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Plenarsitzung

des Nationalrates

Stenographisches Protokoll

 

239. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

Dienstag, 21., Mittwoch, 22., und Donnerstag, 23. November 2023

XXVII. Gesetzgebungsperiode

 

 

 

Nationalratssaal


Stenographisches Protokoll

239. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXVII. Gesetzgebungsperiode

Dienstag, 21., Mittwoch, 22., und Donnerstag, 23. November 2023

Dauer der Sitzung

                                               Dienstag, 21. November 2023: 9.05 – 20.53 Uhr

                                             Mittwoch, 22. November 2023: 9.05 – 19.28 Uhr

                                        Donnerstag, 23. November 2023: 9.05 – 17.55 Uhr

*****

Tagesordnung

1. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Schulunterrichts-Digitalisierungs-Gesetz, das Fachhochschulgesetz, das Bundes-Jugendförderungsgesetz, das Gedenkstättengesetz, das Rechtspraktikantengesetz, das Ausfuhrförderungsge­setz, das Garantiegesetz 1977, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Arbeits­marktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Dienstgeberabgabegesetz, das NPO-Fonds-Gesetz, das Bundesgesetz über einen Energiekostenzuschuss für Non-Profit-Organisationen, das Bun­desmuseen-Gesetz 2002, das Bundestheaterorganisationsgesetz, das Spanische Hofreitschule-Gesetz, das BFW­Gesetz, das Waldfondsgesetz, das Umwelt­förderungsgesetz, das Umweltkontrollgesetz, das Altlastensanierungsgesetz, das Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz, das Arzneimittelgesetz,
das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungs­gesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz und das Beamten-Kranken-


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und Unfallversicherungsgesetz geändert sowie ein IACA-Unterstützungsgesetz, ein Bundesgesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung und Entschädigung
von Personen, die nach den §§ 129 I, 129 I lit. b, 500, 500a, 517 oder 518 des Strafgesetzes 1945 oder den §§ 209, 210, 220 oder 221 des Strafgesetz­buches verurteilt wurden, ein Meister- und Befähigungsprüfungs-Finanzierungs­gesetz und ein Gesundheitsreformmaßnahmen-Finanzierungsgesetz
erlassen werden (Budgetbegleitgesetz 2024)

2. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 geändert wird (Progressionsabgeltungsgesetz 2024 – PrAG 2024)

3. Punkt: Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation
und Technologie genehmigt wird

4. Punkt: Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch den Bundesminister/die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie genehmigt wird

5. Punkt: Bericht über den Antrag 3656/A und Zu 3656/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft genehmigt und mit
dem das Bundesgesetz hinsichtlich Begleitmaßnahmen zur Durchführung der Verordnung (EU) 2023/1781 des Europäischen Parlaments und des Ra­tes vom 13. September 2023 zur Schaffung eines Rahmens für Maßnahmen zur Stärkung des europäischen Halbleiter-Ökosystems und zur Änderung der Verordnung (EU) 2021/694 (Chip-Gesetz-Begleitmaßnahmengesetz) erlassen wird

6. Punkt: Bericht über den Antrag 3657/A der Abgeordneten Gabriel Ober­nosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Pensionsordnungen der Oesterreichischen Na­tionalbank geändert und das Bundesgesetz zur Änderung von Betriebspensions­zusagen im Bereich der Austrian Airlines (AUA-Betriebspensions-Änderungs­gesetz) erlassen wird

7. Punkt: Bericht über den Antrag 3658/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Bundesrechen­zentrum GmbH (BRZ GmbH) geändert wird

8. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2024 bis 2027 erlassen wird (Bundesfinanzrahmengesetz 2024 bis 2027 – BFRG 2024-2027)

9. Punkt: Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen

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Inhalt

Nationalrat


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Mandatsverzicht des Abgeordneten Clemens Stammler ......................................... 94

Angelobung der Abgeordneten Ulrike Maria Böker ................................................. 94

Personalien

Verhinderungen ........................................................................................  94, 537, 939

Ordnungsrufe ..........................................................................................  123, 898, 898

Geschäftsbehandlung

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz
gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 GOG ...................................................................  99, 547, 939

Unterbrechung der Sitzung ....................................................................  109, 535, 937

Ersuchen des Abgeordneten Philip Kucher um Unterbrechung der
Sitzung zur Abhaltung einer Sitzung der Präsidialkonferenz .....................  537, 548

Wortmeldungen im Zusammenhang mit dem von Abgeordneten Philip Kucher gestellten Ersuchen:

Herbert Kickl ............................................................................................................... 538

Dr. Christian Stocker .................................................................................................. 543

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ............................................................................. 545

Feststellung des Präsidenten Mag. Wolfgang Sobotka zum Ersuchen des Abgeordneten Philip Kucher ...............................................................................................................  547, 548

Stellungnahme des Präsidenten Mag. Wolfgang Sobotka betreffend die gegen ihn erhobenen Vorwürfe .................................................................................................................... 940

Wortmeldungen betreffend politische Bewertungen sowie fehlende thema­tische Zusammenhänge während eines Redebeitrages:

August Wöginger ........................................................................................................ 952

Michael Schnedlitz ..................................................................................................... 953

Dr. Christian Stocker .................................................................................................. 955


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Bundesregierung

Vertretungsschreiben ............................................................................................... 132

Ausschüsse

Zuweisungen ................................................................................................................ 94

Verhandlungen

Gemeinsame Beratung über

1. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvor­lage (2267 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Schulunterrichts-Digitalisie­rungs-Gesetz, das Fachhochschulgesetz, das Bundes-Jugendför­derungsgesetz, das Gedenkstättengesetz, das Rechtspraktikantengesetz, das Ausfuhrförderungsgesetz, das Garantiegesetz 1977, das Umsatz­steuergesetz 1994, das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz,
das Arbeitsmarktservicegesetz, das Dienstgeberabgabegesetz, das NPO-Fonds-Gesetz, das Bundesgesetz über einen Energiekostenzuschuss
für Non-Profit-Organisationen, das Bundesmuseen-Gesetz 2002, das Bun­destheaterorganisationsgesetz, das Spanische Hofreitschule-Gesetz,
das BFW­Gesetz, das Waldfondsgesetz, das Umweltförderungsgesetz, das Umweltkontrollgesetz, das Altlastensanierungsgesetz, das Gesundheits-
und Ernährungssicherheitsgesetz, das Arzneimittelgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsge­setz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz und das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz geändert sowie ein IACA-Unterstüt­zungsgesetz, ein Bundesgesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung und Ent­schädigung von Personen, die nach den §§ 129 I, 129 I lit. b, 500, 500a,
517 oder 518 des Strafgesetzes 1945 oder den §§ 209, 210, 220 oder 221 des Strafgesetzbuches verurteilt wurden, ein Meister- und Befähi-


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gungsprüfungs-Finanzierungsgesetz und ein Gesundheitsreformmaß­nahmen-Finanzierungsgesetz erlassen werden (Budgetbegleitgesetz 2024) (2298 d.B.) .................................................. 101

2. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvor­lage (2217 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 geändert wird (Progressionsabgeltungsgesetz 2024 – PrAG 2024) (2292 d.B.) ........................ 102

3. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvor­lage (2270 d.B.): Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastun­gen durch die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Ener­gie, Mobilität, Innovation und Technologie genehmigt wird (2293 d.B.) .................................................................................................................. 102

4. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvor­lage (2269 d.B.): Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastun­gen durch den Bundesminister/die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie genehmigt wird (2294 d.B.) ...................................................................................... 102

5. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 3656/A und Zu 3656/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch den Bundesminister
für Arbeit und Wirtschaft genehmigt und mit dem das Bundesgesetz hin­sichtlich Begleitmaßnahmen zur Durchführung der Verord­nung (EU) 2023/1781 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. September 2023 zur Schaffung eines Rahmens für Maßnahmen
zur Stärkung des europäischen Halbleiter-Ökosystems und zur Änderung der Verordnung (EU) 2021/694 (Chip-Gesetz-Begleitmaßnahmen­gesetz) erlassen wird (2295 d.B.)         102


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6. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 3657/A der Ab­geordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kol­leginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Pensions­ordnungen der Oesterreichischen Nationalbank geändert und das Bundesgesetz zur Änderung von Betriebspensionszusagen im Bereich der Austrian Airlines (AUA-Betriebspensions-Änderungsgesetz) erlassen
wird (2296 d.B.) ......................................................................................................... 103

7. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 3658/A der Ab­geordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kol­leginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes­gesetz über die Bundesrechenzentrum GmbH (BRZ GmbH) geändert
wird (2297 d.B.) ......................................................................................................... 103

Redner:innen:

Philip Kucher ............................................................................................................... 103

Mag. Gerald Loacker (tatsächliche Berichtigung) ................................................... 108

August Wöginger ........................................................................................................ 108

Herbert Kickl ............................................................................................................... 113

Sigrid Maurer, BA ....................................................................................................... 124

Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES ............................................................................. 127

Peter Haubner ............................................................................................................ 132

Kai Jan Krainer ........................................................................................................... 135

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ...................................................................................... 138

MMag. DDr. Hubert Fuchs ........................................................................................ 141

Dipl.-Ing. Georg Strasser ............................................................................................ 144

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ..................................................................................... 146

Bundesminister Dr. Magnus Brunner, LL.M. ............................................................. 150

Lukas Hammer ............................................................................................................ 156

Eva Maria Holzleitner, BSc ........................................................................................ 158

Gabriel Obernosterer ................................................................................................. 161

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................... 164


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Mag. Meri Disoski ....................................................................................................... 168

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 171

Angela Baumgartner .................................................................................................. 173

Josef Muchitsch .......................................................................................................... 175

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ............................................................................................... 177

Maximilian Linder ....................................................................................................... 179

Karlheinz Kopf ............................................................................................................ 181

Michael Bernhard ....................................................................................................... 183

Hermann Weratschnig, MBA MSc ............................................................................ 189

Gabriele Heinisch-Hosek ............................................................................................ 191

Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA ............................................................................... 193

Alois Stöger, diplômé .................................................................................................. 202

Andreas Ottenschläger .............................................................................................. 204

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................... 205

Johann Singer ............................................................................................................. 208

Sabine Schatz ............................................................................................................. 209

Ing. Klaus Lindinger, BSc ............................................................................................ 211

Mario Lindner ............................................................................................................. 213

Mag. Maria Smodics-Neumann ................................................................................. 214

Mag. Andreas Hanger ................................................................................................ 216

Dr. Christoph Matznetter .......................................................................................... 231

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Preiseingriffe zur Rettung von Budget
und Wirtschaft. Wiederherstellung eines leistbaren Lebens für
alle Menschen in Österreich durch Bekämpfung der Teuerung.“ – Ablehnung  234, 243

Annahme der sieben Gesetzentwürfe in 2298, 2292, 2293, 2294, 2295, 2296 und 2297 d.B.    ............................................................................................................................. 240

Gemeinsame Beratung über


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8. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvor­lage (2179 und Zu 2179 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2024 bis 2027 erlassen wird (Bundesfinanz­rahmengesetz 2024 bis 2027 – BFRG 2024-2027) (2299 d.B.)          246

9. Punkt: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt
Anlagen (2300 d.B.) ................................................................................................... 246

UG 01: Präsidentschaftskanzlei; UG 02: Bundesgesetzgebung; UG 03: Ver­fassungsgerichtshof; UG 04: Verwaltungsgerichtshof; UG 05: Volks­anwaltschaft; UG 06: Rechnungshof; UG 10: Bundeskanzleramt; UG 17: Öffentlicher Dienst und Sport ................................. 247

Redner:innen:

Mag. Muna Duzdar .................................................................................................... 247

Mag. Wolfgang Gerstl ................................................................................................ 249

Christian Hafenecker, MA ......................................................................................... 250

Mag. Eva Blimlinger .................................................................................................... 256

Dr. Nikolaus Scherak, MA .......................................................................................... 259

Bundesministerin Mag. Karoline Edtstadler ............................................................. 262

Christoph Zarits .......................................................................................................... 266

Mag. Jörg Leichtfried ................................................................................................. 269

Mag. Faika El-Nagashi ............................................................................................... 270

Mag. Christian Ragger ................................................................................................ 272

Hermann Gahr ............................................................................................................ 273

Dr. Stephanie Krisper ................................................................................................. 276

Mag. Ulrike Fischer ..................................................................................................... 278

Sabine Schatz ............................................................................................................. 279

Mag. (FH) Kurt Egger .................................................................................................. 281

Thomas Spalt .............................................................................................................. 283

Dipl.-Ing. Olga Voglauer ............................................................................................ 288


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Douglas Hoyos-Trauttmansdorff .............................................................................. 290

Martina Diesner-Wais ................................................................................................ 292

Petra Bayr, MA MLS ................................................................................................... 294

Mag. Agnes Sirkka Prammer ..................................................................................... 296

Wolfgang Zanger ........................................................................................................ 298

Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................................................. 300

Henrike Brandstötter ................................................................................................. 302

Dr. Gudrun Kugler ...................................................................................................... 304

Mag. Christian Drobits ............................................................................................... 306

Kira Grünberg ............................................................................................................. 308

Werner Herbert .......................................................................................................... 310

Mag. Friedrich Ofenauer ............................................................................................ 311

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 314

Alexander Melchior .................................................................................................... 315

Mag. Karin Greiner ..................................................................................................... 316

Rechnungshofpräsidentin Dr. Margit Kraker ........................................................... 318

Mag. Romana Deckenbacher .................................................................................... 323

Mag. Yannick Shetty .................................................................................................. 325

Mag. Ernst Gödl .......................................................................................................... 332

Rudolf Silvan ............................................................................................................... 335

Volksanwalt Mag. Bernhard Achitz .......................................................................... 336

Vizekanzler Mag. Werner Kogler ............................................................................... 339

Mag. Selma Yildirim ................................................................................................... 347

Maximilian Köllner, MA ............................................................................................. 352

Entschließungsantrag der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ausdehnung der Täglichen Bewegungseinheit
auf ganz Österreich“ – Ablehnung ..............................................................  285, 1238

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erneute Rechnungshofkritik zur Bundes-Sportförderung: Frist zur Vorlage einer Reform“ – Ablehnung ...................................................................................  329, 1238


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Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend „volle Funktionsfähigkeit für die Republik bedeutsamer ausgegliederter staatlicher Einrichtungen (wie z.B. die AGES, die Statistik Austria oder die Bundesmuseen) erhalten“ – Ablehnung ......................................................................................................  351, 1239

UG 32: Kunst und Kultur .......................................................................................... 355

Redner:innen:

Gabriele Heinisch-Hosek ............................................................................................ 355

Mag. Eva Blimlinger .................................................................................................... 359

Thomas Spalt .............................................................................................................. 362

Laurenz Pöttinger ....................................................................................................... 366

Mag. Julia Seidl ........................................................................................................... 368

Staatssekretärin Mag. Andrea Mayer .............................................................  371, 383

Hermann Weratschnig, MBA MSc ............................................................................ 373

Katharina Kucharowits .............................................................................................. 375

Maria Großbauer ........................................................................................................ 376

Mag. Ruth Becher ....................................................................................................... 379

Ulrike Maria Böker ..................................................................................................... 380

Dr. Harald Troch ......................................................................................................... 382

MMag. Dr. Agnes Totter, BEd .................................................................................... 384

Hans Stefan Hintner ................................................................................................... 386

Entschließungsantrag der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kollegin­nen und Kollegen betreffend „Kulturelle Beteiligung als Indikator der Klassengesellschaft“ – Ablehnung      357, 1239

Entschließungsantrag der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erhöhung der Bundesförderungen zur Unterstützung der österreichischen Chöre und Musikkapellen“ – Ablehnung .......................................................................  364, 1239

UG 11: Inneres; UG 18: Fremdenwesen ................................................................ 388

Redner:innen:


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Ing. Reinhold Einwallner ............................................................................................ 388

Dr. Christian Stocker .................................................................................................. 390

Mag. Hannes Amesbauer, BA .................................................................................... 392

Mag. Georg Bürstmayr ............................................................................................... 398

Bundesminister Mag. Gerhard Karner ...................................................................... 400

Sabine Schatz ............................................................................................................. 407

Mag. Ernst Gödl .......................................................................................................... 408

Christian Ries .............................................................................................................. 411

David Stögmüller ........................................................................................................ 416

Maximilian Köllner, MA ............................................................................................. 418

Dr. Reinhold Lopatka ................................................................................................. 420

Werner Herbert .......................................................................................................... 423

Mag. Faika El-Nagashi ............................................................................................... 427

Christian Oxonitsch .................................................................................................... 430

Mag. Corinna Scharzenberger ................................................................................... 432

Mag. Philipp Schrangl ................................................................................................ 435

Mag. Wolfgang Gerstl ................................................................................................ 437

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................... 438

Andreas Minnich ........................................................................................................ 440

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kol­leginnen und Kollegen betreffend „Transparenzbericht über Ausgaben
für die ,neue Völkerwanderung‘ – Kostenwahrheit für die Steuerzahler!“ – Ablehnung      395, 1239

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ablehnung des EU-Asyl- und Migrations­pakets“ – Ablehnung .............  414, 1239

Entschließungsantrag der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Finanzielle Besserstellung der Exekutive“ – Ablehnung ........................  425, 1239


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UG 13: Justiz .............................................................................................................. 441

Redner:innen:

Mag. Selma Yildirim ................................................................................................... 441

Mag. Agnes Sirkka Prammer ..................................................................................... 443

Mag. Harald Stefan .................................................................................................... 445

Mag. Michaela Steinacker ......................................................................................... 460

Dr. Johannes Margreiter ............................................................................................ 463

Bundesministerin Dr. Alma Zadić, LL.M. ................................................................... 465

Mag. Georg Bürstmayr ............................................................................................... 469

Dr. Harald Troch ......................................................................................................... 470

Mag. Klaus Fürlinger .................................................................................................. 471

Mag. Christian Ragger ................................................................................................ 473

Mag. Maria Smodics-Neumann ................................................................................. 482

Mag. Ruth Becher ....................................................................................................... 484

Christian Lausch ......................................................................................................... 485

Mag. Muna Duzdar .................................................................................................... 490

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Entschädigungszahlung an Personen, die
durch gesetzwidrige Verordnungen und verfassungswidrige Gesetze psy­chisch, physisch sowie auch finanziell Schaden genommen haben,
nach Vorbild der Entschädigungszahlungen an Personen, die wegen gleich­geschlechtlicher Handlungen zu ,Unrecht‘ verurteilt wurden“ –
Ablehnung ......................................................................................................  447, 1240

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Einbeziehung der Insassen von Justizanstalten
in die gesetzliche Krankenversicherung“ – Ablehnung ............................  476, 1240

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abschluss von Staatsverträgen zur Forcierung


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der Haftverbüßung der in Österreich verurteilten Ausländer im Heimatland“ – Ablehnung            487, 1240

UG 12: Äußeres ......................................................................................................... 492

Redner:innen:

Petra Bayr, MA MLS ................................................................................................... 492

Dr. Reinhold Lopatka ................................................................................................. 496

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................... 498

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ............................................................................................... 505

Dr. Helmut Brandstätter ............................................................................................ 507

Bundesminister Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. .............................................. 510

Mag. Bettina Rausch-Amon ....................................................................................... 516

Dr. Christoph Matznetter .......................................................................................... 519

Michel Reimon, MBA .................................................................................................. 520

Mag. Dr. Martin Graf .................................................................................................. 523

Mag. Martin Engelberg .............................................................................................. 528

Dr. Harald Troch ......................................................................................................... 530

Andreas Minnich ........................................................................................................ 532

Mag. Muna Duzdar .................................................................................................... 534

Entschließungsantrag der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „es braucht eine umfassende, nachhaltige
und geschlechtergerechte Friedensarbeit“ – Ablehnung ........................  494, 1240

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit der Steuergeldverschwendung! Es braucht eine Reform der Entwicklungshilfe“ – Ablehnung ......................................................................................................  501, 1240

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stopp der Zahlungen an die Taliban in Afghanistan“ – Ablehnung  524, 1241


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 14

UG 21: Soziales; UG 22: Pensionsversicherung; UG 21: Konsumenten­schutz          549

Redner:innen:

Josef Muchitsch .......................................................................................................... 549

August Wöginger ........................................................................................................ 552

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................... 554

Bedrana Ribo, MA ...................................................................................................... 557

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 559

Kira Grünberg ............................................................................................................. 561

Mag. Verena Nussbaum ............................................................................................. 563

Mag. Ulrike Fischer ..................................................................................................... 565

Peter Wurm .......................................................................................................  566, 606

Mag. Michael Hammer ............................................................................................... 569

Fiona Fiedler, BEd ....................................................................................................... 571

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................... 573

Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler ............................................................................. 576

Alois Stöger, diplômé .................................................................................................. 579

Norbert Sieber ............................................................................................................ 583

Mag. Christian Ragger ................................................................................................ 584

Ing. Mag. (FH) Alexandra Tanda ................................................................................ 598

MMag. Katharina Werner, Bakk. .............................................................................. 599

Rainer Wimmer ........................................................................................................... 600

Mag. Gerald Loacker (tatsächliche Berichtigung) ................................................... 602

Peter Schmiedlechner ................................................................................................ 603

Mag. Christian Drobits ............................................................................................... 604

Mag. Ulrike Fischer (tatsächliche Berichtigung) ..................................................... 606

Petra Wimmer ............................................................................................................ 614

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sicherung des Pensionssystems“ – Ablehnung .......................................  581, 1241


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 15

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Zuwanderungsstopp in den österreichischen Sozial­staat jetzt – ,Österreicher zuerst‘!“ – Ablehnung ......................................................................................................  586, 1241

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Kostenlawine stoppen – Entlastung für Österreich“ – Ablehnung ........  608, 1241

UG 24: Gesundheit ................................................................................................... 615

Redner:innen:

Philip Kucher ............................................................................................................... 616

Ralph Schallmeiner ..................................................................................................... 619

Mag. Gerhard Kaniak ................................................................................................. 622

Dr. Josef Smolle .......................................................................................................... 638

Fiona Fiedler, BEd ....................................................................................................... 641

Bundesminister Johannes Rauch ............................................................................... 643

Bedrana Ribo, MA ...................................................................................................... 647

Philip Kucher (tatsächliche Berichtigung) ............................................................... 651

Dietmar Keck .............................................................................................................. 652

Dr. Werner Saxinger, MSc .......................................................................................... 653

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................... 656

Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß ................................................................................ 658

MMag. Katharina Werner, Bakk. .............................................................................. 661

Martina Diesner-Wais ................................................................................................ 662

Mag. Verena Nussbaum ............................................................................................. 663

Ing. Mag. (FH) Alexandra Tanda ................................................................................ 668

Rudolf Silvan ............................................................................................................... 670

Ing. Josef Hechenberger ............................................................................................. 672

Mario Lindner ............................................................................................................. 674

Kira Grünberg ............................................................................................................. 676

Lukas Brandweiner ..................................................................................................... 678


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 16

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Echte Gesundheitsreform statt Verschlimm­besserung der Strukturen und der Versorgung im österreichischen Gesund­heitswesen jetzt!“ – Ablehnung  627, 1241

Entschließungsantrag der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ausreichende Finanzierung der Gesundheits­versorgung der Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer“ – Ablehnung ........................................................................  666, 1241

UG 20: Arbeit ............................................................................................................. 680

Redner:innen:

Josef Muchitsch .......................................................................................................... 680

Mag. Michael Hammer ............................................................................................... 685

Dr. Dagmar Belakowitsch .......................................................................................... 687

Mag. Meri Disoski ....................................................................................................... 689

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 692

Bundesminister Mag. Dr. Martin Kocher .................................................................. 694

Bettina Zopf ................................................................................................................ 697

Gabriele Heinisch-Hosek ............................................................................................ 699

Süleyman Zorba .......................................................................................................... 704

Peter Wurm ................................................................................................................. 706

Christoph Zarits .......................................................................................................... 713

Rainer Wimmer ........................................................................................................... 716

Tanja Graf ................................................................................................................... 718

Michael Seemayer ...................................................................................................... 720

Andreas Minnich ........................................................................................................ 724


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 17

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „finanzielle Verbesserungen für arbeitslose Men­schen und Ihre Familien“ – Ablehnung    683, 1242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Personalaufstockung bei AMS und AI“ –
Ablehnung ......................................................................................................  701, 1242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Schluss mit der unqualifizierten Zuwanderung in
unser Arbeitsmarktbudget“ – Ablehnung ..................................................  709, 1242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „kollektivvertragliches Lehrlingseinkommen
für Lehrlinge in den überbetrieblichen Lehrwerkstätten“ – Ablehnung  722, 1242

UG 33: Wirtschaft (Forschung); UG 40: Wirtschaft (inkl. Tourismus) .................. 725

Redner:innen:

Dr. Christoph Matznetter .......................................................................................... 725

Peter Haubner ............................................................................................................ 727

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................... 730

Dr. Elisabeth Götze ..................................................................................................... 743

Mag. Gerald Loacker .................................................................................................. 746

Bundesminister Mag. Dr. Martin Kocher .................................................................. 748

Franz Hörl ................................................................................................................... 750

Maximilian Lercher ..................................................................................................... 754

Mag. (FH) Kurt Egger .................................................................................................. 756

Maximilian Linder ....................................................................................................... 758

Gabriel Obernosterer ................................................................................................. 760

Mag. Julia Seidl ........................................................................................................... 762

Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller ...................................................................... 765

Rainer Wimmer ........................................................................................................... 767

MMMag. Gertraud Salzmann .................................................................................... 769

Mag. Christian Ragger ................................................................................................ 771

Laurenz Pöttinger ....................................................................................................... 773

Mag. Dr. Petra Oberrauner ........................................................................................ 774


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 18

Joachim Schnabel ....................................................................................................... 776

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................... 778

Staatssekretärin Mag. Susanne Kraus-Winkler ....................................................... 783

Maria Großbauer ........................................................................................................ 787

Melanie Erasim, MSc .................................................................................................. 788

Martina Kaufmann, MMSc BA .................................................................................. 789

Peter Wurm ................................................................................................................. 791

Hans Stefan Hintner ................................................................................................... 795

Mag. Ruth Becher ....................................................................................................... 796

Rebecca Kirchbaumer ................................................................................................ 798

Christoph Stark ........................................................................................................... 799

Bettina Zopf ................................................................................................................ 800

Ing. Johann Weber ..................................................................................................... 801

Entschließungsantrag der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kol­leginnen und Kollegen betreffend „Dringlichkeit eines Maßnahmen­pakets zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft, Industrie und insbe­sondere der Bauwirtschaft“ – Ablehnung ................  736, 1242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Energiekostenzuschuss bzw. Energiekos­tenpauschale für touristische Vermieter mit Einkünften gemäß § 28 EStG ermöglichen“ – Ablehnung .......................  781, 1242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kostenlose Vorbereitungskurse auf Meister-
und Befähigungsprüfungen“ – Ablehnung ................................................  793, 1243

UG 42: Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft ................ 802

Redner:innen:

Elisabeth Feichtinger, BEd BEd ................................................................................. 803

Dipl.-Ing. Georg Strasser ............................................................................................ 809


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 19

Peter Schmiedlechner ................................................................................................ 811

Dipl.-Ing. Olga Voglauer ............................................................................................ 813

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ..................................................................................... 816

Bundesminister Mag. Norbert Totschnig, MSc ........................................................ 818

Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ................................................................................. 823

Dietmar Keck .............................................................................................................. 825

Dr. Astrid Rössler ........................................................................................................ 827

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................... 829

Andreas Kühberger .................................................................................................... 831

Petra Tanzler .............................................................................................................. 833

Johannes Schmuckenschlager ................................................................................... 835

Alois Kainz .................................................................................................................. 837

Franz Leonhard Eßl .................................................................................................... 839

Klaus Köchl ................................................................................................................. 841

Irene Neumann-Hartberger ....................................................................................... 842

Ing. Klaus Lindinger, BSc ............................................................................................ 844

Ing. Josef Hechenberger ............................................................................................. 845

Ing. Johann Weber ..................................................................................................... 848

Johann Höfinger ......................................................................................................... 849

Ing. Martin Litschauer ................................................................................................ 850

Entschließungsantrag der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger BEd, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend „es braucht mehr Transpa­renz und konkretere Vorgaben für waldbezogenen Förderungen“ – Ab­lehnung .............................................  805, 1243

UG 30: Bildung; UG 31: Wissenschaft und Forschung ........................................ 853

Redner:innen:

Mag. Andrea Kuntzl ................................................................................................... 853

Mag. Dr. Rudolf Taschner .......................................................................................... 855

Mag. Dr. Martin Graf .................................................................................................. 857

Mag. Sibylle Hamann ................................................................................................. 869


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 20

Mag. Martina Künsberg Sarre ................................................................................... 872

Bundesminister Dr. Martin Polaschek ...................................................................... 874

Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA .......................................................................... 878

Petra Tanzler .............................................................................................................. 880

Mag. Eva Blimlinger .................................................................................................... 886

Hermann Brückl, MA .................................................................................................. 889

MMMag. Gertraud Salzmann .................................................................................... 890

Katharina Kucharowits .............................................................................................. 892

MMMag. Dr. Axel Kassegger ..................................................................................... 894

Dr. Josef Smolle .......................................................................................................... 897

Michael Seemayer ...................................................................................................... 899

Nico Marchetti ............................................................................................................ 900

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ......................................................................................... 902

Dipl.-Ing. Andrea Holzner .......................................................................................... 905

Eva Maria Holzleitner, BSc ........................................................................................ 907

Ing. Johann Weber ..................................................................................................... 908

Mag. Dr. Petra Oberrauner ........................................................................................ 909

MMag. Dr. Agnes Totter, BEd .................................................................................... 911

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Keine Transferzahlungen an die Stiftung Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)“ – Ablehnung ..............................  860, 1243

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kein Zusatzbudget für die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH)“ – Ablehnung  863, 1243

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mehr Mittel für ein modernes, innovatives und sozial gerechtes Bildungssystem!“ – Ablehnung ..........................................................................................................................  882, 1243


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 21

Entschließungsantrag der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Zusätzliche Finanzmittel zum Ausbau von
IT-HTL Plätzen“ – Ablehnung ......................................................................  904, 1243

UG 25: Jugend ........................................................................................................... 913

Redner:innen:

Maximilian Köllner, MA ............................................................................................. 913

Carina Reiter ............................................................................................................... 914

Rosa Ecker, MBA ........................................................................................................ 917

David Stögmüller ........................................................................................................ 921

Mag. Yannick Shetty .................................................................................................. 923

Staatssekretärin Claudia Plakolm ............................................................................. 926

Lukas Brandweiner ..................................................................................................... 929

Christian Oxonitsch .................................................................................................... 931

MMag. Dr. Agnes Totter, BEd .................................................................................... 933

Mag. Philipp Schrangl ................................................................................................ 935

Katharina Kucharowits .............................................................................................. 936

Entschließungsantrag der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „rasche und gezielte Maßnahmen für unsere
Jugend – Umsetzung Jugendstrategie jetzt“ – Ablehnung ......................  919, 1244

UG 25: Familie; UG 10: Frauen und Gleichstellung .............................................. 941

Redner:innen:

Eva Maria Holzleitner, BSc ........................................................................................ 941

Norbert Sieber ............................................................................................................ 945

Christian Hafenecker, MA (tatsächliche Berichtigung) .......................................... 948

Herbert Kickl ............................................................................................................... 949

Mag. Meri Disoski ....................................................................................................... 957

Michael Bernhard ....................................................................................................... 961

Staatssekretär Florian Tursky, MBA MSc ................................................................. 964


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 22

Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller ...................................................................... 966

Petra Wimmer ............................................................................................................ 969

Barbara Neßler ........................................................................................................... 973

Norbert Sieber (tatsächliche Berichtigung) ............................................................. 975

Rosa Ecker, MBA ........................................................................................................ 976

Barbara Neßler (tatsächliche Berichtigung) ............................................................ 983

Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß ................................................................................ 983

Henrike Brandstötter ................................................................................................. 985

Bedrana Ribo, MA ...................................................................................................... 988

Mario Lindner ............................................................................................................. 990

Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler ............................................................................. 991

Christian Ries .............................................................................................................. 994

Nikolaus Prinz ............................................................................................................. 998

Sabine Schatz ........................................................................................................... 1000

Mag. Romana Deckenbacher .................................................................................. 1004

Mag. Verena Nussbaum ........................................................................................... 1006

MMag. Dr. Agnes Totter, BEd ................................................................................. 1008

Thomas Spalt ............................................................................................................ 1010

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Allen Kindern alle Chancen – Kinderarmut ab­schaffen!“ – Ablehnung  971, 1244

Entschließungsantrag der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „rasche Reform des Kindesunterhaltsrechts“ – Ablehnung ....................  981, 1244

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Präsenzdienst, Assistenzeinsatz und Zivildienst dürfen nicht zum Verlust des Rechtsanspruches auf den Papamonat führen“ – Ablehnung ..................................................  996, 1244


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 23

Entschließungsantrag der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Parlamentarische Kontrolle für ,LEA – Let’s
Empower Austria‘“ – Ablehnung ...............................................................  1003, 1244

UG 14: Militärische Angelegenheiten .................................................................. 1011

Redner:innen:

Robert Laimer ........................................................................................................... 1011

Mag. Friedrich Ofenauer ......................................................................................... 1013

Ing. Mag. Volker Reifenberger ................................................................................. 1016

David Stögmüller ...................................................................................................... 1020

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff ............................................................................ 1023

Bundesministerin Mag. Klaudia Tanner ................................................................. 1026

Johann Höfinger ....................................................................................................... 1028

Petra Wimmer .......................................................................................................... 1030

Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ............................................................................................ 1032

MMag. DDr. Hubert Fuchs ...................................................................................... 1034

Mag. Romana Deckenbacher .................................................................................. 1037

Mario Lindner ........................................................................................................... 1039

Mag. Maria Smodics-Neumann ............................................................................... 1040

MMMag. Dr. Axel Kassegger ................................................................................... 1042

Mag. Peter Weidinger .............................................................................................. 1048

Klaus Köchl ............................................................................................................... 1051

Irene Neumann-Hartberger ..................................................................................... 1053

Mag. Gerhard Kaniak ............................................................................................... 1055

Ing. Manfred Hofinger ............................................................................................. 1057

Alois Kainz ................................................................................................................ 1059

Mag. Corinna Scharzenberger ................................................................................. 1061

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kol­leginnen und Kollegen betreffend „Attraktivierung des Soldatenbe­rufes“ – Ablehnung  1018, 1245


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 24

Entschließungsantrag der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wiedereinführung von 8 Monaten Grundwehrdienst, im Modell 6 + 2 Monate“ – Ablehnung ....................................................................................................  1046, 1245

UG 34: Innovation und Technologie (Forschung); UG 41: Mobilität; UG 43: Klima, Umwelt und Energie ...................................................................................................................... 1063

Redner:innen:

Mag. Dr. Petra Oberrauner ..................................................................................... 1063

Lukas Hammer .............................................................................................  1065, 1174

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek ....................................................................................... 1068

Johannes Schmuckenschlager ................................................................................. 1074

Michael Bernhard ..................................................................................................... 1077

Dr. Astrid Rössler ...................................................................................................... 1079

Alois Stöger, diplômé ............................................................................................... 1082

Andreas Ottenschläger ............................................................................................ 1084

Christian Hafenecker, MA ....................................................................................... 1086

Hermann Weratschnig, MBA MSc .......................................................................... 1092

Mag. Yannick Shetty ................................................................................................ 1095

Eva-Maria Himmelbauer, BSc ................................................................................. 1097

Alois Schroll .............................................................................................................. 1099

Mag. Gerald Hauser ................................................................................................. 1102

Nikolaus Prinz ........................................................................................................... 1108

Dr. Johannes Margreiter .......................................................................................... 1110

Ing. Martin Litschauer .................................................................................  1112, 1173

MMag. Michaela Schmidt ........................................................................................ 1115

Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA ........................................................................ 1117

MMMag. Dr. Axel Kassegger ................................................................................... 1119

Tanja Graf ................................................................................................................. 1123

Dr. Helmut Brandstätter .......................................................................................... 1125

Alois Schroll (tatsächliche Berichtigung) ............................................................... 1128

Franz Hörl ................................................................................................................. 1128


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 25

Klaus Köchl ............................................................................................................... 1131

Franz Leonhard Eßl .................................................................................................. 1133

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer .................................................................................. 1134

Bundesministerin Leonore Gewessler, BA .............................................................. 1137

Rebecca Kirchbaumer .............................................................................................. 1144

Dietmar Keck ............................................................................................................ 1146

Joachim Schnabel ..................................................................................................... 1148

Melanie Erasim, MSc ................................................................................................ 1151

Johann Höfinger ....................................................................................................... 1153

Andreas Kollross ....................................................................................................... 1154

Johann Singer ........................................................................................................... 1156

Michael Schnedlitz ................................................................................................... 1158

Johannes Schmuckenschlager (tatsächliche Berichtigung) ................................. 1162

Mag. Dr. Rudolf Taschner ........................................................................................ 1163

Andreas Kühberger .................................................................................................. 1165

Mag. Peter Weidinger .............................................................................................. 1167

Carina Reiter ............................................................................................................. 1169

Christoph Stark ........................................................................................................ 1171

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Deutliche Aufstockung des Beitrags Österreichs für die European Space Agency (ESA)“ – Ablehnung ....................................................................................  1073, 1245

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „Abschaffung der CO2-Steuer“ – Ablehnung ......................  1105, 1245

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sanierung der Luegbrücke und Start des
Projekts ,Tunnel Lueg‘“ – Ablehnung .......................................................  1107, 1245

UG 15: Finanzverwaltung; UG 16: Öffentliche Abgaben; UG 23: Pensio­nen – Beamtinnen und Beamte; UG 44: Finanzausgleich; UG 45:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 26

Bundesvermögen; UG 46: Finanzmarktstabilität; UG 51: Kassenverwaltung; UG 58: Finanzierungen, Währungstauschverträge        1175

Text des Bundesfinanzgesetzes und restliche Teile der Anlage I einschließ­lich Anlagen II bis IV .......................................................................................................................... 1175

Redner:innen:

Kai Jan Krainer ......................................................................................................... 1176

Karlheinz Kopf .......................................................................................................... 1178

MMag. DDr. Hubert Fuchs ...................................................................................... 1182

Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ................................................................................... 1184

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer .................................................................................. 1187

Eva-Maria Himmelbauer, BSc ................................................................................. 1190

Petra Bayr, MA MLS ................................................................................................ 1193

Dr. Elisabeth Götze .................................................................................................. 1197

Maximilian Linder ..................................................................................................... 1200

Mag. Friedrich Ofenauer ......................................................................................... 1201

Mag. Gerald Loacker ................................................................................................ 1203

Staatssekretär Florian Tursky, MBA MSc ............................................................... 1206

Süleyman Zorba ....................................................................................................... 1210

Ing. Reinhold Einwallner .......................................................................................... 1213

Angela Baumgartner ................................................................................................ 1217

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff ............................................................................ 1219

Ing. Manfred Hofinger ............................................................................................. 1224

Andreas Kollross ....................................................................................................... 1226

Maximilian Lercher .................................................................................................. 1231

Christian Oxonitsch ................................................................................................. 1233

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Steuergerechtigkeit auch auf internatio­naler Ebene forcieren“ – Ablehnung  1195, 1245


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 27

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend „bessere Ausstattung und Unterstützung von Rettungs- und Zivilschutzorganisationen“ – Ablehnung .................................................  1215, 1246

Entschließungsantrag der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmans­dorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Budgetbeilage zur Digitalisie­rung zur Verbesserung der Transparenz“ – Ablehnung ....................................................................................................  1221, 1246

Entschließungsantrag der Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen betreffend „finanzielle Ausstattung der Städte und Gemein­den im neuen Finanzausgleich“ – Ablehnung      1228, 1246

Annahme des Gesetzentwurfes in 2299 d.B. ...................................................... 1236

Annahme des Bundesfinanzgesetzes für das Jahr 2024 samt Anlagen ........... 1236

Eingebracht wurden

Petitionen ..................................................................................................................... 97

Petition betreffend „Petition der österreichischen Umweltanwaltschaften zur Baumhaftung – Anregung zur Änderung/Adaptierung des ABGB
und des ForstG“ (Ordnungsnummer 132) (überreicht von den Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer und Michael Bernhard)

Petition betreffend „Lärmschutz entlang des Bahnhofs St. Andrä-Wördern jetzt – kleine Adaptierungen mit großer Wirkung! (Ordnungsnum­mer 133) (überreicht von den Abgeordneten Mag. Ulrike Fischer und Her­mann Weratschnig, MBA, MSc)

Petition betreffend „Petition gegen Postschließungen im ländlichen Raum. Die Postgeschäftsstelle in St. Andrä-Wördern muss erhalten blei­ben!“ (Ordnungsnummer 134) (überreicht von den Abgeordneten Mag. Ul­rike Fischer, Bedrana Ribo, MA und Ralph Schallmeiner)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 28

Petition betreffend „Ein Bankomat pro Gemeinde“ (Ordnungsnummer 135) (überreicht vom Abgeordneten Andreas Kollross)

Bürgerinitiative ............................................................................................................ 97

Bürgerinitiative betreffend „Strafgesetz ändern: Haft für Klimakleber!“ (Ord­nungsnummer 63)

Regierungsvorlagen .................................................................................................... 95

2285: Bundesgesetz, mit dem das Verbotsgesetz 1947, das Einfüh­rungsgesetz zu den Verwaltungsverfahrensgesetzen 2008, das Abzeichen­gesetz 1960, das Uniform-Verbotsgesetz und das Symbole-Gesetz ge­ändert werden (Verbotsgesetz-Novelle 2023)

2286: Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Bundesrepublik Deutschland über die Zusammenarbeit gegen nichtmilitärische Bedrohungen aus der Luft

Berichte ........................................................................................................................ 96

Zu III-1043: Landesverteidigungsbericht 2023 (redaktionell überarbeitete Version)

Vorlage 138 BA: Bericht zur Wirkungsorientierung 2022 gemäß
§ 68 Abs. 5 BHG 2013 iVm § 7 Abs. 5 Wirkungscontrollingverordnung;
BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

Vorlage 139 BA: Bericht gemäß § 54 Abs. 12 BHG 2013 über die Genehmigung von Mittelverwendungsüberschreitungen und gemäß § 60 Abs. 3 BHG 2013 über zugestimmte Vorbelastungen im 3. Quar­tal 2023; BM f. Finanzen

Vorlage 140 BA: Bericht gemäß § 4a Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz über die im 3. Quartal 2023 ergriffenen Maßnahmen; BM f. Finanzen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 29

Vorlage 141 BA: Bericht gemäß Art. 50c Abs. 3 B-VG iVm § 6 der Anlage 2 zum GOG (ESM-Informationsordnung) über die im Rahmen des Euro­päischen Stabilitätsmechanismus getroffenen Maßnahmen im
3. Quartal 2023; BM f. Finanzen

Vorlage 142 BA: Beteiligungsbericht 2024 gemäß § 42 Abs. 5 BHG 2013; BM f. Finanzen

Vorlage 143 BA: Bericht über die Entwicklung des Bundeshaushaltes von Jänner bis September 2023; BM f. Finanzen

III-1048: Bericht betreffend Wasserverband Obere Enns – Reihe
BUND 2023/31; Rechnungshof

III-1050: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2023 – Untergliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung); BM f. Kli­maschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-1051: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2023 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie; BM f. Klimaschutz, Um­welt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

III-1052: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2023 – Untergliederung 41 Mobilität; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mo­bilität, Innovation und Technologie

III-1053: Bericht betreffend Aufgabenerfüllung und Einsatzbereitschaft der 4. Panzergrenadierbrigade – Reihe BUND 2023/32; Rechnungshof

III-1054: Fortschrittsbericht 2023 nach § 6 Klimaschutzgesetz; BM f. Kli­maschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 30

III-1055: Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung
des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für das Kalenderjahr 2023 (Jänner bis August 2023); BM f. Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsu­mentenschutz

III-1056: Sportbericht 2022; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport

III-1059: Gemeinwirtschaftlicher Leistungsbericht 2021; BM f. Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

Anträge der Abgeordneten

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen betreffend Budgetäre Mittel für Erhalt und Errichtung heimischer Gipfelkreuze als österreichisches und alpines Kulturgut (3669/A)(E)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schluss mit der unqualifizierten Zuwanderung in unser Arbeitsmarktbudget (3670/A)(E)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Dringend Medienkom­petenz erhöhen! (3671/A)(E)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Budget­beilage über Digitalisierungsprojekte des Bundes zur Verbesserung der Transparenz (3672/A)(E)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erstellung einer Datenstrategie (3673/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unsere Demokratie muss wehrhaft sein – wo bleiben die Maßnahmen gegen Extremismus? (3674/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 31

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sanktionierung der Unterstützer:innen Putins bei der Präsidentschaftswahl in der Russischen Föderation 2024 (3675/A)(E)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Effektive Sensibilisie­rung der Polizei betreffend extremistische Strömungen (3676/A)(E)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nutzung der mit der Bildungsreform 2017 geschaffenen schulautonomen Möglichkei­ten evaluieren (3677/A)(E)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unbesetzte Lehrpersonen-Planstellen in schulautonome Budgets umwandeln
(3678/A)(E)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung der UN-BRK-Handlungsempfehlungen im Gesundheitsbereich (3679/A)(E)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung der UN-BRK-Handlungsempfehlungen im Arbeits- und Sozialbereich (3680/A)(E)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zielsteuerung Pflege zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen nutzen (3681/A)(E)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Datenlage zu Menschen mit Behinderungen verbessern (3682/A)(E)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend Weichen für echte Gesundheitsreformen stellen (3683/A)(E)

Dr. Harald Troch, Kolleginnen und Kollegen betreffend umgehende Beschluss­fassung einer der neuen Weltsituation angepassten Sicherheitsdoktrin (3684/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 32

Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend Weiterentwicklung des Grundrechtekatalogs – Schaffung von sozialen Grundrechten
(3685/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vorzugsbehand­lung von Künstler:innen aus dem Globalen Süden sicherstellen“
(3686/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vertrauen in die Wissenschaft stärken“ (3687/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bildungs- und Berufsorientierung intensivieren und verpflichtend in allen Schultypen anbieten“ (3688/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Evaluierung und Anpassung des Faches Digitale Grundbildung“ (3689/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vorzugsbehand­lung von Künstler:innen aus dem Globalen Süden sicherstellen“
(3690/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kulturvermittlung stärken“ (3691/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Jedem
Kind sein Instrument“ (3692/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Pensionsantritt vor Regelpensionsalter (3693/A)(E)

Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umstel­lung der Vergabepraxis bei gemeinwirtschaftlichen Leistungen (3694/A)(E)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Entlastungs­paket für den niedergelassenen Handel (3695/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 33

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erneute Rechnungs­hofkritik zur Bundes-Sportförderung: Frist zur Vorlage einer Reform
(3696/A)(E)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schwangerschafts­abbrüche sicherstellen (3697/A)(E)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Endlich
echte ORF Reform umsetzen! (3698/A)(E)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Endlich aktiv werden und Abteilung gegen Desinformation einrichten! (3699/A)(E)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Budget­beilage Digitalisierung zur Steigerung der Transparenz (3700/A)(E)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beschleu­nigung von UVP-Verfahren bedeutsamer Infrastrukturvorhaben im Energiebereich (3701/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vorzugsbehand­lung von Künstler:innen aus dem Globalen Süden sicherstellen“
(3702/A)(E)

Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Keine prekären Ar­beitsverhältnisse im ORF“ (3703/A)(E)

Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend Strategie
gegen die ukrainische Bedrohung unserer Energieversorgung (3704/A)(E)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gewinn­sprünge heimischer Institute auf Kosten der österreichischen Bankkunden (3705/A)(E)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Pensionsbeiträge für über 65-Jährige müssen fallen (3706/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 34

Dietmar Keck, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bemautung von Wohnmo­bilen mittels Vignette (3707/A)(E)

Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Digital
Gender Gap beenden – Weiterbildungsangebote für Frauen verbes­sern (3708/A)(E)

Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Digital Gender Gap beenden – Weiterbildungsangebote für Frauen verbessern
(3709/A)(E)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Vertrauen in die Wissenschaft stärken“ (3710/A)(E)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Deutli­che Aufstockung des Beitrags Österreichs für die European Space Agency (ESA) (3711/A)(E)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der CO2-Steuer (3712/A)(E)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zuwan­derungsstopp in den österreichischen Sozialstaat jetzt – „Österreicher zuerst“! (3713/A)(E)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zusätzliche Finanzmittel zum Ausbau von IT-HTL Plätzen (3714/A)(E)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend Reform der Lehrer­ausbildung (3715/A)(E)

MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Dring­lichkeit eines Maßnahmenpakets zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft, Industrie und insbesondere der Bauwirtschaft (3716/A)(E)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Mag. Dr. Rudolf Taschner, Mag. Sibylle Hamann, Kol­leginnen und Kollegen betreffend Prävention vor Extremismen (3717/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 35

Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Allen Kindern alle Chancen – Kinderarmut abschaffen! (3718/A)(E)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kinder- und Jugend­hilfe evaluieren und weiterentwickeln (3719/A)(E)

Mag. Dr. Petra Oberrauner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Digital Gender Gap beenden – Weiterbildungsangebote für Frauen verbessern
(3720/A)(E)

Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lootboxen (3721/A)(E)

Dr. Josef Smolle, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz geändert wird (3722/A)

Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesbezügegesetz geändert wird (3723/A)

Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sicherung
des Pensionssystems (3724/A)(E)

Alois Stöger, diplômé, Kolleginnen und Kollegen betreffend Personalaufstockung bei AMS und AI (3725/A)(E)

Rainer Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend finanzielle Verbesse­rungen für arbeitslose Menschen und Ihre Familien (3726/A)(E)

Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ausreichende Finanzierung der Gesundheitsversorgung der Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer (3727/A)(E)

Michael Seemayer, Kolleginnen und Kollegen betreffend kollektivvertragliches Lehrlingseinkommen für Lehrlinge in den überbetrieblichen Lehrwerk­stätten (3728/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 36

Dietmar Keck, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über den Schutz der Tiere (Tierschutzgesetz –TSchG) geändert wird (3729/A)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend statistische Erfassung von misogyner Gewalt und Frauenhass durch Sicherheitsbehörden
(3730/A)(E)

Ing. Martin Litschauer, Johannes Schmuckenschlager, Michael Bernhard, Walter Rauch, Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Eintre­ten für Ausbaustopp des 2. Blocks und Stilllegung des 1. Blocks des Atomkraft­werkes Krško (3731/A)(E)

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend Hass im Netz gegen Politiker:innen und Journalist:innen (3732/A)(E)

Laurenz Pöttinger, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche (3733/A)(E)

Mag. Romana Deckenbacher, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gehaltsgesetz 1956, das Vertragsbedienstetengesetz 1948, das Richter- und Staatsan­waltschaftsdienstgesetz, das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz, das Landes­vertragslehrpersonengesetz 1966 und das Land- und forstwirtschaft­liche Landesvertragslehrpersonengesetz geändert werden (Dienstrechts-No­velle 2023) (3734/A)

Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Offensive für ehrenamtliche Sportfunktionär:innen“ (3735/A)(E)

Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Jetzt
Chance nutzen und tägliche Bewegungseinheit flächendeckend umsetzen“ (3736/A)(E)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 37

Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schwimmunterricht fördern – Schwimminfrastruktur rasch ausbauen“ (3737/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend flächendeckende Umsetzung und Budgetierung von Gewalt­ambulanzen (16723/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Folge­anfrage: Pauschaler Energiekostenzuschuss für alles Selbstständigen? (16724/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend Vorbildungsaus­gleich zwischen den Schemen V1 und V2 (16725/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Vorbildungsausgleich zwischen den Schemen V1 und V2
(16726/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Vorbildungsausgleich zwischen den Schemen V1 und V2
(16727/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Vorbildungsausgleich zwischen den Schemen V1 und V2 (16728/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für
Arbeit und Wirtschaft betreffend Vorbildungsausgleich zwischen den Schemen V1 und V2 (16729/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 38

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für
Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Vorbil­dungsausgleich zwischen den Schemen V1 und V2 (16730/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Vorbildungsaus­gleich zwischen den Schemen V1 und V2 (16731/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend Vorbildungsausgleich zwischen den Schemen
V1 und V2 (16732/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Vorbildungsausgleich zwischen den Schemen V1 und V2 (16733/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Vorbildungsausgleich zwischen den Schemen V1 und V2 (16734/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Vorbildungsausgleich zwischen den Schemen V1 und V2 (16735/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Vorbildungsausgleich zwischen
den Schemen V1 und V2 (16736/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Vorbildungsausgleich zwischen den Schemen
V1 und V2 (16737/J)

Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Gesund­heitsminister spricht sich gegen Falschmeldungen aus (16738/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 39

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Ausweitung der Assistenzleistung des Österreichischen Bundesheeres zur Überwachung ausländischer Vertretungen und sonstiger gefährdeter Objekte in Wien (16739/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie be­treffend Auswirkungen des Klimatickets auf das heimische Mobilitätsverhalten (16740/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­kanzler betreffend Steuergelder für KI-gestützte Zensur- und Überwachungs­tools (16741/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bil­dung, Wissenschaft und Forschung betreffend sexuelle Übergriffe in Deutschförderklassen (16742/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Widerrechtliche/fälschliche Kindesabnahmen (16743/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Spionagegefahr durch Automobile in staatlichen Sicherheitsbereichen (16744/J)

Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend neonazistischer „Gerd Honsik Kongress“ in Wien (16745/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pharma­konzerne sprachen jahrelang Mindestpreise ab (16746/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Pharmakonzerne sprachen jahrelang Min­destpreise ab (16747/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 40

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Pharmakonzerne sprachen jahrelang Mindestpreise ab (16748/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­kanzler betreffend Programm „eurotours“ als Anfüttern künftiger regierungs­treuer Journalisten? (16749/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Erhöhung der Terrorwarnstufe auf „hoch bis sehr hoch“
(16750/J)

Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Spionagegefahr durch Automobile in staatlichen Sicherheitsbereichen (16751/J)

Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für
Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Kostenaufschlüsselung der Sonderförderung für ukrainische Künstler (16752/J)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Vorbildungsausgleich zwi­schen den Schemen V1 und V2 (16753/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend Entwicklungsbank des Europarats (16754/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Entwicklungsbank des Europarats (16755/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Verweigerung von Visa für Forscher:innen (16756/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 41

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Schikane von Versicherten durch die ÖGK (Folgeanfrage) (16757/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Gewerbeordnung: Prüfungen für Befähigungs­nachweis auf Englisch möglich? (16758/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesminis­terin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Wo bleiben die Evaluierungsberichte des Fonds zur Förderung der digitalen Transfor­mation? (16759/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Wie lange müs­sen Medien noch auf die Qualitätsjournalismusförderung warten? (16760/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Portal Digi­tale Schule (PoDS) und sein Nachfolgeprojekt Bildungsportal (16761/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Umsetzungsstand
der ME/CFS Verbesserungen (16762/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Auslaufen der Schulver­suche in Österreich (16763/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Ausständige Stellenbesetzung in
der Bundeswettbewerbsbehörde: Wieso so lange? (16764/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ausständige Stellenbesetzung in der Alterssicherungskommission: Wie lange noch? (16765/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 42

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betref­fend Ausständige Stellenbesetzungen: Wie lange noch? (16766/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Ausständige Stellenbesetzungen: Wie lange noch? (16767/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ausständige Stellenbesetzungen am OGH: Wie lange
noch? (16768/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Fair Pay (16769/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend „Renovierung“ Innmauer in Innsbruck (16770/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend „Renovierung“ Innmauer in Innsbruck (16771/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Justiz betreffend Ausständige Stellenbesetzung in der Generalprokuratur: Wie lange noch? (16772/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Finanzen betreffend Ausständige Stellenbesetzungen im Generalrat der OeNB: Wie lange noch? (16773/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Justiz betreffend Ausständige Stellenbesetzung in der Datenschutzbehörde: Wie lange noch? (16774/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 43

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Wie viel Steuergeld geben Sie für Eigen-PR
aus? (16775/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Arbeit und Wirtschaft betreffend Wie viel Steuergeld geben Sie für Eigen-PR aus? (16776/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Wie viel Steuergeld geben Sie für Eigen-PR aus? (16777/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Wie viel Steuergeld geben Sie für Eigen-PR aus? (16778/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Wie viel Steuergeld geben Sie für Eigen-PR aus? (16779/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Wie viel Steuergeld geben Sie für Eigen-PR aus? (16780/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wie viel Steuergeld geben Sie für Eigen-PR aus? (16781/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Wie viel Steu­ergeld geben Sie für Eigen-PR aus? (16782/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Wie viel Steuergeld
geben Sie für Eigen-PR aus? (16783/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 44

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betref­fend Wie viel Steuergeld geben Sie für Eigen-PR aus? (16784/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inne­res betreffend Wie viel Steuergeld geben Sie für Eigen-PR aus? (16785/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend Wie viel Steuergeld geben Sie für Eigen-PR aus?
(16786/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Jus­tiz betreffend Wie viel Steuergeld geben Sie für Eigen-PR aus? (16787/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Kli­maschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betref­fend Wie viel Steuergeld geben Sie für Eigen-PR aus? (16788/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend AK-Fraktionsförderungen gesetzwidrig eingesetzt? (16789/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Techno­logie betreffend 108 Millionen Steuergeld für Eigen-PR: Verheerende Kritik des Rechnungshofes an Regierungsinseraten (16790/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin
für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend 108 Millionen Steuergeld für Eigen-PR: Verheerende Kritik des Rechnungshofes an Regierungsinsera­ten (16791/J)

Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Finanzen betreffend 108 Millionen Steuergeld für Eigen-PR: Verheerende Kritik des Rechnungshofes an Regierungsinseraten (16792/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 45

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesminis­terin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Techno­logie betreffend Webseite mit Fragezeichen: Wofür werden 99.680 Euro ausge­geben? (Folgeanfrage 15953/J) (16793/J)

Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesminis­terin für Landesverteidigung betreffend Katastrophenhilfe und Assistenz­einsätze des ÖBH (16794/J)

Mag. Julia Seidl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Folgeanfrage
zum Netzwerk Kulinarik: Endlich Transparenz über Personalkosten! (16795/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Lehrkräftemangel: Planstellen, Teilzeit, entfallene Doppelbesetzungen (16796/J)

Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Abschiebe-Abkommen mit Ruanda nach britischem Vorbild? (16797/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betref­fend rechtsextreme Aktivitäten in Gallneukirchen im Jahr 2023 (16798/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend der rechtsextreme „Gerd Honsik Europa-Kongress“ im Okto­ber 2023 in Wien (16799/J)

Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Warum tun Sie nichts gegen Schlepperkriminalität
im Burgenland, Herr Innenminister? (16800/J)

Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Nachfrage zu steuerlichem Wohlverhalten im Vollzug der
Covid-Förderungen (16801/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 46

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend Interimistische Besetzungen – und dann? (16802/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bil­dung, Wissenschaft und Forschung betreffend Postenkorruption an Schu­len und Versuchsanstalten (16803/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Flexible Karenzzeiten? Leider
nein (16804/J)

Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Aufgabenbereiche des Climate Hubs im Finanzministerium
(16805/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend die antisemitischen Schmierereien und Übergriffe seit 7. Okto­ber 2023 (16806/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Hakenkreuz-Schmierereien auf dem Gemeindeamt in Ampfl­wang (16807/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Billigfleisch
bei Penny aus in Österreich verbotener Haltung (16808/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Billigfleisch
bei Penny aus in Österreich verbotener Haltung (16809/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zwei Tonnen Gammelfleisch für Linz (16810/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 47

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pflegende Angehörige: Grundbedürfnisse sichern (16811/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Lyoness International AG und Lyoness Europe AG: Konkurs über beide Gesellschaften eröff­net – Landesgesellschaften bleiben aktiv (16812/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sommerzeit/Win­terzeit – Die entschlafene Debatte? (16813/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Sommerzeit/Winterzeit – Die entschlafene De­batte? (16814/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI: ARAG-Rechts­schutzversicherung – Ausschlussklausel laut OGH unzulässig
(16815/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend „Krone“-Ombudsfrau: Bewerbung führ­te zu Notstandshilfe-Stopp (16816/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betref­fend Urteil der Gleichbehandlungskommission zu Gewesslers grünem Postenschacher (16817/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Vorsorgeuntersu­chungen in Österreich (Folgeanfrage) (16818/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 48

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Stand des Migra­tionsabkommens zwischen der EU und Tunesien (16819/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Stand des Migrationsabkommens zwischen der
EU und Tunesien (16820/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Stand des EU-Türkei Deals (16821/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Stand des
EU-Türkei Deals (16822/J)

Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Zwei Ton­nen Gammelfleisch für Linz (16823/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Insassentelefonie im Strafvollzug (16824/J)

Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zustände in Österreichs Zoos (16825/J)

Dr. Christian Stocker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Aufträge an das Meinungsforschungsinstitut SORA Ogris & Hofinger GmbH bzw. SORA Institute für Social Research and Analysis Ogris & Hofinger GmbH (historischer
Name) – SORA (16826/J)

Dr. Christian Stocker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Lan­desverteidigung betreffend Aufträge an das Meinungsforschungsinstitut
SORA Ogris & Hofinger GmbH bzw. SORA Institute für Social Research and Analysis Ogris & Hofinger GmbH (historischer Name) – SORA (16827/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 49

Dr. Christian Stocker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Kli­maschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betref­fend Aufträge an das Meinungsforschungsinstitut SORA Ogris & Hofinger GmbH bzw. SORA Institute für Social Research and Analysis Ogris & Hofin­ger GmbH (historischer Name) – SORA (16828/J)

Dr. Christian Stocker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für So­ziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Aufträge
an das Meinungsforschungsinstitut SORA Ogris & Hofinger GmbH bzw. SORA Institute für Social Research and Analysis Ogris & Hofinger GmbH (histori­scher Name) – SORA (16829/J)

Dr. Christian Stocker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Aufträge an das Meinungs­forschungsinstitut SORA Ogris & Hofinger GmbH bzw. SORA Institute für Social Research and Analysis Ogris & Hofinger GmbH (historischer Name) – SORA (16830/J)

Dr. Christian Stocker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Aufträge an das Meinungsforschungsinstitut SORA Ogris & Hofinger GmbH
bzw. SORA Institute für Social Research and Analysis Ogris & Hofinger GmbH (historischer Name) – SORA (16831/J)

Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend VKI geht erfolgreich
gegen Statt-Preis-Werbung bei Hofer vor (16832/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Entfernungsbeihilfe: Arbeitslose in Zeiten des Ar­beitskräftemangels besser vermitteln (16833/J)

Dr. Christian Stocker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bil­dung, Wissenschaft und Forschung betreffend Aufträge an das Meinungs­forschungsinstitut SORA Ogris & Hofinger GmbH bzw. SORA Institute für Social


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 50

Research and Analysis Ogris & Hofinger GmbH (historischer Name) –
SORA (16834/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Menschenrechtsschutz in Österreich – Lehren aus dem
UPR-Midterm-Report 2023 (16835/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Menschenrechtsschutz
in Österreich – Lehren aus dem UPR-Midterm-Report 2023 (16836/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Menschenrechtsschutz in Österreich – Lehren aus
dem UPR-Midterm-Report 2023 (16837/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betref­fend Menschenrechtsschutz in Österreich – Lehren aus dem UPR-Midterm-Report 2023 (16838/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bil­dung, Wissenschaft und Forschung betreffend Menschenrechtsschutz in Öster­reich – Lehren aus dem UPR-Midterm-Report 2023 (16839/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Menschenrechtsschutz in Österreich – Lehren aus dem UPR-Midterm-Report 2023 (16840/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Menschenrechtsschutz in Österreich – Lehren
aus dem UPR-Midterm-Report 2023 (16841/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Menschenrechtsschutz in Österreich – Lehren aus dem
UPR-Midterm-Report 2023 (16842/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 51

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Menschenrechtsschutz in Ös­terreich – Lehren aus dem UPR-Midterm-Report 2023 (16843/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Menschenrechtsschutz in Österreich – Lehren aus dem
UPR-Midterm-Report 2023 (16844/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betref­fend Menschenrechtsschutz in Österreich – Lehren aus dem UPR-Midterm-Report 2023 (16845/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für
Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Menschenrechtsschutz in Österreich – Lehren aus dem UPR-Midterm-Report 2023 (16846/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betreffend Menschen­rechtsschutz in Österreich – Lehren aus dem UPR-Midterm-Report 2023 (16847/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Lan­desverteidigung betreffend Menschenrechtsschutz in Österreich – Lehren aus dem UPR-Midterm-Report 2023 (16848/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landes­verteidigung betreffend „Kreislaufschwäche bei Rekruten am National­feiertag“ (16849/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Massiver Anstieg türkischer Asylwerber (16850/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 52

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Son­derkrankenanstalt Mürzzuschlag – Wie geht es nach Absage des Projektes wei­ter? (16851/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Predator Files (16852/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Leitungsfunktionen
im BMBWF und in den Bildungsdirektionen (16853/J)

Dr. Christian Stocker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Aufträge an das Meinungsforschungsinstitut
SORA Ogris & Hofinger GmbH bzw. SORA Institute für Social Research and Analysis Ogris & Hofinger GmbH (historischer Name) – SORA (16854/J)

Dr. Christian Stocker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Aufträge an das Meinungsforschungsinstitut
SORA Ogris & Hofinger GmbH bzw. SORA Institute für Social Research and Analysis Ogris & Hofinger GmbH (historischer Name) – SORA (16855/J)

Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend Hakenkreuz-Schmierereien in Wien-Alsergrund und Wien-Wäh­ring (16856/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Willkür-Verdacht bei Meisterprüfungen (16857/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister
für Inneres betreffend „Cybergrooming“ (16858/J)

Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend „Cybergrooming“ (16859/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 53

Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Tiergarten Schönbrunn: Eine „fischige“ Angele­genheit (16860/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend „Daten zur Hasskriminalität auf Basis der landespolizeilichen Statis­tiken in Österreich 2023“ (16861/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend „Rekordanstieg
bei STIs – wann kommt die kostenfreie PrEP?“ (16862/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend Folgeanfrage zu: Türkise Geldverschwendung nicht
auf Kosten der Steuerzahler:innen (16863/J)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien betreffend Folgeanfrage „Erfüllung von Integrationsvereinbarung und ‑erklärung“ (16864/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Service-Entgelt bei Mehrfachversicherungen (16865/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Energieverbrauch des Bundes (16866/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend unbesetzter FWIT-Rat hemmt auch
Arbeit der Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwick­lung (16867/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend FWIT Rat: Wann fin­den Nominierungen endlich statt? (16868/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 54

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wo bleibt die angekündigte Pensions-App? (16869/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend Wo bleibt die angekündigte Pensions-App? (16870/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Postenkorruption und Verfahren vor der Bundes-Gleichstellungs­kommission (16871/J)

Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Umsetzung des
OGH-Urteils zum Pflegegeld für Ukrainer:innen (16872/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend FWIT Rat: Wann finden Nominierungen endlich statt? (16873/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Unbesetzer FWIT-Rat hemmt auch Arbeit
der Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung (16874/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend FWIT Rat: Wann finden Nominierungen endlich statt? (16875/J)

Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend FWIT Rat:
Wann finden Nominierungen endlich statt? (16876/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Linksextremisten als Drahtzieher des Projekts
„Cop & Che“ (16877/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 55

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Schwedisch-österreichischer Schildbürgerstreich bei Doppelbesteuerung (16878/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend AMS-Verwaltungsrat ernennt Landesge­schäftsführungen (16879/J)

Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Gewinnsprünge heimischer Institute auf Kosten
der österreichischen Bankkunden (16880/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pen­sionsbeiträge für über 65-Jährige müssen fallen (16881/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Polizeigroßeinsatz bei Massenschlägerei am Bahnhof Mödling (16882/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Stoppt die „Jo-Jo-Migranten“! (16883/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Einsätze durch die Polizeiinspektion Graz-Kärntner
Straße (16884/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Kli­maschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betref­fend Halteerlaubnis für Rettungsdienste ohne Blaulicht (16885/J)

Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betref­fend Eisenbahnverkehr über das deutsche Eck (16886/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 56

Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klima­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Kos­ten des Vierten Klimadialogs (16887/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Einsätze durch die Polizeiinspektion Graz-Karlauer­straße (16888/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Trotz Versprechungen noch immer keine personelle Aufstockung des LVT Steiermark? (16889/J)

Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Linksextremer Verein „Der Funke“ (16890/J)

Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend Asylwerber in Oberösterreich (16891/J)

Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Pensionsbeiträge für über 65-Jährige müssen
fallen (16892/J)

Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Mediale Propagandashow der DSN gegen „Neue
Rechte“ (16893/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Konsequenzen des Volksanwaltschaftsberichtes 2022
(16894/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Konsequenzen des Volksanwaltschaftsberichts 2022 (16895/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Sozia­les, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pensionen von Drittstaatsangehörigen (16896/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 57

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Konsequenzen des Volksanwaltschaftsberichtes 2022 (16897/J)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für euro­päische und internationale Angelegenheiten betreffend Zwangsheirat mit Migrationsaspekt (16898/J)

Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend Zwangsheirat mit Migrationsaspekt (16899/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend „Mehr Unterstützung für Rettungs- und Zivilschutzorganisationen sicherstellen“ (16900/J)

Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres be­treffend „Konkrete Daten über Freiwillige Feuerwehren“ (16901/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Scheitert das Akkreditierungsverfahren für sexuelle Bildung?“ (16902/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Energie­verbrauch des Bundes (16903/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Energieverbrauch des Bundes (16904/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­kanzler betreffend Energieverbrauch des Bundes (16905/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Energieverbrauch des Bundes (16906/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 58

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ener­gieverbrauch des Bundes (16907/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Energieverbrauch des Bundes (16908/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Energieverbrauch des Bundes (16909/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft betref­fend Energieverbrauch des Bundes (16910/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Energiever­brauch des Bundes (16911/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Energieverbrauch des Bundes (16912/J)

Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Energieverbrauch des Bundes
(16913/J)

Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für In­neres betreffend Weisungen im Bereich von Asylverfahren (16914/J)

Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesver­teidigung betreffend „intransparentes Vorgehen bei Sky Shield-Plänen“ (16915/J)

Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesver­teidigung betreffend „Attraktivierung des Dienstrechts im Österreichischen Bundesheer“ (16916/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 59

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Ge­sundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pensionsansprüche
für Opfer homophober Strafgesetze (16917/J)

Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend Umsetzung der Entschädigungszahlungen für Opfer homophober Strafgesetze (16918/J)

Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft betreffend Intervention von oben: Fragwürdige schriftliche Weisungen in der Investitionskontrolle?! (16919/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend Maßnahmen für den Spielerschutz (16920/J)

Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Jus­tiz betreffend Ermittlungen zum Brand im Krankenhaus Mödling (16921/J)

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15501/AB zu 16040/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (15502/AB zu 16018/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumenten­schutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (15503/AB zu 16023/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kolle­gen (15504/AB zu 16059/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 60

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15505/AB zu 16016/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen (15506/AB
zu 16009/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (15507/AB zu 16053/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15508/AB zu 16041/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen (15509/AB zu 16017/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (15510/AB zu 16050/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen (15511/AB zu 16010/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15512/AB zu 16046/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (15513/AB zu 16051/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 61

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen (15514/AB zu 16011/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (15515/AB zu 16008/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15516/AB zu 16042/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15517/AB zu 16073/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (15518/AB zu 16049/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (15519/AB zu 16064/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Melanie Erasim, MSc, Kolleginnen und Kollegen (15520/AB zu 16024/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15521/AB zu 16044/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15522/AB zu 16030/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 62

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15523/AB zu 16034/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15524/AB zu 16035/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15525/AB zu 16036/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15526/AB zu 16037/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15527/AB zu 16039/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15528/AB zu 16038/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15529/AB zu 16045/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15530/AB zu 16047/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15531/AB zu 16072/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen (15532/AB zu 16013/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 63

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen
und Kollegen (15533/AB zu 16033/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bun­deskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (15534/AB zu 16061/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die An­frage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen
(15535/AB zu 16065/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolle­ginnen und Kollegen (15536/AB zu 16068/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (15537/AB zu 16066/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (15538/AB
zu 16029/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15539/AB zu 16048/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (15540/AB zu 16056/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15541/AB zu 16015/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (15542/AB zu 16067/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 64

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen
und Kollegen (15543/AB zu 16060/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (15544/AB zu 16031/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (15545/AB zu 16069/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (15546/AB zu 16062/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (15547/AB zu 16014/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15548/AB zu 16025/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (15549/AB zu 16052/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (15550/AB zu 16054/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (15551/AB zu 16058/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (15552/AB zu 16063/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (15553/AB zu 16026/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 65

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Vol­ker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (15554/AB zu 16028/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (15555/AB zu 16022/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Melanie Erasim, MSc, Kolleginnen und Kollegen (15556/AB zu 16019/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Melanie Erasim, MSc, Kolleginnen und Kollegen (15557/AB zu 16020/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Melanie Erasim, MSc, Kolleginnen und Kollegen (15558/AB zu 16021/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen (15559/AB zu 16032/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kollegin­nen und Kollegen (15560/AB zu 16043/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kol­leginnen und Kollegen (15561/AB zu 16055/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (15562/AB zu 16057/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (15563/AB zu 16027/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 66

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolle­ginnen und Kollegen (15564/AB zu 16070/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15565/AB zu 16071/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15566/AB zu 16074/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15567/AB zu 16076/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kol­legen (15568/AB zu 16092/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15569/AB zu 16096/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15570/AB zu 16084/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15571/AB zu 16095/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lindner, Kolleginnen und Kollegen (15572/AB zu 16094/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15573/AB
zu 16082/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 67

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15574/AB zu 16083/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die An­frage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15575/AB zu 16079/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolle­ginnen und Kollegen (15576/AB zu 16090/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15577/AB zu 16087/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15578/AB zu 16086/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die An­frage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kolle­gen (15579/AB zu 16077/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15580/AB zu 16080/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15581/AB zu 16089/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innova­tion und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppel­bauer, Kolleginnen und Kollegen (15582/AB zu 16075/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Ha­fenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15583/AB zu 16085/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 68

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kolle­gen (15584/AB zu 16081/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafen­ecker, MAKolleginnen und Kollegen (15585/AB zu 16078/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (15586/AB zu 16091/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Lind­ner, Kolleginnen und Kollegen (15587/AB zu 16093/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen
und Kollegen (15588/AB zu 16088/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kol­legen (15589/AB zu 16099/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (15590/AB zu 16098/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15591/AB zu 16097/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (15592/AB zu 16100/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (15593/AB zu 16102/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 69

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15594/AB zu 16101/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen
(15595/AB zu 16103/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen (15596/AB zu 16106/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolle­ginnen und Kollegen (15597/AB zu 16104/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15598/AB zu 16108/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Oxonitsch, Kolleginnen und Kollegen (15599/AB zu 16105/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15600/AB zu 16121/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolle­ginnen und Kollegen (15601/AB zu 16112/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15602/AB zu 16110/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15603/AB zu 16107/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15604/AB zu 16109/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 70

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (15605/AB zu 16111/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15606/AB zu 16113/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (15607/AB
zu 16129/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kol­legen (15608/AB zu 16132/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15609/AB zu 16120/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15610/AB zu 16115/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15611/AB zu 16126/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen
(15612/AB zu 16118/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15613/AB zu 16125/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15614/AB zu 16114/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 71

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die An­frage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15615/AB zu 16116/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kol­leginnen und Kollegen (15616/AB zu 16119/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15617/AB zu 16117/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15618/AB zu 16122/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15619/AB zu 16127/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15620/AB zu 16130/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15621/AB zu 16131/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (15622/AB zu 16133/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kolle­gen (15623/AB zu 16123/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (15624/AB zu 16138/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (15625/AB zu 16128/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 72

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15626/AB zu 16124/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15627/AB zu 16143/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15628/AB zu 16140/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15629/AB zu 16141/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stepha­nie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15630/AB zu 16142/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ge­rald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15631/AB zu 16139/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (15632/AB
zu 16145/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kolle­gen (15633/AB zu 16203/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen
und Kollegen (15634/AB zu 16274/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (15635/AB zu 16199/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 73

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kol­legen (15636/AB zu 16333/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen
und Kollegen (15637/AB zu 16213/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (15638/AB zu 16177/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen
und Kollegen (15639/AB zu 16239/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kol­legen (15640/AB zu 16336/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kol­legen (15641/AB zu 16294/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15642/AB zu 16273/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kolle­gen (15643/AB zu 16282/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15644/AB zu 16248/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 74

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (15645/AB zu 16209/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (15646/AB zu 16198/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kol­legen (15647/AB zu 16232/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15648/AB zu 16216/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15649/AB zu 16272/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen
und Kollegen (15650/AB zu 16238/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (15651/AB zu 16204/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen
und Kollegen (15652/AB zu 16251/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 75

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen
und Kollegen (15653/AB zu 16189/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kolle­gen (15654/AB zu 16281/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kol­legen (15655/AB zu 16156/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Robert Laimer, Kolleginnen und Kollegen (15656/AB zu 16171/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kollegen (15657/AB zu 16160/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (15658/AB zu 16176/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (15659/AB zu 16190/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15660/AB zu 16287/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15661/AB zu 16299/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15662/AB zu 16313/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15663/AB zu 16325/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15664/AB zu 16355/J)

der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15665/AB zu 16340/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 76

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolle­ginnen und Kollegen (15666/AB zu 16170/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15667/AB zu 16208/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (15668/AB zu 16210/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen
und Kollegen (15669/AB zu 16241/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kollegen (15670/AB
zu 16158/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (15671/AB zu 16202/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15672/AB zu 16207/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15673/AB
zu 16212/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 77

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15674/AB
zu 16220/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15675/AB
zu 16222/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15676/AB
zu 16223/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15677/AB
zu 16225/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15678/AB
zu 16227/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15679/AB
zu 16228/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (15680/AB zu 16229/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15681/AB zu 16242/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 78

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15682/AB
zu 16250/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15683/AB
zu 16254/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15684/AB
zu 16255/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15685/AB
zu 16256/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15686/AB zu 16260/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15687/AB zu 16265/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15688/AB zu 16270/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15689/AB zu 16214/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15690/AB zu 16215/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kollegen (15691/AB zu 16157/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 79

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15692/AB zu 16217/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15693/AB zu 16218/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15694/AB zu 16219/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15695/AB zu 16346/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kol­legen (15696/AB zu 16231/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15697/AB zu 16297/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15698/AB zu 16328/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15699/AB zu 16244/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15700/AB zu 16235/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kol­legen (15701/AB zu 16301/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15702/AB
zu 16221/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15703/AB
zu 16224/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 80

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stepha­nie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15704/AB zu 16180/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15705/AB
zu 16226/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15706/AB
zu 16249/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15707/AB
zu 16252/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15708/AB zu 16258/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15709/AB
zu 16253/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15710/AB
zu 16257/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15711/AB zu 16307/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (15712/AB
zu 16276/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15713/AB zu 16343/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 81

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15714/AB zu 16318/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15715/AB zu 16298/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15716/AB zu 16246/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15717/AB zu 16262/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (15718/AB zu 16230/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15719/AB zu 16263/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15720/AB zu 16335/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Rein­hold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (15721/AB zu 16193/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15722/AB zu 16267/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kollegen (15723/AB zu 16154/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 82

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15724/AB zu 16280/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15725/AB zu 16266/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (15726/AB zu 16186/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15727/AB zu 16315/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15728/AB zu 16319/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15729/AB zu 16349/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Niko­laus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (15730/AB zu 16182/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen (15731/AB zu 16148/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kollegen (15732/AB zu 16165/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15733/AB zu 16311/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 83

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15734/AB zu 16337/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15735/AB zu 16291/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15736/AB zu 16326/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (15737/AB zu 16277/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (15738/AB zu 16205/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15739/AB zu 16308/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15740/AB zu 16348/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen (15741/AB zu 16197/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (15742/AB zu 16192/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15743/AB zu 16303/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kollegen (15744/AB zu 16161/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (15745/AB zu 16285/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (15746/AB zu 16179/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 84

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (15747/AB zu 16206/J)

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15748/AB zu 16362/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (15749/AB zu 16181/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (15750/AB zu 16187/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (15751/AB zu 16278/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15752/AB zu 16233/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasser­wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen
und Kollegen (15753/AB zu 16234/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten MMag. Katharina Werner, Bakk., Kolleginnen und Kollegen (15754/AB zu 16184/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kol­legen (15755/AB zu 16259/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen
und Kollegen (15756/AB zu 16289/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 85

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kol­legen (15757/AB zu 16268/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15758/AB zu 16353/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kollegen (15759/AB zu 16155/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen (15760/AB zu 16172/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Nikolaus Scherak, MA, Kolleginnen und Kollegen (15761/AB zu 16183/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (15762/AB zu 16196/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15763/AB zu 16236/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15764/AB zu 16240/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kollegin­nen und Kollegen (15765/AB zu 16279/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15766/AB zu 16245/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen
(15767/AB zu 16329/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 86

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (15768/AB zu 16247/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen
und Kollegen (15769/AB zu 16300/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (15770/AB zu 16284/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (15771/AB zu 16286/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15772/AB zu 16290/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15773/AB zu 16305/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen
und Kollegen (15774/AB zu 16317/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15775/AB zu 16312/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15776/AB zu 16323/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15777/AB zu 16342/J)

des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15778/AB zu 16354/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 87

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen
und Kollegen (15779/AB zu 16356/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen
und Kollegen (15780/AB zu 16339/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen
und Kollegen (15781/AB zu 16332/J)

des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen
(15782/AB zu 16152/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeord­neten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15783/AB
zu 16295/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15784/AB zu 16302/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15785/AB zu 16314/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15786/AB zu 16327/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15787/AB zu 16352/J)

des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft auf die Anfrage der Abgeordne­ten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15788/AB zu 16271/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kollegen (15789/AB zu 16153/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 88

des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kol­legen (15790/AB zu 16347/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (15791/AB zu 16194/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15792/AB zu 16288/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15793/AB zu 16309/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15794/AB zu 16341/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15795/AB zu 16350/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15796/AB zu 16321/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15797/AB zu 16331/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 89

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kolle­gen (15798/AB zu 16162/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kolle­gen (15799/AB zu 16168/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kol­legen (15800/AB zu 16169/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die An­frage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (15801/AB zu 16195/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die An­frage der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen (15802/AB zu 16200/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die An­frage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15803/AB zu 16320/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die An­frage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15804/AB zu 16330/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die An­frage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15805/AB zu 16338/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die An­frage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15806/AB zu 16296/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Marg­reiterKolleginnen und Kollegen (15807/AB zu 16175/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 90

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15808/AB zu 16358/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15809/AB zu 16310/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Klaus Köchl, Kolleginnen und Kollegen (15810/AB zu 16275/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen (15811/AB zu 16237/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kollegin­nen und Kollegen (15812/AB zu 16151/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kollegin­nen und Kollegen (15813/AB zu 16261/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kollegin­nen und Kollegen (15814/AB zu 16269/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwall­nerKolleginnen und Kollegen (15815/AB zu 16191/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 91

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Rudolf Silvan, Kollegin­nen und Kollegen (15816/AB zu 16146/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Johannes Marg­reiterKolleginnen und Kollegen (15817/AB zu 16174/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15818/AB zu 16293/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15819/AB zu 16345/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kollegen (15820/AB zu 16166/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kol­leginnen und Kollegen (15821/AB zu 16159/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die An­frage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kolleginnen und Kollegen (15822/AB zu 16163/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Muna Duzdar, Kolle­ginnen und Kollegen (15823/AB zu 16164/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (15824/AB zu 16167/J)

der Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundes­kanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen (15825/AB zu 16185/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 92

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die An­frage der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kolle­gen (15826/AB zu 16188/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen (15827/AB zu 16150/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kol­leginnen und Kollegen (15828/AB zu 16201/J)

der Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt auf die An­frage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (15829/AB zu 16264/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kol­leginnen und Kollegen (15830/AB zu 16292/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kol­leginnen und Kollegen (15831/AB zu 16304/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kol­leginnen und Kollegen (15832/AB zu 16316/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kol­leginnen und Kollegen (15833/AB zu 16334/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kol­leginnen und Kollegen (15834/AB zu 16344/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kol­leginnen und Kollegen (15835/AB zu 16357/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15836/AB zu 16351/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kolle­gen (15837/AB zu 16178/J)

des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15838/AB zu 16306/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15839/AB zu 16324/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Michael Schnedlitz, Kolleginnen und Kollegen (15840/AB zu 16322/J)

der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (15841/AB zu 16359/J)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 93

*****

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Karin Greiner, Kolleginnen und Kollegen (79/ABPR zu 80/JPR)

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susan­ne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (80/ABPR zu 79/JPR)

des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (81/ABPR zu 83/JPR)


 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 94

09.05.43Beginn der Sitzung: 9.05 Uhr

Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.

09.05.44*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Ich darf Sie recht herzlich zu unserer 239. Sitzung begrüßen – die Sitzung ist damit eröffnet. Ich begrüße den Herrn Bundeskanzler, den Herrn Vizekanzler und die restliche Regierungsmannschaft. Ich darf die Damen
und Herren der Journalistik sowie unsere Zuseher auf der Galerie und zu Hause vor den Fernsehschirmen recht herzlich begrüßen.

Die Amtlichen Protokolle der 237. und der 238. Sitzung vom 25. Oktober 2023 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.

Als verhindert gemeldet sind heute die Abgeordneten Mag. Johanna Jachs, Ing. Mag. (FH) Alexandra Tanda, Julia Elisabeth Herr, Petra Steger,
Heike Grebien, Mag. Markus Koza und Barbara Neßler.

09.06.33Mandatsverzicht und Angelobung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Von der Bundeswahlbehörde ist die Mitteilung eingelangt, dass Abgeordneter Clemens Stammler auf sein Mandat verzichtet hat und an seiner Stelle Frau Ulrike Maria Böker in den Natio­nalrat berufen wurde.

Da der Wahlschein bereits vorliegt und die Genannte im Haus anwesend ist, werde ich sogleich die Angelobung vornehmen.

Nach Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführung wird die neue Abgeordnete ihre Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten
haben. – Bitte, Herr Schriftführer Abgeordneter Schallmeiner.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 95

Schriftführer Ralph Schallmeiner: „Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsge­setze und aller anderen Gesetze und gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“

*****

(Abg. Ulrike Maria Böker leistet die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“.)

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich danke recht herzlich und darf Sie, Frau Abgeordnete, in unserer Mitte recht herzlich begrüßen und Ihnen alles
Gute für Ihre politische Arbeit wünschen. (Allgemeiner Beifall.)

09.07.53Einlauf und Zuweisungen


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisung verweise ich gemäß § 23
Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 16723/J bis 16921/J

2. Anfragebeantwortungen: 15501/AB bis 15841/AB

Anfragebeantwortungen (Präsident des Nationalrates):

79/ABPR bis 81/ABPR

3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz, mit dem das Verbotsgesetz 1947, das Einführungsgesetz zu den Verwaltungsverfahrensgesetzen 2008, das Abzeichengesetz 1960, das
Uniform-Verbotsgesetz und das Symbole-Gesetz geändert werden (Verbotsgesetz-Novelle 2023) (2285 d.B.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 96

4. Ergänzung oder Änderung von Regierungsvorlagen oder Berichten:

Landesverteidigungsbericht 2023 (redaktionell überarbeitete
Version) (Zu III-1043 d.B.)

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 31d Abs. 5a, 32a Abs. 4, 74d Abs. 2, 74f Abs. 3, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Budgetausschuss:

Bericht zur Wirkungsorientierung 2022 gemäß § 68 Abs. 5 BHG 2013 iVm § 7 Abs. 5 Wirkungscontrollingverordnung, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst,
Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (Vorlage 138 BA)

Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 54 Abs. 12 BHG 2013 über die Genehmigung von Mittelverwendungsüberschreitungen und gemäß § 60
Abs. 3 BHG 2013 über zugestimmte Vorbelastungen im 3. Quartal 2023 (Vor­lage 139 BA)

Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß § 4a Zahlungsbilanzstabilisierungs­gesetz über die im 3. Quartal 2023 ergriffenen Maßnahmen (Vorlage 140 BA)

Bericht des Bundesministers für Finanzen gemäß Art. 50c Abs. 3 B-VG iVm § 6 der Anlage 2 zum GOG (ESM-Informationsordnung) über die im Rahmen des Europäischen Stabilitätsmechanismus getroffenen Maßnahmen im 3. Quartal 2023 (Vorlage 141 BA)

Beteiligungsbericht 2024 gemäß § 42 Abs. 5 BHG 2013, vorgelegt vom Bun­desminister für Finanzen (Vorlage 142 BA)

Bericht des Bundesministers für Finanzen über die Entwicklung des Bundeshaushaltes von Jänner bis September 2023 (Vorlage 143 BA)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 97

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition betreffend "Petition der österreichischen Umweltanwaltschaften zur Baumhaftung – Anregung zur Änderung/Adaptierung des ABGB und des ForstG" überreicht von den Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer und Michael
Bernhard (132/PET)

Petition betreffend "Lärmschutz entlang des Bahnhofs St. Andrä-Wördern jetzt – kleine Adaptierungen mit großer Wirkung!", überreicht von den Abge­ordneten Mag. Ulrike Fischer und Hermann Weratschnig, MBA, MSc (133/PET)

Petition betreffend "Petition gegen Postschließungen im ländlichen Raum. Die Postgeschäftsstelle in St. Andrä-Wördern muss erhalten bleiben!", überreicht von den Abgeordneten Mag. Ulrike Fischer, Bedrana Ribo, MA und Ralph Schallmeiner (134/PET)

Petition betreffend "Ein Bankomat pro Gemeinde", überreicht vom Abgeordneten An­dreas Kollross (135/PET)

Bürgerinitiative betreffend "Strafgesetz ändern: Haft für Klimakleber!" (63/BI)

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Landesverteidigungsausschuss:

Abkommen zwischen der Regierung der Republik Österreich und der Regierung der Bundesrepublik Deutschland über die Zusammenarbeit gegen nichtmilitärische Bedrohungen aus der Luft (2286 d.B.)

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes betreffend Wasserverband Obere Enns – Reihe
BUND 2023/31 (III-1048 d.B.)

Bericht des Rechnungshofes betreffend Aufgabenerfüllung und Einsatzbereitschaft der 4. Panzergrenadierbrigade – Reihe BUND 2023/32 (III-1053 d.B.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 98

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Ausschuss für Forschung, Innovation und Digitalisierung:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2023 – Untergliederung 34 Innovation und Technologie (Forschung), vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-1050 d.B.)

Gesundheitsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Kri­senbewältigungsfonds für das Kalenderjahr 2023 (Jänner bis August 2023),
vorgelegt vom Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumenten­schutz (III-1055 d.B.)

Sportausschuss:

Sportbericht 2022, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffent­lichen Dienst und Sport (III-1056 d.B.)

Umweltausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds für September 2023 – Untergliederung 43 Klima, Umwelt und Energie, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt,
Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-1051 d.B.)

Fortschrittsbericht 2023 nach § 6 Klimaschutzgesetz, vorgelegt von der Bundesminis­terin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
(III-1054 d.B.)

Verkehrsausschuss:

Bericht nach § 3 Abs. 5 des Bundesgesetzes über die Errichtung des COVID-19-Kri­senbewältigungsfonds für September 2023 – Untergliederung 41 Mobilität,


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vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (III-1052 d.B.)

Gemeinwirtschaftlicher Leistungsbericht 2021, vorgelegt von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
(III-1059 d.B.)

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die Sitzung wird wie üblich bis 13 Uhr von ORF 2, anschließend bis 19.15 Uhr von ORF III und dann anschließend in
der TVthek übertragen.

Behandlung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es ist vorgeschlagen, die Debatten über die Punkte 1 bis 7 sowie 8 und 9 der Tagesordnung zusammenzufassen.

Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall.

Redezeitbeschränkung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zwischen den Mitgliedern der Präsi­dialkonferenz wurde Konsens über die Gestaltung und Dauer der Debatten er­zielt. Gemäß § 57 Abs. 3 Z 2 der Geschäftsordnung wurde für heute,
Dienstag, und morgen, Mittwoch, jeweils eine Tagesblockzeit von 9,5 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich die folgenden Redezeiten ergeben: 185 Minuten für die ÖVP, 128 Minuten für die SPÖ, 105 Minuten für die FPÖ, 95 Minuten für die Grünen sowie 76 Minuten für die NEOS. Gemäß
§ 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, für heute, Dienstag, und morgen, Mitt­woch, jeweils 38 Minuten, die Debattenredezeit wird auf 5 Minuten beschränkt.

Für Donnerstag, den 23. November, wurde eine Tagesblockzeit von 8 „Wie­ner Stunden“ vereinbart. Die Redezeiten ergeben sich wie folgt: 156 Minuten für


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die ÖVP, 108 Minuten für die SPÖ, 88 Minuten für die FPÖ, 80 Minuten
für die Grünen und 64 Minuten für die NEOS. Die Gesamtredezeit für jene Ab­geordneten, die keinem Klub angehören, beträgt 32 Minuten, die Debatten­redezeit ist wie üblich auf 5 Minuten beschränkt.

Gleichfalls haben die Mitglieder der Präsidialkonferenz für die Beratungen zu den Tagesordnungspunkten 8 und 9 Debattengliederungen festgelegt,
die der Tagesordnung zu entnehmen sind.

Die vorgesehenen Untergliederungen beziehungsweise Themenbereiche werden am selben Tag jedenfalls zu Ende beraten. Die Sitzung wird danach jeweils unterbrochen.

Entschließungsanträge können nur bei den jeweiligen Untergliederungen einge­bracht werden.

Die Abstimmungen zu den Tagesordnungspunkten 8 und 9 finden am Donnerstag, den 23. November 2023, statt.

Die Abstimmungen über allfällig eingebrachte Entschließungsanträge erfolgen jeweils nach der dritten Lesung in der Reihenfolge ihrer Einbringung.

Die Redezeitregelung für die Regierungsmitglieder gemäß § 57 Abs. 8 der Ge­schäftsordnung wird nicht in Anspruch genommen. Bei Überschreitung
der 20 Minuten für jedes für die jeweiligen Beratungsgruppen ressortzuständige Regierungsmitglied beziehungsweise bei Überschreitung von 10 Minuten
für jede beziehungsweise jeden für die jeweiligen Beratungsgruppen ressortzu­ständige Staatssekretärin beziehungsweise ressortzuständigen Staats­sekretär wird die überzogene Redezeit jeweils auf die Redezeit der entsprechen­den Regierungsklubs angerechnet.

Die Redezeit untergliederungsfremder Regierungsmitglieder beziehungsweise Staatssekretäre wird jedenfalls auf die Redezeit des entsprechenden Regierungsklubs angerechnet. Ausgenommen davon ist die Redezeit des Bun­deskanzlers sowie des Vizekanzlers bei der zum Budgetbegleitgesetz


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abgehaltenen Generaldebatte, sofern diese jeweils die Dauer von 20 Minuten nicht überschreitet.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die eben dargestellten
Redezeiten.

Wer mit diesem Vorschlag einverstanden ist, den bitte ich um ein dem­entsprechendes Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.

09.11.291. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2267 d.B.): Bun­desgesetz, mit dem das Schulunterrichts-Digitalisierungs-Gesetz, das Fachhochschulgesetz, das Bundes-Jugendförderungsgesetz, das Gedenkstät­tengesetz, das Rechtspraktikantengesetz, das Ausfuhrförderungsgesetz,
das Garantiegesetz 1977, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Arbeitsmarktpoli­tik-Finanzierungsgesetz, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Dienstge­berabgabegesetz, das NPO-Fonds-Gesetz, das Bundesgesetz über
einen Energiekostenzuschuss für Non-Profit-Organisationen, das Bundes­museen-Gesetz 2002, das Bundestheaterorganisationsgesetz, das
Spanische Hofreitschule-Gesetz, das BFW-Gesetz, das Waldfondsgesetz, das Umweltförderungsgesetz, das Umweltkontrollgesetz, das Altlasten­sanierungsgesetz, das Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz, das Arz­neimittelgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerb­liche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz und das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz geändert sowie ein
IACA-Unterstützungsgesetz, ein Bundesgesetz zur strafrechtlichen Rehabili­tierung und Entschädigung von Personen, die nach den §§ 129 I, 129 I 
lit. b, 500, 500a, 517 oder 518 des Strafgesetzes 1945 oder den §§ 209, 210, 220 oder 221 des Strafgesetzbuches verurteilt wurden, ein Meister- und


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Befähigungsprüfungs-Finanzierungsgesetz und ein Gesundheitsreformmaßnah­men-Finanzierungsgesetz erlassen werden (Budgetbegleitgesetz 2024) (2298 d.B.)

2. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2217 d.B.): Bun­desgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 geändert wird (Progressionsabgeltungsgesetz 2024 – PrAG 2024) (2292 d.B.)

3. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2270 d.B.): Bun­desgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch die Bun­desministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie genehmigt wird (2293 d.B.)

4. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2269 d.B.): Bun­desgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch den Bundesminister/die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie genehmigt wird (2294 d.B.)

5. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 3656/A und Zu 3656/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen durch den Bundesminister für Arbeit und Wirt­schaft genehmigt und mit dem das Bundesgesetz hinsichtlich Begleitmaßnah­men zur Durchführung der Verordnung (EU) 2023/1781 des Europäi­schen Parlaments und des Rates vom 13. September 2023 zur Schaffung eines Rahmens für Maßnahmen zur Stärkung des europäischen Halbleiter-


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Ökosystems und zur Änderung der Verordnung (EU) 2021/694 (Chip-Gesetz-Begleitmaßnahmengesetz) erlassen wird (2295 d.B.)

6. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 3657/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und
Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Pensionsordnungen der Oesterreichischen Nationalbank geändert und das Bundesgesetz zur
Änderung von Betriebspensionszusagen im Bereich der Austrian Airlines
(AUA-Betriebspensions-Änderungsgesetz) erlassen wird (2296 d.B.)

7. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über den Antrag 3658/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und
Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Bundesrechenzentrum GmbH (BRZ GmbH) geändert wird (2297 d.B.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen nun zu den Punkten 1 bis 7 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt
werden.

Es sind dies Berichte des Budgetausschusses.

Hinsichtlich der einzelnen Ausschussberichte darf ich auf die Tagesordnung verweisen.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Klubobmann Kucher. – Bitte sehr,
Herr Abgeordneter, Sie haben das Wort.


9.11.54

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Regierungsmitglieder! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir werden heute wohl in der Budgetdebatte


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von Karl Nehammer und Werner Kogler wieder das hören, was sie die letzten Jahre zur Perfektion gebracht haben. Selbst wenn die reale Lebenssituation
der Menschen eine andere ist und wenn die Fakten dem widersprechen, werden sie uns heute erzählen, wie toll das Krisenmanagement der österreichischen Bundesregierung ist, wie toll sie Österreich durch die Krise gebracht haben. Als Beleg dafür wird uns die Regierung vorlegen, dass keine Regierung in ganz Westeuropa so viel Geld ausgegeben hat wie diese Bundesregierung. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie Bravoruf bei der ÖVP.)

Als wäre Schuldenmachen allein eine Leistung! Die Frage ist doch vielmehr, sich zu überlegen, wofür denn das Geld ausgegeben wurde. Wir gehören heute
im Vergleich zu unseren westeuropäischen Nachbarn zu den Ländern mit dem schlechtesten Wirtschaftswachstum, wir sind das Land mit der höchsten Inflationsrate und mit den höchsten Schulden. Dieses Kunststück muss man als Bundesregierung schaffen: eine Rekordinflation auf der einen Seite und Rekordschulden auf der anderen Seite. Das ist das Ergebnis der schwarz-grünen Politik.

Mich erinnert das ein bisschen an zwei Feuerwehrleute. Werner Kogler und Karl Nehammer kommen nach der Brandbekämpfung zusammen und werden
gefragt: Habt ihr es geschafft, den Brand zu löschen? Die werden sagen: Nein, es brennt schon noch ordentlich – wenn man sich die Inflation anschaut –,
aber wir haben am meisten Wasser verbraucht! Als wäre das allein eine Leistung: am meisten Wasser zu verbrauchen und nicht den Brand zu löschen!
(Beifall bei der SPÖ.)

Das ist das Ergebnis, wenn man einfach nicht hinhören möchte und nicht schaut, was andere Staaten besser machen, wenn man nicht auf Vorschläge der Opposition hört. Alle anderen Staaten haben in den Markt eingegriffen, haben versucht, ganz konkret auch Preise zu senken. Die Schweiz etwa hätte
nie im Leben zugelassen, dass die Mieten dermaßen explodieren. Ein Viertel der Menschen in Österreich kann sich im Moment das Wohnen kaum noch


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leisten. (Zwischenruf des Abg. Lukas Hammer. – Abg. Wöginger: Weißt du eh, was die Mieten in der Schweiz ...?)

In Österreich hat man uns nach monatelangen Streitereien eine Mietpreisbremse versprochen, es war dann eher so ein Schmähpreisdeckel, und dann hat
es geheißen, aber spätestens ab 1. Oktober wird es diesen Schmähpreisdeckel geben. Bis heute gibt es gar nichts, und die Menschen haben jetzt um
die Weihnachtsfeiertage schon wieder Sorgen, wie die Mieten im nächsten Jahr steigen werden.

Spanien hat im Strombereich, in der Energieversorgung eingegriffen und hat ver­sucht, Preise zu senken. In Österreich sind die Einzigen, die davon profitiert haben, die Energiekonzerne gewesen. Da hat es Milliardengewinne gegeben, da war die Regierung nicht in der Lage, gegenzusteuern.

In Frankreich hat man sich das angeschaut und gesagt, wenn es im Bankensektor Probleme gibt, dann muss man gegensteuern. Man hat die Zinsen einerseits
für die Menschen, die ein paar Euro am Sparbuch haben, geregelt und anderer­seits für die Häuslbauer, die Kredite aufgenommen haben. In Österreich
erleben wir Milliardengewinne bei den Banken und keine Maßnahmen der öster­reichischen Bundesregierung.

Ganz besonders schlimm ist es, wenn die Leute beim täglichen Einkauf im Super­markt stehen. Da hat es Länder gegeben, die zum Beispiel die Mehrwert­steuer auf Lebensmittel gesenkt haben. In Österreich ist gar nichts passiert. Es hat einen Bericht der Bundeswettbewerbsbehörde gegeben, nachdem
man monatelang nur diskutiert hat und gar nichts getan hat, und wir wissen nun, dass man in Österreich als Haushalt pro Jahr 1 000 Euro mehr zahlt als beispielsweise in Deutschland. Jetzt könnte man meinen, man hat eine Regie­rung, die da auch etwas tut, aber passiert ist gar nichts in diesem Bereich!

Da ist gar nichts passiert, man greift nicht ein und weigert sich, gegenzusteuern.


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Die grundsätzliche Frage für die Zukunft ist: Wer wird denn das alles
bezahlen? Wenn man sich das Budget der Regierung anschaut, dann wissen wir, es sind nicht die Organisationen, die Milliardengewinne machen, sondern
es ist die breite Masse der Bevölkerung. Das sind 7 Milliarden Euro mehr, höhere Einnahmen von den Menschen, die tagtäglich zur Arbeit gehen und unser
Land am Laufen halten, und 7 Milliarden Euro weniger Steuern für Konzerne und auf Vermögen. Das ist die Politik der österreichischen Regierung. Leidtra­gend ist die breite Masse: Das ist die österreichische Bevölkerung, die von der Re­gierung doppelt und dreifach zur Kasse gebeten wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Ganz besonders schlimm ist es, weil man jetzt schon Opfer gefunden hat und man fragt, wer denn verantwortlich dafür ist. Und das sind plötzlich die Pen­sionistinnen und Pensionisten. Die sind plötzlich schuld an den Milliardenausga­ben (Abg. Wöginger: Wer sagt denn das?), darüber gibt es jetzt Debatten.
(Abg. Steinacker: Geh bitte!) – Gust Wöginger, du warst der Erste, der damit be­gonnen hat, über das Pensionssystem zu diskutieren. (Abg. Meinl-Reisinger:
Das waren wir! Zu Recht!)
Die breite Masse der Pensionistinnen und Pensionisten ist jetzt plötzlich dafür verantwortlich, dass die Regierung im Kampf gegen
die Steuerung versagt hat. Beate Meinl-Reisinger war wenigstens ehrlich, sie hat es schon gesagt, Gerald Loacker hat es gestern schon gesagt: Wir müssen
bei den Pensionen kürzen! (Abg. Meinl-Reisinger: Nein, das haben wir nicht gesagt! Nein, das ist eine Lüge! Das ist eine Lüge, Philip!) Das ist die NEOS-Politik,
die kennen wir schon recht gut. Das ist die Politik der NEOS. Jetzt seid ihr we­nigstens ehrlich. (Beifall bei der SPÖ.)

Die ÖVP redet über Arbeiten bis 67. Ihr tragt gar nichts dazu bei, dass die Men­schen auch gesund alt werden können und dass man das reale Pensions­antrittsalter anhebt. Die NEOS waren jetzt wenigstens ehrlich. Und die Freiheit­lichen fangen auch schon an, zu schwadronieren und zu überlegen, was
man machen könnte. Da hat euer alter Vordenker Karl-Heinz Grasser wieder zugeschlagen, ihr redet jetzt von der dritten Säule und sagt den Leuten:
Man muss halt am privaten Kapitalmarkt vorsorgen und schauen, dass man ein


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paar Euro auf die Seite legt! Das zeigt, wie weit Herbert Kickl vom kleinen
Mann entfernt ist. Weil die Leute jetzt gerade im Moment so viel Geld auf der Seite haben, dass man privat noch ordentlich für die Pension ansparen
kann?! Das ist die Politik, die wir heute erleben: Die breite Masse wird all das ausbaden müssen.

Es ist kein Zufall, dass diese Debatten in den letzten Tagen und Wochen begon­nen haben. Wir brauchen nur in die Vergangenheit zu schauen, wir haben
das doch alles schon einmal erlebt. Wenn Kickl und Nehammer in der Regierung sind, wird all das auch in Österreich wieder kommen. Wir haben es schon
erlebt: die Selbstbehalte, die eingeführt worden sind; das Zerschlagen der Kran­kenkassen; die Pensionskürzungen unter Wolfgang Schüssel – das ist alles
schon einmal passiert. Es ist kein Zufall, dass diese Debatten bereits wieder be­ginnen. Unsere Aufgabe wäre es doch, dafür zu sorgen, dass es allen Men­schen in diesem Land gut geht, dass niemand zurückgelassen wird. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kickl: Die Sozialisten sind ...! Ja, ja!) – Dass niemand zurückge­lassen wird, Herbert Kickl!

All das bildet dieses Budget nicht ab. Und weil du dich so aufregst, Herbert Kickl: Du bist überall dabeigesessen. (Abg. Kickl: Du kriegst schon deine Antwort!)
Du warst überall dabei, wo deine Freunde waren. Der Meischberger war schon dein Kumpel und auch der Karl-Heinz Grasser; mit denen bist du zusam­mengesessen, als sie das Milliardenvermögen an ihre Freunde verscherbelt ha­ben. Du bist neben der Hartinger-Klein auf der Regierungsbank gesessen,
als sie die Kassen zerschlagen hat und den Menschen in Österreich das Gesund­heitssystem zerstört hat. (Abg. Kickl: Das wird nichts mehr, Philip! Das wird
nichts mehr!)
Die Worte hätte ich mir damals von dir erwartet. All das droht in Österreich wieder (Beifall bei der SPÖ), und wir können nicht zulassen,
dass das Regierungsversagen, die Milliardenschulden, die jetzt entstanden sind, auf dem Rücken der breiten Masse der Bevölkerung ausgebadet werden.

Österreich muss da gerechter sein: Die Menschen mit Millionenvermögen, die einen fairen Beitrag leisten können, werden ihn auch leisten müssen.


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Dafür müssen wir doch miteinander sorgen: dass es allen Leuten gut geht, dass wir niemanden zurücklassen und es mehr Gerechtigkeit in diesem Land
gibt. All das spiegelt dieses Budget leider nicht wider. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf: Schrebergartenpartei Österreichs!)

9.19


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Loacker zu Wort gemeldet. – Bitte.


9.19.19

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Mit­glieder der Bundesregierung! Herr Klubobmann Kucher hat behauptet, ich
hätte gesagt, man solle die Pensionen kürzen.

Ich berichtige tatsächlich: Ich habe gesagt, es dürfen keine außertourlichen Erhöhungen stattfinden und wir müssen Reformen umsetzen, damit wir auch in 30 und 40 Jahren noch gute Pensionen zahlen können. (Beifall bei den NEOS.)

9.19


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Klubobmann Wöginger. – Bitte sehr.


9.19.43

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Nach diesem Auszug des Fa­schingsparteitages der SPÖ kehren wir zur Budgetdebatte zurück. (Abg.
Heinisch-Hosek: Wir waren bei der Budgetdebatte! Entschuldigung?!)
Herr Kollege Kucher, erstens haben Sie hier viele Unwahrheiten verbreitet (Abg.
Heinisch-Hosek: Was heißt „Unwahrheiten“?!)
 – Kollege Loacker hat gerade tat­sächlich berichtigt –, auch was meine Person angeht. Ich habe gesagt,
Leistung muss sich lohnen, auch bei den Pensionen (Abg. Kucher: Das ist aber neu!), und dazu stehen wir auch. (Beifall bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 109

Wenn Sie uns nicht glauben, Herr Kollege Kucher, dann hören Sie das „Morgen­journal“ von heute nach. Budgetexpertin Schratzenstaller vom Wifo hat
ganz klar dargelegt, dass es ein solides Budget ist, mit dem weiterhin entlastet und mit dem auch der Wohlstand in diesem Land gesichert wird. (Abg.
Stöger: Wie viel habt ihr der gegeben? – Abg. Belakowitsch: Das ist aber eine gute Expertin! – Abg. Heinisch-Hosek: Das ist ein Wahlkampfbudget!)
Die Maß­nahmen, die diese Regierung gesetzt hat, zeigen ihre Wirkung. (Von der Galerie wird ein Hemd in den Saal geworfen.) Sie vergleichen uns mit Spanien,
Herr Kollege Kucher. Spanien hat - - (Rufe von der Galerie. – Abg. Hörl: Was ist da los? – Ein Besucher wird von Mitarbeiter:innen des Ordnungsdienstes von der
Galerie geleitet.)


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich unterbreche die Sitzung.

09.20.58*****

(Die Sitzung wird um 9.20 Uhr unterbrochen und um 9.22 Uhr wieder auf­genommen.)

09.22.09*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und darf dem Herrn Klubobmann wieder das Wort erteilen. – Bitte. (Abg. Belakowitsch: Sagen Sie etwas dazu, Herr Kollege Wöginger!)


9.22.16

Abgeordneter August Wöginger (fortsetzend): Die Maßnahmen, die die Regie­rung getätigt hat, zeigen ihre Wirkung (Abg. Belakowitsch: Ja, haben wir
gerade gemerkt!),
und das sieht man. (Abg. Schnedlitz: Hast du es nicht gehört? – Ruf bei der SPÖ: Der hat euch die Wahrheit gesagt!) – Hast du es nicht ge­hört? Er hat gesagt: alle – da seid ihr auch dabei! Da brauchst du dich gar nicht zu freuen! (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Belakowitsch: Na bitte! –
Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Es wird ja dazu beitragen, hier bessere Rede­beiträge abzuliefern, anstatt nur zu schimpfen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 110

Die Kaufkraft in unserem Land hat sich verbessert. Wir sind von Rang neun auf Rang sieben vorgerückt. Herr Kollege Kucher, du vergleichst uns mit Spa­nien, da kann ich dir sagen: Spanien liegt 7 Prozent unter dem europäischen Schnitt. Spanien hat eine Kaufkraft von 16 449 Euro, wir haben eine Kauf­kraft von 26 671 Euro. (Abg. Matznetter: Was willst du jetzt damit erreichen?) Die­ser Vergleich, meine Damen und Herren, macht uns sicher. (Beifall bei der
ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir haben die Kaufkraft gestärkt und haben - - (Abg. Matznetter: Nichts können, aber auf andere losgehen! Das kannst du! – Präsident Sobotka gibt das Glo­ckenzeichen.) – Matznetter, du sitzt schon so lange im Parlament. Weißt du, was überhaupt nicht geht? (Abg. Matznetter: Schau doch, dass es besser wird! Verteidige das nicht!) Du warst Staatssekretär, du bist seit 17 Jahren Abgeord­neter, machst hier gescheite Ansagen und hältst gescheite Reden (Abg. Matznetter: Du hast die Aufgabe, die auch zu kritisieren!), und als du in Verant­wortung warst, hast du nichts zusammengebracht – absolut nichts!
Das ist die Wahrheit! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Matznetter: Du bist Abgeordneter, du solltest das Volk vertreten, nicht die ...!)

Das Nettomedianeinkommen ist laut Eurostat auf 25 119 Euro gestiegen. Wir rangieren da nach Luxemburg und Holland auf Platz drei. Die Inflation sinkt
Gott sei Dank. Wenn man schon europäische Vergleiche hernimmt, dann verste­he ich nicht, warum man die osteuropäischen Länder einfach ausgrenzt.
Wir werden nur noch mit Westeuropa und nicht mehr mit Osteuropa verglichen. Wir haben die Kaufkraft gestärkt, die Medianeinkommen sind gestiegen
und die Inflation geht Gott sei Dank nach unten. Wir liegen jetzt bei 5,4 Prozent, zu Jahresbeginn waren es 11 Prozent. (Abg. Kucher: Die höchste Inflation!)
Es ist also eine gute Entwicklung, die wir nehmen, und es bringt überhaupt nichts, unser gutes Land in Permanenz schlechtzureden und krankzujammern.
Hören Sie damit auf, das hilft keinem Menschen in dieser Republik! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 111

Während in Deutschland der Finanzminister eine Haushaltsperre ver­hängt, investieren wir weiterhin in die Zukunftsbereiche: in Sicherheit, Kinderbe­treuung, Gesundheitsversorgung, Pflege, Wissenschaft, Forschung und in
die Transformation unserer Wirtschaft. Ich nehme einige Bereiche he­raus: Sicherheit: plus 2 Milliarden Euro insgesamt, 4 Milliarden Euro für die in­nere Sicherheit; 4 Milliarden Euro für die Landesverteidigung. Auch
Sky Shield ist da ein wesentliches Thema, und ich verstehe überhaupt nicht, wa­rum Kollege Kickl dagegen ist, dass wir uns in Österreich an einem Luft­abwehrsystem für Raketen beteiligen (Abg. Belakowitsch: Was verstehst du nicht? – Abg. Kickl: Du verstehst vieles nicht!), gerade in Zeiten wie diesen,
in denen es in der Ukraine und auch im Nahen Osten Kriegssituationen gibt. Da ist die einstige Sicherheitspartei FPÖ dagegen. (Abg. Belakowitsch: Du ver­stehst gar nix!) Das verstehe, wer will, die Bevölkerung tut es nicht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Herr Kollege Kickl, weil wir beim Thema Sicherheit sind: Unsere Asylbremse wirkt! (Abg. Belakowitsch: Ja, ja!) Wenn man die Zahlen von Kickl und
Karner vergleicht, dann macht uns das sicher. Wir haben nach eineinhalb Jahren Karner 42 000 Personen in der Grundversorgung, unter Kickl waren es in eineinhalb Jahren 61 000. (Ah-Rufe bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Alle von euch ge­erbt! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wir haben Gesamtkosten in
der Grundversorgung von 340 Millionen Euro unter Karner, unter Kickl waren es 466 Millionen Euro. Wir haben unter Kickl eine Verfahrensdauer von 21,5 Monaten gehabt, unter Karner sind es dreieinhalb Monate. Herr Kollege Kickl, bei uns wirkt das. Der Vergleich macht uns sicher. (Beifall bei der
ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Ja, ja, ja! – Abg. Michael Hammer: Da hat er versagt,
der Bimaz!)

Zum Thema Familien: Wir bauen die Kinderbetreuung mit 4,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 aus. Wir haben die Familienleistungen valorisiert, der Fami­lienbonus beträgt jetzt 2 000 Euro pro Jahr pro Kind. Der Kindermehrbetrag be­läuft sich auf 700 Euro pro Jahr. Wir bekämpfen die Kinderarmut mit


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 112

430 Millionen Euro pro Jahr. Den Schulstartgutschein von 150 Euro gibt es zweimal pro Jahr für jedes Kind. Für den Wohnschirm sind 65 Millio­nen Euro vorgesehen, 60 Euro pro Monat und Kind für einkommensschwache Familien. Meine Damen und Herren, das ist Familienpolitik, wie wir sie
uns vorstellen. Das ist die Familienpolitik dieser Regierung (Abg. Heinisch-Hosek: Aber nicht für alle!), wir unterstützen unsere Familien und Kinder. (Beifall
bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Zur Leistung: Wir haben die kalte Progression – diese schleichende Steuererhö­hung mit den Gehaltsanpassungen – abgeschafft, das bringt nächstes Jahr 3,6 Milliarden Euro. (Abg. Heinisch-Hosek: Für Besserverdiener! Super!); 3,6 Milliar­den Euro bleiben in den Brieftaschen der Menschen, sie werden nicht mehr eingehoben. Das ist eine nachhaltige Entlastung, die diese Bundesregierung um­setzt. (Abg. Belakowitsch: Reden Sie weiter, erzählen Sie weiter, wie super Sie arbeiten!)

Wir senken die Tarifstufen weiter ab, von 42 auf 40, von 35 auf 30, von 25 auf 20 Prozent. Es kommt zu einer vollen Anpassung der Absetzbeträge. Wir
haben eine Überstundenregelung eingeführt, dank der mehr Überstunden steu­erbegünstigt sind. Bis dato waren es zehn Überstunden mit einem Wert
von 86 Euro, jetzt gilt das für 18 Überstunden mit einem Wert von 200 Euro. Wir haben die Freibeträge bei den Schmutz-, Erschwernis- und Gefah­renzulagen von 360 Euro auf 400 Euro angehoben. Wir haben die Pensionsver­sicherungsbeiträge bis gut 1 000 Euro Pension wegfallen lassen, wenn je­mand in der Regelpension ist und weiterarbeiten will. Das, meine Damen und Herren, sind Anreize für mehr und für längeres Arbeiten. Das setzt die­se Bundesregierung auch mit diesem Budget um. (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Ein ganz wesentlicher Bereich sind die Zukunftsausgaben: Rund 20 Milliarden Euro sind Zukunftsausgaben für Wissenschaft, Forschung, Transforma­tion und auch Klimaschutz. Wir haben ein kostenloses Klimaticket für junge Menschen vorgesehen, wir haben 14 Milliarden Euro für Klimaschutz


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mit Hausverstand und Anreize beim Heizkesseltausch vorgesehen. Es gibt eine Förderung von mindestens 75 Prozent, wenn im kommenden Jahr Öl-
oder Gasheizungen getauscht werden. Das ist ein Anreizsystem, kein Zwangs- und Verbotssystem, damit die Menschen aus dem Heizen mit fossilen Brennstoffen aussteigen.

Meine Damen und Herren, mit diesem Budget können wir den Wohlstand er­halten und die Zukunft gestalten. Mit diesem Budget können wir mit Optimismus in die Zukunft gehen. Wir glauben an dieses Österreich – tun Sie es auch! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

9.28


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Klubob­mann Kickl. Bei ihm steht das Wort. – Bitte sehr, Herr Klubobmann.


9.28.53

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Liebe Österreicherinnen und Öster­reicher! Ich kann nach diesen beiden Vorrednern ja gar nicht anders, als auf bei­de Herrschaften entsprechend einzugehen. Ich möchte mit Klubobmann Wöginger beginnen. Für die Damen und Herren zu Hause und hier auf der Be­suchergalerie, die das verfolgt haben: Das war ein Paradebeispiel für die
Politik oder für die Kommunikation oder, um es ganz konkret zu sagen, für die Propaganda der Österreichischen Volkspartei. (Beifall bei der FPÖ. –
Abg. Michael Hammer: Das ist dein Geschäft! – Zwischenruf bei der FPÖ: Genau! Ja!)
Verdrehungen und Manipulation werden als Wahrheit hingestellt. (Abg.
Michael Hammer: Das ist dein Geschäft!)

Ich komme zur Grundversorgung, zum Vergleich der Personen in der Grundver­sorgung in der Zeit von Innenminister Kickl und in der Zeit von Innen­minister Karner: Es waren schon einige in meiner Zeit, was aber die ÖVP nicht dazusagt, ist, dass ich alle diese Leute in der Grundversorgung geerbt


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habe, und zwar von zwei schwarzen Blindgängern, die vor mir Innenminister ge­wesen sind und alle diese Leute ins Land geholt haben. (Beifall bei der
FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Faule Ausreden!)
Daher kommen diese Zahlen. (Heiterkeit bei der ÖVP. – Abg. Haubner: Ja genau, auf die anderen ausreden! Auf die
anderen ausreden! – Abg. Strasser: Bei dir sind immer die anderen schuld! – Abg. Mi­chael Hammer: Du hast nur das Türschildl ausgetauscht, sonst nix!)

