Stenographisches Protokoll
204. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXIV. Gesetzgebungsperiode
Donnerstag, 23., und Freitag, 24. Mai 2013
204. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXIV. Gesetzgebungsperiode
Donnerstag, 23., und Freitag, 24. Mai 2013
Dauer der Sitzung
Donnerstag, 23. Mai 2013: 9.05 – 24.00 Uhr
Freitag, 24. Mai 2013: 0.00 – 0.03 Uhr
*****
Tagesordnung
1. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2013 bis 2016 um die Obergrenzen für das Jahr 2017 ergänzt wird und die Obergrenzen für das Jahr 2013 wegfallen (Bundesfinanzrahmengesetz 2014 bis 2017)
2. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz geändert wird
3. Punkt: Bundesgesetz über einen bilateralen Kreditvertrag zwischen dem Internationalen Währungsfonds und der Oesterreichischen Nationalbank
4. Punkt: Bundesgesetz über die Leistung von Beiträgen an das allgemeine Subventionskonto des Treuhandfonds für Armutsbekämpfung und Wachstum des Internationalen Währungsfonds
5. Punkt: Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Nigeria über die Förderung und den Schutz von Investitionen
6. Punkt: Bericht über den Produktpirateriebericht 2012 der Bundesministerin für Finanzen
7. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Gleichbehandlungsgesetz, das Gesetz über die Gleichbehandlungskommission und die Gleichbehandlungsanwaltschaft, das Behinderteneinstellungsgesetz, das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz und das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz geändert werden
8. Punkt: Bericht über den Antrag 1498/A(E) der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend systematische Erfassung der zum Gleichbehandlungsgesetz ergangenen Entscheidungen
9. Punkt: Bericht über den Antrag 1988/A(E) der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Beweislast im Gleichbehandlungsgesetz
10. Punkt: Bericht über den Antrag 1632/A(E) der Abgeordneten Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung eines Straftatbestandes „Zwangsehe“
11. Punkt: Bericht über den Antrag 1905/A(E) der Abgeordneten Martina Schenk, Kollegin und Kollegen betreffend Sensibilisierung von Unternehmen gegenüber Wiedereinsteigerinnen
12. Punkt: Bundesgesetz betreffend die Förderung des Sports durch den Bund (Bundes-Sportförderungsgesetz 2013 – BSFG 2013), und Bericht über den
Antrag 2155/A(E) der Abgeordneten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen betreffend keine existenzbedrohende Reduktion der Grundförderung des ÖBSV (Österreichischen Behindertensportverbandes)
13. Punkt: Bericht betreffend den Bericht des Rechnungshofes über Reihe Bund 2011/3
14. Punkt: Bericht betreffend den Bericht des Rechnungshofes über Reihe Bund 2012/6
15. Punkt: Bericht betreffend den Bericht des Rechnungshofes über Reihe Bund 2011/2
*****
Inhalt
Personalien
Verhinderungen .............................................................................................................. 17
Ordnungsruf ................................................................................................................. 137
Geschäftsbehandlung
Wortmeldungen betreffend die für diese Sitzung vorliegende Tagesordnung:
Herbert Scheibner ................................................................................................. 17, 18
Dr. Josef Cap ................................................................................................................ 18
Mag. Werner Kogler ..................................................................................................... 18
Werner Amon, MBA ..................................................................................................... 19
Unterbrechung der Sitzung ................................................................. 51, 118, 127, 227
Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung 13547/AB gemäß § 92 Abs. 1 der Geschäftsordnung ........................................................................................ 54
Durchführung einer kurzen Debatte gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung ...... 173
Redner/Rednerinnen:
Mag. Daniela Musiol ................................................................................................... 173
Staatssekretär Sebastian Kurz ................................................................................. 176
Mag. Christine Muttonen ....................................................................................... ... 178
Mag. Wolfgang Gerstl ............................................................................................ ... 179
Mag. Harald Stefan ................................................................................................. ... 181
Mag. Dr. Wolfgang Zinggl ...................................................................................... ... 182
Herbert Scheibner .................................................................................................. ... 184
Antrag der Abgeordneten Herbert Scheibner, Kollegin und Kollegen, dem Geschäftsordnungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 1623/A der Abgeordneten Mag. Ewald Stadler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird, gemäß § 43 Abs. 1 der Geschäftsordnung eine Frist bis 11. Juni 2013 zu setzen – Ablehnung 54, 293
Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z. 2 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 55
Wortmeldungen in Bezug auf eine Äußerung von Bundesministerin Mag. Dr. Maria Theresia Fekter im Rahmen ihrer Ausführungen zu Tagesordnungspunkt 1:
Herbert Scheibner .................................................................................................. ..... 88
Mag. Werner Kogler ............................................................................................... ..... 89
Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung ......................... 117, 226
Fragestunde (29.)
Bundeskanzleramt ....................................................................................................... 19
Kai Jan Krainer (205/M); Konrad Steindl, Josef Bucher, Mag. Bruno Rossmann, Mag. Roman Haider
Mag. Wolfgang Gerstl (203/M); Mag. Rainer Widmann, Mag. Daniela Musiol, Maximilian Linder, Dr. Peter Wittmann
Elmar Podgorschek (202/M); Kai Jan Krainer, Adelheid Irina Fürntrath-Moretti, Dr. Wolfgang Spadiut, Mag. Werner Kogler
Mag. Werner Kogler (207/M); Mag. Gernot Darmann, Dr. Christoph Matznetter, Gabriel Obernosterer, Stefan Petzner
Josef Bucher (209/M); Dr. Ruperta Lichtenecker, Bernhard Themessl, Ing. Mag. Hubert Kuzdas, Gabriele Tamandl
Ing. Robert Lugar (208/M); Mag. Wolfgang Gerstl, Gerald Grosz, Mag. Bruno Rossmann, Alois Gradauer, Mag. Elisabeth Grossmann
Mag. Christine Muttonen (206/M); August Wöginger, Gerhard Huber, Karl Öllinger, Ing. Christian Höbart, Martina Schenk
Mag. Silvia Grünberger (204/M); Stefan Petzner, Dieter Brosz, MSc, Harald Vilimsky, Dr. Josef Cap
Ausschüsse
Zuweisungen ................................................................................................. 51, 229, 239
Dringliche Anfrage
der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kollegin und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend: Bankgeheimnis erhalten statt EUdSSR gestalten! (14873/J) ...................................... 127
Begründung: Mag. Rainer Widmann ......................................................................... 132
Bundeskanzler Werner Faymann ............................................................................. 137
Debatte:
Josef Bucher ........................................................................................................... ... 139
Dr. Josef Cap ........................................................................................................... ... 142
Dr. Martin Bartenstein ............................................................................................ ... 144
Heinz-Christian Strache ......................................................................................... ... 146
Mag. Bruno Rossmann .......................................................................................... ... 149
Christoph Hagen ..................................................................................................... ... 152
Stefan Petzner ......................................................................................................... ... 154
Dr. Christoph Matznetter ....................................................................................... ... 156
Dkfm. Dr. Günter Stummvoll ................................................................................ ... 158
Dr. Johannes Hübner ............................................................................................. ... 160
Mag. Werner Kogler ............................................................................................... ... 162
Gerald Grosz ........................................................................................................... ... 164
Kai Jan Krainer ....................................................................................................... ... 167
Werner Amon, MBA ............................................................................................... ... 169
Mag. Roman Haider ................................................................................................ ... 170
Dr. Martin Strutz ..................................................................................................... ... 172
Verhandlungen
1. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2251 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2013 bis 2016 um die Obergrenzen für das Jahr 2017 ergänzt wird und die Obergrenzen für das Jahr 2013 wegfallen (Bundesfinanzrahmengesetz 2014 bis 2017) (2320 d.B.) ............................................................................................................................... 55
Redner/Rednerinnen:
Mag. Roman Haider ................................................................................................ ..... 55
Dkfm. Dr. Günter Stummvoll ................................................................................ ..... 57
Mag. Werner Kogler ............................................................................................... ..... 58
Kai Jan Krainer ....................................................................................................... ..... 64
Mag. Rainer Widmann ............................................................................................ ..... 65
Franz Eßl .................................................................................................................. ..... 70
Ing. Robert Lugar ................................................................................................ 71, 112
Bundeskanzler Werner Faymann ......................................................................... ..... 74
Petra Bayr ................................................................................................................ ..... 76
Elmar Podgorschek ................................................................................................ ..... 77
Karlheinz Kopf ........................................................................................................ ..... 79
Mag. Bruno Rossmann .......................................................................................... ..... 80
Heidrun Silhavy ....................................................................................................... ..... 82
Josef Bucher ........................................................................................................... ..... 83
Bundesministerin Mag. Dr. Maria Theresia Fekter .................................................. 86
August Wöginger .................................................................................................... ..... 90
Alois Gradauer ........................................................................................................ ..... 91
Dr. Josef Cap ........................................................................................................... ..... 92
Dr. Ruperta Lichtenecker ....................................................................................... ..... 94
Franz Glaser ............................................................................................................ ..... 97
Kurt List ................................................................................................................... ..... 98
Franz Kirchgatterer ................................................................................................ ..... 99
Mag. Judith Schwentner ........................................................................................ ... 100
Gabriel Obernosterer ............................................................................................. ... 102
Stefan Petzner ......................................................................................................... ... 103
Mag. Kurt Gaßner ................................................................................................... ... 109
Gerhard Huber ........................................................................................................ ... 109
Jakob Auer .............................................................................................................. ... 110
Mag. Elisabeth Grossmann ................................................................................... ... 113
Franz Riepl ............................................................................................................... ... 114
Ing. Franz Windisch ................................................................................................ ... 115
Dr. Christoph Matznetter ....................................................................................... ... 116
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kollegin und Kollegen betreffend 7 Punkte für den Universitätsstandort Österreich – Ablehnung ........................................... 68, 117
Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Finanzierungslücke in Millionenhöhe für Umsetzung der FTI-Strategie und Vorlage eines Forschungsfinanzierungsgesetzes – Ablehnung .................................................. 96, 117
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen betreffend: mehr Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit! – Ablehnung (namentliche Abstimmung) ....................................................................................................... 102, 117
Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Bucher, Kollegin und Kollegen betreffend: Steuern senken statt Geld an Banken verschenken! – Ablehnung ............................................... 106, 120
Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 117
Gemeinsame Beratung über
2. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (2264 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz geändert wird (2344 d.B.) .......................... 120
3. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (2266 d.B.): Bundesgesetz über einen bilateralen Kreditvertrag zwischen dem Internationalen Währungsfonds und der Oesterreichischen Nationalbank (2345 d.B.) .............................................................................................. 120
4. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (2296 d.B.): Bundesgesetz über die Leistung von Beiträgen an das allgemeine Subventionskonto des Treuhandfonds für Armutsbekämpfung und Wachstum des Internationalen Währungsfonds (2346 d.B.) ...................................... 120
5. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (2301 d.B.): Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Nigeria über die Förderung und den Schutz von Investitionen (2347 d.B.) .................................................................................................................... 120
Redner/Rednerinnen:
Bernhard Themessl ................................................................................................ ... 120
Dr. Martin Bartenstein ............................................................................................ ... 122
Mag. Bruno Rossmann .......................................................................................... ... 123
Ing. Mag. Hubert Kuzdas ........................................................................................ ... 124
Ing. Peter Westenthaler .......................................................................................... ... 125
Konrad Steindl ........................................................................................................ ... 185
Ing. Robert Lugar .................................................................................................... ... 186
Staatssekretär Mag. Andreas Schieder ............................................................... ... 189
Petra Bayr ................................................................................................................ ... 190
Alois Gradauer ........................................................................................................ ... 191
Mag. Peter Michael Ikrath ...................................................................................... ... 193
Maximilian Linder ................................................................................................... ... 193
Ing. Erwin Kaipel ..................................................................................................... ... 194
Mag. Laura Rudas ................................................................................................... ... 195
Annahme der drei Gesetzentwürfe in 2344, 2345 und 2346 d.B. ................................ 196
Genehmigung des Staatsvertrages in 2347 d.B. ......................................................... 197
6. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über den Produktpirateriebericht 2012 der Bundesministerin für Finanzen (III-405/2343 d.B.) ......................................................................................... 197
Redner/Rednerinnen:
Ernest Windholz ...................................................................................................... ... 197
Gabriele Tamandl ................................................................................................... ... 200
Dr. Christoph Matznetter ....................................................................................... ... 201
Wolfgang Zanger .................................................................................................... ... 202
Mag. Bruno Rossmann .......................................................................................... ... 203
Staatssekretär Mag. Andreas Schieder ............................................................... ... 204
Franz Hörl ................................................................................................................ ... 205
Dr. Johannes Jarolim ............................................................................................. ... 206
Entschließungsantrag der Abgeordneten Ernest Windholz, Kollegin und Kollegen betreffend Verschärfung der Produktpirateriebekämpfung – Ablehnung .................................................... 199, 207
Kenntnisnahme des Berichtes III-405 d.B. ................................................................... 207
Gemeinsame Beratung über
7. Punkt: Bericht des Gleichbehandlungsausschusses über die Regierungsvorlage (2300 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Gleichbehandlungsgesetz, das Gesetz über die Gleichbehandlungskommission und die Gleichbehandlungsanwaltschaft, das Behinderteneinstellungsgesetz, das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz und das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz geändert werden (2326 d.B.) ............................................................................................................................. 207
8. Punkt: Bericht des Gleichbehandlungsausschusses über den Antrag 1498/A(E) der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend systematische Erfassung der zum Gleichbehandlungsgesetz ergangenen Entscheidungen (2327 d.B.) ......................... 207
9. Punkt: Bericht des Gleichbehandlungsausschusses über den Antrag 1988/A(E) der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Beweislast im Gleichbehandlungsgesetz (2328 d.B.) .................................................................................................................... 207
Redner/Rednerinnen:
Dr. Susanne Winter ................................................................................................ ... 208
Mag. Gisela Wurm .................................................................................................. ... 209
Mag. Judith Schwentner ........................................................................................ ... 210
Dorothea Schittenhelm .......................................................................................... ... 212
Ursula Haubner ....................................................................................................... ... 213
Martina Schenk ....................................................................................................... ... 214
Mag. Heidemarie Unterreiner ................................................................................ ... 215
Heidrun Silhavy ....................................................................................................... ... 216
Mag. Alev Korun ..................................................................................................... ... 218
Bundesminister Rudolf Hundstorfer ................................................................... ... 221
Christine Marek ....................................................................................................... ... 221
Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek ....................................................... ... 223
Irene Szep ................................................................................................................ ... 224
Mag. Gertrude Aubauer ......................................................................................... ... 225
Johann Hell .............................................................................................................. ... 225
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen betreffend keine Diskriminierung im Gleichbehandlungsgesetz – Ablehnung (namentliche Abstimmung) 219, 226
Annahme des Gesetzentwurfes in 2326 d.B. .............................................................. 226
Kenntnisnahme der beiden Ausschussberichte 2327 und 2328 d.B. .......................... 229
Zuweisung des Antrages 1498/A(E) an den Justizausschuss .................................... 229
10. Punkt: Bericht des Gleichbehandlungsausschusses über den Antrag 1632/A(E) der Abgeordneten Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung eines Straftatbestandes „Zwangsehe“ (2329 d.B.) .................................................................................................................... 229
Redner/Rednerinnen:
Carmen Gartelgruber ............................................................................................. ... 229
Mag. Sonja Steßl-Mühlbacher ............................................................................... ... 230
Ursula Haubner ....................................................................................................... ... 231
Eva-Maria Himmelbauer, BSc ............................................................................... ... 231
Martina Schenk ....................................................................................................... ... 232
Mag. Alev Korun ..................................................................................................... ... 233
Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2329 d.B. ................................................... 234
11. Punkt: Bericht des Gleichbehandlungsausschusses über den Antrag 1905/A(E) der Abgeordneten Martina Schenk, Kollegin und Kollegen betreffend Sensibilisierung von Unternehmen gegenüber Wiedereinsteigerinnen (2330 d.B.) ............................................................................... 234
Redner/Rednerinnen:
Carmen Gartelgruber ............................................................................................. ... 234
Franz Riepl ............................................................................................................... ... 235
Mag. Judith Schwentner ........................................................................................... 236
Ridi Maria Steibl ......................................................................................................... 236
Ursula Haubner .......................................................................................................... 237
Martina Schenk ....................................................................................................... ... 238
Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 2330 d.B. ................................................... 239
Zuweisung des Antrages 1905/A(E) an den Familienausschuss ................................ 239
12. Punkt: Bericht des Ausschusses für Sportangelegenheiten über die Regierungsvorlage (2149 d.B.): Bundesgesetz betreffend die Förderung des Sports durch den Bund (Bundes-Sportförderungsgesetz 2013 – BSFG 2013), und über den
Antrag 2155/A(E) der Abgeordneten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen betreffend keine existenzbedrohende Reduktion der Grundförderung des ÖBSV (Österreichischen Behindertensportverbandes) (2305 d.B.) ..................................................................... 240
Redner/Rednerinnen:
Dieter Brosz, MSc ................................................................................................... ... 240
Hermann Krist ......................................................................................................... ... 243
Ing. Peter Westenthaler .......................................................................................... ... 244
Johannes Schmuckenschlager ............................................................................. ... 246
Stefan Markowitz .................................................................................................... ... 248
Mario Kunasek ........................................................................................................ ... 251
Bundesminister Mag. Gerald Klug ....................................................................... ... 253
Dr. Peter Wittmann ................................................................................................. ... 256
Peter Haubner ......................................................................................................... ... 258
Mag. Elisabeth Grossmann ................................................................................... ... 259
Claudia Durchschlag .............................................................................................. ... 259
Hannes Fazekas ...................................................................................................... ... 260
Mag. Bernd Schönegger ........................................................................................ ... 261
Elmar Mayer ............................................................................................................ ... 261
Erwin Spindelberger .............................................................................................. ... 262
Entschließungsantrag der Abgeordneten Stefan Markowitz, Kollegin und Kollegen betreffend Verbleib der Sportart Ringen im Programm der Olympischen Spiele – Ablehnung ............... 250, 263
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Öffnung geeigneter leerstehender Sportstätten des Bundesheeres für sportliche Zwecke – Ablehnung 252, 263
Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 263
Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 2305 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend Erhalt der Sportart Ringen im Programm der Olympischen Spiele (E 304) .......................... 263
13. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses betreffend den Bericht des Rechnungshofes über Reihe Bund 2011/3 (III-220/2331 d.B.) .................................................................................... 263
Redner/Rednerinnen:
Rosemarie Schönpass ........................................................................................... ... 263
Hermann Gahr ........................................................................................................ ... 264
Alois Gradauer ........................................................................................................ ... 265
Mag. Werner Kogler ............................................................................................... ... 266
Gerald Grosz ........................................................................................................... ... 267
Martina Schenk ....................................................................................................... ... 268
Jochen Pack ............................................................................................................ ... 269
Mag. Dr. Martin Graf ............................................................................................... ... 270
Kenntnisnahme des Berichtes III-220 d.B. ................................................................... 274
14. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses betreffend den Bericht des Rechnungshofes über Reihe Bund 2012/6 (III-336/2332 d.B.) .................................................................................... 274
Redner/Rednerinnen:
Mag. Christine Lapp, MA ........................................................................................... 274
Johann Singer ......................................................................................................... ... 275
Alois Gradauer ........................................................................................................ ... 276
Gerald Grosz ........................................................................................................... ... 278
Mag. Ruth Becher ................................................................................................... ... 279
Mag. Josef Lettenbichler ....................................................................................... ... 279
Wolfgang Zanger .................................................................................................... ... 280
Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ... 280
Entschließungsantrag der Abgeordneten Alois Gradauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend budgetäre Aufstockung für den Rechnungshof – Ablehnung ............................................... 276, 281
Kenntnisnahme des Berichtes III-336 d.B. ................................................................... 281
15. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses betreffend den Bericht des Rechnungshofes über Reihe Bund 2011/2 (III-208/2333 d.B.) .................................................................................... 281
Redner/Rednerinnen:
Johann Hell .............................................................................................................. ... 281
Erwin Hornek .......................................................................................................... ... 282
Ing. Heinz-Peter Hackl ............................................................................................ ... 283
Mag. Werner Kogler ............................................................................................... ... 283
Gerald Grosz ........................................................................................................... ... 285
Martina Schenk ....................................................................................................... ... 286
Mag. Elisabeth Grossmann ................................................................................... ... 287
Johann Singer ......................................................................................................... ... 287
Maximilian Linder ................................................................................................... ... 288
Ewald Sacher .......................................................................................................... ... 288
Christian Lausch ..................................................................................................... ... 289
Rechnungshofpräsident Dr. Josef Moser ........................................................... ... 290
Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ..................................................................................... ... 292
Kenntnisnahme des Berichtes III-208 d.B. ................................................................... 293
Eingebracht wurden
Regierungsvorlagen ................................................................................................... 51
2334: Bauproduktenotifizierungsgesetz 2013 – BPNG 2013
2335: Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG über eine Änderung der Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG über die Einführung der halbtägig kostenlosen und verpflichtenden frühen Förderung in institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen
2336: Bundesgesetz, mit dem das Kinderbetreuungsgeldgesetz geändert wird
2337: Bundesgesetz, mit dem die Gewerbeordnung 1994 geändert wird
2338: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb 1984 geändert wird (UWG-Novelle 2013)
2348: Bundesrahmengesetz zur Einführung einer neuen Ausbildung für Pädagoginnen und Pädagogen
2356: Gesellschaftsrechts-Änderungsgesetz 2013 – GesRÄG 2013
2357: Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungsgesetz – Justiz – VAJu
2358: Patent- und Markenrechts-Novelle 2014
2359: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über Funkanlagen und Telekommunikationsendeinrichtungen geändert wird
2360: Bundesgesetz, mit dem das Bankeninterventions- und -restrukturierungsgesetz erlassen sowie das Bankwesengesetz und das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz geändert werden
Berichte ......................................................................................................................... 53
III-417: Tätigkeitsbericht des Bundesvergabeamtes über den Zeitraum Jänner bis Dezember 2012; BM f. Wirtschaft, Familie und Jugend
III-418: Tätigkeitsbericht der Bundeswettbewerbsbehörde für das Jahr 2012; BM f. Wirtschaft, Familie und Jugend
III-419: Bericht über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2012; BM f. Wirtschaft, Familie und Jugend
III-420: Österreichischer Forschungs- und Technologiebericht 2013; BM f. Wissenschaft und Forschung und BM f. Verkehr, Innovation und Technologie
Anträge der Abgeordneten
Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der Kostenbeteiligung in der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) (2306/A)(E)
Ursula Haubner und Kollegen betreffend rasche Umsetzung der Gesundheitsberufe-Registrierung durch die überbetriebliche Interessenvertretung der zuständigen Berufsverbände im Gesundheitsbereich (2307/A)(E)
Konrad Steindl, Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz über die Bilanzbuchhaltungsberufe (Bilanzbuchhaltungsgesetz 2014 – BiBuG 2014) (2308/A)
Peter Haubner, Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Wirtschaftskammergesetz 1998 geändert wird (WKG-Novelle 2013) (2309/A)
Peter Haubner, Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Wirtschaftstreuhandberufsgesetz und das Ziviltechnikerkammergesetz 1993 geändert werden (2310/A)
Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen betreffend bedenkliche Aussagen des tschechischen Staatspräsidenten Milos Zeman über die Vertreibung der Sudetendeutschen (2311/A)(E)
Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend: Deutsch als Wissenschaftssprache stärken (2312/A)(E)
Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen betreffend Doppelgleisigkeiten ÖW und der AWO (2313/A)(E)
Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahme für Arbeitskräfte im Tourismus (2314/A)(E)
Angela Lueger, Werner Amon, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend die dramatische Situation in Syrien und deren Auswirkungen für die Region und auch für Europa (2315/A)(E)
Dr. Peter Wittmann, Mag. Wolfgang Gerstl, Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz über die Nachhaltigkeit, den Tierschutz, den umfassenden Umweltschutz, die Sicherstellung der Wasser- und Lebensmittelversorgung und die Forschung (2316/A)
Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung des Rechts auf bilingualen Unterricht (2317/A)(E)
Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung des Rechts auf bilingualen Unterricht (2318/A)(E)
Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend finanzielle Zuwendung für die Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt Ferlach (2319/A)(E)
Bernhard Themessl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Förderung der Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern (Ökostromgesetz 2012 – ÖSG 2012) und das Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz, mit dem Neuregelungen auf dem Gebiet der Erdgaswirtschaft erlassen werden (Gaswirtschaftsgesetz 2011 – GWG 2011), geändert wird, geändert werden (2320/A)
Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verlängerung der Übergangsfristen für die Öffnung des österreichischen Arbeitsmarktes für Rumänien und Bulgarien (2321/A)(E)
Alois Gradauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend budgetäre Aufstockung für den Rechnungshof (2322/A)(E)
Peter Haubner, Wolfgang Katzian, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Elektrizitätswirtschafts- und ‑organisationsgesetz 2010, das Gaswirtschaftsgesetz 2011 und das Energie-Control-Gesetz geändert werden (2323/A)
Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gesundheitsberufe-Registrierung durch MTD-Austria (2324/A)(E)
Ursula Haubner und Kollegen betreffend Einrichtung eines Kinder- und Jugendrates (2325/A)(E)
Ursula Haubner, Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird (2326/A)
Zurückgezogen wurde der Antrag der Abgeordneten
Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Errichtung von Gemeindewachkörpern [(2293/A)(E)] [(Zu 2293/A)(E)]
Anfragen der Abgeordneten
Mag. Rainer Widmann, Kollegin und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend: Bankgeheimnis erhalten statt EUdSSR gestalten! (14873/J)
Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Hisbollah-Drogendealer in Österreich (14874/J)
Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Konzept zur Unterbringung von „geistig Abnormen“ in der JA Sonnberg (14875/J)
Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Aufnahmeoffensive bei der Polizei – Dienstbehörde im Widerspruch (14876/J)
Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport betreffend Bauvorhaben in Kasernen (14877/J)
Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend die Anzahl von Hisbollah-Mitgliedern in Österreich (14878/J)
Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend ein Dschihad-Rekrutierungsnetzwerk in Österreich (14879/J)
Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Geldwäsche in Österreich und die libanesische Hisbollah (14880/J)
Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend die Mitglieder des „Emirates Kaukasus“ in Österreich (14881/J)
Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend die Genehmigung der antisemitischen Al-Quds-Tag-Demonstration (14882/J)
Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend die Aufnahme der libanesischen Hisbollah in den Verfassungsschutzbericht (14883/J)
Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend den Hisbollah-Spezialisten Matthew Levitt in Österreich (14884/J)
Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Verfahren gegen Fohnsdorfs Bürgermeister (14885/J)
Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Schwermetalle in Gartendüngemitteln (14886/J)
Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend neue Sektion V (14887/J)
Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Gefahrenpotenziale durch militante Strukturen der Hisbollah (14888/J)
Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Hisbollah-TV in Österreich (14889/J)
Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend tschetschenische Asylanten im Syrienkrieg (14890/J)
Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend die Reparatur von Fahrzeugen der Post in Ungarn (14891/J)
Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ausflüge von zurechnungsfähigen geistig abnormen Rechtsbrechern (14892/J)
Christoph Hagen, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport betreffend die Wohnungsvergabe an Heeresangehörige (14893/J)
Angela Lueger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die Neufestsetzung des Regelbedarfs gemäß § 140 ABGB (14894/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14895/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14896/J)
Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14897/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14898/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14899/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14900/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14901/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14902/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14903/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14904/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14905/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14906/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14907/J)
Gerald Grosz, Kollegin und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Förderungen an Vorfeldorganisationen an SPÖ und ÖVP beziehungsweise an nahestehende Vereine der Regierungsparteien (14908/J)
Franz Kirchgatterer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend bessere Unterstützung für den Gedenkdienst (14909/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend finanzielle Situation bei der Tiroler Gebietskrankenkasse (14910/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend finanzielle Situation bei der KGKK (14911/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend finanzielle Situation bei der StGKK (14912/J)
Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Platznot an den Universitäten und die daraus resultierenden Schadensersatzklagen (14913/J)
Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Dienstleistungen der Österreichischen Bundesforste AG (14914/J)
Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Ehrenzeichenverleihung anstelle Amtsverlust nach Verurteilung gemäß § 111 StGB (14915/J)
Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Umbau und Sanierung Justizzentrum Eisenstadt (14916/J)
Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Vorrückungsstichtag (14917/J)
Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Warnung der USA vor Anschlägen der Hisbollah in Europa (14918/J)
Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend geschlossene Kleinschulen (14919/J)
Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport betreffend Umsetzung des SP/VP-Regierungsprogrammes für die XXIV. Gesetzgebungsperiode – Bereich Sport, Verstärkung der Kooperation Sport und Bildung (14920/J)
Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport betreffend Umsetzung des SP/VP-Regierungsprogrammes für die XXIV. Gesetzgebungsperiode, Reform und Rahmenbedingungen des österreichischen Sports (14921/J)
Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die burgenlandkroatische Volksgruppe in Österreich (14922/J)
Alois Gradauer, Kolleginnen und Kollegen an den Präsidenten des Rechnungshofes betreffend Anstellungsverhältnis von N.N. im Europäischen Rechnungshof und Dienstzuteilung zum österreichischen Rechnungshof (14923/J)
Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend illegale Straßenrennen (14924/J)
Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend „Bekämpfung der Schattenwirtschaft im Kfz-Handel“ (14925/J)
Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend die Nicht-Anhebung der Mittel für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit bei gleichzeitiger Anhäufung von Rücklagen (14926/J)
Anfragebeantwortungen
des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Gabriele Binder-Maier, Kolleginnen und Kollegen (14015/AB zu 14295/J)
der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Haubner, Kolleginnen und Kollegen (14016/AB zu 14293/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kollegin und Kollegen (14017/AB zu 14301/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (14018/AB zu 14302/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (14019/AB zu 14303/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (14020/AB zu 14314/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (14021/AB zu 14315/J)
der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (14022/AB zu 14323/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen (14023/AB zu 14305/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen (14024/AB zu 14308/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen (14025/AB zu 14310/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen (14026/AB zu 14311/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen (14027/AB zu 14312/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen (14028/AB zu 14313/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (14029/AB zu 14319/J)
der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (14030/AB zu 14327/J)
der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Bernhard Themessl, Kolleginnen und Kollegen (14031/AB zu 14307/J)
der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Jury, Kolleginnen und Kollegen (14032/AB zu 14309/J)
der Bundesministerin für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (14033/AB zu 14321/J)
der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (14034/AB zu 14328/J)
des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (14035/AB zu 14409/J)
des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen (14036/AB zu 14410/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (14037/AB zu 14317/J)
der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (14038/AB zu 14318/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (14039/AB zu 14324/J)
Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr
Vorsitzende: Präsidentin Mag. Barbara Prammer, Zweiter Präsident Fritz Neugebauer, Dritter Präsident Mag. Dr. Martin Graf.
*****
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Guten Morgen, meine Damen und Herren! Ich eröffne die Sitzung und darf Sie bitten, Ihre Plätze einzunehmen.
Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Mag. Darabos, Großruck, Ing. Hofer, Mag. Schatz und Frau Abgeordnete Windbüchler-Souschill.
*****
Ich gebe bekannt, dass die Fragestunde voraussichtlich bis 10.30 Uhr live auf ORF 2 übertragen wird. ORF III überträgt die Sitzung live und in voller Länge.
Bevor wir nun zur Fragestunde kommen, hat sich Herr Abgeordneter Scheibner zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Abgeordneter.
9.05
Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsidentin! Meine Wortmeldung zur Geschäftsordnung bezieht sich auf die heutige Tagesordnung. Ich habe namens des BZÖ in der letzten Präsidiale beantragt, dass dem Herrn Bundeskanzler die Gelegenheit gegeben werden sollte, heute hier als ersten Tagesordnungspunkt von sich aus eine Erklärung zu den Ergebnissen des letzten EU-Gipfels abzugeben, weil es dabei um so wichtige Dinge wie etwa das Bankgeheimnis in Österreich gegangen ist. Dazu gibt es ja unterschiedliche Meldungen: Die Frau Finanzministerin von der ÖVP hat sich lange als Verteidigerin dieses Bankgeheimnisses geriert, der Herr Bundeskanzler hat das anders gesehen.
In der Präsidiale hat Herr Abgeordneter Cap gemeint, dass das durchaus möglich wäre, es aber davon abhängt, ob der Herr Bundeskanzler auch anwesend ist, denn wenn der Gipfel länger gedauert hätte, wäre das natürlich nicht der Fall gewesen. Jetzt sehe ich mit Freude, dass der Herr Bundeskanzler da ist und die Fragestunde gestalten wird, ich habe aber noch nicht erkennen können, dass sich das auf die Tagesordnung ausgewirkt hätte.
Deshalb meine Frage, Frau Präsidentin: Haben Sie eine Information dahin gehend, dass der Herr Bundeskanzler – was eigentlich selbstverständlich ist – den österreichischen Nationalrat und die Bevölkerung hier authentisch über die Ergebnisse des letzten EU-Gipfels informieren wird? Ich hoffe, dass das so ist. Wenn nicht, sage ich auch gleich, wird das BZÖ ihm Gelegenheit geben, das im Rahmen einer Dringlichen Anfrage nachzuholen. (Beifall beim BZÖ.)
9.07
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Scheibner, Sie sind schon sehr lange im Haus, Sie kennen die Geschäftsordnung sehr genau und wissen, dass bereits seit gestern Abend – auch auf Ihrem Platz – die Tagesordnung für den heutigen Tag aufliegt, also einsehbar ist.
Zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet hat sich Herr Klubobmann Dr. Cap. – Bitte. (Zwischenrufe beim BZÖ.)
9.07
Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Ich glaube, Herr Abgeordneter Scheibner sollte sich ein bisschen die Augen reiben, einmal das linke, einmal das rechte, denn sogar im Teletext ist gestanden, dass der Herr Bundeskanzler im Rahmen seiner Stellungnahme zum Bundesfinanzrahmengesetz auch über die Ergebnisse beim EU-Gipfel eine Erklärung abgeben wird. (Zwischenrufe beim BZÖ.)
Sie müssen nur zu einem Fernsehapparat gehen, kurz drücken, dann noch einmal drücken, Teletext, und dann ganz ruhig lesen. Sollten Sie das noch immer nicht wissen oder registriert haben, dann kommen Sie doch zu mir, ich sage Ihnen das noch einmal genau, aber halten Sie hier nicht sinnlos die Zeit auf, sondern lassen Sie uns endlich in die Fragestunde mit dem Herrn Bundeskanzler eintreten! (Beifall bei der SPÖ.)
9.08
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Noch einmal kurz zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Scheibner. – Bitte.
9.08
Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsidentin! Es stimmt, dass ich schon einige Zeit hier im Nationalrat Abgeordneter bin, es stimmt auch, dass Sie schon einige Zeit Präsidentin sind, deshalb möchte ich Sie nicht umgekehrt belehren, aber Sie wissen ganz genau, dass der Herr Bundeskanzler jederzeit, auf jeden Fall noch jetzt, vor Eingang in die Tagesordnung, die Möglichkeit hätte, eine Erklärung anzukündigen, und deshalb eine Tagesordnung, die gestern ausgegeben worden ist, nicht unbedingt dem entsprechen muss, was wir heute hier debattieren und beschließen werden.
Herrn Kollegem Cap bin ich sehr dankbar dafür, dass er uns darüber informiert, dass nun der Teletext das Informationsorgan des Nationalrates über die Tagesordnung, über die wir hier debattieren, sein wird. – Danke schön. (Beifall beim BZÖ.)
9.09
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Mag. Kogler. – Bitte.
9.09
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsidentin! Wir haben das in letzter Zeit schon öfter erlebt, dass gerade Kollege Cap auch im EU-Hauptausschuss die neue Transparenz der SPÖ so interpretiert, dass man am besten in den Zeitungen nachliest. Ich sehe auch die Maßregelung von Abgeordneten, die hier ein Anliegen vorbringen, in dieser Form nicht ein, noch dazu, wenn sie geschäftsordnungsgemäß völlig falsch ist. Natürlich hat der Bundesfinanzrahmen einen anderen Auftrag, als eine Erklärung des Bundeskanzlers zum gestrigen EU-Gipfel zu ermöglichen, gleichwohl da oder dort eine sachliche Verschränkung existieren mag.
Zum Allerletzten: Natürlich wäre es sinnvoll, eine solche Erklärung hier zu debattieren, denn Sie wissen, dass das Recht der Fragestunde, das wir jetzt dann hoffentlich doch noch ausüben dürfen, einen ganz anderen Charakter hat.
Zusammengefasst: Es wäre sinnvoll, über derart weitreichende Gipfel-Debatten informiert zu werden, zumal wir in Österreich diese Dinge dauernd debattiert haben: Aufhebung des sogenannten Bankgeheimnisses?, Wird Steuerbetrug bekämpft oder
nicht?, Was ist die Rolle der Frau Finanzministerin, des Herrn Bundeskanzlers? – Wochenlang widersprechen sie sich in den Zeitungen, die Sie uns als Informationsquelle empfehlen, also werden wir doch hier einmal darüber debattieren dürfen! Das vor dem Hintergrund, dass das Parlament in Österreich bei diesen Entscheidungen eigentlich ohnehin viel mehr zu reden haben sollte. (Beifall bei Grünen und BZÖ.)
9.09
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Amon. – Bitte.
9.10
Abgeordneter Werner Amon, MBA (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsidentin! Auch wenn der Teletext, wie Herr Kollege Scheibner weiß, nicht das offizielle Informationsorgan des Parlaments ist, seit gestern spätestens ist die gesamte Tagesordnung bekannt, und ich weiß nicht, Herr Kollege Scheibner, ob Sie darauf irgendeine Erklärung des Bundeskanzlers finden. (Rufe beim BZÖ: Eben deshalb! Darum geht es ja!) Das ist nicht der Fall. (Abg. Scheibner: Richtig erkannt! – Abg. Mag. Kogler: Deshalb fordern sie’s ja!)
Kollege Kogler hat vollkommen zu Recht darauf verwiesen, es gibt beim Bundesfinanzrahmen eine unmittelbare Verschränkung zur Thematik, und wenn sich der Herr Bundeskanzler im Rahmen dieser Debatte dazu erklärt, ist das, glaube ich, ausreichend. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Mag. Kogler: Der Amon hat nichts verstanden!)
9.11
*****
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen zur Fragestunde.
Die Fragestellungen durch die Damen und Herren Abgeordneten werden von den Redner-/Rednerinnenpulten im Halbrund vorgenommen. Sie kennen die Regel. Der Herr Bundeskanzler wird vom Rednerpult der Abgeordneten die Beantwortung durchführen.
Anfrage- und Zusatzfragesteller haben 1 Minute Redezeit, die Beantwortung der Hauptfrage durch den Herrn Bundeskanzler soll 2 Minuten nicht überschreiten und die der Zusatzfragen jeweils 1 Minute. Ich werde jedes Mal kurz vor Ende der Redezeit mit dem Glockenzeichen darauf hinweisen.
Bundeskanzleramt
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir kommen zur 1. Anfrage, 205/M, des Herrn Abgeordneten Krainer. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Frau Präsidentin! Guten Morgen, Herr Bundeskanzler! Meine Frage bezieht sich – wenig überraschend – natürlich auch auf das, was beim Europäischen Rat war. Zunächst wollte ich Ihnen gratulieren zur Haltung, die Sie in der österreichischen Bundesregierung durchgesetzt und auch in Europa vertreten haben, nämlich dass der Kampf gegen Steuerhinterziehung, gegen Steuerbetrug wichtiger ist als das Bankgeheimnis für Menschen, die das Bankgeheimnis missbrauchen, um Steuern zu hinterziehen. Das haben Sie in der Regierung durchgesetzt. Ich halte es für sehr gut und sehr richtig, dass Österreich das macht.
Meine Frage lautet:
„Was sollte Österreich auf europäischer Ebene unternehmen, um sich im Kampf gegen Steuerbetrüger und Steuerhinterzieher an die Spitze zu setzen?“
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Abgeordnete! Sehr verehrter Herr Abgeordneter Krainer, erstens möchte ich unterstreichen – was Sie in Ihrer Frage bereits formuliert haben –, dass gestern beim Europäischen Rat ein wichtiger Schritt gelungen ist, nämlich: festzulegen, dass wir bis Ende des Jahres in zwei Bereichen Entscheidungen, und zwar nicht nur möglicherweise, sondern tatsächlich treffen werden.
Eine Entscheidung wird sein, innerhalb der Mitgliedsländer der Europäischen Union einen automatischen Datenaustausch über ausländische Konten einzuführen. Das ist klar zu trennen vom österreichischen Bankgeheimnis für österreichische Bürgerinnen und Bürger, das davon nicht betroffen ist. Dieser Datenaustausch auf europäischer Ebene ist dringend notwendig geworden, und nicht nur diese, sondern mehrere Maßnahmen werden notwendig sein, um Steuerbetrug zu bekämpfen. Wir bekommen jeden Tag irgendeine neue Information über Steuerbetrug.
Zweitens ist dafür zu sorgen, dass auch Länder außerhalb der Europäischen einbezogen werden in Regelungen im Kampf gegen Steuerbetrug. Und deshalb ist diese Mandatserteilung wichtig gewesen.
Der dritte wichtige Bereich ist darüber hinaus auch die Frage, wie man bei Konstruktionen – englische Trusts kann man hier gut als Beispiel anführen –, die als Versteck, nicht für alle, aber für viele, als gutes Versteck gelten, entsprechende rechtliche Maßnahmen und Änderungen setzen kann.
Das heißt, dieses Thema ist umfangreicher, es geht um mehr als um diesen Datenaustausch, aber es sind damit gestern in einigen wichtigen Punkten, wie ich meine, die richtigen Maßnahmen eingeleitet worden.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Krainer.
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Wir lesen jetzt wieder sehr aktuell – weil Konni Steindl von der Wirtschaftskammer hier ist –, dass es, während die Zehntausenden Klein- und Mittelbetriebe brav ihre Steuern in Österreich zahlen, internationale Konzerne gibt, die Milliardengewinne machen und fast gar keine Steuern bezahlen, und dass sich auf der anderen Seite auch sehr, sehr reiche Einzelpersonen in Kantonen in der Schweiz mit dem dortigen Finanzminister auf einen Fixbetrag einigen und dadurch weniger Steuern und Abgaben zahlen als jeder Einzelne in Österreich, auch als jene mit einem sehr, sehr niedrigen Einkommen von ein paar hundert Euro.
Was muss oder was kann Österreich tun, um diesen Steuerbetrug international, aber auch in Österreich zu bekämpfen, um den Kampf gegen Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung und so weiter noch stärker voranzutreiben?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Das eine ist, zu bekämpfen, dass Betrug, der ja eigentlich nicht erlaubt ist im jeweiligen Land, deshalb unauffällig und ohne Konsequenzen bleibt, weil das Geld, dessen Herkunft nicht klar ist oder das nicht versteuert wurde, in anderen Ländern versteckt werden kann. Das bedeutet Transparenz, Datenaustausch.
Das ist aus meiner Sicht der einzige Weg, um Ländern, die Betrüger verfolgen wollen, auch den Gerichten, den Finanzbehörden, die Möglichkeit zu geben, möglichst rasch und auch möglichst unkompliziert festzustellen, ob ein Betrug vorliegt oder nicht. All das, was in der Praxis langmächtig und schwierig und nicht durchführbar ist, schützt Betrüger, und daran hat Österreich gar kein Interesse, wir wollen ja an der Spitze der Betrugsbekämpfung stehen.
Das Zweite ist die Steuerharmonisierung, ein schwierigeres Thema. Wie kann man in Europa erreichen, dass wir nicht mit Steuerdumping – das gibt es ja in verschiedenen Bereichen – versuchen, gegenseitig Anreize zu schaffen, wer denn gerade jenen, die mehr beitragen könnten für das Gemeinwohl, die besten, sprich, günstigsten Steuern anbietet?
Beides ist gestern ausführlich diskutiert worden, und ich sehe hier einen wichtigen Fortschritt in der Europäischen Union. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Steindl.
Abgeordneter Konrad Steindl (ÖVP): Frau Präsidentin! Guten Morgen, Herr Bundeskanzler! Der Präsident des Verfassungsgerichtshofes Dr. Holzinger hat am 4. Mai 2013 im ORF-„Journal zu Gast“ klar gesagt, dass es in Österreich keine Bestimmung gibt, die Steuerhinterzieher schützen kann. Auch Sie, Herr Bundeskanzler, haben im ORF in der Sendung „Report“ am 21. Mai 2013 gesagt, dass das Bankgeheimnis in Österreich keine Behinderung für die Verfolgung von Steuerbetrügern ist, weil Sie natürlich wissen, dass, wenn Verdacht auf Steuerhinterziehung besteht, selbstverständlich die Finanz Bankkonten, aber auch Sparbücher öffnen kann.
Welche Verschärfungen, Herr Bundeskanzler, in Bezug auf die Bekämpfung der Steuerhinterziehung in Österreich sind aus Ihrer Sicht noch notwendig?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Die Staatsanwälte der Korruptionsstaatsanwaltschaft und auch darüber hinaus beklagen sehr oft, dass es doch auch langwierige Prozesse sind, die man wesentlich verkürzen könnte. Das heißt, auch in Österreich, wo wir ja die Banken verpflichtet haben, diese Daten nicht dem Staat weiterzugeben, aber innerhalb der Bank aufzubereiten, könnten diese Daten den Ermittlungsbehörden rascher zur Verfügung gestellt werden. Ich sehe hier durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten auch im eigenen Land, aber, wie Sie richtig gesagt haben, das österreichische Bankgeheimnis ist von dem Datenaustausch, der für die internationale und europäische Betrugsbekämpfung notwendig ist, nicht betroffen.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Herr Abgeordneter Klubobmann Bucher, bitte.
Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Herr Bundeskanzler, nur für den Fall, dass Sie es nicht wissen: Das BZÖ hat sich immer dafür eingesetzt, dass es zu einem Datenaustausch, was Nichtösterreicher betrifft, kommt. Nur für den Fall, dass Sie es falsch interpretieren, wenn ich Ihnen jetzt folgende Frage stelle:
Können Sie eine Garantie abgeben, dass für Österreicher das Bankgeheimnis aufrechterhalten bleibt, nachdem Sie jetzt auf europäischer Ebene die Zustimmung gegeben haben, dass es zu einem automatischen Informationsaustausch kommt, und es auch berechtigte Zweifel daran gibt, dass das Bankgeheimnis in dieser Form, wie es in Österreich jetzt angewendet wird, aufrechterhalten bleibt, und dass es nicht zu Konto-Schnüffeleien kommt, was von vielen befürchtet wird?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Der Verfassungsdienst hat dazu klar Stellung genommen und gesagt, das österreichische Bankgeheimnis ist so aufrechtzuerhalten, weil hier eine klare, auch nachvollziehbare, auch rechtlich absolut begründbare Trennung zwischen ausländischen Konten und eine Gleichbehandlung innerhalb dieses Sektors ausländischer Konten erfolgt. Daher ist diese klare Trennung zu den Bestimmungen des österreichischen Bankgeheimnisses möglich, erklärbar und auch rechtlich vertretbar.
Ich gehe davon aus, dass das österreichische Parlament – noch dazu ist das eine Zweidrittelmaterie; wie Sie wissen, ist das ja mit Zweidrittelmehrheit abgesichert – nicht vorhat, das österreichische Bankgeheimnis zu verändern. Das müssen Sie als Abgeordneter aber natürlich noch besser wissen als ich, ob es da Initiativen der Abgeordneten gibt. Ich habe jedenfalls nicht vor, das österreichische Bankgeheimnis zu verändern, und sehe in der Begründung des Verfassungsdienstes eine ausreichende Grundlage, das auch behaupten zu können. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Mag. Rossmann. (Ruf bei der ÖVP: Professor Rossmann!)
Abgeordneter Mag. Bruno Rossmann (Grüne): Guten Morgen, Herr Bundeskanzler! Im Rahmen der Zinsenrichtlinie hätten Sie ja bereits mit heutigem Tag die Möglichkeit, den automatischen Informationsaustausch in Bezug auf die Bankkonten umzusetzen; da müssen Sie nicht warten, bis die Abkommen mit Drittstaaten geschlossen sind.
Warum tun Sie das nicht, und warum schützen Sie damit Steuerhinterzieher und Steuerbetrüger weiterhin so lange, bis die Abkommen mit Drittstaaten bestehen werden? (Bravoruf bei den Grünen.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Wir haben gestern festgelegt, dass wir mit Ende des Jahres diese Einführung machen. Sie wissen, dass dem viele Diskussionen vorausgegangen sind. Ich möchte eine als durchaus berechtigt hervorheben, das ist die über den Datenaustausch, zu dem wir uns bekennen; ab Ende des Jahres sollen da auch die Beschlüsse voll gelten. – Und das sagen wir jetzt schon; das machen wir nicht von irgendwelchen Blockaden oder so abhängig, sondern da sagen wir jetzt schon ganz deutlich: Wir wollen das als Betrugsbekämpfung bewusst politisch auch verbunden haben mit einem gewissen Druckaufbau, dass auch andere Themen des Betruges einbezogen werden.
Es kann nicht sein, dass jetzt jemand sagt, damit ist der Steuerbetrug schon bekämpft, sondern wir haben durchaus unsere Zustimmung und unsere klare Haltung, die ich hier immer zum Ausdruck gebracht habe (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen), verbunden mit der Forderung, dass auch englische Trusts, dass auch Steueroasen, dass auch Länder, die nicht der Europäischen Union angehören, aber in diesem Tätigkeitsfeld sehr aktiv sind, nicht nur unter die Lupe genommen werden, sondern dass auch ein Druck auf sie ausgeübt wird, ebenfalls bei der Bekämpfung des Steuerbetrugs mitzumachen. Ich halte es daher durchaus – auch von der Vorgangsweise her – für eine richtige Vorgangsweise, und wenn es ab Ende des Jahres gilt, ist es ja wohl absehbar. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Mag. Haider.
Abgeordneter Mag. Roman Haider (FPÖ): Frau Präsident! Herr Bundeskanzler! Praxis der Schweizer Banken ist es, den Anlegern von Schwarzgeld zu sagen: Du kannst zwar bei uns das Geld anlegen, aber es wird in Singapur bei einem verbundenen Bankinstitut verwaltet! Dieses Kapital steht dann der Wirtschaft in Asien
zur Verfügung und tritt somit auch in Konkurrenz zu europäischen Unternehmen; die so produzierten Güter werden dann wahrscheinlich mit der neuen Breitspureisenbahn noch viel schneller direkt nach Österreich gebracht, von Verkehrsministerin Bures.
Angesichts dieser Praxis geht es gar nicht mehr so sehr darum, was auf europäischer Ebene beim Kampf gegen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung geschieht; angesichts dieser Praxis geht es darum, dass man Leuten wie Präsident Obama sagt, er muss seine Steueroasen in Delaware oder in Nevada trockenlegen. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Es ist daher auch die
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter, die Zeit ist abgelaufen! Die Frage, bitte.
Abgeordneter Mag. Roman Haider (fortsetzend): Ich bin bei der Frage, Frau Präsident. (Rufe bei der SPÖ: zu spät!)
Die Frage ist: Welche Maßnahmen gedenkt die EU bei diesen Steueroasen weltweit – und nicht nur innerhalb der EU – zu treffen?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Erstens würde ich auch die Meinung vertreten, dass es natürlich eine halbe Sache ist, wenn man Steuerbetrug nur in Europa bekämpft. Ich würde aber der Aussage, dass es keinen Sinn hat, hier in Europa eine Vorreiterrolle einzunehmen, widersprechen; im Gegenteil: Die moralische Legitimation, Steuerbetrug international zu bekämpfen, steigt, wenn Europa auch klare Spielregeln hat, im eigenen Bereich, dort wo es die Gestaltungsmöglichkeit zur Gänze in der Hand hat.
Wir haben gestern aber sehr wohl – wie Sie das auch angesprochen haben – für die Vertretung der Europäischen Union im internationalen Bereich – da gibt es die G 20 und andere formalisierte Formen des Treffens, darüber hinaus auch politisch viel weiter gehende – eine gemeinsame Politik beschlossen, wo wir das international vorantreiben. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Es gilt nämlich wie bei anderen Themen auch: Gewonnen ist dieses Thema erst, wenn wir auch internationale Regelungen haben, die stark genug sind.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen zur Anfrage 203/M des Herrn Abgeordneten Mag. Gerstl. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Wir diskutieren in diesem Haus seit einiger Zeit die Stärkung der direkten Demokratie. Wir haben in der Zwischenzeit auch einen gemeinsamen Vorschlag von SPÖ und ÖVP ausgearbeitet, und die Haltung der ÖVP ist klar, dass eine Volksabstimmung stattfinden soll, wenn 10 Prozent der Wahlberechtigten ein Volksbegehren unterschrieben haben. Nach dem letzten Volksbegehren über direkte Demokratie haben Sie sich auch positiv zur Stärkung der direkten Demokratie geäußert.
Ich spüre, dass wir hier im Haus sehr unterschiedliche Meinungen, teilweise auch in Ihrer eigenen Fraktion, zu diesem Thema haben, daher meine Frage:
„Welche Maßnahmen zur Stärkung der direkten Demokratie werden Sie vorschlagen?“
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Erstens: Ich unterstütze den Initiativantrag, den Klubobmann Cap und Klubobmann Kopf erarbeitet und eingebracht haben. Sie wissen, Sie können sogar dafür stimmen, ich kann ihn nur unterstützen mit meiner Haltung. Das heißt, ich halte das durchaus für einen wichtigen Schritt. Neben der zentralen Wählerevidenz ist mit der Möglichkeit, Volksbegehren elektronisch besser zu unterstützen, aber auch der verbesserten Einbeziehung der Proponenten des Volksbegehrens in den parlamentarischen Prozess ein wichtiger Schritt erfolgt, wie ich meine.
Ich habe aber auch immer klargestellt, wenn die Abgeordneten dieses Hauses Wege suchen und finden, die darüber hinausgehen, wo man eine gewisse Anzahl an Unterschriften und damit eine starke Unterstützung aus der Bevölkerung für eine Initiative etwas stärken möchte – das Wort „Automatismus“ ist da nicht angebracht, glaube ich, aber die Worte „ernst zu nehmen“ und „umzusetzen“ sind angebracht –, wenn da also eine rechtliche und politische Möglichkeit, auf die sich die Abgeordneten einigen, gefunden wird, hat das meine Unterstützung. Auch ich habe ja ein Interesse daran, dass das österreichische Parlament, das ja die Verantwortung hat, etwa für die Formulierungen, die bei einer Volksabstimmung oder bei einer Volksbefragung vorliegen, die Rahmenbedingungen für eine derartige verpflichtende Volksbefragung oder Volksabstimmung natürlich ausdiskutiert, dass diese Rahmenbedingungen also von den Abgeordneten gemeinsam geschaffen werden.
Ich bin überzeugt davon, da gibt es unterschiedliche Meinungen – nicht nur in meiner Fraktion, auch in anderen Fraktionen –, aber es schadet ja der parlamentarischen Diskussion nicht, wenn es verschiedene Meinungen gibt, und ich hoffe daher, dass dieser Prozess konstruktiv weitergeführt wird. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Mag. Gerstl.
Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Herr Bundeskanzler, Ihre Antwort ermuntert mich, dass wir hier zusätzlich zu diesem Paket, das wir bisher ausverhandelt haben, noch weitere Schritte setzen können. Eine Möglichkeit dazu wäre nämlich, um den Willen des Bürgers wirklich ernst zu nehmen – und das sind jetzt auch Ihre Worte, die ich hier gerne gebrauchen möchte –, ohne eine Gesamtänderung der Bundesverfassung, dass wir bei einer bestimmten Anzahl von Unterschriften in eine Volksbefragung gehen und damit zu noch mehr Klarheit in der Entscheidungsfindung kommen. Das wäre eine Möglichkeit, die wir auch vor der Wahl noch leicht beschließen könnten.
Wie stehen Sie zu diesem Vorschlag, Herr Bundeskanzler?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Wenn Sie so einen Vorschlag ausarbeiten, der natürlich Grund- und Freiheitsrechte – aber das brauche ich Ihnen nicht zu sagen – als Rahmenbedingungen berücksichtigt und die Handlungsfähigkeit des Parlaments, hier auch gestaltend einzugreifen – nicht einfach zu sagen: Egal, welche Frage, sie wird eins zu eins so vorgelegt, und egal, welche Grundrechte davon betroffen sind, das spielt alles keine Rolle!; ich bin überzeugt, dass Sie das sehr gewissenhaft prüfen werden –, dann können Sie sich auf mich verlassen; ich nehme ihn ernst und werde ihn sehr ernsthaft unterstützen, wenn er vorliegt.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Mag. Widmann.
Abgeordneter Mag. Rainer Widmann (BZÖ): Herr Bundeskanzler! Der Frust der Bürger über die etablierten Parteien ist sehr groß. Auch in wichtigen Lebensfragen –Thema EU, Thema Gentechnik, Thema Atom – fühlen sich die Menschen nicht mehr
direkt vertreten. Sie wollen direkt mitsprechen. Wir seitens des BZÖ sind Verfechter des Ausbaus der direkten Demokratie. Was die Regierung vorgelegt hat, verdient diese Bezeichnung nicht, das sind nur Peanuts. Wir sind auch Vertreter der Volksgesetzgebung, mit allen Problematiken, die dahinterstecken.
Seitens des BZÖ war unser Vorschlag daher, nach einem Volksbegehren, das 4 Prozent Unterstützung erreicht hat, zumindest verpflichtend eine Volksbefragung durchzuführen – und das ist auch ein Kompromissvorschlag hier im Parlament.
Was werden Sie tun, um diesen Vorschlag, diesen ersten Schritt in die richtige Richtung zu setzen, um die direkte Demokratie entsprechend auszubauen?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ich habe zur Stunde keinen gemeinsamen Antrag hier vorliegen, den ich als für die Regierung verantwortlicher Regierungschef kommentieren oder politisch aus meiner Sicht bewerten könnte. Sie erarbeiten das als Abgeordnete; wenn Sie so einen Vorschlag haben, legen Sie ihn bitte vor. Sie wissen, dass die Frage der Menschenrechte, die Frage von religiösen Einstellungen, die Frage von Minderheiten gewichtige Themen sind, die bei so einem gemeinsamen Antrag zu berücksichtigen sind.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete Mag. Musiol.
Abgeordnete Mag. Daniela Musiol (Grüne): Herr Bundeskanzler, Sie haben schon Ihre grundsätzliche Unterstützung für den Ausbau von direkter Demokratie angesprochen. Sie haben sich dazu auch öffentlich schon mehrfach zu Wort gemeldet. Die Diskussion im Parlament dauert schon sehr lange, nicht zuletzt Ihre Fraktion hat hier massive Bedenken gegenüber einer Volksabstimmung nach ausreichend unterstütztem Volksbegehren vorgebracht.
Wir Grüne haben da ein ganz klares Modell vorgelegt, und der Kompromissvorschlag aller Oppositionsparteien ist nun, eine Volksbefragung nach ausreichend unterstütztem Volksbegehren vorzulegen; die von Ihnen angesprochene Wahrung von Minderheitenrechten, Grundrechten, Europarecht, Völkerrecht ist da natürlich enthalten, sonst wären die Grünen selbstverständlich nicht dabei. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)
Sie haben aber auch angesprochen, dass es in Ihrer Fraktion unterschiedliche Sichtweisen gibt, meiner Wahrnehmung nach
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete, die Frage!
Abgeordnete Mag. Daniela Musiol (fortsetzend): – das ist die Frage –, meiner Wahrnehmung nach von absolut kein weiterer Ausbau der direkten Demokratie bis hin zur Unterstützung unseres Modells (Rufe: Frage! Frage!), wie beispielsweise durch die Präsidentin. Wo finden Sie sich in diesem Spektrum?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Wenn es eine Möglichkeit gibt, jene Menschenrechte und Grundrechte, die Sie angesprochen haben, abzusichern, dann stehe ich dem Vorschlag, das bei einer gewissen Anzahl von Unterschriften so ernst zu nehmen, dass es nicht in einer Schublade verschwindet, sondern auch tatsächlich vorgelegt wird, sehr positiv gegenüber. Ich würde Sie aber schon ersuchen, dass Sie das im Bereich der Abgeordneten gemeinsam erarbeiten, denn Sie werden ja nicht von mir erwarten, dass ich eine Art Weisung erteile; Sie wissen, Abgeordnete haben zu Recht
keine Weisung entgegenzunehmen, sondern nach ihrem eigenen Gewissen zu urteilen.
Wenn Sie mich aber danach fragen: Meine politische Sympathie hat es, hier die direkte Demokratie zu stärken; mir sind aber auch die Rahmenbedingungen sehr wichtig, die Sie auch angesprochen haben.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Linder.
Abgeordneter Maximilian Linder (FPÖ): Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sie haben vorhin erwähnt, dass Sie sich eine Art Automatismus einer verpflichtenden Volksabstimmung nicht vorstellen können. Umgekehrt haben Sie aber im Zuge Ihrer Kanzlertour – so werden Sie in mehreren Presseartikeln zitiert – gesagt, eine ausreichend unterstützte Volksbefragung sollte oder kann problemlos in eine verpflichtende Volksabstimmung münden.
Jetzt liegt vonseiten der Oppositionsparteien der Vorschlag vor, bei 4 Prozent beziehungsweise rund 250 000 Unterschriften eine verpflichtende Volksbefragung durchzuführen. Stehen Sie noch zu Ihren Aussagen bei der Kanzlertour, oder haben Sie zwischenzeitlich Ihre Meinung geändert?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ich habe nicht einmal in der Berichterstattung das Wort „problemlos“ gelesen, denn mir ist natürlich völlig klar, dass der Teufel im Detail, weil in den grundsätzlichen Fragen steckt: Welche Rolle spielt das österreichische Parlament dann bei der tatsächlichen Fragestellung? Welche Materien sind wie erfasst? Welche Rechte sind zu schützen, und ist das möglich?
Das ist ja leicht ausgesprochen – Grundrechte, Menschenrechte, religiöse Rechte, das ist ja schnell aufgezählt (Abg. Strache: gutes Beispiel!) –, aber wie sieht denn so ein Vorschlag tatsächlich aus? Daher habe ich sicher nicht das Wort „problemlos“ verwendet, dazu kenne ich die Gegensätze und auch die Aufgabenstellung zu genau.
Ich bleibe aber dabei: Ich würde es positiv sehen, die direkte Demokratie zu stärken. Ich habe übrigens in dieser Legislaturperiode, wie Sie wissen, eine derartige Volksbefragung unterstützt, habe das daher nicht nur theoretisch diskutiert (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen), was auch notwendig ist, sondern habe hier mit Ihnen gemeinsam auch ein praktisches Beispiel gesetzt.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Dr. Wittmann.
Abgeordneter Dr. Peter Wittmann (SPÖ): Herr Bundeskanzler! Als Vorsitzender des Verfassungsausschusses bin ich sehr froh, dass Sie den Vorschlag der Klubobmänner Cap und Kopf unterstützen, weil das eine Weiterentwicklung der direktdemokratischen Möglichkeiten in diesem Land bietet; es gibt aber trotzdem eine Problematik, die ich hier ansprechen will.
Wie stehen Sie zu der Problematik, dass durch manche Maßnahmen der direkten Demokratie auch in die Grund- und Freiheitsrechte eingegriffen wird? Was ist da Ihre Position und Ihre Stellungnahme dazu?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ich bin überzeugt davon, Herr Abgeordneter, dass das der Grund für die längere Diskussion ist. Wenn unkompliziert feststellbar wäre, dass bei wesentlichen Fragen der Grund- und Freiheitsrechte, die zu schützen sind, eine einfache rechtliche Möglichkeit greift, dann hätten Sie sich schon geeinigt – so gut kenne ich nicht nur die Abgeordneten meiner Fraktion, sondern mittlerweile durch die
Zusammenarbeit auch viele andere Abgeordnete dieses Hauses. Ich weiß daher, dass die Nagelprobe eines Vorschlages in diese Richtung genau bei den Grund- und Freiheitsrechten liegt.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zur Anfrage 202/M des Herrn Abgeordneten Podgorschek. – Bitte.
Abgeordneter Elmar Podgorschek (FPÖ): Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Wir haben ja heute auch schon gehört – nicht nur in den Medien, sondern es ist ja eingangs schon erwähnt worden –, dass Sie für den Fall des Bankgeheimnisses eintreten. Laut Ihrer eigenen Aussage soll das nur für Ausländer gelten. Wenn jetzt aber zum Beispiel ein EU-Bürger dagegen beruft beziehungsweise den Verfassungsgerichtshof anruft, gibt es durchaus Experten, die es für möglich halten, dass es zu einer Gleichstellung kommen muss – und dann müsste das für Inländer auch fallen. In der BRD zum Beispiel kann eine Behörde jederzeit Einblick in die Konten nehmen, unter Missachtung der Privatsphäre.
Daher meine Frage:
„Wie wollen Sie sicherstellen, dass nach dem Ende des österreichischen Bankgeheimnisses keine Bankdaten von Sozialleistungsbeziehern, so wie derzeit in der Bundesrepublik Deutschland gehandhabt, von den zuständigen Sozialbehörden automatisch abgefragt werden dürfen?“
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Herr Abgeordneter, da möchte ich doch die zwei Bereiche trennen. Das eine – was Kollege Bucher zu Recht angesprochen hat – ist die Frage, wie denn die rechtlichen Chancen stehen für jemanden, der behauptet, dass die Behandlung von ausländischen Konten übereinstimmen müsste mit der Behandlung von österreichischen Staatsbürgern und deren Bankgeheimnis. Da hat der Verfassungsdienst eine klare Haltung. Ich schließe nie aus, dass es zu einem Themenfeld auch einen Juristen gibt, der anderer Meinung ist, aber da hat der Verfassungsdienst eine klare und, wie ich meine, eine sehr nachvollziehbare Haltung, indem er sagt: Es ist ja eine Gleichbehandlung ausländischer Konten.
Wenn jemand übersiedelt und bei uns lebt und daher kein ausländisches Konto mehr hat, sondern ein Konto eines österreichischen Bürgers, dann fällt er ja ohnehin ins österreichische Bankgeheimnis. Wenn man aber im Ausland lebt, dann werden eben alle Ausländer, egal, woher sie sind, gleich behandelt. Das erscheint mir rechtlich nachvollziehbar und richtig, und der Verfassungsdienst ist ja dazu da, hier die größtmögliche Sicherheit dieser rechtlichen Position auch auszudrücken. Das ist die eine Antwort.
Die andere, auf die Frage, wohin man die Daten schickt und an wen, wenn es in Österreich ein Bankgeheimnis vergleichbar dem deutschen gäbe, wenn also unser jetziges verändert wird, ist: Das beschließen ja Sie. Und da ich nicht davon ausgehe, dass sich das österreichische Bankgeheimnis ändert, stellt sich für mich auch nicht diese Folgefrage.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Podgorschek.
Abgeordneter Elmar Podgorschek (FPÖ): Herr Bundeskanzler! Ihr Experte Markus Marterbauer hat einmal im Expertenhearing festgestellt, dass man mit ungefähr
300 000 € schon vermögend ist, andere Vertreter der Arbeiterkammer sagen, das ist bereits mit 150 000 € der Fall. Im Grunde genommen sind das ja nur bescheidene Wohnungen oder bescheidene Einfamilienhäuser. Wenn jemand sich dann aber zusätzlich doch noch ein bisschen etwas erspart hat und das auf einem Konto liegen hat, dann könnte natürlich schon die Gefahr sein, dass auch das Finanzamt Einblick in diese Konten nimmt und das einer Eigentumssteuer oder Vermögensteuer unterliegen wird.
Können Sie garantieren, dass in Zukunft die Bankdaten inländischer Bürger nicht an das Finanzamt übermittelt werden, um eine allfällige Vermögen- oder Eigentumssteuer lukrieren zu können?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ja, Herr Abgeordneter, Sie wissen doch, dass das österreichische Bankgeheimnis von Ihnen mit Zweidrittelmehrheit geschützt ist. Sie werden ja doch davon ausgehen, dass das Gesetz gilt, das Sie beschlossen haben, daher wird das an niemanden übermittelt. Die Vermutung, dass das bei 150 000 €, 300 000 € oder 500 000 € übermittelt wird, ist daher irrelevant, weil es nicht übermittelt wird. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Krainer.
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Bei der ursprünglichen Frage ging es ja um Sozialleistungen, also um Armutsbekämpfung. Die wahrscheinlich erfolgreichste Form der Armutsbekämpfung ist, wenn Menschen Arbeit haben, von der sie leben können. Da war ja die Bundesregierung nicht unerfolgreich. Österreich ist eines der ganz wenigen Länder in der Europäischen Union, das heute mehr Arbeitsplätze hat als vor der Krise.
Was kann und was muss Österreich noch tun, um da noch besser zu werden und genug Arbeit für die Bevölkerung zu schaffen, damit die Arbeitslosigkeit weiter sinkt?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Bitte, Herr Bundeskanzler.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ich bin überzeugt davon, dass neben konkreter Unterstützung im Bereich Bildung, Ausbildung, Forschung, Entwicklung und Infrastruktur im eigenen Land diese Notwendigkeit auch für die europäische Ebene gilt. Ich sehe da den direkten Zusammenhang zwischen Fragen der Kaufkraft in Europa und unseren Arbeitsplätzen, weil wir ein Land sind, das doch auch sehr stark Arbeitsplätze im Exportbereich und im Zulieferbereich schafft. Es sind ja nicht nur die Firmen, die für ihre Exporte bekannt sind, sondern es sind ja auch viele Zulieferer betroffen. Es ist daher so, dass, wenn in Europa die Kaufkraft insgesamt wieder wächst, die Stärke Europas in den Ländern wieder wächst, dort auch etwas kaufen zu können, dies Österreich als Exportland besonders nützt.
Daher arbeite ich da auch intensiv mit – neben konkreten Maßnahmen wie der Ausbildungsgarantie, die wir in Österreich vorbildlich geschaffen haben. Mit dem dualen Ausbildungssystem haben Deutschland und die Niederlande ähnliche Modelle wie wir, aber der Großteil der europäischen Länder kennt diese Form der Ausbildung nicht – und das in einer Zeit, in der viele junge Menschen auf der Straße stehen. Ich halte das für ein vordringliches Ziel. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete Fürntrath-Moretti.
Abgeordnete Adelheid Irina Fürntrath-Moretti (ÖVP): Wieder zurück zur Steuer, Herr Bundeskanzler. Für die Besteuerung gibt es ja zwei Möglichkeiten. Die eine
Möglichkeit ist: Die Behörde erhält die Daten und ermittelt so die Steuer. Die andere Möglichkeit ist: Die Steuer wird direkt an der Quelle eingehoben, wie wir das beispielsweise bei der Kapitalertragsteuer haben.
Für welches System würden Sie sich entscheiden beziehungsweise welches halten Sie für das effektivere?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Bitte, Herr Bundeskanzler.
Bundeskanzler Werner Faymann: Wir haben in Österreich, wie Sie wissen, die Quellensteuer. Diese ermöglicht es auch, wenn wir das noch verbessern, den österreichischen Gerichten, aufgrund unseres Bankgeheimnisses zuzugreifen, weil ja die Daten von den Banken ermittelt werden und quasi in den Banken liegen. Das lässt sich sicher von den Abläufen her noch verbessern, aber hier haben wir, wie ich meine, für die Österreicherinnen und Österreicher ein gutes Modell.
Im internationalen Bereich ist das natürlich um einiges schwieriger: Wenn im internationalen Bereich ein automatisierter Datenaustausch erfolgt, dann gelingt es den Behörden sicher im Fall der Betrugsverfolgung, rascher zuzugreifen. Also in Österreich bin ich mit unserem Modell der Quellensteuer zufrieden.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Dr. Spadiut.
Abgeordneter Dr. Wolfgang Spadiut (BZÖ): Herr Bundeskanzler, gerade große Vermögen wurden aus Griechenland und Zypern rechtzeitig abgezogen, um einen staatlichen Zugriff zu verhindern.
Wie wird auf EU-Ebene sichergestellt, dass große Vermögen den Belastungen durch die Rettung maroder Banken und Pleitestaaten nicht entzogen werden können?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Bitte, Herr Bundeskanzler.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ja, das ist eine der schwierigsten Aufgaben. Wenn wir nicht über die nötige Transparenz verfügen, welche Vermögen ins Ausland gebracht werden, ob es sich um legale Quellen handelt, wie diese Vermögen erreicht wurden, und ob es sich um versteuertes Geld handelt, wird es schwierig. Das sind ja auch noch verschiedene Fragen: Wo ist das Geld her? Ist es versteuert? Welche Form der Steuer wurde hinterzogen? Oder ist das vielleicht ein Fall, wo die Quelle in Ordnung und alles versteuert ist, und jemand bringt das Geld ins Ausland? So einen Fall gibt es auch.
Also das sind unterschiedliche Themen. Das beschäftigt uns ebenso intensiv, weil es himmelschreiend ungerecht ist, dass Pensionen, Kleinstpensionen gekürzt werden müssen, weil Länder Südeuropas oft nicht mehr anders ihre Aufwendungen und ihren Sozialstaat finanzieren können – und andere nutzen die Lücken, um sich ihrer Steuerpflicht zu entziehen. Das ist ja der Grund dafür, warum wir diese Maßnahmen gestern beschlossen haben und warum ich mich so intensiv darum bemühe, dass Österreich auch das Image hat, wir sind an Betrugsbekämpfung genau aus diesen Gründen interessiert, weil wir niemandem erklären können, dass wir Steuermittel in große Schutzschirme investieren und ein Teil, der es sich leisten könnte, macht das nicht und entzieht uns diese Beträge.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Mag. Kogler.
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Bundeskanzler! Die ZusatzfragestellerInnen haben es so gewollt, wir sind jetzt bei der Debatte Quellensteuer versus Lüften der Anonymität gelandet. Wenn jetzt alles auf den automatischen Datenaus-
tausch hingeht, Sie unbedingt dafür sind, eigentlich schon alles beschlossen ist, wie Sie vorher suggeriert haben, dann stellt sich in wenigen Jahren das Problem, dass Österreich ein Schweiz-Abkommen und ein Liechtenstein-Abkommen hat, wo sehr wohl wieder die Anonymität im Vordergrund steht. Wie lösen Sie diesen Konflikt auf? – Aus meiner Sicht sollten das Schweiz-Abkommen und das Liechtenstein-Abkommen am besten gar nicht in dieser Form in Kraft treten.
Abschließend und im Übrigen würde das ja bedeuten, dass sich in Österreich weiter unsere vielen Hunderte Uli Hoeneße, die auch Steuern hinterzogen haben und sich in der Schweiz und in Liechtenstein verstecken, durch das von Ihnen bis jetzt zumindest favorisierte Abkommen geschützt fühlen. Die werden da nicht herauskommen.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Bitte, Herr Bundeskanzler.
Bundeskanzler Werner Faymann: Verehrter Herr Abgeordneter, Sie wissen, dass die Schweiz – und auch andere Länder – jetzt durch die Mandatserteilung, die gestern und in den Vorgesprächen vereinbart wurde und erfolgt ist, mit der Kommission verhandelt, dass wir hier natürlich zu einem Ergebnis kommen werden, aber es kann noch keiner sagen, ob wir gleich zu einem automatischen Datenaustausch kommen, es weiß auch keiner mit welchem Datum.
Und meines Erachtens ist die Regelung, die wir mit der Schweiz beschlossen haben, die sich nach dem Quellensteuer-Modell orientiert, eine Übergangsregelung. (Abg. Mag. Kogler: Okay!) Mir ist lieber, dass wir bis zum Zeitpunkt X etwas bekommen als nichts. Ich finde es daher als Übergangsregelung sehr sinnvoll.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen zur 4. Anfrage, 207/M, des Herrn Abgeordneten Mag. Kogler. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Bundeskanzler! Wir bleiben sozusagen am europäischen Parkett, aber tragischerweise mit dem Thema österreichische Problembanken – ich sage es ausdrücklich dazu –, weil wir eine Reihe von Banken haben, die zwar Staatskapital nach dem Bankenpaket aufgenommen haben, halbwegs funktionieren und auch die Zinsen zahlen, es gibt aber auch welche, die Löcher reißen – und zwar Milliardenlöcher!
Und das vor dem Hintergrund, dass uns ÖVP-Finanzminister live und via Fernsehen erklärt haben, dass das ganze Bankenpaket ein Geschäft wird. Ich halte das mittlerweile für einen derartigen Hohn, nachdem klar ist, dass wir mit diesen Problembanken alleine in dieser Legislaturperiode, in der ach so schönen Geschäftszeit der ÖVP-Finanzminister ein Loch von 10 Milliarden € zu gewärtigen haben. Das wird nicht falsch sein. – Ich komme dann gleich zur Frage. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)
Was ist das von der Dimension her? – Das sind eine Million Sparbücher à 10 000 €. Das können wir abschreiben. Und jetzt frage ich Sie: Wie wollen wir diesen Schaden noch minimieren, vor dem Hintergrund, dass zunächst natürlich ein schwarz-blauer
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter, die Frage ist zu stellen! – Bitte.
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (fortsetzend): – genau – und vor dem Hintergrund, dass Ihre ÖVP-Finanzministerin in Brüssel immer noch mehr Porzellan zerbricht. Wie also wollen Sie Aktivitäten setzen (Zwischenruf der Abg. Binder-Maier. – Rufe bei der ÖVP: Frage! – Abg. Amon: Typischer Missbrauch!)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter, Sie haben 1 Minute, die ist abgelaufen, und Sie haben die Frage noch nicht gestellt. Daher bitte zügig die Frage stellen!
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (fortsetzend): Das ist eh ungefähr das Thema in diesem Haus, das 10-Milliarden-Löcher in einer Minute abgehandelt werden sollen. (Beifall bei Grünen und BZÖ.)
Also:
„Welche Aktivitäten setzen Sie auf österreichischer und europäischer Ebene, um das drohende Milliardendebakel durch die Abwicklung der Hypo Alpe-Adria-Bank zu entschärfen?“
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich halte nur fest, die Geschäftsordnung gilt für alle.
