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Stenographisches Protokoll

 

 

 

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25. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

XXV. Gesetzgebungsperiode

 

Dienstag, 20. Mai 2014

 

 


Stenographisches Protokoll

25. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXV. Gesetzgebungsperiode                       Dienstag, 20. Mai 2014

Dauer der Sitzung

Dienstag, 20. Mai 2014: 9.05 – 22.04 Uhr

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Tagesordnung

1. Punkt: Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Förderung des Film­standortes Österreich (Filmstandortgesetz) erlassen wird sowie das Publizistikförde­rungsgesetz 1984, das Presseförderungsgesetz 2004, das Bundesmuseen-Ge­setz 2002, das Bundestheaterorganisationsgesetz, das Bundesstatistikgesetz 2000, das Staatsdruckereigesetz 1996, das Aktiengesetz, das Gebührenanspruchsgesetz, das Gerichtsorganisationsgesetz, die Gerichtsorganisationsnovelle Wien-Niederöster­reich, das Justizbetreuungsagentur-Gesetz, die Rechtsanwaltsordnung, das Einkom­mensteuergesetz 1988, das Körperschaftsteuergesetz 1988, das Umsatzsteuerge­setz 1994, das Stabilitätsabgabegesetz, die Bundesabgabenordnung, das Gesund­heits- und Sozialbereich-Beihilfengesetz, das Amtshilfe-Durchführungsgesetz, das Fi­nanzausgleichsgesetz 2008, das Bundeshaftungsobergrenzengesetz, das Scheide­münzengesetz 1988, das Ausfuhrfinanzierungsförderungsgesetz, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Personenstandsgesetz 2013, das BFA-Verfahrensgesetz, das Studienförderungsgesetz 1992, das Akkreditierungsgesetz 2012, das KMU-Förde­rungsgesetz, das Mineralrohstoffgesetz, das Bundespflegegeldgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977, das Arbeits­marktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Familienlasten­ausgleichsgesetz 1967, das Krankenkassen-Strukturfondsgesetz, das Umweltförde­rungsgesetz und das Umweltkontrollgesetz geändert werden (Budgetbegleitge­setz 2014)

2. Punkt: Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bun­desministerin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird

3. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Grunderwerbsteuergesetz 1987 geändert wird

4. Punkt: Bericht über den Produktpirateriebericht 2013 des Bundesministers für Fi­nanzen

5. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Versicherungsaufsichtsgesetz und das Betrieb­liche Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorgegesetz geändert werden

6. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Sicherheitspolizeigesetz geändert wird (SPG-Novelle 2014)

7. Punkt: Bericht über den Antrag 78/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Sofortiger Stopp der Ostöffnung am Arbeitsmarkt


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8. Punkt: Bericht über den Antrag 188/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Transparenz und Qualitätssicherung bei AMS-Kursen

9. Punkt: Bericht über den Antrag 137/A(E) der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Blindenführhunde als medizinische Rehabilita­tionsmaßnahme

10. Punkt: Bericht über den Antrag 19/A und Zu 19/A der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Gesetz, mit dem das ASVG (BGBl. Nr. 189/1955), zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 187/2013, abgeändert wird

11. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die österrei­chische Staatsbürgerschaft, BGBl. Nr. 311/1985, zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 188/2013, geändert wird (242/A)

12. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kollegin­nen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundespflegegeldgesetz (BPGG), in der Fassung des BGBl. I Nr. 110/1993, zuletzt geändert durch das BGBl. I Nr. 138/2013, geändert wird (243/A)

13. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kollegin­nen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die österreichische Staatsbürgerschaft (Staatsbürgerschaftsgesetz 1985 – StbG), BGBl. Nr. 311/1985, geändert wird (409/A)

14. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Rainer Hable, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 ge­ändert wird (412/A)

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Inhalt

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 21

Geschäftsbehandlung

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwor­tung 489/AB gemäß § 92 Abs. 1 der Geschäftsordnung .................................................................................................... 68

Durchführung einer kurzen Debatte gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung         174

Redner/Rednerinnen:

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 175

Bundesministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner ....................................................... 177

Otto Pendl ................................................................................................................... 178

Brigitte Jank ................................................................................................................ 180

Dr. Walter Rosenkranz ............................................................................................... 181

Mag. Alev Korun ......................................................................................................... 182

Christoph Hagen ........................................................................................................ 184

Dr. Nikolaus Scherak ................................................................................................. 185

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 68

Antrag der Abgeordneten Elmar Podgorschek, Mag. Werner Kogler, Ing. Ro­bert Lugar, Dr. Rainer Hable, Kolleginnen und Kollegen auf Einsetzung eines


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Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der politischen Verantwortung für die Vorgänge rund um die Hypo Group Alpe-Adria (Hypo-Untersuchungsaus­schuss) gemäß § 33 Abs. 1 der Geschäftsordnung .................................................... 236

Bekanntgabe ................................................................................................................. 108

Verlangen gemäß § 33 Abs. 2 der Geschäftsordnung auf Durchführung einer kur­zen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG ........................................................................................................ 108

Redner/Rednerinnen:

Elmar Podgorschek ................................................................................................... 240

MMag. DDr. Hubert Fuchs ........................................................................................ 242

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 243

Dr. Georg Vetter ......................................................................................................... 245

Dr. Rainer Hable ......................................................................................................... 246

Ablehnung des Antrages (namentliche Abstimmung) .................................................. 248

Unterbrechung der Sitzung ...............................................................................  126, 248

Antrag des Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, den Bericht des Ausschus­ses für innere Angelegenheiten über die Regierungsvorlage (99 d.B.): Bundesge­setz, mit dem das Sicherheitspolizeigesetz geändert wird (SPG-Novelle 2014) (134 d.B.), gemäß § 53 Abs. 6 Z 2 der Geschäftsordnung an den Ausschuss für innere Angelegenheiten rückzuverweisen – Ablehnung .................................................  192, 204

Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung .................................. 248

Aktuelle Stunde (6.)

Thema: „Gesundheitsreform: Dichtung oder Wahrheit – was bringt sie wirk­lich?“                            21

Redner/Rednerinnen:

Dr. Marcus Franz .......................................................................................................... 21

Bundesminister Alois Stöger, diplômé ..................................................................... 24

Erwin Spindelberger .................................................................................................... 26

Dr. Erwin Rasinger ....................................................................................................... 27

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein ......................................................................... 29

Dr. Eva Mückstein ........................................................................................................ 31

Dr. Kathrin Nachbaur ................................................................................................... 32

Mag. Dr. Matthias Strolz .............................................................................................. 33

Dr. Sabine OberhauserMAS ..................................................................................... 35

Dorothea Schittenhelm ............................................................................................... 37

Dr. Andreas F. Karlsböck ............................................................................................ 38

Mag. Judith Schwentner ............................................................................................. 40

Dr. Georg Vetter ........................................................................................................... 42

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................... 43

Aktuelle Stunde – Aktuelle Europastunde (7.)

Thema: „Lebenswert. Österreich. Die neue Ländliche Entwicklung 2020“ ........ 44

Redner/Rednerinnen:

Jakob Auer .................................................................................................................... 44

Bundesminister Dipl.-Ing. Andrä Rupprechter ......................................................... 47

Erwin Preiner ................................................................................................................ 49

Johannes Schmuckenschlager .................................................................................. 51

Harald Jannach ............................................................................................................. 52


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Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber ............................................................................. 54

Leopold Steinbichler .................................................................................................... 55

Mag. Dr. Angelika Rosa Mlinar ................................................................................... 57

Mag. Andreas Schieder ............................................................................................... 59

Norbert Sieber .............................................................................................................. 60

Rupert Doppler ............................................................................................................. 61

Mag. Christiane Brunner ............................................................................................. 62

Ing. Waltraud Dietrich .................................................................................................. 63

Mag. Dr. Matthias Strolz .............................................................................................. 65

Bundesregierung

Vertretungsschreiben ..................................................................................................... 21

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................  67, 225, 228, 232, 236

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesmi­nister für Landesverteidigung und Sport betreffend mangelnde Einsatzbereit­schaft des Bundesheeres aufgrund von Einsparungen (1501/J) ....................................................................................................................................... 127

Begründung: Mario Kunasek ...................................................................................... 133

Bundesminister Mag. Gerald Klug .......................................................................... 139

Debatte:

Dr. Reinhard Eugen Bösch ....................................................................................... 143

Otto Pendl ................................................................................................................... 145

Mag. Bernd Schönegger ........................................................................................... 147

Dr. Peter Pilz ............................................................................................................... 148

Dr. Georg Vetter ......................................................................................................... 153

Dr. Rainer Hable ......................................................................................................... 154

MMag. DDr. Hubert Fuchs ........................................................................................ 157

Hannes Weninger ....................................................................................................... 158

Dorothea Schittenhelm ............................................................................................. 160

Tanja Windbüchler-Souschill .................................................................................... 161

Dr. Rainer Hable (tatsächliche Berichtigung) ............................................................. 163

Rouven Ertlschweiger, MSc ..................................................................................... 163

Mag. Dr. Matthias Strolz ............................................................................................ 165

MMMag. Dr. Axel Kassegger .................................................................................... 168

Andrea Gessl-Ranftl .................................................................................................. 170

Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................................................ 170

Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 172

Elmar Podgorschek ................................................................................................... 173

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Stilllegung der Eurofighter – Ablehnung ......................................................................................  151, 174

Verhandlungen

Gemeinsame Beratung über

1. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (53 d.B.): Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Förderung des Filmstandor­tes Österreich (Filmstandortgesetz) erlassen wird sowie das Publizistikförde­rungsgesetz 1984, das Presseförderungsgesetz 2004, das Bundesmuseen-Ge-


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setz 2002, das Bundestheaterorganisationsgesetz, das Bundesstatistikge­setz 2000, das Staatsdruckereigesetz 1996, das Aktiengesetz, das Gebührenan­spruchsgesetz, das Gerichtsorganisationsgesetz, die Gerichtsorganisationsnovel­le Wien-Niederösterreich, das Justizbetreuungsagentur-Gesetz, die Rechtsan­waltsordnung, das Einkommensteuergesetz 1988, das Körperschaftsteuerge­setz 1988, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Stabilitätsabgabegesetz, die Bun­desabgabenordnung, das Gesundheits- und Sozialbereich-Beihilfengesetz, das Amtshilfe-Durchführungsgesetz, das Finanzausgleichsgesetz 2008, das Bundes­haftungsobergrenzengesetz, das Scheidemünzengesetz 1988, das Ausfuhrfinan­zierungsförderungsgesetz, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Personenstandsgesetz 2013, das BFA-Verfahrensgesetz, das Studienförde­rungsgesetz 1992, das Akkreditierungsgesetz 2012, das KMU-Förderungsgesetz, das Mineralrohstoffgesetz, das Bundespflegegeldgesetz, das Allgemeine Sozial­versicherungsgesetz, das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977, das Arbeits­marktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Familien­lastenausgleichsgesetz 1967, das Krankenkassen-Strukturfondsgesetz, das Um­weltförderungsgesetz und das Umweltkontrollgesetz geändert werden (Budget­begleitgesetz 2014) (130 d.B.) ............................................................. 69

2. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (126 d.B.): Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bundes­ministerin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird (131 d.B.) .............................................................................................. 69

Berichterstatter: Kai Jan Krainer .................................................................................. 69

3. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (101 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Grunderwerbsteuergesetz 1987 geändert wird (132 d.B.) ..................................... 69

Redner/Rednerinnen:

MMag. DDr. Hubert Fuchs .......................................................................................... 70

Kai Jan Krainer ............................................................................................................. 75

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek .................................................................................... 76

Gabriele Tamandl ......................................................................................................... 79

Dr. Georg Vetter ........................................................................................................... 81

Dr. Sabine Oberhauser, MAS ..................................................................................... 82

Dr. Rainer Hable ........................................................................................................... 86

Bundesminister Dr. Josef Ostermayer ..................................................................... 88

Peter Haubner ............................................................................................................... 90

Elmar Podgorschek ..................................................................................................... 91

Dr. Josef Cap ................................................................................................................ 95

Mag. Bruno Rossmann ............................................................................................... 97

Kai Jan Krainer (tatsächliche Berichtigung) ............................................................... 101

Ing. Hermann Schultes .............................................................................................. 101

Michael Pock ............................................................................................................... 102

Elmar Podgorschek (tatsächliche Berichtigung) ....................................................... 104

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................... 105

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 106

Franz Leonhard Eßl .................................................................................................... 108

Staatssekretär Mag. Jochen Danninger .................................................................. 109

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 110

Anton Heinzl ............................................................................................................... 111

Michael Pock (tatsächliche Berichtigung) .................................................................. 112

Mag. Josef Lettenbichler ........................................................................................... 112

Rainer Wimmer .......................................................................................................... 113

Angela Lueger ............................................................................................................ 114

Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................... 115


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Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reform der Grunderwerbsteuer – Ablehnung .......................................................  99, 118

Annahme der drei Gesetzentwürfe in 130, 131 und 132 d.B. ...................................... 116

4. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über den Produktpirateriebericht 2013 des Bundesministers für Finanzen (III-64/128 d.B.) ............................................................................................. 118

Redner/Rednerinnen:

Norbert Sieber ............................................................................................................ 118

Mag. Andreas Schieder ............................................................................................. 119

Dr. Ruperta Lichtenecker .......................................................................................... 120

Ing. Robert Lugar ....................................................................................................... 121

Staatssekretär Mag. Jochen Danninger .................................................................. 122

Mag. Andreas Hanger ................................................................................................ 123

Petra Bayr, MA ........................................................................................................... 124

Walter Bacher ............................................................................................................. 124

Kenntnisnahme des Berichtes III-64 d.B. ..................................................................... 126

5. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (100 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Versicherungsaufsichtsgesetz und das Betriebliche Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorgegesetz geändert werden (129 d.B.) .......................................................................................... 126

Redner/Rednerinnen:

Mag. Werner Kogler ................................................................................................... 126

Mag. Andreas Zakostelsky ........................................................................................ 186

Ing. Mag. Hubert Kuzdas ........................................................................................... 187

Ing. Mag. Werner Groiß ............................................................................................. 188

Hermann Lipitsch ....................................................................................................... 189

Leopold Steinbichler .................................................................................................. 189

Annahme des Gesetzentwurfes in 129 d.B. ................................................................ 190

6. Punkt: Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über die Re­gierungsvorlage (99 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Sicherheitspolizeigesetz geändert wird (SPG-Novelle 2014) (134 d.B.)     ............................................................................................................................. 190

Redner/Rednerinnen:

Dr. Walter Rosenkranz ......................................................................................  191, 203

Werner Amon, MBA ................................................................................................... 192

Mag. Albert Steinhauser ............................................................................................ 193

Otto Pendl ................................................................................................................... 195

Mag. Nikolaus Alm ..................................................................................................... 196

Christoph Hagen ........................................................................................................ 197

Bundesministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner ....................................................... 199

Mag. Michaela Steinacker ......................................................................................... 200

Rudolf Plessl ............................................................................................................... 201

Mag. Wolfgang Gerstl ................................................................................................ 202

Angela Lueger ............................................................................................................ 203

Annahme des Gesetzentwurfes in 134 d.B. ................................................................ 204

Gemeinsame Beratung über

7. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 78/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Sofortiger Stopp der Ostöffnung am Arbeitsmarkt (112 d.B.) ...................................................................................................................... 204


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8. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 188/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Transparenz und Qualitätssicherung bei AMS-Kursen (113 d.B.) ...................................................................................................................... 204

Redner/Rednerinnen:

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein ....................................................................... 204

Cornelia Ecker ............................................................................................................ 206

Mag. Birgit Schatz ...................................................................................................... 207

August Wöginger ....................................................................................................... 208

Ing. Waltraud Dietrich ................................................................................................ 210

Mag. Dr. Angelika Rosa Mlinar ................................................................................. 212

Bundesminister Rudolf Hundstorfer ....................................................................... 213

Mag. Gertrude Aubauer ............................................................................................. 215

Fritz Grillitsch ............................................................................................................. 216

Josef Muchitsch ......................................................................................................... 216

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Waltraud Dietrich, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regionale Wertschöpfung im Bestbieterprinzip bei der Vergabe von Bauaufträgen für österreichische Arbeitsplätze“ – Ablehnung ..................................................................................  211, 217

Kenntnisnahme der beiden Ausschussberichte 112 und 113 d.B. .............................. 217

Gemeinsame Beratung über

9. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 137/A(E) der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen be­treffend Blindenführhunde als medizinische Rehabilitationsmaßnahme (114 d.B.)                                                                                              218

10. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den An­trag 19/A und Zu 19/A der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Gesetz, mit dem das ASVG (BGBl. Nr. 189/1955), zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 187/2013, abgeändert wird (115 d.B.)                218

Redner/Rednerinnen:

Rupert Doppler ........................................................................................................... 218

Ing. Markus Vogl ......................................................................................................... 218

Mag. Helene Jarmer ................................................................................................... 219

Gabriel Obernosterer ................................................................................................. 219

Mag. Judith Schwentner ........................................................................................... 220

Bundesminister Rudolf Hundstorfer ....................................................................... 221

Dr. Marcus Franz ........................................................................................................ 221

Kenntnisnahme der beiden Ausschussberichte 114 und 115 d.B. .............................. 222

11. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kollegin­nen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die österreichische Staatsbürgerschaft, BGBl. Nr. 311/1985, zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 188/2013, geändert wird (242/A) ........................... 222

Redner/Rednerinnen:

Mag. Alev Korun ......................................................................................................... 222

Hannes Weninger ....................................................................................................... 223

Mag. Johannes Rauch ............................................................................................... 224

Mag. Gernot Darmann ............................................................................................... 224

Zuweisung des Antrages 242/A an den Ausschuss für innere Angelegenheiten ........ 225

12. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kol­leginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundespflege-


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geldgesetz (BPGG), in der Fassung des BGBl. I Nr. 110/1993, zuletzt geändert durch das BGBl. I Nr. 138/2013, geändert wird (243/A)                   225

Redner/Rednerinnen:

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein ....................................................................... 226

Mag. Judith Schwentner ........................................................................................... 226

Ulrike Königsberger-Ludwig .................................................................................... 227

Mag. Michael Hammer ............................................................................................... 228

Zuweisung des Antrages 243/A an den Ausschuss für Arbeit und Soziales ............... 228

13. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kol­leginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die österreichische Staatsbürgerschaft (Staatsbürgerschaftsgesetz 1985 – StbG), BGBl. Nr. 311/1985, geändert wird (409/A)                  228

Redner/Rednerinnen:

Dr. Walter Rosenkranz ............................................................................................... 228

Nurten Yilmaz ............................................................................................................. 229

Johann Rädler ............................................................................................................ 230

Mag. Alev Korun ......................................................................................................... 231

Zuweisung des Antrages 409/A an den Ausschuss für innere Angelegenheiten           232

14. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Rainer Hable, Kollegin­nen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuer­gesetz 1988 geändert wird (412/A)                         232

Redner/Rednerinnen:

Dr. Rainer Hable ......................................................................................................... 232

Ing. Markus Vogl ......................................................................................................... 233

Angela Fichtinger ....................................................................................................... 234

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................... 234

Mag. Bruno Rossmann ............................................................................................. 235

Zuweisung des Antrages 412/A an den Finanzausschuss .......................................... 236

Eingebracht wurden

Petitionen ...................................................................................................................... 67

Petition betreffend „Beseitigung der Ungleichbehandlung von Beamtinnen mit Ka­renzurlauben bei der Korridorpension (Ordnungsnummer 14) (überreicht vom Ab­geordneten Hermann Gahr)

Petition betreffend „Rettet das Bundesheer“ (Ordnungsnummer 15) (überreicht vom Abgeordneten Mario Kunasek)

Bürgerinitiative ............................................................................................................ 67

Bürgerinitiative betreffend „die gesetzliche Verankerung des Rechts auf Lärm­schutz in einem neuen Lärmschutzgesetz, das konkrete Regelungen dazu ent­hält“ (Ordnungsnummer 47)

Regierungsvorlagen ................................................................................................... 67

133: Kündigung des Europäischen Übereinkommens zum Schutz des archäolo­gischen Erbes

136: Bundesgesetz, mit dem ein Hochschülerinnen- und Hochschülerschaftsge­setz 2014 erlassen wird und das Universitätsgesetz 2002, das Fachhochschul-


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Studiengesetz, das Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz und das Bundesgesetz über die Universität für Weiterbildung Krems geändert werden

Berichte ......................................................................................................................... 67

Vorlage 27 BA: Bericht gemäß § 54 Abs. 12 BHG 2013 über die im 1. Quartal 2014 genehmigten Mittelverwendungsüberschreitungen (MVÜ); BM f. Finanzen

III-77: Bericht betreffend den Tätigkeitsbericht des Statistikrates über das Ge­schäftsjahr 2013 gemäß § 47 Abs. 3 Bundesstatistikgesetz 2000; Bundesregierung

Anträge der Abgeordneten

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Durchführung der Zentral­matura durch das Bundesministerium für Bildung und Frauen (420/A)(E)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Finanzierung von Schulen in freier Trägerschaft (421/A)(E)

Mag. Aygül Berivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Abschaffung von Überziehungszinsen (422/A)(E)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend neue Ferienordnung (423/A)(E)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Durchsetzung der Änderung der Landeslehrer-Controllingverordnung (424/A)(E)

Mag. Aygül Berivan Aslan, Kolleginnen und Kollegen betreffend Werbungen an Schulen (425/A)(E)

Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Globalbudget „Maßnahmen für Behinderte“ in jedem Ressort (426/A)(E)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend indexbasierte Mittelzuwen­dung für Schulen zur individuellen Förderung (427/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Grundfreibetrag für grenz­überschreitend Beschäftigte und AuslandspensionsbezieherInnen (428/A)(E)

Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beibehaltung des Gleichen­berger Abkommens und Sicherung der Rechte von Doppelbesitzern (429/A)(E)

Zurückgezogen wurde das Verlangen auf erste Lesung binnen drei Monaten über die Anträge der Abgeordneten

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Stellenbesetzungsgesetz geändert wird (269/A) (Zu 269/A)

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das StellenbesetzungsG geändert wird (345/A) (Zu 345/A)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz 1979, das Väter-Karenzgesetz und das Landarbeitsge­setz 1984 geändert wird (347/A) (Zu 347/A)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungs­gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert wird (348/A) (Zu 348/A)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 10

Anfragen der Abgeordneten

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend die Lage von Studierendenwohnhei­men (1447/J)

Mag. Daniela Musiol, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend Aktivierung der Handysignatur in der Schule (1448/J)

Dr. Marcus Franz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend „Strahlentherapie: Patienten sterben wegen Kapazitätsmängeln“ (1449/J)

Dr. Kathrin Nachbaur, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Arbeitnehmerveranlagung“ (1450/J)

Ing. Waltraud Dietrich, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend „AMS-Statistikauslegung“ (1451/J)

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Handbuch zur Auswahl des richtigen Sicherheitsdienstleisters des VSÖ (1452/J)

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Strafverfügungen gemäß § 47b Eisenbahngesetz (1453/J)

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Strafverfügungen gemäß § 47b Eisenbahngesetz (1454/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanz­ler betreffend Stellungnahme zur Beschwerde der Bürgerinitiative IGL-Marchfeldkanal (1455/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Polizeikontrolle bei Salafisten (1456/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend Modernisierung der Transporthubschrauber vom Typ AB-212 (1457/J)

Josef A. Riemer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Depressionen bei Schulkindern (1458/J)

Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend Gewaltbericht der EU (1459/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit betreffend Lebensmittelinformationsverordnung (1460/J)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Drittmittel an österreichischen Hochschulen (1461/J)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Forschungsfinanzierung und Bud­get der Universitäten (1462/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesver­teidigung und Sport betreffend Einnahmen der Airpower in Zeltweg (1463/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 11

Mag. Daniela Musiol, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend allfälligen Ausschluss von EU-BürgerInnen vom Wahlrecht zum Europäi­schen Parlament durch das Europa-Wählerevidenzgesetz (EuWEG) (1464/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend den internationalen Kampf gegen Kinderpornographie im Internet (1465/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Zukunft der ÖIAG und Einhaltung des ÖIAG-Gesetzes (1466/J)

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Innenministerin empfiehlt „richtigen“ privaten Sicherheitsdienstleister (1467/J)

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Europa, Inte­gration und Äußeres betreffend Doppelstaatsbürgerschaft und internationale Regelun­gen und Abkommen dazu (1468/J)

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend die Klimt-Villa in Hietzing (1469/J)

Angela Lueger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend eine „bundesweite Gesetzespräzisierung bzgl. Kinderlärm“ (1470/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Stammersdorfer Ziesel (1471/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesmi­nister für Justiz betreffend Münzdiebstahl aus Zierbrunnen (1472/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesminis­terin für Inneres betreffend Münzdiebstahl aus Zierbrunnen (1473/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Zierbrunnen im Eigentum der Republik (1474/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Zierbrunnen im Eigentum der Republik (1475/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend 150 Mio. Euro weniger für den Ausbau der schulischen Tages­betreuung (Ganztagsschule) (1476/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Fami­lien und Jugend betreffend Bundesfördermittel für Organisationen mit Abgrenzungspro­blemen zur Gewalt – Sozialistische Jugend (SJ) (1477/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Fa­milien und Jugend betreffend Bundesfördermittel des BMFJ für Organisationen mit Ab­grenzungsproblemen zur Gewalt – Aktion Kritischer Schüler (AKS) (1478/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Gastronomiebetriebe im Tiergarten Schönbrunn (1479/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Euro­pa, Integration und Äußeres betreffend KabinettsmitarbeiterInnen im BMeiA (1480/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 12

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend KabinettsmitarbeiterInnen im BMASK (1481/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bil­dung und Frauen betreffend KabinettsmitarbeiterInnen im BMBF (1482/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Familien und Jugend betreffend KabinettsmitarbeiterInnen im BMFJ (1483/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend KabinettsmitarbeiterInnen im BMF (1484/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ge­sundheit betreffend KabinettsmitarbeiterInnen im BMG (1485/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für In­neres betreffend KabinettsmitarbeiterInnen im BMI (1486/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend KabinettsmitarbeiterInnen im BMJ (1487/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Lan­desverteidigung und Sport betreffend KabinettsmitarbeiterInnen im BMLS (1488/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend KabinettsmitarbeiterInnen im BMLFUW (1489/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend KabinettsmitarbeiterInnen im BMVIT (1490/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wis­senschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend KabinettsmitarbeiterInnen im BMWFW (1491/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Fami­lien und Jugend betreffend Kinderrechte-Monitoring Prozess in Österreich (1492/J)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung und Frauen betreffend Pannen bei der Durchführung der standardisierten kompetenzorien­tierten Reife- und Diplomprüfung (1493/J)

Mag. Bruno Rossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Double Irish with a Dutch Sandwich (1494/J)

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend mögliche Diskriminierung Ho­mosexueller durch das AMS (1495/J)

Mag. Elisabeth Grossmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend gefährliche Verzö­gerungen im Hochwasserschutz abstellen (1496/J)

Andrea Gessl-Ranftl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Demonstration am Leobener Hauptplatz (1497/J)

Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und öffentlichen Dienst betreffend Gutachtertätigkeit des Verfas­sungsdienstes des Bundeskanzleramts (1498/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 13

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Kosten für den Empfang von Thomas Neuwirth (1499/J)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und öffentlichen Dienst betreffend Kosten für den Empfang für Thomas Neuwirth (1500/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung und Sport betreffend mangelnde Einsatzbereitschaft des Bundesheeres aufgrund von Einsparungen (1501/J)

Eva-Maria Himmelbauer, BSc, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Breitbandförderstrategie (1502/J)

Mag. Bernd Schönegger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend faire Lösung der pensionsrechtlichen An­rechnung der Dienstzeiten von Zeitsoldaten (1503/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend Sicherheitskontrollen A 9 Pyhrn Autobahn Vollausbau Gleinalmtunnel (1504/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend Sicherheitskontrollen S 6 Semmering Schnellstraße Generalerneuerung Tunnelkette Bruck (1505/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Generalerneuerung A 2 Süd Autobahn Zubringer Graz Ost (1506/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Sicherheitskontrollen A 9 Pyhrn Autobahn Vollaus­bau Bosrucktunnel (1507/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Sicherheitskontrollen A 2 Süd Autobahn Umbau und Erweiterung Knoten Graz Ost (1508/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Sicherheitskontrollen A 9 Pyhrn Autobahn Vollaus­bau Bosrucktunnel (1509/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend Sicherheitskontrollen A 9 Pyhrn Autobahn Generaler­neuerung Lebring-Leibnitz (1510/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Wiedereinführung des Direktzugs Lienz–Inns­bruck (1511/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend Mülldeponie Autobahn (1512/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend Sicherheitskontrollen S 35 Brucker Schnellstraße Ge­neralerneuerung Frohnleiten-Badl (1513/J)

Christian Hafenecker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Ausbau des Breitbandnetzes (1514/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 14

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Jugendkonten und Konsumentenschutz insbesondere in Bezug auf kontaktloses Bezahlen (1515/J)

Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz betreffend Jugendkonten und Konsumentenschutz insbeson­dere in Bezug auf kontaktloses Bezahlen (1516/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Russlands Importstopp für österrei­chische Lebensmittelprodukte (1517/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend 1,5 Millionen Euro Schaden für oststeirische Landwirte (1518/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Schulden der Ukraine und Öster­reichs Energieversorgung (1519/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend den Energiecharta-Vertrag und Völkerrechtsverstöße der Ukraine (1520/J)

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft betreffend Russlands Importstopp für österreichische Le­bensmittelprodukte (1521/J)

Rudolf Plessl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend DNA-Untersuchungen – SPG-Novelle 2014 (1522/J)

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Ulrike Wei­gerstorfer, Kolleginnen und Kollegen (880/AB zu 971/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Ha­gen, Kolleginnen und Kollegen (881/AB zu 984/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen (882/AB zu 1016/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Kathrin Nachbaur, Kolleginnen und Kollegen (883/AB zu 977/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (884/AB zu 972/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Tanja Windbüchler-Souschill, Kolleginnen und Kollegen (885/AB zu 974/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (886/AB zu 973/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen (887/AB zu 975/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Pock, Kolleginnen und Kollegen (888/AB zu 992/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 15

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Ro­senkranz, Kolleginnen und Kollegen (889/AB zu 1029/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (890/AB zu 1039/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (891/AB zu 1040/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Jannach, Kolleginnen und Kollegen (892/AB zu 1269/J)

des Präsidenten des Rechnungshofes auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (893/AB zu 1216/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Georg Willi, Kolleginnen und Kollegen (894/AB zu 976/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (895/AB zu 978/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (896/AB zu 979/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (897/AB zu 982/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Pock, Kolleginnen und Kollegen (898/AB zu 991/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (899/AB zu 1142/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (900/AB zu 980/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (901/AB zu 985/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (902/AB zu 1106/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (903/AB zu 1125/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (904/AB zu 1126/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (905/AB zu 1135/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 16

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (906/AB zu 1136/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (907/AB zu 1150/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage
der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (908/AB zu 1197/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (909/AB zu 1240/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (910/AB zu 988/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (911/AB zu 1087/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (912/AB zu 1177/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (913/AB zu 981/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeord­neten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (914/AB zu 987/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Pock, Kolleginnen und Kollegen (915/AB zu 994/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (916/AB zu 990/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen (917/AB zu 1003/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage
der Abgeordneten Dr. Sabine Oberhauser, MAS, Kolleginnen und Kollegen (918/AB zu 995/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Michael Pock, Kolleginnen und Kollegen (919/AB zu 993/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (920/AB zu 989/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Ha­gen, Kolleginnen und Kollegen (921/AB zu 983/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen (922/AB zu 986/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (923/AB zu 1001/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen (924/AB zu 1002/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 17

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen (925/AB zu 1019/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Heinz-Peter Hackl, Kolleginnen und Kollegen (926/AB zu 1000/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Andreas F. Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen (927/AB zu 1004/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen (928/AB zu 1014/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (929/AB zu 996/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wal­ter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (930/AB zu 998/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wal­ter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (931/AB zu 999/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Petra Bayr, MA, Kolleginnen und Kollegen (932/AB zu 1005/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA, Kol­leginnen und Kollegen (933/AB zu 1007/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen (934/AB zu 1009/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (935/AB zu 1015/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (936/AB zu 1018/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen (937/AB zu 1020/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosen­kranz, Kolleginnen und Kollegen (938/AB zu 1030/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA, Kolleginnen und Kollegen (939/AB zu 1006/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (940/AB zu 1017/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Steinhauser, Kol­leginnen und Kollegen (941/AB zu 1008/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen (942/AB zu 1010/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (943/AB zu 1025/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (944/AB zu 1070/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 18

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (945/AB zu 1076/J)

des Bundesministers für Gesundheit auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (946/AB zu 1077/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen (947/AB zu 1021/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (948/AB zu 1035/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen (949/AB zu 1046/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen (950/AB zu 1054/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen (951/AB zu 1011/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen (952/AB zu 1012/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen (953/AB zu 1013/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (954/AB zu 1032/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (955/AB zu 1033/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport auf die Anfrage der Abgeordne­ten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (956/AB zu 1044/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (957/AB zu 1057/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (958/AB zu 1088/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (959/AB zu 1204/J)

des Bundesministers für Europa, Integration und Äußeres auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (960/AB zu 1024/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wal­ter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (961/AB zu 1026/J)

der Bundesministerin für Familien und Jugend auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (962/AB zu 1027/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Ro­senkranz, Kolleginnen und Kollegen (963/AB zu 1028/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 19

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosen­kranz, Kolleginnen und Kollegen (964/AB zu 1031/J)

der Bundesministerin für Bildung und Frauen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Wal­ter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (965/AB zu 1038/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (966/AB zu 1041/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. DDr. Hu­bert Fuchs, Kolleginnen und Kollegen (967/AB zu 1042/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosen­kranz, Kolleginnen und Kollegen (968/AB zu 1043/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (969/AB zu 1206/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (970/AB zu 1023/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kol­leginnen und Kollegen (971/AB zu 1022/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen (972/AB zu 1036/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Rupert Doppler, Kolleginnen und Kollegen (973/AB zu 1234/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (974/AB zu 1034/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Wendelin Mölzer, Kolleginnen und Kollegen (975/AB zu 1045/J)

des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen (976/AB zu 1037/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Elisabeth Grossmann, Kolleginnen und Kollegen (977/AB zu 1063/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (978/AB zu 1058/J)

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (979/AB zu 1069/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Rainer Hab­le, Kolleginnen und Kollegen (980/AB zu 1060/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Rainer Hab­le, Kolleginnen und Kollegen (981/AB zu 1061/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Rainer Hab­le, Kolleginnen und Kollegen (982/AB zu 1062/J)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 20

des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen (983/AB zu 1264/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Rouven Ertlschweiger, MSc, Kolleginnen und Kollegen (984/AB zu 1059/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (985/AB zu 1104/J)

des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen (986/AB zu 1105/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (987/AB zu 1056/J)

*****

der Präsidentin des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen (4/ABPR zu 4/JPR)

der Präsidentin des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen (5/ABPR zu 5/JPR)


 


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 21

09.04.53Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr

Vorsitzende: Präsidentin Mag. Barbara Prammer, Zweiter Präsident Karlheinz Kopf, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Guten Morgen, meine Damen und Herren! Ich eröffne die 25. Sitzung des Nationalrates.

Die Amtlichen Protokolle der 21. und 22. Sitzung vom 29. April 2014 sowie der 23. und 24. Sitzung vom 30. April 2014 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und unbe­anstandet geblieben.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Ottenschläger, Ing. Schellenbacher und Mag. Vavrik.

Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Für diese Sitzung hat das Bundeskanzleramt über Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung, welche sich in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union aufhalten, folgende Mitteilung gemacht:

Die Bundesministerin für Bildung und Frauen Gabriele Heinisch-Hosek wird von Bun­desminister für Kunst und Kultur, Verfassung und öffentlichen Dienst Dr. Ostermayer sowie

die Bundesministerin für Familien und Jugend MMag. Dr. Sophie Karmasin wird durch den Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres Sebastian Kurz vertreten.

*****

Ich gebe bekannt, dass diese Sitzung von ORF 2 live bis 13 Uhr und von ORF III in voller Länge übertragen wird, wobei die Liveübertragung von 17.30 Uhr bis 23 Uhr un­terbrochen und zeitverschoben ab 23 Uhr gesendet wird.

09.06.54Aktuelle Stunde

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:

„Gesundheitsreform: Dichtung oder Wahrheit – was bringt sie wirklich?“

Als Erster zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Dr. Marcus Franz. Herr Ab­geordneter, ich erteile Ihnen das Wort und mache Sie darauf aufmerksam, dass Ihre Redezeit 10 Minuten nicht überschreiten darf. – Bitte.

 


9.07.16

Abgeordneter Dr. Marcus Franz (STRONACH): Wertes Präsidium! Hohes Haus! Sehr geehrte Bürger und Steuerzahler! Guten Morgen! Wir reden in den nächsten Ta­gen im Rahmen der Budgetdebatte über Ihr Geld, vor allem darüber, wie man es am besten umverteilen kann. Das ist an sich ein recht unerfreuliches Thema, wie wir in den letzten Tagen und Wochen schon gehört haben, daher haben wir uns gedacht, wir re­den über etwas Immaterielles, nämlich über ein sehr hohes, wenn nicht sogar das


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 22

höchste Gut, nämlich die Gesundheit und die Gesundheitsversorgung, um einen ange­nehmen oder zumindest nachdenklichen Einstieg in die Budgetdebatte zu schaffen.

Zu Beginn darf ich Sie zu einem Gedankenexperiment einladen: Stellen Sie sich vor, VW entwirft ein neues Auto, und beteiligt bei der Kreation dieses Mobils sind nur der Vorstand und die regionalen Verkäufer, kein Designer, kein Konstrukteur, kein Inge­nieur, kein Testfahrer! Ich frage Sie: Wie würde dieses Auto fahren? – Wahrscheinlich schlecht und recht oder vielleicht gar nicht, jedenfalls wäre es sicher kein brauchbares und kein verkaufbares Gefährt.

In der Gesundheitspolitik und im Gesundheitsmanagement ist es in Österreich leider Gottes gang und gäbe, dass Nichtspezialisten – in diesem Fall Politiker, Gesundheits­politiker; genauso wie die Vorstände und Verkäufer bei VW – als Planer auftreten und die Gesundheitspolitik beziehungsweise die Gesundheitsversorgung der Österreicher planen. Es ist eigentlich traurig und wirklich enttäuschend, dass kein Arzt, keine Kran­kenschwester, kein Physiotherapeut, kein Apotheker, keine Professionisten und schon gar keine Patienten eingebunden sind, wenn in Österreich eine Gesundheitsreform durchgeführt wird. (Beifall beim Team Stronach.)

Meine Damen und Herren, warum ist das so? – Ganz klar: Das Gesundheitssystem ist ein Spielball der Politik und soll das aus Sicht der Beteiligten für immer bleiben – und es ist ganz klar, dass die Spezialisten da nicht das Sagen haben dürfen, sonst würde die ganze Sache ganz anders ausschauen.

Ich persönlich und das Team Stronach, wir hätten uns eine Fachleutegruppe ge­wünscht, denn die Probleme sind drängend. Wir wissen von den explodierenden Kos­ten im Gesundheitssystem, wir kennen die Probleme, wir kennen die Versorgungsnot­stände im ländlichen Bereich. Ich hätte mir gewünscht, dass man sich vielleicht doch einmal durchringt und – wie es bei der Pensionsreform zum Teil schon geschehen ist – endlich einmal eine Spezialistengruppe zusammentrommelt und sagt: Bitte entwerft eine gescheite Gesundheitsreform für Österreich! (Beifall beim Team Stronach. – Zwi­schenruf bei der FPÖ.)

Was ist bisher geschehen? – Man hat ein fragwürdiges Konstrukt entworfen. Dieses Vehikel nennt sich nun Bundes-Zielsteuerungsvertrag – ein hochtrabendes Wort, es steckt immerhin das Wort „Ziel“ drinnen; wobei ich wage, zu bezweifeln, dass das in der Realität wirklich so gut wird. Grundsätzlich geht es dabei um ein Abkommen zwi­schen Bund und Ländern.

Zugegeben, dieses Vehikel, dieses Auto, das da entworfen worden ist, wird schon ein bisschen fahren – aus meiner Sicht allerdings höchstens mit einem Fred-Feuerstein-Antrieb, sprich: Wir müssen alle fest mitrennen. Jeder erinnert sich an Fred Feuerstein und sein Auto, das er mit Barney gefahren hat. – So ähnlich kommt mir diese Ge­sundheitsreform vor. (Ruf bei der SPÖ: Wilma!)

Meine Damen und Herren, zwei Schlagworte fallen im Gesundheitsreformpaket der Regierung auf: Das eine ist „Kostendämpfungspfad“, und das andere ist das Wort „Ziel­steuerung“.

„Kostendämpfung“ klingt in Zeiten des Sparzwangs und der Sparnöte recht gut, da kann man sich anschließen; allerdings: Wie diese Kostendämpfung aufgestellt ist, halte ich für äußerst fragwürdig, denn die Ausgaben im Gesundheitssystem sollen an das Wirtschaftswachstum gekoppelt und mit maximal 3,6 Prozent pro Jahr bemessen werden. – Niemand kennt das Wirtschaftswachstum, und man kann einen so essen­ziellen Bereich wie die Gesundheit nicht davon abhängig machen, ob und wie die Wirt­schaft wächst. Das ist aus meiner Sicht misslungen.

Ehrlicher wäre es gewesen, jährlich ein Budget nach dem Prinzip des Zero-Base-Bud­geting zu entwerfen, dass man also sagt, was man im nächsten Jahr voraussichtlich für


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die Gesundheit ausgeben kann. Das ist nicht geschehen. Am besten geht so etwas natürlich in einem einheitlichen System, in einem konformen Gesundheitssystem, das zentral entworfen und gesteuert wird, so wie es wir vom Team Stronach schon mehr­fach vorgeschlagen haben, mit der Zusammenlegung der Krankenkassen. (Beifall beim Team Stronach.)

Was jetzt passiert, ist wiederum eine Augenauswischerei, weil die Finanzierung aus ei­ner Hand wieder nicht kommt.

Das zweite Schlagwort ist „Zielsteuerung“. Das ist eine herzige Formulierung; klingt energisch, ist aber de facto zahnlos, weil sie vage bleibt und den Ländern und Sozial­versicherungen überlassen bleibt, vor allem aber, weil es keine definitiven Sanktionen gibt, wenn man den Zielsteuerungsvertrag nicht einhält.

Das alles ist sehr, sehr schade, weil wir wissen, um die Gesundheitsreform haben sich sehr viele Leute bemüht: in den verschiedenen Gremien, im Ministerium, in der GÖG, im ehemaligen ÖBIG, in der Wiener MA 24, auch in den Parteien – Kollege Rasinger und Kollegin Oberhauser sind durchaus kompetente Ärzte, die lange im Parlament sind, lange in der Politik sind und wissen, worum es geht. Das Endprodukt ist leider nur ein Potemkinsches Dorf geblieben, der Einsatz ist frustran.

Lassen Sie mich kurz resümieren: Es bleibt die duale Finanzierung – wir wissen alle, das ist ein Wahn. Es bleibt der föderalistische Wildwuchs – auch da wissen wir: nicht gut. Es bleibt der Fleckerlteppich in der Versorgung – nicht gut. Es bleiben die Selbst­verwaltungen als undemokratische Staaten im Staat. Es bleibt das Gesamtkonzept als reine Dichtung, und in Wahrheit ändert sich fast nichts. (Zwischenrufe der Abgeordne­ten Oberhauser und Pendl.)

Meine Damen und Herren, meine zentrale Frage ist: Warum halten wir im Österreich des dritten Jahrtausends an einem wirklich antiken lohn- und beitragsabhängigen Kas­sensystem fest?

Wie wir wissen, stammt das österreichische Krankenkassensystem aus dem 19. Jahr­hundert und wurde im Wesentlichen von Reichskanzler Bismarck im Deutschen Reich entworfen; von dort kam es nach Österreich.

Das war damals ideal, war sozial – wohlgemerkt in einem feudalen System, in dem es kaum Versorgungen gab –, ist aber heute aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit, auf­grund der Demografie, einfach durch die Sachlage, so wie wir jetzt leben, konterkariert. Das System wird mit den Beiträgen und so, wie es aufgestellt ist, einfach nicht mehr finanzierbar sein. Und aus heutiger Sicht ist es auch nicht wirklich sozial, weil es ein Zwangssystem ist – man wird durch seine Berufsgruppenzugehörigkeit dort hineinge­presst –, und es ist undemokratisch, weil das Parlament definitiv kaum Einfluss auf die Krankenkassen hat.

Meine Damen und Herren, gerade die immer als modern gelten wollende SPÖ hält da an feudalen Strukturen aus dem vorvorigen Jahrhundert fest. Aus meiner Sicht ist die SPÖ in Wirklichkeit retro und will eine Gutsherrenmentalität aus dem 19. Jahrhundert, aus 1870 beibehalten.

Fakt ist: Wir haben ein paternalistisches Zwangssystem, in dem das Parlament kaum Mitsprache hat. – Das kann man nicht oft genug wiederholen. Das ist in Zeiten, in de­nen Demokratiepolitik so wichtig ist und die Demokratie an sich als einer der höchsten Werte gilt, wirklich eine bedenkliche Situation. (Beifall beim Team Stronach.)

Daher nochmals meine Frage: Warum macht man das? Warum behält man diese Sys­teme?

Die Antwort ist leicht, es ist durchschaubar: Es geht um die Pfründe, es geht um Klien­telpolitik, es geht um Lobbypolitik, es geht um Postenschacher – aber bitte, es geht


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niemals um den Patienten. Daraus lässt sich ableiten: Man will weiter ein schwaches und kompetenzarmes Gesundheitsministerium behalten, denn nur dann kann man die­se Situation aufrechterhalten.

Man kann jetzt natürlich sagen: Okay, das ist Österreich, so ist die Realverfassung. Lassen wir halt alles so, wie es ist! Doktern wir weiter ein bisschen herum – im Wissen, dass spätestens in zehn Jahren die demographische Katastrophe da ist!

Eines, meine Damen und Herren, ist aber jetzt schon da: Das System ist, so wie es jetzt ist, gefährlich für die Patienten, für manche Patienten sogar lebensgefährlich. Wa­rum das so ist, werde ich Ihnen gleich erklären. Durch die schlechte Versorgungspolitik sterben nämlich kranke Menschen früher, als sie müssten.

Ein Beispiel: Sie alle kennen die Diagnose der Herzschwäche, der Herzinsuffizienz. Das ist eine der häufigsten Entlassungsdiagnosen aus den österreichischen Spitälern, zirka 250 000 österreichische Bürger leiden darunter. Im Vorjahr, 2013, hat es eine Studie vom Hauptverband gegeben, bei der herausgekommen ist – da waren 37 000 Pa­tienten inkludiert, statistisch signifikant –, dass nur die Hälfe der Patienten versorgt wird – nicht weil die Ärzte so schlecht sind, sondern weil die Versorgungsstrukturen so diffus und wenig einheitlich sind, weil die Patienten nicht in Registern zusammen­gefasst sind, weil es keine entsprechenden Programme gibt. Der Hauptverband weiß das, er hat 2013 eine Kampagne angekündigt, die allerdings versandet und einge­schlafen ist. Wenn Sie heute auf die Homepage des Hauptverbandes gehen und dort „Herzinsuffizienz“ eingeben, erscheint: Error – Page not found.

Meine Damen und Herren, das heißt, anders betrachtet, dass Tausende Lebensjahre verloren gehen, weil Patienten unbehandelt sterben. Bei der Herzinsuffizienz – noch einmal: 250 000 Bürger sind betroffen – geht es darum, dass man die Lebenserwar­tung mit optimaler Behandlung um eineinhalb bis zwei Jahre heben kann. Wir verlieren Tausende Patientenjahre aufgrund schlechter Versorgungsstrukturen. Und das halte ich für einen dramatischen Befund.

Überhaupt ist die Chroniker-Versorgung in Österreich im internationalen Vergleich schlecht. Warum? – Es ist politisch nicht sexy, chronisch Kranke zu versorgen. Wir bauen lieber ein neues Spital auf der grünen Wiese – siehe Baden, Mödling – oder überhaupt eine neue Medizinuni – siehe Linz –, die nichts bringt, die an der schlechten Versorgungssituation nichts ändert, die aber von allen hochgelobt wird. (Präsidentin Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Resultat dieser Politik: Wir haben im Schnitt deutlich weniger gesunde Jahre als im EU-Schnitt (Zwischenruf der Abg. Oberhauser): 59,4 Jahre bei uns versus 60,7 Jahre in der EU; sogar den viel geschmähten Engländern geht es besser. (Präsidentin Pram­mer gibt neuerlich das Glockenzeichen.)

Abschließend darf ich noch die Bürger zitieren, wie sie sich selber sehen: 30 Prozent der österreichischen Bürger halten sich für krank; in Schweden sind es nur 17 Prozent (Ruf bei der SPÖ: Es hat schon geläutet!) und in England nur 20 Prozent – bei einem System, das 25 Prozent billiger ist. (Abg. Katzian: Es hat geläutet!) Ich glaube, das sollte uns allen zu denken geben. – Danke schön. (Beifall beim Team Stronach.)

9.18


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister für Gesundheit Stöger zu Wort gemeldet. Die Redezeit soll 10 Mi­nuten nicht übersteigen. – Bitte. (Abg. Jarolim: Das war eine erschreckend unsachli­che Rede, Herr Minister!)

 


9.18.18

Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, diplômé: Frau Präsidentin! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bedanke mich bei der Opposition,


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dass Sie die Gesundheitsreform als Thema gewählt haben; das zeigt und damit kön­nen wir aufzeigen, wo Österreich sich in Reformen entwickelt. (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Wir haben Reformen gesetzt. Österreich ist jenes Land in Europa, das das beste Ge­sundheitssystem hat, das den Zugang aller Menschen zu einem modernen Gesund­heitssystem sicherstellt, und das wollen wir auch beibehalten. Das Besondere an Österreich ist, dass wir das auch in der Krise geschafft haben. Wir haben in der Krise das Gesundheitssystem nicht nur beibehalten, nein, diese Bundesregierung, alle Betei­ligten haben das Gesundheitssystem auch in der Krise ausgeweitet.

Warum ist das möglich geworden? – Das ist möglich geworden, weil ich eine Einladung an alle Partnerinnen und Partner des Gesundheitssystems ausgesprochen habe, mit­zuarbeiten, damit wir die Gesundheit auf noch bessere Beine stellen können – und daher ist es ein nationales Projekt, nämlich zwischen dem Bund, den Ländern und den Sozialversicherungen.

Wir haben einen großen Schritt gesetzt, nämlich: Wir haben bisher immer Gesundheit aus der Perspektive von Institutionen gesehen. Das hat heute die Opposition auch ge­macht. Da geht es immer nur um eine Sicht – die Sicht der Ärzte. Nein, es geht darum, die Gesamtsicht im Auge zu haben: Was brauchen Patientinnen und Patienten? Wie können wir zum Wohl der Patientinnen und Patienten das Gesundheitssystem weiter­entwickeln?

Ich möchte das an einem Beispiel erklären, nämlich am Thema Schlaganfall. Wie kön­nen wir Schlaganfälle in Österreich verhindern? – Ganz einfach: Wir brauchen eine Ge­sundheitsförderung und Prävention. Ich habe massiv in diese Richtung Aktivitäten ge­setzt, zum Beispiel nachhaltig das Essen verbessert, richtig essen von Anfang an, ge­sunde Schulbuffets eingeführt, Salzreduktion gemacht. Man sagt, wenn man Salz re­duziert, hat man eine niedrigere Gefährdung. Wir haben die Bewegung gefördert mit dem Nationalen Aktionsplan Bewegung.

Ein zweiter Punkt ist: Wie kann man Schlaganfall gut behandeln? Da geht es darum, dass die Behandlungskette eine bessere ist. Was ist eine richtige Behandlungskette? Wenn vom Arzt bis zum Rettungswesen jeder weiß, wie die richtigen Handgriffe sind. Und das Allerwichtigste beim Schlaganfall ist auch, dass der Lebenspartner weiß, man darf nicht abwarten, sondern muss schnell ärztliche, medizinische Behandlung or­ganisieren. Und dann muss in den Krankenanstalten die richtige Behandlung angebo­ten werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben im Interesse von Patientinnen und Patienten Folgendes gemacht: Wir sagen, das österreichische Gesundheitssystem ist finanzierbar. Es ist dann finanzierbar, wenn wir Kosten dämpfen, und es ist finanzier­bar, wenn wir es finanzieren wollen. Und die österreichische Bundesregierung hat ge­sagt: Wir wollen es finanzieren, wir wollen das Budget gemessen an der gesamten Wirtschaftsleistung im Gesundheitsbereich beibehalten. Das führte dazu, dass wir in den letzten Jahren immer mehr Geld für Gesundheit zur Verfügung hatten.

Ich bin sehr froh, dass es auch gelungen ist, neue Leistungen einzuführen. Wir haben viele neue Leistungen eingeführt, zum Beispiel im Mutter-Kind-Pass. Wir haben die Kinderimpfungen ausgeweitet, und wir haben natürlich auch mit der Gratis-Zahnspan­ge einen weiteren Schritt des Ausbaus des österreichischen Gesundheitssystems ge­setzt. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir wollen mehr Transparenz im Gesund­heitsbereich haben, und diese Transparenz wird erhöht. Wir wollen auch die Qualität verbessern. Unser Zugang ist zu schauen: Wie können wir die Ergebnisqualität in den Spitälern, bei den niedergelassenen Einrichtungen verbessern? Das braucht Transpa-


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renz. Das braucht Diskussion. Und das, meine sehr verehrten Damen und Herren, wol­len wir umsetzen. Bessere Patienteninformation ist uns wichtig. Und was ganz ent­scheidend ist: eine bessere Kommunikation, und dazu haben wir die Elektronische Gesundheitsakte in Auftrag gegeben. Die ersten Bereiche sind schon eingeführt. Sie wissen, dass gerade mehr Transparenz dazu führt, dass wir einen besseren Qualitäts­wettbewerb haben.

Diese Bundesregierung hat in den letzten fünf Jahren Weichenstellungen gesetzt. Eu­ropa schaut auf uns. Europa weiß, die Menschen in Österreich haben einen guten Zu­gang zu den Leistungen. Das zeigt auch diese Politik. Ich lade Sie ein, dieses öster­reichische Gesundheitssystem zu stärken. Ich lade Sie ein, mitzuwirken, dass eine sachliche Diskussion über das österreichische Gesundheitssystem stattfindet. Und ich kann Ihnen ganz klar versichern, solange ich als Gesundheitsminister tätig bin, ist es mir ganz wichtig, dass die Leistungen sukzessive ausgebaut werden. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

9.24


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache darauf aufmerksam, dass die Rede­zeit aller weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Aktuellen Stunde laut § 97a Abs. 6 der Geschäftsordnung 5 Minuten nicht übersteigen darf.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Spindelberger. – Bitte.

 


9.25.02

Abgeordneter Erwin Spindelberger (SPÖ): Meine Damen und Herren, für mich ist es, muss ich ehrlich gestehen, irr, mit welchen Forderungen der Herr Dr. Franz da he­raußen gestanden ist. Er will das Gesundheitssystem, so wie ich das empfunden habe, völlig auf den Kopf stellen.

Ich finde es – im Gegenteil – sogar toll, dass es Bundesminister Stöger gelungen ist, alle Player im Gesundheitswesen an einen Tisch zu holen – egal, ob das jetzt die Funktionärinnen und Funktionäre der Ärztekammern, die Verantwortungsträger in den Sozialversicherungsträgern bis hin zu den politisch Verantwortlichen in den Ländern sind. Und sie alle sind übereingekommen, dass die Leistungen im Gesundheitsbereich auch in Zukunft ausgebaut werden sollen. Allen Beteiligten ist logischerweise aber auch klar geworden, dass eine verbesserte Versorgung natürlich auch finanzierbar bleiben muss. Dazu bedarf es aber teilweise, wie es der Herr Bundesminister schon ausgeführt hat, ehrgeiziger Ziele, denn für uns steht eines ganz klar im Vordergrund: gemeinsam für mehr Gesundheit in Österreich zu sorgen.

Und jetzt geht es um die Zukunft. Um auch in Zukunft am Puls der Zeit zu bleiben, ist von allen Beteiligten, die sich in den Reformprozess eingebracht haben, kundgetan worden, Veränderungen sind notwendig, ja, weil sich die Lebensumstände der Patien­tinnen und Patienten, aber auch jene der Ärztinnen und Ärzte verändert haben. Und daher müssen wir noch mehr Effizienz ins gesamte Gesundheitssystem bringen, damit Doppelgleisigkeiten künftig der Vergangenheit angehören und diese Reibungsverluste, die es unweigerlich gibt zwischen stationärer und ambulanter Versorgung, oftmals zu­lasten der Patientinnen und Patienten, abgeschafft werden.

Das heißt, um es auf den Punkt zu bringen: Diese Gesundheitsreform stellt künftig den Menschen in den Mittelpunkt – und nicht Institutionen. Daher wird es künftig ganz klare Abläufe geben, eine verbesserte Abstimmung zwischen den medizinischen Ein­richtungen, aber auch patientenfreundlichere Öffnungszeiten.

Jetzt, nachdem sich alle Beteiligten auf ein Arbeitsprogramm geeinigt haben, gehen wir daran, diese Gesundheitsreform Schritt für Schritt umzusetzen. Deshalb ist Gott sei Dank Schluss mit den verkrusteten, veralteten Strukturen, die einer sektorenübergrei-


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fenden Planung im Gesundheitswesen im Weg gestanden sind. Jetzt geht es Gott sei Dank in eine andere, in eine richtige Richtung.

Erklärte Absicht ist es nämlich, die Gesundheit aller Menschen in Österreich zu ver­bessern – unabhängig von ihren Lebensumständen. Genau diese Gesundheitsziele stehen aber auch für einen Paradigmenwechsel: weg von einer Krankheits-, hin zu ei­ner Gesundheitsorientierung, um allen Menschen in Österreich ein längeres selbst­bestimmtes Leben bei guter Gesundheit zu ermöglichen. Und genau dazu brauchen wir eine qualitativ hochstehende und effiziente Gesundheitsversorgung für alle, aber auch die Sicherstellung eines solidarisch finanzierten Gesundheitssystems – und keine Zerschlagung unserer Gebietskrankenkassen, wie das soeben vom Team Stronach gefordert wurde oder auch von NEOS immer wieder in den Vordergrund gerückt wird.

Wenn Sie gesagt haben, Herr Dr. Franz, wir brauchen diese Krankenkassen so nicht mehr und wir brauchen auch die Strukturen der Selbstverwaltung nicht mehr, dann sa­ge ich Ihnen, genau das Gegenteil ist der Fall. Ich bin froh, dass wir Vertreterinnen und Vertreter in den Sozialversicherungen haben, die sich auch der Problemstellungen der Versicherten annehmen. Und ich brauche keine Betriebswirte dort, die am Jahresende aufgrund der budgetären Situation vielleicht Leistungen kürzen oder die Krankenversi­cherungsbeiträge dann – das erlebt man ja in Deutschland immer wieder – in einem Maße erhöhen, das nicht mehr verkraftbar ist.

Wir wollen auch in Zukunft allen Menschen den Zugang zu einer umfassenden medizi­nischen Versorgung gewährleisten: durch eine Primärversorgung. Was wir aber nicht brauchen, ist jener Zugang, der vom Team Stronach oder auch von den NEOS hier im­mer wieder propagiert wird. Denn, meine Damen und Herren, auch vor den Bildschir­men, wenn ich mir anschaue, was da zum Beispiel vom Team Stronach verfolgt wird, nämlich dass es künftig nur mehr eine einzige österreichische Gesundheitsversiche­rung geben soll, bei der auch die Versicherten am Risiko beteiligt werden und dann vielleicht nicht mehr wissen, ob sie sich krank sein in Österreich noch leisten können, dann sage ich Ihnen: Das brauchen wir sicherlich nicht!

Oder ähnlich brutal auch die Forderung der NEOS: Diese wollen gar nur mehr eine Grundversorgung anbieten, und darüber hinaus gehende vermehrte physikalische Leistungen sollten dann von den Versicherten abgedeckt werden. – Dazu sage ich: nein, danke! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich bin überzeugt, dass diese Gesundheitsreform, wie sie jetzt auf die Beine gestellt wurde, klar vor Augen führt, wie wichtig eine Gesundheitspolitik mit sozialdemokrati­scher Handschrift ist.

Und wenn ich an den kommenden Sonntag denke, dann sage ich nur: Auch Europa braucht dringend einen sozialen Kurswechsel! (Beifall bei der SPÖ.)

9.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Rasin­ger. – Bitte.

 


9.30.27

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehr­ter Herr Minister! Hohes Haus! In der Gesundheitspolitik – der Trend ist auch heute in der Diskussion wieder so – wird immer nur vor allem über Geld und über Macht dis­kutiert, und leider verliert man oft den Kompass. Aber wenn man den Kompass verliert, dann weiß man oft nicht, wohin man marschiert. Das Hauptziel, kann ich Ihnen sagen – und ich bin jetzt 30 Jahre niedergelassener Arzt –, muss doch sein, eine hochqualita­tive Versorgung für jedermann – für jedermann! – sicherzustellen. (Abg. Wurm: Und je­de Frau!) Natürlich auch für jede Frau, entschuldige! Das ist ein hehres Ziel, das nicht


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so einfach weltweit zu erreichen ist. Denn: Wenn da heute jemand umfällt, mit Schlag­anfall oder epileptischem Anfall, dann ist ihm wurscht, wem gehört die Krankenkasse XY, wo ist er versichert, was hat er wirklich eingezahlt, sondern er will eine hochquali­tative Versorgung. Da liegen wir in Österreich weltweit nicht schlecht.

Darum sage ich immer, die eine Seite der Medaille sind natürlich Geld, Macht, diverse Interessenstrukturen und so weiter, aber die andere Seite müssen Ziele sein, und Ziele sind bitte in der Gesundheitspolitik nicht vorrangig nur Finanzziele. Ich akzeptiere das, 10,8 Prozent vom BIP ist eine enorme Summe, und weltweit geht halt jeder zehnte Euro in die Gesundheitsversorgung – muss ja so sein, wir werden älter, Gott sei Dank. Und es ist nicht nur eine Diskussion von Pfründen oder wie etwas aufgestellt ist.

Es ist meiner Meinung nach auch nicht richtig, Herr Abgeordneter Franz, dass die Ös­terreicher so krank sind. Man muss die OECD-Studien schon richtig lesen. Wenn Sie in meiner Ordination einen Österreicher fragen: Wie geht es dir?, sagt er: Schlecht! Wenn Sie einen Schweden fragen: Wie geht es dir?, obwohl die da oben weniger Sonne ha­ben und überhaupt nicht gesünder sind, sagt er: Ja, es geht schon irgendwie. – Das heißt, man muss immer wissen, was man abgefragt hat. Wenn Sie harte Daten ab­fragen, dann kommen Sie drauf, Österreich weist eine bessere Lebenserwartung als Deutschland auf, eine bessere Lebenserwartung als die Schweiz, eine niedrigere Säuglingssterblichkeit, eine höhere OP-Rate bei Herzkrankheiten, bei Schlaganfällen. Wir liegen in der Krebsbehandlung an der Weltspitze. Also so schlecht ist es nicht.

Der frühere deutsche Gesundheitsminister Seehofer hat gesagt, nach der Reform ist vor der Reform. Also, Herr Minister, ich kann Sie beruhigen, wenn Sie jetzt immer sa­gen: die Gesundheitsreform, und diese wie den Heiligen Gral vor sich her tragen: Es ist nicht „die Gesundheitsreform“, sondern es ist ein permanenter Prozess. Und ein per­manenter Prozess heißt, wir wollen etwas Gutes, dazu stehe ich, besser machen. Das ist natürlich immer schwierig, weil jeder andere Meinungen dazu hat, aber in Summe müssen wir wissen: Wo sind die Schwächen?, denn die Stärken kennen wir ohnehin.

Schwächen gibt es meiner Meinung nach in Österreich vier, die ich kurz benennen will. Das Erste ist: Die Spitzenmedizin läuft in eine Krise hinein. Wenn ich mir anschaue, dass wir im AKH Schwierigkeiten haben, Top-Ordinarii zu kriegen, dass man im AKH nicht imstande ist, das praktische Jahr zu organisieren, und morgen der erste Termin mit der Stadt Wien stattfindet, dann muss ich sagen, es ist ein Wahnsinn, was sich da in der Ausbildung abspielt. Im AKH ist die Bürokratie derart arg, dass sehr viele in­nerlich kündigen beziehungsweise ins Ausland weggehen. Und ELGA wird da über­haupt nichts lösen, weil das AKH nicht einmal jetzt sein EDV-System auf die Reihe kriegt.

Zweiter Punkt: Natürlich brauchen wir eine wohnortnahe Versorgung. Wir haben 2 400 Gemeinden in Österreich, ich bin selber Hausarzt. Was nützt mir das beste Modell mit Zentren et cetera, wenn der Hausarzt überhaupt nicht mehr da ist oder sich nicht nie­derlassen will? Das wird ein Riesenthema sein. Wir brauchen gut ausgebildete Haus­ärzte. Wir brauchen nicht Hausärzte, die sich fürchten, nicht Hausärzte, die nur weiter­schieben, wir brauchen gut ausgebildete Ärzte.

Ich bin mit Ihnen einer Meinung, Herr Minister. Wir haben gemeinsam im Regierungs­programm verschiedene Punkte identifiziert, wo wir mehr tun wollen, weil das Wich­tigste ist, eine Krankheit gar nicht so weit kommen zu lassen, bis sie schwer behandel­bar ist. Das ist der Schlaganfall, das ist der Herzinfarkt, das ist die Demenz, der Selbst­mord, das Alkoholproblem.

Viertens: Wir müssen schauen, dass wir die Bürokratie abbauen. Ich habe einen lun­gentransplantierten Patienten in der Ordination. Der kommt zu mir, braucht ein Medi­kament, das chefarztpflichtig ist, ich diskutiere mit dem Chefarzt per E-Mail und kriege


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das nicht bewilligt. Der Patient ist während dieser Zeit in der Ordination infektions­gefährdet. Ich finde, das grenzt schon an grobe Fahrlässigkeit, welche Bürokratie wir manchmal Patienten zumuten.

Ich komme zum Schluss. Wir liegen bei den Kosten – das soll man ganz offen sagen – auf zirka Platz neun in der Welt. Wir liegen in der Leistungsfähigkeit zirka auf dem dritten Platz, manchmal auf dem ersten Platz, manchmal sind wir schlechter. Ziel muss es sein, die Gesundheitsversorgung step by step weiterzubringen, nämlich: Um wen geht es in der Gesundheitsversorgung? Um ältere Menschen, Menschen, die sich nicht wehren können, und Menschen, die oft Schwierigkeiten haben, sich zu artikulieren, und die brauchen einen Anwalt, und der Anwalt heißt: gutes Gesundheitssystem und gute Gesundheitspolitiker. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Strache: Und Prävention!)

9.36


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Dr. Be­lakowitsch-Jenewein. – Bitte.

 


9.36.17

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Frau Präsident! Herr Bun­desminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundesminister, Sie haben heute wieder Ihre angebliche Gesundheitsreform besonders gelobt, und da ist bei mir ein Satz hängengeblieben, Sie haben nämlich gesagt, wir reduzieren das Schlaganfallrisi­ko, indem wir den Salzkonsum reduzieren.

Also bei aller Wertschätzung, Herr Bundesminister, wenn das alles ist, was Ihnen zu dieser Gesundheitsreform einfällt, das ist das ohnehin selbstredend. (Beifall bei der FPÖ.) Das können Sie doch wirklich nicht ernst meinen!

Herr Bundesminister, eines dieser Schlagwörter, die mir heute noch im Ohr sind, als Sie diese Gesundheitsreform so groß angepriesen haben, das war der „Best Point of Service“. Wer ist denn dieser „Best Point of Service“? Sind das Sie, oder ist das der Computer mit dem ELGA, wo die Leute dann reinschauen können? – Es ist einfach ein Murks, den Sie hier gezaubert haben, wo eigentlich nichts übrig geblieben ist, außer dass wir jetzt eine Verwaltungsebene mehr haben. Und das ist genau das, was wir damals schon gesagt haben, als Sie Ihre ganze Gesundheitsreform hier vorgestellt ha­ben. Da wird nichts reformiert, es bleibt alles beim Alten. Sie selbst haben hineinge­schrieben und haben es auch immer wieder wiederholt: Es wird sich für die Länder nichts ändern! – Damit haben wir genau die gleiche Situation wie vorher. Nur immer mehr Geld kostet es, und es wird uns eines Tages ausgehen, und genau vor dieser Situation stehen wir ja schon.

Sie haben ja im Budgetausschuss letzte Woche gesagt, wir brauchen eigentlich keinen Kassenstrukturfonds mehr, weil ich – Minister Stöger – habe es ja geschafft, dass alle Kassen jetzt so wunderbar dastehen. Sie haben noch etwas gesagt, Herr Bundesmi­nister, und ich habe genau aufgepasst, was Sie gesagt haben. Sie haben wörtlich ge­sagt: wenn die Arbeitslosigkeit so niedrig bleibt wie bisher. – Also allein dieser Satz, Herr Minister, disqualifiziert Sie massiv! Wir haben die höchste Arbeitsloslosigkeit seit den fünfziger Jahren in Österreich, und Sie nennen das eine niedrige Arbeitslosigkeit?! Sie sind selbst Gewerkschafter, Sie kommen aus der Gewerkschaftsbewegung, Sie haben offensichtlich keine Ahnung, was sich in dieser Republik abspielt! (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten der NEOS.)

Trotzdem meinen Sie, dieses Gesundheitssystem haben Sie jetzt in irgendeiner Art und Weise reformiert. Lassen wir das jetzt kurz Revue passieren, damit auch die Zu­seher wissen, was in den letzten Monaten und Jahren hier passiert ist.

Diese Gesundheitsreform ist ja von der ÖVP nur mit Schmerzen überhaupt mitgetra­gen worden. Das zeigt sich auch daran, dass beispielsweise das Land Niederöster-


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reich – ein ÖVP-geführtes Land – im letzten Moment noch den Zielsteuerungsvertrag unterschrieben hat. Mit einer Nachfrist, mit viel gutem Zureden. Also so viel dazu, so großartig kann diese Reform also gar nicht sein.

Sie haben keinen Plan für die Lehrpraxenfinanzierung. Sämtliche Gesundheitssprecher in den Ländern – und diese Länder sind durch die Bank rote und schwarze Länder – haben einen Beschluss gefasst, dass die Lehrpraxenausbildung kommen soll. Allein Sie weigern sich, und Sie können es nicht finanzieren. Also wenn Sie so großartig ein­gespart haben, wenn die Kassen so großartig saniert sind, wie Sie dies darstellen, warum weigern Sie sich denn, diese wesentliche Ausbildung zu bezahlen? Warum weigern Sie sich denn, dass das jetzt kommen soll? Also hier haben Sie völlig versagt.

Zweites Beispiel: ELGA, wo Sie ja immer gesagt haben, das sei eng verknüpft mit dieser Gesundheitsreform. Ihre Elektronische Gesundheitsakte floppt, die Menschen wollen sie nicht, die Menschen versuchen, sich abzumelden. Diese ELGA-Kommission ist völlig überfordert mit der Aussendung der Abmeldungsbestätigungen. Da passiert überhaupt nichts, das ist Chaos pur, das Sie da veranstalten – und da Sie stellen sich hier her und sagen, das ist alles spitzenmäßig, es funktioniert alles bestens. – Mitnich­ten funktioniert es bestens!

Im Übrigen ist es auch datenschutzrechtlich mehr als bedenklich. Wir haben von An­fang an eine ordentliche Opting-in-Lösung gefordert, denn wenn das System wirklich gut ist, dann werden sich die Leute auch freiwillig dafür entscheiden.

Aber was Sie machen, ist eine Zwangsbeglückung – und genau das ist etwas, das wir ablehnen. Das ist eine Zwangsbeglückung auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten in Österreich mit Wegwerfen aller datenschutzrechtlicher Bedenken. Das ist Ihr System, das ist das, was Sie machen!

Nächste Sache: Budgetausschuss. Wir fragen Sie: Was wird das ELGA-Projekt in den nächsten Jahren kosten? – Ihre Antwort: 5,9 Millionen €.

Nächste Frage: Was wird die Bewerbung des ELGA-Projektes kosten? – Ihre Antwort: Habe ich schon gesagt, 5,9 Millionen €.

Herr Bundesminister, Sie haben überhaupt keine Ahnung, was sich da in Ihrem Res­sort abspielt. Sie wissen offensichtlich nicht, was die ELGA kosten wird, Sie wissen nicht, was die Bewerbung dieser ELGA kosten wird, und stellen sich jetzt hier dar, als hätten Sie dieses System völlig im Griff. – Haben Sie nicht!

Nächste Baustelle: das Mammographie-Screening-Programm. Das ist noch nicht einmal ordentlich angelaufen, aber wir machen schon den nächsten Murks, indem wir es verbessern, auf bessere Füße stellen. Das Programm gibt es noch nicht einmal ein halbes Jahr, schon müssen wir eine Totalreform machen, und trotz allem gibt es wie­derum Kritik daran. Es gibt keinen Vertrauensarzt, der Vertrauensarzt muss jetzt ir­gendein unbekannter Radiologe sein. – Das funktioniert überhaupt nicht, die Frauen nehmen es nicht an, die Frauen sind unzufrieden damit. Ihnen ist das egal. Es ist Ihr Prestigeprojekt, Sie haben es abgehakt.

Das Thema „Zahnspange“ wäre auch noch so ein Punkt.

Es bräuchte noch Stunden, würde ich jetzt alles aufzählen, aber meine Redezeit ist lei­der auf 5 Minuten beschränkt. Es funktioniert überhaupt nicht.

Kollege Spindelberger hat gesagt (Präsidentin Prammer gibt das Glockenzeichen) – darauf muss ich jetzt schon noch eingehen –, wir wollen das schon so haben und sind auch recht froh, dass wir die Krankenkassen quasi parteimäßig besetzen können. – Ja, genau deswegen wollen Sie sie nicht zusammenlegen. Genau deswegen wollen Sie die 22 Sozialversicherungen bestehen lassen, damit Sie Ihre Parteigünstlinge und Politpensionäre unterbringen können. (Beifall bei der FPÖ.)

9.41



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 31

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Mück­stein. – Bitte.

 


9.41.46

Abgeordnete Dr. Eva Mückstein (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrter Herr Minister! Wertes Hohes Haus! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer vor der Kamera! So ganz negativ sehe ich die Gesundheitsreform nicht. Die Reform des Gesundheitswesens und der Sozialversicherungen ist schon sehr wichtig für die Wei­terentwicklung des Gesundheitswesens, vor allem wenn wir an unsere Kinder und an die nachfolgenden Generationen denken, die ja auch noch eine bestmögliche und soli­darisch finanzierte Gesundheitsversorgung vorfinden wollen.

Es ist einiges geschehen, das ich durchaus als positiv empfinde und begrüße. Die part­nerschaftliche Zielsteuerung ist auf Bundes- und Landesebene gelungen, und es gibt einige sehr konkrete Vorhaben und Ziele, wie etwa in allen Bundesländern integrierte Versorgungseinrichtungen und multiprofessionelle Teams, die eine gute Versorgung zu allen Tages- und Nachtzeiten und auch am Wochenende gewährleisten sollen. Das kann man nur begrüßen. Auch die tagesklinischen Leistungen sollen ausgebaut wer­den, so wie insgesamt die Qualität im Gesundheitswesen strukturierter und kontrol­lierter angeboten werden soll.

Ich hoffe aber, dass diese Vorhaben und Ziele nicht reine Worthülsen bleiben. Es soll keine Worthülsenreform sein, es soll keine reine Finanzierungsreform sein, und es soll auch kein reines Einsparungsprogramm werden. Wir wollen weiterhin die beste Quali­tät für die Patientinnen und Patienten, das heißt mehr gesunde Lebensjahre für alle. (Beifall bei den Grünen.)

Was uns fehlt, ist: Es gibt weiterhin keine echten Vorschläge für Verwaltungs- und Strukturreformen, das Ausgaben-, Kompetenz- und Finanzierungsdesaster, dieser Dschungel, bleibt nach wie vor bestehen. Das hat der Rechnungshof mehrmals kri­tisiert, aber es gibt anscheinend überhaupt keine Tendenzen, diesbezüglich etwas zu verändern. Diese Intransparenz und der Zuständigkeitsdschungel sind uns auch im Gesundheitsausschuss noch einmal sehr klar vor Augen geführt worden. Egal, was man anspricht, die heißen Kartoffeln werden nach wie vor zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherungen hin und her gereicht.

Der für mich aber vielleicht wesentlichste Punkt im Moment – und ich glaube, dazu muss man sich nicht erst zur Kassandra machen – scheint die Frage zu sein: Wie wer­den diese Kostendämpfungen insgesamt erreicht? Ich meine, wir müssen auf der Hut sein, wir müssen sehr, sehr aufpassen, welche Steuerungsinstrumente eingesetzt wer­den, um Patientenströme zu kontrollieren. Darüber hinaus nehme ich an, dass es Leis­tungseinschränkungen und Rationierungen geben wird. Im Gegensatz zu den NEOs und jetzt auch Team Stronach sind wir der Ansicht, dass Einsparungen nicht durch Pri­vatisierung, Aufbau von Anbieterkonkurrenzen oder Leistungseinschränkungen ge­währleistet werden können. (Beifall bei den Grünen.)

Wen wird es treffen, wenn das Gesundheitswesen noch kapitalistischer oder nach ei­ner gewinnorientierten Logik organisiert wird? – Es wird diejenigen treffen, die sich Pri­vatzahlungen nicht leisten können. Privatisierung führt nämlich zur negativen Risiko­auslese. Schlechte Risiken, Hochrisikopatienten, diejenigen, die am schwersten krank sind, werden ausgelagert, und das wiederum führt auch zu einer totalen Aushöhlung des Solidarsystems. Und das wollen wir nicht! (Beifall bei den Grünen.)

Gewinnorientierung führt auch zu schlechter Entlohnung und zu schlechten Arbeits­bedingungen. Darüber gibt es schon sehr gute Studien in Deutschland. Dort arbeiten in den privaten Spitälern weniger MitarbeiterInnen pro PatientIn, die überdies für ihre Ar­beit schlechter entlohnt werden.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 32

Der wichtigste Punkt: Privatisierung und Rationierung – das betrifft jetzt auch den Herrn Minister – als Steuerungsinstrumente fördern eine Zweiklassenmedizin und ver­tiefen die Armutsfalle. Wer Geld hat, wird sich die bessere und raschere Behandlung selbst bezahlen. Die Ausgaben der Selbstzahler machen in Österreich mittlerweile schon 6 Milliarden € aus. Wir sind auch in diesem Punkt Spitzenreiter in der OECD. Dieses Geld wird hauptsächlich für ambulante Gesundheitsversorgung und für Medika­mente ausgegeben.

Von Selbstbeteiligungsregelungen sind vor allem untere Einkommensschichten und chronisch Kranke extrem stark betroffen.

Wie würden wir das Gesundheitswesen fit machen? – Durch eine echte und umfas­sende Verwaltungs- und Strukturreform. Der niedergelassene Bereich und die psycho­soziale Versorgung sollten konsequent aufgebaut werden (Beifall bei den Grünen), Pri­vatzahlungen müssen eingedämmt und nicht ausgebaut werden, und die krassen Ver­sorgungslücken gehören geschlossen. (Beifall bei den Grünen.)

9.47


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Klubobfrau Dr. Nach­baur. – Bitte.

 


9.47.14

Abgeordnete Dr. Kathrin Nachbaur (STRONACH): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Ga­lerie! Sehr geehrte Steuerzahler! Die EU rügt die österreichische Bundesregierung nicht nur wegen der Schuldenmacherei und des Defizits, sondern auch wegen der ka­tastrophalen Ärztearbeitszeiten und der Bedingungen im Gesundheitssystem.

Wir haben zweifellos ein gutes, aber ein sehr teures Gesundheitssystem, für das wir ungefähr 11 Prozent unseres BIP bezahlen; vergleichbare Länder zahlen ungefähr 9 Prozent. Jedes Prozent mehr heißt 3 Milliarden € mehr. Gleichzeitig haben unsere Ärzte oft wirklich fürchterliche Arbeitszeiten, sind teilweise völlig überfordert und oft – das muss man auch sagen – unterbezahlt für ihre Leistung. Deshalb wandern auch viele aus, gehen nach Deutschland oder sonst wohin. Man darf sich also nicht wun­dern, dass viele junge Ärzte weggehen und nicht mehr zurückkommen. Angesichts der langen Arbeitszeiten darf man sich auch nicht wundern, wenn sich oft ganz tragische Vorfälle ereignen, denn es ist für die Patienten wirklich gefährlich, wenn der Arzt nicht ausgeruht ist. (Beifall beim Team Stronach.)

Österreich ist Spitals-Europameister und mit fast 280 Spitalsaufenthalten pro Einwoh­ner sogar Spitals-Weltmeister. Wir sind aber grundsätzlich ein zivilisiertes und gebil­detes Volk, also kann irgendetwas mit dem Gesundheitssystem nicht stimmen. Das ist aber ein riesiges Feld, weshalb ich mir ein Thema herausgepickt habe, das ich mir nä­her angesehen habe, und zwar das wuchernde Spitalswesen.

Wir müssen das wuchernde Spitalswesen zugunsten der niedergelassenen Ärzte in den Griff bekommen. Es wird ständig von Bettenabbau gesprochen, tatsächlich wer­den laut jüngsten Studien neue Betten aufgebaut. Stationäre Medizin ist aber sehr teu­er und überhaupt nicht darauf ausgerichtet, dass ständig ambulante Leistungen ange­boten werden. Jeder kennt das Beispiel in Niederösterreich mit den beiden Spitälern in Nachbarsorten. – Daher sagen wir: Die Gesundheit muss Bundeskompetenz sein! (Beifall beim Team Stronach sowie des Abg. Strolz.) Wie der Rechnungshof richtig sagt: Einnahmen, Aufgaben und Ausgaben müssen aus einer Hand kommen. (Neuer­licher Beifall beim Team Stronach sowie des Abg. Strolz.)

Um die niedergelassenen Ärzte zu stärken, müssen wir Bürokratie abbauen und das freie Unternehmertum erlauben. Nur so kann man auch zukünftig die Versorgung auf


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 33

dem Land sicherstellen. Es gibt ja leider immer weniger Landärzte, man darf sich daher gar nicht wundern, wenn der ländliche Raum auch in diesem Zusammenhang erodiert.

Den Ärzten muss selbstverständlich erlaubt werden, dass sie für ihre Praxis die beste Rechtsform wählen, möglicherweise auch in Form einer GmbH. Jeder Arzt muss sich seine Mitarbeiter selbst aussuchen können, und wenn er möchte, soll er sich auch ei­nen Geschäftsführer einstellen können. Das muss möglich sein, und das wäre sogar klüger, weil sich der Arzt dann mehr auf seine medizinischen Kompetenzen konzen­trieren könnte. (Beifall beim Team Stronach sowie des Abg. Karlsböck.)

Ich war ganz überrascht, als ich erfahren habe, dass es nicht möglich ist, dass der Arzt für seine Praxis die beste Rechtsform wählt. Das ist völlig absurd. Ich habe das lange recherchiert, bis ich draufgekommen bin, dass es in Wirklichkeit darum geht, dass eine GmbH bei der Wirtschaftskammer Gebühren zahlen muss – im Gegensatz zu jetzt; jetzt zahlen die Praxen Gebühren bei der Ärztekammer. Es darf aber doch nicht sein, dass dieses starre Kammerwesen der Effizienz und letztlich auch dem Wohl des Pa­tienten im Wege steht. Das ist völlig absurd. (Beifall beim Team Stronach sowie des Abg. Loacker.) Man muss sich das einmal vorstellen. Wir alle erwarten, dass Ärzte Leben retten, die Politik aber traut ihnen nicht einmal zu, dass sie für ihre Praxis die beste Rechtsform wählen. Sie dürfen das nicht, denn die Pfründe der Kammern stehen ihnen im Wege.

Natürlich muss auch erlaubt sein, dass Ärzte bei Ärzten angestellt sein können. Es muss das persönliche Risiko des Arztes sein, wie er seine Praxis organisiert.

Nur diese Freiheit garantiert individuelle Therapie und gute Medizin. Nur in Freiheit gibt es Wettbewerb, und nur durch Wettbewerb haben wir die beste Qualität. (Beifall beim Team Stronach.) Daher auch unsere Forderung: Freiheit vom Kammerzwang! Wir schlagen vor, dass die Zwangsgebühren jedes Jahr um 20 Prozent reduziert werden, außer das Mitglied zahlt gerne höhere Gebühren.

Auch hat es den Anschein, dass die aktuelle Medizin dazu tendiert, alles in Leitlinien und Schemata einzuordnen. Jede Person, also jeder Arzt, jeder Patient, wird hineinge­presst, und das Persönliche, das Menschliche, das gerade in der Medizin enorm wich­tig ist, gehen verloren. Deshalb sagen wir: Der niedergelassene Arzt muss als voll ver­antwortlicher Mediziner anerkannt werden. Er kennt seine Patienten und soll sich nicht vom Chefarzt der Krankenkasse vorschreiben lassen müssen, wie er seine Patienten zu behandeln hat, zumal dieser den Patienten noch nicht einmal gesehen hat. (Beifall beim Team Stronach. – Präsidentin Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Das System muss effizienter werden, wir müssen kostengünstiger arbeiten und danach trachten, dass die Menschen länger gesund leben. Der Fokus liegt auf Vorsorge, und das – letzter Satz – geht nur durch weniger Bürokratie, mehr Freiheit, mehr Vertrauen in die Menschen, im Gesundheitswesen und überhaupt. (Beifall beim Team Stronach.)

9.52


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Klubobmann Dr. Strolz. – Bitte.

 


9.53.12

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Bundesmi­nister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger vor den Bild­schirmen, an den Handys, in den Rängen! Gesundheitsreform ist jetzt unser Thema. Herr Bundesminister, ich gestehe zu, dass in den letzten Jahren mehr zustande ge­bracht worden ist als in den Jahren oder wahrscheinlich zwei Jahrzehnten davor! (De­monstrativer Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Das muss man so sagen, und das ist durchaus auch einen Applaus wert. Gleichermaßen klar ist jedoch, dass das eindeutig zu wenig ist.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 34

Das grundsätzliche Problem, das wir haben – und das ist das Problem dieser Republik, das sich auch in der Gesundheitsreform so schön darstellt und widerspiegelt –: Wieder bauen Sie in dieser Gesundheitsreform die föderalen Strukturen nach. Das ist das Pro­blem! Sie haben keine Antwort auf die tatsächlichen Probleme einer uneinheitlichen Fi­nanzierung der Gesundheitsversorgung und einer Zersplitterung der Steuerungs- und Kontrollkompetenzen. Das heißt, Sie sind gezwungen aufgrund Ihrer Verhaftung als rot-schwarzes Machtkartell, dem wir viel zu verdanken haben in der Zweiten Republik – das sage ich auch immer dazu –, Sie sind gezwungen und verdammt zum ewig kleins­ten gemeinsamen Nenner. Das ist das Problem!

Ich denke, die Probleme, wenn wir sie konkret fassen, sind sehr evident. Der Rech­nungshof hat vielfach darauf hingewiesen, und auch Sie, Herr Bundesminister, haben, wie ich höre, zuletzt im Budgetausschuss, aber auch in Interviews immer wieder gleich­sam die Kapitulation vor den bestehenden föderalistischen Strukturen zum Ausdruck gebracht. Das ist natürlich eine mission impossible, eine g’scheite Gesundheitsre­form zu machen. Ich will Sie auch loben für Ihr Bemühen, das ich erkenne, nur: So­lange es keine anderen Mehrheiten in dieser Republik gibt, solange Rot und Schwarz mit der Thematik Gesundheitsreform betraut sind, so lange wird es keine ordentliche geben. Das Gleiche gilt für die Bildungsreform, und das Gleiche gilt für eine Steuerre­form, die es nicht ordentlich geben wird. Das Gleiche gilt für die Föderalismusreform, und das Gleiche gilt für die Pensionsreform.

Manche von Ihnen wollen, viel mehr wollen nicht und alle zusammen können nicht, weil Sie Fußfesseln von Ihren Landeshauptleuten bekommen haben. Einige Beispiele dafür im Gesundheitsbereich, der Rechnungshof führt das ganz klar aus:

Beispiel: Krankenhausneubauten in Niederösterreich, vier Krankenhausneubauten in einer Distanz von teilweise 15 Minuten zueinander. – Rechnungshofbericht, Reihe Nie­derösterreich 2012/13 –:

„Das Land Niederösterreich entschied, die drei Landeskliniken Baden-Mödling, Neun­kirchen und Wiener Neustadt an vier Standorten neu zu errichten, ohne im Vorfeld der Entscheidung sämtliche Handlungsalternativen zu untersuchen.“

Der Rechnungshof spricht von Einsparungen von 34 Millionen, die hier versenkt wur­den, die möglich gewesen wären – ohne Folgekosten.

Zum Thema Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und privaten Dienstleistern. – Die Grünen als zutiefst etatistische Partei haben einfach keinen guten Zugang zum Thema Eigenverantwortung und Freiheit. Das kommt in ihrem Wertebild nicht vor. Das kommt nicht vor. (Rufe bei den Grünen: Stimmt ja nicht!) Sie reden immer von einem Schre­ckensbild, Sie machen Panik. Sie plakatieren die krumme Gurke, die es schon lange nicht mehr gibt, Sie plakatieren irgendwelche Menschen in einer Art und Weise, in der ich das als Menschenhatz betrachte. (Beifall bei den Neos sowie bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Schatz: Werden Sie nervös wegen des Wahlkampfs?)

Sie verkennen aber die Tatsache. Wissen Sie, was wir wollen? Sie haben nie zugehört, was wir wollen. Beim ersten Wort, das wir gesagt haben, haben Sie sich auf die Schen­kel geklopft und gesagt: So, jetzt haben wir sie beim Schlawittel, die NEOS! – Faktum ist, dass von 267 Spitälern in Österreich 113 private Trägerschaften haben. (Abg. Pirklhuber: Gemeinnützig!) 113 – und Sie verteufeln das. Das finde ich nicht okay. (Abg. Pirklhuber: Gemeinnützig! Das ist die Wahrheit!) Ja, ich bin auch für gemein­nützige, das ist sehr okay. Das ist sehr okay! Ich will von Ihnen nur einmal das Be­kenntnis haben, ich will, dass Sie auch zugeben, liebe grüne Kolleginnen und Kollegen, dass auch private Trägerschaften, Gemeinnützigkeit zu ordentlicher Arbeit führen kön­nen. (Beifall bei NEOS und Team Stronach sowie bei Abgeordneten der ÖVP.) Sie ru­fen immer nach dem Staat, und Sie sind Komplizen einer Schuldenpolitik! – Das ist nicht okay! Das ist das Einzige, das ich sagen will.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 35

Mangelnde Abstimmung natürlich auch bei Hainburg und Kittsee. Im Abstand von zwölf Kilometern zwei Krankenhäuser, die exakt dasselbe Portfolio anbieten. Warum? – Weil dazwischen eine Landesgrenze liegt und weil jeder Landeshauptmann seinen Schre­bergarten kultiviert.

Drei Milliarden könnten wir uns sparen, wenn wir, so der Rechnungshof, auch den nie­dergelassenen Bereich ordentlich organisierten. Wir könnten Sozialversicherungen zu­sammenlegen. All das wollen Sie nicht, all das können Sie nicht.

Wir könnten zum Beispiel damit beginnen, die EPUs aus der Kammerpflicht zu ent­lassen, ihnen die Chance geben, weg von der Pflichtversicherung hin zur Versiche­rungspflicht zu kommen. All das sind sinnvolle Dinge.

Mutige Reformen wären sinnvoll. Dafür wäre ein ehrliches Budget Voraussetzung, aber selbst das ehrliche Budget verweigern Sie. Deswegen werden wir heute Abend eine Einwendungsdebatte führen, denn Sie werden hier von Mittwoch bis Freitag eine Scheindebatte abhalten. Sie haben uns eine ganze Woche lang Budgetverhandlungen und Budgetberatungen auf Basis falscher Zahlen führen lassen. Diese SPÖ, diese ÖVP ist dem Grundsatz treu geblieben: tarnen, täuschen und durchtauchen! (Präsiden­tin Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Sie haben vor der Nationalratswahl die Hypo-Zahlen verschwiegen und sich einen Wahlsieg erschlichen, und diesmal versuchen Sie es wieder. Das ist unerträglich! (Bei­fall bei den NEOS.)

9.59


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Ober­hauser. – Bitte.

 


9.59.13

Abgeordnete Dr. Sabine Oberhauser, MAS (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesmi­nister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Abgeordneter Strolz hat, sage ich einmal, seine Ausführungen in der Frage der Zersplitterung der Zuständigkeiten im Gesund­heitswesen sehr neutral und sehr realistisch begonnen. Keine Frage, ein föderalis­tisches System – ein System, an dem sich natürlich auch diese Reform organisieren muss. Systeme sind, wie sie sind, und um das zu ändern, braucht es weit größere Mehrheiten, als es sie derzeit für die Opposition und wahrscheinlich auch für zukünftige Regierungsparteien hier geben würde.

Das heißt, diese Reform organisiert sich und orientiert sich daran: Wie schaut es aus?, und dafür ist es eine wirklich gute, nämlich das Zusammenbringen aller Menschen an einen Tisch, um zu schauen: Wie räume ich die Differenzen aus, die es gibt, wie kann ich die Schnittstellen zu Nahtstellen machen? – Das heißt, da gibt es relativ viel, was uns eint, nämlich das Verständnis dafür und auch, sage ich einmal, die Hochachtung davor, dass wir jetzt mehr zusammengebracht haben als in den Jahren davor.

Was uns nicht eint, ist die Frage der Privatisierungen. Sie haben das jetzt angespro­chen und haben gesagt, da machen wir einmal einen Fehler. Ich habe mir auch ges­tern die Diskussion auf „PULS 4“ angehört, was die Frage der Privatisierung, auch was die Frage der Wasserprivatisierung betrifft, wo Frau Kollegin Mlinar betont hat, das ha­be sie nie gesagt.

Ich habe mir den Text bezüglich Gesundheit aus der „Pressestunde“ noch einmal an­geschaut. Sie haben gesagt, wir sollen uns das noch einmal anschauen, das habe ich gemacht. Und da kam sehr vorsichtig die Frage zuerst nach dem Müll und, nachdem Sie auf den Müll eingestiegen sind, dann noch einmal sehr vorsichtig die Frage: Wie gehen Sie denn mit dem Gesundheitswesen um? – Und da war Ihre Antwort – wörtlich:


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 36

„Es gibt andere Länder,“ in denen Spitäler privatisiert sind und „wo das großartig funk­tioniert“. Das heimische Gesundheitssystem sei zwar gut, aber sehr, sehr, sehr, sehr teuer, und es könnte effizienter sein. (Abg. Mlinar: So ist es!)

So, jetzt haben wir schon von der Anzahl von privaten Spitäler gehört. Von den Grünen kam es ja: Was ist der Unterschied zwischen privat und gemeinnützig? – Die privaten schauen darauf, dass sie ihre Gewinne maximieren – das ist eine der Forderungen: zu schauen, wie man das Maximum herausbekommt. (Abg. Strolz: Gemeinnützig ist auch privat!) Die gemeinnützigen haben aber auch die Verpflichtung, all das aufzunehmen, was an Krankheiten kommt.

Und was ein privates System anlangt: Schauen Sie sich an, was in Deutschland pas­siert! (Abg. Strolz: ... Risiken!) In dem Moment, wo man es sich aussuchen kann, wel­che Risiken man sich nimmt, in dem Moment wird der Schlaganfall-Patient nicht mehr genommen. Da baue ich keine Station, die Schlaganfälle behandelt, die Krebs be­handelt und all diese Dinge. (Rufe und Gegenrufe zwischen den Abgeordneten Kat­zian und Mlinar.) Dann beschränke ich mich auf die sogenannte Wellnessmedizin, die nehme ich mir, die versorge ich auch gut und wahrscheinlich sehr effizient, aber das, was ein hohes Risiko birgt, das gebe ich weg.

Schauen Sie sich an, was täglich in den Krankenhäusern passiert! Wir haben in Privat­spitälern, und zwar in den wirklichen Privatspitälern der „Goldenen Meile“, oft die Erst­operationen, die viel Geld bringen, und was passiert in dem Moment, wo etwas schief­läuft? (Zwischenruf der Abg. Mlinar.) – In einem privaten Spital, das einen Manager hat – Manager, die Sie immer fordern –, das also einen Manager hat, sagt dieser: He, weg damit! Also ich nehme keine Intensivstation-Patienten, ich schaue nicht, dass ich Langzeittherapien mache! Das schieben wir ganz schnell in das Krankensystem ab!, nämlich in das, das wir alle öffentlich finanzieren und das wir alle öffentlich zahlen. – Das ist das Problem!

Wenn Sie heute davon reden – Sie haben es jetzt noch einmal gesagt –, Sie wollen keine Pflichtversicherung, Sie wollen eine Versicherungspflicht (Zwischenruf des Abg. Strolz), dann sage ich Ihnen Folgendes: Sie wissen, was in Deutschland passiert ist, als das gekommen ist: Die Krankenkassen – die wirklich guten Krankenkassen! – wa­ren im dritten Stock oben oder über das Internet buchbar. Sie glauben doch nicht, dass irgendjemand, der alt und krank ist, in den dritten Stock ohne Lift hinaufkommt oder sich gar über das Internet eine Krankenkasse sucht. (Abg. Karlsböck: Na, machen wir es besser!) Das heißt, man hat geschaut, dass man die hohen Risiken wieder weit weg bringt – und das „Gute“, so die Jungen, hat man sich behalten. Das passiert, wenn es von einer Pflichtversicherung zur Versicherungspflicht kommt. – Das ist das eine. (Abg. Strolz: Wir können nicht weiter Schulden machen!)

Aber eigentlich hat ja das Team Stronach diese Diskussion hier angezettelt, und ich habe mir beim Kollegen Franz den Zettel hergeholt, weil ich mir gedacht habe, ich schreibe jetzt einmal mit und versuche, zu replizieren. – Da war so etwas von nichts drinnen, dass ich echt froh bin, dass die Frau Kollegin Nachbaur dann noch nachgelegt hat, denn das zeigt den Unterschied zwischen Ihrem Zugang und unserem Zugang und vielleicht auch den Unterschied, wenn man einen Arzt zum Generalsekretär macht.

Es war nicht mehr die Diskussion bezüglich: Wie schaut es für die Patienten aus? – Die Frau Kollegin Nachbaur hat sich darauf bezogen, dass sie gesagt hat, es sind die Ärzte, bei denen wir schauen müssen, dass sie mehr verdienen – stimmt! –, es sind die Ärzte, bei denen wir darauf schauen müssen, dass sie so furchtbare Arbeitszeiten ha­ben. Das stimmt auch, aber in Wahrheit ist es unsere Aufgabe, zu schauen, dass die Patienten möglichst gut versorgt sind. Und das ist das, was wir derzeit machen. (Abg. Nachbaur: ... das eine und das andere!)


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Wir versuchen, die Strukturen so zu ebnen und die Leute so an einen Tisch zu bringen, dass man die Patienten in den Mittelpunkt stellt – und nicht die Interessen der Ärztin­nen und Ärzte. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

10.03


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Schitten­helm. – Bitte.

 


10.04.03

Abgeordnete Dorothea Schittenhelm (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ge­schätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Gesundheit ist ein Thema, das jede Bevöl­kerungsgruppe betrifft und auch von jedem besprochen wird. Und was die Themen Ge­sundheit und Fitness anlangt, lesen wir darüber in allen Zeitungen, in allen Broschüren, in allen Wochenzeitungen. Da werden verschiedenste Tipps gegeben, wie man was machen soll, um gesund oder fit zu bleiben.

Ich glaube, dass wir mit der Gesundheitsstrukturpolitik, die neu angesetzt wurde, doch auch einige Verbesserungen erzielen könnten, denn Gesundheit und Vorsorge müssen nicht nur vom Gesundheitsminister und von den zuständigen Stellen, sondern auch von jedem Einzelnem persönlich ernst genommen werden. Es ist ganz wesentlich und wichtig, auf seinen Körper zu hören und ganz einfach gegebenenfalls medizinische Vorsorge zu treffen.

Diesbezüglich geht es mir speziell auch im Hinblick auf die Frauen nicht nur um phy­sische Erkrankungen, sondern auch um psychosoziale Belastungen durch Mehrfach­belastungen, auch um Burn-out. Diese Anzeichen müssen wir als Warn- und Alarmzei­chen sehen, sie müssen also ernst genommen werden. Daher braucht es ein speziel­les Vorsorgeprogramm, wie auch jenes, das angesprochen wird.

Bei anderen Erkrankungen haben wir natürlich Nachholbedarf, das muss man schon sagen. Nichts ist perfekt oder hundertprozentig. Wir wissen beispielsweise – wiederum bezogen auf Frauen –, dass es bezüglich Osteoporose eine rechtzeitige Vorsorgeun­tersuchung braucht, die es zurzeit nicht flächendeckend in allen Bundesländern gibt und auch nicht auf Krankenkasse angeboten wird. Zurzeit ist es so, dass 600 000 Frau­en an Knochenschwund leiden, aber nur rund 120 000 Frauen angemessen behandelt werden, weil das Bewusstsein sowohl bei den Ärzten als auch bei den Frauen für eine Vorsorgemedizin nicht gegeben ist.

Aber auch bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, meine Damen und Herren, könnte durch Vorsorge einiges verhindert werden. Mittlerweile erleiden mehr Frauen als Män­ner einen Herzinfarkt, aber nicht deshalb, weil sie eine andere Lebensweise hätten oder diese sie beeinträchtigt, sondern weil da ganz einfach die Gender-Medizin fehlt. Da werden die Symptome der Männer auch als Symptome der Frauen gesehen, und das ist eine völlige Fehldiagnose (Abg. Steinbichler: Reden wir einmal über die Ernäh­rung!), das muss man ganz klar sagen.

Diesbezüglich freue ich mich aber, dass in diesem Gesundheitsstrukturplan enthalten ist, dass wir dem Bereich Gender, Herr Bundesminister, einen großen Stellenwert ein­räumen, denn gerade bezüglich Gender brauchen wir ganz einfach die unterschiedli­chen Maßnahmen in Bezug auf Bedürfnisse von Frauen und Männern. Darauf muss Rücksicht genommen werden in der Vorsorge, in der Therapie und in der Forschung. Da sind wir europaweit im letzten Drittel zu finden, und das kann es doch wohl nicht sein! Daher brauchen wir diese verstärkten Maßnahmen in diesem geschlechtssensib­len Bereich der Medizin.

Ja, und dann gibt es einen großen Bereich, der mir ganz besonders am Herzen liegt – wir haben das auch im Gesundheitsausschuss diskutiert –, das ist die Gesundheitsvor­sorge im Hinblick auf Brustkrebsvorsorge. In diesem Zusammenhang haben sich mit


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dem neuen System, das mit Jänner dieses Jahres in Kraft getreten ist, wesentliche Verschlechterungen für die Frauen ergeben. Das ist ein Faktum, das wissen wir auch. Und zwar ist es so – wir wissen das ganz genau –, dass jährlich 5 000 Frauen an Brustkrebs erkranken – 5 000! Ich glaube, es gibt hier herinnen niemanden, der nicht eine Bekannte oder Verwandte hat, die betroffen ist.

1 600 Frauen sterben an dieser furchtbaren Krankheit. Daher ist hier alles zu tun, vor allem im Vorsorgebereich alles zu tun, um das zu verhindern. (Abg. Königsberger-Ludwig: Und deswegen gibt es ein Screening-Programm!) – Ja, Gott sei Dank gibt es das Screening, genau so ist es, aber es kann nicht sein, liebe Frau Kollegin, dass von diesem Screening Altersgruppen einfach ausgeschlossen sind, denn der Krebs orien­tiert sich nicht am Geburtsdatum, der Krebs orientiert sich nicht an Statistiken, der ist einfach da. Das muss man sehen.

Im alten System war es so, dass jede Frau, wenn sie wollte und wenn sie das Be­dürfnis hatte, zu diesen Untersuchungen gehen konnte. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Frauen unter 40 sind ausgeschlossen, Frauen über 70 sind ausgeschlossen. (Abg. Königsberger-Ludwig: Das ist nicht wahr!) Und gerade die älteren Frauen kön­nen bei der Hotline anrufen; ich frage mich, wo sie die Nummer hernehmen. – Zuerst gehen sie zum Arzt, holen sich die Nummer der Hotline, dann rufen sie dort an, hängen eine Viertelstunde in der Schleife, warten, bis sie gehört werden – und dann bekom­men sie eine „Einladung“ zur Untersuchung zugeschickt. Das kann es doch bitte nicht sein!

Oder wenn dann auch noch provokant drinnen steht, sie können sich über das Internet anmelden. – Die älteren Damen sind sehr – wie soll ich sagen? – „tough“ und können das auch, aber das ist eine Hemmschwelle für viele Frauen, und das wollen wir nicht.

Wir wollen, dass die Möglichkeit nach wie vor für jede Frau, gleich welchen Alters, be­steht, dieses Mamma-Screening auf Krankenkasse in Anspruch nehmen zu können, sie zahlen ja auch alle ein, das muss man auch einmal sehen. Es darf keine Diskrimi­nierung von Älteren oder Jüngeren geben. Ganz im Gegenteil! Es muss da dieses dua­le Einladungssystem mit einer Einladung geben, aber auch und vor allem die Möglich­keit, wiederum zum Arzt des Vertrauens gehen zu können, zum Hausarzt, zum Gynä­kologen.

Noch ein wesentlicher Punkt: Wenn das stimmt, was ich höre oder was mir gesagt wird, nämlich dass der Vertrauensarzt auch die Befundung nicht mehr bekommt, son­dern nur mehr das Röntgeninstitut (Zwischenruf der Abg. Königsberger-Ludwig), dann, muss ich sagen, sind wir weit nach unten gesunken. Ich meine Folgendes: Sich nach internationalen Standards richten? – Ja, wenn diese besser sind (Präsidentin Prammer gibt das Glockenzeichen), aber ich bin sehr dafür, dass sich alle anderen Staaten nach uns richten, denn unsere Standards sind wesentlich höher. (Beifall bei der ÖVP.)

10.09


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Karls­böck. – Bitte.

 


10.09.17

Abgeordneter Dr. Andreas F. Karlsböck (FPÖ): Frau Präsident! Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen und auch Damen und Herren zu Hause, die Sie die­se Diskussion verfolgen! Wenn wir heute so ein heikles Thema wie die Gesundheits­reform diskutieren, dann hat der interessierte Zuschauer immer wieder den Eindruck, dass sich das Ganze im Kreis dreht und bestenfalls an kleinen Rädchen gedreht wird. Ich behaupte, dass man eine so grundsätzliche Frage einmal von der anderen Seite aufrollen müsste. Man muss nämlich den Mut haben, die richtigen Frage zu stellen,


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aber dann auch den Schneid haben, die unbequemen Antworten hier umzusetzen. Das passiert momentan in der Diskussion nicht.

Die Frage, die sich bei dieser Diskussion grundsätzlich stellt, ist: Sind Strukturen, die einmal zu einer gewissen Zeit erdacht, installiert wurden, zu allen Zeiten gleich gül­tig? – Ich behaupte, nein! Was vor 100 Jahren als Bürgerbewegung begonnen hat – ei­ne soziale Krankenkasse und vor allem eine Selbstverwaltung zu installieren –, ist ja an sich eine gute Sache, aber in der heutigen Zeit wird das überhaupt nicht mehr hin­terfragt, und wir haben viele Argumente dagegen gehört und viele Argumente, wie die­ses System pervertiert wird.

Wir wissen heute, dass die Krankenkassen viel, viel besser aufgestellt wären, wenn nicht diese Verzettelung in – je nach Zählart – 17, 22 oder 29 Anstalten stattfinden wür­de. Wir stehen auf dem Standpunkt, dass die Krankenkassen massiv zusammenge­führt werden sollten. Es sollte eine geben, von mir aus zwei oder drei – darüber kann man diskutieren –, aber dieser Wildwuchs, der über die Jahrzehnte hinweg entstanden ist, der seinerzeit auch sehr sinnvoll war, wie auch die Bestellung seinerzeit sehr sinn­voll war, hat sich überholt. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Gebietskrankenkasse ist in ihrem Kern in Wirklichkeit ein Inkassobüro, sonst nichts weiter. Sie nimmt das Geld der Versicherten ein und gibt es an diejenigen weiter, die die Leistung eben für die Versicherten, die einbezahlen, erbringen.

Leider hat sich die Krankenkasse heute von der Selbstverwaltung hin zu einer Art Selbstbedienungsladen für die eigenen Funktionäre entwickelt. Dort werden solche Entscheidungen getroffen, weil auch falsche Leute dort sitzen. In Wirklichkeit wird dort mit Milliarden jongliert, und an den Schalthebeln werden, wie wir das heute auch schon gehört haben – das wird von Ihrer Seite, vonseiten der SPÖ, auch gutgeheißen –, Par­teifunktionäre hingesetzt; Gewerkschafter, die vielleicht in ihrem Bereich gute Arbeit machen, aber in so einer Institution nichts verloren haben, außer Patienten zu sein. (Beifall bei der FPÖ.)

Schon Cicero hat Folgendes gesagt: „Der Staatsdienst muss zum Nutzen derer geführt werden, die ihm anvertraut sind, nicht zum Nutzen derer, denen er anvertraut ist.“ – Genau das sehen wir heute nicht mehr. Dieses System lädt dazu ein, unsinnige Dinge aufzuführen. Herr Minister, ich nenne Ihnen ein Beispiel aus Niederösterreich, ein be­sonders krasses Beispiel.

Da werkt eine Mannschaft in der Führungsebene der Gebietskrankenkasse, das ist abenteuerlich. Die haben unter dem Deckmantel der sozial niederschwelligen Zugäng­lichkeit für Kinder die Gratis-Narkose angeboten. – Ja, das ist eine gute Sache, wenn im Kassensystem die Narkose für Kinder im zahnärztlichen Bereich angeboten wird. Aber man hat es auf zwei Ambulatorien beschränkt, und da hat ein Arzt geklagt. Dieser Arzt hat natürlich recht bekommen. Die Gerichte haben festgelegt, dass es so nicht geht; die rechtliche Basis wurde wiederhergestellt, und man hat es zurückgestutzt.

Warum hat man das gemacht? – Weil man gesagt hat, es ist einfach unzumutbar, dass man die Patienten diesbezüglich auf nur zwei Ambulatorien beschränkt, sodass sie dort hingehen müssen, weil die Patientenströme dorthin gelenkt werden sollen. Nein! – Man hat gesagt, wenn es angeboten wird, dann muss es im gesamten System ange­boten werden. Was hat die Krankenkasse gemacht? – Sie hat dem Arzt Geldgier vor­geworfen.

Wir müssen diesem Arzt dankbar sein, dass es möglicherweise dazu kommt, dass jetzt nämlich die gesamte niederösterreichische Bevölkerung in den Genuss kommt, eine sinnvolle Maßnahme auch wirklich angeboten zu bekommen. (Beifall bei der FPÖ.)

Die zweite Geschichte: Warum dieses System nicht funktioniert, ist, dass die Politik überhaupt nicht darauf reagiert, dass sich auch die Lebensumstände, unter denen die


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Ärzte arbeiten, verändert haben. Die Ärzte wollen heute genau so leben und genau sol­che Privilegien in Anspruch nehmen wie die restliche Bevölkerung auch. 60 Wochen­stunden gehören der Vergangenheit an. Das wollen die jungen Kolleginnen und Kolle­gen nicht mehr auf sich nehmen. Sie wollen eine neue Work-Life-Balance leben, nicht so wie in alten Zeiten die Landärzte oder auch Ärzte in Krankenhäusern. Auch die Mo­bilität hat sich verändert, genauso wie der Ärztenachwuchs als solcher. Darauf muss eingegangen werden, das passiert aber nicht.

Es sollte eigentlich – und da wäre schon viel gewonnen – jeder das tun, wofür er be­stellt ist. Es sollten Patientenanwälte nicht gesellschafts- und gesundheitspolitische Hirngespinste betreiben, sondern ihre Tätigkeit, das, wofür sie eingestellt werden, ver­richten.

Meine Damen und Herren! Was wünscht der Patient heute? – Der Patient wünscht, dass er im Krankenhaus in den Ambulanzen keine lange Wartezeit hat. Er wünscht, dass er bei den Ärzten, wenn er hingeht, nicht um 16 Uhr keinen Arzt mehr antrifft. Er wünscht sich natürlich auch weiterhin eine gute Versorgung und eine leistbare Medizin, keine Zweiklassenmedizin. – Das werden wir mit diesem System, wenn Sie die rich­tigen Fragen nicht stellen und die Antworten nicht akzeptieren, nicht erreichen. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn Sie, liebe Patienten, die zuschauen (Präsidentin Prammer gibt das Glockenzei­chen) – bitte noch einen Satz –, wenn Sie möchten, dass dieses System verändert wird, dann müssen Sie links und rechts von mir – SPÖ und ÖVP – einen Denkzettel verpassen.

Diese Gelegenheit haben Sie am Sonntag. Bitte wählen Sie die FPÖ! – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

10.14


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Schwentner. – Bitte.

 


10.15.01

Abgeordnete Mag. Judith Schwentner (Grüne): Frau Präsidentin! Werter Herr Minis­ter! Hohes Haus! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich möchte mit ein paar Ant­worten beginnen – jetzt ist Herr Kollege Strolz nicht da, aber vielleicht richten es ihm die Kollegen aus, die noch hier sind.

Den Vorwurf, wir würden ein etatistisches Gesundheitssystem verfolgen, halte ich für relativ absurd. Und wir betreiben auch keine Panikmache, im Gegenteil: Was wir versu­chen, ist, zu gewährleisten – beziehungsweise zumindest dafür zu kämpfen –, dass wir ein Gesundheitssystem haben, das gewährleistet, dass es allen gleich gut geht, dass alle gleich behandelt werden (Beifall bei den Grünen): alle Kinder, alle Erwachsenen, alle älteren Menschen. Das ist der einzige Sinn. Und etatistisch hin oder her: Ich stehe dazu, dass es ein öffentliches gutes Gesundheitssystem braucht. (Beifall bei den Grü­nen sowie der Abg. Königsberger-Ludwig.)

