Plenarsitzung
des Nationalrates


Stenographisches Protokoll

 

24. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Mittwoch, 22. April 2020

 

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Großer Redoutensaal

 


Stenographisches Protokoll

24. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode                  Mittwoch, 22. April 2020

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 22. April 2020: 10.02 – 21.15 Uhr

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Tagesordnung

1. Punkt: Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Ab­satz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates zum Thema „Aktuelle Entwicklungen zum Corona-Virus SARS-CoV-2/COVID-19“

2. Punkt: Bericht über den Antrag 380/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend lückenlose Informationspolitik zu den Bedro­hungsszenarien durch die Corona-Virus-Seuche in Österreich und Europa

3. Punkt: Bericht über den Antrag 388/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Arzneimittelversorgung und Verordnung zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung

4. Punkt: Bericht über den Antrag 223/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kol­leginnen und Kollegen betreffend Kostenersatz durch Gewalttäter im Gesundheits­we­sen

5. Punkt: Bericht über den Antrag 234/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ende der Mehrfachversicherung

6. Punkt: Bericht über den Antrag 243/A der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gesundheits- und Sozialbereich-Beihilfengesetz geändert wird

7. Punkt: Bericht über den Antrag 265/A(E) der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Demenzerkrankungen

8. Punkt: Bericht über den Antrag 266/A(E) der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend umfassende Pflegereform

9. Punkt: Bericht über den Antrag 373/A(E) der Abgeordneten Peter Wurm, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Stopp dem Pflegekräfteimport aus Marokko

10. Punkt: Bericht über den Antrag 211/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend finanzielle Anerkennung der häuslichen Pflege

11. Punkt: Bericht über den Antrag 317/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sozialversicherung: Veröffentlichung der Jahres­berichte und Gebarungsvorschauen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 2

12. Punkt: Bericht über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unter­nehmen der österreichischen Wirtschaft („KMU im Fokus 2019“)

13. Punkt: Bericht über den Antrag 93/A(E) der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klimacheck bei beabsichtigten Versiegelungen von im Eigentum oder Miteigentum der Republik Österreich stehenden und/oder ver­wal­teten Wald- oder Grünflächen

14. Punkt: Bericht über den Antrag 395/A(E) der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortmaßnahmen zur Einhaltung der nationalen Klimaziele

15. Punkt: Bericht über den Antrag 362/A(E) der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bundesrahmengesetz und Bundesstrategie für Raumordnung und Flächenmanagement

16. Punkt: Luftverkehrsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika als erster Partei, der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten als zweiter Partei, Island als dritter Partei und dem Königreich Norwegen als vierter Partei

17. Punkt: Zusatzabkommen zwischen der Europäischen Union und ihren Mitglied­staaten als erster Partei, Island, als zweiter Partei, und dem Königreich Norwegen, als dritter Partei, betreffend die Anwendung des Luftverkehrsabkommens zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika als erster Partei, der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten als zweiter Partei, Island als dritter Partei und dem Königreich Nor­wegen als vierter Partei

18. Punkt: Bericht über den Antrag 161/A der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Kraftfahrgesetz 1967 geändert wird (38. KFG-Novelle)

19. Punkt: Bericht über den Antrag 386/A(E) der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wechselkennzeichen PKW – Motorrad

20. Punkt: Erklärung der Republik Österreich über die Annahme der Beitritte von Belarus, der Dominikanischen Republik, Ecuadors, von Honduras, der Ukraine und Usbekistans zum Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung

21. Punkt: Bericht über den Antrag 166/A(E) der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung einer neuen Strafbestimmung zu „Upskirting“ und dem Verbot Nacktfotos ohne das Wissen oder die Einwilligung der Betroffenen anzufertigen

22. Punkt: Bericht über den Antrag 274/A der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Hoch­schüle­rin­nen- und Hochschülerschaftsgesetz 2014 geändert wird

23. Punkt: Bericht über den Antrag 145/A(E) der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klima-, Natur- und Umweltschutz stärker im Schulunterricht verankern

24. Punkt: Bericht über den Antrag 216/A(E) der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Deutsch als „Pausensprache“

25. Punkt: Bericht über den Antrag 322/A(E) der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lehramt Quereinsteiger_innen Studium

26. Punkt: Tätigkeitsbericht 2019 des Rechnungshofes – Reihe BUND 2019/49


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 3

27. Punkt: Bericht des Rechnungshofes betreffend Durchschnittliche Einkommen und zusätzliche Leistungen für Pensionen der öffentlichen Wirtschaft des Bundes 2017 und 2018 – Reihe EINKOMMEN 2019/1

28. Punkt: Ersuchen des Landesverwaltungsgerichts Kärnten um Zustimmung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Christian Ragger

29. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bun­desgesetz vom 4. Juli 1975 über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäfts­ordnungsgesetz 1975) geändert wird (409/A)

30. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Jurisdiktionsnorm, die Zivil­prozessordnung, das Gerichtsgebührengesetz, das Rechtsanwaltstarifgesetz, das Kon­sumentenschutzgesetz, das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb und das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz geändert werden (Gruppenverfahrengesetz) (385/A)

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Inhalt

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 46

Geschäftsbehandlung

Absehen von der 24-stündigen Frist für das Aufliegen des schriftlichen Aus­schussberichtes 118 d.B. gemäß § 44 (2) der Geschäftsordnung ...................................................................................... 68

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 5 GOG                     69

Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried im Sinne des § 18 Abs. 3 GOG auf Anwesenheit des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers ........................................................................ 104

Mitteilung des Abgeordneten August Wöginger betreffend Anwesenheit des Vizekanzlers                    104

Antrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch im Sinne des § 18 Abs. 3 GOG auf Anwesenheit des Bundeskanzlers – Ablehnung ..............................................................................  105, 105

Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung betreffend Vorgehensweise bei Ab­stim­mungen:

Mag. Jörg Leichtfried ......................................................................................... 106, 109

August Wöginger ............................................................................................... 106, 109

Sigrid Maurer, BA ................................................................................................... ... 107

Herbert Kickl ........................................................................................................... ... 107

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ........................................................................ ... 110

Stellungnahme der Präsidentin Doris Bures .......................................................... 108

Unterbrechung der Sitzung ........................................................................................ 258

Aktuelle Stunde (7.)

Thema: „Wer nichts weiß, muss alles glauben. Transparenz und Infor­ma­tion jetzt, Herr Bundeskanzler!“ .......................................................................................................... 46


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 4

RednerInnen:

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ........................................................................ ..... 47

Bundeskanzler Sebastian Kurz ............................................................................. ..... 50

August Wöginger .................................................................................................... ..... 52

Mag. Jörg Leichtfried ............................................................................................. ..... 54

Dr. Dagmar Belakowitsch ...................................................................................... ..... 55

Ralph Schallmeiner ................................................................................................ ..... 57

Mag. Gerald Loacker .............................................................................................. ..... 59

Gabriela Schwarz .................................................................................................... ..... 60

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................ ..... 62

Michael Schnedlitz .................................................................................................. ..... 63

Süleyman Zorba ...................................................................................................... ..... 65

Mag. Martina Künsberg Sarre ............................................................................... ..... 66

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................  67, 254, 257

Auslieferungsbegehren

gegen den Abgeordneten Mag. Christian Ragger ....................................................... 67

Verhandlungen

Gemeinsame Beratung über

1. Punkt: Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates zum Thema „Aktuelle Ent­wick­lungen zum Corona-Virus SARS-CoV-2/COVID-19“ ................................................................................................................... 69

2. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 380/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend lückenlose Informationspolitik zu den Bedrohungsszenarien durch die Corona-Virus-Seuche in Österreich und Europa (61 d.B.) ............................ 69

3. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 388/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Arz­nei­mittelversorgung und Verordnung zur Sicherstellung der Arzneimittelver­sor­gung (62 d.B.) .................................................................................... 69

4. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 223/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kos­tenersatz durch Gewalttäter im Gesundheitswesen (63 d.B.)   ............................................................................................................................... 69

5. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 234/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ende der Mehrfachversicherung (64 d.B.)                             70

6. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 243/A der Ab­geordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Gesundheits- und Sozialbereich-Beihilfengesetz geändert wird (65 d.B.) .................................................. 70

Bundeskanzler Sebastian Kurz .................................................................................. 70

Vizekanzler Mag. Werner Kogler ................................................................................ 72

Verlangen auf Durchführung einer Debatte gemäß § 81 Abs. 1 GOG .......................... 68


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 5

RednerInnen:

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc ................................................................................. 76

August Wöginger ................................................................................................  78, 137

Herbert Kickl ........................................................................................................... ..... 81

Sigrid Maurer, BA ........................................................................................................ 86

Josef Schellhorn .......................................................................................................... 88

Tanja Graf ...................................................................................................................... 90

Rainer Wimmer ....................................................................................................... ..... 92

Ralph Schallmeiner ................................................................................................ ..... 96

Mag. Gerhard Kaniak ............................................................................................. ..... 97

Ing. Josef Hechenberger ........................................................................................ ... 101

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 102

Mag. Markus Koza .................................................................................................. ... 110

Mag. Dr. Sonja Hammerschmid ........................................................................... ... 111

Dr. Josef Smolle ..................................................................................................... ... 115

Dr. Susanne Fürst ................................................................................................... ... 116

Bettina Zopf ............................................................................................................. ... 120

Dr. Helmut Brandstätter ........................................................................................ ... 121

Mag. Sibylle Hamann ........................................................................................  124, 135

Philip Kucher ........................................................................................................... ... 125

Mag. Hannes Amesbauer, BA ............................................................................... ... 128

Mag. Christian Ragger ........................................................................................... ... 131

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erhöhung der Leistungen aus der Arbeitslosen­versiche­rung“ – Ablehnung .........................  94, 258

Entschließungsantrag der Abgeordneten Rainer Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Beteiligung der Republik Österreich an der AUA“ – Ableh­nung ...............................................  94, 258

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Obduktion, Dokumentation und Information zu COVID‑19“ – Ablehnung ............  99, 259

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Hermann Brückl, MA, Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend „Stufenplan zur Öffnung der Schulen und Kindergärten“ – Ableh­nung ...........................................................................  113, 258

Entschließungsantrag der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Nein zur Schuldenunion, Nein zu Überwachungs-Apps, Ja zum Bargeld!“ – Ablehnung .  119, 258

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Wissenschaftliche Begleitung von e‑Learning an Hochschulen (aufgrund der Schließungen im Zuge der Maßnahmen gegen die Verbreitung von Covid-19)“ – Ablehnung .......  123, 259

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gerechtigkeit und Solidarität in der Corona Krise“ – Ablehnung ......  127, 258

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Auflösung Arbeiterkammerrücklagen für COVID-19-Unterstützungsfonds“ – Ablehnung  130, 259


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 6

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „COVID-19 Risikoattest für gefährdete Arbeitneh­mer“ – Ablehnung ..................  133, 259

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Sibylle Hamann, Mag. Dr. Ru­dolf Taschner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „verantwortungsvolle Vorge­hensweise im Bildungsbereich“ – Annahme (20/E)               135, 259

Kenntnisnahme der fünf Ausschussberichte 61, 62, 63, 64 und 65 d.B. .................... 259

Gemeinsame Beratung über

7. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 265/A(E) der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Demenzerkrankungen (72 d.B.) ..... 137

8. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 266/A(E) der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend umfassende Pflegereform (73 d.B.)                     138

9. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 373/A(E) der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Stopp dem Pflegekräfteimport aus Marokko (74 d.B.)          ............................................................................................................................. 138

10. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 211/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend finanzielle Anerkennung der häuslichen Pflege (75 d.B.) ........................................................................................................................ 138

RednerInnen:

Josef Muchitsch ......................................................................................................... 138

Bedrana Ribo, MA ...................................................................................................... 139

Peter Wurm ............................................................................................................. ... 141

Mag. Michael Hammer ........................................................................................... ... 142

Gabriele Heinisch-Hosek ....................................................................................... ... 143

Fiona Fiedler, BEd .................................................................................................. ... 144

Alois Kainz ............................................................................................................... ... 145

Mag. Ernst Gödl ...................................................................................................... ... 146

Kenntnisnahme der drei Ausschussberichte 72, 74 und 75 d.B. ................................ 260

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 73 d.B. hinsichtlich des Antra­ges 266/A(E)                    260

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 73 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend „Berücksichtigung der Vorschläge in der Pflege-Taskforce des Sozialministeriums“ (21/E)                        260

11. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 317/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sozialversicherung: Veröffentlichung der Jahresberichte und Geba­rungs­vorschauen (76 d.B.) .................................................. 147

RednerInnen:

Mag. Gerald Loacker .............................................................................................. ... 147

Ing. Markus Vogl ..................................................................................................... ... 148

Laurenz Pöttinger ................................................................................................... ... 149

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 76 d.B. ....................................................... 260


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 7

12. Punkt: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der österreichischen Wirtschaft („KMU im Fokus 2019“), vorgelegt von der Bun­desministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (III-102/99 d.B.)               ............................................................................................................................. 149

RednerInnen:

Peter Haubner ......................................................................................................... ... 149

Dr. Christoph Matznetter ....................................................................................... ... 151

Erwin Angerer ......................................................................................................... ... 151

Dr. Elisabeth Götze ................................................................................................. ... 156

Josef Schellhorn ..................................................................................................... ... 157

Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA ......................................................................... ... 163

Bundesministerin Dr. Margarete Schramböck ................................................... ... 164

Cornelia Ecker ......................................................................................................... ... 166

Walter Rauch ........................................................................................................... ... 167

Mag. Dr. Petra Oberrauner .................................................................................... ... 172

Andreas Ottenschläger .......................................................................................... ... 175

Peter Wurm ............................................................................................................. ... 177

Mag. Peter Weidinger ............................................................................................. ... 180

Mag. Nina Tomaselli ............................................................................................... ... 181

Entschließungsantrag der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Kommunalinvestitions- und Regionalwirtschaftspaket“ – Ableh­nung ................  154, 260

Entschließungsantrag der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Auflösung von Rücklagen der Wirtschafts­kam­mern zur Unterstützung der heimischen Unternehmen“ – Ablehnung .................................................................................  155, 260

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Klarstellung zur Erbschafts- und Vermögenssteuer“ – Ableh­nung ...................  160, 261

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Solidaritätsbeitrag von Sonderpensionen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Stärkung der Wirtschaft“ – Ablehnung ............................................................................................................  160, 261

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Solidaritätsbeitrag von Wirtschaftskammer und Arbeiterkam­mer zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Stärkung der Wirtschaft“ – Ablehnung ................................................................  161, 261

Entschließungsantrag der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Rettung der EPUs durch sofortige und vollständige Ent­schä­digung für den durch erzwungene Schließungen entstandenen finanziellen Scha­den“ – Ablehnung .....................................................................  168, 261

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Erlass/Reduktion von Geschäftsraummieten durch die BIG“ – Ablehnung .......  173, 261

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend „Klarheit und Planbarkeit für die heimischen Gastronomie­be­triebe“ – Ablehnung ...................  178, 261

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Nina Tomaselli, Karlheinz Kopf, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundesgesetz mit dem die Zahlung von Staatshilfen anlässlich der COVID-19-Krise an Unternehmen mit Sitz in Steueroasen verboten wird“ – Annahme (22/E) ..........  182, 261


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 8

Kenntnisnahme des Berichtes III-102 d.B. ................................................................... 260

Gemeinsame Beratung über

13. Punkt: Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 93/A(E) der Abge­ordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klimacheck bei beabsichtigten Versiegelungen von im Eigentum oder Miteigentum der Re­publik Österreich stehenden und/oder verwalteten Wald- oder Grünflächen (89 d.B.)           ............................................................................................................................. 184

14. Punkt: Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 395/A(E) der Abge­ordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofort­maß­nahmen zur Einhaltung der nationalen Klimaziele (90 d.B.)      ............................................................................................................................. 184

15. Punkt: Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 362/A(E) der Abge­ordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bundesrah­mengesetz und Bundesstrategie für Raumordnung und Flächenmanagement (91 d.B.) .................................................................................... 184

RednerInnen:

Lukas Hammer ........................................................................................................ ... 184

Mag. Selma Yildirim ............................................................................................... ... 185

Walter Rauch ........................................................................................................... ... 186

Johannes Schmuckenschlager ............................................................................. ... 187

Michael Bernhard ................................................................................................... ... 188

Dr. Astrid Rössler ................................................................................................... ... 190

Julia Elisabeth Herr ................................................................................................ ... 191

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA ......................................................... ... 194

Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA ......................................................................... ... 196

Nikolaus Prinz ......................................................................................................... ... 197

Martina Diesner-Wais ............................................................................................. ... 198

Entschließungsantrag der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend „wo bleiben die Sofortmaßnahmen für den Klima­schutz?“ – Ablehnung ..................  192, 262

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 89 d.B. hinsichtlich des Antrages 93/A(E)                       261

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 89 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend „verpflichtender und unabhängiger Klimacheck“ (23/E) ............................................... 262

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 90 d.B. hinsichtlich des Antra­ges 395/A(E)                    262

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 90 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend „Sofortmaßnahmen zur Einhaltung der nationalen Klima­ziele“ (24/E) ........................ 262

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 91 d.B. hinsichtlich des Antra­ges 362/A(E)                    262

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 91 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend „Maßnahmen zum Schutz unserer wertvollen Böden“ (25/E) ..................................... 262

Gemeinsame Beratung über

16. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (15 d.B.): Luftverkehrsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 9

als erster Partei, der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten als zweiter Partei, Island als dritter Partei und dem Königreich Norwegen als vierter Partei (57 d.B.) ........................................................................................................................ 199

17. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (16 d.B.): Zusatzabkommen zwischen der Europäischen Union und ihren Mit­gliedstaaten als erster Partei, Island, als zweiter Partei, und dem Königreich Norwegen, als dritter Partei, betreffend die Anwendung des Luftverkehrs­ab­kommens zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika als erster Partei, der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten als zweiter Partei, Island als dritter Partei und dem Königreich Norwegen als vierter Partei (58 d.B.) ........................................................................................................................ 199

RednerInnen:

Hermann Weratschnig, MBA MSc ........................................................................ ... 199

Alois Stöger, diplômé ............................................................................................ ... 200

Rebecca Kirchbaumer ........................................................................................... ... 201

Staatssekretär Dr. Magnus Brunner, LL.M. ......................................................... ... 201

Franz Leonhard Eßl ................................................................................................ ... 203

Genehmigung der beiden Staatsverträge in 57 und 58 d.B. ........................................ 262

Gemeinsame Beratung über

18. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag 161/A der Ab­ge­ordneten Christian Hafenecker, MA, Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Kraftfahrgesetz 1967 geän­dert wird (38. KFG-Novelle) (59 d.B.) ................................ 203

19. Punkt: Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag 386/A(E) der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wechselkennzeichen PKW – Motorrad (60 d.B.)              ............................................................................................................................. 204

RednerInnen:

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ..................................................................................... ... 204

Hermann Weratschnig, MBA MSc ........................................................................ ... 204

Klaus Köchl ............................................................................................................. ... 205

Alois Schroll ............................................................................................................ ... 206

Lukas Brandweiner ................................................................................................ ... 207

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA ......................................................... ... 208

Christoph Stark ....................................................................................................... ... 209

Hermann Gahr ........................................................................................................ ... 210

Joachim Schnabel .................................................................................................. ... 211

Annahme des Gesetzentwurfes in 59 d.B. .................................................................. 263

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 59 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend „Erweiterung der ex lege Berechtigung zum Führen von Blaulicht auch auf Kommando- und Mannschaftsfahrzeugen der Feuerwehren“ (26/E) ...................................................... 263

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 60 d.B. ....................................................... 263

20. Punkt: Bericht des Justizausschusses über die Regierungsvorlage (39 d.B.): Erklärung der Republik Österreich über die Annahme der Beitritte von Belarus, der Dominikanischen Republik, Ecuadors, von Honduras, der Ukraine und Usbekistans zum Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internatio­naler Kindesentführung (94 d.B.) .......................................................................................... 212


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 10

RednerInnen:

Barbara Neßler ........................................................................................................ ... 212

Dr. Harald Troch ..................................................................................................... ... 213

Dr. Gudrun Kugler .................................................................................................. ... 213

Dr. Johannes Margreiter ........................................................................................ ... 214

Genehmigung des Staatsvertrages in 94 d.B. ............................................................. 263

21. Punkt: Bericht des Justizausschusses über den Antrag 166/A(E) der Abge­ordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung einer neuen Strafbestimmung zu „Upskirting“ und dem Verbot Nacktfotos ohne das Wissen oder die Einwilligung der Betroffenen anzufertigen (95 d.B.)                          216

RednerInnen:

Mag. Harald Stefan ................................................................................................. ... 216

Mag. Meri Disoski ................................................................................................... ... 216

Mag. Selma Yildirim ............................................................................................... ... 218

Bundesministerin Dr. Alma Zadić, LL.M. ............................................................ ... 219

Mag. Johanna Jachs ............................................................................................... ... 219

Henrike Brandstötter .............................................................................................. ... 220

Petra Bayr, MA MLS .................................................................................................. 221

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 95 d.B. hinsichtlich des Antra­ges 166/A(E)                    263

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 95 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend „Up-Skirting-Verbot“ (27/E) .................................................................................................. 263

22. Punkt: Bericht des Wissenschaftsausschusses über den Antrag 274/A der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Hochschülerinnen- und Hochschülerschafts­ge­setz 2014 geändert wird (88 d.B.) ........................................... 222

RednerInnen:

Mag. Dr. Martin Graf .................................................................................................. 222

Nico Marchetti ............................................................................................................ 224

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................... 225

Mag. Eva Blimlinger ............................................................................................... ... 226

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 88 d.B. ....................................................... 263

Gemeinsame Beratung über

23. Punkt: Bericht des Unterrichtsausschusses über den Antrag 145/A(E) der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klima-, Natur- und Umweltschutz stärker im Schulunterricht verankern (96 d.B.) ............................................................................. 227

24. Punkt: Bericht des Unterrichtsausschusses über den Antrag 216/A(E) der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Deutsch als „Pausensprache“ (97 d.B.)                            227

25. Punkt: Bericht des Unterrichtsausschusses über den Antrag 322/A(E) der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Lehramt Quereinsteiger_innen Studium (98 d.B.)             ............................................................................................................................. 227

RednerInnen:

Hermann Brückl, MA ................................................................................................. 227

Nico Marchetti ............................................................................................................ 228

Eva Maria Holzleitner, BSc .................................................................................... ... 229


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 11

Mag. Sibylle Hamann ............................................................................................. ... 231

Mag. Martina Künsberg Sarre ............................................................................... ... 231

Hermann Brückl, MA (tatsächliche Berichtigung) ..................................................... 233

Mag. Dr. Rudolf Taschner ...................................................................................... ... 233

Petra Vorderwinkler ............................................................................................... ... 234

Barbara Neßler ........................................................................................................... 235

Martina Kaufmann, MMSc BA .................................................................................. 236

Claudia Plakolm ......................................................................................................... 236

MMMag. Gertraud Salzmann .................................................................................... 237

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Lehrkräfte-Fortbildung in der Corona­krise“ – Ab­lehnung ..................  232, 264

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 96 d.B. hinsichtlich des Antra­ges 145/A(E)                   264

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 96 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend „stärkere Verankerung und Implementierung von Klima‑, Natur- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit und von ökologisch verantwor­tungsbewusstem Handeln als Grundbestandteil der Allgemein- und Bewusst­seinsbildung in den Lehrplänen“ (28/E) ............................................................................................. 264

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 97 d.B. ....................................................... 264

Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 98 d.B. hinsichtlich des Antra­ges 322/A(E)                    264

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 98 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend „Entwicklung eines Konzepts zur Ermöglichung des Quer­einstiegs in den Beruf einer Pädagogin oder eines Pädagogen“ (29/E) ....................................................................................................... 264

26. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Tätigkeits­be­richt 2019 des Rechnungshofes – Reihe BUND 2019/49 (III‑78/69 d.B.) ............................................................................ 239

RednerInnen:

Hermann Gahr ........................................................................................................ ... 239

Mag. Karin Greiner ................................................................................................. ... 240

Wolfgang Zanger .................................................................................................... ... 241

David Stögmüller .................................................................................................... ... 241

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff ............................................................................. 242

Michael Seemayer ...................................................................................................... 244

Rechnungshofpräsidentin Dr. Margit Kraker ......................................................... 245

Kenntnisnahme des Berichtes III-78 d.B. ..................................................................... 264

27. Punkt: Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rech­nungshofes betreffend Durchschnittliche Einkommen und zusätzliche Leistungen für Pensionen der öffentlichen Wirtschaft des Bundes 2017 und 2018 – Reihe EINKOMMEN 2019/1 (III­75/70 d.B.) ......................... 247

RednerInnen:

Johann Singer ......................................................................................................... ... 247

Andreas Kollross .................................................................................................... ... 248

Christian Lausch ..................................................................................................... ... 249

Kenntnisnahme des Berichtes III-75 d.B. ..................................................................... 264


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 12

28. Punkt: Bericht des Immunitätsausschusses über das Ersuchen des Lan­desverwaltungsgerichts Kärnten (GZ. KLVwG-2334/4/2019) um Zustimmung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Christian Ragger (118 d.B.) ................................................................................. 250

Annahme des Ausschussantrages .............................................................................. 265

29. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 4. Juli 1975 über die Geschäftsordnung des Natio­nal­rates (Geschäftsordnungsgesetz 1975) geändert wird (409/A)                250

RednerInnen:

Kai Jan Krainer ....................................................................................................... ... 250

Mag. Wolfgang Gerstl ............................................................................................ ... 251

Mag. Nina Tomaselli ............................................................................................... ... 252

Dr. Stephanie Krisper ............................................................................................. ... 252

Kai Jan Krainer (tatsächliche Berichtigung) ............................................................... 254

Zuweisung des Antrages 409/A an den Geschäftsordnungsausschuss ..................... 254

30. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Jurisdiktions­norm, die Zivilprozessordnung, das Gerichtsgebührengesetz, das Rechtsanwalts­tarifgesetz, das Konsumentenschutzgesetz, das Bundesgesetz gegen den unlau­teren Wettbewerb und das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz geändert werden (Gruppenverfahrengesetz) (385/A) ............................................................................................................................. 254

RednerInnen:

Mag. Selma Yildirim ............................................................................................... ... 254

Mag. Corinna Scharzenberger .............................................................................. ... 255

Peter Wurm ............................................................................................................. ... 256

Mag. Ulrike Fischer ................................................................................................. ... 257

Zuweisung des Antrages 385/A an den Justizausschuss ........................................... 257

Eingebracht wurden

Petition .......................................................................................................................... 67

Petition betreffend „Corona-Sonderprämie für besonders belastete Berufs­gruppen!“ (Ordnungsnummer 14) (überreicht von der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr)

Berichte ......................................................................................................................... 68

III-109: Bericht betreffend ORF: Standortkonsolidierung – 1. Bauphase – Reihe BUND 2020/14; Rechnungshof

III-123: Bericht betreffend EU-Jahresvorschau 2020 auf der Grundlage des Achtzehnmonatsprogramms des Rates für 2019/2020 und des Arbeitsprogramms der Europäischen Kommission für 2020; BM f. für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-124: Jahresbericht 2019 der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte; BM f. für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-125: Bericht über den Zivildienst (BGBl. Nr. 679/1986, idgF) und die mit ihm zusammenhängende finanzielle Gebarung für die Jahre 2017, 2018 und 2019; BM f. Landwirtschaft, Regionen und Tourismus


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III-127: Bericht betreffend Nationales Reformprogramm Österreich 2020; Bundes­regierung

Anträge der Abgeordneten

Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Herbert Kickl, Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Ver­fassungsgesetz (B-VG) und das Bundesgesetz über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäftsordnungsgesetz 1975) geändert werden (421/A)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend österreichweit einheitlicher Mas­terplan zum Hochfahren des Gesundheitssystems (422/A)(E)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend COVID-19 Risiko­attest für gefährdete Arbeitnehmer (423/A)(E)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend tägliche Arbeits­marktinformationen zu COVID-19-Auswirkungen (424/A)(E)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Obduktion, Dokumen­tation und Information zu COVID-19 (425/A)(E)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Neue Gesamtstrategie für COVID-19-Testungen (426/A)(E)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sonderpflegeurlaub für Arbeitnehmer mit Betreuungspflichten (427/A)(E)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Normenüberprüfung aller COVID-19-Gesetze, Verordnungen und Erlässe im Kompetenzbereich des BMSGPK (428/A)(E)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend interventions­politi­schen Fußabdruck durch ÖVP-Netzwerke gegenüber Gesundheitsbehörden auf Landes- und Bundesebene (429/A)(E)

Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz mit dem das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz geändert wird (430/A)

Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 geändert wird (431/A)

Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 geändert wird (432/A)

Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz, das Kinderbetreuungsgeldgesetz und das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz geändert werden (433/A)

Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket zur Verhinderung einer sozialen Krise (434/A)(E)

Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Errichtung eines Über­brückungs­fonds für ArbeitnehmerInnen (435/A)(E)

Mag. Michaela Steinacker, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das 1. Bundesgesetz betreffend Begleit­maß­nahmen zu COVID-19 in der Justiz, das Gesellschaftsrechtliche COVID-19-Gesetz und das Zivilrechts-Mediationsgesetz geändert werden (8. COVID-19-Gesetz) (436/A)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 14

Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Integrationsgesetz 2017, das Verwaltungs­rechtliche COVID-19-Begleitgesetz 2020, das Zustellgesetz 1982 und das Agrarmarkt Austria Gesetz 1992 (AMA-Gesetz 1992) geändert werden (12. COVID-19-Gesetz) (437/A)

Johann Singer, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die sparsamere Nutzung von Energie durch verbrauchsabhängige Abrechnung der Heiz- und Warmwasserkosten (Heizkostenabrechnungsgesetz – HeizKG 1992) geändert wird (15. COVID-19-Gesetz) (438/A)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wo bleibt der Plan und Schutz für Kinder und ElementarpädagogInnen? (439/A)(E)

Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen be­treffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das Umsatz­steuergesetz 1994, die Bundesabgabenordnung, das Zahlungsbilanzstabilisierungs­ge­setz, das Bundesgesetz über die Errichtung eines COVID-19-Schulveranstaltungs­ausfall-Härtefonds (COVID-19-Schulstornofonds-Gesetz), das Bundesgesetz über die Einrichtung einer Abbaubeteiligungsaktiengesellschaft des Bundes (ABBAG-Gesetz) und das Bundesgesetz, mit dem eine Ermächtigung zur Verfügung über Bundes­ver­mögen erteilt wird, geändert werden sowie das Bundesgesetz über die Prüfung von Förderungen des Bundes aufgrund der COVID-19-Pandemie (COVID-19-Förderungs­prüfungsgesetz – CFPG) erlassen wird (6. COVID-19-Gesetz) (440/A)

Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­des­gesetz, mit dem das Wirtschaftstreuhandberufsgesetz 2017, das Bilanzbuchhal­tungs­gesetz 2014 und das Ziviltechnikergesetz 2019 geändert werden (11. COVID-19-Gesetz) (441/A)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Errichtung der Marktordnungsstelle „Agrarmarkt Austria“ (AMA-Gesetz 1992) geändert wird (442/A)

Karl Mahrer, BA, Mag. Georg Bürstmayr, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das BFA-Verfahrensgesetz 2012, und das Asylgesetzes 2005 geändert werden (7. COVID-19-Gesetz) (443/A)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rascherer Rechts­schutz vor dem Verfassungsgerichtshof (444/A)(E)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Transparente und übersichtliche Kundmachung von Verordnungen in der Corona Krise (445/A)(E)

Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen betreffend Hilfsfonds für gemein­nützige Organisationen (446/A)(E)

Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schluss mit der Ungleichbehandlung – die Entlohnung der unfreiwillig verlängerten Zivildiener auf die der freiwilligen Zivildiener anheben! (447/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Berichte zu den drei Altersvorsorgesäulen (448/A)(E)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sicherstellung der Mittel für den Biodiversitätsfonds im Budget 2020 (449/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 15

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket zur Stärkung der landwirtschaftlichen Krisenresilienz (450/A)(E)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bekenntnis der Bundesregierung und insbesondere der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus zur Reduktion des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzen­schutz­mittel zum Schutz der Biodiversität und des Wassers sowie zur Überarbeitung des Nationalen Aktionsplans über die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutz­mit­teln 2017-2021 (451/A)(E)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Transparenz im Budget (452/A)(E)

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­des(verfassungs)gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert und ein Bundesgesetz über den Zugang zu Informationen (Informationsfreiheitsgesetz – IFG) erlassen wird (453/A)

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Finanzierung politischer Parteien (Par­teiengesetz 2012 – PartG) geändert wird (454/A)

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Finanzierung politischer Parteien (Par­teiengesetz 2012 – PartG) und das Bundesgesetz über Vereine (Vereinsgesetz 2002 – VerG) geändert werden (455/A)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Traktoren im gewerb­lichen Güterverkehr (456/A)(E)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend gesetzliche Verankerung einer Veröffentlichungspflicht von Ausbildungsverträgen an Fachhoch­schulen und Privatuniversitäten (457/A)(E)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Öffnung der Grenzen für Tierbetreuung (458/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kündigung der Arbeits­vereinbarung über ein Abschiebelager in Serbien (459/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beendigung der Praxis der Mascherlposten im Justizressort (460/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beteiligung am EU-Kommissions-Programm zur Aufnahme von Flüchtlingskindern aus Lagern auf den griechischen Inseln (461/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Auflösung der Asylgroß­quartiere während der COVID-19-Pandemie (462/A)(E)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend sinnvolle Medienförderung (463/A)(E)

Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bericht über COVID Verwaltungsstrafverfahren (464/A)(E)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen betreffend U-Haftverhandlungen über Video (465/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 16

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend ÖBB Kurzarbeit (466/A)(E)

Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klarstellung zur Erbschafts- und Vermögenssteuer (467/A)(E)

Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Mobilisierung von Freiflächen für Photovoltaik (468/A)(E)

Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einbindung der Industrie bei Stromnetzstabilität und Versorgungssicherheit (469/A)(E)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 24. Oktober 1967 betreffend den Familienlastenausgleich durch Beihilfen (Familienlastenausgleichsgesetz 1967) und das Bundesgesetz vom 7. Juli 1988 über die Besteuerung des Einkommens natürlicher Personen (Einkommen­steuer­gesetz 1988 – EStG 1988) geändert wird (470/A)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Notfallplan gegen Arten­ster­ben in österreichischen Flüssen, Seen und Feuchtgebieten (471/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend ELGA-Erweiterung, sowie Forschungs- und EU-Schnittstelle (472/A)(E)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Untersuchung von Umwelt­einflüssen als Faktoren bei COVID-19 Erkrankungen (473/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Transparenz: Breite Ein­bindung der Wissenschaft in die Corona-Risikogruppen-Definition (474/A)(E)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­des(verfassungs)gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) und das Bundesgesetz über den Rechnungshof (Rechnungshofgesetz 1948 – RHG) geändert werden (475/A)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Meinungsfreiheit statt schleichen­der Zensur (476/A)(E)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Normenüberprüfung aller COVID-19-Verordnungen und Erlässe (477/A)(E)

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sicherung der Gemein­de­finanzen in der Krise (478/A)(E)

Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kinder und Jugend­liche stärker in den Fokus rücken (479/A)(E)

Mag. Michael Hammer, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Prüfung lohnabhängiger Abgaben und Beiträge, das Einkommensteuergesetz 1988, das Kommunalsteuergesetz 1993, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Bauarbeiter-Urlaubs- und Abferti­gungs­kassengesetz und das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz geändert werden (480/A)

Mag. Andreas Hanger, David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz zur Förderung von freiwilligem Engagement (Freiwilligengesetz – FreiwG), BGBl. I Nr. 17/2012 geändert wird (10. COVID-19-Ge­setz) (481/A)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 17

Mag. Ernst Gödl, Bedrana Ribo, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundespflegegeldgesetz geändert wird (14. COVID-19-Gesetz) (482/A)

August Wöginger, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz, das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz, das Gehaltsgesetz 1956 und das Vertrags­bedienstetengesetz 1948 geändert werden (9. COVID-19-Gesetz) (483/A)

Gabriela Schwarz, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Epidemiegesetz 1950 und das Apothekengesetz geändert werden (16. COVID-19-Gesetz) (484/A)

Gabriela Schwarz, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Sanitätergesetz geändert wird (13. COVID-19-Gesetz) (485/A)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gesetzliche Budgetprovisorium 2020 und das Bundesfinanzrahmengesetz 2019 bis 2022 geändert werden (486/A)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das Körperschaftsteuergesetz 1988, das Umsatz­steu­ergesetz 1994, die Bundesabgabenordnung, das Allgemeine Sozialversicherungs­gesetz, das Gewerblichen Sozialversicherungsgesetz, das Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetzes 2010, das Gaswirtschaftsgesetzes 2011 und die Gewerbeord­nung 1994 geändert werden (487/A)

Maria Großbauer, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Siche­rung der Kunst-, Kultur- und Sportveranstalter vor weiteren Auswirkungen der COVID-19-Pandemie (488/A)(E)

Norbert Sieber, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977, das Familienlasten­aus­gleichsgesetz 1967 und das Arbeiterkammergeseetz 1992 geändert werden (6. COVID-19-Gesetz) (489/A)

Maria Großbauer, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Errichtung eines Härtefallfonds (Härtefallfondsgesetz) geändert werden (17. COVID-19-Gesetz) (490/A)

Anfragen der Abgeordneten

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sund­heit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Krisenmanagement rund um Ausbruch & Verbreitung des Coronavirus“ (1343/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend „Causa Ischgl“ – bilateraler Austausch mit den isländischen Behörden (1344/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Ver­schlep­pung von COVID19-Maßnahmen in Tirol aus parteipolitischen Motiven?“ (1345/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Verschleppung von COVID19-Maßnahmen in Tirol aus parteipolitischen Motiven?“ (1346/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 18

Ing. Markus Vogl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Arbeitsinspektorat (1347/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend dringend erforderliche Maßnahmen in Justizanstalten im Zusammenhang mit der sogenannten Corona-Epidemie (1348/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Medien- und Pressefreiheit während der Corona-Krise (1349/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Medien- und Pressefreiheit während der Corona-Krise (1350/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Medien- und Pressefreiheit während der Corona-Krise (1351/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Medien- und Pressefreiheit während der Corona-Krise (1352/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Medien- und Pressefreiheit während der Corona-Krise (1353/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Medien- und Pressefreiheit während der Corona-Krise (1354/J)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Medien- und Pressefreiheit während der Corona-Krise (1355/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Einsatz eines Digitalen Krisenstabs (1356/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Verwendung von Big Data zur Bekämpfung der Covid19-Pandemie (1357/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend medizinische Sachver­ständige (1358/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Krebserkrankungen (1359/J)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digita­lisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Neugestaltung der Sicherheitsvor­kehrun­gen im Bundesamtsgebäude Radetzkystraße (1360/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Fachkräftestipendium (1361/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­zia­les, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Bakteriophagen (1362/J)

Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Whatsapp-Gruppe der EuropaministerInnen (1363/J)

Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Kilometerlange Staus am Grenzübergang Nickelsdorf durch ungarische Grenzschließung (1364/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 19

Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Notverordnung in Ungarn (1365/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend umgehend notwendige Öffnung der Bundesgärten (1366/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digita­lisierung und Wirtschaftsstandort betreffend „Krisenmanagement Corona: Wo bleibt die zentrale Koordination?“ (1367/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Krisenmanagement Corona: Wo bleibt die zentrale Koordination?“ (1368/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Kurzbericht Härtefallfonds gem. Art. 15 2. COVID-19-Gesetz (1369/J)

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Beratungsstab Covid-19 (1370/J)

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Bera­tungsstab Covid-19 (1371/J)

Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beratungsstab Covid-19 (1372/J)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Neugestaltung der Sicherheitsvorkehrungen im Bundesamtsgebäude Radetzkystraße (1373/J)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Neuge­stal­tung der Sicherheitsvorkehrungen im Bundesamtsgebäude Radetzkystraße (1374/J)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Neugestaltung der Sicherheits­vorkehrungen im Bundesamtsgebäude Radetzkystraße (1375/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Beratungsleistungen in der Coronakrise (1376/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Beratungsleistungen in der Coronakrise (1377/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Beratungsleistungen in der Coronakrise (1378/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Beratungsleistungen in der Coronakrise (1379/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 20

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Beratungsleistungen in der Coronakrise (1380/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Beratungsleistungen in der Coronakrise (1381/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beratungs­leistun­gen in der Coronakrise (1382/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Beratungsleistungen in der Coronakrise (1383/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Beratungsleistungen in der Coronakrise (1384/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Beratungsleistungen in der Coronakrise (1385/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Beratungsleistungen in der Coronakrise (1386/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Beratungsleistungen in der Coronakrise (1387/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Beratungsleistungen in der Coronakrise (1388/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Covid-19 Tests (1389/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Rechtsunsicherheit im Influencer-Marketing – Abgrenzung nicht-kommerzieller Kommunikation zu bloßer Information bzw. zur Meinungsbildung von Geschäftspraktiken iSd UWG (1390/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Sicherheitslücke Zoom (1391/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Militärmedizinisches Gerät des ÖBH (1392/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Sicherheitslücke Zoom (1393/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Rückholung von in Zeiten der Coronakrise im Ausland aufhältigen Österreichern (1394/J)

Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend Corona-Schutzmaßnahmen bei Asylantenunterbringung (1395/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Maßnahmenentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1396/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Maßnahmenentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1397/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 21

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Maßnahmenentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1398/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und Integration betreffend Maßnahmenentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1399/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Maßnahmenentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1400/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Maßnahmenentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1401/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Land­wirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Maßnahmenentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1402/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Maßnahmenentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1403/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digita­lisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Maßnahmenentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1404/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Maßnahmenentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1405/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Maßnahmenentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1406/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Maßnahmenentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1407/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Maßnah­menentscheidungen im Zuge der Corona-Krise (1408/J)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend illegale Demonstration im Prater (1409/J)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­pä­ische und internationale Angelegenheiten betreffend Engagement des Bundesminis­teriums für europäische und internationale Angelegenheiten bezüglich der Rückholung österreichischer Touristinnen und Touristen während der Coronavirus Krise (1410/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Deutschunterricht in österreichischen Justizanstalten (1411/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Corona-Infektionsfälle bei Polizeibeamten (1412/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Fördermittel für Theaterprojekt "Migration erleben" an Wiener Gymnasium (1413/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Sicherheitslücke Zoom (1414/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 22

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Sicherheitslücke Zoom (1415/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Sicherheitslücke Zoom (1416/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Sicherheitslücke Zoom (1417/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Sicherheitslücke Zoom (1418/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Sicherheitslücke Zoom (1419/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Sicherheitslücke Zoom (1420/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und Integration betreffend Sicherheitslücke Zoom (1421/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sicherheitslücke Zoom (1422/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Sicherheitslücke Zoom (1423/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Sicherheitslücke Zoom (1424/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Sicherheitslücke Zoom (1425/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Sicherheitslücke Zoom (1426/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Verwirrung über Asylwerber und Gesundheitszeugnisse (1427/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend beim Minister hat es gefunkt – Hörspiel mit Karl Nehammer (1428/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Grenzöffnung durch die Türkei (1429/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Covid-19 Testungen und deren Auswertung (1430/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Ermittlungen des Finanzministeriums in der Causa Casinos-Vorstand (1431/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Anzeigen aufgrund des COVID Maßnahmengesetzes (1432/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 23

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Anzeigen aufgrund des COVID Maßnahmengesetzes (1433/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Frachtflüge der AUA (1434/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Fragen zum Corona-Exper­tenpapier (1435/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Fragen zum Corona-Expertenpapier (1436/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Obduktionen von Covid-19 Opfern (1437/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Überwachungsmaßnahmen im Zusammenhang mit COVID-19 (1438/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend politisch motivierte Einladungspolitik (1439/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und Integration betreffend COVID-19 – Frauenhäuser (1440/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und Integration betreffend COVID-19 – Frauenhelpline gegen Gewalt (1441/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend COVID-19 – Betretungsverbot und Wegweisung (1442/J)

Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und Integration betreffend COVID-19 – Betretungsverbot und Wegweisung durch die Polizei (1443/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Tuberkulose, MRSA und andere Infektionskrankheiten in Justizanstalten (1444/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Terrorverdächtige aus Haft entlassen (1445/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Bewerbungs- und Auswahlverfahren in Justizanstalten (1446/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend externe Verträge im Bundeskanzleramt (1447/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (1448/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digita­lisierung und Wirtschaftsstandort betreffend externe Verträge im Bundes­ministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (1449/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend (1450/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 24

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend externe Verträge im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (1451/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend externe Ver­träge im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (1452/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Finanzen (1453/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Justiz (1454/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (1455/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend externe Verträge im Bundes­minis­terium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (1456/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Landesverteidigung (1457/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Land­wirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (1458/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend externe Verträge im Bundesministerium für Inneres (1459/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Einführung einer Cybermiliz (1460/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend EU-weite Beschaffung von COVID-19 Material (1461/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Sozia­les, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend EU Assistenz bei Be­schaffung von COVID-19 Material (1462/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Regulatory Sandbox für FinTechs (1463/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend Zahlensalat in einer Werbeaussendung des BMLRT (1464/J)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Sozia­les, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Krebserkrankungen (1465/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Schutz von Soldat_innen und Grundwehrdienern (1466/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Asylanträge während der COVID-19-Krise (1467/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 25

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Absehen von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens in Zusammenhang mit im Raum stehenden Falschaussagen im „BVT-Untersuchungsausschuss“ (1468/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Bezug des Kinderbetreuungsgeldes in Oberösterreich (1469/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Bezug des Kinderbetreuungsgeldes in Niederösterreich (1470/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Bezug des Kinderbetreuungsgeldes in Wien (1471/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Bezug des Kinderbetreuungsgeldes in der Steiermark (1472/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Bezug des Kinderbetreuungsgeldes in Salzburg (1473/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Bezug des Kinderbetreuungsgeldes in Vorarlberg (1474/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Bezug des Kinderbetreuungsgeldes in Kärnten (1475/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Bezug des Kinderbetreuungsgeldes in Tirol (1476/J)

Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Bezug des Kinderbetreuungsgeldes im Burgenland (1477/J)

Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Jugendvollzug in Österreich (1478/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Strukturierung und Kosten der Generaldirektion (1479/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Überstundenkontingente Justizanstalten, Generaldirektion und Kabinett (1480/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part XIX (1481/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part XVIII (1482/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part XVII (1483/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 26

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part XVI (1484/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part XV (1485/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part XIV (1486/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part XIII (1487/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part XII (1488/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part XI (1489/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part X (1490/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part IX (1491/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part VIII (1492/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part VII (1493/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part VI (1494/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part V (1495/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part IV (1496/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part III (1497/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part II (1498/J)

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Familienleistungen EU-VO 883 2004, Part I (1499/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Absehen von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens in Zusammenhang mit leitenden Beamten des BM.I (1500/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Corona-Schutzausrüstung im Justizressort (1501/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Corona-Schutzausrüstung im Innenressort (1502/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Corona-Schutzausrüstung im Gesundheits- und Pflegebereich (1503/J)

Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Umsetzung des außerordentlichen Zivildienstes (1504/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 27

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Banken-freundliche Korrektur eines für Verbraucher vorteilhaften EuGH-Urteils durch die ÖVP-Grüne-Bundes-regie­rung? (1505/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Banken-freundliche Korrektur eines für Verbraucher vorteilhaften EuGH-Urteils durch die ÖVP-Grüne-Bundesregierung? (1506/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend Banken-freundliche Korrektur eines für Verbraucher vorteilhaften EuGH-Urteils durch die ÖVP-Grüne-Bundesregierung? (1507/J)

Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und Integration betreffend ÖIF versendet unvollständige COVID-19-Informationen an Menschen ausländischer Herkunft (1508/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Maßnahmen für bäuerliche Familienbetriebe (1509/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend GUI Findok, die Website im Wandel der Zeit (1510/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Erneute Implementierung eines Cyberkommandos (1511/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ein österlicher Erlass (1512/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Ein österlicher Erlass (1513/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Verwaltungsstrafverfahren aufgrund des EpidemieG (1514/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Verwaltungsstrafverfahren aufgrund des EpidemieG (1515/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend außerordentliche Covid 19 Förderung Wochenzeitung „Zur Zeit“ (1516/J)

Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Außerordentliche Covid 19 Förderung Wochenzeitung „Zur Zeit“ (1517/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend „Stopp Corona“-App (1518/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend „Stopp Corona“-App (1519/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Stopp Corona“-App (1520/J)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Stopp Corona“-App (1521/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 28

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1522/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1523/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1524/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digita­lisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1525/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­pä­ische und internationale Angelegenheiten betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1526/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1527/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1528/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und Integration betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1529/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1530/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1531/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1532/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inse­rate während der Corona Krise (1533/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Land­wirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1534/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1535/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ausgaben des Ministeriums für Inserate während der Corona Krise (1536/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Aussetzung verpflichtende Lehrevalu­ation (1537/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 29

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Medienfreiheit herstellen (1538/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Corona: Wer berät den Kanzler? (1539/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Unbrauchbare Schutzmasken aus China (1540/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Unbrauchbare Schutzmasken aus China (1541/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Unbrauchbare Schutzmasken aus China (1542/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Unbrauchbare Schutzmasken aus China (1543/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Rubicon Datenleck (1544/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Folgeanfrage Skandal um Flugpolizei (1545/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Folgeanfrage Ibiza-Ermittlungen und die Causa Schellenbacher (1546/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Wird Ihr eigenes Krisenmanagement Ihrem eigenen Anspruch eigentlich gerecht?“ (1547/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1548/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidi­gung betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1549/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1550/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1551/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und Integration betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1552/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1553/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1554/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1555/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 30

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Kosten der Minister­büros im 1. Quartal 2020 (1556/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wis­senschaft und Forschung betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1557/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Ver­fassung betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1558/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1559/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1560/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sund­heit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1561/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten der Ministerbüros im 1. Quartal 2020 (1562/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Einbindung unabhängiger ExpertIn­nen in das Corona-Krisenmanagement“ (1563/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Ein­bindung unabhängiger ExpertInnen in das Corona-Krisenmanagement“ (1564/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Durchführung und Interpre­tation der Prävalenzstudie“ (1565/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissen­schaft und Forschung betreffend „Durchführung und Interpretation der Prävalenzstudie“ (1566/J)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Durch­führung und Interpretation der Prävalenzstudie“ (1567/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisie­rung und Wirtschaftsstandort betreffend Gefährliche Schutzmaskenlieferungen aus China (1568/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Gefährliche Schutzmasken­lieferungen aus China (1569/J)

Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Gefährliche Schutzmaskenlieferungen aus China (1570/J)

Mag. Thomas Drozda, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Regierungsinformation zur Coronakrise (1571/J)

Mag. Thomas Drozda, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Regierungsinformation zur Coronakrise (1572/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 31

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend betreffend „Wo bleibt der Kinderschutz in Österreich?“ (1573/J)

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend „Wo bleibt der Kinderschutz in Österreich?“ (1574/J)

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Wo bleibt der Kinderschutz in Österreich?“ (1575/J)

Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zahlungen an die Tiroler Adler Runde (1576/J)

Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend COVID19-Finanzierungsagentur (COFAG) (1577/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend „Umgang mit Corona COVID-19 innerhalb der Sicherheitsbehörden“ (1578/J)

Anfragebeantwortungen

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (768/AB zu 710/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (769/AB zu 714/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (770/AB zu 715/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (771/AB zu 721/J)

der Bundesministerin für Frauen und Integration im Frauen und Integration auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (772/AB zu 750/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (773/AB zu 723/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (774/AB zu 1226/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (775/AB zu 739/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Ni­kolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (776/AB zu 724/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (777/AB zu 728/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (778/AB zu 747/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Felix Eypeltauer, Kolleginnen und Kollegen (779/AB zu 735/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 32

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (780/AB zu 725/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (781/AB zu 729/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (782/AB zu 743/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (783/AB zu 737/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (784/AB zu 752/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (785/AB zu 730/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (786/AB zu 738/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (787/AB zu 733/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (788/AB zu 722/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Felix Eypeltauer, Kolleginnen und Kollegen (789/AB zu 736/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (790/AB zu 732/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (791/AB zu 727/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen (792/AB zu 749/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (793/AB zu 742/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (794/AB zu 745/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (795/AB zu 746/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolle­ginnen und Kollegen (796/AB zu 751/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 33

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (797/AB zu 734/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (798/AB zu 753/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (799/AB zu 755/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (800/AB zu 754/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (801/AB zu 760/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (802/AB zu 798/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (803/AB zu 784/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen (804/AB zu 756/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (805/AB zu 786/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (806/AB zu 811/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (807/AB zu 890/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (808/AB zu 943/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen (809/AB zu 950/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (810/AB zu 921/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (811/AB zu 783/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (812/AB zu 829/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (813/AB zu 769/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (814/AB zu 809/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (815/AB zu 834/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 34

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (816/AB zu 867/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (817/AB zu 874/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (818/AB zu 766/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (819/AB zu 804/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (820/AB zu 779/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (821/AB zu 781/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (822/AB zu 790/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (823/AB zu 832/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (824/AB zu 765/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (825/AB zu 805/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (826/AB zu 762/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (827/AB zu 833/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (828/AB zu 835/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (829/AB zu 836/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (830/AB zu 900/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (831/AB zu 911/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (832/AB zu 938/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (833/AB zu 808/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 35

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (834/AB zu 770/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (835/AB zu 869/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (836/AB zu 768/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen (837/AB zu 778/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (838/AB zu 814/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (839/AB zu 821/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (840/AB zu 824/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (841/AB zu 822/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (842/AB zu 823/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen (843/AB zu 825/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (844/AB zu 806/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (845/AB zu 764/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (846/AB zu 759/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (847/AB zu 813/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (848/AB zu 795/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (849/AB zu 828/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (850/AB zu 802/J)

der Bundesministerin für Frauen und Integration im Frauen und Integration auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (851/AB zu 771/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 36

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolle­ginnen und Kollegen (852/AB zu 772/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im EU und Verfassung auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (853/AB zu 773/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (854/AB zu 780/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (855/AB zu 787/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (856/AB zu 830/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolle­ginnen und Kollegen (857/AB zu 796/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolle­ginnen und Kollegen (858/AB zu 800/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolle­ginnen und Kollegen (859/AB zu 816/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (860/AB zu 801/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolle­ginnen und Kollegen (861/AB zu 817/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (862/AB zu 782/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (863/AB zu 767/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolle­ginnen und Kollegen (864/AB zu 819/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (865/AB zu 803/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (866/AB zu 761/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (867/AB zu 807/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (868/AB zu 868/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im EU und Verfassung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen (869/AB zu 831/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 37

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen (870/AB zu 827/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (871/AB zu 799/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (872/AB zu 757/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (873/AB zu 758/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (874/AB zu 763/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen (875/AB zu 774/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (876/AB zu 791/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (877/AB zu 792/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (878/AB zu 810/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen (879/AB zu 775/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (880/AB zu 826/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (881/AB zu 785/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (882/AB zu 812/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (883/AB zu 789/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (884/AB zu 793/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (885/AB zu 797/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (886/AB zu 794/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (887/AB zu 818/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (888/AB zu 876/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 38

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen (889/AB zu 875/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (890/AB zu 871/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (891/AB zu 840/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (892/AB zu 839/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (893/AB zu 882/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (894/AB zu 851/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (895/AB zu 854/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (896/AB zu 855/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (897/AB zu 856/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (898/AB zu 857/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (899/AB zu 858/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (900/AB zu 859/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (901/AB zu 860/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (902/AB zu 861/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (903/AB zu 841/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (904/AB zu 870/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (905/AB zu 843/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 39

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (906/AB zu 863/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (907/AB zu 853/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (908/AB zu 844/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (909/AB zu 845/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (910/AB zu 846/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (911/AB zu 847/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (912/AB zu 848/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (913/AB zu 849/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (914/AB zu 850/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (915/AB zu 862/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (916/AB zu 852/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (917/AB zu 865/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (918/AB zu 881/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (919/AB zu 864/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (920/AB zu 842/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (921/AB zu 879/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (922/AB zu 880/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (923/AB zu 866/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (924/AB zu 878/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (925/AB zu 872/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (926/AB zu 873/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (927/AB zu 970/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 40

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (928/AB zu 838/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (929/AB zu 942/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (930/AB zu 952/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (931/AB zu 904/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (932/AB zu 941/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen (933/AB zu 936/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (934/AB zu 893/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (935/AB zu 933/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (936/AB zu 905/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (937/AB zu 934/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolle­ginnen und Kollegen (938/AB zu 884/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolle­ginnen und Kollegen (939/AB zu 887/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (940/AB zu 918/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (941/AB zu 919/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im EU und Verfassung auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (942/AB zu 889/J)

der Bundesministerin für Frauen und Integration im Frauen und Integration auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (943/AB zu 897/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (944/AB zu 902/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im EU und Verfassung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (945/AB zu 907/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 41

der Bundesministerin für Frauen und Integration im Frauen und Integration auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (946/AB zu 909/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im EU und Verfassung auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (947/AB zu 947/J)

der Bundesministerin für Frauen und Integration im Frauen und Integration auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (948/AB zu 948/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (949/AB zu 883/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (950/AB zu 899/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (951/AB zu 915/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (952/AB zu 916/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (953/AB zu 955/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (954/AB zu 937/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (955/AB zu 951/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (956/AB zu 956/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (957/AB zu 892/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (958/AB zu 895/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (959/AB zu 945/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (960/AB zu 953/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (961/AB zu 898/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (962/AB zu 885/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (963/AB zu 913/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 42

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (964/AB zu 949/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (965/AB zu 924/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (966/AB zu 891/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (967/AB zu 901/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­rage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (968/AB zu 888/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (969/AB zu 906/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (970/AB zu 940/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (971/AB zu 920/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (972/AB zu 914/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (973/AB zu 922/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (974/AB zu 939/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (975/AB zu 908/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (976/AB zu 1296/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (977/AB zu 903/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (978/AB zu 925/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (979/AB zu 926/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 43

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (980/AB zu 927/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (981/AB zu 954/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (982/AB zu 931/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (983/AB zu 886/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (984/AB zu 928/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (985/AB zu 962/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (986/AB zu 944/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (987/AB zu 929/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (988/AB zu 930/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen (989/AB zu 896/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (990/AB zu 965/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (991/AB zu 910/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kolle­gen (992/AB zu 957/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kolle­gen (993/AB zu 894/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (994/AB zu 946/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (995/AB zu 912/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (996/AB zu 917/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kolle­gen (997/AB zu 1060/J)

der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen (998/AB zu 974/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen (999/AB zu 963/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 44

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (1000/AB zu 958/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1001/AB zu 966/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen (1002/AB zu 973/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1003/AB zu 964/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (1004/AB zu 969/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (1005/AB zu 993/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen (1006/AB zu 971/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen (1007/AB zu 972/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kolle­gen (1008/AB zu 960/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (1009/AB zu 967/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (1010/AB zu 990/J)

der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (1011/AB zu 980/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (1012/AB zu 981/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (1013/AB zu 959/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen (1014/AB zu 961/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im EU und Verfassung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (1015/AB zu 977/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (1016/AB zu 976/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (1017/AB zu 978/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 45

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (1018/AB zu 987/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (1019/AB zu 988/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (1020/AB zu 968/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (1021/AB zu 984/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (1022/AB zu 991/J)

der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (1023/AB zu 989/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (1024/AB zu 996/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (1025/AB zu 992/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (1026/AB zu 1052/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (1027/AB zu 1017/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen (1028/AB zu 1076/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kolle­gen (1029/AB zu 979/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (1030/AB zu 983/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (1031/AB zu 985/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (1032/AB zu 994/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (1033/AB zu 995/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die An­frage der Abgeordneten Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen (1034/AB zu 986/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 46

10.02.50Beginn der Sitzung: 10.02 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.

10.02.54*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abge­ordnete! Die 24. Sitzung des Nationalrates ist eröffnet. Ich darf Sie recht herzlich begrüßen, ich begrüße auch unsere Zuseher zu Hause vor den Fernsehgeräten.

Wir kehren Stück für Stück wieder zur parlamentarischen Normalität zurück: Heute gibt es wieder eine Aktuelle Stunde, es finden wieder Ausschusssitzungen statt. Ich darf für unsere Zuseher vor den Fernsehgeräten beziehungsweise via Livestream erklären, dass wir ein erhöhtes Sitzungsaufkommen haben und nächste Woche, am Dienstag, dem 28.4., ebenfalls wieder zusammentreten werden. Im Mai widmen wir uns sowohl in den Ausschussberatungen als auch in den Plenarberatungen dem Budget.

Wir tagen heute mit allen Abgeordneten, dafür wird wieder die Galerie genutzt – daher sind keine Besucherinnen und Besucher hier anwesend – und es sind auch Abge­ordnete im Dachfoyer zugegen. Wir orientieren uns an den Vorgaben der Gesund­heits­behörden. Ich bitte darum, den Abstand wirklich einzuhalten, und empfehle, weiterhin – vor allem in Kontaktsituationen – die Masken zu tragen. Wir desinfizieren, es gibt außerdem die Acrylbarrieren, und wir werden am Ende des Plenartages geblockt ab­stimmen. – So viel zur Information für unsere Zuseherinnen und Zuseher.

*****

Die Amtlichen Protokolle der 20. und der 21. Sitzung vom 2. April 2020, die nicht verlesenen Teile des Amtlichen Protokolls der 22. Sitzung und das Amtliche Protokoll der 23. Sitzung vom 3. April 2020 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind heute die Abgeordneten Kira Grünberg, Nurten Yılmaz, Dr. Reinhard Eugen Bösch, Mag. Gerald Hauser, Mag. Philipp Schrangl und Mag. Faika El-Nagashi.

*****

Ich darf bekannt geben, dass der ORF die Sitzung bis 13 Uhr in ORF 2 und bis 19.15 Uhr in ORF III überträgt; anschließend wird die Sitzung in der TVthek kom­men­tiert übertragen.

Ich darf herzlich den Bundeskanzler und die Mitglieder der Bundesregierung begrüßen.

10.05.20Aktuelle Stunde


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen somit zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 47

„Wer nichts weiß, muss alles glauben. Transparenz und Information jetzt, Herr Bundeskanzler!“

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Klubobfrau Meinl-Reisinger. – Ich darf Sie darauf aufmerksam machen: Ihre Redezeit beträgt 10 Minuten. Bitte.


10.05.37

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Herr Präsident! Werter Herr Bundeskanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuschauerinnen und Zuschauer! Es ist eine für mich mittlerweile ungewohnte Fülle an Menschen hier im Raum. Man merkt, dass die Zeit der physi­schen Distanzierung irgendwie schon Nachwehen zeitigt, dahin gehend, dass ich wirk­lich im ersten Moment gedacht habe: Hu, viele Menschen in einem Raum! Ich freue mich aber von ganzem Herzen, Sie alle wiederzusehen; das möchte ich auch einmal sagen.

Wir befinden uns in Woche sechs, die Menschen in Österreich haben sich gut an die Regeln oder auch Anweisungen der Regierung betreffend physische Distanzierung gehalten, und die Zahlen sind gut. So ist es nun auch möglich, und das muss auch immer das Ziel sein, dass wir mehr Freiheiten erlangen. Mir ist klar, dass es in dieser Zeit, die ja wahrscheinlich noch einige Monate, vielleicht sogar Jahre andauern wird, ein permanentes Spannungsverhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit gibt. Dieses Spannungsverhältnis gibt es immer, ich glaube, man muss nur sehr aufpassen – und das möchte ich gleich einmal vorweg sagen, weil mir schon sehr sauer aufgestoßen ist, was ich heute im „Morgenjournal“ gehört habe; da hat ein Soziologe in Bezug auf Israel gesagt, Freiheit sei das Gegenteil von Gesundheit –, daraus kein Gegensatzpaar zu machen, immer auf einen Diskurs und eine gute Ausgewogenheit zu achten, damit man ja nicht in die Situation kommt, dass solche Aussagen getätigt werden, Freiheit sei das Gegenteil von Gesundheit.

Der Grund, warum ich jetzt damit einleite, ist: Mir geht es nicht darum, zurückzublicken. Mir geht es jetzt um die nächste Phase, die Phase der Wiedererlangung der Freiheit. Und nein, das sage ich hier auch, unser Ziel als NEOS ist nicht eine neue Normalität, sondern ein Wiedererlangen der Freiheit, der offenen Gesellschaft, auch der inter­na­tionalen Vernetzung; sie kann vielleicht eine Etappe am Weg dorthin sein. Mir geht es nicht darum, zurückzublicken und zu bewerten; dafür ist jetzt, glaube ich, auch der falsche Zeitpunkt. Wir müssen jetzt nach vorne schauen. Es ist ja auch viel gelungen und schon viel gesagt worden.

Was braucht es jetzt aber, um gut aus dieser Krise herauszukommen? Es wird immer wieder vor der Gefahr einer zweiten, einer dritten Welle oder vielleicht weiteren Wellen gewarnt. Was braucht es also, damit wir alle gemeinsam hier verhindern können, dass es zu neuerlichem Freiheitsentzug kommt? – Wir haben von Anfang an eingemahnt, und das soll uns auch jetzt leiten, dass es eine Balance braucht: Es geht um die Frage der Gesundheit, der Nichtüberlastung des Gesundheitssystems und genauso um den Blick auf die Wirtschaft und auf die Gesellschaft; weder darf die Wirtschaft kippen, noch darf – bitte schön! – die Gesellschaft kippen. Diese Balance muss hergestellt werden; den Menschen wird sehr viel abverlangt.

Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem wir auch der Regierung etwas abverlangen, nämlich umfangreiche Transparenz betreffend all ihre Entscheidungen. Wir haben vor Wochen als Hohes Haus sehr viel Macht in die Hände der Regierung gelegt. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, sozusagen auf der Basis dieser Ermächtigungsgesetze zu regieren: per Verordnungen, per Erlass. Es musste ja alles ganz schnell gehen. Jetzt kommen wir in eine neue Phase, in der das gewissenhaft und transparent und rechtstaatlich passieren


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muss. Wenn Sie so wollen: Die Phase von Speedsheets, die dann irgendwie zu Vor­lagen, Verordnungen, Erlässen werden, die es mit der Verfassungskonformität viel­leicht nicht immer ganz genau nehmen, muss jetzt vorbei sein. (Beifall bei den NEOS.)

Ich sage Ihnen als Vertreterin des Parlaments auch, dass sich diesbezüglich das Par­lament auf die Füße zu stellen hat und zu sagen hat: Wir müssen hier als Volks­ver­tretung die Kontrolle in die Hand bekommen und Transparenz einmahnen! Ich erinnere daran, dass wir ganz am Anfang auch den Vorschlag gemacht haben, dass diese Einschränkungen der persönlichen Freiheit nicht per Verordnung oder Erlass festgelegt werden, sondern sehr wohl auch hier im Haus, im Hauptausschuss diskutiert werden müssen. Warum? – Weil es das Recht des Parlaments, der gewählten Volksvertretung ist, bei so drastischen Maßnahmen mitzudiskutieren, alle Informationen, alle Fakten auf den Tisch zu bekommen und das permanent zu verlangen. Ich glaube, das wäre der bessere Weg gewesen. Jetzt, für diese zweite Phase ist es aber ganz, ganz wesent­lich, denn: „Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ – Damit ist eine Politik der Angst permanent prolongierbar.

Ich sage: „Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ Was meine ich damit? – Es gibt zum einen die Situation, dass wir Daten in Österreich nicht erheben. Ich habe mit Erstaunen zu Kenntnis genommen, dass es keine statistische Erfassung von Vorerkrankungen bei Covid-Patienten gibt, wir bekommen also nicht auf Knopfdruck eine Liste der Vor­erkrankungen, die zu schwereren Verläufen geführt haben. Das wird dann vielleicht durch Studien begleitet, aber die Wissenschaftler sagen schon: Wir haben zu wenige Daten zur Verfügung! – Ich glaube, in so einer Phase wird jeder Patient, wenn das anonymisiert wird, sagen: Selbstverständlich stelle ich das zur Verfügung! Österreich nimmt auch nicht an internationalen wissenschaftlichen Diskussionen teil. – Das ist zu wenig!

„Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ – Das gilt auch für die Zahlen und Daten und Fakten, die wahrscheinlich verfügbar sind. Wir haben mehrfach um Antworten auf fol­gende Fragen gebeten: Was sind eure Entscheidungsgrundlagen, die Entschei­dungs­grundlagen der Regierung? Wer sind die Experten, die euch beraten? Welche Modelle gibt es? Welche Berechnungen gibt es? Was ist denn eigentlich die Strategie?

Lassen Sie mich dazu noch etwas sagen, auch zur Rolle des Hohen Hauses, des Parlaments: Seit Wochen mahnen wir das ein, durchaus auch in den Gesprächen – Sie wissen das! – der Parteichefs mit Ihnen, Herr Bundeskanzler, und mit dem Herrn Vizekanzler. Was ist die Strategie? Welche Modelle? Welche Berechnungen? Ich weiß, am Schluss ist es immer eine politische Entscheidung, und das ist auch gut so. Es ist vielleicht auch an der Zeit, dass man wieder einmal erklärt, dass politische Ent­schei­dungen immer eine Interessenabwägung bedeuten und man eben nicht einfach nur Epidemiologen oder singulär Ökonomen folgt. Es ist eine politische Entscheidung, aber: Was ist die Grundlage? Was ist die Strategie? – Wir haben das nie erfahren.

Gestern am Abend haben wir ein Mail aus dem ÖVP-Klub bekommen, das uns darüber informiert, dass wir heute irgendwann einmal die Containment-2.0-Strategie bekom­men werden. Halten Sie das für die transparente und redliche und aufrichtige Vor­gangs­weise, wie man mit dem Hohen Haus in dieser Phase umgeht? – Ich nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren von ÖVP und Grünen! (Beifall bei NEOS und FPÖ sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das Heckmeck – könnte man schon fast sagen – betreffend Risikogruppen könnte ich jetzt ja auch anführen: Seit bald vier Wochen diskutieren wir darüber, wer zu den Risikogruppen gehört. Wo werden die Testergebnisse gespeichert? Was ist mit den anderen Bereichen des Gesundheitssystems? Ich habe mit Kollegen aus Dänemark gesprochen, und die können sagen: Die Zahlen betreffend Chemotherapie sind in den


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letzten Wochen um so und so viel Prozent zurückgegangen, die Zahl der Arztbesuche ist in den letzten Wochen um so und so viel Prozent zurückgegangen! – Warum kön­nen wir in Österreich das nicht sagen? Oder gibt es diese Daten? Können Sie sie auf den Tisch legen?

Ich komme aber auch zu anderen Bereichen: Der Arbeitsmarkt ist ein ganz wesent­licher Bereich. Wir haben jetzt erst, diese Woche, erfahren, dass die Zahl der Men­schen in Kurzarbeit in diesem Land von 600 000 auf 900 000 raufgeschnellt ist. Anfang April waren über 600 000 Menschen arbeitslos. Wir brauchen diese Zahlen wöchent­lich! Ich gehe davon aus, dass die Zahlen am 1. Mai weitaus höher sein werden. Wir können davon ausgehen, dass mehr als ein Drittel aller unselbstständig Beschäftigten entweder arbeitslos sein oder aufgrund von Kurzarbeit keine Beschäftigung haben wird. Ich erwarte mir in so einer Phase, in der wir ja auf Sicht fahren und diese Ent­scheidungen Schritt für Schritt treffen – wie Sie das immer sagen –, dass das trans­parent wöchentlich auf den Tisch gelegt wird.

Ich möchte, dass genauso auf den Tisch gelegt wird, wie es mit Insolvenzen aus­schaut. Jedes Geschäft, jeder Betrieb, der jetzt zusperren muss, weil ihm das Geschäft verboten wurde und die Hilfen nicht ankommen, sperrt nicht mehr auf; diese Arbeits­plätze sind verloren, dieser Wohlstand ist verloren. Das muss uns völlig klar sein. (Zwischenruf der Abg. Steinacker. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich komme zu den Wirtschaftshilfen, die ja angeblich ankommen: Bürokratismus und Förderdschungel! – Wir wissen das, und auch da gibt es keine Transparenz, auch nicht hinsichtlich der Abwickelung über die Wirtschaftskammer, was den Härtefallfonds an­geht, und über die Cofag. Darüber werden wir heute noch diskutieren, denn wir erach­ten es als Parlament, das das Budgetrecht im Land hat, als Selbstverständlichkeit, dass wir auch kontrollieren, wie 38 Milliarden Euro in dieser Krise verwendet werden. (Beifall bei NEOS, SPÖ und FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

„Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ – Das betrifft auch die Bildung. Wie viele Kinder erreichen wir jetzt in dieser Phase nicht? Herr Bundeskanzler, Sie haben gestern gesagt – und das ist völlig faktenbefreit und realitätsfern –, es brauche betreffend Kindergärten keine Änderung, die seien ja offen. Wissen Sie, was die Realität ist? – Eltern müssen gegenüber Kindergärten nachweisen, dass sie einen dringenden Bedarf haben, denn sonst wird ihnen nicht erlaubt, ihr Kind in Betreuung zu geben! (Zwi­schenrufe bei der ÖVP.) Ja, in welcher Welt leben wir denn eigentlich, meine Damen und Herren, dass wir als Eltern als Bittsteller auftreten und das nachweisen müssen?! (Beifall bei NEOS und FPÖ sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich warte darauf, dass die Eltern für einen Tag die Arbeit niederlegen, damit Sie einmal sehen, was Sie mit einer Politik, die sagt, dass das doch alles vereinbar ist, anrichten! Vielleicht ist es aber auch die Ideologie, dass die Frau eh zu Hause ist und sich wunderbar um die Kinder kümmern kann. (Beifall bei den NEOS. – Ruf bei der ÖVP: Unglaublich! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

„Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ – Meine sehr geehrten Damen und Herren, in so einer Zeit ist das wirklich gefährlich, denn Vertrauen, Verlässlichkeit, Planbarkeit und Berechenbarkeit gerade der nächsten Schritte (Zwischenruf der Abg. Steinacker) sind ganz, ganz wesentlich für die Bevölkerung und selbstverständlich auch für die gewählte Volksvertretung. (Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)

Es wäre alles anders, wenn wir in Österreich wie viele entwickelte Demokratien schon ein Informationsfreiheitsgesetz hätten, also ein Gesetz, das den Menschen ein Recht auf Information und Transparenz garantiert, statt eines Bittstellertums, dass wir fragen müs­sen, um Zahlen und Daten und Fakten bekommen zu können. Unser Antrag dazu - -



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf Sie bitten, zum Schluss zu kommen!


Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (fortsetzend): Ich komme zum Schluss, keine Sorge.

Unser Antrag liegt schon längst im Ausschuss. Jetzt wäre die Zeit, dem näherzutreten und endlich für umfangreiche Information und Transparenz zu sorgen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

10.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Bundeskanzler Kurz. – Bitte.


10.16.07

Bundeskanzler Sebastian Kurz: Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Es ist kein ungewohnter Anblick, dass das Hohe Haus wieder so besetzt ist, wie es be­setzt sein soll. Es ist noch immer kein Normalzustand, wenn jeder zweite Sessel frei ist und viele der Abgeordneten ihrer Tätigkeit von der Galerie aus nachkommen müssen, aber es zeigt, was gerade in Österreich stattfindet: der Versuch, wieder ein Stück mehr Normalität einkehren zu lassen, trotz der Gewissheit, dass wir nach wie vor nicht über den Berg sind, trotz der Gewissheit, dass das Virus nicht von heute auf morgen verschwunden sein wird. Trotzdem wird der Versuch, damit zu leben, unternommen.

Ich verstehe vollkommen, dass wir in einer Phase leben, in der viele Menschen Angst haben, in der es viel Unsicherheit gibt, in der es viel Ungewissheit gibt. Das führt natürlich auch zu vielen Fragen, da und dort zu Anspannung und bei manchen auch zu Unsicherheit, wie damit umgegangen werden soll. Es ist nicht hilfreich für uns, das zu wissen, aber es ist trotzdem ein Faktum: Es handelt sich um eine globale Krise, um ein Virus, das weltweit für viele Menschen Krankheit, Leid und Tod bedeutet, um ein Virus, das eine Weltwirtschaftskrise ausgelöst hat, wie wir es seit Langem nicht erlebt haben.

Das Wichtigste und Gute gleich vorweg: Wir als Österreich sind besser durch diese Krise gekommen als andere Länder. Wir haben es geschafft, den Zusammenbruch unserer Gesundheitssysteme zu verhindern. Wir hatten nicht so eine Situation wie in einem unserer Nachbarländer, dass Ärzte darüber entscheiden müssen, wer leben darf und wer sterben muss. Wir haben viele Leben gerettet, und der Grund dafür sind Sie alle, liebe Österreicherinnen und Österreicher. Ich möchte mich daher zu Beginn gleich noch einmal dafür bedanken, dass alle in den letzten Wochen so diszipliniert reagiert haben und dadurch in Österreich Leben gerettet worden sind. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wir sind jetzt in Phase zwei angekommen. Phase zwei ist das Wiederhochfahren un­serer Wirtschaft, das Wiederhochfahren unserer Gesellschaft, das Wiederhochfahren unserer Republik. Ich würde Ihnen gerne sagen, dass heute alles wieder so ist, wie es einmal war, und dass es das Virus in ein paar Wochen nicht mehr gibt, nur entspräche das ist nicht der Realität, es wäre gelogen.

Auch wenn manchen die Situation nicht gefällt, dass wir uns noch in den nächsten Monaten in einer Phase der neuen Normalität werden bewegen müssen, so entspricht das doch der Wahrheit. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Der wirkliche Durchbruch wird erst gelingen, wenn es einen Impfstoff gibt oder ein Medikament erfunden wird. Ab die­sem Zeitpunkt wird die Welt wieder in Ordnung sein und wir können zu all dem zurückkehren, was wir lieben und schätzen und was für uns immer Selbst­ver­ständ­lichkeit war. Bis dahin – und so ehrlich müssen wir sein – müssen wir aber gemeinsam versuchen, bestmöglich mit dem und bestmöglich trotz des Virus zu leben.


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Andere Länder sind an ähnliche Situationen gewohnt. Ich habe das als Außenminister in unterschiedlichen Teilen der Welt miterlebt: Was für uns Selbstverständlichkeit ist, das ist anderswo nicht Selbstverständlichkeit. Wer bei uns außer Haus geht, der fühlt sich sicher. Egal ob Mann oder Frau, egal zu welcher Uhrzeit – man kann das Haus verlassen und auf der Straße spazieren gehen. In vielen anderen Ländern dieser Welt überlegen sich Menschen sehr genau: Soll ich hinausgehen, kann ich hinausgehen, ist es draußen sicher? Geht das zu dieser Uhrzeit? In vielen anderen Ländern der Welt fragt man sich, wenn man von einer Gelse gestochen wird: Kann das der Beginn einer tödlichen Krankheit sein oder ist es eh nur ein harmloser Gelsenstich? In anderen Ländern dreht man das Wasser auf, trinkt aus der Leitung – und kann sich nie sicher sein, ob damit nicht eine Krankheit verbunden ist. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Wir sind in Österreich Gott sei Dank in der Situation, dass wir mit all dem wenig Erfahrung haben. Wir sind daran gewohnt, dass es Sicherheit gibt, dass wir uns frei bewegen können, dass vieles ganz locker und einfach und selbstverständlich verläuft. Was wir in den nächsten Monaten gemeinsam werden erlernen müssen, ist, mit dem Virus zu leben und uns an Maßnahmen wie Abstand halten, Social Distancing, das Tragen von Masken, besondere Hygienevorschriften, das Vermeiden von sozialen Kontakten zu halten. (Zwischenruf des Abg. Kickl.)

Das Motto ist klar: So viel Freiheit wie möglich, so viel Einschränkung wie notwendig. Die Herausforderung in dieser Phase ist die gleiche wie die Herausforderung in der ersten Phase, in der wir als Österreich schon gut reagiert haben: Es gibt wenig Erfah­rungswerte, das Virus ist neu, es ist wissenschaftlich noch nicht zu 100 Prozent erforscht, und für uns in Österreich ist es sowieso eine Umstellung.

Was versuchen wir daher? – Wir versuchen zum einen auf die Erfahrung von anderen Ländern zu setzen, die diese Situation bereits früher als wir erleben mussten. Ich bin sehr dankbar über den internationalen Austausch mit Ländern wie Südkorea, Japan, China, Israel und anderen, die in der ersten Phase sehr hilfreich waren. Wir tauschen uns mit Experten in Österreich aus, mit Virologen, Mathematikern und Simulations­forschern, die uns als Bundesregierung dahin gehend beraten, welche Maßnahme möglich ist und welche Maßnahme welche Auswirkungen haben könnte. Zum Dritten sind natürlich auch die Zuständigen in den Bundesländern, in den Behörden für uns wichtig, weil dort eigene Erfahrungen für Österreich gemacht werden.

Wir werden oft gefragt – Beate Meinl-Reisinger hat das ja auch angesprochen –, nach welchen Kriterien Entscheidungen getroffen werden. – Es wäre schön, wenn es eine einzelne Zahl gäbe, es wäre schön, wenn es eine einzelne Wahrheit gäbe, aber es ist immer ein Mix an Zahlen und an Entwicklungen, auf die man schauen muss: die absolute Zahl der Neuinfizierten, die Frage, ob der Pfeil nach oben oder nach unten zeigt, die Frage, wer sich infiziert und ob diese Menschen ins Spital und vielleicht sogar auf die Intensivstation müssen oder nicht, und ständig die Frage der Kapazitäten im Gesundheitssystem.

Was den Bereich der Wirtschaft betrifft, so bin ich genauso wie im Gesundheitsbereich für Transparenz. Natürlich ist es richtig, dass die Daten, wie es am Arbeitsmarkt aus­sieht und wie viele Menschen in Kurzarbeit sind, laufend veröffentlicht werden, aber unser gemeinsames Ziel muss ja sein, dass diese Zahlen wieder sinken und dass die Wiederauferstehung unserer Wirtschaft (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) auch dazu führt, dass wir wirtschaftlich besser durch die Krise kommen als andere Länder. Das ist unser Ziel. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Zu den Fragen betreffend Gesundheitsbereich: Der Gesundheitsminister wird sicher noch dazu Stellung nehmen, aber ich garantiere Ihnen, Frau Abgeordnete, dass er, so wie ich ihn kenne, selbstverständlich wissenschaftliche Erkenntnisse, Expertenpapiere


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sowie alle Zahlen, Daten und Fakten gerne transparent macht und mit Ihnen teilt. (Abg. Loacker: Auf welcher Basis? – Weitere Zwischenrufe bei den NEOS.)

Zum Dritten, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, weil Sie das Thema der Bildung angesprochen haben: Sie haben vollkommen recht, das ist in Wien strenger gehandhabt worden als in anderen Bundesländern. (Abg. Meinl-Reisinger: Auch in Salzburg schwierig! Auch in Niederösterreich schwierig!) Es ist dort in der Phase der Krise die Entscheidung getroffen worden, mit den Eltern zu besprechen, ob Betreu­ungsbedarf besteht oder nicht. Ich habe selbstverständlich heute schon den Bildungs­minister ersucht, mit den Vertretern in den Bundesländern, in denen das der Fall ist, zu sprechen und darauf einzuwirken, dass es dort zu einer Änderung kommt. (Zwischen­ruf der Abg. Meinl-Reisinger.)

Klar ist – was ich gesagt habe –: Die Bildungseinrichtungen sind für jeden, der ein Betreuungsangebot braucht oder möchte, geöffnet, und ich bleibe dabei: Es ist keine Schande, das auch in Anspruch zu nehmen! (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Loacker: ... das Wort „Schande“ sagen!) Dass die Schulen nicht von heute auf morgen geöffnet werden, ist im Interesse der Kinder, im Interesse der Eltern und der Groß­elterngeneration, und ich glaube, es wäre fahrlässig, da anders vorzugehen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Wissen Sie, was Sie da sagen?)

Abschließend möchte ich mich dafür bedanken – auch wenn die Anspannung jetzt größer wird, und ich habe auch volles Verständnis dafür –, dass wir es in den letzten Wochen geschafft haben – ganz gleich welche Partei, ganz gleich ob Opposition oder Regierung –, mit kühlem Kopf gemeinsam Entscheidungen zu treffen, harte Entschei­dungen zu treffen, rasche Entscheidungen zu treffen, und somit nicht nur Leben ge­rettet worden sind, sondern wir jetzt auch die Möglichkeit haben, schneller als andere Länder auch wirtschaftlich wieder aus dieser Krise herauszukommen.

Richtig zu agieren ist nicht nur das Beste für die Gesundheit, sondern bietet auch die Chance, wirtschaftlich wieder schneller durchzustarten, und ist somit nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Gesellschaft der richtige Weg, und den versuchen wir als Regierung gemeinsam mit Ihnen zu gehen. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.26


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Klubobmann Wöginger. Ab nun beträgt die Redezeit 5 Minuten. – Bitte.


10.26.42

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Ge­schätzte Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Kollegin Meinl-Reisinger, Sie haben gesagt, Ihnen ist heute Früh etwas sauer aufgestoßen. – Mir ist dieser Titel sauer aufgestoßen: „Wer nichts weiß, muss alles glauben. Transparenz und Information jetzt, Herr Bundeskanzler!“ Ich sage Ihnen eines, Frau Kollegin: Dieser Titel ist völlig unangebracht und auch völlig falsch. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.)

Was meinen Sie damit? – Meinen Sie die ständige Information der Bevölkerung von­seiten der gesamten Bundesregierung, die eigentlich tägliche Information? (Abg. Meinl-Reisinger: Meinen Sie diese Inszenierung?) Meinen Sie die wöchentlichen Video­konferenzen von Bundeskanzler und Vizekanzler mit den Oppositionsparteiobleuten? Meinen Sie die unzähligen Präsidialkonferenzen, die wir hier im Hohen Haus abhalten? (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Was meinen Sie mit diesem Titel? – Ich sage Ihnen eines: Die Situation ist zu ernst, um einen solchen Titel zu wählen. Das sage ich


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Ihnen ganz entschieden! (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Meinl-Reisinger: Also jetzt reicht es! – Weitere Zwischenrufe bei den NEOS.)

Das ist es. Es hätte Ihnen auch ein Satz dahin gehend über die Lippen kommen kön­nen (Abg. Meinl-Reisinger: ... Recht auf Information!), dass wir in Österreich inter­national gesehen in dieser Angelegenheit Gott sei Dank die beste Entwicklung haben, die wir haben können. Wir haben leider 491 Tote aufgrund dieser Coronasituation, aber die Zahlen sind eindeutig und sprechen eine ganz klare Sprache. Ich nehme Abstand davon, irgendwelche Vergleiche mit Italien, mit Großbritannien oder mit dem von Ihnen viel gepriesenen Frankreich zu ziehen – ich nehme Abstand davon; Herr Macron hat Mitte März noch Wahlen abhalten lassen –, ich nehme nur Belgien, ein Land, das etwas größer ist als Österreich, zum Vergleich: Dort gibt es 6 000 Tote aufgrund der Coronakrise – wir haben Gott sei Dank nicht einmal 500 Tote. – Diese Zahlen hätten Sie auch erwähnen können, Frau Kollegin Meinl-Reisinger! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Der Dank gilt in erster Linie der österreichischen Bevölkerung – das ist ganz klar –, aber auch der Bundesregierung; auch dafür, dass diese Maßnahmen rasch gesetzt wurden und dass sie letzten Endes auch unverzüglich zur Anwendung gekommen sind. Die Österreicherinnen und Österreicher haben durch ihre Vorbildwirkung – ich möchte das wirklich betonen – dafür gesorgt, dass Gott sei Dank weniger Menschen sterben mussten, als das in anderen Ländern der Fall ist. Das ist doch die Realität. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Jetzt, weil wir wenige Tote haben, wird diskutiert, wieso nicht wieder alles aufgesperrt wird. – Nach welcher Logik, meine Damen und Herren, leben Sie? (Abg. Loacker: Jeder wird ...!) Wir haben diese Maßnahmen bewusst gesetzt, und ich sage es noch einmal: Die Bevölkerung hat das dankenswerterweise mitgetragen, und nur dadurch war es möglich, zu erreichen, dass die Zahlen diese Sprache sprechen.

Jetzt geht es um die schrittweise Öffnung. Ich höre das ja auch in gewissen ländlichen Gebieten, im Social-Media-Bereich: Mein Gott na, was sind denn 500 Tote?! Wieso ist denn nicht schon wieder alles offen – von der Schule angefangen über die Wirtshäuser bis hin zu den Kirchen? – Wir können nur schrittweise öffnen, meine Damen und Herren, weil wir die Zahlen genau beobachten müssen, und das zeigen auch die Erfah­rungswerte aus jenen Ländern, die schon vor uns in diese Krisensituation gekommen sind. (Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.) Das wird behutsam und unter Bedachtnahme durchgeführt, weil wir nicht in die Situation kommen wollen, meine Damen und Herren, dass die Todeszahlen steigen, dass wir an die Kapazitätsgrenzen unserer Spitäler kommen. Wir wollen diese Situation nicht, daher wird schrittweise geöffnet, in 14-Tage-Schritten.

Der Fahrplan ist offiziell verkündet worden, gestern wieder im Rahmen einer Presse­konferenz der Bundesregierung, in der ganz klar festgehalten worden ist, wie das jetzt ablaufen wird (Zwischenrufe bei der SPÖ): Anfang Mai öffnen die Geschäfte, auch die Dienstleistungsbetriebe, Mitte Mai die Tourismusbetriebe, die Gastronomie, auch die Gotteshäuser; diesbezüglich gibt es auch viele Anfragen. Das ist ganz klar geregelt und auch der Öffentlichkeit mitgeteilt worden.

Ich verstehe nicht, meine Damen und Herren, warum wir uns nicht gemeinsam über diese Schritte verständigen können. Das ist der Weg, der unter Einbeziehung von Erfahrungswerten jener Länder, die diese bereits haben, natürlich auch unter Ein­beziehung der Expertinnen und Experten eingeschlagen worden ist (Abg. Loacker: Welcher? – weiterer Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) und der dafür sorgen wird, dass wir diese sogenannte zweite Welle so niedrig wie möglich halten können, damit wir schön langsam wieder in eine gewisse Normalität zurückkehren können. Es wird


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eine andere Normalität sein (Abg. Belakowitsch: Welche andere Normalität?), aber wir wollen natürlich wieder aufmachen, was wir aufmachen können und wo wir uns auch einigermaßen sicher sein können, dass wir letzten Endes unsere Ziele erreichen können. Darum geht es uns, meine Damen und Herren, und um sonst nichts! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bitte zum Schluss kommen!


Abgeordneter August Wöginger (fortsetzend): Abschließend noch einmal ein großes Dankeschön an die österreichische Bevölkerung: Die Einhaltung der Hygienevor­schrif­ten, des Mindestabstands, das funktioniert, und das werden wir auch weiterhin brauchen, weil wir noch keine Medikamente und keinen Impfstoff haben.

Ich möchte mit folgendem Satz schließen: Wir sind dafür verantwortlich, so viel Freiheit wie möglich zu geben – natürlich! –, aber auch so viel Einschränkung, wie es notwendig ist, beizubehalten. – Danke sehr. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.32


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Leichtfried.


10.32.37

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte jetzt am Anfang – ich habe das eigentlich nicht vorgehabt – schon auf etwas, was Klubobmann Wöginger gesagt hat, entgegnen: Jede Fraktion in diesem Haus hat das Recht, eine Aktuelle Stunde so zu benennen, wie sie es für richtig hält, da braucht es keine Zensur in diesem Par­lament, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, Grünen und NEOS.)

Wenn wir uns die Situation jetzt vergegenwärtigen, so müssen wir feststellen, es gibt drei große Ängste in diesem Land, in Österreich: die Angst der Menschen um ihre Gesundheit, die Angst der Menschen um ihre Existenz, die Angst vor dem Verarmen und die Angst um die persönliche Freiheit, um die Demokratie und um die Rechts­staatlichkeit.

Wir sind in einer Situation, wie es sie seit Jahrzehnten, ja wahrscheinlich seit 1945 in diesem Land so nicht gegeben hat. Es wird in dieser Zeit so viel von HeldInnen ge­sprochen. – Ich sage Ihnen, wer die HeldInnen sind: Die HeldInnen sind die Men­schen in Österreich, die ihre Freiheit aufgegeben haben, ihren Lebensstil aufgegeben haben, die Einsamkeit ertragen haben, um diese Situation beherrschen zu können. – Ein herzliches Dankeschön Ihnen allen, dass Sie diese Krise bis jetzt so gut bewältigt haben, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Die Grundlage für dieses vorbildliche Verhalten der Menschen ist das Vertrauen, dass das, was geschieht, evidenzbasiert ist, wissenschaftlich abgeklärt und von der tiefen Sorge getragen ist, dass es den Menschen besser gehen soll. Das war auch der Grund für uns als Sozialdemokraten, bis jetzt hier mitzuhelfen, weil wir eigentlich auch diesen Eindruck gehabt haben, dass es darum geht. Ich sage Ihnen aber ganz offen, Herr Bundeskanzler, schön langsam zweifeln die Menschen daran (Ruf bei der ÖVP: An euch!), und nicht nur die Menschen draußen zweifeln daran, sondern auch jene, die Sie bis jetzt in dieser Phase politisch begleitet haben, zweifeln daran, ob wirklich alles evidenzbasiert, wissenschaftlich abgeklärt geschieht. (Zwischenrufe der Abgeordneten Pfurtscheller und Steinacker.)

Geschätzte Damen und Herren! Wie kann man es verstehen, dass der Herr Bun­deskanzler am 30.3. sagt: „Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist“, und nicht einmal drei Wochen später, am 20. April, liest man in der


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„Bauernzeitung“, dass Frau Köstinger sinngemäß gesagt hat: Jetzt wird es Zeit, dass wir unsere Grenzen für 80 Millionen unserer Nachbarn aufmachen!? – Was hat zu diesem Sinneswandel geführt, geschätzte Damen und Herren? Ich habe das Gefühl, dass das nicht mehr evidenzbasiert, nicht mehr wissenschaftlich begleitet passiert, ich habe den Eindruck, dass jene, die gut darin sind, Berggipfel wegzusprengen, damit die Seilbahnen fahren können, jetzt langsam wieder den Kurs der Regierung vorgeben – und das ist nicht unser Kurs, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Die Menschen haben Angst, zu verarmen: 600 000 Menschen sind arbeitslos, 900 000 Men­schen sind in Kurzarbeit, insgesamt haben 1,5 Millionen Menschen weniger Einkom­men zur Verfügung, aber die gleichen Zahlungen zu leisten. Ich sage Ihnen eines: Sie zögern und zaudern in dieser Frage (Abg. Pfurtscheller: Wo denn?!), aber wir werden nicht ruhen, bis es Ausgleich für diese Menschen gibt, finanziellen Ausgleich, und bis endlich das Arbeitslosengeld für diese Menschen erhöht wird, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Und wenn es darum geht, wer in Zukunft für die Folgen dieser Krise zahlen wird, werden wir dafür kämpfen, dass es nicht diese Heldinnen und Helden in unserem Land sind, sondern dass es die sind, die sich noch immer Dividenden, Boni zuschanzen und nicht bereit sind, ihre Steuern in diesem Land zu zahlen, geschätzte Damen und Herren! Das ist auch das, was für die Zukunft zu tun ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Ja, und es gibt die Angst um die Demokratie, die Freiheit, die Rechtsstaatlichkeit. Wir leben in einer Zeit, in der die Regierung sehr viel Verantwortung übertragen bekommen hat – 38 Milliarden Euro können de facto fast frei vergeben werden! –, und in einer solchen Zeit braucht es ein selbstbewusstes, starkes Parlament, das dieser Regierung auf die Finger schaut – und das werden wir tun! Sie werden sich noch eine Zeit lang sträuben, einen Ausschuss einzurichten, der das macht, aber am Ende wird es diesen Ausschuss für Österreich, für die Menschen in Österreich geben, geschätzte Damen und Herren! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Haubner, Pfurtscheller, Gabriela Schwarz und Steinacker.)

10.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Abgeordnete Belakowitsch ist zu Wort ge­meldet. – Bitte.


10.37.53

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Ganz kurz zu meinem Kollegen Wöginger, der sich hierhergestellt und gesagt hat: „Dieser Titel ist völlig“ – wie hat er wörtlich gesagt? – „unangebracht“. – Also Kritik ist unangebracht; Kritik an der ÖVP ist ja sowieso un­angebracht, das wissen wir! (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.) Der Titel ist so etwas von wichtig, denn so wenig Transparenz, wie Sie sie hier gelebt haben, das ist ja kaum noch zu überbieten!

Sie stellen sich hierher und sagen: Ich vergleiche Österreich nicht gerne mit anderen Ländern, aber einen Vergleich muss ich bringen, nämlich Belgien, denn Belgien hat ja so viele Tote! – Jeder, der sich ein bisschen damit auseinandersetzt, weiß ganz genau, warum Belgien so viele Tote hat: nicht, weil das alles Coronatote sind, nein, sondern deshalb, weil dort alle Personen, die in Altenheimen versterben, mitgezählt werden – das ist in Belgien eine ganz einzigartige Zählmethode –, auch wenn nicht einmal nachgewiesen ist, dass sie Covid-19 hatten oder mit dem Virus infiziert waren. Das ist doch eine Zahl, die nicht vergleichbar ist mit jener in Österreich und auch nicht mit jenen anderer europäischer Länder! (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.) Und das sage nicht ich, sondern das sagt die belgische Gesundheitsministerin


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Maggie De Block, die übrigens Ärztin ist. Die weiß schon, was sie sagt – wahrschein­lich mehr als Sie!

Aber jetzt zu Ihnen, Herr Bundeskanzler: Herr Bundeskanzler, Sie stellen sich hierher und geben eine Antwort ohne Inhalt. – Gut, das sind wir von Ihnen an und für sich eh schon gewohnt. – Sie haben es auch heute wieder verabsäumt, hier irgendetwas über Ihre Experten zu erzählen: Wer sind diese Experten? Wo sind die Berechnungen beziehungsweise auf welcher Basis wurden überhaupt Berechnungen gemacht?

Sie sagen, die Leute haben Angst. – Ja, natürlich haben die Leute Angst, das ist ganz klar, denn Sie haben ja dafür gesorgt, dass die Leute Angst haben. Sie haben in den letzten Wochen erzählt: Hunderttausende werden sterben! Jeder wird irgendjemanden kennen, der an Corona gestorben ist! Wir werden Leichenberge haben, wir werden Massengräber brauchen! – Das sind alles Ausdrücke aus Ihren Pressekonferenzen, Herr Bundeskanzler! Und dann delektieren Sie sich daran, dass die Leute Angst haben; das ist nämlich die Grundvoraussetzung dafür, dass Sie die Grundrechte der Leute beschneiden können; deswegen wollen Sie ja auch, dass die Menschen in diesem Land Angst haben. Das ist genau das, was Sie leben, das ist Ihre Politik, Herr Bundeskanzler! (Beifall bei der FPÖ.)

Seit gestern ist dann plötzlich alles anders, gestern haben Sie dann plötzlich ver­kün­det: Jetzt können wir langsam anfangen, aufzuheben; wir machen sogar die Gastro­nomie auf, allerdings nur bis 23 Uhr! – Vielleicht haben Ihre Experten ja festgestellt, dass das Virus nachtaktiv ist: Ab 24 Uhr ist es dann wieder aktiv, und darum muss man um 23 Uhr zusperren. (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ.)

Herr Bundeskanzler, es steht kein Plan hinter dem, was Sie machen. Sie versuchen, ein bisschen etwas auszuprobieren, aber gleichzeitig sagen Sie den Österreicherinnen und Österreichern permanent: Das ist alles ganz, ganz wichtig; das ist alles ganz, ganz gefährlich, und darum müsst ihr alle Masken tragen! – Die gesamte ÖVP-Riege setzt sich mit Masken hierher. Nur so ein Detail am Rande: In den Präsidialsitzungen hat keiner eine Maske mit, geschweige denn auf – weder Klubobmann Wöginger noch Prä­sident Sobotka.

Zudem sitzen heute beispielsweise Kollegin Großbauer oder Kollege Singer mit Maske hier herinnen; und da frage ich Sie: Was soll das, bitte schön? Die brauchen keine Maske, die sind geheilt, die sind immun, diese Menschen können niemanden mehr infizieren, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das, was Sie hier betreiben, ist ein Maskeradenspiel, das ist ein Maskenball zulasten der Bevölkerung, meine Damen und Herren. Nehmen Sie sich selbst ein bisschen ernster! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Was regen Sie sich denn so auf? Es ist ja so.

Gleichzeitig haben Sie dann meistens noch den Innenminister an Ihrer Hand (Zwi­schenruf des Abg. Amesbauer – Zwischenrufe bei der ÖVP), der in seiner Kraftmeierei auch noch die Polizisten anweist, die Bürger zu bespitzeln, die Bürger zu bestrafen. Da wird eine Mutter mit einer Strafzahlung von 500 Euro bestraft, weil ihre Kinder zufällig mit anderen Kindern im Park spielen, es wird eine andere Frau bestraft, weil sie am Parkbankerl einen Kaffee getrunken hat und zufällig keinen Meter Abstand gehalten hat – also offensichtlich ist es ja jetzt die wichtigste Aufgabe, unbescholtene Bürger zu bestrafen. Das ist genau das, was Sie machen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das heißt, in diesem Land hat das Blockwartdenken, das Vernadern eine Wiederauferstehung gefeiert. Es ist eine Hahnenschwanzlerrepublik, die Sie damit herbeiführen wollen. – Die wollen wir jedenfalls nicht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Gleichzeitig erkennt man aber – in Bezug auf Ischgl – das große Schweigen. Inter­es­sant ist schon, dass der Herr Vizekanzler in seiner gestrigen Pressekonferenz gesagt


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hat, dass er nicht viele kleine Ischgls in Österreich haben will. – Also ist ja doch etwas dran, Herr Bundeskanzler. Vielleicht erklären Sie sich diesbezüglich einmal. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Landeshauptmann Platter hätte längst zurücktreten müssen. (Bei­fall bei der FPÖ.) Das wäre die einzig richtige Antwort auf das Chaos, das Sie in Tirol verursacht haben, gewesen. Sie sind durch dieses Nichthandeln in Tirol verantwortlich für viele Hundert Coronapatienten in ganz Europa, vor allem in Nordeuropa. Da wird auch noch einiges auf Sie zukommen. Es gibt ja schon Massenklagen, die sich auf Tirol beziehen. – Deshalb müsste Platter zurücktreten, und auch Sie, Herr Bun­des­kanzler, wären gefordert, da die richtigen Schlüsse zu ziehen! (Abg. Zarits: ... nicht einmal die FPÖ ...!)