So ist das aber bei der ÖVP, das Schlechte – um nicht zu sagen: das Böse – wird als Gutes dargestellt, und an die Stelle des echten Seins tritt der blanke
Schein. (Abg. Steinacker: Na geh bitte!) Da wird die Fassade dekoriert, und hinten drinnen findet sich der reine inhaltliche Grind, um es in den Worten von Vizekanzler Kogler zu sagen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Steinacker: Boah, Wahn­sinn! Solche Worte können einem nur einfallen, wenn man so bösartig ist! –
Abg. Wöginger: Verbaler Hetzer!)

Das macht die ÖVP überall so, überall: beim Budget, in den anderen politischen Feldern, im Untersuchungsausschuss, bei den Medienauftritten, bei den Hintergrundgesprächen, bei denen sie die Journalisten mit ihren sogenannten Informationen füttert. Sie macht es auch dort so, wo ihre ehemaligen Par­teigrößen auf der Anklagebank vor Gericht sitzen. An Konsequenz fehlt es Ihnen nicht – aber die Ehrlichkeit lässt einiges zu wünschen übrig.

Achtung aber, meine Damen und Herren von der Österreichischen Volkspartei, Achtung: Früher oder später kommt alles ans Licht. (Abg. Michael Hammer:
Was ist denn das für eine Schlafwagenrede heute?)
Früher oder später kommt alles ans Licht, nichts bleibt verborgen – das möchte ich Ihnen nur sagen. Sie ha­ben sicher schon einmal etwas vom Fluch der bösen Tat gehört. (Zwischenruf des Abg. Fürlinger.) Ich denke, dass es auch in diesen Tagen sehr, sehr interes­sant wird, dass wir in den Tagen der Budgetsitzung auch noch einiges an Erhel­lendem erfahren werden, wenn es um die Machtpolitik, um das Politik­verständnis und um die sogenannte staatspolitische Verantwortung der Öster­reichischen Volkspartei geht. – Das ist meine Anmerkung zu Kollegen
Wöginger. (Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 115

Den Zustand der Sozialdemokratie erkennt man an der Rede von Herrn Klubob­mann Kucher. Dass einem die Metaller, die jetzt streiken gehen, in der Budgetdebatte des Parlaments nicht einmal einen Satz oder ein Wort wert sind, das sagt alles über den Zustand der Sozialdemokratie. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich übernehme das gerne für Sie (Abg. Kucher: Nachdem die Freiheitliche Wirt­schaft Lohnzurückhaltung gefordert hat! Da hättest du dich zu Wort melden können!): Ja, ich habe Verständnis für diese Protestbewegung. Ich
habe Verständnis dafür, dass diese Leute eine ordentliche Lohnerhöhung haben wollen – das ist ja überhaupt keine Frage –, weil sie nämlich Opfer der
Teuerung sind. Es kann nicht sein, dass die Löhne sozusagen immer hinter dieser Teuerung herhinken. Da braucht es einen Ausgleich. Ich glaube, dass da
noch etwas geht, ohne dass die Arbeitgeberseite überstrapaziert wird oder über­fordert ist.

Wofür ich aber kein Verständnis habe, das ist die Sozialdemokratie, die hier herinnen so tut, als wollte sie die Inflation bekämpfen, und gleichzeitig
seit Jahren eine Politik macht – Hand in Hand mit der Volkspartei und den Grü­nen –, die diese Inflation befeuert. (Beifall bei der FPÖ.)

Das, worunter jetzt die Metaller leiden, ist nämlich alles auch auf Ihrem Mist gewachsen. Das ist ja der Wahnsinn. Wenn ich dann an Ihre Konzepte
denke – 32 Stunden arbeiten und das Gleiche verdienen, Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, durch neue Feiertage ersetzen (Zwischenruf des Abg.
Schroll)
 –, dann muss ich sagen, das ist der Todesstoß für die österreichische Wirtschaft und damit auch der Todesstoß für die Arbeitsplätze, auch
wenn Sie diesen Zusammenhang in Ihrer Sozialdemokratie nicht kapieren, in dieser Marxistenabteilung hier im Hohen Haus. (Beifall bei der FPÖ.)

Noch etwas stört mich, das muss ich Ihnen auch sagen: Ich finde es einiger­maßen dreist von Ihnen, hier herinnen – Herr Kollege Kucher, so wie
Sie das machen – als Vertreter des kleinen Mannes aufzutreten. Ich finde das deshalb dreist, weil ganz Österreich weiß, dass es Ihre ehemaligen Par-


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teibosse, Ihre Parteigranden sind, die, wenn sie ein paar Jahre lang ihre marxis­tischen Kampfparolen abgesondert haben, dann dorthin gehen, wo es sie wirklich hinzieht. (Abg. Schwarz: ... Sporttaschen ...!) Dann landen sie nämlich alle beim Klassenfeind und verkaufen sich an diejenigen, die sie hier herinnen
immer bekämpfen. – Du wirst der Nächste sein, der irgendwo beim Großkapital, gegen das du hier wetterst, anheuert, lieber Philip Kucher. (Beifall bei
der FPÖ. – Abg. Kucher: Die Hartinger-Klein hast jetzt vergessen! Da fällt dir nix ein!)

Das ist ja das Allerbeste: Die gehen alle nicht zur Volkshilfe, die gehen alle
nicht zur Caritas, sondern die landen alle beim Klassenfeind. Das ist die Sozialde­mokratie. Da zeigen sie ihr wahres Gesicht. (Abg. Keck: ... Herr Kickl in Russ­land ...!) Da sage ich nur Alfred Gusenbauer, lieber Herr Kucher, Alfred Gusen­bauer (Ah-Rufe bei der ÖVP): eine fette, dicke rote Spinne als Schlüssel­figur in einem Netzwerk – in einem Netzwerk des Finanzjongleurs René Benko. Da kann man nur gratulieren. Das ist die Sozialdemokratie.
(Beifall bei der FPÖ.)

Dort gibt er dann den Klassenkämpfer. Dort kämpft er dann für die Umvertei­lung – aber für die Umverteilung von unten nach oben. (Abg. Kucher:
Die Hartinger-Klein hast jetzt ganz vergessen! Da kommt nix!)
Dort kämpft der So­zialdemokrat für die Umverteilung, die du angeblich nicht haben willst,
von unten nach oben. Die Leute stehen auf der Straße, der Steuerzahler hat den Schaden, und die Austrooligarchen und der Herr Gusenbauer, die machen
den fetten Profit. – Das ist die Sozialdemokratie, der existierende Sozialismus in diesem Land. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hauser.)

Jetzt schauen wir auf Österreich in diesen Herbsttagen, in diesen November­tagen des Jahres 2023. Draußen vor der Tür, vor dem Parlament, da kle­ben sich schon fast täglich irgendwelche Chaoten auf die Straßen und die Auto­bahnen dieses Landes. Sie nehmen die Autofahrer und andere Verkehrs­teilnehmer regelrecht in Geiselhaft. Sie sind nicht bereit, freiwillig ihren Platz zu räumen. Und die Regierung ist seit Monaten, seit vielen, vielen Monaten,
nicht in der Lage, durchzugreifen, Ordnung zu machen und denen das Handwerk


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zu legen, obwohl diese Herrschaften eine enorme Belastung und auch eine Gefährdung für die Allgemeinheit sind.

Sehen Sie? – Das ist draußen. Und hier herinnen, links und rechts von mir, da kleben sich schwarze und grüne Minister und Kanzlerdarsteller, die Budgetchaoten, auf ihre Sessel – hier herinnen. (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ.) Sie nehmen die gesamte österreichische Bevölkerung sozusagen
in Geiselhaft. (Abg. Michael Hammer: So, jetzt schlafen schon alle!) Die jetzige Ge­neration und die kommenden Generationen an Steuerzahlern sind in Ihrer Geiselhaft. Sie sind auch nicht bereit, freiwillig zu gehen. Keine Sekunde denken Sie daran. (Abg. Schwarz: Das ist eine schwache Rede!) Der Bundespräsident,
der die Möglichkeit hätte, ist nicht in der Lage, durchzugreifen und in Form von Neuwahlen für Ordnung zu sorgen, obwohl man natürlich weiß, dass ge­nau diese Sesselkleber eine Bedrohung und eine Gefahr für die österreichischen Steuerzahler sind. Es wird nicht durchgegriffen.

Meine Damen und Herren, man muss vielleicht dazusagen, dass der Bundesprä­sident natürlich eine Gemeinschaftsproduktion von Ihnen allen ist – Sie
haben ihn ja gemeinsam zum Bundespräsidenten wiedergewählt –, eine Kopro­duktion der Einheitspartei. (Bundesminister Kogler: Er ist ein Volkspräsident!)
Er ist natürlich umgekehrt der Mitarchitekt dieser schlechtesten Regierung aller Zeiten.

Sehen Sie, ich habe das deswegen gesagt, weil das das politische System
in Österreich ist. Da beschützt man sich und da stützt man sich gegenseitig. Eine Hand wäscht die andere, und alle werden sie immer dreckiger. (Ruf bei der
ÖVP: Hallo?)
Das System profitiert, und unterm Strich zahlt die Bevölkerung – das sind die Verlierer, die permanent draufzahlen und die Suppe auslöffeln
müssen, die dieses System ihnen einbrockt. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Ham­mer: Nach 7 Minuten der erste Applaus! – Zwischenruf des Abg. Ottenschläger.)

Damit bin ich schon mitten drinnen im Budget, denn das in Zahlen gegossene Ergebnis von dem, was ich gesagt habe – von diesem gegenseitigen


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Schützen und Stützen und Händewaschen und Immer-dreckiger-Werden –, lautet: Die schlechteste Regierung aller Zeiten produziert den größten Schuldenberg aller Zeiten. Das ist Ihre Glanzleistung. Ich weiß nicht, vielleicht erwartet sich Herr Wöginger dafür noch ein Erfolgshonorar. (Abg. Otten­schläger: Unglaublich, bitte! Das wird ja immer primitiver!) Ich würde das bei dem Auftritt, den er vorhin hingelegt hat, gar nicht ausschließen. (Abg. Wöginger:
Schön langsam wirst komplett gehad!)

25 Milliarden Euro neue Schulden 2014, bis 2027 435 Milliarden Euro Schulden: Der Schuldenberg explodiert regelrecht. Seitdem Sie diese Regierung bilden, Schwarz und Grün, sind die Schulden um 106 Milliarden Euro angestiegen. (Abg. Disoski: Die Rede interessiert nicht einmal die eigene Partei! Klatschen! – Abg. Michael Hammer: Die FPÖ schämt sich! Wollts ihr nicht applaudieren?) Das ist eine unglaubliche Dynamik, und das Ganze trotz Rekordeinnahmen des Finanz­ministers in Zeiten der Teuerung. Das ist die Teuerung, die den Wohlstand von denjenigen wegfrisst, die in der Vergangenheit unter Verzicht und unter Entbehrung diesen Wohlstand aufgebaut haben. Das ist die Teuerung, die einen immer größeren Teil der eigenen Bevölkerung in Armut, in eine Notsituation
und in eine Phase der Unsicherheit treibt. Das sind die großen Eckdaten Ihres Budgets und nicht das, was Sie da dahererzählt haben, sozusagen diese Märchenstunde und dieses Wünsch-dir-was vonseiten der Volkspartei. (Abg. Strasser: Der Kickl ist ein ...!)

Ich frage Sie schon, meine Damen und Herren: Das ist doch ein eindrucksvoller Beweis der Leistungsfähigkeit dieser Regierung – dieser gigantische Schul­denberg und trotzdem überall arme Leute –, das ist doch gigantisch, oder? Die Regierungskleber erwarten sich dann auch noch, dass sich die Bevölke­rung bei ihnen dafür bedankt. Das erwarten sie sich. Überall gibt es nur Unver­ständnis, wenn das Volk keine Huldigung zum Ausdruck bringt.

Die Regierungskleber erwarten sich dann auch noch, dass man ihnen den Schmäh abkauft, dass dieses Harakiribudget ein Zukunftsbudget sein soll – ein


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Zukunftsbudget! (Abg. Kassegger: Absurd!) Wenn man das als Zukunfts­budget bezeichnet, meine Damen und Herren, dann ist das ein Paradebeispiel
für budgetäre Desinformation. Dann sind das, was Sie da vorgelegt haben, finanzielle Fakenews in Reinkultur und nichts anderes. (Beifall bei der FPÖ. – Ah-Rufe bei den Grünen. – Abg. Wöginger: Bei Fakenews bist du der Meister! –
Abg. Voglauer: Das geht besser!)

Diese dramatischen Zahlen sind das Ergebnis einer ganzen Serie oder einer ganzen Kaskade von katastrophalen politischen Fehlentscheidungen,
von katastrophalen falschen Weichenstellungen gegen die Interessen der eige­nen Bevölkerung, über viele Jahre hinweg. Sie haben sie niemals korri­giert, sondern Sie führen diese Fehlentscheidungen bis zum Ende, bis zur bit­teren Neige durch.

Die allermeisten dieser Fehlentscheidungen sind Koproduktionen. (Abg. Wöginger: Na geh!) Da waren Sie gar nicht allein vonseiten der schlechtesten Regierung aller Zeiten, sondern da haben Ihnen die Roten und die NEOS
die Räuberleiter gemacht. (Abg. Wöginger: Da warst auch einmal dabei, net?!) Das Gütesiegel vom Bundespräsidenten haben Sie dann auf diesen ganzen
Pfusch auch noch drauf bekommen. (Abg. Wöginger: Na wunderbar!) – So schaut es nämlich in Wahrheit aus. (Abg. Wöginger: Du glaubst den Mist noch selber
auch, den du erzählst!)

Und da rede ich von fatalen Fehlentscheidungen im Zusammenhang mit der Co­ronapolitik, Serienlockdowns zum Beispiel, und das in Zeiten, als schon
längst bewiesen war – schon längst bewiesen! –, dass das Ganze kontraproduk­tiv und schädlich ist. Ja, da haben Sie es erst so richtig auf die Spitze ge­trieben, und den Roten war es immer noch nicht genug. Damit haben Sie nicht nur ein budgetäres Milliardengrab verursacht, was überhaupt der Hinter­grund dieser ganzen Schuldenexplosion in Milliardenhöhe ist, sondern Sie haben auch viel, viel mehr Menschen, als es notwendig gewesen wäre, physisch
ins Grab gebracht. Ich sage Ihnen das in dieser Deutlichkeit. (Abg. Voglauer: Sie können es besser!) Und da können Sie sich einmal die Frage stellen, wer


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wirklich Blut an den Händen hat, weil Sie uns das immer vorgeworfen haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Wir haben Sie gewarnt. Wir haben Ihnen andere Vorschläge gemacht. Wir haben gesagt: Spielen Sie nicht die Gesundheit gegen die Freiheit aus, sondern kombinieren Sie das miteinander und es wird uns allen besser gehen! Sie wollten es nicht hören, und Sie sind bis heute auf Ihrem Horrortrip unterwegs, denn anders ist es nicht zu erklären, dass allein heuer und nächstes Jahr wieder mehr als 350 Millionen Euro für Impfdosen ausgegeben werden, obwohl Sie kei­nen Arzt mehr finden, der sie verimpfen will, und kaum noch jemanden, der sich impfen lässt. Das ist doch die Fortsetzung Ihres Wahnsinns und Ihrer unverantwortlichen Politik zu Coronazeiten, dass es ärger nicht mehr geht.

Fatale Fehlentscheidungen im Zusammenhang mit den Russlandsanktionen, mit diesem Wirtschaftskrieg, in den Sie Österreich hineingeführt haben: Wir
haben Sie gewarnt! Sie wollten es nicht hören, Sie wollen es bis zum heutigen Tag nicht hören. Das aber, was Sie gemacht haben, ist ja nichts anderes,
als dass über diesen Wirtschaftskrieg eine Verteuerung von Öl und Gas und da­mit von Strom in Gang gesetzt wurde. Und das ist der Motor dieser gan­zen Entwicklung in Sachen Geldentwertung, in Sachen Inflation.

Da hilft auch dieser ganze Unterstützungsdschungel nichts, den Sie da aufge­pflanzt haben, wo Sie selber keinen Durchblick mehr haben. Wenn Sie
nämlich die Ursache nicht bekämpfen, meine Damen und Herren, dann ist das nichts anderes als ein Fass ohne Boden und ein Geldverbrennen, ohne
dass Sie irgendjemandem in diesem Land nachhaltig helfen. (Beifall bei der FPÖ.)

Eine katastrophale Fehlentscheidung in Sachen EU-Hörigkeit generell und
in Sachen Ukrainefinanzierung im Besonderen: Ja, wir haben Sie gewarnt und wir tun das bis heute, aber Sie wollen es nicht hören! Bisher hat Österreich 3,22 Milliarden Euro an Steuergeld in Richtung Selenskyj – na wie soll man das nennen? – verschoben – das ist vielleicht der richtige Ausdruck –, zu
einem der korruptesten Länder, die es auf diesem Globus gibt!


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Herrn Brandstätter dort hinten reißt es schon wieder, aber den reißt es immer, wenn man die Wahrheit sagt. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf: Na, nicht wirklich!)

Als Dank dafür – denn es kommen ja auch von anderen europäischen Ländern große Geldsummen, die leben ja nur mehr davon (Ruf bei den Grünen: ... wohl
eher zu Ihrer Partei!) – jagen sie Ihnen dann die Nord Stream in die Luft:
ein Attentat sozusagen auf die Hauptschlagader der europäischen Wirtschaft, und das Dankeschön in Richtung Österreich klingt dann so, dass wir zit­tern müssen, dass uns nächstes oder übernächstes Jahr der Durchtransport von Gas nach Österreich aus Russland durch die Ukraine blockiert wird. (Zwi­schenruf bei der ÖVP.) Das ist dann der Dank dafür! Ja, da kann man sich doch nur mehr an den Kopf greifen bei solch einer Politik. (Beifall bei der FPÖ.)

185 Millionen Euro budgetieren Sie als Ermächtigung für die Friedensfazilität. Das ist ein schönfärberischer Ausdruck für die Finanzierung von Waffen
und Kriegsgerät in der Ukraine. (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Tan­ner.) Das heißt, der österreichische Steuerzahler zahlt fast 200 Millionen
Euro dafür, dass dort das Sterben und das Leid weitergehen.

Haben Sie schon einmal in die Slowakei geschaut? Haben Sie schon einmal gese­hen, was die dort machen? – Die steigen aus diesem Wahnsinn aus und verlangen Friedensverhandlungen. Das ist der Weg, den wir von Anfang an von Ihnen eingefordert haben, aber Sie wollen es nicht hören. (Beifall bei der
FPÖ. – Zwischenruf bei den Grünen.)

Fatale Fehlentscheidungen beim Klimakommunismus, ich sage nur CO2-Straf­steuer, NoVA-Erhöhungen, ein sündteures Klimaticket, und fatale Fehl­entwicklungen bei der Asyl- und bei der Zuwanderungspolitik: Na ja, da fällt Ihnen jetzt das auf den Kopf, was Sie selbst verursacht haben. Das ist ja
genau Ihr Problem in Form von antisemitischen Kundgebungen und Vandalis­musattacken. (Zwischenrufe der Abgeordneten Lukas Hammer und
Schwarz.)
Das fällt Ihnen auf den Kopf! (Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger.) Und wenn Sie jetzt schon hergehen und das Ganze verurteilen, dann


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können Sie gleich Ihr eigenes Versagen mitverurteilen, denn das ist die Ursache dafür, und gekostet hat das Ganze auch unglaublich viel Geld und kostet
es bis zum heutigen Tag, weil wir mit dem Zusammenräumen dieses Scherben­haufens nicht fertig werden, den Sie im Bereich Asyl und Zuwanderung angerichtet haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Hunderte Millionen, Milliarden fließen da hinein, die wir im eigenen Land brau­chen würden. (Abg. Wöginger: Bei dir haben wir mehr gebraucht!) Da fallen
dann Kleinigkeiten gar nicht mehr ins Gewicht: 2 Millionen Euro für die Versor­gungsposten der ÖVP im Bundeskanzleramt – ja, man muss ja die eigenen
Leute in Sicherheit bringen. Postenschacher oder Pfostenschacher, ich
weiß nicht ganz genau, was der richtige Ausdruck dafür ist.
(Heiterkeit des Abg. Amesbauer.)

Oder: 60 000 Euro für eine Werbefirma, die für den Herrn Bundespräsidenten tätig ist! Das fällt vielen gar nicht auf, aber mir ist es gleich aufgefallen,
denn der Inhaber dieser Werbefirma ist ein gewisser Herr Radjaby, der war ja einmal Bundesgeschäftsführer der Grünen. (Abg. Schwarz: Na, war er
nicht! 
Weitere Zwischenrufe bei den Grünen.) Den habe ich deswegen in Erin­nerung, denn dieser Herr Radjaby war doch derjenige, der diese Oma
Gertrude auf den Weg gebracht hat. Das war dieses Propagandavideo, mit dem man ein Horrorszenario an die Wand gemalt hat für den Fall, dass Norbert
Hofer Bundespräsident in Österreich wird. (Abg. Disoski: Die Redezeit
wäre vorbei!)

Ja, es wird doch nicht der Fall sein, dass dort jemand sitzt, der jetzt vielleicht 60 000 Euro im Jahr oder noch mehr dafür kassiert, dass er aus dem
Zentrum der Republik, aus dem Büro des Bundespräsidenten, die nächste Propagandawalze gegen die FPÖ in Bewegung setzt. Na da werde ich sehr, sehr genau hinschauen und hinhören, was da in den nächsten Wochen und
Monaten auf uns zukommt! (Beifall bei der FPÖ. Ruf bei den Grünen: Sie werden hinschauen? Abg. Meinl-Reisinger – erheitert–: ... etwas ganz Großem auf
der Spur!)


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Das ist also ein Versagen auf breiter Front der Einheitspartei, im Wesentlichen im Gesamtverbund, auch wenn manche sich jetzt da schnell noch verab­schieden wollen.

Aber ein Gutes hat das Budget: Es ist Ihr letztes! Das ist die positive Nachricht zum Tag. Es wird auch für einen langen Zeitraum das letzte Budget sein,
das ein ÖVP-Minister zu verantworten hat. (Abg. Voglauer: Redezeit!) Und ich habe noch eine gute Nachricht (Abg. Voglauer: Wirklich?): Das nächste
Budget, das wird auch kein sozialistisches Marx- und Murksbudget werden. Das wird es auch nicht werden, ganz einfach deshalb, weil nämlich die öster­reichische Bevölkerung mehrheitlich diesen sozialistischen Feldzug gegen die Familie, gegen das Eigentum, gegen die Leistung, gegen die Freiheit,
gegen die Selbstbestimmung, gegen die kulturelle Identität und gegen das Vater­land nicht mitträgt. (Beifall bei der FPÖ.)

Gott sei Dank haben wir noch so viele normale Leute in diesem Land, dass das alles nicht mehrheitsfähig ist! Das ist sehr, sehr beruhigend für mich. Das nächste Budget – wenn uns die Bevölkerung unterstützt, und das schaut ganz gut aus – wird ein Budget werden, für das die Freiheitlichen die Verant­wortung tragen, und dann wird das passieren, was in diesem Land längst überfäl­lig ist. (Rufe bei den Grünen: ... Pferdebudget! Da reiten wir herum! – ... durch­galoppieren!) Das ist dann die Garantie dafür, dass dieses nächste Budget unter freiheitlicher Federführung eines ist, von dem man dann sagen kann: Das
ist in Zahlen gegossene Politik für die österreichische Bevölkerung –
für die österreichische Bevölkerung! (Abg. Lukas Hammer: Dann werden die Sport­taschen gefüllt sein!) – und nicht kerzengerade dagegen, wie das in der Ver­gangenheit immer der Fall war! (Lang anhaltender Beifall bei der FPÖ.)

9.47

09.47.44*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Kickl, für Ihre herabwürdigenden Äußerungen wie „fette, dicke rote Spinne“ und die dreckig


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werdenden Hände erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Abg. Wurm: Fette,
dicke rote Spinne darf ich nicht mehr sagen, oder was?! 
Abg. Belako­witsch: Nein ...! Abg. Lukas Hammer: ... Menschen mit Ungeziefer zu verglei­chen ist ...!)

*****

Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Klubobfrau Maurer. – Bitte.


9.48.03

Abgeordnete Sigrid Maurer, BA (Grüne): Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Immer wenn ich nach Ihnen, Herr Kickl, hier stehe und eine Rede halten darf (Abg. Kickl: Es dauert eh nicht mehr lange!), dann
frage ich mich: Habe ich das gerade richtig gehört? Normalerweise stehen Sie am Rednerpult und zetern und toben in einer Tour durch, nur heute muss ich
sagen, Ihre Rede war so fad, dass nicht einmal Ihre eigenen Leute geklatscht ha­ben. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie des Abg. Kucher.)

Wir diskutieren hier ja das Budget, und da fragt man sich schon: Was hat denn dieser Mann als Minister, als Mitglied einer schwarz-blauen Bundesregie­rung gemacht? – Da haben Sie ein Budget vorgelegt (Zwischenruf bei der ÖVP), das für die Menschen da draußen vor allem eines vorgesehen hatte, näm­lich Kürzungen, lieber Herr Kickl! (Beifall bei den Grünen. – Ruf bei den Grünen: Oje!) Sie haben damals bei den Ärmsten gespart. Es gab einen großen Auf­schrei von ÖGB, AK, die Sozialdemokratie, die NGOs haben Ihr Budget kritisiert. Die Einzigen, die das Budget gelobt haben, waren die Superreichen.
(Abg. Kassegger: Zu Recht! Abg. Matznetter: Pferdehändler!) Das ist irgendwie passend, denn in Wahrheit vertreten Sie ja diese Gruppe und das sollen
die Menschen ruhig wissen. (Beifall bei den Grünen.)

Vielleicht tun Sie sich mit diesem Budget aber auch so schwer, weil wir die Augen vor den Herausforderungen der Zukunft nicht verschließen. (Zwischenruf


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des Abg. Hafenecker. Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Krainer:
Und beim Kickl aufs Testbild!)
Wir stecken den Kopf nicht in den Sand.
Wir krempeln die Ärmel hoch und arbeiten und versuchen, den Menschen Mut und Zuversicht zu geben. Zukunft, das ist ganz sicher nichts, womit Sie
etwas anfangen können, Herr Kickl! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Was machen wir mit diesem Budget, mit diesem Zukunftsbudget? – Der vorliegende Budgetentwurf setzt unter anderem einen Schwerpunkt auf Klima und Transformation. Das sage nicht ich, sondern das sagt der Budgetdienst
des Parlaments. Und ich sage deutlich: Dieses Budget zeigt einmal wieder: Es macht einen Unterschied, ob die Grünen regieren! (Beifall bei den Grünen.)

Klimaschutz gibt es nur mit den Grünen! Eine starke unabhängige Justiz gibt es nur mit den Grünen! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Belakowitsch: Ach so!)

Die Bundesregierung sorgt für ein starkes und dichtes soziales Netz und für nach­haltige Investitionen in die Wirtschaft.

Mit diesem Budget wollen und werden wir die Zukunft positiv gestalten. Der Fokus dieses Budgets auf klimarelevante Investitionen einerseits und
auf ein Konjunkturprogramm andererseits ist weitläufig anerkannt, beispiels­weise von der Budgetexpertin Margit Schratzenstaller, die heute im „Morgenjournal“ war. Wir dürfen es uns in einer Situation wie der aktuellen nicht leisten, beim Klimaschutz auf der Stelle zu treten und die Wirtschaft mit
einem Sparkurs abzuwürgen und kleinzuhalten, wie das andernorts praktiziert wird. (Beifall bei den Grünen.)

Dass wir den Heizungstausch in einem nie da gewesenen Ausmaß för­dern (Abg. Belakowitsch: Großartig!) und beispielsweise Sonnenstromanlagen steuerfrei machen und damit automatisch fördern, sind eindeutige Belege dafür. Darüber hinaus nehmen wir für die Sanierung unserer Gebäude Geld in die


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Hand und geben allen 18-Jährigen ein Klimaticket. (Abg. Belakowitsch: Ja, das Kli­ma!) Das ist ein Stück neuer Freiheit für die Generation der Zukunft. (Beifall
bei den Grünen sowie der Abg. Steinacker. – Abg. Kickl: Mit oder ohne Tätowierung?!)

Damit diese Generation aber weiterhin ein lebenswertes Land vorfindet, schützen wir unsere Justiz und unsere Demokratie. (Abg. Belakowitsch: Klimakle­ber schützen!) Seit Beginn unserer Regierungsbeteiligung gab es insgesamt
rund 800 Millionen Euro mehr für die Justiz (Zwischenruf des Abg. Hafenecker), und auch 2024 wird das Justizbudget um über 310 Millionen Euro erhöht
(Abg. Belakowitsch: Was machen Sie gegen die Klimakleber?)
 – nichts da mit einem stillen Tod der Justiz, der prophezeit wurde. (Beifall bei den Grünen sowie
der Abg. Steinacker.)

Wir setzen aber auch einen weiteren großen Schritt für den Schutz der Frauen in Österreich. Wir haben das Frauenbudget seit Eintritt in die Bundesregierung verdreifacht. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Jetzt setzen wir einen weiteren Schritt mit der Einrichtung von Gewaltambulanzen (Zwischenruf des Abg. Matznetter), die finanziert werden. Dort werden Gewaltbetroffene kostenlos unterstützt und untersucht, Verletzungen werden dokumentiert und
Spuren gesichert. Das ist für ein späteres Gerichtsverfahren entscheidend, damit die Täter auch tatsächlich verurteilt werden können. (Beifall bei den Grünen
sowie der Abgeordneten Steinacker und Haubner.)

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird oft am Sozial- und Gesundheitssystem gespart. Wir erinnern uns an die grandiose Politik der Ministerin Hartinger-Klein. – Auch dafür sind Sie verantwortlich, Herr Kickl. Nicht mit uns, denn alle Menschen in Österreich haben ein Recht (Abg. Belakowitsch: Na, jetzt wird
es abgeschafft!)
auf bestmögliche Gesundheitsversorgung und auf ein Altern in Würde. Deswegen packen wir die seit Jahrzehnten diskutierten Reformen
im Pflege- und Gesundheitssystem an (Abg. Hafenecker: Ihre Zeit ist bald abge­laufen! – Abg. Belakowitsch: Nehmen Sie den Mund nicht so voll! Es gibt
Kranke in dem Land, die wissen, wie es ist!)
und investieren über 1 Milliarde Euro in


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umfassende Strukturreformen. (Abg. Hafenecker: Jetzt klatschen nicht einmal
mehr die eigenen ...!)

Auch das Budget für Kunst und Kultur ist mit der grünen Regierungsbeteiligung erneut erhöht und ausgebaut worden; mit insgesamt 670 Millionen Euro ‚
ist es ein weiteres Rekordbudget. (Beifall bei den Grünen. – Zwischen­ruf der Abg. Belakowitsch.)

Andere Staaten – Großbritannien, Frankreich, Deutschland – haben ihre Klima­budgets gekürzt (Abg. Belakowitsch: Recht haben sie gehabt!) und arbeiten
mit Sparpaketen, Mutlosigkeit und Zukunftsvergessenheit am Abschwung. Wir hingegen bereiten den Aufschwung vor. (Abg. Belakowitsch: ... belasten die Österreicher! Super Einstellung!)

Das ist eine deutliche Absage an die Schlechtredner:innen und Spalter hier im Par­lament (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Steinacker), an jene, die mit dem
alten Denken à la Kickl Europa und Österreich in eine Rezession treiben wollen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch. – Abg. Kassegger: ... Wirtschaft zerstört! –
Abg. Kickl: Das ist ja absurd!)
Mit unseren Investitionen stellen wir in Österreich ein weiteres Mal die Weichen in Richtung Klimaschutz, Stärkung der De­mokratie (Abg. Belakowitsch: Vielleicht sollten Sie mal die Wirtschaftsdaten lesen!) und soziale Sicherheit für alle. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen. –
Abg. Matznetter: Die Rezession ist da, Frau Kollegin Maurer!)

9.53


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger. – Bitte sehr, Frau Klubobfrau. (Abg. Meinl-Reisinger – auf
dem Weg zum Redner:innenpult –: Die Rezession ist da!)


9.54.04

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, Vizekanzler! Werter Herr Finanzminister! Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und


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Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Wenn man dieses Bud­get mit einem Wort beschreiben müsste, dann würde man folgendes Wort neh­men müssen: zukunftsvergessen. (Abg. Kassegger: Katastrophe! Ich würde Katastrophe sagen!)

Wir hatten nun Jahre, und zwar wirklich Jahre, von „Koste es, was es wolle“. Ich kann mich – ich glaube, ich habe es an dieser Stelle schon öfters erwähnt –
so wahnsinnig gut an ein Interview Ihres Vorgängers als Finanzminister, Gernot Blümel, erinnern, das mich offen gestanden wirklich schockiert hat, denn
die Überschrift des Interviews war damals: Euch wird gegeben werden! – Mit diesem Ansatz: Euch wird gegeben werden! (Abg. Hafenecker: Der Bundes­regierung wird gegeben werden!), und zwar allen Klientelen, allen Gruppen, und das mit der Gießkanne, habt ihr niemals aufgehört. Ihr habt niemals auf­gehört mit „Koste es, was es wolle“.

Nach Jahren des „Koste es, was es wolle“ ist die Bilanz dieser Bundesregierung auch und gerade, was das Budget betrifft, verheerend: 105 Milliarden
Euro Schulden werden Sie in dieser Periode angehäuft haben. Das ist fast so viel wie ein gesamtes Jahresbudget. Das heißt, es ist ein milliardenschwerer Schuldenrucksack, den Sie den aktuellen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern, aber vor allem auch den kommenden Steuerzahlerinnen und Steuerzah­lern umhängen, den jungen Menschen, die es ohnehin nicht leicht haben und die nicht mit sehr viel Optimismus in die Zukunft schauen. (Beifall bei den NEOS.)

Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Jungen, das ist ein Schlag ins Gesicht für al­le Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, das ist ein Schlag ins Gesicht für
die arbeitenden Menschen und das ist ein Schlag ins Gesicht für die Mitte und für den Mittelstand. Ich weiß, es gibt hier viele – vor allem auf der linken
Seite –, die sich irrsinnig gerne damit beschäftigen, ständig neue Steuern und Belastungen zu erfinden: „Österreich hat kein Einnahmenproblem, son­dern ein Ausgabenproblem.“ (Beifall bei den NEOS.)


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Diesen Satz, den ein Vorvorvorgänger von (in Richtung Bundesminister Brunner) Ihnen, nämlich Herr Schelling, an dieser Stelle gesagt hat, sollten Sie
eigentlich auf einem großen Banner am Eingang des Finanzministeriums stehen haben, damit Sie sich jeden Tag daran erinnern, was eigentlich Ihr Job
gewesen wäre. (Beifall bei den NEOS.)

Stattdessen ist dort, glaube ich, ein großes Banner, auf dem steht: Ihr Steuerzah­ler, die ihr in dieses ÖVP-Ministerium eintretet, lasst alle Hoffnung fahren! (Heiterkeit bei Abgeordneten von NEOS und SPÖ.)

Sie haben vergessen, dass Sie eine Verantwortung haben: eine Verantwortung, solide hauszuhalten, eine Verantwortung, endlich nötige Reformen voran­zubringen, eine Verantwortung gegenüber allen Steuerzahlerinnen und Steuer­zahlern, die Steuern endlich deutlich zu senken – genug gezahlt! Wenn
das die Aussage des Herrn auf der Galerie war, dann kann ich mich dem voll an­schließen.

Was machen Sie? (Ruf bei der ÖVP: Was haben wir denn gemacht?!) – Sie pfeifen auf diese Verantwortung und lassen alle im Stich: die Steuerzahler, die
sich so dringend eine echte Entlastung, eine nachhaltige Entlastung, mehr Netto vom Brutto, mehr Einkommen verdient hätten, um besser auskommen zu können.

Sie lassen die Jungen im Stich. Was haben denn die jungen Menschen von die­sem Budget? Ich frage ganz offen, wieder einmal – eine ehrliche Antwort erwarte ich mir von den Grünen –: Werden die Klimaziele mit diesem Budget erreicht? – Die Antwort ist klar: Nein, sie werden krachend verfehlt. Wo
sind die Chancen für die Jungen, und zwar für alle jungen Menschen in unserem Land? Werden die mit diesem Budget erreicht? – Die Antwort ist klar: nein.
Wo ist die Chance der jungen Menschen, sich im Leben etwas durch eigene Leis­tung aufbauen zu können? Wird das mit diesem Budget erreicht? – Die Ant­wort ist klar: nein. Wo sind denn diese Investitionen in die Zukunft
für echte Chancen für alle jungen Menschen?! Das ist doch eine Fehlanzeige!


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An dieser Stelle ein kurzer Sidestep zur SPÖ: Ich begrüße es ja durchaus,
wenn man engagierte Bildungsdiskussionen oder Bildungsreformdiskussionen startet, aber bitte nicht so patschert, was die Matura angeht. Man müsste
in Österreich dringend über eine echte Bildungsreform reden. Sie ist ja keine Utopie, sie ist in vielen anderen Ländern Realität, die vorzeigen, dass
man mit einer reformierten Matura, mit einem reformierten Stunden- und Lehrplan, mit einem reformierten pädagogisch-didaktischen An­satz wesentlich mehr Chancen für alle sichern kann. (Beifall bei den NEOS.)

Um Ihnen nur ein Bild zu geben, das so symbolisch für diese Zukunftsvergessenheit steht: Die Ausgaben für Bildung werden real um 5 Prozent sinken – real um 5 Prozent! – und die Zuschüsse zu den Pensionen steigen im zweistelligen Bereich.

Sie können alle weiter den Kopf in den Sand stecken, aber die Menschen
da draußen verstehen schon sehr gut, dass sich dieses Pensionssystem so für die jungen Menschen nicht ausgehen wird, dass wir uns in der heutigen Zeit
über die Armutsgefährdung von Menschen mittleren Alters, von Familien mit kleinen Kindern Sorgen machen müssen und Gott sei Dank nicht mehr
über die Armutsgefährdung von Pensionistinnen und Pensionisten. Die Men­schen haben längst verstanden – gerade auch, weil viele Seniorinnen
und Senioren jede Woche ihren Kindern und Enkelkindern Geld zustecken müssen –, dass der Generationenvertrag, der Österreich stark gemacht
hat, schon längst in massiver Schieflage ist. (Beifall bei den NEOS.)

Um die Zukunftsausgaben – damit man hier nicht nur vom Glauben, sondern von Evidenz spricht – zu messen, ist von einem deutschen Wirtschaftsfor­schungsinstitut ein Indikator entwickelt worden, die sogenannte Zukunftsquote; da gibt es eine engere Berechnung und eine weitere Berechnung. Selbst
in der weiteren Berechnung, wenn wir also Ausgaben großzügiger als Zukunfts­ausgaben klassifizieren – klassisch natürlich: Bildung, Infrastruktur, Ener­giewende, Innovation, Forschung –, ist die Zukunftsquote mit diesem Budget gesunken – gesunken! –, auf gerade einmal 20 Prozent. Das heißt, nur


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knapp jeder fünfte Euro in Ihrem Budget ist tatsächlich eine Investition in die Zukunft, der Rest ist ein Verwalten der Vergangenheit.

Ja, wir leben in schwierigen Zeiten. Es wäre jetzt die Aufgabe von allen – übri­gens auch von der FPÖ –, nicht nur auf alle draufzuhauen, sondern ge­meinsam daran zu arbeiten, wie wir Vertrauen schaffen können: Vertrauen auf ein Leben in Freiheit und Sicherheit; Vertrauen auf Wohlstand für
alle, den wir aber sichern müssen; Chancen für alle, sich etwas aufzubauen.

Stattdessen – und, Frau Kollegin Maurer, das sind keine Träume oder
ein Schlechtreden, wie ich es immer höre, sondern das ist die Realität, die bein­harte, nackte Realität, die Bilanz Ihrer Regierungsarbeit – sind wir ein Hoch­steuerland, die Steuerquote steigt sogar, wir haben immer noch die
höchste Inflation, die Wirtschaft schrumpft, wir sind in einer Rezession – und Sie häufen Milliarden an neuen Schulden an. Ich frage Sie ganz offen: Ist
das die gute Zukunft, die wir uns alle für unser Land vorstellen? – Die Antwort ist doch ganz klar: nein. (Beifall bei den NEOS.)

Weil da immer Diskussionen geführt werden, welche Untersuchungsausschüsse man jetzt wieder einsetzen könnte, wo man den anderen möglichst wieder anpatzen könnte: Was Österreich wirklich brauchen würde, wäre ein Zukunfts­konvent – ein Zukunftskonvent, in dem nicht wie damals im Verfassungs­konvent nur Expertinnen und Experten diskutieren – natürlich auch (Zwischenruf bei der SPÖ) –, sondern vor allem auch Bürgerinnen und Bürger. Sie haben
nämlich wesentlich besser verstanden, dass wir ohne die nötigen Reformen ab­sandeln, und zwar wirklich so, wie ich das sage: absandeln – in puncto Wettbewerbsfähigkeit und in puncto Zukunftschancen.

Diesen Zukunftskonvent müssten wir schaffen, stattdessen machen Sie ein Bud­get, das mehr oder weniger sagt – ich habe das schon vor ein paar Wochen gesagt –: Hinter uns die Sintflut! Was kümmert es uns? Ich habe es damals auch gesagt: Ich glaube, der Job des nächsten Finanzministers wird ein brutaler.


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Was Sie hier vorlegen, ist ein Verrat an den Steuerzahlern, ein Verrat an den arbeitenden Menschen. An dieser Stelle noch eine kurze Zwischenbemerkung zu den Lohnverhandlungen: Seit Monaten – seit Monaten – werden wir als
NEOS nicht müde, zu sagen, dass es auch Ihr Job ist, den Spielraum für höhere Lohnabschlüsse zu schaffen, den Spielraum dafür zu schaffen, dass den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, ohne dass die Kosten bei den Arbeit­gebern massiv steigen, deutlich mehr Netto vom Brutto bleibt.

Senken Sie die Lohn- und Einkommensteuer, senken Sie die Lohnnebenkosten und schaffen Sie so den Spielraum und die Möglichkeit für eine gütliche Einigung, denn das haben sich die arbeitenden Menschen, die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler und auch die Unternehmen verdient! (Beifall bei den NEOS.)

Ein Verrat in mehreren Akten: Es wird Zeit, dass der Vorhang fällt. – Danke. (Bei­fall bei den NEOS.)

10.03

10.03.22Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf bekannt geben, dass für den heuti­gen Sitzungstag zusätzlich eine Mitteilung eingetroffen ist: Frau Bundes­ministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien MMag. Dr. Susanne Raab wird durch Frau Bundesministerin für EU und Verfassung Mag. Karoline Edtstadler vertreten.

10.03.38Fortsetzung der Tagesordnung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Haub­ner. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


10.03.45

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Plenum! Geschätzte Zuhörer! Wir haben jetzt viele Facetten und Beurteilungen


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des Budgets gehört. Ich hänge immer sehr stark der Expertise an, und wenn
wir die Experten auch zu Wort kommen lassen (Abg. Belakowitsch: Expertenmei­nung, ja! Ist in der ÖVP ...!), dann stellen wir fest, dass es einerseits natürlich
ein wenig Kritik gibt, andererseits aber auch viele positive Aspekte
dieses Budgets beleuchtet werden.

Gerade heute in der Früh haben wir im „Morgenjournal“ Wifo-Expertin Schratzenstaller gehört (Zwischenruf des Abg. Loacker), die festgestellt hat, dass einerseits vorsichtig budgetiert worden ist, was erfreulich ist, und ande­rerseits Ausgaben einfach alternativlos sind. Wenn man sich diese alternativlo­sen Ausgaben anschaut, dann erkennen wir, dass wir diese zu leisten
haben.

Meine Damen und Herren, weil das immer kritisiert wird und von der Zukunft gesprochen wird: Wir haben im Rahmen des Finanzausgleichs auch
einen Zukunftsfonds geschaffen, der gerade in den Bereichen Klimaförderung, Unis, Frauen und Sicherheiten die Zukunft im Blick hat. Ich möchte das
hier auch einmal ganz klar betonen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Bei aller Emotion, die hier herrscht, möchte ich in Richtung Herrn Kickl schon sa­gen: Ich bin ein wenig entsetzt ob Ihrer Wortwahl. Ich lehne diese Wort­wahl einfach ab, denn das ist nicht mein Zugang zur politischen Auseinanderset­zung, sondern das ist eher primitiv und hat hier im Hohen Haus eigentlich
nichts verloren. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der Grünen sowie
des Abg. Brandstätter.)

Ich glaube, was uns schon eint, ist ja, dass wir alle das Gleiche wollen, das Beste für die Bürgerinnen und Bürger, und deshalb setzen wir alles daran, dass
wir einerseits die Kaufkraft der Österreicherinnen und Österreicher stärken und andererseits die Unternehmen dabei unterstützen, dass sie die Arbeitsplätze sichern können und dass sie wettbewerbsfähig bleiben. Da bin ich schon sehr froh, dass das in den Händen der Sozialpartnerschaft liegt und nicht bei


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Einzelnen hier herinnen, denn die Sozialpartnerschaft hat immer bewiesen, dass sie Lösungen findet. Wichtig ist, dass es eine Ausgewogenheit zwischen
der Leistbarkeit und der Wettbewerbsfähigkeit für die Unternehmer und der Kaufkraft und der Lebensqualität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
geben muss. Ich bin mir sicher, mit diesem vernünftigen Ansatz werden wir Lö­sungen finden, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP sowie
des Abg. Schwarz.)

Weil immer wieder die Steuerreform und die Steuern angesprochen werden: Wir haben alles daran gesetzt, die Steuern zu senken. Wir haben die Steuer­sätze heruntergesetzt und wir haben die kalte Progression abgeschafft. Gerade die Deutschen haben Herrn Bundesfinanzminister Magnus Brunner deshalb auch ausgezeichnet (Abg. Kassegger: Deswegen ... 15 Prozent Mehrwert­steuer ...! Abgabenquote 43 Prozent!), weil sie sagen, die Abschaffung
der kalten Progression ist auch für Deutschland ein Vorbild. Ich denke, das ist richtig.

Ich habe mir eigentlich nicht gedacht, dass ich einmal Werner Kogler zitieren werde, aber ich tue es heute, denn er hat im Rahmen der vorletzten
Plenarsitzung eindrucksvoll und für jeden verständlich gesagt: Wenn die schleichende Steuererhöhung beendet ist und die Gehälter und
Pensionen jährlich angepasst werden, dann bleibt mehr Lohn und dann bleibt mehr Pension. – Dazu brauche ich nicht einmal Adam Riese,
danke. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Rössler und Schwarz.)

Das heißt, wir stellen aus dem Topf der Steuereinnahmen von den Steuerzah­lerinnen und Steuerzahlern 1,8 Milliarden Euro heuer und 3,6 Milliarden
Euro nächstes Jahr für die Abschaffung der kalten Progression zur Verfügung. Ich denke, das ist eine richtige und wichtige Maßnahme.

Mir als Wirtschaftssprecher meiner Partei ist es aber auch noch ganz wichtig, dass es auch zu einer Entlastung der Betriebe kommt. Wir senken heuer
die Körperschaftsteuer und im nächsten Jahr noch einmal, und das ist eine ganz


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wichtige Maßnahme für den Standort und natürlich auch für die Arbeits­platzsicherung.

Ein großes Anliegen, um Qualifikation und Qualität zu stärken, ist der Beruf des Meisters. Da setzen wir einen entscheidenden Schritt, indem wir rückwir­kend mit 1. Juli die Gebühren für die Meisterprüfung und für die Befähigungs­prüfung erlassen. Damit sichern wir den Qualitätsstandort Österreich
weiter ab, die Unternehmer haben etwas davon, nämlich qualifizierte Mitarbei­ter, und die Mitarbeiter haben etwas davon, dass in ihre Qualifikation
investiert wird. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, summa summarum, unter einer objektiven Betrach­tung können wir doch feststellen, dass dieses Budget ein richtiges Budget
ist und gemäß dem Motto: „Wohlstand erhalten. Zukunft gestalten“ heute bezie­hungsweise am Donnerstag beschlossen werden soll. – Danke. (Beifall bei
der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Lukas Hammer.)

10.09


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Krainer. – Bitte.


10.09.08

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Betreffend Budget kann man eigentlich zusammenfassen: Es gibt in Österreich zu hohe Preise, zu hohe Steuern und zu hohe Schulden.
Das ist das Budget, das Sie hier vorlegen, zusammengefasst.

Seit zehn Monaten hat Österreich die höchste Inflation in Westeuropa. Wenn Kol­lege Wöginger sich fragt, wieso wir uns mit Westeuropa vergleichen: weil
wir von unserer Wirtschaftsstruktur her ein westeuropäisches Land sind und uns nicht mit den baltischen Staaten vergleichen, sondern mit Deutschland, mit
den Niederlanden, mit Frankreich – mit den westeuropäischen Staaten.
Das machen ja nicht nur wir, das macht auch die Wissenschaft so.


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Seit zehn Monaten hat Österreich die höchste Inflation, und das ist nun einmal die wichtigste Zahl, wenn es darum geht, die Inflation zu senken. Da kön­nen Sie noch so oft sagen: Aber wir haben am meisten Geld einge­setzt! (Zwischenruf des Abg. Lindinger.) Kollege Kucher hat schon recht: Beim Brandlöschen kommt es nicht darauf an, dass man nachher sagen kann: Niemand hat so viel Wasser verwendet wie wir!, sondern die Frage ist: Wer hat den
Brand gelöscht? – Sie haben zwar am meisten Wasser verwendet,
aber Sie haben den Brand am schlechtesten gelöscht. (Beifall bei der SPÖ.) Von Feuerwehren sollten Sie wissen, dass auch das Löschwasser am Schluss
einen Schaden anrichtet, wenn es falsch eingesetzt wird. Das ist das, was Sie zum Schaden aller Menschen, die in Österreich leben, getan haben.

Zur Frage der Inflationsbekämpfung gibt es also ein Nicht genügend für diese Bundesregierung – und das sieht man auch im Budget

Zur Frage der zu hohen Steuern: Das sind nicht meine Zahlen, sondern das sind Zahlen aus Ihrem eigenen Budgetbericht, nämlich dahin gehend, wie sich
die Steuerstruktur in den nächsten Jahren verändern wird. Da steht drin, dass jede Person, die arbeiten geht, die in Pension ist, jeder Selbstständige,
jedes EPU, jeder Vertragsbedienstete, jede Lehrerin, jeder Lehrer in den nächs­ten Jahren – gemäß Ihrer Zahlen – 1 300 Euro mehr ins Budget einzahlen
wird (Abg. Obernosterer: Ja, weil er mehr verdient! Ganz einfach!), als Sie selber noch vor einem Jahr gesagt haben – 1 300 Euro mehr für die breite Masse, auch für jedes Kind. Bei einer vierköpfigen Familie reden wir von um mehr als 5 000 Euro höheren Steuerbeiträgen. Das ist das, was in Ihrem eigenen Budget drinsteht. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Auf der anderen Seite wissen wir, dass diejenigen, denen Konzerne gehören, also die Millionäre und Milliardäre in diesem Land, pro Nase um 100 000 Euro weniger Beitrag in unsere Gemeinschaftskasse, ins Budget, einzahlen. Das ist das, was Sie machen. Wenn wir von zu hohen Steuern sprechen, dann sprechen wir von jenen, die arbeiten gehen, und nicht von jenen, denen Konzerne ge­hören (Abg. Zarits: Geh bitte!), denn für die sind Sie zuständig, für die machen Sie


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Politik. (Beifall bei der SPÖ.) Die zahlen um 100 000 Euro weniger Beitrag, während die, die arbeiten gehen, und auch jedes Kind um 1 300 Euro mehr an Steuern und Abgaben zahlen müssen. Sie können es nachlesen: Seite 72
in Ihrem eigenen Budgetbericht. Sie sollten nicht nur die Propagandazettel, son­dern die eigenen Zahlen in Ihrem eigenen Budget lesen (Abg. Schmucken­schlager: Gleiche Sprache wie der Kickl!), dann würden Sie sich derartige Zwischen­rufe ersparen.

Der dritte Punkt zu den zu hohen Schulden: Dieses Budget, das Sie hier vorgelegt haben, hat es in den letzten 20 Jahren nicht gegeben. Sie sagen: Wir machen nicht nur nächstes Jahr 3 Prozent Defizit – nein! –, sondern wir
machen das ab jetzt offenbar in jedem Jahr. – Sie sagen auch: Ach, die Verschul­dung bleibt nicht nur hoch, sie bleibt ewig hoch, also nicht nur für ein Jahr,
nicht für zwei Jahre, sondern für drei, für vier Jahre! – Sie wollen über­haupt nichts tun, dass Schulden oder das Defizit abgebaut werden.
Sie wissen auch, das ist nicht haltbar, deswegen ist es ja auch ein Hinter-uns-die-Sintflut-Budget.

Egal, wer in der nächsten Regierung sitzt, er hat als erste Aufgabe, einen Kassasturz zu machen, und der wird nicht schön (Abg. Zarits: Das könnt ihr am besten, gell! Wenn wir die Anträge von euch beschließen - -!), denn wir se­hen ja bereits jetzt, was Sie für ein Desaster hinterlassen werden. Selbst Ihre eigenen Parteifreunde sagen, Sie wollen nicht Ihr Nachfolger als Finanz­minister sein. Weil Sie Ihren Job nicht gemacht haben, müssen andere später aufräumen.

Was es bedeutet, wenn die ÖVP spart, sieht man bereits jetzt, heute: Wir debattieren ja auch ein Pensionskürzungsgesetz, und daran erkennt man ja, wie Herr Kocher, wie Ihr Wirtschaftsminister über Pensionen denkt. Er sagt,
ab 500 Euro ist es eine Luxuspension. Die ersten 500 Euro kürzen wir nicht, ab dann 5 Prozent. Es kann jeder nachsehen, wie hoch seine Pension ist, dann
weiß er, was die ÖVP gerne bei ihm kürzen würde. (Abg. Zarits: Du er­zählst Märchen! – Abg. Hanger: Ja, in der Nationalbank!) Ab 500 Euro, sagen Sie,


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kann man 5 Prozent kürzen, ab 1 000 Euro kann man 10 Prozent kür­zen (Abg. Zarits: Erzähl die Wahrheit, bitte!), ab 1 500 Euro kann man 15 Prozent kürzen und ab 2 000 Euro kann man 20 Prozent kürzen. (Abg. Zarits: Erzähl
die Wahrheit bitte einmal!) Das ist das, was Sie erwartet, wenn die ÖVP dieses Budget sanieren muss (Beifall bei der SPÖ – Abg. Zarits: Da klatschen sie
auch noch!):
Sie kürzt dann bei Pensionen.

Sie brauchen sich gar nicht aufzuregen, denn Sie wissen, dass das wahr ist; und die FPÖ hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie bei jeder Pensionskür­zung dabei ist, und sie ist auch dabei, wenn es darum geht, unser Gesundheits­system zu zerstören. Insofern kann ich Ihnen nur sagen: Wenn Sie wollen,
dass sozial gerechte Beiträge, sozial gerechte Steuern eingehoben werden, dann gibt es nur eine Adresse, und das ist die Sozialdemokratie. – Vielen Dank.
(Beifall bei der SPÖ.)

10.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Schwarz. – Bitte.


10.15.15

Abgeordneter Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich gehe vielleicht noch auf die Beiträge von Vorrednerinnen und Vorrednern ein. Ich möchte aber die Debatte über dieses fünfte und letzte Bud­get dieser Regierungsperiode dafür nutzen (Abg. Belakowitsch: Mich zu entschuldigen!), einen Schritt zurück zu machen und zu schauen, wie sich die Budgets über die gesamte Periode entwickelt haben.

Wir Grüne haben ja Regierungsverantwortung mit dem Anspruch übernommen, im Bereich Klimaschutz, Umweltschutz, im Bereich Rechtsstaatlichkeit, Korruptionsbekämpfung und auch im Bereich Armutsbekämpfung etwas weiter­zubringen. Es ist klar, dass das Budget jetzt nicht alles ist, aber das Budget
ist natürlich eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass man in diesen


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Bereichen etwas weiterbringt. Deshalb macht es, glaube ich, durchaus Sinn, sozusagen auf diese drei Budgets zu schauen und zu schauen, was sich seit 2019 getan hat. (Abg. Schroll: 5 Milliarden Schulden ...!)

Ich habe dafür eine Summe aus den letzten fünf Budgets genommen – also
jene, seit die Grünen in der Regierung sind – und habe sie mit jener für die fünf Jahre vor dem grünen Regierungsbeitritt verglichen. Diese sozusagen Auf­summierung hat den Vorteil, dass man Einmaleffekte, die natürlich das Ganze ein bisschen verzerren können, ausgleicht und wirklich auf die nachhaltigen, mit­telfristigen Effekte im Budget schauen kann.

Wenn man da beispielsweise auf die UG 21 schaut – das ist das Sozialbudget im engeren Sinne –, dann sieht man (eine Tafel, auf der unter der Überschrift „So­zialbudget“ ein Säulendiagramm, dessen eine Säule mit „16 MRD“ überschrieben und mit „Ohne Grüne“ unterschrieben und dessen andere Säule mit „23,1 MRD“ überschrieben und mit „Mit Grüne“ unterschrieben ist, abgebildet ist, in die Höhe haltend), dass das Budget für diese fünf Jahre mit grüner Regierungsbe­teiligung bei kumuliert 23 Milliarden Euro liegt und damit um 44 Prozent mehr Mittel für die Pflege, für die Bekämpfung von Kinderarmut und
für Sozialleistungen generell zur Verfügung stehen. (Beifall bei den Grünen.)

Insbesondere die Valorisierung der Sozialleistungen, die lange gefordert worden ist, ist ein echter Meilenstein für die Armutsbekämpfung, und ich möchte
diesen Anlass auch nutzen, um all jenen zu danken, die maßgeblich daran betei­ligt waren, dass das gelungen ist. (Beifall bei den Grünen.)

Im Bereich Rechtsstaat, Transparenz und Korruptionsbekämpfung sind die wich­tigsten Errungenschaften natürlich ordnungspolitischer Natur, also die
Novelle des Korruptionsstrafrechts, das Informationsfreiheitsgesetz, die Abschaf­fung des Amtsgeheimnisses oder auch das neue Parteiengesetz. Auch da
macht es Sinn, auf das Budget zu schauen, insbesondere auf das Budget für die unabhängige Justiz. Da zeigt sich (eine Tafel, auf der unter der Überschrift „Justizbudget“ ein Säulendiagramm, dessen eine Säule mit „7,2 MRD“ überschrieben


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und mit „Ohne Grüne“ unterschrieben und dessen andere Säule mit „9,9 MRD“ überschrieben und mit „Mit Grüne“ unterschrieben ist, abgebildet ist, in die Höhe haltend), dass wir nicht nur den stillen Tod der Justiz abgewendet haben, sondern – wie man da sieht – dass es mit fast 3 Milliarden Euro zusätzlich über diese fünf Jahre gelungen ist, beispielsweise 645 zusätzliche Stellen für Juristinnen und Juristen, also zusätzliche Richterinnen, zusätzliche Staatsanwäl­te, zu finanzieren, und das führt dazu, dass Korruption besser bekämpft
werden kann und dass Bürgerinnen und Bürger auch schneller zu ihrem Recht kommen – das ist auch sehr erfreulich. (Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Krisper.)

Es wird Sie nicht wundern, dass es mir als Klimaforscher ein besonderes Anliegen ist, wie es im Klimabudget ausschaut. Wir wissen, wir haben da eine große Herausforderung zu stemmen. Es zahlt sich aus, auf die UG 43:
Klima, Umwelt und Energie, zu schauen. Da sieht man, glaube ich, am beein­druckendsten, was der Unterschied ist, wenn Grüne in der Regierung sitzen oder nicht (eine Tafel, auf der unter der Überschrift „Klimabudget“ ein Säulen­diagramm, dessen eine Säule mit „3,1 MRD“ überschrieben und mit „Ohne Grüne“ unterschrieben und dessen andere Säule mit „13,4 MRD“ überschrieben
und mit „Mit Grüne“ unterschrieben ist, abgebildet ist, in die Höhe haltend),
denn wir haben das Budget für Klimaschutz in dieser Periode vervierfacht. Ja, da
kann man auch gut und gerne dazwischenklatschen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Maurer: Wuhu!)

Weil gerne behauptet wird: Na ja, das Geld auszugeben ist jetzt sozusagen nicht die große Kunst!, sage ich, dass die Frage ist, was mit diesem Geld passiert.
(Abg. Wurm: Die Bevölkerung spürt das schon! Ja, die Leute spüren das!) Diese Inves­titionen sieht man: Die sieht man auf den Dächern in Form von zusätzli­chen Fotovoltaikanlagen; die sieht man in den Kellern, weil die alten, fossilen Heizkessel getauscht werden; die sieht man in Form von Elektrolichtbo­genöfen (Abg. Wurm: Was heißt das für das Weltklima? Spüren wir für das Klima


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was?), die schrittweise die Hochöfen ersetzen – das heißt: in dieser In­dustrietransformation –; und mittlerweile sieht man diese Vervierfachung des Klimaschutzbudgets auch in der Treibhausgasbilanz, die 2022 erstmals
trotz steigenden BIPs stark zurückgegangen ist. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Wurm: Rettet das Weltklima!)

Man sieht die grüne Ambition in puncto sauberer Politik, sauberer Umwelt, und auch bei der Armutsbekämpfung bildet sich in diesen Budgets, die wir
in den letzten fünf Jahren beschlossen haben, deutlich ab, und das ist doch sehr erfreulich. – Vielen Dank allen Beteiligten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.19


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Fuchs. – Bitte sehr. (Abg. Wurm: Hubert, erzähl die Wahrheit!)


10.20.03

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrter Herr Finanz­minister! Noch eine Anmerkung zum Kollegen Schwarz: Du darfst dir nicht ein­zelne Untergliederungen aus dem Budget rauspicken, sondern letzten
Endes ist die nackte Wahrheit das, was unterm Strich übrig bleibt, und da muss man einfach sagen, diese schwarz-grüne Bundesregierung hat den Steuer­zahlern und insbesondere den zukünftigen Generationen wirklich einen budgetä­ren Scherbenhaufen hinterlassen. (Beifall bei der FPÖ.)

Die Schulden- und Defizitpolitik dieser Bundesregierung beweist, dass diese Bundesregierung absolut nicht im Sinne zukünftiger Generationen
handelt. Generationengerechtigkeit, Herr Finanzminister, sieht einfach
anders aus.

Dieses ambitionslose Budget ist das Endergebnis einer unfähigen Bundesregie­rung, die bei der Bevölkerung jegliche Glaubwürdigkeit verloren hat und nächstes Jahr endlich Geschichte sein wird. (Beifall bei der FPÖ.)


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Die nächste Bundesregierung – wir haben das heute schon des Öfteren gehört – wird aus heutiger Sicht ein massives Budgetproblem haben.

Doch was sagen die Budgetexperten zu diesem Hinter-mir-die-Sintflut-Budget? Ich darf zwei Experten zitieren:

„Ich finde es bedrückend, dass ein Budgetrahmen vorgelegt wird, in dem nicht einmal der Versuch unternommen wird, das Defizit zu senken. Nur mit Wirtschaftswachstum allein wird das nicht gelingen“, sagt der Präsident des Fiskalrates Prof. Badelt.

Prof. „Badelt ortet generell ‚keine ernsthafte Diskussion‘, wie man das nächste Budget in den Griff bekommt“.

„Der Spielraum für die nächste Bundesregierung – oder für die nächste Krise – ist sehr beschränkt“, sagt die Wifo-Ökonomin Dr. Schratzenstaller-Altzinger.

Nur zur Klarstellung: Prof. Badelt und Dr. Schratzenstaller sind keine Budgetex­perten der Opposition, sondern das sind die Experten, die diese Bundes­regierung für das Budgethearing im Budgetausschuss nominiert hat. Selbst diese Budgetexperten haben jeglichen Glauben an diese Bundesregierung verloren. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Loacker.)

Unter Berücksichtigung der Ermächtigungen wird diese Bundesregierung
mit 25 Milliarden Euro das größte Budgetdefizit aller Zeiten erwirtschaften, und das trotz Rekordeinnahmen des Finanzministers.

Seitdem es diese schwarz-grüne Bundesregierung gibt, wurden die Maastricht­kriterien nie eingehalten, und sie werden auch im Jahr 2024 nicht einge­halten werden. Selbst die Regelung im Bundeshaushaltsgesetz zur Schuldenbremse auf Bundesebene haben Sie für 2024, Herr Finanzminister, außer Kraft gesetzt. Das heißt, so wie Kollege Wöginger heute von
der Asylbremse geschwärmt hat, so haben Sie die Schuldenbremse außer Kraft gesetzt. Der Effekt ist der gleiche: Beides bringt nichts. (Beifall bei der FPÖ.)


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Das definitive Versagen und die Unfähigkeit dieser Bundesregierung beweist auch die Schuldenquote 2024 bis 2027. Trotz eines massiven inflations­bedingten BIP-Anstiegs und des damit verbundenen BIP-Nennereffekts sind Sie, Herr Finanzminister, nicht in der Lage, die Schuldenquote zu reduzieren.
Da reden wir noch nicht einmal von Schulden-Zurückzahlen.

2019, dem letzten Regierungsjahr von FPÖ und ÖVP, hatten wir einen öffentli­chen Schuldenstand von 280 Milliarden Euro. 2023 haben wir bereits
einen Schuldenstand von 367 Milliarden Euro, und 2024 wird der Schuldenstand auf 386 Milliarden Euro ansteigen. Das heißt, diese schwarz-grüne Bundes­regierung hat in ihrer Regierungszeit 106 Milliarden Euro neue Schulden aufge­baut – zulasten der Steuerzahler und zulasten der zukünftigen Genera­tionen. 21,2 Milliarden Euro Schulden hat diese Bundesregierung jedes Jahr pro­duziert, und dann haben Sie noch die Chuzpe, von einem Zukunftsbudget
zu sprechen. (Beifall bei der FPÖ.)

Ist Ihnen eigentlich bewusst, Herr Finanzminister, welche finanzielle Belastung Sie hier den zukünftigen Generationen hinterlassen?, denn Sie wissen
ganz genau: Die Schulden von heute sind die Steuern von morgen.

Die budgetäre Situation ist unter dieser Bundesregierung völlig aus dem Ruder gelaufen. Die gesamtstaatliche Haushaltsentwicklung seit 2020 ist ein Spiegelbild der Unfähigkeit dieser Bundesregierung. Das multiple Versagen die­ser Bundesregierung bei der Coronapolitik, bei der Sanktionspolitik,
bei der Asylpolitik, aber insbesondere bei der Inflationsbekämpfung kostet die Steuerzahler, wie wir sehen, und auch die zukünftigen Steuerzahler viele Milliarden Euro. Die multiplen Krisen sind aber nicht vom Himmel gefallen, Herr Finanzminister, sondern wurden von dieser Bundesregierung zum Teil verursacht, zum Teil auch verschärft. (Abg. Lindinger: Das ist ein Blödsinn! Diese Bundesregierung schafft Lösungen, versucht, zu unterstützen!)

Zum Abgang dieser schwarz-grünen Bundesregierung greifen beide Parteien noch einmal sehr tief in die Tasche der Steuerzahler und der zukünftigen


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Generationen, aber nicht um eine sinnvolle und nachhaltige Budgetpolitik zu betreiben, sondern um das jeweilige schwarze und grüne Klientel zu be­friedigen. Sowohl die ÖVP als auch die Grünen erhalten mit diesem Budget einen Freibrief zum Geldausgeben zulasten der Steuerzahler und zulas­ten der zukünftigen Generationen. Getarnt wird diese schwarz-grüne Klientel­politik als sogenanntes Konjunkturpaket. In Wahrheit ist es aber das Spielgeld dieser Bundesregierung, die unser schönes Österreich herunterge­wirtschaftet hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Herr Finanzminister, 21,2 Milliarden Euro Schulden haben Sie jedes Jahr verursacht. Verantwortung für Österreich und Generationengerechtigkeit sehen anders aus. Je schneller wir in Neuwahlen gehen, desto besser ist es für
das Land, für die Steuerzahler und für die zukünftigen Generationen. (Beifall bei der FPÖ.) Gut durch die Krise sind wir erst dann gekommen, wenn diese Bundesregierung abgewählt wurde. (Beifall bei der FPÖ.) Es wird höchste Zeit für einen Volkskanzler Herbert Kickl. (Ah-Rufe bei der ÖVP.) – Vielen Dank. (Neuerlicher Beifall bei der FPÖ.)

10.28


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stras­ser. – Bitte sehr.


10.28.11

Abgeordneter Dipl.-Ing. Georg Strasser (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Meine Damen
und Herren! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Auch wenn uns die Auswirkungen der letzten Jahre immer noch fordern, nähern wir uns schon in bestimmten Bereichen einer Situation, wie sie vor den Krisen war, einer gewissen Normalität. Ich glaube schon, dass wir in Österreich stolz auf uns sein können und wir uns mit einer gewissen Zuversicht erfüllen lassen können,
denn: Zum einen ist die Störung der Lieferketten beseitigt, zum Zweiten haben wir die Pandemie gemeistert, eine der größten Herausforderungen der Gesundheitssysteme global, und drittens geht auch die Teuerung in Europa und


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global zurück. Auch in Österreich ist die Teuerung um die Hälfte reduziert worden.

Ich möchte mich an dieser Stelle wirklich bei allen Institutionen in Österreich und in Europa bedanken, die mitgewirkt haben, um in den letzten Jahren, Monaten und Wochen die Situation zu stabilisieren – ein herzliches Dankeschön dafür. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Voglauer.)

Aber gewisse Herausforderungen bleiben, ja natürlich: Das sind die Krisenherde in Israel und in der Ukraine, es ist die Migration, es ist der Klimawandel.
Umso erfreulicher ist es ja in Wahrheit, dass wir ein ausgewogenes Budget er­stellen konnten.

Wenn man sieht, dass die Defizitquote unter dem Maastrichtziel von 3 Prozent zu liegen kommt, wenn man sieht, dass in den Wirtschaftsstandort und in
den Klimaschutz investiert wird, und wenn man sieht, dass wir auch weiterhin in die Kaufkraft der Haushalte investieren werden, um den sozialen Ausgleich
zu gewährleisten, um Wirtschaft und auch Arbeitsplätze in Österreich zu sichern und letztendlich auch um damit die Inflation weiter zu bekämpfen, dann er­kennt man in diesem Budget ein Signal dafür, dass wir in Österreich in eine gute Zukunft gehen, was die Ökologie betrifft, was das Soziale betrifft und was
das Wirtschaftliche betrifft. Ein herzliches Dankeschön an die Bundesregierung für dieses Budget! (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Jetzt zur Landwirtschaft: Im Budget für die Landwirtschaft ist ein Impulspro­gramm für die Versorgungssicherheit integriert, damit Bäuerinnen und
Bauern auch in Zukunft das liefern können, was wir täglich brauchen. Das sind besondere Lebensmittel, das sind Energie und Rohstoffe, und das ist eine wunderschöne Landschaft. Wir erhöhen die Bergbauernförderung, wir geben mehr Geld für Umweltleistungen aus, wir investieren mehr Geld in den Umweltschutz, in das Tierwohl und in die Bewässerung. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)


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Über den Waldfonds gelingt es uns, den klimafitten Wald in Österreich weiter auszubauen und umzubauen. In der Wald- und Forstwirtschaft sind auch
viele Arbeitsplätze zu sichern. Ein wichtiges Signal – vom Pflanzen eines Baumes bis zum Bau eines Hauses mit Holz!

Abschließend: Dieses Budget macht mir Mut, und es kann uns Mut machen, dass wir als selbstbewusster Staat, als selbstbewusstes Land in einem starken
Europa als Teil der westlichen Welt in eine gute Zukunft gehen können. Dafür bedanke ich mich recht herzlich. Alles Gute! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

10.31


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Doppel­bauer. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


10.31.41

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Herr Finanzminister! Ja, ich fasse
es so zusammen wie Kollege Fuchs vorhin: Dieses Budget, das Sie heuer als das letzte, als das fünfte Budget dieser Bundesregierung dem Parlament vor­gelegt haben, ist tatsächlich das Waterloo der österreichischen Budgetpolitik. Solche Zahlen hat man vorher noch nicht gesehen, meine Damen und
Herren! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Disoski: Geh! Den Fuchs zitieren, Karin? Den Fuchs zitieren?!)

Lassen Sie es mich ein bisschen festhalten: 21 Milliarden Euro neues Defizit im Jahr 2024, 105 Milliarden Euro Defizit über die Legislaturperiode hinweg,
meine Damen und Herren, und 70 Milliarden Euro im Finanzrahmen bis inklusive 2027. Das ist also die Legacy, das ist das, was Sie in dieser Bundesregierung hinterlassen.

Es waren sich ja selten auch alle Expert:innen so einig wie heuer beim Budgethearing, wo tatsächlich das Große war, dass gesagt worden ist: Sie tun das Falsche, liebe Mitglieder der Bundesregierung! Sie tun schlicht und


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einfach das Falsche! Sie geben Geld aus, als gäbe es kein Morgen, als würden Sie es im Keller nachdrucken. (Abg. Lindinger: Da hat sie nicht aufgepasst!) Sie
meiden sämtliche Reformen, die so dringend notwendig wären, um das Land in die Zukunft zu bringen. Sie investieren nicht in die Zukunft, sie investie­ren gar nichts in die Zukunft. (Abg. Lindinger: Das wird genau in die Zukunft inves­tiert! – Abg. Lukas Hammer: Was ist das für die NEOS, ein paar Milliarden?
Gar nichts, das kann man schon verstehen! Für mich ist das viel Geld!)
Und: Sie ha­ben die höchsten Belastungen der Menschen, der Bürgerinnen und Bür­ger in diesem Land erzielt. – Das ist tatsächlich das, was übrig bleibt. (Beifall bei Abgeordneten der NEOS.)

Ich möchte noch mit einer anderen Aussage, in der sich die Budgetexpertinnen und -experten ebenfalls sehr einig waren, den Anfang meiner Rede ab­schließen, nämlich mit den Worten: Throwing money at a problem hat noch nie­mandem geholfen. – Genau das ist es aber, was Sie machen, und offenbar
ist das auch das, was Herr Strasser meint, wenn er von einem ausgewogenen Budget spricht. Das ist es nämlich wirklich nicht.

Konkret bedeutet es ja etwas ganz anderes. Schauen wir es uns einmal an: 21 Milliarden Euro – ich habe es gesagt – an Schulden, an Defizit, an neuem De­fizit im nächsten Jahr, aber die Abgabenquote, also die Steuern und Abga­ben, die die Bürgerinnen und Bürger, die Unternehmerinnen und Unternehmer in diesem Land zahlen, ist die dritthöchste in der Europäischen Union.
(Abg. Lindinger: Wir haben sie gesenkt!)
Also da haben wir offenbar nichts zu­sammengebracht. (Abg. Lindinger: Steuertarifsenkungen: 2022, 2023 in
Kraft getreten! Die Abschaffung der kalten Progression! Aber nein, diese Bundesre­gierung macht nichts!)

21 Milliarden Euro neue Schulden im nächsten Jahr, im Jahr 2024, aber
nichts wird in die Zukunft investiert. Was heißt das? – Wir haben uns die Zu­kunftsquote sehr genau angeschaut. Das ist sozusagen eine Quote, die
zeigt, was in die Zukunft investiert wird. Da geht es um Bildung, um die Energie­wende, um Kinderbetreuung, um Infrastruktur. 461 Detailbudgets haben


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wir uns angeschaut. Was ist passiert? – Es ist rausgekommen, dass diese Zukunfts­quote in den letzten Jahren sogar noch gesunken ist. Die Quote ist also niedriger, als wir sie haben wollen. Das ist verheerend nicht nur für den Standort, sondern vor allem auch für die Bürgerinnen und Bürger.

Dann heißt es immer: Man kann ja nichts tun, es ist ja alles so schwierig! – Man könnte tatsächlich schon etwas tun, aber dann müsste man sich halt über
die Reformen drübertrauen. (Beifall bei den NEOS.)

Natürlich lässt sich dieses System auch reformieren, aber leider eben nicht von dieser Bundesregierung. Wir haben es beim Finanzausgleich gerade gese­hen. Herr Finanzminister, ich weiß, Sie haben es versucht, aber Sie sind mit den Resultaten wirklich krachend gegen die Wand gefahren. Auch dass man
über eine Pensionsreform in diesem Land nicht einmal mehr reden kann, ist wirklich bedrückend, aber offenbar traut sich da niemand mehr drüber, denn da müsste man ja die eigene Klientel angreifen, da müsste man ja tatsächlich
einmal darüber diskutieren, wie fair denn das, was wir in diesem Land im Augen­blick machen, eigentlich ist.

Wer nicht reformiert, der muss halt zahlen. Sie aber, meine Damen und Herren auf der Regierungsbank, Sie zahlen nicht, sondern die Bürgerinnen und
Bürger müssen das alles auslöffeln, was Sie ihnen einbrocken – und das ist das ganz große Problem. (Beifall bei den NEOS.)

Was wir also brauchen, ist wirklich eine mutige Politik, eine andere Politik, eine Politik, wie wir NEOS sie fordern. Wir brauchen – als wichtigsten Punkt –
eine Zukunftsquote von 25 Prozent, denn natürlich brauchen wir in diesem Land mehr Kinderbetreuung, wir brauchen eine bessere Elementarbildung – und
wir wissen, dass jeder Euro, der da investiert wird, vielfach zurückkommt –, wir brauchen eine wirksame Entlastung der Arbeitseinkommen – die Bürgerin­nen und Bürger müssen sich wieder etwas aufbauen können, sie müssen sich wieder etwas leisten können –, und ja, lassen Sie uns doch mit unserem Vorschlag beginnen, die Lohnnebenkosten um 6 Prozent zu reduzieren! Das


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würde auch jetzt bei den Verhandlungen wahnsinnig viel helfen, aber offenbar gibt es aufseiten der Bundesregierung wenig Willen, da zu unterstützen.

Natürlich brauchen wir die Reformen bei den großen Geldfressern – wir brau­chen die Reformen bei den Pensionen, wir brauchen die Reformen beim Finanzausgleich, aber wie gesagt, da ist ja offenbar nichts möglich, da kommt tatsächlich viel zu wenig von Ihrer Seite –, und wir brauchen in diesem
Land – und damit reiche ich auch die Hand – eine Schulden- und eine Ausgaben­bremse, denn der internationale Vergleich – wenn wir uns mit den Besten
in den unterschiedlichen Bereichen vergleichen – zeigt, dass Öster­reich 17,4 Milliarden Euro pro Jahr sparen könnte.

Ich sage gar nicht, dass man dieses gesamte Potenzial sofort heben kann und das alles morgen machen kann, aber das Potenzial, meine Damen und Herren,
ist da. Wenn man die Ausgaben deckelt – das möchte ich auch mit Blick auf die SPÖ sagen –, dann heißt das nicht, dass man keinen Spielraum mehr hat
für Investitionen oder um in die Zukunft zu investieren, sondern das heißt tat­sächlich nur, dass man sinnlose Ausgaben kürzt – und das wäre unser
Anliegen. (Beifall bei den NEOS.)

Jetzt stellt die ÖVP seit 25 Jahren den Finanzminister, und man muss sich fra­gen: Was ist denn in den letzten fünf Jahren, den letzten zehn Jahren,
den letzten 15 Jahren besser geworden? (Beifall bei den NEOS.)

Wir NEOS fragen darüber hinaus: Werden diese hohen Mehrausgaben, diese hohen Belastungen, diese Defizite, die jetzt gemacht werden, bessere
und fairere Leistungen erzeugen? Wird mehr Geld in den Klassen ankommen? Wird mehr Geld bei den Patienten oder in den Ordinationen ankommen?
Wird es eine faire Zukunft für die nächste Generation in diesem Land geben? – Wir glauben: nein; und diese 350 Seiten (den „Strategiebericht 2024
bis 2027“ und „Budgetbericht 2024“ in die Höhe haltend),
meine Damen und Herren, sagen das auch. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

10.38



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist der Herr Bundesminis­ter für Finanzen. – Bitte sehr.


10.38.15

Bundesminister für Finanzen Dr. Magnus Brunner, LL.M.: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Damen und
Herren im Saal und vor den Bildschirmen! Trotz aller persönlichen Herausforde­rungen von jedem und jeder Einzelnen in Österreich, in ganz Europa,
trotz der gesamtwirtschaftlichen, der gesamtgesellschaftlichen Herausforderun­gen, die wir erleben, haben wir doch allen Grund, auch optimistisch in die Zukunft zu blicken: Der Arbeitsmarkt hat sich als stabil herausgestellt. Noch nie waren so viele Menschen in Beschäftigung wie jetzt.

Im Energiebereich ist die Versorgung gesichert, die Speicher sind gut gefüllt. Mit der strategischen Gasreserve und auch mit der zunehmenden Diversifizie­rung der Ressourcen im Gasbereich werden wir insgesamt als Österreich ver­stärkt unabhängiger von russischem Gas. Die weltweiten wirtschaftlichen Entwicklungen machen natürlich auch vor einem kleinen, exportorientierten Land in der Mitte Europas, wie Österreich es ist, nicht Halt, und den­noch erwarten sich die Wirtschaftsforscher für die nächsten Jahre und auch schon im nächsten Jahr 2024 ein leichtes Wachstum.

Bei der Bekämpfung der Teuerung setzen wir zum einen auf inflationsdämp­fende Maßnahmen, etwa mit der Senkung der Energieabgaben, mit der Strompreisbremse, mit der Gebührenbremse bei Bundesabgaben oder der Unterstützung für die Gemeinden, damit auch sie ihre Gebühren –
konkret auf Abwasser, auf Wasser, auf Müll – entsprechend dämpfen können.

Ganz entscheidend ist aber auch der zweite Punkt, nämlich der Erhalt
der Kaufkraft. Diese Kaufkraft konnte in Österreich trotz aller Krisen gestärkt werden, die real verfügbaren Haushaltseinkommen sind also gestiegen
(Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen), wie uns der Budgetdienst dieses Hauses, aber auch alle Vergleiche auf europäischer Ebene bestäti­gen. Gerade auch bei niedrigen Einkommen ist das der Fall.


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Herr Staatsekretär a.D. Fuchs, Sie zitieren Experten; Sie haben natürlich nur ei­nen Teil zitiert und den anderen Teil – das verstehe ich aus Ihrer Sicht
auch – weggelassen. Genau die von Ihnen genannten Expertinnen und Experten haben nämlich auch gesagt, dass die Zukunftsinvestitionen, die wir mit
diesem Budget dotieren, sehr positiv sind, und dass da auch die richtigen Investi­tionen in die Zukunft gemacht werden. Diesen einen Teil haben Sie leider vergessen, glaube ich, aber ich hole es gern für Sie nach. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Unsere Unterstützungsleistungen haben also gewirkt – das ist, glaube ich, Fakt – und diesen Weg der Entlastung werden wir natürlich fortsetzen. Die Pen­sionen wurden erhöht – ja. Auch die Sozial- und Familienleistungen werden an die Inflation angepasst. Im nächsten Jahr werden die Österreicherinnen
und Österreicher über die bereits abgeschaffte kalte Progression mit – wir haben es gehört – 3,6 Milliarden Euro zusätzlich entlastet.

Im Rahmen dieser Debatte beschließen Sie auch das sogenannte Progressions­abgeltungsgesetz. Das ist bei der Abschaffung der kalten Progression
jener Teil des Volumens, der sich ergibt und der entsprechend für noch geziel­tere Entlastungsschritte herangezogen werden kann. Zum einen entlasten
wir damit Erwerbseinkommen und Pensionen mit Fokus auf die niedrigen und auf die mittleren Einkommen, gleichzeitig werden auch Absetzbeträge
zur Gänze an die Inflation angepasst, und für Selbstständige erhöhen wir den Grundfreibetrag des Gewinnfreibetrags. Zum anderen entlasten wir auch Familien
 mit niedrigem Einkommen, indem wir etwa den Kindermehrbetrag auf 700 Euro erhöhen.

Und: Wir bekämpfen den Arbeitskräftemangel, schaffen auch positive Leistungs­anreize, die wir in Österreich dringend brauchen, indem wir die Freibe­träge für die Schmutz- und die Erschwerniszulage, für die Gefahrenzulage, für Sonn- und Feiertagszulagen sowie für Nachtarbeit anheben und indem
wir steuerliche Begünstigungen für Überstunden deutlich ausweiten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Trotz der enormen budgetären Herausforderungen der vergangenen Krisenjahre, trotz der schwächelnden Konjunktur – man muss sich vorstellen, dass ein Prozentpunkt weniger Wachstum 0,5 Prozent höheres Defizit ausmachen; auch hier sollte man sich die Fakten und die Realität anschauen –, auch trotz höherer Zinsen, die nicht nur jeder Private – das selbstver­ständlich auch –, sondern auch der Staat deutlich zu spüren bekommt, trotz der Mindereinnahmen auf der anderen Seite, eben etwa durch die Abschaf­fung der kalten Progression, trotz alledem – das ist schon interessant und da muss ich etwas zurechtrücken –, halten wir als eines der wenigen Länder
in der Europäischen Union die 3-Prozent-Maastrichtdefizitgrenze mit 2,7 Pro­zent ein! Das schaffen viele andere – die meisten – europäische Staaten
nicht.

Trotz der höheren Ausgaben gelingt es auch, die Schuldenquote relativ stabil zu halten. Um mit einem Märchen aufzuräumen, das heute schon öfters ge­nannt worden ist: Der Staat ist nicht Profiteur der Teuerung. Auf keinen Fall, wir geben den Menschen ja eben mehr zurück, als wir einnehmen! Wir stehen
also für Entlastung und nicht für Belastung, wie es von anderer Seite oft behaup­tet wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. –
Abg. Kassegger: ... Kreislaufwirtschaft! Erst die Leute abzocken, und dann ...!)

Deswegen, sehr geehrte Damen und Herren, braucht es ja auch keine
neuen Steuern. Um Gottes willen, nein, wir brauchen keine neuen Steuern – auch in diesem Budget sind solche Gott sei Dank nicht vorgesehen –,
sondern wir brauchen eine weitere Entlastung der Bürgerinnen und Bürger! (Beifall bei der ÖVP.)

Dieses Budget 2024 orientiert sich an mehreren Punkten: zum einen
an der Erhaltung der wirtschaftlichen Stabilität, zum anderen natürlich an einer nachhaltigen Förderung des Wohlstands und an der Bewältigung von Herausforderungen durch dringend notwendige politische Prioritäten. Wir setzen dabei ganz besonders auf Zukunftsinvestitionen, wir investie­ren in diesem Budget so stark in die Zukunft wie noch nie zuvor.


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Das wird auch oft falsch dargestellt. Rund die Hälfte der zusätzlichen Mehr­auszahlungen, also mehr als 20 Milliarden Euro, sind Zukunftsausgaben,
und ich möchte schon erklären, was solche Zukunftsausgaben sind, denn auch das wird oft etwas falsch dargestellt:

Zum einen setzen wir Schwerpunkte bei der Sicherung der Wettbewerbsfähig­keit unseres Landes. Es sind Technologien der Zukunft, die wir ganz stark budgetieren, wenn es beispielsweise um die Umsetzung des europäischen Chips Acts geht, wofür wir intensiv Mittel zur Verfügung stellen. Innerhalb der Europäischen Union liegt Österreich übrigens auf Platz eins, was den Anteil an Mikroelektronikprodukten an der Wertschöpfung, an der Beschäftigung
und auch an der unternehmerischen Forschung und Entwicklung betrifft. Diese Vorreiterrolle wollen wir weiter ausbauen und nehmen dafür rund
500 Millionen Euro in die Hand: für den Ausbau von Produktionskapazitäten auf der einen Seite, aber auch für den Bereich Forschung in diesem
Zusammenhang.

Wie schon bei der ökosozialen Steuerreform setzen wir aber auch Anreize für umweltfreundliches Handeln. 14 Milliarden Euro stehen in den nächsten
drei Jahren für die Transformation der Wirtschaft, der Industrie zur Verfügung, aber auch für nachhaltige Mobilität und für die Wärmewende, die wir
auch dringend brauchen – 14 Milliarden Euro, sehr geehrte Damen und Herren, für die nächsten Jahre! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Eines zeigt sich, glaube ich, auch – auch da im Zusammenhang mit dem Kampf gegen den Klimawandel, der natürlich eine der größten Herausforderun­gen unserer Generation ist –: Es zeigt sich ganz klar, dass Wirtschaftspolitik auf der einen Seite und Klimapolitik auf der anderen Hand in Hand gehen
können, nämlich Hand in Hand gehen müssen. Es kann nur gemeinsam gehen. Nur wenn wir eine vernünftige Budget-, Finanzpolitik gemeinsam mit
einer vernünftigen Klimapolitik machen, nur dann, können wir unsere ambitio­nierten Ziele am Ende des Tages auch erreichen. (Beifall bei der ÖVP
und bei Abgeordneten der Grünen.)
Das ist ja übrigens auch ganz im Sinne einer


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ökosozialen Marktwirtschaft, sehr geehrte Damen und Herren! Das zeigt
also unsere Prioritäten ganz klar auch in diesem Bereich.

Neue Technologien, die wir zur Erreichung der Klimaziele brauchen werden, er­fordern auf der anderen Seite auch Wissen. Wir werden in Österreich
nie die billigsten Arbeitskräfte haben, wir werden in Österreich auch nie die bil­ligste Energie haben, wir können in Österreich aber die klügsten Köpfe
haben. Das ist auch mit den Nobelpreisträgern bewiesen worden, die wir erfreu­licherweise in den letzten beiden Jahren in Österreich hatten.

In Wissen zu investieren ist daher ein weiterer Schwerpunkt in unserem Budget. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.) 16 Milliarden Euro
für die Universitäten in der nächsten Leistungsperiode, das ist gewaltig. Das ist sehr viel Geld, aber, ich glaube, es ist sehr gut und in die Zukunft investier­tes Geld, das wir da in die Hand nehmen und das zu einem Rekordhoch in die­sem Bereich führen wird.

Eine weitere große Herausforderung ist natürlich der demografische Wan­del, dem wir uns gegenübersehen. Wir stellen im Rahmen des Finanzausgleiches bis 2028, auch über die Sozialversicherung, insgesamt 3,4 Milliarden Euro
pro Jahr zur Verfügung: für den Gesundheitsbereich, für den Pflegebereich, in denen die Herausforderungen groß sind. Das haben wir natürlich erkannt
und mit diesem Budget entsprechend dotiert.

Im Finanzausgleich werden erstmalig Mittel an gemeinsam zu erreichende Ziele geknüpft, an Reformen geknüpft, die wir insbesondere im Gesundheitsbe­reich entsprechend auf den Weg bringen wollen. Wir haben einen Zukunftsfonds geschaffen, ein neues Instrument, mit dem wir mehr Mittel für Wohnen, für Sanieren, für Klimapolitik, insbesondere aber auch für Kin­derbetreuung zur Verfügung stellen. Durch diesen Ausbau der Kinderbetreuung verbessern wir ja auch die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie, was insbesondere auch den Wiedereinstieg von Frauen ins Berufsleben erleichtern soll, und das hat auch enorm positive volkswirtschaftliche Effekte.


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Ein weiterer Schwerpunkt: das Thema Sicherheit. Die Sicherheitslage hat sich in Europa seit einigen Jahren verändert. Zur Stärkung unserer äußeren Sicher­heit, aber auch unserer inneren Sicherheit investieren wir daher weiter in die Mo­dernisierung der Ausrüstung, in Gerätschaften, auf der einen Seite unseres Bundesheeres, aber auch bei der Polizei.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube, dass dieses Budget – und damit komme ich zum Schluss und möchte schon auch eine Einordnung vornehmen – ein ehrliches Budget, ein seriöses Budget und auch ein transpa­rentes Budget ist. (Abg. Holzleitner: Na ja!) Andere Staaten versuchen, In­vestitionen aus dem Budget auszugliedern, in Sondervermögen auszugliedern. In Deutschland musste beispielsweise fast der gesamte Bundeshaushalt ge­stoppt werden – das ist schon interessant. Wir machen in diesem Zusammen­hang eine ehrlichere Politik. Wir haben den Zugang: Was es wiegt, das
hat’s! Das, was für diese Zukunftsthemen investiert werden muss, muss inves­tiert werden. Es ist kein Schattenhaushalt, den wir da machen, sondern
ein offenes, ein ehrliches, ein transparentes und ein seriöses Budget. Was es wiegt, das hat’s!

In diesem Zusammenhang möchte ich mich wirklich auch bei allen Steuer­zahlerinnen und Steuerzahlern ganz herzlich bedanken: Erst durch Sie werden diese staatlichen Maßnahmen, diese Zukunftsinvestitionen zum Wohle
unseres Landes möglich!

Unser Land steht viel besser da, als es manche behaupten, auch heute behauptet haben. Ich glaube, mit dem vorliegenden Budget gelingt uns auch ein Spagat:
Wir entlasten die Menschen auf der einen Seite und investieren gleichzeitig auch massiv in die Zukunft. Wir sichern damit unseren Wohlstand und haben
daher auch guten Grund, sehr guten Grund, durchaus optimistisch in die Zukunft zu schauen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten
der Grünen.)

10.51



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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ham­mer. – Bitte.


10.51.50

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Mit­glieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe in der bisherigen Debatte sehr viel über Freiheit, Sicherheit und Teuerung ge­hört, das waren die drei Hauptbegriffe. Ich möchte fragen: Was ist denn der größte Feind von Freiheit und Sicherheit? Was ist in den letzten einein­halb Jahren vor allem der größte Treiber der Teuerung gewesen? – Die Antwort ist ganz klar, auch wenn die Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ das
nicht wahrhaben wollen: Das ist unsere Abhängigkeit von Öl- und Gasimpor­ten – Öl und Gas, das wir von diktatorischen Regimen, mit denen die
Kollegen von der FPÖ teilweise befreundet sind, beziehen. (Abg. Hafenecker: Katar ...!)

Letztes Jahr haben wir netto über 18 Milliarden Euro für den Import von Öl und Gas ausgegeben. (Abg. Hafenecker: Katar ist der Hort der Demokratie!) Meine Damen und Herren von der SPÖ, diese Abhängigkeit ist nicht einfach so passiert, die ist gemacht, das sind politische Weichenstellungen gewesen, und bei
diesen politischen Weichenstellungen waren schon Sie dabei.
(Beifall bei den Grünen.)

Weil Sie (in Richtung SPÖ) das Bild des Brandes gebraucht haben: Wer hat denn den Brand mitgelegt? – Das waren schon auch Sie, und ich finde es eigent­lich ziemlich unverschämt, dass Sie jetzt hergehen und Haltungsnoten an die Feu­erwehr verteilen und über die Arbeit der Feuerwehr urteilen und sagen:
Na ja, das ist ja alles nicht treffsicher, so viel Wasser und so wenig Effekt! (Ruf bei der SPÖ: Das ist auch nur billig!) – Nein, es ist nicht billig, Frau Kollegin.
(Ruf bei der SPÖ: Ist die Feuerwehr beleidigt?) Sie müssen auch einmal eingestehen: Sie haben eine Verantwortung für diese Situation, für diese Abhängigkeit.
Mit diesem Budget, und es ist ein Unabhängigkeitsbudget, nehmen wir so viel


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Geld wie noch nie in die Hand, um uns aus dieser fossilen Abhängigkeit
zu befreien. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich möchte es an zwei Beispielen festmachen: Heizungstausch und thermische Sanierung. Wir geben jetzt, nächstes Jahr, 20-mal mehr als noch 2019,
vor der grünen Regierungsbeteiligung, für thermische Sanierung und Heizungs­tausch aus – 20-mal mehr! Das sind nicht einfach irgendwelche Zahlen
oder Ausgaben, das ist ganz konkrete Hilfe für Menschen, die sich aus dieser fos­silen Abhängigkeit befreien wollen.

Wir geben über 1,2 Milliarden Euro dafür aus. Das heißt, die Förderung
für zum Beispiel den Heizungstausch oder eine thermische Sanierung ist nicht nur das ganze Jahr über verfügbar, weil wir genug Geld haben, sondern
man bekommt für jede einzelne Maßnahme, wenn man zum Beispiel
die Ölheizung tauschen oder neue Fenster einbauen will, auch deutlich mehr Geld. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es hat immer geheißen: Was macht die arme Pensionistin in ihrem Einfamilien­haus mit der Ölheizung? Die kann sich das alles ja nicht leisten! – Ganz
genau, deswegen wird ab nächstem Jahr für das unterste Einkommensdrittel, also auch für die Pensionistin im Einfamilienhaus, die neue Heizung zu 100 Prozent gefördert. (Beifall der Abg. Disoski.) Das gab es in der ganzen Welt noch nie und das ist sozial gerechter Klimaschutz. (Beifall bei den Grünen.)

Eine andere Maßnahme: Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren gesehen, die Leute wollen Teil der Energiewende sein, sie wollen zum Beispiel eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach haben. Wir haben dieses Jahr dafür 600 Mil­lionen Euro an Förderungen zur Verfügung gestellt. Die Förderungen
haben ausgereicht, um wirklich alle privaten Anlagen fördern zu können. Es gibt einen Solarboom, den es so noch nie gegeben hat. In nur zwei Jahren ha­ben wir so viel Fotovoltaik zugebaut wie in allen anderen Jahren zuvor zusam­men, und dieses Jahr gibt es wieder eine Verdoppelung der PV-Leistung.
Die Förderstrukturen kommen da aber an ihre Grenzen, und viele Menschen, vor


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allem Private, sind mit der Förderbürokratie etwas überfordert. Deswegen werden wir ab nächstem Jahr die Umsatzsteuer für den Kauf von Fotovoltaikan­lagen auf null setzen. So ist es für jeden Menschen ganz einfach, ganz
ohne Förderantrag eine billige, leistbare Fotovoltaikanlage zu kaufen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich komme schon zum Schluss. Dieses Budget setzt so deutliche Akzente wie noch nie, hilft Menschen und auch Gemeinden ganz konkret, aus fossi­len Energien auszusteigen und in die erneuerbaren Energien einzusteigen. Ich bedanke mich beim Finanzminister und bei allen Verhandlerinnen und Verhandlern, dass dieses Zukunftsbudget so möglich geworden ist. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.56


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Holzleitner. – Bitte sehr.


10.56.47

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte Mitglieder der Bundesregierung! „Mit Optimismus für Österreich“ – da fehlt für den Optimismus aber auch klar die Zukunftsvision des Budgets, das wurde von unserem Klubobmann schon angesprochen. Die tatsächlichen Investitionen in Zukunftsthemen, gerade auch für ein Unabhängigkeitsbudget, im Sinne der Frauen beispielsweise, fehlen
da gänzlich. Wo sind die angekündigten 4,5 Milliarden Euro für die Kinderbil­dung, für die Elementarpädagogik? – Sie finden sich nicht im Budget.
(Beifall bei der SPÖ.)

Sie finden sich auch nicht im Finanzausgleich, Herr Bundesminister. Man muss es immer wieder betonen: Wir hätten schon Milliarden haben können, die
2016 aufgrund einer Egopolitik von einzelnen politischen Playern in diesem Land – Männern – einfach vereitelt worden sind. Millionen, Milliarden
für die Kinderbildung hätten wir haben können, vereitelt aufgrund einzelner Egos. (Beifall bei der SPÖ.)


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Wenn wir tatsächlich Unabhängigkeit haben wollen, dann brauchen wir
diese Kinderbildungsmilliarden, ganz klar. Die Ankündigung dieser 4,5 Milliarden Euro ist leider wieder nur Sand, der in die Augen ganz vieler Familien,
ganz vieler Frauen gestreut wird. Wir wissen, dass auch die Gemeinden, die Städte hart unter Druck stehen – hart unter Druck! –, dass sie den
kommenden Betrieb, den laufenden Betrieb auch weiterfinanzieren können. Wer sind denn die, die dann wieder zurückstecken müssen, wenn Essen auf
Rädern auf einmal nicht mehr finanziert werden kann, wenn der Ausbau der Kin­derbildung nicht vorangetrieben werden kann? – Es sind die Frauen, die
wieder in die unbezahlte Arbeit gedrängt werden.

Deshalb ist es beschämend, wenn uns die Frauenministerin in der Diskussion zur Untergliederung betreffend das Frauenbudget sagt, dass sie keinen einzigen
Euro budgetiert hat, um Maßnahmen aufgrund der Ergebnisse der Zeitverwen­dungsstudie im kommenden Jahr auch tatsächlich umzusetzen – keinen
einzigen Euro! (Beifall bei der SPÖ.)

Frauen müssen endlich auch voll erwerbstätig teilhaben können. Das ist hier in Österreich nach wie vor nicht der Fall. Wenn wir „Wohlstand erhalten“
als Unterüberschrift dieses Budgets lesen, ist klar: Der Wohlstand wird nicht erhalten werden können, wenn wir die Frauen nicht auch gleichberech­tigt am Arbeitsmarkt teilhaben lassen. Wenn sie, eine wirklich so wichtige Kraft, weiterhin von der Bundesregierung nicht berücksichtigt werden, obwohl
wir wissen, dass nach wie vor jede zweite Frau nicht von der Erwerbstätigkeit in die Pension übertritt, obwohl wir auch wissen, dass viele Frauen ihre Ar­beitsstunden aufstocken wollen, es aber einfach nicht können, weil es kein ins­titutionelles Kinderbetreuungsangebot gibt, dann zeigt sich: Diese Bun­desregierung hat ihren Auftrag beim Budget 2024 nicht erfüllt, da diese Kin­derbildungsmilliarde wieder nicht berücksichtigt ist. (Beifall bei der SPÖ. – Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)


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Wir wissen, dass es auch nach wie vor an den Rahmenbedingungen für die Ele­mentarpädagogik scheitert. Viele steigen aus dem Beruf einfach aus oder
treten gar nicht ein, obwohl sie ausgebildet worden sind.

Auch da müssen wir doch endlich darauf schauen, dass die Rahmenbedingungen passen! 12 000 Menschen waren kürzlich für bessere Arbeitsbedingungen
im Bereich der Elementarpädagogik auf der Straße. Dieser Ruf ist aber an den Toren des Bundeskanzleramts komplett verhallt. 12 000 Menschen wa­ren auf der Straße, und diese Menschen lässt man im Regen stehen. Das ver­stehen wir überhaupt nicht. (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Finanzminister, dass Sie von einem transparenten Budget sprechen, können wir leider auch nur sehr wenig nachvollziehen. Der Budgetdienst hat klar ge­sagt: Gerade beispielsweise im Bereich des Gewaltschutzes ist nicht transparent nachvollziehbar, wohin die Gelder fließen, woher sie kommen, aus wel­cher Untergliederung, aus welcher Rücklage. Wir sehen nach wie vor, dass es Fonds wie den Frauenfonds gibt, wo einfach Millionen in eine Blackbox
gesteckt werden – ohne jegliche parlamentarische Kontrolle. Und was ohne parlamentarische Kontrolle passiert, haben wir bei der Cofag gesehen:
Da ist nicht nur mit Wasser gelöscht worden, sondern sogar mit Sekt mit Gold­flankerl drinnen – gewirkt hat es halt nichts. (Beifall bei der SPÖ.)

Für ein Zukunftsbudget bräuchte es Kinderbildungsmilliarden noch und nöcher, um Frauen und Familien auch wirklich zu entlasten. Wir brauchen einen
neuen Frauenbericht, wir brauchen halbe-halbe in allen Lebensbereichen, und wir brauchen einfach eine bessere Aufteilung von bezahlter und unbe­zahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern. Das muss sich in allen Bereichen durch klares Genderbudgeting widerspiegeln. (Beifall bei der SPÖ.)

11.01


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Gabriel Obernosterer zu Wort. – Bitte.



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11.01.33

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren auf der Galerie und zu Hau­se vor den Fernsehschirmen! Frau Kollegin (in Richtung Abg. Holzleitner),
nur ganz kurz: Sie wissen schon, dass über den Finanzausgleich zusätzlich nur für das nächste Jahr 500 Millionen Euro zweckgebunden für den weiteren
Ausbau zur Verfügung gestellt werden? (Abg. Holzleitner: Da erreicht man dann trotzdem nicht die 4,5 Milliarden, Herr Kollege! Das wissen Sie schon, dass
man für 4,5 Milliarden mehr als 500 Millionen im Jahr braucht?! – Zwischenbemer­kung von Bundesminister Brunner. – Abg. Holzleitner: Neues Geld wurde angekündigt vom Bundeskanzler, frisches Geld, also unabhängig von der 15a-Ver­einbarung!)
Schauen Sie, das ist eigentlich ganz normal und ich bin auch
lange genug hier in diesem Hohen Haus: Die Opposition ist dafür da, dass sie dieses Budget kritisch beurteilt. Sie hat natürlich da und dort auch
andere Vorstellungen; das ist etwas ganz Normales und dafür ist die Opposition auch da.

Wenn ich die letzten paar Sitzungen Revue passieren lasse und nur jene Anträge anschaue, die vonseiten der FPÖ und vonseiten der SPÖ eingebracht
worden sind und die jeweils zwischen 25 und 30 Milliarden Euro an Neuver­schuldung ausgemacht hätten, dann habe ich heute hier kein Verständnis
dafür, dass man die Neuverschuldung, die es gibt, die auch nicht schön, aber notwendig ist, derart verurteilt. Wären wir auf eure Wünsche auch noch eingegangen, hätten wir nicht eine Neuverschuldung von gut 20 Milliarden Euro, sondern eine Neuverschuldung von circa 60 Milliarden Euro. Das sind näm­lich Fakten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Scherak: Da ist der Anspruch der ÖVP, schon weniger sozialistisch zu sein wie die SPÖ!)

Wir haben heute in der Früh im Ö1-„Morgenjournal“ gehört – es wurde ja schon zitiert –, dass dieses Budget vom Wifo analysiert wurde. (Abg. Greiner: Es
geht aber schon um die Betrachtungsweise und Schwerpunkte, nicht um Ihre Sicht-


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weise!) Man kann immer einzelne Worte herausholen, aber zusammenge­fasst ist es so analysiert worden, dass Sie, Herr Finanzminister, vorsichtig, nicht riskant budgetiert haben, was für ein Budget wichtig ist. Es wurde vonsei­ten des Wifo auch gesagt, dass dieses Budget in dieser Situation zum Teil alter­nativlos ist. Es wurden auch die Zukunftsinvestitionen, die in diesem
Budget vorgesehen sind, gelobt. Natürlich wurde auch gesagt, dass es auch ein­mal höchste Zeit wird, dass man da und dort gewisse Reformen angeht.
Unter dem Gesichtspunkt, Herr Finanzminister, dass man den Wohlstand erhält, die Beschäftigung ausbaut und die Einkommen der Menschen sichert,
ist dieses Budget, das Sie uns vorgelegt haben, aber ein, wie ich glaube, wirklich gutes Budget.

Warum können wir uns dieses Budget leisten? (Ruf bei der FPÖ: Jetzt wird’s zynisch!) – Aufgrund der vielen Menschen, die Tag für Tag arbeiten gehen und Steuern zahlen. Wir nehmen circa 102 Milliarden Euro ein und geben
circa 123 Milliarden Euro aus. Als Wirtschafter weiß ich, dass es nie etwas Schönes ist, wenn unten ein Minus steht, aber in der Situation, in der
wir in den letzten Jahren waren, war das einfach notwendig. Wir mussten un­terstützen – ihr wisst alle, was gewesen ist: Pandemie, Krieg, Teuerung,
Inflation. Es wurde punktuell unterstützt: ob Arbeitnehmer oder Arbeitgeber, im untersten Bereich am meisten; auch in der Wirtschaft, womit die Arbeits­plätze erhalten geblieben sind. Das hat bewirkt, dass Österreich ein Wirtschafts­wachstum gehabt hat, dank dem andere nur so zu uns geschaut haben.

Die nachhaltige Entlastung der arbeitenden Menschen ist aber auch im Vordergrund gestanden, denn: wer viel arbeitet, zahlt viel an Steuern. Man kann dann aber nicht immer nur allein die Steuern zahlen, um den ganzen Sozial­staat zu entlasten: Wir haben die Eingangssteuersätze von 25 auf 20 Prozent, von 35 auf 30 Prozent, von 43 auf 40 Prozent gesenkt, es wurde die
kalte Progression abgeschafft und für jene, die Überstunden machen, wurde der Überstundenfreibetrag von zehn Überstunden auf 18 Überstunden erhöht.
Die Leistungsträger stehen wie gesagt im Vordergrund, denn nur die


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Leistungsträger sind dafür verantwortlich, dass wir solch ein Sozialstaat sein können. (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn es in der Vergangenheit dann immer geheißen hat, wie schlecht
wir hinsichtlich Armut und all dessen, was damit zusammenhängt, dastehen: In einem internationalen Vergleich, der nicht von uns, sondern von Experten ausgearbeitet wurde, liegt Österreich das Nettomedianeinkommen betreffend an dritter Stelle – an dritter Stelle unter allen EU-Ländern!

Wie schaut es mit der Armut aus, wenn gesagt wird, dass alle so arm geworden sind? – Wir gehören zu den sechs Ländern in Europa, in denen die Armut
am geringsten ist. Das sind Fakten. Das sind keine Märchen, sondern das sind Fakten!

Wie schaut es mit der Umverteilung aus, wenn es heißt: Die Reichen
kriegen immer mehr, die Armen immer weniger!? (Abg. Kuntzl: Das stimmt!) – Wir sind eines der vier besten Länder in Europa, was Umverteilung betrifft (Abg. Kuntzl: Nach oben!), in dem diejenigen, die viel Leistung erbringen, schon anfan­gen zu fragen: Warum müssen wir so viel an Steuern zahlen? – Wir
sind aber in einem guten Land und wir achten auf einen sozialen Ausgleich.

Dann heißt es auch immer wieder: Die arbeitenden untersten Einkommensbezieher müssen so viel an Steuern zahlen! – Die obersten 10 Prozent der Einkommensbezieher zahlen 61 Prozent des Steueraufkommens. (Abg. Krainer: Das stimmt nicht! Bitte!) Das oberste 1 Prozent der Einkom­mensbezieher zahlt 22,5 Prozent des Steueraufkommens. (Abg. Krainer: Das ist falsch!) Wenn das nicht klare Zahlen und Worte sind! (Abg. Krainer: Aber
es ist falsch! Es ist falsch!)
Ihr könnt wieder ein Märchen erzählen, aber das sind Zahlen, die uns auch von der EU vorgegeben worden sind. (Zwischenruf
des Abg. Silvan.)

Herr Finanzminister, ich gratuliere Ihnen zu diesem Budget. Als Wirt­schafter weiß ich, dass wir in Zukunft nicht immer ein Minus machen können.


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(Abg. Scherak: Was heißt „in Zukunft“? Die letzten 36 Jahre ...!) Wenn wir
diese schwierigen Jahre aber hinter uns haben, dann werden wir auch darauf schauen, dass wir das Budget wieder in den Griff kriegen, dann werden
wir eine geringere Verschuldungsquote haben.

Und wenn es heißt, Österreich ist so verschuldet: Wir haben in Österreich eine Verschuldungsquote von circa 76 Prozent gegenüber dem BIP. Die durchschnittliche Verschuldungsquote aller EU-Staaten liegt bei 90 Prozent, also auch da brauchen wir uns nicht zu verstecken. – Danke vielmals. (Beifall
bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

11.08


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Axel Kassegger. – Bitte.


11.08.26

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Prä­sidentin! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Ja (eine Tafel, auf der unter
der Überschrift „Staatsverschuldung in Prozent der Einnahmen“ ein Säulendiagramm abgebildet ist, auf das Redner:innenpult stellend), ich habe ein Taferl mitge­bracht. Das passt genau zu dem, was Kollege Obernosterer als letzten Satz sei­ner Rede ausgeführt hat: Ja, wir dürfen in Zukunft nicht mehr so viele
Schulden machen! – Das ist alles schön und gut. Sie reden, aber die Taten, die Sie dann setzen, sind genau das Gegenteil von dem, was Sie reden.

Das ist nämlich das, was konkret vom Herrn Finanzminister als Budget und als Plan für die nächsten Jahre vorgelegt wurde, das hat also nichts damit zu
tun, keine Schulden mehr zu machen. Schauen Sie sich das (auf die Tafel zeigend) an! Das sind die Defizite der Regierungen der Jahre 2000 bis 2018, 2019
gab es ein einziges Mal einen Budgetüberschuss – zufälligerweise oder absicht­lich unter einer Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen Partei. Das kön­nen Sie nicht wegdiskutieren. Da ist verantwortungsvoll gewirtschaftet worden (Abg. Ribo: Wie in Graz!) – natürlich war auch die Wirtschaftsentwicklung


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gut. Das, was Sie produzieren, ist hier links zu sehen. Die Balken – da reicht ja fast die Tafel nicht – gehen fast bis zum Boden hinunter, und Sie erzählen
etwas von verantwortungsvoller Budgetpolitik und von Keine-Schulden-mehr-Machen. Wer soll Ihnen überhaupt noch irgendetwas glauben? (Beifall
bei der FPÖ.)

Das ist wirklich besorgniserregend, und ich habe mir überlegt – es ist ja schon viel gesagt worden –, jetzt das Budget beziehungsweise den Finanzplan
für die nächsten Jahre mit einem Wort zu beschreiben. Es tut mir leid, mir fällt kein anderes Wort ein: Das ist eine Katastrophe, Herr Finanzminister, Sie
wissen das! Ich bin jetzt auch schon zehn Jahre im Nationalrat und meine: Das ist das schlechteste Budget, das Schlechteste aus beiden Welten und nicht
das Beste, wie Sie da immer mantraartig von sich geben. Das ist das Schlechteste aus beiden Welten (Abg. Hörl: Ihr seids beleidigt, weil ihr nicht in der Regie­rung seid!), und das wäre einer Wirtschaftspartei ÖVP unwürdig, wenn diese ÖVP überhaupt noch eine Wirtschaftspartei wäre – was sie nicht ist, und
das werde ich auch ausführen. (Beifall bei der FPÖ.)

Österreich hat kein Einnahmenproblem. Sie nehmen den Leistungsträgern in unserem Land so viel Geld weg wie noch nie, und trotzdem kommen
Sie bei Weitem nicht aus. Österreich hat ein massives Ausgabenproblem. Die Einnahmen sprudeln wie noch nie.

Wir haben eine hohe Abgabenquote. Das heißt, mit dem Ausmaß dessen, was Sie den Leistungsträgern wegnehmen, nämlich 43 Prozent, liegen wir an
dritter Stelle. Also reden Sie jetzt hier nicht davon, dass die Leute und die Wirt­schaft entlastet werden! Wir haben eine der höchsten Abgabenquoten in
ganz Europa.

Der Finanzplan bis 2027 – allen Ernstes, das soll ein Zukunftsbudget sein?! Ma­chen wir bis 2027, wenn es nach Ihnen geht – hoffentlich geht es spätes­tens nach September 2024 nicht mehr nach Ihnen –, mit diesem Schuldenwahn­sinn weiter – der in Wirklichkeit dann eine Zinsohrfeige verursachen wird,


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das wissen Sie ja alles, wir haben ja jetzt schon 8 Milliarden Euro Zinsbelastun­gen –, so ist das einfach ein Spiegelbild einer ganz, ganz schlechten
Wirtschafts- und Standortpolitik, für die Sie als Regierungspartei verantwortlich sind. (Beifall bei der FPÖ.)

Selbstverständlich hat einen hohen Anteil an dieser Inflation, zum Beispiel auch an der Klimapolitik, an der Sanktionspolitik die Europäische Union. Lassen
Sie mich ein paar Worte zur Europäischen Union beziehungsweise zum Verhält­nis der Österreichischen Volkspartei zur Europäischen Union sagen! Sie
sind ja die Partei der Anbeter der Europäischen Union, das ist ja das Tollste über­haupt. (Abg. Hörl: ... Moskau!) Das Argument, dass das ein erfolgreiches Frie­densprojekt sei, geht sich, wenn man sich den Ukraine-Russland-Krieg anschaut, argumentativ nicht mehr wirklich aus. Also Sie himmeln diese Europäische
Union an – diese Europäische Union, die sich ja selbst nicht mehr ernst nimmt beziehungsweise die nichts oder fast nichts einhält, was sie verspricht.

Die Stabilitätskriterien, von denen Sie gesprochen haben, werden nicht eingehalten. Dublin II, das ganze Rechtssystem, was die Migration betrifft, wird nicht eingehalten. Die sogenannten Kopenhagener Kriterien – das sind
jene Kriterien, die von Beitrittskandidaten erfüllt sein müssen – werden von keinem der Beitrittskandidaten eingehalten, dennoch sagen Sie: Alle Bal­kanländer aufnehmen, Ukraine aufnehmen! Herr Finanzminister, Sie wissen, das kostet weitere Abermilliarden Euro. Das heißt, da können wir (auf die
von ihm auf dem Redner:innenpult abgestellte Tafel zeigend)
den Strich dann gleich noch weiter runter machen.

Was haben Sie uns versprochen? – Der Schilling bleibt uns erhalten. Es
wird keine Schuldenunion geben. 750 Milliarden Euro Schulden – 750 000 Millionen Euro! –, macht die Europäische Union, die Kommission, mit einem Federstrich. Selbstverständlich werden diejenigen haften, die
Nettozahler sind, und das sind wieder wir.


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Sie erzählen den Leuten, Sie wären als ÖVP ein Bollwerk gegen diese Schulden­politik, Sie sind ja auch die Wirtschaftspartei, Kollege Obernosterer, wir
werden jetzt nicht mehr Schulden machen. (Das auf dem Redner:innenpult abge­stellte Taferl fällt zu Boden. – Abg. Leichtfried: Es war eh verkehrt! – Abg.
Ragger: Nichts passiert!)
 – Nein, es war nicht verkehrt, aber du siehst da relativ schlecht her. – Wir werden nicht mehr Schulden machen? – Also das
ist ja alles nicht wahr.

Sie unterstützen auch die Klimapolitik. Die Grünen bekommen ja viel von dem, was sie wollen. Diese vollkommen überzogene Klimapolitik ist ein Erfolg
für die Grünen, sie ist aber kein Erfolg für den Wirtschaftsstandort Österreich und Europa. Wir retten die Welt mit einer sozialistisch-kommunistisch-planwirtschaftlichen Umverteilungspolitik, die auf Schulden basiert.

Es ist auch schön, Kollege Schwarz, wenn wir jetzt das Budget für die Umwelt­ausgaben vervierfachen, die Ausgaben dafür vervierfachen. Nicht umsonst haben wir da dramatische Defizite.

In der Migrationspolitik kommt hin und wieder ein konservativer Sager von der ÖVP, aber in Wirklichkeit machen Sie nichts, um die ungehinderte Migration nach Europa zu verhindern.

Das heißt mit einem Wort – und damit komme ich zum Schluss –: eine katastro­phale Wirtschafts- und Standortpolitik, die ganz wesentliche Dinge, die
für eine erfolgreiche Wirtschafts- und Standortpolitik notwendig wären, ver­nachlässigt. Die Erkenntnis, dass ein Erfolgsfaktor selbstverständlich verlässliche und günstige Energie ist, wird von Ihnen vernachlässigt. Der Faktor Mensch hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit und -bereitschaft, mehr Netto vom Brutto – wird von Ihnen vernachlässigt; Freiheit und Eigentum – wird vernach­lässigt. Sie sind auch mitverantwortlich für diesen Bürokratieirrsinn, der
sich da auch mit Masse von der Europäischen Union, Stichwort ESG-Verord­nung, Stichwort EU-Taxonomie, abzeichnet. Wo sind da die ÖVP-Wirt­schaftspolitiker, die gegen solche Irrsinnigkeiten die Stimme erheben? – Ich habe


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noch keinen gesehen. Sie töten die Wirtschaft, indem die Wirtschaft in einem Bürokratie- und Vorschriftenwahnsinn versinkt.

Auch was den Moloch Staat betrifft: Geld scheint abgeschafft zu werden,
jeder kriegt mehr, die Kosten explodieren in allen Bereichen. Das ist alles andere als eine vernünftige, zukunftsorientierte, nachhaltige Wirtschafts- und Standortpolitik. Sie können jetzt das Gegenteil behaupten – die Wahrheit schaut anders aus, allein wenn Sie sich die Zahlen noch einmal anschauen: 20 Mil­liarden Euro Defizit und jetzt bis 2027 weitere 15, 20 Milliarden Euro Defizit. Das geht sich dann in der Wirklichkeit nicht aus. Sie haben eine enorme Divergenz zwischen dem, was Sie hier erzählen, und der Wirklichkeit. Und wenn Sie eine solche Divergenz haben, dann haben Sie ein grundsätzliches Pro­blem, nämlich jenes der Glaubwürdigkeit. Die Leute glauben Ihnen nichts mehr – und die Leute glauben Ihnen zu Recht nichts mehr! (Beifall bei der FPÖ.)

