wir mit diesem Entschließungsantrag, der jetzt hier auf dem Tisch liegt und bei dem ich hoffe, dass es eine breite Zustimmung gibt, all den Betrieben in den nächsten Jahren – bis 2029 sind es in etwa 8 000 Betriebsübernahmen allein im touris­tischen Bereich, in der Beherbergung und in der Gastronomie – stark unter die Arme greifen. Ja, wir werden eine Informationsoffensive zu den Betriebs­nachfolgen starten. Der Entschließungsantrag richtet sich an unseren Arbeits- und Wirtschaftsminister Dr. Martin Kocher, mit seiner Staatssekretärin Frau Susanne Kraus-Winkler den kleinstrukturierten Tourismusbetrieben auch wirklich gezielt Informationen zur Verfügung zu stellen und Angebote zu schaf­fen.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich abschließend aber auch eines zu Kollegen Hauser sagen, der jetzt nicht im Saal anwesend ist: Er hat vorhin wieder


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eine große Rede für die Privatzimmer geschwungen. Ganz ehrlich, die FPÖ war zwei Jahre lang in der Regierung, und er war Tourismussprecher. Er hätte in dieser Zeit auch vieles umsetzen können. Das möchte ich hier schon zu beden­ken geben.

Meine Damen und Herren, ich bin stolz auf das Tourismusland Österreich. Ich bin stolz auf das, was unsere touristischen Betriebe und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer leisten. Ich kann nur sagen: Machen Sie Urlaub in Österreich! Österreich ist ein wunderbares Land der Gastlichkeit. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

22.08


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Köllner. – Bitte.


22.08.44

Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekre­tärin! Auch ich möchte nicht nachstehen und Ihnen nachträglich zum Geburtstag gratulieren. (Heiterkeit der Abgeordneten Erasim, Leichtfried und Krisper. – Abg. Leichtfried: Der Hörl ist schuld!)

Jetzt aber zum Thema: Österreichs Tourismuswirtschaft ist ja von zahlreichen Familienunternehmen geprägt, ganz gleich, ob das – Kollegin Neßler hat es, glaube ich, angesprochen – ein Wirtshausbetrieb ist, ein Beherbergungsbetrieb oder vielleicht auch ein familiär geführtes Reisebüro. Sie bilden ja nicht nur das Herzstück unserer Tourismusbranche, sondern sind gleichzeitig auch ein wesentlicher Teil unserer nationalen Identität.

Es wurde angesprochen: In den nächsten zehn Jahren stehen drei Viertel dieser Betriebe vor einer Übergabe. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir die Betriebsnachfolger auch bestmöglich unterstützen, indem wir sowohl eine effektive gewerbliche Tourismusförderung bereitstellen, als auch nieder­schwellige Informationsangebote anbieten. Ob das jetzt so sein muss, wie es hier


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erfolgt ist – mit einem Antrag der Regierungskoalition an die eigenen Regierungsmitglieder –, sei einmal dahingestellt.

Die neue Tourismusförderung mit ihrem Fokus auf Jungunternehmer und Nachhaltigkeit ist aber sicher ein erster Schritt in die richtige Richtung. Doch wir müssen auch andere drängende und strukturelle Probleme angehen, die die Branche schon längere Zeit beschäftigen und die noch immer nicht nachhaltig gelöst wurden. Dazu zählt vor allem das Personalthema in der Hotellerie und Gastronomie. Wir haben die Situation, dass viele junge Menschen eine touris­tische Ausbildung machen und nach nur wenigen Jahren die Branche bereits wieder verlassen. Ich glaube, da werden Jobkampagnen alleine nicht reichen, sondern es wird vor allem notwendig sein, endlich faire Löhne zu bezahlen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. (Beifall bei der SPÖ.)

Fachkräftemangel ist ja auch nicht gleich Fachkräftemangel. Nur weil sich Arbeitsplätze nicht besetzen lassen, heißt das noch lange nicht, dass tatsächlich ein Mangel besteht. (Abg. Loacker: Was dann? Haben sie keinen Bock, oder was? – Abg. Leichtfried: Dass die Bedingungen nicht passen? – Abg. Loacker: Das kann man sich nicht aussuchen! Du kannst dir die Bedingungen ... auch nicht aussuchen! – Abg. Leichtfried: Selbstverständlich! Wie stellst du dir das sonst vor? – Abg. Loacker: Ist das deine gute Brille, um die Welt anzuschauen? – Abg. Leichtfried: Ja, aber ich kann sie auch abnehmen, dann schaut alles anders aus!)

Und wenn wir schon beim Thema Nachhaltigkeit, das wir in der neuen Touris­mus­förderung ja auch stark drinnen haben, sind, dann dürfen wir nicht leugnen – und da wende ich mich insbesondere an meinen Kollegen Hörl –, dass die Klimaveränderungen auch für unsere Tourismusbranche existenziell bedrohlich sein können. Wir müssen also Szenarien für Tourismusregionen entwickeln, die von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen sein werden, seien das niedrig gelegene Skigebiete, wir haben es im Ausschuss angesprochen (Abg. Hörl: Neusiedler See!), oder eben – genau, richtig  Gewässer und Seen mit niedrigem Wasserstand und sinkenden Wasserständen, wie eben der Neusiedler See.


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Genau das ist der Punkt: Viele kleine und mittlere Unternehmen hängen am und leben vom Tourismus (Beifall des Abg. Hörl) und sie brauchen Sicherheit für die Zukunft. Sie sind nicht immer direkt zuständig, Frau Staatssekretärin, das ist mir bewusst, aber Sie dürfen die Länder und Gemeinden nicht alleinlassen. Es gibt auch andere Formen der Unterstützung, denn immerhin hat unser Staat, wie wir wissen, durch den Tourismus auch beträchtliche Steuereinnahmen, und ich glaube, dass wir da gefordert sind und dass es da noch einiges zu tun gibt. (Beifall bei der SPÖ.)

22.12


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Kirchbaumer. – Bitte sehr.


22.12.42

Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer (ÖVP): Herr Präsident! Werte Frau Staats­sekretärin! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher, die zu dieser späten Stunde von zu Hause noch zuschauen! In einem sind wir uns heute, glaube ich, tatsächlich einig: dass der Tourismus Wertschöpfung für unser Land bringt und dass der Tourismus bei uns sehr, sehr gut funktioniert. Wir sind auch stolz, dass die bereits abgelaufene oder fast abgelaufene Wintersaison so hervorragend per­formt hat. Uns fehlen auf das Rekordniveau von 2018/2019 nur knapp 5 Prozent. 61 Millionen Nächtigungen in Österreich – das ist schon eine sehr stolze Zahl.

Es gehört viel dazu, diese Betriebe mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erhalten zu können, um weiterhin sicher sein zu können, dass alles so gut funktioniert. 75 Prozent der heimischen Tourismusunternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Unternehmen bis 2030 in die nächste Generation zu überführen. Die nächste oder die übernächste Generation will diese Unterneh­men übernehmen, aber sie fühlt sich oft alleingelassen, im Stich gelassen. Sie hat Angst davor, ein Unternehmen zu führen. Die Besetzung aller Arbeitsplätze


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hängt davon ab, dass man Mitarbeiter findet. Wir hören ja immer öfter vom Arbeitskräftemangel, vom Fachkräftemangel. Das alles sind herausfordernde Themen, die wir zu behandeln haben. (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Vielleicht bringt ihr einmal eine Lösung!) Wir müssen gemeinsam schauen, dass wir ein Rezept dafür finden.

Es ist schwierig, es ist herausfordernd, aber es ist nicht so, dass wir das nicht wollen und dass unsere junge Generation die Betriebe und die Verantwortung nicht übernehmen möchte.

Traurig ist, dass die SPÖ da nicht immer ganz gleich tickt wie wir, wenn sie eine Erbschafts- oder eine Vermögensteuer fordert. Das würde bedeuten, dass ganz viele Hotels, Gaststätten, Pensionen nicht übernommen werden können, weil die Übernehmenden sich das schlichtweg nicht leisten können. (Abg. Seidl: Das können sie schon jetzt nicht!) Wir müssen gemeinsam schauen, dass wir Hürden abbauen. Wir müssen gemeinsam schauen, dass wir Information zur Verfügung stellen und unterstützend da sind, damit die Wertschöpfung, die der Tourismus für unser Land bringt, auch weiterhin erhalten bleibt.

Tirol hängt massiv vom Tourismus ab, jeder Arbeitsplatz im Tourismus ist wich­tig. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die in unserem schönen Land die Kulinarik hochhalten, die Gäste bei uns begrüßen und die Herausforde­rung annehmen, alle Facetten dieses schönen Landes auch weiter, in der nächsten und übernächsten Generation, nach außen zu tragen und zu repräsen­tieren. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

22.16


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Seemayer. – Bitte.



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22.16.15

Abgeordneter Michael Seemayer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Kolleginnen und Kollegen! Der Dank gilt vor allem auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diese Saison so erfolgreich bestritten haben.

In der Neuausrichtung der gewerblichen Tourismusförderung ist viel über Nachhaltigkeit zu finden. Unter Nachhaltigkeit ist aber nicht nur die Reduzierung des Ressourcenverbrauches zu verstehen, Nachhaltigkeit bedeutet auch, den Tourismus in Österreich zu erhalten, und dazu gehört auch eine erfolgreiche Betriebsnachfolge. Investitionen im Zuge von Betriebsnachfolgen sind ja auch förderwürdig, ob es dazu noch eine Eigenbeauftragung in Form eines Antrages für eine Informationsoffensive braucht, sei dahingestellt, schaden wird es auf jeden Fall nicht.

Die meisten Betriebsübergaben geschehen ja immer noch innerhalb der Familie, immer öfter ist aber zu hören, dass für Gastronomie oder Tourismusbetriebe keine Nachfolger zu finden sind. Da braucht es engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für die Gastronomie, die in der Branche mit Freude und Herzblut arbeiten. Auch das ist unter Nachhaltigkeit zu verstehen.

Wir haben heute schon im Rahmen des Dringlichen Antrages der NEOS über Personalmangel und die Wichtigkeit der Lehre diskutiert. Gerade im Tourismus werden händeringend Arbeitskräfte und Lehrlinge gesucht. In diesem Zusam­men­hang ist es nicht unbedingt hilfreich, dass es vor allem in der Gastronomie die meisten Lehrabbrüche gibt. Viele Lehrlinge treten auch nach absolvierter Lehre nicht zur Lehrabschlussprüfung an und von denen, die die Lehrabschluss­prüfung erfolgreich absolvieren, ist mehr als die Hälfte nach fünf Jahren nicht mehr in der Branche tätig.

Da wird es nicht reichen, dass man die Lehre in der Gastronomie und im Tourismus attraktiver gestaltet. Wenn man will, dass sich junge Menschen für eine Lehre entscheiden, dann muss man sich den Entscheidungsprozess anschauen, und dabei spielen die Eltern eine große Rolle. Wenn Eltern die


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Erfahrung machen, dass man es mit einem Lehrabschluss im Arbeitsleben schwerer hat und damit weniger verdient als mit einer Schulausbildung, na was werden die Eltern den Kindern dann empfehlen? – Sicher keine Lehre. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Das heißt, wir müssen an den Erfahrungen der Eltern, unseren Arbeitnehme­rinnen und Arbeitnehmer, und an den Arbeitsbedingungen im Tourismus massiv arbeiten. Das fällt auch unter Nachhaltigkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

Das gilt natürlich nicht nur für den Tourismus, sondern für alle Branchen. Es ist allerdings auch nicht hilfreich, wenn – wie von Kollegin Erasim schon berichtet – Arbeitnehmer:innen, die einen Betriebsrat gründen wollen, einfach gekündigt werden, und das, obwohl sie nur ihrer Verpflichtung laut Arbeitsverfassungs­gesetz nachgekommen sind. Dort steht nämlich, dass in Betrieben mit mehr als fünf Arbeitnehmern ein Betriebsrat zu wählen ist. Das ist keine Kannbestim­mung – ein Betriebsrat ist zu wählen. Immer wieder muss dann, wie heute Vormittag, ein Gericht entscheiden und bestätigen, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Recht sind. So geht man mit Mitarbeiterinnen und Mit­arbeitern natürlich nicht um. (Beifall bei der SPÖ.)

Bevor mir aber wieder Arbeitgeberbashing vorgeworfen wird, darf ich festhalten, dass in vielen Betrieben einiges für die Mitarbeiterzufriedenheit gemacht wird. Das geht von geregelten Arbeitszeiten über planbare Freizeitphasen bis hin zu Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Schade ist nur, dass das jetzt aus der Not heraus und nicht aus dem Selbstverständnis heraus passiert, dass man mit Arbeit­nehmerinnen und Arbeitnehmern ordentlich umgeht. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

22.20


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Prinz. – Bitte.



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22.20.09

Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Meine Damen und Herren! Zum Einstieg ein paar Zahlen aus dem Tourismus in Oberösterreich: Im Tourismusjahr 2021/2022 hatten wir 2,66 Millionen Gäste und 7 570 000 Übernachtungen. Das sind, glaube ich, durchaus positive Zahlen. Auch wenn wir wissen, dass die letzten Jahre schwierig waren, geht es wieder in die richtige Richtung.

Bei den Betriebsübergaben ist es so, dass 75 Prozent der Tourismusbetriebe in Österreich – das wird in Oberösterreich nicht wirklich anders sein – überlegen, in den nächsten Jahren zu übergeben. Wenn man es anders betrachtet: Viel­leicht 17 Prozent oder 13 Prozent der Gesamtbetriebe wollen schon im heurigen Jahr übergeben. Da ist also riesiger Handlungsbedarf gegeben, und jedes zusätzliche Angebot in der Beratung ist dabei wertvoll. In diese Richtung tut sich Positives. Man kann nur sagen, es ist auch sicherlich der richtige Weg, die Betriebe mehr zu unterstützen.

Ich darf vielleicht noch einen Satz zu Urlaub am Bauernhof, aber auch zur Privatzimmervermietung sagen. Das sind wichtige Säulen im Gesamtkonzept des Tourismus, wenn man in die Regionen schaut. Natürlich gibt es Handlungsbedarf bei der Weiterentwicklung von Urlaub am Bauernhof und der Privatzimmer­vermietung, wobei wir allerdings schon unterscheiden müssen, ob man das zum Beispiel an seiner Wohnadresse macht, oder ob das eine völlig andere Adresse ist. (Beifall des Abg. Hörl.) Man muss also nicht alles liberalisieren, sondern vernünf­tig weiterentwickeln. Das ist der richtige Weg.

Es sei mir auch noch der Gedanke erlaubt, dass auch die Landwirtschaft für einen funktionierenden Tourismus arbeitet. Das gilt sowohl für die Nah­erholung als auch für Gäste, die aus dem Ausland kommen. Die Kulturpflege der Land­wirtschaft durch die bäuerlichen Familien leistet einen wertvollen Beitrag.


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Wir als Gesellschaft sollten – in Richtung Tourismus blickend – auch nicht unter­schätzen, dass es Gefahren gibt, die den Tourismus auch in Bedrängnis bringen können. Denkt man an den Vorfall im Trentino, wo ein junger Mann von einem Bären getötet worden ist: Man muss sich auch anschauen, wie das bei uns mit dem Wolf ist. Ich glaube, dass der Tourismus dabei im selben Boot wie die Landwirtschaft sitzt. Es ist Vorsicht angebracht. Solche Dinge tun in Wirklichkeit sehr weh. Daher sollte man gewisse Dinge mit Bedacht und behut­sam weiterentwickeln, damit wir nicht etwas verlieren, von dem man geglaubt hat, dass das gar nicht passieren könne. In diesem Sinne, glaube ich, müssen wir wachsam sein. (Beifall bei der ÖVP.)

22.22


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Staatssekretärin Kraus-Winkler. – Bitte sehr, Frau Staatssekretärin.


22.22.36

Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft Mag. Susanne Kraus-Winkler: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Hohes Haus! Ich freue mich sehr, dass in dieser Debatte heute so viele Themen – ich meine wirklich alle Themen, die wir heute gehört haben, die im Tourismusausschuss diskutiert werden oder den Tourismus betreffen – gleich­­zeitig vor den Vorhang geholt werden konnten.

Wir diskutieren das Thema Betriebsübergabe heute hier auch ein bisschen deshalb, um ihm Gehör zu verschaffen. Es gibt nämlich zwei gute Gründe dafür, dass wir das Thema Betriebsübergabe auf der Ebene, auf der wir das sowohl im Tourismusausschuss als auch hier besprochen haben, vor den Vor­hang holen.

Der erste Grund ist, dass es dem Aktionsplan Tourismus aus dem Masterplan Tourismus entspricht. Das heißt, es ist einer der Punkte, der im Aktionsplan zur Umsetzung des Masterplan Tourismus steht.


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Der zweite Punkt ist der heute schon mehrfach angesprochene Punkt der gewerblichen Tourismusförderung, die seit 30.3. in Kraft ist. Was ich noch besonders vor den Vorhang holen möchte, ist, dass wir bei dieser Neuaus­richtung eben auch Investitionen in Zusammenhang mit Betriebsübergaben stärker fördern werden.

Dazu gibt es drei Förderinstrumente: einerseits der schon mehrfach ange­sprochene Nachhaltigkeitsbonus, aber auch Zuschüsse für Gründer und Übernehmer im Rahmen der Jungunternehmerförderung. Da möchte ich gleich auf den Herrn Abgeordneten, der gerade vorhin gesprochen hat, repli­zieren: Es gibt Zinszuschüsse und Haftungsübernahmen für Kredite zur Stabi­lisierung eines Unternehmens nicht nur bei einer Betriebsweitergabe an Familienmitglieder, sondern auch wenn dieser an langjährige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen übergeben wird. Das ist ganz, ganz wichtig.

Ich glaube, dass die Mitarbeiter üblicherweise nicht von den Angeboten angesprochen werden, die bis jetzt immer am Tisch gelegen sind. Genau dann, wenn es Mitarbeiter gibt, die übernehmen wollen, weil es keine Familien­übernahme gibt, sollen diese eben in einer Art Gesamtpaket von uns neben der Förderungsmöglichkeiten auch gleich die zur Betriebsübergabe notwendigen Informationen bekommen. Ich gehe davon aus, dass diese noch weniger Unterstützung dabei haben, sich mit so einer Betriebsübernahme auseinander­setzen zu können.

Daher gibt es da auch eine Informationsoffensive gemeinsam mit diesem Teil der gewerblichen Tourismusförderung. Dort bekommt man die Informationen zu rechtlichen Fragen, aber auch Erfahrungswerte von anderen Übernehmern oder Übergebern. Wir haben dazu diese Woche bereits die erste Veranstaltung gehabt. Es wird dazu auch noch eine Webseite und eine begleitende Broschüre geben. Um zu beruhigen: Das Ganze wird ausschließlich aus den laufenden Budgetmitteln des Tourismusbudgets finanziert und sollte auch keine zusätz­lichen Kosten aufwerfen.


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Was mir noch wichtig ist, weil das Eigenkapital angesprochen wurde: Es gibt in der neuen gewerblichen Tourismusförderung auch eine Förderung unter dem Titel Equity Growth. Es wird für die Betriebe, die Gewinne ins Eigen­kapital transferieren, also im Unternehmen lassen, die Möglichkeit bestehen, zusätzliche Haftungen zu bekommen, um weitere notwendige Investitionen durchzuführen.

Ein letztes Wort noch zu dem Thema Lehrlinge, weil es heute schon so intensiv diskutiert wurde: Schauen Sie sich die Steigerung der Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr in Tourismusbetrieben an! Es ist sehr erfreulich, dass wir nach der schwierigen Zeit der Pandemie alleine vom letzten Jahr auf dieses Jahr ein Plus von über 600 Lehrlingen im ersten Lehrjahr haben und somit schon wieder knapp an der Zahl 3 000 sind, wenn es um die Lehrlinge im ersten Lehrjahr geht. Das wollte ich noch ergänzt haben.

Die Berufe im Tourismus werden von jungen Leute doch sehr intensiv nach­gefragt. Gerade die Juniorskills, die erst vor Kurzem in Kärnten stattgefunden haben, haben wieder die Begeisterung der jungen Menschen gezeigt.

Ich darf mich abschließend auch noch herzlich bei allen für die Geburtstags­wünsche bedanken. Ich hoffe, dass das jetzt damit abgeschlossen ist. Ich fühle mich mit jedem Geburtstagswunsch, den ich bekomme, immer älter, aber ich nehme sie mit großer Freude in mein Herz. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ, Grünen und NEOS.)

22.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weber. – Bitte. (Abg. Weber gratuliert Staatssekretärin Kraus-Winkler am Weg zum Redner:innenpult. – Allgemeine Heiterkeit.)


22.27.56

Abgeordneter Ing. Johann Weber (ÖVP): Frau Staatssekretärin, ich habe gesagt, ich schließe jetzt damit ab. Werter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und


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Kollegen! Geschätzte Damen und Herren, vor allem zu Hause vor den Bild­schir­men! Ich habe gerade, also kurz vor Beginn meiner Rede, darüber nachgedacht, ob uns eigentlich bewusst ist, wo wir leben. Wir leben ja schließlich und endlich im Paradies. Es kommt jetzt eine Jahreszeit, in der man vormittags durchaus noch Skifahren und am Nachmittag bereits in einem trinkwasserzer­tifizierten Badesee baden kann. Wir leben also wirklich im Paradies, und das muss uns auch bewusst sein. (Beifall bei der ÖVP.)

Jetzt aber zum eigentlichen Thema: Egal ob im Privaten oder mit einer Firma, man baut sich etwas auf. Man betreibt ein kleines, ein mittleres oder eben auch ein großes Unternehmen und man wird älter, älter und älter. Man stellt sich dann irgendwann eine Frage, und zwar die Frage der Nachfolge. Wer kennt diese Frage nicht?

Die KMU Forschung Austria hat in einer Studie aus dem Jahr 2019 prognos­tiziert, dass im Zeitraum 2020 bis 2029 in den Bereichen Beherbergung und Gastronomie bis zu 7 900 Betriebsübergaben anstehen werden. Darüber hinaus gibt es Umfragen, die darauf hinweisen, dass 75 Prozent der heimischen Tou­rismusbetriebe bereits an eine Übergabe denken beziehungsweise diese auch schon planen. Auch wenn mehr als die Hälfte davon innerhalb der Familie – wir haben gehört, in etwa 75 Prozent – erfolgen soll, tun sich oft Detailfragen gerade hinsichtlich des Erbrechtes, aber auch des Steuerrechtes auf, etwa was die Übertragung von Immobilienvermögen betrifft. Das schafft zusätzliche Hürden beim Generationenwechsel.

Dann gibt es noch die multiplen Krisen, die wir erlebten beziehungsweise noch immer erleben müssen. Diese haben die Situation in diesem Zusammenhang auch nicht einfacher gemacht.

Unabhängig aber von diesen zeitlich beschränkten Einflüssen beziehungsweise Krisen wollen wir die kleinstrukturierte heimische Tourismusbranche nieder­schwellig, aber ganz gezielt unterstützen und haben daher den nun vorliegenden Entschließungsantrag eingebracht.


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Ich möchte mich jetzt noch einmal bei der Frau Staatssekretärin ganz herzlich bedanken. Sie hat in ihrer Rede die geplante Neuausrichtung der gewerb­lichen Tourismusförderung angesprochen, in der eben auch ein Fokus auf die Betriebsnachfolge gelegt ist. Gemeinsam mit den zahlreichen Förderungsan­geboten in den einzelnen Bundesländern steht ein breites Instrumentarium für materielle Unterstützung zur Verfügung.