Dank muss man an die ÖsterreicherInnen richten, denn die Österreicherinnen und Österreicher haben in den letzten Wochen tatsächlich viel geleistet. (Zwischenrufe der Abgeordneten Steinacker und Zarits.) Im Gegensatz zu dieser Bundesregierung haben die Österreicher Disziplin gelebt; im Gegensatz zu dieser Bundesregierung ha­ben die Österreicher Opfer gebracht. Der Herr Bundeskanzler hat ja gesagt: Es soll sich niemand aufregen. – (In Richtung des etwas auf ein Blatt Papier schreibenden Bundeskanzlers Kurz:) Er ist ja auch ganz entspannt, schreibt nebenbei, weiß ich nicht, Briefe, keine Ahnung. – Angesichts von über eineinhalb Millionen Beschäftigungslosen in diesem Land sitzt der österreichische Bundeskanzler nach wie vor entspannt auf seiner Bank (Widerspruch bei der ÖVP) und erklärt den ÖsterreicherInnen, dass sie weiterhin Angst haben müssen, damit man auch weiterhin Überwachung vornehmen kann, damit man sie weiterhin in ihren Grund- und Freiheitsrechten einschränken kann. Ganz nebenbei bildet man die Cofag, das ist dieses Gebilde, in das dann die Milliarden reinkommen. Diese 25 Milliarden Euro sind jeglicher parlamentarischer Kontrolle entzogen.


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Darf ich Sie bitten, zum Schluss zu kommen!

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (fortsetzend): Daher sage ich, meine Damen und Herren, liebe Österreicher, Danke für diese Disziplin. Sie haben Dank verdient, diese Bundesregierung nicht. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: ... Rede!)

10.43


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schallmeiner. – Bitte.


10.44.00

Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Ministerinnen und Minister! Sehr geehrte Kol­leginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen! Ich versuche, es ein bisschen ruhiger als meine Vorrednerin zu machen und da wieder ein bisschen mehr Ruhe reinzubringen. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP.) Schauen wir einmal, ob es mir gelingt.

Es ist an sich schon eine spannende Debatte, die wir heute hier führen und die durchaus auch geführt werden soll. Ich sehe das jetzt nicht ganz so kritisch; diese Debatte müssen wir führen, ja.

Wir sind vor ein paar Wochen hier im Hohen Haus zusammengesessen, und damals wurde der Regierung ein großer Rucksack voller Aufträge mitgegeben, was sie denn nicht alles an Maßnahmen zu setzen hätte, wie sie zu kommunizieren hätte, was sie zu sagen hätte. Da war die Rede von einer Kampagne in Funk und Fernsehen, Plakat­aktionen, Anzeigen, aktivem Kommunizieren, mehr direkter Information und, und, und. Ja, sogar eine Coronaapp wurde angeregt. (Abg. Kickl: ... zur Überwachung!) Das alles wurde in den letzten Wochen umgesetzt.


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Es gibt seither regelmäßige Updates zur Situation, jeden Tag. Alle Informationen, die es gibt, sind evidenzbasiert, kommen aufgrund von Statistiken, von international im Großen und Ganzen vergleichbaren Statistiken zustande. Die entsprechenden Daten und Fakten sind also alle belegt. Das ist Sache, das ist aktuell Stand der Dinge.

Am Beispiel des Gesundheitsministeriums, das finde ich immer recht passabel, können wir auch sehen, wie so eine Kommunikation stattfinden kann: ruhig, transparent, sauber, aber auch so, dass das Ganze eben auch für die Menschen draußen greifbar ist. Der Minister macht jeden Tag eine eigene Sprechstunde via Facebook, in der sich alle interessierten Menschen melden können, ihre Fragen eintippen können und eine direkte Antwort vom Minister bekommen. Es ist also offensichtlich nicht so schwer, dass man in diesem Land an Informationen rankommt. Man muss halt nur die richtige Frage an der richtigen Stelle stellen.

Genauso haben auch wir Gesundheitssprecherinnen und -sprecher der einzelnen Fraktionen einmal pro Woche eine Videokonferenz mit dem Minister. Das ist übrigens jene Videokonferenz, das muss man schon dazusagen, in welcher der Minister unter anderem die Teststrategie für die kommenden Wochen schon zweimal mit uns Ge­sund­heitssprecherinnen und -sprechern besprochen hat. (Zwischenruf des Abg. Loacker.– Das ist so, Herr Kollege Loacker. Das ist übrigens auch jene Video­konferenz, in der wir bereits alle anderen Maßnahmen vorbesprochen haben, unter anderem auch die Frage der RisikopatientInnen. Dass das natürlich länger gedauert hat, ist halt durchaus auch der Komplexität dieses Unterfangens geschuldet. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es sind so ziemlich alle relevanten Daten zu dieser Geschichte auch auf der Website des Gesundheitsministeriums downzuloaden – alles im Sinne von Open Data, alles jeden Tag aktualisiert. Es handelt sich natürlich nicht nur um österreichische Daten, sondern es sind zum Teil auch internationale Daten.

Wir erleben jetzt in dieser Diskussion auch – und das möchte ich schon auch noch hervorstreichen – einen neuen Umgang in Bezug auf Fehler. Der Minister stellt sich hin und sagt: Okay, uns sind Fehler passiert, diese Fehler werden wir entsprechend analysieren und beseitigen! – Auch das ist etwas, was es so davor in diesem Land noch nicht gegeben hat. Ich erwarte mir übrigens, dass das in Zukunft nicht nur ein Minister macht, sondern ich erwarte mir von der gesamten Regierung, dass man in Zukunft mit dieser Krise so umgeht. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Kucher.)

Kommen wir aber noch einmal kurz zum Anfang zurück: Angeblich wird zu wenig kommuniziert und falsch kommuniziert. Auch wird gefordert, dass es für alles und jedes eine eigene Statistik gibt. – Kleiner Hinweis: Wer wissen will, wie viele Insolvenzen es gibt, braucht nur auf den Websites des Kreditschutzverbands von 1870 oder des Alpenländischen Kreditorenverbands vorbeizuschauen. Man könnte aber auch auf der Website der viel geschmähten Wirtschaftskammer vorbeischauen, dort findet man diese Daten und Informationen. (Abg. Loacker: ... Insolvenzen! – Zwischenruf des Abg. Scherak.) Wer wissen möchte, wie es mit der Arbeitslosigkeit ausschaut, bekommt auf der Website des AMS diese Daten monatlich perfekt aufbereitet. Man könnte jetzt darüber diskutieren, welchen Sinn es hätte, wenn man das wöchentlich macht, aber es geschieht monatlich. Der April ist jetzt natürlich noch nicht drinnen, weil der noch nicht aus ist.

Weil das auch immer kommt: Wer sitzt denn in diesem ominösen Krisenstab? (Abg. Maurer: Beraterstab!) – Beraterstab, Entschuldigung. Wenn jemand wissen möchte, wer da drinnen sitzt: Das steht auf der Website des Ministeriums. Das wurde übrigens schon am 15 März im „Kurier“ entsprechend berichtet. (Zwischenruf des Abg. Kickl.)


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Liebe Kolleginnen und Kollegen, davon zu reden, dass wir nichts wissen, dass wir keine Informationen haben, ist also aus meiner Sicht komplett falsch und stimmt so nicht. Ab und zu muss man halt auch googeln, um die entsprechenden Informationen zu bekommen. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

10.48


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Loacker. – Bitte.


10.49.03

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer, ken­nen Sie den Unterschied zwischen der aktuellen Regierung und der Experten­regie­rung Bierlein? – Bei der Regierung Bierlein hat man die Experten gekannt. (Heiterkeit und Beifall bei den NEOS sowie Heiterkeit bei SPÖ und FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Stimmt nicht!)

Heute gilt: „Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ – Das gilt für Sie, geschätzte Kolle­ginnen und Kollegen, das gilt für die Bürgerinnen und Bürger, und das gilt leider auch für die Bundesregierung. Dass wir am Anfang alle gleich wenig über das Sars-Virus gewusst haben, steht außer Streit, nur hätte man die Zeit ab spätestens Anfang März nützen müssen, um neue Erkenntnis zu gewinnen und die Datenbasis für die Arbeit, die jetzt bevorsteht, zu schaffen.

Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Anschober haben es versäumt, die fünf Wochen seit dem Lockdown zu nützen, um Daten zu gewinnen, auf Basis derer wir arbeiten können. Wir wissen nicht, wer die wegen Covid-19 Hospitalisierten sind. Wir wissen nicht, wie alt sie sind, ob sie Vorerkrankungen hatten beziehungsweise welche Vorerkrankungen sie hatten. Das wissen wir auch über die Intensivpatienten nicht. Wir wissen über die Verstorbenen, wie alt sie waren. – Super! Jetzt ist der Minister draufgekommen, man könnte nachschauen, wie viele von den Hospitalisierten vorher in einem Pflegeheim oder in einem Altersheim waren. – Oh, im Ministerium sind die Blitzdenker am Werk! Beforscht werden die Daten dann schon. – Nein, beforschen kann man, wenn man die Daten hat; diese hätte man erheben müssen, und zwar von Beginn an.

Man sollte, wenn man das noch nicht getan hat – man hat es noch nicht getan –, sofort anfangen, bei allen PCR-Tests zu schauen: Wie alt ist der Getestete? Was ist seine Postleitzahl? Welches Gewicht und welche Größe hat er? Hat er Vorerkrankungen? Vielleicht auch: Welche Medikation hat er? Dann kann man ablesen, was sich daraus entwickelt, wer schwerere Verläufe hat, wer mildere Verläufe hat. – Das alles inter­essiert nicht. Wichtig sind schöne Pressekonferenzen, wichtig sind schöne Auftritte – gerne auch zwei, drei am Tag –, damit Sie, geschätzte Zuschauerinnen und Zu­schauer, beeindruckt sind und ehrfürchtig den hehren Worten lauschen.

Man glaubt jetzt, man habe Daten. Schaut man sich die Tabellen an, sieht man, dass an einem Tag auf einmal 30 000 PCR-Tests dazugekommen sind. Es ist kein Wunder, dass die Bürger dem, was Sie veröffentlichen, nicht mehr glauben. Nach Ostern sind 55 Coronatote von den Toten auferstanden, da in der Statistik der Sterbefälle auf einmal die Zahl gesunken ist. Da wird beliebig so lange gezählt und geschoben, bis das Bisschen an Daten, das wir haben, so ist, wie es die Regierung gerne aussehen lassen würde.

Jetzt öffnen wir viele Bereiche des Lebens wieder. Es ist gut, dass wir das tun. Wir wissen, es gibt die Gefahr eines Wiederaufflammens der Infektionen, dem könnte man mit einer systematischen Teststrategie begegnen. Systematisch würde bedeuten, dass


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es in verschiedenen Regionen strukturierte, repräsentative Testungen gibt, um neue Herde sofort zu erkennen und damit man auch regional einschreiten kann. Die Daten müssten in Echtzeit erfasst werden und im Hintergrund müssten Algorithmen laufen, die erkennen, wo sich Muster ergeben. Das muss man von Experten erstellen lassen; keine Frage, das ist keine einfache Sache, aber man müsste es tun – T, U, N –, dann könnte man auch sofort eingreifen.

Sie aber machen das Gegenteil: In dem, was Sie uns als Teststrategie verkaufen, steht wörtlich drinnen: „Die Testung asymptomatischer Personen hat keine Priorität.“ Alle, die sich mit Corona befasst haben, wissen, dass asymptomatische Verläufe häufig sind und dass Menschen auch ansteckend sind, wenn sie einen asymptomatischen oder präsymptomatischen Verlauf haben – also krank sind, infiziert sind, aber die Erkran­kung noch nicht ausgebrochen ist, die Symptome sich noch nicht zeigen. Die wollen Sie gar nicht testen. – So kann das nicht funktionieren! Wenn man Fachleute gefragt hätte, dann hätte man das anders gemacht; aber wichtig ist das Beeindrucken, wichtig ist die Show, wichtig, würde ich fast sagen, ist das Entertainment des Publikums.

Es wird willkürlich gehandelt: Warum sind die Bundesgärten so lange geschlossen geblieben? Warum liegt die Grenze für Geschäfte, die wieder öffnen dürfen, bei einer Größe von 400 Quadratmetern? Warum sind die Schulen zu? – Dafür gibt es keine Evidenz, das wird alles nach Gefühl und frei nach Schnauze gemacht. Je weniger Wissen wir haben, umso mehr kann man mit der Angst und mit der Unsicherheit der Menschen regieren.

Noch etwas zur Beschaffung: Sie haben Probleme mit der Beschaffung von Masken und Sie haben Probleme mit der Beschaffung von Testkits. – Es gibt Unternehmen, die vom Ministerium und vom Roten Kreuz nicht einmal eine Antwort bekommen. Die Biochemiefirma, die den Lask und Red Bull Salzburg mit PCR-Tests ausstattet und dort regelmäßig Tests durchführt, hat keine Antwort von Ihnen und vom Roten Kreuz bekommen, und dann sagen Sie: Wir haben nicht genug Testkapazitäten, weil die Reagenzien fehlen! Diese Firma verkauft jetzt ihre Kapazitäten nach Deutschland. – Das ist das, was diese Regierung geschafft hat! (Beifall bei den NEOS.)

Sie haben keinen Plan, Sie wollen keinen Plan, Sie wollen die Bürger, die Untertanen in Angst. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Belakowitsch: Genau!)

10.54


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Abgeordnete Schwarz ist zu Wort gemel­det. – Bitte.


10.54.23

Abgeordnete Gabriela Schwarz (ÖVP): Werter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Kollege Schallmeiner hat zum Thema Experten und Videokonferenzen mit dem Gesundheitsminister schon alles gesagt. Ich weiß nicht, Gerald, in welcher Videokonferenz du am Freitag sitzt, offensichtlich nicht in der, in der ich dich immer wahrgenommen habe. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Loacker: ... Zahlen aus Spanien!)

„Lessons from Europe“ stand im Insert des CNN-Interviews, das Bundeskanzler Kurz am Sonntag gegeben hat. Sie wissen, CNN ist nicht irgendein Sender, sondern einer der renommiertesten Nachrichtensender weltweit. Wir wissen, dass im internationalen Vergleich sehr viele auf Österreich schauen. Umso erstaunter war ich, als ich am nächsten Tag den „Kurier“ aufgeschlagen habe und dort gelesen habe, dass der Bun­deskanzler „Dollfußartige Anwandlungen“ haben soll, attestiert von FPÖ-Klubobmann


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Kickl. (Abg. Kickl: ... vollkommen richtig ...!) Aufgrund meiner guten Erziehung und aufgrund von Political Correctness und weil ich keinen Ordnungsruf riskieren will, sage ich Ihnen ganz einfach: Das ist ungeheuerlich. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Ist es nicht ...!)

Ähnlich absurd wie diese Aussage ist auch die Diskussion, die SPÖ-Bundesgeschäfts­führer Christian Deutsch vom Zaun gebrochen hat, indem er Sportstätten wie Golf­plätze und Tennisplätze mit Schulen verglichen hat. Jeder, der einmal in seinem Leben auf einem Golfplatz war, weiß, wie weit dort die Menschen voneinander entfernt sind; und jeder, der einmal in einer Schulklasse war, weiß, wie eng die Kinder dort zusam­mensitzen. Das ist an Absurdität wirklich nicht zu übertreffen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe der Abgeordneten Amesbauer und Belakowitsch.)

Mittlerweile müsste auch in der SPÖ angekommen sein, wie das gehandhabt wird. Kommenden Freitag wird es eine Pressekonferenz des Ministers geben, der den Fahrplan betreffend die sukzessive Öffnung der Schulen bekannt geben wird. Womit hat das zu tun? Ich verstehe den Sinn der Debatte überhaupt nicht, wenn sogar kleine Kinder wie mein Patenkind begriffen haben, wie wichtig es ist, Abstand zu halten, und wie wichtig es ist, abwarten zu können und Geduld zu haben. Sie alle wissen, es gibt einen Zeitraum von zwei Wochen, nach Ablauf dessen wir ablesen können, welche Maßnahmen was bewirken. Warum ist das so schwer zu verstehen? Genau so handelt die Bundesregierung, mit wirklich großem Augenmerk auf Bedachtsamkeit. Es geht immer um eines, meine Damen und Herren: darum, Leben zu retten. Das dürfen wir bitte bei allen Maßnahmen nicht vergessen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Dass die österreichische Bundesregierung rasch und konsequent gehandelt hat, be­weist der internationale Vergleich. Zum Beispiel Schweden, das immer erwähnt wird: Darf ich Sie bitte daran erinnern, dass es in Schweden pro Kopf dreimal so viele Todesopfer wie in Österreich gibt, um nur eine Zahl zu nennen? Das sollte uns zu denken geben (Abg. Belakowitsch: Pro Kopf ...!) und das sollte die von der Bundes­regierung gewählte Vorgangsweise wirklich unterstreichen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

Einer der anerkanntesten Infektiologen Österreichs, Christoph Wenisch, hat es auf den Punkt gebracht: Wir haben im internationalen Vergleich viel erreicht, „das dürfen wir uns nicht versemmeln“. (Abg. Meinl-Reisinger: Das sage ich ja ...!) Und damit sind wir alle hier in diesem Saal und alle Österreicherinnen und Österreicher gemeint, denen ich wirklich herzlich danke, denn ohne deren Konsequenz wäre es nicht möglich ge­wesen, die notwendigen Maßnahmen zur Öffnung vorzunehmen. Ihnen ein herzliches Dankeschön! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Ernst-Dziedzic und Jakob Schwarz.)

Immer wieder wird gefragt, warum es keinen genauen Fahrplan gibt oder ob es nicht schon ein Datum gibt, ab dem man das und das machen kann. – Nochmals: Wir wis­sen, dass das Zeit braucht. Wir brauchen Achtsamkeit, wir brauchen notwendige Schritte, und wir müssen immer im Hinterkopf haben, dass wir das tun müssen.

Sie, Frau Kollegin Belakowitsch, haben gesagt, wir machen Angst. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Ich sage Ihnen etwas: Meine Mutter wird 80 und ja, ich habe Angst, dass sie sich irgendwo infiziert. Diese Angst ist nicht unbegründet. (Zwischen­rufe der Abgeordneten Belakowitsch und Deimek.) Dieses Virus ist zehnmal so töd­lich wie die Schweinegrippe – auch das sollten Sie bedenken, wenn Sie hier von Angstmacherei reden. Um das zu verhindern, gibt es weitere Schritte. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: ... Studie, die das belegt?) – Nur weil man laut schreit, werden die


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Argumente auch nicht besser, Herr FPÖ-Klubobmann Kickl! (Abg. Kickl: ... Argu­mente!) – Ich habe schon Argumente, die Argumente heißen Gesundheit und Wirt­schaft: Gesundheit geht ohne Wirtschaft nicht, Wirtschaft geht ohne Gesundheit nicht. (Zwischenrufe der Abgeordneten Amesbauer und Belakowitsch.)

Ich vertraue dieser Bundesregierung, ich vertraue dem Bundeskanzler, und ich ver­traue den Österreicherinnen und Österreichern, die wissen, dass die Schritte, die wir setzen, die richtigen sind. Bleiben Sie dabei, bleiben Sie aufrecht, halten Sie durch, bleiben Sie daheim und bleiben Sie gesund! (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

10.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Kuntzl. – Bitte.


10.59.16

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Nach einigen Wochen der Krise wissen wir mittlerweile einiges mehr über deren Verlauf. Die Mediziner wissen einiges mehr über den Umgang mit der Krankheit, und wir wissen einiges mehr über die Auswirkungen, die wirtschaftlichen und die sozialen Auswirkun­gen dieser Krise.

Wir haben hier in diesem Haus alle miteinander sehr schnell Wirtschaftshilfen be­schlos­sen, um die gröbsten Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation in unserem Land möglichst schnell und möglichst effizient zu vermindern. Jetzt sehen wir aber die Auswirkungen auf die soziale Situation in unserem Land. Es wurde schon erwähnt: Es gibt 600 000 Arbeitslose, 900 000 Menschen in Kurzarbeit und Hunderttausende Selbst­ständige, die keinen Umsatz haben und auch um ihre Existenz zittern.

Das heißt: Wir müssen jetzt transparent, in offener Diskussion schauen, wie wir mit­einander die nächsten Schritte setzen können, um die absehbare soziale Krise in unse­rem Land abzuschwächen und, so gut es geht, zu verhindern. Die soziale Krise könnte nämlich aus vielen, vielen einzelnen Dramen und Tragödien bestehen, die wir verhin­dern können; daher sollte eine gemeinsame Kraftanstrengung von uns allen in Angriff genommen werden, sehr geehrte Damen und Herren. Es ist wichtig, dass wir uns um die kümmern, die jetzt arbeitslos geworden sind und von sehr wenig leben müssen. Wir sollten das Arbeitslosengeld erhöhen, sodass man auch davon leben kann. Wir sollten es auf 70 Prozent erhöhen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir sollten Schutzschirme spannen. Wir haben jetzt Schutzschirme für die Wirtschaft gespannt, und das ist gut so. Jetzt sollten wir Schutzschirme für diejenigen Einzel­personen und Familien spannen, die in Notsituationen geraten sind; die dürfen wir auch nicht alleine lassen. Wir dürfen in dieser Situation niemanden alleine lassen, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Diejenigen, die in den letzten Wochen das Leben in unserem Land aufrechterhalten haben, haben sich den Coronatausender wahrlich verdient. Dahinter sollten wir auch stehen und dem zum Durchbruch verhelfen! (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben viel Geld in die Hand genommen. Das ist richtig so. Wir haben sehr viel Geld in die Hand genommen, um zu helfen, und wir müssen noch mehr in die Hand nehmen. Wir müssen uns heute aber auch die ent­sprechenden Fragen nach der Gerechtigkeit stellen: Kommt das Geld einerseits dort an, wo es dringend gebraucht wird? Wie werden wir andererseits die Mittel aufbringen, die benötigt werden und die wir schon zur Verfügung gestellt haben beziehungsweise die wir brauchen werden, um weiterhin zu helfen? Wir können nicht aufhören! Wir wissen das: Wir können nicht mit dem aufhören, was wir bis jetzt gemacht haben.


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Es geht nicht, dass diejenigen, die das Leben in den letzten Wochen aufrechterhalten haben, nur beklatscht und bedankt werden. Das ist gut – ich möchte mich auch be­danken, und ich bin bei allen dabei, die klatschen –, das genügt aber nicht! Vor allem können wir nicht diejenigen, die wir beklatschen, nachher die Kosten der Krise tragen lassen. Das geht nicht, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Es muss Solidarabgaben von jenen geben, die von dieser Krise profitieren, von den Krisenprofiteuren, zum Beispiel von den Onlinekonzernen. Es muss Solidarabgaben von denen geben, die sehr viel haben, es muss eine Solidarabgabe von Millionären geben. Es dürfen nicht Boni und Dividenden von Unternehmen ausgeschüttet werden, die von uns staatliche Hilfe erhalten. Das wäre nicht fair! Ich denke, das sehen Sie auch so. Es darf keine Staatshilfe für diejenigen geben, die sich an der österreichi­schen Steuer vorbeischummeln und das Geld in Steueroasen parken. Das darf nicht sein! (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben die Hilfsmittel gemeinsam hier im Parla­ment beschlossen, das ist gut und richtig, und daraus folgt: Wir sollten die Vergabe dieser Mittel auch gemeinsam hier im Parlament kontrollieren, und zwar die Vergabe aller Mittel, nicht erst jener ab einer bestimmten Höhe. Die Kontrolle soll nicht nur durch jene, die die Regierung aussucht, durgeführt werden, sondern die Kontrolle soll dort stattfinden, wo sie hingehört, nämlich hier im Parlament.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte Sie daran erinnern, dass Kontrolle eine ganz wesentliche Aufgabe des Parlaments, ein ganz wesentliches Element des Par­lamentarismus ist, und zwar durch uns alle hier und nicht nur durch die Opposition. Das ist eine ureigene Aufgabe des Parlaments und keine Spitzfindigkeit. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS. – Abg. Meinl-Reisinger: Bravo!)

11.05


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schnedlitz. – Bitte.


11.05.24

Abgeordneter Michael Schnedlitz (FPÖ): Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bun­desregierung! Sehr geehrte Österreicherinnen und Österreicher! Bereits am 27. Februar haben wir von den Freiheitlichen beziehungsweise hat Abgeordneter Kaniak hier einen Antrag eingebracht, in dem verlangt wird, dass endlich alles offengelegt wird und dass Sie für klare Informationen sorgen; und heute ist trotzdem noch eine Aktuelle Stunde notwendig, weil – auf den Punkt gebracht – bis heute keine Klarheit herrscht, warum Sie welche Maßnahme wie setzen, sehr geehrte Damen und Herren!

Wir sprechen da nicht von irgendwelchen Maßnahmen, sondern wir sprechen von Maßnahmen mit massiven Auswirkungen auf über eine Million Arbeitnehmer, auf Unternehmer. Es fehlt für jede Ihrer Maßnahmen und für die Opfer, die Sie in diesem Zusammenhang produzieren, die Grundlage. Sehr geehrte Damen und Herren von der Regierung, dafür gibt es ein Wort, und das lautet Willkür.

Ich habe im Vorfeld der heutigen Sitzung darüber nachgedacht, womit man Ihre Maßnahmen und Ihre Willkür vergleichen könnte – wir haben das auch schon Salami­taktik genannt. Ich weiß nicht, wer von Ihnen „Peer Gynt“ aus der klassischen Literatur oder der klassischen Musik kennt. Dort gibt es das sogenannte Zwiebelgleichnis. Für diejenigen, die es nicht kennen: Dieses Zwiebelgleichnis besagt, dass der Held der Geschichte beziehungsweise – genauer formuliert – der traurige Held der Geschichte sich das Leben schönredet, indem er sich selbst Lügengeschichten einredet.

Bevor Sie jetzt einen Ordnungsruf erteilen: Ich behaupte nicht, dass Sie mit Lügen­geschichten arbeiten, aber mit Ihren Placebos, Ihren Pressekonferenzen ist es so ähn-


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lich wie in diesem Zwiebelgleichnis. Man kann Ihre Pressekonferenzen und alles an­dere getrost mit dem Zwiebelschälen vergleichen, denn die Bevölkerung hat längst durchschaut, dass in dieser gesamten Wolke der Pressekonferenzen und Placebos kein Kern Ihrer Informationspolitik übrigbleibt. (Beifall bei der FPÖ.)

Viele sprechen das nur noch nicht aus, weil Sie ein Klima geschaffen haben, in dem die Bevölkerung Angst hat, auf die Straße zu gehen, weil Sie ein Klima geschaffen haben, in dem die Bevölkerung Angst hat, etwas gegen Ihre Maßnahmen zu sagen.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Maßnahmen sind definitiv wichtig und richtig, wenn sie dem Schutz der Bevölkerung oder der Hilfe dienen. Bei Ihnen sind jedoch zwei andere Komponenten übrig geblieben: erstens die Komponente der wirtschaftlichen und sozi­alen Opfer, die Sie produziert haben – über eine Million Österreicherinnen und Öster­reicher, die arbeitslos oder in Kurzarbeit sind, Unternehmen, die Sie in den Ruin getrieben haben. Sie haben Maßnahmen gesetzt, ohne geordnete Gegenmaßnahmen und Hilfsmaßnahmen auf den Weg zu bringen. Sie sind für über eine Million Opfer Ihrer Maßnahmen verantwortlich, und bis heute haben Sie nicht auf den Tisch gelegt, warum und auf welcher Grundlage Sie diese Maßnahmen gesetzt haben. – Das ist einfach unfassbar! (Beifall bei der FPÖ.)

Die zweite Komponente, die übrig bleibt – und diese Komponente betrifft jeden Öster­reicher und jede Österreicherin in diesem Land –, ist, wie Sie mit der eigenen Bevöl­kerung umgehen, und viele sprechen es hinter vorgehaltener Hand aus: teilweise schlimmer als mit Schwerverbrechern. Übrig bleiben überzogene Strafen, übrig bleiben Mütter, die drangsaliert werden, weil sie Schulhefte kaufen, und Spaziergänger, die sich mit Warnschüssen vonseiten der Polizei auseinandersetzen müssen. Sehr geehrte Damen und Herren, während Sie hier herinnen Maskenshows abziehen, muss man nur auf die Balkone Ihrer Ministerien schauen, dann sieht man, wie ernst Ihre eigenen Mitarbeiter – soweit ich informiert bin auch ein Kabinettschefstellvertreter – Ihre Maskenshow und andere Maßnahmen nehmen.

Sehr geehrte Damen und Herren, auf den Punkt gebracht: Viele Menschen, Teile der Bevölkerung behandeln Sie schlimmer als Schwerverbrecher, und das, ohne bis jetzt die Grundlage dieser Maßnahmen offenzulegen!

Heute, sehr geehrte Damen und Herren, befinden wir uns auf einem Scheideweg. Es geht darum, entweder in eine, wie Sie es nennen, neue Normalität – einen Ausnah­mezustand, um es auf den Punkt zu bringen – zu gehen oder dieses Land in eine normale Normalität zurückzuführen; und für Letzteres werden wir einstehen und entschlossen kämpfen! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich komme zum Schluss und sage Ihnen: Es reicht! Über eine Million Opfer Ihrer Maß­nahmen im sozialen und wirtschaftlichen Bereich sind genug. Es reicht! Wir lassen nicht zu, dass Sie weiterhin mit Warnschüssen gegen Spaziergänger und gegen die normale Bevölkerung vorgehen. Abschließend darf ich Ihnen noch eines sagen: Viele in der Bevölkerung würden sich wünschen, dass Sie vonseiten des Innenminis­te­riums – der Innenminister ist ja leider nicht anwesend – so hart gegen echte Verbrecher, Drogen­dealer und Ähnliches vorgehen würden, wie Sie nun gegen die rechtschaffene Bevöl­kerung vorgehen, denn dann hätten wir in unserem Land weniger Probleme.

Sehr geehrte Damen und Herren, es reicht! Hören Sie auf mit diesem Wahnsinn! Die Bevölkerung sind keine Leibeigenen der Regierung, kein Freiwild Ihrer Willkür und schon gar keine Verbrecher! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hörl: ... Kickl als Innen­minister! – Weitere Zwischenrufe der Abgeordneten Eßl und Singer. – Rufe bei der FPÖ: Der Hörl! – Abg. Kickl: Der Hörl ist auch da! Der Seilbahn-Hörl! Bitte eine Großaufnahme ...!)

11.10



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 65

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Zorba. – Bitte. (Anhaltende Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ. – Der Präsident gibt das Glocken­zeichen.)


11.10.43

Abgeordneter Süleyman Zorba (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Das Thema der heutigen Aktuellen Stunde ist Transparenz, und Transparenz bedeutet in Krisensitua­tionen – wie sonst auch – Vertrauen. Nun, wie kann dieses Vertrauen hergestellt wer­den, wie informiert man die Bevölkerung?

In der Coronakrise haben wir es mit komplexem Daten- und Zahlenmaterial zu tun, und es ist wichtig, diese Zahlen und Daten gut aufbereitet und klar verständlich zu kom­munizieren. Das Informationsmaterial wird über verschiedene Kanäle, über TV, Radio und auch in sozialen Medien verbreitet. Zusätzlich gibt es zum Beispiel auf der Website des Gesundheitsministeriums auch Informationsmaterialien in verschiedenen Sprachen – auf Englisch und Bosnisch bis hin zu Türkisch –, und neben der Website steht dann noch ein interaktives Dashboard zur Verfügung, auf dem man tagesaktuell Zahlen nachlesen kann, wie es um Infektionen in verschiedenen Bezirken beziehungsweise auf Landesebene steht und auf dem auch die Bettenkapazitäten in den Kranken­häusern eingesehen werden können. Diese Daten stehen im Sinne einer Open-Data-Strategie auch in CSV-Form für die maschinelle Verarbeitung zum Download bereit.

Das sind erste wichtige Schritte, um Transparenz und Vertrauen auch in einer Krisen­situation herzustellen. Dazu gibt es weitere Projekte, die im Regierungsprogramm festgehalten worden sind, zum Beispiel eine generelle Open-Data-Strategie und auch ein modernes Informationsfreiheitsgesetz, für das wir uns seit Jahren einsetzen. Das ist ein Kulturwandel in Sachen Transparenz, den wir in Österreich herbeiführen wer­den, um einer modernen Demokratie im Jahr 2020 gerecht zu werden.

Nun ja, es können auch Fehler passieren, es passieren auch welche, das haben wir in den letzten Tagen und Wochen gesehen, aber wichtig ist, wie man mit diesen Fehlern umgeht – auch das schafft Vertrauen.

Ich möchte noch ein paar Worte zur App des Roten Kreuzes sagen: Von Zivil­ge­sellschaft und NGOs wurden Punkte wie zum Beispiel die Offenlegung des Codes in den Raum gestellt. Das wird passieren. Heute gab es eine Pressekonferenz jener NGOs, die den Code schon vorab bekommen haben. Neben Lob gibt es auch ein paar Punkte, die aufgearbeitet werden müssen, und diese werden auch aufzuarbeiten sein. Auch betreffend die Frage der Freiwilligkeit wurde unmissverständlich kommuniziert. – Alles das sind Maßnahmen, um Transparenz herzustellen.

Es gibt durchaus auch Punkte von Kolleginnen und Kollegen der Opposition, denen ich beipflichten kann, leider gibt es aber kein Drehbuch zu dieser Krise, nach dem man schon voraussehen kann, was in vier, fünf oder zehn Monaten passieren wird. Deshalb ist es wichtig, auch weiterhin besonnen Entscheidungen zu treffen und diese klar und deutlich zu kommunizieren.

Diese Krise stellt uns vor Herausforderungen und auch vor Möglichkeiten. Wichtig ist, dass wir aus diesen Erfahrungen lernen, um auch für kommende Krisen, die auf uns zukommen werden, wie zum Beispiel eine drohende Klimakatastrophe, gewappnet zu sein. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

11.13


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Künsberg Sarre. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 66

11.13.59

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Bildschirmen! Wenn ich mir die Diskussionen, die Pressekonferenzen und, Herr Bundeskanzler, auch Ihr Statement von vorhin anhöre und anschaue, dann komme ich zum Schluss, dass die Kindergartenkinder und Schülerinnen und Schüler für Sie eigentlich keinen besonders hohen Stellenwert haben. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS.)

Die Bundesregierung hat gut vier Wochen gebraucht, bis sie einen Vorschlag gemacht hat, wie die Matura ablaufen kann und wie die Lehrabschlussprüfungen heuer statt­finden können – da gibt es also eine Lösung, das begrüßen wir –, aber für rund eine Million Schülerinnen und Schüler, 300 000 Kindergartenkinder, ihre Eltern – sehr viele alleinerziehend –, alle Lehrkräfte, Elementarpädagoginnen und -pädagogen, also für wahrscheinlich gut mehr als zwei Millionen Menschen, gibt es nach fast sechs Wochen immer noch keinen Plan und keine Perspektive.

Ja, wir haben gestern gehört, am Freitag soll es so weit sein – wunderbar! –, betreffend die Schulen: eine PK, die eine PK ankündigt. Ich verstehe überhaupt nicht, warum Sie nicht die Gelegenheit nützen, diesen Stufenplan für die Schulen, den Sie anscheinend haben, hier im Parlament vorzustellen. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Vogl. – Abg. Kickl: Da müsste einem das Parlament was bedeuten!)

Es gibt zigtausend engagierte Familien, Mütter und Väter, die sich in den letzten Wochen abgestrudelt haben, Beruf und Homeschooling oder die Betreuung von kleineren Kindern unter einen Hut zu bringen. Ich kenne niemanden, der über Wochen neben Kleinkindern gut arbeiten kann, und ich kenne auch niemanden, der jüngere Kinder einfach im Vorbeigehen unterrichtet – und glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche: Ich habe selbst drei schulpflichtige Kinder daheim, die analog und auf diver­sen digitalen Kanälen Homeschooling machen sollen. Wir brauchen einen verläss­lichen Plan und nicht nur die schulmeisterliche Aussage: Es ist ja keine Schande, die Kinder in die Betreuung zu schicken!, von Ihnen. (Beifall bei den NEOS, bei Abge­ordneten der FPÖ sowie des Abg. Vogl.) Ich verstehe überhaupt nicht, warum Sie das die ganze Zeit sagen. Was bezwecken Sie eigentlich mit dieser Aussage? (Abg. Meinl-Reisinger: Das habe ich mich auch schon gefragt! ...! Die Schande ist einmal ausgesprochen! – Zwischenruf des Abg. Vogl.)

Wir haben zum heutigen Zeitpunkt noch keine Evidenz, ob Kinder und Jugendliche so­genannte Superspreader sind oder nicht, sehr wohl verfügen wir aber über Evidenz und wissenschaftliche Erkenntnisse dahin gehend, welche negativen Auswirkungen lange Schulschließungen und Kindergartenschließungen haben – zum Beispiel auf die Gesundheit von Kindern und dass die sozial begründete Bildungsschere noch weiter auseinandergeht.

Hier ein kleiner Auszug der offenen Fragen als Hilfestellung für Freitag: Was genau ist der Plan für Kindergärten und Schulen? Stichwort Kindergarten: Wann übernimmt der zuständige Minister Verantwortung und widmet sich auch diesem Bereich? An welche Gruppengrößen denken Sie? Wann gibt es den Hygieneplan für die Kindergärten und die Schulen? Was ist mit Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf? Was ist mit den Kindern in den Deutschklassen? Von denen sprechen Sie überhaupt nie. – Nehmen Sie die Kinder endlich in den Fokus, stellen Sie sie ganz oben auf Ihre Prioritätenliste, bitte! (Beifall bei den NEOS.)

Es gibt in der jetzigen Phase nicht nur Schwarz oder Weiß, offen oder geschlossen, hopp oder dropp, nein, wir brauchen einen Stufenplan. Wir werden heute gemeinsam mit der SPÖ und mit der FPÖ einen diesbezüglichen Antrag einbringen, der ver­schie-


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dene Aspekte berücksichtigt, nämlich die regionalen und lokalen Gegebenheiten, einen Antrag, der auf die Betreuungsintensität und die Bedürfnisse von Kindern ein­geht. Es gibt eine Vielzahl von Varianten, wie man das an unterschiedlichen Stand­orten durch­führen könnte. Natürlich berücksichtigen wir immer die gesundheitliche Ent­wicklung – es ist ja wohl ganz logisch, dass man das immer wieder anschaut und vergleicht –, aber es ist sicherlich keine Lösung, die Jüngsten über einen langen Zeitraum von Bildung und Betreuung und vom sozialen Leben auszuschließen.

Abschließend: Mein besonderer Dank gilt natürlich den Kindern und Jugendlichen. Wir alle sind uns hoffentlich dessen bewusst, dass viele von ihnen große Sorgen, viele Ängste und vor allem ganz, ganz viele Fragen haben, wie es weitergeht. Planen Sie daher auch ein, dass es, wenn die Schulen und Kindergärten wieder geöffnet werden, Zeit braucht, um kleine Kinder wieder in den Kindergarten einzugewöhnen, bezie­hungsweise dass Schulkinder ausreichend Zeit haben, sich wieder zu sehen und in der Schule anzukommen, und nehmen Sie den Lerndruck bitte heraus!

Was unsere Kinder in den nächsten Wochen neben dieser Perspektive und neben einem Plan brauchen, ist nicht noch weitere Angstmache, sondern Zusammenhalt, Zuversicht und das Gefühl, dass wir als Gesellschaft es gemeinsam schaffen können. (Beifall bei den NEOS.)

11.19


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

11.19.15Einlauf und Zuweisungen


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungs­gegen­stände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäfts­ordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 1343/J bis 1578/J

2. Anfragebeantwortungen: 768/AB bis 1034/AB

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Immunitätsausschuss:

Ersuchen des Landesverwaltungsgerichts Klagenfurt, GZ. KLVwG-2334/4/2019, um Zu­­stimmung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Chris­tian Ragger

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition Nr. 14 betreffend "Corona-Sonderprämie für besonders belastete Berufs­grup­pen!", überreicht von der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:


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Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes betreffend ORF: Standortkonsolidierung – 1. Bauphase – Reihe BUND 2020/14 (III-109 d.B.)

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Budgetausschuss:

Bericht der Bundesregierung betreffend Nationales Reformprogramm Österreich 2020 (III-127 d.B.)

Umweltausschuss:

Bericht der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend EU-Jahresvorschau 2020 auf der Grundlage des Acht­zehnmonatsprogramms des Rates für 2019/2020 und des Arbeitsprogramms der Euro­päischen Kommission für 2020 (III-123 d.B.)

Verkehrsausschuss:

Jahresbericht 2019 der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech­nologie (III-124 d.B.)

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Weiters weise ich den Bericht der Bundes­minis­terin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus gemäß § 57 Abs. 2 Bundesgesetz über den Zivildienst und die mit ihm zusammenhängende finanzielle Gebarung für die Jahre 2017, 2018 und 2019, III-125 der Beilagen, dem Ausschuss für Arbeit und Soziales zu.

Absehen von der 24-stündigen Aufliegefrist


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Um Tagesordnungspunkt 28 in Verhandlung nehmen zu können, ist es gemäß § 44 Abs. 2 der Geschäftsordnung erforderlich, von der 24-stündigen Frist für das Aufliegen des Ausschussberichtes abzusehen.

Dabei handelt es sich um den Bericht des Immunitätsausschusses über das Ersuchen des Landesverwaltungsgerichts Kärnten um Zustimmung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Christian Ragger, 118 der Beilagen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die mit der Abstandnahme von der Aufliegefrist für diesen Ausschussbericht einverstanden sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig.

*****

Ich gebe bekannt, dass im Anschluss an die Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers im Sinne des § 81 der Geschäftsordnung entsprechend dem vorliegen­den, ausreichend unterstützten Verlangen eine Debatte stattfindet.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 69

Behandlung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es ist vorgeschlagen, die Debatten über die Punkte 1 bis 6, 7 bis 10, 13 bis 15, 16 und 17, 18 und 19 sowie 23 bis 25 der Tages­ordnung zusammenzufassen.

Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Redezeitbeschränkung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Es wurde eine Tagesblockzeit von 7,5 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: für die ÖVP 146, für die SPÖ 101, für die FPÖ 83, für die Grünen 75 und für die NEOS 60 Mi­nuten.

Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für die gesamte Tages­ordnung von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, je 30 Minuten; darüber hinaus wird deren Redezeit auf 5 Minuten pro Debatte beschränkt.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist ebenso einstimmig ange­nom­men.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.

11.21.321. Punkt

Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates zum Thema „Aktuelle Entwicklungen zum Corona-Virus SARS-CoV-2/COVID-19“

2. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 380/A(E) der Abgeord­ne­ten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend lückenlose Infor­mationspolitik zu den Bedrohungsszenarien durch die Corona-Virus-Seuche in Österreich und Europa (61 d.B.)

3. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 388/A(E) der Abgeordne­ten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Arzneimittelver­sorgung und Verordnung zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung (62 d.B.)

4. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 223/A(E) der Abgeord­ne­ten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kostenersatz durch Gewalttäter im Gesundheitswesen (63 d.B.)


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5. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 234/A(E) der Abgeord­ne­ten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ende der Mehr­fach­versicherung (64 d.B.)

6. Punkt

Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 243/A der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gesundheits- und Sozialbereich-Beihilfengesetz geändert wird (65 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen nun zu den Punkten 1 bis 6 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Ich darf dem Herrn Bundeskanzler zur Abgabe der Erklärung das Wort erteilen. – Herr Bundeskanzler, Sie haben das Wort.


11.22.02

Bundeskanzler Sebastian Kurz: Herr Präsident! Geschätzte Kollegen auf der Regie­rungsbank! Herr Vizekanzler! Vor allem aber sehr geehrte Damen und Herren Abge­ordnete! Ich muss zugeben, ich verspüre ein Gefühl der Freude und der Erleichterung, wenn ich der Debatte hier im Parlament zuhören darf. Ich verspüre deshalb ein Gefühl der Freude und der Erleichterung (Zwischenruf des Abg. Kickl), weil die Debatte, so, wie sie stattfindet, wieder sehr viel von Normalität hat. Sie zeigt auch, dass wir in Österreich uns andere Sorgen machen können, als man sich in anderen Ländern machen muss. Wenn ich höre: Wann sperrt die Schule auf? Wann welche Klasse? Wie genau ist das dort mit den Hygienemaßnahmen?, und ein irrsinniger Druck vorhanden ist, jetzt schnell Antworten zu bekommen, dann erfüllt mich das mit Freude, denn in unserem Nachbarland Italien werden die Schulen dieses Semester gar nicht mehr geöffnet.

Mich erfüllt es auch mit Freude, wenn ich höre, über welche Themen hier gesprochen werden kann, denn das zeigt uns, dass wir in den letzten Wochen einiges richtig gemacht haben dürften, dass es eben ein Faktum ist, dass wir die Krise besser gemeistert haben als andere Staaten und dass wir uns daher jetzt schon die Frage stellen können: Wie fahren wir das Land wieder hoch? – im Gegensatz zu anderen Ländern, die sich diese Frage nicht stellen können. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wenn ich jetzt die Frage höre: War das alles wirklich notwendig, so viele sind ja gar nicht gestorben?!, dann bitte ich Sie schon (Abg. Meinl-Reisinger: Wer stellt diese Frage? Wer stellt diese Frage? – Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Heinisch-Hosek), den Grundregeln der Mathematik zu folgen. Allen, bei denen das nicht funktioniert, mache ich den Vorschlag, in andere Länder in Europa zu schauen – nach Italien zu schauen, nach Frankreich zu schauen, nach Spanien zu schauen –, dann sieht man nämlich sehr schnell, wie die Situation wäre, wenn wir als Österreich nicht gehandelt hätten.

In diesem Zusammenhang ein großes Danke an alle Österreicherinnen und Öster­reicher, die so diszipliniert, aber auch so weise waren, diese Maßnahmen mit unge­heu­rer Härte zu befolgen, sich selbst einzuschränken, vieles durchzumachen, sich in Ver­zicht zu üben, die aber damit für sich selbst und andere etwas Gutes getan haben und heute gemeinsam dafür die Verantwortung tragen, dass wir besser dastehen als an­dere. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 71

Bevor ich heute Früh ins Parlament gekommen bin, habe ich schon einige Telefonate mit anderen Regierungschefs geführt, die interessanterweise ganz andere Fragen ge­stellt haben. Sie haben gefragt: Wie habt ihr das so gut geschafft? Was können wir von euch lernen? Könnt ihr uns sagen, wie ihr in der nächsten Zeit weiter vorgeht? – Es ist interessant, zu sehen, dass nicht nur bei den Maßnahmen der Schließung viele Länder unseren Weg kopiert haben (Zwischenruf des Abg. Loacker), sondern auch jetzt beim Wiederhochfahren andere Länder, wie zum Beispiel Deutschland, schrittweise unseren Plan übernehmen.

Insofern zeigt sich aus meiner Sicht – das zum Ersten –: Die Maßnahmen, die wir ge­setzt haben, waren richtig, und ich bin dankbar dafür, dass wir als Regierung sie nicht allein gesetzt haben, sondern dass wir – auch wenn das manche hier herinnen viel­leicht schon vergessen haben – hier über die Parteigrenzen hinweg geschlossen vor­gegangen sind.

Auch wenn Sie Ihr eigenes Handeln heute vielleicht anders sehen, bin ich Ihnen dank­bar, dass Sie diesen Weg bisher mitgetragen haben, dass wir die Maßnahmen gemein­sam beschlossen haben. Aus meiner Sicht haben alle Parteien hier gleichmäßig daran ihr Verdienst, weil diesen Weg alle gemeinsam gegangen sind. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Zum Zweiten möchte ich Ihnen dafür Danke sagen, dass Sie alle als Abgeordnete quer über die Fraktionen hinweg mitgeholfen haben, die Bevölkerung zu ermutigen, zu Hause zu bleiben, soziale Kontakte zu reduzieren, Masken zu tragen und anderes. Sie alle haben dadurch einen Beitrag dazu geleistet, dass in Österreich weniger Menschen gestorben sind als in anderen Ländern – auch dafür ein großes Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich möchte Ihnen noch ein drittes Mal danken: Da wir über die Parteigrenzen hinweg diesen konsequenten Weg gegangen sind und da wir es über die Parteigrenzen hinweg geschafft haben, dass wir heute nur noch 50 Neuinfizierte haben, in den letzten Tagen stets unter 100, können wir Österreich jetzt wirtschaftlich und gesellschaftlich schneller wieder hochfahren, als andere Länder das tun können. Auch dafür danke ich Ihnen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir hatten vor einigen Wochen, Ende März, ein exponentielles Wachstum mit 1 000 Neu­infizierten pro Tag, Tendenz steigend. Jetzt, einige Wochen später, stehen wir auf einem Level von rund 50 Neuinfizierten pro Tag, in den letzten Tagen war es stets ein Wert unter 100. Das ist ein internationaler Spitzenwert (Zwischenrufe bei der FPÖ), dieser Rückgang ist europaweit so gut wie einzigartig, und insofern bin ich froh, dass wir jetzt in der Lage sind, das Land behutsam, aber doch wieder hochzufahren. Wir tun das so schnell wie möglich (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), aber wir tun es nicht unverantwortlich. Wir wollen ein Maximum an Freiheit, aber ja, ich sage Ihnen ehrlich: Es wird weiterhin Einschränkungen brauchen.

Ich bin sehr, sehr froh, dass der Plan, den wir als Regierung ausgearbeitet haben, auf Basis der heutigen Informationen und nach heutigem Stand – es kann sich in einer Zeit wie dieser, in der wir leben, alles sehr schnell ändern – hält. Wir können mit 1. Mai den Handel und einen Großteil der Dienstleistungen wieder hochfahren. (Abg. Belakowitsch: Am 1. Mai? Echt jetzt?!) Wir können mit 15. Mai die Gastronomie, den Parteienverkehr im öffentlichen Bereich, Gotteshäuser und schrittweise auch die Schulen wieder hoch­fahren.

Wir arbeiten auf europäischer Ebene auch mit unseren Partnern an der Frage, wie es mit dem Grenzregime weitergeht (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch) und wie wir auch die Reisefreiheit schrittweise wieder zurückgewinnen können. Es wird Sie vielleicht nicht überraschen, dass zunächst einmal die besonders erfolgreichen Länder ihre


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Grenzen zueinander wieder öffnen können. Also für jeden, dem die Reisefreiheit ein Anliegen ist, ist es auch gut, in einem Land zu leben, in dem die Infektionsrate sehr, sehr niedrig ist. Ich hoffe sehr, dass es uns bald gelingt, da Schritte nach vorne zu machen, insbesondere mit Deutschland, weil wir eine lange gemeinsame Grenze mit Deutschland haben und durch diese Grenze viele Familien getrennt worden sind, viele Menschen nicht uneingeschränkt an ihren Arbeitsplatz kommen – das ist für diese Menschen, die im Grenzgebiet leben, sehr, sehr schwierig. (Abg. Kickl: ... nix mehr!)

Wir sind natürlich noch nicht am Ziel, ganz im Gegenteil. Wir müssen in den nächsten Monaten, bis es eine Impfung oder ein Medikament gibt, mit dem Virus leben lernen. (Abg. Belakowitsch: Wird Jahre dauern!) Wir müssen lernen, ein Maximum an Freiheit zu haben, aber gleichzeitig so vorsichtig zu sein, dass es nicht wieder zu einem unkon­trollierten Anstieg der Infektionen kommt. Wenn es sogar in einem der diszipliniertesten Länder der Welt, nämlich in Singapur, passieren kann, dass es eine zweite Welle gibt, dass die Zahlen auf einmal wieder schnell steigen, dann zeigt das, wie vorsichtig wir sein müssen.

Ich bitte daher alle Menschen – auch, wenn wir das Land schrittweise wieder hoch­fahren –, weiterhin Abstand zu halten, wo es möglich ist, Mund-Nasen-Schutz zu tra­gen, wo es Sinn macht, und auf die Hygienevorschriften zu achten. Ich arbeite darüber hinaus daran, dass wir als Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern alles tun, um unseren Beitrag zu leisten, damit ein Wiederhochfahren bestmöglich gelingen kann: im Gesundheitsministerium und in den Bundesländern durch die Steigerung der Testkapazitäten und auch durch eine Containmentstrategie.

Wir als Österreich sind in einer Vorreiterrolle. Wir haben es schneller als andere ge­schafft, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Das gibt uns die Möglichkeit, auch andere Länder zu unterstützen. Ich bin froh, dass wir Coronaintensivpatienten aus anderen Staaten aufgenommen haben, und wir haben diese Einladung noch einmal für Länder, die Unterstützung brauchen, ausgesprochen. Wir haben uns darüber hinaus mit den Ländern des Westbalkans verständigt, dass wir sie mit medizinischer Aus­rüstung unterstützen werden, weil es auch eine Aufgabe der Republik Österreich ist, in so einer Zeit mit anderen Ländern solidarisch zu sein – insbesondere mit jenen, die unsere Hilfe brauchen, weil sie wirtschaftlich schlechter dastehen, aber auch mit denjenigen, die schlechter durch die Krise gekommen sind.

Für Österreich ist unser Ziel klar: Das Coronavirus in Schach halten und gleichzeitig so schnell wie möglich die Wirtschaft und die Gesellschaft wieder hochfahren – so schnell wie möglich, aber niemals unverantwortlich. – Vielen Dank. (Lang anhaltender Beifall bei der ÖVP sowie Beifall bei den Grünen.)

11.32


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich danke dem Herrn Bundeskanzler für seine Ausführungen und erteile dem Herrn Vizekanzler das Wort. – Bitte sehr.


11.32.44

Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag. Werner Kogler: Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungs­bank! Geschätzte Abgeordnete! Ich wende mich auch wieder an die Zuseherinnen und Zuseher und bedanke mich bei all jenen, die hier in Österreich leben und bis jetzt so gut mitgemacht haben, weil es ja ein gemeinsamer Erfolg ist!

Ich kann nur unterstreichen, dass wir in Österreich mit Sicherheit einen Erfolg erzielt haben, was die Entwicklung der Zahlen betrifft – ich sage gar nicht mehr, welche. Es ist aber eben mit Sicherheit ein Erfolg, und dieser Erfolg ist schneller und intensiver ge­kom­men, als ich zumindest es erwartet habe – und genau das versetzt uns in die Lage,


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Pläne vorzulegen, in welchen Schritten nicht nur gelockert wird, wie man sagt, sondern wie auch bestimmte Bereiche des Lebens wieder hochgefahren werden können.

Mein Dank gilt aber auch Ihnen. – Was vielleicht gar nicht so bekannt ist: Wir haben ja wöchentliche Konferenzen, eben auch mit den Parteiobleuten und den Klubobleuten der Oppositionsparteien. Wir haben dort eigentlich einen sehr guten Austausch, und wir können auch immer wieder Anregungen mitnehmen. Ich verfolge auch die Debatten der Abgeordneten beziehungsweise die Beiträge in den sozialen Medien. Wir ver­suchen, da auch etwas aufzugreifen oder einzuarbeiten; und weil sich da jetzt so ein interessanter Disput, möchte ich fast sagen, zwischen Abgeordnetem Schellhorn und mir herauskristallisiert hat, möchte ich nicht anstehen, auch ihm zu danken. Wir ver­suchen immer wieder, etwas mitzunehmen, es gelingt halt nicht immer gleich intensiv. Mir ist das deshalb wichtig, weil ich ja auch lange genug auf Ihrer Seite der Bänke sozusagen gesessen bin. Nehmen Sie das aufrichtig mit!

Ja, aber zurück zum Aufsperrplan – um es salopp zu sagen –: Es geht mir jetzt nicht darum, dass uns der Erfolg recht gibt. Das ist aber im Übrigen sicher auch richtig, denn mit Zurufen – offen gestanden, wenn man es hier auch von der Regierungsbank aus ein bissl parlamentarischer anlegen darf – wie: Ja, ihr seht eh, wie wenig das ist, was habt ihr euch denn da angetan und uns angetan?!, und so weiter, kann ich tatsächlich nicht viel anfangen, denn es war ja immer ein Abwägen zum Zeitpunkt der Ent­schei­dung. Und hätten wir bestimmte Maßnahmen nicht gesetzt, dann säßen wir alle hier anders da. Das muss schon klar sein.

Im Übrigen: In Zeiten solcher Unsicherheit kann verantwortungsvolles Entscheiden ja nur bedeuten, zu beobachten – das werden wir auch weiterhin machen –, sich zu infor­mieren, zu analysieren, dann abzuwägen und dann Entscheidungen zu treffen. Das halte ich für verantwortungsvoll – das halte ich für verantwortungsvoll! –, alles andere halte ich für Scharlatanerie. Also mir sind die suspekt, die es jetzt schon immer ganz genau wissen, meistens im Nachhinein. Das ist in dieser Situation völliger Unsinn, das kann es gar nicht geben. Es ist genau das: beobachten, sich informieren, analysieren und dann abwägen und entscheiden. Das versuchen wir. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Es kann keiner sagen, ob das immer richtig ist, ich behaupte das ja nicht einmal, auch der Kanzler nicht (Zwischenruf bei der ÖVP), aber wir können es im Rahmen be­stimm­ter Entscheidungsregeln versuchen, die, wie ich meine, durchaus vernunftbasiert und – ja – auch wieder von Zuversicht getragen sind, weil jetzt wieder mehr möglich ist, und die auch ein vernünftiges, planvolles Herangehen und Handeln unterstellen. Und ja, es ist auch Entschlossenheit gefragt, nämlich dann, wenn wir reagieren müssen, wenn sich die Zahlen doch anders entwickeln. Wir wagen jetzt wieder sehr viel.

Es ist viel leichter, alles herunterzufahren. Das haben Sie alle selber auch schon einmal gesagt, glaube ich, und da wird ja Konsens bestehen. Es ist viel schwieriger, zu schauen, in welchen Bereichen, in welchen Schritten man wieder in die Höhe kommt. – Ich sehe Klubobfrau Rendi-Wagner nicken. Ich danke ihr auch dafür, dass sie, wie ich bei den medialen Auftritten gesehen habe – wir haben dort, wo man es objektivieren kann, ja weitgehend ähnliche Einschätzungen –, in diesen Beiträgen immer eine sehr konstruktive Rolle eingenommen hat. Ich glaube, das würde es ja auch ausmachen: dass wir in Zukunft so weiterarbeiten können. Das sind jetzt aber eben Entscheidungen unter unsicheren Rahmenbedingungen. Das ist unsere Vorgangsweise.

Was heißt das jetzt aber? – Wir waren erfolgreicher, als wir geglaubt haben. Ich kann Ihnen sagen, was die Messlatte, wenn wir sie beibehalten wollen – da Sie dann immer fragen: Na gut, woran messen wir das? –, ist, was am Schluss steht: dass wir jeden­falls das Gesundheitssystem nicht überlasten wollen, auch wenn das jetzt schon so oft


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gesagt wurde, und vor allem die intensivmedizinischen Kapazitäten nicht bis zum Schluss ausreizen, weil wir jetzt auch dort insofern wieder Normalität einkehren lassen wollen – der Gesundheitsminister hat es ja schon angekündigt, das deckt sich auch mit der Meinung der Opposition –, als wir den Normalbetrieb im Gesundheitssystem wieder hochfahren müssen, denn sonst haben wir dort eine höhere Mortalität. Das ist ja auch nicht Sinn der Übung. Wir sehen aber schon, dass jetzt vieles gleichzeitig passiert, manches schrittweise hintereinander, und nicht alles ist prognostizierbar.

Was bedeuten diese Verantwortung und diese Entschlossenheit? – Das heißt, dass wir auch reagieren müssen, wenn wir sehen, manche Zahlen entwickeln sich – aus dieser Perspektive dann: leider – anders; dann werden wir manche nächste Schritte nicht so schnell machen. Es gibt auch Länder, die dauernd als Vorbild genannt werden, Süd­korea zum Beispiel – wir alle beobachten das ja auch genau –, das meiner Information nach viermal die Schulöffnung hat verschieben müssen. Ist das eine Schande? – Nein.

Ist es richtig – Stichwort Planungssicherheit für die Eltern, für die Kinder et cetera –, in den nächsten Tagen überhaupt einmal ein Datum bekannt zu geben, wie das ungefähr ausschauen kann? Ist das richtig? – Ja. Ist es an der Zeit, das zu tun? – Ja. Warum? – Weil wir es uns leisten können. Das sind die Zusammenhänge, und genau so werden wir weiter vorgehen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.) Die entsprechenden Fachminis­terinnen und Fachminister werden das in der Zeit bis 1. Mai vorstellen.

Apropos 1. Mai: Wir haben uns aufgrund der Beobachtung der Zahlen dazu ent­schlos­sen, Zwei-Wochen-Schritte zu machen. Warum? – Wir sind da auch in Abstimmung mit dem Gesundheitsminister: Das ist der kürzestmögliche Zeitraum, in dem man Entwick­lungen infolge der vorigen Schritte schon andeutungsweise erkennen kann. Und wenn das Ziel ist, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, dann heißt das, dass wir die Entwicklungen der Kurven anschauen: erstens natürlich betreffend die Zahl der Neuinfizierten – solange diese in absoluten Zahlen unter 100 bleiben, wie gestern ge­sagt, braucht man sich nicht viele Sorgen zu machen –, und wenn sich da etwas ver­ändert, muss man sich, zweitens, die Dynamik anschauen.

Wo ein allfälliges Aufleben von exponentiellem Wachstum bei bestimmten kritischen Indikatoren in ein paar Wochen dann dazu führen kann, dass wir doch an die Kapa­zitätsgrenzen des Gesundheitssystems stoßen, muss man das sozusagen im Vorlauf berücksichtigen. Wir werden uns da sicher weiterhin mit den Modellrechnerinnen und Epidemiologen auseinandersetzen – auch wenn diese zugegebenermaßen nicht immer einer Meinung sind. Wir werden im Übrigen aber versuchen, das Ganze auch weiterhin nach dem Vorsichtsprinzip zu entscheiden. Wir riskieren jetzt, wie gesagt, sehr viel, im besten Sinne des Wortes, aber wir werden beobachten, wie sich das bis zum Schluss – bis zum Schluss heißt immer: in absehbaren Zeiträumen, Bezug habend auf das Ge­sundheitssystem – ausgehen kann.

Das Ganze hat natürlich ein Ziel, nämlich eine zweite große Ansteckungs- bezie­hungsweise Krankheitswelle zu verhindern, denn das wäre psychologisch natürlich auch fatal. – Ausgeschlossen ist das nicht; wir haben natürlich ein anderes Vorhaben. Das gilt es jedenfalls zu verhindern, und deshalb gibt es die Ankündigungen der schritt­weisen Öffnung.

Dies alles ist sozusagen das Bouquet der verschiedenen Ziele, die man in Einklang bringen muss und soll. Das ist nämlich die Kunst, das so zu erreichen. Es ist keine Kunst, zu sagen – gewisse Lobbyisten sind ja mit ihren Zurufen schon wieder auf der Pirsch beziehungsweise ist es sicherlich ein Vorrecht der Opposition, dass da Ein­zelne, in diversen Landtagen zum Beispiel, hervortreten und das sagen –: Na, so ein Blödsinn, warum haben wir das alles nicht ganz anders gemacht?! – Das ist genau das, was ich vorhin meinte. Nein, ich halte das für keine Kunst. Die Kunst ist es, da


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sozusagen mit wenig Sichtweite in die Zukunft verantwortungsvoll zu planen und zu handeln. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Apropos Zukunft: Es bleibt aber noch die Zeit, Ihnen diesbezüglich ein paar Gedanken mitzuteilen, die die Regierung insgesamt, aber auch einzelne Regierungsmitglieder schon wieder beschäftigen, weil wir so zuversichtlich sind, dass wir auch weiter den­ken. (Zwischenruf des Abg. Kickl.)

Es gibt natürlich eine Zeit nach der Krise. Bis dahin, das muss auch klar sein, ist vieles ungewohnt, ist es keine gewohnte Normalität. Es werden sich neue Normen heraus­kristallisieren, bis wir eine Impfung haben – so sehe ich das. In der Etappe ist es aber natürlich schon auch wichtig, andere wesentliche Ziele zu verfolgen, nämlich betreffend soziales Zusammenleben. Was heißt das für bestimmte Gruppen, insbesondere für benachteiligte, und, ja – ich sage es ganz deutlich –, auch für das Wirtschaftsleben in Österreich? – Natürlich muss man auch darauf achten, dass Wertschöpfung passieren kann, denn davon leben wir ja alle. Insofern sehen Sie, dass in der Zukunft, wenn wir die Gesundheitskrise im Griff haben werden, andere Ziele in den Vordergrund treten werden, die ohnehin auch wieder mit Krisenbekämpfung zu tun haben, denn jeder, der nicht glaubt, dass dieser Einschlag eine massive Wirtschaftskrise auslösen wird, ist naiv. Wir können aber auch da wieder schauen, wie wir in Österreich und in Europa besser herauskommen als andere beziehungsweise welche Maßnahmen da zu setzen sind.

Wenn ich einer Hoffnung Ausdruck geben darf, dann sage ich, das hat schon sehr viel mit Sozialem und Wirtschaftlichem zu tun. Bei aller Wertschätzung und bei allen Belo­bigungen, die wir in Richtung bestimmter Gruppen aussprechen, die, wie es der Gewerkschaftspräsident sinngemäß gesagt hat, jetzt den Laden, die Republik am Laufen halten, sollte man es nicht bei Einmalzahlungen, bei wertschätzenden Kund­gebungen belassen. Man muss sich doch überhaupt einmal die Frage stellen – und ich hätte eine Idee bezüglich Antworten –, ob es nicht anders sein kann, nämlich dass diese Berufsgruppen in Zukunft eine andere Entlohnung kriegen als jetzt. Wie kann es denn sein, dass diejenigen, die wir als die Wichtigsten apostrophieren, am Schluss, wenn wir nachschauen, am wenigsten verdienen? – Ich glaube, das kann keine Frage von Marktmacht bleiben, das muss auch eine Frage dessen sein, wer oder was insge­samt wem nützt. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Es werden sich also neue Debatten ergeben, neue Fragen stellen, und wir alle werden gemeinsam nach Antworten trachten, die man an dieser Stelle ein bissl – wie man früher gerne gesagt hat – ideologiebefreiter geben kann, wenn es nämlich darum geht, Wertschätzung in wirkliche Anteilnahme zu übersetzen. Das bloße Wirkenlassen von Angebot und Nachfrage würde da schon sehr viel helfen. Ja, wenn es nämlich so ist, dass die Pflegerinnen und die Erntehelfer und Erntehelferinnen so wichtig sind, warum stehen sie dann an der untersten Stelle der Skala? – Da stimmt ja etwas nicht! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.) Ich denke also, da gibt es verschiedene Möglichkeiten, und den Luxus, das zu sagen, habe ich mir heraus­genommen.

Ich sehe hier überhaupt kein Licht leuchten, der Herr Präsident mahnt mich auch nicht (Zwischenbemerkung von Bundesminister Anschober – Zwischenruf der Abg. Rendi-Wagner), das führt mich zu einem zweiten abschließenden Ausblick: Ich glaube, wenn es darum geht, dass man sich aus der Krise hinausinvestieren soll – und das wird es brauchen; wir haben mehrere Etappen vor uns, wir müssen jetzt nach den Nothilfe­maßnahmen natürlich die Wirtschaft und auch den sozialen Zusammenhalt stabilisie­ren und absichern –, wird es dazu kommen, dass man Maßnahmen treffen muss, die auf diese Situation reagieren. Eine davon wird damit zu tun haben, wo man private – jawohl –, aber auch öffentliche Investitionen hinlenken will.


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Ich möchte schon jetzt sagen, dass es einfach falsch wäre, da Widersprüche im Sinne des Gedankens: Jetzt hat es eine Krise gegeben und jetzt ist alles anders!, zu konstru­ieren. – Nein. Ich meine, Arbeit, Wirtschaft – jawohl – und Umwelt müssen jetzt erst recht gemeinsam gedacht werden, um uns mit modernsten Technologien aus der Krise hinauszuinvestieren. In der europäischen Dimension gilt haargenau das Gleiche. So­wohl für Österreich als auch für Europa liegen da die Chancen. Das sind die Zukunfts­zweige, mit denen wir gegenüber China oder den USA überhaupt eine Chance haben. – Ja bitte, dann umso schneller hinein dort!

In diesem Zusammenhang wird europäische Solidarität schon eine Rolle spielen. Ich rede da nicht von den diversen Instrumenten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Spanien, Italien und you name it – unter Anführungszeichen – „geholfen“ werden kann. Eines ist gewiss: dass sie günstigere Kredite brauchen, auf welchen Wegen auch immer – davon gibt es mindestens drei, vier, fünf. Dass das nicht ohne Regeln geschehen kann, das sehe ich auch so. Eines muss aber klar sein: Es ist nicht einfach nur unethisch oder unmoralisch, wenn man so will, sie jetzt hängen zu lassen – früher hätte man gesagt: unsolidarisch –, es ist auch unklug. Wer Italien hilft, hilft auch Öster­reich – schauen Sie nach Kärnten und die Wirtschaftsverflechtungen an! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und NEOS.) Das muss man natürlich auch auf der Liste haben. Betreffend Europa – eine frohe Botschaft könnte es ja geben; das geht, glaube ich, auch ohne gröbere ideologische Zugänge –: Die Art der Globalisierung, die wir jetzt erlebt haben, eine völlig entgrenzte und damit enthemmte, hat auch ihren Preis, wenn es darauf ankommt.

Apropos Vorsichtsprinzip und Sicherheit: Eigentlich sollte man schon danach trachten, dass es gewisse Eigenständigkeiten gibt. Das heißt, da sind auch neue Produktions­chancen und -methoden drinnen. Denken wir nur an die Produktionen im medizini­schen Bereich und die Aufrechterhaltung eines europäischen Gesundheitssystems!

Wie heißt es also? – Jede Krise eine Chance, auch darüber sollten und dürfen wir wie­der entsprechend zuversichtlich nachdenken. Ja, und die Entschlossenheit, Stichwort schrittweises Aufsperren, sollten wir uns trotzdem erhalten. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

11.47


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Vizekanzler, ich danke Ihnen für die Ausfüh­rungen.

Bei den Erklärungen der Mitglieder der Bundesregierung gibt es kein Zeitlimit – wir sind in der Debatte nach d’Hondt gebunden; betreffend die Aktuelle Stunde gibt es eine Empfehlung –, sodass Sie in diesem Fall vollkommen frei sind.

In diesem Sinne gehen wir in die Debatte ein; auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Klubobfrau Dr. Pamela Rendi-Wagner. – Bitte.


11.48.20

Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Bundesregierung! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Es sind gerade Krisenzeiten, in denen es mehr Klarheit, mehr Glaubwürdigkeit, mehr Vertrauen als sonst braucht. Wenn es um die Klarheit geht, dann war das Ziel, zumindest vor einigen Wochen, als der Shutdown verkündet, als er beschlossen wurde, doch klar. Das Ziel war bekannt, nämlich die Kurve, die berühmte epidemiologische Coronakurve abzu­flachen und damit zu verhindern, dass zu viele Infektionen in kurzer Zeit unser Ge­sund­heitssystem überlasten.


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Das ist gelungen, das ist dank der Disziplin von vielen Menschen in Österreich gelun­gen, aber die große Frage, die sich jetzt nach all diesen Wochen der Entbehrungen stellt, ist: Wie geht es weiter? – Diesbezüglich hört man von der Bundesregierung und auch heute wieder vom berühmten Fahren auf Sicht, wobei es Expertinnen und Exper­ten gibt – einige wurden heute auch von Kollegin Schwarz schon erwähnt –, die sagen, dass dieser Ausnahmezustand nicht nur Wochen und Monate dauern kann, sondern vielleicht sogar viele Monate, bis zu drei Jahre; 2023 wurde als Ziel oder als Jahr genannt, in dem ein Impfstoff vorhanden sein wird.

Ich spreche ganz bewusst vom Ausnahmezustand, ich spreche nicht von der neuen Normalität, weil es für mich und für uns nicht normal ist, 600 000 Arbeitslose in Österreich zu haben – eine Rekordzahl seit 1946. 

Es ist nicht normal, wenn Frauen durch diese Coronakrise in veraltete Rollenbilder der 1950er-Jahre zurückgeworfen werden: zurück nach Hause zur Kinderbetreuung, Home­office vielleicht inklusive – auch das ist nicht normal, weder für die Frauen noch für unsere Gesellschaft!

Es ist auch nicht normal, dass wir derartige Eingriffe in die Freiheit erleben. Es ist nicht normal, dass Großeltern über Wochen und vielleicht sogar Monate, die noch vor uns liegen, ihre Kinder und Enkelkinder nicht sehen und umarmen können. Es ist auch nicht normal, sterbende Angehörige, die im Spital liegen, nicht besuchen zu können. All das ist nicht normal, und es ist keine neue Normalität – das ist vielleicht ein längerer Ausnahmezustand, der vor uns liegt, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

Eines ist jedoch klar: Die Akutphase ist vorbei. Wir befinden uns in einer neuen Phase, der Phase zwei, wie Sie, Herr Bundeskanzler, sie genannt haben. (Zwischenruf des Abg. Zarits.)

Der Weg wird ein längerer sein, und dieser Weg sollte „mit Glaubwürdigkeit gepflastert sein“, wie ein Journalist in einer österreichischen Tageszeitung vor etwa ein, zwei Wochen geschrieben hat.

Vor ein paar Tagen haben Sie, sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung, gesagt, es werde Monate dauern und die Situation werde schwierig bleiben. Auch heute haben Sie wieder gesagt, eine neue Normalität würden wir mit so viel Freiheit wie möglich und so vielen Beschränkungen wie nötig erleben. Eines kann aber nicht sein, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, nämlich dass wir über diesen längeren Zeitraum die Situation haben, dass die Bundesregierung ganz alleine darüber entscheidet, wie die Gesell­schaft, wie wir uns in diesem längeren Ausnahmezustand zu verhalten haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Für diese längere Phase braucht es nämlich eine andere politische Herangehensweise als während einer akuten Krisensituation, eine andere politische Herangehensweise, die die verschiedenen Bedürfnisse unserer Gesellschaft berücksichtigt: die Bedürfnisse der Frauen, der Familien, der Arbeitslosen, der älteren Menschen, der Alleinerzie­herin­nen und Alleinerzieher. (Abg. Steinacker: Unternehmer ...!) Es ist notwendig, dass unsere gesamte Gesellschaft diese neuen Regeln für den längeren Ausnahmezustand gemeinsam entwirft, dass sie sich diese neuen Regeln gemeinsam gibt.

Wir müssen uns ausmachen, wie diese Regeln ausschauen sollen. Das geht nicht allein von der Regierungsbank aus, das geht nur in einem offenen, ehrlichen Diskurs, den unsere Gesellschaft mit Ihnen, den Repräsentanten der Politik, führen muss. Es darf nicht sein, dass – wie in der Akutphase üblich – vonseiten der Regierung per Dekret, per Erlass verordnet oder Freiheit erteilt wird – das ist nicht das, was ich mir für


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die nächsten Monate oder vielleicht sogar Jahre vorstelle! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Brandstätter.)

Eines sage ich Ihnen ganz deutlich: Ein Land, eine Demokratie wie Österreich über Monate oder gar Jahre mit Erlässen und Verordnungen zu regieren, wird mit uns nicht gehen, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn Sie heute hier die gemeinsame Vorgehensweise der Politik – Regierung und Opposition, über alle Parteigrenzen hinweg – loben, dann sage ich: Ja, gehen wir die­sen Weg gemeinsam, über alle Grenzen hinweg! Ich erwarte mir, dass alle politischen Kräfte, alle Parteien dieses Landes, die Sozialpartner genauso wie die NGOs und die Interessenvertretungen, gemeinsam über diesen Weg der nächsten Jahre entscheiden.

Es gilt, auch darüber zu entscheiden, wer am Ende die Kosten dieser Krise tragen wird. Diese Frage müssen wir nicht erst morgen diskutieren, nein, die müssen wir heute zu diskutieren beginnen! Klar ist nämlich, dazu müssen alle, wirklich alle in Österreich ihren Beitrag leisten. Da gibt es neoliberale Thinktanks, die letzte Woche schon in Erscheinung getreten sind und Vorschläge gemacht haben, nämlich dahin gehend, die Konsumsteuern, also Steuern wie die Mehrwertsteuer, zu erhöhen.

Sehr geehrte Damen und Herren, es ist immer dasselbe Muster: Die Arbeitnehmerin­nen und Arbeitnehmer, die Konsumentinnen und Konsumenten sollen zahlen. Ich sage Ihnen eines in aller Deutlichkeit: Falls Sie, sehr geehrte Damen und Herren der Bun­des­regierung, auch nur andenken, am Ende der Krise die arbeitenden Menschen be­zahlen zu lassen, dann rechnen Sie schon einmal mit dem deutlichsten, stärksten und größten Widerstand der Sozialdemokratie! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf bei der ÖVP.)

Was ist nicht täglich in den Pressekonferenzen und auch heute die Rede von den Danksagungen an die Heldinnen und Helden unseres Alltags in der Krise! – Eines dürfen und werden wir nicht zulassen, nämlich dass die heutigen Helden und Heldin­nen der Krise jene sind, die morgen die Kosten der Krise bezahlen, sehr geehrte Da­men und Herren!

Die Krise hat uns eines vor Augen geführt, nämlich wer die wahren Leistungsträgerin­nen und Leistungsträger in Österreich sind. Sie hat uns vor Augen geführt, wie sehr wir in der Gesellschaft aufeinander angewiesen sind, wie wichtig ein starker Sozialstaat ist, wie wichtig ein funktionierendes, solidarisches und gut finanziertes Gesundheitssystem ist, wie überlebensnotwendig Solidarität und Gemeinschaft sind. All das hat uns diese Krise vor Augen geführt, und nicht nur in den letzten Wochen ist es darauf ange­kom­men, nicht nur in den nächsten Monaten wird es im Kampf gegen das Virus darauf an­kommen, sondern auch auf dem Weg aus dieser Krise!

Es wird Solidarität von allen brauchen, die Solidarität der großen Onlinekonzerne, die Solidarität der Millionärinnen und Millionäre unseres Landes, und es braucht auch Beiträge der Finanzmärkte. Um Österreich bestmöglich aus dieser Krise führen zu können, wird es mehr als Hilfsbereitschaft brauchen: Es wird eine ehrliche Zusammen­arbeit, einen ehrlichen Zusammenhalt, eine ehrliche und gelebte Solidarität geben müssen. Dafür werden wir sorgen, denn das ist unsere Aufgabe und unsere Verant­wor­tung, sehr geehrte Damen und Herren. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

11.56


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist nun Herr Klubobmann Wöginger. – Bitte.


11.56.42

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr geehrten Damen


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und Herren! Österreich hat rasch und richtig gehandelt – das zeigen und belegen uns die Zahlen, wenn es jetzt ständig weniger als 100 Neuinfektionen pro Tag gibt –, und nur deshalb kommen wir besser durch diese Krise als viele andere Länder. Die Maß­nahmen, die gesetzt wurden, zeigen ihre Wirkung: zum einen bei den Zahlen in der Statistik, zum anderen auch bei der Unterstützung der betroffenen Menschen, seien es die Unternehmerinnen und Unternehmer, seien es die Arbeitnehmerinnen und Arbeit­nehmer, die durch diese Krise jetzt zum Teil sehr stark betroffen sind, was Einkom­mensverluste anbelangt.

Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass wir die bisherigen Entscheidungen – und diese waren sehr, sehr wichtig und notwendig! – zum überwiegenden Teil gemein­sam hier im Hohen Haus getroffen haben. Das war letzten Endes auch ein sehr gutes und positives Signal an die gesamte österreichische Bevölkerung, denn gerade in einer derartigen Krisensituation ist es wichtig, diesen Zusammenhalt zu demonstrieren. Ich stehe nicht an, mich dafür zu bedanken, dass das im Parlament alles in allem sehr gut funktioniert hat! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir müssen aber auch offen und ehrlich sein, und ich möchte dazu ein paar Zahlen bringen: Es gibt derzeit rund 80 000 Anträge auf Kurzarbeit; in der letzten Krise waren es wenige Hundert. Für Mittel aus dem Härtefallfonds gab es 144 000 Anträge in Phase eins. Seit Montag läuft Phase zwei, und mittlerweile sind bereits wieder 60 000 Anträge eingelangt.

Rund eine Million Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind aktuell von Kurzarbeit betroffen, und es gibt natürlich eine sehr hohe Zahl an Arbeitslosen. Diesen gilt selbst­verständlich ebenfalls unser Augenmerk und unsere Unterstützung, sowohl im Bereich der Unternehmerschaft als auch im Bereich der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Was ich damit ausdrücken möchte: Es handelt sich um eine absolute Ausnahme­situation, und in den einzelnen Ministerien, beim AMS, in der Wirtschaftskammer sowie in vielen Ämtern und Behörden wie etwa bei den Sicherheitsorganen wird mit Hoch­druck daran gearbeitet, die getroffenen Maßnahmen umzusetzen, sodass die Men­schen schlussendlich ihre Unterstützung bekommen und die Gelder fließen.

Ich bitte um Verständnis, dass angesichts dieser enormen Zahlen nicht alles sofort er­ledigt werden kann und bedanke mich gleichzeitig bei all jenen, die fast rund um die Uhr daran arbeiten, dass diese Gelder, diese insgesamt 38 Milliarden Euro, zur Aus­zahlung an die betroffenen Menschen kommen; das ist die bestmögliche Unterstüt­zung. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Man kann wahrscheinlich im Nachhinein sagen: Hätten wir da noch etwas getan!, oder: Hätten wir das vielleicht noch besser gemacht! – In einer derartigen Situation, glaube ich, kann man nur das eine tun: sehr viele Mittel zur Verfügung stellen und schauen, dass die Betroffenen in einem angemessenen Ausmaß unterstützt werden. Das bedarf insgesamt enormer Anstrengungen dahin gehend, wie diese Mittel letzten Endes verteilt werden.

Ich möchte jetzt einen Aspekt in die Debatte einbringen, weil wir diesen seit Tagen diskutieren, und zwar geht es um den Cofag-Beirat. Das ist die Corona-Finanzierungs-GmbH (Zwischenruf des Abg. Schellhorn), die wir hier gemeinsam verabschiedet haben, und zwar geht es darum, dass alle im Parlament vertretenen Fraktionen Mitglieder in diesen Beirat entsenden. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Frau Kollegin Rendi-Wagner, Sie haben richtigerweise die Gemeinsamkeit und sozu­sagen die ehrliche Zusammenarbeit angesprochen. Das ist aber sowohl eine Bring­schuld als auch eine Holschuld. (Zwischenruf des Abg. Schellhorn.) Wenn auf der einen Seite von uns verlangt wird, dass wir den Informationsfluss zeitnah zur Verfü-


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gung stellen, dann verstehe ich nicht, warum die Oppositionsparteien nicht Mitglieder in diesen Beirat entsenden, in dem direkt über Haftungen, Kredite, Garantien und Zu­schüsse an die betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmer entschieden wird. Das verstehe ich nicht, meine Damen und Herren, und ich bitte Sie wirklich, Ihre Mitglieder namhaft zu machen und zu entsenden! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Dann können wir natürlich auch über die begleitende Kontrolle im Parlament reden. Ich verweise aber schon darauf, dass wir in etlichen Gesetzen Berichtspflichten an den Budgetausschuss beschlossen und vereinbart haben – das ist ohnedies notwendig. Der Fall liegt ganz klar so, dass diese begleitende Kontrolle hier im Parlament in aus­reichendem Umfang gewährleistet und gegeben ist. Wir können gerne darüber diskutieren, einen zusätzlichen Ausschuss einzurichten, in dem alle Corona- oder Covidmaßnahmen zusammengefasst sind und dort im Rahmen von Berichten abgearbeitet werden, damit diese Kontrolle durch das Parlament funktioniert. Ich bitte Sie aber noch einmal: Entsenden Sie Ihre Mitglieder auch in den Cofag-Beirat! Auch das gehört zu einer funktionierenden Zusammenarbeit dazu. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Jetzt geht es darum, die Systeme wieder hochzufahren, schrittweise wieder zurück­zukehren zu einer gewissen Normalität, die aber eine andere sein wird. Wie wir es nennen sei jetzt einmal eher hintangestellt, eines aber ist klar: Es wird in den nächsten Monaten nicht so sein, wie es war. Solange wir keine Medikamente haben, solange es keinen Impfstoff gibt, werden wir, was Hygienemaßnahmen anbelangt, was Abstand­halten anbelangt, alle miteinander aufgefordert sein, diese Maßnahmen auch weiterhin zu befolgen. (Zwischenruf des Abg. Deimek.)

Ich möchte noch einmal den Vizekanzler zitieren, weil es mir sehr gut gefallen hat, als er gesagt hat: „beobachten, sich informieren, analysieren, [...] abwägen und ent­schei­den“. – Ja, genau das ist es, meine Damen und Herren! Genau das ist es, was wir und die Bundesregierung seit Wochen tun – unter einer ganz sorgfältigen Bedachtnahme und mit einem behutsamen Vorgehen bezüglich der Lockerungsmaßnahmen, was ein schrittweises Zurück zu einer gewissen, aber anderen Normalität mit sich bringt. Darum geht es! Weil es die Zahlen hergeben, meine Damen und Herren, und nur deshalb – nur deshalb! – können wir Anfang Mai schrittweise weitere Lockerungsmaß­nahmen durchführen und die Geschäfte wieder öffnen – nur deshalb, das möchte ich betonen.

Und ich sage es noch einmal: Das ist kein Horrorszenario, und ich verwehre mich gegen den Vorwurf, dass da Angst geschürt wird! (Abg. Belakowitsch: Nein, nein, nein!) – Frau Kollegin, was wir wirklich nicht wollen – mir sind diese Bilder in die Knochen gefahren, auf denen ich das sehen musste –, ist, dass Särge in Kirchen gestapelt werden oder dass wie in Amerika auf unbewohnten Inseln Massengräber ausgehoben werden, in denen dann die Särge gestapelt werden. (Abg. Belakowitsch: Danke für diese aufbauende ...! – Abg. Kickl: ... die Särge!) Da ist die Politik massiv gefordert, alles zu tun, damit eine derartige Situation in einem Land nicht eintritt, und das machen wir, meine Damen und Herren! Ich bin froh und dankbar, dass ich in diesem Land leben darf! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ab 2. Mai werden alle Geschäfte wieder aufgesperrt, inklusive des Dienstleistungs­sektors in diesem Bereich, Mitte Mai dann Gastronomie, Tourismus und auch die Schulen – diese natürlich schrittweise. Minister Faßmann arbeitet rund um die Uhr an einem Plan, wie man das mit den Schulen bewerkstelligen kann. Warum? – Weil Schulen in Bezug auf Schülerzahlen unterschiedlich groß sind und weil die Situation dort natürlich die ist, dass die Kinder in einer Klasse, in der 25 Schülerinnen und Schüler sind, unmittelbar nebeneinandersitzen. Dazu brauche ich, wie ich meine, nichts


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studiert zu haben, sondern das ist eine Hausverstandssache, dass der schulische Be­trieb einfach wirklich eine ganz große Herausforderung ist.

Ich bin ein Praktiker und ich kenne meine Wirtshäuser daheim auch: Natürlich wird es dort auch notwendig sein, gewisse - - (Heiterkeit der Abgeordneten Belakowitsch und Kassegger. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) – Na ja, wir sind Regionalpolitiker und wir reden mit den Menschen. Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist – wir sind bei den Leuten, wenn wir können! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Stammler.)

Letzten Endes geht es um diese schrittweise Öffnung, bis hin zu den Kirchen und Gotteshäusern, sodass auch dort der Betrieb wieder aufgenommen werden kann.

Die Zahlen beobachten und schrittweise wieder öffnen – das ist das Gebot der Stunde. Natürlich wollen wir den Menschen die Freiheit so schnell wie möglich zurückgeben, aber mit den Einschränkungen, die nach wie vor notwendig sind.

Abschließend, meine Damen und Herren, möchte ich eine Bitte an die SPÖ richten, weil zu Recht auch eingefordert wird, dass für die Arbeitnehmerschaft insgesamt die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Ich glaube, da haben wir mit der Kurzarbeitslösung sehr viel erreicht: Das Wichtigste ist einmal das Einkommen, und da zwischen 80 und 90 Prozent für rund eine Million Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sicherzustellen, das ist eine großartige Leistung! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Ernst-Dziedzic und Maurer.)

Die Zurverfügungstellung von Mitteln für den Familienhärteausgleich gehört genau zu jenen Maßnahmen, die Familien, insbesondere mit Kindern, zugutekommen, genauso wie eine Vielzahl weiterer Unterstützungsmaßnahmen, bis hin zu Mietstundungen et cetera.

Eines aber möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben – das halte ich für ganz ent­scheidend –: Die Arbeiterkammern in Tirol und Vorarlberg haben vorgezeigt, dass man den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern jetzt auch Mittel aus den Arbeiterkammern wieder zur Verfügung stellen kann. Das sind Gelder der Arbeitnehmerinnen und Arbeit­nehmer, die sie dort Monat für Monat einzahlen. (Zwischenruf des Abg. Kassegger.) Jetzt sind viele von ihnen in einer Krisensituation, in einer wirklich schwierigen Situ­ation. Durch die Kontrollausschüsse kennen wir auch die Finanzstände der einzelnen Arbeiterkammern.

Ich bitte Sie – und erwarte mir das auch –, dass Sie Kontakt mit Ihrem sozialdemo­kratischen Präsidenten und den restlichen sieben Bundesländern aufnehmen. Ob mit oder ohne Länderbeteiligung, das ist mir eigentlich ziemlich egal, aber ich erwarte mir, dass die gesetzliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP) Mittel für jene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Verfügung stellt, die jetzt durch diese Krise wirklich gebeutelt sind. Das ist ein Gebot der Stunde! Setzen Sie das um! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.07


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Herbert Kickl. –Bitte.


12.07.47

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Geschätztes Hohes Haus! Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Na ja, nach fünf Wochen Ihrer Anticoronamaßnahmen ist es wirklich angebracht, eine Bilanz zu ziehen, und es wird Sie nicht wundern, dass sie aus meiner Sicht ein wenig anders aussieht als bei Ihnen.


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Zunächst aber einmal zu den positiven Aspekten: Ja, es ist unbestritten, dass im Gesundheitsbereich die Entwicklung in Österreich eine positive ist. Wir freuen uns über rückgängige Zahlen, was die Infektionen betrifft, wir freuen uns über rückläufige Raten, was die Todesfälle betrifft, wir freuen uns darüber, dass es mehr Menschen gibt, die gesund sind oder gesund werden, als Menschen, die sich neu infizieren. Das ist eine positive Entwicklung, das ist ausgezeichnet und das freut auch mich. Das ist aber nur der erste Blick auf die Dinge, Herr Bundeskanzler.

Ich glaube, wenn man ehrlich sein will und wenn man den Dingen auf den Grund gehen will, dann braucht es auch einen zweiten Blick, einen tiefer gehenden Blick, und den möchte ich jetzt gemeinsam mit Ihnen versuchen.

Herr Bundeskanzler Kurz, Sie dürfen sich jetzt angesprochen fühlen, und auch alle anderen Mitglieder auf der Regierungsbank, die glauben, dass dieser Ort dafür da ist, dass man der Debatte folgt, und nicht, dass das hier ein Platz ist, der sich besonders toll dafür eignet, dass man permanent mit dem eigenen Handy herumspielt – damit ich das auch einmal angebracht habe. Sie alle dürfen sich angesprochen fühlen! (Beifall bei Abgeordneten von FPÖ und SPÖ.)

Ich habe nämlich ein paar ganz einfache Fragen an Sie: Warum, Herr Bundeskanzler, ist eigentlich die Entwicklung im Bereich der Neuinfizierten auch in Schweden eindeutig eine positive? Warum ist das so? Warum ist eigentlich die Tendenz betreffend die Todesrate im Allgemeinen auch in Schweden eine positive, verglichen mit vielen anderen Ländern, deren Entscheidungsträger, so wie Sie, ganz restriktive Maßnahmen gesetzt haben? Vor allem, Herr Bundeskanzler: Warum ist eigentlich in Schweden weder das Gesundheitssystem im Allgemeinen noch die Intensivmedizin vollkommen in sich zusammengebrochen? – Ich glaube, das sind sehr berechtigte Fragen, be­rech­tigte Fragen deshalb, weil Schweden sehr, sehr vieles – um nicht zu sagen: fast alles – anders macht, als Sie es machen.

Sie wissen, dass in Schweden im gesamten Jahr 2020 das öffentliche Leben eigentlich ohne große Einschränkungen vonstattengeht, dass dort die Geschäfte und die Restau­rants geöffnet sind, dass die Leute einkaufen gehen, dass sie sich treffen, dass die Kinder in den Kindergärten sind, dass in den Schulen, selbstverständlich auch in den Grundschulen, unterrichtet wird. (Ruf bei der ÖVP: Warst du schon einmal in Schweden?) An Sie gerichtet, Herr Vizekanzler: Sie wissen, dass die Kinder dort auch ihrer sport­lichen Betätigung (Zwischenruf der Abg. Gabriela Schwarz), zum Beispiel in Fußball­vereinen, nachgehen. Sie wissen, dass Veranstaltungen mit bis zu 50 Personen zuge­lassen sind.

Mir ist auch nicht bekannt, dass die Regierung dort daran arbeitet (Zwischenruf bei der ÖVP), die eigenen Bürger mittels Big Data zu bespitzeln, und erst dann einen Rück­zieher macht, wenn sie betreffend die miesen Absichten aufgeklatscht wird. (Beifall bei der FPÖ.) Mir ist auch nicht bekannt, dass dort Spaziergänger von Spitzenvertretern der Regierung als Lebensgefährder denunziert werden. (Beifall bei der FPÖ.) Mir ist das alles nicht bekannt.

Das ist ein ziemlich anderer Weg als der, den Sie einschlagen, und ich frage mich: Warum eigentlich ist dann die Entwicklung auch dort eine im Allgemeinen positive? (Ruf bei der ÖVP: Lesen Sie einmal die Zeitung! – Zwischenruf der Abg. Steinacker.)

Sie, Herr Vizekanzler, haben vorhin gesagt: Na ja, das kann man ja alles nicht wis­sen. – Jetzt möchte ich Sie an Ihre eigenen Worte und insbesondere an die Worte des Bundeskanzlers erinnern, da haben Sie nämlich sehr, sehr vieles ganz genau ge­wusst – ganz genau haben Sie es gewusst! –, und das legen wir jetzt einmal an diese Entwicklungen an.


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Es müsste doch nach Ihrer Theorie, Herr Bundeskanzler, bereits mindestens 100 000 Tote in Schweden geben. Es müsste doch explosionsartige Entwicklungen, was die Infek­tionen betrifft, geben. Sie haben doch davon gesprochen, als Sie Anfang März von der Ruhe vor dem Sturm geredet haben. Sie haben doch angekündigt, dass das gesamte Gesundheitssystem und die Intensivmedizin mit Bomben und Granaten zusam­men­brechen werden, wenn man nicht Ihrem Weg folgt. Sie haben doch gesagt, dass es ein Massensterben geben wird, das alles andere in den Schatten stellen wird, wenn es nicht so geht, wie Sie es als die einzige Möglichkeit dargestellt haben.

Warum ist das in Schweden nicht so? Warum trudeln nicht jeden Tag über die Nach­richtensendungen die von Herrn Wöginger schon herbeigesehnten Bilder der Särge in den österreichischen Wohnzimmern ein? (Abg. Steinacker: Herbeigesehnt ganz sicher nicht!) Warum werden dort nicht die Eishallen in Leichenhallen umfunktioniert? Das alles waren Bilder, mit denen Sie gearbeitet haben, Herr Bundeskanzler, über viele Wochen haben Sie diese Arbeit gemacht. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Geschmacklos! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Es gab keine Pressekonferenz, kein Interview von Ihnen, in welchem nicht diese Horrorszenarien an die Wand gemalt wurden! In düstersten Farben ist das alles gezeichnet worden: Wenn Österreich nicht den Maßnahmen des Bundeskanzlers Kurz folgt, dann wird all das eintreten. – Das haben Sie ganz genau gewusst, Herr Kogler, da sollten Sie sich mit Ihrem Bundes­kanzler auseinandersetzen!

Sie haben damit das getan, was Sie bestreiten: Sie haben die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Wir wissen ja, dass es die Stoßtrupps der ÖVP im Medien­bereich gewesen sind, die bei einzelnen Medien interveniert haben, damit ja möglichst viele Bilder von Särgen in der Berichterstattung gezeigt werden. Das heißt, Sie haben die Angst der Bevölkerung nicht nur in Kauf genommen, sondern Sie haben mit ihr kalkuliert – und das ist ein schwerwiegender Vorwurf, den ich Ihnen mache. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich weiß nicht (in Richtung Bundeskanzler Kurz), was so wichtig ist: Nehmen Sie an einem Preisausschreiben teil, oder was bringt Sie dauernd dazu, auf Ihr Handy zu schauen, anstatt hier zuzuhören? Herr Bundeskanzler, das ist auch eine Form des Respekts! (Beifall bei der FPÖ.)

Sie haben eine Urangst der Menschen benutzt. (Zwischenruf des Abg. Sobotka.) Die Urangst der Menschen besteht darin, dass keine Sorge größer ist als die um die eigene Gesundheit und um das eigene Leben. Das gilt natürlich auch für die nahen Verwandten, für Kinder, Eltern, Freunde, Bekannte. Diese Urangst haben Sie damit benutzt. (Zwischenruf des Abg. Haubner.)

Wissen Sie, was Sie damit gemacht haben? – Ihre neue Normalität haben Sie damit her­gestellt, die darin besteht, dass jetzt Denunzianten auf der Suche nach Lebens­gefährdern ihr Unwesen in diesem Land treiben – schon fast in Stasi-Manier! Sie haben es so weit gebracht, dass Menschen so verängstigt sind – weil man eben Sorge um seine eigene Gesundheit hat –, dass sie sogar alleine im eigenen Auto die Maske tragen, die sie dort vor genau gar nichts schützt; dass man Menschen trifft, die alleine unterwegs sind und diese Maske tragen (Zwischenruf der Abg. Gabriela Schwarz), obwohl sie niemanden gefährden und auch von niemand anderem gefährdet werden. So weit haben Sie es gebracht, weil Sie den Boden systematisch aufbereitet haben! Sie haben es auch so weit gebracht, dass der eine oder andere Ausflügler arg­wöhnisch betrachtet oder gar ausgesperrt wird, als wäre er ein Seuchenbringer, wenn er ein paar Kilometer außerhalb seines eigenen Wohngebietes unterwegs ist und dort Erholung in der Natur sucht.


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Das ist die neue Normalität, die andere Normalität. Sie müssen auch einmal zur Kennt­nis nehmen, dass Sie das in einer schwarz-grünen Koproduktion produziert haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Noch etwas – und ich sage das nicht, weil es mir nutzt, sondern ich nehme in Kauf, dass es mir schadet –: Bei all dem sind Sie von einer Vielzahl von Medien unterstützt worden – nicht von allen; ich habe größten Respekt vor denen, die sich in diese Angst­maschinerie nicht eingehängt haben –, von vielen Medien, die Sie in Ihren Off-Records-Privatzirkeln bearbeitet und gleichgeschaltet oder mit einem Paket gekauft haben. (Zwischenrufe der Abgeordneten Steinacker und Gabriela Schwarz.) Das Schlimmste ist, dass genau diese Käuflichkeit von dem einen oder anderen Medium dann auch noch als ein angeblicher Ausdruck des Verantwortungsbewusstseins ver­klärt wird. So sieht es dann aus, man lässt sich kaufen und sagt: Wenn ich auf Kritik an der Bundesregierung verzichte (Zwischenruf der Abg. Steinacker), agiere ich beson­ders verantwortungsbewusst und stelle mich in den Dienst des nationalen Schulter­schlusses.

Herr Bundeskanzler, Sie haben das so gemacht, weil der Retter natürlich eine Bühne braucht. Diese Medien haben Ihnen diese Bühne aufbereitet. Ohne diese Bühne und ohne diese dramatische Inszenierung – die Hunderttausenden, die Särge und so weiter – gibt es keinen Retter. Das ist die Geschichte, die Sie erzählen. Das müssen Sie sich gefallen lassen, denn das sind die Fakten. (Beifall bei der FPÖ.)