11.16


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Meri Disoski. – Bitte.


11.16.23

Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Frau Präsidentin! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherin­nen und Zuseher, insbesondere auch hier auf der Galerie! Kollege Kassegger, ich finde das – ich weiß nicht – schon sehr mutig, dass gerade Sie von der
FPÖ über verantwortungsvolle Budgetpolitik sprechen. Ich darf Sie daran erin­nern: eine Partei, bei der mit Bargeld gefüllte Sporttaschen an der Tages­ordnung sind (Abg. Kassegger: Was hat das mit dem Budget zu tun? – Abg. Ribo: Wahrheit tut weh!), und in Graz ist gerade Ihre Partei unter Verdacht,
dass Gelder der Parteienfinanzierung für private Zwecke veruntreut worden sind. Das wird gerade untersucht. Sich angesichts dessen hier herauszu­stellen und über verantwortungsvolle Budgetpolitik zu sprechen? – I am not that sure. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenrufe
bei der FPÖ.)


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Eigentlich will ich aber über Wichtigeres sprechen, nämlich über Frauenpolitik. Als Frauensprecherin der Grünen freue ich mich sehr über dieses Budget,
weil es Österreich frauenpolitisch einige wichtige, einige überfällige Schritte vo­ranbringt.

Ich beginne beim Offensichtlichen, beim Budget des Frauenministeriums. Wir haben es jetzt schon ein paarmal gehört: Zehn Jahre lang gab es in unter­schiedlichen Regierungskonstellationen mit roter, mit schwarzer und blauer Re­gierungsbeteiligung 10 Millionen Euro – zehn Jahre 10 Millionen Euro.
Nach dieser langen, langen, langen Durststrecke haben wir es jetzt geschafft, zum fünften Mal in Folge, das Frauenbudget zu erhöhen. Es beträgt mitt­lerweile 33,6 Millionen Euro, es ist innerhalb einer Legislaturperiode verdreifacht worden. Das hat es vorher so noch nie gegeben, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den Grünen.)

Was passiert mit diesen Geldern? Was passiert mit diesen Mitteln? – Ein großer Teil davon fließt in den Gewaltschutz und in die Gewaltprävention. Das ist
leider, leider notwendig, weil wir ein großes Problem mit Gewalt gegen Frauen in unserem Land haben. Jedes dritte Mädchen, jede dritte Frau hat bereits
einmal in ihrem Leben eine Form von Gewalt erfahren. Darum ist es wichtig, dass wir auch im Kampf gegen diese Gewalt Geld in die Hand nehmen,
und das tun wir auch. Das tun wir mit dem Frauenbudget, das tun wir aber auch mit dem Budget im Innenministerium, im Justizressort, im Sozialbereich.
Wir zeigen da tatsächlich eine große ressortübergreifende Kraftanstrengung, um dem Gewaltschutz und der Gewaltprävention die höchste Priorität zukom­men zu lassen.

Gleichzeitig ist auch klar, dass Frauenpolitik natürlich mehr umfasst als Gewalt­schutz. Aktive Frauenpolitik schafft Verbesserungen für Frauen in allen Lebensbereichen. Das tun wir auch mit diesem Budget, das werde ich noch an­hand von drei Beispielen ausführen.


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Werfen wir erstens einen Blick auf den österreichweiten Ausbau der Kinderbe­treuung: Bis 2030 werden dafür 4,5 Milliarden Euro über den Finanzaus­gleich zur Verfügung gestellt. Damit kommen wir dem, was wir Grüne als Ziel ausgegeben haben, nämlich einem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung
ab dem ersten Lebensjahr, einen riesengroßen Schritt näher. Das ist gut und wichtig so. (Beifall bei den Grünen.)

Wieso ist das gut und wichtig? – Weil wir wissen, dass wegen mangelnder Kinderbetreuungsangebote Frauen oft Teilzeit arbeiten und damit auch stärker von Altersarmut betroffen sind. Bessere Kinderbetreuung bedeutet also,
dass wir die Chancen von Frauen auf Vollzeiterwerbstätigkeit erhöhen. Das stärkt Frauen und das macht sie finanziell unabhängig. Dort, wo die FPÖ
regiert, passiert genau das Gegenteil. Dort regiert halt das Frauenbild
der 1950er-Jahre, das die Frauen in der finanziellen Abhängigkeit der Partner halten möchte.

Während Schwarz-Blau in Salzburg – dort kann man das sehr gut beob­achten – auf Herdprämien setzt (Abg. Voglauer: ... so etwas von gestern!), arbeiten wir Grüne hartnäckig am Ausbau der Kinderbetreuung, an der Verbesserung
bei der Väterkarenz, und man sieht: Dort, wo Grüne regieren, wird für Gleichstellung und für Wahlfreiheit gearbeitet. Dort, wo Blaue regieren, arbeitet man an Herdprämien. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kassegger: Wahlfreiheit!)

Werfen wir zweitens einen Blick auf die Arbeitsmarktpolitik: Während der Bud­getverhandlungen ist medial lanciert worden, dass die Gelder für die Ar­beitsmarktpolitik gekürzt werden sollen. Teile der Opposition haben sich sehr lustvoll darauf gestürzt und auch versucht, das zu skandalisieren. Was
aber ist denn tatsächlich passiert? – Das Gegenteil ist passiert: Wir konnten das Budget für Arbeitsmarktpolitik nicht nur halten, sondern wir erhöhen es
um 50 Millionen Euro. (Beifall bei den Grünen.)


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Das ist frauenpolitisch deshalb wichtig, sehr geehrte Damen und Herren, weil wir damit wichtige frauenpolitische Arbeitsmarktprogramme fortführen kön­nen. Das ist wichtig, um den strukturellen Benachteiligungen, mit denen Frauen nach wie vor konfrontiert sind, auch hier beizukommen.

Weil ich sehe, dass meine Redezeit abgelaufen ist, muss ich zu einem schnelleren Schluss kommen als geplant. Ich könnte hier jetzt noch, glaube ich, die ge­samte Fraktionsredezeit der Grünen aufbrauchen, um weitere frauenpolitische Maßnahmen in diesem Budget auszuschildern – das wird in den kommen­den Tagen passieren –, ich möchte aber mit einer sehr prägnanten Feststellung schließen: Wenn Sie sich dieses Budget anschauen, wenn Sie die Debatte verfolgen, dann werden Sie sehen, diese Koalition hat die frauenpolitische Durst­strecke der vergangenen Jahre beendet, und trotzdem ist noch viel zu
tun. Unsere Ärmel bleiben aufgekrempelt! (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

11.21


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald
Loacker. – Bitte.


11.21.40

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Vizekanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Normalerweise geht
es bei einem Budget ja um das Verteilen begrenzter Mittel: Es ist nur
ein bestimmter Geldbetrag vorhanden, alle Minister pilgern zum Finanzminister und wollen sich etwas holen. (Abg. Deimek: ... Vorarlberger sieht das nicht
so!)
Und naturgemäß wäre es so, dass dann einige unzufrieden sind, weil sie nicht alles bekommen haben. Bei einem normalen Budgetprozess jammert die Justizministerin: Ich hätte mehr Richterstellen gebraucht, und das ist eine Kata­strophe für die österreichische Justiz!, es jammert die Verteidigungsminis­terin: Neue Hubschrauber hätte ich gebraucht, die Sicherheit bricht zusammen!, und es jammert der Innenminister: Ich hätte 5 000 Polizisten gebraucht und habe sie nicht bekommen! – Heuer jedoch hat niemand gejammert. Kein einziger


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Minister hat gejammert, weil alle alles bekommen haben. (Bundesminister Brunner: Sicher hat einer gejammert!) Alle haben alles bekommen! (Beifall bei Abge­ordneten der ÖVP. – Bundesministerin Tanner: Weil es dringend notwendig
ist! – Abg. Kassegger: Wer zahlt es?)

Der Finanzminister hat die Hydrantenventile geöffnet und das Geld hinausschie­ßen lassen (Beifall bei Abgeordneten der NEOS), und das hat zur Folge, dass
wir nächstes Jahr ein Budgetdefizit schreiben, das ungefähr so groß ist wie im Me­gacoronakrisenjahr 2020. 2020 haben alle verstanden, auch die Steuer­zahlerinnen und Steuerzahler, es ist ein Ausnahmejahr, da muss die Republik tief in die Taschen greifen. Das war teuer – Kurzarbeit, Unternehmensförde­rung, alles Mögliche –, ja, aber das war im Megakrisenjahr! Und nächstes Jahr – 2024 schaut jetzt nicht so schlecht aus – schreiben wir das Gleiche.

So geht es mit dem Bundesfinanzrahmen für die nächsten Jahre jedoch weiter. Diese Regierung hat es nicht mehr im Griff, nicht mehr unter Kontrolle,
das Budget ist völlig aus den Fugen geraten! (Abg. Kassegger: Das ist ihnen wurst!)

Und dann beruft man sich gerne auf Experten. Ich sage Ihnen, was die
Experten gesagt haben: Gabriel Felbermayr beurteilt das Defizit als – wörtlich – „problematisch“. Und der immer extrem moderate Fiskalratspräsident
Christoph Badelt hat gesagt, das strukturelle Defizit ist ein „wirkliches Problem“. Sie, geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer, konnten ihn leider beim Budgethearing hier im Parlament nicht sehen. Es ist ein bisschen schwierig, sich Prof. Badelt grumpy vorzustellen, aber ich sage Ihnen, er war wirklich
grumpy – und ich habe es cool gefunden.

Schauen wir jetzt auf mein Herzensthema, auf die Pensionen: Heuer und in den nächsten vier Jahren muss aus dem Steuertopf die Summe von 160 Milliar­den Euro zu den Pensionen zugeschossen werden. 160 Milliarden Euro! Das ist, um das ein bisschen in ein Verhältnis zu setzen, 18 Mal die Hypo Alpe-Adria –
nur damit Sie ein Gespür haben, wie viel das ist. 18 Mal die Hypo Alpe-Adria ver­senkt diese Regierung im Pensionssystem, indem sie nämlich selbst jedes


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Jahr Maßnahmen gesetzt hat, die ein bestehendes System, das ohnehin schon großzügig ist, noch weiter verteuert haben. Die Regierung bläst das Geld
zum offenen Fenster hinaus, mit dem Ergebnis, dass die Durchschnittspensionen schneller steigen als die Beiträge. Die Einkommen der Pensionisten steigen
seit Jahren schneller als die Einkommen der Erwerbstätigen. In einem Umlage­verfahren kann das nicht gehen, da brauchen wir immer eine Balance
zwischen den beiden Seiten.

Es gibt dann aber Leute, die behaupten, das österreichische Pensionssystem wäre – wörtlich – gut, nachhaltig und sicher. Also das kann nur jemand
sagen, der das System nicht verstanden hat oder aus tiefstem Herzen unehrlich ist mit den Menschen. Sicher ist das System schon – für jene, die heute
80 Jahre alt sind, keine Frage, und vielleicht für jene, die jetzt 70 sind –, aber nachhaltig ist es nicht, denn beim Global-Pension-Index, der 44 Pensions­systeme international verglichen hat, liegt Österreich betreffend Nachhaltigkeit auf dem letzten Platz, Platz 44 von 44, ganz hinten. (Beifall bei den NEOS.)

Das, was Sie machen, ist ein Vergehen an der jungen Generation. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Und dann stellen Sie sich hier heraus und tun so, als
wäre alles in Ordnung. Es ist ein Desaster, und da vergehen Sie sich an der jungen Generation. (Beifall bei den NEOS. – Neuerlicher Zwischenruf
des Abg. Deimek.)

11.25


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Angela Baum­gartner. – Bitte.


11.26.02

Abgeordnete Angela Baumgartner (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Zuseherinnen und Zuseher!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, Herr Kollege Kassegger ist noch beim Schilling – das zeigt die Kompetenz der FPÖ hier in der Budgetde­batte. (Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP sowie Beifall bei ÖVP und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Kassegger.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 174

Den Schilling gibt es seit 2002 nicht mehr, und da war unser Herr Finanzminister Magnus Brunner, glaube ich, noch nicht Finanzminister. (Zwischenbemer­kung von Bundesminister Brunner.) Auf der Welt war er schon, aber Finanzminis­ter war er noch nicht. (Zwischenruf des Abg. Wurm.)

Wir diskutieren heute hier das Bundesbudget 2024, wir haben es in den Sitzun­gen des Budgetausschusses ausführlich mit den Experten und mit den
Ressorts diskutiert und bearbeitet, und eines steht fest: Es ist ein Budget, das Österreich zukunftsfit macht und den Weg für nachhaltigen Wohlstand
in unserem Land ebnet.

Es ist unser klares Ziel, die Menschen zu entlasten, und deshalb ist das Budget geprägt von klugen Investitionen in die Zukunft, insbesondere in Berei­che, die das Fundament für langfristige Erfolge schaffen. Ein Großteil der Res­sourcen fließt in die Kinderbetreuung, in die Wissenschaft, in die For­schung, in die nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft und in die Sicher­heit. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Bedeutung der frühkindlichen Bildung kann nicht stark genug betont
werden, und deshalb erhöhen wir die Mittel für die Kinderbetreuung, denn in den klugen Köpfen unserer Kinder liegt die Zukunft unseres Landes.
Gleichzeitig investieren wir massiv in Wissenschaft und Forschung, denn nur durch Innovation und Fortschritt können wir global wettbewerbsfähig
bleiben.

Bis 2027 werden 14 Milliarden Euro in die Klima- und Transformationsoffensive der heimischen Wirtschaft investiert. Das ist eine Notwendigkeit, um um­weltfreundliche Technologien zu fördern und nachhaltige Praktiken zu imple­mentieren. Dies dient nicht nur dem Schutz unserer Umwelt, sondern
schafft auch neue Chancen für österreichische Unternehmer und die Arbeits­kräfte.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 175

Als Bürgermeisterin ist es mir ganz wichtig, auf den Finanzausgleich einzugehen. Es ist gelungen, in Summe 12,9 Milliarden Euro für die Jahre 2024
bis 2028 bereitzustellen. Das bedeutet rund 3,4 Milliarden Euro pro Jahr
für Gesundheit, Pflege, Kinderbetreuung und Wohnen.

In einem schwierigen internationalen Umfeld ist es uns gelungen, Hilfsmaßnah­men zu setzen und gleichzeitig die kalte Progression, die schleichende Steuererhöhung, abzuschaffen – ein Balanceakt, den unser Finanzminister Mag­nus Brunner hervorragend gemeistert hat.

Die Einhaltung der 3-Prozent-Maastrichtgrenze ist eine Herausforderung, aber wir werden sie mit diesem Budget bewältigen. Das werden wir auch in den nächsten Jahren schaffen. (Beifall bei der ÖVP.)

Dieses Budget steht für Verantwortung. Wir investieren mit diesem Budget in die Zukunft, und zwar so stark wie noch nie zuvor. Wir wollen mit Optimismus
in die Zukunft gehen! Wir wollen unseren Wohlstand nicht nur bewah­ren, sondern weiter ausbauen. Und wir wollen die Zukunft gestalten. Genau des­halb glauben die Menschen an unser Österreich! – Danke. (Beifall bei der
ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

11.29


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Josef Muchitsch. – Bitte.


11.29.40

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Vizekanzler!
Werte Bundesregierung! Wir debattieren jetzt drei Tage lang ein Budget, ein Budget ohne Zukunft.

Ich sage Ihnen, warum: weil es keine Maßnahmen zur Bekämpfung der hohen Preise und der Teuerung gibt; weil es keinen Deckel auf die Energiepreise
gibt; weil es keinen Mietenstopp gibt – Ihr Mietendeckel lässt die Mie-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 176

ten weiterhin um bis zu 5 Prozent steigen, das ist reine Kosmetik, aber kein Mie­tenstopp, wie ihn die SPÖ-geführten Bundesländer Burgenland, Kärnten
und Wien vorführen und vorzeigen –, weil es keine Maßnahmen gegen die stei­genden Preise bei den Grundnahrungsmitteln gibt.

Das ist Ihre Politik, das ist Ihr Versagen im Kampf gegen die Teuerung. Laut EU-Prognose wird Österreich 2023 mit einer Inflation von plus 7,7 Prozent Spitzenreiter bleiben. (Abg. Höfinger: Murks und Marx ...!)

Das Ergebnis: Ihre dämpfenden Maßnahmen, Herr Finanzminister, zeigen keine Wirkung. Die Folgen daraus: Die Wirtschaft schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt, und bei der Teuerung schauen Sie weiterhin zu. Die Kaufkraft sinkt. (Abg. Steinacker: Die Kaufkraft was? – Zwischenruf des Abg. Obernosterer. – Abg. Scharzenberger: Die Kaufkraft sinkt nicht! Sie ist gestiegen, um 7,7 Prozent! – Abg. Steinacker: Die Kaufkraft sinkt überhaupt nicht! Plus 7,7 Prozent! Zahlen,
Daten, Fakten!)

Auch die stockenden Kollektivvertragsverhandlungen müssen Sie seitens der Re­gierung mitverantworten. Ich sage Ihnen, warum: Sie haben die Preise stei­gen lassen, Sie haben die Inflation nicht bekämpft. Jetzt sind wir bei
den Kollektivvertragsverhandlungen in dem Dilemma, dass die Sozialpartner etwas ausbaden müssen, das Sie verursacht haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Glauben Sie mir eines: Wir als Sozialpartner, sowohl Arbeitgeberseite als auch Arbeitnehmerseite, würden viel lieber mit einer niedrigen Inflation ver­handeln. Wir würden uns viel, viel leichter tun. Jetzt aber zu sagen und von draußen hineinzuflüstern, man soll sich zurückhalten: Das geht nicht.
Zuerst die Preise steigen zu lassen und jetzt die Beschäftigten im Stich zu lassen, das geht nicht. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir werden auch im Bereich Arbeitsmarkt, Soziales und Pensionen morgen
in der Debatte aufzeigen, warum dieses Budget ohne Zukunft dargestellt ist. Das beginnt beim drohenden Aus für viele Arbeitsmarktprojekte, es geht dort


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 177

weiter, wo es keine zusätzlichen Maßnahmen für Fachkräfteausbildung und Fach­kräftestipendien gibt, es geht weiter im Bereich Soziales, wo der Status quo fortgeschrieben wird. Wo sind weitere wichtige Reformen im Bereich
der Pflege? Wo sind diese abgebildet? Wo ist die dringende Personaloffensive in der Pflege? Wo finden wir in diesem Budget Ihr Ziel des Regierungs­übereinkommens, die Armut in Österreich zu halbieren? Wo finden wir das? – Wir finden das nirgends.

Auch beim Kapitel Pensionen muss man die Fragen stellen: Wo finden wir im Budget Maßnahmen, um das faktische Antrittsalter an das gesetzliche heranzuführen? Ich bin nicht immer einer Meinung mit Gerald Loacker, aber da bin ich mit ihm einer Meinung. Es muss doch gelingen, für die Arbeitgeber Möglichkeiten, Maßnahmen und Anreize zu schaffen, damit Menschen bis zur Pension länger arbeiten können. Das ist die beste und nachhaltigste Finanzierung für unser Pensionssystem. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf bei
der ÖVP.)

Dieses Budget ist im Bereich Arbeitsmarkt, Soziales und Pensionen
ideenlos, kraftlos und nicht zukunftsorientiert. Morgen in der Budgetdebatte werden wir Sozialdemokraten das ganz klar aufzeigen. Zusammengefasst:
ein Budget leider ohne Zukunft. (Beifall bei der SPÖ.)

11.33


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ewa
Ernst-Dziedzic. – Bitte.


11.33.35

Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Vizekanz­ler! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Werte Zuseher
und Zuseherinnen! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Stellen Sie sich vor, Sie sind 18 und verlieben sich das erste Mal so richtig. Sie haben gerade die Matu­ra gemacht, sind kurz davor oder haben einen Ferialjob in Aussicht, wollen ins Ausland gehen oder haben die Lehre abgeschlossen. Dann gibt es plötzlich


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 178

bei Ihnen eine Razzia und jemand – nämlich der Staat Österreich – ver­hängt über Sie fünf Jahre Kerker dafür, dass Sie sich in die falsche Person ver­liebt haben.

Das war in Österreich tatsächlich bis 1971 der Fall. Bis dahin galt das Totalverbot für homosexuelle Handlungen in Österreich. Viele Menschen in Ös­terreich haben Familie, Freunde, den Job, das soziale Ansehen, schlicht alles,
auch viel Geld und die Jahre danach verloren, nur weil sie sich in die vermeintlich falsche Person verliebt haben.

Nach 1971 war es nicht vorbei, nein, im Gegenteil: Dieser Nationalrat, das österreichische Parlament hat Sonderparagrafen beschlossen: § 209,
§ 210, § 220 und § 221. Einige von ihnen galten bis ins Jahr 2002. Auch das kann man sich schwer vorstellen.

Es sind in Österreich 11 000 Menschen, die von dieser Unrechtsordnung betroffen sind. Viele von ihnen sind mittlerweile tot. Gerade deshalb ist es aber so wichtig, dass sich die Justiz endlich bei all diesen Menschen für dieses Unrecht nicht nur entschuldigt hat, sondern dass all diese Unrechtsparagrafen aufgehoben wurden und die Menschen jetzt endlich entschädigt werden.
(Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Das ist etwas Großartiges, das ist etwas Demokratisches, das ist etwas, womit wir uns in Österreich im Jahr 2023 tatsächlich rühmen dürfen und müssen. (Beifall des Abg. Stögmüller.)

Wieso? – In über zehn Staaten der Welt steht auf Homosexualität noch immer die Todesstrafe. Im Irak wird diskutiert, ob Homosexuelle nicht wieder ge­hängt werden sollen wie im Iran. In Russland kommt man für das Hissen einer Regenbogenfahne in den Häfn. Daran merkt man den Unterschied zwi­schen den demokratischen Schritten in der Gleichbehandlung aller Menschen in Österreich und der reaktionären Politik in den Autokratien, in denen Men­schen einfach dafür getötet, bekämpft, kriminalisiert und verfolgt werden, dass sie sich vermeintlich in die falsche Person verlieben.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 179

Das ist ein großer Schritt. Vielen Dank an die Justiz, an Justizministerin Alma Zadić, vielen Dank an die Beharrlichkeit der Community, vielen Dank an
die Zivilgesellschaft, vielen Dank an Sie alle, die es möglich gemacht haben, dass wir dieses Unrecht durch die Entschuldigung und jetzt durch die Entschä­digung und die Aufhebung all dieser Urteile endlich zumindest ein Stück weit bes­ser machen und Verantwortung übernehmen. – Vielen, vielen Dank. (Beifall
bei den Grünen, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Scherak.)

11.37


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Maximilian Linder. – Bitte.


11.37.31

Abgeordneter Maximilian Linder (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsident!
Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer! Der Klubobmann
der SPÖ, Philip Kucher, steht hier heraußen und kritisiert, einen Tag nachdem die SPÖ-ÖVP-Regierung in Kärnten mit einer halben Milliarde Euro das
größte Defizit präsentiert hat, die freiheitliche Budgetpolitik: Das, Philip, ist eine absolute Chuzpe, was du dich hier heraußen traust! (Beifall bei der FPÖ. –
Abg. Kucher: Ohne Hypo hätten wir deutlich weniger Schulden! Da kannst du dir ganz sicher sein! Vor der eigenen Tür kehren! – Abg. Ragger: 4 Milliarden! –
Abg. Kucher: Der Kollege Ragger ist schon ganz aufgeregt! Zu Recht!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist ein expansives Budget, vor allem ausgabenseitig – expansiver, als es aus konjunktureller Sicht notwendig ist. Ausgabenseitig wird sehr viel Geld veranschlagt, ohne dass man Reformen setzt. Klare Zielvorgaben fehlen in diesem Budget. Im Budget sind sehr hohe Aus­gaben für das Klima veranschlagt. 2024 würde die Bauwirtschaft dieses
Geld brauchen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 180

Die ausgabenseitige Veranschlagung ist aufgrund von zu pessimistischen Wirt­schaftsprognosen passiert. Man hätte auch weniger Geld ausgeben bezie­hungsweise veranschlagen können. So viel Geld in so kurzer Zeit sinnvoll auszu­geben ist fast nicht möglich. Wenn doch, ist es bedenklich.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Aussagen stammen nicht
von der ÖVP. Diese Aussagen stammen nicht von der Opposition. Diese Aussa­gen stammen von Professor Badelt, vom von der ÖVP nominierten Wirt­schaftsexperten. – Euer eigener Experte hat euer Budget zerlegt und kritisiert. Das, glaube ich, sollte euch eine Warnung sein. Fragt das nächste Mal
vor dem Budgetieren den Experten, um nicht hinterher von ihm selbst Kritik zu ernten! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Kassegger.)

Vielleicht noch einige Zahlen zum Budget: Von 2019 – der Zeit vor der Pande­mie und auch der Zeit vor dieser Regierung – bis zum Budget 2024 stei­gen die Aufwendungen um 56 Prozent. Das bedeutet eine Zusatzbelastung von 10 000 Euro für jeden Erwerbstätigen. Von 2023 auf 2024 sind es 11,3 Pro­zent – 3 000 Euro Zusatzbelastung für jeden Erwerbstätigen. Das heißt,
jeder, der arbeitet, weiß, dass er 3 000 Euro pro Jahr abliefern muss, damit er dieses Defizit, diese Aufwendungen in irgendeiner Form mittragen kann.

Die ÖVP-FPÖ-Regierung hatte damals ein großes Ziel: den schlanken Staat, Ver­waltung abbauen, deregulieren. Kaum ist die ÖVP mit den Grünen in der Regierung, passiert genau das Gegenteil: Allein im nächsten Jahr sind im Budget 882 zusätzliche Posten in der Verwaltung, in der gesamten ÖVP-Grünen-Regierung sind es 1 751 Stellen neu in der Bundesverwaltung. Ja liebe Kollegen, schaut so Verwaltungsvereinfachung und Verschlankung des Staates aus?
Ich glaube, da ist man komplett am Holzweg.

Eines war für mich schon sehr bedrückend, und zwar die Antwort des ÖVP-Ex­perten Badelt auf eine Frage zum Thema Vermögensteuern. Dazu hat er
eine ganz klare Aussage gemacht: Vermögenszuwachs soll besteuert werden. Er hat auch ganz klar gesagt, die Berechnung der Grundsteuer ist nicht mehr


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 181

zeitgemäß. Er hat sein eigenes Beispiel gebracht, weil er in Niederösterreich eine Liegenschaft hat und dort minimale Grundsteuer zahlt. Er hat gesagt, das
ist nicht tragbar, er glaubt, dass der Einheitswert als Grundlage für die Grund­steuerberechnung nicht mehr sinnvoll ist. Da muss etwas Neues kom­men. (Abg. Baumgartner: Also eine Erhöhung!) – Liebe Gastwirte, liebe Landwirte! Der Experte der ÖVP ist der Meinung, dass sich bei der Grundsteuer
etwas gravierend ändern muss. Merkt euch das für die nächste Wahl! (Beifall bei der FPÖ.)

Dieses Budget ist von den höchsten Steuereinnahmen, aber auch den
höchsten Ausgaben ohne Reformen geprägt. Wir Freiheitliche fordern nicht mehr Geld für jeden Minister, wir fordern mehr Geld für die Bürger:
Steuern senken, damit den Bürgern mehr Geld bleibt! Wir fordern eine Deregu­lierung der Verwaltung, die nicht aufgebläht werden soll. Mit einem Volks­kanzler Herbert Kickl werden wir diese Forderungen umsetzen, um wieder dafür zu sorgen, dass den Bürgern mehr Geld bleibt. (Beifall bei der FPÖ.)

11.42


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Karlheinz Kopf. – Bitte.


11.42.55

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Geschätzte Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kol­legen hier im Hohen Haus! Sehr geehrte Damen und Herren vor den diversen Empfangsgeräten! Wir haben in Österreich die erfreuliche Situation,
dass wir noch nie so viele Beschäftigte wie derzeit hatten. Ja es läuft sogar so gut, dass wir etwa 200 000 Stellen, die noch zu besetzen wären, im Augen­blick nicht besetzen können. (Abg. Keck: Warum verweigern sich die Arbeitgeber dann bei den KV-Verhandlungen?)

Das ist natürlich gleichzeitig ein veritables Problem für uns, und zwar nicht nur in der Wirtschaft, sondern natürlich auch überall dort, wo Daseinsvorsorge


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 182

für die Menschen geleistet wird. In den Spitälern, bei der Polizei, in Pflegeein­richtungen und so weiter fehlen uns Arbeitskräfte.

Das ist zunächst der demografischen Entwicklung geschuldet, denn jetzt gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Pension, kommen ins pensionsberech­tigte Alter. Diese Situation verschärft sich noch. Bis 2040 wird die Zahl der über 65-Jährigen gegenüber dem Jahr 2020 um 50 Prozent zunehmen. Wie
gesagt, das ist nicht nur eine Gefahr für die Wirtschaft, sondern auch für unsere Daseinsvorsorge.

Das heißt, wir müssen dringend alle Potenziale ausschöpfen, die es noch gibt, um mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen beziehungsweise die Arbeits­zeit vieler Menschen auch noch ausweiten zu können. Das gilt auch für
ältere Menschen, die pensionsberechtigt sind. Es bedarf neuer Anreize, damit diese Menschen von sich aus freiwillig länger in Beschäftigung bleiben.
Dieses Budget setzt dafür mit der Abschaffung der arbeitnehmerseitigen Pen­sionsversicherungsbeiträge, wenn Menschen bereit sind, länger, über ihr Pensionsalter hinaus, in Beschäftigung zu bleiben, einen ersten Anreiz. (Beifall bei der ÖVP.)

Es gibt Potenziale bei vielen teilzeitbeschäftigten Menschen – es sind überwiegend Frauen, aber nicht nur. Da ist es vielfach eine Frage der fehlenden Kinderbetreuung, wenn es darum geht, dass es Menschen in Teilzeit er­möglicht wird, ihre Arbeitszeit aufzustocken. Dieses Budget leistet einen Beitrag und liefert einen Anreiz, indem den Ländern und Gemeinden sehr viel Geld
für den Ausbau von Kinderbetreuung und frühkindlicher Bildung zur Verfügung gestellt wird. Es setzt auch steuerliche Anreize für betriebliche Kinderbe­treuungseinrichtungen. Auch das, meine Damen und Herren, ist ein Beitrag zur Erhöhung der Erwerbstätigkeit vor allem bei Frauen, und das ist gut so.
(Beifall bei der ÖVP.)

Ein Letztes: Wir brauchen im Moment wirklich die Leistungsbereitschaft vieler, die Leistungsbereitschaft aller, auch die Bereitschaft der Menschen, über


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die normale Arbeitszeit hinaus Überstunden zu leisten. Auch dazu liefern dieses Budget und die Budgetbegleitgesetze einen Beitrag, indem die Leistung
von Überstunden steuerlich attraktiviert wird. Auch das ist eine zielgerichtete, völlig richtige Maßnahme.

Dann gibt es, meine Damen und Herren, in Zeiten wie diesen, in denen all diese Gefahren für die Daseinsvorsorge und für unseren Wohlstand drohen, Menschen, die davon träumen, eine 32-Stunden-Woche einzuführen. Meine Damen und Herren, das ist ein Spiel mit dem Feuer! Das kann doch nicht wirklich der Ernst dieser Menschen sein. Wie wenig Ernsthaftigkeit an diesen Forde­rungen dran ist, sieht man ja zum Beispiel auch beim ÖGB, weil er sich natürlich keinesfalls in der Lage sieht oder bereit ist, diese Arbeitszeitverkürzung im eigenen Wirkungsbereich auch nur ansatzweise umzusetzen. (Beifall bei der ÖVP.)

Das heißt, meine Damen und Herren, für die Aufrechterhaltung unseres Wohlstandes, für die Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorgeleistungen in unse­rer Gesellschaft werden wir künftig wohl nicht weniger, sondern eher
mehr arbeiten müssen. (Beifall bei der ÖVP.)

11.48


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Michael Bern­hard. – Bitte.


11.48.09

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Regierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuse­herinnen und Zuseher! Wir diskutieren heute über das Budget. Es gibt
eine ganze Reihe von Unterlagen, die wir als Abgeordnete bekommen haben. Zwischen der Realität, die beispielsweise im Strategiebericht zum Bud­get 2024 bis 2027 steht, und dem, was die Regierungsmitglieder behaupten, liegen Welten. Dazwischen liegen wirklich Welten, und das sollten Sie
als Zuseherinnen und Zuseher berücksichtigen, wenn Sie die feinen Worte hö­ren, die hier gesprochen werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 184

Ich möchte Ihnen ein paar Beispiele geben für das, was wir heute schon gehört haben und was schlichtweg nicht stimmt, bei dem man sagen könnte, es
war auch ein Stück weit unehrlich.

Herr Finanzminister Brunner sagt, mit diesem Budget wird ein Fundament gelegt, damit wir in unserem Land die klügsten Köpfe behalten oder bekommen. Die Maßnahme, die in dem Budget hinterlegt ist: Er reduziert das Bildungs­budget um 5 Prozent. Wer die klügsten Köpfe will, reduziert also die Ausgaben für die Bildung – so viel zu der Angabe und der Realität in diesem Budget.

Wenn man weitergeht und sich anhört, was Mitglieder aus dem ÖVP-Parlaments­klub sagen: Karlheinz Kopf hat auch gerade gesagt, das Wichtigste ist, dass
wir mehr Menschen in Beschäftigung bringen. – Ein zentrales Element dafür ist natürlich die Verfügbarkeit von Kinderbetreuung. Der Bundeskanzler hat
schon im „Sommergespräch“ 4,5 Milliarden Euro bis 2030 angekündigt. Die Fa­milienministerin hat später gesagt, das sind 50 000 Betreuungsplätze.
Wenn man jetzt ins Budget und in diesen Zukunftsfonds hineinschaut und auch die verantwortliche Ministerin fragt, wie viel Geld denn da drinnen ist, dann
sieht man, es sind 500 Millionen Euro pro Jahr.

Wenn man das jetzt auf die Jahre bis 2030 aufrechnet, kommt man nicht
auf 4,5 Milliarden Euro, sondern auf 3,5 Milliarden Euro, und man stellt gleich­zeitig fest, dass nicht nur 1 Milliarde Euro fehlt, sondern dass auch noch
die Voraussetzungen dafür fehlen, dass die Gemeinden dieses Geld abholen können. Wenn wir dringend Menschen in Beschäftigung bringen wollen,
wenn wir mehr Wahlfreiheit für Familien haben wollen, dann brau­chen wir natürlich auch rasch verfügbare Betreuungsplätze, und auch das ist in diesem Budget nicht verankert.

Der dritte Punkt, der an Unehrlichkeit tatsächlich schwer zu übertreffen
ist, kommt auch bei diesem Budget von der grünen Seite. Lukas Hammer ist hier gestanden und hat gesagt, dieses Budget sei ein Unabhängigkeitsbudget. Schauen wir doch auf diese Unabhängigkeit: Wir hatten eine Abhängigkeit von


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 185

80 Prozent von russischem Gas, als der Krieg ausgebrochen ist, als die Rus­sische Föderation die Ukraine angegriffen hat, und wir haben heute eine Abhän­gigkeit von 80 Prozent von russischem Gas. (Beifall bei den NEOS. – Ruf bei
den Grünen: Das stimmt doch nicht! – Abg. Lukas Hammer: Aber von welcher Menge, das sagst du nicht dazu, Michi! 80 Prozent von zehn ist was anderes als 80 Pro­zent von 30! – Vizekanzler Kogler: Unsinn!)

Also eine Abhängigkeit von 80 Prozent auf 80 Prozent zu reduzieren, ist
ein wirklich sehr kleiner Beitrag zur Unabhängigkeit. (Vizekanzler Kog­ler: Das stimmt doch nicht! – Abg. Lukas Hammer: Grundrechnungsarten! Ehrlich­keit!) – Je mehr man hier die Tatsachen ausspricht, desto lauter wird es
auch auf der Regierungsbank.

Es ist ja nicht die einzige Ungenauigkeit bei diesem Unabhängigkeitsbudget. Erreichen wir mit diesem Umwelt- und Klimabudget tatsächlich die Klimaziele, zu denen wir uns in Paris committet haben? – Nein, das Klimaziel erreichen wir
nicht. Wenn wir uns die Wertigkeit beim Umwelt- und Klimabudget anschauen, lieber Lukas Hammer, sehen wir, dass die Zahlungen für Zinsen im Budget doppelt so hoch sind wie jene im Umweltbudget.

Von einem Unabhängigkeitsbudget kann man also wirklich nicht reden.
Was fehlt – und das hat auch schon meine Klubobfrau vorhin sehr deutlich ge­sagt –, ist der wirkliche Zug zum Tor und die Perspektive für die Zukunft.
Das fehlt auch bei einem ganz anderen wesentlichen Element, nämlich bei der Frage der Entlastung, mehr Netto vom Brutto, damit die Menschen in
einer so schwierigen Zeit wirklich ein höheres Einkommen haben.

Sie haben eine wichtige Maßnahme bis heute vergessen – egal, ob das jetzt aus dem Finanzministerium oder auch vonseiten der Wirtschaftskammer oder vielleicht von den Arbeitnehmer:innenvertretern kommt –, nämlich die Teue­rungsprämie 2024. Deswegen möchten wir als NEOS einen Beitrag dazu
leisten, dass die Menschen auch im nächsten Jahr mehr Netto vom
Brutto haben.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 186

Ich darf daher den folgenden Abänderungsantrag vorlesen – ich entschuldige mich für die detaillierte Darstellung, aber das ist leider vom Prozedere
her so vorgesehen –:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesentwurf wird wie folgt geändert:

In der Novellierungsanordnung „12.“ erhält die bisherige lit. b (Es werden folgen­de Z 437 bis 440 angefügt:) die Bezeichnung „c)“ und es wird folgende
lit. b neu eingefügt:

„b) § 124b Z 408 lit a lautet:

„Zulagen und Bonuszahlungen, die der Arbeitgeber in den Kalenderjahren 2022, 2023 und 2024 aufgrund der Teuerung zusätzlich gewährt (Teuerungsprä­mie), sind

- bis 2 000 Euro pro Jahr steuerfrei und zusätzlich

- bis 1 000 Euro pro Jahr steuerfrei, wenn die Zahlung aufgrund einer lohnge­staltenden Vorschrift gemäß § 68 Abs. 5 Z 1 bis 7 erfolgt.

Es muss sich dabei um zusätzliche Zahlungen handeln, die üblicherweise bisher nicht gewährt wurden. Sie erhöhen nicht das Jahressechstel gemäß § 67
Abs. 2 und werden nicht auf das Jahressechstel angerechnet.“

*****

Also, dieses Budget bedeutet leider nicht mehr Netto vom Brutto für die Men­schen in unserem Land, leider nicht mehr Zukunftsperspektive, was die Klimapolitik betrifft, und nicht mehr an Möglichkeiten für Familien, ihre Kinder


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 187

gut in Betreuung zu geben, und bekommt daher eine eindeutige Fünf. –
Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

11.53

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Michael Bernhard, Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen

zum Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2217 d.B.):

Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 geändert wird (Progres­sionsabgeltungsgesetz 2024 – PrAG 2024) (2292 d.B.) - TOP2

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Der eingangs bezeichnete Gesetzesentwurf wird wie folgt geändert:

In der Novellierungsanordnung „12.“ erhält die bisherige lit. b (Es werden folgende
Z 437 bis 440 angefügt:) die Bezeichnung „c)“ und es wird folgende lit. b neu eingefügt:

"b) § 124b Z 408 lit a lautet:

"Zulagen und Bonuszahlungen, die der Arbeitgeber in den Kalenderjahren 2022, 2023 und 2024 aufgrund der Teuerung zusätzlich gewährt (Teuerungsprämie), sind

–    bis 2 000 Euro pro Jahr steuerfrei und zusätzlich

–    bis 1 000 Euro pro Jahr steuerfrei, wenn die Zahlung aufgrund einer lohngestal­tenden Vorschrift gemäß § 68 Abs. 5 Z 1 bis 7 erfolgt.

Es muss sich dabei um zusätzliche Zahlungen handeln, die üblicherweise bisher nicht gewährt wurden. Sie erhöhen nicht das Jahressechstel gemäß § 67 Abs. 2 und
werden nicht auf das Jahressechstel angerechnet."


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 188

Begründung

Teuerungsprämie für 2024 verlängern!

In kaum einem anderen Land der Eurozone ist die Teuerung derzeit so ausgeprägt wie in Österreich. Mit einer Inflationsrate von 7,4% im September 2023 lässt der
Druck auf die Preise auch weiterhin nicht nach - was die Menschen tagtäglich zu spüren bekommen. Aktuelle Wirtschaftsprognosen zeigen gerade für Österreich
ein düsteres Bild, wie die Herbstprognose der EU-Kommission zuletzt wieder bestä­tigte. Während die heimische Wirtschaft heuer um 0,5 Prozent schrumpft,
wird in der gesamten Europäischen Union und in der Euro-Zone mit einem Wachstum von 0,6 Prozent gerechnet. Auch die Inflation soll nach Berechnungen der
EU-Kommission mit 7,7 Prozent in Österreich 2023 deutlich höher ausfallen als in der Euro-Zone (5,6 Prozent). Dazu kommt, dass die steuerliche Belastung
der Erwerbsarbeit in Österreich nach wie vor so hoch wie in kaum einem anderen Industrieland ist. Nur knapp die Hälfte von dem, was Unternehmen für Mit­arbeitende ausgeben, landet tatsächlich auf deren Gehaltskonto - während nahezu 47% davon über Steuern und Beiträge an den Staat fließen. Diese giftige Mi­schung aus hoher Abgabenlast und schlechter Wirtschaftslage belastet die heimi­schen Betriebe und Mitarbeiter schwer. Es ist daher wichtiger denn je, dass
die Menschen mit ihren hart erarbeiteten Löhnen und Gehältern auch gut auskom­men können.

Im Zuge des Maßnahmenpakets zur Bekämpfung der Rekordinflation wurde
eine Teuerungsprämie für Arbeitnehmer:innen für die Jahre 2022 und 2023 einge­führt. Arbeitgeber haben damit die Möglichkeit, eine "Prämie" von bis
zu 3.000 Euro pro Arbeitnehmer auszuzahlen. Diese Auszahlung ist steuerfrei, und es fallen auch keine Sozialversicherungsbeiträge dafür an. Diese Regelung gilt
auch für geringfügig und Teilzeitbeschäftigte. Angesichts der anhaltend schlechten Wirtschaftslage wäre die Verlängerung der Teuerungsprämie eine wichtige Entlastung von Arbeitgeber und Arbeitnehmer und auch ein wichtiges Signal ange­sichts der laufenden Kollektivvertragsverhandlungen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 189

Finanzminister Brunner hat am 13. November 2023 die Bereitschaft signali­siert, diese Maßnahme auch für das Jahr 2024 zu verlängern. Mit seiner Ankündi­gung, eine Teuerungsprämie auch für 2024 zuzulassen, gibt Bundesminister
Brunner zu, dass die Abgaben auf Arbeit zu hoch sind. Bis zu einer nachhaltigen Sen­kung der Abgabenlast auf Arbeit ist daher diese Maßnahme zu verlängern.
Mit dieser Gesetzesänderung kann das Versprechen der Bundesregierung auch tat­sächlich umgesetzt werden.

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Abänderungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hermann Weratschnig. – Bitte.


11.53.53

Abgeordneter Hermann Weratschnig, MBA MSc (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Bundesregierung! Werte Abgeordnete! Wir
sind nicht nur im Umweltbudget unabhängiger geworden, sondern, Herr Ab­geordneter Michael Bernhard, natürlich auch unabhängiger von russi­schem Gas, indem wir die Gesamtmenge an Gasimporten drastisch reduzieren konnten. Wir sind auch in der Mobilität unabhängig, indem heute beim
Budget, bei der Begründung der Vorbelastungen auch der ÖBB-Rahmenplan – 21,15 Milliarden Euro für den Bahnausbau bis 2029 – mitverhandelt
wird. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Werte Abgeordnete! Bahnausbau bedeutet Schienenlegen für eine gesunde Zukunft, Bahnausbau bedeutet barrierefreie Mobilität – und damit
meine ich: Hindernisse endlich wegräumen! –, Bahnausbau bedeutet ein besse­res Klima, Bahnausbau kurbelt auch die Wirtschaft an, und Regionen mit
einer guten Verbindung haben einen deutlichen Standortvorteil.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 190

Viel Bahnausbauen bedeutet aber auch viele Baustellen und erfordert natürlich die Geduld der Bahnkund:innen. Das erleben wir gerade bei der Tauern­strecke, beim Arlbergpass und auch am Deutschen Eck, wobei man beim Deut­schen Eck sagen muss: Auch in Deutschland gibt es unter grüner Regie­rungsbeteiligung eine Wende für die Bürger:innen. Diese mobile Unabhängigkeit leben wir mit diesem Budget auch hier in Österreich, mit dem Rahmenplan
und mit vielen anderen Investitionen, die das Thema öffentlicher
Verkehr betreffen.

In Österreich gibt es einen Weitblick mit den Rahmenplänen, die im Budget im Rahmen der Vorbelastungen auch abgebildet sind: längere Züge, dichtere
Takte mit dem viergleisigen Ausbau Meidling–Mödling, 85 Prozent mehr Sitz­platzkapazität, 300 Millionen Euro für den Etappenplan mit dem Ziel,
mehr Barrierefreiheit im Rollmaterial und auch auf Österreichs Bahnhöfen zu schaffen, Investitionen in den Schienengüterverkehr, Überholgleise, not­wendige Erneuerungen und Infrastruktur.

Werte Abgeordnete! Die ÖBB sind europaweiter Vorreiter, vor allem auch, was die Nightjets betrifft. Das Klimaticket entlastet 266 000 Menschen in Öster­reich, und wir werden weiter daran arbeiten, dass das Klimaticket in den euro­päischen Topcharts weiterrockt. Da haben wir eine klare Vorbildwirkung
mit einer grünen Regierungsbeteiligung hier in Österreich. (Beifall bei den NEOS.)

In einem Jahrzehnt werden wir fragen: Wer war denn damals zuständig in der Regierung, unter welcher Koalition war denn das? Es wird nur eine Ant­wort  geben: Das war damals unter grüner Regierungsbeteiligung. Gut, dass es die Grünen auch weiterhin in der Regierung gibt und braucht! – Danke
schön. (Beifall bei den Grünen.)

11.57


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Gabriele Hei­nisch-Hosek. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 191

11.57.24

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Kolleginnen und Kollegen! Zuseherinnen
und Zuseher und auch alle, die uns von auswärts zuschauen! Weil gestern der internationale Tag der Kinderrechte war, würde ich gerne einen Bezug –
leider ist Herr Minister Polaschek jetzt kurz rausgegangen, vielleicht kommt er wieder – zu den Kindern und ihren Chancen in Bezug auf Bildung her­stellen, denn das Bildungsbudget steigt zwar ein bisschen, aber es ist gesichert, dass es Kindern, die ein bisschen mehr Probleme haben als andere, nicht zugutekommen wird.

Wenn gerade Mitglieder der Regierungsfraktionen immer wieder sagen, wir müssen enkerlfit und kinderfit und jugendlichenfit und zukunftsfit und überhaupt fit werden, so kann ich Ihnen sagen: Tatsache ist, dass Kinder und Jugendliche in diesem Budget zu wenig bis gar nicht beachtet werden.
Das kann ich sehr gut belegen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, weil natürlich armutsgefährdete Gruppen auch in diesem Budget nicht ge­nug beachtet wurden.

Bei armutsgefährdeten Menschen in Österreich ist die Scham ein guter Beglei­ter. Ich will aber nicht, dass sich jemand schämen muss, weil er weniger Einkommen hat als andere. (Beifall bei der SPÖ.) Ich will nicht, dass Kinder sich schämen müssen, wenn sie nichts im Jausensackerl haben. Ich will nicht,
dass Menschen sich schämen müssen, weil sie im Supermarkt nicht mehr zur Aktionsware greifen können, sondern zur abgelaufenen Ware greifen
müssen und weil sie in ihren Wohnungen die Temperatur auf 17, 18 Grad runterschrauben müssen und im dicken Pullover zu Hause sitzen.

Ich will nicht, dass man sich dafür schämen muss, dass man weniger hat. Man könnte etwas dagegen tun, aber dieses Budget weist das Gegenteil aus.
Es werden die unteren Einkommensgruppen beachtet, aber nicht genug, sagt Badelt zum Beispiel, der heute schon einige Male erwähnt wurde. Es geht
sich, wenn man in Österreich unter oder an der Armutsgefährdungsschwelle


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 192

lebt, trotz der Erhöhungen einfach nicht aus, dass man gut mit dem aus­kommen kann, was man monatlich hat.

Kollege Jan Krainer hat es auch gesagt: In den nächsten Jahren gibt es pro Kind, pro Person für viele Gruppen in der Bevölkerung plus 1 300 Euro mehr
an Steuern, für Unternehmen und Konzerne minus 100 000 Euro. Also: Wer pro­fitiert und wer verliert?

Ich glaube, dass es wichtig ist, zu betonen, dass nicht nur die Verschuldung hoch bleibt, sondern dass bei diesem Budget auch nicht an Kinder und Jugendli­che gedacht wird. Das gilt auch für die überbetrieblichen Lehrwerkstätten: Man kann mit 300 Euro quasi Taschengeld im Monat nicht auskommen.

Es gibt auch Gruppen, die nicht gleich auf dem Ersten Arbeitsmarkt reüssieren können, es gibt auch Gruppen in der Bevölkerung, die Hilfe, Unterstützung brauchen, damit sie auf den Ersten Arbeitsmarkt kommen, aber auch das AMS-Budget – wir werden noch darüber reden – ist nicht inflationsangepasst.
Der Berufsverband der Sozialen Arbeit hat das in einem offenen Brief dargelegt. Auch darüber werden wir noch reden.

Es geht sich nicht aus, dass sozioökonomische Betriebe, die Transitarbeitsplätze für Menschen, die sie dringend brauchen, gut aufrechterhalten bleiben
können. Diese Menschen haben dann nie die Chance, in den Ersten Arbeitsmarkt zu kommen.

Das heißt, je mehr Menschen arbeiten, desto mehr an Steuern kann auch geleistet werden, desto sozial sicherer und stabiler ist ein Staat. Dieses Budget weist für uns, für mich das Gegenteil aus. (Beifall bei der SPÖ.)

12.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Carmen Jeitler-Cincelli. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 193

12.01.29

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Vizekanzler! Geschätzte Minister! Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viele Herausforderungen hinter uns liegen gelassen. Manche haben wir nach wie vor. Wir hatten eine Seuche, es gibt einen Krieg, eine Energiekrise, und das ist eine massive Herausforderung für den Standort Europa. Die Deindustrialisierung schreitet in Wahrheit voran, und wir müssen alles tun, damit wir als Kontinent wettbewerbsfähig bleiben.

Dabei finde ich es dann immer ganz spannend, wenn ich euch von der SPÖ so wie heute zuhöre, wenn ihr fordert, was wir noch alles machen sollten.
Also ein bisschen mehr Work-Life-Balance, Fun wäre noch besser. – Wir haben bereits jetzt die dritthöchste Teilzeitquote in Europa, wir haben die zweit­höchsten Sozialausgaben in Europa. Wenn wir uns jetzt eure 32-Stunden-Wo­chen-Fantasien anschauen: Da wären wir nach 6 Stunden am Tag fertig,
dann würde aber auch um 14 Uhr das Licht abgedreht, und zwar bei den Blau­lichtorganisationen, im Altersheim, in der Schule, im Kindergarten, im Kran­kenhaus. So wird das Ganze nicht funktionieren. (Beifall bei der ÖVP
und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir brauchen klare Antworten. Das ist ein Zukunftsbudget, und ich glaube, es ist sehr, sehr gut gelungen. Für mich ganz wesentlich darin ist das Thema Kin­derbetreuung. Evi (in Richtung Abg. Holzleitner), ich weiß, ihr seid nicht zufrieden. Ich finde aber, da ist schon sehr viel gelungen. Das ist die Grundlage dafür, genauso wie bei der Pflege, dass die Menschen ihren Betreuungspflichten über­haupt nachkommen können. Wenn sie diese quasi auslagern können, ha­ben sie die Chance, Vollzeit tätig zu sein und gemeinsam mitzuhelfen, dass wir unseren Wohlstand erhalten.

Dazu braucht es auch die Erhöhung wirklicher Zukunftsbudgets, sprich
für Forschung und Entwicklung, damit wir in Europa nicht hinten übrigbleiben. Das ist ganz, ganz notwendig.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 194

Weil Herr Kickl gerade wieder hereingekommen ist, möchte ich ihn jetzt direkt ansprechen: Sie haben heute in der Früh eine Rede gehalten, die voller Herabwürdigung, voller Respektlosigkeit und eigentlich für mich persönlich eine Abwertung von vielen Menschen war. (Zwischenruf des Abg. Hauser.) Ich
finde das, was Sie hier tun, einfach – für die Kultur in Österreich generell – nicht in Ordnung. Sie schaffen eine totale Auflösung des Kitts in der Gesell­schaft. Sie sind hauptverantwortlich für diese Kultur in diesem Haus. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen. – Abg. Kickl: ... soziale
Politik, damit Sie richtig kritisieren ...!)

Schauen Sie! Sie haben über die „Verdrehungen“ gesprochen. Ich habe dann da­ran gedacht, dass Ihre Schulfreundin Eva Glawischnig Ihnen kürzlich über
die Medien etwas zu Ihrer Affinität zum Flaschendrehen ausgerichtet hat, zum Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel. Vielleicht hätten Sie sich öfter für Wahrheit
und nicht immer für Pflicht entscheiden sollen. Ich will mir das zwar gar nicht vorstellen, aber vielleicht hätten Sie dann geübt, was Wahrheit wirklich
heißt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Als brillanter Stratege und Berufsopportunist haben Sie aber immer das ge­macht, wobei Sie am meisten punkten können, und das machen Sie lei­der bis heute so.

Wofür Sie in Ihrer Regierungszeit Geld ausgegeben haben, ist einfach nur grotesk. Ich rede jetzt nicht einmal über die Prestigeprojekte wie die Ponypolizei oder den roten Teppich im Ministerium, den man austauschen musste, weil da jetzt ein blauer Teppich liegen muss. So etwas ist
es gar nicht. (Abg. Kickl: Nein! Weil der alte durchgetreten war! Deshalb!)

Allein was Sie beim BVT geschafft haben – innerhalb weniger Wochen einen der renommiertesten Geheimdienste der Welt zusammenzuhauen (Abg. Kickl:
Ja, ja! Über den werden wir uns auch noch unterhalten diese Woche, über den Ge­heimdienst!), sodass man ihn dann mit viel, viel Ressourcenaufwand wie-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 195

der aufbauen musste, damit wir international überhaupt wieder anerkannt wer­den –, ist eigentlich ein Wahnsinn. (Abg. Kickl: Ich würde mich nicht so weit
aus dem Fenster lehnen, Frau Kollegin!)

Eines sage ich Ihnen auch, apropos 32-Stunden-Woche, Herr Kickl: Bei einem Menschen in Österreich würde ich mir die 32-Stunden-Woche wünschen,
und zwar bei Ihnen, weil Sie dann weniger hätten verbocken können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich glaube, das Budget ist sehr gut gelungen. Die Ministerien haben alle eingemeldet. Es hat auch jeder in Kauf genommen, dass er eben nicht alles durchgebracht hat, was er gerne durchgebracht hätte.

Magnus Brunner hat vergangene Woche den Deutschen Mittelstandspreis be­kommen. Gerald ist jetzt gerade nicht da, aber ich glaube, die Vorarlberger genießen ja sowieso den Ruf, sehr ordentlich mit Ressourcen umzugehen und sehr nachhaltig zu wirtschaften. Ich glaube aber auch, ein Christian Lind­ner als liberaler Laudator, der letzte Woche so würdevolle Worte über Magnus Brunner gefunden hat, ist ein klarer Beweis dafür, dass Magnus Brunner
diesen Job kann.

Ich bin froh, dass das nicht ein Claimkanzlerkandidat Kickl macht, sondern jemand, der diesen Job auch wirklich kann. Also ein tolles Budget ist da gelungen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Nun möchte ich noch einen Abänderungsantrag der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Jakob Schwarz, Kolleginnen und Kollegen zum Tages­ordnungspunkt 6, dem Bericht des Budgetausschusses zum Antrag 3657/A der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Schwarz, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Pensionsordnungen der Oesterreichi­schen Nationalbank geändert und das Bundesgesetz zur Änderung von Be­triebspensionszusagen im Bereich der Austrian Airlines (AUA-Betriebspensions-Änderungsgesetz) erlassen wird (2296 der Beilagen), einbringen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 196

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen, dass der oben bezeichnete Gesetzentwurf in dieser Fassung wie folgt geändert wird.

Ich erläutere ihn kurz in den Kernpunkten:

In Artikel 1 – der Änderung der Pensionsordnungen der Oesterreichischen Na­tionalbank – wird für Pensionen unter der Höchstbeitragsgrundlage eine Verlustdeckelung mit 10 Prozent für Betriebspensionen eingezogen, und es gab Unklarheiten bei den verschiedenen Begrifflichkeiten, deswegen wurden
diese vereinheitlicht.

Zusätzlich wird zum Vorteil der Frauen sichergestellt, dass das geringe Antritts­alter bis 2033 bei der Anwendung des Gesetzes berücksichtigt werden
muss, und weiters wird festgelegt, dass keine Kürzungen der Leistungen der Pensionskasse aus laufenden Dienstgeberbeiträgen sowie aus Beiträgen
der Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer an die Pensionskasse
eintreten können.

Insofern kann dieser Initiativantrag nicht als Angriff auf eine beitragsorientierte Pensionskassensystematik, die zweite Säule, fehlgedeutet werden.

Als Anreiz für ein längeres Arbeiten sollen außerdem die Pensionsbeiträge für Bezugsanteile über der Höchstbeitragsgrundlage ab dem Erreichen des individuellen Regelpensionsalters erlassen werden.

*****

Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.07

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 197

zum Bericht des Budgetausschusses zum Antrag 3657/A der Abgeordneten
Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betref­fend ein Bundesgesetz, mit dem die Pensionsordnungen der Oesterreichischen Nationalbank geändert und das Bundesgesetz zur Änderung von Betriebspensionszu­sagen im Bereich der Austrian Airlines (AUA-Betriebspensions-Änderungsgesetz) erlassen wird (2296 d.B.) (Top 6).

Der Nationalrat wolle in 2. Lesung beschließen:

Der oben bezeichnete Gesetzentwurf idF des Ausschussberichtes (2296 d.B.) wird wie folgt geändert:

Art. 1 (Änderung der Pensionsordnungen der Oesterreichischen Nationalbank)
wird wie folgt geändert:

1. In Z. 1 (§ 1a) wird nach Abs. 5 folgender Abs. 5a eingefügt:

„(5a) Die für die Schlusspensionskassenbeitragsberechnung relevante Vergleichspen­sion hat abweichend von Abs. 5 mindestens 90% der hypothetischen Ver­gleichspension zu betragen, wenn die sich unter Anwendung der Abs. 3 und 4 er­gebende Pensionsbemessungsgrundlage weniger als die Höchstbeitragsgrund­lage nach dem § 45 ASVG beträgt. An die Stelle des Prozentsatzes von 90% treten die in der folgenden Tabelle angeführten Prozentsätze

2025

94%

2026

93%

2027

92%

2028

91%

2. In Z 1 (§ 1a) werden ein Abs. 9 und ein Abs. 10 angefügt und Abs. 6 bis 10 lauten:

„(6) Fällt der Schlusspensionskassenbeitrag vor Erreichen des jeweils individuell geltenden Regelpensionsalters gemäß §§ 4 Abs. 1 und 16 Abs. 6 APG an, so ist die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 198

Vergleichspension für einen etwaigen Schlusspensionskassenbeitrag, berech­net gemäß den Dienstbestimmungen III der Oesterreichischen Nationalbank sowie der demgemäß abgeschlossenen Betriebsvereinbarung und unter Beachtung
der Abs. 3 und 4 sowie gegebenenfalls die Abs. 5 und 5a im Fall der Inanspruchnah­me einer Korridorpension um 0,425%, im Fall einer Schwerarbeitspension
um 0,15% und sonst um 0,35% für jeden Monat des früheren Pensionsantrittes zu mindern. Die maximale Kürzung der Vergleichspension aufgrund dieses Ab­satzes beträgt 15,3%, bei Invaliditätspensionen beträgt die maximale Kürzung 13,8%.

(7) Liegen die Voraussetzungen für die Leistung eines Schlusspensionskassenbeitrages vor und wurde das individuell geltende Regelpensionsalter erreicht, sind bei ei­nem späteren Pensionsantritt die Parameter der Abs. 3, 4, 5 und 5a zum Zeitpunkt des Erreichens des individuell geltenden Regelpensionsalters maßgeblich. Für
den Zeitraum ab Erreichen des individuell geltenden Regelpensionsalters ist kein Pensionsbeitrag gemäß Abs. 1 zu leisten.

(8) Die Abs. 2 bis 7 sind mit der Maßgabe anzuwenden, dass hiedurch keine Kürzung der Leistungen der Pensionskasse aus den laufenden Dienstgeberbeiträgen oder Beiträgen der Dienstnehmer oder Dienstnehmerinnen an die Pensionskasse eintritt.

(9) Das in den Dienstbestimmungen III der Oesterreichischen Nationalbank geregelte Sterbequartal gebührt nicht, sofern das Ableben nach dem Zeitpunkt der Beendi­gung des Dienstverhältnisses zur Oesterreichischen Nationalbank eintritt.“

(10) Die Bestimmungen der § 1a Abs. 1 und Abs. 3 bis 8 dieses Bundesgesetzes treten mit 1. Jänner 2024 in Kraft. § 1a Abs. 2 tritt mit 1. Juli 2027 und Abs. 9 mit
1. Jänner 2028 in Kraft.“

Begründung

Für die Berechnung des Schlusspensionskassenbeitrages, der von der Oesterreichi­schen Nationalbank (OeNB) an die Pensionskasse zu leisten ist, wird nach der bisherigen Betriebsvereinbarung der OeNB sowie aufgrund der Bestimmungen des
§ 1a dieses Bundesgesetzes angenommen, dass der Dienstnehmer oder die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 199

Dienstnehmerin jeweils (fiktive) Eigenbeiträge in Höhe eines Drittels der laufenden Dienstgeberbeiträge der OeNB an die Pensionskasse eingezahlt hat. Ob –
und wenn ja in welcher Höhe – tatsächlich Dienstnehmer- oder Dienstnehmerinnen­beiträge eingezahlt wurden, ist für die Berechnung des Schlusspensionskassen­beitrages unerheblich.

Da die laufenden Dienstgeberbeiträge der OeNB an die Pensionskasse durch diese Gesetzesnovelle nicht verändert werden, tritt auch keine Kürzung jenes Beitrages ein, den die Dienstnehmer oder die Dienstnehmerinnen an die Pensionskasse leisten können.

Die Pensionsleistung, die ein Dienstnehmer oder eine Dienstnehmerin gemäß den Dienstbestimmungen III der OeNB erhält, setzt sich aus den Komponenten
ASVG-Pension, Pensionsleistungen der Pensionskasse aus Dienstgeberbeiträgen, Pensionsleistungen der Pensionskasse aus etwaigen Dienstnehmerbeiträgen
und Pensionsleistungen der Pensionskasse aus dem Schlusspensionskassenbeitrag der OeNB zusammen. § 1a dieses Bundesgesetzes zu den Pensionsordnungen
der OeNB ändert nur die Berechnungsgrundlage für die Bemessung des Schlusspen­sionskassenbeitrages, verändert jedoch nicht die ASVG-Pensionsleistungen
und die Leistungen der Pensionskasse aus laufenden Dienstgeber- und Dienstneh­merbeiträgen an die Pensionskasse.

Weiters wurden in Vorbereitung des Initiativantrages und dieses Abänderungs­antrages Auswirkungsberechnungen durchgeführt, die allerdings nur Näherungswerte sind und durch zahlreiche in der Zukunft liegende Parameter bestimmt sind.
Es sind dies auf Ebene der Pensionskasse die Rechnungszinssätze, der Erfolg der Veranlagung, die zu entrichtende Versicherungssteuer und die anzuwen­denden Sterbetafeln, die sich im langen Beobachtungszeitraum ändern können. Auf Ebene der Mitarbeiter bzw. der Mitarbeiterinnen beeinflussen das Pen­sionsantrittsalter, tourliche und außertourliche Vorrückungen und etwaige funk­tionsbedingte Gehaltserhöhungen die Berechnungen: Pro Mitarbeiter / Mitarbeiterin beträgt der durchschnittliche Rückgang des Versorgungsgrades (d.h. Summe


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 200

aller Pensionen dividiert durch den projizierten Letztbezug), dargestellt in Prozent­punkten, anhand des Letztbezuges gewichtet 7,21%. Die Daten für die Ein­zelpersonen sind aufgrund der individuellen Berechnungsparameter nicht konzise anzugeben, die Kürzung bei geringeren Gehältern liegt jedoch deutlich unter dem Mit­telwert, bei hohen Gehältern in Leitungsfunktionen können 13% erreicht werden.

Auf Ebene der OeNB würden die Zahlungen aus dem Schlusspensionskassenbeitrag nominell € 266,8 Mio. betragen und sich unter Berücksichtigung der wesentli­chen Parameter dieser Novelle nominell um € 75,9 Mio. reduzieren. Da diese Zahlun­gen teils in weiter Zukunft liegen, sind Abzinsungen auf den Barwert vorzu­nehmen: Bei 1,7%-iger Abzinsung liegen die Werte bei € 210,8 Mio. bzw. € 59,6 Mio., bei 3%-iger Abzinsung bei € 177,2 Mio. bzw. € 49,8 Mio. (alle Werte sind
pensions- und versicherungsmathematisch berechnet).

Klarstellend wird auch festgehalten, dass die Vergleichspension, die für die Bemes­sung des Schlusspensionskassenbeitrages der OeNB ermittelt wird, jene ge­mäß der anzuwenden Betriebsvereinbarung ist.

Zu Artikel 1, § 1a Abs. 5a:

Der eingefügte Abs. 5a soll eine nicht angemessene Kürzung für jene Pensionen unter der Höchstbeitragsgrundlage hintanstellen, indem die Verlustdeckelung
mit 10% begrenzt wird. Die entsprechende schrittweise Absenkung dieser Verlust­deckelung dient der Vermeidung von Härtefällen und der Aufrechterhaltung
des Vertrauensschutzes.

Zu Artikel 1, § 1a Abs. 6 und 7:

Im Initiativantrag sind in den Abs. 6 und 7 verschiedene Begriffe des Pensionsalters enthalten („individuell geltendes Regelpensionsalter“, „gesetzliches Regelpen­sionsalter“, „gesetzliches Pensionsantrittsalters“). Dies kann Unklarheiten bei der Ge­setzesanwendung verursachen. In den Abs. 6 und 7 soll durch den Abände­rungsantrag klargestellt werden, dass sowohl in den Fällen des Abs. 6 (Kürzung bei


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vorzeitigem Pensionsantritt) als auch in den Fällen des Abs. 7 („Einfrieren“ der gesetzlichen Parameter dieses Gesetzes beim Regelpensionsalter) jeweils
das individuell geltende Regelpensionsalter maßgeblich ist. Dieses gesetzliche Regelpensionsalter beträgt derzeit für Männer 65 Jahre (§ 4 Abs. 1 APG). Für Frauen steigt das Regelpensionsalter (anknüpfend an den Geburtstag) gemäß § 16
Abs. 6 APG (siehe auch § 617 Abs. 11 ASVG sowie Bundesverfassungsgesetz über das unterschiedliche Antrittsalter der Frauen, BGBl. Nr. 285/1992 von 60,5 Jahren
ab 2024 schrittweise bis 2033 ebenfalls auf 65 Jahre. Der vorgeschlagene zusätzli­che Verweis in Abs. 6 des Initiativantrages auf § 16 Abs. 6 APG sowie die vor­geschlagene einheitliche Begriffsverwendung „individuell geltendes Regelpensions­alter“ in den Abs. 6 und 7 stellen klar, dass das Abstellen auf das unterschied­liche Antrittsalter der Frauen bis 2033 auch für die Zwecke dieses Gesetzes normiert wird. Dem bisherigen letzten Satz in Abs. 7 des Initiativantrages („Die Kürzung
gemäß Abs. 6 bleibt unberührt.“) mangelt es an potenziellen Anwendungsfällen, da bei einem nach Abs. 7 tatbestandsmäßigen Antritt zum Regelpensionsalter
eine Kürzung für einen vorzeitigen Pensionsantritt gemäß Abs. 6 denkunmöglich ist. Die in diesem Abänderungsantrag vorgeschlagene Fassung enthält diesen
Satz daher nicht.

Zu Artikel 1, § 1a Abs. 8:

Durch diese Bestimmung wird festgelegt, dass keine Kürzung der Leistungen der Pensionskasse aus laufenden Dienstgeberbeiträgen sowie aus Beiträgen
der Dienstnehmerinnen bzw. Dienstnehmer an die Pensionskasse eintreten darf.

Zu Artikel 1, § 1a Abs. 9:

Mit dem Sonderpensionenbegrenzungsgesetz (BGBl. I Nr. 46/2014) wurde das sogenannte „Sterbequartal“ für bereits pensionierte Dienstnehmer und Dienstnehmerinnen der Dienstbestimmungen I und II der OeNB abgeschafft (Art. 81 § 1 Abs. 12, 2. Stabilitätsgesetz 2012). Für die Dienstnehmer und Dienst­nehmerinnen der Dienstbestimmungen III der OeNB ist nach wie vor geregelt, dass auch pensionierte Dienstnehmer und Dienstnehmerinnen ein Sterbequartal


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erhalten. Beim Sterbequartal handelt es sich um die Zahlung von drei Monatspensio­nen, die von der OeNB geleistet wird. Da eine solche Leistung für bereits pensio­nierte Personen nicht mehr zeitgemäß ist, es eine solche Regelung in keinem gesetzli­chen Pensionssystem mehr gibt und auch einem Vergleich mit ähnlichen Dienst­nehmergruppen nicht standhält, soll dieses Sterbequartal für bereits pensionierte Dienstnehmer und Dienstnehmerinnen abgeschafft werden. Dies stellt außer­dem sicher, dass diesbezüglich die Dienstbestimmungen I bis III vergleichbare Rege­lungen enthalten. Um eine ausreichende Übergangsfrist zu ermöglichen, soll
diese Bestimmung erst per 1. Jänner 2028 in Kraft treten.

Zu Artikel 1, § 1a Abs. 10:

Erweiterung der Inkrafttretensbestimmung.

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Abänderungsantrag wurde in den Grundzügen er­läutert, ist auch an alle Abgeordneten verteilt worden und steht daher mit
in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Alois Stöger. – Bitte.


12.07.40

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Frau Präsidentin! Liebe Mitglieder der Bundesregierung! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich hätte
ja heute eine freundliche Rede halten wollen, aber nachdem Abgeordneter Kopf und Frau Abgeordnete Jeitler-Cincelli geredet haben, passt irgendetwas
nicht zusammen.

Die Realität ist, dass man sich hochloben kann. Nur: Wenn man sich dann an­schaut, wie es den Metallarbeiterinnen und Metallarbeitern in Österreich
geht, sieht man: Die müssen raufen, die müssen streiken, damit sie endlich das Einkommensniveau bekommen, das sie im vorigen Jahr gehabt haben.
Man ist nicht bereit, ihnen den Inflationsausgleich zu geben.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 203

Warum haben wir so eine hohe Inflation? – Wir haben diese hohe Inflation ge­nau deshalb, weil diese Bundesregierung die Arbeit nicht gemacht hat.
Alle anderen Regierungen in Europa waren tätig und haben geschaut, dass die Inflation in ihren Ländern niedriger ist. Diese Bundesregierung hat das
nicht gewollt oder nicht zusammengebracht. Ich vermute ja eher, Sie haben es nicht gewollt.

Die Inflation ist so hoch, und jetzt müssen die Arbeitnehmer streiken,
damit sie zu dem Einkommensniveau kommen, das sie vor einem Jahr gehabt haben. Das ist eine Schande. (Beifall bei der SPÖ.)

Abgeordneter Kopf hat gesagt, wir müssen „mehr arbeiten“. Ja, das sagen dort die Verhandler auch: Man sollte keine Überstunden mehr zahlen, den Arbeitnehmern die Überstundenzuschläge wegnehmen. Auch das ist eine Schande in Österreich. Ich vermute, dass die, die dort auf Arbeitgeberseite ver­handeln, Mitglieder der ÖVP sind. Auch das ist eine Sauerei, die da statt­findet. Das sollte man nicht akzeptieren.

Was macht das Budget aus? – Das Budget macht aus, dass wir 13 Milliarden Euro mehr an Einkommen- und an Konsumsteuern zahlen müssen. Mit
genau demselben Budget geht man her und gibt jenen Kapitalträgern, den Kon­zernen, denen, die viel Vermögen haben, genau 13 Milliarden Euro zurück.

Das ist eine massive Umverteilung zulasten der arbeitenden Bevölkerung. Wie schaut es mit der Leistungsfreundlichkeit aus? – Die Leistung erbringen in Österreich noch immer die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Beamten, die, die in der Schule tätig sind. (Abg. Steinacker: Die Unternehmer!) Von
denen wird die Leistung in Österreich erbracht.

Es sind auch sehr viele Unternehmer dabei, die mit ihren Kleinbetrieben sehr viel tun. (Abg. Steinacker: Das glaube ich auch!) Die Konzerne sind es nicht. (Abg. Steinacker: Auch dort arbeiten Menschen, ... Geschäftsführer!) – Ich sage es deut­lich: Die Konzerne und die Finanzhaie sind es nicht. Die haben uns etwas


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ganz anderes gezeigt. Schaut euch Benko und die anderen an, schaut euch an, was da passiert ist! (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist die Kritik, die wir da deutlich zeichnen müssen.

Um freundlich zu sein, möchte ich gerne darauf hinweisen, dass es in diesem Budget ein paar Lichtblicke gibt, und zwar im Verkehrsbudget. Es ist die­ser Regierung gelungen, die Vorbelastungsgesetze zu erweitern und auszubauen. Das wird von uns ausdrücklich anerkannt. Das ist etwas Positives, das wir erwähnen müssen, das erkennen wir auch an.

Ich glaube aber, dass man beim Gesamtbudget sehen muss, dass der Bevöl­kerung oder den zukünftigen Regierungen ein großer Schuldenruck­sack übergeben wird. Das Budget ist ein Budget nach dem Motto: Hinter mir die Sintflut!, daher werden wir es ablehnen. (Beifall bei der SPÖ.)

12.11


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Andreas Otten­schläger. – Bitte.


12.11.41

Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen
und Kollegen hier im Hohen Haus! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Eine kurze Bemerkung zu meinem Vorredner, Kollegen Stöger von der SPÖ:
Ich würde vorschlagen, dass wir die Lohnverhandlungen dort lassen, wo sie hingehören, nämlich in den Händen der Sozialpartnerschaft. (Zwischen­ruf der Abg. Greiner.) Diesen Appell richte ich jetzt hier an dieser Stelle auch an Sie. (Abg. Meinl-Reisinger: ... könnte auch Spielraum schaffen! Dawürgts
euch!, heißt das! 
Ruf bei der SPÖ: Entgegnung muss wohl jederzeit möglich sein!)

Meine Damen und Herren! Kollege Weratschnig hat als Verkehrssprecher
der Grünen ja schon einiges zu dem Kapitel, das die großen Investitionen in die Mobilitätswende in Österreich betrifft, ausgeführt. Ich möchte die Gelegen­heit nutzen, eine Botschaft daran zu knüpfen, nämlich eine Botschaft an


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 205

die Klimakleber in diesem Land, die im Moment fast tagtäglich den Verkehr und viele Menschen am Weg zu ihrer Arbeit behindern. Die Botschaft an die Klimakleber: Schauen Sie sich doch einmal dieses Budget an! Dieses Budget beinhaltet massive Investitionen in den Ausbau der Bahninfrastruktur, jedes Jahr werden in Österreich über 3 Milliarden Euro aufgewendet, um eine Verkehrs­wende herbeizuführen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Weratschnig.)

Schauen Sie sich an, was wir investieren, damit mehr Züge bereitstehen, um die Menschen transportieren, Pendlerinnen und Pendler in die Arbeit bringen zu können! Daran arbeitet diese Bundesregierung auch mit diesem Budget­vorschlag. Schauen Sie sich doch an – gerichtet auch an die Klimakleber ‑, was wir im Bereich der Elektromobilität, der Ladeinfrastruktur tun! Schauen Sie
sich an, was wir im Bereich der Energieforschung tun, was bei der aktiven Mobi­lität, dem Ausbau der Radwege, bei der digitalen Transformation in die
Mobilität passiert! Ich könnte die Liste noch weiterführen.

Also eine Botschaft an die Klimakleber in diesem Land: Schauen Sie sich das Budget an, dann werden Sie erkennen, dass wir sehr viel in eine Verkehrswende investieren, und hören Sie auf, die Pendlerinnen und Pendler jeden Tag zu knebeln – ich kann es leider nicht mehr anders bezeichnen. (Beifall bei der ÖVP. Abg. Wurm: Ihr seid aber schon in der Regierung, oder? Macht etwas!)

12.14


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Andrea Kuntzl. – Bitte.


12.14.29

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn man sich die Reden der Abgeordneten der Regierungs­parteien zum Budget anschaut, dann fragt man sich: Mit wem reden Sie eigent­lich? In welcher Realität leben Sie eigentlich? Ich habe ein bisschen mitge­schrieben, unter anderem beim Herrn Finanzminister, der jetzt nicht mehr da ist. Da ist die Rede davon, dass der Wohlstand erhalten wird. – Es stellt sich die


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Frage, wessen Wohlstand erhalten wird. (Beifall bei der SPÖ. Zwischenruf des Abg. Obernosterer.)

Er sagt, das Budget sorgt dafür, dass sich Leistung lohnt. – Was verstehen Sie unter Leistung? Wessen Leistung lohnt sich? Sie meinen mit Leisten
meistens gut verdienen, aber in unserer Gesellschaft ist es so, dass viele, die gar nicht gut verdienen, sehr, sehr viel leisten. Ich denke zum Beispiel an den Pflegebereich. (Beifall bei der SPÖ.)

Der Herr Finanzminister hat uns dargelegt, dass die Kaufkraft steigen würde. Wessen Kaufkraft steigt? Wenn Sie mit den Leuten reden, hören Sie
dann, dass die Leute sagen: Ich kann mir jetzt mehr leisten als früher!? – Ich höre ganz genau das Gegenteil. (Abg. Hanger: Lesen Sie den Bericht des Budget­dienstes!) Die Leute können sich weniger leisten als früher. (Ruf bei der ÖVP: ... Le­severweigerung! Abg. Krainer: Theoretiker!)

Der Herr Finanzminister hat damit geschlossen, dass das Budget ein guter Grund sei, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Wer hat Grund, optimistisch
in die Zukunft zu schauen? Mit wem reden Sie? Was hören Sie? Ich werde Ihnen sagen, mit wem ich rede und was ich höre. Ich führe immer wieder Gesprä­che mit Leuten, die einander fragen: Heizt du eigentlich schon oder versuchst du es auch möglichst lange hinauszuzögern? Es gibt viele Leute, die das Heizen hinauszögern. Die sitzen mit dem Thermophor oder mit Pullover und Thermophor unter der Decke. Die machen das nicht, um uns sparen zu helfen und um uns zu helfen, unsere Gasreserven zu erhalten, die machen das,
weil sie jetzt schon monatlich oder zweimonatlich hohe Raten zahlen und weil sie große Sorge davor haben, was bei der Jahresabrechnung herauskom­men wird. (Abg. Hanger: Wien Energie!)

Ich denke, solche Gespräche werden Sie doch auch führen. Haben Sie nicht in Ihrer Umgebung auch Leute, wie zum Beispiel die zwei jungen Leute,
durchaus gut qualifiziert, die es sich nicht mehr leisten können, aufgrund der gestiegenen Miet- und Energiekosten ihre Wohnung selber zu erhalten,


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eine andere Wohnung suchen müssen oder darauf angewiesen sind, dass die El­tern, die sich auch in einer angespannteren Situation befinden, ihnen un­ter die Arme greifen, wenn sie es sich leisten können? Was machen die, die keine solchen Eltern haben?

Beobachten Sie im Supermarkt nicht zunehmend Leute, die Sonderangebote ein­sammeln? Schauen Sie einmal in die Einkaufswagerl, schauen Sie einmal
dorthin, wo die reduzierten ablaufenden Waren sind! Dort staut es
sich. (Abg. Eßl: Sind die schlecht?) Das werden auch Sie in Ihrem Supermarkt beobachten können. Erzählen Ihnen die Leute nicht, dass sie zu lange
auf Arzttermine warten müssen und deswegen das Geld zusammenkratzen, um zu einem Wahlarzt zu gehen, um zum Beispiel für das Kind rechtzeitig
eine notwendige Behandlung zu bekommen?

Diejenigen, die es geschafft haben, sich in den letzten Jahren ein bisschen Geld anzusparen, sich ein bisschen Sparguthaben zu schaffen, die sehen, dass
das Geld wegschmilzt – einerseits dadurch, dass sie darauf zugreifen müssen, und andererseits weil die Inflation ihnen die Kraft des Sparguthabens wegschmelzen lässt. Das sind die realen Situationen. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie nehmen viel Geld in die Hand, das stimmt. Sie nehmen viel Geld in die Hand, aber Sie lösen die Probleme der Leute, der Bevölkerung in unserem Land
nicht. Es sind zwei Probleme. Das eine Problem ist: Wer zahlt dafür? – Das ist die breite Bevölkerung, und nicht jeder nach seinen Möglichkeiten. Offen
bleibt die Frage, wer mit Optimismus in die Zukunft schauen kann. –
Sehr wenige können mit Optimismus in die Zukunft schauen, sage ich Ihnen. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: ... an der Realität vorbei!)

12.19


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johann Singer. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 208

12.19.51

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Vizekanzler!
Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Hohen Haus und vor den Bildschirmen! Ganz beson­ders begrüßen möchte ich die Bäuerinnen aus dem Bezirk Wie­ner Neustadt: Herzlich willkommen bei uns im Haus! (Allgemeiner Beifall.)

Unser Finanzminister Magnus Brunner hat in seiner Budgetrede die ökosoziale Marktwirtschaft als Leitlinie für dieses Budget herausgestrichen und – für
mich persönlich sehr wichtig – skizziert, warum die ökosoziale Marktwirtschaft so wichtig ist: weil sie einen wesentlichen Anteil an unserem Wohlstand
hat und andererseits für die Herausforderungen der Zukunft das
beste Modell ist.

Wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit, die Wahrung des sozialen Friedens und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, das sind Markenzeichen der ökosozialen Marktwirtschaft, die nicht im Gegeneinander, sondern im Miteinan­der zum Wohle der Menschen und unserer Bevölkerung wirken.
Die bereits umgesetzte ökosoziale Steuerreform ist so eine Maßnahme.

Ich darf als ÖVP-Sprecher für den Bereich Wohnen und Bauten noch auf drei Budgetpositionen hinweisen, die das Wohnen aus meiner Sicht sehr be­einflussen. Das sind einerseits Förderungsbeiträge für die Gebäudesanierung in der Höhe von 200 Millionen Euro. Das ist aus meiner Sicht ein wichtiger
Anreiz zur Stützung der Arbeitsplätze in der Baubranche und natürlich für die Reduzierung des Wärmeenergiebedarfes.

Die zweite Budgetposition in diesem Zusammenhang sind die über 600 Millio­nen Euro in den nächsten zwei Jahren für Fotovoltaikanlagen. Sehr positiv
finde ich die von vielen geforderte Umstellung des Förderprozesses. Statt der bisherigen Calls wird beim Ankauf die Umsatzsteuer entfallen. Es gibt
dadurch eine 20-prozentige Förderung, die rasch und ohne Bürokratieaufwand in Anspruch genommen werden kann.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 209

Als drittes Beispiel ist der Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme, der soge­nannte Heizkesseltausch, zu erwähnen. Dafür wird 1 Milliarde Euro zur Verfügung stehen. Die Förderung wird auf insgesamt 75 Prozent der Ausgaben angehoben. Wenn man also in einem Einfamilienhaus auf eine Luftwärme­pumpe umstellt und mit angenommenen Kosten von rund 25 000 Euro zu rech­nen hat, bedeutet das, dass 18 700 Euro als Förderung zur Verfügung
gestellt werden. Das ist aus meiner Sicht ein sehr gutes Argument für die Um­stellung. Das ist ein wichtiger Beitrag für die Umwelt, ein wichtiger Bei­trag zum Klimaschutz. Andererseits ist das auch ein Hebel, nämlich zum einen für unsere Wirtschaft, zum anderen für unser Klima. Es ist auch ein Anreiz­system, sehr geehrte Damen und Herren, und keine Verpflichtung. Das ist für uns als Volkspartei ein sehr wichtiger Aspekt. Es soll natürlich Motivation
für einen Umweltbeitrag sein, alles im Sinne der ökosozialen Marktwirtschaft.

Das Budget 2024 weist einen guten Weg in die Zukunft, gibt Optimismus
und stärkt Österreich. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Wir glauben an das Land, wir glauben an unsere Menschen! – Herzlichen Dank. (Beifall bei
ÖVP und Grünen.)

12.24


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter! Bringen Sie den Abänderungsan­trag ein? Nehmen Sie Bezug darauf, oder macht das jemand anders? Mir
wurde nämlich gemeldet, dass Sie das machen. (Ruf bei der ÖVP: Kommt noch! – Abg. Steinacker: Kommt noch!) – Gut. Ich wollte Sie nur darauf aufmerksam machen. Dann lässt dieser umfangreiche Abänderungsantrag noch ein wenig auf sich warten.

Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Sabine Schatz. – Bitte.


12.24.27

Abgeordnete Sabine Schatz (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren! Gestern haben die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 210

Kinderrechte Geburtstag gefeiert. Kinder haben Rechte! (Beifall bei der SPÖ.) Des­wegen auch von dieser Stelle an den freiheitlichen Klubobmann Tschürtz
im Burgenland: Missbrauchen Sie Kinder nicht für Ihre billigen, rassis­tischen, parteipolitischen Interessen! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, Grünen und NEOS.)

Ein Kind ist ein Kind, ist ein Kind, und jedes Kind hat das Recht auf die besten Chancen von Anfang an! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von
ÖVP, Grünen und NEOS.)

Viele Kinder und Familien sind in Österreich momentan massiv von der aktuellen Inflation, von der enormen Teuerung betroffen, weil diese Bundesregierung
es in den letzten zwei Jahren verabsäumt hat, tatsächlich Maßnahmen zu setzen, die nachhaltig die Inflation senken. Die Inflationsprognose für 2023 liegt bei satten 7,7 Prozent.

Auch im vorliegenden Budget finden wir erstens keine Maßnahmen, die wirklich die Teuerung eindämpfen und die Preise senken. (Beifall bei der SPÖ.)

Zweitens finden wir in diesem Budget keine ausreichenden Mittel, um Kinderar­mut entsprechend zu senken und im besten Fall abzuschaffen. Was den Nationalen Aktionsplan gegen Kinderarmut betrifft, sind Sie immer noch säumig. Kommen Sie hier endlich ins Tun und ermöglichen Sie den Kindern auch in diesem Zusammenhang die besten Chancen! (Beifall bei der SPÖ.)

Auf der anderen Seite sehen wir, dass an Konzerne Steuergeschenke verteilt werden. Alleine die KöSt-Steuersenkungen belaufen sich auf 7 Milliar­den Euro im Jahr. Dabei würden wir diese 7 Milliarden Euro dringend brauchen, nämlich für Investitionen im Kinderbildungsbereich, für Investitionen in
den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. Wir würden diese Investitio­nen so dringend brauchen, um Kinderarmut endlich abzuschaffen, sehr
geehrte Damen und Herren! Da haben wir einen dringenden Handlungsbedarf.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 211

Aus Kindersicht muss ich deshalb diesem Budget ein ganz eindeutiges
Nicht genügend ausstellen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Mir als Sprecherin für Erinnerungskultur ist auch das Gedenkstättengesetz, das in diesem Budget mitverhandelt wird, sehr wichtig. Wir wissen, in Gusen
wurden Gebäude und Grundstücke des ehemaligen Konzentrationslagers ange­kauft, und nach einem breiten Beteiligungsprozess gibt es jetzt einen
Masterplan zur Errichtung einer Lern- und Gedenkstätte in Gusen. Das ist ein richtiger und wichtiger Schritt auch in unserer gemeinsamen historischen Verantwortung.

Ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, um mich bei all jenen zu bedanken, die sich über Jahre und Jahrzehnte dafür eingesetzt haben, dass dieser
Schritt jetzt möglich wird (Beifall bei der SPÖ), allen voran Überlebenden wie Dušan Stefancic oder Stanisław Zalewski, die es als Lebenswerk gesehen haben, Gusen einen größeren Stellenwert in der Erinnerungskultur zu geben. Ich möchte mich aber auch bei den lokalen Gedenkinitiativen bedanken, die über Jahrzehnte die Erinnerungskultur in Gusen ehrenamtlich aufrechterhalten haben. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

12.27


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klaus Lindinger. – Bitte.


12.27.58

Abgeordneter Ing. Klaus Lindinger, BSc (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wenn hier in die Debatte von der einen Seite ein­geworfen wird, dass viel zu wenig investiert wird, und von der anderen
Seite gesagt wird, dass viel zu viel in die Zukunft investiert worden ist und in­vestiert wird, dann bin ich mir ganz sicher, dass die goldene Mitte der
richtige Weg ist, und die goldene Mitte wird mit diesem Budget auch ganz klar dargelegt. (Beifall bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 212

Lassen Sie mich das anhand von ein paar Beispielen entsprechend untermauern, meine Damen und Herren: Es ist in diesem Budget 2024 ein Minus drinnen,
und das ist mit Sicherheit nichts Positives. (Abg. Wurm: Ein kleines Minus!) Als jun­ger Abgeordneter bin ich auch davon überzeugt – ich glaube an dieses Öster­reich –, dass wir dieses Minus in den nächsten Jahren wieder ausmerzen können.

Wir haben es 2018 und 2019 geschafft, eine schwarze Null und ein Plus im Budget zusammenzubringen, und das ist auch der erklärte Weg. Warum
steht aktuell aber ein Minus da? – Weil wichtige Investitionen in die Zukunft gemacht werden und weil in der Vergangenheit ganz, ganz wichtige Ent­lastungsmaßnahmen beschlossen worden sind.

Es sind die Steuertarifgruppen gesenkt worden, meine sehr geehrten Damen und Herren, und es ist die schleichende Steuererhöhung, die sogenannte kalte Progression, abgeschafft worden. Das bedeutet beispielsweise bei einem Jahres­bruttoeinkommen von 28 000 Euro in diesem Jahr eine Entlastung von
800 Euro im Jahr. 800 Euro im Jahr haben oder nicht haben, das ist keine Klei­nigkeit! Diese Entlastungen greifen also dementsprechend.

Der Budgetdienst hat in seinen Analysen festgestellt, dass über den Zeitraum 2019 bis 2024 laut Prognosen die Realeinkommen für alle Einkommens­gruppen steigen werden. Somit haben wir es geschafft, die Kaufkraft in allen Ein­kommenskategorien zu erhöhen, was wirklich positiv ist.

Die Inflation ist gesunken. Es sind verschiedene Maßnahmen, die dazu beigetra­gen haben; und die Investitionen in die Zukunft – in die Kinderbetreuung,
in die Sicherheit, in die Wissenschaft, aber auch in den Bereich der
Pflege – sind wichtig und auch treffsicher.

Ich bin mir sicher, dass mit verschiedensten Maßnahmen, mit Investitionen im Bereich der Familien – ich denke da an die Erhöhung des Kindermehrbe­trages, ich denke an die Erhöhung des Familienbonus Plus oder auch an den gro­ßen Bereich des Ehrenamtlichen – wichtige Entscheidungen getroffen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 213

worden sind und auch in der Zukunft die richtigen Entscheidungen getroffen werden.

Ich bedanke mich beim Finanzminister für dieses Budget, und ich bin davon überzeugt, dass wir alle hier im Hohen Haus daran arbeiten, das Budget
in Zukunft wieder nachhaltig – noch nachhaltiger – zu gestalten, denn das ist die Aufgabe von uns allen. Daran werden wir auch konsequent weiterarbeiten.

Dieses Budget ist gut, dieses Budget ermöglicht die richtigen Investitionen, und damit schaffen wir auch die Unterstützung der Österreicherinnen und Öster­reicher für das zukünftige Jahr. (Beifall bei der ÖVP.)

12.31


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Mario Lindner
zu Wort. – Bitte.


12.31.28

Abgeordneter Mario Lindner (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es schafft wirklich nur diese gescheiterte Regierung, in einer Zeit von vielfältigen Krisen ein Budget vorzulegen, das ab­solut keine Lösungen liefert. Während Hunderttausende Menschen in
unserem Land nicht wissen, wie sie ihre Miete zahlen sollen, während unser Ge­sundheitssystem an allen Ecken und Enden bröselt, während Kinder ohne Mittagessen in der Schule sitzen – während all dessen wollen Sie heute ein Bud­get beschließen, mit dem man 20 Milliarden Euro mehr Schulden macht,
das aber für 95 Prozent in diesem Land nichts, absolut gar nichts besser macht. (Abg. Lindinger: Du hast dir das Budget aber nicht genau angeschaut! Was soll
da schlecht sein?)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, wenn man die Politik dieser Regierung in vier Worten zusammenfassen will, dann geht das ziemlich einfach: Nach
uns die Sintflut! Mietendeckel, strukturelle Maßnahmen gegen den Ärztemangel, wirkliche Investitionen in die Bildung – Fehlanzeige! Dafür bekommen die Minister:innen ein paar Prestigeprojekte, die sie bis zur Wahl verkaufen können.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 214

Um die Folgen dieser verantwortungslosen Politik müssen sich dann
ohnehin andere kümmern.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, es gibt aber für mich auch einen kleinen Lichtblick: Endlich wird es in Zukunft Entschädigungszahlungen für Tau­sende Frauen und Männer geben, die bis 2002 strafrechtlich verfolgt wurden, und zwar ausschließlich wegen ihrer sexuellen Orientierung. Die Repu­blik übernimmt endlich Verantwortung für das Leid von Unzähligen, denen ihre Arbeit, ihre Würde und ihre Zukunft geraubt wurden. (Beifall bei der SPÖ
sowie des Abg. Schwarz.)

Dass wir dieses Unrecht beenden konnten, verdanken wir leider nicht der Politik. Die Aufhebung der letzten Unrechtsparagraphen wurde jahrzehntelang
von einer Partei blockiert, nämlich von der ÖVP. Es war ihr damaliger Klubchef Khol, der diese homophobe Politik in aller Öffentlichkeit verteidigt und
stolz klargestellt hat: Nur auf die ÖVP ist Verlass! – Er hatte recht, auf die ÖVP war immer Verlass, wenn es um Stillstand und Rückschritt gegangen ist
(Beifall bei der SPÖ), aber: Diese Zeit ist jetzt vorbei, und genau deshalb gelten mein Dank und meine Anerkennung heute all jenen Aktivistinnen und
Aktivisten, NGOs und vor allem den Betroffenen, die jahrzehntelang nicht lockergelassen und ihr Recht eingefordert haben. Jetzt bekommen sie es endlich. (Beifall bei der SPÖ.)

12.34


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Maria Smodics-Neumann zu Wort. – Bitte.


12.34.12

Abgeordnete Mag. Maria Smodics-Neumann (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätz­te Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Kolleginnen
und Kollegen! Nachdem wir jetzt sehr intensiv von der vereinigten Opposition aus SPÖ, NEOS und FPÖ gehört haben, wie zukunftsvergessen denn die­ses Budget sei, möchte ich meinen Redebeitrag dazu nutzen, den Horizont ein bisschen zu erweitern.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 215

Ich möchte mich auf die Gebührenfreistellung der Meister- und Befähigungsprü­fungen beziehen. Ich darf in diesem Zusammenhang gleich einmal meiner Kollegin Martina Kaufmann, die federführend an den Verhandlungen beteiligt war, herzlich Danke schön sagen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Im Jahr 2022 haben 2 000 Personen die Meisterprüfung und knappe 3 000 Per­sonen die Befähigungsprüfung abgelegt. Ich durfte zehn Jahre lang Men­schen begleiten, die am Weg zur Meisterprüfung waren, und habe da gelernt, dass unterschiedliche Zugänge vorhanden sind: Man kann aus der klassi­schen Lehre kommen, es können berufsbildende höhere Schulen sein, die die Basis legen, aber es gibt auch Quereinsteiger, die sich in der Mitte ihres
Lebens verändern wollen und auf andere Art und Weise fachliche Exzellenz erlangen.

In den 2000er-Jahren wurde die Meisterprüfung modularisiert. Diese Modula­risierung trägt dazu bei, dass jeder in seinem Tempo, mit seinen Möglich­keiten die Meisterprüfungsmodule ablegen kann, so wie es gerade in Ordnung ist. Am Ende des Tages steht dann der Meister- oder Befähigungstitel,
der sowohl im Europäischen Qualifikationsrahmen als auch im Nationalen Qua­lifikationsrahmen dem Bachelortitel gleichgehalten ist. Eines dieser Mo­dule enthält die Unternehmerprüfung. Im Rahmen der Unternehmerprüfung gibt es auch die Ausbilderprüfung – also für jene Personen, die wir so drin­gend für die Zukunft brauchen, damit das Wissen weitergegeben wird und damit wir die Fachkräfte für morgen haben.

Indirekt wird die Lehre mit dieser Maßnahme massiv aufgewertet. Die Wirt­schaftskammer Wien hat gemeinsam mit dem Waff 70 Lehrberufe definiert, die Beiträge für die Zukunft und zur Lösung des Klimawandels leisten können. Irgendjemand wird uns nämlich die Fotovoltaikanlage anschließen
müssen, irgendjemand wird den Heizkessel tauschen müssen – nicht irgendje­mand, sondern die Fachkräfte von morgen. Auch die Reparatur ist ein
wichtiger Schritt; auch wer alten Dingen neues Leben einhauchen möchte, braucht fachliche Exzellenz.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 216

Ein herzliches Dankeschön an die Bundesregierung und alle Beteiligten, die diese Maßnahme möglich gemacht haben! Sie ist eine Unterstützung, aber vor
allem eine Wertschätzung für jene Menschen, die – oft im Hintergrund – dazu beitragen, dass unser Wohlstand gesichert ist, dass unser Wohlbefinden gesichert ist, weil sie auch in Zukunft ihre Steuern zahlen und damit auch das Sozialsystem, das Gesundheitssystem und das Pensionssystem stützen.

Noch ein ganz kurzer Satz: Ich habe das große Privileg, mit ihnen gemeinsam, für sie, für das Handwerk sprechen und brennen zu dürfen. Ich selber habe 1992 meine Meisterprüfung im Damenschneiderbereich, 1993 im Herrenschneiderbe­reich abgelegt. In zehn Tagen darf ich auf 30 Jahre Unternehmertum zurück­blicken, und ich kann gar nicht glauben, wie schnell das vergangen ist.
Die Leidenschaft für diesen schönen Beruf brennt immer noch, und ich möchte allen bisherigen Meistern und allen zukünftigen Meistern (Abg. Kuntzl: Meisterinnen?) und Befähigten genau diese Freude und Leidenschaft an ihrem Beruf, den sie ergriffen haben, wünschen. – Danke schön. (Beifall bei
ÖVP und Grünen.)

12.38


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Andreas Han­ger. –Bitte.


12.38.35

Abgeordneter Mag. Andreas Hanger (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Da­men und Herren der Bundesregierung! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Hohes Haus! Liebe Besucherinnen und Besucher auf der Zuschauergalerie! Frau Präsidentin, damit Sie mich danach nicht erinnern müssen, falls ich verges­sen sollte, darf ich gleich zu Beginn einen Abänderungsantrag der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kolle­gen, zur Regierungsvorlage betreffend das Budgetbegleitgesetz 2024, 2267 der Beilagen, in der Fassung des Ausschussberichtes, formal einbringen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 217

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen: Der oben bezeichnete Ge­setzentwurf in der Fassung des Ausschussberichtes wird wie folgt geän­dert – ich erläutere den Abänderungsantrag in seinen Kernpunkten –:

In Artikel 10, Änderung des Umsatzsteuergesetzes 1994, wird klargestellt, dass die Umsatzsteuerbefreiung nur für neue Fotovoltaikanlagen gilt, wenn sie
auf einem bestehenden Gebäude oder Bauwerk desselben Grundstückes errich­tet werden, und weiters dürfen für diese keine zusätzlichen Anträge auf Investitionszuschuss nach dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz eingebracht wor­den sein.

In Artikel 22, Änderung des Umweltförderungsgesetzes, wird verankert,
dass die erhöhte Förderintensität bei der Gewährung von Förderungen aus Bun­desmitteln nicht zu einem Ersatz von Landesmitteln führt.

Artikel 27: Es wird eine Valorisierung der 100 Kassenstellen ermöglicht. Das heißt, dass die Honorarsätze im Rahmen der jährlichen Steigerung er­höht werden können.

Artikel 28, Änderung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes: Die im Pro­gressionsabgeltungsgesetz 2024 vorgesehene Änderung des Einkommen­steuergesetzes 1988 mit Begünstigungen im Bereich der betrieblichen Kinderbe­treuung soll auch im Beitragsrecht des ASVG nachvollzogen werden.

*****

Ich hoffe, damit ist der Abänderungsantrag auch formal eingebracht; das
waren noch sehr wesentliche und wichtige Ergänzungen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte meinen Redebeitrag in der Generaldebatte zum Budget aber auch dazu nutzen, darauf hinzuweisen,
dass im Budget 2024 und im mittelfristigen Finanzrahmen Maßnah­men budgetiert sind, die für eine ganz deutliche Stärkung der Freiwilligkeit, des Ehrenamtes und der Gemeinnützigkeit in Österreich sorgen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 218

Uns alle gemeinsam, glaube ich, verbindet die Wertschätzung und die Unter­stützung für diesen Sektor. Über zwei Millionen Österreicherinnen
und Österreicher sind in irgendeiner Form ehrenamtlich tätig. Wir haben über 120 000 Vereine. Wir haben 250 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
die in diesem Sektor tätig sind. Ich darf mit Stolz festhalten, dass diese Bundes­regierung erstmals Maßnahmen auf den Weg bringt, die es in dieser Grö­ßenordnung seit Jahrzehnten nicht gegeben hat. Das ist die größte Reform der letzten Jahrzehnte im Gemeinnützigkeitsbereich.

Die wesentlichen Maßnahmen sind schon in Beschlussfassung gebracht worden. Das neue Freiwilligengesetz stärkt das freiwillige soziale Jahr, insbesondere
die Träger, die dort tätig sind. Es gibt ein erhöhtes Taschengeld für die jungen Damen und Herren, die sich im Sozialbereich, im Umweltbereich engagie­ren. Das ist quasi auch ein Eintrittstor für die Freiwilligkeit, für ein Engagement im Sozialbereich an sich.

Wir loben erstmals einen Freiwilligenpreis aus. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdienen sich Wertschätzung, und das gelingt natürlich
in besonderer Weise auch durch einen Staatspreis. Dieser wird Anfang Dezem­ber das erste Mal verliehen.

Wir schaffen eine Koordinationsstelle auf Bundesebene. Dadurch wollen wir eh­renamtliches Engagement auf allen kommunalen Ebenen entsprechend unterstützen.

Das ist der erste große Baustein, der schon in Beschlussfassung ist. Ich darf hier insbesondere dem Herrn Sozialminister und unserer für das Ehrenamt zuständigen Staatssekretärin danken, die diese Materie federführend verhandelt haben.

Ein zweiter großer Baustein, der mir wirklich auch ein großes Anliegen ist, ist Folgendes: Wir hatten ja voriges Jahr über den KAT-Fonds 20 Millionen
Euro zusätzlich für unsere freiwilligen Feuerwehren beschlossen. Die freiwilligen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 219

Feuerwehren sind natürlich ein Leuchtturm der Ehrenamtlichkeit bei uns im Lande. Was wäre, wenn wir diese bei Katastropheneinsätzen nicht hätten? Jetzt ziehen wir nach: auch für die anderen – Regelrettungsdienste, Sonderret­tungsdienste – gibt es noch einmal 20 Millionen Euro.

Da darf ich mich insbesondere beim Herrn Innenminister bedanken, der für den Katastrophenschutz zuständig ist. Insgesamt sieben Träger werden da ent­sprechend bedient. Das ist das Rote Kreuz, das sind die Johanniter, der Arbeiter-Samariter-Bund, die Malteser, die Bergrettung, die Höhlenrettung, die Wasserrettung – die übrigens im Rahmen einer Katastrophe zum Einsatz ver­pflichtet werden können, da ist also auch Schluss mit Freiwilligkeit. Letzt­lich soll auch dieses Zweckzuschussgesetz eine große Wertschätzung für diesen Sektor sein, der aus Österreich ganz einfach nicht wegzudenken ist.

Das größte Paket haben wir derzeit noch in Verhandlung. Es kommt zu einer großen Ausweitung der Spendenabzugsfähigkeit. Bei Spenden an verschiedene Organisationen war das in der Vergangenheit schon möglich, aber es war
auch dem Herrn Finanzminister ein großes Anliegen, das auf alle gemeinnützigen Träger auszudehnen. Die Idee ist – wenn wir privates Spendenkapital mobi­lisieren –, damit indirekt diesen Sektor zu unterstützen, und die Vergangenheit hat uns ja auch gelehrt, dass das entsprechend passiert.

Zusätzlich kommt noch eine kleine und große Freiwilligenpauschale. Da geht es um einen Aufwandsersatz. Ehrenamt muss immer Ehrenamt bleiben, aber
der Aufwand von ehrenamtlichen und freiwilligen Mitarbeitern und Mitarbeite­rinnen soll pauschal auch steuerlich absetzbar sein und von der Sozialver­sicherung befreit werden.

Diese Maßnahmen werden im Bundesbudget 2024 abgebildet, das ist
ein unglaublich wichtiger Aspekt. Ich freue mich sehr, dass uns diese Maßnah­men gelingen, und ersuche um Zustimmung. – Vielen Dank. (Beifall bei
ÖVP und Grünen.)

12.44


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 220

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Abänderungsantrag

der Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA,

Kolleginnen und Kollegen

zur Regierungsvorlage betreffend das Bundesgesetz, mit dem das Schulunterrichts-Digitalisierungs-Gesetz, das Fachhochschulgesetz, das Bundes-Jugendförde­rungsgesetz, das Gedenkstättengesetz, das Rechtspraktikantengesetz, das Ausfuhr­förderungsgesetz, das Garantiegesetz 1977, das Umsatzsteuergesetz 1994,
das Arbeitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Arbeitsmarktservicegesetz, das Dienstgeberabgabegesetz, das NPO-Fonds-Gesetz, das Bundesgesetz über
einen Energiekostenzuschuss für Non-Profit-Organisationen, das Bundesmuseen-Gesetz 2002, das Bundestheaterorganisationsgesetz, das Spanische
Hofreitschule-Gesetz, das BFW-Gesetz, das Waldfondsgesetz, das Umweltför­derungsgesetz, das Umweltkontrollgesetz, das Altlastensanierungsgesetz,
das Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz, das Arzneimittelgesetz, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversiche­rungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz und das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz geändert sowie ein IACA-Unterstützungsgesetz,
ein Bundesgesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung und Entschädigung von Perso­nen, die nach den §§ 129 I, 129 I lit. b, 500, 500a, 517 oder 518 des Straf­gesetzes 1945 oder den §§ 209, 210, 220 oder 221 des Strafgesetzbuches verurteilt wurden, ein Meister- und Befähigungsprüfungs-Finanzierungsgesetz und ein Gesundheitsreformmaßnahmen-Finanzierungsgesetz erlassen werden (Budgetbegleit­gesetz 2024) (2267 d.B.) in der Fassung des Ausschussberichts in (2298 d.B.)
(Top 1)

Der Nationalrat wolle in zweiter Lesung beschließen:

Die oben bezeichnete Regierungsvorlage in der Fassung des Ausschussberichts in (2298 d.B.) wird wie folgt geändert:


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1. Artikel 10 (Änderung des Umsatzsteuergesetzes 1994) wird wie folgt geändert:

a) In § 28 Abs. 62 werden nach dem dritten Satz folgende Sätze angefügt:

„Eine Photovoltaikanlage gilt nur dann als in der Nähe eines Gebäudes im Sinne des dritten Satzes betrieben, wenn sie sich auf einem bestehenden Gebäude oder Bauwerk desselben Grundstückes befindet. Weiters darf für die betreffende Photo­voltaikanlage bis zum 31. Dezember 2023 kein Antrag auf Investitionszuschuss
nach dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, BGBl. I Nr. 150/2021, eingebracht worden sein.“

2. Art. 22 (Änderung des Umweltförderungsgesetzes) wird wie folgt geändert:

a) Z 10 lautet:

„10. § 6 Abs. 2f Z 1b lautet:

„1b.     für Zwecke der thermisch-energetischen Sanierung und für den Umstieg auf klimafreundliche Heizungen weitere Förderungen zusagen und Aufträge
erteilen,
die in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt einem Barwert von maximal 800 Millionen Euro sowie in den Jahren 2023 bis 2027 insgesamt einem
Barwert von maximal 2 445 Millionen Euro zuzüglich eines Barwertes in Höhe von insgesamt 1 200 Millionen Euro für den Zeitraum 2024 bis 2026 entsprechen; wobei davon in den Jahren 2024 bis 2026 1 000 Millionen Euro für Zwecke des Umstiegs auf klimafreundliche Heizungen und im Jahr 2024
200 Millionen Euro für die thermisch-energetische Sanierung verwendet werden sollen; Förderungen für den Umstieg auf klimafreundliche Heizungen sind
an die Gewährung von einschlägigen Förderungen durch die Länder gebunden; der Bund fördert – sofern das Förderungsausmaß gemäß § 27 nicht überschritten wird – mindestens 50% der jeweiligen technologiespezifischen Kostenober­grenzen, angepasst um die Veränderung des Baupreisindex im Vergleich zum Vor­jahr; die Höhe der Förderungen von Bund und Ländern soll zumindest 75%
der jeweiligen technologiespezifischen Kostenobergrenzen betragen; die Länder haben für das Förderjahr 2024 bis spätestens 31. Jänner 2024 sowie für


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die Folgejahre bis zum 10. Dezember des vorangehenden Jahres an eine von der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation
und Technologie damit beauftragte Stelle schriftlich zu bestätigen, dass die Höhe der zum Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Regelung eingesetzten Landes­mittel für einschlägige Förderungen in Förderprogrammen sowie deren Förderin­tensität im Vergleich zum Jahr 2023 nicht reduziert werden; wird dieser Nachweis durch ein Bundesland nicht erbracht, verringert sich die Gewährung von Förderungen durch die eingesetzten Bundesmittel für den Umstieg
auf klimafreundliche Heizungen um 50% in dem jeweiligen Bundesland; der ma­ximale Barwert für die Jahre 2023 bis 2030 erhöht sich um jenen Betrag,
der – unter Einrechnung der zusätzlichen Förderungen und Aufträge gemäß Z 1a lit. a – zur Erfüllung insbesondere der Energieeffizienzziele und Energieein­sparverpflich­tungen gemäß der Energieeffizienz-Richtlinie sowie allfälliger natio­naler Vorgaben für zusätzliche Förderungen und Aufträge zur Verbesserung
der Energieeffizienz erforderlich ist; bei Bedarf können Mittel gemäß Z 1c heran­gezogen werden, soweit die Erreichung der Zwecke gemäß Z 1c dadurch
nicht gefährdet erscheint;““

b) Es wird folgende Z 11a eingefügt:

„11a. In § 6 Abs. 2f Z 2 wird die Wortfolge „eines Barwertes in Höhe von insgesamt 251,9 Millionen Euro für den Zeitraum 2023 bis 2026“ durch die Wortfolge
„eines Barwertes in Höhe von insgesamt 316,9 Millionen Euro für den Zeitraum 2023 bis 2027“ ersetzt.“

3. Art. 27 (Bundesgesetz über die Finanzierung von Gesundheitsreformmaßnahmen) wird wie folgt geändert:

1. § 2 Abs. 1 Z 2 lautet:

„2.  einer im Stellenplan nach § 342 Abs. 1 Z 1 ASVG vorgesehenen Planstelle, die bis zum Abschluss des Einzel- bzw. Primärversorgungsvertrages bereits zweimal erfolglos ausgeschrieben wurde,“


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2. § 3 Abs. 2 Z 1 lautet:

„1.        Mittel des Bundes nach § 4 und“

3. § 3 Abs. 4 und 5 lautet:

„(4) Im Jahr 2025 sind die Mittel des Fonds folgendermaßen zu verwenden:

1.   der nach § 4 Abs. 2 valorisierte Betrag nach § 4 Abs. 1 Z 1 für die Abdeckung der Aufwendungen für die zusätzlichen ärztlichen Vertragsstellen nach § 1;

2.   25 Mio. € für die klinisch-psychologische Behandlung nach § 135 Abs. 1 Z 2 ASVG, § 91 Abs. 1 Z 2 GSVG, § 85 Abs. 1 Z 2 BSVG und § 63 Abs. 1
Z 2 B-KUVG.

(5) Ab dem Jahr 2026 ist der nach § 4 Abs. 2 valorisierte Betrag nach § 4 Abs. 1 Z 1 für die Abdeckung der Aufwendungen für die zusätzlichen ärztlichen Vertragsstellen nach § 1 zu verwenden.“

4. § 3 Abs. 6 Z 1 lautet:

„1.  Für jede nach § 1 besetzte Vertragsstelle gebührt abhängig von der Höhe der tatsächlichen Aufwendungen maximal ein Betrag in Höhe von 500 000 €, wobei Unterdeckungen dieses Betrages bei einer besetzten Vertragsstelle nur durch Überdeckungen bei einer anderen besetzten Vertragsstelle ausgeglichen werden dürfen. An die Stelle dieses Betrages tritt ab 1. Jänner eines jeden Jahres, erstmals ab 1. Jänner 2025, der unter Bedachtnahme auf § 108 Abs. 6 mit der jeweiligen Aufwertungszahl (§ 108a Abs. 1) vervielfachte Betrag.“

5. Im § 3 Abs. 6 wird die Z 3 durch folgende Z 3 und 4 ersetzt:

„3.  Verbleibende Mittel nach Abs. 3 Z 1 und Abs. 4 Z 1 sind für die Abdeckung der Aufwendungen von im Stellenplan nach § 342 Abs. 2 Z 1 ASVG vorgese­henen Planstellen der in § 1 Abs. 1 festgelegten Fachgebiete zu verwenden. Wer­den die Mittel nach Abs. 5 im jeweiligen Kalenderjahr nicht verbraucht, so
sind diese einer Rücklage zuzuführen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 224

4.   Verbleibende Mittel nach Abs. 3 Z 3 und Abs. 4 Z 2 sind für weitere Leistungen der Träger der Krankenversicherung im Bereich der psychischen Gesund­heit zu verwenden.“

6. Der bisherige Text des § 4 erhält die Bezeichnung „(1)“. § 4 Abs. 1 Z 1 (neu) lautet:

„1.  bis zum 30. Juni eines jeden Jahres, erstmals bis zum 30. Juni 2024, 50 Mio. € für die Abdeckung der Aufwendungen für die zusätzlichen ärztlichen Vertrags­stellen nach § 1, wobei ab dem Jahr 2027 eine allenfalls bestehende Rücklage nach § 3 Abs. 6 Z 3 aus nicht verbrauchten Mitteln von der Auszahlung der Mittel in Abzug zu bringen ist;“

7. Im § 4 wird nach dem Abs. 1 folgender Abs. 2 angefügt:

„(2) An die Stelle des jeweiligen Betrages nach Abs. 1 Z 1 tritt ab 1. Jänner eines jeden Jahres, erstmals ab 1. Jänner 2025 der unter Bedachtnahme auf § 108 Abs. 6 mit der jeweiligen Aufwertungszahl (§ 108a Abs. 1) vervielfachte Betrag.“

8. § 5 samt Überschrift lautet:

„Inkrafttreten und Schlussbestimmung

§ 5. (1) Dieses Bundesgesetz tritt mit 1. Jänner 2024 in Kraft.

(2) Bei einer gesetzlichen Änderung des vom Bund nach § 4 Abs. 1 Z 1 an den Gesundheitsreformmaßnahmenfonds zu überweisenden Beitrages sind allfällige nicht bedeckte Aufwendungen für die zusätzlichen ärztlichen Vertragsstellen nach § 1
von den Trägern der Krankenversicherung zu tragen.“

4. Art. 28 (Änderung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes) wird wie
folgt geändert:

a) Die bisherige Z 1 erhält die Bezeichnung „1e“und davor werden folgende Z 1 bis
Z 1d eingefügt:

„1. Im § 49 Abs. 3 Z 11 lit. d wird der Betrag „1 000 €“ durch den Betrag
„2 000 €“ ersetzt.


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1a. Im § 49 Abs. 3 Z 16 entfällt der Ausdruck „Kindergärten,“.

1b. Nach § 49 Abs. 3 Z 16 wird folgende Z 16a eingefügt:

„16a.   die Benützung einer dienstgebereigenen elementaren Bildungseinrichtung, die durch alle Dienstnehmer/innen oder bestimmte Gruppen von Dienstneh­mer/innen sowie durch betriebsfremde Personen genutzt werden
kann.“

1c. Im § 49 Abs. 9 Z 2 wird die Wortfolge „das zehnte Lebensjahr“ durch die Wort­folge „das vierzehnte Lebensjahr“ ersetzt.

1d. § 49 Abs. 9 Z 4 lautet:

„4.  der Zuschuss direkt an die Betreuungsperson, direkt an die Kinderbetreuungs­einrichtung oder in Form von Gutscheinen geleistet wird, die nur bei institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen eingelöst werden können oder die nachgewiesenen Kosten für die Kinderbetreuung vom Dienstgeber/von
der Dienstgeberin ganz oder teilweise ersetzt werden;““

b) Nach der Z 4 wird folgende Z 5 angefügt:

„5. Nach § 791 wird folgender § 792 samt Überschrift angefügt:

„Schlussbestimmung zum Bundesgesetz BGBl. I Nr. xx/2023

§ 792. § 49 Abs. 3 Z 11 lit. d, Z 16, Z 16a und Abs. 9 Z 2 und 4 in der Fassung des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xx/2023 tritt mit 1. Jänner 2024 in Kraft.““

5. Art. 29 (Gewerbliches Sozialversicherungsgesetz) wird wie folgt geändert:

Die bisherige Z 2 wird durch folgende Z 2 und 3 ersetzt:

»2. Im § 92 Abs. 1 entfällt der Ausdruck „gegen ärztliche Verordnung“.

3. Nach § 409 wird folgender § 410 samt Überschrift angefügt:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 226

„Schlussbestimmung zu Art. 29 des Bundesgesetzes BGBl. I Nr. xxx/2023

§ 410. § 91 Abs. 1 Z 2 und § 92 Abs. 1 in der Fassung des Bundesgesetzes
BGBl. I Nr. xxx/2023 treten mit 1. Jänner 2024 in Kraft.“«

Begründung

Zu Art. 10 (Änderung des Umsatzsteuergesetzes 1994):

Zu § 28 Abs. 62:

Um einer verstärkten Boden- bzw. Flächenversiegelung vorzubeugen, soll der Steuersatz iHv 0% grundsätzlich nur zur Anwendung kommen, wenn die Anlage auf einem Gebäude, das den Zwecken im Sinne des § 28 Abs. 62 dritter Satz dient, betrieben wird. Insofern sollen Photovoltaikanlagen, die sich freistehend in der Nähe von derartigen Gebäuden befinden, nicht unter den Steuersatz iHv 0% fallen
(z.B. Photovoltaik-Freiflächenanlagen). Sofern sich die Photovoltaikanlage jedoch auf einem Gebäude oder Bauwerk befindet, das auf demselben Grundstück steht,
auf dem sich das Gebäude im Sinne des § 28 Abs. 62 dritter Satz befindet (z.B. beste­hende Garage, Gartenschuppen oder Zaun), soll der Steuersatz iHv 0% eben­falls zur Anwendung kommen.