Darüber hinaus wird es neben dieser finanziellen Unterstützung aber auch ein zielgerichtetes Informationsangebot geben müssen, um eben die Bewusst­seinsbildung rund um diese Betriebsübergabe weiterzubringen, zu fördern: Wir brauchen Leitfäden, Onlineangebote, wir brauchen Webinare, Workshops und so weiter, die den Besonderheiten in dieser Branche genau Rechnung tragen.

Abschließend noch einmal vielen Dank, liebe, geschätzte Frau Tourismus­staats­sekretärin, und auch ein Dankeschön an Wirtschaftsminister Martin Kocher für die entsprechende Unterstützung!

Ich bedanke mich bereits jetzt für eine breite Unterstützung zu diesem Tages­ord­nungspunkt und schließe mit einem aufrichtigen Dankeschön. Ich wünsche uns auch schon einen schönen Sommer, der langsam beginnen wird. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

22.31 22.31.40


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Wünscht der Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 2024 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend die „Schaffung zusätzlicher nieder­schwelliger Informationsangebote zur gezielten Unterstützung kleinstruktu­rier­ter Tourismusbetriebe bei der Betriebsnachfolge“.


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Wer dafür eintritt, den darf ich um ein dementsprechendes Zeichen der Zustim­mung ersuchen. – Das ist mehrheitlich angenommen. (322/E)

22.32.1423. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Beschaffungsplanung des Österreichischen Bundesheeres – Reihe BUND 2022/32 (III-783/2004 d.B.)

24. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Aufgabenerfüllung und Einsatzbereitschaft des Pionierbataillons 3 – Reihe BUND 2021/39 (III-478/2006 d.B.)

25. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Kooperationen des Bundesministeriums für Landesverteidigung mit Vereinen und Organisationen – Reihe BUND 2022/28 (III-766/2007 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zu den Tagesordnungs­punk­ten 23 bis 25, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Ich darf mich bei der Frau Staatssekretärin für ihre Anwesenheit bedanken und darf die Frau Präsidentin des Rechnungshofes herzlich bei uns begrüßen.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Als Erster zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Gahr. Bei ihm steht das Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter.


22.33.14

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Herr Präsident! Frau Präsident des Rech­nungshofes! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Zu später Stunde diskutieren wir noch Rechnungshofberichte, es geht dabei um die Auswirkungen


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der Beschaffungsplanung auf die Einsatzbereitschaft des österreichischen Bundesheeres. Das österreichische Bundesheer leistet seit 1955 in vielen Situationen in unserem Land wertvolle Beiträge, leistet Friedenseinsätze, ist aber auch immer zur Stelle, wenn es darum geht, Naturkatastrophen zu bewältigen.

Es war schon so, dass das Bundesheer durchaus einen Investitionsrückstau gehabt hat, aber gerade in den letzten Jahren da durchaus Schwung hineinge­kommen ist und es jetzt wieder Investitionen in die Sicherheit gibt.

Der Rechnungshof hat die Jahre 2013 bis 2020 überprüft und hat insgesamt 16 Schlussempfehlungen ausgesprochen. – (In Richtung der eintreffenden Bundes­ministerin Tanner:) Grüß Gott, Frau Bundesminister! Danke, dass Sie auch noch Zeit finden, bei dieser Debatte dabei zu sein.

Was waren die Dinge, die der Rechnungshof kritisch betrachtet hat? – Einerseits der fehlende Überblick, was den Investitionsbedarf betrifft. Da hat es durchaus Unvollständigkeiten gegeben und es war nicht alles aktuell. Weiters hat der Rechnungshof eingemahnt, dass man, gerade was das Bedarfsprogramm betrifft, konkrete Zahlen hinterlegen sollte.

Wir haben ja heute schon einen weitreichenden Beschluss gefasst, was die Öster­reichische Sicherheitsstrategie betrifft, und der Rechnungshof hat ja auch empfohlen, dass wir da laufende Evaluierungen durchführen sollten. Dabei hat der Rechnungshof auch festgestellt, wie schon betont, dass es Investitions­lücken in der Höhe von 1,3 Milliarden Euro gegeben hat.

Diese militärische Sicherheitsstrategie für die Zukunft bringt uns Planungs­sicher­heit, bringt uns natürlich aber auch Qualität, was das österreichische Bundesheer betrifft, und sie bringt uns ganz einfach mehr Sicherheit in einer Zeit, in der wir ja durchaus viele Krisenherde haben, Kriegsschauplätze haben. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns in Österreich da auch ordentlich aufstellen und nicht, sage ich, übermäßig investieren, aber gezielt und umfassend investieren. (Abg. Reifenberger: Von übermäßig sind wir weit weg!) Diese Sicherheitsstrategie ist auf


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das Bundesheer, auf das Innere und auf die Versorgung in unserem Land ausgelegt.

Grundlage für all diese Dinge, die da in die Zukunft geführt werden, ist natürlich das Budget. Es hat zwar 2022 erfreulicherweise ein hohes Budget gegeben, das höchste Verteidigungsbudget, und es gibt ja jetzt aktuell vier Jahre lang Sicher­heit: Es werden 16 Milliarden Euro in den nächsten vier Jahren investiert. Mit 1. Jänner ist das Landesverteidigungs-Finanzierungsgesetz in Kraft getreten, und das bringt uns wieder Sicherheit für die nächsten zehn Jahre.

Die Frau Bundesminister hat im Ausschuss auch klargestellt: Es wird zukünftig gezielt, sorgsam und abgestimmt investiert. Es wird dort investiert, wo wir in Österreich, sage ich, das Ganze bewältigen können. Es wird aber auch geprüft werden, wo es Kooperationen mit Nachbarländern geben soll, wo das durchaus auch sinnvoll ist.

Ich möchte mich bei der Frau Bundesminister bedanken, aber auch beim Rechnungshof, dass dieser Bericht dazu beigetragen hat, die Österreichische Sicherheitsstrategie umzusetzen. Eigentlich sind die meisten Dinge, die der Rechnungshof empfohlen hat, umgesetzt oder in Umsetzung. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

22.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die Bundesministerin für Verteidigung herzlich bei uns begrüßen.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Greiner. – Bitte sehr.


22.37.11

Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Herr Präsident! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Angesichts der doch schon späteren Stunde gehe ich gleich in medias res und möchte die wesentlichsten Kritikpunkte des Rechnungshofes betreffend Beschaffungsplanung des österreichischen Bundesheeres anziehen.


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Der Rechnungshof hat festgestellt, dass zwischen 2013 und 2020 Beschaf­fungen zwar geplant wurden, sehr, sehr allgemein, aber keineswegs konkret. Das heißt, man hat nicht genau gesagt: Es wird in A, B und C investiert! – Man hat nicht nur nicht genau gewusst, wo man Investitionsbedarf hat, man hat auch total vergessen, Zahlen dazuzulegen, die geplanten Investitionen zu berechnen. Das hat der Rechnungshof massiv kritisiert – keine genauen Bedarfe festgestellt, keine begleitenden Berechnungen –, und was es ebenfalls nicht gegeben hat, war ein Monitoring über die geplanten Investitionen. Es ist doch wirklich unabdingbar, dass man ein gut strukturiertes Monitoring aufsetzt, es geht ja schließlich darum, belegen zu können, dass Steuergeld auch wirklich sparsam und zweckmäßig eingesetzt wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Bei der Bedarfsplanung geht es nicht nur um infrastrukturelle Maßnahmen, es geht natürlich auch um personelle Maßnahmen. Ich darf ein Beispiel aus dem Bericht erwähnen: Es wurden zwar Waffen gekauft, ich beziehe mich ganz konkret auf die modifizierten Sturmgewehre, aber es konnte sie niemand bedie­nen. Das heißt, es ist nicht Hand in Hand gegangen, das hat einfach nicht zusammengestimmt, weil eben nicht vorab geplant wurde. Im Ausschuss haben wir das genauer besprochen. Es wurde zugesichert, dass es mittlerweile möglich ist, dass diese Waffen auch wirklich von geschultem Personal bedient werden, was auch unabdingbar ist.

Wir haben dann über Transportgeräte des österreichischen Bundesheeres gesprochen. Da haben wir erfahren, dass die Hercules in der Beschaffungsphase ist, in Kooperation mit anderen europäischen Staaten, was ja durchaus sinnvoll ist, und dass auch die Black-Hawk-Adaptierungen im Gange sind und in den nächsten Jahren weitere Black-Hawk-Hubschrauber angeschafft werden sollen.

Ein Punkt war ganz wesentlich, nämlich die Miliz. Da waren wir uns, glaube ich, alle einig, dass die Miliz aufgewertet gehört, aufgestockt gehört, vor allem in sozialrechtlicher Hinsicht aufgewertet gehört.


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Einen letzten Satz vielleicht dazu: Es wurde heute schon öfter von der Sicher­heitsstrategie gesprochen. Ja, diese ist unabdingbar, eminent wichtig. Es war auch ein guter Zugang, alle Fraktionen einzubinden, da waren sich, glaube ich, alle einig; nur, wie die Praxis dann gezeigt hat, ist man zu Beginn dieses Prozesses wieder ein bisschen davon abgewichen, indem die Bundesregierung gesagt hat: Es gibt einen Vorschlag und in ein paar Monaten werden die Fraktionen eingebunden! – Das weicht von dem ab, was eigentlich in Gemein­samkeit euphorisch begonnen wurde. Ich appelliere hier wirklich, von dieser Gemeinsamkeit nicht abzuweichen. Ich glaube, angesichts der europäischen Lage ist es wichtig, gemeinsam eine Sicherheitsstrategie zu entwickeln und zu tragen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)

22.40


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Reifenberger. – Bitte sehr.


22.40.37

Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Bevor ich mit meiner eigentlichen Rede beginne, möchte ich eine Besucher­gruppe begrüßen, und zwar eine Gruppe aus Salzburg, vom akademischen Corps Frankonia-Brünn zu Salzburg, die als eine der letzten Gäste auf der Galerie bis zu dieser späten Stunde noch ausgehalten hat. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Jetzt aber zu den Rechnungshofberichten: Bei diesen Tagesordnungspunkten geht es um drei Berichte, beim ersten geht es um die Beschaffungsmaßnahmen. Dieser Bericht zeigt die erschreckende Mangelwirtschaft im österreichischen Bundesheer in den letzten Jahren auf. Wenn das Budget nicht einmal dazu ausgereicht hat, dass man die zwingend notwendigen Vorhaben, sogenannte Kategorie-eins-Vorhaben, in das Realisierungsprogramm aufnehmen konnte, dann zeigt das ganz deutlich, dass man zu einer Loch-auf-Loch-zu-Strategie gezwungen war. In Zukunft, bei hoffentlich auch langfristigen


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Budgeterhöhungen, wird sich das wohl ändern, da bin ich mir ganz sicher. Insofern mache ich in diesem Bereich dem Verteidigungsministerium keinen Vorwurf.

Zum weiteren Bericht des Rechnungshofes über die Kooperationen des BMLV mit Vereinen und Organisationen ist festzuhalten, dass wir Freiheitlichen die geprüften Institute, die zwar privat organisiert sind, aber mit viel Steuergeld subventioniert werden, für sinnlose Parallelstrukturen halten, die nicht gefördert werden sollten. Wir erkennen keinen adäquaten Mehrwert in der Arbeit dieser Institute, außer dass dort einige Parteigänger und auch Ex-Minister versorgt werden. Wir sind der Meinung, dass die Landesverteidigungsakademie diese Bereiche ebenfalls abdecken kann, sodass wir keinen Bedarf für diese Institute sehen. (Beifall bei der FPÖ.)

Für die Zuseher, die diesen Rechnungshofbericht nicht kennen, möchte ich noch eines klarstellen: Mit meiner Kritik meine ich ausdrücklich nicht die Förderung von anderen wehrpolitischen Vereinen wie der Offiziersgesellschaft, Unteroffi­ziers­gesellschaft, dem Kameradschaftsbund, den Milizverbänden. Wir kritisieren die Institute, die für Hunderttausende Euro an Steuergeld, die diese verschlingen, unkoordiniert, nämlich inhaltlich mit der Landesverteidigungsakademie nicht abgesprochen, viel Papier und heiße Luft produzieren.

Beim dritten Bericht des Rechnungshofes geht es um die Aufgabenerfüllung und die Einsatzbereitschaft des Pionierbataillons 3. Auch dieser Bericht zeigt drastisch den Zustand eines Verbandes auf, der keine positiven Rückschlüsse auf das Gesamtsystem österreichisches Bundesheer zulässt.

Schauen wir uns diesen Verband an: Im Prüfungszeitraum waren 56 Prozent der Offiziersposten besetzt – nur 56 Prozent! Von den Kaderangehörigen haben mehr als ein Drittel die geforderte Grundschießfertigkeit nicht erfüllt. Das Pionier­bataillon 3 hatte laut Bericht von acht vorgesehenen nur drei feldverwendbare Pionierpanzer, weiters nur acht von 15 geländegängigen Lkws, und von diesen


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acht waren wiederum nur vier wirklich tauglich für den Transport von Mann­schaft und Gerät, also nur vier statt 15, und das Bataillon hatte nur drei brauchbare Pinzgauer von eigentlich elf im Sollstand.

Leider Gottes schaut es bei den anderen beiden Pionierbataillonen, die wir in Österreich haben, auch nicht viel besser aus. Der Zustand der Pioniere wurde vom früheren Verteidigungsminister bereits als militärisches Risiko beurteilt. Das ist ein Armutszeugnis, Frau Bundesminister. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Du hast auch vergessen, dass der Kunasek ihr Vorgänger war, gell?)

22.44


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stögmüller. – Bitte sehr.


22.44.23

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes, herzlich willkommen zu dieser späten Stunde. Ich mache es kurz.

Ich glaube, Sie haben sich hauptsächlich den Rechnungshofbericht über die Beschaffungsplanung angeschaut, der betrifft den Zeitraum 2020/2021. Es war damals eine andere Situation, es gab die Diskussion über die Grundwehrdiener, darüber, ob man überhaupt genug Sprit für die Truppenfahrzeuge hat, ob genug Munition zum Üben da ist, ob das Bundesheer genügend Infrastruktur hat, wie die Unterkünfte sind, und alles Mögliche.

Ich möchte das auch sagen, weil hier immer so getan wird, als würde da nichts weitergebracht: Es gab Minister, die da sehr wohl schon hätten handeln können. Es hat aber einen Krieg gebraucht, dass wir erkennen, dass wir entsprechend investieren müssen. Das haben wir gemacht, wir haben in den letzten Jahren ganz viel umgesetzt.

Ich möchte das nicht verheimlichen und auch nicht irgendwie kleinreden, ganz im Gegenteil: Im Landesverteidigungsausschuss ist auch sehr viel gemeinsam


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über die Parteigrenzen hinweg passiert. Ich glaube, so viele gemeinsame Anträge, nämlich über die Parteigrenzen hinweg, wie wir im Landesvertei­digungs­ausschuss einbringen, gibt es in keinem anderen Ausschuss – und das hat schon seinen Sinn, wenn wir untereinander ausreden, wo die Schwerpunkte sind, wohin die Reise gehen soll, und dann versuchen, das gemeinsam mit dem Minis­terium auch umzusetzen.

Wir haben nicht nur die längerfristige Finanzierung und die Schwerpunktlegung ausgemacht, sondern wir haben auch mehr Transparenz hineingebracht. Ich kann es nicht oft genug wiederholen: Wir haben langfristige und fixe Transparenz­strukturen entwickelt, wir haben uns darauf verständigt, dass die Beschaffungs­prozesse vorab geprüft werden, dass Qualitätskriterien aufgestellt werden und im Nachhinein deren Einhaltung überprüft wird. Das ist revolutionär, das gibt es in keinem anderen Ministerium auf diese Art. Es ist ganz wichtig und auch sinn­voll, dass wir das gemacht haben, weil Militärbeschaffungen immer eine Mög­lichkeit der Korruption bieten können, und das müssen wir von Anfang an so gut wie möglich verhindern. Komplett verhindern können wir es nie, aber wir kön­nen es so gut wie möglich verhindern. Das ist der Weg, den wir gehen sollen.

Frau Ministerin und auch Frau Rechnungshofpräsidentin, ich freue mich schon auf den nächsten Bericht, denn der wird schon wieder ganz anders ausschauen, weil wir versuchen, konkrete sinnvolle Strukturen für das Bundesheer und auch für den Schutz der Menschen in Österreich zu schaffen. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Ofenauer.)

22.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Abgeordneter Hoyos-Trauttmansdorff. – Bitte sehr.


22.46.56

Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Herr Präsident! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Frau Bundesministerin! Ich muss eingangs nur ganz kurz etwas zu Herrn Kollegen Stögmüller sagen: Ich finde das sehr positiv,


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wenn du jetzt schon davon ausgehst, dass zukünftige Berichte positiver sein werden, aber dazu müsst ihr einmal die Sicherheitsstrategie auf den Boden bringen, da schaut es nämlich noch ein bisschen schlecht aus.

Frau Rechnungshofpräsidentin und Frau Bundesministerin! Vorweg möchte ich mich bei Ihnen, Frau Bundesministerin, bedanken, weil es durchaus untypisch ist, dass der Minister bei Rechnungshofdebatten hier anwesend ist. Ich sehe das als ein sehr positives Zeichen auch gegenüber dem Parlament, und das muss man, glaube ich, auch sagen. (Beifall bei Abgeordneten von NEOS, ÖVP, SPÖ und Grünen.) Gerade in Zeiten, in denen wir ja oft über den parlamentarischen Dis­kurs reden, finde ich das ein sehr positives Zeichen.

Die Berichte – sie wurden angesprochen, ich möchte das jetzt nicht lange ausführen – sind durchaus kritisch dem österreichischen Bundesheer gegenüber, insbesondere der Bericht über die Beschaffungsplanung. Er zeigt nämlich auch eine Sache auf, auf die wir auch gemeinsam als Parlament reagiert haben, nämlich dass das österreichische Bundesheer in gewissen Bereichen unterfinan­ziert ist und dass es einen sehr großen Stau an Finanzierungen beziehungsweise an Nachbeschaffungen, die zu tätigen waren, gegeben hat. Ich bin sehr froh darüber, dass es uns in den letzten Monaten gemeinsam im Parlament gelungen ist, hier Schritte nach vorne zu gehen, und ich glaube, jetzt ist es auch an der Zeit, genau diese Debatte weiterzuführen und auf Basis einer neuen Sicherheits­strategie zu führen.

Warum auf Basis einer neuen Sicherheitsstrategie? – Weil es natürlich wichtig ist, und das hat die Frau Rechnungshofpräsidentin mit ihrem Team auch aufge­zeigt, dass wir, wenn wir Beschaffungen tätigen, einen konkreten Plan verfolgen: Wohin geht es in Sachen Sicherheit in Österreich, welche Schritte wollen wir setzen, um in Österreich sicherzugehen, dass das österreichische Bundesheer in Kombination mit anderen agieren kann? Und da gibt es eine Vielzahl von Mög­lichkeiten, wie wir uns orientieren. Da sind Fragen wie: Welche Rolle wollen wir in der Europäischen Union spielen?, zu klären, weil das natürlich auch eine Aus­wir­kung darauf hat, welche Einsatzfahrzeuge man beispielsweise kauft, welche


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Panzer man kauft, um auch kompatibel mit anderen Armeen zu sein. Da sind aber auch andere Fragen zu klären, wie: Welche Risikobilder sehen wir? In welcher Risikolandschaft leben wir? – All das sind Fakten, auf denen wir aufbauen müssen, und deswegen ist es eben sehr wichtig, an einer österreichischen Sicherheitsstrategie zu arbeiten, die dann dafür sorgen kann, wie Kollege Stögmüller gesagt hat, dass künftige Rechnungshofberichte besser aus­schauen.

Der zweite Bericht, auf den ich ganz kurz eingehen möchte, ist jener rund um diese Vereinsstrukturen. Sie wissen, es war auch immer wieder in den Medien, insbesondere rund um Ibiza, es geht da insbesondere um einen FPÖ-Verein, der bisher Förderungen bezogen hat. Auch da ist es positiv weitergegangen, weil es in diesem Bereich ganz konkrete Förderrichtlinien gibt, die darauf hinweisen, wann gefördert wird und was gefördert wird.

Dadurch wird ein Stück weit Transparenz geschaffen, und ich muss Ihnen dazu gratulieren, Frau Bundesministerin, weil das über Jahre hinweg immer wieder auch ein heikles Thema war. Es gab zahlreiche Anfragen zu diesen Vereinen, auch von mir, und ich bin sehr froh, dass Sie das gelöst haben.

Ich hoffe, dass wir in diesen Dingen auch weiter konstruktiv zusammenarbeiten können, insbesondere eben im Aufbau einer österreichischen Sicherheits­strategie, weil diese nur funktionieren wird und nur funktionieren kann, wenn wir alle gemeinsam daran arbeiten, Österreich sicherer zu machen. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der Grünen.)

22.50


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Hörl. – Bitte sehr. (Abg. Rauch: Hast du dein Windradl schon aufgestellt? – Abg. Hörl – auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Sei nicht so frech!)



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22.50.29

Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Grüß Gott, Herr Präsident! Frau Rechnungshof­präsidentin! Frau Bundesminister! Ich kann jetzt nahtlos an meinen Vorredner anschließen und damit Zeit sparen, auch ich beziehe mich auf den Rechnungs­hof­bericht, der die Vereinskooperationen zum Inhalt hat.

Wir wissen jetzt, dass das Verteidigungsministerium zwischen 2017 und 2020 3,82 Millionen Euro an sechs außeruniversitäre sicherheitspolitische Vereine und Organisationen ausgezahlt hat. Eines dieser Institute, es wurde gerade erwähnt, nämlich das Institut für Sicherheitspolitik, das der FPÖ zugeordnet wird, stand wie immer im Verdacht – Herr Hafenecker ist jetzt nicht hier, aber auch da: wieder einmal die FPÖ, nicht? –, dass es mit Parteienfinanzierung der FPÖ in Verbindung stand. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) In Wahrheit war es die Angeberei von Strache und Gudenus, die ja dann auch im Ibiza-Untersuchungsausschuss behandelt wurde.

Gelder zwischen 48 000 Euro und 200 000 Euro pro Jahr und Verein dienten der Finanzierung dieser sicherheitspolitischen Projekte. Eine vermutete Parteien­finanzierung ist wohl aufgrund der Höhe ohnehin schon ausgeschlossen und unlogisch und konnte natürlich auch in beiden Untersuchungen – einmal durch das Ministerium und dann durch den Rechnungshof – nicht festgestellt werden.

Ich kann der Frau Bundesminister wirklich gratulieren, denn die Bundesminis­terin hat, nachdem sie das Amt übernommen hatte, eine Prüfung dieser Causa eingeleitet. Diese wurde dann auch abgeschlossen und war quasi fix und fertig bearbeitet, bevor der Rechnungshof das Ganze untersucht hat. Es ist schön, wenn der Rechnungshof noch einmal drüberschaut, aber all die Anregungen des Rechnungshofes sind wahrscheinlich in dieser vom Ministerium durchgeführten Prüfung ohnehin schon enthalten, sodass ich denke: Doppelt geprüft ist gut. Die Frau Bundesminister und das Ministerium haben hervorragend und schnell reagiert.