Bitte, Herr Bundeskanzler.
Bundeskanzler Werner Faymann: Herr Abgeordneter, ich möchte zuerst unterstreichen, was Sie gesagt haben: dass ein Teil der österreichischen Banken hinsichtlich des Partizipationskapitals und der Zinsen, die wir dafür vorgesehen haben, seine Verpflichtungen auch voll erfüllt, einige sogar überlegen, das wieder zurückzuzahlen. (Abg. Mag. Kogler: Die müssen das zurückzahlen!) Also glücklicherweise gibt es einen Unterschied im Bankensektor, wie Sie es ja selbst gesagt haben.
Zweitens: die Hypo Alpe-Adria. Das Problem der Hypo Alpe-Adria ist durch eine Landeshaftung von rund 20 Milliarden € entstanden. Unverantwortlich, als damals die FPÖ in Kärnten und das Land Kärnten diese Haftung beschlossen haben und anschließend sichtlich keine, auch nur geringste Kontrolle über die Entwicklung dieser Bank ausüben konnten. Das ist so unverantwortlich, dass ich davon ausgehe, dass sich diese 20 Milliarden nicht mehr ungeschehen machen lassen.
Der Schaden, ob kriminell oder nicht werden die Gerichte entscheiden, aber dieser Schaden in Milliardenhöhe existiert. Es gibt, Herr Petzner, niemanden, der einen Restrukturierungsplan auf die Beine bringen kann, der mit null ausgeht. Die Frage ist doch nur noch: Wie hoch ist ein Schaden, der ursprünglich mit 20 Milliarden Haftung jetzt bei 14 Milliarden Haftung liegt, wie weit lässt sich dieser verringern, um zum Schluss zu sagen, dieses Abenteuer, diese unverantwortliche Übernahme einer derartigen großen Haftung eines Bundeslandes, das sich im Schadensfall nicht einmal 10 Prozent leisten kann, nicht einmal 10 Prozent davon aus Eigenmitteln zu Verfügung stellen könnte, wann trifft das in welchem Ausmaß bei der Abrechnung ein?
Hier haben Sie einige Milliarden genannt. Ich gebe Ihnen aber in einem Punkt recht, das kann nicht null werden. Daher ist es jetzt bei der sogenannten Verringerung des Schadens – das Wort „Restrukturierung“ erscheint mir übertrieben, denn das lässt viel zu viel Hoffnung aufkommen, dass das Richtung null gehen könnte –, bei dem Schadenminimierungsprogramm, das derzeit abläuft, für uns gewonnene Zeit, wenn wir etwa in Bereich des Balkans, des Westbalkans im Zusammenhang mit dem Engagement der Hypo und damit dem Verkauf, der ja für diesen Bereich geplant ist, halt ein paar Monate mehr zu Verfügung haben, um hier eine Schadenminimierung durchzuführen.
Daher setze auch ich mich dafür ein, dass dieser Schaden aus einem Abenteuer so gering wie möglich wird, wobei ich froh bin, dass es bereits Gesetze gibt, die Bundesländer nicht mehr in die Situation versetzen, solche Haftungen überhaupt übernehmen zu können. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Mag. Kogler.
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Die von Ihnen erwähnte mögliche Rückzahlung von Kapitalien auch der gerade noch gesunden Banken, Herr Bundeskanzler, ist keine Goodwill-Veranstaltung, das ist in den Auflagen gegenüber diesen Banken hoffentlich enthalten, denn diese hat dieses Haus so beschlossen. Sonst hätten wir nämlich die nächste Havarie mit der Europäischen Union – das läuft auf fünf Jahre, sonst gibt es Probleme. Die haben wir genau bei der Hypo deshalb bekommen – jetzt komme ich zur Zusatzfrage –, weil das jahrelang verschlafen wurde.
Wir haben eine Notverstaatlichung gemacht, die höchst aufklärungsbedürftig ist. Bis heute ist nicht klar, womit die Republik Österreich von den Bayern derartig erpressbar war. (Abg. Kößl: Das ist keine Frage!) Und dann kommt die Frau Finanzministerin, die jahrelang untätig ist, fährt nach Brüssel, führt sich dort auf wie am Oktoberfest, und jetzt müssen Sie das zusammenräumen. (Beifall bei Grünen und BZÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Ich habe Sie gefragt: Welche Aktivitäten setzen Sie, um die Verluste zu minimieren? – Im Übrigen: Die 16 Milliarden sind natürlich das Horrorszenario, das kann normalerweise nicht schlagend werden, wenn man es richtig macht. Das sind Liquiditätsfragen. Aber die wirklichen Verbindlichkeitsfragen müssten mit wesentlich weniger erreichbar sein.
Also ich frage Sie: Wie machen Sie das, nachdem die Finanzministerin alles „vergurkt“ hat? (Beifall bei Grünen und BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ. – Die Abgeordneten Grosz und Petzner: Gut! Bravo!)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Bitte, Herr Bundeskanzler.
Bundeskanzler Werner Faymann: Sehr verehrter Herr Abgeordneter, ich gehe davon aus, dass die Bank selbst, mit ihren Aufsichtsorganen, ihrer Führung und Geschäftsführung, das Beste gibt, um das, was an Schadensminimierung möglich ist, auch zu erreichen. Und ich habe selbst mitgeholfen, gemeinsam mit Gouverneur Nowotny, dem ehemaligen Gouverneur Liebscher und vielen anderen, die hier sehr hilfreich tätig sind, auch auf europäischer Ebene diese Zeit zu gewinnen, die notwendig ist, um den Schaden möglichst zu minimieren. Und ich sage noch einmal dazu: Die Illusion, dass es zum Schluss null ist, habe ich nicht.
Ich möchte noch einmal aufklären, was ich mit „Partizipationskapital zurückzahlen“ meine. Ich gehe nicht nur davon aus, dass die Zinsen bezahlt werden und das zum Schluss auch zurückbezahlt wird, sondern es gibt sogar Überlegungen, dass es vorzeitige Rückzahlungen gibt. Das habe ich gemeint. Und das ist doch auch eine gute Nachricht, um zu zeigen, dass in diesem Bankensektor nicht alles so ausschaut wie in der Hypo. (Abg. Neubauer: Oder wie in der Kommunalkredit!)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Mag. Darmann.
Abgeordneter Mag. Gernot Darmann (FPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Werter Herr Bundeskanzler, die von Ihnen angesprochene Landeshaftung, nämlich die letztgültige des Landes Kärnten, wurde – und das soll einleitend festgehalten werden, um der Wahrheit die Ehre zu geben – mit den Stimmen der SPÖ mitbeschlossen. Das heißt, die Kritik, die Sie hier geäußert haben, wird auch als Selbstkritik der SPÖ zu verstehen sein.
Aber es gäbe in diesem Zusammenhang gerade und insbesondere im Hinblick auf die Notverstaatlichung einer bayerischen Hypo Alpe-Adria – keiner Kärntner Hypo Alpe-
Adria (Abg. Mag. Kogler: Richtig), sondern einer bayerischen Hypo Alpe-Adria – durch den österreichischen Steuerzahler eine Vielzahl von Fragen zu stellen (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten des BZÖ), die trefflich in einen Untersuchungsausschuss hier im Hohen Haus passen würden, die aber von SPÖ und ÖVP verhindert werden. (Abg. Mag. Kogler: Zudecker!)
Herr Bundeskanzler, in diesem Zusammenhang wird hier noch eine Vielzahl von Fragen im Sinne aller Kontrollmechanismen des Hohen Hauses zu stellen sein. (Rufe: Frage!) – Zur Zusatzfrage darf ich kommen, um die Aufgeregtheit in Ihren Reihen wieder etwas zu dämpfen (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen):
Wie ist der derzeitige Stand des Beihilfeverfahrens der Republik Österreich vor dem Europäischen Gerichtshof hinsichtlich der Notverstaatlichung einer bayerischen Bank durch den österreichischen Steuerzahler? (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten des BZÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Bevor ich den Herrn Bundeskanzler ersuche, zu antworten, nur zur Klarstellung: Wir werden aufgrund der Nichteinhaltung der Redezeit in der nächsten Präsidiale noch einmal über die Abwicklung der Fragestunde zu beraten haben. (Abg. Grosz: Frau Präsidentin, mit der Glocke werfen!)
Bitte, Herr Bundeskanzler.
Bundeskanzler Werner Faymann: Erstens hat es sich bedauerlicherweise bei der Hypo Alpe-Adria, auch zum Zeitpunkt der Notverstaatlichung, um eine österreichische Bankenlizenz gehandelt und nicht um eine deutsche. Also es gibt nicht nur den Eigentümer einer Bank, sondern es gibt auch die Lizenz einer Bank, verehrter Herr Abgeordneter.
Zweitens hat sich, unangenehmerweise, die Haftung des Landes Kärnten – damals etwa mit 17 Milliarden, wenn ich das richtig in Erinnerung habe – in einem Ausmaß befunden, wo es zur Schadenminimierung notwendig war, nicht einfach die 17 Milliarden zu übernehmen, weil ja wohl klar war, dass das Land Kärnten – wie auch immer sie zum Schluss ausgesehen hätte – nicht einmal 10 Milliarden übernehmen hätte können, geschweige denn 17 Milliarden.
Und drittens darf man nicht übersehen, dass es auch einen österreichischen Teil, damals und auch jetzt, gibt, bei dem Österreich eine Ausfallshaftung hat – das kommt noch an Verpflichtungen des österreichischen Staates dazu – für Gelder, die dort bis 100 000 € liegen.
Also Österreich hat guten Grund, dafür zu sorgen, dass dieser Schaden minimiert wird und dass nie wieder ein Landeshauptmann – oder wollen Sie mir da auch erklären, das waren mehrere gleichzeitig? –, ein Landeshauptmann der FPÖ erstens überhaupt wieder zustande kommt und zweitens so eine Haftung je wieder übernehmen kann. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Darmann: Keine Beantwortung der Frage!)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Dr. Matznetter. (Zwischenrufe beim BZÖ.)
Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin, wir scheinen noch eine Zusatzfragenrunde zu haben.
Herr Bundeskanzler, ich bin ja an sich kein Freund davon, dass man, wenn es wo brennt und die Feuerwehr kommt, nachher noch diskutiert, die Feuerwehr sei schuld, weil sie Wasser geholt hat. (Zwischenruf des Abg. Dr. Hübner.)
Daher eine präzise Frage dazu: Wer sind nach Ihrer Einschätzung die wahren Verantwortlichen für dieses Hypo Alpe-Adria-Desaster? (Abg. Petzner: Was ist das für eine Frage?)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Bitte, Herr Bundeskanzler.
Bundeskanzler Werner Faymann: Für mich ist klar, dass, wenn ein Landeshauptmann eine Haftung von 20 Milliarden € übernimmt, eine politische Verantwortung gegeben ist. Ich bin froh darüber, dass wir ein Gesetz geschaffen haben, dass jemand, selbst wenn er so etwas in dieser Republik je wieder vorhätte, das nicht mehr machen kann. (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Obernosterer.
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Die Frage der politischen Verantwortung haben Sie ja jetzt beantwortet. Gott sei Dank, wie gesagt, sind die ausstehenden Haftungen vom Land Kärnten von 21 Milliarden € auf gut 14 Milliarden € gesenkt worden.
Kann man aus heutiger Sicht sagen, dass diese Notverstaatlichung der Hypo Alpe-Adria-Bank der einzig richtige Weg – in dem Fall für die Republik und natürlich auch für Kärnten – war?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Bitte, Herr Bundeskanzler.
Bundeskanzler Werner Faymann: Schauen Sie, nach meiner politischen Sichtweise und jenen Experten und Verantwortlichen, auch der Oesterreichischen Nationalbank und der Finanzmarkaufsicht, die natürlich noch viel detailliertere Informationen haben und hatten, ist uns, um Schaden abzuwenden, nichts anderes übrig geblieben, als alles zu tun, um diesen Schaden von ursprünglich 20 Milliarden an Haftungen auf möglichst wenig zu reduzieren.
Daher ist dieser Weg, den wir auch heute noch gehen, schmerzhaft. Auch heute gehen wir nicht in eine Insolvenz der Bank, sondern müssen uns die Mühe machen, diese nicht einfach morgen abzuwickeln, sondern dass die Geschäftsführung dieser Bank, dass die Aufsichtsgremien dieser Bank, dass das Finanzministerium, dass alle Verantwortlichen das Beste geben, dass zum Schluss der Schaden so gering wie möglich ist. Jede Milliarde Schaden weniger ist ein Vorteil, und alles, was man seither unternommen hat und was man noch unternehmen muss, muss dieser Schadenminimierung dienen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Petzner.
Abgeordneter Stefan Petzner (BZÖ): Herr Bundeskanzler! Es ist schon gesagt worden, dass es sich bei der Hypo um die Notverstaatlichung einer deutschen Bank, in deutschem Eigentum, auf Kosten des österreichischen Steuerzahlers gehandelt hat.
Daher meine Frage dazu: Wann haben Ihren Informationen nach die Verhandlungen zwischen der Republik Österreich und dem Freistaat Bayern über die Notverstaatlichung der Hypo Alpe-Adria begonnen?
Warum hat in weiterer Folge Finanzministerin Maria Fekter die auch von Staatssekretär Schieder vorgeschlagene Einrichtung einer Bad Bank abgelehnt, obwohl eine solche bei der Kommunalkredit sehr wohl möglich war?
Und ergänzend in diesem Zusammenhang: Wie schaut der Restrukturierungsplan aktuell aus, der seitens Österreichs an die EU-Kommission in Brüssel übermittelt wird? Wie ist diesbezüglich Ihr Informationsstand?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Damals ist die öffentliche Diskussion über die Verhandlungen mit Bayern aus meiner Sicht so geführt worden, dass ich denselben Informationsstand hatte, wie er in der öffentlichen Diskussion war, die damals stattgefunden hat. Also ich habe da kein anderes Datum als das, das damals auch in der Öffentlichkeit bekannt war, für mich als Information zur Verfügung.
Das Finanzministerium berät ja heute noch gemeinsam mit der Finanzmarktaufsicht und anderen Gremien, in welcher Form eine Bad Bank oder andere Einrichtung geschaffen werden kann, um einerseits die Assets, die da noch verwertbar sind, verwerten zu können und andererseits alles, was nicht mehr performt, also alles, was man nicht mehr retten kann, so abzuwickeln, dass man mit geringstem Schaden aussteigt.
Aus meiner Sicht ist die Konstruktion auch deshalb heute noch nicht unter Dach und Fach, weil das Finanzministerium da noch keinen endgültigen Vorschlag gemacht hat.
Die Begründung der Finanzministerin kennen Sie ja – Sie haben ja die Möglichkeit, sie auch zu fragen. Die Begründung der Finanzministerin ist: um das Budget möglichst zu schonen, denn je weniger an Schaden herauskommt und je weniger wir in den Schuldenstand Österreichs oder in das Defizit übernehmen müssen, umso besser für unser Land.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen zur Anfrage 209/M des Herrn Abgeordneten Klubobmann Bucher. – Bitte.
Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Herr Bundeskanzler, Sie sind bekannt dafür, dass Sie immer sehr großzügig sind (Bundeskanzler Faymann: Das hängt davon ab!) – wenn es um die Banken geht, wenn es um die Pleiteländer geht. Sie haben aber leider Gottes kein Verständnis für die Sorgen und Nöte der Bürger und vor allem der Steuerzahler, denn die Steuerzahler in Österreich haben eine Steuer- und Abgabenlast zu ertragen wie noch nie zuvor in der Zweiten Republik. Für die Bürgerinnen und Bürger ist das Leben in unserem Land so teuer geworden, dass sie sich oftmals vieles, auch das Notwendigste, nicht mehr leisten können. Ihr Geld, ihr hart verdientes Steuergeld, fließt jedoch in marode Banken und Pleiteländer.
Es sind vor allem die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen betroffen, es handelt sich um die neue Armut des Mittelstandes und auch der kleinen und mittelständischen Unternehmen in unserem Land.
Herr Bundeskanzler, meine Frage daher:
„Wann kommt endlich eine spürbare Entlastung für den leistungsbereiten Mittelstand?“
(Beifall beim BZÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: In unserem Land gibt es eine Reihe von Unternehmen, gar nicht so wenige, die von unseren Exporterfolgen in Europa direkt abhängig sind. Wer also für den österreichischen Mittelstand, sowohl die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die dort tätig sind, als auch die Unternehmen des Landes, die als Zulieferer an den Exporterfolgen Österreichs mitwirken, etwas tun will, wird ja wohl verstehen, dass sich ein Land, wenn es nicht mehr in der Lage ist, die eigene Kaufkraft einigermaßen aufrechtzuerhalten, auch keine österreichischen oder deut-
schen Produkte, deren Zulieferer wir sind, mehr leisten kann. (Abgeordnete des BZÖ halten ein Transparent mit der Aufschrift „BZÖ – Steuern runter! Wohlstand rauf!“ in die Höhe.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, eine Sekunde.
Meine Herren vom BZÖ, ich bitte Sie, das Transparent wieder einzurollen. (Zwischenrufe beim BZÖ.) – Wollen Sie jetzt meiner Aufforderung Folge leisten oder warten Sie auf einen Ordnungsruf? (Ruf beim BZÖ: Warum denn heute so grantig?)
Bitte, Herr Bundeskanzler.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ich habe es gelesen. – Was ist eigentlich aus Ihren Buttons geworden?
Also: Die mittelständische Wirtschaft ist daher doch besonders interessiert daran, Herr Kollege Bucher, dass in Europa gewisse Stabilität dahin gehend unterstützt wird. Autos kaufen nun einmal keine Autos, wie Sie wissen, sondern Menschen, die es sich leisten können müssen, auch österreichische oder deutsche Produkte – von auch österreichischen Zulieferern – zu kaufen.
Den Menschen vorzuspielen, dass wir mit einer Steuerentlastung die Arbeitsplätze sichern, dann die Erfolge haben, die Exporte sichern, alles sichern, ist doch falsch, wenn die Steuerentlastung nicht im Einklang mit einer europäischen Politik steht, die stark genug ist, dass die österreichische Wirtschaft in Europa die Chancen, die sie hat, wahrnehmen kann.
Wir können den 70-, 80-prozentigen Anteil unseres Exports in die Europäische Union, innerhalb Europas ja nicht durch einen 80-prozentigen Export nach Asien ersetzen. Mit dem Wohlstand, den ich gerade auf Ihrem Transparent gelesen habe, und den sozialen und anderen Bedingungen, die wir in Österreich zu Recht haben, wird es nicht möglich sein, da einen Austausch vorzunehmen.
Wenn Sie dem Mittelstand in Österreich nicht etwas Falsches erzählen wollen, dann müssen Sie doch zugeben, dass diese europäische Politik, die Sie hier als großzügig bezeichnen, eine Voraussetzung dafür ist, dass auch der Mittelstand – sei es als Arbeitnehmer oder als Arbeitgeber – Geld verdienen kann.
Daneben gibt es die Frage der Entlastung des Faktors Arbeit und der stärkeren Belastung von Faktoren, wo wir im OECD-Vergleich Schlusslicht sind, etwa bei Vermögen – eine richtige Diskussion, das sehe ich auch so. Aber Arbeit wird nicht durch Steuersysteme, sondern durch wirtschaftliche Leistungen geschaffen, begleitet durch Steuersysteme. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Klubobmann Bucher.
Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Arbeit wird auch durch Leistbarkeit geschaffen, Herr Bundeskanzler! Ich war 20 Jahre lang in der Selbständigkeit, in der Privatwirtschaft tätig. Heute sind wir mit Arbeitsstundenkosten von 50 € konfrontiert! Gestern war in den Nachrichten zu hören: eine Mechanikerstunde kostet 200 €.
Der Mitarbeiter, den auch Sie vertreten, der Arbeiter, den Sie vertreten, bekommt nicht einmal 10 € auf die Hand, ausbezahlt. Jetzt frage ich Sie: Wo ist denn da noch die Rechtfertigung gegeben, 200 € Kosten auf der einen Seite und 10 € Einkommen für den Arbeitnehmer auf der anderen Seite? Da stimmt doch längst etwas nicht! Da herrschen ein Ungleichgewicht und Unfairness. Das ist in keiner Weise mehr gerechtfertigt im Verhältnis zu der reinen Arbeitsleistung, die von einem Arbeiter in unserem Land erbracht wird. (Beifall beim BZÖ.)
Wann kommt es endlich zu einem gerechten Steuersystem in Österreich?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Bei jedem Beitrag für ein gerechteres Steuersystem, ein Steuersystem, das gerade beim Faktor Arbeit Entlastungen ermöglicht, werden Sie auch mich als Partner haben. (Abg. Bucher: Das ist schon längst nicht mehr!) Aber etwa 10 Prozent, wenn Sie schon von Mechanikern oder Technikern reden, der österreichischen Industrie sind Autoindustrie, und das sind in der Regel Zulieferer nach Deutschland für den gemeinsamen europäischen Markt. Und wer das übersieht, ist auf einem Auge blind, und da man in der Regel zwei Augen hat, ist das immerhin die Hälfte. (Abg. Bucher: Sie flüchten schon wieder!)
Daher bitte ich Sie, auch in der europäischen Politik mitzuhelfen, dass hier gemeinsam wirtschaftlich etwas geleistet werden kann, damit der Mittelstand auch etwas verdienen kann. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Bucher: Was sagen Sie dem Arbeiter? Der Arbeiter bekommt 10 €!)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete Dr. Lichtenecker.
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler, Sie haben vorhin ausgeführt, dass es wichtig ist, den Wohlstand mit einer guten Wirtschaft zu sichern. Im Strategiepapier zum Bundesfinanzrahmen ist ausgeführt, dass die Sicherung des Wirtschaftsstandortes sehr wichtig ist und dazu zusätzliche Offensivmittel von großer Bedeutung sind, unter anderem für Forschung und Entwicklung. Fakt ist, dass im Bundesfinanzrahmen gerade für diesen zentralen Bereich Forschung und Entwicklung die Ausgaben in den nächsten Jahren gesenkt werden.
Und es stellt sich die Frage: Ist es Ihr Weg, einen solch wichtigen Sektor wie Forschung und Entwicklung so auszugestalten, dass die Wirtschaft auch tatsächlich gesichert wird?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Forschung und Entwicklung, insbesondere der Bereich der angewandten Forschung, der dann noch im engeren Zusammenhang steht, obwohl auch Grundlagenforschung wichtig ist, weil sie ja zur angewandten Forschung werden kann und wird, also gerade der Bereich der angewandten Forschung ist auf drei verschiedene Ressorts verteilt.
Ich habe mit den Ressortverantwortlichen mehrfach gesprochen und habe das Gefühl, dass wir, obwohl wir ebenfalls sparen müssen und ebenfalls über ein zu geringes Wirtschaftswachstum verfügen, um alle Wünsche erfüllen zu können, darauf verzichtet haben, beim Bereich Bildung, Ausbildung und beim Bereich Forschung wie andere Länder den Sparstift anzusetzen.
Man kann natürlich Einzelpositionen miteinander vergleichen, und da wird sicher irgendwo eine geringer sein, aber die dafür Ressortzuständigen, die Verantwortlichen versichern mir – ich habe das auch in den Diskussionen, die ich mit Industrie und Gewerbe hatte, gehört –, dass wir insgesamt in Österreich ein sehr hohes Niveau an Forschung und Entwicklung haben. Aber wäre das Wirtschaftswachstum wieder etwas stärker und Sie würden mich fragen, was ich mir wünsche, wo man zulegen sollte, würde ich sicher die Bereiche Ausbildung und Forschung nennen.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Themessl.
Abgeordneter Bernhard Themessl (FPÖ): Frau Präsidentin! Guten Morgen, Herr Bundeskanzler! Herr Bundeskanzler, Sie haben ein komisches Wirtschaftsverständnis,
denn Sie haben dem Herrn Kollegen Bucher so quasi geantwortet: Wir müssen den Krisenländern Geld geben, damit sie dann unsere exportierten Waren kaufen können. – Das wird auf Dauer nicht funktionieren.
Aber jetzt zu meiner Frage. Herr Bundeskanzler, die KMUs in Österreich kämpfen in der Zwischenzeit mit einer Abgabenquote von weit über 53 Prozent. In den nächsten Jahren stehen über 60 000 Betriebe zur Übergabe an. Wie stellen Sie sich vor, dass die Arbeitslosigkeit, die jetzt die höchste in der Zweiten Republik ist, sinken soll, wenn aufgrund der großen Belastungen diese Firmenübergaben nicht mehr stattfinden?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Erstens: Wir haben trotzdem die geringste Arbeitslosigkeit und Jugendarbeitslosigkeit in Europa – wenn Sie hier schon Zahlen und Vergleichswerte nennen.
Und zweitens: Ich bin auch dafür, dass man beim Faktor Arbeit, für kleine und mittlere Betriebe Entlastungen vornehmen kann, wenn man auf der anderen Seite auch den Mut hat, etwas zu finden, indem man beispielsweise im Bereich der vermögensbezogenen Steuern etwas einführt. Es muss schon aufkommensneutral sein, plus Einsparungskapazitäten, die es in einem Staat immer gibt, denn zum Schluss muss ja auch für die Forschungsausgaben, über die ich gerade befragt wurde, und für andere Ausgaben des Staates etwas herauskommen.
Ich sehe den Zusammenhang der europäischen Politik nicht so, dass man einfach irgendwem Geld gibt und dann die Welt in Ordnung ist, aber ich sehe es umgekehrt so: Wenn wir die Aufgabe, das nachhaltige Wirtschaftswachstum in Europa gemeinsam zu stärken, durch Bildung, Forschung und Ausbildung, auch den Standort, den Industriestandort Europa zu stärken, nicht gemeinsam erfüllen, dann hat die österreichische Wirtschaft nichts davon, weil letztlich auch die sogenannte mittelständische Wirtschaft, auch die kleinen Betriebe davon abhängig sind, dass wir kein wirtschaftliches Inselleben führen. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Mag. Kuzdas.
Abgeordneter Ing. Mag. Hubert Kuzdas (SPÖ): Frau Präsidentin! Guten Morgen, Herr Bundeskanzler! Österreich liegt im Spitzenfeld, wenn es um die Belastung des Faktors Arbeit geht, darüber herrscht hier im Haus Konsens.
Die Aussage des Kollegen Bucher ist nicht richtig, denn zu Zeiten eines Finanzministers Karl-Heinz Grasser war die Abgabenquote höher; das können Sie nachlesen.
Kollege Bucher ist auch auf dem zweiten Auge blind, wenn er nur von der hohen Abgabenquote spricht, denn die OECD stellt in ihrem Bericht regelmäßig fest, dass Österreich bei der Besteuerung des Faktors Vermögen sehr zurückhaltend ist. Konkret bedeutet das bei Steuern und Abgaben insgesamt den achten Platz innerhalb der OECD (Abg. Grosz: Das erklären Sie einmal dem österreichischen Steuerzahler!), bei den Einkommensteuern den 13., bei den Vermögenssteuern den 25. Platz innerhalb der OECD. Man kann also behaupten, ...
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter, die Frage!
Abgeordneter Ing. Mag. Hubert Kuzdas (fortsetzend): Herr Bundeskanzler! Welche Maßnahmen für mehr Steuergerechtigkeit halten Sie für sinnvoll?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ich halte es nicht nur für sinnvoll, durch Maßnahmen im jetzt schon mehrfach angesprochenen Bereich der vermögensbezogenen
Steuern auf der Gegenseite den Faktor Arbeit zu entlasten, sondern möchte darüber hinaus auch europäische Steuern haben oder Steuern, die in Europa im Einklang eingeführt werden sollen, wie beispielsweise die Finanztransaktionssteuer.
Ich bin überzeugt davon, dass man durch Steuerbetrugsbekämpfung – man muss sich vorstellen, dass da geschätzte eine Billion € an Werten existieren, also nicht versteuerte Beträge –, wenn man auch nur ein Drittel davon hereinbekäme, wenn man mit einer Finanztransaktionssteuer und anderen, wie ich sie nennen würde, verteilungsgerechten Maßnahmen hier Einkünfte erzielen könnte, die erforderliche Kapazität und das Potenzial hätte, Entlastungen durchzuführen. Sonst sehe ich bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage keine großen Spielräume für sofortige Steuerreformen.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete Tamandl.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, Sie haben sich heute hier schon des Öfteren zur Entlastung des Mittelstandes bekannt. Beim kommenden ÖGB-Kongress soll es einen Antrag geben, der eine Neueinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer ab bereits 150 000 € enthält. Das soll am ÖGB-Kongress beschlossen werden.
Ich frage Sie daher, Herr Bundeskanzler: Wie beurteilen Sie den weiteren Frontalangriff auf die Österreicherinnen und Österreicher, die sich aufgrund ihrer Leistungen Eigentum und Wohlstand geschaffen haben und das auch ihren Kindern weitergeben möchten? (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Sehr geehrte Frau Abgeordnete, Sie kennen mein Modell der Erbschafts- und Schenkungssteuer, das von einer Millionengrenze und einem Schutz der Betriebe ausgeht. Und das wird ja nicht so wirtschaftsfeindlich sein, wenn es Angela Merkel in Deutschland eingeführt hat.
Ich bin davon überzeugt, dass da, wenn unser deutscher Nachbar – nicht unter sozialdemokratischer Führung – dieses Modell der Erbschafts- und Schenkungssteuer einführt – man kann es vielleicht noch besser machen; es ist ja nie falsch, wenn man etwas noch besser als der Nachbar macht –, ein gewisser Spielraum vorhanden sein muss, weil die Erbschafts- und Schenkungssteuer in Deutschland weder den Mittelstand ruiniert hat noch ... (Abg. Tamandl: Ab 150 000!) – Nein! Mein Modell kennen Sie ja. Ich bringe immer als Beispiel, dass die Erbschafts- und Schenkungssteuer auch in Deutschland eingeführt wurde, und das ist daran auch nicht wirtschaftlich zugrunde gegangen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Stummvoll: Dann machen wir den deutschen Spitzensteuersatz!)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen zur Anfrage 208/M des Herrn Abgeordneten Klubobmann Ing. Lugar. – Bitte.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Herr Bundeskanzler! Beim EU-Beitritt wurde auch von Ihrer Partei immer die Eigenverantwortung ins Treffen geführt. Auch bei der Euro-Einführung wurde immer die Eigenverantwortung der Länder ins Treffen geführt und betont, dass keiner für den anderen haften muss. Mittlerweile ist mit der Euro-Hilfe unverantwortliches Handeln belohnt worden. Sie haben es belohnt, dass sich manche Länder nicht an die Spielregeln gehalten haben. Sie haben hier eine Umverteilung von den reichen Ländern zu den armen Ländern in Gang gesetzt, ohne die Menschen zu fragen, ob sie das überhaupt wollen.
Deshalb meine Frage an Sie:
„Mit der Griechenland- und Zypern-Hilfe hat Österreich den EU-Vertrag gebrochen, der eindeutig festlegt, dass kein Land für das andere aufkommen darf. Auch im ESM-Vertrag steht, dass Zypern nicht geholfen werden darf, weil es nicht systemrelevant ist. Wir haben also in allen beiden Fällen gegen Verträge verstoßen. – Wie rechtfertigen Sie eine widerrechtliche Hilfe, die noch dazu den Steuerzahler viel Geld kosten und wahrscheinlich zu höheren Steuern führen wird?“
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Erstens gibt es ausreichend juristische Dienste der Europäischen Union – ich bin davon überzeugt, auch personell gut ausgestattet –, die in der Lage sind festzustellen, welche Maßnahmen die rechtlichen Grenzen zulassen. Ich bin überzeugt davon, dass diese Dienste um einiges rechtlich besser ausgebildet und erfahrener sind als jene in Ihrem Klub, und daher gehe ich davon aus, dass keine rechtlichen Grenzen oder Kriterien verletzt wurden.
Zweitens: Ich habe an den zwei Tagen Diskussion, als bei den Bankomaten in Zypern nicht das Richtige herausgekommen ist und dann eine Diskussion darüber war, dass in Zypern jeder plötzlich Geld verliert, gesehen, wie schnell die europäische Verantwortung eingefordert wurde, wie rasch dann dieselben, die vorher gefragt haben, wieso man da überhaupt etwas macht, was uns das denn angeht, Schuldzuweisungen gemacht und gemeint haben, dass die europäische Politik da schneller eingreifen muss. Wochenlang war die Diskussion über Versagen, darüber, dass man Zypern nicht rasch genug, nicht schnell genug geholfen, unterstützt hat, dort eingegriffen hat, damit die zypriotische Bevölkerung, die kleinen Sparer geschützt werden.
Ich bin also im Gegensatz zu Ihnen der Meinung, wir sollten uns dieser europäischen Verantwortung nicht erst bewusst sein, wenn beim Bankomat nichts mehr herauskommt. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Lugar.
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Sie behaupten, dass hier alles mit rechten Dingen zugegangen ist, es gibt aber sehr viele Experten, die beweisen, dass in den Verträgen eindeutig festgeschrieben ist, dass niemand für den anderen aufkom-men muss. Das heißt, Sie widerlegen diese These und sagen, wir müssen für die anderen aufkommen, obwohl das in Widerspruch zu den Verträgen steht. Es wurde da ganz bewusst von der Politik das Recht gebrochen, das war keine rechtliche, sondern eine politische Entscheidung.
Deshalb noch einmal meine Frage: Warum haben Sie Zypern gerettet, wobei Zypern nicht systemrelevant ist und laut ESM-Vertrag auch nicht unterstützt werden darf? Warum haben Sie da das Recht gebrochen?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Aber Sie kennen doch hoffentlich auch die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes zum ESM, das ist ja auch bei uns geprüft worden: Die Hilfen der EU-Länder für Krisenländer, die unter strengen Auflagen vergeben werden, sind mit den Verträgen vereinbar. Das sehen auch die europäischen rechtlichen Dienste so. Und ich weiß und bin davon überzeugt, dass, würden wir diese Grenzen, die existieren, nicht als politische Verantwortung sehen, der Schaden ein sehr großer wäre, und daher ist es richtig, dass wir innerhalb der rechtlichen Grenzen das Mögliche, und zwar so, wie es politisch sinnvoll ist, nutzen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Mag. Gerstl.
Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Herr Bundeskanzler! Im Unterschied zum Team Stronach, das zwar die Erfahrungen im Wirtschaftsbereich in Kanada und im amerikanischen Raum gemacht hat und von den Erfahrungen eines großen Raumes profitiert hat, meine ich, dass es wichtig ist, dass wir uns auch in Österreich bewusst werden, welche Verantwortung wir in Gesamteuropa haben. Sie haben das ja schon angedeutet.
Ich wollte Sie daher fragen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Handelsströme Amerika, USA, Europa, welchen Stellenwert da Europa derzeit einnimmt und in welchem Verhältnis die direkten Zahlungen, die an Zypern gegangen sind, zu den indirekten Auswirkungen stehen, die sich ergeben würden, wenn man Zypern nicht als Teil von Europa ansehen würde?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ich gehe davon aus, dass eine Folgewirkung, wenn ein Land aus der Eurozone herausgebrochen wird, auf alle Länder um vieles dramatischer ist, sodass jedenfalls die Bilanz sehr positiv ist. Man muss die Vorteile der österreichischen Bevölkerung gegenüber aufzeigen, etwa, dass wir mit 4 Prozent Verzinsung bei den Staatsanleihen in unserem Budget gerechnet haben und jetzt bei 2 Prozent und darunter liegen, dass wir in dieser Situation, wo es anderen schlechter geht, den Vorteil haben, dass in Deutschland, in Österreich, in den Niederlanden einfach mehr Anleihen gekauft werden, dass das Zinsniveau gesunken ist und billiger Geld zur Verfügung gestellt wird. Wenn man das einrechnet, dann sind wir in vielen Bereichen nicht nur Nettozahler, sondern auch Nettoverdiener.
Das sehe ich für die europäische Wirtschaft als ganz entscheidend und möchte daher auch nicht, dass ein Land in diesem internationalen Wettbewerb herausgebrochen wird. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Grosz.
Abgeordneter Gerald Grosz (BZÖ): Herr Bundeskanzler, Sie haben ja nicht nur mit Steuergeld eine bayerische Bank in Österreich notverstaatlicht, die Bayerische Hypo, sondern Sie haben ja auch Griechenland und Zypern notverstaatlicht und für europäische Pleiteländer Milliarden zur Verfügung gestellt: 2,3 Milliarden € an bilateralen Krediten für Griechenland, 2,23 Milliarden € Einzahlung in den ESM, 17,3 Milliarden € jederzeit abrufbare Bargeldleistungen in den ESM, Haftungen im Ausmaß von 28 Milliarden €. Dagegen klingen ja die Gelder für die Hypo und die Kommunalkredit wie ein Lercherl.
Herr Bundeskanzler, all diese Maßnahmen haben Zypern nicht davon abgehalten, die Bankeinlagen einzukassieren.
Meine Frage an Sie: Können Sie der österreichischen Bevölkerung garantieren, heute und hier, dass auch Sparguthaben von über 100 000 € in Österreich im Insolvenzfall einer Bank staatlich gesichert sind?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Sie kennen die Gesetze unseres Landes und wissen, dass es im Insolvenzfall diese Einlagensicherung gibt, aber noch besser ist es, die Insolvenz zu vermeiden, weil auch diese Einlagensicherung mit 100 000 € eine Reihe von sehr negativen Folgeeffekten hat. Es verunsichert die Sparer, es verunsichert das Bankensystem, es zerstört das Vertrauen in das Bankensystem, und es vernichtet jene Vermögen oder Gelder, die in den Banken liegen, etwa aus dem
Bereich der Wirtschaft, die nicht abgesichert sind durch diese Einlagensicherung. Daher würde ich Ihre Frage so beantworten: Unsere Einlagensicherung ist gut, aber weit besser ist es, zu verhindern, dass eine Bank insolvent wird, weil die Folgeschäden verheerend wären. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Mag. Rossmann.
Abgeordneter Mag. Bruno Rossmann (Grüne): Vor Gewährung der Finanzhilfen an Griechenland wurde ein brutaler Austeritätskurs über Griechenland verhängt: Lohnkürzungen, Eingriffe in die Lohnfindungsprozesse, Kürzungen von Sozialleistungen, Privatisierungen, Steuererhöhungen und dergleichen mehr. Die Folgen sind katastrophal, Sie kennen sie, und mit diesem Kurs, denke ich, wird Griechenland so schnell nicht wieder auf eigene Beine kommen.
Meine Frage an Sie vor diesem Hintergrund: Sind Sie dafür, dass der über Griechenland und andere Staaten Südeuropas verhängte Austeritätskurs im Rahmen eines Paktes für Wettbewerbsfähigkeit über bilaterale Verträge zwischen Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission nun auf alle Mitgliedstaaten Europas ausgeweitet werden soll?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Man muss natürlich schon auch die zweite Seite der Medaille beachten, das ist, dass Griechenland selbst in seiner Politik etwa bei der Einführung von funktionierenden Steuerbehörden bis heute nicht auf dem europäischen Stand ist, den wir kennen.
Ich sehe die Maßnahmen, die hier zum Teil von der Kommission auch übertrieben oder, wie Sie gesagt haben, in Richtung Austeritätskurs vorgeschlagen wurden, nur als Teilwahrheit. Es hat auch die griechische Politik über Jahre und Jahrzehnte versäumt, rechtsstaatliche Strukturen aufzubauen, wo jemand, der Steuern zu zahlen hätte, sie auch bezahlt. Es haben auch andere südeuropäische Länder viel zu wenig Schwarzmärkte bekämpft oder verhindert, dass Steuerbetrug in ihrem Land, ohne geahndet zu werden, passiert.
Ich sehe da eine gewisse Mitverantwortung der Länder wie Griechenland oder andere südeuropäische Länder und wünsche mir daher, dass für den Fall, dass solche Verträge geschlossen werden, die europäische Politik einen Kurs ermöglicht, der Spielraum für Wachstum gibt, aber auch, dass das jeweilige Land eine Politik verfolgt, wo Maßnahmen zur Steuergerechtigkeit und Maßnahmen zu funktionierender Betrugsbekämpfung und funktionierenden Steuerbehörden genauso im Vordergrund stehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Gradauer.
Abgeordneter Alois Gradauer (FPÖ): Herr Bundeskanzler! Die Europäische Union hat bekanntlich zugesehen, wie in Zypern ein Raubüberfall auf die Sparguthaben vorbereitet wurde. Ursprünglich sollten alle Sparer Zyperns, um eben Banken und Staatsfinanzen zu retten, zur Kasse gebeten werden. Es war die Rede von mindestens 7 Prozent Strafsteuer auf Sparguthaben.
Nach dem internationalen Aufschrei findet jetzt der Raub an Sparguthaben durch den Staat Zypern nur mehr bei Einlagen größer als 100 000 € statt. – So gut, so schlecht.
Herr Bundeskanzler, schließen Sie für die österreichischen Sparer eine ähnliche Vorgehensweise, nämlich Raubüberfall auf Sparguthaben, aus, wenn die Staatsschul-
den nicht mehr beherrschbar sein sollten, und wie und wodurch garantieren Sie, dass es dazu niemals kommen wird?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Herr Abgeordneter, ich gehe davon aus, Sie nicht so falsch einzuschätzen, dass Sie nicht wissen, wie es wirklich ist. Wenn die Banken in Zypern insolvent geworden wären und die Europäische Union – wo Sie so oft verlangen, dass sie nichts tut bei diesen Ländern – nichts getan hätte, dann wäre das Sparguthaben der Leute weg, denn dort, wo es keine Einlagensicherung gibt, ist das Sparguthaben zur Gänze weg. Und da wäre die Diskussion, in der sich dann öffentlich alle empört haben, noch eine Kleinigkeit gewesen gegen die Realität der Insolvenz der zypriotischen Banken. Daher ist es einfach falsch, von einem Raubüberfall der Europäischen Union zu sprechen.
Es war die Maßnahme, mit der zypriotischen Regierung anzudenken, dass die Kleinen etwas verlieren, falsch. Aber es war nicht ein Raubüberfall, sondern es war die Hilfe der Europäischen Union, die die Menschen in Zypern in die Lage versetzt hat, dass ein Land auch ohne Einlagensicherung nicht die ganzen Gelder verliert. Und das muss man einmal aussprechen. Der Raubüberfall würde passieren, wenn Ihre Politik, nämlich nichts zu tun, Platz greift. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Dr. Jarolim: Das war jetzt eine treffliche Antwort!)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete Mag. Grossmann.
Abgeordnete Mag. Elisabeth Grossmann (SPÖ): Herr Bundeskanzler! Die immer noch von manchen geäußerten Schilling-Phantasien täuschen über die Tatsache hinweg, dass Österreich als stark exportorientiertes Land sehr vom Euro profitiert hat. Ich ersuche Sie daher um Klarstellung und nochmalige Erläuterung, welche Auswirkungen ein Auseinanderbrechen der Eurozone auf Österreich hätte.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Frau Abgeordnete, ich habe jetzt in der Stunde oder länger schon Gelegenheit gehabt, ausführlich den Abgeordneten meine tiefe Überzeugung zum Ausdruck zu bringen, dass unser Wohlstand und der Vorteil, den wir haben durch geringe Zinsen bei Staatsanleihen, durch hohe Exporte, durch Beschäftigung im Zusammenhang mit Produkten, die wir in Europa, in der Europäischen Union verkaufen, der Vorteil, den wir durch eine stabile und wirtschaftlich starke Europäische Union haben – mir wäre lieber, sie wäre noch stabiler und wirtschaftlich noch stärker, auch was das Wachstum betrifft –, dass die Vorteile so groß sind, dass ich es für unverantwortlich halte, diese Europäische Union und deren Bedeutung zu unterschätzen oder eine Eurozone zerstören zu wollen.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen zur Anfrage 206/M der Frau Abgeordneten Mag. Muttonen. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Danke, Frau Präsidentin. – Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Teile der EU stöhnen unter der enorm hohen Jugendarbeitslosigkeit. Österreich hingegen wird wegen seiner geringen Jugendarbeitslosigkeit, der geringsten in der EU, als Musterbeispiel herumgereicht. Nun wurden auf Ihr Bestreben Mittel für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in der EU vorgesehen.
Meine Frage lautet:
„Sind die im EU-Finanzrahmen 2014–2020 für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa vorgesehenen 6 Milliarden € ausreichend?“
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Für den Ausbau einer dualen Ausbildung, wie wir sie kennen, für die Finanzierung einer Garantie in der Jugendausbildung, wie wir sie kennen, braucht man erheblich größere Beträge. Die Arbeitsminister, Sozialminister Europas haben eine gemeinsame Tagung vereinbart, wo sie versuchen, mit den europäischen Banken ein Modell zu finden, ein Modell der Hebelung, mit dem man aus diesen 6 Milliarden mehr einsetzen kann für diese Maßnahmen. Ich bin davon überzeugt, das ist auch dringend notwendig.
Es wurde auch gestern vereinbart, dass sich der nächste Europäische Rat bereits im Juni mit dieser Frage beschäftigen wird, wie ich meine, zu Recht. Wir werden wie immer ein paar Schritte brauchen, bis wir dort sind, aber wir Österreicher werden diese Ausbildungsgarantie und die Zurverfügungstellung von erheblich mehr Mitteln, die dafür notwendig sind, vorantreiben. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete Mag. Muttonen.
Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Wie erwähnt, Österreich hat die geringste Jugendarbeitslosigkeit aller EU-Staaten. Und wenn ich hier so viele Jugendliche im Raum sehe (Heiterkeit), dann würde ich gerne wissen: Welche Maßnahmen setzt die Bundesregierung, um die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich noch weiter zu senken?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Mit den Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildung in unserem Land, aber auch zur weiteren Verbesserung der Ausbildungsgarantie – hier hat der Sozialminister eine Reihe von richtigen Vorschlägen gemacht –, andererseits mit wirtschaftlichen Maßnahmen, die Investitionen fördern, die Arbeit schaffen und die unser Wirtschaftswachstum wieder stärker vorantreiben, sehe ich die beste Voraussetzung, dass wir auch in Zukunft eine geringe Jugendarbeitslosigkeit haben. Und ich sage auch dazu, dass, obwohl wir die geringste Jugendarbeitslosigkeit haben, jeder arbeitslose Jugendliche einer zu viel ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Wöginger.
Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, es wurde bereits erwähnt, Österreich hat Gott sei Dank mit Deutschland die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit mit 7,6 Prozent. Dennoch müssen wir alles tun, damit wir auch diese Zahl noch verringern. Die Politik schafft die Rahmenbedingungen, die Jobs schaffen vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmungen, unsere Betriebe.
Die duale Ausbildung ist das Erfolgsmodell in Österreich, die jungen Menschen gleichzeitig in den Betrieben und in der Berufsschule auszubilden.
Herr Bundeskanzler, meine Frage: Was werden Sie tun, um einerseits die Rahmenbedingungen bezüglich Wirtschaft, Wachstum und Beschäftigung im Bereich der Jugendlichen noch zu verbessern beziehungsweise andererseits auch die Lehre zu attraktivieren?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ich glaube, dass neben den finanziellen Anreizen und den immer wieder eingeführten, ein bisschen auslaufen gelassenen und wieder eingeführten Prämien für Betriebe doch auch das Image für unsere Lehrlingsausbildung noch besser sein könnte. Ich bin davon überzeugt, dass etwa im Westen Österreichs das Ansehen der Lehre und auch das öffentliche Image besonders hoch sind.
Ich halte einen Ausbildungsfonds, wie er etwa in Vorarlberg existiert, durchaus für wünschenswert über Vorarlberg hinaus, weil ich glaube, dass dieser Schwerpunkt an dualer Ausbildung etwas ist, um das uns viele Länder Europas beneiden, die Jahrzehnte brauchen werden, das einzuführen, und weil ich froh darüber bin, dass es das in Österreich gibt, und ich werde mich an einer weiteren Verbesserung beteiligen.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Huber.
Abgeordneter Gerhard Huber (BZÖ): Herr Bundeskanzler, beim Finanzrahmen 2014 bis 2020 geht es ja auch um die Gemeinsame Agrarpolitik. Jetzt haben wir in Österreich die Situation, dass die letzten Jahre 50 000 Betriebe geschlossen werden mussten, weil sie ihre Existenz nicht mehr absichern konnten, dass der ländliche Raum ausgetrocknet wird. Auch der Konsument versteht es nicht, dass wir Milliarden in europäische Agrarfabriken einbezahlen, dass wir unfaire Wettbewerbsbedingungen haben, weil zum Beispiel der italienische Landwirt von der Mineralölsteuer befreit ist, der österreichische nicht.
Was machen Sie als Bundeskanzler konkret, damit es zu fairen Wettbewerbsbedingungen innerhalb Europas kommt und damit dieses Geld nicht für europäische Agrarfabriken und für Großkonzerne, die ich jetzt namentlich nicht nenne, in Österreich aufgewendet wird?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ich bin für sinnvolle Vorschläge immer dankbar, weiß aber, dass, wenn jetzt alle in Europa die gleichen Bedingungen hätten und es nicht ein Subventionsmodell gäbe, das auch unsere landwirtschaftlichen Produkte stützt, dies für Österreich ein erheblicher Nachteil gegenüber jenen Ländern wäre, wo entweder Grund und Boden sehr billig sind oder die Arbeitskraft sehr gering bezahlt ist. Daher ist das Schwierige bei diesem differenzierten System der Landwirtschaftsförderung, ständig zu überprüfen, ob es den Richtigen zugutekommt, weil diese Fragen des Ausgleichs, den man in einem gemeinsamen Markt schaffen möchte, sehr komplex sind und ein ständiges Überarbeiten verlangen.
Also wenn Sie mich fragen: Kann man mehr tun für kleinere Bauern?, sage ich ja. Wenn Sie mich fragen: Sollte man dieses System abschaffen, oder ist es angebracht, es insgesamt schlechtzureden?, würde ich sagen nein. Es hilft uns, etwas auszugleichen, was wir für unsere österreichische Landwirtschaft und für den ländlichen Raum brauchen.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Öllinger.
Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Herr Bundeskanzler! Der aktuelle Skandal Europas sind die Jugendarbeitslosigkeit, die in einigen Ländern gigantische Ausmaße hat, und die allgemeine Arbeitslosigkeit natürlich auch. Da ist es gut, wenn es arbeitsmarktpolitische Mittel gibt, ob das jetzt die duale Ausbildung ist oder die Verdoppelung oder Verzehnfachung dieser Mittel, die Sie schon erwähnt haben, aber es wird nicht reichen, denn schuld an dieser Entwicklung ist der Sparkurs, der Austeritätskurs in fast ganz Europa.
Deshalb die Frage an Sie, Herr Bundeskanzler: Welche beschäftigungspolitischen Initiativen vertreten Sie innerhalb Europas, und welche würden Sie Europa vorschlagen, damit wir in absehbarer Zeit eine geringere Arbeitslosigkeit haben?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ich möchte nur einen Punkt in der Analyse sagen: Schuld daran ist, dass eine Finanzmarktkrise, dass Spekulation so viele Werte, Billionen vernichtet hat, die wir besser eingesetzt hätten für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum, für Ausbildung, Forschung und andere Strukturen.
Schuld sind aber nicht nur die Expertenratschläge der Europäischen Kommission, wenn sie mit den jeweiligen Ländern über die Zukunft verhandelt, sondern schuld ist sehr oft auch die politische Einschätzung innerhalb der Länder. Es gibt bis heute eine Reihe von neoliberalen Regierungen, die auch jetzt für einen Sparkurs eintreten, ganz ohne Zutun der Europäischen Union, und die für Kürzungen von Kleinstpensionen eintreten, ganz ohne Ratschläge der Europäischen Union in diese Richtung.
Das heißt, ungerechte Politik entsteht schon auch durch viele politisch Verantwortliche in den jeweiligen Ländern. Daher glaube ich, dass wir, um da herauszukommen und Spielräume zu gewinnen, jene Kräfte stärken müssen, die auf Betrugsbekämpfung setzen, die auf mehr Einnahmen setzen, die auf Schuldentilgungsfonds setzen, die auf Spielräume setzen, die es uns möglich machen, wieder zu investieren. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Ing. Höbart.
Abgeordneter Ing. Christian Höbart (FPÖ): Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Wir erleben dramatische Entwicklungen der Jugendarbeitslosigkeit in ganz Europa. Raten von über 50 Prozent – ich erwähne in diesem Zusammenhang Spanien, Griechenland – sind keine Seltenheit. In Österreich ist die Lage zwar besser, aber nicht gerade rosig. Wenn wir die Jugendlichen, die in den Überbetrieblichen Ausbildungszentren ausgebildet respektive geparkt werden, wie manche auch sagen, und die arbeitslosen Jugendlichen zusammenzählen, gehen wir Richtung 8 bis 10 Prozent.
Besonders schwierig ist auch die Lage der ausländischen Jugendlichen. Das muss man an dieser Stelle festhalten. Einer Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend zufolge haben wir festgestellt, dass bis zu 50 Prozent der ausländischen Jugendlichen aus dem Ausbildungs- und Bildungssystem ausscheren. Auch die Kriminalität ist in diesem Bereich ein Problem.
Meine Frage hierzu: Wie gedenken Sie diese Problemjugendlichen wieder auf Linie und auf Kurs zu bringen?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ich bedaure, dass es nicht ein einfaches Rezept gibt, mit dem Arbeit geschaffen werden kann, ohne die wirtschaftlich richtigen Voraussetzungen dafür zu treffen. Ich hätte auch gerne so einen Katalog, der sagt, wenn die Wirtschaft schon nicht funktioniert, sollte es wenigstens Arbeit für die Jungen oder für Ältere geben.
Es ist eben Beschäftigung von wirtschaftlichen Entwicklungen nicht trennbar, und daher bleibe ich bei dem, was ich heute schon oft festhalten konnte: Wenn wir nicht in Bildung, in Ausbildung und in Entwicklung im eigenen Land investieren und wenn wir nicht in Europa Spielräume schaffen, wo investiert werden kann, dann wird der Wettbewerbsstandort Europa im internationalen Wettbewerb nicht stark genug sein,
dann wird die Kaufkraft in Europa nicht stark genug sein, Produkte zu schaffen und zu verkaufen, mittels welcher vielen Menschen ein Arbeitsplatz garantiert werden kann.
Diese Entkoppelung gibt es nicht, und diese Zusammenhänge existieren, und wenn man sich denen stellt, dann haben wir in einer gut koordinierten europäischen Politik auch eine starke Chance.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Weitere Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete Schenk.
Abgeordnete Martina Schenk (STRONACH): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Die Arbeitslosensituation der Jugendlichen in Europa und in Österreich wurde schon thematisiert. Sie kennen sicher auch die Zahlen aus dem aktuellen Sozialbericht. Darin geht man laut Berechnungen von rund 75 000 jungen Menschen aus, die weder in Beschäftigung sind noch in einer Ausbildung sind, noch in einer Weiterbildung sind.
Meine Frage: Greift da die Ausbildungsgarantie der Bundesregierung nicht? Welche Maßnahmen wollen Sie diesbezüglich setzen? Und erklären Sie das vor allem im Wahljahr nun zur Chefsache?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Der Sozialminister hat nicht nur angekündigt, die Ausbildungsgarantie insgesamt zu verbessern und zu verstärken, sondern auch für den Bereich von Schulverweigerern oder -abbrechern, die den Hauptschulabschluss nachholen müssen, Maßnahmen zu setzen. Einiges davon wurde schon beschlossen, was das Nachholen von Schulabschlüssen betrifft. Aber da stehen wir sicher erst am Anfang.
Ich bin auch der Meinung, dass man gerade jungen Leuten, die in diesem Alter nicht im Arbeitsleben stehen, helfen muss; abgesehen davon, dass sie natürlich auch nichts verdienen aus dem Einsatz ihrer Arbeitskraft heraus, was auch für ihre weitere Entwicklung sehr negative Folgen hat.
Ich unterstütze natürlich das, was der Sozialminister angekündigt hat, nämlich sich der Problemjugendlichen oder der Jugendlichen, die in Probleme geraten sind, besonders anzunehmen und daher das Nachholen von Schulabschlüssen, die Ausbildung in überbetrieblichen Lehrwerkstätten, eine Verbesserung der Ausbildungsgarantie voranzutreiben. Da hat der Sozialminister meine volle Unterstützung. Ich halte das für eine der wichtigsten Aufgaben der Regierung. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zur letzten Anfrage, 204/M, das ist die der Frau Abgeordneten Mag. Grünberger. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Silvia Grünberger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Die Medienlandschaft und auch die Medientechnologien haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten sehr verändert, und aufgrund der Konvergenz der Medien ist es aus meiner Sicht auch notwendig, bisherige Instrumente der Medienpolitik im Bereich der Qualitätssicherung und im Bereich der Förderung neu zu überdenken, um den Ansprüchen der KonsumentInnen, aber auch der Medienunternehmen gerecht zu werden.
Daher meine Frage:
„Welche budgetären und strukturellen Reformmaßnahmen zur Qualitätssicherung der österreichischen Medien schlagen Sie vor?“
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Sie wissen, dass wir eine Reihe von Instrumenten trotz Kritik aufrechterhalten haben, etwa zur Förderung des ORF, wie beispielsweise die Gebührenrefundierung in dieser Legislaturperiode in der Höhe von 160 Millionen €. Wir haben aber auch einen „Fernsehfonds Austria“ eingerichtet, also darüber hinaus Förderungsmittel bereitgestellt. Wir haben im Printmedienbereich zwar Kürzungen vorgenommen, aber bewusst diese Förderung für die Vielfalt der Medien belassen.
Nun stellt sich für uns die Frage: In welche Richtung muss eine Reform gehen? – Ich weiß, dass der zuständige Staatssekretär, der Medienstaatssekretär dazu sehr viele Gespräche führt, um zu erarbeiten, wie sich dieses Modell, zu dem wir uns bekennen, durchsetzen lässt, denn wir sagen, auch wenn überall gespart werden muss, so sind uns trotzdem der Erhalt der Vielfalt der österreichischen Medien und deren Qualitätssicherung ein besonderes Anliegen.
In diesem Zusammenhang gibt es eine Studie von Professor Haas und auch andere, die besagen, dass man viel stärker auf den Online-Bereich setzen sollte und noch viel stärker in die Journalistenausbildung, in Journalisten, Korrespondenten et cetera investieren sollte.
Ich halte das für einen richtigen Weg und eine richtige Diskussion und bekenne mich auch zu diesen Förderungen.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete Mag. Grünberger.
Abgeordnete Mag. Silvia Grünberger (ÖVP): Herr Bundeskanzler, Sie haben die Gebührenrefundierung beziehungsweise die staatliche Unterstützung für den ORF in Höhe von 160 Millionen € angesprochen. Zusätzlich bekommt der ORF jährlich vom Gebührenzahler in etwa 600 Millionen €. Trotzdem sind in der letzten Zeit Forderungen des ORF laut geworden, diese Gebührenrefundierung fortzusetzen, um Strukturen aufrechterhalten zu können.
Jetzt wissen wir aber, dass Strukturen des ORF teilweise noch immer aus der Zeit des Rundfunkmonopols stammen.
Wie stehen Sie dazu? Und sprechen Sie sich für eine Fortsetzung der Gebührenrefundierung aus?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Ich habe seinerzeit mit Josef Pröll für diese Legislaturperiode 160 Millionen € für die Refundierung der Gebühren vereinbart. Dazu muss man sagen, dass damals der ORF, um Strukturreformen durchführen zu können, dafür war – „Frontloading“ hat er das genannt –, am Anfang mehr zu bekommen. Jetzt zu sagen, es sei wenig, entspricht nicht dem eigenen Wunsch des ORF, nämlich am Anfang mehr zu bekommen.
Wir haben das nicht für die halbe Legislaturperiode, sondern für die ganze Legislaturperiode vereinbart, beschlossen und auch bezahlt. Ich gehe daher davon aus, dass in dieser Legislaturperiode keine neue Gebührenrefundierung ansteht.
In der nächsten Legislaturperiode ist das natürlich wieder zu beraten, aber unter Berücksichtigung der Frage: Wie verändert sich denn die Struktur des ORF? Wo kann gespart werden?
Man kann ja nicht deshalb, weil man über die medialen Möglichkeiten verfügt, glauben, man kann sich einer Strukturänderung verschließen. Daher bin ich dafür, dass wir in
der nächsten Periode das sehr ernsthaft wieder miteinander beraten und neu vereinbaren, aber unter der Auflage, ganz bestimmte Strukturänderungen durchzuführen.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Petzner.
Abgeordneter Stefan Petzner (BZÖ): Kurze Zusatzfrage zur Gebührenrefundierung. – Es fällt ja auf, dass die Verkündung, dass es zu keiner Verlängerung der Gebührenrefundierung kommt, genau einen Tag später erfolgt ist, nachdem der ORF den Wunsch der SPÖ-Parteizentrale und des Herrn Wahlkampfleiters Darabos abgelehnt hat, die Zweierkonfrontationen durch Bürgerforen zu ersetzen.
Können Sie ausschließen, Herr Bundeskanzler, dass Sie im Rahmen Ihrer Funktion beziehungsweise Ihr Staatssekretär darauf Einfluss nehmen und den ORF damit erpressen, dass Sie eine Verlängerung der Gebührenrefundierung davon abhängig machen, dass der ORF Ihre Wünsche im Zuge des Wahlkampfes – Stichwort: Fernsehkonfrontationen – erfüllt?
Und: Warum haben Sie offensichtlich Angst davor, sich zum Beispiel dem Klubobmann Bucher in einem Fernsehduell zu stellen? (Beifall beim BZÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Sehen wir es umgekehrt: Nehmen wir an, der ORF würde beschließen, morgen diese Zweierkonfrontation durch ein Bürgerforum zu ersetzen.
Es gibt trotzdem keine Gebührenrefundierung in dieser Legislaturperiode, denn die 160 Millionen € gab es schon, die sind auch ausgezahlt worden.
Doch ein guter Gegenbeweis, oder?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Brosz.
Abgeordneter Dieter Brosz, MSc (Grüne): Herr Bundeskanzler! Wir haben in Österreich eine Situation, wo die Presseförderung, was Printmedien betrifft, nicht besonders üppig ausgestaltet ist, würde ich einmal sagen. Sie erfolgt vor allem nach Kriterien, die wenig mit momentanen realen Begründungen zu tun haben, sondern da werden einfach gewachsene Strukturen abgebildet. Stichwort: „Neues Volksblatt“. Die ÖVP-Parteizeitung in Oberösterreich ist einer der größten Empfänger der Presseförderung.
Wenn man diese Reform ernst nimmt – und Sie haben gesagt, Sie stehen für eine Reform –, so muss man sich auch um die Finanzierung kümmern. Ich stelle Ihnen daher zur Finanzierung die konkrete Frage:
Halten Sie es für sinnvoll, die Presseförderung auszuweiten, und zwar auch von der Quantität her, also mehr Presseförderung nach nachvollziehbaren Kriterien zu gewähren und im Gegensatz dazu die Werbeausgaben der Ministerien auf Bundesebene zu reduzieren, denn das Geld, das da zusätzlich notwendig wäre, wird ja nicht so leicht zu beschaffen sein?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Das von uns beschlossene Transparenzgesetz, aber auch die Aufforderung, Werbeausgaben zu reduzieren, haben ja bereits zu einer Reduzierung geführt – unabhängig von der Förderung der Printmedien.
Ich bin dafür, dass man zuerst festlegt, was man fördern möchte, und sich dann anschaut, wie viel das ausmacht. Und wenn hier eine gemeinsame Reform auch im Printmedienbereich erarbeitet wird, wo man nicht in Polemik versinkt, sondern wo man sich tatsächlich mit qualitativen Kriterien – Qualitätsförderung, Journalistenausbildung,
Korrespondenten, Qualität im journalistischen Bereich – beschäftigt, dann hat das jedenfalls meine Zustimmung. Und den Betrag, der dann dafür notwendig ist, vertrete ich dann auch.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Noch eine Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Vilimsky.
Abgeordneter Harald Vilimsky (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Die Frage zielt ja nicht nur auf den Bereich der Presseförderung, also Gebührenerhöhung, Gebührenrefundierung und Verfünffachung der Presseförderung ab, sondern auch auf den Bereich der Qualitätssicherung.
Insbesondere interessiert mich vor dem Hintergrund des etwa heute aktuellen Fernsehprogrammes – ich darf nur kurz zitieren aus ORF eins: „Malcolm mittendrin“, als Wiederholung; dann folgt gleich noch einmal „Malcolm mittendrin“; dann kommen „The Middle“ und „Scrubs“ und „Two and a Half Men“; dann kommt eine zweimalige Wiederholung von „Dancing Stars“; dann folgen „Malcolm mittendrin“, „The Middle“ und „Scrubs“; und dann kommt „How I Met Your Mother“ in einer dreimal aufeinanderfolgenden Staffel, die da im öffentlich-rechtlichen Rundfunk dargeboten wird – die Antwort auf meine Frage zur Qualitätssicherung:
Wie sehen Ihre Maßnahmen der Qualitätssicherung öffentlich-rechtlicher Inhalte im öffentlich-rechtlichen zwangsfinanzierten ORF aus? Und was haben Sie da im Konkreten vor?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Wenn es nach mir geht, wird der Stiftungsrat verkleinert, damit er wie ein Aufsichtsrat sowohl über die strukturellen Veränderungen, über die finanziellen Veränderungen als auch darüber wachen kann, ob das, was von uns gemeinsam als Unabhängigkeit und als öffentlich-rechtliche Aufgabe vorgegeben wird, eingehalten wird.
Ich würde mich aber nicht einmischen in die Frage, wie viele Wiederholungen es wo geben darf und welche Wiederholungen es geben darf. Da erinnere ich mich schon an alte Waldbrunn- und Farkas-Witze. Also die Frage der Wiederholungen im ORF ist wirklich nicht neu.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Dr. Cap.
Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Nur zur Ergänzung für all jene, die im Medienbereich tätig sind und sich hier in der Fragestunde eingebracht haben: Studien haben ergeben, dass der ORF zu den erfolgreichsten öffentlich-rechtlichen Anstalten europaweit gezählt wird, sowohl im Fernseh- als auch im Radiobereich. (Zwischenrufe beim BZÖ.) Das sollte nicht vergessen werden, wenn hier so stille Interventionsversuche in Wortmeldungen seitens einzelner Abgeordneter von den Oppositionsparteien kommen. (Neuerliche Zwischenrufe beim BZÖ.)
Meine Frage ist aber eine andere, nämlich die: Es ist vom BKA der Auftrag zur Durchführung einer Studie an den renommierten Medienexperten Professor Haas ergangen. Er hat eine wissenschaftliche Studie zu dem Themenkomplex, den vor allem der Kollege Brosz angesprochen hat, erarbeitet.
Meine Frage dazu: Welche Schlussfolgerungen und Empfehlungen ergeben sich daraus, Herr Bundeskanzler?
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Werner Faymann: Der zuständige Staatssekretär hat diese Studie als eine Grundlage – es gibt sicher noch andere zu erarbeiten – verwendet, um die Frage
mit den Medienvertretern zu diskutieren, inwieweit das Setzen auf den Online-Bereich und andere Umstellungen, die passieren, in Richtung einer Innovation gefördert werden können, ich möchte fast sagen, in Richtung einer Forschungs-/Entwicklungsförderung, damit die Förderung nicht zu stark ins Gießkannen-Prinzip geht, sondern qualitative Schwerpunkte festgelegt werden.
Diese Diskussion ist im Gange, und ich bin überzeugt davon, dass sie am Beginn der neuen Legislaturperiode zu einem Abschluss geführt wird. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Vielen Dank, Herr Bundeskanzler.
Es sind alle Fragen zum Aufruf gelangt.
Ich erkläre damit die Fragestunde für beendet.
Meine Damen und Herren! Ich werde jetzt die Sitzung unterbrechen, da in letzter Minute eine Dringliche Anfrage und ein Fristsetzungsantrag hereingekommen sind und das Croquis noch nicht fertig ist. Es wäre wahrscheinlich hilfreich, diese Verlangen etwas früher abzugeben. Das für die Zukunft!
Die Sitzung ist unterbrochen, bis das Croquis fertiggestellt ist.
*****
(Die Sitzung wird um 10.53 Uhr unterbrochen und um 10.55 Uhr wieder aufgenommen.)
*****
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.
Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:
A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:
1. Anfragebeantwortungen: 14015/AB bis 14039/AB;
2. Regierungsvorlagen:
Bauproduktenotifizierungsgesetz 2013 – BPNG 2013 (2334 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das Kinderbetreuungsgeldgesetz geändert wird (2336 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem die Gewerbeordnung 1994 geändert wird (2337 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb 1984 geändert wird (UWG-Novelle 2013) (2338 d.B.),
Bundesrahmengesetz zur Einführung einer neuen Ausbildung für Pädagoginnen und Pädagogen (2348 d.B.),
Gesellschaftsrechts-Änderungsgesetz 2013 – GesRÄG 2013 (2356 d.B.),
Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungsgesetz – Justiz – VAJu (2357 d.B.),
Patent- und Markenrechts-Novelle 2014 (2358 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über Funkanlagen und Telekommunikationsendeinrichtungen geändert wird (2359 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das Bankeninterventions- und -restrukturierungsgesetz erlassen sowie das Bankwesengesetz und das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz geändert werden (2360 d.B.);
3. Anträge:
Zurückziehung: Zu 2293/A(E).
B. Zuweisungen:
Zuweisungen in dieser Sitzung:
a) zur Vorberatung:
Ausschuss für Arbeit und Soziales:
Bundesgesetz, mit dem das Pflegefondsgesetz geändert wird (2323 d.B.),
Bundesgesetz, mit dem das Land- und forstwirtschaftliche Berufsausbildungsgesetz und das Landarbeitsgesetz 1984 geändert werden (2324 d.B.);
Budgetausschuss:
Antrag 2299/A der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Finanz-Verfassungsgesetz 1948 geändert wird,
Antrag 2300/A der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Finanz-Verfassungsgesetz 1948 geändert wird;
Familienausschuss:
Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG über eine Änderung der Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG über die Einführung der halbtägig kostenlosen und verpflichtenden frühen Förderung in institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen (2335 d.B.);
Gesundheitsausschuss:
Antrag 2290/A(E) der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufwertung der Hausärztin/des Hausarztes;
Justizausschuss:
Schiedsrechts-Änderungsgesetz 2013 – SchiedsRÄG 2013 (2322 d.B.),
Antrag 2292/A(E) der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung eines Kinderschutzgesetzes;
Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft:
Antrag 2298/A(E) der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen betreffend EU-Holzverordnung (EU) Nr. 995/2010;
Umweltausschuss:
Antrag 2297/A der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Erfassung von Umgebungslärm und über die Planung von Lärmminderungsmaßnahmen (Bundes-Umgebungslärmschutzgesetz – Bundes-LärmG) geändert wird;
Unterrichtsausschuss:
Antrag 2295/A(E) der Abgeordneten Ursula Haubner und Kollegen betreffend standortbezogenes Sprachförderungskonzept;
Verfassungsausschuss:
Antrag 2291/A(E) der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nationalrats-Wahlordnung und Europawahlordnung – Barrierefreies Wählen,
Antrag 2294/A der Abgeordneten Dr. Peter Wittmann, Mag. Wolfgang Gerstl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Verwaltungsgerichtsbarkeits-Ausführungsgesetz 2013, das Verwaltungsgerichtsverfahrensgesetz, das Verwaltungsgerichtsbarkeits-Übergangsgesetz, das Verwaltungsgerichtshofgesetz 1985, das Verfassungsgerichtshofgesetz 1953, das Amtshaftungsgesetz und das Bundesministeriengesetz 1986 geändert werden,
Antrag 2303/A(E) der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Errichtung von Gemeindewachkörpern;
Verkehrsausschuss:
Antrag 2301/A(E) der Abgeordneten Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen betreffend die zukünftigen Belastungen der Bevölkerung von Angath – steigender Lärm und Abgase durch einen geplanten Autobahnparkplatz- und Raststättenausbau sowie durch den Bau einer offene Bahntrasse statt Untertunnelung,
Antrag 2302/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zulassung von Radar-Warngeräten;
Ausschuss für Wirtschaft und Industrie:
Emissionsschutzgesetz für Kesselanlagen – EG-K 2013 (2321 d.B.),
Antrag 2296/A(E) der Abgeordneten Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abgrenzung von künstlerischer Tätigkeit in der Gewerbeordnung;
b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):
Ausschuss für Forschung, Innovation und Technologie:
Österreichischer Forschungs- und Technologiebericht 2013, vorgelegt vom Bundesminister für Wissenschaft und Forschung und von der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie (III-420 d.B.);
Tourismusausschuss:
Bericht des Bundesministers für Wirtschaft, Familie und Jugend über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2012 (III-419 d.B.);
Ausschuss für Wirtschaft und Industrie:
Tätigkeitsbericht des Bundesvergabeamtes über den Zeitraum Jänner bis Dezember 2012, vorgelegt vom Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend (III-417 d.B.),
Tätigkeitsbericht der Bundeswettbewerbsbehörde für das Jahr 2012, vorgelegt vom Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend (III-418 d.B.).
*****
Ankündigung einer Dringlichen Anfrage
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Mag. Widmann, Kollegin und Kollegen haben das Verlangen gestellt, die vor Eingang in die Tagesordnung eingebrachte schriftliche Anfrage 14873/J der Abgeordneten Mag. Widmann, Kollegin und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Bankgeheimnis erhalten statt EUdSSR gestalten!“ dringlich zu behandeln.
Gemäß der Geschäftsordnung wird die Dringliche Anfrage um 15 Uhr behandelt werden.
Verlangen auf Durchführung einer
kurzen Debatte
über die Anfragebeantwortung 13547/AB
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Weiters teile ich mit, dass das gemäß § 92 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vorliegt, eine kurze Debatte über die Beantwortung 13547/AB der Anfrage 13716/J der Abgeordneten Mag. Musiol, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbesserung der Rahmenbedingungen für Europäische Bürgerinitiativen durch die Frau Bundesministerin für Inneres abzuhalten.
Da für die heutige Sitzung die dringliche Behandlung einer schriftlichen Anfrage verlangt wurde, wird die kurze Debatte im Anschluss daran stattfinden.
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich mit, dass Herr Abgeordneter Scheibner beantragt hat, dem Geschäftsordnungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 1623/A der Abgeordneten Mag. Stadler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Geschäftsordnungsgesetz 1975 geändert wird, eine Frist bis zum 11. Juni 2013 zu setzen.
Der gegenständliche Antrag wird gemäß der Geschäftsordnung nach Beendigung der Verhandlungen in dieser Sitzung zur Abstimmung gebracht werden.
Behandlung der Tagesordnung
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Es ist vorgeschlagen, die Debatte über die Punkte 2 bis 5 sowie 7 bis 9 der Tagesordnung jeweils zusammenzufassen.
Wird dagegen eine Einwendung erhoben? – Das ist nicht der Fall.
Wir gehen in die Tagesordnung ein.
Redezeitbeschränkung
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde ein Tagesblockzeit von 7,5 „Wiener Stunden“ vereinbart. Entsprechend der vorläufigen Neuverteilung der Redezeit innerhalb einer „Wiener Stunde“ ergeben sich für 7,5 „Wiener Stunden“ folgende Redezeiten: SPÖ und ÖVP 105, FPÖ 94, Grüne 83, BZÖ 71 sowie STRONACH 60 Minuten.
Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die soeben dargestellten Redezeiten.
Ich ersuche all jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag die Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.
Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2251 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2013 bis 2016 um die Obergrenzen für das Jahr 2017 ergänzt wird und die Obergrenzen für das Jahr 2013 wegfallen (Bundesfinanzrahmengesetz 2014 bis 2017) (2320 d.B.)
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zum 1. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Wir gehen in die Debatte ein.
Als Erster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Haider. – Bitte.
10.58
Abgeordneter Mag. Roman Haider (FPÖ): Frau Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuschauer auf der Galerie und vor den Fernsehschirmen zu Hause! Dieses Bundesfinanzrahmengesetz ist nichts anderes als die verantwortungslose Fortsetzung der gewaltigsten Abkassieraktion in der Geschichte dieses Landes! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Krainer.)
Trotz Rekordabgabenquote – ich betone: trotz Rekordabgabenquote! – schafft es diese Bundesregierung nicht, den Schuldenstand zu reduzieren oder gar die Ausgaben auch nur ansatzweise zu reduzieren.
Und noch schlimmer: Erstmals seit Einführung der Umsatzsteuer wird die Lohnsteuer die Umsatzsteuer überholen. Der Leiter des Budgetdienstes hier im Parlament, Dr. Berger, hat es in der Sitzung des Budgetausschusses ganz klar vorgerechnet: Die Einnahmen aus der Lohnsteuer werden nun durch die kalte Progression um 30 Prozent steigen, die Einnahmen aus der Umsatzsteuer um 17 Prozent. Und 2015, also bereits in zwei Jahren, wird die Lohnsteuer rund 27 Milliarden € ausmachen und die Umsatzsteuer 26,8 Milliarden. Und diese Schere wird sich dann bis in das Jahr 2017 von 30,4 Milliarden zu 28,7 Milliarden zugunsten der Lohnsteuer weiter aufmachen. (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)
Das ist das, was die Regierung mit diesem Bundesfinanzrahmen vorhat. Und dann plakatiert die SPÖ: Arbeit, von der man leben kann!, und spricht davon, den Faktor Arbeit zu entlasten. (Abg. Dr. Karlsböck: Ungeheuerlich!) Ja macht es doch!, möchte man der SPÖ zurufen. Macht es doch! Ihr seid seit 1971 mit sechs Jahren Unterbrechung in der Regierung, und ihr stellt den Bundeskanzler. Macht es doch! (Beifall bei der FPÖ.)
Aber ihr macht es nicht, ganz im Gegenteil: Die SPÖ tut nichts gegen die hohen Abgaben. Im Verein mit den grünen Handlangern schnalzen Sie in Wien die Gebühren und die Abgaben in die Höhe, dass sich die Menschen die Betriebskosten nicht mehr leisten können. Und dann plakatiert die SPÖ: Mieten, die man sich leisten kann!