Um eine Doppel- bzw. Überförderung zu vermeiden, soll der Steuersatz iHv 0% nur dann zur Anwendung kommen, wenn der Anlagenbetreiber bis zum 31. De­zember 2023 keinen Antrag auf Investitionszuschuss nach dem EAG eingebracht hat.

Zu Art. 22 (Änderung des Umweltförderungsgesetzes):

Zu a) (Z 10):

Mit der gegenständlichen Regelung wird ein Anreizmechanismus verankert, dass die erhöhte Förderintensität bei der Gewährung von Förderungen aus Bundesmit­teln nicht zu einem Ersatz von Landesmittel führt. Der von den Bundesländern vorzu­legende Nachweis soll so zeitgerecht vorliegen, dass die Förderintensitäten zum
Start der jeweiligen Förderaktionen für Förderwerber:innen klar ersichtlich ist. Für die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 227

Förderungsaktion 2024 werden Nachweise anerkannt, die spätesten bis zum
31. Jänner 2024 übermittelt werden. Das schließt auch Nachweise ein, die unmittel­bar nach Verlautbarung des Bundesgesetzes vorgelegt werden.

Die Höhe der Förderungen für den Umstieg auf klimafreundliche Heizungen von Bund und Ländern soll zumindest 75% betragen. Beispielhaft ist diese Zielsetzung in folgenden Tabellen dargestellt:

Umstellung auf eine Luftwärmepumpe in der Steiermark:

Investitionskosten

25.383

Förderung Gesamt

19.000

Förderung Bund

16.000

steuerliche Begünstigung

2.000

Förderung Land

1.000

Restkosten Fördernehmer:innen

6.383

Förderquote

75%

Umstellung auf eine Luftwärmepumpe in Salzburg:

Investitionskosten

25.383

Förderung Gesamt

21.500

Förderung Bund

16.000

 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 228

steuerliche Begünstigung

2.000

Förderung Land

3.500

Restkosten Fördernehmer:innen

3.883

Förderquote

85%

Umstellung auf eine Luftwärmepumpe im Burgenland:

Investitionskosten

25.383

Förderung Gesamt

20.500

Förderung Bund

16.000

steuerliche Begünstigung

2.000

Förderung Land

2.500

Restkosten Fördernehmer:innen

4.883

Förderquote

81%

Zu b) (Z 11a):

Die Wärmewende und besonders die Dekarbonisierungsziele im Gebäudesektor erfordern einerseits einen massiven Ausbau der Fernwärme, andererseits auch deren Dekarbonisierung. Hiefür soll der zusätzliche Zusagerahmen auf das Jahr 2027
in der Höhe von 65 Mio. Euro fortgeschrieben werden. Der Gesamtzusagerahmen für


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 229

den Ausbau und die Dekarbonisierung von Fernwärme- und Fernkältesystemen
in den Jahren 2023 bis 2030 beträgt somit 556,9 Millionen Euro.

Zu Art. 27 Z 1 und 2 (§ 2 Abs. 1 Z 2 und § 3 Abs. 2 Z 1 GesRefFinG):

Es erfolgt die Korrektur redaktioneller Versehen.

Durch den Startbonus können einerseits nach dem GesRefFinG zusätzlich geschaffe­ne Vertragsstellen (Z 1), als auch bereits im Stellenplan bestehende Planstellen,
sofern diese bereits zweimal erfolglos ausgeschrieben wurden, unterstützt werden
(Z 2). In beiden Fällen ist Voraussetzung, dass es sich um eine Stelle der Fach­gebiete Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendheilkunde oder Frauenheilkunde und Geburtshilfe handelt.

Zu Art. 27 Z 3, 4 und 7 (§§ 3 Abs. 4 und 5, Abs. 6 Z 1 sowie 4 Abs. 2
GesRefFinG):

Der Beitrag, den der Bund an den beim Dachverband zu errichtenden Gesundheitsre­formmaßnahmenfonds für die zusätzlichen ärztlichen Vertragsstellen überweist,
wird ab 2025 valorisiert. Damit verbunden ist auch eine Valorisierung des jährlichen Maximalbetrages für die Abdeckung der Aufwendungen für eine Vertragsstelle.

Zu Art. 27 Z 5 und 6 (§§ 3 Abs. 6 Z 3 und 4 sowie 4 Abs. 1 Z 1 GesRefFinG):

Nicht verbrauchte Mittel, die in den Jahren 2024 und 2025 vom Bund für die Abde­ckung der Aufwendungen für die zusätzlichen ärztlichen Vertragsstellen zur Verfügung gestellt wurden, sind von den Trägern der Krankenversicherung für die Abdeckung der Aufwendungen von im Stellenplan vorgesehenen (regulären) Planstellen der Fachgebiete nach § 1 Abs. 1 zu verwenden.

Nicht verbrauchte Mittel, die ab dem Jahr 2026 vom Bund für die Abdeckung der Auf­wendungen für die zusätzlichen ärztlichen Vertragsstellen zur Verfügung gestellt wurden, sind einer Rücklage zuzuführen. Ab dem Jahr 2027 vermindert sich der vom Bund zu leistende Beitrag in Höhe dieser Rücklage.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 230

Zu Art. 27 Z 8 (§ 5 samt Überschrift GesRefFinG):

Der Beitrag des Bundes für die Abdeckung der Aufwendungen für die zusätzlichen ärztlichen Vertragsstellen wird jährlich geleistet. Kommt es zu einer gesetzli­chen Änderung dieses Beitrages (Reduktion oder allfällige gänzliche Streichung), so sind nicht bedeckte Aufwendungen für die zusätzlichen ärztlichen Vertrags­stellen von den Trägern der Krankenversicherung zu tragen.

Zu Art. 28 (Änderung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes):

Die im Progressionsabgeltungsgesetz 2024 – PrAG 2024 (2217d. B.) vorgesehene Änderung des Einkommensteuergesetzes 1988 mit Begünstigungen im Be­reich der betrieblichen Kinderbetreuung soll auch im Beitragsrecht des ASVG nach­vollzogen werden.

Zu Art. 29 (§§ 91 Abs. 1 Z 2 und 92 Abs. 1 GSVG):

Durch die GuKG-Novelle 2023, BGBl. I Nr. 108/2023, wurde die Befugnis der An­gehörigen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege zur Erstverordnung (dh. Verordnung ohne vorangehende ärztliche Verord­nung) bestimmter Heilbehelfe, sonstiger Mittel und Hilfsmittel geschaffen
(§ 15a GuKG).

Die berufsrechliche Befugnis macht Anpassungen in den Sozialversicherungsgesetzen notwendig. Im Bereich des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes sind diese Anpassungen bereits in der GuKG-Novelle 2023 erfolgt. Nunmehr erfolgen entspre­chende Anpassungen auch im GSVG.

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Abänderungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, er wurde auch an die Abgeordneten verteilt und steht daher mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christoph Matznetter. – Bitte.



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12.44.25

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Kolleginnen und Kollegen!
Vor allem aber jene, die die Chose, die hier beschlossen wird, auch bezahlen müssen (Abg. Voglauer: Na geh!): Liebe Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, die uns zuhören!

Frau Klubobfrau Meinl-Reisinger hat heute schon kurz die Vorschläge für
eine Bildungsreform angesprochen, die Idee, dass man sich etwas nicht punktuell anschaut, sondern über einen längeren Zeitraum feststellt, und vor allem,
dass man statt ziffernmäßiger Noten verbale Beurteilungen macht. Das will die ÖVP nicht gerne. Möglicherweise deshalb, weil man auf diese Weise unan­genehme Dinge lesen muss.

Ich möchte ein paar Sachen vorlesen. Wir haben vor Kurzem ein Mail
mit der Überschrift „Hohe Staatsausgaben, wenig Wachstum“ bekommen , und wir lesen darin: „Verglichen mit der Wirtschaftsleistung aus dem Jahr 2019, befindet sich Österreich mit seinem Wachstum an drittletzter Stelle“ – der EU –, „nur Deutschland und Tschechien liegen noch schlechter.“ (Abg. Krainer:
Aber Tschechien überholt uns!)
„Inklusive 2025 geht es noch eine Platzierung nach unten.“

Und weiter unten: „Es wurde viel Geld für die Bewältigung der Pandemie und Teuerungskrise ausgegeben, nachhaltiger Erfolg sieht aber anders aus“. –
Und nein, das ist nicht das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut, und nein, das ist nicht die Zeitschrift „Der Funke“, sondern das ist Agenda Austria, jenes Institut, das der ÖVP immer zur Seite springt, wenn verhindert werden
muss, dass Millionäre und Milliardäre Steuern zahlen, das der ÖVP immer zur Seite springt, wenn Konzerne besteuert werden sollen. Genau jenes Insti­tut gibt die verbale Beurteilung, die ich für Sie übersetze: Nicht genü­gend. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 232

Wir haben die höchste Teuerung Westeuropas. Sie sind mit der Gießkanne drübergegangen – Helikoptergeld nennt man so etwas üblicherweise –, und das Ergebnis ist, dass wir uns im dritten Quartal in einer Rezession befinden. Schlimmer geht es nicht! (Abg. Kickl die geöffnete Hand Richtung Redner hal­tend –: Das kann man aber ... auch sagen!) Und dann machen sich welche
lustig – Zwischenrufe sind schon da –: Wie können sich die Sozis über Schulden aufregen? (Abg. Hörl: Nur Tatsachen!) – Das sage ich Ihnen, meine Damen
und Herren! Als nämlich ein Bruno Kreisky (Ruf bei den Grünen: Bingo!) als Anhän­ger einer keynesianischen Politik im Zeitpunkt der Krise durch Ausweitung staatlicher Nachfrage (Abg. Haubner: Budgetdefizit damals?) die Vermeidung der Arbeitslosigkeit vorgesehen hat, meinte er damit eine zyklische keynesiani­sche Politik. Und nichts anderes war es. (Abg. Haubner: ... 4,5Prozent Budgetdefizit damals unter Kreisky! Inflation ‘74? 9,2 Prozent!) In Zeiten, in denen die pri­vate Nachfrage und die Investitionen der Unternehmen schwächeln,
muss der Staat investieren. Und in Zeiten, in denen es besser geht, muss er
das Budget sanieren.

Was Sie aber machen, ist ja keine Investition. (Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer.) Sie zahlen jetzt noch aus, ohne entsprechende Regelungen, und zwar Mil­liarden für jene, die das längst auf die Preise umgewälzt haben, damit
die Shareholder mehr Geld haben. Eine typische Politik pro Shareholder, pro Mil­lionäre. Sichtbar ist das Ganze dadurch, dass Sie in keiner Sekunde bereit waren – in keiner! –, in das Teuerungsgeschehen einzugreifen.

Deswegen bringen ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Preiseingriffe zur Rettung von Budget und Wirtschaft. Wiederherstellung eines leistbaren Lebens für alle Menschen in Österreich durch Bekämpfung der Teuerung.“


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 233

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird aufgefordert, ein umfassendes Inflationsbegrenzungsgesetz vorzulegen, das jedenfalls folgende Sofortmaßnahmen umfasst:“(Abg. Haubner: Eingriff in den Markt!)

„1. Einfrieren aller Mieten bis Ende 2025. Danach Begrenzung des Mietanstiegs mit dem EZB-Leitzinssatz, maximal aber 2 % pro Jahr.“ (Ah-Rufe bei Abge­ordneten der ÖVP.)

„2. Sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs.“ (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

„3. Einsetzung einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission, die u.a. sicher­stellt“ (Abg. Haubner: Sozialistische, Antimarktwirtschaft!), „dass milliarden­schwere Hilfszahlungen an Unternehmen in Form von sinkenden Preisen an die Menschen weitergegeben werden. Bei Nicht-Weitergabe von Hilfen bzw.
von allen Mehrwertsteuersenkungen in Form von sinkenden Preisen“ (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer) „soll es harte Sanktionen bis hin zur Rück­zahlung der Energiehilfen geben.

4. Eine entschlossen Regulierung des Energiemarkts, sodass Energiekonzerne keine Übergewinne machen, sondern die Energiepreise sich an den Produktionskosten orientieren.“ (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

„5. Die Einführung einer befristeten zielgerichteten Übergewinnbesteuerung für all jene Konzerne, die sich aufgrund der aktuellen Teuerung zu Lasten der Menschen in Österreich bereichern.“

*****

Das ist für Sie der Lackmustest: Ist diese Bundesregierung noch bereit, gegen die Teuerung etwas zu unternehmen, oder lässt sie sie weiter durchrauschen und schenkt den Rest nur denen, die es nicht brauchen können?


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 234

Ich hoffe, Sie bestehen den Lackmustest, glauben tue ich es nicht. – Auf Wieder­schauen! (Beifall bei der SPÖ.)

12.49

Der Antrag hat folgenden Wortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter,

Genossinnen und Genossen

betreffend Preiseingriffe zur Rettung von Budget und Wirtschaft. Wiederherstellung eines leistbaren Lebens für alle Menschen in Österreich durch Bekämpfung der Teuerung.

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 1 Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2267 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Schulunterrichts-Digitalisierungs-Gesetz, das Fachhochschulgesetz, das Bundes-Jugendförderungsge­setz, das Gedenkstättengesetz, das Rechtspraktikantengesetz, das Ausfuhr­förderungsgesetz, das Garantiegesetz 1977, das Umsatzsteuergesetz 1994, das Ar­beitsmarktpolitik-Finanzierungsgesetz, das Arbeitsmarktservicegesetz,
das Dienstgeberabgabegesetz, das NPO-Fonds-Gesetz, das Bundesgesetz über einen Energiekostenzuschuss für Non-Profit-Organisationen, das Bundesmuseen-Ge­setz 2002, das Bundestheaterorganisationsgesetz, das Spanische Hofreitschule-Ge­setz, das BFW­Gesetz, das Waldfondsgesetz, das Umweltförderungsgesetz,
das Umweltkontrollgesetz, das Altlastensanierungsgesetz, das Gesundheits- und Er­nährungssicherheitsgesetz, das Arzneimittelgesetz, das Allgemeine Sozialver­sicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialver­sicherungsgesetz und das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz geändert sowie ein IACA-Unterstützungsgesetz, ein Bundesgesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung und Entschädigung von Personen, die nach den §§ 129 I,
129 I lit. b, 500, 500a, 517 oder 518 des Strafgesetzes 1945 oder den §§ 209, 210, 220 oder 221 des Strafgesetzbuches verurteilt wurden, ein Meister- und


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Befähigungsprüfungs-Finanzierungsgesetz und ein Gesundheitsreformmaßnahmen-Finanzierungsgesetz erlassen werden (Budgetbegleitgesetz 2024) (2298 d.B.)

Das Bundesbudget für 2024 steht ganz im Zeichen der Teuerung. Diese hat sich näm­lich auch in das österreichische Budget gefressen. Die mehrjährig hohe Inflation
in Österreich belastet die öffentlichen Haushalte nachhaltig, die Auszahlungen des Bundes steigen im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 um 8,3%, während hinge­gen die Einzahlungen lediglich um 4,5% steigen. Die Steuerstruktur verändert sich zu Ungunsten der Arbeitnehmer:innen und Konsument:innen, die Einkommen­steuer steigt von 2023 auf 2024 um rd. +42,9%, die Lohnsteuer steigt um +5,4%, die Umsatzsteuer um +8,2%, im Gegensatz dazu sinkt die Körperschaftsteuer
um -7,4%. Rekordausgaben führen zu Rekordverschuldungen, steuerliche Geschenke an wenige Großkonzerne und Millionäre (etwa durch die KÖSt-Senkung) füh­ren zu Ausgabenkürzungen für alle anderen bzw. verschlechtern die Finanzierung des Sozialstaates. Diese Rekordausgaben sind aber fast ausschließlich inflations­bedingt. In den Schulen wird das zusätzliche Geld nicht für bessere Unterrichtsmate­rialien oder kleinere Gruppen verwendet, sondern muss für höhere Mieten und
höhere Energierechnungen ausgegeben werden. Alles aufgrund der Teuerung. Dieses Beispiel lässt sich beliebig fortsetzen.

Die österreichische Bundesregierung weigert sich seit zwei Jahren, mit Marktein­griffen die Preise zu senken, und hält an ihrer gescheiterten Politik der Einmalzahlungen und des Nichtstuns immer noch fest. Die nüchterne Bilanz in Zahlen ist eindeutig:

-     Österreich ist seit zehn Monaten das Land mit der höchsten Inflationsrate in Westeuropa.

-     Österreich gehört zu den Ländern mit der schlechtesten Performance im Bereich der Wirtschaftsentwicklung in der gesamten Eurozone.

-     Ein Drittel der Menschen in Österreich beklagt Einkommensverluste.

-     Jede:r Vierte kann sich das Wohnen kaum noch leisten.


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-     760.000 Menschen sind nicht in der Lage, ihre Wohnungen im Winter warm­zuhalten.

-     Für 30% geht sich der jährliche Urlaub nicht mehr aus.

-     500 € pro Monat gibt man in Österreich mittlerweile im Schnitt für den Le­bensmitteleinkauf aus. Das sind pro Jahr um rund 1.000 € mehr als im Nachbarland Deutschland.

-     Die Armutsgefährdung ist in Österreich in den letzten 5 Jahren gestiegen, statt gesunken. Besonders schlimm: In Österreich ist mittlerweile jedes 5. Kind
armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Mit Einmalzahlungen kann dieses Problem nicht gelöst werden.

-     Die Mieten sind in den letzten zwei Jahren um bis zu 25% gestiegen.

Insgesamt zeigt sich ein Bild: Trotz eines evidenten Marktversagens an immer mehr Stellen, weigert sich die Regierung, diesem Marktversagen mit Markteingriffen
zu begegnen. Dabei haben andere Länder vorgezeigt, wie es gehen könnte. Mit gro­ßem Erfolg: In der Schweiz sind Energiepreise für Haushalte reguliert und orien­tieren sich an den Gestehungskosten, in Österreich schreiben die Energiekonzerne auf Kosten der Haushalte und der Unternehmen Rekordgewinne. In Frankreich wur­den die Mieten gedeckelt, in Österreich verdienen sich Zinshausmillionäre am Leid der Mieterinnen und Mieter eine goldene Nase. In Deutschland hat man die Mehr­wertsteuer auf Gas gesenkt und gleichzeitig einen Energiepreisdeckel eingeführt, in anderen Ländern wurde die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel gesenkt
oder gänzlich gestrichen.

Alle genannten Beispielländer eint eines: Sie haben eine deutlich niedrigere Inflations­rate als Österreich. Denn in Österreich ist von alledem nichts passiert. Die Aus­wirkungen für Land, Leute und Wirtschaftsstandort sind verheerend, werden uns im gesamten Ausmaß aber erst noch voll treffen.


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Kurzum: Wir befinden uns in einer Katastrophenspirale. Die falsche Politik der Regierung senkte die Preise nicht, im Ergebnis gibt es die höchste Inflation
in Westeuropa. Diese hohe Inflation erhöht wiederum zahlreiche Preise, die an den VPI gekoppelt sind. Diese steigen und erhöhen damit wiederum die Inflation.
Die österreichische Wirtschaft erleidet einen Wettbewerbsnachteil, die realen Ein­zelhandelsumsätze schrumpfen, weil die Menschen ihr Geld nur noch für
Essen, Wohnen und Energie ausgeben können. Dadurch gibt es bereits eine kleine Konkurswelle im Einzelhandel, die sich ausweiten könnte. All dies führt dazu,
dass Österreichs Wirtschaft schrumpft. Die Regierung allerdings hält weiterhin an ihrer falschen Politik fest und treibt damit die fatale Abwärtsspirale noch an.

Aus dieser Spirale muss Österreich so rasch wie möglich herauskommen. Wenn der Markt versagt, muss man eingreifen.

Es ist Zeit für eine Politikwende. Wir brauchen eine Politik im Dienste der Menschen, eine Politik die eingreift statt nur zuzuschauen. Die SPÖ fordert daher die Wie­derherstellung eines guten, leistbaren Lebens für alle Menschen in Österreich durch sofortige und entschlossene staatliche Interventionen.

Mittlerweile steigt auch jeden Monat die Arbeitslosigkeit. Der Einzelhandel verzeich­net in Österreich ein reales Minus, weshalb immer mehr Einzelhändler Konkurs anmelden müssen.

Die Daten der Statistik Austria zeigen eindeutig, was im Einzelhandel
passiert.


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Im ersten Halbjahr 2023 haben die Menschen im österreichischen Einzelhandel deut­lich weniger konsumiert. Insgesamt ist der Einzelhandel real um 3,8% ge­schrumpft. Rechnet man den Lebensmittelbereich heraus ist der Einzelhandel in Ös­terreich real sogar um 5,4% zurückgegangen. Der reale Konsum schrumpft
lt. WIFO ebenfalls. Die Menschen konsumieren heute also bereits weniger, als vor einem Jahr. Der Grund ist eindeutig: Die Rekordinflation in Österreich. Dass
in Österreich einiges schiefläuft, hat zuletzt auch die BWB am Lebensmittelmarkt festgesellt. Es gibt nämlich – im europäischen Vergleich - einen unerklärbaren Preisaufschlag von großen, internationalen Konzernen in Österreich. Die Regierung hat seit Bekanntwerden des Berichts keine einzige Initiative gesetzt.

Durch dieses Nichtstun hat man auch die Sozialpartner in den jetzigen Herbstlohn­runden in schwere Probleme gebracht. Statt nach Lohnzurückhaltung zu
rufen – was einer Regierung schlicht nicht zusteht – wäre es vielmehr die Aufgabe, sich an den besten europäischen Ländern in der Inflationsbekämpfung zu
orientieren und endlich zu handeln, statt die Inflationsentwicklung
nur zu beobachten.

Österreich hat 2023 die höchste Inflation in Westeuropa, und nach Daten der
EU-Kommission wird das auch im Jahr 2024 so bleiben. Nur Belgien (das allerdings im Jahr 2023 zu jenen Ländern mit der geringsten Inflationsrate zählen wird)
hat im Jahr 2024 eine ähnlich hohe Inflationsrate wie Österreich. Um mehr als 18% sind die Preise in unserem Land seit Mai 2021 gestiegen. In den zentralen Lebensbereichen: Wohnen, Lebensmittel und Energie noch viel stärker. Es gab Preis­steigerungen von 25 bis 60%. Keine Regierung sollte in Zukunft bei solchen Entwicklungen einfach wegschauen können.


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Österreich hat den höchsten Preisanstieg in Westeuropa der vergangenen Jahren. Dargestellt ist der Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex von Mai 2021 bis September 2023 von 19 Westeuropäischen Ländern. Österreich hatte einen Anstieg von 18,6%. Die Schweiz hatte einen Anstieg von 5,5%. Alle anderen Länder hatten Preissteigerungen zwischen 12,1% und 18,1%

Die Teuerung führt aber – wie oben beschrieben - auch zu einem Einbruch der Kon­junktur. Es gibt aufgrund der jüngsten Wirtschaftsprognose der europäischen Kommission derzeit für Österreich kein besseres Konjunkturprogramm, als ein Pro­gramm, das endlich die Preise senkt.

In Österreich haben wir aber einen Bundeskanzler, der uns im Burger-Video wissen ließ, er würde lieber höhere Löhne bekämpfen als die hohen Preise.

Unser Land hat eine Regierung verdient, die sich um die Wiederherstellung eines leistbaren und guten Lebens kümmert, mit einem Bundeskanzler an der Spitze, der die hohen Preise und nicht höhere Lohnabschlüsse bekämpft.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird aufgefordert, ein umfassendes Inflationsbegrenzungsgesetz vorzulegen, das jedenfalls folgende Sofortmaß­nahmen umfasst:


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1.   Einfrieren aller Mieten bis Ende 2025. Danach Begrenzung des Mietanstiegs mit dem EZB-Leitzinssatz, maximal aber 2 % pro Jahr.

2.   Sofortiges, temporäres Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel des täglichen Bedarfs.

3.   Einsetzung einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission, die u.a. sicherstellt, dass milliardenschwere Hilfszahlungen an Unternehmen in Form von sinken­den Preisen an die Menschen weitergegeben werden. Bei Nicht-Weitergabe von Hilfen bzw. von allen Mehrwertsteuersenkungen in Form von sinkenden
Preisen soll es harte Sanktionen bis hin zur Rückzahlung der Energiehilfen geben.

4.   Eine entschlossene Regulierung des Energiemarkts, sodass Energiekonzerne keine Übergewinne machen, sondern die Energiepreise sich an den Produktions­kosten orientieren.

5.   Die Einführung einer befristeten zielgerichteten Übergewinnbesteuerung für all jene Konzerne, die sich aufgrund der aktuellen Teuerung zu Lasten der
Menschen in Österreich bereichern.“

*****


12.49.33

Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist die Debatte geschlossen.

Ist seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen nun zu einer Reihe von Abstimmungen.

Wir kommen zu Abstimmungen, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.


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Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 1: Entwurf betreffend Bud­getbegleitgesetz 2024 in 2267 der Beilagen:

Hierzu haben die Abgeordneten Obernosterer, Schwarz, Kolleginnen und Kol­legen einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag eingebracht.

Weiters liegen Verlangen auf getrennte Abstimmung der Abgeordneten Krainer und Doppelbauer vor.

Ich werde daher zunächst über die vom erwähnten Zusatz- beziehungsweise Ab­änderungsantrag beziehungsweise von den Verlangen auf getrennte Abstim­mung betroffenen Teile – der Systematik des Gesetzentwurfes folgend –
und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetz­entwurfes abstimmen lassen.

Wir kommen zur getrennten Abstimmung über den Artikel 4 in der Fassung
der Regierungsvorlage.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist einstimmig so angenommen. (Abg. Hörl: Super!)

Getrennte Abstimmung über Artikel 7 in der Fassung der Regierungsvorlage:

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist einstimmig so angenommen.

Getrennte Abstimmung über Artikel 8 in der Fassung der Regierungsvorlage:

Wer ist dafür? – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Wir kommen zur getrennten Abstimmung über den Abänderungsantrag der Ab­geordneten Obernosterer, Schwarz, Kolleginnen und Kollegen betreffend
Art. 10 § 28 Abs. 62.

Wer gibt dem die Zustimmung? – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Getrennte Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Artikels 10 in der Fassung der Regierungsvorlage:


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Wer spricht sich dafür aus? – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Getrennte Abstimmung über Artikel 11 in der Fassung der Regierungsvorlage:

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Getrennte Abstimmung über Artikel 12 in der Fassung der Regierungsvorlage.

Wer ist dafür? – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Getrennte Abstimmung über Artikel 19 in der Fassung der Regierungsvorlage:

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Getrennte Abstimmung über Artikel 20 in der Fassung der Regierungsvorlage:

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Weiters gelangen wir zur getrennten Abstimmung über Artikel 21 in der Fassung der Regierungsvorlage.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so ange­nommen.

Die Abgeordneten Obernosterer, Jakob Schwarz, Kolleginnen und Kollegen haben einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag betreffend Artikel 22, 27, 28 und 29 eingebracht.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fassung der Regierungsvorlage.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die sich dafür aussprechen, um ein zustimmendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 243

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Wer dem Gesetzentwurf in dritter Lesung zustimmt, den bitte ich um ein Zei­chen. – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Damit gelangen wir zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Preiseingriffe
zur Rettung von Budget und Wirtschaft. Wiederherstellung eines leistbaren Le­bens für alle Menschen in Österreich durch Bekämpfung der Teuerung.“

Wer sich für diesen Entschließungsantrag ausspricht, den bitte ich um ein Zei­chen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 2: Entwurf betreffend Progressions­abgeltungsgesetz 2024 in 2217 der Beilagen.

Hierzu haben die Abgeordneten Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen ei­nen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag eingebracht. Ich werde
daher zunächst über die vom erwähnten Zusatz- beziehungsweise Abänderungs­antrag betroffenen Teile und schließlich über die restlichen, noch nicht abge­stimmten Gesetzesteile abstimmen lassen.

Abgeordneter Michael Bernhard, Zusatzantrag betreffend Ziffer 12:

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung über diesen Teil des Gesetzentwurfes in der Fassung der Regierungsvorlage.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem die Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abge­stimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fas­sung der Regierungsvorlage.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 244

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Wer stimmt in dritter Lesung zu? – Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 3: Entwurf betref­fend ein Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastungen
durch die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innova­tion und Technologie genehmigt wird, samt Titel und Eingang in 2270 der Beilagen.

Wer sich für den Gesetzentwurf ausspricht, den bitte ich um ein zustimmendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung des Gesetzentwurfes.

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Damit kommen wir zur Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 4: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastun­gen durch die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie genehmigt wird, samt Titel und Eingang in
2269 der Beilagen.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Damit gelangen wir zur Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 5: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Begründung von Vorbelastun­gen durch den Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft genehmigt und mit dem


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das Bundesgesetz hinsichtlich Begleitmaßnahmen zur Durchführung der Verordnung (EU) 2023/1781 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. September 2023 zur Schaffung eines Rahmens für Maßnahmen zur
Stärkung des europäischen Halbleiter-Ökosystems und zur Änderung der Ver­ordnung (EU) 2021/694 erlassen wird, samt Titel und Eingang in
2295 der Beilagen.

Wer sich für diesen Gesetzentwurf ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung einstimmig angenommen.

Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 6: Entwurf betreffend ein Bundesge­setz, mit dem die Pensionsordnungen der Oesterreichischen Nationalbank geändert und das Bundesgesetz zur Änderung von Betriebspensionszusagen im Bereich der Austrian Airlines erlassen wird, 2296 der Beilagen.

Hierzu haben die Abgeordneten Gabriel Obernosterer, Jakob Schwarz, Kollegin­nen und Kollegen einen Zusatz- beziehungsweise Abänderungsantrag ein­gebracht.

Ich werde zunächst über die vom erwähnten Zusatz- beziehungsweise Abände­rungsantrag betroffenen Teile und dann über die restlichen Teile abstim­men lassen.

Die Abgeordneten Obernosterer, Jakob Schwarz, Kolleginnen und Kollegen ha­ben einen Zusatzantrag betreffend Art. 1 Z 1 eingebracht.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Schließlich kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abge­stimmten Teile des Gesetzentwurfes samt Titel und Eingang in der Fas­sung des Ausschussberichtes.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 246

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung des Gesetzentwurfes.

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 7: Entwurf betref­fend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Bundesre­chenzentrum GmbH geändert wird, samt Titel und Eingang in 2297 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die dem Gesetzentwurf ihre Zustimmung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so
angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen.

12.59.078. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2179 und
Zu 2179 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzrahmengesetz 2024 bis 2027 erlassen wird (Bundesfinanzrahmengesetz 2024 bis 2027 –
BFRG 2024-2027) (2299 d.B.)

9. Punkt

Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 –BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.)


Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zu den Tagesordnungspunk­ten 8 und 9, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.


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UG 01: Präsidentschaftskanzlei

UG 02: Bundesgesetzgebung

UG 03: Verfassungsgerichtshof

UG 04: Verwaltungsgerichtshof

UG 05: Volksanwaltschaft

UG 06: Rechnungshof

UG 10: Bundeskanzleramt

UG 17: Öffentlicher Dienst und Sport

Erste Rednerin: Frau Abgeordnete Muna Duzdar. – Bitte.


13.00.01

Abgeordnete Mag. Muna Duzdar (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte im Zusammenhang mit dem Bundesfinanzrahmen­gesetz den Themenkomplex Medien herausgreifen, denn, Frau Minis­terin Edtstadler – Sie sind heute statt Frau Ministerin Raab hier –, Sie wissen ja, dass die Medienbranche in Österreich massiv unter wirtschaftlichem Druck
steht und sich in einer Krise befindet. Das wissen wir nicht seit gestern,
diese Krise hat tatsächlich schon eine längere Vorlaufzeit, und vonseiten der Re­gierung wurde da überhaupt nicht reagiert. Schon die Einstellung – ich
meine, das muss ich Ihnen schon vorhalten – der „Wiener Zeitung“ hat Bände gesprochen. Ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Wer die älteste Tageszeitung
der Welt einfach aufgibt, dem fehlt es schlicht an einer Wertschätzung
für Medien. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Lukas Hammer: Die „Wiener Zeitung“ hat in letzter Zeit ganz gute Sachen rausgebracht! – Abg. Höfinger: ... mit der AZ
damals? Wie war das mit der „Arbeiter-Zeitung“?)

Anstatt den österreichischen Medienstandort zu stärken, schaut die Regierung auch noch tatenlos zu, wenn Medienhäuser Dutzende Mitarbeiter:innen


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kündigen oder Zeitschriften wie das „Biber“ einfach eingestellt werden. Nicht genug damit, glaubt die ÖVP auch noch, den politischen Druck auf Medien erhöhen zu können. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Sie, Frau Ministerin, haben mit einem Zitierverbot aus Ermittlungsakten auf­horchen lassen und möchten Medien anscheinend Grenzen setzen. Frau Ministerin, Journalist:innen und kritische Medien brauchen keinen Maulkorb, kritische Medien und qualitative Berichterstattung gehören gefördert
und eben nicht stummgeschaltet. (Beifall bei der SPÖ.)

Die gesamte Medienbranche leidet wegen der Teuerungen, aber nicht nur des­wegen. Wir alle wissen schon länger, dass die Erlöse aus dem Anzeigen­verkauf sehr stark in Richtung große IT-Konzerne fließen; konventionelle Me­dien sind da klar im Nachteil – und ich sehe keine Lösungsvorschläge und
auch keine Zukunftskonzepte.

Auch zum Thema ORF höre ich eigentlich kaum etwas von der Medienministe­rin. Der Verfassungsgerichtshof hat Teile des ORF-Gesetzes als verfas­sungswidrig aufgehoben, er hat gesagt, die politische Vereinnahmung durch die Regierung ist mehr als eklatant. Die Umfärbung der ORF-Gremien durch
die Türkisen ist so etwas wie ein Volkssport geworden, nicht einmal die Unab­hängigen im Publikumsrat sitzen dort noch als Unabhängige drinnen. Es
wäre dringend notwendig, dass diesbezüglich in dieser Legislaturperiode eine Reform vorgenommen wird.

Abschließend möchte ich noch sagen: Uns als Sozialdemokratinnen und Sozial­demokraten ist im Zusammenhang mit dem ORF eines immer ein beson­ders großes Anliegen, nämlich das Ende der Kettenverträge und der prekären Arbeitsverhältnisse im ORF! (Beifall bei der SPÖ.)

13.03


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mag. Wolf­gang Gerstl. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Höfinger: Frag, wie das mit
der „Arbeiter-Zeitung“ war, wie man die aufgelassen hat! – Rufe bei der SPÖ: Geh,


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seids ruhig da drüben! Tuts zuhören! – Abg. Höfinger: Vielleicht können sie
sich noch erinnern! – Abg. Leichtfried: Geh Hammer, gib eine Ruh!)


13.03.19

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Werte Mitglieder der Bundesregierung und der Volksanwalt­schaft! Ein herzliches Willkommen auch den beiden Staatssekretären – Frau Staatssekretärin und Herr Staatssekretär! Wir sind jetzt bei dem Kapitel oberste Organe und da möchte ich mich gerne dem Thema Parlament widmen.

Meine Damen und Herren, das ist jetzt die erste Beschlussfassung betreffend ein Budget in diesem alten neuen Haus, und daher ist es mir wichtig, auch noch einmal einen Blick auf dieses Haus zu werfen. Wir erwarten heuer 500 000 Be­sucher in diesem Haus, so viele wie wir nie geschätzt haben. Die ersten Pla­nungen lagen bei 180 000, dann lag die Schätzung bei 400 000, in der Zwischen­zeit rechnen wir für heuer schon mit 500 000 Besuchern; und all diese Be­sucher sind begeistert von den Investitionen in dieses Haus, die wir getätigt ha­ben, einerseits von der Nachhaltigkeit, andererseits von der Schönheit. Wir haben wirklich einen sehr nachhaltigen, umweltfreundlichen Betrieb im Parlament sichergestellt. Das Parlament – das muss man sich ja vorstellen – ist weltweit das einzige, das nach dem Umweltmanagementsystem Emas
geprüft und anerkannt wurde.

Das ist ja nicht ein Haus für uns, sondern das ist ein Haus für die Österreicherin­nen und Österreicher, die dieses Haus nun vermehrt in Anspruch nehmen.
Wir sparen in diesem Haus viel Energie ein, aber aufgrund der hohen Anzahl von Besuchern steigt natürlich auch der betriebliche Sachaufwand. Vielleicht
kann man das so erklären: Man setzt Maßnahmen, die auf der einen Seite zu Spareffekten führen, aber auf der anderen Seite auch mehr Investitionen erfordern. Dieser Beitrag ist meiner Meinung nach aber wichtig, weil es ein Bei­trag für die Demokratie ist.


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Die Demokratie ist heute gefährdeter denn je. Wenn wir uns anschauen,
wie sich die Entwicklung der Demokratien weltweit darstellt, so zeigt sich, dass die Anzahl der Demokratien leider immer weiter zurückgeht. Auch in Öster­reich ist sie nicht mehr selbstverständlich. Es gibt immer mehr Gruppierungen, die auch von Systemen sprechen, die verändert werden müssen, und da­von, dass man auch Demokratien verändern kann. – Nein, dagegen möchte ich ganz eindeutig auftreten!

Nicht nur der Besucher auf der Galerie hat heute Worte verwendet, die
mich an die Zwischenkriegszeit denken lassen, sondern auch Klubobmann Kickl lässt mich öfters an Worte aus der Zwischenkriegszeit denken. (Abg. Hafen­ecker: Du musst es eh nur mehr ein paar Monate ertragen!) Dieses Haus
gibt uns auch die Möglichkeit, noch viel mehr mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Es ist ein Haus der Öffnung, es ist ein Haus, das die Möglichkeit
gibt, Demokratie zu vermitteln und Demokratien zu stärken.

Dieses Budget stellt die Weichen in Richtung Stärkung der Demokratie. Liebe Kolleginnen und Kollegen, es liegt nun einfach an uns, für die Demokratie einzutreten: Es liegt an uns, wie wir mit Tatsachen umgehen, es liegt an uns, wie wir mit anderen Menschen umgehen, es liegt an uns, wie wir mit der Wahr­heit umgehen. Kurz gesagt: Demokratie zu stärken oder zu schwächen, das liegt an uns allen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Blimlinger und Fischer.)

Ich möchte daher alle stärken, die an dieses Österreich glauben und für die De­mokratie eintreten. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

13.06


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Christian Hafenecker. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.07.02

Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich möchte eingangs die Gelegenheit nutzen, um im Namen meiner Kollegin Rosa


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Ecker die Bezirksgruppe der FPÖ Perg im Hohen Haus zu begrüßen. – Herzlich willkommen! (Beifall bei der FPÖ sowie der Abg. Holzleitner.)

Ich habe jetzt einige Reden zum Budget gehört, auch den kurzen Beitrag vom Herrn Finanzminister diesbezüglich, und ich habe mir überlegt, wie das
im echten Leben ausschaut. Stellen Sie sich vor, der Herr Finanzminister hätte vielleicht ein Minus am Konto. Er geht zu seinem Bankbetreuer, der zeigt
ihm seinen Kontoauszug, da steht drauf, dass wesentlich weniger reinkommt, als er ausgibt, und der Herr Finanzminister sagt seinem Bankbetreuer dann:
Machen Sie sich keine Sorgen um meinen Kontostand, es ist nur ein strukturelles Defizit! – Herr Bundesminister, glauben Sie tatsächlich, dass Sie bei Ihrem Bankbetreuer damit durchkommen? Glauben Sie, dass Sie da vielleicht noch ei­nen Kredit aufnehmen können, oder wird Ihnen der Bankbetreuer sagen: Schauen wir, dass wir das wieder in den Griff bekommen!? Ich glaube, Herr Fi­nanzminister, das wäre gefragt.

Wenn ich Ihre Fraktion höre, die sich da vor Jubelmeldungen überschlägt und uns jedes Mal erklärt, dass ein 25-Milliarden-Euro-Defizit – und das fort­geschrieben in den letzten Jahren – ein Erfolg für die Demokratie und ein Erfolg für Österreich ist, dann weiß ich wirklich nicht mehr, auf welchem Planeten
Sie leben und was Sie den Menschen draußen noch alles weismachen möchten.

Was wir hier auf der Regierungsbank gesehen haben und was wir bei den
letzten Beratungen, auch in den Ausschüssen, gehört haben, war nichts anderes als die geballte Inkompetenz. Wenn man gesehen hat, dass Sie überhaupt
nicht wissen, wie Sie mit Ihren Zahlen noch jonglieren sollen und wie Sie die Lei­che so schminken können, dass Ihnen noch irgendwer glaubt, dass es mit
der Republik in eine positive Richtung weitergeht, dann zeigt das auch, dass Sie mit Ihrer Aufgabe vollkommen überfordert sind.

Es ist wirklich so, dass ich heute auf der einen Seite ein lachendes Auge
habe, weil ich weiß, das ist das letzte Budget, das von Ihnen präsentiert wird. Das weinende Auge schwingt aber natürlich auch mit: dass Sie – und das müssen


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Sie schlussendlich dann irgendwann einmal auch verantworten, der eine oder andere wie Frau Gewessler vielleicht auch auf einer Anklagebank – die Republik sehenden Auges gegen die Wand gefahren haben, meine sehr geehrten
Damen und Herren von der Bundesregierung! (Beifall bei der FPÖ.)

Herr Vizekanzler Kogler – weil Sie da schon ganz engagiert hereinplaudern, zu mir herüber –, zu Ihnen komme ich dann noch, denn Ihr Ministerium ist
ein Dreh- und Angelpunkt, was den Postenschacher in dieser Republik betrifft. Die Posten, die Sie für Ihre grünen Freunde in Ihrem Ministerium klarma­chen, werden wir dann auch noch besprechen. Keine Angst, Herr Vizekanzler,
da wird es dann richtig grindig, um bei Ihrer Wortwahl zu bleiben.

Also: 25 Milliarden Euro Defizit, das ist Ihre Leistung.

Da muss man sich einmal eine Frage stellen: Auf der einen Seite hat es die Coronakrise gegeben, mit der Sie immer argumentiert haben, dass Sie diese und jene Maßnahme haben setzen müssen. Die Coronakrise ist bekannter­maßen vorbei, das Defizit aber bleibt. Da kommt mir bei Durchsicht all dieser Dinge aber wirklich manchmal der Verdacht, dass Sie vielleicht hergegangen sind und das Coronageld einfach weiter fortgeschrieben haben. Sie haben es halt irgendwo, in irgendwelchen anderen Senken vergraben, haben es sich unter Par­teifreunden aufgeteilt, haben es schlussendlich für Ihren eigenen Apparat
zur Verfügung gestellt – das ist doch der Rückschluss, zu dem man
kommen muss.

435 Milliarden Euro Staatsverschuldung bis 2027: Ich glaube nicht, dass das ir­gendetwas ist, weshalb man jetzt wie das frischlackierte Hutschpferd hier herumgrinsen muss und was man den Bürgern als Erfolg verkaufen möchte. Das ist ein Rucksack, den Sie alleine für jeden Österreicher mit 10 000 Euro ge­füllt haben, mit Schulden, die unsere kommenden Generationen für Sie
dann wieder abarbeiten müssen. (Abg. Zanger: Danke!) Das ist das, was Sie den Österreicherinnen und Österreichern jetzt unter den Christbaum legen.


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Da gibt es nichts zu beschönigen, sondern das sind die harten Fakten. (Beifall
bei der FPÖ.)

Die Rechnungshofpräsidentin ist gerade vorhin gekommen: Auch sie hat Ihnen nachgewiesen, dass Ihre Cofag ein Konstrukt war, das man so nicht auf­rechterhalten kann. Der Verfassungsgerichtshof hat Ihnen gesagt, die Cofag, die Sie mit 19 Milliarden Euro angefüllt haben, ist ein verfassungswidriges Konstrukt. Sie aber sitzen da und lächeln das alles weg. Es ist doch unglaublich, dass man sich eigentlich so herstellen und glauben kann, dass man den Menschen noch irgendwie verklickern kann, dass es mit Ihnen besser geworden ist. – Es ist schlechter geworden; Sie sind die schlechteste Bundesregierung
aller Zeiten. (Oh-Rufe bei der ÖVP.) Daher ist es wichtig, dass hoffentlich bald ein­mal ein Volkskanzler Herbert Kickl das alles in den Griff bekommt und alles richtigstellt, was Sie falsch gemacht haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie haben auch nicht darüber gesprochen, dass Sie es zugelassen haben, dass die Mitgliedsgebühren in der Europäischen Union drastisch angestiegen sind. Ich sage salopp Mitgliedsgebühren dazu, weil das ja sozusagen nur der nackte Preis ist, den wir bezahlen. Sie haben zugeschaut, wie die seit dem Jahr 2000
von 1,8 Milliarden Euro fast auf das Doppelte angewachsen sind. Jetzt sind es 3,1 Milliarden Euro, die wir an die EU überweisen, und da sind die ganzen Nebengeschenke noch gar nicht mit dabei.

Was sind die? – Da ist zum Beispiel der Wiederaufbaufonds nach Corona mit 5,9 Milliarden Euro, die natürlich von kommenden Generationen zu be­zahlen sind. Herr Kogler wird dann schon in Pension oder sonst irgendwo sein, das werden dann also kommende Generationen bezahlen müssen. Viel­leicht wird es auch Finanzminister Brunner nicht mehr als Minister miterleben, während andere noch das bezahlen müssen, was Sie verursacht haben.
Sie haben einer sogenannte Friedensfazilität zugestimmt. (Zwischenbemerkung von Vizekanzler Kogler.) Dadurch sind mittlerweile, wenn man alles zusam­menrechnet, noch einmal 3,22 Milliarden Euro in Richtung Ukraine geflossen.


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Klubobmann Kickl hat es heute schon gesagt, dass man sich doch ein Bei­spiel an der Slowakei nehmen sollte, die verstanden hat – und das hat
ein sozialdemokratischer Außenminister gesagt –, dass es wohl der falsche Weg ist, jetzt Waffen und Munition zu liefern, und man dafür sorgen muss, dass
das sinnlose Sterben endet. (Beifall bei der FPÖ.)

Was machen Sie? – Sie investieren ums Eck weiterhin in Waffen und Munition und sind mitverantwortlich für das Sterben auf beiden Seiten. (Vizekanzler
Kogler: Das ist doch unerhört!)
 – Das ist nicht unerhört, Herr Vizekanzler, Sie ha­ben dem zugestimmt. (Vizekanzler Kogler: Ja, Gott sei Dank!) Sie können
zuhören. Oder haben Sie jetzt gesagt: Ich habe nicht zugehört!? Dann würde ich es verstehen, was Sie hier gerade abgesondert haben.

Sie müssten auch die Abzocke der Bevölkerung beenden: 114 Milliarden Euro Steuereinnahmen allein heuer. Das ist der größte Wert, den es in der
Zweiten Republik jemals gegeben hat. (Ruf bei den Grünen: Musst du schon Klat­scher mitnehmen?!) Mitverantwortlich dafür ist Ihre ökoasoziale Steuerre­form, die Sie da gemacht haben, mit der CO2-Steuer und vielem mehr. Das ist doch eine der Triebfedern für die Inflation in diesem Land gewesen.
Die Haushaltsabgabe – da sind wir jetzt wieder dort drüben (in Richtung ÖVP weisend) zu Hause – legen Sie den Österreicherinnen und Österreichern
jetzt auch noch unter den Christbaum, damit jeder glücklich ist und weiß, wofür er sein sauer verdientes Geld ausgeben kann – für Ihre Abzockermentalität.

Das Schlimmste – und das bringt mich wirklich in Rage – ist das, was Sie in Ihren Ministerien aufführen, das ist die Gier, Ihre Leute überall zu versorgen. Ich
sage Ihnen ein paar Zahlen: Zwischen 2020 und 2023 haben Sie
2 159 neue Dienstposten geschaffen. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.) Ich weiß gar nicht, ob die paar Klimakleber so viele Leute zusammenbringen können
und ob der CV überhaupt noch so viele Leute hat, die man da überall hinsetzen kann. Sie haben aber jedenfalls Jobs, Jobs, Jobs erschaffen – nur für Leute,
die Ihnen offensichtlich nahestehen. Das Ganze geht weiter: Von 2024 bis 2027 gibt es noch einmal 1 853 Jobs zusätzlich. Sie sichern jetzt schon Ihren


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Abgang und ein paar von den Abgeordneten – wie Herrn Brosz – werden wir dann in weiterer Folge wiederfinden, die werden dann wieder in irgend­welchen Ministerien aufschlagen, denn im Parlament werden sie dann nicht mehr sitzen. (Zwischenrufe der Abgeordneten Schwarz und Voglauer.)

Das Bundeskanzleramt hat zusätzlich neun Abteilungsleiter und drei Gruppen­leiter erfunden. Da sind zusätzliche Kosten in Höhe von 1,7 Millionen
Euro erwachsen. Da gibt es Gagen von bis zu 9 000 Euro brutto. Da werden wir dann auch den einen oder anderen Abgeordneten von der ÖVP wieder­finden, der irgendwo versorgt werden muss. 104 Pressemitarbeiter gibt es im Bundeskanzleramt, die 450 000 Euro im Monat kosten. Da stelle ich mir
oft die Frage: Was machen die eigentlich beruflich, wenn dann solche Dinge wie der McDonaldʼs-Sager vom Herrn Bundeskanzler passieren? 104 Pressemit­arbeiter: Da hätte ich mir schon ein bisschen einen vernünftigeren
Output erwartet.

Das Gleiche spielt es natürlich auch im Ministerium von Frau Gewessler, dort sind allein über den Sommer 25 neue Posten entstanden, insgesamt sind
es heuer 40 neue Posten. Die Umfärberei wird natürlich in erster Linie von Vizekanzler Kogler möglich gemacht, denn in seinem Ministerium werden diese Planposten dann auch freigegeben und wird das alles ermöglicht.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Abschluss: Wir haben gesehen, dass sich hier ein tiefschwarzer Staat mittels Steigbügelhalterei der Grünen etabliert hat. Wir haben aber auch gesehen, dass kaum ein Tag vergeht, an dem der ÖVP nicht wieder irgendeine Schandtat vorgeworfen werden kann,
die sie aufgrund ihrer Macht und Ignoranz zu verantworten hat. Das wird auch so weitergehen. Ich bin überzeugt davon, dass die nächsten Monate noch
sehr vieles von dem, was Sie zu verantworten haben, ans Licht bringen werden. (Abg. Strasser: Ah geh!)


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Es wird wohl auch bald ein jähes Ende nehmen. Vielleicht beginnen Sie
jetzt schon einmal, sich voneinander zu verabschieden, denn in dieser Konstel­lation wird es wohl nach den nächsten Wahlen nicht mehr weitergehen.
Seien Sie versichert, die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit, genießen Sie viel­leicht jetzt noch Ihre letzten paar Sitzungen auf der Regierungsbank (Abg. Hofinger: ... Überheblichkeit!), denn, davon bin ich überzeugt – und vor allem in Richtung Ministerin Gewessler, da sie Straßen schlicht und ergreifend
nicht bauen lassen will, was eben dazu führen wird –, wir werden wohl vielleicht das eine oder andere Regierungsmitglied demnächst im Zuge einer Minis­teranklage auf der Anklagebank sehen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Strasser: Der Hochmut kommt vor dem Fall! – Abg. Lukas Hammer: Mit der Anklagebank
kennt ihr euch aus, na! – Beifall auf der Galerie. –
Ruf bei den Grünen: Ihr habt jetzt eure eigenen Claqueure schon mitgenommen oder was?)

13.17


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger. – Bitte, Frau Abgeordnete.


13.17.20

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bild­schirmen und auf der Galerie! Der öffentliche Dienst ist der Grundpfeiler der Re­publik Österreich, ohne ihn gäbe es keine Schulen, gäbe es in den Spitälern
keine Versorgung, gäbe es keine Straßen (Abg. Belakowitsch: Braucht eh keiner!), keine Polizei und alles, was Sie wollen. Der öffentliche Dienst ist – und
das wird auch international immer wieder anerkannt – höchst qualifiziert. Wir brauchen zusätzliche Planstellen, da die Aufgaben immer mehr werden.
Die Kritik von Kollegen Hafenecker geht natürlich vollkommen ins Leere und ist leider zum Teil einfach auch falsch. (Abg. Loacker: Kapitalisierung, was?)

Es ist so, dass vor allen Dingen die Weiterbildung im öffentlichen Dienst ein ganz zentrales Moment ist; und wir verstärken dieses einerseits mit der Verstär­kung der Verwaltungsakademie, aber auch durch die School of Government. Wir


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schauen in allen Bereichen, dass Weiterbildung wirklich stattfindet, dass
der Einstieg erleichtert wird, dass diese Hürden, die es oft gibt, beseitigt werden. Das ist ein umfassendes Programm, das wir schon gestartet haben, weiter betreiben, insbesondere in Bezug auf Verwaltungsakademie und
School of Government.

Die Verwaltungsakademie ist die größte Einrichtung der Weiterbildungsinstitute des Landes – das sei auch einmal gesagt – und leistet großartige Arbeit.
Mein Dank gilt wie immer den Beamtinnen und Beamten, Vertragsbediensteten und all jenen, die im öffentlichen Dienst arbeiten, für ihre großartige
Arbeit. – Herzlichen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Sollten die Behörden, was ja manchmal vorkommt, nicht so gut arbeiten,
sollte es eine Sache geben, die nicht funktioniert, gibt es die großartige Volksan­waltschaft, die sich dann um Ihre Anliegen bemüht, die dann, wenn etwas schiefläuft, da ist und schaut, was zu tun ist. Wenn Sie 0800 223223 anrufen, kriegen Sie alle weiteren Informationen, können Sie Ihre Beschwerden deponieren. Bitte nicht gleich alle anrufen, sondern eine nach dem anderen! 0800 223223 ist die Servicenummer der Volksanwaltschaft.

Die Volksanwaltschaft kümmert sich nicht nur um das Versagen oder das mög­liche Versagen der Behörden, sondern sie kümmert sich auch und ganz
essenziell um Menschenrechte und zum Beispiel auch um Gewalt gegen Frauen. Es wird ein Symposium geben, eine Auftaktveranstaltung, die sich beson­ders der Frage der Gewalt gegen Frauen widmet.

Ein ganz anderes Thema, das Muna Duzdar angesprochen hat, ist der Bereich der Medien im BKA. Ich freue mich sehr, dass die Europäische Kommission
das Qualitätsjournalismusgesetz freigegeben hat, wir werden das in den nächs­ten Tagen beschließen. Das Gesetz ist ein wirklicher Paradigmenwechsel
in der Journalismusförderung, weil es um die Absicherung journalisti­scher Arbeitsplätze geht. Selbstverständlich ist uns die Pressefreiheit ein total


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großes Anliegen, und genau durch solche Förderungen wird das auch um­gesetzt, eingelöst. Es sind zahlreiche Maßnahmen im Bereich der Medien getrof­fen worden, um den Medienstandort Österreich abzusichern. (Beifall bei
den Grünen.)

Insbesondere möchte ich hier auf den ORF zu sprechen kommen, aber lassen Sie mich vielleicht zuerst eines sagen: Die FPÖ hat gestern das sogenannte Dinghofer-Symposium veranstaltet. Schon allein, dass das im Parlament stattfin­den kann, ist eigentlich eine Debatte wert. (Abg. Belakowitsch: Ja, Wahn­sinn! ...!) Dinghofer war ein bekennender Nationalsozialist und vor allen Dingen bekennender Rechtsextremist und Antisemit. (Weitere Zwischenrufe bei
der FPÖ.)

Aber dessen nicht genug wird auch noch ein Medium ausgezeichnet, nämlich Unzensuriert (Abg. Belakowitsch: Wahnsinn!), ein rechtsextremes Hass­medium. Ich verstehe nicht, wie es möglich sein kann, dass Medien dieser Art von der FPÖ hofiert und noch dazu ausgezeichnet werden. (Abg. Hafen­ecker: Sie haben einen Gewaltexzess zu verantworten!) Es ist ein Skandal. Es ist ein absoluter Skandal! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Hafenecker: Sie fördern die Gewalt von der Straße! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Deswegen ist es umso wichtiger, den ORF als öffentlich-rechtliches Medium zu stärken. Das tun wir und das werden wir weiterhin tun, auch wenn Sie Kampagnen fahren, die gegen alle Punkte sind, die Medienfreiheit, Pressefrei­heit, Redaktionsgeheimnis garantieren sollen. Wie immer sind Sie dage­gen, weil Sie den Eindruck haben, Unzensuriert ist das, was Sie brauchen. Das kann nicht sein.

Genau in diesem Sinne ist mein Ceterum-censeum jetzt auch ein anderes geworden (Abg. Kassegger: Censeo heißt das!), und das muss es für diese Zeit sein. Mein Ceterum-censeo ist, dass ich im Übrigen der Meinung bin: Bring them home now! (Beifall bei den Grünen.)

13.22



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 259

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.22.48

Abgeordneter Dr. Nikolaus Scherak, MA (NEOS): Herr Präsident! Herr Finanzminister! Herr Staatssekretär! Herr Vizekanzler! Frau Bundesministerin! Frau Staatssekretärin! Frau Präsidentin! Sehr geehrte Volksanwältin und
sehr geehrte Volksanwälte! Wir haben heute schon gehört, dass wir in vielen Bereichen in Österreich – und insbesondere beim Budget sieht man es
auch wieder – kein Einnahmenproblem haben, weil die Einnahmen wie verrückt in die Taschen des Finanzministers sprudeln, sondern wir haben ein Ausga­benproblem. Die Frage ist, was man mit den Einnahmen, die wir als Staat haben, dann macht und wie wir effizienter agieren können.

Dieses Ausgabenproblem oder dieses Effizienzproblem haben wir auch, wenn es um den politischen Betrieb an sich geht, die obersten Organe in Teilberei­chen – das ist das, worüber wir jetzt hier diskutieren –, insbesondere dort, wo es mich als Parlamentarier persönlich betrifft: beim Budget des Parlaments.

Ich betone das immer wieder bei Budgetsitzungen und Budgetdebatten hier, was es bedeutet, ein selbstbewusstes Parlament zu sein. Es ist in erster Linie
wichtig, dass wir als Parlament, dass die Abgeordneten mit ihren Mitarbeiterin­nen und Mitarbeitern so ausgestattet sind, dass wir die Arbeit für Sie, die
Sie hier zuschauen, auch entsprechend machen können, denn nur dann, wenn wir die entsprechenden Ressourcen haben, können wir gut informiert sein, können wir Gesetzesinitiativen gut bewerten und am Schluss entscheiden, was denn aus unserer Sicht und für das Land vor allem das Richtige ist und
was wir beschließen wollen.

Die Kernaufgabe des Parlaments ist es, einerseits Gesetze zu machen und ande­rerseits die Regierung zu kontrollieren. Deswegen ist es schon einigerma­ßen skurril, wenn man hier als Parlamentarier eigentlich fast immer nur damit konfrontiert ist, dass man über Regierungsvorlagen diskutiert. Das heißt,


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die Bundesregierung erarbeitet in den Ministerien entsprechende Gesetze und bringt sie zu uns, und dann diskutieren wir darüber. Die Variante, dass Initiativanträge aus dem Parlament heraus kommen, ist sehr selten. Das liegt unter anderem und vordergründig daran, dass wir gar nicht die Ressourcen dazu hätten, die Ideen, die wir haben, legistisch selbst umzusetzen. Das geht na­türlich – weil Kollege Stöger hier den Kopf leicht schüttelt –, natürlich kann man das machen, aber man muss das sehr bewusst machen, weil die entspre­chenden Ressourcen, die die Ministerien in Österreich haben, im Parlament je­denfalls so nicht vorhanden sind. Das ist aus meiner Sicht falsch, ich glau­be, dass wir als Haus, das die Gesetzgebung innehat, weitaus mehr Ressourcen brauchen würden.

Wir geben, wie ich schon gesagt habe, in Österreich sehr, sehr viel Geld aus, wir haben genügend Einnahmen, und gerade wenn es um das politische System geht, wäre doch eher die Frage, wie man in diesem politischen System das Geld umschichten kann. Wir haben die höchste Parteienförderung in Europa,
die zweithöchste weltweit, und ob das sonderlich sinnvoll ist, dass wir Sie alle, die Bevölkerung alle paar Jahre bei Wahlen mit Plakatfluten quälen, das
wage ich zu bezweifeln. Ich glaube, das Geld wäre weitaus besser hier im Parla­ment aufgehoben.

Wenn wir über die Einnahmen des Parlaments reden, dann kann man sa­gen, dass diese an und für sich sehr sicher sind, dass der Herr Finanzminister das Budget mit dem Herrn Nationalratspräsidenten ausverhandelt. Das heißt,
in dem Fall ist für die Frage, wie denn das Geld hier im Haus verteilt wird, nicht der Herr Finanzminister zuständig, zum Glück nicht, sondern es sind schon
wir als Parlament selbst.

Hier gibt es ganz großartige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen ich auch ganz besonders meinen Dank aussprechen will, insbesondere dem Budget­dienst, der uns in der Zeit der Budgetberatungen ganz großartig beglei­tet und seine Arbeit zur Verfügung stellt. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abge­ordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen.)


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Es gibt aber auch Stellen, wo wir uns noch mehr Ressourcen wünschen würden, zum Beispiel beim Rechts- und Legislativdienst, der auch großartige Arbeit leistet, aber nicht die Möglichkeit hat, so viel an Know-how für uns zur Verfü­gung zu stellen, weil er gar nicht die Ressourcen dazu hat und der Perso­nalplan in diesem Dienst nicht so ist, wie ich ihn mir wünschen würde und wie ihn andere Parlamente haben.

Wieso ist dieser Personalplan nicht dergestalt? Es ist ja nicht so, dass wir nicht den Stellenplan mit dem höchsten Stand in der Geschichte des Parlaments hätten. Es gibt eine Person – es ist nicht der Präsident, der jetzt hinter mir sitzt –, nämlich Nationalratspräsident Sobotka, der in erster Linie für diesen Stellen­plan verantwortlich ist. Früher war es eigentlich so, dass der Präsident
mit der Zweiten Präsidentin und dem Dritten Präsidenten das Einvernehmen hergestellt hat, was er offensichtlich nicht schafft, was aber früher immer
gang und gäbe war. Es ist auch so, dass es etwas außergewöhnlich ist, dass jetzt immer wieder die Oppositionsfraktionen diesem Budget für das Parlament
nicht zustimmen, weil wir der Meinung sind, dass man das Geld hier sinnvoller einsetzen könnte. Wenn man schon einen sehr hohen Personalstand hat,
dann wäre das Geld vielleicht besser dort investiert, wo am Schluss bessere Ge­setze herauskommen, und nicht in Öffentlichkeitsarbeit.

Insofern gebe ich Kollegen Gerstl recht, die Demokratie ist in vielen Berei­chen in dieser Welt in Gefahr. Auch in Österreich ist sie nicht immer selbstver­ständlich. Aber wann, wenn nicht dann, sollte man in allererster Linie hier
in dieses Haus investieren, sinnvoll in dieses Haus investieren, in die Ressourcen, die demokratischen Ressourcen, sich eher um die interne Arbeit hier im
Haus kümmern und vielleicht auf die eine oder andere Öffentlichkeitsarbeit ver­zichten?! (Beifall bei den NEOS.)

13.28


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Frau Bundesminis­terin Mag.a Karoline Edtstadler. – Bitte, Frau Bundesministerin.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 262

13.28.07

Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler: Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Hohes Haus! Ich darf heute zum Budget des Bundeskanzleramtes Stellung nehmen, und Sie wissen, dazu gehören
der Bundeskanzler, zwei Kanzleramtsministerinnen und die Staatssekretärin, die neben mir sitzt, Claudia Plakolm. Wir verwalten in zwei Untergliederungen
das Budget, zum einen in der UG 10: Bundeskanzleramt, zum anderen
in der UG 25: Familie und Jugend.

Insgesamt geht es da um einen Betrag von 9,6 Milliarden Euro, wobei ich dazu­sage, dass es alleine im Bereich der Familie und Jugend 8,8 Milliarden Euro
sind. Der Großteil entfällt hier auf Familienleistungen, Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld und Ähnliches.

Für 2024 ist im Budget der UG 10: Bundeskanzleramt ein Betrag von 775,4 Millionen Euro vorgesehen. Um Ihnen einen kleinen Überblick zu geben, was da alles umfasst ist, eine kleine Auflistung:

Zum einen geht es um IT-Personalmanagement, um die Parteien- und Parteiaka­demienförderung, um die Bezüge der LHs und der Regierungsmitglieder,
die Reform des Finanzierungsmodells für den Rundfunk in Österreich, die Förde­rung der digitalen Transformation, Zahlungen aus dem Zukunftsfonds fal­len darunter, Zahlungen aus dem Gesetz über die Absicherung des ös­terreichisch-jüdischen Kulturerbes, der Betrieb des Zentralen Ausweichsystems, Projekte mit internationalem und historischem Bezug, Zahlungen an die
Statistik Austria, Zahlungen an die „Wiener Zeitung“, die Presseförderung, Quali­tätsjournalismusförderung, das Österreichische Staatsarchiv und Angele­genheiten der Integration, Kultusamt, Volksgruppenangelegenheiten
und Frauenangelegenheiten.

Der Budgetentwurf der UG 10 ist daher um rund 220,6 Millionen Euro höher als im Budget 2023.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 263

Auch da darf ich Ihnen die wesentlichen Bereiche dieser Erhöhungsnotwendig­keit darlegen. Alleine für die Reform der Finanzierung des Österreichi­schen Rundfunks ist es ein Plus von 143,2 Millionen Euro, das vorgesehen ist. Im Bereich der Frauenangelegenheiten sind es rund 10 Millionen Euro mehr.
Im Bereich der EU-Wahlwerbungskosten – übrigens für alle im Parlament vertre­tenen Parteien und die, die antreten – sind es 16,1 Millionen Euro.
Im Bereich der IT-Sicherheit, -Sicherheitsarchitektur und -umsetzung sind es 12,9 Millionen Euro mehr. Wir wissen, dass da sehr viele Herausforde­rungen gemeistert werden müssen.

Die restlichen Steigerungen liegen im Bereich von Beträgen von 0,9 bis 5,9 Mil­lionen Euro und umfassen zum Beispiel Erhöhungen im Bereich der Bezü­gegesetze, der Parteienförderung, aber auch die Novellierung des Ös­terreichisch-Jüdischen Kulturerbegesetzes mit einer Steigerung von 4 auf 7 Mil­lionen Euro fällt da darunter, oder etwa auch Erhöhungen bei der Parteiaka­demienförderung, die Valorisierung der Personalkosten und zusätzliche Planstellen, aber auch die Vorsorge für die Energiekostenerhöhungen oder auch die Erhöhung der Mieten aus der Leistungsabgeltungsverordnung, um
nur einige zu nennen.

Im Bereich Kultus wurde der feste Betrag auf Basis des Jahres 2022 budgetiert, und die notwendigen Indexierungen erfolgen im Jahr 2024 im laufenden Budgetvollzug über die Rücklage der UG 10.

Für die Sicherung der Sprachförderungsmaßnahmen – auch das ein interessanter Bereich – ist für den Bereich Integration eine Ausgabeermächtigung in
Höhe von 67 Millionen Euro vorgesehen, die bei Bedarf beim BMF abgerufen werden kann.

Ich darf auch – weil es erwähnt worden ist, insbesondere schon von
mehreren Abgeordneten der FPÖ – auf die Steigerung der Planstellen im BKA hinweisen: Ja, es gibt da ein Plus von 40 zusätzlichen Planstellen, aber
nicht, um – wie von Kickl und Hafenecker ausgeführt – irgendwelche Menschen


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zu versorgen, sondern um den gestiegenen Herausforderungen tatsächlich
auch begegnen und diese bewältigen zu können. (Abg. Deimek: Das hört sich nur besser an! Das ist dasselbe! Das hört sich nur viel besser an! Aber es kommt
sich aufs Selbe raus! Aber das glaubt ja nicht einmal der „Kurier“!)

Ich sage es Ihnen ganz konkret: Drei davon betreffen die UG 25, also Familie und Jugend, 37 die UG 10, und wenn Sie es wissen wollen, sage ich Ihnen auch gerne, was es sonst noch an Verschiebungen gibt: Zum Beispiel kommt
es zu einer Verschiebung oder Übertragung der personellen Ausstattung des Büros der Staatssekretärin Claudia Plakolm betreffend sieben Planstellen,
die bisher im BMI entliehen waren, diese kommen nun ins BKA. Also da geht es nicht um mehr Personen, sondern nur um eine Verschiebung.

Zur Umsetzung des Bundes-Krisensicherheitsgesetzes, das mit Jänner 2024 auch seine Aufgaben zu erfüllen hat, gibt es zehn Planstellen – eine
ganz notwendige und wichtige Sache, gegen die wohl auch die FPÖ nichts haben wird.

Für zwei neue Mitglieder der KommAustria gibt es zwei Planstellen,
um das Terrorinhalte-Bekämpfungs-Gesetz auch tatsächlich umsetzen zu kön­nen. Zur Abdeckung des Mehraufwandes in den Fachsektionen, insbe­sondere bei der Auswertung von IT-Agenden im Bereich der Frauenrechte und der Integration und in legistischen Angelegenheiten aufgrund aktueller
und internationaler Entwicklungen, sind 17 zusätzliche Planstellen vorgesehen, für den Bereich der Gleichbehandlungsanwaltschaft eine Planstelle und
für das Österreichische Staatsarchiv, für das auch ich verantwortlich zeichne, gibt es drei Planstellen, insbesondere für die Herausforderungen der
digitalen Archivierung.

Ich darf abschließend noch zu vier Bereichen kommen, die mich auch persönlich betreffen, bewegen und die gerade in diesen Zeiten wichtig sind: Zum
einen sind es die Dinge, die ich schon angesprochen habe, nämlich die Erhöhung des Betrages für das Österreichisch-Jüdische Kulturerbegesetz von 4 auf


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7 Millionen Euro, aber auch die Zusammenarbeit des Bundeskanzleramts mit der Conference on Jewish Material Claims Against Germany – kurz: die Claims Conference –, wobei es für Projektförderungen, für Bildungsprojekte betreffend Holocaustbildung einen Betrag von 500 000 Euro gibt.

Zwei weitere Bereiche, die nicht minder wichtig sind: Wir stehen wenige Monate vor den Wahlen zum Europäischen Parlament und es geht darum, weiterhin Schülerreisen nach Brüssel, aber auch die Reisen von Lehrlingen zu ermöglichen und zu fördern. Wir haben im Jahr 2023 rund 200 000 Euro dafür ausge­geben und knapp 800 Schülerinnen und Schüler und Lehrlinge nach Brüssel oder zu den Institutionen in Straßburg gebracht. Im Budget 2024 sind jetzt 350 000 Euro vorgesehen. Ich kann Ihnen sagen, es gibt da großes Interesse, das ist wesentlich und wichtig, um für das Europaverständnis auch einiges im Bereich der Jugend zu tun.

Der zweite Bereich ist der Europa-Staatspreis, auch das ist eine wichtige Sache, um in Österreich für mehr Verständnis der Europäischen Union beizutra­gen. Der nächste Europa-Staatspreis wird gerade vorbereitet, die Bewerbungs­frist – das darf ich hier auch sagen – wird von 1. Jänner bis 25. Febru­ar 2024 laufen, und es wird wieder ein Preisgeld geben, diesmal in fünf Kate­gorien mit je 5 000 Euro.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich kann Ihnen an dieser Stelle
eines versichern: Das Bundeskanzleramt wird selbstverständlich sparsam mit Steuergeld umgehen und Initiativen fördern und unterstützen, die wichtig
und notwendig sind – einige davon habe ich Ihnen jetzt hier genannt. Ich hoffe daher auch auf Ihre Unterstützung bei dieser wichtigen Arbeit in Zukunft. –
Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

13.35


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Christoph Zarits. – Bitte, Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 266

13.35.40

Abgeordneter Christoph Zarits (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Frau Rechnungshofpräsidentin! Geschätzte
Frau Volksanwältin und geschätzte Herren Volksanwälte! Meine geschätzten Damen und Herren! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie! Ich
darf ganz herzlich im Namen meines Kollegen Manfred Hofinger auch die Ge­meinde Kirchdorf am Inn hier im Parlament begrüßen. Herzlich will­kommen! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ und Grünen.)

Ich darf mich als erster Sportsprecher hier zur UG 17 zu Wort melden – herzlichen Dank auch dafür. Wenn wir vom organisierten Sport in Österreich sprechen, dann sprechen wir von 500 000 Menschen, die sich ehrenamt­lich engagieren, von 570 000 Kindern, die tagtäglich oder wöchentlich Sport betreiben, und wir reden von zwei Millionen Menschen in ganz Öster­reich, die Sport betreiben. Wir müssen alles dafür tun, dass wir die Menschen in Bewegung und zum Sport bringen. Es sind 2,2 Millionen Arbeitsstunden – ehrenamtliche Arbeitsstunden –, die jede Woche im Sport geleistet wurden, und ich möchte die Gelegenheit nutzen, als Sportsprecher im Namen aller,
die im Sport Verantwortung tragen, den Ehrenamtlichen ein herzliches Danke­schön auszusprechen. Sie geben in den Vereinen – von den großen bis
hin zu den kleinen Vereinen in den Dörfern – auch den Kindern und Jugendli­chen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Dafür ein herzliches Danke­schön an alle, die sich ehrenamtlich engagieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Ohne das Ehrenamt würde es keinen Breitensport geben, und ohne den Breitensport würde es keinen Spitzensport geben, und ich bin wirklich sehr froh, Herr Sportminister und Herr Finanzminister, dass wir das Rekordbudget von 231,5 Millionen Euro für das Jahr 2023 auch im Jahr 2024 fortschreiben können. Das heißt, wir haben wieder ein Budget von 231,5 Millionen Euro
für 15 000 Vereine, für unsere Dach- und Fachverbände zur Verfügung.


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Ich möchte auf eines hinweisen: Im Jahr 2019, bevor der Herr Sportminister und der Herr Finanzminister ihr Amt aufgenommen haben und die Regierung die Arbeit aufgenommen hat, hatten wir ein Budget von 130 Millionen Euro – mittlerweile sind es 231,5 Millionen Euro, das ist ein Plus von 101,5 Millionen Euro, oder anders ausgedrückt: ein Plus von 78 Prozent Wir müssen alles
dafür tun, um Menschen zum Sport zu bringen, um Menschen auch in Bewegung zu bringen. Das fördert natürlich auch die Gesundheit. Sport ist gut für
Inklusion und natürlich auch für Integration.

Ich bin dankbar, Herr Sportminister und vor allem auch dir, Herr Finanzminister, lieber Magnus Brunner, dass es auch für das Jahr 2024 wieder gelungen
ist, die Sportförderung mit 231,5 Millionen Euro zu budgetieren. Was brauchen die Sportlerinnen und Sportler? – Die Sportler brauchen Infrastruktur, die Sportler brauchen auch Platz, um ihre Sportart und ihre Bewegung auszuüben.

Auch den Ministerien möchte ich als Sportsprecher ein Dankeschön sagen: 560 Sportlerinnen und Sportler, Spitzensportlerinnen und -sportler
können beispielsweise im Heeressport, im Polizeisport oder auch im Finanzsport ihren Sport ausüben, und nur durch diese Förderung beziehungsweise
durch diese Möglichkeit können sie Spitzenleistungen in internationalen Bewer­ben erringen. Ein herzliches Dankschön dafür an die drei Ministerien.

Wir wollen vom Sportland zur Sportnation werden, und das gelingt uns mit die­sem Budget. Wie gesagt: 231,5 Millionen Euro stehen zur Verfügung. Wir
bauen Projekte weiter aus, wir stärken Projekte, die sehr, sehr gut funktioniert haben:

750 000 Euro zusätzlich für Schwimmkurse im Zuge von Kinder gesund bewegen; 500 000 Euro für Vereine, für Verbände, die vor allem im Bereich des Gewaltschutzes für Kinder Vorbildwirkung haben und auch im Bereich der Transparenz; 3,3 Millionen Euro beispielsweise zusätzlich – nächstes Jahr stehen ja auch die Olympischen Spiele in Paris an – für die Sportorganisationen


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im Sommersportbereich, damit sich eben die Sportler optimal für Paris, auf die Olympischen Spiele 2024, vorbereiten können.

Ein Herzensanliegen von uns allen und eine langjährige Forderung der
Verbände und auch der Vereine ist die tägliche Bewegungseinheit. Sie alle wis­sen, wir haben da Modellregionen eingeführt. Es steht ein Betrag von 13,25 Millionen Euro für das Jahr 2024 zur Verfügung. Wir verdoppeln jetzt die Klassen in den Modellregionen – dazu ein herzliches Dankeschön an die
Länder, an die Sportreferenten in den Landesregierungen, die da Hand in Hand mit der Bundesregierung, mit dem Sportminister, mit dem Bildungsminister
und natürlich auch mit dem Finanzminister an einem Strang ziehen
und die Kinder zur Bewegung bringen.

Sportinfrastruktur wurde von mir angesprochen, ein Highlight im Jahr 2025, aber man muss natürlich auch im Jahr 2024 Vorkehrungen treffen, in die Infra­struktur investieren: Die alpine Ski-WM findet 2025 in Saalbach statt, der Eiska­nal in Innsbruck-Igls wird entsprechend saniert, und endlich wird auch
das Trainingszentrum in Wien-Aspern für den ÖFB, für unsere Fußballer, in die Realität umgesetzt.

Wir haben auch im nächsten Jahr hier in Österreich Veranstaltungen auf internationaler Ebene: die Tischtennis-EM in Linz, die Handball-EM der Frauen, auch in Innsbruck, und weitere Events, die wir natürlich nutzen, um unsere Sportlerinnen und Sportler bestmöglich zu präsentieren, um unser Land, unser Tourismusland, bestmöglich zu präsentieren.

Ein herzliches Dankeschön abschließend an Sie, Herr Sportminister, an
dich, Herr Finanzminister, für die Mittel, die bereitstehen! Wir wollen vom Sportland, wie vorhin besprochen, zur Sportnation werden. Die Erfolge, die wir in den letzten Monaten im Sportbereich erreichen konnten, zeigen, dass
das Geld wirklich gut investiert ist. Heute wünsche ich unserer Fußballnational­mannschaft alles Gute gegen Österreich (Abg. Leichtfried: Deutschland!),


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ich glaube, ich kann da im Namen aller Abgeordneten sprechen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

13.42


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Mag. Jörg Leicht­fried. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.42.06

Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen
und Herren auf der Regierungsbank! Frau Präsidentin! Volksanwält:innen! Der Herr Finanzminister hat heute Vormittag mehr oder weniger gemeint, es
sei sehr viel Geld in die Hand genommen worden – sehr viel Geld in
einer schweren Zeit in die Hand genommen worden –, und in so einer schweren Zeit würde man meinen: Ja, es ist notwendig, sehr viel Geld in die Hand
zu nehmen: für jene, die Probleme beim Einkaufen haben, für jene, die sich diese Energiepreise nicht mehr leisten können, für jene, die die Mieten so nicht
mehr zahlen können, und so weiter und so fort. Für sie ist aber in den letzten Jahren nicht viel Geld in die Hand genommen worden. – Nein, im
Gegenteil!

Wofür aber ist viel Geld in die Hand genommen worden? – Es ist
manchmal schon etwas verblüffend. Frau Bundesministerin Edtstadler
hat natürlich, wie immer eloquent, versucht, gewisse Erhöhungen zu erklären, die gerade im Bereich des Kanzleramts geschehen sind – da sprechen
wir von insgesamt 39,8 Prozent Erhöhung im Vergleich zum Vorjahr. Ich meine, um 39,8 Prozent zu erhöhen wäre besser bei denen gewesen, die Hilfe brauchen, und nicht unbedingt im bürokratischen Apparat, sehr geehrte Damen und Herren (Bundesministerin Edtstadler – den Kopf schüttelnd –: ... Fami­lienleistungen ...!), insbesondere als es anscheinend so ist, dass acht neue Abtei­lungsleiter:innen geplant sind! Acht neue Abteilungsleiter:innen in Zeiten
des Machtniedergangs neu zu schaffen ist sicherlich das falsche Zeichen. Das


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bedeutet, eigene Pfründe zu versorgen, geschätzte Damen und Herren!
(Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte aber auch auf das eingehen, was uns am intensivsten betrifft, näm­lich das Parlament selbst, und möchte die Gelegenheit nützen, allen Mit­arbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere aus dem Rechts-, Legislativ- und Wissenschaftlichen Dienst, unseren Dank auszusprechen und mich für
ihre Arbeit zu bedanken, möchte mich aber auch Kollegen Scherak anschließen: Es wäre gut und notwendig, wenn diese Bereiche ausgeweitet werden
würden.

Je aktiver Abgeordnete sein können, je mehr sie legistisch tätig sein können, desto besser ist auch dieses Parlament (Beifall bei der SPÖ), desto besser arbeitet dieser Nationalrat, desto besser funktioniert am Ende auch die Demokratie
in Österreich, und es ist hoch an der Zeit, sich darum zu kümmern.

Geschätzte Damen und Herren, zum Schluss: Ich bin ja auch Vorsitzender des Ver­fassungsausschusses und möchte die Gelegenheit nützen, mich insbeson­dere bei der zuständigen Fachabteilung für die immer wieder herausragende Vor­bereitung und Betreuung zu bedanken. So geht gute Ausschussarbeit! – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

13.45


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Mag.a Faika El Nagashi. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.45.09

Abgeordnete Mag. Faika El-Nagashi (Grüne): Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Mitglieder der Bundesregierung sowie der Volksanwaltschaft! Sehr ge­ehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher auf
der Galerie und vor den Bildschirmen! Ich darf zum Integrationsbudget sprechen, und damit zur Integrationspolitik.

Integrationspolitik sollte immer Sachpolitik sein, nicht Mittel zur Disziplinierung, nicht Sanktion, nicht Maßregelung und schon gar nicht Wahlkampfgetöse,


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parteipolitisches Kleingeld, rechtsrechte oder rassistische Profilierung, denn da­für ist die Aufgabe von Integration zu wichtig: gesellschaftlichen Zusam­menhalt zu schaffen, Zugehörigkeit zu vermitteln und gute Chancen und Per­spektiven für alle in einer Gesellschaft zu ermöglichen.

Integration ist tatsächlich eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung. Es ist harte Arbeit an allen Ecken und Enden, im Querschnitt von unter anderem Ar­beitsmarkt, Bildung, Wohnbau, Stadtplanung und Gesundheitsversorgung; harte Arbeit mit einer klaren Kommunikation, für eine offene und tolerante Ge­sellschaft, gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Antisemitismus, Rassismus, für demokratische Grundwerte, Frauenrechte und Gleichstellung.

Wir als Grüne haben einen klaren Zugang: Integration ab Tag eins ermöglicht es, an dieser vielfältigen, zukunftsträchtigen, resilienten, weltoffenen österreichi­schen Gesellschaft teilzuhaben. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Weidinger.)

Und dafür haben wir gute Werkzeuge. Wir haben das Integrationsbudget
um 13,9 Prozent erhöht. Die Mittel fließen in die Finanzierung zusätz­licher Deutschkurse, unter anderem für Geflüchtete aus der Ukraine, in Unter­stützungsangebote bei der beruflichen Integration, zum Beispiel im Pflege- und Gesundheitsbereich, in Integrations-, Werte- und Orientierungskurse, in die Förderung von ehrenamtlichem Engagement, von Integrationsbotschafter:in­nen, in die Bekämpfung des Antisemitismus, die Prävention von Extremismus, in die Förderung von Integrationsprojekten mit Frauenschwerpunkt, in ein
eigenes Integrationszentrum für Frauen und die Förderung von innovativen Inte­grationsprojekten.

An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, obwohl es budgetär der Arbeits­marktpolitik zugeteilt ist: Wir haben das Integrationsjahr mit einem Budget von jeweils 75 Millionen Euro für 2024 und 2025 ausgestattet. (Beifall bei den
Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Damit werden Asylberechtigte und subsi­diär Schutzberechtigte, vor allem junge Menschen, an die Berufswelt und
den Arbeitsmarkt herangeführt und engmaschig begleitet.


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Für all das haben wir verlässliche Verbündete in der engagierten Zivilgesell­schaft, in den Gemeinden, in den Pfarren, in den Betrieben und Unter­nehmen, die unermüdlich und oft ehrenamtlich für ein gutes Miteinander arbei­ten, ebenso wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Österreichischen Integrationsfonds und seiner Regionalstellen. Bei ihnen allen möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen
und ÖVP.)

Die Frage von Identität und Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft ist ei­ne komplexe und schwierige, und unsere Antwort muss der Schulterschluss
all jener sein, die Integration nicht wie die FPÖ, jene Partei, die Integration kon­sequent verweigert, als Geldverschwendung sehen, sondern die Integration
als das sehen, was wir daraus machen können, nämlich das Bemühen um eine friedliche, stabile und demokratische Gesellschaft. (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.49


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Chris­tian Ragger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.49.11

Abgeordneter Mag. Christian Ragger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Regierung! Geschätzte Frau Volksanwältin!
Frau Rechnungshofpräsidentin! Geschätzte Herren Volksanwälte! Zu meiner Vorrednerin nur ein Satz, bevor ich zum Bereich der Volksanwaltschaft
sprechen möchte: nämlich dass Integration an der Außengrenze beginnt, und hätten Sie dieses Problem rechtzeitig erkannt, müssten wir heute nicht
über solche Thematiken sprechen.

Das Wesentliche, was ich vielleicht ausführen möchte, wenn wir heute hier die Regierung, den Rechnungshof und die Volksanwälte an einem Tisch ver­eint sehen, ist aber: Diese Regierung braucht Kontrolle, und es ist gut und recht,


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dass die Volksanwaltschaft, die mit über 24 000 Fällen jedes Jahr konfron­tiert ist, heute auch budgetär ganz klar positioniert wird, dass sie unterstützt wird und dass die entsprechenden Mittel und Ressourcen für die Volks­anwaltschaft vorhanden sind. Wichtig ist das deshalb – das ist relativ einfach –, weil nämlich 17 000 Fälle, also 72 Prozent der Fälle, die jedes Jahr anfal­len, die Verwaltung betreffen.

Ich möchte heute auch einmal unseren Volksanwälten für ihre Bemühungen Danke sagen: Wir haben es – um einen Themenkomplex, einen Fall aus
Kärnten, der mit 1.1.2024 gelöst ist, herauszugreifen – in einem Zeitraum von fünf Jahren zusammengebracht, dass das Problem mit den psychiatri­schen Einrichtungen endlich gelöst ist. Wir haben es nämlich gemeinsam mit der Volksanwaltschaft geschafft – die Verträge sind jetzt fertiggestellt
worden –, dass sich sämtliche Menschen, die eine psychiatrische Erkrankung haben, im Chancengleichheitsgesetz in Kärnten wiederfinden.

So etwas ist nur dann möglich, wenn es eine Volksanwaltschaft gibt, die mit Ressourcen ausgestattet ist – in diesem Fall mit 23 Personaldienststel­len beziehungsweise -besetzungen –, und wenn sichergestellt ist, dass diese Ressourcen auch in Zukunft weiter vorhanden sind. Sonst wäre es näm­lich nicht möglich, diese Missstände in der Verwaltung aufzuzeigen, diese Kor­rekturen im gesamten Bereich des Bundes, aber auch der Gemeinden
und der Länder vorzunehmen. Daher bin ich nur dankbar, dass die Regierung das in diesem Budget mit 5,5 Prozent plus fortgesetzt hat – gleichzeitig
aber auch ein großes Danke an Sie, liebe drei Volksanwälte. (Beifall bei der FPÖ.)

13.51


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter
Hermann Gahr. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.51.45

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren der Bundesregierung, der Volksanwaltschaft und des Rechnungs-


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hofes! Damen und Herren! Hohes Haus! Das Budget 2024 steht unter dem Mot­to „Wohlstand erhalten. Zukunft gestalten“. Wir entlasten die Menschen
in diesem Land, weil es einfach wichtig ist, dass wir die Menschen, die belastet sind, besserstellen. Es wurde heute bereits einige Male erwähnt: Die kalte Progression wird abgeschafft, und da werden die Menschen 2023 mit 1,9 Mil­liarden Euro und 2024 mit 3,6 Milliarden Euro entlastet.

Ich darf auf das Budget des Rechnungshofes eingehen. Der Rechnungshof
hat ja gerade in den letzten Jahren zusätzliche Aufgaben bekommen, und natür­lich braucht es dazu auch die verfügbaren Mittel. So werden die Mittel
des Rechnungshofes von 42,2 Millionen Euro auf 46,7 Millionen Euro aufge­stockt. Bis zum Jahre 2027 werden sie dann fast auf 50 Millionen Euro ansteigen.

Mit diesem Budget kann der Rechnungshof die ihm gestellten Aufgaben erfüllen. Es sind ja, ich habe es schon gesagt, neue Aufgaben hinzugekommen, die Aus­gaben steigen, aber es geht auch um die Erweiterung der Kompetenzen
des Rechnungshofes, wie etwa die Prüfungen nach dem Parteiengesetz oder die Ausweitung der Verlangensprüfungen durch eine Minderheit der Natio­nalratsabgeordneten. Außerdem muss der Rechnungshof verstärkt in Sicherheit und natürlich in die Digitalisierung investieren. Die Digitalisierung des Prü­fungswesens – das hat die Frau Präsident ja auch schon öfter erwähnt – wird weiter ausgebaut und fortgesetzt.

Der größte Teil des Budgets für den Rechnungshof entfällt auf das
Personal: 84 Prozent der Gesamtkosten schlagen sich in Personalkosten nieder. Dieses Jahr und für das nächste Jahr hat es Neuaufnahmen gegeben,
und der Rechnungshof startet 2024 einen Aufnahmeprozess, um wieder junge Menschen in den Rechnungshof und für den Prüfungsdienst zu bekom­men. Erfreulich ist, dass es auch mit den Landesrechnungshöfen abgestimmte Ausbildungen gibt. Laut der Frau Präsidentin ist es das Ziel, die Zahl der Vollzeitbeschäftigten auf 295 aufzustocken.


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Im Bereich der Ausstattung des Rechnungshofes wird es noch weitere Optimie­rungen geben. Der Prüfungsschwerpunkt 2024 lautet nochmals „Next Generation Austria. Überlassen wir der nächsten Generation mehr“ Schulden, als wir ihr zumuten können? Ich glaube, es ist einfach wichtig, dass wir auf
das Thema Schulden immer wieder ganz klar hinweisen.

Für 2024 sind insgesamt 76 Prüfungen geplant. Derzeit gibt es auch Sonderprü­fungen auf Bundesebene, und es wird auch in der nächsten Zeit einige Son­derprüfungen geben.

Schwerpunkt im vergangenen Jahr waren die jetzt im Abschluss befindlichen Prüfungen zur Covid-19-Pandemie. Da hat der Rechnungshof einige Prüfungen – insgesamt 25 – durchgeführt und dabei durchaus Erkenntnisse gewonnen, die uns für spätere Ereignisse solcher Art rüsten sollten.

Abschließend darf ich noch erwähnen, dass wir nicht nur hier in Österreich den Rechnungshof gut ausstatten, sondern uns mit Intosai auch international vernetzen – es hat gerade gestern hier im Parlament eine Veranstaltung stattge­funden, bei der es um die internationale Finanzkontrolle ging; Österreich
ist ja der Sitz des Generalsekretariats von Intosai –, und so können wir wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Weiters ist positiv, dass wir auch im Europäi­schen Rechnungshof gut vertreten sind und mit Frau Helga Berger einen inten­siven Austausch pflegen.

Danke für das Budget 2024. Es ermöglicht, dass wir die Grundlagen und Rahmenbedingungen schaffen, um die öffentliche Finanzkontrolle in Österreich sicherzustellen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten
Fischer und Voglauer.)

13.55


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Dr.in Stephanie Krisper. – Bitte, Frau Abgeordnete.



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13.56.03

Abgeordnete Dr. Stephanie Krisper (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Volksanwältin! Sehr geehrte Herren Volksanwälte! Sehr geehrter Herr Vize­kanzler! Ich melde mich als Sprecherin der NEOS zur Volksanwaltschaft kurz zu Wort. Ihr Budget wird um 5,5 Prozent erhöht. Das sehen wir als korrekt
an, weswegen wir bei dieser UG auch zustimmen werden.

In Wahrheit spart die Volksanwaltschaft ja, denn es tritt gemessen am Inflations­wert ein realer Verlust ein, aber dennoch ist mit Blick auf die geplanten Ausgaben klar, dass die VA mit diesem Budget ihrer Kontrollfunktion und ihrer Aufgabe, Menschenrechte zu schützen, nachkommen kann. Dafür, dass
sie das bisher schon getan hat, möchte ich insbesondere den Mitarbeiter:innen der Volksanwaltschaft sehr herzlich danken.

Ich möchte auf einen Punkt zu sprechen kommen, den hier – leider wie
immer, wenn es um die Volksanwaltschaft geht – sonst niemand mehr erwähnt: Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zahlen ja auch die Volksanwäl­t:innen selbst, und daher haben sie einen Anspruch darauf, dass die Besten in diese Position kommen. Ich nehme wahr, dass Sie, sehr geehrte Frau Volksanwältin, und Sie, sehr geehrte Herren Volksanwälte, sich sehr bemühen und engagiert Ihr Amt ausüben. Es ist das gute Recht der drei mandats­stärksten  Parteien, Vorschläge zu machen, wen sie gerne als Volksanwält:innen für die Menschenrechte in Österreich kämpfen sehen wollen. Die Frage ist
nur, was die drei Parteien mit dieser Macht, mit diesem Pouvoir tun.

Nun gibt es in der Politikbubble schon den Schmäh: Schicken Sie ihn zur Volks­anwaltschaft oder nach Brüssel! – Und es stimmt im Ergebnis: In den letz­ten Jahren ist, auch wenn die Grünen jemanden benennen konnten, immer eine Person mit starker politischer Verfestigung Volksanwalt beziehungsweise Volksanwältin geworden. Das steht aber nicht in der Verfassung. In der Verfas­sung steht als Voraussetzung für eine Mitgliedschaft in der Volksanwalt-


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schaft auch, dass man „Kenntnisse auf dem Gebiet der Menschenrechte“ mit­bringen muss. Diese Kompetenz sollte doch bei einem kompetitiven Ver­fahren, bei dem man gegeneinander antreten kann, im Vordergrund stehen, da­mit nicht jemand, der eh schon einmal etwas mit Menschenrechten ge­macht hat, sondern der oder die Beste Volksanwalt beziehungsweise Volksan­wältin wird. Und die Besten haben nicht immer Parteinähe. Die Welt ist
größer als die Welt der Parteien.

Wie steht es mit dem Grundsatz der Unabhängigkeit? – Da wird es wirklich schwierig, wenn es auch noch um systematische Unabhängigkeit geht. Offenkundig tritt das Problem zutage, wenn Sie, sehr geehrter Herr Volksanwalt Rosenkranz, während Sie Volksanwalt sind, bei der Bundespräsidentenwahl
für die FPÖ antreten und damit eine Partei vertreten, die sehr groß da­rin ist, gerade die Menschenrechte von Asylwerberinnen und Asylwerbern und Fremden, wie es im Gesetz heißt, am liebsten abschaffen zu wollen, und
sogar damit kokettiert, aus der EMRK auszutreten. Nun sind Sie in der VA gera­de für Missstände im Bereich Polizei, Asyl und Fremdenrecht zuständig.

Personen, die davor beruflich im Bereich der Menschenrechte gearbeitet haben, würden als Volksanwält:innen berufliche Netzwerke, Kontakte zu Institu­tionen und NGOs, die sich in diesem Bereich für Menschenrechte engagieren, mitbringen.

Bei Ihnen ist es eher andersherum. Mit Ihnen wurde jemand Volksanwalt, der, als die UNO sich kritisch über die schlechte Qualität von Asylverfahren unter Innenminister Kickl äußerte, als Klubobmann des freiheitlichen Parlamentsklubs völlig abwehrend reagierte. Sie meinten, das sei eine völlige Fehleinschät­zung, offensichtlich glaube die UNO, genauso wie manche NGOs, dass es ein Menschenrecht auf illegale Einwanderung gäbe – was nie das Thema war, sondern die Menschenrechte.

Parteinähe der Volksanwält:innen tut der Institution nicht gut, jedenfalls nicht in der Wahrnehmung und potenziell auch nicht in der inhaltlichen Arbeit. Es


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bleibt daher unsere Forderung im Sinne einer starken Volksanwalt­schaft aufrecht: Wir sollten für unser Steuergeld die kompetentesten und unabhängige, auch systematisch unabhängige Personen als Volksanwält:innen haben! Dafür braucht es einen neuen und vor allem transparenten Bestel­lungsvorgang mit öffentlichen Hearings oder zumindest klaren öffentlichen Qualitätskriterien, die dann auch zu erfüllen sind.

Jede der drei großen Parteien, die ein Nominierungsrecht haben, denen es ein Anliegen ist, eine starke Volksanwaltschaft zu haben, sollte sich für solch
einen Prozess starkmachen. Sie, sehr geehrte Frau Volksanwältin, sehr geehrte Volksanwälte, könnten sich da natürlich bewerben, und ich würde viel
Glück wünschen. (Beifall bei den NEOS. – Zwischenruf des Abg. Brandweiner.)

14.00


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag.a Ulrike Fischer. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.00.38

Abgeordnete Mag. Ulrike Fischer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident!
Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Frau Ministerin! Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Sehr geehrte Frau Volksanwältin! Sehr geehrte Volksanwälte! Wir müssen unsere Demokratie derzeit mit allem, was uns zur Verfügung
steht, schützen. Wenn wir ein Budget beschließen, dann dürfen wir nicht ins Wanken geraten: Ist das jetzt vielleicht zu viel Geld, weil man nichts in
die Kommunikation oder in die künstliche Intelligenz stecken sollte, oder sollte man sich vielleicht überlegen, ob Homeoffice zu teuer oder zu günstig
ist?, sondern wenn wir unsere Demokratie schützen wollen, dann müssen wir
die obersten Organe ausreichend mit Geld ausstatten.

Demokratie stärken heißt, dafür ausreichend Budgetmittel vorzusehen. Das tun wir mit diesem Budget und dafür möchte ich Danke sagen: Danke an den Budgetminister, Danke, dass wir das heute hier so machen. (Zwischenrufe bei der


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SPÖ.) Wenn wir diese Organe in der Form nicht hätten, dann müssten wir
sie erfinden: eine Volksanwaltschaft, die sich um die Menschenrechte kümmert, einen Rechnungshof, der sich um die Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlich­keit kümmert.

Wenn man ein bisschen ins Detail geht und sich die Berichte anschaut, dann sieht man, was das ganze Jahr über geleistet wird. Um nur ein Beispiel herauszugreifen: das Heimopferrentengesetz. Da geht es jedes Jahr um 500 betroffene Menschen, die durch die Volksanwaltschaft zu ihrem Recht
kommen. Schaut man sich die Bauordnung und die Raumordnung an, dann sieht man, wie wichtig da die Volksanwaltschaft ist, und auch die SDGs finden
Eingang bei der Volksanwaltschaft und beim Rechnungshof. Der Rechnungshof schaut sich die Lebensmittelverschwendung an, prüft die Nachhaltigkeits­ziele; es wird die Barrierefreiheit geprüft. Das sind alles moderne Einrichtungen.

Ich bin stolz, dass ich ein Teil dieses Parlaments bin. Wir können uns für die Demokratie nur einsetzen, wenn wir als einzelne Person jeden Tag selbst daran arbeiten, ein Teil der Demokratie zu sein, und nicht, wenn wir demokra­tieverachtende Aussagen treffen und in Medien uns selbst und unsere Organe schlechtreden. Deswegen: ein bisschen mehr Demut und Zuversicht! –
Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.03


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Sabine Schatz. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.03.37

Abgeordnete Sabine Schatz (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen
und Herren! Schon in den letzten Jahren mussten wir beobachten, wie rasch sich antisemitische Verschwörungstheorien und Holocaustverharmlosung wäh­rend der Coronapandemie verbreitet haben und wie schnell Antisemitismus wie­der salonfähig geworden ist.


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Mit dem Terroranschlag der Hamas auf Israel und dem Konflikt im Nahen
Osten haben Aggressionen gegen Juden und Jüdinnen in Österreich ein neues untragbares Ausmaß angenommen. Die Israelitische Kultusgemeinde be­richtet von einem eklatanten Anstieg antisemitischer Übergriffe. Israelfahnen wurden mehrfach an unterschiedlichen Orten heruntergerissen. Auf den jüdischen Teil des Zentralfriedhofs wurde ein Brandanschlag verübt, dabei wur­den wertvolle jüdische Kulturgüter zerstört. Juden und Jüdinnen fühlen
sich in Österreich aufgrund dieser Entwicklung verständlicherweise nicht mehr sicher. Veranstaltungen mit einem jüdischen Kontext werden aus Angst
vor etwaigen Störaktionen vorsorglich abgesagt.

Sehr geehrte Damen und Herren, diese erschreckenden Entwicklungen machen betroffen, und ich sage an dieser Stelle ganz klar: Antisemitismus, ganz egal
aus welcher ideologischen Ecke er auch kommt, darf in Österreich keinen Platz haben! (Beifall bei SPÖ und Grünen, bei Abgeordneten der ÖVP sowie des
Abg. Loacker.)

Wir sind solidarisch mit der jüdischen Gemeinde und wir werden Antisemitismus niemals unwidersprochen einfach so hinnehmen. Die Sicherheit von Juden
und Jüdinnen und das Fortbestehen jüdischer Kultur müssen in Öster­reich sichergestellt werden. Das haben wir auch mit dem Beschluss des Öster­reichisch-Jüdischen Kulturerbegesetzes in der vergangenen Sitzung ein­mal mehr unterstrichen und, Sie haben es erwähnt, Frau Ministerin, es ist auch entsprechend im Budget abgebildet. Wir werden Antisemitismus auf jeder
Ebene Paroli bieten und dem entgegenstehen.

Jetzt gilt es, die Nationale Strategie gegen Antisemitismus weiter umzusetzen und diese auch, wenn es notwendig ist, gegebenenfalls nachzuschärfen.
Wir sind gerade dabei, das Verbotsgesetz zu diskutieren, und ich ersuche Sie wirklich, Frau Bundesminister, holen Sie uns an den Verhandlungstisch! Diskutieren wir diese Novelle auf Augenhöhe und schauen wir, dass wir das


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Verbotsgesetz gemeinsam auf die Höhe der Zeit bringen! – Vielen Dank.
(Beifall bei der SPÖ.)

14.06


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Mag. Kurt Egger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.06.27

Abgeordneter Mag. (FH) Kurt Egger (ÖVP): Herr Präsident! Werte Regierungs­mitglieder! Geschätzte Rechnungshofpräsidentin! Werte Volksanwältin
und Volksanwälte! Bevor ich in meine Rede einsteige, darf ich unseren ehemali­gen Kollegen Jakob Auer mit einer Gruppe aus Oberösterreich und die
ÖVP Mauerkirchen aus dem Bezirk Braunau herzlich begrüßen. – Herzlich will­kommen im Hohen Haus! (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeord­neten von SPÖ und NEOS.)

Ich werde mir erlauben, ein paar Dinge zum Medienstandort Österreich zu sagen und zu erläutern. Schade, dass Kollegin Duzdar nicht da ist, da sie zwei
wichtige Dinge angesprochen hat, nämlich auf der einen Seite, dass Medien und Journalisten keinen Maulkorb brauchen. Das wundert mich ein wenig, weil
sich gerade SPÖ-Vorsitzender Babler rund um den Parteitag in Graz
sehr darüber beschwert hat, wie ungerecht die Journalisten und Medien mit ihm umgehen würden. Vielleicht sollte man das auch in den eigenen Reihen diskutieren und darüber nachdenken, denn dazu stehe ich auch, dass Medien und Journalisten unabhängig arbeiten sollen. – Erste Geschichte.

Zweite Geschichte: ein kleiner historischer Ausflug, weil sie über die Unab­hängigkeit der ORF-Gremien gesprochen hat. Vielleicht ist es nicht so bekannt, dass SPÖ-Bundeskanzler Kreisky das Rundfunkgesetz im Jahr 1974 mitverantwortet hat. Im Jahr 1984 hat die Regierungskoalition Sino­watz/Steger – gut zuhören! – die Anzahl jener, die von der Bundesregierung entsendet werden, von vier auf neun erhöht. Das war das sogenannte Kuratorium. Da hat es bis heute nur eine Änderung gegeben, nämlich jene, dass


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aus dem Kuratorium quasi der Stiftungsrat geworden ist. Diese Kindes­weglegung jetzt in der Form zu betreiben verstehe ich nicht ganz, aber man will sich halt nicht immer mit der Vergangenheit beschäftigen – das verstehe
ich. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Yildirim – erheitert –: Da habts aber lang graben müssen! Unglaublich!)

In Zeiten wie diesen ist es uns wichtig, und darauf haben wir uns auch
mit den Grünen im Regierungsprogramm committet, dass der Medienstandort pluralistisch sein soll, dass unabhängiger Journalismus arbeiten kann, dass
es die Pressefreiheit gibt und dass wir den Medienstandort in ein digitales Zeital­ter begleiten. Gerade in Zeiten von Fakenews, Echokammern und FPÖ-TV
ist es ganz wichtig, hohe Qualität in diesem Bereich auch garantieren zu können. Wir wissen, Frau Kollegin Duzdar, wie schwierig es aktuell am Medien­standort ist. Das Werbevolumen ist durch eine herausfordernde Wirtschaftssi­tuation nicht einfach zu bewältigen. Die Energiekosten für die Unterneh­men, die Druckkosten, die Lohnkosten, die Vertriebsherausforderungen, all das beschäftigt uns und das ist uns bewusst. Deswegen haben wir auch ge­schaut, dass wir einiges in diesem Zusammenhang auf den Weg bringen. Die Medienförderung wurde in den letzten zwei Jahren von 8 Millionen
Euro auf 50 Millionen Euro erhöht. Wir haben das gemeinsam in dieser Koalition beschlossen.

Die Medienwelt ist im Umbruch, wir stehen vor einem Wandel, vor Heraus­forderungen, und das ist uns auch sehr, sehr bewusst. Die digitale Entwicklung er­reicht enorme Geschwindigkeiten. Auch dem haben wir mit der Förderung
für die digitale Transformation Rechnung getragen; im letzten Jahr 54 Millionen Euro, im heurigen Jahr 20 Millionen Euro und im nächsten Jahr ebenfalls 20 Millionen Euro. Also wir tun etwas dafür. (Abg. Martin Graf: 0 Euro
für Unzensuriert!)

Die Qualitätsjournalismusförderung ist eine Förderung, die an Kriterien geknüpft ist, an klare Kriterien: Frauenförderung, Nachwuchsförderung, interne Feh­lerkultur, Redaktionsstatut, regionale Schwerpunkte und erstmals eine


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Förderung auch für Onlinemedien. Weiterhin wird es zusätzlich nach wie vor die Presse- und Publizistikförderung in der Höhe von 7,1 Millionen Euro ge­ben, die private Rundfunkförderung in der Höhe von 20 Millionen Euro, für den nicht kommerziellen Rundfunk 5 Millionen Euro und für den Fernsehfilm­förderungsfonds 13,5 Millionen Euro. – Während andere reden, tun wir! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Martin Graf: Beim
Medienkauf seids gut!)

14.11


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Thomas Spalt. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.11.44

Abgeordneter Thomas Spalt (FPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Ge­schätzte Mitglieder der Bundesregierung, des Rechnungshofes, der Volksan­waltschaft! Geschätzte Zuseher! Hohes Haus! Im Wesentlichen darf ich hier auf zwei Punkte eingehen.

Punkt eins, auf die Untergliederung 01, auf das Budget der Präsidentschafts­kanzlei: Ich finde es schade, dass der Herr Bundespräsident heute hier
nicht anwesend ist, obwohl es bei diesem Tagesordnungspunkt auch um sein Budget geht. Aber, geschätzte Damen und Herren, eines vorweg: Der Klingelbeutel des Herrn Bundespräsidenten wird mit diesem Budget wieder prall gefüllt sein.

Konkret sind im Budget der Präsidentschaftskanzlei 13,1 Millionen Euro vorge­sehen. Das ist eine Erhöhung um 1,3 Millionen Euro, 11 Prozent im Ver­gleich zum Vorjahr. Diese 13 Millionen Euro betreffend fragt sich der österrei­chische Steuerzahler zu Recht, wofür dieses Geld genau verwendet wird.
Gemäß § 2 und 3 Auskunftspflichtgesetz habe ich vor ein paar Wochen eine An­frage mit dem Titel „Was kostet der Festspielsommer des Bundespräsiden­ten die Steuerzahler?“ gestellt.


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Ein kleiner Auszug aus der Beantwortung betrifft die entstandenen Kosten für den Besuch der Salzburger Festspiele. So waren es nur für den Besuch der Salzburger Festspiele 23 000 Euro an Hotelkosten und 15 000 Euro für Verpfle­gung und Bewirtung. Das sind dann knapp 40 000 Euro, die dieser nur
kurze Ausflug nach Salzburg die österreichischen Steuerzahler gekostet hat. Da­rüber hinaus war auch eine Abordnung von zehn Mitarbeitern dabei, also
fast schon ein kleiner Hofstaat, und – wohlgemerkt – die Personenschützer sind bei diesen zehn Personen noch nicht dabei.

Nun ja, geschätzte Damen und Herren, man könnte meinen, dass zumindest meine Anfrage nach dem Auskunftspflichtgesetz korrekt beantwortet
wurde, aber leider ist dies auch nicht geschehen, denn wenn hier schon ein Budget von 13 Millionen Euro für die Präsidentschaftskanzlei von der
schwarz-grünen Bundesregierung beschlossen wird, dann erwarte ich mir zu­mindest eine hundertprozentige Transparenz, was genau mit diesem
Geld passiert. Aber keine Sorge, zu den nicht erteilten Auskünften in Bezug auf meine Anfrage habe ich bereits einen Antrag nach § 4 Auskunftspflicht­gesetz gestellt, nämlich auf bescheidmäßige Erledigung, und ich bin schon sehr gespannt auf die Antworten und auf diesen Bescheid.

Für all jene, die nun auf die Wichtigkeit des Bundespräsidenten und auf die Wichtigkeit der Repräsentation des Bundespräsidenten verweisen wer­den, darf ich an dieser Stelle die Worte des Bundespräsidenten zitieren, nämlich: „Ich bin aber ungern der Moralapostel. Dazu muss ich mich überwinden.“

13 Millionen Euro sind definitiv zu viel. Ich schlage vor: Beißen Sie die Zähne zu­sammen, dann geht es auch mit weniger Geld! (Beifall bei der FPÖ.)

Zum Zweiten darf ich ganz kurz auf die Untergliederung 17, auf den Bereich öffentlicher Dienst und Sport, eingehen. Es sind sehr viele Bereiche, auf die wir seit Jahren aufmerksam machen und zu denen wir konstruktive Vorschläge einbringen. Ein besonderes Anliegen ist mir hier persönlich die tägliche Bewe­gungseinheit von Kindern und Jugendlichen in Schulen. Ja, es gab das


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Pilotprojekt 2022/2023, das sehr erfolgreich war, und ja, es wird eine Ver­doppelung dieser Piloten geben, ich frage mich aber schon, geschätzte Damen und Herren, worauf wir warten sollen, um dieses flächendeckend in
Österreich umzusetzen.

Daher bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aus­dehnung der Täglichen Bewegungseinheit auf ganz Österreich“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Kunst, Kul­tur, öffentlichen Dienst und Sport, wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass die ,Tägliche Bewegungseinheit‘ ausgebaut und im Regelschulsys­tem etabliert wird. Des Weiteren sollen die langfristige Finanzierung gesichert und ein nahtloser Übergang von den Pilotregionen hin zur österreichweiten, flächendeckenden Ausdehnung vorangetrieben werden.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

14.16

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Thomas Spalt

und weiterer Abgeordneter

betreffend Ausdehnung der Täglichen Bewegungseinheit auf ganz Österreich


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 286

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024)
samt Anlagen (2300 d.B.) – UG 17 in der 239. Sitzung des National­rates, am 21.11.2023

Die Tägliche Bewegungseinheit ist ein Pilotprojekt, das in zehn Regionen Österreichs seit dem Schuljahr 2022/2023 umgesetzt wird. Ziel des Projekts ist es, die kör­perliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen zu erhöhen. In den Pilotregionen zeigt sich, dass dieses Projekt erfolgreich ist: Deutlich mehr Kinder und Jugend­liche erreichen das Bewegungsziel von mindestens 60 Minuten Bewegung pro Tag.

Die positiven Auswirkungen von Bewegung auf die kognitive Funktion von
Kindern sind in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Forschung gerückt. Studien zeigen, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Aufmerksamkeit, das Arbeitsgedächtnis, die Problemlösefähigkeit und das Lernen von Kindern verbessern kann.

Die zugrundeliegenden Mechanismen dieser Effekte sind noch nicht vollständig aufgeklärt, es wird jedoch vermutet, dass Bewegung die Durchblutung des Gehirns und die Sauerstoffversorgung der Nervenzellen fördert. Dadurch können diese besser arbeiten. Außerdem wird die Bildung neuer Nervenzellen und Synapsen geför­dert, die für die Informationsverarbeitung und das Lernen wichtig sind.

Konkrete Studienergebnisse zeigen, dass Kinder, die sich regelmäßig bewegen,

-     sich besser konzentrieren können,

-     sich Informationen besser merken und behalten können,

-     komplexe Probleme besser lösen können,

-     schneller und leichter lernen können.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 287

Fakt ist leider, dass die körperliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist. Die Tägliche Bewegungseinheit
kann dazu beitragen, diesen Trend zu stoppen und die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen wieder zu verbessern. Durch die tägliche Bewegung in den
Schulen können Kinder und Jugendliche dazu angeregt werden, sich auch im privaten Bereich sportlich zu betätigen, wodurch ihre körperliche Fitness steigt und das
Risiko krank zu werden sinkt. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass gesunde Kinder weniger oft ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen und dadurch die allge­meinen Gesundheitskosten gesenkt werden können.

Die Tägliche Bewegungseinheit ist ein gutes und kostengünstiges Konzept, das sich bereits in den Pilotregionen bewährt hat. Die Ausweitung des Projekts auf
ganz Österreich wäre ein wichtiger Schritt, um die körperliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen in Österreich zu erhöhen und die Gesundheit der Bevölke­rung zu verbessern. Unsere Kinder, Eltern und Lehrer müssen ehebaldigst wissen, wie es im Schuljahr 2024/25 mit der Täglichen Bewegungseinheit weitergeht.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentli­chen Dienst und Sport, wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass die
`Tägliche Bewegungseinheit´ ausgebaut und im Regelschulsystem etabliert wird. Des Weiteren sollen die langfristige Finanzierung gesichert und ein nahtloser
Übergang von den Pilotregionen hin zur österreichweiten, flächendeckenden Ausdeh­nung vorangetrieben werden.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsge­mäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 288

Zu Wort gelangt nun Frau Dipl.-Ing.in Olga Voglauer. – Bitte schön, Frau Abge­ordnete.


14.16.10

Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrtes Hohes Haus! Spoštovana Visoka Hiša! Dragi poslušalci in poslušalke doma in tudi tribunah! Liebe Zuseher:innen und Zuhörer:innen, auch heute hier auf der Galerie! Ich spreche heute zur Untergliederung 10, denn
darin ist im Budget auch die Unterstützung für die österreichischen Volksgrup­pen geregelt. Die österreichischen Volksgruppen, das sind die Slowenin­nen und Slowenen in Kärnten und der Steiermark, das sind die Burgenlandkro­at:innen, das sind die tschechische, die slowakische, die ungarische Volks­gruppe und das ist die Volksgruppe der Roma und Romnja, Sinti und Sintizze. Sie sind geschützt durch die Bundesverfassung, zum Teil durch Artikel 7 des ös­terreichischen Staatsvertrages und auch durch das Volksgruppengesetz.

Im Rahmen unseres Budgets, in unterschiedlichen Weisen, in unterschiedlichen Untergliederungen, sorgen wir dafür, dass wir die österreichischen Volks­gruppen fördern, ihnen die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln, ihre Kul­tur zu leben, ihre Sprache zu sprechen, wir machen sie sichtbar in unseren Medien und den eigenen Medien, wir gewährleisten einen zweispra­chigen Unterricht, aber auch den Gebrauch ihrer Sprachen vor Ämtern und Gerichten.

All das sind verbriefte Rechte, die in Wirklichkeit erkämpft wurden, denn gerade die österreichischen Volksgruppen waren es auch, die dazu beigetragen
haben, dass diese Republik eine Zweite Republik geworden ist, dass wir hier in einer liberalen Demokratie leben. Wir haben heute schon öfter gehört,
was man in Zukunft nicht mehr zulassen will, wenn dann die Freiheitliche Partei hier mehr zu sagen haben sollte. Dazu sage ich, allein aufgrund dieser
Rechte, die wir uns als Volksgruppen in Österreich erkämpft haben, werden wir alles daransetzen, dass Sie hier nicht mitzureden haben (Beifall bei den
Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP),
denn das geht sich einfach nicht aus!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 289

Es geht sich nicht aus, einer Partei die Verantwortung zu übertragen, die Identitäre als NGO bezeichnet, die meint, Kindergärten wären kommunistische Umerziehungslager. Wissen Sie, was Kindergärten in Kärnten auch
sind? – Vorbildlichste pädagogische Einrichtungen mit innovativsten zweispra­chigen Konzepten, für die uns ganz Europa beneidet. (Beifall bei den Grü­nen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wissen Sie, wer unsere Kultur und Sprache in Kärnten geprägt hat? – Bach­mann-Preisträger:innen und Nobelpreisträger. Das sind Beiträge, die aus der und für die Volksgruppe kommen und die daraus entstehen, dass wir uns unse­rer Vergangenheit stellen.

Sie werden sich fragen: Reicht es, wenn man österreichische Volksgruppen im Rahmen der Volksgruppenförderung mit 8 Millionen Euro pro Jahr unter­stützt? – Nein, natürlich reicht das nicht, denn auch die Volksgruppen haben das Recht, sich weiterzuentwickeln, sich zu modernisieren, einerseits auch neue Sprachkonzepte zu haben, aber auch neue Orte, wo sie sich treffen, wo
sie wirken können. Das sind zunehmend auch Wien und Graz, und da gilt es in Zukunft natürlich auch, im Rahmen der Budgetierung dafür Sorge zu
tragen, dass wir dort, wo Volksgruppen wirken, auch die Budgetmittel hin entwickeln.

(Die Rednerin setzt ihre Ausführungen in slowenischer Sprache fort.)

Es freut mich sehr, dass es zumindest im Rahmen der Budgetreden möglich ist, als Volksgruppenangehörige hier in der eigenen Muttersprache zu spre­chen (Beifall bei den Grünen – Zwischenruf des Abg. Ragger), denn sie gibt Platz, Platz für die Volksgruppen in Österreich, Platz für das gedeihliche Mitein­ander. Und dieses gedeihliche Miteinander ist es auch, das uns letzt­endlich Kompass sein soll in einer Zeit der verrohten Sprache, in Zeiten der Hetze, in Zeiten der Ängste, die Sie schüren, liebe Kollegen und Kolleginnen der FPÖ. Wir machen da nicht mit. Es gibt auch einen anderen Weg. (Beifall bei
den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.20



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 290

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter
Hoyos-Trauttmansdorff. – Bitte schön, Herr Abgeordneter. (Abg. Martin Graf – in Richtung Abg. Voglauer –: Schauen Sie sich die Geschichte des Volksgruppenge­setzes an, und dann werden Sie feststellen, dass das die Freiheitlichen erkämpft ha­ben! – Abg. Voglauer: Schauen Sie sich die Geschichte des Staatsvertrages
an, und dann reden wir zwei weiter! – Abg. Ragger: Schauen Sie sich die Geschichte der Monarchie an, 1848 ...!)


14.20.28

Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Frau Präsidentin! (Unruhe im Saal.) – Herr Präsident, vielleicht können Sie hier für ein bisschen Ruhe sorgen.


Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter, Sie haben das Mikrofon,
Sie schaffen das. – Bitte schön.


Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (fortsetzend): Natürlich, aber es ist, glaube ich, sehr wichtig, bei diesem Punkt auch darauf zu achten, wo­rum es nun geht: Es geht in diesem Budgetbereich unter anderen um
den Rechnungshof, und der Rechnungshof hat, und das ist etwas Positives, mehr Geld zur Verfügung, deutlich mehr, über 10 Prozent mehr, und das unter­streicht auch die Arbeit des Rechnungshofes der letzten Jahre, die sehr positiv war – mit vielen Berichten, die die Damen und Herren in Ihrem Haus,
Frau Rechnungshofpräsidentin, uns liefern. An dieser Stelle recht herzlichen Dank dafür!