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Die FPÖ war wieder einmal Anlass für eine Untersuchung, und ich würde gerade der FPÖ immer wieder einmal raten, ein bisserl weniger eine große Klappe zu haben, wenn es um Korruption und so weiter geht, denn das Übel geht immer von euch aus (Zwischenrufe bei der FPÖ), und hier führt ihr immer die ganz große Klappe.

Also alles in allem: Herzlichen Dank, Frau Bundesminister, für die hervorragende Arbeit, und ich gratuliere Ihnen! Auch in Zukunft viel Erfolg betreffend den Frieden! Und ich danke auch Ihnen, Frau Rechnungshofpräsident, für die Arbeit Ihres Rechnungshofes. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

22.52


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich bitte, bei der Wortwahl etwas vorsich­tiger zu sein. „Große Klappe“ entspricht nicht der Würde des Hauses. (Abg. Reifenberger: Aber beim Hörl schon! –Ruf bei der SPÖ: Das ist eine eigene Kategorie, Kategorie Hörl! – Abg. Stögmüller: Da könnte man eine eigene Liste führen! – Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und SPÖ.) – Auch die Kommentare entsprechen nicht der Würde des Hauses.

Zu Wort gemeldet ist Frau Präsidentin Kraker. – Bitte sehr.


22.53.05

Präsidentin des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Ja, ich freue mich sehr darüber, dass es auch im Rechnungshofausschuss eine wirklich intensive Debatte zu den Berichten des Rechnungshofes gab.

Die Berichte des Rechnungshofes haben sich auf die Einsatzbereitschaft des österreichischen Bundesheeres bezogen. Erlauben Sie mir, im Zuge dieses ersten Blocks zunächst einmal auf die Prüfung des Rechnungshofes betreffend die Beschaffungsplanung des österreichischen Bundesheeres einzugehen.

Auch wenn die Dinge sich jetzt drehen und wenn man versucht, hier mehr zu investieren, so denke ich doch, dass die Prüfung für die Vorgangsweise des


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österreichischen Bundesheeres in den nächsten Jahren von grundsätzlicher Bedeutung ist, nämlich wenn Investitionsentscheidungen auf Basis von neuen strategischen Ausrichtungen in Österreich anstehen.

Die Prüfung bezog sich auf die Jahre 2013 bis 2020, und Ziel dieser Prüfung war die Darstellung der strategischen Zielsetzungen zur Planung, deren Umsetzung, die Beurteilung von Investitionsentscheidungen in Zeiten knapper Finanzmittel und die Analyse der prozessweiten Auswirkungen der Investitionsentschei­dun­gen auf die Einsatzbereitschaft.

Wir haben den Bericht im November 2022 vorgelegt. Grundsätzlich haben die strategischen Grundprinzipien ja Einfluss auf die Beschaffungsplanung, und wir haben in unserem Bericht festgestellt, dass die Beschaffungsplanung des öster­reichischen Bundesheeres mangelhaft war.

Was die strategischen Vorgaben anlangt, so haben Sie heute schon darüber gesprochen, dass diese auf der österreichischen Sicherheitsstrategie basieren. Unsere zentrale Empfehlung war, diese zu überarbeiten, denn sie stammte ja aus dem Jahr 2013. Das Ministerium selbst hat Ende 2017 und 2020 den Bedarf der Neuausrichtung festgelegt. Vor drei Wochen hat der Ministerrat die Weiter­ent­wicklung beschlossen, und Sie selbst haben das heute auch in einer Entschließung noch einmal festgemacht.

Dazu kommt die Teilstrategie Verteidigungspolitik. Auch diesbezüglich, haben wir gesagt, ist eine Überarbeitung notwendig, sodass man diese Teilstrategie regelmäßig im Zusammenhang mit Reformprozessen überprüft.

Was die militärischen Planungsdokumente betrifft, geht es zum Beispiel um das Streitkräfteprofil, das jetzt verstärkt in Richtung Inlandsaufgaben geht, sodass dann auch Gleichzeitigkeitsbedarfe zu berücksichtigen sind. Wir haben aber festgestellt, dass den militärstrategischen Planungen keine konkreten budge­tä­ren Vorgaben zugrunde lagen, und wir empfehlen, bereits im Rahmen der


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Definition des Streitkräfteprofils langfristige budgetäre Notwendigkeiten zu identifizieren.

Betreffend die Umsetzungspläne haben wir zu den jährlichen Realisierungs­programmen festgehalten, dass sie zur mehrjährigen Steuerung nicht geeignet waren, und wir haben auch die Empfehlung abgegeben, dass es einen Moni­toringprozess zwischen den geplanten Beschaffungsvorhaben und der tatsäch­lichen Umsetzung geben muss. Es ist sicherzustellen, dass künftig eine Ableitung der durchgeführten Beschaffungen aus den Realisierungs- und Pla­nungszielen über alle Entwicklungslinien nachvollziehbar möglich ist.

Ja, durch die Investitionen gab es einen Budgetbedarf, eine Investitionslücke, die das Risiko in sich barg, dass sie sich negativ auf die Einsatzbereitschaft des Bundesheeres auswirkt, und auch die Sonderpakete, die es in den Jahren 2016 bis 2021 gab, konnten diese Lücke nicht schließen.

Das Controlling des Mitteleinsatzes fehlte, und wir empfehlen, immer wenn es Sonderpakete gibt, auch ganz konkret und nachvollziehbar festzulegen, wofür die Beschaffungen gemacht werden.

Das Resümee lautet: Es fehlte uns ein aktueller und vollständiger Überblick über den notwendigen Investitionsbedarf für Fähigkeitenerhalt und Fähigkeitenent­wicklung, und eine Steuerung dahin gehend, in welchen Bereichen Handlungs­bedarf bestand, war nicht möglich. Das Controlling ließ keine Rückschlüsse auf die inhaltliche Umsetzung zu und damit war wegen der Mängel auch eine gesamthafte Aussage über die Auswirkungen der Beschaffungen nicht möglich.

Was das Pionierbataillon 3 betrifft, so haben wir auch dort Mängel hinsichtlich Pionierkampfunterstützung, Pionierunterstützung und im Bereich der Mobilität festgestellt. Wir sehen es positiv, dass das Ministerium bereit ist, diesbezüglich auf die Empfehlungen einzugehen und konkrete Verbesserun­gen durch­zuführen.


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Was die Kooperationen mit Vereinen betrifft, so haben Sie schon ausgeführt, dass es eine Evaluierung gab. Ja, die Evaluierung des Ministeriums gab es und es gab einen Kriterienkatalog, aber für uns ist es auch wichtig, dass die Frage nach dem Bedarf gestellt wird und dass die Frage nach der Wirkung der Koope­ratio­nen gestellt wird. Schließlich und endlich sind auch Pauschalentgelte unserer Meinung nach nicht geeignet, um Leistungen dezidiert auf die Angemessenheit des Entgelts abzurechnen. – Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

22.58


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Seemayer. – Bitte.


22.58.58

Abgeordneter Michael Seemayer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Rechnungshof­präsidentin! Frau Bundesministerin! Nur ein paar Worte zum Bericht über die Einsatzbereitschaft des Pionierbataillons 3: Wenn man in Österreich fragt: Welche Einheit des österreichischen Bundesheeres kennen Sie?, dann werden die Pioniere mit Abstand am meisten genannt (Abg. Höfinger: Militärmusik! – Abg. Reifenberger: Das ist eine Waffengattung!) und vielleicht die Garde, ja. (Präsi­dentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Die Pioniere sind natürlich am bekanntesten, was auf die unzähligen Einsätze in Katastrophenfällen zurückzuführen ist, sei es bei Überschwemmungen oder Überflutungen oder bei großen Lawinenabgängen. Die Pioniere des österreichi­schen Bundesheeres werden durch ihre Hilfestellung bei Suchaktionen, durch ihre Einsätze bei Naturkatastrophen, aber auch aufgrund der dazugehörigen Aufräumarbeiten immer öffentlich wahrgenommen, sie genießen daher völlig zu Recht hohes Ansehen und Vertrauen in der Bevölkerung.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Vertrauen auch so hoch wäre, wenn der Zustand beziehungsweise die Einsatzbereitschaft der Pioniere, wie sie diesem Bericht zu entnehmen sind, bekannt wären. In diesem Bericht ist zu lesen, dass


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die Ausrüstung des Pionierbataillons 3 veraltet, nicht vorhanden beziehungs­weise kaum einsatzbereit ist. Die Pioniere, die in Melk und in Mautern stationiert sind, sind unter anderem auf die Wasserbeweglichkeit spezialisiert. Wenn Ende Mai 2020 von neun Booten nur eines einsatzbereit war, ist das keine Auszeich­nung für eine Einheit, die auf Wasserbeweglichkeit spezialisiert ist. Von den 15 geländegängigen Lkws gab es nur acht Stück – das haben wir schon gehört –, und von acht Pionierpanzern waren nur drei einsatzbereit.

Die Melker Pioniere sind mitunter eine der wichtigsten Einheiten des öster­reichi­schen Bundesheeres. Die Einsatzbereitschaft aller Pioniereinheiten ist aus militärischer Sicht, aber vor allem auch aus Sicht des Katastrophenschutzes enorm wichtig. Wie wir wissen, werden die Auswirkungen der Klimaverände­run­gen und die extremen Wetterereignisse nicht weniger oder ungefährlicher, daher braucht es auch in Zukunft eine einsatzbereite Einheit, die im Ernstfall helfen kann. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

23.01


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Alois Kainz. – Bitte.


23.01.19

Abgeordneter Alois Kainz (FPÖ): Frau Präsident! Frau Rechnungshofpräsi­dentin! Frau Bundesminister! Geschätzte Kollegen! Ich danke für den aufschluss­reichen Bericht. Ich gehe jetzt ein bisschen mehr auf das Personelle ein: Mit Ende August 2016 hatte das Pionierbataillon 3 noch 382 Arbeitsplätze. Einen Monat später hat das Ministerium die Arbeitsplätze auf 305 systemisierte Arbeitsplätze reduziert, das entspricht also einem Minus von 77 Arbeitsplätzen. Für 2018 war die Evaluierung dieses Organisationsplans angekündigt. Bis 2020 hat das nicht stattgefunden und wurde das nicht umgesetzt.

Aus dem heraus, sage ich jetzt, sind die Überstunden massiv angestiegen. Es hat in einem Fall, bei einem Offizier, bis zu 770 Überstunden pro Jahr gegeben. Im Durchschnitt waren es bei den Offizieren 321 Überstunden, die angefallen sind.


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Das ist ein Wahnsinn. Da gab es also keine Dienstaufsicht, keine Fachdienst­aufsicht, sonst hätte so etwas nicht zugelassen werden und möglich sein können. Die Überstunden sind von 2016 bis 2019 um rund 42 Prozent gestiegen. Aus dem Bericht geht auch hervor, dass es dementsprechend keine Aufzeichnung gegeben hat, über die man hätte steuernd eingreifen können, um das abzustel­len.

Zur Grundwehrausbildung: Beim Einrückungstermin im Juli 2019 sind von 31 Ausbildungszielen nur 24 erreicht worden. Das, wozu nicht ausgebildet wurde, betrifft eigentlich eine Grundaufgabe der Pioniere, nämlich die Katastrophenhilfe, und die Wahlpflichtmodule zur Attraktivierung des Grund­wehrdienstes, was ja auch zur Personalfüllung beitragen und den Grund­wehrdienst wieder schmackhaft machen sollte; das hat auch nicht stattge­funden.

Das Ausbildungsmanko wurde damit begründet, dass keine Mehrdienstleis­tungen zur Verfügung gestanden sind und die Ausbildungsvorhaben nur untertags umzusetzen waren. Demgegenüber sind die Mehrdienstleistungen für die Stabsarbeit um 65 Prozent angestiegen, wobei die Stabsarbeit das entsprechend abzuarbeiten und zu planen hatte, wie die Ausbildung zu absol­vieren sei. Ein Ausbildungscontrolling war auch nicht vorhanden, sodass man da hätte eingreifen können.

Für die Körperausbildung hat es keine Aufzeichnungen gegeben. Bei der Schießausbildung – das haben wir schon gesagt – gab es dann eine mangelnde Datenlage und mangelhafte Buchungen.

Zum Zustand der Pioniere: Eigentlich war im Ministerium schon 2015 allgemein bekannt, dass die mangelnde Koordinierung zwischen Streitkräfteführungs­kommando und den einzelnen Pionierbataillonen unzureichend war und nicht funktioniert hat. Vom Streitkräfteführungskommando wurde das immer auf die Stabsabteilungen aufgesplittet, und dann haben die Pionierbataillone vor Ort nicht wirklich gewusst, wer wann was wie zu tun hat. (Abg. Michael Hammer: Da


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hast aber viel aufgeschrieben! Um die Uhrzeit noch so viel lesen!) Das Ganze war etwas unkoordiniert. Dann hat es nur mehr Direktabsprachen unter den einzelnen Pionierbataillonen gegeben – für die Bedarfsträger –, was umzu­setzen ist. Da war das Führungskommando eigentlich ausgeschaltet. So ist das Ganze ein bisschen aus dem Ruder gelaufen. Dafür hat es viele Beispiele gegeben.

Abschließend möchte ich noch dazusagen, Frau Bundesminister, es sind wirklich viele Kritikpunkte in dem Bericht vorhanden. Ich kann nur sagen und hoffen, dass wir in Zukunft gemeinsam alles bewältigen können. Es geht nicht nur darum, wie Sie im Ausschuss gesagt haben, dass wir nach vorne schauen – da bin ich schon bei Ihnen –, sondern wir müssen auch zurückschauen und all das ab‑ und aufarbeiten, sodass wir für unser Land Österreich wieder entsprechend gut tätig sein können. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

23.05


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Bundesministerin Klaudia Tanner zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.

23.05.11


Bundesministerin für Landesverteidigung Mag. Klaudia Tanner: Frau Präsidentin! Frau Rechnungshofpräsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete und diejenigen, die uns jetzt noch zuhören! Ich habe mir die Rechnungshofberichte sehr genau durchgelesen, und dabei wurde mir klar, warum mir von Amtsantritt an eine Frage so oft gestellt worden ist (Abg. Rauch: Warum treten Sie nicht zurück?! – Ruf bei der ÖVP – in Richtung des Abg. Rauch –: Geh bitte! – Abg. Strasser: Geh, Walter, tu ...!): Wie geht’s dir denn? – Diese Frage ist gestellt wor­den. Warum diese Frage so gestellt worden ist, erkennt man in jedem dieser Rechnungshofberichte.

Jetzt kann man den Blick zurück richten und ich kann mir die Frage stellen: Was haben denn meine großartigen Vorgänger mir alles in diesem Amt hinterlassen?, ich glaube aber, dass wir alle uns diese Frage stellen müssen: Wie haben wir uns


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in der Vergangenheit auf einer Insel der Seligen gefühlt, auf einer Insel der Seligen, die eines nicht macht, nämlich das Bundesheer budgetär und personell so auszustatten, wie es notwendig ist, wie es unsere Experten in Wahrheit in ihren jährlichen Risikobildern vorausgesehen haben? Ich glaube aber, dass uns ein Blick zurück durchaus schon auch hilft, wenn er durch die Expertinnen und Experten des Rechnungshofes getätigt wird.

Wir sind dankbar dafür, weil wir den Großteil dieser Empfehlungen zum einen schon umgesetzt haben beziehungsweise in der Zukunft gemeinsam noch umsetzen werden. Sehr viele der Mängel haben einfach budgetäre Ursachen und Gründe oder erfordern eine neue Struktur, so wie wir sie gerade jetzt im Ministerium erstellen.

An dieser Stelle richte ich ein ganz großes Dankeschön an all diejenigen, die an diesen Berichten mitgearbeitet haben. Ich bin froh, dass sie sich mit dem, was unsere Expertinnen und Experten bezüglich Aufbauplan 2032 plus und unserer Mission Vorwärts festgestellt haben, decken.

Ich bitte jeden und jede Einzelne von Ihnen: Lassen wir nicht mehr zu, was in der Vergangenheit passiert ist! Danken wir all denjenigen Soldatinnen und Soldaten und Zivilbediensteten des Verteidigungsressorts, die unter diesen Umständen dennoch perfekte Arbeit geleistet haben! – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

23.07


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Frau Abgeordnete Ruth Becher zu Wort gemeldet. – Bitte.


23.08.02

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Sehr geehrte Frau Ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich beziehe mich wieder auf den Bericht des Rechnungshofes zur Zusammenarbeit des Bundesministeriums für Landesverteidigung mit Vereinen


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und Organisationen. Das ist an sich ein sehr heikles Thema, denn grundsätzlich soll das Bundesheer ja stark mit der Zivilgesellschaft vernetzt sein, offen sein, transparent sein und auch der Wille zur umfassenden Landesverteidigung soll von der gesamten Gesellschaft getragen sein. Andererseits muss man aber sehr oft genau dort, wo sich Waffen, Munition, Sprengmittel stapeln, nicht lange nach Rechtsextremismus suchen.

Eine wehrhafte Demokratie muss daher sehr wachsam sein, sodass es da nicht zu organisierten Strukturen kommt oder dass das Bundesheer unfreiwillig gar zum Förderer rechtsextremer Umtriebe wird. Ich darf nur an den Vorfall am Flughafen im Jahr 2017 erinnern.

Grundlage des Berichtes sind die Erkenntnisse des Ibiza-Untersuchungs­aus­schusses, in dem bekannt wurde, dass ein der FPÖ nahestehender Verein Geldmittel vom Bundesministerium für Landesverteidigung erhalten hatte. 2017 bis 2020 hat das Ministerium insgesamt 3,82 Millionen Euro an außeruni­ver­sitäre Vereine überwiesen. Interessant ist für uns, zu wissen, für welche Leistungen und welches Know-how diese Geldmittel zur Verfügung gestanden sind.

Das war laut Rechnungshofbericht nicht ausreichend dokumentiert. Es werden zum Teil auch Jahr für Jahr sechsstellige Pauschalbeträge überwiesen, deutlich überhöht, ohne dass festgehalten wird, welche Mehrdienstleis­tungen da erbracht worden sind. (Zwischenruf des Abg. Reifenberger.)

Das ist aus unserer Sicht unbefriedigend, und daher braucht es aus Sicht der SPÖ endlich ein Gesamtkonzept des Bundesheeres für die Zusammenarbeit mit außeruniversitären Vereinen und sicherheitspolitischen Organisationen. Wir fordern daher die Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofberichtes, von den Pauschalbeträgen abzugehen und klar definierte Leistungen unter gleichzeitiger Festlegung von Höchstentgelten zu vereinbaren. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

23.10 23.10.52



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 579

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, somit ist die Debatte geschlossen.

Wird seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 23: Antrag des Rechnungshofaus­schusses, den Bericht betreffend Beschaffungsplanung des Österreichischen Bundesheeres, III-783 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.

Wer spricht sich dafür aus? – Der Bericht ist einstimmig zur Kenntnis genommen.

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 24: Antrag des Rechnungshofaus­schusses, den Bericht betreffend Aufgabenerfüllung und Einsatzbereitschaft des Pionierbataillons 3, III-478 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.

Wer ist dafür? – Auch dieser Bericht ist einstimmig zur Kenntnis genommen.

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 25: Antrag des Rechnungshof­aus­schusses, den Bericht betreffend Kooperationen des Bundesministeriums für Landesverteidigung mit Vereinen und Organisationen, III-766 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.

Wer ist für diese Kenntnisnahme? – Das ist einstimmig so zur Kenntnis genommen.

23.12.0726. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rech­nungshofes betreffend Einsatzbereitschaft der Miliz – Reihe BUND 2022/39 (III-819/2005 d.B.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 580

27. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Wohnungen im Bereich des BMLV; Follow-up-Überprüfung – Reihe BUND 2021/4 (III-231/2008 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zu den Tagesordnungs­punkten 26 und 27, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Herr Abgeordneter Stefan Hintner, Sie gelangen nun zu Wort. – Bitte.


23.12.46

Abgeordneter Hans Stefan Hintner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungs­hofes! Hohes Haus! Die Überprüfung hatte die Einsatzbereitschaft der Miliz und die Beurteilung der Einbettung der Miliz in das Gesamtsystem der Landesvertei­digung zum Thema. Überprüfungszeitraum war im Wesentlichen 2017 bis 2020 – Einzelfälle Jahre davor –, das erste Halbjahr 2021 und im Jahr 2020 die durchgeführte pandemiebedingte Teilmobilmachung.

Eine Vorbemerkung: Wenn wir von Miliz und Einstellung zur Miliz reden, dann sollten wir uns in Erinnerung rufen, dass es am 20. Jänner 2013 eine Volksbefragung zur allgemeinen Wehrpflicht gab. 59,7 Prozent der Bevölkerung sprachen sich damals dafür aus. Nur bei einer allgemeinen Wehrpflicht funktioniert auch das Milizsystem. Wir haben auch noch in Erinnerung, wer damals dafür war und wer für ein Berufsheer war.

Zur Frage der Miliz gehört auch die Frage der Wehrbereitschaft. In Deutschland, wo es ein Berufsheer gibt, sind das mittlerweile nur mehr 10 Prozent der Bevölkerung, in Österreich – auch verbesserungsbedürftig – sind es immerhin noch rund 29 Prozent.


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Die Feststellungen des Rechnungshofes sind fast deckungsgleich mit dem allgemeinen Zustand des Bundesheeres im Prüfungszeitraum: Mangel an Geld, Mangel an Personal, Mangel an Gerät. Die Auswirkungen waren unter anderem eine Verkürzung des Grundwehrdienstes von acht auf sechs Monate im Jahr 2006 – bis dahin sechs Monate plus zwei Monate Milizübungen. Ab 2006 gab es nur mehr freiwillige Milizübungen, wodurch das alles natürlich zurückging.

Während der Teilmobilmachung konnten zahlreiche Erfahrungen gemacht werden. Ziel war es, die Exekutive bei ihrem sicherheitspolitischen Einsatz zu unterstützen. Das stellte eine Assistenzleistung dar – keine primäre Aufgabe des Bundesheeres. Insgesamt waren 2 449 Grundwehrdiener und 1 302 Miliz­soldaten im Einsatz. Die fehlerhaften Abläufe konnten identifiziert werden, Gegen­maßnahmen konnten gesetzt werden und besonders im Bereich der Einbindung der Miliz im IT-Bereich sind jetzt wesentliche Verbesserungen sichtbar.

Um den Empfehlungen Rechnung zu tragen und positive Schritte setzen zu können, benötigt das Bundesheer, insbesondere die Miliz, nicht nur hochmo­tivierte Menschen, sondern auch das notwendige Geld.

Der Rechnungshofbericht ist im Wesentlichen ein Bericht darüber, wie man in der Vergangenheit mit der Landesverteidigung sowie mit der Miliz umgegangen ist, oder, wie Kollege Kainz gesagt hat, ein Zurückschauen – egal ob die Bundesminister Darabos, Klug, Doskozil oder Kunasek dabei zu nennen sind. (Abg. Laimer: Platter!)

Unter Bundesministerin Klaudia Tanner erhielt die Landesverteidigung – so auch die Miliz – einen noch nie dagewesenen Energieschub – und (in Richtung Bundes­ministerin Tanner) schon dreimal hast du eine Budgeterhöhung erreicht, und zwar vor dem Angriff der Russen auf die Ukraine (Beifall bei der ÖVP), und du hast auch ein allgemeines Umdenken in Fragen der Sicherheitspolitik bei den Fraktio­nen im Hohen Haus herbeigeführt.