Dazu gehört, dass es nicht nur einen Retter gibt, sondern auch, dass denjenigen, die das kritisieren, die Rolle von ungläubigen Ketzern, von Leuten, die nicht alle Tassen im Schrank haben und die sowieso nur von den übelsten aller Motive angetrieben sein können, zugewiesen wird, wenn es nicht in Ihr Konzept passt. Auch das ist eine Bilanz der letzten Wochen und kann als eine Beschreibung der neuen oder der anderen Nor­malität bewertet werden.

Nein, Herr Bundeskanzler, nein! Die Geschichte, dass Ihr Krisenmanagement die große Gesundheitskatastrophe verhindert hat, geht so nicht mehr auf. Die Erzählung von der Alternativlosigkeit ist entzaubert, einfach deshalb, weil wir jetzt – und da lernen wir aus der Erfahrung – sehen, dass es auch andere Wege gibt – siehe Schweden. (Abg. Gabriela Schwarz: Weil Schweden ...! – Zwischenruf des Abg. Haubner.) Noch etwas kommt dazu, das sich ganz einfach messen lässt, auch in Deutschland und in Österreich – und das sagen einige Experten schon, sofern sie überhaupt noch eine Möglichkeit haben, aufzutreten –: Es ist einfach berechenbar, dass es einen Rückgang der Zahl der Infizierten und der Todesfälle schon zu einem Zeitpunkt gegeben hat, als die Maßnahmen, die Sie gesetzt haben, noch nicht einmal gegriffen haben können. Das müssen Sie jetzt endlich auch einmal zur Kenntnis nehmen. (Beifall bei der FPÖ. –Zwischenrufe der Abgeordneten Haubner und Gabriela Schwarz.)

Es gibt aber auch tatsächlich in Zahlen messbare Ergebnisse Ihrer Politik – ein paar habe ich schon genannt –, bei denen es einen wirklichen Kausalzusammenhang gibt: Es gibt 900 000 Menschen in Kurzarbeit, die nicht wissen, was nach der Kurzarbeit kommt. Was kommt danach? Es gibt Hunderttausende Arbeitslose, die nicht wissen: Geht es danach zurück in den Job, und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Oder kommt dann der Notstand? Es werden traurige Weihnachten für diese Leute werden, wie im Übrigen für viele, die jetzt durch Stundungen ihre Belastungen nur nach hinten geschoben haben. Das dicke Ende kommt am Ende des Jahres. Das werden traurige Weihnachten werden. Abertausenden tüchtigen Unternehmerinnen und Unterneh­mern – den kleinen wie den großen, quer durch alle Branchen – haben Sie über Nacht die Existenzgrundlage entzogen und sie zu Bittstellern ohne einen Rechtsanspruch auf die vollständige Entschädigung gemacht. – Da gibt es einen Kausalzusammenhang. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ.)


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Weil Sie dieses Wort so gerne verwenden, könnte man fast von Leuchttürmen sprechen: Das, was ich jetzt genannt habe, sind die Leuchttürme der neuen Normalität. Diese neue Normalität hat als Hardware eine schwarze Machtbürokratie, die jetzt ein paar grüne Sprenkel bekommt, und als Software den Faktor Angst. Das ist das Betriebs­system der neuen Normalität in Österreich im Jahr 2020, und das wollen wir nicht haben. Ich glaube nicht, dass das der Großteil der Bevölkerung so haben will.

Herr Bundeskanzler, wir alle werden aus Erfahrungen klüger. Mit den Erfahrungen steigt unser Wissensschatz, da geht es mir nicht anders als Ihnen. Das ist auch der Grund dafür, dass ich Ihnen kaum noch bei irgendetwas Glauben schenke. Sie müssten sich heute eigentlich hierherstellen und kleinlaut bekennen, dass Ihr Kurs nicht alternativlos ist. Sie müssten sich hierherstellen und sagen, dass Ihre Experten nicht im alleinigen Besitz der Wahrheit sind.

Wissen Sie, was alternativlos ist? – Alternativlos ist zum Beispiel die Tatsache (Zwi­schenruf der Abg. Steinacker), dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt; aber auch da hat es eine Zeit lang gedauert, Herr Bundeskanzler, bis sich die Orthodoxie, die Obrigkeit und die Machthaber – zwangsweise – dazu durchge­run­gen haben, dem ursprünglich als Ketzer an den Pranger Gestellten recht zu geben. Das schreibe ich Ihnen nur ins Stammbuch, einfach zum Nachdenken.

Ihre Strategie, Herr Bundeskanzler, ist nichts anderes, als dem politischen Herdentrieb zu folgen, der in China begonnen hat und sich über andere Länder fortgesetzt hat. Da sind Sie aufgesprungen, wie beim Domino, wo ein Stein den nächsten in Bewegung setzt. Sie folgen dem politischen Herdentrieb.

Jetzt lege ich Ihnen noch einmal Galileo Galilei ans Herz, weil es darum geht, Trans­parenz und Wissen zu erlangen. Er hat gesagt: Messen, was messbar ist, und mess­bar machen, was noch nicht messbar ist. – Das haben wir heute im 1. Tagesord­nungs­punkt diskutiert: Es geht um Impfungen, es geht um Obduktionen, es geht um empi­rische Fakten, die wir brauchen, um eine entsprechende Strategie auch argumentieren zu können. Was Sie mit Ihren Kurven, Zahlen und Tabellen machen, ist hingegen das Vorgaukeln einer faktenbasierten Vorgangsweise, wo es sich in Wahrheit um einen Blindflug handelt. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Loacker.)

Noch etwas müssen Sie machen: Sie müssen aufhören, die Menschen direkt und indirekt zu verunsichern! Sie machen aber das genaue Gegenteil. Gestern haben Sie wieder von tausend Ischgls gesprochen. Was soll das heißen?! – Sie machen das genaue Gegenteil, wenn Sie sagen, eine Normalität wird es erst wieder geben, wenn es einen Impfstoff gibt. Das bedeutet offenbar, dass alle dann zur Zwangsimpfung antreten müssen, Herr Bundeskanzler, sagen Sie das dazu! Mit uns wird es das nicht spielen!

Sie tun auch das genaue Gegenteil, wenn Sie trotz der vielen Pressekonferenzen dieser Bundesregierung – bis heute Mittag waren es schon 60, ich habe mitgezählt – mit zahlreichen Maßnahmen in Wahrheit die Arbeitslosen, in Wahrheit die Unter­nehmer, in Wahrheit die Familien mit Betreuungspflichten, den Tourismus, die Gastro­nomie, die Menschen, die an Krankheiten abseits von Corona leiden, in wesentlichen Bereichen im Unklaren lassen. (Zwischenruf der Abg. Steinacker.) Es gibt keine Klarheit, keine Transparenz, keine Planbarkeit. Was Sie liefern, sind Widersprüchlich­keiten, Ungereimtheiten, Unausgegorenheiten.

Herr Bundeskanzler, lernen Sie von den Besten! Setzen Sie auf Vernunft anstatt auf Angst! Freunden Sie sich mit der normalen Normalität an und verabschieden Sie sich von Ihrer neuen Normalität! Hören Sie auf, damit zu kokettieren und den Ausnahme­zustand zur Regel zu erheben!


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Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe das heute so emotional und so offen gesagt, obwohl ich weiß, dass ich dafür viele Anfeindungen bekommen werde (Zwischenruf des Abg. Haubner); aber ich möchte eine Bresche dafür schlagen, dass es ein Recht darauf gibt, auch andere Positionen als die Huldigungen Ihrer neuen Normalität in diesem Land zu vertreten. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Noch etwas: Ich sage das – und das ist mein letzter Satz – auch deshalb, weil ich nicht will, dass nach der Existenzgrundlage für viel zu viele Menschen, nach den Beschrän­kungen von Freiheit und von Selbstbestimmung am Ende dann auch noch die Wahr­heit ein weiteres Opfer Ihrer neuen Normalität ist. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der FPÖ: Das war die beste Rede, die jemals ...!)

12.23


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Klubvorsitzende Sigrid Maurer zu Wort. – Bitte. (Abg. Wurm: Alles gesagt, Frau Sigrid Maurer!)


12.24.10

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zusehe­rinnen und Zuseher vor den Bildschirmen! Zu Beginn vielleicht doch ein Wort an Kolle­gen Klubobmann Kickl: Ich bin bemüht, das ernst zu nehmen, was Sie hier sagen, aber ich muss ganz ehrlich sagen: Ich erinnere mich, wie Sie zu Beginn dieser Krise reagiert haben, wie Sie nicht schnell genug in Ihre Bunker haben kommen können. (Zwischen­ruf des Abg. Martin Graf.) Ich erinnere mich daran, wie Sie vorgeschlagen haben – zu einem Zeitpunkt, als wir noch gar nichts gewusst haben –, ganz radikale Maßnahmen zu setzen: Ihnen war der Lockdown nicht scharf genug. Dass Sie sich jetzt hier­herstellen und plötzlich alles ganz anders hätte gewesen sein sollen, als Sie das zu Beginn behauptet haben, erhöht nicht gerade Ihre Glaubwürdigkeit. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Ich möchte auch all jenen, die hier ständig mit Schweden kommen, eines sagen: Die haben dreimal so viele Tote wie Österreich (Abg. Kickl: Zusammengerechnet wird am Schluss, Frau Maurer! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), und es ist schon tat­sächlich die Frage, ob wir das wollen. Wenn Sie wollen, dass wir dreimal so viele Tote haben – bitte, gerne. Das ist sicher nicht der Weg, den diese Bundesregierung ein­schlagen wird. Wir haben den richtigen gewählt, wir haben wenige Tote, wir haben wenige Neuinfektionen. Die Zahlen geben uns recht und zeigen, dass die Maßnahmen so funktionieren. (Beifall bei Grünen und ÖVP.) Ich finde es völlig unverantwortlich, wie absolut verharmlosend Sie hier im Übrigen auch mit den Daten umgehen.

Nun aber zum eigentlichen Inhalt meiner Rede: Viele Menschen haben in den letzten Wochen den Podcast von Christian Drosten verfolgt, einem Virologen an der Berliner Charité, der sehr gut und sehr klar über die wissenschaftlichen Hintergründe, auch über verschiedene mögliche Auswirkungen der Maßnahmen et cetera informiert und damit zu einer sehr breiten, guten Informationsbasis der breiten Bevölkerung beige­tragen hat, weil er das kommunikativ sehr gut gemacht hat.

Dieser Virologe Drosten warnt jetzt, da die ersten Lockerungen kommen, vor einer zweiten Welle. Warum tut er das? – Es ist klar: Wir alle freuen uns, dass wir langsam manche Dinge wieder öffnen können. Das Wetter ist schön, man ist gerne draußen. Das sorgt für etwas Aufbruchstimmung trotz aller Schwierigkeiten, die wir haben; das ist ja vollkommen nachvollziehbar. Wir müssen aber trotzdem achtsam bleiben, Drosten warnt vor einer zweiten Infektionswelle. Er warnt davor, dass sich das Virus sozusagen unter der Decke weiterverbreiten könnte, davor, dass sich verschleppte Ansteckungen


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durch Reisen, Besuche, die sich derzeit nicht in den Zahlen zeigen, weit verbreiten könnten, und davor, dass, wenn wir nicht aufpassen, eine zweite Welle mit einer viel größeren Wucht daherkommen könnte, die die Kapazitäten in unseren Kranken­häu­sern potenziell sprengen könnte.

Auch das Gesundheitssystem machen wir sozusagen wieder auf (Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Loacker), weil alle Menschen in Österreich ein Recht darauf haben, jene Behandlungen zu bekommen, die wir jetzt aufgrund der Coronakrise verschoben haben, die nicht superdringend waren. Alle Menschen haben jedoch ein Recht darauf, dass Sie sie jetzt bekommen, und sie bekommen sie. (Neuerliche Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Loacker.)

Das heißt, es werden mehr Betten belegt sein, das Gesundheitspersonal wird also auch für andere Dinge gebraucht werden. Das bedeutet, wir sind nicht mehr in der Situation wie in den letzten Wochen. Dementsprechend ist es extrem wichtig, dass wir uns weiterhin an die Maßnahmen halten und dass wir, weil es jetzt gut läuft, nicht Ideen entwickeln, schneller vorzugehen, unbedachter vorzugehen, schneller aufzu­machen.

Drosten verweist auf die Spanische Grippe. Damals ist die zweite Welle der Infektion wesentlich dramatischer verlaufen, und in den weiteren Wellen sind wesentlich mehr Menschen gestorben als in der ersten Welle, nachdem man geglaubt hat, dass man die Pandemie erfolgreich bekämpft hat. Das hat dazu geführt, dass es Millionen Tote in Europa gab. Diese Situation wollen wir auf jeden Fall verhindern – die werden wir auch verhindern, davon bin ich überzeugt.

Ich bin überzeugt davon, dass sich die österreichische Bevölkerung, die bis hierher super mitgemacht hat und der unser großer Dank gilt, auch weiterhin vernünftig ver­halten wird und die Maßnahmen des Social Distancing weiterhin einhalten wird, damit diese Situation nicht eintritt.

Es war und ist eine gemeinsame Krisensituation. Es ist in dieser Zeit des Aus­nahme­zustandes viel passiert, und die Krise hat die Art, wie wir leben, radikal verändert. (Abg. Belakowitsch: Sie haben Millionen Menschen ...!) Menschen sind plötzlich viel zu Hause, sie sind isoliert, sie sind auch zurückgeworfen auf die Kleinstfamilie, oft auf sehr engem Raum, und für viele ist auch plötzlich das soziale Netz weg gewesen, das normalerweise hilft und unterstützt: die Lehrerin, die für ein Kind, das in einer Familie Schwierigkeiten hat, das offene Ohr hat; die Freundinnen und Freunde, mit denen man reden kann; aber potenziell auch die Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz, das soziale Netz aus der Nachbarschaft, die erweiterte Familie, Freundinnen und Freunde. Speziell Frauen mit Betreuungspflichten haben in dieser Zeit extrem viel geschultert, haben die letzten Reserven mobilisiert und haben sich dabei oft alleingelassen gefühlt und gefragt, wie lange das noch dauert. Sie haben in diesen letzten Wochen oft einen hohen Preis bezahlt.

Wir kommen jetzt in die nächste Phase. Die Wirtschaft, das öffentliche Leben wieder hochzufahren, muss selbstverständlich gleichzeitig bedeuten, dass auch das soziale Netz wieder dichter wird, dass all diese Kontakte wieder zur Verfügung stehen, dass wir uns um die Kinder, insbesondere jene, die mit ihren Familien auf sehr engem Raum leben – wir wissen von Lehrerinnen und Lehrern, dass 20 Prozent der Kinder jetzt in dieser Situation nicht gut erreicht werden können –, besonders kümmern müssen.

Ich möchte es an dieser Stelle noch einmal sagen: Die Schulen sind offen, die Kinder­gärten sind offen. Wir müssen das, glaube ich, auch noch lauter sagen, damit es auch der letzte Standort erfährt. Kollegin Meinl-Reisinger, ich gebe Ihnen absolut recht, es ist völlig inakzeptabel, dass es Kindergärten und Schulen gibt, die Kinder abweisen, weil man sagt, die Begründung ist nicht ausreichend, oder dass überhaupt eine Be-


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gründung vorgelegt werden muss. (Abg. Meinl-Reisinger: Dann sind sie nicht offen für alle!) Das kann es nicht geben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.) Das kann es nicht geben, sie müssen für alle offen sein. (Abg. Meinl-Reisinger: ... Dienst! Machts euren Job!) Wir sind die Bundesregierung, also wir sind in der Bundesregierung. (Zwischenruf des Abg. Scherak.) Es ist klar, sie müssen offen sein, und das wird sich auch in alle Gemeinden und in alle Bundesländer durchsprechen müssen. Wenn es da Fälle gibt, dann bitte ich um die konkrete Auflistung, denn dann wird man dort wohl bei den Bil­dungsdirektionen intervenieren müssen.

So wie es eine gemeinschaftliche Aufgabe war, das Virus zurückzudrängen, muss es auch eine gemeinschaftliche Aufgabe sein, das öffentliche Leben, das soziale Netz und die Beziehungen auch jenseits der Familie wiederherzustellen, damit die Krise nicht auf Kosten der Frauen und auch nicht auf Kosten der Kinder geht.

Bis jetzt haben wir es sehr gut geschafft. Ich bin mir sicher, dass wir auch die weiteren Schritte gut schaffen werden. Es sind viele Fragen offen, und ich bin mir sogar sicher, dass wir viele Fragen noch gar nicht kennen. Wir kennen vielleicht bei manchen Din­gen die Antworten noch nicht, aber wir kennen auch viele Fragen noch nicht. Es wer­den noch ganz, ganz viele Herausforderungen auf uns zukommen. Es ist eine welt­weite Wirt­schaftskrise, mit der wir konfrontiert sind – ich habe gerade vom Bundeskanzler gehört, die Prognose besagt aktuell minus 6 Prozent –, aber wir können aus dieser Krise lernen und neue Antworten entwickeln.

Wir werden darüber reden müssen, welchen Wert die Arbeit jener Menschen hat, die uns jetzt besonders wichtig erscheinen, deren Arbeit immer wichtig ist, die aber jetzt plötzlich deutlich sichtbarer wird: die Pflegerinnen und Pfleger, die VerkäuferInnen in den Supermärkten, auch die Pädagoginnen und Pädagogen, die viele Eltern in den letzten Wochen sicher schmerzlich vermisst haben, seit sie Homeschooling betreiben müssen. Es geht zum Beispiel auch um den Wert einer regionalen Produktion, sowohl Schutzkleidung als auch Medikamente oder Lebensmittel betreffend. Es geht natürlich auch um den Klimaschutz. Es sind gerade sehr wenige Autos auf den Straßen, und das ist eigentlich doch sehr angenehm, sagen viele Menschen. Was sind die Ant­worten, die wir in Zukunft dahin gehend finden können?

Diese Zukunft zu gestalten wird eine sehr große Herausforderung, aber es ist auch eine große Chance; und ich bin mir sicher, gemeinsam schaffen wir das. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

12.32


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Josef Schellhorn. – Bitte.


12.32.53

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Frau Präsident! Geschätzte Frau Minister! Herr Minister! Herr Vizekanzler! Lassen Sie mich, bevor ich auf die Erklärung von Kanzler und Vizekanzler eingehe, nur zwei Sätze sagen: In einer gewissen Art und Weise bin ich wirklich bestürzt über die Aussagen von Klubobmann Wöginger und Abgeordneter Schwarz. (Ruf bei der ÖVP: Über die vom Kickl nicht?!) Was glauben Sie eigentlich, was die Aufgabe eines Parlaments ist? – Die Aufgabe eines Parlaments ist es, kritisch zu hinterfragen, Aktuelle Stunden einzuberufen, und es kann Ihnen völlig egal sein, welchen Titel wir wählen! (Beifall bei NEOS und FPÖ.) Sie sind von einer derartigen Wehleidigkeit – seit über 12 000 Tagen in der Regierung und derartig weh­leidig –, dass einem fast das kleine Kind leid tut, über das Sie jammern.


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Kollege Wöginger hat auch noch irgendwie gesagt – und das habe ich auch beim Bun­deskanzler so verstanden –, wir hätten ja bei allem mitgestimmt, und hat sich dafür bedankt. – Sie wollen von Ihren großen Problemen ablenken, das ist das Thema. Ja, wir sind am Anfang mitgegangen, das hat auch Klubobmann Kickl gesagt. Wir sind mit­gegangen, weil es zuerst um die Gesundheit geht, und dann geht es um alles andere.

Und weil wir beim Thema alles andere sind: Ihr habt schon längst vergessen, um wen es wirklich geht! Es geht um die Menschen da draußen, es geht um die Unternehmer, es geht um alle, die da draußen so wie wir tagtäglich mit einem Chaos kämpfen, mit einem Chaos von Ankündigungen, in dem sich keiner auf die Richtlinien verlassen kann, in dem sich keiner auf eine Richtschnur verlassen kann, in dem keiner eine Per­spektive hat und alle das Vertrauen in diese Regierung völlig verloren haben. Was die Unternehmerschaft betrifft: Die Unternehmerschaft ist sauer, sauer, sauer und behan­delt das total ablehnend.

Es gibt Gags von Ihnen, zum Beispiel von Finanzminister Blümel, der sagt: Wir haben 10 Milliarden Euro überwiesen! (Ruf bei der ÖVP: Das stimmt ja nicht!) – Bei keinem Unternehmer ist etwas angekommen, weder über die Kurzarbeit noch über sonst irgendetwas. Wo sind diese 10 Milliarden Euro? Wo sind sie? (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der FPÖ. Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Diese Regierung, jeder Minister hat die Aufgabe, mit Sorgfalt und Transparenz sein Amt auszuführen. Alles andere hat diktatorische oder totalitäre Züge. Mit Sorgfalt wird mit der Opposition nicht umgegangen, aber auch nicht mit Transparenz. Das Vor­täuschen von Zahlen und zu sagen: Ihr wisst es eh, und wir machen halt einmal in der Woche eine Telefonkonferenz oder eine Videokonferenz!, ist kein Überbringen von datenbasiertem Material, das wir nachvollziehen können.

Die ÖVP ist ein Großmeister der Geste. Wir kennen ja Kurz, den Bundeskanzler, der eigenhändig die Balkanroute geschlossen und uns jetzt vor Hunderttausenden Toten gerettet hat.

Dieses Land, das muss man auch sagen, hat alles für den Schulterschluss getan, dieses Land, jeder Mensch, hier im Saal und auch da draußen, hat einen Beitrag dazu geleistet, dass diese Zahlen so gut sind. – Ja, da gebe ich Ihnen recht. Die Unter­nehmer haben auch alles getan, nach dem Motto: Geht nicht, gibt’s nicht, da machen wir mit!

Aber alles andere? Jetzt ist Schluss mit lustig, Herr Vizekanzler! Herr Finanzminister und Herr Bundeskanzler, jetzt ist wirklich Schluss mit lustig! Jetzt ist nämlich die Zeit gekommen, dass Sie liefern müssen; Sie müssen liefern, Herr Vizekanzler, mit Ernst­haftigkeit, mit Kompetenz, und vor allem mit einem richtig guten Plan. Die vierte Zutat dabei sind Experten. Ich unterstelle dem Vizekanzler alles, nur nicht eines, nämlich dass er sich in der Volkswirtschaft nicht auskennt. Er kennt sich aus. Er ist wahr­scheinlich der Einzige, der sich auskennt; der andere weiß nicht einmal, was Schulden sind, aber er weiß zumindest über das Bescheid, was mit Zahlen zu tun hat.

Es braucht da eine zentrale Kooperation. (Ruf bei der ÖVP: ..., was Sie daherreden!) Weg mit diesen fetzigen Ansagen! Weg mit diesen fetzigen Ansagen, mit undurch­dachten Plänen! Ich erinnere nur an eine Ankündigung: Die Unternehmer, die Touris­tiker sind wirklich sauer, die haben sich am Wochenende gerührt und haben gefragt, wie das mit der Reisebeschränkung ist. Da kündigt der Bundeskanzler irgendetwas in der „Kleinen Zeitung“ an, Frau Köstinger kann das, was Herr Sebastian Kurz vorkaut, nachkauen, und dann heißt es aus Deutschland: Halt, das ist nicht so, die haben mit uns nicht geredet! – Das sind Widersprüche, und diese Widersprüche verursachen eines: Verunsicherung, aber kein Vertrauen.


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Ich frage mich schon, Herr Vizekanzler – ich muss das wirklich sagen! –: Wie kann man da, bei dieser Verunsicherung, mitgehen? Wie kann es sein, dass Sie bei die­ser Testballonparty mitmachen? Aus taktischem Kalkül lässt die ÖVP mit Herrn Fleischmann oder sonst irgendjemandem wieder einen Testballon starten, und Sie machen da mit! Wie kann es sein, dass Banken gestern noch schreiben – bei dem, was Frau Minister Schramböck letzte Woche, glaube ich, zusammen mit Herrn Blümel angekündigt hat: 100 Prozent Haftungsübernahme –: Das machen wir, aber: persön­liche Haftung, Nachrangigkeitserklärung, und vor allem einen Wechsel unterschrei­ben! – Wie geht das? (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

Die Unternehmer fühlen sich verarscht. Das gibt es nicht! Es ist Ihr Fehler, und ich glaube, das passiert deshalb, weil Sie nicht die Fachleute am Tisch haben, weil es offensichtlich gar keinen Generalstab gibt. Es gibt keinen Expertenrat, der wirtschaftlich einen Tau hat! Man muss die Banken mit ins Boot nehmen, anders geht es nicht.

Es treibt mich in den Wahnsinn, was ich jeden Tag an Schreiben von EPUlern bekomme. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Wie kann der Herr Vizekanzler Einper­sonenunternehmen so fallen lassen? Die sind sauer, stinksauer – wenn sie nicht mit der Heugabel auf den Ballhausplatz gehen! Es wird auch bald so sein.

Wie kann es sein, dass sich der Herr Vizekanzler als Kulturminister von Herrn Blümel und von Herrn Kurz so vorführen lässt? Sogar Frau Lunacek tut mir wahnsinnig leid, wenn sie nach sechs Wochen sagt: Wir sind noch nicht so weit, einen Fonds und Kriterien entwickelt zu haben! (Zwischenruf bei der ÖVP.) – Sie werden vorgeführt!

Es gibt in dieser Krise nichts mehr für Bildung, für Kultur, für Kunst, und vor allem nur eines: ein chaotisches Wirtschaftskonzept, wie wir wieder aufstehen. (Ruf bei der ÖVP: Ihre Rede ist chaotisch!) Das ist einfach traurig! Ich muss sagen, ich finde es auch traurig und zynisch, wenn Kollege Kopf dann sagt: Ja gut, beim Härtefallfonds muss man halt einen Antrag richtig stellen! – Sie wissen gar nichts über die Ängste! Ich stelle mir schon eine Wirtschaftskammer vor, die die Interessen der Unternehmer vertritt und nicht Handlanger dieser Regierung ist; dafür wäre der Name Interessenvertretung nämlich da. (Beifall bei NEOS und FPÖ. Abg. Haubner: Unglaublich! Zwischenruf des Abg. Martin Graf. Abg. Schellhorn das Rednerpult verlassend, in Richtung ÖVP : Jetzt seids nicht so beleidigt! Abg. Ottenschläger: Na geh bitte! Weiterer Zwischenruf des Abg. Schellhorn. Abg. Kopf: Du nimmst etwas vorweg, was ich gar nicht sagen wollte!)

12.40


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Tanja Graf. – Bitte.


12.40.40

Abgeordnete Tanja Graf (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Geschätzte Regierungsmitglieder! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer! Ja, wir leben derzeit in außergewöhnlichen und äußerst schwierigen Zeiten. Vieles ist ungewiss, viele Fragen sind offen. Selbst Virologen wissen noch viel zu wenig über das Virus. Experten und Wissenschaftler forschen fieberhaft. Einen Impfstoff oder ein Medikament wird es womöglich erst in Monaten geben. Die Politik kann und darf aber nicht so lange warten; Politiker tragen nämlich Verantwortung und haben zu handeln – rasch und effizient, wie bei der Rettung oder bei der Feuerwehr. Wenn es um Menschenleben geht, macht es schon einen großen Unterschied, ob, wann und wie Erste Hilfe geleistet wird. Wenn es um das Schicksal so vieler Bürger unseres Landes geht, ist rasches Handeln einfach Pflicht. Unsere Regierung hat rasch gehandelt, und


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ich danke ihr dafür, allen voran unserem Bundeskanzler. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es hat sich erst vor wenigen Tagen wieder einmal gezeigt, welche Relevanz unserem vorbildhaften Handeln im Kampf gegen die Krise in Österreich international beige­mes­sen wird. Das souveräne CNN-Interview von Sebastian Kurz, von dem wir heute schon gehört haben, beweist einmal mehr, mit welchem Interesse und mit welcher Aufmerk­samkeit man weltweit die von unserer Bundesregierung getroffenen Maßnahmen verfolgt.

Weil eben immer Schweden als Beispiel herangezogen wird: Wir haben schon gehört, Schweden hat dreimal mehr Tote als Österreich (Abg. Belakowitsch: Hat ja auch mehr Einwohner! Abg. Gabriela Schwarz: Pro Kopf, Frau Kollegin! Pro Kopf!), obwohl Schweden mehr als 51 Prozent Singlehaushalte hat. – Tun wir bitte nicht so, als wäre Schweden top! Schweden verzeichnet laut IMF genauso ungefähr minus 7 Prozent beim Wirtschaftswachstum. Also bitte hören wir auf, Schweden als Top­beispiel heranzuziehen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich kann Ihnen so viel sagen: Österreich wird als positives Beispiel für die richtigen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt gesehen. Selbst Kanzlerin Angela Merkel hat erwähnt, dass Österreich stets einen Schritt vor Deutschland war. Wichtig ist es näm­lich, Menschenleben zu retten, zu schützen, Ruhe zu bewahren, chaotische Zustände zu vermeiden und die Ausbreitung des Virus so gut wie möglich zu verlangsamen – und das ist uns mit den getroffenen Maßnahmen gelungen. Die geringe Zahl an Neuinfektionen gibt uns da wirklich recht.

Ich danke hier auch allen Österreicherinnen und Österreichern, die uns dabei unter­stützt haben und so vieles auf sich nehmen, die Masken tragen, zu Ostern zu Hause geblieben sind und auch weiterhin zu Hause bleiben. Oberstes Ziel kann und muss die Gesundheit der ÖsterreicherInnen sein.

Ebenso geht es aber auch um die Funktion des Gesamtstaates und die wirtschaftliche Entwicklung. Die Fülle von Maßnahmen, die wir in den letzten Wochen getroffen haben, dient vor allem dem Ziel, soziale und wirtschaftliche Schäden so gut wie mög­lich zu vermeiden beziehungsweise zu minimieren. Das Instrument der Kurzarbeit möchte ich als Unternehmerin speziell erwähnen, weil es dabei ebenfalls um Verant­wortung geht. Die Maßnahmen wurden gut angenommen und sind auch erfolgreich. Wir konnten über 900 000 Arbeitsplätze durch Kurzarbeit sichern. Dieses Modell zur Bewältigung der aktuellen Coronakrise gilt europaweit als Vorbild. Ich danke auch den Mitarbeitern des AMS für ihren Einsatz. Von den Mitarbeitern, die leider gekündigt werden mussten, hat laut aktueller Information knapp die Hälfte eine Wiederein­stel­lungs­zusage der Unternehmer; die arbeiten also wirklich auch gut zusammen.

Viele dieser Entscheidungen sind nicht leichtfertig getroffen worden, sondern der jetzi­gen Krise und der aktuellen Situation geschuldet. In der Wirtschaft ist es wie in der Politik: Es sind Entscheidungen zu treffen, damit alle gut durch die Krise kommen. Ich glaube, dass keiner der hier Anwesenden behaupten kann, dass es für die Coronakrise ein Handbuch gibt, das wir einfach auspacken und in dem wir kurz einmal nach­schauen können, was wir machen sollen, daher sollten wir gemeinsam weiter für Österreich arbeiten. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.44


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Rainer Wimmer. – Bitte.



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12.45.07

Abgeordneter Rainer Wimmer (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine geschätzten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Meine sehr geschätzten Kolleginnen, liebe Kolle­gen! Wir erleben mit der Coronakrise eine dramatisch schwere Zeit. Wir erleben menschliche Tragödien, wir erleben wirtschaftliche Tragödien. Ich habe es jetzt aber nicht als ganz okay empfunden, wie der Herr Klubobmann der ÖVP das noch einmal dramatisiert hat. Wenn er von den Särgen und Massengräbern in Amerika spricht, dann ist das genau das Gegenteil von dem, was wir uns von einer Regierungspartei erwarten. Wir sollten Sicherheit verbreiten und nicht Angst schüren, aber offensichtlich ist das eine Strategie, die hier ganz massiv angewendet wird. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.)

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Bei der Bewältigung dieser Krise – und ich sage das auch ganz offen – wurde sehr viel richtig gemacht, aber es sind auch Fehler passiert. Das Außerkraftsetzen des Epidemiegesetzes war ein folgenschwerer Fehler. (Beifall bei der SPÖ.) Natürlich ist das Instrument der Kurzarbeit ein ganz wichtiges Instrument für unsere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber wir müs­sen bei einer nächsten Gelegenheit dann auch über die sehr vielen Arbeitslosen reden, die nicht die Chance haben, in Kurzarbeit zu gehen. Wir haben jetzt einen Stand erreicht – 600 000 Menschen –, der untragbar ist, meine sehr geschätzten Damen und Herren, und da gehören Maßnahmen gesetzt. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir werden auch beobachten, dass aufgrund des Wegfalls des Epidemiegesetzes vor allen Dingen Hunderte KMUs und Tausende EPUs diese Krise nicht überleben werden. Sie werden in den Ruin getrieben, sie haben in Wirklichkeit überhaupt keine Chance. Und wir haben immer davor gewarnt: Wir haben Anträge eingebracht, doch Ausnah­men zu kreieren, Ausnahmen für Unternehmen zu machen, die 20, 25 Arbeitnehmer beschäftigen. Das haben Sie vom Tisch gewischt, und daher haben Sie auch die Verantwortung für dieses Desaster, das uns jetzt ins Haus steht, zu übernehmen, meine sehr geschätzten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Lassen Sie mich noch zwei Punkte anführen, weil wir dazu Entschließungsanträge ein­bringen: Im Zusammenhang mit der Diskussion über die Staatshilfe für die AUA gibt es ja intensive Medienberichte. Jawohl, die AUA ist ein Traditionsbetrieb in Österreich, der unterstützt gehört – aber mit ganz klaren Bedingungen, meine sehr geschätzten Damen und Herren. Erstens einmal müssen die Arbeitsplätze abgesichert sein, und es darf keine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen geben. Wir haben ja 2008 schon einiges erlebt, als die Lufthansa die AUA sozusagen geschenkt bekommen hat und noch ein bisschen eine Mitgift mitgenommen hat. Wir brauchen ja nur die Damen und Herren der Tyrolean Airways zu fragen, wie sie damals behandelt wurden; Kollektiv­verträge wurden ausgetauscht und abgewertet. Da wurde eine Art Friss-Vogel-oder-stirb-Politik betrieben und allen, die sich aufgeregt haben, gesagt: Ihr könnt eh das Unternehmen verlassen!

Wenn Geld fließt, wenn der Staat da Geld in die Hand nimmt, meine sehr geschätzten Damen und Herren, dann muss es auch eine Beteiligung des Staates beziehungsweise über seine Gesellschaften bei der AUA oder bei der Lufthansa geben.

Die Arbeitslosigkeit ist angesprochen worden: 600 000 Arbeitslose. Wir werden heute einen Entschließungsantrag mit der Aufforderung einbringen, das Arbeitslosengeld zu erhöhen. Wir haben das schon einmal gemacht, das wurde hier weggewischt. Ich habe, ehrlich gesagt, die grünen Kolleginnen und Kollegen nicht verstanden – das stand nämlich immer auf der Agenda des Grünen Klubs, bevor ihr in der Regierung wart, meine sehr geschätzten Freundinnen und Freunde der grünen Fraktion. 55 Prozent Nettoersatzrate ist einfach zu wenig. Wir sind da im Europavergleich im letzten Drittel,


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und es sollte jeder einmal versuchen, mit durchschnittlich 900 Euro Stempelgeld, also Arbeitslosenunterstützung, auszukommen. Viele der arbeitslosen Menschen sind am Ende ihrer Kraft, sie schaffen das nicht mehr, und darum werde ich dann diesen Ent­schließungsantrag einbringen.

Ich möchte nur noch einen Punkt anbringen – der Ordner meiner Fraktion schaut schon (Heiterkeit des Abg. Vogl) –: Wir haben als ÖGB den Coronatausender ins Spiel gebracht. Diese Onlinepetition hat jetzt bereits sage und schreibe 50 000 Unter­schrif­ten. 50 000 Menschen haben unterschrieben, denn es ist wirklich zu wenig, nur zu klatschen und zu sagen: Mei, das ist super, liebe Freundinnen und Freunde, wie ihr das in den Geschäften, wie ihr das in den Produktionsbetrieben macht! Unsere Hel­din­nen und Helden wollen sich um das Dankeschön auch etwas kaufen können. Wenn der Staat 38 Milliarden Euro zur Verfügung stellt, dann müssen auch unsere Corona­helden davon profitieren, liebe Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der SPÖ.)

Nun darf ich folgende Entschließungsanträge einbringen:

Entschließungsantrag  

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erhöhung der Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend dafür Sorge zu tragen, dass ein ‚COVID-19-Ausgleich‘ für Arbeitslose in Form eines 30-%igen Zuschlages zu allen Arbeitslosenversicherungsleistungen (Arbeitslosengeld und Notstandshilfe inklusive der Familienzuschläge) rückwirkend mit 15. März 2020 gewährt wird.“

*****

Und der zweite Entschließungsantrag:

Entschließungsantrag  

der Abgeordneten Rainer Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Beteiligung der Republik Österreich an der AUA“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert im Zuge der Rettung der AUA eine Beteiligung der Republik anzustreben, um damit Arbeitsplätze sowie den Standort Wien/Schwechat auch mittel- und langfristig abzusichern“.

*****

(Beifall bei der SPÖ.)

12.51

Die Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Muchitsch, Rainer Wimmer

Genossinnen und Genossen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 94

betreffend Erhöhung der Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1 Erklärung des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Abs. 2 GOG-NR zur aktuellen Situation

Die größte Gesundheitskrise unserer Zeit fordert enormen Tribut. Nicht nur die gesund­heitlichen Auswirkungen, sondern auch die wirtschaftlichen Folgen, sind derzeit noch gar nicht zu beurteilen.

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt sind jetzt schon dramatisch. Die Arbeitslosenzahlen explodieren, in den letzten Wochen ist die Arbeitslosigkeit in Österreich um rund 200.000 Personen gestiegen. Die Regierung darf nicht tatenlos zu­schauen, wie die Arbeitslosigkeit im Land steigt und steigt und immer mehr Menschen in existenzbedrohende Situationen schlittern.

Die Aussage von Bundeskanzler Kurz: „Koste es was es wolle!“ kann sich ja wohl nicht nur auf UnternehmerInnen beziehen, sondern muss in gleicher Weise auch für Arbeit­nehmerInnen gelten.

Arbeitslose Menschen und ihre Familien brauchen jetzt eine bessere finanzielle Ab­sicherung, weil es in Zeiten wie diesen sehr schwer bzw. unmöglich ist, wieder Arbeit zu finden. Umso wichtiger sind jetzt rasche Hilfen, welche die wirtschaftlichen bzw sozi­alen Bedrohungen durch Corona für die ArbeitnehmerInnen abfedern.

Zum einen ist es daher notwendig, dass die Dauer des Anspruches auf Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung um die Zeit der Krise verlängert wird. Es soll also in die­ser Krisenzeit niemand zB vom Arbeitslosengeld in die Notstandshilfe abrutschen, damit eine geringere Leistung erhalten, obwohl zur Zeit niemand auf einen Job vermittelt werden kann.

Zum zweiten ist es notwendig zu allen Leistungen der Arbeitslosenversicherung, also Arbeitslosengeld, Notstandshilfe inklusive der Familienzuschläge, einen Zuschlag in der Höhe von 30 Prozent auszuzahlen. Damit ist eine Nettoersatzrate in der Höhe von 70 Prozent des bisherigen Einkommens gesichert.

Dieser Zuschlag ist auch für die Zeit nach Corona ganz wichtig, denn auch nach der COVID-Krise wird die Arbeitslosigkeit hoch bleiben – es braucht ausreichend Bin­nennachfrage, damit insbesondere die kleinen Unternehmen, der Wirt ums Eck, der Friseur etc. wieder Nachfrage haben.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden

Entschließungsantrag

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend dafür Sorge zu tragen, dass ein „COVID-19-Ausgleich“ für Arbeitslose in Form eines 30-%igen Zuschlages zu allen Arbeitslosenversicherungsleistungen (Arbeitslosengeld und Notstandshilfe inklusive der Familienzuschläge) rückwirkend mit 15. März 2020 gewährt wird.“

*****

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Rainer Wimmer

Genossinnen und Genossen

betreffend Beteiligung der Republik Österreich an der AUA


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 95

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1 Erklärung des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Abs. 2 GOG-NR zur aktuellen Situation

Begründung

In der Finanzkrise vor gut 10 Jahren spannte Österreich einen 100-Milliarden-Euro-Schutzschirm über die heimischen Banken. Man gewährte den Banken dabei soge­nanntes Partizipationskapital. Damit war die Republik nicht Miteigentümer an den Banken, sondern erhielt für die Rettung bloß eine fixe Verzinsung. Als die Banken gerettet waren, stiegen die Aktienkurse wieder kräftig. Hätte sich die Republik damals an den Banken beteiligt, hätte der Staat Milliarden an Euro beim Wiederverkauf ihrer Anteile erhalten. Geld, das wir jetzt in der Corona-Krise dringend brauchen würden. Stattdessen lief es so wie immer: Gewinne wurden nach der Krise privatisiert, Verluste sozialisiert. Insgesamt kostete die Republik die Bankenrettung rund 12 bis 15 Milliar­den Euro.

Für Finanzhilfen in einem größeren Ausmaß (z.B.: ab 100 Millionen Euro) sollte man einen Corona-Beteiligungsfonds gründen und einen Teil des Nothilfefonds von 15 Milliarden Euro dafür bereitstellen. Diesen Weg gehen bereits Deutschland, aber auch die Stadt Wien gemeinsam mit der WKÖ Wien.

Warum?

•             Weil im Zweifel nach dem Motto „Koste es, was es wolle“ große, system­rele­vante Unternehmen jedenfalls gerettet und durch die Krise gebracht werden sollen, um Arbeitsplätze zu erhalten.

•             Weil wir nicht wollen, dass Gewinne in guten Zeiten privatisiert werden, in schlechten Zeiten die Verluste der Unternehmen von der Allgemeinheit (Republik) getragen werden und die Republik dann nicht einmal von der Wertsteigerung der Unternehmen nach der Krise profitieren kann.

•             Weil auch die Deutschen diesen Weg beschreiten: In Deutschland wurde ein milliardenschwerer Beteiligungsfonds gegründet, der es Deutschland ermöglicht, sich an Unternehmen zu beteiligen. Der konservative Wirtschaftsminister Peter Altmaier dazu im Spiegel: „keine Zeit für ideologische Debatten“.

Beginnen wir mit der AUA:

Wir unterstützen die Rettung der AUA, aber eine Standortgarantie (die leider zumeist ein recht rasches Ablaufdatum hat) reicht hier nicht aus. Es kann nicht sein, dass Österreich jetzt die AUA mit zinslosen Krediten rettet, die AUA dadurch gut durch die Krise kommt, sich neu aufstellen kann und die Gewinne in zwei, drei Jahren darauf ausschließlich an die Lufthansa und andere Aktionäre gehen. Nein – die Republik soll sich an der AUA bzw. Lufthansa beteiligen. Durch eine aktive Beteiligung der Republik könnten zudem auch Umweltinteressen in der mittelfristigen Unternehmensstrategie eine stärkere Berücksichtigung finden.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 96

„Die Bundesregierung wird aufgefordert im Zuge der Rettung der AUA eine Beteiligung der Republik anzustreben, um damit Arbeitsplätze sowie den Standort Wien/Schwechat auch mittel- und langfristig abzusichern“.

*****


Präsidentin Doris Bures: Beide Entschließungsanträge sind ordnungsgemäß einge­bracht und stehen daher mit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Ralph Schallmeiner. – Bitte.


12.51.25

Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne): Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Ministerinnen und Minister! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! Bei diesen Tagesordnungspunkten soll es jetzt nicht nur um die Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gehen, sondern wir haben auch ein paar Ausschussberichte aus der letzten Sitzung des Gesundheitsausschusses auf der Agenda, und um diese möchte ich mich jetzt einmal kümmern, zumindest um einen Teil davon.

Dass wir bis dato so gut durch diese Covid-19-Pandemie gekommen sind, liegt ja zum einen daran, dass eben die Bevölkerung mitgemacht hat, dass sie all diese Maßnah­men mitgetragen hat, es liegt zum anderen aber auch daran, dass unser Gesundheits­system durchaus robust ist und in dieser Phase der Pandemiebekämpfung ent­sprechend funktioniert hat. Also muss es auch unser vorrangigstes Ziel sein, dieses Gesundheitssystem zu verbessern und auszubauen, Schwächen zu finden und zu be­seitigen.

Einige der vorliegenden Anträge aus der letzten Sitzung des Gesundheitsausschusses tragen aber leider nicht dazu bei, dass wir dieses Ziel, das wir hoffentlich alle gemein­sam verfolgen, erreichen. Zum einen gibt es diesen Antrag, in dem der Gesund­heits­minister dazu aufgefordert wird, dass er eine lückenlose Informationspolitik betreiben soll. – Ja, ich glaube, wir haben heute schon genug dazu diskutiert. Der Antrag war in Wirklichkeit zu dem Zeitpunkt, als er eingebracht wurde, schon obsolet, weil das ja sowieso erledigt wurde.

Zum anderen gibt es einen Antrag betreffend Sicherstellung der Arzneimittel­versor­gung. Den finde ich schon ungleich spannender, denn es gibt seit 1. April eine Verord­nung, die darauf abzielt, Arzneimittel, die in unserem Land knapp sind, nicht zu expor­tieren. Der Antrag, der von Kollegen Kaniak und von der FPÖ vorliegt, sieht im Großen und Ganzen unter anderem vor, dass man dieses Exportverbot wieder aufhebt, um – das ist zumindest die Intention des Antragstellers – die Versorgung mit Arzneimitteln im Land besser sicherzustellen.

Ich stelle mir nur gerade die Frage, was es bringt, ein Exportverbot aufzuheben, wenn man die Arzneimittelversorgung im Land verbessern möchte, wenn genau dieser Export von Arzneimitteln ja unter anderem dazu führt, dass wir da oder dort entsprechende Mängel in der Versorgung haben. Das erinnert mich ein bisschen an „Die Sendung mit der Maus“: Das klingt komisch, ist auch so. (Heiterkeit der Abg. Gabriela Schwarz.)

Außerdem sollten wir schon auch darauf hinweisen, dass diese Ministeriumsverord­nung, die seit 1. April gültig ist, ja keine Jux-und-Tollerei-Aktion ist, sondern eben das Ergebnis einer Kooperation aller relevanten Stakeholder, wie man so schön auf Neu­deutsch sagt, oder andersherum: Apothekerverband, Apothekerkammer waren genau­so daran beteiligt, wie beispielsweise die Produzentinnen und Produzenten. Ich glaube, damit ist auch diese Sache erledigt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 97

Dass wir über die Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln in Österreich durchaus diskutieren sollten, auch als – wie soll man sagen? – Lehre aus der Pandemie, das ist auch klar. Ich meine, wir haben vor Kurzem erst mitbekommen, dass Frau Ministerin Schramböck beziehungsweise Frau Ministerin Gewessler gesagt haben, okay, wir müssen die Produktion, nämlich die gesamte Produktion und nicht nur die Forschung – im Arzneimittelbereich, das versteht sich von selbst – wieder nach Österreich holen. Ich glaube, das ist die richtige Herangehensweise an dieses Thema.

Zu guter Letzt möchte ich noch auf einen Antrag eingehen, auch wiederum von der FPÖ – ich weiß nicht warum, aber ich habe all die FPÖ-Anträge auf meinem Tisch –, bei dem geht es um einen „100 prozentigen Kostenersatz gegenüber der Gesund­heits­einrichtung bzw. der Sozialversicherung durch Personen, die gegenüber Angehörigen der Gesundheitsberufe im Rahmen einer Behandlung verbal gefährliche Drohungen abgeben oder physisch gewalttätig werden“.

Der Antrag ist nicht durchdacht, er wirkt nicht präventiv, da er einfach nichts anderes tut, als dass er sagt, okay, ich bestrafe dich, wenn du entsprechende Handlungen setzt. Es wird aber im Endeffekt keine einzige Affekthandlung dadurch verhindert. Es wird in den Spitälern, in den Ambulanzen, wo so etwas vorkommt, nicht dafür gesorgt, dass die Menschen, die ja teilweise in einer Ausnahmesituation sind, sich nicht gefährlich verhalten oder gefährlich agieren. Es wäre schon besser, da das alte Prinzip vom Vordenken statt Nachweinen – das ist ein alter ÖH-Grundsatz – anzubringen, anstatt einfach nur zu bestrafen, denn es wird dadurch keine einzige Affekthandlung verhindert.

Ja, aus diesen Gründen werden wir auch diesem Antrag eben nicht zustimmen. Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

12.56


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Gerhard Kaniak. – Bitte.


12.56.11

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Mitglie­der der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Angst ist ein schlech­ter Ratgeber, und eine Politik der Angst ist eine schlechte Politik. Genau das ist es aber, was Bundeskanzler Kurz mit seiner Androhung von 100 000 Toten proklamiert, genau das ist es, was Klubobfrau Maurer mit der Angst vor der zweiten Welle pro­klamiert. Das ist nicht die Art von Politik, die ich gut finde.

Ich trete dafür ein, dass wir eine Politik auf Basis von Fakten und Daten machen. Genau in diesem Zusammenhang haben wir bereits vor acht Wochen, am 27. Februar, einen Entschließungsantrag gestellt, dass wir eine lückenlose und transparente Infor­mation des Parlaments und der Öffentlichkeit haben wollen, der im Ausschuss auch von allen drei Oppositionsparteien mitgetragen wurde.

Kollege Schallmeiner sagt, dass dieser Antrag damals schon obsolet war. Ich muss ihn korrigieren: Dieser Antrag war vorausschauend, denn zwei Wochen später sind wir zusammengekommen und haben Notfallmaßnahmen ohne ausreichende Datenbasis beschlossen. Zwei Wochen, in denen wir keine validen Daten hatten, sind vergangen; das, was vonseiten der Regierung vorgelegt wurde, war ein Konvolut der Angst. Man hat die Bilder und die Zahlen aus China vorgelegt, die erschütternd und angstein­flößend waren. Man hat die ersten Entwicklungen in Italien hochstilisiert, die auch erschütternd waren. Man hat es aber nicht geschafft, valide Daten für Österreich zu haben und man hat nicht die richtigen Vergleiche, man hat keine einheitliche Daten-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 98

basis geschaffen, um diese Daten auch richtig zu analysieren und daraus die richtigen Maßnahmen abzuleiten.

Das, was danach passiert ist, war auch nicht unbedingt ein leuchtendes Beispiel an Transparenz. Es wurden dann Zahlen geliefert, und ich möchte durchaus auch positiv hervorheben, dass sich Herr Bundesminister Anschober sehr bemüht hat, Zahlen zu liefern. Wenn aber das Bundesministerium für Gesundheit andere Zahlen liefert als das ihm untergeordnete Institut, die Ages, und der Innenminister, das Innenministerium wiederum andere Zahlen liefern, dann frage ich mich: Wo ist da die Transparenz und Nachvollziehbarkeit? Auf welcher Zahlenbasis werden Entscheidungen getroffen? (Bei­fall bei der FPÖ.)

Wenn die Zahl der Testungen um mehrere Tausend Tests von einem Tag auf den anderen schwankt, wenn die Zahl der Toten einmal so und einmal anders erhoben wird, wenn die Kriterien für eine Testung von einem Tag auf den anderen variieren, wenn die gezählten Infektionen mittlerweile sogar auch nach anderen Kriterien beurteilt oder nicht beurteilt werden, dann muss ich sagen, wir haben keine vergleichbare Da­tenbasis, uns fehlt eine Grundlage für solide politische Entscheidungen.

Es gibt aber auch Bereiche, in denen wir ganz klare Zahlen haben. Wir sehen ganz deutlich, welche wirtschaftlichen Konsequenzen diese Maßnahmen haben. Selbst aus der passiven Beobachtung, wie es unser Vizekanzler Kogler ja bereits gesagt hat, stel­len wir fest, dass die Infektionsraten schon seit fast drei Wochen unter den Gene­sungsraten liegen. Wir sehen, dass die Auslastung in unserem Spitalsbereich maximal bei 20 Prozent war, das heißt, dass unser Gesundheitssystem mehr als robust für die durch die Coronakrise anfallenden zu behandelnden Patienten ist.

Aber welche Maßnahmen wurden gesetzt? Welche Schlüsse wurden daraus gezogen? Wann wurde denn der Normalbetrieb oder ein möglicher Normalbetrieb zur Behand­lung der restlichen Patienten wiederhergestellt? Angedacht war das für diese Woche, in der Praxis durchgeführt wird es wahrscheinlich nächste Woche – und das, obwohl wir schon seit über zwei Wochen wissen, dass die Behandlungskapazitäten in unseren Spitälern nicht genutzt werden. Ja, hätte man das gemacht, was Sie selber ange­kündigt haben, was Kanzler Kurz vor drei Wochen angekündigt hat: Testen, testen, testen! Machten wir tatsächlich jede Woche eine breit angelegte Querschnitttestung und hätten wir ein aktuelles Lagebild der tatsächlichen Infektionen in Österreich, dann hätten wir auch schon vor zwei Wochen die Spitäler wieder für normale Patienten öffnen können, dann müssten wir nicht immer zwei Wochen auf die Evaluierung der Maßnahmen warten und schauen, ob mehr Kranke anfallen oder nicht, sondern dann wüssten wir anhand des Infektionsstatus schon vorab, ob wir mehr Infizierte haben werden oder nicht und hätten dann zwei Wochen Zeit, bis diese in einen Zustand geraten, in dem sie dann möglicherweise intensivmedizinische Betreuung brauchen. Das heißt, wir könnten proaktiv agieren und müssten nicht passiv reagieren. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir bleiben unserer Linie treu: Wir fordern weiterhin Transparenz und Fakten. Deshalb bringe ich auch einen weiteren Entschließungsantrag ein, der die Entscheidungs­grund­lage für die Regierung bilden und auch uns in Zukunft Entscheidungen erleichtern soll:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Obduk­tion, Dokumentation und Information zu COVID-19“

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 99

Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert dafür Sorge zu tragen, dass

- ab sofort eine lückenlose Obduktion aller COVID-19-Verdachtsfälle stattfindet,

- eine Dokumentation der Vorerkrankungen, der Behandlungsmethoden und Krank­heitsverläufe aller COVID-19-Verdachtsfälle stattfindet,

- ein lückenloses System der Datenerfassung und der Kommunikation aller Todesfälle und Verdachtsfälle im Zusammenhang mit COVID-19 stattfindet,

- die damit in Zusammenhang stehende Informationspolitik durch das Gesundheits­ministerium gegenüber der Öffentlichkeit regelmäßig, d.h. täglich, zu erfolgen hat.“

*****

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Meine Redezeit ist leider zu Ende. Ich könnte noch sehr, sehr viel sagen und sehr viele Wünsche äußern, die ich dem Gesund­heits­minister zum Teil auch persönlich übermittelt habe, und sehr viele weitere Fragen stellen. Ich hoffe, dass wir die Transparenz und die Antworten, die wir einfordern, be­kommen werden und dass in Zukunft evidenzbasierte und nicht angstgetriebene Ent­scheidungen getroffen werden. (Beifall bei der FPÖ.)

13.01

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Dr. Dagmar Belakowitsch, Peter Wurm

und weiterer Abgeordneter

betreffend Obduktion, Dokumentation und Information zu COVID-19

eingebracht in der 24. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 22. April 2020 im Zuge der Debatte zu Top 2) Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 380/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betref­fend lückenlose Informationspolitik zu den Bedrohungsszenarien durch die Corona-Virus-Seuche in Österreich und Europa (61 d.B.)

Es vergeht kaum ein Tag, wo nicht die ganze Propagandamaschine der schwarz-grünen Bundesregierung mit Bekanntgaben auf die österreichischen Bürger nieder­saust. Bei sehr vielen Auftritten hat man aber den Eindruck, dass durch die Fülle an Inhalten mehr zugedeckt, als informiert werden soll. So ist etwa die Frage der tat­sächlich festgestellten Todesfälle „durch“ oder „mit“ einer Coronavirus-Infektion bis heute nicht intersubjektiv beantwortet, weder vom Gesundheitsministerium noch von den Heerscharen der Expertenstäbe, die sich die österreichische Bundesregierung der­zeit hält.

Dabei steht von Seiten der Medizin und Forschung längt fest, dass das Lebensalter und gewisse gesundheitliche Vorschädigungen die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs mit einer Coronavirus-Infektion erheblich erhöhen. So ist etwa das Risiko eines komplizierten Krankheitsverlaufs bei einem Lebensalter jenseits des 80 Lebensjahrs weitaus höher als bei Personen mittleren Lebensalters. Grund dafür ist ein allgemein schwächer werdendes Immunsystem und fehlende Kraftreserven, wenn eine akute Erkrankung, wie der Ausbruch von COVID-19 eintritt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 100

Dazu kommen als risikoreiche Grunderkrankungen für Personen jedes Lebensalters Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hoher Blutdruck, Diabetes, Atemwegserkrankungen, all­ge­meine Schwächung des Immunsystems wie bei Krebserkrankungen oder Leber-und Nierenerkrankungen. Auch die Einnahme spezifischer Medikamente, die allerdings meistens mit der Behandlung einer risikoreichen Grunderkrankungen im Zusam­men­hang stehen, erhöht die potentielle Gefahr eines schweren Verlaufs in Folge einer Coronavirus-Infektion.

Das Gesundheitsministerium geht bei der Zuordnung von Todesfällen von einer Alters­struktur aus, die auf ein stark erhöhtes Risiko nach Altersgruppen schließen lässt. Die Altersgruppe 0-24 Lebensjahre hat keinen Todesfall zu verzeichnen, die Alterstruppe 25-34 Lebensjahre einen Todesfall (0,25 %), die Altersgruppe 35-44 Lebensjahre keinen Todesfall, die Altersgruppe 45-54 Lebensjahre vier Todesfälle (1,0%), die Alters­gruppe 55-64 Lebensjahre 13 Todesfälle (3,3%), die Altersgruppe 65-74 Lebensjahre 73 Todesfälle (18,4%), die Altersgruppe 75-84 Lebensjahre 151 Todesfälle (38,0%) und die Alterstruppe älter als 84 Jahre hat 155 (39%) Todesfälle zu verzeichnen. Damit stammen 77 Prozent oder mehr als Dreiviertel der Verstorbenen aus der Altersgruppe der über 74 jährigen Erkrankten.

Wie schwer sich etwa selbst die schwarz-grüne Bundesregierung mit der genauen Analyse und Dokumentation von schweren Krankheitsfällen und in weiterer Folge Todesfällen tut, zeigen die parallel geführten Statistiken über Verstorbene in Folge des Coronavirus. Mit Datum 19. April 2020 wies das grüne Gesundheitsministerium eine Gesamtzahl von 397 Personen, die an COVID-19 verstorben sind aus, das ÖVP-Innen­ministerium sprach dagegen von 452 Toten durch das Virus. Dazu kommt, dass nur in wenigen Fällen Obduktionen an den als COVID-19-Todesopfern dokumentierten Ver­storbenen durchgeführt worden sind.

In diesem Zusammenhang ist daher für weitere Maßnahmen des Gesundheitssystems, aber auch für das Verhalten der Bevölkerung in Gesellschaft und Wirtschaft unbedingt notwendig, dass man im Zusammenhang mit der Obduktion von Verstorbenen bei COVID-19-Verdachtsfällen und bei der Dokumentation der Vorerkrankungen und Krankheitsverläufe ein lückenloses System der Datenerfassung und der Kommu­nikation auf der Grundlage absoluter Transparenz durch das Gesundheitsministerium gemeinsam mit den nachgeordneten Dienststellen der Gesundheitsbehörden auf Länder- und Bezirksebene sowie unter enger Kooperation mit den Krankenanstalten und dem niedergelassenen Bereich in der Gesundheitsversorgung schafft.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert dafür Sorge zu tragen, dass

-             ab sofort eine lückenlose Obduktion aller COVID-19-Verdachtsfälle stattfindet,

-             eine Dokumentation der Vorerkrankungen, der Behandlungsmethoden und Krankheitsverläufe aller COVID-19-Verdachtsfälle stattfindet,

-             ein lückenloses System der Datenerfassung und der Kommunikation aller To­desfälle und Verdachtsfälle im Zusammenhang mit COVID-19 stattfindet,


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-             die damit in Zusammenhang stehende Informationspolitik durch das Gesund­heitsministerium gegenüber der Öffentlichkeit regelmäßig, d.h. täglich, zu erfolgen hat.

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Josef Hechenberger. – Bitte.


13.02.02

Abgeordneter Ing. Josef Hechenberger (ÖVP): Geschätzte Frau Präsidentin! Ge­schätzte Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen und ZuseherInnen vor den Bildschirmen! Es freut mich wirklich sehr, dass wir Abgeordnete aus Tirol nach unserer Quarantäne wieder bei der Sitzung dabei sein können. Ich denke, wir haben als jüngere Generation die besondere Verantwortung, auf die älteren Generationen, die unser Österreich aufgebaut haben, besonders zu achten bezie­hungs­weise besonders auf sie zu schauen.

Wir wissen alle: Wenn man gesund ist, dann hat man sehr viele Wünsche, wenn man krank ist, dann hat man nur einen. Aus diesem Grund bin ich der österreichischen Bundesregierung mit unserem Bundeskanzler Sebastian Kurz an der Spitze sehr dankbar dafür und sehr froh darüber, dass zum richtigen Zeitpunkt harte, aber not­wendige Maßnahmen gesetzt wurden. Es ist mit diesen Maßnahmen gelungen, das Virus einzudämmen und parallel dazu Maßnahmen zu setzen, um die massiven Schä­den, die auf die Wirtschaft und somit auch auf die Menschen zukommen, entsprechend abzufedern beziehungsweise möglichst klein zu halten.

Und eines ist auch klar: Diese Coronakrise wird der österreichischen Bevölkerung, allen Menschen in Österreich noch sehr, sehr viel abverlangen. Aus diesem Grund brauchen wir Solidarität und Geschlossenheit, um diese Krise gemeinsam meistern zu können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es ist mir heute als Tiroler Abgeordneter wirklich ein Anliegen, auch ein paar Sätze zum Tiroler Krisenmanagement zu sagen. Wir hatten keine Erfahrungswerte, wir hatten keine Handlungsanleitungen, aber Fakt ist: Unser Landeshauptmann an der Spitze hat sehr drastische und richtige Maßnahmen gesetzt. Eines ist klar, geschätzte Damen und Herren: Das Coronavirus ist nicht in Tirol und nicht in Österreich entstanden, aber die notwendigen und richtigen Maßnahmen zu setzen, das war unsere Aufgabe, und die haben wir eingeleitet. (Heiterkeit bei den NEOS.) Eines ist auch klar: - - (Zwi­schenrufe bei SPÖ und NEOS.) – Es ist mir völlig klar, dass es jetzt Zwischenrufe gibt, aber das ist normal. (Abg. Loacker: Wenn man so einen Unsinn redet!)

Wichtig ist, glaube ich, geschätzte Damen und Herren, dass man auch die Fakten versteht. Und die Fakten sind: Tirol hat die strengsten Maßnahmen aller Bundesländer gesetzt, Tirol hat die meisten Tests aller Bundesländer gemacht. (Zwischenrufe bei SPÖ und NEOS.) Wir haben 45 000 Tests gemacht. (Abg. Meinl-Reisinger: Weil Sie vorher nichts gemacht haben!) Wir haben alle Altersheime besonders geschützt. Und siehe da: Von Samstag auf Sonntag kein einziger neuer Fall eines Infizierten in Tirol, und 142 Gemeinden sind coronafrei. Somit wurden durch die Maßnahmen, die in Tirol gesetzt wurden, absolut zum richtigen Zeitpunkt die notwendigen Schritte eingeleitet.

Wie schon gesagt: Wir sind in einer sehr tiefen Krise. Es ist auch so, dass es mir ein großes Anliegen ist, vielen Berufsgruppen zu danken, denen speziell in dieser Zeit sehr viel abverlangt worden ist, ob das die Ärzte, die Pfleger sind, ob das die Kassiererin im Lebensmittelsupermarkt war. Besonders hervorheben möchte ich noch die Familien.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 102

Gerade den Müttern und Vätern, den Eltern wird derzeit sehr, sehr viel abverlangt. Ein herzliches Danke für diese großartige Arbeit! (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ord­neten der Grünen.)

Und zum anderen ein herzliches Danke auch an die unzähligen fleißigen Bauern­fa­mi­lien in Österreich, die der österreichischen Bevölkerung täglich hochqualitative, beste Lebensmittel zur Verfügung stellen. Auch für diesen unermüdlichen Einsatz ein herz­liches Danke! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wir sind noch nicht über den Berg, aber wir sind auf einem guten Weg. – Vielen Dank und bleibt gesund! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Ernst-Dziedzic.)

13.06


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Loacker. – Bitte.


13.06.15

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Ich glaube, die ersten 2 Minuten können wir jetzt auf eine tatsächliche Berichtigung buchen. (Heiterkeit bei den NEOS.) Den Mut muss man haben, hier am Rednerpult zu stehen und zu sagen, dass in Tirol das Krisenmanagement super war, obwohl sogar Kollege Hörl schon zugeben musste, dass nicht alles ganz ideal gelaufen ist.

Jetzt muss man sich vorstellen: Es war noch Februar, da war dieser Coronafall im Hotel Europa in Innsbruck. Und zack, alles zu, fertig, Ende, da ist man eingeschritten! Dann waren – auch noch im Februar – zwei fiebrige Fahrgäste in diesem Zug, der am Brenner eine ganze Nacht lang angehalten wurde, weil das gefährlich ist. Da ist man eingeschritten, aber bei Ischgl – ups! –, da waren Sie alle: Nichts hören, nichts sehen, nichts wissen! Da war nichts! Da hat man tagelang zugeschaut. Da hat man dem erfolgreichen Exportprodukt Coronavirus zugeschaut und hat es noch befeuert. Nach­dem man eigentlich schon hätte sehen können, wie peinlich das „ZIB 2“-Interview von Landesrat Tilg war, sich dann als Tiroler noch einmal hier ans Rednerpult zu stellen und noch einmal zu sagen, es wäre alles richtig gelaufen, also das ist schon mehr als kühn! (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

Die Türkisen klopfen sich ja selbst auf die Schulter, weil Österreich so super ist, das heißt, so großartig. Ich meine, es sind einige Dinge richtig gemacht worden, aber nicht alle. Von Deutschland können Sie nach Belgien und in die Niederlande reisen, frei, ohne Kontrolle, und nach Österreich nicht, weil wir aus deutscher Sicht ein Risikogebiet sind. So super haben Sie das gemacht! (Beifall bei den NEOS.)

Kollege Wöginger, auch einer der Kühnen, der Klubobmann der Kühnen steht hier am Rednerpult und sagt, die Arbeiterkammer solle in der Coronakrise ihre Reserven hergeben. Ich meine: Ja, schon. Dann muss man den Satz aber auch fertig sprechen und sagen: Da gibt es noch ein paar andere Kammern, die auf verdammt viel Geld sitzen und auch mit den Reserven herausrücken sollten: die Wirtschaftskammer, die Landwirtschaftskammer, die Ärztekammer. Heraus mit dem Geld! Wo ist es denn?! (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

Aber da haben wir die Parteischeuklappen. Ich glaube, die kriegt man als ÖVPler inzwischen verpasst. Als ich bei euch Mitglied war, war das noch nicht so, aber jetzt kriegt man die so (mit den Händen eine entsprechende Geste machend) zick. Dann darf man gar nicht mehr 2 Grad nach rechts oder nach links schauen. – Ja, gut.

Dann zum Herrn Gesundheitsminister und dem, was dieses Ministerium liefert. Wir haben es schon kurz erwähnt: Die Beschaffung hat versagt, man hat den Super­marktketten mit einer Vorlaufzeit von fünf Tagen vorgeschrieben, dass dort Masken


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aus­gegeben werden müssen. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Anschober.) – Ja, Mund-Nasen-Schutz. – Da sind die verzweifelten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den Spitälern in Linz und in Wien in den nächsten Spar und in den nächsten Billa gegangen und haben sich dort so einen Mund-Nasen-Schutz geholt, weil die Be­schaf­fung im öffentlichen Beschaffungswesen überhaupt nicht funktioniert hat.

Und Unternehmer, Frau Ministerin Schramböck, seriöse Unternehmer, die Textilisten in Österreich sind und Standorte in China und Hongkong haben, sind von Ihnen in den Medien – nicht namentlich, halt pauschal – als unseriös bezeichnet worden. Ja, die sind geprüft worden und die waren halt unseriös, deswegen haben wir bei denen nichts eingekauft. Da sind Firmen dabei, die haben nicht einmal einen Rückruf erhalten – von Ihnen nicht (in Richtung Bundesministerin Schramböck), von Ihnen nicht (in Richtung Bundesminister Anschober) und vom Roten Kreuz nicht. Das sind Firmen, die Masken hätten beschaffen können. Und da stellen Sie sich her und sagen, die seien nicht seriös.

Betreffend Testkapazitäten habe ich auch schon gesagt: Die Firma Procomcure Bio­tech macht solche Tests. Es gab nie einen Anruf vom Gesundheitsministerium, nie einen vom Roten Kreuz! Die werden nicht einmal ignoriert!

Zur Vorgangsweise: Wie tun wir eigentlich beim Testen von Genesenen, Herr Minister? Es gibt den Verdacht, dass Leute vielleicht wieder erkranken. Dazu sagen die einen: Nein, da ist wahrscheinlich nicht sauber genug getestet worden, die hatten sich noch nicht ganz erholt, und dann hat sich die Krankheit halt noch einmal verschlechtert. Bei uns sagt man: Wenn 14 Tage vorbei sind, dann gilt man wieder als gesund. Es wird nicht noch einmal ein Test gemacht, denn Antikörpertests haben wir noch keine. – Die AUVA, bei der Sie (in Richtung Bundesminister Anschober) Aufsichtsbehörde sind, macht Antikörpertests. Ich frage Sie: Welche, wenn es angeblich keine gibt? Wie kön­nen Sie als Aufsichtsbehörde zulassen, dass die AUVA Tests macht, wenn die angeb­lich qualitativ nicht entsprechend gut sind? Und wenn sie den Anforderungen ent­sprechen, frage ich Sie: Warum verwenden Sie sie in Ihrem Einflussbereich nicht? – Da stimmt es hinten und vorne nicht zusammen!

Es liegen noch zwei Anträge vor, die später auch abgestimmt werden. Bei dem einen geht es um die Mehrfachversicherung. Der Herr Bundeskanzler hat im Jahr 2018 in einer Pressekonferenz einem Journalisten vollmundig versprochen: Sie sind ja bei Puls 4 angestellt und haben – als Selbstständiger – auch ein Buch geschrieben; in Zukunft werden Sie nur noch eine Versicherung haben. – Wie wir heute wissen: ein leeres türkises Versprechen. Wir haben den Antrag gestellt, dass das korrigiert wird und der Bundeskanzler sein Versprechen nachträglich einlösen kann. Das findet aber nicht statt.

Stadträtin Vizebürgermeisterin Hebein sagt, es sei so ein Wahnsinn, dass die Mehr­fachversicherten kein Geld aus dem Härtefallfonds bekommen. – Na ja, sie hätten es ja in der Hand gehabt, die Mehrfachversicherung abzuschaffen, aber die Grünen sind ja inzwischen in der Geiselhaft der ÖVP. Sie kommen aus dem Schlafabteil im Nachtzug nicht heraus und stimmen allem Unfug, der dort vorgetragen wird, zu.

Dann noch ein Hinweis – leider ist der Herr Vizekanzler jetzt nicht mehr anwesend –: Mir hat das sehr gut gefallen, als die Sportarten freigegeben worden sind; jetzt darf man nämlich wieder golfen, dem Reitsport nachgehen und segeln. Also das ist wirklich volksnahe Politik: Golfen, Reitsport und Segeln sind wieder zugelassen. Damit ist aber nicht erklärt, warum die Bundesgärten geschlossen geblieben sind, und es ist auch nicht erklärt, warum in Geschäften 400 Quadratmeter Kundenbereich die entscheiden­de Grenze für die Öffnung sind, wenn ohnehin 2 Meter Abstand gehalten werden müs­sen, wenn 20 Quadratmeter pro Kunde festgelegt werden. Warum sind 20 Quadrat­meter


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pro Kunde ausreichend, wenn das Geschäft 350 Quadratmeter Gesamtfläche hat, aber wenn das Geschäft 450 Quadratmeter Gesamtfläche hat, sind 20 Quadratmeter pro Kunde nicht mehr ausreichend? – Das wird verfassungsrechtlich nicht halten. Wie wir aber vom Bundeskanzler wissen, ist das Verfassungsrecht ja eh wurscht, das kann man dann nachher irgendwann klären. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich habe noch etwas vorzubringen – (mit Blick auf die Rednerlampe) aber da blinkt es eh schon freudig –, nämlich zum Antrag zu den Kranken- und Fürsorgeanstalten der Länder und Gemeinden. Es gibt 15 Stück sogenannter dienstherrlicher Einrichtungen; die sind wirklich dienstherrlich, sie sind öffentlich finanziert, aber geheim. Sie bekom­men zwar Geld aus dem Bundesbudget, sie bekommen GSBG-Mittel, aber wir wissen nicht, wie viele dort genau versichert sind, wie die finanziell dastehen, wie viel öffent­liches Geld hineingeht. Es ist alles intransparent. Es wird nicht einmal gefragt, was sie mit dem Geld, das sie von der Republik bekommen, machen. – Das gehört abgestellt.

Zuletzt noch zu den Risikogruppen: Wir haben jetzt eine Definition für Risikogruppen. Sie bekommen also entweder einen Brief oder Sie bekommen keinen. Wenn Sie einen Brief bekommen, heißt das nicht, dass Sie Risikopatient sind. Wenn Sie keinen Brief bekommen, heißt das auch nicht, dass Sie kein Risikopatient sind. Wenn Sie einen Brief bekommen, können Sie damit zum Arzt gehen oder auch nicht, und wenn Sie keinen Brief bekommen, können Sie auch zum Arzt gehen oder auch nicht. – Also wir wissen gleich viel wie vorher, aber dafür haben wir vier Wochen gebraucht. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der FPÖ.)

13.13


Präsidentin Doris Bures: Mir liegt nun eine Wortmeldung zur Geschäftsbehandlung vor: Herr Klubobmann Jörg Leichtfried. – Bitte.

*****


13.13.57

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Wir sind jetzt in der Debatte zu den Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers. Wir haben uns die Erklärungen beider Herren angehört, und ich bin der Auffassung, zum guten parlamentarischen Umgehen miteinander gehört es, dass die einen den anderen zuhören, dass aber auch die anderen den einen zuhören. Es gibt genug zu sagen und es gibt auch genug, das man sich anhören sollte. Ich halte es deshalb für wirklich äußerst ungebührlich, dass sowohl der Bundeskanzler als auch der Vizekanzler diese Sitzung jetzt anscheinend kalt lächelnd verlassen haben. Geschätzte Damen und Herren, das gehört sich für einen gelebten Parlamentarismus so sicher nicht! (Beifall bei SPÖ, FPÖ und NEOS.) – Deshalb, Frau Präsidentin, beantrage ich, über die Her­beischaffung beider abzustimmen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und bei Abge­ordneten der FPÖ.)

13.15


Präsidentin Doris Bures: Mir liegt nun offensichtlich ein Antrag gemäß § 18 der Ge­schäftsordnung vor.

Ich frage, ob es noch weitere Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung gibt. – Herr Klubobmann Wöginger, bitte.


13.15.21

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsi­den­tin! Geschätzte Damen und Herren! Ich glaube, dass sich dieser Antrag erübrigt hat,


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weil der Herr Vizekanzler den Saal soeben wieder betreten hat. Er ist wieder da. (Bei­fall bei der ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: Und der Kanzler?)

13.15


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin zur Geschäftsbehandlung: Frau Abge­ord­nete Belakowitsch. – Bitte.


13.15.44

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsidentin! Dann stelle ich den Antrag, den Herrn Bundeskanzler herbeizuschaffen. Ich halte es nämlich schon für eine Ungehörigkeit, sich hierherzusetzen, mit dem Handy zu spielen und dann abzudampfen – mitten in der Debatte zu seiner eigenen Erklärung, dann, wenn die Abgeordneten auf seine Erklärung replizieren.

Ich stelle daher den Antrag, den Herrn Bundeskanzler herbeizuschaffen. (Beifall bei FPÖ und SPÖ.)

13.16

13.16.08


Präsidentin Doris Bures: Mir liegt jetzt keine Wortmeldung zur Geschäftsbehandlung mehr vor.

Ich habe daher gemäß der Geschäftsordnung sogleich die Abstimmung über den Antrag gemäß § 18 auf Herbeiholung des Herrn Bundeskanzlers zur Sitzung des Nationalrates vorzunehmen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die dem zustimmen, um ein entsprechendes Zeichen. – Ich habe 43 Stimmen gezählt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wer stimmt dagegen? Wer stimmt gegen die Herbeiholung des Herrn Bundeskanzlers? (Während des Abstimmungsvorgangs betre­ten Abgeordnete den Saal oder finden sich auf der Galerie ein. – Zwischenrufe bei der SPÖ. – Abg. Schellhorn: Müssen wir nochmal zählen!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich sehe mich außerstande – wenn Sie die Situation auf der Galerie sehen würden, dann würden Sie das noch mehr verstehen –, die Stimmen auszuzählen, wenn sich mitten im Abstimmungsvorgang die Teilneh­mer­zahl offensichtlich so rasant ändert.

Es liegt der Antrag vor, dass in der aktuellen Debatte über die Erklärungen des Herrn Bundeskanzlers und des Herrn Vizekanzlers der Herr Bundeskanzler hier auch anwesend sein soll. Eine Abstimmung darüber – ich habe darauf hingewiesen – ist nach einer Geschäftsordnungsdebatte, die auch erfolgt ist, sofort durchzuführen. Es ist für mich jetzt nicht klar erkennbar, wie die Mehrheitsverhältnisse sind, und daher bitte ich zwei Schriftführer zu mir. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich werde diese Situation in der nächsten Präsidialkonferenz auf die Tagesordnung setzen, weil wir Abstimmungen so nicht ordnungsgemäß durchführen können.

Ich beginne noch einmal mit der Abstimmung.

Wer dem Antrag, dass der Bundeskanzler bei der Erklärung des Bundeskanzlers anwesend sein soll, zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen – und die anderen bleiben jetzt sitzen. (Die Schriftführerinnen Cornelia Ecker und Steinacker nehmen gemein­sam mit Präsidentin Bures die Stimmenzählung vor. – Abg. Prinz: Was ist mit dem Fotografen auf der Galerie? Zählt der auch?)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 106

Die Schriftführerinnen haben gesagt, sie können jetzt so auszählen. Wir machen das so, wie wir das im Abstimmungsvorgang immer machen: Jene Abgeordneten, die für die Herbeiholung des Herrn Bundeskanzlers sind, bleiben bitte stehen, jene Abge­ord­neten, die nicht dafür sind, bleiben sitzen – und wir zählen. (Die Schriftführerinnen Cornelia Ecker und Steinacker setzen gemeinsam mit Präsidentin Bures die Stim­menzählung fort.)

Vielen Dank, der Abstimmungsvorgang ist beendet. – Vielen Dank an die Schriftfüh­re­rinnen für die Unterstützung bei dieser schwierigen Auszählung.

Ich gebe bekannt, dass die Frage der Herbeiholung des Herrn Bundeskanzlers zur Debatte über seine Erklärung mit 69 Stimmen abgelehnt wurde; Prostimmen waren es 56.

Ich werde den Vorgang und Ablauf dieser Abstimmung auf die Tagesordnung der nächsten Präsidialkonferenz setzen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeord­ne­ten der NEOS.)

*****

Es liegt mir jetzt eine Wortmeldung zur Geschäftsbehandlung vor. – Bitte, Herr Klub­obmann Jörg Leichtfried.

 


13.24.07

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsi­dentin! Ich würde auch anregen, dass diese unübersichtliche Situation, dass nämlich nach Beginn von Abstimmungen plötzlich sehr, sehr viele Kolleginnen und Kollegen erst in den Saal kommen (Abg. Wöginger: Auch bei der Opposition!), einmal in der Präsidiale besprochen wird. Das halte ich für sehr gut.

Das Zweite ist, geschätzte Kolleginnen und Kollegen: Ich nehme zur Kenntnis, der Herr Bundeskanzler ist der Auffassung, dass er bei der Debatte über die Erklärung des Bundeskanzlers im Nationalrat nicht dabei sein muss.

Ich nehme auch zur Kenntnis, dass die grün-schwarze Mehrheit genauso der Auffas­sung ist, dass der Herr Bundeskanzler nicht im Plenum des Nationalrates anwesend sein muss, wenn über seine Erklärung debattiert wird. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Der Bundeskanzler ist da!)

13.24


Präsidentin Doris Bures: Ich habe eine weitere Wortmeldung zur Geschäftsbehand­lung vorliegen. – Herr Klubobmann Wöginger, bitte.


13.25.09

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Ich habe mittler­weile auch Telefonkontakt gehabt. Es ist so, dass der Herr Bundeskanzler in einer dringenden Telefonkonferenz mit dem kroatischen Premierminister ist. Es geht dabei um das Grenzregime und um die 24-Stunden-Pflegekräfte. (Abg. Belakowitsch: Und das muss er genau jetzt machen!?) Dieses Gespräch findet jetzt statt. Daher ist der Herr Bundeskanzler verhindert, weil er eben an dieser, würde ich sagen, sehr, sehr wichtigen Telefonkonferenz teilnimmt.

Frau Präsidentin, eine Bitte hätte ich noch, was die Abstimmung anbelangt, da wir ja auch das Dachfoyer für die Abgeordneten, die dort der Debatte folgen wollen, geöffnet


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 107

haben: Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir das so besprochen, dass bei einer Abstimmung den Abgeordneten Zeit gegeben wird, sodass diese rechtzeitig vom Dach­foyer in den Sitzungssaal zu dieser kommen können. Das bitte ich auch einzuhalten. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

13.26


Präsidentin Doris Bures: Weiters ist Frau Klubvorsitzende Maurer zu Wort gemel­det. – Bitte.


13.26.22

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne) (zur Geschäftsbehandlung): Ich möchte noch einmal darauf hinweisen: Wir haben diese Situation in mehreren Varianten bereits in der Präsidiale besprochen, nämlich auch, dass in einer solchen Situation, in der wir aufgrund der Coronasituation Extraräumlichkeiten in diesem Haus geöffnet haben, um eben Abgeordneten die Möglichkeit zu geben, hier nicht dicht nebeneinander sitzen zu müssen, das zulässig ist. Wir haben absichtlich den Abstimmungsblock an das Ende der Tagesordnung gesetzt, damit eben diese Vorgehensweise möglich ist. Das ist Kon­sens und eine Vereinbarung der Präsidiale, und darauf möchte ich schon auch hin­weisen. Wir hätten jetzt eigentlich eine Unterbrechung, bis alle wieder da sind, vorge­sehen gehabt.

Ich möchte an dieser Stelle auch noch darauf verweisen, dass Abgeordnete aller Frak­tionen jetzt zu einem späteren Zeitpunkt in diesen Raum gekommen sind. Wir sind hier nach wie vor in einer Ausnahmesituation, in der wir verteilt, verstreut sitzen, und ich möchte noch einmal ganz intensiv an alle appellieren, dass wir die Regeln, die wir in der Präsidiale für diese Sondersituation ausgemacht und vereinbart haben, auch tat­sächlich einhalten. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

13.27


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Klubobmann Kickl. – Bitte.


13.27.48

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): In aller Kürze zum Klubobmann der ÖVP: Das Gschichterl kann er jemand anderem erzählen, denn dass die Erklärung des Bundeskanzlers bereits zu einem Zeitpunkt bekannt gewesen ist, als man alle Planungen für andere Dinge vorgenommen hat, liegt wohl auf der Hand und entspricht dem Regierungsalltag; und dem Regierungsalltag entspricht es auch, dass sämtliche Dispositionen so zu treffen sind, dass sich die Regierungstätigkeit nach dem parlamentarischen Betrieb zu richten hat.

Ich interpretiere auch die Worte des Herrn Bundeskanzlers so, dass er sich heute darüber gefreut hat, dass endlich wieder die parlamentarische Normalität herrscht. Er hat es ja laut genug gesagt – jetzt wissen wir, was davon zu halten ist. Es interessiert ihn in Wahrheit nicht. Das ist ein Akt der Geringschätzung gegenüber dem Hohen Haus. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Frau Präsidentin, noch etwas sollten wir besprechen, und auch das gehört zur Tages­ordnung: Das ist das Torpedieren, sage ich jetzt einmal, von Parlamentsübertragungen im ORF durch gleichzeitig angesetzte Regierungspressekonferenzen, so wie wir das heute in der Früh erfahren haben. Heute in der Früh ist uns nämlich mitgeteilt worden, dass auf ORF III die heutige Parlamentsübertragung einfach unterbrochen wird, weil zwei Minister es für notwendig halten, genau zur selben Zeit, nämlich im Verlauf des Vormittags, wenn es hier um die wichtigsten Themen geht, ihre Pressekonferenzen abhalten zu müssen.


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Das Ganze verfolgt kein anderes Ziel, als die entsprechenden Redebeiträge seitens der Opposition, die man vielleicht nicht so gerne hört, möglichst aus der Öffentlichkeit zu verdrängen. (Widerspruch bei der ÖVP.) Auch das sollten wir einmal in der Prä­sidiale besprechen, denn auch das ist kein guter Weg des Miteinanders, der da immer wieder in den Reden strapaziert wird. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.29

13.29.40*****


Präsidentin Doris Bures: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Abgesehen da­von, dass es offensichtlich von allen Fraktionen im Haus Zustimmung dafür gibt, dass wir uns in der nächsten Präsidialkonferenz darüber unterhalten, wie wir in den Abstim­mungsvorgängen sicherstellen können, dass das Abstimmungsergebnis dann auch dem Willen des Nationalrates entspricht und diesen widerspiegelt, möchte ich nur darauf hinweisen, dass ich – erstens einmal – eine Geschäftsbehandlungsdebatte, an der sich nicht alle Fraktionen beteiligt haben, habe durchführen lassen.

Erst im Anschluss, nachdem es keine Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung mehr gegeben hat, habe ich mit dem Abstimmungsvorgang begonnen, und – ich lege Wert darauf, dass das auch festgehalten ist – ich habe auch im Zuge dieser Abstimmung keinen Abgeordneten und keine Abgeordnete davon abgehalten, von seiner/ihrer verfassungsrechtlichen Möglichkeit, an Abstimmungen teilzunehmen, Gebrauch zu machen. – Das war auch der Grund dafür, dass ich die Abstimmung unterbrochen habe, kein Ergebnis der Abstimmung bekannt gegeben habe und die beiden Schrift­führerinnen ersucht habe, mich dabei zu unterstützen, so wie das die Geschäftsord­nung vorsieht.

Zum Schluss ist mir auch noch wichtig, mitzuteilen, dass ich zur Vorbereitung der heutigen Sitzung kurz einen Blick in die Präsidialkonferenzprotokolle geworfen habe. Ich lege Wert darauf, festzustellen, dass in dieser Präsidialkonferenz keine Verein­ba­rung getroffen wurde, dass bei Geschäftsbehandlungsdebatten und Anträgen zu dieser Abstimmungen erst am Ende der Tagesordnung erfolgen sollen, sondern dass das nur im Zusammenhang mit Tagesordnungspunkten vereinbart wurde. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben dezidiert eine Vereinbarung getrof­fen, nämlich dass es eine Sitzungsunterbrechung für Geschäftsbehandlungsdebatten geben möge, und zwar betreffend jene Sitzung, an der damals nur die Hälfte der Abgeordneten teilnehmen durfte. Darauf war das auch beschränkt, das ergibt sich aus den Protokollen. Dieser Fall zeigt aber, dass wir diese Debatte, wie wir damit umgehen und wie wir in Zukunft sicherstellen, dass Abstimmungen auch wirklich so ablaufen, wie es der Wille des Nationalrates ist, und dass deren Ergebnis diesen Willen wider­spiegelt, in der Präsidialkonferenz auf die Tagesordnung nehmen sollen.

(In Richtung des die Hand hebenden Abg. Wöginger:) Wenn wir eine neue Geschäfts­behandlungsdebatte beginnen, Herr Klubobmann, dann sage ich Ihnen, es liegen mir auch noch andere Wortmeldungen vor, weil wir ja die Vereinbarung getroffen haben, dass es dann pro Fraktion eine Wortmeldung gibt.

Ich habe zwar gesagt, wir setzen die Debatte jetzt fort, aber ich frage: Ist jetzt noch eine Geschäftsbehandlungsdebatte erwünscht? (Abg. Wöginger: Ja!) – Gut, dann ist als Erster Herr Abgeordneter Wöginger zu Wort gemeldet (Zwischenruf des Abg.


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Wöginger) – Herr Klubobmann, Entschuldigung – und dann Herr Klubobmann Leichtfried. (Abg. Eßl: Der ist aber dann das dritte Mal!)

Bitte, Herr Klubobmann.

*****

 


13.32.49

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Frau Präsi­dentin, es ist mir jetzt auch wichtig, Dinge festzuhalten, weil es Ihnen auch wichtig ist, dass das von Ihrer Seite noch gesagt wurde.

Zum Ersten: Sie könnten Abgeordnete gar nicht vom Abstimmungsprozedere fern­halten, daher ist es nicht notwendig, das separat zu erwähnen. Abgeordnete können den Saal betreten, wann und wie sie wollen, und das zu jeder Zeit! (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Das ist das Erste, was ich festhalten möchte.

Zum Zweiten: Es wurde bei diesem Abstimmungsvorgang jetzt nicht eingeläutet.

Zum Dritten: Das obliegt Ihrer Vorsitzführung. Wir nehmen zur Kenntnis, dass man nicht zuwartet, bis alle Abgeordneten, die sich im Dachfoyer befinden, wirklich auch die Möglichkeit ergriffen haben, hier in den Sitzungssaal zur Abstimmung zu kommen. Das möchte ich hier festhalten, weil ich es schon für erforderlich halte, dass auch das erwähnt und gesagt wird.

Zu guter Letzt möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass das eine Debatte zu einer Erklärung des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers ist. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Ich habe erklärt, dass sich der Bundeskanzler in einer für Österreich und für die Bürgerinnen und Bürger meiner Meinung nach sehr wichtigen Telefonkonferenz befindet. Es sind auf der Regierungsbank der Herr Vizekanzler und auch zwei weitere Regierungsmitglieder anwesend.

Jetzt können wir von meiner Seite her gerne in der Debatte fortfahren. (Anhaltender Beifall bei ÖVP und Grünen.)

13.34


Präsidentin Doris Bures: Herr Klubobmann Leichtfried, bitte.


13.34.25

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Ich möchte auch eines festhalten, weil das jetzt anscheinend in Zweifel gezogen wurde: Die Prä­sidentin hat nichts anderes gesagt, als dass sie genau das vorgehabt hat, was Sie wollten, nämlich jedem Abgeordneten und jeder Abgeordneten die Teilnahme an der Abstimmung zu ermöglichen. (Abg. Eßl: Das hat sie aber nicht gemacht! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich glaube, das ist eine Selbstverständlichkeit, meine Damen und Herren!

Wir nehmen genauso zur Kenntnis, dass eine Parlamentssitzung, deren Termin schon länger feststeht, deren Thema schon länger feststeht, für den Bundeskanzler nicht Grund genug ist, anwesend zu sein. Wir nehmen auch zur Kenntnis, dass das sowohl den Grünen als auch der ÖVP wurscht ist. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.)

13.35


Präsidentin Doris Bures: Frau Klubvorsitzende Meinl-Reisinger, bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 110

13.35.20

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS) (zur Geschäftsbehandlung): Bei der vorhergehenden Diskussion haben wir uns nicht zu Wort gemeldet, auch wenn wir der Meinung sind, dass es natürlich nicht ganz unwesentlich ist, dass der Herr Bundeskanzler bei der Debatte zur Erklärung des Herrn Bundeskanzlers auch da ist.

Ich glaube – und das würde ich auch gerne in der nächsten Präsidialkonferenz be­sprechen –, es geht da langsam um ein Spannungsverhältnis zwischen Regierung und Parlament, das spürbar ist. Gerade in einer so sensiblen Phase, in der sehr viel Macht bei der Regierung liegt, ist es, glaube ich, nicht nur opportun und übrigens auch ver­fassungsgemäß so vorgesehen, dass der Bundeskanzler dem Parlament in solchen Situationen entsprechend zur Verfügung steht und damit auch die Achtung des Hohen Hauses gewahrt bleibt. Ich kann das daher nur unterstützen, beim nächsten Mal hätte auch ich gerne, dass der Kanzler wieder während der ganzen Debatte hier ist. (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

13.36

*****


Präsidentin Doris Bures: Gibt es jetzt noch eine Wortmeldung zur Geschäfts­be­handlung? – Das ist nicht der Fall.

Dann gehen wir in der Tagesordnung weiter.

Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Markus Koza. – Bitte.


13.36.35

Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr ge­ehrte Ministerinnen und Minister! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Abge­ordnete! Sehr geehrte ZuseherInnen zu Hause vor den Bildschirmen! Es wurde wieder einmal der Unterschied zwischen Schweden und Österreich angesprochen, nämlich in dem Sinne, wie in den beiden Ländern in der Coronakrise vorgegangen wird und wie erfolgreich das eine oder das andere Land ist. Ich traue mir da keine abschließende Beurteilung zu, allerdings gibt es gerade auch aus einer wirtschafts- und sozial­politi­schen Perspektive vielleicht nicht uninteressante Prognosen.

Es gibt unter anderem eine Prognose des Internationalen Währungsfonds, wie sich Schweden und Österreich in der Krise beziehungsweise aus der Krise heraus ver­mutlich entwickeln werden. Ich finde es schon sehr interessant, wie sich der Lockdown auch ökonomisch auswirkt – wie wir ja alle wissen, hat der verordnete Lockdown, der passiert ist, in Schweden nicht in diesem Ausmaß stattgefunden, ist dort aber trotzdem sehr stark von der Bevölkerung angenommen worden –, denn da sind die Unter­schiede interessanterweise gar nicht so frappant! (Abg. Meinl-Reisinger: Ja, weil ... gar nicht da ist ...!) Zum einen wird nämlich in Österreich das BIP vermutlich um 7 Prozent einbrechen, zum anderen – hören Sie zu, Frau Kollegin Meinl-Reisinger, es ist ganz interessant! – das Wachstum in Schweden gleichzeitig um 6,8 Prozent einbrechen. (Abg. Meinl-Reisinger: Redets halt miteinander ...!) Die Arbeitslosigkeit wird sich in Österreich von aktuell 4,5 Prozent – internationale Berechnung – auf 5,5 Pro­zent im Krisenjahr erhöhen und laut Prognose im nächsten Jahr wieder auf 5 Prozent sinken. In Schweden dagegen wird sie von 6,8 auf 10,1 Prozent steigen und im Folge­jahr auf 8,9 Prozent sinken – sie droht also auf einem relativ hohen Niveau zu bleiben.

Wir werden sehen, wie es tatsächlich ausgehen wird, es sind Prognosen. Ich denke, alle Länder Europas, die Europäische Union insgesamt und alle Länder der Welt sind


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 111

stark daran interessiert, möglichst rasch und gut aus der Krise zu kommen und die wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten zu überbrücken.

Nun aber zu dem Thema, zu dem ich eigentlich sprechen wollte – ich habe eh nicht mehr viel Zeit –, nämlich dem Antrag des Kollegen Loacker, den wir in der letzten Sitzung des Sozialausschusses besprochen haben, dahin gehend, die Mehrfach­ver­sicherung doch bitte abzuschaffen. Es ist ein Antrag, der ja an sich relativ plausibel klingt und tatsächlich auch relativ viele Menschen betrifft. Es gibt circa 300 000 Be­itragszahler mehr als insgesamt pflichtversicherte Personen, das bedeutet, es gibt schon eine ganz schöne Anzahl an Menschen, die doppelt oder sogar mehrfach bei unterschiedlichen Krankenversicherungsträgern versichert sind. – Ja, diesbezüglich sollte es schon eine intelligente Lösung geben. Die Lösungsvorschläge schauen auch unterschiedlich aus.

Die von uns präferierte Lösung war im Prinzip immer jene, dass es eine Krankenkassa mit gleichen Leistungen und gleichen Beiträgen geben sollte. Das wäre langfristig die sinnvollste Lösung, weil sich dann die Frage von Mehrfachversicherungen schlichtweg gar nicht mehr stellt.

Eine andere Möglichkeit wäre beispielsweise, wenn man bei den Krankenver­siche­rungsträgern Kompetenzzentren einrichtet, die die Beiträge einheben und dann auf die jeweiligen Versicherungsträger verteilen. So hätte zumindest der oder die Versicherte nur einen Ansprechpartner.

Eine weitere Möglichkeit wäre eben jene, die Kollege Loacker vorschlägt, dass sich der oder die Versicherte, der oder die doppelt oder mehrfach versichert ist, den Ver­siche­rungsträger aussuchen möge, wo er oder sie seine beziehungsweise ihre Beiträge einzahlen will.

Das Problem dieses NEOS-Antrages ist allerdings, dass es – man erkennt die Absicht relativ schnell – in Wirklichkeit einmal mehr darum geht, das solidarische Pflicht­ver­sicherungsprinzip, worauf unsere Krankenversicherung und unsere Sozialversiche­run­gen beruhen, auszuhebeln und tatsächlich durch die Versicherungspflicht zu ersetzen. Während die einen: Hurra, endlich mehr Wettbewerb!, rufen mögen, wissen wir, dass diese Versicherungspflicht im Gegensatz zur solidarischen Pflichtversicherung den Solidargedanken in den Krankenkassen, der so wichtig ist, unterläuft – Kassen, die tatsächlich von allen, unabhängig von ihrem Einkommen, gleichermaßen finanziert werden; Kassen, die allen, unabhängig von ihrem Einkommen, gleichermaßen ent­sprechende Leistungen bringen; Kassen, die versuchen, innerhalb der Versiche­rungs­gemeinschaft einen Risikoausgleich zwischen Ärmeren und Reicheren, zwischen Men­schen mit höherem Gesundheitsrisiko und Menschen mit niedrigerem Gesundheits­risiko zu machen, und so bestmögliche Leistungen für alle erbringen.

Was wir definitiv nicht wollen, sind poor services for poor people. – Nein, wir wollen gute Leistungen für möglichst alle und das gibt es nur im Solidarsystem. Nur die Pflichtversicherungen, so wie wir sie kennen, garantieren diese Form der solidarischen Absicherung. Darum werden wir dem Antrag des Kollegen Loacker von den NEOS auch nicht zustimmen. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

13.42


Präsidentin Doris Bures: Frau Abgeordnete Sonja Hammerschmid ist die nächste Rednerin. – Bitte.


13.42.31

Abgeordnete Mag. Dr. Sonja Hammerschmid (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 112

ZuseherInnen vor den Bildschirmen! Wir sind jetzt in der sechsten Woche, in der in Österreichs Schulen kein Unterricht mehr stattfindet. Nach enormem Druck seitens der Opposition, seitens der Landeshauptleute und seitens vieler, vieler Schulpartner in diesem Land gab es gestern endlich eine Ankündigung unseres Bundeskanzlers zum Thema Schulen und Kindergärten: Es gibt einen konkreten Plan! (Zwischenruf des Abg. Taschner.) Auf Nachfrage der JournalistInnen, wie dieser denn aussehen würde, hieß es dann: Die Schulen sollen ab 15. Mai stufenweise öffnen.

Ich muss Sie leider enttäuschen, ein Datum ist noch lange kein konkreter Plan. 1,1 Millionen Schülerinnen, Schüler, Eltern und auch Lehrerinnen und Lehrer wissen immer noch nicht Bescheid, wie die nächsten Wochen vonstattengehen sollen. Die großen Fragen sind: Welche Kinder welcher Schultypen, welcher Schulstufen dürfen zuerst in die Schule? Wie schauen die Klassen aus? Wird geteilt oder in Gruppen unterrichtet? Wird regional differenziert? Ist das schulautonom zu entscheiden? Wer bestimmt das? Wer ist ausgenommen? Wer gehört bei den Kindern selbst, aber auch bei den Pädagoginnen und Pädagogen und in den Familien zu den Risikogruppen? Wie soll der Schulalltag funktionieren, nach welchen Spielregeln, nach welchen Hygienevorschriften? Soll an den Schulen und gleichzeitig mittels Distancelearning unterrichtet werden? Welche Fächer sollen unterrichtet werden? Wie viel Stoff soll vermittelt werden? – Dazu gäbe es noch viele andere Fragen.

Wir haben in der letzten Sitzung hier im Hohen Haus Bundesminister Faßmann einen hohen Vertrauensvorschuss gegeben, um auf diese vielen Fragen rasch reagieren zu können. Er hat eine große Verordnungsmacht bekommen und damit auch eine große Verantwortung übertragen bekommen, um rasch fakten- und evidenzbasiert Lösungen für Österreichs Schulen zu erarbeiten.

Was haben wir jetzt? – Ein Datum, das vier Wochen in der Zukunft liegt, und keine Erläuterungen dazu. Dabei liegen die Möglichkeiten ja auf der Hand, und wir haben auch aus der Wissenschaft eine Menge an Optionen mitbekommen. Ein Stufenplan wäre angebracht: die Jüngeren zuerst in die Schulen zu holen, vor allem die Ab­schlussklassen zuerst in die Schulen zu holen und dann stufenweise die anderen nachziehen zu lassen; die Konzentration auf die Hauptfächer zu legen, um in einer Art Schichtbetrieb Unterricht in kleinen Gruppen zu ermöglichen.