Was dieses Budget aber auch zeigt, ist etwas, was die Frau Präsidentin
in einem sehr kritischen Interview mit der „Presse“ aufgezeigt hat – es würde Ihnen, Herr Vizekanzler, glaube ich, durchaus guttun, wenn Sie das lesen würden. Da hat die Frau Rechnungshofpräsidentin über das Budget gesagt: Ich kann „den Optimismus des Finanzministers“ – der Bundesregierung –
„nicht teilen“.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 291

Damit ist sie nicht allein, da geht es mir, da geht es unserer Fraktion auch so, denn die Dinge, die die Frau Präsidentin in diesem Interview angespro­chen hat, sind allesamt da und sind ein Stück weit erschlagend. Und gerade Sie, Herr Vizekanzler, und auch Sie, Frau Staatssekretärin für Jugend, sollten
da zuhören, denn die Rechnungshofpräsidentin spricht davon, dass dieses Bud­get zukunftsvergessen ist, dass wir eben nicht auf die nächsten Genera­tionen schauen. Wir geben so viel Geld für Pensionen beispielsweise aus wie selten zuvor, und es wird nichts dagegen getan.

Sie als Jugendstaatssekretärin stellen sich oft hin und sagen: Wir schauen, dass die Zukunft für die nächste Generation gesichert ist, das ist mir ein persönliches Anliegen!, Sie haben auch das Thema Pensionsreform angespro­chen, aber umgesetzt wurde davon wieder einmal nichts. Im Gegenteil,
die Zukunftsquote, eine mathematische Berechnung, wo es darum geht, die Zu­kunftsinvestitionen, beispielsweise in Bildung, aber auch in Umwelt, hinein­zunehmen, Herr Vizekanzler, diese Zukunftsquote sinkt sogar. Sie sinkt
im aktuellen Budgetentwurf und das ist gerade für die nächsten Generationen frappierend.

Sie, Herr Vizekanzler, plakatieren gerade beziehungsweise inserieren groß das Wort Zukunft. Dieses Budget hat jedoch von Zukunft, von Zukunftsquote
genau gar nichts drinnen, sondern ist eines: zukunftsvergessen.

In diesem Budget fehlt jegliche Form von Entlastung. Das Gegenteil ist der Fall, wir geben der nächsten Generation einen Schuldenrucksack mit, zu dem
in der aktuellen Regierungsperiode über 100 Milliarden Euro dazugekommen sind; etwas, das es in dieser Art und Weise überhaupt noch nie gegeben
hat und das eigentlich schnellstmöglich abgestellt gehört.

Schauen wir uns aber auch das Thema Föderalismus an – auch diesbezüglich gibt es keine Reform. Auch das ist etwas, was Sie, Frau Rechnungshofpräsiden­tin, ansprechen und auch in Dutzenden Berichten immer wieder erwähnt haben. Sie haben das erwähnt, aber diese Bundesregierung tut nichts dagegen.


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Diese Bundesregierung macht weiter ihr PR-Desaster, etwas anderes ist es näm­lich nicht – es wird nur PR nach außen gemacht und dahinter ist sehr we­nig. Die Reformen werden nicht durchgeführt – es werden Gelder verteilt, die Gießkanne ist willkommen, es werden mehr Schulden gemacht und keine
einzige Reform ist aufgenommen worden.

Ich bitte Sie, nehmen Sie die Kritikpunkte des Rechnungshofes, die sowohl in diesem Interview als auch in den laufenden Berichten enthalten sind,
ernst. Es geht um nichts anderes als die Zukunft dieses Landes. Es geht um die Zukunft der nächsten Generationen, Frau Jugendstaatssekretärin.
Und da ist, ganz ehrlich, das Zeugnis, das Sie erhalten, eher ein Armutszeugnis. (Beifall bei den NEOS.)

14.24


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete
Martina Diesner-Wais. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.24.17

Abgeordnete Martina Diesner-Wais (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Regierungsmitglieder! Frau Rechnungshofpräsidenten! Frau Volksanwältin,
die Herren Volksanwälte! Meine Damen und Herren hier im Plenarsaal, auf der Galerie, aber auch Zuseher vor dem Fernsehschirm! Ich möchte im Namen meiner Kollegin Agnes Totter die Senioren und Seniorinnen aus
Gniebing-Weißenbach in der Südsteiermark recht herzlich bei uns begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Als Vorsitzende des Volksanwaltschaftsausschusses möchte ich mich
zuerst einmal bei der Frau Volksanwältin und bei den Herren Volksanwälten und all den Mitarbeitern in der Volksanwaltschaft für ihr professionelles Wirken
im Dienste der Menschen recht herzlich bedanken. Ich möchte aber
auch all meinen Kollegen, die schon vor mir gesprochen und die wichtige Arbeit der Volksanwaltschaft betont haben, herzlichen Dank sagen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 293

Für 2024 beträgt das Budget für die Volksanwaltschaft 15,4 Millionen Euro, das ist eine Erhöhung um 0,8 Millionen, also um 5,5 Prozent, die vor allem auf Lohnerhöhungen zurückzuführen sind. Es ist ein Budget, mit dem die Volksanwaltschaft ihre Aufgaben erfüllen kann, und das ist gut so.

Die Volksanwaltschaft ist weiterhin mit 93 Planstellen ausgestattet; das trotz der ursprünglichen Annahme, dass es einen Rückgang der Zahl der Anträge nach dem Heimopferrentengesetz geben wird. Es sind neue Zielgruppen dazu­gekommen, so konnte vielen gehörlosen Menschen verstärkt Hilfestellung durch die Volksanwaltschaft gegeben werden. Dieser Weg soll natürlich fortgesetzt werden, damit niemand durch den Rost fällt.

Als weiteren Punkt möchte ich eine vielleicht nicht so bekannte Aufgabe
der Volksanwaltschaft hervorheben, und zwar fungiert unsere Volksanwältin Gaby Schwarz als Generalsekretärin des International Ombudsman
Institute, dessen Sitz in Wien ist. Das IOI hat 211 Mitglieder aus über 100 Län­dern, und das Ziel sind die Förderung und der Schutz der Menschenrechte.

Die Zusammenarbeit, die Unterstützung und der Austausch auf internationaler Ebene sind wirklich wichtig und essenziell. Die unterschiedlichen Heraus­forderungen sind im internationalen Kontext abzustimmen – dies betrifft auch die Ombudsmänner in Ländern wie der Ukraine, Israel oder Palästina.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist aber auch das Wirkungsziel im Bereich Frauen, das auch im Budget abgebildet ist, denn die Gleichstellung der Geschlech­ter ist ein wichtiger Punkt in unserer Gesellschaft. Unsere Volksanwältin Gaby Schwarz hat unter dem Motto Frauenrechte sind Menschenrechte sehr
viel Herzblut aufgewendet. Ich möchte mich ganz, ganz herzlich für dieses Engagement bedanken. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, die Volksanwaltschaft genießt großes Vertrauen und das zu Recht. Fast 24 000 Beschwerden wurden eingebracht und dann gut


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 294

abgearbeitet. Im vorliegenden Budget wird die finanzielle Basis für die Volksan­waltschaft für das nächste Jahr geschaffen, damit sie weiter volksnah, transparent, effektiv und bürgernahe agieren kann – sie leistet dadurch auch einen großen Beitrag dazu, dass es großes Vertrauen in die öffentli­che Verwaltung gibt – und der Schutz der Bürgerrechte gewährleistet bleibt. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Fischer.)

14.28


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Petra
Bayr. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.28.18

Abgeordnete Petra Bayr, MA MLS (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Die obersten Organe, über die ich
reden möchte, eint, dass sie alle international aktiv sind. Ich beginne mit der Prä­sidentschaftskanzlei.

Im Budget für die Präsidentschaftskanzlei steht unter anderem, dass der Bundespräsident vorhat, seine internationalen Aktivitäten noch weiter zu stär­ken und weiter zu forcieren. – Das finde ich sehr gut. Ich fände es noch
besser, wenn es dabei auch eine strukturierte Einbeziehung des Parlaments gä­be, die – ich habe das unter anderem auch im Budgethearing gefragt –
über die Einladung zum Mittagessen, wenn internationale Gäste hier sind, hinausgeht. Ich glaube, da geht es um mehr strukturierte und um strukturellere Arbeit.

In diesem Zusammenhang finde ich es zum Beispiel auch sehr gut, dass der Bundespräsident vor Kurzem in Moldau war, weil ich mir denke, es ist eine sehr wichtige Aufgabe, Staaten wie Moldau, wie die Ukraine dabei zu unter­stützen, dass sie sich in einer Art und Weise der Europäischen Union nähern können, die wirklich keine Fragen offenlässt, sondern bei der am Ende
dann wirklich alles passt und die Kriterien erfüllt werden – und da gehört auch der Bundespräsident dazu. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten
der Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 295

Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch den Verfassungsgerichtshof erwähnen. Dass der jetzige Präsident des Verfassungsgerichtshofes Mitglied, sogar Vorsitzender einer Gruppe im Europarat war, und zwar von Experten und Ex­pertinnen, die geschaut haben, ob die Richteranwärter:innen für den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte auch wirklich die formalen Kriterien erfüllen, zeigt nicht nur die internationale Involvierung der Person des Herrn Grabenwarter. Auch der gesamte Verfassungsgerichtshof ist da in­sofern aktiv, als eines der Wirkungsziele darauf abstellt, dass es ein stärkeres Bewusstsein für die rechtsstaatliche Bedeutung des Verfassungsgerichts­hofes auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene geben soll.

Klar zu erwähnen sind die Volksanwaltschaft und der Rechnungshof. Ihre internationalen Institutionen haben ja beide ihren Sitz in Wien. Ich gratuliere zum gestrigen 70. Geburtstag der Intosai. Die Intosai ist insofern sehr
relevant, weil die Kontrolle für einen nachhaltigen Mitteleinsatz, für einen nachhaltigen Einsatz von Steuermitteln, generell sehr wichtig ist. Auch
ihre Schwerpunktsetzung auf die SDGs schätze ich sehr.

Was die Volksanwaltschaft betrifft, ist das IOI von Wien aus aktiv. Dass Men­schen wirklich zu ihrem Recht kommen und nicht Willkür von Exekutive
oder Behörden ihre Rechte schmälert, ist ganz, ganz wichtig, und ich finde es sehr gut, dass Sie das auch international verfolgen.

Diesen jetzt genannten Budgets plus auch dem des Verwaltungsgerichts­hofes werden wir zustimmen.

Ein letzter Satz noch zur internationalen Arbeit: Noch toller wäre es, wenn alle diese Organisationen sich irgendwie untereinander abstimmen würden
und ein gemeinsames internationales Profil in einer rot-weiß-roten Handschrift zeigen könnten, denn dann wäre der Impact wahrscheinlich noch ein biss­chen effektvoller. – Vielen lieben Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

14.31



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 296

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Mag.a Agnes Sirkka Pram­mer. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.31.45

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Werte Präsidentin des Rechnungshofes! Geschätzte Frau Volksanwältin und Herren Volksan­wälte! Ich habe in dieser gemeinsamen Gruppe zwei Themen, die mir sehr am Herzen liegen. Das eine sind die obersten Organe und das andere ist der
Sport, und ich sage es gleich jetzt: Ich finde keine gute Überleitung zwischen die­sen beiden Themen.

Ich fange einmal mit den obersten Organen an, denn sie sind das, was die Demokratie in diesem Staat ausmacht. Wir haben hier schon von einzelnen Be­reichen der obersten Organe gehört. In ihrem Zusammenspiel stellen
sie das dar, was unsere Republik ausmacht. Sie repräsentieren die Checks and Balances in diesem Staat. Es ist die Gesetzgebung, es ist die Vollziehung
und es ist vor allem auch die Gerichtsbarkeit.

Es sind vor allem auch die Höchstgerichte in diesem Teilbudget enthalten. Ich finde es besonders wichtig, dass diese beiden Höchstgerichte, der Verfas­sungsgerichtshof und der Verwaltungsgerichtshof, nicht nur ausreichend Mittel erhalten haben, um die erhöhten Personalkosten abzudecken, sondern vor
allem auch mit ausreichend Personal ausgestattet werden.

Dabei geht es insbesondere auch um die Möglichkeit, ihre Arbeit, das, was sie tun, nach außen zu tragen. Das Budget, das dem Parlament, den Höchst­gerichten und der Präsidentschaftskanzlei für die Informationsarbeit nach außen zur Verfügung steht, ist gerade in Zeiten wie diesen, in denen es immer
mehr Zweifel daran gibt, ob die Demokratie tatsächlich das beste System ist, das wir haben können, wesentlich. Dass man sich diese Frage laut stellt und
teilweise sogar gar nicht unberechtigt Anlass hat, sich diese Frage zu stellen,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 297

rechtfertigt es, diese wichtige Arbeit nach außen zu tragen; es rechtfertigt, dass das auf jeden Fall in diesem Budget Platz finden muss.

Gleichzeitig ist es so, dass gerade durch diese Vermittlung Fragen aufge­worfen werden. Der Einsatz der Mittel wird durch die Antworten, die diese Ins­titutionen selbst geben, indem sie erklären, was sie tun und wie wichtig
ihre Arbeit ist, gerechtfertigt.

Beim Sport ist es auch so – ich finde doch eine Überleitung –, dass die Leistun­gen des Sports den Einsatz der Mittel rechtfertigen. Das Sportressort in Österreich ist so aufgebaut – wir haben darüber schon einiges gehört –, dass wir einerseits die Mobilisierung, die sportliche Betätigung der Allgemeinheit,
der Menschen, der Kinder im Alltag – also den Freizeitsport, den Breitensport – fördern, auf der anderen Seite aber auch den Spitzensport, die Athletinnen
und Athleten, die für Österreich Bestleistungen erbringen.

Beide Aspekte sind wichtig, und für beides wird in diesem Sportbudget der Ein­satz erhöht. Zum Beispiel werden die Programme Kinder gesund bewegen
und die tägliche Bewegungseinheit ausgebaut. Im Übrigen: Bitte richten Sie die­sen dringenden Appell, der wichtig ist, an den Herrn Bildungsminister!
Natürlich kann der Sport den Anschub liefern, natürlich stellt der Sport das Know‑how und die Connections zur Verfügung, um die Kinder zum
Sport zu bringen. Im Regelunterricht implementiert kann es aber nicht vom Sport, sondern muss es doch von der Bildung werden! Da müssen wir zusammenhelfen, und das wird uns auch im nächsten Jahr weiterhin beschäf­tigen. Daran werden wir weiterhin arbeiten.

Auch die Investitionen, die wir in die Sportinfrastruktur tätigen, sind
besonders wichtig, vor allem für das Jahr 2024, in dem so bedeutende Ereignisse wie die Tischtenniseuropameisterschaft, wie die Vorbereitungen für die
Ski-WM im folgenden Jahr anstehen. Der Ausbau des Eiskanals in Igls ist ein we­sentliches Projekt. All das wird aus dem Sportbudget mitfinanziert und ist wesentlich, um in Österreich Höchstleistungen von österreichischen Athletinnen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 298

und Athleten zu ermöglichen. Im Sport ist es tatsächlich so: Jeder Euro, der investiert wird, ist eine Investition in die Exzellenz.

Ich freue mich auf ein hervorragendes Sportjahr 2024! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.36


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter
Wolfgang Zanger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.36.40

Abgeordneter Wolfgang Zanger (FPÖ): Herr Präsident! Damen und Herren auf der Regierungsbank! Geschätzte Mitbürgerinnen und Mitbürger draußen
vor den Bildschirmen! Das schwarz-grüne Budget für das kommende Jahr steht unter dem Motto „Wohlstand erhalten. Zukunft gestalten.“ Dichten wir
jetzt weiter: Ihre Schmähs bleiben die alten; denn mit einer Erhöhung der Schul­den um 25 Milliarden Euro wird die Zukunft unserer Kinder und Kindes­kinder wie schon seit mehreren Jahren weiterhin aufs Spiel gesetzt.

Wenn die Frau Präsidentin des Rechnungshofes dann das tut, wofür sie vom Parlament eingesetzt wird, nämlich ihrer Verantwortung für die öffentli­che Finanzkontrolle Rechnung zu tragen, und sich erlaubt, das Budget kritisch zu beleuchten, dann schmollt der Herr Finanzminister.

Was hat sie denn gesagt und kritisiert? – Unter anderem kann sie den Opti­mismus des Finanzministers nicht teilen. Darauf hat auch Kollege Hoyos-Trautt­mansdorff schon hingewiesen. Sie hat insgesamt weniger Ausgaben einge­fordert, hat die Nettoneuverschuldung von über 20 Milliarden Euro kritisiert. Sie vermisst eine Zieldefinition – was mit diesen vielen Milliarden Euro denn
genau erreicht werden soll. Sie sorgt sich, dass beim Geldausgeben ein Gewöh­nungseffekt eintreten könnte. Ja, sie hat sogar von einem „Sorglospaket“ geredet. Sie vermisst ein gezieltes Budget mit Schwerpunkten und Prioritäten. Letztlich sieht sie Geldverteilaktionen im Superwahljahr 2024 voraus,
und ich denke, da wird sie nicht ganz falschliegen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 299

Darum schmollt er jetzt, der Herr Finanzminister, und meint, dass die Präsidentin nicht kritisieren und gleichzeitig für das eigene Haus, für ihren Rechnungs­hof, Budgeterhöhungen fordern könne. – Doch, Herr Finanzminister, das kann sie. Warum? – Weil der Rechnungshof vorzeigt, wie es geht. (Beifall bei
der FPÖ.)

Jetzt sitzt der Herr Vizekanzler da, der lange Vorsitzender im Rechnungshofaus­schuss war und der immer das Gleiche eingefordert hat: Nutzen wir doch
die Potenziale, die der Rechnungshof aufzeigt, dann können wir uns Milliarden Euro ersparen! (Abg. Wurm: Das war der alte Werner!) Heute sitzt er in Re­gierungsverantwortung da und macht genau das, worüber er immer geschimpft hat, als er noch auf der Abgeordnetenbank gesessen ist. – Herr Vizekanzler,
man wäre jetzt verleitet zu sagen: Das ist ja heuchlerisch! Das tue ich aber nicht, weil das wieder einen Ordnungsruf geben würde. Du weißt aber, wovon ich rede. (Vizekanzler Kogler – erheitert –: Nein, weiß ich nicht!) Ja, denk ein paar Jahre zurück, dann schaut das ganz anders aus! – Die Institution Rechnungshof
würde sich also selbst rechnen, würde die Regierung ihrer Verantwortung ge­recht werden.

Frau Präsidentin, Sie haben im Budgetausschuss erklärt, dass Sie mit
jenen Mitteln, die Sie zur Verfügung gestellt bekommen und die Sie sich ja auch ausverhandelt haben, auskommen, um Ihre Aufgaben zu erfüllen, und das
wie immer in gewohnt qualitätsvoller Weise. Das ist entscheidend für mich. Ich möchte Ihnen und Ihrem Haus an dieser Stelle höchsten Respekt und
höchste Wertschätzung für Ihre qualitätsvolle Arbeit ausdrücken und freue mich auf die Zusammenarbeit auch in den kommenden Jahren. (Beifall bei der
FPÖ. – Abg. Zanger begibt sich zur Regierungsbank und gibt Vizekanzler Kogler die Hand. – Abg. Leichtfried: Das war jetzt eine sehr untypische Zanger-Rede! –
Abg. Wurm – erheitert –: Staatstragend, gell? Staatstragend! – Abg. Leichtfried: Ungewohnt! – Abg. Wurm: ... von Monat zu Monat besser!)

14.40



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 300

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Dipl.-Ing. Nikolaus
Berlakovich. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.40.39

Abgeordneter Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Herr Vizekanzler! Mitglieder der Bundesregierung! Vertreterinnen
und Vertreter des Rechnungshofes und der Volksanwaltschaft! Ich darf hier zum Kapitel Volksgruppen im Bundesbudget Stellung nehmen.

Die österreichischen Volksgruppen sind ein wichtiger Bestandteil unse­rer Identität. Wir haben in Österreich sechs gesetzlich anerkannte autochthone Volksgruppen, was bedeutet, dass sie sozusagen auf ein bestimmtes Sied­lungsgebiet definiert sind. Das sind im Konkreten die Burgenländischen Kroaten, die Kärntner Slowenen, die Burgenländischen Ungarn – auch erweitert
um die Ungarn, die in Wien leben –, die Tschechen, die Slowaken und die Roma.

Die Angehörigen dieser Volksgruppen leben so wie die Mehrheitsbevöl­kerung seit Jahrhunderten auf dem Siedlungsgebiet des heutigen Österreich. Sie sind daher wichtig in ihrer Sprache und ihrer Kultur und machen in der Gesamtheit die Einzigartigkeit Österreichs aus, wiewohl das auch ein europäi­sches Anliegen ist. Wir haben in allen europäischen Mitgliedsländern Mehrheitsbevölkerung und Volksgruppen. Diese kulturelle Vielfalt macht Europa so einzigartig, und sie gilt es auch zu erhalten.

Der Punkt ist, dass wir auch in unruhigen Zeiten, die wir weltweit erleben, erkennen müssen, dass bei uns das Zusammenleben der Mehrheitsbevölkerung mit den Volksgruppen ein friedliches ist, was in vielen Teilen der Welt so
leider nicht der Fall ist, nicht einmal in Europa. Darauf können wir stolz sein: dass wir eben so viel Toleranz haben, dass die Menschen ihre Kultur und ihre
Sprache leben können. Tatsächlich ist es so, dass sich die Volksgruppen so wie die Mehrheitsbevölkerung zu unseren gemeinsamen Werten bekennen,
nämlich zu Österreich – ein klares Bekenntnis zu Österreich – und den christli­chen, humanistischen Werten, zu denen wir alle stehen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 301

Der Punkt ist, dass unsere Volksgruppen es in ihrer Situation nicht so
einfach haben, weil ihre Sprache und Kultur verloren gehen. Daher ist es das Ziel des Bundesbudgets, eben diese Sprachen der Volksgruppen zu unterstützen
und zu fördern. Die Weitergabe der Kultur ist ein wichtiges Anliegen.

Es war ein großer Fortschritt, dass vor einigen Jahren das Volksgruppenbud­get von 4 Millionen auf 8 Millionen Euro verdoppelt wurde. Was ge­schieht damit? – Durch diese Gelder bekommen die Volksgruppenorganisationen und -vereine die Möglichkeit, kulturelle Veranstaltungen zu machen, Sprach­kurse abzuhalten und die Jugend zu unterstützen, damit die Sprache der österreichischen Volksgruppen eben weitergegeben und gesprochen wird. Wenn nämlich diese Sprache nicht mehr gesprochen wird, hört im Grunde die Volksgruppe auf zu existieren.

Daher ist es wichtig, dass es derartige finanzielle Unterstützung gibt. Im nächsten Jahr soll es überhaupt einen Schwerpunkt in Richtung Digitalisierung geben. Auch Jugend- und Nachwuchsprojekte und letztendlich auch Bau-
und Sanierungsmaßnahmen sollen unterstützt werden, denn diverse Gebäude der Volksgruppen bedürfen einer dringenden Sanierung.

Ein wichtiger Schritt war, dass je österreichischer Volksgruppe ein
Leitmedium finanziell unterstützt und auch abgesichert wird. Die Volksgruppe selbst hat entschieden, welches Medium das ist. Zum Beispiel gibt es
bei den Burgenländischen Kroaten die „Hrvatske Novine“. Diese hatte bisher als Personalunterstützung eine lebende Subvention. Der Chefredakteur ist in Pension gegangen, dann war die Zeitung gefährdet. Durch die finanzielle Unter­stützung ist garantiert, dass sie weiter besteht. Es wurde ein junges Team aufgebaut. Peter Tyran, der legendäre Chefredakteur, war so eine Identifika­tionsfigur bei den Burgenländischen Kroaten und darüber hinaus. Da ist
jetzt gesichert, dass es weitergeht. (Beifall der Abgeordneten Disoski und Fischer.)

Neben vielen anderen Dingen ist auch die Digitalisierungsförderung
wichtig. Auch in der 15a-Vereinbarung zur Elementarpädagogik gibt es eine


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 302

finanzielle Unterstützung für zweisprachige Kindergärten, was absolut notwendig ist.

Besonders erwähnen darf ich, dass auch hier im Parlament viele Aktivitäten gesetzt werden. Es wurde von Präsident Sobotka eine sogenannte Dialogplattform eingerichtet, auf der die Bereichssprecher aller im Parlament vertretenen Parteien gemeinsam mit den Volksgruppenangehörigen die Schwerpunkte sowie die möglichen Perspektiven und weiteren Projekte, die anzugehen sind, diskutieren.

Schlusssatz: Die Projekte, insbesondere im kulturellen und sprachlichen Bereich, die Veranstaltungen vor Ort in den Dörfern, wo die Volksgruppenkultur
und die Sprache noch gelebt werden, konnten verstärkt werden. Und: Es wird am 12. Dezember hier im Parlament einen Tag der Volksgruppen geben,
an dem sich die österreichischen Volksgruppen präsentieren können und an dem es auch eine Ausstellung zu 30 Jahren Anerkennung der Roma als Volks­gruppe in Österreich und deren 600-jähriger Geschichte gibt.

Ich ersuche um Zustimmung zu diesem Budget. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Fischer.)

14.45


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Henrike Brandstötter. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.45.25

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Herr Präsident! Guten Tag! Kolleginnen und Kollegen! Wir haben uns heute hier zusammengefunden, um über Zukunftsvergessenheit zu sprechen. Ich bin ja gespannt, wie wir
die Löcher in diesem Budget stopfen. Vielleicht werden wir in Zukunft hier draußen mit Raiffeisen-Logo am Revers stehen müssen. Die beiden
tollen Screens hier (auf die Bildschirme an der Wand hinter sich deutend) sind ja auch brandneu, da könnte man ja Werbezeiten verkaufen. (Heiterkeit


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 303

des Abg. Wurm.) Man muss allerdings ein bisschen vorsichtig sein, dass man Sie nicht auf verrückte Ideen bringt. (Heiterkeit der Rednerin.)

Zur Zukunftsvergessenheit gehört auch die Gießkanne. Unsere Medien­ministerin geht mit der Gießkanne durchs Land. Da bekommen ein bisschen krude Medien etwas, dort kriegen Qualitätsmedien definitiv zu wenig,
und jeder ist am Ende unzufrieden. Diese Gießkanne ersetzt keinerlei Idee, keinerlei Vision und keinerlei Konzept für einen diversen, funktionie­renden Medienmarkt, aber darum geht es auch nicht. Es geht in Wahrheit darum, die Medienfreiheit zu unterwandern.

Die Zahlen sprechen da auch eine ganz klare Sprache: 35 Prozent der Österrei­cherinnen und Österreicher vertrauen dem öffentlich-rechtlichen Rund­funk nicht mehr, Tendenz steigend. Dafür switcht das Vertrauen hin
zu Influencern. Das ist auch kein Wunder, wenn man bei seiner täglichen Arbeit einfach keinerlei Seriosität an den Tag legt. Man will einfach auch keine ernsthafte Debatte, beispielsweise über den ORF: Was soll er können? Was soll er leisten? Wofür ist er da? Wofür ist er nicht da?

Stattdessen stellt sich die Medienministerin in Pressekonferenzen hin und lästert über Sonderverträge, die es im ORF gibt. Ja, diese Altverträge gibt es in ver­schiedenen Institutionen, sie gehören abgeschafft. Wenn man aber nur ein biss­chen juristisches Grundverständnis hat, weiß man, dass man in diese Alt­verträge, diese Sonderverträge, nicht eingreifen kann. Das weiß die Medienmi­nisterin ganz genau, Sie ist nämlich Juristin. (Zwischenruf des Abg. Wurm.)

Darum geht es ihr aber nicht. Es geht ihr einfach darum, das Vertrauen in die Medien zu unterwandern. Ins gleiche Horn trötet auch unsere Verfas­sungsministerin, wenn sie sagt, die „Pressefreiheit ist nicht absolut“, und damit gleich ein Zitierverbot für Medien in den Raum stellt. Umgehend wurde
das natürlich von renommierten Juristinnen und Juristen zerlegt, aber auch das ist ihr völlig egal. Darum geht es ja gar nicht. Es geht darum, die Medien


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zu diskreditieren. Da macht die ÖVP das gleiche Geschäft wie Putins Russland. Herzliche Gratulation dazu!

Um unsere Pressefreiheit steht es wirklich schlecht. Aktuell steht Öster­reich auf Platz 31 der Pressefreiheit in Europa und damit auf einem der schlech­testen Plätze. Das kümmert niemanden in dieser Regierung, dafür wird
kein Geld in die Hand genommen. Stattdessen gibt es nach wie vor Inserate und Sponsorings mit Steuergeld. Es wird nichts gegen Desinformation unternom­men. Es wird nichts unternommen, um die Sicherheit für Medienschaffende bei­spielsweise auf Demonstrationen zu erhöhen.

Zu allem Überfluss stehen wir auch, was die Medienkompetenz vor allem
der Erwachsenen betrifft, ganz schlecht da. Es gibt eine brandaktuelle Studie der RTR, der Rundfunk- und Telekom-Regulierungs-GmbH, die ganz klar zeigt,
was ich schon seit Jahren sage: Die Medienkompetenz ist in Österreich wirklich schlecht ausgebildet, allen voran bei Erwachsenen. Wir müssen in die Er­wachsenenbildung investieren.

Wenn die Regierung aber Bürgerinnen und Bürger – oder Untertanen – haben möchte, die Medien misstrauen, die zugleich wenig Medienkompetenz
haben und die auf Fakenews und ja, auch auf die Desinformation der Regierung hereinfallen, dann, meine Damen und Herren, ist man auf dem richtigen Budgetpfad. (Beifall bei den NEOS.)

14.49


Präsident Ing. Norbert Hofer: Die nächste Rednerin ist Dr.in Gudrun Kugler. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.49.24

Abgeordnete Dr. Gudrun Kugler (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte
Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Ich bin jetzt doch sehr erstaunt über meine Vorrednerin Frau Brandstötter von den NEOS. Ich bin eigent­lich nicht gewohnt, dass die NEOS auf diese Weise arbeiten und hier Österreich mit Putins Russland vergleichen. Ich bin froh, dass wir in einem Land leben,


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in dem Pressefreiheit und Medienfreiheit großgeschrieben werden. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Fischer.)

Frau Brandstötter, ich sage Ihnen noch eines: Jede Generation muss die Werte der Demokratie neu lernen. Die Demokratie zu verteidigen müssen wir
alle neu lernen. Das kostet auch etwas und das zeichnet unser Budget auch aus. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ein Beispiel dafür, wie Demokratie gelebt wird, ist die Volksanwaltschaft,
und darüber möchte ich jetzt einige Worte verlieren. Meine Vorrednerin Martina Diesner-Wais hat schon einiges zum Thema Budget der Volksanwaltschaft gesagt. Ich möchte das nicht wiederholen, sondern nur drei Dinge unterstreichen:

Punkt eins: Die Volksanwaltschaft ist ein Organ des Parlaments, und deswegen ist es, glaube ich, ganz wichtig – ich sage das als Aufruf an uns alle –, dass
wir die Berichte der Volksanwaltschaft nicht nur im Volksanwalt­schaftsausschuss parken und sagen, die kümmern sich eh darum, sondern dass wir das, was für die unterschiedlichen Ausschüsse relevant ist, immer
auch in diesen Ausschüssen besprechen, denn dafür ist die Arbeit der Volksan­waltschaft eine ganz große Hilfe.

Punkt zwei: Ich möchte das Wirkungsziel 3 hervorheben, nämlich die Kontrolle der Volksanwaltschaft in freiheitsbeschränkenden Institutionen, sprich präventive Menschenrechtskontrolle, unangekündigte Besuche in Institutionen: Wie sehen dort die Rahmenbedingungen aus? Immer wieder werden
Mängel entdeckt, diese Mängel werden aber auch in Zusammenarbeit mit der Volksanwaltschaft beseitigt. Wir lernen daraus: Es sind die guten Rah­menbedingungen, die Menschenrechtsverletzungen verhindern, und hier heißt es, mit den Institutionen Hand in Hand zu gehen, um Mängel zu beseitigen.

Jetzt habe ich eingangs schon gesagt, jede Generation muss die Werte
der Demokratie aufs Neue erkämpfen. Ich glaube, wenn wir uns den November


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und die Gedenktage, die wir im November feiern, anschauen, dann wird
das auch noch einmal klarer. Das heißt aber auch, dass wir die Art und Weise, wie wir Rechtsstaat leben, immer wieder konsequent überprüfen müssen.
Das betrifft nicht nur Österreich, sondern eigentlich die ganze Welt. Wir wissen leider nur zu gut, dass es viele Regierungen auf der Welt gibt, die es mit Menschenrechten, aber auch mit Demokratie nicht so genau nehmen.

Darum ist das Wirkungsziel 2 in unserem Budget auch so wichtig für die Volks­anwaltschaft, da die internationale Arbeit der Volksanwaltschaft ein Bei­trag zur Demokratisierung der Länder ist. Die Volksanwaltschaft beherbergt seit 2009 das Generalsekretariat des International Ombudsman Institute. Dort
wird auf höchster Ebene zusammengearbeitet: Wie geht es den Institutionen in den anderen Ländern? Was kann man voneinander lernen? Wie kann man miteinander arbeiten? Das ist ein Beitrag von vielen, die notwendig sind, um die Werte der Demokratie in jeder Generation neu zu lernen. Für die Arbeit der Volksanwaltschaft möchte ich mich daher ganz herzlich bedanken. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.53


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Christian
Drobits. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.53.19

Abgeordneter Mag. Christian Drobits (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Geschätzte Vertreter der Bundesregierung! Werte Vertreter
von Rechnungshof und Volksanwaltschaft! Ich möchte zum Budgetka­pitel Oberste Organe sprechen und möchte mich insbesondere auf UG 03 und UG 04, das heißt den Verfassungsgerichtshof und den Verwaltungsge­richtshof, beziehen.

Ich möchte ganz klar sagen, dass für uns die Höchstgerichte unverzichtbarer Bestandteil der Bundesverfassung sind und auch bleiben sollen und so
mit Personal ausgestattet werden müssen, dass sie ihre Arbeiten im Dienst der Bevölkerung wahrnehmen können.


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Gerade in den letzten Monaten haben wir gesehen, dass die parlamenta­rische Kontrolle wie Slalomstangen ausgehebelt worden ist. Wir haben das bei der Cofag beziehungsweise auch bei den Finanzhilfen gesehen, die an Unternehmen ergangen sind. Wir haben es auch beim ORF gesehen, als gewisse Teile des ORF-Gesetzes, insbesondere die Unabhängigkeit des ORF betref­fend, beanstandet wurden. Ohne Verfassungsgerichtshof hätten wir
das nicht festlegen können, da nämlich vieles an der parlamentarischen Kontrolle am Parlament vorbeigeschifft wird – wie Slalomstangen, die umgekippt
werden.

Deshalb, geschätzte Vertreter des Verfassungsgerichtshofes und des Verwaltungsgerichtshofes, bedanken wir uns für diese Arbeit, dass Sie Gesetze und Verordnungen genau prüfen und dass Sie im Endeffekt auch immer
wieder durch Ihre Entscheidungen dazu beitragen, dass die Rechtssicherheit in Österreich gewahrt wird.

Ich will aber auch darauf hinweisen, dass der Verfassungsgerichtshof nur dann agieren kann, wenn Vertrauen in seine Arbeit besteht. (Beifall bei der SPÖ.)
Das Vertrauen in die Arbeit des Verfassungsgerichtshofes sieht man
am Vertrauensindex, der im September 2023 wiederum nach außen abgebildet wurde.

Da ist der Verfassungsgerichtshof unter den top fünf, wenn es um
Vertrauen geht. Ich muss auch die Volksanwaltschaft anführen, die neu eingestiegen ist und die sogar die Nummer eins dieses Vertrauensindexes ist. Auch der Rechnungshof ist unter den besten sieben von 33 Institutionen.
Weil Kollege Loacker im Raum sitzt: Die Arbeiterkammer ist die Nummer drei, wenn es um Vertrauen der Bevölkerung in Österreich geht. (Beifall bei
der SPÖ. – Abg. Loacker: Wenn ich 600 Millionen Euro hätte, könnte ich mir das Vertrauen auch kaufen!)

Ich bedanke mich auch dafür, dass die Ausstattung des Verfassungsge­richtshofes und des Verwaltungsgerichtshofes mit zusätzlichen Mitteln dazu


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 308

führen wird, dass sie ihre Aufgaben auch wahrnehmen können. Auch der Verwaltungsgerichtshof ist sehr, sehr wichtig, wenn es darum geht, Asylver­fahren so kurz wie möglich zu führen. Wir haben momentan eine Dauer
von 6,2 Monaten, beim Verfassungsgerichtshof sind es drei bis vier Monate. Es wäre wirklich notwendig, diese Mittel auch dafür einzusetzen, dass der Verwaltungsgerichtshof die Asylverfahren effizient und rasch abführen kann.

Zum Schluss: Verfassung ist kein Wunschkonzert, deshalb müssen wir
daran arbeiten, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass wir unabhängige, mit gutem und genügend Personal ausgestattete Höchstgerichte haben, die ihre Arbeit
im Dienst von Österreich erfüllen können. – Danke für die Aufmerksam­keit. (Beifall bei der SPÖ.)

14.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Kira Grün­berg. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.56.54

Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Jeder Mensch, der über einen längeren Zeitraum sportlich aktiv war, merkt nicht nur, dass sich sein
Körper verändert, sondern vor allem auch die Entwicklung der mentalen Gesundheit.

Als Kind und junge Erwachsene habe ich selbst all diese positiven Effekte von Sport erfahren dürfen. Sport lässt uns nämlich nicht nur über Grenzen hinausschauen und wachsen, sondern er baut vor allem auch Stress ab und fördert das Wohlbefinden.

Ein Punkt, der den Sport ganz besonders macht, ist, dass wir im Sport alle gleich sind. Egal ob wir eine Behinderung haben oder nicht, egal woher wir kom­men, welche Hautfarbe wir haben oder welcher Religionsgemeinschaft


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 309

wir angehören, im Sport sind wir alle gleich. Sport verbindet und Sport kennt keine Barrieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Damit aber wirklich alle von den positiven Effekten des Sports profitieren können, muss er natürlich für alle zugänglich sein. Menschen mit Behinderungen brauchen zum Beispiel einen barrierefreien Zugang und auch entsprechende Angebote. Deswegen sind die Bewegungs- und Informationscoaches ins Leben gerufen worden. Sie gewährleisten einen niederschwelligen Zugang und entwickeln den inklusiven Breitensport immer wieder weiter. 2022 wurden bereits 14 Coaches ausgebildet und angestellt. Bis zum Jahr 2024 soll
es in Österreich 16 Bewegungs- und Informationscoaches geben. Das Ziel ist, mehr Menschen mit Behinderungen für Bewegung und Sport zu sensibili­sieren, aber auch nachhaltig zu aktivieren. So können zukünftig noch mehr Men­schen mit Behinderungen von den positiven Effekten des Sports profitieren.

Ein weiterer Aspekt, der mir im Bereich Sport und Inklusion wichtig ist,
ist die Gleichstellung von Spitzensportler:innen mit Behinderungen mit jenen oh­ne Behinderungen. Dies gelingt nur, wenn Behindertensportler:innen die­selben Möglichkeiten und Förderungen bekommen, um den Sport auch als Beruf auszuüben. Genau das passiert beim österreichischen Bundesheer, denn
dort sind Behindertensportler:innen als Heeressportler gleichgestellt. Um all die­se Aufgaben zu bewältigen, stellen wir wieder genug Budget für den Sport,
also für den Spitzensport und den Breitensport, zur Verfügung.
(Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Zum Abschluss möchte ich noch einmal betonen, wie wichtig und gesund es ist, regelmäßig Sport zu betreiben. Das gilt für alle Menschen in Österreich,
egal ob mit oder ohne Behinderung. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

14.59


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Werner Herbert. – Bitte sehr.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 310

15.00.03

Abgeordneter Werner Herbert (FPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Frau Bundesminister! Frau Rechnungshofpräsidentin! Meine Dame und meine
Herren von der Volksanwaltschaft! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer hier im Hohen Haus beziehungsweise zu Hause vor den Fern­sehgeräten! Wir haben es heute schon mehrmals gehört: Ja, diese Bundesregie­rung hat ein schweres Problem mit dem Budget, das uns vorliegt, nämlich
ein schweres Ausgabenproblem. Besonders für den öffentlichen Dienst, in der UG 17, darf ich Ihnen das anhand der Planstellensituation bei uns im öffent­lichen Dienst näher ausführen.

Wenn man sich den Planstellenverlauf so anschaut, dann sieht das im
ersten Moment alles sehr plausibel aus. Schaut man allerdings hinter die Kulis­sen, wie sich die Planstellensituation im öffentlichen Dienst tatsächlich
gestaltet, wenn man nämlich in die Ministerien hineinschaut, was da tatsächlich, abseits der Papierform, die uns dargelegt wird, passiert, dann ist das ein
völlig anderes, ein konträres, ja fast erschreckendes Bild.

Da werden Planstellen einfach geschaffen oder anders gesagt ohne Planstellen Postenbesetzungen vorgenommen. Da werden in einer Art schwarz-grünem Selbstbedienungsladen Abteilungsleiter, Gruppenleiter, Sektionschefs geschaf­fen, Spitzenpolitiker um jeden Preis quasi in neue Funktionen gehievt,
mitunter ohne eine tatsächlich vorliegende Planstellengrundlage zu haben und ohne, dass wir da ein Kostenkalkül erkennen können.

Das heißt, wir schaffen Spitzenpositionen in der Republik im öffentlichen
Dienst um jeden Preis, ohne einen tatsächlichen Bedarf zu haben. Da werden einfach neue Sektionen aus dem Boden gestampft, neue Abteilungen,
neue Gruppen in den Ministerien gegründet, nur um, ich würde einmal sagen, für Politgünstlinge oder Personen im öffentlichen Dienst, die dieser Bundesre­gierung politisch besonders nahestehen, einen neuen, einen attraktiven Job zu schaffen, um nicht zu sagen, sie politisch zu versorgen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 311

Das ist eigentlich ein Skandal und geht völlig am Bedarf im öffentlichen
Dienst vorbei, denn wenn man schon zusätzliches Personal requirieren möchte, wenn man schon zusätzliche Möglichkeiten in personeller Form rekrutie­ren möchte, dann ist es der völlig falsche Ansatz, personell am Overhead, an der Führungsebene anzusetzen. Es gehört an der Basis personell aufgestockt,
dort, wo unsere Beamten und Vertragsbediensteten bei der Bevölkerung sind: in der Polizei, in der Lehrerschaft, bei den Krankenpflegediensten und in vielen anderen Bereichen, wo tatsächlich Personal fehlt und wo man einfach wegschaut, nur um seine eigenen Freunde und Günstlinge zu versorgen.

Ich darf abschließend einmal mehr feststellen: Der öffentliche Dienst leistet einen hervorragenden, einen wichtigen Job für das Funktionieren
unseres Staates und unserer Republik.

Ich darf hier allen öffentlich Bediensteten namens meiner Fraktion, aber auch persönlich danken, meinen Dank und meine Anerkennung im höchsten
Maße dafür aussprechen, was sie unter diesen schwierigen Voraussetzungen leisten, die wir momentan in unserer Republik im öffentlichen Dienst
in den vielen Facetten, in vielen Bereichen haben, in denen diese Bediensteten tagtäglich ihren Dienst an der Allgemeinheit erbringen.

Ich darf mit dem Wunsch schließen, dass diese Bundesregierung ihr Wirken möglichst bald beenden wird und dass endlich die Zeit für einen Volks­kanzler Kickl und die neuen Möglichkeiten, die damit geschaffen werden, kommt. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

15.04


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeord­neter Ofenauer. – Bitte.


15.04.31

Abgeordneter Mag. Friedrich Ofenauer (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren Staatssekre-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 312

täre! Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Volksanwältinnen und Volks­anwälte! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Geschätzte Kolleginnen
und Kollegen! Wir diskutieren das Budget für das Jahr 2024, ein Budget,
mit dem wir durchaus optimistisch in die Zukunft blicken können und mit dem wir vor allem Wohlstand erhalten und Zukunft gestalten.

Herr Finanzminister Brunner hat seine Budgetrede vor einigen Wochen
mit den Worten begonnen: „Wir können zwar den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.“ Der Wind weht auch für unsere Demo­kratie, für unseren Parlamentarismus etwas rau.

Wenn wir die Situation rund um uns anschauen, dann müssen wir auch die Segel in Richtung geistige Landesverteidigung setzen. Dazu gehört nämlich unter anderem die Vermittlung von Grundwerten wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Par­lamentarismus und Demokratie.

Daran haben vor allem auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Parlamentsdirektion, die täglich bis zu 2000 Besucherinnen und Besucher durch unser neu saniertes Parlament leiten, einen ganz wesentlichen Anteil. Vielen
Dank dafür, das ist eben auch ein ganz wichtiger Beitrag zur geistigen Landesverteidigung und ein wichtiger Bereich, in dem auch das Budget aufge­stockt wird. (Beifall bei der ÖVP.)

Dieses Parlament, das nämlich gerade in der Zeit des Neoabsolutismus im 19. Jahrhundert als steinernes Zeichen für Parlamentarismus und Demokratie gebaut wurde, kann uns so viel Geschichte und Geschichten vom Nieder­gang, aber auch vom Wiederaufbau des Parlamentarismus erzählen. Deshalb gilt es vor allem auch, bei Aussagen wie zum Beispiel: Mit dem Parlamentaris­mus kommen wir nicht mehr weiter, man muss die Straße mobilisieren!, vorsich­tig und wachsam zu sein. Da muss man hellhörig werden, meine Damen
und Herren!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 313

Wesentliche Bausteine unserer parlamentarischen Demokratie sind die obersten Organe: Bundespräsident, Bundeskanzler, National- und Bundesrat, Ver­fassungs- und Verwaltungsgerichtshof, Volksanwaltschaft, Rechnungshof. Sie alle bekommen entsprechend mehr Mittel, um ihre Aufgaben für Gesell­schaft und Demokratie wahrnehmen zu können.

Der Wind in den letzten Jahren war tatsächlich rau, aber wir investieren in die richtige Richtung. Wir investieren in die Familien, indem wir Familienleis­tungen valorisieren, indem wir den Kindermehrbetrag erhöhen und indem wir die Kinderbetreuung ausbauen.

Wir investieren in die Leistung, nämlich mit der Abschaffung der kalten Progression: mehr Lohn, aber nicht mehr Steuern. Wir senken die Steuertarifstufen, wir heben den Freibetrag, damit von den Überstunden,
die geleistet werden, auch mehr überbleibt. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir investieren vor allem auch in die Sicherheit, indem wir das Krisen­sicherheitsgesetz umsetzen, indem wir die Mobilität der Polizei erhöhen und die Digitalisierung vorantreiben, und vor allem auch, indem wir das Vertei­digungsbudget 2024 um 790 Millionen Euro auf 4,015 Milliarden Euro erhöhen. Das ist wichtig, damit wir unsere verfassungsrechtliche Aufgabe, unsere Neutralität zu schützen, entsprechend bewerkstelligen können.

Zum Schluss, aber umso wichtiger, das Personal – Herr Vizekanzler, ich zähle dabei auf Sie –: Es gibt noch offene Punkte im Bereich des Dienstrechts
für die Soldatinnen und Soldaten des österreichischen Bundesheeres. Diese müssen erledigt werden. Das betrifft die angemessene Besoldung der
Offiziere und auch das Zulagensystem bei den Unteroffizieren. Das ist noch bearbeitungsbedürftig. Herr Vizekanzler, ich hoffe, wir werden auch
dieses Thema bald lösen können.


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Ich ersuche um Zustimmung zu diesem Budget. Es ist eines, das Zeichen in die richtige Richtung setzt, und vor allem können wir mit diesem Budget auch
an Österreich glauben. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

15.08


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Loa­cker. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


15.08.32

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Frau Rechnungs­hofpräsidentin! Geschätztes Publikum! Wir diskutieren das Budget in sogenann­ten Untergliederungen. Untergliederung 17 ist öffentlicher Dienst und liegt damit in der Zuständigkeit des Herrn Vizekanzlers, der in Wirklichkeit der Herr über den Stellenplan des Bundes ist.

Wenn man sich anschaut, was diese Regierung jetzt, da das letzte Budget
dieser amtierenden Regierung beschlossen wird, so geliefert hat, dann muss man sagen: Erklecklich! – Im nächsten Jahr sind 1 159 Planstellen zusätzlich vor­gesehen. Insgesamt hat es diese Regierung geschafft, seit ihrem Amts­antritt 4 706 Planstellen zusätzlich einzurichten, 4 706 zusätzliche Mitarbeiter im öffentlichen Dienst! Das müssen Sie alle, die Sie nicht im öffentlichen Dienst arbeiten, mit Ihrem Steuergeld finanzieren.

Da fragt man sich – hier sitzt der Herr Digitalisierungsstaatssekretär –:
Was machen die eigentlich bei der Digitalisierung? – Man stellt sich ja vor, die digitalisieren Prozesse, und dann kann man mit gleich vielen Mitarbeitern
mehr erledigen oder mit weniger Mitarbeitern gleich viel erledigen,
Dinge schneller erledigen. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Ich weiß nicht, was die in der Regierung digitalisieren, aber jedenfalls ist es nicht die Arbeit des öffentlichen Dienstes, die sie da digitalisieren, denn der bläst sich auf wie ein Kugelfisch. Die Gemeinsamkeit mit dem Kugelfisch ist: Dieser ist gleich


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viel Fisch wie vorher. Es ist nur optisch mehr da, der Output aber ist gleich viel wie vorher. Das ist ja die Tragödie. (Beifall bei den NEOS.)

Außerdem ist ja bekanntlich die Lernkurve dieser Regierung einigermaßen
flach, man könnte auch sagen: horizontal. Darum macht man auch Dinge wieder, die schon einmal schlecht waren. Können Sie sich zum Beispiel noch an
den NPO-Fonds in der Coronazeit erinnern, an dem sich der Seniorenbund und die Jungbauern und andere ÖVP-Teilorganisationen bedient haben? Jetzt
macht man wegen der Energiekosten im Budget für 2024 noch einen
NPO-Fonds. Die Energiekosten sind zwar schon wieder gesunken, aber es ist ein Wahljahr und da möchten wir alle Geld verteilen, und es ist wieder dafür vor­gesorgt, dass sich diverse Vorfeldorganisationen am Steuergeld bedie­nen können. – Na super! Wir sind dagegen. Da wird nämlich, geschätzte Damen und Herren, Ihr Steuergeld verbraten. (Beifall bei den NEOS.)

15.11


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: So kurz?

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Melchior. – Bitte.


15.11.10

Abgeordneter Alexander Melchior (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident!
Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Ich bin jetzt kurz ne­ben Peter Haubner gesessen, und er hat mich gefragt, zu welchem Thema
ich rede. Da habe ich gesagt, zum Sportausschuss. Er hat mich angeschaut und hat gesagt: Das verwundert mich! – Also ich weiß nicht, was du mir damit
sagen wolltest, aber es ist ein Thema, das besonders wichtig und besonders er­freulich ist.

Wir haben es in den letzten Jahren geschafft, dass wir da ein Budget aufgestellt haben, das uns zur Tabellenführung und damit zum Aufstieg gebracht hat. Besonders erfreulich ist, dass dieses Budget jetzt nicht nur ein kurzer Sprint ist, sondern mit dem heurigen Budgetbeschluss wird das Budget, das schon


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auf einem Rekordhoch war, erneut um ganze 6,9 Prozent erhöht. (Beifall bei Ab­geordneten von ÖVP und Grünen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn man es sich anschaut, sieht man, dass das Budget von 2019 bis jetzt insgesamt um 78 Prozent gesteigert
worden ist. Das ist auch wirklich notwendig und wichtig.

Wir alle haben letzten Samstag mitverfolgt, wie Österreicher beim Skirennen auf dem Stockerl gestanden sind, und haben uns riesig gefreut, dass wir da Medaillen geholt haben. Das war ein schöner Erfolg. Wer aber tatsächlich auch auf diesem Stockerl Platz nehmen sollte, das sind alle Ehrenamtlichen, die
sich im Sportwesen engagieren. Ich erlebe das selber mit, meine Kinder sind in einigen Sportvereinen tätig. Mit welcher Engelsgeduld die Betreuerinnen
und Betreuer diese Kinder – nicht nur meine, sondern alle Kinder – betreuen, verdient wirklich höchste Anerkennung und ist ein ganz wesentlicher
Beitrag für unsere Gesellschaft. In diesem Sinne: Herzlichen Dank an alle, die mitgewirkt haben!

Herzlichen Dank auch an Christoph Zarits dafür, dass er sich hier immer
so einsetzt. Ich muss ihn jedoch tatsächlich berichtigen. Er hat vorhin gesagt, dass wir heute „gegen Österreich“ spielen. – Also tatsächlich spielen
wir heute gegen Deutschland. Worüber wir aber alle mit dir einer Meinung sind: Möge Österreich heute gewinnen und ein gutes Spiel abliefern! – Vielen
Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen)

15.13


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Greiner. – Bitte sehr.


15.13.32

Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte
Damen und Herren! Bevor ich mich dem Rechnungshofbudget widme, darf ich im Namen unserer Abgeordneten Petra Oberrauner eine Gruppe aus


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Treffen mit Herrn Bürgermeister Glanznig begrüßen. – Willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Erfreulicherweise ist das Rechnungshofbudget um satte 10 Prozent erhöht worden. Das ist auch gut so. Warum war das erforderlich und wirklich
gut begründet? – Der Rechnungshof hat ja einige neue Aufgaben wahrzuneh­men, nicht zuletzt durch die Novellierung des Parteiengesetzes. Er kann
jetzt zusätzliche Planstellen besetzen und zum Beispiel auch in die weitere IT-Sicherheit investieren. Nicht nur die neuen Aufgaben haben das not­wendig gemacht, es hat ja zahlreiche Anlassfälle gegeben, in denen zeitnahe und fundierte Prüfungen, die dankenswerterweise vorliegen, notwendig waren.

Ich darf in Erinnerung rufen, dass der Rechnungshof mittlerweile 23 Covid-19-Prüfungen vorgelegt hat. Eine wird uns wohl bedauerlicherweise allen
in Erinnerung bleiben, nämlich die Prüfung zur Cofag, zur Covid-Finanzierungs­agentur: einer der Anlässe, wo man sieht, wie wichtig ein objektives Kon­trollorgan für die Abgeordneten als Unterstützung ist. Der Rechnungshof hat bei der Cofag-Prüfung die grundlegende Frage gestellt: Warum wurde die
Cofag eigentlich gegründet? Es fehlt die Begründung zur Gründung dieser Agentur, und eigentlich gehört sie aufgelöst.

Die Kritik kam nicht nur vom Rechnungshof, sondern sie ist auch von der Europäischen Kommission gekommen, die gemeint hat, die Förderauszahlungen seien nicht nachvollziehbar, willkürlich, sie passierten freihändig und vor
allem ohne parlamentarische Kontrolle. Das war auch immer ein ganz starker Kritikpunkt unsererseits: Es ist absolut inakzeptabel, dass 19 Milliarden
Euro an Steuergeldern ohne parlamentarische Kontrolle ausbezahlt werden! (Beifall bei der SPÖ.)

Ein weiterer aktueller Bericht, der wirklich für uns alle eine Grundlage
sein sollte, der Einkommensbericht, spiegelt die Einkommenssituation in Öster­reich sehr gut wider, ist wiederum äußerst fundiert und eine sehr gute


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Grundlage, um daraus Maßnahmen abzuleiten, um den Genderpaygap zu be­kämpfen. Frauen verdienen in Österreich 20 Prozent weniger als Män­ner im gleichen Beruf. In der EU sind es immerhin nur 13 Prozent, was noch immer zu viel ist.

Jetzt haben wir einerseits den Rechnungshofbericht, andererseits hat
die Europäische Kommission bereits die Richtlinien für eine Lohntransparenz vorgelegt. Appell an die Bundesregierung, an die Regierungsfraktionen:
Bitte her mit den Richtlinien zur Lohntransparenz, und nicht bis zum Jahr 2026 warten! (Beifall bei der SPÖ.)

Summa summarum: Gott sei Dank wurde das Rechnungshofbudget erhöht.
Es ist sinnvoll eingesetzt. Unser Verständnis von Politik und davon,
wie ein Rechnungshof arbeiten können muss: Er muss für volle Transparenz sorgen können, damit Sie, liebe Steuerzahlerinnen und Steuerzahler,
wissen, was mit Ihrem Steuergeld letztendlich passiert. – Vielen Dank. (Beifall
bei der SPÖ.)

15.16


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet hat sich die Frau Präsidentin des Rechnungshofes. – Bitte sehr.


15.16.53

Präsidentin des Rechnungshofes Dr. Margit Kraker: Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Frau Staatssekretärin! Herr Staats­sekretär! Geschätzte Volksanwälte! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bedanke mich dafür, dass im Rahmen dieser Debatte zu den obersten Organen auch das Budget des Rechnungshofes zur Diskussion steht, und ich bedanke mich für das Verständnis dafür, dass der Rechnungshof eine
solide Mittelausstattung zur Erfüllung seiner umfangreichen Aufgaben benötigt. Ich bedanke mich für dieses Verständnis sowohl bei der Regierung als auch
beim gesamten Nationalrat.


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Für den Rechnungshof sind im Budget für das Jahr 2024 insgesamt 46,7 Millio­nen Euro vorgesehen. Das ist eine Steigerung um 10,6 Prozent.

Das darf man nicht ohne Kontext sehen. Der Kontext ist, dass das Aufgaben­portfolio des Rechnungshofes in den letzten Jahren und insbesondere
seit dem Jahr 2023 massiv gewachsen ist und wir natürlich in die Lage versetzt werden müssen, diesen Aufgaben auch sorgfältig und vollumfänglich nach­kommen zu können.

Unser Auftrag ist es, für den sorgsamen Umgang mit öffentlichen Mitteln zu sorgen, und das machen wir auch. Das kann ich dank der Mitarbeiterin­nen und Mitarbeiter des Rechnungshofes machen, die intensiv alle Verwaltungs­bereiche prüfen. Natürlich will der Rechnungshof immer Ansporn für Regie­rung und Verwaltung sein. Ich denke, das ist auch unser Auftrag. Da
gibt es Empfehlungen, die wir durchaus im konstruktiven Sinn, aber eben auch im kritischen Sinn machen. Unser Ziel ist es, festzustellen und festzu­halten, was ist, um die Grundlage für eine faktenbasierte Politik zu liefern.

Das Budget für den Rechnungshof berücksichtigt im nächsten Jahr einen Per­sonalstand von 295 Vollbeschäftigungsäquivalenten. Dieses Niveau hat­ten wir uns eigentlich schon im letzten Jahr vorgenommen, und das ist ein Ziel, das wir beibehalten wollen. Es ist eben nicht eine Erhöhung, sondern
dieses Ziel behalten wir bei. Diesen Pfad brauchen wir auch.

Ich darf auch erwähnen, dass wir aktuell im Rechnungshof einen Frauenanteil von 51,5 Prozent haben (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP) – da bin ich noch gar nicht mitgezählt, glaube ich –, und wir haben einen Anteil von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Prüfdienst von rund 84 Prozent. Wir müssen auch Pensionierungen nachbesetzen. Wie in allen anderen öffentlichen Bereichen ist es eben so, dass es Pensionsab­gänge gibt, deshalb gibt es auch Nachbesetzungen.


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Wir haben 2023 bisher 18 Prüferinnen und Prüfer aufgenommen, im Jahr 2024 sollen weitere 14 Prüferinnen und Prüfer folgen. Wir müssen diese erwei­terten Aufgaben nach dem Parteiengesetz erfüllen, und natürlich sieht auch das Geschäftsordnungsgesetz des Nationalrates vor, dass die Zahl der Verlan­gensprüfungen erweitert wurde, das heißt, der Rechnungshof braucht dafür per­sonelle Ressourcen. Wir brauchen vor allem auch Ressourcen dafür, dass
wir eine angemessene Zahl an Initiativprüfungen durchführen können. Das ist notwendig für unsere Präventivfunktion und das ist auch notwendig zur Wahrung unserer Unabhängigkeit.

Der Rechnungshof legt den Vertretungskörpern jährlich rund 50 Prüfungen vor. Es ist uns in der Vergangenheit, glaube ich, auch gelungen, Berichte von besonderer Relevanz zu veröffentlichen. Ich erinnere beispielsweise an die vielen Covid-Prüfungen, das wurde schon erwähnt, aber wir haben heuer zum Beispiel auch einen Bericht zu den Bildungsdirektionen in allen neun Bun­desländern veröffentlicht. Wir machen Prüfungen des Verwaltungsgerichtshofes, wir haben Themen wie Gewalt- und Opferschutz für Frauen geprüft.

Besonders hervorheben, weil wir hier im Plenarsaal des Nationalrates im Parla­ment sind, will ich die Sanierung des Parlamentsgebäudes; auch das
haben wir geprüft. Wir alle sind froh, dass diese Sanierung erfolgreich abge­schlossen werden konnte.

Im Hinblick auf die finanzielle Nachhaltigkeit ist es so, dass der Rechnungshof im Rahmen des Bundesrechnungsabschlusses jetzt auch immer einen Schulden­bericht herausgibt. Und: Wir haben auch die Nachhaltigkeit des Pensionssystems thematisiert. Zu den Covid-Prüfungen haben wir ein Mehrwertpapier heraus­gegeben, es geht uns eben darum, Lessons learned aus der Krise zu identifizieren und immer auch Maßnahmen daraus abzuleiten.

Für das Jahr 2024 behalten wir unseren Prüfschwerpunkt bei, und dieser heißt: „Next Generation Austria. Überlassen wir der nächsten Generation mehr
als Schulden?“ Da fordert der Rechnungshof eine langfristige Perspektive ein.


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In unserem vorläufigen Prüfungsprogramm befinden sich rund 75 Prü­fungen, und im Rahmen dieses Schwerpunktes sind Prüfungen zu den Themen­bereichen Bildung, Raumordnung, Digitalisierung, Klimaschutz, Gemeinden
und deren Unternehmen, zur Transparenz und eben auch zur Finanzierung des Staatshaushaltes vorgesehen.

Wir müssen auch einbeziehen, dass es zu Verlangensprüfungen kommen
kann, nicht nur vom Nationalrat, auch von den Landtagen. Wir werden regel­mäßig damit konfrontiert. Ich kann allen Vertretungskörpern versichern,
dass sich der Rechnungshof stets bemüht, diesen Prüfungsersuchen nachzukommen.

Wir arbeiten ständig an der Weiterentwicklung unserer Berichte. Die Ver­ständlichkeit unserer Berichte ist uns sehr wichtig. Es gibt ein Intro,
eine Kurzfassung, aussagekräftige Grafiken. Ich bedanke mich auch dafür, dass wir in der Behandlung im Rechnungshofausschuss jetzt auch vorangestellt haben, dass ich diese hinsichtlich der wesentlichen Aussagen präsentieren darf. Ich denke, auch das hilft, um transparent zu machen und aufzuzeigen,
wo die Zielrichtung ist.

Ja, sehr geehrte Damen und Herren, das Jahr 2024 wird ein Wahljahr sein. Des­halb haben wir zu beachten, dass es sowohl für die Wahl zum Europäischen Parlament als auch für den Nationalrat künftig Wahlwerbungsberichte gibt, die wir zu kontrollieren haben. Im Herbst 2024 werden uns auch die Rechen­schaftsberichte nach dem neuen System vorliegen. Sie werden wesentlich um­fangreicher und detaillierter sein. Die Zahl der zu prüfenden Rechen­schaftsberichte wird um circa 50 Prozent ansteigen. In Summe rechnen wir
mit 23 Berichten, die uns vorgelegt werden.

Dazu gibt es natürlich auch eine Reihe von administrativen Anforderungen, etwa bei der Veröffentlichung von Spendenmeldungen oder bei der Registrierung
der Personenkomitees. Deshalb bereiten wir uns auch auf diese Heraus­forderung vor.


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Wie bei allen anderen öffentlichen Institutionen ist es so, dass der Rechnungshof an der Digitalisierung arbeitet, dass wir wichtige IT-Projekte auch in unse­rem Haus umsetzen, finalisieren und diese auch budgetär einplanen müssen. Ei­ne große Herausforderung sind Projekte zur IT-Sicherheit. Es ist uns wich­tig, dass wir die Systeme auf dem Stand der Technik halten können und sie auch noch verbessern können. Insgesamt sind für den Rechnungshof für die
IT-Auszahlungen 2,3
 Millionen Euro budgetiert.

Der Rechnungshof ist eine Wissensorganisation. Wir legen Wert auf Fortbildun­gen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihre Expertise ist das Wichtigste, deshalb verwenden wir auch dafür sowie für die gemeinsame Prüfer:innenausbil­dung Ressourcen.

Ich möchte aus aktuellem Anlass – wir hatten ja gestern die Festveranstaltung zu 70 Jahre Intosai, Internationale Organisation der Obersten Rechnungskon­trollbehörden – noch kurz sagen: Es sind 70 Jahre Intosai und 60 Jahre Generalsekretariat in Österreich. Die Intosai hat den Sitz beim österreichischen Rechnungshof in Wien. Diese Veranstaltung gestern war dem Beitrag
oberster Rechnungshöfe zur globalen nachhaltigen Entwicklung gewidmet.

Ganz besonders wichtig ist da natürlich das SDG 16. Da geht es um Rechenschaft, es geht um Governance und Transparenz. Wir haben uns weltweit verpflichtet, dass wir dazu beitragen wollen, dass wir die Effektivität
stärken, dass wir schauen, dass in den jeweiligen Nationalstaaten die Maßnah­men auch ankommen und dass wir die notwendigen Wirkungen erzeugen.

Ich möchte mich beim Präsidenten des Nationalrates dafür bedanken, dass die Intosai hier zu Gast sein durfte, nicht nur gestern, sondern auch heute,
denn wir haben jetzt gerade auch das Governing Board hier. Ich kann nur sagen, die Gäste aus der ganzen Welt sind sehr begeistert von diesem Gebäude.

Aus aktuellem Anlass möchte ich auch noch sagen, dass wir ein Mandat über­nommen haben, ein internationales Prüfmandat zur Prüfung der OSZE.


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Da ist Österreich – der österreichische Rechnungshof – eingesprungen, wir haben das übernommen, da es uns wichtig war und wir zum Amtssitzabkommen, das Österreich hat, als Rechnungshof auch beitragen wollen. Wir wurden
darum ersucht und übernehmen jetzt diese Aufgabe. Ich glaube, es ist ein Lern­effekt für uns, aber es kann auch Österreich helfen, und dazu wollen
wir etwas beitragen. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.)

Abschließend möchte ich Sie noch auf etwas hinweisen: Wir haben in
einem unserer Wirkungsziele die Zufriedenheit der Abgeordneten mit der Arbeit des Rechnungshofes. Dafür haben Sie schon in der letzten Woche einen Fragebogen zugeschickt bekommen und eine Einladung zur Teilnahme erhalten. Sie haben bis Ende November die Möglichkeit, teilzunehmen. Es wäre
uns wichtig, dass wir Ihr Feedback erhalten. Sagen Sie uns, was Sie gerne von uns haben möchten und wie wir Sie noch besser servicieren können! Das
ist uns wichtig, denn Sie sind die ersten Ansprechstellen für unser Haus. 
Danke schön. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen.)

15.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herzlichen Dank und Gratulation zur Veranstaltung 70 Jahre Intosai und 60 Jahre Generalsekretariat. Es war gestern wirklich ein beachtliches Ereignis, ich kann Ihnen nur beipflichten. Auch mich haben die Mitteilungen erreicht, wie
zufrieden man mit der Organisation durch das Team des Rechnungshofes und mit Ihrer Präsenz gewesen ist. Es ist sicherlich eine Auszeichnung, dass
Sie auch ein internationales Mandat im Rahmen der Prüfung der OSZE über­nehmen können. Also herzliche Gratulation und Danke schön! (Beifall
bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Deckenbacher. – Bitte sehr.


15.28.27

Abgeordnete Mag. Romana Deckenbacher (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Frau Präsidentin des Rechnungshofes!


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Sehr geehrte Frau Volksanwältin! Sehr geehrte Herren Volksanwälte! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher und Gäste hier bei uns im Haus!
Der öffentliche Dienst ist die Säule unserer Gesellschaft, denn Bildung, innere und äußere Sicherheit, das Gesundheitswesen, Verwaltung in unter­schiedlichsten Bereichen und vieles mehr sind relevante Bestandteile unserer gesellschaftlichen Ordnung, unseres Lebens und unserer sozialen
Ordnung.

Um diese Funktionsfähigkeit des öffentlichen Dienstes auch wirklich weiter aufrechterhalten zu können, braucht es natürlich auch ein entsprechen­des Budget. Für das Detailbudget öffentlicher Dienst und Zentralstelle sind für 2024 ungefähr 116,5 Millionen Euro veranschlagt: für jene, die die Garan­ten für die Aufrechterhaltung unseres öffentlichen Lebens und das Funktionieren unserer Republik sind, nämlich für den öffentlichen Dienst.

Der öffentliche Dienst hat aber auch Vorbildwirkung – Vorbildwirkung im Hin­blick auf Gleichstellung von Frauen und Inklusion. Der Anteil von Frauen
wächst im öffentlichen Dienst jedes Jahr tendenziell und in den höchsten besol­dungsrechtlichen Einstufungen steigt er sogar um 10 Prozent. Ja, das ist
im Vergleich zu anderen Branchen doch eine sehr positive Bilanz. (Abg. Loacker: Ist Verrat ...!)

Der Equal-Pay-Day, der Tag, ab dem statistisch gesehen jede Frau gratis arbeitet, ist im öffentlichen Dienst der 2. Dezember – in anderen Bereichen fällt er leider auf den 31. Oktober –, auch darauf können wir im öffentlichen
Dienst stolz sein. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Holzleitner.)

Vorbildwirkung hat der öffentliche Dienst auch im Hinblick auf die Beschäfti­gung von behinderten Menschen. Er ist ein attraktiver Arbeitgeber, und
Ziel für 2024 beziehungsweise 2025 ist es unter anderem, etwa 4 000 Menschen mit Behinderung im öffentlichen Dienst zu beschäftigen. Ich möchte an dieser Stelle den Artikel 27 der UN-Behindertenrechtskonven­tion erwähnen, wonach jeder Mensch das Recht auf Arbeit hat.


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Einen großen Dank möchte ich an dieser Stelle auch für die Einsatzbereitschaft der vielfältigen Berufsgruppen im öffentlichen Dienst aussprechen, denn
sie alle arbeiten täglich für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens und für unsere Republik. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

15.31


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Shetty. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


15.31.22

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte Volksanwältin und Volks­anwälte! Ich würde gerne unter diesem großen Block zu den Themen Sport und Integration sprechen. (Abg. Zarits: Sportler ...!)

Zuerst zum Sport: Da möchte ich mich nicht in den Details verlieren, sondern den Blick auf das große Ganze, nämlich auf dieses Sportfördersystem
lenken. Unsere Kritik ist, glaube ich, bekannt, nämlich dass dieses System jene begünstigt, die sich gut darin auskennen, jene, die sich am Vormittag den Förderantrag schreiben, und sich am Nachmittag in die Gremien setzen und sich diese Förderanträge selber bewilligen. (Abg. Zarits: Ist nicht richtig!) Der Rechnungshof – was ich sage, ist sehr passend zum vorigen Statement der Frau Präsidentin – hat an diesem System vernichtende Kritik geübt.

Der Herr Sportminister ist jetzt gerade nicht da. Ich weiß nicht, ob das Gedächt­nis so lange noch zurückreicht, aber er selber und seine Kolleginnen und Kollegen haben damals, als sie noch hier in der Opposition gesessen sind, die­selbe Kritik an diesem Sportfördersystem geübt, nämlich dass es ineffi­zient ist, dass es intransparent ist und dass es Freunderlwirtschaft begünstigt. (Beifall bei den NEOS.)

Es ist für viele ein Selbstbedienungsladen geworden. Von diesem System profitieren die Sportfunktionäre in den höchsten Etagen, in den Dachverbänden, aber es leiden darunter die vielen Sportlerinnen und Sportler, sowohl im


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Breiten‑, als auch im Spitzensport, weil das Geld bei ihnen nicht so ankommt,
wie es bei ihnen ankommen sollte.

Ich würde gerne den Herrn Sportminister – ich erinnere ihn dann noch
einmal, wenn er wieder da ist – noch einmal eindringlich an sein Versprechen erinnern, eine Novelle des Bundes-Sportförderungsgesetzes in die Wege
zu leiten.

Ich will jetzt nicht sagen – weil ich glaube, dass das jetzt hier schwer möglich wäre –, dass er dieses Versprechen gebrochen hat, aber er hat zumindest dessen Verwirklichung lange aufgeschoben. Diese Legislaturperiode dauert ja nicht mehr lang, viel Zeit wird also nicht mehr bleiben.

Deswegen würde ich gerne noch einmal folgenden Unselbständigen Entschlie­ßungsantrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen

betreffend „Erneute Rechnungshofkritik zur Bundes-Sportförderung: Frist zur Vorlage einer Reform“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Vizekanzler und Bundesminister
für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, wird aufgefordert, dem Natio­nalrat innerhalb des ersten Quartals 2024 eine Gesetzesvorlage zur Än­derung des BSFG 2017 zu übermitteln, die eine Reform der Entscheidungsgre­mien im Sinne der vom, Rechnungshof geäußerten Empfehlungen vorsieht.“

*****

(Beifall bei den NEOS.)


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Herr Vizekanzler, Herr Sportminister! Erinnern Sie sich daran, was Sie
in der Opposition gesagt und gefordert haben? Beenden Sie diesen Förderalis­mus! Schaffen Sie endlich ein System, das nicht mehr darauf abstellt,
wen man kennt, sondern darauf, was man kann! Gerade im Sport sollte der Leistungsgedanke noch im Vordergrund stehen.

Machen Sie Schluss mit diesem System der Bundes-Sportförderung, das alles andere als transparent ist und das vor allem dem Anspruch eines grünen Sportministers wirklich nicht mehr genügt!

Der zweite Aspekt, auf den ich eingehen will, betrifft ein anderes Thema, näm­lich das Thema Integration. Gerade aktuell sehen wir ja – und ich bin eigent­lich davon überzeugt –, dass die Integration eine unserer größten Herausforde­rungen für ein gutes Zusammenleben in diesem Land ist. Ich sehe tatsäch­lich die reale Gefahr, dass uns da einiges entgleitet, ja vielleicht da und dort auch schon entglitten ist.

Vielleicht, um nur einmal die Relation herzustellen, wie wir in diesem
Budget Prioritäten setzen – Kollege Loacker ist ja schon vorhin darauf eingegan­gen –: Alleine die Zuzahlungen ins Pensionssystem, in ein System, das sich
von allein nicht mehr finanziert, machen dieses Jahr 30 Milliarden Euro aus, und es wird immer mehr. Für das gesamte Integrationsbudget, für alle Integra­tionsmaßnahmen, von den Deutschkursen über Werte- und Orientierungskurse bis hin zur Arbeitsmarktintegration, stehen 120 Millionen Euro zur Verfü­gung. Das entspricht 0,4 Prozent der Zuzahlungen ins Pensionssystem. Kann man sich das einmal vorstellen?!

Ich glaube, daran wird sichtbar, was wir an allen Stellen immer wieder
sagen: Das ist der Kern dieses Problems. Wir haben nichts dagegen, im Gegen­teil, dass jeder Pensionist und jede Pensionistin eine faire Pension bekom­men soll; aber so, wie sich das darstellt, fehlt uns viel Geld, das wir in dieses in­effiziente System geben, an allen anderen Ecken und Enden! Uns fehlt


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der Spielraum, um dort Investitionen zu tätigen, wo sie dringend notwendig wären. (Beifall bei den NEOS.)

Mit diesem Minibudget müssen wir also Deutschkurse, Werte- und Orientierungskurse und alle weiteren Integrationsmaßnahmen finanzieren.
Dabei stehen wir da vor einer Herkulesaufgabe.

Frau Bundesministerin Raab ist heute krankheitsbedingt verhindert. Sie sagt bei jeder Gelegenheit, was man nicht alles tun müsste. Sie ist, das erkenne ich
an, ausgezeichnet im Reden, im Ankündigen, im Versprechen. Das beherrscht sie perfekt. Im Umsetzen ist sie allerdings grottenschlecht. Ich möchte auf ein
paar Beispiele eingehen.

Erstens: Ihre Partei fordert jetzt neuerdings Zwangsarbeit für Asylwerberinnen und Asylwerber. Das ist die neue Forderung der Partei. Gleichzeitig ver­hängt die ÖVP aber ein Arbeitsverbot für Asylwerberinnen und Asylwerber. Also auf diese Idee muss man ja eigentlich einmal kommen!

Zweitens: Wir fordern wie viele andere verpflichtend Deutschkurse für alle ab Tag eins, Integration ab Tag eins. Wer verhindert das? – Die ÖVP. Wir
fordern verpflichtende Werte- und Orientierungskurse ab Tag eins. Ab dem ers­ten Tag, ab dem Menschen in Österreich sind, müssen wir doch unsere Kraftanstrengung in die Integration stecken. Wer verhindert das? – Die ÖVP. Wir fordern ein verpflichtendes Integrationsjahr ab Tag eins, um einen
Rahmen für alle Menschen zu geben, die neu hier sind. Wer hat das budgetär ausgehungert? – Die ÖVP.

Man hat also das Gefühl, dass sich gerade der ÖVP-Teil dieser Bundesre­gierung null dafür interessiert, die Probleme zu lösen. Sie sind gut
darin, zu spalten und, ja, die Probleme zu benennen. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Die zweite wäre, an Lösungen zu arbeiten, und da lassen
Sie leider aus.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 329

Das sieht man auch im Budget, es bestätigt diese These. Das ist leider kein gutes Budget für die Zukunft, kein gutes Budget für die Integration und damit
leider auch kein gutes Budget für Österreich. (Beifall bei den NEOS.)

15.37

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Erneute Rechnungshofkritik zur Bundes-Sportförderung: Frist zur Vorlage einer Reform

eingebracht im Zuge der Debatte in der 239. Sitzung des Nationalrats über Bun­desfinanzgesetz 2024 – BFG 2024 samt Anlagen (2300 d.B.) – TOP 9

Die Bundes-Sportförderung und der erste Rechnungshofbericht

Im Juni 2017 wurde das Bundes-Sportförderungsgesetz 2017 (BSFG 2017) beschlossen. Erst vier Jahre zuvor hatten SPÖ, ÖVP und FPÖ gemeinsam das Bundes-Sportförderungsgesetz 2013 (BSFG 2013) beschlossen, das laut Klug "seit
1948 [...] die größte Reform im Bereich der Bundes-Sportförderung" dargestellt ha­ben soll. Man wollte damals wegkommen vom "Gießkannenprinzip" der Förder­geldverteilung hin zu einer gezielten Verteilung nach den Parametern
"Effizienz, Transparenz und Bedarfsorientierung". Das ist nicht geglückt. Anstatt das BSFG 2017 dafür zu nutzen, Missstände im alten Gesetz zu bereinigen, wurden bestehende Strukturen fortgeschrieben und einzementiert. Ein besonderer Missstand ist der dem BSFG 2017 inhärente Interessenkonflikt der Fördernehmer:innen,
die in Gremien über Sportförderung entscheiden. §§ 33 Abs. 1, 36 Abs. 1
und 37 Abs. 1 BSFG 2017 sehen vor, dass Förderempfänger:innen, die also z.B. Mitglieder in Verbänden sind, auch in jenen Gremien sitzen können, die über
die Fördermittelvergabe entscheiden - konkret im Aufsichtsrat, der Kommission für den Leistungs- und Spitzensport, sowie der Kommission für den Breitensport


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und der mit dem BSFG 2017 neu geschaffenen Bundes-Sport GmbH. Die beiden Kommissionen, die gemeinsam mit der Geschäftsführung an erster Stelle
über die Vergabe von Fördermitteln entscheiden, bestehen sogar mehrheitlich
aus Mitgliedern von Sportorganisationen, die von der Bundes-Sportorgani­sation (BSO) bestellt werden. Der Rechnungshof empfahl dem Ministerium deshalb, auf die Organisation der Sportförderung (Entscheidungsstrukturen in der
Bundes-Sport GmbH) derart hinzuwirken, dass Fördernehmer:innen bei Förderent­scheidungen höchstens in beratender, nicht aber in entscheidender Funktion
agieren dürfen (1).

Mehr Förderungen, keine Reformen

Vizekanzler und Bundesminister Kogler hat mehrfach seit Amtsantritts betont, eine Reform der Sportförderung im Sinne einer Beseitigung bestehender Interessens­konflikte erarbeiten zu wollen. Auch vonseiten der Abgeordneten der grü­nen Regierungspartei im Nationalrat wurden bereits im Ausschuss am 26.11.2020 Sympathien für die Forderung von NEOS geäußert (2). Trotz dieser Zusagen
hat es in den letzten Jahren keine Reformversuche in diese Richtung gegeben. Im Bud­get 2023 wurde die Sportförderung von 80 Mio. EUR auf 120 Mio. EUR erhöht.
Dies ist zwar einerseits verständlich, da der Betrag seit dem Jahr 2011 nicht ange­passt wurde. Andererseits hätte gerade mit einer solchen Erhöhung auch die
lang versprochenen Anpassungen einhergehen sollen.

Neuer Rechnungshofbericht - gleiche Kritikpunkte - alte Reformversprechen

Am 28. Juli 2023 veröffentlichte der Rechnungshof den Bericht „Bundessportförde­rung; Follow-up-Überprüfung“ (3). Darin wird festgehalten:

"Das Ministerium setzte die Empfehlung des RH nicht um. Die Entscheidungsstruktu­ren in der Bundes–Sport GmbH blieben mangels Novellierung des BSFG 2017 unverändert. Der RH empfahl daher dem Ministerium neuerlich, auf eine Organisa­tion der Sportförderung hinzuwirken, die in den Entscheidungsgremien keine Vertreterinnen und Vertreter von Fördernehmern vorsieht. Eine im Sinne des Know–


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how–Austausches allenfalls erwünschte Mitwirkung von Vertreterinnen und Vertretern von Fördernehmern wäre auf eine beratende Funkton zu beschränken."

NEOS fordern seit Beginn der Legislaturperiode, die Kritik des Rechnungshofes
ernst zu nehmen und für neue Entscheidungsstrukturen in der Vergabe der Bundes-Sportförderung zu sorgen. Auf Nachfrage von NEOS bestätigte Vizekanzler
und Bundesminister Kogler während der Budgetverhandlungen am 13. November 2023, dass im BMKÖS an einer Reform gearbeitet wird. Angesichts der
vielen gebrochenen Versprechen der letzten Jahre dient dieser Antrag dazu, der Bundesregierung und vor allem Vizekanzler und Bundesminister Kogler vonseiten des Nationalrats eine Frist zu setzen, die angekündigte Reform auch tatsächlich vorzulegen. Im Lichte der herannahenden Nationalratswahl im Herbst 2024 ist die Zeit hierfür inzwischen knapp. Vizekanzler und Bundesminister Kogler wird
daher aufgefordert, dem Nationalrat innerhalb des ersten Quartals 2024 eine Gesetzesvorlage zur Änderung des BSFG 2017 zu übermitteln, die eine Reform der Entscheidungsgremien im Sinne der vom Rechnungshof geäußerten Empfeh­lungen vorsieht.

Quellen:

1.   https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/Bundessportfo_rderung.pdf

2.   https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2020/PK1307/#XXVII_A_00841

3.   https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/news/news/news_3/
Bundessportfoerderung_Foerdernehmer_in_Entscheidungsgremien.html

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Vizekanzler und Bundesminister für Kunst‚ Kultur‚ öffentlichen Dienst und Sport, wird aufgefordert, dem Nationalrat


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innerhalb des ersten Quartals 2024 eine Gesetzesvorlage zur Änderung des BSFG 2017 zu übermitteln, die eine Reform der Entscheidungsgremien im Sinne
der vom Rechnungshof geäußerten Empfehlungen vorsieht.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt Abgeordneter Gödl. – Bitte, Herr Abgeordneter!


15.37.30

Abgeordneter Mag. Ernst Gödl (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Geschätzte Zuseherinnen
und Zuseher hier im Saal und auch zu Hause vor den Bildschirmen! Fördern und fordern, das sind die Grundprinzipien der Integrationspolitik in Österreich,
und diese Grundprinzipien sind seit 2017 auch in einem umfassenden Integra­tionsgesetz niedergeschrieben.

Entgegen der Darstellung meines Vorredners, des Kollegen Shetty von den NEOS – er hat hier wieder einmal die bekannten Floskeln verwendet –, wenden wir
für den Bereich Integration so viele finanzielle Mittel auf wie noch nie zuvor. Das entsprechende Budget haben wir schon im Vorjahr gesteigert und wir wer­den es auch für das nächste Jahr erhöhen, nämlich um 13 Prozent. Wir werden 15 Millionen Euro mehr für Integrationsmaßnahmen ausgeben. (Zwischen­ruf des Abg. Shetty.)

Das stellen wir seitens der Bundesregierung bereit, weil die Integration, wie du richtig gesagt hast, eine wahnsinnig wichtige gesellschaftliche Aufgabe
ist. Was machen wir mit dem Geld? – Etwa 62 Millionen Euro wer­den ausschließlich für Deutschkurse in Anspruch genommen. Wir werden im nächsten Jahr 80 000 Deutschkursplätze in Österreich anbieten, damit
die, die zu uns gekommen sind, sei es als Vertriebene aus der Ukraine oder über


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das Asylwesen als Asylberechtigte, eben die Möglichkeit haben, die deut­sche Sprache zu erlernen; denn das ist eine Voraussetzung für die Integration, sowohl in die Gesellschaft als auch in den Arbeitsmarkt.

Aber kommen wir zum Punkt zwei, zum Fordern: Ja, wir müssen Integra­tion auch konsequent einfordern. Frau Ministerin Raab, die heute krankheitsbedingt nicht anwesend sein kann, hat es auch in diesem Jahr schon mehrmals zum Ausdruck gebracht: Eine wichtige Maßnahme zur Integra­tion ist die Integration in den Arbeitsmarkt – jedenfalls für alle, die
im arbeitsfähigen Alter sind.

Da lohnt es sich schon, sich ein wenig die Statistik anzuschauen. Beispielsweise bietet der Österreichische Integrationsfonds – meine Kollegin Faika
El-Nagashi hat ja den Integrationsfonds schon sehr stark gelobt, und ich möchte mich diesem Lob anschließen – sehr, sehr viele Instrumente an, um das zu fördern, zum Beispiel die Karriereplattformen, bei denen sich verschie­dene Betrieben in ganz Österreich vorstellen – Post, Ikea, Spar, Lidl und so wei­ter –, damit die, die Arbeit anbieten können, und die, die Arbeit suchen,
eben zusammengebracht werden. – Das ist das Erste.

Dann gibt es neuerdings auch die Integrationsplattform für Fachkräfte: Das ist ein neues Angebot, um Fachkräfte, die zu uns zugewandert sind, schneller
in Arbeit zu bringen.

Wenn wir uns dann aber die Statistik, wie es mit Asylberechtigten am Arbeitsmarkt ausschaut, anschauen – und die ist doch aussagekräftig –: Das AMS hat es geschafft, im heurigen Jahr bisher, bis Ende Oktober, 23 500 Menschen – Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte – an den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Wir sehen aber auch, dass 40 000 beim
AMS gemeldet und arbeitslos sind. Was besonders auffällig ist, ist das Faktum, dass von diesen 40 000 arbeitslosen Asylberechtigten 30 000 in Wien
zu Hause sind. Jetzt stellt sich die Frage, wie es zu dieser Schieflage kommt. Da


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lohnt es sich, einen weiteren Blick in die nächste Statistik zu werfen, näm­lich in die Statistik, die Herr Bundesminister Rauch herausgegeben
hat, in die Mindestsicherungs- und Sozialhilfestatistik 2022.

Da sehen wir Folgendes: Im Vorjahr haben in Österreich 254 000 Menschen Be­darfsorientierte Mindestsicherung bezogen – 254 000 Menschen. Wenn
man sich dann die Verteilung anschaut, sieht man: 7 Prozent von diesen 254 000 zum Beispiel leben in meinem Bundesland, in der Steiermark, aber 70 Pro­zent – 70 Prozent! – aller Mindestsicherungsbezieher leben in Wien. Da muss al­so unser Landeshauptmann Christopher Drexler einiges oder alles richtig machen, wenn nur 7 Prozent in der Steiermark sind, und der Landeshauptmann und Bürgermeister von Wien so einiges falsch machen, wenn 70 Prozent
aller Mindestsicherungsbezieher in Wien zu Hause sind. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wenn wir uns das noch weiter in die Tiefe gehend anschauen, dann sehen wir: 60 Prozent von diesen 70 Prozent haben eine ausländische Staatsbürger­schaft, und 56 000 Menschen sind eben Asylberechtigte. Wir haben da also eine extreme Schieflage, und ich behaupte einmal, dass die Integration in den Ar­beitsmarkt da unterlaufen wird.

Ich bitte Sie wirklich, meine Damen und Herren, die Sie Verantwortung in Wien tragen – und ganz konkret auch Sie, Herr Shetty, Sie kommen ja auch aus
Wien, und Ihr Stadtrat in Wien ist auch für Bildung verantwortlich –:
Hier in Wien liegt in puncto Integration einiges im Argen, und das müssen Sie angehen.

Wir müssen das gemeinsam angehen. Wir seitens des Bundes stellen die Integrationsmaßnahmen, wir finanzieren sie – Deutschkurse, Wertekurse und dergleichen –, aber das Sozialsystem muss da mithelfen und darauf abge­stimmt sein. Da, meine Damen und Herren, gibt es in der Stadt Wien einen ganz,


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ganz großen Verbesserungsbedarf, und daher ist meine Bitte, meine Anre­gung und Aufforderung: Werden Sie da tätig! Werden Sie tätig, damit Integration in der Stadt Wien nicht unterlaufen wird! (Beifall bei der ÖVP.)

15.42


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter
Silvan. – Bitte sehr.


15.42.58

Abgeordneter Rudolf Silvan (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren hier auf der Galerie und zu Hause! Herr Vizekanzler! Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Frau Präsi­dentin! Sehr geehrte Volksanwältin! Sehr geehrte Volksanwälte! Als Volksan­waltssprecher der SPÖ spreche ich zum Budget der Volksanwaltschaft.
Ich möchte mich im Namen der SPÖ bei Ihnen für die im Sinne der Bevölkerung geleistete Arbeit bedanken, auch bei den Beschäftigten der Volksanwalt­schaft – herzlichen Dank dafür. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben ja das Budget der Volksanwaltschaft ausgiebig diskutiert. Sie sind im Ausschuss auch Rede und Antwort gestanden, haben gesagt, dass die 24 000 Beschwerden und Anfragen mit dem derzeitigen Personalstand in ausreichender Form beantwortet und behandelt werden können.
Bei den 93 Planstellen gibt es, glaube ich, einen Frauenanteil von über 60 Pro­zent, auch dazu herzliche Gratulation – 70 Prozent, glaube ich,
bei den Akademiker:innen, Gratulation dazu. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Kollegin Blimlinger hat es in ihrer Rede schon gesagt: Die Volksanwalt­schaft ist nicht nur da, um Beschwerden der Menschen anzunehmen, wenn diese glauben, von der Verwaltung benachteiligt zu werden, sondern sie ist auch
dafür da, dass sie Menschenrechtskontrollen in öffentlichen Einrich­tungen durchführt, sprich in Spitälern, in Alten- und Pflegeheimen und der­gleichen mehr. Da werden von den Kommissionen der Volksanwaltschaft, glaube ich, über 600 Besuche pro Jahr geleistet, und es werden auch immer wieder


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Missstände in diesen Einrichtungen aufgezeigt, nämlich wenn das Personal über­lastet ist beziehungsweise die Patientinnen und Patienten, die alten
Menschen, aufgrund der Überlastung des Personals vernachlässigt werden.

Es ist deswegen nicht einzusehen, dass es nach wie vor diese – aus
meiner Sicht – Gesetzeslücke gibt, dass die Volksanwaltschaft bei ausgeglie­derten Einrichtungen nicht kontrollieren darf, ob die Menschenrechte eingehalten werden. Wenn zum Beispiel ein Bundesland Spitäler ausgliedert, eine Stadt ein Alten- oder Pflegeheim in eine eigene Gesellschaft aus­gliedert, dann darf die Volksanwaltschaft plötzlich nicht mehr kontrollieren. Wir halten das für nicht sehr sinnvoll, und wir fordern auch deswegen – wir
haben dazu schon Anträge eingebracht – eine Analogie zur Prüfkompetenz des Rechnungshofes: dass die Volksanwaltschaft analog zum Rechnungshof
auch in allen Einrichtungen, die ausgegliedert sind, die Einhaltung der Menschen­rechte kontrollieren darf.

Wir werden in der nächsten Zeit wieder einen Antrag diesbezüglich ein­bringen, und ich fordere die Volksanwaltssprecher der anderen Parteien auf und ersuche sie, da mitzugehen. – Herzlichen Dank dafür. (Beifall bei der SPÖ.)

15.45


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Volks­anwalt Achitz. – Bitte.


15.45.48

Volksanwalt Mag. Bernhard Achitz: Herr Präsident! Hohes Haus! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Ich möchte mich zuallererst bei den Beamten des Finanzministeriums bedanken. Unsere Mitarbeiter:innen haben uns berichtet, dass die Verhandlungen über das Budget heuer besonders rasch, zielgerichtet und effizient über die Bühne gegangen sind. (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Herausgekommen ist ein Budget, das uns die Fortsetzung unse­rer Tätigkeit auf dem bisherigen Niveau erlaubt – nicht weniger, aber leider auch nicht viel mehr.


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Ich möchte Sie in diesem Zusammenhang auf einige Dinge aufmerksam
machen, die wahrscheinlich perspektivisch wichtig sind. Es ist schon angespro­chen worden: In der nachprüfenden Kontrolle der Verwaltung haben wir
einen ständigen Anstieg der Zahl der Beschwerden. Das liegt nicht daran, dass die österreichische Verwaltung schlampiger oder unfreundlicher wird,
sondern das liegt schon auch daran, dass immer mehr Gesetze kurzfristig in Kraft treten, um kurzfristig Entwicklungen gegenzusteuern.

Ein typisches Beispiel ist die Covid-19-Gesetzgebung, aber auch bei der Infla­tionsbekämpfung ist eine derartige Tendenz erkennbar. Da ist es schon
so, dass die Verwaltung natürlich einige Zeit braucht, um sich auf legistische Än­derungen einzustellen und diese ordentlich zu vollziehen, und dass es
auf der anderen Seite auch notwendig ist, dass die Menschen, die betroffen sind, diese Gesetze verstehen.

Das fällt ihnen besonders schwer, wenn der Bund Gesetze über Einmalhilfen herausgibt, die dann von den Ländern zu vollziehen sind und von neun verschie­denen Bundesländern neunmal ein bisschen anders vollzogen werden. Das
führt bei den Betroffenen zu einem subjektiven Gefühl der Ungerechtigkeit, und das wiederum führt zu einem Anstieg der Zahl der Beschwerden bei der Volksanwaltschaft.

So haben wir wie gesagt eine Reihe von Beschwerden über die Covid-19-Maß­nahmen, sehr, sehr viele Beschwerden über den Klimabonus, auch sehr
viele Beschwerden über die Energieunterstützungen, bei denen ein subjektives Unrechtsgefühl der Betroffenen gegeben ist, das man bei ausreichender Vorlaufzeit und entsprechender Kommunikation von Maßnahmen vielleicht vermeiden könnte.

In der präventiven Menschenrechtskontrolle muss man sich bewusst sein: Wir arbeiten mit externen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, deren Entschä­digung mit der Entwicklung der Beamtengehälter steigt. Das heißt, wir wollen die Anzahl der Besuche aufrechterhalten, wollen die Qualität der Besuche


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durch Schwerpunktsetzung verbessern, aber wenn das so ist, wird das Ganze natürlich perspektivisch teurer. Dessen muss man sich bewusst sein.

Wir würden gerne auch die Anzahl der Besuche noch erhöhen, weil wir meinen, dass diese präventive Menschenrechtskontrolle immer wichtiger wird.
Wenn man schaut, was da alles aufgedeckt wird, welche Missstände es noch gibt, die es eigentlich gar nicht geben sollte, wo wir eigentlich Verbesse­rungsvorschläge machen sollten, damit Menschenrechtsverletzungen möglichst gar nicht vorkommen, aber damit beschäftigt sind, Menschenrechtsverlet­zungen aufzuzeigen und auszubessern, wird einem klar, dass man da in Zukunft auch wird investieren müssen. (Beifall bei der SPÖ.)

Auch die Arbeit des International Ombudsman Institute wird immer herausfordernder. Es gibt immer mehr Ombudsleute, welche die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft benötigen, weil sie innerstaatlich unter
Druck gesetzt werden.
Das passiert in Afrika, das passiert aber auch in Europa. Wir haben dem ungarischen Ombudsmann den Rücken gestärkt, wir
haben dem polnischen Ombudsmann den Rücken gestärkt. Wir haben in der Ukraine viel zu tun, die Tätigkeit der Ombudseinrichtungen dort auf­rechtzuerhalten wird auch zunehmend herausfordernder.

Das Heimopferrentengesetz wurde auch angesprochen. Eigentlich hat man gedacht, dass da mit der Zeit die Anträge zurückgehen, dem ist nicht so.
Zum Glück haben Sie uns die Planstellen, die dafür benötigt werden, noch um zwei Jahre verlängert, so können wir sicherstellen, dass alle, die Heimopfer­rente beantragen, weil sie in ihrer Kindheit oder Jugend misshandelt wurden, in angemessener Zeit dazu kommen. Es muss uns aber auch klar sein, dass
die Kosten dieser Planstellen von der Volksanwaltschaft aus Rücklagen bedient werden, was auch nicht ewig funktionieren wird.

Die Anregung, die Prüfkompetenz der Volksanwaltschaft auszuweiten,
kann ich unterstützen. Natürlich wird auch das den Aufwand erhöhen, aber nicht so sehr wie man glauben könnte, denn in vielen Fällen, zum Beispiel bei


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den Interventionen bei Spitälern, tun wir das jetzt schon. Wir haben nur nicht die rechtlichen Grundlagen dazu und wir haben nicht die Möglichkeit, auf ein
Gesetz zu verweisen, um die nötigen Unterlagen zu bekommen. Zum Glück sind diese ausgegliederten Einheiten im Großen und Ganzen kooperativ und er­möglichen uns, da auch Fehlverhalten aufzuzeigen und auszubessern.

In diesem Sinne können Sie auf die Arbeit der Volksanwaltschaft zählen, und ich hoffe, wir können in gewohnter Qualität und Manier im Frühjahr hier wie­der unsere Berichte diskutieren. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der
SPÖ, bei Abgeordneten der Grünen sowie des Abg. Lausch.)

15.51


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Danke schön.

Zu Wort gemeldet ist Herr Vizekanzler Kogler. – Bitte sehr.


15.52.07

Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Vizekanzler Mag. Werner Kogler: Herr Präsident! Hohes Haus! Zunächst aber auch geschätzte Frau Rechnungshofpräsidentin, Damen und Herren Volksanwält:in­nen! Ja, ich möchte mich dem Dank anschließen, der von den Abgeord­neten zu Ihren beiden Institutionen hin gekommen ist – ich halte das für sehr richtig und wichtig –, und zwar in aufrichtiger Weise, und ich hoffe, dass zumindest die diesjährigen, aber ich glaube – teilweise wenigstens –, auch die vorjährigen Verhandlungen zu Ihren Budgets im Ergebnis so sind, dass
Sie Ihren Aufgaben nachkommen können.

Ich sage das eben auch gerne so, denn ich wurde darauf hingewiesen, dass man als Abgeordneter – der ich auch lange genug war – da ein besonderes Augenmerk darauf hat, und ich denke schon, dass das in letzter Zeit ganz gut gelungen ist. Das soll die Unabhängigkeit auch und vor allem der Exekutive, also uns als Regierung, gegenüber stärken. Ich finde es gut, dass diese Grund­prinzipien da Eingang gehalten haben. Ich kann mich an Zeiten erinnern, in de­nen wir Abgeordneten für diese Budgets mehr kämpfen mussten, deshalb


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dieser Einsprengsel, weil ich ja aufgefordert wurde, mich zu erinnern.
Daran kann ich mich in der Tat sehr gut erinnern, und der Unterschied ist messbar.

Und nun wenige Punkte zum Sport, zum öffentlichen Dienst und zu den allge­meinen Teilen, die hier bei diesen Untergliederungen debattiert wurden.

Ich beginne mit dem Sport: Tatsächlich ist es so, dass die Budgeterhöhungen im Sport auffällig waren. Ich will das jetzt gar nicht weiter loben, weil es zum Schluss eh immer darum geht, wofür das Geld tatsächlich verwendet wird. Ich glaube, es kann sich sehen lassen, nämlich wie diese quasi historischen Erhöhungen im Sportbudget tatsächlich verwendet wurden. Es wurde auf ho­hem Niveau im Wesentlichen, wenn man alle Plus-Minus-Rechnungen
anschaut, gehalten, beziehungsweise könnte man in absoluten Zahlen sagen, dass sogar noch einmal 15 Millionen Euro dazugekommen sind. Das
werden Sie sicherlich den Unterlagen entnehmen; auch die Debatten im spe­ziellen Ausschuss waren ja dahin gehend.

Im Großen und Ganzen, denke ich, ist das hervorhebenswert, wie es auch einige von Ihnen Abgeordneten gemacht haben: die Schwerpunkte anzuschauen.
Ich greife lange nicht alle heraus, aber die tägliche Bewegungseinheit
ist so etwas. Sie wissen ja ungefähr, was das ist: dass wir nämlich mit innovativen Methoden in die Kindergärten, in die Schulen sowohl der Sechs- bis Zehnjäh­rigen, aber auch darüber hinaus reingehen.

Was ist das Innovative? – Das ist, dass es dabei nicht nur darum geht, das im Re­gelunterricht sofort verankert zu haben – dann hätten wir das nämlich
nie auf die Reise gebracht, was jetzt gelungen ist; das muss dann die Zukunft sein –, sondern dass wir aus den Sportverbänden heraus gut ausgebildete,
auch didaktisch geschulte Leute in die Schulen reinbringen, um diese tägliche Bewegungseinheit zu garantieren. Das geschieht aber mit verschiede­nen Elementen. Klassisch ist natürlich die gute alte Turnstunde, okay, das aber innovativ – wie vorhin besprochen – mit Leuten, die nicht nur aus dem


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Schulbetrieb selbst kommen. Ich glaube, das ist auch der Weg dahin, dass die ganze Ausrollung, um die es gehen wird, in den nächsten Jahren ge­schieht. Das wird mehrere Jahre dauern, das ist doch ganz logisch, wenn wir
bei null beginnen.

Ich erinnere jetzt schon an jene, die da – vielleicht sogar zutreffende –
Zurufe aus den verschiedenen Fraktionen machen. Es war doch die letzten 20 Jahre so – ich kann mich erinnern, ich war selber gerade frischer Abgeordneter –, dass es Kürzungspakete gegeben hat. Das darf man alles dis­kutieren, so oder so, die Schule war betroffen, und innerhalb der Schule
war es genau der – wie man damals noch sagte – Turnunterricht.

Jetzt haben wir die Umkehrschleife eingezogen, jetzt geht es wieder nach oben, und ich bedanke mich bei allen, die da mithelfen. Einfach wird das nicht.
Es hilft auch nicht, wenn sich Landesregierungen und Sportlandes­räte ausschließlich auf den Bund konzentrieren, sondern es muss natürlich auch gerade aufgrund der Zuständigkeit der Bundesländer für Kindergärten
auf der einen Seite und für die Volks-, Haupt- und Mittelschulen auf der anderen Seite auch ein Beitrag kommen.

Richtig ist aber, das will ich unterstreichen, dass da – wenn wir von den Pilotprojekten, die ja niemals die ganze Fläche abdecken können, genau dazu kommen wollen – mehrere Schritte notwendig sind, und die sind jetzt eingeleitet. Wir sind das erste Mal auf diesem Weg, dass wir dann am Schluss eine kostengünstigere Lösung, eine schnellere Lösung haben und es
jedenfalls einen anderen Zugang und – wenn wir daran denken, dass es dort, wo es schon funktioniert, den ganzen Unterricht durch Bewegungsinter­ventionen gibt – einen Kulturwandel in der Bewegung dann eben in ganz Ös­terreich geben soll. Es soll auch gelingen, eigene Projektwochen, Projekt­tage, Projektstunden im Unterricht oder zumindest jetzt einmal am Rande des Unterrichts drapiert zu bekommen, um beispielsweise die geforderten Schwimmkurse abzuwickeln, und so weiter und so fort.


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Insgesamt gibt es, wenn man jetzt alles zusammenzählt, bloß dafür über 15 Mil­lionen Euro. Das stemmt alles das Sportressort. So, und jetzt gebe ich na­türlich allen recht, die gesagt haben: Wenn man das auf ganz Österreich ausrollt, wobei wir ja jetzt gerade schon einmal verdoppeln, dann kostet das sehr
viel Geld! – Ich kann Ihnen aber sagen, es ist immer noch um die Hälfte billiger, als wenn wir das alles – irgendwann, ich weiß gar nicht, wann der Zeit­punkt eintreten würde – von an den entsprechenden Hochschulen ausgebilde­ten Sportpädagoginnen und Sportpädagogen machen lassen würden.
Wir machen es viel schneller, indem wir eben die Sportverbände da hineinbrin­gen, das nützt also mehrfach. Ja, wir werden natürlich das Bildungsressort verstärkt brauchen, denn das Ziel muss ja sein, das tatsächlich so rasch als mög­lich – wie es so schön heißt – in den Regelunterricht zu integrieren.

Dieses Projekt sei einmal hervorgehoben. Es ist riesig, es müssen alle davon aus­gehen, dass wir das auf Dauer und im Durchschnitt nicht ausschließlich
nur aus dem Sportbudget decken können, insofern kommt von mir also eine dif­ferenzierte Stellungnahme, wenn Sie so wollen. Wir werden alle brauchen,
die Länder, die können sich auch nicht zurücklehnen, oder das Bildungsressort – Dampf zu machen ist ja eh immer unsere Geschichte.

Ein Wechsel zur Sportinfrastruktur: Wir haben so große Projekte wie schon län­ger nicht, Sie finden sie ja dieses Mal explizit ausgeschildert; ich glaube,
dass auch die Transparenz des Budgets an dieser Stelle größer geworden ist. Es ist das erste Mal wieder etwas Großes für den österreichischen Fußball
dabei, vor allem auch für den Frauenfußball, der ja sehr erfolgreich ist: ein neues Trainingszentrum. Die Vergaben für die Bob- und Rodelbahnen, die ja viel­leicht mit den Olympischen Spielen in Milano und Cortina zusammenhängen, in Innsbruck-Igls laufen ohnehin schon an. Da können wir uns noch weiter beteiligen, aber da sollte man erst gackern, wenn die Eier gelegt sind. Jedenfalls ist das ein Riesenprojekt, das vorangeht, wie auch die Ski-WM in Saalbach
und so weiter und so fort.


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Jetzt sage ich Ihnen nur, was mir bei der Infrastruktur so wichtig ist, nämlich dass das auch zunehmend ökologische Investitionen werden, und das ist völlig
neu und entspricht einem Schwerpunkt dieser Bundesregierung (Beifall des Abg. Hörl), dass wir in der Sportinfrastruktur, wie auch bei den sogenannten
Events – ja, Abgeordneter Hörl weiß da eh Bescheid – diese verschiedenen Komponenten unter ein Dach, unter einen Hut bringen wollen; und
siehe da: Es geht!

Im Übrigen – ich scheue mich nicht, das zu erwähnen – war der letzte Welt­cupslalom eben erst in Gurgl auch schon ein Green Event. Jetzt möch­ten mir manche zurufen – um diese Tageszeit ist man offensichtlich schon mü­de –: Wieso waren dann gerade dort die Klimaaktivisten? – Ja, das frage
ich mich auch. Es geht halt um die allgemeine Erregung von Aufmerksamkeit – meinetwegen! (Zwischenruf bei der FPÖ) –, aber wenn man sich ein
Skievent aussucht, bei dem man das macht, dann war das genau das falsche, weil es da wirklich überall Richtung Green Events geht, und ich halte das für
etwas Gutes. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Wir haben auch weitere Schwerpunkte, die ich jetzt natürlich nicht breit aus­führe, wie die Integration, die andere Vorgänger früher auch schon ange­gangen sind, oder die Inklusion – da passiert viel mehr als früher – und – was mir schon auch noch wichtig ist, zu erwähnen – die Frauenförderung und Gleichstellung. Wir haben da wirklich sehr viele Projekte am Laufen, und es kommen immer noch welche dazu, beispielsweise jetzt mit dem ÖFB,
um dort bei dem Erfolg weiter anzuschließen und das zu unterstützen. Da ja andere Länder nicht schlafen und dieses gleichfalls tun, sollten wir das eben auch schaffen.

Zum öffentlichen Dienst: Ja eh! Manche haben es erkannt – ich nehme
einmal die Gelegenheit wahr, mich noch einmal bei allen Bediensteten im öffent­lichen Dienst, bei allen Beamten und Beamtinnen zu bedanken –: Da wird


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wirklich viel geleistet, und ich bin auch froh, dass das, was man früher öfter ver­nommen hat, das Bashing gegen Beamte und den öffentlichen Dienst nach­gelassen hat und eigentlich kaum mehr wahrnehmbar ist, weil sich die Geschichte komplett umdreht. Auch wir als öffentlicher Arbeitgeber stehen im Wettbewerb, ich habe das schon mehrmals gesagt, und brauchen entspre­chend die Arbeitskräfte auch dort.

Jetzt kann man natürlich berechtigterweise fragen – das war ja heute ein paar­mal der Punkt –: Warum ist die Zahl der Planstellen gestiegen und steigt
immer wieder? – Na ja, das hat damit zu tun, dass wir vor der größten Pensio­nierungswelle überhaupt stehen – auch der öffentliche Dienst –, und Sie
würden uns – welche Regierungen auch immer schon vorher da waren, welche jetzt da ist und welche nach uns kommen werden – in ein paar Jahren
schön schimpfen, wenn da nicht Vorsorge getroffen worden wäre. Das sind natürlich überlappende Vorgänge, außerdem ist so der Wissenstransfer
am ehesten zu organisieren, und deshalb gibt es mehr Planstellen.

In Wahrheit haben wir eh Mühe, die alle zu besetzen, weil wir noch an ver­schiedenen Schrauben der Attraktivität drehen müssen. Da gehört natürlich das Gehalt auch dazu; Sie wissen ja, dass wir da öfter Debatten haben. Ich
möchte hinzufügen, dass wir bei der einen oder anderen Dienstrechtsnovelle den öffentlichen Dienst ausdrücklich auch über die Gehaltsfrage attrakti­viert haben, und wir haben schon den Zuruf gehört, dass da noch
mehr geschehen möge. So werden wir das auch wieder gemeinsam versuchen.

Ein paarmal wurde die Frage bezüglich der Möglichkeiten von Frauen, sich
dort auch weiterzuentwickeln, erwähnt. Ich glaube, im öffentlichen Dienst sind die Möglichkeiten zwar immer noch nicht dort, wo sie endgültig hingehören,
aber schon einmal viel besser – vielleicht aus logischen Gründen. Die Quote der Frauen, die beschäftigt sind, ist viel höher. Auch das Verhältnis zwischen Vollzeit- und Teilzeitarbeitsverhältnissen ist, glaube ich, so, dass wir da ganz gut dastehen, und auch in den Führungspositionen ist der Anteil der Frauen
höher und steigt – jetzt nicht explosionsartig, aber immer leicht. Das können wir


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die letzten Jahre zurückverfolgen, und das ist, denke ich, eine ganz gute Ent­wicklung, auf die wir im Übrigen auch mit verschiedenen Unterstüt­zungsprogrammen schauen.

Würden wir, was die Differenz zwischen Frauen und Männern bei der Bezahlung betrifft, also diesen berühmten Tag ausrechnen, der den Genderpaygap wirk­lich identifiziert, dann wären wir beim öffentlichen Dienst – eh alle Jahre besser – heuer beim 2. Dezember; das haben wir, glaube ich, errechnet, wohinge­gen er in der Wirtschaft im Durchschnitt schon so circa im Oktober war, wenn ich es richtig im Kopf habe. Da sieht man schon die Relationen und dass
es da auch in die richtige Richtung geht.

Herr Präsident, es wurden bei diesen Untergliederungen auch noch allgemeine Debattenpunkte angesprochen, und ich möchte für die Bundesregierung
schon in Anspruch nehmen, ein paar Dinge einfach einmal nur zu sagen, damit hier nicht weiter sachlich in die Irre diskutiert wird. Es wurde bei diesen Untergliederungen auch diskutiert, dass der Schuldenstand explodieren würde, dass das Defizit explodieren würde – ein erster Hinweis: Das ist schon
einmal nicht das Gleiche.

Zweitens macht es, glaube ich, Sinn, zwei Dinge einzukalkulieren: wie nämlich die Inflationsraten der vielen Jahre und Jahrzehnte im Vergleich waren –
also quasi eine Bereinigung dieses Vorgangs –, und dann muss man das auch noch an der Wirtschaftsleistung messen. Dann ergibt das Sinn. Das ist
eine einzige Maßzahl – einerseits Defizite, also neue Schulden, und andererseits Schuldenstand insgesamt (Abg. Wurm: Da kommt eh ein Plus heraus, Herr Vizekanzler! Da kommt ja ein Plus heraus! Da kann man Gewinn machen, ja!) –: Wie hoch ist das gemessen an der Wirtschaftsleistung Österreichs?

Geschätzte Abgeordnete, das Finanzministerium hat Ihnen eine Arbeitshilfe zur Verfügung gestellt, die genau dieses ausweist. Ich möchte nur ersuchen,
diese auch zu nutzen. Wenn Sie sich das nämlich anschauen – das ist dieser bunte Teil hier (zwei Ausdrucke in die Höhe haltend), wer aufmerksam


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war und aufgepasst hat, das hat zwei Seiten; ich habe es mir jetzt noch einmal ausdrucken lassen –: Daraus geht klipp und klar hervor, dass zunächst
die Neuverschuldung, also das Defizit, gemessen an der Wirtschaftsleistung seit vorigem Jahr und in der Prognose auch die zukünftigen Jahre bis 2027 mehr oder weniger konstant dahinläuft. Das sollten Sie einfach zur Kenntnis nehmen!

Ein Ausreißer war natürlich das Jahr 2020, weil da die Bekämpfung der
Folgen der Pandemie im Vordergrund stand, aber seitdem ist das wieder bei unter 3 Prozent und läuft regelmäßig bei so circa 2,7 dahin. Da kann
man nicht sagen, dass das explodiert, denn 2,7 ist 2,7 ist 2,7, wenn ich das an der Wirtschaftsleistung messe. Ich bitte, dieses in der Argumentation zu berück­sichtigen. (Abg. Wurm: Zauberei! Zauberei!) – Das ist keine Zauberei,
das ist normale Volksschulmathematik, aber ich weiß schon, dass Sie auch mit dieser kollidieren. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Dann: Dasselbe gilt eigentlich für den Schuldenstand. Bei den Schulden insgesamt geht es eben nicht nur darum, dass man die Milliarden zählt, da geht es eben darum, zu fragen: Was ist das in Prozent der Wirtschaftsleistung? – Natürlich war Österreich 2016 als Folge der Finanzkrisen da bei circa
83 Prozent und noch einmal bei 83 Prozent mit den Ausgaben im Jahr 2020 – Bekämpfung der Folgen der Pandemie (Abg. Wurm: Mehr wie zwei
Seiten lesen! ... anderen Seiten auch lesen!)
 –, seitdem geht das hinunter. Jetzt hält Republik Österreich – das ist alles zusammen: alle Gebietskörperschaften,
die Sozialversicherungen, alles, was da hineingerechnet wird – eine konstante Li­nie, im Übrigen nach Maastrichtregeln; Österreich ist eines der wenigen
Länder überhaupt, die diese einhält, das hat ja der Finanzminister heute gesagt, was die 3 Prozent betrifft.

Beim Schuldenstand ist es so, dass er nach besonderen Krisenzeiten –
bei der Finanzkrise 2009 fortfolgende ja viel mehr – eben bei 83 Prozent ge­landet ist. Seitdem geht er hinunter, und seit 2022, 2023 haben wir
eine konstante Linie, immer genau – auf ein paar Zehntel genau – um 76 Pro-


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zent. Nehmen Sie also, wenn Sie schon solche Vergleiche anstellen, sinn­volle Maßzahlen und reden Sie nicht von irgendwelchen absoluten Zahlen, die natürlich alleine schon deshalb steigen, weil es eine Geldentwertung
gegeben hat, wobei Sie dann auch noch die Wirtschaftsleistung weglassen!

Wenn Sie das beides einpreisen, kommen Sie darauf, dass das lauter
konstante Linien sind. Und verweigern sie nicht die Information, die Ihnen das Finanzministerium – und im Übrigen auch der Budgetdienst dieses Hauses,
den ich sehr lobe – zur Verfügung stellt! Dafür möchte ich plädieren,
und das war es schon. Wir können aber von der Regierungsbank nicht hinneh­men, dass hier irgendetwas erzählt wird – sorry! –, also halten Sie sich
an das, was Ihnen Ihr eigener Budgetdienst zur Verfügung stellt! (Beifall bei Grü­nen und ÖVP.)

16.08


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Auch wenn es schon einen Tag vorbei ist: Ich darf von dieser Seite dem Herrn Vizekanzler zu seinem gestrigen Geburtstag recht herzlich gratulieren. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.)

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Yildirim. Bitte sehr,
bei ihr steht das Wort.


16.09.11

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Herr Präsident! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Vizekanzler, auch von mir nachträglich alles Gute zum Geburtstag! Weil Sie aber gerade die Hand aufs Herz legen: Hand aufs Herz, Herr Vizekanzler: In
jedem Ressort gibt es ein politisches Projekt, und man könnte ja meinen, das hat etwas mit dem Wahlkampf zu tun – es stehen ja Wahlen bevor. Diese politischen Projekte in den verschiedensten Ressorts finden sich im Jahr 2025 und den darauf folgenden Jahren nicht, also wundern Sie sich nicht,
wenn wir das sehr stark in Zweifel ziehen und den Eindruck haben, dass das ein Wahlkampfbudget ist, Herr Vizekanzler! (Beifall bei der SPÖ.)


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Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich würde gerne zum Kapitel öffent­licher Dienst ein paar Worte sagen. Es ist schon vieles gesagt worden.
Wissen Sie, was ganz, ganz wichtig und zentral ist? – Demokratie, Rechtsstaat­lichkeit, Freiheit, Sicherheit, soziale Sicherheit und sozialer Frieden funk­tionieren nur mit einem guten öffentlichen Dienst (Beifall bei der SPÖ) und mit einem unabhängigen, von politischen Parteien unbeeinflussten öffentli­chen Dienst.

Herr Vizekanzler, das wären zum Beispiel die großen Herausforderungen – Sie sind ja für den öffentlichen Dienst zuständig –, das würden wir uns wün­schen, wenn wir sagen: Innovationskraft braucht es; Wirkungsziel Promotor für Innovation nennt es sich technisch. Das wäre so wichtig.

An dieser Stelle möchte ich mich stellvertretend für alle Frauen und Män­ner im öffentlichen Dienst bei einem hervorragenden Menschen, bei einer Per­sönlichkeit, die uns aufgrund eines wohlverdienten Pensionsantrittes ver­lassen wird, bedanken: beim Leiter des Budgetdienstes Dr. Helmut Berger. (Bei­fall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, FPÖ und NEOS.)

Er hat im Jahr 2012 mit einem wirklich großartigen Team eines der innovativsten Projekte umgesetzt, das wir beschlossen haben: den Budgetdienst als Unter­stützung für uns Parlamentarierinnen und Parlamentarier, um dieses intrasparen­te Budget – es wird immer intransparenter – überhaupt lesen, interpretieren und einordnen zu können. – Danke dafür. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordne­ten der Grünen.)

Genau dieser Herr Dr. Berger und sein Team und auch Sie, Herr Vizekanz­ler, bedauern es, dass dieses Wirkungsziel Promotor für Innovation weggefallen ist. Auch die wirkungsorientierte Verwaltungsführung fällt weg. Das ist
sehr bedauerlich, weil wir uns ja Ziele setzen und die finanziellen Mittel dafür stellen. Es wäre aber ganz wichtig, dass wir uns das wieder als Ziel vor
Augen halten.