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Mit diesem finanziellen und organisatorischen Energieschub wurde die Übungs­tätigkeit der Miliz massiv erhöht. Die Großübung Schutzschild 2024 wird im nächsten Jahr stattfinden. Investitionen wurden verstärkt, zu den budgetierten 144 Millionen Euro kommen zusätzlich 47 Millionen Euro für Neuanschaffungen, davon Lkw Iveco, ballistische Schutzwesten, Funksysteme, Gewehre und vieles mehr. Ein weiteres Beispiel ist das Maßnahmenpaket Mein Dienst für Österreich mit erheblichen Erhöhungen des Soldes für die Milizübungen. (Abg. Reifenberger: ... keine Milizübungen!) Andere haben geredet, unsere Bundesministerin Klaudia Tanner hat gehandelt.

Wir freuen uns, dass die Ausbildung und der Dienstgrad des Fähnrichs wieder eingeführt werden. Wir freuen uns, dass die geistige Landesverteidigung in die Lehrpläne aufgenommen wird. Wir werden aber erst dann zufrieden sein, wenn die umfassende Landesverteidigung zum österreichischen Selbstverständnis geworden ist. (Beifall bei der ÖVP.)

23.17


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Robert Laimer. – Bitte sehr.


23.17.13

Abgeordneter Robert Laimer (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Das österreichische Bundesheer ist laut Verfassung milizartig strukturiert, und doch liegen militärische Welten zwischen dem neutralen Österreich und der neutralen Schweiz.

Wie auch der Rechnungshofbericht aufzeigt, wurde die Mobilisierung der Miliz im Ministerrat am 18. März 2020 beschlossen, und zwar, als die Pandemie unser Land erreichte. Genau zwei Monate später, am 18. Mai, waren unsere Milizsol­daten im Einsatz. Zum Vergleich die Schweiz: Die Miliz war binnen drei Tagen nach Alarm im Coronaeinsatz.


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Leider hat die Miliz eine leidvolle Geschichte. Nachhaltig geschwächt wurde die Miliz durch Kanzler Schüssel in der schwarz-blauen Regierung. Er ließ über seinen damaligen Verteidigungsminister Platter die verpflichtenden Übungen abschaffen, um ein Wahlzuckerl für die Nationalratswahl 2006 auszusprechen: Grundwehrdienst sechs Monate, Übungen abgeschafft.

Darunter leiden wir bis heute, besonders im Unteroffiziersbereich, und das ist bitter. Die Miliz war für Schüssel nicht mehr von Bedeutung, flirtete er doch politisch offen mit einem Nato-Beitritt. Da hat er allerdings die Rechnung ohne das Volk gemacht, und daran hat sich bis heute nichts geändert, meine Damen und Herren. Unsere wehrhafte Neutralität ist und bleibt österreichische Iden­ti­tät. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ofenauer: Hier fliegt Ihre Pension!)

Nun zur Gegenwart: Umso mehr braucht es jetzt ein starkes Band zwischen der Wirtschaft und dem österreichischen Bundesheer, um die Schutzfunktion der Miliz als gesamtgesellschaftliches Anliegen zu erkennen und auch anzuerkennen. Auch sind die sozialversicherungsrechtlichen Nachteile für die engagierten Milizsoldatinnen und ‑soldaten, insbesondere bei Pensionsansprüchen, noch immer nicht ausgeräumt. Österreicherinnen und Österreicher, die sich neben ihrem Brotberuf freiwillig für den Schutz der Republik engagieren, werden benach­teiligt – und das in einer Zeit, in der sich die Welt rasant in Richtung multiple Risikofaktoren entwickelt. Die Miliz als Rückgrat des Bundesheers muss gestärkt werden, um ihre Durchhaltefähigkeit im Anlassfall auch aufrecht­er­halten zu können.

Positiv anmerken möchte ich das 200-Millionen-Euro-Sonderinvestitionspaket, das Sie, Frau Bundesministerin, erwirkt haben, um die Miliz auf Höhe der Zeit sukzessive auszurüsten. In Bezug auf Fahrzeuge und Personenausstattung unserer Soldatinnen und Soldaten der Miliz sind mittlerweile 180 Millionen Euro investiert. Das ist ein richtiger, ein wichtiger Schritt auf einem langen Weg, unsere Miliz wieder voll einsatzfähig aufzustellen.


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Danke allen Milizsoldaten! Ihr seid der Schutzschild der Republik Österreich! (Beifall bei der SPÖ.)

23.20


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Volker Reifenberger. – Bitte.


23.20.40

Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Danke, dass Sie wieder zurückgekommen sind. Ich habe schon befürchtet, Sie verlassen uns vorzeitig und bringen der Miliz nicht die entsprechende Wertschätzung entgegen. Umso mehr freue ich mich, dass Sie wieder hier sind.

Zum Bericht des Rechnungshofes über die Einsatzbereitschaft der Miliz muss man sagen, dass dieser wirklich schonungslos aufzeigt, dass die Miliz, wie es heute von meinem Vorredner ja schon erwähnt wurde, seit damals Bundesminis­ter Günther Platter die verpflichtenden Truppenübungen als Wahlzuckerl abgeschafft und den Grundwehrdienst verkürzt hat, einen stillen Tod vor sich hin stirbt.

Der Bericht zeigt auch wunderschön auf, dass die Kosten für die Miliz nur 6 Pro­zent – nur 6 Prozent! – des Budgets ausmachen, und das, obwohl 64 Prozent des Mobilmachungsrahmens durch die Miliz bedient werden. Diese Darstellung zeigt somit einen von vielen Vorteilen eines Milizsystems auf, nämlich dass Personalkosten nur dann anfallen, wenn tatsächlich Übungen oder Fortbildun­gen stattfinden, nicht aber 365 Tage im Jahr. Eine Miliz ist daher in Frie­dens­zeiten billig, im Einsatzfall gewährleistet sie aber trotzdem große Mann­stär­ken.

Interessant zu lesen in diesem Bericht des Rechnungshofes ist auch, dass das Projekt von Frau Bundesminister Tanner Mein Dienst für Österreich sein Ziel verfehlt hat, weil eigentlich keine Grundwehrdiener mehr im Assistenzeinsatz


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Migration an der Grenze stehen sollten und das immer noch nicht gelungen ist. Die Grundwehrdiener stehen zwar ein bisschen weniger an der Grenze, es stehen dort aber immer noch viel zu viele. Dieses Ziel konnte also leider nicht erreicht werden.

Festzuhalten ist weiters, dass die Zentralstellenreform, die derzeit ja im Ministerium immer noch läuft, laut Rechnungshof wesentliche Projekte der Weiterentwicklung der Miliz verzögert hat. So steht es im Bericht.

Der Rechnungshof bestätigt auch meine jahrelange Kritik, dass nur 54 Prozent der Milizsoldaten übungspflichtig sind. Das heißt, 46 Prozent, sogenannte befristet Beorderte, sind eigentlich gar keine richtigen Milizsoldaten, weil sie nicht üben. Was der Rechnungshof leider nicht herausgearbeitet hat, ist, dass von diesen 54 Prozent tatsächlich Übungspflichtigen auch viele nicht mehr zu Übungen einberufen werden können, weil sie nur mehr über ganz wenige Restübungstage verfügen. Würde man das auch noch berücksichtigen, so wäre das ohnehin schon dramatische Bild der Miliz noch schlimmer.

Der materielle Befüllungsgrad der Miliz liegt gar nur bei 27 Prozent. Im viel gepriesenen, grundsätzlich eh guten Aufbauplan 2032 plus steht aber nur, dass wir auch in zehn Jahren noch keine komplette Vollausstattung in der Miliz haben werden, das heißt, dieses Ziel ist irgendwann einmal auf das Plus, jenseits des Jahres 2032, hinausgeschoben.

Weiters zeigt der Rechnungshof sehr gut auf, dass wir von unserem Mobil­machungsrahmen von 55 000 Mann eigentlich ein Fehl von 11 Prozent haben. Das heißt, die gibt es gar nicht. Wir haben im Ernstfall in Wahrheit keine 55 000 Mann, sondern deutlich unter 50 000 Mann – und von diesen 50 000 sind 16 000 gar nicht übungspflichtig.

Mit dieser geringen Mannstärke, ich habe es heute schon einmal gesagt, ist Landesverteidigung einfach nicht machbar. Das ist ein Sicherheitsrisiko für unsere Republik. Frau Bundesminister, da müssen Sie endlich etwas tun. Daher


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fordere ich Sie zum gefühlt 100. Mal – und Sie wissen schon, was jetzt kommt – auf: Stellen Sie den verfassungskonformen Zustand wieder her und führen Sie für die Miliz wieder verpflichtende Truppenübungen ein! (Beifall bei der FPÖ.)

23.24


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter David Stögmüller. – Bitte.


23.24.35

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Sehr geehrte Frau Rechnungshofpräsidentin! Eines möchte ich anmerken, Frau Ministerin: Es ist nicht immer – oder ganz, ganz selten – der Fall, dass eine Ministerin auch bei Debatten über Rechnungshofberichte zu Themen ihres Ressorts hier anwesend ist. Ich finde das sehr gut und auch wichtig. Das muss man auch einmal anmerken, dass Sie sich zu so später Stunde die Zeit nehmen, hier vor Ort zu sein und sich unsere Debatte anzuhören. Man sieht daran auch die Wichtigkeit dieses Themas.

Wieder leistet der Rechnungshof wichtige Arbeit, und zwar die Aufarbeitung eines sehr wichtigen Themas im militärischen Bereich, nämlich der Miliz. Diesmal wurde die Einsatzbereitschaft der Miliz 2021 untersucht und geprüft, und die Ergebnisse waren doch besorgniserregend: mangelnde Ausbildung und Ausstattung, mangelnde Grundschießfertigkeiten – ein doch wichtiges Thema bei den Soldaten. Dazu kommt noch, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Milizsoldaten übungspflichtig waren und so weiter und so fort; die Kollegen haben es ja schon angesprochen.

Ich möchte auf einen Punkt eingehen, nämlich auf das Heeresbudget. Nur 6 Prozent des alten Heeresbudgets wurden für die Miliz in Anspruch genom­men – und insgesamt waren fast zwei Drittel unserer Streitkräfte aus der Miliz. Da stellt sich für mich immer die Frage – ich habe sie im Ausschuss schon gestellt –: Ist es so, dass die Miliz so effizient ist, oder ist sie so unterfinanziert?


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Das ist die Frage, die ich mir immer stelle. Wenn für zwei Drittel nur 6 Prozent aufgewendet werden, dann ist irgendetwas sehr komisch.

Zum Glück haben wir das erkannt. Wir haben auch schon viele Attraktivierungen auf den Weg gebracht, gerade bei den Grundwehrdienern. Das war uns auch vom ersten Moment an gemeinsam sehr wichtig – das muss man auch klar sagen –: Wir haben geschaut, dass die Grundwehrdiener eine gute Ausbildung bekommen, dass die Grundwehrdiener eine bessere Gesamtausbildung bekommen, dass sie auch von den Assistenzeinsätzen wegkommen. Sie haben dafür im Ausschuss auch noch einmal ganz klar ein Datum, zumindest ein grobes Datum, genannt, nämlich dass es noch in diesem Jahr – vor dem Sommer, glaube ich, oder im Sommer – passieren soll. Ich finde das notwendig und wichtig. Sie wissen, ich bin kein Freund des Assistenzeinsatzes in Österreich.

Es ist unbedingt notwendig, dass die Grundwehrdiener eine sinnvolle Ausbil­dung, nämlich auch hinsichtlich Soldatenberuf, bekommen. Das sind wir diesen jungen Menschen, die zu diesem Dienst verpflichtet sind, wirklich schuldig, dass sie etwas Sinnvolles machen und sich nicht irgendwo in Gefahren begeben müssen und vielleicht vor Ort überfordert sind. Das ist nicht sinnvoll, und von den Kadersoldaten und von den Milizsoldaten abgesehen ist es auch nicht unbedingt sehr förderlich, aber das ist ein anderes Thema.

So, was noch? – Wir investieren jetzt ganz viel Geld in das Bundesheer. Das muss effizient und auch transparent eingesetzt werden, und da ist es natürlich ganz notwendig – Sie haben das ja schon gemacht –, auch in der Miliz entsprechende Mittel einzusetzen, ob es jetzt für Sicherheitswesten ist oder für Schutzhelme – Sie werden es ja eh aufzählen –, die noch dazukommen. Ich glaube, das ist auch notwendig.

Einen Punkt möchte ich noch ansprechen, weil es laut den Vorstellungen des Kollegen ja zur Verlängerung des Grundwehrdienstes oder zu einer verpflich­tenden Milizzeit kommen soll. Da kann ich Ihnen eines garantieren: Mit den Grünen wird es zu keiner Verlängerung des Grundwehrdienstes oder auch des


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Zivildienstes kommen. Zu dem stehe ich – Punkt, fertig, aus. Da wird es keine Diskussion und auch keine Verhandlungen geben. Das ist ein Punkt, der für uns ganz klar nicht verhandelbar ist.

Wir wollen die sechs Monate bestmöglich ausbauen. Wir möchten ein Bundesheer, in dem die jungen Menschen sich dazu motiviert fühlen, freiwillig bei der Miliz zu bleiben. Das möchte ich. Man kann immer sagen, es ist einfach kein attraktiver Arbeitgeber gewesen – wir schaffen das aber, und wir haben schon sehr viel auf den Weg gebracht, nämlich auch gemeinsam, sodass man wirklich stolz sein kann, dass man im Bundesheer arbeitet, und dann vielleicht auch noch freiwillig dabei bleibt, wenn man aus einem anderen Bereich ist.

Das ist der Weg, den wir gehen werden (Abg. Reifenberger: Es gibt auch eine Zeit nach den Grünen!), und ich kann Ihnen eines versichern: Wir werden da nicht lockerlassen (Abg. Kassegger: Ja, passt eh! Es ist nächstes Jahr eh vorbei!), sondern wir werden ganz im Gegenteil noch sehr viele Verbesserungen im Bereich des Grundwehrdienstes umsetzen, diese noch weiter ausbauen. Wir sind schon auf dem richtigen Weg. (Abg. Kassegger: Bis nächstes Jahr noch, Herr Kollege!) – Vielen Dank, Frau Ministerin. Vielen Dank, Frau Rechnungshofpräsidentin! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

23.28 23.28.34


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist diese Debatte geschlossen.

Ist seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Damit kommen wir zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 26: Antrag des Rechnungshofaus­schus­ses, den Bericht betreffend Einsatzbereitschaft der Miliz, III-819 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.


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Wer ist für die Kenntnisnahme? – Das ist einstimmig so zur Kenntnis genommen.

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 27: Antrag des Rechnungshofaus­schusses, den Bericht betreffend Wohnungen im Bereich des BMLV; Follow-up-Überprüfung, III-231 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Auch dieser Bericht ist einstimmig so angenommen.

23.29.2928. Punkt

Bericht des Volksanwaltschaftsausschusses über den Sonderbericht der Volks­anwaltschaft betreffend „NGO-Forum Soziale Grundrechte“ (III-756/1958 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir zum 28. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich begrüße Frau Volksanwältin Schwarz sowie die Herren Volksanwälte Achitz und Rosenkranz im Hohen Haus und erteile als erster Rednerin Frau Abgeordneter Bettina Rausch das Wort. – Bitte.


23.30.18

Abgeordnete Mag. Bettina Rausch (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Volksanwältin! Sehr geehrte Herren Volksanwälte! Liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe ausharrende Zuhörer:innen und Zuschauerinnen und Zuschauer! Wir diskutieren heute einen Sonderbericht der Volksanwaltschaft, dem wir, das sage ich vorab, als Fraktion der Volkspartei insofern zustimmen werden, als wir ihn zur Kenntnis nehmen werden. Den Inhalt dieses Berichtes sehen wir aber entsprechend kritisch.

Soziale Rechte, ein sozialer Ausgleich, eine soziale Politik sind uns in Österreich, denke ich, allen ein Anliegen und sind sehr wichtig. Auch die aktuelle Bundesregierung bekennt sich, wie alle anderen davor und genauso wie das Parlament, zu gewissen sozialen Rechten. Eine Verankerung – und das ist die


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Kritik, die wir an den Forderungen und Vorschlägen des NGO-Forums üben – von einklagbaren sozialen Grundrechten halten wir dennoch für den falschen Weg, und ich möchte auch kurz erklären, warum.

In unserer Verfassung, das wissen Sie vermutlich alle, sind unsere Grundrechte als politische Rechte und Freiheitsrechte niedergeschrieben. Das sind Rechte, die Bürgerinnen und Bürgern gegenüber dem Staat Freiheiten und Rechte einräumen. Sie sind universell und quasi unabhängig von sich ändernden Rah­men­bedingungen; man nennt sie auch die erste von drei Generationen von Menschenrechten. Es sind jene, die auf die Tradition der Aufklärung zurückge­hen und auch schon etwa in der Französischen und Amerikanischen Revolution begründet wurden.

Was wir aber heute hier diskutieren – die sozialen Grundrechte – sind Men­schenrechte der sogenannten zweiten Generation: Recht auf Wohnen, Recht auf Bildung, Recht auf Arbeit. Diese Rechte sind im sogenannten UNO-Pakt I, dem Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, niedergeschrieben. Dieser wurde 1966 in New York beschlossen, und Öster­reich, das möchte ich hier auch festhalten, ist schon seit 1978 Vertrags­partei und hat sich dadurch ja auch verpflichtet, diese Rechte zum Teil umzu­setzen – und das tun wir ja seitdem schon, mit diversen gesetzlichen Rege­lungen und durch Institutionen, die in der Republik selbstverständlich geworden sind; vieles haben wir auch schon lange vorher umgesetzt.

Woran denke ich da? – Ich denke an eine öffentliche und kostenlose Bildung. Ich denke an eine aktive Arbeitsmarktpolitik – übrigens gibt es die in Österreich dank Josef Klaus und Grete Rehor schon seit den Sechzigerjahren –, an unser Sozialsystem, an Versicherung – Unfall-, Krankenversicherung, Arbeitslosen­ver­sicherung –, aber etwa auch an den gemeinnützigen Wohnbau und, wenn man an die aktuelle Zeit denkt, an diverse Maßnahmen, um die Menschen angesichts der Teuerung zu entlasten, an die Valorisierung von Sozial- und Familien­leistungen oder eben auch die Abschaffung der kalten Progression. Sie sehen,


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die Liste ist endlos und enthält quasi eine lange Erfolgsgeschichte. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Diese Grundrechte zweiter Generation – und jetzt komme ich dazu, warum wir sie nicht verankern wollen – sind aber schlichtweg nicht normgebend genug, um sie einklagbar in die Verfassung zu schreiben. An wen richtet sich zum Beispiel der Anspruch oder das Recht auf Arbeit? Was ist da Prüfungsmaßstab? Was bedeutet eigentlich Recht auf Arbeit? Dass ich jemanden verklagen kann, wenn ich nach zwei Jahren oder nach fünf Monaten keine Arbeit gefunden habe? Wie wollen wir das konkret umsetzen?

All das sind Fragen, die eine Gesellschaft stets aushandeln muss. Das passiert in einer Demokratie im Parlament und hier soll es auch entschieden werden. Wir wollen auch die Kompetenz und die Entscheidungskraft nicht an eine dann politisierte Judikative übergeben. Eine Aufnahme von einklagbaren sozialen Grundrechten sorgt für ein Spannungsverhältnis, und das sage nicht nur ich, das sagt etwa die deutsche Verfassungsrichterin Dr. Susanne Baer, die von 2011 bis zu diesem Februar auf Vorschlag von SPD und Grünen aktiv war. Sie sagt zum Beispiel, ein Recht auf Arbeit sei nicht einklagbar und mache eine Verfassung zum leeren Versprechen. Würden soziale Grundrechte als einklagbares Recht ausgestaltet werden, würde dies die Gerichte überfordern, den Gesetzgeber strangulieren und die politische Debatte lähmen.

Das ist der Grund, warum wir das kritisch sehen. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht zu sozialen Rechten und sozialer Politik bekennen. Ich habe schon Beispiele genannt und möchte auch sagen, dass wir auch weiterhin eine allfällige Erweiterung des Grundrechtsschutzes prüfen wollen und einen Katalog von Staatszielbestimmungen erarbeiten wollen, aber eben nicht so weitgehend, wie es das NGO-Forum vorschlägt.

Im Sinne eines freien und demokratischen Staates sollten wir also die sozialen Rechte von Menschen insofern schützen, als wir ihre Entfaltungsmöglichkeiten sicherstellen wollen. Für mich geht es auch immer um eine freie


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Lebensgestaltung. Wir sollten aber auch die Freiheit und Gestaltungs­möglich­keiten des Parlaments und des parlamentarischen Prozesses wahren und nicht einschränken.

In diesem Sinne freue ich mich, wenn wir weiter darüber diskutieren, aber kritisch und mit all diesen Überlegungen. Ich danke Volksanwalt Achitz, dem NGO-Forum, allen Mitwirkenden für diese Vorschläge, die auch Grundlage der Diskussion sind, und den Organisationen, die beim NGO-Forum waren, umso mehr für Ihre Arbeit, die aus meiner Sicht unverzichtbar auch das staatliche Handeln im Sozialbereich ergänzt. Wir werden den Bericht wie gesagt zur Kenntnis nehmen, den Inhalt sehen wir aber durchaus kritisch. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

23.35


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Sabine Schatz. – Bitte.


23.35.36

Abgeordnete Sabine Schatz (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Volksanwältin! Sehr geehrte Herren Volksanwälte! Sehr geehrte Damen und Herren! Im Gegensatz zu meiner Vorrednerin von der ÖVP, Abgeordneter Rausch, sehen wir das nicht so kritisch, dass es von der Volksanwaltschaft und insbesondere auch von Kollegen Bernhard Achitz ausgehend die Einladung zum NGO-Forum Soziale Grundrechte gegeben hat, zu dem circa 30 NGOs eingeladen worden sind, um sich dieser Thematik zu widmen. Ich bedanke mich dafür.

Dieser umfassende Bericht, der uns vorliegt und den wir heute auch diskutieren, weist auf ganz viele konkrete Punkte hin, und ich möchte mich heute konkret dem Thema Armutsvermeidung widmen. Vor genau einer Woche wurden nämlich die Armutszahlen von der Statistik Austria veröffentlicht, und sie sind echt erschütternd, wenn wir sie uns ansehen: 1,5 Millionen Menschen in Österreich leben von Ausgrenzung und Armut bedroht, und das, sehr geehrte Damen und Herren, darf uns nicht kaltlassen. (Beifall bei der SPÖ.)


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Ganz ehrlich: Dass dann Ministerin Edtstadler aber gestern in Zweifel gezogen hat, dass jedes fünfte Kind in Österreich von Armut betroffen ist, sehe ich als blanken Hohn gegenüber 316 000 von Armut betroffenen Kindern und Jugendlichen und deren Familien.

Sehr geehrte Damen und Herren, es handelt sich da um Familien, die am Ende des Monats nicht mehr wissen, wie sie Schulausflüge finanzieren sollen, die nicht wissen, wie sie bis zum Ende des Monats die Wohnung heizen sollen, die teilweise im Winter mit Winterjacken in der Wohnung sitzen und auf den Früh­ling warten. Vier von zehn armutsbetroffenen Familien in Österreich wissen tatsächlich am Monatsende nicht mehr, wie sie die Lebensmittel, die Grundnah­rungsmittel, finanzieren sollen, und müssen sich bei Lebensmittel­einkäufen einschränken. Dazu kommt, dass die Teuerung gerade diese armuts­betroffenen Familien zusätzlich herausfordert.