Bezugnehmend auf die vielen Fragen, die da gekommen sind, beziehungsweise die vielen Schlagwörter – der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, haben Sie, Herr Minis­ter, gesagt; die qualitative Versorgung muss gewährleistet sein, hat Kollege Rasinger gesagt; die Bürokratie muss abgebaut werden – muss ich sagen: Ja, mit all dem sind wir einverstanden, aber – jeder von uns ist betroffen, und der Begriff „Krankenkassen“ ist heute schon mehrmals gefallen – ich glaube – da sind wir uns alle einig, das eint uns auch mit den NEOS und allen anderen Oppositionsparteien –, deren Anzahl muss zumindest reduziert werden beziehungsweise müssen sie zusammengelegt werden.

Was bedeutet das? Wir alle erleben das jeden Tag! Ich erzähle nur ein Minibeispiel aus meiner jüngsten Vergangenheit: Mein Sohn ist jetzt 18, er ist bei mir mitversichert. Ich


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bin jetzt zufällig bei der BVA und war vorher bei der GKK. Jetzt muss er sich für den Zivildienst zur GKK ummelden. Da wird er wahrscheinlich bei bestimmten Behandlun­gen ungleich behandelt im Vergleich zur BVA. Wenn er mit dem Zivildienst fertig ist, muss er wieder zur GKK. Und was bedeutet das außer ein bisschen bürokratischem Aufwand, nämlich nicht nur für uns? – Das ist ein Minibeispiel für völlig absurde Ver­waltung aus dem Bereich – und das ist jetzt nur die Verwaltung! (Beifall bei den Grü­nen.)

Wenn wir berücksichtigen, was wir an täglichen Schikanen in dem System zu erleiden haben, wird es offensichtlich – und da kann ich auch von einem Beispiel aus der Stei­ermark aus dem Bereich Ergotherapie berichten. Wenn ein Mensch, der nahe zu Nie­derösterreich lebt, einen Schlaganfall hat und ganz dringend eine Ergotherapie braucht, ergibt sich folgendes Szenario: Wenn er in der Steiermark behandelt werden soll, müsste er der Steirischen Gebietskrankenkasse 40 € Selbstbehalt zahlen; sollte derselbe Mann über die Grenze nach Niederösterreich gehen, zahlt er dort nichts – das zahlt ihm die Steirische Gebietskrankenkasse, wenn er in Niederösterreich behandelt wird. Das nur als ein Beispiel.

Ein weiteres Beispiel: Asthmakranke Kinder, die in unterschiedlichen Versicherungen unterschiedlich behandelt werden beziehungsweise unterschiedliche Ansprüche auf Leistungen haben, ist das gerecht, Herr Minister? Ist es überhaupt noch irgendwie ge­recht, was in diesem System in Bezug auf die unterschiedlichen Leistungen von Pa­tientinnen und Patienten abläuft? – Ich glaube nicht! (Beifall bei den Grünen)

Ich glaube, wir müssten einmal ganz, ganz dringend dort hinschauen, und ich erwarte mir die Bereitschaft vor allem von den KollegInnen aus der SPÖ und aus der ÖVP das einmal wirklich anzugehen, nämlich nicht nur die Bürokratie abzubauen, sondern zu gewährleisten, dass wir sowohl die Wahl haben – wenn es schon mehrere Versiche­rungen gibt – oder dass wir zumindest gleich behandelt werden, denn dieses System lässt uns nicht die Wahl, selbst auszusuchen, bei welcher Versicherung wir versichert sein wollen, beziehungsweise werden wir dann auch noch ungleich behandelt.

Es muss mir einer erklären, warum es von der Postleitzahl abhängt, wie ich behandelt werde, warum es von meiner Versicherung abhängt, wie ich behandelt werde, die ich mir nicht einmal selber aussuchen kann, weil ich zufällig, je nach Job, bei einer oder bei der anderen Versicherung versichert bin. Bitte, Herr Minister, erklären Sie uns ein­mal, warum man es nicht gewährleisten kann, das einmal anzugehen, diese absurde 22-Wildwuchs-Versicherungsgeschichte so weit zu reduzieren, dass wir alle in Öster­reich gleich behandelt werden.

Wir alle wissen, dass wir, wenn wir mit einem Auto fahren, ein Lenkrad brauchen und einen Fahrer oder eine Fahrerin. – Ich kann nicht verstehen, dass, wenn so viele Play­er unterwegs sind, sie wirklich in eine Richtung steuern. Im Gegenteil! Darüber hinaus werden die Interessen von PatientInnen nicht stark genug vertreten, wenn diese durch 22 Versicherungsträger geteilt werden, die jeweils wieder unterschiedliche Interessen haben.

Ich glaube, es ist höchst an der Zeit, die Interessen der PatientInnen zu vertreten, wer­ter Herr Minister, und nicht jene von einzelnen Gebietskrankenkassen und anderen Krankenkassen, die wiederum, wie wir wissen und wie wir auch teilweise aus den Re­den der VorrednerInnen heraushören, ihre eigenen Interessen vertreten. – Danke. (Bei­fall bei den Grünen.)

10.19


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Vetter zu Wort. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 42

10.20.01

Abgeordneter Dr. Georg Vetter (STRONACH): Grüß Gott, Frau Präsidentin! Grüß Gott, Herr Minister! Grüß Gott, meine Damen und Herren hier im Hohen Haus und an den Bildschirmen! Freiheit oder Kollektivismus – das ist ein Spannungsverhältnis, in dem sich die gesamte Politik bewegt, und dieses Spannungsverhältnis gilt auch ein­deutig für das Feld der Gesundheitspolitik. Dieses Frage – Freiheit Einzelner, Kollek­tivismus Staat – hat sich auch in der bisherigen Diskussion heute sehr klar gezeigt.

Die einen sagen mehr oder weniger, Geld darf keine Rolle spielen, es ist die Aussage gefallen, dass ein Betriebswirt in Spitälern oder in der Gesundheitspolitik überhaupt – das weiß ich nicht mehr so genau – eigentlich nichts verloren hat. Auf der anderen Seite gibt es ein modernes Forschungsfeld, das Gesundheitsökonomie heißt, und na­türlich, meine Damen und Herren, ist es so, dass auch Gesundheit etwas kostet. Davor kann auch die Politik nicht die Augen verschließen. Und natürlich geht es bei der Ge­sundheit auch ums Geld. Herr Rasinger hat heute ein sehr eindringliches Beispiel ge­bracht, dass ein Arzt eine Behandlung empfiehlt, der Patient möchte sie haben, aber der Chefarzt, der in Wirklichkeit den Staat vertritt, hat nein gesagt. – So etwas darf es nicht geben. (Beifall beim Team Stronach.)

Dieses System, das wir hier haben, meine Damen und Herren, ist ein System, das den Staat stärkt, das den Staat, das die Sozialversicherungen in den Vordergrund stellt und nicht den Patienten. (Neuerlicher Beifall beim Team Stronach.)

Um es etwas plastischer zu sagen: Das Problem ist der Staat, er ist nicht die Lösung. Wenn ich höre, dass man die Gesundheitsleistungen ausweiten muss, dann kriege ich solche Ohren. Herr Minister, Sie haben es sicher gut gemeint, als Sie heute gesagt ha­ben, die Menschen sollen weniger Salz essen. Aber, wissen Sie, dafür sind Sie nicht zuständig. Sie wecken zu große Erwartungen an den Staat, wenn Sie meinen, dass Sie jetzt für die Ernährung der Leute zuständig sind. (Abg. Oberhauser:  Präven­tionsprogramm!) Das Nächste ist, dass Sie sagen, die Menschen sollen weniger Zu­cker essen, oder sie sollen davon weniger essen, sie sollen das und das nicht machen. (Abg. Oberhauser: weniger Zucker! Na eh!)

Die Aufgabe, die Sie hätten, ist zu sagen: Leute, ihr seid in erster Linie für eure Ge­sundheit selbst verantwortlich! Ihr müsst für euch schauen, was ihr könnt! – und nicht, dass der Staat von oben sagt, so geht es. (Beifall beim Team Stronach und bei Abge­ordneten der NEOS.)

Ich habe das letzte Mal hier die Bibel zitiert, dieses Mal darf ich die Mao-Bibel zitieren. (Abg. Walter Rosenkranz: Was Sie alles lesen! Zwischenruf des Abg. Steinhauser.) Da steht auch schon drinnen: Leute, wascht euch die Hände, bevor ihr essen geht! – Das ist sicher eine gute Idee, aber das ist nicht das, wofür wir die Politik haben, das ist nicht das, wofür wir den Staat haben. Sie wecken damit eine Mentalität, dass die Leute nicht mehr für sich verantwortlich sind. Warum funktioniert die Planwirtschaft nicht und die Marktwirtschaft schon? (Beifall beim Team Stronach.)

Weil die Leute an sich selbst glauben, weil die Leute alle ihre Anstrengungen darauf konzentrieren, ihr eigenes Leben selbst in die Hand zu nehmen. Und so muss es auch in der Gesundheitspolitik sein, auch da ist die Eigenverantwortung des Einzelnen die Lösung für die Probleme – und nicht der Staat, und nicht die Funktionäre, und nicht die 22 Sozialversicherungsträger, die wir uns hier leisten, meine Damen und Herren.

Warum gehen so viele Leute zu Alternativmedizinern und glauben nicht mehr an das da oben, an den Staat und an die Schulmedizin? – Sie wecken zu hohe Ansprüche, das ist schlicht und einfach der falsche Weg, den Staat als Allheilmittel einzusetzen.

Daher lassen Sie mich in Abwandlung eines Gedichts von Eugen Roth schließen: Es sieht ein jeder, der nicht blind, wie krank wir trotz des Staates sind. Komm, lass uns


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doch die Frage klären, wie gesund wir mit weniger Staat wären! – Danke. (Beifall bei Team Stronach und NEOS.)

10.24


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Loa­cker. – Bitte.

 


10.24.38

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Ich bin ein bisschen verwundert, wenn Menschen, die das Gesundheitssystem in Österreich kennen, hier herunter ans Rednerpult gehen und so tun, als ob es ein gesundes Neben- und Miteinander von öffentlichen und priva­ten Komponenten im Gesundheitssystem nicht bräuchte.

Es wissen doch alle, die hier am Wort waren – das weiß die Frau Dr. Oberhauser, das weiß der Herr Dr. Rasinger, das weiß die Frau Dr. Mückstein –, dass das österreichi­schen Gesundheitssystem ohne die privaten Elemente nicht haltbar wäre. Ein Drittel der Österreicher hat eine private Krankenversicherung, und diese leisten einen wesent­lichen Beitrag zur Mitfinanzierung des öffentlichen Systems. Das in Abrede zu stellen ist billiger Populismus.

Wenn man dann anschaut, dass hier die Kassenfunktionäre und ehemaligen Kassen­funktionäre, Herr Spindelberger, stehen und über die Privaten herziehen, dann frage ich Sie: Warum geht denn die Zahl der Kassenverträge zurück, und warum wird die Zahl der Wahlärzte mehr? – Ihre Kassen drängen die Patienten in den privaten Be­reich, indem sie im öffentlich finanzierten gezielt Verknappung schaffen. – Das wäre einmal eine ehrliche Ansage, die ich von der SPÖ gerne hören würde.

Jetzt zur Gesundheitsreform. Herr Minister, ich habe es Ihnen im Ausschuss schon gesagt, es gibt auf dem Papier, auf dem die Gesundheitsreform niedergeschrieben ist, einige gute Dinge, die wir sehr begrüßen, und zwar die Sicherstellung des niederschwelligen Zugangs, die Orientierung an Versorgungszielen, Wirkungsorientie­rung, das heißt für den Patienten auch telefonische und webbasierte Erstberatung, den Ausbau der tagesklinischen Leistungen und neue Formen der Arbeit in Gruppenpraxen und in Gesundheitszentren.

Aber es gibt ein paar Dinge, wo Sie auch schon bewiesen haben, wie es nicht funk­tioniert und wo man bei anderen schauen hätte können, wie es funktioniert. Wenn wir an die vielen Diskussionen über ELGA denken, dann könnte man auch berücksichti­gen, dass die Krankenanstalten der Vinzenz Gruppe und der Barmherzigen Brüder so eine elektronische Gesundheitsakte bereits aufgebaut haben und dass in diesem Sys­tem tausende Befunde und tausende Patienten schon drinnen sind, ohne dass es ei­nen Aufschrei und ohne dass es einen Wirbel gegeben hat.

In Schweden und in Dänemark gibt es mit dem National Patient Overview und dem National Patient Index vergleichbare E-Health-Systeme, und die haben es dort so zusammengebracht, dass in den Umfragen die Patienten und die Mediziner zufrieden sind.

Es gibt auch hierzulande wichtige Erwartungen an ELGA, nämlich dass wir unsere Krankenakten nicht mehr auswendig können müssen, wenn wir zum Arzt oder ins Spital gehen, dass wir nicht drei Stapel Kopien von allen Befunden mitnehmen müs­sen, die wir überall abgeben müssen, dass chronisch kranke Menschen keine lange Liste an Medikamenten mitführen müssen. Da kann ELGA gute Dienste leisten, im Sin­ne der Patienten. Das Problem liegt aber darin, wie das in Österreich umgesetzt wird. Seit 2006 diskutieren wir das Thema, aber in der Öffentlichkeit war lange Funkstille, erst 2012 war dann wieder eine Wahrnehmung von dem, was aus dem Ministerium


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kommt, möglich. Dazwischen war ein Rätselraten über die Fortschritte, und da werden die Beteiligten im Dunkeln gelassen. Das löst genau jene Widerstände aus, die wir heute bei den Ärzten und den Patienten erleben.

Da geht es natürlich um ganz sensible Daten. Gesundheitsdaten sind noch sensibler als viele andere. Wenn man da schaut, wie in Österreich mit solchen Vertrauensele­menten umgegangen wird – wir wissen, dass Justizbedienstete Daten verkauft haben, vom BIFIE-Datenleck brauche ich nichts zu erzählen –: Da ist das Vertrauen erschüt­tert, und mit dem geht diese Regierung immer um, als ob es nichts wert wäre. Und das hat zur Folge, dass sich Zehntausende und nach manchen Angaben Hunderttausende bereits von ELGA abgemeldet haben.

Wir befürworten grundsätzlich den Einsatz von solchen E-Health-Methoden, wir glau­ben, wenn man zehn, 15 Jahre vorausschaut, wird es undenkbar sein, dass wir diese technischen Möglichkeiten ungenützt lassen. Es muss ein Beitrag zur Leistungstrans­parenz geschaffen werden, und es müssen die Patienten Herren ihrer Daten bleiben. Die Benutzerfreundlichkeit des Systems darf nicht außer Acht gelassen werden, und aufgrund dessen, dass da im Hintergrund gefuhrwerkt worden ist, statt unter Einbezie­hung der Betroffenen zu arbeiten, müssen wir nachher im laufenden Betrieb die Schä­den beheben. – Das kann es nicht sein!

Man hätte nicht am grünen Tisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandeln dür­fen. Die Zielsteuerungsverträge, die vorgesehen sind, sind eben Verträge, und es be­steht keine gesetzliche Verpflichtung zu deren Veröffentlichung. Die Analysen, die wei­teren Planungen zugrunde gelegt worden sind, sind nicht öffentlich einsehbar, und was das Ministerium unter Best Point of Service oder Primary Health Care versteht, das bleibt im Dunkeln.

Wir hätten uns ein Vorgehen gewünscht, das Vertrauen herstellt, ein Pilotprojekt, bei dem die unterschiedlichen Focus Groups einbezogen werden, ihre Einwände darlegen können, ihre Verbesserungsvorschläge einbringen können, und das vorzeitig und nicht erst in letzter Minute. Deswegen möchten wir Sie auffordern, einen Neustart der Ge­sundheitsreform mit uns gemeinsam zu beginnen! (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Franz.)

10.30


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

10.30.31Aktuelle Europastunde

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir kommen zur Aktuellen Europastunde mit dem Thema:

„Lebenswert. Österreich. Die neue Ländliche Entwicklung 2020“

Als Erster zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Auer. – Bitte.

 


10.30.51

Abgeordneter Jakob Auer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehrte Herren Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Aktuelle Europastunde „Le­benswert. Österreich. Die neue Ländliche Entwicklung 2020“: Ja, in Österreich ist es le­benswert, das sei einmal festgehalten. Die ländlichen Gebiete Österreichs haben als Lebens- und Wirtschaftsraum im europäischen Vergleich eine herausragende Stellung. Zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung leben in ländlichen Räumen und noch einmal zusätzlich knapp 29 Prozent quasi in den Übergangsgebieten. 35 Prozent der Bruttowertschöpfung wird in diesen ländlichen Gebieten erwirtschaftet.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 45

Meine Damen und Herren, seit 1995 ist dieser ländliche Raum ein Wachstumsmotor geworden, wie die Wifo-Ergebnisse dies auch eindeutig festhalten. Ein Wachstums­motor zu sein und Wachstum generell ist gerade auch als Weg zur Überwindung der Schuldenkrise notwendig, und daher soll dieser ländliche Raum auch in Zukunft vital bleiben.

Ich möchte aber gerade im Hinblick auf die Europawahl am kommenden Sonntag nicht nur von der Wirtschaftsleistung sprechen, sondern vielleicht auch eine Bemerkung da­zu machen, was oft im Hinblick auf Europa vergessen wird. Nicht einmal zwei ganze Flugstunden östlich von uns ist eine Krise, die sich, so hoffe ich, nicht ausweiten wird. Zwei Flugstunden im Süden haben wir eine dramatische Auseinandersetzung in Sy­rien. Europa sollte man auch als Friedensprojekt verstehen, und wir sollten alles tun für den Frieden und letztlich auch dankbar dafür sein, was damals gelungen ist: Wir sind eine Generation, die in Frieden leben kann, in einem wunderschönen Land! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, Landwirtschaft ist Wirtschaft am Lande, und das bedeutet die Produktion von hochwertigen Lebensmitteln, den Schutz der Lebensgrundlagen Boden, Wasser, Luft; und sie ist auch ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Wie hat Al­bert Schweitzer einmal gesagt: „Keine Zukunft vermag gutzumachen, was du in der Gegenwart versäumst!“

Wir haben in den Vorbereitungen zu diesen Verhandlungen sehr viel gehört: minus 50 Prozent, minus 30 Prozent. Der Untergang der bäuerlichen Familienbetriebe wurde an die Wand gemalt, es gäbe keine Chance für Biobetriebe, und so weiter. Tatsache ist aber, dass es die Bauern und Bäuerinnen gewohnt sind, nach vorne zu blicken. Wir sind es gewohnt, nicht stehenzubleiben, sondern uns in der ständigen Veränderung zu behaupten. Diese Flexibilität, auch wenn sie manches Mal vielleicht sogar ungewollt war, ist der Garant dafür, dass es uns möglich ist, uns anzupassen.

Wir stehen vor vielen Veränderungen, es gibt viele Veränderungen für die Bauern und für die Bäuerinnen, seien es die neue Periode der ländlichen Entwicklung, die Neufest­stellung der Einheitswerte oder die Umstellung vom historischen zum regionalen Mo­dell. Daher möchte ich kurz darstellen, welchen Beitrag das neue Österreichische Pro­gramm für die Entwicklung des ländlichen Raums zu leisten vermag, damit diese länd­lichen Gebiete eine Zukunft haben: einerseits eine produzierende Landwirtschaft und andererseits der ländliche Raum als ein vitaler Lebensraum für alle Menschen dieses Landes.

Gerade in dem Programmentwurf, der im April der Europäischen Kommission zur Be­urteilung übermittelt wurde, wo wir im Herbst dieses Jahres die Genehmigung der Eu­ropäischen Kommission erwarten, ist ein Volumen von 7,7 Milliarden € budgetiert.

Meine Damen und Herren, das ist ein bedeutsames Investitionsprogramm für den länd­lichen Raum. Es ist das Ziel der Gemeinsamen Agrarpolitik zu verfolgen. Es kann da­her vieles, aber nicht alles aus diesem Programm für die Zukunftssicherung des ländli­chen Raums geleistet werden. Kernelement dieser Zukunftssicherung des ländlichen Raums ist eine multifunktionale, eine möglichst flächendeckende wettbewerbsorientier­te Land- und Forstwirtschaft. Die Umweltorientierung der landwirtschaftlichen Produk­tion wird damit fortgesetzt, und damit ist auch eine moderate Weiterentwicklung der Bauern gewährleistet.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Es ist schon bemerkenswert, wenn es dann in die­sem auseinandersetzungsreichen Bereich zur EU-Wahl Aussagen gibt, dass man nicht wettbewerbsfähige Gebiete sozusagen vergessen sollte, Frau Kollegin Mlinar. Gerade auch in den benachteiligten Gebieten ist es notwendig, Unterstützung zu leisten, und dieses Programm ist der Garant dafür, auch in den Berggebieten. Eine derart ausge-


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richtete agrarpolitische Strategie sorgt für den Erhalt und die Entwicklung dieser ländli­chen Region.

In den drei bisher aufgelegten Programmperioden war es Österreich möglich, diese Strategie mithilfe der Entwicklung des ländlichen Raums sicherzustellen. Ich habe mir das ein wenig angesehen und mir die Zahlungen herausgesucht, die ein österreichi­sches Bundesland aus diesen Titeln erhalten hat. (Der Redner zeigt eine Graphik aus der „Kleinen Zeitung“.) Es ist dies die Steiermark, ein durchaus kräftiges, wirtschaftlich fundiertes Bundesland. Wenn hier als Überschrift steht: „Die EU brachte in Steiermark Milliarden ins Rollen“, und dass der Status als Nettoempfänger eindeutig gegeben sei, dann sollte man sich darüber freuen und durchaus auch positiv sehen, was hier ge­lungen ist, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Damit es nicht immer nur heißen kann, dass die Bauern und die Bäuerinnen und der ländliche Raum das Geld erhalten, ist anzumerken, dass es bemerkenswert ist, dass die Stadt Graz am meisten erhalten hat, nämlich 331,9 Millionen € – damit das auch einmal klargestellt wird, dass nicht nur die ländlichen Gebiete, die Bäuerinnen und Bauern die Förderempfänger wären, die Ausgleichszahlungen erhalten, sondern dass hier gesamthaft auch für diese Entwicklung wichtige Maßnahmen getroffen wurden. Selbst der Herr Landesrat für Soziales und Vize-Landeshauptmann bestätigt, dass dies auch durchaus positiv für die Stadt Graz, für das Land Steiermark gegeben ist.

Meine Damen und Herren, zurückkommend zum Wirtschaftsfaktor Landwirtschaft: Die Landwirtschaft sichert 530 000 Beschäftigen den Arbeitsplatz in den vor- und nachge­lagerten Bereichen. Was brauchen denn die Menschen am Land und im Land? – Einen Job, einen Platz zum Arbeiten, zum Wirtschaften, den Wohnraum, einen Platz zum Le­ben, Gesundheitsversorgung – das passt dazu, weil in der vorherigen Aktuellen Stunde gerade auch dieses Thema wesentlich angesprochen wurde –, ärztliche Versorgung, Telekommunikation, Ausbildungsmöglichkeiten, vitale Dorfgemeinschaften, ein aktives Vereinsleben. Dorfentwicklung ist letztlich eine Idee aus dem Bauernbund.

Meine Damen und Herren, die Bauernschaft ist heute eine wichtige Gruppe in Öster­reich, wenn auch nicht mehr zahlenmäßig, aber für die Entwicklung des Landes. Sie versorgt die gesamte Bevölkerung mit dem Wichtigsten, den gesunden Lebensmitteln aus der Region. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Steinbichler.)

Die österreichische Qualität ist herzeigbar. Wir haben bäuerliche Familienbetriebe – nicht Agrargroßbetriebe, sondern bäuerliche Familienbetriebe, man braucht sich nur die Struktur anzusehen. Diese Landwirtschaftspolitik, auch der vergangenen Jahre un­ter Minister Berlakovich, hat mitgeholfen, dass die Abwanderung aus den ländlichen Gebieten in Österreich deutlich geringer war, als dies im europäischen Vergleich gege­ben war. Trotzdem sollten wir alles tun, um diese Abwanderung, diese Strukturverän­derung zu bremsen, weil es wichtig ist, dass jeder Bauernhof erhalten bleibt!

Meine Damen und Herren, dazu ist auch der Blick auf Europa festzuhalten. Wir haben mit Elisabeth Köstinger die einzige parlamentarische Vertreterin, die aus dem bäuerli­chen Bereich kommt. Jeder und jede wird am kommenden Sonntag aufgerufen sein, seine beziehungsweise ihre Stimme abzugeben. Ich rufe dazu auf, zumindest vom Wahlrecht Gebrauch zu machen, denn es ist wichtig, auch ein deutliches Signal der Demokratie zu setzen.

Meine Damen und Herren, ich habe vorhin gesagt, im Süden, nicht ganz zwei Flug­stunden von uns entfernt, ist Krieg, im Osten, nicht einmal eineinhalb Flugstunden ent­fernt, gibt es eine schwierige Auseinandersetzung. Diese Leute kämpfen dafür, dass sie die Chance haben, wählen zu gehen, selbst bestimmen zu können, die Demokratie sozusagen zu sichern. Und wir glauben manches Mal, wir brauchen es nicht.


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Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die meisten in Österreich wirtschaftenden Bäu­erinnen und Bauern wissen, worum es geht. Es wird riesige Herausforderungen geben, die sind unbestritten, gerade auch in den kommenden Jahren. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass sie die Chance haben, zu bestehen und auch an der weiteren Wohl­standsentwicklung dieses Landes Anteil zu haben.

Wir haben hier eine entsprechende Herausforderung auch in Zukunft, wenn man weiß, dass in Österreich pro Tag 20 Hektar versiegelt werden. Wenn der Flächenverbrauch so weiter geht wie bisher, dann werden wir in 165 Jahren keinen Quadratmeter Acker­boden mehr haben, und das sollte Alarmsignal genug sein. Es ist daher notwendig, darauf hinzuweisen, wie wichtig eine funktionierende Landwirtschaft ist. Da hilft kein grüner Populismus, meine Damen und Herren, da hilft kein Schwarzmalen oder Sons­tiges, sondern wichtig sind das Zusammenspiel und das Zusammenarbeiten aller Kräf­te, die der Landwirtschaft positiv gegenüberstehen. Die Bäuerinnen und Bauern Öster­reichs haben es verdient.

Ich danke vor allem auch unserem neuen Bundesminister Rupprechter für seine Initia­tiven, dass ein klares Signal im Interesse der österreichischen Bäuerinnen und Bauern gesetzt wurde. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.41


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Dipl.-Ing. Rupprechter zu Wort gemeldet. Ich mache darauf auf­merksam, die Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte.

 


10.41.26

Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Andrä Rupprechter: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Lassen Sie mich eingangs Dank aussprechen, und zwar Dank an Jakob Auer und an Erwin Preiner, denn den beiden Verhandlungspartnern ist es zu verdanken, dass wir auf der Grundlage der intensiven Gespräche der letzten Wochen heute in der Bundesregie­rung die Regierungsvorlage zum Marktordnungsgesetz verabschieden konnten, und zwar auf der Grundlage der Umsetzung der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik in der ersten Säule mit dem neuen Regionalmodell, mit der besten Jungübernehmerrege­lung auch bei den Direktzahlungen in der ersten Säule und vor allem – und das ist mir besonders wichtig – mit einer Regelung für die Aufzinser Almen im Zusammenhang mit den Sanktionen auf Grundlage der Futterflächenproblematik, die ja allgemein bekannt ist.

Ich danke deswegen, weil dieser Geist der Zusammenarbeit in den Regierungsparteien wirklich beispielgebend ist (ironische Heiterkeit des Abg. Pirklhuber), so wie die Re­gierung eben auch arbeitet. Während andere wahlkämpfen, zeigt die Regierung, hier kommt etwas in Bewegung, hier wird etwas gestaltet. Als neues Mitglied der Bundesre­gierung muss ich auch betonen, dass mir dieser Geist der Kooperation, der Zusam­menarbeit sehr wichtig ist, und ich freue mich, in diesem Team, in dieser Bundesregie­rung arbeiten zu können. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Ich komme damit zum eigentlichen Thema: „Lebenswert. Österreich. Die neue Ländli­che Entwicklung 2020“. Die ländliche Entwicklung ist das Programm, das wir für die Programmplanungsperiode 2014 bis 2020 eingereicht haben. Das Ziel ist, Österreich noch lebenswerter zu machen. Wenn man so wie ich längere Zeit aus Österreich weg war – ich war, wie Sie wissen, sieben Jahre in Brüssel –, dann hat man den Vergleich. Unser Land ist wirklich lebenswert und kann dem internationalen Vergleich standhal­ten. Daher ist es mein Ziel, darauf aufzubauen und mit dem großen Investitionspro­gramm der ländlichen Entwicklung, eben „Lebenswert. Österreich“, dieses Österreich, vor allem den ländlichen Raum noch lebenswerter zu machen.


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Wir können auf zwei großen Programmplanungsperioden aufbauen. Sie wissen, dass die ländliche Entwicklung von einem Österreicher in die Gemeinsame Agrarpolitik ein­gebracht und verankert wurde. Franz Fischler hat im Zuge der Agenda 2000 erstmals eine horizontale Verordnung für die Integration der verschiedenen Politiken in der Agrarstrukturpolitik, der Politik für die benachteiligten Regionen, eine integrierte ländli­che Entwicklungspolitik geschaffen. Kein anderes Mitgliedsland der Europäischen Uni­on hat von dieser Möglichkeit so ausgiebig Gebrauch gemacht wie Österreich, in der Periode von 2000 bis 2006 und in der Programmplanungsperiode, die wir hinter uns haben, von 2007 bis einschließlich 2013. Auf dieser Grundlage konnten wir aufbauen und ein sehr umfassendes ländliches Entwicklungsprogramm ausarbeiten und gestal­ten.

Jakob Auer hat es schon betont, wir haben auf der Grundlage der Erfahrungen die Evaluierung, dass das ländliche Entwicklungsprogramm, die erste und die zweite Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik, 530 000 Arbeitsplätze im ländlichen Raum sicherstellt und schafft. Zusätzliche 30 000 Arbeitsplätze wurden im ländlichen Raum in diesen Pe­rioden außerhalb des Landwirtschaftsbereiches geschaffen. Die regionale Wertschöp­fung sichert 175 000 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben die Existenz.

Das ist auch hauptausschlaggebend dafür, dass die Abwanderungsraten geringer wur­den, wie ein Vergleich zeigt. Ich zitiere hier Professor Hofreiter von der Universität für Bodenkultur. Vor dem EU-Beitritt hatten wir regelmäßige Abwanderungsraten von 3 bis 5 Prozent aus der Landwirtschaft, heute sind wir bei 2,1 Prozent Abwanderung. Sie se­hen, die Maßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und insbesondere der ländlichen Entwicklungspolitik haben zu einer Verlangsamung des Strukturwandels geführt.

Die Herausforderungen für die Zukunft sind vielfältig. Wir müssen die ökologische Aus­richtung unserer Landwirtschaft erhalten, wir müssen Anreize für das Leben auf dem Land geben, wir müssen vor allem der Jugend und den Frauen Perspektiven im ländli­chen Raum geben. Wir müssen den ländlichen Raum offen halten als Lebens-, als Wirtschafts-, als Siedlungsraum, auch als Schutzraum und natürlich auch als Erho­lungsraum. Wir müssen daher die Grundversorgung bis in die letzten Talschaften hi­nein sicherstellen, wir müssen Infrastruktur erhalten, wir müssen Infrastruktur etwa im Bereich der Breitbandversorgung schaffen und ausbauen. Das ist unsere Herausforde­rung für die Zukunft. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich betone, auch der soziale Zusammenhalt in den ländlichen Gemeinden draußen ist mir sehr wichtig. Deshalb wird es in diesem neuen ländlichen Entwicklungsprogramm auch als vorrangige Priorität angesehen, die sozialen Dienstleistungen auszubauen. Der Rechtsrahmen ist klar. Mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik wurde im Dezember 2013 auch die horizontale Verordnung festgelegt und verabschiedet. Auf dieser Grundlage haben wir die Programmgestaltung vorgenommen, auf der Grund­lage der Diskussion, die mit den Stakeholdern, mit den Sozialpartnern seit Mitte 2012 geführt wurde. Nikolaus Berlakovich sei dafür gedankt, dass er diese Initiative sehr früh eingeleitet hat

Im März 2014 haben wir uns mit den Landesagrarreferenten auf die Ausfinanzierung des neuen Programms geeinigt. Und auf der Grundlage der Partnerschaftsvereinba­rung, die wir vor Ostern in der Bundesregierung für alle Strukturinvestitionsfonds verab­schiedet haben, konnte ich den neuen ländlichen Entwicklungsplan in Brüssel zur Ge­nehmigung einreichen.

Wir haben übrigens – das möchte ich auch an dieser Stelle berichten – vom 8. bis 10. Mai in der Wildschönau eine internationale Konferenz zur ländlichen Entwicklung unter dem Vorsitz von Franz Fischler durchgeführt. Unter Mitbeteiligung des Europäi­schen Parlaments, der Europäischen Kommission, des Ausschusses der Regionen und des Europarates haben wir eine sehr hochrangige Debatte zur ländlichen Entwick-


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lung mit Schlussfolgerungen durchgeführt. Ich hatte gestern auch die Gelegenheit, die­se in den Rat Landwirtschaft einzubinden. (Zwischenruf der Abg. Gartelgruber.)

Frau Abgeordnete, Sie waren leider nicht dabei, obwohl Sie eingeladen waren, ich hät­te Sie herzlich willkommen geheißen. Sie hätten sich dort gerne inhaltlich einbringen können. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Gartelgruber.) Sie waren sehr wohl einge­laden, alle Abgeordneten waren eingeladen. Also verdrehen Sie das nicht so!

Wir haben gestern im Rat Landwirtschaft über diese ländliche Entwicklungskonferenz berichten können und wir werden auch die Ergebnisse entsprechend präsentieren.

Die finanziellen Eckpunkte des neuen Rahmens sind klar: 562 Millionen € stellt der ELER zur Verfügung, insgesamt für die Periode bis 2020 fast 4 Milliarden €.

Das möchte ich auch hier an dieser Stelle betonen: Durch die erfolgreichen Verhand­lungen meiner Amtsvorgänger und auch im Rahmen der Verhandlungen zum Finanz­rahmen ist es uns gelungen, dass Österreich im Bereich der ländlichen Entwicklung, die übrigens in Österreich die stärkere Säule ist, Nettoempfänger ist. Wir bekommen mehr als 4 Prozent aus dem Gesamtfonds für die ländliche Entwicklung, während un­ser Budgetanteil grob 2 Prozent beträgt.

Wir sind daher auch insgesamt aus beiden Agrarfonds nicht Nettozahler. Das möchte ich an dieser Stelle auch einmal deutlich sagen.

Wir haben mit der Beteiligung der Bundesländer ein Gesamtpaket von 1,1 Milliarden €, mit einer starken Jungübernehmerförderung, mit einer Weiterführung der umweltge­rechten Landwirtschaft, mit einem Schwerpunkt Biolandbau und mit einer Modernisie­rung und Qualitätsoffensive mit Investitionsprogrammen, wie es sie noch nie gegeben hat, mit einem starken Schwerpunkt auf Energie und Klimaschutz, weil wir die Energie­wende auch auf der Grundlage der bäuerlichen Produktion und der fortwirtschaftlichen Produktion ausrichten müssen, und, wie gesagt, einer starken Komponente im Zusam­menhang mit den sozialen Dienstleistungen.

Lassen Sie mich, Hohes Haus, abschließend auch im Hinblick auf die Wahlen zum Eu­ropäischen Parlament eine kurze Schlussfolgerung ziehen! Seit dem Lissabon-Vertrag ist das Europäische Parlament voll in die Mitentscheidung auf europäischer Ebene eingebunden. Und es ist daher nicht egal, wen wir als österreichisches Mitglied in das Europäische Parlament entsenden, wenn es etwa darum geht, bei den Hearings mit den neuen Mitgliedern der Kommission klarzustellen, wo aus unserer Sicht die roten Li­nien sind, bei den Verhandlungen zum TTIP, wenn es darum geht, gentechnisch ver­änderte Organismen in der Landwirtschaft zuzulassen oder nicht. Wir lehnen das ab. Und da ist es wichtig, dass wir dort Vertreter haben, die diese Position auch gegenüber der neuen Kommission vertreten.

In diesem Sinne appelliere ich an alle, die proeuropäischen, die konstruktiven Kräfte bei diesen Wahlen zu stärken und natürlich vor allem jene Vertreter, die für ein starkes, ländliches, lebenswertes Österreich stehen. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.52


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache darauf aufmerksam, dass die Rede­zeit aller weiteren Rednerinnen und Redner, die sich an der Aktuellen Europastunde beteiligen, 5 Minuten nicht übersteigen darf.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Preiner. – Bitte.

 


10.52.46

Abgeordneter Erwin Preiner (SPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Herr Minister! Kol­leginnen und Kollegen! Werte Zuseher an den Bildschirmen zu Hause! Ein herzliches Willkommen auch meinerseits!


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Europa – ein Kontinent, auf dem es sich großteils gut leben lässt. Österreich – einer von 28 EU-Staaten, ein Vorzeigeland weltweit und auch innerhalb der Europäischen Union. Das neue Programm der ländlichen Entwicklung 2015 bis 2020 untermauert diese These. Ein Europa der Regionen, das gilt es auch zukünftig zu stärken, und es gilt, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen in den Regionen einzugehen.

Österreich, die österreichischen Bundesländer, auch mein Heimatbundesland Burgen­land haben vom EU-Beitritt Österreichs 1995 profitiert. Ich darf einige exemplarische Beispiele dafür nennen.

Das Burgenland gilt als das Best-Practice-Beispiel in Europa, unter den europäischen Regionen, wenn es darum geht, durch den EU-Beitritt eine positive Regionalentwick­lung herbeizuführen. Ich darf erwähnen, dass das Burgenland weit über 80 Prozent seiner Produkte exportiert. Des Weiteren sind wir auch Weltmeister in der Nutzung al­ternativer Energiequellen. Das Burgenland wurde dadurch zu 100 Prozent stromautark. Ich darf auch erwähnen, dass seit 1995 bis zum Jahr 2013 mithilfe der Europäischen Union 123 500 Projekte im Burgenland umgesetzt wurden. Das heißt, es gibt kaum ei­ne Gemeinde im Lande, die nicht von den Fördergeldern der Europäischen Union profi­tiert hat.

Geschätzte Damen und Herren! Grundlage der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik ist das Programm der ländlichen Entwicklung, hier vor allem die zweite Säule, wo 3,9 Mil­liarden € direkt von der Europäischen Union für Österreich, für die ländliche Region zur Verfügung gestellt werden, natürlich kofinanziert durch Bund, Länder und Gemeinden.

Ich darf erwähnen, dass es 2013 auch unser Bundeskanzler Werner Faymann gewe­sen ist, der in Verhandlungen mit der Europäischen Union zusätzlich noch 700 Millio­nen € für Österreich erreichen konnte. (Beifall bei der SPÖ.)

Geschätzte Damen und Herren! Erstmals befinden sich auch die sozialen Dienste als Schwerpunkt im Programm der ländlichen Entwicklung. Da stehen ebenfalls 118 Mil­lionen € für die Jahre 2015 bis 2020 zur Verfügung, national co-finanziert. Das ist mei­ner Meinung nach ein sehr wesentlicher Bereich, denn über 60 Prozent der Menschen in Österreich leben in den ländlichen Regionen, auch in strukturschwächeren ländli­chen Regionen. Es gilt, vor allem da den Hebel anzusetzen und diese strukturschwä­cheren Regionen zu stärken.

Wie soll das vor sich gehen? – Ganz klar: Kaufkraft stärken, Betriebe ansiedeln, Arbeit muss gesichert werden, muss zusätzlich noch in die ländliche Region kommen. Des Weiteren muss auch die Wertschöpfung in diesen Regionen bleiben. Ich darf aber auch erwähnen, dass das nur dann möglich ist, wenn auch die entsprechende Infra­struktur ausgebaut wird – nicht nur was den Straßen- und Schienenausbau betrifft, sondern auch was den Ausbau von Breitbandinternet betrifft. Und hier möchte ich mehr als nur einen Appell an den zuständigen Finanzminister Spindelegger richten, dass er die Blockade diesbezüglich aufgibt. 1 Milliarde € steht zur Verfügung. Das muss auch nachhaltig für die Stärkung der ländlichen Regionen umgesetzt werden.

Also, Herr Finanzminister, geben Sie sich einen Ruck! Geben Sie die Blockade auf, sodass diese 1 Milliarde €, die für den Ausbau von Breitbandinternet zur Verfügung steht, auch eingesetzt wird, zielgerichtet zum Vorteil der Menschen, die in den struktur­schwächeren ländlichen Regionen wohnen. (Beifall bei der SPÖ.)

Geschätzte Damen und Herren! Diese Maßnahme wollen wir auch im Sinne eines Masterplans für den ländlichen Raum umsetzen.

Wesentlich für den ländlichen Raum ist natürlich auch eine nachhaltig produzierende Landwirtschaft, nicht nur Lebensmittelsicherheit, sondern auch gesundes Produzieren von Lebensmitteln. Des Weiteren muss es auch für die Zukunft wichtig sein, dass die


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Produkte für die Konsumentinnen und Konsumenten finanziell leistbar sind. Aber es muss auch ein gerechtes Einkommen für die Produzenten geben.

Einen Schwerpunkt – wir haben es vorhin bereits gehört – bildet zum Beispiel der Bio­landbau. Hier sind 112 Millionen € veranschlagt. Ich meine aber, dass das zu wenig ist, Herr Landwirtschaftsminister, sondern da muss finanziell noch nachjustiert werden, wenn man sagt, der Biolandbau ist das Flaggschiff der Landwirtschaft in Österreich.

Wesentlich ist auch die Jungübernehmerförderung. Hier stehen per anno 26 Millionen € zur Verfügung. Wichtig sind auch die Investitionsförderungen im Bereich der landwirt­schaftlichen Betriebe. Wesentlich auch, um nachhaltig gesund produzieren zu können, ist das Bienenschutzprogramm, das ein wichtiger Schwerpunkt in der neuen Pro­grammphase Ländliche Entwicklung ist.

Ich darf aber auch noch erwähnen, dass es uns wichtig ist, weiterhin GVO-frei zu blei­ben, auch – diese Forderung stelle ich den Raum – im Bereich der Futtermittelverwen­dung, dass wir da auch aufpassen müssen, dass wir im Rahmen des Freihandelsab­kommens von den Amerikanern nicht über den Tisch gezogen werden. (Präsidentin Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Geschätzte Damen und Herren! Vom Einkommen das Auskommen zu haben gilt nicht nur für die bäuerlichen Betriebe, sondern allgemein für die Arbeitnehmerinnen und Ar­beitnehmer in Österreich.

10.58


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter, Sie haben Ihre Redezeit massiv überzogen. Ich muss eingreifen. Ihre Redezeit ist zu Ende! Es tut mir schreck­lich leid. (Abg. Preiner redet weiter. – Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Schmuckenschlager. – Bitte.

 


10.58.49

Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehr­te Kolleginnen und Kollegen! Es ist wirklich schwer, sich vom Rednerpult zu trennen. Daher haben wir ja auch, wie ich meine, eine Redeordnung.

Herr Kollege Preiner, wenn Sie sich vielleicht die Appelle an den Herrn Finanzminister gespart hätten, hätten Sie auch Ihr Redekonzept durchgebracht. (Beifall bei Abgeord­neten der ÖVP. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Das ist natürlich sehr wichtig, und wir setzen uns auch stark für den Ausbau des Breit­bands ein. Wir wissen auch, dass die Erlöse aus der digitalen Dividende, die dem zu­kommen sollten, im Ressort der Infrastrukturministerin liegen und dass wir beim nächs­ten Tagesordnungspunkt, unter dem die Begründung von Vorbelastungen für die ÖBB genehmigt werden soll, eine enorme Aufwendung für den Staat haben, wo wir in den nächsten 30 Jahren über 1,7 Milliarden € jährlich an die ÖBB ausschütten müssen (Zwischenruf und Beifall des Abg. Heinzl) und erst wieder im Jahr 2058 auf dem Schul­denstand sein werden, auf dem wir heute stehen. Aber dazu möchte ich nur sagen: Das ist auch in der Regierung koordiniert. Und daher bitte ich Sie, auch bei den ande­ren Dingen, die koordiniert sind, auf Linie zu bleiben. (Beifall bei der ÖVP.)

Beim Marktordnungsgesetz haben wir ja gesehen, dass es auch gemeinsam funktio­nieren kann. Die Leute draußen erwarten sich, dass wir etwas weiterbringen, und nicht, dass wir uns hier im Zank wie die Oppositionsparteien gegenseitig Dinge ausrichten.

Die Investitionen in den ländlichen Raum sind beispielgebend, und das neue Pro­gramm für die ländliche Entwicklung wird uns auch voranbringen. Das globale Phä­nomen der Urbanisierung stellt uns immer wieder vor große Probleme. Ich selbst bin Abgeordneter aus dem Wiener Umland, und die Pendlerproblematik zeigt: Nur durch


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Stärkung der ländlichen Räume können wir die Probleme der Städte bezüglich defizi­tärer Infrastruktur letztendlich nachhaltig lösen. Dazu braucht es aber ein Vernetzungs­denken aller Klein- und Mittelbetriebe im ländlichen Raum und natürlich auch der Land­wirtschaft.

Die Landwirtschaft stellt als einer der größten Wachstumsmotoren im ländlichen Raum, verantwortlich für rund 500 000 Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich, einen ganz wichtigen Punkt dar. Es gibt sehr viel Zukunftspotenzial, vor allem bei den jungen Hofübernehmern, daher haben wir die Schwerpunkte auch in Aus- und Weiter­bildung, Innovation und Investition gesetzt, denn genau das brauchen wir. (Präsident Kopf übernimmt den Vorsitz.)

Es gibt aber auch weitere Schwerpunkte, denn die Mittel für die ländlichen Entwicklung sind nicht nur Abgeltung für bäuerliche Leistungen, sondern es geht auch um die Pro­duktion gesunder Lebensmittel. Wir wissen, die Ernährungssouveränität ist ein absolu­tes Kernelement. Wir sehen das auch daran, dass die österreichische Bevölkerung im Einkauf sehr patriotisch agiert, und wir wollen daher auch alle Nahrungs- und Lebens­mittel zur Verfügung stellen können, denn wer ernährt denn Österreich? Das ist nicht der Spar, das ist nicht der Billa und das ist auch nicht der Hofer, sondern das sind die österreichischen Bäuerinnen und Bauern. (Beifall bei der ÖVP.)

Auch im Energie- und Umweltbereich können wir mit den bäuerlichen Familienbetrie­ben schon seit Generationen den Schutz unserer Lebensgrundlagen – Boden, Wasser, Luft – sicherstellen und damit auch für die Zukunft sorgen. Diesbezüglich setzen wir Schwerpunkte auf die Biodiversität oder auf den Erhalt seltener Nutztierrassen, um auch weiterhin diesen mehrschichtigen Weg zu gehen.

Die Energieversorgung der Europäischen Union ist ein politisches Kernproblem. Hier befinden wir uns natürlich in Abhängigkeit von instabilen Staaten. Da geht es darum, die eigenen Ressourcen zu nutzen, ob es nun Biomasse vom Acker oder vom Wald ist. Darauf müssen wir stärker setzen, denn es wird ein Zukunftsbereich sein, ein entspre­chendes Management einzuführen und den Selbstversorgungsgrad Europas und auch Österreichs zu stärken.

Geschätzte Damen und Herren, kommenden Sonntag stehen die Europawahlen bevor. Ich möchte darauf hinweisen, dass Europa nicht dafür zuständig ist, irgendeinem Staat auszurichten, wie es der sozialdemokratische Spitzenkandidat Martin Schulz gemacht hat, der sich dazu geäußert hat, wo ein Kreuz zu hängen hat und wo nicht. Das haben wir uns schon selbst auszusuchen. Ich lasse mich auch in meiner Religion nicht diskri­minieren. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. Abg. Schieder: Giebelkreuz oder ...?)

Bei der bevorstehenden EU-Wahl können sich die Wähler entscheiden, ob sie jene Kräfte wie zum Beispiel Elisabeth Köstinger unterstützen, die den rot-weiß-roten Agrar­weg in Europa übersetzen und unsere Impulse umsetzen können, oder jene Kräfte, die uns aus Angst vor der Zukunft von allen Entwicklungen in Europa und in der Welt ab­nabeln wollen. (Beifall bei der ÖVP.)

11.03


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Jan­nach. – Bitte.

 


11.03.24

Abgeordneter Harald Jannach (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Es geht „sehr“ harmonisch in der Bundesregierung zu, muss man sagen, wenn man hier den Vertretern von SPÖ und ÖVP zuhört, die sich gegenseitig ausrichten, wie sie den länd­lichen Raum fördern, indem sie die Breitband-Offensive behindern. Ich möchte nicht wissen, wie es zugeht, wenn es in der Bundesregierung einmal nicht so harmonisch ist,


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wie Sie es hier verkünden. Ganz glaube ich das nicht. (Beifall bei der FPÖ. Abg. We­ninger: ... diskutieren! Das ist ein Parlament!)

Das wird möglicherweise der Europawahl geschuldet sein, das mag schon sein, aber man muss schon auf Folgendes hinweisen: Hier wird immer vom Wachstumsmotor ländlicher Raum gesprochen. Wenn wir auf die Bauern Rücksicht nehmen und uns die Entwicklung in den letzten 20 Jahren seit 1995 ansehen, dann wissen wir, 30 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe haben zugesperrt. Das ist keine Erfindung der Frei­heitlichen, das ist eine Feststellung der Statistik Austria. 30 Prozent! Wie können Sie da von einem Erfolgsmodell reden, das Sie weiterführen wollen? Wir müssen andere, gravierendere Maßnahmen setzen, um den ländlichen Raum zu stärken. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

Alle Abgeordneten der Regierungsparteien loben hier den ländlichen Raum und beteu­ern, wie wichtig er ist. Haben Sie etwas gegen die Abwanderung unternommen? Schauen Sie in die ländlichen Regionen, in die Täler hinein! Da werden Polizeiposten geschlossen, da werden Postämter geschlossen, da gibt es Schulschließungen. Sie re­den hier von einer Welt, die es nicht gibt! Diese Welt gibt es nicht mehr, und wir müs­sen Maßnahmen setzen, um den ländlichen Raum wirklich zu unterstützen. Ich glaube, er hat das verdient, denn es geht nicht nur um Lebensmittelproduktion im landwirt­schaftlichen Bereich, sondern um unsere österreichische Kulturlandschaft. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Steinbichler.)

Auch von mir ein paar Worte zur Europawahl und zu Frau Köstinger: Ich hätte mir ge­wünscht, dass wir heute nicht über ländliche Entwicklung reden – dieses Thema haben wir noch das nächste halbe Jahr vor uns, da haben wir noch einige Punkte abzuarbei­ten, etwa was die Verteilungsgerechtigkeit oder verschiedene Maßnahmen und Aus­gleichszahlungen betrifft –, sondern über ein wesentliches Projekt, das Europa auch im Landwirtschaftsbereich ganz maßgeblich betrifft, nämlich über das TTIP-Abkommen. Das haben Sie mit einem Nebensatz erwähnt, es ist aber das wesentliche Projekt in den kommenden Monaten.

Für die Geheimniskrämerei um dieses Abkommen mache ich Sie alle verantwortlich – auch die Abgeordnete Köstinger, die, wie Sie alle behaupten, in Brüssel für die Land­wirtschaft maßgeblich das Wort ergreift. Ich ersuche die Bürger, sich bewusst zu ma­chen, was diese Geheimniskrämerei bedeutet: Wenn wirklich alles so eitel Wonne und so gut wäre, dann gäbe es keinen Grund für eine solche Geheimniskrämerei. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abg. Brunner.)

Wenn alle bezüglich Chlorhuhn, Hormonfleisch und Gentechnik davon reden, dass das alles verhindert werden muss und dass das vielleicht gar nicht in diesem Abkommen enthalten ist, dann frage ich Sie: Warum macht die Europäische Union solche Dinge nicht öffentlich? Glauben Sie wirklich, dass sich die Bürger so an der Nase herumfüh­ren lassen? Glauben Sie wirklich, dass das das Vertrauen in die europäischen Institu­tionen stärkt, wenn über das maßgebliche Abkommen der kommenden Jahre, nämlich über die Handelsbeziehungen zwischen Europa und den USA, so eine Geheimniskrä­merei betrieben wird?

Ich fordere Sie auf, die Tatsachen auf den Tisch zu legen und auch einmal die öster­reichische Verhandlungsposition klarzulegen. Was will denn Österreich in diesem Zu­sammenhang überhaupt? Dazu hat man kein einziges Wort gehört, weder von Ihnen, Herr Minister, noch vom Herrn Bundeskanzler noch von der EU-Abgeordneten Köstin­ger und auch nicht von der SPÖ-Fraktion im EU-Parlament. (Ruf bei der ÖVP: Da haben Sie nicht aufgepasst!) Von niemandem hört man etwas dazu. Da ist etwas im Busch (Abg. Rädler: Wilhelm Busch!), und das ist nicht gut für Österreich, nicht gut für unsere Bürger und Konsumenten und schon gar nicht gut für unsere Landwirtschaft. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Rossmann.)


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Österreich – das ist ja das Thema der Aktuellen Stunde – ist zweifellos lebenswert, Herr Minister, das werden alle hier bestätigen, aber das ist nicht der Politik geschuldet und schon gar nicht der Agrarpolitik der ÖVP. – Das muss man auch einmal klar und deutlich festhalten. (Beifall bei der FPÖ.)

Abschließend möchte ich noch auf Folgendes hinweisen: Ich hätte gedacht, nachdem Sie, Herr Minister Rupprechter, das Ministerium übernommen haben, hat sich das mit der Geldverschwendung, mit dieser unerträglichen Inseraten-Geschichte aufgehört, die Ihr Vorgänger mit Millionenbeträgen bis zum Exzess betrieben hat. Jetzt sehen wir vor der Europawahl aber „zufällig“ diese Inserate (der Redner hält ein Exemplar einer Zeit­schrift in die Höhe, auf dem ein Inserat zu sehen ist), in denen das Lebensministerium beworben wird, ganzseitig in allen österreichischen Tageszeitungen und Magazinen. Das sichert keinen einzigen Arbeitsplatz, hilft keinem Landwirt, kostet aber Hunderttau­sende Euro! Herr Minister, stellen Sie zumindest das ab! Auch das wäre ein großer Beitrag zur Budgetkonsolidierung in Österreich. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn hier schon alle einen großen Aufruf machen, zur EU-Wahl zu gehen, beteiligen auch wir uns daran. (Präsident Kopf gibt das Glockenzeichen.) Liebe Bürger, machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch (Abg. Wöginger: Gegen die EU zu sein!), unter­stützen Sie auch jene Kräfte, die sich konstruktiv, aber auch kritisch mit den Entwick­lungen in Europa beschäftigen! (Beifall bei der FPÖ. Abg. Schieder: Aber das ist die SPÖ, die konstruktiv und kritisch ist!)

11.09


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Pirklhuber. – Bitte.

 


11.09.08

Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber (Grüne): Herr Präsident! Herr Bun­desminister! Die Frage ist die Themenwahl. Kollege Jannach hat zu Recht gefragt, ob das Thema, das Sie heute für diese europapolitische Aktuelle Stunde vorgeben, richtig gewählt ist. Ich meine schon, dass es die ländliche Entwicklung wert ist, hier diskutiert zu werden. Sie ist ein Kernelement der europäischen Politik, neben der Regionalpolitik und der Gemeinsamen Agrarpolitik. Zusammengenommen betreffen etwa zwei Drittel des europäischen Budgets diese Politikfelder. Ich bin der Meinung, das sollten wir so­gar öfter diskutieren, weil zu diesem Thema leider sehr viele Worthülsen fallen und sehr viele Lippenbekenntnisse abgelegt werden.

Schauen wir uns doch die Fakten an! Der Herr Bundesminister hat richtig gesagt, Franz Fischler hat damals als Kommissar wesentlich dazu beigetragen, dass diese zweite Säule der Agrarpolitik entstanden ist: die ländliche Entwicklung, in der seitdem auch die BergbäuerInnen und die Umweltpolitik in Österreich gefördert werden. Ja, das stimmt. Aber wie sieht es mit der Entwicklung aus, Herr Bundesminister?

Vom Jahr 2000 – das war das erste Jahr der Programmperiode 2000 bis 2006 – bis heute haben wir einen deutlichen Rückgang der Umweltförderungen in diesem Pro­gramm. 2000 bis 2006 waren es noch 61 Prozent der Mittel, die in Agrarumweltmaß­nahmen geflossen sind, mit dem neuen Programm werden es nur mehr 40 Prozent sein. Gleichzeitig, meine Damen und Herren, hat man die Investitionsförderungen mas­siv angehoben – von weniger als 4 Prozent in diesem neuen Programm auf mehr als 9 Prozent.

Was ist aber die Herausforderung? Umweltleistungen im ländlichen Raum tatsächlich abzugelten – 500 Millionen € weniger in der neuen Periode! Herr Bundesminister, Sie sind angetreten, um Österreich wieder zum Umweltmusterland zu machen. Ich habe davon noch nichts bemerkt, was die Fakten, die wirklichen Tatsachen betrifft, zum Bei­spiel das vorgelegte Programm. Das ist einmal ein Punkt.


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Zweitens: Sie haben ganz am Schluss ganz kurz zum transatlantischen Investitions- und Freihandelsabkommen Stellung genommen. Das ist die Herausforderung! Europa braucht da eine gemeinsame und strategisch klare Ausrichtung. Darum sind diese Eu­ropawahlen so wichtig und darum ist es entscheidend, dass das Europäische Parla­ment aktiv und offensiv gegen den Rat auftritt – in dem Sie sitzen, in dem die Regie­rungschefs sitzen! Das Europaparlament soll dafür eintreten, dass diese Geheimhal­tung der Unterlagen verhindert wird – was eigentlich Ihre Aufgabe wäre – und dass diese Dokumente endlich freigegeben werden. (Beifall bei den Grünen. Zwischenbe­merkung von Bundesminister Rupprechter.) Ja, das ist die Herausforderung.

Sie und der Herr Bundeskanzler müssen im Rat dafür eintreten, dass diese Dokumente und dieser Handelsvorgang offengelegt werden. Es gibt im österreichischen Parlament die Möglichkeit, eine Dokumentenanfrage zu machen. Das haben wir getan. Wir haben die Unterlagen erhalten, aber sie unterliegen der Geheimhaltungspflicht.

Meine Damen und Herren, das ist einfach nicht zeitgemäß. Das neue Europäische Par­lament wird an dieser Stelle aufgefordert, aktiv zu werden, und es muss auch klar sein, dass diese Wahlen jetzt eine Weichenstellung sind: Wird es um mehr Bürgerinforma­tion gehen, wird es um mehr Transparenz gehen, und wird es vor allem um den Schutz unserer Lebensinteressen im Umweltbereich und im Ernährungsbereich gehen? Daher sage ich: Wir brauchen mehr fairen Handel und nicht mehr Freihandel. Das ist die poli­tische Ansage, die wir brauchen. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn wir uns konkret bemühen, hier im Parlament etwas zu tun, dann könnten wir auch eine Enquete machen. Herr Kollege Auer, ich habe dich und die ÖVP ganz kon­kret gefragt: Machen wir eine Enquete zu dem TTIP, diesem transatlantischen Inves­titions- und Freihandelsabkommen? Aber bis heute gibt es diesbezüglich vonseiten der ÖVP nur Ablehnung. (Abg. Rädler: Müssen wir alles machen, was ihr sagt?) Das ist nicht akzeptabel. Wir fordern weiter eine offene, transparente Diskussion im Parla­ment über dieses Freihandelsabkommen, und das sollte auf der Tagesordnung stehen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)

Was geschieht stattdessen? – Sie kürzen den Biolandbau in den Prämien, kürzen im Ackerbau um minus 20 Prozent (Bundesminister Rupprechter: Das stimmt nicht!) – das stimmt schon, Herr Bundesminister, die Fakten liegen auf dem Tisch: minus 20 Prozent bei den Ackerprämien, so sehen Sie das vor –, und 546 000 Hektar wollen Sie als Ziel bis 2020 erreichen. Das haben wir aber fast schon erreicht! Also Ihre Aus­baupläne sind alles andere als offensiv. (Der Redner stellt eine Tafel mit der Aufschrift „Bio.logisch jetzt! Ja, es geht!“ vor sich auf das Rednerpult.)

Wir sagen: „Bio.logisch jetzt! Ja, es geht!“ Wir könnten es machen: den Biolandbau in Österreich ausbauen, tatsächlich zu 100 Prozent gentechnikfrei sein und bleiben, und das vom Saatgut bis zum Futtermittel durchsetzen. Das ist die Herausforderung.

Unsere Abgeordneten im Europäischen Parlament – und zwar jeder Einzelne aus je­dem einzelnen Mitgliedstaat – stehen zu 100 Prozent hinter dieser Forderung, ob das José Bové, Martin Häusling, Thomas Wise oder Ulrike Lunacek ist. Wir kämpfen für ein gentechnikfreies Europa. Wir kämpfen für ein Europa der Bürgerinnen und Bürger und gegen die Macht der Konzerne. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

11.14


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Steinbichler. – Bitte.

 


11.14.33

Abgeordneter Leopold Steinbichler (STRONACH): Sehr geehrter Herr Minister! Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Zuseher auf der Besu-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 56

chergalerie, aber ganz besonders vor den Fernsehgeräten zu Hause! Ich bedanke mich ganz außerordentlich dafür, dass jetzt vor der Wahl dieses wichtige Thema ländli­cher Raum zur Diskussion gebracht wird, weil es dazu genug zu sagen gibt.

Der ländliche Raum wurde schon als ganz wichtiger Investitionsraum dargestellt, doch wir erleben täglich, wie er ausgedünnt wird. Frau Kollegin Dietrich wird anschließend den Bereich Finanzausgleich bringen und darstellen, was da im ländlichen Raum not­wendig wäre. Wir verlieren dort. Die Gemeinden sind zum größten Teil unfinanzierbar und schwerst verschuldet. Hier besteht größter Handlungsbedarf. Wir haben das Pro­blem, dass gerade draußen im ländlichen Raum die Arbeitsplätze abgesaugt werden.

Ich möchte ein Beispiel aus meiner Bezirksstadt bringen. Dort wurde wieder ein Kon­sumtempel errichtet, und jetzt wird über die Innenstadtgeschäfte diskutiert, die leider auch schließen. Aber die vielen hundert Arbeitsplätze, mit denen geworben wird, die fehlen draußen im ländlichen Raum, in den ländlichen Gemeinden! Diese EPUs, diese KMUs werden jetzt Opfer dieser Großhandelskonzerne, und die Arbeitnehmer müssen jetzt, anstatt über die Straße zur Arbeit zu gehen, mit dem Pkw 20, 30, 100 Kilometer in die Arbeit fahren und brauchen zum Teil die Hälfte ihres Gehaltes wieder für die Be­tankung ihrer Fahrzeuge – ein weiterer Anschlag auf den ländlichen Raum.

Hier wurde dafür geworben, dass die Familien 4 € pro Monat mehr an Kinderbeihilfe kriegen, und das bei einer Ausgangslage von minus 33 Prozent, weil die Familienbei­hilfe zehn Jahre lang nicht inflationsbereinigt wurde, und das trifft halt auch ganz be­sonders den ländlichen Raum. Gleichzeitig muss eine Mutter – und die braucht bei uns im ländlichen Raum ein Auto – für ein Auto mit 70 PS Motorleistung 4,20 € mehr an motorbezogener Versicherungssteuer bezahlen. Das Geld wird in die rechte Tasche hineingegeben und aus der linken Tasche wieder herausgenommen, und gesagt wird, man habe sehr viel erreicht. (Beifall beim Team Stronach.)

Gleichzeitig möchte ich etwas Realität in dieses Haus hereinbringen. Wenn die Wild­schönau erwähnt wird, Herr Minister – herrlich, Sixtus Lanner, ein großartiger Vorden­ker –, dann darf ich mit Tirol antworten: Es geht um einen der größten Gastronomielie­feranten neben Metro oder AGM, nämlich um den Großkonzern Wedl. (Der Redner hält ein Prospekt des genannten Konzerns in die Höhe. Abg. Auer: Da hast ja du einmal eingekauft! Da warst du aber dort! Da hast du etwas eingekauft!) –Natürlich, sonst hätte ich ja den Prospekt nicht! Herr Kollege Auer, ich kann ihn ja nicht stehlen! (Abg. Auer: Du musst immer daran denken! Du hast dort eingekauft, das wissen wir!) Und jetzt darf ich es dir zeigen. Du bist ja bekanntlich Tiroler Abstammung. (Der Redner deutet auf in dem Prospekt abgebildete Lebensmittel.) Da habe ich von Neuseeland über Nebraska bis Polen alles drauf. Das ist die Realität.

Wenn wir schon vom ländlichen Raum reden: Ich möchte, dass die Tourismusbetriebe, die Hotelbetriebe, die Gastronomiebetriebe auch unsere Produkte anbieten. Der Gast, der zu uns kommt, will nicht nur die Landschaft genießen, der will auch unsere Spezia­litäten genießen. (Beifall beim Team Stronach. Ruf bei der ÖVP: ... bei dir im Wirts­haus!)

Ich verstehe die Aufregung bei den Kollegen von der Regierungspartei. So erfolgreich war ja die Agrarpolitik nicht, Herr Kollege Auer! Ich habe die neuesten Zahlen der Sta­tistik Austria, was Rindfleischimporte anbelangt. Ich bin ja begeistert, wenn davon ge­sprochen wird, dass wir 200-prozentige Exportsteigerungsraten haben. Ich habe schon zwei, drei Mal gefragt: Wie geht denn das, wenn immer mehr Bauernhöfe schließen? 150 000 Bauernhöfe haben zugesperrt, und gleichzeitig steigen die Agrarexporte. Na, da haben wir die Lösung: Tschechische Republik 2007: 12 000 Tonnen, 2013: 25 000 Ton­nen; Slowakei 2007: 2 600 Tonnen, 2013: 8 800 Tonnen. Bei meiner Ehr’, wo kommt da der Rohstoff für unsere österreichischen Produkte her?


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Herr Minister, ich bin ganz bei dir, wenn in deinem Grundsatzprogramm steht, Arbeit muss sich lohnen, die Produktion muss sich wieder lohnen, dafür müssen wir aber et­was tun.

Ein letztes Beispiel von einem Großkonzern, der jetzt inseriert bei dem TTIP-Abkom­men, wo wir natürlich dafür sind, die Lebensmittel auszunehmen. Bei demselben Kon­zern habe ich indische Weintrauben gekauft. Die waren so bestrahlt, dass sie am Bau­ernhof ungekühlt drei Wochen am Tisch gestanden sind und gleich dunkelgrün und giftgrün geblieben sind. Meine 13 Enkerl haben sie nicht gegessen. Beim selben Kon­zern gibt es zum jetzigen Zeitpunkt ägyptische Heurige. (Der Redner hält die Verpa­ckungen der genannten Produkte in die Höhe.) Freunde, was da draufsteht, das sagt alles über unser derzeitiges Konsumverhalten. Da sind wir alle gefordert! (Beifall beim Team Stronach. Abg. Rädler: Das gibt’s bei dir im Wirtshaus!)

Ein letztes Beispiel: Wenn die Frau Köstinger gegen das Chlorhenderl ist, dann muss sie aber aufpassen, wenn sie mit Tiroler Speck wirbt – wieder Tirol, Herr Kollege Auer! –, denn dann schauen wir einmal, was für Schweinefleisch im Tiroler Speck mit geographisch geschützter Angabe drinnen ist, ob das nicht vorher mit dem Schiff ge­fahren ist oder aus polnischer industrieller Haltung kommt. Ich habe da kein Problem. (Präsident Kopf gibt das Glockenzeichen.)

Letztes Beispiel – dann bin ich schon fertig –: Auch Vorarlberg bestätigt diese Zahlen. Kollege Landesrat Schwärzler hat in Vorarlberg aufgezeigt, wer sich da aller an den Bauerngeldern bedient: die Skilifte Lech, die Doppelmayr-Seilbahnen, die Landesregie­rung, gemeinnützige Wohn... (Ruf bei der ÖVP: Kanada zur EU!)

 


Präsident Karlheinz Kopf: Herr Abgeordneter, Ihre Redezeit!

 


Abgeordneter Leopold Steinbichler (fortsetzend): Ich glaube, es ist der Sache ge­nug. Es sind in diesem Bauernbudget sehr viele falsche Gelder drinnen. Die hätten wir lieber im Wirtschaftsbudget, die hätten wir lieber bei den ÖBB oder woanders. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall beim Team Stronach.)

Bitte um Zusammenarbeit! Der ländliche Raum ist Lebensraum, ist Erholungsraum, ist Tourismusraum, ist Wirtschaftsraum. Wir müssen uns gemeinsam anstrengen, diese wertvolle Zelle zu beleben. – Danke. (Beifall beim Team Stronach.)

11.20


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Mlinar. – Bitte.

 


11.21.01

Abgeordnete Mag. Dr. Angelika Rosa Mlinar (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Spoštovane dame in gos­podje! (Abg. Neubauer: Was heißt das?) – Mittlerweile sollten Sie das wissen, Herr Kollege. Das heißt: Geschätzte Damen und Herren! (Abg. Neubauer: Sie haben es mir nie erklärt!) – Ich schreibe es Ihnen gerne auf.

Ich möchte meinen Beitrag zum Thema „Lebenswert. Österreich.“ mit einem ausdrück­lichen Lob und Wertschätzung beginnen. Österreich darf sich sehr glücklich schätzen, Landwirtschaft hat in Österreich Tradition und Landwirtschaft hat in Österreich Qualität. (Abg. Prinz: Darum streichen Sie die Ausgleichszahlungen!) Allein, wenn wir daran denken, unter welch unwirtlichen Bedingungen die österreichischen Bergbauern ihre Betriebe aufrechterhalten, so muss man diesen Menschen einfach Respekt zollen.

Nicht zuletzt aufgrund der hohen Qualität und der Spezialisierung auf zum Beispiel Bioprodukte unterscheiden sich heimische Produkte von den Massenprodukten aus anderen Ländern, und das gehört unterstützt. Wir sind, wenn man so will, auf dem Ge­biet der biologischen Landwirtschaft schon immer VorreiterInnen gewesen. – So weit,


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so gut. Was aber nicht so großartig ist, ist die Tatsache, dass in Österreich der positive Einfluss der Europäischen Union im Zusammenhang mit der ländlichen Entwicklung oft an der Höhe der Subventionen festgemacht wird.

Der Landwirtschaftsbereich ist bekanntermaßen der einzige Bereich, der vergemein­schaftet ist, bekanntlich fließen fast 40 Prozent des EU-Budgets in die Landwirtschaft. Leider – und da relativiert sich die Treffsicherheit der Fördermaßnahmen bereits wie­der – geht der überwiegende Teil der Fördertöpfe an große Konzerne in der Agrarwirt­schaft. Wenn es im Landwirtschaftsministerium als Erfolg verkauft wird, dass eine Kür­zung des EU-Budgets verhindert werden konnte, so ist das vor diesem Hintergrund gegenüber den kleinen bäuerlichen Strukturen mehr als zynisch. Ich sage das jetzt hier auch ganz bewusst an die Adresse des Bauernbundes und an den Kollegen Auer, der im Moment nicht hier ist.

Aber darüber möchte ich heute eigentlich gar nicht sprechen. Vielmehr geht es darum, kritisch anzumerken, dass in Österreich ländliche Räume oft mit landwirtschaftlichen Räumen gleichgesetzt werden. Ländliche Entwicklung in ihrer Gesamtheit zu erfassen ist aber etwas komplexer – der Herr Minister hat das ja schon angedeutet –, im Allge­meinen tut es not, über den Tellerrand zu blicken, denn nur dann erschließt sich das Große und Ganze. Das möchte ich heute hier tun, indem wir Maßnahmen zur Verbes­serung der Infrastruktur, Maßnahmen hinsichtlich vernetzter energiepolitischer Konzep­te und Maßnahmen zur Förderung der überregionalen Bildungsinitiativen in diese Dis­kussion quasi hineinbringen.

Über 56 Prozent der Bevölkerung in den 28 EU-Mitgliedstaaten leben in ländlichen Ge­bieten. Es geht im ländlichen Raum eben auch darum, Dienstleistungen des täglichen Lebens zu sichern. Damit steht und fällt bekanntlich die Attraktivität einer Region und eines Raumes als Arbeits- und als Lebensort. Wenn wir von Infrastruktur, Energiepoli­tik und Bildungsinitiativen sprechen, so sprechen wir, die Entwicklungen des 21. Jahr­hunderts konsequent zu Ende gedacht, selbstverständlich von einem Europa der Re­gionen. Ich möchte da dem Kollegen Erwin Preiner recht geben, der das ja in seiner Rede schon angedeutet und auch ausgeführt hat.

Das Einzige, wo wir von NEOS dem steigenden Budgetdruck etwas abgewinnen kön­nen, ist, wenn wir dadurch gezwungen sind, konsequent nach Möglichkeiten zu su­chen, gemeinsame Anliegen auch gemeinsam zu erledigen, und zwar über regionale Grenzen hinweg. So können wir Initiativen setzen, um den jeweiligen nationalstaatli­chen Haushalt zu entlasten. Dabei müssen wir beginnen, mehr in Regionen zu denken, statt an Landesgrenzen mit diesen Kooperationen aufzuhören. Wenn wir von Energie­versorgung sprechen, dann müssen wir dezentrale und zentrale Erzeugung bei der Energieversorgung gemeinsam bedenken. Der Grundsatz der lokalen Erzeugung, ge­paart mit dem Grundsatz der lokalen Nutzung, muss aber nicht an Städte-, Landes- oder an Staatsgrenzen haltmachen.

Das Gleiche gilt für Bildungsinitiativen. Es gibt im europäischen Kontext Initiativen wie Erasmus+, aber wir wissen in Österreich, dass von den 125 000 Lehrlingen jährlich nur ungefähr 350 dieses Angebot wahrnehmen. Es muss unser Ziel sein, diese Zahl dras­tisch zu erhöhen. Unser Ziel ist es, dass bis zu 10 000 junge Lehrlinge pro Jahr diese Möglichkeit wahrnehmen, ins Ausland gehen, Europa erleben und am eigenen Leibe erfahren, welch große Chance dieses unser Europa ist. Hier gilt es, in unsere Jugend, in deren Bildung und Ausbildung zu investieren. (Präsident Kopf gibt das Glocken­zeichen.)

Die ländliche Entwicklung ist eine Herausforderung, und es steht uns nicht an, den landwirtschaftlichen Betrieben mit Ängsten zu begegnen und Schwarzmalerei zu be­treiben. Haben wir Mut zur Hoffnung! – Hvala lepa. (Beifall bei den NEOS.)

11.26



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 59

Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Mag. Schieder. – Bitte.

 


11.26.43

Abgeordneter Mag. Andreas Schieder (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Sehr ge­ehrte Damen und Herren! „Lebenswert. Österreich. Die neue Ländliche Entwick­lung 2020“ – das ist natürlich ein wichtiger Punkt auch für Österreich, weil Österreich in der Fläche aus ländlichem Raum besteht, man aber gleichzeitig auch dazusagen muss, der ländliche Raum kann nicht nur auf die Landwirtschaftsfrage verengt werden, denn der Lebensraum Land, der Lebensraum Dorf, die vielen Täler und Gebiete Öster­reichs sind ein wichtiger Punkt.

44 Prozent des EU-Budgets, das sind 413 Milliarden €, flossen zuletzt in die Landwirt­schaft, hauptsächlich in Flächenprämien. Das ist an sich gut. Man muss aber, so glau­be ich, gleichzeitig auch sehen, dass wir ja nicht nur eine Landwirtschafts- und Pro­duktfrage haben, sondern auch eine Arbeitsmarktfrage. Wir sehen, dass im ländlichen Raum 2 bis 3 Prozent weniger Menschen in Beschäftigung sind als in den Städten. Da­her müssen ja auch ländliche Entwicklungsprogramme genau beim Thema Beschäf­tigung, beim Thema Beschäftigung für Frauen und Beschäftigung für junge Leute an­setzen.

27 Millionen Arbeitslose in der Europäischen Union, darunter sechs Millionen Jugendli­che, sind ein Alarmsignal, was ganz klar macht, Europa braucht eine soziale Wende, Europa braucht einen neuen Kurs, der wieder auf die Bedürfnisse der Menschen, der jungen Leute auf unserem Kontinent Rücksicht nimmt. (Beifall bei der SPÖ.)

Daher ist es mir auch wichtig, im Zuge dieser Debatte zu betonen, ländlicher Raum heißt auch Investitionen in soziale Dienstleistungen, zum Beispiel in Kinderbetreuung und in Pflege vor Ort, aber das heißt auch zum Beispiel, den Tourismus, den sanften Tourismus, den wir in Österreich leben, ganz gezielt zu unterstützen. Da gehören auch unsere Wege und Hütten in den Bergen dazu, da gehört auch dazu, dass wir diese Wege- und Hüttenerhaltung in Österreich im Zuge des sanften Tourismus in Zukunft noch besser unterstützen.

Wenn wir sagen, sechs Millionen arbeitslose Jugendliche sind uns zu viel, dann müs­sen wir in Europa Programme aufsetzen, damit diese jungen Leute wieder eine Chan­ce und eine Zukunft sehen. Da stellt sich die Frage: Wo nehmen wir das Geld her?

1 000 Milliarden € gehen in der Europäischen Union jährlich durch Steuerbetrug verlo­ren, weil eben Steuern hinterzogen werden; das heißt, Kampf der Steuerhinterziehung auf europäischer Ebene, Kampf dem Steuerbetrug ist ein ganz wichtiger Punkt, um Mit­tel für Beschäftigung und soziale Innovation freizubekommen. (Beifall bei der SPÖ.)

Es geht auch darum, die Finanztransaktionssteuer endlich einzuführen. (Abg. Belako­witsch-Jenewein: Was hat das mit Landwirtschaft zu tun?) Auch da werden wichtige Mittel aus Spekulationen hereinkommen. Es ist auch wichtig, die hohen europäischen Standards abzusichern. Gerade bei TTIP, also dieser Verhandlung eines europäisch-amerikanischen Freihandelsabkommens, ist es für uns Sozialdemokraten ein wichtiger Punkt, dass europäische Standards, und zwar Sozialstandards, Arbeitnehmerstan­dards, Lebensmittelstandards und Gesundheitsstandards nicht ausgehöhlt werden dür­fen.

Zweitens: Es gibt keinen Grund für Geheimhaltung. Wenn solche Verhandlungen ge­führt werden, dann transparent; wenn sie geheim geführt werden, dann sind wir die Ersten, die hier misstrauisch und wachsam sein werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Lassen Sie mich aber zum Abschluss noch auf einen Punkt eingehen. Im Europawahl­kampf ist in den unterschiedlichen Diskussionsforen, die wir dankenswerterweise ha­ben, die Frage wieder verstärkt aufgekommen: Privat oder Staat?


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Es gibt für mich eine Fülle von Dienstleistungen, bei denen ich ganz klar sage: Hände weg! Hände weg von Privatisierung! Keine Privatisierung bei der Gesundheit, keine Privatisierung beim Wasser, keine Privatisierung beim Müll. Da haben wir gute Stan­dards in Österreich! Auch keine Privatisierung des sozialen Wohnbaus! Wir wollen die­se Dinge in staatlicher Hand auch in Zukunft gut organisiert haben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Neubauer: Ein Satz zur Landwirtschaft!)

Am 25. Mai sind Europawahlen, und das Wichtigste bei diesen Europawahlen ist, zu erkennen, dass es  erstmalig in diesem Ausmaß – um eine Richtungsentscheidung in Europa geht, nämlich die Richtungsentscheidung: Wer wird Kommissionspräsident? Wird es ein Christlich-Konservativer wie Jean-Claude Juncker, oder wird es ein So­zialdemokrat, der genau für die von mir angesprochenen Punkte auch steht, Martin Schulz? (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das ist eine gefährliche Drohung!)

Jeder Österreicher kann sowohl mitentscheiden, wer die österreichischen Abgeordne­ten für das EU-Parlament sind, als auch mitentscheiden, in welche Richtung Europa geht. Und daher mein Appell: Bitte nehmen Sie teil an den Europawahlen! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Grillitsch: Und wählen Sie Juncker!)

11.31


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Herr Abgeordneter Sieber zu Wort. – Bitte.

 


11.31.42

Abgeordneter Norbert Sieber (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Da wir heute von der ländlichen Entwicklung sprechen, möchte ich an dieser Stelle zunächst den Verhandlern Danke sagen. Sie haben es möglich gemacht, dass wir heute über ein gutes Projekt sprechen können. Es sind zum einen unser Bun­deskanzler Werner Faymann, zum anderen aber ganz sicher auch unser Finanzminis­ter Michael Spindelegger und unser damaliger Landwirtschaftsminister Niki Berlako­vich, die hier wirklich Grundlagen herausverhandelt haben, auf denen wir aufbauen können. Vor allem danken möchte ich aber auch unserer EU-Abgeordneten Elli Köstin­ger, die hier in Hauptverantwortung großartig verhandelt und für die österreichische Landwirtschaft viel erreicht hat. (Beifall bei der ÖVP.)

Kollege Jannach, Sie haben in Zusammenhang mit dem Freihandelsabkommen Elli Kös­tinger angesprochen. Sie haben recht, hier ist hohe Wachsamkeit gefordert, und wir müssen aufpassen, dass da europäische Standards nicht unter die Räder kommen. Es ist aber gerade Elli Köstinger, die immer wieder darauf hinweist, dass hier mit großer Vorsicht vorgegangen werden muss. Ich bitte Sie, Kollege Jannach, um eines: Verbrei­ten Sie doch nicht totale Panik, denn Sie müssten doch wissen, dass schlussendlich al­le 28 Mitgliedstaaten dieses Abkommen ratifizieren müssen. Es wird also auch an uns liegen, ja zu sagen oder es nicht zu unterschreiben. (Abg. Jannach: Ein Kniefall vor den USA!)

Kollege Pirklhuber, in Zusammenhang mit Ihrer Kritik an Elli Köstinger möchte ich Ih­nen mitteilen, dass Ihre Kandidatin, Frau Lunacek, momentan ein recht kräftiges Dirty Campaigning gegen die ÖVP betreibt. Interessant dabei ist, dass eine Initiative, in der Handelskommissar De Gucht aufgefordert wird, die geographische Herkunftsan­gabe der EU in den Verhandlungen fest zu verankern, eine Initiative, die wiederum von Elli Köstinger ausgegangen ist und die Abgeordnete aus 15 Mitgliedstaaten unterzeich­net haben, dass die von keinem einzigen grünen Abgeordneten unterschrieben wurde. Das verwundert sehr. (Oh-Rufe und Beifall bei der ÖVP. – Abg. Auer: Da schau her! Wo war da die Lunacek?)

Kollegin Mlinar, ohne Sie jetzt wirklich angreifen zu wollen, aber ich glaube, Sie haben einfach zu wenig Einblick in die ganze Agrarpolitik. Zu sagen, der Bauernbund hätte hier schlecht verhandelt, und selber die Forderung aufzustellen, dass vom Budget auf


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EU-Ebene im Agrarbereich, das viel zu hoch sei, unbedingt 3 bis 4 Prozent weg von der Landwirtschaft hin zur Forschung und Entwicklung müssten, das ist zynisch. Das ist Bauerngeld, das Sie uns wegnehmen wollen, und das ist an Zynismus nicht zu überbieten! (Beifall bei der ÖVP. Zwischenruf der Abg. Mlinar. – Abg. Strolz hält ein Schild mit der Aufschrift „Stimmt nicht“ in die Höhe.)

Nun aber zum Programm. Natürlich hat die ländliche Entwicklung viele positive Aspek­te, es wird dabei auf Bewährtem aufgebaut, und es besteht ein großer Wiedererken­nungswert. Zum Beispiel die Anpassung der einheitlichen Betriebsprämie, die bis ins Jahr 2019 durchgeführt wird, führt mit gleitendem Übergang zu gleichen Prämien je Zahlungsanspruch. Das führt den 2004 mit der Einführung der einheitlichen Betriebs­prämie eingeschlagenen Weg der Entkoppelung fort. Sie hilft vor allem den Betrieben in Berglage, die bisher aufgrund des historischen Programms niedrige Betriebsprämien hatten.

Beim ÖPUL werden die Maßnahmen, die sich bewährt haben, weitergeführt. Die Natur­schutzmaßnahmen sind unverändert und können auch ausgebaut werden. Das Bio-Programm startet auf hohem Niveau und wird noch gestärkt. Mir persönlich ist es auch wichtig, dass eine wichtige Maßnahme für Grünland- und Heumilchgebiete beibehalten wird, und das ist der Silageverzicht. Das ist ein ganz wichtiger Punkt für die bergbäuer­liche Landwirtschaft.

Bei der AZ liegt der Schwerpunkt auf den Bergbauernzonen 3 und 4. Das sind jene Ge­biete, wo unter besonders erschwerten Bedingungen Landwirtschaft betrieben werden muss. Es geht um eine stärkere Betonung der einzelbetrieblichen Erschwernis, verbun­den aber auch mit schmerzhaften Einschnitten in den produktionsgünstigeren Lagen. Das heißt Abgrenzung innerhalb des benachteiligten Gebietes nach Förderbarkeit auf Basis der Bodenklimazahl. Nur dadurch war es möglich, das hohe Niveau der Aus­gleichszahlungen in den Zonen 3 und 4 auszubauen.

Meiner Überzeugung nach wäre es auch wichtig, dass wir hier das Nitratregime auch noch nachdiskutieren könnten, denn es macht wenig Sinn, meine Damen und Herren, dass in den Extremlagen dieselben Nitratwerte verwendet werden dürfen wie in den Gunstlagen, wo wir deutlich mehr an Produktion haben. Darüber müssen wir einmal nachdenken.

Meine Damen und Herren, ich glaube auch, dass gerade bei den Hofübernahmen ein wichtiger Schritt gesetzt wurde. Auch da denke ich, dass Ihre Kritik  zu viel Geld in der Investitionsförderung, Herr Pirklhuber, ins Leere geht. (Präsident Kopf gibt das Glo­ckenzeichen.)

In Summe, meine Damen und Herren, möchte ich sagen, es ist ein gutes Programm, auf dem aufgebaut werden kann und das den Bauern auch Sicherheit für die Zukunft gibt. – Danke. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Pirklhuber.)

11.37


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Herr Abgeordneter Doppler zu Wort. – Bitte.

 


11.37.08

Abgeordneter Rupert Doppler (FPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die ländliche Entwicklung bis 2020 ist eine ganz wichtige Angelegenheit. Der ländliche Raum hat in Österreich eine überdurch­schnittlich große Bedeutung. Zwei Drittel der Menschen leben in ländlich geprägten Regionen, das soll auch so bleiben. Der ländliche Raum, meine sehr geehrten Damen und Herren, wird oft nur als Erholungsgebiet gesehen, er ist aber viel mehr. Er ist in je­der Hinsicht ein Wirtschaftsmotor, ob es um Land- und Forstwirtschaft geht, um Um­welt, Wasser oder um unsere gesunden Grundnahrungsmittel, die von vielen fleißigen Bäuerinnen und Bauern erzeugt werden. Ja, das muss uns etwas wert sein!


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Die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass auch entlegene Höfe und Almen bewirtschaftet werden. Durch ihre harte Arbeit leisten die Bäuerinnen und Bauern einen wesentlichen Beitrag zum Schutz vor Naturgefahren und Naturkatastro­phen, Hangrutschungen, Murenabgängen und Lawinen. Würden die Bauern und Bäue­rinnen ihre Höfe nicht bewirtschaften, und hier sind vor allem die Bergbauernbetriebe zu nennen, wie würde die Landschaft aussehen? – Die Gäste würden ausbleiben, der Tourismus würde einbrechen und die Menschen in ihren Häusern, Wohnungen und Siedlungen in den Tälern hätten keinen Schutz mehr vor Naturgefahren.

Wenn die Bäuerinnen und Bauern und die ländliche Jugend ihre Höfe nicht mehr be­wirtschaften würden und die öffentliche Hand die Landschaftspflege übernehmen müsste, wäre das unfinanzierbar, meine sehr verehrten Damen und Herren. Deshalb gebührt den Menschen der ländlichen Regionen ein Dank für ihren Einsatz, für ihr Wir­ken und für ihre harte Arbeit. (Beifall bei FPÖ und ÖVP sowie des Abg. Hagen.)

Der ländliche Raum, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist ein Wirtschaftsmotor mit allem, was dazugehört. Er darf nicht weiter ausgedünnt werden: weder durch einen Finanzausgleich die Gemeinden betreffend noch durch eine Privatisierung des Was­sers für Spekulanten und Großindustrie, wie es die NEOS wollen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Strolz hält ein Schild mit der Aufschrift „Stimmt nicht“ in die Höhe.) Diese Vorgangsweise lehnen wir von der FPÖ massiv ab. – Herzlichen Dank. (Neuerlicher Beifall bei der FPÖ.)

11.39


Präsident Karlheinz Kopf: Nun gelangt Frau Abgeordnete Mag. Brunner zu Wort. – Bitte.

 


11.40.02

Abgeordnete Mag. Christiane Brunner (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Zuseherinnen und Zuseher hier bei uns im Parlament und auch zu Hause! Der Titel dieser Aktuellen Europastunde ist: „Le­benswert. Österreich. “ – Ich denke, Österreich ist sehr lebenswert, und es ist unse­re Aufgabe hier, Österreich auch weiter lebenswert zu erhalten. Aber eben nicht nur Österreich. Das bedeutet nicht nur, hier im Parlament zu arbeiten, sondern – mindes­tens – auch in der Europäischen Union, aber auch in den einzelnen Regionen. Vor die­sem Hintergrund ist die ländliche Entwicklung und sind Programme zur ländlichen Ent­wicklung ganz besonders wichtig, weil es in den ländlichen Regionen auch ganz be­sondere Herausforderungen gibt.

Wir Grüne setzen uns massiv für eigenständige Regionalentwicklung ein. Das bedeutet nicht, Riesenprojekte, Konzerne in Regionen zu setzen und Regionen abhängig zu ma­chen, sondern Regionen dabei zu unterstützen, sich selbst zu entwickeln aus ihren ei­genen Chancen, ihren eigenen Potenzialen und Ressourcen heraus, und auch jungen Menschen in den ländlichen Regionen Zukunftsmöglichkeiten, Arbeitsplätze anbieten zu können. (Beifall bei den Grünen.)

Vor diesem Hintergrund finde ich es besonders schade, dass das LEADER-Programm, also jenes Programm, das ganz besonders die eigenständige Entwicklung in den Re­gionen unterstützt, gekürzt wurde – wiewohl es im Budget auch einige positive Ansätze gibt. Uns ist nur nicht genau klar, wofür diese eingesetzt werden. Da würde ich Sie, Herr Minister Rupprechter, um Transparenz ersuchen.

Ich habe es erwähnt: Es ist nicht nur unsere Aufgabe, Österreich lebenswert zu erhal­ten, sondern wenn Österreich lebenswert bleiben soll, bedeutet das auch in der Euro­päischen Union ganz besonders viel Arbeit. Da wird der kommende Sonntag von be­sonderer Bedeutung sein, weil an diesem Tag viele Weichenstellungen für die zukünfti­ge Ausrichtung Europas in den nächsten Jahren getroffen werden.


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Für uns Grüne ist ganz klar: Wir setzen uns mit allen Mitgliedstaaten und auch im Eu­ropäischen Parlament einheitlich und geschlossen dafür ein, dass Gentechnik in Euro­pa nichts verloren hat (Beifall bei den Grünen), dafür, dass es in Europa Saatgutvielfalt gibt und nicht Bauern Saatgut von Konzernen kaufen müssen, dafür, dass kleinstruk­turierte Landwirtschaft, Biolandwirtschaft gestärkt wird anstatt Agroindustrie und Mas­sentierhaltung, dafür, dass die Flüsse frei bleiben von Plastik und – wenn wir vom Wasser sprechen – Wasser ganz sicher auch nicht privatisiert wird (Heiterkeit der Abg. Mlinar – Abg. Strolz hält ein Schild mit der Aufschrift „Stimmt nicht“ in die Höhe), sondern als Teil der Grundversorgung Aufgabe der öffentlichen Hand bleibt. (Beifall bei den Grünen.)

Für uns muss Europa ganz klar ein Europa sein, das sich nicht unter das Diktat der Konzerne stellt, das sich nicht Sozialstandards und Umweltstandards von Konzernen nach unten nivellieren lässt, sondern das bewusst auftritt, unsere Umweltstandards, unsere Sozialstandards schützt und für fairen Handel anstatt für freien Handel eintritt. (Beifall bei den Grünen.)

Für uns zentral und auch für eine lebenswerte Welt zentral ist der Umbau unseres Wirtschaftssystems in ein klimafreundliches, in ein umweltfreundliches Wirtschaftssys­tem. Deswegen ist das Projekt der Energiewende, des konsequenten Ausstiegs aus der Atomenergie, aus Kohle, aus den fossilen Energien eine zentrale Zielsetzung für das Europäische Parlament in den nächsten Jahren. Es ist Europas Vorreiterrolle von zentraler Bedeutung für das Europäische Parlament.

Die nächste Klimakonferenz, die entscheidende Klimakonferenz 2015 wird in der EU, in Paris stattfinden. Dabei geht es nicht nur darum, ob wir hier und jetzt lebenswert le­ben, sondern auch darum, ob künftige Generationen lebenswert leben können und ob man auch in anderen Teilen dieser Erde lebenswert leben kann. Das ist unsere Ver­antwortung. Dazu können wir und Sie alle am kommenden Sonntag beitragen. (Beifall bei den Grünen.)

Dafür ist es auch notwendig, wie gesagt, dass die EU eine Vorreiterrolle einnimmt. Ich erwarte mir auch von Ihnen, Herr Minister, dass Österreich hier eine Vorreiterrolle ein­nimmt. Das Europäische Parlament – das zu sagen, ist mir auch wichtig – hat gerade in Umweltfragen immer wieder auch stärkere Positionen eingenommen als der Rat, war ein wichtiges Gegenüber zum Rat, hat Positionen auch vorangetrieben. Deswegen ist es auch ganz wichtig, am Sonntag an den Wahlen teilzunehmen und das Parlament insgesamt zu stärken.

Für Österreich sehe ich es im Moment ein bisschen kritisch, ob diese Vorreiterrolle schaffbar ist oder nicht. Das Umweltbudget, die Staatsausgaben werden ja massiv ge­kürzt. Einnahmen, die wir aus freien Mitteln bekommen, versickern somit im Budget, und die Chance, die Umweltpolitik gerade auch für den ländlichen Raum hat, geht da­durch verloren. Wir Grüne kämpfen für diese Chance, Umweltpolitik zu machen für den ländlichen Raum, für Österreich, aber auch in Europa.

Nichtsdestotrotz: Österreich braucht dringend ein eigenständiges, starkes und enga­giertes Umweltministerium. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

11.44


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ing. Dietrich. – Bitte.

 


11.45.05

Abgeordnete Ing. Waltraud Dietrich (STRONACH): Geschätzter Herr Präsident! Mei­ne geschätzten Kollegen! Hohes Haus! „Österreich. Lebenswert. “, das ist ein Motto, das, glaube ich, jeder hier in diesem Raum unterstreichen kann, denn Österreich ist le-


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benswert. Aber der ländliche Raum, meine geschätzten Damen und Herren, gibt uns keinen Grund zum Jubel, keinen Grund zur Freude, denn der ländliche Raum ist in Ös­terreich unser Sorgenkind.

Ich lebe in der Obersteiermark, in der Nähe des Bezirks Murau, und wenn man sich dort die Daten ansieht, dann stellt man eine Abwanderung fest, die ihresgleichen sucht. Es sind weniger als 37 Prozent der Bevölkerung jünger als 35 Jahre, das Bruttoein­kommen ist niedriger als 17 000 €, und die Jugendarbeitslosigkeit beträgt mehr als 12 Prozent.

Meine geschätzten Damen und Herren! Die Antwort, die die Politik auf diese Probleme in den letzten Jahren gegeben hat, war: Schließung der Postämter, der Bezirkshaupt­mannschaften, der Gerichte, Schließung der Polizeidienststellen bis hin zur Schließung der Gemeinden. Das heißt, der ländliche Raum wurde entleert, entvölkert. (Beifall beim Team Stronach.)

Da darf es einen nicht wundern, wenn sogar ein SPÖ-Bürgermeister aus St. Sebastian meint: Es ist eine Frage, wann wir noch abgesiedelt werden!, das heißt, wann endlich die Bevölkerung auch noch aus dem ländlichen Raum abgesiedelt wird. Deshalb, mei­ne geschätzten Damen und Herren, müssen wir dieses Thema ernst nehmen. Wir dürfen nicht in die Falle gehen und eine Jubelstimmung verbreiten, wo es keinen Grund zum Jubel gibt.

Reiner Klingholz, der Chef des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, hat gemeint, spätestens jetzt müssten die Alarmglocken läuten. Das heißt, Herr Minister, auch bei Ihnen müssten die Alarmglocken läuten und müsste die Sorge um den länd­lichen Raum einmal ernst genommen werden.

Wenn man dann sagt, unsere Lösung, unsere politische Lösung ist es, dass wir Förde­rungen gewähren, dann darf ich dem entgegenhalten: Viele Förderungen sind nur Ster­behilfen. Schauen wir uns doch diese LEADER-Förderungen einmal ernstlich an! Was wird da evaluiert? – Zum Beispiel: Wie viele Veranstaltungen hat es gegeben? Wie vie­le Workshops haben stattgefunden? Wie viele Personen waren mit eingebunden? Und am Ende des Tages stehen die Gemeinden vor einer Unfinanzierbarkeit, weil sie diese Projekte nicht erhalten können.

Geschätzte Damen und Herren, die Bevölkerung im ländlichen Raum zahlt die gleichen Steuern wie jene in der Stadt, aber über den Finanzausgleich kommen nur die halben Mittel zurück. Da darf es einen doch nicht wundern, wenn die ländlichen Regionen sich nicht so entwickeln können wie die städtischen Regionen. (Beifall beim Team Stro­nach.)

Das wird die Nagelprobe der Politik sein bei der Neuverhandlung des Finanzaus­gleichs. Da werden Sie zeigen, wie viel Ihnen der ländliche Raum wert ist und wie viel Sie bereit sind, der Bevölkerung in diesem ländlichen Raum zu geben.

In der Schweiz hat man, meine Damen und Herren, sehr früh erkannt: Es gibt zwei Steuerungselemente: erstens die Raumordnung und zweitens die Steuerpolitik. Das heißt, über die Steuerpolitik könnte man Wettbewerbsverhältnisse in den Regionen schaffen, könnte man die einzelnen Regionen gegeneinander antreten lassen, aber auch schauen, wie sie sich Standortvorteile für künftige Unternehmer herausverhan­deln können. (Beifall beim Team Stronach.)

Das heißt, wir müssen zu mehr Eigenverantwortung für die Menschen im ländlichen Raum gelangen. Wenn ich mir die Antworten der steirischen Politik anschaue – Ge­meinden zusammenschließen, über die Bevölkerung drüberfahren, niemanden einbin­den, denn die Leute in der Landesregierung wissen ja, wie es geht –, dann glaube ich aber, dass das absolut der falsche Ansatz ist, den Rot und Schwarz da für die Steier­mark gewählt haben.


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Kollege Kurzmann, Landesrat aus der FPÖ, ist sogar der Meinung, dass man Sied­lungsschwerpunkte nur mehr dort haben dürfte, wo vier Mal am Tag der öffentliche Verkehr Halt macht, und zwar jeweils vier Mal aus der gleichen Richtung.

Meine geschätzten Damen und Herren, das ist eine Entmündigung der Bevölkerung des ländlichen Raums. Das ist ein Drüberfahren, das diese Menschen nicht verdient haben. (Beifall beim Team Stronach.)

Ich ersuche Sie, mehr Ehrlichkeit an den Tag zu legen, die Probleme ehrlich anzuspre­chen, den ländlichen Raum als Sorgenkind ernst zu nehmen und im Rahmen des Fi­nanzausgleichs die entsprechenden Maßnahmen zu seiner Stärkung einzuleiten. – Dan­ke. (Beifall beim Team Stronach.)

11.49


Präsident Karlheinz Kopf: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben in unserem Hohen Haus Besuch aus dem Südtiroler Landtag. Ich begrüße sehr herzlich auf der Besuchergalerie die Delegation aus Südtirol, angeführt von Herrn Abgeordne­tem Sven Knoll. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Als Nächster gelangt Herr Klubobmann Strolz zu Wort. – Bitte.

 


11.50.55

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Liebe Bürgerinnen und Bürger auf der Besuchergalerie, am Bildschirm, am Handy, am Fernsehgerät! Liebe Südtiroler Freunde! Ihr Besuch freut mich sehr! Ich war vor zwei Wochen in Südtirol. (Abg. Rädler: Das ist gar nicht aufgefallen!) Es ist immer wieder ein Genuss, dieses blühende Land zu sehen. (Wei­tere Rufe bei der ÖVP: Das ist gar nicht aufgefallen!) – Ich weiß, manche wollen, dass ich ein One-way-Ticket löse, aber es wird immer wieder ein Urlaub sein und kein Anrei­sen, um dort zu bleiben.

Aber Sie legen natürlich die Brücke: Ländliche Region, ländlicher Raum, das ist unser Thema in der heutigen Aktuellen Europastunde, und ich möchte vorweg unsere Vision von unserem Europa darlegen. Welche Vision haben wir von dem Europa, in dem wir in zehn Jahren leben wollen, in dem meine Kinder in 20 Jahren leben sollen? – Es soll ein Miteinander sein! Deswegen wollen wir dieses Miteinander immer in den Vorder­grund stellen. Das Miteinander soll immer vor dem Gegeneinander stehen. Das gilt für die 28 Länder untereinander, das gilt für unsere Nachbarschaftspolitik, das gilt für das Verhältnis Stadt – Land. Das wird im Idealfall immer ein Miteinander sein. Das soll kein Gegeneinander sein, wir sollen es nie gegeneinander ausspielen. Der ländliche Raum ist extrem wichtig, ist eine ganz zentrale Säule. Das ist für uns natürlich wichtig in un­serem Bild von einem Europa der starken Regionen. Das wird es nicht spielen ohne starken ländlichen Raum.

Und jetzt ist die Frage: Wo haben wir die Probleme? – Diese sind zahlreich. Es gibt ge­nügend Untersuchungen. Was beispielsweise die Steiermark betrifft, so besagt eine im Auftrag der steiermärkischen Landesregierung durch die Boku erstellte Studie, dass wir ein Problem im Hinblick auf das Thema der Überalterung, auch im Hinblick auf das Ge­schlechterverhältnis haben. Besonders die jungen Frauen verlassen gleichsam flucht­artig diese Regionen. Wir haben in manchen Bezirken einen Überhang von Männern in einem Ausmaß von zwei Dritteln. Das ist natürlich nicht nachhaltig. Ich würde mir wün­schen, dass eine Conchita Wurst auch in ländlichen Regionen zu Hause ist (Abg. Lo­patka: Woher kommt denn die? Die kommt ja von dort! – Ein so ein Blödsinn! – weitere Zwischenrufe bei ÖVP, FPÖ und Team Stronach) und dass sie nicht das Gefühl hat, sie muss in die Stadt ziehen. (Abg. Wöginger: Du kennst dich vielleicht in Südtirol aus, aber daheim nicht! – Abg. Lopatka: Wo ist denn Bad Mitterndorf? Wo ist Bad Mittern­dorf, Kollege Strolz?)


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Das heißt, unser Mentalitätswandel – wir wollen eine Mentalitätsreform für Österreich – soll Stadt und Land erfassen! Das ist unser Traum, das ist unsere Vision! Ich würde mir sogar eine Conchita Wurst in den Rängen der ÖVP-Abgeordneten wünschen. Alles Gute auf dieser Reise! (Beifall bei den NEOS.)

Auch im Waldviertel haben wir natürlich Themen: Im Waldviertel schrumpft die Bevöl­kerung ganz erklecklich, und wir haben eine gewaltige Überalterung. Das müssen wir uns natürlich anschauen, wir müssen da entsprechend gegensteuern.

Was können wir machen? – Wir brauchen natürlich eine funktionierende Infrastruktur. Und deswegen halte ich es natürlich für mehr als nur einen Wermutstropfen, dass wir die Gelder aus den Lizenzversteigerungen nicht in den Breitbandausbau investieren können, sondern dass wir damit an allen Ecken und Enden Löcher stopfen müssen. Besonders das Internet, das World Wide Web ist natürlich geradezu eine Nabelschnur für eine Modernisierung des ländlichen Raums, und es ist schade, dass die Durchblu­tung in dieser Nabelschnur nicht so funktioniert, wie wir uns das wünschen.

Das heißt, da müssen wir einfach auch Prioritäten setzen. Das heißt aber auch, wir müssen eben die Reformen in anderen Bereichen angehen: Pensionsreform, Gesund­heitsreform, Föderalismusreform. – Sie kennen mein Mantra. Das werde ich jetzt nicht in voller Länge hier ausrollen.

Zweiter Punkt, neben der Infrastruktur: Wir brauchen natürlich ein unternehmerisches Europa. Wenn Sie ein solches wollen, wählen Sie Angelika Mlinar! (Abg. Wöginger: Was tun wir dann mit den Russen?) Sie hat eine Keksfabrik in Slowenien gehabt. Wenn Sie ein Bergbauernkind im Europäischen Parlament haben wollen, dann wählen Sie Angelika Mlinar! Sie kennt Stadt und Land, sie kennt Europa! (Ruf bei der ÖVP: Die Russen uns dann das Wasser ab!)

Wir brauchen natürlich auch ein unternehmerisches Österreich. Sie wissen, was zu tun ist: Die Unternehmerinnen, die Unternehmer – vor allem auch KMUs, kleine Mittelbe­triebe, Ein-Personen-Unternehmen –, die stöhnen unter der Steuer- und Abgabenlast. Die können nicht mehr! Wir nehmen ihnen die Luft zum Atmen. Das ist nicht gut.

Wir müssen auch in der Bildung Reformen vorantreiben.

Und natürlich schlussendlich die Landwirtschaft. Wie wichtig ist die Landwirtschaft? (Ruf bei der ÖVP: Sie sind ein Experte für alles!) Da bin ich ein Experte für alles, denn ich bin ein Bergbauernbub, ich bin auf einem Bergbauernhof aufgewachsen. Ich weiß nicht, ob Ihr Parteiobmann ein Bergbauernbub ist! Aber ich weiß schon, was es heißt, sich als Bergbauer das Brot zu verdienen. Und eines ist völlig klar: Wir werden den Bergbauern nicht Geld wegnehmen! Es ist doch völlig klar, dass ein Bergbauer im Klostertal, im Hinteren Walsertal oder irgendwo sonst in schwierigen Lagen nicht in ei­nen Wettbewerb treten kann mit Flächenlagen in Norddeutschland, in den Niederlan­den und so weiter.

Aber eines ist auch klar: dass in Europa nicht jede Milliarde im Bereich Landwirtschaft sinnvoll investiert ist. Da müssen wir so ehrlich sein, zu sagen: Dort, wo wir die indus­trielle Landwirtschaft fördern, müssen wir die Förderungen zurückfahren, aber nicht bei der kleinstrukturierten, nicht bei der nachhaltigen Landwirtschaft.

Also ich wünsche mir blühende Landschaften (Abg. Lopatka: Wir auch!), und ich wün­sche mir ein Bergbauernkind in Brüssel! Sie wissen, was Sie zu tun haben. (Rufe bei der ÖVP:  Köstinger!) – Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)


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11.56


Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

11.56.24Einlauf und Zuweisungen

 


Präsident Karlheinz Kopf: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 1447/J bis1500/J

2. Anfragebeantwortungen: 880/AB bis 987/AB

Anfragebeantwortungen (Präsidentin des Nationalrates): 4/ABPR und 5/ABPR

3. Regierungsvorlage:

Bundesgesetz, mit dem ein Hochschülerinnen- und Hochschülerschaftsgesetz 2014 er­lassen wird und das Universitätsgesetz 2002, das Fachhochschul-Studiengesetz, das Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz und das Bundesgesetz über die Universität für Weiterbildung Krems geändert werden (136 d.B.);

4. Anträge:

Zurückziehung des Verlangens auf erste Lesung binnen drei Monaten: 269/A, 345/A, 347/A und 348/A;

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 54 Abs. 12 BHG 2013 über die im 1. Quartal 2014 genehmigten Mittelverwendungsüberschreitungen (MVÜ) (Vorlage 27 BA);

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition Nr. 14 betreffend „Beseitigung der Ungleichbehandlung von Beamtinnen mit Karenzurlauben bei der Korridorpension“, überreicht vom Abgeordneten Hermann Gahr,

Petition Nr. 15 betreffend „Rettet das Bundesheer“, überreicht vom Abgeordneten Ma­rio Kunasek,

Bürgerinitiative Nr. 47 betreffend „die gesetzliche Verankerung des Rechts auf Lärm­schutz in einem neuen Lärmschutzgesetz, das konkrete Regelungen dazu enthält“;

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Ausschuss für Arbeit und Soziales:

Antrag 347/A der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen be­treffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz 1979, das Väter-Karenz­gesetz und das Landarbeitsgesetz 1984 geändert wird;

Außenpolitischer Ausschuss:

Kündigung des Europäischen Übereinkommens zum Schutz des archäologischen Er­bes (133 d.B.);

Justizausschuss:

Antrag 269/A der Abgeordneten Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Stellenbesetzungsgesetz geändert wird.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 68

Antrag 345/A der Abgeordneten Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das StellenbesetzungsG geändert wird;

Verfassungsausschuss:

Antrag 348/A der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, Kolleginnen und Kollegen be­treffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geän­dert wird;

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Verfassungsausschuss:

Bericht der Bundesregierung betreffend den Tätigkeitsbericht des Statistikrates über das Geschäftsjahr 2013 gemäß § 47 Abs. 3 Bundesstatistikgesetz 2000 (III-77 d.B.);

*****

Ankündigung einer Dringlichen Anfrage

 


Präsident Karlheinz Kopf: Die Abgeordneten Kunasek, Kolleginnen und Kollegen, ha­ben das Verlangen gestellt, die vor Eingang in die Tagesordnung eingebrachte schriftli­che Anfrage 1501/J der Abgeordneten Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport betreffend mangelnde Einsatzbereit­schaft des Bundesheeres aufgrund von Einsparungen dringlich zu behandeln.

Gemäß der Geschäftsordnung wird die Dringliche Anfrage um 15 Uhr behandelt.

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung 489/AB

 


Präsident Karlheinz Kopf: Weiters teile ich mit, dass das gemäß § 92 der Geschäfts­ordnung gestellte Verlangen vorliegt, eine kurze Debatte über die Beantwortung 489/AB der Anfrage 582/J der Abgeordneten Mag. Alm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anträge Rot-Weiß-Rot-Karte und Rot-Weiß-Rot-Karte plus durch die Frau Bundesmi­nisterin für Inneres Mag. Mikl-Leitner abzuhalten.

Da für die heutige Sitzung die dringliche Behandlung einer schriftlichen Anfrage ver­langt wurde, wird die kurze Debatte im Anschluss an diese durchgeführt.

Behandlung der Tagesordnung

 


Präsident Karlheinz Kopf: Für die heutige Sitzung ist vorgeschlagen, die Debatte über die Punkte 1 bis 3, 7 und 8 sowie 9 und 10 der Tagesordnung jeweils zusammen­zufassen.

Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.

Redezeitbeschränkung

 


Präsident Karlheinz Kopf: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde eine Tagesblockzeit von 6 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgende Redezeiten ergeben: SPÖ und ÖVP je 81, FPÖ 75, Grüne 63 sowie Team Stronach und NEOS je 33 Minuten.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 69

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die eben dargestellten Redezeiten.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesen Redezeitenvorschlag akzeptieren, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

11.58.491. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (53 d.B.): Bundes­gesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Förderung des Filmstandortes Öster­reich (Filmstandortgesetz) erlassen wird sowie das Publizistikförderungsge­setz 1984, das Presseförderungsgesetz 2004, das Bundesmuseen-Gesetz 2002, das Bundestheaterorganisationsgesetz, das Bundesstatistikgesetz 2000, das Staatsdruckereigesetz 1996, das Aktiengesetz, das Gebührenanspruchsgesetz, das Gerichtsorganisationsgesetz, die Gerichtsorganisationsnovelle Wien-Nieder­österreich, das Justizbetreuungsagentur-Gesetz, die Rechtsanwaltsordnung, das Einkommensteuergesetz 1988, das Körperschaftsteuergesetz 1988, das Umsatz­steuergesetz 1994, das Stabilitätsabgabegesetz, die Bundesabgabenordnung, das Gesundheits- und Sozialbereich-Beihilfengesetz, das Amtshilfe-Durchfüh­rungsgesetz, das Finanzausgleichsgesetz 2008, das Bundeshaftungsobergren­zengesetz, das Scheidemünzengesetz 1988, das Ausfuhrfinanzierungsförde­rungsgesetz, das Niederlassungs- und Aufenthalts-gesetz, das Personenstands­gesetz 2013, das BFA-Verfahrensgesetz, das Studienförderungsgesetz 1992, das Akkreditierungsgesetz 2012, das KMU-Förderungsgesetz, das Mineralrohstoffge­setz, das Bundespflegegeldgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977, das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungs­gesetz, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Familienlastenausgleichsge­setz 1967, das Krankenkassen-Strukturfondsgesetz, das Umweltförderungsge­setz und das Umweltkontrollgesetz geändert werden (Budgetbegleitgesetz 2014) (130 d.B.)

2. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (126 d.B.): Bundes­gesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bundesministe­rin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird (131 d.B.)

3. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (101 d.B.): Bundes­gesetz, mit dem das Grunderwerbsteuergesetz 1987 geändert wird (132 d.B.)

 


Präsident Karlheinz Kopf: Wir gelangen nun zu den Punkten 1 bis 3 der Tagesord­nung, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird.

Auf eine mündliche Berichterstattung zu den Tagesordnungspunkten 1 und 3 wurde verzichtet.

Zum Vorbringen einer Druckfehlerberichtigung zum Tagesordnungspunkt 2 erteile ich dem Berichterstatter, Herrn Abgeordnetem Krainer, das Wort. – Bitte.

 


11.59.41

Berichterstatter Kai Jan Krainer: Meine sehr geehrten Damen und Herren! (Abg. Glawischnig-Piesczek: „Es fehlt 1 Milliarde“!)