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Einsparungen im öffentlichen Dienst schaden uns. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Auch die künstliche Intelligenz wird uns nicht heraushelfen. Die Damen
und Herren Steuerzahlerinnen und Steuerzahler haben das Recht darauf, dass sie, wenn sie auf die Ämter gehen, Menschen vor sich finden, dass sie,
wenn sie anrufen, nicht mit Chatbots reden, dass sie einen einfachen Zugang haben. Dafür zahlen ja die Frauen und Männer in diesem Land Steuern.
Daher würde ich das Erhöhen der Planstellen nicht kritisieren, es ist wichtig. Noch viel wichtiger ist, dass wir Personen im öffentlichen Dienst auch gut und fair behandeln.

Da bin ich wieder bei meinem Lieblingsthema, Herr Vizekanzler – ich quäle Sie ja seit Jahren bei jeder Budgetdebatte (Zwischenbemerkung von Vizekanzler Kogler) –, bei den Generalsekretären: Braucht es die Generalsekretäre? Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch wenn es – unter Anführungszei­chen – „nur mehr“ sieben Ministerien mit Generalsekretären gibt, kosten uns diese eine Frau und sechs Männer jährlich Millionen Euro. Es bräuchte
sie aber nicht, weil wir einen gut funktionierenden öffentlichen Dienst haben – es bräuchte sie nicht!

Wir könnten diese Millionen zum Beispiel für eines Ihrer Leuchtturmprojekte, die Ökologisierung, verwenden. Warum soll es nicht ein Jobticket oder ein Kli­maticket für Bundesbedienstete geben? Einige Landesregierungen machen es ja schon vor. Sie in Ihrem Ressort und Ministerin Gewessler machen es ja
vor – zu Recht. Ich finde es ja gut. Weg mit den Generalsekretären und dem ganzen Tross, der daran hängt, setzen wir die Millionen für mehr Gerech­tigkeit ein!

Apropos Gerechtigkeit: Herr Präsident, 1 Minute habe ich noch, das
haben Sie vielleicht falsch eingemeldet! (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Loacker.)

In diesem Zusammenhang möchte ich an dieser Stelle auch die ausgeglie­derten Unternehmen erwähnen. Die Ages, die Statistik Austria oder


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die Bundesmuseen erfüllen staatliche Aufgaben, sind aber privatisiert. Seit 2016 passiert etwas, nämlich dass die Basisfinanzierung jährlich um mehr als 2 Millionen Euro gekürzt wird. Wie sollen die ihre Aufgaben erfüllen können?

Umso mehr habe ich mich gewundert, dass keine Valorisierung gemacht
wird. Stattdessen habe ich eine Antwort von Kanzler Nehammer bekommen – das ist jetzt nicht Ihr Bereich –, er sagt: Na ja, wenn der Hut wirklich
brennt, dann können sie ja kommen und verhandeln! – Das heißt, sie sollen Bittsteller werden, obwohl sie im Auftrag der Bürgerinnen und Bürger
dieses Landes auf die Gesundheit schauen sollen?! Das kann es nicht sein. (Abg. Loacker: Von Sparsamkeit haben Sie noch nie etwas gehört!) – Ja, die Ages
schaut wohl auf die Gesundheit der Bevölkerung, oder, Herr Abgeordneter Loa­cker? (Zwischenruf des Abg. Loacker.) Die Statistik Austria liefert uns Zahlen,
mit denen wir Politik machen können.

Ich stelle daher folgenden Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend „volle Funktionsfähigkeit für die Republik bedeutsamer ausgegliederter staatlicher Einrichtungen (wie z.B. die AGES, die Statistik Austria oder die Bun­desmuseen) erhalten“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondre der Bundeskanzler, wird aufgefordert,

- die Basisabgeltung für die Republik bedeutsamer ausgegliederter Bun­deseinheiten jährlich an die Inflationsrate anzupassen sowie

- die Basisabgeltung in einzelnen ausgegliederten Einheiten zu erhöhen, wenn
die Mittel aufgrund des bislang fehlenden Inflationsausgleichs oder aufgrund von


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dringendem Investitionsbedarf nicht mehr ausreichen, um dem gesetzlichen Auftrag im vollen Umfang nachzukommen.“

*****

In diesem Sinne ein herzliches Dankeschön an alle Männer und Frauen, die dieses Land auch in der schwierigsten Zeit am Laufen halten. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

16.15

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag.a Selma Yildirim und GenossInnen

betreffend volle Funktionsfähigkeit für die Republik bedeutsamer ausgegliederter staatlicher Einrichtungen (wie z.B. die AGES, die Statistik Austria oder die Bundesmuseen) erhalten

eingebracht im Zuge der Debatte zu UG 10 – BKA samt Dienststellen

im Rahmen der 2. Lesung des Bundesgesetzes über die Bewilligung des Bundesvor­anschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt
Anlagen (2178 der Beilagen)

Wenn ausgegliederte Institutionen wie beispielsweise die AGES, die Statistik Austria oder die Bundesmuseen zentrale öffentlichen Aufgaben - beispielsweise Gesund­heitskontrollen im Rahmen der Epidemiebekämpfung, Lebensmittelkontrol­len, Forschung über Naturgefahren, Aufbereitung amtlicher Statistiken oder den Schutz und Erhalt von Kunst- und Kulturgütern - nicht mehr in der erforder­lichen Qualität erfüllen bzw. Zukunftsinvestitionen nicht tätigen können, erwachsen der Gesellschaft unkalkulierbare Schäden. Gerade in der Bekämpfung der Pan­demie hat sich gezeigt, wie unabdingbar insbesondere auch ausgegliederte Bundes­einrichtungen sind, um als Staat handlungsfähig zu bleiben.


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Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondre der Bundeskanzler, wird aufgefordert,

•    die Basisabgeltung für die Republik bedeutsamer ausgegliederter Bundeseinhei­ten jährlich an die Inflationsrate anzupassen sowie

•    die Basisabgeltung in einzelnen ausgegliederten Einheiten zu erhöhen,
wenn die Mittel aufgrund des bislang fehlenden Inflationsausgleichs oder auf­grund von dringendem Investitionsbedarf nicht mehr ausreichen, um
dem gesetzlichen Auftrag im vollen Umfang nachzukommen.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Abgeordnete, ich habe nichts gekürzt. Sie haben 4 Minuten eingemeldet, Sie hätten - - (Abg. Yildirim: Und 3 Minu­ten waren angezeigt!) – Nein, es sind 4 Minuten angezeigt und Sie hätten noch 15 Sekunden sprechen können, also gibt es kein Problem. (Abg. Yildirim:
Okay!)
Ich kürze nie.

Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unter­stützt und steht somit in Verhandlung.

Der letzte Redner zu diesem Kapitel ist Herr Abgeordneter Köllner. –
Bitte sehr.


16.16.12

Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Herr Sportminister,
ich möchte gleich zum Punkt kommen. Sie haben mir eigentlich schon
eine Steilvorlage gegeben, Sie haben nämlich mit diesem Sportbudget erneut


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eine Jahrhundertchance vertan, eine Chance, die wahrscheinlich noch
kein Sportminister vor Ihnen in diesem Ausmaß hatte – ja, da können Sie ruhig schauen. (Heiterkeit des Abg. Zarits.) Sie haben seit diesem Jahr 40 Millio­nen Euro mehr zur Verfügung, deswegen ist es so unglaublich, dass wir zwar einerseits mehr Geld für den Sport zur Verfügung haben, es aber ande­rerseits wirklich Punkte gibt, über die Sie selbst lange gesprochen haben, aber in die doch kaum Geld hineinfließt.

Ich möchte das auch deswegen sagen, weil Sie ja selbst vorgeben, im Bereich
der täglichen Bewegungseinheit tätig zu werden. Sie pflichten uns hier ja
stetig bei, wenn wir im Hohen Haus über die tägliche Bewegungseinheit und über das Projekt Kinder gesund bewegen sprechen, dass Sie da Seite an
Seite mit uns kämpfen. Die Wahrheit ist aber eine andere, und zwar eine sehr traurige: Sie stocken das Budget für diese so grundlegend wichtigen
Projekte, nämlich im Verhältnis gesehen, nur um ein paar Netsch auf, ungefähr so viel, dass Sie im Anschluss hierher kommen und sagen können: Ich
habe eh etwas gemacht!

Obwohl Sie also wissen, dass wir für die flächendeckende Ausrollung ein Vielfaches an Geld brauchen, dass wir jetzt auch mehr Geld zur Verfügung haben und dass sich jeder Cent, den Sie in die körperliche und geistige Fitness von Kindern investieren, mehrfach rentiert, lassen Sie diese Chance liegen.
Das ist das, was ich meine. (Beifall bei der SPÖ.)

Das spiegelt Ihre fehlende Zukunftsvision wider, Ihre fehlende Prioritätenset­zung. Das ist auch alles andere als ein sportpolitischer Meilenstein. Ich
kann mich noch gut erinnern, als Sie im Vorjahr diese 40 Millionen Euro mehr verkündet haben. Das ist sicher alles andere als ein sportpolitischer
Meilenstein, denn Sie wissen genauso gut wie ich, dass die Bewegungsförderung im Kindesalter nicht nur die beste Voraussetzung für große Erfolge und Medaillen bei großen Sportereignissen ist, sondern auch die beste Vorsorge für unser ohnehin niedergeschlagenes und kränkelndes Gesundheitssystem.
(Beifall bei der SPÖ.)


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Ein weiterer Wermutstropfen in diesem Sportbudget ist, dass Sie zwar die Reali­sierung infrastruktureller Sportgroßprojekte wie das ÖFB-Trainingszentrum
Wien-Aspern oder das Landessportzentrum Tirol finanziell unterstützen wollen, aber nach wie vor nicht die Sanierung von Hallenbädern, wie wir das schon seit längerer Zeit in Form von Anträgen fordern. (Abg. Zarits: Innsbruck! Was ist mit Innsbruck?!) – Kollege Zarits, du hast dich ja in deiner heutigen Rede
nur damit beschäftigt, ein bisschen oberflächlich über diese Themen
zu sprechen, und eine Wohlfühlrede - - (Abg. Zarits: Du redest über „oberfläch­lich“?!) – Ja.

Das ist insofern tragisch, weil immer mehr Kinder in Österreich nicht schwimmen können, 160 000 Kinder an der Zahl. Das ist eine alarmierende Zahl und die Tendenz ist sogar noch steigend. Sie überlassen dieses Thema aber dem Zufall beziehungsweise Eigeninitiativen, wie zum Beispiel im Burgenland, wo Land
und Stadt jetzt die Sanierung des Hallenbads Neusiedl am See in Angriff nehmen, weil Sie, Herr Minister, offenbar keine allgemeine gesellschaftliche Re­levanz darin sehen, dass jedes Kind in Österreich schwimmen lernen soll.
(Beifall bei Abgeordneten der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Warum macht ihr es in Eisen­stadt nicht? Macht es in Eisenstadt!)

Eines ist aber klar: Schwimmkurse – Sie haben es angesprochen – anzubie­ten wird nicht reichen, wenn man Stunden fahren muss, um überhaupt
zum nächsten Schwimmbad oder Hallenbad zu kommen. Das ist leider die bittere Realität. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte zum Abschluss noch einmal das Positive hervorstreichen und
den Mitarbeitern in Ihrer Sektion Sport ein Kompliment und ein Lob ausspre­chen: Sie sind im Rahmen ihrer Möglichkeiten sicher bemüht, das Beste
für den österreichischen Sport herauszuholen. Ich hoffe aber auch, dass wir im nächsten Jahr, wer auch immer dann hier auf der Regierungsbank sitzen
wird – wir haben ja eine Nationalratswahl zu bestreiten –, mehr Vision, mehr Mut und mehr Leidenschaft für den österreichischen Sport spüren.


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Und: Ich wünsche der österreichischen Nationalmannschaft für das heutige Spiel gegen Deutschland natürlich auch alles Gute! (Beifall bei der SPÖ. – Vize­kanzler Kogler – in Richtung des sich zu seinem Sitzplatz begebenden Abg. Köllner –: Herr Abgeordneter! – Abg. Köllner begibt sich zur Regierungsbank und spricht
mit Vizekanzler Kogler.)

16.20


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Damit liegen keine Wortmeldungen mehr zu diesem Themenbereich vor.

16.20.58UG 32: Kunst und Kultur


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zu den Beratungen über
die UG 32: Kunst und Kultur.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek. Bei ihr steht
das Wort. – Bitte sehr.


16.21.12

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Ja, es ist ein Themenwechsel,
wir widmen uns der Kunst, der Kultur, der kulturellen Bildung. Ich hoffe, Sie alle hatten in letzter Zeit Gelegenheit, ein Theater zu besuchen, etwas Musika­lisches zu konsumieren (Abg. Michael Hammer: Wir sind eh live dabei!), ins Kino zu gehen – vielleicht ja noch heute. Das kann sich halt heutzutage nicht mehr
jeder leisten. Umso wichtiger ist es daher, bei den Budgetverhandlungen darüber zu reden, wie es eigentlich den Künstlerinnen und Künstlern, den Kulturar­beiterinnen und Kulturarbeitern geht, aber auch den Jugendlichen,
denen während der Pandemie so viel entgangen ist, und der kulturellen Bildung, die in dieser Bundesregierung ein ziemliches Stiefkind ist.

Wenn ich das Kapitel Kunst, Kultur insgesamt monetär beurteile, so ist zu sagen: Plus 7,8 Prozent, das ist gut, aber der Wermutstropfen ist, dass sich diese 48,6 Millionen Euro mehr schnell aufteilen und erklären lassen. Laut Angaben


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der Frau Staatssekretärin für Kunst und Kultur fließen allein 23,6 Millio­nen Euro in die Absicherung des Kunst- und Kulturbetriebes, nämlich als Folge der Teuerung, und die übrigen 25 Millionen Euro sind fast zur Gänze für
die Erhöhung der Mittel für Filmproduktionen in Österreich vorgesehen. Das ist auch positiv, wir haben nur die Sorge, dass – was ich eingangs erwähnt
habe – kleinere Einrichtungen, dass kleinere Institutionen, dass die freie Szene da mitunter leer ausgehen könnten.

Insgesamt, sehr geehrte Damen und Herren und auch liebe Zuseherinnen
und Zuseher, gibt der Bund gerade einmal 0,27 Prozent des Bruttoin­landsproduktes für Kultur aus. Wir wollen 1 Prozent, dabei bleiben wir. (Beifall bei der SPÖ.)

Nichtsdestotrotz – ich habe die Jugendlichen erwähnt, sehr geehrte Damen
und Herren – müssen wir Sorge dafür tragen, dass sich junge Menschen
die Beteiligung an Kunst und Kultur auch leisten können, dass sie es genießen können. Daher bringe ich einen Entschließungsantrag betreffend „Kultu­relle Beteiligung als Indikator der Klassengesellschaft“ ein. So lautet
ein Zwischentitel einer Studie, die von der Frau Staatssekretärin in Auftrag gegeben wurde, um zu erheben: Wie nehmen die Menschen in Öster­reich die Preise auf? Wie bewerten sie das? Wie wirkt sich der Bildungsgrad der Eltern darauf aus, ob man Kunst und Kultur konsumieren kann oder nicht?

Wir wollen einen Kulturgutschein für junge Menschen, wir wollen auch –
wie die Stadt Wien das mit dem Wien Museum gemacht hat – einen Tag in der Woche freien Eintritt in die Bundeseinrichtungen (Beifall bei der SPÖ),
daher bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betref­fend „Kulturelle Beteiligung als Indikator der Klassengesellschaft“

Der Nationalrat wolle beschließen:


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Der „Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
wird aufgefordert, der Klassengesellschaft bei der Beteiligung am Kulturleben den Kampf anzusagen, indem zumindest ein freier Museumsabend jede
Woche in den Bundesmuseen vorgesehen wird und nach dem Bei­spiel Deutschlands ein Kulturgutschein in der Höhe von 200 Euro für junge Erwachsene bei Vollendung des 18. Lebensjahres ausgegeben wird.“

*****

Wir hoffen, dass dadurch auch junge Menschen etwas davon haben. (Beifall bei der SPÖ.)

16.24

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Katharina Kucharowits

Genossinnen und Genossen

betreffend „Kulturelle Beteiligung als Indikator der Klassengesellschaft“

eingebracht im Zuge der Debatte über den Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 samt Anlagen (2300 d.B.), UG 32 Kunst und Kultur (TOP 8-9)

Im Frühjahr wurden von Staatssekretärin Andrea Mayer die Ergebnisse der
SORA-Studie1 zur kulturellen Beteiligung in Österreich präsentiert. Deutlich zeigt sich in der Studie, dass den Menschen die Teuerung zusetzt; rund ein Drittel empfin­det die aktuellen Preise als zu hoch. Dass Gratisangebote einen motivierenden Effekt gerade für niedere Einkommensschichten haben, hat sich ebenfalls bestätigt:
Gäbe es diese nicht, würde sich die Zahl der Besuche von Kulturveranstaltungen hal-


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bieren. Wien hat dies erkannt und aktuell beispielsweise beim neu zu eröffnen­den Wien Museum einen Gratis-Eintritt in die Dauerausstellung vorgesehen. Alle Be­sucherinnen und Besucher können ab 6. Dezember, dem Eröffnungstermin
des Neubaus, auf drei Etagen den 3.300 Quadratmeter großen Parcours bei freiem Eintritt besuchen. Ein vergleichbares Angebot fehlt bei den Bundeskultur­institutionen.

Klar zeigt sich auch in der Studie, dass Kulturbegeisterung nach wie vor stark bil­dungsabhängig ist. 41 Prozent der Menschen mit Studienabschluss, aber nur
14 Prozent der Menschen mit Lehrabschluss nutzen regelmäßig kulturelle Angebote. Kulturkompetenz ist sehr stark vom Elternhaus geprägt und vererbt – und das
stärker als in anderen Ländern. Ein Zwischentitel in der Studie lautete daher auch „Kul­turelle Beteiligung als Indikator der Klassengesellschaft“. Daher ist es ein
besonderer Auftrag, vor allem junge Menschen an das Kulturleben heranzuführen.

Die Ampelregierung in Deutschland hat dafür einen „Kulturpass“ eingeführt.
Dabei erhalten alle, die im kommenden Jahr das 18. Lebensjahr vollenden, ein Gut­haben von 200 Euro, das sie im Verlauf von zwei Jahren für Konzert- oder Theaterkarten, aber auch für Bücher und Tonträger ausgeben können. Große Ver­kaufsplattformen und Onlinehändler wie Amazon sind von der Aktion aus­geschlossen, ebenso Streamingplattformen. Die Initiative hat dabei zwei Ziele: Ers­tens sollen Kulturinstitutionen unterstützt werden, andererseits sollen junge Menschen, die auch zu den Hauptleidtragenden der Pandemie gehört haben, dazu ermutigt werden, am kulturellen Leben teilzunehmen. Wünschenswert wäre
es, in Österreich ein ähnliches Angebot zu schaffen und durch ein Kulturguthaben junge Menschen das Kulturleben in Österreich zu begeistern.

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport wird aufgefor­dert, der Klassengesellschaft bei der Beteiligung am Kulturleben den Kampf anzusagen, indem zumindest ein freier Museumsabend jede Woche in den Bundes­museen vorgesehen wird und nach dem Beispiel Deutschlands ein Kulturgut­schein in der Höhe von 200 Euro für junge Erwachsene bei Vollendung
des 18. Lebensjahres ausgegeben wird.“

1     SORA: Kulturelle Beteiligung in Österreich. Besuch von Kulturveranstaltungen, Kultureinrichtungen und -stätten, erstellt im Auftrag des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport von Daniel Schönherr und
Harald Glaser, Wien, April 2023.

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungs­gemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Blimlinger. – Bei Ihnen steht das
Wort, Frau Abgeordnete.


16.25.09

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr
geehrte Damen und Herren auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Ich finde es schon wirklich lustig: Da gibt es jahrzehntelang sozialdemokratische
Kunst- und Kulturminister (Abg. Heinisch-Hosek: Da hat’s keine Pandemie gegeben und keine Teuerung!), die hie und da einmal etwas weitergebracht haben,
und jetzt wird gesagt: Wir wollen 1 Prozent! – Ihr habt lange genug Zeit gehabt (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek), ihr habt nicht einmal
einen Bruchteil von dem erreicht, was wir jetzt erreicht haben (Beifall bei Abge­ordneten von Grünen und ÖVP), nämlich in den letzten vier Jahren eine Stei­gerung von 43,5 Prozent! Das ist sensationell in der Zweiten Republik, das hat es


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noch nie gegeben. Ihr habt keinen Schritt weitergebracht und jetzt jammert
ihr – also sorry! (Abg. Heinisch-Hosek: Stimmt überhaupt nicht!)

Es würde mich schon freuen, wenn ihr zumindest teilweise ein Einsehen
hättet, dass das ein wunderbares Kunst- und Kulturbudget ist, für das ich mich an dieser Stelle besonders bei der Frau Staatssekretärin und ihrem Team be­danken möchte, weil sie wirklich für die Kunst, für die Künstlerinnen
und Künstler, für die Kultur, für jene, die im Kulturbereich arbeiten, kämpft
und dafür gesorgt hat, dass es diese 43,5 Prozent in den letzten vier
Jahren gegeben hat. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Dazu kommt selbstverständlich – und das ist ein Aspekt, der uns ja auch ein be­sonderes Anliegen ist – Fair Pay, eben nicht nur für die Bundeseinrich­tungen, sondern insbesondere für die freien Gruppen, für die kleinen Kultur­initiativen. Da gibt es natürlich eine Zusammenarbeit mit den Ländern;
darauf wird mein Kollege Weratschnig noch eingehen. Das ist ein Punkt, der auch nie in Angriff genommen wurde, den wir jetzt sozusagen umsetzen, den wir im Rahmen einer Kunst- und Kulturstrategie, die wir für das nächste
Jahr schreiben werden, noch präzisieren werden.

Ich gehe auf zwei, drei Schwerpunkte ein, die mir besonders wichtig sind.

Der gesamte Bereich der Filmförderung: ÖFI plus und Fisa plus sind Modelle der Filmförderung, um die uns ganz Europa beneidet. Da ist ein Meilenstein gelungen. Die österreichische Filmproduktion hat dadurch wirklich einen Schub bekommen und ist in der Welt des europäischen Films zum – würde ich
sagen – Innovationsleader geworden. Dafür setzen wir natürlich auch Geld ein und das ist auch gut so.

Ein weiterer Bereich, der mir besonders am Herzen liegt, ist der Bereich des Denkmalschutzes. Wir haben eine Denkmalschutznovelle auf den Weg gebracht, die ist in Begutachtung, da gibt es wirklich maßgebliche Verbesserungen.
Es hat seit dem Jahr 1923 immer wieder kleine Novellen gegeben, und es ist


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rechtzeitig zum 100-Jahre-Jubiläum des Denkmalschutzgesetzes gelun­gen, diese Novelle auf den Weg zu bringen. Wir können 6 Millionen Euro zu­sätzlich an Fördermitteln für das nächste Jahr garantieren. Das ist,
denke ich, ganz im Sinne der Republik, vor allen Dingen auch des Tourismus,
weil der österreichische Tourismus im Wesentlichen sozusagen von
den alten Gebäuden lebt, von jenen, die unter Denkmalschutz stehen. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP.)

Der letzte Punkt, den ich erwähnen möchte, ist der Bereich der Sanierungs-
und Baumaßnahmen der Bundesmuseen. Es ist ja schon die Sanierung
des Salzburger Festspielhauses geplant. – Herr Kollege Spalt, das
mit dem Bundespräsidenten und den Kosten für seine Reise zu den Festspielen ist ein bisschen affig. Seien wir doch froh, dass es Festspiele sind, die von
einem Bundespräsidenten und anderen eröffnet werden (Zwischenruf bei der FPÖ) und in die ganze Welt übertragen werden. Das ist doch für Österreich
das Beste, was passieren kann! (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP.)

Bau- und Sanierungsmaßnahmen wird es aber auch in den großen
Museen geben: Kunsthistorisches Museum, Naturhistorisches Museum und auch Belvedere. Da wird es auch um Maßnahmen im Sinne der Barrierefreiheit
gehen, darum, die Eingangsbereiche attraktiver zu gestalten und zeitgemäße Zu­gänge zu schaffen. Sie kennen die Situation, und damit komme ich wieder
zum Denkmalschutz: Das geht miteinander einher, Denkmalschutz und Sanierung sind ein wichtiges Projekt für die Bundesmuseen.

Und im Übrigen bin ich dafür: Bring them home now! – Danke. (Beifall bei
den Grünen, bei Abgeordneten der ÖVP sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

16.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Spalt. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 362

16.29.56

Abgeordneter Thomas Spalt (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Geschätzter Herr Staatssekretär! Geschätzte Zuseher! Ge­schätztes Plenum! Hohes Haus! Vielleicht eingangs zu Kollegin Blimlin­ger: Ich finde es affig, ja. Ich hinterfrage aber nicht die Kosten für die Teilnahme des Herrn Bundespräsidenten an den Salzburger Festspielen, sondern ich
finde es affig und ich finde es eine Farce gegenüber dem Steuerzahler – und es ist ja nicht das erste Mal dieses Jahr –, dass ein durchschnittliches Jahres­gehalt eines österreichischen Arbeiters bei einer Veranstaltung auf den Kopf ge­hauen wird. (Abg. Großbauer: Wenn er nicht kommt, passt es auch nicht!)

Ich darf an meine Anfrage zu den Kosten der Opernballnacht des Herrn Finanz­ministers, die genau die gleichen Kosten verursacht hat, erinnern. Ich stelle
nicht in Abrede, dass solche Veranstaltungen und auch die Salzburger Festspiele eine Repräsentation brauchen – das habe ich immer betont. Sie brauchen
diese prominenten Teilnehmer, ja, und sie sind auch ein Aushängeschild, aber in der Zeit, in der wir aktuell leben, sollte das doch bitte etwas mit Hausver­stand und mit Respekt gegenüber unseren Steuerzahlern stattfinden. (Beifall bei der FPÖ.)

Kommen wir zurück zum Kulturbudget 2024: Wie schon erwähnt geht
es da im Wesentlichen um eine Erhöhung von knapp 50 Millionen Euro, also von 620 auf knapp 668 Millionen Euro. Es ist schon angesprochen worden,
mit Blick auf die Erhöhungen des Kulturbudgets der letzten Jahre könnte man fast meinen, dass auch das Budget 2024 kulturpolitisch ein großer Wurf
ist, aber man könnte es eben nur fast meinen. Wie schon von Ihnen angespro­chen sind diese Erhöhungen der letzten Jahre wieder ein ganz klarer Aus­druck dafür, wie schwarz-grüne Regierungsarbeit funktioniert, denn es werden gewisse Bereiche im Kulturbereich gefördert und ausgebaut – ja, das ist wichtig –, aber es gibt auch sehr wesentliche Bereiche, die auch in diesem Bud­get wieder zu kurz kommen.


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Wenn ich mir den Teilbereich der Heimat- und Brauchtumspflege, und
zwar im Detail das Budget für Volkskultur, anschaue, stelle ich fest, dass da wie­der einige durch die Finger schauen werden. Von den knapp 50 Millionen
Euro, um die das Kulturbudget erhöht wird, bleiben gerade einmal 55 000 Euro – 55 000 Euro! – für den Bereich der Volkskultur übrig. Betroffen sind da­von all jene, die in über 2 100 Musikkapellen und in über 1 000 Jugendorches­tern mit gesamt mehr als 143 000 Musikern – dazu kommen noch
80 000 Jugendliche im Rahmen der Österreichischen Blasmusikjugend – einen wertvollen Beitrag für die österreichische Kultur leisten, denn genau sie
werden mit einem Beitrag von 55 000 Euro abgespeist werden. Wenn ich mir jetzt diese 55 000 Euro Erhöhung nur für den von mir beschriebenen
Bereich anschaue, dann stelle ich fest, dass das lächerliche 25 Cent pro Mitglied sind, um die die Förderungen erhöht werden. (Beifall bei der FPÖ.)

Geschätzte Damen und Herren! Wir Freiheitliche stellen uns Kulturpolitik und Kulturförderung anders vor, wir fordern auch da eine gerechte Verteilung
in allen Bereichen der österreichischen Kultur.

In diesem Zusammenhang stelle ich daher folgenden Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erhöhung der Bundesförderungen zur Unterstützung der österreichischen Chöre
und Musikkapellen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Förderungen aus Bundesmitteln zur Unterstützung der heimischen Musikvereine, Chöre und Musikkapellen ab
dem Jahr 2024 entsprechend zu erhöhen.“

*****


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 364

Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

16.33

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Thomas Spalt

und weiterer Abgeordneter

betreffend Erhöhung der Bundesförderungen zur Unterstützung der österreichischen Chöre und Musikkapellen

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9: Bericht des Budgetausschusses über
die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) (UG 32 Kunst und Kultur) in der 239. Sitzung des Nationalrats am 21. November 2023

Den Chören, Musikkapellen, Orchestern etc. kommt in Österreich eine herausragende Bedeutung zu. Diese sind aus dem gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen
Leben unserer Städte und Gemeinden nicht wegzudenken und maßgeblicher Bestand­teil der Heimat- und Brauchtumspflege.

In Österreich gibt es mehr als 2.100 Musikkapellen und über tausend Jugend­orchester mit mehr als 143.000 aktiven Musikerinnen und Musikern. Dazu kommen noch über 80.000 Jugendliche, die im Rahmen der Österreichischen Blasmusik­jugend ebenso einen wertvollen Beitrag für das kulturelle Leben in den jewei­ligen Städten und Gemeinden leisten.

Die letzten Jahre, die von enorm gestiegenen Energiepreisen und extrem hoher In­flation geprägt waren, belasten insbesondere auch die in erster Linie ehren­amtlich tätigen Musikvereine, wie einem bereits im November des Vorjahres von Seiten des Österreichischen Blasmusikverbandes an Staatssekretärin Andrea


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Mayer sowie zur Information an die Kultursprecher der im Nationalrat vertretenen Parteien entnommen werden kann:

Die in diesem Jahr entstandene Explosion der Preise, besonders der Energiekos­ten, stellt viele Musikvereine vor eine enorme finanzielle Herausforderung. Es müssen nun dementsprechende Mittel dafür in die Hand genommen werden, die in
der Kernarbeit der Vereine, der Jugendarbeit, und in der musikalischen Weiterent­wicklung, fehlen und längerfristig auch die Aus- und Weiterbildung
beeinflussen werden.

Die Musikvereine finanzieren sich im österreichweiten Schnitt zu 25 Prozent aus öffentlichen Förderungen (primär Gemeinden, Länder). Der große Teil von 75 Prozent wird durch selbst erwirtschaftete Mittel aus ihrer ehrenamtlichen Arbeit
(Konzerte, Veranstaltungen,…) aufgebracht. Dies ist ein riesengroßer Einsatz, der für die Aufrechterhaltung unserer Blasmusikkultur aufgewendet werden muss.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten
daher nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Förderungen aus Bundesmitteln zur Unterstützung der heimischen Musikvereine, Chöre und Musikkapellen ab
dem Jahr 2024 entsprechend zu erhöhen.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsge­mäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Pöttinger. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.



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16.33.34

Abgeordneter Laurenz Pöttinger (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Herr Kollege Spalt, Sie wissen ganz genau, dass es auch für die Blasmusik noch die eine oder andere Förderung in den Ländern, von der Jugend­staatssekretärin und auch in den Gemeinden und so weiter gibt. (Abg.
Loacker: Zu wenig Blasmusikförderung ist sicher nicht das Problem der Republik!)
Man kann aber natürlich bei jedem Budget, sei es noch so hoch, irgend­welche Dinge erfinden, die nicht der Realität entsprechen, jedenfalls haben wir auch zu den Blasmusiken in Österreich ein sehr, sehr gutes Verhältnis.
(Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Österreich ist eine Kunst- und Kulturnation, und mit diesem Budget wird unsere Republik auch im internationalen
Vergleich eine top Kunst- und Kulturnation bleiben. Mit der 7,8-prozentigen Erhöhung des Budgets bekennt sich unsere Bundesregierung ganz klar
zum Erhalt und zur Stärkung von Kunst und Kultur in Österreich. Diese Koalition aus ÖVP und Grünen hat innerhalb kürzester Zeit wesentlich mehr weiter­gebracht als alle anderen Regierungen vergangener Jahrzehnte. (Beifall
bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen. – Abg. Lausch: Obwohl die ÖVP dabei war! – Zwischenruf des Abg. Silvan.)

Echte Meilensteine, die für unser schönes Kunst- und Kulturland nach­haltig positiv wirken, wurden umgesetzt, beschlossen oder sind auf gutem Wege, umgesetzt zu werden. Exemplarisch möchte ich hier vier Meilensteine
nennen:

Denken Sie an das neue Haus der Geschichte im Museumsquartier: Es wird ein Haus sein, das diesen Namen verdient. Die Geschichte Österreichs ist es
allemal wert, in einem adäquaten Rahmen in umfangreicher Form präsentiert zu werden.


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Denken Sie an die Filmförderung, die Anfang 2023 reformiert wurde:
Das ist eine wichtige Maßnahme, um zusätzliche Wertschöpfung in Österreich zu generieren – heuer wurden bereits 54 Projekte finanziert und
für 2024 stehen ausreichend Fördermittel zur Verfügung –, und das ist ein Meilenstein mit internationaler Strahlkraft.

Denken Sie an die umfassende Ausweitung der Spendenabsetzbarkeit
für den gesamten gemeinnützigen Bereich: Insbesondere Kulturvereine werden davon profitieren. Darüber hinaus wird es nunmehr zum Beispiel für
Chorleiter oder Kapellmeister oder Wissensvermittler im kulturellen und künst­lerischen Bereich möglich sein, unkompliziert eine Aufwandsentschädigung
zu erhalten. Dies wird im Rahmen einer einkommensteuerfreien Freiwilligenpau­schale möglich werden. Das ist mit Sicherheit ein Meilenstein für ehrenamt­liches Engagement. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Die Novelle des Denkmalschutzgesetzes ist aus meiner Sicht ebenfalls ein Mei­lenstein, denn jahrzehntelang wurde versucht, das mittlerweile 100 Jahre
alte Gesetz adäquat zu ändern. Sie sieht eine erweiterte Erhaltungsverpflichtung für Eigentümer vor, um das spekulative Verfallenlassen von Denkmälern möglichst zu verhindern. Im Gegenzug gibt es zur Unterstützung denkmalrele­vanter Restaurierungsarbeiten im Budget aber zusätzliche 6 Millionen
Euro pro Jahr. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es nunmehr möglich wird, allfällige bauliche Besonderheiten, die nicht ganz den Nor­men entsprechen, mittels Hinweisschild sichtbar zu machen. Dadurch wird es möglich werden, zum Beispiel die Todesstiege in Mauthausen wieder zu­gänglich zu machen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Mit den zusätzlichen Bud­getmitteln stärken wir den Erhalt der Denkmäler und sichern unsere Bau­kultur nachhaltig.

Was wäre Österreich ohne Kunst und Kultur? – Die Kunst- und Kulturschaffen­den und all jene, die in diesem Segment tätig sind, verdienen unsere Aner­kennung. Die Besucherzahlen steigen Gott sei Dank wieder auf Vorkrisenniveau.


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Absolut top in Qualität und Frequenz ist die Staatsoper mit beinahe hundert­prozentiger Auslastung. Diese Zahl widerspiegelt die gute Arbeit aller Beteiligten. Ob darstellende Kunst, ob Film, ob Oper, ob Theater, ob Literatur oder Baukultur, die Vielfalt und die Qualität von Kunst und Kultur sind
auch im internationalen Vergleich on top.

2024 werden die Stadt Bad Ischl und das Salzkammergut mit seinen 23 Gemein­den Kulturhauptstadt Europas. (Abg. Loacker: Laurenz, es leuchtet!) Zum
ersten Mal in der fast 40-jährigen Geschichte der Kulturhauptstädte Europas ist dieser Titel an eine inneralpine Region verliehen worden. Die Finanzmittel
des Bundes in der Höhe von 10,8 Millionen Euro sind sicher gut investiert. Die Vielfalt von historisch verwurzelter und zeitgenössischer Kunst und Kultur
wird im Salzkammergut vor den Vorhang geholt und vernetzt die
Region international.

Österreich ist ein Kunst- und Kulturland mit Weltruf – und mit diesem Budget bleibt es das auch. Ein Mehr von 48,6 Millionen Euro zeigt eindrucksvoll,
welch hohen Stellenwert Kunst und Kultur für unsere Bundesregierung haben. – Danke. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

16.39


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Seidl. – Bitte sehr.


16.40.01

Abgeordnete Mag. Julia Seidl (NEOS): Kennen Sie das, wenn Sie in
die Buchhandlung gehen und Sie dort ein Buch sehen und sich denken: Boah, der Titel passt, das schaue ich mir an, klingt gut!? Dann nehmen Sie das
Buch mit nach Hause und fangen an zu lesen, und je mehr Seiten Sie lesen, desto uninteressanter wird dieses Buch. Je mehr Kapitel Sie lesen, desto mehr
denken Sie sich: Ah, das passt doch überhaupt nicht zusammen mit dem, was vorne draufsteht! Und Sie nehmen das Buch und denken sich: Ah geh, ich
tu es weg! – Manchmal ist man dann ein bisschen enttäuscht.


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Mein sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Staatssekretärin! Sehr geehrter Herr Präsident! Eigentlich wollte ich auch
noch meinen Kollegen Florian Tursky begrüßen, aber er ist leider nicht mehr hier.

So wie eingangs geschildert ist es mir bei diesem Kulturbudget gegangen.
Auf den ersten Blick schaut das alles sehr gut aus, man schaut sich das an und denkt sich: Aha, super, es ist nicht gekürzt worden, es ist mehr, eine Infla­tionsanpassung hat es gegeben, das HDGÖ kriegt mehr Platz – endlich!, ich bin froh, dass man sich entschieden hat, dem Haus der Geschichte endlich
mehr Platz zu geben, denn diesen brauchen sie dringend; abgehakt –, und für den Denkmalschutz gibt es auch mehr Geld. Dazu muss ich sagen, dass
ich das gut finde, denn wir sind nämlich in Österreich nicht nur Bodenversiege­lungsweltmeister, sondern wir sind auch Abrissweltmeister.

Der Umgang mit unserem Baubestand ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern viel weniger wertschätzend und viel weniger nachhaltig, als das
andere machen. Dazu gehört nämlich nicht nur der Denkmalschutz, sondern generell das Thema Baukultur – mein Kollege Pöttinger hat es vorher
gesagt –, weil wir diesen Schatz beschützen müssen. Dazu möchte ich noch erwähnen, dass die Baukultur nicht nach einer gewissen Zeit aufhört,
sondern ein durchgängiges Thema sein soll, denn auch die neue Architektur entwickelt einen gewissen Wert – nur dass wir nicht immer nur darüber nachdenken, die Vergangenheit zu bewahren. Es geht darum, das, was wir in der Vergangenheit geschaffen haben – und da gehört eben auch die
Bausubstanz dazu –, in die Zukunft weiterzutragen und sinnvoll zu nutzen,
wo es möglich ist.

In dem Zusammenhang – weil ich gesagt habe, wir sind nicht nur Bodenversiege­lungsweltmeister, wir sind auch Abrissweltmeister – hätte ich mir ge­wünscht, dass wir endlich diese Agentur für Baukultur ins Leben rufen, die seit Jahren gefordert wird. Was ist jetzt passiert? Man sieht es auch im Bud­get: Es wird diese Agentur nicht geben, es ist im Ausschuss geklärt worden, dass


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dieses Thema endgültig vom Tisch ist, weil man neue Mitarbeiter:innen
zum Thema Baukultur ins Ministerium setzt. Das kann man jetzt ganz gut finden, ich halte das für nicht gut. Ich halte es sogar für den komplett falschen
Weg. In anderen Ländern funktioniert es nämlich sehr gut, dass die Baukultur von politischen Entscheidungen ausgelagert ist. Unser Land schaut näm­lich genau deswegen so aus, wie es ausschaut, weil wir zum Thema Baukultur keinen Zugang haben und das nicht institutionalisiert haben.

Was fehlt noch? – Wir haben die Vertrauensstelle Vera*, Gott sei Dank. Die braucht aber wirklich mehr Geld, weil sich die Fälle häufen, die Bearbei­tungszeiten enorm lang sind. Wir fordern, dass es eine zweite solche Stelle gibt, nämlich auch eine im Westen, weil es dort ebenfalls große Themen im Kulturbetrieb betreffend sexuelle Belästigung und Übergriffe, vor allen Dingen auf Frauen, gibt.

Es fehlt auch das Satellitenkonto. Das fordern wir auch schon seit Jahren,
damit wir endlich nachvollziehen können, wie hoch die Wertschöpfung unseres Kunst- und Kulturbetriebs als Ganzen ist. Das gibt es immer noch nicht.

Was noch fehlt: Investitionen in die Durchlässigkeit zum Kulturangebot insge­samt – Stichwort Migrant:innen. Und die digitale Förderabwicklung zu 100 Prozent ist auch noch nicht umgesetzt.

Ich sage einmal so: Das Buch hat echt ein paar gute Kapitel, aber der Großteil ist insgesamt nicht empfehlenswert. Ich würde mir echt einmal wünschen,
dass die Bundesregierung ein Budget schreibt, bei dem sie an sich selbst den Anspruch stellt, dass das ein Bestseller wird, den man dann nächstes
Jahr noch einmal auflegen kann und der noch einmal ein Bestseller wird. Das wäre einmal eine gute Idee.

Ich darf abschließend noch eine kurze Begrüßung machen, und zwar habe ich gehört, dass sich heute einige NEOS aus Niederösterreich im Parlament befinden – herzlich willkommen! – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und bei


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Abgeordneten der Grünen. – Abg. Höfinger: Alle drei sind da! – Heiterkeit bei der SPÖ.)

16.44


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Staatssekretärin Mayer. – Bitte.


16.44.36

Staatssekretärin im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Mag. Andrea Mayer: Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordne­te zum Nationalrat! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Als ein in Zahlen gegos­senes Regierungsprogramm ist ein Budget ja immer ein nüchterner,
präziser Gradmesser, welche politischen Schwerpunkte eine Bundesregierung setzt. Mit Blick auf das vorliegende Budget muss man neuerlich feststel­len, dass Kunst und Kultur in ihrer gesamten Vielfalt hohe Bedeutung genießen. Das Budget steigt 2024 das vierte Jahr in Folge deutlich an.

2024 stehen Mittel im Umfang von 668,8 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist ein Plus von 48,6 Millionen Euro – 48,6 Millionen Euro oder 7,8 Prozent
plus. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.) In den Jahren 2020 bis 2024 wurde das Kunst- und Kulturbudget um 202 Millionen Euro ge­steigert. Das ist ein Prozentsatz von 43,5 Prozent. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das sind nüchterne Zahlen, aber dabei geht es um die wichtige Absicherung
der Kunst- und Kulturlandschaft vor dem Hintergrund der Teuerung
nach der Pandemie. Es geht aber auch darum, starke kulturpolitische Akzente
zu setzen.

Zunächst können wir mit diesem Budget alle Fördererhöhungen und Projekte im Förderbereich, insbesondere auch die Fair-Pay-Initiative, fortsetzen und nachhaltig wirken lassen. Darüber hinaus ist ein Betrag von 11,2 Millionen Euro für weitere Erhöhungen, unter anderem aufgrund der anhaltenden Kosten­steigerungen, vorgesehen.


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Die Basisabgeltung der Bundesmuseen und Bundestheater wurde schon zweimal gesteigert, und trotzdem gibt es auch heuer und für nächstes Jahr ein zusätz­liches Plus.

Weiters kommt die Regierung ihrem Versprechen nach, dass wir das Anreizmo­dell für den Filmstandort Österreich ungedeckelt implementieren. Wir
erhöhen die Mittel für die Förderschiene ÖFI plus deutlich: von 15,5 Millionen auf 39,9 Millionen Euro. Ich darf Ihnen anhand von Studien versichern,
dass jeder Euro, der in dieses Anreizmodell investiert wird, mehrfach zurück­kommt.

Zum Haus der Geschichte: Wir kennen das alles, in den vergangenen
Jahren oder Jahrzehnten hat es unzählige Planungen, Konzepte, Kontroversen gegeben. Vorige Woche konnte die Bundesregierung die Weiterentwick­lung präsentieren, einen klaren Fahrplan für ein echtes Haus der Geschichte vor­stellen. Das HDGÖ wird in einer attraktiven zentralen Lage, im Museums­quartier, in Zukunft in einem eigenen Haus über 3 000 Quadratmeter Ausstel­lungsfläche erhalten. Ein Haus der Geschichte, das als Ort der Auseinan­dersetzung mit Geschichte und Gegenwart nun mehr Raum, Sichtbarkeit und Möglichkeiten erhält, ist gerade in Zeiten, in denen wir gesellschaftliche Verwerfungen, Verhärtungen haben, ein guter, ein wichtiger Schritt, den wir jetzt endlich setzen können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten
der ÖVP.)

Zum Denkmalschutz, es wurde schon mehrfach davon gesprochen:
Es ist wichtig, den Schutz des kulturellen Erbes zu erhöhen und die Potenziale für Klimaschutz und Nachhaltigkeit noch wirksamer zur Geltung zu brin­gen. Dafür gibt es auch ein Budgetplus von 6 Millionen Euro.

Ich bin davon überzeugt, dass Kunst Räume der Freiheit, des Infragestellens, der Poesie, der Inspiration, aber auch der Unterhaltung bietet, die für uns als Gesellschaft und für uns als Individuen unersetzbar sind. Diese Räume ermögli­chen Begegnung, Reflexion und Differenzierung und schulen uns in


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 373

Akzeptanz anderer Meinungen und Weltdeutungen. Es sind Räume, die wir jetzt so dringend brauchen. Das Ihnen hier vorliegende Budget 2024 im Bereich Kunst und Kultur trägt dieser Bedeutung Rechnung, und das ist gut
und richtig so.

Und wenn Sie einen Bestseller suchen, sehr geehrte Damen und Herren, dann schauen Sie sich die Shortlist zum Österreichischen Buchpreis dieses
Jahres an, da finden Sie grandiose österreichische Literatur. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP sowie der
Abg. Meinl-Reisinger.)

16.49


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weratschnig. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


16.49.43

Abgeordneter Hermann Weratschnig, MBA MSc (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Frau Staats­sekretärin! Ein Budget, Frau Abgeordnete Seidl, ist kein Wunschpunsch. Ein Budget ist auch keine unendliche Geschichte. Es braucht aber trotzdem
viel Fantasie, viele Visionen und einen klaren Gestaltungswillen, um im Kunst- und Kulturbereich zu unterstützen und Räume zu schaffen, wie heute
schon oftmals erwähnt wurde.

Das Kunst- und Kulturbudget stärkt den Kulturstandort Österreich, und es be­kennt sich auch ganz klar zu unseren Häusern und zu allen anderen im Kulturbereich Aktiven, bis hin zu den kleinen Kulturvereinen, zu den Menschen, die ehrenamtlich täglich, wöchentlich – wie auch immer – arbeiten und Gestaltungswillen zeigen.

Von 546 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 669 Millionen Euro: Das ist ein Plus von 22 Prozent; im Vergleich zu 2020: plus 43 Prozent. Ja, das ist eine
Kennzahl, das ist eine Aussage, aber es braucht bei einem Budget keine Leis­tungsschau: das muss 1 Prozent sein oder 2 Prozent oder wir würden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 374

uns statt 3 Prozent 4 Prozent wünschen. – Es ist ein Buch, das hier im Hohen Haus vorgelegt wird, das wir alle beschließen, ein Buch, das gemeinsam geschrieben wird, das wir selber schreiben, an dem wir mitschreiben, mitwirken, das wir mitgestalten.

Unsere Häuser, die wir damit auch unterstützen, sind international renommiert. Ich darf nur ein paar aufzählen: die Albertina, die Gemäldegalerie Belve­dere, Kunst- und Naturhistorisches Museum, das MAK, das Mumok, das Techni­sche Museum, die Betriebe Staatsoper, Volksoper, Burgtheater und viele,
viele andere. Als Tiroler muss ich sagen, das Schloss Ambras, das in Innsbruck steht, ist als Bundeseinrichtung auch eine innovative Kultureinrichtung,
die Menschen anzieht. (Abg. Wurm: Das Parlament!)

Was wäre ein Land ohne Kulturinitiativen, ohne Kulturvereine, ohne die freie Szene, die wir unterstützen? Was wäre ein Land ohne Bundesländer
und Gemeinden, die auch die Kulturszene unterstützen? Gerade im Bereich der fairen Bezahlung, der fairen Bedingungen, von Fair Pay, die in den Richtli­nien auf Bundesebene eingearbeitet sind, braucht es, glaube ich, einen breiten Schulterschluss zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, um als Arbeit­geber einen deutlichen Beitrag zu leisten.

Es ist, glaube ich, ganz wichtig, dass uns das auch klar wird. Es gibt viele Men­schen in Österreich, die im Kunst- und Kulturbereich unter prekären Ver­hältnissen arbeiten, wo wir hinschauen müssen, wo es Unterstützung braucht, wo Länder, Gemeinden und Bund gefordert sind. Wie gesagt, dieses
Budget ist keine Leistungsschau und soll es auch nicht sein, sondern ein Kunst- und Kulturbudget, das gestaltet und dort auch notwendige Mittel bereit­stellt, wo es sie braucht.

Ich möchte mit einem Zitat von Paul Klee enden: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ – Danke schön. (Beifall bei Grünen und
ÖVP. – Abg. Wurm: Hermann, wunderschön!)

16.53



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 375

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Kucharowits. – Bitte sehr.


16.53.39

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Herr Präsident! Werte Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Frau Staatssekretärin, es ist definitiv
positiv, dass das Kulturbudget gut aufgestockt wurde. Wir erkennen Ihre Be­mühungen, definitiv. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

Aber – und jetzt komme ich zum Aber (Abg. Weratschnig: Aber!) –: Es sind einfach manche Aspekte im Budget ziemlich unterbelichtet oder völlig ignoriert, und
der erste Aspekt ist der Bereich der kulturellen Teilhabe.

Frau Staatssekretärin! Sie haben selbst eine Publikumsstudie in Auftrag gegeben, und die hat ganz klar ergeben, dass der Genuss von Kunst und Kultur
davon abhängig ist, ob ich es mir leisten kann oder nicht, also es ist von der Dicke des Geldbörsels abhängig. Das ist sehr, sehr schade, weil vor allem
in Zeiten von Preisexplosionen, von Teuerung, von Inflation noch und nöcher, die wir erleben, in denen wir stecken, Kultur und Kunst dann halt ziemlich
zum Schluss kommt und zum Luxusgut wird. Wir haben das schon lange kritisiert und hier auch aufgezeigt. Deshalb braucht es ganz klar im Rahmen des
Budgets Unterstützung für die Bevölkerung, damit es ihr möglich ist, Kultur ge­nießen und erfahren zu dürfen – im Sinne der Bevölkerung, im Sinne
von uns allen, aber natürlich auch im Sinne von Kulturschaffenden. (Beifall
bei der SPÖ.)

Wir haben Vorschläge auf den Tisch gelegt: zum Beispiel ein Kulturguthaben für junge Leute, analog zu Deutschland. Wir haben auch heute wieder einen
Antrag dazu eingebracht, das wäre doch definitiv etwas. Oder: Wien macht es vor: Der Eintritt ins Wien Museum zu den Dauerausstellungen ist kosten­los. Das wäre doch auch etwas. Frau Staatssekretärin, was kommt denn dazu von Bundesseite? Wie können Sie sich vorstellen, kulturelle Teilhabe für viel, viel


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mehr Leute definitiv zu ermöglichen? Es muss doch ein kostenloser Abend
in den Bundesmuseen drinnen sein. Wie sehen Sie das? Vielleicht kön­nen Sie sich einen Ruck geben, aber vor allem auch dem Finanzminister da einen Ruck geben, um das zu ermöglichen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein zweiter Aspekt ist kulturelle Bildung: Ich sage es ganz ehrlich, kulturelle Bildung ist ein Recht für alle Kinder, nur leider ist es in Österreich so, dass nicht alle Kinder zu diesem Recht kommen, sondern es abhängig davon ist,
ob Lehrer:innen engagiert sind. Kindergartenkinder gehen da völlig unter. Da braucht es wirklich viel, viel mehr Budget, das auch im Kulturbereich
dafür vorgesehen ist. Das heißt, das geht völlig unter.

Ein dritter Bereich, Frau Staatssekretärin: Künstliche Intelligenz fehlt im Kontext des Kunst- und Kulturbudgets völlig. Es ist aber so, dass KI in unserem Alltag
und damit auch in der Kunst angekommen ist. Ich erinnere nur an die Schauspie­ler:innen in den USA. Das ist aber nicht nur in den USA ein Phänomen,
sondern auch bei uns in Österreich. Es ist schade, dass KI bei den Förderschie­nen im Budget keinen Niederschlag findet, das muss sich ändern.

Wir sehen Ihre Anstrengungen, Frau Staatssekretärin, aber in den Bereichen Kul­tur für alle, kulturelle Teilhabe, kulturelle Bildung und KI in der Kunst ist
noch bedeutend Luft nach oben. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

16.56


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Großbauer. Bei ihr steht das Wort. – Bitte.


16.56.58

Abgeordnete Maria Großbauer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! Hohes Haus!
Noch niemals wurde so viel Geld in Kunst und Kultur investiert wie unter dieser Bundesregierung mit Staatssekretärin Andrea Mayer. Das möchte ich ein­mal ganz klar festhalten: Noch nie gab es so ein hohes Budget, noch nie wurde so viel in Kunst und Kultur investiert. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 377

Kunst und Kultur ist – auch wenn wir es in Österreich manchmal ein bisschen vergessen oder nicht wahrnehmen – unsere Soft Superpower. Wir sind
in diesem Bereich weltweit gesehen eine Weltmacht, und ich glaube, fast jeder hat auch persönlich sehr schmerzhaft erfahren, was es mit einem selbst,
mit der Gesellschaft, mit der Welt macht, wie still und emotionslos es wird, wenn keine Kunst und Kultur stattfinden kann.

Ich möchte den Weltmeister:innen des Schlechtredens hier im Hohen Haus auch ein bissel etwas entgegenhalten, denn dieses Budget umfasst so viele
Dinge. Staatssekretärin Andrea Mayer weiß ganz genau, wie dieses Kulturland Österreich funktioniert und wie alle diese Räder – von der kulturellen
Bildung über das Ehrenamt, über die Vereine bis hin zur vermeintlichen Hochkul­tur, die natürlich in Wirklichkeit auch aus der Volkskultur kommt, bis zu
den Festivals – zusammenhängen.

Ja, man kann überall noch mehr investieren und noch etwas verbessern, aber es passiert so wahnsinnig viel wie nie zuvor. Ich möchte Ihnen sagen: Auch
das Filmanreizmodell, das wir umgesetzt haben und das massiv aufgestockt wird, dient in Deutschland als Vorbild. In anderen Ländern wird das kopiert, was
wir hier in Österreich initiiert haben.

Das Haus der Geschichte – ein in den letzten Jahren lang diskutiertes Thema – bekommt nun mehr Fläche, mehr Möglichkeit, zu vermitteln, wie wichtig
es ist, sich mit Geschichte zu befassen. Erst jetzt wieder, immer wieder erfahren wir mit dem aufkeimenden Antisemitismus hier und auf der ganzen
Welt, wie wichtig es ist, sich mit Geschichte zu befassen. (Beifall bei ÖVP
und Grünen.)

Die Bundestheater und im Übrigen auch die Bundesmuseen bieten schon seit vielen Jahren, ja fast Jahrzehnten – ich glaube, seit fast 20 Jahren –, Gratiseintritt an. Die Bundesmuseen bieten Gratiseintritt für alle bis 18 Jahre. Also auch da gibt es viele Möglichkeiten, niederschwellig hinzukommen.


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Bei den Bundestheatern gibt es auch immer wieder Spezialangebote. Es gibt Stehplätze, es gibt in der Volksoper im September eine 1-Euro-Karte
für Kinder zum Schulanfang. Also zu sagen, es wird in dieser Hinsicht nichts getan, ist einfach falsch.

Es wird immer noch mehr getan, vielleicht muss man sich aber auch
dafür interessieren und das Interesse schaffen. Das ist auch die Aufgabe jedes Einzelnen: die Kultur, das Interesse an Kultur weiterzugeben, gemeinsam
mit Kindern wo hinzugehen, sie vom Smartphone wegzuholen oder ihnen am Smartphone Kultur zu vermitteln, zu zeigen, welche Kanäle es da gibt
und welche Kanäle die Bundesmuseen verwenden, die Bundestheater verwen­den, um junges Publikum zu gewinnen.

Der Denkmalschutz ist auch ein ganz wichtiges Thema, weil nämlich Denkmal­schutz nicht nur die Bewahrung eines Erbes, sondern schon auch gelebter Klimaschutz ist. Auch das darf man nicht vergessen. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Ich darf zum Schlusswort kommen: Dieses Budget ist ein sehr, sehr gutes Budget. – Ich bedanke mich noch einmal ganz herzlich, Frau Staatssekretärin, für deinen unermüdlichen Einsatz in allen Bereichen, in allen Belangen.

Es sind auch viele Dinge auf den Weg gebracht worden, was man in der Pandemie schmerzvoll gelernt hat: wie wichtig der Sozialversicherungsfonds ist, welche Lücken es im Theaterarbeitsgesetz gibt; ganz, ganz viele Lücken
sind schmerzlichst aufgepoppt, und diese wurden alle behandelt.

Nochmals – das Wichtigste zum Schluss –: Noch nie wurde so viel Geld in Kunst und Kultur investiert. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten
der Grünen.)

17.01


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ruth
Becher. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 379

17.01.35

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das vorliegende Kulturbudget ist ein Budget der ver­gebenen Chancen. Neben Investitionen in Zeitgeistiges wie den österreichischen Film, der vom Erfolg der Streamingdienste profitieren soll, muss auch in nachhaltige Kultursubstanz wie den öffentlichen Gebäudebestand investiert werden. Von Expertenseite wird sehr oft betont, dass der Bund Sanierungen und Modernisierungen vorziehen sollte, um der Krise in der Baubranche entge­genzuwirken.

Davon ist in diesem Budgetentwurf leider nichts zu sehen. (Abg. Blimlinger: Ja, lest es halt einmal!) Die im Budgetentwurf ausgewiesenen Zahlen sind
rückläufig: Der Kapitaltransfer an die BIG für die Sanierung der Praterateliers sinkt; im Bundesvoranschlag 2023 waren es 7 Millionen Euro, im Bundes­voranschlag 2024 sind es 2,52 Millionen Euro. (Abg. Blimlinger: Ja,
weil’s schon ...baut ist!)
Für die Sanierung des Volkskundemuseums sind 2024 5,17 Millionen Euro vorgesehen. Maßnahmen für die Salzburger Fest­spiele finden sich im Bundesvoranschlag 2024 mit 15 Millionen Euro, 2023 wa­ren 17 Millionen Euro dafür geplant. (Abg. Blimlinger: Weil’s schon gebaut
ist!)
Ebenso als rückläufig sind die Investitionen in die Bausubstanz zu verzeich­nen, und da könnte man noch sehr viel sanieren, es gibt noch extrem
viele Projekte, die da sind.

Lobenswert ist, dass der Baukulturreport erstmals vier Planstellen hat, dass diese budgetiert sind. Es ist gleichzeitig aber sehr bedauerlich, dass man sie
nicht wirklich bewerten kann, weil nicht klar ist, was geplant ist, und auch nicht klar ist, wie die Aufgaben dafür konkret aussehen. Da scheint ein bisschen Fantasie zu fehlen, und wenn ich vor allem an den ehemaligen Minister Oster­mayer denke, der den Baukulturreport ins Leben gerufen hat und der
sehr konkret skizzieren konnte, wie viel Qualität sich beim Bauen beantragen lässt, dann muss ich sagen: Diese Qualität und Nachhaltigkeit vermisse


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 380

ich bei der Regierung bei diesem Thema. (Abg. Blimlinger: Lesen!) – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

17.04


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ulrike
Maria Böker. – Bitte.


17.04.21

Abgeordnete Ulrike Maria Böker (Grüne): Einen wunderschönen guten Abend! Ich dachte ja, dass bei dieser Debatte zu Kunst und Kultur alle Sessel
besetzt sein werden und diesem wichtigen Schnittstellenthema ganz aufmerk­sam gelauscht wird. Dem ist nicht ganz so (Abg. Meinl-Reisinger: Aber
ich bin als Klubobfrau da!),
ich habe das aber schon als Abgeordnete zum Landtag erleben dürfen.

„Was wäre Österreich ohne Kunst und Kultur?“, wie mein Vorredner Laurenz Pöttinger schon gefragt hat. – Wir wären ein armes Land.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Ich darf heute das erste Mal hier im Hohen Haus eine Rede schwingen, zum Thema Kunst und Kultur. Ich
komme aus Kunst und Kultur, speziell aus dem zeitgenössischen Bereich, Festi­val der Regionen et cetera, et cetera. Ich habe aber auch als Politikerin
dieses Thema immer sehr hochgehalten, ob das auf der kommunalen oder der Landesebene war, oder, wie heute hier überraschenderweise, auch im Nationalrat.

Sehr erfreulich ist, dass das Kunst- und Kulturbudget 2024 das vierte Jahr in Folge deutlich gestiegen ist. Das haben meine Vorrednerinnen und Vor­redner schon gesagt. Ich möchte, wie es auch schon zwei Vorredner:innen, ins­besondere Julia Seidl, getan haben, einen Schwerpunkt hervorheben,
der mir ein Herzensanliegen und eine Leidenschaft ist: das Thema Baukultur. – Es gäbe natürlich noch eine zweite, nämlich die freie Szene, aber das
geht sich in 3 Minuten nicht alles aus.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 381

Die Umsetzung der baukulturellen Leitlinien des Bundes, die ja schon 2017 be­schlossen wurden, steht im Regierungsprogramm, das ich 2019 mitver­handeln durfte, und ich bin noch immer sehr stolz darauf, dass das
im Regierungsprogramm drinnen steht. Baukultur ist nicht das schöne Gebäude! (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Höfinger und Pöttinger.)

Baukultur ist Mobilität, ist Raumordnung, ist Klimaschutz, ist Denkmalschutz. Baukultur ist dort, wo Menschen ihren Lebensraum haben. Der Bund
spielt eine bedeutende Rolle für die Entwicklung der Baukultur. Er ist Bauherr, Besitzer und Betreiber von Immobilien und kann in diesen Funktionen
die Baukultur aktiv mitgestalten sowie auch Vorbildwirkung entfalten. Die BIG ist dabei ein großer Player, und ich durfte vor 14 Tagen dabei sein, als
die BIG, die wirklich vorbildlich arbeitet, mit dem österreichischen Staatspreis für Architektur ausgezeichnet wurde.

Das Licht blinkt, ich kann nicht mehr allzu lange reden, aber Baukultur
braucht Tradition und Innovation. Darum ist es sehr wichtig, dass der Denkmal­schutz mehr Unterstützungsmöglichkeiten hat. Ich konnte aus der kom­munalen Erfahrung erkennen, wie wichtig es ist, Historisches zu sanieren, aber auch zeitgemäße, gegenwärtige Architektur zuzulassen.

Ich möchte noch eines besonders hervorheben: Man denkt mit diesem Kultur­budget über die Legislaturperiode hinaus. Es wäre schön, wenn das auch
in anderen Bereichen geschehen würde, dass wir nicht immer in diesen kleinen, engen Legislaturperioden denken; das wäre gut. Das würde jetzt auch zu
diesem letzten Jahr passen.

Ich möchte Frau Staatssekretärin Andrea Mayer und ihrem Team ganz herzlich für diese großartige Arbeit danken und freue mich, mit allen hier, mit euch,
in Zukunft gemeinsam zusammenzuarbeiten. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grü­nen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.07



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 382

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Harald
Troch. – Bitte.


17.08.03

Abgeordneter Dr. Harald Troch (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geschätzte Damen und Herren! Mit Staatssekretärin Mayer haben wir eine sehr kompetente Gesprächspartnerin – das ist erfreulich – und auch eine politische Persönlichkeit, der Kunst und Kultur tatsächlich ein leidenschaftliches Anliegen sind.
Das ist angenehm für die Dialogkultur. Schauen wir uns aber an, wie es mit der Umsetzung ausschaut!

Nun, die Regierungsvertreter von ÖVP und Grün versuchen hier, das Kultur­budget als das größte, höchste Kulturbudget in der Geschichte der
Zweiten Republik abzufeiern. Es werden hier Zahlen genannt: plus 7,8 Prozent. – Die Wahrheit ist natürlich ein bisschen anders. Die Wahrheit ist, dass wir
im Jänner eine Inflation von 11 Prozent hatten, und im bisherigen Jahresschnitt sind es 7,7 Prozent. Das heißt, auch der Finanzminister hat entsprechende Mehreinnahmen. Bei dieser Geldentwertung kann man leicht von
7 Prozent reden.

Da muss man schon sozusagen seriös bleiben: De facto ist es eine Inflationsab­geltung, mathematisch ganz klar nachweisbar. Im Regierungsprogramm,
Kapitel Kunst und Kultur, finden wir den Anspruch, dass das Ziel der Koalitions­regierung sei, für die Kultur Spielräume, neue Spielräume, zu eröffnen. –
Das passiert bei einem inflationsangepassten Budget nicht.

Es wird das bespielt, was es schon bisher gab, mit einer bemerkenswerten Ausnahme, das ist die Filmförderung. Da ist wirklich ein Wurf gelungen, da muss man gratulieren, und das hat auch meine volle Unterstützung. (Beifall bei
der SPÖ sowie der Abgeordneten Schallmeiner und Weratschnig.)

Zum Bereich Kunst und Kultur: Natürlich ist es der Sozialdemokratie ein ganz besonderes Anliegen, Defiziten, die es in der Bevölkerung in Bezug auf
Kunst und Kultur gibt, entgegenzuwirken. Auch das ist im Regierungsprogramm


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 383

eingefordert worden. Da passiert unserer Meinung nach viel zu wenig.
Sowohl bei Förderprogrammen für Kunst und Kultur als auch bei den Förderpro­grammen für Kunst- und Kulturvermittler muss mehr weitergehen. Nach
wie vor sind auch höhere Jahresbudgets für die Bundesmuseen und Bundestheater notwendig, und natürlich besteht bei den Kollektivvertrags­verhandlungen bei den Bundesmuseen höchster Handlungsbedarf, auch da fehlt uns der Abschluss. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

17.10


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Staatssekretärin Andrea Mayer zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Staatssekretärin.


17.10.53

Staatssekretärin im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Mag. Andrea Mayer: Frau Präsidentin! Hohes Haus! Ich erlaube
mir, mich noch einmal kurz zu Wort zu melden. Es geht um zwei wich­tige Themen. Vera* wurde erwähnt, die wichtige Beratungsstelle; Frau Abge­ordnete Seidl hat das angesprochen. Ich wollte nur sagen, wir haben die
Mittel für Vera* erhöht, und zwar deutlich. Die Beratungsstelle be­kommt 350 000 Euro, also ich glaube, damit kann man seinen Aufgaben schon ganz gut nachkommen. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen sowie des
Abg. Pöttinger.)

Zu den rückläufigen Bauprojekten: Noch nie wurde im Kunst- und Kulturbereich so viel gebaut und so viel renoviert wie unter dieser Bundesregierung.
Es ist nichts rückläufig, aber natürlich gibt es beim Bauen Schwankungen, und die Projekte bekommen ja immer genau das Budget, das sie in diesem
Jahr brauchen. Wir haben bei den Bregenzer Festspielen das Festspielhaus und die Bühne saniert. Bei den Salzburger Festspielen wird der Festspielbe­zirk um einen dreistelligen Millionenbetrag komplett neu saniert. Wir sanieren die Praterateliers. Wir sanieren das Volkskundemuseum um 35 Millio­nen Euro: Jahrzehntelang ist da nichts passiert, und das toll arbeitende Haus war schon ziemlich heruntergekommen – jetzt wird es saniert.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 384

Wir investieren 15 Millionen Euro in klimafitte Kulturbetriebe – da geht es um nachhaltige Investitionen. Wir errichten um 39 Millionen Euro ein neues
Haus der Geschichte, und um 100 Millionen Euro werden das Naturhistorische Museum und das Kunsthistorische Museum saniert und das Belvedere mit
einem neuen attraktiveren, barrierefreien Eingangsbereich, einer modernisierten Infrastruktur und einer zeitgemäßen Besucherführung ausgestattet. Damit werden die Häuser noch offener zugänglich und es wird ein neues Besuchserleb­nis geschaffen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es wird also so viel wie noch nie zuvor investiert, und das ist auch gut und wich­tig, gerade in diesen Zeiten, in denen man auch die Konjunktur und die
Kunst und Kultur in Österreich stärken muss. – Danke. (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.13


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Agnes
Totter. – Bitte.


17.13.26

Abgeordnete MMag. Dr. Agnes Totter, BEd (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kol­legen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmen und auf der Ga­lerie! Kunst und Kultur reicht bei uns in Österreich von der kleinsten Ini­tiative, vom kleinsten Projekt in den Gemeinden bis zur Hochkultur an den gro­ßen Häusern in den Landeshauptstädten sowie auch in der Bundeshaupt­stadt und bei den Festspielen. Überall sind es großartige und fleißige Menschen, die Kunst und Kultur tragen, entstehen lassen und möglich machen. Für
diesen Einsatz sage ich hier an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wenn wir uns nun das Kulturbudget für das kommende Jahr ansehen, zeigt sich deutlich, dass Parlament und Bundesregierung gemeinsam ihr Bestes ge­ben, um den Kulturstandort Österreich zu stärken. Es gab bereits in den letzten


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 385

Jahren Steigerungen im Kulturbudget, und auch heuer gibt es eine Steige­rung des Budgets für Kunst und Kultur um 48,6 Millionen Euro. Dank gebührt an dieser Stelle unserem Finanzminister Magnus Brunner und Frau Staats­sekretärin Andrea Mayer.

Einige wichtige Schwerpunktsetzungen aus dem Budget 2024 möchte ich be­sonders hervorheben. Die österreichischen Bundesmuseen und Bundes­theater bekommen ab dem Jahr 2025 über 50 Millionen Euro jährlich zusätzlich für den laufenden Betrieb. Das Haus der Geschichte bekommt einen ange­messenen neuen Standort, dafür werden bis 2027 27,7 Millionen
Euro reserviert. In den Jahren 2025 bis 2027 werden auch in die historischen Gebäude des Kunsthistorischen und des Naturhistorischen Museums so­wie in das Belvedere 100 Millionen Euro investiert. Weiters plant der Bund zu­sätzliche 12 Millionen Euro zur Unterstützung der Erhaltung von denkmal­geschützten Gebäuden.

Aufgrund der hohen Inflation wird das Budget für diverse Kunst- und Kulturförderungen in den kommenden zwei Jahren um 11,2 Millionen Euro pro Jahr valorisiert, und damit können auch weiterhin stabile Rahmenbedin­gungen für die österreichische Kunst- und Kulturszene gewährleistet werden. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Weratschnig.)

Besonders wichtig ist mir aber in diesem Zusammenhang, dass gerade die Künstlerinnen und Künstler in den ländlichen Regionen und Gemeinden bei der Verteilung der Mittel auch entsprechend berücksichtigt werden. Ich bin besonders stolz darauf, dass in meiner Region, in der Südoststeiermark, so viel im Bereich Kunst und Kultur getan wird, und bedanke mich bei allen für
den enormen Einsatz und das großartige Engagement.

Ich freue mich auch im Jahr 2024 auf vielfältige Beiträge im Bereich Kunst und Kultur. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Weratschnig.)

17.16



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 386

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hans
Stefan Hintner. – Bitte.


17.16.40

Abgeordneter Hans Stefan Hintner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Präsidium! Hohes Haus! Ich darf zunächst eine Schülerinnen- und Schüler­gruppe des Parhamergymnasiums im Hohen Haus herzlich begrüßen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ und Grünen.)

Grundsätzlich kann man unter Kunst jeglichen kreativen Ausdruck des Menschen verstehen. Mein persönlicher Kunstbegriff ist etwas enger gesteckt: Für mich steckt im Wort Kunst auch der Begriff des Könnens, das Hand­werk und das Alleinstellungsmerkmal des kreativen Ausdrucks. Kunst darf und muss kritisch sein, kann und darf aber auch selbstverständlich gefallen
und Emotionen wecken. „Der Zeit ihre Kunst / der Kunst ihre Freiheit“ steht am Gebäude der Secession.

In diesem Sinne ist es höchst erfreulich, wenn wir heute vom höchsten
Kunst- und Kulturbudget aller Zeiten berichten können. Wir haben die Corona­krise im Bereich der Kunst besser als andere Staaten gemeistert, und es
sind uns Initiativen gelungen, um die uns viele andere beneiden. Es wurde hier schon mehrmals das neue Filmförderungsgesetz genannt, und es ist auch
sehr positiv, dass in der Stadt Wien neue und modernste Filmstudios entstehen werden. Auch wenn es bei den Besucherzahlen in einigen Kunst- und Kul­turbereichen noch Luft nach oben gibt, es geht jedenfalls bergauf.
Kunst und Kultur ist auch ein wesentlicher Faktor in der österreichischen Tourismuswirtschaft.

Im Zuge der Kulturdebatten werfe ich auch immer gerne einen Blick auf meine Heimatstadt Mödling, und in diesem Zusammenhang sei auch gesagt,
dass im vergangenen Jahr Mödling zu den vier Gewinnern des Baukulturge­meindepreises gehört hat. (Beifall bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 387

Die Auslastung des Kultursommers in meiner Heimatstadt spricht eine deutliche Sprache: Das Sommertheater am Kirchenplatz, Shakespeare in der Sala
Terrena, Theater im Bunker und Teatro – Moritz Mausser, der fantastische Fal­co-Interpret, kommt von Teatro – hatten eine Auslastung von 99 Prozent,
die diversen Konzerte in den Monaten Juli und August eine Auslastung
von 90 Prozent.

In öffentlichen Bauten ist ein gewisser Prozentsatz des Budgets der Kunst vorbehalten, so wie auch hier im neu renovierten Parlament, und das ist auch gut so. Daher empfinde ich es als Schande, dass man bei einem Bauvolumen
von 520 Millionen Euro wegen 130 000 Euro – das sind 0,025 Prozent – eine Armuts- und Neiddebatte um einen künstlerisch hervorragend gestalteten Jugendstilflügel geführt hat und führt. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Einwallner. – Abg. Heinisch-Hosek: Eigentor!)

Noch heute fragen mich die Besucher des Parlaments, wo denn der Flügel
sei. Sie sind sehr enttäuscht, dass dieses künstlerisch und musikalisch großartige Klavier nicht mehr im Parlament steht. (Abg. Loacker: Seniorenbundbesucher!)
Auf der anderen Seite stellt Wien um fast 2 Millionen Euro einen Brun­nen im Sonnwendviertel in Favoriten zur Verfügung, der sicher einzigartig ist; bei einem Verzicht hätte das aber Tausende warme und gesunde Essen für
Wiener Kinder bedeutet, wenn man der Argumentation der Klavierkritiker folgt. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Stefan.)

Über Kunst und Kultur lässt sich trefflich diskutieren, so wie über Fußball. Heute werden sicher Hunderttausende Experten das Spiel Österreich gegen Deutschland verfolgen. Wir drücken der österreichischen Nationalmannschaft die Daumen. Wie sagte einst Karl Valentin? – „Kunst ist schön, macht aber
viel Arbeit.“ (Beifall bei der ÖVP.)

17.20


Präsidentin Doris Bures: Nun liegt mir zur Untergliederung Kunst und Kultur kei­ne Wortmeldung mehr vor. Daher ist die Debatte zu diesem Themenbereich beendet.



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17.21.05UG 11: Inneres

UG 18: Fremdenwesen

Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zu den Untergliederungen 11: Inneres, sowie 18: Fremdenwesen. Hierüber findet eine gemeinsame Debatte statt.

Ich begrüße auch den Herrn Bundesminister in unserer Runde und erteile Herrn Abgeordneten Reinhold Einwallner das Wort. – Bitte.


17.21.26

Abgeordneter Ing. Reinhold Einwallner (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geschätzte Damen und Herren! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Wir disku­tieren seit vielen, vielen Stunden das Budget 2024, und es bestätigt sich unsere Analyse, die wir von Anfang an hatten, nämlich dass wir zwar unglaublich
viel Geld ausgeben, viel Geld in die Hand nehmen, gleichzeitig aber die großen Herausforderungen der Menschen nicht lösen. Obwohl wir ein Rekordde­fizit verzeichnen, schaffen wir bei den Menschen weder eine Entlastung, wenn es um das tägliche Leben geht, wenn es um die Teuerung geht, noch eine Entlastung bei den Mieten. Das zieht sich leider durch, meine Damen und Her­ren, und es zieht sich eben auch durch, Herr Bundesminister, wenn wir
jetzt zu Ihren Untergliederungen kommen, zu Inneres und dann auch zum Frem­denwesen.

Wir kritisieren nicht die Summe, die bereitgestellt wird – das wird man in den nächsten Redebeiträgen hören, wenn von Rekordbudgets im Inneren ge­sprochen werden wird –, denn, ja, die Summe ist schon gut und da kann ich Ih­nen auch keinen Vorwurf machen, dass Sie sich nicht um mehr Mittel und darum, dass das Budget höher und größer wird, bemühen; diesen Vorwurf kann man Ihnen nicht machen. Herr Bundesminister, einen anderen Vorwurf
müssen Sie sich allerdings gefallen lassen, nämlich dass der Output nicht stimmt.

Der Output stimmt nicht. Wir haben zwar ein hohes Innenbudget, aber gleichzeitig massive Probleme bei der Polizei, bei den Polizistinnen und Polizis­ten. Wir schaffen es nicht, genug Polizistinnen und Polizisten auf die Straße


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 389

zu bringen. Das ist das Versagen des Innenministeriums. Es gelingt uns nicht, die Planstellen zu besetzen. Man kann dazu aktuelle Beispiele aus der Ober­steiermark nennen, wo es ganz eklatant ist, dass viele, viele Planstellen unbe­setzt sind, ob das im Bezirk Liezen oder auch in Bruck-Mürzzuschlag ist. Auch im Rheintal können immer mehr Dienstposten die tägliche Arbeit einfach nicht mehr gut bewältigen, weil die Polizistinnen und Polizisten fehlen. Es gelingt also trotz Rekordbudgets nicht, den notwendigen Personalbedarf zu decken.

Meine Damen und Herren, was halt fehlt, ist ein anderer Lösungsansatz. Da reicht es nicht, mit Ankündigungen und Presseaussendungen zu arbei­ten, da braucht es ein modernes Dienstrecht, damit sich die Menschen auch wieder für den Polizeidienst melden und bei uns bleiben. Das ist ja ein
Problem, das ein neues Phänomen ist: Früher hat kein Polizist während seiner Dienstzeit abgerüstet, jetzt haben wir eine Drop-out-Quote, die uns
richtig Sorgen macht. Herr Bundesminister, das ist Ihre Verantwortung, das ist die Verantwortung der ÖVP, die seit über 20 Jahren in diesem Ressort ist –
es ist ein Parteifilz im BMI geworden. (Beifall bei der SPÖ.)

Das spürt man natürlich auch: Junge Menschen wissen, dass sie im Innen­ministerium nur eine Perspektive haben, wenn sie ein schwarzes Par­teibuch haben. Das fängt ganz oben an, denn ich glaube, die einzige Qualifi­kation, die Herr Bundespolizeidirektor Takacs mitgebracht hat, war ein
ÖVP-Parteibuch. Das ist das Problem, das wir haben: Sie haben seit 20 Jahren dieses Ressort in der Hand und schaffen es nicht, eine ordentliche Sicher­heitspolitik zu machen.

Jetzt wird das Gegenargument mit den 383 neuen Planstellen kommen. – Schön und gut, aber es sind in erster Linie neue Kompetenzen und eine neue Ge­schäftseinteilung, die das Innenministerium bekommt. Der gelernte Österreicher weiß ganz genau, was eine neue Geschäftseinteilung im Bereich Innenminis­terium bedeutet: umfärben, weiter umfärben, einfärben. – Das ist leider das Pro­gramm, das Sie fahren. Es ist viel Geld, leider zu wenig für die Sicherheit in


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Österreich. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des
Abg. Schmuckenschlager.)

17.25


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Stocker. – Bitte.


17.25.18

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Geschätztes Hohes Haus! Verehrte Zuseherinnen und Zuseher, die diese Sitzung vor den Bildschirmen verfolgen! Gleich vorweg, Herr Kollege Einwallner, um es damit auch abzuschließen: Man soll von sich
nicht auf andere schließen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Einwallner: Danke für den Wahlkampf!)

Dieses Budget ist für die innere Sicherheit ein ausgezeichnetes Budget.
Wir haben 4,1 Milliarden Euro für die innere Sicherheit in unserem Land veran­schlagt, das sind um 403,8 Millionen Euro oder um 11,1 Prozent mehr als
im Vorjahr. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Wohin fließen diese Mittel? – Natür­lich in die Fortsetzung der Personaloffensive, in die Schutzausrüstung, in Einsatzgeräte und auch in die konsequente Fortsetzung des Kurses im Asylbe­reich. Das heißt, es ist ein gutes Budget für die Sicherheit in diesem Land.

Wenn Sie fragen: Wo ist der Output des Innenministeriums?, darf ich Ihnen sa­gen, der Output ist ein herzeigbarer. (Abg. Matznetter: Operation Luxor,
Herr Kollege!)

Im Zusammenhang mit der Kriminalitätsrate wurde der Zielwert für
das Jahr 2022 unterboten: Statt 5 900 Fällen pro 100 000 Einwohner waren es 5 065 Fälle. Der Zielwert für 2024 wird aufgrund dieser guten Entwick­lung herabgesetzt werden. Wir haben eine Aufklärungsquote von rund 50 Pro­zent, auch da wird sich der Zielwert auf 54 Prozent nach oben bewegen,


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und letztlich – und das ist der beste Beweis, dass der Output im Sicherheitsbe­reich, bei der Polizei gut ist –: Das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei
liegt bei rund 90 Prozent. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine geschätzten Damen und Herren, wenn ich gesagt habe, auch im Asylwe­sen setzen wir den Kurs konsequent fort (Abg. Belakowitsch: Das ist eine gefährliche Drohung!), dann zeigt sich das auch darin, dass wir im Vergleich zum Jahr 2022 bei den Asylanträgen einen Rückgang von 42 Prozent zu ver­zeichnen haben.

Wir haben auch einen Vergleich, wie es bei Innenminister Kickl war, und diesen Vergleich möchte ich Ihnen schon sagen (Abg. Belakowitsch: Haben wir
heute schon gehört! Manipulation haben wir heute schon einmal gehört! – Zwischen­ruf des Abg. Deimek),
weil wir ja das Versagen im Innenministerium, das die
FPÖ in der Zeit, als Kickl Innenminister war, zu verantworten hatte, an diesem Vergleich festmachen können. 2018 haben wir für die Grundversorgung
pro Kopf und Tag 142 Euro aufgewendet, 2023 74 Euro.

Das sind aber nicht die einzigen Zahlen, die deutlich machen, wo der Unter­schied liegt, ob Herbert Kickl oder Gerhard Karner im Innenministerium sitzt. Ich darf Ihnen hier einen Vergleich zwischen 2018 und 2022 zeigen (eine Tafel
mit den Überschriften „Menschen in Grundversorgung“, „Gesamtkosten des Bundes für Menschen in Grundversorgung“, „Anerkennungsquote“ und „Durchschnittli­che Dauer der erstinstanzlichen Asylentscheidungen“ und jeweils einem türkisen und einem blauen Balken darunter auf das Redner:innenpult stellend),
und Sie kön­nen anhand dieses Vergleichs sehen, dass 2018 61 000 Menschen in Grundver­sorgung waren – 2022 waren es 42 000.

Die Gesamtaufwendungen für Menschen in Grundversorgung betrugen 2018 465 Millionen Euro, 2022 340 Millionen Euro. (Abg. Belakowitsch: Ihr könnt es noch ein paar Mal sagen, aber das ist nicht wesentlich, die Zahlen, wesentlich
ist, wie viele ihr reinlasst jedes Jahr!)
Die Anerkennungsquote bei den Asylwerbern: unter Herbert Kickl fast 50 Prozent, jetzt rund 15 Prozent. (Abg. Hörl: Oh!


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Oh! Hört! Hört!) Die durchschnittliche Dauer bei Asylentscheidungen in erster Instanz: unter Herbert Kickl 21,5 Monate, unter Gerhard Karner 3,5 Mo­nate. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Wurm: ... rechts überholen, oder was? – Abg. Bela­kowitsch: Der Schmäh geht immer gut!)

Meine geschätzten Damen und Herren, wenn Sie jetzt meinen, das haben ja die Vorgänger zu verantworten oder es sind die Behörden oder die Institu­tionen (Abg. Belakowitsch: Nein, es war die ÖVP, die alle reingelassen hat, 2015!), die für diesen schlechten Vergleichswert von Kickl verantwortlich sind,
dann frage ich Sie: In dieser Zeit, 2018, wer ist da im Innenministerium geses­sen? – Herbert Kickl. (Abg. Wurm: Wer hat die Balkanroute geschlossen? –
Abg. Belakowitsch: Wer war am Westbahnhof ...? – Zwischenruf des Abg. Stefan.)

Es gibt zwei mögliche Erklärungen, warum das so desaströs für ihn ist: Entweder er verantwortet dort nichts – schlecht –, oder er verantwortet es schon – noch schlechter. Sie können es sich aussuchen.

Es ist gut, dass heute Gerhard Karner im Innenministerium die Verantwortung trägt – gut für die Menschen und für die Sicherheit in unserem Land.
(Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

17.29


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Hannes Amesbauer. – Bitte.


17.30.05

Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsiden­tin! Herr Innenminister! Geschätzte Damen und Herren! Nach der Märchen­stunde des Kollegen Stocker von der ÖVP, bei dem man sich fragen
muss, aus welchem Paralleluniversum er gekommen ist, bevor er an das Redner­pult getreten ist, ist da einiges richtigzustellen. Die Darstellung der ÖVP:
Im Innenministerium ist alles super, für die öffentliche Sicherheit wird alles ge­tan, alles paletti in Österreich, das Asylwesen funktioniert super. –
Schauen wir uns einmal die Fakten an!


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Wir haben die zweithöchste Terrorwarnstufe in Österreich, Terrorwarnstufe hoch, aufgrund der islamischen Massenzuwanderung, die Sie zu verant­worten haben. (Abg. Hörl: Der Kickl!) Das ist das eine. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.) Es gab unter ÖVP-Verantwortung im Innenministerium auch einen nachweislich vermeidbaren Terroranschlag, für den tragen Sie die politische Ver­antwortung, Nehammer, den Sie zum Kanzler befördert haben. (Abg. Michael Hammer: Weil der Kickl den Verfassungsschutz hingemacht hat!)

Wir haben ein Asylchaos ohne Ende.

Wir haben einen massiven Mangel bei der Polizei – ein neues Phänomen wäh­rend schwarzer Ministerschaft. Während es unter Herbert Kickl noch eine Aufnahmeoffensive gegeben hat (Abg. Michael Hammer: Pferderl sind gekommen!), laufen der Polizei unter Karner die Beamten davon. Ein neues Phänomen!
Auch jene, die die Polizeischule absolviert haben, kündigen nach wenigen Jah­ren, und überall fehlt das Personal. Allein in meinem Heimatbezirk Bruck-Mürzzuschlag in der Obersteiermark fehlen 53 Beamte. – So viel zu Ihrer Politik.

Herr Stocker bringt im Zusammenhang mit dem Asylwesen das
ÖVP-Märchen, dass das bei Herbert Kickl angeblich viel schlechter gewesen ist. Na in welcher Welt leben Sie denn wirklich, Herr Stocker? – 112 000 Asyl­anträge im Vorjahr (Abg. Stocker: Wo war denn der Asylstopp der FPÖ?
Wo war denn der?),
heuer schon 50 000, bis Ende des Jahres werden wir 55 000 haben, vor zwei Jahren über 40 000, im Zeitraum zwischen 2020 bis 2023
über 200 000 Asylanträge. So viele Einwohner hat Linz, das ist die drittgrößte Stadt Österreichs. – Das ist Ihre Asylpolitik!

Die Auswirkungen sehen wir. Wir sehen den Islamismus, wir sehen den Antise­mitismus, wir sehen, dass mehr als die Hälfte aller Gefängnisinsassen Aus­länder sind. Wir sehen das in der Kriminalitätsstatistik, die Sie angesprochen ha­ben, und wir sehen das natürlich auch im Budget bei den horrenden Kosten,
die das verursacht.


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Noch einmal zum Thema Herbert Kickl, zu Ihrem Märchen, das Sie hier
immer wieder verbreiten: Im Jahr 2018, unter Herbert Kickl, gab
es 13 746 Asylanträge, davon nur 42 Prozent originär – originär heißt: Erst­antragsteller –, alle anderen waren Nachzügler, Mehrfachantragsteller
und so weiter. 2019 hat Kickls Amtszeit übrigens noch nachgewirkt, und es waren 12 886 Anträge, davon nur 48 Prozent originär. Kickl hat nach­gewirkt. (Abg. Michael Hammer: Ja, weil er so viel ruiniert hat, hat er nachgewirkt! Weil er so viel hingemacht hat!)

Zu Ihrem Schmäh im Zusammenhang mit der Grundversorgung: Natürlich
hatten wir mehr Kosten in der Grundversorgung. Warum? – Weil die Asylverfahren, wie Sie genau wissen, ja eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Und wer war denn im Katastrophenjahr 2015 im Innenministerium verant­wortlich? – Mikl-Leitner. Wer war nach Mikl-Leitner zuständig? – Herr Sobotka. Zu Herrn Sobotka hätten Sie aktuell Erklärungsbedarf, Herr Stocker, nicht
zu Herrn Kickl, weil da die Zahl der Asylanträge stark rückläufig war, und das ist belegbar. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: So
ein Blödsinn! Der hat einfach versagt, der Kickl! So ein Loser! Ist so! Sektenführer!)

Jetzt zu den Kosten des Asylwesens kommend: Das ist ja so ominös, wir
wissen gar nie auf den Cent genau, was uns das Asylwesen kostet, was das für eine Budgetbelastung ist. Kollege Brückl hat eine Anfrage an den Budget­dienst gestellt, und herausgekommen ist: Für das Vorjahr waren es 2,5 Milliarden Euro, die im Bundeshaushalt für das Asylwesen zu Buche geschlagen
haben. Da ist aber auch nicht alles drinnen. Der Heizkostenzuschuss ist nicht drinnen, der Klimabonus ist nicht drinnen und auch andere Dinge nicht.

Wir fordern völlige Transparenz, und wir gehen intern davon aus, dass die Asyl­kosten –wenn man den 1:10-Schlüssel mit Deutschland heranzieht; warum
sollte es anders sein? – bei uns ungefähr bei 4 Milliarden Euro liegen
werden. Das würden wir gerne wissen. Wir hätten gerne eine Transparenzda­tenbank, denn es geht ja nicht nur um die Kosten, die dem Innenministe­rium entstehen, durch die Grundversorgung, durch die Asylverfahren in erster


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Instanz, es betrifft auch das Bildungswesen, die Justiz, das Sozialsystem
und so weiter und so fort.

Ich stelle daher folgenden Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Transparenzbericht über Ausgaben für die ,neue Völker­wanderung‘ – Kostenwahrheit für die Steuerzahler!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, einen jährlichen Transparenzbericht betreffend ,Kosten der illegalen Einwanderung‘ mit Ausgabenaufstellung
aller Bundesministerien und der Länder zu erstellen und dem Nationalrat vorzu­legen.“

*****

Die Bürger haben ein Recht, die Steuerzahler haben ein Recht, zu wissen,
was Ihre gescheiterte Asylpolitik sie auch finanziell kostet.

Was wir weiters brauchen – die Kostenwahrheit ist das eine, dass wir das einmal gesamt beurteilen können –: Wir brauchen einen Asylstopp, insbesondere
für Asylbegehrer aus muslimischen Ländern, denn sonst wird Öster­reich und wird ganz Europa untergehen. Wir wollen diesen Untergang nicht und werden diesen Untergang mit einem Volkskanzler Herbert Kickl verhindern. (Beifall bei der FPÖ.)

17.35

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Mag. Amesbauer


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und weiterer Abgeordneter

betreffend Transparenzbericht über Ausgaben für die „neue Völkerwanderung“ – Kostenwahrheit für die Steuerzahler!

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses
über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvor-anschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 –
BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) – UG 18, in der 239. Sitzung des Nationalrates, am 21. November 2023

Die Zahl der 2022 in Österreich gestellten Asylanträge hat die dramatische Rekordmarke von 100.000 weit überschritten, heuer sind es bereits fast 50.000, der dritthöchste Wert seit 1958. Das von ÖVP und Grünen verursachte Asylchaos
stellt nicht nur das Katastrophenjahr 2015 in den Schatten, vielmehr hat die illegale Einwanderung schon längst das Ausmaß einer „neuen Völkerwanderung“ er­reicht. Den Preis dafür lassen Nehammer, Kogler und Co. die Österreicher mit dem Verlust ihrer Sicherheit, ihres Rechts auf Heimat und Abermilliarden an Steuer­geld aus allen möglichen Bereichen bezahlen. Über die tatsächliche Dimension dieser Kosten, angefangen vom Sozialsystem bis hin zum Bildungsbereich, lässt die Bun­desregierung die Steuerzahler im Dunkeln.

Es muss Kostenwahrheit und Transparenz durch alle Ministerien hergestellt werden. Was die Bundesregierung bei Corona mit wöchentlichen Pressekonferenzen und Dashboards zusammengebracht hat, muss sie bei der illegalen Masseneinwanderung zumindest einmal im Monat schaffen.

Konkret sollten alle Bundesministerien dazu verpflichtet werden, sämtliche mit dem Bereich Migration und Asyl verbundenen Ausgaben transparent auszuweisen
und dem Finanzminister zu melden, der in jährlichen Abständen einen daraus erstell­ten Transparenzbericht „Kosten der illegalen Einwanderung“ veröffentlichen
muss. Derzeit ist es so, dass beispielsweise im Budget UG 18 nur Kosten zur Finanzie-


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rung des Asylsystems, also der Führung der erstinstanzlichen Asylverfahren so­wie der im Wege der Grundversorgung zu betreuenden Asylwerberinnen und Asyl­werber und sonstigen Anspruchsberechtigten im Sinn der Art. 15a-Grundver­sorgungsvereinbarung ausgewiesen werden. Das ist aber nur der Aufwand für die „Völkerwanderungsbürokratie“ und damit nicht einmal die halbe Wahrheit.
Die durch die Masseneinwanderung verursachten Belastungen für den Gesundheits­bereich, das Sozialsystem, den Bildungsbereich, die Justiz oder Kosten für die Schulungsmaßnahmen und Förderungen quer über verschiedenste Ressorts machen ein Vielfaches davon aus. Sie werden allerdings nicht herausgerechnet und ge­sammelt dargestellt.

Die Regierung wirft unsinnigerweise Milliarden Euro für die „neue Völkerwanderung“ zum Fenster hinaus. Dafür hat weder die heimische Bevölkerung Verständnis
noch Menschen, die seit vielen Jahren hier leben, arbeiten, Steuern zahlen und – im Gegensatz zur Masse der „Neuankömmlinge“, die sich nur in unser Sozialsys­tem drängen wollen – Leistungsträger sind. Somit ist es nur eine Minimalforderung, auch die Wahrheit über die tatsächlichen Kosten zu erfahren. Die Aufwendun­gen für die Ukrainer im Land sind hier ebenfalls einzubeziehen.

Die Bevölkerung hat ein Recht auf Kostenwahrheit. Ganz besonders in Zeiten, in de­nen viele nicht wissen, wie sie überhaupt noch über die Runden kommen sollen.
Ganz egal, ob es Kosten für die Sicherheit, AMS-Schulungen, Arztbesuche oder Kran­kenhausbehandlungen, Schul- oder Kindergartenplätze, Gerichtsverfahren, das Absitzen von Haftstrafen oder den absurden Klimabonus für Asylanten betrifft: Jeder einzelne Euro, der für Drittstaatsangehörige, die Asyl in Österreich verlangt
haben, ausgegeben wird, muss auch in einer gesonderten Aufstellung von den zustän­digen Bundesministerien transparent abgebildet werden.

Denn nur dann wird für jeden auf einen Blick sichtbar, dass der ausgewiesene finanzielle Aufwand etwa für Grundversorgung, Sozialhilfe und Mindestsicherung im Zusammenhang mit Asyl zwar ohnehin schon horrend ist, aber in Wirklichkeit
nur einen Bruchteil der gesamten Kosten für die österreichische Volkswirtschaft aus­macht.


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Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, einen jährlichen Transparenzbericht betref­fend „Kosten der illegalen Einwanderung“ mit Ausgabenaufstellung aller Bundes­ministerien und der Länder zu erstellen und dem Nationalrat vorzulegen.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht, steht mit in Verhandlung. (Abg. Wurm – in Richtung Abg. Scharzenberger –: Wir schützen die Frauen! – Abg. Scharzenberger: Ach so? Seit wann? – Abg. Wurm: Immer schon!)

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Georg Bürstmayr. – Bitte.


17.35.34

Abgeordneter Mag. Georg Bürstmayr (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Vor
knapp vier Jahren habe ich an dieser Stelle bei meiner Antrittsrede die zwei Leit­linien der grünen Sicherheitspolitik definiert: Österreich braucht eine gute,
gut ausgebildete und gut bezahlte Polizei, und jeder Mensch in Öster­reich braucht die Sicherheit, dass er von dieser Polizei in seinen oder ihren Rechten respektiert wird. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Dafür haben wir in den letzten vier Jahren gesorgt (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ – Abg. Wurm: Man sieht es!) – nicht nur dadurch, dass wir steigen­de Budgets für das Innenministerium mitgetragen haben, von denen der größte Teil eben in gute Gehälter für Polizisten und Polizistinnen fließt, sondern dadurch – und das betrifft den zweiten Satz –, dass wir ins Regierungsprogramm eine Ermittlungs- und Beschwerdestelle für Misshandlungsvorwürfe hinein­verhandelt haben, nach langen drei Jahren das Gesetz dazu geschaffen


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haben und – weil man in der Politik in einer Koalition immer alles dreimal hinein­verhandeln muss, nämlich ins Regierungsprogramm, dann in das Gesetz
und dann in das Budget – das jetzt im Budget haben!

Jene Stelle, in der diese Ermittlungs- und Beschwerdestelle für Misshandlungs­vorwürfe, abgekürzt EBM, angesiedelt werden soll, hat eine 70-prozen­tige Budgetsteigerung zu verzeichnen, weil dort rund 40 Planstellen allein für diese EBM geschaffen werden. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen. –
Abg. Wurm: 40 Planstellen! Hahaha!)

Ich freue mich aber auch darüber, dass es in Österreich weiterhin die Mittel dafür gibt, Asylwerberinnen und Asylwerber ordentlich zu behandeln
und menschenwürdig unterzubringen. Das hat in Österreich nicht nur eine lange Tradition, diese Aufgabe wird uns auch weiterhin beschäftigen. So realistisch müssen wir sein, und Realismus können Sie von uns Grünen haben.

Wofür wir nicht zu haben sind, sind irreale Projekte und Fantasien dahin
gehend, dass sich diese Aufgabe vollständig auslagern ließe, vielleicht auf Länder ganz weit weg, nach Irgendwoistan. (Die Abgeordneten Belakowitsch und
Wurm: Das wird kommen, Herr Kollege! Das wird kommen!)
Ich bin seit
über 30 Jahren mit Asylpolitik beschäftigt, und seit über 30 Jahren gibt es solche Konzepte der Auslagerung. Und wissen Sie, wie oft die schon funktioniert haben? – Kein einziges Mal! (Beifall bei den Grünen.) Jeder einzelne Staat, jeder einzelne Minister, der das versucht hat, ist gnadenlos gescheitert. Es ist
eine Definition von Wahnsinn, meine Damen und Herren, ständig dasselbe zu tun, aber andere Ergebnisse zu erwarten. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Was mit uns auch nicht zu verwirklichen ist, meine Damen und Herren, ist die Vorstellung (Abg. Belakowitsch: Zum Glück habt ihr nicht so viel zu sagen!), Sicherheitslücken im Internet nicht zu schließen, sondern sie heimlich zu kaufen und dann für Nachrichtendienste auszunützen, denn da geht es um unser
aller Sicherheit, nicht nur um das Privatleben, sondern um unser aller existen­zielle Sicherheit. Diese Idee ist nicht realistisch umsetzbar. (Abg. Belako­witsch: Nicht einmal die Grünen klatschen da!)


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Nachrichtendiensten mangelt es nicht an Informationen, von denen haben sie jetzt schon genug, manchmal sogar zu viel; es mangelt ihnen an der Aus­wertung und Zusammenführung dieser Informationen. Das hat sich herausge­stellt in der Aufarbeitung des Anschlags von 9/11, das hat sich herausge­stellt in der Aufarbeitung des österreichischen Terroranschlags vom 2. Novem­ber, und das beginnt sich herauszukristallisieren in der Aufarbeitung des entsetzlichen Terrormassakers der Hamas vom 7. Oktober.

Es fehlt nicht an Nachrichten, es fehlt an der Auswertung. Und was braucht eine gute Auswertung, was braucht Sicherheit? – Gute Köpfe, gut ausgebildetes
und gut bezahltes Personal. – Ich danke fürs Zuhören. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

17.40


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Bundesminister Gerhard Karner
zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Minister.


17.40.25

Bundesminister für Inneres Mag. Gerhard Karner: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Gestern war ein guter Tag für die Sicherheit in unserem Land,
ein guter Tag für die Sicherheit in der Bundeshauptstadt, in Wien. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) – Frau Abgeordnete, ich meine damit natürlich
nicht Klimaaktivisten oder Klimachaoten, die sich in Vösendorf festbetoniert haben (Abg. Wurm: Dann machen Sie etwas, Herr Minister, bitte schön! Dann stellen Sie das ab!), wo die Polizei exzellente Arbeit geleistet und fast 60 Festnah­men durchgeführt hat. An dieser Stelle ergeht mein Dank an die Polizei für deren Arbeit, und dafür kann man auch applaudieren. (Beifall bei der ÖVP sowie
der Abg. Belakowitsch.)

Es war ein guter Tag für die Sicherheit in diesem Land, vor allem in der Bundes­hauptstadt Wien (Abg. Wurm: Warum?), denn gestern wurden vor dem
Schloss Schönbrunn über 200 junge Menschen, Polizistinnen und Polizisten,


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ausgemustert und für den Polizeidienst angelobt, für den Dienst für die Sicher­heit der Menschen in diesem Land.

Ich erwähne das ganz bewusst, weil es eines der ganz konkreten Beispiele dafür ist, wofür das Geld, wofür das Budget des Innenressorts verwendet wird
(Abg. Einwallner: Sie erreichen Ihre Ziele nicht, Herr Minister! Sie erreichen Ihre selbst gesetzten Ziele nicht!), nämlich für die Ausbildung von jungen Menschen,
die für die Sicherheit von uns allen da sind. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich glaube, auch darin sind wir uns einig, meine sehr geehrten Damen und Her­ren Abgeordnete: Wir leben Gott sei Dank nach wie vor in einem der
sichersten Länder dieser Welt, aber wir leben auf keiner Insel der Seligen. Auch das haben wir zur Kenntnis zu nehmen. Daher gibt es natürlich auch im Sicherheitsapparat, im Bereich des Inneren Herausforderungen, die es zu bear­beiten gilt, denen wir uns als Sicherheitsapparat, als Polizei auch zu stellen haben.

Es gibt den Bereich des Extremismus, des Terrorismus, der uns gerade in diesen Tagen ganz besonders intensiv fordert. Anhand des Berichtes des Verfas­sungsschutzes haben wir gesehen, wo denn die besonderen Herausforderungen in diesem Bereich liegen: Es ist der islamistische Extremismus mit zuneh­mend radikalisierten Einzeltätern, der eine latente Gefahr darstellt. Es ist der Rechtsextremismus, der uns fordert. Es ist die sogenannte Staatsver­weigererszene oder die Demokratie ablehnende Szene, wie man im Polizeijargon auch sagt, die sich interessanterweise auch aus dem linksextremen und
dem rechtsextremen Bereich speist. Und wir haben auch in manchen Bereichen radikale Klimaaktivisten, die unter Beobachtung stehen. Das sind die Anfor­derungen im Bereich des Staatsschutzes und im Bereich des Nachrichtendienstes.

An dieser Stelle geht mein großer Dank auch an die Direktion Staatsschutz
und Nachrichtendienst, die gerade in diesem Jahr durch wiedergewonnene ex­zellente internationale Kontakte auch Erfolge feiern konnte – feiern ist


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der falsche Ausdruck –, Erfolge erzielen konnte, beispielsweise im Zusammen­hang mit der Regenbogenparade, bei der es zur Verhaftung von drei
jungen Männern kam. Das ist möglich, weil die DSN, die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst, wieder die internationale Vernetzung hat, was
eben vor einigen Jahren nicht der Fall war, weil jemand die Vorgängerorgani­sation zertrümmert hat – das sei an dieser Stelle auch klar gesagt. (Abg. Amesbauer: Weil es ihr zerstört habt!) Mein Dank ergeht an diese Mitarbeiterin­nen und Mitarbeiter. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Der zweite Bereich, der uns besonders fordert, ist der Bereich der Cyberkrimina­lität. Ich habe auch in diesem Hohen Haus schon mehrmals darauf hinge­wiesen: Das ist jener Bereich in der Kriminalstatistik, der am stärksten im Steigen begriffen ist, es gibt über 30-prozentige Steigerungen in diesem Bereich.
Es geht um Betrugsdelikte, die alle Altersschichten, alle Bildungsschichten tref­fen; angezeigte Fälle: 100 Betrugsdelikte pro Tag und die Dunkelziffer
ist noch viel höher. Daher ist es notwendig, dass wir besonderes Augenmerk
auf diesen Bereich legen.

Der dritte Bereich, der uns besonders fordert und der auch in diesem
Hohen Haus immer wieder sehr emotional diskutiert wird, betrifft die Bekämp­fung der illegalen Migration und die Bekämpfung der Schlepperkriminali­tät. Ja, im letzten Jahr hat es 112 000 Asylanträge gegeben. Daher war es not­wendig, konkrete Maßnahmen zu setzen. Faktum ist, dass es aufgrund
der unterschiedlichen Maßnahmen, die wir gesetzt haben – von den Grenz­punkt- über die Grenzraumkontrollen bis hin zu den schnellen Verfahren an den Grenzen; es gibt noch viele andere Maßnahmen, die wir gesetzt haben –, möglich wurde, dass die Zahlen in diesem Jahr deutlich zurückgegangen sind, um fast 50 Prozent.

An dieser Stelle sei auch gesagt: Die Zahlen sind nach wie vor hoch –
daher ist das kein Grund zum Jubeln (Abg. Belakowitsch: Die werden auch noch


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 403

höher!), sondern ein klarer Auftrag, in dieser Richtung auch hart weiter­zuarbeiten. Das tun wir auch sehr konsequent, weil wir einfach sehen, dass das System überbelastet ist, wenn es so wie im letzten Jahr ist.

Faktum ist auch, und das sei auch gesagt, dass aufgrund der schnellen
Verfahren, die wir an den Grenzen durchführen, in diesem Jahr mehr Asylan­tragsteller das Land verlassen haben, als zusätzliche Asylanträge dazuge­kommen sind. Daher war es möglich, die Kosten in diesem Bereich auch deutlich zu senken und die einzelnen Einrichtungen auch nicht über Gebühr zu
belasten. (Beifall bei der ÖVP.)

Das sind die Fakten, und die kann man emotionslos diskutieren. Man kann und muss darüber reden, da wir in dieser Richtung arbeiten müssen, weil es ein­fach notwendig ist – das geht in jede Richtung, das sei hier gesagt.

Wie begegnen wir diesen Herausforderungen, die ich angesprochen habe? Wie verwenden wir das Geld des Steuerzahlers, wie investieren wir es? – Es
gibt ja allein für den Sicherheitsapparat ein Budget in der Höhe von 4,1 Milliar­den Euro. Das sind in den letzten Jahren um 1 Milliarde mehr. Die ha­ben wir aufgrund dieser Herausforderungen, die ich genannt habe, aufgestockt.

Was sind die Schwerpunkte? Was tun wir? – Erstens: Stärkung der
Regionen – ein ganz entscheidender Punkt –, nicht nur in der Zentrale oder in den Zentralstellen, sondern hinaus bis in die einzelnen Polizeiinspektionen.

Zweitens: Fortsetzung der Personaloffensive – Herr Abgeordneter, Sie haben völlig recht, da müssen wir weitere Akzente setzen.

Und drittens: eine intensive Modernisierung der Ausrüstung der einzelnen Kolleginnen und Kollegen. 32 000 – 32 000, so viele wie noch nie! – uniformierte Polizistinnen und Polizisten sind tagtäglich für die Sicherheit da, und die brauchen auch die entsprechende Ausstattung. (Beifall bei
der ÖVP.)


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Stärkung der Regionen – in aller Kürze –: die Kriminaldienstreform, die be­schlossen wurde und sich jetzt in Umsetzung befindet, mit der in den
nächsten Jahren – in den nächsten Jahren, sage ich hier bewusst, in den nächsten vier bis fünf Jahren – zusätzlich circa 700 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Wir können über theoretische Planstellen diskutieren, ich rede aber viel
lieber über Menschen aus Fleisch und Blut, nämlich Menschen, die vor Ort ar­beiten, die für die Sicherheit da sind. In den nächsten Jahren werden al­lein im Bereich der Kriminaldienstreform, bei den sogenannten KADs, Kriminal­assistenzdienststellen, 700 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, und
zwar in allen Regionen Österreichs. 38 Regionen werden da geschaffen. Wa­rum? – Weil wir den Cyberbereich bekämpfen müssen, weil wir Exper­tise nicht nur im Bundeskriminalamt, in der Zentrale brauchen, sondern in allen Teilen des Landes. Daher wird es diese Kriminalassistenzdienststellen geben.

Der zweite Bereich sind die LSE, die Landesämter für Staatsschutz und Extremis­musbekämpfung – Weiterentwicklung der LVT –, die mit Beginn nächsten
Jahres auch umgesetzt werden; wir wollen, ja müssen auch in diesem Bereich re­gionaler werden.

Fortsetzung der Personaloffensive – nur einige wenige Zahlen –: Wahrschein­lich haben Sie, Herr Abgeordneter Einwallner, recht, das Rheintal ist so
wie Wien oder Vorarlberg ist so wie Wien, denn das sind jene Bundesländer, in denen wir besonders intensiv um Personal geworben haben und das nach
wie vor tun. Sie kennen das Ländle ja viel besser als ich, die Situation in Vorarl­berg mit der Schweiz und Deutschland als den großen Konkurrenten.

Es geht aber um den Arbeitsmarkt insgesamt, und daher haben wir auch
in ganz Österreich Maßnahmen gesetzt, indem wir beispielsweise das Grundge­halt der Polizeischülerinnen und Polizeischüler erhöht haben – im ersten Ausbildungsjahr um 140 Euro netto mehr pro Monat, im zweiten Jahr
um 200 Euro netto mehr pro Monat –, indem wir den Polizeischüler:innen das


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Klimaticket zur Verfügung stellen, indem der Führerschein keine Voraus­setzung dafür ist, dass man mit der Polizeischule beginnen kann, sondern dass man die Möglichkeit hat, den Führerschein während der Ausbildung zu
machen. Es gibt aber auch das Signal – über das kann man natürlich auch inten­siv diskutieren –, dass man als Polizistin, als Polizist auch sichtbare Tattoos haben kann, natürlich unter klaren Vorgaben, welche Tattoos. In der Diskussion ging es zum Beispiel darum, dass das bisher, wenn jemand einen Ehering tätowiert hatte, ein Hinderungsgrund war, Polizistin oder Polizist zu werden; das geht jetzt.

Das sind alles wichtige Maßnahmen, die dazu geführt haben, dass beispiels­weise im heurigen September – es gibt ja immer vier Aufnahmetermine oder vier Schulbeginntermine pro Jahr, und der September ist so ein Termin – 605 Schülerinnen und Schüler in der Polizeischule begonnen haben. Im letzten Jahr waren es 278, also mehr als eine Verdoppelung! (Beifall bei der ÖVP.)

Ich werte das gar nicht, ich sage einfach nur, was die Fakten sind. Im Dezember werden 700 bis 750 Polizeischüler:innen mit der Ausbildung beginnen. Im letzten Dezember waren es 377 – viel zu wenig, ja. Daher haben wir konkrete Maßnahmen gesetzt, und es ist so, dass die Maßnahmen Wirkung zeigen. Das ist sinnvoll investiertes Geld. (Beifall bei der ÖVP.)

Eines kann ich einfach so nicht stehen lassen: 32 000 uniformierte und insgesamt 38 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Innenressort. Ich darf bald zwei Jahre als Innenminister Verantwortung tragen und kann
mich auf einen exzellenten Sicherheitsapparat verlassen. Allen diesen 38 000 Parteifilz zu unterstellen muss ich einfach zurückweisen. (Beifall bei
der ÖVP.)

Viele Beamtinnen und Beamte leisten exzellente Arbeit, weil sie mit Herz, mit Engagement und Freude ihren Beruf, ihren Job machen. Darum hat die
Polizei dieses Ansehen, das sie letztendlich auch genießt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 406

Einen letzten Punkt noch: Modernisierung der Ausrüstung. Das ist ein wesent­licher Budgetposten, da investieren wir. Nur einige Beispiele: Körperka­meras, das sind diese body-worn Kameras, wie sie auf Neudeutsch heißen, also jene Kameras, die Polizisten bei vielen Demos und Kundgebungen mit dabeihaben. Die waren zunächst bei der Personalvertretung umstritten, jetzt werden sie gewünscht, weil sie der Eigensicherung dienen. Aktuell haben
wir 370 in Verwendung. In den nächsten beiden Jahren werden 3 000 dieser Körperkameras für die Eigensicherung der Kolleginnen und Kollegen angeschafft.

Wir werden in den nächsten beiden Jahren, 2024 und 2025, auch die Smart­phonegeneration erneuern. 32 000 Smartphones werden ebenfalls neu
an alle Kolleginnen und Kollegen ausgeliefert werden. Was die Ausstattung un­serer Kolleginnen und Kollegen betrifft, sind wir absolut top in ganz Europa.

Die Hubschrauberflotte für die Antiterrorkräfte und für das Einsatzkommando Cobra wird erneuert. Wärmebildfahrzeuge, derzeit fünf, in Zukunft sieben
neue, die wichtig für den Grenzschutz sind, und neue Software für die Kriminal­assistenzdienststellen, also viele Dinge, die für die tägliche Arbeit unserer
Polizei einfach notwendig und richtig sind, werden angeschafft, damit sie eben das tun können, wofür sie Verantwortung tragen, wofür wir im Innenres­sort Verantwortung tragen, nämlich für die Sicherheit der Menschen in diesem Land da zu sein, für die Sicherheit der Bevölkerung in diesem Land da zu
sein. Das tun sie ganz, ganz großartig, daher haben sie unsere volle Unterstüt­zung verdient, und wir sollten ihnen diese Unterstützung auch geben. –
Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.53


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Sabine Schatz. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 407

17.53.15

Abgeordnete Sabine Schatz (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Gelände des ehema­ligen Konzentrationslagers Gusen ist sinnbildlich für den Umgang der Republik Österreich mit diesem Teil der Geschichte: Die Lager Gusen I und Gusen II,
die sich in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthau­sen befunden haben, sind in Wahrheit aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwunden. Das ehemalige Lagergelände ist heute eine Wohnsiedlung. Dass es in Gusen überhaupt ein Memorial gibt, ist ehemaligen Häftlingen zu verdanken, die damals bei der Parzellierung jene Grundstücke gekauft haben, auf denen sich der Krematoriumsofen befunden hat. Dass es gelungen ist,
einen Teil der noch erhaltenen Grundstücke und Gebäude zu erwerben, ist ein wichtiger Erfolg.

Herr Minister, Sie wissen, dass mit dem Jourhaus noch ein Gebäude aus­ständig ist, das sinnbildlich für die Verbrechen der Nationalsozialisten steht. Ich hoffe, dass es noch gelingt, dieses entsprechend anzukaufen. Nach einem umfangreichen Beteiligungsprozess unter Einbindung vieler Akteure, unter ande­rem auch der örtlichen Bevölkerung, Überlebendenorganisationen, lokalen
und internationalen Organisationen ist jetzt ein Masterplan zur Errichtung der Lern- und Gedenkstätte Gusen entstanden. Das bildet sich auch in die­sem Budget ab. Es ist gut und wichtig, dass diese gemeinsame Initiative auch gelungen ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Weniger erfreulich sind – Sie haben das auch angesprochen, Herr Bun­desminister – die beängstigenden Entwicklungen im Bereich Extremismus, und da vor allem auch im Bereich Rechtsextremismus. Seit Jahren haben wir ein Hoch an rechtsextremen Straftaten in Österreich. Auch im ersten Halbjahr 2023 sind die Zahlen rechtsextremer Tathandlungen erneut angestiegen. Wir ha­ben in den letzten Jahren eine Häufung von enormen Waffenfunden in der ein­schlägigen Szene. Erst im Sommer ist in Oberösterreich wieder ein großes


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 408

Waffenlager ausgehoben worden. Der Direktor der DSN weist immer wieder auf die Gefahr hin, die von diesem Bereich ausgeht.

Daher fordern wir seit Jahren die Wiedereinführung des Rechtsextremismus­berichtes. Sie wissen das, Herr Minister. Wir haben jetzt sozusagen meh­rere Pannen hinter uns, und der neue Rechtsextremismusbericht ist für 2024 angekündigt. Das stimmt mich vorsichtig optimistisch. Aufgrund der
aktuellen Entwicklungen ist es trotzdem ein Versäumnis, dass er nicht schon längst vorliegt.

Was aber generell fehlt, ist ein nationaler Aktionsplan gegen Rechts­extremismus. Den haben wir hier im Hohen Haus vor mittlerweile zweieinhalb Jahren mit den Stimmen von vier Parteien beschlossen. Dass sich in die­sem Budget wieder keine Mittel dafür finden, dass dieser nationale Aktionsplan jetzt endlich umgesetzt wird, ist nicht nur eine Missachtung der Beschlüsse dieses Hauses, sondern aufgrund der aktuellen Situation und der Entwicklungen in diesem Bereich wirklich grob fahrlässig. Da sind Sie säumig, Herr Bundes­minister! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir sind Bündnispartner:innen im Kampf gegen Rechtsextremismus. Nehmen Sie unsere ausgestreckte Hand an! (Bundesminister Karner: Gerne! Wir haben
schon viel gemacht!)
Setzen wir gemeinsam Maßnahmen um! – Vielen Dank. (Bei­fall bei der SPÖ.)

17.56


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ernst
Gödl. – Bitte.


17.56.36

Abgeordneter Mag. Ernst Gödl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine geschätzten Damen und Herren im Hohen Haus! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer zu Hause!
Die Untergliederung 18, zu der ich mich jetzt zu Wort melde, Fremdenwesen, ist eine der wenigen Untergliederungen, bei denen im zukünftigen Budget die


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 409

Ausgaben sinken. Sie sinken, nämlich ganz genau benannt um 25 Prozent gegenüber dem Voranschlag von 2023, das sind um 266 Millionen Euro weniger, weil die Asylbremse wirkt. Während in Europa, in vielen Ländern Europas
die Asylzahlen steigen, sinken sie in Österreich. Deswegen können wir das Bud­get für das nächste Jahr im Bereich der Untergliederung Fremdenwesen
senken. Das ist kein Zufall, sondern das ist das Ergebnis einer knallharten Arbeit unseres Innenministers im Zusammenspiel mit der gesamten Bundesregie­rung. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Na ja, Theorie und Praxis: Die jetzige Ministerpräsi­dentin von Italien, Frau Meloni, hat ja in ihrer Wahlbewegung angekündigt,
dass sie im Bereich des Asyls ganz drastische Maßnahmen setzen wird.
Dann wurde sie Ministerpräsidentin und, siehe da, auch in Italien sind steigende Asylzahlen zu bemerken. Es lässt sich eben nichts auf Knopfdruck bewerk­stelligen, es gibt einen Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

Dieser Unterschied macht sich auch in unserem Parlament ganz klar bemerkbar. Herr Klubobmann Kickl als ehemaliger Innenminister ist zwar nicht da,
aber die Zahlen, die heute schon genannt wurden, sprechen ja für sich. Herr Kickl mag ein blendender Rhetoriker sein, mag ein blendender Theoreti­ker sein, aber als Innenminister hat er in der Praxis kläglich versagt, das beweisen die Zahlen. (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist kein Zufall, dass ein durchschnittliches Asylverfahren heute 3,5 Monate dauert und damals unter Innenminister Kickl 21 Monate gedauert hat.
Das ist das Ergebnis eines Praktikers, einer praxisorientierten Arbeit in der Poli­tik, in der Regierung, und das hat ein Innenminister Kickl seinerzeit nie ge­schafft. (Zwischenruf des Abg. Lausch.) Das ist ein Theoretiker und hier (in Rich­tung Bundesminister Karner) sitzt ein Praktiker. Hier sitzt ein Praktiker!
(Beifall bei der ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Lausch.)