Der vorliegende Bericht der Volksanwaltschaft zum NGO-Forum Soziale Grundrechte zeigt aber auch, wieso diese Situation für viele Menschen, für viele armutsbetroffenen Familien in Österreich so dramatisch ist.

Unsere sozialen Sicherungsnetze sind nicht mehr armutsfest. Die Sozialhilfe Neu – seit 2019 – ist gekürzt und reduziert worden und produziert somit wissentlich Armut. Gerade angesichts der dramatischen Kinderarmutszahlen, die es in Österreich gibt – ja, es ist mittlerweile durch die massive Teuerung sogar mehr als jedes fünfte Kind in Österreich von Armut und Ausgrenzung betroffen –, ist es uns als Sozialdemokrat:innen ein großes Anliegen, konkrete Maßnah­men zu setzen, die wirken, und deswegen unterstützen wir auch die Forderung der Volkshilfe nach einer Kindergrundsicherung. (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, Kinderarmut ist eine Schande. Greifen wir da gemeinsam hin und setzen wir gemeinsam Zeichen! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

23.38



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 594

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Rosa Ecker. – Bitte.


23.38.59

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Herren und geschätzte Frau Volksanwältin! Sehr geehrte Damen und Herren, die im Saal und möglicherweise vielleicht noch via Livestream zusehen! Ich möchte mich einmal namens der Freiheitlichen Partei für die umfangreichen, ausführlichen und auch gut verständlich abgefassten Berichte der Volksanwaltschaft bedanken. Es behandeln ja auch noch die nächsten zwei Tagesordnungspunkte Berichte, und ich glaube, man kann nicht oft genug betonen, dass die Volksanwaltschaft sehr gute und sehr wichtige Arbeit leistet. Durch ihre Kontrolltätigkeit und die Analyse in den vorgelegten Berichten legt sie die Schwachstellen sachlich und fachlich auf den Tisch und zeigt damit notwendige Strukturänderungen auf.

Der vorliegende Bericht beschäftigt sich damit, dass Österreich ein Sozialstaat ist. Viele von uns haben diese Formulierung schon verwendet, nur steht sie so dezidiert nicht in der Verfassung.

Nicht immer greift das soziale Netz – ja, es ist so –, es gibt Lücken, und diese Lücken wären nach Meinung der Volksanwaltschaft und der NGOs durch die gesetzliche Sicherung von sozialen Grundrechten in der Verfassung leicht abzudecken. Das heißt, die Volksanwaltschaft regt einerseits an, die sozialen Grundrechte ähnlich den Freiheitsrechten verfassungsrechtlich abzusichern, und andererseits, dass der Verfassungsgerichtshof das Kontrollrecht betreffend Eingriffe auch nutzen und die Bürger vor diesen Eingriffen schützen kann. Wir wissen aber alle aus leidiger Erfahrung während der Coronapandemie, dass das bei den Freiheitsrechten auch schon nicht so ganz geklappt hat.

Was regt der Bericht in Facetten, eingeteilt in die Bereiche Armutsvermeidung, gesundheitliche Versorgung, soziale Absicherung, leistbares Wohnen, Bildung – alles legitime Themen – an? – Vielleicht zu zwei im Besonderen: Kinderarmut im Speziellen und die Existenz von Menschen mit Behinderungen absichern: Ja, das


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ist ein großes Anliegen. Wir Freiheitliche fordern, dass es endlich zu einer Lösung in Form von Lohn statt Taschengeld kommt. Sozialschecks wären, auch aufgrund der anhaltenden Teuerung, eine sinnvollere Lösung als CO2-Teuerung und Klimabonus.

Im Bericht ist eines schon auf erschütternde Weise aufgefallen: Wir reden von freier Schulwahl mit tatsächlicher Kostenfreiheit und lesen aber im Bericht, dass 20 bis 25 Prozent der Menschen in Österreich nach der Pflichtschulzeit die Grundkompetenzen nicht ausreichend beherrschen. Wir hatten heute schon die Diskussion zum Arbeitskräftemangel, und da wird uns dieses Thema noch sehr verfolgen.

Im Detail kann man all das und die Diskussionen nachsehen. Das wurde in einem NGO-Forum vorgestellt und diskutiert, und das Video ist auf der Homepage der Volksanwaltschaft für interessierte Bürger noch verfügbar.

Der Bericht ist umfangreich, er ist korrekt erstellt worden und wir nehmen ihn inhaltlich zur Kenntnis. Für die Umsetzung bräuchte es politische Mehrheiten. (Beifall bei der FPÖ.)

23.42


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Ulrike Fischer zu Wort. – Bitte.


23.42.31

Abgeordnete Mag. Ulrike Fischer (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Volksanwältin! Sehr geehrte Volksanwälte! Wer den Bericht NGO-Forum 2022 gelesen hat, weiß, dass die soziale Absicherung in Österreich nicht so ist, wie sie sein sollte. Es ist nicht so, dass man, wenn man keine Wohnung hat, wenn man obdachlos ist, morgen einen Platz hat, wo man fix wohnen kann. Es ist nicht so, dass man, wenn man in einem Pflegeheim ist, automatisch genug Personal zur Verfügung hat, um eine liebevolle, individuelle Betreuung zu bekommen. Es ist nicht so, dass es


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selbstverständlich ist, dass man, wenn man in die Schule geht, erstens genug unterstützt wird, zweitens so lange in die Schule gehen kann, wie man will, und drittens die Schule wählen kann, die einem am besten gefällt, weil nicht alle Schulen gratis sind und weil nicht alle Schulen gleich gut sind.

Wenn man diesen Bericht liest und sich die einzelnen Kommentare durchliest, dann ist vollkommen klar: Es ist rückschrittlich, zu glauben, dass man bestimmte Rechte nicht in den Verfassungsrang schreiben muss, dass man sagt: Soziale Rechte, na ja, die denken wir ja eh immer mit! – Nein, die denken wir nicht immer mit, und deswegen stehen wir auch dort, wo wir stehen.

Ich möchte ein Beispiel geben: Die niederösterreichische Wohnsituation funk­tioniert folgendermaßen: Wenn ich eine Wohnung habe, dann kann ich eine Förderung bekommen. Ich kann eine Förderung bekommen, wenn ich zu wenig Geld habe, um zu wohnen, aber zuerst muss ich die Wohnung bekommen. Das heißt, wenn ich obdachlos bin, dann komme ich überhaupt nicht in den Genuss einer Objektförderung. – Das ist nur ein Beispiel dafür, dass es eben genau umgekehrt gedacht gehört. (Abg. Kollross: Das stimmt ja nicht einmal!)

Ich möchte jetzt nur kurz ein paar Sätze aus dem Vorwort sagen. In unserem Regierungsprogramm haben wir uns vorgenommen, den Grundrechtsschutz zu überarbeiten. Wir haben uns vorgenommen, die Grundrechte in den Bereichen Armut, Gesundheit, soziale Absicherung, Obdachlosigkeit und Daseinsvorsorge neu zu denken. Dieses Forum, das stattgefunden hat, war sehr gut, war sehr produktiv und hat eines gezeigt: Es gibt seit vielen Jahren und Jahrzehnten Lücken. Es gibt diese Lücken in den Ländern, es gibt diese Lücken im ganzen Land.

Wir haben verschiedene Arbeitsgruppen gehabt, und sie kamen zu der Erkennt­nis, dass es etwas brauchen wird, um das, was wir einen Sozialstaat nennen, auch in die neue Zeit zu bringen. Es ist rückschrittlich, zu glauben, dass wir alles getan haben, denn sonst würde es nicht Leute geben, die zu wenig zum Essen haben, die nicht die nötige Bildung bekommen, die keine Wohnung haben. Liebe


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Leute, wenn 25 000 Menschen oder viel mehr obdachlos sind, dann geht sich das nicht aus, da müssen wir etwas tun!

Bitte lest den Bericht! Was dieser Bericht sagt, ist: Wir, alle Parteien gemeinsam, müssen parteiübergreifend eine Lösung finden, damit es eine soziale Absicherung für jene gibt, an die wir bisher zu wenig gedacht haben, weil wir zu wenig Budget vorgesehen haben. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

23.46


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johannes Margreiter. – Bitte.


23.46.38

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Volksanwältin! Geschätzte Herren Volksanwälte! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Thema der sozialen Grundrechte: Vieles wurde schon gesagt, insbesondere die Ausführungen der Kollegin Rausch sind jene, von denen ich doch glaube, dass sie am ehesten das Problem treffen.

Tatsache ist, dass wir in Österreich schon behaupten können, einen sehr gut ausgebauten Sozialstaat zu haben. Laut einer Datenauswertung des Weltwirtschaftsforums liegen wir, was die soziale Absicherung betrifft, weltweit betrachtet auf Platz drei. Das zeigt doch sehr deutlich, dass ein Sozialsystem auch ohne eine verfassungsrechtliche Verankerung von sozialen Grundrechten gut funktionieren kann und wirkt.

Wir haben aber auch den umgekehrten Fall, wenn man den Bildungsbereich betrachtet: Im Bildungsbereich ist es de facto bereits so, dass der Anspruch auf Bildung verfassungsrechtlich abgesichert ist, im Wege der EMRK, in der ja das Recht auf Bildung kodifiziert ist.

Das zeigt uns also, dass es uns eigentlich wenig nützt, jetzt herzugehen und zu sagen, man muss in einem Kraftakt – und es wäre fürwahr ein legistischer


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Kraftakt – die sozialen Grundrechte verfassungsrechtlich verankern. In Zukunft kann das ja möglich sein, nur bis wir so weit sind, müssen wir schon schauen, wo es denn wirklich fehlt. Was sind zum Beispiel klassische soziale Grundrechte? – Das Recht auf Gesundheitsversorgung, das Recht auf Bildung, das Recht auf Wohnen.

Nehmen wir die Bereiche Gesundheit und Bildung: Wo mangelt es denn da in Österreich? – Das wäre ein Thema, dessen sich die Volksanwaltschaft durchaus auch annehmen könnte. Es geht um einen überbordenden Föderalismus. Wenn unser Gesundheitsminister in der Gesundheitsversorgung, in der Spitalsver­sorgung etwas unternehmen will, dann wird er sagen: Ich würde ja gerne, aber da gibt es neun Landesregierungen, die im Gesundheitswesen, im Spitalswesen viel mehr zu sagen haben als ich!

Nehmen wir das Bildungswesen: Da gibt es seit einigen Jahren diese doch sehr fragwürdige Hybridkonstruktion einer Landes- und gleichzeitig Bundesbehörde namens Bildungsdirektion. Diese Bildungsdirektionen – es gibt da sehr viele Beispiele – zeichnen sich nicht durch ganz besondere Effizienz aus, wenn es darum geht, die Schulen, die Lehrerinnen und Lehrer, die Direktorinnen und Direktoren in ihrer Arbeit zu unterstützen. Vielmehr hat man oft den Eindruck, dass sie nur den Druck, den sie vom Ministerium aus Wien bekommen, in unqualifizierter Form weitergeben. Da wäre also sehr viel zu tun, um gerade den Bereich Bildung und Gesundheit besserzustellen.

Im Bereich Wohnen bietet dieser Tagesordnungspunkt doch auch noch einmal Anlass, darauf hinzuweisen: Wer ist denn dann der Adressat oder wer ist der Schuldner der sozialen Grundrechte? – Das können niemals die Privaten sein, das muss immer die öffentliche Hand sein, und diese Aufgabenteilung haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten, in denen wir über Mietzinsbremsen gesprochen haben, viel zu wenig scharf herausgearbeitet. Da wäre noch nachzuschärfen, und erst dann, wenn wir diese Aufgaben erledigt haben, können wir uns ernsthaft darüber unterhalten, wie wir es legistisch schaffen, soziale


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Grundrechte in der Verfassung zu verankern. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

23.50


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Volksanwalt Bernhard Achitz zu Wort gemeldet. – Bitte.


23.50.41

Volksanwalt Mag. Bernhard Achitz: Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Österreich ist ein Sozialstaat. – Diesen Satz würden wohl alle in diesem Raum sofort unterschreiben, und aus diesem Grund haben wir in der Volksanwaltschaft als nationales Menschenrechtsinstitut das Problem der sozia­len Grundrechte aufgegriffen, denn Österreich ist der einzige Staat in Europa, der keine sozialen Grundrechte in der Verfassung verankert hat.

International ist inzwischen zu 100 Prozent anerkannt, dass soziale Grundrechte genauso Menschenrechte sind und genauso wichtig sind wie Freiheitsrechte, die wir in der Verfassung verankert haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Verfassung ist auch der Wertekatalog eines Staates. Sie gibt wieder, nach welchen Grundwerten ein Staat funktioniert, und wenn sich Österreich als Sozialstaat bezeichnet, dann wäre es nur logisch, auch soziale Rechte in den Verfassungsrang zu heben und zu nehmen – auch umso mehr, als wir gesehen haben, wie leicht Dinge, die wir für vollkommen selbstverständlich ansehen, auch wieder infrage gestellt werden können.

Während der Pandemie wurden sogar die Freiheitsrechte, die in der Verfassung verankert sind, infrage gestellt, und der Verfassungsgerichtshof hat sich dann damit beschäftigt, wie weit dieser Eingriff zulässig war und wo er angesichts der Umstände, unter denen diese Einschränkungen vorgenommen worden sind, zu weit gegangen ist.

Dass das für soziale Rechte nicht gilt, ist heutzutage ein Problem – ein menschenrechtliches Problem –, denn soziale Rechte können in Österreich viel


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leichter ohne Kontrolle durch den Verfassungsgerichtshof eingeschränkt werden.

Im NGO-Forum wurde sehr genau und sehr gut herausgearbeitet, welche sozialen Grundrechte man wie in der Verfassung verankern könnte. Es gibt genug Juristinnen und Juristen, die ihr Wissen zur Verfügung stellen und erklären können, wie soziale Grundrechte auch verfassungsrechtlich funktio­nie­ren. Es ist eine Frage des politischen Willens, dies umzusetzen. Wir haben darauf hingewiesen, weil im geltenden Regierungsprogramm schon Anzeichen in diese Richtung zu sehen sind, und wir wollten das verstärken. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Fischer und Stögmüller.)

Soziale Sicherheit ist die Basis jeder funktionierenden Demokratie, hat schon Johann Böhm gesagt. In diesem Sinne hoffe ich, dass unsere Anregungen auf fruchtbaren Boden fallen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abge­ordneten Fischer und Stögmüller.)

23.53


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Mario Lindner zu Wort. – Bitte.


23.53.52

Abgeordneter Mario Lindner (SPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Liebe Kolleg:innen der Volksanwaltschaft! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mein großer Dank gilt heute den NGOs der Armutskonferenz und der Volksanwaltschaft. Sie haben es möglich gemacht und Vorschläge erarbeitet, wie wir Menschenrechte für wirklich alle Menschen in Österreich umsetzen können. – Herzlichen Dank dafür!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, einen Grundrechtekatalog in der öster­reichi­schen Verfassung hätten wir gerade in den letzten Jahren dringend gebraucht. Gerade während der Coronapandemie hätten uns Grund- und Menschenrechte im Verfassungsrang viele Debatten erleichtert und für mehr Sicherheit für viele


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Menschen gesorgt; insbesondere das Recht auf ein Höchstmaß an physischer und psychischer Gesundheitsversorgung, das hier vorgeschlagen wird.

Wir müssen dazu aber gar nicht auf die ersten Pandemiefälle im letzten Jahr zurückschauen, es reicht schon ein Blick auf die Debatte hier im Nationalrat heute früh. Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch wenn ich das jetzt sehr emotional bringen könnte, probiere ich es relativ ruhig, aber wenn wir unser Gesundheitssystem im Gesamten anschauen, dann muss mittlerweile jeder und jedem klar sein: Da brennt der Hut. (Beifall bei der SPÖ.)

Da gibt es wirklich überhaupt nichts mehr schönzureden. Es geht da jetzt auch überhaupt nicht um gegenseitige Schuldzuweisungen. Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen, schauen wir in die Steiermark! Werfen wir einen Blick in mein Heimatbundesland, die Steiermark: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsbereich sind am Limit. Wir haben in der Steiermark unbesetzte Notarztdienste. Wir haben unbesetzte Bereitschaftsdienste. (Abg. Schmidhofer: Drei Hubschrauber ...!) Wir haben unbesetzte Visitendienste. – Wissen Sie, was beim Bereitschaftsdienst und Visitendienst los ist? Der Arzt oder die Ärztin, wenn sie überhaupt im Dienst sind, haben eineinhalb Stunden Zeit, dass sie zu Patienten und Patientinnen fahren – wenn überhaupt einer im Dienst ist! Des Weiteren haben wir 300 unbesetzte Kassenärztinnen- und Kassenärztestellen.

Oder wenn wir zum Beispiel nach Graz schauen; die „Kronen Zeitung“ hat berichtet: Transportzeiten der Rettungsorganisationen – zwischen 6, 7 und 8 Stunden Wartezeit für Patientinnen und Patienten.

Wir haben mittlerweile das folgende Problem – und ich bin jetzt seit über 20 Jahren ehrenamtlich als Sanitäter beim Roten Kreuz tätig: Wenn wir zum Beispiel früher eine Patientin um 7 Uhr am Abend ins Krankenhaus gefahren haben, dann war es in der Regel meist so, dass die Patientinnen und Patienten über Nacht aufgenommen worden sind. Jetzt ist es so, dass uns das Kran­kenhaus um 2 Uhr in der Früh anruft, und dann holen wir die Patientinnen und Patienten ab. Das machen wir natürlich sehr gerne, aber wisst ihr, was das


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heißt? – Dass Gemeinden und ganze Regionen nicht einmal mehr ein Rettungsauto in der Region haben.

Was total absurd ist, ist wirklich die Bundesregierung und im Speziellen der Bildungsminister und der Gesundheitsminister. Wir haben eine parlamentarische Anfrage gestellt, und die beiden Ministerien spielen sich gegenseitig den Ball zu, wenn es um die Ärzt:innenausbildung geht.

Jetzt ist es ja leider so, dass die Studienplätze der Sigmund-Freud-Universität weggefallen sind – das sind 200 pro Jahr. Und wisst ihr, wie viele zusätzliche Ärzteausbildungsstellen ihr in den nächsten Jahren leistet? – Bis 2028 200. Pro Jahr fallen uns aber 200 weg! Ihr macht also überhaupt nichts gegen diesen Ärzt:innenmangel. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Voglauer.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, diese Loch-auf-und-Loch-zu-Politik funktioniert einfach nicht mehr. Arbeiten wir endlich gemeinsam an einem guten Gesund­heitssystem für die Zukunft! Die Menschen in unserem Land haben es sich ver­dient. (Beifall bei der SPÖ.)

23.57 23.57.45


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung.

Abstimmung über den Antrag des Volksanwaltschaftsausschusses, den vorlie­genden Bericht III-756 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer ist für diese Kenntnisnahme? – Es ist einstimmig so angenommen.

23.58.1429. Punkt

Bericht des Volksanwaltschaftsausschusses über den Sonderbericht der Volksan­waltschaft betreffend „Terroranschlag 2. November 2020“ (III-807/1959 d.B.)



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Präsidentin Doris Bures: Wir kommen zum 29. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Erster Redner: Herr Abgeordneter Stocker. – Bitte.


23.58.39

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Volksanwältin! Meine Herren Volksanwälte! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen hier im Saal! Verehrte Zuseherinnen und Zuseher, die diese Sitzung noch verfolgen! Uns allen ist der Terroranschlag von vor rund zweieinhalb Jahren noch in trauriger Erinnerung, und wir erinnern uns auch, dass unsere Exekutive an diesem Abend eine ganz herausragende Leistung erbracht hat, weil es in sehr, sehr kurzer Zeit gelungen ist, den Täter auszuschalten.

Allerdings hat es Umstände im Vorfeld dieses Terroranschlages gegeben, die dann mehrfach Gegenstand von Untersuchungen waren, einerseits behör­denintern, aber auch durch eine externe Untersuchungskommission – Stichwort: Zerbes-Kommission. Auch die Volksanwaltschaft hat nun einen Sonderbericht zu diesem Terroranschlag vorgelegt.

Zu den Kritikpunkten, die die Volksanwaltschaft ins Treffen führt: Zum einen wurde eine mangelnde Unterstützung durch das Innenministerium kritisiert, zum anderen, dass auf den Munitionskauf nicht zeitgerecht und angemessen reagiert worden wäre, und auch, dass die Berichtspflicht an die Staatsanwaltschaft verletzt worden ist.

Ich darf hier auch die Stellungnahme des Ministeriums zur Kenntnis bringen, weil das Bundesministerium für Inneres vor Veröffentlichung dieses Sonderberichtes keine Möglichkeit mehr hatte, hier Stellung zu nehmen.

Was die Unterstützungspflicht anbelangt, so ist auszuführen, dass da das Bundesministerium zu einer anderen Ansicht gelangt ist – und zwar aus einer nach meiner Sicht zumindest vertretbaren Rechtsansicht; da ist es darum


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gegangen, ob das eine Angelegenheit der Justiz und damit der Prüfung der Volksanwaltschaft entzogen ist oder nicht –, dass das anders beurteilt wurde, als es die Volksanwaltschaft getan hat. Die Grundlage für die Beurteilung des Ministeriums war die in der Literatur zur Zuständigkeit vertretene Rechtsansicht.

Was den Munitionskauf anbelangt, war es so, dass das Ministerium ausführt, dass nach der Identifizierung des Täters umgehend eine entsprechende Risikobewertung erfolgte, sich die Ereignisse dann aber überschlagen haben, sodass es zu keiner Gefährderansprache, die schon vorgesehen war, mehr gekommen ist. (Abg. Krisper: Monatelang!)

Die Berichterstattung an die Staatsanwaltschaft betreffend war es so, dass da nach Meinung des Ministeriums kein berichtspflichtiger Vorgang vorgelegen wäre, weil es nach Ansicht des Ministeriums eine noch zu dünne Sachverhaltsfeststellung gegeben hat.

Die Empfehlungen der Volksanwaltshaft werden allerdings natürlich sehr ernst genommen. Es wurde ihnen auch bereits Rechnung getragen, weil mit der Errichtung der DSN der Informationsaustausch mit den  LVTs verbessert wurde und durch Einrichtung eines gemeinsamen Informations- und Lagezentrums im Verfassungsschutz gewährleistet ist, dass relevante Informationen rasch bearbeitet und bewertet werden. Ebenso wurden umfangreiche Aus- und Fortbildungskonzepte weiterentwickelt, um die Handlungssicherheit bei den Bediensteten im Verfassungsschutz zu verfestigen.

Weiters wurde dieser Sonderbericht zum Anlass genommen, um neuerlich eine disziplinarrechtliche Prüfung, die schon mehrfach erfolgt ist, hinsichtlich eines allfälligen vorwerfbaren Fehlverhaltens einzelner Bediensteter durchzuführen. Das konnte bisher nicht festgestellt werden.

In diesem Sinne: Wir werden diesem Bericht zustimmen. Seitens des Ministeriums wird den Anregungen Rechnung getragen werden. Ich bitte hier um Kenntnisnahme dieses Berichtes. (Beifall bei der ÖVP.)