„Ich bringe folgende Druckfehlerberichtigung zur Regierungsvorlage (126 d.B.): Bun­desgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird, vor:


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 70

Nach dem Titel der Regierungsvorlage ist der Satz ,Der Nationalrat hat beschlossen.‘ einzufügen.“

Also „Der Nationalrat hat beschlossen.“, dieser Teil fehlt in der Regierungsvorlage und soll eingefügt werden. – Danke schön. (Abg. Neubauer: Wo ist die Milliarde?)

 


Präsident Karlheinz Kopf: Ich danke dem Herrn Berichterstatter für diese Korrektur.

Wir gehen in die Debatte ein.

Als Erster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Fuchs. – Bitte.

 


12.00.24

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Mit­glieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Werte Steuerzahlerinnen und Steuerzahler! Grundsätzlich begrüßen wir die Novelle zum Grunderwerbsteuergesetz, denn dadurch ist eine leicht nachvollziehbare und verwaltungsökonomische Art der Feststellung der Bemessungsgrundlage und Abführung der Abgabe weiterhin gewährleistet.

In einigen Bereichen des Grunderwerbsteuergesetzes besteht aber noch erheblicher Verbesserungsbedarf. Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Abänderungsantrag

des Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs und weiterer Abgeordneter zur Regierungsvor­lage betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Grunderwerbsteuergesetz 1987 geän­dert wird, 101 der Beilagen.

*****

Ich darf nun den Antrag in seinen Grundzügen erläutern.

Im Grunderwerbsteuergesetz ist ein Freibetrag für den unentgeltlichen Erwerb von Grundstücken im Zusammenhang mit Betriebsübertragungen vorgesehen. Hauptan­wendungsfall für diesen Freibetrag ist die Pensionierung des Betriebsinhabers und Schenkung des Betriebes an das Kind.

Wenn ein Einzelunternehmen geschenkt wird, dann ist der Freibetrag für das Grund­stück anwendbar. Wenn allerdings sämtliche Anteile an einer GmbH an das Kind ge­schenkt werden, dann ist der Freibetrag nicht anwendbar. Diese unterschiedliche Be­handlung ist eine sachlich nicht gerechtfertigte Differenzierung und stellt eine Diskrimi­nierung der Rechtsform der GmbH gegenüber dem Einzelunternehmen dar. Der vor­liegende Antrag soll diese Ungleichbehandlung beseitigen.

Der Freibetrag für Betriebsübertragungen wurde ursprünglich im Jahr 2000 mit 5 Mil­lionen Schilling eingeführt und beträgt heute noch immer 365 000 €. Eine Wertanpas­sung dieses Freibetrages ist somit längst überfällig und soll auf zumindest 500 000 € vorgenommen werden. (Beifall bei der FPÖ.)

Dies erscheint insofern als gerechtfertigt, als die Immobilienpreise in den letzten Jah­ren sehr angestiegen sind. Auch diesbezüglich gibt es einen entsprechenden Antrag.

Im Hinblick auf die sinnvolle Koppelung des Grunderwerbsteuergesetzes und des Ge­richtsgebührengesetzes, kurz: GGG, wo die Eintragungsgebühr geregelt ist, möchte ich auch im Sinne einer Verwaltungsökonomie auf Folgendes hinweisen: Im GGG sind wesentliche gesellschaftsrechtliche Vorgänge, nämlich Betriebs- und Umgründungs­vorgänge, begünstigt, die nicht im Grunderwerbsteuergesetz begünstigt sind. Ziel soll­te es sein, unternehmenspolitisch notwendige Umstrukturierungen, bei denen Grund-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 71

stücke involviert sind, nicht unnötig zu verteuern. Ein Gleichklang zwischen Grunder­werbsteuergesetz und GGG in diesem Bereich würde auch die Attraktivität des Stand­ortes Österreich erhöhen. Es macht einfach Sinn und dient auch der Verwaltungsöko­nomie, wenn die Befreiungsbestimmungen und die Bemessungsgrundlage für die Grunderwerbsteuer und für die Eintragungsgebühr identisch sind. Auch diesbezüglich gibt es einen entsprechenden Antrag.

Leider stimmen wir heute nicht über eine Steuerreform ab, obwohl die Steuerzahler unter einer Rekordbelastung stöhnen. Österreich hat unter den Ländern der Währungs­union den höchsten Anstieg bei den Arbeitskosten zu verzeichnen, zwischen 2008 und 2013 um 18,9 Prozent auf durchschnittlich 31,4 € pro Stunde.

Der Grund für diesen Anstieg der Arbeitskosten sind aber nicht die Reallohnsteige­rungen, denn das Netto-Pro-Kopf-Einkommen stagniert leider in Summe seit 24 Jah­ren. Inflation, höhere Steuern und Abgaben, insbesondere die kalte Progression fres­sen Jahr für Jahr die kollektivvertraglichen Gehaltsanpassungen auf. Allein die jüngste, am 1. März in Kraft getretene Abgabenerhöhung belastet die heimischen Steuerzahler mit 1,2 Milliarden € im Jahr.

Österreich hat laut EUROSTAT nunmehr eine höhere Steuer- und Abgabenquote als das in aller Welt als Hochsteuerland bekannte Schweden, aber doppelt so viel an Staatsschulden, und das, obwohl die Staatseinnahmen sprudeln wie nie zuvor.

Die Lohnsteuer wird bereits heuer die Umsatzsteuer als wichtigste Einnahmequelle überholen, denn keine Steuer steigt so rasant wie die Lohnsteuer. Waren es im Vorjahr 24,8 Milliarden €, so werden es 2018 bereits 31,9 Milliarden € sein. Ein Grund dieses Anstiegs ist die kalte Progression.

Wir zahlen in Österreich aber nicht nur zu viel an Steuern, sondern auch zu viel an So­zialabgaben. Die Sozialabgaben sind übrigens fast so hoch wie die zwei aufkommens­stärksten Steuern zusammen, nämlich die Lohnsteuer und die Umsatzsteuer. Darüber sprechen die Gewerkschaften und Kammern aber nicht so gerne. Die Gewerkschaften und Kammern sollten nicht nur lautstark eine Steuerreform fordern, sondern auch eine Reform bei den Sozialabgaben. (Beifall bei der FPÖ.)

Kein Thema in der Arbeitskostendebatte scheint das ineffiziente und überbürokratisier­te Sozialversicherungssystem zu sein, ganz zu schweigen von den Zwangsmitglieds­beiträgen für Arbeiter- und Wirtschaftskammern, die jährlich 700 Millionen € an Lohn­nebenkosten ausmachen. Aber irgendjemand muss ja die 14 Kammern mit den mehr als 10 000 Funktionären finanzieren.

Zum Vergleich: Mustergültig ist hier das Finanzministerium; dort gibt es 11 000 Mitar­beiter, seit dem Jahr 2000 um 6 000 weniger. Daran können sich die Kammern ein Bei­spiel nehmen und mit gutem Beispiel vorangehen und ihren Beitrag zu einer Lohnne­benkostensenkung leisten. (Beifall bei der FPÖ.)

Wer heute etwa 2 000 € brutto im Monat verdient, bekommt 1 410 € netto auf das Kon­to überwiesen. Der Arbeitgeber muss aber 2 625 € im Monat aufwenden, damit für den Arbeitnehmer 1 410 € netto übrig bleiben. Insgesamt kassiert der Staat also 1 215 €. Hier stimmt das Verhältnis nicht mehr. (Beifall bei der FPÖ.)

Und die Bundesregierung brüstet sich noch damit, dass sie heuer die Lohnneben­kosten um 0,2 Prozentpunkte gesenkt hat. Der Arbeitgeber erspart sich dadurch 20 € im Jahr pro Dienstnehmer. Diese Lohnnebenkostensenkung kann man wohl nur mehr mit der Apothekerwaage messen. (Beifall bei der FPÖ.)

Für eine ordentliche Steuer- und Strukturreform fehlt der Bundesregierung offenbar der Mut. Mutig ist die Bundesregierung aber, wenn es um das Schröpfen des Mittelstandes geht. (Neuerlicher Beifall bei der FPÖ.)


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Durch die Nichtanpassung der Progressionsstufen hat sich der Finanzminister im Vor­jahr 2,24 Milliarden € geholt, heuer werden es 2,65 Milliarden sein. Das ist eine Steu­ererhöhung ohne Parlamentsbeschluss!

Herr Vizekanzler, wenn man jemandem etwas wegnimmt, dann muss man es letzten Endes auch wieder zurückgeben. Da stellt sich nicht die Frage, ob man sich das leisten kann oder nicht. Und wenn man den Steuerzahlern Milliarden über die kalte Progres­sion wegnimmt, dann muss man den Steuerzahlern letzten Endes das Geld wieder zu­rückgeben.

Fantasieloser ist da nur noch die SPÖ, welche die Bürger mit neuen Steuern entlasten möchte.

Wir fordern daher eine Senkung des Einstiegssteuersatzes auf 25 Prozent, eine lau­fende Anpassung der Progressionsstufen an die Inflation, eine Senkung der Sozialab­gaben und auch der Lohnnebenkosten. Mehr Netto vom Brutto, aber nicht über neue Steuern, wie sich das die SPÖ vorstellt, sondern über eine Strukturreform und eine Senkung der Staatsausgaben. (Beifall bei der FPÖ.)

Im Budgetbegleitgesetz 2014 sind keine Entlastungen für den Steuerzahler vorgese­hen, weshalb wir auch diesem Gesetz unsere Zustimmung verweigern.

Herr Finanzminister! Ich fordere Sie auf, geben Sie dem Steuerzahler das zurück, was Sie ihm durch die kalte Progression laufend wegnehmen! (Beifall bei der FPÖ.)

12.09


Präsident Karlheinz Kopf: Der von Herrn Abgeordnetem Dr. Fuchs eingebrachte Ab­änderungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag wurde vom Herrn Abgeordneten in seinen Grundzügen erläutert und wird aufgrund seines Umfanges vervielfältigt und im Saal verteilt werden.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

des Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs und weiterer Abgeordneter zur Regierungsvorla­ge betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Grunderwerbsteuergesetz 1987 geän­dert wird, 101 d.B.

Der Nationalrat wolle in 2. Lesung beschließen:

Die Regierungsvorlage betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Grunderwerbsteuer­gesetz 1987 geändert wird, 101 d.B., wird wie folgt geändert:

 „I. Litera a) in Ziffer 1 lautet:

„a) In Z 2 wird im ersten Satz der Verweis „§ 4 Abs. 2 Z 1 oder Z 4“ durch den Verweis „§ 4 Abs. 2 Z 1 lit. a oder b oder c oder Z 2 lit. a oder b oder c“ ersetzt, der Betrag „365 000 Euro“ durch den Betrag „500 000 Euro“ ersetzt und folgender zweite Satz ein­gefügt:

„Ein unentgeltlicher Erwerb liegt vor, wenn eine Gegenleistung nicht vorhanden oder nicht zu ermitteln ist oder die Gegenleistung für den Erwerb eines land- und forstwirt­schaftlichen Grundstückes (§ 4 Abs. 2 Z 2) geringer ist als der einfache Einheitswert des Grundstückes, im Übrigen geringer ist als der dreifache Einheitswert des Grund­stückes oder 30% des gemeinen Wertes des Grundstückes, wenn dieser nachgewie­sen wird.“

II. Ziffer 2 lautet:

2. § 4 lautet samt Überschrift:


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 73

„Art der Berechnung

§ 4. (1) Die Steuer ist vom Wert der Gegenleistung (§ 5) zu berechnen.

(2) Abweichend von Abs. 1 gilt Folgendes:

1. Bei den nachstehend angeführten begünstigten Erwerbsvorgängen ist die Steuer vom Dreifachen des Einheitswertes (§ 6), maximal jedoch von 30% des gemeinen Wertes, wenn dieser nachgewiesen wird, zu berechnen:

a) bei Übertragung eines Grundstückes an den in § 7 Abs. 1 Z 1 und 2 angeführten Personenkreis;

b) bei Erwerb eines Grundstückes durch Erbanfall, durch Vermächtnis oder in Erfüllung eines Pflichtteilsanspruches, wenn die Leistung an Erfüllungs Statt vor Beendigung des Verlassenschaftsverfahrens vereinbart wird, durch den in § 7 Abs. 1 Z 1 und 2 ange­führten Personenkreis;

c) wenn alle Anteile einer Gesellschaft vereinigt werden oder alle Anteile einer Gesell­schaft übergehen; das gleiche gilt bei den entsprechenden schuldrechtlichen Geschäf­ten;

d) bei Grundstücksübertragungen zwischen einer Gesellschaft und ihrem unmittelbaren oder mittelbaren Gesellschafter.

2. Bei den nachstehend angeführten Erwerbsvorgängen betreffend land- und forstwirt­schaftliche Grundstücke ist die Steuer vom Einheitswert (§ 6) zu berechnen:

a) bei Übertragung eines Grundstückes an den in § 7 Abs. 1 Z 1 und 2 angeführten Personenkreis;

b) bei Erwerb eines Grundstückes durch Erbanfall, durch Vermächtnis oder in Erfüllung eines Pflichtteilsanspruches, wenn die Leistung an Erfüllungs Statt vor Beendigung des Verlassenschaftsverfahrens vereinbart wird, durch den in § 7 Abs. 1 Z 1 und 2 ange­führten Personenkreis;

c) wenn alle Anteile einer Gesellschaft vereinigt werden oder alle Anteile einer Gesell­schaft übergehen; das gleiche gilt bei den entsprechenden schuldrechtlichen Geschäften;

d) bei Erwerb eines Grundstückes auf Grund einer Umgründung im Sinne des Umgrün­dungssteuergesetzes.

3. Die Steuer ist - abgesehen von Z 1 und 2 - vom gemeinen Wert zu berechnen:

a) wenn eine Gegenleistung nicht vorhanden oder nicht zu ermitteln ist oder die Ge­genleistung geringer ist als der gemeine Wert des Grundstückes;

b) beim Erwerb durch Erbanfall, durch Vermächtnis oder in Erfüllung eines Pflichtteils­anspruches, wenn die Leistung an Erfüllungs Statt vor Beendigung des Abhandlungs­verfahrens vereinbart wird.

4. Bei einem Tauschvertrag, der für jeden Vertragsteil den Anspruch auf Übereignung eines Grundstückes begründet, ist die Steuer sowohl vom Wert der Leistung des einen als auch vom Wert der Leistung des anderen Vertragsteiles zu berechnen.“

Begründung

Zum § 3:

1. In § 3 Abs 1 Z 2 GrEStG wird die Ausnahme von der Grunderwerbsteuer im Falle der Anwendbarkeit des Betriebsfreibetrages von 365.000 Euro geregelt. Durch den Verweis auf § 4 Abs 2 Z 1 lit a oder b GrEStG wird der Betriebsfreibetrag auf die Über-


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tragung eines Grundstückes (des Betriebs- oder Sonderbetriebsvermögens) unter Le­benden bzw im Erbfall, bei Übertragung im Rahmen eines Vermächtnisses bzw in Er­füllung eines Pflichtteilsanspruches im Familienkreis beschränkt; nicht enthalten ist allerdings ein Verweis auf § 4 Abs 2 Z 1 lit c bzw Z 2 lit c GrEStG (Vereinigung bzw Übergang aller Anteile).

Nach der derzeitigen Rechtslage sind somit nur (betriebliche) Grundstücke durch den Freibetrag begünstigt, wenn ein Einzelunternehmen unentgeltlich übertragen wird; be­findet sich allerdings das (betriebliche) Grundstück in einer GmbH, so ist die unent­geltliche Übertragung sämtlicher Gesellschaftsanteile bzw die Anteilsvereinigung im Hinblick auf das (betriebliche) Grundstück nicht begünstigt. Diese unterschiedliche Be­handlung ist eine sachlich nicht gerechtfertigte Differenzierung und stellt eine Diskrimi­nierung der Rechtsform der GmbH gegenüber dem Einzelunternehmen dar.

Durch den Verweis auf lit c soll der Betriebsfreibetrag nunmehr auch auf die Übertra­gung eines Grundstückes im Rahmen der unentgeltlichen Übertragung sämtlicher Ge­sellschaftsanteile an einer GmbH bzw der Anteilsvereinigung zur Anwendung kommen und die Diskriminierung der Rechtsform der GmbH beseitigt werden.

2. Der Freibetrag für die Unternehmensübertragung wurde ursprünglich in § 15a ErbStG iHv 5 Mio Schilling im Jahr 2000 eingeführt und mit dem Schenkungsmeldege­setz 2008 - SchenkMG 2008 (BGBl I 2008/85) in § 3 Abs 1 Z 2 GrEStG in unverän­derter Höhe (365.000 Euro) übernommen.

Eine Wertanpassung des Freibetrages soll nunmehr auf zumindest 500.000 Euro vor­genommen werden, was insbesondere durch die Entwicklung der Immobilienpreise in den letzten Jahren mehr als gerechtfertigt erscheint.

Zum § 4:

Die Neuformulierung des § 4 GrEStG stellt grundsätzlich auf die Bestimmung des
§ 26a Gerichtsgebührengesetz (GGG) ab. Allerdings sind in § 26a Abs 1 Z 2 GGG we­sentliche gesellschaftsrechtliche Vorgänge, nämlich Betriebs- und Umgründungsvor­gänge ebenfalls begünstigt, die nicht alle im Umgründungssteuergesetz (UmgrStG) er­fasst sind.

Zwar sind jene gesellschaftsrechtlichen Vorgänge, die bereits unter das UmgrStG fal­len, mit dem zweifachen Einheitswert begünstigt, jedoch sollten auch alle Vorgänge, die unter § 26a Abs 1 Z 2 GGG, aber nicht unter das UmgrStG fallen, von der Begüns­tigung erfasst werden. Dies ist einerseits erforderlich, da solche Transaktionen inner­halb von Unternehmensgruppen aus betriebswirtschaftlichen Gründen erforderlich sind und keinesfalls mit einer hohen Grunderwerbsteuer belastet werden sollen, anderer­seits um den gewünschten Gleichklang mit § 26a GGG herzustellen. Anwendungsfälle sind zB die Übertragung eines Grundstückes an die Gesellschaft durch den Gesell­schafter, um das Eigenkapital (zB bei Sanierungsbemühungen) zu stärken oder Grund­stücksabspaltungen in Industriekonzernen, um das Grundstück durch eine andere Kon­zerngesellschaft zu nutzen (zB eine neue Industrieanlage zu errichten).

Ziel dieser Begünstigung sollte sein, unternehmenspolitisch notwendige Umstrukturie­rungen, bei denen Grundstücke involviert sind, nicht unnötig zu verteuern und die bis­her umstrukturierungsfreundliche Rechtslage auch bei der Grunderwerbsteuer fortzu­führen.

Grundstückstransaktionen zwischen Gesellschafter und Gesellschaft und innerhalb von Konzernen sollten daher genauso (weiterhin) begünstigt werden wie Grundstückstrans­aktionen innerhalb der Familie. Dies auch um so mehr als sich die Bundesregierung der Erhöhung der Attraktivität des Standortes Österreich verschrieben hat.


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Um auch in diesen Fällen einen Gleichklang mit dem GGG herzustellen, wird § 4 Abs 2 Z 1 GrEStG wie folgt ergänzt: „d) bei Grundstücksübertragungen zwischen einer Ge­sellschaft und ihrem unmittelbaren oder mittelbaren Gesellschafter.“

Im Übrigen dient diese Ergänzung dazu, um einen klaren Widerspruch mit den Er­läuterungen (ErläutRV 101 BlgNr XXV. GP Seite 3) zu beseitigen. Die diesbezüglichen Erläuterungen lauten wie folgt: „Die Neuregelung soll im Interesse der Verwaltungs­ökonomie und der Einfachheit für die selbstberechnenden Parteienvertreter die schon in Geltung stehende Regelung im § 26a Gerichtsgebührengesetz (GGG) übernehmen; es soll daher sowohl für die Grunderwerbsteuer als auch für die gerichtliche Eintra­gungsgebühr dieselbe Bemessungsgrundlage gelten.“

*****

 


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Krainer. – Bitte.

 


12.10.23

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Mit dem vorliegenden Budget setzt die Bundesregierung die erfolgreiche Budgetpolitik der letzten Jahre fort. (Ironi­sche Heiterkeit bei der FPÖ.)

Wir wissen, dass wir im europäischen Vergleich bei fast allen Kennzahlen unter den besten Ländern in der Europäischen Union sind – mit der geringsten Arbeitslosigkeit, mit einer der höchsten Wachstumsraten. (Abg. Rossmann: Mit einer Belastung des Faktors Arbeit zum Beispiel!) Österreich ist eines der wenigen Länder, die heute, nach der Krise, mehr Arbeitsplätze haben als vor der Krise. In fast allen Ländern der Euro­päischen Union gibt es heute weniger Arbeitsplätze als noch 2008, 2009.

Unser Weg stellt sich aufgrund der Fakten, aufgrund der Zahlen als erfolgreich dar, und dieser Weg soll mit diesem Budget fortgesetzt werden. Wir als SPÖ-Parlaments­fraktion unterstützen ihn jedenfalls hier in diesem Haus.

Das Grundmotto der Budgetpolitik der letzten Jahre war immer, zu schauen, dass Ar­beit und Beschäftigung im Vordergrund stehen. Und aufgrund dessen ist vernünfti­gerweise nicht nur gespart, sondern auch investiert worden. Wir geben wesentlich mehr Geld für Bildung aus als noch vor fünf Jahren, wesentlich mehr Geld für die In­frastruktur, wesentlich mehr Geld für Forschung und Entwicklung als früher. Das heißt, in Zukunftsbereiche wird investiert.

Auch in diesem Budget gibt es wieder Schwerpunktsetzungen, nämlich im Bereich Pflege, im Bereich Wohnbau. Auch für den Ausbau von Ganztagsschulen gibt es mehr Geld, als noch vor einem Jahr vorgesehen war, nämlich 110 Millionen € heuer statt 80 Millionen und 160 Millionen im nächsten Jahr statt 80 Millionen. Das heißt, auch in diesem Budget wird der Weg des Investierens fortgesetzt.

Natürlich sparen wir auch, dort, wo es sinnvoll ist, dort, wo es geht, in der Verwaltung. Als Beispiel dafür nenne ich die Verwaltungsreform in der Verwaltungsgerichtsbarkeit. Über 100 Sonderbehörden wurden aufgelöst, und ein neues Bundesverwaltungsge­richt wurde geschaffen. Das heißt, wir sparen in der Struktur, sparen in der Verwaltung.

Und – dritter Punkt – wir schauen auch, dass wir einnahmenseitig eine gerechtere Ver­teilung der Steuerlast haben. Wir haben ja in den letzten fünf Jahren, in der letzten Le­gislaturperiode, die Steuern und Abgaben auf Arbeit um 3 Milliarden € gesenkt und gleichzeitig Steuern auf Vermögen und Kapital erhöht oder auch neu eingeführt, weil wir eben diese Schieflage haben, dass die Steuern und Abgaben auf Arbeit viel zu hoch sind und die Steuern auf Kapital und Vermögen viel zu niedrig.

Auch dieser Weg wird mit diesem Budget fortgesetzt. Wenn Sie sich das genau an­schauen, dann können Sie sehen, dass es eine Reihe von Einschränkungen bei der


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Gruppenbesteuerung, die Nichtabsetzbarkeit von Managergehältern über 500 000 € im Jahr et cetera gibt. Es sind das wieder einige wichtige Sachen, nicht zu vergessen die Verlängerung und die Erhöhung der Bankenabgabe, denn jene, die davon profitiert haben, dass der Steuerzahler Banken gerettet hat, nämlich die Banken, sollen auch dafür zahlen. Deswegen gibt es auch die Bankenabgabe und deswegen ist sie auch er­höht worden, weil auch die Kosten der Bankenrettung höher sind. Am Ende des Tages sollen die Banken möglichst die gesamte Rechnung der Bankenrettung bezahlen. Auch diesen Weg kann man im Budget nachlesen. Es ist der richtige Weg, der von uns auch unterstützt wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Zum Briefverkehr mit der Kommission und zu der derzeitigen Diskussion darüber: Ja, die Kommission macht das, was sie eigentlich jedes Jahr macht, und sie hat schlech­tere Prognosewerte als wir. Es hat sich aber gezeigt, dass die Realität immer besser war.

Auch die Opposition hat immer wesentlich schlechtere Prognosewerte als die Bundes­regierung. Fast bei jeder Budgetdebatte hören wir: Budgetlüge, das Defizit wird viel hö­her sein als prognostiziert, das Budget ist auf Sand gebaut, das Budget hält nicht, das sind falsche Zahlen. – Wie schaut die Realität aus?

Wir können vergleichen: Welches strukturelle Defizit hat die Europäische Kommission immer prognostiziert und was ist tatsächlich eingetreten?

2010 hat die Europäische Kommission prognostiziert: minus 3,6 Prozent; am Ende wa­ren es minus 3,2 Prozent, also besser.

2011 hat die Kommission prognostiziert: minus 3,2 Prozent; wir waren um 1 Prozent­punkt besser, nämlich minus 2,2 Prozent.

2012 hat sie prognostiziert: minus 2,1 Prozent; und wir hatten minus 1,6 Prozent.

Und für 2013 hat die Kommission prognostiziert: minus 1,6 Prozent; in Wirklichkeit wa­ren es minus 1,1 Prozent.

Das heißt, wir sehen, dass wir immer besser sind als die Prognosen der Kommission. Und unter diesem Blickwinkel sind auch dieser Briefverkehr und die jetzige Diskussion zu sehen. Am Ende des Tages werden wir besser sein, als die Kommission prognosti­ziert. Die Daten der letzten Jahre zeigen, wir waren immer besser, und wir werden auch 2014 besser abschneiden, als die Kommission heute prognostiziert, und das ist auch nicht schlecht.

Ein Letztes noch zur Steuerreform, weil das auch bereits angesprochen wurde: Ja, der Weg der Entlastung des Faktors Arbeit, das heißt, die Steuern zu senken für jene, die arbeiten gehen, muss weitergegangen werden. Wir wollen keine Steuerreform auf Pump. Wir Sozialdemokraten sagen, weil wir noch immer diese Ungleichverteilung der Steuerlast zwischen Arbeit und Kapital und Vermögen haben, dass wir den Faktor Ar­beit entlasten wollen, da die Steuer senken wollen, andererseits aber auch dafür sor­gen wollen, dass für Kapital und Vermögen ein gerechterer Beitrag geleistet wird als heute. Deswegen schlagen wir auch eine Steuerreform vor, die nicht zur Gänze, aber auch gegenfinanziert ist durch neue Steuern, wie eine Steuer auf Millionenerbschaften und auf Millionenvermögen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

12.16


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Klubobfrau Dr. Gla­wischnig-Piesczek. – Bitte.

 


12.16.23

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Wir


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haben ja schon vieles erlebt, was Budgets betrifft, auch, was Budgets betrifft, wenn sie vor Wahlen vorgelegt und vor Wahlen beschlossen werden. Wir haben einen Finanzmi­nister Josef Pröll erlebt, der wegen der Wien-Wahlen gleich gar kein Budget vorgelegt hat. Wir haben eine Finanzministerin Fekter erlebt, die vor den Nationalratswahlen die Kosten der Hypo Alpe-Adria mit 133 Millionen € eingestellt hat. Wir erleben nun ein Budget 2014 – jetzt werden zwar die budgetbegleitenden Gesetze beschlossen –, das mit der Realität auch nichts mehr zu tun hat. Und dieses Muster, immer vor Wahlen so­genannte Nachbesserungen nicht zuzugeben und erst nach der Wahl den Bürgern die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, lassen wir als Opposition und als Grüne uns in diesem Haus nicht mehr gefallen! (Beifall bei den Grünen.)

Bei all der inhaltlichen Kritik, wie das Budget vorgestellt wurde, bei der Kritik, dass am falschen Ort gespart und gekürzt wird, bei der Bildung, bei der Wissenschaft, bei der Forschung, bei der Kritik an der Totalübernahme der Kosten der Hypo Alpe-Adria, ei­nen positiven Punkt hatten wir schon: Wir haben im Vergleich zu Finanzministern vor Finanzminister Spindelegger eine gewisse Seriosität, größere Transparenz und größe­re Ehrlichkeit festgestellt. Das müssen wir mit dem heutigen Tag bedauerlicherweise aber zu 100 Prozent zurücknehmen.

Es wurde hier im Haus über Wochen hinweg in all der Ausführlichkeit, mit all den Ex­pertinnen und Experten von außen ein Budget beraten, und parallel dazu wurde an die EU-Kommission ein Nachbesserungsbedarf in der Größenordnung von 1 Milliarde € gemeldet. Das Budget, das wir hier zur Beschlussfassung vorgelegt bekommen haben, ist damit gleichzeitig Makulatur! (Zwischenrufe der Abgeordneten Wöginger und Kog­ler.) Das können wir als Parlamentarier uns nicht gefallen lassen, deswegen auch die massive Kritik der Opposition. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Strolz.)

Bundeskanzler Werner Faymann spricht von einem „Luxusproblem von bis zu 1 Milliar­de €“. Der Finanzminister spricht von sogenannten Nachbesserungen. Im Ausschuss hat er gesagt, auf die erste Anfrage von unserem Abgeordneten Bruno Rossmann (Abg. Wöginger: Der hat eh eine halbe Stunde diskutiert mit ihm!), über verwaltungs­technische Verordnungen werde es noch zu bestimmten Nachbesserungen kommen. Aber unter Nachbesserungen aufgrund verwaltungstechnischer Verordnungen hat sich niemand, sicher auch niemand von Ihnen von der ÖVP, ein Paket in der Größenord­nung von bis zu 1 Milliarde € vorgestellt; wenn, dann wären Sie Hellseher gewesen. (Zwischenruf des Abg. Eßl.) Er hat nicht nur uns de facto in dieser Sache bemogelt, sondern auch die eigenen Abgeordneten!

Noch einmal zur Chronologie: Sie werfen jetzt der Opposition vor, sie würde die Öffent­lichkeit falsch informieren. Und das schlägt wirklich dem Fass den Boden aus! Wir werden das noch einmal in aller Deutlichkeit dokumentieren. (Beifall bei den Grünen.)

Am 5. Mai kommt die Kritik der Euro-Gruppe, wird öffentlich, am österreichischen Bud­getentwurf.

Erstmals fragt der Abgeordnete Bruno Rossmann nach – am 8. Mai im Ausschuss.

Es kommt ein klitzekleiner Hinweis, unter dem man sich alles mögliche vorstellen kann (Staatssekretär Danninger: Waren Sie dort? Waren Sie dabei?): verwaltungstechni­sche Möglichkeiten, Gesetzesauslegungen. Keine Spur, keine Rede von Gesetzesän­derungen, keine Spur von Erhöhungen, keine Spur von Kürzungen bei den Ermes­sensausgaben in der Größenordnung von fast 350 Millionen €, keine Spur von diesem Acht-Punkte-Programm, das an die EU-Kommission gemeldet wird.

Erst dann wurde es öffentlich. Auf der Homepage des Finanzministeriums hat es ein sehr, sehr fleißiger Abgeordneter kurz vor Mitternacht, wie ich mitbekommen habe, ge­funden. Am nächsten Tag wurde es den Medien übergeben. Und erst am darauffolgen-


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den Tag, als die Sache bereits öffentlich im Internet auf „standard.at“ nachzulesen war, informierte der Finanzminister die Abgeordneten im Ausschuss.

Aber da hat die SPÖ sogar noch mitgespielt, indem sie de facto eine servierte Frage gestellt hat, damit der Finanzminister etwas tun konnte, was er von Anfang an hätte tun müssen, nämlich mit Transparenz, mit Offenheit und mit Ehrlichkeit diese Maßnahmen, die nach Brüssel gemeldet wurden, dem Parlament und damit auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. (Abg. Lopatka: Das ist eine Verschwörungstheorie! Das ist eine Pilz-Theorie!) Das kommt nicht von Peter Pilz, das kommt von Bruno Rossmann, unserem Budgetsprecher, dem man zu verdanken hat, dass das überhaupt öffentlich geworden ist. (Beifall bei den Grünen.)

Zum Inhalt: Wir werden die nächsten zwei Tage nutzen, die einzelnen Fachminister da­zu zu befragen, denn wir wollen wissen: Was sagt denn eigentlich eine Bildungsmi­nisterin dazu, dass unter Umständen im laufenden Budgetjahr, im heurigen Jahr, zu­sätzliche Kürzungen bei den Ermessensausgaben vorgenommen werden müssen? Was sagt dazu eine Bildungsministerin, über deren Maßnahmen wegen 57 Millionen € in ganz Österreich diskutiert worden ist? Was sagt ein Wissenschaftsminister, in des­sen Ressort im Bereich Bildung, Wissenschaft und Forschung ohnehin schon gekürzt worden ist, zu möglichen weiteren Kürzungen der Ermessensausgaben? Was sagt überhaupt die Bevölkerung dazu, dass sie vor der Wahl kein transparentes und kein ehrliches Budget auf den Tisch bekommt? Was sagt der Außenminister, der jetzt an die Regierung appelliert, man möge im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit nicht kürzen, dazu, dass jetzt zusätzliche Kürzungen bei den Ermessensausgaben notwen­dig werden?

Das sind alles höchstrelevante Fragen, und es ist unsere Aufgabe als Abgeordnete, als Parlamentarier, das zu diskutieren und unter Umständen auch Alternativen dazu zu finden. Das Programm, das nach Brüssel gemeldet worden ist – ich sage es noch ein­mal: hier geht es um eine Größenordnung von bis zu 1 Milliarde € –, macht den Bud­getentwurf, den Sie zur Beschlussfassung vorgelegt haben, zur Makulatur. Und das werden wir nicht akzeptieren. (Beifall bei den Grünen.)

Wir werden uns mit Ihnen in den nächsten Tagen auseinandersetzen. Aber wir können die Punkte jetzt noch einmal durchgehen!

Mehreinnahmen bei den Einkommensteuern und bei den Sozialversicherungsbeiträ­gen. Ich betone: Mehreinnahmen! Wir alle sind davon ausgegangen, dass es in den nächsten Jahren zu Entlastungen kommen wird. Mit diesem Punkt „Mehreinnahmen“ haben Sie den Tatbestand der Budgetlüge zu hundert Prozent erfüllt. Die Mehreinnah­men können Sie jetzt abschätzen, die konnten Sie vor zwei Wochen abschätzen, die konnten Sie auch vor vier Wochen abschätzen – also alles zu einem Zeitpunkt, zu wel­chem man das Parlament und die Öffentlichkeit auch informieren konnte!

Die Vermeidung von Doppelförderung findet sich auch in diesem Paket. Ich meine, es gibt da nur zwei Varianten: Entweder wollte man einen Beruhigungsbrief an die EU-Kommission schicken, einen Beschwichtigungsbrief, und es ist eh alles irrelevant. Dann mogelt man die EU-Kommission an. Oder man hat hier wirklich noch einiges vor und wollte es vor der Wahl der Bevölkerung nicht mitteilen. Es gibt nur diese beiden Varianten, es gibt keine dritte.

Meine Damen und Herren, Sie müssen sich schon entscheiden, auch als Klubobleute der Parlamentsparteien, was hier tatsächlich noch unter der Tuchent steckt. Wir wollen das ernsthaft diskutieren. Das ist unsere Aufgabe als Abgeordnete, das ist unser Job, und wir machen das im Interesse und im Sinne der österreichischen Bevölkerung, die einmal mehr – und die Wahrheit ist ihr zumutbar – die Wahrheit verdient hat. (Beifall bei den Grünen.)


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Also: Wir werden jeden einzelnen Minister befragen, was dieses Paket tatsächlich be­deutet. Es handelt sich um das Jahr 2014, um das heurige Jahr, wo diese Größenord­nung zur Diskussion steht.

Und: Eine ganz einfache Frage hätte ich dem Herrn Finanzminister schon gerne ge­stellt (Abg. Brosz: Wenn er hier wäre! – Abg. Kogler: Ja, wo ist er?), der immer noch nicht da ist, der uns nur öffentlich ausrichtet, wir würden die Öffentlichkeit falsch infor­mieren. Das ist schlichtweg falsch!

Also folgende einfache Frage hätte ich gerne an den Finanzminister gestellt: Warum war es nicht möglich, dieses Programm, das der EU-Kommission gemeldet wurde, ganz einfach ins Budget einzuarbeiten, zu diskutieren?, wo man hätte schauen kön­nen: Gibt es Alternativen dazu, das alles in Transparenz zu machen?

Sie wissen genau, die verfassungsrechtlichen Vorgaben verpflichten den Finanzminis­ter zu einer möglichst getreuen Darstellung der budgetären Lage. (Abg. Kogler: Ge­nau!) Aber das wurde wieder einmal ignoriert – einmal mehr vor einem Wahltag! (Bei­fall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS.)

12.24


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Ta­mandl. – Bitte.

 


12.24.22

Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Glawischnig, wissen Sie, wenn man so wie Sie immer von Lüge spricht (Abg. Kogler: Budgetlüge!) und wenn man so wie Sie ganz einfach ignorieren möchte, was der Herr Finanzminister bereits am 8. Mai im Budget­ausschuss gesagt hat, dann kann ich Ihnen leider nicht helfen.

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit sehr, sehr herzlich beim Budgetdienst bedan­ken, denn der Budgetdienst hat nämlich festgehalten, was der Herr Finanzminister am 8. Mai in der Sitzung des Budget-Hearings gesagt hat. Er hat nämlich damals schon davon gesprochen, dass beim Bundesfinanzrahmengesetz keine Veränderungen not­wendig sind, aber dass Nachschärfungen im Verordnungsweg außerhalb des Budgets gemacht werden und dass Spielräume geschaffen werden müssen. (Abg. Kogler: Das ist ja kein Verordnungsweg!) Er hat auch von Maßnahmen betreffend Steuerbetrugsbe­kämpfung gesprochen.

Wir alle wissen, dass in den letzten Jahren, 2011, 2012 und 2013, jeweils das Ergebnis des Bundesrechnungsabschlusses besser gelegen ist, als wir im Bundesvoranschlag beispielsweise Defizitquoten hatten. (Abg. Kogler: Das hat ja damit nichts zu tun!) Das hat sehr wohl damit zu tun, Herr Kollege Kogler! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Kogler.) Das heißt, der Herr Finanzminister hat Ihnen überhaupt nichts verschwiegen.

Sie haben zuvor selbst bei der Frau Glawischnig einen Zwischenruf gemacht. (Abg. Kogler: Na und!?) Der Herr Finanzminister hat das bereits am 25. April in einem „Stan­dard“-Interview gesagt. Als er von einer EU-Rüge gesprochen hat, hat er gesagt, dass er damit rechnet, dass wir eine bekommen.

Sie wissen auch ganz genau, dass die Europäische Kommission davon ausgegangen ist, dass wir bereits im Jahr 2015 ein ausgeglichenes Budget haben sollen. Und wir ha­ben gesagt, wir werden im Jahr 2016 ein ausgeglichenes Budget haben. Und wir ha­ben uns darauf verständigt, dass wir das hier so machen wollen. (Abg. Kogler: Der Brief bezieht sich auf 2014!) Der Brief bezieht sich auf 2014. Na selbstverständlich!

Aber ich möchte Ihnen, Frau Kollegin Glawischnig, schon Folgendes sagen, da Sie im­mer der Meinung sind, wir hätten im Budgetausschuss nicht ausreichend debattiert: Ich


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habe zweieinhalb Tage selbst den Vorsitz geführt (Abg. Kogler: Ihr habt das Falsche debattiert! Ihr habt ein falsches Budget vorgelegt!), und ich habe Sie dort überhaupt nicht gesehen, Sie haben sich dort an den Debatten überhaupt nicht beteiligt. Selbst Ihr Kollege Schmid hat aus dem Ausschuss auf Facebook gepostet und sich nicht ein­mal an der Debatte beteiligt. Also wenn das für Sie eine seriöse Debatte in einem Aus­schuss bedeutet, dann kann ich nur sagen: Wir führen eine seriöse Debatte, wir wollen so etwas nicht! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Und zur Aufregung, man hätte von dem Brief oder von den Vorschlägen des Herrn Fi­nanzministers an die Europäische Kommission aus der Zeitung erfahren: Also bitte, auch diesbezüglich stand am 16. Mai in der „Parlamentskorrespondenz“ eindeutig, dass Herr Minister Spindelegger ausgeführt habe, Brüssel zu informieren über das Budgetbegleitgesetz, das wir heute zur Beschlussverfassung hier haben, Frau Kollegin Glawischnig – oder haben Sie das vergessen?! (Zwischenruf der Abg. Glawischnig-Piesczek) –, und zwar über Betrugsbekämpfungsmaßnahmen, über bessere Sozial­versicherungseinnahmen durch zunehmende Beschäftigung. (Abg. Kogler: Das steht nirgends! Das ist ja die Lüge!) Was heißt, das steht nirgends? Das stand in der „Parla­mentskorrespondenz“. Der Herr Finanzminister hat es im Ausschuss gesagt, Herr Kog­ler! Und wenn Sie nicht zuhören können, dann tut es mir leid. Aber Sie können der Be­völkerung nicht dauernd Sand in die Augen streuen! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Lo­patka: Jawohl! – Abg. Kogler: Das steht nicht im Gesetz!)

Wenn man von Lüge spricht, dann muss man sich auch immer überlegen, welche Kon­sequenzen es hat, wenn man selbst die Unwahrheit spricht!

An die Adresse des Herrn Kollegen Strolz, der jetzt nicht hier ist, möchte ich auch et­was sagen. Und zwar: Wenn Herr Kollege Strolz sagt, wenn das Budget nicht vertagt wird, sondern wenn darüber am Freitag abgestimmt wird, dann wird er mit seiner Frak­tion hier ausziehen, dann möchte ich ihm den Rat geben, dass er einmal die Ge­schäftsordnung des Nationalrates lesen sollte. Dort gibt es nämlich den § 11 Abs. 1, in welchem steht, dass die Teilnahme an Nationalratssitzungen verpflichtend ist.

Wenn das Ihre Art von Verantwortung für die Bevölkerung ist, dann muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen, dann haben Sie sich als Volksvertreter abgemeldet! Denn ständig nur den Ruf nach Protest zu verlauten, das ist eines Politikers dieses Hohen Hauses nicht würdig. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Abschließend möchte ich es nicht verabsäumen, mich als Budgetausschuss-Vorsitzen­de hier bei den Expertinnen und Experten des Budget-Hearings sehr herzlich zu be­danken, die wirklich in einer anschaulichen Art und Weise und durchaus auch im Un­terschied zu den Fraktionen, von denen sie nominiert worden sind, argumentiert ha­ben, wie beispielsweise Herr Dr. Loretz, der eine Insolvenz der Hypo nicht gut findet, während das die Freiheitlichen immer tun.

Ich bedanke mich auch ausdrücklich beim Budgetdienst, bei Herrn Dr. Berger, der nicht nur dem Budgetdienst die ganze Zeit beigewohnt hat, sondern der auch alle Fraktionen hier im Haus serviciert hat.

Ich bedanke mich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Klubs und bei den konstruktiven Diskutanten im Ausschuss. Viele von uns und auch viele von der Opposition haben sich sehr konstruktiv an den Debatten beteiligt.

Nicht zuletzt bedanke ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Parla­mentsdirektion, die so einen Ausschuss und so lange Beratungen nur deshalb möglich machen, weil die Abgeordneten auch dementsprechend serviciert werden.

Und Ihrer Meinung, Frau Kollegin Glawischnig, dass das eine Debatte war, die angeb­lich nicht ausführlich genug war (Abg. Kogler: Ausführlich schon, aber falsch!), wo es


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mehr als 2 000 schriftliche Anfragen gegeben hat, kann ich mich ehrlich gestanden überhaupt nicht anschließen. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei Ab­geordneten der SPÖ. – Abg. Wöginger: Eine ausgezeichnete Rede war das! – Abg. Kogler: Sie können erzählen, was Sie wollen, die Zahlen sind falsch, das Budget ist falsch! Oder Sie haben Brüssel belogen! Sie werden immer dreister! – Abg. Wöginger: Die gleiche Prozedur wie bei jedem Budget! – Abg. Lopatka – in Richtung Grüne –: Ihr seid immer dreister!)

12.30


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Vet­ter. – Bitte.

 


12.30.23

Abgeordneter Dr. Georg Vetter (STRONACH): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Mitglieder des Hohen Hauses, die beginnen, mir zuzuhö­ren! (Abg. Lopatka: Zur Sache, bitte!)

Zur Sache: Grunderwerbsteuer. – Ich nehme mir die Freiheit heraus, diese Bundesre­gierung zunächst zu loben dafür  (Demonstrativer Beifall des Abg. Lopatka.) – Hö­ren Sie, Sie haben eh so ein Faible fürs Selbstlob, jetzt hätten Sie nicht so klatschen müssen!

Diese Bundesregierung hat der Versuchung widerstanden, die Grunderwerbsteuer we­sentlich zu ändern oder auch zu erhöhen, sondern sie hat den Prozentsatz gleich hoch gelassen und hat für eine einfache Einhebungsart gesorgt.

Als Anwalt bin ich unter anderem funktionell auch Finanzamt, weil ich diese Grunder­werbsteuer für meine Klienten berechne und ich sie an das Finanzamt abführe. Und da ist eines der ganz wesentlichen Dinge, dass diese Steuer einfach zu berechnen ist. Diese 3,5 Prozent vom Kaufpreis beziehungsweise vom dreifachen Einheitswert, das ist eine einfache und gute Berechnungsmethode. Wenn wir jetzt wieder dazu kommen, dass die Einverleibungsgebühr von 1,1 Prozent gemeinsam eingehoben und abgeführt werden kann, entspricht das einer alten Regelung, die sich einmal bewährt hat. Sie ist aus einem etwas merkwürdigen Konkurrenzdenken zwischen Finanzministerium und Justizministerium aufgegeben worden und wird jetzt wieder angewendet.

Einfachheit – ganz besonders wichtig! (Beifall beim Team Stronach.)

Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass ich da auch die Immobilienertragsteuer veranla­gen muss. Und sobald es hier zum Beispiel zu einem Ausbau kommt, ist es extrem schwierig, dies zu berechnen. Und daher weiß ich sehr genau, wovon ich spreche, wenn ich sage, es ist wichtig, die Einhebung der Grunderwerbsteuer auf einer einfa­chen Basis zu halten. Daher finde ich es gut, dass die Regierung diese Lösung hier ge­funden hat.

Stellen Sie sich vor, bei der Immobilienertragsteuer würde ich dem Finanzamt jeden Monat etwas anderes melden. Was würden die von mir glauben? Das wäre sozusagen eine Einladung zur Prüfung. Wenn aber die Regierung zunächst von einem Budgetloch spricht und dann nach Brüssel einen Brief schreibt, dass alles ganz anders ist, dann gelten hier andere Regeln. Wir als Steuerzahler müssen verlässlich sein – und das muss in Wirklichkeit auch die Regierung sein! Und da, muss ich sagen, missfällt es mir schon sehr, dass wir mitten im Budgetprozess hier plötzlich ganz andere Zahlen be­kommen.

Wenn ich gesagt habe, ich finde es gut von der Regierung, dass sie das gemacht hat, dann muss ich aber auch sagen: Kein Lob ohne Tadel!

Zum Beispiel: Vermögensteuer, die hier angesprochen worden ist und die auch ver­steckt hätte kommen können. – Der Herr Kollege Krainer hat ja auch in diese Richtung


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 82

argumentiert und gemeint, was man nicht schon alles an zusätzlichen Steuern in der vergangenen Legislaturperiode eingeführt hätte und auf welchem Weg man daher hier weitergehen möchte.

Meine Damen und Herren, die Vermögensverringerung durch Vermögensbesteuerung kann doch nicht wirklich das Ziel in diesem Lande sein! (Beifall beim Team Stronach. – Abg. Schieder: Na ja!) Warten Sie! Ich komme schon zu Ihnen, Herr Schieder.

Wir haben zwei wesentliche Unternehmen, die in ausländische Hand gegangen sind. Das eine ist die BAWAG, die Ihnen sicher etwas sagt, und das andere ist die Telekom, die in ausländische Hand gegangen ist. Mir wäre es viel lieber, wenn ein österreichi­scher Fonds entsprechendes Geld gehabt hätte, um diese Bank oder die Telekom zu kaufen. (Beifall beim Team Stronach.)

Daher gebe ich Ihnen mit auf den Weg: Überlegen Sie, ob es nicht besser wäre, nicht an die Vermögensverringerung zu denken, sondern an den Vermögensaufbau in die­sem Land zu denken, an den Vermögensaufbau in privater Hand (Abg. Schieder: Für alle!), da etwas zu tun, da auch steuerlich etwas zu tun, zum Beispiel durch KESt-Be­freiungen, die es in anderen Ländern gibt, damit Österreich einen Fonds errichten kann (Abg. Schieder: Für alle!), wo wir uns an diesen Unternehmen beteiligen können. (Bei­fall beim Team Stronach.)

Ihre Politik hat dazu geführt, dass Unternehmen wie die BAWAG oder die Telekom jetzt in ausländische Hände gekommen sind. Die richtige Politik ist nicht die Ver­mögensverringerung, sondern der Vermögensaufbau! (Neuerlicher Beifall beim Team Stronach.)

Hinter all dieser Philosophie steht die Instrumentalisierung des Neides, meine Damen und Herren! Das ist eine Berufskrankheit von Politikern. Die Menschen sind bei Gott nicht so neidig, wie Sie glauben. Wenn Sie sich am Samstag Atletico Madrid gegen Real Madrid anschauen, wo 22 Reiche vor 100 000 Armen spielen, dann frage ich Sie: Glauben Sie, die sind neidig auf das, was der Herr Messi verdient?! Kein Mensch ist neidig auf das, was die verdienen. (Abg. Lopatka: Der Herr Messi spielt nicht dort!) Ja, der spielt nicht am Samstag. Aber es gibt auch andere, die spielen. Ich weiß schon. Ich könnte auch ein paar nennen, die spielen und die ähnlich gut verdienen.

Die Botschaft ist: Die Leute sind bei Gott nicht so neidig, wie die Politik tut. Und daher mein Appell: Verzichten Sie auf die Vermögensverringerung! Schauen Sie, dass es in diesem Land einen ordentlichen Vermögensaufbau geben kann – auch zum Wohle die­ses Landes! – Danke. (Beifall beim Team Stronach.)

12.36


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Ober­hauser. – Bitte.

 


12.36.22

Abgeordnete Dr. Sabine Oberhauser, MAS (SPÖ): Herr Präsident! Sehr verehrte Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Herr Abgeordneter Vetter, die Menschen sind möglicherweise nicht neidig, das glaube ich Ihnen schon, aber die Menschen ha­ben ein gesundes Gefühl für Gerechtigkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn wir wissen, dass jede Umfrage sagt, dass die Krisengewinner die Vermögenden sind, und zwar nicht nur in Österreich, sondern überall, dass sich die Vermögen wäh­rend der Krise exponentiell gesteigert haben, dann müssen wir sagen: Es haben Herr und Frau Österreicher ein gutes Empfinden dafür, wer seinen gerechten Anteil an dem, was Österreich leistet, zahlen soll. Und das sind nun einmal die Vermögenden! (Neu­erlicher Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe beim Team Stronach.)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 83

Ich möchte meinen Redebeitrag zur heutigen Budgetbegleitgesetz-Debatte dazu be­nutzen, um – vielleicht ein bisschen bezugnehmend auf die heutige Aktuelle Stunde – auf die Frage der Gesundheitspolitik und auf die Frage der Verwaltungsvereinfachung, und zwar nicht aus Sicht der Gesundheit, sondern aus dem Gesichtspunkt des Sozial­ressorts, einzugehen.

Heute in der Früh ist vielfach kritisiert worden, dass das Gesundheitswesen sehr zer­splittert ist, dass es föderal strukturiert ist und dass der Bund relativ wenig Kompe­tenzen hat. Das war im Bereich des Sozialen auch so, und es ist dem Rudi Hundstorfer als Minister, aber auch dieser Bundesregierung gelungen, das in den letzten Jahren deutlich zurückzuführen.

Was war der Ausgangspunkt? – Schauen wir uns zum Beispiel die Pflegegeld-Debatte an! Im Bereich der Pflege war es so, dass das Pflegewesen total zersplittert war, das heißt, die Kompetenzen lagen bei Bund, Ländern und Gemeinden. Es gab 303 Ent­scheidungsträger in diesem Land, die in der unterschiedlichsten Art und Weise Einstu­fungen, die das Pflegegeld betroffen haben, durchgeführt haben. Nicht zuletzt und nicht zu Unrecht wurde das vom Rechnungshof kritisiert, wobei zum Teil – auch dieses Mal bezugnehmend auf die Gesundheitsdebatte – auch betreffend das Gesundheits­system auf diese Ungleichheiten Bezug genommen wurde.

Was hat Rudi Hundstorfer gemacht? – Er hat es mit der Pflegegeld-Reform geschafft, von 22 oder 21 Entscheidungsträgern österreichweit auf fünf herunterzukommen. Er hat es geschafft, das Pflegegeldverfahren deutlich zu verkürzen. Gefordert waren unter 60 Tage, wir waren zum Teil bei über 90 Tagen, und wir sind derzeit bei einem Stand von 54 Tagen.

Das heißt, Empfehlungen des Rechnungshofes wurden bereits in der letzten Periode, im letzten Jahr umgesetzt, und jetzt geht es weiter. Im diesmaligen Budgetbegleitge­setz findet sich eine möglicherweise sehr kleine Vereinfachung, aber etwas, was es Menschen, die Pflegekarenzgeld beziehen, erleichtern soll, in der Höhe zu dem An­gemessenen zu kommen. Das bedeutet wieder eine Verwaltungsvereinfachung, wo
man darauf schaut, dass das Geld dorthin kommt, wo es gebraucht wird, nämlich zu
den Menschen. Es werden in Österreich in den nächsten Jahren 2,5 Milliarden € an 450 000 Pflegegeldbezieherinnen und -bezieher gegeben, und das ohne großen Büro­kratieaufwand und mit einer deutlichen Vereinfachung.

Daher ein Dank an Rudi Hundstorfer und sein Team, dass sie die Empfehlungen, die der Rechnungshof abgegeben hat, in dieser Art und Weise bereits umgesetzt haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Zum Abschluss meiner Rede möchte ich noch einen Antrag einbringen, nämlich den Abänderungsantrag der Abgeordneten Gabriele Tamandl, Kai Jan Krainer, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Regierungsvorlage zum Budgetgesetz 2014.

Dieser Antrag wird wegen seines Umfanges verteilt, und ich darf ihn daher nur in sei­nen Grundzügen erläutern.

Es wird zu einer Änderung im Bundesstatistikgesetz kommen, wo es zur Bereinigung von Redaktionsversehen kommt. Im Rahmen des Scheidemünzengesetzes werden die Rückstellungen und Rücklagen neu geregelt. Im Rahmen des Ausfuhrfinanzierungsför­derungsgesetzes wird eine Festlegung des Verrechnungszeitpunktes auf den 1. Jänner 2015 geändert. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

12.40


Präsident Karlheinz Kopf: Der von Frau Abgeordneter Oberhauser eingebrachte und in den Grundzügen erläuterte Abänderungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 84

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Gabriele Tamandl, Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen

zur Regierungsvorlage betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Förderung des Filmstandortes Österreich (Filmstandortgesetz) erlassen wird sowie das Publizistikförderungsgesetz 1984, das Presseförderungsgesetz 2004, das Bundes­museen-Gesetz 2002, das Bundestheaterorganisationsgesetz, das Bundesstatistikge­setz 2000, das Staatsdruckereigesetz 1996, das Aktiengesetz, das Gebührenan­spruchsgesetz, das Gerichtsorganisationsgesetz, die Gerichtsorganisationsnovelle Wien-Niederösterreich, das Justizbetreuungsagentur-Gesetz, die Rechtsanwaltsord­nung, das Einkommensteuergesetz 1988, das Körperschaftsteuergesetz 1988, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Stabilitätsabgabegesetz, die Bundesabgabenordnung, das Gesundheits- und Sozialbereich-Beihilfengesetz, das Amtshilfe-Durchführungsge­setz, das Finanzausgleichsgesetz 2008, das Bundeshaftungsobergrenzengesetz, das Scheidemünzengesetz 1988, das Ausfuhrfinanzierungsförderungsgesetz, das Nieder­lassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Personenstandsgesetz 2013, das BFA-Verfah­rensgesetz, das Studienförderungsgesetz 1992, das Akkreditierungsgesetz 2012, das KMU-Förderungsgesetz, das Mineralrohstoffgesetz, das Bundespflegegeldgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977, das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Fa­milienlastenausgleichsgesetz 1967, das Krankenkassen-Strukturfondsgesetz, das Um­weltförderungsgesetz und das Umweltkontrollgesetz geändert werden (Budgetbegleit­gesetz 2014) (53 der Beilagen), in der Fassung des Ausschussberichtes (130 der Bei­lagen)

Der Nationalrat wolle in 2. Lesung beschließen:

Die Regierungsvorlage zum Budgetbegleitgesetz 2014 (53 der Beilagen), in der Fas­sung des Ausschussberichtes (130 der Beilagen) wird wie folgt geändert:

1. Art. 5 (Änderung des Bundesstatistikgesetzes 2000) wird wie folgt geändert:

a) Der Eintrag

„§ 32a. Refundierung von Abfertigungen“

wird unter Anführungszeichen gesetzt.

b) In § 73 Abs. 9 letzter Satz wird der Ausdruck „§ 31 Abs. 5“ durch den Ausdruck „§ 32 Abs. 5“ ersetzt.

2. Art. 21 (Änderung des Finanzausgleichsgesetzes 2008) wird wie folgt geändert:

Z 2 lautet:

„2. In § 23 Abs. 4c Z 5 wird nach der Tabelle folgender Satz angefügt:

„Insoweit einem Land kein Zweckzuschuss gewährt wird, erhöht sich für die übrigen Länder der höchstmögliche Anteil am Bundeszuschuss aliquot im Verhältnis dieses Verteilungsschlüssels, wobei jedoch dadurch kein Landesanteil das 1,5-Fache des ur­sprünglichen Anteils übersteigen darf.“ “

3. Art. 23 (Änderung des Scheidemünzengesetzes 1988) wird wie folgt geändert:

a) Z 1 lautet:

„1. § 3 Abs. 3 lautet:

„(3) Die Münze Österreich Aktiengesellschaft hat für die Verpflichtungen gemäß § 8 Abs. 4, § 10 und § 11 keine Rückstellungen zu bilden. Eine Rückstellung für Verpflich­tungen gemäß § 14 ist höchstens in Höhe von 4 vH des Münzumlaufs zulässig.“ “

b) In Z 2 lautet § 3 Abs 5:


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 85

„(5) Die Bildung von Gewinnrücklagen gemäß § 229 Abs. 3 UGB ist nur in jenem Aus­maß zulässig, als diese gesetzlich gefordert oder bei vernünftiger kaufmännischer Be­urteilung wirtschaftlich begründet ist und die Höhe der Gewinnrücklagen 30 vH des Münzumlaufs nicht übersteigt; ein übersteigender Betrag ist aufzulösen.“

c) Z 3 entfällt. Die bisherige Z 4 wird zu Z 3 und lautet:

„3. Dem § 19 wird folgender Abs. 9 angefügt:

„(9) § 3 Abs. 3 bis 6 in der Fassung des Budgetbegleitgesetzes 2014, BGBl. I Nr. xxx/2014, tritt mit 1. Juli 2014 in Kraft.“ “

4. Art. 24 (Änderung des Ausfuhrfinanzierungsförderungsgesetzes) wird wie folgt geändert:

Die bisherige Novellierungsanordnung erhält die Bezeichnung „1.“. Dem Artikel wird folgende Z 2 angefügt:

„2. § 8 wird als § 9 bezeichnet. Als neuer § 8 wird eingefügt:

„§ 8. § 5 Abs. 1 in der Fassung des Budgetbegleitgesetzes 2014, BGBl. I Nr. xxx/2014, tritt mit 1. Jänner 2015 in Kraft.“ “

5. Art. 26 (Änderung des Personenstandsgesetzes 2013) wird wie folgt geändert:

In Z 2 lautet die Novellierungsanordnung: „§ 25 Abs. 3 lautet:“

Begründung

Zu Z 1, betreffend Art. 5 (Änderung des Bundesstatistikgesetzes 2000), Z 2, betreffend Art. 21 (Änderung des Finanzausgleichsgesetzes 2008) und Z 5, betreffend Art. 26 (Änderung des Personenstandsgesetzes 2013):

Die vorgeschlagenen Änderungen dienen der Bereinigung von Redaktionsversehen.

Zu Z 3, betreffend Art. 23 (Änderung des Scheidemünzengesetzes 1988):

Zu lit. a, betreffend Art. 23 Z 1 (§ 3 Abs. 3 des Scheidemünzengesetzes 1988):

Das Rückstellungsverbot soll, wie nach geltender Rechtslage, auch für den § 11 (Um­tauschverpflichtung) gelten, dessen Aufrechterhaltung nunmehr vorgeschlagen wird.

Rückstellungen für Verpflichtungen gemäß § 14 sollen durch die Anbindung an den Münzumlauf in Höhe von 4% zukünftig in sinnvoller Weise begrenzt werden.

Zu lit. b, betreffend Art. 23 Z 2 (§ 3 Abs. 5 des Scheidemünzengesetzes 1988):

Zukünftig soll die Bildung der Gewinnrücklage auf Basis einer betriebswirtschaftlich sinnvollen Risikobegrenzung erfolgen. Als geeignetes Bezugsmaß soll daher der Münzumlauf herangezogen werden.

Zu lit. c, betreffend Art. 23 Z 3 und 4 (§ 11 und § 19 Abs. 9 des Scheidemünzenge­setzes 1988):

Der Entfall der Umtauschverpflichtung soll unterbleiben, da durch einen Wegfall das bestehende System des Münzlaufs beeinträchtigt würde.

Zu Z 4, betreffend Art. 24 (Änderung des Ausfuhrfinanzierungsförderungsgesetzes):

Für Änderungen in der Verrechnung ist die Festlegung eines genauen Zeitpunktes für das Inkrafttreten maßgeblich. Um technischen Schwierigkeiten einer unterjährigen Um­stellung der Abrechnungssysteme vorzubeugen, soll die neue Regelung mit 1. Jänner 2015 in Kraft treten.

*****

 


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Hable. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 86

12.40.31

Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Werte Bürger und Bürgerinnen auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Ich möchte meine Rede auch mit einem Lob beginnen, nicht für die Bundesregierung, sondern für den Kollegen Rossmann, der als alter Budgetfuchs diesen auf der Homepage versteckten Brief relativ schnell gefunden hat. (Beifall bei NEOS und Grünen. – Ruf bei der ÖVP: Auf der Homepage „versteckt“?) Dieser Brief von Finanzminister Spindelegger an die Kommission ist auch ein Symbol: Es ist ein Symbol für die Unehrlichkeit in dieser Budgetdiskussion. Es ist ein Symbol für die In­transparenz. Und es ist wieder einmal ein Symbol für Tarnen und Täuschen.

Erinnern wir uns zurück: Warum diskutieren wir jetzt überhaupt das Budget 2014? (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Weil die Bundesregierung ihrem verfassungsmäßigen Auftrag, nämlich mindestens zehn Wochen vor Ablauf des Jahres einen Budgetentwurf vorzulegen, nicht nachgekommen ist. (Ruf bei der SPÖ: Wir haben eine Wahl gehabt!) Warum sind Sie dem nicht nachgekommen? Warum ist die Regierung dem nicht nach­gekommen? – Weil wir Nationalratswahl hatten, weil man sich nicht getraut hat, die Zahlen auf den Tisch zu legen! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Auf einmal war nach der Nationalratswahl das große Budgetloch da. Auf einmal sind die Zahlen auf dem Tisch gelegen, und alle haben sich gewundert. (Abg. Krainer: ... es war gar keines!)

Jetzt machen Sie dasselbe, und dieser Brief ist ein Symbol dafür. Es wird ein Budget ohnehin schon viel zu spät vorgelegt, aber jetzt auch noch dazu ein Budget, das falsch ist! Man lässt die Abgeordneten, die Vertreter der Bürger und Bürgerinnen tage- und wochenlang hier im Haus ein Budget diskutieren, von dem die Bundesregierung weiß, dass der Entwurf von Anfang an falsch, weil nicht realistisch ist.

Aber schauen wir uns einmal diese sogenannten neuen Maßnahmen an, die ja keine Kleinigkeit ausmachen: Eine ganze Milliarde soll es sein! Was auf jeden Fall festzu­stellen ist: Es sind wieder einmal, so wie im gesamten Budget, keine Strukturreformen erkennbar. Was feststellbar ist, ist, dass wieder einmal an der Steuerschraube gedreht wird. Jetzt kann man darüber diskutieren, ob diese Strafsteuer sinnvoll ist, wenn bei Prüfungen sozusagen dann noch eine Meldung gemacht wird. Aber eines ist klar: Die Fantasie dieser Bundesregierung erstreckt sich immer nur auf Steuern! Auf immer nur neue Steuern und immer nur auf die Erhöhung von Steuern. (Abg. Schieder: ... wollen Sie jetzt auch noch verteidigen, oder was?)

Die Fantasie erstreckt sich auch auf äußerst positive Annahmen. Jetzt sollen auf ein­mal Mehreinnahmen von 300 Millionen € hereinkommen. Da fragt man sich: Woher sollen die kommen? – Denn die Annahme, nämlich ein Wachstum von 1,7 Prozent, auf der dieses Budget beruht, war ja schon sehr optimistisch. Die WIFO-Prognose aus dem ersten Quartal, die nur 0,3 Prozent Wachstum – sozusagen ein Rundungsfehler – ausgewiesen hat, zeigt ja, dass dieser Wachstumskurs nicht sehr realistisch ist. Jetzt glaubt man, dass man ohne Weiteres weitere 300 Millionen € hereinbekommen kann.

Bei den Pensionen haben wir die nächste unrealistische Annahme. Der Budgetdienst unseres Hauses sagt, 3,6 Milliarden beträgt das Minus im Vergleich Budgetvoran­schlag/Finanzrahmen bis 2018, nein, nicht zu irgendjemand, im Vergleich zur Pen­sionskommission dieser Bundesregierung!

Meine sehr geehrten Damen und Herren, dieser Brief ist ja eine Bestätigung, dass die Bundesregierung selbst weiß, dass dieses Budget 2014 und der Finanzrahmen bis zum Jahr 2018 (Abg. Eßl: Wir werden besser sein!) auf Sand gebaut ist! Man hat das nicht erst seit gestern gewusst, man weiß es seit Wochen, dass die EU-Kommission dieses Budget der Bundesregierung wieder zurückwerfen wird. Das weiß man. Aber warum hat man es wieder nicht gemacht? Warum war man wieder nicht offen und ehrlich? – Weil wieder Wahlen vor der Tür stehen: diesen Sonntag Europawahlen. Man


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hat sich gedacht, man kann die wahren Fakten so lange hintanhalten, bis die Wahl wie­der vorbei ist! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Lopatka: Absurd!)

Das ist das altbekannte Prinzip: Tarnen und täuschen! Ich sage Ihnen, das wird sich dieses Haus, das wird sich dieses Parlament, das werden sich diese Abgeordneten, zumindest die der Opposition, und das werden sich die Bürger und Bürgerinnen in die­sem Land nicht gefallen lassen!

„Budgetbegleitgesetze“ steht auf der Tagesordnung. Aber schauen wir uns doch an, welche Begleitgesetze wir bei diesem Entwurf haben und welche Begleitgesetze wir brauchen.

Das Thema Förderungen wird auch in diesem ominösen Brief angesprochen. Zum
x-ten Male wird postuliert, dass wir jetzt die Doppelförderungen angehen. Wir haben das auch in den Ausschüssen diskutiert. Ich habe zum Beispiel Frau Minister Heinisch-Hosek gefragt, warum sie in einem Bereich, wo das Land kompetenzmäßig zuständig ist, noch eine Bundesförderung draufsetzt. Da hat sie gesagt – das ist das typische Totschlagargument –: Weil die Sache gut ist, und dann ist es ja gut, wenn alle Seiten fördern. Sie hat gesagt, dann können ja Vierfach- und Fünffach-Förderungen nichts Schlechtes sein.

Aber das ist genau das Problem: das mangelnde Verständnis, was das alles bewirkt! Wenn Sie zwei, drei, vier, fünf Förderungen haben, dann brauchen Sie genauso viele Beamte, genauso viel Bürokratie, um diese Förderungen überhaupt zu bearbeiten. Die Folge ist natürlich, dass man der Sache, die ja gut sein kann, nichts Gutes tut, sondern dass letztlich weniger Geld übrig bleiben wird, entweder für die Sache, oder es wird dem Steuerzahler wenig übrig bleiben.

Aber dieses System hoher Steuern und hoher Förderungen ist genau das, nämlich ein System. Es ist ein systematischer Ansatz hoher Steuern und hoher Förderungen, die Steuern immer weiter hinaufzuschrauben, die Förderungen immer weiter hinaufzu­schrauben mit dem einen Ziel, die Macht in der Hand zu halten und die Bürger und Bürgerinnen an der kurzen Leine zu halten.

Föderalismus: Da wäre auch ein Budgetbegleitgesetz ganz spannend gewesen. „Föde­ralismusreform“ ist ja eigentlich die falsche Bezeichnung, denn das würde vorausset­zen, dass wir so etwas wie Föderalismus haben. Haben wir aber nicht in diesem Land! Denn Föderalismus würde zum Beispiel bedeuten, dass wir starke Gemeinden haben. Haben wir aber nicht! Wir haben auch wieder Gemeinden, die budgetmäßig an der kurzen Leine – genauso wie die Bürger und Bürgerinnen in diesem Land – gehalten werden durch die sogenannten Bedarfszuweisungen. Ein autonomes Gemeindebudget gibt es nicht. Jeder, der das in der Gemeindepolitik mitverfolgen kann, weiß es. (Abg. Obernosterer: Da kennst dich aber nicht genau aus! – Abg. Lopatka: Das ist unter­schiedlich in jedem Bundesland! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Da muss man nicht einmal in der Gemeindepolitik sein, das weiß jeder Gemeinde­bürger, wie die Gemeinden in diesem Land an der kurzen Leine gehalten werden durch Bedarfszuweisungen. Wenn man so tut, wie die Landeshauptleute wollen, dann be­kommt man eine, und wenn man nicht so tut, dann bekommt man keine. Das ist Sys­tem in diesem Land. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Parteienförderung: Ich lese in diesen Budgetbegleitgesetzen, dass die Mittel für die Parteiakademien gekürzt werden. Na ja, darüber kann man reden. Wir NEOS haben immer gesagt, die Parteien sind zu großzügig ausgestattet. Warum Sie aber gerade bei den Akademien kürzen wollen, die zumindest im Ansatz etwas Sinnvolles machen kön­nen, indem sie Grundlagenarbeit, wissenschaftliche Arbeit zumindest machen könn­ten, verstehe ich nicht. Dort, wo man richtig hineinschneiden kann, nämlich bei den Parteien, bei der klassischen Parteienförderung, ist wieder nichts zu sehen. Dort wer­den wieder fette Parteiapparate und Großflächenplakate gefördert.


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Was man tatsächlich braucht in diesem Budget als Budgetbegleitgesetz, wäre zum Beispiel die Abschaffung der kalten Progression. Weil das in diesen Budgetbegleitge­setzen nicht drinnen ist, werden wir NEOS es heute als eigenen Antrag einbringen. Wir haben es leider heute sehr spät auf der Tagesordnung, also, geschätzte Bürger und Bürgerinnen, Sie müssen lange aufbleiben, um das noch zu sehen, deswegen möchte ich es jetzt schon ankündigen: Wir haben heute die erste Lesung zu unserem Geset­zes-/Initiativantrag zur Abschaffung der kalten Progression, mit anderen Worten: zur Abschaffung der ständigen Steuererhöhung in diesem Land ohne Parlamentsbe­schluss, zur Abschaffung dessen, dass die Bürger und Bürgerinnen in diesem Land im­mer getäuscht werden, indem auf dem Lohnzettel mehr draufsteht und im Geldbörserl weniger übrig bleibt.

Das kann so nicht weitergehen, diese Unverfrorenheit, ständig den Menschen vorzu­täuschen, dass sie mehr verdienen, obwohl ihnen aber in Wirklichkeit immer weniger übrig bleibt. Das gehört beendet! Und das machen wir heute mit unserem Antrag. Das wäre auch gut für dieses Budget, ich muss leider sagen: gut gewesen für dieses Bud­get. – Danke. (Beifall bei NEOS und Team Stronach.)

12.50


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster hat sich Herr Bundesminister Dr. Ostermayer zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesminister.

 


12.50.47

Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung und öffentlichen Dienst Dr. Jo­sef Ostermayer: Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich hoffe, Herr Abgeordneter Hable hat es nicht kritisch gemeint, dass im Herbst letzten Jahres Wahlen stattgefun­den haben. Das ist die Essenz der Demokratie. Aber in einem Punkt gebe ich Ihnen recht: Wenn wir schon im Herbst das Budget gemacht hätten, weil es sozusagen ein anderes Jahr als ein Wahljahr gewesen wäre, dann hätten wir die Diskussion, die jetzt stattgefunden hat, nämlich über ein Schreiben des Herrn Finanzministers an die Euro­päische Kommission, nicht gehabt. Und zwar aus einem einfachen Grund: weil damals die Kommission davon ausgegangen ist, dass wir 1,6 Prozent strukturelles Defizit ha­ben, und wenn wir bei unserem Weg gewesen wären, wo wir jetzt davon ausgehen, dass wir mit dem Budget 2014 1,0 Prozent strukturelles Defizit haben, dann hätte es kein Thema gegeben, weil wir auf dem Pfad nach unten gegangen wären in einem ausreichend starken Ausmaß.

Tatsächlich ist inzwischen etwas passiert, es gibt nämlich die Abrechnung für das Jahr 2013. Obwohl unter anderem die Kommission im Herbst 2013 davon ausgegangen ist, dass das strukturelle Defizit im Jahr 2013 1,6 Prozent sein wird, sind wir bei 1,1 Pro­zent gelandet, also wesentlich besser, um 0,5 Prozent besser – das sind ungefähr 1,6 Milliarden € –, als noch im Oktober angenommen wurde!

Wenn jetzt Herr Abgeordneter Kogler sagt, das Budget sei falsch, dann möchte ich ihm ganz klar widersprechen, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Ob ein Budget der Realität entspricht oder nicht, wissen wir immer erst im Nachhinein, nämlich beim Rechnungsabschluss. (Abg. Kogler: Gemessen an dem, was Sie nach Brüssel schrei­ben!) Wir können immer nur auf Basis von Annahmen ein Budget erstellen. (Abg. Kog­ler: Aber Sie schicken nach Brüssel andere Zahlen als hierher!) Die Annahmen sind zum Beispiel die Frage des Wirtschaftswachstums, wie entwickelt sich Beschäftigung, und so weiter.

Wenn man genau durchliest (Abg. Kogler: 130 Millionen ...!), was die Kommission ge­sagt hat, dann steht auf der Seite 3 unter anderem, dass Österreich sein übermäßiges Defizit aus 2009, aus der Finanzkrise, auf nachhaltige Weise korrigiert hat, wir daher


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sozusagen aus dem übermäßigen Defizitverfahren herauskommen werden. Dann kann man lesen, dass es im Wesentlichen um unterschiedliche makroökonomische Szena­rien geht, und zwar zwischen auf der einen Seite dem makroökonomischen Szenario der Kommission und auf der anderen Seite dem makroökonomischen Szenario und der Prognose des Wirtschaftsforschungsinstituts.

Der Unterschied – und das ist es schon wert, dass man es sich genauer durchliest –, der Unterschied ist in Wirklichkeit der, wie sich den Annahmen zufolge das Wirtschafts­wachstum – 1,7 Prozent angenommen für 2014 und 2015, da gibt es im Wesentlichen Deckungsgleichheit, also ähnliche Projektionen, wie es in dem Brief heißt – zusam­mensetzt. Da ist die Kommission der Meinung, dass es sich im Bereich der Unter­nehmer und des Verbrauchervertrauens und der sich daraus ergebenden Binnennach­frage nicht so stark niederschlägt und der Außenbeitrag, also der Exportbeitrag, sich stärker niederschlägt.

Davon ausgehend – und das unterscheidet sich eben von der Annahme des Wirt­schaftsforschungsinstitutes – gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Unsere Ein­schätzung ist, dass wir mit einem strukturellen Defizit von 1,0 Prozent zu rechnen ha­ben oder rechnen können. Die Kommission geht von 1,2 Prozent aus. Davon leiten sich diese 0,2 Prozent ab, wo die Kommission gemeint hat, man sollte noch nachjus­tieren. (Abg. Kogler: Dann schreiben wir die 300 Millionen mehr in den Ansatz hinein!)

Wir haben auch die 300 Millionen an Mehreinnahmen, die sich aufgrund der fast 30 000 zusätzlichen Beschäftigten ergeben, angenommen. (Abg. Kogler: Dann ist die Budgetzahl falsch!) Auch das wurde im Brief des Herrn Vizekanzlers und Finanzmi­nisters angeführt. Es wurden einige Punkte angeführt, wo man jetzt ganz einfach neue Schätzungen hat. Wir haben nun schon vier Monate hinter uns, die vier Monate erge­ben neue Schätzungen. Wenn im Oktober ... (Abg. Rossmann: ... machen Sie andere Schätzungen! Das ist doch ein Scherz, Herr Minister! Das ist doch ein Scherz!) Nein, Herr Abgeordneter Rossmann! Wenn die Kommission noch im Oktober 2013 von 1,6 Prozent ausgeht (Abg. Rossmann: Wir reden vom 29. April!), und wir landen um 0,5 Prozent besser, dann müssen Sie zugestehen, dass sich auch in den Schätzungen des Finanzministeriums innerhalb von vier Monaten etwas ändern kann.

Ich möchte nur darauf hinweisen: Seit vier Jahren gibt es diese Frühjahrsprognosen der Europäischen Kommission zum strukturellen Defizit. Wenn man das vergleicht mit dem Ergebnis, das die Europäische Kommission in der Folge festgestellt hat, haben in allen vier bisherigen Jahren wir recht gehabt und nicht die Kommission. Kollege Abge­ordneter Krainer hat schon gesagt, 2010 wurde geschätzt: minus 3,6 Prozent; wir hat­ten minus 3,2 Prozent. 2011: minus 3,2 Prozent geschätzt; wir hatten 2,2 Prozent. 2012: minus 2,1 Prozent geschätzt; wir hatten 1,6 Prozent. Jetzt, 2013 – ich habe es schon gesagt –, wurden 1,6 Prozent geschätzt; und wir sind auf 1,1 Prozent gelandet. Das heißt, wir haben da Differenzen zwischen 0,4 Prozent und 1 Prozent des BIP!

Niemand kann jetzt sagen, wie das Jahr genau endet. Aber wir haben das Ganze sorg­fältig erstellt. Wir haben von Oktober an intensivst diskutiert und sind zu diesem Ergeb­nis gekommen. Wir glauben auch daran. Trotzdem ist dieser Brief an die Kommission geschrieben worden, damit es sozusagen auch dort noch klargestellt wird.

Wir haben einen Weg gewählt, der sich von vielen anderen Staaten unterschieden hat. Wir haben nämlich gesagt, wir wollen konsolidieren, aber auch investieren. Auch in die­sem Budget und im Bundesfinanzrahmen bis 2018 sind einerseits Konsolidierungs­maßnahmen drinnen und sind andererseits auch Investitionsmaßnahmen drinnen. Wir haben das schon anhand des Bildungsbeispiels diskutiert, auch gestern im Verfas­sungsausschuss, wo gesagt wurde, es wurde gekürzt. Tatsächlich haben wir statt 80 Millionen € 110 Millionen €, die wir im heurigen Jahr in den Ausbau der Ganztags-


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schule investieren wollen. In den Folgejahren sind es 160 Millionen €, und dazu noch einmal 50 Millionen € im Jahr 2018 oben drauf.

Wir haben also einen anderen Weg gewählt, und der andere Weg hat dazu geführt, dass wir stärker, dass wir besser, dass wir erfolgreicher durch die Krise gekommen sind. Wir gehen auch davon aus, dass wir besser und erfolgreicher aus der Krise he­rauskommen im Vergleich zu anderen Staaten. Wir haben die niedrigste Arbeitslosig­keit. Wir haben Zinsen für die Staatsanleihen, die so nieder sind wie noch nie. Das heißt, die Akteure auf den Finanzmärkten, die Anleger, die Menschen, die Geld zur Verfügung stellen, vertrauen diesem Land, sonst würden sie nicht zu so günstigen Zin­sen und zu den niedrigsten Zinsen, die wir je bezahlt haben, Geld zur Verfügung stel­len. Ich glaube, vor zwei Wochen waren es 1,66 Prozent. Wir haben auf lange Zeit im­mer mit 4 bis 5 Prozent Zinsen kalkuliert und sind jetzt so weit unten.

Deshalb lösen wir auch immer wieder mit diesen Diskussionen, die hier stattfinden – ich meine jetzt, nicht nur hier im Hohen Haus –, auch Verwunderung bei anderen Staa­ten aus, bei anderen Ländern aus, bei anderen Menschen aus, die sich wundern, wo­rüber hier, über welche Probleme hier genau diskutiert wird. Das soll nicht heißen, dass wir keine Probleme haben, dass wir nicht große Aufgaben vor uns haben. Wir haben heute wieder im Ministerrat einige Beschlüsse gefasst, wo es um Aufgaben und Deregulierungsreformen und ‑maßnahmen geht. Aber all in all ist es nicht klug, wenn wir dieses Land schlechtreden. Im Gegenteil, dieses Land braucht zusätzlichen Opti­mismus. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

12.59


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Haubner. – Bitte. (Abg. Kogler: Wo ist eigentlich der Finanzminister? – Abg. Lopatka: Arbeiten! – Abg. Kogler: Gegen wen?)

 


13.00.03

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Geschätzter Herr Minister! Geschätzter Herr Staatssekretär! Ja, man könnte mit einem Filmhit beginnen: Jährlich grüßt die Opposition. Sie haben schon immer das Budget schlechtgeredet. Das war in der Vergangenheit so, und es ist auch heuer so. (Abg. Podgorschek: Warten Sie, bis ihr in der Opposition seid!)

Die Realität, meine Damen und Herren, schaut allerdings anders aus. Wenn man sich die Zahlen der letzten Jahre anschaut – und Herr Minister Ostermayer hat ja gerade bestätigt, dass die Finanzminister eine hervorragende Arbeit geleistet haben –, dann waren die Budgets klar schlechter als dann die Ergebnisse. Wir alle, die mit Budget­politik zu tun haben, wissen, dass eben ein Budget einmal ein Voranschlag ist und dass man dann erst sieht, wie die einzelnen Maßnahmen im Jahr greifen. Da waren wir immer sehr gut unterwegs. Es gibt da ganz deutliche Zahlen, und die Zahlen sprechen ganz klar für uns. Und wenn ich heute sage, dass dieses Budget auch Spielräume für die Wirtschaft schafft, dann haben wir die richtigen Maßnahmen gesetzt, denn es sind nur die Unternehmer, die Arbeitsplätze schaffen. Dafür einmal Danke, denn 30 000 neue Arbeitsplätze sind wichtig. Deshalb sind wir auf einem ausgezeichneten Weg. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben auch Maßnahmen gesetzt – Kollege Fuchs hat das angeschnitten –, die vielleicht noch nicht in der Größenordnung sind, die wir uns alle vorstellen, aber es sind einmal Schritte in die richtige Richtung. Wir haben bei den Lohnnebenkosten eine Um­kehr geschafft: Es geht einmal nicht nach oben, es geht nach unten. Wir haben eine Fortsetzung der Förderung der Lehrlingsausbildung. Wir haben eine Internationalisie­rungsoffensive. Wir haben den Handwerkerbonus und wir investieren in den Wohnbau. Das alles sind Maßnahmen, die auf der einen Seite Unternehmen unterstützen, damit


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aber auch Arbeitsplätze sichern. Und wir haben eine Neuregelung der Grunderwerb­steuer, die ganz wichtig ist, nämlich ganz wichtig für den Standort, für die Betriebsüber­gaben in Österreich und vor allem für den Fortbestand unserer traditionellen Familien­unternehmen, verbunden mit all den Arbeitsplätzen in diesen Unternehmen. Wenn ich mir vorstelle, dass in den nächsten zehn Jahren 58 000 Unternehmen zur Übergabe stehen und davon zwei Drittel Familienbetriebe sind, dann haben wir damit die richtige Maßnahme gesetzt. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Herr Staatssekretär, ich möchte mich da auch ganz herzlich bei Ihnen bedanken für den Einsatz, denn es ist eine Maßnahme, die für die Unternehmer und damit für die Ar­beitsplätze eine ganz, ganz wichtige ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Klein- und Mittelbetriebe beschäftigen nun einmal zwei Millionen Menschen in die­sem Land und sind damit der größte Arbeitgeber, und wer die heimischen Unterneh­men durch neue oder höhere Steuern zusätzlich belasten würde, der gefährdete eben die Arbeitsplätze und den Standort. Deshalb ist diese Maßnahme so richtig.

Wenn man sich dieses ganze Schauspiel heute anschaut, dann gibt es das eben, weil viele ablenken wollen, ablenken von ihrer Vision von Europa, die eigentlich ein Zick­zackkurs ist, wie man heute schon gehört hat. In dem Zusammenhang muss ich die Positionen der NEOS schon ansprechen, denn wenn man Russland in der EU haben will, wenn man die Wasserversorgung privatisieren will, wenn man ein gesamteuropäi­sches Heer haben will und in der Europapolitik nicht vom Fleck kommt, dann veran­staltet man eben so ein Schauspiel. (Abg. Strolz hält eine Tafel mit der Aufschrift „Stimmt nicht!“ in die Höhe.)

Deshalb wäre es gut, wenn die Schauspieler auf die Bühne gingen und die Politiker ins Parlament. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

13.03


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Podgorschek. – Bitte.

 


13.03.38

Abgeordneter Elmar Podgorschek (FPÖ): Sehr geehrte Frau Bundesminister! Herr Staatssekretär! Herr Präsident! (Abg. Heinzl: Warum wird es plötzlich so finster?) Herr Minister Ostermayer ist ja jetzt leider nicht mehr anwesend. Wenn man seinen Worten lauscht, dann könnte man glauben, in diesem Land fließen Milch und Honig und alles sei in bester Ordnung. Da frage ich mich schon, warum die Schweden uns überholt ha­ben, indem sie jetzt weniger Steuerbelastung haben als wir. (Abg. Krainer: Stimmt nicht!)

Laut OECD ist das so. – Ich weiß, Herr Professor Krainer, Sie wissen immer alles bes­ser, aber die Zahlen der OECD zeigen anderes. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir stecken in einer Progressionsfalle, auch das ist evident, und es ist nicht wegzu­leugnen, dass die Einkommen der Menschen immer weniger werden und die Kaufkraft sinkt. Ein Beweis dafür ist, dass die Einnahmen aus der Lohnsteuer jetzt mehr werden als die Einnahmen aus der Umsatzsteuer. Das sind doch durchaus Alarmzeichen, über die es aus unserer Sicht sehr wohl zu diskutieren gilt.

Es stellt sich natürlich die Frage, ob man heute über das Budgetbegleitgesetz oder morgen über das Budget überhaupt debattieren soll, denn nach dem Brief, den wir von der EU bekommen haben, und der Antwort, die gegeben wurde, könnte man sagen, dass das ganze Budget nur mehr Makulatur ist und dass alles wieder von vorne be­ginnt. 1 Milliarde € Einsparung bedeutet durchaus einen entscheidenden Einschnitt. Ich habe mich mit den einzelnen Punkten auseinandergesetzt. Ich weiß nicht, ob die Zeit heute reichen wird, sonst werde ich eben morgen darauf eingehen.


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Auf alle Fälle: 1 Milliarde € heißt es noch im Brief des Finanzministers. Dann wird rela­tiviert auf 600 Millionen €. Jetzt in der Vorwahlzeit – wir haben ja demnächst EU-Wahl – wollen wir gegenüber der EU als Musterschüler auftreten und präsentieren uns auch so. Zu Hause gilt dann eher das Primat der Untätigkeit und des Reformunwillens, und genau das ist es, was unsere Bundesregierung derzeit macht. (Beifall bei der FPÖ.)

Dementsprechend gibt es durchaus in ein paar Bereichen Vorwürfe der EU gegen uns. Betrachten wir das strukturelle Defizit, gebe ich dem Herrn Bundesminister sogar recht, denn ursprünglich hat die EU 1,6 Prozent strukturelles Defizit prognostiziert, und wir sind dann auf 1,1 Prozent heruntergekommen. Laut Budget bleiben wir dann aber auf diesem1 Prozent picken und sind von den von der EU geforderten 0,45 Prozent für 2015 sehr weit weg, und das ist auch ein Problem, das durchaus zu beachten ist. Da sehe ich jetzt nicht diesen erfolgreichen Weg; siehe diesen Brief aus Brüssel, der das eben ganz anders darstellt. Am 16. Mai hat Brüssel das ganz klar noch einmal aufge­zeigt. Ich darf einen Absatz aus dem Brief zitieren. Das ist aus meiner Sicht durchaus ein Alarmzeichen, auch wenn es von Brüssel sehr vorsichtig formuliert wurde.

Da schreiben sie – ich zitiere –:

„Dennoch kommt die Kommission auf der Grundlage ihrer Frühjahrsprognose 2014 und ihrer Bewertung der zusätzlichen Maßnahmen zu dem Schluss, dass die Gefahr einer Nichteinhaltung der Vorgaben der präventiven Komponente des Stabilitäts- und Wachstumspakts auch 2014 fortbesteht. Die Kommission fordert die österreichischen Behörden deshalb auf, sämtliche notwendigen Maßnahmen zu treffen, um 2014 und darüber hinaus die vollständige Einhaltung der präventiven Komponente des Pakts si­cherzustellen.“

Das ist eine ordentliche Drohung, meine sehr geehrten Damen und Herren! Also so viel Milch und Honig fließen doch nicht in unserem Land.

Ich möchte jetzt jedoch auf die Budgetbegleitgesetze zu sprechen kommen. Diese fin­den ja zum Teil durchaus auch unsere Zustimmung, wie zum Beispiel das Grunder­werbsteuergesetz, aber es gibt durchaus Verbesserungsvorschläge.

Ich bringe daher folgenden Abänderungsantrag des Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs und weiterer Abgeordneter zum Budgetbegleitgesetz 2014 ein:

Der Nationalrat wolle in 2. Lesung beschließen:

Das Budgetbegleitgesetz 2014, 53 d.B., wird wie folgt geändert:

„1. Im Artikel 15 wird die neue Ziffer 1 eingefügt:

1. § 9 wird wie folgt geändert:

Abs. 2 lautet:

„(2) Regierungsmitglieder (als Beteiligungskörperschaften oder als beteiligte inländi­sche Körperschaften) können sein:

unbeschränkt steuerpflichtige Kapitalgesellschaften und ...“

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter, Entschuldigung! Es müsste heißen „Gruppenmitglieder“, nicht „Regierungsmitglieder“.

 


Abgeordneter Elmar Podgorschek (fortsetzend): Ich korrigiere! Natürlich! (Abg. Auer: Gut, wenn man einen Präsidenten der gleichen Fraktion hat!)

„(2) Gruppenmitglieder (als Beteiligungskörperschaften oder als beteiligte inländische Körperschaften) können sein:

unbeschränkt steuerpflichtige Kapitalgesellschaften und Erwerbs- und Wirtschaftsge­nossenschaften, die unter § 7 Abs. 3 fallen,


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vergleichbare nicht unbeschränkt steuerpflichtige Körperschaften, die

in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einem Staat des Europäischen Wirtschaftsraumes ansässig sind und

ausschließlich mit unbeschränkt steuerpflichtigen Gruppenmitgliedern oder dem Grup­penträger finanziell verbunden sind (Abs. 4).

Gruppenmitglieder können nicht Mitbeteiligte einer Beteiligungsgemeinschaft sein.“

2. Im Artikel 15 erhält die bisherige Novellierungsanordnung betreffend § 11 die Zif­fer 2.

3. Im Artikel 19 entfallen die Ziffern 3 und 4.“

*****

So viel zu meinem Abänderungsantrag.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich darf mich abschließend sehr herzlich auch beim Budgetdienst bedanken, der uns wirklich hervorragend mit Material, das teil­weise durchaus auch kritisch gesehen wird, informiert, denn es ist für uns wichtig, dass wir außer den Budgetzahlen die entsprechenden Änderungen und alles, was dahin­tersteckt, genauestens erfahren, und dazu ist der Budgetdienst mehr als nötig. Das ist eine sehr sinnvolle Einrichtung.

Daher sage ich nur eines, meine sehr geehrten Damen und Herren, denn wir werden uns jetzt dann drei Tage nur mit diesem Budget beschäftigen: Wir müssen endlich ein­mal in die Strukturen hineingehen, wir müssen endlich einmal auch wirklich Tabus bre­chen, denn nur dann können wir die Zukunft unserer Wähler, die Zukunft unserer Steu­erzahler und unserer Bevölkerung sichern. Eines muss klar sein: Die Menschen brau­chen wieder mehr Geld in den Taschen, damit sie eigenverantwortlich leben können und nicht abhängig sind von Transferleistungen. (Beifall bei der FPÖ.)

13.10


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der eingebrachte Antrag ist ausreichend unterstützt, somit ordnungsgemäß eingebracht und steht in Verhandlung. (Abg. Jarolim – in Rich­tung des sich zu seinem Sitzplatz begebenden Abg. Podgorschek –: Für die Korrektur hätte man sich auch bedanken können!)

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

des Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs, Kolleginnen und Kollegen zur Regierungsvor­lage betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über die Förderung des Filmstandortes Österreich (Filmstandortgesetz) erlassen wird sowie das Publizistik­förderungsgesetz 1984, das Presseförderungsgesetz 2004, das Bundesmuseen-Ge­setz 2002, das Bundestheaterorganisationsgesetz, das Bundesstatistikgesetz 2000, das Staatsdruckereigesetz 1996, das Aktiengesetz, das Gebührenanspruchsgesetz, das Gerichtsorganisationsgesetz, die Gerichtsorganisationsnovelle Wien-Niederöster­reich, das Justizbetreuungsagentur-Gesetz, die Rechtsanwaltsordnung, das Einkom­mensteuergesetz 1988, das Körperschaftsteuergesetz 1988, das Umsatzsteuerge­setz 1994, das Stabilitätsabgabegesetz, die Bundesabgabenordnung, das Gesund­heits- und Sozialbereich-Beihilfengesetz, das Amtshilfe-Durchführungsgesetz, das Fi­nanzausgleichsgesetz 2008, das Bundeshaftungsobergrenzengesetz, das Scheide­münzengesetz 1988, das Ausfuhrfinanzierungsförderungsgesetz, das Niederlassungs-


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und Aufenthaltsgesetz, das Personenstandsgesetz 2013, das BFA-Verfahrensgesetz, das Studienförderungsgesetz 1992, das Akkreditierungsgesetz 2012, das KMU-För­derungsgesetz, das Mineralrohstoffgesetz, das Bundespflegegeldgesetz, das Allgemei­ne Sozialversicherungsgesetz, das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977, das Ar­beitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Familien­lastenausgleichsgesetz 1967, das Krankenkassen-Strukturfondsgesetz, das Umwelt­förderungsgesetz und das Umweltkontrollgesetz geändert werden (Budgetbegleitge­setz 2014)

Der Nationalrat wolle in 2. Lesung beschließen:

Das Budgetbegleitgesetz 2014, 53 d.B., wird wie folgt geändert:

"1. Im Artikel 15 wird die neue Ziffer 1 eingefügt:

§ 9 wird wie folgt geändert:

Abs. 2 lautet:

"(2) Gruppenmitglieder (als Beteiligungskörperschaften oder als beteiligte inländische Körperschaften) können sein:

- unbeschränkt steuerpflichtige Kapitalgesellschaften und Erwerbs- und Wirtschaftsge­nossenschaften, die unter § 7 Abs. 3 fallen,

vergleichbare nicht unbeschränkt steuerpflichtige Körperschaften, die

in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einem Staat des Europäischen Wirtschaftsraumes ansässig sind und

ausschließlich mit unbeschränkt steuerpflichtigen Gruppenmitgliedern oder dem Grup­penträger finanziell verbunden sind (Abs. 4).

Gruppenmitglieder können nicht Mitbeteiligte einer Beteiligungsgemeinschaft sein."

2. Im Artikel 15 erhält die bisherige Novellierungsanordnung betreffend § 11 die Zif­fer 2.

3. Im Artikel 19 entfallen die Ziffern 3 und 4."

Begründung

Artikel 15:

Die grenzüberschreitende Gruppenbesteuerung wurde durch das Abgabenänderungs­gesetz 2014 – AbgÄG 2014 (BGBl I 2014/13) räumlich auf bestimmte Gesellschaften, die in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einem Staat, mit dem eine umfassende Amtshilfe besteht, ansässig sind, "eingeschränkt".

Nach derzeitigem Stand besteht derzeit eine "umfassende" Amtshilfe mit folgenden Staaten und Territorien: Ägypten, Albanien, Algerien, Andorra, Armenien, Australien, Bahrain, Barbados, Belgien, Belize, Bosnien-Herzegowina, Brasilien, Bulgarien, Däne­mark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Georgien, Gibraltar, Griechenland, Großbritannien, Hongkong, Indonesien, Irland, Israel, Italien, Japan, Jersey, Kanada, Katar, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Marokko, Mazedo­nien, Mexiko, Monaco, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Philippinen, Polen, Por­tugal, Rumänien, San Marino, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Serbien, Singapur, Slowakische Republik, Slowenien, Spanien, St. Vincent und die Grenadinen, Südafrika, Tadschikistan, Thailand, Tschechische Republik, Türkei, Ungarn, USA, Venezuela, Viet­nam und Zypern.

Sobald das am 29. Mai 2013 unterzeichnete multilaterale Amtshilfeabkommen ratifiziert ist und in Geltung steht, wird die oben angeführte Staatenliste um diese Signatarstaa­ten erweitert werden.


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Weiters ist vom BMF beabsichtigt, mit weiteren Staaten entsprechende Amtshilfeab­kommen abzuschließen.

Eine "räumliche Einschränkung" der grenzüberschreitenden Gruppenbesteuerung wur­de somit - trotz Ankündigung der Regierungsparteien - mit dem Abgabenänderungsge­setz 2014 nicht verwirklicht, wie aus den obigen Ausführungen erkennbar ist.

Darüber hinaus werden in der Geldwäscherei- und Terrorismusfinanzierungsrisiko-Ver­ordnung - GTV (BGBl II 2011/377 idF BGBl II 2014/94) Staaten aufgelistet, in denen je­denfalls ein erhöhtes Risiko der Geldwäscherei oder Terrorismusfinanzierung besteht. Da mit einigen dieser Staaten eine umfassende Amtshilfe besteht, ist eine grenzüber­schreitende Gruppenbildung mit solchen Risikostaaten nach der derzeitigen Rechts­lage möglich.

Im Übrigen hat die - großzügig ausgestaltete - grenzüberschreitende Gruppenbesteue­rung in der Vergangenheit zu massiven Mindereinnahmen an Körperschaftsteuer ge­führt. Siehe dazu im Detail Fuchs, Auswirkung der Gruppenbesteuerung auf das Ab­gabenaufkommen, AFS 3/2013, 87 ff.

Aus all diesen Gründen soll die grenzüberschreitende Gruppenbesteuerung - unter Be­rücksichtigung der europarechtlichen Regelungen - in Hinkunft auf bestimmte Gesell­schaften, die in einem der EU-Mitgliedstaaten oder EWR-Staaten ansässig sind, einge­schränkt werden.

Insbesondere soll eine grenzüberschreitende Gruppenbesteuerung mit Staaten, in de­nen jedenfalls ein erhöhtes Risiko der Geldwäscherei oder Terrorismusfinanzierung be­steht, nicht mehr möglich sein.

Artikel 19:

Die Einführung einer Jahreserklärung würde zu einem weiteren Verwaltungsaufwand bei Unternehmen führen. Derzeit werden Korrekturen bei der jeweils aktuellen Beihil­fenerklärung in einer eigenen Kennzahl (Kz 071-073) vorgenommen, ohne das es einer genauen Zuordnung zu einem bestimmten Zeitraum bedarf. Somit können auch Kor­rekturen für unterschiedliche Zeiträume in einem Posten vorgenommen werden. Prakt­ische Bedeutung hat dies zB bei Korrekturen infolge Feststellungen seitens der Be­triebsprüfung für Brückenjahre.

Im Übrigen wird durch die Formalisierung mittels Jahreserklärung die Beihilfe weiter in die Nähe der Umsatzsteuer/Vorsteuer gerückt, was europarechtlich nicht opportun sein dürfte.

Aus all den oben angeführten Gründen soll die derzeitige Norm des § 5 und § 6 des Gesundheits- und Sozialbereich-Beihilfengesetzes nicht geändert werden.

*****

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Cap. – Bitte.

 


13.10.41

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Meine Damen und Herren, was mir fehlt, sind die tabubrechenden Wortmeldungen der Oppositionsabgeordneten mit den tabubrechen­den Vorschlägen, in denen man dann im Detail sagt, wo und in welchem Bereich, in denen man die Bereiche genau benennt, in denen man einspart, oder wie man sich zu­sätzlich Einnahmen vorstellt, welche Maßnahmen man diesbezüglich vorschlägt. (Abg. Podgorschek: Mehr als genug gibt es davon!) Dann beginnt ja die Diskussion erst. (Abg. Podgorschek: Lesen Sie doch einmal unsere Entschließungsanträge!) Bis jetzt ist das ja nur ein Austausch von Klischees. Und was Sie da bis jetzt sagen über irgend-


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welche Zahlenmystiken, mit dem können die normalen, durchschnittlichen Zuseher und Zuseherinnen, Zuhörer und Zuhörerinnen nichts anfangen. Das ist ja völlig sinnlos! (Beifall bei der SPÖ.)

Das ist etwas, das ich schon kritisieren möchte in dem Zusammenhang, dass wir hier darüber die Debatte führen. Und dann nur zu sagen, man soll jetzt endlich Sparmaß­nahmen setzen – aber jedes Mal, wenn dann irgendwo der Versuch einer Debatte über einzelne Sparmaßnahmen seitens der Regierung kommt, sagen Sie dann permanent Nein: Nein, da nicht und dort nicht und da nicht und dort nicht. (Abg. Podgorschek: Es gibt keine, die in die Struktur gehen würden! Zeigen Sie mir doch solche!)

Eine Regierung muss immer konkret sein, Regieren ist konkret, aber muss eine Oppo­sition dauernd nicht konkret sein? Wo steht das geschrieben? Das ist eigentlich nicht wirklich hilfreich. (Abg. Walter Rosenkranz: Das ist mit den Vorlesungen des Professor Krainer im Renner-Institut ganz anders!)

Und dann noch dazuzusagen: Leider sind wir eine Minderheit und haben nicht die Rechte einer Mehrheit. Das heißt, man nimmt gar nicht zur Kenntnis, wie der Wähler und die Wählerin entschieden haben, aber das ist etwas anderes.

Der Vorwurf der Transparenz beziehungsweise Intransparenz passt nicht ganz, denn Kollege Rossmann setzt sich einfach vor sein Gerät und fischt den Brief heraus und – zack – weiß es. Also gar so ist es auch wieder nicht, dass alles so intransparent wäre.

Ich wollte eigentlich in erster Linie über Publizistikförderung und Presseförderung spre­chen, bringe aber noch einen letzten Gedanken zur Budgetdebatte. Es geht hier nicht um das Budget einer Trafik: Fünf Zigaretten rein, fünf Zigaretten raus. So wird die Bud­getdebatte teilweise geführt. Staatliche Budgets in der heutigen Zeit sind vielfältig abhängig: von wirtschaftlichen Entwicklungen, von Wachstumsperspektiven, von Prog­nosen, die stimmen oder nicht stimmen. Da gibt es so viele Faktoren, globale Ver­flechtungen, Mitgliedschaft in der Europäischen Union und die Märkte, die es gibt. Das sollte man berücksichtigen! Da werden Machbarkeitsphantasien entwickelt, Handlungs­möglichkeiten, die nicht vorhanden sind. Auf der Ebene kann man nicht diskutieren, das ist sinnlos.

Ich wollte also einen Appell an die Opposition richten, sie sollen sich noch einmal zu­sammensetzen – wir haben ohnehin drei Tage vor uns –, und dann könnten wir viel­leicht ein bisschen besser über das Ganze diskutieren. Zumindest hätte derjenige, der vor dem Fernsehapparat sitzt, etwas davon. Wir kennen die Argumente ohnehin schon, aber der und die, die hätten etwas davon.

Presseförderung, Publizistikförderung – Sie sehen, es wird auch hier gekürzt. Sie ken­nen auch die Argumentation, warum das so ist. Mir ist es in dem Zusammenhang trotz­dem ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass der ORF auch diesmal die Refundierung des Gebühren-Entganges nicht bekommt, auch aus dem Grund, weil sie aus dem Budget kommen müsste, obwohl sie an sich schon seit Jahren und Jahrzehnten immer wieder versprochen wurde und auch notwendig wäre.

Man sollte sich zumindest eines überlegen, weil es da auch eine Bewegung von ös­terreichischen Künstlerinnen und Künstlern, Filmschaffenden gibt und so weiter und sich der ORF unter der bestehenden Geschäftsführung momentan in einer der erfolg­reichsten Phasen in der Geschichte des ORF befindet. Er hat Filme mitfinanziert, die den Oscar bekommen haben. Oscars – man muss ja schon in der Mehrzahl darüber sprechen –, Goldene Palmen in Cannes, Awards dort und da, also da werden ununter­brochen Auszeichnungen errungen. Das nützt aber auch Österreich, das nützt unserer Kulturidentität. Das nützt nicht nur dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den unmit­telbar beteiligten Künstlerinnen und Künstlern und Kunstschaffenden, sondern das zeigt eine ganz große Palette. Und jetzt beim Song Contest gleich einmal Erster zu


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werden, ist ja auch nicht nichts. Ich meine, das muss man auch einmal eindeutig fest­stellen, denn das ist ja immerhin eine tolle Leistung. (Abg. Pirklhuber: Das war aber nicht die Regierung!)

Man sollte sich überlegen  (Zwischenruf des Abg. Walter Rosenkranz.) – Warum diese Unruhe plötzlich da herinnen? Was wollen Sie da? Sie sollten ausschließlich nur jubeln und sonst nichts, weil uns das wiederum in einem Jahr die Möglichkeit gibt, hier für Österreich zu werben. Wenn das eine tolle Veranstaltung wird, ein toller Event, hat das Umwegrentabilitäten, wirtschaftlich, kulturell, für den Tourismus und so weiter und so weiter. (Abg. Walter Rosenkranz: Was kann sich eine Mindestrentnerin davon kau­fen?)

Und daher sollten wir überlegen, dass man da natürlich mithilft, damit der ORF da wirk­lich eine erfolgreiche Veranstaltung zusammenbringt, und auch überlegen, ob man nicht vielleicht auch in neue Geschäftsfelder vordringen kann, in den sozialen Netzwer­ken zum Beispiel, damit dort neue Einnahmen möglich sind, damit man noch mehr an erfolgreichen Filmen und Kunstinitiativen teilhaben kann und damit dann auch die Mög­lichkeit hat, so einen Event auszurichten wie in einem Jahr. 150 Millionen, 300 Millio­nen schauen zu. Das ist alles keine Kleinigkeit! Das ist ein Weltereignis!

Kollege Rosenkranz! Sie machen da gerade jetzt das Finale der Patrioten-Tour. Ich habe mir das angeschaut auf dem Plakat und mir gedacht: „Patrioten-Tour“ – was ist das für ein Begriff? Jetzt sind Sie gerade unpatriotisch, denn das sage ich Ihnen schon: Jetzt wäre es an der Zeit, dass man stolz ist auf Österreich, dass wir stolz auf die Er­folge sind, dass von Hollywood bis Kopenhagen überall die Marke Österreich positiv dasteht. (Abg. Walter Rosenkranz: Es gibt sehr erfolgreiche Volksmusik!)

Man kann aber nicht immer nur jodeln, sondern man kann auch einmal etwas anderes machen und einmal versuchen, auch auf dieses Feld vorzudringen. Und das, finde ich, wäre der wahre Patriotismus. (Beifall bei der SPÖ.)

Vielleicht laden Sie Conchita zum Finale Ihrer Patrioten-Tour ein? Das wäre eine Mög­lichkeit! Dann hätten Sie wenigstens einmal Leute dort, und Sie könnten über Ihren eigenen Rahmen hinaus glänzen. Das wäre doch eine Möglichkeit! (Beifall bei der SPÖ.)

13.16


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Mag. Ross­mann. – Bitte. (Abg. Jarolim – in Richtung des sich zu seinem Sitzplatz begebenden Abg. Cap –: Für diese Rede sind wir dir sehr dankbar! – Abg. Walter Rosenkranz: Be­kommt man da eine Medaille dafür?)

 


13.16.33

Abgeordneter Mag. Bruno Rossmann (Grüne): Herr Präsident! Frau Bundesministe­rin! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Herr Kollege Cap, jetzt hören Sie einmal gut zu, jetzt werde ich nämlich konkret werden, weil Sie immer sagen, die Opposition ist nur gegen alles, und das stimmt ja so nicht. Ich beginne mit der Grunderwerbsteuer, denn heute haben Sie die einmalige Chance, Herr Kollege Cap und alle Abgeordneten Ihrer Fraktion, gegen diese Novellierung der Grunderwerbsteuer zu stimmen. Sie ha­ben aber auch die Chance, für einen Entschließungsantrag zu stimmen, den ich ein­bringen werde, der in Richtung einer Entlastung der Lohn- und Einkommensteuer geht, wie sie im Regierungsübereinkommen vereinbart ist. Wir werden sehen, ob Sie diese Chance ergreifen oder nicht. Ich fürchte, nein!

Kollege Katzian aus Ihren Reihen hat ja gemeint, die Regierung wird viel Spaß haben mit ihm. Naja, der Spaß könnte heute beginnen, aber schauen wir uns das einmal an: Was bringt die Reform der Grunderwerbsteuer? – Die Reform der Grunderwerbsteuer


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bringt einen Murks wie schon der Beamtenentwurf zur Novelle. Er baut weiterhin auf veralteten Einheitswerten im Falle von Schenkungen und im Falle von Erbschaften auf. Das ist kritisiert worden von namhaften Verfassungsrechtlern unseres Landes, auch von Werner Doralt, selbst vom Verfassungsdienst. Und was legt uns jetzt die Regie­rung für eine Regierungsvorlage vor? – Wiederum eine, die auf veralteten Einheitswer­ten aus dem Jahre 1973 aufbaut. Das ist ein Entwurf, der mit hoher Wahrscheinlichkeit wiederum verfassungswidrig ist.

In diesem Zusammenhang von Steuergerechtigkeit zu sprechen, wie das Kollege Krai­ner getan hat, das kann ja wohl nur ein Hohn sein. Wenn Sie, Herr Kollege Krainer, eine Vermögensteuer fordern – er ist ja gar nicht mehr im Saal, macht nichts (Abg. Krainer: Er sieht mich nicht trotz Brille!) –, dann müssen Sie aber auch in der Lage sein zu sagen, wie Sie das machen wollen. Ich stelle mir vor, dass man anstelle dieser Reform der Grunderwerbsteuer eine Reform der Erbschafts- und Schenkungssteuer macht, mit der man substanzielle Teile jener Entlastung der Lohn- und Einkommen­steuer finanzieren kann, die Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, aber auch Sie, meine Damen und Herren von der ÖVP, fordern. Nur tun müssen Sie es! (Beifall bei den Grünen.)

In diesem Zusammenhang bringe ich folgenden Entschließungsantrag der Abgeord­neten Rossmann und Kogler ein:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefor­dert, dem Nationalrat bis Ende September 2014 zur Finanzierung der angekündigten Senkung des Eingangssteuersatzes in der Lohn- und Einkommensteuer in Richtung 25% einen Gesetzesvorschlag für eine reformierte Erbschafts- und Schenkungssteuer vorzulegen.“

*****

Wenn Sie diese Entlastung des Tarifes machen, lösen Sie damit substanzielle Wachs­tums- und Beschäftigungsimpulse aus und könnten sich substanzielle Teile Ihres Spar­pakets gänzlich sparen, so auch jene Maßnahmen, die in dem berühmten Brief ent­halten sind, die 700 Millionen € an strukturellen Maßnahmen enthalten und 300 Millio­nen € an zusätzlichen Einnahmen dank einer verbesserten Konjunktur.

Aber, Herr Bundesminister, wenn Sie mir hier erzählen wollen, dass sich die Konjunk­tur zwischen der Vorlage des Budgets am 29. April und dem Datum des Briefes am 12. Mai derartig geändert hat, dass jetzt plötzlich 300 Millionen € mehr lukriert werden können, dann ist das ein guter Scherz – bestenfalls. Herr Bundesminister, es tut mir leid, aber Mehreinnahmen aus der konjunkturellen Verbesserung sind leider keine strukturellen Maßnahmen. Im Brief des Herrn Kommissars Kallas ist das ausdrücklich festgehalten. (Beifall bei den Grünen.)

Kommen wir nun zu dem, was uns Herr Spindelegger heute über die Medien ausrich­ten lässt: Die Budgetzahlen seien richtig, und er habe uns das alles am 8. Mai aus­führlich im Budgetausschuss beim Expertenhearing erläutert.

Die Budgetzahlen sind eben genau nicht richtig, denn sie enthalten für das Jahr 2014 ein strukturelles Defizit von 1 Prozent. Minister Spindelegger wusste ganz genau, dass das nicht den Vorgaben der Europäischen Kommission entsprechen würde. Denn wenn man aus dem übermäßigen Defizit und dem Verfahren herauskommt, dann sieht das Commitment mit der Europäischen Kommission eine Absenkung des strukturellen Defizits von mindestens 0,5 Prozent vor. Davon sind wir meilenweit entfernt.

Daher und genau aus diesem Grunde hat ja Finanzminister Spindelegger diesen Brief mit den acht Maßnahmen geschrieben. 700 Millionen € davon hat Herr Kommissar Kal-


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las als das strukturelle Defizit senkend akzeptiert. Und was steht in diesem Brief drin­nen? – Ich übersetze jetzt, frei nach Rossmann: Mit diesen strukturellen Maßnahmen – nämlich jenen 700 Millionen € – besteht keine signifikante Abweichung vom Budget­pfad zur Erreichung des strukturell ausgeglichenen Haushalts.