Meine Damen und Herren, etwas anderes zu behaupten bedeutet, Sand in die Augen zu streuen, wie es etwa auch mein Kollege Amesbauer, den ich


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prinzipiell sehr schätze, macht: Man kann ein Asylsystem nicht auf Knopfdruck ändern. (Abg. Belakowitsch: Doch, kann man! Genau das hat Kickl ja vorge­zeigt!) Es sind viele, viele einzelne Punkte, die man in Angriff nehmen muss. (Abg. Belakowitsch: Aber man könnte damit beginnen, Herr Kollege!)

Unser Innenminister hat gemeinsam mit dem Herrn Bundeskanzler diese Maß­nahmen ergriffen. (Abg. Belakowitsch: Man muss nur einmal anfangen, dann
wird’s schon!) Sie waren in Serbien und haben mit Serbien vereinbart, dass die Visafreiheit für Inder, für Tunesier gecancelt wird, damit wir da weniger Asylanträge haben. Der Herr Bundesminister war in der vergangenen Woche unter anderem auch in Tunesien und hat dort ein Ausbildungszentrum
für Grenzschutzpolizisten eröffnet.

Ja, die Neuordnung des Asylwesens können wir nicht nur innerstaatlich lösen, da brauchen wir Verbündete überall auf der Welt und vor allem in der Europäi­schen Union. Das ist praxisnahe Arbeit, die unser Innenminister ausführt. Das, was Sie hier sagen, von Kickl beginnend, ist blanke Theorie, die nie und
nimmer funktioniert und nicht funktioniert hat. Das hat Kickl in seinen zwei Jahren als Innenminister ja auch leider bewiesen. (Beifall bei der ÖVP. –
Abg. Belakowitsch: Ja, bei 13 000 Neuanträgen ...!)

Zu den Abschiebungen, meine Damen und Herren: Wir haben heuer um 25 Pro­zent mehr Abschiebungen als im Jahr 2022. 5 500 sind bisher freiwillig heimgegangen und 5 000 wurden zwangsweise ausgewiesen. (Abg. Belakowitsch: Da werden mehr kommen nächstes Jahr!) Von diesen 5 000, meine Damen
und Herren – hören Sie genau zu! –, sind 45 Prozent vorher strafrechtlich verur­teilt worden.

Das, was immer gefordert wird – dass jene, die strafrechtlich verurteilt
wurden, damit auch ihr Aufenthaltsrecht verwirkt haben –, setzen wir um. (Abg. Belakowitsch: Was ist denn mit den Mördern von der Leonie? – Zwischenruf
des Abg. Lausch.)
Abschiebungen sind ein schwieriges Unterfangen mit einem


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 411

ganz großen Einsatz der Polizei, des Innenministeriums und aller beteilig­ten Institutionen (Abg. Belakowitsch: Eben! Darum sollte man sie nicht hereinlassen! Genau deswegen!), aber wir setzen um. Hier sitzt der Praktiker vor Ort.
Das, was Sie sagen, ist reine Theorie. (Abg. Belakowitsch: Nein, das
ist die Wahrheit!)

Meine Damen und Herren, ja, es gibt weiterhin vieles zu bewerkstelligen, die He­rausforderungen sind groß. Was wir brauchen, sind europäische Lösungen.
Auch da hat Österreich ganz klar die Pflöcke eingeschlagen: Das, was vor einem Jahr von Österreich mit dem vermehrten Außengrenzschutz, mit Überprü­fungen an der EU-Außengrenze und mit der Überlegung zu Asylzentren an der Außengrenze oder in Drittstaaten an Diskussionen angestoßen wurde
(Abg. Belakowitsch: Nicht überlegen!), war damals eine Einzelmeinung Österreichs, und heute ist es en vogue. (Abg. Belakowitsch: Das ist keine Einzelmeinung
mehr!)
Auch der SPD-Kanzler in Deutschland spricht es an, andere Regierungen in Europa sprechen es an: Wir brauchen ein neues System! (Zwischenruf
des Abg. Stögmüller.)
 – Da ist Österreich mit seiner Hartnäckigkeit, die zu dieser Diskussion geführt hat, federführend.

Meine Damen und Herren, unser Innenminister gemeinsam mit unserem Bun­deskanzler: Sie sind die Praktiker. Mit ihnen werden wir auch eine gute Asylpolitik schaffen. (Abg. Belakowitsch: Wann? Wann soll das sein?) Das Budget ist dafür das richtige Handwerkszeug. Daher würde ich Sie bitten, dieses
Budget auch mit uns gemeinsam zu beschließen. (Beifall bei der ÖVP.)

18.02


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Ries. – Bitte.


18.02.12

Abgeordneter Christian Ries (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Werte Kollegen im Hohen Haus! Ich erspare mir jetzt, auf
das einzugehen, was Kollege Gödl gerade über Innenminister außer Dienst Kickl


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 412

gesagt hat. Das glaubt Ihnen sowieso niemand. (Widerspruch bei der ÖVP.)
Es gibt eben manchmal schwere Erbschaften, die man antreten muss, auch wenn es unpraktisch ist und man damit nicht zufrieden ist. Das aber waren Erblas­ten von schwarzen Innenministern, die Herbert Kickl übernehmen musste. (Bei­fall bei der FPÖ.)

Werte Damen und Herren, das Budget des Innenministeriums wird
nächstes Jahr über 4 Milliarden Euro betragen. Das ist ein Zuwachs von satten 11 Prozent, die aber größtenteils auf eine Rekordteuerung zurückzuführen
sind, die eben auszugleichen ist. Das hat man davon, wenn man nicht rechtzeitig auf die Teuerung reagiert.

Es steht aber auch eine Kriminaldienstreform ins Haus, die ich in diesem
Budget noch nicht wirklich abgebildet sehe. Zu dieser Reform des Kriminaldiens­tes stehen wir prinzipiell, denn Generalisten gibt es nicht mehr, die Anfor­derungen sind zu speziell geworden. Speziell auf dem Gebiet der Bekämpfung von Cybercrime braucht es jetzt gut ausgebildete Beamte, und zwar rasch.

Eines möchte ich Ihnen hinsichtlich dieser Reform aber noch mitgeben: Die ÖVP ist bei uns im Innenministerium dafür bekannt, dass sie noch jede Reform
zum Umfärbeln genutzt hat. (Heiterkeit des Abg. Eßl.) – Ihr Kollege und Vorgänger Strasser war geradezu berüchtigt dafür. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesminis­ter Karner – erheitert –: Wie geht das? Sind eh schon lauter Schwarze!) – Ja, ja, der Herr Bundesminister sagt es gerade: Es wird immer schwieriger, es sind eh
schon „lauter Schwarze“. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit bei der ÖVP. – Zwischen­ruf des Abg. Lausch.) – Da haben Sie recht. Man kann jetzt nur noch auf
Türkis umfärben. Das geht vielleicht noch.

Was uns aber neben dieser Umfärberei alarmieren sollte, ist die Anzahl der Aus­tritte, die wir jetzt zu verzeichnen haben. Die hatten wir noch nie bei der
Polizei. Die müssen ausgeglichen werden. Das ist nach Gesprächen mit Kollegen meiner Meinung nach zum einen darauf zurückzuführen: Die Tätigkeiten,
die den Kameraden und Kollegen in der Coronazeit umgehängt wurden, waren


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 413

nicht die Tätigkeiten, die ihnen eigentlich als Polizeibeamte anstehen
würden. Das waren Tätigkeiten für Bedienstete des Gesundheitsministeriums. (Abg. Belakowitsch: Gegen die eigene Bevölkerung!) Was jetzt noch zum
Tragen kommt: Fast täglich gibt es Demos von „Menschen, die in Österreich leben“, wie Sie immer sagen, die zwar körperlich da sind, aber geistig
noch nicht bei uns in der Demokratie angekommen sind.

Das führt mich schon zum nächsten Thema: zur Migrationslage. Es werden bis jetzt circa 45 000 bis 50 000 Asylanträge sein, die bei uns in Österreich eingelangt sind. Das sind weniger als 2022, aber mehr als die Jahre zuvor. Setzt man die Zahl ins Verhältnis zu den Einwohnern in Österreich, dann sieht
man, dass das ein Missverhältnis ist. Da werden wir und Italien von der EU wirk­lich im Regen stehen gelassen.

Wir brauchen ein schnelles Asylverfahren und, wenn es einen negativen Bescheid gibt, rasche Abschiebungen. Die müssen bewerkstelligt werden. Da gibt es keine Alternative. Wenn wir das mit den Fluglinien nicht schaffen,
dann müssen wir uns eventuell sogar um eigenes Fluggerät kümmern. (Abg. Hörl: Zug! Zillertalbahn!)

Ein Kuriosum in diesem Zusammenhang ist, dass sich die SPÖ Burgenland plötzlich für einen rigiden Migrationskurs einsetzt (Abg. Köllner: Nicht plötzlich!), denn auf der anderen Seite ist es auch die SPÖ – und zwar die SPÖ von
Kollegen Babler –, die neue Fluchtrouten will. Die eine SPÖ will also eine rigide Migrationspolitik und die andere SPÖ will Tür, Tor und Seitenteile der
Republik aushebeln, damit noch mehr zu uns kommen können.

Werte Damen und Herren, es darf einfach nicht mehr sein, dass wie 2015 die Grenzen Österreichs aufgegeben werden. Da ist es nur eine Frage der
Zeit, bis der soziale Frieden in Schieflage kommt. Das wollen wir nicht, das wol­len die Bürger nicht. Die Bürger möchten Herr im eigenen Haus bleiben
und in Frieden und Freiheit in Österreich leben. Wir Freiheitliche setzen uns da­für ein. Damit Sie sehen, dass das so ist, darf ich auch gleich folgenden
Antrag einbringen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 414

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ableh­nung des EU-Asyl- und Migrationspakets“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, speziell der Bundesminister für Inneres, wird aufgefor­dert, im Rahmen der Institutionen der Europäischen Union das EU-Asyl-
und Migrationspaket und jede Form von Strafzahlungen für die Weigerung, Migranten aufzunehmen, abzulehnen, damit die Kosten für den Steuer­zahler nicht noch weiter steigen.“

*****

Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

18.06

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Christian Ries

und weiterer Abgeordneter

betreffend Ablehnung des EU-Asyl- und Migrationspakets

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bun­desvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) – UG 18, in der 239. Sitzung des Nationalrates, am
21. November 2023

Das Budget 2024 sieht für die UG 18-Fremdenwesen insgesamt 788,1 Mio. EUR vor. Das Budget 2023 wurde in Reaktion auf die steigenden Asylwerber bereits auf


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 415

1.054,8 Mio. EUR erhöht. Die Zahl der 2022 in Österreich gestellten Asylanträge hat die dramatische Rekordmarke von 100.000 weit überschritten, heuer sind es
bereits fast 50.000, der dritthöchste Wert seit 1958. Das von ÖVP und Grünen ver­ursachte Asylchaos stellt nicht nur das Katastrophenjahr 2015 in den Schat­ten, vielmehr hat die illegale Einwanderung schon längst das Ausmaß einer „neuen Völkerwanderung“ erreicht. Den Preis dafür lassen Nehammer, Kogler und
Co. die Österreicher mit dem Verlust ihrer Sicherheit, ihres Rechts auf Heimat und Abermilliarden an Steuergeld aus allen möglichen Bereichen bezahlen.

Im Mai 2023 sprach sich Innenminister Mag. Gerhard Karner (ÖVP) noch strikt gegen eine EU-Verteilungsquote von Migranten aus. „Wir werden einer Pflichtquote
bei der Verteilung von Flüchtlingen nicht zustimmen, denn Österreich hat bereits mehr als genug geleistet“, so Karner vor wenigen Wochen.

Einen EU-Innenministerrat später fiel Karner allerdings bereits um und brach sein zentrales Versprechen, eine Umverteilung von Migranten auf EU-Ebene zu verhindern. Eine Mehrzahl der Innenminister der EU-Mitgliedstaaten – inklusive Karner – befürwortete bei der Ratssitzung am 8./9. Juni eine irreführender­weise als „Solidaritätsmechanismus“ bezeichnete Verteilungsform von Migranten. Zukünftig sollen demnach EU-Mitgliedstaaten, welche unter den Migrations­strömen besonders leiden, Unterstützung von den anderen EU-Mitgliedstaaten ein­fordern können. Diese müssen dann entweder Migranten selbst übernehmen
oder Zwangsgelder in Höhe von 20.000 Euro pro nicht übernommenen Migranten zahlen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 416

„Die Bundesregierung, speziell der Bundesminister für Inneres, wird aufgefordert, im Rahmen der Institutionen der Europäischen Union das EU-Asyl- und Migrations­paket und jede Form von Strafzahlungen für die Weigerung, Migranten aufzunehmen, abzulehnen, damit die Kosten für den Steuerzahler nicht noch weiter steigen.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter David Stögmüller. – Bitte.


18.07.06

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Wir haben es hier ja bereits öfter erwähnt und auch schon beschrieben: Es ist eine zentrale grüne Priorität in dieser Regierungsperiode, das nationale Sicherheitsverständnis endlich auch in das 21. Jahrhundert zu bringen. Das be­deutet und kann nur bedeuten, Sicherheit breiter, auch umfassender und differenzierter zu denken.

Wenn ich mir jetzt so manches anhöre, was von der FPÖ kommt, wenn ich mir zum Beispiel anhöre, was Kollege Amesbauer oder Kollege Ries jetzt hier erwähnt haben, oder noch viel besser ansehe, was wir auf Twitter lesen dürfen, muss ich sagen, Sie können sich fragen: Was ist denn das Sicherheitskon­zept der FPÖ? Fragen Sie sich das einmal! Was ist das Sicherheitskonzept der FPÖ? (Abg. Köllner: Gibt keines! Populismus!)

Ich habe es Ihnen mitgenommen. (Der Redner hält eine Tafel mit der Auf­schrift „Wir bekennen uns zur Festung Europa“ in die Höhe.) Das ist es, das Sicher­heitskonzept der FPÖ. (Abg. Belakowitsch: Ja, genau! Super!) Da steht
oben: „Festungen haben sich in Österreich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder bewährt, so etwa auch bei der Abwehr der Türkenbelagerungen
in Wien in den Jahren 1529 und 1683.“ – Die Türkenbelagerung 1683 als Ihr


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 417

Sicherheitskonzept zu nennen ist schon eine Spezialität. (Beifall bei Grü­nen, SPÖ und ÖVP. – Heiterkeit der Abgeordneten Disoski und Fischer. – Abg. Be­lakowitsch: Völlig richtig! Danke für die Werbung!)

Persönlich liebe ich ja diese Metapher. Ich liebe sie ja wirklich, denn genauso wie die Festung Wien damals durch die Erfindung des Schießpulvers obsolet gemacht wurde, scheitert diese Festung Österreich an den Realitäten der Sicher­heitsherausforderung im 21. Jahrhundert. Das ist es: Sie sind einfach vier Jahrhunderte hintennach, liebe FPÖ, lieber Kickl.

Sie brauchen nicht herumzutun. Ich verstehe damit auch Ihre berittene Polizei ganz gut. Der Innenminister außer Dienst hat das immer wieder bewiesen.
Der sich selbst so stilisierende Volkskanzler wartet auch heute noch auf seine Kavallerie. Bei der Türkenbelagerung hätte sie geholfen, jetzt sind wir
schon ein bisschen weiter. Sie sind halt in der Vergangenheit, wir schauen uns die richtigen Realitäten an. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Amesbauer:
Du weißt schon, dass das ein politisches Konzept ist, die Festung Österreich! – Zwi­schenruf der Abg. Belakowitsch.)

Sicherheit bedeutet definitiv mehr, wie wir diesen Sommer gesehen haben.
Wir konnten zum Beispiel auch den Schutz vor den Auswirkungen der rasch vo­ranschreitenden Klimakatastrophe beachten. Das ist ein Sicherheitspro­blem. Während wir den Kampf gegen die Verursacher der Klimakatastrophe un­ermüdlich weiterkämpfen, müssen vorbeugende Maßnahmen eine im­mer wichtigere Rolle spielen. Das bedeutet: ein wirksamer, reaktionärer Kata­strophenschutz.

Deshalb bin ich auch besonders zufrieden, Herr Minister – wir haben
es letztens im Ausschuss gehabt und werden es am Freitag auch beschließen –, dass in diesem Budget auch zusätzliche 22 Millionen Euro für unsere
Rettungs- und Katastrophenschutzorganisationen vorgemerkt sind. Das ist Zu­kunftspolitik, denn das sind die Herausforderungen. 22 Millionen Euro, die zusätzlich ehrenamtliche Arbeit ordentlich entlohnen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 418

Ich darf mich an dieser Stelle bei allen Fraktionen hier im Haus, auch bei der FPÖ und bei den NEOS, bei Kollegen Hanger, bei Kollegen Lindner bedanken.
Das ist es, an die Visionen zu denken, an die Zukunft zu denken und so etwas zu verankern. (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Die Klimakrise wird uns vor große sicherheitspolitische Herausforderungen stel­len. Wir werden das angehen. Dafür brauchen wir uns nicht irgendwo in
einer Festung zu verschanzen und auf die Kavallerie zu warten. Nein, das wird sich nicht mehr ausgehen. Wir müssen die Sicherheit selbst in die Hand
nehmen. Wir brauchen keine ewig Vorgestrigen, die noch immer die Antworten im 17. Jahrhundert suchen, sondern wir schauen auf die Lösungen im 21. Jahrhundert für das 21. Jahrhundert. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.10


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Maximilian Köllner. – Bitte.


18.10.52

Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kollege Ries, das war ein netter Versuch, von den eigenen Versäumnissen abzulenken, aber ich möchte nur da­ran erinnern, wer die letzten 20 Jahre Innenminister war. Das waren
nur ÖVP-Innenminister und einer von der FPÖ – so viel zu deinen Aussagen.

Im Übrigen ist die SPÖ die einzige Partei, die eine klare Haltung zu Asyl, Migration und Integration hat. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Belakowitsch: Zwei klare Haltungen, weil der Herr Babler - -!) Genau das ist das Problem (Abg. Stein­acker: Da frage ich mich aber wirklich! Da brauchen wir eine tatsächliche Berichti­gung! Der Doskozil gehört nicht mehr zur SPÖ?!): nur von den eigenen Versäumnis­sen ablenken. Lesen Sie einfach das Doskozil-Kaiser-Papier, das ist öffent­lich einsehbar. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Amesbauer und Belakowitsch.) Das ist ein Konzept und keine populistische Blase, wie
es bei Ihnen ist. (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 419

Herr Innenminister, ich möchte aber auch gleich noch einmal das wichtige The­ma Personal aufgreifen, denn wie hier bereits angesprochen wurde, ist die Personalsituation in sämtlichen Landespolizeidirektionen alles andere als rosig, vor allem in der Bundeshauptstadt Wien. Das ist das, was ich gerade ange­sprochen habe, nämlich das Armutszeugnis von über 20 Jahren ÖVP-dominierter Politik im Innenressort.

Wir haben den negativen Höhepunkt leider noch gar nicht erreicht, denn die Babyboomerjahrgänge werden jetzt auch langsam in Pension gehen. Das
heißt aber, eines ist klar, Herr Minister: Die Aufnahmekriterien für den Polizeidienst immer weiter runterzuschrauben wird auf Dauer das falsche Signal sein und wird den dramatischen Personalmangel, den wir haben, nachhaltig sicher nicht - - (Bundesminister Karner: Die Gehaltserhöhungen ... runter­schrauben?!) – Die Aufnahmekriterien habe ich gesagt. (Bundesminister Karner: Die Gehaltserhöhungen haben wir hinaufgeschoben!) – Ich habe die Aufnah­mekriterien gemeint, und wenn Sie die nachhaltig runterschrauben, werden wir den Personalmangel auch nicht nachhaltig stoppen können.

Wenn wir den Polizeiberuf insgesamt attraktiver machen wollen, müssen
wir auch eine ernst gemeinte Diskussion über Gehälter führen, vor allem über höhere Einstiegsgehälter. Das ist sicherlich ein Hebel, der Geld kostet,
aber wie wir bei dieser Bundesregierung gesehen haben, spielt Geld keine Rolle. Wenn wir die Sicherheit in unserem Land aufrechterhalten wollen, dann
muss das auch drin sein.

Apropos Sicherheit: Sie haben bereits die steigende Gefahr durch Cyberkrimina­lität angesprochen, aber eine Frage muss man sich schon ehrlich stellen:
Wie wollen wir fachlich qualifiziertes Personal zur Polizei bringen und aus der Privatwirtschaft abwerben, wenn die Gehälter nicht passen?

Ein anderes Beispiel: Es wurde bereits die Situation an der Grenze angesprochen. Die Polizistinnen und Polizisten kommen wortwörtlich an ihre Grenzen,


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denn das Burgenland ist leider mittlerweile zum Hotspot der internationalen Schlepperkriminalität geworden. Das können auch Sie nicht bestreiten.

Also liebe Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP, Sie brauchen sich die Situa­tion auch nicht schönzureden, die Asylzahlen sind nach wie vor extrem
hoch. Es vergeht kaum ein Tag, an dem an der burgenländischen Grenze im Be­zirk Neusiedl, im Bezirk Oberpullendorf nicht Schlepper aufgegriffen
werden, und darunter leidet natürlich auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. (Abg. Belakowitsch: Auch das objektive, nicht nur das subjektive!)

Das können Sie nicht relativieren, Herr Minister. Im Gegenteil: Sie sind aufgefordert, sich auch endlich Verbündete auf europäischer Ebene zu suchen, damit die Situation endlich besser wird. (Abg. Totter: Das macht er ja! Das
macht er ja!) –
Ja, vielleicht nicht Orbán, sondern andere Verbündete suchen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Totter: Nicht den Orbán!)

In diesem Sinne möchte ich mich aber bei allen Polizistinnen und Polizis­ten bedanken, die jetzt schon ihren Dienst leisten, und bei allen, die noch Dienst bei der Polizei leisten werden. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesminister Karner: Richtig!)

18.14


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Rein­hold Lopatka. – Bitte.


18.14.39

Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundesminis­ter! Meine sehr geehrte Damen und Herren! Was die bisherige Debatte parteiübergreifend gezeigt hat, ist, dass die Herausforderungen tatsächlich grö­ßer geworden sind, viel größer.

Wenn ich daran denke – wir haben über die Kosten im Fremdenwesen gesprochen –, dass der größte Teil für Frauen und Kinder vor allem aus der Ukraine aufgebracht werden muss, oder wenn ich daran denke, dass europaweit


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und auch bei uns der Antisemitismus enorm zugenommen hat, dann muss
ich sagen, dass ja nicht die Bundesregierung dafür verantwortlich zu machen ist.

Die Bundesregierung hat die Verantwortung, dass die Sicherheit der Öster­reicherinnen und Österreicher weiter gewährleistet bleibt. Mit einem Rekordbudget von mehr als 4 Milliarden Euro, einem Plus von 11 Prozent, von 400 Millionen Euro, schaffen wir das, meine Damen und Herren. Das ist
das Entscheidende, um das es hier geht.

Was ich Ihnen auch sagen möchte, weil sich Abgeordneter Köllner vorhin hier als Sicherheitsexperte zeigen wollte, ist: Ich glaube, Sie sollten sich vor allem
um das Burgenland kümmern. (Ruf bei der SPÖ: Da kümmern uns eh
wir!)
Was möchte ich Ihnen sagen? – Als die Bundesregierung richtigerweise gesagt hat, wenn ein System, nämlich das Schengensystem, nicht funktio­niert, können wir nicht Ja zu einer Erweiterung sagen, ist aus dem Burgenland der Vorschlag gekommen, wir sollten gleichzeitig fordern, Verfahrens­zentren außerhalb der EU zwischen Bulgarien und der Türkei einzurichten. (Abg. Stögmüller: Aha!) Wo ist das, zwischen Bulgarien und der Türkei? – Das
gibt es bekanntlich nicht! So seriös sind Ihre Forderungen. Das können Sie bei Ihrem Kollegen Fürst nachlesen, der uns das via „Kronen Zeitung“ mitgeteilt
hat.

Wir sind nicht so populistisch unterwegs wie Sie und suchen nicht irgendwelche Gebiete, die es auf dem Planeten zwischen Bulgarien und der Türkei nicht
gibt. Wir schauen, dass wir Politik mit Hand und Fuß machen, meine Damen und Herren. Das ist der große Unterschied. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf
bei der SPÖ.)

Was ich Ihnen hier sagen möchte: Es ist tatsächlich so, wie ich schon vorhin an­gemerkt habe, dass uns dieser völkerrechtswidrige Angriffskrieg, den Russ­land führt, schon vor große Herausforderungen stellt. Sie wissen, dass die größte Gruppe, die in der Grundversorgung ist, aus der Ukraine kommt und dieser
Krieg in der Ukraine uns noch weiterhin beschäftigen wird.


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Ich darf schon in Richtung FPÖ etwas klar anmerken, weil Klubobmann
Kickl heute wieder sehr deutlich seine Russlandfreundlichkeit gezeigt hat. (Abg. Kassegger: Nein, hat er nicht! Ihr müsst zuhören!) – Na, selbstverständlich,
Kollege Kassegger!

Das Problem, sage ich Ihnen – und das sollte Ihnen bewusst sein –, ist
aber: Nicht die Bundesregierung ist dafür zu kritisieren, wenn die Kosten steigen. Wir haben die Verantwortung für die Mütter aus der Ukraine mit ihren Kin­dern wahrzunehmen, die bei uns sind, und das macht einen Großteil
dieser Kosten aus. (Abg. Kassegger: Dann schaut, dass dieser Krieg einmal beendet wird! Die Ursachen! Das ist ganz einfach! Ihr tut Waffen liefern! – Abg. Belako­witsch: Genau!)

Ich sage Ihnen noch etwas, was Klubobmann Kickl betrifft – da kann ich nur das unterstreichen, was meine Vorredner, auch Kollege Gödl, heute hier schon
gesagt haben –: Unter Kickl war die Verfahrensdauer bei Asylverfahren – und das muss man sagen – 21 Monate, es gab Kosten für 21 Monate. (Abg. Belakowitsch: Ja, und warum? Und warum? – Abg. Michael Hammer: Weil er unfähig war!) Wir sind jetzt bei drei Monaten. Das war das Siebenfache zu Ihrer
Zeit! (Abg. Belakowitsch: Die waren ja von 2015 übrig!)

Auch die Zahl der Außerlandesbringungen – es ist gesagt worden – konnte enorm gesteigert werden: mehr als 10 000 und davon immerhin
fast 5 000, die nicht freiwillig waren. Das ist ein Vielfaches von dem, was es zur Zeit von Innenminister Kickl gab. (Abg. Belakowitsch: Es ist auch ein Vielfa­ches an Anträgen! Eine zehnfache Antragszahl!) – Ja, das hören Sie nicht gern. Er ist tatsächlich ein Riese, wenn es um Ankündigungen geht, ein Zwerg war er
bei der Umsetzung. (Abg. Belakowitsch: Die zehnfache Antragszahl! Können Sie das echt nicht - -!) Er war ein Zwerg bei der Umsetzung, Ihr Ankündigungsriese
Kickl! Das sage ich Ihnen! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Amesbauer.)


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Umso wichtiger ist, dass wir – der Bundeskanzler, der die Erfahrung als vormaliger Innenminister mitbringt (Abg. Belakowitsch: Na, der war ja grenzge­nial!), und unser jetziger Innenminister – auf europäischer Ebene weiter
dafür kämpfen, dass wir einen Staat nach dem anderen überzeugen, uns zu un­terstützen. Selbst die SPD-geführte deutsche Bundesregierung ist mittler­weile schon sehr nahe an dem, was wir fordern. (Abg. Amesbauer: Die ist aber kein Vorbild! In keinem Bereich! – Abg. Belakowitsch: Na dann!) Der entscheidende Durchbruch ist aber noch nicht gelungen. (Abg. Amesbauer: So wie bei der Merit­order!) Daran ist weiter zu arbeiten, denn diese Frage können wir nur euro­päisch, langfristig und seriös lösen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Ja su­per! Langfristig! Es wird sich also nichts ändern! Alles bleibt beim Alten, wie
immer!)

18.19


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Werner Her­bert. – Bitte.


18.19.46

Abgeordneter Werner Herbert (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Kollege Stögmüller, ein wahrscheinlich in stiller Nacht und heimlich abgelöstes Plakat, das Sie irgendwo aufgelöst auf­gefunden haben (Abg. Stögmüller: ... die SPÖ fragen!), ist noch kein Sicher­heitskonzept – so viel einmal zur grundsätzlichen Darstellung. (Abg. Stögmüller: Ah, wollt ihr nicht zur Türkei?)

Nur zu Ihrer Information: Die von Ihnen so sehr verteufelte berittene
Polizei ist von den 27
 EU-Staaten in 21 Ländern Standard – nur damit wir wissen, wovon wir reden. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Stögmüller.) Das ist also nicht irgendeine Kickl-Idee, das ist Polizeistandard in der EU.
So schaut es aus.

Herr Kollege Köllner! Mag sein, dass Sie eine klare Linie zur EU haben,
nur: Asylrouten für einen Zuzug innerhalb Europas, die ungehindert zu uns nach


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Österreich führen, na, das ist auch etwas anderes, als das, was ich hier in
diesem Staat eigentlich haben möchte. (Beifall bei der FPÖ.)

Kommen wir aber zurück zum Budget: Der vorliegende Budgetentwurf ist die klare Darstellung des Unterschiedes zwischen Schein und Sein.

Planstellensituation, Herr Innenminister: Wir haben jede Menge Projekte – DSN, LSE, Bundespolizei, Kriminalreform –, aber keine Planstellen. So schaut
es aus. Sie sagen jetzt: Ja, ich will über Planstellen und Arbeitsplätze diskutieren!, aber die Planstelle ist die Grundlage für die Bezahlung. So schaut es aus.

Da können wir jetzt akademisch herumdiskutieren, ob man den Kopf zählt oder quasi die virtuelle Grundlage zur Auszahlung, Fakt ist: Ohne diese virtuelle Grundlage, die Planstelle, gibt es keinen Mehrwert bei der Polizei.

Rekrutierungsmaßnahmen: Da wurde der ehemalige Innenminister Kickl schon öfters gescholten. Tatsache ist aber, dass er in seiner Zeit ein Alltimehigh
bei den Rekrutierungsmaßnahmen, nämlich knapp 10 000
 Rekrutierungen in ei­nem Jahr, zusammengebracht hat.

Momentan sind wir bei 4 000 nach einem absoluten Tiefststand vom letzten Jahr (Rufe bei der FPÖ: Oje!) von knapp 3 000. Es ist ja schön, dass die Tendenz wieder nach oben geht, wir brauchen auch jeden Polizisten und jede Polizistin, aber so überragend sind da die Darstellungen nach außen auch
nicht.

Das Gustostückerl von Kollegen Bürstmayr ist die Diffamierungs- und Vernade­rungsstelle, eine Idee der Grünen, von Ihnen leider umgesetzt. Dann kön­nen die Klimakleber und die Ökoterroristen gleich direkt bei Ihnen, Herr Minis­ter, beim Innenministerium vorstellig werden und Beschwerde gegen die
Polizei erheben.

Das ist der Maßnahmenkatalog, den Sie uns da vorlegen? – Das ist nicht wert­schätzend, das ist nicht anerkennend. Während wir hier diskutieren, ver-


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zweifeln die Kollegen an der Basis an einer viel zu hohen Personalnot, an Über­stundendiensten, die kaum mehr zu leisten sind, und an der überborden­den Konfrontationsbereitschaft von gewaltbereiten Asylwerbern und Zuwan­derern. (Abg. Deimek: Das geht sprichwörtlich nicht mehr zusammen!)

Wir stellen uns unter Wertschätzung etwas anderes vor, und darum darf ich abschließend noch einen Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Finanzielle Besserstellung der Exekutive“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert dem Nationalrat einen Gesetzesentwurf vorzulegen, der die finanzielle Besserstellung der Exekutive vorsieht, indem
eine Anhebung des Grundbezuges durch Einrechnung aller pensionsbegründen­den Zulagen und Nebengebühren in das Grundgehalt durchgeführt wird.“

*****

Das ist unsere Antwort hinsichtlich Anerkennung und Wertschätzung.

Ich möchte mich abschließend bei allen Polizistinnen und Polizisten für ihren großartigen Einsatz für dieses Land bedanken und ihnen in Erfüllung ihrer Aufgabe alles Gute wünschen. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

18.23

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Herbert, Mag. Amesbauer

und weiterer Abgeordneter


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betreffend Finanzielle Besserstellung der Exekutive

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anla­gen (2300 d.B.) – UG 11, in der 239. Sitzung des Nationalrates, am 21. Novem­ber 2023

Der Entwurf zum Bundesvoranschlag 2024 (BVA-E 2024) sieht für die UG 11-Inne­res im Finanzierungshaushalt Auszahlungen iHv insgesamt 4,1 Mrd. EUR vor.
Im Vergleich zum BVA 2023 bedeutet dies für 2024 einen Anstieg um 403,8 Mio. EUR Die Mittel der UG 11 werden primär für die Aufrechterhaltung der
Inneren Sicherheit verwendet.

Die Exekutive leistet einen wichtigen und unverzichtbaren Beitrag zum Erhalt der Sicherheit für die Bevölkerung. Auch eine hohe Arbeits- und Stundenbelas­tung ist aufgrund personalpolitischer Fehler in der Vergangenheit leider schmerzliche Realität und belastet die Gesundheit und das soziale Umfeld der Beamten. Das Gehalt eines Exekutivbeamten ist im Wesentlichen durch ein Grundgehalt und zahl­reiche Zulagen definiert. Laut „Standard“ vom 29.7.2019 erhalten Polizeischü­ler ein Jahresgehalt von 23.660 Euro. Im zweiten Ausbildungsjahr können schon jähr­liche Gehälter von 28.000 Euro inklusive Zulagen erreicht werden. Das Ein­stiegsgehalt eines Inspektors liegt bei rund 29.400 Euro im Jahr. Zusätzlich werden Zulagen für Gefahr, Sonn- und Feiertagsarbeit sowie Nachtdienste bezahlt.
Nach sechs Jahren Dienstzeit ist der Aufstieg zum Revierinspektor möglich, wodurch sich das Gehalt auf mindestens 32.200 Euro pro Jahr erhöht. Im Schnitt liegt
das Gehalt eines Streifenpolizisten mit mehrjähriger Erfahrung bei rund 40.000 Euro brutto pro Jahr, mit Zulagen kann es bis 65.000 Euro steigen. Nach insgesamt
21 Dienstjahren können Polizisten zum Gruppeninspektor mit einem Mindestgehalt von 43.400 Euro plus Zulagen befördert werden. Die Zulagen und Nebenge­bühren fallen aber zum Beispiel im Zuge von Krankheiten weg und dadurch wird das Gehalt gekürzt.


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Die Exekutive arbeitet täglich unter Einsatz ihrer Gesundheit für uns. Dies soll durch die Anhebung des Grundbezuges durch Einrechnung aller pensionsbegründen­den Zulagen und Nebengebühren in das Grundgehalt gewürdigt werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert dem Nationalrat einen Gesetzesentwurf vorzulegen, der die finanzielle Besserstellung der Exekutive vorsieht, indem
eine Anhebung des Grundbezuges durch Einrechnung aller pensionsbegründenden Zulagen und Nebengebühren in das Grundgehalt durchgeführt wird.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Faika El-Nagashi. – Bitte.


18.24.08

Abgeordnete Mag. Faika El-Nagashi (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Die Prävention von Extremismus und Radikalisie­rung ist ein Thema, das uns in der Koalition spätestens seit dem schreckli­chen Terroranschlag vom 2. November 2020 begleitet.

Wir haben damals im Zuge des Antiterrorpakets nicht nur Gesetze verschärft, sondern wir haben auch Mittel für die Extremismusprävention in Höhe
von 8 Millionen Euro jährlich für umfangreiche soziale Präventionsmaßnahmen und für das frühe Erkennen von Radikalisierungstendenzen beschlossen.


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Diese Mittel sind dafür gedacht, jedem Extremismus, egal ob politisch oder reli­giös begründet – das heißt: Antisemitismus, Rassismus, Nationalismus, Rechtsextremismus –, den Nährboden zu entziehen.

Seit dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023, einem grausamen Massaker mit unvorstellbaren Gräueltaten, hat die Prävention von Extremismus und Radikalisierung eine neue und dringliche Aktualität bekommen. Schulen,
die Jugendarbeit, die Online- und Offlinesozialarbeit, Initiativen gegen Hass und Hetze, bemühen sich darum, die soziale Polarisierung und Desintegration
der Gesellschaft zu verhindern. Wir unterstützen ihre Arbeit und die Vermittlung der Ankerpunkte unserer Gesellschaft: Demokratie, Grundrechte, Ge­schlechtergerechtigkeit.

Mir den Mitteln für die Extremismusprävention werden heuer bis Jahresende et­wa 4 000 Schulworkshops stattgefunden haben, kommendes Jahr gibt es
noch einmal so viele. Alle Angebote sind kostenlos und über die Website des OeAD buchbar, nach Altersgruppen, Schultyp, Region, thematischem Schwerpunkt auffindbar. Gehalten werden die Workshops von darauf speziali­sierten Vereinen. Die Qualitätskontrolle erfolgt durch das Institut für
Rechts- und Kriminalsoziologie.

Den Schulen wurden und werden laufend Unterrichtsmaterialien zur Einordnung der aktuellen Ereignisse zur Verfügung gestellt, online unter www.erinnern.at/lernmaterialien. Über eine spezielle Förderschiene
werden Exkursionen nach Mauthausen beziehungsweise zu
weiteren NS-Gedenkstätten für Jugendliche finanziert.

Wir haben die Traumatherapieplätze für Kriegs- und Folterüberlebende, viele von ihnen Kinder und Jugendliche, maßgeblich erhöht. 1 Million Euro
jährlich wird zusätzlich zur Verfügung gestellt, um durch diese Maßnahme die Gewaltspirale zu durchbrechen.


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Eine Anlaufstelle zu Extremismusprävention im Sport befindet sich im Aufbau und wird mit Vereinen und Initiativen im Fußball, aber auch im Kampfsport zusammenarbeiten.

Eine Vielzahl von sozialen Initiativen arbeitet daran, Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen junger Menschen mit ihnen zu besprechen und zu bearbeiten – ein Einfallstor für extremistische Ideologien –, sie bei der
Suche nach Orientierung und Zugehörigkeit durch sinnstiftende Angebote zu be­gleiten und Radikalisierungen online unter anderem durch Medienkompetenz und Gegennarrative entgegenzuwirken.

Das Terrorabwehrzentrum, die inhaltliche Koordination zwischen BMI und BMLVT, wird budgetär aufgestockt, und das BNED, das Bundesweite Netzwerk Extremismusprävention und Deradikalisierung, arbeitet sorgsam und mit
großer Expertise an der Umsetzung strategischer Maßnahmen.

Der 7. Oktober und die Tage und Wochen, die folgten, haben uns gezeigt, wie tief sitzend und besorgniserregend ein normalisierter Antisemitismus in
unserer westlichen Gesellschaft ist. Nicht nur hat sich die Zahl antisemitischer Vorfälle vervielfacht, wir haben auf den Straßen, in den sozialen Medien,
an Universitäten, in politischen Gruppen und sozialen Bewegungen erschrecken­de Ausblendungen, Verzerrungen, antisemitische Parolen, das Bejubeln von Gewalt und die Verbreitung von Hamas-Propaganda gesehen. (Abg. Deimek: Aber nur, weil ihr sie hereingelassen habt!)

Der Antisemitismus in Österreich in all seinen Ausprägungen ist nicht aus­reichend bearbeitet. Er findet sich im Rechtsextremismus, in einer Partei, die im österreichischen Parlament sitzt, im islamistischen Antisemitismus, ethnisch, geopolitisch, religiös, vermeintlich linksprogressiv oder auch queerfeministisch begründet. (Abg. Deimek: Oder meinen Sie die SPÖ?)

Wer die Morde der Hamas verherrlicht, sie in Darstellungen als Fallschirm­springer glorifiziert, ihre Taten als Freiheitskampf, Widerstand oder dekoloniale


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Revolution feiert (Abg. Deimek: Die Grünen sind die Palästinenser Österreichs!),
wer Flyer der 240 Geiseln der Hamas von Häuserwänden und Litfaßsäulen kratzt,
wer Demonstrationen zu Bedrohungsszenarien für Jüdinnen und Juden
werden lässt, hat jeden politischen und menschlichen Kompass verloren, egal mit welcher Ideologie, Herkunft oder Haltung argumentiert wird. (Beifall bei den Grünen.)

Einstellungen und Werte verändern sich langsam. Fundamentalisten nutzen die Verwundbarkeit auf allen Seiten, um vor allem Jugendliche für ihre Zwecke
zu missbrauchen und zu radikalisieren. Sie schüren Wut, sie spalten
unsere Gesellschaft.

Unsere Antwort darauf sind klare Gesetze, klare Kommunikation, das geschlossene Auftreten gegen Antisemitismus, der interreligiöse Dialog und eine bedachte Rhetorik, die weder Migrant:innen noch Muslim:innen unter Generalverdacht stellt und rassistische und antimuslimische Ausgrenzung, Über­griffe und Diskriminierung deutlich und glaubwürdig verurteilt und bekämpft.

Das beste Mittel gegen Extremismus ist der gesellschaftliche Zusammenhalt, mit aller Vielfalt, mit allen Unterschieden und mit aller Offenheit, auf der Basis
von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Das sollte in unser aller Interesse sein. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Strasser.)

18.30


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Oxonitsch. – Bitte.


18.30.17

Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Ja, es gibt mehr Geld,
ja, es gab in den vergangenen Jahren mehr Geld. Worum geht es bei diesem Geld ganz zentral? – Der eine Punkt ist – und ich glaube, es ist wesentlich, darauf hinzuweisen –, dass es natürlich um mehr Sicherheit für die Österreiche­rinnen und Österreicher geht.


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Es geht letztendlich auch um optimale Arbeitsbedingungen für die Polizei
und die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich. Es geht na­türlich auch um das Fitmachen für neue Herausforderungen im Bereich
des Schlepperwesens. Es geht um Cybersicherheit. Es geht um viele Bereiche, die, glaube ich, ganz wesentlich sind, wie die Gewalt gegen Frauen. Es
geht um die steigende Zahl von Extremismusaktivitäten, darum, diese zu be­kämpfen, dafür die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend fit
zu machen und die Strukturen dafür zu schaffen. Es geht natürlich auch darum, mit diesem Geld dafür zu sorgen, dass tatsächlich menschenrechtskonforme
und effiziente Arbeit im Fremdenwesen möglich wird.

Machen wir den Blick in die Realität! Fühlen sich die Österreicherinnen und Ös­terreicher sicherer? Ist Österreich tatsächlich mit diesen Mehrmitteln in
den vergangenen Jahren – es ist ja darauf hingewiesen worden: auch in den vergangenen Jahren gab es zusätzliche Mittel – sicherer geworden? Ist
die Zahl der Femizide zurückgegangen? Ist die Zahl der rechtsradikalen Akti­vitäten zurückgegangen? Ist die Zahl der antisemitischen Aktivitäten zurückgegangen? Gibt es weniger offene Verfahren im Bereich des Fremden­wesens, ohne dass dies auf die Einstellung von Verfahren zurückzufüh­ren ist? Gibt es zeitgemäße menschenrechtskonforme, kinderrechtskonforme Strukturen für die Betreuung zum Beispiel unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge?

Ich glaube, man kann bei all diesen Fragestellungen nicht ruhigen Gewissens zu einem Ja kommen, und all das nach 26 Jahren mit ÖVP-Innenministern. Ich
lasse mich jetzt gar nicht auf die Diskussion zwischen der ÖVP und Herrn Kickl ein. Es ist ja ein besonderes Gustostückerl, dass man ein bisschen vergisst,
dass man ihn auch zum Innenminister gemacht hat.

Ich glaube, worum es geht, sind genau diese Fragen. Dafür sind Strukturen zu schaffen, die es möglich machen, dass sich die Österreicherinnen und Österreicher wieder sicherer fühlen. (Beifall bei der SPÖ.)


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Der Blick in die Vergangenheit lässt uns nicht sonderlich optimistisch in die Zu­kunft blicken. Ich hoffe, dass es gelingt, mit diesem Mehr an Mitteln jene Strukturen zu schaffen, die uns alle diese Fragen gemeinsam mit einem Ja beant­worten lassen, denn nur durch ein entsprechendes Ja wird es möglich sein,
den Zusammenhalt in der österreichischen Bevölkerung zu stärken, ein gemein­sames Miteinander zu stärken und letztendlich damit auch die Gesellschaft
in Österreich insgesamt zu stärken.

In diesem Sinne: Alles Gute! Ich hoffe, es gelingt. Wir werden es uns gemeinsam anschauen. Ich bin aber nicht sehr zuversichtlich, dass wir im nächsten
Jahr wirklich eine positivere Bilanz ziehen können, weil da mehr Hausaufgaben zu machen sind. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.33


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Corinna Scharzenberger. – Bitte.


18.33.35

Abgeordnete Mag. Corinna Scharzenberger (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätz­ter Herr Innenminister! Herr Staatssekretär! Kollege Amesbauer, dass
Sie sich überhaupt trauen, sich hier herzustellen und uns fehlgeleitete Zuwande­rungspolitik (Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ), Asylwahnsinn und die Verantwortung für den Terroranschlag vorzuwerfen! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Na wem sonst? – Abg. Amesbauer: Ja, das ist echt mutig!)
Sortieren wir einmal eines nach dem anderen gemeinsam! (Abg. Wurm: Wer ist schuld? Die Grünen, oder? Wer ist schuld?)

Zum Asylwahnsinn: Sie haben sich erst unlängst, würde ich sagen, ein beispielhaftes parlamentarisches Eigentor geschossen. Sie haben nämlich eine Anfrage an den Herrn Bundesminister gestellt und wollten wissen, wie
viele Asylwerber sich mit Stichtag 1.9.2023 in der Grundversorgung befinden. – Ich kann es Ihnen sagen: Es waren 18 990. (Abg. Belakowitsch: Er hat es
eh gelesen!)
Zum Vergleich: Im September 2018, als Herr Kickl schon ein Jahr


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lang Innenminister war (Abg. Belakowitsch: Nein, nein! Neun Monate!),
waren es 31 281. (Abg. Belakowitsch: Aber die waren von 2015 und 2016! – Abg. Amesbauer: 2015, 2016! – Abg. Kassegger: Die sind alle 2018 gekommen?!) –
Die Zahlen lügen nicht, Herr Kollege.

Gleichermaßen ironisch ist Ihr lautes Schreien nach Abschiebungen. In der Zeit, als Kickl Innenminister war, wurde kein einziger Pushback angeordnet.
Deshalb: Reden Sie bitte auch nicht von Glaubwürdigkeit, wenn es darum geht, dass wir das Staatsbürgerschaftswesen verschärfen wollen! (Zwischenrufe
bei der FPÖ.)

Wir treiben die Dinge voran. Unserem Bundesminister gelingt es beispielsweise, auf europäischer Ebene Verbündete für einen gemeinsamen Außengrenz­schutz zu finden. (Abg. Kassegger: Von dem redet ihr schon seit 40 Jah­ren! Seit 30 Jahren tut ihr nur reden davon! Umsetzung: null!) Das sind wichtige Verhandlungen, die absolut notwendig sind, und das ist ein großer Schritt
hin zu einem konsequenten und stabilen Asylsystem. (Abg. Belako­witsch: Ja, wann wird das so weit sein?)

Der nächste Punkt betrifft die Terrorwarnstufe. Nicht ohne Grund findet sich in der Untergliederung 11 auch der Punkt der Neuaufstellung des Staats­schutzes und des Nachrichtendienstes, genauso wie die Bekämpfung des Extre­mismus, und zwar des Extremismus von links und von rechts.

Was auch darunter fällt, ist die Sensibilisierung in der Sprache (Abg. Belako­witsch: Was ist mit den Islamisten? Die habt ihr vergessen!), nämlich genau
dann, wenn zum Beispiel Ihr Parteichef Kickl davon spricht – ich zi­tiere wörtlich –, Asylwerber zu konzentrieren (Abg. Amesbauer: Ja, und? Das ist ein normales deutsches Wort! Das steht im Duden!), oder Begriffe wie „Be­völkerungsaustausch“ verwendet. (Abg. Amesbauer: In der Regierung habt ihr nichts dagegen gesagt damals!) Da müssen bei uns alle Alarmglocken
läuten. (Beifall bei der ÖVP.)


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Oder beispielsweise die Hausdurchsuchung im eigenen Geheimdienst: Kickl war wenige Wochen Innenminister, als diese dubiose Hausdurchsuchung statt­gefunden hat. (Abg. Belakowitsch: Ja, es waren davor auch schon zwei. Die
waren vorher! Was reden Sie da? –
Zwischenrufe der Abgeordneten
Deimek und Kaniak.)

Nicht zuletzt: Nach dem Terroranschlag – das ist ein gutes Stichwort – hat er die Operation Luxor verraten und damit die Sicherheit der Polizistinnen und Polizisten massiv gefährdet. (Abg. Amesbauer: Ist das Best of Blödsinn?) Herbert Kickl ist ein Gefährder der Sicherheit. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg.
Disoski.)
Das hat er in letzter Zeit unzählige Male auf Kosten der Bevölkerung unter Beweis gestellt. (Abg. Belakowitsch: Ja, wahrscheinlich! Die Leute füh­len sich alle so unsicher! – Abg. Wurm: Corinna, bitte! – Abg. Reiter: Wo ist denn der Herbert Kickl, wenn das Thema so wichtig ist bei der FPÖ?)

Unser Land braucht Lösungen. Was wir jetzt brauchen, ist die Möglichkeit
der Internetüberwachung von potenziellen Gefährderinnen und Gefährdern. Ak­tuell sind wir nämlich auf die Hinweise von ausländischen Geheimdiensten angewiesen. Wir sind das letzte europäische Land ohne eine solche Möglichkeit des Zugriffes auf Messengerdienste. (Abg. Amesbauer: Dann legt einen Gesetz­entwurf vor! Legt was vor einmal! Legt was vor!) Natürlich braucht es da ge­richtliche Anordnung und Rechtsschutz. Wir reden nicht von einem Bundestro­janer, wir wollen auch nicht auf Chatverläufe von x-beliebigen Personen zugreifen und Chats mitlesen (Abg. Amesbauer: Dann legt einen Gesetzentwurf vor!), sondern es geht uns darum, auf die Metadaten zuzugreifen. Wir
wollen wissen, wer mit wem wann wie oft und wo und so weiter Kontakt hat. Auch wenn sie nicht da ist: Da ist unsere Justizministerin gefordert, ei­nen Entwurf vorzulegen, und das besser noch heute, weil es nämlich ein Wett­lauf gegen die Zeit ist.

Die Polizei hat da keine Schnittstelle (Abg. Amesbauer: Die Polizei hat genug Informationen, die hat alles! Das haben sie damals auch gehabt, 2020!), und deshalb ist es wichtig, ihr die Mittel in die Hand zu geben, genauso wie es wichtig


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ist, ihr das passende Werkzeug zur Verfügung zu stellen. (Abg. Kucharowits: Das gibt es schon!)

56,1 Millionen Euro fließen künftig in die Schutzausrüstung und in die Einsatz­technik der Polizei, 178 Millionen Euro in die Nachrüstung und Erneuerung
der Hubschrauberflotte.

Letzter Punkt in aller Kürze: die konsequente Fortführung der Personaloffensive und die nachhaltigen Personalentwicklungsmaßnahmen – Herr Kollege Ein­wallner, Sie haben das angesprochen. Während nämlich die Opposition vor allem bei uns im Bezirk Liezen die Polizei kritisiert, war unser Bundesminister
zuvor schon längst vor Ort und hat sich ein Bild von der Lage gemacht. Auch in der Obersteiermark wird bei der Personaldecke nachgeschärft.

Anstatt also immer nur draufzuhauen wie Kolleg:innen von der SPÖ, möchte ich an dieser Stelle hervorheben, welch großartige Arbeit die Polizei insgesamt leistet. (Beifall bei der ÖVP.) Das Budget des Innenressorts ist in jedem
Fall ein loyales Bekenntnis zu den Polizistinnen und Polizisten unseres Landes. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

18.39


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Philipp Schrangl. – Bitte.


18.39.22

Abgeordneter Mag. Philipp Schrangl (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr ge­ehrte Damen und Herren im Hohen Haus! Abgeordnete und Zuseher
hier im Haus und auch zu Hause vor den Fernsehbildschirmen! Frau Kollegin, so viel Redezeit, um all den Nichtwahrheiten, die Sie hier behauptet haben,
etwas zu entgegnen, habe ich gar nicht. Ich glaube, so viel Restredezeit hat der ganze Nationalrat nicht mehr.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 436

Nur ein kleiner Punkt, weil das immer wieder von der ÖVP kommt: Le­sen Sie bitte einmal in § 101 der StPO nach. Da steht eindeutig drinnen, dass nur die Staatsanwaltschaft Ermittlungen einleiten kann oder über deren Fort­führung entscheiden kann. Dann sagen Sie mir noch einmal, was ein Innenminis­ter tun kann, was Herbert Kickl war (Zwischenrufe bei der ÖVP) und wer Staatsanwalt war. (Abg. Reiter: Wo ist er denn ...?) – Nicht so laut schreien! Alles ist gut, alles ist gut. – Es ist einfach das Gesetz, das macht nichts. Es ist
das Gesetz, das haben wir alle hier herinnen beschlossen, und auch das besagt einfach: Der Staatsanwalt ist zuständig.

Weil die ÖVP heute ein paar Mal behauptet hat, unter Herbert Kickl waren
die Asylzahlen so schrecklich: Ja, die waren schrecklich, ihr habt vollkom­men recht, aber nicht wegen Herbert Kickl (Ruf: Sicher!), sondern weil Ihre Innen­minister vorher – 2015, 2016 (Abg. Reiter: Nix hat er gemacht! Ein Jahr war
er Innenminister!)
 – so viele Leute hereingelassen und am Westbahnhof noch (in die Hände klatschend) geklatscht haben. (Beifall bei der FPÖ. Weitere Zwi­schenrufe bei der ÖVP.)

Das ist das Problem bei der ÖVP: Es hört sich immer so toll an, was ihr sagt, vor allem in Vorwahlzeiten nächstes Jahr haben wir ja einige Wahlen , nur
ihr macht genau nichts. Ich könnte alles, was ihr da (ein Schriftstück in die Höhe haltend) drinnen schreibt (Abg. Reiter: Schau dir die Zahlen einmal an!),
auch was ihr in der UG und überall bekannt gebt und was eure Wirkungsziele sind, hundertprozentig unterschreiben.

Da steht zum Beispiel: Bedarfsorientierung bei Migration weiter erhöhen, „Ra­sche Asylverfahren gewährleisten“, „Asylmissbrauch [...] zurückdrängen“, „Effizienz der Außerlandesbringungen weiter optimieren“. – Es passiert nur nichts. Ich sage euch auch, mit diesem Koalitionspartner, das wisst ihr
ganz genau, werdet ihr das auch niemals umsetzen können. Die Frage ist, ob ihr es überhaupt umsetzen wollt. (Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 437

Auch da wieder, eure eigene BMI-Statistik – die ist nicht von mir – sagt eindeutig: Außerlandesbringungen unter Zielzustand, und so weiter und so fort. Das könnte man noch 100 000 Mal weiterspinnen, aber ich möchte auch
noch eine Botschaft an unsere Wähler richten und hier nicht nur die
ÖVP belehren, denn Sie sind wahrscheinlich eh unbelehrbar 
nur vom Wähler dann hoffentlich schon.

Meine sehr verehrten Damen und Herren zu Hause! Veränderung ist
wählbar. Herbert Kickl hat es heute hier von diesem hohen - - äh, von diesem Rednerpult schon gesagt und beschrieben (Heiterkeit und Rufe bei der
ÖVP):
Wer die FPÖ wählt, wird das große Zukunftsversprechen zurückbekom­men, wird das Aufstiegsversprechen zurückbekommen. (Abg. Michael
Hammer: Aufstiegsversprechen!)

Wir schauen, dass wir weniger Geld für die Asylverfahren aufwenden. Wir schauen, dass wir den Österreicherinnen und Österreichern wieder die Chance zurückgeben, es in diesem Land mit fleißiger Arbeit zu etwas zu bringen,
sich etwas leisten zu können. Wir wollen nicht so wahnsinnig viel Geld ausgeben für das, wofür es die ÖVP gerne ausgibt, und zwar am allerliebsten für Asyl­werber. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. 
Zwischenruf des Abg. Hörl.)

18.42


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Wolfgang
Gerstl zu Wort. – Bitte.


18.42.56

Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf zuallererst im Namen von Bettina Rausch-Amon eine Besuchergruppe der Altmelkerinnen und Altmelker ganz herzlich hier im Hohen Haus begrüßen – schön, dass ihr alle da seid! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Am einfachsten ist es immer, Zahlen sprechen zu lassen. (Abg. Belakowitsch: Genau!) Genau, Frau Kollegin Belakowitsch. (Abg. Belakowitsch: Wie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 438

viele Asylanträge ...?) Nehmen wir einfach den Bundesvoranschlag 2019 her, als Innenminister Kickl verantwortlich war. Da betrug das Budget des Innen­ministeriums 2,85 Milliarden Euro. (Abg. Belakowitsch: Jetzt müsst ihr die Infla­tionsrate der letzten Jahre einrechnen!) Nun, für 2025, wenn Innenminister
Karner verantwortlich ist, beträgt das Budget 4,054 Milliarden Euro. Das ist eine Steigerung, Frau Kollegin Belakowitsch, um 42,27 Prozent. (Abg. Belako­witsch: Das sollten Sie einmal bereinigen!) – Herzliche Gratulation, Herr Innenmi­nister! (Beifall bei der ÖVP.)

Für alle, die immer noch nach noch mehr Polizei rufen: Lassen Sie mich Innenmi­nister Kickl und Innenminister Karner vergleichen: 2019 gab es 35 453 Plan­stellen, im Vergleich dazu unter Innenminister Karner 37 947. Das, meine Damen und Herren, ist eine Steigerung um fast 2 500 Planstellen oder 7 Pro­zent. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Auch das zeigt, wofür Innenminister
Karner steht. – Herzliche Gratulation! (Beifall bei der ÖVP. 
Zwischenrufe bei
der FPÖ.
)

Es gibt aber einen Posten, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ,
für den Herbert Kickl wirklich 100 Prozent mehr als jeder Innenminister zuvor oder jetzt zur Verfügung hatte. Dieser eine Posten, das war der persönli­che Reitstall des Innenministers Kickl. Den gibt es nicht mehr (Zwischenruf des Abg. Lausch), weil niemand mehr einen Gaulleiter haben möchte. (Abg. Amesbauer: Ist Ihnen das nicht peinlich?) – So ist die Situation. (Beifall bei der ÖVP. 
Zwischenruf bei der FPÖ.)

18.45


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Dagmar Bela­kowitsch zu Wort. – Bitte.


18.45.28

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Die ÖVP ist offensichtlich darauf versessen, nur noch über Herbert Kickl zu sprechen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 439

Ich mache das prinzipiell sehr gerne, aber heute hier nicht. (Abg. Reiter:
Ist ja eh nicht da!)
Herr Bundesminister, reden wir lieber über Ihr Asylbudget, das ist viel interessanter und viel spannender, das wird sich nämlich hinten und vorne nicht ausgehen.

Wissen Sie, wie immer verschlafen Sie all das, was da jetzt gerade am Erdball passiert. Seit 7. Oktober sind alle entsetzt – alle sind tatsächlich entsetzt
und jeder verurteilt den Terroranschlag. Jeder spricht von der Solidarität mit Israel, aber wissen Sie, was auch passieren wird? – Es wird zu einer rie­sigen Flüchtlingswelle aus dem Gazastreifen kommen, das haben Sie alle nicht am Radar. Hunderttausende Palästinenser werden sich auf den Weg nach Europa machen, und dann, Herr Bundesminister, wird wieder keiner haben ah­nen können, dass die Flüchtlingsströme steigen. Das haben Sie in Ihrem
Budget nämlich noch nicht abgebildet.

Wenn Sie (in Richtung Bundesminister Karner) mich jetzt ganz fassungslos und entsetzt anschauen: Gestern hat bereits der Wiener Bürgermeister gefordert, die palästinensischen Babys nach Wien zu holen. (Abg. Kassegger: Skandal!) Jetzt ganz ehrlich: Sollen die jetzt als unbegleitete Babys hereinkrabbeln, oder
was glauben Sie, was passieren wird? – Natürlich werden da die Familien mit­kommen, die zwölf Geschwister, die Eltern, die Cousins und Cousinen,
alle im Übrigen im Geist der Hamas erzogen. Das wird passieren. (Abg. Kucha­rowits: Bitte das ist unfassbar! ... genieren!) – Was regen Sie sich da drüben
auf? Stehen Sie nicht zum Bürgermeister?

Alle sind im Geist der Hamas erzogen, das ist nämlich das Problem dort im Gazastreifen. Sie können nicht sagen, das ist die Zivilbevölkerung und das ist die Hamas. Das ist dort leider Gottes alles miteinander verwoben, und die sind genauso erzogen. Die kommen dann hierher, und Sie werden dann wieder ent­setzt sein, dass wir so viele Asylanten hier haben, dass wir so viele Demons­tranten hier haben. Das alles haben Sie, Herr Minister, in Ihrem Budget bis jetzt nicht bedacht.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 440

Diese Problematik wird den Österreicherinnen und Österreichern wieder
auf den Kopf fallen (Ruf bei den Grünen: Unerträglich!), und daher ist
dieses Budget, das Sie hier vorgelegt haben, ein falsches Budget, dem man nicht zustimmen kann. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

18.47


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Andreas Minnich, Sie gelangen
zu Wort.


18.47.42

Abgeordneter Andreas Minnich (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr In­nenminister! Werter Herr Staatssekretär! Werte Abgeordnete, Kolleginnen
und Kollegen im Hohen Haus! Liebe Zuseher auf der Zuschauergalerie
und zu Hause vor den Bildschirmen! Geschätzte Damen und Herren, das kom­mende Budget ist vor allem eines: ein Sicherheitsbudget. Es ist eine
schwierige Zeit und da gilt es, zusammenzustehen.

Wir investieren in unsere Polizistinnen und Polizisten vor Ort, denn unsere über 32 000 Polizisten machen unser Österreich zu einem der sichersten Länder
auf dieser Erde. Das ist ein ganz großer Standortvorteil für unser wunderschönes Land, und das ist neben dem Fleiß der Österreicher auch ein Grundstein
für unseren Wohlstand. Dafür gilt es, unseren über 32 000 Polizisten, die täglich rund um die Uhr für uns da sind, Danke zu sagen und ihnen Anerkennung auszusprechen.

Neben großen Anschaffungen wie der Erneuerung unserer Hubschrauberstaf­fel – es werden zehn neue Hubschrauber angeschafft – sind es vor allem
die verbesserte Schutzausrüstung und hochmoderne Einsatztechnik für unsere Polizisten, in die wir ab 2024 zusätzlich investieren werden.

Es sind die Polizeibeamten in den Dienststellen, in unseren Gemeinden, die Tag für Tag und in der Nacht an der Seite der Bevölkerung stehen und unser
aller Sicherheitsgefühl stärken. Es sind diese Menschen, die auch dann tätig wer­den, wenn es brenzlig und gefährlich wird. Wenn wir alle davonlaufen, dann


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 441

sind sie für uns mit vollem Einsatz da und bereit. Es muss es uns wert sein, genau für diese Menschen die besten Mittel zur Verfügung zu stellen.

Was dieses Budget auch zeigt, ist, dass sich der Aufgabenbereich der Polizei lau­fend ändert. Mit der durch unseren Innenminister gesetzten IT- und Digita­lisierungsoffensive wird in die Cybersicherheit investiert. Da gibt es einiges an Initiativen unseres Innenministers Gerhard Karner gemeinsam mit Digitali­sierungsstaatsekretär Florian Tursky.

Wenn man sich die Kriminalitätsstatistik ansieht, sieht man, dass die Kriminalität im Internet mit über 30 Prozent zugenommen hat. Gerade die Stärkung in diesem Bereich ist das Gebot der Stunde. Cyberkriminalität ist nichts, was nur große Konzerne oder Regierungsorganisationen betrifft. Kriminalität im
digitalen Raum kann mittlerweile jeden Einzelnen von uns treffen. Unsere Polizei ist auch dafür Ansprechpartner vor Ort und am Puls der Zeit. Wir investieren massiv in Ausbildung und Ausstattung, für die Bevölkerung Österreichs.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, dieses Budget bedeutet Sicherheit für unser Land und unsere Menschen in Österreich. (Beifall und Bravoruf bei der
ÖVP sowie Beifall der Abgeordneten Fischer und Stögmüller.)

18.51


Präsidentin Doris Bures: Zu den Untergliederungen Inneres und Fremdenwesen liegen mir keine Wortmeldungen mehr vor. Daher werden diese Beratungen jetzt für beendet erklärt.


18.51.19UG 13: Justiz

Präsidentin Doris Bures: Wir kommen zur Untergliederung 13: Justiz.

Ich erteile Frau Abgeordneter Selma Yildirim das Wort. – Bitte.


18.51.31

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Werte Damen und Herren! Leider ist die Justizministerin nicht da, denn meine


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 442

Rede war darauf aufgebaut, dass ich mich bei ihr bedanke (Abg. Hörl: Da gibt’s keinen Grund!), aber ich kann das ja trotzdem tun, weil es nicht selbstver­ständlich ist. Seit Justizministerin Alma Zadić dieses Amt innehat, hat es sukzes­sive Budgeterhöhungen gegeben, und das muss man auch einmal loben,
auch aus der Opposition heraus – danke dafür! (Beifall bei den Grünen. – Bundes­minister Karner: Sie können ... Inneres ja auch loben!) – Sie haben noch viele Baustellen offen. Bevor ich Sie lobe, haben Sie noch Hausaufgaben zu erfüllen, Herr Innenminister. (Heiterkeit bei ÖVP und Grünen. – Bundesminister
Karner: Schade, ich hab’s versucht!)

Auf jeden Fall denke ich, das war wirklich gut. Was im Justizbereich natürlich nicht zu unterschätzen ist, und daran werden wir auch unterstützend
arbeiten, ist, dass die Justiz wirklich in ihrer Unabhängigkeit gestärkt und weiter­entwickelt werden sollte. Es gibt große Projekte wie ein weisungsungebun­dener, unabhängiger Bundesstaatsanwalt – das ist, glaube ich, eine
große Herausforderung, der wir uns stellen sollten. Ideal wäre das wirklich vor der nächsten Wahl, weil wir noch nie so nahe an diesem Projekt dran
waren, an dem wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten eigentlich seit über 20 Jahren dran sind. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

In diesem Sinne möchte ich einfach nur sagen: Diese Reformen und weitere – etwa im Maßnahmenvollzug – werden wir unterstützen, der Fahrplan
stimmt. Wir unterstützen Sie, Frau Ministerin. (In Richtung der den Saal betre­tenden Bundesministerin Zadić:) Liebe Alma, jetzt habe ich dich gelobt.
Danke für deinen Einsatz für die Justiz! Im Sinne einer weiteren guten Zusam­menarbeit bedanke ich mich hier an dieser Stelle. – Danke. (Beifall bei
SPÖ und Grünen.)

18.53


Präsidentin Doris Bures: Dann begrüße ich jetzt auch die Frau Bundesministerin in unserer Mitte und erteile Frau Abgeordneter Agnes Sirkka Prammer das Wort. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 443

18.53.30

Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter Herr Staatsse­kretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ja, es ist tatsächlich eine Freude, auch dieses Jahr wieder über das Justizbudget sprechen zu können, und zwar darüber, dass das Justizbudget seit 2019 konti­nuierlich angestiegen ist: seit 2019 mittlerweile um 50 Prozent. Wir sind
jetzt bei einem Justizbudget von 800 Millionen Euro, und das ist kein Luxus, das ist nicht irgendwie überausgestattet, sondern das ist tatsächlich das, was
es braucht. Auch diese laufenden Erhöhungen hat es gebraucht, weil es zuvor schon ziemlich am Sand war.

Bei diesem Ausbau der Mittel für die Justiz gab es immer zwei Schwer­punkte, die sich durch die vergangenen vier Jahre kontinuierlich durchziehen. Der eine
Punkt war die Investition in die Struktur: die Sicherung der Strukturen einerseits vom Personellen her, andererseits auch von den technischen Möglichkeiten
her. Da wurde stets darauf geachtet, dass die Justiz gut arbeiten kann, effizient arbeiten kann, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die nötige Aus­bildung erhalten und dass es die nötigen Stellen gibt und diese auch besetzt wer­den können. – Vielen Dank dafür, das ist wirklich wichtig, damit das Justiz­system nachhaltig abgesichert werden und gut arbeiten kann.

Der Blickpunkt wurde zum anderen stets auf die Opfer gelegt. Bei allen Refor­men, einerseits beim Ausbau – also bei den Mitteln, die hineingesteckt
wurden –, aber auch in der Gesetzgebung, wurde stets darauf geachtet, dass man die Opfer und die Rechte der Opfer in den Mittelpunkt stellt. Das ist
auch ein sehr wesentlicher Punkt und zieht sich durch die Justizpolitik der letz­ten vier Jahre wie ein roter Faden.

Insbesondere im Bereich des Gewaltschutzes ist das besonders sichtbar.
Wir haben damit bereits mit dem Gesetzespaket gegen Hass im Netz angefan­gen, da wurden die Opferrechte ausgebaut und massiv gestärkt. Man
hat den Schwerpunkt darauf gelegt, dass die Rechtsinstrumente, die wir da


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 444

schaffen, leicht durchsetzbar sind, dass sie auch für Personen ohne juris­tische Unterstützung leicht zugänglich sind, dass der Zugang zur Justiz nieder­schwellig ist und dass schnell Abhilfe geschaffen werden kann.

All diese Punkte waren der Beginn, und im Zusammenhang mit dem Gewaltschutz sieht man bei jedem Paket, das hier verabschiedet wurde, mehr und mehr, wie wichtig in dieser Regierungsperiode der Opferschutz
genommen wurde und welcher Fokus darauf gelegt wurde.

Auch jetzt wird mit dem Ausbau der Gewaltambulanzen ein nächster
großer Schritt gesetzt, um zu Verurteilungen zu kommen. Es ist nämlich für die Opfer wichtig, dass Beweise gesichert werden. Nur so können Strafver­fahren dann auch effizient und bis zum Ende, bis zu einer Verurteilung, durchge­führt werden. Auch dass es erhöhte Mittel für die Ermittlungsbehörden
gibt, ist ein wesentlicher Schritt in diese Richtung.

Wichtig ist aber gerade beim Gewaltschutz: Die Gewalt, insbesondere die Ge­walt gegen Frauen, beginnt im Kopf, und das ist eine Aufgabe, die uns
weiterhin verfolgen wird. Da anzufangen und anzusetzen, das ist die wesentlich schwerere Aufgabe. Verbrechen aufzuklären, wenn sie geschehen sind,
ist auch ein Aufwand, aber das kann man noch relativ leicht bewerkstelligen. Verbrechen zu verhindern, bevor sie begangen werden, ist die viel
schwierigere Aufgabe, das ist aber die viel wichtigere Aufgabe, um zu verhin­dern, dass es überhaupt Opfer gibt.

Wir müssen weiter an der Bewusstseinsbildung arbeiten. Ich bin froh,
dass darauf in der Ausbildung großes Augenmerk gelegt wurde und dass man die Opfer und auch die potenziellen Opfer darüber aufklärt, wohin sie sich
wenden können. Damit dürfen wir alle gemeinsam nie aufhören, das ist unser gemeinsamer Auftrag. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordne­ten Pfurtscheller und Steinacker.)

18.57



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 445

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Harald
Stefan. – Bitte.


18.57.57

Abgeordneter Mag. Harald Stefan (FPÖ): Ein bisschen sehr tief. (Der Redner verstellt die Höhe des von der Vorrednerin sehr niedrig gestellten Redner:in­nenpultes. – Heiterkeit bei ÖVP und Grünen. – Abg. Fürlinger: Da müssen wir erst einmal die Sitzung unterbrechen, bis das Pult auf deiner Höhe ist! – Heiterkeit
des Redners.)

Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Ich will ja, dass Sie mich nicht nur sehen, sondern auch hören.

Wir haben ein funktionierendes Justizsystem – das muss man vorausschicken. Es kann natürlich besser werden – besser werden durch bessere Personalaus­stattung, bessere technische Ausstattung. Insofern ist es natürlich erfreulich und oberflächlich betrachtet positiv, dass mehr Geld in die Justiz investiert wird. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Man muss das allerdings schon in Relation setzen, weil ja alle Ressorts mehr Geld bekommen: Wir machen ja massiv Schulden, in diesem Jahr 21 Milliarden
Euro. Offenbar hat die Regierung festgestellt, dass sie jetzt noch einmal Geld ausgeben muss, weil sie das nie wieder tun kann. Es wird also verbrannte
Erde hinterlassen. So muss man auch dieses Justizbudget in diesem Zusammen­hang sehen – also wirklich in Relation – und nicht in Jubel ausbrechen,
dass da mehr Geld ausgegeben wird.

Ich will aber auch etwas Positives hervorheben, und zwar: Wir haben immer ver­langt, dass es einen Ersatz für Verteidigerkosten gibt, wenn man zu Unrecht beschuldigt oder angeklagt wird, und das ist jetzt erstmals budgetiert. Es ist zwar noch nicht geklärt, wie es funktioniert, aber das ist erstmals budgetiert.
Diese langjährige Forderung von uns wird jetzt also offensichtlich umgesetzt – das ist ein positiver Punkt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 446

Ein interessanter Budgetposten sind 3 Millionen Euro, die für Zahlungen
im Zusammenhang mit der Rehabilitierung verurteilter Homosexueller verwen­det werden. Die Einstellung der Gesellschaft dazu hat sich ja geändert,
auch die FPÖ hat das immer mitgetragen, also insofern ist das in gewisser Weise verständlich. Andererseits muss man sagen: Zum damaligen Zeitpunkt,
als sie verurteilt wurden, war das geltendes Recht. Aber wie gesagt: Ich wehre mich nicht dagegen oder finde das nicht grundlegend falsch. Interessant
ist allerdings, dass man sich bis jetzt mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hat, zu sagen, man kann Coronastrafen, die aufgrund verfassungswidriger Gesetze oder Verordnungen erlassen wurden, wiedergutmachen. (Zwischenruf des Abg. Shetty.) Das sei undenkbar und im System unmöglich und so
weiter. Das ist schon erstaunlich. (Beifall bei der FPÖ.)

Dabei muss man ja festhalten, dass eben diese Gesetze und Verordnungen aus­drücklich aufgehoben wurden. (Zwischenruf des Abg. Shetty.) Es wurden
zum Beispiel wegen der eigenartigen Bestimmung, dass man öffentliche Orte nicht betreten darf, 24 000 Anzeigen gemacht und 17 000 davon Betrof­fene sind bestraft worden. 17 000 Menschen sind wegen einer Ver­ordnung bestraft worden, die nachträglich aufgehoben wurde! Wer dagegen keinen Einspruch gemacht hat, der bleibt übrig.

Wir sind der Meinung, dass es einem Rechtsstaat guttut, da klar zu zei­gen: Wir haben es eingesehen, da sind Fehler passiert! – Es sind Menschen zu Unrecht bestraft worden, und zwar tatsächlich zum heutigen Zeitpunkt
zu Unrecht bestraft worden; nicht aus einem Rückblick, dass sich die Gesell­schaft verändert hat, sondern der Verfassungsgerichtshof hat das
festgestellt. Um das umzusetzen, bringe ich hier einen Antrag ein, und zwar:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Entschädigungszahlung an Personen, die durch gesetzwidrige Verord-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 447

nungen und verfassungswidrige Gesetze psychisch, physisch sowie auch finan­ziell Schaden genommen haben, nach Vorbild der Entschädigungszahlun­gen an Personen, die wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen zu ‚Unrecht‘ verurteilt wurden“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz und
der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten,
die die Voraussetzungen für Entschädigungszahlungen an Personen regelt, die durch gesetzwidrige Covid-Verordnungen oder verfassungswidrige
Covid-Gesetze psychischen, physischen sowie auch finanziellen Schaden ge­nommen haben.“

*****

Ich bitte sehr, diesem im Sinne des Rechtsstaats zuzustimmen.
(Beifall bei der FPÖ.)

19.01

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Mag. Ragger. Lausch

und weiterer Abgeordneter

betreffend Entschädigungszahlung an Personen, die durch gesetzwidrige Verord­nungen und verfassungswidrige Gesetze psychisch, physisch sowie auch
finanziell Schaden genommen haben, nach Vorbild der Entschädigungszahlungen an Personen, die wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen zu „Unrecht“ verurteilt wurden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 448

eingebracht im Zuge der Debatte über den TOP 9, eingebracht im Zuge
der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvor­lage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) –
UG-13

in der 239. Sitzung des Nationalrates, am 21.11.2023.

Seit Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 sehen sich die Österreicher mit Ein­schränkungen ihrer Grund- und Freiheitsrechte konfrontiert: Lockdowns, Aus­gangssperren, Demonstrationsverbote, Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Zu­trittsbeschränkungen, Testpflicht und mittlerweile eine mehr als nur indirekte Impfpflicht sind jene Instrumente, die von der Bundesregierung seit nunmehr beinahe zwei Jahren in Stellung gebracht werden, um das Land – eigenen Angaben
zufolge – sicher durch die Pandemie zu bringen.

Das Ergebnis sieht leider anders aus: Die Maßnahmen im in den Jahren 2020 und 2021 hatten einen beinahe irreparablen Schaden für die Wirtschaft des Lan­des zur Folge. Die Zahl der Menschen in Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit stieg auf knapp eine Million an. Firmenpleiten und zerstörte Existenzen von Klein-
und Mittelunternehmern standen an der Tagesordnung. Gesundheitliche Kollate­ralschäden und ein rasanter Anstieg an Patienten in der Kinder- und Jugend­psychiatrie aufgrund von Heimunterricht und Lockdown sind die Folge der Corona-Politik der türkis-grünen Bundesregierung, die trotz alledem immer noch
behauptet, dass Österreich „besser durch die Corona-Pandemie“ gekommen sei
als viele andere Länder.

Von Anfang an, seit zuerst von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA
und später auch vom Nationalen Impfgremium „grünes Licht“ für die im Eilverfahren zugelassenen Impfstoffe gegeben wurde, fokussierte sich die österreichische Bun­desregierung auf die Impfung als einzigen Ausweg aus der Krise. Die Versprechungen über die Erfolgsaussichten der Impfung wurden allerdings immer weiter abge­schwächt. Noch zu Beginn der Impfkampagne tätigte die Bundesregierung folgende Aussagen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 449

•    Wer sich impft, der schützt sich und andere.

•    Die Impfung ist der „Gamechanger“.

•    Für Geimpfte ist die Pandemie vorbei.

Im Laufe der Zeit wurden die Aussagen jedoch immer vorsichtiger. Nunmehr hieß es:

•    Die Impfung schützt vor schweren Verläufen.

•    Die Impfung verhindert, dass man auf der Intensivstation landet.

•    Die Impfung verhindert eine Überlastung der Normalstationen.

Die einer Kapitulation gleichkommende Abschwächung der Heilsversprechen für die Corona-Impfung brachte schließlich die Schlagzeile in einer österreichischen Tageszeitung: „Impfung bringt kürzeren Aufenthalt in Kliniken.“ All das führte jedoch nicht dazu, dass die Bundesregierung ihren Kurs überdachte. Stattdessen ver­stieg man sich in eine, teilweise von den anderen Oppositionsparteien unterstützten, die Angst der Bevölkerung schürende, Rhetorik:

•    „Wer sich jedoch vorsätzlich nicht an die Maßnahmen hält, wird zum Lebensgefährder“ – Karl Nehammer (ÖVP)

•    „Wir sind sozusagen die Flex, die Trennscheibe für die Gesundheitsbehörden, um die Infektionskette rasch zu durchbrechen“ – Karl Nehammer (ÖVP)

•    „Die Österreicher werden vorerst nicht gefoltert.“ – Sebastian Kurz (ÖVP)

•    „Die Bevölkerung soll Angst vor einer Infektion und dem Tod von Angehörigen ha­ben“ – Sebastian Kurz (ÖVP)

•    Kommt ein 2. Lockdown? “Das ist nicht nur eine Ente, das ist eine ganze Enten­farm. Da ist wirklich nichts dran.” – Rudi Anschober (GRÜNE)

•    “Ab Dienstag, den 3. November, null Uhr, bis Ende November wird es zu einem zweiten Lockdown in Österreich kommen.” – Sebastian Kurz (ÖVP)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 450

•    „100.000 Tote“ – Sebastian Kurz (ÖVP)

•    „Weihnachten wird für Ungeimpfte ungemütlich“ – Alexander Schallenberg (ÖVP)

•    „geimpft, genesen, gestorben“ – Alexander Schallenberg (ÖVP)

•    „Daher wird es ab Montag für maximal 20 Tage einen bundesweiten Lockdown geben.” – Alexander Schallenberg (ÖVP)

•    „Zügel für Ungeimpfte straffer ziehen“ – Alexander Schallenberg (ÖVP)

•    „kein Enddatum bei Lockdown für Ungeimpfte“ – Alexander Schallenberg (ÖVP)

•    „Zeit der Solidarität mit Ungeimpften ist vorbei“ – Elisabeth Köstinger (ÖVP)

•    „Wir haben uns daher gestern zu dem sehr schwierigen Beschluss durchgerungen, sehr rasch eine bundesweite Impfpflicht in die Wege zu leiten.“ – Alexander Schallenberg (ÖVP)

•    „Dreimal impfen schützt und nützt, ich habe einen total milden Verlauf“ – Karl Nehammer (ÖVP)

•    "Jeder, der in Österreich lebt, kann ab Montag von der Polizei kontrolliert
werden beim Betreten des öffentlichen Raums." Karl Nehammer (ÖVP)

•    „Kündigung für Ungeimpfte wahrscheinlich möglich“ – Karoline Edtstadler

•    "Bei einer Impfpflicht hört sich dann irgendwann mal die 3G-Regel auf“ –
Hacker (SPÖ)

•    „Es braucht weiterhin Disziplin, Durchhaltevermögen, Flexibilität und Verständnis. Die Maßnahmen sind notwendig, um aus der Dauerschleife der Lockdowns und Covid herauszukommen.“ (Impfpflicht als zielführende Maßnahme) – Johanna Mikl-Leitner (ÖVP)

•    "Wir haben es mittlerweile mit einer Pandemie der Ungeimpften zu tun." – Beate Meinl-Reisinger (NEOS)


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•    „Die Ungeimpften sind zu einer wahnsinnigen Belastung der Geimpften geworden“ – Johanna Mikl-Leitner (ÖVP)

•    „Wir haben eine Pandemie der Ungeimpften zurzeit. Und vor allem dürfen
die Jungen nicht die Leidtragenden sein“ Christoph Wiederkehr (NEOS)

•    „Mit der Einführung der Impfpflicht ist es eigentlich rechtswidrig, in Österreich zu wohnen und nicht geimpft zu sein. Und daran können sich auch andere Kon­sequenzen knüpfen.“- Karoline Edtstadler (ÖVP)

•    „Impfpflicht ist notwendig“ Ludwig (SPÖ)

•    "Wenn wir auf Nummer sicher gehen wollen, dann gilt ein klares Ja zur Impfpflicht." Joy Pamela Rendi-Wagner (SPÖ)

•    „Jetzt ist die Impfpflicht aufgrund der viel zu niedrigen Impfquote leider unaus­weichlich geworden.“ Joy Pamela Rendi-Wagner(SPÖ)

•    „Die Impfpflicht ist leider notwendig geworden, weil die ÖVP im Pandemie-Management versagt hat“ Leichtfried (SPÖ)

•    „Es gehe darum, die Freiheit aller zu gewährleisten – nach den Versäumnissen der Regierung im Pandemiemanagement müsse man nun gemeinsam Verantwor­tung zeigen“ (Über die Impfpflicht) – Beate Meinl-Reisinger (NEOS)

•    „Eine dieser Pflichten wird jetzt die Impfpflicht“ – Bundespräsident Van der Bellen (GRÜNE)

•    „Um die fünfte Welle zu verhindern, müssen wir impfen, impfen, Impfen
und deshalb haben wir uns für eine Impfpflicht gemeinsam entschieden“ – Wolf­gang Mückstein (GRÜNE)

Für sich selbst nimmt man seitens der Regierung jedoch in Anspruch, die Pandemie hinter sich gelassen zu haben: Während Volksschulkinder und Jugendliche im Unterricht FFP2-Masken tragen, den Abstand von 2 Metern einhalten mussten oder gar außerhalb des Schulgebäudes bei klirrender Kälte daran teilnehmen, nicht


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mit Ihren Freunden spielen sollen, weder feiern noch Freude haben dürfen, Suizidver­suche von Jugendlichen sich verdoppeln und Essstörungen und Depressionen
von jungen Menschen stark steigen, feiern die moralischen Bankrotteure der Regie­rungsparteien mitten im Lockdown und demonstrativ vor den Augen der Öster­reicherinnen und Österreicher eine Party anlässlich einer ORF-Gala. Es folgte ein öf­fentlicher Aufschrei, doch keiner der Ertappten– vom Bundespräsidenten ab­wärts – zog aus diesem Skandal die notwendigen Konsequenzen. Keine Lehren aus diesem traurigen Kapitel gezogen auch hat der Bundeskanzler: Nach dem Ski­lauf geht es ab in die Hütte zur Hüttengaudi mit Bier und Freunden, eng gedrängt sit­zend und ohne Masken in die Kamera lachend.

Stattdessen verhandelte man öffentlichkeitswirksam über ein Impfpflichtgesetz,
um unter ungeimpften Bürgern – dazu zählen auch alle diejenigen, die einer Folgeimpfung nicht nachkommen – schon vorab Angst und Panik vor einem finan­ziellen Ruin durch exorbitante Strafen und vor Arbeitslosigkeit durch wochen­lange Haft zu verbreiten. Die Menschen gingen daraufhin zu hunderttausenden Wo­che für Woche in ganz Österreich auf die Straße, wo sie ihren friedlichen Pro­test gegen den Impfzwang zum Ausdruck brachten und jetzt noch bringen. Knapp 200.000 Stellungnahmen auf der Website des Parlaments – der Server hatte
bereits Schwierigkeiten die Zuschriften zu zählen – zu den Entwürfen des Impfpflicht­gesetzes belegen deren breite, auf sachlichen Argumenten beruhende, Ablehnung:

•    „Der Umgang mit „Genesenen“ sowie das nicht anerkennen von Antikörpernach­weisen erscheint höchst fragwürdig und bestätigt das Gefühl eines tiefen Misstrauens in das Narrativ hinsichtlich dieser Impfungen.“[i]

•    „Im Gesetzesentwurf fehlen auch SMARTe (spezifische, messbare, adäquate, er­reichbare und mit einem Zeithorizont versehene) Ziele.“[ii]

•    „Meine persönliche Nutzen Risiko Abwägung spricht gegen die Impfung. Über meinen Körper bestimmte nur ich.“[iii]

•    „Im Sinne des Grundsatzes, dass nur das „gelindeste Mittel“ zur Anwen­dung zu kommen hat, und es sehr wohl gelindere Mittel als eine Impfpflicht gibt,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 453

die auch in fast ALLEN anderen Staaten der Welt zur Anwendung kommen -
den Beweis hiefür liefern laufend alle jene Staaten, die keine Impfpflicht einge­führt haben und die mit der Corona-Pandemie nachweislich besser
zurecht kommen als Österreich - ist eine Impflicht jedenfalls abzulehnen!“[iv]

•    „Im Gesetzesentwurf und den bezugnehmenden Erläuterungen erfolgt keine ausreichende Bedachtnahme auf zu erwartende Auswirkungen für die Beschäftigten in arbeitsrechtlicher Hinsicht. Angesichts der Neuartigkeit und Besonderheit dieses gesetzlichen Eingriffs in ein durch Artikel 8 der euro­päischen Menschenrechtskonvention (EMRK) garantiertes Grund­recht in Verbindung mit der dadurch gegebenen Rechtsunsicherheit besteht somit die Gefahr überschießender und diskriminierender Konsequenzen im beruf­lichen Alltag, die letztlich auch die Existenzgrundlage der Betroffenen gefährden können.“[v]

•    „Im Bereich der vulnerablen Bevölkerungsgruppe beträgt die Durchimpfungsrate bereits um 90%. Dennoch zeigt sich, dass diese sogenannte Impfung nicht wirksam schützt, zumal weiterhin vor allem in Krankenhäusern und Altenheimen immer wieder Cluster an Infektionen unter – teilweise dreifach - Geimpften auftreten, teilweise mit schweren Verläufen und Todesfällen.“[vi]

•    „Ich plane meine zweite Schwangerschaft. Und das ist mein Hauptargument für den Verzicht auf eine Impfung.“[vii]

•    „Es ist in meinen Augen brandgefährlich einer Person die Kompetenz zuzustehen, dass er per Verordnung jederzeit über 8 Millionen Menschen entscheiden kann.“[viii]

•    „Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch für sich selbst entscheiden können soll und nach Abklärung mit Fachkräften seines Vertrauens selbst wählen kön­nen soll, welche gesundheitlichen Vorsorge-Therapien er für sich selbst wählt und welchen Nutzen und welches Risiko diese Impfung für ihn persönlich hat.“[ix]


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•    „Die Resolution #2361 des Europarates vom 27. Jänner 2021 fordert alle Mitgliedsstaaten auf, den Menschen klar zu kommunizieren, dass eine COVID-19 „Impfung“ nur freiwillig verabreicht werden darf und dass niemandem, der
sich aus welchen Gründen auch immer dagegen entscheidet, ein Nachteil daraus erwachsen darf. Im Lichte dieser Resolution sind, die in Österreich verhäng­ten „Lockdowns für Ungeimpfte“ sehr zu hinterfragen.“[x]

•    „Eine allgemeine Impfpflicht bei einem Impfstoff, der über keine sterile Immunität, verfügt, also vor keiner Ansteckung schützt, der nur über eine neuerlich ver­längerte bedingte Zulassung verfügt und es sich auch um keinen klassischen Impf­stoff handelt, der auch noch so schwach zu wirken scheint, dass die Impfung
alle vier bis sechs Monate wiederholt werden muss und trotzdem derzeit noch an­dere Sicherheitsmaßnahmen, wie Maskentragen, regelmäßige Testungen, Abstand, Lockdown, etc. angewendet werden müssen, kann nicht verhältnismä­ßig sein, da er die körperliche Unversehrtheit und die Freiheit über seinen
Körper selbst zu entscheiden, verletzt, die möglichen Nebenwirkungen, die er zur Folge haben kann, noch nicht genügend erforscht sind und es gelindere Mit­tel des Gesundheitsschutzes, wie die oben Zitierten, wie auch in Schweden prakti­ziert wird, gibt.“[xi]

•    „Die nähere Erläuterung des Umfanges der Impfpflicht ist wissenschaftlich
nicht fundiert und eröffnet die gesetzliche Grundlage für staatliche Willkür.“[xii]

•    „Wenn sich das Risiko, durch eine Covid-19-Erkrankung auf der Intensiv­station zu landen, zwischen gesunden, jungen Menschen und Adipösen sowie vorerkrankten alten Menschen um den Faktor 1.000 (!) unterscheidet,
ist eine Gleichbehandlung dieser Gruppen vollkommen absurd.“[xiii]

•    „Eine Impfpflicht darf nur als letztes Mittel angewendet werden, auch eine mehr­fache Bestrafung von Impfverweigerern sehe ich als Ungleichbehandlung
und diskriminierend an, denn die Ablehnung zur Impfung ist ja nicht immer wieder eine neue Entscheidung, somit würde dies unter Doppelbestrafung fallen
(die durch andere Gesetze ausgeschlossen ist).“[xiv]


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•    „Niemand weiß, was nach dem 3. Stich kommt oder ob die Impfung bei weiteren Mutationen überhaupt wirkt. Wir sind keine Versuchskaninchen!“[xv]

Statt den Österreichern zuzuhören, ihre Argumente, wie auch Ihre Sorgen
ernst zu nehmen und auf sie zuzugehen, wird das Corona-Management-Chaos per­petuiert. Fernab von Evidenz wird aus parteipolitischem Kalkül taktiert und ge­sunde, aber ungeimpfte Menschen wurden und werden noch immer in Wien aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen.

Über den von der FPÖ präsentierten „Plan B“, mit dem Ziel durch eine Kurskor­rektur das Land aus der Sackgasse der Regierungspolitik zu manövrieren,
sehen Bundeskanzler Nehammer und Gesundheitsminister Mückstein schlicht hin­weg. Dieser wäre jedoch geeignet eine Kehrtwende zum Positiven in der
Corona-Politik einzuleiten, indem er das Prinzip der Freiwilligkeit über alle Maß­nahmen stellt:

1.   Aufgrund einer flächendeckenden Antikörper-Erhebung soll festgestellt werden, welche individuelle Ansteckungs- und Erkrankungsgefahr besteht. Wer
eine entsprechende Anzahl an Antikörpern aufweist, muss als immunisiert gelten.

2.   Bei all jenen, die keine Antikörper aufweisen, soll mit PCR-Tests gearbeitet werden, sobald Symptome erkennbar sind. Bei einem positiven Test muss ein Arzt die sofortige Behandlung des mit dem Coronavirus infizierten Patienten übernehmen.

3.   Der dritte Punkt des „Plan B“ ist die frühzeitige Behandlung Corona-positiver Men­schen, um schwere Krankheitsverläufe und Hospitalisierungen zu verhindern.

Der „Plan B“ kombiniert Freiheit und Gesundheit und spielt diese beiden Werte
nicht gegeneinander aus. Zwang wird durch Freiheit ersetzt. Er beendet die Spaltung der Gesellschaft und das Gegeneinander, in das die Menschen von der Bundes­regierung hineinmanövriert wurden.


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Im Bericht der Volksanwaltschaft zur Covid-19-Politik im Jahr 2020 wird der türkis-grünen Bundesregierung von Bundeskanzler Kurz im Hinblick auf die Achtung
der Menschenrechte ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Insbesondere die freiheit­liche Forderung nach einer Generalamnestie wird auf den Seiten 127-129 argu­mentativ untermauert:

•    Bewusstes in Kauf nehmen von Fehlinformationen

Gesundheitspolitische Entscheidungen einer Politik, die Menschen in der Pandemie zu schützen versucht, muss mit den Regeln der parlamentarischen Demokratie und
des Rechtsstaats im Einklang stehen. Das muss auch in einer Krise möglich sein. Feh­lende Eindeutigkeit schnell entstandener und rasch wieder geänderter Gesetze
und Verordnungen waren und sind aber nach wie vor zentrale Kritikpunkte an der Rechtsetzung in Österreich. Zumindest im Frühjahr 2020 waren die in den
Medien übertragenen Pressekonferenzen der Bundesregierung die hauptsächlichen Informationsquellen vieler Menschen. Dadurch bedingte Unschärfen bzw. Fehl­informationen im Vergleich zu den erst später – meist ohne vorangehendes Begutachtungsverfahren – kundgemachten Rechtstexten wurden dabei in Kauf genommen. Problematisch wird die „mediatisierte“ Information über geltendes Recht spätestens dann, wenn der Inhalt von Ge- und Verbotsnormen unrichtig kommu­niziert wird und die Polizei ihr Handeln an den bei Pressekonferenzen und Medienbe­richten verkündeten Inhalten ausrichtet.

•    Verstoß gegen Artikel 7 EMRK (Keine Strafe ohne Gesetz)

Insbesondere die Auslegung des Ausnahmetatbestands gemäß § 2 Z 5 der
(am 30. April 2020 außer Kraft getretenen) Verordnung BGBl. II Nr. 98/2020 führte zu Verwirrung. Verstöße gegen Betretungsverbote waren gemäß § 3 Abs. 3
COVID-19-MG mit Geldstrafen von bis zu 3.600 Euro belegt und einzelne Regie­rungsmitglieder waren bemüht, die Ausnahmeregelung möglichst restriktiv
zu interpretieren. Das stieß auf Kritik jener, die auf den kundgemachten Wortlaut verwiesen und die dazu abgegebenen Erklärungen für nicht verbindlich hielten.
Für juristische Laien war unklar, welches Verhalten angesichts der Bedrohung durch


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 457

SARS-CoV-2 bloß empfohlen oder tatsächlich mit Strafe bedroht war. Öffent­liche Auseinandersetzungen darüber waren keine „juristische Spitzfindigkeit“, sondern wurden vor dem Hintergrund eines zentralen Elements der Rechtsstaatlichkeit geführt: nulla poena sine lege. Niemand kann demnach wegen einer Handlung verur­teilt werden, die zur Zeit ihrer Begehung gar nicht strafbar war. Dieses Gleich­setzen politischer Empfehlungen mit geltendem Recht wird zum Teil etwas zugespitzt als „Fake Laws“ bezeichnet. Wegen des widerrechtlichen Betretens öffentlicher
Orte erfolgten insgesamt 24.095 Anzeigen, 17.623 davon führten zu Verwaltungs­strafen. Die Landesverwaltungsgerichte Niederösterreich und Wien interpre­tierten die auf Grundlage des COVID-19-MG erlassenen Betretungsverbote in der Folge weniger streng als die Bundesregierung. Wer seine Bestrafung hinge­nommen und kein Rechtsmittel erhoben hatte, blieb aber auf der rechtskräftigen und bezahlten Strafe sitzen.

•    Betroffene wurden zurückgelassen

Der VfGH ordnete zugleich mit der Feststellung der Gesetzwidrigkeit der Verordnung

BGBl. II Nr. 98/2020 an, dass diese nicht mehr anzuwenden sei, was

sich auf noch laufende Verwaltungsstrafverfahren auswirkte, die allesamt ein­zustellen

waren.

In Reaktion auf die Entscheidung des VfGH wandten sich zahlreiche Betroffene an die VA und hofften auf die Aufhebung ihrer Strafbescheide bzw. die Rückerstattung
der von ihnen bezahlten Beträge. Die Betroffenen hatten kein Verständnis
für Strafen, die auf Grundlage einer gesetzwidrigen Verordnung verhängt wurden. Auch die Höhe der Strafen von oft mehreren hundert Euro hielten sie für unangemessen.

•    Kein Amnestiegesetz geplant


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 458

Die VA ersuchte das BMSGPK und alle Landesregierungen um Stellungnahme zu diesen Beschwerden und zur Frage, ob die Erlassung eines Amnestiegesetzes
in Erwägung gezogen werde.

In den Beantwortungen wurde argumentiert, dass die geltende Rechtslage keine Grundlage dafür biete, Strafverfügungen aufzuheben oder bereits bezahlte
Strafen zurückzuzahlen. Mehrere Bundesländer und auch das BMSGPK verwiesen darauf, dass die Schaffung eines eigenen Amnestiegesetzes, mit dem eine
klare rechtliche Grundlage für die Rückzahlung der bezahlten Geldstrafen eingeführt werden könnte, nicht geplant sei. Nur in wenigen Fällen wurden Strafverfü­gungen, die auch an massiven formellen Mängeln litten, aufgehoben und einbezahlte Strafen erstattet.

In ihren abschließenden Schreiben an die Betroffenen war die VA bemüht, die rechtlichen Gründe dafür in verständlicher Form darzulegen.

•    Beschwerden an die Volksanwaltschaft

Die VA erreichten auch mehrere Beschwerden, in denen es zweifelhaft schien, ob tat­sächlich eine Verwaltungsübertretung stattgefunden hatte. In einem Fall seien beispielsweise zwei Schwestern vor die Haustür gegangen, um „frische Luft
zu schnappen“. Als mehrere Jugendliche vorbeigekommen seien, hätten die Schwes­tern sich umgehend wieder ins Haus begeben. Dennoch seien sie von Polizisten,
die die Szene beobachtet hätten, wegen Nichteinhaltens des vorgeschriebenen Ab­stands angezeigt worden. In einem anderen Fall sei ein junges Paar (Lebensge­fährtin und Lebensgefährte) bestraft worden, weil es beim Spazierengehen den Min­destabstand von einem Meter nicht eingehalten haben soll.

Weder Bundesminister Mückstein, noch der Kanzler, hatten bei der Pressekon­ferenz am 16 Februar den Mut, eine klare Stellung zu Lockerungen, Impfpflicht und 3G zu beziehen – Entscheidungen darüber überlässt man lieber GECKO und ver­sucht sich so aus der Verantwortung für den künstlich prolongierten Freiheitsentzug zu stehlen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 459

Die Impfpflicht wurde schließlich im Sommer 2022, wegen massiven Wider­standes der Bevölkerung und der FPÖ fallen gelassen.

2022 und dieses Jahr begannen Experten sich zu entschuldigen. Einer davon war der Regierung-PR-Vorzeige Arzt, Leiter der Infektiologie an der Klinik in Favoriten, Christoph Wenisch „Ich glaub, dass ich mich mehr noch gegen die Impfpflicht hätte wehren sollen."

Auch Politiker, wie Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Peter Hacker (SPÖ), die eingesehen haben, dass sie einen massiven Fehler gemacht haben, fanden dazu ent­schuldigende Worte „Entscheidung für Impfpflicht war ein Fehler“ und „Die Impfpflicht war ein Fehler“

Inzwischen ist es erwiesen, dass alle Zwangsmaßnahmen, angefangen vom Masken- und Testzwang über die Lockdowns, insbesondere für Ungeimpfte, bis hin zum Impfzwang gesundheitstechnisch fast nichts gebracht haben, sondern das Gegenteil herbeiführten. Die Gesellschaft wurde gespalten, die Jugend hatte man krank gemacht, Alte und Kranke hatte man allein sterben lassen, Kinder haben heute so­ziale Defizite, die die Pädagogen gemeinsam mit den Eltern ausbaden müssen, Menschen wurden wegen ihrer Einstellung gegenüber der 2G-Regel und Impfpflicht gekündigt, Bürger wurden genötigt bei sonstigen Arbeitsplatzverlust sich impfen
zu lassen usw… Kurz gesagt, ein großer Teil diskriminiert, kriminalisiert, denunziert und herabgewürdigt.

Genau dieses Verhalten der ÖVP, SPÖ, GRÜNEN und eines Großteils der NEOS führte dazu, dass viele Österreicher massiv an psychischen, physischen und finanziellen Schänden leiden und in Zukunft weiterhin leiden werden.

In mehreren Sitzungen des Gesundheitsausschusses sowie auch Justizausschusses wurde der Antrag auf Entschädigungszahlungen entweder von den Regie­rungsfraktionen vertagt und später sogar von den Regierungsfraktionen, was von der Regierung begrüßt wurde, samt Opposition abgelehnt.

Aus den dargelegten Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden


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Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz und
der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, wird aufgefordert dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die die Voraussetzungen für Entschädigungszahlungen an Personen regelt, die durch gesetzwidrige Covid-Verordnungen oder verfassungswidrige Covid-Ge­setze psychischen, physischen sowie auch finanziellen Schaden genommen haben.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsge­mäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt Frau Mag.a Michaela Steinacker. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.02.00

Abgeordnete Mag. Michaela Steinacker (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Vor allem werte Mitbürgerinnen und Mitbürger: Herzlich willkommen
hier im Hohen Haus! Ja, die Herausforderungen der letzten Zeit, Pandemie, Energiekosten, Kriege, das sind alles Ereignisse, auf die wir reagieren
müssen – reagieren müssen mit einem Budget, das unterstützt, das den Men­schen im Land hilft, das unterstützt und hilft, den Wirtschaftsstandort zu stärken, das unterstützt und hilft, dorthin zu schauen, wo Probleme sind. Mit der Abschaffung der kalten Progression, mit der Erhöhung des Familienbonus,
mit der Valorisierung von Sozialleistungen, mit vielen, vielen Maßnahmen helfen wir.

Im Bereich Justiz gelangt die Hilfe nicht so direkt an den Menschen, es geht letztendlich darum, dafür zu sorgen, dass eine unserer Grundsäulen der


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 461

Demokratie, nämlich das Justizwesen, funktioniert. Es muss funktionieren, denn wir brauchen einen modernen, verlässlichen Rechtsstaat.

Darum setzen wir mit diesem Budget Schwerpunkte – Schwerpunkte in einem kleinen, feinen Budget. Das Budget hat insgesamt ein Volumen von 2,4 Mil­liarden Euro, aber es gibt ein deutliches Plus von 14,9 Prozent. Das sind 310,9 Millionen Euro mehr für die Justiz, für ganz wichtige Projekte in der Justiz, für Schwerpunkte und natürlich auch, um die Strafverfolgung, die Recht­sprechung, die Justizverwaltung und den Strafvollzug kontinuierlich weiterzuent­wickeln und sicherzustellen, dass auch erhöhte Personalkosten, erhöhte Sach­kosten entsprechend abgedeckt werden können.

Ich möchte an dieser Stelle den vielen Menschen Danke sagen, die in der
Justiz täglich gewissenhaft, sorgfältig und engagiert im Einsatz sind. –
Danke Ihnen allen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten
Fischer und Prammer.)

Meine Damen und Herren, wir verfolgen mit diesem Budget vier Wirkungsziele, die uns allen miteinander ganz wichtig sind: Wir sichern den Rechtsstaat
und den Rechtsfrieden, wir schauen auf gleichberechtigten Zugang zur Justiz, wir sorgen für objektive, faire, unabhängige Führung der Verfahren in angemessener Dauer – dass wir da die Basis legen, dass das funktionieren kann – und für einen modernen, effektiven und humanen Strafvollzug. Meine Damen und Herren, jeder dieser Punkte ist wichtig, ich möchte sie gar
nicht priorisieren.

Nur ein paar Beispiele dazu: Wir brauchen 135 Planstellen mehr, um in diesen Bereichen zu arbeiten, um insbesondere auch für schnelle Verfahren zu
sorgen; eine kürzere Verfahrensdauer und möglichst umfänglich, aber sehr gut gesetzte Verfahrensschritte helfen dabei, Recht zu sprechen und Recht
zu setzen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 462

Zum Verteidigerkostenersatz kann ich nur sagen: Es ist richtig, wir stocken da auf 70 Millionen Euro auf. Die Frau Bundesministerin wird uns, wie sie im Budgetausschuss gesagt hat, die Kriterien, die in Verhandlung stehen, demnächst vorlegen. Dann kann endlich denjenigen, die freigesprochen werden oder deren Verfahren eingestellt wird, entsprechend Ersatz geleistet
werden.

Meine Damen und Herren, die vollelektronische Verfahrensführung ist einfach ein Gebot der Stunde. Wir alle drängen darauf, dass sie bald zu 100 Pro­zent umgesetzt wird – nächstes Jahr soll es zu 70 Prozent geschafft sein –, mit zusätzlichen 15,7 Millionen Euro werden wir das tun.

Der Strafvollzug ist schwierig, ist eine herausfordernde Aufgabe, muss human sein und menschengerecht sein, und die Rechtsbrecher und Rechtsbreche­rinnen nach einer Verurteilung natürlich trotzdem auch entsprechend festhalten. Mit unserem Budget setzen wir auch Maßnahmen, mit denen wir in Justiz­anstalten wie Asten oder Göllersdorf zusätzliche Haftplätze schaffen und die in der Josefstadt endlich renovieren können.

Die Unterbringung in forensisch-therapeutischen Zentren, meine Damen
und Herren, ist einfach eine herausfordernde Themenstellung im Maßnahmen­vollzug. Die Zahl der Untergebrachten steigt beständig und auch die Be­treuungsintensität steigt stetig. Da bedeutet die Insourcingstrategie, die nun­mehr gewählt wird, also dass wir eigene Haftanstalten dafür vorsehen
und die Unterbringung in Krankenanstalten verringert wird, sicher ein gewisses Maß an Kostenreduzierung.

Schwerpunkt für uns alle, die wir hier im Hohen Haus sind, ist das Thema Gewalt- und Opferschutz: mit der juristischen und psychosozialen Pro­zessbegleitung auf der einen Seite und mit Priorisierung in den Bereichen Ge­waltschutz insgesamt, mit Informationen, wohin man sich wenden kann;
aber genauso mit den Gewaltschutzambulanzen; da sind ja die verschiedenen Ministerien – das Gesundheitsministerium, das Innenministerium, das


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Familien- und Frauenministerium und auch natürlich das Justizministerium mit im Boot, um bestmögliche Beweissicherungen zu machen. Im Bereich der
Justiz, und darauf bin ich sehr stolz, haben wir neben den anderen Ministerien, die für Gewaltschutz auch Geld zur Verfügung stellen, mit 8,4 Millionen
Euro dafür vorgesorgt.

Ich glaube, wir haben eine solide Basis für ein gutes Budget, für eine gute Arbeit in der Justiz. Ich freue mich auf die Umsetzung der geplanten Projekte. –
Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Fischer und Prammer.)

19.06


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Dr. Johannes Margreiter. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.07.05

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Liebe Kollegin­nen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Unsere Vorsitzende, Beate Meinl-Reisinger, hat im Zuge der Budgetdebatte ein sehr plastisches Bild geprägt. Sie hat davon gesprochen, dass die Regierung mit diesem Budgetent­wurf alle Probleme mit Geld bewirft, und hat auch darauf hingewiesen,
und das völlig zu Recht, dass damit natürlich keineswegs alle Probleme gelöst werden.

Was nun das Justizbudget betrifft, ist es ja durchaus erfreulich – und ich stimme da in das Loblied meiner Vorredner ein –, dass es gelungen ist, vieles zu verbessern. Das Budget weist markante Steigerungen auf. Die Planstellen wer­den noch einmal aufgestockt. Das wird der Qualität der Justiz guttun.

Was ich auch besonders hervorheben will, ist ein großer rechtsstaatlicher Fort­schritt: dass jetzt vorgesehen ist, dass es einen Verteidigerkostenersatz im
Falle von Freisprüchen oder auch Verfahrenseinstellungen geben wird. Da wird es darauf ankommen, dass wir jetzt sehr zügig die notwendigen legistischen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 464

Maßnahmen treffen, damit wir dieses Instrument noch in dieser Legislaturperio­de tatsächlich auch in die Wirkung bringen.

Stichwort Legislaturperiode: Sie geht zu Ende. Es ist das letzte Budget, das
wir in dieser Gesetzgebungsperiode debattieren. Damit komme ich auch auf die kritische Seite zu sprechen, das, woran man eben sieht, dass es nicht alles
löst, wenn man alles nur mit Geld bewirft, wenn nicht tatsächlich auch substan­ziell in wesentlichen Bereichen gearbeitet wird.

Wenn ich mir das Justizprogramm, den Justizteil des Regierungspro­gramms 2020 bis 2024 anschaue, so muss ich doch zum Ergebnis kommen, dass es trotz viel Geldeinsatzes offenbar nicht gelungen ist, sehr wichtige
Themen, die sehr wohl im Regierungsprogramm drinnen stehen, umzusetzen, Themen, betreffend die sich ja die beiden Regierungspartner darauf
verständigt haben, das umzusetzen.

Beispielsweise ist davon die Rede – und das würde, wenn es gelänge, für die Be­völkerung, die wir hier repräsentieren, wirklich einen sehr großen Mehr­wert bringen –, das Verschuldensprinzip im Ehescheidungsrecht endlich zu kü­beln. Das steht im Programm – passiert ist da nichts.

Es steht auch drinnen – und auch das anzugehen wäre höchst an der Zeit –,
den Zerrüttungszeitraum im Scheidungsrecht zu verkürzen.

Ganz wichtig – da gibt es zwar offenbar einen Vorschlag, den wir aber noch nicht im Detail kennen – wäre eine Neuordnung des Kindschaftsrechts.
Da geht es um die Zukunft. Ich darf als Praktiker schon unterstreichen, wie wichtig es ist, ein modernes, ein zeitgemäßes Familienrecht zu haben,
und da hinken wir einfach hinterher, ganz zu schweigen vom Verfahren zur Festsetzung des Kindesunterhalts, das oft mehr Schaden als Nutzen an­richtet, weil die Verfahren viel zu kompliziert gestaltet sind und weil es diesbe­züglich dringenden Handlungsbedarf gäbe.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 465

Ein weiterer wichtiger Punkt, bei dem die Praxis, die Realität der Menschen,
die wir hier vertreten, der Gesetzgebung davonläuft, ist die Frage der Doppelresidenz. Auch das steht im Regierungsprogramm drinnen, wurde aber nicht umgesetzt.

Ich will die Hoffnung nicht ganz aufgeben, dass in den letzten Monaten
dieser Legislaturperiode vielleicht das eine oder andere noch passiert – wichtig wäre es. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

19.11


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nun gelangt Frau Bundesministerin Dr.in Alma Zadić zu Wort. – Bitte schön, Frau Bundesministerin.


19.11.25

Bundesministerin für Justiz Dr. Alma Zadić, LL.M.: Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Unsere vergangenen Budgets mussten, könnte man sagen, bereits viele Herausforderungen und auch viele Krisen meistern, und so hat auch
das Budget 2024 den Zweck, eine andere drohende Krise gar nicht erst ent­stehen zu lassen – mit Blick auf die Justiz geht es natürlich auch um die
Krise unserer Demokratie und unseres Rechtsstaates, denn nur mit einer starken Justiz können wir den Rechtsstaat schützen. (Beifall bei den Grünen und
bei Abgeordneten der ÖVP.)
Das Justizbudget 2024 zeigt das auch ganz deutlich.

Eine starke und unabhängige Justiz ist eine der tragenden Säulen unserer Demo­kratie. Diese unantastbare unabhängige Justiz muss in ihren Ressourcen
und ihren Strukturen widerstandsfähig sein, sie muss unabhängig von den der­zeit handelnden Politikerinnen und Politikern auch über diese Gesetzge­bungsperiode hinaus abgesichert sein. Meine Damen und Herren Abgeordnete, ich kann Ihnen sagen und versichern, dass wir nach nun fast vier Jahren
im Amt die Justiz strukturell abgesichert haben, dass wir sie resilienter gemacht haben, dass wir sie auch in ihren Strukturen gestärkt haben.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 466

Ja, das spiegelt sich auch in diesem Justizbudget wider, denn wir haben die
Justiz über die letzten vier Jahre hinweg kontinuierlich mit den benötig­ten zusätzlichen Ressourcen ausgestattet und damit auch ihre Widerstandsfä­higkeit und ihre Unabhängigkeit über meine Amtszeit hinaus strukturell abgesichert. (Beifall bei den Grünen.)

Um Ihnen das Ganze vielleicht in Zahlen zu verdeutlichen: Es gab Erhöhungen in den Budgetjahren 2020 bis 2024. Was bedeutet das? – Insgesamt haben
wir seit meinem Amtsantritt circa 800 Millionen Euro mehr für die Justiz; alleine heuer sind es 311 Millionen Euro. Wenn man sich das Justizbudget als
Gesamtes anschaut, dann gibt es eine Steigerung von 1,6 auf etwa 2,4 Milliarden Euro – meine Damen und Herren, das ist eine Steigerung des Justizbudgets
von 50 Prozent, und das muss uns unser Rechtsstaat auch wert sein! (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Auch bei den Planstellen haben wir nachgebessert. Ja, als ich ins Amt ge­kommen bin, hat es immer und überall geheißen: Die Justiz stirbt einen stillen Tod!, aber nein, wir haben insgesamt 650 neue Planstellen geschaffen –
heuer allein sind es 135. Ein Großteil dieser Planstellen geht in den richterlichen Bereich, weil es immer geheißen hat: Die Verfahren dauern zu lange, ein
Richter ist mit einem riesigen Akt auf sich allein gestellt! – Ja, auch da ändern wir jetzt strukturell einiges. Viele dieser Planstellen fließen in den richterlichen Bereich, und ich halte das auch für wichtig. (Beifall bei den Grünen.)

Besondere Aufmerksamkeit im Budget kommt selbstverständlich dem Gewalt­schutz zu. Da gibt es einen großen Budgeterfolg, und da geht es nicht nur
um das Justizbudget, da geht es um das Budget des Innenressorts, des Frauen­ressorts, aber auch des Gesundheitsressorts: Alle vier Ministerien haben zusätzliche finanzielle Mittel für die Einrichtung von Gewaltambulanzen bekom­men. Gewaltambulanzen sind so entscheidend! Das ist eine der wichtigsten Maßnahmen, wenn es darum geht, tatsächlich bei Gewalt gegen Frauen, bei Ge­walt im sozialen Nahbereich, im häuslichen Bereich auch zu Verurteilungen
zu kommen, denn welche Situation haben wir jetzt? – Wir haben sehr, sehr viele


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 467

Anzeigen, aber sehr, sehr wenige Verurteilungen. Die Zahlen von Verurtei­lungen liegen im einstelligen Bereich, und ich denke, das können wir
besser. Durch die Einführung der Gewaltambulanzen wird es möglich sein, Beweise so zu sichern, dass es letzten Endes auch zu Verurteilungen
kommt. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller.)

Ein weiterer wichtiger Bereich wurde angesprochen, nämlich die neue Ausge­staltung des Verteidigerkostenersatzes bei Freisprüchen, aber auch bei Einstellungen. Wie Sie wissen, standen bisher 2,4 Millionen Euro zur Verfügung, jetzt haben wir das Ganze verdreißigfacht, denn die Regierung und auch die Justiz wurden in den letzten zehn Jahren zu Recht dafür kritisiert, dass
es bei Freisprüchen einen zu kleinen Ersatz gibt, und bei Einstellungen gibt es gar nichts. Deswegen verdreißigfachen wir jetzt den Betrag und werden gemein­sam mit der österreichischen Rechtsanwaltskammer genaue Regelungen erarbei­ten und dem Parlament alsbald vorlegen. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

Ja, wir erhöhen auch die Gebühren: Wir erhöhen die Gebühren bei den Sachver­ständigen, im Sachverständigenwesen. Wenn man sich anschaut, wann
denn die letzte Gebührenerhöhung für die Sachverständigen war, so kann man gut sagen, dass es seit 2007 keine Erhöhung bei den Sachverständigen
gegeben hat. Das betrifft insbesondere auch psychiatrische Sachverständige, die wir heute dringender denn je brauchen. Das heißt, wir haben mit unserer Gebührenerhöhung beziehungsweise -anpassung eine Erhöhung der Sachver­ständigengebühren um 45 Prozent erreicht, und ich denke, auch das ist
ein sehr wichtiger Budgetposten im Sinne des Rechtsstaates. (Beifall
bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Einen Punkt möchte ich erwähnen, weil er mir besonders am Herzen liegt – und ich bin froh, dass man das vonseiten der Freiheitlichen Partei erwähnt hat –:
Es geht um die Entschädigungszahlungen für und die Rehabilitierung von verur­teilten Homosexuellen. Ja, das ist ein dunkles Kapitel der Zweiten Republik


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 468

gewesen, dass wir Menschen deswegen verurteilt haben, weil sie jemanden ge­liebt haben. Ich glaube, dass insbesondere viele junge Menschen heute
nicht fassen können, dass wir tatsächlich Menschen dafür verurteilt haben, dies­bezügliche Ermittlungen angestrengt haben, Menschen ins Gefängnis ge­steckt haben, nur weil sie jemanden geliebt haben. Genau deswegen habe ich mich als Justizministerin für die Justiz, für dieses Unrecht entschuldigt,
und ich freue mich sehr, dass wir diesen Menschen jetzt auch eine Entschädi­gung zahlen können und dass wir dafür die Ressourcen zur Verfügung ge­stellt bekommen haben. (Beifall bei Grünen und SPÖ sowie bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Wie Sie sehen, gibt es in diesem Budget viele große Erfolge, die es der Justiz ermöglichen, ihre für die Gesellschaft so zentrale Rolle auch weiterhin ungehindert auszuüben, und ich möchte allen dafür danken, die sich mit voller Kraft dafür eingesetzt haben, dass wir diese Erfolge heute feiern können!
Ich möchte den Beamtinnen und Beamten in meinem Haus, allen voran der Prä­sidialsektion danken, die mich gemeinsam auch mit der Generaldirektion
in den Budgetverhandlungen sehr unterstützt hat. Ich möchte auch dem Regie­rungsteam danken, weil ich glaube, es war dann letzten Endes auch ein
Kraftakt aller Ressorts, und – das ist zwar etwas unüblich, aber ich mache es trotzdem an dieser Stelle – ein großer Dank geht auch an meine Kabi­nettschefin Sarah Böhler, weil sie einen unglaublichen Einsatz und auch Ver­handlungsgeschick, könnte man sagen, gezeigt hat, dass wir auch das
letzte Budget gemeinsam feiern können. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Smodics-Neumann.)