Es gibt viele Modelle. Wir wissen – das ist ganz klar –, kein Modell wird wirklich perfekt sein und diese Art des Unterrichts darf auch nicht zum Normalzustand werden. Wir sind in einer Ausnahmesituation, aber Fakt ist, wir brauchen einen Plan (Abg. Taschner: Der kommt!) und wir müssen ins Tun kommen. Wir müssen den Eltern, den Schü­lerInnen und PädagogInnen und auch den Kindergärten endlich Planungssicherheit geben. (Beifall bei der SPÖ.)

Wie groß der Druck ist, zeigt uns einmal mehr eine Studie, die erst heute veröffentlicht wurde: Über 50 Prozent der Eltern tun sich laut der neuen Ifes-Studie mit dem Heimunterricht wirklich schwer, 28 Prozent der Kinder sind mit den Onlineaufgaben völlig überfordert und ein Viertel der Kinder hat keinen Zugang zu einem Computer oder einem Tablet. Machen wir also endlich einen Plan, damit Österreichs Schulen schrittweise wieder aufgesperrt werden können!

Ich darf dazu einen Entschließungsantrag einbringen und danke den Kollegen der NEOS und der Freiheitlichen für die gute überparteiliche Kooperation, um das Beste für 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler immer im Auge zu haben.

Er lautet:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 113

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Hermann Brückl, MA, Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stufenplan zur Öffnung der Schulen und Kindergärten“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert am 24. April 2020 endlich einen detaillierten Stufenplan zur schrittweisen Normalisierung des Schul- und Kindergartenbetriebs, be­ginnend in der ersten Maihälfte, vorzulegen, der insbesondere für alle Schulstufen, Schultypen und alle Schülerinnen und Schüler verbindliche Daten für den jeweiligen Schulbeginn festlegt, und der Hygiene-  und koordinierte Ablaufpläne sowie individuelle Lösungen für Risikopersonen berücksichtigt. Wenn es einen Plan zum Hochfahren der Wirtschaft, des Sports oder der Kultur gibt, darf auf die Kinder nicht vergessen werden. Familien, Kinder und Jugendliche brauchen endlich eine Perspektive, transparente In­formation und einen klaren Fahrplan, zur raschen Wiederaufnahme des Schulbetriebs und des Regelbetriebs an Kindergärten.“

*****

(Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Scherak.)

13.47

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag.a Dr.in Sonja Hammerschmid, Hermann Brückl, MA, Mag.a Mar­tina Künsberg Sarre,

Kolleginnen und Kollegen

betreffend Stufenplan zur Öffnung der Schulen und Kindergärten

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1, Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Abs. 2 GOG-NR zur aktuellen Situation

Seit 16.3.2020 stehen die Volksschulen, NMS, AHS-Unterstufen und Sonderschulen nur mehr für jene Schülerinnen und Schüler offen, deren Eltern außer Haus erwerbs­tätig sein müssen und deren Kinder zu Hause nicht betreut sind, oder für jene Schü­lerinnen und Schüler, deren Eltern aus anderen persönlichen Gründen die Betreuung zu Hause „nicht bewerkstelligen können“, wie es auf bmbwf.gv.at heißt.

Dass das Lernen zu Hause in dieser speziellen Zeit trotzdem einigermaßen funktio­niert, ist allerdings nicht den vom BMBWF gegebenen Rahmenbedingungen zu ver­danken, sondern der Einsatzbereitschaft, dem Ideenreichtum und vieler zusätzlicher investierter Stunden und Ressourcen von Pädagoginnen und Pädagogen, Schüle­rinnen und Schülern, sowie Eltern. Schülerinnen und Schüler, deren Eltern sie nicht beim Erarbeiten des Unterrichtsstoffs unterstützen können und die keinen Zugang zu einem Notebook, Drucker und Internet haben, werden durch Heimunterricht benach­teiligt. Dass damit die Ungleichheit im Bildungssektor verstärkt wird, ist weitreichend bekannt.

Dennoch hat es mehr als vier Wochen gedauert, bis das Ministerium endlich angekündigt hat, bis zu 12.000 Notebooks und Tablets an Schülerinnen und Schüler der Bundesschulen (AHS, BMHS) zu verleihen, die bisher mangels Rechner nicht am


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Heimunterricht teilnehmen konnten. Für Kinder und Jugendliche an den Pflichtschulen (Volksschulen, neue Mittelschulen), also jene, die die Unterstützung besonders drin­gend benötigen, ist das seitens des Bundes allerdings nicht vorgesehen. Die Situation wird weiter verschärft, da jegliche Perspektive fehlt, wie und wann Schülerinnen und Schüler wieder „normal“ in die Schule gehen können. Dass Bildungsminister Faßmann diese Schülerinnen und Schüler im Stich lässt und sich nicht zuständig fühlt, ist mehr als enttäuschend.

Die Bundesregierung hat bisher einen Plan für das Hochfahren der Wirtschaft und die schrittweise Wiederöffnung der Geschäfte vorgelegt und in der letzten Woche wurde ein Plan für das Hochfahren des Sports vorgelegt. Die Menschen wissen nun, wann sie wieder beispielsweise Tennis oder Golf spielen dürfen, ab wann sie wieder ins Museum gehen können. Was in den nächsten Wochen mit den Kindern passiert, ob sie dieses Jahr noch in die Schule oder Kindergarten dürfen, weiß aber bisher niemand. Viele Eltern und auch Lehrerinnen und Lehrer sind nach wie vor mit viel Einsatz und Engagement dabei, das Beste aus der Situation zu machen. Es braucht endlich für Eltern und Kinder einen konkreten Plan und eine Perspektive, wann und vor allem wie eine schrittweise Öffnung der Schulen und Kindergärten erfolgen wird. Vor allem mit der Öffnung der Geschäfte und dem schrittweisen Hochfahren der Wirtschaft werden immer mehr Familien wieder Kinderbetreuung in Anspruch nehmen müssen. Für viele Eltern, besonders für Alleinerziehende, ist es schwierig und nicht mehr länger zu­mutbar, Heimunterricht und Erwerbstätigkeit zu vereinbaren.

Das trifft natürlich vor allem auf die Jüngsten zu: während Oberstufen Schülerinnen und Schüler mit dem „distance-learning“ relativ gut zu Rande kommen, geht es bei Volksschülerinnen und Volksschülern nicht nur um die Betreuungsfrage, sondern auch um den fehlenden Unterricht in den Klassenzimmern und direkte und unmittelbare Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer, die fehlt. Und nicht zuletzt: auch Kinder und Jugendliche brauchen Sozialkontakte, sie vermissen ihre Freundinnen und Freunde. Viele Kinder leiden zudem häufig an beengten Wohnverhältnissen. Experten warnen vor den Folgen, die die Isolation auf die Kinderpsyche haben können, bis hin zum Problem steigender Gewalt.

Selbstverständlich gilt es gesundheitliche Risiken einer Schulöffnung abzuwägen und epidemiologische Faktoren beim Erstellen eines Stufenplans zu berücksichtigen.

Auch Sorgen von Eltern, die ihr Kind etwa wegen eines gefährdeten Familienmitglieds nicht so bald wieder in die Schule schicken möchten, müssen ernst genommen werden. Hier braucht es natürlich individuelle Lösungen um Risikogruppen – sowohl unter den Lehrerinnen und Lehrern, als auch den Eltern und Kindern – zu schützen. Eine schrittweise Schulöffnung muss mit Schutzmaßnahmen und Hygieneplänen gut begleitet werden. Sollten Corona Fälle an Schulen oder Kindergärten auftreten braucht es klare Ablaufpläne, verlässliche Ansprechpartner und ein koordiniertes Vorgehen der Behörden und Ministerien.

Andere Länder zeigen jedoch, dass es sehr wohl möglich ist, einen solchen Plan für das Wiederöffnen der Schulen, vorzulegen. In Dänemark sind Kinderkrippen, Kin­dergärten und Schulen bis zur 5. Klassen seit letzter Woche wieder geöffnet. Hier gibt es detaillierte Hygienepläne an jeder Schule, um die Infektionsgefahr gering zu halten. Auch in Norwegen öffnen die Schulen diese Woche stufenweise. In Island sollen ab dem 4. Mai alle Schulen und auch Universitäten wieder zum Normalbetrieb zurück­kehren. Maximal 50 Personen dürfen sich dort in einem Raum aufhalten. In Frankreich werden ab 11. Mai Bildungseinrichtungen als Erste wieder öffnen. Die Schulen in Schweden waren ohnehin nie geschlossen.


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In Deutschland empfahl die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, unter bestimmten Voraussetzungen, sobald wie möglich zuerst Grundschulen und die Se­kundarstufe I schrittweise wieder zu öffnen. In einer in der letzten Woche ver­öffentlichten Stellungnahme plädieren die Wissenschafterinnen und Wissenschafter darauf, sich auch auf Abschlussklassen zu konzentrieren. Das deutsche Bildungs­minis­terium erarbeitet mit den Bundesländern gemeinsam den Stufenplan zur Öffnung. Ziel ist es Kinder, die im Herbst in eine neue Schulform wechseln, zu unterstützen, damit sie im Vergleich zu anderen nicht im Lernstoff zurückbleiben und dadurch einen Start­nachteil haben. Fokus sollte vor allem auf Schwerpunktfächern wie Deutsch, Mathe­matik und lebenden Fremdsprachen gelegt werden.

Auch Unterricht in gestaffelter Form, könnte dazu beitragen, dass der Unterricht zunächst in kleineren Gruppen (etwa zum Beispiel mit rund fünf Schülerinnen und Schülern) gestartet wird. So könnten Sicherheitsabstände eingehalten werden, jedes Kind hätte zumindest einen Tag pro Woche Unterricht. Dieses Modell könnte helfen, die Kinder wieder an den regulären Unterricht zu gewöhnen und Eltern schrittweise zu entlasten. Denkbar wäre etwa auch die Wiederaufnahme des Unterrichts regional zu staffeln und Schulen dort unter Begleitung von Schutzmaßnahmen schrittweise zu öffnen, wo das Infektionsgeschehen sehr gering ist.

Aus diesem Grund stellen die unterzeichnenden Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert am 24. April 2020 endlich einen detaillierten Stufenplan zur schrittweisen Normalisierung des Schul- und Kindergartenbetriebs, beginnend in der ersten Maihälfte, vorzulegen, der insbesondere für alle Schulstufen, Schultypen und alle Schülerinnen und Schüler verbindliche Daten für den jeweiligen Schulbeginn festlegt, und der Hygiene-  und koordinierte Ablaufpläne sowie individuelle Lösungen für Risikopersonen berücksichtigt. Wenn es einen Plan zum Hochfahren der Wirtschaft, des Sports oder der Kultur gibt, darf auf die Kinder nicht vergessen werden. Familien, Kinder und Jugendliche brauchen endlich eine Perspektive, transparente Information und einen klaren Fahrplan, zur raschen Wiederaufnahme des Schul­betriebs und des Regelbetriebs an Kindergärten.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Josef Smolle. – Bitte.


13.47.32

Abgeordneter Dr. Josef Smolle (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Geschätzte Mitglieder Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Lockdown in unserem Land war eine gesundheitspolitische Präventivmaßnahme, eine Maßnahme, die das ganze Land betroffen hat und die es in diesem Ausmaß, in dieser Dimension noch nie gegeben hat.

Diese Präventivmaßnahme, diese Vorsorgemaßnahme war extrem erfolgreich. Jetzt stehen wir an dem Punkt, an den man bei besonders erfolgreichen Vorsorgemaß­nah­men manchmal kommt. Gerade dann, wenn sie so erfolgreich sind, mehren sich Stim-


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men, die sagen: Das war ja nicht so schlimm! War denn das alles notwendig? Es ist ja doch nicht so gekommen!

Da ist es durchaus notwendig, sich bewusst zu machen, in welcher Situation wir ge­standen sind und in welcher wir stehen, und deshalb ist es gerechtfertigt und auch notwendig, den Blick über den nationalen Grenzzaun hinweg zu richten und zu schau­en, wie es den Ländern ergangen ist, die nicht oder halbherzig oder zu spät reagiert haben. In Großbritannien gibt es fünfmal so viele Todesopfer wie bei uns, in Frankreich sechsmal so viele, in Italien siebenmal so viele, in Spanien achtmal so viele, in Belgien neunmal so viele und im schon oft zitierten Schweden dreimal so viele wie bei uns, wobei Schweden langsam davonzieht und – das ist vielen nicht bewusst – mit seinen Gesundheitsdaten im Moment schlechter dasteht als die USA. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Diese Länder sind wirklich kein Vorbild.

Die Maßnahmen, die in Österreich gesetzt wurden, die klaren Entscheidungen in – wie man im Managementjargon sagt – einem Umfeld der Ungewissheit waren richtig, sie waren notwendig und sie waren erfolgreich. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir sind jetzt glücklicherweise in einer Phase der schrittweisen Lockerung. Wo müssen wir hinkommen? – Wir müssen in die Situation kommen, in der der ominöse Wert R unter eins ist. Was ist damit gemeint? – R, die effektive Reproduktionszahl, die Zahl, die angibt, wie viele Menschen eine infizierte Person durchschnittlich ansteckt, muss unter eins liegen. Was ist, wenn sie über eins liegt, wenn sie zum Beispiel zwei beträgt und man irgendwo einen neuen Infektionsherd mit 100 Infizierten hat? – Dann hat man bald 200, 400, 800, 1 600 und so weiter Infizierte und man hat die Gefahr einer neuen Welle. Ist der Wert unter eins, zum Beispiel 0,5, und es gibt wieder irgendwo so einen Infektionsherd mit 100 Leuten, dann sind es bald nur mehr 50, 25, 12 Infizierte – das Glutnest erlischt und löst keinen Flächenbrand mehr aus.

Deshalb zielen diese achtsamen, vorsichtig gesetzten schrittweisen Lockerungsmaß­nah­men genau darauf ab, dass wir zu einer Lebensrealität kommen, zu einem Alltag kommen, in dem die Wirtschaft wieder aufblüht, in dem wir zwar gewisse Einschrän­kungen im Interesse der Gesundheit haben werden, es aber für uns alle in diesem Land wieder eine gute Lebensgrundlage gibt. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte nach dem Dank an die Bundesregierung jetzt noch einen Dank an die Bevölkerung richten: Man hat oft gesagt, Sie arbeiten so diszipliniert mit. Wir sind eine aufgeklärte Gesellschaft. Sie alle, meine sehr geehrten Damen und Herren, haben mit Einsicht, mit Verständnis, mit Verantwortungsbewusstsein und Rücksichtnahme agiert, und deshalb stehen wir jetzt da, wo wir sind.

Ganz zu Beginn der Krise hat ein hochrangiger Rote-Kreuz-Vertreter gesagt: Sie alle haben die Chance, Lebensretter zu werden. – Meine sehr geehrten Damen und Her­ren, Sie haben Leben gerettet. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Ernst-Dziedzic.)

13.51


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Fürst. – Bitte.


13.52.09

Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrter Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Vertreterin der Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren! Im Kielwasser einer Krise lassen sich still und heimlich Fakten schaffen und auf ganz anderen Gebieten, die mit dem aktuellen gesund­heitlichen Thema eigentlich nichts zu tun haben, gefährliche Weichen für viele Jahre stellen. Die Krise wird instrumentalisiert, um ganz andere Vorhaben, die man vielleicht


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schon jahrelang in der Lade hat, jetzt zu realisieren. (Zwischenruf der Abg. Steinacker.) Ich möchte daher gleich zu Beginn einen Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Nein zur Schul­denunion, Nein zu Überwachungs-Apps, Ja zum Bargeld!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden aufgefordert, zur Verhin­de­rung einer Schuldenunion, zum Schutz vor Überwachung durch Corona-Apps und als Bekenntnis zum Bargeld, sich auf europäischer Ebene für die folgenden Punkte ein­zusetzen:

- Ablehnung der Vergemeinschaftung von Schulden auf EU-Ebene und Verhinderung der Ausgabe von Eurobonds

- Garantie für die unbeschränkte Verwendung von Bargeld als gesetzliches Zahlungs­mittel

- Verbot von Überwachungs-Apps unter dem Deckmantel der Coronakrise.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

Es dürfen zum Ersten keine Weichen in Richtung Eurobonds gestellt werden, egal unter welchem Namen sie jetzt hier auftauchen – Notstandsfonds oder Coronabonds. Die Coronakrise darf nicht bewirken, dass Staaten, die jahrelang Misswirtschaft betrie­ben haben, solche mit mangelnder Haushaltsdisziplin oder einfach mit einem Wirt­schaftssystem, welches sich mit dem Euro besonders schwertut, nun ihre Schulden, die über viele Jahre angehäuft wurden, im Namen von Corona unter anderem auf die österreichischen Steuerzahler abwälzen.

Es geht da, das darf man nicht vergessen, um eine gesamtschuldnerische Haftung, welche uns alle in die Tiefe reißen würde, es geht um eine Größenordnung, die der Euro nicht mehr schafft. Es stellen sich schon Italien, Spanien und Frankreich an, und wir würden mit in die Tiefe gerissen werden. Abgesehen davon sieht der EU-Vertrag immer noch vor, dass es der EU, aber auch Mitgliedstaaten untersagt ist, für die Verbindlichkeiten anderer Länder zu haften. Diese Regelung hatte damals einen guten Grund, und wir sollten sie beibehalten – auch und gerade in einer solchen Krise. (Beifall bei der FPÖ.)

Zum Bargeld: Im Kielwasser der Coronakrise werden wir jetzt schon schonend sozu­sagen daran gewöhnt, bargeldlos zu bezahlen. Das Bargeld erfreut sich gerade bei den Bürgern in Österreich, aber auch in Deutschland einer sehr hohen Beliebtheit und Popularität, und das hat einen guten und auch sehr vernünftigen Grund, denn wenn man sieht, wer sich für die Bargeldabschaffung ausspricht, wer denn da dahinter ist – Brüssel befürwortet das, die Zentralbanken, alle Banken –, dann muss man schon ein bisschen misstrauisch werden. Wenn es nämlich alles Geld nur mehr in digitaler Form auf den Konten gibt, dann sind diese natürlich total offengelegt und wir in finanzieller Hinsicht komplett gläsern. Jeder Einkauf, jede finanzielle Transaktion wird dokumen­tiert und ist nachvollziehbar, Staat und Wirtschaft erhalten viele interessante persön­liche Daten. Es geht da um Machtgewinn für den Staat und für die Banken und um den Verlust der Freiheit für die Bürger. Natürlich ist der Staat in wirtschaftlich schwierigen Zeiten daran interessiert, das Bargeld möglichst zurückzudrängen, denn man kann so


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dann eben doch leichter auf rein digitales Geld zugreifen und Gebühren oder Steuern einführen. (Zwischenruf bei der SPÖ.)

Auch bei einer Einführung von Überwachungsapps, die uns jetzt schmackhaft gemacht werden sollen, um Kontakte mit Infizierten nachzuverfolgen, geht es um mehr Kontrolle und weniger Freiheit für die Bürger. Es werden weiter Angst und Panik durch eine Dauerbeschallung der Bürger aufrechterhalten, es gibt einen Werbefeldzug der Bun­desregierung, dass sich jeder diese App herunterladen soll. Es ist diesbezüglich gesunde Skepsis angebracht! Ich sage jedem, der das freiwillig macht: Natürlich, nur zu!, aber man sollte schon schauen, wer dahintersteckt, wer das Ganze finanziert hat und ob es da nicht um Eigeninteressen geht.

Es geht da um viele sensible persönliche Daten: um Gesundheitsdaten, um Bewe­gungsdaten, man kann das Konsumverhalten nachvollziehen. Wer sagt uns, dass diese dann nicht gespeichert werden, dass diese nicht ausgewertet werden, dass sie nicht verknüpft werden? Das ist eine sehr heikle Angelegenheit, ein tiefer Eingriff in die Grundrechte, und dabei gibt es gelindere Mittel: Abstand halten, Hände waschen und sich merken, mit wem man engeren Kontakt hatte. Dann kann man sich im Falle einer Infektion auch nachher daran erinnern und das nachvollziehen.

Zum Schluss möchte ich nur mehr kurz auf die Vorwürfe betreffend zunehmend autoritäre Züge, die man der Bundesregierung anlastet, eingehen. – Ja, leider! Es gibt da einen sehr wunden Punkt: Eines der ersten Opfer, wenn die lupenreine Demokratie verloren geht, ist immer die Meinungsfreiheit, und ich stelle mir folgende Fragen und warte eigentlich schon sehr lange auf eine Stellungnahme der Bundesregierung dazu:

Warum gibt es im Bundeskanzleramt einen digitalen Krisenstab, der nicht nur informiert oder für die Kommunikation zuständig ist – das ist natürlich zulässig –, sondern nach eigener Aussage auch rund um die Uhr nach angeblichen Fakenews sucht, Richtig­stellungen vornimmt, vielleicht auch für Löschungen in den Social Media sorgt und dort Meinungen korrigiert? Die Bundesregierung musste in dieser Krise handeln, sich für eine Strategie entscheiden – natürlich, sie hat das gut begründet! Warum kann sie nicht mit anderen Meinungen leben, mit einer Diskussion, die doch gerade auch in Krisenzeiten immer aufrechterhalten werden muss? Man erinnere sich daran, dass gerade in so einer Krise ja auch die Bundesregierung die Meinung ändert!

Was ist also die Wahrheit und warum verträgt man die Meinungen gerade auch von Wissenschaftern und Ärzten, die von der Regierungslinie abweichen, nicht? Das muss doch eine ständige Diskussion sein! Warum bitte sieht sich die Universität Wien gezwungen, sich öffentlich von Aussagen eines Institutsvorstandes zu distanzieren, der eine etwas kritische Meinung in wissenschaftlicher Hinsicht völlig sachlich geäußert hat und die Maßnahmen der Bundesregierung nicht wirklich kritisiert hat? Ist das die Freiheit der Wissenschaft? Vertritt die Universität Wien jetzt die Regierungslinie? Wird da Druck ausgeübt? Warum distanzieren sich Tageszeitungen von Interviews, die sie gebracht haben? Warum werden in großem Stil in den Social Media Videos ge­löscht? – Ich frage mich schon, warum das passiert. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Die Bundesregierung hat die Wahrheit nicht gepachtet – das geben Sie ja auch selbst zu. Warum können Sie nicht mit einem allgemeinen Diskurs leben? – Das ist sehr schade und sollte auf keinen Fall die neue Normalität werden. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

13.59

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 119

Entschließungsantrag

der Abgeordneten KO Herbert Kickl, MMag. DDr. Hubert Fuchs, Dr. Susanne Fürst

und weiterer Abgeordneter

betreffend     Nein zur Schuldenunion,

                        Nein zu Überwachungs-Apps,

                        Ja zum Bargeld!

eingebracht in der 24. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 22. April 2020 im Zuge der Erklärung des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Abs. 2 GOG-NR zur aktuellen Situation (TOP 1)

Die Coronakrise trifft auch die Europäische Währungsunion und hier insbesondere jene Länder, die finanziell am schlechtesten vorbereitet sind. Als eine Möglichkeit „zur Ret­tung der Währungsunion“ werden aus Sicht mancher Eurobonds, sogenannte Corona-Bonds - also gemeinsam ausgegebene europäische Schuldtitel, gesehen. Eurobonds sind aber nicht schnell umsetzbar und würden damit in der aktuellen Krise nicht viel helfen. Zudem bergen Eurobonds politisch und ökonomisch enorme Risiken.

Die EU-Verträge sehen aus gutem Grund vor, dass kein Land für die Schulden eines anderen einstehen muss. Eine Vergemeinschaftung der Schulden setzt eine lang­wierige Änderung der EU-Verträge voraus. Und eine Schuldenunion kann nur funk­tionieren, wenn viel tiefer in die nationale Souveränität eingegriffen wird. Dafür braucht es eine echte Wirtschafts- und Fiskalunion, in der eine EU-Regierung die Budgetpolitik der einzelnen Staaten kontrolliert. Und die Versuchung, teure (Wahl-) Geschenke zu verteilen, ist für Regierungen riesengroß, wenn andere die Rechnung mitbegleichen.

Die beiden Regierungsfraktionen sind derzeit noch uneins in der Frage, ob man Euro­bonds will oder nicht. Der Vizepräsident des EU-Parlaments und ÖVP-Europa­abge­ordnete Othmar Karas betonte in einer Videoschaltung vor Journalisten, dass die Zusammenarbeit in der EU gestärkt werden müsse und er die Schaffung von „Corona-Bonds“ unterstütze und auch die Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer sagte: „Euro- oder Corona-Bonds sind eine Möglichkeit für eine solidarische Lösung.“

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprach sich jedoch gegen die Einführung von „Corona-Bonds“ zur Vergemeinschaftung der Schulden der EU-Länder aus: „Eine generelle Vergemeinschaftung von Schulden lehnen wir ab“.

Während auf europäischer Ebene der Umgang mit der Währung immer sorgloser wird, scheint es für den Bürger immer restriktiver zu werden. Lebensmittelhändler und viele Einzelhandelsunternehmen verweisen unter Bezugnahme auf die Coronakrise zuneh­mend auf die Möglichkeit kontaktlos und vor allem bargeldlos zu bezahlen. Im Sinne eines modernen Verfassungsstaates und des wirksamen Konsumentenschutzes dürfen jedoch weder auf österreichischer Ebene noch auf Ebene der Europäischen Union Maßnahmen gesetzt werden, die das Vertrauen der Bürger in die Bargeldbereitstellung und in das Recht auf Barzahlung erschüttern könnten.

Die Beschränkung der Verwendung von Bargeld im Zahlungsverkehr stellt einen nicht zu rechtfertigenden Eingriff in die Freiheitsrechte der Bürger – nämlich in die Ver­tragsfreiheit bzw. in die Privatautonomie – und in das Recht auf Datenschutz dar.

Selbiges gilt für Überwachungs-Apps, die im Windschatten der Coronakrise am Vor­marsch sind und auch von der österreichischen Bundesregierung forciert und unter­stützt werden. Im häufig als Vorbild bezeichneten Ausland werden solche Daten bereits


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mit Daten von Bankkarten verschnitten, um im Sinne einer „intelligenten Quarantäne“ sogenannte „Gedächtnislandkarten“ mit Bewegungsprofilen zu erstellen.

Offen bliebt dabei stets die Frage welche Rechtsfolgen diese Unterstützung nach sich zieht. Wozu soll man sich die empfohlenen Überwachungs-App installieren? Drohen Konsequenzen, wenn man sich nicht an die Anweisungen der Überwachungs-App hält? Welche Kosten entstehen bei Nutzung des Systems und wer kommt für diese auf?

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden aufgefordert, zur Verhin­derung einer Schuldenunion, zum Schutz vor Überwachung durch Corona-Apps und als Bekenntnis zum Bargeld, sich auf europäischer Ebene für die folgenden Punkte einzusetzen:

• Ablehnung der Vergemeinschaftung von Schulden auf EU-Ebene und Verhinderung der Ausgabe von Eurobonds

• Garantie für die unbeschränkte Verwendung von Bargeld als gesetzliches Zah­lungsmittel

• Verbot von Überwachungs-Apps unter dem Deckmantel der Coronakrise.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Antrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Bettina Zopf. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.00.01

Abgeordnete Bettina Zopf (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundes­regierung! Liebe Abgeordnete! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher der heutigen Nationalratssitzung! Wir alle hier haben einen Lottosechser gemacht, nämlich als wir in Österreich auf die Welt gekommen sind: Wir dürfen hier leben, in einem Sozialstaat mit einem extrem guten Gesundheitssystem und einer Pflichtversicherung, die uns alle schützt und die uns allen eine Gesundheitsversorgung sichert.

Ich bin stolz darauf, dass wir solch eine Bundesregierung haben, die im Umgang mit der Krise Vorbild für ganz Europa ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.) – Danke für euer effizientes und schnelles Handeln – nur deshalb können wir heute tagen und haben so wenige Tote zu beklagen!

Am 30. Dezember 2019 war ich bei einem Vortrag über bakterielle Infektions­krank­heiten in der Internationalen Akademie in Traunkirchen. Diesen Vortrag hat Professor Graninger gehalten. Professor Graninger ist österreichischer Infektiologe, Leiter der klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin im AKH in Wien. Seine Vor­träge hält er mit Hirn, Witz und Herz – und pechschwarzem Humor. In seinem Vortrag hat er darauf hingewiesen, dass die Globalisierung ein guter Nährboden für die Ver­breitung von Infektionskrankheiten ist. Zika, Sars und die Schweinegrippe werden nicht die letzten Krankheiten sein, die uns beschäftigen, hat Professor Graninger in seinem


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Vortrag mehrmals betont. Leider hatte er recht. – Wie oft ich in den letzten Wochen an diesen Vortrag gedacht habe, kann ich Ihnen gar nicht sagen.

In meiner Heimatgemeinde hat es lange Zeit null Coronafälle gegeben, mittlerweile haben wir einen Fall. Das zeigt uns, dass die Krise noch nicht zu Ende ist.

Immer wieder stelle ich fest, dass die Bevölkerung sehr diszipliniert ist, und ich möchte mich dafür auf diesem Weg bei allen recht herzlich bedanken. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich bringe Ihnen ein Beispiel: Zu Beginn dieser Krise kam es zu einer Diskussion zwi­schen meiner 17-jährigen Tochter und ihren Großeltern. Meine Tochter sagte: Ihr bleibt daheim, ich bringe euch eure Einkäufe nach Hause! – Da habe ich gewusst, dass gerade auch unsere Jugend sehr wohl weiß, womit wir es zu tun haben und wer be­sonders gefährdet ist.

Die Solidarität in der Bevölkerung ist groß, und es ist uns allen bewusst, dass uns die Krise in der nächsten Zeit viel abverlangen wird. Nichtsdestotrotz: Wo Schatten ist, ist auch Licht, wo Licht ist, ist auch Schatten. Suchen wir die Chancen, die uns die Krise bietet! Stärken wir den Standort Österreich, leben wir mehr Regionalität, kaufen wir heimische Produkte, die unsere Bäuerinnen und Bauern produzieren, kaufen wir im österreichischen Handel, produzieren wir doch alle lebensnotwendigen Produkte wie­der selbst! Österreich ist ein Land, das sich selbst versorgen kann – daran können und müssen wir arbeiten, das hat uns diese Krise gezeigt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

14.03


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Dr. Helmut Brandstätter. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.03.38

Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Bundeskanzler! Geschätzte Bundesregierung! Ich freue mich, dass Sie zu­rückgekommen sind, Herr Bundeskanzler, denn so kann ich Ihnen von einem Ö1-Interview erzählen. (Bundeskanzler Kurz blickt nicht in Richtung des Redners.) – Herr Bundeskanzler, ich wollte Ihnen von einem Ö1-Interview erzählen (Bundeskanzler Kurz blickt noch immer nicht in Richtung des Redners – Heiterkeit bei NEOS, SPÖ und FPÖ) – es muss aber auch nicht sein. (Bundeskanzler Kurz: Ich kann auch von der Seite hören! – Abg. Gabriela Schwarz: Er hört Ihnen eh zu! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Also für diejenigen, die sich dafür interessieren: Es gab ein Ö1-Interview mit Herrn Norbert Zimmermann, einem ganz hervorragenden österreichischen Unternehmer. Er war gestern im „Mittagsjournal“ und hat gesagt, dass er natürlich viele Maßnahmen richtig findet, andere wiederum nicht, und auch, dass die Bundesregierung mehr zuhören muss. – Wenn das ein bekannter Unternehmer sagt, der in seinem Leben viel geleistet hat, dann, glaube ich, sollten Sie das ernst nehmen. Deswegen habe ich auch nicht das Buch mitgebracht, das ich einmal geschrieben habe, „Hör. Mir. Zu.“ – ist auch ein gescheites Buch –, sondern ich habe ein anderes gescheites Buch mit (ein Buch in die Höhe haltend): „Factfulness“, Hans Rosling – der Vizekanzler kennt das –, ich kann es nur empfehlen.

Warum habe ich das mitgebracht? – Erstens, weil es sehr viele interessante Daten über die Entwicklung der Erde im Zuge der Globalisierung enthält. Vor allem steht aber auch drinnen, dass wir normalen Menschen mit unserem Gehirn, das sehr stark emo­tional geprägt ist, viele Daten nicht richtig einordnen können. Das heißt, wir müssen


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uns sehr genau mit Daten beschäftigen, damit wir sie auch verstehen. (Zwischenruf der Abg. Steinacker.)

Der Vorwurf ist ja, dass das nicht stattgefunden hat, und dieser Vorwurf kommt nicht von mir, sondern von jemandem, der sich ja viel besser auskennt, Professor Sprenger, der, glaube ich, eine Zeit lang Berater war und der heute in einem ORF-Interview gesagt hat: „Aus anderen Ländern seien Informationen aus jeder Intensivstation auch für österreichische Forscher auf Knopfdruck verfügbar, sagt Sprenger. In Österreich gebe es hingegen keine zugänglichen Daten, selbst für die renommiertesten For­schungsinstitutionen. Alles sei unter Verschluss – und es sei auch nicht erklärt worden, auf Basis welcher Daten und Studien Entscheidungen wie die lange Beibehaltung der Schulschließungen und die Einführung der Maskenpflicht getroffen worden seien.“

Das sagt einer der führenden Wissenschafter des Landes: dass es keine aus­reichen­den Daten gibt und dass sie die Forschungsinstitute auch nicht bekommen. Ich bitte Herrn Sprenger und Herrn Zimmermann zuzuhören und darüber nachzudenken.

Jetzt möchte ich zum Thema Europa kommen. Ich finde es enttäuschend, dass Sie nicht einen Satz zu dem morgigen Gipfel gesagt haben, denn das wird sehr wesentlich werden. In der neuen Ausgabe des „Spiegels“ sagt Ihr Parteichef, wenn ich das so sagen darf, der Chef der Europäischen Volkspartei, Donald Tusk: Das ist möglicher­weise der letzte Warnschuss für Europa, wenn wir diese Krise nicht gemeinsam bewältigen werden.

Nicht wieder sagen: Wir sind die Besten, wir sind eh super!, denn so super können wir gar nicht sein, wenn wir als Exportnation nicht verstehen, dass sich ganz Europa erholen muss. Das wird nur gemeinsam gehen, zum Teil auch mit neuen Maß­nahmen – da gibt es auch sehr interessante Vorschläge, bis zu George Soros, der eine Form von ewigen Anleihen vorgeschlagen hat. Darüber müssen wir reden.

Ich habe bis jetzt nicht verstanden, wie die Haltung der Bundesregierung ist. (Abg. Gabriela Schwarz: Haben Sie gestern den „Report“ gesehen, mit Kollegin Edtstadler?) – Ich höre vom Herrn Vizekanzler sehr viel von Solidarität, von Frau Edtstadler habe ich gestern nichts von Solidarität gehört (Oh-Rufe bei der ÖVP – Abg. Gabriela Schwarz: Zuhören! Zuhören!), sondern sie hat wieder gesagt: Nein, das wollen wir nicht und das wollen wir nicht! Der Herr Vizekanzler hat es völlig anders gesagt. Mich würde interessieren, wie es wirklich ist. (Bundeskanzler Kurz: Mehr zuhören! – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Damit komme ich zum nächsten Punkt, den ich auch für wichtig halte – und das ist ganz ernst –: Jetzt geht es um die Verfassung. (Bundeskanzler Kurz: Mehr zuhören!) – Jetzt geht es um die Verfassung und das ist ein ganz ernstes Thema. Ich möchte Ihnen schon etwas sagen: Der Verfassungsgerichtshof ist kein Staubsauger, der die Späne aufsaugt, die gefallen sind, wenn an einem Gesetz oder gar an der Verfassung gehobelt wurde. Der Verfassungsgerichtshof ist kein Staubsauger, und er ist auch keine Entsorgungsanstalt, in die man halt Gesetze schickt und sagt: Na ja, sie halten nicht!

In der Zeit der türkis-blauen Regierung sind mindestens drei Gesetze beschlossen worden, die der Verfassungsgerichtshof zumindest teilweise aufgehoben hat. Daraus hätten Sie doch lernen können, dass man mit der Verfassung ein bisschen vorsichtiger, anständiger umgeht, weil das Zerstören auch nur eines Teiles davon, selbst das Flapsig-darüber-Reden ein Stück Demokratie in diesem Land beschädigt, und davor möchte ich warnen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

Damit komme ich zum nächsten Punkt betreffend Demokratie: Die Demokratie besteht natürlich auch aus den Kontrolloren – das sind einerseits die Opposition, aber das sind


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andererseits auch die Medien. Wenn wir inzwischen in einem Land leben, in dem es eine Quasizensuraufsichtsbehörde mit 59 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Kanz­leramt gibt, die nichts anderes machen – das haben mir einige erzählt – als aufzupas­sen, wo etwas gegen die ÖVP geschrieben wird, und sofort in den Redaktionen anzu­rufen, wenn mit Anrufen, mit Geld Druck ausgeübt wird et cetera, dann ist unsere De­mokratie ein Stück gefährdet. Und ich sage Ihnen: Geben Sie Pressefreiheit! Das sage ich nicht dem König von Spanien – diese Möglichkeiten haben Sie ja Gott sei Dank nicht –, aber das sage ich jemandem, der unsere Medien so behandelt, als wären sie ein Teil der Regierung. – Das sind sie eben nicht, und das ist auch der ORF nicht; das sollten Sie auch wissen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

Ich komme zurück zum Thema Bildung und Wissenschaft und bringe folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wissenschaftliche Begleitung von e-Learning an Hochschulen (aufgrund der Schließungen im Zuge der Maßnahmen gegen die Verbreitung von Covid-19)“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, eine verpflichtende externe wissenschaftliche Be­gleitung inklusive repräsentativer Datenerhebung von Lehrpersonal und Studierenden an den österreichischen Universitäten, Fachhochschulen und Privatuniversitäten einzu­richten, mit der Erfolge und Verbesserungspotenzial insbesondere hinsichtlich e-Learning, e-Teaching und Prüfungen im Onlineformat in regelmäßigen Abständen abgefragt werden sollen.“

*****

Ich danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

14.09

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Wissenschaftliche Begleitung von e-Learning an Hochschulen (auf-grund der Schließungen im Zuge der Maßnahmen gegen die Verbreitung von Covid-19)

eingebracht im Zuge der Debatte in der 24. Sitzung des Nationalrats über TOP 2

Die Schließungen der Hochschulen im Zuge der Maßnahmen gegen die Verbreitung von SARS-CoV-2 stellen Lehrpersonal und Studierende mitunter vor große Heraus­forderungen. Die Ausnahmesituation erfordert von allen Beteiligten, neue, digitale Wege für die Abhaltung von Lehrveranstaltungen und Prüfungen zu erproben. Dies bietet eine Chance, Lektionen aus den positiven und negativen Erfahrungen mit e-Learning, e-Teaching und Prüfungen im Onlineformat für die Zukunft zu ziehen. Regelmäßige begleitende Datenerhebungen in dieser Phase des Lockdowns, in der Lehrpersonal und Studierende auf digitales Unterrichten und Lernen absolut ange­wiesen sind, können einen wesentlichen Beitrag für eine effiziente Digitalisierung der Lehre an den Hochschulen in der Zukunft leisten. Analog zum Entschließungsantrag


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der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (71/UEA), der in der 22. Nationalratssitzung einstimmig angenommen wurde, wäre eine wissen­schaftliche Begleitung inklusive stichprobenartiger Datenerhebung also auch im Falle der Hochschulen sinnvoll.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, eine verpflichtende externe wissenschaftliche Be­gleitung inklusive repräsentativer Datenerhebung von Lehrpersonal und Studierenden an den österreichischen Universitäten, Fachhochschulen und Privatuniversitäten ein-zurichten, mit der Erfolge und Verbesserungspotenzial insbesondere hinsichtlich e-Learning, e-Teaching und Prüfungen im Onlineformat in regelmäßigen Abständen abgefragt werden sollen.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Antrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Frau Mag.a Sibylle Hamann gelangt nun zu Wort. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.10.28

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Herr Präsident! Liebe Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben heute schon sehr oft sehr eindringlich gehört, wie wichtig die Schulen und die Kindergärten für das Funk­tionieren unserer Gesellschaft sind, wie wichtig es ist, dass sie geöffnet sind, wie wichtig es ist, dass es einen Plan für das Wiederhochfahren des Unterrichts gibt.

Ja, auch ich selber kenne tatsächlich ganz viele Berichte von Eltern, die von Schulen abgewimmelt wurden. Das sind Schulen, die den Auftrag, den sie von unserem Bildungsminister bekommen haben, nicht gehört oder vielleicht nicht ernst genommen haben. Er hat nämlich ganz klipp und klar gesagt, dass unsere Bildungseinrichtungen für die Kinder all jener Familien offen stehen, die Betreuung brauchen, und auch, dass sie sich speziell um jene Kinder kümmern müssen, die zu Hause nicht die Ressourcen haben, die sie zum Lernen brauchen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es ist auch in unserem Sinne, dass Normalität einkehrt, dass wir aus unserem privaten Raum möglichst bald wieder hinauskommen, dass wir in die Öffentlichkeit, in den sozialen Raum zurückkehren. Es ist speziell auch für die Kinder wichtig, dass sie in die Schule zurückkehren, wo sie ihr gewohntes Umfeld, ihre LehrerInnen und FreundInnen haben. Selbstverständlich wollen auch wir – wie wahrscheinlich fast alle hier im Raum – einen Stufenplan, einen vorsichtigen, kontrollierten, vernünftigen Stufenplan zur Öff­nung unserer Schulen.

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird ersucht, unter Be­rücksichtigung sowohl der Bedürfnisse von Kindern, Eltern sowie Lehr- und Betreu-


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ungspersonen als auch der Notwendigkeiten des Gesundheitsschutzes einen Stufen­plan zu verfolgen, der ein etappenweises Wiederhochfahren des Schulbetriebs“ ‑ ‑

14.12


Präsident Ing. Norbert Hofer: Frau Abgeordnete, ich muss Sie leider unterbrechen. Der Antrag liegt nicht vor; das heißt, wir hätten die Möglichkeit, dass vielleicht ein anderer Redner oder eine andere Rednerin diesen Antrag dann für Sie einbringt. Das würde ich so vorschlagen.

(Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP für die das Rednerpult ver­lassende Abg. Hamann.)

Zu Wort gelangt nun Kollege Philip Kucher. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.13.18

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Regie­rungsmitglieder! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich weiß nicht, wie es Ihnen jetzt allen gegangen ist; die Debatte war ja heute deutlich emotionaler als in den letzten Wochen. Wir sind mitten in einer großen Krise und hören natürlich alle – Sie bekom­men das jeden Tag mit – Zahlen, die so unfassbar sind, dass man sie kaum in Worte fassen kann: Es gibt fast eine Million Menschen, die in Kurzarbeit sind. Es gibt 600 000 Menschen, die arbeitslos sind.

Wenn man versucht, diese Zahlen, so unfassbar sie sind, zu begreifen und in Worte zu fassen, merkt man: Da geht es immer um einzelne Schicksale, da geht es konkret um Menschen. Da geht es etwa um die alleinerziehende Mutter, die jetzt arbeitslos geworden ist, die zu Hause sitzt, vielleicht versucht, mit den Kindern die Hausaufgaben zu machen, der es selbst nicht gut geht, die selbst nicht optimistisch ist und nicht weiß, wie es weitergehen wird, aber trotzdem versucht, ihren Kindern Optimismus zu vermitteln. Es ist, glaube ich, unsere gemeinsame Aufgabe, die Aufgabe von uns allen, quer durch alle Parteien, zu versuchen, diese Schicksale, von denen wir hier sprechen, diese Schicksale von Menschen, die uns anrufen, die uns schreiben, auch wirklich hierher ins Parlament zu tragen.

Es ist auch unsere Aufgabe, durchaus kritische Kommentare abzugeben. Ich glaube, der Herr Bundeskanzler ist da wahrscheinlich lockerer. – (In Richtung Bundeskanzler Kurz:) Sebastian, du wirst ja selbst wahrscheinlich auch der Überzeugung sein, dass August Wöginger dir viel, viel besser erklären kann, wie super du bist. – Das ist ja nicht die Aufgabe der Opposition. (Zwischenbemerkung von Bundeskanzler Kurz.) Das ist ja diese Aufgabenverteilung, die wir haben. Es geht darum, dass wir Ideen im Parlament einbringen und dass wir auch Kritik üben. Nur zu sagen, wie toll alle sind, ist ja nicht die Aufgabe einer Oppositionspartei – auch in einer Krise nicht. (Beifall bei der SPÖ.)

Es gibt eben Dinge, die in Österreich gut funktionieren, bei denen wir sozusagen dran­bleiben müssen; und dann gibt es Dinge, die nicht funktionieren – für mich persönlich gehört dazu der Bereich Pflegeheime. Man muss persönlich dazuplärren, wenn man sieht, dass es ältere Menschen gibt, die ihre Angehörigen gerne wiedersehen möchten. Man müsste doch eigentlich miteinander eine österreichweite Lösung zustande bringen, damit nicht jedes Pflegeheim in Österreich eine eigene Expertenarbeitsgruppe einsetzt oder Epidemiologen anstellt. Man müsste versuchen, gemeinsam zu über­legen, wie wir den Schutz der älteren Menschen zustande bringen können. Das sind doch Dinge, die wir zentral machen müssten! – Das ist ein Punkt, den wir ansprechen.

Was wir als SPÖ natürlich immer wollen, ist, dass nicht nur etwas für die großen Konzerne gemacht wird, sondern auch für die Kleinen, für den einzelnen Arbeitnehmer. Wir wollen, dass niemand zurückbleibt, dass man Menschen, die jetzt arbeitslos sind,


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sagt: Wir lassen euch nicht im Stich! – Die Kosten bleiben ja, daher wollen wir, dass das Arbeitslosengeld angehoben wird.

Ich glaube, es ist wichtig, all diese Dinge auch in der Krise anzusprechen. Jeder von uns hat diese Aufgabe, die Stimme all jener Menschen zu sein, denen es nicht gut geht. Vor allem sollten wir alle etwas daraus lernen und die Menschen nicht vergessen, die uns durch diese Krise begleitet haben und tagtäglich für uns da waren.

Pamela Rendi-Wagner hat es heute schon angesprochen: Was eben nicht sein darf, ist, dass jetzt die ersten Ideen dahin gehend, die Konsumsteuern anzuheben, im Raum stehen. All die Menschen, denen wir alle jetzt noch applaudiert haben, Danke gesagt haben – die Verkäuferin, die Leute in den Krankenhäusern, die Ärztinnen und Ärzte, der Buschauffeur –, sollen dann plötzlich tagtäglich beim Einkauf, wenn sie Milch, Semmeln, Brot, Butter kaufen, mehr Steuern zahlen?! – Das sind doch Dinge, die nicht sein können! Das ist dieser Beitrag, den wir leisten: Wir wollen eine faire Verteilung des Geldes und eine faire Beteiligung aller in Österreich. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich darf also abschließend folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Kolleginnen und Kollegen betref­fend „Gerechtigkeit und Solidarität in der Corona Krise“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert – im Rahmen des parlamentarischen Budget­prozesses – ein Gesetzespaket zur Abfederung der sozialen und finanziellen Folgen der Coronakrise mit folgenden Inhalten vorzulegen:

1. Eine unbefristete Solidaritätsabgabe für Millionäre.

2. Eine befristete Solidaritätsabgabe für große Onlinekonzerne (wie z.B.: Amazon) im Ausmaß von 10% des Jahresumsatzes, die von der Krise sogar profitieren.

3. Eine gesetzliche Regelung – wie auch von Dänemark angekündigt – wonach Firmen, die in großem Umfang Steuern in Österreich umgehen oder ihre Gewinne in oder über Steueroasen versteuern, keinen Anspruch auf Geld aus dem Nothilfe- bzw. Härtefonds erhalten.

4. Ein gesetzliches Verbot von Dividendenzahlungen und Managerboni für Unter­neh­men, die Staatshilfe bekommen.

Darüber hinaus wird die Bundesregierung aufgefordert sich auf europäischer Ebene für die sofortige Einführung einer umfassenden Finanztransaktionssteuer nach dem ursprüng­lichen Kommissionsmodell – das auch hochspekulative Transkationen erfasst – einzu­setzen.“

*****

Ich musste das leider so in dieser Form verlesen. Es geht um einen fairen Beitrag, vor allem auch von Menschen mit Millionenvermögen, von großen Onlinekonzernen, die jetzt sogar Geschäfte machen. Während die kleinen Geschäfte, jene in Klagenfurt zum Beispiel, zusperren mussten, hat Amazon Millionen- und Milliardengewinne gemacht. Das geht nicht, die müssen einen fairen Beitrag leisten. Dafür kämpfen wir als SPÖ zum Beispiel. Ich bitte um Unterstützung dafür! (Beifall bei der SPÖ.)

14.18


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 127

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Pamela Rendi-Wagner

Genossinnen und Genossen

betreffend Gerechtigkeit und Solidarität in der Corona Krise

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1 Erklärung des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Abs. 2 GOG-NR zur aktuellen Situation

Begründung

Die Coronakrise wird ein riesiges Budgetdefizit in den Staatshaushalt reißen. Der internationale Währungsfonds geht mittlerweile von einem Wirtschaftseinbruch in Österreich von 7% im Jahr 2020 aus. Der Fiskalrat rechnet alleine für heuer mit einem Budgetdefizit von rund 20 Milliarden Euro. Innerhalb von wenigen Wochen haben etwa 200.000 Menschen in Österreich ihre Arbeit verloren, weil die Regierung zu zögerlich bei den sozialen und wirtschaftspolitischen Abfederungsmaßnahmen agiert hat.

Die Krise hat der Gesellschaft deutlich vor Augen geführt, wer die echten Leis­tungsträgerinnen und Leistungsträger in Österreich sind. Es sind u.a. die Pflegekräfte, es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Supermärkten und in der Lebensmittel­produktion, bei der Straßenreinigung, bei der Müllabfuhr, die Reinigungskräfte, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen – um nur einige hier zu nennen. Wir können nach dieser Krise nicht zur Tagesordnung übergehen. Ohne gravierende Änderungen in unserem Steuersystem ist eine gerechte Finanzierung der Krisenkosten einfach nicht machbar.

Es braucht wieder mehr Gerechtigkeit in Österreich

Die Regierung hat eine einmalige Spendenaktion der Regierungsmitglieder ange­kün­digt. Gegen eine Spende ist nichts einzuwenden, viele ÖsterreicherInnen spenden regelmäßig. Einmalige Politikerspenden lösen jedoch die schweren sozialen Probleme dieser Krise nicht.

Bisher verweigert ÖVP/Grün jenen Menschen, die aufgrund der Coronakrise arbeitslos geworden sind, die Erhöhung des Arbeitslosgengeldes (von derzeit nur 55%) auf 70% des Letztbezugs. Betriebe, die Staatshilfe in Millionenhöhe erhalten, können ihren Spitzenmanagern noch immer Boni (in halber Höhe) in Millionenhöhe auszahlen. Die Regierung schließt bis heute dezidiert die Einführung von Millionärsabgaben aus, obwohl Multimilliardäre wie Jeff Bezos ihr Privatvermögen sogar während oder durch die Krise weiter vermehren können. Es braucht endlich wieder mehr Gerechtigkeit und Solidarität in Österreich. Deshalb sind klare gesetzliche Regelungen zur finanziellen Bewältigung der Krise dringend notwendig. Im Budget muss dieser Weg bereits vor­gezeichnet sein.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 128

„Die Bundesregierung wird aufgefordert – im Rahmen des parlamentarischen Budget­prozesses - ein Gesetzespaket zur Abfederung der sozialen und finanziellen Folgen der Coronakrise mit folgenden Inhalten vorzulegen:

1. Eine unbefristete Solidaritätsabgabe für Millionäre.

2. Eine befristete Solidaritätsabgabe für große Onlinekonzerne (wie z.B.: Amazon) im Ausmaß von 10% des Jahresumsatzes, die von der Krise sogar profitieren.

3. Eine gesetzliche Regelung – wie auch von Dänemark angekündigt - wonach Firmen, die in großem Umfang Steuern in Österreich umgehen oder ihre Gewinne in oder über Steueroasen versteuern, keinen Anspruch auf Geld aus dem Nothilfe- bzw. Härtefonds erhalten.

4. Ein gesetzliches Verbot von Dividendenzahlungen und Managerboni für Unter­neh­men, die Staatshilfe bekommen.

Darüber hinaus wird die Bundesregierung aufgefordert sich auf europäischer Ebene für die sofortige Einführung einer umfassenden Finanztransaktionssteuer nach dem ur­sprünglichen Kommissionsmodell – das auch hochspekulative Transkationen erfasst – einzusetzen.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Antrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Mag. Hannes Amesbauer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.18.10

Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte meinen Redebeitrag mit der Einbringung eines Entschließungsantrages be­ginnen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Auflösung Arbeiterkammerrücklagen für COVID-19-Unterstützungsfonds“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Arbeit, Jugend und Familie wird ersucht, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die regelt, dass

- ein COVID-19 Unterstützungsfonds für Arbeitnehmer eingerichtet wird,

- die Arbeiterkammer 11/12 ihrer Rücklagen 2019 für die Dotierung dieses COVID-19 Unterstützungsfonds auflöst,

- die Richtlinien dieses COVID-19-Unterstützungsfonds vorsieht, dass aus seinen Mit­teln insbesondere Arbeitnehmer mit Familien, die durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit in Folge von COVID-19 in Not geraten sind, unterstützt werden.“

*****

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir nähern uns dem Ende dieser sehr inter­essanten und über weite Strecken auch emotional geführten Debatte. Ich möchte ab-


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schließend noch einmal von meiner Seite und auch seitens meiner Fraktion festhalten: Es hat nie irgendjemand behauptet, dass sämtliche Maßnahmen der Bundesregierung falsch wären, und das wissen Sie auch; Sie haben das mehrmals erwähnt. Wir haben so auch die ersten Covid-19-Pakete im Parlament mitgetragen, obwohl auf unsere Abänderungsanträge, auf unsere Vorschläge – und das betrifft die gesamte Oppo­si­tion – nicht einmal eingegangen wurde; in Anbetracht des Zeitdrucks und der Notlage haben wir da aber selbstverständlich mitgewirkt.

Es gibt viele Maßnahmen, die aus dem Lehrbuch stammen, wie man mit solchen Epidemien, Pandemien umgeht und die auch dem gesunden Hausverstand ent­sprechen. Dazu gehört das Abstandhalten, dazu gehört die Händehygiene, dazu gehört natürlich auch das Vermeiden von großen Menschenansammlungen auf engem Raum. Es gibt aber auch Einschränkungen und Maßnahmen, die ich für sehr, sehr überzogen halte. Sie müssen sich auch die Kritik gefallen lassen, dass Sie am Anfang zu spät gehandelt haben, was die Grenzschließungen, insbesondere zu Italien, betrifft, was die Situation am Flughafen Schwechat betrifft, wo über einen langen Zeitraum chaosartige Zustände geherrscht haben, und natürlich was den Irrsinn in Ischgl betrifft, der mehrfach ange­sprochen wurde und der auch über die Grenzen Österreichs hinaus für große Prob­leme gesorgt hat. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, was mich aber bei dieser ganzen Debatte stört, ist, dass es einen Bundeskanzler gibt, der sich nach wie vor hierherstellt, der sich überall hinstellt, der jeden Tag vor irgendeinem Mikrofon steht und sagt: Unser Weg ist alternativlos, wir haben alles im Griff. – Das ist nämlich nicht so, denn das Einzige, was Sie im Griff haben, sind in Wahrheit diese Pressekonferenzen und weite Teile der Medien, ansonsten entgleitet Ihnen die Situation völlig. Darum, nur darum machen Sie jetzt gewisse Lockerungen: weil die einzigen Zahlen, die Ihnen bei Ihrem Zahlenfetisch wirklich wichtig sind, Ihre Umfragedaten sind. Diese sind momentan noch exzellent, diese wollen Sie nicht gefährden und deshalb rudern Sie in einigen Bereichen zurück.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sollten als Parlament einmal alle den Herrn Bundeskanzler dazu auffordern, seine Angstmache, mit der er wochenlang wie ein apokalyptischer Reiter, der vor dem Untergang warnt, das Land überzogen hat, zu beenden. Er hat mit schrecklichen Bildern von Hunderttausenden Toten gesprochen, davon, dass jeder persönlich bald jemanden kennen werde, der an Corona, an Covid-19 gestorben ist. Ich bin froh, dass ich bis zum heutigen Tag noch nicht einmal einen Infizierten kenne. Ich hoffe, das bleibt auch noch lange so. (Abg. Gabriela Schwarz: Die Abgeordnete Großbauer? Du kennst die Maria nicht mehr?) Wenn diese Politik aber so weitergeht, wird jeder Österreicher bald einmal jemanden kennen, der auf­grund der unverantwortlichen Politik des Sebastian Kurz seine Existenz und seinen Arbeitsplatz verloren hat, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das muss auch einmal gesagt werden. (Beifall bei der FPÖ.)

Diese ständigen Inszenierungen, bei denen mantraartig immer dieselben Botschaften gepredigt werden, bei denen keine Erklärungen und keine Begründungen zu den einzelnen Maßnahmen abgegeben werden: Als Bürger und auch als Mandatar möchte ich es wissen, wenn es zu Geschäftsschließungen kommt. Wieso müssen, wenn der Lebensmittelhandel funktioniert, wenn wir gesehen haben, dass es zu keiner großartig dramatischen Zahl an Infektionen der Angestellten, die von Beginn an an vorderster Front gestanden sind, gekommen ist, eine Eisenwarenhandlung, ein Bekleidungs­ge­schäft oder eine Gärtnerei wochenlang zugesperrt bleiben? Wieso gibt es, wenn es jetzt zur schrittweisen Öffnung kommt, diese Grenze von 400 Quadratmetern? Ich möchte die Begründung für diese 400 Quadratmeter sehen und wissen, warum es zum Beispiel bei einer Geschäftsfläche von 600 Quadratmetern oder für ein Autohaus mit 700 Quadratmetern nicht möglich ist, aufzusperren, wenn gleichzeitig der Bauhandel


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mit 3 000 Quadratmeter großen Geschäftsflächen offen haben kann. Das möchte ich begründet haben, denn ansonsten erscheint das als willkürlich. Das kommt bei den Unternehmen, die damit konfrontiert werden, und auch bei den Arbeitnehmern, die dadurch in Kurzarbeit sind oder ihre Arbeit verlieren, auch so an. Klären Sie diese und viele anderen Sachen auf!

Hören Sie auf, mit Kritik so flapsig umzugehen! Hören Sie auf, Experten, die nicht Ihrer Meinung sind, wie der angesprochene Martin Sprenger, öffentlich als falsche Experten, auf die Sie glücklicherweise nicht hören, zu bezeichnen! Hören Sie auf, Menschen, die anderer Meinung sind, wörtlich als dumm zu bezeichnen! Das Schlimmste für mich war eigentlich, als Sie vor einigen Tagen die berechtigte Kritik an Ihrem flapsigen Umgang mit unserer Rechtsordnung, mit unserer Verfassung, mit Grund- und Freiheitsrechten als „juristische Spitzfindigkeiten“ bezeichnet haben.

Meine Damen und Herren, denken Sie zurück: Als Herbert Kickl gesagt hat, das Recht muss der Politik folgen, gab es geheuchelte Empörung bis hinauf zum Bundes­prä­sidenten. (Abg. Hörl: BVT! BVT! – Zwischenruf des Abg. Fürlinger.) Wenn aber der Bundeskanzler eine solche Unfassbarkeit von sich gibt, dann herrscht Schweigen im Lande. Da sieht man, wie weit wir mittlerweile mit der Meinungsfreiheit und mit dem Meinungsklima in Österreich sind. (Beifall bei der FPÖ.)

Herr Bundeskanzler, abschließend eine Bitte: Geben Sie den Menschen eine Per­spek­tive! Sagen Sie den Betrieben, wie es weitergeht! Klären Sie auf, warum viele kleine und mittlere Unternehmen, viele Einpersonenunternehmen bis zum heutigen Tag noch keinen einzigen Cent aus einem Härtefallfonds oder auch aus der Phase 2 oder wie auch immer bekommen haben! Klären Sie das auf! Sorgen Sie dafür, dass diese Men­schen das Geld bekommen, es geht um Existenzen! Und bitte versprühen Sie ein bisschen mehr Hoffnung und Zuversicht. Das haben sich die Menschen, die wochen­lang die Maßnahmen vorbildlich mitgetragen haben und in Wahrheit die Helden dieser Krisenbewältigung sind, redlich verdient, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

14.25

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Mag. Gerhard Kaniak, Peter Wurm

und weiterer Abgeordneter

betreffend Auflösung Arbeiterkammerrücklagen für COVID-19-Unterstützungsfonds

eingebracht in der 24. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 22. April 2020 im Zuge der Debatte zu Top 2) Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 380/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betref­fend lückenlose Informationspolitik zu den Bedrohungsszenarien durch die Corona-Virus-Seuche in Österreich und Europa (61 d.B.)

Mit Anfang April 2020 waren beim Arbeitsmarktservice (AMS) bereits 608.000 Arbeit­nehmer zur Kurzarbeit angemeldet und weitere 560.000 Arbeitnehmer als arbeitslos gemeldet und registriert. Das Budget für die Kurzarbeit ist innerhalb weniger Wochen von 400 Millionen Euro auf fünf Milliarden Euro aufgestockt worden. Die Arbeits­losigkeit und die Insolvenzen inklusive weiteren Arbeitsplatzverlustes steigen an.

Am Beginn der Wirtschaftszwangsmaßnahmen hat die schwarz-grüne Bundes­regie­rung 400 Mio Euro für Kurzarbeit vorsehen (14.03.2020), zwei Wochen später eine Mrd


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Euro (28.03.2020), weitere zehn Tage drei Mrd (06.04.2020) später und eine weitere Woche später fünf Mrd (14.04.2020). Aktuell stehen wir bei nicht weniger als 900.000 Arbeitnehmern in Kurzarbeit (20.4.2020). Allein für die Hälfte der Anträge wurden bereits 4,3 Milliarden Euro bewilligt.

Einen guten und richtigen Vorschlag haben die Freien Unternehmerverbände im Zu­sam­menhang mit den Rücklagen der Wirtschaftskammer in Zeiten der Coronavirus-Krise gemacht: 1,4 Milliarden an WKO-Rücklagen sollen den heimischen Unternehmen zu Gute kommen und damit den Standort und die Arbeitsplätze von hunderttausenden Arbeitnehmern sichern. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, dass nicht nur die Wirtschaftskammer das von ihr gehortete Geld aus Zwangsmitgliedsbeiträgen an ihre Betriebe weitergibt, sondern auch die Arbeiterkammer endlich einsieht, dass sie kein Sparverein ist, sondern lediglich Treuhänder der ihr Monat für Monat von den österreichischen Arbeitnehmern überwiesenen Beiträge. Die Arbeiterkammern horteten 2018 knapp 444 Mio Euro Reinvermögen, für 2019 sind die Rücklagen weiter steigend.

Deshalb sollen auch aus den Rücklagen der Arbeiterkammer Mittel zur Unterstützung von Arbeitnehmern, die gemeinsam mit ihren Familien durch die schwarz-grünen Zwangsmaßnahmen unverschuldet in Not geraten sind, ausgeschüttet werden. Dabei soll die Arbeiterkammer 11/12 ihrer Rücklagen 2019 für die Dotierung einen COVID-19 Unterstützungsfonds auflösen, der insbesondere Arbeitnehmer mit Familien, die durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit in Folge von COVID-19 in Not geraten sind, unter­stützen soll.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Die Bundesministerin für Arbeit, Jugend und Familie wird ersucht, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die regelt, dass

–            ein COVID-19 Unterstützungsfonds für Arbeitnehmer eingerichtet wird,

–            die Arbeiterkammer 11/12 ihrer Rücklagen 2019 für die Dotierung dieses COVID-19 Unterstützungsfonds auflöst,

–            die Richtlinien dieses COVID-19-Unterstützungsfonds vorsieht, dass aus seinen Mitteln insbesondere Arbeitnehmer mit Familien, die durch Kurzarbeit oder Arbeits­losigkeit in Folge von COVID-19 in Not geraten sind, unterstützt werden.

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht in Verhandlung.

Nächster Redner ist Mag. Christian Ragger. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.25.13

Abgeordneter Mag. Christian Ragger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Ge­schätzter Herr Bundeskanzler! Geschätzter Herr Vizekanzler! Liebe Frau Ministerin! Ich darf vielleicht mit einem Zitat eines der bekanntesten Politiker der Vereinigten Staaten, das wir jetzt öfters gehört haben, beginnen: „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“ – Es ist eigentlich ein sehr bekanntes Zitat, an das ich mich heute frappant erinnert gefühlt habe, als die Diskussion geführt wurde.

Wir haben heute über Transparenz gesprochen, wir haben heute über Ehrlichkeit ge­sprochen, wir haben über die politische Showbühne gesprochen. Ich möchte einfach


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einmal ein paar Punkte herausnehmen und versuchen, sie nicht der Wahrheit, aber doch der Realität gegenüberzustellen.

Wir sind, wenn Sie sich zurückerinnern, am 15. März alle geschlossen hier gesessen und haben gesagt, wir machen einen nationalen Schulterschluss und werden ermög­lichen, dass wir diesem Staat helfen, dass wir diesen Bürgern helfen, um so schnell wie möglich diese Krise im Zusammenhang mit dieser Krankheit überwinden zu kön­nen. Am 15. März haben wir Beschlussfassungen durchgeführt, um alle Gesetze zu hemmen, zu blockieren, aber auch, um in großartiger Weise Geld zur Verfügung zu stellen. Die Wirtschaftsministerin und alle anderen Minister haben gesagt: Wir legen 2 Milliarden Euro auf. – Ein paar Tage später ist es dann frappant höher geworden: Wir legen 4 Milliarden Euro auf. – Am Ende des Tages sind dann viele Hilfspakete ge­schnürt worden.

Die Realität und die ehrliche Wahrheit war, dass der 16. März gekommen ist, und jeder, der in diesem Lande ein bisschen unternehmerisch tätig ist, weiß, dass am 16. März, weil der 15. ein Sonntag war, auch die Steuern fällig waren, die Um­satz­steuer, die Einkommensteuer, sämtliche restliche Steuern, Körperschaftsteuern, aber auch die Sozialversicherungsbeiträge. Das waren über 8 Milliarden Euro, die an diesem Tag von Österreicherinnen und Österreichern bezahlt worden sind – das wurde einkassiert. Dazu hat es keine Hemmungen gegeben, dazu hat es keine Möglichkeit einer Fristerstreckung gegeben, sondern es ist zu zahlen gewesen.

Von der Regierung wurde dann auf einmal begonnen, diese 8 Milliarden Euro – da wir hier am 15. März auch ein Epidemiegesetz ausgesetzt und aus einem echten Rechts­anspruch einen freiwilligen Härtefallfonds gemacht haben – zu verteilen. Das heißt, Steuern, die der Österreicher und die Österreicherin hart erwirtschaftet haben, die sie zuerst in ihren Betrieben mit ihren Arbeitnehmern erwirtschaften mussten, sind dann aus einem freiwilligen Härtefallfonds ausbezahlt worden, wodurch wir von jemandem mit einem Rechtsanspruch zu einem Bittsteller dieser Republik geworden sind. Finden Sie, dass das korrekt ist und dass das der Realität entspricht? – Ich denke, nein.

Die Grundlage dafür, dass diese Zahlungen geleistet worden sind, haben die öster­reichischen Bürger und Bürgerinnen geliefert. Wenn wir uns anschauen, wie diese Zahlungen, die alle geleistet wurden, heute hier dargestellt werden, und dass wir sozu­sagen wieder in einen Bereich der Normalität zurückgehen können, wie der Herr Bun­deskanzler uns heute gesagt hat, dann müssen wir wissen, dass das darauf zurück­zuführen ist, dass die Österreicher Geld erwirtschaftet haben.

Für uns ist es jetzt wichtig, zu dieser Normalität zurückzuführen, und daher stellen wir als Abgeordnete folgenden Antrag, um unsere Arbeitnehmer künftig zu schützen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „COVID-19 Risikoattest für gefährdete Arbeitnehmer“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert dafür Sorge zu tragen, dass

- jeder Arbeitnehmer, bei dem eine gesundheitliche Vorschädigung wie insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hoher Blutdruck, Diabetes, Atemwegserkrankungen, allgemeine Schwächung des Immunsystems wie bei Krebserkrankungen, eine Leber-und Nierenerkrankungen oder eine Schwangerschaft vorhanden ist, der COVID-19-Risikogruppe obligatorisch zuzuordnen ist


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 133

- diese obligatorische Zuordnung zur COVID-19-Risikogruppe jedenfalls auch auf alle Mitarbeiter in Bereichen der kritischen Infrastruktur, wie der Versorgung mit Lebens­mitteln, Verkehrs-, Telekommunikations-, Post-, Energie- und Finanzdienstleistungen oder der Versorgung mit Sozial-, Gesundheits- und Pflegedienstleistungen, anzu­wen­den ist.“

*****

Zur Rede zurückkommend möchte ich abschließend aber festhalten, wie ich es bereits am Anfang gesagt habe: Lassen Sie jetzt bitte unsere Unternehmer arbeiten, geben Sie uns unsere Freiheit zurück und geben Sie uns unser Leben zurück! – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

14.29

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Mag. Gerhard Kaniak, Peter Wurm

und weiterer Abgeordneter

betreffend COVID-19 Risikoattest für gefährdete Arbeitnehmer

eingebracht in der 24. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 22. April 2020 im Zuge der Debatte zu Top 2) Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 380/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betref­fend lückenlose Informationspolitik zu den Bedrohungsszenarien durch die Corona-Virus-Seuche in Österreich und Europa (61 d.B.)

Folgende Rechtsauskunft hat die Wirtschaftskammer Oberösterreich auf ihrer Home­page zum Thema COVID-19 Risikoattest für gefährdete Arbeitnehmer veröffentlicht:

COVID-19-Risikogruppen-Atteste und Unterstützung der AUVA

Die neue Rechtslage sieht folgende Verfahrensschritte vor:

1.          Eine Expertengruppe des zuständigen Ministeriums definiert die allgemeine Risikogruppe

2.          Der Krankenversicherungsträger hat die betroffenen Arbeitnehmer und Lehrlinge über die Zuordnung zur COVID-19-Risikogruppe zu informieren.

3.          Der behandelnde Arzt hat sie jeweilige Risikosituation zu beurteilen und gege­benenfalls ein Risikoattest über die Zuordnung des Betroffenen zur COVID-19-Risiko­gruppe auszustellen

4.          Legt ein Betroffener seinem Dienstgeber dieses COVID-19-Risiko-Attest vor, hat er Anspruch auf Freistellung und Fortzahlung des Entgelts, außer

a.          der Betroffene kann seine Arbeitsleistung in der Wohnung erbringen (Home­office) oder

b.          die Bedingungen für die Arbeit in der Arbeitsstätte können durch geeignete Schutzmaßnahmen so gestaltet werden, dass eine Ansteckung mit COVID-19 mit größtmöglicher Sicherheit ausgeschlossen ist. Dabei sind auch Maßnahmen für den Arbeitsweg mit einzubeziehen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 134

Der Anspruch auf Freistellung gilt derzeit nicht für Mitarbeiter in Bereichen der kriti­schen Infrastruktur: Dazu zählen jedenfalls die Versorgung mit Lebensmitteln, Verkehrs-, Telekommunikations-, Post-, Energie- und Finanzdienstleistungen wie auch eine ge­sicherte Versorgung mit Sozial-, Gesundheits- und Pflegedienstleistungen.

Gesundheitlich vorbelastete Mitarbeiter haben einen Anspruch auf Homeoffice oder – so dies nicht möglich ist – auf bezahlte Freistellung (der Arbeitgeber hat einen Rück­erstattungsanspruch). Voraussetzung ist, dass der Dienstnehmer seinem Dienstgeber ein ärztliches COVID-19-Risikoattest vorlegt. Der Krankenversicherungsträger hat den Arbeitnehmer oder Lehrling vorher über seine Zuordnung zur COVID-19-Risikogruppe zu informieren.

Ärztlichen Bestätigungen von Vorerkrankungen: Obwohl es die gesetzlich vorgesehene Definition der Risikogruppe noch nicht gibt und somit auch noch keine Verständigung durch den Krankenversicherungsträger vorliegt (Stand: 9.4.2020), stellen einzelne Ärzte schon jetzt Risikobestätigungen aus. Die sind nicht gültig und lösen keinen grundsätzlichen Anspruch auf bezahlte Dienstfreistellung bzw. derzeit auch keinen Anspruch des Arbeitgebers auf Erstattung der Entgeltfortzahlungskosten aus.

Voraussetzung für eine fortlaufende Beschäftigung ist, dass „die Bedingungen in der Arbeitsstätte durch geeignete Schutzmaßnahmen so gestaltet werden, dass eine Ansteckung mit COVID-19 mit größtmöglicher Sicherheit ausgeschlossen ist“. Diese Beurteilung ist im konkreten Einzefall oftmals schwierig.

Die WKOÖ hat daher mit der AUVA Landesstelle Linz vereinbart, dass Betriebe bis 50 Mitarbeiter bei der konkreten Arbeitsplatzgestaltung von einem Arbeitsmediziner vor Ort kostenlos beraten und unterstützt werden.

Erklärtes Ziel ist es, den betroffenen Mitarbeitern aufgrund geeigneter Schutzmaß­nah­men eine sichere Fortsetzung der Arbeit im Unternehmen zu ermöglichen, wovon auch das Unternehmen profitiert. Bei Interesse an diesem Angebot, kontaktieren Sie bitte die AUVA unter:linz.sicher@auva.at. Die AUVA ist unter Einhaltung der Arbeitnehmer­schutz­vorschriften und der Hygienevorgaben in allen Sicherheits- und Gesundheits­schutz­fragen für Oberösterreichs Unternehmen da.

https://news.wko.at/news/oberoesterreich/COV-Newsletter133.html

Dabei steht von Seiten der Medizin und Forschung längst fest, dass das Lebensalter und gewisse gesundheitliche Vorschädigungen die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs mit einer Coronavirus-Infektion erheblich erhöhen. Dazu kommen als risikoreiche Grunderkrankungen für Personen jedes Lebensalters Herz-Kreislauf-Er­krankungen, hoher Blutdruck, Diabetes, Atemwegserkrankungen, allgemeine Schwächung des Immunsystems wie bei Krebserkrankungen oder Leber-und Nierenerkrankungen. Auch die Einnahme spezifischer Medikamente, die allerdings meistens mit der Behand­lung einer risikoreichen Grunderkrankung im Zusammenhang stehen, erhöht die potentielle Gefahr eines schweren Verlaufs in Folge einer Coronavirus-Infektion. Und auch eine Schwangerschaft kann ein erhöhtes Risiko in diesem Zusammenhang dar­stellen.

Und das unabhängig davon, ob Mitarbeiter in Bereichen der kritischen Infrastruktur wie der Versorgung mit Lebensmitteln, Verkehrs-, Telekommunikations-, Post-, Energie- und Finanzdienstleistungen oder der Versorgung mit Sozial-, Gesundheits- und Pflege­dienstleistungen tätig sind, oder in einem anderen Tätigkeitsbereich eingesetzt sind.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden


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Entschließungsantrag

Der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert dafür Sorge zu tragen, dass

–            jeder Arbeitnehmer, bei dem eine gesundheitliche Vorschädigung wie insbe­son­dere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hoher Blutdruck, Diabetes, Atemwegserkran­kun­gen, allgemeine Schwächung des Immunsystems wie bei Krebserkrankungen, eine Leber-und Nierenerkrankungen oder eine Schwangerschaft vorhanden ist, der COVID-19-Risikogruppe obligatorisch zuzuordnen ist

–            diese obligatorische Zuordnung zur COVID-19-Risikogruppe jedenfalls auch auf alle Mitarbeiter in Bereichen der kritischen Infrastruktur, wie der Versorgung mit Lebensmitteln, Verkehrs-, Telekommunikations-, Post-, Energie- und Finanzdienstleis­tungen oder der Versorgung mit Sozial-, Gesundheits- und Pflegedienstleistungen, anzuwenden ist.

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Antrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht in Verhandlung.

Zu Wort gelangt Mag.a Sibylle Hamann. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.29.45

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): So, jetzt muss ich es noch einmal machen, denn inzwischen liegt er ordnungsgemäß vor: Ich darf meinen Ent­schließungsantrag noch einmal einbringen und verlesen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Sibylle Hamann, Mag. Dr. Rudolf Taschner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „verantwortungsvolle Vorgehensweise im Bildungsbereich“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird ersucht, unter Berücksichtigung sowohl der Bedürfnisse von Kindern, Eltern sowie Lehr- und Betreuungspersonen als auch der Notwendigkeiten des Gesundheitsschutzes einen Stufenplan zu verfolgen, der ein etappenweises Wiederhochfahren des Schulbetriebs zwischen Anfang Mai und dem Ende des Semesters zum Ziel hat.“

*****

Darauf freue ich mich sehr. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

14.30

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Sibylle Hamann, Mag. Dr. Rudolf Taschner,

Kolleginnen und Kollegen

betreffend verantwortungsvolle Vorgehensweise im Bildungsbereich


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eingebracht im Zuge der Debatte über die Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers (TOP 1)

Begründung

Die derzeitige Situation der Covid-19-Krise stellt Eltern, Erziehungsberechtigte und deren Kinder sowie Lehr- und Betreuungspersonen, Schule und Kinderbetreu­ungs­ein­richtungen vor große Herausforderungen. Kinder werden seit 16.3.2020 zuhause be­treut, Schüler und Schülerinnen über „distance-learning“ unterrichtet. Eltern und Erzie­hungsberechtigte sind - wenn möglich - in Heimarbeit, Lehrende unterrichten ihre Schüler und Schülerinnen „aus der Ferne“. Nur im Ausnahmefall besuchen Kinder und Schüler und Schülerinnen derzeit ihre Einrichtungen. Dank des Einsatzes von allen Beteiligten und den bislang vorgegebenen Rahmenbedingungen seitens des BMBWF und den zuständigen Landesbehörden funktioniert dies den Umständen entsprechend gut. Es wurden nötige Rahmenbedingungen geschaffen, Equipment zur Verfügung gestellt und der Schulterschluss mit zivilgesellschaftlichen Organisationen gesucht, um den derzeitigen Bedürfnissen nachzukommen. Die zuständigen Behörden bemühen sich hierbei um eine laufende Verbesserung.

Dennoch führt diese Situation zu einer großen Belastung der Beteiligten. Diese werden zunehmen, je länger der außergewöhnliche Zustand vorherrscht. Eltern und Erzie­hungsberechtigte werden auf Dauer durch die Doppelbelastung Arbeit und Betreuung ihrer Kinder an ihre Grenzen gebracht. Je kleiner die Kinder, desto mehr Aufmerk­samkeit und Zuwendung benötigen sie. Auch Schüler und Schülerinnen werden vor große Herausforderungen gestellt. Es ist nicht für alle möglich ihrem „Unterricht auf Distanz“ angemessen zu folgen bzw. nachzukommen. Manchen fehlt die Unter­stüt­zung, manchen das nötige Equipment, manche finden zu Hause schwierige soziale Bedingungen vor. Die Gefahr, dass hier Ungleichheiten verschärft werden und Kinder „zurückfallen“, wird größer je länger die Situation andauert. Daneben spielt die soziale Komponente von Schulen und Betreuungseinrichtungen eine wichtige Rolle. Das wich­tige soziale Umfeld können soziale Medien nicht ersetzen. Gerade für Kinder im schulpflichtigen Alter ist Schule als sozialer Raum für ihre Entwicklung essenziell.

Dem gegenüber stehen gesundheitliche, epidemiologische Risikofaktoren. Menschen machen sich um ihre Gesundheit und die ihrer Mitmenschen sorgen. Die Auswirkungen der schrittweisen Öffnung von Geschäften seit 14.4.2020 sind noch nicht ersichtlich. Werden Schulen und Betreuungseinrichtungen wieder hochgefahren, bedeutet dies eine enorme Erweiterung von sozialen Kontakten und es müssen epidemiologische Risikofaktoren berücksichtigt werden. Es muss etwa gewährleistet sein, dass notwen­dige Hygienebestimmungen eingehalten und Lehr- und Betreuungspersonen, Kinder und SuS entsprechend geschützt werden können.

Dennoch muss sichergestellt werden, dass alle Kinder in Österreich Zugang auf angemessene und hochwertige Bildung haben.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird ersucht, unter Berücksichtigung sowohl der Bedürfnisse von Kindern, Eltern sowie Lehr- und Betreu­ungspersonen als auch der Notwendigkeiten des Gesundheitsschutzes einen Stufen-


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plan zu verfolgen, der ein etappenweises Wiederhochfahren des Schulbetriebs zwi­schen Anfang Mai und dem Ende des Semesters zum Ziel hat.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Dieser Antrag ist ausreichend unterstützt und ord­nungsgemäß eingebracht. Er steht in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Klubobmann August Wöginger. – Bitte schön, Herr Klubobmann.


14.30.32

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In aller Kürze, weil die FPÖ einen Antrag eingebracht hat, in dem es um die Auflösung der Arbeiterkammerrücklagen geht – ich habe das Thema heute angesprochen –: Prinzipiell ist die Richtung richtig. Es gibt jedoch zwei Arbeiterkammern, die bereits gehandelt haben, nämlich jene in Tirol und jene in Vorarlberg. Die haben ihre Rück­lagen bereits in einem großen Ausmaß zur Verfügung gestellt, zum Teil gemeinsam mit den dortigen Landesregierungen. Ich fordere noch einmal alle anderen sieben Arbeiter­kammerpräsidenten auf, ebenfalls tätig zu werden und diese Rücklagen für in Not geratene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufzulösen. Ich bitte mit Nachdruck, das zu tun. (Zwischenrufe der Abgeordneten Tomaselli und Schellhorn. – Abg. Meinl-Reisinger: ... Wirtschaftskammer?!)

Zum Zweiten möchte ich noch kurz anmerken, weil hier gerade von der FPÖ ständig behauptet wird (Zwischenruf des Abg. Loacker die Wirtschaftskammer hat da sehr viel geleistet, lieber Kollege Loacker (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger) –, es gebe Auswirkungen der Coronakrise dadurch, dass diese Maßnahmen gesetzt wurden – es ist mir wirklich wichtig, das jetzt zu erwähnen –: Am 13. März hat es eine Pressekonferenz von Klubobmann Kickl und Frau Kollegin Belakowitsch gegeben, bei der der „Lockdown“ gefordert wurde. Es wurde der „Lockdown“ für Österreich gefor­dert, damit man endlich mit der Salamitaktik aufhört, die Regierung solle viel schneller handeln, und man müsse der österreichischen Bevölkerung „reinen Wein einschenken“ und die Wahrheit sprechen.

Also was wollen Sie jetzt, meine Damen und Herren? Wir haben diese Maßnahmen gesetzt, genau das, was Kickl am 13. März gefordert hat. Jetzt fahren wir sie wieder zurück, weil es durch diese Maßnahmen möglich geworden ist, die Zahlen nach unten zu drücken. Deshalb können wir jetzt wieder Lockerungsmaßnahmen durchführen. Das ist die Wahrheit, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.32


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ist seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Wie vereinbart verlege ich die Abstimmung an den Schluss der Sitzung und fahre in der Erledigung der Tagesordnung fort.

14.32.427. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 265/A(E) der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Demenz­erkrankungen (72 d.B.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 138

8. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 266/A(E) der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend umfas­sende Pflegereform (73 d.B.)

9. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 373/A(E) der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stopp dem Pflegekräfteimport aus Marokko (74 d.B.)

10. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 211/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend finan­zielle Anerkennung der häuslichen Pflege (75 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zu den Punkten 7 bis 10 der Tages­ordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Herr Kollege Josef Muchitsch. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.33.40

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Bun­desministerin! Wir dürfen jetzt bei den nächsten vier Tagesordnungspunkten das Thema Demenzerkrankungen und Pflege behandeln. Wir reden immer sehr gerne von dem, was schon erledigt wurde. Jetzt gibt es vier Punkte, die noch nicht erledigt wurden.

Es sind zwei Entschließungsanträge der SPÖ, die einerseits Maßnahmen zur raschen Erleichterung für Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen fordern und anderer­seits auch die dringend notwendige umfassende Pflegereform einfordern – zwei Ent­schließungsanträge, die heute hier die Regierungsparteien, die Abgeordneten von ÖVP und Grünen, gerne unterstützen können.

Gerade was die umfassende Pflegereform betrifft, fordern wir ganz klare Spielregeln mit der Schaffung eines Pflegegarantiefonds, wodurch sämtliche Pflegeleistungen für alle Betroffenen aus einer Hand finanziert werden.

Der zweite wesentliche Punkt bei dieser Pflegereform ist die Schaffung von ein­heit­lichen Anlaufstellen in allen Regionen, in allen Ländern mit Pflegeservicestellen, wo die Betreuungsbelange für die gesamte Dauer des Pflege- und Betreuungsbedarfs wirklich professionell unterstützt werden.

Der dritte wesentliche Punkt unseres Entschließungsantrages betrifft ein Pflege­quali­täts­gesetz, mit dem bundesweit einheitliche Qualitätsstandards für den Bereich der Pflege, stationär wie ambulant, eingeführt und verpflichtend kontrolliert und überprüft werden.

Darüber hinaus regen wir an, das Modell Burgenland, bei dem es darum geht, dass pflegende Angehörige ihre Leistungen in einem Dienstverhältnis erbringen dürfen und sollen, zu prüfen und gegebenenfalls auch österreichweit umzusetzen.


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Sowohl Menschen, die an Demenz erkrankt sind, als auch Menschen, die gepflegt werden müssen, und ihre Angehörigen haben es sich auch gerade in dieser Krise verdient, nicht zurückgelassen zu werden. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Alle Betroffenen, die sich mit diesen Problemfeldern befassen, sind vor irrsinnig große Herausforderungen gestellt und täglich sehr stark gefordert.

Wir alle wissen, dass es nach dieser Gesundheitskrise zu einer sozialen Krise kommen wird. Aus diesem Grund haben wir als SPÖ heute auch entsprechend viele Anträge eingebracht, die dem Sozialausschuss zugewiesen werden, in dem wir diese Anträge zum Kampf gegen die soziale Krise morgen beraten werden.

Das sind Anträge, mittels derer wir die Schwächsten, die diese Krise betreffen wird, nicht zurücklassen werden – etwa Arbeitslose, die jetzt aufgrund dieser Krise länger in Arbeitslosigkeit verbleiben müssen. Da fordern wir die Erhöhung des Arbeitslosen­geldes von 55 auf 70 Prozent.

Wir fordern in einem Antrag auch, dass es kein Abrutschen vom Arbeitslosengeld in die Notstandshilfe geben soll. Wir fordern einen Überbrückungsfonds, mit dem Menschen finanziell unterstützt werden, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben; das sind geringfügig Beschäftigte, das sind aber auch Menschen, die die Anspruchs­vor­aussetzungen für das Arbeitslosengeld nicht erfüllen, weil sie weniger als 52 Wochen Versicherungszeit erreicht haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir wollen morgen mit einem Antrag auch die Schaffung eines Sozialhilfefonds dis­kutieren. Menschen, die jetzt in die Sozialhilfe abgerutscht sind und dort aufgrund der Situation länger verbleiben müssen, dürfen finanziell auch nicht im Stich gelassen wer­den.

Schließlich nenne ich noch einen Antrag, mit dem wir einen besonderen Mutterschutz für jene Frauen fordern, die jetzt schwanger und somit gefährdet sind. Genau diese Frauen und ihre ungeborenen Kinder müssen auch in dieser Coronakrise geschützt werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Situation der Schwächsten in unserer Gesellschaft in dieser Krise ist wirklich sehr ernst zu nehmen. Ich appelliere wirklich an alle Parteien: Lassen wir jene Menschen nicht zurück, die jetzt von der sozialen Krise betroffen sein werden, all jene Menschen, die unverschuldet arbeitslos werden, die unverschuldet große Probleme haben werden, diese Krise zu überstehen! Lassen wir diese Menschen nicht zurück!

Herr Vizekanzler, Ihre Worte waren: „Koste es, was es wolle.“ (Vizekanzler Kogler schüttelt den Kopf und deutet auf den leeren Sitzplatz von Bundeskanzler Kurz.) Tun wir etwas für diese Menschen, die wirklich unverschuldet in die Armut schlittern wer­den! Kämpfen wir dagegen an! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

14.38


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Abgeordnete Bedrana Ribo. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.38.39

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Regierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! Hier geht es um Anträge aus dem letzten Sozialausschuss, der am 5. März stattfand. In der Zeit zwischen dem 5. März und heute ist aber so viel passiert.

Der 5. März war noch vor Corona. Damals hat sich zum Beispiel die FPÖ wahnsinnig darüber aufgeregt, dass man marokkanische Pflegekräfte nach Österreich einfliegen muss oder soll. (Zwischenruf des Abg. Wurm.) Heute übertrumpfen sich zum Teil unsere Bundesländer, wer mehr 24-Stunden-BetreuerInnen einfliegen kann (Abg.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 140

Wurm: Vorausschauend ...!), weil wir sie brauchen. Man hat zu Recht Angst, dass ohne diese ausländischen BetreuerInnen das 24-Stunden-Pflegesystem zusammen­bricht. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Wurm. – Die Rednerin wartet, ob ein neuerlicher Zwischenruf erfolgt.) – Das war kurz irritierend. (Heiterkeit bei den Grünen.)

Nebenbei möchte ich aber erwähnen – das ist mir ganz wichtig –, dass man genau diesen PflegerInnen vor gar nicht so langer Zeit die Familienbeihilfe gekürzt hat – und heute werden sie als unsere HeldInnen bezeichnet. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Silvan.)

Ich wage aber hier zu sagen, dass diesen Frauen bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung mehr gefallen würden, denn davon, Heldin zu sein, kann man nämlich keine Kinder ernähren und auch keine Miete bezahlen!

Der Bereich Pflege wurde hart von der Coronakrise getroffen, ja – die politischen Ver­säumnisse der Vergangenheit, die jetzt an die Oberfläche kommen, sind uns allen aber schon länger bekannt. Unser Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat deswegen gleich am Anfang seiner Amtszeit gesagt, dass er eine grundlegende Reform der Pflege möchte, und diese Reform wird kommen.

Sein Ansatz war immer der, eine möglichst breite Diskussion mit allen zu führen. Alle Abgeordneten aller Fraktionen und natürlich auch alle anderen wichtigen Player wurden immer – und werden weiterhin – eingeladen, da mitzumachen und Ideen sowie Vorschläge einzubringen. Genauso wird das auch mit den zwei Anträgen der SPÖ geschehen: Eure Vorschläge betreffend „Demenzerkrankungen“ sowie betreffend „umfassende Pflegereform“ werden wir natürlich in die Pflegetaskforce mitnehmen. Wir werden diese Vorschläge dort prüfen und bewerten, das haben wir auch im Ausschuss so angekündigt.

An dieser Stelle darf ich aber auch erwähnen, dass man im Bereich Pflegereform bisher eigentlich auf einem sehr guten Weg war, und dieser Weg wird auch fortgeführt.

Ganz sicher wird eine Zeit nach der Coronakrise kommen, und für die Pflegereform, aber auch für die Pflege insgesamt kann diese Krise als eine riesige Chance ver­standen werden. Warum? – Jetzt werden auf einmal Menschen, die in der Pflege tätig sind, wertgeschätzt. Jetzt weiß man, was genau gemeint ist, wenn von Fach­kräfte­mangel die Rede ist. Jetzt bekommen Pflegekräfte sogar Applaus. Das ist natürlich eine sehr nette Geste, aber wir alle hier wissen, dass Applaus alleine nicht reicht, die brauchen mehr!

Ja, es wird eine Zeit nach der Krise kommen, und ja, man wird sich danach mit den Konjunkturpaketen beschäftigen, damit, wie man die Wirtschaft wieder ankurbeln und wie man natürlich auch die Schulden abbauen kann. Wir dürfen aber nicht auf die Menschen vergessen, die uns durch die Krise getragen haben. Wir dürfen auf diese Menschen nicht vergessen, und für mich gehören Menschen, die in der Pflege tätig sind, ganz klar zu unseren HeldInnen! (Beifall bei den Grünen.)

Das fängt an bei den 24-Stunden-BetreuerInnen, die über Wochen in Österreich geblieben sind, ihre Familien nicht sehen konnten und keine Ruhezeiten hatten, nur weil sie ihre KlientInnen nicht im Stich lassen wollten. Weiters sind es die vielen Pflege­kräfte in den Behinderteneinrichtungen, in den Altersheimen, in den Pflegeheimen, in der mobilen Pflege. Und eine Gruppe möchte ich auf keinen Fall vergessen, die mir ganz wichtig ist und die ich hier explizit erwähnen möchte, und das sind die pflegenden Angehörigen. Die werden oft vergessen. Es gibt in Österreich eine Million pflegende Angehörige, und die kämpfen jeden Tag mit irgendeiner Art von Krise und jetzt, wäh­rend Corona, noch mehr. Ich möchte mich bei all diesen Menschen bedanken, auch wenn mir klar ist, dass ein Danke allein nicht reicht.


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Auch heute haben wir, wie schon öfters hier im Hohen Haus, den Satz gehört, die Politik sei da gefordert. Ich sage ganz deutlich: Ja, auch in der Pflege ist die Politik gefordert! Ich bin da aber positiv gestimmt und ich sage euch auch, warum: weil wir einen Gesundheitsminister haben, der Rudolf Anschober heißt, und ich weiß, dass ihm das Thema Pflege wichtig ist! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich möchte jetzt noch die Gelegenheit nutzen, ein Danke an alle Österreicherinnen und Österreicher auszusprechen und natürlich – und das betone ich hier ganz bewusst – ein Danke an alle Personen, die hier in Österreich leben; das sind immerhin noch einmal fast zwei Millionen Menschen mehr. – Danke euch allen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.) Ich danke euch für das Füreinander-da-Sein, für das Aufeinander-Schauen, für das Durchhalten. Wir als Politiker müssen uns jetzt revanchieren. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Abgeordneter Peter Wurm. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.44.40

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Hohes Haus! Werte Zuseher zu Hause! Das war heute eine sehr spannende Diskussion zum Thema Corona. Sie war, wie erwartet, sehr emotional und hat sich fast zu einem Glaubens­krieg entwickelt.

Was man, meine ich, heute schon gesehen hat: Der nationale Schulterschluss geht eher in Richtung tiefe Gräben, denn natürlich sind die Auswirkungen der Krise für viele, viele Österreicher mittlerweile sehr dramatisch. Da meine ich vor allem auch die wirt­schaftlichen Auswirkungen: Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit oder Konkurs von Unterneh­men.

Ich will jetzt keine medizinische Diskussion führen, aber ich würde mir generell schon wünschen, dass man das Thema Corona viel mehr mit Zahlen, Daten und Fakten diskutiert, und zwar objektiv. Eine Zahl, die nicht erst seit Kurzem erhoben wird, ist die Anzahl der Gestorbenen in Österreich. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller.) Wenn man sich die Statistik der letzten zehn Jahre anschaut – die kann man sich leicht an­schauen –, dann sieht man, es gibt in Österreich jährlich zwischen 76 000 und 84 000 Todesfälle. Da gibt es also eine Differenz von bis zu etwa 8 000 Todesfällen, die nicht immer wissenschaftlich erklärt werden kann. Ich bin gespannt, ob der Herr Gesundheitsminister das vielleicht heute auch erklären kann; wenn er dann einmal da ist – aber das nur so am Rande.

Drei Vorwürfe mache ich dieser Regierung – in diesem Fall, da der Bundeskanzler nicht mehr da ist, dem Vizekanzler –, drei ganz massive Vorwürfe. Der erste: Sie haben über Wochen hinweg – und ich sage, erfolgreich – massivst Todesangst und Panik verbreitet. Diese sind ganz tief in die Bevölkerung eingesickert. Darüber kann man diskutieren, aber was heute nicht angesprochen wurde, ist, dass Zehntausende Kinder in Österreich diese Todesangst bereits verinnerlicht haben. Dass Sie das mittragen, das erschüttert mich, muss ich sagen, denn das wird bei den Kindern bleibende Schäden hinterlassen.

Der zweite ganz massive Vorwurf betrifft die Abschaffung von Bürger- und Frei­heits­rechten. Was da an Irrsinn passiert ist, ist heute schon einige Male erwähnt worden. Ich möchte ganz kurz ein Beispiel wiedergeben, das ein Kollege – er ist kein FPÖ-Wähler – aufgezeigt hat: Wenn Ende März sein Nachbar von der Polizei abgeholt worden wäre, dann hätte sich vermutlich niemand gewundert und wäre wahrscheinlich


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niemand eingeschritten. – Das ist eine Entwicklung, die in Österreich stattgefunden hat, für die Sie ebenfalls die Verantwortung tragen.

Der dritte ganz massive Vorwurf betrifft den wirtschaftlichen und sozialen Totalkollaps dieses Landes mit ungeahnten Auswirkungen in Milliardenhöhe. Ganz kurz eine Zahl dazu: Die Kosten für Österreich betragen pro Tag in etwa 1,5 Milliarden Euro, und ich bin schon sehr gespannt auf die Rezepte der Regierung, wer das zahlen soll und wie – die Spende eines Monatsgehalts der Regierungsmitglieder wird dafür mit Sicherheit nicht reichen! (Abg. Michael Hammer: ... gespendet?!)

So viel also ganz kurz zum Thema Corona.

Die Frau Kollegin hat es bereits erwähnt, es gibt heute auch einen Antrag zum Thema 24-Stunden-Pflege, aber auch das Problem der Erntehelfer ist ein Thema. Ich sage es noch einmal: Wir Freiheitliche drängen seit Jahren darauf, genau diese Dinge im Land selbst zu regeln. Den Bereich der Pflege müssen wir selbst regeln und auch das Thema der Ernte auf unseren Feldern müssen wir selbst regeln. Wir haben durch die Coronakrise gesehen, wie schnell beide Bereiche plötzlich vor dem Kollaps stehen. Ich kann es nur noch einmal sagen: Wir werden kurzfristig beide Bereiche, die Pflege und die Erntehilfe, wahrscheinlich nicht lösen können, indem wir Sonderregelungen für Pflegekräfte aus den vor allem osteuropäischen EU-Staaten finden, im Bereich der Landwirtschaft wird Ähnliches wahrscheinlich ebenfalls nicht helfen.

Dazu sage ich auch, weil die Grünen sich da so echauffieren: Es wird seit acht Jahren versucht, auch Asylwerber oder Asylberechtigte am Feld einzusetzen. Fragen Sie bei Ihrem neuen Regierungspartner in die Runde! – Das funktioniert nicht! Diese Leute kommen am ersten Tag vollzählig, am zweiten Tag kommt die Hälfte und am dritten Tag kommt keiner mehr. Das sind die Probleme, die wir in der Landwirtschaft haben. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

In der Pflege wird es ohne massive Erhöhung der Mindestgehälter nicht gehen. Wir werden die Pflegelehre brauchen und wir werden auch eine Erhöhung des Pflege­geldes brauchen. Es sind also sehr, sehr viele Maßnahmen, und ich bin gespannt, ob eben von der Regierung möglichst bald irgendetwas Sinnvolles kommt.

Ich wünsche mir den normalen Normalzustand möglichst rasch zurück. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hörl.)

14.49


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Mag. Michael Hammer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.50.00

Abgeordneter Mag. Michael Hammer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren! Das Thema dieser Debatte beziehungsweise dieses Tagesord­nungspunkts zum Pflegebereich ist breit gefächert. Ich glaube, wir sollten die Gele­genheit nutzen – die Pflege steht ja gerade jetzt, in der Coronaphase, ganz besonders im Fokus –, uns bei allen zu bedanken, die Pflege leisten, ob zu Hause, in den Alten- und Pflegeheimen oder in der mobilen Betreuung, gerade auch in diesen Zeiten. Dafür spreche ich im Namen unserer Fraktion allen, die hier tätig sind, meinen besonderen Dank aus. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ja, es ist eine große Herausforderung, die Pflege nachhaltig und dauerhaft abzu­sichern, und ich pflichte Kollegen Wurm insofern bei, dass wir alle Anstrengungen unternehmen müssen, um die Pflegekräfte, das Pflegepersonal und auch die Pflege­leistungen in Österreich umfassend anbieten zu können. Es ist aber schon notwendig –


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und das sieht man gerade jetzt, wenn ich an die 24-Stunden-Betreuung denke –, Maßnahmen für diese Absicherung auch kurzfristig zu setzen, weil das eine unglaub­lich wichtige Tätigkeit ist. In der heutigen Geschäftsordnungsdebatte wurde ange­sprochen, dass sich gerade auch der Bundeskanzler heute in einem Videotelefonat intensiv darum bemüht hat, dass auch ausländische Pflegekräfte eingesetzt werden können – also auch da ein Beitrag zur Absicherung der Pflege.

Es gibt den Antrag der SPÖ, und wir haben uns im Sozialausschuss auf eine gemein­same Entschließung verständigt, weil es Ziel der Bundesregierung ist, in der Taskforce Pflege in einem umfassenden Diskussionsprozess viele Vorschläge einzuarbeiten. Da­her war das in diesem Ausschuss ein einstimmiger Beschluss.

Es gibt einige dringliche Fragen zu lösen. Die erste ist natürlich die der Finanzierung durch Bund, Länder und Gemeinden. Da haben wir die ewige Diskussion, wer für welche Kosten aufkommt. Im Regierungsprogramm ist klar festgehalten, dass es im Wege einer Pflegeversicherung, einer nachhaltigen Pflegefinanzierung, einen ersten Schritt geben soll.