Ja glauben Sie denn wirklich, dass Ihnen das noch irgendjemand in diesem Land glaubt? Glauben Sie wirklich, dass diese Verhöhnung der Menschen durchgehen wird? Sie werden am 29. September die richtige Antwort auf diese Verhöhnung der Menschen bekommen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Zanger: Wirklich wahr!)
Die ÖVP ist aber um gar nichts besser. Sie von der ÖVP sind immer und überall dabei, wenn es darum geht, die Steuerschrauben anzuziehen. Sie weigern sich standhaft, auch nur irgendeine Maßnahme zur Ausgabenreduktion anzudenken, geschweige denn auf die Förderbremse zu steigen. Österreich leistet sich 6,5 Prozent Förderquote. Der EU-Schnitt beträgt 3,5 Prozent, und in der Schweiz sind es gar nur 1,7 Prozent. Und da findet die ÖVP nichts, wo man sparen könnte!
Das haben Ihnen auch die Experten im Budgetausschuss gesagt, meine sehr geehrten Damen und Herren: Dieser Finanzrahmen wird nicht halten! Sie haben 1 Milliarde € aus der Finanztransaktionssteuer budgetiert, die gar nicht kommen wird, weil sich Großbritannien querlegt. Die Milliarde aus dem Steuerabkommen mit der Schweiz wird auch nicht so fließen, wie Sie sich das vorstellen – und schon gar nicht nach der gestrigen De-facto-Abschaffung des Bankgeheimnisses. Die Konjunkturprognose sinkt weiter. Die niedrigen Zinsen und die Inflation fressen die Ersparnisse auf.
Die Staatsschuldenquote beträgt jetzt zirka 73 Prozent. Sie wird aber noch weiter steigen, denn durch die neuen EU-Statistikregeln müssen ausgelagerte Schulden – ÖBB, ASFINAG, BIG und dergleichen – in Zukunft ins Budget eingerechnet werden. Dies wird die Schuldenquote auf über 77 Prozent steigern, wie Standard & Poor’s es ausgerechnet hat.
Das ist alles in diesem Finanzrahmen nicht eigerechnet, und da rede ich noch gar nicht von den 80 Milliarden € Haftungen für ESM, EFSF, EFSM und so weiter und so fort. (Abg. Krainer: Den EFSM kenne ich nicht! Ich glaube, er verwechselt was! Er meint den ESM!) Das Einzige, was Sie tun, ist zuzuschauen, wie durch die Zinspolitik der EZB die Vermögen der Sparer durch die niedrigen Realzinsen vernichtet werden, und andererseits tun Sie nichts – auch Sie nicht, Herr Kollege Krainer – gegen die kalte Progression und lassen die Steuerlast ungebremst steigen.
Sie stehen für Reallohnverlust, Enteignung der Sparer, kalte Progression, hohe Inflation und die höchste Abgabenquote aller Zeiten, gepaart mit den höchsten Schulden aller Zeiten. Das steht in diesem Finanzrahmengesetz! (Abg. Krainer: Von welchem Land reden Sie? Wir sind hier in Österreich!)
Habe ich etwas vergessen? – Ja, ich habe etwas vergessen: Das Ganze findet bei sinkender Gesundheitsvorsorge, Zweiklassenmedizin und immer niedrigeren Bildungsstandards statt. Das Gute daran ist, dass Sie seit Jahren nur noch reagieren und nicht regieren, denn sonst müssten wir wahrscheinlich sogar Essensmarken austeilen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Silhavy: Du warst auf Urlaub jetzt, gell? – Abg. Krainer: Die höchste Steuern- und Abgabenquote war unter einem blauen Finanzminister, mit 45 Prozent! – Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Es hat keinen blauen Finanzminister gegeben! – Abg. Krainer – in Richtung der Abgeordneten Dr. Belakowitsch-Jenewein –: Da hast du noch anders geredet, im 2er-Jahr!)
11.03
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Stummvoll. – Bitte.
11.03
Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Damen auf der Regierungsbank – heute gibt es eine Mehrheit der Damen, ein besonders schönes Bild, das die Regierungsbank hier bietet! Meine Damen und Herren! Wir diskutieren heute das Bundesfinanzrahmengesetz. Wenn wir das tun, dann diskutieren wir auch den Strategiebericht und die längerfristige Budgetprognose bis 2050, eine Langfristprognose, die aufgrund des neuen Bundeshaushaltsrechtes erstmals vorliegt. Wenn man sich diese drei Unterlagen anschaut – Bundeshaushaltsgesetz, langfristige Prognose und Strategiebericht –, so ist aus allen drei Unterlagen eine klare wirtschaftspolitische Strategie dieser Bundesregierung erkennbar, die auf drei Säulen beruht: erstens Budgetkonsolidierung, zweitens Strukturreformen und drittens Impulse für Wachstum und Beschäftigung. Meine Damen und Herren, das ist eine erfolgreiche Strategie! (Beifall bei der ÖVP.)
Budgetkonsolidierung hat Priorität: ein ganz klarer Budgetpfad! Das erste Ziel haben wir 2011 bereits erreicht, nämlich unter die 3 Prozent Defizitquote zu kommen. Das nächste Ziel ist 2017 ein strukturell ausgeglichener Staatshaushalt. Ein weiteres Ziel ist, 2020 unter die 60 Prozent Schuldenquote zu kommen.
Meine Damen und Herren, ich muss also sagen, das ist ein klarer, bisher sehr erfolgreicher strategischer Kurs dieser Bundesregierung. Wenn heute gescheite Leute in Brüssel und auch im Währungsfonds draufkommen, dass Sparen alleine nicht genügt, so muss ich sagen, dass wir das schon immer gewusst haben. Das hat auch die Regierung gemacht: Wir sind von Haus aus diese Dreifachstrategie gefahren, nämlich – ich sage es noch einmal – erstens Budgetkonsolidierung, zweitens Strukturreformen und drittens Impulse für Wachstum und Beschäftigung.
Lesen Sie bitte nach: Budgetbegleitgesetz 2011, Stabilitätsgesetze 1 und 2 aus dem Vorjahr – ein klarer Kurs! Wir waren da von Haus aus auf der Linie, dass Sparen notwendig ist, aber Sparen alleine eindeutig zu wenig ist. Manche kommen heute erst drauf. – Die Bundesregierung und die Mehrheit des Hohen Hauses hat das schon sehr frühzeitig erkannt.
Meine Damen und Herren, dieser klare Kurs der Bundesregierung, der über Jahre eingehalten worden ist, zeitigt natürlich auch Erfolge. (Abg. Mag. Kogler: Genau, bei den Banken!) Ich nenne drei Beispiele. Herr Kollege Kogler, verwischen Sie die Daten und Fakten nicht! Die Daten und Fakten stimmen. (Abg. Mag. Kogler: Ich habe ja nur etwas von den Banken gesagt!) Wir haben in Österreich heute – auch wenn es noch niedrig ist – ein Wirtschaftswachstum, das doppelt so hoch ist wie jenes der EU insgesamt. Wir haben eine Arbeitslosenrate, die nicht einmal halb so hoch ist wie jene in der Europäischen Union. Und wir haben das Vertrauen der Finanzmärkte wieder gewonnen, meine Damen und Herren! (Abg. Mag. Rossmann: Siehe Kommunalkredit!)
Ich weiß nicht, wer von Ihnen bei der Jubiläumsfeier der Bundesfinanzierungsagentur dabei war. Da hat die Geschäftsführerin, Frau Dr. Oberndorfer, sehr deutlich auf dieses Vertrauen hingewiesen. Wir haben erstmals eine öffentliche Anleihe mit einer Laufzeit von 50 Jahren begeben. Das signalisiert das Vertrauen der Finanzmärkte in diese Strategie der Bundesregierung, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Wer borgt einem Staat auf 50 Jahre Geld? – Für mich ist das der beste Beweis dafür, wie sehr mit dieser Politik das Vertrauen in die Zukunft wiedergewonnen wurde. Wir sehen das auch an den historisch niedrigsten Zinsen für die Staatsschulden. (Abg. Mag. Kogler: Genau!) – Herr Mag. Kogler, Sie werden das Gegenteil behaupten (Abg. Mag. Kogler: Gar nicht!), aber Sie sprechen gegen die Daten und Fakten! Ich spreche
nur aufgrund von Daten und Fakten, und die schauen so aus, wie ich es gerade gesagt habe.
Meine Damen und Herren, natürlich wissen wir, dass wir damit viele Probleme noch nicht gelöst haben. Ich bin auch ehrlich gestanden sehr froh darüber, dass erstmals diese langfristige Budgetprognose bis 2050 vorliegt, denn sie zeigt auf, was geschehen würde, wenn nichts geschieht. Die Latte für die nächste Legislaturperiode liegt schon sehr hoch, denn in der Prognose sind schon auch Zahlen enthalten, angesichts derer man sagen muss: Ui, da muss man sich schon sehr ins Zeug legen!
Ich nenne nur ein Beispiel: Es wird angeführt, welche budgetären Konsequenzen es aufgrund der sehr erfreulichen demografischen Entwicklung – wir alle freuen uns darüber, dass wir immer länger leben; die Lebenserwartung steigt alle zehn Jahre um ungefähr zwei Jahre – im Bereich Pension oder im Bereich Gesundheit gibt. Diese langfristige Prognose weist nach, dass von jetzt bis 2050 die demografiebezogenen Ausgaben von 31,2 Prozent des BIP auf 34,5 Prozent des BIP steigen werden. Das schaut in Prozenten relativ harmlos aus, beträgt nach heutigem Stand aber ungefähr 10 Milliarden €, und im Jahr 2050 ist es bestimmt ein Vielfaches davon.
Hier liegen also wirklich gewaltige Herausforderungen vor uns, und ich sage wieder einmal, was wir eh alle wissen: Wir werden nicht darum herumkommen, energischer in Richtung Anhebung des faktischen Pensionsalters zu gehen. Der Slogan darf dabei aber nicht lauten: Ihr müsst alle länger arbeiten!, sondern es muss heißen: Wir in der Politik werden alles dafür tun, damit ihr länger arbeiten könnt!
Das ist eine Herausforderung für die Gesundheitspolitik, die Qualifikationspolitik, die Arbeitsmarktpolitik und auch für die Lohnpolitik der Sozialpartner. Wenn heute ein 50-Jähriger gekündigt wird, weil sein Chef sagt, der 30-Jährige ist um 30 Prozent billiger, dann muss man eben in der Lohnpolitik die Lebenseinkommenskurve und die Lebensleistungskurve stärker angleichen. (Abg. Krainer: Dass die 30-Jährigen mehr verdienen, richtig! – Abg. Neubauer: Nicht reden, machen!) Das ist eine Herausforderung für die Politik, aber natürlich auch für die Sozialpartner. (Abg. Neubauer: Machen, nicht reden!)
In diesem Sinn, meine Damen und Herren: Wir liegen dank dieser Bundesregierung, dank dieser Strategie hervorragend, aber Herausforderungen für die nächste Legislaturperiode gibt es genügend. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)
11.09
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Kogler. – Bitte.
11.09
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Es wurde ja darauf hingewiesen, dass im Zuge der Debatte zu diesem Finanzrahmen auch die Ergebnisse des gestrigen EU-Gipfels mitberaten werden sollen. Sei’s denn! Ich werde mich jetzt einigen Punkten im Rahmen dieser Debatte zum Finanzrahmen 2014 bis 2017 zuwenden.
Zunächst zu dem von meinem Vorredner aufgegriffenen Thema der Reformbereitschaft, des Sparens und zu der Behauptung, dass Österreich eh super dastehe, denn sonst hätten wir ja auf den Märkten nicht so günstige Zinsen bekommen. – Ich würde dem gar nicht nur widersprechen wollen, weil Sie das angedeutet haben.
Es wird Sie nicht überraschen, dass für mich zweitens auch Folgendes wesentlich ist – und ich muss das hier ausführlich behandeln, weil der Raum dazu in diesem Haus ja regelmäßig beschnitten wird –: das Problem der Banken, mithin der Problembanken, und was das für den vierjährigen Finanzrahmen heißt.
Drittens möchte ich mich mit den erwähnten – mehr oder weniger – Vorhaben der Europäischen Union zur Steuerbetrugsbekämpfung auseinandersetzen.
Ein weiteres Thema – apropos bekämpfen und an den falschen Stellen kürzen – ist, dass von der Bundesregierung mit dieser Vorlage ausgerechnet der Rechnungshof massiv in seinen Ressourcen beschnitten werden soll.
Zum ersten Punkt: Im Finanzrahmen werden die Obergrenzen für die Staatsausgaben festgelegt. Deshalb sollte man einmal schauen, wo denn die große Bereitschaft zu Reformen zu finden ist und welche Fraktionen da wirklich etwas tun. Dann können wir uns kurz über die Zinsen unterhalten. Ich stelle fest, dass von dem, was in den „Österreich-Gesprächen“ begonnen wurde, an Inhalten relativ wenig übrig geblieben ist. Das ist eines der wenigen Dinge, bezüglich deren man Ihren Vorgänger loben muss, Frau Finanzministerin. Vizekanzler Pröll hat damals einiges mehr oder weniger erfolgreich auf den Weg gebracht. Jedenfalls hat ihm die ganze Geschichte den Kopf gekostet, weil er sich angeschickt hat, hinsichtlich der Schulverwaltung oder auch in Sachen Gesundheitsreform einmal etwas anderes anzudenken. Das alles ist ja auch unter der passiven Mithilfe der SPÖ letztendlich sehr intensiv zu Grabe getragen worden, weil einfach die Courage für wirkliche Reformen fehlt.
Welche Bereiche sind das? – Wie gesagt, die Schulverwaltung. Das, was jetzt als Schulverwaltungsreform ankommt, ist ja eine Micky-Maus-Veranstaltung im Vergleich zu dem, was notwendig wäre. Weg mit dem System der Bezirksschulverwaltungen und der Landesschulverwaltungen in dieser Form! Wir brauchen Landesbildungsdirektionen, die an sich wesentlich autonomere Schulen koordinieren und allenfalls da oder dort, wo es notwendig ist, dirigieren, und zwar in unmittelbarer Verantwortung zum Ministerium. Aber das wollen Sie nicht! Sie wollen den Kompetenzdschungel lassen, wie er ist. Es soll weitergewurschtelt werden wie bisher.
Nicht, dass alles schlecht wäre in diesem Land, aber es könnte noch viel besser sein, wenn es mehr praktische Beispiele von Verwaltungsreformen gäbe. Sonst rennen immer alle herum und apostrophieren irgendwelche 10 oder 15 Milliarden € vom Rechnungshof. Die Rechnungshof-Leute sind durchaus politisch Befreundete, wenn ich das so sagen darf, aber alles muss man auch nicht so wiedergeben oder glauben, denn das sind Globalzahlen. Aber immer dann, wenn es konkrete Punkte gibt, lässt die Regierung aus. (Beifall bei den Grünen.)
Das bezieht sich nicht nur auf die Schulreform, wo mit mehr Bemühen und mehr Effizienz ein besseres Ergebnis für die Schülerinnen und Schüler zu erreichen wäre, auf die es ja wohl um Gottes willen letztendlich ankommt! Es wäre mit weniger Geld mehr zu erreichen! Wer steht da dagegen? – Meistens die ÖVP! Da geht es noch gar nicht einmal um Themen wie gemeinsame Schule oder etwa Ganztagsschule. Das sind noch ganz andere Fragen. Da stehen Sie sowieso ideologisch quer im Stall, das ist nichts Neues. Sie bewegen sich da im 19. Jahrhundert, aber das ist ein anderes Thema. Sie könnten aber wenigstens die Verwaltungsfrage angehen, wo es um zig Millionen geht. Da wird herumgedoktert und mit Sandkörnchen herumgetan, und dann wollen Sie uns das als große Reformbereitschaft verkaufen – jetzt ist Herr Kollege Stummvoll nicht da –, als es um die Frage der Schuldenbremse und um die Zinsen gegangen ist. Das hängt ja alles zusammen.
Das nächste Thema ist die Reform der Gesundheitsverwaltung. Es ist doch so, dass in diesem Land die Ärztekammer mitmischt und Gesundheitspolitik macht. Daran hat sich fast nichts geändert. Es spielen immer noch die Spitalserhalter beziehungsweise die Interessen relativ renitenter Länder eine Rolle, und die Gebietskrankenkassen dominieren. In der Gesundheitspolitik regieren alle, nur nicht der Gesundheitsminister. Sie haben das schon einmal gehört, und Sie werden es noch öfter hören, wenn Sie
diesen Missstand nicht abstellen. Und da sagen Sie, Sie seien die Reformer, die sparen wollen. Ganz im Gegenteil, es ist meistens so: Sie von der SPÖ schlafen, und Sie von der ÖVP wenden Ihre Energie in Wirklichkeit dafür auf, die Reformen zu blockieren, obwohl Sie das als angebliche Wirtschaftspartei anders verkaufen wollen. Da gackern ja mittlerweile schon die Hühner, wenn man sich anschaut, was Sie bei der Bankenpleite aufgeführt haben! (Beifall bei den Grünen. – Bundesministerin Dr. Fekter: Keine Ahnung!)
Deshalb werden wir das weiterhin dechiffrieren. Frau Bundesministerin, Sie können schon sagen, dass wir keine Ahnung haben, im Wettbewerb der Ahnungslosen haben Sie jedoch mittlerweile Ihr Ranking und Ihre Quote verbessert. – Das darf wahrscheinlich nicht nur ich konstatieren. Das soll Sie nicht daran hindern, Zwischenrufe zu machen, wir sind ja schließlich im Parlament.
Aber wenn wir hier schon Parlamentarismus betreiben wollen, dann noch einmal an den Kollegen Stummvoll: Die niedrigen Zinsen jetzt sind ja eh super. Das wird im Übrigen am Nachmittag ein Thema sein. Vielleicht profitieren ja Österreich, Deutschland und Holland enorm davon, dass gegen andere Länder anspekuliert worden ist. Für Österreich gibt es natürlich einen Zusatzeffekt mit besonders niedrigen Zinsen für unsere Staatsanleihen. Sei’s drum, das ist eine andere Frage.
Vor eineinhalb Jahren ist ja die Debatte um die sogenannte Schuldenbremse losgegangen – das hängt ja eng mit dem Finanzrahmen zusammen –, dass man unbedingt eine bestimmte Schuldenquote und einen bestimmten Defizitpfad in die Verfassung hineinschreiben müsse. Das, so hat es geheißen, sei die Lösung und die Rettung. Komme das hingegen nicht, wurde der Opposition – da ist es ja um eine Verfassungsmehrheit hier im Haus gegangen – und Ihnen von der SPÖ auch gleich gedroht, wir seien schuld, wenn die Zinsen explodieren und ins Unermessliche wachsen. Griechenland ante portas, wenn die Opposition einer Schuldenbremse nicht zustimmt.
Warum haben wir der Schuldenbremse im Verfassungsrang nicht zugestimmt? – Weil es unklug ist, einfach nur eine Linie festzuschreiben, ohne die dahinterstehenden Maßnahmen zu explizieren. Da sind wir ja genau bei dem vorher schon angesprochenen Punkt: Sie sparen oft dort, wo Sparen nichts verloren hat, kürzen an der falschen Stelle, und dort, wo es geht – ich habe es Ihnen gerade gesagt –, wo wirklich Milliarden zu holen wären, da tun Sie nichts, weil Sie Ihre Klientel auch in der Verwaltung weiter schützen. Und dann wird dort gespart, wo sich die Leute nicht wehren können. Das ist die Konsequenz dieser eher unschlauen Schuldenbremse. Wir sind hingegen für einen wesentlich flexibleren und schlaueren Pfad.
Die gleichen Redner, die damals hier am Rednerpult herumgefuchtelt und gedroht haben, wie die Zinsen explodieren werden, stellen jetzt fest, wie super Österreich dasteht, weil die Zinsen so niedrig sind. Das ist ja ohnehin nicht nur das Verdienst dieser Bundesregierung – das habe ich ja vorhin schon gesagt –, aber diese Doppelmoral darf nicht unwidersprochen bleiben.
Nun zur besonderen Wirtschaftskompetenz dieser Bundesregierung: Wir können noch lange darüber reden, was in Kärnten bei der Hypo Alpe-Adria alles passiert ist. Es wäre auch notwendig, das noch weiter zu untersuchen. (Abg. Dr. Strutz: Ja, stimmt!) Aber das ist jetzt fünf Jahre her, und dazwischen liegt der Verkaufsprozess an die Bayern und dann die Notverstaatlichung. Und es ist bis heute nicht klar, warum die Republik sich in derart dämlichen Verträgen – ich kann es nicht anders sagen, aufpassen auf der Regierungsbank! – darauf eingelassen hat, sich diese Bank mit all den Problemen, die ja fast schon für einen Laien erkennbar waren, umhängen zu lassen – mit lauter Bestimmungen, die uns jetzt noch auf den Kopf fallen.
Wer hat denn gesagt, dass die Bayern das riskiert hätten, die Bank wirklich in Konkurs gehen zu lassen? Die haben doch auch einen Ruf zu verlieren! Womit war die Republik erpressbar? Herr Kollege Schieder, Sie waren ja dabei, auch wenn Sie jetzt so tun, als ob Sie da nie dabei gewesen wären. Wo waren Sie? Was haben Sie anlässlich dieser Vertragsverhandlungen gemacht? Dazu müssen Sie sich irgendwann einmal rechtfertigen! Sie können sich nicht hier herstellen und ein riesengroßes Bankenpaket beschließen lassen, ohne sich einmal hier in diesem Hohen Haus zu rechtfertigen! Sie tun das ja noch dazu in Tateinheit mit den Bankdirektoren, die jetzt im Übrigen ein Fall für Ihre neue SOKO sind. SOKO Offshore-Leaks: Da können Sie gleich einmal bei den Bankdirektoren anfangen, die Sie damals noch im Fernsehen auftreten haben lassen und die gesagt haben, dieses Bankenpaket werde ein Geschäft für die Republik. (Abg. Dr. Lichtenecker: Unglaublich!)
Ihr Vorgänger, der Vizekanzler und Finanzminister, hat dabei noch assistiert und wurde fast wieder so vorgeführt wie weiland von seinem Onkel, jetzt aber von den Bankdirektoren. Das werde alles ein Geschäft, hat es geheißen. Und dafür wollen Sie sich in diesem Haus nicht rechtfertigen?! – Das kann so nicht bleiben! (Beifall bei den Grünen.)
Mittlerweile geht es um 10 Milliarden €; das ist die untere Latte. Das ist fünf Mal die Eurofighter-Flotte! Damals hat jeder verstanden, warum das fast ein Jahr lang in einem Untersuchungsausschuss verhandelt werden muss. Und jetzt nicht? – Fünf Mal die Eurofighter-Flotte! Eine Million Sparbücher à 10 000 €. Sie haben die Leute damals für blöd verkauft, Frau Ministerin, als es darum ging, die Steuerbetrugsbekämpfung mit dem Hinweis auf die österreichischen Oma-Sparbücher zu verzögern. Sie haben die Oma-Sparbücher so oft erwähnt, dass man sich gefragt hat, ob wir überhaupt so viele Omas haben. Aber eines ist sicher: Auf einem Oma-Sparbuch liegen vermutlich durchschnittlich keine 10 000 €. Aber was Sie mit Ihrer Politik, mit diesem 10-Milliarden-Loch – eine Million mal 10 000 € – veranstaltet haben, das ist die Verbrennung von einer Million Oma-Sparbüchern. Und dann wollen Sie herumrennen und sagen, Sie haben da etwas gerettet?! Ja was haben Sie denn da gerettet? – Sie rechtfertigen sich nicht einmal! Im Rechnungshofausschuss – deshalb komme ich immer wieder darauf zurück –, wo die kritischen Berichte vorliegen, in denen der Rechnungshof hinweist auf das, was wir hier sagen, wird dann verhindert, dass wir das dort diskutieren können. Ich weiß schon, Sie sind bereit zu kommen; es wird Ihnen auch nichts anderes übrig bleiben. Aber Ihr Vorgänger, der das hauptsächlich zu verantworten hat – ich sage ja gar nicht, dass das nur Sie sind; zu Ihrer Rolle kommen wir noch –, der soll dem Ausschuss gar nicht Rede und Antwort stehen! Das ist nach wie vor das Verständnis von Parlamentarismus in Österreich! Und deshalb sind die Themen Korruptionsbekämpfung, Transparenz, neue, weiße Strategien für dieses Land, Neustart so wichtig. Die sind nicht weg.
Ich hätte geglaubt, mit dem U-Ausschuss zur Telekom wäre sehr viel bereinigt worden. Aber man wird immer wieder eines Schlechteren belehrt. Immer wieder zeigt Schwarz-Blau oder Schwarz-Rot in diesem Fall, wie die große Tuchent noch über alles drübergelegt werden soll. Eine Tuchent- und Vertuscherkoalition, keine Reformkraft mehr, aber die Opposition belehren wollen! Und deshalb muss es zu dieser Aufklärung kommen, allein schon, um prophylaktische Wirkung für die Zukunft zu erzeugen. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Mag. Widmann und Petzner.)
Und zum Finanzrahmen: Wo haben Sie denn das Geld für diese drohenden Lücken vorgesehen? – Nirgends! 133 Millionen pro Jahr haben Sie eingestellt. Das reicht doch nie! Das ist alles, was Sie hier machen. Und wir haben uns damals gerühmt dafür, was das neue Bundeshaushaltsrecht für eine tolle Reform ist, einmalig in Europa. Das ist
doch alles zum Wegschmeißen, wenn Sie hier nicht einmal die primitivsten Grundsätze einer transparenten, einer ehrlichen Budgetplanung einhalten!
Es gibt fast keinen Grundsatz – Sie haben es im Ausschuss auch nicht beantwortet –, den Sie mit dieser Budgetplanung nicht verletzt haben. Sagen Sie dem Haus jetzt, ob Sie – bei dem, was droht – besten Gewissens nur 133 Millionen € einstellen können! Erklären Sie das im Übrigen einmal der Union! Da machen Sie ja noch den letzten Porzellanladen kaputt, der noch übrig geblieben ist. (Heiterkeit der Abgeordneten Petzner und Bucher.) Den steuern Sie auch noch an. Auch der wird mit Ihrer diplomatischen Kunst zertrümmert. (Abg. Bucher: Total!)
Erklären Sie der Europäischen Union, warum Sie nur 133 Millionen pro Jahr eingestellt haben! – Uns können Sie das nicht mehr erklären. Das erwarten wir auch gar nicht mehr. Sie wären auch in dieser Sache gestern besser als heute oder morgen zurückgetreten. Das ist untragbar, was hier aufgeführt wird. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Petzner und Mag. Widmann.)
Die Geschichte hat ja eine Fortsetzung: Es ist doch so, dass man immer noch etwas verbessern könnte, wenn man wollte. Aber nachdem das alles passiert ist, inklusive dieser sehr seltsamen Notverstaatlichung, ist jahrelang nichts passiert! Die Deutschen haben ihre Situation längst bereinigt. Alles war mit Brüssel auf den Tisch gelegt – gut oder schlecht, aber ehrlich. Glauben Sie, die lassen sich von solchen Ländern, die sich so aufführen wie wir hier – ich kann das nicht anders sagen –, ewig auf der Nase herumtanzen? Genauso wie bei der Steuerbetrugsbekämpfung, wo endlich ein bisschen eine bessere Linie eingeschlagen wird. Das ist jetzt der Preis, den wir dann auch dafür zu zahlen haben. Und schön langsam verstehe ich die Kommission immer besser, denn die wollen sich nicht dauernd beschwindelt und ausgetrickst, auf die lange Bank geschoben und verzögert wissen. Das ist doch klar. So kann man doch mit der Union nicht umgehen! Was glauben Sie denn eigentlich?!
Und jetzt ist die Sache so, dass wir alles zusammen in dieser Kette, den Schaden, so gut wie maximiert haben. Die letzten Fragen, die bleiben, sind: Was kann diese Task Force, die an Ihnen vorbei – Gott sei Dank – installiert wurde, noch retten? Diese Frage bleibt offen. Die ist auch in der Früh in der Fragestunde nicht beantwortet worden. Und deshalb stelle ich sie hier: Was hat das alles für Auswirkungen auf das heurige Budget und vor allem auf den Finanzrahmen 2014 bis 2017?
Bitte beantworten Sie das, denn ein Verdacht ist fast nicht mehr wegzukriegen: Sie machen das Ganze, um alles hinter den Wahltermin zu bringen. Alle sagen es – die verantwortlichen Manager in den Banken, die schon längst eine Bad Bank vorgeschlagen hätten. Das ist keine gute, lustige Sache, könnte man sagen. Eh nicht, aber es wäre wenigstens schadensminimierend. Wo ist denn das Gesetz hier im Haus, das sicherstellt, dass wir das so abwickeln können, dass wenigstens nicht 15 Milliarden, sondern nur wenige Milliarden verloren gehen? – Es fehlt, weil Sie sich über den Wahltermin schwindeln wollten! Aber das geht jetzt nicht, weil sich die Kommission das nicht mehr gefallen lässt! Und nehmen Sie dazu endlich hier im Haus Stellung! Sie haben uns das Bankenpaket abverlangt – jetzt sind Sie dran, zu erklären, was Sie damit aufgeführt haben! Hier ist der Souverän oder zumindest der Vertreter davon! (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Petzner.)
Wir werden uns das nicht mehr gefallen lassen, dass hier eine Regierung in dieser abgehobenen Art dem eigenen Souverän gegenüber so auftritt und in Brüssel auf allen anderen herumtrampelt – als ob man glauben könnte, dass die sich das dort gefallen lassen werden. Unfassbar, dieses Fiasko! Unfassbar!
Ähnlich bei der Steuerbetrugsbekämpfung – ich wollte Ihnen das nicht ersparen –: Jetzt richten Sie eine SOKO ein. Na super! Jahrelang war Österreich dabei, die Steuer-
betrüger – jene Österreichs jetzt, nicht die ausländischen – zu schützen. Steuerdaten-CDs sind lange von Österreich – in dem Fall wieder von Ihrem Vorgänger – nicht angenommen worden. Alle haben schon recherchiert bei der Schweiz-Liechtenstein-Affäre, unsere aber haben ein halbes Jahr lang die Datenannahme so gut wie verweigert.
Jetzt wollen Sie eine SOKO einsetzen. Sie machen ein Schweiz-Liechtenstein-Abkommen, wo die Anonymität der Steuerbetrüger weiter geschützt wird, aber hier machen Sie eine SOKO. Na super! Die beste SOKO wäre, diese Abkommen zu kündigen, es so zu machen wie die Bundesrepublik Deutschland und dann scharf vorzugehen auf der Basis, dass Sie die Leute wirklich erwischen können. Was soll denn die SOKO in der Schweiz und in Liechtenstein machen? Da stößt sie dann auf eine Vereinbarung, die Sie getroffen haben, damit sie dort nicht hineinschauen darf. – Na super!
Für diese Wahlkampfgags ist es zu spät, Frau Bundesministerin! Und wir werden Sie auch immer wieder darauf aufmerksam machen, auch wenn die Hoffnung schwindet, dass das bei Ihnen noch etwas hilft, aber die anderen sollen es wenigstens hören, denn diese Pannenserie darf sich einfach nicht mehr wiederholen.
Und dann können Sie vielleicht gleich bei Ihrem Kabinett beginnen. Da sitzen doch regelmäßig die Leute von Raiffeisen in Ihrem Vorzimmer herum. Jetzt schauen wir einmal, was die SOKO beim Herrn Stepic machen wird. Für drei Wohnungen hat er zwei Briefkastenfirmen irgendwo auf der Welt. Alles steuerlegal selbstverständlich. – Na super! Ich bin gespannt, was diese SOKO jetzt zustande bringen wird. Und es wird sich weisen, ob endlich davon abgegangen wird, dass in diesem Land in Wahrheit die Banken die Regierung regieren und nicht die Regierung die Banken. Ich kann es Ihnen nicht ersparen, aber es hat sich immer wieder so herausgestellt. Und deshalb ist diese Banken- und Betrugsfrage so relevant, auch für diesen Finanzrahmen. Das ist das, wovor Sie sich dauernd drücken, wo Sie irgendwelche weiteren Schmähs in Fortsetzung Ihrer Vorgänger erzählen und dazu im Wesentlichen sehr wenig bis gar nichts unternehmen.
Ja, das ist der Befund. Und deshalb werden wir das alles in die Wahlauseinandersetzung hineinbringen und danach trachten, dass es, so das gelingt, in den Verhandlungen eine entsprechende Rolle spielt.
Ein Letztes: der Rechnungshof. Ja, der Rechnungshof, der Ihnen da die Leviten gelesen hat bei der Bankenpleite, den kürzen Sie! Das ist überhaupt schlechter als überall anders in Europa oder in der zivilisierten Welt. Nicht, dass Sie so viel sind, dass Sie vielleicht die Abgeordneten hier das Geschäft machen lassen, sondern die Bundesregierung drischt einen Entwurf hier herein, in dem der Rechnungshof massiv gekürzt wird – jener Rechnungshof, der seit 2004 wesentlich weniger Erhöhungen als alle anderen obersten Organe gehabt hat. Er hat immer schon gespart, aber er soll jetzt strafsanktioniert werden.
Das Ergebnis in dem Haus ist – und wieder schweigen Sie von der SPÖ –, dass die Rechnungshofagenden nicht mehr so ausgeführt werden können wie vorher. Das ist eine Strafexpedition. Aber das Allerschlimmste ist die Methode: Durch eine Regierung, die zu kontrollieren ist, eine Finanzministerin, die zu kontrollieren ist – das passiert auch, deshalb haben wir ja auch die Fakten; Herr Stummvoll, Fakten, aber gegen die Regierung, nicht für die Regierung –, wird jene Institution, die diese Fakten liefert, jetzt strafexekutiert. Das ist der Vorgang! Und Sie machen sich nicht einmal die Mühe, das durch das Parlament selbst erledigen zu lassen. Nein, die zu Kontrollierenden geben – finanziell – vor, was die Kontrolleure noch tun dürfen! – Das ist das Letzte! Und dagegen werden wir uns auch weiter wehren. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)
Das zeigt nur Ihre Methode, und das zeigt nur, was von all dem, was von Ihnen zur Transparenz gesagt worden ist, zu halten ist, denn: Was hat denn das mit Transparenz zu tun, den Rechnungshof zu kürzen? Was hat denn das mit Korruptionsbekämpfung zu tun, den Rechnungshof zu kürzen? Ja sind Sie noch bei Trost?!
Deshalb werden wir auch diese Kampagne weiter fahren, wie man so schön sagt. Und ich sage das im besten Sinn des Begriffs, denn die Bevölkerung ist hier in großer Mehrheit auf der Seite der Ehrlichen – diejenigen, die einen Neustart wollen, diejenigen, die Transparenz wollen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass wir diese Auseinandersetzung in dieser Heftigkeit noch einmal führen müssen. Wir müssen sie aber führen. Wir tun das auch, denn das ist die Aufgabe von aufrichtigen Abgeordneten in diesem Haus. Und Sie sollten sich wirklich überlegen, wie lange Sie in Ihrem Amt noch tragbar sind. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)
11.28
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Krainer. – Bitte.
11.29
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Wenn man sich den Bundesfinanzrahmen anschaut, dann sieht man ja, dass für die Jahre 2014, 2015 und 2016 keinerlei Änderung stattfindet, sondern nur das Jahr 2017 dazukommt. In Wirklichkeit geschieht Folgendes: Der im internationalen Vergleich durchaus sehr erfolgreiche Weg Österreichs, was die Aufarbeitung der Krise und die Konsolidierung betrifft, wird mit diesem Bundesfinanzrahmen fortgesetzt.
Wir haben die Politik, die wir am Anfang mit den drei Säulen – nämlich zu sparen, aber gerecht, eine aktive Arbeitsmarktpolitik zu fahren und in die Zukunft zu investieren – eingeschlagen haben, von Anfang an eingehalten und nicht verlassen, und es ist auch gut, dass wir diesen Weg weitergehen.
Sparen ja, aber gerecht!, das hat bedeutet, nicht das zu tun, was leider sehr viele Länder in der Europäischen Union gemacht haben, nämlich nur beim Sozialstaat, bei den Leistungen zu sparen, bei Pensionen zu sparen, bei Gehältern zu sparen, sondern auch Einnahmen zu lukrieren, auch darauf zu achten, dass diejenigen, die in der Vergangenheit keinen gerechten Beitrag zur Finanzierung des Gemeinwesens geleistet haben, einen solchen leisten. Und das ist natürlich vor allem im Bereich der Vermögens- und vermögensbezogenen Steuern geschehen.
Diese Bundesregierung hat eben auch geschaut, dass die Reichen, dass die Superreichen und jene, die in der Vergangenheit keinen ausreichenden Beitrag geleistet haben, nun einen solchen leisten, damit wir auch die Steuern und Abgaben auf Arbeit senken konnten, nämlich bei der großen Steuerreform 2009. Dass wir diesen Weg auch in Zukunft gehen wollen, das unterstützen wir, und das ist sicher ein richtiger Weg. – Das belegen auch alle Zahlen. (Beifall bei der SPÖ.)
Die zweite Säule, nämlich Arbeit, Arbeit, Arbeit – Arbeit schaffen, schauen, dass der Arbeitsmarkt in Ordnung ist –, erkennt man daran, dass wir, anders als das unter Schwarz-Blau der Fall war, wo wir bei einem Wirtschaftswachstum von über 3 Prozent über 5 Prozent Arbeitslose hatten, jetzt nach der Krise bei einem Wirtschaftswachstum von unter 1 Prozent „nur“ – unter Anführungszeichen – 4,6, 4,7, 4,8 Prozent Arbeitslosigkeit haben.
Das heißt, wir haben jetzt, nach der Krise, eine geringere Arbeitslosigkeit als zur Zeit der Hochkonjunktur, als zum Beispiel die Blauen in der Regierung waren. Auch ein Erfolg dieser Bundesregierung: höchste Beschäftigungsquote, die meisten Arbeitsplätze, geringste Jugendarbeitslosigkeit und geringste allgemeine Arbeitslosigkeit in Österreich. Das ist ein Erfolg, und dieser Erfolg wird fortgeführt. (Abg. Neubauer:
Höchste Arbeitslosigkeit nach 1945! Super Erfolg! Gratuliere! Jawohl!) Man sieht auch im Bundesfinanzrahmen, dass dieser Weg richtig weitergegangen wird. (Beifall bei der SPÖ.)
Der dritte Bereich: Investitionen, nämlich auch in die Zukunft – in die Bildung, in thermische Sanierung, in Forschung, Entwicklung et cetera. Wir werden da auch noch nicht aufhören können, wir werden nach wie vor darüber nachdenken müssen, wie wir weiter bei Kindergärten, wie wir bei der Ganztagsbetreuung, wie wir beim Wohnbau, beim Neubau im Wohnungsbereich etwas machen können, wie wir in die Pflege und so weiter investieren müssen – auch um Arbeitsplätze zu schaffen, auch um die Beschäftigung auszuweiten. Da ist einiges zu tun.
Man kann auch einiges kritisch sehen. Es sind diesbezüglich ja einige Worte gefallen, und auch ich stehe nicht an, zwei Punkte zu nennen. Das eine ist: Ja, es geht noch ein Risiko von den Banken aus, vor allem von der HYPO, aber nicht nur. Das wussten wir damals, und ich habe hier damals auch gesagt, dass das ein Risiko ist und dass das Geld kosten wird. Es hat nie irgendjemand von der SPÖ von diesem Rednerpult aus von einem „Geschäft“ geredet, wenn es um Bankenrettung gegangen ist, sondern immer davon, dass das eine notwendige Aufgabe ist, wobei wir hoffen, dass es möglichst billig wird. Aber es hat nie jemand von uns von einem Geschäft gesprochen. Und das Risiko der Banken ist nach wie vor da.
Das Zweite ist der Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Sie wissen, vor einem halben Jahr haben hier fünf Parteien gemeinsam beschlossen, wir wollen bei den Hungernden, bei den Ärmsten dieser Welt nicht sparen, sondern wir wollen dort auch Erhöhungen drinnen haben, wir wollen als Österreich aktiver werden. Das haben hier fünf Parteien beschlossen. Wir von der SPÖ wollten das auch ganz klar durch Zahlen beim Bundesfinanzrahmen dokumentieren. Wir haben dazu teilweise sehr gute Gespräche mit dem Koalitionspartner geführt, aber keine, die zu einem Ergebnis geführt haben.
Ich wollte nur ausdrücklich sagen, dass wir von der SPÖ nach wie vor zu diesem Fünf-Parteien-Beschluss stehen, dass wir nicht wegschauen, wenn es Hungernde gibt, dass wir nach wie vor dazu stehen, dass es bei dem Beitrag, den Österreich für die Ärmsten der Armen dieser Welt leistet, Erhöhungen geben muss. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
11.33
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Widmann. – Bitte.
11.33
Abgeordneter Mag. Rainer Widmann (BZÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Es ist ja jedes Jahr das Gleiche, wenn man über das Budget diskutiert, in diesem Fall über den Budgetrahmen, der an sich ja gut wäre: Man muss den Rahmen ausfüllen, ausmalen mit konkreten Reformen! Was aber höre ich hier? Sie setzen drei Maßnahmen, Kollege Krainer, und eine, haben Sie gesagt, sind Steuern. Sie sind die „Steuerpartei Österreichs“ – SPÖ. Sie sind drauf und dran, wieder – wie immer – Steuern zu erhöhen! (Beifall beim BZÖ.)
Sie haben dabei einen hervorragenden Verbündeten in Gestalt der Frau Finanzminister und der ÖVP. Ich erinnere nur an den Massensteuervorschlag des Kollegen Drexler, des Klubobmanns der ÖVP in der Steiermark, der die Mehrwertsteuer von 20 Prozent auf 21 Prozent erhöhen will. Kollege Stummvoll, wissen Sie, was das bedeutet? – Dass das tägliche Leben für alle Menschen – für die Arbeiter, für die Angestellten, für die Beamten, für die Unternehmer, für alle – nochmals teurer wird. (Abg. Dr. Stummvoll:
... Meinungsfreiheit! – Ironische Heiterkeit des Abg. Bucher.) Die Steuererhöhungspartei sind Sie, nicht die Steuersenkungspartei, wie das die Frau Minister, die hinter mir sitzt, dauernd glaubhaft machen will. Da werden auch die Inserate in diese Richtung, die Sie vorantreiben werden, nichts nützen, weil die Wahrheit eine andere ist.
Ich kann das schon nicht mehr hören, Kollege Stummvoll: ein klarer Kurs. – Der klare Kurs, den Sie hier im Strategiebericht fahren, führt ins finanzpolitische Nirwana. (Abg. Dr. Stummvoll: Das haben Sie ... auch schon gesagt!) Sie haben keine konkreten großen Reformen vor. Ich habe Ihren Kollegen, den Kollegen Schieder, gefragt: Ja was sind denn die großen Reformen, die auch der Rechnungshof einfordert, den Sie jetzt beschränken wollen? – Das war auch der Grund, warum ich aus dem Budgetausschuss ausgezogen bin: weil Sie dem Rechnungshofpräsidenten sogar das Rederecht verwehrt haben! (Abg. Jakob Auer: ... einschlägige Beschlüsse!) Und dann sind die FPÖ und die Grünen Gott sei Dank mitgegangen. Das Rederecht haben Sie demjenigen verwehrt, der Sie kontrolliert! Das Kontrollinstrument des Parlaments wollen Sie beschneiden! Alle wollen Sie mundtot machen!
Dann frage ich den Kollegen Schieder: Wo sind die Reformen? – Und er zählt ein paar Reförmchen auf, die die Bezeichnung „Reform“ gar nicht verdienen – im Gegenteil, da waren sogar einige Belastungen mit dabei. Ich denke jetzt nur an die Abschaffung beziehungsweise Kürzung der Familienbeihilfe, die Belastungen der Pendler, die Anhebung der Steuern auf Benzin. Das sind Ihre Reformen – die aber nicht zur Entlastung des Mittelstandes führen. So schaut’s aus, Kollege Stummvoll, in diesem Lande! (Beifall beim BZÖ.)
Das wäre Ihre Aufgabe: einmal aufzuzeigen, wo die Reformen sind! Wo sind die Visionen? Wo sind die echten Offensivmaßnahmen in diesem Land? Im Bildungsbereich etwa – darauf komme ich dann zurück, ich werde Ihnen sagen, wie man das machen könnte –, aber da gibt es auch noch viele andere Bereiche:
22 Sozialversicherungsanstalten gibt es! Überall tummeln sich Ihre parteipolitischen Freunde, die Altpolitiker von der ÖVP, die man nicht, sage ich einmal, entsprechend zurückfahren kann.
Die Pensionen: Was ist mit den Pensionen? Sie reden von einer Pensionsreform. Sagen Sie das einmal der Jugend! Die Jugend glaubt nicht mehr daran, dass sie noch Pensionen bekommt. Sie hat das Vertrauen in diese Stillstandsregierung verloren, denn es gibt keine Pensionssicherung für die Jugend in diesem Land.
Was ist mit den Zwangsbeiträgen, mit denen Sie die Menschen bei der Arbeiterkammer oder bei der Wirtschaftskammer dauernd drangsalieren, wo Sie Zwangsbeiträge einheben? – Und dies für oft sehr wenig Leistung, das kommt ja noch dazu! Da werden die Menschen gar nicht gefragt!
Was ist mit dem Sumpf in der E-Wirtschaft, wo kein Wettbewerb herrscht, wo der Strompreis dauernd teurer wird, obwohl die Weltmarktpreise sinken? Was ist dort mit den Proponenten von ÖVP und SPÖ, mit den Politikern, die dort im Aufsichtsrat sitzen und zuschauen, wie die Strompreise, die Gaspreise erhöht werden?
Dasselbe im Wohnbereich: Jetzt kündigen Sie Wohnungsreformen an. – Ja wo sind sie denn? Josef Bucher vom BZÖ hat klar gesagt: Weg mit der Mehrwertsteuer von 10 Prozent, weg mit der Mietvertragsgebühr – das bringt eine Monatsmiete pro Jahr. Ja machen Sie das doch! Und machen Sie einmal die Hausaufgaben! Führen Sie einmal die Zweckwidmung der Wohnbaugelder wieder ein, liebe Kollegen von der SPÖ – das wäre eine einfach Hausaufgabe –, und geben Sie die Wohnbaugelder nicht der Gabi Burgstaller oder dem Erwin Pröll, damit sie draußen in den Ländern damit spekulieren! Das wäre einmal eine echte Maßnahme, ein Bereich, wo man einmal
etwas machen müsste, denn das verstehen die Menschen nicht mehr! (Beifall beim BZÖ.)
Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, das Hearing hat es ja auch zutage gebracht – je nachdem, was die Experten gesagt haben –: Die Aussichten sind nicht so rosig, wie Sie meinen. Wir stehen am Vorabend einer Rezession, das wissen Sie. Und in der Langfristprognose bis 2050 sieht es so aus – das wissen Sie auch –, dass das alles explodieren kann: die Steuer- und Abgabenquote, die Schuldenquote et cetera. Und Sie haben – und das ist der Kern – nur dann budgetpolitischen Spielraum, wenn Sie auch entsprechende Reformen durchführen: im Staat, im Apparat, bei den Sozialversicherungen, in der E-Wirtschaft, in der Regierung, in der Politik, zum Beispiel auch bei den Parteienförderungen, um vorbildhaft zu agieren.
Da, liebe Kollegen von ÖVP und SPÖ, sieht man gar nichts. Da gibt es keine Strategie. Da sieht man nur finanzpolitisches Nirwana. Kollege Stummvoll, so schaut es nämlich in Wirklichkeit aus.
Ich bringe daher abschließend einen Antrag ein, um einen Bereich abzudecken, der mir wichtig ist. Gerade diese Woche hat der OGH festgestellt, dass diese Bundesregierung die Zukunft unserer Jugend verbaut: mit den Studiengebühren. Diese Regierung verbaut die Zukunft unserer Jugend, auch im Wissenschaftsbereich, weil es nicht möglich ist, in diesem Land an ordentlich ausgestatteten Universitäten zu studieren, um rechtzeitig fertig zu werden und dann auch wirtschaftsfähig und konkurrenzfähig zu sein. Was machen dann die Studenten? – Sie versitzen ihre Lebenszeit auf den Unis, während diese Regierung zusieht. Da brauchen wir einige Maßnahmen.
Daher, meine sehr geehrten Damen und Herren, bringe ich jetzt folgenden Antrag ein, um sieben Punkte durchzusetzen:
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, folgende sieben Punkte für den Universitätsstandort Österreich so rasch wie möglich in Form eines Gesetzesvorschlages an den Nationalrat zu übermitteln:
1. Zusammenlegung der Bildungsagenden in einem Schul-, Wissenschafts- und Forschungsressort;“ – Bündelung der Kapazitäten –;
„2. Einführung einer Studienplatzfinanzierung für Universitäten;“ – da sind wir, glaube ich, auch einig mit der ÖVP –;
„3. Kostenbeteiligung der Studierenden;“ – diejenigen, die Leistung erbringen, sollen nichts zahlen, diejenigen, die keine Leistung erbringen, sollen das Doppelte und Dreifache zahlen –;
„4. Finanzierungsbeitrag durch den Bund ergänzend zur Kostenbeteiligung der Studierenden auf die ,Uni-Milliarde‘;
5. Einführung eines Studienkreditmodells für Studierende;“ – wie es international üblich ist –;
„6. Einführung von qualitätssichernden Aufnahmeverfahren und anrechenbaren Studieneingangsphasen;
7. Erweiterung der Autonomie und Selbstverantwortung der Universitäten.“
Das wäre ein ganz konkreter Vorschlag, den Sie von der ÖVP auch unterstützen könnten, und da bin ich schon gespannt, ob Sie diese einfache Nagelprobe heute bestehen – oder weiterhin nur auf der Seite von Banken stehen, wie diese Frau Finanzminister, die dafür sorgt, dass die Banken Geld bekommen, oder Ihr Umweltminister, der dafür sorgt, dass es den Konzernen gutgeht und man die Bienen in Österreich ermordet, oder von mir aus auch wie der Bundeskanzler, der sich darum sorgt, dass die Pleitestaaten, die Banken, die Europäische Union genügend Milliarden zur Rettung des Euro haben, anstatt einmal den kleinen, fleißigen, tüchtigen Menschen in diesem Land unter die Arme zu greifen.
Und wenn ich dann heute in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ lese: „Siemens greift durch und streicht bei VAI in Linz bis zu 400 Jobs“ (der Redner hält den Artikel in die Höhe), dann weiß ich, was ich von Ihrer Strategie für mehr Arbeit in diesem Land halten muss. (Beifall beim BZÖ.)
11.40
Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Entschließungsantrag wird mitverhandelt.
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend 7 Punkte für den Universitätsstandort Österreich
eingebracht im Zuge der Debatte zum TOP 1) Bundesfinanzrahmengesetz 2014 bis 2017
Das Chaos an den österreichischen Universitäten ist evident, ebenso die Untätigkeit des zuständigen Ministers dieses zu beseitigen. Das BZÖ schlägt daher nachfolgendes Maßnahmenpaket zur Rettung unseres Universitätsstandortes Österreich:
„Bildungsministerium Zukunftsreich“ und sektorübergreifende Bildung
Zusammenlegung der Bildungsagenden in einem Schul-, Wissenschafts- Forschungsressort, um die bestmögliche Bündelung aller finanziellen und intellektuellen Ressourcen zu erreichen. Realisierung einer engen Kooperation vor allem zwischen dem sekundären und tertiären Bildungssektor sowie eine laufende Abstimmung zwischen Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik.
Einführung einer Studienplatzfinanzierung für Universitäten
Für alle Universitäten zur Absicherung der Finanzierungsstrukturen: Mittels Bedarfserhebung und Lizenzierung wird die Höhe der Studienplatzfinanzierung festgelegt. Bei der Bedarfserhebung werden das Bildungsministerium, Universitäten, Arbeitsmarktservice und Wirtschaft eingebunden. Im Zuge der Studienplatzfinanzierung wird je Studienrichtung eine bestimmte Anzahl von Studienplätzen finanziert. Damit wird eine qualitativ hochwertige universitäre Bildung sichergestellt, die sich klar am tatsächlichen Bedarf orientiert.
Kostenbeteiligung der Studierenden
Bundeseinheitliche Grundgebühr in der Höhe von € 500.- pro Semester. Die Universitäten werden ermächtigt, darüber hinausgehende Gebühren einzuheben, wenn sie diese entsprechend begründen (erhöhter Material-, Technik oder Forschungsaufwand). Zusätzlich wird eine Einschreibegebühr in der Höhe von € 5.000.- eingehoben. Österreichische Studenten können diese Einschreibegebühr mit dem „Uni-Bonus“
gegenrechnen. Damit wird EU-rechtskonform sichergestellt, dass die Einschreibegebühr nur von Studenten zu entrichten ist, die über kein österreichisches Maturazeugnis verfügen. Das Bildungsministerium finanziert keine Studienplätze für Drittstaatenangehörige. Diese müssen sich ihren Studienplatz selbst finanzieren. Wenn das Außenministerium im Rahmen von internationalen Verträgen, Studienplätze für Drittstaatenangehörige zusagt, so sind diese auch aus dem Budget des Außenministeriums zu finanzieren. Auf Grundlage der Studentenzahlen des WS 2009/2010 würde diese Kostenbeteiligung ca. € 560 Mio. Mehreinnahmen für die Universitäten bedeuten. Davon wären ca. € 227 Mio. von inländischen Studenten zu entrichten, € 149 Mio. von Studenten aus dem EU-Ausland und € 184 Mio. von Drittstaatenangehörigen. Wenn man berücksichtigt, dass derartige Gebühren, den Zustrom von ausländischen Studenten dämpfen würden, so wäre längerfristig mit ca. € 500 Mio. Mehreinnahmen für die Universitäten zu rechnen. Damit wäre nicht nur die benötigte Notfallsfinanzierung von ca. € 250 Mio. abgedeckt, sondern es könnte auch eine deutliche Qualitätssteigerung erreicht werden.
„Uni-Milliarde“
Wenn die Studierenden einen Finanzierungsbeitrag von ca. € 500 Mio. leisten, dann sollte der Bund weitere € 500 Mio. beitragen, um so mit einer Uni-Milliarde sicherzustellen, dass die österreichischen Universitäten, Bildung auf höchstem Niveau bieten und dass sich Österreich langfristig im Kreis der wettbewerbsfähigsten Industriestaaten der Welt behaupten kann. Das System der bedarfsorientierten Studienplatzplatzfinanzierung würde gewährleisten, dass diese Milliarde nicht im System versickert, sondern tatsächlich eine Investition darstellt.
Finanzierungsunterstützung für Student/innen - Das BZÖ-Studienkredit-Modell
Kein talentierter und leistungswilliger österreichischer Student soll durch Studiengebühren vom Studium abgehalten werden. Deswegen wurde schon bei der erstmaligen Einführung von Studiengebühren im Jahr 2001 das Stipendien-Angebot verbessert und ausgebaut. Ergänzend dazu, schlägt das BZÖ nun vor, angelehnt an das britische System, einen Studienkredit einzuführen. Der maximale Rahmen sollte € 10.000.- pro Jahr und € 30.000.- für die gesamte Studiendauer betragen. Der Studienkredit könnte nicht nur für die Begleichung der Studiengebühren, sondern auch für die Finanzierung des Lebensunterhalts verwendet werden. Die Vergabe von Stipendien bleibt davon unberührt. Die Summen aus dem Stipendium reduzieren jedoch entsprechend den möglichen Kreditrahmen. Es wären lediglich Zinsen in Höhe der Sekundärmarktrendite für österreichische Staatsanleihen zu entrichten.
Einführung von Aufnahmeverfahren und Studieneingangsphase
Die Universitäten werden verpflichtet Aufnahmeverfahren einzusetzen, die den Bedingungen des Studiums entsprechen und die potentiellen Studierenden über die Anforderungen des Studiums ins Bild setzen. Die endgültige Auswahl der Studierenden soll jedoch nicht durch sog. „Knock-Out“ Prüfungen erfolgen, die nur eine sehr punktuelle Erhebung der Leistungsfähigkeit darstellen, sondern mittels einer anrechenbaren Gesamtleistungsschau am Studienbeginn.
Erweiterung der Autonomie und Selbstverantwortung der Universitäten
Novellierung des UG-2002 dahingehend, dass die Universitäten in ihren Finanzierungs-, Verwaltungs- und Personalmodi mehr Freiheiten, aber auch mehr Verantwortung und Verpflichtung für den gesellschaftlichen Bildungsauftrag erhalten. Die Universitäten sollen qualitativ gestärkt werden und eine spezifische Standortprägung entwickeln.
Vor diesem Hintergrund stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden
Entschließungsantrag:
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, folgende sieben Punkte für den Universitätsstandort Österreich so rasch wie möglich in Form eines Gesetzesvorschlages an den Nationalrat zu übermitteln:
1. Zusammenlegung der Bildungsagenden in einem Schul-, Wissenschafts- und Forschungsressort;
2. Einführung einer Studienplatzfinanzierung für Universitäten;
3. Kostenbeteiligung der Studierenden;
4. Finanzierungsbeitrag durch den Bund ergänzend zur Kostenbeteiligung der Studierenden auf die „Uni-Milliarde“
5. Einführung eines Studienkreditmodells für Studierende;
6. Einführung von qualitätssichernden Aufnahmeverfahren und anrechenbaren Studieneingangsphasen;
7. Erweiterung der Autonomie und Selbstverantwortung der Universitäten.“
*****
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Eßl. – Bitte, Herr Kollege.
11.41
Abgeordneter Franz Eßl (ÖVP): Herr Präsident! Meine geschätzten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man den Vorrednern, also der Opposition, zuhört, insbesondere Herrn Kollegen Widmann und Herrn Kollegen Kogler, dann möchte man sich schon fragen: In welchem Land leben wir eigentlich? (Abg. Mag. Widmann: in einem besseren! – Weitere Zwischenrufe beim BZÖ.)
Eigentlich wäre die Frage aber besser: In welchem Land wollen Sie, Herr Kollege Widmann oder Herr Kollege Kogler, lieber leben als in Österreich? Ich behaupte, es gibt kein Land in Europa, in dem es besser ist als bei uns! (Beifall bei der ÖVP.) Es war die zielstrebige Politik der Bundesregierung, durch die wir es durchaus geschafft haben, Wohlstand in Österreich zu schaffen.
Aber bleiben wir beim Bundesfinanzrahmengesetz. Ich glaube, ich brauche die grundsätzlichen Vorteile nicht mehr zu erläutern: Eine mittel- und langfristige Planung ist nicht nur in der Privatwirtschaft notwendig und bringt Vorteile, sondern diese ist auch in den öffentlichen Einrichtungen notwendig und auch für den Staatshaushalt entsprechend gut.
Inhaltlich ist es so, dass wir im Finanzrahmengesetz den Finanzrahmen um das Jahr 2017 erweitern, und es wird mit den Zahlen, die wir da beschließen, auch in diesen Jahren eine Fortsetzung der guten Politik für die Bürger unseres Landes mit der Umsetzung der entsprechenden Reformen möglich sein. In erster Linie geht es um das Erreichen der gesteckten Ziele. Arbeit, Beschäftigung, Lebensqualität, das sind wesentliche Ziele, die es zu erreichen gilt. Dafür ist es auch notwendig, dass solide Finanzen vorhanden sind, und da gibt es ganz klare Aussagen und ganz klare Zielsetzungen.
2016 soll es gesamtstaatlich gesehen einen ausgeglichenen Haushalt geben. 2017 soll es einen Überschuss geben. Geplant sind eine Ausgabenobergrenze von 78,6 Milliarden € und Einzahlungen von 78,8 Milliarden €. 2020 soll eine Schuldenquote von unter 60 Prozent erreicht werden. Wir haben wirklich, wie Herr Kollege Stummvoll schon gesagt hat, einen klaren Kurs, und den werden wir auch beibehalten.
Wenn es Ziele zu erreichen gilt, dann ist es auch notwendig, dass die Mittel im Budget entsprechend festgehalten werden. Ich darf als Beispiel die Rubrik 42 herausgreifen, die Landwirtschaft. Alle wollen eine umweltgerechte und nachhaltige Bewirtschaftung. Alle wollen ausreichende Lebensmittel in bester Qualität. Alle wollen Familienbetriebe statt Agrarindustrie. – Doch diese Art der Landwirtschaft ist kostenintensiver, und die Leistungen, die von den Bauern über Gebühr erbracht werden, müssen von der öffentlichen Hand auch entsprechend abgegolten werden.
Darum haben wir da auch 2,1 Milliarden € pro Jahr präliminiert, und es gilt, diese Mittel auch entsprechend abzusichern. Die ÖVP hat ein klares Bekenntnis dazu gegeben. Ich hoffe, dass dies auch alle anderen Fraktionen in diesem Hohen Haus so sehen und sich dazu bekennen. (Beifall bei der ÖVP.)
11.44
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Klubobmann Ing. Lugar. – Bitte.
11.44
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich würde gerne mit den Worten meines Vorredners beginnen, der die Frage gestellt hat, in welchem Land wir leben. In welchem Land leben wir? – Man muss, wenn man ehrlich ist, anerkennen: Wir leben in einem Land, in dem es vielen noch sehr gut geht. Wir leben in einem Land, das fleißige Menschen hat, das eine gute Wirtschaftsstruktur hat, das geopolitisch bevorzugt ist, das auch den großen Vorteil hat, dass wir von einem so starken Wirtschaftsraum wie dem deutschen viele Jahrzehnte profitiert haben und dementsprechend auch Wirtschaftswachstum mitnehmen konnten. All das ist wahr.
Es geht vielen gut in diesem Land, und es geht vielen besser als in vielen anderen Ländern, das stimmt. Aber wir leben auch in einem Land, in dem die Regierung seit beinahe Jahrzehnten gewisse Reformen einfach verweigert. Wenn man sich die Frage des Wohlstands stellt, ist ja nicht der Punkt, wie es in der Vergangenheit war. Die Vergangenheit ist interessant, aber noch viel interessanter ist die Zukunft – und da sieht es nicht so gut aus.
Man muss sich all die Baustellen ansehen, die ungelösten Probleme, von der Gesundheit über die Pensionen, bis zur Bildung, wo wir immer weiter zurückfallen. Aktuell ist gerade der Anteil der Pflichtschulabgänger, die nicht ordentlich lesen und schreiben können, von 25 Prozent auf 28 Prozent gestiegen. Das muss man sich einmal vorstellen! Mehr als ein Viertel der Abgänger einer Pflichtschule können nicht ordentlich lesen und schreiben.
Von den Pensionen, die im Argen liegen – in wenigen Jahren wird wahrscheinlich das ganze System zusammenbrechen beziehungsweise werden all jene, die jetzt unter 40 sind, wahrscheinlich gar keine Pension mehr bekommen –, spreche ich gar nicht. All diese Reformen wurden von dieser Bundesregierung nicht angegangen, und zwar aus einem einzigen Grund: weil man glaubt, wenn man die Dinge auf die lange Bank schiebt und dem Bürger möglichst spät reinen Wein einschenkt, noch einmal gewählt zu werden. – Das ist aber nicht die Aufgabe einer ordentlichen Regierung! (Beifall beim Team Stronach.)
Die Aufgabe einer ordentlichen Regierung wäre es, den Menschen einfach reinen Wein einzuschenken, ihnen die Wahrheit sagen, denn die Wahrheit ist zumutbar. Es ist ihnen zumutbar, dass man ihnen sagt: Okay, wir haben ein Problem bei den Pensionen, im Gesundheitsbereich, in der Verwaltung, bei der Bildung. Diese Probleme haben wir. Wir können das auch anerkennen, und wir können den Bürger auch in die Lösung einbeziehen. – Na selbstverständlich werden in manchen Bereichen auch Opfer zu bringen sein, das ist keine Frage, aber es geht einmal in erster Linie darum, dass man die Wahrheit sagt, und genau das macht diese Regierung nicht. Ganz im Gegenteil: Es wird verheimlicht, verschleiert, versteckt, und es wird mit Methoden gearbeitet, die letztlich unseren Wohlstand gefährden.
Wenn ich jetzt einmal von all den Baustellen absehe – ich habe das ohnehin schon oft genug hier im Hohen Haus gesagt –, die nicht angegangen werden, schauen wir uns einmal zwei Banken an, die in der Vergangenheit verstaatlicht wurden: Fangen wir bei der Kommunalkredit an! Die Kommunalkredit wurde damals verstaatlicht – und kein Mensch weiß, warum. Sogar der Rechnungshof hat gesagt, es gibt überhaupt keinen Grund dafür. Warum wurde damals die Kommunalkredit verstaatlicht? Noch dazu, wo die Kommunalkredit nicht das gemacht hat, was sie tun sollte, nämlich den Kommunen Geld zu geben. Das war nur untergeordnet.
Die Kommunalkredit hat auf Zypern – man höre und staune, auf Zypern – mit einer ausgelagerten Gesellschaft spekuliert und hat dort sage und schreibe 13 Milliarden € an Haftungen für windige Papiere aufgebaut, die dann letztlich die Republik übernommen hat. Da frage ich mich, warum; und auch der Rechnungshof fragt sich das übrigens. Wenn man sich die damaligen Besitzverhältnisse ansieht, dann sieht man: 50 Prozent hat die Volksbank gehalten und 50 Prozent die französisch-belgische Dexia Bank. Kein Mensch weiß, warum wir die Dexia – bei der Volksbank würde ich es noch verstehen, das ist zumindest eine österreichische Bank – als ausländische Bank aus der Verantwortung entlassen haben.
Die haben ja da mitgemacht, die haben da auch zur Hälfte mitverdient – und trotzdem hat der Staat da übernommen, und keiner weiß, warum. Sie, Frau Minister, haben heute die Gelegenheit, uns zu erklären, warum wir damals die Dexia aus der Verantwortung entlassen und letztlich die Kommunalkredit übernommen haben, die wir in zwei Institute aufgespaltet haben, wobei das eine Institut, von dem ja keiner spricht, die KA Finanz, immer noch die 13 Milliarden Haftungen hat.
Auch da gibt es von Ihnen überhaupt keine Informationen: Werden die schlagend? Wie groß ist das Risiko? Was muss der Steuerzahler beisteuern, unabhängig von den 1,9 Milliarden, die sie ja schon gezahlt haben? Das wissen nur ganz wenige. Der Steuerzahler hat ja schon 1,9 Milliarden für eine Pleite gezahlt, die die französisch-belgische Dexia Bank mitverantwortet hat, und zwar sehr maßgeblich, und wofür sie letztlich nicht aufgekommen ist. Das müssen Sie auch einmal aufklären! Der Rechnungshof hat auch immer wieder den Finger darauf gelegt! (Beifall beim Team Stronach.)
Wenn ich schon beim Rechnungshof bin: Ich will jetzt die Hypo gar nicht aufwärmen, der Herr Kogler hat das schon brillant gemacht, aber auch da hat der Rechnungshof immer wieder gesagt, es ist nicht nachvollziehbar, was da passiert ist. – Und was machen Sie? – Anstatt sich zu Herzen zu nehmen, was der Rechnungshof sagt, da hineinzuschauen, sich anzuschauen, warum der Herr Pröll das damals gemacht hat – man könnte da ja reinschauen, die Möglichkeit würde ja bestehen –, tun Sie Folgendes: Über Herrn Matznetter im Ausschuss wird dann dem Rechnungshof auch noch eine reingerieben, in folgendem Sinne: Wenn ihr nicht das tut, was wir wollen, und wenn ihr immer so kritisch prüft, dann werden euch die finanziellen Mittel dementsprechend eingeschränkt!
Das hat der Herr Matznetter so gesagt. (Abg. Tamandl: Das stimmt überhaupt nicht! – Zwischenruf des Abg. Eßl.) Der Herr Matznetter hat im Ausschuss wörtlich gesagt: Der Herr Moser soll sich nicht beschweren, wenn seine Mittel gekürzt werden, denn er macht ja immer wieder so windige Expertisen, wo dann drinsteht, dass beim Staat so viel zu holen wäre und so viel zu sparen wäre. Da soll er doch gefälligst einmal bei sich selber sparen! – Genau so hat er es sinngemäß gesagt.
Also bitte, wo sind wir denn? Der Rechnungshof ist ein Kontrollinstrument des Parlaments und soll die Regierung prüfen und kontrollieren. Und wenn die Regierung dann ihrerseits hergeht und dem Rechnungshof die Rute ins Fenster stellt, so nach dem Motto: Du sollst mich prüfen, aber wenn du nicht brav bist, gibt es kein Geld!, dann frage ich mich wirklich, wo das mit dieser Republik und mit der Demokratie hinführen wird, und vor allem mit den Kontrollinstrumenten des Parlaments. (Beifall beim Team Stronach.)
Schauen Sie: Wir müssten den Rechnungshof ja als Geschenk sehen! Also ich sehe ihn als Geschenk. (Abg. Dr. Moser: Der Rechnungshof ist kein Geschenk, sondern eine staatliche Notwendigkeit!) Das ist ein starkes Kontrollinstrument, das niemandem verpflichtet ist, das einfach den Staat, die Regierung kontrolliert und schaut, was schiefläuft. Und wenn der Rechnungshof sagt, bei verschiedenen Bankenprivatisierungen und -verstaatlichungen, bei verschiedenen anderen Projekten in der Verwaltung, überall gibt es Probleme, und Sie dann dem Rechnungshof die finanziellen Mittel streichen, sodass der Rechnungshof selbst sagt, er kann diese Kontrollfunktion gar nicht mehr ordentlich erfüllen, dann frage ich mich wirklich, was das für ein Demokratieverständnis ist.
Oder wollen Sie das? Wollen Sie zudecken? Wollen Sie nicht, dass man sieht, wo es schiefläuft? Das könnte natürlich auch sein. Und wenn Sie heute hier nicht über all diese Dinge, die im Argen liegen, Auskunft geben – von den Pensionen, über die Verwaltung, die Gesundheit bis zur Bildung –, wenn Sie uns nicht Auskunft darüber geben, wie viel von diesen Haftungen, die wir eingegangen sind, schlagend werden können, und wenn Sie uns heute hier auch nicht Auskunft darüber geben, worauf sich der Steuerzahler in Zukunft einzustellen hat – wegen dieser Versäumnisse, wegen der Haftungen und wegen dieser Gebarung –, dann sind Sie jemand, der die Dinge zudeckt und dem Bürger nicht die Wahrheit sagt.
Ich kann Ihnen versprechen, wir von der Opposition werden das bis zur Wahl machen: Wir werden alles aufdecken, was Sie versuchen zuzudecken. (Beifall beim Team Stronach.) Wir werden den Bürgern die Wahrheit sagen, denn letztlich entscheidet der Bürger darüber, ob er eine Regierung will, die die Probleme angeht, oder lieber eine Regierung, die immer erzählt, wie gut es früher war, alles zudeckt und hofft, dass der Bürger nicht draufkommt, dass die Zukunft nicht allzu rosig aussieht – und die sieht nicht rosig aus!
Wenn Sie nicht bald in die Gänge kommen und endlich die Probleme dieses Landes lösen, dann sieht die Zukunft nicht rosig aus. Das muss man in dieser Deutlichkeit sagen. Deshalb, Frau Minister: Kommen Sie in die Gänge, erklären Sie sich heute hier, und erklären Sie vor allem den Bürgern, was sie zu erwarten haben! Ich glaube, die Bürger haben sich die Wahrheit verdient. (Beifall beim Team Stronach.)
11.53
Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt nun Herr Bundeskanzler Faymann. – Bitte.
11.53
Bundeskanzler Werner Faymann: Sehr verehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr verehrte Abgeordnete! Meine Damen und Herren! Wenn man die Diskussionen über die Finanzvorschau für die nächsten Jahre in Europa vergleichen würde, dann bin ich überzeugt, dass es fast niemanden gibt, der nicht mit uns tauschen möchte. Als Grundlage haben wir eine hohe Beschäftigung, eine geringe Jugendarbeitslosigkeit, ein Wirtschaftswachstum, das höher als der Durchschnitt ist – wie Herr Abgeordneter Stummvoll schon ausgeführt hat –, und eine wirtschaftlich berechenbare Situation.
Im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen man Sparpakete einsetzt und bei Kleinstpensionisten reale Kürzungen – da geht es nicht um Erhöhungen und die Frage, um wie viel erhöht wird – vornimmt, gibt es solch harte Sozialabbaumaßnahmen bei uns nicht – und zwar deshalb nicht, weil wir mit Überblick, mit Verantwortungsbewusstsein und berechenbar gewirtschaftet haben. Da bedanke ich mich bei allen, die dazu einen Beitrag geleistet haben, bei der Frau Finanzministerin, allen Mitgliedern der Bundesregierung und auch den vielen Beamtinnen und Beamten, die in diesem Land dafür tätig sind. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Ruf bei der FPÖ: Den Steuerzahlern!)
Die Steuerzahler, wie Sie richtig sagen, haben den Anteil, dass wir überhaupt in der Lage sind, die Finanzierung von Gesundheitssystemen, von Bildung, von Ausbildung, von dem, was unser Land an sozialen Einrichtungen auszeichnet, leisten zu können, und deshalb ist es auch eine Aufgabe unserer Zeit, dafür zu sorgen, dass es auch da gerecht zugeht und die Steuerbetrüger mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln von uns bekämpft werden. Das ist auf europäischer Ebene gestern ein gutes Stück weit passiert. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Ich habe Gelegenheit gehabt, nahezu zwei Stunden auf Fragen der Abgeordneten zu antworten und habe daher schon ausführen dürfen, dass auch auf europäischer Ebene das Thema Jugendbeschäftigung zwar als ein wichtiges Thema wahrgenommen wird, aber uns der wesentliche Schritt, nämlich die Antwort auf die Frage, wie wir eine Verminderung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa erreichen können, noch fehlt.
Nun haben wir einen Schritt anzubieten, der noch lange nicht das Problem löst, denn wenn kein ausreichendes Wirtschaftswachstum existiert, dann gibt es kein Geheimrezept, wie man Arbeitslosigkeit beseitigt. Wirtschaftswachstum hängt von Wettbewerbsbedingungen, von Rahmenbedingungen und von wirtschaftlichen Einnahmen ab. Daher kann man nicht einfach eine Maßnahme im Europäischen Rat beschließen, und dann ist wieder alles in Ordnung, sondern es bedarf eines umfassenden, notwendigen Programmes.
Aber eines schafft Soforthilfe, und zwar die Ausbildungsgarantie für junge Leute, wie wir sie in Österreich haben. Die schafft Soforthilfe, sodass junge 16-, 17-Jährige einfach von der Straße wegkommen und in eine Ausbildung gebracht werden, die duale Ausbildung. Die ist sinnvoll und ebenfalls ein Vorbild in Europa. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Ich bin überzeugt davon, dass wir diese Jugendausbildungsgarantie, diese politisch richtige Idee als Exportland auch stärker in der Europäischen Union verfestigen müssen. Sie ist kein Ersatz für nachhaltige wirtschaftliche Maßnahmen, sie ist kein Ersatz für eine Wirtschaft, die im internationalen Wettbewerb bestehen muss, und sie ist kein Ersatz für Forschung, Entwicklung, gute Bildung und Ausbildung, beginnend bei der Kinderbetreuung bis zur Universität, aber sie ist eine Soforthilfe.
Diese Soforthilfe scheint mir notwendig – trotz all der Maßnahmen, die wir derzeit in Europa erarbeiten, selbst wenn sie gut funktionieren und nicht die Zerstörer der Europäischen Union und der Euro-Systeme irgendwann die Oberhand gewinnen.
Davon gehe ich jedoch nicht aus, sondern ich gehe davon aus, dass die Bevölkerung zum Beispiel bei Zypern – wie auch sonst – sehr genau gespürt hat, hätte es keine Europäische Union gegeben, dann wäre aus dem Bankomat nichts mehr herausgekommen, es wären die kleinen Sparer um ihr Geld umgefallen und es hätte die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Zypern getroffen.
Allein dass die Europäische Union ein paar Tage gebraucht hat, bis sie die Hunderttausender-Grenze mit den Zyprioten gemeinsam erarbeitet hat, führte schon zum Vorwurf: Wo seid ihr denn gewesen? Also die Menschen machen einen Unterschied zwischen der Feuerwehr – der Europäischen Union – und jenen, die die Situation in Zypern dadurch verursacht haben, dass sie so viel spekuliert haben, bis eine Bank letztlich insolvent war. Die Menschen wissen auch, dass diese Insolvenz ohne die Europäische Union dazu geführt hätte, dass die Menschen dort ohne Einlagensicherung, die es in Zypern gar nicht gibt, ihr Geld zur Gänze verloren hätten. Das hat die Europäische Union bewirkt, nämlich zu zeigen, dass sie zwar ein bisschen spät dran aber doch vorhanden und fähig war, eine Lösung zu finden.
Umso mehr hat mich schon bei der Fragestunde beeindruckt, dass gerade Oppositionsabgeordnete, die diese notwendige solidarische europäische Haltung in ihren Reden nicht in den Vordergrund stellen, kritisieren, dass die Europäische Union da ein paar Tage zu spät dran war.