0.02



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Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hannes Amesbauer. – Bitte.


0.02.58

Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsi­dentin! Geschätzte Frau Volksanwältin! Die Herren Volksanwälte! Sehr geschätzte Damen und Herren! Wir besprechen hier den Sonderbericht der Volksanwaltschaft zum Terroranschlag am Allerseelentag des Jahres 2020, der ja auch insofern eine Zäsur in Österreich war, als gezeigt wurde, dass der islamistische Terrorismus auch in unserem Land angekommen ist.

Diese Sonderprüfung wurde von der Volksanwaltschaft auch aufgrund der Berichterstattungen über eklatante Behördenversagen amtswegig eingeleitet. Wir alle kennen ja schon den Zerbes-Bericht, diesen haben wir intensiv diskutiert. Der Zerbes-Bericht hat bereits eklatante Schwächen und Fehler in den entsprechenden Behörden, vor allem im Bereich des damaligen BVT, festgestellt.

Jetzt haben wir diesen Sonderbericht der Volksanwaltshaft, der sich dem auch im Detail widmet und insbesondere auch die Rolle des LVT Wien beleuchtet, meine Damen und Herren. Und was ist das? – Wieder eine Bestätigung, dass es ein Totalversagen der Behörden war.

Um das Ganze abzukürzen: Der spätere Attentäter war bereits aufgrund des Verbrechens der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung in Haft. Er war bedingt haftfrei, hat dann am 21. Juli 2020 versucht, in der Slowakei illegal Munition für einen AK-47-, sprich Kalaschnikow-Nachbau zu beschaffen. Das ist gescheitert. Der Waffenhändler hat die slowakischen Behörden informiert. Bereits am 27. Juli gab es einen Bericht von Europol Slowakei an das BVT.

Das BVT hat interessanterweise erst am 25. August, also über einen Monat später, eine Meldung an das LVT gemacht. Das LVT wiederum hat am nächsten


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Tag dem BVT zurückgemeldet, dass die Person auf dem Foto der Gesuchte ist. Es war also sehr, sehr vieles bekannt. Es war das Kennzeichen des Autos seines Freundes bekannt, das auf dessen Mutter angemeldet war. Es gab zahlreiche Indizien. Wie gesagt: Spätestens nach mehreren Urgenzen und allerspätestens am 16. Oktober ist dem BVT die zweifelsfreie Identität des späteren Attentäters übermittelt worden.

Was hat das BVT nach diesem 16. Oktober gemacht? – Gar nichts. Es hat keinen Bericht an die Staatsanwaltschaft gegeben. Dass die Staatsanwaltschaft gar nichts getan hätte, glaubt ja wohl niemand in diesem Land, wenn der auf Bewäh­rung draußen war, in seiner Zeit der Haftentlassungen auch in Wien Islamis­tentreffen organisiert und besucht hat und in radikalen Moscheen war – alles unter den Augen des Verfassungsschutzes.

In den Schlussfolgerungen kommt die Volksanwaltshaft dann zu dem Punkt, dass ausgeführt wurde, dass aufgrund der vorherrschenden juristischen Ansichten – für einen juristischen Laien und für die meisten Bürger in Österreich schwer nachvollziehbar – die strafrechtlichen Ermittlungen gegen die Bediensteten des LVT eingestellt wurden. Gegen die Bediensteten des BVT hat es offenbar nie strafrechtliche Ermittlungen gegeben.

Die Volksanwaltschaft empfiehlt angesichts der Bedeutung der vorliegenden Angelegenheit abschließend aber auch dem Herrn Bundesminister für Inneres, eine lückenlose zumindest disziplinarrechtliche Aufklärung der Gründe für die nicht rechtzeitig erfolgte Berichterstattung an die Staatsanwaltschaft vorzunehmen.

Abschließend, meine Damen und Herren: Wir wissen, dass es auch eine politische Verantwortung für diesen Terroranschlag gibt, bei dem Menschen gestorben sind. Diese politische Verantwortung trägt Karl Nehammer, der damals Innenminister war. (Beifall bei der FPÖ.)


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Was ist passiert? – Anstatt sich zu entschuldigen, seine Verantwortung wahrzunehmen und zurückzutreten, ist er jetzt Bundeskanzler dieser Republik Österreich. Das sagt viel über den Zustand dieses Landes. Das sagt viel über das fehlende Problembewusstsein der gesamten ÖVP, der korrupten ÖVP, möchte ich hinzufügen. Das sind die Zustände in diesem Land, die der Wähler spätestens bei der nächsten Nationalratswahl korrigieren wird. (Beifall bei der FPÖ.)

0.07


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter David Stögmüller zu Wort. – Bitte.


0.07.11

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Herren Volksanwälte! Sehr geehrte Frau Volksanwältin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sie wissen, wir schätzen die Arbeit der Volksan­waltschaft sehr. Die Volksanwaltschaft hat stets ein Ohr für die Anliegen der Mitmenschen und ein auf die Probleme in unserer Verwaltung genau blickendes Auge, insbesondere im Sozialbereich und natürlich auch im Sicherheitsbereich und in der Verwaltung. Das ist auch gut so, denn die Österreicherinnen und Österreicher – im konkreten Fall die Wienerinnen und Wiener – haben es vor allem in Krisensituationen verdient, Klarheit zu bekommen und zu finden.

In diesem Bericht geht es darum, ob es bei diesem doch unglaublichen Terrorakt, wie er in meiner Generation in Österreich eigentlich noch nie passiert ist, Fehler gegeben hat. Hat es Probleme gegeben? Hat es Versäumnisse im Sicherheits­apparat gegeben, die gerade den 2. November hätten verhindern können? Wenn ja, was wurde unternommen, damit sich ein solch schrecklicher Vorfall nicht wiederholt, oder hat er sich im Vorfeld irgendwie gezeigt?

Ich muss jetzt Kritik anbringen, gerade auch an Ihnen, Herr Volksanwalt Rosenkranz, weil Sie den Bericht geschrieben haben. Warum? – Wir sehen diesen Bericht als vertane Chance. So gut er aufgearbeitet sein mag, stellt er von Anfang an die


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falschen Fragen. Die Fragen sind meistens schon von der Zerbes-Kommission, deren Bericht wir schon im Vorfeld bekommen haben, beantwortet worden. Viele der Fragen sind darin schon längst beantwortet gewesen, Fragen, die es eigentlich unmöglich machten, noch neue Erkenntnisse zu liefern.

So ist es auch keine besondere Überraschung, dass in diesem Bericht die Operation Luxor kein einziges Mal irgendwie erwähnt worden ist. Kein einziges Mal wurde die Operation Luxor irgendwie erwähnt.

Zur Erinnerung: Im Abschlussbericht der Zerbes-Untersuchungskommission liest man im Kapitel „Ursachen der Defizite“ von einer hohen Belastung seitens des Verfassungsschutzes und von einem Mangel an technischen und personellen Ressourcen.

Jetzt frage ich mich immer: Was war der Grund für diese hohe Belastung? Was war dieser Grund? Warum gab es einen Mangel an technischen und personellen Ressourcen? Warum hat sich die Volksanwaltschaft das nicht auch gefragt? Warum haben Sie nicht nachgefragt, was die Probleme dieser hohen Belastung gewesen sind? Warum hat sich die Volksanwaltschaft das nicht angeschaut?

Ich gehe zurück: Ich glaube – und nicht nur ich glaube es, es gibt auch Expertin­nen und Experten, die das sagen –, es ist die Operation Luxor. Die Operation Luxor: Was ist das? – Eineinhalb Jahre Ermittlungsarbeit, 21 000 Observations­stunden – noch einmal: 21 000! –, 1,2 Millionen Fotos und Videos von Treffen und Zusammenkünften und bis heute null Verurteilungen.

Das ist genau die Frage, die ich Ihnen jetzt stellen will: Lag es an der Operation Luxor? Eine Woche nach dem Terroranschlag führten fast 1 000 Polizistinnen und Polizisten an 60 Locations in Österreich Razzien durch. Es war eine der größten Polizeiaktionen der letzten Jahrzehnte. Und was kam raus? Was hatten die Wiener und Wienerinnen von der Operation Luxor bis jetzt? – Noch gar nichts. Und warum haben die Vorbereitungsmaßnahmen keine Auswirkungen


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auf einen Terrorakt, der eine Woche vorher passiert ist? – Sie haben sich’s nicht angeschaut! (Zwischenruf des Abg. Amesbauer.)

Die Operation Luxor war nicht nur ein sicherheitspolitisches Debakel, ein Res­sourcenloch ohne ernst zu nehmende Ergebnisse, sie war eine politische Inszenierung, eine PR-Aktion, die dem Verfassungsschutz möglicherweise genau die kritischen Ressourcen genommen hat.

Das sind die Fragen, deren Beantwortung wir uns gewünscht hätten, die hätten gestellt werden sollen. Diese Fragen sind noch offen und die Antworten lassen auf sich warten. Es gibt dringenden Klärungsbedarf. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

0.11


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Stephanie Krisper zu Wort. – Bitte.


0.11.30

Abgeordnete Dr. Stephanie Krisper (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Herren Volksanwälte! Sehr geehrte Frau Volksanwältin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es kommt manchmal zu Ereignissen, die man sich – gerne auch mehrmals – genau ansehen muss, weil umfassend zu klären ist, wie es dazu kommen konnte. Wurden Fehler gemacht? Wer trägt für diese die Verantwor­tung?

Es ist daher sehr zu begrüßen, dass sich die Volksanwaltschaft im Sonderbericht zum Terroranschlag vom 2. November 2020 das Vorgehen unserer Polizei und unserer Justiz noch einmal genau angesehen hat; und eben nicht das Vorgehen in der Nacht selbst, sondern besonders jenes in den Monaten vor diesem schlim­men, grauenhaften Terroranschlag. Denn in der Nacht selbst lief der Einsatz ja gut, auch dank des Glücks, dass für eine andere Operation – Operation Luxor – schon Sondereinheiten in Wien zusammengezogen waren.


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Wie steht es aber um das Verhalten unseres Sicherheitsapparates vor dem Attentat? Wurde da etwas unterlassen, was man sich von den Beamtinnen und Beamten hätte erwarten können? – Ja, und zwar sehr viel, wie auch in Ihrem Bericht, Herr Volksanwalt, wieder ausgeführt wurde. Es ging schließlich um einen schon bekannten und verurteilten Täter: K. F., der nämlich schon wegen versuchter Ausreise nach Syrien bekannt und auch schon verurteilt war. Und zu so jemandem kommt dann die Information herein, dass er wieder beabsichtigt, nach Syrien auszureisen.

Das wird aber nur zur Kenntnis genommen und abgelegt. Danach wird diese Person, nur auf Ersuchen von Deutschland, einmal kurz bei einem Islamis­tentreffen observiert. Kaum reisen die deutschen Islamisten ab, beendet man von österreichischer Seite den Auftrag.

Kurz darauf will ein schon Verurteilter eine Kalaschnikow in der Slowakei kaufen. Und ich finde es sehr lustig, Herr Kollege Stocker, wenn Sie meinen, dass sich „die Ereignisse dann aber überschlagen haben“, denn es wurde noch monatelang nichts mit dieser Information gemacht.

Es wurde urgiert, mehr Informationen von slowakischer Seite zu bekommen, dann wurde kalendiert, urgiert, kalendiert, und so gingen Wochen und Monate ins Land. Im September urgierte man dann vonseiten des LVT Wien, dass man die Information über den Ankaufversuch in die Risikoanalyse aufnimmt. Auch das musste länger und öfter urgiert werden. Und ganz zum Schluss, kurz vor dem Anschlag, kam man dann doch auf die Idee, einmal eine Gefährderansprache zu machen.

Der Berichtspflicht an die Justiz, die die Beamten vor Gericht dann doch als gegeben annahmen, wurde auch nicht nachgekommen.

Es sind also viele Fehler passiert, es wurde viel unterlassen. So viel, dass Sie, Herr Volksanwalt, auf meine diesbezügliche Anfrage im Ausschuss meinten, dass bei ordnungsgemäßem, raschem Handeln entsprechend der Gesetzeslage die


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Wahrscheinlichkeit sehr hoch sei, dass man des Täters hätte habhaft werden können. Und so muss man leider todernst sagen: Da hat der Sicherheitsapparat versagt.

Wie konnte das passieren? Zu wenig Personal oder zu schlechtes Personal? Für beides trägt der Innenminister und tragen die letzten Innenminister und Innenministerinnen die Verantwortung – und die kamen nun einmal alle von der ÖVP.

Zu wenige Ressourcen: Wie Kollege Stögmüller schon ausgeführt hat, wurden viele Ressourcen schon lange für die vordringliche, prioritäre Operation Luxor abgezogen, die sich mittlerweile zu einem rechtsstaatlichen Debakel entwickelt hat, ausjudiziert von Höchstgerichten.

Zu schlechtes Personal: Kann es in einem Ministerium, in dem die ÖVP schon über ein Jahrzehnt das Sagen hat, sein, dass nicht die Kompetentesten etwas werden, sondern vielleicht jene, die einer Partei nahestehen? Und zu oft? (Zwischenruf des Abg. Ries.) Kann es sein, dass redliche Polizistinnen und Polizis­ten im Innenministerium erleben, dass die mit den besseren Kontakten in eine Partei an ihnen vorbeiziehen und dass nicht die Besten die Entscheidungen treffen? Dass auch in unserem Verfassungsschutz nicht die Besten tätig sind?

Das kann sein – wir haben es im BVT-Untersuchungsausschuss oft genug gesehen. Da waren sehr viele Auskunftspersonen anwesend, auch eine sehr gute Freundin der Frau Landeshauptfrau Mikl-Leitner, die im BVT eine wichtige Position hatte und äußerst inkompetent war.

Die Postenkorruption, die im Innenministerium systemisch ist, ist schon seit den E-Mails von Strasser bekannt und hat sich seither nicht gebessert – bis heute nicht! Und, liebe ÖVP, ich würde vorschlagen, dass Sie sich einmal überlegen, ob jahrelange skrupellose Postenkorruption ohne Anspruch auf Kompetenz in unserem Sicherheitsressort nicht irgendwann einmal brandgefährlich für unsere Sicherheit wird.


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Ob es im neuen Verfassungsschutz, in der Direktion Staatsschutz und Nach­richtendienst jetzt besser läuft? Wir NEOS arbeiten hart daran, aber Sie kennen die ÖVP. Wichtig wäre vielleicht einmal ein parteiloser Innenminister. (Beifall bei den NEOS.)

0.16


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Volksanwalt Walter Rosenkranz zu Wort gemeldet. – Bitte.


0.16.52

Volksanwalt Dr. Walter Rosenkranz: Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Von den Vorrednern sind einige Punkte angesprochen worden und ich möchte kurz darauf eingehen.

Herr Abgeordneter Stocker hat gemeint, die Unterstützung durch das BMI sei von der Volksanwaltschaft nicht entsprechend gewürdigt worden und es gäbe Bedenken dazu. Wir haben dazu auch eine entsprechende Darstellung gemacht.

Schon zu Beginn, noch bevor die Untersuchung begonnen hat, war ich persön­lich mit meiner Spitzenbeamtin aus diesem Geschäftsbereich beim Innenminister und seinem Kabinettschef, und wir haben bereits dort vorab gesagt, wie wir uns diese Prüfung vorstellen; denn es war uns auch ein großes Anliegen, dass bei dieser Prüfung keine erhobenen Daten, Fotokopien, was auch immer, an die Öffentlichkeit kommen.

Das ist uns durch das Vieraugen- oder das Sechsaugenprinzip bei Aktenein­sichten, Aktenverwahrung und vor allem auch durch die Arbeit direkt vor Ort im BVT, wo uns die Unterlagen gezeigt wurden, wo Gespräche stattfanden, auch tatsächlich gelungen. Ich finde es sehr bemerkenswert, dass aus der Volks­anwalt­schaft nichts, was der Amtsverschwiegenheit unterliegt, an die Öffentlichkeit gekommen ist, nicht einmal ein halber Beistrich. Dafür danke ich auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.


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Wenn so ein Bericht vorliegt, dann gibt es – und das freut mich ganz beson­ders – seitens des Parlaments, seitens der Parlamentsfraktionen, seitens der Abgeordneten auch Anfragen. Infolge unseres Berichtes ganz konkret habe ich aktuell eine Anfrage von Frau Abgeordneter Krisper gesehen und auch die Anfragebeantwortung dazu, die auch auf die Frage eingeht, ob für das Innen­ministerium aufgrund einer internen Kommission und aufgrund der Tatsache, dass gegen Beamte des BVT respektive konkret des LVT ein Strafverfahren anhängig ist, eine Verpflichtung besteht, Akten zu liefern.

Wir haben die Rechtsmeinung in unserem Bericht – Herr Abgeordneter Stocker, als Rechtsanwalt können Sie das sicherlich am besten ermessen – anhand von Juristenmeinungen dargestellt. Es waren beispielsweise jene von – nur ganz kurz – Herrn Universitätsprofessor Thienel, Präsident des Verwaltungsgerichts­hofes, Frau Universitätsprofessor Kucsko-Stadlmayer, die als Richterin von Österreich an den EGMR entsandt wurde, und, und, und. Wir haben dargestellt, warum eine Verpflichtung besteht und warum im Innenministerium ein Rechtsirrtum vorgelegen ist.

In der Anfragebeantwortung steht nur, der Sektionschef habe sie derart beantwortet, weil andere Juristen diese Meinung haben. Ich würde mich gerne auf eine intellektuelle Auseinandersetzung, auf eine juristische Auseinander­setzung einlassen, wenn mir diese Juristen auch namentlich genannt würden. Was ich von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und auch von den anderen Geschäftsbereichen sagen kann: Wir sind auch in der Volksanwaltschaft als Institution auf höchstem juristischen Niveau. Sie würden sich das auch sehr gerne anschauen, weil es uns auch insoweit die Arbeit erleichtert.

Es gibt aber einen Unterschied zu einer Individualbeschwerde – da würden alle Argumente, die Sie genannt haben, zutreffen. Es gibt aber eben auch die amtswegige Untersuchung, und da glauben wir, dass wir eindeutig die stärkeren Argumente dafür haben, dass sehr wohl eine Auskunftspflicht besteht.


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Interessanterweise, nachdem wir es beim Innenministerium nicht bekommen haben und aus Zeitgründen nicht den Weg zum Verfassungsgerichtshof gegangen sind – der hätte das dann klären können –, hat de facto ein Schreiben an das Justizministerium genügt, damit man uns diese Unterlagen zur Verfügung stellt. Selbstverständlich war nicht der Anspruch, dass sich die Volks­anwaltschaft in die Arbeit der Justiz einmischt, aber Ermittlungsergebnisse, die dort aufliegen, werden uns zur Würdigung von Verwaltungsmissständen ohne jegliche zeitliche Verzögerung zur Verfügung gestellt.

Es war auch nicht nur so, dass es eben ein versuchter Munitionskauf war, sondern es waren mehrere Faktoren. Es wurden bereits einige hier aufgezählt, zum Beispiel, dass wenn man das Programm Radar-iTE mit mehreren Fakten gespeist hätte, wahrscheinlich irgendwo ein großes Alarmblinklicht angegangen wäre: höchste Gefahr! Der Mann war verurteilt – das ist schon erwähnt worden –, stand unter Beobachtung, weil er an einem Radikalentreffen in Wien teilnahm; nicht aufgrund österreichischer Ermittlungen, sondern der deutsche BND hat gesagt: Da kommen welche nach Österreich, schaut, mit wem er sich trifft!

Unsere Verfassungsschützer sagen: Schaut her, das ist Herr K. F., der schon verurteilt worden ist, der trifft sich jetzt mit den Radikalisierten! Der ist auf freiem Fuß, momentan bedingt entlassen befindet er sich in einem Deradika­li­sierungsprogramm. Was macht man in einem Deradikalisierungsprogramm? – Man geht zu radikalen Islamisten. Da müssen wirklich schon irgendwann die Alarmanlagen losgehen.

Das ist eigentlich unser Vorwurf: Bei der Terrorbekämpfung kann man nicht wie irgendwo auf einem normalen Amt vorgehen, wo man mit Stempelmarken, mit einem Stempel in vierfacher Ausfertigung etwas macht, sondern dort müssen die Menschen eigentlich dafür brennen, dass sie sagen: Wir setzen uns ein!

Und es waren diese LVT-Bediensteten, die in der ersten Minute trotz eines unscharfen Bildes gesehen haben: Das ist doch der, den wir verhaftet haben!


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Dann hat man eigentlich seitens der vorgesetzten Stelle BVT gesagt: Das wollen wir vom slowakischen Waffenhändler aber genauer wissen! – Für mich persönlich haben Polizeibeamte, die bei einem unscharfen Foto sagen: Das ist der!, das geschultere Auge, sodass sie eigentlich sofort zu springen hätten beginnen müssen – abgesehen von anderen Möglichkeiten.

Herr Abgeordneter Stocker, um schließlich zum letzten Punkt zu kommen: Das Innenministerium sagt, es hat keine Berichtspflicht gegeben, weil die Verdachts­lage zu keinem Zeitpunkt ausreichend war. – Das ist die Stellungnahme des Innenministeriums. In den Beschuldigtenaussagen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BVT und des LVT haben diese gesagt: Wir wussten, dass es eine Berichtspflicht gibt, wir hätten es ja auch gemacht, nur leider Gottes kam uns der Attentäter zuvor! – Die Mitarbeiter sagen also, dass es eine Berichtspflicht gab, das Innenministerium sagt, es gibt keine. Welche Schlüsse sollen wir daraus jetzt eigentlich ziehen?

Ja, es gab viele Indizien. Operation Luxor: Es ist tatsächlich so, dass durch die Operation Luxor der Polizist einer Eliteeinheit der Polizei, weil diese dort zusammengezogen wurde, mit einem Einsatzwagen zu McDonaldʼs gefahren ist, um sich eine Abendjause zu kaufen, als der Terrorist dann am Schwedenplatz durch die Gegend gelaufen ist. Dieser Polizist hat dann das getan, wofür er jahrelang ausgebildet wurde. Er hat wirklich mehr Unheil für Menschen, die sich in Österreich befunden haben, verhindern können. Meine Hochachtung, das ist ein Nebeneffekt der Operation Luxor.

Damit bin ich bereits bei der Anregung von Herrn Kollegen Stögmüller: Ja, man kann sich noch sehr viel anschauen. Ich weiß, dass die Operation Luxor bereits höchstgerichtlich abgehandelt wurde beziehungsweise dass es rechtskräftige Entscheidungen gibt, dass da manches überschießend war. Man kann sich auch das anschauen und ob das tatsächlich Kräfte gebunden hat, nur im konkreten Fall haben wir einen Missstand in der Verwaltung angeschaut und aufgezeigt.


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Es gibt auch im Nachfolgekonstrukt, der DSN, einen Punkt, den wir uns anschauen können, Herr Kollege Stögmüller, denn wir hören aus dem früheren BVT und LVT, dass bei den Bediensteten dort eine Art Mobbing stattfindet, sodass Menschen aus dieser Nachfolgeorganisation weggehen. Letztlich sieht man das auch in den Medien. Ein relativ hoher Beamter, ich glaube, es ist sogar der stellvertretende Leiter gewesen, wenn ich mich richtig erinnere, hat auch seine Tätigkeit dort – unter Anführungszeichen – „aufgegeben“. Und wenn sich so etwas verdichtet, dass beim Personal dort einiges schiefliegt, dann wäre das durchaus ein Prüfungspunkt.