Aber er fordert natürlich, dass diese 700 Millionen auch umgesetzt werden, und er spricht auch von Risiken. Er sagt nämlich in diesem Zusammenhang auch, dass er die Behörden – also das Finanzministerium – einlädt, alle Maßnahmen zu ergreifen, um die Voraussetzungen des präventiven Arms zu erfüllen. Und dazu gehört die Umset­zung jener 350 Millionen € an zusätzlichen Kürzungen von Ermessensausgaben.

Jetzt frage ich Sie: Wann haben wir das im Budgetausschuss erörtert? (Abg. Gartel­gruber: Nie!) – Das haben wir zu keinem Zeitpunkt im Budgetausschuss erörtert; we­der am 8. Mai noch am 16. Mai. (Abg. Walter Rosenkranz: Richtig!) Am 8. Mai habe ich den Herrn Finanzminister gefragt, ob es Änderungen beim Bundesfinanzrahmen geben würde, und er hat Ausflüchte genommen und hat gesagt – laut Parlamentskor­respondenz –, er sehe Möglichkeiten, im Verordnungswege Nachschärfungen zu tref­fen, und hat von Schließung von Steuerlücken bei der Auslegung des Körperschaft­steuergesetzes gesprochen. Aber er hat nicht davon gesprochen, dass Schluss sein soll mit der Straffreiheit bei Selbstanzeigen. – Wo ist denn das im Budgetbegleitgesetz, Herr Minister? Wo? Zeigen Sie mir das! Wo steht denn das? (Abg. Gartelgruber: Nir­gends!)

Das ist eine Maßnahme, die ich vermisse. Wenn Sie schon ein Budgetbegleitgesetz vorlegen und sagen, das Budgetbegleitgesetz entspreche dem, was sozusagen Sache ist, und sei keine Lüge (Zwischenruf des Abg. Krainer), dann bringen Sie das her und dann zeigen Sie uns, Herr Kollege Krainer, wie Sie jene 150 Millionen € aus diesem Gesetz zustande bringen wollen! Das würde ich gerne sehen. (Beifall bei den Grü­nen. – Zwischenruf der Abg. Tamandl.)

Wo sind denn die konkreten Hinweise auf diese 150 Millionen €? Und wo sind denn die Einsparungen von Doppelförderungen im Bereich von Bund und Ländern? (Abg. Krainer: Die habe ich schon gesehen!) Herr Spindelegger hat vor wenigen Tagen jene Reformen abgesagt, die die große Kürzung im Zusammenhang mit den Förderungen vorgesehen hat, die Förderpyramide: Das sei nicht möglich, sei nicht umsetzbar. – Aber jetzt plötzlich sei es durch Verordnungen möglich, 150 Millionen einzusparen? Durch Verordnungen? (Abg. Pirklhuber: Wahnsinn!) – Bitte, dazu braucht es Verein­barungen, nicht Verordnungen, Herr Kollege Krainer, Herr Kollege Cap. – Ja, da könnt ihr ruhig lachen. Ohne Vereinbarungen mit den Ländern wird es nicht gehen. Und die Länder haben signalisiert, dass sie nichts davon wissen. – Ja, so schaut es aus! (Abg. Kogler: Das wird ein Spaß mit dem Pröll!)

Und da sprechen Sie von einem Budget, das keine Budgetlüge ist? Da sprechen Sie von seriösen Zahlen? Da sprechen Sie von einer ausführlichen Erläuterung jenes Brie­fes im Budgetausschuss, der am 12. Mai nach Brüssel gesendet worden ist? – Das entspricht einfach nicht den Tatsachen. Sorry, tut mir leid. (Beifall bei den Grünen.)

13.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der eingebrachte Antrag ist ordnungsgemäß einge­bracht, ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Bruno Rossmann, Werner Kogler, Freundinnen und Freunde

betreffend Reform der Grunderwerbssteuer


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 100

eingebracht im Zuge der Debatte Bericht des Budgetausschusses über die Regierungs­vorlage (101 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Grunderwerbsteuergesetz 1987 geändert wird (132 d.B.)

Begründung

Die Grunderwerbsteuer wurde vom Verfassungsgerichtshof am 27.11.2012 als verfas­sungswidrig aufgehoben und eine Reparaturfrist bis Ende Mai 2014 wurde eingeräumt. Unter anderem wird im Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs (G 77/12-6) die Be­messungsgrundlage, die auf völlig veraltete Einheitswerte aus den 1970er-Jahren zu­rückgeht kritisiert. So wird festgehalten, „dass die historischen Einheitswerte mit den aktuellen Verkehrswerten in keinem vorhersehbaren Verhältnis mehr stehen“. Die Be­messungsgrundlage sollte folglich am Verkehrswert und nicht am Einheitswert anknüp­fen.

Die beiden Regierungsparteien, SPÖ und ÖVP, haben am 24.3.2014 einen völlig unzu­reichenden Entwurf zur Reform der Grunderwerbsteuer in Begutachtung geschickt. Wiederum wird auf die Einheitswerte aus 1973 zurückgegriffen – trotz der verfassungs­rechtlichen Bedenken, die auch vom Verfassungsdienst des Bundeskanzleramts ge­äußert wurden. Bei der Übergabe von Betrieben ist ein Freibetrag in Höhe von
€ 365.000 vorgesehen und bei Verkäufen im Familienverband soll der (dreifache) Ein­heitswert statt dem Verkehrswert gelten. Die Definition des Familienverbands ging im Erstentwurf sogar so weit, dass sogar Neffen und Nichten Begünstigte waren.

Nach heftiger Kritik (unter anderem von der Arbeiterkammer und Verfassungsexperten) passierte am 29.4.2014 eine Novelle zur Grunderwerbsteuer den MinisterInnenrat, die unter anderem Änderungen bei der Definition des Familienverbandes vorsah – an den Einheitswerten wird weiter festgehalten: Begünstigte sind nun direkte Nachkommen (wie Kinder, Enkelkinder, Ehegatten oder Lebensgefährten).

Mit der vorgelegten Novelle der Grunderwerbsteuer gibt es keine Steuergerechtigkeit – der ungleichen Vermögensverteilung in Österreich wird nicht entgegengewirkt und durch die Grunderwerbsteuer werden auch Erben kleiner Immobilien belastet. Eine re­formierte Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer für die reichsten 10% der Haushalte ist überfällig. Damit könnten budgetäre Spielräume um den Faktor Arbeit steuerlich zu entlasten endlich geschaffen werden.

Vorgeschobene Ausreden der Regierung, dass eine Neuordnung des Bewertungs­rechts zu einem unzumutbaren administrativen Aufwand führt, können nicht gelten ge­lassen werden. Der Verfassungsgerichtshof hält dazu fest: „Außerdem ist es für den Verfassungsgerichtshof nicht nachvollziehbar, dass es für ein Problem, das sich in al­len Staaten stellt, die Transaktionssteuern und/oder Vermögenssteuern auf Grundbe­sitz erheben, keine administrativ bewältigbaren Lösungen für das dabei auftauchende Bewertungsproblem gibt.“

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefor­dert, dem Nationalrat bis Ende September 2014 zur Finanzierung der angekündigten Senkung des Eingangssteuersatzes in der Lohn- und Einkommensteuer in Richtung 25% einen Gesetzesvorschlag für eine reformierte Erbschafts- und Schenkungssteuer vorzulegen.“

*****

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 101

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Ab­geordneter Krainer zu Wort gemeldet. Ich darf auf die einschlägigen GO-Bestimmun­gen dazu aufmerksam machen. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


13.25.26

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Kollege Podgorschek hat hier behauptet, dass die Steuer- und Abgabenquote in Österreich laut OECD-Zahlen höher wäre als in Schweden.

Ich berichtige tatsächlich: Die OECD weist eine Steuer- und Abgabenquote für Schwe­den von 44,3 Prozent aus, für Österreich von 43,2 – also doch deutlich niedriger. Inso­fern stimmt das nicht, was Podgorschek gesagt hat.

Ich muss allerdings auch darauf hinweisen, dass die Steuer- und Abgabenquote, als es einen FPÖ-Finanzminister gegeben hat, tatsächlich höher war als die von Schweden heute. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

13.26


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Ing. Schultes. – Bitte.

 


13.26.00

Abgeordneter Ing. Hermann Schultes (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine geschätzten Damen und Herren auf der Regierungsbank! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir reden heute unter anderem auch über die Grunderwerbsteuer. Die Grunderwerbsteuer ist bei uns in der Landwirtschaft ein sehr, sehr wichtiges Thema, weil die Betriebsübergabe sowieso schwer genug ist und wir sehr, sehr froh sind, wenn sich eine nächste Generation findet, die einen Betrieb weiterführen will. Unsere Aufga­be ist ja eine große und großartige, wir decken täglich Ihren Tisch, und dazu braucht man Leute, die das gerne tun.

Diese Betriebsübergabe zu ermöglichen und zu erleichtern, war eine Aufgabe dieser Regelung in der Grunderwerbsteuer. Die bevorstehende Umstellung auf Verkehrswerte ab 1. Juni, bedingt durch die Aufhebung durch das Höchstgericht, hätte uns in grobe Schwierigkeiten gebracht. Deshalb bin ich sehr, sehr froh, dass wir jetzt darstellen können, dass die Arbeit, die Jakob Auer und unsere Kollegen in den letzten Jahren ein­gebracht haben, heute letztendlich fruchtbringend war.

Wir haben uns sehr bemüht, die Reform der landwirtschaftlichen Einheitswerte in die­sem Haus durchzudiskutieren. Wir haben vorher in einem internen Einigungsprozess zur Kenntnis genommen, dass sie höher werden müssen und dass eine neue pau­schale Feststellung der Einheitswerte notwendig ist. Diese läuft gerade und ist für die Bäuerinnen und Bauern in den nächsten Wochen eine große Herausforderung. Aber ich will jedem sagen: Die Arbeit lohnt sich, denn diese neuen Einheitswerte geben jetzt wieder eine rechtssichere Grundlage dafür, dass auch in Zukunft die Grunderwerb­steuer auf dieser Basis festgelegt werden kann.

Das ist genau das Gegenteil von dem, was Herr Rossmann – leider in Unkenntnis – behauptet hat. Tatsache ist, unsere Werte sind jetzt auf neuer, erneuerter Basis eine gute Grundlage. Und deshalb bin ich sehr stolz darauf, dass wir gerade im bäuerlichen Bereich unsere Hausaufgaben gemacht haben. (Abg. Pirklhuber: Aber nur in der Landwirtschaft, im bäuerlichen Betrieb!) Es wäre natürlich schön, wenn auch der Herr Pirklhuber kapieren würde, dass das so ist. Dann würde er sich nämlich beim Herrn Rossmann dagegen wehren, dass dieser die Grunderwerbsteuer erhöhen, Schen­kungssteuern einführen und die Landwirtschaft belasten will, damit er woanders ir­gendwelche Ausgleiche finanziert. (Abg. Pirklhuber: Es gibt Immobilien, die mit Land­wirtschaft nichts zu tun haben!)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 102

Meine geschätzten Damen und Herren! Wir haben jetzt eine Regelung, die zumindest in der direkten Abfolge in der Familie eine klare, leistbare Übertragung zulässt. Und das ist etwas, was ich sehr gerne hier heute belobige und wofür ich mich bei allen be­danken will, die dafür verhandelt haben. Herr Kollege (in Richtung des Abg. Auer), Herr Staatssekretär! Wir wissen, dass es richtig war. Natürlich bedanke ich mich auch bei den Koalitionspartnern. Nicht bedanken will ich mich dafür, dass die Neffen und die Geschwister ausgenommen sind, das ist ein Wermutstropfen, den wir mitnehmen müs­sen. Ich will darauf hinweisen, weil ich es nicht schönreden will. Tatsache ist aber, dass wir in Zukunft damit wieder Rechtssicherheit haben, und das ist das Wichtigste für un­sere Bäuerinnen und Bauern – Rechtssicherheit in einer schwierigen Zeit. (Beifall bei der ÖVP.)

Ein aktuelles Thema möchte ich, obwohl die Lampe hier schon rot aufleuchtet, trotz­dem noch ansprechen, und zwar das Thema Breitband-Internet. Wir könnten uns jetzt gegenseitig vorhalten, dass die Bundesbahn gut finanziert ist und das Breitband gar nicht. Ich bin nicht dafür, dass wir uns da Vorwürfe machen, ich will nur darauf hinwei­sen, dass wir, so, wie wir den öffentlichen Verkehr brauchen, um auch die ländlichen Regionen zu erschließen, auch die öffentlichen Kommunikationsleitungen oder die ver­fügbaren Kommunikationsleitungen brauchen.

Der ländliche Raum darf da nicht zurückbleiben!

Deswegen möchte ich darum bitten, dass wir – egal, wie schwierig das ist – ein Pro­gramm entwickeln, um auch das Breitband in die ländlichen Regionen hinauszubrin­gen. Es ist wichtig für den Tourismus. Es ist wichtig, um zu Hause Arbeitsplätze zu hal­ten, die in Verbindung mit der Firma stehen können. Es ist wichtig für Frauen, um in Teilzeit daheim sein zu können. Es ist wichtig für Studenten, die ihr Fernstudium abschließen wollen. Es ist wichtig für jeden Freiberufler, der hohe Datenmengen aus­tauschen muss, und es ist natürlich wichtig für uns in der Landwirtschaft, weil wir zu ei­nem großen Teil elektronisch arbeiten. Auch die Neufeststellung der Einheitswerte wird von einem großen Teil der Landwirte elektronisch gemacht werden, wenn das Finanz­amt endlich einmal so weit ist – aber das wird ja auch irgendwann geschehen.

Deshalb brauchen wir das Breitband, Frau Bundesminister; ich hoffe, wir können da weiterreden.

Meine Damen und Herren! Die Grunderwerbsteuer ist gut geregelt. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

13.30


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Pock. – Bitte.

 


13.31.03

Abgeordneter Michael Pock (NEOS): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Regie­rungsmitglieder! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Vielleicht vorab, Kollege Cap, weil Sie gesagt haben, die Opposition kann ausschließ­lich kritisieren und bringt keine konstruktiven Vorschläge mit: Ich komme dann auch da­zu und werde davor auch kritisieren, aber wir haben sehr wohl bei Sparvorhaben auch immer wieder mit den Regierungsparteien mitgestimmt, wir haben eigene Vorschläge eingebracht. Aber es ist allgemein bekannt, dass wir große Schwierigkeiten mit zusätz­lichen Einnahmen – was nicht anderes als neue Steuern sind – haben, und das ist halt ein ideologischer Unterschied. Konstruktiv waren wir allerdings allemal.

Ich möchte nun zum Thema Bahn sprechen. Ich bin überrascht, dass ein solch großer Budgetposten bisher kaum Erwähnung gefunden hat. (Zwischenruf des Abg. Heinzl.) – Kommt schon noch. Ich bin der Erste, ich freue mich. Ich mache die Speerspitze, Sie können mir inhaltlich dann gerne folgen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 103

Einleitend möchte ich sagen, dass wir derzeit 23 Milliarden € an Schulden haben. So hoch ist der aktuelle Schuldenstand in der gesamten ÖBB, im gesamten ÖBB-Konzern, im Geschäftsbericht 2013. Hätte die Republik vor zehn Jahren die ÖBB nicht mit 6 Mil­liarden € entschuldet, dann wäre dieser Schuldenberg tatsächlich sogar schon auf 25 Milliarden € angestiegen.

Das sind Summen, die tatsächlich schwer vorstellbar sind, insbesondere wenn wir auch an die Hypo-Debatte denken oder wenn wir vielmehr noch an die Bildungsdiskus­sion denken, wo uns knapp 50 Millionen € gefehlt haben. Daher möchte ich die Schul­den kritisch beleuchten, bevor ich zu den Vorschlägen komme.

Wir haben tatsächlich, wie es aussieht, weiteren Platz auf dem Schuldenberg, wir brau­chen keinen Tunnel durch den Schuldenberg, und so sieht der aktuelle ÖBB-Rahmen­plan von 2014 bis 2019 weitere 13,4 Milliarden € an Investitionen vor.

Zur Erinnerung: Der Bund hat sich schon bisher dazu verpflichtet, über 30 Jahre bezie­hungsweise 50 Jahre lang die neuen Schulden der Bahn zu 70 Prozent beziehungs­weise seit heuer zu 75 Prozent zu übernehmen. Wir gehen davon aus, dass es eine Illusion ist, dass die anderen 25 Prozent tatsächlich durch die ÖBB getragen werden können. Diese Kritik teilen wir übrigens mit dem Rechnungshof, der ja tatsächlich über­parteilich ist. Nicht berücksichtigt wird  (Zwischenruf des Abg. Heinzl.) – Die Frage ist, wie sollen in fünf Jahren 3 Milliarden € an Kosten tatsächlich übernommen werden, wenn die Bahn pro Jahr 100 Millionen € an Gewinn hat? Das heißt, es stehen in Sum­me 500 Millionen € in fünf Jahren zur Verfügung, demnach fehlen alleine für die 25 Prozent 2,5 Milliarden €.

Nicht berücksichtigt im Budget sind – und das wäre ein Punkt, den wir auch noch ein­mal diskutieren müssen – die bei Bauprojekten nicht unüblichen Kostenüberschreitun­gen während der Bauphasen. Hier nehme ich als Beispiel den Wiener Zentralbahnhof, den Hauptbahnhof, der mit 500 Millionen € budgetiert war und über 1 Milliarde € kosten soll. – Wir haben hier also aktuell eine Gesamtkostenüberschreitung von 138 Prozent. Ich nehme an, dass ähnliche Überschreitungen bei einem Streckenausbau oder bei an­deren Bahnhofsrenovierungen und -adaptierungen passieren können. Hier gibt es kei­nen Puffer. Das bedeutet, wenn es eine Überschreitung gibt, schlägt sich das wiede­rum direkt auf unser Defizit nieder.

Ich frage deswegen auch die Bundesministerin, ich habe das auch schon im Aus­schuss gemacht: Warum muss Österreich riesige Staatsschulden aufnehmen, um Bau­maßnahmen zu bezahlen, für die es offensichtlich zumindest teilweise keinen tatsächli­chen Bedarf gibt? Vor allem, wenn dieses Geld dann auch für die Zukunftsfähigkeit Ös­terreichs bei Bildung, den Universitäten und der Forschung fehlt – und nicht zu verges­sen eben auch noch die Hypo-Milliarden! (Zwischenruf der Abg. Elisabeth Hakel.) – Teilweise, geschätzte Kollegin, gibt es keinen Bedarf.

Es besteht nicht die geringste Chance, dass die Bahn jemals ihre Schulden zurück­führt, der laufende Betrieb und die ständigen Kosten des Systems Bahn sind aus heu­tiger Sicht für die Zukunft schwer bis nicht finanzierbar. Doch was wird von den Regie­rungsparteien derzeit gemacht? – Statt die Investitionen – und das ist tatsächlich auch unser Vorschlag – auf Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit zu prüfen, soll die Bundeshaf­tungsobergrenze für die ÖBB von aktuell 20 auf 23 Milliarden erhöht werden, und die Vorlage für die Vorbelastungen des Bundeshaushalts weisen ebenfalls Belastungen in der Höhe von 32 Milliarden € auf.

Ich möchte jetzt noch zwei Beispiele von den Regierungsparteien bringen. Geschätzte Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, vielleicht können Sie sich noch an Ihre Oppo­sitionsarbeit und Ihr Wahlplakat aus dem Jahr 2006 erinnern, auf dem Sie damals ge­gen die Anschaffung der Eurofighter mit dem Slogan aufgetreten sind: „Hier fliegt Ihre


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 104

Pensionserhöhung!“ – Doch was Sie verschweigen: Die Österreichischen Bundesbah­nen verschlingen alle fünf Tage die Kosten eines Eurofighter. Das wären 73 Kampfjets pro Jahr, mit dieser Investition von nur einem Jahr könnten wir nicht nur Österreich per­fekt abdecken, wir könnten alle Nachbarstaaten mit einer guten Luftwaffe ausstatten. Das war nur ein Beispiel. (Beifall bei den NEOS.)

Ein anderer Punkt: Geschätzte Kolleginnen und Kollegen der Konservativen, der ÖVP! Herr Finanzminister – entschuldigen Sie, Herr Staatssekretär –, Ihr vormaliger Amtskol­lege und Finanzminister Josef Pröll erklärte in einer APA-OTS am 22. September 2009 zur Dimension der jährlichen Bahnschulden, dass diese so groß wie zwei Steuerre­formen seien. Wenn man jetzt weiß, wie sehr wir auch um die Steuerreform diskutie­ren: Würden wir die Bahnschulden neu diskutieren und auch tatsächlich prüfen, was Sinn macht und was nicht Sinn macht, wäre vielleicht die eine Steuerreform – wir brauchen ja nicht zwei, eine würde für den Anfang reichen – durchaus schon in diesem Jahr drinnen.

Daher möchte ich auch auf die Konsequenzen hinweisen. Es kann nicht so weiterge­hen, dass wir mit Volldampf über steigende Staatsschulden und neue Belastungspa­kete diskutieren oder möglicherweise halbheimlich Briefe nach Brüssel schicken und die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen tatsächlich zumindest bewusst täuschen, und das bei einer Abgabenquote von 45,4 Prozent oder 43,2 Prozent – jedenfalls alles über 40 Prozent ist deutlich zu hoch. Der ehemalige CEO der Schweizer Bundesbahnen meinte einmal, man sollte auf alle Investitionen verzichten, deren Nutzen nicht klar nachgewiesen und ausgewiesen ist.

Nun ist der Begriff Nutzen ein wahrlich dehnbarer, doch würden sich die ÖBB bezie­hungsweise Bundesministerin Bures und die Landeshauptleute – die natürlich einen großen Part haben – am Nutzen für Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft orientieren und sich an den Grundsatz des ehemaligen CEO der Schweizer Bundesbahnen halten, müssten sofort einige Bahnprojekte – Beispiel Koralmtunnel, Koralmstrecke, möglicher­weise auch der Brenner Basistunnel, der statt 3 mittlerweile 10 Milliarden € kostet – eingestellt werden.

Daher fordern wir, dass tatsächlich die derzeitigen Investitionsmaßnahmen nochmals von einer überparteilichen und unpolitischen Stelle geprüft und erneut evaluiert wer­den. Es gibt Parameter, die eine große Bedeutung haben. Es gibt Parameter, wie zum Beispiel die Barrierefreiheit – die ist unbestritten –, wenn ein Bahnhof tatsächlich neu adaptiert werden muss – das ist unbestritten, wenn eine Region schlecht erschlossen ist – das ist unbestritten, aber das kann durchaus über mehrere Jahre gehen.

Wir wollen jetzt keine eigene Abteilung im Ministerium, aber wir wollen zumindest eine Diskussion über die einzelnen Projekte, weniger Rücksichtnahme auf die Landeshaupt­leute und mehr Rücksichtnahme auf die Menschen in diesem Land. – Danke, auf Wie­dersehen! (Beifall bei NEOS und Grünen.)

13.38


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Ab­geordneter Podgorschek zu Wort gemeldet. Herr Abgeordneter, sollten Sie sich auf die tatsächliche Berichtigung des Abgeordneten Krainer beziehen, dann wäre das eine Erwiderung auf eine tatsächliche Berichtigung. In diesem Fall müssen Sie sich ganz genau am Sachverhalt orientieren, das heißt, ohne ausschmückende Bemerkungen. – Bitte.

 


13.38.58

Abgeordneter Elmar Podgorschek (FPÖ): Herr Präsident! Herr Abgeordneter Krainer hat gesagt, dass ich falsch gelegen sei mit meiner Behauptung, dass Österreich im Jahr 2013 eine höhere Abgaben- und Steuerquote als Schweden gehabt hätte.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 105

Vielmehr darf ich noch einmal persönlich erwidern und die Statistik Austria zitieren: 2012 betrug die Abgabenquote in Österreich 44,6 Prozent, 2013 stieg sie auf 45,4 Pro­zent an.

Das heißt, da Schweden 2013 nur 44,5 Prozent gehabt hat, stimmt meine Aussage. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Auer: Das war keine persönliche Richtigstellung! Da wa­ren wir sehr tolerant!)

13.39


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl. – Bitte.

 


13.40.01

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte aus dem Paket der Budgetbegleitgesetze ein Beispiel herausgreifen, um daran zu zeigen, dass es auch Verbesserungen gibt, dass wir uns auch in Zeiten schwieriger budgetärer Situationen bemühen, schrittweise vorwärtszukommen.

Wir haben es geschafft, in diesem Budgetbegleitgesetz einige Verbesserungen im Be­reich der Studienförderung zur Beschlussfassung vorzulegen. Unser Ziel ist ja, dass es auf dem Weg zur Bildung, also auch zur höheren Bildung, zur Hochschulbildung keine ökonomischen Hürden geben soll. Es ist eine erfreuliche Entwicklung, dass in den letz­ten Jahren der Anteil der Studierenden, die aus einem Elternhaus kommen, das nicht vermögend, nicht wohlhabend ist, das kein großes Einkommen hat, stetig steigt.

Das heißt, dass wir uns auch bemühen müssen, hier entsprechend bei der Studienbei­hilfe zu unterstützen. Da sind einige Verbesserungen notwendig. Wir setzen jetzt in diesem Paket erste wichtige Schritte in diese Richtung, und haben vor, in den nächsten Jahren da weitere Verbesserungen folgen zu lassen. (Zwischenruf des Abg. Lausch.)

Der erste wichtige Schritt ist, dass wir eine Anpassung vornehmen, die dazu führt, dass auch Studierende, die Studienbeihilfe beziehen, von der Erhöhung der Familienbeihilfe profitieren. Wir haben diese notwendige Korrektur zum Anlass genommen, um auch ei­nige zusätzliche Schritte der Verbesserung vorzunehmen. So wird die Studienförde­rung für Studierende mit Kindern angehoben. Das ist eine sehr wichtige Gruppe. Stu­dierende, die sich neben ihrem Studium auch noch der Erziehung ihrer Kinder widmen, sollen unterstützt werden.

Das gilt auch für die Unterstützung von Studierenden mit Geschwistern. Auch die Ein­kommensgrenze für Ehepartner wird angehoben. Und was besonders wichtig ist: Die Zuverdienstgrenze neben der Studienförderung wird auf 10 000 € angehoben. Das ist besonders wichtig, weil nämlich bereits zwei Drittel der Studierenden neben ihrem Stu­dium arbeiten oder neben der Arbeit studieren. Sie arbeiten nämlich im Schnitt 20 Stun­den pro Woche. Das ist ein hohes Ausmaß an zusätzlicher Belastung neben dem Studium, und da ist es wichtig, dass die Zuverdienstgrenze auch entsprechend ange­hoben wird.

Das nehmen wir auch zum Anlass, das Überschreiten der Zuverdienstgrenze so neu zu gestalten, dass man in Teile stückeln kann und dass es dann nicht zu großen Rück­zahlungen kommt, wenn man nur eine bestimmte Zeit daneben arbeitet. Da wir wissen, dass dieses Thema für die Gruppe der Studierenden besonders wichtig ist, wollen wir betonen, dass uns diese ersten Schritte wichtig sind, dass wir aber in den kommenden Jahren weitere Schritte setzen wollen. (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 106

13.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Mag. Kogler. – Bitte.

 


13.43.22

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Her­ren! Die Lage hat sich ein bisschen beruhigt, die Argumente, die hier vorgebracht wur­den, blieben aber trotzdem falsch. Ich sage noch einmal aus Sicht des Parlaments oder jener Abgeordneten, die sich hier das Prozedere noch halbwegs ernst vor Augen führen und auch danach handeln, dass es nicht nur seltsam ist, sondern dass es ge­gen jeden Geist der Geschäftsordnung und auch der Gesetze und auch der Verfas­sung ist, wie hier Budgets eingebracht und verhandelt werden. Und obwohl dann an­dere Behauptungen nach Brüssel geschrieben werden, wird das Budget am Schluss nicht abgeändert. Das ist doch völlig absurd!

Herr Minister, der Unterschied zwischen dem, was Sie hier als Begründung der Ver­teidigung vorgebracht haben, und dem, was wirklich Sache ist und zu verteidigen wäre, ist doch ein ganz anderer: Es geht ja nicht darum, ob wir retrospektiv aus dem Jahr 2015 zum Jahr 2014 vielleicht wieder feststellen dürfen, dass wir im Defizit um ein paar Zehntel besser liegen, es geht doch ganz offenkundig darum, dass mehr oder weniger zeitgleich hier dem Haus ein Budget mit bestimmten Säulen vorgelegt wird, ein Budgetbegleitgesetz, in dem sich von diesen angekündigten Maßnahmen – Bruno Rossmann hat das ja ausgeführt – wenig bis gar nichts findet und auch die Budget­zahlen nicht korrigiert werden.

Darum geht es doch, dass Sie nämlich gleichzeitig der Kommission das eine und dem Parlament das andere erzählen, und das mit der Abweichung von – je nachdem, wie man das jetzt sehen will – 650 Millionen € oder knapp einer Milliarde Euro. Das ist es, was wir Ihnen nicht durchgehen lassen. (Beifall bei den Grünen.)

Das sind Summen, die Sie schon präliminieren sollten. Denn wo ist bitte bis heute Ihr Abänderungsantrag geblieben? Angekündigt haben Sie ihn nicht. Ich bin gespannt, ob er morgen kommt. Ich meine den Abänderungsantrag, dass bei der Lohn- und Einkom­mensteuer die etwas weniger als 300 Millionen €, ein Teil kommt ja über die Sozialver­sicherungsbesserstellung herein, korrigiert werden. Das müssten Sie in diesem Budget ja verankern.

Wenn Anfang Mai, von mir aus Mitte Mai, der Wissensstand des Finanzministers, den er in Richtung Brüssel zu haben behauptet, sich hier in den Zahlen nicht wiederfindet, dann ist das gegen alle guten Grundsätze der Budgetpolitik! Das war so, das ist so und das bleibt so. Mittlerweile haben wir das sogar im Verfassungsrang. (Beifall bei Grünen und NEOS.)

Aber der Verfassungsbruch hat ja sowieso mittlerweile eine große Tradition bei Bud­getgesetzen. Wir erinnern uns an das Jahr 2010. Da wurde aufgrund der Landtags­wahlen in Wien und in der Steiermark der gesamte Budgetprozess nach die Wahlen verschoben, was dazu geführt hat, dass das Budget – gegen die Verfassung! – viel zu spät eingebracht wurde. Das war Ihnen völlig wurscht, und in der heutigen Auseinan­dersetzung findet das eben seine unrühmliche Fortsetzung.

Insofern haben Klubobfrau Glawischnig und Kollege Rossmann völlig recht – auch an den Präsidenten –: Es handelt sich da um eine glatte Budgetlüge, denn es kann nicht irgendetwas gleichzeitig schwarz und rot sein. Das geht nicht! (Zwischenruf des Abg. Doppler.) Das geht für ein paar Farbenblinde, in diesem Fall Zahlenblinde, aber es ist objektiv falsch.

Er ist gar nicht da – im Übrigen, wo ist er eigentlich, der Herr Finanzminister? Er hat al­so entweder die Kommission belogen in Fortsetzung der Tradition Fekter und Hypo Al­pe-Adria, was uns immer total gutgetan hat – apropos Fekter, das habe ich vorhin ver­gessen betreffend Tradition Budgetlüge: 133 Millionen € für die Hypo, na super; so ha­ben Sie immer agiert – oder es ist eben das Parlament belogen worden. Beides ist un-


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gefähr gleich schlimm, glaube ich. Sie sind ja die, die immer sagen, die Verträge, die Pakte mit der Kommission und damit mit der Union, oder seien es einmal die Euro-17 oder andere, sind ernst zu nehmen. Das ist ja Ihr Thema in erster Linie.

Wir sind ohnehin immer die, die darauf hinweisen, dass man bei aller Vertiefung der Europäischen Union und der Rechte dort darauf aufpassen muss, dass die Rechte der nationalen Parlamente zumindest so lange nicht beschnitten werden, solange das Eu­ropäische Parlament nicht mehr Rechte bekommt. Das ist unser Ansatz. (Beifall bei den Grünen.)

Sie fuhrwerken immer in die entgegengesetzte Richtung, aus welchen Motiven auch immer, und halten sich dann auch daran nicht. Also der Bruch der Vorsätze, der Ge­setze und der Verfassung ist bei Ihnen immanent, wenn es um Zahlen geht. Das kri­tisieren wir hier. Die Sachen selber wären ja durchaus interessant und relevant. Aus grüner Sicht sind mehr als die Hälfte der angekündigten – aber eben angekündigten! – Maßnahmen ja durchaus vernünftig.

Auch darauf lohnt es sich, einen Blick zu werfen, wenn wir schon beim Budgetbegleit­gesetz sind und bei dem, was Sie hier vermissen lassen. Die Doppelförderungen sind doch ein wunderbares Beispiel: Den großen Wurf haben Sie mehrmals zurückgezogen. 500 Millionen € waren schon einmal drinnen in der Vorausschau, dann wieder drau­ßen, und plötzlich übers Wochenende oder über wenige Tage kommt der Herr Finanz­minister drauf: Na, das bekommen wir jetzt aber her, wenn auch in kleinerem Rahmen, wir machen das. Wir schreiben uns da eine kleine Tabelle, die schicken wir nach Brüs­sel. Was im Budget steht, ist eh wurscht! – So wird gefuhrwerkt.

Ich sage Ihnen etwas anderes. Wahrscheinlich ist es schon wieder passiert. Wenn zu diesem Vorschlag ein schwarzer Landeshauptmann auch nur 100 Kilometer in der Nä­he vorbeischnuppert, ist er wieder vom Tisch, denn Sie sind ja auf alles allergisch, wo ein schwarzer Landeshauptmann dagegen hüstelt. Dann ist jeder Vorschlag wieder vom Tisch. Das war doch so. Es sind auch schon viel geringer ambitionierte Vor­schläge von Ihren Landeshauptleuten mehr oder weniger torpediert und letztendlich im Ergebnis zerstört worden.

Ich schaue mir an, wie das geht. Wir würden Sie unterstützen. Wir würden sogar noch viel mehr einstellen bei der Wirtschaftsförderung, einerseits aus Doppelförderungs­gründen, andererseits aber, weil wir sie für viele Konzerne für zu hoch halten, haben wir Beträge eingestellt, die mehr als das Zehnfache von dem sind, die hier stehen – apropos, die Opposition hätte keine Vorschläge.

Aber was wird passieren? Ich schaue mir am Ende des Jahres an, ob da irgendetwas kommt. So gesehen lässt sich an dieser Stelle sagen, da haben Sie wohl Brüssel an­geschwindelt und nicht das Parlament. Es ist ja noch kein Gesetz da. Es wird auch keines kommen, weil Sie wieder umfallen wie die „Ruam“ – an den Kollegen Schultes gerichtet –, so wird es sein.

Ein Letztes zu diesen Ankündigungsmaßnahmen: Die Strafsteuer von 25 Prozent. Da ist es wirklich wie im alten österreichischen Kabarett: Wer ist stärker: i oder i? Da braucht es gar keinen schwarzen Landeshauptmann mehr, da kann der Spindelegger gegen den Vizekanzler antreten.

Er war es, der das bis vor Kurzem dauernd torpediert hat. Wir waren immer dafür. Wir haben das sogar einmal in Verhandlungen aufgenommen. Auch die SPÖ hat es in den Regierungsverhandlungen drinnen gehabt, hat sich aber nicht durchgesetzt. Aber jetzt schreibt der kleine Michi auf einmal einen Brief, auf einmal kommt das zupass, wo­durch er sich jahrelang von der Opposition und am Schluss von der SPÖ gepiesackt fühlt. (Heiterkeit des Abg. Podgorschek.) Jetzt passt es ihm in den Kram, jetzt schreibt er es nach Brüssel.


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Aber die Gesetzesvorlage fehlt hier, genau in diesem Budgetbegleitgesetz, das wir hier diskutieren. Deshalb ist es eine weitere Lochankündigung, wie überhaupt diese ganze Budgetpolitik eine Lochpolitik ist, beginnend vom Hypo-Loch bis zur Gegenwart. Und wir können Ihnen das nicht ersparen: Sie leiden an Zahlenlegasthenie, und das ist noch das Günstigste, das man diagnostizieren kann. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.)

13.51

13.51.40Ankündigung eines Antrages auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich darf bekannt geben, dass die Abgeordneten Elmar Podgorschek, Mag. Werner Kogler, Ing. Robert Lugar, Dr. Rainer Hable und weitere Abgeordnete einen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses einge­bracht haben und gemäß § 33 Abs. 2 Geschäftsordnungsgesetz verlangt haben, über diesen Antrag eine kurze Debatte durchzuführen.

Diese Debatte wird nach Erledigung der Tagesordnung stattfinden.

*****

Nächster Redner: Herr Abgeordnete Eßl. – Bitte.

 


13.52.20

Abgeordneter Franz Leonhard Eßl (ÖVP): Herr Präsident! Meine geschätzten Da­men und Herren! Ich möchte zu zwei Punkten Stellung beziehen. Der erste betrifft die Änderung des Presseförderungsgesetzes.

Herr Kollege Cap hat erwähnt, dass auch da gekürzt wird. Allerdings bin ich der Mei­nung, dass der vorliegende Entwurf ungerecht ist. Eine Förderung der in § 8 beschrie­benen Art sollen in Zukunft nämlich nur mehr jene Tageszeitungen erhalten, die min­destens zwölf hauptberuflich tätige Journalisten beschäftigen, und der Beobachtungs­zeitraum für die Förderung 2014 ist 2013.

Das heißt, dass jeder, der 2013 weniger als zwölf Journalisten beschäftigt hatte, im laufenden Jahr um die Förderung umfallen wird. Das ist für das einzige betroffene Un­ternehmen existenzgefährdend. Dabei steht in § 8 Abs. 1: „Der Bund trägt durch eine Besondere Förderung zur Erhaltung der Vielfalt der Tageszeitungen in den Bundeslän­dern bei.“

Herr Bundeskanzler, Herr Minister Ostermayer, Sie sind verantwortlich für diese Ent­scheidung, und ich ersuche Sie: Überdenken Sie diese Entscheidung noch einmal! Hier wird ein kleines Unternehmen geopfert, damit umsatzstarke, finanzkräftige Zeitun­gen weiter ohne nennenswerte Kürzungen gefördert werden können.

Zweiter Punkt: Grunderwerbsteuergesetz. Ich möchte mich dafür bedanken, dass die Bemessung von Steuern bei der Übergabe von Grundstücken auch in Zukunft vom Er­tragswert, vom Einheitswert möglich sein wird. Alles andere wäre tödlich für die bäuer­lichen Familienbetriebe gewesen. Wir brauchen keine Besteuerung von Eigentum, wir brauchen eine Bemessungsgrundlage abgeleitet vom Ertragswert.

Ich weiß, dass der Verfassungsgerichtshof eine Evaluierung der Einheitswerte einge­fordert hat. Gerade der Bauernbund und die ÖVP haben mit Nachdruck dafür ge­kämpft, und es gibt im bäuerlichen Bereich eine Neufeststellung der Einheitswer­te 2014. 2015 werden sie dann in Kraft treten.

Gegen die Verkehrswerte und für die Ertragswerte und für den Einheitswert spricht eben, dass nicht nur bäuerliche Betriebe, sondern auch Unternehmen in der Wirtschaft nicht vom Verkehrswert leben können, der nur ein theoretischer ist, solange Grund-


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stücke nicht veräußert werden, sondern die Unternehmen und auch die bäuerlichen Familien müssen von dem leben, was sie erlösen können aus dem Verkauf der Pro­dukte, die sie erzeugen.

Darum ist es gut, dass der Einheitswert auch jetzt im Grunderwerbsteuergesetz wieder festgeschrieben ist. Ich hätte mir auch gewünscht, dass die Neffen, Nichten und Ge­schwister wieder erwähnt werden (Abg. Rossmann: Wahlkampf!), und ich würde mir auch wünschen, dass bei der Ermittlung des Verkehrswertes, vor allem bei kleineren Grundstücken, wo ja die Ermittlung unverhältnismäßig teuer kommt, in § 4 Abs. 3 der Einheitswert verankert wird.

Da sind jetzt allerdings Kompromisslösungen entstanden, und in Summe darf ich mich dafür bedanken, dass es wirklich möglich ist, den Einheitswert wieder im Grunder­werbsgesetz zu verankern. Ich bitte um Zustimmung. (Beifall bei der ÖVP.)

13.55


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Staatssekretär Mag. Danninger zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Staatssekretär.

 


13.55.48

Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen Mag. Jochen Danninger: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kollegen auf der Regierungsbank! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe lange überlegt, ob ich mich zu dieser De­batte melden soll, aber einige Behauptungen, die hier in den Raum gestellt werden, machen es einfach notwendig.

Im Gegensatz zu einigen Vorrednern, wie zum Beispiel der Frau Abgeordneten Gla­wischnig, war ich nämlich im Budgethearing dabei. Ich war auch im Budgetausschuss dabei, wo der Herr Finanzminister jede Maßnahme, die in dem Brief jetzt angespro­chen wird, ausführlich erläutert hat. Sich hier herauszustellen und zu behaupten, dass das nicht so war, ist einfach falsch. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Rossmann: Das stimmt so nicht!)

Der Herr Finanzminister hat auch immer von einem Betrag von 650 Millionen € gespro­chen. (Abg. Kogler: Wahr!) Nur weil Sie jetzt, wahrscheinlich aus Marketingüberle­gungen, finden, dass 1 Milliarde € sich besser anhört, wird dieser Betrag auch nicht wahrer. Wir bleiben trotzdem bei den von uns immer erwähnten Zahlen.

Was mich aber besonders freut, ist, dass der Herr Abgeordnete Kogler auch heuer wie­der von der Budgetlüge spricht. Er hat das in den letzten Jahren, wenn es um das Bud­get gegangen ist, immer wieder getan, er hat nur noch nie recht bekommen. (Zwi­schenruf des Abg. Kogler.) Das ist das Problem – seines! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Auer: Sein Problem!) Der Rechnungsabschluss hat noch immer eine andere Sprache gesprochen, und ich muss Sie enttäuschen: Sie werden auch heuer wieder nicht recht behalten. (Abg. Kogler: Hypo ist eine Budgetlüge! Was führt ihr da überhaupt auf? – Abg. Auer: Wer da lügt, ist was anderes!)

Ich wollte mich aber eigentlich zum Grunderwerbsteuer-Thema noch einmal melden, weil ich glaube, dass wir da heute einen wirklich großen Erfolg gemeinsam erreichen können. Mit der rechtzeitigen Vorlage dieses Gesetzes gelingt es uns, eine zusätzliche Belastung von Familien und Betrieben abzuwenden. Bei allen Erbschaften und Schen­kungen wäre ansonsten der Verkehrswert als Bemessungsgrundlage heranzuziehen, was zu einer Verdreifachung der Grunderwerbsteuer für alle Familien und für alle Be­triebe geführt hätte. Vielen Dank für die vielen positiven Rückmeldungen und Wortmel­dungen auch heute im Zuge dieser Debatte. (Beifall bei der ÖVP.)

Das abzuwenden war wichtig, von den zusätzlichen Kosten, die für Gutachten zur Fest­stellung des Verkehrswertes notwendig geworden wären, ganz zu schweigen – auch die­se Kosten können wir uns jetzt einfach ersparen. (Zwischenruf des Abg. Pirklhuber.)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 110

Es war uns besonders wichtig, dass die nun geltende Regelung eben nicht zu einer höheren Besteuerung von Liegenschaften und Unternehmen bei der Weitergabe inner­halb des Familienverbandes führt. Erben, Schenken und Verkaufen in der Familie soll auch weiterhin ohne massiven Zugriff des Staates möglich sein.

Die neue Grunderwerbsteuer bringt keine steuerlichen Veränderungen des bisherigen Steueraufkommens von zirka 950 Millionen €, sprich: auch die Gemeinden und Städte haben für die Zukunft Rechts- und Planungssicherheit. Es ist ein großer Erfolg, dass wir eine so hervorragende Lösung im Sinne der österreichischen Familien und Unter­nehmen gefunden haben und heute hoffentlich rechtzeitig umsetzen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.59


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Loacker. – Bitte.

 


13.59.16

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Ich möchte dort fortsetzen, wo ich am Vormittag zeitbedingt aufhören musste, nämlich beim Vertrauen. Es ist durchaus in der Natur der Sache, dass Regierung und Opposition nicht einer Meinung sind und dass die einen dieses für gut halten und die anderen jenes. (Abg. Cap: Logisch!) – Das ist total logisch, genau. Aber es wäre etwas anderes, wenn Sie mit offenen Karten spielen würden, wenn wir Ihnen das, was Sie uns vorlegen, glauben könnten. Man kann es aber nicht. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Cap.)

Im Budgetausschuss habe ich auch die Frage der Pensionen angeschnitten. Wir haben gesagt, wir glauben die Zahlen nicht, die Sie ansetzen. Der Budgetdienst glaubt das nicht, die Pensionssicherungskommission glaubt das nicht. Und ich behaupte, Sie glauben es selbst nicht, denn wenn Sie es glauben würden, dann hätten Sie zum Bei­spiel für die Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters ein Wirkungsziel festge­schrieben. Das haben Sie nicht getan, weil Sie nicht an die eigenen Zahlen glauben. Und heute steht fett in der Zeitung, dass im Pensionsbereich Milliarden fehlen. Das hätte man auch vorher wissen können!

Arbeitsmarktpolitik detto: Jetzt ist im Budgetbegleitgesetz vorgesehen, dass Maßnah­men gesetzt werden, diese konterkarieren aber das, was uns der Sozialminister im März gesagt hat. Da ging es um dieses 350-Millionen-€-Paket für ältere Arbeitnehmer. Da wurde der Eindruck erweckt, dass die Bundesregierung jetzt 350 Millionen € in die Hand nimmt, um den älteren Arbeitnehmern zu helfen, die es wirklich schwer haben, wieder den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden. In der Begründung für das Paket wurde damals wörtlich gesagt, dass die Mittel „aus dem passiven Leistungsaufwand bedeckt werden. Mittel, die sonst für Arbeitslosengeld aufgewendet werden müssten, sollen zur Unterstützung der Integration Älterer in den Arbeitsmarkt herangezogen wer­den“.

Tatsächlich kommt jetzt ein großer Teil aus den Aktivierungsbeihilfen, die bisher allen Langzeitarbeitslosen zur Verfügung gestanden sind. Das heißt, die Regierung hat da ungeniert Augenauswischerei betrieben und wendet sich von dem ab, was sie selbst gesagt hat. Unverständlich ist für uns dabei, dass jetzt für Menschen unter 50 Jahren überhaupt keine Aktivierungsbeihilfen mehr veranschlagt sind. Es gibt durchaus auch Langzeitarbeitslose, die unter 50 sind, und diese Beihilfen schützen die Betroffenen vor einer Dequalifizierung und davor, in die Abhängigkeit des Sozialsystems zu geraten.

Sie tun also so, als würden Sie etwas für die Arbeitslosen in die Hand nehmen, und in Wirklichkeit setzen Sie bestenfalls Maßnahmen, die die steigende Arbeitslosigkeit ka­schieren. (Zwischenruf der Abg. Königsberger-Ludwig.) Wenn man sich nämlich an-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 111

schaut, wie viel Sie wirklich ausgeben, dann sieht man, dass das inflationsbereinigt pro Arbeitslosen in Euro weniger wird; da die Arbeitslosenzahlen so steigen, ist es pro Kopf inflationsbereinigt weniger. (Zwischenruf des Abg. Cap.)

Wenn wir schauen, wo die großen Ausgabenposten liegen, nämlich bei der Notstands­hilfe, dann sehen wir, diese ist zwischen 2011 und Ihrem Voranschlag 2015  (Abg. Cap: Was schlagen Sie vor?) – Die Wahrheit, schlage ich Ihnen vor, Herr Dr. Cap, uns ehrliche Zahlen vorzulegen; das hat Herr Kogler schon gesagt. (Zwischenrufe der Ab­geordneten Königsberger-Ludwig und Matznetter.) Ehrliche Zahlen wären ein biss­chen hilfreicher für die Debatte. (Zwischenruf des Abg. Cap.)

Wenn die Notstandshilfe in vier Jahren um 28,7 Prozent steigt, dann zeigt das, dass die Langzeitarbeitslosigkeit so gestiegen ist, dass wir dort so viel Geld brauchen.

Sie betreiben Verschleierung und Vertuschung auf sehr vielen Ebenen, unter anderem auch auf dem Arbeitsmarkt. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Auer:  dringend notwen­dig! – Abg. Cap: Warum lässt er sich nicht helfen?! – Abg. Auer: Er bräuchte dringend Hilfe!)

14.03


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Heinzl. – Bitte.

 


14.03.23

Abgeordneter Anton Heinzl (SPÖ): Herr Präsident! Werte Regierungsmitglieder! Ho­hes Haus! Herr Abgeordneter Pock von den NEOS, wenn Sie sich vielleicht etwas no­tieren wollen – warten Sie, laufen Sie nicht davon, schreiben Sie sich etwas auf; das brauchen Sie für die nächste Presseaussendung, nämlich für Ihre; für meine brauche ich es nicht –, ich darf Ihnen zwei Punkte mitteilen, die sehr wichtig sind:

Erster Punkt: Zentralbahnhof Wien. Zum Zeitpunkt der Investitionsentscheidung waren ganz klar Kosten von 1 Milliarde € budgetiert – zum Zeitpunkt der Investitionsentschei­dung! –, und diese Kosten werden auch genau eingehalten. Herr Kollege Pock, die Schätzung betreffend Zentralbahnhof Wien, die 500 Millionen €, von denen Sie gespro­chen haben, stammt von Minister – lang, lang ist es her! – Gorbach, und Sie werden doch für diese Fehleinschätzung nicht Bundesministerin Bures verantwortlich machen wollen!? Bei diesem Thema sind wir uns einig.

Nächster Punkt: Es sei keine Investition in die österreichische Schieneninfrastruktur notwendig, haben Sie gesagt. – Ich bin da gänzlich anderer Meinung, weil Österreichs Wirtschaft nämlich stark exportorientiert ist. Genau deshalb ist es eben wichtig, dass wir infrastrukturell auch im Bereich der Schiene international gut vernetzt sind.

Noch etwas zum Aufschreiben: 80 Prozent des österreichischen Schienennetzes stam­men noch immer aus Zeiten der Monarchie, deshalb sind Investitionen in das österrei­chische Schienennetz unumgänglich und sichern nebenbei auch Hunderttausende Ar­beitsplätze.

Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Natürlich spielt auch der Aspekt des Umweltschutzes eine große Rolle. Ich habe mir das aufgeschrieben: Im Vorjahr legte allein Rail Cargo über 25 Milliarden Tonnenkilometer zurück. Wenn diese Menge an Gütern mit dem Lkw transportiert worden wäre, würde Österreichs CO2-Bilanz weitaus schlechter aussehen. Auch im Personenverkehr kann man CO2 sparen. Allein im Vor­jahr haben die ÖBB 469 Millionen Passagiere befördert – Tendenz steigend, was uns freut. Das schlägt sich natürlich auch im Konzernergebnis nieder. Die ÖBB erzielten im Vorjahr einen Gewinn von 102,5 Millionen € und damit um rund 35 Prozent mehr als 2012.

Abschließend: Im aktuellen Rahmenplan für die Jahre 2014 bis 2019 sind Investitionen in der Höhe von insgesamt 13,2 Milliarden € vorgesehen, und das ist auch gut so. Ich


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 112

bedanke mich bei Frau Bundesministerin Doris Bures dafür, dass Sie dafür gesorgt hat, dass die Investitionen auch in den kommenden Jahren unvermindert fortgesetzt werden, weil ich der festen Überzeugung bin, dass es uns nur durch eine zeitgemäße Infrastruktur gelingt, Arbeitsplätze zu sichern beziehungsweise neue zu schaffen. Zen­trales Herzstück dieser gut ausgebauten Infrastruktur ist eben, Herr Kollege Pock, ein modernes und leistungsstarkes Schienennetz. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

14.06


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Ab­geordneter Pock zu Wort gemeldet. Ich darf auf die einschlägigen GO-Bestimmungen aufmerksam machen. – Bitte.

 


14.07.00

Abgeordneter Michael Pock (NEOS): Kollege Heinzl hat mich meiner Meinung nach in zweierlei Hinsicht falsch zitiert. Zum einen habe ich nicht Ministerin Bures die Schuld an etwaigen Fehlkalkulationen oder Fehlinvestitionen gegeben. Ich zitiere hier meine Frage an die Frau Bundesministerin (Zwischenruf des Abg. Heinzl):

„Warum muss Österreich riesige Staatsschulden aufnehmen, um Baumaßnahmen zu bezahlen, für die es offensichtlich zumindest teilweise keinen tatsächlichen Bedarf gibt?“ – Auch hier habe ich nicht  (Abg. Kuzdas: Das ist ja keine tatsächliche Berich­tigung! Das ist eine Wortmeldung!) – Ich habe genau den Text von vorhin vorgelesen und vorher Kollegen Heinzl zitiert. (Zwischenrufe der Abgeordneten Matznetter und Cap.)

Jedenfalls habe ich nicht der Bundesministerin etwaige Schuld zugewiesen, sondern im Allgemeinen dem Ministerium. – Danke sehr. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS. – Abg. Matznetter: Können wir da eine Schulung machen, Herr Präsident? – Abg. Wö­ginger: Strapazierung der Geschäftsordnung!)

14.07


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Lettenbich­ler. – Bitte.

 


14.08.00

Abgeordneter Mag. Josef Lettenbichler (ÖVP): Sehr geehrte Frau Bundesminister! Herr Bundesminister! Geschätzter Herr Staatssekretär! Neben dem Budgetbegleitge­setz diskutieren wir aktuell – wenn die SPÖ dann auch wieder zuhören will – über zwei weitere Vorlagen aus dem Budgetausschuss, wobei ich mich der Neuregelung der Grunderwerbsteuer widmen möchte.

Sie haben schon von so manchem Vorredner gehört, dass mit der Umsetzung dieser Neuregelung ein unbürokratischer Weg gewählt wurde, eine einfache und leicht handhabbare Regelung gefunden wurde, mit der wir Familien im Falle einer Übertragung nicht mit zusätzlichen Steuern belasten wollen.

Auch für die hervorragenden Familienbetriebe in unserem Land ist diese Entscheidung bedeutsam, schließlich haben sie nun die Rechtssicherheit, dass die Übergabe im Fa­milienverband ohne zusätzliche Mehrbelastungen stattfinden kann. Gerade in wirt­schaftlich nach wie vor schwierigen Zeiten ist das ein wichtiges Signal an den Wirt­schaftsstandort Österreich.

Ich darf mich insbesondere beim Koalitionspartner bedanken, der diesen Weg hier mit uns beschreitet, und auch den Oppositionsparteien sei gedankt, dass sie diese Neure­gelung unterstützen. Im Ausschuss hatte man kurz den Eindruck, dass es sogar die Zustimmung aller Parteien geben würde, denn die Grünen haben fraktionsintern 2 : 1 zugestimmt (Zwischenruf bei der ÖVP); erst im Nachhinein, im Protokoll wurden da­raus drei Gegenstimmen.


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Es ist schon bezeichnend, dass die Grünen als Einzige dieser Gesetzesmaterie nun nicht zustimmen. Das macht auch klar, dass die Grünen die Familien, die Eigentum ge­schaffen haben, einfach mehr belasten wollen, und das ist der absolut falsche Weg.

Sie sind aber nicht nur in diesem Fall auf dem falschen Weg, sondern auch mit Ihrer sogenannten Wahlwerbung im laufenden EU-Wahlkampf. Sie plakatieren hundertfach, tausendfach die krumme Gurke, wissen aber, dass dies schon lange kein Thema mehr ist. (Ruf bei der ÖVP: Krumme Tour!) Sie stellen sich damit auf eine populistische Stufe mit den von Ihnen so verschmähten Freiheitlichen (Abg. Kogler: Sie haben ja keine Ahnung von Ironie!), die in den neunziger Jahren – das darf ich in Erinnerung rufen – mit Tierblut in Schokolade oder Läusen in Joghurt EU-Ressentiments schürten. (Abg. Kogler: Wir sind eh für die krumme Gurke!)

Wenn Sie da von „Ironie“ reden, dann, muss ich sagen, sind Sie bei einem anderen Plakat nicht nur auf dem Irrweg, sondern haben es völlig übertrieben: mit der Abbildung des Konterfeis eines ehemaligen Politikers, zu dem man stehen mag, wie man will. Das ist Ihres Erachtens „Ironie“ – meiner Auffassung nach ist das Menschenhatz, und da haben Sie einfach eine Grenze überschritten. (Zwischenruf des Abg. Kogler.) Sie haben eine Linie überschritten, das ist Ihrer unwürdig, das ist schäbig und das ist auf das Schärfste zurückzuweisen! (Beifall bei der ÖVP.)

Das sehe nicht nur ich so, sondern das sehen auch manche in der eigenen Partei so, denn in Tirol sind Funktionäre ausgerückt und haben diese unsäglichen Plakate selbst übermalt. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Gehen Sie in sich und unterlassen Sie bitte künftig im Sinne einer fairen Wahlausein­andersetzung solche Hatzplakate! Sie haben – und damit schließe ich – da eine Gren­ze überschritten, und das soll bitte nicht wieder passieren. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

14.11


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Wimmer. – Bitte.

 


14.11.21

Abgeordneter Rainer Wimmer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! (Abg. Kogler – in Richtung ÖVP –: War das jetzt euer Fraktionsführer oder nicht? Ist er noch ÖVP-Mitglied? – Ruf bei der ÖVP: Nein! – Abg. Kogler: Wieso nicht?! Würde gut dazu passen!) Die ÖIAG wird in den nächsten beiden Jahren wieder Dividenden ablie­fern. Ich hoffe, dass die Budgetansätze halten, meine aber, dass die ÖIAG nicht aus­schließlich an Dividendenpolitik denken soll, sondern es geht in erster Linie um die Ab­sicherung der Arbeitsplätze in unserem Land.

Der Abschluss des Syndikatsvertrages zwischen ÖIAG und América Móvil, der einige Wochen zurückliegt, war ja nicht wirklich ein positiver Beitrag zur Standortsicherung, meine sehr geschätzten Damen und Herren. Dieser Syndikatsvertrag ist in Wirklichkeit ein Unterwerfungsvertrag – das stammt nicht von mir, sondern das steht in allen Me­dien –: Wir haben die industrielle Führerschaft aufgegeben; weder gibt es Mehrheiten im zukünftigen Aufsichtsrat der Telekom, noch gibt es im Vorstand eine österreichische Mehrheit; es gibt keine fixe Zusage, was die Investitionen anlangt – Investitionen für Österreich –; und es gibt auch keine Arbeitsplatzgarantie. Dafür, meine sehr geschätz­ten Damen und Herren, wird es aber eine Kapitalaufstockung geben, wobei die ÖIAG in absehbarer Zukunft 250 Millionen € zu bezahlen hat.

Was die Vertragsinhalte anlangt, hat es völlige Intransparenz gegeben. Das ist auch nicht ausschließlich eine Kritik der ArbeitnehmerInnenvertreter, die im Aufsichtsrat ver­treten sind, sondern selbst von der Kapitalseite hat es massive Kritik gegeben.


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An die Aufsichtsratssitzung dürfen wir ja gar nicht denken, meine sehr geschätzten Da­men und Herren, da hat sich wirklich Chaotisches abgespielt. Es ist natürlich ein biss­chen peinlich, wenn der Vorsitzende des Aufsichtsrates bei der wichtigsten Sitzung der letzten zehn Jahre nicht anwesend ist und irgendwann in der Nacht eingeflogen wer­den muss; das spricht für sich. (Abg. Kogler: Hauptsache, sie erneuern sich selbst!) Meine Damen und Herren, diese Vorgangsweise ist dilettantisch, so etwas darf einfach nicht passieren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es schlägt dem Fass den Boden aus, wenn die Ar­beitnehmerInnenvertreter, die dort im Aufsichtsrat sitzen, als Sündenböcke herhalten müssen. Da hat sich jetzt ÖIAG-Chef Kemler überlegt, die ArbeitnehmerInnenvertreter zur Verantwortung zu ziehen und Klage einzureichen. Er meint, die Betriebsräte hätten die Sorgfaltspflicht verletzt. Ich meine, so etwas hat es überhaupt noch nie gegeben, meine sehr geschätzten Damen und Herren, dass ein Vorstandsvorsitzender sozusa­gen Klage in Richtung Aufsichtsorgan einreicht, weil sie nicht so gestimmt haben, wie er geglaubt hat.

Das ist peinlich, und es würde Herrn Kemler gut anstehen, sich bei den Arbeitnehme­rInnenvertretern zu entschuldigen und den Weg frei zu machen. Ich sage das hier in aller Deutlichkeit, in aller Offenheit, denn das sind keine Zustände, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Daher ist es auch wichtig, die Strukturen jetzt neu zu überdenken. Die ÖIAG-Strukturen gehören dringend geändert. Dieser Bestellmodus des selbsterneuernden Aufsichtsra­tes ist doch eine Farce – das stammt auch nicht von mir, sondern das hat eigentlich der gesagt, der ihn geschaffen hat, Herr Dr. Raidl, und der ist ja sehr unverdächtig, Be­triebsrat und ArbeitnehmerInnenvertreter zu sein. Wenn selbst er zur Auffassung kommt, dass diese Vorgehensweise eine Farce ist, dann muss man offensichtlich darü­ber nachdenken und das schnellstens ändern.

Ich glaube einfach, dass die ÖIAG in Zukunft wieder industriepolitischer Player werden muss. Es geht um öffentliches Eigentum, es geht um verantwortungsvolle Führungs­personen, die Verantwortung tragen sollen. Es geht um eine Strategie, die die Wert­schöpfung und Arbeitsplätze im Inland im Fokus haben muss, es geht letztendlich um den Industriestandort Österreich. (Beifall bei der SPÖ.)

14.15


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Lueger. – Bitte.

 


14.15.44

Abgeordnete Angela Lueger (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuse­her! Ich möchte beim Budgetbegleitgesetz noch auf das Thema Familie zu sprechen kommen.

In diesem Gesetz ist geregelt, dass die Familienbeihilfe nunmehr monatlich ausbezahlt werden soll und nicht mehr alle zwei Monate, was ab September erfolgen soll und gleichzeitig auch die Schulfahrtbeihilfe betrifft. Die Maßnahme der monatlichen Aus­zahlung hilft Familien, die finanziell nicht so gut gestellt sind, vor allen Dingen aber Al­leinerzieherinnen und Alleinerziehern, ihre monatlichen Ausgaben und monatlichen finanziellen Verpflichtungen besser einzuteilen und ihr Haushaltsbudget besser planen zu können.

Mit dem Wissen und auch mit dem eindeutigen Hinweis darauf, dass diese Umstellung der Auszahlung um 1 Millionen € mehr in der Verwaltung kostet, sind wir der Meinung, dass es ein guter Schritt ist. Es ist aber nur eine Säule für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, denn sowohl der institutionelle als auch der betriebliche Ausbau


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der Kinderbetreuungseinrichtungen muss gewährleistet werden, um eine echte Wahl­freiheit zu haben.

Es gibt auch viele Neuerungen betreffend Familienbeihilfe: Die Familienbeihilfe wird auch im Freiwilligen Sozialjahr, im Umweltschutzjahr, im Gedenk-, Friedens- und So­zialdienst im Ausland und auch im Europäischen Freiwilligendienst bis zum 24. Le­bensjahr ausbezahlt. Das ist ein guter Punkt.

Ein Punkt, den wir sicherlich noch angehen müssen, ist die Auszahlung der Fami­lienbeihilfe bei Volljährigen. Es ist ja im Augenblick so, dass bei volljährigen Kindern die Direktauszahlung der Familienbeihilfe nur mit Zustimmung der Eltern erfolgen kann. Da würden wir als Sozialdemokratie uns wünschen und auch noch einmal unseren Partner einladen, dass wir das dahin gehend ändern, dass sie ohne Zustimmung der Eltern die Familienbeihilfe ausbezahlt bekommen können. (Beifall bei der SPÖ.)

Abschließend ein weiterer Aspekt: Es ist im Augenblick im Sozialausschuss das So­zialversicherungs-Änderungsgesetz offen, in dem die Regelung der Waisenpension für behinderte Menschen, die dauernd erwerbsunfähig sind, nach einem gescheiterten Ar­beitsversuch enthalten ist. Sie können sich sicherlich erinnern, dass wir bei einer der letzten Plenarsitzungen einen gemeinsamen Entschließungsantrag einstimmig be­schlossen haben, in dem wir gesagt haben, dass Frau Ministerin Karmasin einen Ge­setzentwurf vorlegen soll, dass es bei einem Scheitern auf dem ersten Arbeitsmarkt zu keiner Verzögerung und zu keiner Unsicherheit kommt, dass Menschen mit Behinde­rung weiterhin die erhöhte Familienbeihilfe bekommen.

Frau Minister Karmasin ist jetzt leider nicht hier, aber vielleicht kann es Herr Staats­sekretär Danninger ausrichten: Ich würde mir wünschen, dass ich das mit meinem Koalitionspartner, mit Georg Strasser, schaffe. Wir hätten jetzt die Chance, wenn es die Frau Ministerin wirklich ernst meint, in einem Antrag gemäß § 27 im Sozialaus­schuss dieses Thema wirklich noch vor dem Sommer mit zu erledigen. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Auer.)

14.18


Präsident Ing. Norbert Hofer: Vorerst letzter Redner in dieser Debatte ist Herr Abge­ordneter Dr. Matznetter. – Bitte.

 


14.19.02

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär – er ist uns abhandengekommen! Eine kleine Nachbemerkung zum Thema Grunderwerbsteuer: Es ist jedem hier bekannt, das war natürlich kein einfacher Kompromiss zwischen den Regierungsparteien. Ich gebe ganz ehrlich zu: Die sozialdemokratische Seite hätte eher damit sympathisiert, in allen Be­reichen zu jenen Verkehrswerten zurückzukehren, die auch das ursprüngliche Ziel bei den Einheitswerten waren.

Ich möchte es an der Bemerkung zum Thema Landwirtschaft des Kollegen Schultes festmachen: Wenn ich ernsthaft neue Einheitswerte in einem Bereich feststelle, dann sind das die Verkehrswerte. (Abg. Pirklhuber: Nein, das ist ein Blödsinn!) Wenn es ei­ne korrekte Einheitswertfeststellung wäre, dann würde das den Verkehrswerten ent­sprechen.

Unser Problem ist nur (Abg. Rädler: Was sagt da die SPÖ-Wirtschaft?) – Ich biete den Landwirtschaftsvertretern an, geschichtlich zurückzuverfolgen, was eine Einheits­wertfeststellung ist. Mit einer Objektivierung des Ertragswertes ergibt das Verkehrs­werte. Wenn man allerdings in dem Verfahren versucht, es billiger zu machen, dann habe ich eine Abweichung. Also wenn es korrekt wäre  (Zwischenruf des Abg. Prinz.) – Sie brauchen sich nicht aufzuregen, Herr Kollege, wir haben einen Kompro­miss gefunden!


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Ich möchte an dieser Stelle nur die Leidtragenden des Kompromisses aufzählen. Die Leidtragenden sind nämlich die Tausenden österreichischen Gemeinden. (Abg. Prinz: Er kennt sich nicht aus!) Man muss dabei bedenken, dass 96 Prozent des Ertrages den Kommunen zukommen, die seit 40 Jahren eine permanente Erosion erlebt haben, weil sich diese Steuer nicht ordnungsgemäß entwickelt hat. (Abg. Auer: Das stimmt! Aller­dings, Herr Kollege, !) – Ich habe „das stimmt“ vom Kollegen Auer vernommen. (Abg. Auer: Es gibt aber auch Bundesländer, die 20 Jahre Befreiung genehmigt haben!) – Das ist überhaupt das Schlimmste, denn dann werden die Gemeinden endgültig aus­gehungert. Das muss man im dortigen Landtag diskutieren.

Zum Budget selbst: Wir haben eine unaufgeregte Diskussion über ein in Wirklichkeit sauberes Budget, das nicht besonders in Extreme verfällt. Diese Regierung hat es mit ruhiger Hand in den letzten fünf Jahren der Krise geschafft, dass unser Land die nied­rigste Arbeitslosigkeit in Europa hat, die zweitniedrigste Jugendarbeitslosigkeit, immer höhere Wachstumsraten als die restlichen Länder. Unaufgeregt, ohne Kürzungen im Sozialbereich, mit einem ordentlichen Budget und einem geringen Defizit. (Demons­trativer Beifall des Abg. Gerstl.) Dieser Weg wird weitergegangen, und er ist ein rich­tiger und ein besserer Weg als in so manchen anderen Ländern auf diesem Kontinent. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.22

14.22.20

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht einer der Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen nun zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vor­nehme.

Wir gelangen jetzt zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 1: Entwurf betreffend Budgetbegleitgesetz 2014 in 53 der Beilagen.

Hiezu liegen folgende Zusatz- beziehungsweise Abänderungsanträge vor: Zusatz- be­ziehungsweise Abänderungsantrag der Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs, Kolleginnen und Kollegen sowie Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag der Abgeordneten Gabriele Tamandl, Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen.

Ferner liegt ein Verlangen auf getrennte Abstimmung des Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs vor, das sich auf den Abänderungsantrag des Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs bezieht.

Ich werde daher zunächst über die von den erwähnten Zusatz- beziehungsweise Ab­änderungsanträgen sowie dem Verlangen auf getrennte Abstimmung betroffenen Tei­le – der Systematik des Gesetzentwurfes folgend – und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.

Die Abgeordneten Gabriele Tamandl, Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen haben einen Abänderungsantrag betreffend Artikel 5 eingebracht.

Ich bitte jene Damen und Herren, die sich dafür aussprechen, um ein Zeichen der Zu­stimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir gelangen nun zur getrennten Abstimmung über die Ziffern 1 und 2 des Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrages der Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Artikel 15.

Wer hiefür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist abgelehnt.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über diesen Teil des Gesetzentwurfes in der Fassung der Regierungsvorlage, und ich bitte jene Mitglieder des Hohen Hauses, die dem ihre Zustimmung erteilen, um ein bejahendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich an­genommen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 117

Wir gelangen weiters zur getrennten Abstimmung über die Ziffer 3 des Abänderungs­antrages der Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs, Kolleginnen und Kollegen betreffend Artikel 19.

Wer dafür eintritt, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist abgelehnt.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über diesen Teil des Gesetzentwurfes in der Fassung der Regierungsvorlage, und ich bitte jene Damen und Herren, die dem ihre Zustimmung erteilen, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich ange­nommen.

Die Abgeordneten Gabriele Tamandl, Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen haben einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag betreffend Artikel 21, 23, 24 und 26 eingebracht.

Ich bitte jene Damen und Herren, die sich dafür aussprechen, um ein Zeichen der Zu­stimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Schließlich komme ich zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung der Regierungs­vorlage.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbe­zügliches Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die auch in dritter Lesung für den vorliegenden Ge­setzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Mehrheit. Der Ge­setzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 2: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bundesmi­nisterin für Verkehr, Innovation und Technologie genehmigt wird, samt Titel und Ein­gang in 126 der Beilagen, unter Berücksichtigung der vom Berichterstatter vorgebrach­ten Druckfehlerberichtigung.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung die Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist mehrheit­lich angenommen.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 3: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Grunderwerbsteuergesetz 1987 geändert wird, in 101 der Beilagen.

Hiezu liegt ein Abänderungsantrag der Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs, Kolleginnen und Kollegen vor.

Ferner liegt ein Verlangen auf getrennte Abstimmung des Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs vor, das sich auf den soeben erwähnten Abänderungsantrag bezieht.

Ich werde daher zunächst über die vom erwähnten Abänderungsantrag sowie dem Verlangen auf getrennte Abstimmung betroffenen Teile und schließlich über die restli­chen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes abstimmen lassen.

Wir gelangen zur getrennten Abstimmung über die Ziffer I des Abänderungsantrages der Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ziffer 1 lit. a.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 118

Wer hiefür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist abgelehnt.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über diesen Teil des Gesetzentwurfes in der Fassung der Regierungsvorlage.

Ich bitte jene Mitglieder des Hohen Hauses, die dem ihre Zustimmung erteilen, um ein bejahendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir gelangen weiters zur getrennten Abstimmung über die Ziffer II des Abänderungs­antrages der Abgeordneten DDr. Hubert Fuchs, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ziffer 2 § 4.

Wer dafür eintritt, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist abgelehnt.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über diesen Teil des Gesetzentwurfes in der Fassung der Regierungsvorlage, und ich bitte jene Damen und Herren, die dem ihre Zustimmung erteilen, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich ange­nommen.

Schließlich komme ich zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung der Regierungsvor­lage, und ich bitte jene Damen und Herren, die hiefür ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die auch in dritter Lesung für den vorliegenden Ge­setzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Mehrheit. Der Gesetz­entwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Mag. Rossmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reform der Grunder­werbsteuer.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist abgelehnt.

14.28.104. Punkt

Bericht des Finanzausschusses über den Produktpirateriebericht 2013 des Bun­desministers für Finanzen (III-64/128 d.B.)

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zum 4. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Sieber. – Bitte.

 


14.28.30

Abgeordneter Norbert Sieber (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Damen und Her­ren Minister! Hohes Haus! Wir haben heute in der Säulenhalle bereits eine Ausstellung von Produkten, die vom Zoll aus dem Verkehr gezogen wurden, gesehen, Beispiele für Produktpiraterie.

Meine Damen und Herren, Marken- und Produktpiraterie gefährdet nicht nur die Wett­bewerbsfähigkeit in der EU, auch den Handel in der EU, die Investitionen in Forschung und Innovation, sondern auch und im Besonderen die Sicherheit und die Gesundheit der Menschen, denn die größte Produktgruppe bei den Fälschungen sind nach wie vor die Medikamentenplagiate. Diese stellen zugleich auch die gefährlichste Form der Fäl­schung dar: mit Schadstoffen verunreinigte Medikamente, Medikamente, die über- oder unterdosiert oder überhaupt wirkungslos sind. Das Bundesministerium für Finanzen sieht eine seiner zentralen Aufgaben im Schutz vor diesen Gefahren.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 119

Die Produktpiraterie ist aber auch ein wesentliches Problem für Firmen, die im Export tätig sind. Ich habe den Kontakt zu einer Firma in Vorarlberg gesucht, die Ihnen allen, glaube ich, bekannt ist, der Firma Doppelmayr. Sie ist Weltmarktführer bei Seilbahnen und liefert Liftanlagen in aller Herren Länder, so auch nach China. Ich möchte mich im Folgenden besonders auf dieses Land konzentrieren, weil vieles an Produktpiraterie aus diesem Land kommt.

Die Firma Doppelmayr hat vor Ort eine Anlage aufgebaut und musste feststellen, dass in diesem Schigebiet bereits eine schraubenidente Anlage vorhanden war, sogar mit den Tafeln ihrer eigenen Firma – nur wurde sie niemals von Doppelmayr hergestellt. Sinnigerweise hat man bei der Übersetzung des Namens Doppelmayr in China nicht ganz aufgepasst und hat draufgeschrieben: Doublemayr. Das klingt vielleicht nach ei­nem Scherz, ist aber natürlich für die Firma Doppelmayr ein Problem.

Ich habe mit den Geschäftsführern gesprochen und möchte, Herr Minister, einige der Punkte, die mir mitgegeben wurden, auch an Sie weitergeben.

So wäre es für die Firma Doppelmayr sehr wichtig, dass solche Entscheidungen, Ge­richtsentscheidungen vor Ort, die man in China jeweils in der zuständigen Provinz an­streben muss, für Gesamtchina als Grundlage für die Gerichtsentscheidungen heran­gezogen würden. Momentan ist es so, dass man das in jeder einzelnen Provinz wieder durchjudizieren muss, und das ist für die Betriebe vor Ort wirklich ein größeres Pro­blem.

Ebenso sagt die Firma Doppelmayr, dass die Unternehmer, die dort tätig sind, durch­aus Mut haben sollten, auch selber aktiv zu werden, selber vor den Richter zu ziehen und solche Dinge anzuprangern, denn es ist in China absolut ehrenrührig, wegen sol­cher Themen vor den Kadi gezerrt zu werden.

Eine wichtige Anregung ist aber auch, dass Firmen, aber auch das Ministerium bei der Weitergabe von Detailplänen, von Dokumenten an Firmen in China sehr vorsichtig agieren, denn diese Dokumente und Detailpläne werden in China allzu leicht an Dritte weitergegeben und missbräuchlich verwendet. Es geht also darum, ein entsprechen­des Bewusstsein zu schaffen, dass da vorsichtig vorgegangen wird.

Ein vierter und wesentlicher Punkt ist der, dass man in Österreich, aber vor allem auch in Europa den Gütesiegeln und Normen, mit denen diese Produkte aus diesem Land sehr oft versehen sind, nicht allzu leicht Glauben schenkt. Man muss diese Normen und Produktgütesiegel, die bei uns gängig sind, sehr stark hinterfragen und kontrol­lieren, ob das auch wirklich den Tatsachen entspricht, und so den heimischen Markt entsprechend schützen.

Ich glaube, mit diesen Vorschlägen der Firma Doppelmayr können wir doch etwas an­fangen und auch bei dem Problem Produktpiraterie einige Schritte weiterkommen. Ich bin überzeugt davon, bei Ihnen im Ministerium ist das gut aufgehoben. – Danke. (Bei­fall bei der ÖVP.)

14.32


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Klubobmann Mag. Schieder. – Bitte.

 


14.32.46

Abgeordneter Mag. Andreas Schieder (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Produktpiraterie ist ein Phänomen, das sehr oft auch insofern unterschätzt wird, als man sich denkt, es geht darum, dass markenhungrige Konsumentinnen und Konsumenten sich einfach Fälschungen kaufen. Und das ist eine verkürzte und falsche Sicht auf das Problem, denn Produktpiraterie heißt natürlich auch, dass der Wirtschaft ein großer Schaden zugefügt wird, dass Arbeitsplätze in Ge-


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fahr kommen, dass Produkte aus Innovation, Forschung, Entwicklung, Design, die in Europa, in Österreich entstehen, damit natürlich auch unter Druck kommen und ge­fälscht werden.

1 894 Sendungen hat der Zoll in Österreich im vergangenen Jahr aufgegriffen, und das waren 98 440 Produkte. Das heißt, bei fast 2 000 Sendungen waren das in Summe fast 100 000 Produkte. Und wenn man den Wert annimmt, den die nicht gefälschten, die nicht pirateriemäßig verteilten Produkte darstellen, dann waren das 5,6 Millionen €, die da abgefangen wurden.

Herkunftsland Nummer eins ist China, und zwar zu 72 Prozent. Das wirklich große Pro­blem bei diesem ganzen Themenbereich Produktpiraterie ist aber, dass ein Viertel der Sendungen Medikamente und Ähnliches betroffen hat.

Da besteht auch eine große Gesundheitsgefährdung, eine wirkliche Gefahr für Leib und Leben, und daher ist es erstens notwendig, dass unsere Zöllnerinnen und Zöllner diese wichtige Arbeit tun – dafür ein herzliches Dankeschön auch von dieser Stelle an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zoll. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten von Grünen und Team Stronach.)

Zweitens ist es notwendig, dass informiert und aufgeklärt wird. Daher bin ich dankbar und finde es auch gut, dass es wieder gelungen ist, heute diese Informationsausstel­lung zu machen. Und drittens ist natürlich auch die politische Beschäftigung mit diesem Thema notwendig, wofür dieser Bericht sehr wichtig und gut ist.

In dem Sinne fürchte ich allerdings, dass wir uns auch im nächsten Jahr wieder mit die­sem Phänomen werden beschäftigen müssen. (Beifall bei der SPÖ.)

14.35


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Lichtenecker. – Bitte.

 


14.35.14

Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Ja, die Produktpiraterie, wir diskutieren sie jedes Jahr, die aufgegriffenen Produkte werden immer mehr. Es geht da nicht um ein Kavaliersdelikt, es geht nicht um irgendwelche gefälschten Taschen und Sonnenbrillen, sondern es geht ganz stark auch um Schäden für die Industrie. Es geht natürlich auch um den Konsumentenschutz, insbesondere wenn es Medikamente und Spielzeug be­trifft. Und was man gar nicht so häufig hört, aber Tatsache ist: Es kommen auch ton­nenweise gefälschte Pflanzenschutzmittel von China über europäische Häfen ins Land. Und genau dem muss Einhalt geboten werden, denn die dadurch entstehenden Schä­den können natürlich auch Leib und Leben von Menschen betreffen.

Die Industrie – Kollege Schieder hat es vorhin angesprochen – ist natürlich ganz stark betroffen. Es gibt eine Umfrage in Deutschland vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, wonach die Branche pro Jahr von einem Schaden von 6,4 Milliar­den € betroffen ist. Das sind Einnahmen, die verloren gehen, und damit entsteht natür­lich auch ein Schaden in Bezug auf verlorene Arbeitsplätze. Da gibt es Schätzungen für Europa, dass aufgrund der Produktpiraterie und des Kaufs von diesen Produkten an die 300 000 Arbeitsplätze verloren gehen, und das ist ein massiver Schaden. Genauso verlieren Firmen, die davon betroffen sind, den Return ihrer Investments in Forschung und Innovation. Insofern ist dieser Bereich ein wichtiger, und genau da leistet die euro­päische Ebene einen sehr wichtigen Beitrag.

Am 1. Jänner 2014 ist die Produktpiraterie-Verordnung in Kraft getreten, die ein verein­fachtes Verfahren zur Vernichtung von zurückgehaltenen Waren vorsieht. Generell ist es wichtig, dass in Europa da gemeinsam entsprechende Schritte gesetzt werden. In-


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sofern ist die Arbeit der österreichischen Zollfahndung eine wichtige, und daher möchte ich mich auch im Namen unserer Fraktion bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zollfahndung für diese ausgezeichnete und wichtige Arbeit bedanken. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.37


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Lugar. – Bitte.

 


14.38.06

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (STRONACH): Herr Präsident! Hohes Haus! In die­sem Bericht – und damit stehen wir jedes Jahr hier – wird immer wieder aufgezeigt, dass wir letztlich hilflos sind. Wir stehen hier auf verlorenem Posten. Auch Kollege Schieder von der SPÖ hat es gesagt: Wir werden nächstes Jahr wieder hier stehen und wieder drüber sprechen. Nur: Nächstes Jahr wird das Problem um 8 Prozent grö­ßer sein als dieses Jahr, denn genau um diese 8 Prozent wächst das Problem jedes Jahr. Und da stellt sich die Frage: Sollen wir uns darauf konzentrieren, diese illegalen, diese gefälschten Waren an den Grenzen abzufangen, oder sollen wir uns einmal da­mit beschäftigen, wo denn das alles herkommt.

Wir haben es heute schon gehört: Über 70 Prozent der Waren, die da im Verkehr sind, werden in China produziert. Und das Problem ist ja nicht neu. 2006 wurde die Firma Doppelmayr zu einem Kunden gerufen, der sich darüber beschwert hat, dass ihre Liftanlagen nicht ordentlich funktionieren. Und die Firma Doppelmayr hat sich gewun­dert, denn sie hat dort gar keinen Lift installiert. Dann ist man draufgekommen, dass diese Liftanlage eine chinesische Firma, die im Staatseigentum war, geschützt von ei­nem eigenen Ministerium – die haben sogar ein Maschinenbauministerium –, kopiert und sogar mit einem Doppelmayr-Schild beklebt hat. Sie hat diese Liftanlagen in ganz China vertrieben, und das Ganze unter staatlicher Aufsicht. Und das Einzige, was der Firma Doppelmayr dann gelungen ist, war, dass diese Schilder demontiert wurden. Aber der Umstand, dass die Lifte haarklein kopiert waren, wurde nicht angegriffen.

Jetzt sind wir sogar schon so weit, dass in Deutschland Patentanwälte dazu raten, kei­nen Patentschutz in China zu beantragen, und zwar deshalb, weil die Chinesen dann diesen Patentschutz dazu nutzen, herauszufinden, wie das Produkt zu produzieren wä­re, weil dieser Patentschutz sozusagen als Bauanleitung genützt wird. So weit sind wir schon. Das ist das Problem. Wenn dann irgendwelche Politiker mit chinesischen Ver­tretern sprechen, werden immer wieder die Menschenrechte angesprochen. Na selbst­verständlich, und das ist auch gut so, deshalb hat sich bei den Menschenrechten auch schon ein bisschen etwas verändert, weil sie immer wieder Thema sind. Aber haben Sie in diesem speziellen Bereich von unseren Politikern schon einmal etwas gehört?

Ich habe den Herrn Finanzminister im Ausschuss darauf angesprochen, habe ihn ge­fragt: Was können wir denn da tun? Vielleicht können Sie sich als Vertreter von Ös­terreich, als österreichischer Vertreter einmal auf die Füße stellen und das ansprechen! Wissen Sie, was er gesagt hat? – Da sind uns leider die Hände gebunden.

Ich frage mich: Warum sind uns da die Hände gebunden? – Nur deshalb, weil wir in China Interessen haben, weil viele Firmen glauben, einen Absatzmarkt von einer Mil­liarde Menschen nicht umgehen zu können? Das hat sich doch auch als Bumerang he­rausgestellt. Man hat sich für China entschieden, um dort zu produzieren, um die Men­schen dort zu versorgen und Absatz zu generieren. Aber jetzt produzieren die Chine­sen gleich alles selbst und unsere Firmen schauen wieder durch die Finger. (Beifall beim Team Stronach.)

Ebenso schauen sie durch die Finger, wenn die Chinesen weltweit pro Jahr einen Schaden von 300 Milliarden € anrichten. Weltweit 300 Milliarden € Schaden jedes Jahr,


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nur die Chinesen! Warum spricht das niemand an, warum sprechen wir das nicht an? Es mag schon sein, dass wir ein kleines Land sind und nicht viel bewegen können, aber das ist bei den Menschenrechten auch nicht anders, und die werden immer wie­der angesprochen. Also warum sprechen wir nicht die ganze lange Liste derjenigen Punkte an, die wir uns von einem verlässlichen, von einem fairen Handelspartner er­warten? (Beifall beim Team Stronach.)

Da geht es nicht nur um Menschenrechte, sondern da geht es auch um Umweltschutz, da geht es um Arbeitnehmerrechte, da geht es um all diese Dinge, die wir uns erwar­ten, wenn wir gemeinsam nach gemeinsamen Spielregeln spielen wollen. Die Chine­sen tun das aber nicht, und ich frage mich, warum wir da zuschauen.

Deshalb ein kleiner Tipp von mir an die Regierung: Es würde Ihnen gut anstehen, gera­de jetzt vor der Europawahl noch einmal darauf hinzuweisen, auch öffentlich, dass man, wenn man mit uns gemeinsam spielen will, auch die Spielregeln einhalten muss. (Abg. Steinhauser: Die Frage stellt sich für China wahrscheinlich nicht so!) Nur dann können wir uns auf Augenhöhe bewegen und auch begegnen, und nur dann können wir faire Bedingungen für unsere heimischen Unternehmen herstellen, denn letztlich geht es darum, dass wir verlieren und die anderen gewinnen, weil sie mit falschen Kar­ten spielen. – Vielen Dank. (Beifall beim Team Stronach.)

14.42


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Staatssekretär Mag. Danninger zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


14.43.02

Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen Mag. Jochen Danninger: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Marken- und Pro­duktpiraterie gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit in der EU, den Handel, Investitionen in Forschung und Entwicklung, vor allem aber gefährdet sie die Gesundheit unserer Bür­gerinnen und Bürger. Gefälschte Arzneiprodukte sind kein Schnäppchen, sondern ber­gen ein erhebliches gesundheitliches Risiko. Im Jahr 2013 konnte der Zoll annähernd 2 000 Produktpiraterie-Aufgriffe verzeichnen. Dabei wurden annähernd 100 000 Pro­dukte beschlagnahmt. Der Wert dieser beschlagnahmten Produkte überstieg den Wert von 5,6 Millionen €, gemessen am Originalpreis.

Zur größten Produktgruppe bei den Fälschungen zählen nach wie vor Fälschungen von Medikamenten. Gerade von diesen Plagiaten geht eine große Gefahr aus, nicht nur für die Gesundheit und die Sicherheit. Diese Produkte gefährden auch massiv Arbeitsplät­ze in Österreich, ja in der gesamten Europäischen Union. Darum freut es mich beson­ders, dass wir hier auf eine außerordentliche Bilanz seitens des österreichischen Zolls hinweisen dürfen. Ein Viertel aller Medikamentenaufgriffe der gesamten Europäischen Union findet in Österreich statt. Ich glaube, das ist ein ausgezeichneter Beweis für die hervorragende Arbeit, die hier geleistet wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordne­ten der SPÖ.)

Es wurde schon angesprochen: Der größte Teil der beschlagnahmten Produkte stammt aus dem asiatischen Raum. Es ist auch richtig, dass China mit 72 Prozent leider Spit­zenreiter ist. Herr Abgeordneter Lugar, ich darf Sie aber beruhigen: Natürlich wird die­ses Thema angesprochen. Immer, wenn ein österreichischer Politiker einen chinesi­schen trifft, ist das natürlich ein Thema (Zwischenruf beim Team Stronach) – nicht hin­ter verschlossenen Türen –, natürlich wird es bei jedem offiziellen Kontakt angespro­chen, und auch die Europäische Union spricht hier mit einer Stimme.

Das Bundesministerium für Finanzen setzt zur Bekämpfung dieser Problematik ver­mehrt auf Information. Darum darf ich auch ein Dankeschön an die Frau Präsidentin des Nationalrates dafür sagen, dass wir auch heuer wieder in der Säulenhalle des Par-


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laments diese Produkte ausstellen dürfen, weil auch das ein wichtiger Beitrag dazu ist, die österreichische Bevölkerung über diese Problematik und die davon ausgehenden Gefahren zu informieren.

Wir haben festgestellt, dass auch Interneteinkäufe in letzter Zeit eine besondere Ge­fahrenquelle sind. Darum möchte ich bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, dass man dabei besondere Vorsicht walten lassen sollte.

Mit dem Produktpirateriebericht 2013 ist der Erfolg der österreichischen Zollverwaltung ein weiteres Mal eindrucksvoll bewiesen. Ich danke der Beamtenschaft unseres Zolls für die ausgezeichnete Arbeit und diese ausgezeichnete Bilanz. Es darf in diesem Zu­sammenhang auch nie vergessen werden, dass die Zollbeamten sich bei der Sicher­stellung der geschmuggelten Waren immer einem gewissen Risiko aussetzen, und da­für gebührt ihnen unser aller voller Respekt. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

14.46


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Hanger. – Bitte.

 


14.46.41

Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Ich war in der letzten Finanzausschusssitzung erstmals mit dem Thema Produktpiraterie konfron­tiert. In einer Ersteinschätzung habe ich mir gedacht, na ja, ein Bericht von vielen, die im Hohen Hause behandelt werden, aber wenn man einen genaueren Blick auf dieses Thema macht – das wurde auch von den Vorrednern schon zum Ausdruck gebracht –, dann erkennt man sehr schnell, dass das ein Thema ist, das für unsere österreichische Volkswirtschaft, für die europäische Volkswirtschaft doch ein sehr, sehr gewichtiges ist.

In diesem Bericht wird auch aus einer Studie der Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums zitiert, und diese Studie weist darauf hin, dass rund die Hälfte der europäischen Wirtschaft schutzrechtsintensiv ist. Das heißt, das hat eine sehr große Tragweite. 35 Prozent der Arbeitsplätze, 76 Millionen Arbeitnehmerin­nen und Arbeitnehmer sind davon betroffen, 39 Prozent der gesamten Wirtschaftsleis­tung von immerhin 4,7 Billionen € und 90 Prozent des Handels der EU mit der übrigen Welt fallen in diesen Bereich.

Wie können politische Antworten darauf ausschauen? – Ich war durchaus ein bisschen amüsiert, möchte ich fast sagen, als Herr Ing. Lugar im Ausschuss schon davon ge­sprochen hat, Österreich möge eine Protestnote einbringen. Inhaltlich richtig, gar keine Frage, auf der anderen Seite müssen wir aber auch immer unsere Rolle im europäi­schen, im weltweiten Kontext sehen. Es ist die europäische Ebene, die wir stärken müssen. Wir brauchen gemeinsame Initiativen auf europäischer Ebene, wenn wir mit diesem Thema vorankommen wollen.

Produktpiraterie ist mit Sicherheit ein Bereich, der nationalstaatlich allein nicht gelöst werden kann, dazu braucht es einen europäischen Rechtsrahmen. Kollegin Lichten­ecker hat es schon angesprochen, es hat sich einiges getan in diesem Bereich. Es gibt eine neue Produktpiraterie-Verordnung, die mit 1. Jänner in Kraft getreten ist. Weiters wird auch überlegt, was man den Markenschutz betreffend europaweit machen kann. Das Stichwort ist „internationale Zusammenarbeit“, es ist ein internationales Thema.

In der Studie ist auch ein Projekt zitiert, das sich „Pangea VI“ nennt. 100 Länder haben zusammengearbeitet, sind gemeinsam gegen illegale Medikamente im Internet vorge­gangen. Innerhalb von einer Woche kontrollierte das Zollamt Wien – es war auch betei­ligt – 2 000 Briefe und Pakete und griff dabei 36 Sendungen mit über 4 000 illegalen Medikamenten auf.


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Es gibt auch weiterhin europäische Aktionspläne, und ich glaube, die Republik Öster­reich ist gefordert, aktiv mitzuarbeiten, aber im politischen Kontext und im politischen Übergriff bleibt eine Botschaft: dass gerade dieses Thema auch ein Thema ist, das wir, wie ich schon erwähnt habe, nicht nationalstaatlich lösen können. Dazu braucht es eu­ropäische Initiativen. Deshalb – auch mit Blick auf den kommenden Sonntag – braucht die Republik Österreich Vertreter im Europäischen Parlament, die Europa besser ma­chen wollen, und keine Vertreter, die Europa permanent schlechtreden. – Danke sehr. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

14.49


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Bayr. – Bitte.

 


14.49.42

Abgeordnete Petra Bayr, MA (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Sehr ge­ehrte Damen und Herren! Dass Produktpiraterie ein wichtiges und relevantes wirt­schaftliches Problem ist, haben schon alle meine Vorredner und Vorrednerinnen er­wähnt. Ich finde es sehr gut, dass es diesbezüglich eine strenge Handhabung durch den österreichischen Zoll und auch alle anderen Zölle in der EU gibt, weil dadurch, ge­rade wenn es um Medikamente, um Spielzeug, um Farbstoffe, um Kosmetika geht, wirklich die Gesundheit gefährdet, Leben bedroht sein kann.

In diesem Sinne bin ich auch dafür, dass bei all den Konsum- und Verbrauchsgütern, bei Textilien, bei Taschen, Schuhen, bei Fahrzeugen, Schmuck und was weiß ich noch alles, auch wirklich strenge Kriterien angelegt werden im Zusammenhang mit intellek­tuellem Eigentum.

Andere Maßstäbe allerdings sollten wir ansetzen, wenn es um intellektuelles Eigentum zum Beispiel an Medikamenten, deren Patentfristen schon abgelaufen sind, also Generika, geht. Es ist, wenn man das beobachtet, ziemlich ekelhaft, kann ich einmal sagen, wie die Europäische Kommission in den letzten Jahren Indien, mit dem wir seit Jahren ein Freihandelsabkommen verhandeln, das Messer ansetzt, wie sie den indi­schen Gesetzgeber dazu bringen will, seine patentrechtlichen Normen zu lockern, weil Indien nach wie vor die Apotheke der Armen ist. Zum Beispiel über 90 Prozent der Ge­nerika im Bereich antiretrovirale Therapie, also zur Behandlung von HIV, kommen billig aus Indien, weil eben die 96 Prozent der Menschen im Süden, die sie beziehen, über­haupt keine Behandlung hätten, überhaupt keinen Zugang zur modernen Medizin hät­ten, wenn es diese billigen indischen Medikamente nicht gäbe. Die intellektuellen Ei­gentumsrechte betreffend glaube ich also, dass wir unterschiedliche Maßstäbe anset­zen sollten.

Die Frage, ob die Europäische Kommission, die Europäische Union, das Europäische Parlament sich von ausschließlich wirtschaftlichen Interessen der Pharmakonzerne, der Multis treiben lassen oder ob sie solidarische Verantwortung auch für arme Men­schen auf dieser Welt übernehmen, ist nicht wurscht, ist nicht egal, und ich denke, auch darum geht es am kommenden Sonntag. Eine starke europäische Sozialdemo­kratie ist auch in Fragen von intellektuellen Eigentumsrechten auf der richtigen Seite und sicherlich ein Garant für internationale Solidarität. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.)

14.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Vorerst letzter Redner in dieser Debatte ist Herr Abge­ordneter Bacher. – Bitte.

 


14.52.20

Abgeordneter Walter Bacher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Liebe Zuseherinnen hier im Saal und zu Hause vor den Fernseh­geräten! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Marken- und Produktpiraterie heißt


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Handel mit gefälschten Waren. Handel mit gefälschten Waren bedeutet eine massive Arbeitsplatzgefährdung in Europa und letztendlich auch in Österreich.

Wir leben in einem Land, in dem Wert auf Qualität gelegt wird: Qualität bei der Pro­duktentwicklung, Qualität am Arbeitsplatz. Bei gefälschten Waren, die ein billiger Nach­bau sind, werden diese Qualitätsvorgaben ausgehöhlt. Daher müssen wir auf europäi­scher Ebene zusammenarbeiten, damit gemeinsam europaweit gegen Produktpiraterie aufgetreten wird. Qualität bei Produkten bedeutet auch Sicherung der Arbeitsplätze in unserem Land, und das bedeutet weiter, dass unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibt.

Wettbewerbsfähigkeit beruht zunehmend auf Kreativität und Innovation. Europaweit ar­beiten 76 Millionen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen – das sind fast zehnmal so viel wie Österreich Einwohner und Einwohnerinnen hat – in Unternehmen, die auf den Schutz des geistigen Eigentums angewiesen sind. All diese 76 Millionen Menschen werden durch Produktpiraterie direkt oder indirekt in ihrer Existenz gefährdet.

Wir haben schon gehört: 98 500 Produkte sind 2013 beschlagnahmt worden, Produkte, die einem Wert von mehr als 5,6 Millionen €, gemessen am Originalpreis, entsprechen, 5,6 Millionen €, die den ArbeitnehmerInnen in Europa, den ArbeitnehmerInnen in Ös­terreich und somit auch der Wirtschaft fehlen. Auch wenn sich die Zahl der beschlag­nahmten Waren innerhalb eines Jahres – von 2012 auf 2013 – halbiert hat, ist der Wert um 1,4 Millionen € gestiegen, hauptsächlich wegen Produktfälschungen im Bereich teurer Kosmetika und von Mobiltelefonen.

Produktpiraterie steht für Gefährdung der Arbeitsplätze, Gefährdung der Gesundheit, Gefährdung von Sicherheit. Es geht mittlerweile um einen Markt mit breiter Produkt­palette: Sportkleidung, Schuhe, Kosmetik, Hygieneprodukte und so weiter. Die größte Gruppe bei den Fälschungen betrifft nach wie vor die Medikamente. Rund 25 Prozent aller vom österreichischen Zoll gefundenen Sendungen mit Fälschungen betrafen die­se wohl gefährlichste Form der Produktpiraterie. Wir müssen gemeinsam dagegen auf­treten, auftreten im Sinne von Sicherheit und verantwortungsvoller Politik in Europa.

Der EU-Aktionsplan 2013–2017 ist ein wesentlicher Schritt in diese Richtung. Geistiges Eigentum muss geschützt werden, um Arbeitsplätze zu erhalten und zu schützen, Ar­beitsplätze nämlich, die Existenzen sichern und der Grundstein für eine funktionierende stabile Wirtschaft sind. Setzen wir uns für eine europaweite Zusammenarbeit gegen Produktpiraterie ein, setzen wir uns für eine Stärkung der Zusammenarbeit mit der Eu­ropäischen Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums und den Strafverfolgungsbehörden ein, setzen wir uns für die Bekämpfung des Han­dels mit Waren, mit denen Rechte des geistigen Eigentums verletzt werden, ein!

Dieser Aktionsplan sieht 21 konkrete Maßnahmen vor, die von der Kommission und den Ländern durchgeführt werden sollen; so zum Beispiel die Aufklärung der Rechtein­haber und Akteure oder die jährliche Veröffentlichung von Statistiken, und so weiter. Nur mit diesen Maßnahmen wird es gelingen, den hohen europäischen Standard zu verteidigen. Es darf zu keiner Absenkung unserer hohen Konsumentenschutz- oder Sozialstandards kommen, auch nicht über Freihandelsabkommen wie jenes, das der­zeit mit den USA in Diskussion steht. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeord­neten der ÖVP.)

14.56

14.56.03

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 126

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag des Finanzausschusses, den vorlie­genden Bericht III-64 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für dessen Kenntnisnahme eintreten, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

14.56.335. Punkt

Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (100 d.B.): Bundes­gesetz, mit dem das Versicherungsaufsichtsgesetz und das Betriebliche Mitar­beiter- und Selbständigenvorsorgegesetz geändert werden (129 d.B.)

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zum 5. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Kogler. – Herr Abgeordneter, in 3 Minu­ten müssten wir unterbrechen. Wenn Sie vorhaben, Ihre Redezeit genau einzuhalten, dann würde sich das ausgehen. – Bitte.

 


14.57.03

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): 1 bis 2 Minuten, Herr Präsident, wir ha­ben ja schon im Ausschuss unsere Vorbehalte diese Änderung betreffend ausführlich dargelegt! Nur eines möchte ich schon noch anbringen, da ja ohnehin alles mit Finan­zen und Budget zu tun hat. Herr Staatssekretär, seien Sie mir nicht böse, aber wenn Sie sagen, die Grünen haben noch bei jedem Budget von einer Budgetlüge gespro­chen, dann ist das falsch! Wir haben das zu drei Anlässen gemacht, und da hat es so etwas von gestimmt.

Erstens als Sie das Budget 2010 – Sie waren noch nicht dabei, aber Rot und Schwarz – terminlich so gelegt haben, dass es verfassungswidrig war.

Zweitens als Sie jahrelang, in der langjährigen, in der vierjährigen Vorschau die Hypo beziehungsweise den ganzen Bankenschaden mit bloß 133 Millionen präliminiert ha­ben. Damals wussten Sie es besser, alle wussten es besser, Sie haben trotzdem ein Schummelbudget geschrieben.

Jetzt ist es wieder so, denn entweder stimmt das, was Sie nach Brüssel melden, oder es stimmt das, was hier vorliegt. Beides gleichzeitig kann nicht stimmen.

Sie machen das absichtlich, es ist unwahr – und deshalb ist es eine Budgetlüge. (Bei­fall bei den Grünen.)

14.58


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich unterbreche nunmehr die Verhandlungen über den Punkt 5 der Tagesordnung, damit die verlangte Behandlung einer Dringlichen Anfrage gemäß der Geschäftsordnung um 15 Uhr stattfinden kann.

Ich unterbreche die Sitzung bis 15 Uhr.

*****

(Die Sitzung wird um 14.58 Uhr unterbrochen und um 14.59 Uhr wieder aufge­nommen.)

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer (den Vorsitz übernehmend): Meine Damen und Herren! Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 127

14.59.48Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesmi­nister für Landesverteidigung und Sport betreffend mangelnde Einsatzbereit­schaft des Bundesheeres aufgrund von Einsparungen (1501/J)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 1501/J.

Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

Den Medien waren in den letzten Wochen folgende Schlagzeilen zu entnehmen:

"Heeres-Sparpaket wird Länder und Gemeinden treffen"

(Kurier vom 19.05.2014)

"Bundesheer fährt das System nieder"

(Salzburger Nachrichten vom 15.05.2014)

"Spardruck treibt Bundesheer an den Rand der Pleite"

(Kurier vom 14.05.2014)

"Heer überlebt nächste Jahre nicht"

(Die Presse vom 11.04.2014)

"Heer ist nicht mehr finanzierbar"

(Salzburger Nachrichten vom 05.04.2014)

"Budget – Klug: "Am Boden des Fasses angekommen""

(APA0572 vom 27.Februar 2014)

Nun ist es offenkundig Realität, dass die Einsparungen bedrohliche Ausmaße anneh­men, welche die Einsatzbereitschaft des Heeres nicht mehr gewährleisten.

Schon die Sektion III im Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport schrieb bereits Anfang April aus, dass aufgrund der budgetären Situation 2014 für den Bereich der zentralen Beschaffung im Detailbudget Streitkräftebereitstellung, dies entspricht den Zentralstellenaufgaben der Abteilungen LzA, FGP, WSM, IKTS, LogU und PersMkt, bis auf Weiteres keine Vergaben (= Beschaffungsstopp) mehr durchgeführt werden können.

Der niederösterreichische Militärkommandant warnte am 5.5.2014 vor Einbußen in der Einsatzbereitschaft:

"Wir können die Instandsetzung unserer Fahrzeuge nicht mehr durchführen", erklärt Niederösterreichs Militärkommandant Rudolf Striedinger im Gespräch mit Tips St. Pöl­ten. "Das führt dazu, dass der Fuhrpark mit der Zeit ausfällt".

Striedinger warnt: "Wenn wir die Mobilität des Bundesheeres verlieren, verlieren wir auch die Möglichkeit, größere Assistenzleistungen wie etwa bei Hochwasser zu er­bringen".()

"Das heißt, nächstes Jahr haben wir noch verschärfte Situationen". Der kritische Faktor der Mobilität sei ein entscheidender Punkt, und der führe schon dazu, "dass man sich ernsthaft Gedanken machen muss, in welche Richtung sich die Fähigkeit des Bundes­heeres für die Inlandsaufgaben wirklich entwickelt".


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 128

Fahrzeuge werden nicht mehr Instand gesetzt, viele davon verkauft, die Lkw-Flotte stillgelegt, die Brigaden sind nicht mehr wirklich beweglich, Treibstoff für Fahrzeuge wie auch für Luftfahrzeuge wird rationiert und gekürzt, Einsparungen von Überstunden, Ausbildungsvorhaben werden gestrichen, Ausgaben für die Munition werden auf ein Drittel gesenkt, wodurch die Ausbildung und die Übung leidet, Eurofighter-Piloten wer­den gestrichen und Flugstunden gekürzt, Bauvorhaben verschoben und Beschaffun­gen, wie die geplanten Drohnen, ausgesetzt. Rücklagen gibt es längst keine mehr. Da­für bisher unbekannte Mehrausgaben von 120 Millionen für Eurofighter-Hersteller EADS.

Die Salzburger-Nachrichten führt am 15.5.2014 unter dem Titel "Sparkurs beim Heer: 12 Piloten für 15 Eurofighter" dem Leser die Situation drastisch vor Augen, dass

das Bundesheer seine Mobilität auf dem Boden und in der Luft verliert,

aus Spargründen Pinzgauer- und Steyr-LKW-Flotte verkauft werden,

das Heer bereits Probleme hat, zu einem größeren Assistenzeinsatz nach einer Natur­katastrophe auszurücken,

Sechs Piloten "aus dem System genommen",

Rationierung von Flugbenzin,

ein Minimum an Flugstunden vorgeschrieben,

Einberufungsanzahl gesenkt wird,

die Attraktivierung der Grundwehrdienstes leidet,

Bauvorhaben im Bereich des Bundesheers wurden gestoppt,

Hubschrauber nicht modernisiert werden, etc.

Die Presse vom 16.05.2014 ergänzte das triste Bild:

"Weniger Piloten, noch keine Drohnen

In diesem Jahr zahlt das Verteidigungsressort zwar die letzte Eurofighter-Rate (von 217 Millionen Euro). Doch die Kampfjets werden das Heer auch weiterhin viel Geld kosten. Allein die Betriebskosten sollen im Jahr 90 Millionen Euro ausmachen. Eine Flug­stunde kostet bis zu 70.000 Euro, und jährlich fallen schon einmal an die 1200 Flug­stunden an. ()

Wie "Die Presse" erfahren hat, sollen die Einsparungen bei den Eurofightern allerdings noch weiter gehen. Im Zuge der Bundesheerreform, die Klug verkündet hat, und die im Spätsommer stehen soll, könnten die Einschnitte weit radikaler sein. So sollen noch weniger Piloten fliegen, die nur die Mindestfluganzahl der benötigten Übungsstunden in der Luft sein sollen. Das bedeutet auch, dass es auf dem Boden weniger Techniker ge­ben wird, die mit den Systemen arbeiten.

Fliegen zu Bürozeiten

Außerdem könnte die Zeit, in der der Luftraum aktiv (also nicht nur durch Radaranla­gen, sondern auch durch bereitstehende Flieger) überwacht wird, eingegrenzt werden. Derzeit findet sie von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang statt. In der Schweiz steht die Luftwaffe allerdings nur von acht bis zwölf sowie von 13.30 bis 17 Uhr bereit. Ein solches Modell ist nun auch in Wien als Variante im Gespräch.

Bis dahin stellt aber der Eurofighter-Hersteller EADS dem Militär weiterhin teure Kon­ditionen: Die Firma gibt vor, dass der sogenannte Service-Support der Flieger auf dem Boden erneuert werden muss, damit die Jets ihren Sicherheitsstandards entspricht. Kostenpunkt: 120 Millionen Euro.

Dafür verschiebt sich eine andere Investition, die das Ressort geplant hat: Bereits im Dezember 2014 hätte die Firma Kapsch zwei Drohnensysteme liefern sollen. ()"


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 129

Am 19.05.2014 berichtete Die Presse unter dem Titel "Abrüstungsbefehl für das Heer": "Ein Budget von 1,8 Milliarden Euro und weitere Kürzungen in Sicht: Wird der Sparkurs beim Heer fortgesetzt, könnte es beim nächsten großen Assistenzeinsatz zu massiven Problemen kommen."

Derzeit sind nur die Einsparung der 41. Wochenstunde, die Truppendienstzulage und der Essensbeitrag tabu - was wohl an den bevorstehenden Personalvertretungswahlen liegen dürfte. Ab 2015 wird aber mit Sicherheit auch hier der Sparstift angesetzt.

Weiters sollen mit der Änderung der Tauglichkeitskriterien die Einberufungszahlen an Rekruten gesenkt und somit eingespart werden.

So hat sich die österreichische Bevölkerung das nicht vorgestellt. Vor gut einem Jahr legten die österreichischen Bürger im Rahmen der Volksbefragung ein klares Bekennt­nis zur Wehrpflicht ab. Daher musste, um das Bundesheer aus parteipolitischen Grün­den torpedieren und ein Berufsheer einführen zu können, anscheinend ein anderer Weg gefunden werden – das Budget.

Der Umstand, dass in den letzten Jahren schon immense Einsparungen das Heer be­lastet haben, noch in diesem Jahr zusätzlich 45 Millionen Euro, im Verteidigungsres­sort eingespart werden und in den nächsten Jahren bis zu 250 Millionen Euro ge­strichen werden, stellt nicht nur einen Anschlag auf das Österreichische Bundesheer und somit die Sicherheit Österreichs dar, sondern lässt auch die Hoffnung auf schnelle Hilfe im Katastrophenfall schwinden. Es drängt sich nun die Frage auf, ob das Bundes­heer noch in der Lage ist die verfassungsmäßig determinierten Aufgaben in vollem Umfang zu erfüllen.

Immer noch gilt Artikel 9a Bundes-Verfassungsgesetz:

"(1) Österreich bekennt sich zur umfassenden Landesverteidigung. Ihre Aufgabe ist es, die Unabhängigkeit nach außen sowie die Unverletzlichkeit und Einheit des Bundes­gebietes zu bewahren, insbesondere zur Aufrechterhaltung und Verteidigung der im­merwährenden Neutralität. Hiebei sind auch die verfassungsmäßigen Einrichtungen und ihre Handlungsfähigkeit sowie die demokratischen Freiheiten der Einwohner vor gewaltsamen Angriffen von außen zu schützen und zu verteidigen. ()"

sowie Artikel 79 Bundes-Verfassungsgesetz:

"(1) Dem Bundesheer obliegt die militärische Landesverteidigung. Es ist nach den Grundsätzen eines Milizsystems einzurichten.

(2) Das Bundesheer ist, soweit die gesetzmäßige zivile Gewalt seine Mitwirkung in An­spruch nimmt, ferner bestimmt

1. auch über den Bereich der militärischen Landesverteidigung hinaus

a) zum Schutz der verfassungsmäßigen Einrichtungen und ihrer Handlungsfähigkeit sowie der demokratischen Freiheiten der Einwohner

b) zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit im Inneren überhaupt;

2. zur Hilfeleistung bei Elementarereignissen und Unglücksfällen außergewöhnlichen Umfanges. ()"

Wie auch die Österreichische Sicherheitsstrategie klar festhält, ist die sicherheitspoliti­sche Situation in Europa durch neue Herausforderungen, Risiken und Bedrohungen bestimmt. Auch wenn die Österreichische Sicherheitsstrategie sofort zu evaluieren wä­re, welche Inhalte und Maßnahmen überhaupt noch mit diesem Budget möglich sind, da die Voraussetzungen, vor allem im finanziellen Bereich, bei der Beschlussfassung andere waren, ist doch mehr als ein Fünkchen Wahrheit in dieser Aussage.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 130

Beispielsweise ist die Entfernung von Wien zur Ukrainischen Grenze kürzer als von Wien nach Bregenz und über eine entsprechende Vorwarnzeit im Zusammenhang mit der Krise in der Ukraine braucht niemand sprechen.

Dem nicht genug machte Bundesminister Klug Ende Februar mit einem Offenbarungs­eid des Heeres auf sich aufmerksam. Mit den Worten "Wir sind am Boden des Fasses angekommen." schloss der Erbe des Ex-Ministers Darabos an alte Zeiten, geprägt vom damaligen "Offiziersbrief" und Schlagzeilen wie "So kaputt ist das Bundesheer" (Die Presse", 20.02.2009), "Bundesheer muss halbe Milliarde Euro einsparen" (Die Presse, 27.03.2010) oder "Bundesheer muss 600 Millionen Euro einsparen" (Die Presse, 15.02.2012), und einem Mittagsjournal vom 2.6.2012, welches über knapp zwei Milliar­den Euro an Streichungen im Heeres-Budget bekannt gab, nahtlos an.

Die Aussage "Für so viel Geld gibt es so viel Bundesheer!" von Bundeminister Klug lässt auf einen verzweifelten, aber eher absolut untauglichen, Versuch von Situations­komik schließen und man wäre versucht ob dieser Aussage lauthals loszulachen, wäre einem nicht bewusst, dass es dieser Minister damit ernst meint. Nicht die verfassungs­rechtlichen Vorgaben und die Aufgabenstellung an ein Heer definieren den Umfang ei­ner Armee, sondern das vorhandene Budget. Dies ist wahre Sicherheitspolitik!