Ich bin froh darüber, dass diese Regierung eine ist, die sich zur Europäischen Union bekennt, die sich zum Euro bekennt und die weiß, dass Solidarität keine Einbahnstraße ist und dass wir in Österreich – gerade unsere mittelständische Wirtschaft – sehr vom Export profitieren und unsere hohe Beschäftigung auch auf ein funktionierendes europäisches Modell zurückgeht. Nur wenn die Wirtschaft in Europa stark genug ist, können wir die Beschäftigung, auch die Jugendbeschäftigung, in Zukunft sichern. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Bezüglich der Auseinandersetzungen, die man auch über den Bankensektor trefflich führen kann, möchte ich nochmals betonen, dass es einen Teil der österreichischen Banken gibt, der überlegt, das Partizipationskapital sogar früher zurückzuzahlen, und dass es einen Teil gibt, der selbstverständlich seiner vorgegebenen Verpflichtung der Bezahlung der Zinsen nachkommt. Der Staat Österreich hat nicht eine gut funktionierende, reiche Kommunalkredit oder eine gut funktionierende, reiche Hypo übernommen, sondern das Gegenteil war der Fall: Der Staat Österreich hat die Hypo-Bank mit Geschäften übernommen, von denen viele einfach nur schwere Verluste waren (Abg. Mag. Kogler: Wieso?), die viel zu stark risikobehaftet waren, mit einer unverantwortbar hohen Haftung des Landes Kärnten.
Also nicht der Staat hat eine Bank zugrunde gerichtet, sondern der Staat versucht, den Schaden zu minimieren, der durch diese unverantwortliche Vorgangsweise der FPÖ in Kärnten und des damaligen Landeshauptmannes entstanden ist, 20 Milliarden € Haftung zu übernehmen. (Abg. Bucher: Die SPÖ ...! Der Herr Ambrozy hat immer mitgestimmt!)
Und wenn sie es hundertmal falsch sagen, werden wir es hundertmal richtig sagen: Unsere Aufgabe als Staat ist es, diese 20-Milliarden-Haftung, die zu diesem Schaden geführt hat, so klein wie möglich zu halten. Diese Anstrengung werden wir unternehmen und verhindern (Abg. Grosz: Deshalb habt ihr den Bayern die Bank ...!), Herr Grosz, dass je wieder ein Landeshauptmann überhaupt eine solche Haftung übernehmen kann. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Grosz: Ihr seid gescheitert! Eine
sogenannte ... Regierung! Ein Siebenschläfer ist energiegeladener als diese Regierung!)
Ich möchte auch darauf verweisen, dass wir betreffend jene europäischen Initiativen, die jetzt etwa im Bereich der Sozial- und Arbeitsminister gesetzt werden, miteinander darüber befinden, wie wir im Zusammenhang mit dem Thema Ausbildung junger Leute diese 6 Milliarden € an Startförderung, die ja viel zu gering ist, mit den europäischen Banken erhöhen und verbessern können, damit wir jungen Leuten in Europa in Zukunft eine Chance geben, damit wir solidarische politische Maßnahmen in Europa gemeinsam erarbeiten, damit Österreich diese Vorteile, wie etwa die niedrigen Zinsen für unsere Staatsanleihen, die wir aus der gemeinsamen Wirtschaftspolitik im europäischen Raum beziehen, diese Chancen, die wir durch die gemeinsame Forschungs- und Entwicklungspolitik in Europa haben, auch weiterentwickeln können, und dafür ist unser Finanzrahmen berechenbar und eine wichtige Grundlage. (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ sowie Beifall bei der ÖVP. – Abg. Ing. Westenthaler: Ich habe geglaubt, jetzt kommt die Erklärung zum Bankgeheimnis! – Abg. Bucher: So viel zum Teletext! Teletext lesen! – Abg. Grosz: Sie haben ja gesagt, der Teletext ...! So eine ... -Regierung! – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
12.02
Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Bayr. – Bitte.
12.03
Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Österreich ist das drittreichste Land der Europäischen Union, und wenn wir uns anschauen, wie unsere Mittel (anhaltende Zwischenrufe – Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen), wie unsere Verantwortung für globale Entwicklung aussieht, dann müssen wir feststellen, wir liegen fast an absolut letzter Stelle, unter den fünf Schlechtesten, gemeinsam mit Griechenland, Italien, Spanien und Portugal – und das ist genant. Das ist politisch nicht hinnehmbar, das ist aus meiner Sicht absolut verantwortungslos.
Es kommt in der Tat nicht oft vor, dass eine Partei, namentlich die SPÖ, über drei Jahre hinweg dem Koalitionspartner bedingungslos anbietet, einem von ihm geführten Ressort mehr Mittel zukommen zu lassen, nämlich für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit, und das wird über Jahre hinweg abgelehnt. Es wird über Jahre hinweg nicht angenommen, eher sogar abgewehrt, habe ich das Gefühl. Es kommt wirklich zum Teil einer aktiven Ablehnung von Entwicklungszusammenarbeit gleich, wenn der Außenminister offensichtlich überhaupt kein Interesse an Entwicklungspolitik hat (Abg. Dr. Bartenstein: Sind Sie eine Pro- oder eine Kontrarednerin?), wenn er als Vorsitzender einer christlich-sozialen Partei kein Herz für die Armen dieser Welt hat, sondern offensichtlich – ich kann es mir nicht anders erklären – seine christliche Nächstenliebe beim Portier abgegeben hat, als er zum ersten Mal ins Außenministerium hineingegangen ist. (Abg. Grosz: So ist es!)
Auf unser Betreiben hin hat es im Herbst einen Fünf-Parteien-Antrag gegeben, wo wir sehr klar dazu aufgefordert haben, dass es im Bundesfinanzrahmengesetz zu einem klaren Bekenntnis kommen muss, dass die Mittel für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit steigen müssen, und es war höchst verwunderlich, dass den verantwortlichen Ministerien, nämlich konkret dem Außenminister und der Finanzministerin, dazu nichts eingefallen ist – kein Wort im Strategiebericht, keine Bereitschaft, über konkrete Zahlen zu reden, keine Bereitschaft, sich Gedanken darüber zu machen, wie denn ein Pfad entwickelt werden könnte, wohin eine verantwortungsvolle ODA gehen soll, keine Chance auf eine Ausschussfeststellung, keine Chance auf einen Abänderungsantrag, nicht einmal eine Chance auf einen vernünftigen Entschließungsantrag.
(Abg. Grosz: Das ist euer Regierungspartner!) Das ist in der Tat eine ziemliche Katastrophe.
Auch auf all die Versprechen, die ich immer wieder höre, die Mittel für die EZA werden schon irgendwann einmal steigen, gebe ich überhaupt nichts mehr, denn wir haben Unmengen an Versprechen gehört. Wir haben, als das erste Mal die Mittel für die ADA gekürzt wurden, gehört, dass zum Beispiel den NGOs versprochen wurde, dass bei ihnen nicht gekürzt wird. Das Gegenteil davon ist eingetreten.
Ich habe in meiner Funktion als entwicklungspolitische Sprecherin der SPÖ jetzt zehn Jahre lang AußenministerInnen der ÖVP miterlebt, und ich kann sagen: Es war noch niemandem je so egal, was mit der Entwicklungszusammenarbeit passiert, wie dem jetzigen Außenminister, Minister Spindelegger. (Beifall bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)
117 Millionen € an Rücklagen gibt es mittlerweile! 117 Millionen € an Rücklagen, angespart auf Kosten der Ärmsten dieser Welt (Abg. Grosz: So ist es!), angespart auf Kosten jener, die als Kinder verheiratet werden, auf Kosten jener, die zu Sklavenarbeit gezwungen werden (Abg. Grosz: Koalition auflösen!), auf Kosten jener, die vor dem Klimawandel flüchten müssen, weil sie keine Chance mehr haben, zu essen, zu trinken, zu leben. Ich halte das für ignorant, für genant und für verantwortungslos, und ich hoffe sehr, dass uns sehr bald etwas dazu einfällt, wie wir aus dieser Misere herauskommen, wie wir nicht weiterhin Schlusslicht, quasi die Schmuddelkinder der Europäischen Union beim Thema der internationalen Verantwortung sind. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Bucher: Standing Ovations! – Abg. Grosz: Ja, das war eine gute Rede!)
12.07
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Podgorschek. – Bitte.
12.07
Abgeordneter Elmar Podgorschek (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Der Bundesfinanzrahmen ist die Fortschreibung des laufenden Budgets ohne Perspektiven. Die zukünftige Budgetentwicklung birgt sehr viele Unsicherheiten, ja sogar Gefahren.
Wenn man in die Tiefe geht, dann sieht man, dass zum Beispiel ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von knapp 2,1 bis 2,2 Prozent vorgesehen ist. Laut WIFO stagniert aber jetzt schon die Wirtschaft, und wir haben ein Nullwachstum, daher ist dieser Budgetfahrplan schon jetzt nicht mehr gültig.
Ich gebe dem Herrn Bundeskanzler recht: Wir stehen im Vergleich zu anderen Ländern immer noch sehr gut da (Abg. Bucher: Gut!), aber die Schere im europäischen Umfeld geht immer weiter auseinander. Und warum geht diese Schere auseinander? – Weil über alle Volkswirtschaften eine Kunstwährung gestülpt wurde. Leider ist der Euro für die Südländer viel zu stark, und diese Volkswirtschaften können den Euro letzten Endes nicht bewältigen.
Das hat auch direkte Auswirkungen auf unsere Volkswirtschaft, und daher haben wir mittlerweile auch ein Nullwachstum, obwohl unsere Wirtschaft gut funktioniert. Dank unserer guten Wirtschaft müssen wir noch kein Minus verzeichnen.
Aber es gibt noch einen anderen Punkt, der für das Budget gefährlich ist. Es ist vorgesehen, dass 2014 eine Finanztransaktionssteuer eingeführt wird und dass diese Finanztransaktionssteuer schon Mittel in die Budgets bringt. Großbritannien hat dagegen geklagt, und man kann davon ausgehen, dass 2014 keine Gelder fließen werden. – Auch das ist ein Punkt, der für das Budget sehr gefährlich erscheint.
Dann haben wir die demographische Entwicklung – der nächste Punkt, der nicht passt. Bis 2050 wird sich die Zahl der über 65-Jährigen verdoppeln. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf den Pflegebereich, die Pensionen, den Bildungsbereich, den Arbeitsmarkt et cetera. Aber wo sind die nötigen Maßnahmen, die jetzt schon eingeleitet werden müssten?
Der nächste Punkt, der ein Fass ohne Boden zu sein scheint, ist unser hypertropher Bankensektor. Da stehe ich nicht an, Folgendes zu sagen: Es beginnt, wie der Herr Bundeskanzler gesagt hat, mit der Hypo Alpe-Adria, mit der Kommunalkredit, mit der ÖVAG. Wir wissen nicht, was wir da noch zu zahlen haben. Aber interessant ist, wenn immer auf die Hypo Alpe-Adria hingewiesen wird: Das Geschäftsvolumen ist vor allem damals erhöht worden, als diese Bank im Eigentum der Bayern war, und das wird nicht erwähnt (Beifall bei der FPÖ), und die Bayern sind keinesfalls zur Verantwortung gezogen worden. Minister Pröll hat damals die Hypo Alpe-Adria einfach in vorauseilendem Gehorsam ... (Bundesministerin Dr. Fekter: Das Land Kärnten hat die Haftungen übernommen! – Abg. Grosz: Das war eine bayerische Bank, Frau Minister! – Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.) – In vorauseilendem Gehorsam hat Minister Pröll seinerzeit die Hypo verstaatlicht und die Bayern entlassen. (Beifall bei der FPÖ.)
Interessant ist, dass diese Tatsache nicht aufgeklärt wird, obwohl alle Oppositionsparteien genau diese Vorgänge einmal hinterfragen möchten. Und die Regierungsparteien blockieren immer wieder den Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. (Abg. Dr. Bartenstein: ... 20 Milliarden! Wer trägt die Verantwortung für die 20 Milliarden Haftung des Landes Kärnten? Wer trägt die Verantwortung? Na, wer trägt die?)
Wo sind die Strukturmaßnahmen, von denen wir immer hören? – Wir hatten seinerzeit einen Österreich-Konvent. Man hört überhaupt nichts mehr von diesem Österreich-Konvent. Es ist viel Papier produziert worden, und letzten Endes ist nur heiße Luft übrig geblieben.
Wo sind die 599 Vorschläge des Rechnungshofes, die umgesetzt werden sollen? – Als Dank dafür, dass der Rechnungshof diese Vorschläge unterbreitet hat, wird jetzt sein Budget gekürzt.
Wo sind die Vorschläge zum Abbau von Förderungen? – Ja, eine Transparenzdatenbank wurde eingerichtet. Diese Transparenzdatenbank bringt nichts, weil sie nicht einmal abgefragt oder angesehen werden kann. Wir haben Dreifachförderungen in Österreich und eine Förderungsquote von 6,5 Prozent – das Doppelte vom EU-Durchschnitt.
Wo ist das einheitliche Rechnungswesen, das wir brauchen? – § 16 könnte jederzeit beschlossen werden!
Nichts wird gemacht! Das Einzige, das wir hören, ist, dass wir Reformen „step by step“ machen müssen, schön langsam – wie man bei uns zu Hause sagt: zizerlweis. Aber das ist zu wenig! Wir brauchen nachhaltige Reformen, um zunächst einmal Schulden abbauen und langfristig auch Budgetüberschüsse erzielen zu können.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Österreich ist ein gutes Land, da gebe ich dem Herrn Bundeskanzler wiederum recht, dies aber dank der fleißigen und tüchtigen Bürger. Österreich hat eine bessere Regierung verdient. (Beifall bei der FPÖ.)
12.12
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Klubobmann Kopf. – Bitte.
12.12
Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kollegin Bayr hat vorhin eine Rede gehalten, die nicht unwidersprochen bleiben kann. (Abg. Grosz: Koalitionsbruch! – Abg. Bucher: Vorzeitige Wahlen! – Abg. Grosz: Mit Anlauf!)
Meine Damen und Herren! Österreich ist ein Land, das in vielfältiger Weise Solidarität mit den Ärmeren und Schwächeren auf diesem Kontinent übt, ob das bilaterale Entwicklungszusammenarbeit ist, ob das die multilaterale ist über die diversen internationalen Organisationen oder auch direkte Hilfe, wann immer es irgendwo einen Krisenherd oder eine Katastrophe gibt. (Abg. Bucher: Danke, Banken geholfen! – Abg. Grosz: Spekulanten! Entwicklungshilfe für Spekulanten!) Immer wieder werden sehr kurzfristig Hilfspakete geschnürt oder man beteiligt sich an Hilfsaktionen. Also Österreich zu unterstellen es würde da nicht seinen Beitrag leisten, das ist schlicht und einfach nicht richtig. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Grosz: Griechenland! Entwicklungshilfe für Griechenland! Zypern!)
Aber, meine Damen und Herren, wir – beide Regierungsparteien – haben uns gemeinsam einen Pfad der Budgetkonsolidierung gegeben. Weil halt leider auch Österreich – nicht so stark wie andere Länder, aber leider doch auch – in den letzten Jahren und Jahrzehnten über seine Verhältnisse gelebt hat (Abg. Mayerhofer: Wer hat über seine Verhältnisse gelebt? – Zwischenrufe bei der SPÖ), war es auch bei uns notwendig, eine Konsolidierung unseres Haushaltes vorzunehmen, zu der alle Bereiche ihren Beitrag zu leisten hatten. Auf der anderen Seite haben wir uns auch ein neues Haushaltsrecht gegeben, in dessen Rahmen die Ministerien künftig in der Gestaltung ihrer Gestionen beweglicher und flexibler sind.
Wir hatten in den letzten Tagen mehrere Gespräche – gestern ich persönlich mit dem Kollegen Cap und der Kollegin Bayr und unserem Entwicklungszusammenarbeit-Sprecher Franz Glaser –, in denen wir ganz konkret auch anhand von Zahlen darüber geredet haben, was wir betreffend den angesprochenen Entschließungsantrag machen, zu dem wir uns bekannt haben, wo fünf Parteien dieses Hauses gesagt haben: Jawohl, wir wollen 2013, also im laufenden Jahr, nicht, wie es im Finanzrahmen stand, weniger ausgeben, sondern wir verpflichten uns, den Betrag des Jahres 2012 fortzuschreiben. – Das ist auch geschehen und wird in diesem Jahr abgearbeitet. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Wunsch und das Angebot waren, dass auch nächstes Jahr derselbe Betrag, die 77 Millionen €, bei der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit wieder zur Verfügung stehen soll – wieder entgegen dem Finanzrahmen, der eine Kürzung vorgesehen hatte. Auch das ist vom Außenminister zugesagt, und ich lasse es nicht zu, dass hier dem Herrn Außenminister unterstellt wird, dass ihm Entwicklungszusammenarbeit unwichtig sei. Ganz im Gegenteil, er setzt sich sehr dafür ein! Frau Kollegin Bayr, Sie sollten sich wirklich schämen, solch eine Behauptung hier aufzustellen! Das entspricht nicht den Tatsachen! (Beifall und Oh-Rufe bei der ÖVP. – Abg. Mag. Gaßner: Sie sollten sich schämen! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Mag. Korun.)
Ich habe Ihnen gestern zugesagt – nach Rücksprache mit dem Herrn Außenminister –, dass dieser Betrag auch nächstes Jahr unverändert bleibt und dass wir ihn im Jahr 2015 sogar auf die von Ihnen geforderten 82 Millionen aufstocken. (Zwischenruf der Abg. Bayr.) Also alles, was ich Ihnen gestern angeboten habe, entspricht jener Entschließung, die fünf Parteien hier in diesem Hause noch letztes Jahr beschlossen haben. (Abg. Bayr: Das waren 5 Millionen ...!)
Das habe ich Ihnen angeboten. Das war auch Ihre Forderung (Abg. Bayr: Das war nicht meine Forderung!) und Ihr Wunsch, und das würde auch in einem Entschließungsantrag drinstehen, den wir Ihnen gestern angeboten haben, den Sie heute aber leider abgelehnt haben. – Das ist die Wahrheit, meine Damen und Herren! (Beifall und Oh-Rufe bei der ÖVP. – Abg. Grosz: Koalitionsbruch! Lösen Sie sich auf!)
Sie sollten sich also schon an eines gewöhnen: Wenn wir eine Regierungszusammenarbeit und eine Koalition zwischen zwei Parteien haben und in diesen, man kann das durchaus sagen, Nöten stecken, sodass alle Ministerien ihren Beitrag zur Konsolidierung des Haushaltes leisten müssen (Zwischenruf der Abg. Bayr), dann sollte man nicht beginnen, einzelne Positionen, einzelne Ministerien oder einzelne Gruppen der Gesellschaft gegeneinander auszuspielen, wenn man eben gezwungen ist zu sparen, sondern dann sollte man bereit sein, das auch mitzutragen. (Beifall bei der ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Bayr.)
Das ist billige Polemik und billige Effekthascherei, die wir hier herinnen alle nicht notwendig haben, die wir hier Verantwortung tragen. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie sollten hier nicht Wasser predigen und schlussendlich Wein trinken. (Zwischenruf der Abg. Bayr.) Das heißt, Sie sollten das hier nicht falsch darstellen. Wir haben gestern ein, wie ich meinte, konstruktives Gespräch geführt darüber, wie wir einen Weg finden können, und ich habe Ihnen einen Weg angeboten, der zumindest bis zum Jahr 2015 genau dem Pfad folgt, der von Ihnen gefordert war (Abg. Bayr: 5 Millionen € für die ganze Periode! – Zwischenruf der Abg. Mag. Korun.)
Die ÖVP und Außenminister Michael Spindelegger sind absolut bereit, diese Entschließung, die fünf Parteien hier in diesem Haus gefasst haben, eins zu eins umzusetzen, also jährlich eine Steigerung dieses Betrages durchzuführen, statt – wie es noch im Finanzrahmen steht – diese Beträge jährlich zu kürzen. Nein, wir haben das Gegenteil angeboten, und jetzt stellen Sie sich hier her und stellen das Ganze völlig anders dar und beleidigen dabei auch noch den Außenminister. Sie sollten sich schämen! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Grosz: Koalitionsbruch! Vielleicht kann der Kollege Rossmann ein bissel mediativ einwirken? – Abg. Ing. Westenthaler: Und wenn ihr euch das im Hof ausmacht? – Abg. Grosz: Ja, geht hinaus in den Innenhof und streitet draußen!)
12.18
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Rossmann. – Bitte.
12.18
Abgeordneter Mag. Bruno Rossmann (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! (Anhaltende Zwischenrufe. – Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.) Ich glaube, jetzt wurde genug gestritten. Aber bleiben wir vielleicht doch ein bisschen beim Thema EZA. Wir sind ja internationale Verpflichtungen eingegangen, das muss man schon sagen, und an diese internationalen Verpflichtungen muss man sich halten.
Ich habe es wirklich schön langsam satt, Herr Kollege Stummvoll und Herr Kollege Kopf, wenn hier immer wieder monoton und gebetsmühlenartig behauptet wird, wir werden zum Sparen gezwungen, wir haben über unsere Verhältnisse gelebt (Zwischenrufe bei der ÖVP), wenn die TINA-Formel von Thatcher gepredigt wird – there is no alternative. Ich habe das satt, und auch viele internationale Ökonomen haben das statt. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Rädler: Sie sind ein Ökonom?)
Diese Ökonomen vertreten wie ich die Meinung, dass es neben dem TINA-Prinzip auch das TATA-Prinzip gibt. Das TATA-Prinzip heißt: „There Are Thousands of
Alternatives“. Und in Wirklichkeit gibt es in der Ökonomie immer viele, ja Tausende Alternativen zu einem Sparkurs nach der Rasenmäher-Methode.
Es war ja mehr oder weniger die Rasenmäher-Methode, mit der sowohl das Loipersdorfer Sparpaket als auch das Sparpaket 2012 über alle Untergliederungen drübergefahren sind (Abg. Grosz: Er könnte Rasenmäher-Vertreter werden!) – mit einigen wenigen Ausnahmen. (Bundesministerin Dr. Fekter: Sie werden es nicht gelesen haben!) – Natürlich habe ich es gelesen. Ein paar Ausnahmen hat es gegeben, und es hat auch ein paar Maßnahmen im Rahmen der sogenannten Offensivpakete gegeben. Aber was waren die Offensivmaßnahmen? – Die waren im Wesentlichen die Kompensation für das, was den Ressorts vorher weggenommen wurde, nicht mehr und nicht weniger.
Wenn ich sage, dass es Alternativen zu diesem Finanzrahmen gibt – Herr Kollege Auer, hören Sie zu, das betrifft auch Sie –, dann heißt das, dass uns auch die Expertinnen und Experten zumindest zum Teil im Hearing bestätigt haben, dass es sich hier um einen verfehlten Sparkurs handelt, der von der Europäischen Union übernommen wurde und der in der Eurozone dazu geführt hat, dass wir jetzt im sechsten Quartal einer Rezession sind. Im sechsten Quartal in Folge befindet sich die Eurozone in Summe in einer Rezession, und Österreich wächst gerade einmal um 0,7 Prozent, jedenfalls zu schwach, um Substanzielles gegen den Anstieg der Arbeitslosigkeit zu tun.
Man kann doch nicht so tun – und das gilt auch für Sie, Herr Bundeskanzler –, als hätten wir nicht auch in Österreich einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Ja, wir haben um 60 000 Arbeitslose mehr als vor der Krise. Ich will ja nicht sagen, dass in diesem Land alles schlecht ist, aber so zum Besten, wie von SPÖ und ÖVP immer getan wird, ist es bei Weitem nicht. Das gilt aber nicht nur für die Arbeitslosigkeit, sondern auch für das, was getan werden muss, um diesen Wohlstand, den wir in Österreich haben, auch längerfristig zu erhalten. Und dazu braucht es eben diese Strukturreformen, von denen, ich weiß nicht, seit wie vielen Jahren, aber seit vielen Jahren die Rede ist.
Und was passiert da? – Mein Gott, da lese ich im Strategiebericht – der ist ja spannend zu lesen, der ist ja wirklich eine Fundgrube –: „Strukturreformen identifizieren und umsetzen“. So, als wüssten wir nicht seit Jahren, welche Strukturprobleme dieses Land zu lösen hat. Bitte, das ist doch absurd! Wir wissen doch genau, dass wir Probleme in der Schulverwaltung zu lösen haben, dass wir im Gesundheitsbereich Probleme haben, dass wir Probleme im Bereich der Steuer- und Abgabenstruktur haben. Wir wissen, dass wir einen Föderalismus-neu brauchen, wir wissen, dass wir eine Neuausrichtung des Förderungssystems brauchen.
Wo sind denn die Fortschritte? Was können Sie denn an Fortschritten berichten? – Gar nichts können Sie da berichten! Ganz im Gegenteil, bei den Förderungen zwischen 2011 und 2012 ist es so, dass sie 2012 höher gewesen sind als 2011.
Wenn ich dann in diesem Strategiebericht weiterlese, dann finde ich in der Untergliederung 46, nämlich genau dort, wo es um die Banken geht, unter „geplante Maßnahmen und Reformen“: Erarbeitung von Strategien für Umstrukturierungen beziehungsweise für den Verkauf von Bankanleihen. – Bitte, das bezieht sich auf die Jahre 2014 bis 2017. Also das heißt, Frau Finanzministerin, im nächsten Jahr werden Sie beginnen, eine Strategie für die verstaatlichten Banken zu erarbeiten. Vor dem Hintergrund dessen, was sich bei den verstaatlichten Banken abspielt, ist das geradezu absurd, Frau Finanzministerin! (Beifall bei den Grünen.)
Herr Bundeskanzler Faymann, am Problem der Banken sind Sie völlig vorbeigegangen. Sie haben gesagt: Der Schaden muss begrenzt werden. Ja, aber ich möchte
von Ihnen wissen und ich möchte auch von Ihnen, Frau Finanzministerin, wissen: Wie hoch ist denn das Budgetloch, das wir bei den Banken zu erwarten haben?
Vor vielen Jahren, 2008, hat uns ein Banker nach dem anderen erzählt, dass dieses Bankenrettungspaket ein tolles Geschäft für den Staat werden würde, aber jüngst – Mitte April – hat uns Eurostat erzählt, dass bis Ende 2012 netto 4,3 Milliarden € verloren gegangen sind. Und rechnen wir dazu, was heuer im Budget drinsteht, und rechnen wir die entgangenen Dividenden für das Partizipationskapital von der Hypo und von den Volksbanken dazu, dann komme ich schon auf 6 Milliarden. Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Ist das ein Fass ohne Boden? – Es scheint tatsächlich ein Fass ohne Boden zu sein.
Ich möchte von Ihnen, Frau Finanzministerin, wirklich einmal Klartext im Hinblick darauf haben, mit welchem Volumen an Belastungen wir in der UG 46 bei der Finanzmarktstabilität zu rechnen haben. (Beifall bei den Grünen.)
Diesen Budgetpfad, den Sie uns vorlegen, können Sie ungeschaut in den Papierkorb werfen. Der ist, ohne dass Sie sich darüber äußern, wie viel die verstaatlichten Banken in den nächsten Jahren kosten werden, nichts wert. Das Einzige, das Sie tun wollen, ist, vor der Wahl nicht zugeben zu wollen, wie viel uns das kosten wird – uns, die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, denn wer sonst soll das begleichen?
Daraus ziehe ich wohl die Schlussfolgerung, Frau Finanzministerin: Erstens einmal, die Wirtschaftskompetenz der ÖVP ist schon seit Langem verloren gegangen. Ein Konzept für die verstaatlichten Banken – vor fünf Jahren verstaatlicht – wäre wohl das Mindeste, was zu erwarten ist.
Und das Zweite: Wenn schon den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern so viel Geld verloren geht, dann werden wir wohl etwas intensiver darüber nachdenken müssen, wie wir das bezahlen werden. Und in diesem Zusammenhang kommt eine höhere Besteuerung von Vermögen ins Spiel, um die Verursacher zu belasten, insbesondere eine reformierte Erbschafts- und Schenkungssteuer. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)
12.26
Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Silhavy. – Bitte.
12.26
Abgeordnete Heidrun Silhavy (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Eigentlich wollte ich jetzt nicht auf seinen Beitrag eingehen, da Herr Kollege Kopf nicht im Saal ist, aber ich glaube, man kann diesen nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen.
Erstens: Es hat einen Mehr-Parteien-Antrag gegeben, der zumindest mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ, Grünen und Team Stronach beschlossen worden ist, in dem die Bundesregierung von uns im Hohen Haus eindeutig dazu aufgefordert worden ist, also auch vom Herrn Kollegen Kopf – falls er bei der Abstimmung nicht gerade außerhalb des Saales war –, die EZA-Mittel aufzustocken. Ich habe auch den Entwurf eines neuen Entschließungsantrags hier. Dieser bestätigt das, was Kollegin Bayr in einem Zwischenruf festgestellt hat, nämlich dass eine Mittelaufstockung im Jahr 2015 um 5 Millionen für die gesamte Periode vorgesehen wäre, und das entspricht nicht der Intention des beschlossenen Entschließungsantrags des Hauses. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)
Es geht uns nicht darum, vom Pfad abzuweichen, denn der Pfad schließt diese Festlegung auf die spürbare Erhöhung der EZA-Mittel nicht aus. Es gibt einerseits Rücklagen, und auf der anderen Seite gibt es die Möglichkeit, innerhalb der Gruppe umzuverteilen. Und selbst die Möglichkeit, sich im Strategiebericht festzulegen, hätte
eine Chance geboten, dieser Entschließung nachzukommen. Ich hoffe, dass es in den Reihen der Abgeordneten der ÖVP doch noch eine andere Meinung gibt, dass sie auch zu dem, was sie beschlossen haben, stehen und dass wir vielleicht bis zur Beschlussfassung doch noch eine konstruktive Lösung finden. (Beifall bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir diskutieren heute das Bundesfinanzrahmengesetz 2014 bis 2017 dank einer Politik, deren Kernstück ein funktionierender Sozialstaat ist, in einer besseren Ausgangslage als andere europäische Staaten. Das wurde uns auch von den Experten und Expertinnen beim Hearing bestätigt.
Die Eckdaten dieses Bundesfinanzrahmengesetzes sind eine ausgeglichene Bilanz des Gesamtstaates bis 2016, das heißt, von Bund, Ländern, Gemeinden und der Sozialversicherung, sowie ein positiver Saldo 2017. Die Schuldenquote soll bis 2017 auf 67 Prozent reduziert werden.
Zweifelsohne stellt der Bankensektor ein gewisses Risiko dar. Aber die Experten und Expertinnen haben uns im Hearing die Richtigkeit der bisherigen Maßnahmen ebenso bestätigt wie, dass es natürlich legitim und eine richtige Maßnahme ist, dass über die Bankenabgabe ein entsprechender Beitrag von diesem Sektor geleistet wird.
Für die Entwicklung des Gesamthaushaltes sowie des Sozialsystems ist zweifelsohne die Frage der Beschäftigungsquote und des Arbeitseinkommens ausschlaggebend. Die beschäftigungspolitischen Maßnahmen, wie der Ausbau sozialer Dienstleistungen, sprich Betreuungs- und Pflegeangebote, der Bildungsbereich oder auch das soziale Wohnen sind daher entscheidend für eine weitere positive Entwicklung nicht nur des Staatshaushaltes, sondern auch des Lebens der Menschen in Österreich.
Wir sind deshalb dafür, dass lohnsummenabhängige Abgaben in eine andere Gegenfinanzierung verlagert werden, das heißt zum Beispiel stärkere Besteuerung von arbeitslosen Einkommen. Das bedeutet nämlich nicht nur mehr Verteilungsgerechtigkeit, sondern hat auch null wachstumsdämmende Effekte und könnte den Wachstumsfaktor Arbeit damit tatsächlich fördern.
Ich begrüße ausdrücklich die Fortsetzung der Offensivprogramme in diesem Budget und möchte betonen, dass wir als Sozialdemokratie für eine stärkere Förderung der Beschäftigung, für eine Erhöhung der Verteilungsgerechtigkeit und für nationale, aber auch internationale Solidarität stehen. In diesem Sinne werden wir auch innerhalb dieses Rahmens weiterhin eine positive Politik für die Menschen in Österreich machen. (Beifall bei der SPÖ.)
12.30
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Klubobmann Bucher. – Bitte.
12.30
Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bundeskanzler! Ich habe mir im Laufe Ihrer Ausführungen mehrmals die Frage gestellt, worauf Sie eigentlich so stolz sind und was Sie so zufrieden macht, wenn Sie jetzt diese Finanzvorschau für die nächsten Jahre mit uns diskutieren.
Ich will jetzt keine weitere Baustellenbesichtigung veranstalten, denn dies hat vor mir ohnehin schon Kollege Widmann beschrieben. In den Bereichen Bildung, Steuerpolitik, Wirtschaft, Universitäten, völlig egal, wo man hinschaut, überall ein einziges Desaster. Es gibt nirgendwo wirklich eine Vision oder eine Problemlösungskompetenz von Seiten der Bundesregierung.
Im Grunde genommen lässt sich das alles folgendermaßen zusammenfassen, Herr Bundeskanzler, sofern Sie sich endlich einmal die Mühe machen und dieses Bundesfinanzrahmengesetz sorgsam durchschauen und durchleuchten: Alle Ausgaben, die
Sie tätigen, sind im Wesentlichen Ausgaben, die die Vergangenheit betreffen. Sie verabsäumen es, in Blickrichtung Zukunft Visionen zu entwickeln, und Sie sind nicht in der Lage, in einer Finanzvorschau tatsächlich auch darauf Rücksicht zu nehmen, welche zukünftigen Entwicklungen auf uns zukommen und auf uns warten.
So können Sie kein Wirtschaftswachstum erzeugen, so können Sie in unserem Land keine Wirtschaftsdynamik zustande bringen, völlig unmöglich, wenn Sie nur vergangenheitsbehaftet die Pensionen, die Zinsen, die Pleiteländer, die Banken im Blickpunkt haben, immer nur die Vergangenheit berücksichtigen und nicht die Zukunft! (Beifall beim BZÖ.)
Wichtig ist die Zukunft, Herr Bundeskanzler: Bildung, Ausbildung, Forschung, Entwicklung, Innovation. Wo bleibt da das Geld? – Da sind keine Freiräume mehr da. Und Sie müssen einfach einsehen und auch zustimmen, dass wir gerade in diesen elementaren Zukunftsbereichen immer weniger Geld zur Verfügung und daher auch immer weniger Zukunft haben. Das ist eigentlich der Hauptkritikpunkt, auch was diese Finanzrahmengesetzgebung betrifft. Kein Unternehmen in Österreich könnte es sich leisten, so zu wirtschaften wie Sie in der Bundesregierung! (Beifall beim BZÖ.)
Das bedeutet, völlig die Zukunft außer Acht zu lassen und nur vergangenheitsorientierte Politik zu machen, nur zu verwalten und nicht zu gestalten. Sie machen nichts anderes, als dass Sie Beträge hin- und herschieben, aber Sie entwickeln keine Vision, wie sich Österreich, wie sich der Arbeitsmarkt, die Wirtschaftspolitik, auch das Gefüge innerhalb Europas weiterentwickeln sollen.
Da haben Sie schon eine Idee, der Sie leider Gottes buchstäblich verfallen sind, nämlich sämtliche Souveränitätsrechte aufzugeben. Und das lässt sich ja auch beweisen und ablesen aus den Handlungen, die Sie setzen. Der Rechnungshof wird ausgehungert, das, würde ich fast sagen, Zentralorgan der Opposition im Hohen Haus. Unser Beirat, unsere kostenlose Beratung, die wir Parlamentarier in Anspruch nehmen dürfen, wird ausgehungert. Zu immer mehr Prüfungen wird er verdonnert, auch von Seiten der Bundesregierung, aber die Kosten, die da anfallen, dürfen nicht abgegolten werden.
Herr Bundeskanzler, bitte gewöhnen Sie sich eines an, das rate ich Ihnen persönlich: Wenn Sie schon so stolz auf die Steuereinnahmen sind und darauf, dass die Steuerquelle so sprudelt – das habe ich der Finanzministerin auch schon mehrmals gesagt –, dann sagen Sie endlich auch dazu, wer für diese Steuereinnahmen sorgt! Es sind die fleißigen Unternehmer und die tüchtigen Arbeiter in unserem Land, die dafür sorgen, dass Sie das Geld zur Verfügung haben, auch für die unnötigsten Ausgaben, die Sie tätigen. Einmal ein Dankeschön von Ihnen hätte ich gerne gehört an die Bürgerinnen und Bürger, an die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Österreich. Das würde Ihnen einmal gut anstehen. (Beifall beim BZÖ.)
Bedanken Sie sich nicht bei Ihren Regierungskollegen, sondern einmal bei den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern!
Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, da möchte ich Sie schon auch einmal auf etwas hinweisen, nämlich gerade in Blickrichtung Finanzrahmengesetzgebung und was das für die Zukunft bedeutet. Im Dezember letzten Jahres, am 13./14. Dezember, hat der Herr Bundeskanzler bei einem EU-Ratstreffen seine Zustimmung gegeben, was die Schaffung einer politischen Union anlangt. Da gibt es den sogenannten Blueprint der Europäischen Kommission, und in dieser Blaupause der Europäischen Kommission finden Sie auf Seite 15 folgenden Text – ich möchte Ihre Aufmerksamkeit, auch jene des Bundeskanzlers, sofern er das gelesen hat, auf diese Schlussfolgerung lenken –:
„Schließlich“ – ist da zu lesen – „sollte langfristig (in mehr als fünf Jahren), durch schrittweise Zusammenführung von Hoheitsrechten und damit Verantwortung sowie Solidaritätsbefugnissen auf europäischer Ebene, die Schaffung eines autonomen Haushalts des Euro-Währungsgebiets möglich werden.
Diese progressive weitere Integration des Euro-Währungsgebiets zu einer umfassenden Banken-, Fiskal- und Wirtschaftsunion wird parallele Schritte zu einer politischen Union mit verstärkter demokratischer Legitimation und Rechenschaftspflicht erfordern.“ (Abg. Ing. Westenthaler: Dürfen sie denn das?)
Zusammenfassend ist also zu sagen: Ziel ist es, eine einheitliche europaweite Haushaltspolitik, Steuerpolitik, Sozial- und Wirtschaftspolitik zu machen, unter Ausschaltung der nationalen Souveränitätsrechte. (Abg. Ing. Westenthaler: Bravo!)
Das heißt, alles, was wir heute großartig diskutieren, was den Finanzrahmen der nächsten Jahre betrifft, wird in Zukunft in Brüssel overruled werden. Dort kommen die Bestimmungen her, die hier herinnen umzusetzen sind. Da können wir lange hier diskutieren. Wir haben dann nichts mehr mitzureden, meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn das Wirklichkeit wird.
Und hinter dieser Schlussfolgerung verschanzt sich der Bundeskanzler. Jetzt können viele sarkastisch meinen, na Gott sei Dank, es kann ja eigentlich nur mehr besser werden, denn diese Bundesregierung ist ja schon am Sand. Das heißt, auf europäischer Ebene können nur mehr bessere Beschlüsse getroffen werden. Ich sage trotzdem dazu: Wir müssen für unsere Souveränität und Selbstbestimmung in unserem Land kämpfen, sodass wir nicht alles an Befugnissen abgeben! (Beifall beim BZÖ.)
Wie weit das geht, auch was – sehr enttäuschend – die Ansinnen der ÖVP-Granden betrifft, ist in Schriftstücken des Vereins Nova EUropa zu lesen, wo es heißt, es braucht eine europäische Republik. Das heißt nichts anderes, als dass wir in Zukunft als kleines Bundesland betrachtet werden, was unsere politischen Freiräume betrifft.
Das sagen nicht nur ÖVP-Granden, sondern das sagt auch Präsident Hollande kürzlich in einer Aussendung: eigener Haushalt, eigene Wirtschaftsregierung, Harmonisierung der Steuern.
Staatssekretär Lopatka setzt am 6. Mai noch eines drauf und sagt: Am Ende wird sich die Frage stellen, ob wir Nationalstaaten überhaupt noch haben und überhaupt noch brauchen. (Zwischenrufe bei der ÖVP. – Abg. Ing. Westenthaler: Na bist du deppert!) – Das ist also schon eine Aussage, die tief blicken lässt in das, was da in nächster Zeit auf uns zukommen wird.
Herr Bundeskanzler, ich glaube nicht, dass Sie im Sinne und im Interesse der Österreicherinnen und Österreicher hier Politik machen, denn das geht eindeutig zu weit, was Sie auf europäischer Ebene unterstützen. Und dass Sie oftmals nicht mehr Ihr Ohr am Bürger haben und es Sie auch nicht interessiert, welche Meinung wir hier im Hohen Haus haben, das ist auch beweisbar an Ihrer Haltung, die Sie heute hier eingenommen haben.
Sie haben uns über das Zentralorgan der SPÖ, über den Teletext des ORF ausrichten lassen, dass Sie hier eine Erklärung zu den jüngsten Beschlüssen auf europäischer Ebene, was das Bankgeheimnis betrifft, abgeben wollen. Da haben Sie in Ihren Ausführungen jetzt kein Wort darüber verloren, kein einziges Wort.
Also auf den Teletext, Herr Kollege Cap, darf man nicht viel setzen. Teletext ist nicht das Informationsmedium des Parlaments schlechthin (Abg. Grosz: Für Cap vielleicht schon!), ansonsten hätten Sie diese Informationsmöglichkeit wahrgemacht.
Wir werden daher heute von Seiten des BZÖ eine Dringliche Anfrage an Sie stellen. Und Gott sei Dank gibt es das BZÖ im Hohen Haus, damit eine Partei die Courage hat, Sie zu Ihren Beschlüssen auf europäischer Ebene zu befragen. (Beifall beim BZÖ.) Von selbst haben Sie ja nicht den Mut und die Chuzpe, sich hier hinzustellen und eine Erklärung über die Beschlüsse abzugeben, die Sie getroffen haben. Gott sei Dank haben wir diese parlamentarische Initiative ergriffen, ansonsten hätten wir gar nichts über Ihre weitreichenden Beschlüssen erfahren.
Und, Herr Bundeskanzler, was Zypern betrifft: Sie haben sich heute über alles Mögliche in Ihrer Rede ausgelassen, auch was Zypern anlangt. Aber mit Ihrer Haltung haben Sie eigentlich den Oligarchen und den Milliardären auf europäischer Ebene Vorschub geleistet, nämlich all diesen Superreichen so viel Zeit zu lassen, damit sie genug Möglichkeiten haben, ihre Milliarden von Zyperns Banken abzuziehen. Das ist eine politische Schmiere, die Sie da geleistet haben, Sie sind Schmiere gestanden, damit Oligarchen mit dem ganzen Geld über alle Berge davonziehen können. Auf diese Maßnahme brauchen Sie nicht stolz zu sein.
Was die Banken-Misere betrifft – egal, ob das die Hypo, die Kommunalkredit oder die Volksbank anlangt –, haben wir vom BZÖ immer einen Banken-Untersuchungsausschuss gefordert. Und den wollen wir noch vor den Nationalratswahlen haben. Denn nur wer etwas zu verstecken hat, kann gegen den Untersuchungsausschuss sein. Wir sind dafür, alles noch vor den Nationalratswahlen aufzuklären, damit der Bürger auch abstimmen kann im Zuge der Nationalratswahl (Abg. Mag. Kogler: Richtig!), wer hier etwas zu verbergen, wer etwas ausgefressen und wer etwas zu verantworten hat. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Dr. Jarolim: Das war eine sehr schlechte Rede!)
12.41
Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt nun Frau Bundesministerin Dr. Fekter. – Bitte. (Beifall bei der ÖVP.)
12.42
Bundesministerin für Finanzen Mag. Dr. Maria Theresia Fekter: Danke für den Applaus! – Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Werte Herren Staatssekretäre! Sehr geehrte Damen und Herren auf den Zuschauerrängen und vor den Fernsehschirmen! Hohes Haus! Österreich ist bei der Budgetkonsolidierung gut unterwegs, und wir haben die Defizitvorgaben rascher erfüllt als geplant. Das heißt, wir haben auch im Budgetvollzug sehr ambitioniert gehandelt. (Beifall bei der ÖVP.)
Gleichzeitig steht Österreich im internationalen Vergleich besser da als unsere Nachbarn. Und, meine sehr verehrten Damen und Herren, auch wenn das die Opposition nicht wahrhaben will, das ist das Resultat unserer Arbeit. Durch einen klugen Mix aus Reformen, durch Sparen, aber auch durch Investitionen in die Zukunft ist es uns gelungen, uns im internationalen Spitzenfeld zu halten. Und was das Wichtigste ist: Wir haben Arbeitsplätze dazugewonnen. Wir haben die Wirtschaft nicht abgewürgt, wie in manch anderen Ländern. Wir haben die Inflation nicht angeheizt und wir haben die Investitionsneigung im Land gehalten. Und die Kaufkraft der Menschen ist auch stabil geblieben.
Das heißt, insgesamt war das Reformprogramm auf Erfolg ausgerichtet, für eine Budgetkonsolidierung und gleichzeitig für Wohlstand uns Wachstum. Wir haben die Marke von 3 Prozent, die die EU vorgibt, wesentlich früher und deutlich unterschritten. Ein Wermutstropfen ist noch die derzeitige Schuldenquote. Sie wird aber in diesem Pfad weiter sinken, und wir werden bis zum Jahr 2020 unter 60 Prozent sein.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die gute Performance Österreichs wird auch international anerkannt. Wir werden beneidet um unsere Zahlen, speziell um die gute Arbeitsplatzsituation. Wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit in der EU, wir liegen weit, weit unter dem EU-Durchschnitt.
Der Herr Bundeskanzler hat es schon erwähnt: Das Wichtigste in diesem Zusammenhang ist unsere Jugendbeschäftigung. Ein herzliches Dankeschön an alle Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden. 128 000 Lehrlinge haben wir in Österreich. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
Aber auch ein Dankeschön an die engagierten Lehrer in den berufsbildenden Schulen. Denn auch die berufsbildenden Schulen sind so ein Asset, das andere Länder nicht kennen, weil sie unsere Jugend nicht nur in der Allgemeinbildung bilden, sondern ihnen auch berufliche Qualifikation mitgeben. Ein Dankeschön auch an jene, die die Jugendlichen für die Universitäten und Fachhochschulen vorbereiten. Auch das wird dann, wenn sie fertig sind, vom Arbeitsmarkt gut aufgenommen.
Jugendarbeitslosigkeit ist das dringendste Problem, das Europa derzeit hat und das wir aktiv angehen müssen. Wir können mit diesen zwei Säulen, einmal berufsbildende höhere Schulen und die duale Ausbildung, als Best-Practice-Beispiel in ganz Europa gelten. (Beifall bei der ÖVP.)
Es kommen immer wieder Interessierte zu uns, die sich anschauen, wie wir das machen, wie wir das bewerkstelligen und wie es uns gelingt, so eine hohe Jugendbeschäftigung zu haben.
Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Der Vergleich macht uns sicher. Österreich hat es geschafft, andere Länder hinken noch hinterher. Wir haben in der Krise keine Arbeitsplätze verloren, wir konnten die Kaufkraft der Menschen erhalten. Meine sehr verehrten Damen und Herren, da hat die hier im Hohen Haus beschlossene Haushaltsrechtsreform mitgeholfen. Das Haushaltsrecht hilft uns, dass die Ressorts sparsam, effizient, aber in Eigenautonomie mit ihren Mitteln umgehen können.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, weil ich von den Ressorts rede: Ich möchte kurz auf die Entgleisung der Abgeordneten Bayr Bezug nehmen, die hier wirklich in einer unverschämten Art und Weise Halbwahrheiten von sich gegeben hat. (Unruhe im Saal. – Abg. Ing. Westenthaler: Es steht einem Minister nicht zu, einen Abgeordneten so abzufackeln!) Wenn man sich die Zahlen (Anhaltende Zwischenrufe bei SPÖ, Grünen und BZÖ. – Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.) Wenn eine Abgeordnete den Außenminister dermaßen angeht, dann kann ich als Finanzminister die Zahlen ins rechte Licht rücken. (Beifall bei der ÖVP. – Anhaltende Zwischenrufe bei SPÖ, Grünen und BZÖ.)
Wir geben mehrere hundert Millionen für Entwicklungshilfe aus, nämlich über die internationalen Finanzinstitutionen. Aber das hat sich wahrscheinlich die Abgeordnete Bayr nicht angesehen (Beifall bei der ÖVP), dass wir im Jahr 2013 für die internationalen Entwicklungsinstitutionen 237 Millionen € ausgeben. Im Jahr 2014 steigern wir das auf 277 Millionen €. (Abg. Ing. Westenthaler: Egal, welche Partei es ist, Abgeordnete können nicht beschimpft werden!)
Im Jahr 2015 sind es dann schon 301 Millionen €, die wir diesbezüglich in der Entwicklungszusammenarbeit ausgeben (Beifall bei der ÖVP), in der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, in den internationalen Entwicklungsorganisationen, in der Afrikanischen Entwicklungsbank-Gruppe, in der Afrikanische Entwicklungsbank, im Afrikanischen Entwicklungsfonds, im Asiatischen Entwicklungsfonds, in der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Meine sehr verehrten Damen und Herren, hunderte Millionen, da ist es nicht gerechtfertigt, wenn man den Außen-
minister dermaßen tadelt. Das muss ich hier ins rechte Licht rücken. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Mag. Gaßner und Bayr.)
Ich bekenne mich dazu, dass bei diesen Institutionen die Entwicklungshilfe in den Ländern direkt ankommt, nämlich bei den Projekten. Und diese Entwicklungsinstitutionen, diese internationalen Banken haben auch die Kontrollmechanismen, damit man sieht, was mit dem Geld passiert. Die reine Vereinsförderung hier in Österreich ist nicht ausreichend, um zu kontrollieren, wo das Geld denn hinfließt. Wir haben immerhin für eine Hilfsorganisation, ich nenne sie hier nicht, 6 Millionen € auf die Cayman Islands überwiesen. Und dort haben wir keine Garantie mehr, was dann mit dem Geld passiert. Daher ist es mir sehr recht, dass wir bei den IFIs die Beträge erhöhen und nicht nur bei den Vereinen. Denn die Kontrollmechanismen sind hier nicht ausgeprägt. (Beifall bei der ÖVP. – Anhaltende Zwischenrufe bei SPÖ, Grünen und BZÖ.)
Nun zurück zum Budgetpfad, den wir hier jetzt beraten. Mit dem Bundesfinanzrahmengesetz 2014 bis 2017 führen wir den im Frühjahr 2012 eingeschlagenen Stabilisierungs- und Wachstumspfad konsequent weiter fort. Die Drei-Säulen-Strategie, nämlich Budgetdisziplin, Strukturreformen und Offensivmaßnahmen wird dabei auch in Zukunft im Zentrum stehen. Gleichzeitig aber investieren wir aktiv in Bildung, Forschung, Entwicklung sowie Infrastruktur, um das Wachstum und die Beschäftigung voranzutreiben.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, selbstverständlich ein Dankeschön an alle Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, also an jene, die es uns ermöglichen, zu gestalten und den Wohlstand in unserem Land auszubauen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir werden das strukturelle Defizit im Jahr 2017 auf 0,45 Prozent zurückgehen lassen. Damit wird die Schuldenquote auf 67 Prozent sinken, und wir arbeiten aber dann weiter, dass sie bis 2020 auf 60 Prozent des BIP gesenkt wird. Wir haben einen klaren Pfad, eine klare Strategie, stabile Finanzen, denn das sichert unseren Wohlstand. Nur stabile Finanzen erlauben eine Ausweitung des Wohlstands.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, damit sichern wir aber auch die Arbeitsplätze in Österreich und den Standort. So können wir die Nachhaltigkeit der österreichischen Staatsfinanzen für eine sichere Zukunft garantieren und die hohe Lebensqualität, die Stabilität und die Sicherheit langfristig gewährleisten. Damit bleiben wir einmal mehr ein Hort der Stabilität mit den niedrigsten Zinsen, die diese Republik jemals hatte, und die Österreicherinnen und Österreicher können sich darauf verlassen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
12.53
*****
Präsident Fritz Neugebauer: Zur Geschäftsbehandlung hat sich Herr Abgeordneter Scheibner zu Wort gemeldet. – Bitte.
12.53
Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Jeder, der jetzt die Rede von Frau Bundesministerin Fekter gehört hat, muss als Abgeordneter (Abg. Höfinger: Begeistert!) – nicht begeistert sein, Herr Kollege von der ÖVP, wenn man hier noch ein gewisses Maß an Selbstachtung als Volksvertreter hat, sondern sich daran erinnern, dass es seit Jahrzehnen die Usance gibt, dass wir alle gemeinsam, unabhängig davon, wen es betrifft – und es betrifft jetzt eine Abgeordnete der Sozialdemokratie und nicht meiner Fraktion –, wenn von der Regierungsbank eine Abgeordnete oder ein Abgeordneter abqualifiziert wird –
so wie das jetzt passiert ist –, beschimpft wird, dagegen auch unseren Protest erheben. (Beifall bei BZÖ, SPÖ, FPÖ und Grünen.)
Wenn sich ein Bundesminister von einem Abgeordneten in einer Rede ungerecht behandelt fühlt, dann kann er darauf natürlich in seiner Art und Weise replizieren beziehungsweise hat er auch eine Fraktion und andere Abgeordnete, die sich dem dann mit vielleicht stärkeren oder heftigeren Worten entgegensetzen. Aber dieses Prinzip, dass wir uns gegen Polemik und Beschimpfungen von der Regierungsbank zur Wehr setzen, das muss auch weiter gelten. (Beifall bei BZÖ, SPÖ, FPÖ und Grünen.)
Herr Präsident, ich erwarte mir von Ihnen als Vorsitzführendem hier ganz klare Worte. Ansonsten werden wir diese Frage in der nächsten Präsidiale zur Sprache bringen. (Beifall und Bravorufe bei BZÖ SPÖ, FPÖ und Grünen.)
12.54
Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Wöginger. (Abg. Ing. Westenthaler: Nein, Kogler zur Geschäftsbehandlung!) – Entschuldigung, ja, Herr Abgeordneter Kogler zur Geschäftsbehandlung. – Bitte. (Abg. Grosz – in Richtung Präsidium –: Stellen Sie sich hinter die Abgeordneten! – Abg. Ing. Westenthaler: Sind Sie Minister-Präsident oder Abgeordneten-Präsident?)
Herr Abgeordneter Mag. Kogler zur Geschäftsbehandlung. – Bitte.
12.55
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne) (zur Geschäftsbehandlung): Wäre es in dieser Geschäftsordnungsfrage so, dass sich die Regierungsvertreterinnen und ‑vertreter, die Regierungsbank mithin immer einem offenen Dialog stellen, alles transparent auf den Tisch legen würden, wie es in einem normal entwickelten Parlament sein sollte, dann könnten wir vielleicht einen Funken von Verständnis aufbringen. Aber diese Maßregelung, die hier passiert ist, ist ohnehin nicht zu dulden, besonders vor dem Hintergrund dessen und im Zusammenhang damit, dass wir hier einen Finanzrahmen diskutieren – so tragisch das für die Entwicklungshilfe ist –, für diese Beträge und diese Differenz, die hier angemahnt wurde, eine Abgeordnete derart abzukanzeln, während hier gleichzeitig von der gesamten Regierungsbank – und das wird so weitergehen – ein 10-Milliarden-Loch – soll sein ein 6-Milliarden-Loch –, das im ganzen Finanzrahmen überhaupt nicht aufscheint, nicht nur nicht erklärt wird, sondern nicht einmal der Versuch gestartet wird, das irgendwie zahlenmäßig darzustellen, völlig verfassungswidrig. (Abg. Ing. Westenthaler: Völlig abgehoben!)
Dann die Abgeordneten maßzuregeln, die auf etwas den Finger hinlegen, das ist wirklich das Letzte! Kommen Sie selber einmal zur Raison und erklären Sie Ihren Finanzrahmen! (Beifall bei Grünen, SPÖ, FPÖ und BZÖ.)
Die ganze Verfassungsreform können wir uns in die Haare schmieren, wenn das so weitergeht. Das ist eine Phantasievorstellung und kein Finanzrahmen, das ist eine Budgetlüge, die Sie hier vorlegen – wieder einmal. (Beifall bei Grünen und BZÖ.)
12.57
Präsident Fritz Neugebauer: Herr Kollege Scheibner, Herr Kollege Kogler, Sie wissen, dass das keine Wortmeldung zur Geschäftsbehandlung gewesen ist. (Die Abgeordneten Scheibner und Ing. Westenthaler: Freilich!) Sie hätten jeden Debattenbeitrag nutzen können, es stehen noch Stunden an Redezeit zur Verfügung. Ich sehe der Debatte in der nächsten Präsidiale mit Interesse entgegen, und ich weiß auch, dass die Frau Bundesministerin als langjährige Parlamentarierin Ihren Beitrag durchaus einschätzen kann. (Abg. Scheibner: Und Sie haben keine Meinung!?) – Ich habe dazu auch eine Meinung, aber ich werde die Debatte damit nicht unterbrechen. (Abg.
Ing. Westenthaler – in Richtung Präsidium –: Schwarzer Partei-Präsident! Stellen Sie sich hinter die Abgeordneten! Sie sind ein Partei-Präsident!)
*****
Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Wöginger. – Bitte.
12.57
Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Finanzministerin! Meine Herren Staatssekretäre! Meine sehr geehrten Damen und Herren! (Anhaltende Zwischenrufe.) – Vielleicht können wir die Diskussion wieder auf das Bundesfinanzrahmengesetz verlagern. Ich glaube, dass die Aufregung jetzt nicht mehr angebracht ist. Ich hätte dazu drei Anmerkungen, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Erster Punkt – die Budgetkonsolidierung –: Die Budgetkonsolidierung steht in diesem Finanzrahmengesetz im Vordergrund. 2016 wird das Nulldefizit erreicht und es wird dem Hausverstandsleitspruch Rechnung getragen, dass man auf Dauer nicht mehr ausgeben kann, als man einnimmt. Deshalb wird dieser Konsolidierungspfad eingehalten. Daher haben wir im vorigen Jahr ein 27 Milliarden-Paket geschnürt, 75 Prozent ausgabenseitig, meine Damen und Herren von der FPÖ, 25 Prozent einnahmenseitig. Es wurden Reformen durchgeführt bei Pensionen, Gesundheit – erst bei der letzten Plenarsitzung beschlossen –, Verwaltungsreformen im Bereich des öffentlichen Dienstes, Förderungen und ÖBB, und es wurden Steuerlücken geschlossen. Ja, dazu bekennen wir uns. Und diese 27 Milliarden € werden es uns ermöglichen, dass wir das Nulldefizit 2016 gesamtstaatlich erreichen. Im vergangenen Jahr haben wir ein Defizit von 2,5 Prozent, niedriger als erwartet, gehabt.
Zweiter Punkt – Wachstum und Beschäftigung –: Das Wichtigste ist, dass die Menschen einen Arbeitsplatz haben. Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote in Europa, wir haben die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit, und wir haben einen Höchststand an Beschäftigung, meine Damen und Herren. Die duale Ausbildung – das wurde heute schon mehrmals erwähnt – ist ein Erfolgsmodell, ein österreichisches Erfolgsmodell. Und wir müssen die Lehre wieder attraktivieren, damit das Schaffen von Arbeitsplätzen auch in Zukunft wieder möglich wird.
Die Politik – das möchte ich betonen – kann nur Rahmenbedingungen schaffen. Die Arbeitsplätze schaffen unsere Unternehmerinnen und Unternehmer. Und denen möchte ich auch meinen Dank dafür zum Ausdruck bringen, dass Arbeitsplätze geschaffen wurden, 126 000 in den letzten vier Jahren! (Präsident Dr. Graf übernimmt den Vorsitz.)
Der dritte Punkt, meine Damen und Herren, ist wesentlich, denn es geht hier nicht ums Kaputtsparen, sondern ums Konsolidieren. Es gibt aber auch eine Offensivstrategie. Das heißt, wir müssen auch in wichtige Bereiche investieren. Dazu gehört die Bildung, dazu gehört die Ausbildung, dazu gehört die Jungunternehmer-Offensive. Die GmbH Neu ist jetzt auf Schiene gebracht worden. Die thermische Sanierung ist ein wichtiger Aspekt im ökologischen Bereich. Der Pflegefonds wird verlängert, es gibt 650 Millionen € zusätzlich. Pflegekarenz und Pflegeteilzeit werden eingeführt. Weiters haben wir heuer im Frühjahr eine ordentliche Pendlerentlastung auf den Weg gebracht.
Meine Damen und Herren, das Motto für die Zukunft muss lauten: Wenn eine Steuerreform in den nächsten Jahren leistbar ist, dann müssen Familien und insbesondere Familien mit Kindern im Vordergrund stehen. Außerdem muss es zu einer Senkung des Eingangssteuersatzes kommen. Ein Eingangssteuersatz von 36,5 Prozent ist zu hoch! Wir wollen entlasten und nicht belasten. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir wollen, dass den Menschen mehr Geld im Börsel bleibt! Das ist das Motto der ÖVP. (Beifall bei der ÖVP.)
13.01
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Gradauer. 5 Minuten sind eingestellt. – Bitte.
13.01
Abgeordneter Alois Gradauer (FPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Wir sind mitten im Wahlkampf. So kommt es mir vor. Es ist natürlich für die ÖVP schwierig: Wenn man eine Majestätsbeleidigung begeht, dann reagiert man so, wie die Frau Bundesminister es eben getan hat. Aber sei es so!
Meine Damen und Herren, ich muss Ihnen ehrlich sagen: Ich habe diese Sonntagsreden, die man von den Regierungsfraktionen hört, wirklich satt, denn es ist wirklich nichts in Ordnung in diesem Staat, was die Finanzen betrifft! Es sind untragbare Zustände, die sich hier abzeichnen, und dieses Eigenlob, das immer wieder von SPÖ und ÖVP kommt, ist nicht zu akzeptieren. (Beifall bei der FPÖ.)
Schauen wir uns die Daten und die Zahlen genauer an, die sich heute betreffend Staatsfinanzen abzeichnen: Jede Minute, meine Damen und Herren, auch zu Hause, werden die Schulden des Staates Österreich um 21 200 € höher. Wir sind bei Staatsschulden von 230 Milliarden € angelangt. Wenn Sie die ausgelagerten Schulden von 60 Milliarden € dazurechnen, dann kommen Sie auf eine Verschuldung gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt von 90 Prozent. Wir zahlen dafür alle Jahre 7 Milliarden € Zinsen. Es ist ewig schade um diese 7 Milliarden! (Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.)
Hohes Haus! Es ist äußerst fraglich, ob das Ziel, das man sich hier gesteckt hat, bis 2017 ausgeglichen zu budgetieren, auch erreicht werden wird. Da gibt es viele Risiken, die möglicherweise schlagend werden: Ich werde noch darauf zurückkommen. Unmöglich aber ist es – das möchte ich Herrn Dr. Stummvoll auch ins Stammbuch schreiben –, die Staatsverschuldung bis 2020 wieder auf 60 Prozent zurückzuführen. Das ist – das weiß man, wenn man nur ein bisschen rechnen kann – eigentlich unmöglich! Sie müssten in sieben Jahren 100 Milliarden € Schulden tilgen. Wir sind momentan, 2012, bei einem Minus beziehungsweise bei einem Defizit von 11 Milliarden, und für 2013 sind weitere 6 Milliarden Defizit – also wiederum ein Minus in dieser Höhe – geplant. Wie sollte es also gelingen, bis 2020 positiv zu sein und 100 Milliarden Gewinne abzuliefern?
Ich möchte aber doch daran erinnern, da heute davon geredet wurde, dass wir, wenn wir rund um uns blicken, feststellen können, dass wir wesentlich besser dastehen: Die Schweiz hat voriges Jahr einen Überschuss von 2 Milliarden Schweizer Franken eingefahren. Das ist ein Erfolg. Das hätte ich auch in Österreich gerne! Bei uns gibt es diese Defizitentwicklung deshalb, weil es einen Stillstand bei der Reformarbeit gibt.
Nun aber zum Bundesfinanzrahmen bis 2017. Ich möchte diesen unter das Motto stellen: „Bei Fekter nichts Neues“. – Der neue Bundesfinanzrahmen setzt abermals keine neuen Impulse, sondern schreibt bereits beschlossene, bekannte Maßnahmen nur wiederum fort.
Positiv anzumerken ist, dass hier an der Konsolidierung des Staatshaushaltes gearbeitet wird. Aber zu welchem Preis? Das Ergebnis war, dass die EU gesagt hat: Ihr müsst unbedingt sparen! – Der Befehl ist da. Das Loipersdorf-Paket wurde geschnürt, und es gab den Stabilitätspakt 2012. Gesamtbelastung für die Bevölkerung in diesen Jahren: 50 Milliarden €. Keine Einsparungen, sondern Belastung! Das war die Devise. Es gab eine Kürzung der Pensionen, eine Kürzung der Familienbeihilfe, eine Mineral-
ölsteuererhöhung. Die Bankenabgabe wurde neu eingeführt. Immobilien werden in verschiedenen Richtungen hin neu besteuert. Und letztlich ist auch die Bausparprämie gekürzt worden. Also: Konsolidierung auf Kosten der österreichischen Bevölkerung.
Frau Bundesminister Fekter hat bei ihrer Budgetrede gesagt: Stabiles Wachstum durch Reformen. – Das steht, meine Damen und Herren, allerdings nur auf dem Papier! (Beifall bei der FPÖ.)
Wo sind denn die angekündigten Reformen und Einsparungen? – Es wurde großmundig gesagt: Es wird in die Staatsstruktur eingegriffen. Der Nationalrat wird verkleinert. Der Bundesrat wird neu organisiert. Die Bezirkshauptmannschaften werden zusammengelegt. (Zwischenruf des Abg. Obernosterer.) Bei den Gemeinden gibt es Zusammenlegungen. – Wo sind denn all diese angekündigten Reformmaßnahmen?
Eine Verwaltungsreform gibt es nicht. Sie bringen nicht einmal ein einheitliches Dienstrecht für die Lehrer in ganz Österreich zusammen. Im Bildungswesen gibt es nach wie vor die höchsten Kosten und die geringste Ausbildungsqualität. Was ist mit den Reformen bei den Pensionen? Wir wissen, dass ein Jahr länger arbeiten um eine Milliarde € niedrigere Kosten bringt.
Entsprechende Förderungen muss man angehen. Man muss schauen, wo man Subventionen einsparen kann. In Summe schlummern – das wissen wir – längst 10 Milliarden € Sparpotenziale, die man jedes Jahr einsparen könnte, doch diese Regierung ist nicht fähig, das auch zu lukrieren.
Herr Bundeskanzler, Sie haben gesagt, die nächsten Schritte sind berechenbar. – Ich glaube, berechenbar sind diese Maßnahmen, die zu Papier gebracht wurden, nicht! Was kosten denn die maroden Banken in Österreich wirklich? Wie entwickeln sich die Kosten für die zahlungsunfähigen, maroden Eurostaaten? Kommt es zur Finanztransaktionssteuer oder nicht? Bleiben die Zinsen auf diesem niedrigen Niveau, das, Gott sei Dank, momentan zur Verfügung steht? – Wenn nur ein Punkt davon nicht kommt, wird es nichts mit dem Nulldefizit 2017.
Ich sage noch einmal: Ohne echte, nachhaltige Reformen gibt es keine Sanierung der Staatsfinanzen, und ohne Ankurbelung der Konjunktur, um diese wieder in Schwung zu bringen, ist eine Sanierung ebenfalls nicht möglich. Sonst kommt das, Herr Abgeordneter Cap, was die SPÖ immer sagt, nämlich neue Steuern, und das will die FPÖ auf keinen Fall! – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)
13.08
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gelangt Herr Klubobmann Dr. Cap. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.
13.08
Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Meine Damen und Herren! An sich haben wir das Thema Entwicklungszusammenarbeit schon mehrfach in verschiedenen Bereichen diskutiert. Aber wir können dieses Thema durchaus auch hier im Plenum diskutieren.
Ich möchte zuerst einmal aufs Schärfste den Vorwurf zurückweisen, dass Frau Abgeordnete Bayr unverschämt sei! Sie ist nämlich Tag und Nacht selbstlos unterwegs und engagiert sich für dieses Anliegen wirklich. Ich meine, das muss man einmal anerkennen, ebenso auch das Engagement aller anderen, die sich damit befassen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von Grünen und BZÖ.)
Zweitens bin ich der Auffassung, dass wir, wenn wir das hier wirklich diskutieren wollen, auch bei der Sache bleiben.
Der Entschließungsantrag, der hier von fünf Parteien beschlossen wurde, lautet: „Die Bundesregierung wird aufgefordert, im Frühjahr 2013 im Zuge der Erstellung des
Bundesfinanzrahmengesetzes 2014 bis 2017 die Mittel für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit aufzustocken.“ – Eindeutiger geht es nicht!
Die Beschlusslage besagt, dass sich das im Finanzrahmen abzubilden hat. (Zwischenruf des Abg. Öllinger.)
Wir haben bei allen Gesprächen und Diskussionen, ob es um den Inhalt der Koalitionsvereinbarung ging oder das Ergebnis offen war, immer gesagt: Es geht nicht um ein Aufmachen oder Erweitern oder Verändern des Bundesfinanzrahmens, sondern es geht darum, dass es eine Definition innerhalb des Bundesfinanzrahmens gibt, und zwar schon allein deswegen, weil seit Jahren diese Debatte geführt wird, bei welcher es darum geht, dass diese 47 Hilfsorganisationen, denen es vor allem um bilaterale Entwicklungszusammenarbeit geht, endlich einmal durchsetzen, dass das, wofür wir uns in diesem Bereich international verpflichtet haben, auch eingehalten wird. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Nicht verstanden habe ich – aber ich werde ihr das dann sagen, wenn sie wieder da ist – den Hinweis, dass man nicht weiß, ob das Geld ankommt. (Abg. Neubauer: Wo ist denn die Frau Minister?) Damit gemeint ist anscheinend die bilaterale Zusammenarbeit von Hilfsorganisationen, bei der man sozusagen nicht weiß, ob das Geld, das die Organisationen bekommen, wirklich für den entsprechenden Zweck verwendet wird. Das liegt übrigens im Verantwortungsbereich des Außenministeriums, und das fasse ich jetzt als Kritik auf.
Aber ich verstehe das auch als Kritik an diejenigen, die das diskreditieren. – Ich zitiere jetzt den Präsidenten Küberl, der sagt: Damit werden Brunnen gegraben, damit wird Saatgut finanziert, damit wird also wirklich unmittelbar überprüfbare Hilfe geleistet. – Und ich finde, das zu diskreditieren ist einfach ungerecht, unfair und nicht in Ordnung! Auch das möchte ich hier in diesem Rahmen sagen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Ich habe mir die Liste derer angesehen, die das einfordern und unterstützen: Das sind die Caritas, Präsident Küberl; in der Bischofskonferenz gibt es ebenfalls entsprechende Kräfte. In der ÖVP-Akademie gibt es eine ganze Abteilung, die sich da einbringt. Auch der Vorsitzende des Ökosozialen Forums, Franz Fischler, der ehemalige EU-Kommissar, hat sich diesbezüglich unterstützend eingebracht, dass es diese Erhöhungen gibt. Dort ist übrigens auch der Sohn des ehemaligen ÖVP-Bundesparteiobmannes Josef Riegler, nämlich Klemens Riegler, tätig. – All das sei nur am Rande erwähnt. Ich könnte hier eine detaillierte Liste anführen.
Der neue Papst Franziskus meint, man müsse auch als Kirche aktiv Armutsbekämpfung betreiben. Er ist für Gerechtigkeit und gegen die Diktatur der Wirtschaft und fordert sozusagen all das ein, wofür auch die Entwicklungszusammenarbeit steht, und Papst Franziskus weiß, wovon er spricht, er kommt nämlich aus Lateinamerika und kennt die Situation dort, in Afrika und auf anderen Kontinenten.
Im Hinblick darauf halte ich es gerade in der heutigen Zeit auch für uns für eine moralische und nicht für eine politische Verpflichtung, dass wir in dieser Frage konsequent sind, uns dafür engagieren und endlich einmal Nägel mit Köpfen machen. Nur das wollten wir: Nägel mit Köpfen machen.
Es ist richtig, dass es über die Frage eine Debatte gegeben hat, ob man die Erhöhung für die nächsten vier Jahre in einem Entschließungsantrag abbildet. Ich rede jetzt immer nur von der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit, die Frau Finanzminister hat dauernd von der multilateralen Entwicklungszusammenarbeit geredet. Man kann
durchaus einmal Änderungen von bilateral zu multilateral vornehmen, all das kann sein. – Wir wollten für 2014 82 Millionen €, für 2015 90 Millionen €, für 2016 100 Millionen € und für 2017 110 Millionen €, und wir haben dann in der Diskussion durchaus versucht, einen Kompromiss für diese Jahre herbeizuführen. Das war jedoch bis zur Stunde nicht möglich, und das tut uns leid.
Frau Abgeordnete Bayr hat das als Zuständige hier im Plenum angesprochen. (Abg. Kopf: Aber unangemessen und unwahr!) – Nein! Das war nicht unangemessen. Sie hat es deswegen auch hier angesprochen, weil wir einen Fünfparteienantrag haben und ruhig auch die anderen Parteien, die das unterstützt haben und denen das ebenfalls ein Anliegen ist, im Endeffekt wissen sollen, ob da etwas weitergeht oder nicht. Ich meine, in diesem Punkt gibt es sehr wohl eine Berechtigung, das, wenn man hier sein Mandat ernst nimmt, letztendlich in aller Deutlichkeit anzusprechen. Und daher ist jeder Vorwurf Abgeordneter Bayr gegenüber unberechtigt! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Ich komme zu meinem letzten Punkt. Ich habe mir die Aussendung meines Kollegen Karlheinz Kopf durchgelesen. Ich verstehe seine Begründung insofern nicht, weil er sich öffentlich auch immer sehr für die Entwicklungszusammenarbeit engagiert hat und wir daher eigentlich eine gute Gesprächsbasis hatten. Ich hoffe, dass diese Gesprächsbasis in dieser Sache deswegen nicht zu bestehen aufhört, weil es uns ja um die Sache selbst geht. (Abg. Kopf: Sie ist schwerst beschädigt!)
Ich stelle allerdings die Begründung in der Aussendung meines Kollegen Kopf in Frage, dass Österreich, wenn auch in geringerem Maß als andere Länder, aber dennoch in den letzten Jahren über die Verhältnisse gelebt hat, und so weiter und so fort. – Okay. Die ÖVP ist seit 26 Jahren in der Regierung, stellt seit 13 Jahren, inklusive Karl-Heinz Grasser, den Finanzminister. Wenn das die Art ist, Selbstkritik zu üben, dann ist es in Ordnung. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Petzner: Das hat gesessen!)
13.15
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Lichtenecker. 4 Minuten sind eingestellt. – Bitte.
13.15
Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Frau Ministerin Fekter hat es vorgezogen, schon zu gehen und keinerlei Ausführungen darüber zu machen, wie hoch die Vorsorge im Hinblick auf das Bankendebakel eigentlich sein sollte. Letztlich klafft zwischen dem, was wir momentan vorliegen haben einerseits, und allen Erwartungen, die es in Bezug auf die Banken noch gibt, sowie dem, was an Kosten auf uns beziehungsweise den österreichischen Steuerzahler und die österreichische Steuerzahlerin noch zukommen kann andererseits, ein riesiges Loch. Die Erwartungen werden sich somit auf die Ausführungen des Herrn Staatsekretär fokussieren, wenn er dazu Stellung nimmt, wie das mit dem Finanzrahmen und den zu erwartenden Kosten für die Banken zu sehen ist.
Zu den großen Bereichen, die heute angesprochen wurden: Es ging um großen Ziele, nämlich Wohlstand und Arbeitsplätze zu schaffen und das Budget entsprechend zu gestalten. – Selbstverständlich ist eine budgetäre Ausrichtung eine strategische Entscheidung. Das wurde heute insbesondere von den Regierungsparteien sehr stark hervorgestrichen, und genau steht es auch im Strategiepapier: Es ist von gezielten Offensivmaßnahmen die Rede, gleichzeitig werden verschiedene Bereiche angeführt, etwa das Thema Bildung beziehungsweise der Bereich der Universitäten und der Forschung und Entwicklung. Und das wird zu Recht angeführt.
Frau Ministerin Fekter hat heute hier gesagt, die Hausaufgaben seien erledigt. – Da erhebt sich aber schon die Frage, von welchen Hausaufgaben sie tatsächlich spricht. Gerade im Bereich Forschung und Entwicklung hat Österreich in den letzten Jahren jedes Jahr einen Platz im Innovationsranking der Europäischen Union verloren. Jedes Jahr einen Platz! Inzwischen sind wir auf Platz neun gelandet. Und, meine Damen und Herren, werte Kolleginnen und Kollegen, das ist keine Momentaufnahme, sondern das ist eine Tendenz, und das lässt Schlimmes erwarten! Das hat nämlich Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort, und das wird Auswirkungen auf die Arbeitsmarktsituation haben.
Wir haben jetzt schon mehr als 360 000 arbeitslose Menschen, und auch die Jugendarbeitslosigkeit hat zugenommen. Da kann man sich nicht darauf ausreden, dass wir eine der niedrigsten Arbeitslosraten in Europa haben, sondern da gilt es, daran zur arbeiten, genau in diesen Bereichen zu investieren, nämlich in die Universitäten sowie in Forschung und Entwicklung, um moderne Arbeitsplätze zu schaffen, und selbstverständlich auch in Umwelt- und Klimaschutz.
Schauen wir uns das aber einmal näher an! Wie ist die Ausgestaltung dieser Budgets? Wenn Sie die drei Untergruppen betrachten, die sich spezifisch auf Forschung und Entwicklung beziehen, nämlich die Untergruppen 31, 33 und 34, und 2017 insgesamt mit 2013 vergleichen, dann werden Sie feststellen, dass wir dort ein Minus von 8,7 Millionen € haben. Wenn Sie dann noch die prognostizierten Inflationsraten dazu rechnen, dann sehen Sie, wie groß das reale Minus ist. Da kann doch nicht von Offensivmaßnahmen die Rede sein, meine Damen und Herren! Auch hier ist von Fantasiezielen die Rede. Das ist jedoch etwas, woran konkret weitergearbeitet werden muss, denn ansonsten hat das weiterhin nachteilige Effekte.