Ich hoffe, das findet auch die Zustimmung der Abgeordneten, denn die Volksanwaltschaft ist ein Hilfsorgan des Parlaments und wir wollen Ihnen für Ihre Entscheidungen, für Ihre gesetzlichen Initiativen zuarbeiten.

Die DSN ist ja letztlich auch Ausfluss dessen, dass es dieses Attentat gegeben hat. Wir haben auch aus den Anfragebeantwortungen gesehen, dass es Schulungen und so weiter gibt, dass man also durchaus daraus lernen möchte. Letztlich wären aber diese Fehler, die dort passiert sind, wahrscheinlich auch durch die beste Organisation oder mit Schulungen nicht zu verhindern gewesen, weil es dort offensichtlich ein menschliches Problem gegeben hat. Es haben die Menschen, die dabei waren, in einem Verfahren versagt, das wie ein Strudelteig, wie man so schön sagt, in die Länge gezogen wurde.

Das heißt nicht, dass man dieses Attentat zu 100 Prozent hätte verhindern können, aber man hat insbesondere den Justizdienststellen, Untersuchungs­richtern und Staatsanwälten, durch eine mangelnde Berichtsmöglichkeit die Chance genommen, infolge eines richtigen Handelns früher einzuschreiten. Es ist noch immer so, dass es sogar bei einer allfälligen angeordneten Festnahme zu einer Panne kommen könnte et cetera. Das gibt es immer noch, aber mit dem Wissen von heute, dass sich der Attentäter an seiner Wohnadresse aufgehalten hat et cetera, hätte man bei einer bestimmten sachgemäßen Reaktion durch die Gerichte, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätten, und Anordnungen auf


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entsprechendem kriminalistischen Niveau dieses Attentat wahrscheinlich verhindern können. (Beifall bei FPÖ und NEOS.)

0.27


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Peter Weidinger zu Wort. – Bitte.


0.27.52

Abgeordneter Mag. Peter Weidinger (ÖVP): Frau Präsidentin! Werte Mitglieder der Volksanwaltschaft! Hohes Haus! Grundsätzlich ist die Volksanwaltschaft ein Hilfsapparat des Parlaments und leistet wertvolle Sacharbeit, die uns als Ent­scheidungsgrundlage dient und die auch schon viele Missstände für die Zukunft verbessert hat, indem wir Korrekturen vornehmen oder Anregungen aufnehmen konnten, um Dinge einfach besser zu gestalten.

Trotzdem möchte ich gerade an die Adresse von Herrn Volksanwalt Dr. Rosenkranz, den ich als Juristen sehr, sehr schätze, ausrichten, dass es vielleicht einmal überlegenswert ist, dass man, wenn man Bundespräsidentschaftskandidat war und eine federführende Position in einer Partei innehatte, gerade mit den Sicherheitsbehörden etwas empfindsamer umgeht, vor allem wenn es um Vorwürfe geht, die Sie jetzt gerade in Richtung DSN und Beamte sowie Mitarbeiter artikuliert haben. Gerade als ehemaliger hoher und exponierter Vertreter der Freiheitlichen Partei, wobei wir genau wissen, dass diese einen maßgeblichen Beitrag geleistet hat, dass es notwendig war, das BVT in dieser Form abzulösen und die DSN zu schaffen, sollten Sie bitte eine besondere Sensibilität zutage bringen. (Abg. Amesbauer: Um Gottes willen!) Das wäre auch ganz klar meine Erwartungshaltung an Sie. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der FPÖ: Ihr habt die Staatspolizei ...! Ihr habt ja überhaupt nichts verstan­den!)

Frau Abgeordnete Krisper, ich muss Ihnen leider widersprechen. Es war von Ihnen wahrscheinlich ein missglückter Ausdruck, wenn Sie sagen, Sie haben es sehr lustig gefunden. Ich weiß eigentlich nichts, was man an diesem Sachverhalt


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lustig finden kann. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, ich habe damals mit meiner Frau zu Hause ferngesehen. Dann war ein Insert, dass in Wien etwas passiert ist. Es war zum damaligen Zeitpunkt nicht klar, worum es sich handelt, aber es war klar, dass ein Schrecken über dieser Stadt und über der ganzen Republik gelegen ist.

Auch eine damalige Mitarbeiterin von mir hat sich in der Wiener Innenstadt aufgehalten. Die Menschen hatten Angst, die Menschen hatten Sorge; und wir dürfen uns zumindest in der Hinsicht glücklich schätzen, dass ein Beamter seinen Job ausgeübt hat und diesem Schrecken in dieser Form ein Ende gesetzt hat.

Die Zerbes-Kommission hat diesen Sachverhalt juristisch aufgearbeitet, wir haben uns auch hier in diesem Hohen Haus mit vielen Aspekten beschäftigt; und ich möchte auch festhalten, dass wir ganz grundsätzlich natürlich diesen Bericht der Volksanwaltschaft sehr ernst nehmen und auch auf die Empfehlun­gen eingehen. Die Empfehlungen möchte ich noch einmal in Erinnerung rufen: Einerseits war es die Einrichtung der DSN mit einem deutlich verbesserten Informationsaustausch mit den LVTs und der Einrichtung eines gemeinsamen Informations- und Lagezentrums im Verfassungsschutz, das es gewährleistet, dass relevante Informationen rasch bearbeitet und bewertet werden; anderer­seits umfangreiche Aus- und Fortbildungskonzepte, die basierend auf diesem Bericht angepasst und weiterentwickelt wurden.

Auch werden die Aspekte in der Deutlichkeit und in dieser vertretenen Rechts­meinung, wie sie im Bericht zum Ausdruck kommt, ernst genommen. Das bedeutet auch, dass man im BMI eine Evaluierung vornimmt, was von diesen Vorschlägen zu einer Verbesserung führen kann. Somit darf festgehalten werden, dass es notwendig und gut ist, dass sich verschiedene Institutionen mit dieser ernsten Lage beschäftigen. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller.) Ich hoffe und bin davon überzeugt, dass es uns gemeinsam gelingen wird, mit einer guten Zusammenarbeit durch die DSN weitere positive Dinge für Österreich und für


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die Sicherheit der Menschen, die in diesem Land leben, umzusetzen. (Beifall bei der ÖVP.)

0.32 00.32.09


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Volksanwaltschafts­ausschusses, den vorliegenden Bericht III-807 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Der Bericht ist einstimmig zur Kenntnis genommen.

00.32.3730. Punkt

Bericht des Volksanwaltschaftsausschusses über den Wahrnehmungsbericht der Volksanwaltschaft betreffend „Jugend in Haft“ (III-859/1960 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit kommen wir zum 30. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet. (Abg. Loacker: Mag jemand ... verzichten?)

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Gudrun Kugler. – Bitte.


0.33.01

Abgeordnete Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Liebe Volksanwälte! Liebe Kolleginnen und Kollegen, Damen und Herren! Geisterstunde im Parlament: Wir besprechen den Wahrnehmungsbericht der Volksanwaltschaft zum Thema Jugend in Haft. (Abg. Loacker: ... das passt zum Thema Geisterstunde!) Es ist sehr spät für so ein wichtiges Thema, aber wir wollen diesem Thema dennoch die Aufmerksamkeit geben, die es braucht.


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Wir haben im Ausschuss diskutiert, ob die Wendung, den Jugendlichen eine zweite Chance zu geben, angemessen ist, weil es vielleicht eine dritte, vierte oder eine weitere Chance ist. Selbst wenn es allerdings eine dritte oder vierte Chance ist, sind es uns diese Jugendlichen wert, die ihr ganzes Leben vor sich haben, für sie die beste Lösung zu finden.

Wir haben also über das Thema Resozialisierung gesprochen. Wie kann man den Jugendlichen für ihr eigenes Leben helfen, aber natürlich auch für die Gesamt­gesellschaft im Hinblick auf die Frage der Rückfälligkeit und die Folgekosten? Wie kann man diesen jungen Menschen helfen, in ein Leben ohne Kriminalität hineinzufinden?

Dafür kommt dieser Wahrnehmungsbericht zu einer guten Zeit. Die Volksan­waltschaft hat dafür sehr viel Energie investiert, es gab 15 Sprechtage in Anstalten sowie zwölf Kommissionsbesuche, und das Ganze ist ein Prüfungs­schwerpunkt im Rahmen des Nationalen Präventionsmechanismus. Das Wort Prävention ist also auch bei Jugendlichen, die bereits in Haft sind, ein gutes Wort, weil es um ihr zukünftiges Leben geht. Deswegen möchte ich der Volksanwaltschaft – allen voran Volksanwältin Schwarz – für diesen Bericht ganz, ganz herzlich danken. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Etwas mehr als 100 Jugendliche sind in Haft, vorwiegend wegen Vermögens­delikten und nicht sehr lange; dennoch kann man diese Zeit möglichst gut nützen, sodass sie dort etwas lernen. Im Wahrnehmungsbericht kann man zwischen den Zeilen lesen, dass sich die Justizwachebeamten sehr wohl sehr um die betroffenen Jugendlichen bemühen, aber natürlich gibt es Verbesserungs­möglichkeiten, an denen wir gemeinsam arbeiten wollen.

Ich nenne nur die Überschriften: schnelle Zuweisung in Justizanstalten, damit das Programm, die Ausbildung und alles, was man ihnen geben kann, beginnen kann, um sie auf das Leben danach vorzubereiten; ein Problem: der Personal­mangel; die Qualität der Ausbildung, bei der hie und da Luft nach oben ist; und


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die Aufrechterhaltung der Sozialkontakte, weil das Leben ja danach weitergeht. Zu Recht fordert die Volksanwaltschaft einen nach außen gerichteten Jugendvollzug. Das heißt also Schul- und Berufsausbildung auf dem Niveau von jener in Freiheit, auch hinsichtlich der Abschlüsse, und ausreichendes Freizeitangebot.

Ein wichtiger Punkt sind die Mädchen: Weil es nicht viele Mädchen in Haft gibt, haben sie oft weniger Programm, zum Beispiel bei der Freizeitgestaltung, oder weniger Möglichkeiten in der Ausbildung. Da, glaube ich, müssen wir ganz besonders hinschauen.

Im Ausschuss hat die Frau Volksanwältin gesagt: Wir müssen für diese Jugendlichen lästig sein, um das Beste für sie und ihr weiteres Leben schaffen zu können. Bei diesem Lästigsein wollen wir als Parlament gerne mithelfen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

0.36


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Rudolf Silvan. – Bitte.


0.36.55

Abgeordneter Rudolf Silvan (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Sehr geehrte Frau Volksanwältin! Sehr geehrte Herren Volksanwälte! Seitens der Sozialdemokratie erstens einmal herzlichen Dank für Ihre Arbeit und auch herzlichen Dank an die Beschäftigten der Volksanwaltschaft: Sie machen eine sehr, sehr gute Arbeit!

Sehr geehrte Frau Volksanwältin Schwarz! Zum Wahrnehmungsbericht Jugend in Haft: Es waren im Berichtszeitraum 113 Jugendliche und 337 junge Erwach­sene inhaftiert. Beim Durchlesen habe ich mir gedacht: Welche Tragödien müssen in diesen jungen Leben passiert sein, dass diese jungen Menschen in Haft einsitzen müssen? Die Kommissionen, die die Volksanwaltschaft da entsendet, sind ja permanent bemüht, die Haftbedingungen dieser Jugendlichen


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zu verbessern. Umso mehr ist natürlich wieder einmal – und wir haben das an diesem Tag schon öfter diskutiert – der Personalmangel ein Faktor, der es in manchen Justizanstalten nicht möglich macht, die Jugendlichen bestmöglich unterzubringen. Natürlich gibt es aufgrund des Personalmangels auch bei der Inhaftierung der Jugendlichen Mängel.

Es sollte gewährleistet sein, dass für Jugendliche die Haft nicht traumatisierend wirkt, dass zum Beispiel die Jugendlichen ihre Haft nicht mit Erwachsenen in einer Zelle verbringen müssen, dass sie während ihrer Haft genügend Haftraum­öffnung haben und dass sie die Möglichkeit haben, vorhandene Bildungsdefizite nachholen zu können.

All das ist laut dem Bericht aufgrund des Personalmangels in der Justiz nicht flächendeckend möglich; deshalb auch vielen Dank für diesen Bericht, der das aufgezeigt hat! Ich hoffe, dass die Justizministerin den Bericht zum Anlass nimmt, die angesprochenen Verbesserungen in Zukunft durchzuführen und den Problemen entgegenzuwirken. – Herzlichen Dank dafür. (Beifall bei der SPÖ.)

0.39


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Lausch. – Bitte, Herr Abgeordneter.


0.39.15

Abgeordneter Christian Lausch (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Volks­anwälte! Auch herzlichen Dank an die Volksanwaltschaft, an Gaby Schwarz für den sehr guten Bericht! Es ist alles richtig, was in dem Bericht steht. Nur ist der Jugendstrafvollzug in Österreich halt ein sehr teurer Vollzug. Man sollte versuchen – das haben wir eh auch schon bei der Frau Justizministerin ange­sprochen –, dass sich im Jugendvollzug schlussendlich etwas in Richtung Fußfessel ändern muss.

Was der Bericht nämlich fordert – und was alles richtig ist –, kann der Jugend­strafvollzug in dieser Form nicht leisten, auch personell: die Freizeit­gestaltung,


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den Kontakt mit der Außenwelt und, und, und. Wir fangen in den Justizanstalten bei den meisten Jugendlichen einmal mit einem Mittelschul­abschluss, Haupt­schulabschluss an. Die Schulbildung ist meist schon unterbrochen, das familiäre Umfeld ist meist ein Drama. Man geht nicht in die Schule, man geht in die Parks, beginnt dort schon in jungen Jahren, schon vor der Strafmündigkeit, den noch Jüngeren die Handys wegzunehmen. Ich denke, da wäre die Fußfessel genau das, was Jugendliche, um nicht zu sagen Kinder, brauchen, damit sie einmal ein geordnetes Leben, einen geordneten Ablauf eines Lebens sehen. Der beginnt in der Früh mit dem Aufstehen, damit, in die Schule zu gehen und dort auch anzukommen – und mit einer GPS-Fußfessel könnte man diesen Radius, diese Wege gut eingrenzen.

Das würde obendrein auch noch den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern sehr viel Geld ersparen, und das wäre ein guter Jugendstrafvollzug. Das wird natürlich nicht bei allen möglich sein. Wir haben jetzt circa 100 oder 120 Jugendliche in Haft – es schwankt immer so zwischen 100 und 150. Es stimmt auch, dass unter den Jugendlichen sehr wenige Mädchen und Frauen in Haft sind.

Das könnte man also probieren. Ich glaube, man könnte durch den Einsatz der Fußfessel den Jugendstrafvollzug sicher noch einmal um die Hälfte reduzieren. Man könnte dann auch noch, wie das einige europäische Staaten schon machen – das ist jetzt nichts Schlechtes, denn da werden sie nicht eingesperrt – über die Herabsetzung der Strafmündigkeit von 14 auf zwölf Jahre nachdenken. Das macht die Schweiz, die denkt schon darüber nach, ebenso Ungarn und viele andere EU-Staaten. Damit könnte man gut arbeiten und könnte so auch versuchen, vielleicht den einen oder anderen davor zu bewahren, dass der Jugend­strafvollzug für ihn, wie man im Häfnjargon immer sagt, der Einstieg ist. Da beginnt nämlich das ganze Drama und zieht sich dann meistens durch das ganze Leben, und viele verbüßen dann 20, 30 Jahre in österreichischen Gefängnissen in Strafhaft. In Heimen und dann im Jugendvollzug hat das alles begonnen. Es ist halt oft auch so, dass die Elternhäuser nicht das anbieten, was


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sie leisten sollten, und somit haben wir da relativ viele in Haft. (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.)

In diesem Sinne: Danke für den Bericht, danke an die Volksanwaltschaft! Ich wünsche noch einen schönen Abend. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

0.42


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Agnes Sirkka Prammer. – Bitte.


0.42.46

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Volksanwältin! Geschätzte Herren Volksanwälte! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher zu später Stunde! Ich kann sehr viel von dem, was Kollege Lausch gesagt hat, teilen, aber einem muss ich sehr deutlich widersprechen, und das widerspricht sich auch in sich, denn natürlich ist eine Herabsetzung der Strafmündigkeit kein Weg, um Jugendliche besser auf den rechten Weg zurückzubringen. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Lausch.) Zu sagen, die Herabsetzung der Strafmündigkeit würde die Jugendlichen aus dem Gefängnis bringen, ist an sich schon einmal ein bisschen paradox.

Womit Kollege Lausch aber recht hat und was ich auch unterschreiben kann, ist: Es ist natürlich wichtig, dass Jugendliche, die straffällig geworden sind, möglichst wenig Zeit in Haft verbringen, und dass der Strafvollzug vielmehr dafür sorgt, dass die Jugendlichen möglichst viel von dem nachholen, was in der Vergangen­heit versäumt wurde und was sie dann dorthin gebracht hat, wo sie jetzt sind. Natürlich ist es wichtig, dass Jugendliche in dieser Zeit zum Beispiel auch eine Berufsausbildung machen können. Das ist meistens aber nicht möglich, wenn sie in Haft sind, weil ja – und das ist natürlich ein Vorteil des Jugendstrafvollzugs – die Haftzeiten, die Zeiten, die die Jugendlichen in Haft verbringen, gar nicht so lang sind, wie eine Ausbildung dauert.


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Das heißt, wenn Jugendliche dort eine Ausbildung beginnen, dann ist das – auch das ist richtig – sehr teuer. Es ist sehr teuer, Ausbildner in die Haftanstalten zu bringen, und es ist auch sehr mühsam, die entsprechende Ausstattung von Lehrwerkstätten dort zu erhalten. Das heißt, es wäre natürlich sehr viel besser, wenn die Jugendlichen extern eine Ausbildung beginnen könnten, diese dort dann auch fortsetzen, wenn sie aus der Haft entlassen werden, und dadurch, dass sie diese Umgebung, die Menschen, mit denen sie dann zusammenarbeiten, schon während der Zeit der Strafverbüßung kennengelernt haben, könnte auch gleich die Resozialisation nach dem Verbüßen der Haft viel besser weitergeführt werden. Das wäre zum Beispiel eines der Themen, die man jetzt wird angehen müssen, weil es gerade für die Jugendlichen notwendig ist, eine Berufsausbil­dung beginnen und auch abschließen zu können, um dann in ein geregeltes, geord­netes Leben zurückzufinden.

Gleichzeitig ist es natürlich ein Problem, dass verhältnismäßig wenige Jugend­liche in Haft sind – was grundsätzlich gut ist, es spricht natürlich auch für die Gesellschaft, dass so wenige Jugendliche in Haft sind. Umgekehrt macht es aber die Situation schwierig, für die Jugendlichen dort, wo sie jeweils die Haft verbüßen, die entsprechende Trennung von den erwachsenen Strafgefangenen zu managen. Auch deshalb ist es eine gute Lösung, zu versuchen, andere Wege zu finden als die Strafverbüßung in Haft.

Von daher vielen, vielen Dank für diese tolle Arbeit und danke auch dafür, dass Sie jetzt schon zugesagt haben, weiter an diesem Thema dranzubleiben! Es ist tatsächlich ein sehr, sehr wichtiges Thema, an dem wir viel gemeinsam arbeiten müssen, aber es ist eine Arbeit, die sich nicht nur für die Jugendlichen, die konkret dort sind, sondern für die gesamte Gesellschaft wirklich bezahlt macht. Vielen Dank dafür! (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Diesner-Wais.)

0.46


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johannes Margreiter. – Bitte.



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0.46.33

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Volksanwältin! Herren Volksanwälte! Kolleginnen und Kollegen! 113 Jugend­liche, also unter 18-Jährige, sind 2022 im Strafvollzug gewesen, dazu noch 337 junge Erwachsene – das sind die bis 21-Jährigen. Das Jugendgerichtsgesetz sieht für diese Strafhäftlinge ganz besondere Regelungen vor, und es ist extrem wichtig – dafür möchte ich der Volksanwaltschaft wirklich sehr danken –, dass genau überprüft wird, ob diese besonderen Regelungen, die eben für jugendliche Strafhäftlinge gelten, auch tatsächlich eingehalten werden, ob die Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um für jugendliche Straftäter durch einen adäquaten Strafvollzug die Grundlage dafür zu schaffen, dass sie wieder den Weg in unsere Gesellschaft zurückfinden, dass sie von weiteren Straftaten Abstand nehmen.

Der Bericht der Volksanwaltschaft zeigt in sehr eindrücklicher Form auf, wo da die Probleme liegen. Das hat sehr viel damit zu tun, dass halt auch im Bereich der Justizwache Personalmangel herrscht und es nicht immer möglich ist, alle diese Vorgaben, die das Jugendgerichtsgesetz macht, wie beispielsweise die strikte Tren­nung von erwachsenen Straftätern oder die durchgehende Öffnung der Hafträume, zu erfüllen. Insbesondere an den Wochenenden ergeben sich schwie­rige Situationen, weil zu wenig Personal vorhanden ist, um das zu gewähr­leisten.

Der Bericht der Volksanwaltschaft soll uns wirklich aufrütteln, dass wir alle Ressourcen zur Verfügung stellen, dass wir insbesondere auch im Gespräch mit dem Justizministerium darauf drängen, dass es wirklich notwendig ist, dieses Kapital für die Gesellschaft, das in den Jugendlichen liegt und das eben durch Straffälligkeit irgendwo gefährdet ist, nicht verloren gehen zu lassen und diesen jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, wieder den Weg zurück zu finden, weil es für die Gesundheit der Gesellschaft einfach extrem wichtig ist, dass wir diese unselige Kette – einmal Straftäter, immer Straftäter – durchbrechen.


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Wie gesagt, der Bericht der Volksanwaltschaft ist extrem wertvoll, weil er eben aufzeigt, welche Möglichkeiten diesbezüglich bestehen. Mit zu bedenken ist natürlich auch ein Problem, das unmittelbar nach einer Verurteilung immer an die Verteidiger herangetragen wird, nämlich die Frage: Was machen wir jetzt? Kommt unser Kind jetzt ins Gefängnis, und wenn ja, wohin? – Der Bericht der Volksanwaltschaft zeigt auf, dass diese Frage, die für das soziale Umfeld extrem wichtig ist, viel zu lange unbeantwortet bleibt, die Klassifizierungen dauern zu lange. Und die Konsequenz ist dann natürlich oft, dass die Jugendlichen an einen entfernten Ort verlegt werden. Auch da ist zu überlegen, wie man Möglichkeiten schafft, um trotzdem die sozialen Kontakte zur Familie, zum verwandtschaft­lichen Umfeld zu pflegen.

Es gibt viel zu tun. Der Bericht der Volksanwaltschaft zeigt Maßnahmen auf, die alle zu unterstützen sind. In diesem Sinne sollten wir uns diesen Bericht nicht nur heute hier zur Brust nehmen, sondern ihn uns eigentlich, wenn wir Justizpolitik betreiben wollen, unter den Kopfpolster legen und tagtäglich studieren, damit wir nicht vergessen, dass wir hier im Interesse eines adäquaten Jugendstraf­voll­zu­ges ständig Druck machen wollen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

0.50


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Volksanwältin Gabriela Schwarz zu Wort gemeldet. – Bitte.