Das Vorgehen des Ministers, dem Budgetausschuss diese nicht unwesentlichen Punk­te seines Sparprogramms zu verschweigen und somit nicht das Parlament, aber kurz danach die Medien zu informieren, ist schlicht eine Verhöhnung des Parlaments.

Es gibt dazu nur zwei Möglichkeiten: Entweder wusste der Minister nicht, was in sei­nem eigenen Ministerium vor sich geht oder er lässt den Budgetausschuss bewusst uninformiert. Beides entspricht nicht einer professionellen und ernst zunehmenden Ressortführung und Budgetberatung.

Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass gerade die ÖVP sich über diesen Um­stand ärgert, aber natürlich nicht im Sinne eines vernünftigen parlamentarischen Um­ganges die Vorgehensweise von Klug kritisiert, sondern mit Wehleidigkeit die Koalitio­näre-Nichtabklärung der Einsparungsmaßnahmen dem Minister vorwirft.

In diesem Zusammenhang muss schon auch daran erinnert werden, dass der wahre Gegner des Bundesheeres woanders sitzt. Der ehemalige Bundesminister Platter war die Initialzündung für den heutigen Zustand des Bundesheeres. Danach hat die ÖVP, nach all den Angriffen gegen die SPÖ-Führung des Landesverteidigungsressorts in den letzten Jahren, weder die Ressortführung bei den Regierungsverhandlungen für sich beansprucht, noch durch die bisherigen ÖVP-Finanzminister und auch nicht durch den jetzigen Bundesminister Spindelegger, seines Zeichens Oberleutnant der Miliz, für die ausreichende budgetäre Bedeckung des Bundesheeres gesorgt.

Hier zeigt sich wieder einmal, welch Geistes Kind die Regierungsparteien sind. Um das Bundesheer geht es schon lange nicht mehr und Sicherheitspolitik beschränkt sich auf die Schließung von Polizeidienststellen im Innenministerium und die Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich dafür an die Bundesministerin für Inneres Mag. Mikl-Leitner.

Es war mit den bisherigen finanziellen Mitteln schon eine Herausforderung, die Qualität der Ausbildung, die Sicherheit unserer Soldaten in allen Einsätzen sowie Einsätze ge­nerell zu gewährleisten. Die Erfüllung der verfassungsmäßigen Aufgaben war nur durch den ganz besonderen Einsatz und die Improvisationsfähigkeit der Angehörigen des österreichischen Bundesheers gegeben.

Es geht schon lange nicht mehr um Berufsheer oder Wehrpflicht, sondern um sein oder nicht sein. Dies totzuschweigen und Falschaussagen sind jedenfalls keine Lösung im Sinne der Bürger sowie der Sicherheit und gegenüber jenen, die im Anlassfall mitunter Kopf und Kragen riskieren, in höchstem Maße unverantwortlich.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 131

In diesem Zusammenhang ergeht an den Bundesminister für Landesverteidigung und Sport folgende

Dringliche Anfrage

1. Zu welchen Fähigkeitsverlusten wird es in den nächsten Jahren auf Grund der im­mensen Einsparungen im Budget beim Bundesheer kommen?

2. Ist der gezielte Abbau von militärischen Fähigkeiten aus budgetären Gründen in Hin­blick auf die Nähe zu akuten Krisenherden wie der Ukraine nicht grob fahrlässig?

3. Ist der gezielte Abbau von Waffen und militärischen Gerät aus budgetären Gründen in Hinblick auf die Nähe zu akuten Krisenherden wie der Ukraine nicht grob fahrlässig?

4. Ist Ihnen bekannt, dass mehrere Offiziere auf Grund der budgetären Lage bereits vor "Einbußen in der Einsatzbereitschaft" warnen?

5. Wie steht es um die Einsatzbereitschaft des Österreichsichen Bundesheeres?

6. Ist die Erfüllung der verfassungsrechtlichen Aufträge durch das Österreichische Bun­desheer ab 2015 noch möglich?

7. Welche Aufgaben muss das Bundesheer aufgrund der nicht vorhandenen Mittel in Zukunft nicht mehr erfüllen?

8. Welche Auswirkungen haben die budgetären Kürzungen auf die Fähigkeit zu Assis­tenzleistungen gemäß Artikel 79 Absatz 2 Ziffer 1?

9. Wäre ein Assistenzeinsatz wie an der Ostgrenze von 1990 bis 2011 überhaupt noch machbar?

10. Welche Auswirkungen haben die budgetären Kürzungen auf die Fähigkeit zu As­sistenzleistungen gemäß Artikel 79 Absatz 2 Ziffer 2?

11. Wie viele Kraftfahrzeuge werden heuer und nächstes Jahr ausgeschieden?

12. Ist es korrekt, dass 900 Pinzgauer aus den Heeresbeständen verkauft oder ausge­schieden werden?

13. Ist es korrekt, dass die LKW-Flotte "Steyr 12M18" stillgelegt wird?

14. Wie viele Kraftfahrzeuge sind heuer bereits auf Grund fehlender budgetärer Mittel nicht mehr instandgesetzt worden und somit nicht mehr einsatzfähig?

15. Mit wie vielen Ausfällen auf Grund von Nichtinstandsetzung rechnen Sie heuer noch bei Kraftfahrzeugen?

16. Wie wollen Sie ohne budgetäre Mittel eine Nachbeschaffungen im Kraftfahrzeugbe­reich bewerkstelligen?

17. Welche Beschaffungen im Kraftfahrzeugbereich für den Einsatz in Österreich sind hier fix vorgesehen?

18. Wann sollen diese Kraftfahrzeuge der Truppe übergeben werden?

19. In wie weit beeinträchtigen die Einsparungen bei den Kraftfahrzeugen die Einsatz­bereitschaft?

20. Wie viel Pioniergerät konnte heuer bisher nicht mehr instandgesetzt worden und somit nicht mehr einsatzfähig?

21. Mit wie vielen Ausfällen auf Grund von Nichtinstandsetzung rechnen Sie heuer noch bei Pioniermaschinen/-gerät?


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 132

22. In wie weit ist die Einsatzbereitschaft der Hubschrauber S-70 Black-Hawk durch die nicht durchgeführte Modernisierung beeinträchtigt?

23. Wie lange ist die Lebensdauer der S-70 Black-Hawk ohne die Modernisierung?

24. Welche Auswirkungen hat die Nichtdurchführung der Modernisierung der S70 Black-Hawk?

25. Ist es der Wehrpflichtreform zuträglich, dass der Berufsheerbefürworter Schmids­eder diese Reform durchführt?

26. Wie viele Berufsheerprojekte sind derzeit immer noch in Durchführung begriffen und wann sollen diese vor allem im Lichte des Ergebnisses der Volksbefragung be­endet werden?

27. Welche Auswirkungen haben die hohen Einsparungen im Bereich der Ausgaben für die Treibstoffe auf die Ausbildung, Übungstätigkeit und die Einsatzbereitschaft des Bundesheeres?

28. Wurden sämtliche Konsolidierungsbeiträge der letzten Jahre auch geleistet oder gibt es hier noch offene Beiträge?

29. Welche Auswirkungen haben die hohen Einsparungen im Bereich der Ausgaben für die Munition auf die Ausbildung, Übungstätigkeit und die Einsatzbereitschaft des Bundesheeres?

30. Werden Sie die Sicherheitsstrategie evaluieren welche Inhalte und Maßnahmen überhaupt noch mit diesem Budget möglich sind, da die Voraussetzungen, vor allem im finanziellen Bereich, bei der Planung und Beschlussfassung auf jeden Fall andere wa­ren?

31. Welche Standortveränderungen im Sinne von Schließungen sind auf Grund der mangelnden budgetären Mittel 2014 und 2015 geplant?

32. In welcher Form soll die Anzahl der einzuberufenden Rekruten gesenkt werden?

33. Wird es 2015 auf Grund der budgetären Situation zu Einsparungen von Zulagen wie zum Beispiel der 41. Wochenstunde und der Truppendienst-Zulage kommen?

34. In welchem Umfang wird auf Grund der Einsparungen überhaupt noch eine Nach­wuchswerbung für das Bundesheer möglich sein?

35. Wann und in welchem Umfang wird es auf Grund der budgetären Probleme eine Strukturreform geben?

36. Wann und in welchem Umfang wird es auf Grund der hohen Aufwendungen von über 70 % des Budgets für Personal eine Dienstrechtsreform geben?

37. Welche Einbußen in der Einsatzbereitschaft und der Luftraumüberwachung sind im Zusammenhang mit den Einsparungen von Piloten, Flugstunden und Treibstoff zu er­warten?

38. Warum setzen Sie sich nicht für eine externe Finanzierung von Auslandseinsätzen außerhalb des Heeresbudgets ein?

In formeller Hinsicht wird verlangt, diese Anfrage im Sinne des § 93 Abs. 1 GOG dring­lich zu behandeln und dem Erstanfragesteller die Gelegenheit zur mündlichen Be­gründung zu geben.

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich erteile Herrn Abgeordnetem Kunasek als erstem Fragesteller zur Begründung der Anfrage, die gemäß § 93 Abs. 5 der Ge­schäftsordnung 20 Minuten nicht übersteigen darf, das Wort. – Bitte, Herr Abgeordne­ter.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 133

15.00.12

Abgeordneter Mario Kunasek (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Hohes Haus! „Heeres-Sparpaket wird Länder und Gemeinden treffen“; „Bundesheer fährt das System nieder“; „Spardruck treibt Bundesheer an den Rand der Pleite“; „Heer überlebt nächste Jahre nicht“; „Budget – Klug: ‚Am Boden des Fasses angekommen‘“ – man könnte diese Überschriften, die übrigens keine Überschriften freiheitlicher Presseaus­sendungen sind, sondern Zitate aus Tageszeitungen, ja Zitate des Herrn Bundesminis­ters, die uns in den letzten Wochen erreicht haben, quasi endlos fortführen.

Wir haben heute diese Dringliche Anfrage hier im Hohen Haus gestellt, um Licht ins Dunkel zu bringen, auch um über den Zustand des Bundesheeres aufzuklären, auch um die Bediensteten des Bundesheeres von ihrer Verunsicherung zu befreien, aber vor allen Dingen natürlich auch, Herr Bundesminister, um zu verifizieren, ob die Verspre­chungen, welche in den letzten Monaten – und seit März 2013 sind Sie ja Minister – unter anderem von Ihnen gegeben worden sind, tatsächlich umgesetzt wurden.

Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn man heute diese Dringliche An­frage diskutiert, muss man auch in die Geschichte zurückschauen und erkennen, dass es in der jüngsten Vergangenheit, aber auch schon seit Jahren, massivste Versäum­nisse gibt.

Ich glaube, ich brauche nicht daran zu erinnern, dass es dieses Hohe Haus war, wel­ches im Jahr 2004 mit der parlamentarischen Bundesheer-Reformkommission das Pa­pier „Österreichisches Bundesheer 2010“, „ÖBH 2010“ als Arbeitsbegriff ein durchaus gutes Instrument in die Hand genommen hat, um die Zukunft des Bundesheeres nie­derzuschreiben, um vor allen Dingen aber auch notwendige – und ich bezeichne sie sogar als überlebensnotwendige – Reformen für das Bundesheer entsprechend zu ver­abschieden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Problem war nur, dass sich die Regie­rungsparteien SPÖ und ÖVP von Anfang an von diesem Reformpapier zunächst lang­sam, dann mit Bundesminister Darabos, der heute wieder als Abgeordneter hier ist, im­mer rascher verabschiedet haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir mussten erkennen, dass aus einer Re­form – und ich als Personalvertreter kann mich gut daran erinnern, dass das wohl ei­nes der Unworte dieser Zeit war –, dass also aus einer „Reform“ eine Transformation wurde. Jetzt kann man argumentieren: Na ja, eine Reform ist natürlich  (Abg. Schön­egger: War das schöner?) – Herr Abgeordneter Schönegger, wir kommen dann noch zur ÖVP-Rolle in dieser ganzen Geschichte. – Natürlich kann man sagen, dass eine Transformation nichts Schlechtes ist, denn Lagen können sich ändern, und dass man ja sozusagen Transformation leben muss, aber, meine sehr geehrten Damen und Her­ren, die Vision „Österreichisches Bundesheer 2010“ wurde damit ins Unendliche ver­schoben und damit auch der Auslöser für das heutige Problem als Grundstein gelegt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, weil heute Abgeordneter Darabos, der ehe­malige Verteidigungsminister, hier anwesend ist, möchte ich – und dabei will ich nicht zu weit in die Tiefe gehen und möchte nicht an alles erinnern, was damals in dieser Ära passiert ist – schon einige Dinge von damals ins Gedächtnis rufen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe hier von diesem Rednerpult in der vergangenen Gesetzgebungsperiode mehrmals gesagt – und ich stehe auch heute noch dazu –, dass es keinen Verteidigungsminister in der Zweiten Republik gegeben hat, welcher das Bundesheer auf schlimmere Art und Weise finanziell ausgehungert und auch nachhaltig geschädigt hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich sage das durchaus auch in der Vermutung, dass der damalige Bundesminister Da­rabos in seinem Amt niemals wirklich angekommen ist, sondern in Wahrheit geistig


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 134

immer dort gewesen ist, wo er heute wieder sitzt, nämlich als Bundesgeschäftsführer der SPÖ in der Löwelstraße. (Abg. Oberhauser: ... psychologische Kenntnisse!)

Das hat natürlich auch dazu geführt, dass sehr viele im Bundesheer Kritik geübt haben, und ich darf hier einen Namen wieder erwähnen, nämlich jenen des damaligen Gene­ralstabschefs Entacher, der auf diese politische Führung des Ressorts kritisch einge­gangen ist, der aus zutiefst soldatischer Überzeugung und aus Pflichtbewusstsein auch diese Kritik geäußert hat – übrigens nicht nur er, sondern in Form eines Briefes auch sehr viele hochrangige Offiziere; Bundesminister Darabos wollte damals den Brief nicht annehmen –, weswegen es dann auch zu einer nicht rechtmäßigen Absetzung des Ge­neralstabschefs gekommen ist, die Gott sei Dank dann auch wieder aufgehoben wur­de, womit der Rechtsstaat gesiegt hat, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Wie schon angesprochen, ich glaube, Herr ehemaliger Bundesminister Darabos, mit über zehn Misstrauensanträgen, die hier in diesem Hohen Haus seit 2007 gegen Sie gestellt worden sind, sind Sie trauriger Rekordhalter. Meine sehr geehrten Damen und Herren, jetzt werden Abgeordnete der SPÖ und der ÖVP sagen: Na ja, das ist halt der Parlamentarismus!, und: Die Opposition muss ja gegen alles und jeden sein!, und dass der arme Bundesminister Darabos damals ein Opfer von uns war, aber, meine sehr ge­ehrten Damen und Herren, heute wissen wir, dass das nicht populistisches Geschrei der Oppositionsparteien war – nein! –, es war auch kein hysterisches Herbeibeschwö­ren von irgendwelchen Bundesheeruntergangstheorien – nein –, es war die berechtigte Sorge um den Zustand des österreichischen Bundesheeres, um die Sicherheit Öster­reichs und damit aller Österreicherinnen und Österreicher. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber, meine sehr geschätzten Damen und Herren, ich möchte auch an das letzte Jahr erinnern, als wir einen klaren Auftrag erhalten haben. Bundesminister Klug wird sich sagen, na ja, bis jetzt haben wir den Minister außer Dienst Darabos in die Pflicht ge­nommen, aber Sie haben damals, in Ihrer Antrittsrede am 20. März vergangenen Jah­res, gesagt: Ja, es gibt viele Baustellen, die wir in Angriff nehmen müssen!, und wir al­le – wir alle in diesem Raum, aber ganz besonders natürlich der Bundesminister für Landesverteidigung – haben am 20. Jänner des letzten Jahres bei der Volksbefragung betreffend Wehrpflicht oder Berufsheer einen klaren Auftrag erhalten, nämlich ein kla­res Ja zur Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Schönegger), ein klares Ja auch zum Wehrersatzdienst, zum Zivildienst, und vor allen Dingen auch zu einer Attraktivierung durch eine Reform des Grundwehrdienstes. Auf diese „Attraktivierung“, wenn ich sie unter Anführungszeichen setzen darf, werde ich dann auch noch zu sprechen kommen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn ich hier heute von der Antrittsrede des Herrn Bundesministers aus dem letzten Jahr spreche, dann stehe ich nicht an – und ich stehe auch dazu –, dass ich dann als Folgeredner – ich glaube, ich war nach dem Abgeordneten Fichtenbauer der Zweite meiner Fraktion – in meiner Rede festgehalten habe, dass diese Antrittsrede für uns – mit „für uns“ meine ich jetzt unsere Fraktion, aber vor allen Dingen die Bediensteten des Bundesheeres, und Sie wissen, ich bin ein Unteroffizier des Bundesheeres – schon auch irgendwo ein Hoffnungssignal war, dass sich die Politik im Ressort ändert, dass sich die Kommunikation ändert und dass es vor allen Dingen ein Auf-Augenhöhe-miteinander-reden-und-Kommunizieren geben kann.

Jetzt, etwas mehr als ein Jahr später, muss man aber leider feststellen, dass, wenn es auch nur ein Jahr danach ist, wir Lichtjahre von dem entfernt sind, was wir damals ir­gendwie als Hoffnung wahrgenommen haben, denn, meine sehr geehrten Damen und Herren, die Reform des Grundwehrdienstes – und Sie haben damals, im März 2013, diese Reform auch selbst als höchste Priorität in Ihrer Amtsführung bezeichnet – ist in vielen Bereichen, wie wir heute nicht nur aufgrund parlamentarischer Anfragen-Serien, sondern natürlich auch aus Rückmeldungen aus dem Bundesheer wissen, in vielen


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Bereichen schleppend und in vielen Bereichen noch überhaupt nicht passiert. (Zwi­schenruf des Abg. Schönegger.) Und, sehr geehrter Herr Bundesminister, auch wenn Sie immer wieder beteuern, dass die Reform des Grundwehrdienstes natürlich durch­geführt wird, mit 30 Millionen € auch entsprechend budgetiert ist, müssen wir heute feststellen, dass es bezüglich dieser Reform noch einiges zu tun gibt.

Ich möchte hier plakativ kurz aus eine Befehl des Streitkräfteführungskommandos – übrigens druckfrisch von gestern – zitieren, wie es wirklich mit der Reform des Grund­wehrdienstes steht. In diesem Befehl des Streitkräfteführungskommandos vom 19. Mai 2014 wird festgehalten, dass die verfügbaren Budgetmittel erfordern, eine drastische Reduktion des Fahrbetriebes innerhalb des Streitkräfteführungskommandos und der nachgeordneten Dienststellen zu verordnen.

Es werden dann folgende Prioritäten gesetzt:

Priorität 1: Auslandseinsätze, Reservekräfte für Auslandseinsätze, Einsatzvorbereitung für Auslandseinsätze, Aktivitäten im Rahmen gesetzlicher und ähnlicher Vorgaben und dergleichen;

Priorität 2: Übungen wie „Amadeus – Schutz 14“, das Pionierbataillon, ABC-Abwehr­kompanie;

Priorität 3: die Kaderpräsenzeinheiten;

Priorität 4: die präsenten Kräfte (vier bis sechs Monate).

Das heißt, nach der Basisausbildung 1, wenn der Rekrut dann in die Basisausbildung 2 geht – der Grundwehrdienst dauert bekanntlich 6 Monate – stehen Fahrzeuge in redu­ziertem Ausmaß zur Verfügung. (Abg. Strache: ... 2 000 Kilometer Fußmarsch!)

Und jetzt kommt der letzte Satz dieses Befehls, der erörtert, wie es konkret ausschaut:

Um mit dem verfügbaren Materialerhaltungsbudget das Auslangen zu finden, werden die logistisch nachgeordneten Verbände und Dienststellen gemäß Verteiler beauftragt, die verfügbaren Kraftfahrzeuge der Flotten Puch G, Pinzgauer und 12M18 grundsätz­lich nur für die Vorhaben der Priorität 1 und 2 vorzusehen.

Gemäß Befehl, meine sehr geehrten Damen und Herren, hat der Grundwehrdiener und die Reform des Grundwehrdienstes Priorität 4. (Zwischenruf des Abg. Weninger. – Abg. Strache: Der Grundwehrdiener lässt sich beamten!)

Hier kann man Folgendes feststellen, sehr geehrter Herr Bundesminister – so leid es mir tut –: In der Phase, in der wir jetzt sind, ist die Reform de facto gescheitert. Und wenn die Reform gescheitert ist, dann sind auch Sie gescheitert (Beifall bei der FPÖ), weil wir als Freiheitliche Partei Sie natürlich auch am Erfolg dieser Reform messen werden.

Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren – und ich darf jetzt auch einmal auf die von mir aus rechte Seite blicken –, natürlich hat auch die ÖVP in vielen Bereichen Mit­verantwortung. Man kann sich als Regierungs- und Koalitionspartner nicht einfach so abputzen und sagen: Wir haben damit nichts zu tun! – Aber dazu noch später.

Ich möchte noch daran erinnern und darauf wieder zurückkommen, dass wir gemein­sam, Herr Bundesminister, meine sehr geehrten Kollegen von SPÖ und ÖVP, im letz­ten Jahr die Sicherheitsstrategie verabschiedet haben – eine Sicherheitsstrategie ver­abschiedet haben, die als Grundlage für die zukünftige Auftragserfüllung des österrei­chischen Bundesheeres hätte dienen sollen, sage ich jetzt ganz bewusst, die natürlich auch Grundlage für weitere politische Entscheidungen hätte sein sollen und als solche hätte dienen sollen, von der wir aber heute aufgrund der katastrophalen budgetären Lage des Bundesheeres – und wir haben diese Woche noch die Aufgabe, das Budget zu diskutieren – weit, weit entfernt sind.


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Wir müssen uns, glaube ich, hier, in diesem Bereich, diese Sicherheitsstrategie noch einmal genauestens anschauen, müssen evaluieren, was überhaupt noch möglich ist, was von dieser Sicherheitsstrategie noch übrig ist, und ich glaube, das wird natürlich auch mich und auch uns hier in diesem Hohen Haus im Verteidigungsausschuss in den nächsten Monaten treffen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich noch ein paar Anmerkun­gen machen: Wenn – ich darf jetzt wieder zitieren – ein aktiver Militärkommandant in einer Tageszeitung so zitiert wird: „Wir können die Instandsetzung unserer Fahrzeuge nicht mehr durchführen“ (Abg. Walter Rosenkranz: Wahnsinn! – Abg. Strache: Irr­sinn!), oder: „Wenn wir die Mobilität des Bundesheeres verlieren, verlieren wir auch die Möglichkeit, größere Assistenzleistungen wie etwa bei Hochwasser zu erbringen“, dann glaube ich, dass diese Dringliche Anfrage heute berechtigt ist, dass auch eine si­cherheitspolitische Diskussion in diesem Haus hier berechtigt ist (Beifall bei der FPÖ) und vor allen Dingen auch ein kritisches Beleuchten der sicherheitspolitischen Bank­rotterklärung von SPÖ und ÖVP im Bereich der Verteidigungspolitik.

Herr Bundesminister, Stichwort Hochwassereinsatz. Ich gehe davon aus, dass Sie wahrscheinlich in Ihrer Wortmeldung dann auf die großartigen Leistungen eingehen werden, die in den letzten Tagen und Wochen erbracht worden sind: großartige Leis­tungen, meine sehr geehrten Damen und Herren, in Österreich, im Inland, wie auch im Ausland, wo das Bundesheer Großartiges leistet. – Aber lassen Sie mich hier schon auch folgende Anmerkung machen: Diese großartigen Leistungen wurden nicht auf­grund der, wie Sie meinen, großartigen verteidigungspolitischen Ansätze von Ihnen, Herr Bundesminister, aber auch nicht aufgrund jener von der ÖVP als Regierungs­partner erbracht, sondern wurden deshalb erbracht, weil die Soldatinnen und Soldaten des österreichischen Bundesheeres – und da sage ich: wie auch in den Jahren davor, egal, ob im Inland oder im Ausland, oftmals unter widrigsten Rahmenbedingungen, in vielen Bereichen ohne budgetäre Bedeckung und mit oftmals veraltetem Gerät mit wirklich totalem persönlichen Engagement in diese Einsätze gegangen sind. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Schönegger.) Ich darf mich hier von diesem Rednerpult ganz, ganz herzlich bei diesen Soldaten bedanken.

Sehr geehrter Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Aber ge­nau diese Soldaten, die jetzt angesprochen wurden und die im Einsatz stehen und Großartiges für unsere Österreicherinnen und Österreicher, aber auch für Betroffene im Ausland leisten, sind jene, die oftmals auch – ich sage das ganz selbstbewusst und offen als Personalvertreter des Bundesheeres – zum Opfer dieser Verunsicherungs­politik in der Verteidigungspolitik der Bundesregierung und von SPÖ und ÖVP gewor­den sind.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn man sich die Aussagen des Herrn Bundesministers der letzten Woche genauer anschaut, dann wird einem schnell klar, dass natürlich auch das Personal in vielen Bereichen mit großen Einschnitten wird rechnen müssen. Und ich sage jetzt vorsichtig: Ein Schelm, wer böses denkt! – Wir ha­ben heuer im Herbst die Personalvertretungswahlen im Bundesheer zu schlagen. (Abg. Weninger: Also deshalb die aktuelle Anfrage! – Zwischenruf des Abg. Pendl.) Vieles, was in diesem Bereich auf uns zukommen wird, wird wohl erst 2015 auf uns zu­kommen. (Abg. Strache: Wieder etwas versprechen und dann wieder brechen! – Abg. Schönegger: Wie der Schelm denkt!) Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich erinnere – Abgeordneter Pendl, bevor du da hereinschreist –, ich erinnere nur an die Diskussion, die wir erst vor einigen Wochen wieder hier geführt haben, die bereits Jahre, ja, Jahrzehnte alt ist, die nämlich seit 1997 hier in diesem Haus Thema ist.

In dieser Diskussion geht es nämlich darum, endlich einmal die Rechte der ehemaligen Zeitsoldaten sicherzustellen (Beifall bei der FPÖ – Ruf bei der FPÖ: Jawohl!), wo noch


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immer mit 30 Monaten gedeckelt wurde, die damals monate- und jahrelang ihren Dienst für die Republik Österreich geleistet haben ohne Überstundenabgeltung und mit 12 Mo­natsgehältern (Abg. Strache: Mindestsicherung für Grundwehrdiener, das wäre et­was!), und die heute, wenn es darum geht, ordentliche Pensionen zu bekommen oder in Pension zu gehen, in Wahrheit die Opfer Ihrer Politik sind, Herr Abgeordneter Pendl. Da besteht Handlungsbedarf, und da muss man auch endlich einmal ansetzen! (Beifall bei der FPÖ.)

Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben nicht nur die Problemstel­lungen bei jenen, die jetzt bald in Pension oder in den Ruhestand gehen, nein, Sie wis­sen es und der Herr Bundesminister weiß es – Sie werden es wahrscheinlich spä­testens jetzt wissen –, dass wir auch heute innerhalb des Bundesheeres große Schwierigkeiten haben. Ich sage Ihnen, Herr Bundesminister, meine sehr geehrten Da­men und Herren, wir entwickeln uns in eine Richtung, wo das österreichische Bundes­heer als Dienst- und Arbeitgeber nicht mehr attraktiv ist.

Jetzt kann der eine oder andere sagen: Na ja, es steht jedem frei, wo er hingeht! (Abg. Strache: Die Neutralitätsaufgaben sind ja gar nicht mehr zu erfüllen, wenn das so weitergeht!), aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben heute schon die Situation, dass gut ausgebildete junge Kräfte – ich spreche hier von 25- bis 35-jährigen Unteroffizieren und Offizieren, die eine Ausbildung im Bundesheer genossen haben, und zwar eine sehr gute Ausbildung genossen haben –, heute sagen: Nein, in diesem System will ich nicht bleiben, ich sehe hier keine Zukunft!, und in die Privatwirtschaft oder in andere Bereiche des öffentlichen Dienstes wechseln.

Jetzt kann man als Personalvertreter sagen: Na ja, dann unterstützen wir das!, aber wir alle hier in diesem Haus, meine sehr geehrten Damen und Herren, haben auch eine Verantwortung gegenüber dem Bundesheer, und wenn sich die Personalpolitik und wenn sich die Politik im Bereich der Verteidigung insgesamt nicht ändert, dann wird dieser Trend noch fortgeführt und dann werden wir eine Situation erleben, wo nicht mehr die Besten und diejenigen Menschen zu uns finden, die wir brauchen, sondern dann haben wir die Situation – der Herr Bundesminister kennt die Zahlen –, dass wir eine Überalterung erleben, die noch schlimmer werden wird, als sie heute ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eine Aussage der letzten Wochen, die ganz besonders verwundert hat, aber wohl sinnbildlich ist für die, wie gesagt, jahrelange Vernachlässigung des Bundesheeres, war die Aussage des Herrn Bundesministers: „Für so viel Geld gibt es so viel Bundesheer!“

Was im ersten Moment pragmatisch klingen mag, ist beim zweiten Hinschauen natür­lich eine Kapitulation im Bereich der Verteidigungspolitik.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, kennen Sie ein Land in Europa – bleiben wir in Europa! –, welches seine Verteidigungsfähigkeit, seine sicherheitspolitische Ausrich­tung nach rein budgetären Maßgaben regelt? – Meine sehr geehrten Damen und Her­ren, ich brauche, glaube ich, in diesem Haus niemanden daran zu erinnern, wie schnell sich Lagen und Dinge ändern können. Ich erinnere an die Ukraine, wo wir heute eine Situation erleben, die natürlich auch Österreich treffen kann, die auch zeigt, wie rasch sich Dinge selbst innerhalb Europas ändern können (Zwischenruf des Abg. Weninger), wo wir auch sehen, dass die immer wieder kolportierten und prognostizieren Vorlauf­zeiten von Jahren – ja bis zu zehn Jahren! – zur Krisenerkennung und der raschen Re­aktionsfähigkeit überhaupt nicht vorhanden sind (Abg. Strache: Die Aufrechterhaltung der Neutralität wird zur Landesverteidigung!), sodass klar ist, dass wir hier in Öster­reich auch Vorkehrungen treffen müssen, um uns auf solche Lageänderungen entspre­chend vorzubereiten. Die Ukraine, der Arabische Frühling und so weiter sollten Zei­chen sein!


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Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, gerade Österreich als neutrales Land – Herr Abgeordneter Weninger, Österreich als neutrales Land, und ich gehe davon aus, zur Neutralität stehen auch Sie (Zwischenruf des Abg. Weninger – Abg. Strache: Die wird ja nicht gelebt! Die wird ja nicht gelebt von der SPÖ! Die ergreift ja Partei!) – sollte auch, die verfassungsmäßigen Aufgaben des Bundesheeres, die noch immer in der Verfassung stehen, auch leben und umsetzen (Beifall bei der FPÖ) und nicht mit einem Spardruck das letzte Fünkchen Neutralität, das uns Rot und Schwarz noch übriggelas­sen haben, auch noch auslöschen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das waren jetzt Dinge, die in der Vergan­genheit passiert sind, aber erlauben Sie mir noch eines festzuhalten: Wenn wir heute eine Situation erleben, wo die Reform des Wehrdienstes gescheitert ist (Abg. Schön­egger: Das ist ja nicht wahr!) – in vielen Bereichen gescheitert ist –, wenn wir in eini­gen Minuten einen Bundesminister erleben werden – davon gehe ich aus –, der die Si­tuation wieder schönreden wird, der wieder sagen wird: Na ja, so schlimm ist es ja nicht; wir sind zwar am Boden des Fasses angelangt, aber es geht schon weiter!, dann möchte ich hier abschließend daran erinnern, dass wir es sind – wir hier in diesem Hohen Haus! –, die in dieser Woche das Budget beschließen werden, dass wir es sind, die die gesetzlichen Rahmenbedingungen für das österreichische Bundesheer entspre­chend sicherstellen sollten, und dass wir als selbständige und vor allem auch selbst­bewusste Abgeordnete aktiv werden und uns hier auch einmal zu Wort melden sollten, wenn der Herr Bundesminister den Grundsatz, wie er ihn 2013 bei seiner Antrittsrede verkündet hat, verlässt, als er Folgendes gesagt hat:

„Als Bundesminister fühle ich mich dem Hohen Haus als oberstes Gesetzgebungs- und Kontrollorgan verpflichtet. Auf diesen Grundsatz wird auch mein Handeln ausgerichtet sein.“

Ich möchte alle Mitglieder des Budgetausschusses, Bereich militärische Landesvertei­digung, an den letzten Dienstag erinnern, wo wir wenig bis gar keine Auskünfte über die möglichen Einsparungen des Bundesheeres erhalten haben, wo wir in gewohnt za­ckiger, militärischer Sprache noch ausgerichtet bekommen haben  der Abgeordnete Fuchs war es, der Abgeordnete Kassegger war es –: Na, die FPÖ, Kleinkariertheit; ich habe ein 2-Milliarden-Budget zu verwalten! Und im Endeffekt wurde das Hohe Haus nicht informiert, aber am nächsten Tag waren dann die Einsparungen, die ersten Ein­sparungsschritte bereits in der Zeitung zu lesen. (Zwischenruf des Abg. Strache.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist nicht der Parlamentarismus, den ich mir vorstelle.

Herr Bundesminister, das ist hoffentlich auch nicht der Umgang, den Sie damals ge­meint haben bei Ihrer Antrittsrede im Jahr 2013. Da haben wir als Abgeordnete dieses Hauses sehr wohl das Recht, uns zu Wort zu melden. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich fordere alle heute hier auch auf, endlich im Bereich der Sicherheitspolitik, im Be­reich der Verteidigungspolitik selbstbewusst und vor allen Dingen auch Ihrem Gewis­sen entsprechend zu entscheiden, und freue mich auf die Beantwortung der Dringli­chen Anfrage. (Beifall und Bravorufe bei der FPÖ. Ruf bei der FPÖ: Schade, dass das der Herr Kollege Jarolim nicht gehört hat! Ruf bei der SPÖ:  nichts versäumt! Abg. Strache: Ein Datenschützer, der bei Abstimmungen den Saal verlässt, wenn es um Datenschutz geht!)

15.20


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zur Beantwortung der Anfrage hat sich Herr Bundesminister für Landesverteidigung und Sport Mag. Klug zu Wort gemeldet. Die Redezeit soll 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Herr Bundesminister. (Rufe und


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Gegenrufe zwischen Abgeordneten von SPÖ und FPÖ. Präsidentin Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Der Herr Bundesminister gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


15.21.36

Bundesminister für Landesverteidigung und Sport Mag. Gerald Klug: Sehr ge­schätzte Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer, Zuseherinnen und Zuseher zu Hause an den Fernsehgerä­ten! Sehr geehrtes Hohes Haus! Geschätzte Abgeordnete, nachdem wir in den letzten 14 Monaten die Gelegenheit hatten, einander schon besser kennenzulernen, wissen Sie, dass es von mir nur einen direkten Zugang gibt.

Daher lassen Sie mich, bevor ich zur Beantwortung der Fragen komme, vielleicht kurz einmal die Fronten klären! Jeder von Ihnen, der sich ehrlich gemeinte Sorgen um die Zukunft des österreichischen Bundesheeres macht, hat in mir einen treuen Verbün­deten. (Ruf bei der FPÖ: Sicher!) Jeder von Ihnen, der bereit ist, für eine solide Zukunft unserer Armee und die dafür notwendigen finanziellen Mittel und die notwendige Aus­stattung zu kämpfen, hat in mir einen verlässlichen und hartnäckigen Verbündeten. Je­der von Ihnen, der an einer Weiterentwicklung unserer Armee, hin zu einer effektiven Einsatzfähigkeit und hin zu Einsatzstreitkräften auf der Höhe der Zeit arbeiten will, hat in mir einen engagierten Verbündeten. (Zwischenruf des Abg. Höbart.)

Auf jede wörtliche Ausführung, Kollege Kunasek, möchte ich jetzt zu Beginn nicht ein­gehen, aber eines möchte ich klar und deutlich feststellen: Ich habe kein Verständnis für jene, die die schwierige Situation unserer Armee für politisches Kleingeld und für persönliche Profilierung nutzen wollen. (Beifall bei der SPÖ. Ironische Heiterkeit bei der FPÖ. Abg. Strache: Wer ist denn verantwortlich für die Situation, wenn nicht Sie?! Abg. Neubauer: Sie sind der Totengräber! Gegenrufe bei der SPÖ.)

Ich habe auch kein Verständnis für jene, die dem österreichischen Bundesheer zum ei­genen Nutzen heute hier im Hohen Haus ein rhetorisches Grab schaufeln wollen. Ich habe auch kein Verständnis für all jene, die durch permanentes Schwarzmalen und un­ter vollkommener Negierung der hervorragenden Leistungen unserer Soldatinnen und Soldaten das Vertrauen der Bevölkerung in unsere Armee untergraben. (Abg. Strache: Hören Sie auf Ihre Offiziere? – Zwischenruf des Abg. Walter Rosenkranz.) All jenen zum Trotz, die seit Jahren die Totenglocken für das österreichische Bundesheer läu­ten, leistet unsere Armee Großartiges. Ein Beispiel dafür sind die jüngsten Hilfsein­sätze im Kampf gegen das Hochwasser in Österreich und in Bosnien. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich bin aber heute auch nicht hier, um die Situation schönzureden. Ja, die neuerlichen Einsparungen im Budget für die Jahre 2014 und 2015 stellen das österreichische Bun­desheer vor immense Herausforderungen. Es ist mir in beiden Budgets gelungen, maßgebliche Reduktionen bei den Budgeteinschnitten zu verhandeln. Herr Kollege Ku­nasek, Sie wissen das! Trotzdem stehen wir vor einer Situation, dass die Armee in ih­rer derzeitigen Struktur und Größe mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mit­teln nicht finanzierbar ist.

Schlagend geworden ist dieser Umstand einerseits durch die neuerlichen Einsparun­gen in den Budgets der beiden kommenden Jahre, begründet wurde die angespannte finanzielle Situation jedoch viel früher, etwa durch den Ankauf der Eurofighter, durch ein seit Jahren überholtes Dienstrecht, durch Versäumnisse bei anderen notwendigen Reformen und durch das Faktum, dass wir in den letzten zehn Jahren ein volles Jah­resbudget einsparen mussten.

Was müssen also die notwendigen Konsequenzen aus dem derzeitigen finanziellen Di­lemma sein? – Einerseits müssen wir Sofortmaßnahmen setzen, um unseren Beitrag


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zu den auferlegten Einsparungen beizusteuern. Die Maßnahmen für beide Jahre wur­den von mir im Zuge der Budgeterstellung bereits ausführlich dargestellt. Es handelt sich um Einschränkungen, die quer durch das gesamte österreichische Bundesheer spürbar und sichtbar werden  sowohl in der Verwaltung, im Ministerium, bei der Öf­fentlichkeitsarbeit, bei Teilen der Streitkräfte als auch beim Fuhrpark. Darüber hinaus müssen wir aber auch langfristig Vorkehrungen treffen, um mit der neuen budgetären Situation zurechtzukommen. Darum habe ich die militärische Führungsspitze beauf­tragt, ein Konzept für eine neue Struktur für unsere Armee zu erarbeiten. Die Leitlinie dabei ist klar.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir müssen uns in Zukunft auf die militärisch ein­satzwahrscheinlichsten Aufgaben konzentrieren. Für mich zählen dazu die Katastro­phenhilfe im Inland, die Friedensmissionen im Ausland, die Luftraumüberwachung und, auf Basis der Volksentscheidung 2013, die Reform des Grundwehrdienstes.

Abgesehen von diesen Eckpunkten wird es die finanzielle Ausgangslage aber auch nö­tig machen, dass wir ohne Scheuklappen und ohne Tabus über Änderungen gemein­sam diskutieren. Ich möchte diese Chance auch dazu nutzen, die Kooperationen mit gleichgesinnten Partnern zu vertiefen und Synergien überall dort zu nutzen, wo es möglich und sinnvoll ist. Ich denke dabei an die Vertiefung der Kooperationen im Be­reich der grenzüberschreitenden Katastrophenhilfe, an gemeinsame Friedenseinsätze, aber auch an die gemeinsame Entwicklung der Fähigkeiten.

Geschätzte Abgeordnete, wir werden uns aber darüber hinaus im Klaren sein müssen, dass Teile dieser Aufgaben in Zukunft nur dann im vollen Umfang zu bewältigen sein werden, wenn die Republik bereit ist, Geld in die Hand zu nehmen. Im Bereich der Luft­raumüberwachung denke ich etwa an unsere SAAB 105, die um das Jahr 2020 ersetzt werden müssen. Im Bereich der Katastrophenhilfe wird die Hubschrauberflotte ergänzt werden müssen, weil unsere Alouette III ihre maximale Lebensdauer in absehbarer Zeit erreichen. Unsere Black Hawks als leistungsfähigste Hubschrauber der Republik werden in den kommenden drei Jahren eine Modernisierung brauchen, um im vollen Umfang einsatzfähig zu bleiben.

Diese Liste könnte ich noch fortsetzen, wie Sie sich sicher vorstellen können. Zusam­menfassend möchte ich daher sagen, dass sich die Bundesregierung mit der Errei­chung des Nulldefizits bis 2016 ein ambitioniertes und meines Erachtens wichtiges Ziel gesetzt hat. Dabei steht fest, dass alle Ressorts einen entsprechenden Beitrag leisten müssen, daher auch das österreichische Bundesheer.

Klar ist aber, dass es Sicherheit nicht zum Nulltarif geben wird. Eine Armee ist, was ih­ren Umfang und die Fähigkeiten betrifft, natürlich direkt und unmittelbar vom Budget abhängig. Ich werde mich deshalb dafür stark machen, dass es ab 2016 für notwendi­ge Beschaffungen und Investitionen im österreichischen Bundesheer auch die entspre­chenden finanziellen Mittel gibt; und ich bin mir sicher, dass ich mich in dieser Frage auf Ihre Unterstützung verlassen kann. (Abg. Strache: Zurück zu Steinschleuder und zu Fuß! Zwischenruf des Abg. Jarolim.)

Nun komme ich zur Beantwortung Ihrer Fragen.

Zu den Fragen 1, 4, 31, 33, 35 und 37:

Ich habe den Generalstab beauftragt, Planungen vorzunehmen, um das österreichi­sche Bundesheer auf neue Beine zu stellen. Meine Prioritäten sind klar definiert:

erstens die Orientierung an den militärisch einsatzwahrscheinlichen Aufgaben;

zweitens die Fortsetzung des internationalen Engagements auf hohem Niveau;

drittens die Vertiefung der europäischen Kooperationen mit gleichgesinnten Partnern;


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viertens: Die Wehrdienstreform ist umzusetzen!

Ich erwarte, dass diese Planungen Mitte des Jahres abgeschlossen sind und vorgelegt werden.

Zu den Fragen 2 und 3, 5 bis 10, 19, 27, 29 und 30:

Mit der im Vorjahr mit breiter parlamentarischer Mehrheit beschlossenen Sicherheits­strategie haben wir ein festes und aktuelles Fundament für die Neuausrichtung und Weiterentwicklung unserer Verteidigungspolitik. Die Grundannahmen möglicher Bedro­hungen und Herausforderungen der Zukunft sind auf der Höhe der Zeit. (Abg. Strache: Die Ukraine-Krise hat einiges verändert!) Das österreichische Bundesheer ist dabei ein wesentlicher Faktor für die innere und äußere Sicherheit.

Angesichts der verfügbaren Ressourcen sind in diesem Zusammenhang aber auch klare Prioritätensetzungen und Schwergewichtsbildungen notwendiger denn je. Ich werde daher die Vorgaben der Sicherheitsstrategie im Rahmen der Teilstrategie Vertei­digungspolitik für den militärischen Bereich umsetzen. Jedenfalls werden wir die in der Sicherheitsstrategie festgelegten Stärken als unabdingbare Vorgaben einhalten. Ich darf erinnern, dass wir 55 000 Soldatinnen und Soldaten als Gesamtstärke bereitstel­len, davon 12 500 präsente Kräfte für die Katastrophenhilfe im Inland, lageangepasst mindestens 1 100 Soldatinnen und Soldaten als Dauerleistung für unsere Auslandsein­sätze sowie weitere 100 Expertinnen und Experten für die Unterstützung von Aufgaben im Rahmen der Konfliktprävention und der militärischen Ausbildungsunterstützung.

Wie im Ausschuss schon angekündigt, werde ich mit den Wehrsprechern auf der politi­schen Ebene Gespräche über die Teilstrategie Verteidigungspolitik führen. Des Weite­ren plane ich, den Nationalen Sicherheitsrat zu informieren und diesen Vorschlag dann der Bundesregierung vorzulegen.

Zur Frage 11:

Der Bestand an Kraftfahrzeugen wird an den tatsächlichen Bedarf angepasst. Gleich­zeitig findet eine ressourcenorientierte Erneuerung des Fuhrparks statt. Dabei handelt es sich um rund 400 Fahrzeuge im Jahr.

Die Fragen 12 und 13 beantworte ich mit einem Nein.

Zu den Fragen 14 und 15:

Alle derzeit zur Materialerhaltung anstehenden Fahrzeuge werden nach klaren Vorga­ben  Bestand, Bedarf und Notwendigkeiten  der Instandsetzung zugeführt.

Zu den Fragen 16 bis 18:

Für 2014 und 2015 werden folgende Kraftfahrzeuge beschafft: 300 Stück Kraftfahrzeu­ge bis 1,5 Tonnen; zehn Stück Lastkraftwagen bis 2,5 Tonnen Wechselaufbau; 92 Stück Lastkraftwagen überschwer bis 10 Tonnen; 33 Stück Mehrzweckfahrzeuge IVECO; sechs Stück Allschutztransportfahrzeuge Dingo 2.

Darüber hinaus führen wir eine Kampfwertsteigerung der Pandur-Flotte durch.

Sie können sich darauf verlassen, dass diese Fahrzeuge so rasch wie möglich der Truppe übergeben werden.

Zu den Fragen 20 und 21:

Das einsatzrelevante Pioniergerät wird instandgehalten, daher ist es bisher zu keinen Ausfällen gekommen.

Zu den Fragen 22 bis 24:

Derzeit bestehen keine Einschränkungen in der Einsatzbereitschaft. In den kommen­den drei Jahren werden unsere Black Hawks eine Modernisierung benötigen, um im


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vollen Umfang einsatzfähig zu bleiben. Daher wurde das Planungsverfahren zum ma­terialerhaltungsbedingten Ersatz von Avionik-Komponenten eingeleitet. Ohne Update sind die Hubschrauber bis zum Jahr 2020 einsetzbar.

Zur Frage 25:

Das gesamte österreichische Bundesheer, unter Federführung des Generalstabschefs, ist mit der Umsetzung der Wehrdienstreform beauftragt. Von der Alleinzuständigkeit eines Sektionsleiters kann daher keine Rede sein.

Zur Frage 26:

Grundsätzlich haben sich die Erfahrungen aus den Pilotprojekten gelohnt. Das auslau­fende Milizprojekt liefert wertvolle Erkenntnisse für die Reform der Miliz. Die Reduktion der Funktionssoldaten wurde zu einem Kernprojekt der Wehrdienstreform, und mit dem kaderpräsenten Jägerbataillon 25 verfügt das österreichische Bundesheer über einen rasch verfügbaren Verband für Einsätze im In- und Ausland.

Zur Frage 28:

Die zu leistenden Konsolidierungsbeiträge sind in den entsprechenden Jahresbudgets abgebildet.

Zur Frage 32:

Die Einberufungszahl wird als eine mittelbare, vorausschauende Maßnahme ange­passt, um für spätere geburtenschwache Jahrgänge genügend Grundwehrdiener ver­fügbar zu haben. Gleichzeitig wird der Berechnung ein realistischer Zugang zum Zivil­dienst unterstellt.

Zur Frage 34:

Für die Jahre 2014 und 2015 sind für Anreize zur Personalgewinnung, zum Beispiel auf Messen, in Schulen, auf Touren, auf Ausstellungen, und für sonstige Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit jeweils 1,1 Millionen € budgetiert. Besonders hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang unsere traditionelle und höchst erfolgreiche Leis­tungsschau anlässlich des Nationalfeiertages am Wiener Heldenplatz.

Zur Frage 36:

In diesem Zusammenhang verweise ich auf die Vorgaben des Regierungsprogram­mes. Die Vorarbeiten zur Schaffung eines neuen Dienstrechts mit berufsspezifischen Besonderheiten, Stichwort Soldatenberuf, sind in meinem Ressort eingeleitet.

Zur Frage 38:

Auslandseinsätze des österreichischen Bundesheeres bilden eine verfassungsgesetz­lich und wehrrechtlich verankerte Kernaufgabe und sind in der österreichischen Si­cherheitsstrategie festgeschrieben. Daher ist das Gesamtbudget des österreichischen Bundesheeres zur Erfüllung dieser Aufgaben vorgesehen.

Erlauben Sie mir darüber hinaus die persönliche Feststellung, dass ich gegenüber al­len konstruktiven Vorschlägen zur Verbesserung der budgetären Lage des österreichi­schen Bundesheeres äußerst aufgeschlossen bin. (Ruf bei der FPÖ: Der war gut!)

Am Ende dieser Dringlichen Anfrage möchte ich nochmals davor warnen, dass im Eifer des politischen Gefechts das Vertrauen der Bevölkerung in unser Bundesheer unter­graben wird. (Abg. Strache: Das Vertrauen der Soldaten!) Der Blick hinaus ins Bun­desgebiet zeigt nämlich gerade in diesem Moment ein anderes, realistischeres Bild als das, das hier gezeichnet wird. Zur Stunde helfen unsere Soldatinnen und Soldaten den seit Tagen in Not befindlichen Mitbürgerinnen und Mitbürgern sowie unseren Nach­barn. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)


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Seite an Seite mit der Feuerwehr und mit anderen Blaulichtorganisationen sind es Hun­derte Soldatinnen und Soldaten des österreichischen Bundesheeres, die in den letzten Tagen und Nächten im Assistenzeinsatz Katastrophenhilfe im Burgenland, in der Stei­ermark und in Niederösterreich geleistet haben. Sie haben Muren beseitigt, Keller aus­gepumpt, Dämme verstärkt und Verklausungen gelöst.

Während ich hier zu Ihnen spreche, stehen nach wie vor rund 140 Soldatinnen und Soldaten im Assistenzeinsatz in Niederösterreich, um das Leid der betroffenen Bevöl­kerung zu lindern und möglichst rasch die Spuren des Hochwassers zu beseitigen. (Abg. Strache: Warum nur 140?)

Aber nicht nur im Inland, sondern auch in Bosnien und Herzegowina, wo der Katastro­phennotstand ausgerufen wurde, befindet sich das österreichische Bundesheer im Ein­satz für die Bevölkerung und gegen die Wassermassen. Unsere Piloten, die Teil des österreichischen Kontingents der dortigen EU-Mission sind, evakuierten bislang mit über 200 Hubschrauberflügen mehr als 800 Personen, die vom Hochwasser einge­schlossen waren. Darunter waren Familien mit kleinen Kindern, schwangere Frauen, Alte und Kranke, die jetzt dank unserer Hilfe wieder in Sicherheit sind.

Diese Evakuierungseinsätze erfolgten unter widrigsten Bedingungen und teils unter Einsatz des eigenen Lebens mit genau jenen Hubschraubertypen, auf die ich eingangs schon Bezug genommen habe.

Es ist mir ein persönliches Anliegen, besonders auch vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen, denen sich das österreichische Bundesheer gegenübersieht, an dieser Stelle unseren Soldatinnen und Soldaten aus ganzem Herzen für ihren uner­müdlichen Einsatz und die hervorragenden Leistungen zu danken und ihnen meinen persönlichen Respekt auszusprechen. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, FPÖ, NEOS und Team Stronach. – Abg. Strache: Ein bisschen mehr Budget wäre angebracht!)

Sehr geschätzte Damen und Herren! Wer angesichts dieser hervorragenden Leistun­gen die Handlungsfähigkeit und die Einsatzfähigkeit des österreichischen Bundeshee­res anzweifelt, widerspricht eins zu eins den unmittelbaren Erfahrungen all jener Ös­terreicherinnen und Österreicher, denen in den letzten Tagen durch unser Bundesheer geholfen wurde. – Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

15.42


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gehen nun in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass kein Redner/keine Rednerin länger als 10 Minu­ten sprechen darf. Die Gesamtredezeit pro Fraktion beträgt 25 Minuten.

Als Erster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Bösch. – Bitte. (Abg. Jarolim – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Bösch –: Ich habe einen Paint­ball-Einsatz angeregt! Wie stehen Sie dazu?)

 


15.42.44

Abgeordneter Dr. Reinhard Eugen Bösch (FPÖ): Frau Präsidentin! – Meine Herren Kollegen von der SPÖ, bitte beruhigen Sie sich! Wir reden hier über die Sicherheits­politik.

Herr Bundesminister, Sie haben das große Wort „Sicherheit gibt es nicht zum Null­tarif“ in Ihrer Antwort auf unsere Dringliche Anfrage geprägt. Für diesen Satz bekom­men Sie unsere Unterstützung in seiner vollen Länge. Sie hätten ihn aber, und das, glaube ich, wäre wichtiger gewesen, dem Finanzminister der ÖVP geradezu entgegen­schleudern müssen. (Beifall bei der FPÖ.)

Uns Freiheitlichen geht es heute um die Sicherstellung der Sicherheitspolitik der Re­publik. Und wir wollen Sie darin unterstützen, wenn Sie sich bemühen, genügend Mittel für das österreichische Bundesheer und seine Aufgaben zu lukrieren.


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Uns geht es heute auch darum, so wie wir vormittags die Diskrepanzen zwischen der Theorie, die die Bundesregierung in Bezug auf das Gesamtbudget aufstellt, und der Realität, die uns gegenübersteht, aufgezeigt haben, das auch heute Nachmittag in Be­zug auf das Bundesheer zu tun. Es gibt auch hier ein klares Missverhältnis zwischen dem, was der Nationalrat und die Bundesregierung in den letzten Monaten beschlos­sen haben, und dem, was uns heute als Ihre reelle Politik entgegentritt, Herr Bundes­minister.

Wir haben die Sicherheitsstrategie und auch die Teilstrategie Verteidigungspolitik be­schlossen. Und in dieser Teilstrategie Verteidigungspolitik, die Sie schon im Entwurf im „Soldaten“ veröffentlicht haben, steht drinnen, dass das österreichische Bundesheer Österreich, seine Menschen und ihre Lebensgrundlagen verteidigt. Das österreichische Bundesheer stellt die Luftraumsouveränität und die Luftraumüberwachung sicher. Es ist die strategische Handlungsreserve der Republik. Es trägt zur gemeinsamen Sicher­heit Europas bei. Es leistet einen sichtbaren und profilierten Beitrag zu internationalem Frieden und Sicherheit. Und als verteidigungspolitisches Ziel formulieren Sie darin die Sicherstellung der militärischen Kernbefähigung als Basis für ein zukunftsrobustes und einsatzorientiertes Bundesheer.

Herr Bundesminister, da wird in Bezug auf die Fähigkeiten des österreichischen Bun­desheers groß formuliert. Aber das entspricht nicht der Realität, die uns in den Fähig­keiten des Bundesheers entgegentritt. Denn mit nur 0,6 Prozent des Bruttoinlandpro­dukts können Sie diese Aufgaben nicht mehr erfüllen. (Beifall bei der FPÖ.)

Herr Bundesminister, Sie sind einer, der starke Worte setzt, aber keine Taten folgen lässt. Sie sind wohl nicht allein verantwortlich, aber Sie sind der Hauptverantwortliche für diese Situation, da Sie sich für das österreichische Bundesheer in der Bundesre­gierung durchsetzen müssen.

Mitverantwortlich, meine Damen und Herren, sind freilich beide Regierungsparteien, die SPÖ und die ÖVP, und beide ließen sich von ihren wahlkämpfenden Landeshaupt­leuten vor wenigen Monaten vor einen Karren spannen, der das Bundesheer beinahe in den Graben gefahren hätte. Sie haben dabei den Menschen vorgemacht, es ginge Ihnen um die Sicherheit des Landes, um ein wichtiges Anliegen, aber in Wirklichkeit ging es Ihnen nur um den schnellen Erfolg bei den Landtagswahlen. Und nach der Volksbefragung über die allgemeine Wehrpflicht hat sich bald herausgestellt, dass Ih­nen die Sicherheitspolitik der Republik nichts wert ist.

Es ist deshalb auch so, meine Damen und Herren, dass die ÖVP mit ihren Kroko­dilstränen, die in Bälde der Wehrsprecher dieser Partei vergießen wird, völlig unglaub­würdig ist. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie von der SPÖ haben Ihr Ziel der Einrichtung einer Berufsarmee nicht erreicht – und streben es nunmehr dadurch an, dass das bestehende System einfach kaputtgespart wird.

Wenn Sie, Herr Bundesminister, in Ihrer Antwort auf die Dringliche Anfrage erklären, dass unsere Soldatinnen und Soldaten jetzt im Assistenzeinsatz stehen, was wir be­grüßen und wofür wir herzlich danken, dann kann ich Ihnen nur sagen, wenn Sie jetzt in die Umstellung des Bundesheers in eine Berufsarmee verstrickt wären, dann hätten Sie diese Kräfte, die wir jetzt dringend brauchen, gar nicht aufgebracht.

Meine Damen und Herren! Die Ukraine und die Ereignisse dort zeigen uns, wie rasch sich die Lage ändern kann. Dies führt uns vor Augen, dass die Lunten an den Pulver­fässern in Osteuropa nach wie vor brennen, dass die ganzen Ansichten, dass man zehn Jahre Vorlaufzeit hätte, wenn sich eine Lageverschlechterung in Europa ergibt, einfach nicht stimmen und dass jeder Staat gut beraten ist, wenn er für den Fall einer kritischen Lage gerüstet ist.


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Meine Damen und Herren, für diese kritische Lage ist Österreich nicht gerüstet. Wir ha­ben nicht die ausreichenden Kräfte, um eine allfällige Landesverteidigung durchführen zu können.

SPÖ und ÖVP sind dabei, die Grundlagen der gesamten Sicherheit dieser Republik zu zerstören. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Strache.)

Herr Bundesminister Klug, Sie sagen immer, so viel Geld so viel Bundesheer, und das ist genau falsch. Das ist nämlich die Position des Finanzministers. Sie müssten auf­grund der Sicherheitsstrategie sagen, wie viel Bundesheer notwendig ist, um diese Aufgaben zu erfüllen, und dieses Geld brauchen wir vom Budget, um die Erfüllung die­ser Aufgaben wirklich sicherstellen zu können. (Neuerlicher Beifall bei der FPÖ.)

Und Sie, Herr Bundesminister, haben in allen Strategien klar die drei Prioritäten anzu­sprechen:

Erstens: die Landesverteidigung – zuerst die Landesverteidigung. Warum die Landes­verteidigung? – Da nur das österreichische Bundesheer in der Lage dazu ist, diese Leistung für die Republik zu erbringen.

Zweitens: der Heimatschutz, weil nur das österreichische Bundesheer in der Lage ist, mit Assistenzkräften die notwendige Zahl von Personen aufzubieten, die man organi­siert und diszipliniert in einen solchen Einsatz führen kann.

Und erst wenn wir diese beiden Punkte erledigt haben, dann können wir ins Ausland gehen, Herr Bundesminister. Das ist, glaube ich, eine ganz klare Lage. (Beifall bei der FPÖ.)

Für die Erfüllung dieser Aufgabe sollten Sie kämpfen, Herr Bundesminister!

Zu diesem Kampf wollen wir Freiheitlichen Sie ermuntern, und diesen Kampf sollten Sie auch gegen den Finanzminister, gegen Ihren Koalitionspartner glaubwürdig führen!

Ich darf noch einmal zitieren, was die Österreichische Offiziersgesellschaft zu dieser Situation gesagt hat. Die Offiziersgesellschaft ist übrigens jene Gesellschaft, die Ihr grandioser Vorgänger in einem Anflug von demokratischer Gesinnung beseitigen woll­te, weil sie sich erlaubt hat, die Lage kritisch zu beurteilen. Die Österreichische Offi­ziersgesellschaft sagt Folgendes:

Die Einsparungen im Bereich der Landesverteidigung „sind eine Bankrotterklärung der österreichischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie ein Schlag ins Gesicht al­ler Soldaten, die sich für die Sicherheit der Bevölkerung einsetzen. (Abg. Strache: Also wer macht jetzt der Bevölkerung Angst?)

Schon ohne Einsparungen können die Aufgaben des Bundesheers, die in der Verfas­sung geregelt sind, nicht mehr in vollem Umfang erfüllt werden.

Es besteht ein eklatanter Widerspruch zwischen den Zielen der Österreichischen Si­cherheitsstrategie, die das Parlament erst vor wenigen Monaten beschlossen hat, und den bereitgestellten Mitteln.“

Herr Bundesminister, kämpfen Sie endlich für das österreichische Bundesheer – und desertieren Sie nicht vor dem Finanzminister Ihres Koalitionspartners! (Beifall bei der FPÖ.)

15.51


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Pendl. – Bitte.

 


15.51.15

Abgeordneter Otto Pendl (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Da wir im November PV-Wahlen haben,


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 146

habe ich vor einigen Wochen gesagt, das Budget wird uns bis zum November beglei­ten.

Was die Sicherheitsstrategie betrifft, auf die mein Vorredner hingewiesen hat (Abg. Neubauer: Ihr habt jetzt schon ein Trauma!) – wir haben es nicht, aber passt auf, dass ihr es nicht bekommt –, meine ich, dass da jemand eine selektive Wahrnehmung hat, denn ich glaube, wir wissen alle, was in dieser Sicherheitsstrategie, die wir gemeinsam beschlossen haben, steht.

Da vom Kollegen Kunasek so schön ein bisschen in der Vergangenheit gekramt wor­den ist – sonst machst du es nur mit einem Satz  möchte ich in Erinnerung rufen, dass es ein blauer Finanzminister und ein blauer Verteidigungsminister waren, die uns einen Flieger eingebrockt haben, wobei ich dazusagen muss: Ich war immer für die Luftraumüberwachung! Aber ich habe immer gesagt, wenn das Ressort das budget­mäßig zu tragen hat, dann wird das für das Ressort ein Problem.  Nachdenken! Ge­nau so war es!

Und diese Geschichte können wir nicht wegdiskutieren, und ich will sie auch gar nicht wegdiskutieren.

Jetzt gehen wir in die Gegenwart. Ich glaube, dass nach dieser von uns gemeinsam beschlossenen Sicherheitsstrategie – und ich will es jetzt nicht wiederholen, fairerweise muss ich sagen, mein Vorredner hat sogar richtig darauf repliziert – diese Fragen ga­rantiert sind. Wir verwechseln nur zwei Dinge. Auch ich möchte natürlich die Gelegen­heit nützen, Herr Bundesminister, den Soldatinnen und Soldaten, die gerade jetzt ir­gendwo in Österreich, aber auch außerhalb von Österreich für uns alle einen schwie­rigen Dienst leisten, von dieser Stelle aus sehr herzlich zu danken. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.) Ich glaube, dass die Soldatinnen und Soldaten auf allen Stufen der Hierar­chie Hervorragendes leisten.

Aber eines sollten wir gemeinsam nicht vergessen – und jetzt krame ich nicht in der Vergangenheit, Kollege Kunasek –, wir haben das Problem, dass wir beim Beschluss über die Sicherheitsstrategie zwar von 50 000, 55 000 Leuten ausgegangen sind, aber sehr lange – und keiner weiß es besser als du – Strukturen von 110 000 Leuten im Im­mobilien-, im Gerätschaftenbereich aufrechterhalten haben, ohne dass wir uns über­haupt dem Problem genähert haben, in welchem Fall man überhaupt von einer zeitge­mäßen Armee sprechen kann.

Dass diese Fragen – und so sachlich sollte man bei einer Diskussion wenigstens sein – jetzt dieser Minister lösen muss, ist eine Tatsache. Aber ich lade dazu ein, eine wichtige sicherheitspolitische Diskussion staatspolitisch zu führen und nicht parteipoliti­sche, tagespolitische Überlegungen in die Diskussion einfließen zu lassen, nur weil Wahlen vor der Tür stehen, ob PV-Wahl oder EU-Wahl, und die Bevölkerung nicht zu verunsichern, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Wenn wir zu den motivierten Soldatinnen und Soldaten gehen, dann frage ich mich oft, ob alle wissen, dass wir von einem Bundesheer sprechen. Als jemand, der selbst viele Jahre auf allen Ebenen der Politik beheimatet war, muss ich sagen, primär hat der Staat, eine staatliche Organisation dem österreichischen Bundesheer seine Aufgabe vorzugeben. Da sind wir uns hoffentlich einig. Und ich glaube auch, dass das Wichtigs­te die Frage der militärischen Landesverteidigung ist und alle anderen Fragen sich un­terzuordnen haben. (Demonstrativer Beifall bei der FPÖ.)

Wenn ich durch Österreich fahre, dann habe ich oft den Eindruck, dass manche von Landesheer, manche von Stadtheer und manche von Gemeindeheer sprechen. Dann frage ich: Wo bist du beschäftigt?  Ach, beim Bundesheer! (Zwischenruf des Abg. Ku­nasek.) Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen! Nicht hinüberschieben! Ihr spielt das Spiel schön mit. Nur keine Angst!


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 147

Es wird Zeit, dass wir uns den Herausforderungen der Zeit entsprechend mit jenen Fra­gen befassen, die uns ganz einfach im 21. Jahrhundert, also jetzt, beschäftigen. So wie wir es in der Sicherheitsstrategie beschlossen haben, sollten wir das Bundesheer fol­gendermaßen aufstellen: für die neuen jungen Grundwehrdiener einen attraktiven Dienst, für den Kader eine entsprechende  und ich sage auch gleich dazu  schlanke, richtige, funktionierende Struktur, das Gerät angepasst an die heutige Zeit. (Rufe bei der FPÖ: Ja!) Dafür steht dieser Minister. Ihr hört nur nicht zu!

Ich lade euch ein, dass wir das gemeinsam staatspolitisch diskutieren zum Wohle der Republik Österreich, zum Wohle des Bundesheeres. Jetzt sage ich dazu: Es lebe das österreichische Bundesheer! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

15.57


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Schön­egger. – Bitte.

 


15.57.11

Abgeordneter Mag. Bernd Schönegger (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Meine geschätzten Damen und Herren! Vieles ist über das österreichische Bundesheer in den vergangenen Tagen berichtet, gesprochen, ge­redet, geschrieben worden, leider nicht allzu viel Positives, obwohl es viel Positives zu berichten gegeben hätte. Leider haben wir viel Negatives lesen müssen: weniger Pilo­ten, weniger Fahrzeuge, Fahrzeuge werden nicht repariert, Benzin geht aus, und, und, und.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch die Kollegen von der FPÖ haben vorhin ja nichts an negativen Meldungen, die es gibt, ausgelassen und dabei manch Wahres gesagt, aber auch manches, wo die Wahrheit nicht im Mittelpunkt der Ausführungen stand. Leider ist es so, dass wir eine Woche vor der EU-Wahl stehen und hier natürlich Wahlkampfpolemik Platz greift und die Sachlichkeit hintangestellt wird. Das ist bedau­erlich, meine sehr geehrten Damen und Herren, denn es ist ja unbestritten, die Lage des österreichischen Bundesheers und die Finanzierung dieses Bundesheers sind durchaus ernst und damit auch die Frage der österreichischen Sicherheitspolitik. (Zwi­schenruf des Abg. Walter Rosenkranz.) – Herr Kollege, Sie können sich dann gerne zu Wort melden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Erfüllung der verfassungsmäßigen Auf­gaben ist wirklich nur mehr durch den ganz besonderen Einsatz der Angehörigen des österreichischen Bundesheers zu gewährleisten, aber auch durch die Improvisations­fähigkeit, die ja schon fast legendär ist, auch in internationalen Einsätzen.

Unsere Soldaten leisten großartige Arbeit. Das konnten wir alle in den letzten Tagen bei den verheerenden Regenfällen im In- und Ausland durchaus sehen. Das Bundes­heer ist immer da, wenn wir es brauchen, wenn die österreichische Bevölkerung es braucht. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an unsere Soldatinnen und Solda­ten. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich muss an dieser Stelle auch die Kritik am derzeit amtierenden Verteidigungsminister ein wenig relativieren. Ein beträchtlicher Teil des heute diskutierten Problems liegt ja tatsächlich in der Zeit vor jener des Herrn Mi­nisters Klug, nämlich bei seinem unmittelbaren Vorgänger. Der Vorgänger-Verteidi­gungsminister hat ja wohl unbestritten eine gewaltige Baustelle in diesem Bundes­heer hinterlassen. (Abg. Podgorschek: So ist es!) Das ist ja auch amtlich, meine Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ. Es gibt die Rechnungshofkritik an der Freiwil­ligenmiliz. Es gibt den berühmten Eurofighter-Vergleich, wo 250 Millionen € nicht dem Bundesheer zur Verfügung gestellt wurden. Das Bundesheer, die Soldaten, aber auch Sie, Herr Minister Klug, knabbern natürlich an dieser Hinterlassenschaft.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 148

Wir von der ÖVP stehen selbstverständlich auch dazu, dass das Bundesheer seinen Beitrag zur Konsolidierung der Republik Österreich leisten müssen wird, das steht außer Frage, wie das Bundesheer auch schon in der Vergangenheit diesen Beitrag ge­leistet hat. In diesem Zusammenhang lohnt sicherlich eine Analyse der vorangegan­genen Konsolidierungspakete im Bereich der Landesverteidigung.

Aber gerade in unsicheren Zeiten muss man besonders vorsichtig sein, wo man den Sparstift ansetzt. Daher sage ich: Mit uns wird es kein Nachgeben bei den Taug­lichkeitskriterien geben! Wir müssen einen Ausbildungs- und Ausrüstungsstandard ge­währleisten, der die Erfüllung der verfassungsmäßigen Aufgaben sicherstellen kann. Daher halten wir die Untergrenze von vier Brigaden, neun Militärkommanden, 27 Ba­taillonen bei aller Reformnotwendigkeit für eine strukturelle Untergrenze.

Das österreichische Bundesheer ist und bleibt eine Wehrpflichtigen-Armee, ein Misch­system aus Kadersoldaten, Wehrpflichtigen und Miliz. Es geht um die Sicherheit Öster­reichs, und da sind die Inlandsaufgaben die Pflicht. In Zeiten angespannter Finanzen müssen wir gemeinsam Prioritäten setzen.

Sehr geehrter Herr Minister, ich halte das Abbauen von Kapazitäten in der Truppe oder in der Ausrüstung für bedenklich. Es zeigt sich in der jetzigen Situation, wie schnell sich geopolitische Bedrohungsszenarien ändern können und wie schnell wir Kapazi­täten, die wir möglicherweise zu schnell abbauen, doch wieder brauchen.

Herr Bundesminister Klug, wir hatten schon ein gutes persönliches Gespräch miteinan­der, und ich wiederhole gerne an dieser Stelle: Sie haben, wenn Sie Ihre Verantwor­tung für das österreichische Bundesheer und somit für die Sicherheit der Republik wahrnehmen, mit uns einen verlässlichen und zuverlässigen Partner.

Herr Minister, Kollege Kunasek hat einen Prioritäten-Erlass zitiert, und ich würde Sie bitten, dass wir uns diesen gemeinsam genauer anschauen, denn er konterkariert viel von dem, was wir gemeinsam vereinbart haben.

In Richtung FPÖ: Sie haben den Herrn Minister als „Totengräber“ bezeichnet. (Abg. Ku­nasek: Ich nicht!) Diesbezüglich bin ich der Pflichtverteidiger des Herrn Bundesminis­ters: Er ist sicherlich kein Totengräber! Das war möglicherweise der Vorgänger. Ich würde Herrn Minister Klug als Intensivmediziner bezeichnen, und in diesem Sinne hof­fen wir, dass es so bleiben wird. Lang lebe das österreichische Bundesheer! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Pendl: Lang lebe das österreichi­sche Bundesheer! Das glaube ich auch!)

16.02


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Dr. Pilz. – Bitte.

 


16.02.53

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundes­minister! Es muss schon einen Grund haben, warum ein Redner nach dem anderen sagt: Lang lebe das österreichische Bundesheer! – Offensichtlich bestehen berechtigte Zweifel daran, dass das möglich ist.

Kollege Pendl, wenn du sagst: Lang lebe das Bundesheer!, dann hätte ich gerne zwei Antworten auf zwei Fragen. – Erstens: Welches Bundesheer? Und zweites: Mit wie viel Geld?

Wir werden darüber rund um die Budgetverhandlungen – soweit das überhaupt Ver­handlungen sind – in den nächsten Tagen diskutieren. Aber ein Punkt muss klar sein: Wenn die Freiheitliche Partei heute aufsteht und sagt, dass sie mehr Geld für das ös­terreichische Bundesheer will, dann ist sie verpflichtet, die Frage zu beantworten,


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 149

woher innerhalb dieses Budgets das Geld kommen soll! Alles andere ist Täuschung nicht nur der Angehörigen des Bundesheeres, sondern auch der Wählerinnen und Wähler.

Herr Kollege Kunasek! Herr Kollege Rosenkranz! In Abwesenheit: Herr Kollege Stra­che! Sagen Sie es doch: Es gibt nicht so viele Budgets, aus welchen man überhaupt noch etwas herausnehmen kann. Sind es die Schulen? Sind es die Universitäten? Ist es die Pflege? Ist es der öffentliche Verkehr? Sind es die Umweltinvestitionen? Ist es das Gesundheitswesen? Was ist es? Woher soll das Geld kommen? – Das ist der ers­te Punkt.

Und dann sagen Sie: Wir brauchen ein stärkeres und größeres österreichisches Bun­desheer wegen der Ukraine. Bitte erklären Sie mir das, Herr Kollege Kunasek!

Nehmen wir den schlimmsten Fall in der Ukraine an: Die russische Armee marschiert massiv in der Ukraine ein. Ich hoffe und bin mir sicher, dass es nicht so weit kommt. So. Aber was tut dann das österreichische Bundesheer, das nach freiheitlichen Vorstel­lungen schnell ausgebaut worden ist? Zur Hilfe in die Ukraine fahren? – Sicherlich nicht! Damit es zum freiheitlichen Ukraine-Einsatz des Bundesheeres kommt, müsste die russische Armee nämlich noch durch Polen, Ungarn oder die Slowakei. Ist Ihnen bekannt, dass der Einmarsch in NATO-Staaten der größtmögliche global denkbare Konfliktfall ist und das nicht einen Verteidigungsfall für das österreichische Bundes­heer, sondern etwas ganz anderes bedeuten würde? Zum Glück ist diese Annahme so unrealistisch wie Ihre Vorstellungen über das österreichische Bundesheer! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)

Deswegen wäre es sehr sinnvoll, über die militärischen Aufgaben der Zukunft nachzu­denken. Es hat nämlich wesentliche Ergebnisse der Bundesheer-Reformkommission gegeben, in deren Präsidium, Kollege Kunasek, nicht Sie, sondern ich und einige an­dere gesessen sind: Die erste Aufgabe sind die UN-Auslandseinsätze. Die zweite As­sistenzaufgabe im Inneren ist der Katastrophenschutz im schwersten Bereich. 98 Pro­zent des Katastrophenschutzes können nämlich die Feuerwehren wesentlich besser, verlässlicher und zum Glück billiger erledigen. – Also bleibt nur ein Rest für das Bun­desheer, und dafür brauchen wir nicht mehr als 20 000 Beamte und Beamtinnen.

Wir kommen, wenn wir sorgfältig und vernünftig umbauen, innerhalb eines Übergangs­zeitraumes von vier bis fünf Jahren mit der Hälfte aus, und das wissen wir. Aber Sie trauen sich nicht, das zu sagen! Das österreichische Bundesheer ist einer der wenigen Bereiche in Österreich, wo man noch radikal, vernünftig und modern umbauen und sehr, sehr viel Geld sparen kann. Und darüber müssen wir reden! (Beifall bei den Grü­nen.)

Ich möchte, dass es gerade in der Sozialdemokratie und – wie ich hoffe – auch in Tei­len der ÖVP Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen gibt, denn es gibt nur zwei Möglichkeiten, nämlich entweder ein einstürzendes Bundesheer, bei welchem der Ver­teidigungsminister dann vielleicht der Einzige ist, der noch Benzin hat, um mit dem Dienstwagen ins Parlament zu kommen – das ist die ungeordnete Entwicklung –, oder einen geordneten Umbau mit geordnetem Sparen.

Etwas, Herr Verteidigungsminister, wissen Sie aber genauso gut wie wir: In einem Punkt müssen Sie sofort sparen, nämlich im Zusammenhang mit den Eurofighter.

Daher bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein und möchte diesen noch kurz begründen.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Stilllegung der Eurofighter


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 150

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Landesverteidigung und Sport wird aufgefordert, die Kampf­flugzeuge vom Typ Eurofighter Typhoon umgehend stillzulegen und möglichst werter­haltend einzulagern.“

*****

Ich begründe zuerst den letzten Punkt: Wenn wir – und wir sind auf einem guten Weg  EADS und Eurofighter Korruption nachweisen, dann ist es gut, die ohnehin fast nicht mehr flugtauglichen Flugzeuge so gut einzumotten, dass wir sie in möglichst gutem Zustand zurückschicken und uns wiederum das Geld für das österreichische Bundes­budget holen können. (Beifall bei den Grünen.)

Aber das andere ist das Entscheidende: Die Piloten laufen Ihnen davon! Ein Drittel der Piloten ist jetzt weg. Statt 18 Piloten sind es nur mehr 12. Warum? – Weil sie die nöti­gen Flugstunden nicht mehr zusammenbringen! Sie haben nicht mehr das Geld für den Treibstoff. Sie kennen den Rechnungshofbericht über die Flugstunden: Die Piloten ver­lieren ihre Lizenz, weil die Eurofighter nicht mehr einsatzfähig sind. Von den 15 Euro­fightern werden zwei bereits kannibalisiert, damit man an Ersatzteile kommt. Es gibt ja nur mehr 13, und der Nächste steht bereits auf der Kannibalisierungsliste.

Dazu kommt: 14 Tage pro Monat fliegen keine Eurofighter, weil 14 Tage im Monat die Luftraumüberwachung von den SAAB 105 OE wahrgenommen wird. Die SAAB 105 OE ist die Vorgängerin des Draken und bereits 43 Jahre beim Bundesheer im Einsatz. Sie fliegt bei Höchstgeschwindigkeit etwas langsamer als eine durchschnittliche Verkehrs­maschine, aber das stört in der österreichischen Luftraumüberwachung nicht, weil die­se ohnehin vom Ressort nicht ernst genommen wird.

Ich frage Sie, Herr Minister: Wenn 14 Tage lang ein 43 Jahre altes, nirgends mehr in dieser Form im Dienst stehende Flugzeug diese Aufgaben bewältigen kann, warum brauchen wir dann für die restlichen 14 Tage nicht einsatzfähige Eurofighter?

Dazu kommt: Die Eurofighter können nur während der Beamtendienststunden fliegen, weil sie nicht nachtflugtauglich sind und weil jetzt vereinbart wurde, für die Luftraum­überwachung nach Schweizer Vorbild auch die Beamtenmittagspause einzuführen. Das heißt: Wenn es nach Ihnen geht, Herr Minister, bekommt der Luftraumverletzer von Österreich wahrscheinlich ein Formblatt, in dem steht: Bitte Luftraumverletzungen in Österreich nur zwischen 9 Uhr und 12 Uhr und 13.30 Uhr und 17 Uhr vornehmen, sonst bitte keine Luftraumverletzungen, weil wir diese dann nicht feststellen können! (Abg. Schönegger: Das hat schon so einen Bart!)

Wir können diese aber auch dann nicht feststellen, weil für eine Alpha-Bereitschaft die drei notwendigen Flugzeuge nur maximal die Hälfte dieser 14 Tage überhaupt zur Ver­fügung stehen, nämlich die zwei, die aufsteigen sollen, und das Standby-Flugzeug, und, und, und.

Dafür sind fast 2 Milliarden € ausgegeben worden, und dafür stehen im nächsten Bun­deshaushalt wieder 250 Millionen € und dazu noch jährliche Betriebskosten von über 80 Millionen €.

Herr Bundesminister, wenn Sie die Eurofighter stilllegen, dann können Sie die Bud­getlücke, die jetzt in den Verhandlungen – wie ich sage – zu Recht entstanden ist, so­fort wieder schließen. Sie haben völlig Recht gehabt, dass Sie gesagt haben, dass Sie das von Vorgängern geerbt haben! Es war eine ÖVP/FPÖ-Entscheidung und keine SPÖ-Entscheidung, Eurofighter zu kaufen. Aber Sie müssen jetzt mit großer Verspä­tung handeln, weil die Freiheitlichen und die ÖVP das nicht wollten, und ich sage Ih-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 151

nen: Das hat nichts mit Luftraumüberwachung, sondern ausschließlich mit Parteien- und Personenfinanzierung zu tun. Das ist fliegendes Schmiergeld und nicht fliegende Luftraumüberwachung! (Abg. Schönegger: Na hallo, was ist denn das?) Darum geht es doch. (Abg. Wöginger: Frau Präsidentin!) Das wissen Sie zumindest genau so gut wie wir. (Abg. Schönegger: Das ist unerhört! Er kann doch nicht alles sagen, was er will!)

Herr Bundesminister Klug, Sie haben vollkommen zu Recht gesagt: Dieser Fehler muss korrigiert werden. Sie werden das nur durch eine Grundsatzentscheidung kor­rigieren können, entweder Geld fürs Bundesheer oder Geld für die Eurofighter. Für bei­des gibt es das nicht.

Also: Wenn Ihnen Ihr Ressort am Herzen liegt und wenn Sie handlungsfähig bleiben wollen, dann müssten Sie eigentlich unserem Vorschlag folgen und uns helfen, den Betrieb der Eurofighter sofort einzustellen, diese einzumotten und die notwendigen Kla­gen gegen EADS und die Eurofighter GmbH einzubringen.

Ich hoffe, dass die Vernunft in dieser Frage zumindest bei der SPÖ und bei Teilen der ÖVP siegt. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

16.12


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Es hat entsprechende Zwischenrufe gegeben: Ich bin gerne bereit, mir das Protokoll zu holen. Allerdings hat Kollege Pilz meines Er­achtens keine Personen angesprochen, sondern das Flugmaterial. Aber ich schaue mir gerne das Stenographische Protokoll noch einmal an. (Abg. Walter Rosenkranz: Sie brauchen sich nicht die aktuelle Rede ausheben zu lassen! Pilz sagt eh immer das Gleiche!)

Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhand­lung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Pilz, Freundinnen und Freunde

betreffend Stilllegung der Eurofighter

eingebracht im Zuge der Debatte über die dringliche Anfrage betreffend mangelnde Einsatzbereitschaft des Bundesheeres auf Grund von Einsparungen.

Die Budgetsituation des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport ist mehr als angespannt. Aus zahlreichen Medienberichten ergibt sich, dass wichtige Kernbereiche der Aufgaben des Bundesheeres wie zum Beispiel der Katastrophen­schutz aufgrund von mangelnden Einsatzmitteln wie Treibstoff bald nicht mehr wahrge­nommen werden können.

Es ist damit jene Situation eingetreten, vor der viele ExpertInnen schon im Zuge der Debatten über die Reform des Bundesheeres in den letzten Jahren gewarnt haben: Ohne tiefgreifende Änderungen in Struktur und Aufbau wird das Bundesheer nicht mehr finanzierbar sein.

Ein wesentlicher Teil der Misere begründet sich durch den unnötigen und überteuerten Ankauf der Kampfflugzeuge Eurofighter Typhoon durch die schwarz‑blaue Bundesre­gierung im Jahr 2003. Die Unwirtschaftlichkeit im Betrieb dieser Flugzeuge wurde durch den Vergleich des Jahres 2007, den der damalige Verteidigungsminister Norbert Darabos abgeschlossen hat, noch zusätzlich verschärft.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 152

Wie der Rechnungshof in seinem Bericht 2013/2 darstellte, betrugen allein die Be­triebskosten für die Eurofighter im Jahr 2011 85,43 Millionen €. Für die Jahre 2012 bis 2015 rechnete demnach das BMLS mit Betriebskosten von 59 bis 65 Millionen € jähr­lich, realistischere Berechnungen sprechen von 90 Millionen € jährlich.

Weiters müsste bei Fortbetrieb der Eurofighter der Service‑Support am Boden erneuert werden, was weitere 120 Millionen € kosten würde. 2014 muss zudem noch die letzte Kaufpreisrate in Höhe von 217,7 Millionen € bezahlt werden.

Weil es auf Grund mangelnder Ersatzteile, Geld‑ und Treibstoffmangels sowie anderer gravierender Probleme im Betrieb nicht mehr möglich ist, für alle Piloten die zur Er­haltung der Lizenz nötige Zahl der Flugstunden zu garantieren, wurde die Zahl der Eu­rofighter Piloten von 18 auf 12 reduziert und soll, wie die Presse berichtet, nunmehr auf eine ausgedehnte Mittagspause in den Einsatzzeiten der Laufraumüberwachung ein­geführt werden.

Da die Eurofighter auf Grund fehlender Nachtflugtauglichkeit ohnehin nur am Tag ein­gesetzt werden können, können Luftraumverletzungen nur während der üblichen Büro­stunden verfolgt werden.

Dazu kommt, dass die Eurofighter ohnehin nur zwei Wochen pro Monat den Lauftraum überwachen. In den anderen beiden Wochen wird die Luftraumüberwachung von den Vorgängern der Draken, den SAAB 105 OE, durchgeführt. Die SAAB 105 ist bereits 43 Jahre im Einsatz und kommt ihrer Aufgabe nach wie vor verlässlicher als der Eu­rofighter nach.

Mehrfach wurde bereits berichtet, dass der Fortbetrieb der Eurofighter nur durch die Entnahme der Ersatzteile aus einzelnen Flugzeugen gesichert werden kann. Zwei Eu­rofighter, die pro Stück um mehr als 108 Millionen € beschafft wurden, sind dieser in­ternen Kannibalisierung bereits zum Opfer gefallen.

Im Hinblick darauf, dass angesichts der fortgesetzten Ermittlungen von Staatsanwalt­schaften in Deutschland, Italien und Österreich hinsichtlich mutmaßlicher Bestechung beim Ankauf der Eurofighter ein Ausstieg aus dem Kaufvertrag immer wahrscheinlicher wird, wird der Verteidigungsminister auch darauf zu achten haben, den Restwert der Eurofighter im Hinblick auf die Rückabwicklung nicht noch zusätzlich durch derartige Notmaßnahmen zu schmälern.

Um einem ungeordneten und damit teuren Zusammenbruch der Luftraumüberwachung vorzubeugen, empfiehlt es sich, rechtzeitig aus dem Betrieb auszusteigen und die frei­werdenden Mittel sinnvoller einzusetzen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Landesverteidigung und Sport wird aufgefordert, die Kampf­flugzeuge vom Typ Eurofighter Typhoon umgehend stillzulegen und möglichst werter­haltend einzulagern.“

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Vet­ter. – Bitte.

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 153

16.12.48

Abgeordneter Dr. Georg Vetter (STRONACH): Frau Präsidentin! Herr Minister! Ho­hes Haus! Kaum etwas ist schwerer zu legitimieren als militärische Landesverteidigung nach einer langen Friedensperiode. Das war immer so in der Geschichte. Je länger wir Frieden hatten, desto mehr haben wir uns daran gewöhnt und desto überflüssiger ist uns militärische Landesverteidigung vorgekommen.

Die lange Friedensperiode, die wir in Europa erleben, sollte uns demütig und dankbar machen. Selten gab es eine derart lange Friedensperiode wie jetzt. Immer dann, wenn es so etwas so lange gegeben hat, hat man gedacht: Das brauchen wir einfach nicht! Das ist so ähnlich wie mit der Feuerwehr. Man denkt: Wenn ich kein Feuer sehe, dann brauche ich keine Feuerwehr. – Das ist ein Kurzschluss, meine Damen und Herren!

Im Jahre 1792 hat ganz Europa gedacht: Was brauchen wir noch eine Armee? Schaut euch die Franzosen an, die sind mit ihrer Revolution selbst beschäftigt! Uns wird nichts passieren! – Und ein paar Jahre später hat die französische Armee ganz Europa über­zogen. Es war immer in der Geschichte falsch, meine Damen und Herren, wenn man die militärische Landesverteidigung vernachlässigt hat! (Beifall beim Team Stronach.)

Die heutige budgetäre Situation des Bundesheers ist sicherlich dramatisch. Das Bun­desheer ist nie in Geld geschwommen. Ich selbst war 16 Jahre lang als Milizsoldat be­ordert und aktiv, und auch uns hat es immer am Geld gefehlt, sei es, dass die Funkge­räte nicht funktioniert haben oder dass wir nicht genug Fahrzeuge hatten, sodass wir dann mit dem Handy telefoniert haben beziehungsweise im Privatauto gefahren sind.

Etwas kann der österreichische Soldat wirklich gut, meine Damen und Herren, nämlich improvisieren. Das können wir in Österreich! Das haben wir am Golan gemacht. Das haben wir oben auf dem Berg gemacht, überall auf der Welt. Diesbezüglich sind wir wirklich Weltklasse. Wir haben wirklich gute Soldaten, die originell sind und wissen, was sie zu tun haben. Das gibt es. (Beifall beim Team Stronach.)

Meine Damen und Herren, in Österreich hat es immer am Geld gemangelt. Es gibt ei­nen berühmten Ausspruch von Feldmarschall Radetzky, der gesagt hat, dass die öster­reichische Armee immer genau so viel Geld bekommen hat, dass sie in Ehren verlieren durfte. Auf diesem Weg gehen wir heute offensichtlich weiter. Wir haben eine lange Friedensperiode. Die Situation in der Ukraine ist ein Argument, dass immer etwas pas­sieren kann. Ein Abgeordneter einer ehemaligen Besatzungsmacht hat eben erst ge­sagt, dass es aus seiner Sicht ein Fehler gewesen ist, 1955 das Territorium der Re­publik Österreich zu verlassen.

Aber es gibt zum Beispiel auch das Attentat eines Einzeltäters, der 2011 in Oslo in Norwegen erst die Hauptstadt lahmgelegt und dann 80 Leute erschossen hat. Das hat dazu geführt, dass Norwegen das Militär einzusetzen hatte.

Wir haben heute Ordnung, aber Ordnung ist nie etwas Selbstverständliches, und oft und sehr schnell kann es geschehen, dass wir das Bundesheer auch zum Schutz der demokratischen Einrichtung und auch für die militärische Landesverteidigung brau­chen, die wir nie vernachlässigen dürfen. In Wirklichkeit ist Letzteres die erste Aufgabe des Bundesheeres. (Beifall beim Team Stronach.)

Daher bin ich auch nicht glücklich, wenn Milizübungen nicht in voller Stärke abgehalten werden. Ich sage Ihnen nämlich aus eigener Erfahrung: Es war immer eine gute Moti­vation für die Soldaten, wenn sie ein, zwei Wochen im Feld waren und anstrengende Märsche und Ähnliches hinter sich hatten. Natürlich sagt jeder locker: Ich wäre gern in der Schreibstube und möchte mir ein einfaches Leben machen. Aber alle, die einmal eine aufregende Übung hinter sich haben, sagen dann: Mein Gott, was war das doch für ein Theater, was war das für eine Übung, was war das für ein Erlebnis! – Daher meine ich, dass man auch wieder auf dieses Mittel zurückgreifen sollte. Das ist die In­landskomponente.


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Aber auch die Auslandskomponente, meine Damen und Herren, sollten wir nicht ver­nachlässigen, auch diese halte ich für sehr wichtig. Erinnern Sie sich an den Abzug vom Golan letztes Jahr: Wir können darüber diskutieren, inwiefern die Sicherheit der Soldaten Priorität haben sollte. Aber wenn die Sicherheit der Soldaten nicht gewähr­leistet ist, dann müssen wir doch erst recht darauf schauen, dass sie gutes Material haben und dass sie richtig ausgebildet sind. – Ich halte es doch für ein wenig be­schämend, meine Damen und Herren, dass die Soldaten unserer Republik offensicht­lich ohne jede Schwierigkeit von den Soldaten der Fidschi-Inseln ersetzt werden kön­nen! (Bundesminister Klug: Das ist eine Militärdiktatur! – Abg. Schönegger: Die sind nicht so schlecht! Über die Fidschi-Inseln lasse ich nichts kommen!)

Wenn ich beim Material bin, meine Damen und Herren: Es ist unsere Aufgabe, den Soldaten das beste Material zur Verfügung zu stellen. Die Ausbildung muss fordernd sein. Die Leute müssen auch darauf trainiert werden, eine gute Chance zu haben, zu überleben, wenn es zu einem Ernstfall kommt.

Am 20. Jänner 2013 gab es eine beeindruckende Entscheidung von 60 Prozent der Österreicher für die Wehrpflicht und für das Bundesheer. Und es ist auch unsere Aufgabe als Parlament, diese Rückendeckung für das Bundesheer durchzusetzen und auch die entsprechenden Mittel, meine Damen und Herren, zur Verfügung zu stellen. Das halte ich für ganz besonders wichtig! (Beifall beim Team Stronach.)

Wir haben, um es noch einmal zu sagen, eine gute Tradition. Wir haben gute Soldaten. Aber wir müssen ihnen auch die entsprechende Ausrüstung geben, damit sie ihre Auf­gaben erfüllen können.

Wir haben in Wirklichkeit drei Pflichten in diesem Land, die ich für wichtig halte: Schul­pflicht, Steuerpflicht, Wehrpflicht. Alle drei sind wichtig und zu erfüllen. Und wenn wir über Geld und über das Bundesheer sprechen, lassen Sie mich Staatskanzler Kaunitz zitieren: Die wahre Macht, Stärke und Glückseligkeit eines Staates gründet sich a) auf ein wohl eingerichtetes Finanzwesen, b) auf ein wohl bestelltes Militär und c) auf eine weise und vorsichtige Politik. – Zitatende. (Abg. Schönegger: Da haben wir es!)

Diese drei Dinge gehören zusammen, damit dieses Land einer guten Zukunft ent­gegensieht. Eine Diskussion über das Bundesheer und über die Landesverteidigung kann aus meiner Sicht kaum ohne ein Zitat von Clausewitz geführt werden. (Ruf bei der ÖVP: Wer mit dem Rücken zur Wand steht!) Da gibt es ein Kapitel über die Kühn­heit, und da meint er, dass die Tugend des Mutes umso mehr abnimmt, je höher man die Hierarchie hinaufsteigt.

Er formuliert das so: Darum wird die Kühnheit immer seltener, je höher wir hinauf­steigen in den Graden. – Zitatende.

Herr Minister, solange Sie die Kühnheit aufbringen, trotz der derzeitigen Situation voll zu diesem Bundesheer zu stehen und für dieses Bundesheer kämpfen, solange Sie dies tun, habe offensichtlich nicht nur ich Ihre Unterstützung, sondern Sie auch mei­ne. Danke. (Beifall beim Team Stronach. Abg. Schönegger: Das ist ja wie eine Li­teraturvorlesung! Ruf bei der FPÖ: Es gibt halt gebildete Menschen auch im Parla­ment!)

16.21


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Hab­le. – Bitte.

 


16.21.28

Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Geschätzte Bürger und Bürgerinnen auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Ich bin heute nur Vertretung von unserem Wehrsprecher Christoph Vavrik, der krankheitsbedingt leider


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ausgefallen ist. Auf diesem Weg gute Besserung, Christoph! Ich springe sehr gerne ein, weil ich auch ein paar Erfahrungen aus der Praxis einbringen will.

Ich bin selber seit über 20 Jahren Milizoffizier beim Bundesheer und habe das Bundes­heer natürlich aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt. Es ist nicht leicht, ein Bundesheerangehöriger zu sein – das sage ich ganz offen –, denn die Wertschätzung, die das Bundesheer genießt, ist sehr oft gering, und zwar nicht vonseiten der Bevölke­rung – wenn man bei Übungen oder sonst wo unterwegs ist, merkt man sehr viel Wert­schätzung und sehr viel Unterstützung in der Bevölkerung –, sondern vonseiten der Politik. Das Problem ist die mangelnde Wertschätzung vonseiten der Bundesregierun­gen, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten hier in der Verantwortung gestanden sind.

Ich möchte wirklich allen Bundesheer-Angehörigen meinen Respekt aussprechen, die unter diesen Bedingungen ihren Job seit Jahren und Jahrzehnten machen und weiter­machen.

Ich kann mich an die Zeit um 1990/91 erinnern, als ich als Einjährig-Freiwilliger zum Bundesheer gekommen bin und meine Milizoffiziersausbildung absolviert habe. Das war auch die Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Fall des Eisernen Vor­hanges, und da ist ein bisschen Panik beim Bundesheer ausgebrochen, weil die Be­rufssoldaten auf einmal gesagt haben – und diese Gerüchte hat es tatsächlich gege­ben –, dass das Bundesheer jetzt abgeschafft wird. Es hat geheißen, jetzt braucht man es nicht mehr, viel Geld hat es ohnehin nie bekommen, die Unterstützung in der Politik war auch überschaubar, und daher bestand die große Befürchtung, jetzt werden wir abgeschafft, und die Leute haben sich tatsächlich nach Jobs in der Privatwirtschaft um­geschaut. (Abg. Amon: Das stimmt überhaupt nicht, was Sie sagen, denn in der Zeit war sogar der Pilz für die Luftraumüberwachung!)

Dann ist etwas dazwischengekommen, und zwar 1991 die Jugoslawienkrise. (Abg. Amon: Eben! In der Zeit war sogar der Pilz für die Luftraumüberwachung!) Da hat man dann auf einmal doch das Bundesheer gebraucht, und die Diskussionen um das Ab­schaffen waren beendet. Man hat aber das Ganze nicht einwandfrei und ehrlich ge­macht, denn man hat in dem Moment, als man wirklich einmal das Bundesheer ge­braucht hätte, nicht das Bundesheer in Anspruch genommen, auch nicht die Miliz, die eigentlich dafür vorgesehen wäre, sondern man hat vollkommen unausgebildete Grund­wehrdiener da hinuntergeschickt, und es ist nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die wirklich in irgendwelche Kampfhandlungen verwickelt worden wären – verant­wortungslos auf jeden Fall.

Die Frage war also Abschaffen oder Aushungern, aber es war klar, welche Richtung man weitergeht: Das Abschaffen war vom Tisch, aber das Aushungern war dann of­fenbar die Devise, und die wird seither weiterverfolgt. Herr Bundesminister, Sie haben einmal gesagt, das Fass des Bodens ist erreicht. (Heiterkeit und Rufe bei der SPÖ: Das „Fass des Bodens“?!) Ich würde sagen, es ist nicht nur erreicht, sondern das Fass ist eigentlich schon längst durchschlagen, also wir sind schon längst viel weiter. (Abg. Wittmann: Wie ist das jetzt mit dem „Fass des Bodens“?) Wenn Sie sagen, dass die Einsatzbereitschaft des Bundesheeres nach wie vor besteht, dann ist das relativ zu sehen. Ich kann das durchaus verstehen, Sie machen das wahrscheinlich auch aus ei­ner persönlichen Motivation heraus, aus Ihrer Verantwortung als Bundesminister, sich vor das Bundesheer zu stellen und festzustellen, dass die Einsatzbereitschaft besteht. (Abg. Wittmann: Wie ist das mit dem „Fass des Bodens“? Abg. Weninger: Da steht ja der Hals bis zum Wasser!)

Darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein, weil es immer darauf ankommt, welchen Einsatz man denn meint. Wenn es nur um die Katastrophenhilfe geht, dann sage ich, ja, da mag die Einsatzbereitschaft bestehen, aber die einzige Aufgabe eines


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Bundesheeres kann es nicht sein, Katastrophenhilfe zu leisten. Das ist der Assis­tenzeinsatz, das haben wir heute schon gehört. Zu der Frage, ob wir tatsächlich in Einsatzbereitschaft sind, kann ich Ihnen auch ein paar Dinge aus der Praxis erzählen, zum Beispiel von einer Milizübung, was man da erlebt.

Ich kann mich an eine Milizübung in Allentsteig vor ein paar Jahren erinnern. Es war ei­ne sehr große Übung, auch im Zusammenhang mit Berufssoldaten, mit präsenten Kräf­ten. Das fängt an bei den Unterkünften. Ich bin sicherlich der Letzte, der die Unter­künfte beim Bundesheer beklagt – ich habe während meiner Ausbildung in 20-Mann-Zimmern gewohnt –, aber wie da die Soldaten untergebracht sind, das ist natürlich schon wirklich grenzwertig. Das sind Bettgestelle, wo eine Matratze drauf ist, und die Matratzen sind so verdreckt, dass man die zuerst einmal abdecken muss, dass man sich überhaupt mit einem Schlafsack drauflegen will – und uns ist versichert worden, dass unsere Kompagnie im Vergleich zu allen anderen eine der besten Unterkünfte ausgefasst hat.

Ich möchte aber nicht nur über die Unterkünfte reden, sondern vor allem auch über die Ausrüstung. Kollege Vetter hat es schon angesprochen: Wenn man dem Bundesheer etwas nicht absprechen kann, dann ist das tatsächlich die Kunst der Improvisation. Die Tricks, die Unzulänglichkeiten bei der Ausrüstung auszugleichen, hat man über Jahre und Jahrzehnte perfektioniert. Das geht so weit, dass man wirklich bis ins Kleinste aus­gefeilte Packordnungen hat. Bis zum letzten Millimeter muss das ausgeklügelt sein, damit man sein gesamtes Gerät in diesen Feldsäcken unterbringen und damit auch lange Märsche absolvieren kann – mit Feldsäcken, die nie und nimmer für diese Ver­wendung gedacht waren.

Oder: Was ein Milizsoldat neben seinen Ausrüstungsgegenständen als Erstes mit­nimmt, ist das Handy – nicht ein Berufshandy, denn das gibt es nicht, sondern das Pri­vathandy. Warum macht man das? – Weil die Funkgeräte nicht funktionieren. Man fasst sie zwar alle aus, das ist das Problem, man muss sie auch überallhin mit­schleppen, aber sie funktionieren nicht. Das heißt, es ist die Realität, dass bei den Übungen draußen die Kommunikation sehr stark über Privathandys geführt wird. Ohne Privathandys wäre eine Kommunikation überhaupt nicht mehr möglich. Das als Ein­satzbereitschaft zu bezeichnen – na ja, wenn das normal sein soll, dann schon, aber ich glaube, dass das Bundesheer eine andere Ausrüstung verdient hat, um seine Auf­gaben zu erfüllen.

Herr Minister Klug, Sie haben auch von der Reform der Miliz gesprochen. Im Grunde wären wir in diesem Ansinnen sicherlich Verbündete. Ich möchte aber auch daran er­innern, dass es die Miliz in dieser Form eigentlich gar nicht mehr gibt. Die Miliz ist zu dem Zeitpunkt abgeschafft worden – und da möchte ich auch die Abgeordneten von der ÖVP bitten, aufzupassen, denn daran waren auch Sie beteiligt (Abg. Schönegger: Bei was denn?) –, als man den Wahlkampfslogan „Sechs Monate sind genug!“ ausge­rufen und den Wehrdienst von acht auf sechs Monate reduziert hat.

Da der Grundwehrdienst sechs Monate dauert und dann nichts mehr für Übungen üb­rig ist, hat man keine Zeit mehr gehabt, um überhaupt Milizübungen zu absolvieren. (Abg. Weninger: Willst du zwölf Monate oder acht Monate?!) Das heißt, diese Miliz ist eine Chimäre, die funktioniert nicht, die gibt es gar nicht mehr. (Abg. Königsberger-Ludwig: Wie lange soll der Grundwehrdienst denn dauern?)

Was es gibt, sind die Milizübungen von denjenigen, die tatsächlich noch einberufen werden können, also von Unteroffizieren und Offizieren, von denjenigen, die sich län­ger verpflichtet haben. So schaut auch die Realität der Milizübungen aus: Das sind Übungen von Häuptlingen. Da kommen Unteroffiziere und Offiziere zusammen und machen sich dann aus, wer welche Funktion übernimmt, und es sind natürlich alle


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Funktionen zu übernehmen. Das kann ja auch nicht der Sinn einer Miliz sein. (Abg. Weninger: Was wäre sinnvoll Ihrer Meinung nach?)

Die Teilstrategie Verteidigung ist auch schon angesprochen worden. Eine solche fehlt seit vielen Jahren. Man muss zu dem Schluss kommen, dass offenbar dort gespart werden soll, wo die Gegenwehr am kleinsten ist. Offenbar denkt man sich, das Bun­desheer ist es schon so lange gewohnt, ausgehungert zu werden, dass dort die Ge­genwehr am geringsten ist. (Abg. Wittmann: Was wollen Sie uns damit sagen? Brin­gen Sie es auf den Punkt! Abg. Schönegger: Wir wünschen dem Kollegen Vavrik gute Besserung! Schnell!) Da, Herr Minister Klug, möchte ich Sie auch in die Pflicht nehmen. Wir sind in diesem Sinne auch Verbündete, aber man muss sich natürlich auch einem Finanzminister stellen, der mit zu verantworten hat, dass wir jetzt einen historischen Tiefstand erreichen, nämlich 0,55 Prozent des BIP 2015 ohne Sport, wo doch die Zilk-Reformkommission noch gesagt hat, wir brauchen mindestens 1 Prozent. Liebe Kollegen von der SPÖ, ich glaube, damit sollten Sie sich auch anfreunden kön­nen.

Wenn man das nicht machen will, wenn man dem Bundesheer Aufgaben auferlegt, aber die nötige Finanzierung nicht zur Verfügung stellt, dann muss man sich ehrlich fragen, ob man diese Armee überhaupt will. Diese Ehrlichkeit in der Diskussion fordern wir ein. Man soll entweder Ja oder Nein sagen. Das wäre eine ehrliche Entscheidung, das wäre ehrlich gegenüber der Bevölkerung, das wäre ehrlich gegenüber den Bun­desheerangehörigen, und das wäre auch ein Ausdruck der Wertschätzung.

Wir NEOS sind weiter für ein Bundesheer, das eine entsprechende finanzielle Aus­stattung braucht, aber es sind auch – und das ist ein bisschen Zukunftsmusik, Matthias Strolz wird darüber noch reden – sicherlich einige Effizienzen zu heben, wenn man das gemeinsam in einem gemeinsamen Europa macht. (Abg. Schönegger: Wissen das alle bei den NEOS?) Daran können Sie sich ein Beispiel nehmen. Das wird der Weg der Zukunft sein. Danke schön. (Beifall bei den NEOS. Abg. Schönegger: Ist das Klubmeinung bei den NEOS? Gibt es da andere Meinungen auch?)

16.32


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter DDr. Fuchs kommt nun zu Wort. – Bitte.

 


16.32.13

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Minister! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Eingangs muss ich die Euro­fighter-Staffel vor einem meiner Vorredner in Schutz nehmen.

Der Eurofighter-Staffel laufen nicht freiwillig Piloten weg, im Gegenteil: Abgesehen vom Kommandanten und vom S3 hat es die sechs Ältesten getroffen, und das sind wahr­scheinlich auch persönliche Schicksale, weil es sehr gut dotierte Verträge waren. Die Frage ist, welche künftige Verwendung diese Soldaten haben. (Abg. Walter Rosen­kranz: Ja, aber das ist für den Herrn Pilz egal! Für den Herrn Pilz sind Menschen­schicksale nicht so wichtig!)

Dieses Landesverteidigungsbudget erschüttert das österreichische Bundesheer in sei­nen Grundfesten. Wir haben bereits letzte Woche eingehend über die Einsparungs­maßnahmen beim österreichischen Bundesheer diskutiert. Die neuesten Informationen über Einsparungsmaßnahmen, die mir zugetragen worden sind, sind hoffentlich nur Gerüchte, Herr Minister Klug, und ich hoffe, Sie können diese entkräften.

Eine Information betrifft die MilAk. Angeblich laufen im Hintergrund Gespräche, dass die Offiziersausbildung künftig nicht mehr in Wiener Neustadt stattfinden wird, sondern an der Offiziersschule in Dresden, wo unsere Fähnriche dann die Offiziersausbildung genießen, damit wir in die Lage versetzt werden, die altehrwürdige MilAk zu schließen.


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Eine weitere Information zur SanOrg Neu: Diplomierte Krankenpfleger sind angeblich die größten Opfer der SanOrg Neu. Nicht nur, dass man ihnen das K-Schema weg­nehmen möchte, sondern viele sollen auch auf 900er-Posten abgeschoben werden.

Bedauerlicherweise handelt es sich hier größtenteils um Frauen, und in Anbetracht des Frauenförderungsplanes beim ÖBH kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass da eine Umstrukturierung zulasten der Frauen durchgeführt wird.

Ich würde mich freuen, Herr Minister, wenn es sich da wirklich nur um Gerüchte han­delt.

Wie prekär die budgetäre Lage beim ÖBH ist, zeigt eine Weisung der Abteilung FGP im BMLVS vom 28. April 2014. Ich darf das einmal kurz vorlesen:

„Aufgrund der aktuellen budgetären Situation und des damit verbundenen Stopps bei Beschaffungen sind auf vorerst unbestimmte Zeit bei Bekleidungsgegenständen, wie Schulterklappendienstgradabzeichen: hellgrau, Rockkragendienstgradabzeichen für Offiziere, Kappenborten, Kappenkordeln (...), Mantelparoli usw. und auch bei Schulter­klappendienstgradabzeichen: braungrau Engpässe gegeben.

Somit sind die Ausstattung mit der Grundausstattung im Bereich der Ausgangsgarni­turen und auch die diesbezügliche Forterhaltung nicht mehr sichergestellt. Das impli­ziert, dass auch bei Beförderungen oder Verwendungsänderungen die entsprechende Grundausstattung nicht mehr lückenlos bereitgestellt werden kann.“

Was bedeutet diese Information beziehungsweise Weisung, Herr Bundesminister Klug? Bedeutet das, dass sich die Soldaten künftig bei Beförderungen selbst um ihre Dienstgrade kümmern müssen?

Wir würden mit keiner Einsatzorganisation so umgehen wie mit dem österreichischen Bundesheer, weder mit der Polizei noch mit der Rettung noch mit der Feuerwehr. Es käme niemand auf die Idee, die Feuerwehren finanziell auszuhungern, nur weil es lan­ge nicht gebrannt hat.

Das Problem dabei ist Folgendes: Beim Bundesheer realisiert man Fehlentwicklungen und Unzulänglichkeiten erst dann, wenn es zu spät ist. Ich darf in diesem Zusammen­hang an das Lawinenunglück in Galtür erinnern. Dies war der Anlass zur Beschaffung der Black Hawks.

Machen wir uns nichts vor! Katastrophenschutz, Auslandsmissionen und ein attraktiver Wehrdienst sind mit diesem Budget nicht umsetzbar.

Herr Verteidigungsminister, ich schätze Ihr Engagement beim ÖBH wirklich sehr, aber leider ist das österreichische Bundesheer der SPÖ völlig egal, und die ÖVP empört sich nur künstlich über die Einsparungen beim Heer. Schließlich stellt die ÖVP den Fi­nanzminister und hätte es in der Hand, mehr Budget für das Bundesheer heraus­zuholen. (Beifall bei der FPÖ.)

Die ÖVP scheint die einzige Partei zu sein, der das österreichische Bundesheer wirk­lich am Herzen liegt. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit und Rufe bei der ÖVP: Die „ÖVP“?!)

16.37


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Wenin­ger. – Bitte.

 


16.37.29

Abgeordneter Hannes Weninger (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Hohes Haus! Ich habe mir so eine schöne Rede zum Thema Bundesheer vorbereitet, aber ich glaube, ich muss jetzt ein bisschen detaillierter auf die Vorgänger eingehen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 159

Herr Kollege Vetter hat wieder einmal Clausewitz zitiert. Clausewitz hat ja auch be­hauptet, dass Feldherren Entscheidungen oft unter Zeitdruck und auf Basis mangeln­der Informationen treffen müssen und hat das als „Nebel des Krieges“ bezeichnet.

Ich bin der Meinung, in diese Kategorie kann man die meisten Redebeiträge der Op­position einordnen: Nebel des Krieges oder, wie es Kollege Pendl gesagt hat, das Vorfeld der Personalvertretungswahlen im Herbst. Gleichzeitig schwören wir uns da­rauf ein, dass wir alle gemeinsam hinter dem österreichischen Bundesheer stehen.

Es hat mich schon sehr betroffen gemacht, dass Herr Kollege Kunasek, den ich an und für sich schätze, die Ukraine, das Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer im Bestreben, eine neue Orientierung zu finden, Frieden zu finden, eine neue Strukturierung des Lan­des zu finden, hernimmt, um den Österreicherinnen und Österreichern Angst vor einer kriegerischen Auseinandersetzung zu machen, die aus dem Ukraine-Konflikt resultiert. (Abg. Podgorschek: Mein Gott! Abg. Kunasek: Kollege Weninger, haben Sie eine andere Rede gehört?)

Ich glaube, Herr Kollege Pilz hat das sehr deutlich beantwortet. Wir sind in einer euro­päischen Sicherheitsstruktur, und unsere östlichen Nachbarstaaten sind nicht nur Mit­glied der Europäischen Union, sondern auch Mitglied der NATO.

Ähnlich, wie das damals Frank Stronach im Wahlkampf gemacht hat, als er vor chinesi­schen Truppen, die sich in Richtung Wien bewegen, Angst gemacht hat, kommt jetzt Herr Kollege Kunasek daher und behauptet, wir müssen Angst vor den russischen Truppen oder irgendwelchen ukrainischen Freischärlern haben.

Das Zweite zum Kollegen Kunasek: Du hast kritisiert, dass die Puch Pinzgauer und die Puch G nur mehr für Priorität 1 und 2 eingesetzt werden sollen. Ja, Kollege, wofür sonst? Diese hochausgerüsteten Fahrzeuge sind keine Truppentransporter, die sind nicht zum Jausenholen oder zum Hin- und Herführen von Offizieren, sondern sie sind genau deshalb im Dienst des Heeres, um für die Kategorie Dienst 1 und 2 zur Verfü­gung zu stehen.

Was du leider nicht gesagt hast – aber das ist mittlerweile auch schon angesprochen worden –, ist die ganze Eurofighter-Beschaffung. Das hast du nobel übergangen, aber ich würde dich gerne daran erinnern, weil es ja auch einen entsprechenden Antrag da­zu gibt.