Das Zweite ist natürlich – und der Fachkräfte- und Personalmangel im Pflegebereich ist virulent –, dass man eine entsprechende Offensive in der Ausbildung, in der Akqui­rierung von Personal setzt. Die Bundesregierung hat schon erste Schritte betreffend die Fachschule – die Ausbildung –, aber auch hinsichtlich des Übergangs vom Bil­dungs­system in die Pflegeausbildung eingeleitet. Weitere Schritte sind natürlich notwendig.

Schließlich soll es eine  Zielsteuerungskommission geben, in der das Leistungs­ange­bot, die Qualität und auch die Finanzierungsfragen zwischen Bund, Ländern und Ge­meinden abgestimmt werden.

Der Sozialminister hat auch angekündigt, eine umfassende Dialogtour zu starten, um viele Vorschläge einzuarbeiten. Ich glaube, wir werden in den nächsten Monaten, wenn die Zeit gekommen ist, ein umfassendes Pflegepaket auf den Tisch legen, um die Pflege in Österreich nachhaltig abzusichern. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Frau Kollegin Gabriele Heinisch-Hosek. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.53.01

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolle­ginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! Ich spreche über Demenzerkrankungen: Wenn keine Krise wäre, würde sich die Zahl der an Demenz erkrankten Personen in Österreich in den nächsten drei Jahrzehnten verdoppeln. Wir haben jetzt circa 130 000 Personen in Österreich, die an Demenz in unterschiedlichen Stadien erkrankt sind, und es könnten 260 000 Personen werden.

Jetzt ist aber Krise – Coronakrise –, und manche Faktoren, die demenzielle Erkran­kungen beschleunigen, sind zum Beispiel soziale Isolation im Alter, sind zum Beispiel bei Kindern und Jugendlichen die Faktoren Diabetes, Herzerkrankungen und Über­gewicht. Die Kinder sitzen jetzt zu Hause und können sich kaum bewegen, und auch diese Faktoren können die Zahlen nach oben schnellen lassen. Daher wundert es mich wirklich sehr, dass wir im letzten Sozialausschuss, der stattgefunden hat, keine Mehr­heit für einen Vorschlag gefunden haben, der schon 2015, damals von Sabine Oberhauser und Rudolf Hundstorfer, unter Einbindung vieler Expertinnen und Experten verabschiedet wurde, nämlich eine Demenzstrategie für Österreich, in der Wirkungs-


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ziele und Handlungsfelder definiert wurden, die genau das, was unser Antrag jetzt in Teilen beschreibt, vorsehen würden.

Inzwischen hatten wir zwei Wahlen, und es kann ja nicht sein, dass immer, wenn Neu­wahlen sind, eine Strategie, die für Österreich extrem wichtig ist, weil die Zahl dieser Erkrankungen so rapide im Steigen ist, nicht gehört wird. Was braucht es? Was wollen wir? – Vielleicht können Sie, vor allem von den Regierungsparteien, sich noch einmal mit der Thematik beschäftigen, denn das Ausrollen dieser Demenzstrategie hat einfach nicht stattgefunden, und das sollten wir schleunigst angehen! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir wollen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ganz dringend den Erschwernis­zuschlag verdoppeln. Es gibt für Menschen mit Behinderungen, mit besonderen Be­dürfnissen beim Pflegegeld 25 Stunden extra. Das gehört verdoppelt. Es gehören WGs für demenziell erkrankte Personen ins Leben gerufen und gefördert. Es braucht mehr Tagesstruktur für diese Personen.

Zum Abschluss meiner 3-minütigen Redezeit möchte ich allen Angehörigen, die demenziell erkrankte Personen pflegen, aber auch allen BetreuerInnen, PflegerInnen in den Einrichtungen meinen wirklich tiefen Respekt – meinen tiefen Respekt! – aus­sprechen. Durch die Unterschiedlichkeiten der Demenzerkrankung, die man nicht im­mer von Beginn an erkennt, kann es zu außergewöhnlich gefährlichen, herausfordern­den Situationen kommen, und genau da, glaube ich, wäre es jetzt hoch an der Zeit, die Versorgung dieser Patientinnen und Patienten sicherzustellen und nicht abzuwarten. Jetzt ist Krise, jetzt gehört auch gehandelt! (Beifall bei der SPÖ.)

14.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.56.23

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Regierungsmitglieder! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zu­schauerinnen und Zuschauer zu Hause! Einige der vorliegenden Anträge sind grundsätzlich nachvollziehbar, allerdings habe ich bereits im Jänner festgehalten, dass es da ein umfassendes Pflegekonzept benötigt. Wir erwarten mit Spannung das für Herbst angekündigte Konzept und geben zu bedenken, dass auch Menschen mit Behinderung und deren Angehörige mitbedacht werden müssen. Wie bereits erwähnt, haben wir ein Pflegekonzept und bieten die Möglichkeit, mit uns zusammenzuarbeiten.

Das ist aber nicht alles. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch daran erinnern, aber im Februar dieses Jahres, vor fast genau zwei Monaten, standen wir hier und haben einstimmig beschlossen, dass die Situation der Menschen mit Behinderung verbessert werden muss. Ich muss sagen: Davon merke ich nichts mehr.

Im Krisenmanagement der Regierung sitzen zahlreiche unabhängige Experten, aber bis heute kein Vertreter von Menschen mit Behinderung; einer, der sagen könnte, was Menschen mit Behinderungen in der Krise brauchen, was ihnen fehlt und wie ihr Weg in die sogenannte neue Normalität aussieht. In sonnigen Zeiten ist es einfach, sich hinzustellen und zu sagen: Wir verbessern das Leben für Menschen mit Behinderung, wir wollen Inklusion leben. In Krisenzeiten aber versagt die Regierung auf dieser Ebene komplett. Unser Antrag auf Einbindung eines Selbstvertreters in eben dieses Management wurde von den Regierungsparteien auch noch abgelehnt! – Sehr traurig.

Bundesminister Anschober meinte in der gestrigen Pressekonferenz, er wolle Empfeh­lungen erarbeiten lassen, damit das Besuchsverbot in Seniorenheimen nach sechs Wochen gelockert werden könne. Wie sieht es da mit den Heimen für Menschen mit Behinderung aus? – Diesen Menschen ist es nicht erlaubt, Besucher zu empfangen,


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sie wissen teilweise aber nicht, warum sie jetzt niemand mehr besuchen kommt, weil man es ihnen oft einfach nicht erklären kann. Wir sind da mit verzweifelten Menschen konfrontiert. Auch für Angehörige und Freunde ist dies eine schreckliche Situation, weil sie machtlos daneben stehen und ihre Kinder nicht unterstützen können.

Wann werden die Tagesstätten wieder öffnen? – Auch die brauchen einen Fahrplan. Oft ist die Arbeit in einer Werkstätte der einzige Lichtblick eines Menschen mit Behin­derung, weil er etwas leisten darf. Er definiert sich über seine Arbeit – so wie wir. Ja, es ist sicher nicht einfach, Abstand zu halten, für keinen von uns, es ist sicher nicht lustig, einen Mundschutz zu tragen, und es wird sicher schwierig, in den Tagesstätten durchzuhalten, aber es ist machbar – in Kleingruppen, stufenweise, gestaffelt über die Woche.

Trotz zahlreicher Verbände und Vereine für Menschen mit Behinderungen haben über 1,4 Millionen Menschen in diesem Land immer noch keine Stimme und deshalb werden sie weiter an den Rand gedrängt oder unter den Tisch gekehrt.

Herr Bundeskanzler, meine Stimme ist zu schwach für so viele Menschen. Die fünf Stimmen der Abgeordneten des Parlaments sind zu wenig für so viele Menschen. Erheben Sie die Ihre und setzen Sie endlich ein Zeichen für Menschen mit Behin­derung in unserem Land, denn Inklusion ist nicht karitativ, Inklusion ist nicht vernünftig, Inklusion ist einfach nur demokratisch! Herr Bundeskanzler, arbeiten Sie endlich im Sinne der Demokratie! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.59


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Abgeordneter Alois Kainz. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.59.43

Abgeordneter Alois Kainz (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Regie­rungsmitglieder! Hohes Haus! Geschätzte Zuseher zu Hause! Das Thema Pflege be­trifft früher oder später jeden Einzelnen von uns, doch meistens macht man sich wenig Gedanken darüber – bis ein Bedarf gegeben ist.

Das neue Jahrzehnt hat uns vor eine Tatsache gestellt, die ebenfalls uns alle betrifft und auf die es noch keine wirkliche Antwort gibt. Die Coronapandemie bringt nicht nur unser Gesundheitssystem an die Grenzen, auch im Bereich der Pflege gibt es Engpässe, daher brauchen wir dringend ein Umdenken.

Wir befinden uns de facto im Pflegenotstand. Wir haben das Problem, dass pflegende Angehörige schnell in die Armutsfalle fallen. Deshalb fordern wir Freiheitlichen, dass Pflegebedürftige ab der Pflegestufe 3, die zu Hause gepflegt werden, um 50 Prozent mehr Pflegegeld erhalten. Außerdem soll der Zuschlag beim Pflegegeld für Demenz­kranke auf 30 Stunden erhöht werden. Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, dies würde eine massive Entlastung für Pflegebedürftige, deren Angehörige und für das Pflege­personal bedeuten.

Andererseits haben wir leider auch einen massiven Mangel an qualifiziertem Pflege­personal. Diesen gilt es zu beseitigen, aber bitte mit Fachkräften aus Österreich.

Ein privater Betreiber von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, die Senecura Gruppe, welche ein eigenes universitäres Pflege- und Ausbildungszentrum in Grafenwörth plant, möchte Pflegepersonal aus Marokko nach Österreich holen, das dann direkt im eigenen Campus im Rahmen eines einschlägigen Lehrgangs die Nostrifizierungs­prü­fung ablegen kann.

In meinen Augen ist dieser Pflegekräfteimport aus Marokko der falsche Weg. Wir müssen in der jetzigen Lage vor allem darauf setzen, den Mangel mit inländischen


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Fachkräften zu besetzen, beziehungsweise sollten wir Anreize durch einen Einsteiger- beziehungsweise Wiedereinsteigerbonus schaffen. Nur so können wir dem Pflege­notstand entgegenwirken und zeitgleich auch die Arbeitslosigkeit in Österreich redu­zieren, indem wir neue Arbeitsplätze für unsere Österreicher schaffen.

Meine Kolleginnen und Kollegen, der Masterplan Pflege liegt bereits auf dem Tisch, setzen wir ihn gemeinsam um! – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

15.02


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Abgeordneter Mag. Ernst Gödl. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


15.02.37

Abgeordneter Mag. Ernst Gödl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Frau Bundesminister! Herr Gesundheitsminister, auch zuständig für die Pflege! Meine geschätzten Damen und Herren! Im Grunde kann man jedem dieser Anträge, die wir hier gemeinsam debattieren, etwas abgewinnen. Selbst der etwas kurios formulierte Antrag mit den Marokkanern enthält in der Begründung inhaltlich auch einiges Richtiges. Er wirft nämlich die Frage auf, warum in Österreich manche, die in der Pflege gearbeitet haben, aus dem Beruf aussteigen. Wie steht es um die Attraktivität dieses Berufs? – Das ist das eine.

Was mich bei den bisherigen Redebeiträgen wundert, ist die Tatsache, dass noch niemand den ganz aktuellen Rechnungshofbericht erwähnt hat. Erst im Februar 2020 wurde dem Parlament ein umfassender Rechnungshofbericht zugeleitet, der auch einige wichtige Facetten aufzeigt. Man erkennt, wie breit gefächert das gesamte Pflegewesen in Österreich ist. Wir geben in Summe circa 7,9 Milliarden Euro für die Pflege in Österreich aus – natürlich in den verschiedensten Bereichen. Wir haben in Österreich nicht ganz 500 000 Pflegegeldbezieherinnen und -bezieher, verteilt auf die Bundesländer, und von diesen wiederum sind circa 16 Prozent in stationären Ein­richtungen. Diese 16 Prozent bedeuten circa 80 000 Personen. Etwa 6 Prozent werden durch eine 24-Stunden-Betreuung unterstützt. Etwa 77 Prozent, also der Rest, sind in häuslicher Pflege – teilweise komplett informell, wie man sagt, also mit Unterstützung durch pflegende Angehörige, und teilweise durch die mobilen Dienste unterstützt.

Dieser Rechnungshofbericht zeigt zum Beispiel auch gravierende Unterschiede in den Bundesländern auf. Das rührt natürlich daher, dass es in vielen Bereichen eine Kompetenz der Länder gibt und die Ausführung auch bei den Gemeinden liegt.

Man sieht zum Beispiel, dass in einem Bundesland, in diesem Fall Tirol, 40 Prozent weniger pro Einwohner für die Pflege ausgegeben werden als zum Beispiel in meinem Bundesland, der Steiermark.

Diese Unterschiede aufzuarbeiten, all diese Bereiche in ein umfassendes Pflege­konzept zu gießen, wird unsere Aufgabe sein. Deswegen hat es keinen Sinn, meine geschätzten Damen und Herren von der Opposition, wenn wir jetzt einzelne Anträge beschließen, hier etwas erhöhen, dort etwas verändern, das Pflegegeld erhöhen, bei der Demenzstrategie etwas machen. Ja, das alles muss in einem umfassenden Pfle­gekonzept Platz finden.

Hätten wir jetzt nicht die Coronakrise, dann wären wir mitten in diesem Diskussions­pro­zess. Bundesminister Anschober hat es in einer der letzten Sitzungen vor der Corona­krise dargelegt. Wir als gesamte Regierung und als Regierungsfraktionen befinden uns mitten in einem Prozess, den wir gemeinsam gestartet haben und zu Ende bringen müssen, aber nicht mit Einzelmaßnahmen, sondern mit einem umfassenden Konzept.


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In den heutigen Redebeiträgen zu diesem Thema wurde auch noch nicht erwähnt, dass wir in Österreich ganz stark auf das Thema Prävention schauen müssen. Wir sehen im internationalen Vergleich, dass es nicht unbedingt eine Auszeichnung ist, wenn wir sagen können, in Österreich haben 5,2 Prozent der Bevölkerung Anspruch auf Pflegegeld, weil diese Personen Pflegebedarf haben. Wir müssen schauen, dass wir diesen Prozentsatz verringern, wie es in manch anderen Ländern ist.

Warum ist es in manch anderen Ländern so, dass sie weniger Pflegebedarf haben? – Weil sie früher auf eine bessere Prävention setzen. Das muss ein ganz großer Teil des Pflegekonzeptes werden: Prävention als erste Maßnahme, die gestärkt gehört.

Weiters geht es natürlich um die Frage, wie wir Pflege in allen Bereichen organisieren (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek), von der Unterstützung zu Hause bis hin zu den Richtlinien, wann jemand in ein Pflegeheim kommen darf oder muss, wie die personelle Ausstattung ist und dergleichen. Diese Parameter müssen natürlich auch genau besprochen und beschlossen werden.

Am Ende steht dann die Frage: Wer finanziert den ganzen Aufwand? – In dieser umfassenden Vorgangsweise müssen wir uns wiederfinden. (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.) Deswegen stimmen wir Einzelanträgen derzeit nicht zu, sondern erarbeiten gemeinsam – Sie, werte Opposition, hoffentlich gemeinsam mit uns in den Regierungsfraktionen und in der Regierung – ein umfassendes Pflegekonzept für alle neun Bundesländer und für ganz Österreich. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ord­neten der Grünen.)

15.06


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wie vereinbart verlege ich die Abstimmung an den Schluss der Sitzung und fahre in der Erledigung der Tagesordnung fort.

15.07.1411. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 317/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sozial­versicherung: Veröffentlichung der Jahresberichte und Gebarungsvorschauen (76 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zum 11. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde auch da verzichtet.

Zu Wort gelangt nun Abgeordneter Mag. Gerald Loacker. – Bitte schön, Herr Abgeord­neter.


15.07.40

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Hohes Haus! Bei die­sem Tagesordnungspunkt geht es um unseren Antrag, dass von der Sozialver­siche­rung die Jahresberichte und die Gebarungsvorschauen veröffentlicht werden sollen.

Wir erinnern uns an den Streit vor acht, neun Wochen, als man sich medial befetzt hat, ob das Defizit der Krankenkassen der Reform geschuldet sei, dem Zusammenlegen, oder ob nicht die fußmarode Wiener Gebietskrankenkasse an allem schuld sei. Im Ausschuss hat es dann geheißen, das sei alles wurscht, weil ja ohnedies alles öffentlich ist. Und gestern habe ich eine parlamentarische Anfragebeantwortung des


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Herrn Ministers bekommen, in der steht, es bestehe keine gesetzliche Verpflichtung für eine Veröffentlichung, das Zeug diene primär internen Steuerungszwecken. Also was jetzt? Ist das alles ohnedies öffentlich und ist es wurscht oder stimmt es nicht? – Also das, was Sie in der Anfragebeantwortung geliefert haben, kann ja wohl nicht ernst gemeint sein.

Was man nicht machen kann – aber auch das haben Sie in der Anfragebeantwortung gemacht –, ist, sich hinter der Pandemie zu verstecken, also zu sagen: Es ist jetzt nicht notwendig, darüber zu reden, weil wir gerade eine Pandemie haben. Die Frage, ob Kalkulationen, die in der Sozialversicherung intern vorgenommen werden, offengelegt werden oder nicht, ist keine Frage von Pandemie oder nicht, sondern eine Frage von Transparenz. Dass sich gerade die Grünen jetzt diesbezüglich zur Partei der Intrans­parenz und der Verdunkelung von Prozessen in öffentlichen Bereichen machen, finde ich eher hochgradig peinlich. Deswegen wundere ich mich auch, warum Sie dagegen stimmen, Berechnungen, Quartalsberichte und Gebarungsvorschauen offenzulegen. Vielleicht aber denken Sie ein bisschen darüber nach, Sie können sich ja nicht ewig unter dem schwarzen Mantel verstecken. (Beifall bei den NEOS.)

15.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Ing. Markus Vogl. – Bitte, Herr Ingenieur.


15.09.46

Abgeordneter Ing. Markus Vogl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Frau Minister! Hohes Haus! Es ist eine spannende Diskussion. Kollege Loacker reitet hier wieder. Ich finde es natürlich spannend, dass man das Thema der Transparenz hier aufgreift. Ich glaube, es gibt einige offene Fragen, die jetzt zwischen dem Minister und dir zu klären sind.

Ich möchte aber diese Diskussion über die Frage, ob es genug oder zu wenig Trans­parenz gibt, auch dazu nützen, einiges einzufordern, das uns als Hohes Haus wichtig sein muss.

Neben jenem der Sozialversicherung gibt es einen anderen Bereich, der für uns ganz, ganz wesentlich ist, und ich kann mich erinnern, dass wir da halbjährlich Berichte bekommen. – Du forderst sie vierteljährlich.

Wir haben Beteiligungen des Bundes und allein da sind 110 000 Menschen in diesem Land beschäftigt. Wenn wir in 14 Tagen das Bundesbudget diskutieren, dann haben wir inzwischen die Berichte zugesendet bekommen. Wir alle wissen, dass wir über die Aktualität des Zahlenwerkes diskutieren können, vieles hat sich durch die Krise verändert, anderes hat sich nicht verändert, bleibt gleich.

Es wurde uns heute ein Bericht über das Personal des Bundes vorgelegt, es sind 135 000 Menschen in diesem Land, die für den Bund beschäftigt sind. Das haben wir sehr ausführlich aufgelistet, da gibt es Transparenz.

Keine Transparenz gibt es allerdings über die 110 000 Beschäftigten, die in Unterneh­men arbeiten, die dem Bund gehören. Ich erwarte mir – und ich glaube, das ist auch notwendig –, dass wir da die Unterlagen, wie es auch in der Vergangenheit üblich war, rechtzeitig bekommen, damit wir uns darüber einen umfassenden Überblick verschaf­fen können. Da geht es sozusagen um den Wert, den wir als Hohes Haus haben, und auch um die Qualität der Diskussion, und da würde ich mir auf jeden Fall Transparenz erwarten. (Beifall bei der SPÖ.)

15.11



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 149

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Laurenz Pöttinger. – Bitte, Herr Abgeordneter. – Ich fürchte, der Herr Abgeordnete ist nicht im Raum, oder irre ich mich? (Ruf bei der ÖVP: Kommt schon!) – Sehr gut, danke.


15.11.37

Abgeordneter Laurenz Pöttinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Der Ausschuss hat in der Sitzung vom 5. März festgestellt, dass mit der am 1. Jänner wirksam gewordenen Zusammenlegung der Sozialver­siche­rungsträger auch die erforderliche Anpassung der Rechtsvorschriften einhergeht. Dafür wird seit 1. Jänner 2020 in § 444 Abs. 5 ASVG gesorgt.

Dieser Gesetzestext schreibt die Veröffentlichung von Jahresberichten, die Veröffent­lichung aussagekräftiger Gebarungsprognosen sowie die Einhaltung der bisher schon für Sozialversicherungsträger geltenden Publizitätsregeln vor. Somit ist die geforderte Transparenz absolut gegeben. Deshalb haben wir den Antrag im Ausschuss abgelehnt und sehen auch weiterhin keinen Grund, diesen zu unterstützen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Aufgrund der aktuellen Situation möchte ich mich bei allen Österreicherinnen und Österreichern ganz herzlich für die Disziplin in den letzten Wochen bedanken. Helfen wir weiterhin zusammen! Schätzen wir die unglaublich tollen Initiativen der vielen Organisationen und Menschen in dieser schwierigen Zeit!

Ich möchte mit einer Bitte schließen: Bitte achten Sie gerade in der nächsten Zeit besonders auf die heimische Wirtschaft! Das möge bitte in Ihre Kaufentscheidungen einfließen. Ich finde, die Unternehmerinnen und Unternehmer mit ihren tollen Mitarbei­terinnen und Mitarbeitern haben sich das redlich verdient. – Alles Gute! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.14


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wie vereinbart verlege ich auch diese Abstimmung an den Schluss der Sitzung und fahre in der Erledigung der Tagesordnung fort.

15.14.4512. Punkt

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der öster­reichischen Wirtschaft („KMU im Fokus 2019“), vorgelegt von der Bundes­minis­terin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (III-102/99 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zum 12. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Peter Haubner. – Bitte, Herr Abgeordneter.


15.15.11

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Wir haben heute den KMU-Bericht vor uns liegen, und zwar mit einem Schwerpunkt auf Familien­unternehmen. Über 90 Prozent der Betriebe in Österreich sind ja klein- und mittelstän­dische Unternehmen und drei Viertel davon Familienunternehmen. Unternehmertum


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heißt immer Unternehmergeist, heißt Risikobereitschaft, heißt Verantwortung über­neh­men, und dieses Unternehmertum wird gerade auf eine ganz große Probe gestellt.

Normalerweise würden wir heute hier heraußen stehen und diesen Bericht so kom­mentieren, indem wir sagen würden, unser Standort, unsere Betriebe sind gut unter­wegs – und das zeigt dieser Bericht auch. Normalerweise würden wir zu diesem Bericht sagen: Es ist ein guter Bericht. Österreich ist ein guter Wirtschaftsstandort, attraktiv wie noch nie, international erfolgreich und bestens vernetzt. Unsere Unterneh­merinnen und Unternehmer haben in den letzten Jahren hervorragende Leistungen vollbracht und wir haben Höchstbeschäftigung.

Jetzt kommt der Schnitt, meine Damen und Herren: Seit einigen Wochen ist alles anders. Corona hat all unsere Erfolge auf den Kopf gestellt. Unsere Familienbetriebe und auch die anderen Betriebe in Österreich sind gefordert wie noch nie.

Wir haben gerade jetzt in dieser Phase versucht, alles zu tun, um unsere Unternehmen zu unterstützen. Wir versuchen, Maßnahmen zu setzen, um unsere Unternehmen wie­der auf diesen erfolgreichen Weg, den wir in den letzten Jahren gemeinsam bewältigt haben, zurückzuführen. Dafür haben wir viele Maßnahmenpakete geschnürt.

Angesichts der Tatsache, dass heute an den Maßnahmenpaketen das eine oder andere kritisiert worden ist, kann ich nur eines sagen: Wir sind tagtäglich darum bemüht, auch bei den Maßnahmen nachzuschärfen. Wir haben es ja bei der Kurzarbeit gesehen; da wurden die vielen Praxiserfahrungen der Unternehmer, von Steuer­bera­tern und so weiter in die Überlegungen eingebunden, und wir haben ein Kurzarbeits­modell geschaffen, das in Europa seinesgleichen sucht, das schon von über 80 000 Unternehmen in Anspruch genommen worden ist und 900 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Arbeitsplatz sichert. Meine Damen und Herren, Sie sehen, wir bemühen uns wirklich sehr darum, die Unternehmen und die Arbeitsplätze zu sichern. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Es ist jedes einzelne Unternehmerschicksal ein Schicksal. Ich weiß, dass man nicht alles über einen Kamm scheren kann. Da immer wieder die Banken kritisiert werden: Die Banken können einen Kredit nur nach den Richtlinien, denen sie selbst unter­worfen sind, vergeben. Sie stehen selber aufgrund der Richtlinien unter Druck, die von der EU beziehungsweise von vielen Gesetzgebern gemacht wurden, auch von uns. Das heißt, wir müssen schauen, dass wir auch da unterstützen. Wir müssen uns jeden Fall einzeln anschauen und feststellen, wie wir helfen können.

Wir haben viele Instrumente dafür geschaffen, und es hilft uns nicht, wenn jetzt gegen­seitig aufgerechnet wird, dass wir dem oder dem nicht helfen konnten, sondern wir müssen schauen, dass wir jedem Einzelnen helfen. Deshalb haben wir dieses 38-Milliarden-Paket geschaffen, nämlich für Verdienstentfälle, für Garantien, für Haftun­gen, für Überbrückungen und für Soforthilfen. Wir werden uns bemühen, jeden zu begleiten. Das muss unser Ziel sein und das muss uns auch über Parteigrenzen hin­weg miteinander verbinden, denn jedes Unternehmen in Österreich sichert Arbeits­plätze.

Wir haben drei Parameter für die Hilfe: den Schutz der Gesundheit, die Sicherung der Arbeitsplätze und, natürlich damit verbunden, die Sicherung unserer Unternehmen in Österreich. – Danke, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

15.19


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Dr. Christoph Matznetter. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.



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15.20.06

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminis­terin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Es liegt ein KMU-Bericht vor, der ein bisschen eine Retrospektive dafür bietet, wie gut es einmal im Land war.

Der jetzige Zustand ist katastrophal. Wir haben Zigtausende Klein- und Kleinst­unter­nehmen, Einpersonenunternehmen, die nicht wissen, ob es sie in vier Wochen noch geben wird, die nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen, und die heute um Almosen betteln müssen, damit sie eine entsprechende Unterstützung bekommen. Viele bekommen auch die Almosen nicht. Während beim Härtefallfonds Phase eins alle Gründerinnen und Gründer des heurigen Jahres sowie all jene, die vielleicht zusätzlich eine kleine Witwenpension bekommen, ausgefallen sind, sind jetzt alle weg, die im Jahr 2019 neu gegründet haben, weil sie noch keinen Steuerbescheid haben, den sie für einen Anspruch aus der Phase zwei benötigen. Behebt das bitte – und zwar gleich!

Damit komme ich zum Hauptproblem: Vor mehr als 100 Jahren, als noch ein Kaiser Franz Joseph in diesem Land und in diesem Gebäudekomplex war, hat man im Epide­miegesetz 1913 bereits eine Verdienstentgangsentschädigung für den Fall von Seuchenmaßnahmen vorgesehen. 1950 – fünf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, Bombenschäden überall, Trümmerfrauen – hat der Gesetzgeber das Epidemiegesetz neu gefasst. Und was hat er vorgesehen? – Für alle, die von Seuchenmaßnahmen betroffen sind, eine volle Entschädigung für die Vermögensschäden, die daraus ent­stehen. Warum wurde das in der Kaiserzeit gemacht, warum wurde es 1950 ge­macht? – Weil die Schließung eines Betriebes, weil Verkehrsbeschränkungen nicht im Interesse der Unternehmerin, des Unternehmers sind, sondern im Interesse der Allgemeinheit, und daher muss sie den Vermögensschaden auch zahlen. (Zwischenruf des Abg. Loacker.)

Was macht diese Regierung aus ÖVP und Grünen am Wochenende vor dem Inkraft­treten? – Sie versucht, diesen Grundanspruch, der selbstverständlich ist, per Gesetz zu entziehen. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Meinl-Reisinger und Schellhorn.)

Das war der Kardinalfehler. Ihr habt die kleinen Unternehmerinnen und Unternehmer zu Bittstellern gemacht. Shame on you für diese Maßnahme! Ich habe einen Antrag ins Netz gestellt, wie für diese Kleinunternehmen vielleicht noch eine rechtliche Chance besteht, sich diese Entschädigung, auf die sie einen Rechtsanspruch haben, zu holen. Es würde mich freuen, wenn sie gegen diese hinterhältige Maßnahme vorgehen können, die in die Inkrafttretensbestimmungen des COVID-19-Maßnahmengesetzes gesteckt worden ist. Wir werden das beheben, wir müssen das beheben.

Noch einmal: Shame on you, Zigtausende unserer Kleinunternehmerinnen und -unternehmer zu Bittstellern zu degradieren! Ich möchte so etwas nicht noch einmal erleben. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

15.23


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Erwin Angerer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


15.23.12

Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Herr Minister – der ist schon weg! Hohes Haus! Geschätzte Österreicherinnen und Öster­reicher! Ich möchte zum KMU-Bericht ein Zitat bringen, nämlich von Ihnen, Frau Minis­ter Schramböck: „Der Bericht zeichnet ein aktuelles Bild des heimischen KMU-Sektors


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 152

und liefert damit eine profunde Datengrundlage für die Ausgestaltung der wirtschafts­politischen Rahmenbedingungen. Denn: Um die Wettbewerbsfähigkeit, den Wohlstand und die hohe Lebensqualität Österreichs zu sichern, bedarf es einer Politik, die KMU in den Fokus stellt.“ 

Ich muss sagen, wie Sie mit den KMUs umgehen – und, lieber Peter Haubner, zwi­schen Reden und Handeln ist halt ein großer Unterschied; ihr redet von Hilfe, ihr gebt ihnen aber keine –, ist genau das Gegenteil: Sie zerstören nämlich die Wettbe­werbs­fähigkeit, Sie zerstören den Wohlstand und Sie zerstören gerade mit Ihrem Handeln die Lebensqualität in Österreich.

Sie sagen, die Unternehmer werden auf eine große Probe gestellt. – Das ist keine Probe, das ist Ihr Handeln, wie Sie mit den Unternehmern umgehen. Kollege Matznetter hat es richtigerweise gesagt, Sie haben den Unternehmern den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie haben das Epidemiegesetz außer Kraft gesetzt und sie von Leuten mit einem Rechtsanspruch zu Bittstellern gemacht. Ihr habt Milliarden in die Wirtschaftskammer verschoben, um dort Geld verteilen zu können, und die Unter­nehmer zu Bittstellern degradiert. Sie haben ein Bürokratiemonster geschaffen, das jeden damit beschäftigt, Anträge zu stellen, bevor er überhaupt einmal zu Geld kommt und in Zukunft Geld bekommen wird.

Sie speisen Ihre Unternehmer, Ihre KMUs mit Almosen ab. Ein Vergleich: Die AUA ver­langt 800 Millionen Euro bei 7 000 Mitarbeitern, das wären pro Mitarbeiter 114 000 Euro. Wenn ein Kleinunternehmer sechs Mitarbeiter hat, kriegt er maximal 6 000 Euro. Das heißt, ein Mitarbeiter bei einem Kleinunternehmen ist Ihnen 1 000 Euro wert, bei der AUA wären es dann 114 000 Euro pro Mitarbeiter, also 114 Mal so viel.

Da Sie in Ihrem Zitat letztes Jahr den Wohlstand angesprochen haben: Wie wird denn dieser Wohlstand noch zu erhalten sein? – Da möchte ich noch ein Zitat bringen, und zwar von DDr. Neuner, der in seinem Blog No 9 schreibt:

„Nach Einschätzung namhafter Wirtschaftsexperten führt ein Shutdown von drei Mona­ten zu einem Rückgang des BIP von bis zu 20 Prozent was mit dem Zusammenbruch des marktwirtschaftlichen Gesamtsystems gleichzusetzen ist. Massenarbeitslosigkeit, Staats- und Unternehmenspleiten sowie die Erodierung des [...] Bankensystems wären dann die unausweichlichen Folgen.“

Das sagen Wirtschaftsexperten, und Sie wollen den Wohlstand erhalten.

Sie sagen Lebensqualität, das ist heute auch schon mehrfach angesprochen worden: Wenn Sie Leute zu Hause einsperren, wenn diese nicht mehr nach draußen gehen dürfen, wenn sie durch Ihre laufenden Pressekonferenzen verängstigt werden, durch Ihre Selbstdarstellungen, dann nehmen Sie ihnen die Lebensqualität. Ich erwarte mir nur mehr eine Pressekonferenz, bei der Sie alle rausgehen, um sich dafür zu ent­schuldigen, was Sie derzeit der Wirtschaft in diesem Land antun. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Wurm.) Beenden Sie endlich diese Bittstelleraktionen über die Wirt­schaftskammer! Setzen Sie endlich Maßnahmen in die Richtung, dass wir die Wirtschaft wieder in Schwung bringen!

Deshalb bringe ich noch einmal zwei Anträge zur Belebung der Konjunktur ein, denn jetzt ist es eh schon passiert – das, was Sie alles getan haben, die Maßnahmen, die Sie gesetzt haben, die leider nicht wirken. Man könnte jetzt aber noch gegensteuern und entsprechende Konjunkturpakete schaffen.

Deshalb nochmals der Antrag für ein Kommunalinvestitions- und Regionalwirt­schafts­paket:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 153

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kommunal­in­vestitions- und Regionalwirtschaftspaket“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, jene Schritte zu setzen bzw. Maßnahmen ein­zu­leiten, die die Umsetzung eines ,Kommunalinvestitions- und Regionalwirtschafts­paket‘ in Höhe von zumindest 1 Mrd. Euro aus Bundesmitteln im Sinne der Schaffung konjunkturbelebender Maßnahmen zur Unterstützung heimischer Unternehmen (KMU) nach der Corona-Krise sicherstellen.

Mit diesem Paket sollen insbesondere folgende Kernpunkte umgesetzt werden:

- Zuweisung der Mittel nicht nach einem fixen Schlüssel (bspw. Gemeindegröße, Finanzkraft o. ä.), sondern anhand einer tatsächlichen Projektbewertung unter Berück­sichtigung von Konjunktureffekten und Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt (Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen)

- Deckelung des jeweiligen Zuschusses mit max. 50 % der förderbaren Kosten und mit max. 1 Mio EUR pro Projekt.“

*****

Damit hätten wir einen Hebel von 2 Milliarden Euro und dieses Geld würde direkt bei den KMUs ankommen, weil die Gemeinden die größten Auftraggeber für die KMUs sind.

Das Zweite ist noch einmal ein Appell an die Wirtschaftskammer und an Herrn Kopf: Lösen Sie endlich Ihre Rücklagen auf und geben Sie das Geld den Unternehmen zu­rück!

Deshalb bringe ich auch dazu noch einmal einen Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Auflösung von Rücklagen der Wirtschaftskammern zur Unterstützung der heimischen Unternehmen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die regelt, dass die Wirtschaftskammern Österreich Rücklagen auflösen und mit diesen Mitteln die heimischen Unternehmen zur Bewältigung der COVID19 Krise unmittelbar unterstützen.“

*****

Ich bedanke mich für Ihre Zustimmung im Sinne der KMUs Österreichs. (Beifall bei der FPÖ.)

15.28

Die Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 154

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Erwin Angerer

und weiterer Abgeordneter

betreffend Kommunalinvestitions- und Regionalwirtschaftspaket

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 12: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der österreichischen Wirtschaft ("KMU im Fokus 2019"), vorgelegt von der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (III-102/99 d.B.)

in der 24. Sitzung des Nationalrates am 22. April 2020

Im Zuge der „Corona-Krise“ wurden seitens der Bundesregierung diverse Maßnahmen gesetzt, die massive negative Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft und hier vor allem auf Klein- und Mittelbetriebe haben. Während sich Internetriesen wie Amazon über Rekordgewinne freuen, müssen heimische Betriebe geschlossen bleiben. Er­schwe­rend kommt noch hinzu, dass viele angekündigte Hilfspakete der Bundes­regie­rung entweder ihre Wirkung verfehlen oder von der Wirtschaftskrise betroffene Unter­nehmen aufgrund der völlig überzogenen Kriterien keinen Anspruch haben. Die Wirt­schaftsforschung geht heute schon von einem massiven negativen Wachstum für 2020 aus. Sollte sich der Zustand sogar über mehrere Monate ziehen sind die Folgen unab­sehbar und könnten zu einer Masseninsolvenz unserer heimischen KMU führen. Die Frage, wie es nach dem Wiedereinsetzen einer „Normalität“ für die Wirtschaft weiter­gehen soll, bleibt bis dato unbeantwortet.

Im Sinne einer möglichen Schadensbegrenzung ist es heute, und nicht erst nach Ende der Covid-19-Pandemie notwendig, Maßnahmen zu setzen, um den regionalen Wirt­schaftsbetrieben – respektive KMU – möglichst rasch Aufträge zuführen zu können. Rund 99,6 % aller Unternehmen in Österreich zählen zu den kleinen und mittleren Unternehmen, angefangen von Einpersonenunternehmen bis hin zu Betrieben mit bis zu 249 Beschäftigten. 2019 gab es 337.800 KMU in Österreich mit rund 2 Mio Be­schäftigten und einem Umsatz von ca. 482 Mrd. EUR – sie bilden somit das Rückgrat der heimischen Wirtschaft.

Um KMU nach der Corona-Krise zu unterstützen, werden öffentliche, konjunktur­för­dernde Investitionen erforderlich sein. Rund 25.000 Aufträge an KMU werden öster­reich­weit von öffentlichen Auftraggebern – und somit insbesondere von Gemeinden – vergeben. Aufgrund der aktuellen Situation ist davon auszugehen, dass die Steuerein­nahmen und die Finanzkraft der Gemeinden mindestens im gleichen Ausmaß wie nach der Finanzkrise 2008/09 zurückgehen werden. Die Gemeinden werden daher ohne entsprechende Finanzierungshilfen nicht in der Lage sein, notwendige Investitionen zur Ankurbelung der Konjunktur und somit zur direkten Unterstützung der regionalen Wirt­schaft zu tätigen.

Zusätzlich kontraproduktiv in diesem Zusammenhang sind die von EU und in weiterer Folge durch Bund und Länder vorgegebenen Stabilitätskriterien, sowie die von der Ge­meindeaufsichtsbehörde gängige Praxis, den finanziellen Handlungsspielraum von Gemeinden in Krisenzeiten einzuschränken, wodurch wirtschaftlich sinnvolle Investitio­nen verunmöglicht werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 155

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, jene Schritte zu setzen bzw. Maßnahmen einzuleiten, die die Umsetzung eines „Kommunalinvestitions- und Regionalwirt­schafts­paket“ in Höhe von zumindest 1 Mrd. Euro aus Bundesmitteln im Sinne der Schaffung konjunkturbelebender Maßnahmen zur Unterstützung heimischer Unternehmen (KMU) nach der Corona-Krise sicherstellen.

Mit diesem Paket sollen insbesondere folgende Kernpunkte umgesetzt werden:

• Zuweisung der Mittel nicht nach einem fixen Schlüssel (bspw. Gemeindegröße, Finanzkraft o. ä.), sondern anhand einer tatsächlichen Projektbewertung unter Berück­sichtigung von Konjunktureffekten und Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt (Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen)

• Deckelung des jeweiligen Zuschusses mit max. 50 % der förderbaren Kosten und mit max. 1 Mio EUR pro Projekt.“

*****

Entschließungsantrag

des Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger

und weiterer Abgeordneter

betreffend Auflösung von Rücklagen der Wirtschaftskammern zur Unterstützung der heimischen Unternehmen

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 12: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der österreichischen Wirtschaft ("KMU im Fokus 2019"), vorgelegt von der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (III-102/99 d.B.)

in der 24. Sitzung des Nationalrates am 22. April 2020

Die heimischen Unternehmen bangen seit Wochen um ihre Existenz und wissen nicht, wie sie die laufenden Kosten und die durch die Zwangsschließungen entstandenen Einnahmenverluste bewältigen sollen.

Gleichzeitig ist die Wirtschaftskammer Österreich nicht bereit, ihrer ureigensten Auf­gabe – nämlich die Unterstützung der Unternehmen – ausreichend nachzukommen.

Mit der Ausnahme, dass die Vorschreibung der Grundumlagen für dieses Jahr „bis auf weiteres“ ausgesetzt werden und dass auf Antrag eine Ratenzahlung oder Stundung der Kammerumlagen 1 und 2 möglich ist, die dann selbstverständlich nachgezahlt wer­den müssen, ist nichts geschehen. Im Gegenteil!

Wirtschaftskammerpräsident Mahrer verweist in Zusammenhang mit der Frage einer Unterstützung der Betriebe seitens der WKO darauf, dass die rund 1,4 Mrd. Euro als Rücklagen in Wertpapieren und Immobilien veranlagt seien und daher ein Zugriff nicht möglich wäre.

Während die Wirtschaftskammer nicht daran denkt, ihren Mitgliedern zu helfen und auf das aus Kammerbeiträgen der Zwangsmitglieder entstandene Vermögen zuzugreifen,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 156

sehen sich aber in der aktuellen Krisensituation viele Unternehmer gerade gezwungen, auf ihre Rücklagen zuzugreifen oder bestehendes Vermögen aufzulösen.

Am 17. April 2020 forderten in diesem Zusammenhang die Österreichische Hotelier­vereinigung, der Handelsverband, der Gewerbeverein und der Senat der Wirtschaft eine sofortige Liquiditätsoffensive:

„Seit einem Monat befindet sich Österreich im Corona-Krisenmodus. Immer mehr heimische Betriebe, darunter zahlreiche KMU, bekommen Liquiditätsprobleme. Viele können ihren Zahlungsverpflichtungen kaum noch nachkommen und stehen vor dem Ende ihrer Existenz.“

„Die Wirtschaftskammern sitzen zurzeit auf rund 1,4 Mrd. Euro an Finanzvermögen, finanziert durch Pflichtbeiträge der österreichischen Unternehmen. 700 Mio. davon sind Wertpapiere, 400 Mio. Bankguthaben. Aus Sicht der Unternehmerverbände könnten diese Rücklagen sofort an die betroffenen EPU, KMU und sonstigen Betriebe ausge­schüttet werden. Immerhin wurden die Kammerrücklagen von den Unternehmen genau für derartige Krisenfälle jahrzehntelang bezahlt. Wertpapiere lassen sich jederzeit liquidieren. Lieber jetzt ein kleiner Abschlag, als in wenigen Wochen ein unternehme­rischer Kahlschlag, muss das Motto lauten.“

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die regelt, dass die Wirtschaftskammern Österreich Rücklagen auflösen und mit diesen Mitteln die heimischen Unternehmen zur Bewältigung der COVID19 Krise unmittelbar unterstützen.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Beide Anträge sind ausreichend unterstützt, ordnungs­gemäß eingebracht und stehen mit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Frau Dr. Elisabeth Götze. – Bitte, Frau Abgeordnete.


15.28.56

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer zu Hause vor Ihren Bildschirmen! 99,6 Prozent, zwei Drittel und 60 Prozent: Was diese Zahlen kennzeichnen, sind die Klein- und Mittelbetriebe Österreichs. 99,6 Prozent aller Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft Österreichs sind Klein- und Mittelbe­triebe. Sie beschäftigen zwei Drittel aller Erwerbstätigen, inklusive vieler Lehrlinge, und sie erwirtschaften 60 Prozent der Bruttowertschöpfung. Darüber hinaus sind sie verant­wortlich für unsere Versorgung, auch die Nahversorgung, für Innovationen in Öster­reich, für unseren Wohlstand und für Kundennähe.

Das sind tolle Zahlen, aber wir wissen alle: Dann kam Corona, und jetzt geht es diesen Klein- und Mittelbetrieben schlecht. Die Wirtschaft braucht Unterstützung, braucht Hilfe.

Einerseits gibt es die sogenannten systemerhaltenden Betriebe, die jetzt übermäßig viel zu tun haben und es unter Einsatz ihrer Kräfte auch geschafft haben und schaffen, uns so gut zu versorgen. Es wurde schon mehrmals Danke gesagt und auch gesagt, dass es wichtig ist, dass das nicht nur ein symbolisches Danke ist, sondern sich das


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 157

auch in finanziellen Unterstützungen ausdrückt. Wir haben beschlossen, dass Handels­angestellte eine Steuererleichterung bei einer Bonuszahlung haben. Es wurde aber auch schon über Pflegekräfte gesprochen, dass auch ihnen nicht nur Danke gesagt werden muss, sondern dass sich das auch anhand des Stellenwerts in der Gesell­schaft und im finanziellen Bereich ausdrücken muss.

Andererseits gibt es noch die anderen Betriebe, die geschlossen halten mussten oder deren Umsätze massiv eingebrochen sind, weil sie diesen geschlossenen Betrieben normalerweise zuliefern, also der Gastronomie, dem Handel, dem Tourismus. All die Dienstleistungsbetriebe, die beratenden kleinen Unternehmen sind massiv getroffen. Dafür gibt es Unterstützung. Wir haben zunächst 4 Milliarden Euro zugesichert und dann binnen Kürze auf 38 Milliarden Euro aufgestockt. Es wurden zwei besondere Instrumente entwickelt, das eine ist der Härtefallfonds, das andere der Corona-Krisenfonds.

Ich glaube, das war gut und richtig, ich bin aber auch davon überzeugt, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Wir haben hier auch einiges an Kritik gehört. Ja, in Notsituationen wird schnell gehandelt, das muss so sein, und man kann auch drauf­kommen, welche Lücken so ein Sicherheitssystem, so ein Sicherheitsnetz noch hat, wo wir noch nachknüpfen müssen. Das passiert laufend – Kollege Haubner hat es ange­sprochen. Danke an alle, die hier konstruktive Kritik üben, die helfen, dass das Sicher­heitsnetz für unsere Unternehmen enger geknüpft wird.

Zwei Beispiele: Kollege Schellhorn hat die Banken angesprochen, die zum Teil noch immer Businesspläne verlangen, was nicht vorgesehen ist. Der Corona-Krisenfonds gibt Zuschüsse und Kredite, um die Liquidität zu sichern. Das soll durch die Banken einfach passieren, aber das klappt noch nicht so ganz.

Zweitens: Der Härtefallfonds ist für kleine Unternehmen und für Einpersonen­unterneh­men ein ganz wichtiges Instrument, um ihre entgangenen Gewinne durch steuerfreie Direktzuschüsse zu ersetzen. Auch da besteht eine gewisse Lücke, weil er zunächst auf drei Monate ausgelegt war, es aber absehbar ist, dass in drei Monaten nicht alles vorüber sein wird. Das heißt, es wird eine Ausdehnung des Härtefallfonds brauchen.

Er wird beispielsweise für Unternehmen, die noch länger mit Umsatzrückgängen zu kämpfen haben, längerfristig ausgelegt werden müssen. In der Veranstaltungsbranche ist es inzwischen ganz offensichtlich, aber auch das Projektgeschäft ist da ein großes Thema. Wenn man Projekte abwickelt, hat man jetzt noch laufende Eingänge, die Lücke verschiebt sich in den Sommer hinein.

Das heißt, da wird es Nachbesserungen brauchen. Ich bin davon überzeugt, dass diese Nachbesserungen kommen werden. Der Finanzminister hat gesagt: „tun, was es braucht“, und ich gehe davon aus, dass das passiert. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

15.34


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Josef Schellhorn. – Bitte, Herr Abgeordneter.


15.34.27

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Ich möchte auch zu dem KMU-Bericht Stellung nehmen, denn es betrifft ja auch Unternehmer wie mich beziehungsweise ist das ja auch die Leitlinie oder die Analyse aus dem Jahr 2017. (Der Redner hält den Bericht in die Höhe.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 158

Ich möchte vielleicht auch um ein bisschen Verständnis bitten, weil ich am Vormittag so emotional war, aber es betrifft auch mich, es betrifft jeden Unternehmer in diesem Land. Ich möchte mich auch dafür entschuldigen, dass ich wahrscheinlich zu emotional war, aber dennoch hat es mich ins Herz getroffen. (Zwischenruf des Abg. Zarits. – Abg. Matznetter: Nein, ...! – Abg. Meinl-Reisinger: Passt schon, ...! – Weitere Zwi­schenrufe bei ÖVP und SPÖ.)

Zum Kollegen Haubner: Lieber Peter, es ist schon richtig, die Bankenrichtlinien werden in Brüssel gemacht, aber die ÖVP war auch dabei, die hat sie auch festgelegt. Man kann sich also nicht nur darauf ausreden, was in Brüssel gemacht wird, man hätte schon auch einen Beitrag dazu leisten können. Gerade jetzt, wenn man Maastricht aushebelt, kann man auch Basel III aushebeln. Das ist einer der wichtigen Gesichts­punkte, warum jetzt die Liquidität fehlt, weil die Spange für den Unternehmer zu der Förderstelle ja die Bank ist und sich die Bank auf die Basel-III-Kriterien beruft.

Wenn Kollegin Götze sagt, es ist alles viel zu kurz, dann ist das eine schöne Einsicht. Ich gehe davon aus, dass eine Nachbesserung einer Nachbesserung einer Nach­bes­serung kommt, denn es ist ja ganz offensichtlich, dass die Unternehmen Liquiditäts­probleme haben und diese länger als nur drei Monate dauern werden. Das wissen wir jetzt, und darum sollte man schnell arbeiten, um auch den Unternehmerinnen und Unter­nehmern zu helfen. (Beifall bei den NEOS.)

Was aber steht denn hier drinnen? (Der Redner hält neuerlich den angesprochenen Bericht in die Höhe.) – Wir müssen diesen KMU-Bericht ganz aufmerksam lesen, weil wir jetzt umschalten können, um dann den Unternehmern, die es schaffen, diese Herkulesaufgabe zu bewältigen, auch das Arbeiten zu erleichtern. Das große Problem ist nämlich, dass die Umsatzrentabilität – das steht auch hier drinnen – bei 4,9 Prozent vor Steuern liegt. Von 100 Euro Umsatz bleiben nicht einmal 5 Euro übrig, und danach gilt es, diese 5 Euro auch noch zu versteuern. In der Gastronomie bleiben bei 1 000 Euro Umsatz – die Johannes Kepler Universität hat es ausgerechnet – dem Unternehmer 14 Euro. Das ist nicht viel, da kann keiner überleben.

De facto müssen wir nun die nächsten Schritte setzen, und das größte Problem ist der Faktor Arbeit. Gerade in einem Dienstleistungssektor wie dem Tourismus ist der Faktor Arbeit ein ganz wichtiger. Das ist auch der Grund, warum in den letzten zehn Jahren die Hotellerie nicht diese großen Reserven aufbauen konnte und aufgrund von Corona schon jetzt in Liquiditätsschwierigkeiten ist. Das ist auch der Grund, warum wir so eine niedrige Eigenkapitalquote haben.

Dann komme ich zu einem ganz wichtigen Punkt, der auch hier enthalten ist. Ich möchte einen alten Kollegen des Generalsekretärs Kopf zitieren, nämlich Präsident Christoph Leitl, der einmal von einem Triple B für die Unternehmer gesprochen hat, nämlich Bürokratie, Belastung und Bestrafung. Da muss man ansetzen und zum einen den Faktor Arbeit entlasten, zum anderen sofort entbürokratisieren. Darüber haben wir im Zusammenhang mit der Gewerbeordnung schon verschiedene Male seit 2014 öfters gesprochen. Wir fanden noch nie einen gemeinsamen Weg, aber dieser Weg muss gegangen werden.

Das Triple B muss abgeschafft werden, die Abstrafung muss weg, die Belastung muss weg und die Bürokratie muss weg. Das ist essenziell! Gleichzeitig müssen wir daran denken, auch im Tourismus über einen viel längeren Zeitraum die Liquidität zu erhalten und in dieser Coronakrise vielleicht auch eine Hilfe mit einer eventuellen Freeze­rege­lung zu geben, das heißt einzufrieren.

Lassen Sie mich zum Schluss noch Folgendes sagen: Kollege Angerer hat die AUA erwähnt. Was bei den Klein- und Mittelbetrieben, bei den KMUs, auf Unverständnis


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 159

stößt, ist, wenn man aus den Medien erfährt, dass Sie, Frau Minister, schon mit der AUA verhandeln, und ein Klein- und Mittelbetrieb überhaupt noch nicht weiß, ob er eine Förderung beziehungsweise eine Stützung kriegt, und von der Bank gehänselt wird. Ich glaube, da müssen Sie eine andere PR-Maschinerie hinsetzen. Die rot-weiß-rote Heckflosse gibt es seit Vranitzky nicht mehr, die ist schon in deutscher Hand. Wir brauchen massive Unterstützung und sofortige Hilfe für diese Unternehmen in Öster­reich.

Ich möchte daher drei Anträge einbringen, auch deswegen, um zu betonen, wie wichtig es ist, nicht die zu belasten, die jetzt die ganze Last stemmen.

Der erste betrifft eine Klarstellung zur Erbschafts- und Vermögensteuer:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Klarstellung zur Erbschafts- und Vermögenssteuer“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, weder eine Gesetzesinitiative für eine Erb­schaftssteuer noch für eine Vermögenssteuer zu starten. Stattdessen sollen alle An­stren­gungen unternommen werden, um eine Abgabenentlastung voranzutreiben, vor allem die Entlastung der Arbeitseinkommen.“

*****

Der zweite Antrag lautet:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Solidaritäts­beitrag von Sonderpensionen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Stärkung der Wirtschaft“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, den Sicherungsbetrag gem. Sonderpen­sio­nen­begrenzungsgesetz entsprechend der Antragsbegründung auszuweiten, um die Leistungen gem. Sonderpensionenbegrenzungsgesetz vorübergehend auf die ASVG-Höchstpension zu beschränken.“

*****

Und der dritte Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Solidaritäts­beitrag von Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Stärkung der Wirtschaft“

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 160

Die Bundesregierung wird aufgefordert, den gesetzlichen Interessensvertretungen an­zuordnen, die zweckgebundenen Rücklagen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Stärkung der österreichischen Wirtschaft einzusetzen.“

*****

Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Leichtfried: Das war im Gegensatz zum Vormittag eine sehr ruhige Rede! Fast zu ruhig! – Weiterer Ruf bei der SPÖ: Fast! – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)

15.40

Die Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut: 

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Klarstellung zur Erbschafts- und Vermögenssteuer

eingebracht im Zuge der Debatte in der 24. Sitzung des Nationalrats über – TOP 12

Der Vizekanzler hat sich im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie offen für Erb­schafts- und Vermögenssteuern ausgesprochen. Angesichts der Tatsache, dass die Abgabenquote mittlerweile bei 43% einen Höchststand erreicht hat und Österreich auch im internationalen Vergleich ein absolutes Hochsteuerland ist, sind Regierungs­vorhaben, die neue Steuern fordern, ökonomisch äußerst gefährlich. Stattdessen müs­sen in Zeiten der Rezession Steuersenkungen und Entlastungen der Bevölkerung an­ge­dacht werden. Ein Punkt, bei dem es beispielsweise vor der Nationalratswahl 2019 bereits einen parteiübergreifenden Konsens gegeben hat, war die Abschaffung der "Inflationssteuer" ("Kalte Progression"). Darüber hinaus gibt es natürlich zahlreiche weitere Möglichkeiten, die Bevölkerung zu entlasten, um in der Wirtschaftskrise die Kaufkraft zu stärken.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung wird aufgefordert, weder eine Gesetzesinitiative für eine Erb­schaftssteuer noch für eine Vermögenssteuer zu starten. Stattdessen sollen alle An­strengungen unternommen werden, um eine Abgabenentlastung voranzutreiben, vor allem die Entlastung der Arbeitseinkommen."

*****

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Solidaritätsbeitrag von Sonderpensionen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Stärkung der Wirtschaft

eingebracht im Zuge der Debatte in der 24. Sitzung des Nationalrats über TOP 12


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 161

Die Auswirkungen der COVID-19 Krise auf die österreichische Wirtschaft sind er­heblich. Vielen Betrieben kommt zusehends die Liquidität abhanden, die Geschäfte stehen weitgehend still, aber die Kosten laufen weiter. Arbeitnehmerinnen und Arbeit­nehmer fürchten um ihre Jobs und ihr Einkommen. Unternehmerinnen und Unterneh­mer fürchten um ihre Betriebe und ihre Existenzen.

Eine unfassbare Belastungsprobe für die arbeitende Bevölkerung in Österreich, aber auch für die österreichische Wirtschaft. Dies zeigt sich auch in der explodierenden Arbeitslosigkeit und dem massiven Anstieg an Insolvenzen.

In einem ersten Schritt hat die österreichische Bundesregierung ein umfassendes Hilfspaket in Höhe von 38 Mrd. Euro auf den Weg gebracht. Ein Hilfspaket für die Gesundheit der Menschen, zum Schutz von Arbeitsplätzen und zur Unterstützung des Wirtschaftsstandorts. Ein wichtiger und richtiger Schritt, der auch von unserer Seite mitgetragen wurde.

Die Finanzierung dieses Hilfspakets darf jedoch auf keinen Fall zu Lasten des Mittel­standes gehen. Eine Erhöhung der Steuerlast für den arbeitenden Mittelstand stellt für uns NEOS keine Option dar. Auch eine Einführung der Erbschafts- oder Vermögen­steuer würde die falschen Akzente setzen.

Was es aktuell braucht ist Solidarität. Solidarität von Seiten jener, die es im Zuge der Krise aus finanzieller Sicht nicht so hart getroffen hat:

Aktuell gibt es in Österreich ca. 30.000 Pensionisten mit einer monatlichen Pension über der ASVG Höchstpension von 3.566,54 Euro Brutto. Der größte Teil dieser Pen­sionsansprüche entspringt einem Beschäftigungsverhältnis im staatsnahen Bereich.

Ein solidarischer Verzicht auf die Zahlungen über der Höchstgrenze würde den öster­reichischen Staat mit jährlich 900 Mio. Euro ausgabenseitig entlasten. Wir NEOS for­dern daher für einen begrenzten Zeitraum einen Solidaritätsbeitrag von allen Pen­sionen und pensionsähnlichen Leistungen gem. Sonderpensionenbegren­zungsgesetz über der ASVG-Höchstpension zur Sicherung von Arbeitsplätzen und für die Stärkung der Wirtschaft.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung wird aufgefordert, den Sicherungsbetrag gem. Sonderpen­sio­nenbegrenzungsgesetz entsprechend der Antragsbegründung auszuweiten, um die Leistungen gem. Sonderpensionenbegrenzungsgesetz vorübergehend auf die ASVG-Höchstpension zu beschränken."

*****

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 162

betreffend Solidaritätsbeitrag von Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer zur Siche­rung von Arbeitsplätzen und Stärkung der Wirtschaft

eingebracht im Zuge der Debatte in der 24. Sitzung des Nationalrats über TOP 12

Die Auswirkungen der COVID-19 Krise auf die österreichische Wirtschaft sind erheb­lich. Vielen Betrieben kommt zusehends die Liquidität abhanden, die Geschäfte stehen weitgehend still, aber die Kosten laufen weiter. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fürchten um ihre Jobs und ihr Einkommen. Unternehmerinnen und Unternehmer fürchten um ihre Betriebe und ihre Existenzen.

Eine unfassbare Belastungsprobe für die arbeitende Bevölkerung in Österreich, aber auch für die österreichische Wirtschaft. Dies zeigt sich auch in der explodierenden Arbeitslosigkeit und dem massiven Anstieg an Insolvenzen.

In einem ersten Schritt hat die österreichische Bundesregierung ein umfassendes Hilfspaket in Höhe von 38 Mrd. Euro auf den Weg gebracht. Ein Hilfspaket für die Gesundheit der Menschen, zum Schutz von Arbeitsplätzen und zur Unterstützung des Wirtschaftsstandorts. Ein wichtiger und richtiger Schritt, der auch von unserer Seite mitgetragen wurde.

Die Finanzierung dieses Hilfspakets darf jedoch auf keinen Fall zu Lasten des Mittelstandes gehen. Eine Erhöhung der Steuerlast für den arbeitenden Mittelstand stellt für uns NEOS keine Option dar. Auch eine Einführung der Erbschafts- oder Vermögensteuer würde die falschen Akzente setzen.

Was es aktuell braucht ist Solidarität. Solidarität von Seiten jener, die es im Zuge der Krise aus finanzieller Sicht nicht so hart getroffen hat:

Laut den aktuellsten Rechnungsabschlüssen betragen die Rücklagen in Arbeiter­kammer und Wirtschaftskammer zum gegenwärtigen Zeitpunkt insgesamt mehr als 2,1 Mrd. Euro.

Hiervon entfallen 1,6 Mrd. Euro an Rücklagen auf die Wirtschaftskammern und 500 Mio. Euro auf die Arbeiterkammer.

Rund 550 Mio. Euro dieser Rücklagen sind in Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer aktuell Bankeinlagen.

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Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 163

"Die Bundesregierung wird aufgefordert, den gesetzlichen Interessensvertretungen an­zuordnen, die zweckgebundenen Rücklagen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Stärkung der österreichischen Wirtschaft einzusetzen."

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Alle Entschließungsanträge sind ausreichend unter­stützt, ordnungsgemäß eingebracht und stehen somit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Mag. Carmen Jeitler-Cincelli. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


15.40.55

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Öster­reicherinnen und Österreicher! (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.– Herr Leichtfried, dürfte ich bitte meine Rede halten? – Danke.

Ich richte meine Rede heute an die Unternehmerinnen und Unternehmer, die da draußen sind. Ich weiß genau, wie sie sich im Moment fühlen. Diese goldenen Zeiten, über die wir heute in diesem Bericht lesen, die da geschildert sind, sind seit ein paar Wochen vorbei. Ich selber habe vor ungefähr zehn Jahren, als die Finanzkrise kam, persönlich diese Erfahrung gemacht, als das Unternehmen, das mein Mann und ich mit Kräften aufgebaut haben, in eine schwierige Situation gekommen ist. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Ich weiß, was es geheißen hat – mit drei kleinen Kindern –, zu versuchen, die Mitarbeiter zu halten und diese Zeit durchzustehen.

Ich glaube, das Wesentliche ist, zu sehen, dass Wirtschaft zu einem großen Teil Psychologie ist. Wir stehen nun vor diesen großen Herausforderungen. Wenn ich die Zeit aber retrospektiv betrachte, sehe ich, dass ich damals unglaublich viel gelernt habe. Es sind Chancen entstanden, wir haben neue Wege ausprobiert. Ich glaube, man kann aus so einer Phase auch gemeinsam gestärkt herausgehen, denn Krisen machen auch stark.

Wie wir diese Phase nun gemeinsam meistern, wird zu einer Art Selffulfilling Prophecy. Es liegt an uns allen, an der Politik – da bin ich bei Ihnen. (Zwischenrufe der Abge­ordneten Schellhorn und Wurm.) Es liegt aber auch an den Medien und an jedem und an jeder Einzelnen, wie wir mit der Sache umgehen und wie viel Zuversicht wir wieder zulassen. Lernen wir, mit dieser Krankheit zu leben, sie als Teil unserer Welt, wie sie jetzt ist, zu respektieren! Leben wir mit ihr in Eigenverantwortung und mit Optimismus!

Wir haben es mit einem Angstvirus zu tun, und das wird zusätzlich unterstützt durch Panikerzeugung, nicht zuletzt durch einige Medien. Unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft brauchen nun eine Mutmedizin gegen diesen Panik- und Angstvirus. Ich glaube, wir brauchen auch keine weiteren Wutreden – da bin ich bei Ihnen. Ich finde Sie immer erheiternd, aber doch auch etwas inflationär, Herr Schellhorn, aber ich finde es auch gut, dass Sie das nun relativiert haben. (Zwischenrufe der Abgeordneten Leichtfried und Schellhorn.)

Wenn ich die Schlagzeilen lese, dann denke ich mir, das ist falsch, was oft in den Medien steht: Es wird niemals wieder so eine Zeit kommen, es wird sich alles verändern! – Ich glaube das nicht. Wir erschaffen die Realität; mit unseren Gedanken, mit unseren Worten erschaffen wir unsere Zukunft. Daher sage ich, es werden wieder für alle diese goldenen Zeiten kommen. Großeltern werden mit ihren Enkelkindern auf Urlaub fahren, sie werden Sandburgen bauen. Wir werden mit unseren Freunden ge­meinsam kochen, wir werden Familienfeste feiern (Zwischenruf des Abg. Matznetter),


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wir werden gemeinsam das Leben tanzen, wir werden singen, wir werden es wieder schön haben und wir werden das Leben feiern.

Ich ende – wie fast immer – mit einem Zitat, diesmal von Snoopy. Charlie Brown sagt da: Eines Tages, Snoopy, werden wir alle sterben!, und Snoopy sagt: Ja, das stimmt, aber an allen anderen Tagen nicht!

Wir werden leben! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwi­schenruf des Abg. Matznetter. – Abg. Leichtfried: Ob das schön ist, wenn der Kollege Matznetter singt, weiß ich nicht!)

15.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Frau Bundesminister Dr. Margarete Schramböck zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Frau Bundesministerin.


15.44.03

Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Dr. Margarete Schramböck: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Wäre heute eine gewöhnliche Plenarsitzung in einer gewöhnlichen Zeit, dann würde ich Ihnen von den sensationellen Ergebnissen der mittelständischen Unter­neh­men berichten, genauso wie wir es schon gehört haben, wie es in diesem Bericht enthalten ist: von den Rekorden und guten Zahlen der KMUs. – Das ist allerdings nicht der Fall.

Die Lage ist im wahrsten Sinne des Wortes außergewöhnlich. Wir befinden uns in einer der größten Herausforderungen, die Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg durchleben musste. Die letzte Finanzkrise 2008/2009, an die sich viele von uns noch erinnern, hatte massive wirtschaftliche Auswirkungen, aber in der medizinischen, der wirt­schaft­lichen und auch in der höchstpersönlichen Betroffenheit stellen die vergangenen Wochen wohl alles in den Schatten, was unsere Gesellschaft, was wir bisher so erlebt haben.

Sehr geehrte Damen und Herren, machen wir uns nichts vor! Wir müssen die Dinge klar sagen: Die Pandemie versetzt uns einen Rückschlag und wir durchschreiten in unserer wirtschaftlichen Entwicklung ein tiefes Tal. Ob das Tal nun 4, 6 oder mehr Prozent Rückgang im Bruttoinlandsprodukt bedeutet, ist derzeit noch nicht seriös zu beantworten und hängt sicher auch stark davon ab, wie intensiv und diszipliniert wir an den aktuellen Maßnahmen dranbleiben. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Dabei leisten alle in Österreich Großartiges. Ich möchte mich dafür herzlich bei allen bedanken. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Für mich ist ganz klar: Wir können dieses Tal nur durchschreiten, wenn wir zusam­menhalten und diesen Weg bergauf nehmen. Es ist unsere gemeinschaftliche Aufgabe, unsere Unternehmen zu unterstützen, ihnen zu helfen, die Arbeitsplätze, die sie schaffen, abzusichern, und ihnen Mut zu machen, diesen Weg zum Gipfel wieder zu nehmen. Das ist unsere gemeinsame staatspolitische Verantwortung – die der Bundes­regierung und die des Parlaments.

Österreich war unter den ersten europäischen Ländern, die rasch und sehr entschlos­sen Schritte zur Bekämpfung des Coronavirus gesetzt haben. Diese Pakete haben wir gemeinsam erarbeitet und hier meist einstimmig beschlossen. Ich danke Ihnen für diese Unterstützung, und danke, dass wir diesen Schulterschluss hier gemeinsam für Österreich gemacht haben. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ein ganz wichtiger Eckpfeiler ist das Paket in der Höhe von 38 Milliarden Euro an Garantien, an Fonds, an Steuerstundungen, an ganz konkreten Zuschüssen für EPUs, für KMUs, für die Start-ups, aber auch für größere Betriebe. Diese Beträge dienen


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keinem Selbstzweck. Sie sind die Mittel eines gemeinsamen Kraftakts, um Arbeits­plätze abzusichern, um die Strukturen in Österreich zu erhalten, sodass es möglich ist, möglichst rasch wieder schrittweise und sehr geordnet in einen wirtschaftlichen Normalbetrieb zurückzukehren.

Sehr geehrte Damen und Herren, nennen Sie mir weltweit ein Land neben Deutsch­land und uns, welches so ein attraktives Modell der Kurzarbeit hat! (Ruf bei der SPÖ: Schweiz! – Ruf bei der FPÖ: Genau, genau!) Sie werden keines finden. Die Kurzarbeit vor Kündigung, das ist unser gemeinsames Ziel, das ist der Austrian Way, das ist ein Erfolgsmodell der sozialen Marktwirtschaft. Die Sozialpartner haben da auch Ent­sprechendes dazu beigetragen und ich bedanke mich bei Ihnen dafür. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Im Härtefallfonds wurden bereits über 140 000 Anträge in kürzester Zeit abgewickelt. In dieser jetzigen Phase, in der Phase zwei, liegen bereits 60 000 Beantragungen vor. Wir haben 122 Millionen Euro aus dem Härtefallfonds direkt ausbezahlt, und die Gelder, die Milliarden für den Härtefall, stehen ebenso zur Verfügung wie die Gelder für die anderen Maßnahmen.

Es ist nicht selbstverständlich, dass das alles passiert. Hinter jedem dieser Anträge stehen hervorragende und fleißige Kolleginnen und Kollegen in den unterschied­lichs­ten Abwicklungsstellen beim AMS, bei der AWS, bei der WKO und in den Finanz­ämtern. Sie sind unter Volllast und mit Herzblut dabei, den Betrieb in Österreich auf­rechtzuerhalten. Deshalb erlauben Sie mir, denen, die tagtäglich und jetzt in dieser Stunde daran arbeiten, dass die österreichischen Unternehmen unterstützt werden, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben, ganz besonders für die großartige Leistung, die sie erbringen, zu danken. Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

Lassen Sie mich nun zum Thema heimische KMUs zurückkehren. Sie waren auch Teil dieses Reports und wir haben schon gehört, dass sie 99,6 Prozent der österreichi­schen Betriebe ausmachen. Das sind keine anonymen Nummern in irgendwelchen Registern, sondern Hunderttausende Unternehmerinnen und Unternehmer, Zigtau­sen­de Arbeitsplätze, Millionen Beschäftigte und deren Familien. Sie haben durch ihre Innovationskraft, ihr Know-how, ihr Engagement, durch die Ausbildung von Lehrlingen, durch die Ausbildung von Fachkräften und durch den Export Österreich zu dem ge­macht, was es heute ist. Sie machen das auch jetzt in dieser Krise weiterhin Tag für Tag und sind dabei, Österreich voranzubringen. Ihnen gebührt unser gemeinsamer großer Dank. – Herzlichen Dank dafür. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir werden den Weg bergauf wieder be­schreiten und wir werden den Standort Österreich wieder an die Spitze führen. Wir müssen uns auf die Stärken, die wir haben, besinnen, und gleichzeitig werden wir neue und innovative Wege gehen und neue Lösungen finden müssen, so wie wir das auch jetzt gemeinsam tun. Bewährtes wird bleiben, aber wir müssen nun an den richtigen Schrauben drehen, denn ein rot-weiß-rotes Comeback unseres Landes können wir nur mit allen mutigen Unternehmerinnen und Unternehmern in allen Branchen schaffen, ob im Tourismus, im Handwerk, in der Industrie, im Service oder in der Dienstleistung.

Was bleibt? – Wir werden immer ein Land im Herzen Europas sein, das den Großteil der Wertschöpfung, des Wohlstandes und seiner Arbeitsplätze mittels Export sichert. Das betrifft nicht nur die Leitbetriebe, sondern gerade auch unsere KMUs, von denen jeweils rund 800 mit jedem großen Betrieb verwoben und verbunden sind und auf die wir stolz sein können.

Was wird anders? – Wir werden Produktionen nach Europa und nach Österreich zurückholen. Da geht es nicht nur um medizinische Schutzausrüstung, sondern es geht


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auch um den Pharmabereich und um andere Produkte, die wieder verstärkt in Europa und in Österreich produziert werden sollen. Masken made in Austria sind heute bereits Realität geworden. Das muss die Regel werden und darf nicht die Ausnahme sein. Wir können feststellen, dass wir viele kritische Technologien und kritische Infrastruktur im Land haben. Die müssen wir vor dem strategischen Ausverkauf an Drittstaaten schützen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Um beim Bild des Weges vom Tal zurück auf den Berg zu bleiben: Auch der längste Marsch beginnt mit den ersten Schritten! Diese ersten Schritte sind wir hier gemeinsam gegangen. Ich lade Sie herzlich ein, auch die weiteren Schritte zu gehen, um unsere Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam bestmöglich zu unterstützen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

15.53


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Cornelia Ecker. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


15.53.22

Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Ich möchte eingangs noch kurz auf die Ausführungen meiner Vorrednerin Jeitler-Cincelli replizie­ren: Sie stellen sich hier heraus ans Rednerpult und sagen den UnternehmerInnen in Österreich, dass in der Krise die Chance liege, und dann zitieren Sie auch noch Snoopy. Also das ist zu wenig, damit werden wir kein Unternehmen in Österreich retten! (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Die Frau Ministerin hat in ihren Ausführungen schon gesagt, dass wir uns in einer wirtschaftlichen Krise, in der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg befinden. Ich möchte auch zur aktuellen Situation sprechen. Viele Unternehmerinnen und Unter­nehmer bangen seit Wochen um ihre Existenz. Die wissen nicht mehr, wie es weiter­geht! Dass es besonders stark die über 300 000 EPUs betrifft, liegt auf der Hand, aber auch viele Klein- und Mittelunternehmen machen sich große Sorgen um die Zukunft. Mit der Einführung des Härtefallfonds der Bundesregierung wurde versprochen, den Wirtschaftstreibenden unter die Arme zu greifen, ihnen weiterzuhelfen. Nur, ganz ehrlich: Das war nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein! (Beifall bei der SPÖ.)

Das hat sich leider auch mit dem Start der Phase zwei des Härtefallfonds nicht ge­ändert. Die Antragstellung ist sehr kompliziert und in höchstem Maße bürokratisch. Dass die Wirtschaftskammer die Anträge bearbeitet, ruft alleine schon in puncto Daten­schutz große Bedenken in mir hervor; darauf möchte ich gar nicht näher eingehen. Warum man dafür nicht das Finanzministerium herangezogen hat, das viele Daten sowieso schon gehabt hätte, ist mir schleierhaft. (Beifall bei der SPÖ.)

Viele Wirtschaftstreibende berichten, dass die Antragstellung ohne Steuerberater teilweise gar nicht möglich gewesen wäre. Was heißt das? – Man muss viel Zeit und viel Geld aufwenden, um diese Anträge stellen zu können. Ist das die unkomplizierte rasche Hilfe, sehr geehrte Bundesregierung? – Rasche Hilfe schaut anders aus!

Man spricht von dreimal 2 000 Euro, die man als Unternehmen maximal bekommt. Ich habe ein kleines Unternehmen mit sieben bis acht Angestellten und ich sage Ihnen: Diese Summe entspricht nicht einmal der Gebietskrankenkassenbeitragsleistung, die ich am 15. jeden Monats zu zahlen habe. Das ist also wieder nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Ich möchte auch nicht unerwähnt lassen, dass 2 000 Euro im Monat das Maximum sind, das man bekommt, und das ist wirklich erbärmlich. Wenn man nach Deutschland


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blickt, einem Land, das den kleinen und mittleren Unternehmen eindrucksvoll und unbürokratisch geholfen hat, vor allem denen mit unter zehn Mitarbeitern, an die insgesamt 50 Milliarden Euro Soforthilfe unbürokratisch – sozusagen in der Direttis­sima – auf das Firmenkonto gezahlt wurden, so können wir uns in Österreich davon ein Scheibchen abschneiden, Frau Ministerin. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich weiß, Deutschland ist größer, hat mehr Budget und, und, und, aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, auch wir in Österreich müssen alles, alles daran setzen, dass diese Gesundheitskrise keine ausgewachsene Wirtschaftskrise wird. Ich fordere daher die Bundesregierung auf, die Mittel des Härtefallfonds so massiv zu erhöhen, dass er den Titel Wirtschaftshilfe verdient.

Zum Abschluss noch ein Appell an alle, die heute dieser Nationalratssitzung zusehen: Liebe Österreicherinnen und Österreicher, kauft regionale Produkte, kauft im Ort und bestellt nicht im Internet! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

15.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Walter Rauch. – Bitte, Herr Abge­ordneter.


15.57.11

Abgeordneter Walter Rauch (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundes­minister! Herr Bundesminister! Ja, wo beginnen wir? – Beginnen wir bei der ÖVP. Frau Jeitler-Cincelli, Sie haben von einem Angstvirus gesprochen und versucht, der Wirt­schaft Mut zu machen. Sie haben die Unternehmen in den letzten fünf, sechs Wochen zwangsweise geschlossen. Da muss man Sie also schon um ein deutliches Zeichen ersuchen. Ich bitte darum: Hören Sie auf mit diesen Ankündigungen und gehen Sie in die Umsetzung! Geben Sie den Menschen, den Unternehmen eine Perspektive, um wieder wirtschaften zu können! (Beifall bei der FPÖ.)

Sie haben in den letzten Wochen einen bürokratischen Hürdenlauf aufgebaut, der seinesgleichen sucht. Warum sage ich das? – Im Endeffekt kennt sich mittlerweile fast niemand in dieser Republik mehr aus. Steuerberater sind überlastet, sie wissen nicht mehr, wie sie mit diesen Ankündigungen und mit den täglich neuen Maßnahmen um­gehen sollen. Es geht vor allem um eine Perspektive für die Unternehmer, die keine Chance haben, sich irgendwohin zu wenden, sich zu wehren oder Position zu beziehen. Beim Ministerium oder auch bei der Wirtschaftskammer steht man vor ver­schlossenen Türen. Ich würde mir schon erwarten, dass Sie irgendwann einmal endlich beginnen, auch umzusetzen und zu handeln.

Was schreibt die Kammer der Steuerberater? – „Bestehende Plattformen wie das Unternehmerserviceportal und FinanzOnline müssen genutzt werden, anstatt immer neue Antragsstellen und Prozesse für jede Maßnahme zu erfinden.“ Das sagt die Kammer der Steuerberater. Um sich durch den Antragsdschungel zu kämpfen, brauchen deshalb viele die Hilfe eines Steuerberaters. Ein Steuerberater aus Wien, Josef Horvath, sagt: „Viel komplizierter hätte man das nicht machen können“.

Die nächste Aussage kommt von einem von Ihrer Seite (in Richtung ÖVP), von einem, der in Ihrem Sektor wohl nicht ganz unbekannt ist. Der ehemalige Staatssekretär Stummvoll sagt: „durch die Vielfalt an Hilfspaketen des Bundes, der Länder und der Wirtschaftskammer hätten viele Betriebe die Übersicht verloren, an wen sie sich wenden sollen.“ – Das sagt Ihr eigener Fraktionskollege! (Präsident Sobotka über­nimmt den Vorsitz.)

Ich bringe in diesem Zusammenhang folgenden Antrag ein:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 168

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Rettung der EPUs durch sofortige und vollständige Entschädigung für den durch erzwungene Schließungen entstandenen finanziellen Schaden“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, die erforderlichen Schritte zu setzen, die geeignet sind, insbesondere den Kleinstunternehmen und EPUs, die von der COVID-19-Krise massiv bzw. existentiell betroffen sind, unmittelbar, sofort und in ausreichen­dem Ausmaß zu helfen.

Dabei ist die Umsetzung nachstehender Maßnahmen – unter der Zielsetzung der Über­nahme einer ökonomischen Generalhaftung des Staates – sicherzustellen:

- Voller Entschädigungsanspruch für alle Betriebe, die durch das Betretungsverbot betroffen sind oder waren, in jener Höhe, den diese erhalten hätten, wenn ihr Betrieb auf Grundlage des EpidemieG geschlossen worden wäre

- Abwicklung sämtlicher Fonds über die Finanzämter

- Sofortige antragslose Akontozahlung durch die Finanzämter an alle Unternehmer, die sämtliche in Folge der COVID-19 Maßnahmen entstandene Kosten, die laufenden Fixkosten sowie die Einnahmenentfälle und einen entsprechenden Unternehmerlohn für die nächsten drei Monate abdeckt.“

*****

Frau Bundesminister, retten Sie unsere Leistungsträger und nicht Ihre Geldgeber von Industrie und Großunternehmen! (Beifall bei der FPÖ.)

16.01

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Walter Rauch

und weiterer Abgeordneter

betreffend Rettung der EPUs durch sofortige und vollständige Entschädigung für den durch erzwungene Schließungen entstandenen finanziellen Schaden

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 12: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der österreichischen Wirtschaft ("KMU im Fokus 2019"), vorgelegt von der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (III-102/99 d.B.)

in der 24. Sitzung des Nationalrates am 22. April 2020

„Koste es, was es wolle“, so die vollmundige Ankündigung von Bundeskanzler Kurz in Zusammenhang mit der Rettung der heimischen Unternehmen, die seit Wochen durch die verordneten Betretungsverbote und Schließungen aufgrund von Covid19 massive Probleme haben und insbesondere Kleinstunternehmen und EPUs um ihre Existenz bangen müssen.

In der Realität hat sich an diesem Umstand nichts geändert.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 169

Die Unternehmen sind mit einer Vielzahl an Fonds und unterschiedlichsten Förder­stellen konfrontiert.

Die Antragstellung für Mittel aus dem sogenannten Härtefallfonds erfolgt über die WKO. Für Privatvermieter wiederum ist die Antragstellung nur über die AMA möglich.

Die Abwicklung des Corona-Hilfsfonds erfolgt über die COVID-19 Finanzierungs­agentur (COFAG). Für Garantien muss man aber immer zuerst zur Hausbank.

Je nach Unternehmen gibt es dann wiederum unterschiedliche Zuständigkeiten für die weitere Bearbeitung eines entsprechenden Antrages.

Dieser Antrag geht dann

• an die Oesterreichische Kontrollbank (Großunternehmen ab 250 Mitarbeiter),

• an die Austria Wirtschaftsservice GmbH (Klein- und Mittelbetriebe) oder

• an die Österreichische Hotel- und Tourismusbank GmbH (Tourismusunternehmen)

Die ÖHT wickelt grundsätzlich Anträge von Betrieben der Tourismus- und Freizeit­wirtschaft ab. Dazu zählen insbesondere Gastronomie, Hotellerie, Gesundheits­betrie­be, Reisebüros, Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe sowie die Freizeit- und Sport­betriebe. Wer meint, hier würden grundsätzlich alle Tourismusbetriebe abgewickelt, der irrt.

Denn die Zuständigkeit der ÖHT endet bei einem Finanzierungsbedarf bis zu maximal 1,5 Mio Euro. Für höhere Kredit ist wieder je nach Größe die aws bzw. Kontrollbank (OeKB) zuständig. Anders ist es wieder bei Unternehmen mit unterschiedlichen Ge­schäftsbereichen:

„Die Zuständigkeit liegt dort wo die größeren Umsätze erzielt werden. Je nach Hauptumsatz liegt dann die Zuständigkeit bei der ÖHT oder bei der aws.“

Bei gänzlich unabhängigen Betrieben (z. B. andere Standorte, getrennte Buchhaltung) kann es auch sinnvoll sein, dass jeder Geschäftsbereich separat einen Antrag stellt.“

Quelle: https://www.aws.at/aws-ueberbrueckungsgarantien-faq/

Gerade für EPUs ist dieses Tohuwabohu an Förderstellen und überbordender Bürokratie eine enorme Hürde.

Der Härtefallfonds, der eigentlich dazu da ist, den unmittelbar entstandenen Netto­einkommensentgang für EPUs und Kleinstunternehmen bis zu 9 Mitarbeiter auszu­gleichen, zeichnet sich dadurch aus, dass in der ersten Phase überhaupt viele von der Antragstellung ausgeschlossen waren.

Jeder Unternehmer muss bis zu vier Anträge – nämlich Monat für Monat neuerlich - stellen, um theoretisch in den Genuss eines Zuschusses zu kommen, der in Summe mit 6.000 Euro gedeckelt ist und jedenfalls maximal 80 % des erlittenen Einkom­mensverlustes abdecken soll. 

Als große Ausweitung der Kriterien für den Härtefallfonds hatte man unter anderem die nunmehr bestehende Möglichkeit von Nebeneinkünften gefeiert.

Diese Nebeneinkünfte werden jedoch bei der Ermittlung des Förderzuschusses ange­rechnet und reduzieren somit die ohnehin nicht den vollen Verlust abdeckende Förderhöhe entsprechend.

Vor diesem Hintergrund klingt es geradezu zynisch, wenn die WKO darauf hinweist, dass Nebeneinkünfte nunmehr möglich sind:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 170

„Neben Einkünften aus selbstständiger Arbeit und/oder Gewerbebetrieb dürfen weitere Einkünfte im Sinne des § 2 Abs. 3 EStG zB. aus unselbständiger Arbeit, Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, Einkünfte aus Kapitalvermögen, Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft und sonstige Einkünfte vorliegen.“

Daher ist damit zu rechnen, dass gerade sehr viele EPUs, die neben der selbständigen Tätigkeit bspw. eine unselbständige Teilzeitbeschäftigung haben, auf ihren entstan­denen Verlusten sitzen bleiben und bestenfalls mit Almosen abgespeist werden.

Dazu kommt, dass die den Auszahlungen zugrundeliegenden Berechnungen äußerst kompliziert sind. „Um sich durch den Antragsdschungel zu kämpfen, brauchen viele deshalb die Hilfe eines Steuerberaters. "Viel komplizierter hätte man das nicht machen können", sagt der Wiener Steuerberater Josef Horvath, der viele EPU betreut. (Wiener Zeitung vom 16. April 2020)

Darüber hinaus geht das Abstellen auf einmonatige Beobachtungszeiträume völlig an der Realität gerade vieler EPUs vorbeigehen. Der verständliche Unmut wird daher immer lauter. Kritik kommt von Unternehmen und Steuerberatern, wie unter anderem in der Wiener Zeitung vom 16. April 2020 nachzulesen:

„Das Feld der Ein-Personen-Unternehmen ist breit gefächert. Von Friseuren über Fotografinnen bis hin zu Physiotherapeuten und Vortragenden. Geld fließt meist nicht regelmäßig, sondern in Wellen.

Es gibt Monate mit Umsatzspitzen und Monate, in denen sie streng haushalten müs­sen. Viele arbeiten projektbezogen.

Daher ist die Eingrenzung auf die Monate wohl wenig sinnvoll, wie u.a. folgendes Beispiel zeigt:

"Ich bin bis nächstes Jahr ohne Job", sagt Maskenbildnerin Regina Tichy aus Wien. ©

Als das Coronavirus die Wirtschaft Mitte März lahmlegte, saß Maskenbildnerin Regina Tichy in ihrem Atelier in Wien-Simmering. Sie arbeitete an Perücken für eine große Produktion. Hunderte Statisten stattet sie mit passenden Kopfbedeckungen aus. Tichy knüpft sie noch mit der Hand. Eine mühselige Arbeit: Bis zu 45 Stunden sitzt sie an einer Perücke. Woanders auf der Welt werden sie längst maschinell gefertigt. Ab Mitte Juni wäre Tichy voll im Einsatz gewesen: Oper im Steinbruch St. Margarethen, Seefestspiele Mörbisch, Haydn-Festspiele. Nun ist alles auf Eis gelegt, Vorstellungen sind auf 2021 verschoben. "Ich bin bis nächstes Jahr ohne Job. Alle Theater- und Filmproduktionen sind abgesagt", sagt Tichy der "Wiener Zeitung".

Tichy ist seit 2006 selbständig, davor arbeitete sie mehrere Jahre an der Wiener Staatsoper. Sie bereitet sich monatelang auf die Produktionen vor. Im Herbst beginnt sie für den kommenden Sommer zu planen. Bezahlt wird sie nicht nach jeder Vorstellung, sondern erst am Ende der Saison. "Ich habe kein Monatseinkommen im traditionellen Sinn. Die Regierung hat keine Ahnung von unserem Beruf", sagt Tichy. Das Geld muss sie sich einteilen. Weil sie zwischen Mitte März und Mitte April keinen Verdienstentgang vorweisen kann, hat sie keinen Anspruch auf die Gelder aus dem Härtefallfonds, den die Regierung für Ein-Personen-Unternehmen und Selbständige aufgelegt hat. (Wiener Zeitung / 16.04.2020)

Dass die Kriterien für den Härtefallfonds aber positive Einkünfte aus selbständiger Arbeit und/oder Gewerbebetrieb verlangen, wird weiters eine Vielzahl an Unternehmen von Mitteln aus dem Härtefallfonds ausschließen.

„Hier wurde an der Realität vorbeigeregelt", so Steuerberater Horvath.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 171

Erschreckend ist zudem die Ignoranz seitens des Finanzministeriums, wenn es zu den genannten Kritikpunkten lapidar heißt: „(...)man nehme Feedback jederzeit auf. "Wir schauen uns an, wie groß der Bedarf an Nachbesserungen ist. Aktuell sehen wir keinen Bedarf.“ Wiener Zeitung / 16.04.2020

Der Fixkostenzuschuss, der im Rahmen des Corona.Hilfsfonds ausgezahlt werden soll, wird vermutlich – wie auf der Seite des BMF nachzulesen – ab Anfang Mai 2020 gestellt werden können. Abgesehen davon, dass auch hier jeder Rechtsanspruch fehlt, erfolgen die Auszahlungen absurderweise erst im nächsten Jahr.

Richtlinien gibt es bis dato noch keine. Auf der AWS-homepage ist dazu zu lesen:

„Die neu geschaffene COVID-19 Finanzierungsagentur des Bundes GmbH, kurz COFAG, gewährt diese Zuschüsse. Die Richtlinien für den Fixkostenzuschuss des Corona-Hilfsfonds sind durch den Bund noch in Ausarbeitung und werden derzeit finalisiert. Eine Registrierung wird ab Anfang Mai möglich sein.“

Während die Unternehmer nicht wissen, wie sie in Folge des Einnahmenentfalls ihre jetzt anfallenden Fixkosten decken sollen, beschränkt sich die Bundesregierung darauf, eine eigene Finanzierungsagentur zu gründen, anstatt unmittelbar zu helfen und Gel­der sofort auszuzahlen.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der dargelegten Fakten und damit im Sinne der dringend notwendigen Unterstützung der massiv belasteten heimischen Unternehmen und dabei gerade der EPUs stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nach­ste­hen­den

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, die erforderlichen Schritte zu setzen, die ge­eignet sind, insbesondere den Kleinstunternehmen und EPUs, die von der COVID-19-Krise massiv bzw. existentiell betroffen sind, unmittelbar, sofort und in ausreichendem Ausmaß zu helfen.

Dabei ist die Umsetzung nachstehender Maßnahmen - unter der Zielsetzung der Übernahme einer ökonomischen Generalhaftung des Staates - sicherzustellen:

• Voller Entschädigungsanspruch für alle Betriebe, die durch das Betretungsverbot betroffen sind oder waren, in jener Höhe, den diese erhalten hätten, wenn ihr Betrieb auf Grundlage des EpidemieG geschlossen worden wäre

• Abwicklung sämtlicher Fonds über die Finanzämter

• Sofortige antragslose Akontozahlung durch die Finanzämter an alle Unternehmer, die sämtliche in Folge der COVID-19 Maßnahmen entstandene Kosten, die laufenden Fix­kosten sowie die Einnahmenentfälle und einen entsprechenden Unternehmerlohn für die nächsten drei Monate abdeckt.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Antrag ist ordnungsgemäß eingebracht, aus­reichend unterstützt und steht somit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Oberrauner. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 172

16.01.43

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Mit­glieder der Regierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen und geschätzte Zuschauer zu Hause! Über das Fundament der österreichischen Wirtschaft wurde schon geredet: 60 Prozent des Umsatzes, 24 Milliarden Euro Investitionen und zwei Millionen Men­schen bekommen durch die Klein- und Mittelbetriebe in Österreich Arbeit. Ich möchte daher etwas ansprechen, das noch nicht angesprochen wurde, nämlich dass ich den Ansatz dieser Maßnahmen vor allem für Kleinbetriebe und für EPUs für falsch halte, und zwar aus zwei wichtigen Gründen.

Der erste Grund ist: Es handelt sich dabei nicht um eine Förderung, die einem Klein­betrieb auf die Sprünge helfen soll, sondern es handelt sich um einen Schadenersatz basierend auf einer gesetzlichen Verordnung, der den Auswirkungen dieser Covid-19-Epidemie entgegenwirken soll. Das Epidemiegesetz hätte das gut gelöst. Wir hätten organisatorisch keinen Aufbau von zusätzlichen Strukturen gebraucht, die bei Interessenvertretungen angesiedelt sind, die eigentlich nicht öffentliches Geld zu verwalten hätten, sondern als Serviceleistung den Unternehmen jetzt ihre Rücklagen aus den Mitgliederbeiträgen zur Verfügung stellen könnten. Bevor wir über die Arbeiter­kammer reden, sollten wir in diesem Moment lieber über die Wirtschaftskammer reden.

Das Zweite ist der Härtefallfonds, wie er in Österreich genannt wird; ich finde schon diese Semantik bezeichnend. In Deutschland heißt er Soforthilfe, ist zwei- bis dreimal so groß, wird unbürokratisch und gestuft nach Anzahl der Mitarbeiter ausbezahlt und verfügt wirklich über eine Summe, mit der die Klein- und Mittelbetriebe in dieser Pandemie überleben können. Was in Österreich passiert, ist zu spät, zu wenig und zu bürokratisch. (Beifall bei der SPÖ.) Nicht einmal Experten können den Klein- und Mittelbetrieben erklären, wie die Anträge zu stellen sind und welche Rechtsgrundlage zur Verfügung zu stellen ist. Das geht nicht, das können sich die Unternehmen nicht leisten.

Sie sagen, 500 beziehungsweise 1 000 Euro am Anfang. – Frau Ministerin, bei allem Respekt, das ist zynisch! Mit diesem Geld kann niemand überleben. Damit kann ein Betrieb, und sei er noch so klein, nicht einmal seine Fixkosten decken und schon gar nicht kann er sich einen Steuerberater leisten, der ihm dann sagt, was er nicht be­kommt oder was er vielleicht zurückzahlen muss; von 1 000 Euro 350 Euro, weil der erste Schritt angerechnet wurde. – Das sind Dinge, die nicht gehen.

Wenn der Herr Bundeskanzler sagt: Wir fahren wieder hoch!, dann wünsche ich ihm viel Glück, denn er wird als Politiker keinen einzigen Arbeitsplatz schaffen, nichts hochfahren, und wenn es die Betriebe in der Zwischenzeit nicht mehr gibt, weil sie die Liquidität nicht gehabt haben, um zu überleben, und zwar unverschuldet – und das ist ein ganz wichtiger Punkt –, dann werden wir die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen haben, wie wir mit dem Notstand umgehen, wie wir mit Sozialhilfe umgehen und wie wir mit Existenzen, die zerstört wurden, umgehen werden.

Deshalb glaube ich, dass wir als Politiker ein bisschen mehr Demut haben sollten, uns um die Rahmenbedingungen, die wirklich relevant sind, kümmern sollten und nicht sagen sollten – wie auch der Vizekanzler –: Hinterher sind wir alle gescheiter! – Ich würde sagen, das Epidemiegesetz, das vor 100 Jahren noch unter Kaiser Franz Joseph geschaffen wurde, hätte viele dieser Dinge bereits geregelt; das Geld wäre dort, wo es hingehört, der Schaden wäre ersetzt worden, und wenn dann aufgesperrt wird, geht es weiter.

Wenn Sie als Regierung Zeit brauchen – was klar ist, weil wir nicht wissen, wie diese Epidemie weitergeht –, dann müssen wir diese Zeit den Betrieben als Schaden abgelten, und zwar so, wie es im Epidemiegesetz gestanden ist. Ich wünsche mir für


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 173

Betriebe mit bis zu 25 Mitarbeitern wirklich eine Rückabwicklung dieser Maßnahme und eine Integration in das Epidemiegesetz. Das geht auch bei anderen Dingen wie Ischgl und Seilbahnen, warum soll es bei den Kleinbetrieben, die das Rückgrat der Wirtschaft in Österreich sind, nicht gehen? Ich wünsche mir das aus dem einzigen wichtigen Grund: weil Sie die Einnahmen aus den Steuern dann brauchen werden, um Ihre 38 Milliarden Euro zu bedienen.

Ich darf noch folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Er­lass/Reduktion von Geschäftsraummieten durch die BIG“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort wird aufgefordert die BIG – als Vermieterin von Geschäftsraumflächen – umgehend anzuweisen, Betrieben, über die ein Betretungsverbot verhängt wurde, eine entsprechende Reduktion bzw. einen kompletten Erlass der Geschäftsraummieten für die Zeit des Betretungsverbotes zu gewähren, da eine bloße Stundung – wie sie die BIG derzeit praktiziert – aus Sicht des Justizministeriums nicht gesetzeskonform ist.“

*****

Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Gabriela Schwarz: Aber die BIG gehört zum Finanzministerium!)

16.06

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter

Genossinnen und Genossen

betreffend Erlass/Reduktion von Geschäftsraummieten durch die BIG

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 12 Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der österreichischen Wirtschaft ("KMU im Fokus 2019"), vor­ge­legt von der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (III-102/99 d.B.)

Begründung

Die Frage, ob Betriebe, die von einem behördlichen Betretungsverbot betroffen sind, Miete für ihre Geschäftsräumlichkeiten zahlen muss oder nicht, beschäftigt zehn­tau­sende österreichische Unternehmen - deren Existenz gewaltig bedroht ist - seit mittler­weile 4 Wochen. In diesen 4 Wochen ist es der Bundesregierung weder gelungen eine einfache einheitliche gesetzliche Klarstellung zu erreichen noch konnte man in der Regierung zu einer einheitlichen Rechtsauffassung kommen.


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Was das Justizministerium und das Wirtschaftsministerium in dieser Frage tun, kommt einem beispiellosen Schildbürgerstreich gleich.

Das Justizministerium ist der Auffassung, dass die Geschäftsraummieten nicht zu zahlen sind. Dazu führte die Justizministerin im Nationalrat schon am 20. März 2020 aus:

„Zur konkreten Frage der Geschäftsraummiete: Es stellen sich berechtigterweise viele Menschen die Frage, was nun mit den Geschäftsräumlichkeiten passiert, ob man die Miete nun zahlen muss. Ich möchte deswegen hier klarstellen, dass nach der Rechts­auffassung des Bundesministeriums für Justiz – natürlich unvorgreiflich der unab­hängigen Rechtsprechung – für den Fall, dass der Geschäftsraummieter seine Ge­schäftsräumlichkeiten aufgrund der gesetzten Maßnahmen derzeit nicht nutzen kann, bereits vorgesorgt ist.

Das ABGB sieht nämlich sehr wohl gesetzliche Regelungen vor. Man kann nun natürlich auf akademischer Ebene darüber streiten, ob § 1104 oder § 1096 zur An­wendung kommt. Klar ist – deswegen möchte ich das aus Sicht des Justizministeriums feststellen –, dass aus unserer Sicht, aus der Sicht der Rechtsauffassung des Justiz­ministeriums, feststeht, dass der Vermieter das Risiko dafür trägt, dass der Ge­schäfts­raum wegen außerordentlicher Zufälle nicht gebraucht werden kann. Dem Mieter einer Geschäftsräumlichkeit steht daher je nach dem Grad der Einschränkung eine Mietzinsminderung oder auch ein gänzlicher Mietzinsentfall zu. Das hängt natürlich von den Umständen des Einzelfalls und auch vom Vertrag ab, aber es war mir wichtig, das einfach klarzustellen.“

Diese Auffassung des Justizministeriums teilt das Wirtschaftsministerium offenbar nicht. Anders ist nämlich nicht zu erklären, dass die Bundesimmobiliengesellschaft des Bundes (BIG) in dokumentierten Fällen betroffene Mieter, die den Erlass des Miet­zinses für den Zeitraum des behördlichen Betretungsverbots begehren, mit dem Ange­bot einer Stundung abspeist. Die BIG – und damit das Wirtschaftsministerium als Eigentümervertreter – verwehren betroffenen Unternehmen den Erlass des Mietzinses, obwohl aufgrund der Rechtsauffassung des Justizministeriums ein Mietzinsentfall ge­boten wäre. Stattdessen verweist die BIG (zu 100% im Eigentum der Republik) auf die Coronahilfsfonds für Unternehmen und empfiehlt den betroffenen Betrieben sich das Geld für die Miete über diese Fonds zurückzuholen.

Die SPÖ hat zur Klärung dieser unglaublich bedrückenden Fragen für zehntausende Unternehmen in Österreich bereits einen Antrag auf authentische Interpretation des § 1104 ABGB im Budgetausschuss des Nationalrats eingebracht. Dieser Antrag würde zu einer Freistellung von Miet- und Pachtzahlungen der betroffenen Unternehmen führen und wäre daher auch für die BIG bindend. Leider wurde dieser aber mit Stim­men der Regierungsfraktionen vertagt. Die beispiellosen chaotischen Zustände dieser Nicht-Regelung gipfeln in der Tatsache, dass offenbar nicht einmal das Wirtschafts- und das Justizministerium hier eine einheitliche Rechtsaufassung vertreten. 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort wird aufgefordert die BIG - als Vermieterin von Geschäftsraumflächen - umgehend anzuweisen, Betrieben, über die ein Betretungsverbot verhängt wurde, eine entsprechende Reduktion bzw.