Das gilt ebenso für den Bereich des Klima- und Umweltschutzes, für die UG 43, Thema Umwelt: 2012 lag das Budget noch bei 735 Millionen €. Wie wird es 2014 aussehen? – Es wird bei 630 Millionen € liegen! Sehen Sie diesen massiven Einschnitt auch hier bei diesen zentralen Zukunftsinvestitionen in den Bereich Klima- und Umweltschutz? Es gibt da einen dramatischen Rückgang. Es gibt einen Stillstand im Bereich der Forschung und der Universitäten. Wir glauben, das ist zu wenig.
Wir wissen, dass die von der Bundesregierung beschlossene Forschungsstrategie gut ist, allerdings braucht man für die Umsetzung entsprechende Ressourcen und Mittel. Die Experten sagen voraus, dass die Lücke in die Hunderte Millionen € geht. – Wir Grüne wollen, dass diese Ziele erreicht werden, wir wollen, dass die Forschungs- und Technologie-Strategie umgesetzt wird.
Deshalb bringen wir folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Dr. Ruperta Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen
betreffend Finanzierungslücke in Millionenhöhe für Umsetzung der FTI-Strategie und Vorlage eines Forschungsfinanzierungsgesetzes
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine Regierungsvorlage zur Novellierung des Bundesfinanzrahmengesetzes 2014 bis 2017 vorzulegen, um die Mittel in der UG 31,
33, 34 im Finanzrahmen 2014 bis 2017 entsprechend zu erhöhen, damit die Ziele der FTI-Strategie, die die Bundesregierung beschlossen hat, erreicht werden können.“
*****
Das ist insbesondere ein Aufforderung an die Damen und Herren der Sozialdemokratie und der ÖVP, mitzuwirken, dass genau diese von der Bundesregierung beschlossenen Ziele erreicht werden können. (Beifall bei den Grünen.)
13.20
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Ruperta Lichtenecker, Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Finanzierungslücke in Millionenhöhe für Umsetzung der FTI-Strategie und Vorlage eines Forschungsfinanzierungsgesetzes
eingebracht im Zuge der Debatte zu den Berichten des Budgetausschusses über das Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2013 bis 2016 um die Obergrenze für das Jahr 2017 ergänzt wird und die Obergrenze für das Jahr 2013 wegfallen (Bundesfinanzrahmengesetz 2014 bis 2017) (2251/2320 d.B.) – UG 33
Begründung
Investitionen in Forschung, Wissenschaft und Innovation sind wesentliche Faktoren für eine zukunftsorientierte und positive wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in Österreich.
Insbesonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind Zukunftsinvestitionen zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts und Schaffung von neuen Arbeitsplätzen besonders wichtig und effektiv.
Im März 2011 beschloss die Bundesregierung die Strategie für Forschung, Technologie und Innovation (FTI) und definierte damit Ziele und geplanten Maßnahmen in den Bereichen Forschung, Innovation und Bildung bis 2020.
Die österreichische Regierung gab auch auf EU-Ebene im Rahmen von „Europa 2020 – Eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum” „ein F&E-Quotenziel von 3,76 % für Österreich bekannt, wobei zumindest 66 %, möglichst aber 70 % von der Wirtschaft zu finanzieren sind.“
Laut Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) bestand aber bereits 2012 eine Finanzierungslücke zur Erreichung der FTI-Strategieziele von rund 922 Millionen Euro bis zum Jahre 2015. Mit dem BFRG 2014 – 2017 vergrößert sich die Finanzierungslücke zur Umsetzung der FTI-Strategie.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine Regierungsvorlage zur Novellierung des Bundesfinanzrahmengesetzes 2014 bis 2017 vorzulegen, um die Mittel in der UG 31, UG 33 und UG 34 im Finanzrahmen 2014 bis 2017 entsprechend zu erhöhen, damit die Ziele der FTI-Strategie, die die Bundesregierung beschlossen hat, erreicht werden können.“
*****
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Glaser. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.
13.20
Abgeordneter Franz Glaser (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich bedauere die Eskalation im EZA-Bereich äußerst. Gerade wenn Entwicklungszusammenarbeit zu einer friedlicheren Welt beitragen soll, sollten wir hier im Hohen Haus mit gutem Beispiel vorangehen.
Ich möchte in diesem Fall schon feststellen, dass die Eskalation nicht von uns ausgegangen ist. (Ruf bei den Grünen: Naja!) Es war nicht notwendig, Verhandlungen, die im Gange sind, derart zur Eskalation zu bringen, dass es jetzt schwierig wird, zu einem gemeinsamen Antrag zu kommen. Ich hoffe aber immer noch, dass es möglich ist, zu einem gemeinsamen Antrag zu kommen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Öllinger: Na bitte!)
Es ist schon klar, wir sind momentan bei 0,27 Prozent. (Abg. Öllinger: Dürfen wir überhaupt noch was sagen zur Fekter? Darf man überhaupt noch etwas kritisieren? – Abg. Kopf: Darf sie noch was sagen? – Weitere Zwischenrufe bei den Grünen.) – Ich habe ja nicht davon gesprochen. Ich habe ja bedauert, dass es diese Eskalation gegeben hat. Das Bedauern betrifft sicher beide Seiten. (Abg. Brosz: Kann man noch drei Sätze sagen? Ist sie beleidigt, oder?)
Klar ist, dass die Zahl 0,27 Prozent für Österreich kein guter Ausweis ist. Klar und absehbar ist auch, dass die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit in den nächsten Jahren steigen werden. Klar ist auch, dass diese und, ich hoffe, auch die nächste Bundesregierung sich nach wie vor zu dem Ziel bekennt, 0,7 Prozent des BIP zu erreichen.
Klar ist in der Zwischenzeit auch, dass Entwicklungszusammenarbeit nicht irgendeine Nische, sondern wirklich ein wichtiger politischer und wirtschaftlicher Faktor im Weltgeschehen ist. Ich möchte Thomas Stelzer zitieren, das ist ein Österreicher, der in der UNO für die Entwicklungszusammenarbeit zuständig ist. Er sagt zur zukünftigen Entwicklungszusammenarbeit:
Es wird nicht darum gehen, den Hunger meinetwegen nur zu halbieren, wie es in den MDGs vorgesehen ist, sondern Ziel muss sein: gar kein Hunger in dieser Welt. Das gilt für alle anderen Ziele auch. Es muss ganz einfach darum gehen, dass wir eine möglichst faire Welt schaffen, möglichst für alle Menschen, damit wir letztlich auch eine friedliche Welt haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Kurz zu diesen Zahlen: Es wurde schon angesprochen, dass man nicht immer nur von einer Seite sprechen kann. Bei der bilateralen Seite gibt es ein Absinken der Beträge, das ist richtig. Auf der anderen Seite gibt es die multilateralen Beiträge für die EU und für die internationalen Organisationen. Wenn man beide Zahlen zusammenrechnet, ergibt sich von 2008 auf 2015 ein Plus von 150 Millionen. (Zwischenruf des Abg. Öllinger.)
Was ich aber bedauere, ist das Auseinanderentwickeln. Im Jahr 2008 waren es für die multilateral Hilfe drei Teile und für die bilaterale ein Teil. In der Zwischenzeit ist das Verhältnis sieben zu eins, also doppelt so schlecht. Da müssen wir, glaube ich, tatsächlich etwas ändern. Das sollte nicht zu Ungunsten der multilateralen Hilfe gehen, das ist durchaus wichtig. Es muss ganz einfach zu einer Aufstockung der Mittel für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit kommen.
Ich möchte hier ganz klar sagen, dass ich glaube, dass österreichische Entwicklungshelfer sehr gute Arbeit in der Welt leisten. Wir haben bei unseren Besuchen in Burkina Faso, in Mosambik, in Bhutan festgestellt, dass ausgezeichnete Arbeit in ausgezeichneten Projekten geleistet wird. Wir müssen auch sehen, dass wir damit Österreich präsent und sichtbar machen, dass wir damit Kompetenz hinaustragen, aber auch erwerben und dass wir damit als Österreicher eine gute Visiten- und Eintrittskarte für alle möglichen nachfolgenden Kontakte abgeben. Das sollte man sehen. Es muss auch deswegen unser Ziel sein, dass wir die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit stärken.
Ich möchte abschließend dazusagen, dass die Bundesregierung das auch erkannt und damit begonnen hat. Es gibt kein weiteres Absinken mehr. Wir hätten in diesem Entschließungsantrag durchaus festgehalten, dass es zu Steigerungen kommt. Das möchte ich abschließend noch vorlesen.
Ich lese jetzt den Antrag vor, so wie wir ihn vorgehabt haben:
Die Bundesregierung möge in Entsprechung des obgenannten Entschließungsantrages dafür Sorge tragen, dass für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit im Jahr 2014 wieder 77 Millionen, im Jahr 2015 82 Millionen und in den Folgejahren weiter erhöhte Beträge zur Verfügung stehen.
Ich lade alle ein, dass wir diesen Antrag trotzdem noch beschließen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
13.25
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter List zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.
13.25
Abgeordneter Kurt List (BZÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär Schieder als letztes Aufgebot dieser Bundesregierung auf der Regierungsbank hinter mir! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Im Gegensatz zu den Ausführungen von Bundeskanzler Faymann und der Schröpfungsministerin Fekter müssen wir vom BZÖ selbstverständlich eine völlig andere Meinung vertreten, nämlich die Wahrheit. (Abg. Jakob Auer: Müssen!)
Herr Kollege Auer, die Wahrheit sieht ganz anders aus. Dieses Bundesfinanzrahmengesetz ist eine weitere Bankrotterklärung dieser gescheiterten Bundesregierung. Alle damit Befassten und darunter viele Experten haben im Vorfeld heftige Kritik geübt, weil sämtliche Perspektiven, wie eine sinnvolle Steuerreform, fehlen. Die sinnvolle Steuerreform wird vermisst.
Im Zuge der Debatte über die falsche Zypernhilfe hat uns die schwarze, arrogante Finanzministerin Fekter von der Regierungsbank aus bestätigt, dass Österreich ein Hochsteuerland ist. Österreich ist ein Hochsteuerland, und das ist die echte Katastrophe. Das gehört geändert. Wir vom BZÖ sagen: Runter mit den Steuern! (Beifall beim BZÖ.)
Die gescheiterte Bundesregierung hat die Menschen nämlich längst genug geschröpft. Die Menschen sind grantig und verärgert. Viele von ihnen können sich das tägliche
Leben nicht mehr leisten und sind armutsgefährdet. Als Ursache – und das ist die echte Ursache – sehen sie die Steuerpolitik, vor allem die Steuerpolitik der ÖVP. Diese ist nämlich hundsmiserabel und eine echte Katastrophe. (Ruf bei der ÖVP: Schön sprechen! – Abg. Kopf – in Richtung Präsidium –: Sag einmal, schläfst du da oben?) Seit 27 Jahren sind Sie in der Bundesregierung und seit 17 Jahren stellen Sie den Finanzminister.
Über 81 Prozent der Österreicher sind der Überzeugung, dass das Steuersystem nicht mehr gerecht ist. Die Österreicher fordern ein neues Steuermodell. Wir vom BZÖ mit Josef Bucher haben die Lösung. Wir verlangen eine sofortige Steuersenkung und faire Steuern für alle. Nur durch faire Steuern haben die Menschen wieder mehr Geld fürs tägliche Leben zur Verfügung. Diese gescheiterte Bundesregierung ist gut beraten, das BZÖ-Modell zu übernehmen.
Dieses Bundesfinanzrahmengesetz setzt immer noch die falschen Impulse. Unsere Schulden explodieren weiter, und vor allem die ÖVP als Schuldenmacher der Nation lebt auf Kosten der nächsten Generationen. (Beifall beim BZÖ.)
Die ÖVP hängt jedem Neugeborenen sofort eine Schuldenlast von 32 000 € um. Das ist ein Wahnsinn. Die Bürger sind richtig angefressen, weil sie von dieser Bundesregierung im Stich gelassen werden. Jetzt hilft auch die späte Erkenntnis Spindeleggers in der Hofburg nicht. Der ÖVP ist plötzlich aufgefallen, dass das Limit für Steuerbelastungen erreicht ist. Unsere Feststellung bleibt: Die ÖVP hat längst die Möglichkeit gehabt, das zu ändern. Die Schwarzen stellen seit Jahren den Finanzminister. Am negativen Beispiel dieser Schröpfungsministerin Fekter haben wir gesehen, dass Sie jede Steuerreform blockieren.
Die jetzt präsentierten Pläne der ÖVP sind kleine Wahlkampfzuckerl. Das ist die traurige Wahrheit. Diese ÖVP wird auch nach dem Wahltag am 29. September ihren Crashkurs nicht ändern. Sie wird ihren Steuercrashkurs fortsetzen. Neue Steuern sind ohnehin geplant. Diese Regierung wird weiter laufend Steuergelder an Pleitegriechen und Spekulanten an den Finanzmärkten verschenken. Kürzlich wurde ja die falsche Zypernhilfe abgesegnet, und alles zu Lasten der braven österreichischen Steuerzahler.
Abschließend: Wir vom BZÖ stehen zu unserem Slogan: Genug gezahlt! Genug gezahlt in falsche Kanäle, unser Steuergeld muss in Österreich bleiben und sinnvoll eingesetzt werden! Es ist daher logisch, dass wir vom BZÖ diesen neuen, arroganten „fekterischen“ Finanzrahmen auf das Schärfste ablehnen werden. (Beifall beim BZÖ.)
13.29
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Kirchgatterer. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.
Abgeordneter Franz Kirchgatterer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Die Redner der Freiheitlichen Partei sind bei Budgetdebatten, bei Haushaltsdebatten immer (Ruf bei der FPÖ: Sehr sachlich!) sehr sachlich. Das kann man behaupten, wenn man nicht das Ganze betrachtet.
Sie von der FPÖ sprechen gerne vom radikalen Sparen, von radikalen Kürzungen, von Kürzungen in allen Bereichen. Wenn ich mich an die Regierungsverantwortung der Freiheitlichen oder deren Nachfolgeparteien erinnere, so haben beim Budgethearing 2006 die Experten ganz deutlich festgestellt, dass in der Regierungszeit der Freiheitlichen Arbeitslosigkeit bewusst in Kauf genommen wurde. In der Hochkonjunktur hatten wird die höchste Arbeitslosigkeit in Österreich. (Abg. Neubauer: Weniger als heute! Heute haben wir mehr Arbeitslosigkeit! 400 000! – Zwischenruf des Abg. Petzner.)
Das ist der Gegensatz zur heutigen Politik von Arbeitsminister Hundstorfer. Wir haben die geringste Arbeitslosigkeit, wir haben die höchsten Beschäftigungszahlen. Das ist der Unterschied, und das war auch die eindeutige, einhellige Meinung der Experten beim aktuellen Budgethearing. Darauf sind wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stolz, und das mit Recht. (Abg. Neubauer: 400 000! Auf die sind sie stolz! – Abg. Petzner: Gratuliere!) Unsere Arbeit, die Maßnahmen der sozialdemokratischen Regierungsmitglieder, die positiven Maßnahmen, die uns in Österreich besser stellen als alle anderen in Europa, werden bestätigt.
Eine hohe Kaufkraft, ein hohes Beschäftigungsniveau sind wichtig. Dazu tragen auch die Sozialpartner bei. Die österreichische Sozialpartnerschaft ist ein wichtiger Faktor in der österreichischen Wirtschaftsentwicklung, in der Entwicklung für mehr Beschäftigung und mehr Kaufkraft. Sie ist auch in vielen Bereichen wichtig, die die Zukunft unseres Landes betreffen, zum Beispiel auch im Schulsystem, wo wir weitere Vorstellungen haben. Wir wissen, dass wir mehr Ganztagsschulen brauchen. Das ist sehr wichtig. Wir hoffen, dass wir auch in diesem Punkt mit dem Koalitionspartner weitere Schritte setzen können.
Meine Damen und Herren! Die heutige Diskussion ist auch von einem Punkt geprägt, der nicht unwesentlich ist, nämlich der österreichische Beitrag zur Entwicklungspolitik. Es ist Tatsache, dass während der 27 Jahre ÖVP-Außenministerium die sozialen Menschenrechte in den Hintergrund geraten sind. Es ist eine Tatsache, dass es in der Dritten Welt, in den Schwellenländern Kinderarbeit gibt und dass unter unmenschlichen Bedingungen gearbeitet wird. Internationale Konzerne verlagern die Arbeitsplätze von Europa dorthin. Das wollen wir nicht. Wir wollen eine faire Entwicklung der Dritten Welt, der Schwellenländer. Wir wollen gerechte Bedingungen in den Entwicklungsländern, für die Entwicklungsländer und auch in Europa. Gemeinsam kann das erreicht werden.
Teile der ÖVP sind durchaus dazu bereit. Ich hoffe, die Blockierer in diesem Bereich zu überzeugen. Es ist Aufgabe der Abgeordneten hier, das Ganze zu sehen und sich nicht nur auf einen Bereich festzulegen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
13.33
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Schwentner zu Wort gemeldet. 3 Minuten sind eingestellt. – Bitte. (Abg. Mag. Gaßner: Ist die Frau Bundesminister schon ganz gegangen – oder kommt sie wieder? – Abg. Mag. Schwentner – auf dem Weg zum Rednerpult –: Ja, das wäre interessant zu wissen!)
13.33
Abgeordnete Mag. Judith Schwentner (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Jetzt ist die Frau Ministerin leider nicht mehr da. Ihre Worte machen aber tatsächlich fassungslos, und zwar in zweierlei Hinsicht.
Zum einen betrifft uns das direkt. Der gemeinsame Antrag der Parlamentsparteien wurde vom Kollegen Cap schon erwähnt. Es ist eine Verhöhnung des Parlaments, die sie da mit ihren Worten vollführt hat. Zum Zweiten betrifft es die wirklich wertvolle Arbeit von Organisationen in der Entwicklungszusammenarbeit, die die Frau Ministerin mit zwei Worten einfach unglaublich abkanzelt, indem sie sagt, es wäre reine Vereinsförderung, was mit dem Geld geschieht. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Das hat sie genauso gesagt, diese zwei Worte. Es sei reine Vereinsförderung, was Organisationen wie Caritas, wie Welthaus, wie Südwind, wie CARE und viele andere in Österreich tagtäglich leisten. Das ist nicht nur reine Vereinsförderung, das ist wertvolle Arbeit, die sich in dem Zusammenhang bilaterale Entwicklungszusammenarbeit nennt. (Beifall bei den Grünen.)
Wir konnten uns gemeinsam darauf einigen, dass die Mittel in der Entwicklungszusammenarbeit nicht mehr gekürzt, sondern in den nächsten Jahren aufgestockt werden sollen. Es fehlt nur eine Partei, die FPÖ, aber das verwundert nicht weiter. Wir haben eine gemeinsame Initiative im Parlament gestartet, die tatsächlich Hoffnung geweckt hat. Es hat in uns allen die Hoffnung geweckt, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Es ist schockierend, dass Sie es bislang nicht geschafft haben. Das laste ist der ÖVP in dem Fall ganz hoch an. Es war klar, dass von SPÖ-Seite alle Bemühungen dahin gehend waren, ordentliche Zahlen hineinzukriegen. Dass Sie es nicht geschafft haben, dafür schäme ich mich wirklich. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kopf: Lesen Sie unseren Antrag!)
Ich möchte Sie, abgesehen von der Missachtung dieses Antrags, etwas fragen: Jetzt sind nur sehr wenige da, aber Sie alle haben Gespräche mit NGOs im letzten Winter geführt. Es waren insgesamt 113 Abgeordnete, die mit Vertreterinnen und Vertretern all dieser Vereine gesprochen und eine Zusage gemacht haben. Sie haben nicht nur eine Zusage gemacht, dass Sie sich gegen die Kürzungen in dem Bereich aussprechen, sondern auch, dass Sie dafür sorgen werden, dass diese Gelder künftig angehoben werden. Wie vertreten Sie das? Wie können Sie den Leuten ins Gesicht schauen? (Abg. Kopf: Lesen Sie unseren Antrag!) – In Ihrem Antrag stehen Peanuts an Erhöhungen drinnen! Wenn Sie das Thema ernst nehmen würden, dann müssten andere Zahlen drinnen stehen. (Beifall bei den Grünen.)
Da bin ich ganz bei der SPÖ: So geht das nicht, das ist keine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem gemeinsamen Antrag. Es ist auch keine ernsthafte Auseinandersetzung von Ministerin Fekter im Zusammenhang mit der Entwicklungszusammenarbeit. Das, wovon sie spricht, ist rein die multilaterale Arbeit und nicht die Arbeit, die NGOs leisten.
Wir geben Ihnen noch eine Chance. Ich konfrontiere Sie nur mit der Zusage, die Sie an die NGOs in Ihren Gesprächen gemacht haben.
Wir bringen deshalb gemeinsam mit Abgeordnetem Lugar folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Judith Schwentner, Robert Lugar, Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen
betreffend: mehr Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit!
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Mittel für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit auf 200 Mio. Euro jährlich zu erhöhen; die Mittel des Auslandskatastrophenfonds auf 20 Mio. Euro jährlich aufzustocken; dem Nationalrat eine Gesetzesvorlage zukommen zu lassen, die das Budget für die Entwicklungszusammenarbeit und für die Humanitäre Hilfe gesetzlich verankert.“
*****
Die Erhöhung der Mittel stand in den Gesprächen, die Sie mit den NGOs geführt haben. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
13.37
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Judith Schwentner, Robert Lugar, Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen betreffend mehr Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit!
eingebracht im Zuge der Debatte über den Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2251 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2013 bis 2016 um die Obergrenzen für das Jahr 2017 ergänzt wird und die Obergrenzen für das Jahr 2013 wegfallen (Bundesfinanzrahmengesetz 2014 bis 2017) (2320 d.B.)
Begründung
Österreich hat sich international das Ziel gesetzt, die für die Entwicklungszusammenarbeit (EZA) zur Verfügung stehenden Mittel anzuheben. Diese Mittel sollen zur Erreichung der Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zur weltweiten Bekämpfung von Armut, Hunger und Krankheit beitragen.
Mit dem Bundesvoranschlag 2013 und den Änderungen zum Bundesfinanzrahmengesetz 2013-2016 wurden die Mittel für die bilaterale EZA in einem ersten Schritt für das Jahr 2013 auf dem Niveau des Jahres 2012 stabilisiert und sollen nach Möglichkeit angehoben werden.
Die Bundesregierung wurde am 14.11.2012 von den Abgeordneten Bayr, Glaser, Schwentner, Kaufmann-Bruckberger und KollegInnen in einem gemeinsamen Entschließungsantrag aufgefordert, im Frühjahr 2013 im Zuge der Erstellung des Bundesfinanzrahmengesetzes 2014-2017 die Mittel für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit aufzustocken.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
Die Bundesregierung wird aufgefordert,
die Mittel für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit auf 200 Mio. Euro jährlich zu erhöhen;
die Mittel des Auslandskatastrophenfonds auf 20 Mio. Euro jährlich aufzustocken;
dem Nationalrat eine Gesetzesvorlage zukommen zu lassen, die das Budget für die Entwicklungszusammenarbeit und für die Humanitäre Hilfe gesetzlich verankert.
*****
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Obernosterer. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.
13.37
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf der Besuchergalerie und zu Hause vor den Fernsehern! Ich glaube, wir kennen alle die
wirtschaftlichen Turbulenzen, die weltweit stattfinden. Wir kennen auch die derzeitige Finanzkrise. Deshalb war es notwendig, dieses Bundesfinanzrahmengesetz 2014 bis 2017 zu machen.
Es ist auf drei Säulen aufgebaut: Das Budget muss konsolidiert werden, wir brauchen eine ordentliche Strukturreform und wir müssen Impulse für ein ordentliches Wachstum schaffen, was hauptsächlich den Wirtschaftsbereich, Forschung und Bildung beinhaltet.
Ich habe heute so einige Redebeiträge der Oppositionsparteien gehört. Es ist klar, dass die Opposition ein bisschen anders redet als die Regierungsparteien, aber trotzdem sollte man die Kirche im Dorf lassen. Man sollte sich auch das Umfeld Österreichs, das internationale Umfeld anschauen. Wenn man sieht, wie Österreich in diesem Vergleich dasteht, so glaube ich, würde jedes Land in Europa gerne mit uns tauschen.
Wir wissen, dass wir immer noch zu viele Arbeitslose haben. Das wissen wir. Wir haben auch noch immer zu viele Jugendliche, die keine Arbeit haben. Wir haben die beste Beschäftigungsquote, wir haben die meisten Jugendarbeitsplätze. Wir sind da europaweit spitze. Wir wissen, dass das Wachstum wesentlich über dem EU-Schnitt liegt. Wir wissen, dass das Budgetdefizit deutlich unter dem EU-Schnitt liegt. Wir wissen aber auch, dass die Schuldenquote Österreichs deutlich unter dem EU-Schnitt liegt und dass die Wirtschaftskraft pro Einwohner deutlich über dem EU-Schnitt liegt.
Als Wirtschafter möchte ich die Frage stellen: Wie beurteilt man, ob ein Betrieb halbwegs gesund oder krank ist? Dasselbe gilt dann auch für den Staat. – Ein Betrieb ist gesund, wenn er immer mehr Arbeitsplätze schafft; in diesem Staat entstehen immer mehr Arbeitsplätze, und ein Betrieb ist gesund, wenn er zur Bank geht und Geld bekommt, das heißt, wenn er eine gute Bonität aufweist. Und dieser Staat, unser Österreich, hat die beste Bonität, gehört zu den Ländern mit bester Bonität. Es wird unser aller Anstrengungen bedürfen, diesen Status zu erhalten, die Probleme in den Griff zu bekommen und die nötigen Reformen durchzuziehen.
Da ich gerade Herrn Klubobmann Bucher vor mir sitzen sehe und vorhin seinen Worten gelauscht habe: Wenn er doch nur einige dieser Worte als hauptzuständiger FPÖ- und dann BZÖ-Politiker in Kärnten beherzigt hätte! Angesichts dessen, was das BZÖ und die freiheitliche Regierung in Kärnten in den letzten 14 Jahren angerichtet haben, was wir jetzt wieder in Ordnung zu bringen haben, sage ich ganz ehrlich dazu, dass ich diese Finanzpolitik unserem Staat, unserem Österreich lieber ersparen möchte, denn sonst würden wir heute nicht so dastehen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Neubauer: Herr Obernosterer, waren Sie da nicht auch dabei?)
13.41
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Petzner. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.
13.41
Abgeordneter Stefan Petzner (BZÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Obernosterer, ich weiß nicht, in welchem Land du lebst, Kärnten kann es jedoch nicht sein, denn dann wüsstest du, dass es jahrelang eine Koalition mit deiner Volkspartei in Kärnten gegeben hat. Ich brauche da nur einen Namen zu erwähnen: Josef Martinz. – Kehre also ein bisschen vor der eigenen Tür, bevor du in andere Richtungen austeilst! Dieser Rat sei dir eingangs mitgegeben. (Beifall beim BZÖ.)
Zum Finanzrahmen im Anschluss an die heute bereits geführte Diskussion und die mehrfach geäußerte Kritik: Dieser Finanzrahmen, der ab 2016 oder sogar mit 2016 ein Nulldefizit vorsieht, berücksichtigt in keiner Art und Weise die Problematik der notverstaatlichten Banken. Meine Damen und Herren! Da rede ich nicht nur von der Hypo Group Alpe Adria, sondern auch von der Österreichischen Volksbanken-AG und vor allem auch von der Kommunalkredit. All diese drei Staatsbanken sind in diesem Finanzrahmen mit keinem Cent beziehungsweise nicht ausreichend berücksichtigt.
Ich bedauere sehr, dass die Frau Finanzminister heute dem Hohen Haus die entsprechenden Informationen über die tatsächliche aktuelle Lage verweigert hat. Jetzt muss ich Sie fragen, Herr Staatssekretär Schieder. Ich frage Sie ganz konkret: Warum informieren Sie das Hohe Haus nicht über den Brief, den Ihnen der Aufsichtsrat der Hypo Alpe-Adria vor wenigen Tagen geschickt hat? Kennen Sie diesen Brief überhaupt? (Staatssekretär Mag. Schieder schüttelt verneinend den Kopf.)
Da sieht man wieder, was das für eine Bundesregierung ist. Der Hypo-Aufsichtsrat schickt dem Finanzministerium einen Brief, und der Finanzstaatssekretär kennt diesen nicht einmal. Ich sage Ihnen, was der Hypo-Aufsichtsrat, Ditz, Scholten und Co in diesen Brief hineingeschrieben haben: eine ausdrückliche Warnung und eine scharfe Kritik am Finanzministerium. Erstens die Warnung, dass langfristig gesehen ein weiterer Kapitalbedarf von bis zu 2,5 Milliarden € für die Hypo anfallen wird, und kurzfristig gesehen, allein im heurigen Jahr 1 Milliarde € an zusätzlichem Kapital in die Hypo Alpe-Adria gesteckt werden muss. Warum sagen Sie diese Wahrheit den Österreicherinnen und Österreichern nicht? Und warum verweigern Sie diese Wahrheit vor allem auch dem Hohen Haus? – Diese Frage muss ich wirklich an dieser Stelle einmal an die Frau Finanzminister Fekter stellen. Das ist unverantwortlich. (Beifall beim BZÖ.)
Ich weiß auch, warum sie das tut und diesen Brief nicht erwähnt. In diesem Brief wird nämlich nicht nur vor neuerlichem Kapitalbedarf gewarnt, meine Damen und Herren, sondern zugleich durch die Hypo Alpe-Adria, die Staatsbank selber, die Aufsichtsräte, die Frau Fekter selber eingesetzt hat, Herrn Ditz, der ein Parteikollege von ihr ist, scharfe Kritik an der Finanzministerin geübt wird. Ihre Aussagen, ihr Verhalten in der Öffentlichkeit und ihre Ausrutscher wie beispielsweise jener, zu sagen, die Hypo sei ein Fass ohne Boden, haben einen millionenschweren Schaden für diese notverstaatlichte Bank verursacht und damit auch den Verkauf der Bank massiv erschwert, wenn nicht sogar verunmöglicht.
Jedenfalls kann der Preis, der beim Verkauf erzielt hätte werden können, wegen dieses Agierens der Finanzministerin nicht mehr erzielt werden, meine Damen und Herren. Wir sprechen da von hunderten Millionen € Steuergeld. Die Österreich-Tochter der Hypo Alpe-Adria-Bank hat einen Buchwert von 120 Millionen €. Jetzt reden wir von einem Verkaufswert von maximal 65 Millionen € an die indische Srei-Gruppe.
Wir haben also 40 Millionen oder 50 Millionen € Verlust, wobei der Aufsichtsrat selber die Aussagen der Finanzministerin in der Öffentlichkeit und ihr Verhalten kritisiert. Die permanente Kriminalisierung der Bank hat zu diesem Millionenverlust geführt. Nicht umsonst wiederhole ich an dieser Stelle: Diese Finanzministerin ist und wird die teuerste Finanzministerin der Zweiten Republik für den österreichischen Steuerzahler. (Beifall beim BZÖ.)
Ich wünsche mir, dass Frau Fekter hier endlich auch einmal zur Verantwortung gezogen wird, denn so können wir wirklich nicht mehr weitermachen, und so wird das Ganze, und zwar nicht nur bei der Hypo, sondern auch bei der Kommunalkredit in einem gigantischen Debakel enden. Ich verweise nur auf eine Zahl: Allein in der Bad
Bank der Kommunalkredit, Herr Kollege Hörl, sind 13,6 Milliarden € ausgelagert; in die Bad Bank, das ist der Abbau-Teil.
Trotz der Einrichtung einer Bad Bank ist es der Frau Finanzminister Fekter auch bei der Kommunalkredit nicht gelungen, innerhalb von fünf Jahren einen Verkauf zustande zu bringen. Der Verkauf ist abgebrochen worden, das heißt, wir werden in wenigen Tagen und Wochen bei der Kommunalkredit vor demselben Problem stehen wie bei der Hypo Alpe-Adria, nämlich dass die EU-Kommission einmahnen und sagen wird: Ihr habt die Fünf-Jahres-Frist nicht eingehalten, ihr habt in diesen fünf Jahren nichts getan, wir leiten die Zwangsabwicklung ein!
Damit haben wir dann das nächste Milliardendebakel. Da sind wir dann unterm Strich nicht bei 10 Milliarden €, von denen Kollege Kogler gesprochen hat, sondern bei viel, viel mehr.
Daher ist es auch so wichtig, erstens der Frau Finanzminister Fekter die Zuständigkeit für alle drei notverstaatlichten Banken sofort zu entziehen, um weiteren Schaden für den österreichischen Steuerzahler zu minimieren und zweitens endlich einen Untersuchungsausschuss betreffend diese drei notverstaatlichten Banken und das Versagen in den letzten fünf Jahren betreffend diese drei notverstaatlichten Banken einzusetzen, meine Damen und Herren. (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Mag. Kogler.)
Abschließend noch zu den Zahlen im Finanzrahmen: Sämtliche Statistiken und auch die Erfahrungen – ich verweise nur auf die Senkung der Körperschaftsteuer – beweisen, dass nachhaltiges Wachstum, die Schaffung von Arbeitsplätzen und wirtschaftlicher Erfolg nur durch eine korrekte und gute Steuerpolitik, vor allem eine Steuersenkungspolitik erzielt werden können. Das bedeutet: Wenn man die hochgesteckten Ziele, die man sich in diesem Finanzrahmen gesteckt hat, meine Damen und Herrn, auch erreichen will, dann wird man dazu die Wirtschaft brauchen, dann wird man dazu den Mittelstand brauchen, dann wird man dazu die Unternehmer brauchen, und die schreien nach einer Steuersenkung, die schreien nach einer Steuerentlastung, weil sie unter der derzeitigen Steuerbelastung schlichtweg zusammenzubrechen drohen.
Daher hat auch das BZÖ mit unserem Klubobmann Josef Bucher an der Spitze ein eigenes Steuermodell entwickelt.
Dazu darf ich einen Entschließungsantrag der Abgeordneten Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Steuern senken statt Geld an Banken verschenken! Einbringen.
Der Entschließungsantrag liegt Ihnen vor. Zu den wesentlichen Eckpunkten gehört, dass wir ein „Fair Tax“-Steuermodell vorgelegt haben mit einem Kinderabsetzbetrag und einem Steuerfreibetrag in der Höhe von 11 000 €. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) – Hör einmal zu! Kann man diesen Tiroler Hustinettenbär einmal hinausschicken? Das ist ja wirklich furchtbar!
Zu den Eckpunkten gehört also, dass man ab 11 000 € eine einheitliche Steuerquote von 39 Prozent festsetzt. Das wäre sozial fair, das wäre gerecht, das würde den Mittelstand entlasten, das würde Kaufkraft schaffen, das würde das Wachstum ankurbeln und damit vor allem auch neue Arbeitsplätze in Österreich schaffen, die wir so dringend brauchen. Die Arbeitslosenzahl von über 400 000, auf die ein Kollege der SPÖ vorhin – wörtlich – mit Stolz verwiesen hat, wurde schon erwähnt. (Beifall beim BZÖ.)
13.49
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben in seinen Eckpunkten erläuterte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ob seines Umfanges gemäß § 53 Abs. 4
der Geschäftsordnung bereits an die Abgeordneten verteilt worden und steht daher mit in Verhandlung.
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Finanzen betreffend Steuern senken statt Geld an Banken verschenken!
eingebracht in der 204. Sitzung des Nationalrats zum Tagesordnungspunkt 1 Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2251 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2013 bis 2016 um die Obergrenzen für das Jahr 2017 ergänzt wird und die Obergrenzen für das Jahr 2013 wegfallen (Bundesfinanzrahmengesetz 2014 bis 2017) (2320 d.B.)
Vor wenigen Tagen haben WIFO und IHS ihre Prognosen für 2013 von 1,3 auf 1,0 Prozent bzw. von 1,7 auf 1,3 Prozent nach unten revidiert. Keine Frage: Der Konjunkturmotor stottert! Die Ökonomen begründen das schwächere Wachstum mit der Verschlechterung des weltweiten Umfeldes, vor allem wegen der europäischen Schuldenkrise.
Das WIFO hat aber auch die Wirkungen einer Steuersenkung errechnet: Jede Milliarde Steuerentlastung führt demnach zu einem Wirtschaftswachstum von 0,25 Prozent und einem Anstieg der Beschäftigung um rund 4.000 Beschäftigte.
Eine Steuersenkung, die den Mittelstand entlastet, ist also das Gebot der Stunde. Dies auch deshalb, weil in Österreich die Reallöhne laut einer Studie der Schweizer Bank UBS in den vergangenen zehn Jahren seit Einführung des Euro nicht nur nicht gestiegen, sondern sogar um bis zu 35 Prozent gesunken sind. Viele kommen daher mit ihrem verdienten Geld nicht mehr aus und vor allem Familien laufen Gefahr in die Armut abzusinken.
Vor diesem Hintergrund muss es der Bevölkerung wie ein Hohn vorkommen, wenn sie erfährt, dass diese Bundesregierung scheinbar ohne jedes Limit Geld für marode Banken, die sich auf den internationalen Finanzmärkten verzockt haben, und für jene Staaten, die durch ihre budgetäre Disziplinlosigkeit in ernste Zahlungsprobleme geraten sind, aufbringt.
So beläuft sich die Bankenhilfe mittlerweile auf 11,7 Mrd. Euro an Zahlungen und 9,7 Mrd. Euro an Haftungen. Zur Rettung des Euro leistet Österreich 4,5 Mrd. Euro an Barzahlungen und übernimmt Haftungen für weitere 45,3 Mrd. Euro. Schon ein Bruchteil dieser Mittel würde ausreichen, um eine umfassende Steuerreform in Österreich zu finanzieren.
Das BZÖ hat mit dem Modell der „Fair Tax“ ein Konzept auf den Tisch gelegt, das den auch von der Finanzministerin immer wieder ins Spiel gebrachten Anforderungen „einfacher, weniger, leistungsgerechter und familienfreundlicher“ entspricht. Eine Einheitsabgabe von 39 Prozent bei einem Freibetrag von 11.000 Euro im Jahr senkt nicht nur die Abgabenquote, sondern ist auch der Kern einer umfassenden Verwaltungsreform, die ebenfalls überfällig ist.
Die Gründe für eine Steuerreform mit einer „Fair Tax“ im Mittelpunkt liegen auf der Hand: Eine „Fair Tax“ nach dem BZÖ-Modell ist gerecht, einfach in der Einhebung und Berechnung und entlastet die Mittelschicht.
Wer die Mittelschicht und die mittelständische Wirtschaft erhalten will, muss rasch handeln! Die Bundesministerin kündigt aber bloß an, Pläne im kommenden Jahr vor-
zulegen. So verkommt Mittelschichtspolitik zum Wahlkampfgag, während die Betroffenen unter hohen Steuern, hohen Preisen und der überbordenden Bürokratie leiden. Eine Steuerreform darf kein Wahlkampfbluff für die kommende Nationalratswahl werden, sondern die Österreicherinnen und Österreicher haben ein Recht auf eine echte Reform und Entlastung.
Die Frage der Finanzierung, die häufig als Totschlagargument ins Treffen geführt wird, stellt sich in Anbetracht der längst überfälligen Staats- und Verwaltungsreform und der damit möglichen Einsparungen nicht. Die Reduktion auf nur mehr eine einhebende Stelle für Einkommensteuer und Sozialversicherungsbeiträge bedeutet bereits einen zentralen Schritt der Verwaltungsreform und ist gleichzeitig die Einleitung zur Zusammenlegung der 22 Sozialversicherungsträger zu einer einzigen Sozialversicherung für alle Österreicherinnen und Österreicher.
Der Rechnungshof hat 599 Reformvorschläge auf den Tisch gelegt. Die Spar-Möglichkeiten reichen bis zu unglaublichen 15 Milliarden Euro. „Es liegt nun an der Politik, das Notwendige zu tun“, sagte Rechnungshofpräsident Moser im ORF-Radio.
Kern unseres Vorschlags ist eine „Fair Tax“ - also ein einheitlicher Abgabensatz -, die zusammen mit einem Steuerfreibetrag in Höhe von 11.000 Euro Gerechtigkeit durch eine deutlich niedrigere Gesamtbelastung kleiner und mittlerer Einkommen garantiert. Die Einheitsabgabe im BZÖ-Modell ersetzt Lohn- und Einkommenssteuer sowie die Sozialversicherungsbeiträge. Dem Steuerzahler wird nur ein einziger und einheitlicher Prozentsatz abgezogen. Vom Jahreseinkommen wird zuerst der Steuerfreibetrag von 11.000 Euro subtrahiert. Von der verbleibenden Summe wird die „Fair Tax“ in der einheitlichen Gesamthöhe von 39 Prozent abgezogen – für Steuer und Sozialversicherung.
Im Bereich von Bruttojahreseinkommen zwischen Geringfügigkeitsgrenze und 14.793,09 Euro gilt dagegen ein einheitlicher Abgabensatz von 10 %, der die jetzigen Abgaben für die Sozialversicherung ersetzt. Das ergibt im Durchschnitt eine Ersparnis von 8 Prozent und stellt sicher, dass die Betroffenen sozialversichert sind.
Insgesamt werden durch das „Fair Tax“ Modell nahezu alle Steuerpflichtigen deutlich entlastet.
Im Bereich der Familienförderung wird ein Kinderabsetzbetrag (KAB) von 9.000 Euro/Jahr und Kind eingeführt. Dieser ist frei im Familienverband aufteilbar und kann steuersenkend geltend gemacht werden.
Für den Bereich der Unternehmen sieht das BZÖ-Modell unter anderem eine einheitlichen Unternehmensbesteuerung – die „Business Tax“ – vor, die die steuerliche Situation des unternehmerischen Mittelstands verbessert. Dafür sollen die bisherigen Einkunftsarten (Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, selbständiger Arbeit und Gewerbebetrieb) im Sinne des Einkommenssteuergesetzes zu einer Einkunftsart für Unternehmen zusammengefasst werden. Zum anderen soll eine rechtsformneutrale Unternehmensbesteuerung erfolgen, indem allen Unternehmen ein Wahlrecht zukommt, sich auch nach den Vorschriften für Körperschaften, d.h. mit einem Steuersatz von 25 %, besteuern zu lassen. Weiters sind verschiedene Maßnahmen zur Stärkung von kleinen und mittleren Unternehmen vorgesehen (z.B. Stärkung des Eigenkapitals von KMUs) sowie eine Totalreform der lohnsummenabhängigen Abgaben durch Einführung einer einheitlichen Arbeitgeberabgabe, um den Aufwand und die damit verbundenen Verwaltungskosten zu senken.
Ein weiterer Eckpfeiler des Steuermodells und wesentlicher Ansatz zur Erreichung wesentlicher Einsparungsmöglichkeiten ist die Vereinfachung im Bereich der Verwaltung durch eine einzige Abgabenbehörde, eine Berufungsinstanz und ein ein-
heitliches Sozialversicherungssystem statt der immer noch bestehenden ständestaatlichen Ungleichbehandlung. Somit wäre endlich der Weg für die längst fällige Reform der Sozialversicherungen geebnet. In Kombination mit den im Rahmen der Staats- und Verwaltungsreform möglichen Ersparnissen wird insoweit die Basis geschaffen, die gegenüber dem Modell der Bundesregierung entstehenden Abgabenausfälle zu finanzieren.
Aus den genannten Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesministerin für Finanzen wird aufgefordert, dem Nationalrat einen beschlussreifen Gesetzesentwurf vorzulegen, durch den mittelfristig – spätestens jedoch vor den nächsten Nationalratswahlen – das BZÖ-Fair-Tax-Steuermodell mit den folgenden Eckpunkten umgesetzt wird:
Für Bruttojahreseinkommen im Bereich zwischen Geringfügigkeitsgrenze und 14.793,09 Euro besteht grundsätzlich ein einheitlicher Abgabensatz von 10 %, der die jetzigen Abgaben für Sozialversicherung ersetzt.
Ab einem Bruttojahreseinkommen von 14.793,10 Euro ist eine „Fair Tax“-Einheitsabgabe statt der jetzigen Lohn- und Einkommenssteuer sowie der Sozialversicherungsbeiträge einzuheben, wobei vom Bruttojahreseinkommen zuerst ein Steuerfreibetrag in der Höhe von 11.000 Euro und von der verbleibenden Summe die „Fair Tax“ in der einheitlichen Höhe von 39 Prozent abzuziehen sind.
Der Kinderabsetzbetrag (KAB) wird auf 9.000 Euro/Jahr und Kind erhöht.
Im Bereich der Unternehmen erfolgt eine rechtsformneutrale Besteuerung, indem allen Unternehmen ein Wahlrecht zukommt, sich auch nach den Vorschriften für Körperschaften, d.h. mit einem Steuersatz von 25 %, besteuern zu lassen.
Die drei betrieblichen Einkunftsarten (Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, selbständiger Arbeit und Gewerbebetrieb) werden zu einer einheitlichen Einkunftsart für Unternehmen zusammengefasst.
Zur Stärkung von kleinen und mittleren Unternehmen werden weitere Maßnahmen gesetzt wie beispielsweise die Stärkung des Eigenkapitals von KMUs, Steuergutschriften bei Ablegung von Facharbeiter- oder Meisterprüfungen bzw. vergleichbaren Prüfungen oder Steuerprämien für Neueinstellungen durch Ein-Mann-Unternehmen.
Es erfolgt eine Totalreform der lohnsummenabhängigen Abgaben durch Einführung einer einheitlichen Arbeitgeberabgabe, um den Aufwand und die damit verbundenen Verwaltungskosten zu senken.
Durch Installierung einer einzigen Abgabenbehörde, einer Berufungsinstanz und eines einheitliches Sozialversicherungssystems erfolgt eine dringend erforderliche Vereinfachung im Bereich der Verwaltung.“
*****
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Gaßner. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.
13.50
Abgeordneter Mag. Kurt Gaßner (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Noch einmal zum Thema Entwicklungszusammenarbeit. Herr Kollege Kopf, Sie haben unserer Kollegin Bayr vorgeworfen, sie hätte gelogen, das wäre eine Lüge gewesen. Ich behaupte hier und stelle fest, dass Frau Kollegin Bayr hier keine Lüge verbreitet hat, und wenn Sie das weiterhin behaupten sollten, dann kommen Sie heraus und beweisen Sie das, Herr Kollege Kopf! (Beifall bei SPÖ und Grünen.)
Ich habe mir mit großem Interesse den Strategiebericht zum Bundesfinanzrahmengesetz angeschaut und darin vor allem das Kapitel Finanzausgleich, die Untergliederung 44. Dort heißt es unter der Überschrift „Erforderliche Steuerungs- und Korrekturmaßnahmen zur Einhaltung der Obergrenzen“, dass im Bereich des Finanzausgleiches der Gemeinden und Länder keine Maßnahmen erforderlich sind, weil die Länder und vor allem die Gemeinden ihren Beitrag zur Budgetkonsolidierung bereits übererfüllt haben. Das heißt allerdings auch, dass die Gemeinden jetzt finanziell ziemlich am Ende sind, und das bedeutet zum Beispiel, dass keine Sanierungen beziehungsweise Investitionen durchgeführt werden können. Ich denke dabei an Schulen, Kindergärten, Straßen et cetera. Die Gemeinden haben also keine Möglichkeit mehr, zu investieren.
Der Entfall der Investitionen der Gemeinden – in Summe sind die Gemeinden der größte Investor in Österreich – betrifft vor allem die regionale Wirtschaft, die KMUs, die heute schon so oft besungen wurden, das Baugewerbe, das Baunebengewerbe und natürlich die Menschen, die darunter leiden, dass es diese Sanierungen nicht gibt, dass es diese Neubauten nicht gibt, dass es diese Kindergärten nicht gibt und so weiter. Ich denke, es wäre ein hervorragender Ansatz zur Konjunkturbelebung, von der ja auch immer wieder die Rede ist, den Gemeinden mehr Geld zur Verfügung zu stellen.
Dann geht es noch weiter mit Maßnahmen und Reformen im Bereich des Finanzausgleiches, und da kommen dann Themen wie Abgabenautonomie, Transfers, Kostenübertragungen, Gemeindestruktur, Gemeindekooperationen immer wieder leider nur als Überschrift vor. Das hat mich dann zu der Überlegung geführt, dass Gemeindekooperationen wichtig und notwendig sind und dass wir, Herr Staatssekretär, die Gemeinden bei Kooperationen unterstützen müssen und sie nicht dadurch mehr oder weniger bestrafen dürfen, dass im Fall von Kooperationen Umsatzsteuer in Rechnung zu stellen ist. Ich weiß, das ist ein europäisches Problem, aber Probleme sind da, um gelöst zu werden. Und ich glaube, man sollte sich da wirklich hineinknien und die Gemeinden dabei unterstützen, besser und mehr zu kooperieren. (Beifall bei der SPÖ.)
Dann ist noch von verstärkter Aufgabenorientierung des Finanzausgleichs die Rede. Ich bin jetzt 16 Jahre lang hier – so lange ist das schon – und höre seit 16 Jahren diese Aussage. – Das ist lange, gell? Es war aber eine schöne Zeit. – Und wieder höre ich, dass der Finanzausgleich aufgabenorientiert sein soll. Ja was heißt denn das? Machen wir es doch endlich! (Beifall bei der SPÖ.)
13.53
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Huber. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.
13.53
Abgeordneter Gerhard Huber (BZÖ): Geschätzter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Mit diesem Bundesfinanzrahmengesetz 2014 bis 2020 feiert die Bundesregierung sich selbst, verkauft Erfolge, während die Bürger verarmen, während der
Mittelstand trotz Arbeit verarmt, während eine Million Österreicherinnen und Österreicher sich das tägliche Leben nicht mehr leisten können.
Die Bundesregierung hat zwar Milliarden für Banken, die Bundesregierung hat für die EU Milliarden, für diese EUdSSR, aber die Realität ist, dass für die Bevölkerung, für die kleinsten Dinge kein Geld zur Verfügung steht. Wir haben eine Besteuerung, die fast nicht mehr kritisierbar ist. Diese Bundesregierung, der Herr Bundeskanzler, alle feiern ab, kommen immer wieder von Amerika zurück, besprechen da einiges und sagen uns, welch tolle Gesetze es überall anders gibt. Schauen wir uns das einmal an: In Amerika zum Beispiel beträgt die Mehrwertsteuer zwischen 5 Prozent und 9,5 Prozent, am höchsten ist sie im Bundesstaat New York. Das sind andere Werte.
Ich komme ganz kurz zur Entwicklungszusammenarbeit. Multilateral und bilateral geben wir jährlich fast 1 Milliarde € aus. Das ist vollkommen richtig so, das ist wichtig. Das BZÖ unterstützt das auch. Wenn wir uns jedoch anschauen, was davon bei den Ärmsten der Armen ankommt, dann gebe ich Kollegen Cap schon recht. Wir schicken heute Saatgut in Entwicklungsländer, das nicht mehr reproduziert werden kann; Saatgut, das dort die Ärmsten der Armen in Abhängigkeiten führt. Das sollte man sich anschauen und emotionslos diskutieren, und dann muss man auch Taten setzen.
Wenn wir uns die Entwicklungszusammenarbeit genauer anschauen, sehen wir, dass von dieser 1 Milliarde € nur 70 Millionen € bei den Ärmsten der Armen in zehn Regionen ankommen. Da muss man doch endlich einmal umdenken und sagen: Wenn wir nur so wenig Geld haben, müssen wir uns von diesen zehn auf zwei Schwerpunktregionen konzentrieren und dort wirklich Entwicklungszusammenarbeit leisten, die effizient ist und bei diesen Ärmsten der Armen ankommt, sodass sie auch messbar ist.
Man muss auch die Art, wie in Österreich Entwicklungszusammenarbeit gemacht wird, kritisch hinterfragen dürfen. Wenn zum Beispiel in Bhutan eine Tourismusschule gebaut und zur Gänze aus diesen Geldern bezahlt wird, so ist das richtig. Aber wenn man dann vor Ort sieht, dass sämtliche Bauaufträge deutsche Firmen bekommen, und weiß, dass die österreichische ADA diese Aufträge vergibt, und zwar ohne jegliche Ausschreibung – noch nie wurde ein Betrieb aus Österreich eingeladen –, dann, muss man sagen, ist das der falsche Weg und zeigt das auf, dass wir, bevor wir die Entwicklungshilfe massiv erhöhen, dafür Sorge tragen müssen, dass diese Gelder, die der österreichische Steuerzahler sozusagen blutig verdienen muss, wirklich gerecht und effizient bei den Bürgern ankommen.
Das wäre der richtige Weg, und darüber sollten auch die Regierungsparteien nachdenken, denn es hat doch keinen Sinn, sich hier als der große, erfolgreiche Sieger darzustellen, wenn bei uns die Bevölkerung verarmt, der Mittelstand trotz Arbeit verarmt, und auf der anderen Seite zuzusehen, wie in Österreich, ebenso in anderen Gebieten der Erde, Menschen in Armut und Menschen in Abhängigkeiten gezwungen werden. Das ist der falsche Weg! (Beifall beim BZÖ.)
13.58
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Auer. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.
13.58
Abgeordneter Jakob Auer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Trotz der schon ausgebrochenen Wahlkampfhektik sollten wir uns bemühen, halbwegs vernünftig zur Sache zu debattieren. Ich bin Franz Glaser dankbar dafür, dass er versucht hat, die Frage der Entwicklungspolitik in ein ruhiges Fahrwasser zu bringen. Ich habe auch gar kein Problem damit, wenn Kollegin Bayr meint, sie müsse aggressive oder deutliche Worte finden. Aber sie hat doch
dadurch, dass sie sich aus ihrer Sicht zu Recht – ich glaube, nicht zu Recht – hier sehr kritisch geäußert hat, auch ihren eigenen Klubobmann desavouiert.
Soweit ich mich erinnere, gab es doch in der Koordinierungssitzung die klare Vereinbarung zwischen den beiden Koalitionsparteien, den Finanzrahmen nicht aufzumachen. Frau Abgeordnete Bayr hat damit auch ihre eigene Regierungsmannschaft nicht gerade im besten Licht dastehen lassen, denn diese hat ja dieser Vorlage zugestimmt! Das ist, meine Damen und Herren, einstimmig beschlossen worden. Aber das muss sich Kollegin Bayr selbst mit ihren eigenen Leuten ausmachen. Ich hätte das sicher ein wenig anders gemacht. (Beifall bei der ÖVP.)
Da Kollege Kirchgatterer, den ich sehr schätze – er kommt auch aus meiner Bezirksstadt –, meinte, man müsste doch dafür Sorge tragen, dass die Arbeitsplätze in Österreich erhalten bleiben und Firmen nicht ins Ausland abwandern, darf ich sagen: Da hat er gleich Arbeit, denn da kann er sich gleich mit Siemens in Verbindung setzen, dort gibt es doch eine große Chefin, die einmal Staatssekretärin war, Gitti Ederer heißt sie. Siemens streicht derzeit in Linz einige hundert Arbeitsplätze. Dort kann er sich gleich verdient machen, meine Damen und Herren – und nicht immer mit dem Finger auf andere zeigen.
Das gilt auch für den Kollegen Petzner, der meint, hier Banken-Bashing betreiben zu können, sich aber gleichzeitig – zu Recht – beklagt. (Abg. Bucher: Er hat die Banken verteidigt! Er hat die Hypo verteidigt!) Doch, Banken-Bashing, ständiges Banken-Bashing! (Abg. Bucher: Das war Fekter-Bashing, nicht Banken-Bashing!)
Vom Kollegen Petzner hört man ständig: Banken wird das Geld nachgeworfen, die Banken würden verantwortungslos handeln und so weiter. Ja vielleicht meint er seine eigene. Tatsache ist, dass wir gerade mit den Banken etwas vorsichtiger und vertrauensvoller umgehen sollten – bei allen kritischen Bemerkungen (Abg. Bucher – eine Ausgabe des Magazins „NEWS“, auf dessen Cover Dr. Herbert Stepic abgebildet ist, in die Höhe haltend –: Das macht er doch!), denn das ist letztlich der Blutkreislauf.
Dieser Herr, den Sie, Herr Bucher, hier herzeigen, wird wissen, was er in den nächsten Tagen zu tun hat. Da können Sie sicher sein, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Damit das auch klargestellt wird. Er wird wissen, was er zu tun hat. Das wird in den nächsten Tagen sicher klargestellt werden. Damit das auch geklärt ist. (Zwischenruf des Abg. Bucher.)
Derartige Bilder könnte ich auch herzeigen. Ich könnte das Bild des Jörg Haider herzeigen. Ich könnte die heutige „Presse“ zitieren. In einem Artikel in der heutigen „Presse“ wird klar: Haider hat angeschafft, FPÖ, FPK und BZÖ haben kassiert. (Abg. Bucher: Es gibt bis heute keine Beweise für Veruntreuungen!) Da können wir uns gegenseitig alles Mögliche an den Kopf werfen. Das können wir alles genauso machen. (Abg. Bucher: Raiffeisen-Gauner!)
Halten wir ganz in Ruhe fest, dass wir den Budgetrahmen für 2017 fixieren und dass die Fakten in Österreich durchaus positiv sind. (Abg. Mag. Kogler: Da ist überhaupt nichts budgetiert! Sie reden von Budgetierung, es ist eben nicht budgetiert!) Natürlich kann man immer noch meinen, sie sollten besser sein. Wir können aber durchaus behaupten, dass die österreichische Politik – mit Unterstützung der Unternehmer und der Dienstnehmer in den Betrieben – dafür Sorge getragen hat, dass wir positiv dastehen, was die Beschäftigungspolitik betrifft. Sie hat dafür Sorge getragen, dass wir positiv dastehen, was die Sozialpolitik betrifft, dass wir in vielen Bereichen Benchmark sind und dass sich die meisten europäischen Länder wünschen, sie hätten ähnliche Ergebnisse wie Österreich erzielt. Und ganz sollte man, meine Damen und Herren, das
Verdienst der Bundesregierung dabei nicht außer Acht lassen – und ich meine alle Regierungsmitglieder. (Beifall bei der ÖVP.)
14.02
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als letzter Redner hiezu zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Lugar; zweite Wortmeldung. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.
14.02
Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich habe mich noch einmal zu Wort gemeldet, weil einige Dinge aus meiner Sicht hier noch einmal angesprochen gehören.
Zuerst einmal: Wir sprechen heute über etwas Wichtiges, denn der Finanzrahmen geht immerhin bis 2016, und das ist weit über diese Legislaturperiode hinaus. (Staatssekretär Mag. Schieder: 2017!) Das heißt, dieser Rahmen wird uns noch länger beschäftigen. Deshalb wäre es aus meiner Sicht sinnvoll, dass der Nationalrat das tut, was er tun sollte, nämlich hier Dinge zu besprechen, Dinge zu diskutieren und Dinge zu beschließen. Aber es läuft genau verkehrt herum: Die Regierung macht Vorgaben, im Ausschuss werden die Regierungsvorlagen durchgewunken, und hier im Hohen Haus soll das anscheinend genauso sein.
Wir diskutieren nun schon seit drei Stunden, und ich habe schon um 11 Uhr gewusst, wie das heute hier ausgehen wird. Es ist komplett egal, was wir hier besprechen. Deshalb stellen sich mir folgende Fragen: Was machen wir hier überhaupt? Worum geht es hier eigentlich? Ist das hier eine Diskussion? Was wird diskutiert? Oder geht es um Informationen? Geht es darum, dass die Abgeordneten von Frau Minister Fekter Informationen wollen? Gibt sie uns Informationen? Hat sie uns heute irgendwelche Informationen gegeben? – Ich habe keine gehört.
Es hat heute von gezählten 20 Abgeordneten unzählige Fragen gegeben – unzählige Fragen! –, und Frau Minister Fekter ist mit keinem einzigen Wort darauf eingegangen. Nicht ein einziges Wort hat sie zu den drängenden Fragen gesagt. (Beifall beim Team Stronach.)
Ministerin Fekter hat nichts zu den Banken gesagt, nichts zu den Versäumnissen, nichts zu den Baustellen der Republik. Sie hat praktisch gar nichts gesagt. Aber sie hat etwas getan: Sie hat die Hälfte ihrer Rede für eine Ungeheuerlichkeit aufgewendet. Hier im Hohen Haus ist nämlich heute eine Ungeheuerlichkeit geschehen. Sie müssen sich das einmal vorstellen: Es gibt eine Abgeordnete – ich gebe zu, von einer Regierungspartei –, die es gewagt hat, etwas zu hinterfragen! Stellen Sie sich das einmal vor! Es gibt bei der SPÖ eine Abgeordnete – Frau Bayr –, die es gewagt hat, etwas, das die Frau Minister ganz großartig findet, zu hinterfragen. (Abg. Mag. Kogler: Das ist ja auch eine Sensation!)
Daraufhin hat Frau Minister Fekter ihre halbe Redezeit dafür verwendet, diese Abgeordnete hier schlechtzumachen, abzukanzeln und zurechtzuweisen. Wenn es dem Selbstverständnis der Frau Ministerin entspricht, dass wir hier im Parlament Statisten sind, die einfach alles durchwinken, was sie uns hier präsentiert, dass sie uns in keiner Weise Auskunft schuldig ist, dann können wir uns diese Debatte hier gleich sparen. Das heißt, wir hätten diese drei Stunden – und es wird wahrscheinlich noch länger dauern – viel sinnvoller nutzen können. Wir hätten wirklich sinnvolle Dinge machen und uns das alles hier sparen können, wenn die Frau Minister solch ein Demokratieverständnis hat.
Wenn man nämlich die Tatsachen betrachtet, ist die Frau Minister die Exekutive und wir sind die Legislative. Das heißt, wir geben die Dinge vor und sie hat sie gefälligst umzusetzen.
Außerdem sollten wir sie kontrollieren, denn auch das ist, laut Verfassung, die Aufgabe des Parlaments. Die Aufgabe des Parlaments ist es, die Frau Ministerin zu kontrollieren. Das können wir aber nur, wenn es Transparenz gibt.
Frau Ministerin Fekter ignoriert uns hier aber einfach, wenn wir Fragen stellen – und wir haben sehr viele Fragen gestellt. Wir haben wichtige Fragen gestellt, Fragen, die auch der Rechnungshof beantwortet haben will. Und was macht die Frau Ministerin? – Nichts.
Deshalb sage ich: Wenn wir ein starkes Parlament haben wollen und wenn wir das uns laut Verfassung zustehende Recht, die Regierung zu kontrollieren, auch ausüben wollen, brauchen wir Transparenz. Aber diese Transparenz zu gewähren ist die Frau Ministerin anscheinend nicht bereit, und das ist sehr bedauerlich. (Beifall beim Team Stronach.)
Besonders bedauerlich ist, dass die Frau Minister hier aufsteht, eine vorgefertigte Rede verliest, die halbe Redezeit dazu verwendet, etwas Ungeheuerliches zu tun, und dann geht und sich nicht weiter für die Debatte interessiert. Das ist letztklassig und einer Ministerin nicht würdig.
Deshalb sage ich: Wenn Frau Ministerin Fekter ihr Amt ernst nimmt, dann sollte sie auch das Parlament ernst nehmen, andernfalls muss sich das Parlament sicherlich überlegen, wie es diese Ministerin loswird. – Vielen Dank. (Beifall beim Team Stronach.)
14.06
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Grossmann. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.
14.06
Abgeordnete Mag. Elisabeth Grossmann (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Lugar, auch Sie hätten Ihre Redezeit stärker dem Finanzrahmengesetz widmen können, denn es ist eben nicht egal, was wir heute hier besprechen. Es geht um vorausschauende Finanzplanung, und vorausschauende Finanzplanung ist ein unverzichtbares Merkmal verantwortungsvoller Politik. Auch wenn wir nur für eine Legislaturperiode gewählt werden, darf sich unser Denken nicht nur auf diesen Zeitraum beschränken.
Was passiert, wenn man sich nicht an diesen Grundsatz hält, sehen wir jetzt in Kärnten. Dort hat die neue Regierung alle Hände voll zu tun, die blau-schwarzen Scherben aufzusammeln. Zu zahlen hat das dann die Bevölkerung, was mich als Sozialdemokratin in dem Befund stärkt, dass unkontrollierte Schulden nichts anderes sind als eine Umverteilung von unten nach oben.
Ausgeglichene Budgets sind das Wesenselement einer auf Dauer angelegten sozial ausgeglichenen Politik und erhalten den Handlungsspielraum einer verantwortungsvollen Politik, um in Zukunftsfeldern wie Bildung, Forschung, soziale Sicherheit und Infrastruktur weitere Impulse setzen zu können. (Beifall des Abg. Kopf.)
Wir sehen in vielen Staaten Europas, was passiert, wenn diese Grundsätze nicht eingehalten werden: Es bricht alles zusammen, woran man sich gewöhnt hat. Österreich ist dieses Schicksal dank verantwortungsvoller Politik erspart geblieben, und das soll auch in Zukunft so sein.
Es ist aber nicht sinnvoll, dabei den Staat unter dem Deckmantel der Konsolidierung auszuhöhlen, wie uns das neoliberale und konservative Kräfte immer weiszumachen versuchen. Wir haben in den Experten-/Expertinnenhearings auch heraushören können, dass gerade Länder mit einer hohen Staatsquote besser durch die Krise
gekommen sind und durch die Krise kommen, da eben gut angelegte öffentliche Mittel stabilisierend wirken. Insbesondere Bildungsinvestitionen sind Investitionen mit höchsten Renditen. Wir haben in Österreich auch vorgezeigt, welchen Wert aktive Arbeitsmarktpolitik hat. Diese kostet zwar viel, aber jeder Euro, jeder Cent ist bestens angelegtes Geld, verhindert Arbeitslosigkeit, stärkt unsere Zukunft, stärkt die Zukunft unserer Jugend.
Hier in Österreich wurde gemeinsam ein Erfolgsweg eingeschlagen; ein Erfolgsweg, auf den wir alle gemeinsam stolz sein sollten und den wir vor allem nicht schlechtmachen sollten. (Beifall bei der SPÖ.)
14.09
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Riepl. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.
14.10
Abgeordneter Franz Riepl (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Ich möchte zuerst daran erinnern, dass die Frau Finanzministerin einen Dank an die Lehrbetriebe für deren Ausbildungsbereitschaft ausgesprochen hat. Ich glaube, das ist okay, das sollte man immer und bei jeder Gelegenheit tun. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)
Noch schöner wäre es aber gewesen, wenn sie auch eine Bitte ausgesprochen hätte, nämlich an jene Betriebe, die nicht ausbilden, dass diese vielleicht auch ihrer Ausbildungsverpflichtung nachkommen. Das wäre schön. Ich möchte es hiermit tun. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir diskutieren jetzt das Bundesfinanzrahmengesetz. Es gilt dabei festzuhalten, dass bestimmte Ausgabenpositionen mit einem Plus versehen sind. Steigen werden die Ausgaben in den Bereichen Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Unterricht. All das sind Bereiche, in denen wir in den nächsten Jahren mehr Geld ausgeben werden, als dies derzeit der Fall ist. Es werden außerdem Ausgabenobergrenzen festgelegt. Ziel ist es, bis 2016 ein ausgeglichenes Budget zustande zu bringen.
Mit dem Budget und mit einem ausgeglichenen Budget ist auch die Frage der Steuergerechtigkeit verbunden. Ich glaube, wir haben in den letzten Jahren –eigentlich in den letzten Monaten – schon sehr stark darüber diskutiert. Diskutiert wurden insbesondere das Bankgeheimnis in Österreich und vieles mehr. Ich denke, wer das Bankgeheimnis von Ausländern in Österreich unterstützt – das war ja eine Zeit lang der Fall –, schützt jene, die ihr Geld vor der Steuer verstecken. Umgekehrt gilt aber das Gleiche: Auch Österreicher verstecken im Ausland ihre Millionen, und ich bin dankbar, dass der Herr Bundeskanzler heute zu diesem Thema einmal mehr Klartext gesprochen hat.
Noch einmal kurz zurück ins Inland: Wir haben auch im Inland das Problem, dass es Leute gibt, die Steuerschulden haben und die alles tun, um diese Steuerschulden möglichst nicht zahlen zu müssen. Vielfach sind die Finanz, aber auch die Sozialversicherung gezwungen, fällige Schulden als uneinbringlich abzuschreiben. Die Gefahr, erwischt zu werden, ist beim Fahren ohne Fahrschein in der U-Bahn in Wien größer als wenn man in unserem Land Steuerbetrug begeht. Was meine ich damit: Mehr Kontrollen bringen mehr Geld, als sie kosten. Das heißt, die Aufstockung der Finanzpolizei wäre ganz, ganz wichtig. Ich wollte die Frau Finanzministerin noch fragen, wie Sie das sieht, aber leider ist sie uns ja abhandengekommen. (Abg. Bucher: Die ist schon zurückgetreten!)
Abschließend: Wenn alle in unserem Land ihre Steuern so pünktlich zahlten, wie die Arbeitnehmer und die Pensionisten, wäre das nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern würde das auch Spielraum für die Finanzierung der sozialen Leistungen wie
Bildung, Familie und vieles mehr bringen. – In diesem Sinne danke ich Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)
14.12
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Ing. Windisch. 3 Minuten. – Bitte.
14.13
Abgeordneter Ing. Franz Windisch (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine geschätzten Damen und Herren! Stabile Finanzen sind das Fundament jedes Haushaltes, einerseits natürlich der privaten Haushalte unserer Familien, andererseits selbstverständlich noch viel mehr des Staates. Gerade bei der öffentlichen Hand ist es wichtig, dass die Finanzen in Ordnung sind.
Gleichzeitig stabile Finanzen sicherzustellen, Reformen umzusetzen und Wachstum und Beschäftigung – diese eineiigen Zwillinge – entsprechend zu fördern führt zu konsolidierten Staatsfinanzen. Das Rahmengesetz gibt eben einen Plan vor und ist damit genau das Gegenteil vom Wirtschaften ins Blaue hinein. Genau dieses Gegenteil muss hier gelebt werden.
Die Ausgabendisziplin mit entsprechenden Obergrenzen ist im Finanzrahmengesetz festgelegt. Was bedeuten aber diese Ausgabengrenzen in der Praxis für die einzelnen Ressorts? – Sie bedeuten, dass sich die Ressorts nach der Decke strecken müssen. Die Ressorts wissen, wie viel sie ausgeben dürfen, aber – und das ist der große Vorteil – sie müssen nicht alles ausgeben. Das, was übrig bleibt, wird ihnen gutgeschrieben, das können sie für kreative, neue, vielleicht viel wichtigere Dinge verwenden. Das führt zu mehr Effizienz, das führt auch zu mehr Flexibilität, vielleicht auch zu mehr Intelligenz bei so manchen Entscheidungen.
Zum Zweiten wird das Dezember-Fieber – oder das Herbstfieber, wie man es auch nennt – ausbleiben, denn auch das Handeln nach dem Motto: Hätt’ ma’s net, so tät’ ma’s net!, macht nicht wirklich viel Sinn im Sinne eines sorgfältigen Kaufmannes, der sparsam wirtschaften soll.
Das Finanzrahmengesetz fördert zum Dritten die Budgetdisziplin. Gemeinsam mit der Schuldenbremse und dem Stabilitätspakt werden wir dieses Ziel auch erreichen. Wir haben ein ambitioniertes Ziel, wie auch die Experten sagen, nämlich 2017 endlich einen ausgeglichenen Haushalt zu schaffen. Wir haben ja 2011 bereits eine Neuverschuldungsquote unter 3 Prozent erreicht, und das große Ziel ist, den öffentlichen Verschuldungsgrad ab 2020 unter 60 Prozent zu drücken.
Die Finanzmärkte, das ist ja auch schon gesagt worden, geben uns recht. Wir zahlen für die Refinanzierung unseres Staates so wenig Zinsen wie noch nie in der Geschichte. Die Langfristprognose wurde von allen Experten beim Expertenhearing eindeutig begrüßt. Professor Lehner hat den demographischen Wandel in den Mittelpunkt seiner Überlegungen gestellt. Von Kollegen Stummvoll ist heute auch schon gesagt worden: Genau dieser Anteil am BIP wird bis zum Jahr 2050 um 4 Prozent steigen. Ich bin daher sehr dankbar dafür – ich glaube, wir alle sind es –, dass der Pflegefonds entsprechend aufgestockt wird: von derzeit 200 Millionen € auf 350 Millionen € im Jahr 2016.
Irgendwie muss man aber diese Mehrausgaben gegenfinanzieren. Betonen möchte ich schon, dass nicht unter den Tisch fallen darf, dass es eine gewichtige Gegenfinanzierung gibt, nämlich die neue Vermögenszuwachssteuer. Wenn man sich die Zahlen im Strategiebericht anschaut, dann staunt man, was hier eingepreist ist. Derzeit ist das eine neue Steuereinnahme mit 300 Millionen € und im Jahr 2016 sogar 700 Millionen €. Das heißt, doppelt so viel an Steuereinnahmen aus Vermögens-
zuwachssteuer und Immobilienertragssteuer wie der Pflegefondsanteil ausmacht. Ich denke, das darf auch nicht unter den Tisch fallen. (Beifall bei der ÖVP.)
14.16
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als vorläufig letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist Herr Abgeordneter Dr. Matznetter zu Wort gemeldet. 3 Minuten sind eingestellt. – Bitte.
14.17
Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Ich brauche nicht zu wiederholen – viele der Vorredner haben es bereits gesagt –, wie toll die österreichische Finanzpolitik, gerade im internationalen Vergleich, im Lichte der Krise seit 2008 gegengesteuert hat.
Da kann man von der Opposition sein, da kann man von einer Regierungspartei sein, im internationalen Vergleich, im europäischen Vergleich haben wir uns gut geschlagen. Die Frage ist: Warum? – Ein Teil der Antwort ist der gesunde Mix aus Einsparungen, keinen Sozialkürzungen und der Erhebung zusätzlicher Einnahmequellen dort, wo vorher zu wenig oder nichts gezahlt wurde.
Mein Vorredner hat gerade auf die Vermögenszuwachsbesteuerung verwiesen; dazu gehören auch die Bankenabgaben. Das war eine echte Kehrtwendung in diesem Land, nachdem über drei Jahrzehnte Kapital, Finanzvermögen und Spekulationserträge immer weniger bis gar nicht besteuert worden waren. Viele der Kolleginnen und Kollegen sagen immer, wenn es um die Frage geht, ob wir eine Erbschaftssteuer für Millionäre oder eine Vermögensteuer einführen: Ja, aber die hat Ferdinand Lacina abgeschafft.
Nachfolger von Ihnen werden wahrscheinlich zu hören bekommen: Dafür, dass man endlich den Turnaround geschafft hat, dass man endlich gesagt hat, Lücken schließen, Spekulation darf nicht steuerfrei sein, war kein sozialistischer Finanzminister, sondern Maria Fekter verantwortlich. Das wäre immerhin etwas, mit dem sie sich noch länger – auch in diesem Parlament – durch positives Wirken hervortun wird können.
Ferdinand Lacina tut es heute schon leid. Warum? – Damals haben wir im Steuerwettbewerb gesagt: Alles geht nach Liechtenstein, wir brauchen Stiftungen bei uns. Wir haben eine Vermögensteuer, die schaffen wir ab, und hoffen, dass andere Vermögen kommen!
Was die damaligen Kolleginnen und Kollegen jedoch nicht bedacht haben, ist, dass das wie im Kino ist, wo einer sagt, ich sehe viel besser, wenn ich aufstehe! Das gilt nämlich nur so lange, bis die anderen aufstehen. Am Ende stehen alle, man sieht genauso schlecht wie vorher, nur auf einem weitaus unkomfortableren Niveau. – Das ist Steuerwettbewerb, und diesen müssen wir jetzt beenden.
Wir machen mit dieser Finanzpolitik bewusst eine bessere Politik. Das ist ein Riesenerfolg, den gerade auch die Sozialdemokratie unter der Führung von Bundeskanzler Faymann in diesem Bereich zusammengebracht hat.
Full stop – zweiter Teil: Banken. Wenn eingefordert wird, dass man in einem Finanzrahmen für die nächsten, kommenden, in Wirklichkeit von heute vierdreiviertel Jahre abschätzen soll, wie viel notwendig ist, muss ich sagen: Tut leid, da müssen wir schauen, ob wir irgendeinen Indianer aus den Anden finden, der ausgebildeter Schamane ist. Alle anderen werden das nicht zusammenbringen.
Wir haben ja nicht nur den Faktor Märkte, wir haben auch einen Faktor EU-Kommission, die uns sagt, wir sollen die Kommunalkredit verkaufen – fragt sich, ob sie das vorschreiben kann, kann sie offenbar –, und uns dann einen Bescheid schickt, dass sie
kein Neugeschäft machen darf; nach dem Motto, dass wir ja keinen Käufer finden werden! Ich glaube, dass wir diese offene Diskussion mit der Wettbewerbs-GD und mit dem Kommissar führen müssen. (Abg. Petzner: Jetzt ist sogar die Kommission schon dafür ...!) Das ist natürlich ein Akt der Unfreundlichkeit gegenüber Österreich.
Ich kenne Frau Bundesministerin Fekter schon lange. Natürlich kann es auch eine Rolle spielen, wie der persönliche Umgang ist. Mein Ratschlag ist, Frau Bundesministerin: Tauschen Sie mit Ihrem Staatssekretär, dann können wir vielleicht auf eine bessere Gesprächsebene kommen! Aber erreichen müssen wir bei der Kommission mit Sicherheit, dass wir uns bei unfreundlichen Akten – nämlich „Verkaufen!“ vorschreiben und gleichzeitig den Verkauf verunmöglichen – als Mitgliedstaat entschieden dagegen wehren! Das ist keine leichte Aufgabe, vor allem, weil ja bei der Hypo bisher nur der Österreich-Teil verkauft ist – vielleicht – und die beiden anderen Teile, Italien und Balkan, in der Luft schweben.