Aber grundsätzlich geht es um das Bundesheer, es geht um die Verteidigung des ös­terreichischen Staates. Es geht um Assistenzleistungen bei Katastrophendiensten im Ausland und um die Luftraumüberwachung. Wir diskutieren über ein Heer, das von 110 000 Mann auf zirka 50 000 bis 55 000 Mann reduziert wurde, angepasst an die Sicherheitsdoktrin, die wir gemeinsam beschlossen haben, und dann wollen manche zwanghaft an Strukturen festhalten, die auf ein Großheer aus der Vergangenheit aus­gerichtet waren.

Überall, wo darüber diskutiert wird, ob beispielsweise eine Kaserne für die neue Struk­tur des Bundesheeres noch zeitgemäß ist, kommt irgendein Landeshauptmann oder Bürgermeister und sagt, die Kaserne muss unbedingt erhalten bleiben, sonst geht die Nahversorgung verloren, der Wirt macht kein Geschäft mehr, oder sonst irgendetwas.

Meine Damen und Herren! Wenn wir nicht bereit sind, diese Strukturen gemeinsam zu überwinden, dann werden wir weiterhin in die Falle laufen, dass Strukturen aufrechter­halten werden, die Geld kosten, das in Wirklichkeit dem österreichischen Bundesheer bei seinen zentralen Aufgaben fehlt.

Wenn die Landeshauptleute Kasernen erhalten wollen, dann sollen sie das aus Regio­nalfördermitteln oder aus Mitteln der Dorf- und Stadterneuerung finanzieren, aber nicht


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auf Kosten des österreichischen Bundesheeres, das sein Geld für Material, Ausbildung und für die Gehälter der Soldatinnen und Soldaten braucht.

Abschließend noch einmal – der Herr Minister hat das sehr ausführlich gesagt –: Wir haben in den letzten Tagen über tausend Soldatinnen und Soldaten in Niederöster­reich, in der Steiermark und im Burgenland im Dienst gehabt – jetzt zur Stunde am Bal­kan –, die mit bestem Gerät, höchster Ausbildung und höchster Qualität in Serbien und Bosnien-Herzegowina Katastrophendienste geleistet haben und noch immer leisten, dort Hilfsgüter transportieren, Menschen bergen, Straßen bauen und Brücken wieder­aufbauen.

Das sind Herausforderungen, die das österreichische Bundesheer gerne annimmt, die wir auch bereit sind, zu finanzieren, weil es um mehr geht als nur um den Frieden in Österreich, sondern es geht um den Frieden in Europa.

Ich bin schon neugierig darauf, welche Position die NEOS dazu einnehmen, weil Kol­lege Hable zum Beispiel gesagt hat, der Präsenzdienst müsse verlängert werden, sechs Monate seien zu wenig. – Na sagen wir das den österreichischen Jugendlichen! Das heißt, eine Stimme  (Abg. Strolz hält ein Schild mit der Aufschrift „Stimmt nicht“ in die Höhe.) – Das typische Taferl vom Herrn Strolz.

Was ist die Alternative? – Die Alternative wäre dann ein NATO-Beitritt und die Aufgabe der Neutralität. (Abg. Podgorschek: Die NATO wird uns was husten!) Wenn das NEOS-Position ist, dann, bitte, denken Sie darüber nach, wem Sie am Sonntag Ihre Stimme geben. (Zwischenruf des Abg. Strolz.) Ich bin ja sowieso dafür, dass Frau Kollegin Mlinar hier im Hohen Haus bleibt und nicht nach Brüssel geht, weil ich zwar ihre Positionen nicht teilen kann, sie aber persönlich schätze, und um sie hierzubehal­ten, würde ich sagen: Keine Stimme für die NEOS ist eine Stimme für Frau Kollegin Mlinar im österreichischen Nationalrat. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Heiterkeit der Abg. Mlinar.)

16.43


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Schitten­helm. – Bitte.

 


16.43.24

Abgeordnete Dorothea Schittenhelm (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ge­schätzter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Eurofighter, „fliegendes Schmiergeld“, Kiste für Parteien und Personen – ich habe von Herrn Abgeordnetem Pilz nichts ande­res erwartet. Es sind haltlose Beschuldigungen und Anschuldigungen, die bis heute nicht nachgewiesen wurden. (Abg. Wöginger: Er ist eh schon wieder weg!) – Er ist ja ohnedies schon wieder weg, und ich glaube, er ist da ein wenig traumatisiert.

Hohes Haus! Im Regierungsprogramm – und wir alle kennen das Regierungspro­gramm, hoffe ich – ist das Kapitel „Landesverteidigung“ unter dem Titel „Ein Bundes­heer für die Zukunft“ festgeschrieben. Und diese Zukunft werden wir nicht in wenigen Monaten und nicht in drei, vier Jahren bewältigen können, sondern es wird diese Ge­setzgebungsperiode brauchen und vielleicht auch noch eine zweite.

Erinnern wir uns: Vor mehr als einem Jahr haben die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes bei der Volksbefragung eine Richtungsentscheidung getroffen und damit einen ganz klaren Auftrag erteilt. Sie haben sich zu einer wehrpflichtigen Armee bekannt, ei­nem Mischsystem aus Berufskader, Wehrpflicht und Miliz. Da ist der Auftrag für die Landesverteidigung und speziell für den verantwortlichen Verteidigungsminister ganz klar, nämlich mit den vorhandenen Budgetmitteln – die gekürzt wurden, so wie in allen anderen Ressorts auch, dem aber der Herr Bundesminister zugestimmt hat im Wissen, dass diese Budgetkonsolidierung eine absolute Notwendigkeit ist – auch zurande zu kommen und das Auslangen zu finden.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 161

Ich gehe davon aus, dass wir uns einig darüber sind, dass in einem Bereich nicht ge­spart werden darf: Es darf die Ausbildung der Grundwehrdiener, genauso wenig wie die Aus- und Weiterbildung für das Kaderpersonal, in keiner Weise beeinträchtigt wer­den. Nur eine solide Ausbildung in allen Bereichen schafft die Voraussetzung für die sichere Bewältigung von Einsatzaufgaben – das heißt auch Schutz für die betroffenen Soldatinnen und Soldaten und vor allem auch Schutz für die Bevölkerung.

Dies hat Verteidigungsminister Klug bereits im Ausschuss gesagt und auch zugesagt, und ich gehe davon aus – da habe ich schon auch Vertrauen in ihn –, dass das hält. Aber eines ist natürlich auch klar: Es werden Umschichtungen erfolgen müssen. Darü­ber hinaus werden, wie der Verteidigungsminister angekündigt hat, weitere Verkäufe von Liegenschaften und Kasernen, deren Erlös wir heute nicht abschätzen können, zu­mindest nicht im Detail, wesentlich dazu beitragen müssen, die Finanzen aufzubes­sern.

Weiters gibt es einen klaren Zeitplan für die Erstellung eines Masterplans bis Mit­te 2014. Es ist noch ein wenig Zeit für das Team rund um den Minister, für die General­stabsoffiziere. So ist es jedenfalls auch im Regierungsprogramm festgeschrieben und verankert, dass die Fähigkeiten und Einsatzstärken des Bundesheeres festgelegt wer­den müssen. Wir müssen einmal wissen: Was erwarten wir von unserem Bundesheer? Welche Möglichkeiten hat unser Bundesheer, und welche Aufgaben hat es in der Zu­kunft zu bewältigen?

Tatsache ist aber auch, geschätzte Damen und Herren – das wurde im Landesverteidi­gungsausschuss auch diskutiert –, dass es einen relativ großen Mitteleinsatz geben wird, bei all den Sparmaßnahmen. Ich führe nur einige Punkte an, weil ja so getan wird, als ginge im Bundesheer überhaupt nichts mehr. Es gibt Mittel für die Sanierung der Unterkünfte, immerhin 62,4 Millionen €, was wichtig für die Grundwehrdiener ist. Weiters erfolgt die Nachbeschaffung der heute schon genannten Puch G und auch der Pinzgauer um zirka 50 Millionen €. Und an vier Kasernenstandorten wird für die Grund­wehrdiener der Internetzugang mit rund 5 Millionen € weiter ausgebaut.

Eines darf man nicht übersehen, weil heute die Eurofighter genannt wurden: In diesem Jahr wird die letzte Eurofighter-Rate bezahlt, und trotzdem wird im kommenden Jahr, 2015, ein Großteil von diesen 174 Millionen €, nämlich 116 Millionen €, weiter in das Bundesheerbudget fließen. – Das soll auch einmal erwähnt werden.

Aber natürlich muss in allen Bereichen eine Effizienzsteigerung gegeben sein. Das ös­terreichische Bundesheer muss in dieser schwierigen Budgetsanierungsphase auf die militärisch einsatzwahrscheinlichsten Aufgaben reduziert und ausgerichtet werden. An­gesichts all der anderen Maßnahmen, die der Verteidigungsminister schon erläutert hat, und im Wissen um das professionelle Vorgehen der Offiziere und das hohe Enga­gement und den Einsatzwillen des Kaderpersonals bin ich mir sicher, dass das öster­reichische Bundesheer nach wie vor in der Lage sein wird, Einsätze im Sinne des Frie­dens sowohl im In- als auch im Ausland zu bewerkstelligen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.48


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Windbüchler-Souschill zu Wort. – Bitte.

 


16.48.12

Abgeordnete Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne): „Es gibt keinen Weg zum Frie­den, denn Frieden ist der Weg.“ – Mahatma Gandhi.

Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ein erfolgreicher Einsatz für den Frieden braucht Strategie, braucht Einsatz-


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planung, braucht aber auch neutrales Auftreten, braucht gute Partner, verlässliche Partner und Partnerinnen, und braucht auf jeden Fall das Abgehen von Einzelinteres­sen. (Abg. Schönegger: Wie passt das mit Pilz zusammen?) Und dieses Abgehen von Einzelinteressen ist die Schwierigkeit, die ich auch hier in diesem Hohen Haus sehe.

Der Kurs des österreichischen Bundesheeres muss geordnet und strukturiert in die Richtung gehen, dass Friedeneinsätze, Friedensmissionen auch tatsächlich so sind, wofür sie gehalten werden. Es braucht mehr Internationalität, nicht weniger. Es braucht mehr Schutz der Zivilbevölkerung und nicht weniger Schutz, gerade der Zivilbevölke­rung, die von Krisen, von militärischen Krisen, von gewaltvollen Auseinandersetzun­gen, von Überschwemmungen, von Auswirkungen des Klimawandels, von Tsunamis, von Erdbeben und anderen Erschütterungen betroffen ist. Es braucht mehr humanitäre Hilfe, nicht weniger, und es braucht ganz klar die aktive tatsächliche Friedenspolitik. (Beifall bei den Grünen.) Weder das Budget des Landesverteidigungsministers noch das Budget des Außenministers zeigen genau diesen Weg vor.

Unser Ziel muss es einfach sein, mit Partnern gemeinsam, Kriege zu verhindern und kriegerische Auseinandersetzungen von vornherein einzudämmen. Ich möchte daran erinnern, dass gerade das 20-jährige Gedenken an den Genozid in Ruanda begangen wird – ein Gedenken, das einen markanten Einschnitt in der Friedenspolitik hinterlas­sen hat, einen markanten Einschnitt für die internationale Übernahme von Verantwor­tung, auch für Österreich, auch im Jahr 2014.

„Ich habe gelernt, dass Mut nicht die Abwesenheit von Angst, sondern der Triumph über sie ist.“ Nelson Mandela.

Ein erfolgreicher Einsatz für den Frieden erfordert tatsächlich Strategie, welche es zur­zeit nicht gibt und welche weder in Ihrem Budget noch im Außenministeriumsbudget abgebildet ist. Wir reagieren nur auf Krisen, die schon entstanden sind – aber nicht von heute auf morgen, sondern sie wurden schon lange beobachtet. Wir agieren nicht in unserer Friedenspolitik. Wir agieren weder im außenpolitischen Zusammenhalt noch im Verteidigungszusammenhalt. Wir haben die Methode, lange zuzuschauen, während der Hut schon brennt. Bis es zu einer Mission kommt, vergeht so viel strategisch wich­tige Zeit, die man hätte nützen können, wenn man viel früher Einsatz gezeigt hätte.

Der Schutz der Zivilbevölkerung sowie die humanitäre Hilfe sind das oberste Gebot. Ich halte wenig davon, dass ohne Strategie, mit zufällig zusammengewürfelten Mitteln, mit zufällig zusammengewürfelten Partnerländern, ein Einsatz schnell militärisch ge­plant wird, sondern wir haben Systeme wie das Early-warning-System, das ganz klar sagt: Achtung, in diesem Land, in dieser Region wird es bald zu einer erheblichen Kri­se kommen! Wir können schon vorher als internationale Solidaritätsgemeinschaft den Schritt wagen und mutig sein und ohne militärischen Einsatz einschreiten.

Die Grundannahme bei gewaltsamen Konflikten ist doch, dass wir in einer Region eine Vielzahl von Problemen haben. Diese komplexe Struktur muss auch mit komplexen Ansätzen dargestellt und verarbeitet werden. Als Beispiel nenne ich die zivil-militäri­sche Kooperation: in der Sicherheitsstrategie ein ganz kurzer Absatz, in der internatio­nalen Friedenspolitik und auch in der Friedensforschung aber ein enorm großer Schritt für den Erhalt von Frieden. Es wäre daher enorm wichtig, diese zivil-militärische Ko­operation vonseiten Österreichs mit dem österreichischen Bundesheer auszubauen, einzusetzen und auch umzusetzen, wie demokratische Entwicklung, Entwaffnung und Entminungen.

Dabei erinnere ich jetzt an Bosnien und Herzegowina. Es war bereits vor der jetzigen Überschwemmung bekannt, dass in Bosnien und Herzegowina noch an die 120 000 Mi­nen liegen. Nach der Überschwemmung besteht jetzt das Problem, dass diese Minen freigeschwemmt wurden und die Lage nicht mehr bestimmbar ist. Eine Entminung wird


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dadurch nur schwieriger. Wir hätten viel früher anfangen können, Bosnien und Herze­gowina in dieser Frage tatsächlich zu unterstützen und da zu sein.

Erwähnt werden muss auch noch die Einrichtung einer internationalen Bereitschafts­polizei. Das ist nicht nur bereits lange eine grüne Forderung, auch die Friedensfor­schung und Peacekeeper haben genauso erwähnt, dass so eine Bereitschaftspolizei ein wichtiger Schritt wäre, Frieden tatsächlich zu sichern und frühzeitig zu sichern und nach dem Early-warning-System auch ein Early-action-System einzurichten, ohne dass man auf eine militärische Intervention warten muss.

Darum geht es im Endeffekt auch: nicht die militärische Intervention abwarten und in Krisenregionen zuschauen und dann schnell einschreiten – das ist militärisch nicht nachhaltig, siehe Mali –, sondern von Anfang an in einer Krisenregion unterstützend tä­tig sein.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.“ (Beifall bei den Grünen.)

16.54


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Dr. Hable zu Wort gemeldet. Sie kennen die Bestimmungen: zu­nächst jenen Sachverhalt, den Sie berichtigen wollen, dann den berichtigten Sachver­halt; alles in 2 Minuten. – Bitte.

 


16.54.43

Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Frau Präsidentin! Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wieder hier an das Rednerpult treten muss, der Grund ist eine tat­sächliche Berichtigung. Die Behauptung des Abgeordneten Weninger, in der er gesagt hat, ich hätte mich für eine Verlängerung des Wehrdienstes ausgesprochen, ist falsch. (Abg. Wittmann: „Das Fass des Bodens“ ist schon erreicht!)

Ich habe lediglich auf das Faktum hingewiesen, dass mit dem Wahlkampfslogan „Sechs Monate sind genug“, also einer Verkürzung von acht auf sechs Monate, die Mi­liz de facto abgeschafft worden ist. – Eine Behauptung, eine Forderung, den Wehr­dienst zu verlängern, habe ich nie aufgestellt. Herr Kollege Weninger, bleiben Sie bei der Wahrheit und erweisen Sie damit diesem Haus einen guten Dienst! – Danke schön. (Beifall bei den NEOS. – Ruf bei der SPÖ: Jetzt weiß ich, warum Sie nicht Wehrspre­cher sind!)

16.55


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Ertlschweiger zu Wort. – Bitte.

 


16.55.42

Abgeordneter Rouven Ertlschweiger, MSc (STRONACH): Meine geschätzten Da­men und Herren! Werter Herr Bundesminister! Werte Frau Präsidentin! Liebe Zusehe­rInnen zu Hause vor dem Fernsehapparat! Heute wurde schon öfters die Frage nach der Strategie aufgeworfen. In Wirklichkeit ist die ganze Thematik ganz einfach: Öster­reich muss sich darüber klar werden, was es will: Wollen wir ein gut ausgestattetes, professionelles und effizient geführtes Bundesheer mit motivierten Mitarbeitern und Soldaten oder wollen wir das nicht? – Im Moment ist es so, dass das österreichische Bundesheer am Stock geht. Musste in der Vergangenheit gespart werden, hat der je­weilige Verteidigungsminister stets als Erster „Hier!“ geschrien. Kein Wunder, dass unser Bundesheer heute so desolat dasteht. Das ist ein Faktum, meine Damen und Herren, es ist das Resultat eines jahrelangen Prozesses. Das Heer wurde schlicht und einfach kaputtgespart und kontinuierlich ausgehungert. (Beifall beim Team Stronach.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sie erinnern sich sicher daran und haben alle noch die Bilder des verheerenden Hochwassers aus dem Jahr 2002 im Kopf, bei


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 164

dem in Summe 12 000 Soldaten im Katastropheneinsatz waren; Soldaten, die damals professionell und effizient geholfen und so noch größeres Leid verhindert haben. Hätten wir heute solch ein Hochwasser im Land, meine sehr verehrten Damen und Herren – schauen Sie bitte nur nach Bosnien oder Serbien, was sich dort gerade ab­spielt –, hätten wir heute also solch ein Hochwasser im Land, wir würden es nicht stemmen. Wir könnten die Zahl von 12 000 Soldaten aus dem Stand nicht zuwege bringen. Noch dazu könnten wir sie gar nicht in das jeweilige Einsatzgebiet bringen, weil wir die Transportmöglichkeiten nicht hätten! Dazu müssten wir Busse zumieten!

Ich frage mich: Was ist das für ein Bundesheer? – Kollege Weninger, Sie brauchen nicht den Kopf zu schütteln, das ist ein Faktum, das ist eine Tatsache! (Abg. Wenin­ger: Das stimmt halt nicht!) Es ist ein Faktum, dass wir im Heer Kraftfahrzeuge, deren Reparatur die Kosten von 2 000 €, und Lkws, deren Reparatur die Kosten von 3 000 € überschreiten würden, einfach stilllegen und gleich ausscheiden. Weg damit!

Es ist ein Faktum, dass wir als Ersatz für unsere Pinzgauer, sehr geehrter Herr Minis­ter, Mitsubishi L200 Pick-ups angeschafft haben, für die es für unsere Alpinverbände gar keine Schneeketten gibt. Auch ein Faktum ist, dass wir gar keine leistungsfähige Katastrophenhilfe mehr anbieten können, weil Pionierbataillone kein Geld mehr bekom­men, um Hallen für neues Pioniergerät zu bauen – so rostet das Zeug schön langsam vor sich hin. Meine Damen und Herren, das ist eine Tatsache, das ist ein Faktum! (Bei­fall beim Team Stronach.)

Genauso ein Faktum ist, dass wir kontinuierlich den Treibstoff für unsere Fahrzeuge und für unsere Flugzeuge reduzieren und geplante Übungen wieder absagen. Sehr ge­ehrter Herr Minister, ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, was es für die Motivation der betroffenen Soldaten, des Kaderpersonals und der Vertragsbediensteten bedeutet, wenn Übungen anberaumt und feinsäuberlich geplant werden und dann aus Kosten­gründen wieder abgesagt werden müssen. Es ist leider so!

Abgesehen von der Aushungerung unseres Bundesheeres durch die Politik, läuft leider auch im Verteidigungsressort selbst sehr viel schief. Faktum, um bei diesem schönen Wort zu bleiben, ist, dass wir mehr als 200 Generalstabsoffiziere haben, die nach ih­rem dreijährigen Generalstabskurs, den sie im Dienst absolvieren, noch weitere Kurse oder strategische Lehrgänge mit ihrer Familie im Ausland besuchen. Nicht wenige von diesen Offizieren sind dann knapp zehn Jahre – zehn Jahre! – auf Kosten des Staates ausgebildet worden. Ich frage mich da: Welcher Dienstgeber leistet sich so etwas, bitte?! Welcher Dienstgeber bildet – wie das Bundesheer auf Kosten des Staates – zehn Jahre auf seine Kosten aus? – Faktum ist, Herr Minister, dass von den vielen Versprechen, die Sie gegeben haben, bis dato leider nicht sehr viele erfüllt worden sind.

Was ist mit der Attraktivierung des Wehrdienstes – diese ist heute schon oft angespro­chen worden –, was ist mit den viel zitierten Auslandseinsätzen oder mit dem Katastro­phenschutz? Ohne Milizsoldaten brauchen wir heutzutage gar nicht mehr ins Ausland zu fahren. Es wäre gar nicht mehr möglich! (Präsident Kopf übernimmt den Vorsitz.)

Wo sind die Leistungssportler, die mit den Rekruten Sport treiben? Auf den Plakaten – aber nur dort. Zeigen Sie mir einen Leistungssportler, der mit Rekruten Sport treibt! (Ruf: Für das Foto !) – Ja, genau, für das Foto. Danke schön.

Herr Minister, dann frage ich mich auch, warum Sie trotz Aufnahmestopps und obwohl das Bundesheer sehr wohl über qualifiziertes Personal über Stand verfügt, Parteigünst­linge aufnehmen – und das gegen den Einspruch der Personalvertretung! Das muss man auch einmal argumentieren. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Klug.) – Ja, Sie können nachher gern dazu Stellung nehmen.


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Das beste Beispiel für den gesamten bürokratischen Wahnsinn, den ein Ressort ver­brechen kann, kommt für mich zum Schluss – das lassen Sie sich bitte auf der Zunge zergehen –:

Jemand, der im Bundesheer dienstlich heute, sagen wir, einige Tage in Deutschland verbringen muss – ich sage nicht Kongo, auch nicht Tschad, sondern wir sprechen von Deutschland –, muss seit Neuestem einige medizinische Untersuchungen über sich er­gehen lassen, wie zum Beispiel: Blutdruck, Ruhe-EKG, allgemeiner Ernährungszu­stand, fachärztliche Begutachtung und natürlich eine Komplettierung des gesamten Impfprogramms für das Zielland, also für Deutschland – nicht Kongo, nicht Tschad. Al­so man wird immunisiert gegen Tetanus, gegen Diphterie, gegen Polio, gegen Keuch­husten, gegen FSME, gegen Hepatitis A und B und gegen Influenza. – Für Deutsch­land! Also nicht Kongo und nicht Tschad, Herr Minister.

Ich möchte mir jetzt hier an dieser Stelle nicht ausmalen, was unsere Soldaten machen müssen, wenn sie nach Ungarn, Schweden oder Spanien fahren. Da kann man sich wahrscheinlich im Heeresspital stationär aufnehmen lassen, denn das wird dauern. Das bedarf einer gewissen Zeit. (Beifall beim Team Stronach.)

Herr Bundesminister! Zu dem Ganzen ist heute wirklich schon sehr viel gesagt worden, und es ist auch sachlich argumentiert worden und es ist auch sehr viel Larifari und Wi­schiwaschi erzählt worden. Gehen Sie hinaus zur Truppe! Gehen Sie hinaus, sprechen Sie mit Ihren Soldatinnen und Soldaten, mit dem Kaderpersonal und fragen Sie sie, ob sie mit dem derzeitigen Zustand zufrieden sind! Und stellen Sie sich selbst die Frage: Wohin wollen wir mit dem österreichischen Bundesheer? Wollen wir ein gut ausge­stattetes, professionelles, effizientes Heer mit motivierten Mitarbeitern und Soldaten, eine schnelle Eingreiftruppe, die in Katastrophenfällen schnell eingreifen kann, was jetzt nicht der Fall ist – es ist leider nicht so –, oder wollen wir es nicht?

Wenn Sie diese Frage für sich selbst beantwortet haben, dann können Sie in jede Ver­handlung gehen und dann werden Sie auch, glaube ich, das Wesentliche für das Bun­desheer herausholen. Aber wenn wir so weitermachen wie jetzt, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, dass hier immer wieder debattiert wird. Meine Damen und Her­ren! So wie das Bundesheer jetzt aufgestellt wird, ist das leider ein Häkel, ein Wi­schiwaschi. Das ist nichts, tut mir leid. (Beifall beim Team Stronach.)

17.03


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster gelangt Herr Klubobmann Dr. Strolz zu Wort. – Bitte.

 


17.03.12

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Herr Präsident! Herr Bundesminis­ter! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Mitbürger und Mitbürgerinnen an den Bildschirmen, auf der Besuchergalerie, zu Hause am Handy, wo auch immer! Das Bun­desheer wird hier im Rahmen einer Dringlichen Anfrage verhandelt, und ich finde das gut, weil es zum Thema Sicherheitspolitik in Österreich ohnehin zu wenig ernsthafte Auseinandersetzung gibt.

Ich habe einen Leitartikel aus den „Oberösterreichischen Nachrichten“ mitgebracht, worin es heißt:

„,Die Armee fährt nicht mehr, sie fliegt nicht mehr. Und schießen tun nur noch die Re­kruten.‘ Dieser verheerende Befund eines Offiziers bringt die Lage des österreichi­schen Bundesheeres auf den Punkt. Sie ist schlicht und einfach hoffnungslos.“

Weiter geht’s nach zwei, drei Absätzen wie folgt:

„Wenn schon unbedingt gespart werden muss, dann sollte es wenigstens sinnvoll sein. Gibt das Heer jetzt gleich ganze Waffengattungen einfach auf, so verzichtet es damit


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 166

auch auf Systeme, die es braucht, um überhaupt eine Armee zu sein. Dies zu tun wür­de daher nur dann Sinn ergeben, wäre man nicht für alles alleine zuständig. Im EU-Wahlkampf fand dazu allerdings nur eine Partei den richtigen Ansatz: Kooperation statt alleine weiterwurschteln – Europa muss auch eine Verteidigungsunion werden.“

So, das heitere Parteienraten kann beginnen. Wer könnte das gewesen sein, liebe Kol­legen (Ruf bei der ÖVP: Die NEOS natürlich!): „Im EU-Wahlkampf fand dazu allerdings nur eine Partei den richtigen Ansatz: Kooperation “? (Abg. Schönegger: Die NEOS! Die NEOS!)

Die SPÖ hat ja schon nachgefragt: Wie sehen das die NEOS? Da gibt es also eine „Suchspannung“ nach größerer Klarheit, wie es die NEOS sehen, und dieser möchte ich gerne nachkommen.

Wir NEOS wollen eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, und wir glauben, dass das eines der wichtigsten Dinge ist, einer der wichtigsten Punkte ist, denen sich die Europäische Union in den nächsten Jahren widmen sollte. Wir halten das, was wir bisher machen, für völlig falsch, nämlich dass die Europäische Union glaubt, wir kön­nen einfach so tun, als wären wir nichts.

Wir sind der stärkste Wirtschaftsraum auf diesem Planeten! Wir haben ein großes Er­be, humanistisches Erbe einzubringen auf diesem Planeten! Wir sind bei vielen Dingen beteiligt, aber unsere Stimme hat oft wenig Gewicht. Und die Frage, die sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten stellt, ist: Werden wir Gewicht haben oder nicht? Wollen wir Gewicht haben oder nicht? – Und wir NEOS sagen: Ja, wir wollen Gewicht haben!, und wir können auch sagen, warum.

Stellen Sie sich vor, wir schreiben das Jahr 2040. Es treffen sich die G 8 des Jah­res 2040, die großen acht Industrieländer oder die größten Wirtschaftsräume dieses Planeten und verhandeln informell die Geschicke dieses Planten. So geschieht es ja bei G-8-Treffen. Wissen Sie, was da der Fall sein wird? – Entweder sitzt Europa hier am Tisch, in einer integrierten Form, oder Europa ist nicht mehr dabei, weil Deutsch­land zu diesem Zeitpunkt den Löffel an Mexiko abgeben wird und bereits vorher schon die Franzosen ihren Sitz für Indonesien geräumt haben.

Wissen Sie, was? Ich gönne es den Mexikanern und den IndonesierInnen, dass sie an Wohlstand zunehmen, an wirtschaftlicher Kraft, an Selbstbewusstsein. Ich gönne es Ihnen!

Jetzt könnten wir auch sagen: Na ja, ist ja egal, Europa muss nicht überall mitspucken, wir müssen nicht überall dabeisitzen! Diese Haltung kann man natürlich einnehmen. Nur, dann vergisst man eines: Es geht auf diesem Planeten um Wertefragen. Sie sit­zen in einem Flugzeug, Sie fliegen vier Stunden, und Sie landen in einem Land, in dem meine Sitznachbarin (Ruf bei der ÖVP: Der Niko Alm und die Werte!) – der Niko Alm schon, aber nicht meine Sitznachbarin – oder auch Eva Glawischnig und viele andere nicht Auto fahren dürfen – als Ausdruck einer Wertehaltung, weil es den dort Regie­renden offensichtlich wichtig ist, dass Frauen nicht Auto fahren dürfen. (Abg. Walter Rosenkranz: Herr Verteidigungsminister! Tun Sie was für die Führerscheine!)

Wenn Sie sagen, dieses Land ist mir zu blöd, dann setzen Sie sich in ein Flugzeug und landen in einem Land, in dem einem 14-jährigen Mädchen ins Gesicht geschossen wird, weil dieses 14-jährige Mädchen sagt: Ja, ich möchte in die Schule gehen! – Das sind Wertefragen! Und entweder wir definieren uns – oder wir werden definiert.

Und wenn Europa sagt, wir müssen bei diesen G 8 des Jahres 2040 nicht dabei ho­cken, dann werden wir definiert. (Abg. Walter Rosenkranz: Herr Minister! Tun Sie was für die Führerscheine! – Heiterkeit der Abgeordneten Darmann und Podgorschek.) Wir werden Spielball fremder Mächte sein – oder wir organisieren uns gemeinsam als


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Kontinent. Und sich gemeinsam organisieren heißt natürlich auch, eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik zu betreiben. Deswegen ist uns das so wichtig!

Gemeinsame Sicherheitspolitik heißt natürlich, dass wir auch darauf achten müssen, wie wir die Kräfte bündeln können. Angelika Mlinar ist bisher die einzige Spitzenkandi­datin im Europawahlkampf, die den Faktencheck der „ZiB2“ positiv bestanden hat. Die einzige Spitzenkandidatin, die den Faktencheck bestanden hat! (Beifall bei den NEOS. – Ruf bei der ÖVP: Und die einzige Bergbäuerin!) – Auch die einzige Berg­bäuerin als Spitzenkandidatin. Das ist sehr korrekt. Die ÖVP passt heute auf! Sehr un­gewöhnlich! Die Sterne stehen heute gut. (Abg. Gerstl: Und die Einzige, die Russland in der EU haben will!)

So, und was hat Angelika Mlinar vorgerechnet? – Das, finde ich, ist ein interessanter Gesichtspunkt. Sie hat gesagt, wir als 28 EU-Länder geben zirka 42 Prozent der Mili­tärausgaben im Vergleich zu den USA aus, haben aber maximal eine Kapazität von 10 Prozent zur Intervention. Das heißt, wir laufen bei Weitem nicht effizient. (Abg. Walter Rosenkranz: Die Österreicher kaufen die Gewehre, und die Ungarn kaufen die Munition!)

Jetzt habe ich mir lange überlegt, weil ich gewusst habe – das war immer klar –, ich werde irgendwann in die Politik gehen – es war nicht klar, wann die Zeit reif ist, aber mich hat eine Frage beschäftigt –: Wie werde ich zum Thema Bundesheer stehen? Denn natürlich habe ich auch irgendwann einmal den Traum gehabt von einer Gesell­schaft ohne Heer. (Abg. Walter Rosenkranz: Und ohne Gefängnisse!)

Ich glaube, jeder, der früher auch einmal ein bisschen ein Revoluzzer war, hat diesen Gedanken einmal gefasst. Ich habe mir das auch angeschaut, liebe Kollegen von der FPÖ, ich habe mich ernsthaft damit auseinandergesetzt. Ich habe es mir in Island an­geschaut, habe bis hin zum Bundespräsidenten oder zum Präsidenten darüber Ge­spräche geführt. In Island gibt es keine Armee! Aber ich habe verstanden, Island steht natürlich unter dem informellen Schutz der NATO. Es war lange ein US-Stützpunkt dort. Also: falsches Beispiel. Erstens will diese Insel keiner; zweitens: ein langer An­fahrtsweg; drittens: informeller Schutz.

Dann war ich in Costa Rica und habe mir das angeschaut – ein zweites Land, in dem es kein Heer gibt. Sehr beeindruckend! Ich habe es bis heute noch nicht verstanden, wie sie es machen. Aber irgendwie hat mich heute natürlich in der Mischung aus Idea­lismus und Pragmatismus – und diese Mischung stellen wir NEOS dar – schon die Po­sition ein Stück weit erobert, sage ich jetzt einmal – die ist zu mir gekommen, nicht ich zu ihr –, dass es sinnvoll ist, eine militärische Kapazität zu haben. Wenn Europa seine Werte ernst nimmt, dann muss es diese Werte auch in dieser Welt, in der wir leben, mit einer militärischen Kapazität hinterlegen. (Abg. Rädler: Was tun wir jetzt?)

Ja, was tun wir jetzt? – Jetzt integrieren wir natürlich die Streitkräfte, das wäre das Ers­te. Zweitens sollte Europa das Bekenntnis abgeben, dass es nie eine Angriffsarmee sein wird. Ich glaube, dieser Kontinent hat in Blut gebadet, und zwar nicht nur einmal, zweimal, dreimal, sondern tausendmal.

Dieser Kontinent ist einzigartig auf diesem Planeten. Warum? – Wenn ich meinen Kin­dern Europa auf dem Globus zeige, dann kommen sie nach zwei Minuten und sagen: Papa, Papa, wo ist das noch einmal? – Wir sind ein kleiner Tropfen Zeit auf diesem blauen Ball, ein kleiner Tropfen Zeit. 500 Millionen Menschen! Wenn da eine Hütte brennt, fackelt die Nachbarhütte mit ab! Das wurde über Jahrhunderte vorexerziert. Das heißt, wir sind eine Schicksalsgemeinschaft. Kraft Geografie ist uns diese Tatsa­che aufs Auge gedrückt, das können wir uns nicht einmal aussuchen. Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft!

Die Frage ist – und das ist natürlich auch die Frage, die am nächsten Sonntag zu be­antworten sein wird –: Glauben wir, dass Europa auch eine Chancengemeinschaft ist?


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Wir NEOS glauben, ja. (Abg. Schieder: Mit Russland oder ohne Russland?) Chancen­gemeinschaft heißt natürlich auch gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Nie eine Angriffsarmee, internationale Einsätze immer nur mit UN-Mandat! Die Vereinten Natio­nen sollen hiefür grünes Licht geben, nur dann erfolgen internationale Einsätze! Ich glaube, das könnte ein Konzept sein, wo wir sagen: Gehen wir einen Schritt weiter! Und da könnte sich das österreichische Bundesheer auch einen Schritt weiter hinein entwickeln in eine europäische Solidarität.

In diesem Sinne: Lange lebe das österreichische Bundesheer und die europäische So­lidarität! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Podgorschek: Das ist ein Widerspruch! – Abg. Weninger: Ist Österreich neutral oder nicht in diesem Szenario?)

17.12


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Kassegger zu Wort. – Bitte.

 


17.12.08

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Nach den Ausflügen in die große, weite Welt möch­te ich mich jetzt wieder ernsthaft mit dem Thema der Dringlichen Anfrage beschäftigen, nämlich dem österreichischen Bundesheer. (Beifall bei der FPÖ.)

Ein Grundsatz aus der Managementlehre für die erfolgreiche Weiterentwicklung von Organisationen lautet bekanntermaßen: „Structure follows strategy“ – oder auf Deutsch übersetzt: Die Struktur beziehungsweise die Maßnahmen folgen einer Strategie.

Herr Bundesminister Klug hat in den Ausschussberatungen Folgendes festgestellt – ich zitiere –: Das Bundesheer ist für die zur Verfügung stehenden 2 Milliarden zu groß.

Welch ein Zugang ist jetzt das, bitte? – Das ist „Strategie folgt Struktur“ – also genau umgekehrt –, in diesem Fall der Finanzierungsstruktur, also dem Topf der zur Verfü­gung stehenden Mittel. Ich kann aber hier keine Strategie erkennen, sondern nur eine Vorgabe einer im internationalen Vergleich beschämenden Finanzierungsstruktur von 0,6 Prozent des BIP. Das ist nämlich die Marke, die von der SPÖ und der ÖVP vor­gegeben wird. Dieser Marke ist alles unterzuordnen, an dieser Marke hat sich alles zu orientieren.

Faktum ist, dass diese Marke von 0,6 Prozent des BIP völlig unzureichend ist. Die NATO – und das ist ja wirklich kein Verein von Ahnungslosen in diesem Zusammen­hang – gibt für die Finanzierung der militärischen Landesverteidigung, und darum geht es ja, einen Standard von 1,3 Prozent des BIP vor. Das ist mehr als das Doppelte. Im Umkehrschluss heißt das, dass die NATO der Meinung ist, dass eine militärische Lan­desverteidigung auf einem international brauchbaren und konkurrenzfähigen Niveau nur sichergestellt werden kann, wenn dafür mindestens 1,3 Prozent des BIP zur Ver­fügung gestellt werden. (Abg. Podgorschek: Das Doppelte! 4 Milliarden!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir brauchen hier nicht herumzureden von Attraktivierungen des Bundesheeres, Weiterentwicklungen des Bundesheeres, Model­len für das Bundesheer, von der Entwicklung von neuen Strategien für das Bundes­heer, wenn die Grundvoraussetzung, also die Conditio sine qua non, nicht einmal an­satzweise erfüllt ist, nämlich die Zurverfügungstellung ausreichender finanzieller Mittel zur Erfüllung des im Artikel 79 der Bundesverfassung festgeschriebenen Auftrags der militärischen Landesverteidigung.

Ich wiederhole: SPÖ und ÖVP stellen hier 0,6 Prozent des BIP zur Verfügung. Die NATO sagt, dass mindestens 1,3 Prozent des BIP notwendig sind, um etwas im inter­nationalen Konnex Brauchbares auf die Beine zu stellen. 1,3 Prozent Muss, 0,6 Pro­zent Ist: Wie soll das gehen? – Die Antwort kann ein Volksschüler in der ersten Klasse bereits geben: Das geht nicht!


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Was würden die Freiheitlichen tun?, wird dann Ihre berechtigte Frage lauten. – Wir würden das Bundesheer mit jenen finanziellen Mitteln ausstatten, die es zur Erfüllung seiner Aufgaben benötigt (Abg. Moser: Wie finanzieren Sie das?), und zwar der Auf­gaben in der Reihenfolge der Wichtigkeit: erstens: militärische Landesverteidigung nach den Grundsätzen eines Milizsystems; zweitens: Hilfeleistung bei Elementarereig­nissen und Unglücksfällen außergewöhnlichen Umfangs; und drittens: Beitrag Öster­reichs zu internationalen Einsätzen. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich fasse zusammen: Es gibt im Bereich der österreichischen Landesverteidigung kei­ne Strategie, es gibt eine Vorgabe, eine Budgetvorgabe. Eine Strategie würde nämlich als Grundvoraussetzung die Ausstattung mit entsprechenden finanziellen Mitteln benö­tigen. Ich wiederhole noch einmal: Das sind 1,3 Prozent des BIP – und nicht 0,6 Pro­zent.

Was wir Freiheitlichen derzeit beobachten und feststellen, ist Folgendes: Es gibt eine vorgegebene finanzielle Struktur, die völlig unzureichenden 0,6 Prozent des BIP, und es gibt einzelne Maßnahmen, massive Sparmaßnahmen, die bezwecken sollen, dass diese politische Vorgabe der Bundesregierung erfüllt wird. Es gibt aber keine Strategie, die wirklich ehrlich und ernsthaft an der Sicherstellung der Erfüllung der verfassungs­mäßigen Aufgaben des Bundesheeres, nämlich der militärischen Landesverteidigung nach den Grundsätzen eines Milizsystems, arbeitet.

Wir Freiheitlichen haben das ungute Gefühl, dass es sehr wohl eine Strategie gibt, nämlich jene des langsamen Zu-Tode-Sparens des Bundesheeres. Nachdem die Volksbefragung im Jänner 2013 den Tod der allgemeinen Wehrpflicht und des Miliz­systems – aus der Sicht der SPÖ: leider – nicht herbeigeführt hat, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man jetzt die Strategie des langsamen Todes durch Entzug von lebensnotwendiger Nahrung, ist gleich der finanziellen Mittel, verfolgt. (Bei­fall bei der FPÖ.)

Angesichts der neuen Bedrohungsbilder für Österreich und Europa – ich nenne hier nur einige: Terrorismus, Cyberwar, regionale bewaffnete Konflikte in bedrohlicher Nä­he – wäre es jedoch die Pflicht einer jeden Bundesregierung, im Bereich der militäri­schen Landesverteidigung alles zu tun, um die nationale Souveränität und Integrität der Republik Österreich sicherzustellen. Mit 0,6 Prozent des BIP ist das nicht möglich! (Abg. Moser: Woher nehmen Sie das ?)

Ich könnte Sie jetzt bitten, Herr Bundesminister, hier grundlegend etwas zu verändern beziehungsweise zu verbessern, ich weiß aber, dass Sie und die SPÖ dazu nicht ge­willt sind. Das ist politisch durchaus legitim und im Rahmen einer pluralistischen Demo­kratie durchaus in Ordnung. Sicherheitspolitisch ist es aber gegenüber der österreichi­schen Bevölkerung wenig weitsichtig und fürsorglich – ich sage jetzt bewusst nicht „verantwortungslos“.

Wir Freiheitlichen haben den bedingungslosen Willen, im Bereich der militärischen Landesverteidigung alles zu tun, um die nationale Souveränität und die Integrität der Republik Österreich sicherzustellen.

So bleibt mir nur, diese Bitte nicht an Sie, Herr Bundesminister, zu richten, sondern an die österreichische Bevölkerung: Geben Sie uns das Mandat für Veränderung und Ver­besserung, denn diese ist dringend notwendig, auch in diesem wichtigen Bereich Lan­desverteidigung! – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 170

17.18


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Gessl-Ranftl zu Wort. – Bitte.

 


17.18.37

Abgeordnete Andrea Gessl-Ranftl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Mi­nister! Hohes Haus! Das österreichische Bundesheer war in der Vergangenheit ein Ga­rant für die Menschen in Österreich und wird auch in Zukunft ein Garant für Sicherheit und Katastrophenschutz sein. Obwohl es in den Jahren 2014 und 2015 massive Ein­sparungen geben wird, kann sich die Bevölkerung auch in Zukunft auf das österreichi­sche Bundesheer verlassen.

Dass die budgetäre Lage angespannt ist, ist unumstritten. Dass das österreichische Bundesheer in seinem derzeitigen Zustand zu groß für ein 2-Milliarden-Budget ist, ist eine Tatsache, die wir wohl oder übel hinnehmen müssen. (Abg. Zanger: Ach so, müs­sen wir das?) Aufgabe muss es nun sein, mit jenen Mitteln, die zur Verfügung stehen, die Einsatzbereitschaft im In- und Ausland zu gewährleisten.

Auch wenn die Oppositionsparteien immer wieder versuchen, da politisches Kleingeld zu lukrieren und die Bevölkerung zu verunsichern, bin ich davon überzeugt, dass die Einsatzbereitschaft des österreichischen Bundesheeres ungeachtet der Einsparungen gewährleistet ist. (Abg. Hübner: Woher kommt die Überzeugung eigentlich?)

Ich spreche hier die Auslandseinsätze an. Man hat sich in der Sicherheitsstrategie auf eine aktive Teilnahme an Auslandseinsätzen verständigt, und diese wird auch in Zu­kunft gewährleistet sein.

Ich spreche die Wehrpflichtreform an, die in Form einer modularen Ausbildung im Plan ist. Natürlich ist in diesem Zusammenhang auch ein adäquates und modernes Dienst­recht von großer Notwendigkeit, um der Überalterung der Truppe entgegenzuwirken.

Und ich spreche den Katastrophenschutz an, im Rahmen dessen unsere Soldatinnen und Soldaten rund um die Uhr Schutz und Hilfe für die Bevölkerung gewährleisten – und das auch in Zukunft.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, eine Tatsache muss uns allen aber bewusst sein: dass es mit Sicherheit nicht möglich sein wird, in diesem Zeitraum strukturelle Versäumnisse aus der Vergangenheit zur Gänze aufzuholen – das hat auch Minister Klug schon in seinem Eingangsstatement gesagt –, Versäumnisse der Vergangenheit, die mit Sorgfalt behoben werden müssen.

Ich möchte drei Versäumnisse der Vergangenheit exemplarisch hervorheben (Abg. Neubauer: Darabos! Darabos! Darabos!): erstens: keine Strukturreform; zweitens: kei­ne Reform des Dienstrechtes; und drittens: der Ankauf der Eurofighter und die Finan­zierung aus dem laufenden Heeresbudget.

Abschließend darf ich allen Soldatinnen und Soldaten für ihre Dienste auf das Aller­herzlichste danken. (Abg. Zanger: Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!) Ich bin oft bei der Truppe und weiß, welch hervorragende Arbeit von dieser geleistet wird. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

17.22


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Berlakovich. – Bitte.

 


17.22.20

Abgeordneter Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Vorjahr hat es eine intensive öffentliche Debatte zum Thema Bundesheer gegeben; eine solche war auch wünschenswert. Im Zuge der Debatte betreffend die Volksbefragung haben sich weite Teile der Bevölkerung mit dem Thema Bundesheer auseinandergesetzt, was positiv ist.

Und die Bevölkerung, die Österreicherinnen und Österreicher, hat ein starkes Signal gesetzt und ein eindeutiges Bekenntnis zum österreichischen Bundesheer und mit


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knapp 60 Prozent auch ein eindeutiges Bekenntnis zur allgemeinen Wehrpflicht abge­geben (Zwischenruf der Abg. Moser); nicht zu einer waffenstrotzenden Armee, aber sehr wohl zu einem Bundesheer, das aus dem Volk kommt, zu einem Bundesheer, das Sicherheitsanforderungen im Inland erfüllt, bei Auslandseinsätzen einsetzbar ist und das letztlich auch für den Katastrophenschutz da ist.

Die österreichische Bevölkerung hat Jahre hindurch die Erfahrung gemacht, dass der Katastrophenschutz eine wichtige Sache ist. Im Vorjahr waren Tausende Soldatinnen und Soldaten im Einsatz, von Vorarlberg bis Wien, bei den schweren Hochwässern in Österreich. Aber auch zur Stunde sind Bundesheerangehörige im Einsatz und helfen den Menschen in Österreich bei der Bewältigung der Hochwasserkatastrophe. Der Dank gebührt ihnen und auch der Feuerwehr und den anderen Blaulichtorganisationen, die den Menschen hier helfen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Es wurde schon angesprochen: Das Bundesheer ist zur Stunde aber auch auf dem Balkan im Einsatz, wo es ein Hochwasser von apokalyptischem Ausmaß gibt.

Wir sind erst vorhin zusammengesessen, die parlamentarischen Gruppen von Serbien, Bosnien und Herzegowina und Kroatien, mit den Botschaftern dieser drei Länder. Das Hochwasser ist dort verheerend; leider sind auch viele, viele Menschen dabei gestor­ben. Und auch dort hilft das Bundesheer, auch mit schwerem Gerät, also mit Hub­schraubern und ähnlichem.

Das, Herr Kollege Strolz, ist für mich europäische Solidarität (Abg. Strolz: Ja, auch!), nämlich dass man sagt: In derartigen Krisensituationen stehen alle zusammen und hel­fen einander, auch wenn sie nicht – Bosnien und Herzegowina – Mitglied der Europäi­schen Union sind.

Ich sehe nicht unbedingt die Notwendigkeit für eine Aufrüstung Europas im militäri­schen Sinne, sehr wohl aber für eine politische Stärkung Europas, gemeinsam aufzu­treten und Interessen durchzusetzen, beispielsweise beim Klimaschutz, wo Europa po­litisch an Bedeutung verliert und andere Regionen (Zwischenruf der Abg. Brunner), wie China, Indien, Südafrika, Brasilien, stärker werden (Zwischenruf des Abg. Strolz), um im politischen Sinn, wie Sie das auch angesprochen haben, stärker zu werden. Und das wäre dann europäische Solidarität.

Aber zurück zum Bundesheer. Natürlich sind die Schlagzeilen alarmierend, wenn es heißt, das Bundesheer sei am Rand der Pleite, das Bundesheer sei nicht mehr finan­zierbar oder das Bundesheer überlebe gar die nächsten Jahre nicht. Und Berichte, in denen es heißt, dass Piloten aus dem Einsatz bei den Eurofightern herausgenommen werden, dass die Hubschrauber nicht modernisiert werden können, dass Lkw-Flotten stillgelegt werden und dass Offiziere davon sprechen, dass das Bundesheer eine Mo­bilitätskrise hätte, sind natürlich alarmierend.

Auch der Herr Bundesminister selbst hat davon gesprochen, dass der Boden des Fasses erreicht ist. Es ist auch richtig, der Bevölkerung reinen Wein einzuschenken und zu sagen, was Sache ist, denn schönfärben hat hier keinen Sinn, es gibt zahlrei­che Alarmzeichen.

Man hört immer wieder Berichte von Grundwehrdienern, von jungen Menschen, die beim Bundesheer sind, wo es heißt: Übung abgesagt, da nicht genug Sprit da ist!, um in der Grundausbildung zu einer Übung zu fahren. Das ist natürlich schlimm, denn die­se Leute sind motiviert, gehen zum Bundesheer, erwarten sich etwas nach der Volks­befragung – und dann sind sie demotiviert, das geht bis hin zur Frustration. Die gute Absicht der Wehrdienstreform, zu der wir stehen, wird damit konterkariert, und man erreicht das Gegenteil, nämlich dass die jungen Leute sagen: Was ist das jetzt da, da sehe ich keinen Sinn in der Sache?!


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Aber es geht auch dem Personal beim Bundesheer so. Wenn man mit Unteroffizieren oder Offizieren redet, hört man, auch diese sind demotiviert, da sie sehr wohl den Ein­druck haben, dass sich viele zum Bundesheer bekennen, aber das war es dann auch schon. Mehr kommt dann eben nicht.

Daher ist es wichtig, dass wir, aber insbesondere Sie, Herr Bundesminister, aufpassen, dass das Bundesheer nicht zu einem Potemkinschen Dorf wird (Abg. Schieder: Nein, der macht das eh sehr gut!), dass wohl die Fassade passt und dass man auf dem Pa­pier vieles hat, aber hinter der Fassade alles bröckelt.

Ein gutes Beispiel dafür, wie es anders gehen kann, war vor Kurzem – Sie waren dort – die Eröffnung der Kaserne in Güssing (Abg. Schieder: Super!): hoch motiviert, zeitgemäß und modern. Und die jungen Leute und das Personal dort sind auch moti­viert. Im Übrigen sind im Burgenland viele Kasernen geschlossen worden.

Es ist wichtig, dass man diese Sache angeht. Sie haben von einer Herkulesaufgabe gesprochen, und tatsächlich ist es auch Ihre Ressortverantwortung, diese Aufgabe zu bewältigen.

Sie wissen, in der Mythologie hat der griechische Herakles, der römische Herkules, Höllenqualen erlitten, aber er hat sie überstanden, und am Ende ist er dann in den Olymp eingezogen.

In Abwandlung dessen: Es geht darum, dass es Ihnen gelingen möge – uns gemein­sam, aber insbesondere Ihnen –, das Bundesheer so auszustatten, dass die Österrei­cherinnen und Österreicher stolz darauf sind, aufgrund der Optik, aber auch aufgrund von Taten, und sagen: Ja, das ist ein Bundesheer, das wirklich hilft und Schutz und Si­cherheit bietet. Alles Gute! (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Hübner.)

17.27


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Mo­ser. – Bitte.

 


17.27.53

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrter Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren hier im Saal und zu Hause! Herr Minister, für den Olymp sind Sie sicher noch nicht reif, aber im Verteidigungsausschuss sind Sie vergleichsweise sehr ehrlich.

Ich darf Sie beim Wort nehmen. Sie haben uns klar und deutlich gesagt und mit Gesten veranschaulicht: Für so viel Geld gibt es so viel Bundesheer. – Das ist richtig. Nur: Nach außen wird immer vorgemacht, das Bundesheer könne in seinem momentanen Ausmaß aufrechterhalten werden und zusätzlich könne mit so viel Geld, also wenig Geld, noch so eine Reform durchgezogen werden. Das ist mathematisch nicht mög­lich!

Ich bin für Ihre Ausschussmathematik, Herr Minister, und nicht für diese sogenannte Öffentlichkeitssymmetrieverzerrung, die oft auf Kosten der Menschen, die sich für die Landesverteidigung engagieren, betrieben wird.

Wir müssen ehrlich sein. Und ehrlich sein heißt im Kontext der europäischen Sicher­heitspolitik, eine nationale Sicherheitsstrategie mit Hand und Fuß umzusetzen, die vor allem eines beachtet – Sie haben es gesagt, Herr Kollege Berlakovich –: Die Leute in Österreich wollen Katastrophenschutz. Die Leute in Österreich legen Wert auf den Zi­vildienst, die Versorgung, die Pflege im Alter. Und die Leute in Österreich wollen ein allgemeines positives Sicherheitsempfinden haben.

Dieses Sicherheitsempfinden, dieses Sicherheitsgefühl in Österreich ist aber nur dann möglich, wenn ich im Gesamtkontext der europäischen Sicherheitspolitik auch dafür


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sorge, dass im Vorfeld von Krisen bereits diplomatisch agiert wird, dass in Krisenfällen gute politische Rahmenbedingungen für diplomatische Verhandlungen herrschen. Und da, finde ich, ist auch die EU-Wahl bei uns in Österreich zentral, denn wir Grüne haben eine Kandidatin, die große Erfahrung in internationalen Angelegenheiten, in Krisenge­bieten, auf dem Balkan hat und einen wesentlichen Beitrag im Vorfeld dessen, was dann Sicherheitspolitik im engeren Sinne ist, leisten kann. So weit einmal dieser Kon­text. (Beifall bei den Grünen.)

Ich komme zurück zu Ihrer Äußerung, bei so viel Geld so viel Heer. – Herr Minister, es ist ja ganz einfach, wir Grünen haben Ihnen das ja vorgerechnet – auch Abgeordneter Pendl hat die Schiene zumindest rhetorisch in diese Richtung gelegt –: Reduzieren Sie auf 20 000 Mann, professionell organisiert. Leider geht das aufgrund der Volksabstim­mung nicht in Form eines Berufsheers, aber letztlich müssen wir uns auf die Kernauf­gaben konzentrieren: friedenssichernde Maßnahmen, Assistenzeinsätze, Katastro­phenschutz. 20 000 Mann, hoch professionell, gut ausgerüstet, veraltete Strukturen müssen hintangestellt werden, internationale militärische Kooperation ist großgeschrie­ben, vor allem auch intereuropäisch, sage ich.

Ich bin unlängst wieder einmal mit einem Mitarbeiter des Bundesheeres – ich weiß jetzt nicht, war es ein Oberleutnant – im Zug im Speisewagen gesessen, und ich habe von ihm viel gelernt. Er hat mir zahlreiche Beispiele dafür genannt, wo man durch grenz­überschreitende Kooperation Kosten sparen könnte, nicht nur wir in Österreich, son­dern auch andere Länder. Und das ist angesagt.

Zum Schluss noch: Herr Minister, diese Eurofighter-Geschichte ist der Sargnagel des Bundesheers! Und dieser Sargnagel gehört eingemottet, gehört möglichst schnell so­zusagen retour an den Erzeuger. Das Geld, das wir uns dann ersparen, sind diese 80 Millionen. Mit diesem Geld können wir den Weg in Richtung Professionalität antre­ten, können wir den Weg in Richtung Katastrophenschutz antreten, wodurch sozusa­gen auch die grundsätzlichen Sicherungsanforderungen erfüllt werden. Und diesen Weg können wir, Herr Minister, mit so viel Geld und so viel Heer bewerkstelligen, aber tun müssen wir es endlich. Es ist dies das Umsetzen dessen, was die Bundesheer­reformkommission schon lange vorgeschlagen hat. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

17.32


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Podgorschek. – Bitte.

 


17.32.19

Abgeordneter Elmar Podgorschek (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn man die Ereignisse in der Ukraine negiert, dann muss man schon ein bisschen unter politischem Autismus leiden.

Ich erinnere mich sehr gut daran, hätte man 1989 gesagt, dass ein halbes Jahr oder ein Dreivierteljahr später der Ostblock zusammenbricht, dass die Berliner Mauer fällt, dann wäre man ebenfalls als Phantast bezeichnet worden, oder 1991, als Ex-Jugosla­wien implodiert ist. All das waren Ereignisse, die plötzlich über uns hereingebrochen sind. Die Lage kann sich sehr schnell verändern.

Vor drei, vier Wochen war auch die Flutkatastrophe in Bosnien und Serbien kein The­ma. Und heute hat die dortige Katastrophe ein Ausmaß angenommen, das unbe­schreibbar ist.

Das heißt, man muss immer gewappnet sein für Eventualitäten, die auf einen herein­brechen könnten. Wir aber stecken teilweise nur den Kopf in den Sand, und leider sind wir auch, das muss ich so offen sagen, teilweise sicherheitspolitische Trittbrettfahrer.


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Angeblich sind wir das drittreichste Land in Europa und geben nicht einmal mehr 0,6 Prozent des BIP für die Verteidigung und letzten Endes für den Katastrophenschutz aus. Wir sind dadurch am Ende der europäischen Skala angelangt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir alle sind auf die Verfassung angelobt, und in der Verfassung ist immer noch die Neutralität verankert. Wir können sie derzeit aber nicht mehr verteidigen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eine EU-Armee gibt es nicht zum Nulltarif. Die EU oder wer auch immer dann eine europäische Armee bilden wird, wird uns nicht um 0,6 Prozent unseres BIP mitmachen lassen, sondern wird das Doppelte verlangen. (Beifall bei der FPÖ.) Daher ist eine bewaffnete Neutralität für unseren Staat immer noch billiger als ein Anschluss an irgendein Militärbündnis.

Seien wir ehrlich, das einzig relevante Militärbündnis ist derzeit die NATO. Und die NATO wird ausschließlich von den USA beherrscht. Wenn Sie das wollen, dann sagen Sie es bitte. Sie, Herr Strolz, sind diesbezüglich ja ein Befürworter. (Abg. Strolz hält ei­ne Tafel mit der Aufschrift „Stimmt nicht“ in die Höhe.) Das heißt aber auch, dass wir in der Folge TTIP und alles andere bedingungslos annehmen müssen.

Die Bevölkerung muss die Wahrheit erfahren. Es hat keinen Sinn, Potemkinsche Dör­fer aufzubauen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist die primäre Aufgabe eines Staates, für die Sicherheit der Bevölkerung zu sorgen, und dem kommen wir derzeit leider Gottes nicht mehr nach.

Wir müssen, um diesen Aufgaben nachkommen zu können, für unsere Armee die best­mögliche Ausrüstung besorgen und für die beste Ausbildung sorgen, nämlich ganz unabhängig von der Debatte über das Budget oder über die Höhe des Budgets. Dieses Thema ist abseits jeglicher Budgetdebatte zu diskutieren. Das sage ich als Budget­sprecher. (Beifall bei der FPÖ.)

Sehr geehrter Herr Minister, wenn es heißt, Sie seien der „Totengräber“ des österrei­chischen Bundesheers, dann muss ich widersprechen. Die Totengräber des österrei­chischen Bundesheers waren Ihre Vorgänger, Sie sind bestenfalls der Sterbebegleiter.

Es lebe das österreichische Bundesheer! (Beifall bei der FPÖ.)

17.36

17.36.10

 


Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Pilz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stilllegung der Eurofighter.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen wollen, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit. Dieser Antrag ist abgelehnt.

17.36.48Kurze Debatte über die Anfragebeantwortung 489/AB

 


Präsident Karlheinz Kopf: Wir gelangen nun zur kurzen Debatte über die Anfragebe­antwortung der Bundesministerin für Inneres mit der Ordnungszahl 489/AB.

Die erwähnte Anfragebeantwortung ist bereits verteilt worden, sodass sich eine Verle­sung durch den Schriftführer erübrigt.

Wir gehen in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung kein Redner länger als 5 Minuten sprechen darf, wobei dem Erstredner zur Begründung ei-


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ne Redezeit von 10 Minuten zukommt. Stellungnahmen von Mitgliedern der Bundesre­gierung oder zu Wort gemeldeten Staatssekretären sollen nicht länger als 10 Minuten dauern.

Ich ersuche nun Herrn Abgeordneten Mag. Loacker als Antragsteller des Verlangens, die Debatte zu eröffnen. Die Redezeit beträgt, wie gesagt, 10 Minuten. – Bitte.

 


17.37.41

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Frau Bundesministerin! Selbst wenn man die Anfragebeantwortung hätte ver­lesen müssen, hätte das nicht viel Zeit in Anspruch genommen, denn von den zehn Fragen – und die Erfahrenen hier herinnen wissen, dass eine Anfrage mit zehn Fragen nicht exzessiv groß ist – wurde nur eine einzige beantwortet; neun sind eiskalt unbe­antwortet geblieben.

Es kann schon einmal sein, dass ein Ministerium irgendetwas nicht beantworten kann, aber wenn es neun von zehn Fragen sind, dann halte ich persönlich das für eine aktiv kommunizierte Geringschätzung des Parlaments. Da schimmert ganz viel ÖVP-Nie­derösterreich durch, kommt mir vor. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Das wäre, für sich genommen, wenig überraschend. Wenn wir auf das Thema der par­lamentarischen Anfrage blicken, die Rot-Weiß-Rot-Karte, dann ist die Nichtbeantwor­tung von 90 Prozent der Fragen jedoch eine Selbstoffenbarung der besonderen Art. Wie soll denn die Rot-Weiß-Rot-Karte ein Erfolg werden, wenn sie der verantwortlichen Bundesministerin dermaßen egal ist, dass nicht einmal erhoben wird, aus welchen Ländern die Antragsteller für eine Rot-Weiß-Rot-Karte kommen?! (Ruf bei der ÖVP: So ein Blödsinn!) – Ja das wurde halt geschrieben. Ich glaube auch nicht, dass das nicht erhoben wird.

Wenn heute ein Drittstaatsbürger eine Rot-Weiß-Rot-Karte beantragt, dann muss die­ser ja tonnenweise Daten und Unterlagen beibringen. Und wir dürfen davon ausgehen, dass im Jahre 2013 solche Anträge auch EDV-unterstützt verarbeitet wurden. Das heißt in weiterer Folge, eigentlich bräuchte es, wenn die Daten EDV-unterstützt erfasst sind, nur jemanden im BMI, der diese Daten aus dem System herauskitzelt. Das kann doch nicht so eine Hexerei sein. Und wenn die Frau Bundesministerin Interesse an die­sen Daten hätte, dann wäre es für sie ein Leichtes, jemanden mit dem Herauskitzeln dieser Daten zu beauftragen.

Das ist aber nicht geschehen. Und daher wissen wir nicht, wie viele Anträge gestellt worden sind, aus welchen Ländern die Antragsteller kommen, welche Qualifikationen diese haben und für welche Branchen und für welche Berufsgruppen solche Rot-Weiß-Rot-Karten beantragt und ausgestellt wurden. Wir können also nicht einmal eine ganz banale Ablehnungsquote ausrechnen. Aber das ist den Verantwortlichen anscheinend wurscht – so wie ihnen das Parlament und das Interpellationsrecht eben auch wurscht sind. Ich halte das schon für einen ganz grundlegenden Zugang dazu, wie man das Parlament sieht.

Diese Wurstigkeit gegenüber zuwanderungswilligen Fach- und Schlüsselkräften zieht sich dann in der Hierarchie von oben nach unten durch. In den Bezirksverwaltungsbe­hörden werden die Antragstellerinnen und Antragsteller – und da decken sich die Rückmeldungen der Betroffenen in erschreckendem Ausmaß – wie Bittsteller behan­delt. Oft kann man das behördliche Verhalten nur mit dem Begriff Schikane treffend beschreiben. Und dabei ist die Abkehr von einem Quotenmodell hin zu einem Modell der kriteriengeleiteten Zuwanderung mit dem System der Rot-Weiß-Rot-Karte grund­sätzlich so konzipiert, dass es ein Erfolgsmodell sein könnte. Frau Ministerin, Sie wis­sen das, und Ihre Parteikollegen wissen das auch.


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Herr Abgeordneter Rädler hat vor Kurzem im Fernsehen bestätigt, dass die Einkom­mensgrenzen, die für die Erteilung der Rot-Weiß-Rot-Karte vorgesehen sind, zu hoch sind und dass das einer Überarbeitung bedarf. Unsere diesbezüglichen Anträge sind bereits eingebracht, und sie bilden inhaltlich genau das ab, was Minister Kurz schon damals gefordert hat, als er noch Staatssekretär im Innenministerium war. Ich bin sehr gespannt, wie die ÖVP mit diesen Anträgen umgeht.

Von der SPÖ wissen wir, dass sie da blockiert, weil sie meint, österreichische Arbeit­nehmerinnen und Arbeitnehmer schützen zu müssen, aber ich frage mich: Schützen vor wem: vor zuwandernden Schlüsselkräften in Qualifikationen, für die es in Öster­reich nicht genug Angebote gibt?

Kollege Muchitsch ist gerade nicht hier, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Schlüsselkräfte seinen Mitgliedern in der Bau-Holz-Gewerkschaft den Arbeitsplatz streitig machen. Und mit besseren Daten, Frau Bundesministerin, könnten Sie Ihrem Koalitionspartner auch ganz leicht die Angst vor der Rot-Weiß-Rot-Karte nehmen, denn dann hätten Sie bessere Argumente.

Weiters ist ja offensichtlich, dass eine durchschnittliche Verfahrensdauer von 15 Wo­chen für die Erteilung einer solchen Rot-Weiß-Rot-Karte viel zu hoch liegt. Wenn hoch qualifizierte Arbeitskräfte aus Drittstaaten auf dem Markt sind, dann sind die interna­tional mobil und dann schauen die sich, wenn wir Glück haben, Österreich zwar an, aber nicht nur, sondern die suchen sich gezielt aus, in welchem Land sie ihre Arbeits­kraft einsetzen, und da ist leider Gottes Österreich ganz oft nicht „the Winner’s Choice“.

Man muss sich einmal vorstellen, wie das Verfahren abläuft: Wer eine Rot-Weiß-Rot-Karte will, muss logischerweise nachweisen, dass er die Qualifikation hat, er muss Deutsch können, er muss eine Wohnung nachweisen, er muss einen Arbeitsplatz nach­weisen. Viel Spaß jedem, der eine Wohnung sucht, solange er noch keinen Job hat. Jetzt hat er einen Vertrag, der dann vielleicht in einem Verfahren einer Genehmigung zugeführt wird, und auf dieser Basis sucht er eine Wohnung, die er vielleicht braucht, wenn das Verfahren gut ausgeht. Wenn das Verfahren aber nicht gut ausgeht, braucht er die Wohnung gar nicht. Also einen Vermieter, der dann auch noch die Geduld hat, fünfzehn Wochen zu warten, bis der mögliche Mieter vielleicht daherkommt oder nicht und dann vielleicht zahlen kann, muss man einmal finden. In dieser Zeit muss er auch, wenn er den Mietvertrag geschlossen hat, die Miete vorstrecken. Das alles ist gar nicht so einfach.

Wenn die Bezirksverwaltungsbehörde mit ihren Verfahrensschritten am Ende ist, dann geht der Akt zum regionalen AMS. Und jetzt erst, viel zu spät, beginnen die Mühlen des AMS – und dafür können Sie persönlich natürlich nichts, Frau Innenministerin, das weiß ich schon – zu mahlen, jetzt erst wird begonnen, zu suchen, ob es auf dem öster­reichischen Arbeitsmarkt Arbeitskräfte gibt, die diese Position übernehmen können.

Die lange Verfahrensdauer ist nur ein Element dieser Sache. Das geht in anderen Zu­wanderungsländern einfacher, schneller und unbürokratischer. Wesentlich ist natürlich für solche international mobilen Fachkräfte auch, was sie verdienen können. Da sind wieder internationale Vergleiche relevant. Aber die erdrückende Steuerquote, die diese Bundesregierung zu verantworten hat, macht es für Menschen, die es sich aussuchen können, unattraktiv, nach Österreich zu kommen. Das überlegt man sich halt dreimal. Denn: Ob der in Wien oder in Zürich arbeitet, macht in mehrerlei Hinsicht einen Unter­schied, vor allem einen monetären.

Aber wir schaffen es ja nicht einmal, diejenigen Drittstaatsangehörigen in Österreich zu halten, die wir an unseren Universitäten ausgebildet haben und die schon hier sind. Weniger als jeder Fünfte von ihnen bleibt. Klar: Der Sozialminister streitet es ab, dass wir da ein Problem haben, und er verweist auf die EU-Binnenmigration. Aber entgegen


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allen Beteuerungen aus dem Sozialministerium lässt sich aus den Zahlen der Statistik Austria ablesen, dass Österreich mehr hoch qualifizierte Kräfte an das Ausland verliert, als eben solche zuwandern. Dafür haben wir im weniger gut qualifizierten Segment ei­ne positive Zuwanderungsbilanz.

Zugegeben: Die Durchschnittsqualifikation der Zuwandernden ist immer noch höher als die Durchschnittsqualifikation der Österreicher, die hier sind. Aber da geht noch mehr. Die Industrie braucht diese Arbeitskräfte, die sich aufgrund von Bedingungen, die un­sere Regierung zu verantworten hat, gegen Österreich entscheiden. Wir holen nicht die richtigen Arbeitskräfte aktiv nach Österreich, wir brauchen nicht weniger Zuwanderung, sondern mehr. Wir brauchen mehr Qualifizierte. Die Rot-Weiß-Rot-Karte könnte dabei nutzbringend sein. Sie müssten nur wollen! (Beifall bei den NEOS.)

17.46


Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesministerin Mag. Mikl-Leitner. – Bitte.

 


17.46.30

Bundesministerin für Inneres Mag. Johanna Mikl-Leitner: Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Ich darf auf den Herrn Abgeordne­ten Loacker, meinen Vorredner eingehen, und möchte hier festhalten, dass die Einfüh­rung der Rot-Weiß-Rot-Karte zweifelsohne ein Meilenstein in der österreichischen Zu­wanderungspolitik war. Sie wissen, dass wir damit ein kriteriengeleitetes System für qualifizierte Zuwanderung geschaffen haben, wo man sich vor allem am Bedarf der Wirtschaft, an volkswirtschaftlichen Kriterien zu orientieren hat. Da braucht es Klarheit, Transparenz und vor allem auch Information, und das haben wir mit der Rot-Weiß-Rot-Karte auch geschafft. (Beifall bei der ÖVP.)

Wichtig ist, zu sehen, dass gerade die Rot-Weiß-Rot-Karte dem Bedarf in Österreich viel besser gerecht wird als ihr Vorgänger-Modell. Warum sage ich das? – Weil die Zah­len da eine ganz klare Sprache sprechen. Es hat sich nämlich die Zahl der Zuwandern­den im Vergleich zum Jahr 2010 verdoppelt. Während es im Jahr 2010 noch 610 Nieder­lassungsbewilligungen für Schlüsselkräfte gab, waren es im Jahr 2012 aufgrund der Ein­führung der Rot-Weiß-Rot-Karte bereits 1 500 an der Zahl. 2012 wurden also 1 500 Rot-Weiß-Rot-Karten ausgestellt. Das heißt, wir sind da auf einem sehr, sehr guten Weg. Ich gebe schon zu, das System ist noch nicht perfekt, jedes System kann verbessert werden, vor allem, was den Bedarf betrifft, und der bestimmt auch unsere Marschrich­tung.

Wenn Sie sich mit dieser Materie im Detail beschäftigt haben, dann konnten Sie fest­stellen, dass wir bereits Anfang des Jahres 2013 eine Verbesserung vorgenommen ha­ben, indem wir es möglich gemacht haben, dass der Antrag auf Erteilung der Rot-Weiß-Rot-Karte auch vom Arbeitgeber im Inland gestellt wird. Das ist also sehr praxis­nah und führt dazu, dass das Verfahren beschleunigt und vor allem auch vereinfacht wird.

Zu Ihrer Anregung beziehungsweise Kritik betreffend die Adaptierung darf ich sagen: Ich habe immer betont, dass ich für eine Diskussion, was die Öffnung der Rot-Weiß-Rot-Karte betrifft, bereit bin. Gemeint ist damit, dass der Kreis der Antragsteller auch Bachelor-Absolventen und Studienabsolventen umfassen soll und dass auch über die Senkung der Einkommensgrenze diskutiert werden kann. Wenn Sie das Regierungs­programm genau gelesen haben, so werden Sie wissen, dass dort schriftlich verankert ist, dass wir an einer Weiterentwicklung der Rot-Weiß-Rot-Karte arbeiten – aber selbst­verständlich unter Einbindung aller Betroffenen, des Sozialministers und natürlich auch unter Einbindung aller Sozialpartner.

Die große Herausforderung – und da haben Sie vollkommen recht – liegt selbstver­ständlich im Vollzug, denn je besser der Vollzug funktioniert, umso mehr Akzeptanz


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gibt es bei der Rot-Weiß-Rot-Karte. Deswegen sind wir seitens des BMI mit allen Be­hörden in engster Abstimmung, und zwar in erster Linie mit dem Magistrat in Wien und mit der Wirtschaft, wo es gilt, diese Abläufe permanent zu verbessern. Da sind sehr viele Fortschritte erzielt worden, wobei wir auch positives Feedback seitens der Wirt­schaft erhalten haben.

Wichtig ist mir vor allem, dass die Informationen über die Rot-Weiß-Rot-Karte auch über das Internetportal abgerufen werden können. Und der Erfolg gibt uns recht: Es sind schon über 700 000 Zugriffe registriert worden. Das heißt, wir haben da ein wirk­sames Instrumentarium für qualifizierte Zuwanderung geschaffen. Natürlich gilt es auch, dies praxisgerecht, je nach Bedarf, auszurichten.

Was ich nicht unbeantwortet lassen will beziehungsweise nicht im Raum stehen lassen will, sind Ihre Vorwürfe, die Sie, Herr Abgeordneter Loacker, mir gegenüber erhoben haben, ich hätte Ihnen eiskalt die Information verweigert.

Sie wissen sicher, dass es auch bei der Rot-Weiß-Rot-Karte eine geteilte Zuständigkeit gibt. Jedenfalls ist es so, dass Sie alle Fakten und Daten, die mir seitens des Innenres­sorts zur Verfügung stehen, erhalten haben. Es haben bei der Rot-Weiß-Rot-Karte, wie Sie sicher wissen werden, vor allem auch der Sozialminister, die Länder, sprich: die Bezirkshauptmannschaften, und das AMS eine große Verantwortung. Die Statistiken über deren Tätigkeit liegen eben bei diesen Stellen. Das heißt, ich kann Ihnen betref­fend die Ablehnung beziehungsweise darüber, für welche Berufszweige die Rot-Weiß-Rot-Karte ausgestellt worden ist, keinerlei Information geben, weil ich diese nicht zur Verfügung habe.

Ich betone: Ich bitte Sie, in Zukunft von derartigen Unterstellungen Abstand zu neh­men! Denn selbstverständlich ist es mir immer wichtig, den Abgeordneten alle Infor­mationen zu geben, weil ich Wert darauf lege, Transparenz auch zu leben. (Beifall bei der ÖVP.)

17.51


Präsident Karlheinz Kopf: Ich mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit der nun­mehr zu Wort gemeldeten Abgeordneten gemäß der Geschäftsordnung 5 Minuten be­trägt.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Pendl. – Bitte.

 


17.52.01

Abgeordneter Otto Pendl (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich ganz kurz in die Vergangenheit schau­en, und zwar in die Diskussion während des Gesetzwerdungsprozesses, als wir diese Rot-Weiß-Rot-Karte eingeführt haben.

Es war für uns seinerzeit, als wir das verhandelt haben, klar, dass die Rot-Weiß-Rot-Karte mit Sicherheit eine Erfolgsgeschichte werden wird, und zwar im Wissen – das haben wir damals schon in der Diskussion gesagt, und die Frau Bundesministerin hat es ja soeben ausgeführt, und wir haben es sogar in das Regierungsprogramm hinein­geschrieben –, dass wir diese Erfolgsstory weiterentwickeln werden müssen.

Aber über eines kommen wir nicht hinweg: Wir befinden uns hier mitten in einem Span­nungsfeld, denn als wir diese Diskussion geführt haben, hat es, wie ich mich erinnern kann, geheißen – zwar jetzt nicht vom Erstredner heute, aber immer wieder –: Jetzt holt ihr noch mehr Ausländer ins Land! Das ging durch alle Bereiche hinauf und hinun­ter. Sie alle, liebe Kolleginnen und Kollegen, kennen sicherlich diese Diskussionen.

Wir haben eines zum Ziel beziehungsweise im Kopf gehabt: dass wir genau schauen wollen, was die österreichische Wirtschaft braucht. Ich kann mich an all diese Diskus-


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sionen noch sehr gut erinnern. Wir haben versucht, das so anzulegen, dass wir – und das ist uns ja immer vorgehalten worden – argumentiert haben, dass wir ausschließlich über die Asylschiene die Zuwanderung haben und dass wir dann für die Wirtschaft nicht die entsprechenden qualifizierten Arbeiterinnen und Arbeiter, je nachdem, ob es um Fachpositionen geht, haben. Daher war die Diskussion damals schon schwierig. In Wirklichkeit haben wir nur versucht, gemeinsam, und zwar ressortübergreifend, mit den Sozialpartnern – es waren alle am Verhandlungstisch – eine Lösung zu finden, wo wir sagen: Egal, ob Techniker, egal, welche Berufsgruppe, dort, wo Bedarf ist, werden wir schauen, dass die Rot-Weiß-Rot-Karte ausgestellt wird!

Ein zentraler Punkt ist – es hat die Frau Bundesministerin vorhin ja auch die Zuständig­keiten angesprochen –, dass wir beim Vollzug dieser Rot-Weiß-Rot-Karte etwas än­dern müssen. Vielleicht gelingt es uns, wir brauchen es ja nur einmal zu probieren. Als gelernter Österreicher und als Kenner der österreichischen Bundesverfassung muss ich allerdings sagen, dass es halt doch bestimmte Zuständigkeiten gibt, die einzuhalten sind, was wir bei einigen Fremdengesetz-Verhandlungen, aber auch bei der Einführung der Rot-Weiß-Rot-Karte immer wieder zur Kenntnis nehmen mussten. Ich will das nicht alles wiederholen, aber es ist so.

Die Wirklichkeit schaut so aus: In einem Bereich liegt die Zuständigkeit beim Innenmi­nisterium. Und wenn man die Diskussion über die Ausländerbeschäftigung mit Sozial­politikerinnen und Sozialpolitikern führt, so weiß jeder, wo das hingehört. Wir wissen genau, was über das Außenamt kommt. Wir wissen genau, wofür die Länder zuständig sind, was die Niederlassung betrifft.

Sich hier herzustellen und Blablabla von sich zu geben, obwohl man weiß, wo die BHs zuständig sind und wie der Vollzug läuft, ist nicht zielführend. Da müsste man eine Grundsatzdiskussion über die österreichische Bundesverfassung führen in Bezug auf den Artikel 2. Irgendwann muss das einmal gesagt werden. Wir haben heute schon ei­nen Tagesordnungspunkt gehabt, wo ich gesagt habe, als gelernter Österreicher weiß man, dass wir uns auf unsere Verfassung und auf die Realitäten einstellen müssen.

Trotzdem bin ich nach wie vor überzeugt davon, dass die Rot-Weiß-Rot-Karte, weil sie im Interesse der österreichischen Wirtschaft, im Interesse jener Damen und Herren, die zu uns kommen und bei uns arbeiten wollen, ist, eine gute Einrichtung darstellt – vor allem aber auch deswegen, weil dadurch viel leichter geregelt werden kann, dass de­ren Familienangehörige bei uns sein können als durch alle anderen Rechtsmaterien. Das muss man auch dazusagen. Also auch vonseiten der Menschlichkeit, von der hu­manitären Seite her ist das ebenfalls ein Meilenstein.

Daher würde ich einladen, wenn wir eine solch zentrale Frage mit so einer Querschnitt­kompetenz – und da haben wir eine riesige Querschnittkompetenz – behandeln, wirk­lich ernsthaft zu diskutieren, und sich nicht hier herzustellen und Blablabla von sich zu geben, indem man kritisiert, was alles nicht passt. Da macht man es sich zu einfach.

Da müssen wir wirklich in einer sachbezogenen Art und Weise, wie wir es bei vielen Sachmaterien schon zusammengebracht haben, mit allen Betroffenen und Zuständi­gen, die ich aus zeitökonomischen Gründen jetzt nicht nennen will, diskutieren: Was gehen wir an? Wie kommen wir zu einer anderen, vollzugsmäßig schnelleren Lösung?

Wir haben nichts dagegen, was wir schon unter Beweis gestellt haben, denn bei den Koalitionsverhandlungen haben wir gesagt, dass wir das in Wirklichkeit wollen, und das wurde auch schon ins Regierungsprogramm hineingeschrieben,.

Ich kann für meine Fraktion nur sagen: Herzliche Einladung an alle! Versuchen wir, das zu verhandeln! Versuchen wir, es zu verbessern! Die beiden Regierungsfraktionen be­ziehungsweise Regierungsparteien haben das schon als Willenserklärung in ihr Regie-


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rungsprogramm hineingeschrieben. Wir brauchen es nur mehr anzugehen. Alles Gute dazu! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

17.56


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Jank. – Bitte.

 


17.57.06

Abgeordnete Brigitte Jank (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte ein bisschen weiter ausholen und sagen: Österreich war schon immer ein Zuwanderungsland. Dazu bekennen wir uns auch. Unsere Gesellschaft ist zudem im Wandel. Wir werden immer älter, bekommen immer weniger Kinder. Das hat natürlich letztendlich auch gravierende Auswirkungen auf die Gesamtgesellschaft und damit auch auf den Arbeitsmarkt. Wir brauchen dort qualifiziertes Personal.

Blicken wir weiter zurück! Wir feiern heuer 50 Jahre Anwerbeabkommen zwischen Ös­terreich und der Türkei. Das heißt, wir hatten schon vor 50 Jahren die Notwendigkeit, Menschen in unser Land zu holen, die gemeinsam mit uns die Wirtschaft aufbauen.

Damals sind viele gekommen. Heute stellen wir die Notwendigkeit fest, qualifizierte Mit­arbeiterinnen und Mitarbeiter in das Land hereinzuholen. Die Rot-Weiß-Rot-Karte ist ein wichtiger Schritt, um diese qualifizierte Zuwanderung zu regeln. Neben der Be­kämpfung des Fachkräftemangels im Inland, worauf wir natürlich schauen müssen – Stichworte: Schulsystem-Reform, besseres Image der Lehre, mehr Frauen in techni­sche Berufe hinein –, brauchen wir auch in Richtung Ausland eine gezielte Strategie im Bereich qualifizierter Migration und Integration.

Die Unternehmen sagen zu drei Viertel, dass der Fachkräftemangel eines der größten Hemmnisse der wirtschaftlichen Entwicklung für den eigenen betrieblichen Erfolg ist. Westeuropa benötigt bis zum Jahr 2030 45 Millionen zusätzlicher Arbeitskräfte. Das heißt, es ist Aufgabe aller Länder, darauf zu schauen, dass Qualifikation da ist – ich sa­ge es noch einmal, weil es auch meine Hauptaufgabe ist: Bildung, Bildung, Bildung! –, aber es ist auch darauf zu schauen, dass Arbeitskräfte durch ihr besonderes Können die Nachfrage in jenen Ländern decken, wo das notwendig ist.

Diese Rot-Weiß-Rot-Karte ist auf drei Säulen aufgebaut. Zum einen so quasi auf den hoch Qualifizierten, den High Potentials, wie man es auch sagen kann, zweitens auf den Fachkräften in den Mangelberufen und auf Fachkräften, die als Schlüsselfachkräf­te gelten, und zwar sowohl in der selbständigen als auch in der unselbständigen Form, sowie drittens auf den Studienabsolventen inländischer Hochschulen.

Natürlich braucht es – das ist auch von Ihnen, Frau Ministerin, angesprochen worden – gewisse Regelungen und einen gewissen Erweiterungs- und Nachholbedarf. Dem ist ja auch die Regierung schon in ihrem Regierungsprogramm positiv gegenüberstehend, damit wir – und das ist uns ein ganz wichtiges Anliegen – vor allem auch die Studie­renden hierbehalten können. Zu viele bilden wir hier gut aus, sie nutzen unsere Sys­teme, sie nutzen den freien Zugang, aber auch den wirtschaftlichen Vorteil eines Stu­diums hier in Österreich, und verlassen uns dann wieder oder müssen uns verlassen, weil die Regelungen nicht ausreichend sind.

Wir haben von der Wirtschaft her ein besonderes Anliegen, nämlich auch den Bache­lor-Studierenden die Möglichkeit zu geben, auf Basis der Rot-Weiß-Rot-Card im Inland zu bleiben. Derzeit sind es viel zu wenige, die davon Gebrauch machen. Daher ist es aus unserer Sicht notwendig, das diesen jungen Menschen zu ermöglichen.

Ich möchte noch ausführen, dass einerseits, neben dem AVG, das Verfahren mit acht Wochen oder zwei Monaten wesentlich kürzer geregelt ist als im AVG – das ist sehr


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positiv hervorzuheben –, dass wir aber andererseits in der tatsächlichen Abwicklung, vor allem in der Prüfung über das AMS, das ja hier Prüffunktionen und -aufgaben hat, da oder dort Verschleppungen feststellen. Ich habe mich daher schon vergangenes Jahr in Wien an die zuständige Magistratsabteilung und Stadträtin gewandt, um Ver­besserungen in diesem Prüfverfahren zu erreichen. Ich gehe davon aus, dass uns das gelingen wird.

Lassen Sie mich also unsere Vorschläge zur Weiterentwicklung kurz zusammenfas­sen! Die Rot-Weiß-Rot-Card soll für Studienabsolventen, die aus den Bachelor-Studien kommen, aufgemacht werden. Die Verfahrensdauer gegenüber dem AVG ist ein Vorteil der Rot-Weiß-Rot-Card. Die Überprüfung der Einkommensgrenzen ist da oder dort vielleicht auch einer Diskussion zu unterziehen. Ich glaube, auch da ist Gesprächsbe­reitschaft bei der Regierung vorhanden. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

18.02


Präsident Karlheinz Kopf: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeord­neter Dr. Rosenkranz. – Bitte.

 


18.02.26

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Nun, wir haben eine Anfragebesprechung auf Initiative der NEOS, von denen wir ge­hört haben: Wir brauchen mehr Zuwanderung in Österreich. – Auch ein gewisser Grad der Orientierung für die Denkzettelwahl am kommenden Sonntag! (Beifall bei der FPÖ.)

Wir haben jetzt hier eine Frage – die Frau Bundesminister hat gemeint, die Rot-Weiß-Rot-Card, es wird immer die Rot-Weiß-Rot-Card Plus erwähnt, die ja anscheinend das Erfolgsmodell ist, wenn man hier die Zahlen anschaut. Nur sind das nicht diejenigen, die wir unbedingt brauchen, sondern das sind nämlich die, die die Wirtschaft eher we­niger braucht. Das ist im Rahmen des Familienzuzuges, insbesondere auch von de­nen, die schon lange aufgrund anderer Titel, insbesondere Asylwerberstatus und Ähnli­ches, nach Österreich gekommen sind. Wir reden jetzt von der Rot-Weiß-Rot-Card. Die Rot-Weiß-Rot-Card Plus hat bis jetzt keiner in diesem Zusammenhang erwähnt. Gut, und was hören wir da? – Eine Einwanderungs-, eine Zuwanderungsdebatte!

Bei diesen Besten der Besten, die da kommen sollen, kennen wir noch die Schlagwor­te: Das sind diese indischen EDV-Techniker, die in Horden zu uns herkommen. Es sind auch andere Qualifizierte. Ich bitte, eines in dieser Debatte immer zu bedenken: Es geht hier nicht um EU-Bürger. Das sind nicht diejenigen, sondern es geht um Angehö­rige, wie es technisch so schön heißt, von Drittstaaten, die zu uns kommen sollen.

Da gibt es jetzt, sapperlot, diese lästigen Verfahren, die so lange dauern! Ich muss sa­gen, eines habe ich schon ganz gerne bei einer Verfahrensdurchführung: dass wirklich alles überprüft wird, dass auch ausländische Dokumente auf ihre Echtheit hin überprüft werden. Ich habe auch eines ganz gerne: dass nämlich das Arbeitsmarktservice, das AMS, dessen Fürsprecher die Freiheitlichen bei Gott nicht in allem und jedem sind, aber dennoch überprüft, ob es für die Sparte, für die wir diese Besten aus dem Ausland holen – ich meine anhand der Zahlen, eine Erfolgsgeschichte sieht ja anders aus –, nicht österreichische Arbeitslose gibt, die diesen Arbeitsplatz doch besser ausfüllen könnten. Wir sind schon der Meinung: Zuerst schauen wir, ob wir den Bedarf auf dem inländischen Markt decken können. Dazu bietet einfach das AMS die nötige Garantie. (Beifall bei der FPÖ.)

Was wir nicht wollen – und das wird manchen in der Wirtschaft unterstellt –, ist, dass wir sagen: Lassen wir unsere Arbeitslosen Arbeitslose sein, insbesondere, wenn sie vielleicht vom Geburtsalter her schon ein bisschen in die Jahre gekommen sind, und holen wir uns dafür ein paar junge Billige! Wir hören schon wieder, dass wir die Ein­kommensgrenze von 2 000 € – da sind wir gesprächsbereit, auch von der Wirtschaft –


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 182

vielleicht auf 1 500 € herunterdrücken können. Hier wird nämlich nicht Spreu vom Wei­zen getrennt, sondern hier werden wirklich diejenigen genommen, dass wir einen Zu­wanderungs-Freibrief bekommen sollen: Wissenschafter, Mangelberufe, Schlüsselar­beitskräfte und jetzt auch noch der Bachelor, der kommen soll.

Wir verdrängen nur eines: Es werden Österreicher vom Arbeitsmarkt verdrängt! Uns gelingt es ja nicht einmal, die österreichischen Absolventen der diversen Hochschu­len bei uns zu halten. Ob das Ärzte sind, ob das Pädagogen sind, die schauen ja alle in die Schweiz und nach Deutschland, weil dort die Bedingungen besser sind. Das ist ja letztlich auch der Grund dafür, warum so wenige aus den Drittstaaten dieses tolle und strenge System der Rot-Weiß-Rot-Card in Anspruch nehmen. Sie sagen, in Österreich zahlt es sich gar nicht aus, dass ich mit meiner Qualifikation hierher komme, denn bei dieser Steuer- und Abgabenquote interessiert es mich doch gar nicht, hierher zu kom­men. Da sind andere Länder in der EU viel interessanter.

Letztlich eines auch dazu, da hier immer die Frage gekommen ist: Wir haben immer weniger Kinder, und die Frage, die sich da stellt, ist: Warum machen wir denn nicht ei­ne ordentliche Familienpolitik (Beifall bei der FPÖ), dass hier wieder mehr österreichi­sche Kinder zur Welt kommen, die dann in diesen Berufen als Facharbeiter, die so dringend benötigt werden, auch einmal entsprechend ausgebildet werden?!

Das ist eigentlich der wahre Hintergrund, das ist die Problematik, die dahintersteht: Es ist wurscht, ob wir in Österreich Kinder bekommen oder nicht, es ist egal, ob diese Kinder in Österreich eine entsprechende Ausbildung bekommen! Wenn sie sie bekom­men, dann sollen sie ins Ausland gehen, denn wir holen uns dann im Interesse der Wirtschaft auf der einen Seite und im Interesse der Parteien, die die Zuwanderung unterstützen, um so das Wahlvolk auszutauschen, entsprechende Personen aus dem Ausland.

Nein, wir Freiheitliche sagen: Wir brauchen eine Familienpolitik, dass diese Situation gar nicht eintritt. Wir brauchen eine Ausbildungspolitik, dass unsere Kinder zu den bes­ten Köpfen in Österreich gemacht werden. Und dann, lange dann erst schauen wir, wen wir aus dem Ausland zu uns nehmen.

Wenn die Grünen schon vom kanadischen Einwanderungsmodell sprechen: Na, eine Familie braucht, um nach Kanada einwandern zu können, ungefähr 80 000 bis 90 000 € auf der hohen Kante, insbesondere, um der Zeit der Arbeitslosigkeit vorzubeugen und für den Rückflug vorzusorgen. Das ist das kanadische Einwanderungsmodell, von dem uns jetzt die Grünen erzählen, dass sie dem nahetreten wollen. Viel Spaß dabei! (Bei­fall bei der FPÖ.)

18.07


Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Wortmeldung: Frau Abgeordnete Mag. Korun. – Bitte.

 


18.07.52

Abgeordnete Mag. Alev Korun (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! „Wie viele Anträge auf eine Rot-Weiß-Rot-Karte () wurden bisher gestellt?“, lautete die erste Frage. – Die Antwort darauf: „Entsprechende Statistiken werden nicht geführt.“

Vorsicht, die Bundesministerin sagt nicht: Ich habe diese Zahlen nicht, weil ich res­sortmäßig nicht zuständig bin, sondern sie sagt: „Entsprechende Statistiken werden nicht geführt.“

„Wie viele Anträge auf eine Rot-Weiß-Rot-Karte () wurden bisher abgelehnt?“, laute­te eine weitere Frage. – Die Antwort darauf: „Entsprechende Statistiken werden nicht geführt.“


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 183

„Welches waren bisher die häufigsten Gründe für eine Ablehnung von Anträgen auf eine Rot-Weiß-Rot-Karte ()?“, war die nächste Frage. – Die Antwort der Ministerin: „Entsprechende Statistiken werden nicht geführt.“

„Wie lange dauert es durchschnittlich, bis ein Antrag auf eine Rot-Weiß-Rot-Karte () bearbeitet wurde und das jeweilige Verfahren abgeschlossen ist?“ – Die Antwort der Ministerin: „Entsprechende Statistiken werden nicht geführt.“

Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Vor drei Jahren haben Sie dieses sogenannte Er­folgsmodell Rot-Weiß-Rot-Karte mit den Stimmen von Rot und Schwarz beschlossen. Sie haben das als große Wende in der Einwanderungspolitik und damit sich selbst be­jubelt. Drei Jahre später geben Sie es offiziell zu: Sie erheben eigentlich so gut wie nichts, denn das interessiert Sie schlicht und ergreifend nicht. Es interessiert offen­sichtlich nicht nur Sie nicht, sondern auch das Arbeitsministerium nicht, weil Sie Ihr an­gebliches Erfolgsmodell ja schon beschlossen haben.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von SPÖ und ÖVP, wir haben im Jahre 2006 ein kriteriengeleitetes Einwanderungsmodell für Arbeitsmigration vorgelegt. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, weil wir jahrelang dieses sinnlose Quotenmodell kritisiert haben, das da gelautet hat: Hundert Plätze, und der Hunderterste hat einfach Pech ge­habt, egal, was er kann, was er draufhat oder was er mitbringt.

Wir haben uns viele Gedanken gemacht und ein eigenes Einwanderungsmodell – ja­wohl, ein kriteriengeleitetes – vorgelegt. Diese Bundesregierung hat nicht nur fünf Jah­re gebraucht, um dieses kriteriengeleitete Modell zu kopieren, sondern sie hat es auch so schlecht kopiert, dass dieses Modell gar nicht funktioniert, eigentlich bis heute nicht.

Wenn Sie nicht an Amnesie leiden, werden Sie sich erinnern, dass Sie, sehr geehrte Damen und Herren von SPÖ und ÖVP, vor drei Jahren hier beim Beschluss dieser Rot-Weiß-Rot-Karte gesagt haben, jährlich rechnen Sie mit 8 000 Anträgen bezie­hungsweise mit 8 000 erteilten Rot-Weiß-Rot-Karten. Unter den wenigen Dingen, die Sie erstaunlicherweise erheben, ist zum Beispiel die Zahl für das Jahr 2012, dass rund 1 600 Rot-Weiß-Rot-Karten ausgestellt wurden. Wie viele wirklich beantragt wurden, von wem genau, mit welchen Qualifikationen und warum die abgelehnt wurden, das in­teressiert Sie schlicht und ergreifend nicht.

Ich muss mich schon darüber wundern, dass ein sogenanntes Erfolgsmodell – bei dem Sie von ganz anderen Zahlen ausgegangen sind und gesagt haben, das ist eine Wen­de in der Migrationspolitik, jetzt machen wir es ganz anders, nämlich kriteriengeleitet, und es werden so viele gut qualifizierte Menschen in unser Land kommen –, dass die­ses Modell ein Flop wird und dass Sie das schlicht und ergreifend nicht interessiert. Ich glaube, aus diesem einfachen Grund: weil Sie nie wollten, dass qualifizierte Menschen nach Österreich kommen! Weil Sie schlicht und ergreifend seit mehr als 20 Jahren Mi­grationspolitik nach dem Geschmack der Freiheitlichen machen. (Abg. Höbart: Ma­chen Sie sich einmal Gedanken über die Auszubildenden!) Weil Sie glauben, damit Wähler und Wählerinnen gewinnen oder nicht verlieren zu können. Das Gegenteil ist der Fall! (Beifall bei den Grünen.)

Auch mit diesem Modell, das Sie schlecht kopiert haben, das bis heute nicht funktio­niert, bei dem Sie ganz fest beide Augen zumachen, parlamentarische Anfragen zy­nisch beantworten und auch noch schwarz auf weiß zugeben: Das interessiert uns ein­fach nicht, wir erheben das alles nicht. Wir wollen gar nicht wissen, warum die Rot-Weiß-Rot-Karte, die angeblich so ein Erfolgsmodell war, nicht funktioniert.

Sehr geehrte Damen und Herren von der ÖVP, aber auch von der SPÖ! Das ist eine Bankrotterklärung. Denken Sie bitte endlich einmal darüber nach! – Danke schön. (Bei­fall bei den Grünen.)

18.13



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 184

Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Wortmeldung: Herr Abgeordneter Hagen. – Bitte.

 


18.13.15

Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Ja, die Rot-Weiß-Rot-Karte hat ihre Berechtigung, das kann man ganz klar sagen. Wir wissen – es ist kein Geheimnis –, dass wir in Öster­reich einen Fachkräftemangel haben, und dem müssen wir für eine gut funktionierende Wirtschaft auch entgegentreten.

Jetzt gebe ich dem Kollegen Rosenkranz in einem Punkt recht, nämlich darin, dass er sagt: Zuerst müssen wir einmal schauen, dass wir hier unsere Arbeitskräfte herbekom­men. Das heißt, wir müssen schauen, dass wir eine gute Ausbildung haben, damit die Jugendlichen auch etwas lernen können, damit sie dann in einen guten Beruf ein­steigen können, eine gute Ausbildung machen können und dann als Fachkräfte wieder herauskommen. – Das ist das eine.

Wenn wir das aber nicht abdecken können mit dem Eigenpersonal – sagen wir einmal so –, dann müssen wir natürlich über die Grenzen hinausschauen und dort das Land Österreich attraktiv machen. Wir vom Team Stronach sind für eine kontrollierte Zuwan­derung von Fachkräften; das heißt, wir wollen eine Fachkräftezuwanderung. Was die nichtqualifizierte Zuwanderung betrifft, haben wir genug davon, und ich glaube, dort muss man mit restriktiven Maßnahmen schauen, dass Österreich nicht zu einem un­qualifizierten Zuwanderungsland wird, sodass nur hier das Sozialsystem ausgenutzt wird. (Beifall beim Team Stronach.)

Meine Damen und Herren! Ich kann auch der Forderung des Ministers Kurz im Zu­sammenhang mit der Rot-Weiß-Rot-Karte in gewissen Bereichen etwas abgewinnen, das heißt, dass man bei dem Problem, das Kollege Loacker angesprochen hat – mit diesen Studenten, die nach sechs Monaten, wenn sie hier keinen Job bekommen, wie­der abgehen müssen –, etwas entgegenkommender ist. Aber ich sehe das auch so, dass hier darauf geachtet werden muss, ob wir nicht das Potenzial durch eigene, ös­terreichische Studenten abdecken könnten. Hier glaube ich schon, dass „Österreich zuerst“ einmal ganz klar festgelegt sein muss.

Diese 2 000 € brutto, die ein Student beziehungsweise ein Ex-Student dann verdienen muss, sind für mich in Ordnung. Man kann über die Höhe diskutieren, aber 2 000 € brutto sind nicht so viel, und mit einem abgeschlossenen Studium sollte man in einem vernünftigen Job das auch verdienen.

Die Ausdehnung von sechs Monaten auf ein Jahr kann ich nicht befürworten, denn wer so gut ausgebildet ist, sollte es in einem halben Jahr schaffen, dementsprechend einen Job zu bekommen. Wenn er gut ausgebildet und eine gute Fachkraft ausländischer Herkunft ist, dann hat er schon, bevor er mit dem Studium fertig ist, ein Jobangebot, wenn er sich darum kümmert. Das sollte man sich auch einmal vor Augen halten.

Meine Damen und Herren! Ich möchte vielleicht noch darauf eingehen, wo wir wirklich die Mangelberufe haben. Das sind ja nicht nur diese Bachelor-Studenten, die hier von den NEOS angesprochen worden sind, sondern wir haben 24 Mangelberufe laut Sta­tistik 2013. Es gehören dazu – und jetzt hören Sie mir zu, da sind nicht viele Studen­tenberufe dabei – die Fräser, die Dreher, Techniker/Ingenieur Maschinenbau, Dachde­cker, Techniker/Diplomingenieur Starkstromtechnik, Schweißer/Schneidbrenner, Bau­tischler. Dann geht es weiter mit dem Elektroinstallateur und ‑monteur, Landma­schinenbauer, Techniker/Ingenieur Starkstromtechnik, Techniker/Diplomingenieur Ma­schinenbau, Rohrinstallateur und ‑monteur, Zimmerer, Techniker Maschinenbau, Schlosser, Bau- und Möbeltischler, Techniker/Ingenieur in der Datenverarbeitung, Techniker in der Starkstromtechnik, Diplomkrankenpfleger und Diplomkrankenschwes­tern, besondere Techniker/Ingenieure, Bodenleger, Werkzeug-, Schnitt- und Stanzma­cher, Holzmaschinenarbeiter und Lackierer.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 185

Meine Damen und Herren, ich glaube, wir sollten schauen, dass wir unsere Jugend so gut ausbilden, dass wir diese Berufe mit unseren eigenen Jugendlichen, mit unseren eigenen Fachkräften abdecken können. Wir müssen hier im Schulsystem anpacken, weil es dort hapert. Wenn Sie heute mit einem Lehrbetrieb sprechen, wenn der Lehr­herr sagt, er stellt keine Lehrlinge mehr ein, weil diese gar nicht Deutsch schreiben oder lesen oder rechnen können, dann hapert es gewaltig am System, meine Damen und Herren! Wenn wir dort die Hausaufgaben machen, dann brauchen wir diese Rot-Weiß-Rot-Karte in Zukunft gar nicht mehr groß zu beäugen oder zu diskutieren, weil sich dann das Thema von selbst erledigt. (Beifall beim Team Stronach.)

18.18


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Scherak. – Bitte.

 


18.18.07

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Wenn Sie von einem Erfolg sprechen, halte ich das doch für sehr zynisch. Frau Kollegin Korun hat es schon angesprochen: Ursprünglich war es das Ziel, dass wir knapp 8 000 Rot-Weiß-Rot-Karten pro Jahr ausstellen. Wir haben seit dem Jahr 2011 insgesamt 5 120. Das kann also kein Erfolg sein, da war die Zielset­zung eine falsche. Wenn Sie diese Zielsetzung damals quasi angesprochen hatten und wir die nicht erreichen, dann ist das sicher kein Erfolg.

Die Frage ist ja: Wenn Sie hier so viele Statistiken nicht machen und diese Fragen nicht beantworten können, dann kann ich ja auch das ganze Konzept schwer evaluie­ren, weil ich nicht weiß, wo es hapert. Das ist ganz klar: Ich habe die Zahlen nicht, und dementsprechend kann ich mir das nicht anschauen. Aber was eigentlich viel rele­vanter an der ganzen Geschichte ist, ist, dass wir die Zahlen nicht einmal brauchen würden, denn Sie haben es ja auch selbst angesprochen, wo die Fehler sind und wo Dinge bei der Rot-Weiß-Rot-Card nicht funktionieren.

Das Problem ist – das haben wir jetzt in all den Reden schon gehört –, dass es im Endeffekt am Koalitionspartner liegt. Die SPÖ will nicht, die Gewerkschaft will explizit nicht. Kollege Muchitsch hat vor ein paar Wochen in einer ersten Lesung sehr schön erklärt, wieso er das nicht machen kann und wieso das nicht geht. Das Problem ist: Frau Ministerin, Sie haben ja gesagt, Sie würden gern, und es steht im Regierungs­programm – nur, wir müssen es irgendwann einmal machen! Das ist die Frage.

Was so zynisch an der ganzen Geschichte ist, ist, dass die Regelungen so absurd sind, die in diesem Gesetzestext drinstehen. Wir haben die Suchdauer von insgesamt sechs Monaten; darin eingerechnet ist diese Frist von knapp acht Wochen, die Bear­beitungsfrist. Das Problem ist nur: Die Bearbeitung dauert in der Regel knapp 15 Wo­chen. Das heißt, schon mehr als die Hälfte der Zeit, die sie eigentlich suchen dürfen, dauert diese gesamte Bearbeitung.

Wenn das nicht ein Gesetz ist, das völlig in die falsche Richtung geht und das dement­sprechend auch gar kein Erfolg sein kann, dann frage ich mich, was denn sonst. Pro­bieren Sie einmal, in diesen nicht einmal knapp drei Monaten einen passenden Job zu finden, mit dem Sie auch noch ein entsprechendes Einkommen bekommen! Dafür gibt es eben nicht einmal drei Monate Zeit.

Was ich immer am skurrilsten finde – und Sie haben auch schon gesagt, über den Ba­chelor kann man diskutieren; aber ich verstehe das nicht, darüber kann man gar nicht groß diskutieren –: Wir haben seit der Bologna-Reform in faktisch jedem Studiengang diesen Bachelor, und jetzt steht der nicht drinnen im Gesetz! Ich habe vorhin noch einmal nachgeschaut, wie viele Diplomstudien – das ist ja eines der Kriterien, die man


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 186

erreichen muss, dass man ein fertiges Diplomstudium haben muss – wir in Österreich noch haben. Es sind dies Jus, die Katholische Fachtheologie und die Pharmazie.

Wenn es das Ziel war, dass wir Studenten, Drittstaatsangehörige, die in Österreich stu­dieren, nur aus diesen drei Studienrichtungen hier behalten wollen, ist das in Ordnung. Ich glaube aber nicht, dass das das Ziel war. Dann stimmt aber etwas an diesem Gesetz nicht! Wir lassen Leute  (Abg. Walter Rosenkranz: Bologna ist keine heilige Kuh!) Bitte? – Herr Kollege Rosenkranz, das kann schon sein, aber es ist jetzt so. Wir diskutieren gerne über Bologna, das können wir gerne machen, aber momentan ist es einfach so.

Wir lassen also Leute in Österreich studieren, Drittstaatsangehörige. Die machen einen Bachelor, was ein vollwertiges Studium ist, und dann sagen wir ihnen: Bitte, geht wie­der nach Hause, denn mit einem Bachelor dürft ihr nicht hier bleiben. Die einzige Mög­lichkeit, dass sie herkommen und danach möglicherweise dableiben dürfen, ist dieses Diplomstudium oder ein darüber hinausgehendes. Wir wollen also offensichtlich nur Leute, die herkommen, um Jus zu studieren, Katholische Fachtheologie und Pharma­zie.

Was noch absurder ist – Kollege Hagen hat das angesprochen; jetzt ist er nicht im Saal, glaube ich –, ist die Sache mit den Einkommensschwellen, die man erreichen muss. Es ist faktisch so, dass das der Realität nicht entspricht. Bachelorstudienabsol­venten verdienen ungefähr 1 600 €, wenn sie fertig sind, selbst Diplomstudienabsol­venten 1 725 €. Das war eine Studie der Uni Wien. Und dann schreiben wir, dass sie ungefähr 2 000 € verdienen müssen.

Das Gesetz stimmt also hinten und vorne nicht, und es ist skurril, dass wir hier immer noch stehen und sagen: Diskutieren wir darüber, vielleicht sollten wir das einmal än­dern, und so weiter.

Das Absurdeste an der ganzen Sache ist, dass diese Regelungen nicht nur hinten und vorn keinen Sinn machen, sie kosten zusätzlich auch noch viel Geld. Statt dass wir uns darüber freuen, dass Leute zu uns kommen, hier studieren, danach hier bleiben, ihr Wissen einbringen und auch noch die Kosten, die ihr Studium verursacht hat, über Steuern über Jahre hinweg zurückzahlen, schicken wir sie wieder nach Hause. Das heißt, diese ganzen Regelungen sind nicht nur unlogisch, sie sind menschlich absurd, sie sind darüber hinaus volkswirtschaftlich auch vollkommen blödsinnig. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

18.22


Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

18.22.54Fortsetzung der Tagesordnung

 


Präsident Karlheinz Kopf: Ich nehme die Verhandlungen über den 5. Punkt der Ta­gesordnung wieder auf.

Als Nächster zu diesem Tagesordnungspunkt zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Zakostelsky. – Bitte.

 


18.23.03

Abgeordneter Mag. Andreas Zakostelsky (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Betriebliches Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorgegesetz, kurz BMSVG: Was ist der Inhalt der vorliegenden Gesetzesänderung? – Die vorgelegte Änderung des BMSVG ermöglicht es der Finanzmarktaufsicht, eine Veranlagungsgemeinschaft per Bescheid auf eine andere Vorsorgekasse zu übertragen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 187

Was ist der Sinn dieser Sache? – Gemäß § 26 Absatz 1 BMSVG, aktueller Stand, müssten die Verwaltungskosten für sämtliche Beitragszahler einer Veranlagungsge­meinschaft gleich hoch sein. Bei Übertragen des Vermögens einer Veranlagungsge­meinschaft auf eine andere Vorsorgekasse muss diese nun in sämtliche Verträge der bisherigen Kasse einsteigen, quasi eine Gesamtrechtsnachfolge übernehmen. Damit kann die übernommene Veranlagungsgemeinschaft bei abweichenden Verwaltungs­kosten nicht in die übernehmende Kasse eingegliedert werden. Daher ist es notwendig, dass zwei solcher Veranlagungsgemeinschaften parallel geführt werden. Das ist also die inhaltliche Zielsetzung des Gesetzes, nämlich zwei eigenständige Veranlagungsge­meinschaften nebeneinander führen zu können.

Und das Ergebnis, meine Damen und Herren? Wozu diese mehr oder weniger tech­nische Korrektur, die aber doch einiges an Vorteilen bringt? – Zum einen haben die Be­günstigten die Möglichkeit – im Wesentlichen sind es die Konsumenten, aber auch Selbständige –, in ihren bisherigen Verträgen zu bleiben, gleichzeitig haben die Kunden aber auch die Möglichkeit, im Einvernehmen den Vertrag zu wechseln. Das bedeutet letztendlich mehr Auswahlmöglichkeit für die Kunden der Vorsorgekasse und ist daher zu begrüßen.

Für die Unternehmungen, also für die Vorsorgekassen selbst, bietet die Gesetzesände­rung die Möglichkeit, in der Abwicklung, also in der Verwaltung, wesentlich vereinfacht vorzugehen. Das ist also ebenfalls positiv.

Schließlich und endlich bewirkt diese Gesetzesänderung tendenziell eine Zunahme des Wettbewerbs zwischen den Vorsorgekassen. Wie wir alle wissen, ist Wettbewerb ein ganz wichtiges Element in einer leistungsorientierten Gesellschaft. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.)

18.25


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Kuzdas. – Bitte.

 


18.25.36

Abgeordneter Ing. Mag. Hubert Kuzdas (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekretä­rin! Meine Damen und Herren! Wir beschießen hiemit auch eine Änderung des Ver­sicherungsaufsichtsgesetzes, die Solvency-II-Regelung. Mit diesem Aufsichtsregime für Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen wird Vorsorge getroffen, dass die Versicherungsunternehmen ihre Eigenkapitalangelegenheiten in Ordnung bringen – quasi Basel III für die Versicherungen.

Durch diese Regierungsvorlage sollen die Unternehmen auf die Umstellung vorbereitet und eine rechtliche Grundlage für die Anwendung der Leitlinien durch die FMA ge­schaffen werden.

Die besonderen Eigenmittelvorschriften dienen bei Versicherungsunternehmen dazu, jederzeit ihre Verpflichtungen aus den Verträgen erfüllen zu können. Das ist ein we­sentlicher Schutz für die Kunden.

Kernpunkt dieser Novelle, die mit 1. Juli 2014 in Kraft treten wird, ist die Verpflichtung der Unternehmen, diese Vorbereitungen auch tatsächlich zu treffen, damit sie ab 1. Jän­ner 2016 die Anforderungen der Solvabilität-II-Richtlinie erfüllen können.

Mit dieser Novelle des Versicherungsaufsichtsgesetzes wird auch geregelt, welche Un­ternehmen im Rahmen einer Versicherungsgruppe für die Vorbereitung zuständig sind.

Die FMA wiederum wird verpflichtet, bestimmte Leitlinien für die Vorbereitung der Ge­nehmigungsverfahren einzuhalten und Vorbereitungen der Unternehmen zu überwa­chen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 188

Die Grundzüge dieser Solvency-II-Richtlinien sind drei Säulen:

Die erste Säule ist eine quantitative. Dabei geht es um quantitative Anforderungen, Be­wertung der Vermögenswerte und Verbindlichkeiten zu Zeitwerten und die Berechnung versicherungstechnischer Rückstellungen. Es geht um Solvenzkapitalanforderungen und die Mindestkapitalanforderung und um Vorschriften zu den anrechnungsfähigen Eigenmitteln und um die Kapitalanlagevorschriften.

Bei der zweiten Säule geht es um qualitative Anforderungen und Aufsichtsregeln. Es werden die Kompetenzen der Aufsichtsbehörden geregelt und aufsichtsrechtliche Überprüfungsverfahren festgelegt.