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einen kompletten Erlass der Geschäftsraummieten für die Zeit des Betretungsverbotes zu gewähren, da eine bloße Stundung – wie sie die BIG derzeit praktiziert – aus Sicht des Justizministeriums nicht gesetzeskonform ist.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Antrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ottenschläger. – Bitte.


16.07.03

Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geschätzte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Vor allem aber geschätzte Kolleginnen und Kollegen der Unternehmer­schaft, die Sie natürlich heute hier bei diesem Tagesordnungspunkt primär Adressat dieser Debatte sind! Ich möchte voranstellen, dass wir uns auch bei Ihnen für Ihr ver­antwortungsvolles Handeln in den letzten Wochen wirklich sehr herzlich bedanken. Sie sind zum Großteil wirklich verantwortungsvoll mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitar­beitern umgegangen, das ist keine Selbstverständlichkeit, und dafür gehört Ihnen an dieser Stelle auch explizit ein Danke ausgesprochen. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

Mir als Unternehmer ist auch völlig bewusst, dass diese Situation für die Unternehmer eine seit 1945 nie dagewesene Herausforderung darstellt, und ich habe auch höchstes Verständnis für alle Emotionen, die im Spiel sind, für die Verzweiflung. Ich kann das wirklich sehr gut nachvollziehen, weil ich selber bei Unternehmen mitarbeiten darf, die betroffen sind.

Meine Damen und Herren! Ich kann auch verstehen, dass gerade, was den Umgang mit den Banken betrifft, natürlich da und dort ein gewisser Frust da ist. Das hat – es ist auch von Vorrednern schon erwähnt worden – natürlich unter anderem auch damit zu tun, dass wir den Banken nach der Finanzkrise viele Regulatorien auferlegt haben, die sich aber zum Teil – und das müssen wir jetzt ehrlicherweise auch sagen – gerade in der jetzigen Situation in der Form bezahlt machen, dass die Banken relativ gut dastehen und somit auch zur Ankurbelung der Wirtschaft mit einen Beitrag leisten können. Das müssen wir in dem Zusammenhang auch betonen. Wir brauchen die Banken, um die entsprechenden Hilfsmaßnahmen, die heute hier schon zu einem großen Teil erwähnt worden sind und die zu einem Teil auch kritisiert werden, auch wirklich umsetzen zu können.

Ich bitte Sie aber auch um Verständnis: Die Politik, und allen voran natürlich die Bun­desregierung mit dem Finanzminister, hat auch eine Verantwortung gegenüber allen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern. Ein Finanzminister hat auch die Funktion eines Treuhänders für alle Steuern, die von uns geleistet werden. In diesem Zusammenhang muss er, muss die Bundesregierung mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen, sorg­fältig umgehen, deswegen gibt es natürlich auch eine Art von Bürokratie, die ge­währleisten soll, dass diejenigen, die wirklich Hilfe brauchen, diese auch bekommen und nicht andere, die sie vielleicht weniger oder gar nicht brauchen. (Beifall bei der ÖVP.)

Geschätzte Unternehmerinnen und Unternehmer, ich bitte deswegen auch um Ver­ständnis, bei allem Frust, bei aller Emotion und Verzweiflung: Wir müssen auch in einer Krise wie dieser sorgsam mit eben diesen Steuergeldern umgehen, damit Sie, die Sie


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unmittelbar davon betroffen sind, auch tatsächlich zu der Hilfe kommen, die Sie brauchen.

Wofür ich ehrlicherweise kein Verständnis habe, ist, wenn die Oppositionspolitiker hier stehen und auf der einen Seite sagen: Es muss alles schnell gehen, es muss alles unbürokratisch gehen!, Warum sind wir nicht eingebunden, wo ist die Transparenz?, und auf der anderen Seite jetzt schon sagen: Wir werden das alles mit einem Aus­schuss kontrollieren, wohin die Gelder geflossen sind!, und so weiter und so fort. Sie implizieren also eigentlich jetzt schon: Warum habt ihr das nicht besser kontrolliert? – Also was ist jetzt? Sollen wir - - (Abg. Meinl-Reisinger: Nein, Kontrolle ist nicht ...!) – Nein, nein, aber Kontrolle im Nachhinein ist immer leichter! (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.)

Jetzt komme ich zu einem Punkt, der mich wirklich ärgert. Es gibt die Cofag, das ist die Agentur, die den großen Hilfsfonds abwickeln soll. Diese Cofag hat einen Beirat, der sich gestern konstituiert hat. (Zwischenruf des Abg. Schellhorn.– Kollege Sepp Schellhorn, du wärst ja prädestiniert, dort teilzunehmen, aber ihr verweigert das. Dort kann man genau die Themen, die ihr ansprecht, was vielleicht nicht so gut läuft, be­sprechen und einen Beitrag leisten, nämlich nicht im Nachhinein, sondern jetzt, damit die Dinge besser laufen.

Dieser Beirat hat eine eigene Geschäftsordnung, in der umfangreich drinnen steht, welche Rechte wir haben, und ich nehme mir jetzt die Zeit (Abg. Schellhorn: Hast du sie gelesen?) – ich habe sie gelesen, ja –, das kurz herauszuarbeiten, damit die Unternehmerinnen und Unternehmer, die Österreicherinnen und Österreicher wissen, was die Funktion ist und warum ich und viele von uns kein Verständnis haben, warum die Opposition die Mitarbeit verweigert. Die Mitglieder des Beirats dieser Agentur, die wie gesagt als Hilfe für die Unternehmerinnen und Unternehmer 15 Milliarden Euro abwickeln sollen, bekommen alle Informationen zeitgleich mit den Aufsichtsrats­mit­gliedern. Es gibt einen offenen Austausch mit der Geschäftsführung, mit dem Auf­sichtsrat. Die Teilnahme am Meinungsbildungsprozess, wer welche Hilfe bekommt, wird vor Ergreifen der Maßnahme stattfinden. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Der Aufsichtsrat muss sich mit den Bedenken des Beirats auseinandersetzen. Es gibt ein suspensives Vetorecht, volle Transparenz bei allen Fällen, egal ob groß oder klein. Das ist auch der Grund, warum wir als Beiratsmitglieder eine Vertraulichkeitserklärung abgeben müssen, weil wir diese Unterlagen alle einsehen können.

Der Sinn und Zweck ist, meine Damen und Herren von der Opposition, dass wir hier, die wir vielleicht auch Praktiker sind wie Kollege Sepp Schellhorn, einen Beitrag leisten können, nämlich zu schauen, ob die Dinge so laufen, wie wir sie alle gemeinsam für richtig erachten, nämlich dass der österreichischen Wirtschaft in dieser Situation geholfen wird. Ich kann es nur wiederholen: Ich verstehe nicht, warum Sie diese Verantwortung für die österreichische Wirtschaft, für die Unternehmen in diesem Land nicht wahrnehmen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine Damen und Herren! Es ist ja heute auch schon ein Entschließungsantrag der SPÖ zum Thema Austrian Airlines eingegangen. Genau dieses Thema: Wie gehen wir mit Unternehmen wie zum Beispiel der AUA um?, wird in diesem Beirat besprochen. (Abg. Meinl-Reisinger: Die Verhandlungen werden ja nicht ...!) In diesem Beirat wird eben besprochen, in welcher Art und Weise wir eine Unterstützung für vernünftig erachten, und jeder kann dort seine Meinung äußern und seinen Beitrag leisten. Ich glaube, das ist ein gutes Beispiel dafür, wie man diese Umsetzungen jetzt gemeinsam verantwortungsvoll und transparent gestalten kann.

Noch zwei Sätze zu dem Entschließungsantrag der SPÖ zum Thema AUA – ich be­gründe damit auch, warum wir den heute bei der Abstimmung ablehnen werden –: Sie


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gehen jetzt in der Sekunde gleich davon aus, dass die Verstaatlichung der AUA das einzig probate Mittel ist, und beschränken damit jede Verhandlungsmöglichkeit, die es nun braucht. Es gibt vielleicht auch andere Lösungen. Ich sage nicht, dass das keine Option ist, aber es gibt vielfältige Lösungen, die wir möglicherweise für dieses Unter­nehmen finden müssen, und es gilt auch da, im Fokus zu haben: Was ist für den Standort wichtig? Was ist für die Arbeitsplätze, für die Wertschöpfung in diesem Land wichtig?

Deswegen, glaube ich, bräuchte es da umfangreichere Anträge als diesen, der hier vorliegt. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

16.15

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wurm. – Bitte.


16.15.29

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Werte Regierung! Hohes Haus! Liebe ÖVP, liebe Regierung, wenn Sie wissen wollen, wie die Stimmungslage der österreichischen Unternehmer, vor allem der KMUs ist, sollten Sie Videos anschauen. Es gibt zahlreiche Videos von Klein- und Mittelbetrieben in Österreich, in denen die Unternehmer ihren derzeitigen Gemütszustand sehr deutlich darlegen. Bitte einfach anschauen, dann wissen Sie, wie es rund 500 000 Unternehmern in Österreich zurzeit geht!

Ich habe heute Vormittag schon gesagt, was gefehlt hat, ist die Ehrlichkeit, und diese wäre wichtig gewesen. Sie hätten den Unternehmern sagen sollen: Wir können den Schaden nicht zahlen! Wir sperren zu, aber den Schaden werden wir als Staat nicht zahlen können! – Das wäre Ehrlichkeit gewesen. Viele haben ja mittlerweile erkannt, dass es so ist, und sie nehmen alle ihre Rücklagen in der Firma und ihr privates Geld her. Das Ganze ist noch, sage ich, für viele vertretbar, wenn absehbar ist, dass es ein Ende hat. Deshalb ist auch die Opposition, unter anderen wir, so wichtig, weil wir seit Wochen darauf drängen, möglichst bald in einen Normalzustand zu kommen, weil die Finanzreserven jetzt zu Ende gehen. Die Unternehmer und auch die Arbeitnehmer brauchen eine Perspektive, sie müssen wissen, wann das ganze Spiel ein Ende hat und wann endlich wieder Umsatz und Geschäft gemacht werden kann; das ist jetzt dringend notwendig.

Jetzt ganz speziell zu zwei Gruppen, die es massiv getroffen hat, zur Gastronomie und zum Tourismus. Vielleicht ganz kurz Zahlen: 60 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr und 680 000 Mitarbeiter in Gastronomie, Hotellerie. Beide Bereiche stehen zurzeit auf null, und sie brauchen dringend ein Signal, wann und wie es konkret weitergeht, und keine wirren Aussagen auf CNN oder sonst wo.

Ich sage es noch einmal, und ich werde auch einen Antrag dazu einbringen: Wir for­dern die sofortige Öffnung von Schanigärten und Gastgärten. Es ist nicht einzusehen, warum ein Straßencafé oder ein Gastgarten bei so einem Wetter, wie es jetzt ist, nicht offen sein soll. – Erste Geschichte. (Beifall bei der FPÖ.)

Zweite Geschichte, den Tourismus betreffend: Wir werden den Tourismus langsam, aber sicher wieder hochfahren müssen. Wenn der Tourismus nicht ein ganz deutliches Zeichen bekommt, dass es, ich sage einmal, mit Ende Mai oder spätestens 1. Juni wieder losgeht, dann wird das ganz, ganz massive Auswirkungen haben, und das werden viele nicht überleben. Da braucht es eine klare Ansage, und die fordere ich von der Regierung ganz deutlich ein.

Zur Gastronomie noch ganz kurz gesagt: Diese hat ja in den letzten Jahren einen lan­gen Leidensweg hinter sich: Allergenverordnung, Bürokratiewahnsinn und auch das


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Rauchverbot. Mittlerweile verdient in der klassischen Gastronomie kaum noch jemand Geld, und wir machen sie jetzt endgültig kaputt. Man wird bei gewissen Betriebstypen auch über das Rauchverbot nachdenken müssen – und ich fordere wirklich alle auf, das zu tun. Jetzt sollen die Betriebe um 23 Uhr zusperren, wie es anscheinend die Idee der Regierung ist, aber für gewisse Bars und Cafés gibt es überhaupt keine Öffnung, die sind am Ende. Man wird also darüber nachdenken müssen, wie man diesen Betrieben möglichst rasch und auch nachhaltig helfen kann.

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Klarheit und Planbarkeit für die heimischen Gastronomiebetriebe“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, bis 24. April 2020 einen Plan vorzulegen, der die konkreten Rahmenbedingungen für die Wiederöffnung der Gastronomiebetriebe definitiv festlegt, um so die dringend erforderliche Planbarkeit, Rechtssicherheit und Klarheit für die heimische Gastronomie sicherzustellen.

Darüber hinaus ist es Gastronomiebetrieben mit Gast- oder Schanigärten mit sofortiger Wirkung zu ermöglichen, den Betrieb im Freien wieder aufzunehmen.“

*****

Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

16.19

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Peter Wurm

und weiterer Abgeordneter

betreffend Klarheit und Planbarkeit für die heimischen Gastronomiebetriebe

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 12: Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der österreichischen Wirtschaft ("KMU im Fokus 2019"), vorgelegt von der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (III-102/99 d.B.)

in der 24. Sitzung des Nationalrates am 22. April 2020

Die Gastronomie ist durch die erzwungene Schließung ihrer Betriebe und den dadurch bedingten bereits wochenlangen völligen Stillstand in einer äußerst prekären Lage, die für viele – auch aufgrund der völlig unzureichenden finanziellen Unterstützung - bereits zur Existenzbedrohung wird.

Anstatt endlich Klarheit zu schaffen und den Gastronomiebetrieben und ihren Be­schäftigten Sicherheit und Planbarkeit für die weitere Zukunft zu geben, wurden in den letzten Tagen auch von Seiten der Bundesregierung Gerüchte gestreut über einen möglichen Wiederöffnungszeitpunkt, über die Öffnungszeiten, über Abstandsrege­lun­gen oder die Maskentragepflicht.


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Nicht gerade vertrauenserweckend für die heimische Gastronomie war kürzlich ein Interview des Herrn Bundeskanzlers mit CNN, wo er darüber nachdachte, dass es „hilfreich sein kann, dass die Leute in Geschäften, aber in Zukunft auch in den Res­taurants oder anderswo Masken tragen müssen.“

Auch wenn Kurz dann später seine Idee dahingehend präzisierte, dass diese Maß­nahme für das Personal, nicht aber für die Gäste gelten soll, trug dies nicht wesentlich zur Schaffung von Klarheit und Sicherheit für die Betroffenen bei, zumal er hinzufügte, dass „dies aber nur eine von mehreren Möglichkeiten sei.“

Denn, so heißt es in einer Aussendung (APA0126/20.04.2020) die Schutzmasken­pflicht sei nur eine von vielen Begleitmaßnahmen bei der weiteren Lockerung des Shutdowns.

„Eine Testung aller Mitarbeiter in der Gastronomie wird laut dem Bundeskanzler „leider nicht machbar" sein. Stattdessen sollte es etwa eine Maximalanzahl von Personen, mit denen man den Abend verbringen dürfe, geben. Außerdem sollten andere Maßnah­men der sozialen Distanzierung auch in Lokalen fortgeführt werden, so der Bundes­kanzler.

Mit der Pressekonferenz am 21. April 2020 setzte die Bundesregierung ihre Politik der Ankündigung von Ankündigungen fort. Bis auf den Termin für die Wiederöffnungs­mög­lichkeit für die Gastronomiebetriebe und die Sperrstunde mit 23.00 Uhr wurde nichts Konkretes mitgeteilt, und damit die Gastronomen, Beschäftigte und Gäste weiter im Dunkeln gelassen.

Einmal mehr wird nicht für Klarheit gesorgt, und die Gastronomie wird betreffend die Details auf eine Pressekonferenz am kommenden Dienstag vertröstet, bei welcher dann weitere Informationen zu den Rahmenbedingungen der Öffnung bekanntgegeben werden sollen.  Die Vorlaufzeit, die die Gastronomie für die Wiedereröffnung der Betriebe und für entsprechende Vorbereitungsmaßnahmen dringend braucht, wird damit immer kürzer, und die Verunsicherung und fehlende Planbarkeit für die Gastro­nomen aber auch die Beschäftigten bleiben bestehen.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachste­hen­den

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, bis 24. April 2020 einen Plan vorzulegen, der die konkreten Rahmenbedingungen für die Wiederöffnung der Gastronomiebetriebe definitiv festlegt, um so die dringend erforderliche Planbarkeit, Rechtssicherheit und Klarheit für die heimische Gastronomie sicherzustellen.

Darüber hinaus ist es Gastronomiebetrieben mit Gast- oder Schanigärten mit sofortiger Wirkung zu ermöglichen, den Betrieb im Freien wieder aufzunehmen.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Antrag ist ordnungsgemäß unterzeichnet und eingebracht und steht zumindest in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weidinger. – Bitte.



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16.19.51

Abgeordneter Mag. Peter Weidinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Ge­schätzte Frau Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck! Sehr geehrte Damen und Herren! Zunächst möchte ich mich ganz herzlich bei den 500 000 Unternehmerinnen und Unternehmern in diesem Land bedanken. EPUs, KMUs und Familienunternehmen sind Betriebe, meine Damen und Herren, bei denen es nicht nur um die materielle Versorgung geht, sondern bei denen es darum geht, über Generationen zu denken, die dieses Land zu dem machen, was es über Jahrzehnte geworden ist, nämlich ein wunderschönes Land, das durch die Vielfalt und die Reichhaltigkeit von Services, von Produkten und von Dienstleistungen besticht und das Gäste aus der ganzen Welt anzieht.

Ich möchte mich herzlich bedanken, meine Damen und Herren, dass viele von den Unternehmerinnen und Unternehmern mir auch das Vertrauen geschenkt haben, indem sie mir ihr Schicksal in dieser schwierigen Situation mitteilen. Ich bin davon überzeugt, viele Unternehmerinnen und Unternehmer berichten vielen Abgeordneten, die sich hier in diesem Raum befinden.

Diese Nöte und Sorgen, meine Damen und Herren, nehmen wir alle ernst, und ich danke deswegen Frau Bundesministerin Schramböck, ihrem gesamten Team, dem Team der Bundesregierung und den Teams der Institutionen, vom AMS über die Kam­mern bis hin zu den Sozialpartnern, dafür, dass wir uns in Bezug auf diese Punkte part­nerschaftlich austauschen und alle Instrumente nachschärfen.

Es wäre ein Schelm, wer denkt, man hätte sich auf diese Situation, die weltweit einzig­artig und in dieser Form einmalig ist, bis in jedes Detail vorbereiten können. Deswegen, meine Damen und Herren, dürfen wir die Hintergrundmusik dieser wirt­schaftlichen Situation nicht vergessen. Sie besteht darin, dass wir jetzt in der sechsten Woche stehen, in der wir die erste Phase der akuten Gesundheitsgefährdung emotio­nal ver­lassen haben und in die emotionale Phase des permanenten Gesundheitsrisikos und der wirtschaftlichen Betroffenheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie von österreichischen Betrieben und Unternehmen kommen.

Vor diesem Hintergrund, meine Damen und Herren, hat diese Bundesregierung ge­meinsam mit der Wirtschaftsministerin die Instrumente geschaffen, die unterstützend wirken.

Frau Klubobfrau Rendi-Wagner, ich nehme Sie in die Verantwortung, wenn sich zwei SPÖ-Nationalräte hierherstellen und gegen besseres Wissen behaupten, dass der Härtefallfonds irgendetwas damit zu tun hat, dass man den Betrieb unterstützt. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.– Dieses Instrument wurde geschaffen, um den Menschen, der unternehmerisch tätig ist, in Bezug auf die Lebenshaltungskosten zu unterstützen. Das ist eine Unwahrheit (Abg. Matznetter: Hunderttausende arbeiten zu Hause ...!), und Sie beteiligen sich hier nicht konstruktiv am Wiederaufbau von Österreich. (Beifall bei der ÖVP. – Widerspruch bei der SPÖ.)

Es ist dieser Regierung zu verdanken, meine Damen und Herren (Zwischenruf des Abg. Matznetter), dass in Brüssel verhandelt wurde, dass es schnell gegangen ist (Zwischenruf des Abg. Leichtfried– für uns hätte es noch schneller sein können – und dass es Staatshaftungen in der Höhe von 100 Prozent gibt; diese werden nur in drei Ländern in Europa verwendet, eines davon ist Österreich.

Jetzt kommt meine wesentliche Botschaft, meine Damen und Herren, an die Banken­vertreterinnen und Bankenvertreter sowie an die Mitarbeiter in den Regionalbanken: Bitte nehmen Sie dieses von der Regierung, von der Wirtschaftsministerin geschaffene Angebot an! Bei einer 100-prozentigen Staatshaftung für einen Kredit, einen AWS-


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oder ÖHT-Kredit, braucht man in den Banken keine zusätzlichen Regeln mehr zu erfinden. Nehmen Sie das an und, wenn diese Kriterien erfüllt sind, drücken Sie bitte auf den ominösen Knopf, sodass diese Kredite freigegeben werden! Sie werden dann ja im großen Ausmaß in Kostenzuschüsse, die nicht zurückzuzahlen sind, umge­wan­delt. Auch betreffend verderbliche Waren gibt es diese Unterstützung.

Bitte, liebe Opposition, nehmen Sie Ihre Verantwortung ernst, lesen Sie die Anträge und machen Sie das auch!

Der nächste Punkt: Wenn Frau SPÖ-Abgeordnete Ecker hier steht und den Aufruf macht: Meine Damen und Herren, kaufen Sie nicht im Internet!, dann ist das Fünf­zi­gerjahre. (Anhaltende Zwischenrufe der Abgeordneten Matznetter und Rendi-Wagner.) Das ist so, wie Sie, Frau Rendi-Wagner, früher gemeint haben: In eine Zeit vor dem Internet zurückzufallen ist vollkommener Schwachsinn, weil der Onlineshop heute dazugehört. Wir haben ganz viele tolle österreichische Plattformen, von denen man Gebrauch machen kann. Bringen Sie sich konstruktiv ein und bewerben Sie diese digitalen Angebote, die wir haben, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Matznetter: Herr Präsident, der hat „Schwachsinn“ gesagt!)

Abschließend danke ich der Frau Wirtschaftsministerin für ihren unermüdlichen Einsatz und auch den vielen, vielen MitarbeiterInnen vom AMS, von der WKO und in den Ministerien (Zwischenruf der Abg. Cornelia Ecker), die tagtäglich daran arbeiten, dass wir als Republik, dass wir als Wirtschaftsstandort unser positives Gesellschaftsmodell weiterbringen.

In diesem Sinne, meine Damen und Herren, werden wir der Verantwortung gerecht werden und konsequent weiterarbeiten. – So viel Freiheit wie möglich, so viel Einschränkung wie notwendig, aus staatspolitischer Verantwortung für Rot-Weiß-Rot! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Leichtfried: Das war eine ausgesprochen schlechte Rede! – Abg. Matznetter: Stimmt! – Ruf bei der ÖVP: ... einmal anhören!)

16.24


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Tomaselli. – Bitte. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller. – Zwischenruf des Abg. Matznetter. – Der Präsident gibt das Glockenzeichen. – Abg. Tomaselli – auf dem Weg zum Rednerpult –: Ich mache die Mediation für euch!)


16.24.48

Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist ein sehr ernsthaftes Thema. Wir haben heute ja schon mehrmals gehört, dass sich Österreich im internationalen Vergleich sehr, sehr gut macht. Das heißt, wir haben sehr, sehr wenige Infizierte, wir haben sehr wenige Tote, wir haben aber auch mehr als genügend Intensiv- und Krankenhausbetten. Das ist nicht nur das Verdienst der Regierung – ganz im Gegenteil –, sondern das ist auch das Verdienst von uns allen, weil wir über Jahre hinweg ein sehr, sehr gutes Gesundheitssystem steuerfinanziert haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Das Zweite, worüber wir heute auch viel gehört haben, sind die ganz vielen Hilfs­maßnahmen und Hilfspakete, die die Regierung ausgegeben hat. Es sind 38 Milliarden Euro, das ist das größte Hilfspaket aller Zeiten. Auch dieses Hilfspaket ist ausschließ­lich und zur Gänze aus den Beiträgen der in Österreich tätigen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler finanziert. Steuerbeiträge fließen letzten Endes in einen Solidaritätstopf, der uns die Sicherheit gibt, dass wir gemeinschaftliche Probleme und Aufgaben gut be­wältigen können, deshalb erscheint es uns umso wichtiger, dass die Corona­förder-


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gelder nicht in die Hände jener Menschen gelangen, die sich geweigert haben, in diese Gemeinschaftskasse einzuzahlen, obwohl sie die Mittel dazu gehabt hätten.

Von wem rede ich? – Ich rede von den Steuervermeiderinnen und Steuervermeidern, die ihr Geld in Steueroasen, die auf der Schwarzen Liste sind, geparkt haben. Sie haben sich die Solidarität der ArbeitnehmerInnen und UnternehmerInnen in Österreich nicht verdient. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.) Es freut mich deshalb umso mehr, dass wir jetzt – wir sind diesbezüglich nach Polen und Dänemark das dritte europäische Land – einen Antrag einbringen können, dass Unter­nehmen, deren Mütter und Töchter ausschließlich aus Gründen der Steuervermeidung in Übersee gegründet worden sind, gänzlich von Coronaförderungen ausgeschlossen werden.

Deshalb bringe ich formal folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Nina Tomaselli, Karlheinz Kopf, Kolleginnen und Kollegen betreffend  „ein Bundesgesetz mit dem die Zahlung von Staatshilfen anlässlich der COVID-19-Krise an Unternehmen mit Sitz in Steueroasen verboten wird“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert dem Nationalrat einen Gesetzesentwurf vor­zulegen, der Zahlungen der öffentlichen Hand, die im Zusammenhang mit der Ausbrei­tung von COVID-19 und den dadurch verursachten wirtschaftlichen Auswirkungen getätigt werden, an Unternehmen ausschließt, bei denen der Sitz bzw. der Sitz der Muttergesellschaften in einem Staat der EU-Liste nicht kooperativer Länder und Gebiete für Steuerzwecke liegt.“

*****

Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

16.27

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Nina Tomaselli, Karlheinz Kopf

Kolleginnen und Kollegen

betreffend ein Bundesgesetz mit dem die Zahlung von Staatshilfen anlässlich der COVID-19-Krise an Unternehmen mit Sitz in Steueroasen verboten wird

eingebracht im Zuge der Debatte über den Bericht des Ausschusses für Wirtschaft, Industrie und Energie über den Bericht über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der österreichischen Wirtschaft ("KMU im Fokus 2019"), vorge­legt von der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (III-102/99 d.B.) (Top 12)

Begründung

Corona verändert Österreich. Seit 16.3.2020 befindet sich Österreich im Lock-Down. Es wird alles daran gesetzt um das Gesundheitssystem aufrecht zu erhalten. Mit heute


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knapp 15.000 bestätigten Infektionen hat es Österreich im europaweiten Vergleich schnell geschafft, die Neuinfektionen zu senken. Die Kapazitäten an krankenhaus- und insbesondere Intensivbetten waren ausreichend. Auch die Anzahl der Todesfälle blieb verhältnismäßig gering. Österreich steht im internationalen Vergleich auch deshalb sehr gut da, weil wir uns auf ein von Steuern finanziertes, gutes Gesundheitssystem verlassen können. Die solidarische Finanzierung der Gesundheitseinrichtungen und Versicherung von allen in Österreich lebenden Menschen macht sich in dieser Krise besonders bezahlt.

Corona heißt aber nicht nur Gesundheitskrise, sondern macht auch riesige Kraft­an­strengungen seitens der öffentlichen Hand notwendig, die Wirtschaft möglichst unbe­schadet aus dieser schwierigen Zeit der Beschränkungen hinauszumanövrieren. Dazu hat die Bundesregierung das größte Hilfspaket aller Zeiten in Höhe von 38 Milliarden Euro geschnürt.

Diese 38 Milliarden werden zur Gänze aus den Beiträgen der in Österreich tätigen SteuerzahlerInnen finanziert. Steuerbeiträge sind ein Solidaritätstopf, der uns die Sicherheit gibt, dass wir gemeinschaftliche Probleme und Aufgaben gut bewältigen können.

Ein wesentlicher Anteil der österreichischen Steuerleistungen wird von den Kleinen und Mittleren Unternehmen in Österreich erwirtschaftet, wie sich aus dem hier gegen­ständlichen Bericht neuerlich ergibt.

Umso wichtiger erscheint es, dass die Corona-Fördergelder nicht in die Hände jener Menschen gelangt, die sich geweigert haben, in die Gemeinschaftskasse einzuzahlen, obwohl sie die Mittel dazu hatten. Die SteuervermeiderInnen, die ihr Geld in den Steueroasen der schwarzen Liste geparkt haben, haben sich die Solidarität aus den geleisteten Beiträgen der ArbeitnehmerInnen und UnternehmerInnen in Österreich nicht verdient.

Unternehmen, deren Mütter und Töchter, die aus steuerlichen Gründen in Übersee gegründet worden sind, sollen von Corona-Förderungen ausgeschlossen werden.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert dem Nationalrat einen Gesetzesentwurf vor­zulegen, der Zahlungen der öffentlichen Hand, die im Zusammenhang mit der Aus­brei­tung von COVID-19 und den dadurch verursachten wirtschaftlichen Auswirkungen getätigt werden, an Unternehmen ausschließt, bei denen der Sitz bzw. der Sitz der Muttergesellschaften in einem Staat der EU-Liste nicht kooperativer Länder und Gebiete für Steuerzwecke liegt.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Antrag ist ordnungsgemäß eingebracht, aus­reichend unterstützt und steht somit in Verhandlung.

Es ist dazu niemand mehr zu Wort gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.


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16.28.0213. Punkt

Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 93/A(E) der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klimacheck bei be­absichtigten Versiegelungen von im Eigentum oder Miteigentum der Republik Österreich stehenden und/oder verwalteten Wald- oder Grünflächen (89 d.B.)

14. Punkt

Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 395/A(E) der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortmaßnahmen zur Einhaltung der nationalen Klimaziele (90 d.B.)

15. Punkt

Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 362/A(E) der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bundesrahmengesetz und Bundesstrategie für Raumordnung und Flächenmanagement (91 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen nun zu den Tagesordnungs­punk­ten 13 bis 15, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Lukas Hammer. – Bitte.


16.29.08

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Herr Präsident! Liebe Mitglieder der Bundes­regierung! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Was wir gerade erleben, ist ein Come­back der Politik. Es ist nicht der Markt, der gerade unsere Probleme löst, sondern die Politik, die auf wissenschaftliche Expertinnen und Experten vertraut und ihre Rat­schläge annimmt. Die Politik hört auf die Prognosen wissenschaftlicher Expertinnen und Experten. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Es ist eine Politik, die rechtzeitig und entschlossen reagiert, die Meinung von Expertinnen und Experten in ihre Ent­scheidungen einfließen lässt und das auch ernst nimmt.

Stellen wir uns das bitte einmal vor: Wenn wir das in der Klimapolitik von Anfang an so gemacht hätten, wenn die Politik das von Anfang an so gemacht hätte – auf Exper­tinnen und Experten und deren Prognosen zu hören, um eine Katastrophe zu ver­hindern –, dann hätten wir uns sehr viel Leid im Rahmen der Klimakrise ersparen können. (Zwischenruf des Abg. Scherak.) Es geht um politische Entscheidungen. (Rufe und Gegenrufe zwischen den Abgeordneten Bernhard und Leichtfried.) Der Markt, das wissen wir, kennt nur Effizienz und Sparzwang. Wohin das im Gesund­heitssystem führt, sehen wir in Italien oder in Frankreich, wo in den letzten Jahren Tausende Spitalsbetten eingespart wurden; allein in Frankreich waren das 70 000 Bet­ten in den letzten 15 Jahren. Wer im Gesundheitssystem spart, bezahlt das mit Men­schenleben. (Beifall des Abg. Koza.)

In der Klimakrise ist es dasselbe, auch beim Klimaschutz geht es um Menschenleben. Es geht nicht in erster Linie um Umweltprobleme, es geht um uns, es geht um Men­schenleben, es geht darum, dass wir auf diesem Planeten überhaupt noch leben können. Auch da hilft uns der Markt mit seinen Rufen nach weniger Staat und nach Sparen nicht weiter. (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.) Auch wer beim Klima-


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schutz spart, der riskiert Menschenleben, der wird mit Menschenleben bezahlen. (Bei­fall bei den Grünen.)

Die nächste Hitzewelle steht vor der Tür. Erinnern wir uns an das letzte Jahr: Letztes Jahr war das heißeste Jahr in der Geschichte Europas. Wir haben Dürren erlebt, wir haben in Österreich ein Waldsterben erlebt, wir hatten auf der ganzen Welt – von Australien bis zum Polarkreis – Flächenbrände. Es ist daher ein guter Schritt, dass wir heute hier diese zwei Anträge mit breiter Mehrheit beschließen werden, einerseits den Antrag zu Sofortmaßnahmen im Klimaschutz, damit wir unsere Klimaziele auf natio­naler Ebene auch erreichen können, und auf der anderen Seite – das ist mir besonders wichtig – den Antrag zur Einführung eines Klimachecks. Gerade der Klimacheck ist aus meiner Sicht ein wichtiges Signal, weil da alle neuen Gesetze, aber auch Investitionen des Bundes auf die Konsequenzen für unsere CO2-Bilanz hin überprüft werden müssen. (Abg. Meinl-Reisinger: Genau! Genau!)

Das muss natürlich auch für alle zukünftigen Konjunkturprogramme gelten, mit denen wir versuchen, unserer Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Wir stehen vor einer Wirtschaftskrise, darüber wurde schon sehr viel geredet. Ich glaube, dass wir das ganze Ausmaß, auch das europäische Ausmaß noch nicht wirklich überblicken kön­nen – da mache ich mir überhaupt keine Illusionen –, aber es wäre ein fataler Fehler, wenn wir im Kampf gegen die Klimakrise auch nur 1 Millimeter zurückweichen würden. Ganz im Gegenteil: Investitionen in den Klimaschutz schaffen genau die Arbeitsplätze und die regionale Wertschöpfung, die wir jetzt brauchen, um aus dieser Wirtschafts­krise zu kommen.

Von den Möglichkeiten abgesehen, die wir hier haben, ist es einfach unsere Verant­wortung unseren Kindern gegenüber, ihnen keinen Schrotthaufen, sondern einen le­benswerten Planeten zu hinterlassen. Die Kinder – ich habe selbst zwei kleine Töchter – sitzen seit Wochen zu Hause, können ihre Freunde nicht sehen, können nicht in die Schule gehen, können zum Teil nicht einmal auf Spielplätze gehen, tragen das alles mit, und jene von ihnen, die schon alt genug sind, verstehen auch, worum es geht, und zwar darum, dass sie solidarisch gegenüber der älteren Generation, gegen­über den Schwächeren in unserer Gesellschaft sein müssen. Aus meiner Sicht ist es unsere verdammte Pflicht, genauso konsequent und genauso verantwortungsvoll unseren Kindern gegenüber zu sein, wenn es um ihre Zukunft geht. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

16.33


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Abgeordnete Yildirim ist zu Wort gemel­det. – Bitte.


16.34.04

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Heute ist Welttag der Erde. In ungefähr 175 Ländern der Erde setzen sich Aktivistinnen und Aktivisten für mehr Ökologie und Nachhaltigkeit sowie für mehr Umweltschutz ein. Aus diesem Grund möchte ich gerade die Klima- und UmweltaktivistInnen ganz besonders grüßen!

Ich habe vor einigen Monaten – genauer gesagt im November des Vorjahres – einen Antrag, der jetzt zu meiner Freude die Grundlage für diesen gemeinsamen Antrag liefert, eingebracht. Dazu gibt es eine Vorgeschichte, die ihren Ausgangspunkt in Innsbruck hat, und zwar war es mir ein Anliegen, dass Grün- und Waldflächen, die sich im Eigentum der Republik befinden, oder Grünflächen, die die Republik verwaltet, nicht aufgrund von Profitmaximierung sorglos und ohne Rücksicht darauf, was das eigentlich für den Klimaschutz bedeutet, weitergegeben werden.


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Konkret gab es einen Fall im Innsbrucker Hofgarten, der die Hofgartengärtnerei betrifft. Der Innsbrucker Hofgarten ist eine Grünfläche – nicht nur, zugegeben, aber über­wie­gend –, die nicht nur den Touristinnen und Touristen zur Verfügung steht, sondern den Innsbruckerinnen und Innsbruckern als Naherholungsgebiet, als Begegnungsstätte dient. Bis vor drei Jahren war das eine florierende Gärtnerei, die gerne angenommen wurde, aber deren Betrieb bedauerlicherweise eingestellt wurde. Dort soll nun ein Busparkplatz entstehen. (Abg. Hörl: ... braucht man blöderweise einen Parkplatz!) Das heißt, diese Grünfläche, die Hofgartengärtnerei, die eine 600-jährige Geschichte hat, soll einem Busparkplatz geopfert werden (Zwischenruf des Abg. Hörl), und das – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – veranlasst ein grüner Bürgermeister unter Mithilfe der Tourismus- und Landwirtschaftsministerin.

Wir wissen, wie es gerade jetzt, in Zeiten der Coronakrise, um den Massentourismus steht. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir, die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, werden auch die Tourismusbranche nachhaltig fördern und unter­stützen (Abg. Hörl: Ihr sitzt in der Stadtregierung! Red nicht, ihr sitzt in der Regie­rung!), aber in der Form, wie das bis jetzt mit dem Massentourismus der Fall war, wird es nicht mehr gehen. Wir werden im Bereich des Tourismus umdenken müssen, und daher hoffe ich, dass mit dem Beschluss dieses Antrages der Busparkplatz am Ge­lände der Gärtnerei nicht umgesetzt wird. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Hörl: Ihr sitzt ja in der Regierung!)

Ihnen, Herr Abgeordneter Franz Hörl, sage ich: In der Hofgartengärtnerei soll Gras wachsen, ja, aber über die Skandale, die einige wenige Touristiker verursacht haben, darf kein Gras wachsen! Verlassen Sie sich darauf, wir werden dranbleiben! (Abg. Hörl: Ihr sitzt ja in der Stadtregierung!) – In diesem Sinne bedanke ich mich bei allen Abgeordneten für die breite Unterstützung dieses Antrags. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hörl.)

16.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Rauch ist zu Wort gemel­det. – Bitte.


16.37.36

Abgeordneter Walter Rauch (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundes­minister! Frau Kollegin, dort, wo Herr Hörl arbeitet, wächst kein Gras, dort gibt es Pisten, das ist der Unterschied. (Rufe und Gegenrufe zwischen den Abgeordneten Hörl und Leichtfried.) – Nein, Spaß beiseite: Frau Bundesminister, Sie haben heute eine Pressekonferenz zum Güterverkehr und zum Personenverkehr abgehalten und gesagt, dass es aufgrund dieser Krise und aufgrund der Ausgangsbeschränkungen in den letzten fünf, sechs Wochen, die die Bundesregierung zu verantworten hat, bei den Fahrgastzahlen aktuell ein Minus von 80 bis 90 Prozent gibt.

Gleichzeitig fordern aber jetzt die Länder, dass man wieder zurück zur Normalität kommt. Das ist ein wesentlicher Punkt, um den Bahnverkehr aufrechtzuerhalten und sich auch wieder frei in der Öffentlichkeit bewegen zu können, und zwar mit öffent­lichen Verkehrsmitteln. (Abg. Leichtfried: Aber das wird der Markt regeln!) – Der Markt wird das nicht regeln, das können nur die Bundesregierung und natürlich auch die Länder regeln, das ist das Entscheidende in diesem Bereich; auch wir hier im Natio­nalrat können das regeln.

In den letzten Wochen hat man gesehen, dass der Verkehr nicht der Hauptverursacher des CO2-Ausstoßes sein kann. Warum? – Leere Straßen, leere Autobahnen, leere Landesstraßen, leere Städte in den letzten fünf, sechs Wochen: Die CO2-Belastung war aber gleich hoch wie vor der Krise. Was heißt das im Endeffekt? – In Stuttgart –


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dazu gibt es eine Studie – ist der Feinstaubwert gleich hoch oder sogar höher als vor der Krise, ohne Verkehr in der Stadt, weder im privaten noch im öffentlichen Bereich.

Frau Bundesminister, ich erwarte mir von Ihnen eine Antwort, eine Strategie, wie man damit umgeht. Eines kann es nicht sein: die Bürger, den Autofahrer, den Unternehmer zu belasten, aber gleichzeitig mit neuen Steuern, mit CO2-Steuern zu drohen, obwohl Sie wissen, dass der Verkehr nicht der Hauptverursacher für die CO2-Belastung ist.

Man hat in dieser Krise gelernt, dass es auch eine ganz andere Form der CO2-Be­lastung gibt. Darauf erwarte ich mir von Ihnen und natürlich auch von der gesamten Bundesregierung eine Antwort. Hören wir auf mit dieser Bürokratie und auch mit der Belastung der Bürger! – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Prinz: Geh bitte!)

16.40


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Schmuckenschlager ist zu Wort gemeldet. – Bitte. (Das Rednerpult, die Mikrofone und die Plexiglasabdeckung vor dem Rednerpult werden desinfiziert. – Abg. Schmuckenschlager – auf dem Weg zum Rednerpult –: Herzlichen Dank! Ich glaube, ich kann im Namen aller sprechen, wenn wir uns beim Personal hier im Hause ausdrücklich für diese Vorsorgemaßnahme betreffend unsere Gesundheit bedanken! – Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS.)


16.40.44

Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager (ÖVP): Frau Bundesministerin! Ge­schätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich denke, die Diskussion hier um einen einzelnen Punkt in Innsbruck zeigt sehr schön, wie schwierig es letztendlich oft ist, da und dort ökologische Maßnahmen auch mit dem Umweltschutz zusammenzubringen, und wie sehr man dann bei einzelnen Punkten Dinge auch auseinanderdiskutieren kann.

Wenn wir von einem Busparkplatz sprechen, dann reden wir von der Intensivierung und Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs, und wenn wir dann davon sprechen, so etwas zu verhindern, dann kann das auch nicht im Sinne des Umwelt- und Klima­schutzes sein.

Wenn Sie mit Ihrem Antrag die Intention haben, alle Tätigkeiten der öffentlichen Hand, wenn sozusagen Bodenversiegelung stattfindet, noch genauer unter die Lupe zu neh­men, als wir das durch UVP-Maßnahmen und dergleichen bereits machen, dann, glaube ich, schießt das über das Ziel hinaus und dann sollten wir uns auch anschauen, was die öffentliche Hand bereits jetzt macht, wenn es um die Offenhaltung des Bodens geht. Da sollten wir auch unsere Verantwortungsbereiche nicht vernachlässigen!

Nehmen wir diesbezüglich zum Beispiel nur die Bundesforste her, wo immense Flächen öffentlich bewirtschaftet werden, um dort die grüne Lunge, den Wald in Österreich, durch Pflege zu erhalten, oder aber auf der anderen Seite – ganz klar! – auch die Nationalparks, die mit einer enormen Ausweitung ihrer Flächen letztendlich für ein ökologisches Gleichgewicht in Österreich sorgen, was Biodiversität, aber vor allem auch die Frage des Umwelt- und Naturschutzes betrifft. Das heißt, wir setzen da schon wichtige Schritte, die Frage ist nur: Müssen wir alle lokalen Themen auch im öster­reichischen Parlament lösen oder würde sich das nicht besser in einer Stadt­regierung erledigen lassen? (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Geschätzte Damen und Herren, die generelle Frage der Krisen ist momentan geprägt von der Coronakrise und ihren unsäglichen Auswirkungen. Diese kann die Klimakrise zum Teil überdecken, aber sie kann sie leider nicht zum Verschwinden bringen – und das ist unser großes Problem. Wir sind momentan mit einer Trockenheit konfrontiert, wie wir sie in Österreich so noch nie hatten! Das wird sich auf alle Bereiche durch-


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schlagen, auch auf die Wirtschaft und letztendlich auch auf die Versorgungslage Öster­reichs. Das werden wir in den kommenden Monaten noch verstärkt diskutieren müs­sen. Eines zeigen die Krisen aber, und zwar die Coronakrise genauso wie die Klima­krise, nämlich dass Österreich dafür bekannt ist, gerade auch in solchen Zeiten zusam­menzustehen, einen starken Zusammenhalt an den Tag zu legen und auch zusam­menzuarbeiten.

Die klugen Köpfe denken aber nicht nur an morgen, sie denken auch an übermorgen, und gerade deswegen haben wir im Regierungsprogramm ja auch umfassende Maß­nahmen, die den Bodenverbrauch eindämmen sollen, festgeschrieben, aber auch, dass wir beim Ausbau der erneuerbaren Energien weiter vorankommen. Die beste Standortpolitik und Standortsicherung geschieht nämlich durch die Energiepolitik, und da muss es die erneuerbare Energie sein. Diese ist letztendlich auch von der Euro­päischen Kommission mit dem Green New Deal von Ursula von der Leyen festge­schrieben worden, und der ist ja durch Corona auch nicht ersetzt worden. Vielmehr wurde durch die Kommission betont, dass ab jetzt, wenn wir über die Zukunft reden, Gesundheit, Digitalisierung, aber vor allem auch die Umwelt mit am Tisch sitzen müssen.

Ich denke, gerade jetzt brauchen wir auch eine wirtschaftliche Zukunftsvision, und da heißt es nicht Wirtschaft versus Umwelt, sondern da heißt es durch Fragen im Zusammenhang mit den Möglichkeiten betreffend die Umwelt die Wirtschaft stärker voranzubringen, beispielsweise Europa im Bereich der Eigenversorgung mit Energie zu stärken – und da ist die erneuerbare Energie eine riesige Chance. Wir haben es in der Hand, und es sagt ja auch der Hausverstand, dass gerade die regionale Wert­schöp­fung letztendlich auch Versorgungssicherheit in Österreich gewährleistet.

Wenn ich hier vom Bereich der erneuerbaren Energien spreche, komme ich auto­ma­tisch auch auf das Beispiel Biomasse und Holz und die momentan massive Betrof­fen­heit aufgrund der Borkenkäferkalamitäten im Norden Österreichs, in den Waldgebieten des Waldviertels zu sprechen. Dort gibt es die äußerst groteske Situation, dass auf der einen Seite das österreichische Holz im Wald zurückbleibt, das heißt, dass CO2 durch Verrottung frei wird, obwohl das Holz bereits aufgearbeitet wurde, in unseren Werken aber importiertes Holz verarbeitet wird.

Da müssen wir auch von den Verarbeitern sozusagen die Klimaverantwortung einfor­dern, sodass wir geschlossene Kreisläufe innerhalb Europas, aber vor allem auch in­nerhalb der Nationalstaaten, dort wo wir Potenzial und Ressourcen haben, erhalten können (Beifall bei der ÖVP), um die Volkswirtschaft auch entsprechend mit Umwelt­leistungen zu unterstützen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Ernst-Dziedzic.)

16.45


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Bernhard. – Bitte.


16.45.50

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Herr Präsident! Geschätzte Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich auf meinen eigenen Antrag eingehe, möchte ich noch ein paar Worte an meinen Vorredner, den Vorsitzenden des Um­weltausschusses Lukas Hammer, richten: Das einfache Bashen unserer sozialen Marktwirtschaft und das Bashen von Märkten ist nichts anderes, als generell in der Politik: Dort, wo die Rhetoriker einfache Antworten auf komplexe Fragen geben, sind die Antworten meistens recht falsch.


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Das, was man über die Marktwirtschaft sagen kann – und das ist in der Umweltpolitik bedeutend –, ist, dass die Mittel im Kampf gegen den Klimawandel zu 90 Prozent aus der Privatwirtschaft heraus geleistet werden, es sind lediglich 10 Prozent, die die Staa­ten an sich aufbringen können. Das funktioniert in Europa, in den Vereinigten Staaten, in Australien, zunehmend auch in Südamerika und selbst in Südostasien.

Jetzt einfach weiter die Märkte anzugehen ignoriert übrigens auch, dass genau dort, wo der Markt absolut nichts zu sagen hat, auch die größten Probleme bestehen. Ich darf an Gazprom erinnern, ich darf an die staatlichen Ölunternehmen im Nahen Osten erinnern, ich darf an Venezuela erinnern und an viele andere Beispiele: Dort, wo der Staat keine Wettbewerbsfähigkeit braucht, dort, wo es keinen Markt gibt, versagt die Klima- und Umweltpolitik, das möchte ich schon einmal gesagt haben. (Beifall bei den NEOS.)

Ich möchte aber auch auf einen Antrag von uns eingehen, in dem es um die tat­sächliche Problematik der Bodenversiegelung und des Flächenmanagements geht, der leider in der vorliegenden Form im Umweltausschuss abgelehnt worden ist. Wir haben in Österreich nach wie vor ein zentrales Problem: Die Flächenversiegelung nimmt wieder zu.

Wir liegen derzeit bei 13 Hektar pro Tag, das entspricht allein im Jahr 2019 einer Fläche von 44 Quadratkilometern. Das ist keine Kleinigkeit! Wir sind damit pro Kopf der Einwohnerinnen und Einwohner in unserem Land Europameister. Es gibt keinen an­deren Staat innerhalb der Europäischen Union, der mehr Fläche versiegelt als Öster­reich, wir sind aber auch Europameister, was die Quadratmeter im Bereich der Einkaufszentren und bei den Autobahnkilometern betrifft – wir in Österreich versiegeln in allen Bereichen generell bedeutend mehr. Es gibt nicht jene Wertschätzung für die Natur, für das kulturelle Erbe, das wir in anderen Bereichen Europas sehen, und das haben wir NEOS im Umweltausschuss auch entsprechend thematisiert.

Damit zusammenhängend können wir auch – und das kennen wir in ganz vielen Regionen – das Problem des Ortskernsterbens erkennen: Wir können erkennen, dass es in den Ortskernen die besagte Problematik und an den Ortsrändern sozusagen aus­fransend Einkaufszentren gibt und dass manche Regionen in Österreich vielleicht auch Europameister bei den Kreisverkehren sind. – All das haben wir im Umweltausschuss entsprechend thematisiert.

Zuvorderst ist der Flächenverbrauch in Österreich aber eines: Er ist das zentrale und sozusagen größte Umweltproblem, das wir in Österreich haben und das wir gleichzeitig auch innerhalb Österreichs lösen können.

Solange wir die Menge an Flächen versiegeln, die wir heute versiegeln, haben wir weiter damit zu tun, dass wir ein massives Artensterben, einen massiven Biodiver­sitätsverlust haben – das ist nachgewiesen, das ist auf allen Ebenen sozusagen evident: vom Insekt über die Vögel bis zu den Säugetieren –, wir haben ein massives Problem durch die Flächenversiegelung im Bereich der Resilienz, der Widerstands­fähigkeit, beim Klimawandel – alles, was versiegelt ist, kann kein CO2 mehr speichern, alles, was versiegelt ist, kann auch keine Hitze mehr abwenden, es strahlt schlicht zurück –, und wir haben auch ein Problem in der Landwirtschaft – wir haben jetzt gerade wieder Lobeshymnen auf unsere Landwirtschaft gehört; jedes Jahr verlieren wir die Ernährungssicherheit von 20 000 Menschen durch die Flächenversiegelung. Das ist nicht wenig, das sind wertvolle Böden, und da braucht es massive Maßnahmen.

Wir NEOS haben ganz konkrete Lösungen auf den Tisch gelegt, wir haben gesagt, wir brauchen auch ein Bundesrahmengesetz und eine Bundesstrategie für das Flächen­management, wir brauchen ein Flächenrecycling und Ausgleichsmaßnahmen für Flächen, auf denen sozusagen neu gebaut wird, wir brauchen eine Anpassung der Förder- und


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Subventionssysteme, wir brauchen eine Vorbildwirkung der öffentlichen Hand und – ganz zentral, unser wesentliches Argument – eine Verlagerung der Flächenwidmung von der Gemeinde- auf die Landesebene. Es gibt ein ganz konkretes Beispiel, nämlich Bayern, wo das auch funktioniert. Dort gibt es einen in diesem Fall landesweiten Plan, es gibt auch ein entsprechendes Management, und die Gemeinden können partizipativ mitentwickeln, sie können aber nicht mehr entscheiden. All das führt dazu, dass man den Flächenverbrauch in den Griff bekommt.

Wir müssen davon wegkommen – das ist ein ganz zentrales Element; das muss in unseren Köpfen stattfinden, auch bei allen 183 Abgeordneten hier im Hohen Haus –, dass die Flächenversiegelung mit Wirtschaftswachstum gleichgesetzt wird. Ein kluges Wirtschaftswachstum verbraucht keine Flächen, verbraucht keine Natur, schafft aber Wohlstand, meine Damen und Herren. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

16.51

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abge­ordnete Rössler. – Bitte.


16.51.25

Abgeordnete Dr. Astrid Rössler (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Geschätzte Abgeordnete, Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmen! Das Umweltpaket der in Diskussion stehenden drei Tagesordnungs­punkte hat zwei Schwerpunkte: erstens den Klimaschutz und zweitens – darauf hat Kollege Bernhard schon hingewiesen – den Bereich Bodenschutz. Ich möchte das ein wenig korrigieren: Der Antrag wurde zwar formell abgelehnt, aber in Wirklichkeit wur­den seine maßgeblichen Inhalte aufgenommen und zu einem großen Gesamtpaket Bodenschutz erweitert.

Ausgehend von dieser Bundesstrategie für Raumordnung und Flächenmanagement hat sich zunächst eine intensive Debatte eben über die Zuständigkeiten für die Raum­ordnung in Österreich entwickelt, das heißt die Flächenwidmung im eigenen Wirkungs­bereich der Gemeinden, die Raumplanung auf Landesebene, aber es gibt natürlich auch eine Fachplanungskompetenz des Bundes. – Das ist Aufgabe der Politik, genau das ist der Grund, warum wir hier debattieren und entsprechende Vorschläge und Lö­sungen einbringen, denn diese Abstimmung ist Aufgabe und politische Verantwortung, um gerade beim Flächenverbrauch ein großes Stück besser zu werden.

Das Regierungsprogramm enthält diesbezüglich ein großes Umweltpaket, ein großes Klimaschutzpaket, in dem der Bodenverbrauch und das Sparen von Flächen, Res­sourcenschonung und Bodenschutz beinhaltet sind.

Raumordnung und Bodenschutz sind bei näherer Betrachtung natürlich eine Quer­schnittsmaterie, und daher haben wir – das war der Grund der Ergänzung – damit verwandte unmittelbar betroffene Bereiche in genau diesen Antrag der NEOS mitauf­genommen. Wir haben ihn in einer sehr konstruktiven, intensiven Diskussion im Um­weltausschuss gemeinsam ergänzt, damit die anderen, verwandten Themen dazu­kommen. Das sind: die Bodenschutzstrategie und das Flächenmanagement – ich möchte es auch noch um das Thema Biodiversitätsstrategie erweitern, denn auch das hängt mit dem Thema Flächenverlust und Bodenverbrauch unmittelbar zusammen –, weiters die Empfehlungen betreffend Flächensparen der Österreichischen Raumord­nungskonferenz, ergänzt um Brachflächenrecycling, Leerstandsmanagement, Leer­standserhebung, aber auch das Monitoring zum Bodenverbrauch und vor allem auch zur Bodenversiegelung, weiters die Förderung der Baukultur – gerade in Zeiten des Klimawandels brauchen wir qualitätsvolle Quartiersplanung in den Städten, um Hitze


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etwas abbauen oder lindern zu können, und wir brauchen das Thema Klimawan­del­anpassung insgesamt bei der Frage der Bodenversiegelung.

Schließlich geht es um die Vertragsraumordnung als wesentliches Instrument für die Gemeinden, um sparsamer und vor allem an den richtigen Standorten Flächen aus­zuweisen. Richtige Raumordnungspolitik ist in Wirklichkeit auch richtige und gute Klimaschutzpolitik. Wir brauchen nicht über eine Reduktion des Verkehrs zu disku­tie­ren, wenn wir neue Siedlungsgebiete abseits eines möglicherweise verfügbaren öffent­lichen Verkehrs ausweisen.

Natürlich geht es auch um die Stärkung der überregionalen Raumplanung einschließ­lich der Energieraumplanung.

Das alles ist ein richtig starkes, gutes Bodenschutz- und Raumordnungspaket gewor­den, und ich bedanke mich für die sehr konstruktive und intensive Debatte im Umwelt­ausschuss.

Wie hängen Klimaschutz, Boden und Corona zusammen? – Die Trockenheit wurde erwähnt, die Frostschäden im Obstbau. Boden hat so viele Funktionen, nicht nur als Lebensgrundlage, auch als Wasserspeicher, als CO2-Speicher, aber gerade in diesen Tagen, in denen wir danach lechzen, hinausgehen zu können, brauchen und schätzen wir den Boden als Bestandteil einer vielfältigen Landschaft und für die Schönheit der Natur. Dieses Raumordnungspaket ist somit ein richtig gutes Naturschutz- und Boden­schutzpaket geworden. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie bei Abgeordneten der NEOS.)

16.55


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abge­ordnete Herr. – Bitte.


16.55.52

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Wertes Hohes Haus! Ich bin jetzt seit circa einem halben Jahr Abgeordnete hier im Nationalrat, und schon nach eigentlich so kurzer Zeit frage ich mich, warum Gesetze manchmal nicht ganz ernst genommen zu werden scheinen und nicht wirklich hundertprozentig umgesetzt werden. (Ruf bei der ÖVP: Falsche Fraktion!) Das Klimaschutzgesetz ist ein ganz konkretes Beispiel dafür.

In den letzten Wochen ist kaum Regen gefallen, in der Folge gab es in ganz Österreich Waldbrände und haben wir auch besorgniserregend niedrige Grundwasserpegel – und es ist erst Mitte April.

Bereits jetzt können wir, wenn wir die letzten Monate heranziehen, sagen: Das Jahr 2020 ist um 2,6 Grad heißer als der Durchschnitt der letzten Jahrzehnte. Und trotzdem – trotzdem! – nimmt man das Klimaschutzgesetz anscheinend nicht ernst. Ich frage mich: warum? – Das Gesetz ist einfach erklärt: Es schreibt Jahr für Jahr vor, um wie viel wir die Treibhausgasemissionen reduzieren müssen, und – das ist ein wich­tiger Punkt – es schreibt auch vor, was passieren muss, wenn wir diese Klimaziele nicht einhalten: Dann muss man binnen sechs Monaten einen Plan dafür vorlegen, wie man nachschärft.

Genau das ist unter der damaligen Umweltministerin Köstinger nicht passiert, sie hat auf die sechs Monate gepfiffen und hat sich auf Kosten unserer Zukunft Zeit gegönnt – und wenn es etwas gibt in der Debatte um die Klimakrise, wovon wir Unmengen haben, dann ist es natürlich Zeit!

Ein Jahr später – es lief immer noch der Prozess um die Sofortmaßnahmen – zeigte auch die Bilanz des Folgejahres: Auch 2018 haben wir die Klimaziele überschritten. Wahrscheinlich, auch das kann man jetzt schon sagen, werden wir sie auch 2019


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überschreiten. Und auch die jetzige Umweltministerin von den Grünen hat die sechs Monate nicht eingehalten – würde man die Frist berechnen – und hat die allerletzte Frist für die Sofortmaßnahmen aufgrund der verfehlten Klimaschutzziele sausen las­sen.

Wir haben daraufhin gestern angekündigt, einen Antrag einzubringen, das nicht so stehen zu lassen, und siehe da, heute Morgen, um 9 Uhr Früh, kam ein Mail und die Maßnahmen aufgrund der verfehlten Klimaschutzziele wurden heute Früh präsentiert. Das zeigt uns vor allem, wie wichtig parlamentarische Kontrolle ist und warum wir der ÖVP und den Grünen auch beim Thema Klimaschutz ganz genau auf die Finger schauen müssen. (Beifall bei der SPÖ.)

Jetzt noch ein Satz zu den geplanten Sofortmaßnahmen, die heute vorgestellt wurden: Da werden jetzt großteils Maßnahmen aufgezählt, die es schon gibt. Da redet man vom Plastiksackerlverbot, davon, dass es Tempo 140 auf der Autobahn nicht mehr gibt – all das sind Maßnahmen, die es schon gibt. Frau Minister, das ist wirklich ambitionslos. (Beifall bei der SPÖ.) Der WWF nennt es „mutlos“, Global 2000 einen „Tiefpunkt“. Der Punkt ist: Ob diese Maßnahmen, die Sie vorgestellt haben, reichen, wissen wir ja gar nicht, wissen Sie auch selbst nicht – das steht ja in dem Papier. Obwohl das Gesetz genau das vorschlägt, ist nicht klar, ob wir mit den Maßnahmen, die heute vorgestellt werden, überhaupt das Gesetz einhalten können. Ich frage: Wieso schreiben wir dann solch konkrete Maßnahmen in ein Gesetz, wenn es ganz offenbar wurscht ist, ob wir sie dann einhalten oder nicht?

Es darf von ÖVP und Grünen, die sich das Erreichen der CO2-Neutralität bis 2040 auf die Fahnen heften, ganz einfach nicht zu viel verlangt sein, das eigene Klima­schutz­gesetz einzuhalten, daher bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend „wo blei­ben die Sofortmaßnahmen für den Klimaschutz?“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie wird aufgefordert, die Ergebnisse der Verhandlungen gemäß § 3 Absatz 2 des Klimaschutzgesetzes umgehend zu quantifizieren und zu veröffentlichen und entsprechende Sofortmaßnahmen im Sinne des Klimaschutzes zu setzen, mit denen die Zielerreichung sichergestellt wird.“

*****

Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

17.00

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Unselbständiger Entschließungsantrag

der Abgeordneten Julia Herr,

Genossinnen und Genossen

betreffend wo bleiben die Sofortmaßnahmen für den Klimaschutz?


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eingebracht im Rahmen der Debatte über den Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 395/A(E) der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortmaßnahmen zur Einhaltung der nationalen Klimaziele (90 d.B.)

Am 29. Jänner 2019 wurde bekannt, dass die Jahreshöchstmengen nach dem Klima­schutzgesetz im Jahr 2017 erstmals überschritten wurden. Statt dem Zielwert von 49,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent wurden in diesem Jahr 51,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent emittiert1.

Für diesen Fall hält das Klimaschutzgesetz im § 3 Abs. 2 fest, dass „Bei Überschreiten der gemäß völkerrechtlichen oder unionsrechtlichen Verpflichtungen für die Republik Österreich ab dem Jahr 2013 geltenden Höchstmengen von Treibhausgasemissionen […] auf Basis einer Evaluierung der gesetzten Maßnahmen umgehend weitere Ver­handlungen über die Stärkung bestehender oder Einführung zusätzlicher Maßnahmen zu führen [sind]. Diese Verhandlungen sind jeweils binnen sechs Monaten abzu­schließen.“

Am 13. März 2019 hat das Nationale Klimaschutzkomitee zu dieser Frage getagt. Dabei wurde seitens des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus die Ansicht vertreten, dass zuerst eine Evaluierung der bestehenden Maßnahmen erfolgen solle, und erst nach einer Evaluierung die gesetzlich vorgeschriebene Frist von 6 Monaten zu laufen beginne.

Demgegenüber lauten die Erläuterungen zu § 3 Abs. 2 des Klimaschutzgesetzes allerdings:

„Weitere Verhandlungen über die Stärkung bestehender oder Einführung zusätzlicher Maßnahmen sind dann zu führen, wenn die für die Republik Österreich ab dem Jahr 2013 jeweils geltenden, völkerrechtlich oder unionsrechtlich verbindlichen Höchst­men­gen überschritten werden. Dabei hat eine Evaluierung bereits gesetzter Maßnahmen stattzufinden. Diese weiteren Verhandlungen während einer Verpflichtungsperiode sind jeweils binnen sechs Monaten abzuschließen.“

Und § 28 Abs. 3 des Finanzausgleichsgesetzes besagt:

„Für den Fall, dass die für die Republik Österreich unionsrechtlich oder völkerrechtlich geltenden Höchstmengen von Treibhausgasemissionen überschritten werden oder nur aufgrund von Ankäufen von Klimaschutz-Zertifikaten (§ 29) nicht überschritten werden, setzen Bund und Länder umgehend verstärkte Maßnahmen aus der Besorgung ihrer jeweiligen kompetenzrechtlichen Aufgaben, um die Einhaltung dieser Höchstmengen mit nationalen Maßnahmen sicherzustellen.“

Dennoch hat es bis Oktober 2019 gedauert, bis eine Evaluierung vorgelegt wurde, ganze 10 Monate nachdem die Überschreitung der Jahreshöchstmengen aus 2017 bekannt wurde. Nach Rechtsmeinung des damaligen BMNT begann erst zu diesem Zeitpunkt die 6-monatige Frist für die Verhandlungen über „Sofortmaßnahmen“. Der Prozess wird also über ein Jahr dauern bis einmal feststeht, welche Gegen­maß­nahmen getroffen werden. Spätestens am 10. April 2020 sollten die Verhandlungen, 6 Monate nach Vorstellung der Evaluierung, jedoch abgeschlossen sein.

In der Zwischenzeit wurden auch die Emissionszahlen für das Jahr 2018 veröffentlicht, und wieder wurde die Jahreshöchstmenge von 48,9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent um 1,6 Mio. Tonnen überschritten2. Würde der Prozess für die Erarbeitung von Gegen­maßnahmen nun wieder so lange dauern wie zuletzt, würde das Ergebnis erst im Jahr 2021 vorliegen, wenn die Ziele für 2020 schon hinfällig sind.

Im Umweltausschuss vom 10. März 2020 hat die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie aber angekündigt, die Ver-


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hand­lungen für die Zielverfehlung des Jahres 2018 in den Verhandlungsprozess für die Zielverfehlung des Jahres 2017 zu integrieren. Ein diesbezüglicher Antrag wurde von ÖVP und Grünen jedoch abgelehnt.

Spätestens mit 10. April 2020 hätten nun aber die Verhandlungen abgeschlossen sein sollen, und das Nationale Klimaschutzkomitee wäre zu informieren gewesen. Die Be­kanntgabe einer Maßnahmenliste, die lediglich die Auflistung bisheriger Aktivitäten auf Bundes- und Landesebenen ohne Quantifizierung der Wirksamkeit darstellt, wurde am 22.4.2020 an die Mitglieder des Nationalen Klimaschutzkomitees übermittelt. In der Einleitung heißt es:

"Da nur wenige der Maßnahmen quantifiziert wurden, kann auf Basis der vorliegenden Informationen keine konkrete Einschätzung zur Wirkung der Maßnahmen und ihren Beitrag zur Zielerreichung bis 2020 getroffen werden." Und weiters wird nicht der Anspruch erhoben „mit den gelisteten Maßnahmen allein eine Zielwerteinhaltung in den Jahren 2019 und 2020 sicherzustellen.“

Genau das sehen die Regelungen im Klimaschutzgesetz und Finanzausgleichsgesetz aber vor.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie wird aufgefordert, die Ergebnisse der Verhandlungen gemäß § 3 Absatz 2 des Klimaschutzgesetzes umgehend zu quantifizieren und zu veröffentlichen und entsprechende Sofortmaßnahmen im Sinne des Klimaschutzes zu setzen, mit denen die Zielerreichung sichergestellt wird.“

1 http://www.umweltbundesamt.at/news_190129

2 https://umweltbundesamt.at/aktuell/presse/lastnews/news2020/news_200203/

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Antrag ist ausreichend unterstützt, ordnungs­gemäß eingebracht und steht in Verhandlung.

Ich begrüße Frau Ministerin Gewessler, sie gelangt nun zu Wort. – Bitte, Frau Minister.


17.00.20

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Zuerst möchte ich ein Danke aussprechen – ein Danke für die vorbereitenden Arbeiten im Umweltausschuss und auch für die hoffentlich breite Unterstützung für den Antrag zum Klimacheck heute hier im Hohen Haus, denn das ist ein ganz, ganz wichtiger Schritt in einem sehr sensiblen und sehr wichtigen Bereich, nämlich dem Bereich der Klimagovernance.

Es geht um die Frage, wie institutionelle, politische und strukturelle Rahmen­bedingun­gen sicherstellen können, dass die Maßnahmen, die wir hier beschließen, die wir als Bundesregierung vorschlagen, auf den Klimaschutz ausgerichtet sind. In diesem Sinn ist der Klimacheck, der im Umweltausschuss breit unterstützt wurde, wirklich ein wichtiger Meilenstein, und ich danke Ihnen, wenn Sie ihn heute auf den Weg bringen,


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denn wir sehen – und das leitet zum zweiten Thema, dem Klimaschutzgesetz, über –, wir haben auch im Bereich der Klimagovernance Aufholbedarf und Handlungsbedarf.

Wir haben heute den Bericht laut Klimaschutzgesetz veröffentlicht. Worum geht es darin? – Die Treibhausgasemissionen jener Verursacher, die nicht vom Emissions­han­del erfasst sind, lagen in Österreich 2017 und 2018 über dem Zielpfad gemäß EU-Recht und auch über dem Zielpfad gemäß Klimaschutzgesetz – das ist klar. Das hat einen Mechanismus in Gang gesetzt: Die Übergangsregierung hat als Folge der Über­schreitung im Jahr 2017 in Entsprechung der gesetzlichen Vorgaben einen Prozess zur Erarbeitung und auch Erfassung zusätzlicher Maßnahmen gestartet.

Ich habe diesen laufenden Prozess übernommen, habe ihn dann im Hinblick auf eine Diskussion im Umweltausschuss gestrafft, das Jahr 2018 dazugenommen, und dieser gemeinsame Prozess, dieser Prozess gemäß Klimaschutzgesetz, wurde jetzt abge­schlossen. Die Maßnahmen und die Tabelle mit den gemeldeten Maßnahmen wurden heute auf der Website des BMK veröffentlicht und auch an das Nationale Klimaschutz­komitee übermittelt. Dieses wird, sobald es wieder möglich ist, zusammentreten, um diesen Bericht zu diskutieren, denn ja, wir müssen ihn diskutieren, und ja, wir haben Handlungsbedarf, und zwar auf zwei Ebenen.

Einerseits pflichte ich all jenen bei, die sagen, der im geltenden Klimaschutzgesetz vor­gesehene Verhandlungsprozess bei Zielwertüberschreitung ist verbesserungswürdig. Das haben auch wir erkannt und arbeiten deswegen im Bundesministerium jetzt schon an der Umsetzung jenes Passus im Regierungsprogramm, der vorsieht, in einem neuen Klimaschutzgesetz einen verbesserten „Mechanismus zum Ergreifen von zu­sätzlichen Maßnahmen bei Zielverfehlung“ zu etablieren. Warum ist das so wichtig? – Wir müssen auch die institutionellen Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass wir alle, von der Gemeindeebene über die Länderebene bis hin zur Bundesebene, an einem Strang ziehen, um diese wirklich ambitionierten Ziele zu erreichen.

Der zweite Punkt: Ja, wir haben viel zu tun, auch das zeigt diese Maßnahmentabelle. Das ist völlig klar. Die Maßnahmen bilden den Status quo vor Erstellung des Regie­rungsprogramms ab, das heißt, insbesondere alle zusätzlichen Maßnahmen aus dem Regierungsprogramm sind da noch nicht abgebildet, ohne Zweifel – das zeigen uns die Treibhausgasbilanzen, das zeigt uns die Historie, das zeigt uns auch der Forecast für 2019/2020 – haben wir aber viel zu tun.

Was haben wir deswegen getan? – Es geht ja bei diesen Maßnahmen vor allem um Maßnahmen, die unmittelbar für die Bilanz 2020 wirksam sind. Sie werden in der Budgetdebatte nächste Woche hören beziehungsweise in den Unterlagen zum Budget schon gesehen haben, dass die Mittel für den Klimaschutz und für ganz zentrale Fördermaßnahmen in diesem Budget deutlich erhöht werden, sei es zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Raus-aus-dem-Öl-Bonus, der deutlich gesteigert wurde, oder der thermischen Sanierung. Das ist, wie ich glaube, gerade zum jetzigen Zeitpunkt ein ganz, ganz wichtiges Signal, weil das einer jener Bereiche ist, in dem Klimaschutz ganz besonders zu einem positiven Weg aus der aktuellen Krise werden kann, denn das induziert lokale Beschäftigung und lokale Wertschöpfung. Thermische Sanie­rungen machen die Baubetriebe in Österreich, das hilft somit einer Branche, die gerade besonders unter Druck ist. Den Ölkessel tauscht der Installateur, die Installateurin aus dem Ort, auch das führt zu lokaler Beschäftigung, lokaler Wertschöpfung, ist also ein klassischer Win-win. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Des Weiteren sind wir sehr intensiv am Erarbeiten der Maßnahmen, die einen legis­tischen Rahmen brauchen, die daher ab 2021 wirken. Zum einen betrifft das – das wurde bereits von Abgeordnetem Schmuckenschlager angesprochen – den Ausbau der Erneuerbaren. Wir sind intensiv am Arbeiten, was das EAG, den Öffiausbau, das 1-


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2-3-Ticket betrifft, viele Projekte, die Sie kennen; wir arbeiten aber auch – und da repliziere ich auf die Anmerkung betreffend Bodenschutz – an einer Novelle zum Alt­lastensanierungsgesetz, die auch ein neues Förderinstrument zum Brachflächen­recycling beinhalten wird. Bereits versiegelte Flächen nachzunutzen, neu zu nutzen, ist ein Baustein, nicht die Lösung für alles, aber ein wichtiger Baustein, und damit wollen wir in dieser Novelle einen Beitrag liefern, einen Schritt im Zusammenhang mit diesem umfassenden Bodenschutzpaket machen, das im Umweltausschuss beschlossen wurde.

Es ist vollkommen klar, dass wir im Bereich Klimaschutz viel zu tun haben, wir haben uns ambitionierte Ziele gesetzt, aber ich möchte meine Klimaschutzpolitik auf Basis der Wissenschaft machen. Es ist völlig unzweifelhaft, dass der Verkehr in den letzten Jahren und Jahrzehnten diesbezüglich einen beziehungsweise den substanziellen Beitrag geleistet hat und sich von allen Sektoren auch am nachteiligsten entwickelt hat. Dass es sich natürlich auch auf die Emissionen auswirkt, wenn es eine Zeit lang sehr viel weniger Verkehr gibt, auch sehr viel weniger produziert wird, ist anzunehmen, dazu liegen aber noch keine fundierten Daten vor; das ist dann erst in ein paar Monaten abzulesen. Was schon vorliegt, sind Daten betreffend die unmittelbare Auswirkung auf die Luftgüte; auch das möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, weil es hier zitiert wurde.

Ich habe Daten von zwei Messstellen in Oberösterreich, anhand derer man auch sehen kann, dass sich die österreichische Bevölkerung wirklich sehr vorbildlich an die Maß­nahmen zur Verkehrsbeschränkung und zur Eindämmung der Coronakrise hält. Die Belastung mit Stickstoffdioxid ist an der Messstelle beim Römerbergtunnel auf rund 15 Prozent zurückgegangen, in Enns auf rund 10 Prozent. Das heißt, man sieht natürlich einen unmittelbaren Effekt. Ist das eine Lösung? – Nein, natürlich nicht. Das ist auch nicht etwas, worüber ich mich freuen kann, weil eine Krise Klimapolitik nicht ersetzt.

Unsere Aufgabe, unsere gemeinsame Aufgabe wird es sein, dass wir am Weg aus der Krise mit ambitionierter Klimapolitik zwei Probleme auf einen Schlag lösen, nämlich indem wir uns einem dräuenden Wirtschafts- und Arbeitsmarktproblem mit voller Kraft entgegenstellen und indem wir für einen lebenswerten Planeten sorgen. In diesem Sinn freue ich mich auf die Zusammenarbeit. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

17.08


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Jeitler-Cincelli. – Bitte.


17.08.32

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Geschätzte Kol­leginnen und Kollegen! Auch ich möchte mich bedanken, ich finde auch, dass das eine sehr interessante und konstruktive Debatte war. Meiner Meinung nach war das eine besondere Ausschusssitzung, ich finde, dass sehr, sehr viel sachorientiert diskutiert werden konnte; das findet nicht in jedem Ausschuss statt und das ist sehr lehrreich für uns alle.

Momentan werden diese Umweltthemen ja leider komplett von anderen Themen überschattet. Die Diskussionen über die Veränderung des Klimas, Fridays for Future, all diese Themen sind gefühlt sehr, sehr weit weg, das ist nahezu verstummt. Gleich­sam haben sich manche Herausforderungen durch die völlige Umstellung unseres Lebens, aufgrund des mangelnden Flugverkehrs, dadurch, dass keine beziehungs­weise weniger Frachtschiffe unterwegs sind, verschoben. Es entsteht immer mehr Bewusstsein bei den Menschen, auch was regionalen Konsum betrifft, glaube ich.


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Irgendwie hat man so das Gefühl, Corona hat Greta Thunberg fast ein bisschen den Rang abgelaufen. Ich glaube aber, da wir uns ja alle daran orientieren wollen, die Volkswirtschaft wieder hochzufahren, damit wir schnell wieder auf ein vergangenes Leistungsniveau zurückkommen, müssen wir gerade auch in diesem Bereich schauen, wo wir unternehmerische Chancen erkennen können – und da sind wir in Österreich mit umweltpolitischen Maßnahmen ganz, ganz vorn dabei.

Wir verfolgen eine Klimapolitik auf zwei Säulen: Die eine ist die Reduktion von Treib­hausgasemissionen und die andere ist die Anpassung an die nicht vermeidbaren Folgen des Klimawandels. Um künftige Maßnahmen strukturiert und bedachtsam um­setzen zu können, bietet, wie ich finde, der Klimacheck ein sehr, sehr wertvolles Instrument. Ich habe das Gefühl, das ist ein bisschen ein 360-Grad-Radar, mit dem man sich orientieren kann, wie auch bei allen staatlichen Entscheidungen der Klima­schutz mit einbezogen wird. Ich glaube, dass das eine ganz, ganz tolle Sache war, auch in der Diskussion, weil wir uns schlussendlich alle darin einig waren – vielleicht in Details unterschiedlich –, dass das notwendig ist, um Österreich in 20 Jahren klima­neutral zu machen.

Unser Ziel ist es aber auch, weiterhin eine Vorreiterrolle in Europa einzunehmen. Wir sind mit unseren Umwelttechnologien, mit unseren innovativen UnternehmerInnen und Unternehmen in diesem Bereich ganz, ganz weit vorne dabei. Das ist für mich ein großer Bereich der Wirtschaft, der auch in Zukunft noch sehr weit ausbaubar ist. Allein wenn man sich diese SDGs anschaut, was da alles möglich und zu leisten ist, dann sind das Geschäftsmodelle, die auch unseren Wohlstand in Österreich wieder nach vorne bringen können.

Und ein Appell an die Menschen und die vielen jungen Leute – vielleicht HTL-Absol­venten, TU-Studenten –, die jetzt zu Hause sind: Bringt irgendein Projekt auf den Weg! Startet eine Initiative! Ich glaube, jetzt ist genau die richtige Zeit dafür, da in Gedanken hineinzugehen. Schreibt verschiedenen großen Firmen! Ich glaube, jetzt haben wir die Zeit, aus dieser Krise auch eine Chance zu machen. – Vielen, vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

17.11


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Prinz. – Bitte.


17.11.40

Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundes­minister! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Ja, Boden ist ein sehr hohes Gut, und der Boden- und Flächenverbrauch hat die letzten Jahrzehnte durchaus zuge­nommen. Allein wenn man sich die letzten 60 Jahre vergegenwärtigt, so ist rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Produktionsfläche verloren gegangen. Allerdings darf man schon dazusagen: Landwirtschaftliche Produktionsfläche oder Bodenverbrauch hängt natürlich auch mit wirtschaftlicher Entwicklung zusammen, ob das einerseits im Gewerbe- und Industriebereich ist oder andererseits die Frage betrifft, wie man eigent­lich wohnen möchte. Es wohnen Gott sei Dank nicht alle Leute in Österreich in großen Miethäusern, sondern es gibt sehr viele Eigenheime, und auch das hat einen gewissen Einfluss darauf, wie viel Bodenverbrauch es gibt.

Wenn ich sage, Boden ist ein sehr hohes Gut, so ist das von der Wertigkeit her regional natürlich auch sehr unterschiedlich. Denken wir an den Bezirk Linz-Land oder das Dreieck Steyr-Linz-Wels in Oberösterreich. Ich würde dort kein Landwirt sein wollen, weil es dort einen Riesendruck in Richtung Bodenverbrauch gibt, während es in anderen Bereichen völlig anders ist. Vergegenwärtigt man sich, was der Boden­verbrauch auf Basis des Jahres 2019 bedeutet, so hat unsere Bundeshauptstadt Wien


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eine Fläche von 414 Quadratkilometern, und legt man das um, dann ist in rund neun Jahren die Fläche von Wien verbraucht – spricht man auf Basis des Jahres 2019.

Auf dieser Ebene sind, glaube ich, viele Initiativen der Bundesregierung sehr wertvoll – diese sind heute schon angesprochen worden, aus Zeitgründen will ich sie nicht wie­derholen –, und es ist wichtig, dass sie auch in der Zukunft entsprechend umgesetzt werden.

In Richtung Raumordnung sei mir schon noch ein Hinweis erlaubt: All jene, die ein bisschen in der Kommunalpolitik daheim sind – und ich glaube, egal in welchem Bundesland –, wissen, dass Raumordnung in der Kompetenz der Gemeinden in Zu­sammenarbeit mit den Ländern in guten Händen ist (Zwischenruf des Abg. Bernhard), aber noch mehr Kooperation und Zusammenarbeit auf Ebene Gemeinden-Länder-Bund ist wertvoll, und miteinander kann erreicht werden, dass etwas Vernünftiges herauskommt. (Beifall bei der ÖVP.)

17.13


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Diesner-Wais. – Bitte.


17.13.53

Abgeordnete Martina Diesner-Wais (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Staatssekretär! Auf der einen Seite ist unser Boden, unsere Landschaft vielfältig, auf der anderen Seite haben wir einen starken Verbrauch dadurch, dass wir in der vergangenen Zeit täglich 13 Hektar versiegelt haben, und das hat natürlich Auswirkungen auf die ganze Umwelt. So gibt es bei Starkregen mehr Überschwemmungen, da die Versickerungsflächen oft nicht ausreichend vorhanden sind.

Es gibt auch das Problem, dass in den Ortskernen die Häuser teilweise nicht mehr saniert werden, da die Kosten für die Entsorgung sehr hoch sind. Daher sterben in kleineren Gemeinden die Ortskerne aus und am grünen Speckgürtel der Städte wird einfach mehr gebaut – das natürlich auch zulasten landwirtschaftlicher Anbauflächen.

Wie ich schon angeführt habe, werden 13 Hektar pro Tag versiegelt. Das ist so viel wie 20 Fußballfelder, und man muss bedenken, es passiert täglich – das ergibt einen jährlichen Verlust von 5 000 Hektar. Das wiederum entspricht einem Verlust von 30 Mil­lionen Kilo Brotgetreide, was mit der Menge gleichzusetzen ist, die 350 000 Ös­ter­reicher und Österreicherinnen im Jahr zu sich nehmen.

Um die Ernährungssicherheit Österreichs weiter zu gewährleisten, ist es natürlich auch notwendig, dass man auf den Bodenverbrauch schaut. Im Regierungsprogramm sind wirklich gute Ansätze enthalten, damit man eben auf Klimaschutz und auf die Reduktion des Bodenverbrauchs achtgibt. Es ist schon angeführt worden: Eine Boden­schutzstrategie und auch eine zukunftsorientierte Raumordnung, die – wie schon angesprochen – Kooperation zwischen Ländern, Gemeinden und Bund, und auch die Förderung von Brachflächenrecycling sind natürlich sehr wichtig. Ich möchte auch noch besonders die Förderung der Sanierung von Gebäuden in Ortskernen erwähnen.

Die Coronakrise hat uns gezeigt, wie wichtig ein hoher Eigenversorgungsgrad durch die Landwirtschaft in Österreich ist. Daher ist es ein guter Weg, den wir in Zukunft gehen, indem wir darauf achten, dass wir nicht so viel Boden versiegeln wie bisher. Trotzdem ist es aber auch wichtig, im ländlichen Raum und in den dortigen Gebieten auch weiterhin Infrastrukturmaßnahmen zu setzen, aber das mit Hirn und Hand und Herz. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.16



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 199

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

17.16.5016. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (15 d.B.): Luft­verkehrsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika als erster Partei, der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten als zweiter Partei, Island als dritter Partei und dem Königreich Norwegen als vierter Partei (57 d.B.)

17. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über die Regierungsvorlage (16 d.B.): Zusatz­abkommen zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten als erster Partei, Island, als zweiter Partei, und dem Königreich Norwegen, als dritter Partei, betreffend die Anwendung des Luftverkehrsabkommens zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika als erster Partei, der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten als zweiter Partei, Island als dritter Partei und dem König­reich Norwegen als vierter Partei (58 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zu den Tagesordnungspunkten 16 und 17, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weratschnig. – Bitte.


17.17.35

Abgeordneter Hermann Weratschnig, MBA MSc (Grüne): Sehr geehrter Herr Prä­sident! Werte Abgeordnete! Hohes Haus! Was sind die wesentlichen Punkte des vorliegenden Luftverkehrsabkommens in Bezug auf die Luftfahrt? – Die Herausforde­rungen haben sich in den letzten Wochen vollständig verändert. Der Luftverkehr wird sich verändern, er wird sich verändern müssen. Das ist auf der einen Seite Belastung, das ist aber auch Chance für ein Umdenken im europäischen Luftverkehr. Klimabe­dingungen zu beachten, die Sicherung von Arbeitsplätzen und weiterhin internationale Verbindungen anbieten zu können – das ist der Auftrag. Staatshilfen dürfen für die Luftverkehrsbranche nicht zum Freibrief werden, um unbeeindruckt so weitermachen zu können wie vor der Krise. – Not more of the same!

Verantwortungsvoller Umgang mit dem Steuergeld ist gefragt. Und eines ist ganz klar: Der Raubtierkapitalismus auf Flughöhe der Billigairlines muss auf den Boden kommen, es muss Schluss mit diesen unlauteren Methoden sein, die da an den Tag gelegt wer­den. Mit Dumpingangeboten um die Wette zu fliegen zulasten ökologischer und sozial gerechter Standards muss ein Ende haben, werte Abgeordnete. (Beifall bei den Grünen.)

Im Wettbewerb der Flughäfen um Frequenz zerstört der Preiskampf Existenzen, Unter­nehmen, und mit den Folgen bleibt der Bürger, die Bürgerin alleine an Bord zurück. Das ist die falsche Destination, werte Abgeordnete. Dieses Betriebskonzept ist zu ändern! Das ist nicht Globalisierung, wie wir sie uns vorstellen, das ist unsolidarisch. Die AUA mit sozialen und arbeitsrechtlichen Standards, die verbesserungswürdig sind, hat da sehr schlechte Karten, wenn ihr die Billigflieger ständig um die Ohren fliegen


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und den SteuerzahlerInnen die Ohrwaschl brennen, wenn es wieder darum geht, Steuerhilfen freizugeben.

Es braucht eine Schubumkehr im europäischen Luftverkehr und einen Senkrechtstart für sozial und ökologisch faire Bedingungen. Dabei ist eines, glaube ich, ganz wichtig: Es braucht verbindliche Bedingungen im Flugverkehr zur Erfüllung der Pariser Klima­ziele. Das ist ebenfalls ein großer Auftrag.

Runter mit den Emissionen und dem Lärm, rauf mit der Qualität! Dafür braucht es, glaube ich, post Corona Unterstützung hier im Hohen Haus. Das sind die Heraus­for­derungen des Abkommens und vor allem auch für uns in Österreich in den kom­men­den Tagen, wenn wir darüber diskutieren, wie die Luftverkehrswirtschaft, die Luftver­kehrsbranche in Österreich weiterhin einen sozial gerechten Standort vorfinden kann. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.20


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Stöger ist zu Wort gemel­det. – Bitte.


17.21.02

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bun­desministerin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Der Luftverkehr verbindet die Natio­nen. Es ist für Österreich wichtig, dass es Verbindungen zu anderen Nationen gibt. Wir sind ein UNO-Standort, wir sind tätig im Bereich des Tourismus, wir sind eine Kultur­nation, wir wollen, dass Menschen nach Österreich kommen können. Das ist wichtig. Dazu braucht es auch die notwendigen Verkehrsverbindungen.

Gerade in der Luftfahrt ist es wichtig – da kann ich meinem Vorredner durchaus zustimmen –, die neue Entwicklung sicherzustellen. Damit wir die neue Entwicklung im Flugverkehr sicherstellen können, braucht es auch ein starkes Unternehmen, das von öffentlicher Hand gestaltet werden kann. Es gibt jetzt ein Zeitfenster, um das öster­reichische Unternehmen AUA wieder in öffentliche Entscheidungsprozesse zu bringen beziehungsweise das umzusetzen, was die Menschen brauchen. (Beifall bei der SPÖ.)

Daher habe ich einige Fragen an die Bundesregierung: Soll es öffentliche Gelder für die AUA geben? Wollt ihr das? Wenn ihr das wollt: Welche Art finanzieller Hilfen soll das sein? An welche Bedingungen wollt ihr das knüpfen? Wie wird es mit der AUA, dem Luftverkehrsstandort Wien-Schwechat und auch den anderen Standorten lang­fristig weitergehen? Dazu muss es transparente Informationen geben, damit wir hier im Parlament eine Diskussion darüber führen können, wie wir damit umgehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Mir persönlich sind die Zukunft von Arbeitsplätzen bei der AUA und die Sicherung des Wirtschaftsstandortes in Ostösterreich ganz besonders wichtig. Da haben Geheimver­handlungen keinen Platz. Wenn wir nicht schnell helfen, um Arbeitsplätze zu sichern, dann ist eine staatliche Beteiligung entweder an der Lufthansa oder direkt an der AUA – ich denke, die AUA ist für den Wirtschaftsstandort Österreich systemrelevant; es geht um die Beschäftigten – notwendig. Wenn wir das wollen, dann muss die AUA eine Chance auf der Langstrecke haben. Wir wissen, dass die Kurzstrecken in Zukunft eher mit dem Zug durchgeführt werden als mit dem Flugzeug. Das wird so sein, und daher brauchen wir die Perspektive der Langstrecke, und deswegen brauchen wir eine Hilfeleistung, die wirkt. – Besten Dank. (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ.)

17.24


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Abgeordnete Kirchbaumer ist zu Wort gemel­det. – Bitte.



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17.24.21

Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer (ÖVP): Herr Präsident! Werte Frau Bundes­ministerin! Werter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zusehe­rinnen und Zuseher zu Hause! Über die Luftfahrt zu sprechen erscheint vielleicht zum jetzigen Zeitpunkt, in der Zeit der Coronapandemie, nachdem die gesamte Luftfahrt zum Erliegen gekommen ist, nicht allzu wichtig. – Doch, es ist wichtig: Es wird ganz bestimmt eine Zeit nach Corona geben, und es müssen alle Vorbereitungen dafür getroffen werden, dass es auch in Zukunft einen einwandfreien und barrierefreien Flugverkehr gibt.

Im internationalen Luftverkehr ist es nicht nur notwendig, dass die Behörden gut zu­sammenarbeiten, wichtig für die Passagiere ist auch, dass sie sicher und komfortabel reisen können und das beste Angebot zur Verfügung haben.

Grundsätzlich sollen mit diesem Abkommen also zusätzliche Möglichkeiten für Investi­tionen geschaffen werden. Damit wird der Marktzugang für die Luftfahrtunternehmen in allen beteiligten Ländern erleichtert. Der vorliegende Antrag beschäftigt sich mit dem Beitritt von Norwegen und Island zum Luftverkehrsabkommen zwischen der Europä­ischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika. Das ebenfalls vorliegende Zusatzprotokoll regelt darüber hinaus die Vorgehensweise zwischen der Europäischen Union, Norwegen und Island betreffend Schiedsgerichtsverfahren sowie die Vorge­hensweise im Falle der Aussetzung von Verkehrsrechten. Die Vorgehensweise be­treffend staatliche Beihilfen wird im Abkommen ebenfalls geregelt.

Das Ziel dieses Abkommens ist es, einen Wettbewerb auf Augenhöhe zu schaffen. Es wird auch in Zukunft noch einige Anstrengungen brauchen, um Schranken und Barrieren abzubauen und den Marktzugang auszubauen.

Apropos Schranken und Barrieren: Ich persönlich wünsche mir, dass es solche Abkom­men in naher Zukunft auch im Schienenverkehr geben wird. Wie bereits mehrfach berich­tet, gibt es bei den Zulaufstrecken zum Brennerbasistunnel massive Probleme. Es braucht einen Schulterschluss zwischen Tirol, Südtirol und Bayern, damit die Zulaufstrecken so schnell wie möglich gebaut werden, damit dieses europäische Projekt nicht zum europäischen Desaster wird. Eigentlich ist es schon nach zwölf.

Im internationalen Flugverkehr ist es nicht notwendig, dass der Pilot, wenn er eine Ländergrenze überschreitet, ausgewechselt wird, im Schienenverkehr muss der Lokomotivführer sehr wohl ausgewechselt werden. Da müssen wir nach dem Vorbild des Flugverkehrs weiterarbeiten, um auch im internationalen Schienenverkehr attrak­tiver zu werden. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Staatssekretär Magnus Brunner. – Bitte.


17.27.30

Staatssekretär im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Dr. Magnus Brunner, LL.M.: Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Damen und Herren Abgeordnete! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Zum eigentlichen Thema der Luftverkehrsabkommen, glaube ich, muss ich nicht mehr viel sagen – Frau Abgeordnete Kirchbaumer hat sie bereits ausführlich behandelt –, außer vielleicht, dass wir in dieser Krisensituation nur hoffen können, dass wir bald wieder solche Abkommen brauchen werden, wenn wir aus der Krise hoffentlich heraus­gekommen sind.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 202

Manche Vorredner und Frau Abgeordnete Kirchbaumer haben das auch ange­sprochen: Die Luftverkehrsbranche ist in einer beispiellosen Krise, insbesondere die europäischen Fluglinien. Auch die aktuellen Diskussionen um Reisefreiheit, um Som­mertourismus zeigen, dass eine Normalisierung des Reiseverkehrs in absehbarer Zeit nicht wirklich zu erwarten ist.

Vor diesem Hintergrund – da darf ich auf die Vorredner kurz eingehen – haben wir natürlich das Ziel, den Luftverkehrsstandort Österreich nachhaltig zu sichern. Da sind wir, glaube ich, alle einer Meinung. Dabei spielt natürlich auch die Aufrechterhaltung des Drehkreuzes am Flughafen Wien und eines starken Hubcarriers in Österreich eine besondere Rolle; Abgeordneter Stöger hat bereits darauf hingewiesen.

Auch für die Wirtschaft insgesamt und für den Tourismus in Österreich ist ein Hub und damit auch eine gewisse Ausgewogenheit zwischen Langstrecke, Mittelstrecke und Kurzstrecke ganz entscheidend. Um nur die Austrian Airlines als Beispiel herzu­neh­men: Die AUA bietet als einzige Fluglinie Direktverbindungen von Österreich in die USA an, und von insgesamt 46 Osteuropadestinationen bedient sie 30 ab Wien. Da sieht man die Bedeutung. In diesem Zusammenhang hat auch die Sicherung von Arbeitsplätzen in der Luftfahrt entlang der gesamten Wertschöpfungskette für uns eine ganz hohe Priorität. Die heimische Luftfahrt im weitesten Sinne sichert mehr als 55 000 Arbeitsplätze – das muss man sich vorstellen!

Es gibt dazu auch eine neue Studie des Economica Institut für Wirtschaftsforschung, die den Einfluss auf Arbeitsplätze, dieses Verhältnis ganz gut aufzeigt. Darunter fallen 30 000 Beschäftigte direkt im Luftverkehrsbereich, aber auch 20 000 Arbeitsplätze in Unternehmen des sogenannten Vorleistungsnetzwerkes, also alles, was darum herum ist. Auch die Tourismus- und Reisebürobranche beziehungsweise die Reisebranche insgesamt profitiert natürlich sehr, sehr stark von der Luftfahrt.

Kollege Weratschnig von den Grünen hat es angesprochen, bei den Überlegungen und Verhandlungen muss natürlich auch das Thema Nachhaltigkeit einen sehr hohen Stellenwert haben. Das betrifft auf der einen Seite die Arbeits- und Sozialstandards, aber auch die Zielsetzung, den Luftverkehr in Zukunft ökologischer, nachhaltiger und umweltverträglicher auszurichten.

Streiche ich den wirtschaftlichen Aspekt heraus – auch das hat Kollege Stöger ange­sprochen –, so ist klar, dass wir in unseren Verhandlungen im Luftverkehrsbereich der Prämisse folgen, dass der berühmte Satz „Koste es, was es wolle“ da auch seine Grenzen hat. Ich denke, das muss man, zumindest in manchen Bereichen, offen sagen – und da könnte das eben der Fall sein.

Die Bedeutung dieses Sektors ist also klar. Jetzt geht es darum, einen ordentlichen Prozess aufzusetzen und zu Beginn eine Analyse der Istsituation zu erstellen. In diesem Zusammenhang müssen auch bei den Instrumenten, die Sie alle mit uns ge­meinsam geschaffen haben, die der Staat geschaffen hat, die Voraussetzungen von Experten geprüft werden, sowohl wirtschaftlich als auch in Bezug auf die gesamte Luftverkehrssituation. Diese Experten können dann der Politik auch Handlungs­optio­nen aufzeigen.

Wichtig wird sein, dass alle Optionen geprüft werden, was für den Standort und den Erhalt der Arbeitsplätze die richtige Lösung ist, und dass wir uns nicht allzu vorschnell auf eine Lösung und eine Richtung festlegen. – Danke. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP sowie Beifall bei den Grünen.)

17.32



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 203

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist nun Abgeordneter Eßl. – Bitte.


17.32.24

Abgeordneter Franz Leonhard Eßl (ÖVP): Herr Präsident! Meine lieben Damen und Herren! Wir diskutieren heute eine Regierungsvorlage betreffend ein Luftverkehrs­ab­kommen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika und eine Regierungsvorlage betreffend ein Zusatzabkommen über die Anwendung des Luftverkehrsabkommens.

Dieses Luftverkehrsabkommen wurde eigentlich schon 2007 unterzeichnet und regelt den Luftverkehr zwischen der EU und den USA. Im Wesentlichen geht es darum, dass die geschaffenen Luftverkehrsnetze den Bedürfnissen von Fluggästen und Versendern im Hinblick auf angemessene Luftverkehrsdienste entsprechen. Es geht auch darum, im internationalen Luftverkehr ein Höchstmaß an Flug- und Luftsicherheit zu gewähr­leisten, und es geht um Vereinfachung.

Diesem Abkommen ist ein zusätzliches Protokoll angefügt: Da Island und das König­reich Norwegen dem Vertrag beigetreten sind, brauchen wir dieses Zusatzabkommen zwischen der Europäischen Union und diesen beiden Ländern, das gewisse Verfah­rensregelungen enthält. Diese Staatsverträge sind durch den Nationalrat zu genehmi­gen. Es geht also nicht darum, meine geschätzten Damen und Herren, den Flugver­kehr zu erhöhen, sondern es geht darum, mit praktikablen Regelungen Vereinfachun­gen zu schaffen.

Spricht man vom Flugverkehr, dann spricht man natürlich von internationalen Verbin­dungen. Freilich ist die Frage, wie viel an internationalen Verflechtungen man braucht, berechtigt. Werden diese Verflechtungen in der Krise – und höchstwahrscheinlich auch danach – zurückgefahren, dann ist eines wichtig, nämlich dass die Versorgungs­sicher­heit in Österreich auch weiterhin gewährleistet ist. Dazu brauchen wir eine gut organi­sierte Wirtschaft, dazu brauchen wir auch unsere Bauern und Bäuerinnen.

Die Wirtschaft trägt dafür Sorge, dass Arbeitsplätze für die Menschen in unserem Land vorhanden sind, und die Bäuerinnen und Bauern sorgen dafür, dass ausreichend Lebens­mittel in bester Qualität für die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes verfügbar sind. Schauen wir also auf die Wirtschaft mit ihren vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeit­nehmern! Schauen wir vor allem auch auf die Bäuerinnen und Bauern! Sie sichern mit ihrer Arbeit nicht nur einen beträchtlichen Teil unseres Wohlstands, son­dern sie garan­tieren mit ihren Produkten auch den Großteil an Lebensqualität und die Deckung der Grundbedürfnisse. Bedenken Sie das, meine geschätzten Damen und Herren, auch bei Ihrer Kaufentscheidung! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.35


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

17.35.3418. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag 161/A der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen be­treffend ein Bundesgesetz, mit dem das Kraftfahrgesetz 1967 geändert wird (38. KFG-Novelle) (59 d.B.)


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19. Punkt

Bericht des Verkehrsausschusses über den Antrag 386/A(E) der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wechsel­kenn­zeichen PKW – Motorrad (60 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Damit gelangen wir zu den Punkten 18 und 19 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Deimek. – Bitte.


17.36.16

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Verlass ist in Krisenzeiten unter anderem auf die große, starke Säule der Einsatzkräfte: die Feuerwehr. Bei der Feuerwehr gibt es Kommando- und Mannschaftsfahrzeuge. Diese brauchen, wenn sie keine Feuerwehr­fahrzeuge im Sinne des Kraftfahrgesetzes sind, für jeden Einsatz eine eigene Bewil­ligung, um Blaulicht führen zu können. Diese Bewilligung, dieser Bescheid ist mit einem eher komplexen und langwierigen Verfahren verbunden und muss vor allem für jeden Einsatzfall einzeln ausgestellt werden. Das ist sehr kompliziert, und deshalb wünschen sich die Feuerwehren etwas Praktikableres, etwas Einfacheres. Diesem Wunsch der Feuerwehren wollen wir mit dieser Gesetzesänderung gerne nachkom­men, damit die Feuerwehren das entsprechend rasch beantragen können.