In diesem Sinne: ein gutes Gesetz, eine gute Politik, und von der Opposition, wenn Sie es ehrlich zugeben, in Wirklichkeit ein matter Einwand dagegen. Wir sind froh, dass die Regierungspolitik so gut ist (Abg. Zanger: Oje!), dass die Oppositionskritik an diesen Maßnahmen so matt bleiben muss. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)
14.21
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Ich schließe daher die Debatte.
Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.
Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 2251 der Beilagen.
Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit angenommen.
Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.
Ich ersuche jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein Zeichen. – Auch das ist die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.
Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Widmann, Kollegin und Kollegen betreffend 7 Punkte für den Universitätsstandort Österreich.
Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Abgelehnt.
Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Lichtenecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Finanzierungslücke in Millionenhöhe für Umsetzung der FTI-Strategie und Vorlage eines Forschungsfinanzierungsgesetzes.
Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit. Abgelehnt.
Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Schwentner, Ing. Lugar, Kolleginnen und Kollegen: betreffend mehr Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit!
Darüber ist eine namentliche Abstimmung verlangt worden.
Da dieses Verlangen von 20 Abgeordneten gestellt wurde, ist die namentliche Abstimmung durchzuführen. Ich gehe daher so vor.
Die Stimmzettel, die zu benutzen sind, befinden sich in den Laden der Abgeordnetenpulte und tragen jeweils den Namen der Abgeordneten sowie die Bezeichnung „Ja“ – das sind die grauen Stimmzettel – beziehungsweise „Nein“ – das sind die rosafarbenen. Für die Abstimmung können ausschließlich diese amtlichen Stimmzettel verwendet werden.
Gemäß der Geschäftsordnung werden die Abgeordneten namentlich aufgerufen, den Stimmzettel in die bereitgestellte Urne zu werfen.
Ich ersuche jene Abgeordneten, die für den Entschließungsantrag sind, „Ja“-Stimmzettel, jene, die dagegen stimmen, „Nein“-Stimmzettel in die Urne zu werfen. Bitte achten Sie sorgfältig darauf, nur einen Stimmzettel einzuwerfen.
Ich ersuche nunmehr den Schriftführer, Herrn Abgeordneten Zanger, mit dem Namensaufruf zu beginnen, Herr Abgeordneter Jakob Auer wir ihn später dabei ablösen.
*****
(Über Namensaufruf durch die Schriftführer Zanger und Jakob Auer werfen die Abgeordneten ihren Stimmzettel in die Urne.)
*****
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Die Stimmabgabe ist beendet.
Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden nunmehr unter Aufsicht der Schriftführer die Stimmenzählung vornehmen. Die Sitzung wird zu diesem Zweck für einige Minuten unterbrochen.
Die Sitzung ist unterbrochen.
*****
(Die zuständigen Bediensteten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 14.28 Uhr unterbrochen und um 14.32 Uhr wieder aufgenommen.)
*****
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt:
Abgegebene Stimmen: 158; davon „Ja“-Stimmen: 19, „Nein“-Stimmen: 139.
Der Entschließungsantrag der Abgeordneten Schwentner, Lugar, Kolleginnen und Kollegen ist somit abgelehnt.
Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:
Brosz Dieter, Brunner Christiane;
Glawischnig-Piesczek, Grünewald;
Hagen;
Jarmer;
Kogler, Korun;
Lugar Robert;
Markowitz, Moser, Musiol;
Öllinger;
Rossmann;
Schenk, Schwentner;
Tadler Erich;
Walser;
Zinggl.
Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:
Amon, Aubauer, Auer Jakob, Auer Josef;
Bartenstein, Bayr, Becher, Belakowitsch-Jenewein, Binder-Maier, Bucher Josef;
Cap, Cortolezis-Schlager, Csörgits;
Darmann, Deimek, Dolinschek, Donabauer, Doppler, Durchschlag;
Einwallner, Eßl;
Fazekas, Fichtenbauer, Franz, Fürntrath-Moretti;
Gahr, Gartlehner, Gaßner, Gerstl, Gessl-Ranftl, Gradauer, Graf, Grillitsch, Grossmann, Grünberger;
Haberzettl, Hackl Heinz-Peter, Haider, Hakel Elisabeth, Hakl Karin, Hammer, Haubner Peter, Hechtl, Heinzl, Hell, Herbert Werner, Himmelbauer, Höbart Christian, Höfinger, Höllerer, Hörl, Hornek, Huber Gerhard;
Ikrath;
Jarolim;
Kaipel, Karlsböck, Katzian, Keck, Kirchgatterer, Kitzmüller, Klikovits, Königsberger-Ludwig, Kopf, Kößl, Krainer, Kräuter, Krist, Kunasek, Kuntzl, Kuzdas;
Lapp, Lausch, Lettenbichler, Linder, Lipitsch, List, Lohfeyer, Lueger Angela;
Marek, Matznetter, Mayer Elmar, Mayer Peter, Mayerhofer, Mühlberghuber, Muttonen;
Neubauer Werner, Neugebauer Fritz;
Oberhauser, Obernosterer;
Pack, Pendl, Petzner, Plessl, Podgorschek, Prähauser, Prammer, Praßl, Preiner, Prinz;
Rädler Johann, Riemer, Riepl, Rudas;
Sacher, Scheibner, Schittenhelm, Schmuckenschlager, Schönegger Bernd, Schönpass Rosemarie, Schopf, Schultes, Singer, Spadiut, Spindelberger, Stauber Peter, Stefan, Steibl Ridi Maria, Steindl Konrad, Steßl-Mühlbacher, Strache, Strutz, Stummvoll, Szep;
Tamandl, Themessl;
Unterreiner;
Venier, Vilimsky, Vock;
Weninger, Westenthaler, Widmann Rainer, Windisch, Winter, Wittmann Peter, Wöginger, Wurm;
Zanger.
*****
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich darf die Damen und Herren Kollegen bitten, die Sitzplätze wieder einzunehmen. – Danke.
Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Bucher, Kollegin und Kollegen betreffend: Steuern senken statt Geld an Banken verschenken!
Ich ersuche jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit. Abgelehnt.
Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (2264 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz geändert wird (2344 d.B.)
3. Punkt
Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (2266 d.B.): Bundesgesetz über einen bilateralen Kreditvertrag zwischen dem Internationalen Währungsfonds und der Oesterreichischen Nationalbank (2345 d.B.)
4. Punkt
Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (2296 d.B.): Bundesgesetz über die Leistung von Beiträgen an das allgemeine Subventionskonto des Treuhandfonds für Armutsbekämpfung und Wachstum des Internationalen Währungsfonds (2346 d.B.)
5. Punkt
Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (2301 d.B.): Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Nigeria über die Förderung und den Schutz von Investitionen (2347 d.B.)
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir kommen nun zu den Punkten 2 bis 5 der Tagesordnung, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Themessl. Wunschgemäß sind 5 Minuten Redezeit eingestellt. – Bitte.
14.34
Abgeordneter Bernhard Themessl (FPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Frau Minister ist wieder abhandengekommen? – Meine Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ja, hier beim Tagesordnungspunkt 2 schicken wir jetzt weitere 281 Millionen € nach Griechenland.
Herr Staatssekretär Schieder, jetzt eine Frage an Sie: Handelt es sich hier um das vierte Rettungspaket – oder sind das Teile des dritten Rettungspaketes? Oder sind es übriggebliebene Teile aus einem der vorhergehenden Rettungspakete? Um welches Rettungspaket handelt es sich jetzt? – Es wurde erst im November des letzten Jahres von den EU-Finanzministern beschlossen, dass dieses Geld Griechenland zusätzlich zur Stabilisierung zur Verfügung gestellt wird. Jetzt frage ich Sie: Um das wievielte Rettungspaket für Griechenland handelt es sich da? (Staatssekretär Mag. Schieder blättert in seinen Unterlagen.) – Na ja, ich nehme an, es ist das vierte.
Herr Staatssekretär, wir Freiheitlichen haben ja schon im Jahr 2008 davor gewarnt, und zwar schon beim ersten Rettungspaket, dass das Ganze ein Fass ohne Boden wird. Sie bestätigen das ja nicht. (Zwischenruf des Abg. Krainer.) Sie sagen bei allen anderen Dingen, das ist ein Fass ohne Boden, aber hier nicht. Jetzt gestehe ich Ihnen ja zu, dass Sie damals mit bestem Wissen und Gewissen der Meinung waren, dass es hilft, wenn man viel Geld in der Ägäis versenkt. (Rufe und Gegenrufe zwischen den Abgeordneten Krainer und Zanger.)
Das gestehe ich Ihnen ja zu, dass Sie damals mit bestem Wissen und Gewissen davon ausgegangen sind, dass mit diesem Rettungspaket – worüber Sie gesagt haben, das erste Rettungspaket ist so großzügig dimensioniert, dass es mehr als auslangt – alle Probleme Griechenlands gelöst sind.
Es handelt sich nun hier um das vierte Rettungspaket. Jetzt gestehe ich Ihnen zu, dass Sie das gemacht haben. Wir waren damals anderer Meinung, weil wir gesagt haben: Das ist Geld, das in der Ägäis versenkt wird, wir bekommen nichts zurück! – was sich in der Zwischenzeit als richtig herausgestellt hat. (Ruf bei der ÖVP: Hellseher!) Aber spätestens, nachdem das zweite Rettungspaket immer noch nicht ausgelangt hat, meine Kollegen von der ÖVP, spätestens dann hätte man einen Schlussstrich ziehen müssen!
Jetzt reden wir hier vom vierten Rettungspaket, und man hat Hunderte Milliarden € nach Griechenland geschickt. Wissen Sie, wie Griechenland heute dasteht? – Griechenland hat heute genau gleich viele Schulden wie im Jahr 2008, obwohl wir Hunderte Milliarden verschickt haben. Was man nicht dazusagt und was wahrscheinlich in der Zwischenzeit auch bei der Bevölkerung in Vergessenheit geraten ist, ist, dass in der Zwischenzeit ja auch Gläubigerbanken auf 100 Milliarden € an Forderungen verzichtet haben. Griechenland hat in der Wirtschaftsleistung in den letzten viereinhalb Jahren über 30 Prozent verloren.
Jetzt schicken Sie weitere 281 Millionen € nach Griechenland, weil Sie ja sagen: Das ist der einzige erfolgreiche Weg, um diesen Euro zu retten, um die EU in dieser Form zu retten und um Griechenland zu retten. – Der Erfolg dieser ganzen Hilfspakete zeigt sich, wenn Sie sich die Jugendarbeitslosigkeit anschauen.
Gestern war eine schöne Statistik in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ – um nicht Gefahr zu laufen, dass man hier vielleicht eine österreichische Zeitung verwendet –: Die Jugendarbeitslosigkeit war vor der Krise in Griechenland bei 24,7 Prozent. Trotz Hunderter Milliarden in Rettungspaketen, weiterer Rettungen und weiterer Zuschüsse, die alle verloren sind, hat Griechenland in der Zwischenzeit eine Jugendarbeitslosigkeit von sage und schreibe 59,1 Prozent! Die Jugendarbeitslosigkeit hat sich trotz Ihrer grandiosen Hilfspakete weit mehr als verdoppelt. – Das nennen Sie auch noch einen Erfolg, und Sie halten an diesem Irrweg fest. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Dolinschek.)
Das ist ja die größte Todsünde, die es überhaupt gibt. Wissen Sie, wenn heute ein Kind einen Fehler macht und dadurch Schmerzen verspürt oder sonst etwas, dann macht es den ein zweites Mal nicht mehr. Aber was es ganz sicher nicht macht: Es
macht das ein drittes Mal nicht mehr, wenn ihm das ein zweites Mal passiert. Aber Sie machen es jetzt zum vierten Mal. Ich prophezeie Ihnen jetzt schon: Sie machen es auch zum fünften Mal, Sie werden es auch zum sechsten Mal machen.
Das Wahnsinnige ist: Wir schicken Geld in der Weltgeschichte herum, das wir selber gar nicht haben. Die Gelder müssen wir ja als Kredite aufnehmen. Das weiß die Bevölkerung auch nicht. Wir machen im heurigen Jahr weitere fast 7 Milliarden € an Minus im Budget. Wir hatten im letzten Jahr ein Minus von 11 Milliarden €. Wir machen Minus bis zum Jahr 2016, auch nach dem neuen Budgetfahrplan. 2017 machen wir dann – vielleicht! – das erste Mal kein Minus mehr.
Irgendwo gibt es in diesen Reihen von Rot und Schwarz auch noch solche Illusionisten, die glauben, dass das Geld irgendwann zurückkommen wird. Wissen Sie, in der Zeit ist unser jüngster Abgeordneter in Pension, bis Ihr Traum vielleicht in Erfüllung geht. Von mir rede ich gar nicht mehr, da waren Sie schon lange auf meiner Beer-digung. Das ist ja ein Wahnsinn, was Sie hier vollziehen.
Aber wie kompetenzlos diese Regierung ist, hat ja heute Ihr Bundeskanzler vorgezeigt. Der Bundeskanzler hat wirtschaftliche Vorstellungen, die sind ja wahnsinnig. Auf die Frage des Herrn Kollegen Bucher, wie er gedenkt, den Mittelstand zu entlasten, hat er geantwortet: Das ist ganz einfach, wir müssen den Export sichern! Das heißt, wir müssen den Krisenstaaten rund um uns, in ganz Europa und womöglich weltweit, Geld schicken, damit sie es sich leisten können, unsere Produkte zu kaufen. Das ist ja absurd! (Beifall bei der FPÖ.)
Ich weiß nicht, welche wirtschaftspolitischen Vorstellungen seitens der Roten hier noch Platz greifen würden. Ich kann der Bevölkerung nur raten: Wählen Sie diese Regierung ab! Wenn das so weitergeht, dann gute Nacht. (Beifall bei der FPÖ.)
14.40
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Bartenstein. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.
14.40
Abgeordneter Dr. Martin Bartenstein (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine Kollegen! Hohes Haus! Es kann keine Rede von einem vierten Paket für Griechenland sein. Aber es soll sehr wohl die Rede davon sein, dass wir uns dem Thema Griechenland immer wieder stellen (Abg. Ing. Westenthaler: Immer wieder einzahlen!), dass wir aufmerksam beobachten – und das nicht der Kommission, dem IWF überlassen –, wie es denn in Griechenland weitergeht; und dass wir dementsprechend auch realistisch und anerkennend feststellen, was im Übrigen auch Ratingagenturen mittlerweile feststellen. (Ruf bei der FPÖ: Die Geister, die ich rief ! – Abg. Ing. Westenthaler: Zahlen, zahlen, zahlen!)
Sie wissen schon, ich meine diese Ratingagenturen, die niemand will, die so böse sind und aus Amerika kommen, die man aber doch braucht, weil es keine Alternative gibt. Also, selbst Ratingagenturen, nämlich zwei der drei großen, stellen fest, dass sich Griechenland wieder eine gewisse Kreditwürdigkeit erarbeitet hat – natürlich auch mit unserer Hilfe, mit europäischer Hilfe –, und dass das Rating von Griechenland als Schuldner von C- auf B- hochgestuft wurde. Also, das ist nicht so schlecht. (Abg. Ing. Westenthaler: Bravo!)
Man muss auch anerkennen, dass das, was die Griechen sündigenderweise über Jahre verschleppt haben – es wurde nämlich durch viel zu hohe Lohnerhöhungen, auch im öffentlichen Dienst, an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt –, zu 80 Prozent wieder eingefangen ist; ein schwieriger Weg. Das, was Griechen und andere früher durch Abwertungen gemacht hätten, haben sie jetzt auf diesem Wege nachgeholt; wie
gesagt, schmerzhaft, aber es ist immerhin gelungen. Das alles anzuerkennen gehört auch dazu, wenn man über Griechenland spricht.
Niemand sagt, dass der Weg ein einfacher ist. Niemand sagt, dass das eine gegessene Sache ist. Wir haben uns, als wir uns für die Griechenlandhilfe entschieden haben, natürlich für den Weg des geringeren Übels entschieden. Dass hier Dinge zu verdienen wären, stimmt sicherlich nicht.
Aber jetzt kommen wir zu dem Punkt, dass Europas Finanzminister gefragt haben: Wie gehen wir jetzt mit den Zinsen um, die unsere Notenbanken aus dem Halten und aus der Verzinsung griechischer Staatsanleihen bekommen, die aufgekauft werden? Also, Teil der Griechenlandhilfe, Kauf von Staatsanleihen. Die werden verzinst und zum Teil auch aufgewertet. Daraus sind Aufwertungsgewinne lukrierbar.
Das sind genau die 281 Millionen €, um die es hier geht, Herr Kollege Themessl, und nicht von heute auf morgen, sondern bis zum Jahr 2038, wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe. Es ist also ein relativ langer Zeitraum, apropos Beerdigung von Abgeordneten. So gesehen: Das hier in Tranchen den Griechen zu geben, nicht einmal jetzt die Finanzminister zu verpflichten zu zahlen, sondern ihnen die Ermächtigung dazu zu geben, das halte ich allemal für fair.
Dabei bleibt es bei einer Zug-um-Zug-Vorgangsweise, meine sehr verehrten Damen und Herren. Also nur wenn sich die Griechen wohl verhalten, wenn sie die Auflagen erfüllen, wenn sie den Konsolidierungsweg, den Weg zu mehr Wettbewerbsfähigkeit, zu mehr Schuldentragungsfähigkeit erfolgreich beschreiten, dann bekommen sie auch in Tranchen diese, wie gesagt, insgesamt 281 Millionen € bis zum Jahr 2038, nicht mehr und nicht weniger. Die Polemik der FPÖ in diesem Zusammenhang ist einmal mehr völlig unangebracht. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)
14.43
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Rossmann. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.
14.44
Abgeordneter Mag. Bruno Rossmann (Grüne): Herr Präsident! Herr Staatsekretär! Im Gegensatz zum Herrn Kollegen Themessl bin ich der Meinung, dass Griechenland Solidarität verdient. Mit der hier vorliegenden Novellierung des ZaBiStaG verzichtet Österreich tatsächlich auf Gelder im Rahmen der Hilfspakete. Es geht darum, dass die Euroländer Gewinne aus griechischen Anleihen an Griechenland weitergeben sollen. Das maximale budgetäre Belastungsvolumen beträgt 281 Millionen €.
Ich denke, das ist nicht viel, denn man muss das immer den Kosten gegenüberstellen, die bisher für Griechenland aufgelaufen sind – oder auflaufen könnten, müsste man genauer sagen; denn aus den alten bilateralen Verträgen sind bislang nur Zinszahlungen geflossen, da ist noch nichts schlagend geworden. Aber was die Haftungen betrifft, Herr Kollege Themessl, ist noch nichts, aber auch gar nichts schlagend geworden.
Also, was diese Zahlungen betrifft, so muss man sich schon vor Augen halten, dass die Gegenrechnung aufgemacht werden muss, und es wäre dahingehend zu überlegen und zu schauen, was denn eine Pleite Griechenlands kostet. Was würde denn ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone, wie Sie immer fordern, kosten? In welchem Ausmaß und Volumen würde denn das die Haushalte in der Europäischen Union, in der Eurozone, belasten? – Ich denke, das wäre ein Vielfaches von dem, was bis jetzt tatsächlich an Hilfsleistungen an Griechenland geflossen und schlagend geworden ist.
Womit wir aber Probleme haben, ist die Tatsache, dass im Rahmen der Finanzhilfen an Griechenland den Griechen ein Austeritätsprogramm verordnet wird, wo wir Zweifel
haben, dass auf Basis dieser Austeritätspakete Griechenland jemals wieder in die Lage versetzt werden wird, auf eigene Beine zu kommen, und zwar so weit auf eigene Beine zu kommen, dass es seine Schulden wieder einmal selber begleichen und aus dem Rettungsschirm herauskommen kann.
Man muss sich nämlich vor Augen halten, was dieses Austeritätspaket alles beinhaltet. Das ist ein massives Belastungspaket. Das sind massive Kürzungen von Löhnen, von Mindestlöhnen, das sind Eingriffe in Lohnverhandlungen, das sind Flexibilisierungen am Arbeitsmarkt, das sind Kürzungen von Sozialleistungen, von Mindestpensionen, Kürzungen bei den Gesundheitsausgaben, das sind Privatisierungen, das sind Steuererhöhungen, und das ist schon massiv!
Genau das führt, glaube ich, dazu, dass Griechenland eben mittlerweile im fünften oder sechsten Jahr einen Rückgang seines Bruttoinlandproduktes zu verzeichnen hat und eine Arbeitslosenquote von 27 Prozent und bei den Jugendlichen von 60 Prozent. Das ist untragbar! (Beifall bei den Grünen.)
Dieser Meinung sind wir, und das wird auch international, aber auch von nationalen Experten kritisiert. Das ist der Grund, warum wir das Griechenlandpaket von Anfang an abgelehnt haben: Weil wir eben der Meinung sind, dass Griechenland auch insofern unterstützt werden muss, als ein nicht derart brutaler Kurs gegen dieses Land gefahren wird, während es auf der anderen Seite Krisengewinnler gibt.
Österreich, Deutschland und die Niederlande sind massive Krisengewinnler durch die niedrigen Zinsen. Gleichzeitig verschaffen sich aber auch genau diese Länder einen Exportvorteil durch eine Lohnzurückhaltung und fordern von den Griechen eine noch stärkere Lohnzurückhaltung. Dieses Konzept kann nicht aufgehen!
Daher haben wir im Zusammenhang mit der Griechenlandhilfe von Anfang an immer gefordert, dass es auch so etwas wie einen Marshallplan für Griechenland geben muss. Vielleicht kann man das jetzt ein bisschen präziser dahingehend formulieren, dass man sagt, Griechenland braucht so etwas wie einen Reindustrialisierungsprozess, weil es eben keine Industrie mehr hat, und dazu braucht es Mittel aus der Europäischen Union.
Wo könnten denn Schwerpunkte einer solchen Reindustrialisierung liegen? – Das wäre das zentrale Anliegen, neben der Lockerung der Austeritätspolitik. – Einerseits in der Entwicklung der biologischen Landwirtschaft, andererseits im Ausbau von Solarenergie, aber auch als zentraler Fokus ein Umschlagplatz im Bereich des Hafens in Athen.
Das wären neben der Lockerung der Austerität Maßnahmen, die Griechenland helfen könnten, wieder einmal auf eigene Beine zu kommen und damit zu verhindern, dass jene Haftungen, die Österreich und die anderen EU-Staaten eingegangen sind, irgendwann einmal schlagend werden. – Danke sehr. (Beifall bei den Grünen.)
14.49
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Mag. Kuzdas zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.
14.49
Abgeordneter Ing. Mag. Hubert Kuzdas (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Themessl, über die Novelle zum Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz haben wir schon im Ausschuss diskutiert, aber ich habe den Eindruck, Sie wollten es einfach nicht verstehen. Es geht nicht um zusätzliche Hilfspakete für Griechenland, sondern darum, ob es legitim ist, dass wir uns, überspitzt gesagt, durch die Hilfe für Griechenland und aus den Gewinnen bereichern.
Kollege Bartenstein hat es schon angesprochen: Diese Zahlung an Griechenland, das Belassen dieser Überschüsse in Griechenland ist ja an Bedingungen geknüpft. Zum einen, dass Griechenland den Zahlungsbedingungen nachkommt und zum zweiten, dass es gedeckelt ist mit 281 Millionen €, und dass jährlich ein Höchstbetrag von 61 Millionen € nicht überschritten werden darf, Tendenz fallend.
Da geht es nicht darum, etwas zu verschenken, und durch diese Weitergabe wird der österreichische Steuerzahler auch nicht zusätzlich belastet. Aber durch die Intervention auf den Wertpapiermärkten, auf den Märkten für öffentliche und private Schuldverschreibungen haben wir die Störungen an den Wertpapiermärkten behoben. Durch die Schuldverschreibungen ergeben sich Zinseinnahmen und letztendlich auch Aufwertungsgewinne, wenn man es bis zur Endfälligkeit behält.
Daher ist es einerseits logisch und auf der anderen Seite recht und billig, dass wir beziehungsweise die Nationalbank diese Erträge aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Entwicklung in Griechenland letztendlich in Griechenland belassen.
Meine Damen und Herren, schauen wir uns ein anderes Szenario an, das auch hier im Haus immer wieder angesprochen wird, nämlich das Austreten der Problemländer aus der Eurozone. Was würde denn dann passieren? Da gibt es sehr viele Ökonomen, die das fordern, aber sehr viele, die das kritisieren. Und die, die das fordern, sollten da mehr Verantwortung an den Tag legen!
Bleiben wir bei Griechenland: Austreten, Einführung der Drachme, Abwertung der Drachme auf etwa 50 Prozent. Die Schulden bleiben in Euro bestehen. Die Frage ist dann: Was könnten sich die angeschlagenen Volkswirtschaften noch leisten? Die Importe würden auch in Euro zu zahlen sein. Das heißt, die Preise für die Importe würden sich für die Griechen verdoppeln.
Österreich ist ein Exportland. Österreich, und nicht nur Österreich, auch Deutschland und die Niederlande hätten mit massiven Exporteinbußen zu kämpfen. Was wäre denn die Folge für Österreich? – Weniger Produktion, höhere Arbeitslosigkeit, weniger Inlandsnachfrage, und wir würden die Krise in Wirklichkeit importieren.
Ich verstehe es auch nicht, dass ein 82-jähriger Polit-Einsteiger, der ein global agierendes Unternehmen geleitet hat, der während seiner Managementtätigkeit immer wieder von wegfallenden Währungshemmnissen profitiert hat, jetzt die Rückkehr zu nationalen Währungen mit allen Nachteilen fordert. Das ist eine wirtschaftspolitische Geisterfahrt, meine Damen und Herren.
Ich bin ganz beim Kollegen Rossmann, der meint, wir brauchen die Rückkehr zum Wachstumspfad und zur Wettbewerbsfähigkeit. Das wird kein einfacher Weg, aber das brauchen wir, damit diese Länder sich wieder selbständig finanzieren und den Lebensstandard heben können. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)
14.52
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Ing. Westenthaler zu Wort. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.
14.53
Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Kollege Rossmann hat ein Argument gebracht, das immer wieder gebracht wird und das viele nicht mehr hören können. Immer wieder, wenn es um weitere Zahlungen für Griechenland geht, wird dieses doch ehrenhafte, hohe Wort Solidarität genannt, immer wieder wird Solidarität verlangt.
Dabei sieht man, wie diese Solidarität in den letzten Jahren strapaziert worden ist, nämlich durch bilaterale Kredite an Griechenland, durch Haftungen via EFSF, durch Milliardenbeteiligungen am ESM. Heute schicken wir Zinsen, die wir für relativ wertlose Staatspapiere von Griechenland bekommen haben, gleich wieder retour, nächste Zahlung an Griechenland; und zum Drüberstreuen geht es in TOP 3 dann auch noch um einen 6,3 Milliarden €-Kredit zwischen der Oesterreichischen Nationalbank und dem Internationalen Währungsfonds, womit wir in Wahrheit die vorgegebene Rettung oder den Rettungsanteil des IWF zur Eurorettung selber bezahlen. Und das ist jetzt die große Solidarität?!
Es kommt eben alle paar Monate irgendetwas Neues daher, und da wird dann die Solidarität verlangt. Herr Kollege Rossmann, die Österreicherinnen und Österreicher fragen sich dann schön langsam: Wo bleibt denn die Solidarität in Österreich eigentlich, wenn die Regierung mit beiden Händen Millionen und Abermillionen bis zu Milliarden nach Griechenland schickt (Beifall beim BZÖ – Zwischenruf des Abg. Mag. Rossmann), aber in diesem Land eine Million Menschen in Armut leben, sich Familien einfach das Leben nicht mehr leisten können, die Menschen bis zum Juli eigentlich nur für den Staat arbeiten, unter Steuerdruck und Gebührendruck leiden?!
Das verstehen die Menschen dann nicht! Fordern Sie da doch gerechterweise Solidarität im Inland ein! – Nicht, dass wir alle drei Monate wieder ein neues Paket für Griechenland schnüren!
Dann kommt ja noch etwas dazu: Was wir heute machen, ist in Wahrheit die in Zahlen gegossene Widerlegung der jetzt drei Jahre aufrechterhaltenen Geschichte, der Mär des guten Geschäftes. Wir erinnern uns daran, wie Finanzminister Pröll von der ÖVP 2010 hier im Hohen Haus gemeint hat: Das wird ein gutes Geschäft mit Griechenland, denn wir kaufen da jetzt ein paar Papierln ein, die zwar nichts wert sind, aber wir bekommen ja Zinsen zurück. (Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.)
Herr Kollege Bartenstein, fordern Sie mich jetzt nicht heraus, das alles zu zitieren! Ich habe es da. Wenn Sie wollen, zitiere ich es Ihnen mit Datum und allem Drum und Dran. Von der Frau Fekter hörten wir das ein Jahr später.
Jedes Jahr wurde uns von dieser Regierungsbank zwei- bis dreimal erklärt, dass der Kauf von Papierln in Griechenland, von Staatsanleihen und von Kreditvergaben ein gutes Geschäft ist, weil wir Zinsen für das Budget kassieren. Und was machen wir heute? – Wir schicken die Zinsen wieder nach Griechenland zurück, Herr Kollege Bartenstein. Ist das das gute Geschäft? Das ist ja absurd, völlig absurd (Beifall beim BZÖ – Abg. Grosz: Das ist die Wirtschaftspolitik der ÖVP!) und auch die Widerlegung und damit auch die Unterstreichung der Unwahrheit, die hier von der Regierungsbank immer wieder gepredigt worden ist.
Oder auch diese Geschichte, die heute beschlossen wird mit diesen 6,13 Milliarden € für einen bilateralen Kredit zwischen dem Internationalen Währungsfonds und der Oesterreichischen Nationalbank – da ist ja etwas ganz Witziges. Da muss man die Erläuterungen lesen. Da gibt es einen Satz, der sagenhaft ist, der das Vorgehen dieser Regierung beschreibt. In der Erläuterung zu diesem Kredit, Herr Ex-Minister Bartenstein, steht Folgendes, ich zitiere: „Die Erträge sind negative Einnahmen.“
So wird bilanziert und gewirtschaftet von dieser Regierung! „Die Erträge sind negative Einnahmen“. – So versucht man, die Menschen für dumm zu verkaufen: Genauso wie das gute Geschäft werden jetzt Gelder, die verschenkt werden, die uns nicht mehr zur Verfügung stehen, als Erträge verbucht! Es sind zwar negative Einnahmen, aber es sind Erträge, die negativ sind. Das ist ja abenteuerlich, das ist ja Voodoo-Ökonomie mal 17, die diese Regierung vollzieht und die nicht mehr nachvollzogen werden kann! (Beifall beim BZÖ.)
Den Menschen hat man bisher immer gesagt: Der auf der Intensivstation liegende Patient Eurozone wird jetzt auch vom Internationalen Währungsfonds gerettet. Der Internationale Währungsfonds trägt seinen Anteil. Was passiert jetzt auf einmal? Plötzlich entschließt sich die EU aus heiterem Himmel, mit einem 200 Milliarden €-Paket diese Rettungsaktion des IWF selber zu finanzieren, mit bilateralen Krediten, von denen auch Österreich mit rund 6 Milliarden € seinen Beitrag leisten muss.
Da kann man nur sagen: Danke, wunderbar! Das ist also die wunderbare Rettung der Eurozone, die wir uns selber finanzieren. Das ist eine Politik, die in Wahrheit keiner mehr nachvollziehen kann. Da wird Geld zum Fenster rausgeschmissen. Dort, wo möglicherweise tatsächlich ein paar Zinsen zurückkommen, verpacken wir sie gleich schön und schicken sie wieder zurück nach Griechenland. Das ist ein Fass ohne Boden, die Never-ending-Story einer künstlichen Aufrechterhaltung der künstlichen Beatmung einer Eurozone, die schon längst nicht mehr lebensfähig ist.
Deswegen sagen wir: Besser heute als morgen raus! Raus für die Länder, die es einfach nicht mehr derpacken, weil es nicht mehr zu finanzieren ist und weil sonst im Lande wieder die Steuern erhöht werden! Das kommt ja, das garantiere ich Ihnen heute schon. Jetzt bis zur Wahl wird sich jeder überlegen, wie wir die Steuern senken. Da wird es vom Herrn Spindelegger tolle Konzepte geben, und wahrscheinlich kommen in ein paar Wochen auch der Herr Kanzler und der Herr Staatssekretär drauf, wie toll die Steuern gesenkt werden müssen.
Nach der Wahl werden aber wieder alle sagen: Leider haben wir kein Geld! Wir müssen so viel nach Griechenland zahlen, wir müssen die Eurozone retten, eigentlich müssen wir jetzt die Steuern erhöhen! Und dann kommt die ganze Wucht der Wahrheit auf die Bevölkerung zu, die von der Regierung vor der Wahl nicht zugegeben wird, und das ist eine schäbige Politik! (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Mag. Haider.)
14.58
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Herr Kollege Steindl, wollen Sie noch die eine Minute, bevor ich unterbrechen muss für die Dringliche Anfrage, oder wollen Sie nach der Dringlichen sprechen? (Abg. Steindl bejaht Letzteres.) – Gut, dann werde ich jetzt die Sitzung für eine Minute unterbrechen.
*****
(Die Sitzung wird für kurze Zeit unterbrochen.)
*****
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und unterbreche die Verhandlungen über die Punkte 2 bis 5 der Tagesordnung, damit die verlangte Behandlung einer Dringlichen Anfrage gemäß der Geschäftsordnung um 15 Uhr stattfinden kann.
der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kollegin und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend: Bankgeheimnis erhalten statt EUdSSR gestalten! (14873/J)
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 14873/J.
Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.
Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:
Mit dem gestrigen Europäischen Rat bzw. der Zustimmung des Bundeskanzlers zu den entsprechenden Schlussfolgerungen wurde ein erster Schritt in Richtung Abschaffung des Bankgeheimnisses in Österreich gesetzt.
Dieser Beschlussfassung ging ein beispielloses Schauspiel von SPÖ und ÖVP voraus, das geprägt war und ist von öffentlich ausgetragener Streiterei, fehlender Koordinierung und letztlich unabgestimmten Positionen der Bundesregierung auf Europäischer Ebene. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die skurrilen Vorgänge in Zusammenhang mit einem am 25.04.2013 im Finanzministerium verfassten Schreiben, in welchem vier Bedingungen für Verhandlungen über das Bankgeheimnis genannt werden. Dieses Schreiben – so die offensichtliche Absicht der Finanzministerin – hätte als gemeinsames Schreiben von Fekter und Faymann nach Brüssel gehen sollen. Wie die heftigen Reaktionen des Bundeskanzlers jedoch unschwer vermuten lassen, dürfte dieser – diplomatisch ausgedrückt – nur sehr marginal in die Entstehung dieses Schreibens eingebunden gewesen sein.
„Wir werden hier eine Lachnummer!“ So verhandelt man nicht!“ so die ersten unmissverständlichen Reaktionen des Kanzlers auf diesen einzigartigen „fekterischen“ Alleingang.
Dass in dieser Bundesregierung die eine Hand nicht weiß, was die andere tut, Koordinierung ein Fremdwort ist, und insbesondere die Finanzministerin durch Verhaltensoriginalität im In- und Ausland negativ auffällt, ist nicht erst seit gestern bekannt, hat aber nunmehr einen neuen Höhepunkt erreicht.
„Ich habe keinen Brief unterschrieben. Ich werde keinen Brief unterschreiben“, bekräftigte Faymann im Ö1-Morgenjournal. „So verhandelt man nicht.“
Der SPÖ-Chef sagte, es scheint offenbar eine „Idee“ gegeben zu haben, die aber „keine besonders gute“ gewesen sei.
KEINE KOORDINIERUNG IN DER REGIERUNG:
Wie bereits ausgeführt gab es innerhalb der österreichischen Bundesregierung auch im Vorfeld dieser Entscheidungen keinerlei interne Koordinierung und Abstimmung. Im Gegenteil Bundeskanzler und Finanzministerin lieferten sich öffentlich ein Match über die diesbezüglichen Positionen!
DIESE „NICHTEINIGUNG“ AUF EINE EINHEITLICHE ÖSTERREICHISCHE LINIE FÜHRTE AUF EUROPÄISCHER EBENE IN DEN LETZTEN WOCHEN ZU FOLGENDER SKURRILER POSITIONIERUNG:
Über die Debatte in der Sitzung der Ständigen Vertreter in Brüssel am 7. Mai 2013 zum Thema „Verhandlungsmandat für Änderungen der Abkommen mit Drittländern im Bereich der Besteuerung der Zinserträge ist im Protokoll des österreichischen Vertreters folgendes wörtlich zu lesen:
„Österreich verschwieg sich weisungsgemäß.“
Ebenso verhielt es sich bei der Debatte über die Richtlinie zur Änderung der Besteuerung von Zinserträgen. Auch hier hieß es:
„Österreich verschwieg sich weisungsgemäß.“
NOCH SKURRILER WURDE ES AM 8. MAI 2013: (Nächste Sitzung der Ständigen Vertreter):
Dazu steht im Protokoll:
„Österreich verwies weisungsgemäß auf die konstruktive Debatte zu Zins-RL und Mandat im AStV am Vortag und auf die geplante Diskussion beim bevorstehenden Ecofin am 14.5., der zuversichtlich entgegengesehen werde.“
An dieser „konstruktiven Debatte“ beteiligte sich Österreich, wie oben dargestellt, gar nicht!
Die strategische Verhandlungslinie zur Rettung des österreichischen Bankgeheimnisses erfolgte somit „durch weisungsgemäßes Verschweigen!“
Angesichts dieser gewählten Vorgangsweise der österreichischen Bundesregierung ist es nicht verwunderlich, dass es der Bundeskanzler auch weiterhin nicht der Mühe wert findet, gegenüber dem Nationalrat – wie im Übrigen in der Geschäftsordnung des Nationalrates in § 74 b Abs. 3 explizit vorgesehen – eine umfassende Erklärung abzugeben, und der Linie des sich Verschweigens somit treu bleibt.
In § 74 b Abs. 3 GOG-NR heißt es wörtlich:
„EU-Erklärungen von Mitgliedern der Bundesregierung finden zweimal pro Jahr in zeitlicher Nähe zu einer Tagung des Europäischen Rates statt. Sie dienen der Information des Nationalrates über Themen des Europäischen Rates, deren Auswirkungen auf Österreich und die Positionen der österreichischen Bundesregierung dazu.“
Dieses scheibchenweise, leichtfertige Aufgeben von Rechten der Österreicherinnen und Österreichern, wie es im gegenständlichen Fall mit dem Bankgeheimnis geschieht, passt genau in das Bild und die Absicht der österreichischen Bundesregierung, diesen Kurs fortzusetzen, und auch in Zukunft Souveränitätsrechte und Eigenstaatlichkeit bedenkenlos an Brüssel abzugeben.
So stellten beispielsweise die Schlussfolgerungen des Europäischen Rates vom 13. und 14. Dezember 2012, der der Bundeskanzler seine Zustimmung erteilte, ein weiteres Mosaiksteinchen am Weg hin zu einer weiteren Abgabe von nationaler Souveränität in Richtung der Schaffung einer politischen Union dar.
In der Praxis geht es dabei unter anderem um nicht mehr und nicht weniger als um die Abgabe weitreichender Souveränitätsrechte und insbesondere der Budgethoheit der Mitgliedstaaten. In diesen Schlussfolgerungen wurde unter der Überschrift „Fahrplan für die Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion“ insbesondere der sogenannte „Blueprint“ der Europäischen Kommission seitens der Staats- und Regierungschefs zur Kenntnis genommen.
Auf Seite 15 dieses sogenannten Blueprints oder Blaupause der Kommission ist nachzulesen, was seitens der EU tatsächlich gewollt ist:
„Schließlich soll langfristig (in mehr als fünf Jahren), durch schrittweise Zusammenführung von Hoheitsrechten und damit Verantwortung sowie Solidaritätsbefugnissen auf Europäischer Ebene, die Schaffung eines autonomen Haushalts des Euro-Währungsgebiets möglich werden.
Diese progressive weitere Integration des Euro-Währungsgebiets zu einer umfassenden Banken-, Fiskal- und Wirtschaftsunion wird parallele Schritte zu einer politischen Union mit verstärkter demokratischer Legitimation und Rechenschaftspflicht erfordern.“
Diese Formulierungen zeigen eindrucksvoll, wohin die Reise gehen soll. Ziel ist die Aufgabe der einzelstaatlichen Souveränität in den Bereichen Haushalt, Steuerpolitik, Beschäftigungs- und Sozialpolitik!
Mit diesen Schlussfolgerungen des Europäischen Rates ist eine Weiterentwicklung dieser Pläne in Richtung einer politischen Union vorgezeichnet.
Ein ernstzunehmender Widerstand gegen diese Pläne zur Schaffung einer politischen Union unter Aufgabe der nationalen Souveränität ist insbesondere seitens der ÖVP nicht zu erwarten. Ganz im Gegenteil!
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den Verein Nova Europa – Sammlungsbewegung für eine Europäische Republik, der sich die Schaffung einer Europäischen Republik unter Aufgabe der Restsouveränität der Mitgliedstaaten zum Ziel gesetzt hat.
Die geplante Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion war entsprechend einem Entwurf zu den Schlussfolgerungen des gestrigen Europäischen Rates – wenn auch ohne Formulierungen dazu in den Schlussfolgerungen – Thema. Dabei sollte es insbesondere um eine Bestandsaufnahme der Arbeiten zur Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion gehen.
Im Vorfeld dazu gab es jüngst eine alarmierende Aussage von Präsident Hollande, die letztlich zu einer Abgabe der nationalen Budgethoheit und in weiterer Folge zu einer politischen Union führen wird:
Frankreich dringt auf eine enge Abstimmung in der Eurozone. Die Gruppe der Euro-Länder sollte eigene Steuern erheben können und über einen eigenen Haushalt verfügen, forderte Präsident Francois Hollande am Donnerstag in Paris. Eine gemeinsame Wirtschaftsregierung der Eurozone könnte für die Harmonisierung der Steuern und eine gemeinsame Bekämpfung von Betrug sorgen. Hollande schlug vor, eine gemeinsame Wirtschaftsregierung der Eurozone sollte einmal pro Monat tagen. (APA546/16.Mai 2013)
Dass, wie oben angesprochen, insbesondere die ÖVP keinerlei Probleme mit derartigen Entwicklungen hat, veranschaulichen jüngst getätigte Aussagen des Staatssekretärs Lopatka nur allzu drastisch:
Lopatka am 6. Mai 2013:
„Politische Union steht erst am Anfang“
„Wir müssen weiterhin alles tun, damit Europa sich weiterentwickelt und zusammen bleibt! Das funktioniert nur, wenn die Bürgerinnen und Bürger das Projekt maßgeblich mitgestalten können und die europäischen Regierungen sich einig sind, wie man das Projekt weiterentwickeln soll. Es darf keine Kluft zwischen der EU und den Bürgern entstehen. Hier besteht ein intensiver Informationsbedarf. Man darf gleichzeitig nicht vergessen, dass die EU als politische Union mit ihren rund 20 Jahren noch ein relativ junges Projekt ist“, hielt Lopatka fest und betonte „Wir stehen erst am Anfang der politischen Union.“
„Am Ende wird sich die Frage stellen, ob wir Nationalstaaten überhaupt noch haben“, sagte Staatssekretär Reinhold Lopatka (ÖVP) bei einer Podiumsdiskussion im Haus der Europäischen Union zum Europatag.
Gerade vor dem Hintergrund derartiger Entwicklungen und den Aussagen des Staatssekretärs Lopatka hätten sich die unterfertigten Abgeordneten eine Erklärung des Bundeskanzlers gemäß den Bestimmungen der Geschäftsordnung des Nationalrates erwartet, um Aufschluss über die diesbezügliche Positionierung der österreichischen
Bundesregierung in der Frage der Aufgabe von weiteren Souveränitätsrechten an Brüssel zu bekommen.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundeskanzler nachstehende
Dringliche Anfrage:
1. Welche konkreten Auswirkungen hat die geplante Änderung des automatischen Datenaustausches für österreichische Bürger?
2. In welchen konkreten Konstellationen müssen künftig Auskünfte erteilt werden, die nach der bisherigen Rechtslage nicht möglich sind?
3. Aus welchen Gründen haben Sie zugestimmt bzw. welche (internen) Absprachen wurden mit anderen Ländervertretern getroffen und in welcher Art und Weise sind diese gegenüber Ihnen in welcher Form aufgetreten?
4. Wie ist die Koordination der österreichischen Position auf politischer Ebene vor den jeweiligen Sitzungen auf Beamten-Ebene und Ratsebene in der EU zum automatischen Datenaustausch jeweils konkret abgelaufen?
5. Zu welchem Zeitpunkt wird in der Bundesregierung die Positionierung Österreichs vor Sitzungen der einzelnen Räte abgestimmt und wie erfolgt dies konkret?
6. Wie wird verhindert, dass die Kontodaten der Österreicher nicht unter den automatischen Datenaustausch fallen?
7. Bisher beschränkt sich der automatische Datenaustausch auf die Zinsen aus Kapitalvermögen, die von den Banken unschwer festgestellt werden können. Können Sie ausschließen, dass nun im erweiterten Datenaustausch alle positiven Kontobewegungen ausgetauscht werden?
8. Die österreichischen Steuerbehörden stützen sich bei der Verfolgung von österreichischen Steuersündern schon heute auf ausländische Datensammlungen; was verhindert, dass auf dem Umweg über das Ausland die Kontodaten von Inländern auch den inländischen Finanzbehörden zur Verfügung stehen werden?
9. Aus welchen Gründen haben Sie entgegen der Haltung der Finanzministerin Fekter entschieden bzw. inwieweit haben Sie sich mit ihr abgestimmt und wie ist Ihre Haltung zur getroffenen Entscheidung?
10. Mit welchen Argumenten haben Sie bisher, d.h. im Laufe Ihrer bisherigen Regierungszeit, das Bankgeheiminis verteidigt?
11. Warum haben Sie die jetzt getroffenen Änderungen nicht schon am Anfang Ihrer Amtszeit befürwortet?
12. Im Gegensatz zum Nationalbankpräsidenten Claus Raidl sind Sie der Meinung, dass die Unterscheidung zwischen Steuerausländer und Steuerinländer keine Rolle spielt. Inwieweit können Sie hier und heute eine Garantie dafür abgeben, dass Sie im Gegensatz zum Nationalbankpräsidenten Raidl Recht behalten und das Bankgeheimnis für Österreicherinnen und Österreicher Bestand behalten wird?
13. Falls Sie diese Garantie nicht abgeben können, welche Konsequenzen – etwa den Rückzug aus dem automatischen Datenaustausch – werden Sie ziehen?
14. Staatssekretär Lopatka stellt die Auflösung Österreichs in den Raum, indem er die Rolle von Nationalstaaten in Frage stellt. Er befindet sich damit in einer Linie mit den ÖVP-Thinktank „Nova Europa“. Teilen Sie die Meinung des Staatsekretärs?
15. Steuerexperte Werner Doralt meint in einem ORF-Interview am 6. April 2013, dass die österreichische Wirtschaft aus den gebunkerten Schwarzgeld lebt. Teilen Sie die Meinung von Prof. Doralt?
In formeller Hinsicht wird verlangt, diese Anfrage im Sinne des § 93 Abs. 1 GOG-NR zum frühestmöglichen Zeitpunkt dringlich zu behandeln und dem Erstanfragesteller Gelegenheit zur mündlichen Begründung zu geben.
*****
Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich erteile Herrn Abgeordnetem Widmann als erstem Fragesteller zur Begründung der Anfrage, die gemäß § 93 Abs. 5 der Geschäftsordnung 20 Minuten nicht überschreiten darf, das Wort. – Bitte.
15.00
Abgeordneter Mag. Rainer Widmann (BZÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Es geht, wie Sie sicher dem Titel bereits entnommen haben, nicht nur um das Bankgeheimnis, sondern es geht um grundlegende Zukunftsfragen der europäischen Politikausrichtung, Herr Bundeskanzler – der Sie gestern, Mittwoch, beim Rat waren –, die wir am Dienstag im EU-Hauptausschuss intensiv diskutiert haben. Es geht einerseits um die schrittweise Aufgabe des Bankgeheimnisses, scheibchenweise, es geht um die Aufgabe von Bürger- und Freiheitsrechten, und es geht auch darum, wie der europäische Superstaat, der von manchen europäischen Politikern geplant ist, in Zukunft ausschauen soll, ob wir das haben wollen, und es geht letztlich noch um – unter Anführungszeichen, ich habe mir fast gedacht, das war ein Ablenkungsmanöver – „Energiefragen“. Dafür haben wir ja schöne Worte in Österreich, aber in Wahrheit keine richtigen konkreten Taten auf europäischer Ebene. (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt wieder den Vorsitz.)
Ich hätte mir eigentlich gedacht, Herr Bundeskanzler, dass das so wichtig ist – Bürgerrechte, Freiheitsrechte, die Bank-, die Sparbuch-Schnüffelei –, dass Sie von sich aus bereits heute Morgen in der Fernsehzeit dazu Stellung nehmen, Sie uns im Detail erklären, welche Konsequenzen das für das Parlament, für die Bürger in diesem Land, aber auch für die Zukunft der Europäischen Union hat. Aber Sie verschweigen sich, auftragsgemäß – darauf komme ich dann noch einmal extra zu sprechen –, und die ÖVP, die auch massiv betroffen ist, verschwindet überhaupt fast flächendeckend aus dem Sitzungssaal, weil sie damit ohnehin nichts zu tun hat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Ablauf der Vorbereitung dieses Rates war wirklich hanebüchen. Das war ein beispielloses beschämendes Schauspiel von ÖVP und SPÖ, wie man es nicht macht.
Da war zunächst einmal das Schreiben der Frau Finanzminister vom 25. April, Herr Bundeskanzler, das rein zufällig – sage ich einmal – den Medien zugespielt worden ist, was dann zu diesem ganzen Theater führte. Das Schreiben enthielt vier Forderungspunkte, die offenbar nicht mit Ihnen akkordiert waren, mit dem Endeffekt, dass Sie selbst gesagt haben: Wir werden hier zu einer Lachnummer. So verhandelt man nicht. Das ist keine gute Idee, Frau Fekter, haben Sie sinngemäß gesagt.
Das ist Ihre Regierungskoordination – sie hat nicht stattgefunden! Wer auch immer hier Schuld hat, wir haben uns jedenfalls europaweit einer Lachnummer preisgegeben.
Die Verhaltensoriginalität von Frau Bundesminister Fekter ist ja bekannt. Ich erinnere an die Gallensteine eines ausländischen Ministerpräsidenten bis hin zur heutigen Rüge Kollegin Bayr gegenüber, die wirklich mehr als unangebracht war. Wenn hier jemand
etwas zu rügen hat, dann wir Abgeordnete die Regierung, die in vielen Bereichen zum Nichtstun neigt.
Aber ein Gutes hat das Ganze: Das wird auch alles im ORF übertragen, und seither zahle ich wieder gerne ORF-Gebühren, denn man braucht nicht mehr ins Kabarett zu gehen, wenn man sich ansieht, wie Sie sich hier auf der Regierungsbank aufführen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ.)
Ich werde jetzt ins Detail gehen, wie Sie sich auf Beamtenebene und auf europäischer Ebene im Vorfeld des Rates nicht vorbereitet haben, denn das spricht für sich. Ich darf ein bisschen zitieren, zum Beispiel aus der Sitzung der Ständigen Vertreter in Brüssel am 7. Mai. Es ging um das Thema „Verhandlungsmandat für Änderungen der Abkommen mit Drittländern im Bereich der Besteuerung der Zinserträge“. Dazu ist im Protokoll des österreichischen Vertreters Folgendes vermerkt: „Österreich verschwieg sich weisungsgemäß.“
Es geht weiter. Unmittelbar danach gab es eine Debatte über die Richtlinie zur Änderung der Besteuerung von Zinserträgen, und auch darüber finden wir im Protokoll denselben Satz: „Österreich verschwieg sich weisungsgemäß.“
Aber skurril wurde es dann am 8. Mai 2013, wiederum eine Sitzung der Ständigen Vertreter in Brüssel. Im Protokoll steht: „Österreich verwies weisungsgemäß auf die konstruktive Debatte zu Zins-RL“ – Zinsenrichtlinie – „und Mandat im AstV“ – Ausschuss der Ständigen Vertreter – „am Vortag und auf die geplante Diskussion beim bevorstehenden Ecofin am 14.5., der zuversichtlich entgegengesehen werde.“
Österreich verwies auf die „konstruktive Debatte“, wo man sich weisungsgemäß verschwiegen hat. – Das, Herr Bundeskanzler, müssen Sie mir einmal erklären, wie das funktioniert, wie man auf eine konstruktive Debatte verweisen kann, an der man gar nicht beteiligt war, weil man sich offenbar im Vorfeld in der Regierung nicht koordiniert hat, keine Meinung hatte, keine Linie hatte und sich dann weisungsgemäß verschwiegen hat! Im Protokoll steht: Österreich verwies auf die konstruktive Debatte zur Zinsenrichtlinie. Das ist in Wahrheit eine Weisung zum Nichtstun, Herr Bundeskanzler! (Beifall beim BZÖ.)
Daher erwarten wir heute eine Erklärung von Ihnen zu diesem Rat, der gestern stattgefunden hat, eine umfassende Erklärung, die über die Beantwortung meiner Fragen, die ich Ihnen in der Dringlichen übermittelt habe, hinausgeht, denn es geht auch um die scheibchenweise Aufgabe der Rechte Österreichs.
Ich komme zurück zum Europäischen Rat im Dezember letzten Jahres. Es geht – Kollege Klubobmann Bucher hat das heute bereits zitiert – in Wahrheit um die Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion. Kollege Bucher hat – und ich darf das kurz wiederholen – den sogenannten Blueprint der Europäischen Kommission oder die Blaupause der Kommission zitiert.
Da steht: „Diese progressive weitere Integration des Euro-Währungsgebiets zu einer umfassenden Banken-, Fiskal- und Wirtschaftsunion wird parallele Schritte zu einer politischen Union mit verstärkter demokratischer Legitimation und Rechenschaftspflicht erfordern.“
Damit lassen Sie bereits alles heraus – sage ich jetzt einmal –, was Sie vorhaben: eine gemeinsame Haushalts- und Steuerpolitik bis hin zu einer gemeinsamen Sozial- und Beschäftigungspolitik, wie das etwa auch Präsident Hollande kürzlich gesagt hat. Wissen Sie, was das bedeutet? – Dass dann die großen Länder über unsere Steuern bestimmen, dass die großen Länder, wenn Arbeitslosigkeit herrscht, sagen: Das Geld der Steuerzahler von Österreich wird transferiert, um die Arbeitslosenrate in anderen
Ländern, wo sie extrem hoch ist, abzufedern! Das wird die Konsequenz sein. Ist das die Beschäftigungspolitik, ist das die Sozialpolitik, die Sie haben wollen?
Auch die Sozialstandards werden mit Sicherheit nicht nach oben angepasst oder gehalten werden, sondern sie werden nach unten sinken. Wie das mit den Grundwerten einer Sozialdemokratie zu vereinbaren ist, das verstehe ich nicht.
Das heißt, das sind Dinge, wo Sie Erklärungsbedarf haben, denn auch das wurde in den Schlussfolgerungen des Rates gestern diskutiert und auch festgehalten.
Ich komme zu meinen Kollegen von der ÖVP. Es gibt den Verein Nova Europa – wir haben das bereits einmal diskutiert –, und Nova Europa will eine europäische Republik, will, dass wir die Hoheitsrechte hier in diesem Land aufgeben und alles an die EU transferieren. Einige Abgeordnete hier von der ÖVP waren damals noch Mitglied in diesem Verein Nova Europa, inzwischen sind sie ausgetreten, weil sie erkannt haben, welchen Blödsinn sie da unterstützen. Ich finde daher die Frage wirklich gerechtfertigt: Wie schaut es denn aus, wie ist denn das gemeint, Herr Bundeskanzler: Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion? Wie ist das gestern diskutiert worden? Welche ganz konkreten Maßnahmen hat man beschlossen, welche Absichten bestehen, um die Menschen weiter zu entrechten?
Besonders interessant wird das noch dadurch, dass – er ist jetzt nicht anwesend – Herr Staatssekretär Lopatka, das ist ein schönes Zitat, am 6. Mai, so lange ist das nicht her, gesagt hat: „Politische Union steht erst am Anfang.“ Darüber kann man noch diskutieren, aber brenzlig wird es dann, wenn man liest: „,Am Ende wird sich die Frage stellen, ob wir Nationalstaaten überhaupt noch haben‘, sagte Staatssekretär Reinhold Lopatka (ÖVP) bei einer Podiumsdiskussion im Haus der Europäischen Union zum Europatag.“
Also am Ende wird sich die Frage stellen, Herr Bundeskanzler, ob wir Nationalstaaten überhaupt noch haben. Dazu würde mich Ihre Meinung interessieren, Herr Bundeskanzler: Wollen Sie noch Nationalstaaten haben, oder soll Österreich in dem von den Kommunisten und Sozialisten und Grünen geplanten gemeinsamen Europa nur mehr ein kleines rechtloses Bundesland sein, das keine Budgethoheit mehr hat, das keine Beschäftigungspolitik mehr machen darf, das völlig entrechtet ist und nur mehr Abgaben und Steuern anonym irgendwo hinliefert und sich von sogenannten Kommissaren – der Begriff spricht ja für sich – zu Tode verwalten lässt? – Wir vom BZÖ wollen das nicht! (Beifall beim BZÖ.)
Da passt es dann ganz gut hinein, wenn dieser Tage ein neuer Entwurf seitens der EU bekannt wird, wonach man Strafen einführen will für Parteien, die die Werte der EU nicht vertreten, ohne diese Werte genau zu definieren. Federführend dabei ist ein gewisser Herr Swoboda, der der Sozialdemokratie nicht ganz unbekannt sein dürfte. Was wollen Sie damit bezwecken? Sie wollen Parteien strafen, die die Werte der Union, die nicht definiert sind, nicht vertreten. Wie funktioniert das, wie geht das? Was haben Sie hier vor? Ich denke, wenn sogar selbst der grüne Abgeordnete Villumsen das heftigst kritisiert, dann sollte das schon eine Warnung für uns alle sein, wenn wir nicht den Weg zu einer EUdSSR einschlagen wollen, wo es die völlige Kontrolle gibt, wo es die völlige Aufgabe der Bürgerrechte gibt, wo dann eigentlich nur mehr Parteisekretariate, anonyme, von den Bürgern nicht gewählte Einrichtungen über die Europäer herrschen. Wir wollen das nicht! (Beifall beim BZÖ.)
Es kann nicht sein, dass jemand, der eine „falsche“ Meinung hat, die Gesinnungsterroristen feststellen, die Gutmenschen feststellen, eine Strafe zu zahlen hat. Es kann nicht sein, dass EU-Kritiker, die an der EU interessiert sind, aber durchaus berechtigte konstruktive Sachkritik anbringen, mundtot gemacht werden. Das ist politischer
Gesinnungsdruck, das kommt in Wirklichkeit fast einer Majestätsbeleidigung gleich, wie wir sie früher gehabt haben. Wo ist da die freie Meinungsäußerung?
Ich stelle mit Befremden fest, dass manche ÖVP-Politiker das lustig finden und darüber lachen. Ich bin mir sicher, dass der Mittelstand, den wir in Zukunft vorwiegend vertreten werden, weil Sie sich abgemeldet haben – Sie wollen eine kommunistische EUdSSR –, gut beraten ist, in Zukunft das BZÖ zu stärken. In Wirklichkeit ist das eine Vorstufe für ein totalitäres System.
Liebe Kollegen von der ÖVP! Das mit den Bürgerrechten kennen wir schon. Es gibt ein Demokratie-Paketchen von Herrn Staatssekretär Kurz, der hier hinter mir auf der Regierungsbank sitzt, das in Wahrheit Peanuts beinhaltet, aber keine großen Reformschritte. Es gibt den Vorschlag, das Bankgeheimnis abzuschaffen, in den Sparbüchern der kleinen Menschen zu schnüffeln, was sie am Konto haben, um vielleicht im Bedarfsfall darauf zurückgreifen zu können – denken Sie an Zypern –, um zu wissen, wie viel Geld überhaupt vorhanden ist. Das Bankgeheimnis soll schrittweise abgeschafft werden, um jenen, die gespart haben, um für die Kinder, für die Enkel etwas beiseite zu legen, etwas wegzunehmen, weil man es vielleicht für den Pflegeregress braucht. (Abg. Dr. Cap: Aber Sie wissen schon, dass das ein riesiger Unsinn ist, was Sie hier sagen!?)
Kollege Cap, ich weiß schon, Sie, die SPÖ, sind die Steuererhöhungspartei Österreichs. Sie brauchen hier keinen Kommentar abzugeben, das ist vollkommen klar. Sie wollen jene Menschen bestrafen, die ein Leben lang Leistung erbracht haben. Und, Kollege Bartenstein, auch Ihre Steuererhöhungspläne von Klubobmann Drexler in der Steiermark sind bekannt, wo es um die Massensteuern, die Mehrwertsteuer geht. (Zwischenruf des Abg. Dr. Stummvoll.) Kollege Stummvoll, nicht nur die SPÖ, auch die ÖVP ist eine Steuererhöhungspartei. (Beifall beim BZÖ.)
Es geht weiter, liebe Kollegen von der ÖVP: Vorratsdatenspeicherung – Generalverdacht für alle Österreicher. Schön, nur, ob die Generalverdächtigen auch kriminell sind? Genau hier schütten Sie das Kind mit dem Bade aus. Ebenso mit dem Bankgeheimnis. (Zwischenruf des Abg. Mag. Ikrath.) Es gibt Abkommen mit anderen Staaten, es gibt die Möglichkeit der richterlichen Eröffnung von Sparguthaben und Sparkonten, wenn der Verdacht der Geldwäsche im Raum steht. Das gibt es alles. Nutzen Sie einmal diese Möglichkeiten, anstatt alle Sparbuchbesitzer dem Generalverdacht der Geldwäsche zu unterziehen, liebe Kollegen von der ÖVP! Das ist die Wahrheit, die man einmal sagen muss.
Es geht aber weiter: Bürgerbespitzelung, siehe Rettungsgasse, Vorschlag von SPÖ und ÖVP, in Zukunft alles videozuüberwachen. – Wo sind wir denn?! Welche Demokratie wollen Sie, welche Zukunft wollen Sie haben in der Europäischen Union? Oder ist es das, was in Wirklichkeit dahintersteht, ist es der Geist eines Herrn Dollfuß, den Sie hier wieder beschwören? Sind Sie die Herren Dollfüßler? Ist die ÖVP drauf und dran, im Sinne des Herrn Dollfuß die Freiheitsrechte, die Demokratie und das Parlament zu beschneiden? Ich frage Sie: Sind Sie die neuen Dollfüßler? Sie haben es ja bewiesen im Rechnungshofausschuss, als Sie mir das Rederecht entzogen haben, als ich den Antrag gestellt habe, er möge einmal sagen, was er eigentlich braucht. Sogar das haben Sie verboten. (Abg. Neugebauer: Jetzt wird es richtig abenteuerlich, was du da erzählst!)
Sie sind es gewohnt, totalitär zu regieren. Es gibt genügend Beispiele, da braucht man nur nach Niederösterreich zu schauen. Die Dollfuß-Kapelle im Bundeskanzleramt, das weiß ich, haben Sie sehr gerne, aber Sie sind keine moderne Partei, die Bürgerrechte schützt, die Steuern senkt. Sie sind in Wirklichkeit im Geiste Dollfuß’ unterwegs, eine Dollfuß-Partei sind Sie von der ÖVP! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Das muss man einmal ganz klar sagen. Das lässt sich nicht mit Bürgerrechten vereinbaren! Sie sind die neue Dollfuß-Partei in diesem Land, nehmen Sie das einmal zur Kenntnis! Die Geister, die ich rief, werde ich nicht mehr los – Ihre Handlungen bestätigen das auf allen Ebenen. (Abg. Neugebauer: Um Gottes willen, weißt du, was du da sagst? Lern Geschichte, Herr Magister! – Abg. Amon: Unglaublich!) – Sehr geehrte Herren Kollegen, ich weiß ganz genau, was ich sage, und ich meine das auch so, wie ich es sage, und ich werde es auch nicht zurücknehmen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sagen Nein zur Sparbuch-Schnüffelei. Sie können damit keine Steueroasen trockenlegen. (Ruf bei der ÖVP: Peinlich! – Weiterer Zwischenruf des Abg. Amon.) Die Sparbuchsteuer gibt es ja in Österreich, 25 Prozent KESt, also was wollen Sie hier noch bewirken? Da wird bereits kräftig abkassiert.
Das heißt, in Wirklichkeit gilt es, die Österreicher vor Ihnen zu schützen, weil Sie drauf und dran sind, diese Sparbuch-Schnüffelei voranzutreiben, auch auf die Sparbücher zuzugreifen, um letztlich – der Probegalopp in Zypern hat es ja gezeigt – zu wissen, wie viel Geld da ist, um Geld abfließen zu lassen, wenn es etwa um den Pflegeregress geht, et cetera. Das wollen die Bürger nicht.
Dieser erste Schritt, der gestern gesetzt worden ist, ist nichts anderes als ein Tür- und Toröffner dazu. Ich bin gespannt, ob der Herr Bundeskanzler das auch so haben will, denn zur Steuerbetrugsbekämpfung gibt es genügend andere Möglichkeiten, die es auch auszuschöpfen gilt.
Das heißt, das Bankgeheimnis muss so bleiben, wie es ist, denn, Herr Bundeskanzler, es glaubt Ihnen kein Mensch, wenn Sie behaupten, dass der Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes sagt, das Bankgeheimnis ist nicht betroffen, wird nicht berührt von diesem Abkommen. Das stimmt einfach nicht! Es braucht nur ein Einziger aus einem anderen EU-Land kommen und den Gleichheitsgrundsatz beim Europäischen Gerichtshof einklagen, dann wird das nicht halten und dann wird in letzter Konsequenz auch das Bankgeheimnis fallen.
Ich sehe hier Vertreter der Banken sitzen, die ÖVP ist eine Banken- und Bauernpartei, Kollege Auer, Kollege Ikrath, ich sage Ihnen, ich weiß, was das heißt. Dann machen Sie das Geschäft der Großkonzerne zum Schaden Ihrer eigenen Kunden. Da müssen Sie sehr gut aufpassen, in welche Richtung Sie hier gehen wollen. Man hat uns schon einmal versprochen – und letztlich belogen –, die EU bringt mehr Beschäftigung. In Wirklichkeit haben wir Rekordarbeitslosigkeit, Jugendarbeitslosigkeit in Höhen, die es noch nie gegeben hat. Man hat uns gesagt, alles wird billiger. Man hat gesagt, der Ederer-Tausender kommt. Auf den warten heute noch alle Menschen in diesem Land, aber er kommt nicht. Auch diesbezüglich hat man uns falsch informiert. Überall außerhalb der EU auf dem europäischen Kontinent wächst die Wirtschaft in Wirklichkeit stärker als innerhalb der Eurozone. Auch das müssen Sie einmal zur Kenntnis nehmen, auch in diesem Sinne ist der Euro keine Seligmachung.
Ich komme zum Schluss und fasse zusammen: Sie, Herr Bundeskanzler, wollen die Bürger- und Freiheitsrechte beschränken, Sie wollen die Sparbuch-Schnüffelei, Sie wollen die bestehenden Instrumente zur Steuerbetrugsbekämpfung nicht ausnutzen, Sie sind drauf und dran, wieder einmal klein beizugeben gegenüber diesem EU-Moloch, und die ÖVP ist drauf und dran, eine linke EUdSSR mit zu unterstützen.
Ich habe heute in einer großen Tageszeitung gelesen, Sie kämpfen für das Image Österreichs, Herr Bundeskanzler. Das stimmt nicht, Sie kämpfen für Ihr Image! Und wir
vom BZÖ kämpfen gegen die Sparbuch-Schnüffelei und für das Bankgeheimnis, wir sind auf der Seite des Bürgers und des Mittelstandes. (Beifall beim BZÖ.)
15.17
*****
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Mag. Widmann, für den Vorwurf und die Unterstellung, dass jemand totalitär regiert, erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Abg. Dr. Stummvoll: Zu Recht!) Es ist der Würde dieses Hauses nicht zuträglich, sich gegenseitig Derartiges zu unterstellen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Ing. Westenthaler: Wichtig ist, die Wahrheit mit der Würde dieses Hauses zu verbinden!)
*****
Zur Beantwortung der Anfrage hat sich Herr Bundeskanzler Faymann zu Wort gemeldet. Die Redezeit sollte 20 Minuten nicht übersteigen. – Herr Bundeskanzler, bitte.
15.17
Bundeskanzler Werner Faymann: Frau Präsidentin! Sehr verehrte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr verehrte Abgeordnete!
Zur Frage 1:
Das Bankgeheimnis bleibt für Steuerinländer unangetastet.
Zur Frage 2:
Die Zinsrichtlinie betrifft keine Informationen über Kontobewegungen, sondern über Zinserträge. Darüber hinaus sollen im Rahmen der derzeit diskutierten Erweiterung der Zinsrichtlinie Informationen über Finanzprodukte wie zum Beispiel Erträge von Derivaten ausgetauscht werden, um somit eine effektivere Besteuerung und Zusam-menarbeit zu ermöglichen.
Zur Frage 3:
Ich habe zugestimmt, weil für mich und die Bundesregierung klar ist: Steuerbetrug ist kein Kavaliersdelikt, Steuerbetrug wollen und werden wir mit aller Kraft bekämpfen. Mit Luxemburg waren wir in ständigem Kontakt.
Zu den Fragen 4 und 5, Abstimmung von Positionen vor Räten auf Beamtenebene:
Vor jedem Rat und vor jedem Europäischen Rat findet auf Beamtenebene eine interministerielle Sitzung statt, bei der die Tagesordnung besprochen und auch abgestimmt wird. Ergänzend findet bei jedem Ministerrat eine politische Debatte zu EU-Themen statt, bei der alle aktuellen Fragestellungen erörtert und allenfalls abgestimmt werden. Außerdem berichten der Vizekanzler und ich jeweils vor dem Europäischen Rat dem Hauptausschuss des Parlaments.
Automatischer Datenaustausch: Auf Basis der gemeinsamen Erklärung von Vizekanzler Michael Spindelegger und mir vom 6. April zum Thema Bankgeheimnis wurden alle Unterlagen und Weisungen auf Beamtenebene – das war die Frage – im Vorfeld des Ecofin am 14. Mai, des Rats für Allgemeine Angelegenheiten am 21. Mai und des Europäischen Rates am 22. Mai erstellt.
Zur Frage 6:
Das österreichische Bankgeheimnis ist nicht Gegenstand der Zinsbesteuerungsrichtlinie und bleibt daher völlig unangetastet.
Zur Frage 8, Kontodaten von Inländern über das Ausland auch an inländische Finanzbehörden:
Wenn Verdacht auf Steuerhinterziehung oder Steuerbetrug besteht, haben die Steuer-behörden über die Amtshilfe auch jetzt schon unter Einhaltung sämtlicher nationaler wie internationaler Vorschriften die Möglichkeit zu kooperieren.
Zur Frage 9:
Am 26. April haben der Vizekanzler und ich in einer gemeinsamen Erklärung festgestellt, dass wir konstruktiv an den Verhandlungen der EU mit Drittstaaten zur entsprechenden Übernahme der Regelungen der Zinsbesteuerungsrichtlinie mitwirken werden und dass wir keinerlei Interesse haben, dass international der Eindruck erweckt wird, Österreich sei Schutzpatron der Steuerhinterzieher.
Zu den Fragen 10 und 11:
Heute – wie in den vergangenen Jahren auch – bin ich der Ansicht, dass das Bankgeheimnis für österreichische Steuerpflichtige bleiben soll und Steuerbetrug entschlossen bekämpft werden muss. An dieser Position hat sich nichts geändert.
In den letzten Schlussfolgerungen wurde verankert: Im Kampf gegen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung „ist die Identifizierung des wirtschaftlichen Eigentümers, einschließlich im Falle von Unternehmen, Treuhandgesellschaften und Stiftungen, von wesentlicher Bedeutung“.
Zu den Fragen 12 und 13:
Eine ganze Reihe von Experten, wie etwa Professor Obwexer von der Universität Innsbruck, aber auch der Verfassungsdienst gehen davon aus, dass eine Unterscheidung zwischen Steuerinländern und Steuerausländern zur europäischen Bekämpfung von Steuerbetrug möglich ist. Der Verfassungsdienst hat hier eine klare und sehr nachvollziehbare Begründung geliefert. Auf Basis dieser Informationen gibt es für uns keinen Grund, an der Möglichkeit und an der Aufrechterhaltung des Bankgeheimnisses für Steuerinländer zu zweifeln.
Zur Frage 14:
Nein, Österreich wird nicht aufgelöst.
Zur Frage 15:
Die österreichische Wirtschaft lebt vom Fleiß der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und der Verantwortung der Unternehmerinnen und Unternehmer in unserem Land. Die Stärken des Wirtschaftsstandortes Österreich sind die starke Realwirtschaft, die Kaufkraft der Österreicherinnen und Österreicher, der Export und die hohe Beschäftigung. Damit nimmt unser Land in Europa eine Vorbildrolle ein. Diese Stärken auszubauen ist genauso unsere Aufgabe, wie den Steuerbetrug zu bekämpfen, und auch in diesem Punkt wird Österreich an der Spitze vorangehen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP. – Rufe und Gegenrufe zwischen den Abgeordneten Dr. Matznetter und Dr. Strutz.)
15.21
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gehen nun in die Debatte ein.
Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß der Geschäftsordnung kein Redner/keine Rednerin länger als 10 Minuten sprechen darf. Jedem Klub kommt eine Gesamtredezeit von 25 Minuten zu.
Zu Wort gelangt nun Herr Klubobmann Bucher. – Bitte. (Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.)
15.22
Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Im Gegensatz zu Ihnen, Herr Bundeskanzler, nehme ich meinen Job ernst! (Beifall beim BZÖ.) Da können Sie ruhig applaudieren. Der Einwurf des Herrn Bundeskanzlers lautete: Bitte kurz halten! (Ruf bei der SPÖ: Die Latte liegt hoch!) Haben Sie heute noch etwas vor, Herr Bundeskanzler?, frage ich Sie ganz privat. Haben Sie noch etwas vor? (Zwischenrufe der Abg. Mag. Muttonen und weiterer Abgeordneter der SPÖ.)
Also das war eine Regierungserklärung, wie sie in diesem Hohen Haus beschämender nicht sein kann, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ.) Darf ich vorstellen: Das ist der Bundeskanzler der Republik Österreich! Er hat hier eine Rede gehalten (Zwischenrufe der Abgeordneten Mag. Gaßner, Mag. Muttonen und weiterer Abgeordneter der SPÖ), zu einem wichtigen Thema, nämlich zum Thema Bürgerrechte in unserem Land.
Hier an diesem Rednerpult haben in den letzten Jahrzehnten hochrangigste Sozialdemokraten für die Aufrechterhaltung des Bankgeheimnisses gekämpft, meine lieben Freunde, und sind dafür eingestanden. Jetzt sieht man da betretene Gesichter, Verzweiflung über eine Untat, wie sie das Hohe Haus noch nie gesehen hat. (Heiterkeit des Abg. Dr. Bartenstein. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das ist beschämend, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ.)
Und die ÖVP lacht, die ÖVP grinst – das ist überhaupt das Höchste. (Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.) Wo ist denn Kollege Ikrath? Hoffentlich wirst du, lieber Kollege Ikrath, heute hier heraußen eine Verteidigungsrede halten, was das Bankgeheimnis betrifft. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Ich wiederhole deine Worte, die du in der „ZIB 2“ gesagt hast, in der Diskussion hast du davon gesprochen: Wenn das wirklich kommt, was diese Bundesregierung da vorhat, dann ist das das Ende des österreichischen Bankgeheimnisses. (Zwischenruf des Abg. Dr. Stummvoll.)
Da wird nicht unterschieden. (Ruf beim BZÖ: Ikrath! Zitat!) – Zitat Kollege Ikrath, nicht Josef Bucher; Zitat Kollege Ikrath! Also ihr nehmt es in der ÖVP mit der freien Meinungsäußerung so ernst, dass man euch mittlerweile überhaupt nichts mehr glauben darf. (Beifall beim BZÖ.) Es ist egal, was ihr sagt, es ist nichts mehr ernst zu nehmen. (Zwischenruf des Abg. Amon.)
Wir kämpfen halt noch mit Leidenschaft für die Rechte der Bürger. Euch ist alles egal. (Zwischenruf des Abg. Grosz.) Die Europäische Union ist euch egal, die Bürgerrechte sind euch egal, die hohe Steuerbelastung in unserem Land ist euch egal – euch ist alles egal. (Ruf bei der ÖVP: Am meisten egal ist uns das BZÖ!) Hauptsache ihr dürft dick und fett in euren Pfründen herumsitzen und den Menschen auf der Tasche liegen, das ist euch wichtig, meine sehr geehrten Damen und Herren von der ÖVP. (Beifall beim BZÖ.) Es ist eine Katastrophe, wie ihr euch hier in diesem Hohen Haus verhält. (Abg. Krainer: Katastrophe ist das Niveau !)
Es ist doch ein gutes Recht der Opposition, in einer Debatte bei einem wichtigen Anliegen der Bevölkerung Partei zu ergreifen (Zwischenruf bei der SPÖ), die Stimme zu erheben, wenn hier etwas offensichtlich nicht nur schiefläuft, sondern in Zukunft katastrophal danebengehen kann!
Da stützt sich der Herr Bundeskanzler auf ein Gutachten des Verfassungsdienstes im Bundeskanzleramt. Herr Bundeskanzler, auf den Verfassungsdienst würde ich mich an Ihrer Stelle nicht zu 100 Prozent verlassen (Abg. Ing. Westenthaler: Ist schon ein paarmal danebengelegen! – Ruf: Das BZÖ auch! – Abg. Ing. Westenthaler: Ja, aber
wir sind nicht der Verfassungsdienst!), denn dieser Verfassungsdienst wird von Ihrem ehemaligen Kabinettschef geleitet.