0.50.54

Volksanwältin Gabriela Schwarz: Frau Präsidentin! Werte Abgeordnete! Ich weiß nicht, ob uns außerhalb dieses Hauses noch jemand zusieht und zuhört. Ich hoffe das sehr, denn die Jugendlichen, um die es jetzt geht, haben sich diese Aufmerksamkeit redlich verdient. Sehr viele Dinge, die gesagt wurden, sind Ihnen wohlbekannt, denn sie begleiten uns schon seit Jahren. Wenn es darum geht, Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, in ein Leben zurückzukehren, das


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frei von Kriminalität ist, dann sind wir alle gefordert – die Gesellschaft, die Justiz und natürlich auch wir als Volksanwaltschaft mit unserer Bundeskommission.

Vor Veröffentlichung dieses Wahrnehmungsberichtes war ich in Gerasdorf, um dort nicht nur mit der Anstaltsleitung und mit dem Fach- und Exekutivpersonal, sondern auch mit den Jugendlichen zu sprechen. Die Dinge, die sich im Bericht wiederfinden, sind auch dort prioritär.

Das Aufrechterhalten von Sozialkontakten – sprich Kontakt zu Familie und Freunden zu haben – ist in Gerasdorf zum Beispiel denkbar schwierig, weil es sehr abgelegen und öffentlich kaum zu erreichen ist. Da mussten sich Eltern Urlaub nehmen, um ihre Kinder zu sehen, auch aufgrund der Tatsache, dass die Besuchszeiten nicht so angepasst sind, dass es möglich ist, die Kinder an den Wochenenden oder an den Abenden zu besuchen.

Das zweite große Thema ist selbstverständlich das Thema der Ausbildung. Viele Jugendliche, die sich dort befinden, haben davor keine abgeschlossene Aus­bil­dung gehabt. Es gibt zum Beispiel in Gerasdorf eine zwar alte, aber doch intakte Bäckerei, in der man lernen kann, in der auch eine Berufsschulausbildung möglich ist. Es gibt eine Tischlerei, man kann eine Frisör:innenlehre machen. Das alles sind Möglichkeiten, um Perspektiven für das Leben danach aufzuzeigen.

Während der Zeit des Aufenthalts dort eine vernünftige Beschäftigung zu finden, ist auch aufgrund der Tatsache, dass der Personalmangel nicht nur beim Exekutivpersonal, sondern auch beim Fachpersonal herrscht, denkbar schwierig.

Wir alle sind gefordert, darüber nachzudenken, wie wir neue Wege und neue Möglichkeiten der Unterbringung finden können. Ich glaube, dass sehr viele dieser Dinge, die im Wahrnehmungsbericht angestoßen wurden, auch im Justiz­ministerium auf fruchtbaren Boden gefallen sind, denn ich kann Ihnen berichten, dass bereits im Dezember erstmals eine Arbeitsgruppe aus Vertretern aus den unterschiedlichen Bereichen, Vertreter:innen aus der Volksanwaltschaft und


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vonseiten der Bundeskommission, zusammengetreten ist und dass es mehrere Sitzungen gab. Mittlerweile gibt es auch einen Zwischenbericht. Oberste Prämisse ist es, bessere Bedingungen zu schaffen, nämlich für alle Beteiligten – sowohl für das Personal als auch die Untergebrachten.

Ein Thema ist gefallen, auf das ich gesteigerten Wert lege: Auch wenn es heißt, es gebe nur wenige Jugendliche, die untergebracht sind, nimmt uns das nicht aus der Pflicht, diesen alles zu bieten, um ein Leben in der Gesellschaft bewältigen zu können. Da werde ich sicher nicht nachlassen. Wir alle sind gefordert. Die Volksanwaltschaft wird die Ziele auf jeden Fall gemeinsam mit dem Justizminis­terium weiterverfolgen, und ich hoffe sehr auf Ihre Unterstützung, denn die Jugendlichen haben es sich verdient. (Allgemeiner Beifall.)

0.54


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Martina Diesner-Wais zu Wort. – Bitte.


0.54.11

Abgeordnete Martina Diesner-Wais (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Volksanwälte! Ich darf zuerst einmal der Volksanwaltschaft und all den Mitar­beitern, die an den Berichten gearbeitet haben, einen ganz herzlichen Dank aussprechen. Wir haben heute zwei Sonderberichte und einen Wahrnehmungs­bericht debattiert, und ich möchte mich besonders dafür bedanken, dass die Volksanwaltschaft einfach dort hinschaut, wo Ungerechtigkeit entsteht oder wo Handlungsbedarf besteht.

Wenn wir jetzt über den Wahrnehmungsbericht „Jugend in Haft“ diskutieren, so ist zu bedenken, dass die Haft für die jungen Menschen ein tiefgreifendes Ereignis ist. Daher ist es wichtig, dass sie besonders gute Lebens- und Aufent­halts­bedingungen haben, damit sie ihren Einstieg in ein normales Leben vorbereiten können. Wir haben es schon gehört: Die Volksanwaltschaft hat 2012 die präventive Menschenrechtskontrolle als Aufgabe erhalten. Daher möchte ich wirklich nochmals herzlichen Dank sagen, dass Sie sich 2020 den


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Prüfungsschwerpunkt Jugend in Haft vorgenommen haben und mit zwölf Besuchen und 15 Sprechtagen in den Anstalten das gesamte System überprüft haben.

Wir haben es auch schon gehört: Das Wichtigste ist, dass die Jugendlichen eine erfolgreiche Resozialisierung erfahren. Dafür sind verschiedene Punkte besonders wichtig. Auf der einen Seite ist es das Personal in den Justizanstalten, auf der anderen Seite sind das aber auch die räumlichen Möglichkeiten, damit Besuche – vor allem Besuche von der Familie, von den Eltern – erfolgen können, denn das hat die Volksanwaltschaft besonders hervorgehoben.

Es ist auch wichtig, dass die Jugendlichen eine Beschäftigung haben, eine Ausbildung erfahren. Dies gilt auch für die Mädchen, die weniger sind. Sie sollen ihre Schule abschließen und eine Lehre absolvieren können. Es sollen Therapien und eine sinnvolle Freizeitgestaltung erfolgen, damit sie künftig eine zweite Chance bekommen und ein straffreies Leben führen können.

Die Volksanwaltschaft gibt Empfehlungen für die Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen, für die medizinische Versorgung bis hin zur Ausbildung. Jetzt sind natürlich das Justizministerium und unsere Frau Ministerin am Zug.

Ich möchte mich ganz zum Schluss aber nochmals herzlich bei unserer Volks­anwältin Gaby Schwarz, die jetzt den Vorsitz hat, dafür bedanken, dass sie diesen Bedarf aufgezeigt hat und das Thema auch sinnvoll weiterverfolgt, damit da etwas passiert. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abge­ordneten Fischer und Voglauer.)

0.57 00.57.16


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.


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Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Antrag des Volksanwaltschafts­ausschusses, den vorliegenden Bericht III-859 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

00.57.39 31. Punkt

Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3231/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäfts­ordnungsgesetz 1975 geändert wird (2020 d.B.)

32. Punkt

Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3229/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verhält­nis­mäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird (2021 d.B.)

33. Punkt

Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3232/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäfts­ordnungsgesetz 1975 geändert wird (2022 d.B.)


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34. Punkt

Zweite Lesung: Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3230/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinan­zierungsgesetz 1985 geändert wird (2023 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zu den Punkten 31 bis 34 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Hinsichtlich der einzelnen Ausschussberichte verweise ich auf die Tagesordnung.

Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Vertagung der dritten Lesung zu den Tagesordnungspunkten 32 und 34 erzielt, und ich werde dem Nationalrat dementsprechende Vorschläge jeweils nach Abschluss der zweiten Lesung unterbreiten.

Zu Wort gelangt jetzt Herr Abgeordneter Wolfgang Gerstl.

Ich mache Sie noch darauf aufmerksam, dass es im Anschluss eine Reihe an Abstimmungen, auch mit erhöhtem Quorum, geben wird.

Herr Abgeordneter, Sie haben jetzt das Wort.


0.58.31

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Mein Kollege hat mich gerade darauf aufmerksam gemacht, dass ich noch 32 Minuten Redezeit habe. Ich werde diese jetzt voll und ganz ausschöpfen. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen. – Abg. Leichtfried: Irgendwer hat etwas über Ihren Humor heute gesagt!)

Daher bringe ich ganz schnell vier Abänderungsanträge ein, die alle von allen Parteien einstimmig sind:


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Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der oben genannte Gesetzesantrag in der Fassung des Ausschussberichtes 2020 d.B. wird wie folgt geändert:

Z 3 lautet:

„3. Dem § 109 wird folgender Abs. 15 angefügt:

„(15) § 8 Abs. 4 Z 2 und § 41a in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 treten mit 15. Juni 2023 in Kraft.““

*****

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen

zum Bericht des Geschäftsordnungsausschusses, mit dem das Verhältnismäßig­keitsprüfungs-Gesetz geändert wird (2021 d.B.)

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der oben genannte Gesetzesantrag in der Fassung des Ausschussberichtes 2021 d.B. wird wie folgt geändert:

(Verfassungsbestimmung) Z 5 lautet:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 634

„5. (Verfassungsbestimmung) Der bisherige Text des § 10 erhält die Absatz­bezeichnung „(1)“ und es wird folgender Abs. 2 angefügt:

„(2) In der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 treten in Kraft:

1. § 4 Abs. 3, § 7, § 8 Abs. 1 und § 9 Abs. 1 mit 15. Juni 2023;

2. (Verfassungsbestimmung) § 4 Abs. 2 und § 9 Abs. 2 mit 15. Juni 2023.““

*****

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen

zum Bericht des Geschäftsordnungsausschusses, mit dem das Geschäftsord­nungs­gesetz 1975 geändert wird (2022 d.B.)

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der oben genannte Gesetzesantrag in der Fassung des Ausschussberichtes 2022 d.B. wird wie folgt geändert:

Z 2 lautet:

„2. Dem § 109 wird folgender Abs. 14 angefügt:

„(14) § 8 Abs. 3 Z 5 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 tritt mit 15. Juni 2023 in Kraft. Gleichzeitig tritt § 8 Abs. 3 Z 6 außer Kraft.““

*****

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 635

zum Bericht des Geschäftsordnungsausschusses, mit dem das Klubfinanzie­rungsgesetz 1985 geändert wird (2023 d.B.)

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der oben genannte Gesetzesantrag in der Fassung des Ausschussberichtes 2023 d.B. wird wie folgt geändert:

Z 2 lautet:

„2. Dem § 6 wird folgender Abs. 5 angefügt:

„(5) § 5b in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 tritt mit 15. Juni 2023 in Kraft.““

*****

Gute Nacht! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten von Grünen und SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

1.01

Die Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak

Kolleginnen und Kollegen

zum Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3231/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (2020 d.B.) – TOP 31

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 636

Der oben genannte Gesetzesantrag in der Fassung des Ausschussberichtes 2020 d.B. wird wie folgt geändert:

Z 3 lautet:

„3. Dem § 109 wird folgender Abs. 15 angefügt:

„(15) § 8 Abs. 4 Z 2 und § 41a in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 treten mit 15. Juni 2023 in Kraft.““

Begründung

Zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2018/958 über eine Verhältnismäßigkeitsprüfung vor Erlass neuer Berufsreglementierungen, ABl. Nr. L 173 vom 9.7.2018, S. 25, sind Änderungen sowohl des Geschäftsordnungsgesetzes 1975 als auch des Verhältnis­mäßigkeitsprüfungs-Gesetzes erforderlich. Im Hinblick auf die unterschiedliche parlamentarische Behandlung dieser beiden Gesetzesinitiativen (vgl. Art. 42 Abs. 5 B-VG und § 108 des Geschäftsordnungsgesetzes 1975 bzw. Art. 42 Abs. 1 B-VG) sowie die Arbeitspläne des Nationalrates und des Bundesrates soll durch den vorliegenden Abänderungsantrag sichergestellt werden, dass beide Gesetzesinitiativen ehest­mög­lich und zeitgleich, jedoch ohne Rückwirkung in Kraft treten können.

*****

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak

Kolleginnen und Kollegen

zum Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3229/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 637

betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verhältnismäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird(2021 d.B.) – TOP 32

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der oben genannte Gesetzesantrag in der Fassung des Ausschussberichtes 2021 d.B. wird wie folgt geändert:

(Verfassungsbestimmung) Z 5 lautet:

„5. (Verfassungsbestimmung) Der bisherige Text des § 10 erhält die Absatzbe­zeichnung „(1)“ und es wird folgender Abs. 2 angefügt:

„(2) In der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 treten in Kraft:

              1.         § 4 Abs. 3, § 7, § 8 Abs. 1 und § 9 Abs. 1 mit 15. Juni 2023;

              2.         (Verfassungsbestimmung) § 4 Abs. 2 und § 9 Abs. 2 mit 15. Juni 2023.““

Begründung

Zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2018/958 über eine Verhältnismäßigkeitsprüfung vor Erlass neuer Berufsreglementierungen, ABl. Nr. L 173 vom 9.7.2018, S. 25, sind Änderungen sowohl des Geschäftsordnungsgesetzes 1975 als auch des Verhältnis­mäßigkeitsprüfungs-Gesetzes erforderlich. Im Hinblick auf die unterschiedliche parlamentarische Behandlung dieser beiden Gesetzesinitiativen (vgl. Art. 42 Abs. 5 B-VG und § 108 des Geschäftsordnungsgesetzes 1975 bzw. Art. 42 Abs. 1 B-VG) sowie die Arbeitspläne des Nationalrates und des Bundesrates soll durch den vorliegenden Abänderungsantrag sichergestellt werden, dass beide Gesetzesinitiativen ehest­mög­lich und zeitgleich, jedoch ohne Rückwirkung in Kraft treten können.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 638

*****

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak

Kolleginnen und Kollegen

zum Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3232/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird(2022 d.B.) – TOP 33

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der oben genannte Gesetzesantrag in der Fassung des Ausschussberichtes 2022 d.B. wird wie folgt geändert:

Z 2 lautet:

„2. Dem § 109 wird folgender Abs. 14 angefügt:

„(14) § 8 Abs. 3 Z 5 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 tritt mit 15. Juni 2023 in Kraft. Gleichzeitig tritt § 8 Abs. 3 Z 6 außer Kraft.““

Begründung

Zur Erlassung der neuen Regelungen betreffend ein Klubregister sind Änderungen sowohl des Geschäftsordnungsgesetzes 1975 als auch des Klubfinanzierungs­gesetzes 1985 erforderlich. Im Hinblick auf die unterschiedliche parlamentarische Behandlung dieser beiden Gesetzesinitiativen (vgl. Art. 42 Abs. 5 B-VG und § 108 des Geschäftsordnungsgesetzes 1975 bzw. Art. 42 Abs. 1 B-VG) sowie die Arbeitspläne


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 639

des Nationalrates und des Bundesrates soll durch den vorliegenden Abänderungs­antrag sichergestellt werden, dass beide Gesetzesinitiativen ehestmöglich und zeitgleich, jedoch ohne Rückwirkung in Kraft treten können.

*****

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak

Kolleginnen und Kollegen

zum Bericht des Geschäftsordnungsausschusses über den Antrag 3230/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Jörg Leichtfried, Mag. Philipp Schrangl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinanzierungsgesetz 1985 geändert wird(2023 d.B.) – TOP 34

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der oben genannte Gesetzesantrag in der Fassung des Ausschussberichtes 2023 d.B. wird wie folgt geändert:

Z 2 lautet:

„2. Dem § 6 wird folgender Abs. 5 angefügt:

„(5) § 5b in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023 tritt mit 15. Juni 2023 in Kraft.““

Begründung

Zur Erlassung der neuen Regelungen betreffend ein Klubregister sind Änderungen sowohl des Geschäftsordnungsgesetzes 1975 als auch des Klubfinanzierungs­gesetzes 1985 erforderlich. Im Hinblick auf die unterschiedliche parlamentarische


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 640

Behandlung dieser beiden Gesetzesinitiativen (vgl. Art. 42 Abs. 5 B-VG und § 108 des Geschäftsordnungsgesetzes 1975 bzw. Art. 42 Abs. 1 B-VG) sowie die Arbeitspläne des Nationalrates und des Bundesrates soll durch den vorliegenden Abänderungs­antrag sichergestellt werden, dass beide Gesetzesinitiativen ehestmöglich und zeitgleich, jedoch ohne Rückwirkung in Kraft treten können.

*****


01.01.18Präsidentin Doris Bures: Bevor wir dazu kommen, haben wir noch eine Reihe von Abstimmungen.

Die vier Abänderungsanträge sind ordnungsgemäß eingebracht und stehen daher auch mit in Verhandlung.

Mir liegt nun dazu keine Wortmeldung mehr vor. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall. (Abg. Hörl: Schade!)

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.

Abstimmung über Tagesordnungspunkt 31: Entwurf betreffend ein Bundes­ge­setz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz geändert wird, in 2020 der Beilagen.

Hiezu haben die Abgeordneten Gerstl, Leichtfried, Schrangl, Sirkka Prammer, Scherak einen Abänderungsantrag eingebracht.

Ich werde daher zunächst über den vom erwähnten Abänderungsantrag betroffenen Teil und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 641

Da es sich beim vorliegenden Gesetzentwurf um eine Änderung des Geschäfts­ordnungsgesetzes handelt, stelle ich zunächst im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 2 der Geschäftsordnung die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der verfas­sungsmäßig vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten fest.

Abstimmung über den Abänderungsantrag betreffend Z 3, eingebracht wie bereits verlesen: Ich ersuche um Zustimmung. – Das ist einstimmig so angenommen.

Ich stelle auch die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.

Wir kommen zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Auch das ist einstimmig angenommen.

Gemäß § 108 der Geschäftsordnung kann die dritte Lesung des vorliegenden Gesetzentwurfes frühestens 24 Stunden nach Abschluss der zweiten Lesung stattfinden.

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 32: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verhältnismäßigkeitsprüfungs-Gesetz geändert wird, in 2021 der Beilagen.

Hiezu haben die Abgeordneten Gerstl, Leichtfried, Schrangl, Sirkka Prammer, Scherak einen Abänderungsantrag eingebracht.

Ich werde daher zunächst über den vom erwähnten Abänderungsantrag betroffenen Teil und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile abstimmen lassen.

Da auch dieser vorliegende Gesetzentwurf und der erwähnte Abänderungs­antrag Verfassungsbestimmungen enthalten, stelle ich im Sinne des § 82 Abs. 2


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 642

Z 1 der Geschäftsordnung die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der verfassungsmäßig vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten fest.

Abstimmung über den Abänderungsantrag betreffend Z 5: Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist einstimmig so angenommen.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer gibt dem die Zustimmung? – Das ist einstimmig so angenommen.

Wie eingangs bereits angekündigt, schlage ich vereinbarungsgemäß vor, die dritte Lesung gemäß § 74 Abs. 1 der Geschäftsordnung zu vertagen.

Ich bitte hier um Zustimmung. – Das ist einstimmig so angenommen.

Damit ist die dritte Lesung somit auch vertagt.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 33: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz geändert wird, in 2022 der Beilagen.

Hiezu haben die Abgeordneten Gerstl, Leichtfried, Schrangl, Sirkka Prammer, Scherak einen Abänderungsantrag eingebracht.

Ich werde daher zunächst wie immer über den durch den erwähnten Abänderungsantrag betroffenen Teil und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile abstimmen lassen.

Auch bei diesem vorliegenden Gesetzentwurf handelt es sich um eine Änderung des Geschäftsordnungsgesetzes, dafür stelle ich zunächst im Sinne des § 82 Abs. 2 Z 2 der Geschäftsordnung auch jetzt wieder die Anwe­senheit der verfassungsmäßig vorgesehenen Anzahl der Abgeordneten ausdrücklich fest.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 643

Wir kommen zur Abstimmung über den Abänderungsantrag betreffend Z 2.

Wer dem die Zustimmung gibt, den ersuche ich um ein Zeichen. – Das ist einstimmig so angenommen.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Ich bitte um Zustimmung. – Das ist einstimmig so angenommen.

Gemäß § 108 der Geschäftsordnung kann auch da die dritte Lesung des vor­liegenden Gesetzentwurfes frühestens 24 Stunden nach Abschluss der zweiten Lesung stattfinden.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 34: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Klubfinanzierungsgesetz geändert wird, in 2023 der Beilagen.

Hiezu haben wieder die Abgeordneten Gerstl, Leichtfried, Schrangl, Sirkka Prammer, Scherak einen Abänderungsantrag eingebracht.

Ich werde die vom erwähnten Abänderungsantrag betroffenen Teile und schließlich die restlichen Teile abstimmen lassen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Abänderungsantrag betreffend Z 2.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig so angenommen.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung des Ausschussberichtes.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Auch das ist einstimmig so angenommen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll209. Sitzung, 209. Sitzung des Nationalrats vom 27. und 28. April 2023 / Seite 644

Wiederum schlage ich vor, die dritte Lesung gemäß § 74 Abs. 1 der Geschäftsordnung zu vertagen.

Da bitte ich jetzt um Zustimmung. – Auch diese Vertagung ist jetzt einstimmig angenommen.

Damit findet die dritte Lesung später statt.

01.07.5235. Punkt

Wahl eines Mitgliedes der Parlamentarischen Versammlung des Europarates 01.07.53


Präsidentin Doris Bures: Schließlich gelangen wir zum 35. Punkt der Tagesordnung.

Es liegt eine Nominierung des Grünen Klubs für ein Mitglied vor.

Als Mitglied soll Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer gewählt werden.

Da somit ein Wahlvorschlag vorliegt, werde ich im Sinne des § 66 Abs. 1 der Geschäftsordnung hierüber nicht mit Stimmzetteln, sondern durch Erheben von den Sitzen abstimmen lassen, außer es gibt dagegen einen Einwand. (Rufe: Nein! – Allgemeine Heiterkeit.) – Das ist jetzt kein Einwand. (Abg. Sobotka –erheitert –: Namentliche Abstimmung!)

Ich ersuche jene Damen und Herren, die dem bekannt gegebenen Wahlvorschlag ihre Zustimmung geben, jetzt um ein Zeichen. – Das ist einstimmig so angenommen.

Damit ist die Wahl des Mitglieds in die Parlamentarische Versammlung des Europarates vollzogen. (Allgemeiner Beifall.)

Alles Gute, Frau Abgeordnete Agnes Sirkka Prammer!


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01.09.03Abstimmung über Fristsetzungsanträge


Präsidentin Doris Bures: Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 60/A eine Frist bis 25. Mai 2023 zu setzen.

Wer dem Fristsetzungsantrag zustimmt, den bitte ich auch um ein Zeichen. (Abg. Hörl: So ein Blödsinn!) – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Nun kommen wir zur Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Jörg Leichtfried, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 743/A eine Frist bis 25. Mai 2023 zu setzen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Krisper, dem Justizausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 361/A(E) eine Frist bis 1. Juni 2023 zu setzen.

Wer ist für diesen Fristsetzungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Krisper, dem Verfassungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 453/A eine Frist bis 1. Juni 2023 zu setzen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem zustimmen, um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

01.10.33Einlauf


Präsidentin Doris Bures: Ich gebe bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 3311/A(E) bis 3366/A(E) eingebracht worden sind.


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*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 1.11 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.

Diese Sitzung ist geschlossen.

01.11.02Schluss der Sitzung: 1.11 Uhr

 

 

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