Ich glaube, die aktuelle Coronakrise ist der richtige Zeitpunkt, um über Verwal­tungs­verfahren nachzudenken, und da appelliere ich an die gesamte Bundesregierung: Wir müssen es schaffen, mindestens ein Drittel der Verwaltung einzusparen; dort, wo sie kompliziert ist, dort, wo sie sinnlose Runden dreht und dort, wo sie unter anderem unsere Einsatzkräfte nur aufhält. Das wäre an dieser Stelle mein Appell an die Bundesregierung. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

17.38


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Abgeordneter Weratschnig ist zu Wort gemel­det. – Bitte.


17.38.12

Abgeordneter Hermann Weratschnig, MBA MSc (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Werte Abgeordnete! Von der Luftfahrt geht es also zum Kraftfahrgesetz und zu den Feuerwehren. Es wurde bereits erwähnt: Wenn es um Hilfe geht, sind die Blaulichtorganisationen die Überflieger, und da allen voran natürlich die Feuerwehren und das Rote Kreuz.

Die Änderung des KFG bedeutet, wie schon angesprochen, eine Erleichterung für die Feuerwehren und ermöglicht den Zugriff auf fahrzeugspezifische technische Daten. Das kann Menschenleben retten, denn eine Beurteilung kann im Einsatzfall somit zeit­gerecht erfolgen. Das ist besonders wichtig bei Einsätzen, bei denen es um batterie­elektrische Autos und Wasserstoffautos geht, auch um andere Typen, damit man genau weiß, worauf man sich da einlässt und wie man sich vorbereiten muss.

Das wird über ein Webservice umgesetzt: Eine Abfrage wird getätigt, in der auf das Zulassungsregister zugegriffen wird, um Informationen abzurufen. Das sind technische Daten wie Marke, Type, Motorisierung, Antrieb und Zugriffspunkte. Es sind keine persönlichen Daten, also der Datenschutz bleibt dabei völlig gewahrt. Das schützt unsere Leute, unsere Feuerwehren. Das ermöglicht im Notfall 4 800 aktiven Feuer­wehren im Land einen raschen Zugriff; 341 000 Feuerwehrleuten, darunter – sehr po-


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sitiv – bereits 7,3 Prozent Frauen. Das ermöglicht, dass über 7 700 Menschen Unter­stützung bekommen – das sind nämlich jene in Österreich, die jährlich gerettet werden; es werden über 7 700 Menschen jährlich gerettet.

An dieser Stelle ein Danke an alle Feuerwehren! Ein Danke auch an die Betriebe, die 269 000 Einsätze im Jahr – das sind die Daten von 2019 – mit ermöglichen, die es ermöglichen, dass die Feuerwehren die Zeit haben und die Feuerwehrleute dement­sprechend unterwegs sein können. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP.) Die Datenabfrage ist ein kleiner Baustein, der, glaube ich, aber wichtig für die Weiter­entwicklung der Technologie und des Fuhrparks ist. – Danke für eine breite Unter­stützung. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

17.40


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Köchl. – Bitte.


17.41.03

Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Regie­rungs­mitglieder! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es geht um das Feuerwehrwesen und ich möchte am Anfang die Gelegenheit nützen, mich bei allen Feuerwehrmännern und -frauen auf das Allerherzlichste zu bedanken. Als Bürgermeister einer kleinen Landgemeinde ist es mir einfach wichtig, ihnen einmal Danke zu sagen für das, was sie das ganze Jahr hindurch leisten. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen sowie des Abg. Amesbauer.)

Den Feuerwehren soll gestattet werden, auf Fahrzeugdaten zuzugreifen, und das Ganze ist der Sache eigentlich sehr, sehr dienlich: Es geht darum, im Falle eines Ein­satzes Abfragen über fahrzeugspezifische Daten oder das Kennzeichen zu machen. Das, so glaube ich, kann notwendig sein und sollte auch möglich sein. Es ist auch darauf geachtet worden, dass keine personenbezogenen Daten zur Verfügung gestellt werden, und es wird bezüglich der Datensicherheit auf dem höchsten Stand der Technik gearbeitet, sodass man sagen kann, dass das ganz einfach passt. Vor allem bei Brandeinsätzen ist es notwendig, da zugreifen zu können, denn mit Elektroautos und dergleichen ist es, wie Kollege Weratschnig vorhin schon gesagt hat, nicht mehr so einfach; deshalb ist das sehr wichtig.

Ich mache mir in dieser Krise aber auch Sorgen um die Gemeinden. Ich habe in dieser Nationalratssitzung und vor allem von dieser türkisen ÖVP noch keine Lösungsansätze gehört, wie die Gemeinden in Zukunft weitermachen sollen. In meiner Gemeinde brauche ich in nächster Zeit drei Feuerwehrfahrzeuge, die zum Teil über Jahre hinweg in einem Finanzierungsplan gewesen sind. Ich weiß nicht, wie ich das in Zukunft finan­zieren kann, und Herr Bundeskanzler Kurz hat darauf noch keine Antwort gegeben. Das ist nicht richtig. (Abg. Leichtfried: Das ist ja unerhört! – Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Ja!

Was das Gesundheitswesen in dieser Coronakrise betrifft, haben die Gemeinden auch ein riesengroßes Problem, nämlich, das Ganze zu finanzieren. Ich bin stolz darauf, dass es in Österreich anders ist als in anderen Ländern in Europa, dass die Sozial­demokraten viele Jahre hier in diesem Parlament dafür gekämpft haben, dass das Gesundheitswesen nicht privatisiert wird, und ich sage heute: Dass wir in dieser Coronakrise mit dem Gesundheitswesen so dastehen, können wir zu einem großen Teil den Sozialdemokraten verdanken, denn sie waren es, die dafür gesorgt haben, dass es immer ein anständiges Gesundheitswesen gibt. (Beifall bei der SPÖ.)

Jetzt müssen wir aber auch schauen, dass die Gemeinden sich dieses Gesund­heits­wesen leisten können, und das ist eine Aufgabe, die diese Regierung zu lösen haben


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wird. Es ist wichtig, dass es die Wirtschaft gibt, dass es da Förderungen gibt. Dazu kann ich noch zwei Sachen erzählen: Ein Betrieb bei uns in der Gemeinde hat keine Mitarbeiter und hat im vorigen Jahr keinen Gewinn gemacht – der bekommt nichts, die Wirtschaftskammer bringt es nicht zusammen, ihm Geld zu geben. Der andere hat gut gewirtschaftet, hat zwei, drei Leute gehabt – zu diesem sagt die Wirtschaftskammer: Nein, du kriegst auch nichts, denn du hast zu hohe Gewinne gemacht. – Das is ka Gstell! Ihr müsst transparent sein und ihr müsst wenigstens – das erwarte ich mir – diesem Parlament erlauben, dass man das kontrolliert, dass man schaut, wie das geht. Diese Transparenz fordern wir als Sozialdemokraten ein. (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ sowie Beifall des Abg. Brandstätter.)

17.44


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schroll. – Bitte.


17.44.35

Abgeordneter Alois Schroll (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Kollegin­nen und Kollegen! Geschätzte viele Millionen Österreicherinnen und Österreicher vor den Bildschirmen, die die Maßnahmen der Bundesregierung, wie ich glaube, in Öster­reich sehr, sehr ernst nehmen! Zwei Anträge wurden im Verkehrsausschuss heftigst diskutiert. Über den Antrag 386/A(E) betreffend „Wechselkennzeichen PKW – Motor­rad“ wurde, glaube ich, unter reger Beteiligung beziehungsweise heftig diskutiert. Er ist faktisch und auch hinsichtlich der Klimathematik nicht wirklich sinnvoll, deshalb werden wir seitens unserer Fraktion auch diesem negativen Ausschussbericht zustimmen.

Die Feuerwehr wurde angesprochen, und natürlich möchte auch ich als Bürgermeister einer nicht so kleinen Gemeinde in Niederösterreich mich bei den rund 400 000 aktiven Mitgliedern, den rund 20 500 Jugendlichen, die bei den Feuerwehren tätig sind, bedan­ken, die auch in Krisenzeiten von Pandemie, Corona, Covid-19 tagtäglich 24 Stunden, sieben Tage pro Woche, 365 Tage im Jahr für unsere Sicherheit zur Verfügung stehen.

Geschätzte Damen und Herren und liebe Kolleginnen und Kollegen, natürlich tragen auch wir diesen Antrag mit, weil die Rahmenbedingungen, die Infrastruktur für unsere Feuerwehren, für die rund 400 000 aktiven Mitglieder, 390 Betriebsfeuerwehren, Be­rufsfeuerwehren, 5 000 freiwilligen Feuerwehren und vieles, vieles mehr ganz, ganz wichtig sind – natürlich tragen wir das mit!

Ich möchte aber, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, in die Thematik natürlich auch ein bisschen eingehen: Mein Vorredner, der Bürgermeister aus Kärnten, hat es schon angesprochen, und es liegt mir als Bürgermeister einer doch nicht so kleinen Ge­meinde wie Ybbs an der Donau sehr, sehr am Herzen: Die schwarz-grüne Regierung hat am 3. April unseren Antrag auf Unterstützung der Gemeinden – eine finanzielle Abfederung betreffend Kommunalsteuern und - - (Abg. Lopatka: Ertragsanteile!) Ertragsanteile, danke schön – leider Gottes abgelehnt. Ich frage mich, warum, liebe Kolleginnen und Kollegen. Auch ihr habt sehr, sehr viele BürgermeisterkollegInnen in Österreich – viele von den 2 095 –, die nicht mehr wissen, wie sie jetzt – jetzt! – die finanzielle Lage meistern, wie sie Kinderbetreuung, Rettungswesen und Feuerwehr­wesen aufrechterhalten sollen. (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) Wir – ein Bürgermeister aus Kärnten, Bürgermeister Andreas Kollross und meine Wenigkeit – bringen heute einen Selbständigen Antrag ein, und ich ersuche euch: Denkt bitte darüber nach!

Ich habe hier die Zahlen (ein Schriftstück mit einem Balkendiagramm in die Höhe hal­tend): minus 14,9 Prozent im Mai, minus 21 bis 23 Prozent im Juni. Das sind bei uns in der Gemeinde in einem Monat minus 140 000 Euro! Ich kann nur sagen: Wir werden


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Probleme haben, die Feuerwehr zu unterstützen, die Rettung zu unterstützen, die Kinderbetreuungseinrichtungen zu unterstützen. Denken Sie darüber nach, denn auch die KMUs und EPUs brauchen uns! Wo ist der Herr Wögerer (Rufe bei der ÖVP: Wöginger! – Zwischenruf des Abg. Zarits), der über die Arbeiterkammern geredet hat? Die Wirtschaftskammer hat 1 Milliarde Euro übrig und kann ihre 350 000 EPUs und KMUs unterstützen. Das wäre ganz, ganz wichtig, denn sonst haben wir in Österreich ein massives Problem. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

17.48


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Abgeordneter Brandweiner ist zu Wort gemel­det. – Bitte.


17.48.35

Abgeordneter Lukas Brandweiner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frauen Ministerinnen! Geschätzter Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kolle­gen! Liebe ZuseherInnen zu Hause vor den Bildschirmen! Wenn ich Sie auf der Straße frage: Was sind die Aufgaben einer Feuerwehr?, dann fällt Ihnen vermutlich als erstes Feuerlöschen ein. Das steckt ja im Namen und klingt logisch, und die Brand­bekämpfung ist auch die älteste Aufgabe unserer Feuerwehren. Mittlerweile ist das Einsatzspektrum aber durchaus schon größer: Es reicht von Verkehrsunfällen mit Personenrettungen bis hin zu langen Einsätzen nach Naturkatastrophen. Die Feuerwehren stehen rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr bereit für den Einsatz, um Menschen zu helfen, und darum bin ich stolz, auch selbst seit über 15 Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr zu sein. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die moderne Feuerwehr von heute ist also immer wieder mit neuen Heraus­forde­run­gen konfrontiert, vor allem mit dem Bergen von verunfallten Fahrzeugen und Sach­gütern. Das zählt mittlerweile zu den Kernaufgaben. Alleine in meinem Heimatbundes­land, in Niederösterreich, werden jährlich rund 10 000 Fahrzeuge geborgen, teilweise ist Gefahr im Verzug. Besonders gefordert werden die Einsatzkräfte, wenn es sich dabei um Personenrettungen handelt. Gerade da zählt oft jede Sekunde.

Es freut mich deshalb, dass wir unseren Feuerwehrleuten mit den heutigen Geset­zesänderungen in vielen Situationen hoffentlich die nötige Zeit verschaffen können, damit sie auch viele Leben retten können. Der Hauptpunkt dieser Regelung ist, dass Feuerwehren bei Verkehrsunfalleinsätzen auf eine Datenbank zugreifen können, in der technische Daten wie Marke, Type, Baujahr und – ganz wichtig – Motorisierungsart abgefragt werden können. Das erlaubt den Kameradinnen und Kameraden, die Lage schnell richtig einzuschätzen und vor allem auch mögliche Gefahrenquellen von vornherein zu berücksichtigen und schnell zu helfen.

In vielen Ländern – das ist heute noch gar nicht angesprochen worden – ist diese Regelung übrigens bereits in Kraft. Zum Beispiel in England, Holland, Dänemark, aber auch bei unseren Nachbarn in der Schweiz ist das bereits umgesetzt, und die Feuerwehren können mittels Kfz-Kennzeichen die Daten abfragen.

Mir ist aber Folgendes ganz wichtig zu betonen: Es können keine personenbezogenen Daten abgefragt werden. Dies ist für den Einsatz auch nicht notwendig. Das heißt, für die verunfallten Personen ist der Datenschutz gewährleistet.

Ein weiterer Punkt im Antrag ist die Blaulichtführung auf Kommando- und Mann­schafts­fahrzeugen. Derzeit benötigen die Fahrzeuge für die Blaulichtführung eine Bewilligung der Landeshauptfrau beziehungsweise außerhalb von Niederösterreich des Landes­haupt­mannes. Um den bürokratischen Aufwand zu verringern, soll diese Bewilligung entfallen.


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Meine sehr geehrten Damen und Herren, unsere Feuerwehrmänner und Feuerwehr­frauen, egal ob bei der Berufsfeuerwehr oder bei den freiwilligen Feuerwehren, leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Sicherheit unserer Bevölkerung. Mit diesen Ge­setzesänderungen sorgen wir vor allem für die Sicherheit unserer Feuerwehrleute und dafür, dass sie rasch und schnell helfen können.

Ich bedanke mich für die konstruktive Zusammenarbeit, vor allem für jene im Aus­schuss, bei der Opposition. Das hat tadellos funktioniert. – Vielen Dank dafür! Schluss­endlich möchte ich mich auch bei allen Feuerwehrleuten bedanken, bei meinen Kame­radinnen und Kameraden: Ihr leistet einen großartigen Job, das ganze Jahr hindurch, ihr könnt auf das, was ihr macht, stolz sein. – Vielen Dank, gut Wehr! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.52


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesministerin Gewessler. – Bitte.


17.52.45

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Abge­ordnete! Liebe ZuseherInnen zu Hause! Auch ich möchte kurz Danke dafür sagen, dass wir mit dieser 38. KFG-Novelle einem Anliegen der Feuerwehren rasch entsprechen können. Das wird, so hoffe ich, für große Erleichterung bei den Einsätzen sorgen.

Der Inhalt wurde ja bereits mehrfach erläutert, darauf muss ich nicht im Detail ein­gehen. Es geht darum, Zugriff auf bestimmte fahrzeugspezifische Daten zu erhalten, damit es im Einsatzfall vor Ort leichter möglich ist, betroffene Fahrzeuge eindeutig zu identifizieren, um dann mit diesen Parametern auch schnell und rasch auf wichtige Datensätze mit benötigten Rettungs- und Deaktivierungsinformationen zugreifen zu können, wie zum Beispiel Rettungskarten, Zugriffspunkte und vieles mehr.

Wir haben im Sinne der Feuerwehren – der Kollege hat es angesprochen – auch einen zweiten Punkt bei einer weiteren KFG-Novelle, die einer Begutachtung unterzogen werden wird, vorgesehen. Das ist noch nicht erfolgt, weil wir es gemeinsam mit ande­ren Punkten für die nächste KFG-Novelle vorgemerkt haben. Das heißt, Sie können sich sicher sein, wir bleiben an dem Thema dran. Es ist uns wichtig, dass wir gute Arbeitsbedingungen für diesen wichtigen Teil unserer Infrastruktur gerade in Krisen­zeiten haben.

Ich möchte es nicht unerwähnt lassen: Die Feuerwehren sind in sehr vielen Punkten von der Klimakrise ganz besonders betroffen. Ein guter Teil ihrer Einsätze wird mittler­weile aufgrund von Extremwetterereignissen, Naturkatastrophen nötig. Sie sind also wirklich sehr wichtige Stützen, nicht nur bei Unfällen, sondern auch in der Frage der Klimakrise.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Sie noch ganz kurz über zwei Themen im Hinblick auf die Coronakrise und die dadurch notwendigen Maßnahmen zur Sicherung der Versorgungssicherheit zu informieren:

Eine Maßnahme zur Versorgungssicherheit im Bereich Güterverkehr: Wir haben es in der letzten Plenarsitzung diskutiert. Sie haben mit einem Gesetzespaket die Grundlage dafür geschaffen, dass wir einen geregelten, transparenten und per Verordnung zu regelnden Umgang mit der Frage der Aussetzung des Wochenendfahrverbotes haben. Wir haben im Sinne der Versorgungssicherheit das Wochenendfahrverbot noch einmal bis 17.5. ausgesetzt, um damit das langsame, kontrollierte Hochfahren des öffentlichen Lebens und des Wirtschaftslebens begleiten zu können.


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In einem zweiten Bereich gibt es seit heute Neuigkeiten, und zwar betreffend das kontrollierte Hochfahren des Personenverkehrs. Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich bei den Sozialpartnern, beim Fachverband Schienenverkehr und bei den Ge­werkschaften Vida und Younion bedanken, die in einem einzigartigen Schulterschluss eine gemeinsame Fahrgastcharta für den Umgang mit Covid in den öffentlichen Verkehrsmitteln erarbeitet haben. Sie wurde heute präsentiert und wird sehr breit, in allen Verkehrsunternehmen ausgerollt. Worum geht es? – Es sind gemeinsame Re­geln, um einen sicheren Rahmen, einen guten Leitfaden für das Verhalten in öffent­lichen Verkehrsmitteln vor, während und nach der Fahrt in Zeiten der Coronakrise zu haben.

Darüber hinaus gibt es in meinem Haus selbstverständlich eine sehr intensive Koor­dination mit den Verkehrsbetrieben und den Verkehrsverbünden, vor allem auch mit den verantwortlichen Ländern, damit wir parallel zum langsamen Hochfahren der Wirt­schaft und des gesellschaftlichen Lebens auch im öffentlichen Verkehr nachziehen und entsprechend reagieren können – also wieder dichtere Taktungen machen –, sodass wir alle auch in Zeiten der Krise sicher und gesund in den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein können. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

17.57


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stark. – Bitte.


17.57.06

Abgeordneter Christoph Stark (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Minis­terInnen! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren! Ich stehe an einem frisch desinfizierten Pult und möchte mich an dieser Stelle einmal bei den Parlamentsmitarbeitern und -mitarbeiterinnen bedanken, die so achtsam darauf schauen, dass wir hier unter hygienischen Maßnahmen arbeiten können. (Beifall bei ÖVP und Grünen.) Vielen Dank dafür, dass Sie auf unsere Ge­sundheit schauen, und dass wir diese Gesundheit nach außen weitertragen können!

Meine Damen und Herren, ich habe das Privileg, an einem Tag wie diesem und in Zeiten wie diesen über ein durchgängig positives Thema reden zu dürfen, nämlich über die Feuerwehren. Ich schließe mich meinen Vorrednern vollinhaltlich an, konzentriere mich aber ausschließlich auf die Feuerwehr und nicht auf andere Themen, die die Gemeinden anbelangen, obwohl ich als Bürgermeister natürlich davon auch sehr betroffen bin.

Die Feuerwehren sind ein stabiler Faktor, auch in dieser Krise. Lassen Sie mich ein kleines Bild zeichnen: Stellen Sie sich vor, Sie schlafen. Es ist mitten in der Nacht, es regnet, es ist vielleicht auch kalt und der Wind geht, und Sie werden durch eine Sirene wach. Es gibt Menschen, die sagen: Muss das denn sein, dass man da am Abend die Sirene heulen lässt? – Man wird aufgeweckt. In Wirklichkeit haben 99 Prozent der Bevölkerung das Privileg, sich nach dem Ertönen dieser Sirene wieder umdrehen zu können und weiterschlafen zu dürfen, weil ein kleiner Prozentsatz, nämlich unsere Feuerwehrfrauen und -männer zu diesem Zeitpunkt ausrücken, um anderen Men­schen, die in Not geraten sind, zu helfen.

Für sie kommt es in dieser Situation, im Fall eines Unfalls in der Nacht, vor allem auf drei Dinge an, nämlich: erstens Menschenleben zu retten; zweitens auf die eigene Sicher­heit zu schauen; und drittens kommt es auf jede Sekunde und auf jede Minute an. In dieser Situation sind natürlich Informationen, was die Feuerwehrleute am Unfall­ort erwartet, unersetzlich, weil neue Technologien auch neue Gefahren mit sich brin­gen.

Wir schaffen heute die rechtliche Grundlage dafür, dass die Feuerwehren in Zukunft auf eine technische Grundlage zurückgreifen können, die es ihnen ermöglicht, am


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Einsatzort bereits alle Informationen zu haben, die sie für einen sicheren Einsatz brauchen.

In diesem Sinne bedanke ich mich bei allen, die zu diesem Thema verhandelt haben. Ich bedanke mich bei den Parlamentsparteien, dass wir dieses Thema auch, wie ich hoffe, einstimmig abschließen können. Ich nehme auch den Dank des Hauses mit in die Regionen zu den Feuerwehren, denen dieser Dank gebührt.

Ich denke, das ist ein kleiner Beitrag, den wir für unsere Feuerwehren leisten können. – Vielen Dank. (Allgemeiner Beifall.)

17.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Gahr. – Bitte.


18.00.09

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Es wurde ja bereits ausführlich erläutert, dass wir heute mit dieser Änderung des KFG die Arbeit der Feuerwehren erleichtern und die Sicherheit für Menschen im Einsatz gewährleisten.

Wieso brauchen wir diese Neuerungen? – Es geht darum, dass sich manches ver­ändert; die Technik verändert sich, gerade was den Straßenverkehr betrifft. Im Bereich der Pkws gibt es heutzutage auch Elektroautos, Hybridautos sowie erdgas- und was­ser­stoffbetriebene Autos. Es kommen also neue Technologien dazu, und um im Unfalleinsatz reagieren zu können, ist es nötig, die technischen Daten möglichst schnell zu erhalten. Bisher durfte das die Feuerwehr ja nicht. (Präsidentin Bures über­nimmt den Vorsitz.)

Ich darf explizit an einen Vorfall erinnern, der sich im Jahre 2019 in Tirol ereignet hat, als ein Tesla gegen einen Baum geprallt ist und Feuer gefangen hat. Der Vorfall hat eine breite Diskussion ausgelöst. Wenn so ein Tesla brennt, braucht man zum Löschen bis zu 11 000 Liter Wasser. Wenn man bedenkt, dass ein Feuerwehrfahrzeug durch­schnittlich zwischen 2 000 und 3 000 Liter Wasser fassen kann, wird einem klar, welch riesige Herausforderung das ist. Dabei muss man übrigens möglichst schnell und gezielt reagieren. Das größte Risiko geht von den Batterien aus, von den Chemikalien und Säuren. Wenn eine Elektroautobatterie brennt, kann das nämlich zu einer Ketten­reaktion führen.

Künftig können die Einsatzkräfte vor Ort das Kennzeichen des Autos in den Laptop eingeben und die technischen Daten zum Auto erhalten. Es können keine personen­bezogenen Daten abgefragt werden. Die Rettungskräfte können somit am Einsatzort sofort entscheiden, welche Löschmethoden die richtigen sind. Insgesamt sind wir uns da, glaube ich, einig. Es geht dabei, wie meine Vorredner schon betont haben, um eine Erleichterung für unsere Feuerwehren, es geht um Sicherheit.

Zum Beispiel Tesla möchte ich noch hinzufügen: Man hat Wochen gebraucht, um das Fahrzeug überhaupt richtig lagern zu können. Es gibt derzeit nur einen Container in Österreich, der ist in Schwaz stationiert, in dem man solche Fahrzeuge überhaupt lagern kann.

Es geht also um große Herausforderungen. Die Feuerwehr wird sich diesen Heraus­forderungen stellen und wir können sie heute mit einem Beitrag dabei unterstützen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Prammer.)

18.02


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Joachim Schnabel zu Wort. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 211

18.02.56

Abgeordneter Joachim Schnabel (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Regierungsmitglieder! Geschätzte Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Eingangs noch ein paar Worte zu den Feuerwehren: Ich bin selbst seit über 30 Jahren Mitglied einer freiwilligen Feuerwehr und geprüfter Feuerwehrkommandant, und summa summarum möchte ich alles noch einmal unterstreichen, was die Vor­redner zu diesen beiden Änderungen des KFG angeführt haben. Das ist wichtig und richtig.

Ich möchte mich auch bei den Feuerwehren in meiner Region, die in dieser schwie­rigen Zeit der Coronapandemie die Einsatzfähigkeit, die Einsatzbereitschaft aufrecht­erhalten haben, recht herzlich bedanken. Wir haben in unserer Region in den letzten Wochen unglücklicherweise viele Großschadensereignisse und entsprechende Ein­sätze gehabt, und nur durch die Umsichtigkeit der Landesfeuerwehrverbände, der Bezirksfeuerwehrverbände, der einzelnen Feuerwehrkommandanten und -komman­dantinnen war es möglich, die Einsatzbereitschaft und das hohe Maß an Sicherheit für die Feuerwehrmänner und -frauen aufrechtzuerhalten. Dafür sage ich herzlichen Dank! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ein paar Worte zu TOP 19, dem Antrag der Freiheitlichen Partei, die zum wiederholten Mal – so wurde es mir als Neuem hier im Parlament gesagt – ein Wechselkennzeichen zwischen Personenkraftfahrzeugen und Motorrädern fordert. Man muss sich eingangs fragen, warum das nicht bei den letzten zwei StVO-Novellen passiert ist, als der Verkehrsminister aus den Reihen der freiheitlichen Partei stammte. Anscheinend ist es so – ich vermute das –, dass das technisch nicht so leicht geht. Wie wir alle wissen, sind die Kennzeichen auf den Pkw eher in länglicher Form, jene auf den Motorrädern hingegen eher quadratisch ausgeführt. Wie sollen wir das also mit einem Wechsel­kennzeichen umsetzen? Wie kann man da Missbrauch verhindern? Einmal am Wochenende ist das Motorrad auf Tour, und gleichzeitig ist der Pkw zum Einkaufen unterwegs. Wie kann man diesen Missbrauch verhindern? Dazu wurde uns kein Lösungsvorschlag unterbreitet.

Man soll auch nicht außer Acht lassen, dass es dabei zu einer Schlechterstellung aller Pkw-Versichernden kommen würde, weil Motorradfahrer natürlich – und das ist leider Faktum – einer Risikogruppe angehören und da andere Haftpflichtversicherungs­prä­mien erforderlich sind.

Wie gesagt, ich bin auch selbst ausgebildeter Feuerwehrkommandant und habe in meinen 30 Einsatzjahren selbst viele Einsätze miterleben müssen, auch sehr tragische. Leider habe ich auch Tote, nämlich bei Motorradunfällen tödlich Verunglückte, bergen müssen, und ich sage Ihnen eines: Anstatt ein Wechselkennzeichen einzuführen, wäre es wirklich wichtiger, am Beginn einer Motorradsaison die Motarradlenker dazu zu animieren, einen Sicherheitskurs zu absolvieren, um für mehr Sicherheit zu sorgen, damit es möglichst wenig Verkehrsunfälle, Verunglückte und Tote gibt. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

18.06


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht seitens der Berichterstattung jemand ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Die Abstimmung erfolgt am Ende der Sitzung.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 212

18.06.3820. Punkt

Bericht des Justizausschusses über die Regierungsvorlage (39 d.B.): Erklärung der Republik Österreich über die Annahme der Beitritte von Belarus, der Domi­ni­kanischen Republik, Ecuadors, von Honduras, der Ukraine und Usbekistans zum Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentfüh­rung (94 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zum 20. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Neßler. – Bitte.


18.07.23

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Alle Kinder haben Rechte. Diese Rechte sind in der UNO-Kinderrechtskonvention – 1992 von Österreich ratifiziert – festgeschrieben. Eines dieser Rechte ist das Recht auf elterliche Fürsorge. Jedes Kind hat das Recht, bei beiden Elternteilen zu leben, von beiden Elternteilen erzogen zu werden. Dieses Recht wird dem Kind genommen, wenn es durch eine Kindesentführung gezwungen wird, den gewöhnlichen Aufenthaltsort zu verlassen. Deshalb hat Österreich 1988 das Haager Kindesentführungsüber­einkom­men unterzeichnet.

Internationale Kindesentführungen sind leider Teil unserer Realität. Dabei werden die Kinder meist von einem Elternteil ins Ausland verschleppt. Aus diesem Grund braucht es internationales Handeln, um die Integrität einzelner Staaten zu wahren und um Müttern, Vätern und besonders Kindern aus ihrer Machtlosigkeit zu helfen, und deshalb sind die Beitrittserklärungen von weiteren Vertragsstaaten wichtig, damit eben das Haager Kindesentführungsübereinkommen eingehalten werden kann.

Kinder können ihre Rechte nicht selber verteidigen. Das müssen wir für sie tun, wann im­mer wir können. Wir müssen gerade jetzt den Fokus auf Kinder, auf junge Erwach­sene legen, denn sie haben keine große Lobby hinter sich; wir müssen diese Lobby sein.

Ich möchte die Gelegenheit nützen, um darauf aufmerksam zu machen, dass gerade Kinder, junge Menschen unter der Coronakrise besonders leiden. Ihre sozialen Kon­takte sind reduziert. Sie sehen ihre Freunde, ihre Vertrauenspersonen nicht, sie sind beim Lernen auf sich alleine gestellt und zudem in ihrer Bewegungsfreiheit einge­schränkt. Die Zunahme von häuslicher Gewalt betrifft besonders Kinder. Aufgrund der derzeitigen Situation haben sie keine Möglichkeit, aus der häuslichen Gewalt in der Familie zu entkommen, sie sind in der Situation auf sich allein gestellt. Wenn Kinder keine Schule oder keinen Kindergarten besuchen, bleiben Gewalttaten eher unbe­merkt. Darum ist es umso wichtiger, dass die Nachbarschaft aufmerksam ist und re­agiert, wenn das Kindeswohl in Gefahr sein könnte.

Aus diesem Grund gibt es auch die Initiative StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt – vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, die eben für dieses wichtige Thema sensibilisieren möchte, darauf aufmerksam machen möchte. Auf der Home­page finden Sie Infomaterialien, wichtige Telefonnummern und auch Aushängeblätter für die Stiegen­häuser, und ich bitte Sie, diese Informationen zu verbreiten, denn jeder und jede kann hierbei mithelfen. Seien Sie aufmerksam, denn Weghören kann mitunter tödlich enden!

Zum Schluss möchte ich mich noch bei allen Organisationen, bei allen Vereinen, NGOs und Kinderschutzeinrichtungen für ihre wichtige und unverzichtbare Arbeit in dieser schwierigen Situation bedanken. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

18.10



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 213

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Harald Troch. – Bitte.


18.11.05

Abgeordneter Dr. Harald Troch (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Es geht um internationale Kindesentführung, vor allem im Zusammenhang mit dem Obsorgestreit von Elternteilen. Ein Elternteil entführt das Kind, und die rechts­staatliche Entscheidung, wer dem Kind nun die bestmögliche Obsorge bietet, wird mit dieser Entführung natürlich umgangen.

Im Rechtsstaat entscheidet klarerweise das Gericht. Die SPÖ bekennt sich ganz klar zur Rechtsstaatlichkeit. Die Gerichte entscheiden im Sinne des Wohles des Kindes ganz objektiv. Es geht dabei um den gewohnten Ort, wo das Kind lebt, wo es seinen Lebensmittelpunkt hat, es geht darum, wo das Kind die Schule oder den Kindergarten besucht, und um die sozialen Kontakte.

Worüber wir heute entscheiden, ist die weitere Ratifizierung; sechs weitere Länder wollen dem Haager Übereinkommen, das in dieser Hinsicht die behördliche Zusam­menarbeit international regelt, beitreten. Für Österreich ist vor allem der Beitritt von zwei europäischen Ländern spannend, der Ukraine und Belarus. Vor allem mit der Ukraine hat es ja auch bei Obsorgestreitigkeiten immer wieder Probleme gegeben, ob die Kinder tatsächlich dort ihren Lebensmittelpunkt haben, wie das Gericht entschieden hat. Es fördert die Rechtssicherheit, dass sechs weitere Länder beitreten. Die SPÖ begrüßt dies und wir sehen das als Fortschritt im Kampf gegen diese internationalen Kindesentführungen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.12


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Gudrun Kugler. – Bitte.


18.13.04

Abgeordnete Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Minis­terin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich fasse es noch einmal ganz kurz zusammen: Das Haager Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindes­entführung ist ein völkerrechtlicher Vertrag. Jedes neue Land, das beitreten möchte, muss von jedem anderen Land akzeptiert werden, und das machen wir heute für die genannten Länder. Da wir Mitglied der Europäischen Union sind, muss auch der Rat zustimmen, dass wir zustimmen, und auch das ist bereits geschehen – so viel zum Prozess.

Mehrfach ist jetzt der Name des Übereinkommens gefallen: internationale Kindesent­führung. Dieser Name bringt uns aber auf die falsche Fährte, denn in Wirklichkeit geht es um Kindesentziehung. Man kann sich so leichter vorstellen, worum es geht, nämlich dass dort, wo Obsorge geteilt ist oder wo Besuchsrechte bestehen, Kinder in ein ande­res Land gebracht werden, womit diese Kontaktmöglichkeit dann nicht mehr gegeben ist, das Kind folglich dem anderen Elternteil entzogen wird.

Wenn viele Länder diesem Übereinkommen beitreten – und es sind nun doch weit über 100 –, dann gibt es gerade für binationale Paare größere Rechtssicherheit. Wenn also beide Staaten, denen die beiden Elternteile angehören, das Übereinkommen ratifiziert haben, bedeutet das Rechtssicherheit, weil Behördenentscheidungen anerkannt wer­den. Es heißt, dass die Behörden zusammenarbeiten, dass die Verfahren viel, viel schneller gehen und dass eine Rückführung des Kindes im Normalfall innerhalb von sechs Wochen möglich ist. Das ist deswegen wichtig, damit man nicht die Möglichkeit schafft, ein eigenes Recht zu setzen, indem man ein Kind einfach fortbringt, sodass


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 214

dann der Elternteil, der vom Gericht ja schon Recht bekommen hat, dass er das Kind sehen darf, diese Möglichkeit nicht mehr hat.

So wie mein Vorredner Kollege Troch gesagt hat, ist dieses Übereinkommen beson­ders für die betroffenen europäischen Länder interessant. Aus Ländern wie der Domini­kanischen Republik, Ecuador, Honduras, Usbekistan, auch Belarus leben nur ein paar hundert Staatsbürger in Österreich, aber aus der Ukraine stammen doch über 11 000 Menschen, und da gibt es immer wieder solche Vorfälle.

Wie Kollegin Neßler auch ganz richtig gesagt hat: Das, was wir hier tun, nämlich das Haager Übereinkommen selbst, aber auch, dass wir neue Länder aufnehmen, ent­spricht direkt dem in der Kinderrechtskonvention geäußerten Wunsch; dort werden genau solche Übereinkommen gefordert. Da steht dann auch noch einmal ganz klar drinnen – und ich unterstreiche, was du, Frau Kollegin, gesagt hast –, dass die Kin­derrechtskonvention anerkennt, dass ein Kind ein Recht auf beide Elternteile hat. Das ist für uns auch in anderen Rechtsbereichen ein ganz wichtiges Prinzip: Es gibt ein Recht auf beide Elternteile und beide Elternteile haben die Verantwortung für dieses gemeinsame Kind.

Ein Recht zu haben ist aber nicht immer das Gleiche, wie Recht zu bekommen. Des­wegen freue ich mich, dass die Justizministerin heute hier ist, da nach einer Annahme des Beitritts der genannten Staaten zu diesem Übereinkommen zwar das Recht am Papier besteht, es aber mit der Umsetzung immer wieder Probleme gibt. In anderen Ländern, in denen die genannten Staaten bereits Mitglieder geworden sind, also bereits angenommen wurden, bestehen weiterhin praktische Probleme.

Es obliegt wieder den eigenen Behörden, der Regierung, insbesondere dem Justiz­ministerium, für das Recht der betroffenen Kinder, aber auch der betroffenen Eltern zu sorgen. Ich bin ganz sicher, dass das bei dir, liebe Frau Justizministerin, in sehr guten Händen ist. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.16


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Johannes Margreiter ist der nächste Redner. – Bitte.


18.17.07

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer vor den Fernsehgeräten! Die Vorrednerinnen – Kolle­gin Neßler, Kollegin Kugler – haben bereits dargelegt, worum es bei diesem interna­tio­nalen Übereinkommen betreffend Kindesentführung geht. Es hat also nichts mit Kid­napping und Lösegelderpressung zu tun, sondern es betrifft etwas, das leider oft vorkommt, dass eben Elternteile ihre Kinder ins Ausland verbringen, um sie der ge­meinsamen Obsorge zu entziehen.

Ich kann aus der Praxis berichten, wie das funktioniert, weil dieses zwischenstaatliche Übereinkommen eben immer dann für uns österreichische Anwälte zum Tragen kommt, wenn ein Kind nach Österreich verbracht wird. Soll ein ausländisches Kind aus einem Vertragsstaat in den Heimatstaat zurückgeführt werden, werden laut diesem Übereinkommen in Österreich automatisch Anwälte bestellt, um quasi für dieses Kind zu sprechen, damit es wieder heimkommen kann. Das Verfahren ist ganz genau geregelt und sieht auch vor, dass es dann zu einer Verhandlung vor Gericht kommt.

Das Thema Verhandlung ist derzeit ein bisschen schwierig. Wir haben unseren Covid-Ausnahmezustand auch im Bereich der Justiz. Gestatten Sie mir, dass ich mich aus diesem Anlass namens meiner Fraktion auch bei allen Justizbediensteten, die in diesen schwierigen Wochen Dienst verrichten, sehr herzlich bedanke. Gerade bei diesen Themen, bei denen erheblicher Zeitdruck besteht – und dies sind speziell die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 215

familienrechtlichen Themen –, ist es sehr wichtig, dass das Gericht auch unter Aus­nahmebedingungen arbeitet; und das tut es.

Nachdem derzeit weltweit die Grenzen gesperrt sind, wird es zwar nicht so drastisch viele Entführungsfälle geben, aber lassen Sie mich trotzdem ein bisschen das Problem darlegen, das wir derzeit in der österreichischen Justiz mit dem Verhandeln haben. Es soll ja jetzt, nachdem am 30. April die Fristunterbrechung, die wir im Gesetz beschlos­sen haben, ausläuft, auch der Verhandlungsbetrieb wieder hochgefahren werden. Darauf bereiten sich nun die Gerichte vor, und zur Vorbereitung gibt es zwei Erlässe der Justizministerin – grüß Gott, Frau Minister!

Diese Erlässe enthalten Regelungen, die meines Erachtens schon sehr, sehr frag­würdig sind. Die Erlässe richten sich an alle GerichtsvorsteherInnen und alle Gerichts­präsidentInnen und sie sehen vor, dass in den Hausordnungen der Gerichte jeweils Regelungen einzubauen sind, die den Zutritt zum Gericht regeln. Da ist unter anderem auch vorgesehen, dass das Sicherheitspersonal, das alle Gerichtseingänge kontrolliert und bisher nur auf Waffen kontrolliert, auch gesundheitliche Untersuchungen durch­führt.

Ich frage Sie, geschätzte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus, sofern Sie nicht medizinischen Berufen angehören: Wenn Sie beauftragt werden, bei wildfremden Menschen offensichtliche respiratorische Symptome jeder Schwere, wie zum Beispiel trockenen Husten, Atemnot, Kurzatmigkeit, zu diagnostizieren und augenscheinliche unspezifische Allgemeinsymptome, wie zum Beispiel Niesen, Schnupfen und eventuell auch Fieber, festzustellen, würden Sie sich dazu in der Lage sehen? – Ich nicht. (Abg. Steinacker: Husten ja! Husten und Fieber ja!)

Genau das aber verlangt dieser Erlass jetzt vom Sicherheitspersonal an den Gerichts­eingängen. Da reden wir von Leuten von Securitas, Group 4, die das Nach-Waffen-Suchen schon können, aber ich frage mich: Wie sollen sie ohne jede medizinische Schulung medizinische Diagnostik machen? Das besonders Schwerwiegende ist, dass es dieses Personal in der Hand hat, den Zutritt zum Gericht zu versagen.

Meine Damen und Herren, das kann so nicht gehen. Es liegt ein Grundrechtseingriff vor, der meines Erachtens über keine ausreichende rechtliche Legitimation verfügt. Ich achte ja das Anliegen, das dahintersteht, dass das Gerichtspersonal geschützt werden muss, nur: wenn das nicht von fachkundigem Personal durchgeführt wird, hilft dieser Schutz gar nichts. Das ist eine Augenauswischerei, die dem Personal eine Schein­sicherheit gibt, die überhaupt nichts nutzt.

Wir haben schon einmal einen Erlass heftig diskutiert, den sogenannten Ostererlass; der wurde zurückgenommen. Ich würde Sie, Frau Justizministerin, dringend ersuchen: Überarbeiten Sie diese Erlässe, denn das kann so nicht funktionieren, dass ein völlig ungeeignetes und dafür nicht kompetentes Personal aufgrund gesundheitlicher Krite­rien darüber entscheidet, ob ich das Gerichtsgebäude betreten kann oder nicht! (Beifall bei den NEOS.)

Überlegen Sie sich das, haben Sie die gleiche Größe wie Herr Bundesminister Anschober und ändern Sie das! – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

18.22


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Die Abstimmung findet am Ende der Tagesordnung statt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 216

18.23.0721. Punkt

Bericht des Justizausschusses über den Antrag 166/A(E) der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung einer neuen Strafbestimmung zu „Upskirting“ und dem Verbot Nacktfotos ohne das Wissen oder die Einwilligung der Betroffenen anzufertigen (95 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zum 21. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Harald Stefan. – Bitte.


18.23.44

Abgeordneter Mag. Harald Stefan (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Hier liegt eine einvernehmliche Sache vor. Auf Initiative von Frau Kollegin Yildirim von der SPÖ wird hier ein Thema behandelt, das offenbar von allen Parteien gemeinsam als Problem gesehen wird, und zwar geht es um das ungefragte voyeuristische Fotografieren von Personen, bezeich­net als Upskirting. Es geht in erster Linie natürlich darum, dass Frauen ungewollt foto­grafiert werden, aber ich denke, in Wahrheit sollten wir das weiter fassen. Es werden dabei ja nicht nur Frauen vielleicht gedemütigt, sondern es müssen vor allem auch Minderjährige geschützt werden. Das ist ein besonderes Anliegen, das wir hier auch einbringen wollen.

Es geht also darum, dass es derzeit keinen Straftatbestand gibt, wenn man solche Fotos herstellt und dann vielleicht auch veröffentlicht. Ein Beispiel war eine Fußball­mannschaft, eine Mädchenfußballmannschaft, die von ihrem Trainer beim Duschen fotografiert wurde, und der hat das dann verbreitet. Es hat sich dann herausgestellt, dass es nicht möglich war, diesen Trainer zu belangen, jedenfalls nicht strafrechtlich, weil es keinen Straftatbestand gibt. Das Zivilrecht greift da auch nicht ausreichend weit und auch der Datenschutz greift nicht wirklich.

Das heißt, wir sind der Ansicht, dass es wichtig ist, da einen Straftatbestand zu schaf­fen. Wie gesagt, es sind alle Parteien einer Meinung, und wir machen heute mit dem gemeinsamen Entschließungsantrag den ersten Schritt, um dann entsprechende Straftatbestände zu kreieren und hoffentlich bald hier zu beschließen. (Beifall bei der FPÖ.)

18.25


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Meri Dioski. – Bitte, Frau Abgeordnete.


18.25.55

Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Ich glaube, es ist meine fünfte Rede und der Name wurde noch nie korrekt gesagt: Disoski!

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Hohes Haus! Es ist entwürdigend, beschämend und zutiefst frauenfeindlich – ich rede über das heimliche Fotografieren oder Filmen unter Kleider und Röcke. Solche Aufnahmen finden oft ihren Weg auf Onlineplattformen oder auf Pornoseiten; die Fotografierten, meistens Frauen und Mädchen, sind gut erkennbar. Für die Verfolgung dieser Übergriffe fehlte bislang zumeist die gesetzliche Grundlage.

Im Koalitionsübereinkommen haben wir ein sogenanntes Upskirtingverbot verankert, ein entsprechender Antrag wurde im Justizausschuss einstimmig beschlossen. Ich freue mich sehr darüber, dass Justizministerin Zadić jetzt die Schaffung einer gesetzlichen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 217

Grundlage unterstützt. Nein, es ist kein Kavaliersdelikt, wenn so in die Privatsphäre eines Menschen eingegriffen wird, und nein, es ist verdammt noch einmal nicht in Ordnung, Frauen ohne ihr Einverständnis zu fotografieren und zu filmen und das dann online zu stellen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Als Frauensprecherin meiner Fraktion erlaube ich mir aber, jetzt meine Redezeit für eine frauenpolitische Vermessung der aktuellen Situation zu verwenden. Die Corona­krise führt uns seit Wochen vor Augen: Frauen sind Trägerinnen der Gesellschaft!, oder anders formuliert: Ohne uns geht nix! Ob im Lebensmittelhandel oder in der Pro­duktion, in der Reinigung, in Krisenzentren, in Frauenhäusern, im Gesundheits- und Pflegebereich – der Frauenanteil unter den Beschäftigten in diesen zumeist sehr schlecht bezahlten Branchen liegt bei ungefähr 80 Prozent. Frauen tragen somit mehr­heitlich die wichtigsten Systeme und leisten einen großen Teil zur Virusbekämpfung, aber ohne entsprechend entlohnt zu werden. Danke sagen und Einmalprämien sind schöne Zeichen der Anerkennung und der Wertschätzung, aber damit lässt sich keine Miete zahlen. Wir brauchen dringend eine höhere Entlohnung und eine Arbeits­zeitver­kürzung. (Beifall bei den Grünen.)

Die Coronakrise trifft Frauen besonders hart und verstärkt bestehende Ungleichheiten, insbesondere wenn es um die ungleiche Verteilung von unbezahlter Arbeit geht. Ohne diese unbezahlte Arbeit in der Kinderbetreuung, im Haushalt und dergleichen wäre diese Krise nicht stemmbar, ohne Homeschooling – das haben wir heute auch schon gehört – ebenfalls nicht.

Die derzeitige Krise führt für Frauen zu einer zunehmenden Belastung, und je länger dieser außergewöhnliche Zustand dauert, desto dringlicher ist es und wird es auch, einen konkreten Fahrplan für die weitere schrittweise und stufenweise Öffnung von Kindergärten, elementarpädagogischen Betreuungseinrichtungen und Schulen zu set­zen – deswegen freue ich mich auch besonders darüber, dass wir einen solchen am Freitag vom zuständigen Minister hören werden.

Unabhängig davon möchte ich schon noch einmal in Erinnerung rufen: Es gibt ein bestehendes Angebot an elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen und an Schulen, das bitte in Anspruch genommen werden soll  ja, selbstverständlich von allen, die es brauchen, insbesondere auch von Alleinerziehenden; 94 Prozent davon sind Frauen. Bitte nehmen Sie dieses Angebot in Anspruch! (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Scheucher-Pichler.)

Ich appelliere auch eindringlich an die Landeshauptleute, dafür Sorge zu tragen, dass diese Betreuungsangebote auch wirklich gewährleistet und garantiert werden.

Diskriminierungen und Ungleichheiten sind während der Krise nicht auf Pause geschalten. Das sehen wir jetzt, und ich werde alle, die Sie hier sitzen, daran erinnern, dass wir am 20. März hier im Hohen Haus alle gemeinsam den sogenannten System­erhalterInnen applaudiert haben. Diesem Applaus sollten Taten folgen, da müssen konkrete Maßnahmen her. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) – Der Coronatausender ist ein netter Einmalbonus, darüber kann man reden, aber an der Struktur ändert er auch nichts.

Ich komme zum Schluss. Ich möchte Sie auf etwas hinweisen, was noch viel zu kurz gekommen ist. Viele Frauen, die in diesen sogenannten systemrelevanten Berufen arbeiten, sehr geehrte Damen und Herren, haben einen sogenannten Migrations­hinter­grund. Das gilt insbesondere in der 24-Stunden-Pflege. Bei der Neuregelung der Fa­milienbeihilfe sind diese Frauen im Vorjahr ungerecht behandelt worden. Damals hat man sie schikaniert, heute sollen sie unser Pflegesystem vor dem Kollaps bewahren und wir fliegen sie mit Charterflügen ein. Bei den bisherigen Danksagungen sind sie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 218

nicht bedacht worden, deshalb an dieser Stelle ein aufrichtiges Danke. (Beifall bei den Grünen.)

18.30


Präsidentin Doris Bures: Entschuldigen Sie, Frau Abgeordnete Disoski!

Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Selma Yildirim. – Bitte.


18.30.25

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Frau Präsidentin! Werte Abgeordnete! Sehr geehrte Frau Ministerin, ich begrüße Sie natürlich auch ganz herzlich! Der vor­liegende Bericht des Justizausschusses beschäftigt sich mit dem Upskirting. Wir haben gehört, worum es dabei geht. Es handelt sich also um eine – man muss fast sagen – neue Form der Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die immer stärker um sich greift.

Ziel des Antrages, den ich für unsere Fraktion einbringen durfte, übrigens bereits zum zweiten Mal – in der letzten Periode wurde der Antrag des Kollegen/Genossen Jarolim leider vertagt –, ist die Wahrung der Menschenwürde und der Schutz von Mädchen und Frauen vor sexueller Gewalt. Das ist jetzt so als Intention umschrieben, aber natürlich greift er etwas weiter. Es ist ein Entschließungsantrag.

Da wir uns aber in einer Justizdebatte befinden, möchte ich ein paar Worte dazu ver­lieren. Ich darf vorausschicken, dass wir uns in diesem Haus, im Hohen Haus, im Inter­esse der Bürgerinnen und Bürger, die sich an die Gesetze halten müssen, die wir hier beschließen, generell in der Rechtskultur auf einem hohen Niveau bewegen sollten. Unser Ziel sind letztendlich möglichst fehlerfreie Gesetze, und wenn Fehler passieren, dann gilt es, diese Fehler so rasch wie möglich zu korrigieren. Das gilt auch in der aktuellen Krisensituation und das gilt selbstverständlich auch für den Bundeskanzler. Werden Grund- und Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger derart massiv einge­schränkt, wie dies in den vergangenen Wochen passiert ist, dann darf man die Sorge um den Rechtsstaat und um die Gewaltentrennung nicht mit flapsigen Bemerkungen abtun. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

Aber zurück zum Gewaltschutz: In diesem Haus sollten uns der Schutz von Frauen und Mädchen und der Gewaltschutz insgesamt ein besonderes Anliegen sein, und zwar generell und in jeder spezifischen Ausformung. Während der Coronakrise, mit ihren Ausgangsbeschränkungen, ist häusliche Gewalt für Frauen eine besondere Ge­fahr. Wir dürfen das nicht außer Acht lassen. Die angestiegene Zahl der Anrufe bei Beratungshotlines unterstreicht das, und ich vermute, dass die Dunkelziffer höher liegt. Wir müssen wachsam und vorsichtig sein und sollten alles unternehmen, um Frauen und Kinder in der Familie und überall sonst vor Gewalt zu schützen.

Aber zurück zum Antrag: Ich brauche es nicht näher auszuführen, wir haben diesen Antrag eingebracht, weil die aktuelle Rechtslage keine Strafbestimmungen vorsieht. Ich gestehe, ich mache das mit einem gewissen Wermutstropfen, denn so umfangreich, wie ich es für die SPÖ einbringen durfte, ist es jetzt in der Beschlusslage nicht be­ziehungsweise wird es nicht beschlossen. Allerdings zähle ich darauf, dass es in der weiterführenden Debatte letztendlich doch zu einer guten Lösung kommt.

Ich bedanke mich schon jetzt für diese sehr sachliche und sehr ernsthafte Diskussion, auch bei Ihnen, Frau Ministerin. (Beifall bei der SPÖ.)

18.33


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Bundesministerin Alma Zadić zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 219

18.33.43

Bundesministerin für Justiz Dr. Alma Zadić, LL.M.: Frau Präsidentin! Geschätzte Abgeordnete! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich freue mich, dass wir heute diesen Antrag hier behandeln, und ich freue mich auch, dass die Abgeordneten aller Frak­tionen im Justizausschuss diesen Antrag einstimmig beschlossen haben, denn dieser Antrag ist wichtig.

Upskirting – wir haben es jetzt schon mehrfach gehört – ist ein widerliches Phänomen. Upskirting verletzt nicht nur die Intimsphäre, sondern wird auch oftmals als Druckmittel verwendet, um gewisse Leistungen zu erzwingen.

Jetzt ist es so, dass wir zwar im Gesetz Regelungen haben, die beispielsweise die fort­gesetzte Belästigung im Wege der Telekommunikation oder eines Computersystems erfassen. Man hat sich damals – 2015 – gedacht, Upskirting könnte darunterfallen. Nun hat man aber gesehen, dass das nicht ausreichend ist, denn es ist weder die einmalige Belästigung mit umfasst, noch ist die Herstellung und auch der Besitz solcher Bildnisse unter Strafe gestellt. Man hat auch festgestellt, dass das Verwaltungsstrafrecht in diesem Zusammenhang nicht ausreicht.

Wie Sie wissen, habe ich Anfang März eine ExpertInnengruppe einberufen, die sich mit dem Thema Hass und Gewalt im Netz beschäftigen soll. Da habe ich natürlich auch in Auftrag gegeben, dass man sich den Bildnisschutz anschauen soll, und ich hoffe, diesen Ihren Antrag heute mit behandeln zu dürfen.

Leider musste die Sitzungstätigkeit der ExpertInnengruppe aufgrund der Sicher­heits­maßnahmen im Zusammenhang mit Covid-19 vorläufig unterbrochen werden. Ich kann Ihnen aber versichern und verspreche Ihnen, dass das Thema Hass und Gewalt im Netz weiter behandelt wird und dass wir uns selbstverständlich sobald wie möglich wieder dieses Themas annehmen werden. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie bei Ab­geordneten von SPÖ und NEOS.)

Die Coronakrise ist derzeit präsent, sie beschäftigt uns natürlich; sie wird uns lange beschäftigen und sie hat uns auch sehr beschäftigt. Ich möchte Ihnen aber auch versichern, wir haben im Justizressort viele Projekte, wir haben uns vieles vorgenom­men, das wir zur Umsetzung bringen wollen und bringen werden, und dazu gehört auch das Verbot des Upskirting.

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit bei allen Abgeordneten – auch für die anre­gende Diskussion im Justizausschuss – bedanken und freue mich, diesen Antrag in Zukunft umsetzen zu dürfen. Herzlichen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

18.36


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Johanna Jachs. – Bitte.


18.37.02

Abgeordnete Mag. Johanna Jachs (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Die moderne Technik ist wirklich Fluch und Segen zugleich: ein Segen, wenn ich an die letzten Wochen denke, in denen Hunderttausende Österreicherinnen und Österreicher inner­halb weniger Tage auf Homeoffice umstellen konnten; es ist aber auch ein Fluch, weil Angriffe auf die Privatsphäre und die Intimsphäre immer schneller und immer leichter passieren.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 220

In Sekundenschnelle können wir den Kameraton bei unseren Handys ausschalten, und es braucht nicht viel Geschick, dass wir Fotos von anderen Personen machen können. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe die Instagram-Story von einigen von Ihnen aufmerksam verfolgt, und ich glaube, ich habe solche Spontanaufnahmen von hier heute schon auf Instagram gesehen.

Die moderne Technik, die Smartphones, wird aber auch immer mehr dazu verwendet, um Upskirts aufzunehmen. Wir haben schon gehört, was Upskirts sind. Das ist das heimliche Fotografieren unter den Rock, unter ein Kleid einer Frau, und diese Fotos landen dann oft auf Pornoseiten oder auf sonstigen Onlineplattformen. Natürlich passiert das Ganze ohne Einwilligung der Frauen.

Bei uns in Österreich haben wir kein Verbot des Upskirts. Wir haben im Justizaus­schuss bereits darüber diskutiert, wie so ein Verbot erfolgen kann. Es wurde diskutiert, ob das über das gerichtliche Strafrecht sein kann, bei dem wir das Ultima-Ratio-Prinzip haben, oder auf verwaltungsstrafrechtlichem Weg, wo wir rascher und vielleicht un­bürokratischer helfen können. Ich danke Ihnen, Frau Bundesminister, dass Sie diese Anregungen in die Expertengruppe mitnehmen werden. Ich bin mir sicher, Sie werden uns einen guten Vorschlag präsentieren.

Ich freue mich außerdem, dass wir mit diesem Upskirtingverbot eines der wenigen Länder sind, die ein solches Verbot beschließen werden. Weltweit gibt es nämlich nur vier Länder, die bereits ein solches Verbot haben. Es ist also schön, dass wir uns da einig sind.

Ich habe anfangs von der modernen Technik gesprochen, nun möchte ich einen ge­schichtlichen Schwenk machen: Das erste Upskirt wurde 1767 vom Maler Fragonard, einem Rokokomaler, angefertigt. Das Bild „Die Schaukel“ – auf Französisch l’escar­polette – zeigt einen jungen Mann, der den Anblick auf das Bein der schaukelnden Frau genießt, weil der Wind den Rock wegweht.

Sie sehen also, das Upskirting ist ein gesellschaftlich tradiertes Phänomen. Ich freue mich, dass wir 250 Jahre später, nämlich im Jahr 2020, hoffentlich ein Verbot dagegen beschließen können. – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

18.39


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Henrike Brandstötter. – Bitte.


18.39.55

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher daheim vor den Bildschirmen und meinetwegen heute auch auf Pornhub, denn auch dort lan­den diese Spannervideos oft!

Wer kennt sie nicht – vor allem Frauen –, unangenehme, aufdringliche Blicke im Schwimmbad oder im Fitnessstudio? Man wird in seiner Intimsphäre bedrängt, und das ist unangenehm – und es ist erlaubt. Wenn der Blick dabei auch noch durch eine Kamera geht, man heimlich gefilmt wird, dann ist das ebenfalls nicht verboten. Spanner können uns in Situationen aufnehmen, die sie absolut nichts angehen: Da ist der Trainer, der heimlich seine Jugendmannschaft in der Umkleidekabine filmt, da ist die Airbnb-Vermieterin, die eine Spycam installiert und ihre Gäste im Bett oder im Bad aufnimmt, da ist der Chef, der die Damentoilette filmt, und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen nichts davon.


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Spannervideos haben schon Eingang in die Philosophiebücher gefunden. Der Medien­philosoph Charles S. verwendet sie als Beispiel, um seine These von der Flüssigkeit von Information zu illustrieren. Das bedeutet, dass Information heute sehr schnell überall sein kann und sich auch sehr schnell auf vielen Kanälen verbreitet. Das macht gerade bei Spannervideos und anderen Angriffen auf unsere Privatsphäre dann doch einen sehr großen Unterschied, der auch in der österreichischen Rechtslage bis jetzt nicht berücksichtigt worden ist.

Es geht im 120er-Paragrafen des StGB derzeit um Tonaufnahmen. Als man das 1975 zum Gesetz gemacht hat, hat man wahrscheinlich Spionage- und Abhörszenarien im Sinn gehabt, man hat an diskrete Deals gedacht, die von dunklen Gestalten mit Richt­mikrofonen ausspioniert und auf Tonbandgeräten aufgezeichnet wurden. Wer also keine Abhörprotokolle auf Magnetbändern anfertigt, sondern mit seinem Smartphone heimlich Frauen unter den Rock filmt, hat sich bis jetzt keine Sorgen machen müssen und maximal einen Verweis der Datenschutzbehörde riskiert.

Das ist überholt! Heute sind Filmkameras mit brauchbaren Mikrofonen allgegenwärtig und in jedem Smartphone. Drohnen und Spycams kann man sich online im Sonder­angebot bestellen. Diese Geräte, diese hochauflösenden Smartphonekameras machen es Spannern leicht. Es waren ja in letzter Zeit überwiegend Spanner und nicht Spione, deren geheime Aufnahmen für Unmut gesorgt haben. Strafrechtlich waren solche Ein­griffe bislang nicht relevant, und das ist absurd, denn wenn Menschen heimlich gefilmt werden, wenn so in ihre Privat- und Intimsphäre eingegriffen wird, dann sind die Folgen schwerwiegend.

Andere Länder haben das schon früher geklärt. In Deutschland droht für die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren. Ich bin froh, dass wir in Österreich heute nachziehen und endlich eine dicke Staubschicht von diesem Paragrafen entfernen und dass wir auch im Parlament erkannt haben, dass da doch eine Schieflage im Schutzniveau besteht. Darum unterstützen wir NEOS den vorliegenden Entschließungsantrag, damit uner­wünschtes Filmen und Fotografieren endlich strafbar wird. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

18.43


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Petra Bayr. – Bitte.


18.43.20

Abgeordnete Petra Bayr, MA MLS (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Upskirting ist eine der geschlechtsspezifischen Gewalt­arten gegen Frauen, von denen es sehr viele gibt. Gewalt gegen Frauen hat viele unterschiedliche Gesichter, sei es körperliche Gewalt, psychische Gewalt oder struk­turelle Gewalt. Sehr oft ist sie auch klandestin, heimlich, verdeckt, und ganz oft geht sie mit dem irrationalen Phänomen einher, dass sich das Opfer schuldig fühlt, was es nur so gut wie nie ist.

Was wahrscheinlich jeder Art geschlechtsspezifischer Gewalt innewohnt oder was der Grund für so gut wie jede geschlechtsspezifische Art von Gewalt ist, ist, dass es nach wie vor ganz ungleiche Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern gibt, dass Frauen weniger Macht als Männer haben, dass Frauen strukturell einen schwächeren Status als Männer haben und dass Frauen auch ganz oft einfach ökonomisch von Männern abhängig sind und sich so in einem Abhängigkeitsverhältnis befinden, das diese oft einfach ausnutzen.

Strukturelle Gewalt spiegelt sich oft auch darin wider, dass Menschen – speziell Frauen – Rechte abgesprochen werden. Beim Upskirting wäre das zum Beispiel das Recht auf


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Integrität, auf Unversehrtheit; eben nicht nur im Sinne von körperlicher Unversehrtheit, sondern einfach auch das Recht auf Intimität. Dieses Absprechen von Rechten von Frauen betrifft ganz oft sexuelle und reproduktive Rechte. Da müssen wir gerade auch in Krisen, in denen wir uns jetzt befinden, in Österreich sehr wachsam sein, aber durchaus auch einen Blick über die Grenzen werfen.

Ich finde es zum Beispiel ganz fürchterlich, dass in Polen die Coronakrise dafür miss­braucht wird, Rechte von Frauen, die sie sich hartnäckig und mühselig über viele Jahre errungen haben, gerade jetzt wieder zurückzudrehen. Einerseits wird versucht, das ohnehin schon sehr restriktive Recht auf Abtreibung in Polen noch einmal weiter zu­rückzunehmen, andererseits wird zum Beispiel das Recht auf evidenzbasierte sexuelle Bildung in der Schule mit drei Jahren Freiheitsentzug bedroht. Diese beiden Geset­zesvorhaben sind jetzt in den Ausschuss zurückgewiesen worden, also haben wir da ein bissel eine Verschnaufpause. Ich weiß von einer Videokonferenz von heute mit einer polnischen Abgeordneten und einer Aktivistin, wie wichtig es für sie ist, auch von unserer internationalen Solidarität zu wissen, zu wissen, dass da auch andere europä­ische Länder hinter ihnen stehen und auch für ihre Rechte einstehen.

Ich möchte Sie also dazu auffordern, ein kritisches und klares Auge darauf zu haben, wenn sexuelle und reproduktive Rechte in Österreich, aber auch anderswo in Europa zurückgedreht werden.

Abschließend möchte ich mich auch bei Selma Yildirim dafür bedanken, dass sie diese wirklich wichtige Initiative abermals ins Parlament gebracht hat. Das ist das Bohren harter Bretter. Das freut mich sehr, dass wir da jetzt gemeinsam bohren und hoffentlich bald ein gutes Gesetz beschließen werden. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von Grünen und NEOS.)

18.46


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Die Abstimmung darüber erfolgt am Ende der Tagung.

18.46.5222. Punkt

Bericht des Wissenschaftsausschusses über den Antrag 274/A der Abgeord­ne­ten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­ge­setz, mit dem das Hochschülerinnen- und Hochschülerschaftsgesetz 2014 geändert wird (88 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zum 22. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Martin Graf. – Bitte.


18.47.22

Abgeordneter Mag. Dr. Martin Graf (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Frau Bundesminister! (Abg. Leichtfried: Das wird jetzt keine gute Rede!) – Offensichtlich ein Prophet, der Kollege!

Es steht nur mehr wenig Zeit zur Verfügung. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist ein Thema, das natürlich immer wieder viele auch hier im Hohen Haus beschäftigt, nämlich: Was soll die Österreichische Hochschülerschaft in Zukunft leis­ten? Was leistet sie derzeit? – Das sei vielleicht als Überschrift gedacht.


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Wir haben versucht, da eine Reform anzustrengen, weil wir der Meinung sind, dass die Österreichische Hochschülerschaft insgesamt – an der Spitze natürlich die grünen, dies aber gemeinsam auch mit den sozialistischen, aber natürlich auch mit der Mehr­heitsfraktion, mit den schwarzen Studenten – eine sehr einseitige Wahrnehmung des allgemeinpolitischen Mandates ausübt, und wir hätten da gerne eine Verrechtlichung gehabt. Dem wird nicht Rechnung getragen.

Darüber hinaus haben wir uns auch über die Finanzierung der ÖH, die ja Beiträge von allen Studierenden kassiert, um letztendlich gegen gewisse Gruppen von anderen Studierenden mit Diffamierungen, mit Protestwellen, mit Gewaltausschreitungen und vielem anderen mehr ins Feld zu ziehen, Gedanken gemacht. Wir sind eben der Meinung, das sollte man anders organisieren.

Jetzt wird es sicher wieder Hunderte Argumente geben. Ich bin ein bissel enttäuscht gewesen, dass wir keine längere Diskussion dazu gehabt haben, um diese Träger­rakete einmal so zu nehmen, dass wir sagen: Was könnten wir da tun? (Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Das wird jetzt einfach abgelehnt. Dafür wird es tausend Begründungen geben, die natürlich auch herbeigeredet werden. Wenn ich mir die Entwicklung der letzten Wochen anschaue, muss ich sagen, bin ich schon fast dafür, dass man diesem Bericht tatsächlich gar nicht zustimmt, weil das eigentlich überholt ist, Herr Bundesminister, und zwar insofern überholt, weil Sie ja heute konstruktive Reformschritte ablehnen und meinen, dass die Österreichische Hochschülerschaft ihr Werk 100 Prozent top vollbringt.

Was ist denn die Realität? Was passiert denn jetzt? – Im Moment werden aufgrund der Corona/Covid-19-Krise Grund- und Freiheitsrechte sonder Zahl ausgehebelt, und das natürlich auch an österreichischen Universitäten.

Der Herr Bundesminister hat eine Verordnung in Begutachtung, mit der er de facto die Demokratisierung an den österreichischen Hochschulen – wenn man das so salopp in der kurzen Redezeit sagen will – abschafft: weg vom Senat, akademische Aufgaben hin zum Rektorat, also zur Exekutive. Ein paar Leute haben heute schon gesagt, vieles habe faschistische Züge. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Wollen wir gar nicht so weit gehen, aber: Wo ist denn die Österreichische Hoch­schüler­schaft mit ihrem Aufschrei? Jetzt hätte sie einmal ein Betätigungsfeld und könnte zeigen, welches Geld sie wert ist. – Man hört nichts, man sieht nichts, es sind alle zufrieden. Ängstlich sitzen sie zu Hause, nehmen Versammlungsverbote in Kauf, neh­men die Entdemokratisierung in Kauf, nehmen in Kauf, dass der Senat entmachtet wird. Kollegin Blimlinger wird wahrscheinlich auch noch Gutes daran finden, sie ist ja beteiligt an dieser Aktion, die von der Bundesregierung gemacht wird.

Eigentlich muss ich feststellen, dass unser Antrag viel zu wenig weitgehend war – viel zu wenig weitgehend! Eine ÖH in ihrem derzeitigen Zustand schafft sich ja selbst ab. Wir brauchen sie gar nicht abzuschaffen, sie hat sich selbst abgeschafft. Sie macht gar nichts mehr, außer vielleicht ihre Funktionsgebühren zu kassieren – für eine Nicht­leistung, für eine Leistung, die sie nicht erbringt. Es gibt auch keine qualifizierten Stel­lungnahmen, kein Aufbegehren mehr, nichts. Also sie nimmt das allgemeinpolitische Mandat nicht einmal mehr in diese Richtung wahr, nur weil die Grünen mit in der Regierung sitzen. Daran sieht man, wie berechtigt unsere Kritik an der Österreichi­schen Hochschülerschaft schon gewesen ist, und jetzt wird sogar noch der Beweis geliefert.

In diesem Sinne stimmt es mich traurig, dass wir nicht zu einer Reform kommen. Wir werden aber diesen Punkt betreffend nicht ruhen, Herr Bundesminister, und in den


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nächsten Wochen und Monaten weitere Vorschläge einbringen. Irgendwann wird es so sein, dass der stete Tropfen den Stein höhlt und wir am Ende auch erfolgreich sein werden.

Es besteht akuter Handlungsbedarf bei diesem letalen Dahinwandeln der Österreichi­schen Hochschülerschaft in der derzeitigen Situation. Es ist einfach zu wenig, wenn man nur gegen rechte Studenten vorgeht. Das ist keine Legitimation für die Öster­reichische Hochschülerschaft, das müssen Sie endlich lernen. Und vielleicht nimmt die Österreichische Hochschülerschaft jetzt auch einmal ihr Mandat wahr (Zwischenruf des Abg. Matznetter), wenn es um die Demontage der Grund- und Freiheitsrechte und auch den Diebstahl an den Autonomiebedingungen geht. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Herr Bundesminister, Sie werden sicher sagen, all Ihre Reformschritte sind ja zeitlich auf den Krisenfall begrenzt, wie aber heute und in den letzten Wochen schon per­manent durchgeklungen ist, wissen wir ja gar nicht, wann dieses Ende sein wird. Wir hören schon, dass das bis zum Jahr 2024, bis 2022, bis 2021 dauern kann. (Zwi­schenruf des Abg. Matznetter.) Kollege Anschober sagt ja, dass wir mit einer langen Zeit rechnen müssen. Ich gehe einmal davon aus, dass es länger andauern wird, als uns lieb ist (Abg. Leichtfried: Also die Rede ...!), dass wir derartige Zustände noch lange werden in Kauf nehmen müssen.

Ich halte für mich persönlich fest: In dem Zustand, in dem sich die Österreichische Hochschülerschaft derzeit befindet, ist sie wertlos und hat sich selbst ausgeschaltet, da kann man sie eigentlich abschaffen. (Beifall bei der FPÖ.)

18.53


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Nico Marchetti. – Bitte. (Ruf bei der SPÖ: Womöglich wirdʼs jetzt besser!)


18.53.46

Abgeordneter Nico Marchetti (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrtes Re­gierungsteam! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es gibt das psychologische Phä­nomen, dass man sich über Dinge aufregt, die einen an einem selbst ärgern, und ich glaube, in diesem Fall ist das passiert, denn Sie regen sich über den Beitrag der ÖH zum Krisenmanagement auf, aber den wahnsinnig üppigen Beitrag der FPÖ zum Krisenmanagement hätte ich jetzt auch noch nicht entdeckt. Also sollte man sich vielleicht einmal den Spiegel vorhalten, bevor man sich aufregt. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Reden wir einmal über das, worum es geht! – Ein Punkt: ÖH-Beitrag. Wir reden da von 20,20 Euro. Davon fallen 70 Cent wegen einer Unfallversicherung weg – ich glaube, die finden wir alle sinnvoll –, somit bleiben 19,50 Euro übrig. Das sind 16 Cent am Tag, so irgendwie ist die Größenordnung. Davon fließen 87 Prozent in die einzelnen Hoch­schulvertretungen und dort hauptsächlich in Serviceangebote wie Beratungen für Auslandssemester, für Prüfungen, Lerngruppen und so weiter und so fort – das findet man vielleicht auch sinnvoll – und 13 Prozent in die von Ihnen gescholtene Bundes-ÖH. Das sind die Größenordnungen. Ich glaube, grundsätzlich ist das Konstrukt sehr okay, dass man 16 Cent am Tag für Service, eine Unfallversicherung und eine demokratisch legitimierte Vertretung bezahlt. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.) Das ist, glaube ich, grundsätzlich ein guter Deal.

Worin wir übereinstimmen, ist, dass man die Verwendung dieser Mittel natürlich hinter­fragen muss und dass sie auch zweckmäßig sein muss. Jetzt haben einige ÖH-Ver­tretungen Rücklagen aufgelöst, die ÖH Uni Graz zum Beispiel 200 000 Euro, die sie den Studierenden im Rahmen eines Sozialtopfs zur Verfügung stellt; aus diesen


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Mitteln, von denen wir da reden. Das ist, glaube ich, eine sinnvolle Sache. Die ÖH Uni Wien hat das auch angekündigt, hat auch gesagt, dass sie einen Betrag von 250 000 Euro in einen Sozialtopf fließen lässt. Tatsächlich hat sie aber nur 125 000 Euro in diesen Sozialtopf gegeben und den Rest – das ist heute aufgedeckt worden – in irgendwelche anderen Projekte, in politische Projekte wie zum Beispiel mit der Antifa.

Das geht natürlich nicht. Wir haben einen Kontrollmechanismus, das wird dann gemel­det, die AG hat auch eine Sachverhaltsdarstellung an den Kontrollausschuss gemeldet, und solange dieser Kontrollmechanismus funktioniert, ist es, glaube ich, gut, wenn wir das System beibehalten und nicht wegen eines Problems kübeln.

Zum allgemeinpolitischen Mandat: Im Zuge der Recherche bin ich auf ein lustiges Detail gestoßen. Es gab ja damals Demonstrationen wegen der Bebauung der Hain­burger Au, und da hat unter anderem die ÖH sehr stark mitgearbeitet. Bei der da­maligen Pressekonferenz bei dem Aufstand hat zum Beispiel Hubert Gorbach, der damals Bundesobmann des RFJ war, auch mitgewirkt, er war bei der Pressekonferenz sogar dabei. – Das vielleicht nur als kleinen Input für Ihre Historikerkommission, was es bei der FPÖ mit dem allgemeinpolitischen Mandat eigentlich so auf sich gehabt hat. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte abschließend noch kurz auf die aktuelle Lage eingehen, wie Sie das auch getan haben. Am Freitag wird es eine Pressekonferenz des Ministers geben, in der offene studienrechtliche Fragen, studienförderungsrechtliche Fragen für Fachhoch­schulen und Hochschulen klargestellt werden. Es werden ganz viele Sachen für die Unis klargestellt, die sie dann auch mit Leben erfüllen werden. Dann wird es endlich auch Sicherheit für die Studierenden dahin gehend geben, was in den nächsten Wochen und Monaten auf sie zukommt.

Eine Sache, die wir heute schon verkünden können, freut mich sehr: Bei der Fami­lien­beihilfe gibt es eine Lösung, die die Frau Minister jetzt vorgestellt hat. Für die Familien­beihilfe für Studierende wird es jetzt ein zusätzliches Toleranzsemester und eine Ver­längerung der Bezugsdauer geben. Das heißt, wir sind dem Ziel eines neutralen Semesters einen Schritt näher gekommen. Diese Sicherheit gibt es für Studierende, und der Rest wird sich am Freitag klären. Ich glaube, dann sind wir auf einem guten Weg. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

18.57


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Andrea Kuntzl. – Bitte.


18.57.50

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Wir diskutieren jetzt den Antrag der Freiheitlichen Partei zum dritten Mal. Wir haben eine erste Lesung gehabt und wir haben ihn im Ausschuss diskutiert, und wir sind jenseits der einbringenden Fraktion fraktionsübergreifend der Meinung, dass die ÖH nicht in ihren Grundelementen beschnitten werden soll, nämlich was das allgemeinpolitische Mandat betrifft, das Sie der Hochschülerschaft entziehen wollen; Sie wollen sie auch in ihrer finanziellen Basis beschneiden.

Heute haben Sie eigentlich auch ganz deutlich ausgesprochen, worum es wirklich geht: Es geht aus Ihrer Sicht darum, die Vertretung der österreichischen Studierenden ein­fach abzuschaffen. – Und dann stellen Sie sich hin und beklagen demokratiepolitische Defizite?! Also viel zynischer geht es nicht, Herr Kollege Graf! (Beifall bei der SPÖ.)

Das nährt schon den Eindruck, dass da etwas abgeschafft werden soll, das Ihnen politisch nicht zu Gesicht steht. Da ist offensichtlich der Hintergrund (Abg. Martin Graf: Es funktioniert nicht!), dass Ihre Fraktion bei den Wahlen sehr schlechte Ergebnisse


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einfährt. Was macht man dann? – Dann schafft man es einfach ab. (Abg. Martin Graf: Es geht ja keiner zur Wahl hin! Wie hoch ist die Wahlbeteiligung?) Das entspricht zum Glück weitestgehend – bis auf Sie als Ausnahme – nicht dem demokratiepolitischen Verständnis hier im Haus, und das ist auch sehr gut und wichtig. (Neuerlicher Zwi­schenruf des Abg. Graf.) – Das zu Ihrem Antrag.

Ich wollte auch den Brief ansprechen, den die Mitglieder des Wissen­schaftsaus­schus­ses von den Senatsvorsitzenden bekommen haben, was die Verordnung betrifft, die der Herr Bundesminister jetzt in Begutachtung geschickt hat.

Ich möchte von meiner Seite her schon auch betonen, dass das demokratische Gefüge an der Universität, die Ausbalancierung der Kompetenzen, das Machtgefüge, wenn Sie so wollen, zwischen dem Senat als dem gewählten Organ an den Universitäten, den Uniräten und den Rektoraten, ein im Universitätsgesetz gut überlegtes System ist, das man nicht so einfach über den Haufen werfen sollte, und dass man eine Notsituation mittels Notverordnung nicht ausnützen sollte, um hier die Verhältnisse unsachlich zu verschieben, wie es uns erscheint.

Herr Minister! Vielleicht können Sie hier Stellung nehmen. Die Sache ist in Begut­achtung, das lässt sich auch zurücknehmen. Ich denke, dass die Senatsvorsitzenden, auch unterstützt von der Hochschülerschaft, gute Argumente vorbringen, warum das in der Weise überschießend ist und nicht gemacht werden sollte.

Zum Dritten und Letzten: Der Kollege vor mir hat gerade angesprochen, dass Sie, Herr Bundesminister, in den nächsten Tagen eine Pressekonferenz geben werden, in der Sie Entscheidungen in derart wichtigen Fragen für die Universitäten öffentlich bekannt geben werden. Ich würde Sie auffordern und bitten, Herr Bundesminister, die Gele­genheit hier zu ergreifen und das Parlament zu informieren. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

19.01


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste: Frau Abgeordnete Eva Blimlinger. – Bitte.


19.01.22

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist ein bissel so eine Situation: „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Ich weiß nicht, wie oft die FPÖ schon versucht hat, der ÖH das politische Mandat abzuerkennen. Ich glaube, es wird nie gelingen, ich hoffe es.

Wenn man sich die Situation derzeit anschaut, so muss man sagen, die Österreichi­sche Hochschüler_innenschaft ist wirklich eine Stütze in der Krise. Sie bemüht sich um Studierende, die aus vielen Jobs rauskippen, momentan keine Arbeit haben, weil sie zum Teil geringfügig beschäftigt sind. Sie bekommen kein Geld aus dem Härtefall­fonds. Es gibt Härtefallfonds bei den ÖHs, der Kollege hat das schon angesprochen. Es erweist sich einmal mehr, dass die Österreichische Hochschüler_innenschaft wirk­lich ein zentrales Organ, mit einem politischen Mandat ausgestattet, der Universitäten ist, und das soll sie auch immer bleiben. In Wirklichkeit sind diese lächerlichen 15 Euro eigentlich so zu sehen, dass man sagt: Warum sollte das nicht mehr sein, damit die Arbeit eine noch bessere, eine noch umfassendere sein kann?

Aber lassen Sie mich auch zu den anstehenden drei Verordnungen aus dem Wissen­schaftsbereich sprechen, ich beziehe mich da auf meine Vorrednerin Andrea Kuntzl: Nicht alles, was geregelt wird, ist ein Eingriff in die Autonomie! Hier kommt die Aufre­gung ja im Wesentlichen von den Senaten, die sich hier in ihrer Autonomie beschnitten fühlen – in Klammern: Senate haben keine Autonomie, nur die Universitäten haben eine Autonomie. (Beifall des Abg. Taschner.) Davon ist der Senat ein Teil, aber sicher-


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lich hat er nicht selber eine Autonomie. Es gibt da natürlich überhaupt keinen Eingriff in die Lehre, es gibt nur einen Eingriff, was die Termine betrifft. Das ist der einzige Eingriff, und es ist sinnvoll, diesen Eingriff zu machen, um für die Studierenden – und um die geht es, womit ich wieder bei der ÖH bin – gleiche Chancen zu haben.

Es kann nicht sein, dass jede Uni ihre eigenen Terminpläne macht. Das ist in der derzeitigen Situation völlig unsinnig. Daher ist es sehr gut, dass es diese drei Verord­nungen gibt; sie gehören zu den wenigen Verordnungen, zu denen es eine breite Begutachtung gegeben hat, die viele begutachtet haben und bei denen sehr viele Punkte eingeflossen sind. Also die Senate sollen sich ein bissel beruhigen. Es ist zum Guten, und es ist besser, es wird per Verordnung geregelt, weil die Studierenden dann Sicherheit haben. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

19.04


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Die Abstimmung wird am Schluss der Sitzung erfolgen.

19.04.2123. Punkt

Bericht des Unterrichtsausschusses über den Antrag 145/A(E) der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klima-, Natur- und Umweltschutz stärker im Schulunterricht verankern (96 d.B.)

24. Punkt

Bericht des Unterrichtsausschusses über den Antrag 216/A(E) der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Deutsch als „Pausen­sprache“ (97 d.B.)

25. Punkt

Bericht des Unterrichtsausschusses über den Antrag 322/A(E) der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lehramt Quereinsteiger_innen Studium (98 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir zu den Tagesordnungspunkten 23 bis 25, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Hermann Brückl. – Bitte.


19.05.22

Abgeordneter Hermann Brückl, MA (FPÖ): Frau Präsident! Geschätzter Herr Bun­desminister! Hohes Haus! Werte Damen und Herren Abgeordnete! Wir diskutieren jetzt unter anderen den Antrag betreffend „Deutsch als ,Pausensprache‘“. Wir diskutieren ihn heute hier bereits zum zweiten Mal – wir hatten dazu eine erste Lesung –, und wir dürfen heute auch darüber abstimmen.

Ich möchte wie auch das letzte Mal wieder mit den Worten beginnen: „Schule ist ein Ort der Bildung, Schule ist ein Ort des Erlernens sozialer Fähigkeiten“. Sie ist – seit


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vielen Jahren mittlerweile – massiv zu einem Ort der Integration geworden, und damit verbunden natürlich auch der Ort für das Erlernen der deutschen Sprache.

Es ist von eminenter Bedeutung, dass wir es schaffen, jenen, die sich mit der deut­schen Sprache schwertun, im schulischen Alltag bestmögliches Wissen zu vermitteln. Das Erlernen der deutschen Sprache dient der Verbesserung der Kommunikation, dient der besseren Integration und dient der Leistungssteigerung. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Gerade diese Krise, Herr Kollege, beweist uns, wie wichtig es ist, dass unsere Kinder die deutsche Sprache gut beherrschen. (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.) Es ist derzeit nicht nur so, dass zahlreiche Kinder zu Hause nicht erreichbar sind, es ist oftmals auch so, dass die technische Ausstattung für das Homelearning fehlt, dass die technische Infrastruktur nicht vorhanden ist. Vor allem aber gibt es auch immer wieder Sprachprobleme, Sprachprobleme im Elternhaus. Das bestätigen uns ja auch die Experten, bitte. Hier fehlt den Kindern einfach die Unter­stützung durch die Lehrer beim Lernen.

Ich darf in diesem Zusammenhang auf die Zahlen der Statistik Austria hinweisen – das habe ich bereits einmal gemacht, und ich mache es wieder –, und zwar Zahlen einer Statistik aus dem Jahr 2018/2019: In Wien sprechen 59 Prozent aller Volksschüler im Alltag nicht Deutsch, in Vorarlberg sind es 32 Prozent und im Österreich-Durchschnitt sind es 31 Prozent. Hier besteht also akuter Handlungsbedarf, und deswegen sollten Sie diesen Antrag auch unterstützen.

Genauso bitte ich die Mitglieder dieses Hauses, den Antrag zu unterstützen, den wir heute gemeinsam mit der SPÖ und mit NEOS eingebracht haben, in dem es darum geht, einen Stufenplan für die Schulöffnungen vorzulegen. In den vergangenen Wochen hat es viele Ankündigungen, viele unbestimmte Ankündigungen gegeben, aber es hat keine klaren Entscheidungen vonseiten des Ministeriums gegeben.

Ich frage mich deshalb: Wozu diese vielen Pressekonferenzen? Möglicherweise sollten sie wirklich nur dazu dienen, dass man mit dem Regierungsvokabular wie bei­spiels­weise „neue Normalität“ Furcht, Angst und Panik verbreitet, oder möglicherweise die­nen diese Pressekonferenzen auch nur zur Inszenierung der Regierung.

Hohes Haus, liebe Regierung, es ist Zeit, dass Sie zurückkehren – nicht zur neuen Normalität, sondern zu unserer gewohnten Normalität. Lassen Sie wieder die Vernunft regieren! (Beifall bei der FPÖ.)

19.08


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Nico Marchetti. – Bitte.


19.08.46

Abgeordneter Nico Marchetti (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte auf die Lehrplanreform ein­gehen, wozu heute auch ein Antrag von uns allen eingebracht wird, also ein gemein­samer Antrag.

Wir haben schon seit eineinhalb Jahren an diesem Projekt gearbeitet, an ganz unter­schiedlichen Packages, vor allem für die Primarstufe, also die Volksschule, und die Sekundarstufe I, die Unterstufe. Besonders wichtig ist – das möchte ich da noch einmal betonen –, dass wir mit dieser Lehrplanreform auch das Thema Politische Bildung hineinbekommen. Ich glaube, da gibt es hier ja ohnehin großen Konsens; das ist mir auch ganz wichtig. Deswegen haben wir ja das jetzt gemeinsam in einem Antrag ein­gebracht, auf Initiative von Evi Holzleitner, dass wir das Thema Klimabildung zusätzlich zu Umweltbildung und Nachhaltigkeit noch als Unterrichtsprinzip verankern und auch in diese Lehrplanreform einpflegen. Das ist eine sehr sinnvolle Sache, deswegen sind wir


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auch gerne dabei, und ich hoffe, dass wir in mehreren Bereichen bei diesem großen Projekt eine große Fürsprache in diesem Haus haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich möchte auch auf die aktuelle Lage eingehen. In Bezug darauf ärgert mich eines wirklich sehr: Der Föderalismus ist ein Grundpfeiler unserer Republik, und alle Oppo­sitionsparteien sagen, was sie nicht für eine schwere Liebe für unsere Verfassung empfinden, aber beim Föderalismus hört die Liebe zur Verfassung irgendwie auf: Sie akzeptieren nicht, dass wir im Bildungsbereich föderale Strukturen haben, gerade was die Kindergärten betrifft, und dass es für das Ministerium schwer ist, bis in die letzte Gemeinde hinein zu wissen, was da im Detail vorgeht; das ist natürlich evident, das möchte ich einfach betonen, gerade in Richtung SPÖ.

Drei ihrer Landesräte sind in Österreich direkt für diese Angelegenheiten zuständig, und auch in diesen Bundesländern gibt es Probleme. – Vielleicht zeigen Sie einmal nicht mit dem Finger auf andere, sondern nehmen Ihre Verantwortung wirklich wahr! Frau Hammerschmid, Sie waren Ministerin, Sie wissen ganz genau, was das bedeutet. Nehmen Sie die Verantwortung wahr, nehmen Sie den Hörer in die Hand, rufen Sie Ihre drei Landesräte an und schauen Sie, dass es in den Bundesländern funktioniert! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich habe wirklich Verständnis dafür, dass die Ungeduld groß ist – gerade im Zusam­menhang mit der Matura habe ich es auch gemerkt, denn so lange ist das bei mir auch noch nicht her. Ich verstehe das wirklich, nur die richtige Vorgehensweise ist, glaube ich, dass auf Basis der Daten, die alle zwei Wochen neu überprüft werden, seriöse Ent­scheidungen getroffen werden, die auch halten und auf die sich wirklich alle verlassen können. Das ist die Vorgangsweise der Regierung, das ist auch die Vorgangsweise von Herrn Minister Faßmann – und ich glaube, das ist richtig so.

Natürlich ist das unbefriedigend. Wir können jetzt nicht sagen, wie es in sechs Wochen ausschaut. Ich verstehe, dass Sie das wollen; ich will das auch, aber es geht halt nicht. Diese Möglichkeit haben wir halt einfach nicht, dass wir verlässlich sagen und wissen können, wie es in sechs Wochen ausschaut. Wir müssen uns in Zwei-Wochen-Etappen voranarbeiten. Das ist einfach die Realität. – Ich würde Sie bitten, dass Sie dafür auch Verständnis haben und nicht Dinge verlangen, die einfach nicht in unserer Macht stehen und die wir auch gar nicht voraussehen können! (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben jetzt die Verordnung in Bezug auf die Matura veröffentlicht, da gibt es Klar­heit; das war wichtig. Es werden die nächsten Schritte folgen.

Ich bitte Sie, unterstützen Sie uns mit Ihrer Expertise! Unterstützen Sie uns auch in der Kommunikation und bei Dingen, die Klarheit schaffen, wie zum Beispiel bei der Maturaregelung! Ich habe noch kein Posting der SPÖ gesehen, in dem Sie sagen: So schaut es aus, und jetzt wisst ihr, was los ist! – Auch da können wir unterstützen und zusammenhalten. Ich glaube, gemeinsam kann man da für sehr viel Klarheit sorgen und viel Ruhe hineinbringen, so wie es halt die Rahmenbedingungen zulassen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.12


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Eva Maria Holzleitner. – Bitte.


19.12.43

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Marchetti, bei aller Wertschätzung: Ich bin wirklich stolz auf das rote Wien, denn Stadtrat Jürgen Czernohorszky kümmert sich zum Beispiel darum, dass jetzt wirklich alle Kinder Zugang zu einem Laptop für das


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Homeschooling haben. In meinem Heimatsbundesland Oberösterreich mit einer schwar­zen Bildungslandesrätin ist das leider nicht der Fall; das finde ich sehr traurig – so viel zum Föderalismus. Vielleicht können wir beide den Hörer in die Hand nehmen und uns da ein bisschen einen Ruck geben. (Beifall bei der SPÖ.)

Worauf ich aber eigentlich eingehen möchte: Heute ist Earthday, Tag der Erde, der uns daran erinnert, dass unser Planet eigentlich etwas sehr Schützenswertes ist. Ich freue mich deshalb wirklich, dass heute ein Antrag angenommen wird, den ich in der Ursprungsversion auch schon in der letzten Gesetzgebungsperiode unter Schwarz-Blau eingebracht habe, und zwar geht es darum, das Thema Klima-, Natur- und Umweltschutz stärker im Lehrplan zu verankern. Es geht darum, dass unsere gültigen Lehrpläne auf umweltpolitische Bildung hin geprüft und eventuell vorhandene Lücken geschlossen werden. Klima-, Natur- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit müssen stärker als Grundbestandteil der Allgemein- und Bewusstseinsbildung in den Lehr­plä­nen verankert und implementiert werden.

Dieser Antrag ist in der letzten Gesetzgebungsperiode vertagt worden, aber – Hart­näckigkeit zahlt sich aus – ich habe ihn wieder eingebracht und freue mich wirklich, dass es da ein Commitment aller Parteien gibt, dass diese Implementierung heute be­schlossen wird.

Warum ist das wichtig? – Junge Menschen sind wirklich Freitag für Freitag für Freitag auf die Straße gegangen, um wachzurütteln, dass es jetzt eben Taten braucht, um unser Klima zu retten. Diese Proteste gehen weiter, digital und rund um den Globus – beispielsweise diesen Freitag. Italien hat es vorgemacht und umweltpolitische Bildung stärker an Schulen verankert. Wir müssen rasch nachziehen, und dieser Beschluss heute ist ein erster Schritt. Herr Bundesminister, ruhen Sie sich aber nicht darauf aus, das ist keine Option, denn wir werden unsere parlamentarischen Möglichkeiten der Kontrolle da auf jeden Fall nutzen, sodass da wirklich rasch etwas weitergeht und rasch etwas passiert!

Ich möchte mit etwas Positivem schließen: Wie gesagt, dieser Antrag wird heute be­schlossen. Als Oppositionspartei stößt man sehr oft auf taube Ohren und konstruktive Vorschläge werden vertagt, deshalb möchte ich diesen ersten Step allen Aktivistinnen und Aktivisten, die draußen immer aktiv sind, widmen: Fridays for Future, Klimavolks­begehren und Co. – Es ist zu einem großen Teil wirklich auch euer Verdienst, da ihr mit eurer Awareness, die ihr geschaffen habt, die Menschen wachgerüttelt habt. Vielen Dank für euer großartiges Engagement, das ihr da tagtäglich einbringt. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Der heutige Beschluss darf auf jeden Fall nicht das Ende der Fahnenstange sein. Als Politiker müssen wir auch noch weitere Maßnahmen setzen, Handelsketten hinter­fragen, öffentliche Verkehrsmittel weiter attraktiveren et cetera.

Ich freue mich ganz besonders – kurze Werbeeinschaltung –, dass die Bundesjugend­vertretung genau zu diesem Thema eine aktuelle Kampagne hat (verschiedenfarbige Flyer dieser Kampagne in die Höhe haltend): „Da läuft doch was verkehrt“, „time for change“. – Diese Kampagne hat parteiübergreifend eine sehr große Zustimmung. Schauen wir uns diese Forderungen doch gemeinsam an und setzen hier gemeinsam im Sinne der Bundesjugendvertretung Aktivitäten fürs Klima! So können wir auch wirklich etwas weiterbringen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.16


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Sibylle Hamann. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 231

19.16.34

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Liebe Frau Präsidentin! Lieber Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Deutsch am Pausenhof: Als wir diesen Antrag neulich im Unterrichtsausschuss diskutiert haben, kam mir das ein bisschen vor wie so ein eingefrorener Posthornton aus einer anderen Zeit, nämlich aus der Zeit, als die FPÖ in diesem Land öffentlich noch den Ton angegeben hat. – Diese Zeit ist Gott sei Dank vorbei.

Ich will mich auch aus diesem Grund nicht allzu lange mit diesem Antrag aufhalten. Er ist nicht sehr durchdacht. Wollen Sie denn zum Beispiel Angehörigen unserer aner­kannten Volksgruppen tatsächlich ihre Sprache verbieten? Wollen Sie zum Beispiel bilinguale Schulen in diesem Land abschaffen? – Das ist alles relativ unsinnig. Päda­gogisch ist das auch unsinnig, weil Sie damit etwas, was Kinder als Ressource mitbrin­gen, nämlich noch eine andere Sprache als Deutsch zu können, als negativ brand­marken und Kinder beschämen, Kinder ausgrenzen und gegeneinander ausspielen. Das wird es mit uns nicht geben. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

Ich freue mich deswegen natürlich, dass dieser Antrag von allen Parteien außer der FPÖ klar abgelehnt wird, und möchte stattdessen über etwas anderes reden, an das mich dieser Antrag erinnert hat, nämlich über den Pausenhof und darüber, wie sehr uns dieser Pausenhof fehlt; wie sehr uns die Schule als sozialer Ort fehlt; wie wichtig es ist, dass Kinder aus ganz verschiedenen sozialen Hintergründen dort bald wieder zusammenkommen werden; wie wichtig es ist, dass ihre Mehrsprachigkeit dort als soziale Ressource wertgeschätzt wird; wie wichtig es ist, dass es dort ausreichend muttersprachlichen Unterricht, deutschsprachigen Unterricht und Fremdsprachen­unter­reicht gibt, damit wir uns alle bestmöglich verständigen können; und wie wichtig es auch sein wird, dass Kinder bald wieder aus der coronabedingten Isolation, aus ihren Kleinfamilien, aus der Enge, wo sie immer nur unter ihresgleichen sind, herauskommen und wieder zusammenkommen werden, soll heißen: dass sie in den Pausenhof zu­rückkommen, wo sie spielen und kommunizieren – egal in welcher Sprache, Haupt­sache an der frischen Luft, mit ein bisschen Bewegung und mit Abstand. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der ÖVP sowie der Abg. Krisper.)

19.19


Präsidentin Doris Bures: Als nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Martina Künsberg Sarre. – Bitte.


19.19.23

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Guten Abend, Herr Minister! Zur Rede des Kollegen Marchetti wollte ich noch kurz Folgendes sagen: Es ist relativ leicht, immer dann, wenn etwas nicht funktioniert, zu sagen: Der Bund ist nicht für die Kindergärten zuständig!

Ich glaube, in der jetzigen Situation wäre es wichtig, die Unsicherheit, die bei den Eltern sowieso schon da ist, auszuräumen, egal wer zuständig ist. Wenn man im Bund sieht, dass es bei den Kindergärten nicht ankommt – aus welchen Gründen auch im­mer –, dann könnte man vielleicht hergehen, sich mit den Ländern zusammensetzen und diesbezüglich schneller Lösungen finden. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS.)

Zum Antrag betreffend Quereinsteigerstudium: Ich freue mich natürlich, dass unser NEOS-Antrag die Basis für einen gemeinsamen Antrag darstellt – wir sind dafür –, ich möchte aber schon betonen, und das würde ich Ihnen gerne mitgeben, Herr Minister Faßmann, dass wir diesen Antrag nur als Grundgerüst für das Lehramtsstudium für Quereinsteiger sehen. Wir wollen, dass es nicht nur in der Sekundarstufe, also im


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AHS-Bereich, zum Tragen kommt und Quereinsteiger dort zum Zug kommen, sondern vor allem in der Primar- und der Sekundarstufe I, weil vor allem dort der Lehrer- und Lehrerinnenmangel vorherrschend ist.

Der zweite Punkt: Wir wollen, dass die Quereinsteiger eine fundierte, pädagogisch-didaktische Ausbildung bekommen und dass das nicht in einem kurzen Kurs, der irgendwo – noch nicht definiert, wie – stattfindet, passiert, sondern dass das wirklich ein gutes berufsbegleitendes Studium ist, das nicht nur an der pädagogischen Hoch­schule, sondern – um Innovation in den Bildungsbereich zu bringen – eventuell auch an einer FH stattfinden könnte.

Das bringt mich zu Innovation und pädagogisch-didaktischer Ausbildung: Wir sehen ja, dass gerade jetzt in der Coronakrise beim Thema Digitalisierung durchaus mehr gehen könnte und die Innovation schon weiter fortgeschritten sein könnte. Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Lehrkräfte-Fortbildung in der Coronakrise“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, eine digital-didaktische Fortbildungsoffensive für Lehrerinnen und Lehrer zu starten. Um rasch eine breite Wirkung zu erzielen, soll dabei auf auf niederschwellige, webbasierte Fortbildungseinheiten gesetzt werden. Weiters sollen auch private Weiterbildungsanbieter ins Angebot einbezogen werden, sodass auch deren Kapazitäten und Know-how genutzt und möglichst viele Lehrkräfte geschult werden können.“

*****

Danke. (Beifall bei den NEOS.)

19.22

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Lehrkräfte-Fortbildung in der Coronakrise

eingebracht im Zuge der Debatte in der 24. Sitzung des Nationalrats über TOP 25

Die plötzliche Umstellung von Präsenzunterricht zu Fernunterricht im Zuge der Corona­krise hat einen Digitalisierungsschub gebracht, auf den die Mehrheit der Lehrkräfte an Österreichs Schulen völlig unvorbereitet war. Laut der OECD-Studie TALIS (Teaching and Learning International Survey) fühlten sich 2018 (neuere Daten liegen nicht vor) 52 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer "gar nicht" auf den Einsatz digitaler Lehr- und Lernmethoden vorbereitet. Damit liegt Österreich weit über dem EU-Schnitt von 27 Prozent "gar nicht" vorbereiteter Lehrpersonen.