Ist der Chef des Verfassungsdienstes Ihr ehemaliger Kabinettschef, Herr Bundeskanzler? Ja oder nein? Das wissen Sie selber nicht? – Schade, ich hätte mir gedacht, Sie kennen Ihre Mitarbeiter zumindest persönlich. (Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.) Dann ist es der ehemalige Kabinettschef des Herrn Gusenbauer, aber Ihnen auf alle Fälle politisch nahestehend. (Ruf beim BZÖ – in Richtung SPÖ –: Ruhe da drüben auf den billigen Plätzen!)
Dieser Vorwurf kommt nicht von Josef Bucher, sondern von Frau Cortolezis-Schlager, ÖVP. (Zwischenbemerkung auf der Regierungsbank: Und er hat Verfassungsdienst, oder ?) – Ich sage es Ihnen. – Sie hat in einer Aussendung Folgendes gesagt: der weisungsgebundene Verfassungsdienst des Bundeskanzlers, ehemaliger Kabinettschef des Herrn Bundeskanzlers Faymann. Er attestiert Ihnen, in dieser Angelegenheit brauchen Sie keine Sorge zu haben; es wird in Zukunft eine Unterscheidung zwischen Steuerinländern und Steuerausländern möglich sein. – Das sagt Ihnen Ihr eigenes Parteimitglied.
Also darauf würde ich nicht wetten, Herr Bundeskanzler, sondern ich würde mich auf alle Fälle darum kümmern, welche Zweifel hochrangige Verfassungsexperten auf europäischer Ebene angemeldet haben, dass nämlich zukünftig davon auszugehen ist, dass der Gleichheitsgrundsatz ziehen wird und dass der Fall des Bankgeheimnisses somit auch für jeden Österreicher, der in Österreich ein Konto hat, schlagend wird; es soll Stück für Stück beschnitten und damit zu Grabe getragen werden.
Das ist eine typisch österreichische Vorgehensweise. Das kennen wir aus der Vergangenheit. Oft genug ist so begonnen worden, wenn am Ende dann alles obsolet geworden ist. Stück für Stück wird jetzt versucht, das Bankgeheimnis abzuschaffen. Jetzt fangen wir einmal mit den Steuerbetrügern an, die aus dem Ausland kommend bei uns ein Konto oder ein Sparbuch haben. Diesen geben Sie ohnehin so viel Zeit, dass sie bis Ende des Jahres mit ihren Milliarden über alle Berge sind. Ende Dezember wird niemand mehr in Österreich Geld bei einer Bank haben (Zwischenruf des Abg. Ing. Westenthaler), weil er genau weiß, dann wird die automatische Auskunftspflicht schlagend und dann haben sie ihn möglicherweise.
Das heißt, bis Ende des Jahres haben die Banken Zeit, die Kunden zu informieren, und da werden die Milliardäre, die ihr Geld in Österreich angelegt haben (Zwischenruf des Abg. Dr. Stummvoll), schon längst dort sein, wo sie noch in Ruhe ihre Steuermilliarden, die sie abzuliefern gehabt hätten, parken können. Das ist die Realität.
Eines, Herr Bundeskanzler, möchte ich schon unmissverständlich klarstellen, auch Ihnen gegenüber: Wir sind die Letzten, die die Steuerbetrüger schützen wollen, die Allerletzten. (Abg. Dr. Matznetter: Das merkt man aber nicht!) – Herr Kollege Matznetter, Sie merken es nicht, weil Sie gar nichts mehr merken, was hier herinnen vorgeht. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Dr. Matznetter.)
Wir haben bereits im Jahr 2009 zugestimmt, dass es im Verdachtsfall in einer juristischen Begründung selbstverständlich eine Auskunftspflicht der österreichischen Behörden geben muss – für den Fall, dass es sich um Betrug oder um Steuerhinterziehung handelt. Selbstverständlich, da war das BZÖ mit dabei!
Aber jetzt sehen wir nicht ein, warum wir auf diese hinterfotzige Art und Weise, die hier betrieben wird, das Bankgeheimnis in Österreich gänzlich abschaffen sollen. (Abg. Mag. Muttonen: „Hinterfotzig“?! Was ist das für eine Sprache?) Das verstehen wir mittlerweile nicht mehr, denn wenn es einen begründeten Verdacht gibt, dann sagen wir selbstverständlich ja dazu, dann kann und muss das vonseiten der Behörden auch
schneller gehen. Es kann nicht sein, dass man wochenlang warten muss, bis man eine Auskunft von einer Bank erhält. Das kann beschleunigt werden. Das können Sie auch auf Verordnungswege machen, da brauchen Sie überhaupt kein Gesetz dazu. Aber dieses scheibchenweise Beerdigen und Einstampfen des österreichischen Bankgeheimnisses, das ist für uns nicht tragbar. (Beifall beim BZÖ.)
Herr Bundeskanzler! Sie müssen sich einmal in der Folgenabschätzung bewusst sein, was das in Zukunft alles bedeuten kann, was da alles auf Sie zukommt, wenn in Österreich plötzlich kein Bankgeheimnis mehr gilt, wenn da Konteninformationen weitergetragen werden können. Es ist nicht nur eine Fiktion, dass Kontoauszüge plötzlich in Facebook veröffentlicht werden. Ist das eine Fiktion, Herr Bundeskanzler? Ikrath nickt schon und sagt ja.
Also ich habe da kein Vertrauen mehr. Wenn kein Bankgeheimnis mehr dafür sorgt, dass keine Kontoinformationen weitergegeben werden, dann wird das zu einer selbstverständlichen Kontoabfrage. Ob man jetzt beim AMS ist, bei einer Sozialversicherungsanstalt – wo auch immer eine Behörde Einschau halten will, kann sie das über einen automatischen Zugriff tun.
Ich frage euch, meine sehr geehrten Damen und Herren, ob ihr das wirklich wollt! Wollt ihr das wirklich, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern das zumuten? Ich halte das nicht für eine Fiktion, sondern für einen realistischen Schritt in Zukunft. Wenn wir da nicht einen Riegel vorschieben, dann öffnen wir die Bankkonten von jedem Einzelnen für die Öffentlichkeit – damit ist ein wichtiges, elementares Bürgerrecht zu Grabe getragen, und das kommt mit dieser Vorgehensweise klar zum Ausdruck. (Beifall beim BZÖ.)
Herr Bundeskanzler, wir hätten uns erwartet, dass Sie auch auf europäischer Ebene dafür kämpfen und sich einsetzen, aber wie so oft in letzter Zeit, egal, um welches Anliegen es gegangen ist, haben Sie wieder bedingungslos zugestimmt. Ihre Verhandlungsposition ist gleich null. Sie gehen in die Verhandlungen hinein, mit der festen Absicht, zuzustimmen, ohne irgendetwas für Österreich herauszuholen.
Das findet sich dann ja auch immer in den Protokollen auf europäischer Ebene. Herr Kollege Widmann hat das heute schon vorgetragen, dass da in den einzelnen Debatten in Brüssel auch terminlich festgehalten wurde, dass Österreich sich weisungsgemäß verschweigt, was seine Positionen betrifft. Eine weisungsgemäße Verschwiegenheit! Herr Bundeskanzler, Sie sollten dem Hohen Haus einmal erklären, wie man verschwiegen verhandelt! Wie geht das? (Zwischenruf bei der SPÖ.) Wie verhandelt man verschwiegen? (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Indem man gar nichts dazu sagt, sich überhaupt nicht dazu äußert, auch nicht zu elementaren Dingen?
Herr Bundeskanzler, Ihre heutigen Ausführungen haben ja schon Aufschluss darüber gegeben, wie Sie sich in Brüssel verhalten: verschwiegen, nichtssagend und völlig bedeutungslos. (Beifall beim BZÖ.)
15.32
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Meine Damen und Herren! Bevor ich jetzt in Permanenz das Instrument des Ordnungsrufes verwenden müsste, ein Appell meinerseits: In Debatten wie diesen, wo die Meinungen weit auseinander liegen, wo es kontroversiell zu diskutieren gilt, sind die Worte trotzdem der Würde des Hauses entsprechend zu wählen und vor allen Dingen Angriffe unter der Gürtellinie zu unterlassen. Bitte beachten Sie das bei Ihren zukünftigen Redebeiträgen! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Bucher: Was habe ich denn gesagt?)
Herr Abgeordneter Klubobmann Dr. Cap gelangt nun zu Wort. – Bitte.
15.33
Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Klubobmann Bucher, Sie haben hier aber schon einmal andere Reden zu dem Thema gehalten, wo man wirklich Lust darauf hatte, sich inhaltlich damit auseinanderzusetzen. Wir hätten heute über die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die öffentlichen Haushalte reden können und darüber, dass in Wirklichkeit das der Grund dafür ist, warum die Haushalte Probleme haben. (Abg. Ing. Westenthaler: Es geht aber um !) Wir hätten darüber reden können, dass Österreich in der Eurowährungszone mit 500 000 Arbeitsplätzen davon profitiert, Mitglied zu sein, und dass wir alles unternehmen sollen, dass das auch so bleibt.
Wenn Sie wirklich ein Vertreter der Realwirtschaft und des Mittelstandes und der kleineren und mittleren Unternehmer sind, wie Sie immer vorgeben (Abg. Bucher: Ich habe schon zum Bankgeheimnis eine Anfrage gemacht!), hätten wir über die Banken und ihr Kerngeschäft reden können und über Banken, die im Spekulationsbereich und mit den Hedgefonds mitverantwortlich sind (Ruf beim BZÖ: Das ist ja klar, dass Sie ablenken wollen!), dass es zu diesen Spekulationen bei Rohstoffen, Energie, Nahrungsmitteln und so weiter kommt. – Kein Wort von Ihnen! (Zwischenrufe der Abgeordneten Bucher und Mag. Widmann.)
Ich zähle alles das auf, was Sie heute nicht gesagt haben. Wir hätten über Steuerfairness sprechen können. (Abg. Bucher: Ich habe über die Bienen auch nicht geredet heute! Die Bienen hab’ ich auch ausgelassen!) Wir hätten darüber sprechen können, wie man nicht nur die Steueroasen für die Steuerhinterzieher trockenlegt, sondern dass man auch für Harmonisierung sorgt, was den Standort und den Steuerwettbewerb betrifft, der für einzelne Länder ruinös ist; er kann ruinös sein und bringt daher nichts (Abg. Ing. Westenthaler: Kollege Cap, wie schaut es aus mit Bankdirektoren?) und – was Sie stören sollte – gefährdet nicht nur Arbeitsplätze, sondern führt auch zu diesem berühmten Migrationsdruck.
Wir hätten darüber diskutieren können, dass sich die EU jetzt endlich bemüht, diese Schlupflöcher zwischen den einzelnen nationalen Regelungen zu stopfen, versucht, dadurch die Umgehungsmöglichkeiten in den Griff zu bekommen. – Davon haben Sie ebenfalls kein Wort gesagt.
Wenn ich mir diese Fragen anschaue, muss ich Ihnen sagen, das war ja keine echte Anfrage; abgesehen davon, dass das heute schon beim Bundesfinanzrahmen diskutiert wurde und es einen Bericht zu vielen dieser Bereiche gegeben hat. Ich habe mir das einmal angesehen: Das sind teilweise polemische, aber keine inhaltlichen Fragen, die Sie hier gestellt haben. Seien Sie mir nicht böse!
Sie stellen zum Beispiel folgende Frage: „Wie wird verhindert, dass die Kontodaten der Österreicher nicht unter den automatischen Datenaustausch fallen?“ – Sie wissen ganz genau, die ganze Zeit wird gesagt: Für die Österreicher wird beim Bankgeheimnis nichts angerührt. (Zwischenruf des Abg. Bucher. – Abg. Ing. Westenthaler: Sie haben auch immer gesagt !) – Ja, natürlich! Bitte, seien Sie mir nicht böse! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Ing. Westenthaler.) Das wird täglich gesagt, und Sie kommen jedes Mal wieder daher!
Bei Frage 10 steht zum Beispiel: „Mit welchen Argumenten haben Sie bisher, d.h. im Laufe Ihrer bisherigen Regierungszeit, das Bankgeheiminis verteidigt?“ – Da haben Sie geschlafen! Mich wundert, dass ich Ihr Schnarchen hier nicht gehört habe. (Abg. Grosz: Sehr vornehm!)
Wie oft haben der Herr Bundeskanzler und andere Mitglieder der Bundesregierung mit den verschiedenen Argumenten begründet, differenziert – nicht polemisch; differenziert (Abg. Grosz: Sehr der Würde des Hauses entsprechend!) –, wie man diese Argumen-
tation betreffend Bankgeheimnis angeht?! – Sie leugnen das. (Abg. Ing. Westenthaler: , Frau Präsidentin!) Für Sie kommt es da einfach nicht vor. (Zwischenruf des Abg. Grosz.) Ich muss Ihnen auch sagen, dass die Frage 10 zum Beispiel äußerst polemisch ist. (Ruf beim BZÖ: Wenn er von schnarchenden spricht!)
Dann kommt noch einmal die Frage, wieso die Unterscheidung zwischen Steuerausländern und Steuerinländern keine Rolle spielt. (Abg. Bucher: legitime Frage!) Da sind wir wieder bei dem Punkt Bankgeheimnis. Der automatische Datenaustausch betrifft hier Ausländer, und die Inländer sind ausgenommen. Das wird aber geleugnet, und weil es geleugnet wird, kommen die Fragen auch so, als ob Sie das entweder nicht wissen würden, oder weil es ein Ausdruck dieser Leugnung ist.
Nächster Punkt: „Staatssekretär Lopatka stellt die Auflösung Österreichs in den Raum, indem er die Rolle von Nationalstaaten in Frage stellt.“ – Schauen Sie, das ist pure Polemik! Das Zitat heißt: „Am Ende wird sich die Frage stellen, ob wir Nationalstaaten überhaupt noch haben“. Da steht nicht drinnen: Lopatka geht davon aus, dass sich Österreich auflösen wird, oder: Lopatka will, dass sich Österreich auflösen wird. Er sagt einfach: Wenn man inhaltlich diskutieren will, stellt er diese Frage.
Ich persönlich gehöre auch zu denen, die sagen, man muss dafür kämpfen, dass es die Nationalstaaten weiterhin gibt (Zwischenruf des Abg. Amon) und dass diese Regelung über die Räte und über die nationalen Parlamente die zentralen Meinungsbildungsprozesse sind; da werden wir uns vielleicht eh finden. Aber ich sage: Diese Missinterpretation der Stellungnahme von Staatssekretär Lopatka, den ich sogar persönlich gefragt habe, was er damit eigentlich gemeint hat, das ist Polemik. Das hat so keinen Sinn; so können wir das nicht diskutieren. (Zwischenruf des Abg. Bucher.)
Dann kommen Sie da heraus, und das Erste ist gleich einmal eine Verurteilung. Sie machen sich nicht einmal die Mühe einer Anklage, Sie machen gleich die Verurteilung. Das ist ja noch schneller als bei den Inquisitionsprozessen des 16. Jahrhunderts. Und dann, nachdem Sie selbst diesen Weg der seriösen Debatte verlassen haben, beschweren Sie sich, dass der Herr Bundeskanzler nicht seriös mit Ihnen diskutiert. (Zwischenruf des Abg. Kickl.) Meine Frage ist: Was soll er mit Ihnen diskutieren? Was? Da steht überhaupt nichts drinnen, worüber man diskutieren kann! Es gibt ja bei Ihnen nicht einmal irgendwo den Versuch einer Positionierung, eines Modells, eines Vorschlages! (Abg. Bucher: Auf Teletext ist gestanden, er möchte !) Nichts!
Wie bekommen Sie die Steuerhinterziehung in den Griff? Wie gehen Sie an die Frage des Bankgeheimnisses heran? (Zwischenruf des Abg. Grosz.) Wie können Sie dafür sorgen, dass Konzerne nicht irgendwelche Schlupflöcher nützen? Was kann man ? (Abg. Grosz: Hallo! Es ist eine Anfrage und kein Antrag!) – Ja, aber eine eigene Meinung kann man trotzdem haben, wenn man fragt; das kann man trotzdem machen! (Abg. Grosz: Können Sie nicht lesen?) – Ich kann sehr gut lesen (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Grosz), aber so viele Brillen gibt es gar nicht, die ich mir aufsetzen kann, damit das gescheiter wird, was da steht! Es ist sinnlos! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Was Sie da machen, ist Zeitdiebstahl. (Zwischenruf des Abg. Grosz.) Es tut mir in der Seele weh, dass ich als Parlamentarier anderen Parlamentariern bei der Anwendung eines parlamentarischen Instrumentariums sagen muss, dass das in Wirklichkeit Zeitdiebstahl ist. Bemühen Sie sich ein bisschen mehr, wenn Sie doch glauben, Opposition spielen zu müssen! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Stummvoll.)
15.39
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Bartenstein. – Bitte. (Abg. Grosz: Was ist mit schnarchenden Abgeordneten, Frau Präsidentin? ! Ist das der Würde des Hauses entsprechend?)
Ich kann gerne die früheren Redebeiträge auch noch einmal aufrollen, Herr Abgeordneter! Das werde ich aber nicht tun, das habe ich in meinem Statement klargemacht. (Abg. Ing. Westenthaler: immer nur bei uns ! – Ja- und Oh-Rufe bei der SPÖ in Richtung BZÖ.)
Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Bartenstein. – Bitte.
15.39
Abgeordneter Dr. Martin Bartenstein (ÖVP): Lieber Kollege Westenthaler! Mitleid ist ja die schlimmste Form der politischen Geringschätzung – so würde ich die Zurufe aus der sozialdemokratischen Fraktion werten.
Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Meine Herren Staatssekretäre! Frau Präsidentin! 4.06 Minuten, das dürfte nationaler Rekord sein – jedenfalls in der Zweiten Republik, darauf würde ich eine Wette eingehen. (Abg. Mag. Kogler: Was?) Die kürzeste Antwort eines Bundeskanzlers oder einer Regierungsmitgliedes auf eine Dringliche Anfrage, die gestellt wurde: 4.06 Minuten. (Abg. Ing. Westenthaler: Trauriger Rekord!)
Aber Hand aufs Herz: Mehr war sie auch nicht wert, die Anfrage. Das muss man schon einmal sagen. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und SPÖ.) Und im Übrigen schließe ich mich da, nicht in allem und jedem, ganz dem Klubobmann Cap an: Das ist eine Anfrage, die keine Anfrage und auch nicht dringlich war, die aber auch schon gar nichts war.
Dabei wäre es durchaus wert gewesen, den gestrigen EU-Gipfel seriös und ernsthaft zu diskutieren, auch auf Basis so einer Anfrage. (Abg. Scheibner: Das wollten wir ja ! dafür gesorgt, dass es eine Erklärung gibt heute!) – Ich freue mich, dass der Kollege Scheibner nach den einschläfernden Worten seines Kollegen Widmann jetzt wieder aufgewacht ist und wach bei uns weilt. Das ist schön. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sieben, acht Seiten sind es, die an Gipfelprotokoll als Schlussfolgerungen herausgekommen sind. Fünf davon widmen sich dem Thema Energie – so gut, so schön; im Übrigen ein sehr wichtiges Thema, das uns Europäer noch sehr beschäftigen wird –, drei dem Thema Steuern. Und das Thema Steuern ist im Lichte der Diskussion, die nicht nur, aber vor allem auch Österreich und Luxemburg betrifft, allemal wert, diskutiert zu werden, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Der gestrige Gipfel ist ganz offensichtlich nach dem Wording der Schlussfolgerungen, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, eine logische Fortsetzung dessen, was die Diskussion der letzten Wochen im ECOFIN-Rat am 14. Mai ergeben hat. Es zeigt sich, dass Österreichs Linie da eine gute und richtige war, nicht leichtfertig auf Positionen zu vergessen und sie aufzugeben, sondern zum Beispiel jedenfalls um das Bankgeheimnis für Inländer weiterzukämpfen. Ich halte es durchaus für möglich, dass das weiter aufrechterhalten wird – aber eben nicht kampflos. Andere wollen das nicht so. Wir müssen darum kämpfen.
Und da ist letztlich die Position schon gut, die heute im Raum steht und auch am Gipfel nicht anders gesehen wurde, die von uns und federführend von der zuständigen Finanzministerin Fekter definiert wurde, nämlich erstens: Wir wollen, dass Drittstaaten einbezogen werden, die Schweiz, Liechtenstein, Monaco, Andorra und San Marino, wenn es um eine neue Zinsbesteuerungsrichtlinie geht. Und wir wollen hier auch ein gewisses Junktim sehen, das eine kommt, wenn auch das andere kommt. Das ist Ergebnis des Gipfels. (Abg. Bucher: Jetzt schläft die Regierungsbank auch schon ein! Jetzt haben Sie es geschafft!)
Herr Bundeskanzler, Sie wissen, was die Worte angesichts dessen hier an Junktimierung bedeuten. Mag sein, dass sich Herr Juncker durchgesetzt hat und Österreich dann auch gefolgt ist. – Aber sei es drum, das Ergebnis zählt.
Es ist zum Zweiten der Vorschlag von Maria Fekter, dass man auf globaler Ebene, aber zuerst auch im europäischen Umfeld mit Treuhandgesellschaften und Briefkastenfirmen „abfahren“ muss, in dem Sinne, dass sie natürlich auch in den Datentransfer einzubauen sind.
Und zum Dritten, dass aus eigenem Interesse – wir haben es ja gerade verhandelt, also nicht wir, sondern die Finanzministerin, aber wir haben es zustimmend zur Kenntnis genommen und begrüßt – die Abkommen mit der Schweiz und Liechtenstein, weil da viel gutes Geld nach Österreich fließen soll und wird, aufrechterhalten werden können.
All diese drei Punkte sind weiterhin Position Österreichs, die gehalten werden konnten. Dazu gratuliere ich der gesamten Bundesregierung, Maria Fekter und auch Herrn Bundeskanzler Faymann. – Meine sehr verehrten Damen und Herren, so viel zum Guten. (Beifall bei der ÖVP.)
Jetzt ein Wort, das mit diesen zwei, drei Wochen europapolitischer Erfahrung, die mir eigen sind, dennoch Erwähnung finden sollte: Österreich ist nicht Deutschland. Es hat vor Jahren einmal geheißen, Österreich sei das bessere Deutschland. – Sei es drum, aber Österreich ist nicht Deutschland. (Abg. Petzner: Das hat ein Minister von euch gesagt!)
Es ist gut, wenn man nach Berlin blickt, Herr Bundeskanzler. Es ist gut, wenn man sich in vielem mit der deutschen Bundeskanzlerin abspricht, aber trotzdem hat die deutsche Bundeskanzlerin per Verfassung eine Richtlinienkompetenz. Dem österreichischen Bundeskanzler hingegen kommt eine Koordinierungskompetenz zu.
Und „Kompetenz“ heißt wohl auch so etwas wie Verpflichtung. So gesehen, wenn es im Koordinierungsprozess in einer nicht unwesentlichen Frage zu keiner gemeinsamen Position kommt und sich deswegen unsere Vertreter in Brüssel in einer Debatte verschweigen müssen, der AStV, der Botschafter, so ist das schon ein gewisses Koordinierungsdefizit. (Abg. Petzner: Das wer ausgelöst hat, Herr Kollege Bartenstein? Als Finanzministerin ausgelöst hat?) Und da wird dann eine Lachnummer, von der man spricht, plötzlich sehr schnell auch zu einem Schuss Selbstkritik. Das wollte ich schon auch noch anmerken.
Und ein Letztes, weil das auch Gegenstand der gestrigen Gespräche war, richtigerweise. Es geht insgesamt natürlich beim Kampf gegen Steuerbetrug auch darum, Steuerschlupflöcher auf dieser Welt zu schließen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nicht dass wir deswegen gleich unsere iPhones und iPads wegwerfen müssen – das würde materiell hier im Hohen Haus einen zu großen Verlust für viele von uns bedeuten. Aber es ist ein ausgemachter Skandal – es ist ein ausgemachter Skandal! –, dass ein weltweit erfolgreicher Konzern wie Apple, der noch dazu der höchstbewertete Konzern der USA und damit der Welt ist, keine Steuern zahlt. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
Es ist einfach nicht so, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass da jetzt die Cayman Islands oder sonst jemand die Hauptverantwortung trügen. Apple zahlt unter anderem deswegen keine Steuern, weil es den Vorteil der Staatenlosigkeit, der steuerlichen Staatenlosigkeit von Gesellschaften ausnützt. Die Iren halten es so, dass sie in Irland Gesellschaften nur dann besteuern, wenn die Geschäftsführung nicht anderswo stattfindet. Apple hat jetzt in Irland wesentliche Gesellschaften, deren
Geschäftsführung aber in den USA stattfindet. Deswegen genießen die dort den Vorteil der steuerlichen Staatenlosigkeit.
Ich appelliere von hier aus schon auch an den irischen Ratsvorsitz – die sind gewissermaßen so die Chefs in Europa in diesem Halbjahr; Sie wissen schon –: Da geht es nicht nur um nominelle, sehr niedrige, aus meiner Sicht zu niedrige Steuersätze, die die Iren auf Unternehmensgewinne anwenden, sondern da geht es auch um das Schließen von solchen Steuerschlupflöchern, denn das ist für österreichische und sonstige Arbeitnehmer, aber auch für mittelständische Unternehmer, die ehrlich ihre Steuern zahlen – und das nicht zu knapp, 20 Prozent zahlen sie da, 15 Prozent woanders, in Österreich zahlen sie 25 Prozent und das soll auch so sein –, eine wirklich bodenlose Frechheit. (Abg. Bucher: Was ist mit den österreichischen Banken? Die ersparen sich 2 Milliarden €!)
Ich sage jetzt nicht „Sauerei“, auch wenn das in Richtung Apple gemünzt wäre, denn damit würde ich mir vielleicht meinen ersten Ordnungsruf in ungefähr 22 Jahren einhandeln. Aber es ist eine bodenlose Frechheit, dass internationale Konzerne auf diese Art und Weise – trotz zig Milliardengewinnen – zu Steuerleistungen von null kommen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
Wir hier sind dann gezwungen, uns zu überlegen, wo wir denn anderswo die entsprechenden Ressourcen einfahren. Also das, was Österreichs Arbeitnehmer, was Österreichs Mittelständler, was Mittelständler sonst an Steuern zahlen, das sollen internationale Konzerne auch zahlen. Da sind Steuerschlupflöcher zu schließen, und das nicht nur in der Karibik, nicht nur in irgendwelchen Steueroasen, sondern da kann auch ein EU-Vorsitzland wie Irland einmal mit gutem Beispiel vorangehen.
Schlag nach bei Apple! Und trotzdem werden wir weiterhin mit iPhones und iPads arbeiten. Aber, wie gesagt, mit gewissem Vorbehalt. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
15.48
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Klubobmann Strache gelangt nun zu Wort. – Bitte.
15.48
Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten – nur – Herren auf der Regierungsbank! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe das jetzt echt interessant empfunden vom Herr Kollegen Bartenstein. Also ich muss sagen: War mutig! Ich würde mir diesen Appell, den Sie zum Schluss hier zum Besten gegeben haben, so gerne in Richtung der Regierungsbank und der Regierungsparteien wünschen, wenn es nämlich darum geht, dass Sie in Österreich Banken und Konzerne aufgrund der Gruppenbesteuerung heute in eine Lage bringen, dass sie kaum Steuern zahlen müssen – und das genau die Frechheit gegenüber den österreichischen Arbeitnehmern und kleineren und mittleren Unternehmen darstellt, wo Sie sich verschweigen, ja, Sie sie schützen und stärken und ausbauen. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich habe es jetzt von Ihnen echt interessant gefunden, dass Sie sich hier herausstellen, von „Frechheit“ reden, aber Sie das selbst hier in unserem eigenen Land in gleicher Art und Weise leben. Und ich sage, das muss man schon aufzeigen. (Zwischenruf des Abg. Amon.)
Wenn Sie sich hier herausstellen, Herr Bartenstein, und sagen, diese Dringliche heute sei quasi belustigend, und sich auch belustigend über die Dringliche in Ihrer kommunikativen Art und Weise äußern, die nicht unbedingt die mitreißendste ist (Abg. Dr. Bartenstein: Sie waren gar nicht dabei, Herr Strache!), dann, sage ich, ist das auch unbedingt ein Sittenbild, das Sie leben. Nehmen Sie doch Anfragen der Oppo-
sition ernst und gehen Sie auch respektvoll damit um! Das würde man sich in diesem Haus erwarten. (Beifall bei FPÖ und BZÖ. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.)
Ja, es ist gut und richtig, wenn man aufzeigt, Herr Bartenstein, dass Ihre Partei permanent davon spricht, die Freiheit und Eigenstaatlichkeit der Republik Österreich abschaffen zu wollen, wenn permanent davon gefaselt wird, die Eigenständigkeit des Nationalstaates Österreich überwinden und in Zukunft einen zentralistischen europäischen Bundesstaat haben zu wollen. Ja, dann ist das bedenklich, dann muss man darüber reden und das auch aufzeigen. (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)
Genau das ist ja das Sittenbild der ÖVP schon unter Schüssel gewesen, der sich hingestellt und gesagt hat: Die österreichische Neutralität müssen wir überwinden, das ist so wie bei den Lipizzanern, zwar lieb, aber überholt, die braucht keiner mehr. Und am besten gleich der NATO beitreten und am besten gleich alle Freiheits- und Grundrechte in Richtung der Europäischen Union abtreten, so wie Sie es machen. – Nein, das ist nicht der Weg, den wir wollen! Wir wollen keine Fremdbestimmung, sondern wir wollen eine Selbstbestimmung hier in Österreich weiterleben. (Beifall bei der FPÖ.)
Sie als EU-Sektierer leben genau das mit der SPÖ gemeinsam. Und da stellt sich der Herr Cap hier her und sagt, da seien angeblich irgendwo Parteien, die für die Bankenspekulanten tätig sind. – Das war überhaupt interessant, Herr Cap. Ja, es gibt hier Parteien, die wirklich Politik für Bankenspekulanten betreiben. (Abg. Grosz – die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „NEWS“ in die Höhe haltend, auf deren Cover der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen Bank International Dr. Herbert Stepic zu sehen ist –: Ja, hier!) Hier sitzt die SPÖ, mit Ihnen als Klubobmann, dort gibt es die ÖVP mit dem Klubobmann Kopf, der jetzt nicht anwesend ist. Ja, Sie bedienen die Bankenspekulanten und Sie zwingen die eigenen österreichischen Steuerzahler, mit zig Milliarden Euro auch noch die Kosten zu übernehmen, die Sie in Richtung der Bankenspekulanten mit grüner Beihilfe möglich machen. (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)
Da kommen wir schon zum Thema Bankgeheimnis. Ja, es ist wichtig, darüber zu reden. Und da muss man festhalten, dass das Bankgeheimnis nicht Steuerbetrug möglich macht und nicht für Steuerbetrug verantwortlich ist. In der Europäischen Union gibt es viele Länder, die kein Bankgeheimnis haben: Deutschland, Frankreich, andere Länder. Gibt es dort keinen Steuerbetrug, Herr Klubobmann Cap? – Natürlich gibt es dort Steuerbetrug! Es ist doch absurd, wenn Sie sich hier herstellen, den Österreichern Sand in die Augen streuen wollen und sagen, das Bankgeheimnis schützt die Steuerbetrüger.
Das ist ja nicht der Fall, sondern es schützt die Daten und die Sparguthaben und die Konten der Österreicher. Und die wollen wir schützen. Das ist unser Auftrag und unsere Verantwortung. Und genau darum geht es! (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)
Genau da sind Sie nicht bereit, die Interessen der Österreicher zu schützen; da geht es nämlich in Richtung eines George Orwell’schen Systems der Europäischen Union, das eine Begehrlichkeit hat, nämlich auf jede Datenbank sofort ohne irgendeine Kontrollmöglichkeit oder -instanz zuzugreifen. Da geht es um den Zugriff auf Daten, da geht es um Bürgerrechte und Grundrechte. Genau die brechen Sie hier auf.
Und dann stellt sich der Herr Bundeskanzler hin und sagt: Nein, nein, wir machen eine Unterscheidung zwischen Ausländern und Österreichern. – Hochinteressant! Ich würde mir es wünschen, wenn er diese Unterscheidung im Bereich der sozialen Hilfeleistungen vielleicht einmal, auch durchaus diskutabel, mit uns diskutiert (Beifall bei der FPÖ), ob man da dann auch in Zukunft genau diese Differenzierung lebt, wenn es darum geht, soziale Sonderleistungen, wie Familienbeihilfe, Kindergeld oder die Ver-
gabe von Sozialwohnungen nur für österreichische Staatsbürger möglich zu machen und diese Differenzierung zu leben, wie sie jetzt angeblich beim Bankgeheimnis möglich ist. Hochinteressant! Das müssen wir aufgreifen, denn da kommen wir eben zu diesen Themenbereichen.
Ich glaube, das ist eine Schutzbehauptung, weil der Herr Bundeskanzler ganz genau weiß, dass er in Wirklichkeit das Bankgeheimnis nicht nur für Ausländer, sondern auch für Österreicher im Interesse der Europäischen Union abschaffen will. Das ist doch der Hintergrund! Genau dorthin steuern wir. (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)
Vor dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union: Na was ist da alles von SPÖ und ÖVP versprochen worden, von den Weltmeistern im Versprechen?! – Das Sparbuch bleibt anonym, das Bankgeheimnis wird aufrechterhalten und bleibt, der Schilling bleibt und alle Versprechen, die ich kenne.
Ich sage Ihnen nur Folgendes: Spätestens jetzt muss jedem Österreicher klar werden, dass Ihre Versprechungen nie etwas wert gewesen sind. Sie haben alle Versprechen gebrochen und nie eingehalten. (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)
Natürlich geht es darum, dass die Europäische Union nicht den uneingeschränkten Zugriff auf die Konten und Daten der Österreicher erhalten soll. Und genau das ist unsere Aufgabe und Verantwortung, das zu schützen, wenn man am Beispiel Zypern sieht, was dieser Europäischen Union alles zuzutrauen ist, nämlich ohne Skrupel vorgehabt zu haben, auf die Sparguthaben der kleinen Sparer in Zypern zuzugreifen, als kleiner Testballon einmal zu schauen: Wie reagieren die Bürger? Gibt es einen Aufstand, gibt es eine Revolution oder nicht?
Und erst nach der großen, zu Recht vorhandenen Aufregung hat man dann davon Abstand genommen und die Grenze ab 100 000 € angesetzt. Aber es ist jederzeit möglich, mit solchen Mechanismen, die man da bedient, auch anderes zu unterstützen. Und genau deshalb ist es wichtig und notwendig, unser österreichisches Bankgeheimnis eben nicht aufzugeben und nicht zu gefährden. Und es ist ja eh bereits gelockert! Sie tun so, als könnten wir heute Steuerbetrüger nicht dingfest machen. Wenn es einen Gerichtsbeschluss gibt, muss heute nach fünf Tagen – na selbstverständlich! – bereits das Konto geöffnet werden.
Also sagen Sie doch wenigstens die Wahrheit und operieren Sie nicht permanent mit Unwahrheiten, und streuen Sie nicht den Bürgern Sand in die Augen! Genau darum geht es, Herr Bundeskanzler. (Beifall bei der FPÖ.)
Als Sie heute in der Fragestunde offen gesagt haben, dass nur die fehlende Zweidrittelmehrheit der Regierungsparteien im Nationalrat eine Aufhebung des Bankgeheimnisses verhindert, waren Sie eh ehrlich, das war völlig ehrlich.
Wir haben da einen klaren Standpunkt; und den Standpunkt und die Interessen der Österreicher verteidigen wir auch vehement. Solange sich ein Bürger nichts zuschulden kommen lässt, gehen den Staat die Vermögensverhältnisse der Bürger nichts an. Und es kann nicht sein, dass man in den Bereichen so vorgeht, dass jede Behörde so wie in Deutschland, wo das heute bereits gelebt wird, bei Hartz-IV-Empfängern ohne Gerichtsbeschluss Zugriff auf und Einblick in die Daten des Sparers, auf dessen Konto hat und schaut: Wie viel Geld hat er? Was hat er sich erspart?
Ja, wo leben wir denn?! – Das ist das George Orwell’sche System. Und wenn man dann Sozialhilfeempfänger wird wie in Deutschland und sich 20 Jahre lang 20 000 € durch harte Arbeit erspart hat, dann bekommt man keine Sozialhilfe, ist man kein Hartz-IV-Empfänger, nein, da muss man erst seine Ersparnisse verbrauchen. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Hundstorfer.) Dort wollen Sie hin? Das ist Ihre
soziale Kompetenz? – Ich sage: Warnung! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein.)
Sie stehen für Ungerechtigkeiten im Land, Sie stehen für die vielen Ungerechtigkeiten im Land, die wir Freiheitliche aufbrechen wollen, weil diese rot-schwarzen Fehlentwicklungen, Missstände und Ungerechtigkeiten endlich gestoppt werden müssen und wir es in Österreich endlich gerecht machen wollen. Das ist unser Anspruch, und den werden wir den Menschen in Österreich auch bis zur Nationalratswahl sichtbar machen. (Abg. Amon: Von welchem Land sprechen Sie eigentlich?)
Diese Debatte werden wir auch sehr offen mit Ihnen führen, Herr Amon. Ja, so, wie ich es beschrieben habe, ist es in Deutschland. Das ist ein gefährlicher Irrweg, der beschritten wird. Und Sie sind bei allen Irrwegen dabei. Die Europäischen Union schnippst mit den Fingern, und dann kommt der Fels in der Brandung, der Werner Faymann, und der Fels in der Brandung ist natürlich sofort dabei, wenn es darum geht, alle Interessen Österreichs sofort fallen zu lassen, sofort jedem Wunsch der Europäischen Union nachzukommen.
Ich sage ganz offen, ich sage Ihnen das, Herr Klubobmann Cap: Ich glaube, da hinten (auf die Regierungsbank weisend) bräuchte es einmal einen Kanzler mit Charakter und Standfestigkeit, der die Interessen Österreichs durchsetzt und so wie Cameron in England auch dazu bereit ist, gegen Interessenlagen einer zentralistischen europäischen Unionsbürokratie zu sagen: Nein, mit uns nicht! Das könnt ihr mit uns nicht machen, da werden wir nicht in die Knie gehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich kenne aber kein einziges thematisches, inhaltliches Beispiel, bei dem diese beiden Regierungsparteien nicht in die Knie gegangen wären. Es gibt keines! Ich denke, es ist daher so wichtig, diese rot-schwarzen Strukturen einmal nachhaltig aufzubrechen, und das wird man nur schaffen, wenn man – das sage ich ganz bewusst – die Freiheitliche Partei in Österreich auch stärkt, denn die Grünen sind der billige Jakob. Die sind die rot-schwarze Lebensverlängerung in allen Bereichen: beim ESM-Diktat dabei, hier dabei, dort dabei. Da wird nur rot-schwarze Politik verlängert, aber nicht aufgebrochen. (Ironische Heiterkeit von Bundesminister Hundstorfer.) Und beim Team Stronach sieht man auch zurzeit: Hauptsache dabei.
Rot-schwarze Lebensverlängerung: Nein, wir wollen keine rot-schwarze Lebensverlängerung haben, nicht diese Ungerechtigkeiten, für die Sie stehen. Seit acht Jahren gab es in vielen Bereichen – bei Familienbeihilfe, Kindergeld, Pflegegeld, Pensionspreisindexanpassung –, seit über acht Jahren gab es da keine Inflationsanpassung.
Sie stehen für die Ungerechtigkeiten – und die werden wir überwinden! (Anhaltender Beifall bei der FPÖ.)
15.58
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Mag. Rossmann gelangt nun zu Wort. – Bitte. (Ruf bei der FPÖ: Jetzt kommt der Hauptvertreter vom billigen Jakob!)
15.58
Abgeordneter Mag. Bruno Rossmann (Grüne): Frau Präsidentin! Meine Herren auf der Regierungsbank! Als ich dieser Rede des Herrn Kollegen Strache gelauscht habe, da wurde mir wirklich schlecht. (Abg. Mayerhofer: Ihre Zustimmung !) Das muss ich wirklich sagen, aber ich werde noch darauf zurückkommen. (Abg. Dr. Strutz: Gehen S’ „auße“! !)
Beginnen möchte ich aber mit einer Antwort an den Herrn Kollegen Bartenstein: Natürlich ist es ein Skandal, wenn Großkonzerne keine Steuern zahlen, aber vielleicht sollten Sie in diesem Zusammenhang einmal mit Ihrer Finanzministerin reden, die ja
eine vehemente Verfechterin des Steuerwettbewerbs ist und alles, was mit Steuerwettbewerb zu tun hat, bis aufs Letzte verteidigt. (Abg. Dr. Strutz: Gehen S’ „auße“!)
Und wenn ausgerechnet Sie Irland aufrufen, im Rahmen seiner Präsidentschaft tätig zu werden, dann schauen Sie einmal auf die offizielle Homepage der irischen Präsidentschaft. Dort werden Sie sehen, dass sich Irland als Niedrigsteuerland als Standort geradezu anbietet. Was erwarten Sie von dieser Präsidentschaft? (Beifall bei den Grünen.)
Nun zum eigentlichen Thema. Halten wir uns einmal vor Augen, um welche Dimensionen es bei Steuerbetrug und Steuerhinterziehung auf der europäischen Ebene geht: Jahr für Jahr geht der Europäischen Union ein Steuerpotenzial in der Größenordnung von 1 000 Milliarden € verloren! Das ist ungefähr 13-mal so viel wie unser Bundesbudget, über das wir vorher diskutiert haben. Und das jedes Jahr!
Zu Recht meint Kommissar Šemeta – auch ich bin dieser Meinung –, dass das skandalös ist und dass wir uns das in Zeiten wie diesen, in wirtschaftlich schlechten Zeiten und Zeiten hoher Schulden nicht leisten können. Aber es ist natürlich auch so, dass die Begünstigung von Geldwäsche im Zusammenhang mit Drogen-, Menschen- und Waffenhandel demokratiepolitisch extrem bedenklich und abzulehnen ist.
Beginnen wir zunächst einmal am Anfang und werfen wir einen Blick zurück auf das, was uns die Finanzministerin in den letzten Wochen geboten hat: in Wirklichkeit ein erbärmliches Schauspiel.
Sie hat ja gesagt, sie wird um dieses Bankgeheimnis kämpfen wie eine Löwin. – Normalerweise ist es so, dass man Löwinnen und Löwen – so war es zumindest noch zu der Zeit, als ich in den Zirkus gegangen bin – hinter Gittern versperrt. Aber diese Finanzministerin hat man frei herumlaufen lassen, hat sie nach Brüssel geschickt, und dort hat sie im Zusammenhang mit dem Bankgeheimnis Sachen vertreten, dass einem, ehrlich gesagt, die Grausbirnen aufsteigen.
Was hat sie denn gemacht? – Sie hat in Wirklichkeit immer die Omas vorgeschoben, die „kleinen“ Leute, von denen Herr Strache gesprochen hat, und ist damit völlig am Thema vorbeigegangen. Um die Omas und die Sparbücher der Omas ist es nie gegangen. Die Finanzministerin hat da Menschen aufgescheucht und glauben gemacht, dass die Abschaffung des Bankgeheimnisses dazu führen würde, dass jeder in das Konto des Nachbarn hineinschauen kann. – Darum ist es nicht gegangen!
Im Zusammenhang mit dem automatischen Datenaustausch (Zwischenruf des Abg. Kickl) im Rahmen der Zinsenrichtlinie – hören Sie gut zu, Herr Kollege Kickl! – ist es darum gegangen (Abg. Dr. Rosenkranz: Sie brauchen ja keinen automatischen Datenaustausch, Sie haben ja eh Herrn Sailer!), dass von Ausländern mit Konten in Österreich die Informationen ausgetauscht werden sollen.
Das Vorschieben der Omas hat dazu geführt, dass sie genau jene, die mit Konten in Österreich Steuern hinterzogen haben, geschützt hat; die wollte sie schützen. Gleichzeitig wollte sie damit auch den Bankenplatz Österreich schützen – Kleines Walsertal, sage ich nur als Stichwort. (Abg. Kickl: Was ist mit dem Kleinen Walsertal?)
Und was hat der Herr Bundeskanzler in all diesen Wochen getan, als die Finanzministerin in Brüssel und sonst wo um das Bankgeheimnis kämpfte und die Omas vorschob? – Er hat einfach geschwiegen! Er hat geschwiegen, obwohl er bereits seit Wochen gewusst hat, dass Luxemburg sein Bankgeheimnis aufgeben und den automatischen Informationsaustausch durchführen wollte.
Es hat sehr lange gedauert, bis Österreich seine Position geändert hat. Und hätte es nicht den internationalen Druck gegeben durch Offshore-Leaks, durch den Zusam-
menbruch der Steueroase Zypern, aber auch durch die USA, hätte es nicht den Druck des Briefes jener fünf Länder, nämlich von Deutschland, Spanien, Italien und UK, an Kommissar Šemeta gegeben (Abg. Krainer: Das waren nur vier!) – Frankreich habe ich vergessen, ja, das ist das fünfte Land; passt schon –, dann wären wir in Österreich heute noch keinen Schritt weiter.
Denn was hat denn die Frau Finanzministerin – schauen wir uns das einmal im Detail an! – gemacht? Wo hat sie denn blockiert? – Sie hat auf drei Ebenen blockiert: Erstens hat sie den automatischen Informations- und Datenaustausch im Zusammenhang mit der Zinsenrichtlinie nicht umgesetzt, weil sie eben die Ausnahmeregelung gezogen hat, die Kapitalertragsteuer in der Größenordnung von 35 Prozent, obwohl sie natürlich die Möglichkeit gehabt hätte, den automatischen Informationsaustausch sofort durchzuführen. Diese Möglichkeit besteht im Übrigen immer noch.
Und wenn wir jetzt auf den Gipfel von gestern schauen, müssen wir sagen, dass diese Blockadehaltung Österreichs weiterhin aufrechterhalten wird.
Österreich hätte, Herr Bundeskanzler, Sie hätten, das habe ich schon heute in der Früh gesagt, die Möglichkeit, sofort am automatischen Datenaustausch im Rahmen der Zinsenrichtlinie teilzunehmen (Abg. Mag. Kogler: So ist es!) – und nicht die Ausnahmekarte zu ziehen. Das würde es ermöglichen, sofort Einschau in die Bankkonten zu erhalten, und da müssten Sie nicht warten, bis die Abkommen mit Drittstaaten bis zum Jahresende ausverhandelt sind. Also was hindert Sie daran, auch diese Blockadehaltung aufzugeben?
Zweiter Punkt, wo die Finanzministerin blockiert hat: Die Finanzministerin hat bei der Ausweitung der Zinsenrichtlinie blockiert. Bei der Ausweitung der Zinsenrichtlinie, die ja seit vielen Jahren in der Europäischen Union diskutiert wird, geht es um weitere Kapitaleinkommen, wie Zinserträge von juristischen Personen, von Wertpapieren, von Versicherungsverträgen und dergleichen mehr.
Nun ist ja – das lese ich in den Schlussfolgerungen des Rates von gestern – im Zusammenhang mit den Abkommen mit Drittstaaten, die bis zum Jahresende kommen sollen, junktimiert, dass auch die Ausweitung der Zinsenrichtlinie kommen soll.
Der dritte Bereich, wo die Finanzministerin lange Zeit blockiert hat, waren die Betrugsbekämpfungsabkommen mit Drittstaaten. Da ist Österreich einen anderen Weg gegangen, nämlich den Weg der bilateralen Verträge.
Besonders perfid ist diese Blockade deshalb, weil sich Österreich im Rahmen der Zinsbesteuerungsrichtlinie verpflichtet hat, dann in den automatischen Datenaustausch einzutreten, wenn fünf europäische Drittstaaten und die USA den Informationsaustausch auf Anfrage einführen.
Am 13. Mai beim ECOFIN-Rat hat die Finanzministerin diese Haltung aufgegeben. Was sie aber nicht aufgegeben hat, sondern zur Bedingung gemacht hat, war, dass die bilateralen Abkommen, die Österreich mit der Schweiz und mit Liechtenstein geschlossen hat, weiterhin aufrechterhalten werden.
Herr Bundeskanzler, Sie haben heute davon gesprochen, dass das eine Übergangslösung sein soll. Bisher habe ich das immer anders verstanden, weil Frau Finanzministerin Fekter immer durch die Lande gezogen ist und gesagt hat, dass das keine Übergangslösung ist.
Wenn nun der Europäische Rat gestern bei der Betrugsbekämpfung und bei der Aufhebung des Bankgeheimnisses einen Schritt weitergekommen ist, so muss man auch sagen, dass wir noch lange nicht am Ende des Weges sind. Es gilt, die Verträge auszuhandeln, und es gilt aber auch und – aus der Sicht der Grünen – insbesondere,
jene bilateralen Abkommen, die Österreich mit der Schweiz und Liechtenstein gemacht hat, sofort abzudrehen, denn wie kommen die ehrlichen Steuerzahler dazu, dass jene Steuerhinterzieher, die eine Steueramnestie bekommen, von diesem Abkommen Gebrauch machen?
Im Übrigen bin ich überzeugt davon, dass die Abschaffung dieser Abkommen mehr Geld in die öffentlichen Kassen bringen würde als die Aufrechterhaltung derselben.
Der zweite Punkt, den wir fordern, ist, dass wir den automatischen Datenaustausch im Rahmen der Zinsenrichtlinie sofort wollen und nicht erst mit Jahresende, Herr Bundeskanzler.
Und drittens kann es, was die Inländer anlangt, ja nicht so sein, dass Leute wie Kartnigs geschützt werden und die Staatsanwaltschaft jahrelang darauf warten muss, bis sie Einschau in Konten erhält. Das kann es doch nicht sein! – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)
16.08
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Hagen gelangt nun zu Wort. – Bitte.
16.08
Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Die Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Herr Kollege Bartenstein hat vorhin im Rahmen seiner Ausführungen die interessante Äußerung gemacht, dass die Antworten des Herrn Bundeskanzlers lediglich 4,6 Minuten gedauert hätten und die Anfrage auch nicht viel mehr wert wäre. (Abg. Dr. Bartenstein: 4:06!) – 4 Minuten 06 Sekunden, ja.
Ich gebe Ihnen recht, wenn Sie sagen, dass die Antworten des Herrn Bundeskanzlers in vielen Bereichen nichts wert sind. Da haben Sie meine Zustimmung. Das kann ich nachvollziehen, denn mir ist die Beantwortung dieser Anfrage durch den Herrn Bundeskanzler so vorgekommen wie bei den drei Affen, Sie kennen sie: Ich höre nichts, ich sehe nichts und ich sage nichts! Dazu sollte noch ein vierter Affe kommen, nämlich: Ich weiß auch nichts! – Genau so ist es mir auch vorgekommen, als der Herr Bundeskanzler vorhin hier geantwortet hat.
Meine Damen und Herren! Gehen wir einmal in der Geschichte Österreichs in der EU zurück und schauen wir, was man uns schon alles versprochen hat. Es ist hier schon einiges erwähnt worden.
Zuerst wurde vom Einstimmigkeitsprinzip gesprochen, das war eine der Hauptaussagen bei der Volksabstimmung über den EU-Beitritt. Es wurde uns verklickert, dass wir immer ein Vetorecht hätten und dass dann, wenn Österreich nicht zustimmt, gar nichts gehe. – Das wurde mit dem Lissaboner Vertrag großteils aufgehoben, nur noch in einigen wenigen Bereichen gilt dieses Vetorecht noch. Also wurden wir schon damals beschwindelt.
Wenn gesagt wird, dass das österreichische Bankgeheimnis nur für Ausländer aufgehoben wird, dass Omas Sparbuch sicher ist, wie hier immer wieder gesagt wurde, dass die österreichischen Sparguthaben nicht durchleuchtet werden, muss man sich schon die Frage stellen, ob da nicht Ausländerdiskriminierung stattfindet, das heißt, der Gleichheitsgrundsatz verletzt wird. Und ich denke, darauf wird es hinauslaufen. Und dann sind wir wieder bei dem, dass Sie uns versichern, dass Omas Sparbuch sicher ist. Aber ich kann Ihnen sagen, Omas Sparbuch ist vogelfrei – nach der Diktion –, wie wir das in der EU schon oft erlebt haben, meine Damen und Herren. (Beifall beim Team Stronach.)
Das Bankgeheimnis steht eindeutig – ich gehe jetzt in der Geschichte ein bisschen zurück – im Verfassungsrang; das haben Sie, Herr Bundeskanzler, Frau Fekter und auch Herr Vizekanzler Spindelegger freimütig zugegeben. Die anonymen Sparbücher, die wir in Österreich früher gehabt haben, waren nicht EU-konform. Deswegen hat man die Anonymität aufgehoben und gegen das Bankgeheimnis, das man dann in den Verfassungsrang gehoben hat, ausgetauscht. – Und jetzt lockern und weichen wir das Ganze wieder auf mit dem Ausgang, den ich vorhin prognostiziert habe.
Es wurde uns zugesichert, dass das Bankgeheimnis genauso wie die Anonymität funktioniert und zu 100 Prozent sicher ist. Diesen Kuhhandel, den wir damals eingegangen sind – für den haben wir noch etwas bekommen, jetzt kriegen wir gar nichts mehr –, kennen wir mittlerweile.
Ich habe verschiedene Berichte über die gestrigen Verhandlungen des Herrn Bundeskanzlers in Brüssel gesehen und frage mich, ob er da nicht auf eine Nebelgranate hineingefallen ist, denn dieser voreilige Gehorsam, den er da gegenüber der EU praktiziert, ist aus meiner Sicht nicht nur dümmlich, sondern sogar naiv.
Meine Damen und Herren, ich möchte etwas in Erinnerung rufen – es ist hier vorhin kurz angedeutet worden –: Frankreich fordert die Aufhebung des Bankgeheimnisses in Österreich, Großbritannien wurde genannt, und, und, und. Frankreich jedoch hat seine eigene Steueroase: Monaco. Das ist eine klare Steueroase, die von Frankreich geschützt wird. Warum geschieht dort nichts? Wenn, dann müsste man zuerst einmal diese Sachen auf den Tisch legen. Die Franzosen können es sich also richten. Dasselbe gilt für Spanien mit Andorra. Auch diese Steueroase müsste vorher aufgegeben werden. Großbritannien hat drei Steuerparadiese auf den Kanalinseln und 15 Steuerparadiese in Übersee.
Dort, meine Damen und Herren, erfolgt hundertmal mehr Steuerbetrug als in dem kleinen Österreich, das müssen wir uns auch einmal vor Augen führen, wenn wir diese Diskussion hier führen. (Beifall beim Team Stronach.)
Ich finde, das ist eine Frechheit, auf die Sie da hineingefallen sind, die die EU da praktiziert, meine Damen und Herren von der Regierung. Zuerst sollte man dort anpacken, wo die EU Möglichkeiten hat, bei den großen Steuerparadiesen, aber nicht das kleine Österreich geißeln und hier Omas Sparbuch, wie ich das schon angesprochen habe, plündern wollen beziehungsweise nach außen kehren.
Aber ich habe da einen kleinen Verdacht, weil Österreich mit der Schweiz und mit Liechtenstein ein Steuerabkommen geschlossen hat: Es soll vermutlich noch mehr Druck auf diese Staaten ausgeübt werden, um auch dort die Anonymität brechen zu können.
In anderen Bereichen funktioniert der Druck der EU ohnehin schon. Die Wirtschaft in der Schweiz befindet sich in Geiselhaft der EU, man muss nur schauen, was dort alles abgeht. Der Franken wäre ja in die Höhe geschossen, wenn nicht Notkäufe in Euro, in der billigen Euro-Währung gemacht worden wären, um den Euro zu stützen, um die Schweizer Wirtschaft noch am Leben zu erhalten. Hier wird Druck ausgeübt.
Meine Damen und Herren von der Regierung, machen Sie zuerst die Hausaufgaben! Schauen Sie, dass sich zuerst einmal in Bezug auf Andorra, Monaco, die Cayman Islands und auf die 15 Steuerparadiese, bei denen das United Kingdom seine Finger im Spiel hat, etwas ändert, dann können wir über das österreichische Steuerrecht beziehungsweise über das anonyme Sparbuch oder was auch immer reden, was wir dort aufgegeben haben!
Ich glaube, dann wären wir auf dem richtigen Weg. (Beifall beim Team Stronach.)
16.14
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Petzner gelangt nun zu Wort. – Bitte.
16.14
Abgeordneter Stefan Petzner (BZÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Meine Damen und Herren! Diese Dringliche Anfrage war für mich ein Lehrbeispiel dafür – ich hoffe, das haben viele Leute zu Hause gesehen –, wie die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP mit dem Vertrauen der Wählerinnen und Wähler, mit dem Vertrauen der Menschen in diesem Land umgehen. (Beifall beim BZÖ.)
Ihnen ist das überhaupt nichts wert, und die Menschen können sich auf Sie überhaupt nicht verlassen. Das Vertrauen in Sie ist in keiner Weise gerechtfertigt, Herr Kollege Cap.
Diese Diskussion über das Bankgeheimnis, wo viele Österreicherinnen und Österreicher darauf vertraut haben, dass Sie Ihr Versprechen halten, als Zeitdiebstahl abzutun, ist sehr, sehr unanständig und wirklich nicht nur gegenüber dem Hohen Haus fast eine Frechheit, sondern vor allem auch gegenüber den Österreicherinnen und Österreichern. Das möchte ich an dieser Stelle ganz klar gesagt haben. (Beifall bei BZÖ und FPÖ.)
Denn das Bankgeheimnis, um das es heute hier geht, reiht sich ja in eine ganze Liste von Versprechen ein, die SPÖ und ÖVP im Zusammenhang mit der Europäischen Union den Österreicherinnen und Österreichern immer wieder gegeben haben und dann immer wieder gebrochen haben. Daher ist ja auch diese Skepsis angebracht, daher sei ja auch zur Vorsicht gemahnt, daher ist es ja auch gut, dass wir das heute diskutieren.
Gehen wir ein paar Beispiele durch. – Sie haben den Österreichern hoch und heilig versprochen, dass der Schilling bleibt. Die Österreicher haben Ihnen und darauf vertraut und haben – und zwar zu 66 Prozent – gesagt: Ja, wir treten der Europäischen Union bei! – Was haben Sie aus diesem Vertrauen, aus diesem Versprechen gemacht? – Sie haben es gebrochen und haben den Euro eingeführt, um dann den Leuten wieder ein neues Versprechen zu geben und wieder Vertrauen abzuluchsen und zu sagen: Den Schilling schaffen wir jetzt zwar ab, aber der Euro wird noch größer, noch besser, noch stabiler und noch härter, und da werden wir alle uns noch mehr leisten können. (Zwischenruf des Abg. Amon.)
Fragen wir die Menschen, wie es ihnen heute geht, schauen wir die Einkommen an, schauen wir die Armutsentwicklung an und schauen wir die Arbeitslosigkeit an! Wir stellen fest, dass auch in diesem Bereich Ihre Versprechen, das Vertrauen, das in Sie gesetzt wurde, in einer einzigen Katastrophe geendet haben. (Beifall beim BZÖ.)
Nächstes Beispiel: anonyme Sparbücher – auch da haben Ihnen die Österreicherinnen und Österreicher vertraut, dass das bleibt. Auch das haben Sie nicht gehalten! (Zwischenruf des Abg. Amon.)
Dann, als die Euro-Krise schon ausgebrochen war, wurde versprochen: Die Spareinlagen der Leute sind auf alle Fälle sicher! Egal, was passiert, Finanzkrise hin oder her, die Sparguthaben der Leute in der Europäischen Union sind sicher! – Und jetzt haben wir das Paradebeispiel Zypern, wo plötzlich darauf zugegriffen wird.
Diese Entwicklung, die in Zypern begonnen hat, dass das Vermögen und das hart Ersparte der Menschen in der Europäischen Union nicht mehr sicher ist, mit der parallelen Entwicklung, dass das Bankgeheimnis sukzessive aufgeweicht und aufgegeben wird, mit dem Endziel, dass man absoluten Einblick in die Vermögensverhältnisse und die Sparguthaben jedes einzelnen Bürgers dieser Europäischen Union
hat, ist das Gefährliche. Und genau auf diese Entwicklung wollen wir mit der heutigen Dringlichen Anfrage hinweisen.
Ich prophezeie Ihnen – leider Gottes werde ich recht behalten –, dass die Stunde kommen wird, wo die Leute sagen werden: Da hat das BZÖ recht gehabt, es war richtig, zu versuchen, das österreichische Bankgeheimnis zu verteidigen!, und zwar weil genau diese Entwicklung droht, die ich angesprochen habe und die jetzt in Zypern begonnen hat.
Daher wollen wir das auch diskutiert haben und diese gebrochenen Versprechen ansprechen, meine Damen und Herren, denn wie hier schon richtig ausgeführt wurde, geht es beim Bankgeheimnis ja überhaupt nicht darum, den Kampf gegen den Steuerbetrug zu forcieren. Das geht jetzt schon. Es ist auf Basis der derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen jetzt schon möglich, jederzeit in ein Konto Einsicht zu nehmen. (Abg. Dr. Cap: Alles falsch!) Wenn es das Gericht beantragt und es genehmigt wird (Abg. Dr. Cap: Falsch!), ist das alles sofort möglich. (Abg. Dr. Cap: Falsch!) – Natürlich ist das vollkommen richtig. Na, dann erkläre ich es Ihnen dann vor der Tür draußen. (Zwischenruf des Abg. Amon.)
Das heißt, das sind ja alles faule Ausreden, die Sie hier liefern. In Wirklichkeit geht es hier um etwas ganz anderes, nämlich darum, dass die österreichischen Interessen am Brüsseler Altar geopfert werden sollen, was schrittweise dorthin führt, dass wir nicht nur mit unserem Steuergeld, sondern am Ende des Tages auch mit dem Sparguthaben jedes Einzelnen für marode Euro-Länder und marode Krisenbanken zahlen und haften. – Genau das wollen wir nicht. Genau vor dieser Entwicklung warnen wir. Und genau daher verteidigen wir dieses Bankgeheimnis auch und kämpfen darum, meine Damen und Herren!
Das sage ich Ihnen: Sobald der erste EU-Bürger den europäischen Rechtsweg beschreiten und versuchen wird, sein Recht auf das Bankgeheimnis einzuklagen und das auch vor den europäischen Gerichten durchzusetzen, werden wir erleben, dass auch das Bankgeheimnis für die Österreicher am Ende nicht halten wird, da es nicht EU-konform ist. (Abg. Kickl: Kollege Cap soll garantieren, dass es nicht so ist!)
Das haben ja die Aussagen des Herrn Bartenstein gezeigt. Der Herr Bartenstein war schon sehr, sehr vorsichtig in seiner Formulierung. Wer genau hingehört hat, wird es gemerkt haben: Da war nur mehr die Rede davon, dass er hofft und dass er glaubt, dass das Bankgeheimnis für die Österreicher bleibt. Garantie wollte der Herr Bartenstein keine abgeben. Garantie wollten auch Sie keine abgeben. Garantie will auch der Herr Bundeskanzler keine abgeben.
Sie wissen genau, warum Sie keine Garantie abgeben wollen: Da Sie gar keine Garantie abgeben können, da Sie wissen, dass am Ende des Tages dieser Schritt, der jetzt gegangen wurde, nicht mehr zurückgegangen werden kann. Das bedeutet, dass am Ende des Tages auch für die Österreicherinnen und Österreicher, für jeden Inländer, für jeden Sparguthaben- und jeden Kontoinhaber das Bankgeheimnis gefallen sein wird, auf Nimmerwiedersehen.
Ein weiteres gebrochenes Versprechen von SPÖ und ÖVP, ein weiterer Vertrauensmissbrauch, den Sie hier betreiben. Und darauf werden wir die Menschen dann auch aufmerksam machen und sie daran erinnern, wer das zu verantworten hat. (Beifall beim BZÖ.)
16.21
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Matznetter. – Bitte. (Abg. Dr. Cap: Da war sogar der Bucher besser heute! – Abg.
Kickl – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Dr. Matznetter –: Geben Sie jetzt die Garantie ab?)
16.21
Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Das war halt eine misslungene Dringliche Anfrage, muss ich sagen, und ich kann dem Kollegen Bartenstein nur zustimmen: Sie haben eine präzise Antwort auf die Fragen bekommen, die Sie wollten. Und da waren wahrscheinlich die 4 Minuten 6 Sekunden zu lange, um darauf einzugehen. Man muss sich nur fragen: Warum tun Sie das? Wer reitet BZÖ und FPÖ, sich permanent für die internationalen Schwarzgeldbewegungen einzusetzen?
Eine eigene Bank kann es nicht mehr sein. Die letzte, wo Schwarz-Blau drinnen war, war die Hypo Alpe-Adria. Da hat das Desaster der Steuerzahler auszubaden. Das kann es nicht sein, das Geschäftsinteresse. Es fällt einem natürlich der Uwe Scheuch ein, BZÖ zuerst, dann FPK. Der hat am Autotelefon mit den russischen Geschäftsleuten das „Part of the Game“ diskutiert. Die könnten natürlich abgeschreckt sein. Möglich ist dieses Argument. (Abg. Dr. Rosenkranz: Wenn Sie so deuten, heißt das, dass Sie keine Freisprechanlage im Auto haben? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Neu ist das, was uns der H.-C. Strache heute hier gesagt hat. Er hat nämlich die interessante These aufgestellt – ich weiß nicht, wie stammtischtauglich die ist –, dass man, auch wenn man einen fünfstelligen Euro-Betrag, 20 000 €, für die älteren Herrschaften: rund 300 000 Schilling, auf der Bank hat, also ein Vermögen, gleichzeitig auch Sozialhilfe beziehen können soll. Eine interessante These ist das.
Ich sage Ihnen gleich dazu, bei uns in Österreich gibt es das nicht. Bei uns darf nämlich jemand, der 20 000 € besitzt, nicht Sozialhilfe beziehen. Ich nehme an, dass diese Forderung der FPÖ neu ist, ein kreativer Ansatz (Abg. Kickl: Das kommt sehr oft vor, dass Millionäre Sozialhilfe beantragen!): Sie wollen nicht nur, dass Millionäre keine Steuern zahlen sollen, sondern der nächste Schritt ist, sie sollen zusätzlich Sozialhilfe beantragen können. Ein interessanter Ansatz, gerade aus den Reihen der FPÖ. Sollte man sich merken. (Abg. Kickl: Das kennen wir schon von Ihnen: die Leute, die sich etwas mühsam zusammengespart haben, dann noch zu bestrafen!)
Herr Kickl! Herr Parteiobmann der FPÖ Kickl! Vielleicht ist Ihre Handschrift ein Problem gewesen, sodass der Sprecher Strache Probleme beim Ablesen hatte. Das könnte auch noch der Fall sein. (Abg. Kickl: Für Sie ist jemand, der etwas gespart hat, ein Dieb oder ein Trottel!)
Aber jetzt zum ernsthaften Teil. Kollege Bartenstein hat etwas Richtiges gesagt, und es haben mehr applaudiert als die Abgeordneten der Regierungsfraktion ... (Neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Ich dürfte offenbar genau den wunden Punkt bei der FPÖ getroffen haben.
Herr Dr. Bartenstein hat hier etwas Richtiges aufgezeigt: Die Erosion der Steueraufkommen, die internationale Konzerne ausnützen, scheinbar legal ausnützen, wurde durch die internationale Besteuerung durch die einzelnen Staaten ausgelöst. Ich glaube übrigens nicht, dass den Iren dabei etwas passiert ist. Ich glaube, dass in Irland dafür aktiv geworben wurde, dass man Gesellschaften bei ihnen eintragen kann. Sie sagen, sofern kein Mitarbeiter da ist und keiner der Geschäftsführer einen Wohnsitz in unserem Land hat, ist das für uns kein steuerpflichtiges Subjekt. Ich glaube, dass das aktiv betrieben wurde.
Dieses Schlawinertum hat eine Vielzahl von Staaten an den Tag gelegt. Nur ein Punkt stimmt, und da hat Bruno Rossmann recht: Wenn wir zu Recht den Iren zum Beispiel
sagen, ihr müsst bei euch aufräumen, dann muss bei uns aber das Hinterhaus sauber sein. Und unser Hinterhaus, was diese stillen, kleinen Dinge betrifft, sage ich ganz offen dazu, ist nicht sauber! (Abg. Bucher: Das Hinterhaus ist die Regierungsbank!) Der Bucher braucht da überhaupt nicht mitzureden! Unter Schwarz-Blau, mit Ihrer Stimme, ist zum Beispiel zusätzlich zum internationalen Schachtelprivileg, was vorher Österreich schon zu einem der drei relevanten Standorte für die Herstellung solcher Konstruktionen in Europa gemacht hat, auch noch die Gruppenbesteuerung über die Grenze gekommen. Das hat geheißen, für einen Gewinn (Abg. Bucher: Das war ich ganz allein, wie ich in der Regierung war!) – Warten Sie, Herr Bucher, ich sage es Ihnen gleich!
Wenn ein Gewinn da ist, fällt keine Steuer an, da du nach dem internationalen Schachtelprivileg keine Steuern zahlen musst. Und dann kannst du das noch toppen, indem du als Konzern hergehst, eine entsprechende Tochtergesellschaft gründest und diese Tochtergesellschaft unter deine österreichische Zwischen-Holding wirfst und das Gruppenbesteuerungsprivileg dazu verwendest, um den Verlust gegen die österreichischen Gewinne auf null zu schreiben – und du hast im Gesamtkonzern nichts anderes gemacht, als die Steuern gegen null getrieben.
Das heißt, auch wir müssen uns das sehr kritisch anschauen. Ich sage das bewusst. Ich habe hier gegen die Einführung gestimmt, das unterscheidet mich von den Blauen in der Koalition. Und ich wollte in zwei Regierungsverhandlungen, immer am Nein des Koalitionspartners gescheitert, die Abschaffung der Gruppenbesteuerung.
Man kann ein Konzernsteuerrecht machen, indem man sagt: Freunde, ihr könnt euren Konzerngewinn mit 25 Prozent bei uns besteuern – immerhin noch 10 Prozent weniger als in den USA. Apple-Chef Cook hat sich ja aufgeregt, dass er 35 Prozent Steuern in den USA zahlen muss. 30 nur sind es effektiv, was sie in den USA zahlen. Aber die Amerikaner machen ein Enforcement, das können sie nicht lassen. Die laden vor im Senatsausschuss, die haben eine Steuerfahndung, die effektiv ist, und die haben 35 Prozent Körperschaftsteuer. Und die Firma Apple, die für 28,7 Milliarden € Auslandsgewinn – Euro, nicht Dollar, Euro! – genau 556 Millionen € Steuern gezahlt hat, hat in den USA 30,7 Prozent Steuer von ihren 18 Milliarden Gewinn dort gezahlt. Das heißt, ihre Steuermoral, nichts im Ausland zu zahlen, haben sie in den USA nicht aufrechterhalten, das trauen sie sich dort nämlich nicht. (Abg. Dr. Bartenstein: Das ist amerikanisches Prinzip!) Ganz genau!
Dort können wir lernen. Aber dazu müssen wir unseren eigenen Stall in Ordnung haben, unsere eigenen Hausaufgaben machen, die anderen europäischen Mitgliedstaaten in Ordnung bringen – und nicht den Cameron loben, der aus Partikularinteresse, nur für die Londoner City, gegen das Interesse von Millionen von Bürgern in England, denen die Sozialzuschüsse gekürzt werden, denen die Wohnungshilfen gekürzt werden, gehandelt hat. Das ist wirklich eine Art von Politik, die schändlich ist! Es ist übrigens bezeichnend, wenn der abwesende Herr Klubobmann das auch noch lobt. Es gibt nämlich sonst niemanden, der das lobt. Und die britischen Wähler werden es auch nicht mehr loben. (Abg. Dr. Rosenkranz: Welchen Herrn Klubobmann meinen Sie denn?)
Wir müssen diesen Teil der Hausaufgaben lösen. Dann können wir zu Recht dagegen auftreten. Der Bundeskanzler hat den ganz richtigen Schritt gesetzt: Wir hören auf, Steueroasen in Europa aufrechtzuerhalten. Wir gehen den Weg Richtung Verständigung für ausländische Kontoinhaber. Und das Steuergeheimnis schützt zusätzlich zum Bankgeheimnis in Österreich, das nicht angetastet wird.
Das mit der Gleichheitswidrigkeit ist überhaupt ein Holler sondergleichen. Die unterliegen ja nicht österreichischem Besteuerungsrecht, sondern dem ihres Heimatlandes.
Es kann ja da keine Gleichstellung geben, sonst müsste der österreichische Gesetzgeber das ausländische Gesetz ändern. Also so einen Unsinn muss man erst einmal formulieren! Sonst gäbe es ja kein Asyl- und Aufenthaltsrecht. Da sagt dann jeder Ausländer, ich brauche doch keine Aufenthaltsgenehmigung, das ist ja gleichheitswidrig! Ich bin zwar Ausländer, aber ich muss eine Gleichheit mit den Österreichern haben.
Das war schon einmal die Idee der altgriechischen Philosophen. Eine sehr tolle Idee, dass alles, was ein menschliches Antlitz trägt, die gleichen Rechte und Pflichten hat. Nur am weitesten von dieser hochstehenden Idee der Menschenliebe entfernt sind FPÖ und BZÖ. (Abg. Ing. Westenthaler: Bitte noch ein paar Belehrungen!) Ich wollte das nur an der Stelle sagen. Ansonsten haben Sie bei Gerichten keine Chance. Da gilt nämlich das Prinzip, die Gleichheit gilt für jene, die berechtigt sind, die Staatsbürger, und der Ausländer kann in der Frage gar nichts machen.
Ich bin froh darüber, dass es diesmal auch russische Oligarchen mit Schwarzgeldern trifft, auch jene braven Deutschen mit dem Koffer, die im Kleinwalsertal schon die Werbeaufschriften unserer Banken haben. Seien wir froh, dass es da eine Verständigung gibt! Der Bundeskanzler hat das Richtige gemacht. Wir sind froh, dass FPÖ und BZÖ in der Frage zum Glück nichts mitzureden haben. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
16.29
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Stummvoll. – Bitte. (Abg. Dr. Jarolim: Das ist sehr gut gewesen, dass der Herr Bucher mitgestimmt hat!)
16.30
Abgeordneter Dkfm. Dr. Günter Stummvoll (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Meine Herren Staatssekretäre! Ich muss zunächst einmal offen gestehen, es ist mir selten noch so schwer gefallen, der Argumentation der Opposition zu folgen, wie bei dieser Dringlichen. (Abg. Kickl: Das sagen Sie jedes Mal!) Ich habe mir nur gedacht – milde gestimmt, wie ich bin –: Sie wissen nicht, was Sie tun.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Viele Vorredner haben hier an diesem Rednerpult das Wort Bankgeheimnis in den Mund genommen. Ich möchte nicht wissen, wie viele davon jemals den § 38 Bankwesengesetz gelesen haben. Dort steht nämlich, was Bankgeheimnis heißt.
Bankgeheimnis heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass Kreditinstitute, ihre Gesellschafter, ihre Organe, ihre Mitarbeiter Geheimnisse, die ihnen bekannt werden, nicht weitergeben dürfen. – Ja, daran wird doch überhaupt nichts geändert! Auch für Ausländer nicht. Das Einzige, was durchbrochen wird bei den Ausländern, ist, dass ein Datenaustausch über die Zinserträge erfolgt. Sonst gar nichts, bitte! Das ist doch völlig absurd. Wer will haben, dass ein Bankmitarbeiter ausplaudern kann, wie der Kontostand vom Herrn Kollegen ist oder was der sonst für Gewinne hat? Völlig absurd, bitte! Völlig absurd! (Abg. Ing. Westenthaler: Kommt schon noch! Kommt noch!)
Das Bankgeheimnis bleibt für Inländer. Was sich für Ausländer ändert, ist der Datenaustausch über ihre Zinserträge. (Zwischenruf des Abg. Mag. Stefan.) Sonst ändert sich gar nichts, Herr Kollege! Lesen Sie einmal den § 38 Bankwesengesetz durch, und reden wir nicht ständig herum wie die Blinden von der Farbe, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Das heißt, wenn wir dieser Erweiterung der Zinsbesteuerung zustimmen, dann ist die einzige Änderung, der wir zustimmen, dass Zinserträge von EU-Ausländern – für andere gilt es überhaupt nicht, weil es eine EU-Richtlinie ist – automatisch ihrem
Heimatland gemeldet werden. Sonst gar nichts, bitte. Kein Bankmitarbeiter darf ausplaudern, was einer am Konto hat oder was er für Kontobewegungen hat. (Abg. Grosz: So ein Blödsinn!) Lesen Sie einmal den § 38, Herr Kollege, dort steht das drinnen!
Ob wir zustimmen, meine Damen und Herren, richtet sich danach, ob das erfüllt wird, was in der Regierungserklärung vom 26. April steht. Da stehen nämlich drei Voraussetzungen drinnen. Erstens: Es muss der OECD-Standard erfüllt sein. Zweitens: Es müssen die anonymen Strukturen, Stichwort Trusts, aufgedeckt werden. Und drittens steht drinnen, dass unsere Steuerabkommen mit der Schweiz und Liechtenstein berücksichtigt werden müssen. – Meine Damen und Herren, da kann ich nur zustimmen! Da kann ich nur zustimmen! (Beifall bei der ÖVP.)
Außerdem steht drinnen, das ist der letzte Satz: Ob wir zustimmen, hängt davon ab, inwieweit das Verhandlungsergebnis geeignet ist, Steuerhinterziehung und Steuerbetrug wirksam zu bekämpfen. – Das kann ich hundertprozentig alles unterschreiben.