Bei der dritten Säule geht es um Offenlegung und Markttransparenz durch standardi­sierte Berichtspflicht. Durch die Pflicht zur Veröffentlichung eines Berichts über die Solvabilität und Finanzlage soll die Aufsichtsbehörde die für ihre Zwecke notwendigen Informationen erhalten und sollen andererseits Marktdisziplin und Transparenz erhöht werden.

Wir schaffen mit dieser Novelle eine wesentliche Voraussetzung für eine krisenfeste Versicherungsbranche und erhöhen den Kundenschutz. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.28


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Steinbichler. – Bitte. (Abg. Steinbichler ist nicht im Sitzungssaal. – Abg. Fekter: Stein­bichlers Rede ist ohnehin entbehrlich!)

Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Mag. Groiß zu Wort. – Bitte.

 


18.28.47

Abgeordneter Ing. Mag. Werner Groiß (ÖVP): Sehr geehrte Kollegen! Herr Präsi­dent! Frau Staatssekretär! Um 18.30 Uhr über das Versicherungsaufsichtsgesetz und die Betrieblichen Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorgekassen zu sprechen, ist natür­lich nicht ganz einfach, aber ich möchte trotzdem ein paar Worte dazu sagen.

Dieses Gesetz ist ein Artikelgesetz in zwei Artikeln, in dem die Versicherungsbranche unterschiedlich behandelt wird, und zwar mit zwei ganz unterschiedlichen Zielrichtun­gen. Auf der einen Seite geht es um die Entwicklung eines Aufsichtsregimes bei den Versicherungen, auf der anderen Seite, bei den Vorsorgekassen, um die Möglichkeit, den Stock an Versicherungsleistungen zu übergeben, damit im Notfall überhaupt die Möglichkeit geschaffen wird, dass das Sondervermögen eines Versicherers auf einen anderen übertragen werden kann.

Warum ist dieses Gesetz wichtig? – Wir haben Vorbereitungen auf Solvabilität II zu treffen. Das heißt, eineinhalb Jahre, bevor dieses Gesetz wirklich in Kraft tritt, werden die Versicherungsunternehmen so geschult, vorbereitet, dass sie dann in eineinhalb Jahren die gesetzlichen Bestimmungen einhalten können.

Das ist auch deswegen wichtig, weil es eine komplette Neustrukturierung in der Versi­cherungsbranche gibt, wobei erstmalig auch ein risikoorientierter Ansatz in der Bewer­tung zum Einsatz kommt, ähnlich wie bei Basel III.

Es ist wichtig, dass die Unternehmen jetzt diese Informationen bekommen, damit sie keine Fehlinvestitionen tätigen, denn es braucht gewisse Umstellungszeiten, um sich auf Solvabilität II vorzubereiten. Auf der anderen Seite wird auch die Erwartungshal­tung der FMA gegenüber den Versicherungsunternehmen dargelegt.

Auch im zweiten Artikel, beim Vorsorgegesetz, handelt es sich um eine gesetzliche Notwendigkeit. Ganz wichtig ist, dass die Sondervermögen, die die Mitarbeiter und die Unternehmer haben, die eingezahlt haben, im Notfall auch übertragen werden können.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 189

Es handelt sich dabei um keine Anlassgesetzgebung, vielmehr wird schon jetzt im Vor­feld für die Sicherheit dieser Gelder gesorgt.

Daher ersuche ich um Zustimmung zu dieser Gesetzesvorlage. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

18.31


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Lipitsch. – Bitte.

 


18.31.22

Abgeordneter Hermann Lipitsch (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Wir behandeln heute neben dem Versicherungsaufsichtsgesetz, das mein Vorredner ange­führt hat, auch das Betriebliche Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorgegesetz. Kollege Zakostelsky hat schon ausgeführt, dass das eine sehr technische Angelegenheit ist. Wir sollten aber wissen, dass in diese Kassen beziehungsweise Vorsorgekassen jähr­lich 1 Milliarde € eingezahlt wird, die dann zur Veranlagung zur Verfügung steht. Der­zeit werden etwa 6 Milliarden € an Beiträgen von den einzelnen Vorsorgekassen ver­waltet.

Diese haben laut Gesetz zur Veranlagung der Abfertigungsbeiträge eine Veranla­gungsgemeinschaft einzurichten. Im Gesetz ist auch verankert, dass es mehrere Ver­anlagungsgemeinschaften in einer Vorsorgekasse geben kann, was aber nur mit Ver­ordnung der FMA und unter Anhörung der Oesterreichischen Nationalbank durchge­führt werden kann.

Es ist so, dass es derzeit keine Verordnung dazu gibt. Dieses Gesetz ist jetzt nur vo­rausschauend gemacht worden, und Kollege Zakostelsky hat ja bereits gesagt, dass die Verwaltungskosten prozentmäßig immer gleich sein müssen, wenn es zu Zusam­menschlüssen kommt. Da könnte es natürlich bei Übertragungen, die irgendwann ge­plant sind oder notwendig werden, zu Problemen kommen beziehungsweise wären die Möglichkeiten eingeschränkt. Darum wird eben jetzt mit diesem Gesetz die Möglichkeit geschaffen, mehrere Veranlagungsgemeinschaften in einer Vorsorgekasse zu führen.

Ich meine, dass dieses Gesetz für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen po­sitiven Effekt hat. Es ist ja schon angesprochen worden, dass das auch für jene, die dort einzahlen und die den Betrag dann herausbekommen, Vorteile hat. Die Voraus­setzungen hiefür werden jedenfalls geschaffen.

Es erfolgt mit diesem Gesetz eine Klarstellung, sodass man genau weiß, wie die Vor­gehensweise ist. Es gibt eine klare Abgrenzung, und wir werden dann auch im Jah­resbericht der FMA klar abgegrenzt sehen können, was mit dem Geld geschieht und wie das kontrolliert wird. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.33


Präsident Karlheinz Kopf: Vorläufig letzte Wortmeldung zu diesem Tagesordnungs­punkt: Herr Abgeordneter Steinbichler. – Bitte.

 


18.33.57

Abgeordneter Leopold Steinbichler (STRONACH): Herr Präsident! Frau Staatsse­kretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die Vorredner haben bereits erwähnt, dass es sich bei dieser Richtlinie um eine Anpassung handelt, die sicherlich sinnvoll ist, allerdings von unserer Seite her, national, ohnehin nicht so beeinflussbar ist. Wir haben in Krisenzeiten gesehen, dass so etwas natürlich durchaus Sinn ergibt, auch weil mit diesem Gesetz, mit dieser Novelle Vorsorgekassen übernommen werden können. Das ist sicherlich eine sinnvolle Maßnahme.

Es ist auch ein Beispiel dafür, dass man nicht generell immer über EU-Richtlinien schimpfen soll, dass es sehr sinnvolle Richtlinien gibt. Das Gegenteil ist aber auch der


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 190

Fall, wie wir das heute zu Beginn in der Aktuellen Stunde zur Gesundheit schon erlebt haben. Ich darf dazu noch einmal replizieren.

Was mir am meisten gefehlt hat, ist, dass in diesem Haus zum Thema Gesundheit über Ernährung gar nicht gesprochen wurde. Die Grundlage von Gesundheit wurde nicht erwähnt, außer in den Äußerungen des Herrn Ministers über das Salzen. Das ist mir zu wenig! Es sind schon die Grundstoffe, die wir konsumieren, die letztlich ganz wichtige Auswirkungen haben. Dasselbe gilt, wenn wir schon von EU-Richtlinien spre­chen, beim wiederkehrenden Thema der ganzen sinnlosen Lebensmittel- und Tier­transporte quer durch ganze Kontinente, um größtmögliche Gewinne für die Konzerne zu erzielen.

In diese andere Richtung daher auch die Bitte, ganz besonders an die zukünftigen EU-Abgeordneten gerichtet, dass wir uns da als österreichischer Staat sinnvoll einbringen, um in Novellen Beschränkungen und Begrenzungen zum Schutz unserer Konsumen­tinnen und Konsumenten auch in diesem Bereich zu schaffen, damit Lebensmittel end­lich mit einer klaren Herkunftskennzeichnung versehen und Transportwege damit nach­vollziehbar werden.

Wir haben heute bereits den Tagesordnungspunkt betreffend Produktpiraterie behan­delt. Ich weiß jetzt zwar nicht, in welche Sparte das einzuordnen ist, wenn wir aus pol­nischen, tschechischen Rohstoffen österreichische Qualitätsprodukte machen. Das ist nicht Wirtschaft, und wir wollen eine faire Partnerschaft. (Abg. Tamandl: Ich glaube, Sie halten da die falsche Rede!) – Frau Kollegin, ich darf das schon erwähnen. Ich hö­re mir Ihre Reden auch sehr genau an, und da könnte man manchmal auch etwas da­zwischen sagen.

Es geht nicht nur um die Novelle zur Versicherungswirtschaft, es ist nicht nur die No­velle, die jetzt beschlossen wird, das gilt auch für alle anderen Bereiche, bitte sehr. Es ist wesentlich, dass wir mehr das Gesamte sehen, natürlich anhand von solchen Ein­zelsparten, von solchen Novellen in kleineren Bereichen. (Beifall beim Team Stronach.)

In dem Sinn darf ich bitten, dass wir auch bei weiteren Novellen, die auf uns zukom­men, ebenfalls im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger entscheiden. – Danke. (Bei­fall beim Team Stronach.)

18.37

18.37.10

 


Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Einen Wunsch des Berichterstatters nach einem Schlusswort erkenne ich nicht.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 100 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung zustimmen wollen, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist wiederum die Mehrheit. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

18.38.106. Punkt

Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über die Regierungsvorla­ge (99 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Sicherheitspolizeigesetz geändert wird (SPG-Novelle 2014) (134 d.B.)

 



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Präsident Karlheinz Kopf: Wir gelangen zum 6. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Rosenkranz. – Bitte.

 


18.38.33

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Nun, Sicherheitspolizei, die Frage von Verbrechensbekämpfung auch bei Sportgroß­veranstaltungen ist sicherlich ein interessantes Thema. Schwerpunkt ist diesmal, dass Tatbestände aus rassistischen Gründen, insbesondere der Tatbestand der Verhetzung, aber auch der Tatbestand der nationalsozialistischen Wiederbetätigung explizit ins Vi­sier genommen werden.

Das sind ja durchaus hehre Ziele, die man sich da steckt, aber der österreichische Datenschutzrat hat Bedenken geäußert, und zwar insgesamt, nicht nur aufgrund dieser Delikte. Das reicht nämlich weiter, denn was geschieht dann mit den Daten, die auf­grund dieser polizeilichen Maßnahmen zum Beispiel in einem Sportstadion gefunden werden? Die Kritik an der diesbezüglichen Gesetzesstelle ist eigentlich gesamthaft zu sehen: Es wird kritisiert, dass Name, Geburtsdatum, Wohnanschrift, Angaben zum Grund und den Umständen des Einschreitens nachträglich dem Österreichischen Fuß­ballbund mitgeteilt werden und nach einem begründeten Ersuchen sogar das entspre­chende Bildmaterial. Gegebenenfalls sollen auch Informationen über den Ausgang des Strafverfahrens an den Österreichischen Fußballbund weitergegeben werden.

Natürlich hat es einen Grund, dass etwa ein Veranstalter, der Fußballspiele für eine kleinere oder größere Anzahl von Personen macht, ein Stadionverbot erteilen möchte. Aber warum steht zum Beispiel nur der Österreichische Fußballbund drinnen? Es gibt auch Anfragen vom Eishockeyverband, und auch andere Sportvereine könnten ein In­teresse haben. Nur – und das ist ja auch oft ein Problem mit Anzeigen und dem, was dann passiert – kann es sein, dass nach dem Sicherheitspolizeigesetz Verdachtsmo­mente – da nämlich die Angaben zum Grund – und die Umstände des Einschreitens bekanntgegeben werden, und es nur gegebenenfalls zu einer Verurteilung kommt. Das heißt, zuerst sagt man einmal, da haben wir einen Verdacht, da kriegt ihr Bildmaterial, dann schaut einmal, ob ihr den im Sektor überhaupt kennt und Ähnliches, und vielleicht wird er gar nicht verurteilt. – Das sind Punkte, die vom Datenschutzrat sehr massiv kri­tisiert, beobachtet und eigentlich auch abgelehnt werden.

Es ist tatsächlich generell eine Frage, wo man diese Schnittstelle zwischen der Exeku­tive und einem Privaten – denn etwas anderes ist der Österreichische Fußballbund nicht – zieht, und warum dieser Private eine Sonderstellung hat, indem er in den Besitz von Daten kommt, wie zum Beispiel auch das Bildmaterial, das dort gefilmt wurde. Es steht wahrscheinlich im Rahmen von datenschutzrechtlichen Bestimmungen – auch mit der Frage von Löschungen oder Ähnlichem – jedem zu, dass er unter Umständen auch selber Filmmaterial macht. Selbst bei einer Sportübertragung durch den Österreichi­schen Rundfunk gibt es ja immer wieder einen Schwenk der Fernsehkamera hinein zu Zusehern oder Ähnlichem. Also das Bildmaterial gibt es.

Das heißt, wir sind hier in einem Spannungsfeld zwischen dem berechtigten Wunsch nach Aufklärung von Straftaten und – aufgrund der Tatsache, dass man dort im Vorfeld sagen kann, das ist so eine Veranstaltung, wo wir als Exekutive genau beobachten – auch zur Prävention von Straftaten – durchaus ein berechtigtes, hohes Ziel, insbeson­dere wenn Jugendliche bei Sportveranstaltungen anwesend sind –, und im diametralen Gegensatz dazu, was Datenschutz bedeutet. In diesem Spannungsfeld sind wir ei­gentlich noch nicht wirklich weit. Dieses Sicherheitspolizeigesetz bedürfte in daten­schutzrechtlicher Hinsicht tatsächlicher Korrekturen. Wir glauben daher, dass dieser Antrag heute nicht entschlussreif ist.


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Daher stelle ich den Antrag auf Rückverweisung – der auch schriftlich aufliegen dürf­te – dieser Regierungsvorlage 99 der Beilagen an den Ausschuss für innere Angele­genheiten.

Frau Bundesminister, ich weiß, dass Sie bei Datenschutzfragen sehr sensibel sind. Ich kenne das auch aus anderen Ausschusssitzungen aus der vorigen Gesetzgebungs­periode. Es würde unter Umständen einen Wink von Ihnen zu Ihren Regierungspar­teien bedeuten – dieser Rückverweisungsantrag würde der Sache durchaus dienen. (Beifall bei der FPÖ.)

18.43


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Amon. – Bitte.

 


18.43.24

Abgeordneter Werner Amon, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bun­desministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Rosenkranz hat hier ein paar wichtige Argumente gebracht. Einleitend nur ein Satz dazu: Sie haben ei­ne wesentliche Erklärung ausgelassen, nämlich warum die Freiheitliche Partei im Aus­schuss der Gesetzesvorlage die Zustimmung gegeben hat und heute plötzlich ein Pro­blem sieht. (Abg. Walter Rosenkranz: Weil wir gescheiter geworden sind – im Gegen­satz zu Ihnen!)

Was Sie auch nicht erklärt haben, ist – und der Datenschutzrat hat durchaus kritische Anmerkungen in seiner Stellungnahme übermittelt – etwa die Frage der Einzelfallprü­fung. Das ist aber im Gesetz eben ausdrücklich berücksichtigt worden, und in Summe ist die Stellungnahme des Datenschutzrates zu der Vorlage positiv.

Da wir diese Novelle zum Sicherheitspolizeigesetz heute behandeln, möchte ich aber auch ganz gerne auf die Vorfälle vom vergangenen Samstag eingehen. Ich denke, es gibt einen Konsens hier im Haus, dass unsere Polizei das verfassungsmäßige Recht auf Versammlungsfreiheit schützen muss und dass im Zweifelsfall die österreichische Polizei diesem Versammlungsrecht auch zum Durchbruch verhelfen muss. Es ist schon bemerkenswert – und ich möchte da insbesondere die Grünen ansprechen –, dass es von Ihrem Wiener Klubobmann Vorwürfe gegeben hat, die eigentlich unglaub­lich sind. Es wurde nämlich die Polizei beschuldigt, eine Frau derart – man müsste sagen – misshandelt zu haben, dass sie – und sie sei schwanger gewesen – durch die­se Amtshandlung ein Kind verloren hätte.

Das ist natürlich ein sehr massiver Vorwurf, deshalb möchte ich Ihnen gerne zur Kennt­nis bringen, was tatsächlich passiert ist. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das ist eh schon in der Zeitung gestanden!) Eine Gruppe von Personen wurde in einem Ge­schäftslokal im 8. Bezirk bei der Begehung von Sachbeschädigungen betreten, dann gab eine dieser Teilnehmerinnen an diesen Sachbeschädigungen an, Schmerzen im Unterleib zu verspüren. Daraufhin wurde sie von Polizeibeamten durch den Rettungs­dienst ins Spital gebracht. Aufgrund dieser Vorwürfe, die es gegeben hat, nämlich dass die Frau durch die Amtshandlungen verursacht ein Kind verloren hätte, kam es über den Auftrag der Staatsanwaltschaft Wien dazu, dass der ärztliche Befund beschlag­nahmt wurde. Aufgrund des nunmehr vorliegenden Befundes kann eindeutig festge­stellt werden, dass bei der Betroffenen zur Zeit der Amtshandlung eine Schwanger­schaft nicht bestanden hat.

Somit wäre es eigentlich an der Zeit, dass sich die Grünen entschuldigen und diese Vorwürfe zurücknehmen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und Team Stronach.) Das ist doch wirklich ungeheuerlich – und ich habe für die Demonstranten, die da aus einer bestimmten Ecke kommen, keine Sympathie, aber was da an Gewaltbereitschaft aus­ging, das kam aus der anderen Ecke, meine Damen und Herren, das kam aus der an-


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deren Ecke. (Abg. Höbart: So ist es!) Es muss in diesem Haus einen Konsens darüber geben, dass wir jede Form von Gewalt ablehnen, gemeinsam, meine Damen und Her­ren. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und Team Stronach.)

Ich finde es enttäuschend, dass man vonseiten der grünen Fraktion nicht imstande ist, über den eigenen Schatten zu springen und hier auch einmal ganz klar sagt, das war eine falsche Aussage, wir nehmen sie zurück und wir entschuldigen uns in diesem Zu­sammenhang auch bei der Polizei, meine Damen und Herren. Ich halte es für un­glaublich, dass Beamtinnen und Beamte im Interesse unserer Verfassung tagtäglich im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf für uns hinhalten und dann von Parlamentariern aus dem Wiener Parlament derart behandelt werden. Das ist inakzeptabel! (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und Team Stronach.)

Und dass das Sicherheitspolizeigesetz, das wir heute als Novelle vorliegen haben, insbesondere natürlich Fragen der Verhetzung und Vergehen gegen das Verbotsge­setz ins Zentrum rückt, zeigt auch die ganz klare Position unserer Frau Innenministerin und hoffentlich auch dieses Hauses. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

18.48


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Steinhauser. – Bitte. (Abg. Jannach: Da sind wir gespannt, was kommt!)

 


18.49.02

Abgeordneter Mag. Albert Steinhauser (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Kollege Amon hat gesagt, es muss hier einen Grundkonsens geben, dass wir Gewalt ablehnen. Es gibt einen Grundkonsens, dass Gewalt kein Mittel zur Durchsetzung poli­tischer Ziele ist.

Meine Damen und Herren, wir brauchen aber auch einen Grundkonsens, dass es dort, wo möglicherweise die Polizei exzessiv vorgeht, die Verantwortung der Politik ist, auf­zuklären und dafür zu sorgen, dass so etwas nicht wieder vorkommt. (Beifall bei den Grünen.)

Frau Bundesministerin, es ist Ihre Aufgabe und in Ihrer Verantwortung, wenn hier Vor­würfe entstehen, dass der Polizeieinsatz exzessiv war, dem nachzugehen (Abg. Bela­kowitsch-Jenewein: Von wem sind die gekommen, die Vorwürfe?! – Zwischenruf des Abg. Prinz), und zwar ohne Vorurteil zu schauen, was stimmt und was nicht stimmt (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Prinz), und zweitens zu überlegen: Was sind legis­tische Maßnahmen, damit dem Rechtsstaat jedenfalls zum Durchbruch verholfen wird?

Und wenn Ihre einzige Reaktion auf die Forderung, dass wir eine Kennzeichnungs­pflicht für jene brauchen, die sich im Einsatz exzessiv verhalten (Zwischenruf des Abg. Zanger), ist, das sei Vernaderung und würde der Verleumdung Tür und Tor öffnen (Zwischenruf des Abg. Walter Rosenkranz), dann finde ich das zumindest einen ge­nauso großen Skandal, als wenn sich irgendjemand hier nicht von Gewalt distanzieren will. In der grünen Fraktion gibt es das jedenfalls nicht.

Frau Bundesministerin, eine Kennzeichnungspflicht gibt es in Italien, in Frankreich, in Belgien, in Teilen von Großbritannien, in Teilen von Deutschland, in den Vereinigten Staaten. Für Sie ist das Vernaderung – das sind entwickelte Rechtsstaaten, die darauf Wert legen, wenn es zu Zwischenfällen kommt, lückenlos aufzuklären, was passiert ist. Das gilt für alle Seiten. Ich verlange, dass Sie als Innenministerin hier auch Ihrer Pflicht nachkommen und nicht für alle einen Persilschein ausstellen. Das wissen Sie genau, das ist unzulässig. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei Abgeordneten der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, diese Sicherheitspolizeigesetz-Novelle beschäftigt sich mit vielen Fragen. Einige sind bereits angeschnitten worden. Ich möchte jenen Teil heraus-


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greifen, der uns besonders wichtig ist. Das ist nämlich jener Teil, der sich mit DNA-Er­mittlungen beschäftigt.

Sie wissen, was der Hintergrund dieser Gesetzesnovelle ist. Der Hintergrund der Ge­setzesnovelle ist, dass der Verfassungsgerichtshof die Bestimmungen zu DNA-Ermitt­lungen aufgehoben hat. Der Verfassungsgerichtshof hat gesagt, bei sensiblen Daten müssen unter grundsätzlichen Aspekten besonders enge Grenzen gezogen werden. Und er hat dann weiter kritisiert, dass bisher das Problem bestand, dass bereits bei Kleinstdelikten DNA-Ermittlungen möglich waren und dass nicht nach der Schwere der Delikte unterschieden worden ist.

Das hat zur Aufhebung geführt, weil das natürlich nicht mit der Menschenrechtskon­vention konform war. Das Parlament versucht jetzt, das Aufheben des Verfassungsge­richtshofs zu reparieren, indem es definiert, ab wann die DNA-Ermittlungen möglich sind, und zieht jetzt eine Grenze ein, indem es sagt, diese Ermittlungen sind möglich bei Straftaten, die einen Strafrahmen von einem Jahr betreffen. Ab dann soll die er­kennungsdienstliche DNA-Daten-Ermittlung möglich sein.

Die entscheidende Frage, die sich stellt, lautet: Entspricht jetzt diese neue Grenze den Vorgaben des Verfassungsgerichtshofs? – Das sind natürlich spannende Fragen, die verfassungsrechtlich leidenschaftlich debattiert werden. Ich habe es spannend gefun­den, was der Verfassungsdienst gesagt hat. Der Verfassungsdienst ist keine grüne Teilorganisation, sondern eine Sektion des Bundeskanzleramts. Und der Verfassungs­dienst hat gesagt, dass auch die heutige allfällige Beschlussfassung nicht verfas­sungskonform ist, weil es wiederum in den Bereich der Bagatelldelikte hineingeht und bei den Prognose-Entscheidungen, wann Daten gespeichert oder gelöscht werden sol­len, Kriterien fehlen. – Das heißt, der Verfassungsgerichtshof hat ein Gesetz aufge­hoben, und Sie legen ein weiteres Gesetz vor, das möglicherweise wieder verfas­sungswidrig ist.

Ein weiterer Punkt, der im Ausschuss angesprochen wurde, war die Frage der Lö­schung. Wir haben das diskutiert, und Sie, Frau Bundesministerin, haben auch netter­weise Ihrem Beamten geboten, das näher zu erläutern. Und ich gebe schon zu, Ihr Beamter hat insofern recht, als die Frage der Löschung kein verfassungsrechtliches Problem ist – daher hat auch der Verfassungsgerichtshof diese Bestimmung nicht auf­gehoben –, es ist aber ein praktisches Problem. In einer Ausschussfeststellung wird festgehalten, dass die Löschung dann eintreten soll, wenn sie nach allgemeinen Vor­gaben des Datenschutzgesetzes notwendig ist. Das ist dann, wenn der Auftraggeber erkennt, dass die Speicherung unzulässig ist.

Das Problem ist aber: Wann erkennt der Auftraggeber – die Polizei –, dass eine DNA-Datenspeicherung unzulässig ist? – Da in der Praxis die DNA-Datenbank nicht ständig danach durchforstet wird, ob eine Speicherung zulässig oder unzulässig ist, heißt das, dass man dieser Vorgabe des Datenschutzgesetzes eigentlich nicht nachkommen kann. Das ist ein praktischer Missstand, kein verfassungsrechtlicher. Das ist ein prakti­scher Missstand, weil eine Handhabung im Sinne des DSG selbst bei bestem Willen nicht möglich ist. Erklären Sie mir, wie soll das DSG in diesem sensiblen Bereich umgesetzt werden? – Und daher kam auch nicht von uns, sondern wieder vom Ver­fassungsdienst, Sektion des Bundeskanzleramts, der Vorschlag, dass jedenfalls nach fünf Jahren eine Löschung erfolgen soll. Ich halte das für angemessen und glaube auch, dass das eine sinnvolle Lösung wäre.

Ja, Frau Bundesministerin, in diesem Sinn sehen wir das heutige Gesetz skeptisch und werden es ablehnen.

Hinsichtlich der Kennzeichnungspflicht, so glaube ich, sollten Sie über Ihren Schatten springen. Ich glaube, Sie haben ein Interesse, dass die Polizei rechtsstaatlich agiert


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und dass auch Sie, wenn es – und ich sage: wenn es! – zu einer exzessiven Amts­ausübung kommt, herausfinden können, wer das war und dann Konsequenzen ziehen können. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

18.55


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Pendl. – Bitte.

 


18.55.08

Abgeordneter Otto Pendl (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe meinem Vorredner jetzt genau zugehört und hatte ein bisschen den Eindruck, dass er etwas zwiespältig ist. Ich kenne die Forde­rung seit Langem, und wir setzen das jetzt um, indem wir die Verhetzungen aus den Sportarenen entfernen. Ich glaube, das ist ein breiter Konsens in unserer Republik. – Das lehnt ihr also auch ab.

Es ist nicht unbedingt notwendig, Herr Kollege Steinhauser, dass du zuhörst, nur eines stelle ich auch in aller Klarheit fest: Ich lehne es entschieden ab, die Polizei immer mit Bausch und Bogen zu verurteilen. (Abg. Steinhauser: Hast du mir zugehört?) Das lehne ich entschieden ab. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Keine Verletzung eines österreichischen Rechtsbestandes legalisiert automatisch, dass eine andere Gruppierung unseren Rechtsbestand verletzt. Punkt. Ende. Da brau­chen wir nicht weiter zu diskutieren. Ich sage auch, wenn es darum geht, ob ich auf­seiten der Österreicherinnen und Österreicher oder aufseiten von Rechtsbrechern bin, glasklar dazu, dass ich aufseiten der Österreicherinnen und Österreicher bin, die das Recht haben, von dieser Republik mit ihren Einrichtungen geschützt zu werden. (Prä­sident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Daher brauchen wir auch leider das notwendige Handwerkszeug für die Polizistinnen und Polizisten. So wie wir es für die Richter brauchen, wie wir es für die Staatsanwälte brauchen, brauchen wir es auch für die Polizistinnen und Polizisten, denn sonst kön­nen wir in Wirklichkeit im heutigen technischen Zeitalter nicht mit jenen mithalten, die strafbare Handlungen begehen. Und wenn wir uns so oft pauschal über Einbrüche unterhalten – ich will gar nicht über Blut- und Schwerverbrechen reden – und jeder sagt: Um Gottes Willen, da müssen wir überall etwas dagegen tun!, wir aber der Polizei dann überhaupt kein modernes Handwerkszeug in die Hand geben, dann ist es scha­de, wenn wir das überhaupt ansprechen und diskutieren.

Ich persönlich bin froh, dass wir jetzt auch eine neue Regelung haben, was die DNA-Frage betrifft. Es sind hochjuristische Fragen, ich glaube aber, dass das jetzt, was den Strafrahmen von einem Jahr betrifft, durchaus vertretbar ist.

Ich bin froh, dass wir die Verhetzungsgeschichten auf unseren Sportplätzen regeln, denn Verhetzung hat dort nichts verloren. Ich möchte, dass eine österreichische Fa­milie mit ihren Kindern auf den Sportplatz gehen kann, ohne dass es irgendwelche Pro­bleme gibt. Ich glaube, da gibt es doch einen breiten Konsens in dieser Republik.

Was niemand anspricht – und das ist ja interessant –, trotz der PV-Wahl – ich weiß nicht, wo die ganzen Personalvertreter sind, sonst ist ja alles so wichtig –, ist die Re­gelung der Frage der spezialisierten Ausbildungen. Hier klären wir die E-Ausbildung, also die exekutive Ausbildung oder die juristische Ausbildung, die jetzt auch viele fach­spezifische Ausbildungen sind, damit man auch die notwendigen Besetzungen durch­führen kann. Da müssten alle Personalvertreter: Bravo!, schreien, es findet es aber nicht einmal einer der Mühe wert, das anzusprechen, das ist auch interessant. So viel zum Gesetz.

Was mir auch wichtig ist: Die Bundesregierung hat vergangenes Jahr den Schutz der gefährdeten Infrastruktur determiniert. Was machen wir schnell im zuständigen Aus-


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schuss? – Wir schauen also, dass das Ganze auch Sinn ergibt, dass wir es mit Leben erfüllen, dass es sich auch administrieren lässt und dass wir diese Bestimmungen in das Sicherheitspolizeigesetz hineinbekommen. Alles mit Augenmaß in guter Zusam­menarbeit – also auch mit den militärischen Bereichen. Das ist euch nicht einmal einen Satz wert.

Manchmal denke ich mir, wir beschließen die fortschrittlichsten Gesetze ausschließlich im Interesse und zum Schutze der Österreicherinnen und Österreicher – und hier wird nur polemisiert, kein einziger Satz, dass hier etwas Gutes für unsere Bevölkerung ge­macht wird. Ich glaube, die Bevölkerung wird sich darüber auch einmal eine Meinung bilden. Ich kann euch nur einladen: Überdenkt es noch einmal und stimmt zu, es ist ein gutes Gesetz! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

18.59


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Alm. – Bitte.

 


19.00.01

Abgeordneter Mag. Nikolaus Alm (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bun­desministerin! Lieber Otto Pendl, ein Wort der Wertschätzung, sehr gerne. Wir stimmen weitgehend mit den Änderungen, die jetzt geplant sind, überein und unterstützen diese. Trotzdem muss auch ein Wort der Kritik möglich sein. (Abg. Pendl: Ich bin kritikfä­hig!) – Wunderbar. Mir geht übrigens der große gelbe Buttonbei Ihnen ab. Irgendetwas ist da in der Zeitspanne der letzten paar Stunden passiert. (Zwischenruf des Abg. Pendl. – Heiterkeit bei der SPÖ.)

Ich möchte mich auch auf den Punkt der DNA-Analyse beziehen, den Albert Steinhau­ser schon wunderbar ausgeführt hat. Der Verfassungsgerichtshof hat da Korrektur ver­langt. Die DNA-Untersuchungen sollen nur mehr bei gerichtlich strafbaren vorsätzli­chen Handlungen, die mit mindestens einjähriger Freiheitsstrafe bedroht sind, durchge­führt werden. Das ist natürlich eine Verbesserung in diesem Sinn. – (In Richtung des Abg. Pendl.) Wunderbar, der Button ist da. – Allerdings wird unter anderem, und um das auch zu ergänzen, was Kollege Steinhauser ausgeführt hat, nicht nach Delikttyp differenziert.

Der zweite Punkt: Die maximale Speicherdauer dieser Daten ist viel zu lange ange­setzt, da wird eine Speicherung bis zum vollendeten 80. Lebensjahr vorgesehen. Das ist viel, viel zu lange, auch in Hinblick auf die zukünftige Nutzung dieser Daten, von der wir nicht wissen, wie sie sich gestalten kann.

Der wesentliche Kritikpunkt betrifft aber die Löschung beziehungsweise den Umgang mit der Löschung dieser Daten. Eine permanente Überprüfung, ob diese Datenhaltung im jeweiligen Fall noch angemessen ist, ist in der Praxis undurchführbar. Der einfache Weg wäre hier, die Daten nach einem gewissen Zeitraum automatisch zu löschen. Im Einzelfall kann dann immer noch entschieden werden, diese Daten weiter zu halten, nämlich im Sinne von notwendigen Sicherheitsüberlegungen. Auch wenn das Daten­schutzgesetz und die Löschungsregeln hier Anwendung finden, ist da zu überlegen, ob nicht spezielle Löschungsregeln sinnvoller wären.

Ein wesentlicher anderer Punkt aber, der durch die Korrekturen beim Sicherheitspoli­zeigesetz im Zusammenhang mit der DNA-Analyse auftaucht, ist, dass hier etwas zum Ausdruck kommt, das ich als Datensammelleidenschaft des Staates bezeichnen würde.

Diese Datensammelleidenschaft beschränkt sich in vielen Fällen leider nicht auf das Notwendigste. Den gleichen Fall hatten wir auch bei der Vorratsdatenspeicherung. Ohne Anlass wurden Daten von Bürgerinnen und Bürgern gespeichert, mit dem Ziel, schwere Verbrechen aufzuklären, doch Millionen Menschen unter Generalverdacht zu stellen, um dann durch diese Vorratsdatenspeicherung praktisch nichts zu finden, wur-


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de auch vom Europäischen Gerichtshof als Exzess ausgelegt. Die Umsetzung in Ös­terreich lässt auf sich warten, Anträge von NEOS und den Grünen wurden bereits eingebracht. Und wir hoffen, dass das in naher Zukunft auch Anwendung findet.

Wenn es um die persönlichen Daten, um den Schutz der Privatsphäre geht, dann muss es oberste Prämisse des Staates sein, den Zugriff auf diese Daten zu schützen, ge­rade in einem Bereich, wo die Produktion dieser Daten unbewusst passiert und von den Menschen gar nicht kontrolliert werden kann. Das ist bei den DNA-Spuren, bei den Verbindungsdaten und bei den Bewegungsdaten der Fall.

Wir können überhaupt keine eigenverantwortliche Entscheidung darüber treffen, wel­che Daten wir da produzieren. Es wird immer leichter, diese Daten automatisiert zu sammeln, zu verarbeiten und zu speichern. Zur Bekämpfung von Verbrechen dürfen wir das auch tun – das ist gut so –, aber es muss mit der notwendigen Sorgfalt ge­schehen. Und diese Sorgfalt wurde auch bei den jetzigen Änderungen des Sicherheits­polizeigesetzes nicht ausreichend angewendet.

Deswegen schlagen wir vor, dass die zuvor angesprochenen Punkte noch einmal ver­tieft werden. Wir haben mittlerweile in den Ausschüssen als neue Abgeordnete gelernt, wie das funktioniert. Da wird wortreich erklärt, dass dieser Antrag in der Sache ei­gentlich sehr gut ist, aber noch einige Zeit nachreifen muss. Ich habe dementspre­chend im Ausschuss beantragt, die Regierungsvorlage zu vertagen und habe mich sehr gewundert, dass die Regierungsparteien dieser Vertagung nicht zugestimmt ha­ben. Wir können das jetzt hier im Plenum korrigieren.

In diesem Sinne unterstützen wir auch den Rückverweisungsantrag vom Kollegen Ro­senkranz, wenngleich aus anderen Gründen. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Pendl: Än­dert aber in der Sache nichts.)

19.04


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hagen. – Bitte.

 


19.04.29

Abgeordneter Christoph Hagen (STRONACH): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! In dieser Novelle sind nicht nur die Datenschutzrichtli­nien geregelt, sondern da geht es auch um andere Dinge, die ebenfalls erwähnenswert sind. Auf der einen Seite möchte ich da die Schaffung der Möglichkeit, ausgebildete Exekutivbeamte im Bereich des rechtskundigen Dienstes einzusetzen, hervorheben. (Abg. Pendl: Endlich einer, der auch !)

Ich glaube, das ist ein wichtiger Schritt. Wir haben früher Exekutivbeamte gehabt, die Tätigkeiten ausgeübt haben, für die sie jahrelange Ausbildungen machen mussten und die Tätigkeiten sehr gut geleistet haben, dann aber aufgrund der Polizeireform das nicht mehr machen durften. Das wird nun repariert. Das halte ich für eine vernünftige Sache. Das ist eine vernünftige Entscheidung, die Kosten einspart und der Polizei wirk­lich etwas bringt.

Ein weiteres Thema, das ich ansprechen möchte, ist das Vorgehen bei rassistisch mo­tiviertem Verhalten bei Sportgroßveranstaltungen. Ich möchte das vielleicht nur ganz kurz anschneiden. Es ist ein Thema, über das man klar diskutieren kann. Jegliche Art von Extremismus ist abzulehnen, und wenn Sportveranstaltungen dazu missbraucht werden, dann ist alles zu tun, um den Missbrauch der Spielwiese für rechten, linken oder welchen auch immer Extremismus zu unterbinden. (Beifall beim Team Stronach.)

Meine Damen und Herren, ich möchte aber auch auf das Thema zurückkommen, das Kollege Amon vorhin angesprochen hat: dieser Demonstrationseinsatz mit diesen vor­getäuschten Übergriffen. Meine Damen und Herren, ich als ehemaliger Gendarmerie­beamter, sieben Jahre bei einer Einsatzeinheit in Vorarlberg tätig, jetzt Polizeibeamter, glaube zu wissen, wovon ich spreche.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 198

Ich war bei zahlreichen, ich glaube, Hunderten Demonstrationen. Wir haben jedes Wo­chenende mindestens eine Demonstration, ab und zu sogar zwei bis drei gehabt, unter der Woche noch Demonstrationen, ich war also mit dabei. Demonstriert haben, meis­tens kurdische Organisationen, linke Organisationen und ganz selten einmal rechte Organisationen. Und jetzt darf ich Ihnen aus der Praxis berichten. (Zwischenruf des Abg. Gerstl.)

Fakt ist, dass es bei den kurdischen Demonstrationen oft zu Übergriffen gekommen ist, aber auch bei den linken Demonstrationen. Und bei den linken Demonstrationen darf ich eines ansprechen. Wenn dort eine Kundgebung zu Ende war, dann musste danach die Müllabfuhr auffahren, so haben sich diese Leute aufgeführt. Da hat es ausge­schaut! Das hat Kosten verursacht. Und da habe ich schon damals vorgeschlagen, dass diese Kosten in Rechnung gestellt werden, dass nicht die Allgemeinheit für die chaotischen Zustände aufkommen muss. (Beifall beim Team Stronach sowie bei Ab­geordneten der FPÖ.)

Lassen Sie mich jetzt auf die aktuellen Zustände zurückkommen. Herr Jeannée von der „Kronen Zeitung“ (der Redner hält die genannte Zeitung in die Höhe) hat das wunderbar angeführt – Sie können das nachlesen, kaufen Sie sich eine – mit dieser angeblich Schwangeren.

Meine Damen und Herren, da muss ich auch in Richtung der Grünen sprechen. Da ha­ben Sie wieder vorverurteilt. Sie haben die Polizei vorverurteilt. Sie waren nicht bei solchen Demonstrationen dabei – vielleicht auf der anderen Seite, das mag sein –, aber ich habe das erlebt. Ich wurde einige Male im Polizeieinsatz angegriffen, ich wur­de verletzt und ich weiß, wovon ich spreche. Ich weiß, diese linke Gewalt ist heftig.

Herr Mahrer erklärt in der morgigen Zeitung, dass 2013 die Polizei 263 linke Auf­märsche sichern musste, keine von rechten Gruppierungen. 7,5 Millionen € hat das an Kosten verursacht, die man anders vielleicht besser für die Polizei einsetzen könnte, und auch für die Sicherheit der Bürger, die nämlich Steuer zahlen.

Meine Damen und Herren, was mir besonders aufgestoßen ist – nach dieser angeblich Schwangeren, die die Polizei verleumdet, die eine Straftat setzt, nämlich durch Vor­täuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung, das ist ein Offizialdelikt –: Dieser Ali A., Student, Jus-Student, hat ja dem ORF gegenüber behauptet, er wäre von der Poli­zei unberechtigt geschlagen worden. Hier sieht man ihn auf einem Foto beim Steine­werfen. (Der Redner hält neuerlich eine Ausgabe der „Kronen Zeitung“ in die Höhe.)

Meine Damen und Herren, das sind Ihre linken Chaoten! Das sind Ihre Chaoten, die wir nicht unterstützen werden! Der Polizei gebührt jeglicher Schutz, den wir ihr bieten können, meine Damen und Herren! (Beifall bei Team Stronach und FPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.) Ich glaube, da sollten wir, das Parlament, zusammenstehen.

Ich habe bei der Rede des Kollegen Amon, als er nämlich gesagt hat, wir sollen gegen diese Gewalt, Demonstrationsgewalt auftreten, mit Beschämen festgestellt, dass Grü­ne und NEOS nicht geklatscht haben. Sie unterstützen das! Das ist abzulehnen! (Abg. Steinhauser: Sind Sie jetzt für die Kennzeichnungspflicht? Ja oder nein? – Ruf bei der ÖVP: Vermummungsverbot!)

Zum Schluss, meine Damen und Herren: Wir wissen, dass es die Polizei schwer hat, dass wir total unterbesetzt sind, dass es mit den finanziellen Dingen nicht ganz stimmt. Deswegen nehme ich etwas von den Grünen auf, aber nicht das, was Sie, Herr Stein­hauser, haben wollen, sondern ich nehme Folgendes auf: Frau Bundesminister, mein Appell: Sie kennen meinen Aufruf, meinen Antrag: Wir brauchen dringend ein eigenes Exekutivdienstgesetz, dass der Bevölkerung wirklich Sicherheit bietet. – Danke schön. (Beifall beim Team Stronach, bei Abgeordneten der FPÖ sowie des Abg. Gerstl.)

19.09



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 199

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Frau Bundesminister Mag. Mikl-Leitner zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Bundesminister.

 


19.10.01

Bundesministerin für Inneres Mag. Johanna Mikl-Leitner: Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Geschätzte Damen und Herren Abgeordneten! Lassen Sie mich in aller Kürze auf die Punkte betreffend die Novelle zum SPG eingehen und kurz reflektieren, was wir durch diese Novelle erreichen.

Zum Ersten gelingt es uns dadurch, effektiver gegen rassistisch motiviertes Verhalten vorzugehen. Da stellt sich natürlich jeder die Frage: Na, wie erreichen wir das? Da brauchen wir nur in die Vergangenheit zu schauen. Sie wissen, dass wir gerade in den vergangenen Jahren ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Gewalt bei Sportveranstaltungen geschnürt haben.

Ich denke daran, dass es möglich ist, eine sogenannte Sicherheitszone bei Großveran­staltungen einzurichten, je nach Gefährdungslage; ich denke daran, dass es möglich ist, eine Wegweisung vorzunehmen; oder ich denke daran, dass wir eben die Hooligan-Datei aufgebaut beziehungsweise installiert haben.

Gerade durch all diese Maßnahmen ist es gelungen, die Zahl der Anzeigen massiv zu reduzieren. Deswegen wollen wir jetzt auch mit dieser Novelle diese Befugnisse der Si­cherheitsbehörden bei Gewaltdelikten auch ausweiten, nämlich auf die Rassismus-Tatbestände und auf das Verbotsgesetz. Das heißt, es soll auch in diesem Fall das Wegweisungsrecht, das Betretungsverbot, die Meldeauflage, und natürlich auch die Eintragung in die Hooligan-Datei geben.

In diesem Zusammenhang ist mir ganz wichtig, dass der ÖFB und die Bundesliga es in Zukunft bei der Verhängung eines Stadionverbotes leichter haben. Auch das haben wir mit dieser Novelle geregelt, und zwar so, dass es auch datenschutzrechtlich zu 100 Pro­zent korrekt ist, denn wir sind auch allen Einwendungen der Datenschutzkommission nachgekommen.

Zum Zweiten betrifft die SPG-Novelle den Schutz kritischer Infrastruktur. Mit dieser No­velle haben wir den Schutz kritischer Infrastruktur auch in den sicherheitspolizeilichen Aufgabenbereich unserer Beamtenschaft aufgenommen. Warum? – Weil wir wissen, dass der Schutz kritischer Infrastruktur heute mehr denn je notwendig ist, weil gerade bei Störung kritischer Infrastruktur es nachhaltig zu Schäden der gesamten Gesell­schaft kommen kann.

Zum Dritten, auch ein wichtiger Punkt, was wir nämlich repariert haben: Die Bestim­mungen zur DNA-Untersuchung sind durch die SPG-Novelle ganz klar geregelt. Das heißt, dass DNA-Untersuchungen in Zukunft nur zulässig sind bei gerichtlich strafba­ren, vorsätzlichen Handlungen mit einem Strafausmaß von mindestens einem Jahr.

Das heißt, Sie sehen, die SPG-Novelle bringt wichtige und notwendige Änderungen, die dazu beitragen, dass wir unser hohes Sicherheitsniveau weiterhin beibehalten kön­nen, dass wir gegen rassistisch motiviertes Verhalten vorgehen können. Ich glaube, dazu gibt es gerade hier in diesem Haus einen Konsens.

Aber lassen Sie mich auch noch das eine oder andere Wort sagen zu der von Ihnen angesprochenen Demonstration, die am Samstag stattgefunden hat. Ja, selbstver­ständlich ist es die Aufgabe und die Verantwortung der Polizei, die Versammlungs­freiheit, das Demonstrationsrecht zu schützen, keine Frage.

Dem kommt selbstverständlich die Polizei auch nach. Und glauben Sie mir, Sie brau­chen nur mit vielen Polizisten draußen vor Ort zu reden, nichts ist dem Polizisten lie­ber, als dass jede Demonstration friedlich über die Bühne geht. (Abg. Höfinger: Ge­nau!) Es ist der größte Wunsch jedes einzelnen Polizisten, dass alle wieder gesund


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nach Hause kommen, dass jede Demonstration friedlich abläuft. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und FPÖ sowie bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

Deswegen ist es auch eine Selbstverständlichkeit, dass jeder Polizist im Rahmen einer Demonstration zuerst den Dialog sucht, dann selbstverständlich zu deeskalieren ver­sucht, aber wenn all das nicht hilft, wenn dem Polizisten Aggressivität und Gewalt sei­tens der Demonstranten entgegenschlägt, dann ist er zum Handeln verpflichtet. Und glauben Sie mir, ich bin es leid, dass reflexartig nach jeder Demonstration, im Spe­ziellen von den Grünen, ein Schuldiger gefunden ist, nämlich die Polizei. (Abg. Höfin­ger: Genau! – Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Deswegen glaube ich auch, dass wir alles daransetzen müssen, dass Demonstratio­nen in Zukunft ohne Aggressivität, ohne Gewalt und Brutalität ablaufen. Deswegen gibt es die Idee, hier über eine individuelle Videoüberwachung bei Demonstrationen zu dis­kutieren, um eben diese Aggressivität zu senken.

Wir wissen aus Berichten anderer EU-Staaten, dass die Verwendung derartiger Video­technologie dazu führt, dass die Aggressivität zurückgeht, nämlich Aggressivität der Demonstranten, also auch die Aggressivität gegenüber unseren Polizistinnen und Poli­zisten. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Vermummungsverbot! – Abg. Steinhauser: Kenn­zeichnungspflicht?) Ich bitte Sie, das in den nächsten Wochen und Monaten mit uns umfassend und intensiv zu diskutieren, damit Demonstrationen auch in Zukunft fried­lich abwickeln können und nicht so einer Aggressivität ausgesetzt sind. – Danke. (Bei­fall bei der ÖVP.)

19.16


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Mag. Steinacker zu Wort. – Bitte.

 


19.16.17

Abgeordnete Mag. Michaela Steinacker (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Ich verpflichte mich, den Geist der Sportlichkeit zu wahren. – So heißt es sinngemäß im olympischen Eid.

Zum Geist der Sportlichkeit gehört ganz zentral das Fair Play, und Fair Play umfasst je­denfalls auch die Ablehnung von Gewalt und Aggression. Fehlverhalten wird sank­tioniert. Sportler unterliegen da ganz klaren Regelungen, und auch die Zuschauer auf den Rängen sollten diese Regelungen haben.

Das Sicherheitspolizeigesetz sieht umfassende Maßnahmen zur Bekämpfung von Ge­walt bei Sportgroßveranstaltungen vor. Wenn jemand ins Stadion geht, will er den Sport nahe miterleben – Erwachsene, Familien, Jugendliche. Das ist eine Erfahrung, die nahegeht, die ansteckt, das gibt positive Energie. Gewalt und Aggression verhin­dern diese großartige Wirkung.

Gegen diese Gewalt hat das Sicherheitspolizeigesetz gute Maßnahmen geschaffen. Die Frau Bundesministerin hat die Maßnahmen aufgezählt. Ganz kurz: die Möglichkeit, aus dem Sicherheitsbereich wegzuweisen, die Gefährderansprache und auch die Mel­deauflage – dabei müssen sich gewaltbereite Personen bei Veranstaltungen melden. Das ist moderne Polizeiarbeit in der Umsetzung.

Nunmehr wird ausgedehnt auf Verhaltensweisen, die eindeutig unter das Verbotsge­setz und den Tatbestand der Verhetzung fallen. Das ist gut so. Denn nirgendwo, auch nicht in den Stadien, wollen wir diese Art von Aggression haben. Verhetzung und Hassparolen haben mit Fair Play und Sportgeist überhaupt nichts zu tun. Sie sind nicht vereinbar.


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Mein Dank als Bürgerin und als Abgeordnete geht an alle Polizistinnen und Polizisten, die unter Einsatz ihrer Gesundheit bereit sind, uns sichere Rahmenbedingungen für diese großartigen Veranstaltungen, die wir dann miterleben dürfen, zu sichern.

Eine weitere aktuelle Notwendigkeit hat die Vorlage erkannt: den Schutz kritischer In­frastruktur. Darunter fällt Wasserversorgung, Energieversorgung, der öffentliche Ver­kehr, Krankenhäuser und natürlich auch die Einrichtungen, die heute nicht mehr weg­zudenken sind, nämlich Informationstechnologie.

Störungen, die da verursacht werden, haben Schäden, die die Rahmenbedingungen unseres Lebens massiv beeinträchtigen und natürlich auch zu riesigen ökonomischen Schäden führen können. Ich spreche von Rahmenbedingen, die für uns Private wie in der Wirtschaft extrem notwendig sind.

Nunmehr sollen die Sicherheitsbehörden für diesen besonderen Schutz zuständig sein, und das ist gut so. Denn unsere Behörden, unsere Polizei hat in den letzten Jahren gute Erfahrungen gemacht, und mit der Modernisierung und Adaptierung und Erweite­rung dieser Zuständigkeiten können wir die Erfahrungen aus dem polizeilichen Einsatz in die Praxis miteinfließen lassen.

Das Sicherheitspolizeigesetz spielt in unserem Rechtsstaat eine essentielle Rolle. Es bettet die Polizei in unseren Rechtsstaat ein und schafft so die Rahmenbedingungen für die Arbeit unserer Polizistinnen und Polizisten. Und sie schaffen unsere Sicherheit als Bürger.

Die Weiterentwicklung durch die aktuelle Novelle begrüße ich ausdrücklich. Sie macht unseren Rechtsstaat noch ein Stück stärker, unser Leben noch ein Stück sicherer und den Sport noch ein Stück fairer. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

19.19


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Plessl. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


19.20.04

Abgeordneter Rudolf Plessl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Innen­ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die heute zur Beschlussfassung vorliegen­de Novelle des Sicherheitspolizeigesetzes umfasst zwei große Bereiche. Der eine Be­reich betrifft die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes und seine Bedenken hin­sichtlich DNA-Untersuchungen. Diese hat es notwendig gemacht, den § 67 Sicher­heitspolizeigesetz zu evaluieren. Der zweite große Bereich sind die gesetzlichen Be­stimmungen, die schon angesprochen worden sind, betreffend Veranstaltungen: dass man erstens gegen die Gewaltbereitschaft der Fans tätig werden kann, zweitens be­treffend die Datenübermittlung an den Österreichischen Fußballbund und die Österrei­chische Fußball-Bundesliga, was wichtig ist, um ein Betretungsverbot auch bei Sport­stätten zu erreichen; und drittens hinsichtlich Schutz der kritischen Infrastruktur gegen sogenannte Computerkriminalität.

Der Schwerpunkt meiner heutigen Rede wird die DNA-Untersuchungen betreffen, die aufgrund des Urteils des Verfassungsgerichtshofes novelliert werden. Herr Kollege Steinhauser, Sie haben hier sehr umfassend Ihre Bedenken betreffend die Löschung geäußert. Ich möchte anmerken, dass in den gesetzlichen Bestimmungen implemen­tiert ist, dass jeder, der erkennungsdienstlich behandelt worden ist, schriftlich darauf aufmerksam gemacht werden muss, wie lange die Daten aufbewahrt werden und wel­che Möglichkeiten ihm zur Löschung zur Verfügung stehen. Es gibt auch von Amts we­gen eine Möglichkeit – gemäß § 73 –, diese Daten zu löschen, vor allem dann, wenn kein Verdacht mehr besteht, dass eine mit gerichtlicher Strafe bedrohte vorsätzliche Handlung von dieser Person begangen worden ist.


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Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir müssen da als Gesetzgeber einen schmalen Grat beschreiten: Auf der einen Seite wollen wir natürlich hohe Datenschutz­standards gewährleisten, auf der anderen Seite müssen wir für die Exekutive aber auch ein Rüstzeug zur Verfügung stellen, damit sie ihre Aufgaben erfüllen kann. Unse­re Exekutive leistet hervorragende Arbeit, aber wir haben die Verantwortung, das not­wendige Rüstzeug zur Verfügung zu stellen.

Meiner Meinung nach – ich bin schon seit vielen Jahren als Polizist und Kriminalbeam­ter tätig – ist es sehr wichtig, hier noch einige Anmerkungen zur Veränderung des Vor­schlages betreffend DNA-Untersuchungen zu machen. Auf der einen Seite ist es sinn­voll, eine Nachjustierung durchzuführen, auf der anderen Seite müssen wir aber be­denken, dass wir zwei Möglichkeiten haben, die Tatortspuren mit möglichen Tatver­dächtigen zu vergleichen: Das sind die erkennungsdienstliche Behandlung und die DNA-Untersuchung.

Wir beschließen heute eine Verschärfung, wobei ich heute aber auch eine Anfrage an die Ministerin einbringen werde, damit wir abklären können, inwieweit diese Einen­gung, diese Verschärfung betreffend DNA-Untersuchung zum Beispiel bei den Ermitt­lungstätigkeiten auch von Nachteil sein könnte. Wir müssen auch diese Fragen berück­sichtigen, denn unsere Aufgabe als Bundesgesetzgeber ist es, den Schutz der Perso­nen in Österreich vor Straftaten beziehungsweise deren Aufklärung zu gewährleisten. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.23


Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Mag. Gerstl gelangt als Nächster Redner zu Wort. – Bitte.

 


19.23.19

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bun­desminister! Einige Reden von heute bringen mich dazu, zu sagen, es wäre an der Zeit, dass wir die Opfer-Täter-Umkehr beenden. Ich glaube, dass es auch eine Aufga­be dieses Hauses wäre, unseren Polizistinnen und Polizisten hier einmal ein ganz deutliches Danke zu sagen, die die Gesundheit, das Leben und das Eigentum unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger schützen (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ und Team Stronach) – ein Danke an unsere Polizisten, die ihr Leben einsetzen, ein Danke dafür, dass sie da sind, wenn alle politischen Gruppierungen De­monstrationen machen, ein Danke auch dafür, dass sie da sind, wenn sie wissen, dass es gefährlich werden kann.

Genau dafür, dass Polizisten, wenn sie im Einsatz sind, in Zukunft nicht ungerechtfer­tigten Anschuldigungen gegenüberstehen, ist der Vorschlag der Innenministerin, wie ich glaube, ganz, ganz wichtig, nämlich das neue System, das in Großbritannien nun schon seit mehreren Jahren angewendet wird, aber in der Zwischenzeit auch schon in anderen Ländern zur Anwendung gelangt ist, dass man mit Kameras auf der Uniform das eigene Vorgehen mitfilmen kann.

Das gewährleistet, dass unsere Polizistinnen und Polizisten allen Menschen und der Justiz klar und deutlich beweisen können, wie korrekt sie mit schwierigen und gefährli­chen Situationen umgehen. Und das gewährleistet, dass die Justiz in Zukunft schneller handeln kann, dass manche Demonstranten nicht mehr Vorwürfe machen, die nicht gerechtfertigt sind, und Verfahren verzetteln. Das verkürzt die Verfahren. Das ist im Interesse der Polizistinnen und Polizisten und im Interesse der gesamten Öffentlichkeit, unseres Rechtsstaates. Und dafür sage ich noch einmal ein ganz besonderes Danke. (Beifall bei der ÖVP. – Bravoruf des Abg. Pendl.)


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19.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Vorerst letzte Rednerin in dieser Debatte ist Frau Ab­geordnete Lueger. – Bitte.

 


19.25.31

Abgeordnete Angela Lueger (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Werte Kollegin­nen und Kollegen! Bei dieser Sicherheitspolizeigesetz-Novelle ist mir eines wichtig: Fa­milien und Kinder sollen vermehrt an Sport teilnehmen, aktiv und passiv. Das kann aber nur dann gelingen, wenn keine Gewalt im Spiel ist. Gewalt ist auf Fußballplätzen leider oft im Spiel – nicht nur auf Fußballplätzen; man denke etwa an den Austria-Stür­mer Valentin Grubeck, der bereits von Gewalt bedroht und betroffen war. Das hat über­haupt nichts mit Sport zu tun, sondern das ist meiner Meinung nach nur brutal und dumm.

Wichtig ist daher, dass dieses Gesetz bei Sportgroßveranstaltungen die Möglichkeit bietet, zusätzlich zur Gewalt den Tatbestand der Verhetzung und des Verbotsgesetzes aufzunehmen. Herr Kollege Rosenkranz, die Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbe­hörden und dem Österreichischen Fußballbund sowie mit der Österreichischen Fuß­ball-Bundesliga hat den Grund, dass auch die Vereine dann imstande sind, ganz ein­fach rascher und schneller einzuschreiten. (Zwischenruf des Abg. Walter Rosenkranz.)

Bisher hat die Polizei nur Name, Anschrift, Grund des Einschreitens und den Ausgang des Strafverfahrens übermitteln können; jetzt werden auch Bilddateien übermittelt, und das ist die unmittelbare, rasche Dimension, wo sie dann reagieren können. (Abg. Wal­ter Rosenkranz:  nur auf Verdacht! Nur auf Verdacht, ohne Verurteilung!) – Nicht auf Verdacht! (Zwischenrufe der Abgeordneten Neubauer, Belakowitsch-Jenewein und Walter Rosenkranz.)

Diese Maßnahmen, die jetzt ergriffen werden, sind dafür da, dass Stadionverbote aus­gesprochen werden können. Ich bin nicht daran interessiert, mit meinen Kindern in ei­nem Stadion zu sein – das gilt für alle Familien mit Kindern –, wo sie von Gewalt be­droht sind oder wo sie von Rechtsradikalen bedroht werden. (Ruf: Oder Linksradi­kalen!  Jusos!)

Der Sport soll einfach wieder zum Familienvergnügen werden, es soll Spaß und Moti­vation für Familien, Kinder und Jugendliche sein, und da haben Gewalt und Verhet­zung nichts zu suchen. (Beifall bei der SPÖ. – Bravoruf des Abg. Pendl.)

19.27


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ein zweites Mal zu Wort gemeldet hat sich Herr Ab­geordneter Rosenkranz. – Bitte.

 


19.27.54

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Ich mache es ganz kurz: Frau Abgeordnete Lueger hat soeben gesagt, es gehe um die Sicherheit, dass die Kinder vor Gefahr geschützt werden. – Ja, das bedeutet aber auch eines: dass sie den Gesetzestext nicht richtig verstanden hat. Es geht nämlich auch darum, dass einfach nur aus unbewiesenen Verdachtslagen und Ähnlichem heraus be­reits Materialien an den ÖFB gesendet werden. (Zwischenruf bei der ÖVP.)

Das heißt, nur auf Verdacht hin und ohne eine konkrete Verurteilung oder sonst etwas werden Personen an den ÖFB und die Fußball-Bundesliga „ausgeliefert“ – unter An­führungszeichen – und sonst gar nichts.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Tatsache, dass eine Abgeordnete dieses Hauses jetzt vor der Abstimmung das Gesetz selbst nicht verstanden hat, erklärt den Rückver­weisungsantrag per se. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Heinzl: Herr Professor!)

19.28

19.28.10

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall. (Abg. Ja­rolim: Ich glaube, das war !)


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Wir kommen zunächst zur Abstimmung über den Antrag des Abgeordneten Dr. Ro­senkranz, den Gegenstand an den Ausschuss für innere Angelegenheiten rückzuver­weisen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen, um ein entspre­chendes Zeichen. (Abg. Krainer: Das ist aber sehr mau! – Zwischenruf bei der ÖVP. – Gegenruf des Abg. Walter Rosenkranz.) – Das ist abgelehnt.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 99 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Der Gesetzent­wurf ist auch in dritter Lesung mehrheitlich angenommen.

19.29.527. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 78/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortiger Stopp der Ostöffnung am Arbeitsmarkt (112 d.B.)

8. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 188/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Transparenz und Qualitätssicherung bei AMS-Kursen (113 d.B.)

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zu den Punkten 7 und 8 der Tages­ordnung, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Frau Abgeordnete Dr. Belakowitsch-Jenewein. – Bitte.

 


19.30.37

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Frau Minister! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte KollegInnen! Es geht jetzt im Wesentlichen um zwei Anträge der Freiheitlichen Partei. In einem Antrag geht es um den sofortigen Stopp der Ostöffnung auf dem Arbeitsmarkt. Dieser Antrag ist jetzt in seiner Aktualität natürlich etwas überholt, weil er ja schon vor Weihnachten, zu einem Zeitpunkt, als es noch keine Öffnung für Bulgarien und Rumänien gegeben hat, gestellt worden ist.

Es zeigt sich aber leider Gottes in den Anfragebeantwortungen, die wir in den letzten Wochen bekommen haben, dass dieser Antrag nach wie vor eine gewisse Aktualität hat. Herr Bundesminister, kommen Sie mir jetzt ja nicht wieder mit der Ausrede, es ge­he eigentlich nicht, weil wir schon drinnen sind! – „Es geht nicht!“, gibt es nicht; das kann es in der Politik nicht geben! Es muss doch der Anspruch der Politik sein, die Rahmenbedingungen so zu ändern, dass es eben geht.

Sie selbst haben uns erst vor wenigen Wochen in einer Anfragebeantwortung die Zahlen betreffend die Arbeitslosigkeit in der Baubranche gegeben. In den letzten fünf Jahren gab es unter österreichischen Bauarbeitern, also Bauarbeitern mit österreichi-


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scher Staatsbürgerschaft, ein Plus von 9 200, die arbeitslos geworden sind. Gleichzei­tig haben Sie im gleichen Zeitraum aus den EU-Oststaaten ein Plus von über 11 000 Bau­arbeitern, die in Österreich Beschäftigung gefunden haben.

Ich weiß schon, Sie stellen sich jetzt wieder her und sagen, es gebe diesen Kausalzu­sammenhang nicht. – Ja, natürlich gibt es ihn, denn was würde denn passieren, wenn wir die 11 000 hier nicht hätten? – Dann hätten die 9 000 Personen natürlich sofort ei­nen Arbeitsplatz.

Hier zu sagen, wir stellen die Kausalzusammenhänge her, das stimmt einfach so nicht, und das wissen Sie! (Beifall bei der FPÖ.) Selbst Ihre Gewerkschaft sieht das so, Herr Bundesminister. Also Sie sollten sich nicht immer dümmer stellen, als Sie sind, das steht Ihnen nicht zu! Sie wissen nämlich auch, dass genau das der Fall ist, aber Sie wollen es sich natürlich auch mit der EU nicht verscherzen.

Wir stehen auf dem Standpunkt, dass man auch heute noch zumindest sektoral den Arbeitsmarkt schließen muss, und dafür ist die Baubranche ein gutes Beispiel; aber selbst da stellen Sie sich taub. Sie versuchen es auch gar nicht, denn Ihnen ist es offensichtlich egal, ob Österreicher in der Arbeitslosigkeit hängen oder nicht. Wir gehen auf einen Höchststand der Arbeitslosigkeit zu – Sie wissen das ganz genau; die Zahlen sind besorgniserregend, das ist Ihnen bekannt, das ist uns allen hier bekannt –, und Sie versuchen nicht einmal, diese Situation in irgendeiner Art und Weise zu verbes­sern.

Ich würde Sie daher bitten, dass Sie sich doch auch noch Gedanken darüber machen, wie man jetzt noch etwas versuchen könnte, um den Zugang für Arbeitskräfte aus diesen neuen östlichen EU-Staaten, der seit 1. Jänner sozusagen offen ist, nachträg­lich noch einmal zu schließen, beziehungsweise zu versuchen, dass man diesen Zu­strom eindämmt, zumindest in einigen Bereichen. (Beifall bei der FPÖ.)

Beim zweiten Antrag geht es um die Transparenz und die Qualitätssicherung bei den AMS-Kursen. Ich habe es jetzt schon erwähnt, wir haben die höchste Arbeitslosigkeit, wir haben aber auch nahezu 80 000 Personen in Schulungen. Bei diesen Schulungen passiert es leider Gottes, dass Arbeitslose in Schulungsprogramme kommen, die nicht geeignet sind. Jetzt werden Sie uns wieder sagen, das seien rund 4 Prozent aller Schulungen und da werde jetzt alles so gut gemacht. – Sie reden sehr gerne alles schön, es ist nur nicht ganz unspannend, dass das AMS Wien von sich aus gesagt hat, es werde das durchforsten.

Ein ganz schlechtes Zeugnis haben Sie, Herr Bundesminister, in der „Neuen Zürcher Zeitung“ am 15. Mai ausgestellt bekommen. Da wurde nämlich dieser österreichische Weg mit den Schulungen genau hinterfragt. Sie sagen schon immer, wir seien bei sämtlichen Arbeitslosenzahlen Musterknabe in Europa. – Das mag schon sein; aber welche Tricks Sie da anwenden, das sagen Sie uns nie dazu. Und auch das ist Teil der Transparenz.

Da geht es nicht nur darum, dass wir gerne wissen würden, wer denn diese Schu­lungen macht, wer denn diese Kurse macht, wer denn diese Herrschaften sind, die von den Landesgeschäftsstellen so freihändig beauftragt werden. Es gibt ja in den seltens­ten Fällen Ausschreibungen; da geht ja alles unter der Hand weg, es weiß kein Mensch, wer da zum Zug kommt. Und die Menschen sind im Großen und Ganzen un­zufrieden mit den Kursen, das muss man einmal erwähnen.

Die „Neue Zürcher Zeitung“ – und diese hat mit der FPÖ relativ wenig zu tun; sie ist auch nicht unsere Parteizeitung, das möchte ich jetzt gleich einmal vorweg sagen – hat festgestellt, dass Sie da ganz, ganz massiv tricksen, dass Sie nämlich beispielsweise die Langzeitarbeitslosenzahlen von 57 000 auf 6 700 herunterdrücken, indem Sie die


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Leute rechtzeitig wieder in einen Kurs schicken, in eine Schulungsmaßnahme, die 28 Tage dauert, denn dann beginnt das alles wieder von vorne zu zählen. Und so ha­ben wir beispielsweise in Österreich kaum Langzeitarbeitslose.

In diesem Zeitungsartikel geht es aber noch weiter, und das ist nicht ganz unspannend, denn immerhin bezieht er sich auf das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Be­rufsforschung. Sie sagen uns ja immer, die ganze Welt schaue auf uns und alle holen sich hier bei Ihnen die Anregungen, auch Deutschland, und genau deswegen hat sich dieses Institut in Nürnberg das österreichische System genauer angeschaut.

Da steht, dass diese Schulungen für die Anbieter „zu einem einträglichen und risiko­losen Geschäft geworden“ sind, „drei Viertel () freihändig vergeben werden“ und die Kursanbieter des AMS sehr enge Verbindungen zur lokalen Politik haben. „Es habe sich“ – und das steht hier weiter – „ein politischer Filz gebildet, der von aussen nur schwer aufzubrechen sei.“ – Das sagt die Züricher Zeitung (Ruf bei der SPÖ: Zür­cher!) aufgrund einer Studie aus Deutschland, die sich dieses System ganz genau an­geschaut hat.

Herr Bundesminister, daher ist der Antrag betreffend die Transparenz und die Quali­tätssicherung bei AMS-Kursen aktueller denn je, denn ich halte das nicht für besonders lobenswert, weder für Österreich noch für Sie als Minister, der Sie dafür zuständig sind; das ist eine schallende Ohrfeige, würde ich sagen. Ich würde Sie daher schon bitten, sich einmal zu überlegen, ob Sie nicht doch über Ihren Schatten springen, für Transpa­renz und Qualitätssicherung bei den AMS-Kursen eintreten und diesem Antrag Ihre Zu­stimmung geben. (Beifall bei der FPÖ.)

19.36


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Ecker. – Bitte.

 


19.36.43

Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Ich hätte meine Worte heute gerne an den Abge­ordneten Kickl von der FPÖ gerichtet, jedoch ist er seit den Morgenstunden unent­schuldigt nicht im Saal. (Zwischenruf des Abg. Weninger.) Eines muss man ihm aber lassen: Nichts ist so ehrlich wie seine Unwahrheiten.

Die FPÖ gibt sich als Vertreter der Kleinen und ist nichts anderes als Verdreher im Großen, Angstbilder sind ihr Kunstwerk. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: War das jetzt ein Wortwitz?)

Ich darf zitieren: „Die FPÖ arbeitet mit Halbwahrheiten ()“ (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch-Jenewein – Ruf bei der FPÖ: Was ist das für eine Lese­stunde?!), „verängstigt und emotionalisiert, sucht und findet Sündenböcke“, wie eben hier bei unseren EU-Nachbarn. (Ruf bei der FPÖ: Freie Rede wär’ was Schönes, aber das gibt es nicht!)

Und weiter: „Wenn die Öffentlichkeit Kritik übt, mimen die Freiheitlichen die Opferrolle, sprechen von ‚Gutmenschen‘ und ‚linkslinken‘ Medien“ (Abg. Belakowitsch-Jene­wein:  AMS-Kurse! Es geht um Qualitätssicherung! Das passt nicht!) „und haben für alles und jeden eine Verschwörungstheorie parat. Nach dem Motto: ‚Alle gegen die FPÖ – Viel Feind, viel Ehr‘.“

Sie können sich beruhigen, das sind nicht meine Worte, ich habe zitiert. (Neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ.) Sie finden diese Worte im Buch „Blausprech“, das sich mit Ihrem Kommunikationsstil, mit dem Kommunikationsstil Ihrer Partei beschäftigt. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der FPÖ: Also Ihr Kommunikationsstil ist auch eigenartig!)

Sie versuchen Angst unter die Leute zu bringen, und die Angst schüren Sie wie ein Feuer. Verstünden Sie nur einen Hauch von europäischer Politik, würden Sie nicht Pa-


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nik machen und Bilder von herbeiströmenden Ostvölkern herbeizaubern (Abg. Belako­witsch-Jenewein: Aber nein! Das hat der Bundesminister beantwortet, in einer Anfra­gebeantwortung!), ohne jeglichen fachlichen Hintergrund.

Die Wahrheit ist, der Ansturm ist ausgeblieben. Die Wahrheit ist, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind global schlecht. Die Wahrheit ist, dass Österreich eine der niedrigsten Arbeitslosenraten innerhalb der EU hat (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch-Jenewein), sodass auch Experten aus anderen Ländern zu uns kom­men, um von uns zu lernen. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Die Wahrheit ist, dass wir alles schaffen und geschafft haben, obwohl die FPÖ uns den größten Finanzskandal der Zweiten Republik hinterlassen hat. – Das ist die Wahrheit. (Zwischenrufe der Abgeord­neten Neubauer und Belakowitsch-Jenewein.)

Deshalb möchte ich auch gar nicht näher auf den Antrag der FPÖ betreffend sofortigen Stopp der Ostöffnung auf dem Arbeitsmarkt eingehen. In den Beitrittsverträgen mit Ru­mänien und Bulgarien ist für den Arbeitsmarktzugang und die Dienstleistungsfreiheit wie schon bei der EU-Erweiterung 2004 eine maximale Übergangsfrist festgelegt. Die­se Regelung wurde unter der schwarz-blauen Regierung im Jahr 2005 im Vertrag von Luxemburg ausverhandelt – und nun möchte die FPÖ diese Vereinbarung stoppen. (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Es sind ja nichts als populistische Methoden, die Sie hier anwenden. Sie sprechen von transparent und halten sich nicht daran. (Ruf bei der FPÖ: Transparenz!) Den Rest Ihrer Halbwahrheiten können Sie sich wirklich sparen! (Zwischenruf der Abg. Belako­witsch-Jenewein.) Danke im Namen aller Österreicherinnen und Österreicher, die jetzt für das FPÖ-Debakel aufkommen müssen! (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Unter­suchungsausschuss!) Wir hätten gerne darauf verzichtet. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Ruf:  gute Lesung! – Weiterer Ruf bei der FPÖ: Keine gu­te Lesung!)

19.39


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Mag. Schatz zu Wort. – Bitte.

 


19.40.01

Abgeordnete Mag. Birgit Schatz (Grüne): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zu den zwei FPÖ-Anträgen: Ich möchte zuerst auf jenen bezüglich Transparenz und Qualitätssicherung bei AMS-Kursen eingehen. Wir hatten ja erst im letzten Plenum ei­nen fast identen Antrag, Sie wissen, dass wir dem zugestimmt haben. Das heißt, wir unterstützen dieses Ansinnen, obwohl ich es sozusagen in der Qualität der Kritik ein bisschen anders oder deutlich anders formulieren würde, als Frau Kollegin Jenewein das gemacht hat.

Ganz klar ist, dass auch wir Grünen sagen, das AMS braucht mehr Transparenz und muss auch in Richtung Qualitätssicherung mehr machen. Sie alle hören auch die Kritik, die von den Arbeitssuchenden, von den Unternehmen kommt, von den Trainern und Trainerinnen und selbst von den beim AMS Beschäftigten. Das ist einfach eine Tat­sache. Jetzt kann ich aber als Abgeordnete diese Kritik nicht einmal nachprüfen, eben wegen der mangelnden Transparenz. Also ich finde, um unserer Aufgabe als Abge­ordnete gerecht werden zu können, müssen wir mehr Einsicht in das AMS bekommen, letzten Endes auch um der Anforderung nach Qualitätssicherung entsprechen und die­se auch kontrollieren zu können. (Beifall bei den Grünen.)

Das heißt, unsere Zustimmung wird dieser Antrag diesmal bekommen.

Völlig anders zu bewerten ist der zweite FPÖ-Antrag bezüglich des sofortigen Stopps der Ostöffnung des Arbeitsmarktes. Ich möchte jetzt gar nicht darauf eingehen, dass es


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europarechtlich sowieso nicht möglich ist, weil das haben wir ja schon an anderer Stelle immer wieder getan, aber ich möchte klar sagen, wir Grüne stehen zu Europa und wir stehen auch zum offenen Arbeitsmarkt.

Ich möchte aber keinesfalls verschweigen, dass die gesamte Entwicklung uns nicht nur Chancen gebracht hat, sondern schon auch Probleme. Ich denke, das muss man durch­aus sagen. Welche Probleme meine ich?  Es ist, glaube ich, uns allen bekannt, dass ausländische, aber auch österreichische Unternehmen Menschen aus Osteuropa zu schlechtesten Bedingungen beschäftigen, schlechtest entlohnen. Diese Beschäftigun­gen finden großteils am Rande der Legalität statt oder völlig im illegalen Bereich, und ich bin absolut der Meinung, das gehört abgestellt. (Beifall bei den Grünen.)

Der Weg, um das abzustellen, ist aber meiner Auffassung nach nicht, zehn Schritte zu­rück zu machen und zu sagen, diese Leute gehören zurück hinter ihre Grenzen, weil dann bleibt ihnen nämlich nur mehr die Möglichkeit, völlig illegal in Österreich zu ar­beiten.

Das ist keine Lösung, sondern wir Grüne fordern eine offensive Reform des Lohn- und Sozialdumpinggesetzes. Ich weiß, dazu gibt es Verhandlungen, aber das ist unbedingt notwendig. Die Schlupflöcher gehören geschlossen, und die Strafen gehören hinaufge­setzt. Dazu braucht es auch personelle Aufstockungen bei den Kontrollorganen. Es braucht unserer Meinung nach auch den existenzsichernden Mindestlohn, der gesetz­lich garantiert ist, nämlich doppelt: einmal den Mindestlohn garantieren und dann über das Lohn- und Sozialdumpinggesetz absichern. Wir Grüne wollen ein solidarisches Eu­ropa, das ist unser Ziel, das ist unser Weg.

Ich möchte noch ganz kurz zum Antrag des Teams Stronach etwas sagen, der noch nicht eingebracht ist, aber eingebracht werden wird. Wir unterstützen prinzipiell den Ansatz, dass man regionale Wertschöpfung unterstützen soll, dass auch in Richtung Bestbieterprinzip bei den Vergaben gegangen werden soll. Ich finde auch sehr unter­stützenswert, was Kollege Muchitsch momentan in Form einer Kampagne versucht. Al­lerdings, so wie der Antrag des Teams Stronach formuliert ist, ist er unserer Meinung nach rechtlich einfach falsch. Diese Sache gehört auf Europaebene geregelt. Wir ha­ben national keine diesbezüglichen Möglichkeiten. Also das Ansinnen unterstützen wir, dem Antrag können wir aber leider nicht zustimmen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

19.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Wöginger. – Bitte.

 


19.44.08

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir behandeln fast in jedem Sozialausschuss einen Antrag der FPÖ mit dem Titel „Sofortiger Stopp der Ostöffnung am Arbeitsmarkt“. (Abg. Neubauer: Da seht ihr, wie fleißig wir sind!)

Das ist ja legitim, Herr Kollege Neubauer, nur die Argumente werden aus meiner Sicht nicht richtiger. Und vor allem: Es werden immer wieder auch entscheidende Fakten in dieser Diskussion verschwiegen. Da wird ein Bild gemalt, wie wenn Rumänen und Bul­garen Österreich überschwemmen und uns alle Arbeitsplätze mehr oder weniger weg­genommen würden. Das ist einfach so nicht richtig, und es wird der Bevölkerung Sand in die Augen gestreut mit dieser Art, Populismus zu betreiben.

Wir wissen genau, und das wissen Sie auch, meine Damen und Herren von der FPÖ, es werden nach wie vor die Grenzkontrollen gegenüber Rumänen und Bulgaren durch­geführt, weil diese Länder nicht dem Schengen-Raum angehören. Und nach drei Mo­naten, wenn ein Rumäne oder ein Bulgare hier in Österreich ist, muss entweder eine Erwerbstätigkeit oder ein Einkommen nachgewiesen werden. Das ist die geltende


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Rechtslage, und daher ist es völlig übertrieben und überzogen, wie Sie hier in diesem Zusammenhang argumentieren.

Aber wir kennen das nicht nur im Bereich des Arbeitsmarktes, wir kennen ja auch diese Ketten-E-Mails, die es seit mittlerweile fünf Jahren gibt, wo es um die sogenannte Ru­mänen-Pension geht – diese erreichen uns auch immer wieder über Umwege –, wo es darum geht, dass Rumänen zu uns kommen und dann  (Abg. Belakowitsch-Jene­wein: Das hat jetzt mit dem nichts zu tun!) – Das hat schon etwas damit zu tun, das hat mit Ihrer Philosophie etwas zu tun, wie die Ausländerpolitik hier aus meiner Sicht missbraucht wird, um Stimmung gegen ausländische Personen zu erzeugen. Und das gehört einmal aufgezeigt, meine Damen und Herren, weil das nicht im Sinne einer or­dentlichen politischen Auseinandersetzung sein kann. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Und was die Rumänen-Pension betrifft, haben wir vor fünf Jahren gemeinsam hier Re­geln aufgestellt, dass der Lebensmittelpunkt hier in Österreich sein muss. Ja, wir ge­hen sogar so weit, dass wir diese Pensionen, diese Ausgleichszulage nicht mehr über­weisen, sondern dass die per Postboten zugestellt werden. Also er muss da sein, sonst bekommt er sie nicht. Und immer wieder wird das geschürt. (Abg. Neubauer: Um das geht es ja gar nicht!)

Ich weiß, Herr Kollege Neubauer, es steht in dem Zusammenhang Rumänien und Bul­garien, und Sie werden ja nicht müde, diese Themen immer wieder auch zu streuen.

Nun zum Arbeitsmarkt: Meine Damen und Herren, warum gehen Sie nicht einmal hier heraus und erklären der Bevölkerung wirklich die Arbeitsmarktlage?  Ja, wir haben eine hohe Arbeitslosigkeit, aber wir haben immerhin immer noch die niedrigste inner­halb der Europäischen Union. (Abg. Neubauer: Das hilft unseren Leuten auch nichts!) Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote mit 4,9 Prozent.

Ich würde Ihnen ans Herz legen, dass Sie sich auch einmal den Vortrag an den Mi­nisterrat, der von Sozialminister Hundstorfer monatlich eingebracht wird, zu Gemüte führen. Diese Verantwortung haben nämlich Sie auch, meine Damen und Herren, die Daten und Fakten so zu interpretieren, wie sie wirklich sind, und bei den Ausländern, die arbeitslos sind, nicht nur Rumänien und Bulgarien zu sehen, sondern da haben wir auch eine ganze Menge aus anderen Ländern dabei, zum Beispiel auch aus Deutsch­land. Aber das hören Sie ja nicht gerne, weil die Deutschen sind ja keine Ausländer, das ist ja verpönt, wenn so etwas in der FPÖ gesagt wird. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Mittlerweile ist es so, dass mehr Menschen aus Deutschland in Österreich arbeiten als Österreicher in Deutschland. Das war vor zehn, fünfzehn Jahren undenkbar, dass das einmal eintreten wird, wir haben aber jetzt die Situation.

Viele ausländische Arbeitskräfte – das möchte ich abschließend noch sagen, und viel­leicht gehen Sie einmal ein wenig in sich – haben wir nach Österreich hereingeholt: für die Gastronomie, für den Tourismus, auch für Arbeiten, die sonst niemand mehr ge­macht hat, zum Beispiel in Steinbrüchen et cetera. Also immer nur herzugehen und Sündenböcke zu suchen, weil einmal die Arbeitslosigkeit ein paar Monate lang an­steigt, und dann ausländische Gruppen herzunehmen  (Abg. Belakowitsch-Jene­wein: Billige Arbeitskräfte hereinholen, das ist euer Zugang!)

Meine Damen und Herren von der FPÖ, hören Sie mit diesem Populismus gegenüber ausländischen Gruppen auf! Wir haben sie gebraucht, und wir brauchen sie immer noch, um unseren Arbeitsmarkt in eine gute Zukunft führen zu können. Nehmen Sie die Daten und Fakten so, wie sie sind! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Belakowitsch-Jenewein: Sie brauchen über Populismus nichts zu re­den!)

19.48



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 210

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ing. Dietrich. – Bitte.

 


19.48.35

Abgeordnete Ing. Waltraud Dietrich (STRONACH): Meine Damen und Herren! Unser Sozialstaat ist nur dann finanzierbar, wenn wir auf der einen Seite eine hohe Beschäf­tigungsquote und auf der anderen Seite viele Unternehmer haben, die Steuern zahlen, die Gewinne machen. (Rufe und Gegenrufe zwischen Abg. Wöginger und Abgeordne­ten der FPÖ.)

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Bitte um Aufmerksamkeit!

 


Abgeordnete Ing. Waltraud Dietrich (fortsetzend): Sie waren gerade beim Redner­pult, ich denke, Sie haben die Möglichkeit gehabt, hier zu sprechen. (Abg. Wöginger: Entschuldigung!) – Okay.

Ich glaube, dass die Zeit trotzdem nicht so eine gute ist. Wenn wir mehr als 400 000 Per­sonen haben, die einen Job suchen, so sollte uns das zu denken geben! Auf der ande­ren Seite lesen wir tagtäglich in den Medien, dass Firmen zusperren oder Konzerne daran denken abzusiedeln. Das ist eine Zeit, die uns Sorgen macht.

Meine geschätzten Damen und Herren! Wir stehen natürlich im internationalen Wett­bewerb. Unsere Industrie steht mit den Arbeitskräften im internationalen Wettbewerb, und wenn wir uns da die durchschnittlichen Lohnkosten anschauen, dann sind diese bei uns um 36 Prozent höher als im EU-Schnitt. (Beifall beim Team Stronach.)

Bei den normalen Löhnen liegen wir mit 31,3 € wesentlich höher als der EU-Schnitt mit 23,7 €. Die Entsenderichtlinie bietet ein mögliches Loch, das Ganze zu umgehen und mit Sozialdumping hier in Österreich völlig legal zu arbeiten.

In der Steiermark haben wir vor wenigen Wochen sehen können, dass ungarische Fir­men, die einen Lohn von 800 € brutto zahlen, hier völlig legal arbeiten – in Konkurrenz zu unseren Arbeitern, die mittlerweile auf der Straße stehen oder bedauerlicherweise keinen Job haben.

Auch bei den ÖBB gibt es das. Bei den ÖBB hat es einen Caterer gegeben, der über eine Personalleasingfirma Leute mit 500 € brutto angestellt hat. Diese Leute haben auf dem österreichischen Arbeitsmarkt, sprich in Österreich gearbeitet. Das ist eine Ent­wicklung, die gesetzlich völlig legal, gedeckt ist. Dagegen können wir wenig tun.

Aber ein Bereich, wo wir wirklich etwas machen sollten, ist der öffentliche Bereich, dort, wo es um Steuermittel geht. Zum Beispiel beim Parlamentsumbau, der in einigen Mo­naten vielleicht stattfinden wird, wird keiner von uns Interesse daran haben, dass aus­ländische Arbeitnehmer mit Kollektivverträgen und mit Versicherungen im Ausland hier arbeiten und unsere Arbeiter keinen Job haben.

Deshalb ist es aus unserer Sicht absolut wichtig, dass wir im öffentlichen Bereich bei den Ausschreibungen einen Weg finden, dass nicht der Billigstbieter, sondern der Best­bieter zum Zug kommt. (Beifall beim Team Stronach.)

Aus diesem Grund bringe ich folgenden

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Ing. Dietrich, Kolleginnen und Kollegen

betreffend „Regionale Wertschöpfung im Bestbieterprinzip bei der Vergabe von Bau­aufträgen für österreichische Arbeitsplätze“ ein.

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 211

„Die Bundesregierung wird aufgefordert sicherzustellen, dass der regionale Wertschöp­fungsanteil im Rahmen des Bestbieterprinzips bei der Vergabe von Bauaufträgen im binnenmarktkonformen Ausschreibungsrecht berücksichtigt wird.“

*****

Danke. (Beifall beim Team Stronach.)

19.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der eingebrachte Antrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Ing. Dietrich, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regionale Wert­schöpfung im Bestbieterprinzip bei der Vergabe von Bauaufträgen für österreichische Arbeitsplätze“

eingebracht im Zuge der Debatte zum Tagesordnungspunkt 7, Bericht des Ausschus­ses für Arbeit und Soziales über den Antrag 78/A(E) der Abgeordneten Herbert, Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortiger Stopp der Ostöffnung am Arbeitsmarkt (112 d.B.)

Im Rahmen des binnenmarktkonformen Ausschreibungsrechts erhalten nicht nur hei­mische Firmen Zuschläge, sondern vor allem ausländische Firmen. Im Bereich der Lohnnebenkosten haben ausländische Mitbewerber bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen einen immensen Vorteil. Diese Vergabe von Bauaufträgen an ausländische Firmen vernichtet jedoch regionale Arbeitsplätze.

Daher wäre es im Interesse der heimischen Betriebe sinnvoll, einen österreichischen Vergabemodus zu implementieren, der regionale KMUs nicht benachteiligt, sondern mittels einer adäquaten Bewertung deren Chancen im Wettbewerb wahrt und damit die Wertschöpfung im Land behält.

Eine faire Vergabe, also das „Bestbieterprinzip unter Einbeziehung regionaler Wert­schöpfungsanteile“ anstatt dem Billigstbietersystem, kommt der gesamten Bevölkerung und Volkswirtschaft letztendlich viel günstiger und hat mehrere Vorteile:

Zum einen sichert es lokale Arbeitsplätze, zum anderen müssen insbesondere im Bundesbereich auch die Kosten eines Bauwerkes nach der Bauphase betrachtet wer­den. Die besten Angebote beziehen diese selbstverständlich in ihre Berechnungen ein, sodass die Kosten des Bauwerkes über seinen gesamten Lebenszyklus minimiert wer­den können.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert sicherzustellen, dass der regionale Wertschöp­fungsanteil im Rahmen des Bestbieterprinzips bei der Vergabe von Bauaufträgen im binnenmarktkonformen Ausschreibungsrecht berücksichtigt wird.“

*****

 



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 212

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Dr. Mli­nar. – Bitte.

 


19.52.21

Abgeordnete Mag. Dr. Angelika Rosa Mlinar (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Spoštovane dame in gos­podje! Der vorliegende Antrag betreffend „Sofortiger Stopp der Ostöffnung am Arbeits­markt“ zeigt wieder einmal deutlich, mit welchem Weltbild wir hier konfrontiert sind, und das nicht nur gesellschaftspolitisch, sondern interessanterweise auch wirtschaftspoli­tisch.

Wir von NEOS wollen die österreichische Gesellschaft nicht vom Rest der Welt ab­schotten. Und wenn wir etwas gelernt haben in den letzten Monaten und auch von den vorhergehenden Debatten, dann das, dass es ein großes Problem der Abwanderung ist, mit dem wir konfrontiert sind, besonders von qualifizierten Arbeitskräften.

Braindrain greift offensichtlich auch in Österreich um sich, und ich glaube, das ist auch für Sie keine Neuigkeit, Frau Kollegin Belakowitsch-Jenewein (Abg. Rädler: Zahlen, Zahlen!), dass ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort qualifizierte Arbeitskräfte braucht. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wir müssen deshalb einerseits schauen, dass die Leute hierbleiben, und andererseits versuchen, gute und qualifizierte Arbeitskräfte nach Österreich zu bringen, Herr Kolle­ge.  Korrekt? Gut. (Beifall bei den NEOS.)

Was die Kolleginnen und Kollegen der FPÖ nicht wahrhaben wollen, ist, dass ein ge­meinsamer Wirtschaftsraum auch einen gemeinsamen Arbeitsmarkt vorhersieht und auch aus dem besteht. (Abg. Zanger: „Voraussetzt“ würde ich sagen, oder?) Aber wir nehmen zur Kenntnis, dass die FPÖ ja eigentlich aus der Europäischen Union austre­ten will. Das ist in Ordnung, das nehmen wir zur Kenntnis. Sie können sich gerne der Wahl stellen. (Abg. Neubauer: Das ist ein Unsinn! So ein Unsinn! – Weitere Zwischen­rufe bei der FPÖ.)

Wir hingegen sehen große Vorteile in der Europäischen Union und in einem gemein­samen Binnenmarkt, in einem gemeinsamen Wirtschaftsraum, und wir haben im Ge­gensatz zu Ihnen keine Angst davor, diese Vorteile auch den BürgerInnen mitzuteilen. (Beifall bei den NEOS. – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ. – Abg. Zanger: Das las­sen wir Ihnen über!) – Ah, Sie haben festgestellt, was mein Name bedeutet! Gratu­lation, der Herr kann Slowenisch. Mlinar bedeutet Müller.  Danke. (Abg. Zanger: Ich habe gesagt, das lassen wir Ihnen über, aber bitte! – Heiterkeit bei der FPÖ.)

Studien über die Ostöffnung des Arbeitsmarktes geben unserer Ansicht recht. Ein paar Fakten dazu: Die Prognosen zur Beschäftigungsentwicklung für 2014 und 2015 sehen so aus, dass die Beschäftigung um insgesamt 17 000 ArbeitnehmerInnen weiter wach­sen wird. Obwohl für 2014 und 2015 nur 4 500  (Rufe und Gegenrufe zwischen Ab­geordneten von Grünen und FPÖ.)

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Entschuldigen Sie bitte, Frau Abgeordnete Mlinar! Ich möchte darauf hinweisen, der Herr Kollege hat gemeint, das lässt er Ihnen über. Er wollte nicht Ihren Namen verunglimpfen. Das war ein Irrtum.

Und ich bitte allgemein um mehr Aufmerksamkeit!

Bitte, setzen Sie fort!

 


Abgeordnete Mag. Dr. Angelika Rosa Mlinar (fortsetzend): Wir klären das nachher ab, was Sie mir überlassen. Dann habe ich Sie falsch verstanden. Entschuldigung! (Abg. Zanger: Macht nichts!)


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 213

Also wie dem auch sei, Kollegin Cornelia Ecker hat schon vorher ausgeführt, dass die großen Massen der Rumänen, Bulgaren und anderer Völker nicht in Österreich Einzug gehalten haben, und das wird wohl auch die FPÖ zur Kenntnis nehmen.

Hingegen hat die Entwicklung der Ostöffnung bewirkt, dass das Bruttoinlandsprodukt, der private Konsum, die Einnahmen der Sozialversicherungen, die Steuereinnahmen positiv sind. Und das nicht trotz, sondern wegen und aufgrund der Ostöffnung des Ar­beitsmarktes.

Abschließend, sehr geehrte Damen und Herren: Wirtschaftsräume und Arbeitsmärkte können nicht getrennt gedacht werden. Wir sind der Ansicht, dass die Europäische Union eine große Chance ist. Der gemeinsame Wirtschaftsraum ist eine große Chan­ce. Es ist unsere Aufgabe, diese zu nützen und diese Potentiale innerhalb der Europäi­schen Union zu heben. Die Mobilität der Arbeitskräfte aber muss erhöht werden. Das ist etwas, was unser aller Aufgabe ist. – Vielen Dank. Hvala lepa! (Beifall bei den NEOS.)

19.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Hundstorfer zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesminister.

 


19.56.41

Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Rudolf Hundstorfer: Herr Präsident! Werte Damen und Herren! Ich möchte versuchen, bei aller Problema­tik, die wir am Arbeitsmarkt haben, die ist ja nicht wegzudiskutieren, ein paar Dinge et­was zurechtzurücken.

Meine Damen und Herren der Freiheitlichen Partei, wenn Sie hier anprangern, dass wir Schwarzarbeit haben, dass wir Lohn- und Sozialdumping haben: Ja, natürlich gibt es Probleme, gar keine Frage. Nur ich würde Sie bitten und ersuchen, zwei Dinge zu be­achten: Hinter jedem Schwarzarbeiter steht ein österreichischer Auftraggeber. Hinter jedem Lohn- und Sozialdumpingfall steht ein österreichischer Auftraggeber. (Abg. Be­lakowitsch-Jenewein: Das macht es aber nicht besser!) Das würde ich Sie einmal dringlich bitten auch in Ihre politische Argumentation einzubeziehen.

Wenn Sie hier die Arbeit der Finanzpolizei, der Gebietskrankenkasse, der BUAK-Prüfer lächerlich machen, dann ist das Ihr Problem. Das haben Sie heute hier gemacht! (Bei­fall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten der NEOS. – Abg. Belakowitsch-Jene­wein: Wir haben sie nicht lächerlich gemacht! Das stimmt ja nicht!)

Aber ich würde Sie auch bitten zu berücksichtigen, 50 Prozent der Verwaltungsstraf­verfahren nach dem Lohn- und Sozialdumpinggesetz betreffen österreichische Firmen. Die haben überhaupt nichts zu tun mit ausländischen Firmen, das sind österreichische Firmen. (Zwischenruf des Abg. Karlsböck.– 50 Prozent aller Strafanzeigen, ja, Herr Doktor, es ist so. (Abg. Karlsböck: Und die restlichen 50 Prozent?) – Ja, aber die 50 Prozent Österreicher gehören hier genauso mitverfolgt. Aber das kommt in Ihrer Ar­gumentation nicht vor. – Punkt eins. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Zanger: Ihre In­terpretation ist das!)

Punkt zwei: Wenn Sie hier ein Problem mit Europa haben – dieses Europa, das Eu­ropäische Parlament hat es nach zähen, mühseligen Verhandlungen endgültig zusam­mengebracht, dass wir jetzt Lohn- und Sozialdumping-Verwaltungsstrafverfahren über die Grenzen hinweg exekutieren dürfen. Das war bis jetzt nicht der Fall. Das ist einer der wesentlichsten Punkte, um die Entsenderichtlinie wasserdicht zu machen, das ist ja überhaupt keine Frage, und das ist jetzt endgültig vom Europäischen Parlament be­schlossen worden.

Wenn Sie sich hier heute herstellen und behaupten, dass die derzeit in Österreich 306 bulgarischen Bauarbeiter und 2 627 rumänischen Bauarbeiter den österreichi-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 214

schen Arbeitsmarkt so überschwemmen, dass alles zusammenbricht, dann tun Sie mir leid. Seien Sie mir nicht bös! (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Können Sie bitte die Zahlen wiederholen? Noch einmal, bitte!) Das sind die Zahlen dieses Tages: 306 Bul­garen und 2 627 Rumänen. Mehr haben wir nicht im Baubereich, mehr sind es nicht. (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Die Illegalen – jetzt kommt schon wieder das Nächste! Wie kann einer illegal da sein, wenn er einen österreichischen Auftraggeber hat, der ihm die Hacken gibt?! Und das sollten Sie auch einmal in Ihrer politischen Argumentation mit berücksichtigen. Das sollten Sie einmal mit berücksichtigen! (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Neubauer: Warum machen Sie nichts gegen den Arbeitsstrich auf der ?)

Österreich ist das einzige Land, das solche Firmen zwischenzeitig sperrt. Das tun wir zwischenzeitig. Wir können sie nur sperren von öffentlichen Aufträgen, aber zwischen­zeitig sind 13 Firmen gesperrt, können hier nicht mehr arbeiten. – Das auch nur dazu, dass wir nichts tun. Wir tun sehr viel.

Lohn- und Sozialdumping wird verfeinert. – Wir werden etwas tun, weil wir natürlich noch das Problem haben, dass die Zulagen und Nebengebühren derzeit nicht geprüft werden können. Das werden wir tun.

Wir zeigen volle Solidarität mit den Aktivitäten der Bausozialarbeiter. Es ist gar keine Frage, dass das Bestbieterprinzip im Vordergrund stehen soll – Punkt 1 – und dass man überall dort, wo die öffentliche Hand den Auftrag erteilt, auch wasserdichte Aus­schreibungen bastelt, dass nicht plötzlich irgendjemand der Sub-Sub-Sub ist. Das muss wasserdicht ausgeschrieben werden. Deshalb gibt es volle Solidarität mit den Bausozialarbeitern, das ist überhaupt keine Frage.

Ich möchte auf den zweiten Verhandlungspunkt zu sprechen kommen, auf die AMS-Kurse, und ich möchte wiederum bitten und ersuchen, auch das zur Kenntnis zu neh­men, was der Vorstand des AMS Herr Dr. Kopf der „Neuen Zürcher Zeitung“ gegen­über zu dem Artikel und zu der Studie dieses Nürnberger Instituts geantwortet hat.

Punkt 1: Die Statistik der Langzeitarbeitslosen wird nicht vom AMS gemacht. Das ma­chen wir nicht. Diese Statistik kommt von der Statistik Austria, vom WIFO, gemeinsam mit Eurostat, nach einem internationalen Standard. Wir weisen die Langzeitarbeitslo­sen und die Langzeitbeschäftigungslosen aus. Das tun wir sehr wohl, das ist das, was wir ausweisen.

Wenn man die Studie aus Nürnberg genau liest und sie auch richtig zitiert – sie ist in dem Artikel falsch zitiert; der richtige Studienautor ist ein Herr Dr. Bruno Kaltenborn, und es geht um das Ramboll-Management –, dann wird man von einem besonders gu­ten Zeugnis unter anderem bei der Zielsteuerung eines entwickelten Balanced-Score­cards-Systems lesen.

Kritisiert wird jetzt die Kursvergabe, kritisiert wird ein Filz. – Ja, die Sozialpartner sitzen im Vorstand des AMS. Warum sitzen sie im Vorstand des AMS? – Weil man bei der Gründung des AMS vor 20 Jahren – wir feiern heuer im September das 20-jährige Ju­biläum – sehr bewusst gesagt hat, die Sozialpartner sind mit eingeladen bei der Wer­dung oder beim Betrieb des AMS. Wenn man das ganz genau verfolgen würde, würde man auch draufkommen, dass es im AMS, und zwar seit 20 Jahren, eine Governance-Richtlinie gibt, wonach die Sozialpartner, die im Vorstand sitzen, bei gewissen Ver­gaben gar kein Stimmrecht haben, wenn sie irgendwie nur in den Geruch kommen, da könnte etwas sein, woran eventuell auch ein Sozialpartner beteiligt ist. – So viel zu Punkt eins.

Punkt zwei: Drei Viertel aller Schulungskurse werden öffentlich ausgeschrieben, sind nach dem Wettbewerbsverfahren vergeben, sonst hätten wir auch nicht andauernd un­ter anderem auch beim Bundesvergabeamt Einsprüche.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 215

Wir haben noch eine Website, und ich lade Sie auch gerne ein – ich habe es Ihnen schon einmal gesagt, der Rechnungshof ist vielleicht nicht immer in der richtigen Aus­prägung –, diese zu besuchen. Diese Website heißt „www.lieferanzeiger.at“, und dort steht alles, alle Kurse, alle Vergaben, dort können Sie alles nachlesen. Das AMS hat es nicht notwendig, etwas zu verbergen, verbirgt auch nichts, sondern legt alles öffent­lich auf. Das kann jeder von uns nachlesen, „lieferanzeiger.at“, dort können Sie alles sehen. (Abg. Schatz: Nein, die Evaluierungsberichte nicht!)

Noch einmal: nach Wettbewerb Vergabe drei Viertel aller Kurse, das können Sie dort nachvollziehen. (Abg. Schatz: Ja, aber nicht die Evaluierungsberichte!) Das ist genau das, worum es geht.

Dass wir zum Beispiel auch jeden Kursteilnehmer anonymisiert eine Bewertung der Kurse vornehmen lassen, dürfte Ihnen, wenn Sie sich mit der Thematik beschäftigen, bekannt sein. Wenn Sie meinen, dass unter anderem Einrichtungen wie die Firma Phi­lips, Einrichtungen wie das abz*, Einrichtungen wie die Firma Kapsch einem politi­schen Filz unterliegen, dann würde ich Sie bitten und ersuchen, Ihre Argumentation zu überdenken, denn auch das sind Schulungsanbieter für das AMS. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.05


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Aubauer. – Bitte.

 


20.05.10

Abgeordnete Mag. Gertrude Aubauer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Ich kann anschließen an das, was der Herr Bundesminister gesagt hat.

Zum Antrag betreffend Qualitätssicherung bei AMS-Kursen: Schöner Titel, ja, wir ste­hen auch für Qualität, für beste Qualität bei der Arbeitsvermittlung. Schaut man aber genauer hin, so steht im Antrag: „Das AMS bietet () nur untaugliche Maßnahmen an.“ – Nur!

Schauen wir uns bitte die Fakten an! Es stimmt, die Volksanwaltschaft hat einige Miss­stände kritisiert. Daraufhin gibt es bereits Verbesserungen, zum Beispiel bei den soge­nannten Aktivierungskursen.

Entscheidend ist: Wie ist der Erfolg? – Die Mehrzahl der Kurse führt zu einem neuen Job. Das ist doch entscheidend. Fakt ist, eine halbe Million Menschen hat im Vorjahr wieder Arbeit gefunden.

Denken wir an die Älteren, gerade die Älteren haben es besonders schwer, am Arbeits­markt wieder Fuß zu fassen! Seit 1. Jänner haben fast 40 000 Menschen 50 + wieder einen neuen Job gefunden. – Das ist doch positiv. Das ist eine gute Entwicklung, das zeigt, dass Beratung und Schulung Sinn machen. Ich bitte Sie, mich nicht misszuver­stehen. Jeder Arbeitslose ist natürlich einer zu viel, aber machen wir doch den Älteren auch Mut, sagen wir nicht immer, es hat eh keinen Sinn, sondern sehen wir doch auch, wie viele wieder einen Job bekommen! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Ziel ist es, mehr Menschen in Beschäftigung zu halten, zu aktivieren statt zu pensionie­ren. Daher hat das AMS auch eine neue, große, wichtige Aufgabe, nämlich zu sagen: Was bringt es, wenn man ein Jahr länger arbeiten kann? Was bringt es, wenn man ei­ne Umschulung macht? Wie hoch ist dann die Pension? – Das wäre doch ein wichtiger Schwerpunkt in der Beratung.

Noch ein Satz zum Thema Ostöffnung: Schauen wir uns den Bereich Pflege an! Hätten wir in der Pflege nicht die Pflegekräfte aus Osteuropa, dann hätten wir große Proble­me. Wollen wir das? – Nein. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

20.07



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 216

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Grillitsch. – Bitte.

 


20.07.54

Abgeordneter Fritz Grillitsch (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Liebe Kol­leginnen und Kollegen! Ich glaube, wir sollten diese Diskussion über die Ostöffnung des Arbeitsmarktes wirklich sehr ernsthaft und sehr sensibel führen. Ich bin grundsätz­lich sehr froh, wenn es in Österreich Unternehmen und bäuerliche Betriebe gibt, die den Menschen Arbeit bieten können. Wir müssen uns auch genauer anschauen, wer diese Arbeit, diese Dienstleistung erfüllen kann und wer auch bereit dazu ist, sie zu er­füllen.

Ich meine, dass man das sehr differenziert beobachten muss, dass – wie auch beim AMS feststellbar – eben gewisse Arbeiten und Dienstleistungen von inländischen Ar­beitskräften nicht mehr erfüllt werden. Wir erleben insbesondere beispielsweise in der Landwirtschaft, im Gemüsebau, im Weinbau, immer mehr auch in der Forstwirtschaft, dass es zu wenig Arbeitskräfte gibt, die diese Dienstleistungen auch erfüllen. Daher würde ich wirklich warnen vor einer Dämonisierung fleißiger Menschen, die bereit sind, Leistungen zu erbringen und sich auch zu integrieren, meine Damen und Herren! Da­her meine Bitte: Führen wir die Diskussion ernsthaft!

Es geht nicht um Sozialdumping, um Lohndumping, es geht auch um gerechte Entloh­nung – und die findet auch statt.

Ich bin auch nicht für einen freien Zugang, wahllos, ohne Qualifizierung, ganz und gar nicht. Das muss klar geregelt sein, und das ist auch klar geregelt. Doch wenn wir Ar­beitnehmer brauchen, wenn wir Dienstleister brauchen für unsere Unternehmungen, dann ist das keine Frage, woher sie kommen, ob aus dem Inland oder aus dem Aus­land oder aus Europa, wo wir auch zu Hause sind.

Angesichts der Wahl am Sonntag, meine Damen und Herren: Ich bin ein Steirer, ich bin ein Österreicher, aber auch ein Europäer! (Beifall bei der ÖVP.)

20.09


Präsident Ing. Norbert Hofer: Vorerst letzter Redner in dieser Debatte ist Herr Abge­ordneter Muchitsch. – Bitte.

 


20.10.18

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geschätzter Herr Bun­desminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe jetzt allen Rednern sehr genau zugehört, und ich möchte feststellen, in jedem Redebeitrag findet sich et­was, das der Wirklichkeit entspricht. Ich glaube, dieses Thema, diese Problematik ist wirklich sehr ernst zu nehmen.

Ich möchte jetzt in ganz wenigen Sätzen wiedergeben, wie ich Europa empfinde.

Jeder von Ihnen kennt vielleicht eine Reinigungskraft in einem Wiener Hotel, die aus Polen kommt, jeder von Ihnen kennt einen Tankwart aus Slowenien, der hier seine Ar­beit macht, jeder von Ihnen kennt einen Kellner aus Deutschland auf einer Schihütte, der auch seine Arbeit erledigt, und jeder kennt vielleicht auch eine Verkäuferin im Bur­genland, deren Einsatz ebenso notwendig ist. Eines haben diese Menschen, diese Eu­ropäer, gemeinsam: Sie sind in Österreich, bei österreichischen Firmen angemeldet, sozialversichert und zahlen ab dem ersten Tag hier ihre Abgaben. Das ist Europa.

Genauso Europa ist, dass momentan 460 österreichische Bauarbeiter in Stuttgart 21 arbeiten, aber nicht weil sie billiger sind als der deutsche Bauarbeiter, sondern weil sie qualifizierter, besser sind.

Dass das aber nicht überall funktioniert – und deswegen möchte ich das auch ganz offen sagen –, haben hier viele Redner angesprochen. Zum Teil haben alle recht, un-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 217

ser Sozialminister hat zu 100 Prozent recht: Die Wurzel des Übels ist nicht die Billigar­beitskraft aus dem Ausland, die über österreichische Arbeitskräftevermittler österreichi­schen Firmen angepriesen wird, sodass österreichische Firmen in Versuchung kom­men, billigste Arbeitskräfte zu nehmen, damit sie öffentliche Aufträge bekommen, die Wurzel des Übels sind die Ausschreibungen, sind öffentlich ausschreibende Stellen, die keine Qualitätskriterien einziehen, die nur nach dem Billigstbieter- und nicht nach dem Bestbieterprinzip ausschreiben.

Genau hier gilt es anzusetzen. Wenn von 213 000 österreichischen Beschäftigten – 32 Prozent Ausländeranteil – in der Bauwirtschaft 70 Prozent abhängig sind von öffent­lichen Ausschreibungen beziehungsweise Ausschreibungen mit öffentlichem Einfluss, in öffentlichen Sektoren, dann müssen wir dort ansetzen. Daher würde ich Sie wirklich bitten, auch jene Initiative zu unterstützen, die drei Fachgewerkschaften – Rainer Wim­mer, Wolfgang Katzian und meine Person – und insgesamt zwölf Bundesinnungen des Gewerbes gestartet haben. Ich bedanke mich vorweg bei den Spitzen der Sozialpart­nerschaft. Christoph Leitl hat alle diese Vorschläge bis Ende Mai in Begutachtung ge­schickt. Auch in der Arbeiterkammer und beim ÖGB arbeiten wir an Maßnahmen. Es muss uns gelingen, bei öffentlichen Ausschreibungen vom Billigstbieter- zum Bestbie­terprinzip zu kommen, dann ist vieles erledigt. Dann ist vieles erledigt, genau darum geht es.

Wir brauchen weitere Maßnahmen beim Lohn- und Sozialdumping. Ich appelliere wirk­lich an unseren Koalitionspartner, auch bei Lohn- und Sozialdumping mehr Bewegung betreffend gleichen Lohn, gleiche Arbeit auf der gleichen Baustelle hineinzubringen. Dazu zählt nicht nur der Mindestlohn, sondern dazu zählt auch das Entgelt.

Das sind die wichtigsten Maßnahmen, und es sind alle Parteien eingeladen, mitzuwir­ken, die öffentliche Hand und die ausschreibenden Stellen davon zu überzeugen. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

20.14

20.14.09

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vor­nehme.

Wir kommen zunächst zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 7: Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales, seinen Bericht 112 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entspre­chendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Ing. Dietrich, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Regionale Wertschöpfung im Bestbieterprinzip bei der Vergabe von Bauaufträgen für österreichische Arbeits­plätze“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist abgelehnt.

Wir gelangen schließlich zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 8: Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales, seinen Bericht 113 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entspre­chendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 218

20.15.239. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 137/A(E) der Abgeordneten Mag. Helene Jarmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Blin­denführhunde als medizinische Rehabilitationsmaßnahme (114 d.B.)

10. Punkt

Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 19/A und Zu 19/A der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Gesetz, mit dem das ASVG (BGBl. Nr. 189/1955), zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 187/2013, abgeändert wird (115 d.B.)

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zu den Punkten 9 und 10 der Ta­gesordnung, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Doppler. – Bitte.

 


20.16.01

Abgeordneter Rupert Doppler (FPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein Blindenführhund ist für Menschen, die er­blindet oder stark sehbehindert sind, für einen Menschen mit einem derartigen Schick­sal nicht nur eine große Hilfe, sondern auch ein Freund, ein Kamerad. Die soziale Bindung zwischen Mensch und Hund ist eine wichtige Voraussetzung für ein gut funk­tionierendes Führgespann.

Wenn man bedenkt, dass einem Erblindeten oder stark sehbehinderten Menschen so sehr geholfen ist, dass er auf andere fremde Hilfe verzichten kann, dann wäre es wohl höchst an der Zeit, dass die Kosten zur Gänze übernommen werden. Was in anderen Ländern möglich ist, müsste doch auch in Österreich möglich sein, meine sehr verehr­ten Damen und Herren! Ganz wichtig dafür wäre, dass der Blindenführhund als Reha-Maßnahme anerkannt wird. Das muss in Österreich auch durchführbar sein. – Herzli­chen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

20.17


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Vogl. – Bitte.

 


20.17.00

Abgeordneter Ing. Markus Vogl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Wir hatten diesen Antrag bereits im März im Plenum, und es hat sich eigentlich an der Sachlage nichts geändert. Die Beistellung eines Blinden­führhundes stellt keine Maßnahme der medizinischen Rehabilitation dar. Es ist in der Krankenversicherung in § 154a ASVG geregelt, was dazu zählt, weshalb auch dieser Antrag von uns abgelehnt wird.

Weiters wurde bereits im März im Plenum von Nationalratsabgeordnetem Keck sehr ausführlich erklärt, welche Schwierigkeiten es bei der Ausbildung der Blindenführhunde gibt.