Eine wesentliche Rolle spielt das Alter der Pädagoginnen und Pädagogen: Während bei den Unter-35-jährigen 67 Prozent angeben, für den digitalen Unterricht ausgebildet zu sein, sind es bei den Über-35-Jährigen mit 31 Prozent weniger als halb so viele.


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Da nun aber 100 Prozent der Lehrkräfte Fernunterricht betreiben sollen und dieser am effizientesten digital durchführbar ist, zeigt sich eine große Fortbildungslücke. Diese muss im Interesse der Schüler_innen und Lehrer_innen rasch geschlossen werden, beispielsweise mit Fortbildungs-Webinaren noch während der Home Schooling Phase.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, eine digital-didaktische Fortbildungsoffensive für Lehrerinnen und Lehrer zu starten. Um rasch eine breite Wirkung zu erzielen, soll dabei auf auf niederschwellige, webbasierte Fortbildungseinheiten gesetzt werden. Weiters sollen auch private Weiterbildungsanbieter ins Angebot einbezogen werden, sodass auch deren Kapazitäten und Know-how genutzt und möglichst viele Lehrkräfte geschult werden können."

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht damit auch mit in Verhandlung.

Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Hermann Brückl zu Wort gemeldet. – Bitte.


19.22.39

Abgeordneter Hermann Brückl, MA (FPÖ): Frau Abgeordnete Hamann von den Grünen hat behauptet, unser Antrag wäre nicht durchdacht, da davon auch bilinguale Schulen und Schulen, an denen Minderheitensprachen unterrichtet werden, was durch die Bundesverfassung rechtlich geschützt ist, betroffen wären.

Ich berichtige tatsächlich, der Antragstext lautet, dass „unter Berücksichtigung der den sprachlichen Minderheiten bundesgesetzlich eingeräumten Rechte, jeder Schüler ver­pflichtet wird, sich im Geltungsbereich der Verordnung, sofern es nicht zur Unterrichts­methode gehört, ausschließlich auf Deutsch zu verständigen.“

Frau Abgeordnete, ich würde Ihnen empfehlen, den Antrag genau durchzulesen. (Beifall bei der FPÖ.)

19.23


Präsidentin Doris Bures: Wir gehen nun in der Debatte weiter: Herr Abgeordneter Rudolf Taschner. – Bitte.


19.23.28

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Kollege Brückl! Zwei Worte zu Ihrem Antrag betreffend Deutsch als Pausensprache: Die Sprache ist das Haus des Seins, und dieses Haus kann man nach seinem eigenen Gutdünken im privaten Bereich – und die Pause ist wirklich etwas ganz Privates, das nicht der Schule gehört, das gehört einem selber – gestalten. Diese Freiheit soll man geben. Es ist doch sehr paradox, dass eine Partei, die den Begriff Freiheit im Namen trägt, hier eine Kujonierung durchführen will. – Das sind die beiden Bemerkungen, die ich dazu habe.


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Erlauben Sie mir aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, allgemein dazu zu sprechen, da der Antrag des Kollegen Brückl angesichts der Situation, in der wir uns derzeit befinden, ein bisschen verblasst, da kein Pausenhof derzeit wirklich so gefüllt ist, wie er eigentlich gefüllt sein sollte. Wir sind sozusagen auf Homeschooling um­gestiegen. Ich darf sagen, das ist unglaublich gut gelungen. (Beifall bei der ÖVP.)

Man kann den Damen und Herren der Lehrkörper der einzelnen Schulen nur gratu­lieren, dass sie es so gut gemacht haben. Es ist wirklich fantastisch gelungen. Wir können auch den Eltern nur gratulieren, dass sie sich auch dieser Aufgabe so gewid­met haben. Wir haben da wirklich eine große Leistung der Eltern zu verzeichnen, natürlich auch der Kinder und der Jugendlichen selbst. Da ist wirklich sehr viel gelungen. Bei den wenigen Kindern, die wir nicht erreichen konnten, handelt es sich um einen einstelligen Prozentsatz, der ist ganz klein. Das Ministerium, Frau Kollegin Hamann weiß das, bemüht sich wirklich, alle diese Kinder zu erreichen, damit kein Kind zurückbleibt.

Wir wissen, dass die Situation nicht einfach ist, das ist selbstverständlich so, aber angesichts dieser komplizierten Situation kann man nur sagen: Es ist großartig gelungen! Das Einzige, das vielleicht deplorabel ist, ist die Kritik, die manchmal von der Opposition diesbezüglich geäußert wird. Es erinnert mich ein wenig an ein Wort, das der ehemalige Vorsitzende der Sozialistischen Partei in Bezug auf seine eigenen Genossinnen und Genossen gesagt hat; ich will es hier nicht wiederholen, aber dieses Wort trifft die Kritik eigentlich recht gut.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Oppositionschef in Portugal hat im Parlament gesagt: „Herr Ministerpräsident, Sie haben unsere Unterstützung.“ Dann hat er weiter gesagt: „Ich wünsche ihnen Mut, stählerne Nerven und viel Glück. Denn Ihr Glück wird auch unser Glück sein.“ – So spricht angesichts dieser geheimnisvollen und geisterhaften Coronazeit ein Oppositionschef mit Format. Dieses Format lässt man vonseiten der Opposition langsam vermissen; so sehe ich das. (Beifall bei der ÖVP.)

Das sage ich jetzt im Großen und im Kleinen, betreffend Bildung kann ich es ähnlich sagen. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Kollegin Hammerschmid, Sie können zum Bildungsminister und zu seinen Bemühungen emporblicken, er leistet mit seinem Ministerium wirklich Großartiges (Zwischenrufe bei der SPÖ) – nicht, weil er physisch groß ist, sondern auch weil ein hohes Niveau an Seriosität, an Weitblick und an Verantwortungsbewusstsein herrscht. An diesen Tugenden können Sie noch arbeiten. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Das war ein gutes Beispiel für eine formatlose Rede! – Ruf bei der SPÖ: Ja, genau!)

19.27


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Frau Abgeordnete Petra Vorderwinkler zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.27.18

Abgeordnete Petra Vorderwinkler (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuseher vor den Bildschirmen! Ich möchte meine Redezeit heute nützen, um zur aktuellen Coronasituation in den Schulen Stellung zu nehmen. Zuerst möchte ich mich bei allen Lehrerinnen und Lehrern bedanken, die in dieser Situation so flexibel sind und so großartige Arbeit leisten, und ihnen dafür großes Lob aussprechen. (Beifall bei der SPÖ.)

Dass Homeschooling für Eltern schwierig ist, ist mir bewusst. Auch das ist eine große Leistung. Als Schulleiterin einer Schule mit 200 Kindern und zehn Klassen weiß ich, wovon ich rede, weil ich es täglich hautnah erlebe. Mir ist auch bewusst, dass niemand auf diese spezielle Situation vorbereitet war, aber ich hätte mir von Regierungsseite


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mehr Unterstützung und genauere Umsetzungsvorgaben erwartet. Die Schulleiterinnen und Schulleiter hören nämlich immer zuerst aus den Pressekonferenzen und den Medien, wie es weitergeht. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Künsberg Sarre.)

Betreffend Laptops, die nur an Bundesschulen verteilt wurden, möchte ich eines sagen: Zu Kreiskys Zeiten hätte es im Zusammenhang mit den Gratisschulbüchern keinen Unterschied zwischen Kindern in Bundes- und in Landesschulen gegeben, die haben damals alle bekommen; die Laptops heute nicht. (Beifall bei der SPÖ.) Eine Föderalismusdebatte über unbedingt notwendige Unterrichtsmittel wird in dieser Coronakrise auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. Da sind eben nicht alle Kinder gleich viel wert – für uns aber schon, denn die roten Bundesländer haben dies ausge­merzt. (Beifall bei der SPÖ.)

Skurril finde ich, dass die Regierungsparteien an den eigenen Minister einen Antrag betreffend einen Stufenplan für die Schulen stellen und ihn zum Handeln auffordern. Auf jeden Fall brauchen wir aber alle eine Aussicht für die kommenden zwei Monate bis zum Schulschluss, um dieses Schuljahr wirklich abschließen zu können. Da sind einige Arbeiten notwendig.

Zum Schluss, Herr Kollege Taschner, möchte ich noch Folgendes sagen: Herr Minis­ter, wir unterstützen Sie auf jeden Fall bei Ihrer Arbeit, wenn Sie unsere Hilfe gerne annehmen möchten! (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Künsberg Sarre.)

19.29


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Barbara Neßler. – Bitte.


19.29.53

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Eine starke und solidarische Gesellschaft fängt in der Schule an, Demokratieverständnis fängt in der Schule an, genauso wie Klima- und Umweltschutz in der Schule anfängt, und aus diesem Grund ist es richtig und wichtig, dass wir, wie im Regierungsübereinkommen festgehalten, in allen Schulformen und in allen Lehrplänen Klimabildung verankern. Und es ist gut, dass wir mit der Klimabildung bei den Jüngsten anfangen, denn wenn wir eine nachhaltige Veränderung in unserer Gesellschaft wollen, dann müssen wir in der Schule anfangen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir stecken noch immer in der Klimakrise, auch wenn sie derzeit von der Coronakrise überlagert wird, und wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren. Wir haben den Weckruf von Zehntausenden jungen Menschen gehört, aber wir haben nur noch begrenzt Zeit, die drohende Klimakrise zu verhindern. Die Natur, die Umwelt, das Klima betrifft all unsere Lebensbereiche, und darum kann auch Klima­schutz, kann Klimabildung nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss fächerüber­greifend als Unterrichtsprinzip verstanden werden.

Genau so ist es mit der Klimakrise: Sie kann ebenfalls nicht isoliert betrachtet werden, weil das eine soziale, eine gesundheitliche und eine wirtschaftliche Frage ist. Die der­zeitige Krise gibt uns die Chance, alte Strukturen neu zu denken, alte Strukturen aufzubrechen, zu reformieren. Nützen wir sie! – Danke schön. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abg. Krisper.)

19.31


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Martina Kaufmann. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 236

19.31.53

Abgeordnete Martina Kaufmann, MMSc BA (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Erlauben Sie mir aufgrund der aktuellen Situation, zuerst einmal auch ein paar Worte in Richtung Eltern zu sagen. Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass es gerade eine sehr, sehr große Herausforderung ist, das alles miteinander – Homeoffice, Homeschooling und auch die Betreuung, wenn die Kinder noch nicht in der Schule sind – unter einen Hut zu bringen. Ich weiß, dass das eine riesengroße Herausforderung ist, aber bitte, liebe Eltern, halten Sie im Interesse unserer Gesundheit wirklich durch, sodass das weiter möglich ist! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Rössler.)

Als ehemalige Schülervertreterin freut es mich, dass wir im Bildungsbereich betreffend die Digitalisierung nun nicht nur einen Meter nach vorne gekommen sind, sondern viele Kilometer gemacht haben. Daher möchte ich auch Folgendes sagen: Liebe Lehre­rinnen und Lehrer, ich bekommen mit: Sehr, sehr viele leisten da herausfordernde, aber auch herausragende Arbeit. Bitte behalten Sie das auch nach der Krise bei, damit wir diese Digitalisierung unseren Kindern auch in Zukunft weiter zur Verfügung stellen können!

Liebe Frau Kollegin Holzleitner, zu unserem mittlerweile gemeinsamen Antrag möchte ich Folgendes sagen: Ich freue mich, dass wir das auch in Zukunft in den Lehrplänen dabeihaben, deswegen ist es natürlich auch für uns ganz klar, dass wir hier mit dabei sind. Mittlerweile wurde auch schon im Ministerium daran gearbeitet, dieses Package in die Lehrplanreform mit hineinzunehmen.

Ich weiß aus persönlicher Erfahrung – ich bin eines jener Kinder, bei denen in der Volksschule die Mülltrennung das große Thema war, und über die Mülltrennung in der Schule ist das auch zu uns in die Familien gekommen –, viel dieses Bewusstseins trägt uns heute und prägt auch unser Umweltbewusstsein. Ich denke, dass es da noch viele weitere Bereiche gibt, die in Zukunft über die Kinder in unsere Familien und damit natürlich auch in die Zukunft weitergegeben werden können.

Ich denke da zum Beispiel an viele Unternehmen, die mittlerweile schauen, dass sie mit wenig Verpackung produzieren können, um damit auch wenig Verpackungsmüll zu verursachen, aber natürlich auch an Unternehmen, die daraus entstanden sind. Bei mir zu Hause, bei uns in Graz gibt es beispielsweise ein eigenes Unternehmen, in dem man Lebensmittel einkaufen kann, ohne auch unbedingt Verpackungen mitzukaufen.

Ich glaube, es ist wichtig, diese Ideen auch in die Lehrpläne mit hineinzunehmen, sodass wir da für die Zukunft gut gerüstet sind. – Bleiben Sie gesund, und, liebe Eltern, halten Sie durch! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.34


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Claudia Plakolm. – Bitte.


19.34.40

Abgeordnete Claudia Plakolm (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Österreicherinnen und Öster­reicher vor den Fernsehgeräten und jene, die uns über das Internet auf den Handys zusehen! (Zwischenruf der Abg. Greiner.) Seit circa fünf Wochen haben sich unser Alltag und unser Leben ganz stark verändert. Auch die 1,2 Millionen Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern, ihre Familien und auch die Lehrkräfte wurden binnen weniger Tage vor neue Herausforderungen gestellt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 237

Diese Art des neuen Unterrichtens und Lernens von zu Hause aus ist für alle Be­teiligten eine besondere Herausforderung, daher möchte auch ich ganz zu Beginn allen Pädagoginnen und Pädagogen an den Schulen einen großen Dank aussprechen, aber natürlich auch den Professoren an unseren Universitäten und FHs für ihr Engagement, weil diese rasche Umstellung so überhaupt erst möglich war.

Ein Dankeschön an dieser Stelle auch allen Kindergartenpädagoginnen und -päda­gogen, die in dieser Zeit ebenso unter außergewöhnlichen Bedingungen arbeiten müs­sen.

Ich danke den Schülern, die in dieser Zeit eine besondere Art der Eigenständigkeit an den Tag legen müssen, und ein ganz besonderer Dank – da schließe ich an meine Vorrednerin an – gilt natürlich den Eltern, die Unglaubliches leisten, die Arbeit, Homeoffice und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen, gleichzeitig die Kinder beim Lernen unterstützen und dafür sorgen, dass es in den eigenen vier Wänden trotz allem ein abwechslungsreiches Programm für die Kinder gibt. (Beifall bei der ÖVP.)

Diese Ausnahmesituation zeigt uns aber gleichzeitig, dass Schüler selbständig ar­beiten können und viele Unterrichtsinhalte auch digital vermittelbar sind, und ich denke, daraus können wir uns einiges für die Zukunft mitnehmen, um unser Bildungs­system fit für die Zukunft zu machen.

Diese Modernisierung des Bildungssystems, im Speziellen der Lehrplaninhalte, haben wir auch in unserem Regierungsprogramm vorgesehen – und da darf ich einen kleinen Schwenk zur Zeit vor Corona machen: Wir hatten am 11. März eine Sitzung des Unterrichtsausschusses – über die Anträge aus dieser Sitzung diskutieren wir aktuell –, und den Antrag von Evi Holzleitner und vielen Kolleginnen und Kollegen, der partei­übergreifend eingebracht wurde, möchte ich noch einmal unterstreichen und unter­stützen: Wir müssen die Lehrpläne aktualisieren, um Platz für zeitgemäße Kompeten­zen zu schaffen. Dazu gehören meiner Meinung nach Politische Bildung, Medienkom­petenz, Financial Literacy und, wie eben schon genannt,  Umweltpolitische Bildung.

Heute setzen wir gemeinsam den ersten Schritt, um Klima-, Natur- und Umweltschutz stärker im Unterricht zu verankern. Das ist nicht nur den Schülern ein großes Anliegen, sondern das ist auch notwendig, wenn wir Jugendliche haben wollen, die verant­wortungsbewusst handeln und nachhaltige Entscheidungen treffen. Das gehört für mich zu einer zeitgemäßen Allgemein- und Bewusstseinsbildung einfach dazu. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Jakob Schwarz.)

Abschließend noch einmal ein großes Dankeschön allen Bildungspartnern für ihr Engagement in dieser schweren Zeit. Ich selbst freue mich schon darauf, wenn ich wieder Schulklassen bei Wienwochen, bei Schulexkursionen im Parlament persönlich begrüßen darf. Liebe Schülerinnen und Schüler, ihr geht aktuell auf der Galerie beson­ders ab! Im Sinne einer gelebten politischen Bildung gehört das zu unserem Alltag als Abgeordnete einfach dazu. Ich freue mich schon wieder auf die Zeit nach Corona.

In diesem Sinne: Gesund bleiben und danke schön für die Arbeit! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.38


Präsidentin Doris Bures: Frau Abgeordnete Gertraud Salzmann ist die nächste Red­nerin. – Bitte.


19.38.08

Abgeordnete MMMag. Gertraud Salzmann (ÖVP): Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Damen und Herren, sofern Sie noch vor den Bildschirmen ausharren! Die rechtliche Verankerung der For-


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derung „Deutsch als ,Pausensprache‘“ ist in mehreren Punkten kritisch zu sehen, und ich halte ihre praktische Umsetzung auch für nicht durchführbar.

Zum einen ist es verfassungsrechtlich bedenklich, weil eine solche Regelung einen Eingriff in das Grundrecht auf Achtung des Privatlebens bedeuten würde, und dieser Eingriff wäre durchaus nicht gerechtfertigt (Beifall bei ÖVP und Grünen), zum anderen halte ich es auch in der Praxis nicht wirklich für durchführbar. Wer soll denn das kontrollieren? – Und wenn es nicht kontrolliert wird, dann ist es zahnlos, dann bringt es auch nichts.

Die mangelnden Deutschkenntnisse sind ganz sicher ein Problem, vor das wir uns ge­stellt sehen, deshalb haben wir auch die Deutschförderklassen und die Deutschför­der­kurse eingeführt, und wir weiten das Ganze auch auf den Kindergarten aus, um dort gleichfalls eine möglichst gute Sprachförderung zu ermöglichen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich aber angesichts der der­zeitigen Situation noch auf einen Punkt zu sprechen kommen, der mir persönlich wirk­lich sehr am Herzen liegt: Ich höre derzeit immer wieder, die Schulen seien geschlos­sen, es fände kein Unterricht statt, es fände keine Bildung statt. – Nein, das stimmt nicht, meine Damen und Herren! Alle Schulen in Österreich sind geöffnet (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), es wird hochwertige Betreuung angeboten und es wird hervorragende Arbeit geleistet. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Außerdem findet seit 16.3., seit dem Shutdown, qualitativ wertvoller Unterricht statt. Ich bitte Sie, das auch so zu transportieren!

Ich möchte mich deshalb heute bei allen Schulpartnern ganz besonders bedanken, bei allen Lehrerinnen und Lehrern, die jetzt innerhalb von drei Tagen vom Präsenz­unter­richt auf das Homeschooling, auf das Distancelearning umgestellt haben. Sie leisten hervorragende Arbeit und sie legen großes Engagement an den Tag. – Danke, euch Lehrerinnen und Lehrern! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich möchte mich auch bei allen Schülerinnen und Schülern bedanken, für die das auch eine besondere Herausforderung ist, gerade für jene, die jetzt in den Abschlussklassen oder in den Schnittstellenklassen sind. Ich denke auch ganz besonders an die Matu­ranten. – Ihr habt die Arbeitsaufträge bis jetzt sehr diszipliniert erfüllt. Ihr arbeitet mit den Lehrern bestens zusammen, seid immer in regelmäßigem Kontakt. Und für die 6,8 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die wir derzeit noch nicht oder nur schwer erreichen, werden wir ganz sicher noch weitere Fördermaßnahmen entwickeln können.

Der Bund, Sie, Herr Minister, haben bereits zugesagt und in Auftrag gegeben, dass 12 000 Endgeräte bestellt werden (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), und in allen Bundesländern ist man jetzt bemüht, das auch auf Landesebene auszurollen. Ich weiß es ganz konkret aus Salzburg, wo Landesrätin Hutter auch bereits etliche digitale Endgeräte angeschafft hat.

Ein letzter, aber ganz besonderer und herzlicher Dank gilt in diesem Fall auch allen Eltern. – Ich weiß und ich kann mir denken, was Ihnen allen abverlangt wird. Zusätzlich zum Homeoffice haben Sie jetzt auch noch das Homeschooling. Das ist in dieser speziellen Zeit eine ganz besondere Herausforderung. Das alles sollen Sie jetzt unter einen Hut bringen. Und – und das ist ganz wichtig – Sie geben Ihren Kindern in dieser unsicheren Zeit auch Halt und Zuwendung. Bitte vergessen Sie das nicht, denn neben all dem Lernen ist das jetzt ganz wichtig!

Mein letzter Dank, Herr Minister, gilt wirklich auch von Herzen Ihnen. Ich weiß, mit wie viel Engagement, mit wie viel Kraftaufwand das Ganze verbunden ist, weil ich da immer wieder zusehe. Mit einem sehr besonnenen Vorgehen und mit sehr viel Finger­spitzengefühl versuchen Sie jetzt, diese Krise bestmöglich zu meistern, und binden


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auch die Expertise aus der Praxis mit ein. Ich bedanke mich sehr herzlich bei Ihnen für diese bis jetzt geleistete Arbeit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ich appelliere wirklich an alle hier herinnen – ich schaue von links nach rechts (mit der linken Hand von links nach rechts weisend), ich schaue zu allen Parteien –: Wir werden diese Krise, die natürlich auch eine Krise für die Schule ist, nur gemeinsam gut meistern. Und ich bitte euch alle, da wirklich auch positiv mitanzupacken und mitzuhelfen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.42


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Wird seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Wie vereinbart wird die Abstimmung am Schluss der Sitzung stattfinden.

19.43.1426. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Tätigkeitsbericht 2019 des Rechnungshofes – Reihe BUND 2019/49 (III-78/69 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zum 26. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Ich begrüße die Frau Präsidentin des Rechnungshofes in unserer Mitte und erteile Herrn Abgeordnetem Hermann Gahr als erstem Redner zu diesem Tagesordnungs­punkt das Wort. – Bitte.


19.43.50

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Frau Präsident! Frau Präsident des Rechnungs­hofes! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Jedes Jahr informiert der Rechnungshof über seine Tätigkeiten in einem umfangreichen Bericht. Es geht darum, dass eben über die Prüfungen und Beratungen berichtet wird, natürlich gibt es dazu auch noch Follow-up-Überprüfungen, und die Berichte werden ja auch laufend vom Rechnungshof hinterfragt.

2019 hat der Rechnungshof 87 Prüfungen durchgeführt, davon waren 19 sogenannte Follow-up-Überprüfungen. 49 Berichte sowie der Bundesrechnungsabschluss und der Einkommensbericht haben sich an den Nationalrat gerichtet, 35 Berichte an die Landtage und acht Berichte an die Gemeinden.

Wollte man Bilanz ziehen, so ließe sich diese aus der Umsetzung der Empfehlungen, die der Rechnungshof ausgesprochen hat, begründen: 2019 hat der Rechnungshof bei 125 überprüften Stellen den Umsetzungsstand nachgefragt und insgesamt 2 666 Emp­fehlungen, die 2018 ausgesprochen wurden, bewertet, und der Wirkungsgrad, die Um­setzung der Empfehlungen, betrug stolze 79 Prozent.

Zusätzlich wurden auch Sonderprüfungen durchgeführt. Es gab fünf Prüfaufträge für Sonderprüfungen – im Vergleich zu früheren Jahren wesentlich mehr.

Ein Schwerpunkt im Jahr 2019 – und natürlich in der öffentlichen Diskussion sehr stark wahrgenommen – war die Prüfung nach dem Parteiengesetz, die daraus resultierende Rechnungshofkontrolle. Das ist eine Sonderaufgabe des Rechnungshofes. Ausgelöst durch die sogenannte Ibizakrise, ist es ja darum gegangen, wie man die Lücken im Parteiengesetz schließen kann.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 240

Es gab dann im September 2019 eine Novelle des Parteiengesetzes mit drei zentralen Punkten: erstens: Verbot von Großspenden und die Verschärfung von Geldbußen bei Überschreitung von Wahlkampfkostenobergrenzen; zweitens: auch die administrativen Aufgaben des Rechnungshofes wurden erweitert; drittens gibt es nun eine sofortige Meldeverpflichtung bei Spenden über 2 500 Euro, die Spender werden unverzüglich namentlich auf der Website des Rechnungshofes angeführt.

Insgesamt haben sich die Parteien daran gehalten, es hat bisher lediglich eine Über­tretung gegeben. Grundsätzlich kann man, glaube ich, sagen, die Prüfungen des Rech­nungshofes tragen dazu bei, dass – gerade im Regierungsprogramm – zukünftig ver­stärkt Einschau in die Parteifinanzen genommen werden kann. Es werden zukünftig auch Firmen überprüft, bei denen der Staatsanteil 25 Prozent beträgt, ausgenommen davon sind lediglich börsennotierte Staatsfirmen.

Abschließend kann man festhalten, dass viele Empfehlungen und zentrale Forderun­gen des Rechnungshofes im Tätigkeitsbericht zur Sprache kommen, diese im Regie­rungs­programm verankert und damit zukünftig auch umgesetzt werden. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Jakob Schwarz.)

19.47


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste ist Frau Abgeordnete Karin Greiner zu Wort gemeldet. – Bitte.


19.47.22

Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Tätig­keits­bericht des Jahres 2019 gibt wiederum einen guten Überblick über die umfang­reichen Aktivitäten. Wo hat der Rechnungshof bei seinen Prüfungen Schwerpunkte gesetzt? – Er hat sie in puncto Bürgernutzen gesetzt. Wie schaut es mit der Kosten­optimierung aus? Werden die Aufgaben zeitgemäß erfüllt? All das sind wichtige Para­meter für eine gute Wirkungskontrolle, und es ist wirklich wichtig, zu wissen, wie die öffentlichen Gelder verwendet werden. Kommen sie dort an, wo sie gebraucht werden?

Damit komme ich gleich zum Budget: Wir wissen, die Rücklagen sind mit dem Vorjahr aufgebraucht. Wie schaut es mit der Ausstattung 2020 aus? – In Kürze werden die Budgetverhandlungen dazu beginnen, im Rahmen dieser werden wir mehr Details besprechen können. Ich erwarte mir, liebe Kolleginnen und Kollegen, von allen hier vertretenen Fraktionen ein deutliches Bekenntnis dazu, dass der Rechnungshof mit ausreichend Budgetmitteln ausgestattet wird, um seinen wichtigen Kontrollaufgaben – er ist unser Kontrollorgan – auch entsprechend nachkommen zu können. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich blicke da ganz gezielt in die Richtung der grünen Kolleginnen und Kollegen. Früher hat man immer gehört: Es ist so wichtig, Kontrolle ist wichtig, gute Kontrolle ist wichtig, der Rechnungshof braucht Budget!, aber diese Stimmen sind bedauerlicherweise mitt­lerweile sehr leise geworden.

Abschließend möchte ich noch eine aktuelle Diskussion ansprechen – Sie alle haben es über die Medien verfolgt –: die Einsparung der Akutbetten. Es hat in vergangenen Jahren wiederholt Empfehlungen des Rechnungshofes gegeben, Spitalsbetten einzu­sparen. Gerade im Militärbereich, hat man gesagt, gibt es viel zu viele Betten, die spa­ren wir ein! Jetzt hat man sich zu Beginn der Coronakrise natürlich zu Recht gefragt: War das gescheit? Es war Unsicherheit da, natürlich hat man Sorge, dass es Unter­kapazitäten gibt, aber was ist jetzt wichtig? – Dass wir die richtige Lehre daraus ziehen.

Uns muss bewusst sein: Was wird man möglicherweise – wir wollen nicht hoffen, dass es wieder zu so einer Krise kommt – brauchen? Was brauchen wir? Welche medi­zi-


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nische Ausstattung brauchen wir? Wie schaut es mit Akutbetten aus? Aber nicht nur die Betten sind wichtig, auch Beatmungsgeräte sind wichtig. Werden wir davon genug haben? Wir müssen bestmöglich dafür vorsorgen, und ich erwarte mir auch vom Rechnungshof, dass er diesbezüglich neue Prüfmaßstäbe anlegt, damit man auf diese Herausforderungen reagieren kann. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

19.49


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Wolfgang Zanger. – Bitte.


19.50.16

Abgeordneter Wolfgang Zanger (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Präsidentin des Rech­nungshofes! Kollege Gahr hat zum Tätigkeitsbericht 2019 schon sehr brav alles auf­gezählt, was es dazu zu sagen gibt, vor allem zu den umgesetzten Empfehlungen.

Ich möchte mich ein bisschen mit den nicht umgesetzten Empfehlungen beschäftigen. Es gibt eine Maßzahl, die wir seit einer geraumen Anzahl von Jahren eigentlich immer in derselben Größenordnung sehen: 80 Prozent der Empfehlungen werden umgesetzt, 20 Prozent nicht. Deshalb darf man sich auch ein bisschen mit jenen 20 Prozent beschäftigen, bei denen wahrscheinlich sehr großes Potenzial, in monetärer Form gesehen, vorhanden ist. Es handelt sich dabei um Empfehlungen und Maßnahmen, bei denen die Politik tätig werden müsste und entsprechende, vielleicht durchaus auch mutige Entscheidungen zu fällen hätte.

Ich muss gestehen, Frau Präsidentin, ich hätte mir da eigentlich von Ihrem Vorgänger, der dann in ein Ministeramt gekommen ist, in dem es um Deregulierung und um Refor­men in diesem Land gegangen ist, mehr erwartet. Ich muss ihn aber entschuldigen, denn es ist halt so, dass es, wenn man bei der ÖVP so ein Amterl annimmt, dann nicht so leicht ist, da sitzt halt die Betonfraktion und tut sich mit Änderungen und Reformen sehr schwer. Das ist halt so in einer solchen eingemauerten Partie, Entschuldigung, Partei. (Heiterkeit der Abg. Belakowitsch.)

Frau Präsidentin, ich weiß, dass Sie mit Ihrem Team Hervorragendes leisten. Ich hoffe, es geht Ihnen jetzt in Zeiten von Corona gut und all Ihre Bediensteten sind gesund und das bleibt auch so. Sie werden nach dieser Krise sicher einiges an Aufgaben, an neuen Prüfgegenständen zugeteilt bekommen. Ich sehe schon die ganzen Covid-19-Pakete, die hier geschnürt worden sind, ich sehe aber auch die fantastischen Kampag­nen, die gemacht worden sind. Allein diese Schau-auf-dich-Kampagne, also diese Bleib-zu-Hause-Kasernierungskampagne, hat ja 15 Millionen Euro verschlungen, wie man hört (Zwischenruf des Abg. Haubner); und das ging alles an irgendwelche parteinahen Agenturen von Schwarz und Grün. Der Parteifilz ist halt jetzt auch sehr schnell zu den Grünen übergeschwappt. Das geht dann schnell, dass das zuwächst, das ist ärger als Schimmel. (Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen.)

Wir als Parlament sind dazu da, dass wir diese ganzen Geldflüsse aufklären (Heiterkeit bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen – Abg. Stögmüller: Na, die Angst hab’ ich! – Abg. Haubner: Sehr mutig! – weitere Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen), und Sie, Frau Präsidentin, und der Rechnungshof sind genau das Instrument, das wir dazu brauchen. Ich freue mich schon darauf. (Beifall bei der FPÖ.)

19.53


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter David Stögmüller. – Bitte.


19.53.20

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Frau Rechnungshofpräsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Corona beschäftigt


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uns mittlerweile seit über fünf Wochen, und auch wenn es enorm wichtig ist und war, diese Krise unter Kontrolle zu bringen, dürfen wir dennoch auch andere wichtige Themen nicht außer Acht lassen. Auch in einer Krise braucht es Transparenz und vor allem im Nachhinein Kontrolle. Ein Instrument dafür ist neben dem Parlament dessen eigentlich wichtigstes Hilfsorgan, der Rechnungshof.

Die Präsidentin des Rechnungshofes legt uns heute den Tätigkeitsbericht des Rech­nungshofes vor, der dessen vielseitige Tätigkeiten aufzeigt – von der normalen Prüf­tätigkeit über Sonderprüfungen des Nationalrates, der Minister, bis hin zu Sonderauf­gaben wie der Erstellung des Einkommensberichtes und der Aufgaben nach dem Par­tei­engesetz. Diesen Prüftätigkeiten kommt enorme Wichtigkeit zu. Sie helfen uns dabei, Transparenz in das System zu bringen, aber auch Kritik zu üben und Verbes­serungsmaßnahmen dort aufzuzeigen, wo es nötig ist. Für diese wichtige Arbeit möchte ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rechnungshofes ganz besonders bedanken.

Der Rechnungshof legt im Tätigkeitsbericht jedoch den Finger auch ganz bewusst in bestimmte Wunden. So bekräftigt er abermals den Wunsch nach einer Erweiterung seiner Prüfkompetenzen, um auch Unternehmen, an denen der Staat zumindest zu 25 Prozent beteiligt ist, prüfen zu dürfen. Derzeit bestehen Unsicherheiten bei genau diesen Punkten, welche Unternehmen der Rechnungshof überhaupt prüfen darf. Grund dafür ist die derzeitige Gesetzesbestimmung, die regelt, wen der Rechnungshof prüfen darf. Nach der bisherigen Bestimmung sind das die Unternehmen, an denen die öffentliche Hand zumindest zu 50 Prozent beteiligt ist, oder aber jene, die vom Staat tatsächlich beherrscht werden. Doch genau das ist oft nicht klar. Dahin gehend, wann ein Unternehmen vom Staat tatsächlich beherrscht wird, gibt es oft Unsicherheiten.

Diese Streitfrage, die immer wieder zu Streitigkeiten des Rechnungshofes mit be­stimmten Unternehmen und Einrichtungen führt, gilt es auszuräumen, sie schafft nämlich Unsicherheiten. Zudem führen solche Verfahren zu einer Ressourcen­ver­schwen­dung und auch zu einem unnötigen Zeitverlust. Anstatt sich ganz auf seine Prüfungsaufgaben konzentrieren zu können, muss der Rechnungshof darüber streiten, ob er überhaupt prüfen darf. Als Beispiele seien der Flughafen Wien oder die Media Quarter Marx GmbH angeführt, mit denen es Rechtsstreite betreffend Beherrschung gegeben hat.

Gemeinsam mit der Regierung arbeiten wir gerade am größten Transparenzpaket der Zweiten Republik. Ein Herzstück wird die Stärkung der Rechnungshofkontrolle sein. Wir Grüne stehen seit jeher dafür, jene Unternehmen und Einrichtungen, an denen der Staat zumindest mit 25 Prozent beteiligt ist, der Rechnungshofkontrolle zu unterwerfen. Es gibt keinen Grund, warum, wenn es um Steuergeld geht, nur deshalb keine Kontrolle stattfinden soll, weil der Staat nicht die Mehrheit hält. Gerade deshalb hoffe ich auf eine breite Mehrheit hier im Parlament, um dieses Paket beschließen zu können. Wir werden das mit der Regierung sicher umsetzen, weil Vertrauen beim Umgang mit Steuergeld gut, aber Kontrolle besser ist. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

19.56


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Hoyos-Trauttmansdorff ist der nächste Redner. – Bitte.


19.56.51

Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Ich danke Ihnen für diesen Tätigkeits­bericht, den Sie hier vorgelegt haben, weil er sehr deutlich zeigt, welch wichtige Rolle


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der Rechnungshof im österreichischen Staatssystem hat. Er schaut darauf, dass das Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler ordentlich, also – wie Sie es bezeich­nen – wirtschaftlich, sparsam und zweckgemäß verwendet wird. Ich glaube, das ist ein ganz essenzieller Pflock der Kontrolle, den Sie hier einschlagen, und dafür darf ich Ihnen und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Ihres Hauses ganz besonders danken.

Der Bericht zeigt aber auch sehr deutlich, dass es durchaus noch Probleme gibt, also Lücken, wo die Prüfungen eben nicht optimal möglich sind. Ein Beispiel hierfür sind die gemeinnützigen Bauvereinigungen. Sie haben das in einem Bericht auch ange­sprochen, da ging es um die Bundesländer Salzburg, Tirol und Wien. Da gibt es ins­gesamt 76 gemeinnützige Bauvereinigungen, von denen der Rechnungshof aber nur acht prüfen konnte. Schaut man sich die österreichweiten Zahlen an, dann sieht man, es sind 185, von denen der Rechnungshof – diese Zahl ist aus dem Jahr 2017 – nur 25 prüfen kann, das heißt, nur rund 13,8 Prozent. Das zeigt, dass wir da eine Lücke haben, die dringend zu schließen ist, und da sind wir als Parlament auch gefordert, dem Rechnungshof mehr Kompetenz zu geben.

Ein zweiter Punkt, den Sie ansprechen, der uns auch wichtig ist, ist die Prüftätigkeit bei Unternehmen, die eine Nähe zur öffentlichen Hand haben. Da ist es momentan so, dass man ab 50 Prozent prüfen kann. Es wurde schon von meinem Vorredner, Herrn Kollegen Stögmüller, angesprochen, dass es da eine Änderung geben sollte, die Sie auch fordern. Wir werden deswegen heute diesbezüglich einen Antrag einbringen, und zwar, dass alle Unternehmen ab bereits 25 Prozent Staatsanteil vom Rechnungshof geprüft werden können.

All diese beschriebenen Aufgaben und die generell wichtige Aufgabe, die der Rech­nungshof übernimmt, bedürfen natürlich gewisser finanzieller Mittel. Da ist es so, dass Sie zu Recht monieren, dass momentan der Personalstand wirklich am Minimum ist. Es ist so, dass im Rechnungshof im Jahr 2019 Stellen im Ausmaß von 280 Voll­zeit­äquivalenten besetzt waren, allerdings 323 Planstellen vorgesehen gewesen wären. Wir diskutieren immer wieder darüber, dem Rechnungshof weitere Prüfungen zu er­möglichen, deshalb wäre es dringend notwendig, ihm auch die finanziellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Am Ende spart uns, den Steuerzahlern und Steuer­zahle­rinnen, jeder Euro, den wir in den Rechnungshof investieren, einen Haufen Geld, weil natürlich genau auf diese Dinge achtgegeben wird. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Ich glaube, gerade im Rahmen der aktuellen Krise ist es wichtig, die Rolle des Rech­nungshofes ganz besonders hervorzuheben. Wir sind und insbesondere die Regierung ist gerade sehr großzügig, was Sofortmaßnahmen, Hilfspakete et cetera betrifft, und da sind wir auch gerne dabei, weil wir glauben, dass es notwendig ist, die Wirtschaft gerade jetzt zu unterstützen. Wir müssen aber schon genau hinschauen und darauf achten, dass es wirklich ein faires Verfahren ist, das zu den Unterstützungen führt, und nicht irgendwelche Günstlinge möglicherweise Vorteile erhalten und andere nicht. Da werden wir auch genau darauf schauen müssen, dass der Rechnungshof die ent­sprechenden Möglichkeiten bekommt, insbesondere wenn wir uns die Cofag an­schauen. Diesbezüglich werden wir auch, sobald es möglich ist, einen Antrag stellen, dass der Rechnungshof prüfen kann, weil es wichtig ist, genau hinzusehen: Wer kriegt die Gelder? Wie viele Gelder werden verteilt?

Darüber hinaus gibt es natürlich auch die Härtefallfonds, die bei der Wirtschafts­kammer angesiedelt sind. Auch da haben wir schon vor Wochen, als das auf den Weg gebracht wurde, gesagt, dass das ein höchst skurriles Konstrukt ist und dass das durchaus zu hinterfragen ist. Auch da werden wir den Rechnungshof bestmöglich von unserer Seite dabei unterstützen, dass er wirklich die Möglichkeiten bekommt, sich das


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genau anzuschauen und auch zu verhindern, dass irgendwelche Dinge nicht so laufen, wie wir es uns vorstellen.

An dieser Stelle sei noch einmal gesagt: Ich danke Ihnen, Frau Präsidentin, und Ihrem ganzen Haus explizit für die Arbeit, die Sie geleistet haben. Ich freue mich auf weitere Berichte, die uns möglicherweise den einen oder anderen Hint geben, wo man genauer hinschauen muss und wo wir bestmöglich aufpassen können, damit wir die Empfeh­lungen dann auch umsetzen und dementsprechend sehr sparsam mit dem Steuergeld umgehen, und freue mich auch auf die weitere Zusammenarbeit. (Beifall bei den NEOS.)

20.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Michael Seemayer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.01.39

Abgeordneter Michael Seemayer (SPÖ): Werter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Hohes Haus! Wir haben heute schon sehr viel über Kontrolle gehört und auch diskutiert. Dabei herrscht weitgehend Konsens, dass parla­mentarische Kontrolle notwendig und unverzichtbar ist. Kontrolle hat vor allem Sinn, wenn die Feststellungen auch umgesetzt werden. Mit einer Quote von 80 Prozent in der Umsetzung beziehungsweise in der Umsetzungszusage ist ein guter Weg beschrit­ten, wobei es aber noch Luft nach oben gibt.

Ich möchte noch einmal auf die angespannte Situation bezüglich der budgetären Lage des Rechnungshofes hinweisen. Wenn man weiß, dass der Rechnungshof nur aus­geglichen bilanzieren konnte, weil Rücklagen aufgelöst wurden, und die Rücklagen jetzt erschöpft sind, dann sieht man, dass dringend Handlungsbedarf besteht, vor allem vor dem Hintergrund, dass im Regierungsprogramm vereinbart worden ist, eine Erweite­rung der Prüfkompetenzen vorzunehmen.

Prüfung und Kontrolle bringen aber auch viel, besonders dann, wenn es um nachhal­tige Verbesserungen und Einsparungen geht. Eine nachhaltige Wirkung besteht vor allem bei ständigen und wiederkehrenden Ausgaben. Damit ist aber auch klar, dass bei kurzfristig notwendigen, unvorhersehbaren und hoffentlich nicht wiederkehrenden Ausgaben eine zusätzliche Kontrolle notwendig ist. Die Entwicklung der Ausgaben, die zur Bewältigung der aktuellen Situation notwendig sind, braucht sofortige Kontrolle. (Beifall bei der SPÖ.)

Es reicht nicht, wenn der Rechnungshof irgendwann in der Zukunft in einem Bericht Missstände aufzeigt und Empfehlungen abgibt, die nicht mehr umsetzbar sind, weil die Krise dann hoffentlich schon in der Vergangenheit liegt. Dass das dem einen oder anderen in der Bundesregierung vielleicht nicht so wichtig erscheint, lässt ja auch die Aussage des Kanzlers vermuten, wonach es ohnehin zu spät sei, wenn Gesetze durch den Verfassungsgerichtshof geprüft werden, weil sie dann eh schon keine Gültigkeit mehr haben. Das ist ein falsches Verständnis von parlamentarischer Kontrolle, Kolle­ginnen und Kollegen. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Was für den Rechnungshof aber auch künftig notwendig ist und was der Rechnungshof braucht, sind klare politische Bekenntnisse bei grundlegenden Fragen im Zusam­menhang mit den Prüfkriterien, nämlich wenn es darum geht, dass strategische und vorbeugende Maßnahmen zu treffen sind, wie zum Beispiel die Bevorratung von Medi­kamenten und Schutzausrüstungen, aber auch das Horten von Öl- und Gasreserven oder auch wenn es um die Festlegung geht, wie viele Intensivbetten es in Österreich braucht. Weniger Intensivbetten sind vielleicht wirtschaftlicher, aber gerade jetzt, in der


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Coronakrise sind alle froh, dass noch ausreichend davon zur Verfügung stehen. Man sieht, dass das notwendig ist.

Bei diesen Fragen darf das Prüfkriterium Wirtschaftlichkeit nicht über dem Bürger­nut­zen stehen. Es muss die Versorgungssicherheit über der Wirtschaftlichkeit stehen. Diese Entscheidungen haben wir hier zu treffen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.04


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Frau Präsidentin Dr. Margit Kraker. – Bitte schön, Frau Präsidentin.


20.05.04

Präsidentin des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Ich bedanke mich zunächst einmal sehr herzlich für die sehr positiven Äußerungen zum Rechnungshof, die vor allem auch den Bediensteten des Rechnungshofes gelten, die im Jahr 2019 in Summe 70 Berichte erarbeitet haben und diesem Hohen Haus vorgelegt haben.

Ich freue mich, dass der Rechnungshof heute im Nationalrat noch zu Wort kommen kann. Auf der Tagesordnung stehen der Tätigkeitsbericht für das vergangene Jahr und der Bericht über die Einkommenserhebung für Bundesunternehmen – das kommt dann beim nächsten Tagesordnungspunkt – für die vergangenen zwei Jahre. Beide Berichte wurden noch knapp vor Ausbruch der Coronakrise in Österreich im Rechnungs­hof­ausschuss beraten, nämlich am 4. März dieses Jahres.

Vielleicht gestatten Sie mir eine kleine Bemerkung zu Beginn: Es fühlt sich für mich ganz normal an – daran erkenne ich auch, dass wir offenbar auf gutem Weg zurück in die Normalität sind –, dass die Berichte des Rechnungshofes auch heute wieder nahezu am Ende der Tagesordnung beraten werden. Das ist tatsächlich wie zu ganz normalen Zeiten. (Abg. Greiner: Leider! Leider!) Das dürfen Sie bitte nicht als Kritik verstehen. Mir ist natürlich bewusst, dass in Zeiten der Krisenbewältigung die akute Problemlösung immer Vorrang hat. Das hat der Rechnungshof in den letzten Wochen auch so gehandhabt. Wir haben versucht, geprüfte Stellen, die jetzt rund um die Uhr mit der Krisenbewältigung beschäftigt sind, nicht zusätzlich zu belasten.

Wir haben im Rechnungshof natürlich auch für die Bediensteten selbst auf Telearbeit und Homeoffice umgestellt, und wir versuchen, unsere Arbeit ganz konsequent fortzu­setzen. Das verstehe ich auch unter einem verantwortungsvollen Vorgehen in kriti­schen Situationen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Die letzten Wochen haben uns auch vor Augen geführt, wie wichtig es eigentlich ist, dass ein Staat handlungsfähig ist. Ein Staat ist ja niemals Selbstzweck, sondern immer Mittel zum Zweck; nur dann können Krisen im Ausmaß der Coronakrise gemeistert werden. In Österreich haben Regierung und Parla­ment gehandelt, um das wichtigste Gut, nämlich die Gesundheit, zu schützen. Natürlich – Sie ringen in jeder Sitzung darum – muss der Staat gleichzeitig die Wirtschaft und die Gesellschaft entsprechend unterstützen, weil sie mit massiven Auswirkungen von Corona konfrontiert sind. Das ist jetzt das Wichtigste.

Die Rahmenbedingungen haben sich in vielen Bereichen grundlegend geändert. Ich nenne als Beispiele Arbeitsmarktsicherheit, Tourismus, Bildung, Digitalisierung, Staats­verschuldung und natürlich Gesundheit. Ich halte an dieser Stelle auch fest, dass der Rechnungshof selbstverständlich darauf achten wird, dass die richtigen Lehren aus der Krise gezogen werden. Es geht darum, dass die Rückkehr in die Normalität, die sicherlich auch neue Sichtweisen beinhalten wird, gut geschafft wird. Das gilt natur­gemäß auch für den Rechnungshof selbst: Einige der laufenden Prüfungen, die wir vor Corona begonnen haben und für die sich die Rahmenbedingungen dann grund­legend


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geändert haben, werden wir vor dem Hintergrund der Coronakrise nochmals durch­arbeiten. Wir sind jetzt mit neuen Fragen und Problemstellungen konfrontiert. Ohne Gesundheit ist alles nichts, und aufgrund der Coronapandemie werden wir daher die Maßstäbe in diesem Bereich auch neu bewerten.

Im Tätigkeitsbericht des Jahres 2019 wurde schon sehr ausführlich der Prüfschwer­punkt des Rechnungshofes – der Bürgernutzen und die Leistungsqualität –, der schon seit drei Jahren gilt, skizziert. Es geht im Bereich Gesundheit beispielsweise um vorausschauende Vorsorge und Versorgung der Bevölkerung. So haben wir etwa im vorigen Jahr einen Bericht zur Arzneimittelbeschaffung für Krankenanstalten in Salz­burg und Tirol veröffentlicht. Wir haben da auf die weltweit zunehmende Lieferprob­lematik bei Arzneimitteln wie Antibiotika und Impfstoffen hingewiesen. Wir haben im Vorjahr einen Bericht zur Diabetesprävention und ‑versorgung und auch einen Bericht zur Versorgung psychisch Erkrankter veröffentlicht. All diese Berichte liegen bei Ihnen im Rechnungshofausschuss.

Ja, es ist richtig: Wir haben die Bettenzahl in früheren Jahren im Hinblick auf die Kosten kritisiert. Wir werden auch diesbezüglich aus der Krise die richtigen Schlüsse für die Zukunft ziehen.

Wichtige Punkte sind aber natürlich immer noch offen: Wie stehen wir beispielsweise zu Impfungen als präventive Maßnahme? Wie bekommen wir einen verlässlichen Überblick über die Daten im medizinischen Bereich und wie gestalten wir das Zusam­menspiel zwischen stationärem und niedergelassenem Bereich? – All das sind The­men, bei denen wir gemeinsam klüger werden können.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich will Sie noch auf einen Bericht des Rech­nungshofes hinweisen. Wir haben nämlich ein weiteres Thema vor Kurzem sehr inten­siv diskutiert, das gerade jetzt vielen unter den Nägeln brennt, das ist das Thema der Qualität und Finanzierung der Pflege in Österreich. Diesen Bericht haben wir am 14. Februar dieses Jahres veröffentlicht, und einen weiteren Bericht haben wir schon vor zwei Jahren, im Jahr 2018, veröffentlicht, da ging es um das Thema der 24-Stunden-Betreuung. Darin ging es einerseits um Qualität, aber andererseits eben auch um die Frage der Abhängigkeit von Pflegekräften aus den umliegenden EU-Staaten. Es geht auch um die Frage der Entwicklung des Arbeitskräfteangebots und um die Ver­sorgungssicherung.

Geschätzte Damen und Herren! Eine Lehre aus Corona wird wohl sein, dass der Staat einige Bereiche in Zukunft neu gestalten wird – aber er muss weiterhin stets hand­lungs­fähig und leistungsstark sein. Es geht dem Rechnungshof dabei unter anderem um die Frage der Entscheidungsabläufe, um valide Zahlengrundlagen und natürlich langfristig wieder um krisensichere Budgets.

Als Rechnungshofpräsidentin unterstütze ich das intensive Bemühen, die Krise gut zu bewältigen und negative Folgen staatlich abzufedern – aber natürlich darf es keine unanständigen Profiteure der Krise oder gar betrügerische Energie geben! Da geht es uns ums Grundsätzliche, denn es geht um Steuergeld – zum Steuergeld gehört un­trennbar die Kontrolle, und im Rahmen unserer bestehenden Möglichkeiten natürlich die zeitnahe Kontrolle.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auf einen Punkt im Tätigkeitsbericht des Vorjahres möchte ich auch noch extra hinweisen: Das Jahr 2019 hat die Sonder­aufgaben, die dem Rechnungshof in Zusammenhang mit dem Parteiengesetz über­tra­gen sind, ins öffentliche Scheinwerferlicht gerückt. Der Rechnungshof hat diesbe­züglich im vorigen Jahr ganz klar Stellung bezogen und Prüfrechte für den Rechnungs­hof gefor­dert. Vorgänge im Zusammenhang mit möglichen Umgehungen der Bestim­mun­gen des Parteiengesetzes, mit der Überschreitung der Wahlkampfkosten, bezüglich derer


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ja der Unabhängige Parteien-Transparenz-Senat jetzt laufend Entscheidungen trifft, so­wie betreffend die Spendenproblematik haben den Ruf nach mehr Kontrolle verstärkt.

Im Regierungsprogramm 2020 bis 2024 wird ein Kontroll- und Transparenzpaket in Aussicht gestellt; ich erlaube mir, daran zu erinnern. Ich hoffe auf Umsetzung noch in diesem Jahr, um Kontrolle und Transparenz zu stärken – und auch da gilt es, die rich­tigen Lehren aus dem Jahr 2019 zu ziehen.

Was das Budget des Rechnungshofes betrifft, so verweise ich auf die Budget­bera­tungen in wenigen Wochen und bedanke mich bei allen, die den Rechnungshof darin unterstützen, dass er seiner Aufgabe gut nachkommen kann. – Herzlichen Dank. (Bei­fall bei ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.)

20.13


Präsident Ing. Norbert Hofer: Besten Dank, Frau Präsidentin.

Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wie vereinbart verlege ich auch diese Abstimmung an den Schluss der Sitzung und fahre in der Tagesordnung fort.

20.13.3927. Punkt

Bericht des Rechnungshofausschusses über den Bericht des Rechnungshofes betreffend Durchschnittliche Einkommen und zusätzliche Leistungen für Pen­sionen der öffentlichen Wirtschaft des Bundes 2017 und 2018 – Reihe EINKOM­MEN 2019/1 (III­75/70 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir sind nun bei Punkt 27 der Tagesordnung ange­langt.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist nun Kollege Johann Singer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.14.14

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich bin persönlich sehr froh und dankbar, heute wieder an diesem Rednerpult stehen zu dürfen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Es mag für manche Zuseherinnen und Zuseher nicht nachvollziehbar sein, dass wir uns heute unter anderem mit dem Einkommen von Vorstandsmitgliedern und Aufsichtsräten befassen und gleichzeitig alles daransetzen, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass möglichst viele Arbeitsplätze und Unternehmen trotz der Coronapandemie erhalten werden können.

Warum beschäftigen wir uns trotzdem mit diesem Thema? – Die Frau Präsidentin des Rechnungshofes hat es schon angesprochen: Über Auftrag dieses Hauses legt der Rechnungshof alle zwei Jahre einen Bericht über das Einkommen jener Unternehmen und Einrichtungen des Bundes vor, die der Rechnungshofkontrolle unterliegen. Damit kommt der Rechnungshof der ihm verfassungsmäßig übertragenen Berichtspflicht nach. Der aktuelle Bericht befasst sich mit den Jahren 2017 und 2018. Er wurde in der letzten Sitzung des Rechnungshofausschusses behandelt und heute dem Plenum zur Kenntnisnahme vorgelegt.

Sehr geehrte Damen und Herren! Grundlage für diesen Bericht sind die Daten von rund 420 Unternehmen und Einrichtungen des Bundes. Auf einige Aussagen aus


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diesem Bericht möchte ich eingehen. Die Beschäftigten in den Unternehmen und Einrichtungen des Bundes über alle Branchen hinweg erzielten 2018 ein durch­schnitt­liches Einkommen von 55 200 Euro pro Jahr, das ergibt einen Anstieg von 4,54 Pro­zent in den letzten vier Jahren.

Das durchschnittliche Einkommen der Mitglieder des Vorstands beziehungsweise der Ge­schäftsführung betrug im Jahr 2018 218 300 Euro. Für die letzten vier Jahre be­deutet dies eine Steigerung von 3,9 Prozent, also eine geringere Steigerung als beim Einkommen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Am besten bezahlt waren 2018 die Vorstände der Österreichische Post Aktiengesellschaft mit Bezügen von durchschnitt­lich 1,85 Millionen Euro. Übrigens: Im Bericht ist auch nachzulesen, dass 54 der ins­gesamt 637 im Bericht erfassten Vorstands- bzw. Geschäftsführungsmitglieder mehr als der Bundeskanzler verdienen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Nun zu einem Thema, das wir bei allen Berichten der letzten zehn Jahre eingehend besprochen haben, wobei das Ergebnis für mich leider noch immer beschämend ist: Ich spreche von den Einkommen der Frauen in den Chefetagen und Aufsichtsräten. Das Einkommen der weiblichen Vorstandsmitglieder beziehungsweise Geschäftsführerinnen betrug im Jahr 2018 durchschnittlich 180 285 Euro – das waren 79,4 Prozent des Durchschnittseinkommens ihrer männlichen Kollegen.

Der Frauenanteil in Vorständen und Geschäftsführungen stieg auf bescheidene 21,6 Prozent, und der Frauenanteil bei den Aufsichtsräten betrug 2018 31,4 Prozent. Damit wurde zwar die vorgeschriebene 30-Prozent-Quote erreicht, aber die Zahl ist noch immer nicht berauschend. Bei den Vergütungen ist leider feststellbar, dass Frauen in Aufsichtsräten nur 83,5 Prozent der Vergütungen männlicher Kollegen er­halten – vor zwei Jahren waren es in diesem Bericht noch 93,9 Prozent –, und all das bei gleicher Leistung.

Sehr geehrte Damen und Herren! Aus meiner Sicht ist es notwendig, diese Unter­schiede detailliert überprüfen zu lassen und darauf basierend dann die politischen Ent­scheidungen zu treffen. Gleiche Bezahlung bei gleicher Leistung muss endlich nicht nur bei den öffentlichen Betrieben des Bundes Realität werden, sondern bei allen Unternehmen! – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

20.18


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Andreas Kollross. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.18.55

Abgeordneter Andreas Kollross (SPÖ): Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Frau Präsidentin! Ich möchte natürlich – so wie meine Vorrednerinnen und Vorredner – mit einem Danke an Sie persönlich und an Ihr Haus beginnen. Ich glaube, dass wir alle gemeinsam und parteiübergreifend feststellen, dass der Rechnungshof immer gute Grundlagen dafür übermittelt, dass wir politisch die notwendigen Schlüsse ziehen. Man muss ja, wie gesagt – Sie selber und auch andere haben es heute schon ange­sprochen –, nicht immer bei allem einer Meinung mit dem Rechnungshof sein, bei dem, was er uns liefert. Es ist ja dann letztendlich unsere Entscheidung, wie wir hier mit die­sen Ergebnissen umgehen. Wichtig ist aber, dass es diese Grundlage gibt, und dafür möchte ich mich ganz, ganz herzlich bei Ihnen und den Kolleginnen und Kollegen Ihres Hauses bedanken.

Ich möchte konkret in Bezug auf Einkommensvergleiche von Männern und Frauen in Staatsbetrieben auch an meinen Vorredner anschließen, weil wir da wirklich einiges sehen und wir sehr dankbar sein können, dass es diese Auflistung und Betrachtung


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seitens des Rechnungshofes gibt. Wenn man so möchte, könnte man ein Stück weit positiv herausstreichen, dass es zumindest die 30-Prozent-Quote, wie der Vorredner schon gesagt hat, in den Aufsichtsräten gibt, oder sogar eine ganz kleine Steigerung auf 31,4 Prozent. Das war es dann aber schon mit dem positiven Ergebnis, was den Einkommensvergleich betrifft. Vielmehr muss man negativ herausarbeiten, dass es in diesen Bereichen eine drastische Steigerung des Ungleichgewichts von Einkommen zwischen Männern und Frauen gegeben hat. Ich glaube, da kann man politisch nicht einfach nur zur Tagesordnung übergehen, sondern man muss das zeitlich zuordnen, und wenn wir es politisch zeitlich zuordnen, dann muss man am Ende des Tages sagen: Das ist ein Ergebnis der schwarz-blauen Regierungspolitik der Vergangenheit, und das kann man ruhig auch erwähnen. (Beifall bei der SPÖ.)

Was bedeutet das konkret? – Konkret bedeutet es, dass im Jahr 2016 das Einkommen der Frauen 94 Prozent von dem ihrer männlichen Kollegen ausmachte und es inner­halb von zwei Jahren eine Reduktion von über 10 Prozent gegeben hat, sodass es im Jahr 2018 auf einmal nur noch 83,5 Prozent betrug. Ich glaube, dass man da wirklich nicht zur Tagesordnung übergehen kann, und vor allen Dingen glaube ich, dass wir als Republik auch eine Verantwortung haben: Wenn unsere Staatsbetriebe es nicht schaf­fen, zwischen Männern und Frauen beim Einkommen ein Gleichgewicht herzustellen, dann werden wir es von der Privatwirtschaft noch lange nicht fordern können. Da glaube ich schon, dass es darum geht, dass wir einmal mit gutem Beispiel vorangehen, und deshalb ist es, wie ich glaube, wichtig, dass wir erkennen, dass es mehr Lohn­gerechtigkeit nur durch mehr Transparenz gibt. Deshalb braucht es eine generelle Einkommenstransparenz in dieser Republik. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.22


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Christian Lausch. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.22.20

Abgeordneter Christian Lausch (FPÖ): Herr Präsident! Frau Präsidentin! Vorweg möchte ich mich im Namen meiner Fraktion für den guten Einkommensbericht 2019 seitens Ihnen und Ihres Hauses herzlich bedanken. Dieser ist immer wichtig.

Vieles wurde schon gesagt. Die Einkommensschere klafft natürlich, auch wenn Kollege Singer gemeint hat, sie schließe sich schon ein bisschen. – Na ja: Der Durch­schnitts­verdienst eines normalen Bediensteten der staatsnahen Betriebe beträgt 55 000 Euro, der der Geschäftsführer, Vorstände, Vorstandsmitglieder knapp 220 000 Euro. Die Schere klafft da also schon noch sehr weit auseinander.

Die Fraktionen von ÖVP und SPÖ werden ja nicht müde, hier immer von den Ver­dienstunterschieden zwischen Männern und Frauen zu sprechen und davon, wie ungerecht das ist. Wir aber haben uns die Gehälter der Vorstände, der Vorstands­vorsitzenden angeschaut, namentlich, auch die Parteizugehörigkeit, soweit man das feststellen kann – und das kann man bei den staatsnahen Betrieben sehr gut fest­stellen. Die teilen sich in Österreich auf die Langzeitkoalition von Schwarz und Rot auf, wie man jetzt schon sagen muss – früher hat man immer gesagt: von Rot und Schwarz.

Wenn man sich das alles durchliest, sieht man: Österreichische Bundesforste: ÖVP/ÖVP und so weiter und so fort, Rail Cargo Austria: SPÖ/SPÖ, ÖBB-Infrastruktur: SPÖ/SPÖ. Wenn man sich über die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen unterhält und beklagt, wie ungerecht diese sind, dann muss man sich auch darüber unterhalten, wie die Besetzungen der Vorstände ausschauen und dass diese


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schon sehr, sehr fest in Rot und Schwarz der Langzeitkoalition eingefärbt sind. Auch das muss man sich anschauen. Da bin ich schon recht dankbar, dass der Einkom­mens­bericht des Rechnungshofes so ausschaut, wie er ausschaut. – Noch einmal ein herzliches Dankeschön. (Beifall bei der FPÖ.)

20.24


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Es gibt keinen Wunsch der Frau Berichterstatterin auf ein Schlusswort.

Ich werde, wie vereinbart, die Abstimmung an den Schluss der Tagesordnung verle­gen.

20.24.5128. Punkt

Bericht des Immunitätsausschusses über das Ersuchen des Landesver­waltungs­gerichts Kärnten (GZ. KLVwG-2334/4/2019) um Zustimmung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Christian Ragger (118 d.B.)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zum 28. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Wie ich gesehen habe, gibt es keinen Redner zu diesem Tagesordnungspunkt. Somit schließe ich auch gleich die Debatte.

Es gibt keinen Wunsch des Berichterstatters auf ein Schlusswort.

Ich darf auch die Abstimmung darüber an das Ende der Tagesordnung verlegen.

20.25.2829. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 4. Juli 1975 über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäftsordnungsgesetz 1975) geändert wird (409/A)

Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir sind beim 29. Punkt der Tagesordnung angelangt.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gelangt zunächst Herr Kollege Kai Jan Krainer. – Bitte schön.


20.25.52

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Ibiza-Untersuchungsausschuss, der bereits letztes Jahr von NEOS und SPÖ beantragt wurde, ist durch das Verhalten der Regierungsparteien geprägt, und zwar insofern, als von Anfang an versucht wurde, ihn zu verzögern: Es wurden alle Fristen für den Geschäftsordnungsausschuss bis zum letzten Tag genützt (Zwischenruf bei den Grünen), dann wurde vertagt – es wurde also am Anfang einmal verzögert.

Das Nächste war, dass versucht wurde, ihn zu amputieren, indem die Mehrheit des Geschäftsordnungsausschusses, wie wir damals gesagt haben, vollkommen willkürlich entscheiden wollte, welcher Teil des Antrages untersucht werden darf und welcher Teil nicht. Der Verfassungsgerichtshof hat entschieden, dass dieses Vorgehen von Grünen und ÖVP im Geschäftsordnungsausschuss verfassungswidrig und wider das Gesetz war – das ist dann auch verhindert worden.


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Das Nächste war, dass versucht worden ist, dem Untersuchungsausschuss möglichst wenige Befragungstermine zu geben. Jeder Untersuchungsausschuss hat in den ers­ten zwölf Monaten zwischen 40 und 50 Termine. Die beiden Parteien haben – ich glaube, es waren 21 – 21 Termine angeboten, also gerade einmal die Hälfte dessen, was jeder andere Untersuchungsausschuss - - (Zwischenrufe der Abgeordneten Stögmüller und Tomaselli.) – Bitte, Frau Kollegin, wenn Sie sagen, das war nur die ÖVP und Sie waren das nicht, dann freut mich das, dann kommen Sie aber hier zum Rednerpult (weiterer Zwischenruf des Abg. Stögmüller) und sagen Sie: Das war nur die ÖVP, die diese 21 Termine wollte! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Stögmüller.)

So, jetzt gibt es eine konstruktive Phase. Darüber freue ich mich. Es stehen jetzt also nicht mehr Verzögern, Amputation, Verhindern und Festlegen möglichst weniger Ter­mine am Programm, sondern es sieht jetzt so aus – es gibt diesen Vorschlag; das war übrigens eine Idee der Kollegin Krisper –, dass man, analog zu den Covid-19-Ge­setzen, die ja auch für Gerichtsverfahren eine Fristenhemmung vorsehen, eine Fristen­hemmung in die Geschäftsordnung einbaut, das heißt, dass man die Zeit, in der der Untersuchungsausschuss aufgrund der allgemeinen Beschränkungen nicht tagen kann, aus den Fristen herausrechnet.

Danke für den Vorschlag, den wir dann gemeinsam ausformuliert und eingebracht haben. Es schaut so aus, als ob sich alle Parteien darauf einigen würden, sodass wir das am Montag im Geschäftsordnungsausschuss gemeinsam einstimmig beschließen und gleichzeitig einen Arbeitsplan mit, ich glaube, 42 oder 44 Terminen machen. Das ist gut so, denn dann kann endlich der Ibiza-Untersuchungsausschuss seine Arbeit aufnehmen. Insofern ersuche ich um Zustimmung für diesen Vorschlag. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Krisper.)

20.28


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Mag. Wolfgang Gerstl. – Bitte, Herr Kollege.


20.29.01

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Herr Präsident! Ich darf im Gegensatz zu meinem Vorredner ganz klar festhalten: Ein Antrag von SPÖ und NEOS – ein Min­derheitsrecht – wurde von diesem Parlament selbstverständlich zur Kenntnis genom­men und wird in voller Form unterstützt. Es ist ein Verfassungsrecht, das wir – SPÖ und ÖVP – gemeinsam vor einigen Jahren hier eingeführt haben. Daher soll es selbst­verständlich zu all den Vorwürfen, die es da gibt, rund um die gesamte Casinos AG, über all die Themen in dem erweiterten Antrag, den SPÖ und NEOS eingebracht haben, volle Aufklärung geben.

Wir hatten das Ziel, dass wir mit den Befragungen schon nach Ostern beginnen, doch coronabedingt war das leider nicht möglich. Daher freue ich mich sehr, dass wir in der Präsidiale ein Einvernehmen unter allen Fraktionen gefunden und einen neuen Weg beschritten haben, der da lautet: Am 4. Juni beginnen die Befragungen. Wir haben 42 Befragungstage festgelegt – auch das einstimmig – und über eine Fristenhemmung geredet. Wir wollen das mit diesem Antrag auf die Reihe bringen. Da gab es ver­schie­dene Monate, die zur Diskussion gestanden sind. Ich will das gar nicht weiter erläutern. Wichtig ist, dass wir eine Einigung haben und dieser Ausschuss bis zum Sommer des nächsten Jahres tagen wird.

Dabei gilt es, alles aufzuklären. Ich glaube, es ist nicht notwendig, dass irgendjemand eine Aufregung hat, denn sicherlich ist für die Österreicherinnen und Österreicher wichtig, dass wir das verfassungsmäßig durchführen. Das werden wir tun. Aber heute geht es darum, dass wir alle Aufmerksamkeit darauf legen, den Coronavirus in Schach


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zu halten und das Leben und die Wirtschaft wieder hochzufahren. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.31


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag.Nina Tomaselli. – Bitte schön.


20.31.10

Abgeordnete Mag. Nina Tomaselli (Grüne): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Es freut mich nicht nur, dass der Untersuchungsausschuss jetzt losgeht, sondern auch, dass die Märchenstunde von Kollegen Krainer beendet ist. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Es ist wirklich schwer, Ihnen zuzuhören, Kollege Krainer. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Sie stellen sich hier heraus und behaupten wider besseres Wissen, dass wir Fristen verzögert und bis zum letzten Tag ausgenutzt haben. Die ganz klare Wahr­heit ist: Wir haben keine einzige Frist ausgenutzt, keine einzige! (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Wie Kollege Gerstl schon meinte, es geht jetzt los, und darauf können wir uns auch freuen. Darauf haben sich alle Parteien einstimmig geeinigt, und dafür haben wir Grüne uns auch sehr eingesetzt. Wir haben, wie ich finde, einen guten Beschluss. Wir haben 42 Befragungstage. Das ist eine sehr, sehr angemessene Zahl, auch im Sinne der Geschäftsordnung. Die Fristen werden – so wie in allen ähnlich gelagerten Fällen – für drei Monate gehemmt, das war auch ein Wunsch von Ihnen.

Nun ein Wort an die Zuseherinnen und Zuseher draußen: Wenn Sie jetzt hören, dass wir über Ibiza oder die Casinosaffäre reden, dann klingt das fast schon unwirklich. Ich verstehe das auch, weil nach all dem, was wir in den letzten Wochen erlebt haben, wirkt das wie ein Politkrimi aus längst vergangener Zeit, in Wirklichkeit ist das Ganze aber nicht einmal ein Jahr her, dass die politische Welt in Österreich, in Europa tat­sächlich kurz stillstand, weil wir alle einen Mann beobachtet haben, der auf einer Couch in einer Villa in Ibiza sitzend versucht hat, als Beteiligter einer Regierung in Österreich die halbe Republik zu verkaufen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Diese Ibiza-Wodka-Party war schon ein Umbruch in der politischen Welt in Österreich, und deshalb ist es wichtig, dass die Aufklärung jetzt beginnt und nicht erst im September.

Korruption muss aus der Politik gefegt werden, und wenn es nach uns geht, kann das gerne auch so schnell passieren, wie die FPÖ von der Regierungsbank gefegt worden ist. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller.)

Wir finden, die Österreicherinnen und Österreicher müssen sich darauf verlassen kön­nen, dass sich Reiche Gesetze nicht kaufen und Politikerinnen und Politiker die Casi­nos und die öffentlichen Kassen nicht als Selbstbedienungsladen missbrauchen kön­nen. Deshalb freuen wir uns, dass wir nach all diesen Turbulenzen einstimmig mit dem Ibizaausschuss starten können. Wenn es nach uns geht, darf es so weitergehen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.33


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Dr. Stephanie Krisper. – Bitte schön.


20.34.02

Abgeordnete Dr. Stephanie Krisper (NEOS): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Zuerst einmal darf ich meiner Freude Ausdruck verleihen, dass sich die Vertreterinnen und Vertreter aller Parteien darauf geeinigt haben, den Antrag von NEOS und SPÖ zu unterstützen. Der Antrag hat eine Fristhemmung für den Ibiza-Untersuchungsausschuss zum Ziel. Diese Fristhemmung sehen wir als sehr wichtig an, weil wir damit erreichen, dass die Zeit, die aufgrund der Maßnahmen, die gegen die Ausbreitung des Coronavirus gesetzt wurden, verstrichen


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ist, für die Aufklärung – die wahrlich viel Zeit brauchen wird – wieder hereingeholt wer­den kann.

Orientiert haben wir uns an der Fristhemmung im Justizbereich. Wir brauchen jede uns mögliche Zeit für Aufklärung, weil uns, der SPÖ und NEOS, der Verfassungs­gerichts­hof Ende März recht gab und wir gemäß unserer ursprünglichen Intention den Ibiza­komplex allumfassend aufklären dürfen. (Beifall bei den NEOS.)

Dass das wichtig ist – und das möchte ich neben der Coronaherausforderung in Erin­nerung rufen –, zeigt zum Beispiel die gestrige Berichterstattung über Chatprotokolle zwischen H.-C. Strache und Vilimsky über Aufsichtsratsposten für Frau Kappel in den ÖBB oder sonstigen staatsnahen Unternehmen. Es war also richtig, die Postenvergabe nicht nur bei der Casag, sondern auch bei anderen staatsnahen Betrieben in den Unter­suchungsgegenstand aufzunehmen. (Beifall bei den NEOS.)

Diese Chats weisen nämlich darauf hin, dass der Postenschacher rund um Peter Sidlo in der Casinos-Affäre kein Einzelfall war. Es geht darum, dass anscheinend auch an­dere wichtige Posten in strategisch essenziellen Unternehmen in Österreich nicht nach Kompetenz, sondern nach politischer Loyalität ohne Rücksicht auf Verluste für Unter­nehmen und für den Steuerzahler und die Steuerzahlerin besetzt wurden. Wo da der neue Stil blieb, fragt man sich dann auch, weil schließlich waren es der damalige Kanzleramtsminister und jetzige Finanzminister Blümel wie der damalige Finanz­minis­ter Löger, die für die Bestellung von AufsichtsrätInnen in den Öbib-Unternehmen mit­verantwortlich waren. Wir werden uns daher auch die Rolle der ÖVP genau ansehen.

Wichtig ist auch, Fragen von Einflussnahmen auf die Ermittlungen gegen Parteien nahestehende Personen nachzugehen, und zwar nicht nur bezüglich Casag, sondern auch bezüglich der Ibizaermittlungen wie auch der Schredderaffäre. Ich erinnere in die­sem Zusammenhang an die Ungereimtheiten der mutmaßlichen türkisen Befangen­heit der Soko Ibiza, an die Treffen von Sektionschef Pilnacek mit Beschuldigten in den Casag-Ermittlungen und auch an die Angriffe von Sebastian Kurz auf die Arbeit der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Stögmüller.)

Last, but not least geht es darum, sich ganz genau anzusehen, wie der Bund unter Türkis-Blau seine Kontrollfunktionen, insbesondere hinsichtlich des Spielerschutzes bei Glücksspielkonzessionären, wahrnahm oder was er in Sachen Glücksspiel sonst so vorgehabt hätte. Wie Sie alle wissen, kämpfen wir NEOS seit längerer Zeit dafür, dass der Tragödie, die das vermeintliche kleine Glücksspiel in Österreich anrichtet, endlich ein Riegel vorgeschoben wird. (Beifall der Abgeordneten Bernhard und Meinl-Reisinger.)

Ich weiß aus zahlreichen Gesprächen und Recherchen, dass dem Spielerschutz nach der ohnedies eher zahnlosen geltenden Rechtslage – warum die bloß so ist, frage ich mich – viel zu wenig Rechnung getragen wird. Auch dazu wollen wir unbedingt Auf­klärung und hoffen wirklich auf eine Verbesserung und auf die Einsicht, dass über­bordendes Glücksspiel eine unfassbare Menge an Leid und wirtschaftlicher Misere über dieses Land gebracht hat und bringt. Es gibt wahrlich nur ein paar wirkliche Pro­fiteure, das sind die Glücksspielunternehmen selbst und wohl auch politische Parteien, Stichwort „Novomatic zahlt alle“.

Den Einnahmen aus der Glücksspielabgabe stehen schließlich große volkswirt­schaft­liche Schäden entgegen. All dies und noch einiges anderes gilt es nun im Rahmen von, Gott sei Dank, 42 Befragungsterminen aufzuklären. Für heute darf ich mich bei allen anderen Parteien für die konstruktive Zusammenarbeit bei diesem Antrag bedanken. (Beifall bei den NEOS, bei Abgeordneten der Grünen sowie des Abg. Leichtfried.)

20.38



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 254

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Herr Kai Jan Krainer zu einer tatsächlichen Berichtigung. – Sie kennen die Bestimmungen der Geschäftsordnung dazu. Bitte schön.


20.38.18

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Kollegin Tomaselli hat soeben behauptet, ich hätte wider besseres Wissen vorgeworfen, dass die Fristen bis zum letzten Tag ausgenützt worden wären. Sie hat betont, dass keine einzige Frist voll ausgenützt worden wäre.

Gleich die erste Frist wurde voll ausgenützt: Nach Einbringung des Antrages hat der Geschäftsordnungsausschuss genau vier Wochen Zeit, diesen in Verhandlung zu nehmen. Eingebracht wurde der Antrag am 11. Dezember, tatsächlich aufgenommen wurden die Verhandlungen am 8. Jänner. Das war der letzte Tag der Frist. Insofern ist das Gegenteil von dem, was Kollegin Tomaselli behauptet hat, wahr. Es wurde gleich die erste Frist vollkommen ausgeschöpft. Somit ist bereits betreffend die erste Frist widerlegt, was Kollegin Tomaselli hier behauptet hat.

Ich ersuche Sie, in Zukunft nicht wider besseres Wissen hier Sachen zu behaupten, die nicht stimmen. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

20.39

20.39.18

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 409/A dem Geschäftsordnungsausschuss zu.

20.39.2830. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Jurisdiktionsnorm, die Zivil­prozessordnung, das Gerichtsgebührengesetz, das Rechtsanwaltstarifgesetz, das Konsumentenschutzgesetz, das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wett­bewerb und das Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz geändert werden (Gruppen­verfahrengesetz) (385/A)


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zum 30. Punkt der Tagesordnung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gelangt Frau Kollegin Mag. Selma Yildirim. – Bitte schön, Frau Kollegin.


20.39.50

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Seit Jahren ist in Österreich die Einführung von Gruppen- und Sammel­klagen in Diskussion. Letztendlich scheitert die Umsetzung immer an Teilen der ÖVP. In Zeiten der Coronakrise hat die Notwendigkeit einer Sammelklage eher noch zugenommen.

Worum geht es? – Es geht darum, dass in Massenschadensfällen, wie zum Beispiel beim VW-Abgasskandal, eine Vielzahl betroffener Geschädigter einem wirtschaftlich mächtigen Schädiger gegenübersteht, und zwar aufgrund desselben rechtswidrigen Verhaltens – also übermächtige Konzerne gegen einzelne Konsumentinnen und Konsumenten. Dass es da ein ungleiches Aufeinandertreffen gibt, brauche ich Ihnen nicht zu erklären. Uns, der SPÖ, geht es um ein Agieren auf Augenhöhe, darum, dass


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 255

Geschädigte leichter zu ihrem Recht kommen, und auch um mehr Rechtssicherheit: Mit nur einem Urteil kann man für viele Menschen Schadensgutmachung erreichen.

Die Schäden des Einzelnen in Massenschadensfällen sind möglicherweise nicht sehr hoch. Eine Prozessführung würde sich für den Einzelkläger aufgrund des Kosten- und Prozessrisikos nicht lohnen. Wenn sich viele, vielleicht Hunderte Geschädigte zusam­menschließen und es nur zu einem Prozess kommt, hätte dies für alle immense Vor­teile.

Sehr geehrte Damen und Herren, wie Sie wissen, haben wir in Österreich ohnehin außer­ordentlich hohe Gerichtsgebühren. Auch deshalb wäre es im Interesse der Betroffenen äußerst sinnvoll, wenn wir endlich ein modernes Gruppenverfahrensrecht hätten. Das Argument der ÖVP, dass mit der Einführung der Sammelklage amerikani­sche Zustände kommen würden, entspricht nicht den Tatsachen. Wir wissen alle, dass nach österreichischem Recht nicht annähernd diese gigantischen Schadenssummen, wie sie in den USA üblich sind, eingeklagt werden können – reine Erfolgshonorare sind hierzulande auch verboten.

Ein anderer Einwand ist, dass wir ohnehin die sogenannte Sammelklage österreichi­scher Prägung haben. (Zwischenruf der Abg. Steinacker.) Nur wissen wir, wie holprig, wie aufwendig und wie unattraktiv das Ganze ist. Man bräuchte einen Verband wie den Verein für Konsumenteninformation oder die Arbeiterkammer, an die man die For­de­run­gen abtreten kann, und das ist für viele schon eine Hemmschwelle. (Abg. Steinacker: ... sehr gut!)

Sehr geehrte Damen und Herren, ich gehe davon aus, dass wir diesen Antrag im zuständigen Fachausschuss sachlich und intensiv debattieren werden und dieses Thema dann auch im Plenum besprechen werden. Da – vielleicht geht es dann auch schneller – auf EU-Ebene die Verbandsklagenrichtlinie mehr oder weniger auf Schiene ist, glaube oder hoffe ich, dass wir bald zu einem modernen Gruppenverfahrensrecht kommen werden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Frau Mag.a Corinna Scharzenberger ist zu Wort gemel­det. – Bitte, Frau Abgeordnete.


20.43.20

Abgeordnete Mag. Corinna Scharzenberger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer zu Hause vor den Bildschirmen! Die im Zusammenhang mit der Antragstellung genannten Argu­mente und Gründe sind im Großen und Ganzen nachvollziehbar.

Es kann im Internet schnell passieren, dass man ungewollt einen Vertrag oder ein Abo abschließt. Viele verzichten da auf eine Klage, obwohl ihnen Schadenersatz zustehen würde. Die Beträge sind oft zu gering und ein Aufwand für ein Verfahren würde nicht dafürstehen. So passiert es oft, dass die Täter gar nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Außerdem sitzen Täter und Opfer oftmals gar nicht im gleichen Land.

Auch die EU hat das Problem erkannt und die Europäische Kommission hat einen Vorschlag für eine Richtlinie über eine solche Verbandsklagemöglichkeit ausgearbeitet. Sowohl bei der EU-Richtlinie als auch beim vorliegenden Antrag muss man aber be­stimmte Dinge genau überlegen. Durch die geringen Kosten für den Einzelnen ist es einfacher, eine Klage anzustreben. Das ist auf den ersten Blick gut für den Ver­braucher, könnte aber zu Missbrauch führen. Um Missbrauchsmöglichkeiten auszu-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 256

schließen, setzen wir uns bei den Verhandlungen auf EU-Ebene dafür ein, dass noch Nachbesserungen an der vorgeschlagenen Richtlinie vorgenommen werden.

Ich sehe es als unseren Auftrag, auf die Richtlinie so einzuwirken, dass es zu einem Gleichgewicht zwischen Rechtsdurchsetzungsmöglichkeit und der gerechtfertigten In­an­spruchnahme unseres bewährten Justizsystems kommt.

Einige Punkte im vorliegenden Antrag könnten dazu führen, dass wir im schlimmsten Fall amerikanische Verhältnisse, nämlich ein System der Klageindustrie, bekommen, und so eine Entwicklung wäre nicht nur für die Unternehmen ein massives Risiko, sondern sie würde auch keine Entlastung des Justizsystems bringen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Mit der Sammelklage österreichischer Prägung haben wir bereits eine Verfahrens­mög­lichkeit, die sich in der Vergangenheit bewährt hat. Ob da ein nationaler Alleingang vor Erscheinen einer diesbezüglichen EU-Richtlinie sinnvoll wäre, sollte man vielleicht ebenfalls hinterfragen. Um die Auswirkungen abzuschätzen, ist es daher auf jeden Fall sinnvoll, den Antrag im Justizausschuss zu diskutieren. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

20.46


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächster gelangt Abgeordneter Peter Wurm zu Wort. – Bitte schön.


20.46.10

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Zuseher zu Hause! Sammelklagen sind eine recht spannende Thematik und seit Jahren eine For­derung der FPÖ, und zwar gemeinsam mit der Sozialdemokratie, muss man sagen. Es würde mich freuen, wenn wir jetzt vor allem den grünen Regierungspartner auch mit ins Boot holen könnten.

Es ist klar kommuniziert: Die ÖVP hat aus für mich nicht ganz nachvollziehbaren Gründen da immer sehr stark gebremst. Ich glaube, diese Sammelklagen und diese Gruppenverfahren sind ein Thema, das für die normale österreichische Wirtschaft kein Problem darstellt – ganz im Gegenteil –, aber natürlich sind sie für Großkonzerne sehr wohl etwas, das diese nicht haben wollen.

Das wird jetzt eine wesentliche Nagelprobe werden, nämlich für die ÖVP, aber aus meiner Sicht noch viel mehr für die Grünen. Nun wird sich zeigen, wo die Grünen beim Konsumentenschutz stehen – auf der Seite der Konsumenten, der Bürger und der normalen österreichischen Wirtschaft oder auf der Seite der Großkonzerne, der Industrie und der internationalen Lobby.

Ganz kurz – es ist, glaube ich, schon erklärt worden –: Es geht in Summe einfach darum, dass ich, wenn ich als Konsument ein Rechtsproblem habe, das relativ einfach über eine Sammelklage, über ein Gruppenverfahren abwickeln kann. Das hätte auch für den Staat Vorteile, denn ein Richter entscheidet wesentlich kostengünstiger und schneller als mehrere. Das alles hat also im Grunde genommen nur Vorteile. Insbe­sondere in den nächsten Monaten, wenn im Zusammenhang mit Corona einige Ver­fahren für Konsumenten Sinn machen würden, wäre das ein ganz, ganz wichtiges Instrument.

Wir unterstützen das, wir fordern das seit Jahren. Ich hoffe, wir bekommen das jetzt alle gemeinsam gebacken, auch gegen den Widerstand gewisser ÖVP-Kreise, und ich drücke uns die Daumen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Vogl.)

20.48



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 257

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Mag.a Ulrike Fischer. – Bitte schön, Frau Kollegin.


20.48.24

Abgeordnete Mag. Ulrike Fischer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Damen und Herren! Ob ich von einer Gruppenklage, von einer Sammelklage, von einer Verbandsklage oder von einer europäischen Verbandsklage rede, im Wesent­lichen geht es darum, dass wir auf einer Seite Konsumenten, Konsumentinnen haben, die sich einen Prozess oft nicht leisten können, Sachverständigenkosten nicht leisten können. Wenn man diese Ansprüche aber sammelt, dann hat man die Möglichkeit, dass viele Leute bei gleichartigen Ansprüchen zu ihrem Recht kommen.

Eines muss aber gesagt werden: Die Gruppenklage, wie sie hier vorgeschlagen wird, ist wirklich nicht der Wunderwuzzi. Es ist ein relativ kompliziertes Konstrukt, und im Vergleich dazu funktioniert die Sammelklage österreichischer Prägung besser. Es hat sich über die Jahre etabliert, dass qualifizierte Verbände wie die Arbeiterkammer oder der Verein für Konsumenteninformation Ansprüche sammeln.

Eines ist neu – und deswegen ist auch der Antrag der Gruppenklage nicht mehr so spannend wie vor ein paar Jahren –: Es gibt eine europäische Richtlinie für Ver­bandsklagen, und wir haben uns im Regierungsübereinkommen darauf verständigt, dass wir diese Richtlinie umsetzen werden, damit es auch einen grenzüber­schreiten­den, niederschwelligen Zugang der Konsumenten zum Recht gibt.

Um das ein bisschen pragmatischer zu erklären: Ihr alle habt wahrscheinlich einen Drucker zu Hause. Wenn der Drucker anzeigt, dass der Toner leer ist, dann ist das mit einer Sammelklage relativ einfach zu lösen, wenn der Unternehmer in Österreich ist. Handelt es sich aber um ein Unternehmen im Ausland, dann wäre es wichtig, dass es diese europäische Verbandsklage schon gäbe. Wir Grüne wollen, dass es zu einer raschen Umsetzung der europäischen Verbandsklage kommt, damit es auch grenz­überschreitenden Rechtsschutz gibt.

Einen Punkt, den ich sehr gut finde, möchte ich aber aus dem Antrag herausgreifen. Es geht um die Gewinnabschöpfung. Unrecht darf sich nicht lohnen! Wenn Unternehmen unrechtmäßig handeln, dann soll dieses Unrecht, also der dadurch entstehende Gewinn am besten sofort abgeschöpft werden; es darf sich nicht lohnen. Und da sind wir auch bei der Wirtschaft: Die Wirtschaft muss in Wirklichkeit interessiert daran sein, dass schwarze Schafe auch entsprechend behandelt werden.

Noch einmal auf die europäische Verbandsklage zurückkommend: Die Konzerne kön­nen momentan durch die Sammelklage österreichischer Prägung geklagt werden. Wenn wir aber den europäischen Rechtsschutz ausbauen, dann erreichen wir viel mehr.

Was noch wichtig ist, ist die Prozesskostenfinanzierung: Uns muss es gelingen, dass die Prozesskostenfinanzierung, so wie sie auch im Regierungsübereinkommen vor­gesehen ist, möglich ist, denn nur dann ist effektiver kollektiver Rechtsschutz für Kon­sumenten und Konsumentinnen möglich. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.52

20.52.07


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 385/A dem Justizausschuss zu.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 258

Ich unterbreche die Sitzung für einige Minuten, damit alle Mandatare ihre Sitzplätze einnehmen können. Ich hoffe, dass alle flott genug sind.

*****

(Die Sitzung wird um 20.52 Uhr unterbrochen und um 20.54 Uhr wieder aufge­nom­men.)

*****

20.54.44Abstimmungen über die Tagesordnungspunkte 1 bis 28


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.

Wir kommen nun zu den verlegten Abstimmungen, die ich über jeden Tagesord­nungs­punkt getrennt vornehme.

Wir kommen nun zu den verlegten Abstimmungen über die während der Debatte zu Tagesordnungspunkt 1 eingebrachten unselbständigen Entschließungsanträge.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erhöhung der Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Kollegen Rainer Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Beteiligung der Republik Österreich an der AUA“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen der Zu­stimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt. (Abg. Leichtfried: Also ich habe gedacht, die NEOS stimmen da mit!)

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Hermann Brückl, MA, Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stufenplan zur Öffnung der Schulen und Kindergärten“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen der Zu­stimmung. – Das ist die Minderheit. Auch dieser Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Nein zur Schuldenunion, Nein zu Überwachungs-Apps, Ja zum Bargeld!“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Gerechtigkeit und Solidarität in der Corona Krise“. (Unruhe im Saal.) – Ich bitte um Ruhe. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Antrag sind, um ein Zeichen der Zu­stimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 259

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Mag. Sibylle Hamann, Mag. Dr. Rudolf Taschner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Verantwortungsvolle Vorgehensweise im Bildungsbereich“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen der Zu­stimmung. – Das ist die Mehrheit. Der Antrag ist angenommen. (20/E)

Wir gelangen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 2: Antrag des Ge­sund­heitsausschusses, seinen Bericht 61 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Antrag ist angenommen.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ord­neten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Obduktion, Do­kumentation und Information zu COVID-19“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wissenschaftliche Begleitung von e-Learning an Hochschulen (aufgrund der Schließungen im Zuge der Maßnahmen gegen die Verbreitung von Covid-19)“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Auflösung der Arbeiterkammerrücklagen für COVID-19-Unterstützungsfonds“.

Ich bitte jene Kollegen, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „COVID-19-Risiko­at­test für gefährdete Arbeitnehmer“.

Ich bitte jene Kollegen, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Auch dieser Antrag ist abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 3: Antrag des Gesund­heits­aus­schusses, seinen Bericht 62 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hierzu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Antrag ist angenommen.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 4: Antrag des Gesund­heitsausschusses, seinen Bericht 63 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hierzu ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Antrag ist angenommen.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 5: Antrag des Gesund­heitsausschusses, seinen Bericht 64 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Kollegen, die hierzu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Auch das ist die Mehrheit. Der Antrag ist angenommen.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 6: Antrag des Gesund­heitsausschusses, seinen Bericht 65 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 260

Ich bitte jene Damen und Herren, die hierzu ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen. – Auch das ist die Mehrheit. Der Antrag ist angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 7: Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales, seinen Bericht 72 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Kolleginnen und Kollegen, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Antrag ist angenommen.

Wir gelangen nun zu den Abstimmungen über Tagesordnungspunkt 8.

Wir kommen zunächst zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales, seinen Bericht 73 der Beilagen hinsichtlich des Entschließungsantrages 266/A(E) zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Kolleginnen und Kollegen, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Antrag ist angenommen.

Weiters kommen wir zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 73 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Berücksichtigung der Vorschläge in der Pflege-Taskforce des Sozialministeriums“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein Zeichen der Zustim­mung. – Das ist einstimmig angenommen. (21/E)

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 9: Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales, seinen Bericht 74 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte die Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Auch dieser Antrag ist angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 10: Antrag des Aus­schusses für Arbeit und Soziales, seinen Bericht 75 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Antrag ist angenommen.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 11: Antrag des Aus­schusses für Arbeit und Soziales, seinen Bericht 76 der Beilagen zur Kenntnis zur nehmen.

Ich bitte jene Kolleginnen und Kollegen, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Mehrheit. Der Antrag ist angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 12: Antrag des Aus­schusses für Wirtschaft, Industrie und Energie, den vorliegenden Bericht III-102 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für dessen Kenntnisnahme eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kommunalinvestitions- und Re­gionalwirtschaftspaket“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen der Zu­stimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Auflö­sung von Rücklagen der Wirtschaftskammern zur Unterstützung der heimischen Unter­nehmen“.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 261

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Kollegen Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Solidaritätsbeitrag von Wirtschafts­kammer und Arbeiterkammer zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Stärkung der Wirtschaft“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Solidaritätsbeitrag von Sonder­pensionen zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Stärkung der Wirtschaft“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Klarstellung zur Erbschafts- und Vermögenssteuer“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Rettung der EPUs durch sofortige und vollständige Entschädigung für den durch erzwungene Schließungen entstandenen finanziellen Schaden“.

Ich bitte jene Kolleginnen und Kollegen, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erlass/Reduktion von Geschäftsraummieten durch die BIG“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Klarheit und Planbarkeit für die heimischen Gastronomiebetriebe“.

Ich bitte jene Kolleginnen und Kollegen, die für diesen Antrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag.a Nina Tomaselli, Karlheinz Kopf, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundesgesetz, mit dem die Zahlung von Staatshilfen anlässlich der COVID-19-Krise an Unternehmen mit Sitz in Steueroasen verboten wird“. (Abg. Krainer: Ein Placebo-Antrag ...!)

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen. (22/E)

Wir gelangen nun zu den Abstimmungen über Tagesordnungspunkt 13.

Zunächst kommen wir zur Abstimmung über den Antrag des Umweltausschusses, seinen Bericht 89 der Beilagen hinsichtlich des Entschließungsantrages 93/A(E) zur Kenntnis zu nehmen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 262

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Weiters kommen wir zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 89 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „verpflichtender und unabhängiger Klimacheck“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein Zeichen der Zustim­mung. – Das ist mehrheitlich angenommen. (23/E)

Wir gelangen nun zu den Abstimmungen über Tagesordnungspunkt 14.

Wir kommen zunächst zur Abstimmung über den Antrag des Umweltausschusses, sei­nen Bericht 90 der Beilagen hinsichtlich des Entschließungsantrages 395/A(E) zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Weiters kommen wir zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 90 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Sofortmaßnahmen zur Einhaltung der nationalen Klimaziele“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein Zeichen der Zustim­mung. – Das ist mehrheitlich angenommen. (24/E)

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen betreffend „wo bleiben die Sofortmaßnahmen für den Klimaschutz?“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist abgelehnt.

Wir gelangen nun zu den Abstimmungen über Tagesordnungspunkt 15.

Wir kommen zunächst zur Abstimmung über den Antrag des Umweltausschusses, seinen Bericht 91 der Beilagen hinsichtlich des Entschließungsantrages 362/A(E) zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Weiters kommen wir zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 91 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Maßnahmen zum Schutz unserer wert­vollen Böden“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür eintreten, um ein Zeichen der Zustim­mung. – Das ist mehrheitlich angenommen. (25/E)

Wir gelangen nun zu den Abstimmungen über Tagesordnungspunkt 16: Antrag des Verkehrsausschusses, dem Abschluss des Staatsvertrages: Luftverkehrsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika, der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten, Island und dem Königreich Norwegen, in 15 der Beilagen gemäß Art. 50 Abs. 1 Z 1 Bundes-Verfassungsgesetz die Genehmigung zu erteilen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 17: Antrag des Ver­kehrsausschusses, dem Abschluss des Staatsvertrages: Zusatzabkommen betreffend die Anwendung des Luftverkehrsabkommens zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika, der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten, Island und dem König-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 263

reich Norwegen, in 16 der Beilagen gemäß Art. 50 Abs. 1 Z 1 Bundes-Verfassungs­gesetz die Genehmigung zu erteilen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Weiters gelangen wir zu den Abstimmungen über Tagesordnungspunkt 18.

Zunächst kommen wir zur Abstimmung über den Entwurf betreffend 38. KFG-Novelle samt Titel und Eingang in 59 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Auch das ist einstimmig. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 59 der Beilagen ange­schlossene Entschließung betreffend „Erweiterung der ex lege Berechtigung zum Führen von Blaulicht auch auf Kommando- und Mannschaftsfahrzeugen der Feuer­wehren“.

Ich bitte jene Kolleginnen und Kollegen, die dafür eintreten, um ein Zeichen der Zustim­mung. – Das ist einstimmig angenommen. (26/E)

Wir gelangen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 19: Antrag des Ver­kehrsausschusses, seinen Bericht 60 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 20: Antrag des Justiz­ausschusses, dem Abschluss des Staatsvertrages: Erklärung der Republik Österreich über die Annahme der Beitritte von Belarus, der Dominikanischen Republik, Ecuadors, von Honduras, der Ukraine und Usbekistans zum Übereinkommen über die zivilrecht­lichen Aspekte internationaler Kindesentführung, in 39 der Beilagen gemäß Art. 50 Abs. 1 Z. 1 Bundes-Verfassungsgesetz die Genehmigung zu erteilen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gelangen nun zu den Abstimmungen über Tagesordnungspunkt 21:

Zunächst kommen wir zur Abstimmung über den Antrag des Justizausschusses, seinen Bericht 95 der Beilagen hinsichtlich des Entschließungsantrages 166/A(E) zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Weiters kommen wir zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 95 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Up-Skirting-Verbot“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein Zeichen der Zustim­mung.  Das ist einstimmig angenommen. (27/E)

Wir gelangen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 22: Antrag des Wis­sen­schaftsausschusses, seinen Bericht 88 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 264

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir gelangen nun zu den Abstimmungen über Tagesordnungspunkt 23:

Zunächst kommen wir zur Abstimmung über den Antrag des Unterrichtsausschusses, seinen Bericht 96 der Beilagen hinsichtlich des Entschließungsantrages 145/A(E) zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Weiters kommen wir zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 96 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „stärkere Verankerung und Implemen­tie­rung von Klima-, Natur- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit und von ökologisch verantwortungsbewusstem Handeln als Grundbestandteil der Allgemein- und Bewusst­seinsbildung in den Lehrplänen“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein Zeichen der Zustim­mung. – Das ist einstimmig angenommen. (28/E)

Wir gelangen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 24: Antrag des Unter­richtsausschusses, seinen Bericht 97 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dazu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir gelangen nun zu den Abstimmungen über Tagesordnungspunkt 25:

Wir kommen zunächst zur Abstimmung über den Antrag des Unterrichtsausschusses, seinen Bericht 98 der Beilagen hinsichtlich des Entschließungsantrages 322/A(E) zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Weiters kommen wir zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 98 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Entwicklung eines Konzepts zur Ermög­lichung des Quereinstiegs in den Beruf einer Pädagogin oder eines Pädagogen“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein Zeichen der Zu­stim­mung. Das ist einstimmig angenommen. (29/E)

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Lehr­kräfte-Fortbildung in der Coronakrise“.

Ich bitte jene Kollegen, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 26: Antrag des Rech­nungshofausschusses, den Tätigkeitsbericht 2019 des Rechnungshofes, III-78 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für dessen Kenntnisnahme eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 27: Antrag des Rechnungshofausschusses, den Bericht betreffend Durchschnittliche Einkommen und zusätzliche Leistungen für Pensionen der öffentlichen Wirtschaft des Bundes 2017 und 2018, III­75 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll24. Sitzung, 22. April 2020 / Seite 265

Ich bitte jene Damen und Herren, die für dessen Kenntnisnahme eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 28: Antrag des Immunitäts­ausschusses in 118 der Beilagen, Folgendes zu beschließen:

„In Behandlung des Ersuchens des Landesverwaltungsgerichts Kärnten [...] um Zu­stimmung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Chris­tian Ragger wird im Sinne des Art. 57 Abs. 3 B-VG festgestellt, dass kein Zusam­menhang zwischen der inkriminierten Handlung und der politischen Tätigkeit des Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Christian Ragger besteht.“

Ich bitte jene Damen und Herren, die sich diesem Antrag anschließen, um ein Zeichen der Zustimmung. Das ist einstimmig angenommen.

21.15.05Einlauf


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich gebe bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 421/A bis 490/A eingebracht worden sind.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates  berufe ich für 21.15 Uhr ein. Die Tagesord­nung ist der im Saal verteilten schriftlichen Mitteilung zu entnehmen.

Diese Sitzung ist geschlossen.

21.15.23Schluss der Sitzung: 21.15 Uhr

Impressum:

Parlamentsdirektion

1017 Wien