Liebe Freunde von der Opposition! Wer in Brüssel, welcher Beamte wann was in ein Protokoll hineingeschrieben hat und wann wer was gesagt hat, das interessiert die Menschen gar nicht. Die Menschen in Österreich haben ein Interesse: Sie wollen das Bankgeheimnis gewahrt haben (Abg. Mag. Stefan: Wozu?), und sie wollen, dass der Kampf gegen Steuerhinterziehung, Steuerbetrug energisch in Angriff genommen wird. Das sind die Anliegen der Österreicher. Aber welcher Beamte wann etwas in ein Protokoll geschrieben hat, das interessiert sie nicht. Das ist ja lächerlich, was da in der Begründung zum Teil drinnen steht. Aber lassen wir das! (Abg. Neubauer: Damit sagen Sie, Finanzminister Fekter ist lächerlich! – Weitere Zwischenrufe beim BZÖ.) Ihr liegt ja bei den Bedürfnissen der Menschen völlig daneben! Völlig daneben!
Ein Punkt auch noch, meine Damen und Herren, und darüber bin ich sehr froh; das kommt auch in dem Schlussdokument des Rates sehr schön zum Ausdruck, war auch eine Forderung vom Herrn Bundeskanzler. Martin Bartenstein hat es angesprochen: Was sich hier zum Teil abspielt bei internationalen Konzernen, wo die Steuerbemessungsgrundlage ausgehöhlt wird, wo es zu Gewinnverlagerungen kommt, das ist ja völlig inakzeptabel! Gott sei Dank hat das jetzt Priorität im Kampf gegen Steuerbetrug in der Europäischen Union. Das gehört wirklich geändert! Das ist undenkbar, bitte! Unsere braven Steuerzahler – egal, ob Arbeitnehmer oder Klein- und Mittelbetriebe – haben alle diese Möglichkeiten nicht, und die großen Konzerne tun da Steuerbemessungsgrundlagen aushöhlen, Gewinne verlagern und zahlen dann fast keine Steuer. Undenkbar!
Dafür bin ich sehr dankbar, Herr Bundeskanzler: dass es gelungen ist, das in das Schlussdokument des Europäischen Rates hineinzunehmen.
Ein letztes Wort – es klingt auch ein bisschen durch in dieser Anfrage –: Brauchen wir mehr oder weniger EU? – Ich würde sagen, wir brauchen beides. In manchen Bereichen brauchen wir mehr EU, zum Beispiel im Bereich der Euro-Zone. (Abg. Grosz: Auch bei der Gentechnik natürlich!) Wenn du eine gemeinsame Währung hast, musst du halt die Fiskalpolitik ein bisschen stärker abstimmen. Und wenn es um so Fragen geht wie: Muss Olivenöl in geschlossenen Flaschen oder darf es auch in offenen Flaschen im Restaurant auf dem Tisch stehen? Darf Marmelade „Marmelade“ heißen oder muss es „Konfitüre“ heißen?, da brauchen wir zweifellos weniger EU, gar keine Frage.
Meine Damen und Herren! Wir von der ÖVP tragen voll das mit, was das Verhandlungsergebnis des Europäischen Rates ist. Es ist ein wirksamer Schritt, einerseits um das Bankgeheimnis zu bewahren, aber andererseits auch um den Kampf gegen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung in Angriff zu nehmen. Herzlichen Dank, Herr
Bundeskanzler! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Grosz: Was sagt der Herr Ikrath dazu?)
16.35
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Hübner. – Bitte.
16.35
Abgeordneter Dr. Johannes Hübner (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist interessant, dass Kollege Stummvoll jetzt findet, dass dem Bankgeheimnis überhaupt nichts passiert ist. Diese Regelung betreffend den Datenaustausch über die Zinserträge hat damit überhaupt nichts zu tun. Es wundert mich aber dann, dass Ihre Finanzministerin Fekter vor Kurzem, vor wenigen Tagen noch wie ein Löwe um das Bankgeheimnis und genau gegen diese Regelung gekämpft hat. Das ist interessant. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Dr. Stummvoll.)
Also entweder ist die Frau Ministerin eine Schwarzseherin – oder kann es nicht sein, dass Sie doch einige Sachen ein wenig falsch darstellen? Sie sind echt der Meinung, dass eine Auskunft über die Zinserträge eines Kontos keine – unter Anführungszeichen – „Verletzung“ der von Ihnen genannten bisherigen BWG-Bestimmungen ist? (Abg. Dr. Stummvoll: Für Ausländer!) Ja, überhaupt nicht. Das BWG gilt ja nicht für Ausländer. Das ist auch dem Kollegen Matznetter entgangen.
Unsere Banken werden ja nicht durch die Steuergesetze von Luxemburg, Amerika oder Deutschland, sondern durch unser Bankwesengesetz geregelt. Es ist ja völlig wurscht, was die Steuergesetze dort vorsehen. Unsere Gesetze regeln, ob Geheimnisse, die im Zusammenhang mit der Verwaltung von Krediteinlagen und so weiter jemandem zugekommen sind, ausgeplaudert werden dürfen. Und die werden nach dieser Regelung ausgeplaudert, und zwar nur gegen Ausländer.
Wenn das wenigstens irgendetwas helfen würde gegen Steuerhinterzieher, Geldwäscher, Drogenhändler und so weiter, dann könnten wir ja noch darüber diskutieren. Da könnte man ja sogar den Grünen und auch Matznetter noch ein bisschen recht geben. Aber das tut es ja nicht! Denn schon jetzt ist jede Einlage in Österreich schärfstens nach den Geldwäscherichtlinien, wie Sie genau wissen, zu prüfen. Sie müssen eine lückenlose Herkunftserklärung abgeben, müssen nachweisen, dass das sauberes, versteuertes, weißes Geld ist, und das schon seit Jahren. Drogengeld bekommen Sie in Österreich seit Langem nicht mehr unter und Steuerhinterziehungsgeld auch nicht mehr, so gut wie nicht mehr. Also das ist gelaufen.
Die zweite Sache ist: Selbst wenn es so wäre – Matznetter ist leider nicht mehr im Saal, er geht nach seinen Reden immer hinaus, der würde das viel besser wissen als wir alle –, dann wäre es wohl eine Kindergartenaufgabe, das zu umgehen. Da mache ich zwei Sachen als Ausländer, wenn ich mich weiterhin vom Bankgeheimnis schützen lassen möchte: Entweder ich nehme mir einen Treuhänder, und die Steuerberater wissen sehr gut, wie das geht, oder ich gründe, wenn mir das zu mühsam ist, eine österreichische Gesellschaft, ich gründe hier eine GesmbH. Dann ist mein Konto ein inländisches Konto, und die ganze Austauscherei fällt wieder weg. (Beifall bei der FPÖ.)
So einfach ist das zu umgehen. Sie können ja nicht im Ernst glauben – Sie von der ÖVP glauben es, meine ich, eh nicht, aber vielleicht glaubt es der Herr Bundeskanzler oder irgendwelche Leute –, dass das haltbar ist, dass sich irgendjemand mit dem zufriedengibt, mit einer Regelung, die für nichts ist, die man mit einem Federstrich umgehen kann. Irgendeine alte Omi, vielleicht die Tante Hermi vom nicht ganz seligen
Ex-Finanzminister Hannes A. hätte das vielleicht nicht gewusst, die liechtensteinische Tante damals, aber sonst fast jeder. Das ist doch überhaupt kein Argument.
Da ist es schon ehrlicher so, wie die Grünen argumentieren. Die sagen, jeder soll gläsern sein, alles muss offengelegt werden, es gibt keine finanzielle Privatsphäre. Frau Astrid Rössler, diese Salzburgerin, die neue Partnerin von Ihnen, hat sogar gemeint, es müsste eigentlich jeder Österreicher alle Gehälter offenlegen. Das wäre das einzig Saubere.
Wenn man das meint, wenn man diesen gläsernen Menschen haben möchte, dann sehe ich das als ersten Schritt durchaus konsequent, freue mich über den ersten Schritt. Der zweite Schritt muss folgen, denn das, was hier gemacht worden ist, ist natürlich gleichheitswidrig und ist auch nach den EU-Vorschriften nicht haltbar, weil das eine Inländer-/Ausländerungleichbehandlung der Sonderklasse ist, weil natürlich nur das österreichische Bankwesengesetz hier anzuwenden ist und nicht das Steuergesetz.
Man kann sagen, das ist alles gut, es wird zentralisiert, man wird gläsern, und man hat dann ein Supereuropa, in dem alle transparent dastehen und jeder genau beurteilt werden kann und seine Steuern zahlt, so, wie das der Apparat will. Sie wollen ja langfristig auch die gemeinsame europäische Regierung, denn die Eurozone ist das, wo wir mehr brauchen, und dadurch brauchen wir ein europäisches Budget, eine europäische Finanzregierung.
Aber welches Europa ist das, Kollege Stummvoll? – Schauen Sie einmal, was Kollege Swoboda – ich schaue zum Bundeskanzler oder auch zu den wenigen Grünen, die noch hier sind – und Kollegin Lunacek gemeinsam mit dem Präsidenten des Europäischen Parlaments schon in Vorbereitung haben: ein Gesetz, wonach sogenannte eurokritische Parteien nicht mehr finanziert werden. Die nennen sie natürlich nicht eurokritische, sondern europafeindliche Parteien, und diese sollen nicht mehr finanziert werden.
Was ist eine europafeindliche Partei? – Eine Partei, die im Wesentlichen gegen eine weitere Zentralisierung, gegen die Kompetenzübertragung nach Brüssel, gegen die Beibehaltung der Eurozone im jetzigen Zustand, vielleicht sogar für die Rückübertragung einzelner Kompetenzen an die Nationalstaaten auftritt. Das ist eine sogenannte eurokritische, eurofeindliche Partei! Die wird nicht mehr finanziert.
Da kommen wir, ich sage nicht, in ein totalitäres System, sondern in ein subtotalitäres System hinein, vergleichbar mit dem Iran. Das ist auch kein totalitäres System, aber dort gibt es einen Wächterrat, der entscheidet, ob ein Bewerber oder eine Partei mit den Werten der islamischen Revolution übereinstimmt. Und bei uns heißt es halt nicht islamische Revolution, sondern: Das stimmt mit den europäischen Werten nicht überein! Oder: Das ist eine eurokritische oder eurofeindliche Partei!
Es wird jetzt wahrscheinlich eine Art Wächterrat installiert werden, das wird eine Kommission sein, und wer von diesem Wächterrat für nicht würdig befunden wird, der bekommt einmal in der ersten Stufe kein Geld, so wie wenn wir entscheiden würden: Eine Parteienförderung bekommen die, die, die, aber die nicht, denn die sind nicht in Ordnung, die sind österreichfeindlich! (Abg. Dr. Stummvoll: Es ist nicht alles, was hinkt, ein Vergleich!) – Es hinkt gar nichts an diesem Vergleich, sondern genau so ist es! (Beifall bei der FPÖ.)
Das ist etwas, was wir in keinster Weise wollen, lieber Herr Kollege Stummvoll! Das ist etwas, wovor Sie die Augen verschließen, ja, wo Sie nicht einmal bereit sind, darüber zu diskutieren!
Ich habe von keinem ÖVPler einen wütenden Protest darüber gehört, dass die europäischen Institutionen – nicht nur das Parlament, sondern auch die Kommission – jetzt ganz offiziell an der Abschaffung der Demokratie und an der Schaffung eines iranartigen Wächterratssystems arbeiten. In Anbetracht dessen können Sie sich vorstellen, dass es da von uns noch einiges an Widerstand geben wird. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
16.41
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Kogler. – Bitte.
16.41
Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Frau Präsidentin! Meine Herren auf der Regierungsbank! Wenn man dieser Dringlichen Anfrage überhaupt etwas Nützliches abgewinnen wollte, müsste man draufkommen, dass das Thema eigentlich Steuergerechtigkeit ist. Das ist ja das, was Sie, Herr Staatssekretär und Herr Bundeskanzler, plakatiert haben, wo Sie jetzt eine Neuauflage versuchen. Dann spielen wir es halt einmal durch!
Die Frau Bundesministerin für Finanzen hat ja lange Zeit eine sehr seltsame, ja schädliche Linie aus der Perspektive des Kampfes für Steuergerechtigkeit vertreten. Dann sind Sie gekommen und haben gesagt: So, jetzt wird alles anders! Im Übrigen aber erst, nachdem sich der Wind gedreht hat, und nicht schon vorher. Wie dem auch sei! Aber wenn es jetzt darum geht, die Sache im Hinblick auf den automatischen Datenaustausch gemäß der gültigen Zinsenrichtlinie anzuschauen, dann hätten wir, Herr Bundeskanzler, gestern oder heute schon dabei sein können, da müssen wir nicht bis zum Jahresende warten, überhaupt nicht!
Das ist ja nur deshalb passiert, weil Junktime der Frau Bundesministerin für Finanzen dann tatsächlich schlagend geworden sind. Wir werden nur deshalb bis Jahresende hinnudeln, dann aber gleich das Ganze mit einem Drittstaatenabkommen junktimieren, wo es um viel mehr geht als um die bestehende, aktuelle Zinsenrichtlinie. Insofern kann es zum Schluss passieren, dass gar nicht viel weitergeht, denn bis diese Drittstaatenabkommen fertig sind, kann es noch einige Zeit dauern. Da schaue ich mir auch noch an, wie lange das jetzt wieder weitergeht, denn auch in der Europäischen Union versuchte der eine oder andere nationale Regierungschef, muss man leider sagen, während woanders noch heiß gekocht wurde, kalte Menüs zu servieren.
So ist es leider. Schuld ist in diesem Fall aber nicht die Union, sondern nationale Interessen stehen da dahinter, weil sich immer wieder Staaten gegenseitig ausspielen wollen, wenn es um die Dinge des Steuerdumpings geht. Und Steuergerechtigkeit hat damit etwas zu tun, sodass was das Ergebnis ist? – Wenn Sie die rascheste Lösung für die Beendigung des Steuerbetrugs und für die von Ihnen apostrophierte Steuergerechtigkeit hätten haben wollen, dann wären wir heute schon beim Datenaustausch dabei, wenn es um die festverzinslichen Konten geht, dort, wo die Zinsenrichtlinie jetzt schon wieder gilt. Für die Zukunft war das das Erste.
Es werden jetzt die ausländischen Steuer-Strizzis von Ihnen auf diese Art und Weise noch so lange geschützt, bis sie sich vielleicht wieder abgesetzt haben. Was ist denn zum Jahreswechsel? Immerhin sind es bis dahin noch sieben Monate!
Im anderen Fall, wenn es um die österreichischen Steuerbetrüger geht, sagen Sie: Wir machen eine Übergangsphase! – Soll sein! Ich weiß nicht, wie lange das gelten soll, denn die Frau Finanzministerin hat eine ganz andere Meinung. Und das ist der nächste Crash, der vorprogrammiert ist. Und daher sollte man sich darüber einmal unterhalten.
Was soll denn das: automatischer Datenaustausch und dann gleichzeitig das Schweiz-Liechtenstein-Abkommen hochhalten?! Das gründet sich ja ausdrücklich auf die Anonymität, das ist ja hier stolz demonstriert worden. Es war ja Staatssekretär Schieder von Ihrer Fraktion, der diesen Unfug auch noch Hohelied-artig mitverteidigt hat. Und jetzt fängt sich das natürlich auch zu spießen an.
Die Sozialdemokratie in Deutschland hat das völlig zu Recht, wie wir meinen, massiv bekämpft, weil ja dort das Ergebnis jenes ist, dass zwar durch die Quellenabschöpfung und durch die „Nachversteuerung“ – unter Anführungszeichen – eines ursprünglich schwarzen Geldes natürlich zunächst einmal ein Schub Geldes in die Kassa kommt. Das ist richtig, aber aus steuerethischen Gründen oder aus Gründen der Steuermoral und der Steuerehrlichkeit ein Wahnsinn, denn die Abkommen sind so konstruiert, dass diejenigen, die zuerst Schwarzgeld ins Ausland geschafft haben, dort dann noch Zinsen kassiert haben und diese in der Regel auch nicht versteuert haben, mit dieser Quasi-Abschlagszahlung besser dastehen als die Steuerehrlichen, nur weil Sie die Anonymität aufrechterhalten wollten.
Das ist genau das, worauf Uli Hoeneß in Deutschland vertraut hat. Der hat sich nämlich nicht einfach ohne Weiteres zufällig zu einem bestimmten Termin geoutet oder wurde geoutet, das hat er ja gar nicht vorgehabt, verständlicherweise, aber es war doch so, dass er auf dieses Abkommen vertraut hat, was die Deutschen dann am Schluss aber nicht gemacht haben. Österreich aber schon, unsere Bundesregierung! Gleichzeitig sind diese Steuer-CDs in Umlauf. Also jeder muss damit rechnen. Im Übrigen sind auch Datenträger über österreichische potenzielle Steuerbetrüger in Umlauf.
Da gilt an sich das Gleiche: Das ist ja ein Anreizmechanismus, dass sich die von selbst melden. Aber Sie unterlaufen das ja, indem so etwas wie ein anonymes Abkommen nicht nur verhandelt wird, sondern dann sogar auch noch abgeschlossen wird und Sie jetzt hergehen und sagen: Wir führen eine Übergangslösung ein, das ist eine Supersache!
Ja wissen Sie, wie viele österreichische Uli Hoeneße Sie damit schützen und in der Anonymität belassen? Das sind gar nicht so wenige! Und das versteht man überhaupt nicht. Das hat mit Steuergerechtigkeit, mit Steuerehrlichkeit und mit all dem, was Sie dauernd plakatieren oder sagen, exakt null, nämlich gar nichts zu tun. Ich erspare Ihnen die Zitate Ihrer Kollegen von der deutschen Sozialdemokratie im Bundestag und vor allem jener im Bundesrat, wo das ja verhindert worden ist, im Übrigen mit Mehrheit von Rot-Grün. Wie Sie denen begegnen wollen, wäre ja wirklich sehr interessant zu erfahren.
Der Befund lautet also: Was die ausländischen Steuerkriminellen in Österreich betrifft, so kriegen diese, was ihre Bankkonten betrifft, noch eine Schonfrist, obwohl sie eigentlich mit dem heutigen Tag schon genannt werden könnten. – So schaut Ihr Kampf für Steuergerechtigkeit aus!
Und was die österreichischen Steuerbetrüger betrifft, so werden diese weiterhin in der Anonymität belassen, und zwar mit einer durchaus günstigen Abschlagszahlung.
Bleibt also nur die Anmerkung, dass die Ausweitung der Zinsenrichtlinie auch auf andere Einkünfte natürlich eine gute Sache ist, wenn das auch in dem Mandat jetzt drinnen ist. (Zwischenbemerkung von Staatssekretär Mag. Schieder.) Das ist natürlich richtig! Aber wenn das dazu führen soll, dass wir bis auf Weiteres Betrüger, die auf österreichischen Bankkonten Geld haben, schützen und umgekehrt das Schweiz-Liechtenstein-Abkommen bis auf Weiteres auch nicht außer Kraft gesetzt wird, dann ist das ein hoher Preis, der da gezahlt wird!
Also uns können Sie – erstens die, die sich auskennen und die sich damit beschäftigen, zweitens die, die es wirklich ehrlich meinen mit einem Neustart, was diese Schwarzgeldstrategie betrifft, die Österreich immer gefahren ist, dass wir nämlich auf eine Weißgeldstrategie umschalten – damit nicht täuschen.
Ob das die Leser Ihrer Kampagne so sehen werden, kann ich nicht sagen. Ich sage Ihnen nur: Das ist eine sehr, sehr maue Vorstellung, Herr Bundeskanzler! Es wäre viel mehr drinnen. Aber es passt halt leider in das Bild, dass die Sozialdemokratie bis vor wenigen Wochen dieses ganze Theater um das Bankgeheimnis – Thema der Dringlichen – immer voll mitverteidigt hat. Ich kenne ja all die Zitate.
Schieder, noch im April: Nein, da passiert gar nichts, da darf nichts passieren! – Und überhaupt. Und Österreich. Und sowieso. (Zwischenbemerkung von Staatssekretär Mag. Schieder.) Nein, nein! (Staatssekretär Mag. Schieder: O ja!) Das war doch legendär, das „Morgenjournal“-Interview. Es ist doch vor allem darum gegangen, so lange Zeit zur Entscheidung zu gewinnen, bis Sie gemerkt haben, wohin sich der Wind dreht. Und erst, als klar war, dass es auf europäischer Ebene kein Entrinnen mehr gibt, haben Sie sich wieder an die Spitze der angeblichen oder tatsächlichen Steuergerechtigkeit gestellt. Aber sei es drum! Besser jetzt als gar nicht. Nur: Es ist unglaubwürdig gewesen.
Es wäre mir auch noch wurscht, wenn jetzt hundertprozentige Lösungen gemacht würden, hundertprozentig saubere Steuergerechtigkeit mit null Prozent Augenzwinkern. Aber was haben Sie wieder zusammengebracht? – Ein Halbe-Halbe-Lösung, eine lauwarme Lamentiererei hat es gegeben.
Das ist zu wenig! Sorry! Wir brauchen etwas Stärkeres. (Beifall bei den Grünen.)
16.49
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Grosz gelangt nun zu Wort. – Bitte.
16.49
Abgeordneter Gerald Grosz (BZÖ): Hohes Haus! (Zwischenruf des Abg. Dr. Bartenstein – in Richtung des das Rednerpult verlassenden Abg. Mag. Kogler.) – Könnt ihr eure Fußball-Affinitäten vielleicht nach dem Plenum klären, wer jetzt ein Dortmund-Fan ist oder was auch immer, Kollege Bartenstein?
Kollege Stummvoll, Sie sagten hier heraußen am Rednerpult, das, was in irgendwelchen EU-Protokollen steht, sei irrelevant. – Ich halte die EU-Protokolle sogar für sehr relevant, weil sie den Österreicherinnen und Österreichern und auch der heimischen Politik im Nationalrat zeigen, wie sich diese Bundesregierung tatsächlich in Brüssel aufführt. Nämlich: Dass Sie hier im Haus und bei der 1.-Mai-Feier anders spricht, als sie dann schlussendlich handelt. Es gibt ein sehr altes Sprichwort, Herr Kollege Stummvoll: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er die Wahrheit spricht! (Beifall beim BZÖ.)
Ich habe hier einige wunderbare Beispiele, die in den EU-Protokollen verewigt sind. Ich zitiere daraus den Bundeskanzler aus dem Jänner 2009.
„Linie bei Atomkraft bleibt“ auf europäischer Ebene „konsequent.“ – Das sagte Faymann im Jänner 2009.
Und im März 2009 kann man einem EU-Ratsprotokoll die Zustimmung des Bundeskanzlers zum folgenden Text entnehmen:
„Der Europäische Rat erinnert ferner daran, dass die einheimischen Energieressourcen, d.h. erneuerbare Energiequellen, fossile Brennstoffe und () die Kernenergie optimal genutzt werden müssen.“
Der Bundeskanzler auf Atomkraft-Linie! Er sagt, er bleibt konsequent, stimmt aber dann drei Monate später auf europäischer Ebene im Rat zu, dass die Kernenergie optimal genutzt werden müsse. Sehr geehrte Damen und Herren, das ist der Unterschied zwischen Schein und Sein! (Beifall beim BZÖ.) So weit klafft hier in diesem Haus und in der österreichischen Innenpolitik die letzten 50 Jahre diese Schere auseinander.
Ein weiteres Beispiel für diesen Bundeskanzler, noch nicht lange her, sehr geehrte Damen und Herren:
Die Nettozahlungen Österreichs werden nicht steigen! – Bundeskanzler Faymann.
Finanzministerin Fekter: Kommt nicht in Frage!
Staatssekretär Lopatka: Ein klares Nein zum weiteren Anstieg der Nettozahlungen der Europäischen Union!
Und was haben wir jetzt, wenige Monate später, hier im Hohen Haus erlebt? – Die Nettozahlungen sind de facto gestiegen. Österreich hat noch nie so viel in die Europäische Union eingezahlt, als es schlussendlich herausbekommen hat. – So viel zu dem, was Sie uns hier von der Regierungsbank aus weiszumachen versuchen, und zu dem, was Sie dann tatsächlich in Brüssel tun!
Daher, Kollege Stummvoll, ist es sehr wichtig, dass wir die Protokolle der Sitzungen des Europäischen Rates haben, weil sie das hier aufdecken, weil sie diese Unwahrheiten der letzten Jahre und Jahrzehnte aufdecken. (Zwischenruf des Abg. Dr. Stummvoll.)
Sehr geehrte Damen und Herren, ich erinnere auch an die Saatgut-Verordnung. Ein österreichischer Landwirtschaftsminister sagte: Österreich bleibt von mit Gentechnik verändertem Saatgut frei! – Was macht er aber auf europäischer Ebene? – Einen Kniefall vor der Europäischen Union. Und das gentechnisch veränderte Material haben wir schon im Land.
Was macht derselbe Minister bei der Pestizid-Verordnung? Einmal hätte die Europäische Union einen positiven Vorschlag gebracht, um die heimischen Bienen zu schützen. Aber was macht da der Landwirtschaftsminister? – Er torpediert das, behauptet aber, er schütze die heimische Landwirtschaft, die Ökologie, die Bäuerinnen und Bauern.
Was tun Sie? – Sie tun immer das Gegenteil, sehr geehrte Damen und Herren, und das all die letzten Jahre und Jahrzehnte!
Ich brauche gar nicht zurückgehen in die neunziger Jahre, wo hier eine Staatssekretärin für EU-Fragen gestanden ist und der österreichischen Bevölkerung sozusagen vorgesungen hat: Meine Damen und Herren Österreicherinnen und Österreicher, wenn ihr der EU beitretet, dann habt ihr alle am Ende des Jahres 1 000 Schilling mehr in der Tasche!
Das war der sogenannte „EU-Memorial-Gitti Ederer-Tausender“. Was ist denn aus diesem Ederer-Tausender geworden? – Mehrere tausend Euro, die die Österreicherinnen und Österreicher für die inflationäre Entwicklung der letzten Jahre zahlen (Beifall beim BZÖ), für Lebensmittel, für Güter des täglichen Gebrauchs.
Aber Sie finden das ja alles so lustig. Auf der Regierungsbank ist während der Behandlung der Dringlichen Anfrage gelacht worden. Alles ist so eine Gaudi! Kollege Bartenstein kam heraus, nonchalant – das ist alles so lässig, das ist alles so lustig! Wenn es darum geht, europäische Probleme zu lösen und hier anzusprechen, wie heute mit der Dringlichen Anfrage des Kollegen Bucher, wird hier über die Dringliche
zum Bankgeheimnis gelacht. Aber einige Monate später erleben wir, dass das, was hier gesagt worden ist, de facto wieder falsch ist.
Das gilt nicht nur für die Gentechnik-Verordnung, für das EU-Finanzrahmengesetz, wo wir mehr Nettozahlungen geleistet haben, sondern das gilt zum Beispiel auch für die Bereiche der direkten Demokratie und der Europäischen Union. Haben Sie denn nicht mehr die Schlagzeile der „Kronen Zeitung“ in Ihren Köpfen, wo ein ehemaliger Verkehrsminister und SPÖ-Parteivorsitzender Werner Faymann mit dem seinerzeitigen Bundeskanzler Gusenbauer de facto inseriert beziehungsweise die Aussage getätigt hat, wenn es zu einer Änderung bei EU-Verträgen kommt, wird in Österreich selbstverständlich eine Volksabstimmung durchgeführt werden.
Sehr geehrte Damen und Herren, können Sie mir vielleicht sagen, wann die letzte Volksabstimmung zu einer wesentlichen Änderung der EU-Verträge in Österreich war? – Nie! Weil es einmal mehr die Unwahrheit ist (Beifall beim BZÖ) – genauso wie, geehrte Damen und Herren, beim österreichischen Bankgeheimnis und beim Schutz der österreichischen Sparguthaben.
Am 5. April sagte Maria Fekter: „Unser Bankgeheimnis hat eine sehr lange Tradition. Die Menschen in Österreich haben ein Anrecht darauf, dass ihre Sparguthaben nicht nur in monetärer Hinsicht geschützt sind “
Heute sagte der Bundeskanzler hier in der Fragestunde, er könne nicht garantieren, dass die Spareinlagen über 100 000 € gesichert sind. Und namhafte Experten sagen, dass im Insolvenzfall einer Bank die Sparguthaben der Österreicherinnen und Österreicher nicht einmal über 20 000 € gesichert sind.
Bedenken wir einmal, wie schnell man sich 20 000 € im Leben erspart und auf dem Sparbuch bunkert, weil man eben fleißig gearbeitet hat. Dieser Bundeskanzler hat heute keine Garantieerklärung für diese Sparguthaben abgeben können, sehr geehrte Damen und Herren. Wir haben es live auf ORF 2 und auf ORF III gehört, alle Menschen in Österreich haben es gehört. – Und diesem Bundeskanzler und dieser Bundesregierung soll man noch glauben?!
„Die ÖVP liegt einmal mehr den Österreichern im Wort, die ihre Daten und die Konten geschützt wissen wollen“, sagte der ÖVP-Generalsekretär Johannes Rauch am 6. April.
„Das Bankgeheimnis für die kleinen Sparerinnen und Sparer darf nicht angetastet werden, aber gleichzeitig gilt auch, für Steuerhinterzieher, für Verbrecher darf es kein Bankgeheimnis geben.“ – Staatssekretär Andreas Schieder, am 8. April. Er sitzt im Übrigen hier.
Es hieß: Ja, wir werden die Verhandlungen in Luxemburg gemeinsam führen, ja, wir werden gemeinsam verhandeln. Was ist passiert? – Der Bundeskanzler ist nach Brüssel gefahren, und das österreichische Bankgeheimnis ist in Bälde Geschichte, sehr geehrte Damen und Herren! – Das zum großen Verhandlungsgeschick, zur gemeinsamen Koordinierung, zur gemeinsamen wichtigen Kommunikation gegenüber der Europäischen Union.
Sehr geehrte Damen und Herren! Nicht erst seit Ihrer unseligen Briefschreiberei sind Sie zur Lachnummer Europas geworden. Sie sind keine Regierung, auf die man in Europa stolz sein könnte! (Beifall beim BZÖ.)
Ein Europa ist immer nur so stark wie seine nationalen Regierungen. Da brauchen Sie jetzt nicht zu fragen, warum Europa so schwach ist. So lange Regierungen aus solchen Regierungsmitgliedern bestehen, die anders handeln, als sie reden und denken, so lange wird Europa dem Untergang geweiht sein. Das sage ich Ihnen heute auch!
Europa wird aus seiner latenten Schwäche nicht herauskommen, so lange es nicht standhafte Regierungspolitiker auf europäischer Ebene gibt, die selbstverständlich auch ihre nationalen Interessen durchzusetzen versuchen, wie es einst die erst vor Kurzem verstorbene Margaret Thatcher in den achtziger Jahren und neunziger Jahren gemacht hat und wie es heute ein David Cameron in England macht. Jawohl, ein Politiker, dem das eigene Volk wichtiger ist und für den das Fortkommen des eigenen Volkes prioritär ist, und erst in zweiter Linie ein Politiker, der gemeinsam mit seiner Bevölkerung den europäischen Gedanken lebt, aber nie, indem er seine nationale Gesinnung, sein Land aufgibt.
Das tun Sie mit dem Sparbuch! Und die Steuersünder bleiben weiterhin ungeschoren. Denn: Lesen wir doch die Titelseite des „NEWS“ von heute! (Der Redner hält ein Exemplar einer „NEWS“-Ausgabe in die Höhe.) Da kommt man drauf, wer die sind, die ihr Vermögen im Ausland parken, in Offshore-Geschäften anlegen. Ist Ihnen der nicht bekannt, Kollege Amon? Kollege Bartenstein, haben Sie nicht bei der Raiffeisen International ein paar Konten? Sind Sie nicht als ÖVP-Abgeordneter dazu verpflichtet, in Ihrer Hausbank, dem ÖVP-Raiffeisen-Parteiklub, Konten zu haben?
Das sind die Bankmanager, deren Vermögen aufgedeckt gehört! (Der Redner zeigt auf die Titelseite des „NEWS“.) Aber Sie gehen auf die kleinen Sparer los und die Großen lassen Sie ungeniert entkommen. Das ist eine einzigartige Farce! (Beifall beim BZÖ.)
16.58
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Krainer gelangt nun zu Wort. – Bitte.
16.58
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Frau Präsidentin! Kollege Grosz, Sie nehmen den Mund schon sehr voll. Gerade beim Thema Bankgeheimnis ist es nett, dass Sie das „NEWS“ von heute zitieren. Ich habe mir das „NEWS“ von vor zehn Jahren angeschaut. Da stand nämlich drinnen, dass Österreich der Zinsbesteuerungsrichtlinie zustimmt, die wir heute haben. Und wer war damals in der Regierung? – Die ÖVP und die FPÖ waren damals in der Regierung. Damals war Kollege Grosz noch Pressesprecher beim damaligen FPÖ-Sozialminister und (Abg. Grosz: Und was hat diese gemacht? Sieben Jahre Übergangsfristen auf europäischer Ebene! Und sie war erfolgreich und!)
Da kann man nur lachen! Aber ich kann Ihnen sagen, was die Regierung damals noch gemacht hat. Sie hat nämlich bei der jetzt gültigen Zinsbesteuerungsrichtlinie gesagt: Ja, Österreich ist bereit, das Bankgeheimnis für Ausländer aufzugeben, und zwar unter zwei Bedingungen!
Bedingung eins ist, dass die europäischen Staaten, Schweiz, Monaco und so weiter, den Informationsaustausch auf Anfrage durchführen, und zweitens, dass die USA ein ähnliches Abkommen für ihre Bundesstaaten machen.
Unter diesen zwei Bedingungen macht Österreich den automatischen Informationsaustausch. Damaliger Finanzminister: FPÖ, Karl-Heinz Grasser, damaliger Bundeskanzler: Wolfgang Schüssel, ÖVP, damaliger Finanzsprecher der FPÖ: Josef Bucher (die Abgeordneten Dr. Cap und Riepl: Da schau her!) – er verlässt gerade den Raum, vielleicht wird es ihm unangenehm, denn er war damals nämlich der Finanzsprecher der FPÖ, als das beschlossen wurde –, damaliger Finanzsprecher der ÖVP – ist er noch hier? –: Kollege Stummvoll, der erinnert sich sicher daran. Vielleicht erinnert sich die damalige Justizsprecherin der ÖVP nicht mehr so genau daran, die hieß damals nämlich Maria Fekter und ist heute Finanzministerin.
Damals hat Österreich gesagt: Ja zum automatischen Informationsaustausch unter zwei Bedingungen.
Und wenn Sie „NEWS“ – Kollege Grosz hat „NEWS“ zitiert – vom 22. Jänner 2003 lesen, dann ist da eine interessante Schlagzeile, nämlich:
„Österreichs Bankgeheimnis hängt an Schweizer Politik. () Österreich kann sein Bankgeheimnis uneingeschränkt erhalten. Aber nur, solange die Schweiz und andere Finanzzentren () nicht bereit sind, auf Anfrage ausführliche Informationen () über Spar-Erträge weiterzugeben. Wenn aber die Eidgenossen und einige andere Finanzzentren diese Standards zum Infotausch akzeptieren, muss auch Österreich auf den automatischen Informationsaustausch übergehen.“
Karl-Heinz Grasser hat damals festgestellt, Österreich kann sehr zufrieden sein, weil damit das Bankgeheimnis ad infinitum bleibt, weil er nämlich meint, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass die Schweiz der Weitergabe von Informationen zustimmt.
Blöderweise hat diese Einschätzung genau sechs Jahre gehalten, denn 2009 hat die Schweiz gesagt: Ja, wir machen den Informationsaustausch auf Anfrage, und alle anderen Staaten auch. (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)
Seitdem ist eigentlich klar, Österreich wird zum automatischen Informationsaustausch übergehen müssen, weil wir das versprochen haben, weil ein Grasser und ein Schüssel das versprochen haben. (Abg. Mag. Stefan: Das ist auf europäischer Ebene nicht so wichtig! Das kann man ja uminterpretieren!)
Und jetzt kommt der Treppenwitz der Geschichte: Die Finanzministerin, die damalige Justizsprecherin der ÖVP, ist nicht bereit, das Versprechen der damaligen Regierung und ihres eigenen Kanzlers zu halten. Nein, sie erfindet neue Bedingungen, um das umzusetzen, nämlich irgendetwas wie der Europäische Gerichtshof muss dann die Behörde sein und andere Sachen. (Zwischenruf des Abg. Amon.)
Das geht nur auf europäischer Ebene nicht, aus einem einfachen Grund: Den Bedingungen haben wir 2003 zugestimmt! (Zwischenrufe bei der ÖVP sowie des Abg. Grosz.) Da hat der Bundeskanzler genau das Richtige gesagt, er hat gesagt: Es gibt keine Bedingungen, es gibt Positionen für vernünftige Forderungen, aber keine Bedingungen mehr. Da unterscheidet sich eben ein Politiker mit einem staatsmännischen Format wie der Herr Bundeskanzler von anderen, die bestenfalls Provinzniveau haben, die mitunter agiert haben. (Beifall bei der SPÖ.) Das sage ich Ihnen schon einmal ganz ehrlich! (Abg. Amon: Jetzt wird’s tief, Herr Kollege Krainer!) – Nein, das hat nichts mit tief zu tun, das ist die Geschichte! (Ruf bei der ÖVP: Das ist unerhört!)
Der Treppenwitz der Geschichte ist: Bundeskanzler Faymann muss die Versprechen Österreichs durch den damaligen Bundeskanzler Schüssel halten, weil die Finanzministerin Fekter nicht bereit ist, das zu tun. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Amon.) – Das ist doch die Wahrheit, die hier passiert. Das ist absurd, und das ist ein Treppenwitz!
Sie sind ja alle schon damals hier gesessen. Soll ich Ihnen Ihre eigene OTS von 2003 vorlesen? (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Soll ich Ihnen das vorlesen, was Sie selber 2003 dazu gesagt haben? – Das ist ja lächerlich!
Insofern ist die Debatte, dass jene Parteien – wie Kollege Ikrath, wie die FPÖ und das BZÖ – sich heute hier herstellen und so tun, als ob das Bankgeheimnis heilig wäre Das sind die Parteien, die 2003 gesagt haben: Wir schaffen es ab! Das sind genau die drei Parteien, die das 2003 gesagt haben. (Ruf bei der ÖVP: Sie sollten sich schämen!)
Und wenn sich hier jemand schämen sollte, dann all jene, die 2003 gesagt haben, wir schaffen es ab und sich heute nicht mehr daran erinnern können. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Das ist Oppositionsrhetorik!)
Da können Sie jetzt hundertmal „Oppositionsrhetorik“ sagen, die Wahrheit bleibt die Wahrheit: 2003 hat Österreich gesagt – FPÖ, ÖVP, späteres BZÖ –: Wir schaffen das Bankgeheimnis für Ausländer ab! (Ruf beim BZÖ: Das war vor zehn Jahren, bitte!)
Ja, diese Bundesregierung steht auch zu Beschlüssen des Parlaments und der Regierung von vor zehn Jahren, auch wenn wir nicht drin gesessen sind. Das ist halt der Unterschied, ob man staatstragend ist oder nicht, und nicht, ob man irgendwelche neue Bedingungen erfüllt.
Nichtsdestotrotz halte ich es für richtig, dass es darüber hinaus jetzt auch eine Reihe von Maßnahmen gibt, die zusätzlich gegen den Steuerbetrug sind.
Kollege Bartenstein hat gesagt, dass es beschämend ist, wie wenig Steuern Apple bei so einem hohen Gewinn zahlt. Da müssen wir auch ganz ehrlich sagen: Schauen wir uns doch österreichische Betriebe an! Raiffeisen hat zum Beispiel in den Jahren 2006, 2007, 2008 fast 2 Milliarden € Gewinn gemacht. Wissen Sie, wie hoch die Besteuerung war? Wissen Sie, wie viel Steuern die bezahlt haben? – Nicht einmal 1 Prozent. (Zwischenruf bei der ÖVP.)
Das ist noch immer das Zehnfache von Apple, da haben Sie recht, denn die haben nicht einmal 0,1 Prozent bezahlt, aber das, was Sie hier fordern, nämlich gerechte Steuern, fordere ich auch. Aber das bedeutet, dass wir uns noch einige Teile der Gruppenbesteuerung – wir haben schon einige Privilegien dort abgeschafft – noch einmal genau anschauen müssen, ob es nicht auch bei unserem Steuersystem dazu führt, dass große Betriebe sich Steuern sparen können, die alle Klein- und Mittelbetriebe zahlen müssen.
Wenn Sie das ernsthaft meinen, dann setzen wir uns gerne zusammen und schauen uns das noch einmal an, ob es nicht auch bei uns Ungerechtigkeiten gibt, die genau zu dem führen, was Sie am irischen System kritisieren, ob wir nicht auch in Österreich noch einige Punkte haben, die genau zu dem von Ihnen kritisierten System führen. Die Kleinen zahlen die Steuern, die Großen sparen es sich.
Wenn Sie das ernsthaft meinen, dass wir das angehen sollen, dann werden wir auch in Österreich schauen müssen, ob wir nicht auch in unserem Steuersystem Probleme haben, die genau in dieselbe Richtung laufen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
17.06
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Amon. – Bitte.
17.06
Abgeordneter Werner Amon, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Geschätzte Herren auf der Regierungsbank! Meine Damen und Herren! Kollege Krainer hat versucht, eine Bewertung vorzunehmen im Hinblick auf das staatsmännische Verhalten des Herrn Bundeskanzlers im Vergleich zur Frau Bundesministerin für Finanzen. Ich bin mir nicht sicher, ob Kollege Krainer der Richtige ist, um diese Bewertungen vornehmen zu können. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich glaube, es war Kollege Grosz, der angesprochen hat, wie Österreich auftritt, und ich möchte auf die Diskussion verweisen, die es im Zusammenhang mit der Abstimmung der Regierungslinie gegeben hat, als die Frau Bundesministerin für Finanzen einen Briefvorschlag an den Herrn Bundeskanzler übermittelt hat und dann interessanterweise dieser Brief in den Medien aufgetaucht ist.
Da stelle ich mir schon die Frage, ob das ein so unanständiges Verhalten eines Regierungsmitgliedes ist, wenn es versucht, eine Regierungsposition abzustimmen und den Brief dann an den Regierungschef übermittelt – diesen Brief, der gedacht war als Entwurf für die Verhandlungen mit der Europäischen Union.
Ich glaube, das Verhalten der Finanzministerin ist da nicht zu kritisieren. Ich frage mich: Cui bono? Wem nützt es, wenn ein solcher Brief an die Öffentlichkeit gelangt? Wem nützt es? Cui bono? – Das ist die Frage, meine Damen und Herren, und nicht, wer sich staatsmännisch verhalten hat und wer nicht. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Grosz.)
Ich antworte heute sehr kurz, denn ich glaube, dass der Herr Bundeskanzler durchaus recht hatte, auf diese Dringliche Anfrage. Zwei Punkte dazu. Erstens: Es geht uns nicht um den Schutz von Steuerhinterziehern, wie das jetzt im zunehmenden Wahlkampfgetöse versucht wird darzustellen, sondern es geht schon auch um vernünftige Kooperationen. Ich meine, zum Teil nehmen ja diese Dinge ganz eigenartige Formen an, gerade auch wenn es etwa um die Frage des Datenaustausches geht, nicht des automatisierten, sondern des Datenaustausches im Zusammenhang mit kriminellen Handlungen, etwa mit den USA.
Da gibt es nämlich beispielsweise Situationen, in denen gegen Personen in den USA wegen Insiderhandels ermittelt wird. Es haben österreichische Geldinstitute dort Konten, und dann kommt es vor, dass US-Behörden die gesamten Konten dieser österreichischen Geldinstitute kurzfristig einfrieren. Obwohl diese Geldinstitute nachweisen könnten, dass es keinen Insiderhandel gab, dürfen sie dann Daten nicht übermitteln, dürfen den Behörden keine Daten übermitteln, es sei denn, es gibt einen Geldwäscheverdacht. Das geht dann manchmal so weit, dass ein Geldwäscheverdacht konstruiert werden muss, damit man nachweisen kann, dass eh nichts passiert ist.
Also es gibt auch die völlig andere Seite des Schutzes, den man mitbedenken muss, wenn man über diese Fragen redet, und nicht nur diese billige Polemik. (Zwischenruf des Abg. Öllinger.) Wir wollen weder den Schutz für Steuerhinterzieher, noch wollen wir einen Schnüffelstaat im Hinblick auf die Vermögenslage, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Einen letzten Punkt möchte ich noch ansprechen, weil der auch sehr polemisch dargestellt wurde. Da wurde die Situation in Zypern im Hinblick auf die Spareinlagen mit der Situation in Österreich verglichen. Der Vergleich, meine Damen und Herren, ist auch nicht zulässig. Wir haben eine rechtlich garantierte Sicherung der Spareinlagen bis 100 000 €. Tun Sie vom BZÖ bitte nicht so, als hätten wir die gleiche Situation in Zypern! Das ist völlig unangebracht, meine Damen und Herren! (Abg. Mag. Stefan: Da werden ja nur die Zinsen bekannt gegeben!)
Aber darüber hinaus muss schon jedem bewusst sein: Wenn er sich auf dünnes Eis begibt, dann kann er auch einbrechen. Und wenn Leute glauben, dass sie das schnelle Geld dadurch machen können, dass sie eben im spekulativen Bereich sind, und in Zypern wurden lange weit über das europäische Niveau hinaus angesetzte Zinsen bezahlt, dann muss natürlich jeder auch wissen, dass er ein höheres Risiko eingeht, als wenn er hierzulande sein Geld anlegt. (Beifall bei der ÖVP.)
17.11
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Haider. – Bitte.
17.11
Abgeordneter Mag. Roman Haider (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Der G-20-Gipfel hat den welt-
weiten Steuerbetrug mit 1 576 Milliarden US-Dollar beziffert. 80 Prozent davon entfallen auf die USA und Europa. Das macht 1 Prozent der Wirtschaftsleistung Europas oder 0,5 Prozent der Wirtschaftsleistung von USA und Europa in Summe.
Das soll man nicht kleinreden, Betrug ist Betrug, gehört bekämpft. Aber das wahre Problem sind die sogenannten Schattenquoten, das ist die Schwarzarbeit. In Nordeuropa macht das zirka 15 Prozent der Wirtschaftsleistung der jeweiligen Länder aus, ist damit halb so hoch wie in den romanischen Ländern, in Frankreich liegt sie beispielsweise bei 28 Prozent und in Italien bei 35 Prozent. In den USA liegt diese Schattenquote bei 7 bis 8 Prozent und in der Schweiz bei 5 Prozent. Insgesamt sind die Steuerausfälle durch diese Schattenquoten mindestens bei 30 bis 35 Prozent.
Diese sind also das wahre Problem verglichen mit 1 Prozent respektive 0,5 Prozent beim Steuerbetrug. Die sind das wahre Problem, nur die werden nicht gekämpft. Die werden auch nicht bekämpft mit der Aufhebung des Bankgeheimnisses. (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn Kollege Amon fragt, cui bono, und Kollege Matznetter fragt, ja warum tun sie das, so bestehen diese Fragen zu Recht, denn die Schattenwirtschaft bekämpfen kann man nur, indem man die Steuerlast reduziert und die Staatsquote reduziert. Aber auf diesem Ohr sind beide Regierungsparteien taub; nicht nur in Österreich übrigens, sondern in ganz Europa. (Abg. Riepl: Mehr Kontrollen könnten wir auch machen!)
Schauen wir uns also an, Herr Kollege Stummvoll hat es ja auch angesprochen, was der § 38 des Bankwesengesetzes sagt: Beschäftigte von Kreditinstituten dürfen Geheimnisse, die ihnen aufgrund der Geschäftsverbindungen mit Kunden zur Kenntnis kamen, nicht weitergeben. Dieser Paragraph ist durch zahlreiche Ausnahmen aufgeweicht, bei Todesfall, bei Erbschaft, Auskunft an die Finanzmarktaufsicht und so weiter.
In Abs. 2 Z 1 steht auch drin: im Zusammenhang mit einem Strafverfahren beziehungsweise eingeleitetem Strafverfahren bei Finanzvergehen.
Für Steuerausländer wurde das Bankgeheimnis bereits im September 2009 gelockert. Das ist eine saubere Lösung. Damit werden die Rechte der Bürger gegenüber dem Staat gewahrt, und diese Rechte haben unsere politischen Vorgänger erkämpft. Der gläserne Mensch kann und darf nicht das Ziel sein! Das haben wir heute auch schon gehört.
Das heißt aber, dass heute alle österreichischen Banken bei eingeleiteten Strafverfahren per Gerichtsbeschluss alle gewünschten Auskünfte über in- und ausländische Konteninhaber erteilen. Anschuldigungen, dass da irgendwelche Steuerhinterzieher geschützt würden vom Bankgeheimnis, gehen daher völlig ins Leere. Es handelt sich also samt und sonders um Scheinargumente, die die wahren Hintergründe verdecken sollen. In Wirklichkeit – Kollege Amon, Sie haben es kurz angesprochen, zwar von der falschen Seite, aber hören Sie zu! – geht es um den vollkommen automatisierten und automatischen Informationsaustausch von Kontodaten, und zwar nicht nur innerhalb der EU, sondern auch mit den USA. Das ist das Einzige, worum es geht. (Beifall bei der FPÖ.)
Nach Möglichkeit soll das auch nicht durch irgendwelche richterlichen Beschlüsse verhindert werden. Das betrifft alle Konteninhaber und zum weitaus größten Teil auch jene, die völlig unbescholten sind und von denen die Guthaben auch schon längst versteuert sind.
Es ist auch nur dann sinnvoll, solche umfassenden Informationen zu haben und zu bekommen, wenn man das Vermögen der Kontoinhaber erfassen will, und zwar als Grundlage für eine Abdeckung von Bank- und Staatsdefiziten. Zypern war in dieser Hinsicht wirklich nur der erste Schritt.
Es gibt entsprechende Erklärungen zuhauf, so etwa Klaas Knot, EZB-Ratsmitglied, am 30. März 2013:
Die Enteignung von privaten Bankguthaben wird künftig Teil der europäischen Liquidierungspolitik sein. – Zitatende.
Jeroen Dijsselbloem, Vorsitzender der Euro-Gruppe, im März 2013:
Die Restrukturierung der europäischen Banken wird nach dem Vorbild Zypern erfolgen. Alle Bankguthaben werden, falls notwendig, enteignet. – Zitatende.
Also, Herr Matznetter, da haben wir es: Warum tun sie das? – Das ist das Einzige, worum es hier geht. Es geht nicht um die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität. Es geht um die Vorbereitung einer gewaltigen Enteignung. Und wieder geht ein Stück Souveränität verloren! (Beifall bei der FPÖ.)
17.16
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Strutz. – Bitte.
17.16
Abgeordneter Dr. Martin Strutz (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Parlament! Geschätzte Regierungsmitglieder! Ich glaube, wir haben heute wieder einmal eindrucksvoll vor Augen geführt bekommen, wie diese Koalition funktioniert. Egal, ob Frau Bundesminister Fekter den Koalitionspartner, Abgeordnete der SPÖ, maßregelt und zurechtweist, egal, ob über einen Brief, der nach Brüssel geschickt wird, gestritten wird, wir hören täglich die Freundlichkeiten, die sich SPÖ und ÖVP ausrichten.
In Wirklichkeit können sich diese beiden Koalitionsparteien ja gar nicht mehr leiden. Sie sind aber wie Ertrinkende aneinandergefesselt, weil sie wissen, es gibt im Moment keine andere Alternative, und jetzt in Neuwahlen zu gehen ist, wenn man sich die Wahlergebnisse ansieht, auch nicht gerade attraktiv. (Abg. Amon: Für wen?) – Das Traurige daran ist, dass die Zeche in Wirklichkeit der Steuerzahler zahlen muss.
Heute geht es um die Abschaffung des Bankgeheimnisses, und da kann ich nur sagen: Wehret den Anfängen!
Wie oft in der Vergangenheit haben Sie uns bei so wichtigen Themen das Blaue vom Himmel versprochen? Wie oft haben Sie die Wählerinnen und Wähler, die Österreicherinnen und Österreicher getäuscht und hinters Licht geführt? – Sie haben versprochen, den Schilling zu erhalten. Was ist daraus geworden? Der Eder-Tausender, den Sie uns zugesagt haben? – Nichts ist in Wirklichkeit eingetroffen.
Der Vertrag von Lissabon mit mehr Demokratie, mit mehr Bürgernähe: Was ist herausgekommen? – Sobald Sie nach Brüssel gefahren sind, haben Sie – und das ist der einzige Bereich, in dem sich SPÖ und ÖVP in Wirklichkeit noch einig sind, nämlich wenn es darum geht, unsere Souveränität, unsere Eigenständigkeit in Brüssel zu verraten, dann sind Sie auf einer Linie – die Interessen der Österreicherinnen und Österreicher über Bord geworfen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe des Abg. Dr. Wittmann.)
Wenn es noch eines Bildes bedarf: Die Frau Finanzministerin hat gesagt, sie wird wie eine Löwin um das Bankgeheimnis kämpfen. – Sie ist nach Brüssel gefahren und war draußen nur mehr ein Streichelkätzchen, das nicht einmal mehr „miau“ gesagt hat. Das ist die Wahrheit!
Sie vergessen, wenn Sie im Flieger erste Klasse in die EU jetten, die Interessen der Österreicherinnen und Österreicher zu vertreten!
Das ist auch der Bereich, wo wir von der FPÖ uns ganz drastisch von Ihnen unterscheiden. Sie opfern die Interessen der Österreicherinnen und Österreicher am Altar der Europäischen Union, während wir für unsere Eigenständigkeit, für unsere Souveränität kämpfen – und da gehört unserer Meinung nach das Bankgeheimnis dazu. (Abg. Dr. Wittmann: Wir haben gesehen, wie das in Kärnten ausgegangen ist! Ein mahnendes Beispiel! Das wird uns ewig in Erinnerung bleiben!) Machen Sie sich ruhig lustig darüber! In Wirklichkeit wird hier der erste Schritt zur Beschneidung von Eigentum und zum Eingriff in Eigentumsrechte gesetzt! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Dr. Wittmann: Man sieht, wie das ausgeht in Kärnten!)
Wir kämpfen tatsächlich wie die Löwen für die Erhaltung dieser Souveränitätsrechte. Das ist der große Unterschied zur Sozialdemokratie: Sie versprechen, dass uns die Schutzschirme Sicherheit bringen, nur eine provisorische Haftung darstellen und niemals schlagend werden. In Wirklichkeit wissen wir heute, dass wir – jeder Österreicher, jede Österreicherin – dieses Geld zurückzahlen müssen. Und die Summen werden immer gigantischer. Jedes Mal, wenn Sie hier bezüglich eines Themas massiv in Verteidigungshaltung gehen, dann wissen wir, dass wir auf der richtigen Linie sind und dass Sie einmal mehr die Österreicherinnen und Österreicher täuschen. (Abg. Dr. Jarolim: So eine sinnlose Rede habe ich schon lange nicht mehr gehört!)
Wir sagen nicht wie die Frau Finanzminister, dass wir wie die Löwen kämpfen, während wir in Brüssel in Wirklichkeit Schmusekätzchen sind, sondern wir setzen uns für die Souveränität der Österreicherinnen und Österreicher, für die Erhaltung von Eigentum und für die Sicherung des Sparbuches ein. – Das ist der große Unterschied zwischen uns Freiheitlichen und euch Sozialdemokraten! (Beifall bei der FPÖ.)
17.21
Präsident Fritz Neugebauer: Weitere Wortmeldungen liegen dazu nicht vor. Ich schließe daher die Debatte.
Kurze Debatte über die Anfragebeantwortung 13547/AB
Präsident Fritz Neugebauer: Wir kommen nun zur kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung der Frau Bundesministerin für Inneres mit der Ordnungszahl 13547/AB.
Die erwähnte Anfragebeantwortung ist bereits schriftlich verteilt worden, sodass sich eine Verlesung durch den Schriftführer erübrigt.
Wir gehen in die Debatte ein.
Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung kein Redner länger als 5 Minuten sprechen darf, wobei dem Erstredner zur Begründung eine Redezeit von 10 Minuten zukommt.
Stellungnahmen von Mitgliedern der Bundesregierung oder zum Wort gemeldeten Staatssekretären sollen nicht länger als 10 Minuten dauern.
Ich ersuche nun die Antragstellerin, Frau Mag. Musiol, die Debatte zu eröffnen. – Bitte.
17.22
Abgeordnete Mag. Daniela Musiol (Grüne): Herr Präsident! Die Debatte, die wir in der nächsten Stunde führen werden, beschäftigt sich mit der Frage, wie Sie es eigentlich wirklich mit der direkten Demokratie halten. Adressatin dieser Frage wäre eigentlich die Frau Innenministerin, ich bin aber gar nicht unglücklich darüber, dass sie sich durch Sie, Herr Staatssekretär Kurz, vertreten lässt, weil Sie ja unter anderem
einer derjenigen, wenn nicht sogar die Hauptperson in der ÖVP sind, die – zumindest in den Ankündigungen – direkte Demokratie fordert. Sie haben ja schon vor einem Jahr ganz konkrete Vorschläge dazu gemacht. Es geht daher auch darum, wie ernst Sie es damit meinen.
Womit hat sich diese Anfrage beschäftigt? – Mit der Europäischen Bürgerinitiative. Die haben wir vor einem Jahr in der EU eingeführt, das erste direktdemokratische Instrument, das dem europäischen Volk zur Verfügung steht. Sie gilt seit dem 1. April 2012. Bereits in den Umsetzungsverhandlungen hier im Haus haben wir Grüne, aber auch andere auf verschiedene Probleme hingewiesen, nämlich zum Beispiel auf das Problem, dass sich Österreich ausbedungen hat, besonders hohe Hürden für die Unterstützung dieser Europäischen Bürgerinitiative einzuführen. Die Unterstützungsbekundungen können auf der Straße oder online gesammelt werden. In Österreich braucht man – im Gegensatz zu anderen Staaten – entweder einen Pass oder einen Personalausweis, um so eine Europäische Bürgerinitiative unterstützen zu können.
Ich bin – wie auch andere KritikerInnen – davon ausgegangen, dass es wahrscheinlich Österreicherinnen und Österreicher gibt, die aufgrund des Wahlrechtes legitimiert wären, eine solche Europäische Bürgerinitiative zu unterstützen, die aber vielleicht weder einen Pass noch einen Personalausweis haben, weil sie beides nicht benötigen – etwa weil sie als Lichtbildausweis einen Führerschein mit sich führen und aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr oder noch nicht verreisen.
Ich habe eine Anfrage an die Frau Innenministerin gestellt, ob sie uns eine Zahl nennen kann, wie viele Menschen davon betroffen wären, wie viele Menschen also von der Möglichkeit, ihr demokratisches Recht auszuüben, ausgeschlossen sind. Die Antwort der Ministerin damals war, das könne sie leider nicht sagen, weil die beiden Datensätze nicht miteinander verschränkbar sind, sie gehe aber schon davon aus, dass es eine erhebliche Anzahl an Menschen gebe, die weder einen Pass noch einen Personalausweis besitzen.
Wir haben also damals schon darauf aufmerksam gemacht, dass diese hohe Hürde tatsächlich dazu führt, dass einige Menschen nicht von ihrem demokratischen Recht Gebrauch machen können, und haben dann in längeren Verhandlungen unter den Parteien vereinbart, dass wir zumindest in Form eines Entschließungsantrages sicherstellen, dass das Innenministerium konkret prüft, ob es denn nicht auch andere Legitimationsmöglichkeiten beziehungsweise Identifizierungsmöglichkeiten gibt als den Reisepass und den Personalausweis.
In diesem Entschließungsantrag ist gestanden, dass die Ministerin vom Parlament aufgefordert wird, sobald wie möglich, jedoch spätestens anlässlich der Evaluierung in drei Jahren für die Änderung der EBI-Verordnung auf europäischer Ebene einzutreten, damit die Kommission ein Online-Sammelsystem zentral bereitstellt und OrganisatorInnen von Europäischen Bürgerinitiativen einen einheitlichen Kostenersatz erhalten. Die Ministerin wurde weiters aufgefordert zu prüfen, unter welchen Voraussetzungen die Liste der persönlichen Ausweispapiere – derzeit Reisepass und Personalausweis – erweitert werden könne, um möglichst vielen Personen eine Unterstützung zu erleichtern, und gegebenenfalls aufgrund des Ergebnisses dieser Überprüfung gegenüber der Europäischen Kommission für eine entsprechende Änderung einzutreten.
Es ging also zum einen um die Ausweispapiere und zum anderen darum, welches System eingesetzt wird, um diese Online-Sammlung durchzuführen, und welche Kosten damit verbunden sind. Da sind wir Grünen dafür eingetreten, dass es idealerweise ein gemeinsames, zentrales Online-System gibt, sodass alle möglichen Initiativen, ob sie sich mit dem Erhalt der Wasserressourcen oder mit anderen Frage-
stellungen befassen, davon Gebrauch machen können, um so auch die Kosten für die einzelnen Initiativen zu senken. Das waren die beiden Teile dieses Entschließungsantrages.
Ein Jahr, nachdem diese Europäische Bürgerinitiative in Kraft getreten ist, habe ich mittels Anfrage abgefragt, was davon umgesetzt wurde.
Die Antwort der Ministerin im März 2013 war: „Bislang wurden der Bundeswahlbehörde Unterstützungsbekundungen zur Europäischen Bürgerinitiativen weder in Papierform noch in elektronischer Form zur Überprüfung vorgelegt. Das Sammeln einschlägiger Erfahrungen mit der Überprüfung von Unterstützungsbekundungen erscheint mir als eine der Grundvoraussetzungen, um im Sinn der Entschließung des Nationalrats vom 29. Februar 2012 (Nr. 231/E) tätig zu werden. Erste Überlegungen betreffend die Ausweitung des Kataloges der zur Identifikation zulässigen Nummern von Ausweispapieren wurden in meinem Ressort dennoch bereits getroffen; sie werden in nächster Zeit intensiv fortgesetzt.“ – Das war die Antwort auf meine Anfrage.
Was die Ministerin sagt, ist: Es haben sich noch keine konkreten Bürgerinitiativen bei uns gemeldet, deswegen haben wir es auch noch nicht für nötig befunden, das, was uns das Parlament aufgetragen hat, voranzutreiben. – Das halte ich tatsächlich für eine Verhöhnung! Wir haben damals mit dem Entschließungsantrag nicht gemeint – und die Kolleginnen und Kollegen der anderen Parteien können das dann vielleicht bestätigen oder mögen mir widersprechen, wenn sie es anders gesehen haben –, dass man abwarten soll, bis die ersten Praxiserfahrungen kommen, um das dann zu überprüfen, sondern wir sind schon, ohne zu wissen, wer eine solche Initiative wie einreichen wird, davon ausgegangen, dass das zu Problemen führen wird und haben deshalb diesen Entschließungsantrag vereinbart. Das heißt, besonders ernst meint es die Innenministerin mit der direkten Demokratie nicht, wenn sie so eine Antwort gibt.
Mich würde natürlich interessieren – das ist nicht näher ausgeführt –, was denn jetzt diese ersten Überlegungen sind. Wir haben ja damals verschiedene Vorschläge gemacht: Führerschein, andere Ausweispapiere. Wie gesagt, andere Staaten verzichten gänzlich auf die Ausweispapiere. Das haben sich nur Österreich und ein paar wenige andere Länder ausbedungen. Mich würde interessieren: Was will man eigentlich? Das Parlament hat einen eindeutigen Beschluss gefasst, wie so oft wird dieser eindeutige Beschluss des Parlaments aber von Regierungsmitgliedern nicht in dem Ausmaß ernst genommen, wie sie das eigentlich tun sollten.
Ich erinnere nur an die Verwaltungsgerichtsbarkeitsnovelle, wo Ähnliches geschehen ist. Da haben wir im Einklang mit der Bundesverfassung einen Entschluss gefasst, und dann mussten wir mehrfach darauf drängen, dass unsere Beschlüsse auch tatsächlich berücksichtigt werden.
Meine Frage also ganz konkret an Sie, Herr Staatssekretär, der Sie ja der „Mister Direkte-Demokratie“ in der ÖVP sind: Wie ernst meinen Sie es mit der direkten Demokratie, wenn dann bei der ersten direktdemokratischen Maßnahme, die es auf europäischer Ebene gibt, solche Antworten kommen? – Und diese direktdemokratische Maßnahme ist ja äußerst schwach. Wir wünschen uns viel mehr. Wir wünschen uns eine Europäische Volksabstimmungen und eine Dreistufigkeit, so wie wir das auch für Österreich vorschlagen, sodass bei ausreichender Unterstützung von Begehren auch wirklich Volksabstimmungen durchgeführt werden können.
Wie ernst kann man Sie nehmen, wenn Sie eigentlich zeigen, dass Sie keinerlei Interesse daran haben, dass sich alle Österreicherinnen und Österreicher, die aufgrund ihres Wahlrechts eigentlich dazu berechtigt wären, an diesem Instrument beteiligen können?
Das führt uns zu einer grundsätzlichen Diskussion über die direkte Demokratie, die wir ja seit Monaten führen. Sie – und nicht nur Sie, sondern auch andere Regierungsvertreter, heute zum Beispiel wieder der Bundeskanzler – verkünden regelmäßig, wie wichtig Ihnen der Ausbau der direkten Demokratie ist und dass Sie, wenn bestimmte Fragestellungen geklärt sind, ohnehin dabei wären.
Wir haben ganz klare Vorschläge gemacht. Alle Fraktionen haben ihre Vorstellungen eingebracht. Wir haben ein dreistufiges Modell für Österreich vorgeschlagen, im Zuge dessen nach ausreichend unterstützten Volksbegehren eine Volksabstimmung stattfinden soll. Da die SPÖ da nicht mitkann und da diesbezüglich tatsächlich noch viele verfassungsrechtliche Frage offen sind, haben die Oppositionsparteien gemeinsam einen Kompromissvorschlag gemacht, nämlich dass nach einem ausreichend unterstützten Volksbegehren eine Volksbefragung erfolgt. Das haben Professor Öhlinger und andere Experten im ExpertInnen-Hearing im Verfassungsausschuss ganz klar befürwortet. Sie haben es sogar selbst vorgeschlagen und haben gesagt, man müsse keine Volksabstimmungen abhalten, um das einführen zu können, das wäre auch ein ganz guter Testlauf, um zu schauen, wie sich das tatsächlich auf das Zusammenspiel Parlament und direkte Demokratie auswirkt.
Alles, was Sie darauf zur Antwort geben, sind abgespeckte Demokratiepakete, so wie Sie sie uns letzte Woche wieder vorgelegt haben, in denen keinerlei substantielle Reformen zur direkten Demokratie enthalten sind. Alles, was Sie darauf zur Antwort geben, sind solche Anfragebeantwortungen, in denen keinerlei Interesse daran erkennbar ist, dass sich jede Bürgerin und jeder Bürger beteiligt.
Erklären Sie uns bitte, wo denn tatsächlich Ihre Schritte zur Einführung direkter Demokratie sind, und reden Sie sich bitte nicht wie so oft auf den Regierungspartner aus! Sie sind gemeinsam in dieser Koalition, und es ist auch Ihr Job, sich zu einigen, Konsens herzustellen und das, was Sie öffentlich ankündigen, auch umzusetzen. (Beifall bei den Grünen.)
17.32
Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt nun Herr Staatssekretär Kurz. – Bitte.
17.32
Staatssekretär im Bundesministerium für Inneres Sebastian Kurz: Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Frau Abgeordnete Musiol, Sie haben mit der Frage eingeleitet, wie ich es mit der direkten Demokratie halte und wie ernst ich das überhaupt meine. Bevor ich das beantworte, werde ich Ihre Detailfragen beantworten. Ich weiß, in vier Monaten sind Nationalratswahlen, trotzdem halte ich es für sinnvoll, gerade in diesem Bereich sachlich zu bleiben und bei den Details ein bisschen genauer zu sein, als Sie das vielleicht waren.
Sie haben gesagt, Österreich habe sich entschieden, hohe Hürden vorzugeben, damit für viele die Teilnahme an der Europäischen Bürgerinitiative nicht möglich ist. Sie haben gesagt, einige wenige Staaten tun das so wie Österreich. Ich darf Sie aufklären: Es sind insgesamt 20 Staaten in der Europäischen Union, die das so machen wie Österreich, und es sind lediglich sieben Staaten, die sich für einen anderen Weg entschieden haben. Es haben sich 20 Staaten dazu entschieden, Pass- oder Personalausweis als notwendig zu erachten, damit man eine Europäische Bürgerinitiative unterstützen kann.
Ich bin auch der Meinung, dass es natürlich schön wäre, wenn wir die Legitimationsmöglichkeiten über den Pass und den Personalausweis hinaus ausweiten können. Darum hat die Innenministerin Ihnen auch in der Anfragebeantwortung die Antwort gegeben, dass wir das im Innenministerium prüfen. Ganz konkret haben wir da den
Führerschein im Auge. Es gibt aber leider Gottes einerseits datenschutzrechtliche und andererseits technische Detailfragen, über die wir nicht so leicht drüberkommen, wie zum Beispiel, dass bei alten Führerscheinen leider die Staatsbürgerschaft nicht erfasst war. Daher ist das einfach technisch ein Problem, weil eben nur Staatsbürger die Möglichkeit haben, die EBI in Österreich zu unterstützen.
Ich lade Sie gerne ein, mit uns ins Gespräch zu treten. Wenn Sie eine Idee haben, wie wir diese datenschutzrechtlichen und technischen Hürden überwinden können und den Führerschein somit auch akzeptieren können, dann bin ich der Erste, der Freude damit hat und der auch bereit ist, da eine Ausweitung vorzunehmen. Ich bitte Sie aber trotzdem, bei der Wahrheit zu bleiben. Es sind nicht „einige wenige“ Länder, die das so gelöst haben wie Österreich, sondern es sind 20 Länder – und das auch aus gutem Grund. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie haben die Frage des zentralen Wählerregisters angesprochen. Ich finde es etwas merkwürdig, dass Sie gerade im Bereich der EBI für die Nutzung eines zentralen Wählerregisters sind. (Abg. Mag. Musiol: Online-System!) Als wir das für den Bereich der direkten Demokratie und deren Ausweitung vorgeschlagen haben, waren es leider Gottes gerade die Grünen, die dagegen waren, die datenschutzrechtliche Bedenken hatten, weshalb es nicht möglich war, ein zentrales Wählerregister einzuführen. Nun fordern Sie das aber spannenderweise in Ihrer Anfrage. (Abg. Mag. Musiol: Nicht nur die Grünen! Das BKA! Der Verfassungsdienst des BKA! – Ruf bei der ÖVP: Doppelzüngigkeit!)
Sie haben in der Anfrage von einer Evaluierung gesprochen, die stattfinden sollte. Wenn man sich den Beschluss anschaut, dann sieht man, dass diese Evaluierung innerhalb von drei Jahren stattfinden soll. Mittlerweile ist ein Jahr vergangen. Ich bin ein Fan von Evaluierungen, nur kann man nichts evaluieren, was noch nicht stattgefunden hat. Es hat noch keine Unterstützungserklärungen gegeben, die in Österreich abgegeben worden sind. Sobald Unterstützungserklärungen abgegeben werden, kann man das evaluieren. Ich bitte aber um Verständnis, dass eine Evaluierung leider Gottes nicht wirklich möglich ist, bevor Unterstützungserklärungen abgegeben werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Zum letzten Punkt, zur Frage, wie ich es mit der direkten Demokratie halte: Das kann ich ganz leicht beantworten. Ich stehe zu dem, was ich vorgelegt habe. Wir haben vor einem Jahr als junge ÖVP ein Demokratiepaket mit sehr vielen Vorschlägen erarbeiten dürfen (Abg. Scheibner: Da haben Sie aber nicht viel umgesetzt in der Regierung!), über deren Umsetzung ich mich sehr freuen würde. Sie wissen, es kann nicht die Regierung so etwas beschließen, sondern es liegt am Parlament, diese Beschlüsse zu fassen. (Abg. Scheibner: Legen Sie es vor hier!)
Soweit ich weiß, hat es eine Arbeitsgruppe der Präsidentin Prammer gegeben, die sich, glaube ich, mehrmals getroffen hat, in der auch die Grünen vertreten waren. (Abg. Scheibner: Haben Sie in der Fraktion ?) Werfen Sie also bitte nicht mit dem Vorwurf um sich, warum sich da so wenig tut! Sie haben wesentlich mehr Kompetenz, in diesem Bereich etwas mitzubeschließen, als ich das in meiner Rolle als Staatssekretär habe. (Beifall bei der ÖVP.)
Sehen wir uns an, was sich bis jetzt im Bereich direkte Demokratie getan hat! – Ich gebe zu, es sind nur kleine Schritte, aber welche sind das? – Zentrales Wählerregister, um die Möglichkeit zu geben, dass man online ein Volksbegehren unterstützen kann; ein kleiner Vorschlag, aber doch. Wer war dagegen? – Die Grünen! (Abg. Scheibner: Das stimmt doch nicht! – Abg. Mag. Musiol: Das stimmt nicht!)
Zweiter Vorschlag: Aufwertung der Vorzugsstimmen, im Parlament mit den Stimmen aller Parteien bis auf eine beschlossen. Wer war dagegen? – Die Grünen! Frau Abge-
ordnete Musiol, ich bin für die Aufwertung der direkten Demokratie und lade Sie dazu ein, das genauso zu halten. Was die Details zur EBI betrifft, lade ich Sie gerne zu einem Gespräch ein. Wenn Sie des Rätsels Lösung haben, wie man den Führerschein verwenden kann, lassen wir uns gerne belehren und setzen das gerne um. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
17.38
Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. – Bitte.
17.38
Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Die Europäische Bürgerinitiative ist jetzt seit 14 Monaten in Kraft, und wenn man sich das anschaut, stellt man fest, dass sie von den Europäerinnen und Europäern sehr gut angenommen wurde. Ganze 14 Bürgerinitiativen sind seit April 2012 gestartet, zum Beispiel die Bürgerinitiative zum Schutz unseres Wassers und gegen die Privatisierung dieses wertvollen Rohstoffes, wie wir es in Österreich ja schon sehr lange verlangen. Diese Bürgerinitiative hat 1,4 Millionen Unterschriften gesammelt. Damit hat sie die Mindestmarke von 1 Million Unterschriften bereits weit überschritten, sie kann aber noch immer unterschrieben werden.
Damit wird deutlich, dass die Bürgerinnen und Bürger in Europa ihr Recht nutzen, die europäische Politik mitzubestimmen.
Damit sich die Europäische Bürgerinitiative gut und erfolgreich weiterentwickeln kann, müssen wir auf zwei Dinge achten: Erstens müssen wir dafür sorgen, dass möglichst alle Bürgerinnen und Bürger ohne allzu großen Aufwand eine Bürgerinitiative unterstützen können, zweitens müssen wir aber auf der anderen Seite – und diese Diskussionen haben wir ja bereits geführt – sicherstellen, dass die Bürgerinitiative den hohen Standards entspricht, die auch bei Wahlen und Volksbegehren gelten. Nichts, meine Damen und Herren, schadet einem demokratischen Wahlverfahren mehr als Zweifel an der Korrektheit seiner Durchführung. Manipulation muss daher so gut wie möglich ausgeschlossen werden. Ich möchte nicht – und ich bin sicher, da sind Sie mit mir einer Meinung –, dass irgendjemand unter meinem Namen zum Beispiel eine Sache unterstützt, die ich gar nicht unterstützen will, dass jemand mit meinem Namen unterschreibt, und ich weiß gar nichts davon. Das wäre ohne Passnummer nicht ausgeschlossen.
Wir haben daher in Österreich die Anforderungen für die Unterstützung einer Bürgerinitiative so angesetzt, dass wir eine ausgewogene Balance zwischen Zugänglichkeit auf der einen und Sicherheit auf der anderen Seite erhalten, und zwar indem wir – das wurde schon gesagt – bei der Unterstützungserklärung die Passnummer oder die Personalausweisnummer angeben müssen.
Damit stehen wir übrigens in Europa nicht alleine – auch das haben wir schon gehört –; es sind etliche Länder, die denselben Weg gegangen sind.
Natürlich wollen wir das Ziel einer sicheren und seriösen Bürgerinitiative mit möglichst niedrigen Hürden verwirklichen. Daher haben wir im vergangenen Jahr die Bundesregierung und insbesondere die Innenministerin mit diesem Entschließungsantrag aufgefordert, vor dem Hintergrund neuer technischer Möglichkeiten Alternativen zu prüfen, um die Europäische Bürgerinitiative noch einfacher zugänglich zu machen. Und da vertraue ich auf die Innenministerin, dass der Antrag in Ihrem Ministerium auch tatsächlich umgesetzt wird.
Allerdings ist die Bürgerinitiative ja erst ein Jahr in Kraft, und bei keiner der Initiativen ist die Unterschriftensammlung bisher abgeschlossen. Und ich denke, man sollte diese
Erfahrungen dann doch abwarten, bevor wir einseitig Maßnahmen setzen. Dann können wir schauen: Wie hat es funktioniert? Was hat nicht so gut geklappt? Und welche Erfahrungen haben die anderen Länder mit ihrem Verfahren gemacht? – Ich denke, die Ministerin wird uns dann die gewünschten Vorschläge vorlegen, und wir werden dann gemeinsam an der Verbesserung unseres bisherigen Verfahrens arbeiten können.
Was den von Ihnen angesprochenen Kompromissvorschlag betrifft, möchte ich schon anmerken, dass er keineswegs die Fragen löst, sondern eigentlich noch mehr Fragen aufwirft. Ich bin aber sicher, dass Sie im Verfassungsausschuss mit dem Kollegen Peter Wittmann noch weitere und konstruktive Gespräche führen werden können, damit es zu einem guten Abschluss und einem guten Fortschreiten hinsichtlich dieser Europ&aum