Zu Tagesordnungspunkt 10, dem Antrag von Frau Mag. Schwentner, möchte ich sa­gen, dass hier natürlich ein sehr großes Problem aufgezeigt wird. Bei der angespann­ten Arbeitsmarktlage, wie wir sie heute leider vorfinden, sind es gerade die Schwächs­ten in der Gesellschaft, welche auch noch eine geringe Qualifikation haben oder kör­perlich beeinträchtigt sind, die realistischerweise kaum Chancen auf unserem Arbeits­markt vorfinden. Ja, wir reden über 30 000 Menschen in Österreich, die kaum Chancen auf einen Arbeitsplatz haben.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 219

Der vorliegende Vorschlag jedoch, sozusagen einen Mindestbeitrag für ein erzielbares Einkommen anzusetzen, löst dieses Problem in der Praxis nicht, denn dieses geringe Erwerbseinkommen ist kaum ein Grund für Ablehnung. Vielmehr, denke ich, haben wir mit der Härtefallregelung, welche wir beschlossen haben und welche für über Fünfzig­jährige gilt, ein sehr gutes Instrument gefunden, dass diese Menschen endlich auch ei­nen Verweisungsschutz bekommen haben. Wir sehen in der Praxis sehr gut, dass beim Arbeits- und Sozialgericht in diesen Fällen endlich auch tatsächlich eine Zuerken­nung einer Reha-Maßnahme beziehungsweise eine Pensionszuerkennung erfolgt.

Eines zeigt uns dieses Beispiel auch sehr gut auf: Wir müssen in die Jugend und in die Ausbildung investieren. Ich denke, dass wir sehr viele Mittel, die wir diese Woche dazu bereitstellen, richtig investieren, damit wir dieses Problem von der Basis her lösen, so­zusagen von der Wurzel her bekämpfen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.19


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Jarmer. – Bitte.

 


20.20.02

Abgeordnete Mag. Helene Jarmer (Grüne) (in Übersetzung durch einen Gebärden­sprachdolmetscher): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen und auch geschätzte Zuschauer vor den Fernsehschirmen! Findet das Kapitel Assistenzhunde heute ein Ende?

Ich möchte Sie gerne einladen, den Begriff „Assistenzhund“ näher kennenzulernen. Es gibt da drei Untergruppen: die Blindenführhunde, die für sehbehinderte und blinde Menschen Unterstützung leisten, die Servicehunde, die Menschen mit körperlichen Be­einträchtigungen unterstützend dienen, und Signalhunde, die gehörlosen und schwer­hörigen Menschen helfen. All diese Hundearten helfen Menschen mit Behinderungen, den Alltag gut zu bewältigen, ein selbstbestimmtes Leben zu leben.

Sie kennen die UN-Konventionen der Menschenrechte, und ich möchte hier einige Punkte der UN-Konvention in Erinnerung rufen. Es gibt das Recht auf selbstbestimm­tes Leben, das Recht auf Partizipation und das Recht auf barrierefreien Zugang. – Sie wissen, wir haben hier, in diesen Räumlichkeiten, bereits einige positive Schritte ge­setzt: Es wurde einstimmig beantragt, dass im Sozialministerium eine Arbeitsgruppe organisiert wird, die sich mit der Thematik Assistenzhunde beschäftigt, jedoch herrscht bis dato Stillstand. Es gibt da keine Zwischenresultate, es sind keine ersichtlich. Ich wünsche mir von den beiden Regierungsparteien, diesem Stillstand ein Ende zu setzen.

Ich kann Ihnen diesbezüglich sehr gerne helfen. Es ist ganz einfach, und zwar braucht es erstens die Anerkennung der Assistenzhunde als Rehabilitationsmaßnahme, zwei­tens eine zentrale Leitstelle, an die sich die Leute wenden können, wo auch finanzielle Angelegenheiten untersucht werden, und drittens klare Kostenaufstellungen und eine Kostenübernahmedefinition. – Es ist ganz einfach: nur diese drei Dinge!

Im Sinne eines selbstbestimmten Lebens und der Gleichberechtigung wünsche ich mir, dass diese Forderungen so bald wie möglich umgesetzt werden und nicht von Jahr zu Jahr vertagt werden. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

20.22


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Obernosterer. – Bitte.

 


20.22.34

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf der Ga-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 220

lerie und vor den Fernsehschirmen! Wie wir schon von den drei Vorrednern gehört ha­ben, geht es um den Antrag, Blindenführhunde als medizinische Reha-Maßnahme an­zuerkennen.

Ich glaube, das Wichtigste bei diesem Thema ist, dass wir genügend gut ausgebildete Hunde haben, damit wir den Menschen so gut wie möglich helfen können, die eben diese Blindenführhunde brauchen, und ich glaube, es kommt nicht darauf an, ob diese jetzt vom Bund und zum Teil von den Ländern bezahlt werden, oder ob sie von der Krankenkasse bezahlt werden.

Die Regierung, insbesondere der Herr Bundesminister hat sich sehr wohl mit diesem Thema befasst, und wir wissen, dass eine Neuregelung betreffend Assistenzhunde er­folgt. Es gibt eine Novelle, deren Begutachtung, glaube ich, sogar schon abgeschlos­sen ist, durch die es auch zu einer Änderung im Bundesbehindertengesetz kommt.

Wichtig ist dabei, dass die Hunde die bestmögliche Ausbildung haben, dass man die Kosten im Griff hat und dass nicht irgendwo bestimmt wird, sondern dass man, wie gesagt, einfach auf das schauen kann, was notwendig ist. Der Mensch muss im Mittel­punkt stehen, sodass er die bestmögliche Unterstützung hat, wenn er sie braucht, und ich glaube, es ist nicht so wichtig, von welcher Stelle sie bezahlt wird. Wir wissen, dass dieses System funktioniert.

Wie gesagt, momentan ist der Schlüssel so: Bei Arbeitsunfällen oder für die Arbeit wird es vom Bund bezahlt, in der Freizeit von den Ländern; ist es ein Arbeitsunfall gewesen, so wird die gesamte Summe vom Bund übernommen. Das ist eine Vereinbarung der Länder mit dem Bund.

Ich glaube, diese Novelle und dieses neue Bundesbehindertengesetz ist so ausge­richtet, dass wir die beste Qualität bei der Ausbildung der Hunde haben und dass die Kosten im Griff sind und nicht explodieren, so wie es da und dort der Fall ist. – Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP.)

20.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Mag. Schwent­ner. – Bitte.

 


20.25.22

Abgeordnete Mag. Judith Schwentner (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister, schö­nen Abend! Werte Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich weiß nicht, ich verstehe das nicht ganz, Herr Kollege, weil Sie gemeint haben, Sie geben uns zwar inhaltlich recht, Herr Vogt – jetzt weiß ich nicht, wo er ist, der Kollege von der SPÖ, der vorhin ge­sprochen hat (Abg. Vogl winkt von seinem Sitzplatz) – ah, ja! (Abg. Elisabeth Hakel: Vogl!) – Vogl, danke; wir kennen uns noch nicht. – Sie geben uns zwar inhaltlich recht, aber der Vorschlag, den wir durch diesen Antrag machen, ist für Sie nicht nachvollzieh­bar.

Ich weiß nicht, es ist einfach eine gerechtere Lösung, wie wir meinen würden, wenn die Ausgleichszulage dazu verwendet wird, um das zu berechnen, und nicht mehr nur 50 Prozent des überhaupt niedrigst denkbaren Einkommens unterschritten werden muss – das ist unser Vorschlag. Ich möchte aber schon noch einmal grundsätzlich da­rauf eingehen, worauf es ankommt und was überhaupt der Sinn des Antrages ist.

Wir begleiten jetzt schon seit Jahren einen Herrn – und er ist nicht der Einzige. Sie selbst haben gesagt, es handelt sich um ungefähr 30 000 Menschen, die beim AMS – unter Anführungszeichen – „geparkt“ sind, die einfach nicht herauskommen aus dem Kreislauf. Und dieser Herr, der uns bekannt ist, war Glasbläser, Lagerarbeiter, hat kei­nen Berufsschutz, weil er keinen Beruf mit Berufsschutz ausgeübt hat, hatte einen schweren Unfall und ist seit Jahren einfach nicht arbeitsfähig. Dieser Herr wird seit Jahren von Pontius zu Pilatus geschickt und wahrscheinlich auch wieder zurück.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 221

Von der PVA wird gesagt, er muss einmal untersucht werden; die PVA sagt dann, es muss Umschulung beantragt werden. Dann geht er mit dem Gutachten, das feststellt, dass er nicht kursfähig ist, wieder zurück zum AMS. Dann sitzt er wieder beim AMS, und dann fängt das Ganze wieder von vorne an. – Jetzt war er gerade in dieser Runde.

Das heißt, bei Menschen, die – in seinem Fall 13 Jahre lang – im Kreis rennen, könnte man doch einmal etwas sagen im Sinne von: Entweder es gibt eine Möglichkeit, sie zu rehabilitieren und so weit gesund zu machen, dass sie wieder arbeiten können, oder diese Menschen sollen doch – unter Anführungszeichen – „in Ruhe gelassen werden“ und man soll ihnen die Möglichkeit geben, in I-Pension zu gehen.

Ich würde Sie bitten, uns dabei zu unterstützen, denn ich habe den Eindruck, dass Sie die Lage sehr wohl auch so erkennen. Es braucht einfach eine gemeinsame Lösung für diese Tausenden Menschen, die jetzt noch in diesem System hängen und da einfach nicht herauskommen, und dann wäre das auch erledigt. – Danke. (Beifall bei den Grü­nen.)

20.27


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Hundstorfer zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


20.28.06

Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Rudolf Hundstorfer: Herr Präsident! Der Herr Abgeordnete Obernosterer und der Herr Abgeordnete Ing. Vogl haben inhaltlich ohnehin schon alles gesagt, aber wenn es um einen Hund geht, muss Hundstorfer auch reden. (Heiterkeit.) Das ist ein wunderschöner Name, und auf Eng­lisch ist er noch viel schöner.

Meine Damen und Herren! Wir sind derzeit mit der Novelle im Abstimmungsverfahren in der Koalition, das heißt, sie wird in zirka 14 Tagen im Ministerrat sein – vielleicht werden es drei Wochen, aber länger nicht –, und Sie werden diese Novelle dann, so hoffe ich, auch noch vor dem Sommer hier im Haus beschließen. Das müsste sich vom ganzen Ablauf her ausgehen, und dann haben wir zumindest einen weiteren Lücken­schluss geschafft und vor allem auch die Frage der Qualitätssicherungsmaßnahmen klar definiert, denn – das wurde auch schon gesagt – es ist natürlich darauf zu achten, dass dieses wichtige Instrumentarium oder diese wichtige Einrichtung der Assistenz­hunde teilweise kein Markt sein darf, wo einige meinen: Da machen wir jetzt den gol­denen Schnitt!, denn das haben sich die, um die es geht, überhaupt nicht verdient. – Das ist der eine Punkt.

Der zweite Punkt ist, was natürlich auch ganz klar ist, und da ersuche ich Sie um Ver­ständnis, dass einige der Punkte solche sind, wo es darum geht, dass auch die Länder diesbezüglich eine Verantwortung haben – wissend, dass es dann im Extremfall na­türlich wurscht ist, wer es ist. Aber Fakt ist, wir können auch da die Länder nicht aus ih­rer Verantwortung entlassen.

Der langen Rede kurzer Sinn: Die Novelle ist im Finale, die Novelle ist in der Pipeline, und Sie werden sie baldigst im Haus haben, um ihr entsprechend, so hoffe ich zumin­dest, in hohem Ausmaß zuzustimmen. So wie der Entschließungsantrag einstimmig war, wird, so hoffe ich, dann auch die Novelle einstimmig sein. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

20.29


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als vorerst letzter Redner in dieser Debatte gelangt Herr Abgeordneter Dr. Franz zu Wort. – Bitte.

 


20.30.11

Abgeordneter Dr. Marcus Franz (STRONACH): Wertes Präsidium! Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kollegen! Wir haben diesen Antrag, den die Grünen


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 222

jetzt dankenswerterweise wieder eingebracht haben, schon einmal hier gehabt. Er wur­de damals abgelehnt; ich finde das bedauerlich. Ich finde es gut, dass die Grünen das wieder aufgegriffen haben, das wäre nämlich endlich eine wirklich sinnvolle und sozial wirklich zielgerichtete Maßnahme, wann man das ad hoc entscheidet.

Wenn es genau zu diesen Fällen kommt, von denen Kollegin Schwentner gerade er­zählt hat, ist es für einen Sozialstaat wirklich extrem bedauerlich, dass behinderte Men­schen nicht inkludiert werden, sondern ihnen Prügel als Hürden in den Weg geworfen werden, die sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht sehen können.

Ich denke mir, da sollten wir einfach wirklich den Sozialstaat leben, ein Sozialstaat sein und das einfach machen. Dieses lange Herumdiskutieren – monatelang, jahrelang – verstehe ich nicht. Ich habe mir das auf der Parlamentshomepage angeschaut: 1998/
1999 wurden diesbezüglich schon Anträge gestellt!

Ich finde, das ist für ein Land, das sich Sozialstaat nennt und das auch ein solcher ist, wirklich ein Armutszeugnis, und daher ersuche ich Sie, diesem Antrag zuzustimmen. – Danke. (Beifall bei Team Stronach und Grünen.)

20.31

20.31.10

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vor­nehme.

Wir kommen zunächst zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 9: Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales, seinen Bericht 114 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entspre­chendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

Wir gelangen schließlich zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 10: Antrag des Ausschusses für Arbeit und Soziales, seinen Bericht 115 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die hiezu ihre Zustimmung geben, um ein entspre­chendes Zeichen. – Das ist mehrheitlich angenommen.

20.31.5011. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kol­legen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die öster­reichische Staatsbürgerschaft, BGBl. Nr. 311/1985, zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 188/2013, geändert wird (242/A)

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zum 11. Punkt der Tagesordnung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Das Wort erhält zunächst die Antragstellerin, Frau Abgeordnete Mag. Korun. – Bitte.

 


20.32.34

Abgeordnete Mag. Alev Korun (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Um zu verdeutlichen, was wir mit diesem Antrag vorhaben und warum wir diesen Antrag gestellt haben, damit das Staatsbürgerschaftsgesetz in diesem Punkt entsprechend geändert wird, möchte ich Ihnen aus dem sehr persön­lichen Schreiben von jemandem im wahrsten Sinne des Wortes Betroffenen vorlesen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 223

Ich bin 1990, also vor 23 Jahren – beziehungsweise vor inzwischen 24 Jahren –, aus Brasilien nach Österreich gekommen. Hier habe ich gleich am Anfang einen Deutsch­kurs besucht. Dann folgten Prüfungen in Deutsch und Literatur, Geschichte und Geo­grafie, um die österreichische Matura zu erlangen.

Am Konservatorium der Stadt Wien habe ich Operngesang studiert, und für mehrere Jahre hatte ich ein fixes Engagement am Wiener Burgtheater, das heißt, ich hatte dort ein richtiges Anstellungsverhältnis. Irgendwann einmal wurde mein Vertrag, wie der an­derer auch, nicht mehr verlängert, und ich wurde arbeitslos.

Als Künstler ist es heute fast unmöglich geworden, ein Anstellungsverhältnis zu be­kommen, und da ich nichts anderes studiert habe und inzwischen etwas älter gewor­den bin, bekomme ich nur Jobs, die nicht das zahlen, was die Regierung unter gesi­chertem Lebensunterhalt versteht.

Trotz all der 24 Jahre Aufenthaltszeit in Österreich, mit der Matura und dem Studien­abschluss, und all der Jahre, in denen ich als Angestellter gearbeitet habe, darf ich nicht Österreicher werden, weil ich kein für die Regierung gesichertes Einkommen ge­habt habe.

Eine Mitarbeiterin der MA 35 sagte mir ins Gesicht, ich sei – Zitat – beruflich nicht in­tegriert. Dass ich mehr als drei Jahre gearbeitet habe, hat sie nicht interessiert, denn beruflich integriert ist skurrilerweise nur der, der in den letzten drei Jahren gearbeitet hat. – Zitatende.

Sehr geehrte Damen und Herren! Die Kollegen und Kolleginnen von den Regierungs­fraktionen werden jetzt sagen: Nein, das Gesetz haben wir ohnehin geändert, das ha­ben wir ohnehin repariert! – Tatsache ist, dass AlleinerzieherInnen – meistens mit klei­nem „i“ –, Familien mit einem geringen Einkommen, auch wenn sie seit Jahren und Jahrzehnten hier leben, und last but not least 70 Prozent der österreichischen Arbei­terinnen – mit kleinem „i“ – an diesen Einkommensgrenzen scheitern, die noch immer in unserem Staatsbürgerschaftsgesetz stehen.

70 Prozent der österreichischen Arbeiterinnen würden die österreichische Staatsbür­gerschaft heute nicht bekommen, wären sie nicht gebürtige Österreicherinnen, weil sie nach diesem Gesetz schlicht und ergreifend zu wenig verdienen, und das haben Sie noch immer nicht geändert, sehr geehrten Damen und Herren von SPÖ und ÖVP, die Sie ständig von Integration sprechen. Und hier liegt ganz konkret der Fall von jeman­dem vor, der für die Integration, die Sie meinen, sehr viel gemacht hat, der aber nach Jahrzehnten noch immer nicht gleichberechtigter Bürger des Landes sein darf, in dem er nun seit 24 Jahren lebt.

Es liegt in unserer Hand, das zu ändern. Tun wir das gemeinsam! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

20.36


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Weninger zu Wort. – Bitte.

 


20.36.15

Abgeordneter Hannes Weninger (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Der von Kolle­gin Korun geschilderte Fall ist ein Paradebeispiel dafür, dass Grenzwerte, Richtlinien menschliche Härtefälle verursachen können. Ich habe deshalb Sympathie, in diesem Bereich notwendige Änderungen herbeizuführen. Tatsache ist jedoch, dass zwei Ta­gesordnungspunkte später ein konträrer Antrag der FPÖ zur Beratung vorliegt und es deshalb notwendig ist, die Frage der Grundlagen zur Erreichung der österreichischen Staatsbürgerschaft, zu denen auch ein gesicherter Lebensunterhalt zählen muss, in­tensiv zu diskutieren.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 224

Ich möchte mit erwähnen – es wurde indirekt angesprochen –, dass es die SPÖ war, die in die Novelle 2013 hineinreklamiert hat, dass es für Behinderte und dauerhaft Er­krankte Ausnahmebestimmungen gibt.

Wir werden uns in den nächsten Wochen nicht nur die internationalen Beispiele genau anschauen, sondern im Hinblick auf die Vereinbarung zwischen mittlerweile allen Frak­tionen, dass es im Herbst ein Hearing im Innenausschuss geben soll, beide Anträge sehr detailliert beraten.

Ich möchte nur dazusagen, dass die Staatsbürgerschaft ein sehr hohes demokrati­sches Gut ist. Zweifelsohne eignet sie sich nicht für tagespolitische Polemik, und ich würde wirklich ersuchen, dass wir hier in einer sehr sachlichen Diskussion eine ein­vernehmliche Lösung herbeiführen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

20.38


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Rauch. – Bitte.

 


20.38.15

Abgeordneter Mag. Johannes Rauch (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Kollegin Korun! Die Staatsbürgerschaft ist wirklich ein hohes Rechtsgut, und aus mei­ner Sicht ist es völlig richtig, dass solch ein Rechtsgut nur an jemanden verliehen wer­den kann, der sein Leben auch selber bestreiten kann. Ich glaube, dass sollte Grund­konsens sein.

Wir haben ja bereits in der Novelle 2013 das viel, viel flexibler gemacht, und ich glau­be, gerade diesen Fall, den Sie geschildert haben, müsste man sich vielleicht bezogen auf diese Novelle noch einmal anschauen, denn in dieser Novelle steht nämlich genau drinnen, dass sozusagen das Einkommen der letzten sechs Jahre herangezogen wird, und da muss man 36 Monate herausrechnen. Deshalb müsste man sich das vielleicht noch einmal im Detail anschauen.

Wir haben das auch insofern verbessert, das hat mein Vorredner schon gesagt, dass es für behinderte Menschen und für Menschen, die dauerhaft schwer erkrankt sind, dort Ausnahmen gibt.

Aber ich glaube, dass, wenn man Ihren Antrag genau liest, ein Fehler oder eine aus meiner Sicht falsche Interpretation der Staatsbürgerschaft darin enthalten ist, weil Sie dort ja sagen, der wichtigste Faktor für die Integration ist die Staatsbürgerschaft. Aus meiner Sicht ist der wichtigste Faktor für Integration das Erlernen der deutschen Spra­che, und dann, am Ende einer erfolgreichen Integration, sollte die Staatsbürgerschaft stehen. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der ÖVP: Genau so ist es!)

Selbstverständlich gibt es, wie bereits erwähnt, ein Hearing im Innenausschuss, wo Sie alle Ihre Forderungen einbringen können, aber in dieser Form, wie Sie den Antrag for­muliert haben, werden wir ihn ablehnen. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP.)

20.39


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der letzte Redner in dieser Debatte ist Herr Abgeord­neter Mag. Darmann. – Bitte.

 


20.40.04

Abgeordneter Mag. Gernot Darmann (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Man könnte es sich bei dieser ersten Lesung zum Thema Staatsbürgerschaft in der Tat einfach machen, nämlich einfach auf die Vereinbarung verweisen, uns im Herbst im Innenausschuss bei einem Expertenhearing im Detail mit den einzelnen Anträgen und Zugängen der Fraktionen auseinanderzusetzen. Tatsache ist aber, dass


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 225

es natürlich ein Thema ist, welches wert ist, näher beleuchtet zu werden, auch in einer ersten Lesung.

Lassen Sie mich das versuchen, indem ich ein Zitat aus einem Artikel mit dem Titel „Abschied von uns selbst“ von Herrn Prof. Dr. Graf Kielmansegg bringe, Professor für Politische Wissenschaften an der Universität Mannheim. Dieser sagt:

„Staatsbürgerschaft, ernst genommen, bedeutet aber nicht nur, Rechte gegen das Land und in dem Land zu haben, dessen Bürger man ist. Es bedeutet im Kern, Mitver­antwortung für dieses Land zu übernehmen. Das Recht, in einem Gemeinwesen über öffentliche Angelegenheiten mitzubestimmen, das unbedingte Heimatrecht, dass das Gemeinwesen seinen Bürgern gewährt; die Schutzzusage, die es ihnen macht, können vernünftigerweise nicht ohne ein korrespondierendes Bewusstsein des Bürgers von eben dieser Mitverantwortlichkeit für das Geschick des Landes gedacht werden.“ (Zwi­schenruf der Abg. Korun.)

Wenn wir uns das vergegenwärtigen und uns die Tendenzen der Anträge seitens der linken Oppositionsparteien im Innenausschuss in Erinnerung rufen, die in der Tat eine Aufweichung der Möglichkeit der Erlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft beinhalten, dann gilt es, dem sehr klar eines entgegenzuhalten, nämlich den Wert des Gutes Staatsbürgerschaft. (Beifall bei der FPÖ.)

Kollege Rauch hat vorhin bereits angesprochen, was die Grünen in ihrem Antrag hier formuliert haben. In der Tat haben sie geschrieben, Staatsbürgerschaft sei der wich­tigste Faktor für die gesellschaftliche Integration. Das ist unseres Erachtens ein mas­siver Denkfehler, der die Gefahr in sich birgt, den Blick auf die wesentliche Problem­stellung bei der Erlangung einer Staatsbürgerschaft zu verdecken, geschätzte Damen und Herren.

Eine Staatsbürgerschaft für sich genommen kann nämlich in der Tat nur eine Beloh­nung für einen erfolgreichen Integrationsprozess sein (Beifall bei der FPÖ), der aber, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, zum einen den Erwerb der deutschen Sprache voraussetzt (Abg. Schwentner: Weshalb Sie immer verhindern wollen, dass Men­schen Zugang zu Deutschkursen haben!) und zum anderen das Halten an das Recht unseres Staates Österreich. Weiters braucht es das Verständnis gegenüber den Pflich­ten in unserem Staate und auch das Erlernen der Sitten und Gebräuche sowie das Stehen zu unserer Republik Österreich. Eine Staatsbürgerschaft ist nicht, wie von Ih­nen hier in diesem Antrag auch formuliert, ein Geschenk, geschätzte Damen und Her­ren. Das ist ein wesentlicher Unterschied. (Beifall bei der FPÖ. Zwischenrufe der Ab­geordneten Pirklhuber und Korun.)

Wir werden uns wirklich im Innenausschuss im Herbst dieses Jahres in einem Exper­tenhearing ganz detailliert mit den einzelnen Zugängen der Fraktionen auseinanderset­zen können.

Für uns Freiheitliche ist aber eines jetzt klar und wird es auch in Zukunft sein: Die ös­terreichische Staatsbürgerschaft ist ein wertvolles Gut, das man sich erst erarbeiten muss. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

20.43


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 242/A dem Ausschuss für innere Angelegenheiten zu.

20.44.0012. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundespflegegeldge-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 226

setz (BPGG), in der Fassung des BGBl. I Nr. 110/1993, zuletzt geändert durch das BGBl. I Nr. 138/2013, geändert wird (243/A)

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen zum 12. Punkt der Tagesordnung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Das Wort erhält zunächst Frau Abgeordnete Dr. Belakowitsch-Jenewein. – Bitte.

 


20.44.19

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Herr Präsident! Werte Kol­leginnen und Kollegen! Beim ersten Durchlesen dieses Antrages der Kollegin der Grü­nen hat er einen sehr sinnvollen Eindruck gemacht. Natürlich ist das jetzt eine erste Lesung, aber er schließt schon an eine Reihe von Anträgen und Ansätzen an, die auch unser Behindertensprecher Norbert Hofer schon in der letzten Regierungsperiode im­mer wieder eingebracht hat, nämlich gerade im Bereich der pflegenden Angehörigen anzusetzen, da Erleichterungen oder auch Rechtssicherheit zu schaffen.

Sie wissen alle ganz genau, ohne die pflegenden Angehörigen, die ja immerhin 80 Pro­zent der Pflege in Österreich übernehmen, könnten wir wahrscheinlich dieses System der Pflege gar nicht aufrechterhalten. Es ist wahrscheinlich die schwierigste Zeit im Le­ben eines Menschen, einen Angehörigen zu pflegen. Es ist nicht nur eine psychische Belastung, es ist oft auch eine massive finanzielle Belastung, und da kann die Politik in Wirklichkeit nicht genug tun, um diese Menschen wirklich zu unterstützen.

Es ist vor allem ein Thema, das in den nächsten Jahren massiv zunehmen wird. Wir wissen alle, dass die demographische Entwicklung dazu führen wird, dass wir alle im­mer älter werden, dass aber damit natürlich auch verbunden ist, dass es immer mehr Personen gibt, die Pflegebedarf haben werden. Wir müssen daher danach trachten, wirklich auch die Angehörigen, die sich dazu bereit erklären – und das halte ich wirklich für eine ganz, ganz großartige Leistung –, in einer bestimmten Art und Weise zu unter­stützen.

Daher – so jetzt nicht irgendwelche Tücken aufkommen, das wäre mir aber nicht auf­gefallen –, würde ich meinen, ist dieser Antrag mit Sicherheit einer, der auf jeden Fall in die richtige Richtung geht und daher unterstützenswert ist. (Beifall bei der FPÖ.)

20.46


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Schwentner. – Bitte.

 


20.46.08

Abgeordnete Mag. Judith Schwentner (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Danke, Frau Kollegin, für die Unterstützung. Es ist in der Tat so, dass in erster Linie, wie wir alle wissen, Pflege vor allem zu Hause stattfindet, Pflege vor allem im familiären Be­reich und Pflege vor allem durch Frauen in der Familie stattfindet. Frauen sind dieje­nigen, die ihre Angehörigen pflegen, die auch behinderte Kinder pflegen. Aber in dem Fall geht es in erster Linie um ältere Menschen, die lange Jahre gepflegt werden. Das, worauf der Antrag abzielt, ist dieses System der Ersatzpflege. Das ist ein neues, sehr begrüßenswertes Instrument.

Leider ist es so, dass es für die Möglichkeit der Inanspruchnahme einer Ersatzpflege, wie Sie schon erwähnt haben, keinen Rechtsanspruch gibt. Das heißt, die Frau hat da­rauf, dass sie das Geld, das sie für die Ersatzpflege verbraucht hat, im Nachhinein zurückbekommt, keinen Anspruch. Es muss nicht sein, das hat auch eine Anfrage von uns ergeben, dass sie das auch wirklich bekommt. Die Differenz zwischen den Antrag­stellerinnen und jenen, die Ersatzpflegegeld bekommen haben, liegt bei ungefähr 1 700.


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Das heißt, es ist offensichtlich nicht gewährleistet, dass alle, die sich eine Ersatzpflege suchen, das Geld auch bekommen.

Das Zweite ist, dass man mindestens sieben Tage jemanden für die Ersatzpflege neh­men muss. Das Ministerium argumentiert da sehr eigenartig und sagt, es braucht einen Erholungseffekt von mindestens sieben Tagen. Viele Frauen trauen sich aber nicht länger als ein Wochenende, das ist eh schon ganz viel, von ihren zu pflegenden Ange­hörigen weg. Und es ist nicht einzusehen, warum das mindestens sieben Tage sein sollen. So eine Frau, eine Angehörige, die pflegt, sollte in jeder Hinsicht unterstützt werden, und wenn es auch weniger Tage sind! (Beifall bei den Grünen.)

Außerdem gibt es offensichtlich ganz, ganz markante regionale Unterschiede. Ich glau­be nicht, dass es von Tirol bis in die Steiermark unterschiedlich ist, wie Frauen zu Hau­se ihre Angehörigen pflegen, sondern dass es da offensichtlich ein massives Informa­tionsdefizit über das Angebot der Ersatzpflege gibt. Wir würden uns auch da Maß­nahmen wünschen, dass es einfach als Instrument bekannter wird, dass man, wenn man jemanden zu Hause pflegt, auch einmal kurz auf Urlaub gehen oder auch krank werden kann. Unsere Anfrage hat auch gezeigt, dass rund 30 Prozent der Personen, der Frauen, die die Ersatzpflege in Anspruch nehmen, einfach selber krank werden. Das geschieht nicht selten und zeigt, dass es ein ganz, ganz wichtiges Instrument ist, das rechtlich so weit gewährleistet sein soll, dass es auch wirklich alle in Anspruch nehmen können.

Ich würde mich freuen, wenn die Regierungsparteien diesen Antrag auch unterstüt­zen.  Danke. (Beifall bei den Grünen.)

20.49


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Königsberger-Ludwig. – Bitte.

 


20.49.07

Abgeordnete Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Kol­leginnen und Kollegen! Geschätzte Frau Kollegin Schwentner! Ich denke mir, der An­trag ist sicher diskussionswürdig. Darüber, was Sie jetzt gesagt haben, dass man re­gionale Unterschiede hat und dass das Angebot, das es gibt, regional anscheinend sehr unterschiedlich bekannt ist, und über die Frage, ob eine Ersatzpflege eventuell bei wenigen Tagen auch genehmigt werden kann, darüber kann man sicher diskutieren.

Betreffend Rechtsanspruch haben Sie auch in der letzten GP diesen Antrag schon eingebracht, da hat ihn noch Kollege Öllinger eingebracht. Auch damals haben wir seitens der SPÖ schon darauf hingewiesen, dass es dieses Angebot der Ersatzpflege seit 2004 gibt und dass im Jahr 2009 die Einstufung der zu pflegenden Menschen he­rabgesetzt wurde auf die Pflegestufe 3, bei Demenzkranken sogar auf Pflegestufe 1 und bei minderjährigen Kindern auch auf Pflegestufe 1. Da ist eben zum jetzigen Zeit­punkt die Rechtslage so, dass man aus dem Unterstützungsfonds beantragen kann.

Ich denke, das ist aus unserer Sicht eine zurzeit gute Lösung, auch weil man viele andere Dinge im Bereich der Angehörigenpflege umgesetzt hat. Ich erinnere nur an die Sozialversicherungsabgaben, die man seitens des Bundes übernimmt, oder auch an die Pflegekarenz und die Pflegeteilzeit, die jetzt möglich sind. Also ich denke, es ist uns wirklich wichtig, pflegende Angehörige auch zu unterstützen.

Aber beim Rechtsanspruch sind wir halt im Moment noch der Ansicht, dass die jetzige Lösung, die es gibt, eine gute ist. Das auch, weil die Zahlen, die ich habe, von einer Nichtanerkennungsrate von 1 100, 1 200 Fällen im Jahr 2013 sprechen, bei einem An­tragsvolumen von 10 245 Anträgen. Also man sieht schon, dass es eine Reihe von An­trägen gibt. Noch dazu ist im Vorjahr dazugekommen, dass auch Landespflegegeldbe-


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zieherInnen jetzt in den Genuss der Ersatzpflege kommen, weil wir das ja vom Bund übernommen haben.

Zur Nichtanerkennungsrate: Ja, sicher, 1 200 Menschen, die es nicht kriegen, sind 1 200 Menschen, die es nicht kriegen. Aber ich denke, man hat sich das ja auch gut angeschaut, warum diejenigen das nicht erhalten. Aus unserer Sicht ist betreffend den Rechtsanspruch im Moment nicht wirklich eine Lösung oder eine Änderung erforder­lich.

Die anderen Punkte werde ich mir genau anschauen, ob man eventuell in diese Rich­tung eine Lösung finden kann. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

20.51


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Hammer. – Bitte.

 


20.51.37

Abgeordneter Mag. Michael Hammer (ÖVP): Sehr geschätzte Damen und Herren! Ich kann nahtlos dort anschließen, wo die Kollegin Königsberger-Ludwig geendet hat. Ich glaube, es ist unbestritten, dass pflegende Angehörige eine sehr wesentliche und wichtige Arbeit leisten. Es ist unbestritten, dass es Entlastungsangebote und Unterstüt­zungsangebote für pflegende Angehörige braucht. Und der Zuschuss für die Ersatz­pflege ist eine solche Maßnahme zur Unterstützung.

Ich kann den vorher gesagten Argumenten voll zustimmen. Ich glaube, dieses Zu­schusssystem ist ein System, das sehr gut funktioniert, das sich bewährt hat. Und man sollte nicht unbedingt dort reformieren und etwas verändern, wo sich etwas etabliert hat und wo etwas funktioniert. Ich glaube, es gibt in dieser Republik viele Bereiche, wo man reformieren und etwas verändern kann. Dinge, die sich aber gut eingeführt haben und etabliert sind, die sollte man so belassen. Dieses Zuschusssystem ist ein solches.

Wir gehen der Diskussion im Ausschuss natürlich offen entgegen, aber wir sehen jetzt unmittelbar keinen Handlungsbedarf, was den Rechtsanspruch betrifft, denn alles, was verrechtlicht ist, ist auch kompliziert. Das Zuschusssystem hat sich gut etabliert, und man sollte dabei bleiben. – Danke. (Beifall bei der ÖVP. Abg. Schwentner: Die Logik ist !)

20.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 243/A dem Ausschuss für Arbeit und Soziales zu.

20.52.5213. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die ös­terreichische Staatsbürgerschaft (Staatsbürgerschaftsgesetz 1985 – StbG), BGBl. Nr. 311/1985, geändert wird (409/A)

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zum 13. Punkt der Tagesordnung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Das Wort erhält zunächst der Antragsteller, Herr Abgeordneter Dr. Rosenkranz. – Bitte.

 


20.53.08

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Danke, Herr Präsident! – Nun, es gibt einige Anträge, wie schon richtig bemerkt wurde, zur Staatsbürgerschaft. Es wurde


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auch bereits erwähnt, dass im Herbst dazu ein Ausschuss mit Experten stattfinden soll. Und da gehört es natürlich auch dazu, die freiheitliche Position auch hier in Form eines Antrags klarzumachen.

Für uns bedeutet die österreichische Staatsbürgerschaft – und das hat der Herr Kol­lege Darmann bereits vorher ausgeführt – ein sehr, sehr hohes und wichtiges Gut, das man nicht einfach und leichtfertig – ich würde fast sagen – verschenkt, noch dazu mit Kriterien, die mehr als fragwürdig sind, wenn man sieht, wer hier aller kommt.

Natürlich, die Frau Korun hat immer Beispiele von Opernsängern im Ausschuss. Wir sind uns jetzt nicht mehr sicher, ob es ein bosnischer war oder ein brasilianischer. Viel­leicht gibt es auch mehrere Opernsänger, die hier als Beispiele dienen. (Abg. Korun: Stellen Sie sich vor, es gibt sogar mehrere!) Das sei auch gar nicht das Problem. Die Sache ist nur, und das sehen wir als Freiheitliche so, wenn man Rotweißrot, wenn man den Patriotismus in den Vordergrund stellt, dann kann man eigentlich nur danach trachten, dass die Staatsbürgerschaft etwas ist, was man sich ganz besonders erwer­ben muss. (Beifall bei der FPÖ.)

Der Herr Kollege Cap hat gefragt, was es mit dieser Patrioten-Tour auf sich hat, die er hier sieht; er ist leider nicht da.  Ja, auch diese Frage der Staatsbürgerschaft hat mit der Patrioten-Tour zu tun, genauso wie man sagen muss, es ist ein Unterschied, wie man Patriotismus lebt, ob man mit Rückgrat oder mit einem Gartenschlauch hinten nach Brüssel fährt. Das sind halt unsere Ansichten dazu. (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn ich heute hier in der Zeitung lese – es ist manchmal wirklich ein Vorteil, wenn man eine Zeitung auch im Plenarsaal bekommt und liest , dass ein Herr Ali A. meint, er ist Demonstrationsopfer, und sich dann herausstellt, dass er selbst ein Steinewerfer ist, als Jus-Student (Zwischenruf der Abg. Korun) vielleicht stimmt auch der Name gar nicht, mag ja alles sein in diesem Bereich , dass diese Person als Steinewerfer dabei ist, dann wollen wir auf jeden Fall schauen, dass diese Personen nicht mit einer grünen Staatsbürgerschaftsnovelle deswegen, weil sie Steine auf die Polizei werfen, früher eine Staatsbürgerschaft bekommen. (Beifall bei der FPÖ.)

20.55


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Yilmaz. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


20.55.30

Abgeordnete Nurten Yilmaz (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Da­men und Herren! Ich habe den Antrag des Herrn Abgeordneten Rosenkranz gelesen. Er sieht es als Privileg, wenn Kinder, die in Österreich auf die Welt kommen, nach sechs Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten können. Und der Herr Abgeordnete Rosenkranz und die FPÖ wollen Kindern dieses Recht einfach nehmen. Konkret geht es um Kinder, die in Österreich auf die Welt gekommen sind, deren Eltern aber nicht österreichische Staatsbürgerinnen oder Staatsbürger sind.

Da kommt ein Mädchen oder ein Bub in Innsbruck oder in Wien auf die Welt, geht in einen österreichischen Kindergarten, geht in eine österreichische Schule, lernt einen Beruf in Österreich, studiert vielleicht in Österreich. (Abg. Walter Rosenkranz: Sechs Jahre lang? In sechs Jahren?  ein Wunderwuzzi!) Für die FPÖ darf dieses Kind aber kein Österreicher werden – und zwar, Herr Kollege, mit einem schiefen Argument: Wo­zu integrieren, wenn man die Staatsbürgerschaft auch so bekommt?! Das ist ein sehr interessanter Gedanke der FPÖ. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Sie haben den An­trag nicht gelesen!)

Glauben Sie tatsächlich, dass ein sechsjähriges Kind (Abg. Walter Rosenkranz: Das Studium abgeschlossen hat?) sich denkt: Ich integriere mich nicht, weil ich sowieso die


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 230

Staatsbürgerschaft bekomme!? Deshalb werde ich nicht Deutsch lernen!  So ver­schlagen kann nur ein ausländisches Kind  nach Ihrem Gedankengut  sein. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie des Abg. Pock.)

Oder sind vielleicht die Eltern so verschlagen, dass sie sagen: Nein, du bekommst eh die Staatsbürgerschaft, du lernst nicht Deutsch, du integrierst dich nicht! Und zum Ku­ckuck noch einmal, du sollst es nicht besser haben als wir! Diese Eltern  (Abg. Wal­ter Rosenkranz: Aber hat das Studium schon abgeschlossen? Hat seinen Doktor in der Juristerei nach sechs Jahren?! Gegenruf der Abg. Korun.)

Sehr geehrte Damen und Herren, so unlogisch und so gemein kann nur die FPÖ den­ken. Dafür gibt es zwei Motive. Erstens: Die Abgeordneten der FPÖ sind den Zuwan­derinnen und Zuwanderern derart fern, dass sie nicht wissen und keine Ahnung haben, wie diese Menschen leben und denken. (Abg. Darmann: Ihre Meinung! Ali A. !) Stattdessen setzen Sie auf Vorurteile und Unterstellungen. (Abg. Darmann: Stimmt ja nicht!) – Das stimmt schon, was die einschlägigen Verurteilungen wegen Verhetzung auch belegen. (Beifall bei SPÖ und Grünen. Abg. Belakowitsch-Jenewein: Ja si­cher!)

Oder die Damen und Herren von der FPÖ wissen das eh, setzen aber darauf, dass ih­re diskriminierenden Parolen im Wahlkampf beim Wahlvolk ankommen. (Abg. Neu­bauer eine Ausgabe der „Kronen Zeitung“ in die Höhe haltend : Ist das so einer, den Sie gerne hätten? Ali A.?)

Das ist ja die Partei der Fleißigen und Anständigen. Da wird auch fleißig unterstellt, et­wa dem SPÖ-Spitzenkandidaten Eugen Freund, den die FPÖ zum jugoslawischen Ex-Spion machen wollte (Ruf bei der FPÖ: Sie haben aber wirklich keine Ahnung!), und das, obwohl Sie genau wissen, dass das eine Unterstellung und falsch ist. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

20.59


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Rädler. – Bitte. (Ruf bei der FPÖ: Das war ein peinlicher Auftritt! Abg. Yilmaz auf dem Weg zu ih­rem Sitzplatz : Aber ich hoffe, Sie haben es verstanden! Abg. Jarolim: Herr Präsi­dent, können Sie die Unwissenheit in die Schranken weisen?  Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich bitte um Aufmerksamkeit!

Bitte, Herr Abgeordneter.

 


20.59.24

Abgeordneter Johann Rädler (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Ich glaube, in dem Auftritt, den wir jetzt erlebt haben, waren schon sehr viele Widersprüche drinnen. Ich kann mich damit nicht anfreunden. Ich möchte da eher bei den Ausführungen von Frau Kollegin Korun anknüpfen.

Zunächst aber zum Staatsbürgerschaftsgesetz: Im Großen und Ganzen, glaube ich, sollten wir uns einmal überlegen, wie wir ein Staatsbürgerschaftsrecht verleihen. (Prä­sidentin Prammer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Als Bürgermeister bekomme ich die lapidare Mitteilung, dass diese oder jene Person aus der Gemeinde die Staatsbürgerschaft verliehen bekommen hat. Ich schreibe ihr oder ihm dann natürlich einen Brief, dass er als österreichischer Staatsbürger in unse­rer Gemeinde herzlich willkommen ist. (Abg. Walter Rosenkranz: In welcher Spra­che? Ruf bei der SPÖ: In Niederösterreichisch!) Das ist jetzt, glaube ich, entbehrlich. Er ist ja österreichischer Staatsbürger.

Genau deshalb, damit wir solche Dinge nicht machen müssen, würde ich vorschlagen, dass wir einen festlichen Rahmen schaffen, um eine Staatsbürgerschaftsurkunde über­geben zu können. Das ist für den Neoösterreicher, glaube ich, eine wichtige Sache,


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auch für das Selbstbewusstsein von uns Österreichern und Österreicherinnen. (Abg. Walter Rauch: Aber der Bürgermeister muss dabei sein!) Ja.

Aber es geht eigentlich um etwas ganz anderes. Jetzt geht es darum, dass wir im Au­gust des Vorjahres bereits wesentliche Reformen beim Staatsbürgerschaftsrecht durch­geführt haben, und es wurde ein Problem angesprochen, nämlich das des Einkom­mens. Da bin ich bei Ihnen, Frau Kollegin Korun, das müssen wir überdenken. Wenn wir im Ausschuss darüber diskutieren, dann sollten wir uns fragen, ob wir, obwohl wir das erst im Vorjahr gemacht haben, die Regelung, nämlich die 36 besten Monate als Einkommensgrenze heranzuziehen, nicht neuerlich überdenken sollten. (Beifall bei Ab­geordneten von SPÖ und Grünen.)

Trotz allem ist bereits sehr viel gemacht worden. Ich denke jetzt an Personen, die in­tegriert sind, die ein Ehrenamt ausüben, an Kinder – das war jetzt falsch, Frau Kol­legin –, die in Österreich geboren sind. Die bekommen die Staatsbürgerschaft nicht nach zehn Jahren, sondern nach sechs Jahren. Da ist also schon sehr viel getan wor­den, ich denke da an die Putativösterreicher, an all diese Situationen.

Wir müssen aber auch einmal feststellen, dass es Gegensätze gibt. Wir von der ÖVP treten dafür ein, dass es keine Automatik gibt, dass es bei der Geburt keine Automatik für die Staatsbürgerschaft gibt, sondern dass die Staatsbürgerschaft erst nach einem gewissen Alter verliehen wird. Wir haben ja noch die Möglichkeit, darüber zu disku­tieren.

Man muss aber auch über die Aberkennung der Staatsbürgerschaft reden, damit man jenen Menschen, die sich in einen Krieg begeben, zum Beispiel in Syrien, als Öster­reicherinnen oder Österreicher gegen die Gesetze unseres Landes, gegen die Neutra­lität verstoßen, die Staatsbürgerschaft aberkennen kann.

Also sehr viele Dinge, die im Ausschuss zu diskutieren sind. Es wird genug Zeit sein. Aber wir sollten keine Fremdenfeindlichkeit, keinen Fremdenhass entwickeln, sondern wir sollten an diese Diskussion wirklich mit Augenmaß herangehen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

21.02


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Ko­run. – Bitte.

 


21.02.38

Abgeordnete Mag. Alev Korun (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Zu der Denkweise der FPÖ, die sechsjährigen oder auch älteren Kindern un­terstellt, sich irgendetwas erschleichen zu wollen, muss man sagen, wie der Schelm ist, so denkt er von den anderen. (Beifall bei den Grünen.)

Zu Ihrem Argument, sehr geehrte Damen und Herren Kollegen von der FPÖ, die öster­reichische Staatsbürgerschaft müsse man sich besonders hat erarbeiten, fällt einem natürlich sofort die Frage ein: Wofür haben Sie sich eigentlich die Staatsbürgerschaft verdient? – Indem Sie sich noch schnell die Eltern vor der Geburt ausgesucht haben? Geht es vielleicht noch absurder? (Abg. Darmann: Ist das die Argumentationslinie, die den Grünen einfällt?)

Was den Antrag, der jetzt vorliegt, betrifft, sollte uns bewusst sein, dass  (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Ich habe dem Kollegen Rosenkranz geduldig zugehört. Sie schreien die ganze Zeit heraus, Sie halten die Wahrheit offensichtlich ganz, ganz schlecht aus, und Sie haben auch ein ganz schlechtes Benehmen. (Beifall bei den Grü­nen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.) Das muss man hier auch einmal sagen. Ihr ständiges Hineinplärren entspricht eigentlich nicht der Würde des Hauses.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 232

Zu dem vorliegenden Antrag der Freiheitlichen. Es ist bereits seit Jahren konstant so, dass von den Menschen, die jährlich eingebürgert werden, zirka 36 Prozent bereits in Österreich geboren sind. Das heißt, wir machen aus hier geborenen Babys und Kin­dern zuerst Ausländer, auch wenn ihre Eltern bereits seit Jahren und Jahrzehnten hier leben, dann dürfen sie einige Jahre warten, inzwischen werden sie als Ausländer be­handelt, und später werden sie mit viel Bürokratie und hohen Kosten nicht nur für sie selber, sondern auch für den Staat vielleicht einmal eingebürgert.

Wenn das hier kommen würde, was die Freiheitlichen wahrscheinlich nicht allen Erns­tes verlangen, sondern sozusagen zufleiß, weil die Grünen sich erlaubt haben, Anträge zu stellen, die in Richtung liberaleres Staatsbürgerschaftsrecht gehen, wenn das Wirk­lichkeit werden würde, dann hätten wir bei den jährlich Eingebürgerten 60, 70, irgend­wann wahrscheinlich 80 Prozent hier Geborene, die zuerst künstlich zu Ausländern ge­macht werden und Jahre später dann gnädig vielleicht die gleichen Rechte für gleiche Pflichten bekommen würden. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das ist künstlich!) Da­rauf würde es ganz konkret hinauslaufen, wenn man Ihren Antrag ernst nehmen wür­de. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

21.05


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 409/A dem Ausschuss für innere Angelegenheiten zu.

21.05.3814. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Rainer Hable, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 ge­ändert wird (412/A)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen zum 14. Punkt der Tagesordnung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Als Erster zu Wort gelangt der Antragsteller, Herr Abgeordneter Dr. Hable. – Bitte.

 


21.06.07

Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Geschätzte Bürger und Bürgerinnen auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Dieser Antrag von unserer Fraktion, von NEOS, auf Abschaffung der kalten Progression ist wichtig, denn in Österreich steigt vieles. Es steigen die Gebühren, es steigen die Mieten, ja, es stei­gen auch die Löhne mit der Inflation. Was allerdings nicht mitsteigt, sind die Einkom­mensgrenzen, die Einkommensgrenzen im Lohn- und Einkommensteuerrecht, was zur Folge hat, dass die Arbeitnehmer in diesem Land sukzessive in immer höhere Steu­erklassen vorrücken, immer höhere Steuern zu zahlen haben, ohne tatsächlich mehr zu verdienen.

In Österreich haben wir zum Beispiel im Jahre 2012 eine Steigerung der Löhne um knapp über 4 Prozent gehabt, aber eine Steigerung des Lohn- und Einkommensteuer­aufkommens von über 8 Prozent. Das heißt, die Lohnsteuern sind um mehr als das Doppelte gestiegen, als die Lohnsteuern gestiegen sind.

In 17 von 34 OECD-Mitgliedsländern ist mittlerweile eine Indexierung dieser Einkom­mensgrenzen im Einkommensteuerrecht umgesetzt, implementiert. Die OECD sagt – es gibt auch weitere Zahlen dazu –, dass im letzten Jahr vom Bruttogehaltsplus, das die Arbeitnehmer in diesem Land bekommen haben, wenn man die Inflation und die Steuern abzieht, genau null übriggeblieben ist. Das ist nur der durchschnittliche Arbeit­nehmer, die durchschnittliche Arbeitnehmerin. Das bedeutet, es gibt zahlreiche Men-


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 233

schen in diesem Land, und die spüren das auch, die zwar auf dem Lohnzettel mehr obenstehen haben, denen aber im Geldtascherl weniger übrigbleibt.

Das hat natürlich einen positiven, nennen wir es einmal positiven Effekt auf den Staats­haushalt. Laut Berechnung von Wirtschaftsforschungsinstituten sind im Zeitraum von 2008 bis 2014 allein durch diese kalte Progression 2,65 Milliarden € zusätzlich herein­gekommen. Damit ist die Lohnsteuererhöhung, pardon, die Lohnsteuersenkung 2009 – man könnte glatt vergessen, dass es in diesem Land auch hie und da einmal Senkun­gen gegeben hat – schon längst durch die kalte Progression, durch dieses ständige Vorrutschen in höhere Steuerklassen aufgefressen worden.

Diese kalte Progression bedeutet de facto eine Steuererhöhung ohne Parlamentsbe­schluss. Es ist eine Steuererhöhung, die jedes Jahr ganz verlässlich, ganz automatisch stattfindet, ohne Zustimmung und ohne Beschluss dieses Hauses, ohne Zustimmung des Parlaments, ohne Zustimmung der Volksvertreter. Daher bringen wir diesen Antrag ein, den Antrag auf Abschaffung der kalten Progression, auf Inflationsindexierung der Einkommensgrenzen.

Meine sehr geehrten Kollegen und Kolleginnen, eigentlich gibt es keinen Grund, dem nicht zuzustimmen. Es gibt sehr oft eine breite Zustimmung in persönlichen Gesprä­chen, es gibt eine breite Zustimmung draußen bei den Interessenvertretungen, bei den Bürgern und Bürgerinnen, bei Experten und Spezialisten. Daher sage ich, auch hier in diesem Parlament sollten wir das Selbstbewusstsein haben, die Steuererhöhungen wieder hierher in dieses Hohe Haus zu verlagern, denn hier gehören sie hin. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

21.10


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Vogl. – Bitte.

 


21.10.32

Abgeordneter Ing. Markus Vogl (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolle­ginnen, liebe Kollegen! Liebe Zuseherinnen, liebe Zuseher! Sehr geehrter Herr Kollege Hable! Das Problem, das Sie beschrieben haben, ist richtig. Wir haben hier ein großes Problem gerade bei den unteren Einkommen, nur die Analyse ist falsch. Die Analyse ist deshalb falsch, weil es nicht das Problem der Nichtwertindexierung dieser Grenz­steuerstufen ist, sondern gerade bei den kleinen Einkommen stellen wir fest, und da decken sich unsere Meinungen ja, zum Teil bleiben von Bruttoerhöhungen im Einkom­mensbereich zwischen 1 200 € und 1 500 € weniger als 50 Prozent übrig. Das ist schon prozentuell sehr wenig, in absoluten Eurobeträgen ist es noch viel weniger.

Dieses Problem, das wir in diesen Bereichen haben, rührt nicht daher, dass wir den Grenzsteuersatz nicht anheben, sondern das Problem rührt von den Arbeitslosenversi­cherungsbeiträgen her. Das heißt, dieses Problem, das wir hier haben, ist komplexer. Und dieses Problem ist auch ein ganz anderes: Wir haben schlichtweg ein unfaires Steuersystem, denn es gibt auch in diesem Steuersystem, das wir jetzt haben, sehr wohl Profiteure. Bei Einkommen von über 4 500 € haben wir den Effekt, dass von einer Bruttolohnerhöhung von 3 Prozent netto mehr als 3 Prozent ankommen. Das heißt, hohe Einkommen werden derzeit bevorzugt und begünstigt, kleine Einkommen werden derzeit bestraft.

Daher ist unser Zugang, wir brauchen dringend eine echte Reform dieser Lohnsteuer, die dafür sorgt, dass das System fair und gerecht ist und Erhöhungen jenen zugute kommen, die sie am meisten brauchen. Und das sind die Bezieher von kleinsten Ein­kommen, denn diese sind darauf angewiesen, dass sie ordentliche Erhöhungen ha­ben. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

21.12



Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 234

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Fichtin­ger. – Bitte.

 


21.12.32

Abgeordnete Angela Fichtinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolle­ginnen und Kollegen! Liebe Besucher und Fernsehzuschauer! Besucher gibt es heute keine mehr. Hohes Haus! Zum Einkommensteuergesetz lassen Sie mich gleich zu Be­ginn einiges festhalten. Wir von der ÖVP sind für eine Steuerreform. Vizekanzler und Finanzminister Dr. Michael Spindelegger hat das immer wieder betont. Aber diese Reform darf nicht auf Pump basieren. Wenn der budgetäre Spielraum gegeben ist, dann muss und wird es eine Entlastung für den Mittelstand, für unsere Familien und auch für unsere Unternehmer geben. Da können Sie sicher sein. Aber das werden Sie selber sicher auch so sehen: Wir können nicht verteilen, was wir nicht haben. Das wird sicherlich jedem einleuchten.

Der ÖVP-Fahrplan ist völlig klar: Schuldenabbau. Mit dem Budget 2014/15 hat Finanz­minister Spindelegger das auf die Schiene gebracht.

Punkt zwei: Strukturreform. Diese wird mit den Landeshauptleuten erarbeitet, und auch da wird es ein Konzept geben.

Steuersenkung: Eine Arbeitsgruppe mit Experten und Beamten des Ministeriums wird gerade unter Leitung von Bundesminister Ostermayer und Staatssekretär Danninger gebildet. Auch dazu wird es in der nächsten Zeit ein Konzept geben.

Der Antrag von Dr. Hable beschäftigt sich mit dem Einkommensteuergesetz. Es wird eine automatische Inflationsanpassung der Einkommensgrenze gefordert. Hier stellen sich aber einige Fragen, beispielsweise auf welchen Index sich laufende automatische Anpassungen sämtlicher steuergesetzlich normierter Beträge beziehen sollen. Nicht je­der Index spiegelt die Konsumbedürfnisse der verschiedenen sozialen Gruppen wider. Weiters wäre eine isolierte Anpassung der Progressionsstufen im Tarif zu wenig. Sämt­liche Beträge im Einkommensteuergesetz müssten dieser Anpassung unterliegen. Selbst­behalte bei außergewöhnlichen Belastungen, Zuverdienstgrenzen wie etwa bei Allein­verdienerabsetzbeträgen müssten jährlich angehoben werden. All diese Anpassungen sind natürlich auch mit erheblichen Verwaltungskosten verbunden.

Der Finanzausschuss wird sich in bewährter sachlicher und fachlicher Form mit diesem Antrag auseinandersetzen, und ich bin sicher, dass die Arbeitsgruppe zur Steuersen­kung ein optimales Konzept vorlegen wird. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

21.15


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Hau­ser. – Bitte. (Ruf bei der ÖVP: Steuerreform aus Tirol! – Abg. Hauser – auf dem Weg zum Rednerpult –: Ist nie schlecht!)

 


21.15.50

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätz­te Kolleginnen und Kollegen! ÖVP und SPÖ scheinen nicht zu begreifen, dass der Hut brennt. Ja, ich kann das ja fast gar nicht glauben, dass ihr die Stimmung der Bevölke­rung nicht wahrnehmt. Eine Steuerreform, eine Entlastung der arbeitenden Bevölke­rung ist doch längst überfällig! (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn jetzt die Kollegin Fichtinger meint, das sollte nicht auf Pump geschehen, dann muss ich dem entgegenhalten, aber Sie nehmen das Geld der Bevölkerung schon auf Pump. Kalte Progression heißt nämlich, dass der Herr Finanzminister in etwa 3 Milliar­den € im Jahr kassiert, ohne etwas dafür zu tun. Das sind nämlich die Lohnerhöhun­gen, die fiktiv am Lohn- und Gehaltszettel aufscheinen, aber bei der Bevölkerung nicht ankommen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 235

Geschätzte Kollegen und Kolleginnen von der ÖVP und SPÖ! Sie nehmen der Bevöl­kerung das schwer verdiente Geld! Wie können Sie das verantworten? Kollegin Fich­tinger, Sie sagen, wir können nicht geben, was wir nicht haben, und deswegen gibt es jetzt keine Steuerreform. Ja, das verstehe ich überhaupt nicht. Umgekehrt: Die Bevöl­kerung kann Ihnen das Geld auch nicht geben. Ihr wird aber das Geld genommen. Und wenn Sie ein bissel ein Gespür haben, dann sage ich Ihnen, der Leidensdruck der Be­völkerung ist ausgereizt. Es geht nicht mehr! (Beifall bei der FPÖ.)

Es ist der Zeitpunkt erreicht, zu dem auch zur Stärkung und zur Erhaltung des Wirt­schaftsstandortes Österreich eine Entlastung der arbeitenden Bevölkerung dringend notwendig ist.

Und was ich überhaupt nicht verstehe, wenn man sich die Medienberichte anschaut, heute der „Kurier“, Umfrage: Jeder Dritte würde beim Steuerstreik mitmachen. Das Klientel der ÖVP, Ihr Klientel, euer Klientel sagt: Es reicht! Wir haben genug! Das System ist ungerecht! Die Medien sagen, wir wissen das, wir arbeiten die Hälfte des Jahres für den Staat. – Sie registrieren das nicht! Ja sagen Sie einmal, früher hat ein altes Sprichwort gesagt: Steter Tropfen höhlt den Stein. Aber der Tropfen bewegt bei euch überhaupt nichts. Wie lange seid ihr noch resistent? Wie lange wollt ihr der Be­völkerung noch den letzten Cent aus der Tasche herausziehen? Wie lange schaut ihr denn da noch zu?

Dieses Herumgeschwafle – Entschuldigung! – geht den Leuten langsam wirklich auf die Nerven. Eine Steuerreform ist dringend notwendig, damit der Konsum angekurbelt werden kann, damit das Geld über die arbeitende Bevölkerung in die Wirtschaft wieder hineinfließen kann. Damit kann sich auch eine Steuerreform partiell selber finanzieren.

Aber wie es mit der Glaubwürdigkeit dieser Regierung ausschaut und mit der Glaub­würdigkeit des Herrn Finanzministers, kann man ja heute auch in der „Kronen Zeitung“ nachlesen. Auf die Frage – ich zitiere – zu den Budgetzahlen: Glauben Sie noch den Aussagen des Finanzministers?, eine klare Antwort der Bevölkerung: 3,8 Prozent glau­ben der Aussage des Finanzministers noch, 96,2 Prozent sagen schlichtweg Nein.

Dieser Regierung wird nicht mehr geglaubt. Es sind alles leere Versprechungen, leider zu Lasten der arbeitenden Bevölkerung, was uns herzlich leid tut. (Beifall bei der FPÖ.)

21.19


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Ross­mann. – Bitte.

 


21.19.49

Abgeordneter Mag. Bruno Rossmann (Grüne): Danke, Frau Präsidentin! – Ja, die­sem Antrag von Rainer Hable kann man natürlich jederzeit zustimmen. Das entspricht einer alten Forderung, die Anpassung der Tarifstufen an die Lohnentwicklung oder an die Inflationsentwicklung. Und dass das in Österreich längst überfällig ist, das wissen wir. Wenn wir auf die ÖVP warten, Frau Kollegin Fichtinger, auf das, wie Sie es ge­nannt haben, optimale Konzept, dann warten wir auf den Sankt-Nimmerleins-Tag, da werden wir nie zu einer Steuerentlastung kommen. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn Sie sagen, dass wir nicht verteilen können, was wir nicht haben, und darauf war­ten, dann werden wir auch nie zu einer Steuerentlastung kommen. Wenn wir aber das tun, was ich heute Früh schon gesagt habe, nämlich eine Steuerstrukturreform mit ei­ner Erbschafts‑ und Schenkungssteuer neu durchführen, und uns das Geld dort holen, wo es ist, dann können wir sehr wohl eine Entlastung bei der Lohn- und Einkom­mensteuer erreichen, und zwar sogar relativ rasch. Also worauf warten wir? (Zwischen­ruf des Abg. Steinbichler.)

Die Zeit ist reif! 1 Prozent, Herr Kollege, der reichsten privaten Haushalte in Österreich verfügt über ein Vermögen von 470 Milliarden €. Schreiben Sie sich das einmal auf ei-


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nen Zettel, und merken Sie sich das einmal! Mit einem Teil davon können wir jederzeit eine Steuerentlastung finanzieren, die angesichts der Entwicklung der Nettorealein­kommen in Österreich überfällig ist. Die Entwicklung ist negativ seit dem Jahre 2010.

Ich erkläre es Ihnen: Seit dem Jahre 1975 betrug der durchschnittliche Zuwachs beim Nettorealeinkommen, bereinigt um die Teilzeitbeschäftigung, 0,7 Prozent. Wir brau­chen das jetzt! Wir brauchen diese Lohnsteuerentlastung für eine Wachstumspolitik, die dazu führt, dass wir unsere Schulden und unsere Defizite reduzieren können und damit auch Arbeitsplätze in diesem Land schaffen.

Je schneller wir dieses Steuerstrukturkonzept angehen, umso besser ist das für die Menschen in diesem Land. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

21.22


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 412/A dem Finanzausschuss zu.

Die Tagesordnung ist erschöpft.

21.22.20Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zur Verhandlung über den Antrag der Abgeordneten Podgorschek, Mag. Kogler, Ing. Lugar, Dr. Hable auf Einset­zung eines Untersuchungsausschusses betreffend Untersuchung der politischen Ver­antwortung im Zusammenhang mit den Vorgängen rund um die Hypo Group Alpe-Ad­ria.

Der Antrag ist inzwischen an alle Abgeordneten verteilt worden, er bedarf keiner Ver­lesung.

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Antrag

auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

der Abgeordneten Elmar Podgorschek, Werner Kogler, Robert Lugar, Rainer Hable und weiterer Abgeordneter betreffend die Einsetzung eines Untersuchungsausschus­ses gemäß § 33 GOG-NR zur Untersuchung der politischen Verantwortung für die Vor­gänge rund um die Hypo Group Alpe-Adria (Hypo-Untersuchungsausschuss)

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Zur näheren Untersuchung der politischen Verantwortung im Zusammenhang mit den Vorgängen rund um die Hypo Group Alpe-Adria wird ein Untersuchungsausschuss ein­gesetzt, der aus insgesamt 18 Abgeordneten im Verhältnis SPÖ 5, ÖVP 5, FPÖ 4, Grüne 2, TS 1, NEOS 1 besteht.

Gegenstand der Untersuchung

I. Aufsichtswesen und Veranlassungen sowie Unterlassungen der Aufsicht bzw. des Finanzministeriums

1. Aufklärung über die wahrgenommenen Kontroll-, Prüf- und Aufsichtstätigkeiten aller mit der Bankenaufsicht betrauten Behörden und öffentlichen Einrichtungen sowie der


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Geldwäschestelle im Bundeskriminalamt hinsichtlich der Hypo Group Alpe-Adria und verbundener Unternehmen im Zeitraum 2000 bis 2014, insbesondere welche Prüfbe­richte in welcher Form vorgelegt, welche Mängel festgestellt und welche Aktivitäten da­raufhin gesetzt wurden.

2. Klärung der Verantwortung der Organe der Republik Österreich, insbesondere der Finanzmarktaufsicht, der OeNB, der Finanzprokuratur, des Finanzministeriums, der Geldwäschestelle im Bundeskriminalamt im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und der zunehmenden Schwierigkeiten der Hypo Group Alpe-Adria und verbundener Unternehmen im Zeitraum 2000 bis 2014.

3. Prüfung der Auswahl, der Tätigkeit und der Beaufsichtigung der vom Finanzministe­rium bestellten Staatskommissäre in der Hypo Group Alpe-Adria und damit verbunde­nen Unternehmen inklusive deren Berichte, das Zustandekommen und Verwertung derselben sowie allfällige Veranlassungen durch die zuständigen Aufsichtsorgane und das Finanzministerium im Zeitraum 2000 bis 2014.

4. Aufklärung über die Tätigkeiten der österreichischen Bundesfinanzierungsagentur im Rahmen der Finanzierung des Bundeslandes Kärnten, insbesondere vor dem Hinter­grund der Haftungssituation des Bundeslandes, ab Beginn dieser Tätigkeiten bis 2014.

5. Aufklärung über die Kontaktnahme und den Austausch der zuständigen österreichi­schen Bankaufsichtsbehörden und der Geldwäschestelle im Bundeskriminalamt mit und durch die/den entsprechenden ausländischen Aufsichtsorgane/n und Geldwäsche­stellen im Zusammenhang mit der Hypo Group Alpe-Adria im Zeitraum 2000-2014.

6. Aufklärung über den möglichen finanziellen Schaden für die Republik Österreich, der aus dem möglichen Versagen der Bankenaufsicht resultierte.

II. Phase vor der öffentlichen Hilfe

7. Aufklärung über den Stand der möglichen Verfahren nach dem Finanzstrafgesetz im Zusammenhang mit der Hypo Group Alpe-Adria, insbesondere jene im Zusammen­hang mit den Gewinnen der kurzzeitigen Eigentümer der Hypo Group Alpe-Adria und verbundener Unternehmen vor dem Einstieg der BayernLB.

8. Aufklärung über den Stand der Strafverfahren im Zusammenhang mit der Hypo Group Alpe Adria.

III. Partizipationskapital im Jahr 2008

9. Aufklärung über die Notwendigkeit, Ursachen, Zusammenhänge und Hintergründe der Gewährung von Partizipationskapital durch den Bund an die Hypo Group Alpe-Ad­ria im Jahr 2008, sowie der Feststellung der angeblichen Systemrelevanz der Hypo Group Alpe-Adria.

10. Klärung der Frage, ob direkte oder indirekte Einflussnahmen auf die Österreichi­sche Nationalbank, auf die FMA oder auf sonstige Stellen im Zusammenhang mit der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Hypo Group Alpe-Adria getätigt wurden, ins­besondere bei der Erstellung einer „Stellungnahme der OeNB zum Antrag auf Zeich­nung von Partizipationskapital der Hypo Group Alpe-Adria durch die Republik Öster­reich“ durch die OeNB.

11. Aufklärung über die Frage, wie der Austausch der Bundesregierung, des Finanzmi­nisteriums, der Bankaufsichtsbehörden oder anderer Stellen mit der EU-Kommission als Wettbewerbsbehörde erfolgte und über die nach diesem Austausch inhaltlich ab­weichende Stellungnahme der OeNB im Vergleich zur ursprünglichen Stellungnahme der OeNB.

IV. Verstaatlichung im Jahr 2009

12. Untersuchung über die Notwendigkeit, Ursachen, Zusammenhänge und Hinter­gründe sowie den Ablauf des Erwerbs der Hypo Group Alpe-Adria durch die Republik


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Österreich im Jahr 2009, sowie der Feststellung der angeblichen Systemrelevanz der Hypo Group Alpe-Adria.

13. Untersuchung etwaiger Verfehlungen seitens österreichischer Verantwortungsträ­ger hinsichtlich der Verhandlungsführung im Rahmen der Verstaatlichung mit den Alt­eigentümern BayernLB, Grazer Wechselseitige Versicherung und Land Kärnten.

14. Aufklärung über das Zusammenspiel österreichischer, bayerischer und deutscher politischer Funktionsträger und Bankverantwortlicher im zeitlichen mittelbaren und un­mittelbaren Zusammenhang mit dem Erwerb der Hypo Group Alpe-Adria durch die Re­publik Österreich.

15. Aufklärung über die konkreten Tätigkeiten und Verhandlungsstrategien der Verant­wortungsträger der Republik Österreich, insbesondere seitens des Finanzministers bzw. des Finanzministeriums, der Finanzprokuratur, der Finanzmarktaufsicht und der Nationalbank im Zusammenhang mit dem Erwerb der Hypo Group Alpe-Adria.

16. Aufklärung über den möglichen finanziellen Schaden für die Republik Österreich, der durch den Erwerb der Hypo Group Alpe-Adria durch die Republik Österreich ent­stand.

V. Handlungen und Unterlassungen ab der Verstaatlichung

17. Untersuchung der Verantwortung für die jahrelange Verschleppung einer Entschei­dung über die Abwicklung der Hypo Group Alpe-Adria.

18. Klärung der Kontakte, Verhandlungen und Entscheidungsprozesse der Bundes­regierung, des Finanzministeriums und anderer Stellen mit der Europäischen Kom­mission insbesondere im Zusammenhang mit der Ausstellung eines Bescheides der EU-Wettbewerbsbehörde zur Hypo Group Alpe-Adria.

19. Klärung der Kontakte, Verhandlungen und Entscheidungsprozesse der Organe der Hypo Group Alpe-Adria sowie des Finanzministeriums bzw. der Finanzprokuratur mit Vertretern der BayernLB und des Freistaats Bayern im Zusammenhang mit der Frage der Bewertung eines eigenkapitalersetzenden Darlehens und sonstiger gerichtlicher Verfahren.

20. Aufklärung über den Kenntnisstand von Bundesbehörden, insbesondere OeNB, FMA über die Gläubigerstruktur der öffentlich besicherten Anleihen der Hypo Group Al­pe-Adria und verbundener Unternehmen im Zeitraum 2000 bis 2014.

21. Klärung der Frage, welche Bundesbehörden wann und mit welchem Ergebnis wel­che nationalen und internationalen Clearingstellen - insbesondere die Central Counter­party Austria bei der Wiener Börse und als deren Abwicklungsbank die Kontrollbank - kontaktiert und bezüglich der Struktur der Anleihegläubiger der öffentlich besicherten Anleihen der Hypo Group Alpe-Adria und verbundener Unternehmen befragt haben.

22. Aufklärung über die Einsetzung, die Zusammensetzung, die Tätigkeit, die Ergebnis­se und die Ergebnisverwertung der „CSI Hypo“ und der „SOKO Hypo“ und die Zusam­menarbeit dieser beider Einrichtungen mit anderen Stellen der Republik, insbesondere mit den Strafverfolgungsbehörden.

23. Aufklärung über die mögliche Einflussnahme von Bundesregierung, Finanzministe­rium, OeNB und FMA auf die Organe der Hypo Group Alpe-Adria und über mögliche aktienrechtliche Umgehungen der Organe durch das Finanzministerium oder andere Organe des Bundes.

24. Aufklärung über den möglichen finanziellen Schaden für die Republik Österreich, der durch das Verschleppen einer Entscheidung über die Abwicklung der Hypo Group Alpe-Adria entstanden ist.


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25. Aufklärung über den Stand der Vorbereitungen im Finanzministerium hinsichtlich einer Irrtumsanfechtung bezüglich der Verstaatlichung der Hypo Group Alpe-Adria.

VI. Taskforce und Finanzmarktbeteiligungs-AG

26. Untersuchung über die vom Finanzministerium und den dazugehörigen Beratern, insbesondere der Taskforce und internationalen Beratungsunternehmen im Auftrag des Finanzministeriums, analysierten möglichen Szenarien zur Abwicklung der Hypo Group Alpe-Adria samt Klärung der dazugehörigen Entscheidungsfindungsprozesse.

27. Aufklärung über die Wahrnehmungen, Tätigkeiten und die Remuneration der nach § 3 FinStaG errichteten staatlichen Finanzmarktbeteiligungs-AG FIMBAG im Zusam­menhang mit der Hypo Group Alpe-Adria im Zeitraum 2008-2014.

VII. Beraterverträge und -kosten

28. Aufklärung über die Wahrnehmung der Eigentümerrechte des Bundes hinsichtlich Grund, Inhalt, Umfang, Auswahl und Kosten der von der Hypo Group Alpe-Adria im Zeitraum 2008-2014 beauftragten Berater.

29. Aufklärung über die Beauftragung und Kosten von Beratern seitens des Finanzmi­nisteriums für die Vorgänge rund um die Hypo Group Alpe-Adria.

VIII. Verflechtungen von öffentlichen Stellen mit Banken und Finanzinstitutionen

30. Aufklärung über die Einflussnahmen auf die Geschäftsführung der Bundesregie­rung sowie auf die Aufsichts- und Entscheidungsorgane Finanzministerium, Kabinette des Finanzministeriums, FMA, OeNB und die Stelle der Geldwäschebekämpfung im Bundeskriminalamt aufgrund von Verflechtungen und Netzwerken mit Banken, Versi­cherungen und sonstigen Finanzinstitutionen.

IX. Spenden an politische Entscheidungsträger

31. Aufklärung darüber, von welchen Banken, Versicherungen und sonstigen Finanz­institutionen es im Zeitraum 2000-2014 Spenden oder andere Zuwendungen in welcher Höhe an politische Entscheidungsträger in Bundesangelegenheiten gab und ob diese dem Rechnungshof gesetzeskonform gemeldet wurden.

32. Aufklärung darüber, ob diese Vorgänge mit möglichen direkt oder indirekt in Aus­sicht gestellten oder tatsächlichen Leistungen der politischen Entscheidungsträger ver­bunden waren.

Untersuchungsauftrag

Der Untersuchungsauftrag soll durch die Anwendung aller in der VO-UA vorgesehenen Instrumente zum Untersuchungsgegenstand, insbesondere durch die Vorlage von sämtlichen Akten, Berichten, Protokollen, zwischenstaatlichen Vereinbarungen, Verträ­gen, Steuerakten, E-mails und sonstigen Unterlagen der Bundesministerien für Finan­zen, für Inneres, für Justiz, für Wirtschaft, Familie und Jugend, des BKA, deren nach­gelagerter Dienststellen, der Österreichischen Nationalbank, der Finanzmarktaufsichts­behörde, der Finanzprokuratur, der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, der FIMBAG, der „Task Force“ Hypo Alpe Adria, der Organe (teil-)verstaatlichter Banken, der Statistik Austria, des Rechnungshofes, der Finanz- und Justizbehörden, der Geld­wäschestelle im Bundeskriminalamt betreffend den Untersuchungsgegenstand sowie durch die Anhörung von Auskunftspersonen, die den Gegenstand der Untersuchung bildenden Umstände ermitteln und die politische Verantwortung prüfen.

Begründung

Die Fehlentwicklungen rund um die Hypo Alpe Adria sind seit vielen Jahren beispiellos und von der Schadenshöhe einzigartig in der Geschichte der 2. Republik. Letztlich


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braucht es nach bestmöglicher Schadensminimierung eine Klärung der politischen Ver­antwortung in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss mit dem Ziel durch die Aufklärung eine ähnliche Entwicklung in Zukunft zu vermeiden.

In formeller Hinsicht verlangen die unterfertigten Abgeordneten gem. § 33 Abs. 2 GOG, über diesen Antrag eine kurze Debatte durchzuführen.

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gehen in die Debatte ein.

Im Sinne des § 57 Abs. 1 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit in dieser Debatte 5 Minuten. Dem Erstredner kommen zur Begründung 10 Minuten zu. Stellungnahmen von Mitgliedern der Bundesregierung oder Staatssekretären sollen nicht länger als 10 Minuten dauern.

Das Wort erhält zunächst der Antragsteller, Herr Abgeordneter Podgorschek. Die Re­dezeit beträgt 10 Minuten. – Bitte. (Abg. Rädler: Gibt es auch etwas Neues? – Abg. Kogler: Ja!)

 


21.23.17

Abgeordneter Elmar Podgorschek (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen und einige hier Anwesende das Thema schon nicht mehr hören können, sage ich trotzdem: Es ist heute das 19. Mal, dass dieser An­trag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses gestellt wird! (Beifall bei FPÖ, Grünen, Team Stronach und NEOS.)

Fünf Mal wurde er von allen Oppositionsparteien gemeinsam gestellt. Ich glaube, diese waren noch nie so einig wie in diesem Thema, weil sie sehen, dass da einiges unter den Teppich gekehrt werden soll.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe in letzter Zeit durchaus auch wieder Diskussionen in der Öffentlichkeit geführt, so wie auch Kollege Kogler, und immer wie­der sind wir damit konfrontiert worden, dass neue Aspekte in die ganze Causa einflie­ßen. (Zwischenruf des Abg. Lopatka.)

Und jetzt kommt eine Diskussion darüber auf, dass wir jetzt noch einmal zurückstecken und zuwarten sollten, weil jetzt über neue Verfahrensregeln im Untersuchungsaus­schuss verhandelt wird, es dann zu einem Minderheitenrecht kommen könnte und die Opposition dann allein imstande wäre, das durchzusetzen. (Abg. Lopatka: Nicht, dann wäre sie imstande, sondern dann wird sie!) – Das werden wir sehen, Herr Kollege Lo­patka! So lange ich diesen Beschluss nicht hier miterlebe, glaube ich nämlich noch nicht daran! (Beifall bei FPÖ, Grünen, Team Stronach und NEOS.)

Wir werden sehen, ob diese neuen Verfahrensregeln beschlossen werden! Es spricht ja auch nichts dagegen, dass man es noch nach den alten Regeln macht. Da gäbe es kein Minderheitenrecht, da hätte die Regierung sogar die Möglichkeit, das eine oder andere zu verhindern, aber nicht einmal das wollen Sie!

Aber das Rad dreht sich weiter, und nachdem ich heute in den Medien gelesen habe, dass der Aufsichtsrat der Hypo zur Gänze zurückgetreten ist, ergibt sich schon ein in­teressantes Bild dieser ganzen Causa! Dieser radikale Wechsel ist doch sehr eigen­artig! Wir wissen, dass Präsident Liebscher schon vor einiger Zeit zurückgetreten ist. Aber dass jetzt die anderen Aufsichtsräte, Herr Wala, Herr Scholten, Herr Steinbichler und Herr Draxler, ebenfalls das Weite suchen, ist doch sehr interessant! Und ich bin neugierig, welche neuen Aufsichtsräte der Herr Verteidigungsminister bestimmen wird.

Aber nach mir gelangen ja die Kollegen Krainer und Wöginger zu Wort, und sie werden wieder begründen, warum wir einen Untersuchungsausschuss abzulehnen haben. Ich


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habe, lieber August Wöginger, jetzt ein Schreiben von dir bei der Hand, das du bei uns im Wahlkreis verschickt hast, und darin vertrittst du ganz interessante Thesen, zum Beispiel, dass es in Kärnten bereits zwei Untersuchungsausschüsse gegeben hat. – Ja, das entspricht den Tatsachen! Aber erstens haben diese Untersuchungsausschüs­se nur die Vorgänge bis 2007 untersucht. (Zwischenruf des Abg. Strache.)

Zweitens, lieber Herr Wöginger, waren die Akten, die von Bundesseite gekommen sind, zur Gänze geschwärzt und durften Personen zum Beispiel von der FMA oder von der Nationalbank vor diesen Ausschüssen nicht erscheinen. Daher hat dieser Untersu­chungsausschuss von bundespolitischer Warte her überhaupt keine Relevanz und sind diese Ausschüsse als null und nichtig zu sehen, wenn man das Ganze global be­trachtet.

Es gibt zudem bereits über 100 Strafverfahren, wie du sagst. – Ja, Gott sei Dank! Aber diese haben nur zum Teil mit der Problematik der Hypo zu tun, denn in deren Rahmen werden nicht die Notverstaatlichung oder der Verkauf der Hypo behandelt, beziehungs­weise wird Letzterer nur am Rande behandelt wie zum Beispiel von Tilo Berlin. Es gibt also noch genug andere Punkte aufzuarbeiten.

Dann schreibst du noch: Aufklärung ist wichtig. Deshalb wurde die Untersuchungs­kommission mit Gerichtshofspräsidentin Dr. Griss eingerichtet und hat freie Hand zur Aufarbeitung. – Das ist aus meiner Sicht der größte Hohn, denn für mich hat diese Kommission überhaupt keinen rechtlichen Rahmen, niemand ist zur Auskunft verpflich­tet, und selbst im Ausschuss hat OeNB-Gouverneur Nowotny zugegeben, dass er nur Akten zur Verfügung stellt, wenn sich das im Rahmen des Gesetzes bewegt. Das heißt, es wird im Grunde gar nichts geben, denn es wird alles unter das Bankgeheim­nis fallen, und so gesehen hat diese Griss-Kommission überhaupt keinen Wert! (Beifall bei der FPÖ.)

Im Gegenteil. Sie wird nur eine Unmenge an Geld verschlingen. Die Kosten für diese Kommission, die jetzt prognostiziert sind, belaufen sich auf einen Betrag zwischen 1,5 Millionen und 2 Millionen €, aber diese Kommission wird auf keinen Fall einen Un­tersuchungsausschuss ersetzen! (Beifall bei der FPÖ.)

Nachdem wir Freiheitlichen immer gesagt haben, dass wir wollen, dass auch die Zeit vor dem Verkauf beziehungsweise vor der Notverstaatlichung untersucht wird, habe ich nicht die geringste Angst, dass da etwas aufkommen könnte, was uns Freiheitliche be­lasten würde. Wenn ich mir nämlich die Chronologie anschaue, dann sehe ich zum Beispiel, dass 1992 Herr Kulterer von Herrn Zernatto als Vorstand installiert wurde, und Herr Kulterer ist damals aus dem Raiffeisen-Bereich gekommen, was ja keine Schande ist, lieber Jakob Auer! Aber man kann durchaus nachlesen, dass damals der Opposi­tionsführer, Jörg Haider, massiv dagegen aufgetreten ist und erklärt hat, dass das Gan­ze ein rot-schwarzes Spiel in Kärnten und dass das großkoalitionäre Besetzung ist. Das ist ja ganz interessant! (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von FPÖ und ÖVP.)

Ich schließe aber nicht aus, dass sich Jörg Haider nachher mit Herrn Kulterer zusam­mengeschlossen hat, sie durchaus eine Symbiose gebildet und das eine oder andere Projekt durchgezogen haben. (Zwischenrufe des Abg. Krainer.) – Dann schaue ich mir einmal an, lieber Herr Abgeordneter Krainer, welche Landeshauptleute sonst noch in Österreich ihre Prestigeobjekte oder -projekte mittels ihrer Landesbank oder anderer Banken finanziert haben! Da stehen andere in nichts nach, und selbst das ist aus mei­ner Sicht kein Problem, kann aber durchaus auch besprochen und aufgearbeitet wer­den.

Die Übernahme oder Beteiligung der Investorengruppe durch Tilo Berlin ist derzeit ge­richtsanhängig, und das ist gut so, denn da sind wirklich Schweinereien passiert. Nur


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so nebenbei: Tilo Berlin war ja auch ein sehr guter Bekannter von Veit Sorger, dem ehemaligen Industriellenvereinigungspräsidenten. Und ich glaube kaum, dass diese Herren im Verdacht freiheitlicher Nähe stehen!

Selbstverständlich gehört durchaus auch der Verkauf an die Bayern untersucht. Im­merhin hat nämlich das Land Kärnten 800 Millionen € damit erzielt und hat dann noch zusätzlich Haftungsentgelt bekommen. Das war sicherlich auch nicht zum Nachteil des Landes Kärnten, wenn auch das Land Kärnten – auch das ist eine Tatsache – viel zu hohe Haftungen eingegangen ist, allerdings, auch das muss wiederum betont werden, immer mit Zustimmung von ÖVP und SPÖ.

Mehr brauche ich nicht zu sagen. Der Verkauf beziehungsweise diese sogenannte Not­verstaatlichung waren ja hochinteressant, ebenso die Aussagen von OeNB-Gouver­neur Nowotny, der behauptet hat, diese Bank sei „not distressed“, als es darum ge­gangen ist, Partizipationskapital zu bekommen.

All das bedarf dringend einer Aufklärung, ebenso die ganze Zeit zwischen 2009 und 2014, als nichts geschehen ist und letzten Endes sehr viel Geld in Beratungen und so weiter und so fort geflossen ist. Letztlich hat jetzt alles der Steuerzahler zu tragen, denn die Anstaltslösung hat nur dazu gedient, diese Causa Hypo Alpe-Adria dem Steu­erzahler umzuhängen. Der muss jetzt zahlen.

Alle Gläubiger sind letzten Endes durch die Maschen geschlüpft. Und wenn Sie glau­ben, dass die Bayern noch irgendeinen Beitrag dazu leisten werden, dann liegen Sie falsch! Die Bayern wurden nämlich schon 2009 von Ihnen entlastet. 2009 haben Sie die Bayern aus der Verantwortung genommen, damit haben Sie die Haftungskette um­gedreht, und das ist aus unserer Sicht der Hauptskandal an dieser ganzen Causa! (Beifall bei der FPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben! Die Bevölkerung nimmt Ihnen das nicht mehr ab. Letzten Endes haben über 200 000 Per­sonen eine Internetpetition unterschrieben, und von Mal zu Mal wird der Druck größer.

Ich war letzten Freitag bei einer Podiumsdiskussion in Amstetten, und dabei habe ich gemerkt, dass die Bevölkerung unbedingt einen Untersuchungsausschuss haben möch­te. (Präsidentin Prammer gibt das Glockenzeichen. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie werden es nicht verhindern können – auch wenn Sie noch so viel dagegen schreien! (Beifall bei der FPÖ.)

21.33


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter DDr. Fuchs. – Bitte.

 


21.33.43

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ho­hes Haus! Nach Ansicht der Bundesregierung gibt es keinen Hypo-Untersuchungsaus­schuss, weil wir ja die Regierungskommission haben. Nach Ansicht der Regierung gibt es auch keine Steuerreform, weil wir uns diese nicht leisten können. Nach Ansicht der Regierung können wir uns eine Steuerreform nicht leisten, weil wir das Hypo-Desaster haben, und weil es das Hypo-Desaster gibt, hat die Bundesregierung für ihre Reform­verweigerung stets eine gute Ausrede.

Aber nun der Reihe nach: Die Regierungskommission konnte bis dato noch immer nicht mit ihrer Arbeit beginnen, weil noch immer nicht geklärt ist, auf welcher gesetz­lichen Grundlage die Regierungskommission die Akten von der OeNB, vom BMF und von der FMA erhalten soll.

Der Herr Vizekanzler hat letzten Freitag im Budgetausschuss gemeint, dass die Kom­mission einen Vorschlag zum Prozedere machen wird, damit die Unterlagen an die


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Kommission herausgegeben werden dürfen. – Ich bin schon neugierig, wie dieses Pro­zedere mit dem Amtsgeheimnis und dem Bankgeheimnis in Einklang zu bringen ist!

Aber dass hier nichts weitergeht, scheint die Bundesregierung nicht wirklich zu stören. Und dass die Auskunftspersonen gegenüber der Regierungskommission nicht der Wahrheitspflicht unterliegen, scheint die Regierung ebenfalls nicht zu stören.

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Aussage des ehemaligen Finanzmini­sters Pröll im Februar 2014:

„Ich habe meine politische Geschichte zwischen 28. Februar 2003 und 20. April 2011 geschrieben und habe dazu nichts mehr zu sagen. Jetzt sind andere dran.“ – Da bin ich aber schon gespannt auf die Aussage oder vielleicht Nichtaussage des Ex-Finanz­ministers bei der Regierungskommission!

Gespannt sein darf man auch auf den Abschlussbericht der Regierungskommission. Wenn der Abschlussbericht nämlich ausdrücklich auf die Akten der FMA, der OeNB und des BMF Bezug nimmt, dann wird man den Bericht wohl aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlichen dürfen. Wenn man allerdings auf diese Aktenbestandteile im Ab­schlussbericht nicht Bezug nimmt, dann wird das Untersuchungsergebnis weder nach­vollziehbar noch transparent sein.

Bei einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss wäre eine Veröffentlichung na­türlich möglich. Dieser Bericht wäre transparent und nachvollziehbar. Weil die Bundes­regierung aber keinen solchen transparenten und nachvollziehbaren Bericht haben möchte, gibt es eben die Regierungskommission. Es war ja nicht zu erwarten, dass die Bundesregierung wirklich an einer lückenlosen Aufklärung interessiert ist.

Bezeichnenderweise läuft das Projekt zur Hypo-Abbaueinheit unter dem Arbeitstitel „STP“, abgekürzt für „save the taxpayer!“, also „beschützt den Steuerzahler!“.

Ich frage mich: Vor wem soll denn der Steuerzahler beschützt werden? – Da kann wohl nur die Bundesregierung gemeint sein! (Beifall bei der FPÖ.)

Für die Bundesregierung sind nämlich die Banken, die Spekulanten und die Anleihen­gläubiger schützenswürdiger als die Steuerzahler, andernfalls hätte sich die Bundesre­gierung nicht für die Abbaugesellschaft, sondern für das Insolvenzmodell entschieden.

Nicht das Hypo-Desaster hindert die Bundesregierung, Steuer- und Strukturreformen umzusetzen, sondern bloß ihre eigene Unfähigkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

21.37


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Mag. Kogler gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


21.37.59

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist offensichtlich eine neue Strategie der Regierungsfraktionen, sich nicht mehr zu Wort zu melden. (Abg. Rädler: Eine neue Rede!) – Ja, ja, es kommen lauter neue Dinge, passen Sie nur auf!

Apropos neu: Was Sie sich neuerdings geleistet haben, ist ja die Verhinderung eines neuen Ansatzes zur Abstimmung über Untersuchungsausschüsse durch eine neue Ge­genstrategie Ihrerseits. – Wir haben eh gewusst, dass Sie so vorgehen werden. Das kommt in diesem Fall, glaube ich, von den Sozialdemokraten.

Für all jene, vielleicht speziell bei der ÖVP, die gar nicht wissen, was geschehen ist: Wir haben einen Antrag auf geheime Abstimmung über diesen Untersuchungsaus­schuss angekündigt und eingebracht. Diesbezüglich bietet die Geschäftsordnung zwei Möglichkeiten. Das ist natürlich logischerweise ein Mehrheitsrecht. Sie können das per


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Abstimmung ablehnen. Aber es hätte ja noch blöder ausgeschaut, wenn wir jetzt auch darüber abstimmen müssten, ob wir geheim abstimmen. Nicht einmal das haben Sie sich getraut, und deshalb kommen Sie wahrscheinlich gar nicht mehr heraus! Das ist schon neu! (Abg. Lopatka: Sie haben sich getraut, mein Gott! Beichtstuhl!)

Ja, ja, verstecken Sie sich wieder im Beichtstuhl, dorthin gehören Sie ja auch! Das passt ganz genau, denn da haben Sie einiges zu tun. Wenn Sie nämlich verhindern, dass hier eine geheime Abstimmung erfolgt, dann beweist das doch nur, wie weit sie jetzt schon gekommen sind oder wie tief sie gesunken sind in Ihrer Verteidigungs­strategie! Es wird Ihnen ohnehin nichts helfen!

Um diese Abstimmung zu verhindern, gibt die Geschäftsordnung – all das ist natürlich korrekt, das muss man schon sagen – etwas her, was das unterläuft. (Abg. Lopatka: Was heißt „unterläuft“?) Ja, unterläuft, genau! Sie gibt etwas her, nämlich das Verlan­gen auf namentliche Abstimmung.

Dafür werden Sie ja jetzt heute hier angehalten, namentlich abzustimmen. (Abg. Lo­patka: Herr Kogler, eine private Geschäftsordnung für die Grünen gibt es noch nicht!) Das ist eh okay, sehr okay. (Abg. Strache: Ich verstehe die Furcht vor der geheimen Abstimmung!) Es bedeutet ja nur, dass die Regierungsfraktionen die geheime Ab­stimmung fürchten. Also nur, um es auch für Sie zu übersetzen: Sie fürchten sich vor sich selbst! (Beifall bei Grünen, FPÖ und NEOS sowie bei Abgeordneten des Teams Stronach. Abg. Lopatka: Wenn die Grünen eine Namentliche verlangen, ist es okay, oder?)

Die Klubobleute von Rot und Schwarz haben natürlich allen Grund, das zu fürchten (Ruf bei der ÖVP: Fürchtet euch nicht! Abg. Lopatka: Was heißt „fürchten“?), denn ich sage Ihnen eines: Würden wir hier geheim abstimmen, würde es in einer halben Stunde eine Mehrheit für den Untersuchungsausschuss gegeben – mit Sicherheit! (Bei­fall bei Grünen, FPÖ, Team Stronach und NEOS. Ironische Heiterkeit bei der ÖVP. Abg. Lopatka: Das ist ja das Beste! Abg. Strache: Die eigenen Abgeordneten wer­den geknebelt!)

Das ist eben der Treppenwitz der österreichischen Geschichte, dass Sie das Hypo-Loch vor der Wahl verschwiegen haben. Deshalb haben Sie sich Ihre Mehrheit er­schwindelt. Niemals hätten Sie sie mehr bekommen! Und mit Ihrer Gerade-noch-Mehr­heit verhindern Sie jetzt die Untersuchung, die Sie gar nicht mehr verhindern hätten können, hätten Sie vor der Wahl die Wahrheit gesagt.

Und das Ganze orchestrieren zwei Klubobleute, die damals, als 2009 der größte Feh­ler – der größte, jawohl, da war Haider schon tot – bei der Hypo Alpe-Adria passiert ist, Staatssekretäre waren, nämlich Herr Lopatka – der war nicht unmittelbar an den Ver­handlungen beteiligt, das muss man korrekterweise dazusagen, aber Staatssekretär (Abg. Strache: Der war sicher voll informiert vom Herrn Bundesminister! Der wird in alles eingebunden worden sein!) – und Herr Schieder, Staatssekretär und Verhandler mit Minister Pröll. Zumindest einen Hypo-Klubobmann und einen assistierenden Hypo-Klubobmann haben wir mittlerweile hier, und die verhindern auch diese geheime Ab­stimmung. (Beifall bei Grünen, FPÖ, Team Stronach und NEOS.)

Gut, Sie wollten ja auch sonst etwas Neues hören: Heute ist der ganze Aufsichtsrat der Hypo zurückgetreten, dieser verbleibenden Leichenanstalt. Das war natürlich nicht al­les akkordiert, denn der Herr Finanzminister, der ja zwischendurch luzide Momente ge­habt hat, jetzt aber in Hypo-Angelegenheiten wieder völlig regrediert, hat sich dort auch mit allem überworfen, was noch vernünftig ist, und drückt einen neuen Aufsichtsrats­vorsitzenden durch, und der Aufsichtsrat, der den wählen muss, geht dann.

Lesen Sie die Presseaussendung von heute Mittag! Man weiß gar nicht, was der Ge­sundheitsminister zu so etwas sagt. Die müssten einmal schauen, was dort im Finanz­ministerium eingenommen wird!


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Die machen eine Presseaussendung, Zitat Spindelegger – das wird er ja wohl nicht selbst gesagt haben! –: „Nun bricht die Hypo zu neuen Ufern auf.“ – Wörtliches Zitat! (Heiterkeit bei Grünen, FPÖ, Team Stronach und NEOS. – Abg. Strache: Das ist ein Wahnsinn! Abg. Hammer in Richtung FPÖ : Versteht nichts, aber lacht!) Wissen Sie was? – Da kann sich der Herr Finanzminister an die Seite dieses Flusses setzen und schauen, wie die Leichen vorbeitreiben, die in erster Linie schwarze Finanzminis­ter verursacht haben. (Beifall bei Grünen, FPÖ und NEOS sowie bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

So weit haben Sie es gebracht, und das alles ist vom heutigen Tag, alles neu, alles frisch. (Präsidentin Prammer gibt das Glockenzeichen.) Nicht frisch ist Ihre Regie­rungskommission. (Ruf bei der ÖVP: Was ist neu?) Und da hat – letzter Satz – der Vor­stand der Finanzmarktaufsicht im Finanzausschuss auf unsere Frage hin, welche Rechtsgrundlagen es gibt, etwas sehr Bezeichnendes gesagt: Einstweilen keine, aber man bemühe sich um einen Weg. – Das ist der Weg Ihrer Aufklärung: am Gesetz vor­bei! Wir brauchen den Untersuchungsausschuss, und er wird kommen! (Beifall bei Grü­nen, FPÖ und NEOS sowie bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

21.43


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Kogler, ich habe mir über­legt, ob ich jetzt etwas sagen soll, und ich habe mich dafür entschieden.

Ich habe größtes Verständnis, wenn gerade die Oppositionsparteien, die kleinen Par­teien die Geschäftsordnung vom ersten bis zum letzten Paragraphen nützen – natür­lich. Aber dieses Recht gilt nicht nur für die Opposition, sondern für alle (Abg. Kogler: Ja eh! Richtig!), und ich verwahre mich dagegen, dass von Verweigerung, oder was immer Sie da an Worten gebraucht haben, gesprochen wird, wenn geschäftsordnungs­mäßige Instrumente genützt werden. (Abg. Strache: Aber er darf ja taktisch analysie­ren! Abg. Kogler: Genau!)

Ich glaube, wir müssen uns gut überlegen, ob wir die Geschäftsordnung in verschie­denste Richtungen drehen; ich halte nichts davon, sage ich Ihnen ganz ehrlich. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. Abg. Strache: Strategische Analysen der GO-Nutzung werden ja wohl erlaubt sein! Aus taktischen Gründen eine Analyse ...!)

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Vetter. – Bitte.

 


21.44.31

Abgeordneter Dr. Georg Vetter (STRONACH): Guten Abend, Frau Präsidentin! Gu­ten Abend, meine Damen und Herren! Es ist ja wirklich interessant, dass wir so oft die­se Frage der Hypo diskutieren. Nach wie vor steht für mich, muss ich sagen, ein Ereig­nis im Mittelpunkt, das ich gerne aufgeklärt haben möchte, und das ist: Wie ist es da­mals zu dieser sogenannten Verstaatlichung gekommen? Wer hat wirklich wen ange­rufen? Wer hat angeblich wen wie unter Druck gesetzt? – Es wird ja immer wieder ge­murmelt, dass der Präsident der Europäischen Zentralbank, Herr Trichet, zu nächtli­cher Stunde beim Herrn Pröll angerufen haben soll und dass man letztlich in der Früh doch einmal Ja gesagt hat.

Was auch besonders interessant ist, ist die Rolle der Notenbank, die Rolle des Herrn Liebscher, die Rolle des Herrn Nowotny. Da bekanntlich nach der Tragödie die Farce kommt, ist es auch sehr interessant, dass gerade heute, während wir hier diskutieren, ein paar Häuser weiter am Ring ausgerechnet die Herren Trichet, Liebscher und No­wotny den Abend gemeinsam verbringen. (Abg. Walter Rosenkranz: Jö! Das ist ja schön! Abg. Schieder: Von wem ist denn dieses Farce-Zitat?) – Welches Zitat? Ha ha, Prüfungsfragen, ja! (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wir kommen noch mit ein paar Zitaten, wenn Sie wollen (Heiterkeit des Redners), weil gerade die Notverstaatlichung etwas ist, das mich wirklich stört, denn Kapitalismus oh-


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ne Konkurs ist wie das Christentum ohne Hölle. – Aber vielleicht finden Sie auch he­raus, von wem dieses Zitat ist. (Abg. Rädler: Zitat Clausewitz! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Apropos Nationalbank, „not distressed“ und so weiter: Da war vor 14 Tagen ein hoch­interessanter Artikel im „profil“, in dem es um ein Abendessen gegangen ist, bei dem der Herr Landeshauptmann Pröll und auch ein Vorstandsmitglied der Notenbank zuge­gen waren. Da hat der Landeshauptmann diesen Direktor der Notenbank beschimpft und von einer Sauerei gesprochen (Abg. Rädler: Das war auch eine!), die er sich nicht gefallen lasse. Ich zitiere:

Pribil habe es allein der ÖVP zu verdanken, dass er in der Notenbank sitze, ohne Par­tei wäre er „nichts“. Pribil stand auf, um Pröll zu beruhigen, was diesen allerdings noch mehr aufbrachte. Pröll drohte: Er werde dafür sorgen, dass Pribil nicht mehr lange in der Notenbank sitze; und überhaupt werde er dafür sorgen, dass Pribil und Harald Ettl in diesem Land keinen Job mehr bekämen. – Zitatende. (Abg. Schittenhelm: Was soll das?) Meine Damen und Herren! Wenn dem so ist ... (Abg. Krainer: Der Harald Ettl ist schon lange in Pension!) – Ja, wieso reagieren Sie denn auf das? Ich hätte gedacht, dass wenn, dann die da (in Richtung ÖVP) laut sind, aber vielleicht fühlen Sie sich da auch angesprochen (Beifall bei Team Stronach und FPÖ Abg. Krainer: Der Harald Ettl ist schon lange in Pension!), denn es kann ja durchaus sein, dass man sich in der Notenbank von diesen beiden Parteien – wenn ich dem Artikel glauben darf – die No­tenbankdirektoren aussucht und dass dann Ihre Landeshauptleute auch noch die No­tenbankdirektoren beim Abendessen so unter Druck setzen können, dass man das in einer Zeitung veröffentlicht.

Also, meine Damen und Herren, wenn das nur ansatzweise wahr ist, was da im „profil“ steht, dann bin ich ja überhaupt nicht überrascht, wenn dort irgendwann einmal steht: Not distressed. – Danke schön. (Beifall bei Team Stronach und FPÖ sowie bei Abge­ordneten von Grünen und NEOS. Abg. Vetter das Rednerpult verlassend, zu Abg. Krainer : Helmut Ettl heißt der! Abg. Krainer: Das war nur ein Zwischenruf, weil Sie ...!)

21.48


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Hab­le. – Bitte.

 


21.48.31

Abgeordneter Dr. Rainer Hable (NEOS): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Geschätzte Bürger und Bürgerinnen auf der Galerie – die restlichen, die noch verblieben sind – und vor den Bildschirmen! Offenbar herrscht hier panische Angst vor einem Untersu­chungsausschuss (ironische Heiterkeit bei der ÖVP) und ich muss gestehen, ich kann es nicht ganz nachvollziehen. (Beifall bei NEOS und Grünen.) Wir haben ja schon eini­ges aufgedeckt. (Ruf bei der ÖVP: Gute Nacht! Unruhe im Saal. Präsidentin Pram­mer gibt das Glockenzeichen.) Ich frage mich aber: Was gibt es denn noch aufzude­cken, dass ÖVP und SPÖ so eine panische Angst vor einem U-Ausschuss haben? (Abg. Lopatka: Schöne Bädertour morgen!)

Frau Präsidentin, Sie haben recht, dieses Verlangen auf namentliche Abstimmung ist ein legitimes Instrument der Geschäftsordnung. (Ruf bei der ÖVP: Ein Minderheits­recht!) Hier möchte ich aber schon dem Kollegen Kogler zur Seite springen: Es geht ja nicht darum, ob wir legitime Instrumente der Geschäftsordnung verwenden, sondern darum, was damit bezweckt wird. Und der einzige Zweck dieses Verlangens auf na­mentliche Abstimmung ist es, den U-Ausschuss zu verhindern. Ich frage mich, Kollege Pendl, Kollege Wöginger – ich bin mir sicher, das war nicht Ihre Idee –, wer Ihnen den Auftrag gegeben hat, das zu machen. Man kann nur vermuten, dass die Klubobleute


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 247

von ÖVP und SPÖ dem Klubzwang nicht mehr ganz trauen, dass Sie Ihren eigenen Abgeordneten nicht mehr trauen, wie sie abstimmen werden. (Abg. Lopatka: Das lassen Sie unsere Sorge sein!) Das ist der einzige Grund für dieses Verlangen und das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist nur peinlich. (Ruf bei der ÖVP: Klat­schen! Abg. Wöginger: Applaus, Matthias, was ist los?)

Sie wollten etwas Neues hören. Mit etwas Neuem können wir immer dienen. Wir haben ja vor ein paar Tagen Anfragebeantwortungen aus dem Finanzministerium zu verschie­denen Akten bekommen, die wir zur Hypo Alpe-Adria veröffentlicht haben. Das werden wir später sicher auch noch im Detail diskutieren, aber ein paar Gustostückerl kann ich Ihnen schon verraten, wenn Sie etwas Neues hören wollen.

Wir haben jetzt die offizielle Bestätigung, dass der Prüfbericht der OeNB aus dem Jahr 2009, fertig gestellt am 23. November 2009, also drei Wochen vor der sogenann­ten Notverstaatlichung, den Verhandlern im Finanzministerium nicht bekannt war. Klub­obmann Schieder, Sie waren da auch dabei. Das war Ihnen offenbar nicht bekannt. Das heißt, Gouverneur Nowotny hat den Bericht der eigenen Institution, der in drei Mo­naten intensiver Prüfung angefertigt worden ist und der ein desaströses Bild der Hypo Alpe-Adria gezeichnet hat, nicht dabei gehabt. Er war offensichtlich bei den Verhand­lungen dabei, aber er hatte vergessen, den in die Tasche zu stecken.

Die zweite Neuigkeit, die wir aus diesen Anfragebeantwortungen herauslesen haben können: Es waren offenbar nur ein paar wenige Wochen zur Entscheidungsfindung; drei Wochen. Ende November sind die Bayern dahergekommen, haben angeblich ge­sagt, wir wollen die Bank loswerden, nehmt sie uns ab. Und auf der anderen Seite soll die FMA gestanden sein, die gesagt hat, am 14. Dezember ist Schluss, am 14. Dezem­ber kommt die Geschäftsaufsicht. Es ist ein Vorverfahren zur Insolvenz, das heißt, die FMA hat mit nichts anderem als mit der Insolvenz gedroht – und das drei Wochen vor der Entscheidung. Da frage ich mich: Wie kann es sein, dass eine Entscheidungsfin­dung innerhalb von drei Wochen stattfinden muss?

Es kann doch nicht sein, dass in diesem Land eine Bank in die Insolvenz schlittert, auf die Insolvenz zusteuert, und niemand merkt es, bis zum letzten Augenblick! Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir haben ein vollkommenes Aufsichtsversagen, und damit meine ich nicht die Prüfer der FMA und der OeNB, denn die kritischen Berichte hat es ja gegeben, sondern damit meine ich, was dann mit diesen Berichten passiert ist, nämlich offenbar nichts.

Aber genauso viel Angst wie vor dem U-Ausschuss haben Sie vor der Insolvenz. Wir haben letzte Woche – und auch das ist etwas Neues – gemeinsam mit Bilanz- und In­solvenzexperten errechnet, wie denn in etwa eine Insolvenz auf Basis der Daten der Bilanz 2013 ausschauen würde. Herausgekommen ist, dass in einem Worst-Case-Szenario 2,7 Milliarden € an Verlust übrig bleiben.

Das ist der Betrag, den wir – die Steuerzahler – alleine im Jahr 2013 hineingesteckt ha­ben. Da fragt man sich auch: Warum haben Sie denn diese panische Angst vor einer Insolvenz? Die Antwort liegt, glaube ich, auf der Hand: Sie wollen den U-Ausschuss nicht, Sie wollen die Insolvenz nicht, weil es dann mit dem Tarnen und Täuschen vor­bei ist. Und genau deswegen werden wir auf dem U-Ausschuss so lange oben bleiben und auch die Insolvenzlösung auf dem Tisch halten – damit es endlich mit dem Tarnen und Täuschen vorbei ist. Danke schön. (Beifall bei NEOS und Team Stronach sowie bei Abgeordneten von FPÖ und Grünen.)

21.53

21.53.10

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 248

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Podgorschek, Mag. Kogler, Ing. Lugar und Dr. Hable auf Einsetzung eines Untersuchungsausschus­ses.

Es ist namentliche Abstimmung verlangt worden.

Da dieses Verlangen von 20 Abgeordneten gestellt wurde, ist die namentliche Abstim­mung durchzuführen. Ich gehe daher so vor.

Damit erübrigt sich eine Abstimmung über den ebenfalls von 20 Abgeordneten unter­stützten Antrag betreffend die Durchführung einer geheimen Abstimmung.

Die Stimmzettel, die zu benützen sind, befinden sich in den Laden der Abgeordneten­pulte und tragen den Namen der Abgeordneten sowie die Bezeichnung „Ja“ – das sind die grauen Stimmzettel – beziehungsweise „Nein“ – das sind die rosafarbenen. Für die Abstimmung können ausschließlich diese amtlichen Stimmzettel verwendet werden.

Gemäß der Geschäftsordnung werden die Abgeordneten namentlich aufgerufen, den Stimmzettel in die bereitgestellte Urne zu werfen.

Ich ersuche jene Abgeordneten, die für die Einsetzung eines Untersuchungsausschus­ses stimmen, „Ja“-Stimmzettel, jene, die dagegen stimmen, „Nein“-Stimmzettel in die Urne zu werfen. Bitte achten Sie sorgfältig darauf, nur einen Stimmzettel einzuwerfen!

Ich bitte nunmehr den Herrn Schriftführer, Abgeordneten Zanger, mit dem Namens­aufruf zu beginnen; Herr Abgeordneter Buchmayr wird ihn später dabei ablösen.

*****

(Über Namensaufruf durch die Schriftführer Zanger und Buchmayr werfen die Abge­ordneten die Stimmzettel in die Urne.)

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Die Stimmabgabe ist beendet.

Die damit beauftragten Bediensteten des Hauses werden die Auszählung vornehmen, die Schriftführer werden die Aufsicht übernehmen, und zu diesem Zweck unterbreche ich die Sitzung.

*****

(Die zuständigen Bediensteten nehmen die Stimmenzählung vor. – Die Sitzung wird um 21.59 Uhr unterbrochen und um 22.03 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.

Abgegebene Stimmen: 166; davon „Ja“-Stimmen: 71, „Nein“-Stimmen: 95.

Der Antrag ist somit abgelehnt.

Gemäß § 66 Abs. 8 der Geschäftsordnung werden die Namen der Abgeordneten unter Angabe ihres Abstimmungsverhaltens in das Stenographische Protokoll aufgenom­men.


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 249

Mit „Ja“ stimmten die Abgeordneten:

Alm, Aslan;

Belakowitsch-Jenewein, Bösch, Brosz, Brunner;

Darmann, Deimek, Dietrich, Doppler;

Ertlschweiger;

Franz, Fuchs;

Gartelgruber, Glawischnig-Piesczek;

Hable, Hackl Heinz-Peter, Hafenecker, Hagen, Hauser, Höbart, Hübner;

Jannach, Jarmer;

Karlsböck, Kassegger, Kitzmüller, Köchl, Kogler, Korun, Kunasek;

Lausch, Lintl, Loacker, Lugar Robert;

Maurer, Meinl-Reisinger, Mlinar, Mölzer, Moser, Mückstein, Mühlberghuber, Musiol;

Neubauer Werner;

Pirklhuber, Pock, Podgorschek;

Rauch Walter, Riemer, Rosenkranz Barbara, Rosenkranz Walter, Rossmann;

Schenk, Scherak, Schmid Gerhard, Schmid Julian, Schrangl, Schwentner, Steger, Stein­bichler, Steinhauser, Strache, Strolz;

Themessl;

Vetter;

Walser, Weigerstorfer, Willi, Windbüchler-Souschill, Wurm Peter;

Zanger.

Mit „Nein“ stimmten die Abgeordneten:

Amon, Antoni, Aubauer, Auer;

Bacher Walter, Bayr, Becher Ruth, Berlakovich, Buchmayr;

Cap;

Darabos, Durchschlag;

Ecker, Ehmann, El Habbassi, Eßl;

Feichtinger Klaus Uwe, Fekter, Fichtinger Angela;

Gahr, Gerstl, Gessl-Ranftl, Greiner Karin, Grillitsch, Groiß, Grossmann, Gusenbauer-Jäger;

Hakel Elisabeth, Hammer Michael, Hanger Andreas, Haubner, Hechtl, Heinzl, Hell, Himmelbauer, Hofinger Manfred, Höfinger Johann;

Jank, Jarolim;

Karl, Katzian, Keck, Kirchgatterer, Knes, Königsberger-Ludwig, Kopf, Krainer Kai Jan, Krist, Kucharowits, Kucher, Kuntzl, Kuzdas;

Lettenbichler, Lipitsch, Lopatka, Lueger Angela;

Matznetter, Mayer, Muchitsch, Muttonen;

Oberhauser, Obernosterer, Ofenauer;


Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 250

Pendl, Pfurtscheller, Plessl, Prammer, Preiner, Prinz;

Rädler, Rasinger, Rauch Johannes;

Schieder, Schittenhelm, Schmuckenschlager, Schönegger, Schultes, Sieber Norbert, Singer Johann, Spindelberger, Steinacker, Strasser;

Tamandl, Töchterle, Troch;

Unterrainer;

Vogl;

Weninger, Wimmer, Winzig, Wittmann, Wöginger, Wurm Gisela;

Yilmaz;

Zakostelsky.

*****

22.04.23Einlauf

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich gebe noch bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 420/A(E) bis 429/A(E) eingebracht wurden.

Ferner sind die Anfragen 1501/J bis 1522/J eingelangt.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 22.05 Uhr, das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung, ein.

Diese Sitzung ist geschlossen.

22.04.50Schluss der Sitzung: 22.04 Uhr

Impressum:

Parlamentsdirektion

1017 Wien