19.19


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Mag. Georg Bürstmayr. – Bitte, Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 469

19.20.06

Abgeordneter Mag. Georg Bürstmayr (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Manch­mal sind es die kleinen Dinge, über die man sich genauso freuen kann, wie über die großen. Eine Steigerung des Justizbudgets von 1,6 auf 2,4 Milliarden
Euro in nur wenigen Jahren ist schon ein Riesending, aber das, worüber ich mich heute fast noch mehr freue, ist, dass es endlich, endlich nach Jahrzehnten gelungen ist, zumindest einmal die Budgetmittel für einen gescheiten Verteidi­gerkostenersatz sicherzustellen, wenn ein Verfahren eingestellt wird, und
vor allen Dingen, wenn es einen Freispruch gibt.

Warum freue ich mich so darüber? – Weil ich als Anwalt und Strafverteidiger mitbekommen habe, was es für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit
war, wenn man nach einem elendslangen Verfahren nicht einmal ein Urteil ge­sehen hat, weil die Staatsanwaltschaft gesagt hat: Da ist nichts dran!,
oder wenn man mehrere Tage und Wochen eine Hauptverhandlung hatte und dann auf seinen Kosten sitzengeblieben ist und damit ruiniert war.

Diese Fälle waren und sind keine Einzelfälle. Bei den krassesten Fälle, den be­kannt gewordenen Fälle, geht es, Herrschaften, um Verteidigerkosten
in sechsstelliger Höhe. Die Höchstbeträge, die im berühmt-berüchtigten Para­grafen 393a der Strafprozessordnung vorgesehen waren – in einem Ein­zelrichterverfahren 3 000 Euro, in einem Schöffenverfahren maximal 5 000 Euro –: Das war ein Tropfen auf den heißen Stein. (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP.)

In einem Zivilprozess ist es üblich, dass die obsiegende Partei Anspruch auf Kos­tenersatz hat. Man kann Menschen verklagen, wenn man will, aber wenn
man das leichtfertig tut, wenn man die Beweise nicht vorlegen kann, dann muss man dieser verklagten Person, wenn sie als Beklagte das Verfahren gegen
einen gewinnt, ihre Vertretungskosten, ihre Anwaltskosten ersetzen. Im Straf­prozess war das bis jetzt nicht der Fall, und ich sage es noch einmal: Das
war und ist nach wie vor eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 470

Frau Bundesministerin, Sie haben meine, Sie haben unsere volle Unterstützung dafür, diese Frage noch in dieser Legislaturperiode auch gesetzlich zu klä­ren, und damit – ich glaube, das sagen zu dürfen – meine ich auch die Vertreterinnen und Vertreter der Anwaltschaft aus allen fünf Parteien in diesem Haus. – Danke fürs Zuhören. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten
der ÖVP.)

19.23


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Dr. Harald Troch. –
Bitte, Herr Abgeordneter.


19.23.16

Abgeordneter Dr. Harald Troch (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Damen und Herren! Gleich in medias res in dieser Debatte
zum Budget, zu den Justizanstalten: Die Aufstockung der Mittel im Bereich der Justizanstalten ist natürlich zu begrüßen. Beim Dienstpostenplan gibt es Verbesserungen: auch da Lob seitens der SPÖ.

Die Aufgabe der Opposition ist aber eine analytische, das heißt, auch die Schwachstellen der Regierungspolitik zu behandeln und offenzulegen. Wenn ich mir die Umsetzung anschaue, muss ich sagen, bei der Frage der Rekrutierung
für diese neuen Dienstposten und Anwerbung von entsprechend geeig­netem Personal gibt es natürlich Defizite. Meiner Meinung nach ist das zu spät vorbereitet worden, dass diese Dienstposten auch mit entsprechend quali­fiziertem Personal ausreichend und zur Gänze besetzt werden.

Zu den forensischen Zentren, dem Maßnahmenvollzug: Ich glaube, der große Wurf ist es nicht, aber es ist ein erster Schritt. In diesen forensischen
Zentren, sprich im Maßnahmenvollzug, gibt es allerdings eine gefährliche Mi­schung von Insassen. Es gibt einerseits Drogensüchtige, Personen mit Verurteilungsgrund Beschaffungskriminalität und andererseits
sehr, sehr schwere Fälle, auch Insassen, die wegen Mordtaten sitzen, und diese Mischung hat man noch nicht im Griff, denn es wird beim Personal gespart.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 471

Den zweiten Teil hinsichtlich des Maßnahmenvollzugs sind Sie noch schuldig ge­blieben, wenn auch auf gutem Wege. Es geht darum, mehr Fachpersonal
in den Maßnahmenvollzug zu bringen. Das ist Knochenarbeit, das ist harte Ar­beit. Es geht darum, den therapierbaren Fällen wieder die Chance auf ein
Leben in Freiheit, die Chance auf ein Leben in Normalität zu geben; weniger Ge­fängnis und mehr Therapie dort, wo es möglich ist, dazu braucht es aber
das entsprechende Personal. Diesen zweiten Teil der Reform bleiben Sie noch schuldig, Frau Bundesministerin, das ist sozusagen die unvollendete Seite.

Grundsätzlich aber glaube ich, dass das Justizressort bei Frau Bundesministerin Zadić in guten Händen ist. Ich finde auch, eine Entschädigung für Men­schen, die wegen Homosexualität verurteilt worden sind, eigentlich wegen ho­mosexueller Handlungen – de facto sind Menschen, besonders Männer,
wegen ihrer Homosexualität zu schweren Strafen verurteilt worden –, bereitzu­stellen, zeigt, dass die Republik in einem fortschrittlichen, modernen Denken
mit dieser Ungerechtigkeit umgeht. Das ist natürlich zu begrüßen.

Insgesamt ist die Justiz deshalb enorm wichtig, weil die Unabhängigkeit der Justiz eine tragende Säule der Republik und eine ganz entscheidende
Säule gegen Korruption, gegen Machtmissbrauch ist. In diesem Sinn: weiterhin alles Gute. Vielen Dank an jene Menschen, die im Justizbereich ihr
Bestes geben. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.26


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Mag. Klaus Fürlin­ger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.26.46

Abgeordneter Mag. Klaus Fürlinger (ÖVP): Hohes Präsidium! Sehr geehrte
Frau Bundesminister, du hast es richtig gesagt: Wir sind mit diesem
Budget innerhalb von vier Jahren vom stillen Tod zu lautem Leben gelangt. Die Finanzierung der Justiz ist in dieser Form auch mit diesem Budget sicher.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 472

Es gibt ein paar Aufgaben, die die Justiz hat. Wir sind beispielhaft in die Digitali­sierung gestartet, das ist keine Frage. Wir werden die Gerichte bei der Be­treuung mit der ganzen IT-Thematik und der Digitalisierung weiterhin gut und qualitätsvoll versorgen müssen, wenn wir auf diesem Weg zur endgültigen Digitalisierung durchgehen. Als Rechtsanwender, Rechtsanwalt sehe
ich die positiven Auswirkungen, die es dort gibt, gelegentlich aber auch noch die Dinge, die man verbessern kann.

Wir werden diese Effizienzsteigerungen aber auch brauchen, denn ein guter Teil der Einnahmen der Justiz sind die Grundbuchsgebühren, die ob ihrer unge­deckelten Höhe da oder dort auch bei der Anwaltschaft oder auch bei Notariaten schon zu Kritik geführt haben.

Die Frage aber wird sich stellen: Wie wird sich die Situation auf dem Immobilien­markt generell auf das Budget der Justiz auswirken? Wie werden wir in
dieser sehr veränderten Zinslandschaft, die dazu führt, dass weniger Wohnun­gen, weniger Grundstücke gekauft werden, und bei diesem Immobilien­markt vorgehen? Wieviel weniger werden wir erlösen, wenn zudem auch noch staatliche Institutionen wie eine Finanzmarktaufsicht mit durchaus zu kritisierenden Verordnungen kommen, die unserer Ansicht nach einige Jahre zu spät gekommen sind und auch verhindern, dass Eigentum geschaffen wird? Wenn diese KIM-Verordnung verhindert, dass Grundstückstransaktionen passie­ren, dann werden wir uns damit auseinandersetzen müssen, dass das Justiz­budget möglicherweise 2024 nicht ganz in diesem Ausmaß gesichert
sein könnte. Wir werden ein gutes Auge darauf haben müssen.

Lassen Sie mich aber noch zwei, drei ganz kurze rechtstheoretische, rechtsphilo­sophische Ansätze dazu bringen, was die Aufgabe der Justiz ist. Wir
sprechen von unabhängiger Justiz. Unabhängige Justiz ist etwas Wichtiges, wobei ich doch darauf hinweisen will, dass keine der Staatsgewalten vollkommen losgelöst und unabhängig von der anderen ist, in unserer Verfas­sung bedingt die eine in irgendeiner Form die andere.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 473

Die Anforderung an die Justiz ist, dass sie unbeeinflusst agieren kann,
dass sie fair im Sinne des fairen Verfahrens agiert; das heißt: rasche Verfahren und Gleichbehandlung aller, denn das Gesetz ist für alle – ich betone: für
alle – gleich. Die Justiz sollte unbeeinflusst und fair und letztlich immer in dem großen, großen Streben nach Gerechtigkeit arbeiten, und zwar im Sinne
dessen, dass der Gap zwischen Recht und Gerechtigkeit, den ich als Rechtsan­wender und viele von uns bei Gericht schon erlebt haben, so gut wie mög­lich geschlossen wird. Das funktioniert grosso modo – mit wenigen Ausnahmen – in der österreichischen Justiz sehr gut; an den Ausnahmen sollten wir noch arbeiten. (Beifall bei der ÖVP.)

19.30


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Christian Ragger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.30.20

Abgeordneter Mag. Christian Ragger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Frau Justizministerin! Ich darf mich den Ausführungen meiner Vorredner natürlich anschließen, sie sind über weite Strecken positiv; selbst bei Kollegen Bürstmayr muss man etwas Positives erwähnen, nämlich dass er dem Verteidigungskostenersatz wohlwollend zugestimmt hat. Das ist zwingend not­wendig, wir kämpfen gemeinsam mit der Rechtsanwaltskammer seit Jahr­zehnten dafür.

Ich bin auch – ich habe jetzt den Entwurf gelesen – vom GmbH-Recht positiv überrascht, dass wir da einen Schritt in die neue Richtung in Europa setzen, auch mit der Reduzierung des Grundkapitals oder Stammkapitals
auf 10 000 Euro. Hoffentlich passiert nicht derselbe Fehler wie beim letzten Mal, als man vergessen hat, die Steuer zu berechnen, und dann wieder einen
Schritt retour machen musste.

Zwei Punkte muss ich trotzdem offenlassen, da geht es um ein persönliches An­liegen. Ich hoffe, dass dem nähergetreten wird, weil das jetzt das fünfte


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 474

Mal ist, dass ich diesen Antrag stelle; das betrifft eine Vereinbarung zwischen dem Sozialminister und dem Justizministerium. Es sind nämlich alle unse­re Häftlinge in Österreich privat versichert. Als wir gestartet haben, waren wir bei 70 Millionen Euro, mittlerweile sind wir bei 128 Millionen Euro.

Es wird doch nicht unmöglich sein, dass sich ein Sozialminister mit der Justizmi­nisterin an einen Tisch setzt und unter Einbeziehung des Hauptverbandes
eine Regelung herbeiführt, denn: Wie kommen der österreichische Steuerzahler und die österreichische Steuerzahlerin dazu, dass wir private Versicherun­gen für die Häftlinge abschließen? Das geht nicht an, daher gehört dieses Werk absolut reformiert, und das relativ rasch. (Beifall bei der FPÖ.) Wir haben
das auch gemeinsam mit Kollegen Lausch ein paar Mal eingebracht, es war letzt­endlich nicht möglich.

Man muss es schon auch ein bisschen relativieren: Das Budget macht der Steu­erzahler, nämlich insofern, als die höchsten Einnahmen im Justizbereich
die Gebühren für das Grundbuch und die Pauschalgebühren für die Klagsver­handlungen sind. Wir haben mittlerweile eine Zweiklassenjustiz, nämlich insofern, als sich viele Menschen eine Klage gar nicht mehr erlauben können, weil sie die Pauschalgebühren nicht mehr entrichten können, da diese
sich am Streitwert orientieren. Das ist eines der Hauptprobleme.

Der Grund dafür, dass Ihnen jetzt 200 Millionen Euro in diesem Budget abgehen – wenn Sie sich das anschauen: von 1 720 000 000 Euro
auf 1 520 000 000 Euro –, sind die Transferzahlungen im Bereich des Immobi­liensektors. Da haben Sie letztendlich auch die Verantwortung, die KIM-Verordnung nochmals zu evaluieren. Von 27 Staaten haben sie bis dato lediglich zwölf umgesetzt, die restlichen haben sich dagegen gesträubt. Italien und
andere Südstaaten haben sich überhaupt geweigert, das umzusetzen.

Sie sehen das in Ihrem Budget abgebildet, und daher kann ich jetzt zusammen­fassend nur noch einmal sagen: Es ist viel weitergegangen; gleichzeitig


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 475

aber auch: Sorgen Sie dafür, dass die Schere in der Justiz nicht weiter ausein­andergeht!

Abschließend darf ich noch einen Entschließungsantrag zu unserem
Anliegen einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Einbeziehung der Insassen von Justizanstalten in die gesetzliche Kranken­versicherung“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, insbesondere die Bundesministerin für Justiz und der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumenten­schutz, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, welche die Einbezie­hung der Insassen von Justizanstalten in die gesetzliche Krankenversiche­rung vorsieht. Dieser Regierungsvorlage sollen folgende Eckpunkte zugrunde ge­legt werden:

- Insassen-Status der Häftlinge als Versorgungs- und Abrechnungspfad [...]

- Herkunft der Häftlinge [...]

- Bisheriger Sozialversicherungsstatus der U-Häftlinge und Strafhäftlinge [...]

- Prüfung der Mitversicherungsmöglichkeit bei Angehörigen [...]

- Deckungsbeitrag durch Sozialbeitrag [...]

- Heranziehung von Privatversicherungsleistungen, wo vorhanden bzw. wenn von Angehörigen oder Dritten zur Verfügung gestellt

[...]“

*****


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 476

Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

19.34

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Christian Lausch, Mag. Harald Stefan

und weiterer Abgeordneter

betreffend Einbeziehung der Insassen von Justizanstalten in die gesetzliche Krankenversicherung

eingebracht im Zuge der Debatte über den TOP 9, eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bun­desfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) – UG-13

in der 239. Sitzung des Nationalrates, am 21.11.2023.

Insassen von Justizanstalten sind – sieht man von der Arbeitslosenversicherung für arbeitende Häftlinge ab – nicht sozialversichert. Die Kosten für ihre ärztliche Betreuung und medizinische Behandlung werden unabhängig von der Arbeitsleistung direkt vom Bund getragen. Ärzte und Krankenanstalten verrechnen dem Justiz­ministerium den Tarif für unversicherte Privatpatienten, der deutlich über den von den Sozialversicherungsträgern eingehobenen Beiträgen liegt und in den
letzten Jahren stets erhöht wurde.

An dieser massiven Geldverschwendung hat der Rechnungshof schon vor Jahren in seinem Bericht „Kosten der medizinischen Versorgung im Strafvollzug –
Bund 2012/3“ deutliche Kritik geübt und Einsparungsmöglichkeiten aufgezeigt.
„Die Ausgaben für die medizinische Versorgung von Häftlingen stiegen
von 29,34 Mill. EUR (2000) auf 73,76 Mill. EUR (2010). Im Durchschnitt betrugen die Ausgaben pro Häftling 2009 8.418 EUR und waren damit rund dreimal


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 477

so hoch wie die laufenden öffentlichen Gesundheitsausgaben pro Kopf in Öster­reich.“, ist weiters dem Bericht zu entnehmen.

Die Gesundheitsausgaben für die Insassen von Justizanstalten steigen trotz
des in den letzten Jahren etwa gleichgebliebenen Gesamtbestandes an Insassen weiterhin ungebremst. Derzeit betragen sie schon weit mehr als 100 Millio­nen Euro (2022 bzw. Budget 2023), wie aus einer Beantwortung von Justizministern Dr. Alma Zadic im Budgetausschuss vom 14. November 2022 an Oppositionsab­geordnete von FPÖ, SPÖ und NEOS hervor geht:

Hafttagkosten pro Häftling 2022: € 162

Krankenanstalten sonstige gesamt 2022: € 12,4 Mio

Unterbringung in öffentlichen psychiatrischen Krankenanstalten

2022 gesamt 2022: € 67,8 Mio.

Zwischensumme öffentliche Krankenanstalten 2022: € 80,2 Mio

Praktische Ärzte, Fachärzte, Zahnärzte extern gesamt 2022: € 7,2 Mio

Zwischensumme externe med. Versorgung (Behandlung): € 87,4 Mio

Anstaltsärzte, Psychiater, Psychologen gesamt 2022: € 5,6 Mio

Eigenes Pflegepersonal 2022: € 6,2 Mio

Zwischensumme justizeigenes Personal: € 11,8 Mio

Personal über Justizbetreuungsagentur 2022: € 19,5 Mio

Zwischensumme zugekauftes medizinisches Personal: € 19,5 Mio

Medikamente 2022: € 9,8 Mio

Zahnersatz und sonstige Heilbehelfe 2022: € 03 Mio


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 478

Summe interne medizinische Versorgung: € 41,4 Mio

Gesamtsumme der medizinischen Betreuung: € 128,8 Mio

Krankenversicherung für Häftlinge: Ein Wiedergänger

ÖVP und Grüne wollen im Justizbereich prüfen, Häftlinge in die Krankenversicherung aufzunehmen, um Geld zu sparen. Das stößt bei der SPÖ auf Widerstand: Die Regierung wolle den Versicherten die Kosten für die Gesundheitsbetreuung
von Häftlingen umhängen, so die Kritik. Ein Blick zeigt allerdings, dass die Debatte schon alt ist.

Hintergrund ist, dass derzeit die anfallenden Kosten für die medizinische
Betreuung von Häftlingen aus dem Budget bezahlt wird. Dabei fallen vergleichsweise höhere Kosten an, weil es keine Gesamtverträge mit Ärztekammer oder Spitälern
gibt, wie sie Krankenkassen für ihre Versicherten aushandeln. Laut einer parlamenta­rischen Anfrage wurden 2018 95 Millionen für die medizinische Versorgung
von Häftlingen ausgegeben.

Plan von ÖVP-FPÖ, aber auch SPÖ-ÖVP

Denn der Punkt findet sich nicht nur im aktuellen Regierungsprogramm, sondern ähnlich auch in früheren Regierungsabkommen: „Einbeziehung der Insassen
in die gesetzliche Krankenversicherung ohne Einbeziehung der Angehörigen“ hieß es wörtlich im ÖVP-FPÖ-Regierungsprogramm von 2017. Aber auch SPÖ und
ÖVP hatten das in ihrer letzten gemeinsam Koalition paktiert. Freilich mit dem Un­terschied, dass es dort als Kann-Bestimmung formuliert war: „Prüfung der Einbeziehung der Insassen von Justizanstalten in die gesetzliche Krankenversicherung“.

Ins türkis-grüne Regierungsprogramm wurde die Formulierung von ÖVP und FPÖ wortident übernommen. Allerdings gibt es noch den Zusatz, „Prüfung orga­nisatorischer Alternativen zur Sicherung der medizinischen Versorgung der Insassen". Genannt werden dabei etwa verstärkte Zusammenarbeit mit öffentlichen und


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privaten Trägern mittels Gesamtvertrags statt vieler teurer Einzelverträge“, „zeitliche Ausweitung der ärztlichen Leistungen in den Anstalten“ und „Kooperation mit Bundesheer“.

Zwei grüne Ressorts zuständig

Zuständig für die Umsetzung sind zwei grüne Ressorts: das Justizministerium von Al­ma Zadic und das Sozialministerium von Rudolf Anschober. Aus dem Kabinett Anschobers wurde gegenüber ORF.at betont, beide Ressorts würden gemeinsam eine Lösung erarbeiten. Konkrete Schritte gab es bisher keine. Von Grünen-Seite
wurde zudem betont, dass die Finanzierung via Krankenversicherung keineswegs fix sei – und auf die im Regierungsübereinkommen festgehaltene Prüfung von Alternativen verwiesen.

Muchitsch: „Das ist unglaublich“

In einer Aussendung hatte Sozialsprecher Josef Muchitsch nach einer Beratung des Regierungsprogramms im Sozialausschuss vor einer zusätzlichen Belastung
der Versichertengemeinschaft mit 100 Millionen Euro jährlich gewarnt. „Das ist un­glaublich! Das ist Aufgabe des Staates und nicht die der Krankenversicherten“,
sagte er.

Krankenversicherung für Häftlinge: Ein Wiedergänger - news.ORF.at

Es geht aber nicht um eine „Verlagerung“ der Kosten in einen Sozialversicherungsträ­ger, wie etwa der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), sondern es muss Kostenwahrheit herrschen und Kriterien wie der Insassen-Status der Häftlinge, die Herkunft der Häftlingen sowie der bisherige Sozialversicherungsstatus heran­gezogen werden.

Ausgangspunkt - es sitzen aktuell ca. 10.000 Personen in Österreich in Justizhaft - ca. 6.000 Personen verbüßen eine Strafhaft, weitere 4.000 Personen sind
in Untersuchungshaft usw.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 480

Wenn die Person, die einer Straftat verdächtig oder beschuldigt wird und deshalb in Untersuchungshaft (U-Haft) kommt eine Krankenversicherung (e-card) hat,
läuft diese mal bis zur Hauptverhandlung (rechtskräftiges Strafurteil) weiter. Das heißt bei einer U-Haft (Unschuldsvermutung) könnte man das Justizbudget
in Sachen medizinischer Versorgung um 70 Prozent entlastet. Das würde auch in der Justizverwaltung eine Vereinfachung bewirken, da ca. 20 Prozent der Untersu­chungshäftlinge bereits vor der Hauptverhandlung wieder auf freien Fuß kommen.

Die ca. 6.000 Strafhäftlinge sind zur Arbeit in der Justizanstalt gesetzlich ver­pflichtet. Ihnen wird auch ein Sozialbeitrag (Kranken- und Arbeitslosenversicherungs­beitrag) vom Arbeitsverdienst abgezogen. Wenn er aus der Strafhaft entlassen
wird, haben sie deshalb auch Anspruch auf Arbeitslosengeld. Hier könnte man auch zu einem gewissen Deckungsbeitrag für die medizinische Versorgung kommen.

Weitere Problembereiche und Kostentreiber sind:

•    Die Zugangsuntersuchung: Kosten hängen von steigenden Häftlingszahlen ab

•    Der Krankenhausaufenthalt: Der größte Kostentreiber

•    Drogenersatzstoffe: Der 2. größte Kostentreiber

•    Psychisch Kranke: Der 3. größter Kostentreiber

•    Die Selbstbeschädigung: Mit Folgekosten verbunden

Hier ist eine Gesamtreform notwendig, die folgende Eckpunkte berücksichtigen muss:

-     Insassen-Status der Häftlinge als Versorgungs- und Abrechnungspfad (Unter­suchungshäftlinge, Strafgefangene)

-     Herkunft der Häftlinge (Staatsbürger, Ausländer, sonstige EU-Staatsbürger, Drittstaatsangehörige, Staatenlose, Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte, Asylwerber) als Versorgungs- und Abrechnungspfad


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 481

-     Bisheriger Sozialversicherungsstatus der U-Häftlinge und Strafhäftlinge: ÖGK, SVS, BVAeB, KFA, Mitversichertenstatus, Sozialhilfe/Mindestsicherung, ausländischer Sozialversicherungsstatus usw.

-     Prüfung der Mitversicherungsmöglichkeit bei Angehörigen, die in ÖGK, SVS, BVAeB, KFA bzw. ausländischer Sozialversicherung versichert sind

-     Deckungsbeitrag durch Sozialbeitrag (Kranken- und Arbeitslosenversicherungs­beitrag) vom Arbeitsverdienst

-     Heranziehung von Privatversicherungsleistungen, wo vorhanden bzw.
wenn von Angehörigen oder Dritten zur Verfügung gestellt

Gleichzeitig müssen in dieser Regierungsvorlage die Synergien bei der Verwaltung und Bereitstellung der Gesundheitsversorgung der Häftlinge und die Erstellung eines Basis-Leistungskatalogs und Ergänzungsleistungskatalog für U- und Strafhäftlinge de­finiert und final festgelegt werden.“

Darüber hinaus sind im Zusammenhang mit der medizinischen Versorgung von Untersuchungshäftlingen und Strafgefangenen folgende Fakten zu berücksichtigen bzw. Lösungsansätze zu bewerten und weiter zu verfolgen:

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, insbesondere die Bundesministerin für Justiz und der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz,
dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, welche die Einbeziehung der In­sassen von Justizanstalten in die gesetzliche Krankenversicherung vorsieht. Die­ser Regierungsvorlage sollen folgende Eckpunkte zugrunde gelegt werden:

-     Insassen-Status der Häftlinge als Versorgungs- und Abrechnungspfad (Untersu­chungshäftlinge, Strafgefangene)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 482

-     Herkunft der Häftlinge (Staatsbürger, Ausländer, sonstige EU-Staatsbürger, Dritt­staatsangehörige, Staatenlose, Asylberechtigte und subsidiär Schutzberech­tigte, Asylwerber) als Versorgungs- und Abrechnungspfad

-     Bisheriger Sozialversicherungsstatus der U-Häftlinge und Strafhäftlinge: ÖGK, SVS, BVAeB, KFA, Mitversichertenstatus, Sozialhilfe/Mindestsicherung, aus­ländischer Sozialversicherungsstatus usw.

-     Prüfung der Mitversicherungsmöglichkeit bei Angehörigen, die in ÖGK, SVS, BVAeB, KFA bzw. ausländischer Sozialversicherung versichert sind

-     Deckungsbeitrag durch Sozialbeitrag (Kranken- und Arbeitslosenversicherungs­beitrag) vom Arbeitsverdienst

-     Heranziehung von Privatversicherungsleistungen, wo vorhanden bzw.
wenn von Angehörigen oder Dritten zur Verfügung gestellt

Gleichzeitig müssen in dieser Regierungsvorlage die Synergien bei der Verwaltung und Bereitstellung der Gesundheitsversorgung der Häftlinge und die Erstellung eines Basis-Leistungskatalogs und Ergänzungsleistungskatalog für U- und Strafhäftlinge de­finiert und final festgelegt werden.

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gelangt Mag.a Maria Smodics-Neumann. – Bitte, Frau Abgeordnete.


19.34.33

Abgeordnete Mag. Maria Smodics-Neumann (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich darf im Stakkato noch einmal kurz wiederholen, was fachlich versierte Kollegen, nämlich
die Juristen unter uns, schon sehr viel besser ausgeführt haben, als ich das je­mals können würde.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 483

Man darf es trotzdem, glaube ich, erwähnen, dass die 2,4 Milliarden Euro im Be­reich der Justiz für 135 neue Planstellen und der Finanzierung der Digitali­sierung sowie der Aus- und Weiterbildung dienen sollen – in der Hoffnung, mit perfekt eingesetzten Mitteln in diesen drei Bereichen die Verfahren
noch einmal zu beschleunigen, damit das wirklich auch Fahrt aufnehmen kann.

Auch schon erwähnt wurden die Verteidigerkosten beziehungsweise von
der Frau Bundesminister erwähnt wurden die Entschädigungen für die Sachver­ständigen. Ich denke, das ist ein ganz wichtiger Bereich, dass sich die Justiz
Hilfe holen, Fachleute aus dem jeweiligen Gebiet hinzuziehen kann.

Die Modernisierung im Straf- und Maßnahmenvollzug darf ich noch erwähnen und natürlich den Gewaltschutz für Kinder und Jugendliche beziehungs­weise den flächendeckenden Ausbau der Gewaltambulanzen. Es wurde heute schon erwähnt, aber ich glaube, man kann es nicht oft genug wiederholen: Gerade im Gewaltschutzbereich arbeiten die Ministerien Gott sei Dank wirklich zusammen, sozusagen im Vorfeld, bevor die Angelegenheiten überhaupt
ins Ressort der Frau Bundesminister kommen, sprich im Sinne der – hoffentlich – Vermeidung von Gewalt. Ich glaube, man kann mittlerweile wirklich sagen,
da ist das Bewusstsein absolut gegeben – aber nicht nur das Bewusstsein, mitt­lerweile auch die finanziellen Mittel, denn man will lieber verhindern, als
dann doch damit beschäftigt zu sein.

Abschließend noch ein Gedanke – mein Kollege hat gesagt: philosophischer An­satz; nicht einmal das darf ich, ich bin keine Philosophin, ich bin keine
Juristin –: Würde ich möglicherweise in die Situation kommen, dass ich mit Ih­rem Ressort zu tun habe – ich hoffe, es wird nie der Fall sein, ich werde
mich bemühen; aber falls es doch einmal so ist –, erwarte ich mir als Bürgerin natürlich, dass es rasch geht und dass ich, auch wenn ich nicht Recht be­komme – was ja sein kann –, das Gefühl habe, dass es gerecht und fair war. Das wünsche ich mir. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.37



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 484

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Frau Mag.a Ruth Be­cher. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.37.23

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicher­heit sind ein sehr kostbares Gut, und der Staat muss dafür sorgen, dass die Men­schen ihre Ansprüche vor Gericht auch durchsetzen können. Das ist teuer,
wie wir auch im Budget sehen können.

Alte, komplizierte Gesetze gehören reformiert, zum Beispiel das Mietrecht. Ich habe mit Frau Bundesministerin Zadić bei der letzten Ausschusssitzung
kurz gesprochen. – Sie haben mir gesagt, dass wir in dieser Legislaturperiode nicht mehr damit rechnen können, dass eine Reform des Mietrechts statt­findet. Das ist doch auch ein Versagen – würde ich sagen – der Regierung, denn wir warten schon seit der vorletzten Legislaturperiode darauf – ich kann
gar nicht sagen, wie lange schon gewartet wird –, dass endlich ein neues Miet­recht kommt. Das ist natürlich notwendig, und es ist auch in der Öffent­lichkeit angekündigt worden; ich denke nur an das Regierungsprogramm, in dem das drinnen gestanden ist.

Das alte Mietrecht lähmt sozusagen auch die Gerichte und die Instanzen.
Es ist intransparent, es ist veraltet, es lähmt die Justiz und kostet alle Beteiligten unnötig Zeit und Geld.

Bei diesem Budget fällt auf, dass 250 Millionen Euro an Einnahmen aus
dem Bereich der Grundbuchsgebühren fehlen – das liegt wahrscheinlich am Zu­sammenbruch des Immobilienmarktes.

Die Bundesregierung lenkt auch jetzt nicht – weder budgetär noch recht­lich – gegen die Krise, und das Ergebnis ist, dass sich Durchschnittsverdiener noch nie so schwer Wohnungseigentum leisten konnten, Wohnungs­eigentum begründen konnten. Mehr als 40 Prozent der Menschen geben bei einer Umfrage an, sie befürchten, dass sie ihre Miete bald nicht mehr


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 485

zahlen können. Es hat in der Zweiten Republik noch keine Regierung gegeben, die für den Eigentumserwerb einerseits und für die Mieter andererseits
nichts gemacht hat.

Das vorliegende Budget ist einer der vielen Belege dafür. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

19.40


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter
Christian Lausch. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.40.11

Abgeordneter Christian Lausch (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Staatssekretär! Ich beginne gleich einmal mit einem Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abschluss von Staatsverträgen zur Forcierung der Haftverbüßung
der in Österreich verurteilten Ausländer im Heimatland“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz und der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten,
wird aufgefordert, den Abschluss von Staatsverträgen, welche gewährleisten, dass mehr in Österreich verurteilte ausländische Staatsbürger
zur Haftverbüßung im eigenen Land übernommen werden, zu forcieren.“

*****

Frau Bundesminister, Sie kennen diesen Entschließungsantrag. Sie kennen bei al­lem Lob, das für das Justizbudget gekommen ist, auch die Unzufriedenheit
mit dem Strafvollzug. Der Strafvollzug ist wieder einmal der große Verlierer. Die­sen Entschließungsantrag, den ich gerade vorgelesen habe, kennen Sie –
passiert ist leider vom letzten Budget bis zu diesem Budget wenig bis nichts.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 486

Sie kennen die drei Preistreiber, die es gibt: Der eine ist einmal, dass die Strafverbüßung im Heimatland nicht klappt. Ich kann Ihnen auch Zahlen dazu ge­ben; Sie werden sie selber kennen. Es sind in Österreichs Justizanstalten 47 Prozent der Insassen österreichische Staatsbürger und 53 Prozent haben kei­ne österreichische Staatsbürgerschaft; 33,3 Prozent sind Nicht-EU-Bürger,
und das ist ein relativ hoher Wert. Da könnte und sollte man sehr viel Steuergeld sparen.

Nächster Preistreiber, kurz: Was Sie sich leisten – von Ihrem Vorgänger Bundesminister außer Dienst Moser hat man dazu nichts mehr gehört; als er noch Rechnungshofpräsident war, hat er es auch immer kritisiert –, ist
die mit 77 Millionen Euro sündteure Justizbetreuungsagentur.

Der letzte Preistreiber, ein Bereich, bei dem man Steuergeld sparen könnte, was dringend notwendig wäre, und bei dem auch während Ihrer Regentschaft
als Ministerin nichts passiert ist – das hat Ihnen Kollege Ragger gesagt –, ist eben der Privatpatient Insasse, Häftling. Da bringt man halt auch nichts zusam­men. Unsere Hoffnung war groß: Jetzt haben wir eine grüne Justizministerin, ei­nen grünen Sozialminister (Abg. Ragger: Und wieder nichts!),
aber man schafft
es trotzdem nicht, das zuwege zu bringen.

Geistig abnorme Rechtsbrecher: Da gab es wie gesagt einen Versuch, irgendet­was zu machen. Schön langsam habe ich schon das Gefühl – Frau Bundes­ministerin, ich hoffe, Sie belehren mich die letzten elf Monate Ihrer Regentschaft als Justizministerin eines Besseren –, man macht aus dem Grund nicht den Spatenstich in Göllersdorf, weil Sie die geistig Abnormen, die Zurechnungsunfä­higen viel lieber rauslassen würden, als in Göllersdorf zuzubauen – weil da
nichts passiert. Das war bereits im letzten Budget. Sie schreiben das nur von ei­nem Budget ins nächste weiter, aber da wird nichts unternommen.

Ich komme auch kurz zu den Fluchten. Man könnte jetzt sagen, dieser Bundesre­gierung laufen nicht nur die Wähler davon, sondern mittlerweile auch die Häftlinge. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Das hat natürlich schon einen Grund: diesen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 487

Kuschelvollzug, der vorherrscht, die eklatante Personalnot im Justizwache­bereich und, und, und. Für die Fluchten sind Sie natürlich mitverantwortlich, weil Sie die Justizministerin sind. Ich muss schon noch etwas erwähnen, was für
die Justiz natürlich extrem schädlich ist, nämlich dass der Afghane, der jetzt wie­der verhaftet worden ist, mit anderen Insassen vom Gefängnis aus in soziale Netzwerke Fotos posten kann. Gehen Sie dem nach! Das ist sehr schäd­lich für die Justiz. Dem müssen Sie einen Riegel vorschieben.

Immer, wenn wir gesagt haben, es gibt nicht nur Therapiehunde und Drogen­spürhunde, sondern auch Handyspürhunde – auch andere Länder leisten
sich diese –, hat das eigentlich keinen Widerhall bei Ihnen gefunden. Die Justiz­anstalten sind halt einmal voll mit Handys, und dann wird gepostet. Dass
bei euch im Haus keiner kontrolliert, dass die sozialen Netzwerke mit internen problematischen Bildern von Mithäftlingen gefüttert werden, verstehe
ich eigentlich nicht.

Auch bezüglich Personal geht im Justizbereich nichts weiter. Sie schaffen es nicht einmal, dass die E2c, die Aspiranten, als Inspektoren in freie Planstel­len übernommen werden können. Das ist halt auch ein Trauerspiel.

Ich muss Ihnen also ehrlich sagen, dass wir in Bezug auf den Strafvollzug hoffen, dass Sie in den letzten elf Monaten noch einiges leisten, Frau Bundesminis­ter. Lang haben Sie nicht mehr Zeit, denn es ist Ihr letztes Budget, und wenn da jetzt gelobhudelt wird: Im Strafvollzug sind Sie säumig, im Strafvollzug ist
halt vom letzten bis zu diesem Budget nichts passiert. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Voglauer: Doch!)

19.44

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Christian Lausch, Mag. Christian Ragger, Mag. Harald Stefan


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 488

und weiterer Abgeordneter

betreffend Abschluss von Staatsverträgen zur Forcierung der Haftverbüßung
der in Österreich verurteilten Ausländer im Heimatland

eingebracht im Zuge der Debatte über den TOP 9, eingebracht im Zuge der De­batte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorla­ge (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) –
UG-13

in der 239. Sitzung des Nationalrates, am 21.11.2023.

Derzeitiger Insassenstand 1. November 2023 (14311/AB XXVII. GP)1:

o     Insassen m/w:                                                9.263 (=100 %)

o     österreichische Staatsbürger m/w:     4.373 (=47,21 %)

o     EU-Bürger m/w (ohne Österreich):          1.711 (=18,47 %)

o     Nicht-EU-Bürger m/w:                              3.081 (=33,26 %)

o     Staatsbürgerschaft unbekannt:                   98 (=1,06 %)

Auch wenn auf der Webseite des BMJ/Justiz steht, dass die Rückführung in die Hei­matländer forciert wird, weil auch die Resozialisierung dadurch einfacher ist
(die Argumentation der FPÖ fast wortgleich übernommen), passiert hier nicht viel. Die Anstrengungen dürften eher auf Verfolgung von Meinungsdelikten liegen.

In einzelnen Haftanstalten etwa in Wien, ist der Anteil an ausländischen Häftlingen weiterhin höher als von inländischen Häftlingen.

Der durchschnittliche Vollkostensatz pro Hafttag betrug im Jahr 2017 127,39 Euro, Im Jahr 2018 129,73 Euro und im Jahr 2022 und 2023 162 Euro


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 489

Wenn man davon ausgeht, dass ein Hafttag in Österreich pro Häftling rd.162 Euro an Kosten verursacht, würde bereits eine 1%ige Senkung der Anzahl der in Öster­reich inhaftierten Ausländer eine Ersparnis von über mehreren Hunderttausenden Euro pro Jahr bewirken.

Mit einer Reduktion ausländischer Insassen, würde eine massive Senkung der
Kosten der medizinischen Betreuung einhergehen. Derzeit beläuft sich diese für das 2022 bei € 128,8 Mio. 53% der Insassen sind Nicht-Österreicher das sind zur
Zeit Kosten von knapp € 69 Mio.

Gleichzeitig sind auch soziale Aspekte - wie etwa die Besuchsmöglichkeit von Fami­lienangehörigen, wenn Häftlinge ihre Haft im Heimatland verbüßen - zu berück­sichtigen. Soziale Aspekte, wie die Verbindung zu Familienangehörigen oder
die Verständigung mit der Muttersprache, sind die besten Voraussetzungen für eine Resozialisierung.

Dies würde der Justiz auch noch Ersparnisse im Bereich Dolmetscherkosten bringen und die übermäßige Auslastung der Dolmetscher reduzieren.

Es muss daher zur Entlastung unserer Justizanstalten und des Budgets zum Abschluss von Staatsverträgen kommen, welche gewährleisten, dass ein Teil der knapp
4.900 in Österreich verurteilten ausländischen Staatsbürger vermehrt zur Haftver­büßung im eigenen Heimatland übernommen werden.

Aus diesen Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz und der Bundes­minister für europäische und internationale Angelegenheiten, wird aufgefordert,
den Abschluss von Staatsverträgen, welche gewährleisten, dass mehr in Österreich verurteilte ausländische Staatsbürger zur Haftverbüßung im eigenen Land übernommen werden, zu forcieren."


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 490

1     https://www.justiz.gv.at/strafvollzug/statistik/insassinnen-bzw-insassenstand-nach-staatsbuergerschaft.2c94848542ec498101444595343b3e06.de.html

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Mag.a Muna Duzdar. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.44.51

Abgeordnete Mag. Muna Duzdar (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Ich möchte Ihnen - -


Präsident Ing. Norbert Hofer: Entschuldigen Sie, Frau Abgeordnete, ich habe noch einen kleinen Fehler gemacht: Der Entschließungsantrag ist ord­nungsgemäß eingebracht und steht auch in Verhandlung.

Das wird natürlich nicht von Ihrer Zeit abgezogen, mein eigener Lapsus. – Bitte, Frau Abgeordnete. (Abg. Duzdar: Was mache ich jetzt?) – Einfach weiterre­den. – Bitte sehr.


Abgeordnete Mag. Muna Duzdar (fortsetzend): Frau Ministerin, ich möchte Ihnen zugutehalten, dass Sie sich als Justizministerin auch wirklich erfolgreich
dafür eingesetzt haben, dass das Justizbudget erhöht wird und dass es tatsäch­lich auch für die Justiz mehr Planstellen gibt. Wir wissen, es gibt mehr Plan­stellen für die Richter, für die Staatsanwälte. Als Rechtsanwältin komme ich auch aus dem Berufsalltag der Justiz und muss Ihnen natürlich auch sagen, dass
ich davon noch wenig spüre. Man merkt halt, dass die Mühlen langsam mahlen und dass die Gelder halt langsam in die Strukturen fließen.

Was mir enorm wichtig ist, ist beispielsweise die Erreichbarkeit der Gerichte. Sie wissen, dass über viele Jahre hinweg die Erreichbarkeit der Gerichte einge­schränkt wurde – bei den Parteienverkehrszeiten, bei den Öffnungszei­ten. Oftmals heben, wenn man in Abteilungen anruft, andere Kanzleimitarbeiter ab, die nichts über den Akt sagen können und nicht darüber Bescheid wissen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 491

Das hat damit zu tun, dass die Gerichte natürlich in Bezug auf Kanzleimitarbeiter unterbesetzt sind.

Jetzt werden Sie, Frau Ministerin, natürlich sagen: Na ja, wir steuern eh
dagegen und es wird in Zukunft mehr Planstellen geben! – Frau Ministerin, ich glaube, es gibt da aber einen kleinen Denkfehler: Es hat nicht nur mit den Planstellen zu tun, sondern es hat auch mit den Arbeitsbedingungen und mit der schlechten Bezahlung der Kanzlisten bei Gericht zu tun. Das möchte ich
Ihnen mitgeben. Ich möchte Ihnen auch sagen, dass das nicht meine Worte sind, sondern Richter und Richterinnen sagen: Wenn die Justiz so schlecht zahlt,
darf sie sich nicht wundern, wenn dort keiner arbeiten will! – Ich möchte Ihnen einfach nur mitgeben, dass Sie sich auch einmal die Arbeitssituation und
die Arbeitsbedingungen der Kanzleimitarbeiter ein bisschen anschauen sollten. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Auch im Bereich der Digitalisierung spürt man, dass es Bewegung gibt. In
der Tat merken wir auch, dass es durch all diese Verordnungen, die wir aus der Covid-Zeit in das Dauerrecht überführt haben, tatsächlich Veränderungen
gibt. Nur sehe ich auch, dass beispielsweise die Möglichkeit zu Video­konferenzen nur spärlich genutzt wird und es immer entsprechende Ausreden gibt: kein technisches Equipment, kein Personal et cetera.

Abschließend: Ein Anliegen von mir, das ich noch erwähnen möchte, ist der Amtstag, denn ich finde, der Amtstag ist das einzige Bindeglied zwischen
den Bürgern und Bürgerinnen und den Gerichten. Früher war es so, dass man einfach unkompliziert am Dienstagvormittag zu Gericht gehen und mit
dem Richter oder mit der Richterin reden konnte. Das geht heutzutage nur mehr nach telefonischer Voranmeldung – und da sind wir wieder bei der Erreich­barkeit der Gerichte.

Es mag so wirken, als ob es sich da um Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten han­delt, aber es sind genau diese kleinen Dinge, die zeigen, ob die Justiz für


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 492

die Menschen gut funktioniert oder nicht. – Vielen Dank. (Beifall
bei der SPÖ.)

19.48


Präsident Ing. Norbert Hofer: Es liegen dazu nun keine Wortmeldungen mehr vor. Die Beratungen zu diesem Themenbereich sind somit beendet.


19.48.21UG 12: Äußeres

Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen jetzt zur Untergliederung 12: Äußeres.

Zu Wort gemeldet ist nun Frau Abgeordnete Petra Bayr. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.48.32

Abgeordnete Petra Bayr, MA MLS (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte
Damen und Herren! Herr Minister! Frau Ministerin! Der Überfall auf die Ukraine durch Russland hat eine Zeitenwende eingeläutet, und durch den abscheu­lichen Terroranschlag der Hamas auf Israel und die Konsequenzen daraus ist die­se Zeitenwende noch verfestigt worden. Das hat gezeigt, wie fragil die geo­politische Balance ist, und das hat gezeigt, wie instabil die internationale Ordnung ist und wie schnell es mit dem Frieden vorbei sein kann.

Als Sozialdemokratie sind wir der Meinung, dass mehr für den Frieden getan werden muss, dass es mehr aktive Friedensarbeit braucht. Ich möchte
darauf hinweisen, dass besonders Frauen und Mädchen in vielfältiger Weise von Ungleichheit und von Kriegen betroffen sind, was an der Machtungleich­heit liegt, und dass Frauen natürlich auch in Friedenszeiten in vielfacher Form von Gewalt und von Diskriminierung betroffen sind, aber dass Ausbeutung
und Ausgrenzung ganz besonders in Konflikten stattfinden und Kriege die Situa­tion für Frauen und Mädchen um ein Vielfaches verschlechtern.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 493

Mädchen und Frauen erleiden sexualisierte Gewalt, die als Kriegstaktik eingesetzt wird. Auch dann, wenn Kriege vorbei waren, haben diese immer zu einer Verrohung der Gesellschaft beigetragen – Gewalt gegenüber Frauen
und Mädchen ist danach noch extremer und noch vielfältiger.

Die gleichberechtigte Partizipation von Frauen und der Abbau von Diskriminie­rung sind für die Demokratie unerlässlich. Bei Maßnahmen zur Friedens­sicherung die Möglichkeit einzuräumen, gleichberechtigt zu partizipieren, nützt nicht nur Frauen, sondern nützt auch dem Frieden. Darum ist es ganz
wichtig, dass Frauen generell – ganz im Sinne der UN-Resolution 1325 – in sol­che Friedensprozesse einbezogen werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Aktive Friedensarbeit braucht auch Geld. (Das Handy von Bundesminister Schallenberg läutet.) – Das war das Aufwecksignal zum Stichwort Geld (Heiterkeit des Bundesministers Schallenberg), wunderbar: Es braucht Geld. Ich möchte
daher folgenden Antrag der Abgeordneten Katharina Kucharowits und
mir hier einbringen.


Präsident Ing. Norbert Hofer: Frau Abgeordnete, ich muss Sie leider unterbrechen: Uns liegt der Antrag noch nicht vor. – Er kommt jetzt. Es fehlt aber noch eine Unterschrift, oder? Ich drücke kurz auf Stopp, er
muss nämlich eingebracht sein.

Gut, die fünf Unterschriften sind vorhanden. – Bitte, Frau Abgeordnete.


Abgeordnete Petra Bayr, MA MLS (fortsetzend): Wunderbar, danke
sehr.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „es braucht eine umfassende, nachhaltige und geschlechtergerechte Friedensarbeit“

Der Nationalrat wolle beschließen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 494

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird aufgefordert, 500 Millionen Euro für Friedensarbeit sicher zu stellen, um die notwendigen Strukturen für nachhaltige Friedensarbeit und die Förderung von zivilgesellschaftlichen Friedensinitia­tiven aufzubauen bzw. zu erweitern.“

*****

Neue globale Friedensordnungen sind zu begründen. Das ist eine Herausforde­rung. Ich fände es gut, wenn wir in Österreich damit anfangen. In diesem
Sinne hoffe ich auf Zustimmung zu diesem Antrag. – Danke sehr.
(Beifall bei der SPÖ.)

19.51

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Petra Bayr, Genossinnen und Genossen

betreffend: es braucht eine umfassende, nachhaltige und geschlechtergerechte Friedensarbeit

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 –BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) UG 12

Friedensarbeit umfasst aktives Engagement für den Frieden, auf innenpolitischer wie auf außenpolitischer Ebene, mit dem Ziel der Wahrung der allgemeinen Men­schenrechte. Die Wahrung und Stärkung der Neutralität ist ein Ziel der Friedensar­beit. Weiters ist auch ein starkes Engagement zur Abrüstung und De-Militari­sierung zur Sicherung eines nachhaltigen Friedens dringend notwendig.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 495

Gerade in jenen Zeiten von bewaffneten Konflikten, kriegerischen Auseinander­setzungen, und Kriegen kommen neutralen Ländern wie Österreich eine wichtige Rol­le in der aktiven Friedenssicherung und Friedensvermittlung zu. Diese Rolle
sollte gestärkt werden, sowohl auf diplomatischer und zwischenstaatlicher Ebene als auch durch die internationale Zusammenarbeit und Einbindung von zivilgesell­schaftlichen Organisationen in internationalen Friedensinitiativen und Dialogforen.

Frauen und Mädchen sind in besonderer Weise von Ungleichheit und Kriegen betroffen. Aufgrund der Machtungleichheit zwischen Männern und Frauen, die sich historisch entwickelt hat und praktisch in allen Ländern der Welt besteht, erle­ben Frauen auch in Friedenszeiten vielfache Formen der Gewalt und Diskriminierung, Ausbeutung und Ausgrenzung. In Zeiten von bewaffneten Konflikten und Krie­gen wird diese Situation noch um ein Vielfaches verschärft. Zum Beispiel erleiden Frauen und Mädchen sexualisierte Gewalt, die als „Kriegsmittel“ eingesetzt
wird, um den „Feind“ zu treffen. Kriege führen zu militarisierten Gesellschaften und einer Verrohung von Menschen. Sie haben eine Zunahme von Gewalt, ein­schließlich Gewalt an Frauen und Mädchen, zur Folge, auch nach der Beendigung
von bewaffneten Konflikten und Kriegen.

Die gleichberechtigte Partizipation von Frauen und der Abbau von Diskrimi­nierungen und Gewalt sind für die Demokratie unerlässlich. Frauen müssen in Pro­zessen zur Friedenssicherung gleichberechtigt partizipieren, das nützt nicht
nur den Frauen, sondern auch dem Frieden. Erfahrungen zeigen, dass Friedensschlüsse nachhaltiger sind, wenn Frauen an den Prozessen beteiligt waren.

Österreich stellt sich auf die aktuelle Situation ein und erhöht das Heeres­budget, im Gegensatz dazu bleibt die so wichtige Friedensarbeit allerdings unzufrie­den stellend dotiert. In Österreich gibt es mehrere Friedensorganisationen.
Doch keine dieser Friedensorganisationen verfügt über nennenswerte finanzielle und personelle Mittel. Alle arbeiten mit sehr geringen Mitteln, meist mit Spenden,
sowie ehrenamtlich. Kaum eine Friedenseinrichtung erhält öffentliche Förderungen, und wenn, dann nur projektbezogen und mit sehr geringen Beträgen. Dadurch
ist es schwer möglich, in größerem Ausmaß kontinuierliche Friedensarbeit zu leisten,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 496

umfassende Initiativen und flächendeckende Programme für gewaltfreie Kom­munikation und Frieden umzusetzen und zur Stärkung der Friedensbewegung beizu­tragen.

Es ist daher das dringende Gebot der Stunde ausreichend finanzielle Mittel für Friedensarbeit bereitzustellen, um das Wohlergehen und die Zukunft der Menschheit und unseres Planeten zu sichern.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für europäische und interna­tionale Angelegenheiten wird aufgefordert, 500 Millionen Euro für Friedensar­beit sicher zu stellen, um die notwendigen Strukturen für nachhaltige Friedensarbeit und die Förderung von zivilgesellschaftlichen Friedensinitiativen aufzubauen
bzw. zu erweitern“.

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Ich darf noch Herrn Bundesminister Mag. Alexander Schallenberg herzlich hier im Plenum begrüßen und bitte Dr. Reinhold Lopatka ans Rednerpult. –
Bitte, Herr Abgeordneter.


19.52.01

Abgeordneter Dr. Reinhold Lopatka (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesmi­nister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Von Jahr zu Jahr – das
sieht man, wenn man die Protokolle zur außenpolitischen Debatte
nachliest – bringen wir zum Ausdruck, dass wir uns eine friedlichere, eine siche­rere Welt wünschen, und gerade in den letzten paar Jahren müssen wir


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 497

zur Kenntnis nehmen, dass die Welt unsicherer, unfriedlicher und brutaler wur­de. Somit wachsen auch die Ausgaben für das Außenministerium.

Zweifelsohne leistet das Ressort ganz, ganz Wichtiges für die Republik,
aber auch für die Europäische Union, und Österreich mit Wien als einem der Amtssitze der Vereinten Nationen versucht auch, weltweit einen entspre­chenden Beitrag zu erbringen.

Meines Erachtens ist es die Hauptaufgabe des Außenressorts, die Inter­essen Österreichs bestmöglich in Europa und in der Welt zu vertreten. Daher bin ich froh, dass wir da mehr als ein Signal aussenden können, wenn wir auf
dem Kontinent, der am raschesten wächst und von dem auch viele Probleme auf uns zukommen – ich denke etwa an die Migration –, nämlich Afrika, eine Bot­schaft in Ghana eröffnen können, um unser Netz von Botschaften
auf 93 auszuweiten.

Die zweite große wichtige Aufgabe des Ressorts ist es, Wien als Ort der Begegnung, als Amtssitz für internationale Organisationen zu stärken. Es ist gut, dass in diesem Budget der Beitrag zur Stärkung des Amtssitzes ausgeweitet werden konnte. Gerade in Krisenzeiten – meine Vorrednerin hat es an­gesprochen – braucht es Orte der Begegnung. Da braucht es auch neutrale Staaten, die alles tun, dass Gesprächskanäle offenbleiben. Da ist Wien weltweit an der Spitze mit dabei, wenn es darum geht, für Großkonferenzen, aber
auch für wichtige Verhandlungen zur Verfügung zu stehen. (Beifall bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Der dritte wichtige Punkt, den ich ansprechen möchte, ist, dass Österrei­cherinnen und Österreicher wissen, wo immer sie auf diesem Planeten sind, dass ihnen das Außenministerium zur Verfügung steht, wenn sie Hilfe brauchen.

Einen vierten Punkt, den vor allem meine Vorrednerin hervorgehoben
hat, möchte ich noch nennen: Es gibt noch bittere Armut auf dieser Welt. Es gibt den Bedarf, in der Entwicklungszusammenarbeit etwas zu leisten, und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 498

Österreich ist gefordert, wo immer Katastrophen über uns hereinbrechen, dass auch da ein entsprechender Schwerpunkt gesetzt wird.

Für diese vielen und großen Aufgaben ist das Budget mit 677 Millionen
Euro eines, bei dem ich mit gutem Gewissen sagen kann, dass da wirklich jeder Euro gut angelegt ist. Außenminister Alexander Schallenberg hat es im
letzten Außenpolitischen Ausschuss direkt angesprochen: Wir sind von einem Ring of Fire, wir sind von Kriegen und Katastrophen umgeben: die Inva­sion Russlands in der Ukraine – diese Zeitenwende ist angesprochen worden –, die Unterdrückung der Opposition in Belarus, der erzwungene Exodus
der Armenier aus Nagorny Karabach, die ungeklärte Nordzypernfrage mit Span­nungen zwischen der Türkei und Zypern, aber auch zwischen der Türkei
und Griechenland, die Bürgerkriege in Libyen und im Jemen, ein Putsch nach dem anderen in der Sahelzone, der Hamas-Terror, die Geiselnahme und jetzt der Krieg im Gaza als Folge, die katastrophale Situation im Sudan, Not und Elend
in Afghanistan – der Winter wird für die Menschen dort sicher furchtbar werden –, die brutale Unterdrückung von fundamentalen Grundrechten im Iran, in Myanmar. – Ich könnte diese Liste noch lange fortsetzen.

Meine Damen und Herren, uns muss immer bewusst sein, dass all das nur
dann eine Lösung findet, wenn man auf den Verhandlungsweg zurückfindet. Am Ende braucht es immer Verhandlungen. Auch wenn es Rückschläge gibt,
müssen wir alles tun, dass Österreich glaubwürdig bleibt, wenn es um solche Lösungen am Verhandlungsweg geht. Darum geht es bei der Arbeit im Außenressort. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

19.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist MMMag. Dr. Axel Kassegger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.57.10

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Außenminister! Ich muss mich kurz fassen. Ich möchte über den The-


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menbereich österreichische Entwicklungshilfe, in den ja auch Milliarden an Steu­ergeldern hineinfließen – jedes Jahr 1,5 Milliarden Euro, 1,4 Milliarden
nächstes Jahr, 2025 sogar 3,9 Milliarden Euro; da sind Schuldennachlässe insbe­sondere für den Sudan in Milliardenhöhe inkludiert –, sprechen, auch ange­sichts dieser enormen Budgetdefizite, die es gibt.

Es geht um Steuergelder, und Entwicklungshilfe muss aus freiheitlicher
Sicht – und das ist der Inhalt des Entschließungsantrages der Abgeordneten Fürst, Kassegger und Hafenecker – bestimmten Prinzipien folgen,
die wir Freiheitliche vorschlagen, nämlich sieben Prinzipien. Ich verlese den Entschließungsantrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit der Steuergeldverschwendung! Es braucht eine Reform
der Entwicklungshilfe“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine grundlegende Reform der Ent­wicklungshilfe anhand folgender sieben Prinzipien vorzunehmen:

1. Entwicklungshilfe muss situationsangepasst sein, d.h. die Zurverfügungstellung von Hilfsgeldern muss von der ökonomischen Lage in Österreich selbst abhängen. Insofern unsere Heimat vor belastenden wirtschaftlichen Herausforderungen steht, sind die Genesung unserer Volks­wirtschaft und das Wohlergehen unserer Bürger stets prioritär zu
behandeln.“

Zweites Prinzip: „Entwicklungshilfe muss gezielte Hilfe sein: Kein Gießkan­nenprinzip, sondern die Setzung regionaler Schwerpunkte, welche nachhaltig im Fokus stehen sollen. Inhaltlich ist ein klarer Fokus auf den Ausbildungs-


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beziehungsweise Bildungsbereich zu legen, von der Grundschule über duale Bil­dungsmöglichkeiten bis zur Ausbildung von Fachkräften.“

Drittes Prinzip freiheitlicher Entwicklungshilfe: „Die Zurverfügungstellung
von Entwicklungshilfe soll einen positiven Beitrag zu den zwischenstaatlichen Beziehungen der Empfängerländer und der Republik Österreich leisten, insbesondere“ – und das ist nichts Unanständiges – „die Wirtschaftsbeziehungen sollen von einer derartigen Kooperation profitieren.“

Viertes Prinzip einer guten Entwicklungshilfe: „Entwicklungshilfe muss Output-orientiert sein: Es handelt sich um Geld der österreichischen Steuerzah­ler, welches nicht ergebnislos, erfolglos an allen Ecken und Enden des Planeten versickern soll. Deswegen sind umfassende Evaluierungen, insbesondere
eine Beurteilung der Relation zwischen Aufwand und Ergebnissen, und absolute Transparenz im Rahmen der Entwicklungshilfe unabdingbar.“

Fünftes Prinzip freiheitlicher Entwicklungshilfe: „Die Mittel der Entwicklungs­hilfe dürfen nicht bedingungslos verschenkt werden, vielmehr sollen diese einem Interessenausgleich dienen: Die Empfängerländer haben Fortschritte bei
der Demokratieentwicklung, insbesondere im Umgang mit der parlamentari­schen Opposition, sowie im Kampf gegen Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Korruption zu leisten.“

Sechstes Prinzip einer guten Entwicklungshilfe: „Länder mit höheren Militär­ausgaben dürfen kein Zielland unserer Entwicklungshilfe sein.“

Und siebtes Prinzip einer aus unserer Sicht sinnvollen Entwicklungshilfe:
„Die Zurverfügungstellung von Mitteln im Rahmen der Entwicklungshilfe ist an die Bedingung zu knüpfen, dass die Empfängerländer all jene Migranten zu­rücknehmen, welche illegal nach Österreich eingewandert sind und kein Recht darauf haben, in Österreich zu verweilen.“

*****


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Also: Wenn Entwicklungshilfe, dann sinnvoll anhand dieser Prinzipien – nicht mit der Gießkanne Milliarden Euro auf der Welt verteilen, denn das ist Steuer­geld, und wir sind die Anwälte der Steuerzahler, die, wie wir heute gehört haben, ohnedies über Gebühr belastet werden und die das letztlich zu bezahlen
haben. (Beifall bei der FPÖ.)

20.00

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, MMMag. Dr. Axel Kassegger,
Christian Hafenecker, MA

und weiterer Abgeordneter

betreffend Schluss mit der Steuergeldverschwendung! Es braucht eine Reform der Entwicklungshilfe

eingebracht in der 239. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 21. Novem­ber 2023 im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Re­gierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt An­lagen (2300 d.B.) – UG 12 Äußeres

Das hart erwirtschaftete Steuergeld der Österreicher wird jedes Jahr in Milliar­denhöhe ins Ausland transferiert und kommt dabei mitnichten den Interessen unserer Landsleute zugute. Vielmehr werden internationale Organisationen, NGOs
und fragwürdige Regime weltweit finanziert, wobei kein Mehrwert für die Republik entsteht. Allein „2022 leistete Österreich den vorläufigen OECD-Daten zufol­ge Beiträge in Höhe von 1.034,3 Millionen Euro für bilaterale und 727,9 Millionen Euro für multilaterale Entwicklungszusammenarbeit.“1 2022 versickerte dem­nach österreichisches Steuergeld in Höhe von über 1,7 Milliarden Euro im Rahmen


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der Entwicklungshilfe. In der Budgetbeilage 2024 „Entwicklungszusammen­arbeit“ werden Prognosen für die Folgejahre angegeben, wobei für 2023 1,5 Milliar­den Euro und für 2024 1,4 Milliarden Euro angeführt sind. Für 2025 ist eine Erhöhung auf 3,9 Milliarden Euro geplant, wobei 2,6 Milliarden Euro für Schulden­nachlässe, insbesondere für den Sudan, vorgesehen sind.2

Wenn man bedenkt, mit welchen Kostenexplosionen die eigene Bevöl­kerung zu kämpfen hat, sind diese Summen nicht zu rechtfertigen. Während in Österreich aufgrund der falschen Corona-, Sanktions- und Klimapolitik der schwarz-grünen Bundesregierung eine Rekordinflation eingesetzt hat, sich viele Öster­reicher ein sorgenfreies Leben nicht mehr leisten können, werden von ebendieser Re­gierung hunderte Millionen Euro leichtfertig ins Ausland transferiert. In diesem Zusammenhang ist anzuführen, dass die konkreten Zwecke und Endempfänger dieser Gelder sehr oft nicht transparent gemacht werden. Im Gegenteil: Diese Mittel
drohen in Verwaltungsapparaten von NGOs zu versickern oder bei autoritären Regi­men zu landen. Fehlende Transparenz und mangelnde Zweckdienlichkeit be­gleiten die österreichische Entwicklungshilfe. Diesen Sommer ist erneut offenkundig geworden, wie schlecht österreichisches Steuergeld im Rahmen der Entwick­lungshilfe investiert wird.

Vergegenwärtigt man sich allein die Liste jener afrikanischen Länder3, welche seit 2020 einem Militärputsch zum Opfer gefallen sind, so wird offenbar, dass
in sämtliche dieser Staaten – mit der Ausnahme von Gabun – österreichisches Steuergeld über sogenannte Entwicklungshilfe offensichtlich ohne Erfolg,
ohne positive Wirkung versickert ist – und zwar in Millionenhöhe. Hervorzuheben ist Burkina Faso, ein Schwerpunktland der österreichischen Entwicklungshilfe,
welches nahezu 100 Millionen Euro erhalten hat.4 Für eine prosperierende Entwick­lung sorgten diese Investitionen im „Land der aufrichtigen Menschen“ freilich
nicht, der Staat ist nicht nur von zwei Militärputschs, sondern auch weitgehendem territorialen Kontrollverlust gekennzeichnet. Ein anderes Schwerpunktland
der österreichischen Entwicklungshilfe, Äthiopien, wird mit Anfang des nächsten Jahres gar Mitglied des BRICS-Bündnisses und setzt damit ein klares Zeichen gegen


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die Afrikapolitik europäischer Staaten.5 Dies sind lediglich zwei Beispiele dafür,
wie verschwenderisch und, in Kategorien der Realpolitik gedacht, sinnlos Gelder der österreichischen Entwicklungshilfe in Millionenhöhe versickern.

Es ist nicht akzeptabel, dass Milliardensummen an Steuergeld über den gesam­ten Globus verteilt werden, während längst notwendige Maßnahmen gegen die Teue­rung im eigenen Land ausbleiben. Die bisherige Entwicklungshilfe gleicht
einer gewaltigen Steuergeldverschwendung. Es ist dringender Reformbedarf gegeben.

Zu guter Letzt ist anzumerken, dass es längst eine Selbstverständlichkeit sein
sollte, dass keine Millionenbeträge an österreichischem Steuergeld anderen Staaten zur Verfügung gestellt werden sollten, welche nicht einmal dazu bereit sind,
ihre eigenen Bürger, die illegal nach Österreich eingereist sind, zurückzunehmen. Dies sollte eine Mussbestimmung bei der Vergabe von Entwicklungshilfe sein.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine grundlegende Reform der Ent­wicklungshilfe anhand folgender sieben Prinzipien vorzunehmen:

1.   Entwicklungshilfe muss situationsangepasst sein, d.h. die Zurverfügungstellung von Hilfsgeldern muss von der ökonomischen Lage in Österreich selbst ab­hängen. Insofern unsere Heimat vor belastenden wirtschaftlichen Herausforde­rungen steht, sind die Genesung unserer Volkswirtschaft und das Wohler­gehen unserer Bürger stets prioritär zu behandeln.

2.   Entwicklungshilfe muss gezielte Hilfe sein: Kein Gießkannenprinzip, sondern die Setzung regionaler Schwerpunkte, welche nachhaltig im Fokus stehen sol­len. Inhaltlich ist ein klarer Fokus auf den Ausbildungs- bzw. Bildungsbereich zu legen, von der Grundschule über duale Bildungsmöglichkeiten bis zur Aus­bildung von Fachkräften.


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3.   Die Zurverfügungstellung von Entwicklungshilfe soll einen positiven Beitrag zu den zwischenstaatlichen Beziehungen der Empfängerländer und der
Republik Österreich leisten, insbesondere die Wirtschaftsbeziehungen sollen
von einer derartigen Kooperation profitieren.

4.   Entwicklungshilfe muss Output-orientiert sein: Es handelt sich um Geld
der österreichischen Steuerzahler, welches nicht ergebnislos, erfolgslos an allen Ecken und Enden des Planten versickern soll. Deswegen sind umfassende Evaluierungen, insbesondere eine Beurteilung der Relation zwischen Aufwand und Ergebnissen, und absolute Transparenz im Rahmen der Entwicklungs­hilfe unabdingbar.

5.   Die Mittel der Entwicklungshilfe dürfen nicht bedingungslos verschenkt werden, vielmehr sollen diese einem Interessenausgleich dienen: Die Empfänger­länder haben Fortschritte bei der Demokratieentwicklung, insbesondere im Um­gang mit der parlamentarischen Opposition, sowie im Kampf gegen Geld­wäsche, Steuerhinterziehung und Korruption zu leisten.

6.   Länder mit höheren Militärausgaben dürfen kein Zielland unserer Entwicklungs­hilfe sein.

7.   Die Zurverfügungstellung von Mitteln im Rahmen der Entwicklungshilfe
ist an die Bedingung zu knüpfen, dass die Empfängerländer all jene Migranten zurücknehmen, welche illegal nach Österreich eingewandert sind und
kein Recht darauf haben, in Österreich zu verweilen.“

1     https://www.entwicklung.at/ada/oeffentliche-entwicklungshilfeleistungen

2     Budgetbeilage Entwicklungszusammenarbeit 2024, S. 6

3     Burkina Faso, Gabun, Guinea, Mali, Niger, Sudan und Tschad

4     https://www.entwicklung.at/projekte/alle-projekte?tx_mmcprojectlist_projectlist%5B%40widget_0%5D%5BcurrentPage%5D=1&tx_mmcprojectlist_projectlist%5Bcontroller%5D=Project&tx_


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5     https://www.handelsblatt.com/politik/international/brics-gruppe-beschliesst-erweiterung-um-sechs-laender/29351372.html

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter, wir müssen nur noch klären, ob die fünf Unterschriften vorliegen (Abg. Kassegger – auf dem Weg zu
seinem Sitzplatz –: Na das hoff’ ich doch!) –
das geht aus dem Papier nicht ganz eindeutig hervor (Abg. Kassegger: Das hoff’ ich schon!) –, bevor ich dann
sagen kann, ob der Antrag ordnungsgemäß eingebracht ist.

Bitte, Frau Abgeordnete Ernst-Dziedzic, Sie gelangen zu Wort. – Bitte schön.


20.01.10

Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne): Herr Präsident! Herr
Minister! Herr Staatssekretär! Werte Kollegen und Kolleginnen! In einer Welt, die nicht nur vernetzt, sondern fragmentiert und von den meisten Kriegen
seit dem Zweiten Weltkrieg betroffen ist, brauchen wir natürlich eine Außenpoli­tik, die sich nicht nur an Zahlen, sondern auch an Wertigkeiten und an Prin­zipien orientiert.

Es gibt einige, auch hier im österreichischen Nationalrat, die noch immer glauben, wir sind eine Insel, wir streichen alle Gelder und legen internationale


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Kooperationen auf Eis und dann wird es besser werden. Wir aber definie­ren Außenpolitik mit Kooperation auf Augenhöhe, um eben Schlimmeres zu ver­hindern, um Konfliktprävention zu machen, um Friedenssicherung zu be­treiben. Deswegen ist ja auch Demokratie so ein wichtiger Eckpfeiler unserer Außenpolitik, und diese Demokratie müssen wir nicht nur im Inland, son­dern natürlich auch im Ausland mit unseren internationalen Partnern verteidigen.

Demokratische Werte wie Frieden, Gerechtigkeit, Wahrung der Menschen­rechte sind ja nicht nur Wertigkeiten und Prinzipien. Am Graben findet heute ei­ne Kundgebung statt – ich komme gerade von dort –, bei der zehn Jahre Euromaidan begangen werden. Helmut Brandstätter und ich waren dort und hat­ten die Möglichkeit, uns mit den Menschen auszutauschen, die hier in
Wien eben für diese Freiheit, für die Demokratie, für Menschenrechte in der Ukraine einstehen.

Es ist aber nicht nur die Ukraine – das wurde heute von Kollegen Lopatka
schon gesagt –, es ist ein Ring aus Feuer, wie der Außenminister auch einmal im Ausschuss gesagt hat, der uns in Europa umgibt, und wir sind diejenigen,
die eben auf internationale Kooperationen setzen müssen, damit dieses Feuer, dieser Flächenbrand sich nicht noch weiter verbreitet.

Was heißt das jetzt konkret und auch für unser Budget, das wir heute disku­tieren? – Das heißt konkret, dass wir den Beitrag für UNHCR erhöhen. Das heißt konkret, dass wir den Beitrag für UN Women erhöhen. Das heißt, dass
wir auch den Beitrag für das Hochkommissariat für Menschenrechte erhöhen. Das heißt auch, dass wir uns beim Opfertreuhandfonds des Internatio­nalen Strafgerichtshofes beteiligen, damit Kriegsverbrechen besser verfolgt werden können. Das heißt aber auch, dass wir in Cyber- und Klimadiplo­matie investieren, dass wir die Sicherung und Erweiterung des Amtssitzes Ös­terreich forcieren wollen, genauso wie wir Investitionen in die Stärkung
der Zusammenarbeit mit den europäischen Nachbarn tätigen.


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All diese Dinge mögen vielleicht in einer aufgeheizten Plenardebatte fast schon langweilig klingen, aber sie sind nachhaltig, sie sind notwendig und sie sind
mehr oder weniger auch die Basis dafür, dass in Europa und in Österreich auch in Zukunft Frieden herrscht. – Vielen Dank, dass wir das beschließen
können. (Beifall bei den Grünen.)

20.04


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Dr. Helmut Brand­stätter. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.04.59

Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehr­ter Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kol­legen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Es ist schon viel über den Zustand der Welt gesprochen worden. Über Bücher kann man natürlich diskutieren,
aber wenn ein Titel lautet: „Welt in Aufruhr“ (das genannte Buch von Herfried Münkler in die Höhe haltend), so kann man darüber nicht diskutieren, denn
das ist genau das, worum es geht.

Die Welt ist in Aufruhr, und was Prof. Münkler da interessant beschreibt – es ist ein ganz neues Buch –, ist nämlich, wie diese Welt eine Ordnung finden
wird. Seine These ist, dass es fünf Mächte sein werden, die diese Weltordnung bestimmen werden: USA, China – klar, unbestritten –, Indien, das von der Bevölkerungsanzahl größte Land der Erde, Russland und Europa. Bei Russland und Europa ist es schon unsicher: Russland wird immer mehr von China ab­hängig, und bei Europa ist die Frage, wie wir uns bewähren werden.

Faktum ist aber auch, dass wir als Europa stärker zusammenarbeiten müssen, uns sehr darauf konzentrieren müssen, dass wir uns selbst verteidigen
können, dass wir selbst eine gemeinsame Außenpolitik haben, dass wir nicht abhängig sind, auch nicht von den Vereinigten Staaten – wir wissen nicht,
wie dort die nächsten Wahlen ausgehen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 508

Was Prof. Münkler aber auch beschreibt – Ewa Ernst-Dziedzic hat dieses Thema gerade angesprochen –, ist: Wir als Europa wünschen uns ja eine werteba­sierte Außenpolitik. In Wirklichkeit werden geopolitische Aspekte, also Machtas­pekte, eher mehr auf die Außenpolitik Einfluss haben. – Damit müssen wir
uns beschäftigen und wir müssen uns auch damit beschäftigen, dass
hybride Kriege schon seit vielen Jahren gegen uns geführt werden, und dies na­türlich in erster Linie von Russland aus. Das wird in einem Wahljahr noch
stärker werden, was Fakenews betrifft. Sie können das beobachten. Von irre­gulärer Migration ist heute die Rede gewesen. Ein Stück irreguläre Migra­tion wird von Putin und Lukaschenka organisiert. Ich meine, Leute, die perma­nent Menschen umbringen, haben auch kein Problem damit, mit dem Un­glück von Menschen Politik zu machen.

Auch das Spiel mit dem Gas ist ja nicht neu. Seit 2005 spielt Putin damit –
und da sagt heute Herr Kickl wirklich, Europa würde einen Wirtschaftskrieg ge­gen Russland führen. Ich glaube, er war heute nur kurz im Parlament (Rufe
bei der FPÖ: Sie waren ja auch nicht da! – Abg. Martin Graf: Sie waren ja selber nicht da!),
und vielleicht denkt er gerade darüber nach, dass das ein Riesenunsinn
war, weil wir wissen, dass es natürlich umgekehrt ist. Ich habe heute wirklich an Big Brother, an „1984“, denken müssen: „Krieg ist Frieden“. – Also er erklärt
uns, Krieg ist Frieden. Big Brother, wir wissen, wohin das führt!

Aber – Herr Bundesminister, jetzt komme ich zu einem wesentlichen Thema, nämlich Europa –: Wir spielen nicht immer ehrlich in Europa, und das,
was wir mit dem Schengenabkommen machen, ist nicht anständig. Die Argumen­tation, Schengen ist kaputt, deswegen nehmen wir Kroatien auf und Bulga­rien und Rumänien nicht, schadet uns. Sie wissen es so gut wie ich – Sie müssen es ja nicht sagen –: Es schadet uns, es schadet unseren Unternehmerinnen
und Unternehmern, unseren Unternehmen dort, es schadet der österreichischen Volkswirtschaft, es schadet letztlich auch unseren Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern.


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Es wird die Stunde kommen, in der wir vielleicht einmal etwas von Rumänien und von Bulgarien brauchen, und sie werden sagen: Nein, das machen
wir nicht. – Dass da irgendwelche Leute glauben, eine Strategie zu verfolgen, in Wirklichkeit aber nur Polittaktik machen, das ist halt bei Parteien so, aber
der Außenminister, glaube ich, müsste hier deutlicher auftreten und sagen: Das geht so nicht!

Um jetzt noch einmal zum Geld zu kommen: Es ist ein ordentliches Budget, aber – wir haben uns die Zahlen angesehen – es ist, wenn man die Inflationsrate betrachtet, eben leider kein Zuwachs. In Zeiten, in denen wir mehr Diplo­matie brauchen, ist das schade. Natürlich gibt es da auch einen Weg, und auch das muss man einmal ansprechen: Wir könnten natürlich da und dort auch
mehr gemeinsam mit anderen europäischen Ländern machen.

Wenn es heißt, überall auf der Welt werden unsere Staatsbürgerinnen und Staatsbürger ordentlich behandelt: Ja, dort, wo es Botschaften gibt! –
Es gibt jetzt eine mehr in Afrika, das freut uns. Dass wir aber noch immer nicht in Armenien sind, obwohl wir wissen, wie groß der Konflikt dort ist, sondern
der Botschafter hier ist, das kann es ja wohl nicht sein. (Ruf bei den Grünen: Das stimmt! Da hat er recht!) Ich weiß schon, das muss ordentlich geplant sein,
und wenn das Budget eben nicht ansteigt, dann sagt man, dafür hat man zu we­nig Geld, und das finde ich schade.

Das Thema Ukraine ist auch angesprochen worden, und natürlich brauchen wir da Einigkeit. Ich hoffe, dass wir es dann doch auch in diesem Parlament noch einmal schaffen, was andere Parlamente schon geschafft haben, nämlich
den Holodomor hier politisch als Völkermord einzustufen. Das ist ja kein juristi­sches Urteil – dafür sind Gerichte zuständig –, aber politisch ist das ja
wohl eindeutig. (Beifall bei den NEOS.)

Ich möchte aber jetzt noch die Chance ergreifen und sagen (Zwischenruf des
Abg. Schallmeiner):
Wir hatten heute in der parlamentarischen Freund-


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schaftsgruppe Österreich–Ukraine ein Treffen mit Arad Benkö, unserem Bot­schafter in Kiew, der mit seinem Team, ich betone das immer, hervorra­gende Arbeit macht in diesem großen Land, in dem man nicht fliegen kann, von dem aus man auch nicht nach Österreich fliegen kann. Was er an Reisen
macht, was er für viele Gruppen, die dorthin fahren – und das ist so wichtig, um dort die Solidarität auszudrücken –, alles organisiert, wie er ihnen die Hand reicht, das ist ein fantastischer Job, den er und sein Team machen; und das gilt für alle anderen Beamtinnen und Beamten des Außenministeriums auch.
Bitte (in Richtung Bundesminister Schallenberg) die besten Wünsche, besten Dank auszurichten! Wir brauchen sie, ja, das ist richtig, und sie machen einen
super Job. Dafür herzlichen Dank! (Beifall bei den NEOS.)

20.10


Präsident Ing. Norbert Hofer: Bevor ich Herrn Bundesminister Alexander Schallenberg das Wort erteile, darf ich anführen, dass der von Dr. Kassegger eingebrachte Entschließungsantrag betreffend „Schluss mit der Steuer­geldverschwendung! Es braucht eine Reform der Entwicklungshilfe“ ordnungs­gemäß eingebracht wurde und somit auch mit in Verhandlung steht. –
Bitte, Herr Bundesminister.


20.10.53

Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten
Mag. Alexander Schallenberg, LL.M.: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Wir haben es ja schon vorhin gehört:
Ein kurzer Blick in die Medien und man sieht sofort, wie wir schon gehört haben, dass wir in Europa von einem veritablen Feuerring umgeben sind. Er
zieht sich von der Ukraine über Bergkarabach, den Nahen Osten bis zur Sahelzone. Wir haben die höchste Anzahl an militärischen Konflikten seit dem Zweiten Weltkrieg, und das globale Umfeld, in dem die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des Außenministeriums arbeiten müssen, ist in den letzten zwei Jahren tatsächlich um einiges herausfordernder geworden.


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All das zeigt: Investitionen in Sicherheit sind wichtiger denn je. Und das Außenministerium ist ein Sicherheitsministerium, denn wir alle wissen: Unsere Sicherheit, unser Wohlstand, unsere Stabilität beginnen nicht erst an der Landesgrenze. Dort ist es eigentlich schon fast zu spät, um zu reagieren. Daher sind Investitionen in das Außenministerium auch Sicherheitsinvestitionen,
und ich bin sehr stolz und dankbar, dass wir seit Beginn meiner Amts­zeit als Außenminister das vierte Jahr in Folge – und das ist etwas anderes im Vergleich zu den Jahren und Jahrzehnten davor – ein deutliches Plus im
Budget verzeichnen konnten. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Als ich 2020 als Außenminister begonnen habe, lag das Budget noch bei 496 Millionen Euro. Nächstes Jahr wird es auf 677 Millionen Euro
steigen, natürlich unter der Voraussetzung, dass das Hohe Haus zustimmt. Zur Diskussion über die Inflation kann ich Ihnen sagen, Herr Abgeordneter Brandstätter: Wir haben über 40 Millionen Euro, allein um die Teuerungen ab­zufedern; das ist nicht nichts im Außenministerium!

Insgesamt ist das über die letzten vier Jahre eine beachtliche Steigerung
von 36,5 Prozent, also weit über der Inflationsrate, die wir sehen, und ich glaube, da ist uns echt eine wirkliche Trendwende gelungen. Nächstes Jahr werden
wir im Vergleich zu 2023 ein Plus von über 41 Millionen Euro im Budget haben; und ich kann Ihnen versichern, meine Damen und Herren Abgeordneten:
It’s well invested money, gut investiertes Geld! Es ist das zweitkleinste Ressort­budget dieser Republik, mit einem sehr kleinen Personalstand, der eigent­lich in den multiplen Krisen der letzten Jahre Unglaubliches leistet.

Denken wir an die Rückholung der Österreicherinnen und Österreicher während der Pandemie, an die Waldbrände in Rhodos, an den Nahen Osten und
die Evakuierungen aus Gaza und Israel, denken wir an die Situation, die wir in der Sahelzone erleben! Überall stehen unsere Mitarbeiterinnen und Mitar­beiter im wahrsten Sinne des Wortes an der Front. Sie haben Kiew vor­hin erwähnt, ich könnte Islamabad erwähnen, ich könnte Bagdad erwähnen, ich könnte Beirut erwähnen, ich könnte Tel Aviv erwähnen. Überall dort sind


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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Außenministeriums rund um die Uhr im Einsatz. Mit einem wirklich kleinen Personalstand leisten sie Unglaubliches.

Und etwas haben wir in den Krisen der letzten drei Jahre immer wieder gemerkt: Wenn es hart auf hart geht, dann hoffen wir, dass es ein Außenministerium
gibt, dann hoffen wir, dass es eine Botschaft gibt, dass es ein Konsulat gibt, dass wir schnelle Evakuierungen zustande bringen. Ich kann nur sagen: Das funk­tioniert nur, wenn wir entsprechend investieren. Unsere Vertretungsbehörden sind unsere Augen und Ohren, unser Frühwarnsystem; sie sind die
Erste-Hilfe-Stelle, an die sich die Österreicherinnen und Österreicher im Ausland wenden können, und die kann man nicht über Nacht aufziehen. Daher
bin ich sehr dankbar, dass uns seit vier Jahren wirklich ein Plus im Budget gelun­gen ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ich einem Ministerium vorstehe, in
dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Einsatz als an vielen anderen Stellen zeigen, einfach weil sie persönlich mit allem Engagement dabei sind, aber ohne personelle Ausstattung wird es nicht gehen. Ich freue mich daher be­sonders, dass wir 2024 zum ersten Mal seit Jahrzehnten ein Plus von
zehn neuen Planstellen zur Verfügung haben werden. Das ist nicht nichts, es ist ein Beginn, und ich hoffe, dass uns auch da eine Trendwende gelingen
wird, denn wir sind in den kommenden Jahren im Außenministerium so wie in allen Bundesstellen mit einer Pensionswelle und einem Verlust an
Know-how konfrontiert. Ich glaube, gerade wir im Außenministerium bereiten uns sehr gewissenhaft darauf vor, diese Abgänge entsprechend abzu­federn. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich habe vorhin die konsularische Arbeit erwähnt, aber unser Servicegedanke im Außenministerium geht weit über konsularische Hilfeleistungen für Öster­reicher im Ausland hinaus. Ich denke etwa an die Unterstützung für österreichi­sche Unternehmer. Vor zwei Jahren haben wir das Programm Refocus
Austria ins Leben gerufen, ein wirkliches Erfolgsprojekt zur Stärkung und Unter­stützung der heimischen Export- und Tourismuswirtschaft. 580 Projekte


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in 86 Ländern wurden mittlerweile umgesetzt, insgesamt 3 400 Unternehmen und Niederlassungen im Ausland haben konkret davon profitiert, von Jere­wan bis Buenos Aires. Das ist eine sehr gute Visitenkarte in der Unterstützung des Wirtschaftsstandortes Österreich.

Ein weiterer Punkt, der mir sehr am Herzen liegt, ist die Wiedererlangung
der Staatsbürgerschaft für die Nachkommen der Opfer des Holocausts. Das ist eine besonders heikle Aufgabe, die unseren Mitarbeiterinnen und Mitar­beitern sehr viel Fingerspitzengefühl abverlangt. Ich bin stolz darauf
und ich glaube, wir können als Gesellschaft stolz sein. Ich bin auch stolz darauf, dass es damals hier im Nationalrat einen einstimmigen Beschluss dazu
gab und wir in der Zwischenzeit 23 000 neue Staatsbürgerinnen und Staatsbür­ger haben, die unsere Gesellschaft massiv bereichern. Und die erste Stelle,
zu der sie gekommen sind, war das österreichische Konsulat, war die österreichische Botschaft, die sie unter ihre Fittiche genommen hat.
(Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ein Punkt, den ich, wie Sie wissen, immer wieder anbringe, ist der Amtssitz: Konferenzstandort Wien, Ort der Begegnung, Ort der Diskussionen.
Da freue ich mich, dass wir nächstes Jahr ein Plus von 3,1 Millionen Euro haben werden. Das heißt, wir werden auch nächstes Jahr wieder aktiv Konfe­renztätigkeiten machen können; und Sie alle in diesem Raum wissen: Das ist, ganz schnöde gesagt, sogar im Interesse des Wirtschaftsstandorts
Österreich.

Wir haben ja über die Jahre immer wieder Studien gesehen, sei es von Price­waterhouseCoopers, von Ernst & Young oder anderen, die aufzeigen:
eine Wertschöpfung von 1,3 Milliarden Euro für den Wirtschaftsstandort Ös­terreich sowie 19 000 Arbeitsplätze, die direkt oder indirekt durch die
Präsenz der internationalen Organisationen in Österreich und in Wien gesichert werden. Das ist wahnsinnig viel und wahnsinnig wichtig, und eigentlich
kann man erneut sagen: well invested money, denn einem Plus von 3,1 Millionen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 514

Euro steht eine Wertschöpfung von 1,3 Milliarden Euro gegenüber. (Beifall
bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Ernst-Dziedzic und Stögmüller.)

Wir haben es ja schon von den Vorrednern gehört: Ja, der Wind, der uns interna­tional entgegenweht, ist sehr viel rauer geworden. Daher ist es klar, dass
für mich der politische Fokus beim Budget 2024 im Bereich Sicherheit liegt. Im­merhin können wir da ein Plus von 15 Millionen Euro verzeichnen: 7,5 Mil­lionen Euro für die Verstärkung der IT-Sicherheit; Sie werden sich vielleicht noch erinnern, dass das Außenministerium im Jahr 2020 Opfer des größten Cyberangriffs in der Geschichte der Zweiten Republik war. Wir können mit diesen 7,5 Millionen Euro weiter in Cybersicherheit investieren, in Kryptografie, in die Runderneuerung unseres Rechenzentrums und auch in ein Leucht­turmprojekt der IT-Konsolidierung auf Bundesebene: die weltweite Einführung des Elektronischen Aktes in allen österreichischen Vertretungsbehörden.

Weitere 7,5 Millionen Euro – das ist mir auch persönlich sehr wichtig –
werden wir in die Sicherheit im Baubereich investieren. Ich habe dazu ein dras­tisches Beispiel: Wir haben alle erlebt, was es bedeutet, wenn in Stockholm
ein Koran verbrannt wird. Das reicht, um die Botschaften von Marokko
bis Pakistan in Alarmbereitschaft zu versetzen, da Botschaftsgebäude westlicher Staaten angegriffen werden. Wir haben das auch bei den Mohammedkarika­turen in Dänemark erlebt.

Wir sind aber wieder in so einer Situation, und wir müssen da dringend – es geht nicht nur um die Einsatzfähigkeit im Krisenfall, sondern auch um die persön­liche Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wir mit ihren Familien ins Ausland entsenden – entsprechende Vorsorge treffen. Wir werden etwa in Islamabad einen völlig neuen Compound bauen müssen, zur Sicherheit der Mitarbeiter. Wir werden an einigen Orten wie Kiew, Abuja, Bagdad
und Pretoria andere Maßnahmen wie etwa die Anschaffung gepanzerter Fahr­zeuge treffen. Das alles sind Ergebnisse des Umstands, dass das Umfeld
rauer geworden ist, dass die Situation eine andere ist, wie wir sie uns noch vor Jahren vorgestellt oder erhofft haben.


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Gerade in diesem Zusammenhang – es wurde auch schon erwähnt – bin
ich zutiefst davon überzeugt, dass Afrika einer der wesentlichen Brennpunkte der österreichischen Außenpolitik für die kommenden Jahre sein wird.
Die Beziehung Europas zu Afrika wird wesentlich für unseren Wirtschaftsstand­ort, für die Innovation, aber auch für unsere Sicherheit – Stichwort Migra­tion – und anderes sein.

Ich bin daher auch dem Bundeskanzler und dem Finanzminister sehr
dankbar, dass sie die Rahmenbedingungen geschaffen haben, dass wir zum ersten Mal seit Jahrzehnten – die letzte Botschaftseröffnung in Afrika
war 1982 – wieder eine Botschaft eröffnen können, nämlich in Ghana. Das wird im ersten Halbjahr des nächsten Jahres geschehen. Wir haben dazu ein
eigenes Anschubbudget von 3 Millionen Euro und fünf Planstellen erhalten. Außerdem werden wir nächstes Jahr erstmals auch ein Kulturforum in
Pretoria, das erste Kulturforum Österreichs in Subsaharaafrika, eröffnen. (Abg. Kassegger: ... Kapstadt!)

Das ist auch wichtig, um einfach unseren Fußabdruck, unsere Präsenz auf diesem Kontinent, der, glaube ich, für das Schicksal Europas in der
Zukunft entscheidend wird, zu vergrößern. Aber ja, es gibt noch Luft nach oben. Wir haben in den insgesamt 49 Staaten in Subsaharaafrika bislang nur
fünf Botschaften. Ich glaube, das ist der Beginn einer Reise, auf der wir sicher noch weitere Schritte setzen müssen. (Abg. Stögmüller: Ist aber auch
wenig wirtschaftlich!)

Last, but not least: Lassen Sie mich noch erwähnen, dass ich mich natürlich freue, dass wir mit der Erhöhung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit und der Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds, das heißt der huma­nitären Hilfe, gemeinsam mit dem Koalitionspartner einen Aufwärts­trend fortsetzen können. Ich freue mich, dass es bei den bilateralen Mitteln für die Entwicklungszusammenarbeit ein Plus von 2 Millionen Euro, beim Auslandskatastrophenfonds von 2,5 Millionen Euro, der sich damit auf 80 Millio­nen Euro erhöht, gibt.


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Herr Abgeordneter Kassegger, Sie haben „Gießkanne“ gesagt. – Das ist mitnichten Gießkanne. (Abg. Kassegger: Das können wir diskutieren!) Das ist im Eigeninteresse wohlinvestiertes Geld. (Abg. Kassegger: Das ist Ihre Meinung,
aber wir können gern diskutieren!) Warum? – Weil wir wollen, dass für die Men­schen vor Ort Perspektiven geschaffen werden, damit sie sich eben nicht
in die Hände der Menschenhändler begeben, nicht auf den gefährlichen Weg nach Europa machen, sondern dort, wo sie leben, das Gefühl haben, dass sie eine Perspektive in ihrem Leben haben. Darum geht es in Wirklichkeit bei huma­nitärer Hilfe und bei Entwicklungszusammenarbeit. (Abg. Stögmül­ler – Beifall spendend, in Richtung ÖVP –: Ihr seids aber schlechte Klatscher!)

Sehr geehrte Damen und Herren, ich glaube, dass Budgetsteigerungen für das Außenministerium in solch herausfordernden Zeiten keine Selbstverständlichkeit sind. Von meiner Warte aus ist es nicht nur ein klares Bekenntnis zur öster­reichischen Außenpolitik, sondern es ist, und das ist mir ganz besonders wichtig, in meinen Augen auch eine Anerkennung des Einsatzes der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des Außenministeriums, die oft unter unglaublich schwierigen Umständen wirklich Großartiges leisten. Erlauben Sie mir, dass ich hier
auch als Minister mit einem herzlichen Dankeschön an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Außenministeriums dafür, was sie im vergangenen Jahr
geleistet haben, ende. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten
der Grünen.)

20.22


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Mag.a Bettina Rausch-Amon. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


20.23.02

Abgeordnete Mag. Bettina Rausch-Amon (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Gäste!
Liebe Zuseherinnen und Zuseher, fast zur Primetime – schön, dass Sie bei uns sind und uns beim Fernsehen den Vorzug geben! Wenn man auf die Krisen­herde blickt, die rund um Österreich und die EU wachsen, und man –


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 517

ich bin, glaube ich, die Fünfte, die das jetzt sagt – an den Ring of Fire denkt, der leider Gottes entstanden ist, dann ist es durchaus ein gutes Zeichen, dass
wir für das kommende Jahr die Mittel für unsere Außenpolitik um über 40 Millio­nen Euro – um 41,7 Millionen Euro genau – beziehungsweise 6,6 Prozent erhöhen.

Diplomatie und europäische, aber auch globale Zusammenarbeit sind wichtiger denn je. Und es ist wichtig, dass das sicher geschehen kann: sicher für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen natürlich an dieser Stelle auch unser Dank gilt, und sicher auch für die Bürgerinnen und Bürger, die sich ans Außenministerium und an seine Außenstellen wenden.

Bei so vielen Geschehnissen in der Welt und rund um Europa, die heute genannt worden sind, die unsere Aufmerksamkeit fordern, ist es schon so eine
Sache, dass die Aufmerksamkeit für andere Bereiche, die uns strategisch länger­fristig brauchen und fordern oder auch Chancen für uns bereithalten,
manchmal ausgehen kann. Ein Kontinent, der in der Öffentlichkeit dann oft in Vergessenheit gerät, wenn man in die unmittelbare Nachbarschaft schaut,
ist Afrika.

Der ÖVP-Klub im Parlament, die Regierung, der Außenminister vergessen Afrika aber nicht, im Gegenteil. Ja, wir haben unter anderem den Haushalt für Ent­wicklungszusammenarbeit um 2 Millionen Euro erhöht, auch das Budget für den Auslandskatastrophenfonds angehoben, aber wenn wir über den großen Chancenkontinent Afrika sprechen, dann muss es um viel mehr gehen. Das weiß jeder und jede, der oder die sich mit der Region und ihren Menschen und Themen beschäftigt.

Afrikas Wirtschaft zum Beispiel wächst am schnellsten auf der ganzen Welt. Es ist natürlich ein Kontinent voller Gegensätze und Vielfalt, ein Kontinent,
auf dem es Probleme gibt, aber, wie man sieht, auch mit viel Potenzial: Diese Wirtschaft überspringt oft technologische Entwicklungsstufen, arbeitet
oft überraschend nachhaltig, was gerade im Kampf gegen den Klimawandel eine


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ganz, ganz wichtige Sache ist. Es ist ein riesiger, vielfältiger Kontinent mit 54 Ländern, bis zu 2 000 Sprachen und Dialekten und Menschen, vielen jungen Menschen, die Chancen wollen, die viele Ideen, viel Potenzial haben, auch Unternehmerinnen und Unternehmern, die Partnerschaften suchen, die Finan­zierung suchen, die Absatzmärkte suchen, die Kooperation suchen. Ich
denke, das sind nur ein paar vielleicht willkürlich ausgewählte Gründe, die zei­gen, wie wichtig es ist, dass wir uns mit Afrika beschäftigen.

Deshalb wird 2024 auch eine Afrikastrategie vorgelegt, die unsere Zusam­menarbeit mit einzelnen Ländern in wichtigen Zukunftsbereichen wie Energie, Sicherheit, grüne Transformation auf eine neue Ebene heben wird. Wir
wollen dabei die Positionen dieser Länder auch besser verstehen lernen und unseren Fokus auf Stabilität, Frieden und Sicherheit legen – ganz im Sinne einer Außenpolitik, wie wir heute schon gehört haben, die schützt und nützt.

Der größte Lichtblick dabei, ein Meilenstein, ein wichtiges Signal – es wurde heute schon genannt, aber ich möchte es bewusst erwähnen – wird 2024 die Eröffnung der Botschaft in Ghana sein. Im ersten Halbjahr wird es bereits ein Soft Opening geben, die formelle Eröffnung folgt dann im zweiten Halb­jahr 2024.

Es ist die erste Botschaftseröffnung auf dem afrikanischen Kontinent seit Jahr­zehnten – eine echte Trendumkehr mit einer Stärkung unserer wirtschaft­lichen, militärischen, agrarpolitischen und diplomatischen Zusammenarbeit mit den Ländern und den Menschen auf dem afrikanischen Kontinent. Auch
dafür sorgt dieses Budget. Dafür sorgt das Außenministerium mit seinen Mitar­beiterinnen und Mitarbeitern und dafür sorgt der Außenminister. Ich
möchte dafür auch herzlich Danke sagen. (Beifall bei der ÖVP.)

20.26


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Dr. Christoph Matz­netter. – Bitte, Herr Abgeordneter.



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20.26.57

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Falls sich noch jemand via Livestream hierher verirrt hat: auch da herzlich einen schönen Abend! Das Thema ist wichtiger, als man zuerst denkt. Die Position un­seres Landes weltweit betrifft alle Bereiche: Ob die Zuseherinnen und Zu­seher andere Länder bereisen, ob unsere Wirtschaft Exportmärkte sucht, ob un­sere Tourismusindustrie die Damen und Herren aus anderen Ländern be­grüßen darf, es ist ein ganz wichtiger Teil unserer Politik. Ich stimme meiner Vor­rednerin Kollegin Rausch-Amon zu: Ich halte diese Eröffnung einer Bot­schaft und die Verstärkung in Afrika für ganz, ganz wichtig. – So viel zum positi­ven Teil, den ich anmerken darf, Herr Bundesminister.

Der zweite Teil – und da möchte ich ausdrücklich unterstreichen, dass ich,
das passiert ja nicht oft, auch bei Kollegen Reinhold Lopatka applaudiert habe –: Es ist unsere vornehmste und wichtigste Aufgabe, dass wir Österreich als Standort für die Entwicklung von Frieden, für das Herstellen von Lösungen auf der Verhandlungsebene stärken. Ich unterstütze daher sehr den von mei­ner Kollegin Bayr eingebrachten Antrag, dass man auch die notwendigen finan­ziellen Mittel für die Friedensarbeit in entsprechender Form zur Verfügung
stellt, Herr Bundesminister.

Was es allerdings immer schwierig macht – und wir haben darüber im Ausschuss bereits diskutiert –, ist, wenn Österreich sozusagen nicht im Kern mit allen
auf einer gemeinsamen Gesprächsbasis ist. Ich habe schon kritisch erwähnt: Ich fand es schade, dass Österreich bei der Resolution betreffend eine humani­tären Waffenruhe der Generalversammlung der UNO nicht zugestimmt
hat – diese ist ja inzwischen in ihren Grundzügen durch den Beschluss mit zwölf zu drei Stimmen im UN-Sicherheitsrat in Wahrheit mittlerweile bindend. Das
ist schade, Herr Bundesminister.

Letzter Punkt: Was auch schade ist, ist, dass wir uns vom Ziel der 0,7 Prozent bei der Entwicklungszusammenarbeit entfernen, statt uns ihm anzunähern. Herr


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 520

Bundesminister, wenn man sich den Bundesfinanzrahmen anschaut und
die Sudanhilfe herausrechnet, dann sieht man, dass wir 2027 bei 0,23 Prozent angelangt sind. Das ist doch eine Schande, Herr Bundesminister, notabene,
wo doch diese Entschuldung des Sudans seit Jahrzehnten wie ein
Gespenst durch unsere Budgets geistert.

Jeder Finanzminister fügt an: Na dann entschulden wir den Sudan, dann ist unsere ODA-Quote gleich viel besser! – Super! Man muss dann im Budget bald Geld für eine Jubiläumsfeier vorsehen, wenn wir zum zehnten Mal die
Sudan-Entschuldung hineingenommen haben, die dann nicht stattfindet, und
am Ende sind wir weit weg von unserem Ziel.

Ich ersuche um Anstrengungen, wir müssen die 0,7 Prozent erreichen!
Ich hoffe, dass Sie etwas dazu beitragen, Herr Bundesminister. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

20.30


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Michel Reimon. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


20.30.36

Abgeordneter Michel Reimon, MBA (Grüne): Ja, da das die letzte Budgetsitzung dieser Koalition ist, lässt sie sich ein bissel zum Bilanzziehen nutzen, gerade
im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit.

Als wir das übernommen haben, habe ich einen besonderen Ehrgeiz gehabt. Es gibt ja als Vergleichszahl für die Entwicklungszusammenarbeit, wenn man
diese auf eine Zahl herunterziehen möchte, das UNO-Ziel von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, das Kollege Matznetter gerade angesprochen hat.
Als wir Grüne in die Koalition eingestiegen sind, lag das bei 0,24 Pro­zent. Ich habe den Ehrgeiz gehabt, dass wir als ersten Zwischenschritt in einer langfristigen Entwicklung ein Mal auf die Hälfte dieses Ziels kommen,
und tatsächlich, die 0,35 Prozent haben wir übertroffen – wurde diesen Sommer


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bestätigt –, wir waren auf 0,39 Prozent. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.) Das ist doch einmal ein schöner Erfolg, wenn wir in zwei Jah­ren ein Ziel geschafft haben, das davor noch nicht erreicht worden war.

Toll finde ich – wenn es jetzt quasi Kritik gibt, dass so viel Geld nach Afrika oder sonst wohin geschickt wird – daran auch Folgendes – zwei Zahlen zum Ver­gleich –: Aus dem, was wir da gemacht haben, sind 100 Millionen Euro
für Studenten, Studierende in Österreich ausgegeben worden. Wenn jetzt vorge­schlagen wird, dass man doch Geld in die Bildung stecken und nicht so viel
in den Süden schicken sollte, kann ich nur sagen: Das machen wir.
(Abg. Kassegger: Dort! Dort!)
Wir holen Studierende nach Österreich, die hier qualifiziert werden, und geben hier im Land, bei der österreichischen Wirtschaft 100 Millionen Euro aus. Das ist toll ausgegebenes Geld im Bereich der Ent­wicklungszusammenarbeit. Wir erfüllen schon längst das, was sich andere über­haupt erst ausdenken. (Beifall bei den Grünen.)

Zur Entschuldung des Sudan möchte ich auch etwas sagen: Es stimmt, die­se ist in diesem Einmaleffekt drinnen, und das ist richtig so. Die Schulden, die der Sudan bei uns hat, schleppen wir seit den Siebzigerjahren mit – seit den Siebzigerjahren, seit 50 Jahren! –; da hat die Kreisky-Regierung das Geld dort hingegeben. Das ist uneinbringbar. Es wird wirklich Zeit, das endlich abzu­schreiben, damit der Sudan tatsächlich wieder neue Geschäfte machen kann. Das ist ein wichtiger Schritt, und ich hoffe, dass er nicht blockiert wird. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)

Diese Riesenbeträge sind aber vielleicht gar nicht das Entscheidende. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Ich war vor einigen Monaten in Uganda und habe mir
dort Projekte angeschaut – unter anderem ein Projekt, das das österreichische Sozial- und Gesundheitsministerium finanziert. Ich war bei einem Kranken­haus an der Grenze zum Kongo. Dort sind um einen relativ kleinen Betrag zwei Solarpaneele auf einem Krankenhaus montiert worden. Die Ärzte und Ärz­tinnen dort haben etwas Berührendes gesagt: Wenn jetzt eine Notfall­entbindung in der Nacht stattfindet, müssen wir nicht mehr bei Kerzenlicht


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arbeiten, wir verlieren keine Kinder mehr! – Wegen zwei Solarpanelen!
Mit so wenig Geld kann man helfen, und es ist gut, dass wir das machen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir haben, und das ist mir der wichtigste Schritt in dieser Koalition, die
Mittel für den Auslandskatastrophenfonds angehoben. Diesen haben wir mit 15 Millionen Euro übernommen und wir haben die Mittel jedes einzelne
Jahr in dieser Koalition auf derzeit 80 Millionen Euro angehoben. 80 Millionen Euro: Fast jede Woche gibt diese Koalition 1, 2, 3 Millionen Euro für ein­zelne Notfallprojekte frei, die bei Erdbeben, bei Waldbränden, bei Kriegen direkt vor Ort schnell und wirksam helfen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Ich habe in meiner Zeit als Oppositioneller oft Flüchtlingslager besucht
und oft gesagt: Da sollte Österreich helfen, da sollte Europa helfen!, oder sonst etwas. Nicht dort zu sitzen, sondern einen Ministerratsvortrag zu unter­schreiben oder anzuschauen, mit dem 1 Million Euro oder 2 Millionen Euro frei­gegeben werden und tatsächlich in einem Flüchtlingslager geholfen wird,
ist wahrscheinlich das schönste Gefühl, das ich in dieser Koalition überhaupt er­lebt habe. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Hofinger.)

Ein letztes Wort, weil der Nahostkonflikt angesprochen wurde: Was kann Österreich tun? – Österreich kann und sollte, finde ich, in den nächsten Jahren eine besondere Rolle einnehmen. Als zerbombtes Land wurde uns
nach 1945 mit einem Marshallplan geholfen – wahrscheinlich eine der intelligen­testen politischen Maßnahmen des 20. Jahrhunderts. Es war eine großar­tige Maßnahme, dem Feind so viel Geld zum Aufbau zu geben, dass
er nicht mehr in einen Krieg ziehen möchte. Österreich wurde ein friedliches Land, das etwas zu verlieren hatte. Das sollte man sich vielleicht für den
Nahen Osten, für die Palästinenser überlegen.

Vielleicht sollte Europa einen Marshallplan starten, damit die Palästinenser einen Grund haben, nicht mehr der Hamas oder einer Nachfolgeorganisation zu


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folgen. Das wäre mein Vorschlag für die Zukunft. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.35


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Mag. Dr. Martin
Graf. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.35.32

Abgeordneter Mag. Dr. Martin Graf (FPÖ): Sehr geehrter Herr Bundesminister! In aller Kürze, damit auch das gesagt wird: Ich bin kein Freund dessen, dem Sudan – einem Militärregime, das genug Geld hat, sich Waffen zu leisten, Kriege zu führen, Leute zu massakrieren – die Schulden zu erlassen; im Gegen­teil: Die sollen das zahlen. In Wirklichkeit sollte man beginnen, das zu betreiben.

Es stellt sich nämlich die Frage: Wie geben wir unsere Entwicklungshilfe­gelder aus? Zum Beispiel, Herr Bundesminister, hat der Ministerrat am 8. Sep­tember 2021 18 Millionen Euro für das Taliban-Regime in Afghanistan vorgesehen. Diese Gelder sind auch mehrheitlich geflossen. Sie haben elf Tage später persönlich, ohne mit jemandem Rücksprache zu halten, diesen
Betrag noch auf 20 Millionen Euro für das Internationale Rote Kreuz aufgebes­sert und haben nochmals nachgeschossen.

Es sind weiters 6 Millionen Euro im Vorjahr als Hilfen allein über den Aus­landskatastrophenfonds geflossen, auch weitere 2 Millionen Euro für das Inter­nationale Rote Kreuz. Auch dieses Jahr sind wieder Gelder geflossen, und
für nächstes Jahr planen Sie, dass auch wieder Gelder fließen, obwohl selbst die UNO schon festgestellt hat, dass die Gelder dort versickern und mindes­tens 40 Prozent dieser Gelder gar nicht dort ankommen, wo sie hingehören, sondern bei den Machthabern, bei den Taliban, zum Waffenkauf oder Ähnliches mehr, zum Teil auch bei dunklen Gestalten, die international als Terroristen gesucht werden.

Sie selbst haben attestiert, dass Afghanistan eine mittelalterliche Politik
betreibt. Es sitzt auch ein Österreicher dort im Gefängnis. (Abg. Michael Hammer:


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Euer Freund!) Sie tun nichts bis wenig, aber Sie leisten trotz alledem Hilfe
für Afghanistan, ohne daran Bedingungen zu knüpfen. Ich halte das einfach für unzumutbar für den österreichischen Steuerzahler und stelle daher folgen­den Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stopp der Zahlungen an die Taliban in Afghanistan“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für internationale und europäische Angelegenheiten, wird aufgefordert, sämtliche finanzielle Zuwendungen Österreichs für Afghanistan sofort einzustellen.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

20.37

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Dr. Martin Graf

und weiterer Abgeordneter

betreffend Stopp der Zahlungen an die Taliban in Afghanistan

eingebracht in der 239. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 21. Novem­ber 2023 im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bun­desvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) – UG 12 Äußeres


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 525

Seit Jahren sieht die FPÖ die Verteilung von Geldern ohne konkrete Zweckwid­mung im Rahmen der Entwicklungshilfe sehr kritisch. Beträge in Millionen­höhe können so in den Kanälen diverser NGOs versickern oder gar autoritären Regimen zugutekommen.

Letzteres ist in Afghanistan der Fall. Die Tageszeitung „Die Presse“ berich­tete bereits im Dezember 2021 davon, dass die Vereinten Nationen nun Schutzgeld an die Taliban für ihre Mitarbeiter und Einrichtungen in Millionenhöhe zahlen
wollen:

Die Vereinten Nationen wollen laut einem internen UNO-Bericht den in
Afghanistan seit Sommer herrschenden Taliban im nächsten Jahr sechs Millionen Dollar zahlen - als Subvention für Besoldung und Lebensmittelhilfe für Kämp­fer, die Objekte und Mitarbeiter der UNO bewachen. […] De facto gehe es dabei auch um den persönlichen Schutz fremder Helfer (etwa Techniker) des Innenminis­teriums, dessen Chef unter Sanktionen von UN und USA steht und vom FBI gesucht wird.1

Die schwarz-grüne Bundesregierung beschloss am 8. September 2021 im Minis­terrat ein Hilfspaket für Afghanistan in Höhe von 18 Millionen Euro – demnach zu einem Zeitpunkt, als die Taliban längst wieder die Herrschaft über das Land übernommen hatten. Die österreichischen Steuergelder wurden folgen­dermaßen aufgeteilt:

Zehn Millionen Euro davon gehen an das UNO-Flüchtlingskommissariat (UNHCR), fünf Millionen Euro an UNO Women und drei Millionen Euro an das UNO-Welt­ernährungsprogramm (WFP).2

Am 19. September 2021 sprach der damalige und mittlerweile wieder eingesetzte Außenminister Mag. Alexander Schallenberg überraschend von einer Summe
in Höhe von 20 Millionen Euro – zwei Millionen seien demzufolge zusätzlich dem In­ternationalen Roten Kreuz zugesagt worden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 526

In den vier Jahren vor 2021 hatte Österreich bereits über elf Millionen Euro in
Hilfs- und Entwicklungsprojekte in Afghanistan investiert.3 2022 erhielt das von den Taliban beherrschte Afghanistan sechs Millionen Euro österreichisches Steuer­geld über den Auslandskatastrophenfonds, 2023 bisher eine Million Euro.4 Zusätzlich flossen auch 2022 zwei Millionen Euro über das Internationale Rote Kreuz
nach Afghanistan.5

Folgerichtig zahlt Österreich Millionenbeträge vor allem über die Vereinten Nationen an Afghanistan, wobei die UNO millionenschwere Mittel dafür heranzieht, Schutzgeldzahlungen an die Taliban zu leisten.

Die Zweckentfremdung vermeintlicher Entwicklungshilfe durch autoritäre Regime für deren finanzielle Belange ist längst bekannt und überrascht nicht. Verblüffend
ist einzig und allein die Naivität der schwarz-grünen Bundesregierung, Jahr für Jahr Millionenbeträge an österreichischem Steuergeld den Taliban zur Verfügung
zu stellen. Es ist festzuhalten, dass zwar die Organisationen ausgewiesen sind, welche die Millionenbeträge erhalten. Die jeweiligen Endempfänger der Gelder und
deren konkreter Verwendungszweck bleiben aber im Dunkeln.

In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass rund 40 Prozent des afghani­schen Staatshaushaltes auf Hilfsgeldern beruht.6 Bereits hinsichtlich der Geber­konferenz für Afghanistan im November 2020 wurde festgehalten: „In der Tat landet ein großer Teil auch der ausländischen Hilfsgelder in den Taschen von Provinz­fürsten und hohen Beamten.“7 Selbst UNO-Generalsekretär António Guterres spricht diese Problematik offen an: „Es ist nicht möglich, in Afghanistan humanitäre Hilfe
zu leisten, ohne mit den De-facto-Behörden zusammenzuarbeiten.“8

Außenminister Schallenberg scheint es offenbar nicht zu stören, österreichisches Steuergeld in Millionenhöhe einem Regime zur Verfügung zu stellen, welchem
er selbst eine „mittelalterliche Politik“9 attestiert.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 527

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für internationale und europäische Angelegenheiten, wird aufgefordert, sämtliche finanzielle Zuwendungen Österreichs für Afghanistan sofort einzustellen.“

1     Die Presse 23.12.2021: UNO will offenbar „Schutzgeld“ an die Taliban zahlen

2     Orf.at 08.09.2021: Regierung beschloss Soforthilfe für Afghanistan

3     Homepage des Bundeskanzleramts 26.08.2021: Kurz und Schallenberg:
18 Millionen Euro Soforthilfe-Paket für Afghanistan

4     https://www.entwicklung.at/themen/humanitaere-hilfe/
auslandskatastrophenfonds-akf#c3377

5     https://www.entwicklung.at/themen/projekte?tx_mmcprojectlist_projectlist
%5B%40widget_0%5D%5BcurrentPage%5D=1&tx_mmcprojectlist_projectlist%5BdemandListFilter%5D%5Bactive%5D=0&tx_mmcprojectlist_projectlist%
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cHash=d14eec29c089d5a8a83c56bb2d9f7801

6     Orf.at 07.09.2021: Gesuchter Terrorist wird Innenminister

7     Wiener Zeitung 25.11.2020: „Geberländer haben Korruption geduldet“

8     APA 13.09.2021: 1,2 Milliarden Dollar bei Geberkonferenz für Afghanistan


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9     https://exxpress.at/moelzer-bei-den-taliban-aussenminister-schallenberg-attackiert-die-fpoe-scharf/

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt Mag. Martin Engelberg. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Matznetter: Was haben jetzt Mölzer und Hübner? Die Kontakte zu Taliban! – Abg. Martin Graf: Die habt ja ihr!)


20.38.11

Abgeordneter Mag. Martin Engelberg (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bun­desminister! Hohes Haus! Wenn ich Sie kurz stören darf, Kollegen! Ich gehe auch gleich gerne auf das ein, was Sie gesagt haben, Herr Kollege Matznetter.
Ich verstehe es überhaupt nicht: Sie sprechen von Schande, dass die Entschul­dung in die ODA-Quote eingerechnet wird. (Abg. Matznetter: Schade habe
ich gesagt!)

Ich kann nur eines sagen: Wenn Sie irgendwie sachkundig wären, dann wüssten Sie, dass das einfach die Spielregeln sind, dass das die Spielregeln des
Pariser Clubs sind. Das heißt, wenn eine Entschuldung stattfindet, dann wird das in die ODA-Quote eingerechnet. Das ist nicht Sache oder Entscheidung
des Außenministers oder der Regierung oder von sonst jemandem, sondern das sind die Spielregeln, die in diesem Pariser Club für Entschuldungen festge­legt wurden. Ich finde, manchmal macht es schon Sinn, eine sachliche Diskussion zu führen.

Ich glaube – Kollege Reimon hat das bereits gesagt –, wir können schon
auch stolz darauf sein, dass wir diese ODA-Quote eben sukzessive von 0,28 auf zuletzt 0,39 Prozent gesteigert haben. Das ist ein schönes Stück Weg, das
wir gegangen sind. Der Weg zu diesem Ziel, das ja ein allgemein anerkanntes Ziel


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ist, diese 0,7 Prozent, ist ein langer Weg, den es zu gehen gilt. Auf der
anderen Seite muss man aber auch sagen: Wir waren noch nie so weit wie jetzt.

Es gab noch keine Regierung, die so viel für Entwicklungszusammenarbeit
und für humanitäre Hilfe ausgegeben hat wie diese Regierung. Auch keine der vielen SPÖ-geführten Regierungen war nur annähernd so weit, was die
ODA-Quote betrifft. Also es ist ein bisschen so ein Spiel, dass man, wenn man in der Opposition sitzt, einfach Dinge skandalisiert, die man selber bei Weitem nicht erfüllt hat.

Tatsache ist: Wir sind angesichts der multiplen Krisen, die momentan in der Welt stattfinden, sehr gut vorbereitet, für Entwicklungszusammenarbeit und für humanitäre Hilfe auch noch mehr auszugeben. Die Mittel für den Auslandskata­strophenfonds sind noch einmal von 77,5 auf 80 Millionen Euro erhöht
worden. Das bedeutet, glaube ich, wenn ich mich richtig erinnere, eine Vervier­fachung der Mittel in den letzten fünf Jahren, was es uns tatsächlich er­möglicht, bei Krisen schnell und wirksam Hilfe zu leisten. Ich glaube, darauf kön­nen wir durchaus stolz sein.

Zum Schluss möchte ich noch einen Satz zum Thema der sogenannten Wiederösterreicher, wie wir sie ja nennen, verlieren, zu diesem Programm, dieser Novellierung des Staatsbürgerschaftsgesetzes für Nachkommen der Opfer
des Nationalsozialismus. Ich möchte hier wirklich noch einmal betonen,
wie erfolgreich dieses Programm ist, wie hoch das Ansehen ist, das wir dadurch als Österreich im Ausland verdienen und zuerkannt bekommen. Auch dafür, wenn ich das an dieser Stelle sagen darf, wirklich großen Dank und Anerkennung an dich, lieber Herr Bundesminister, aber vor allem auch an alle Beamten in
den Generalkonsulaten, Botschaften, die hervorragende Arbeit leisten,
den Leuten schnell, unbürokratisch, freundlich begegnen! Das findet wirklich ein unglaublich positives Echo. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

20.41



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 530

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Herr Dr. Harald Troch. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


20.42.05

Abgeordneter Dr. Harald Troch (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen
und Herren! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Bei den Finanz-
und Budgetberatungen zum Thema Außenpolitik haben Sie Bruno Kreisky zum Thema gemacht und gemeint, Bruno Kreisky hätte mit Terroristen ver­handelt; die ÖVP würde nicht mit Terroristen verhandeln. Ich glaube, die Fatah mit der Hamas zu vergleichen ist schon sehr, sehr gewagt, Herr Bundes­minister, ich würde sogar sagen, ich halte das für einen unfairen Untergriff. Bruno Kreiskys Verdienste um die Nahostpolitik, um den Dialog, um Frie­densbemühungen sind international höchst anerkannt. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der FPÖ.)

Bruno Kreisky ist Teil des jüdischen Erbes in Österreich, Bruno Kreisky ist
Teil des jüdischen Lebens in Österreich, und meines Wissens ist er der einzige jüdische Bundeskanzler der Republik und der einzige jüdische Außenminis­ter in der ganzen Geschichte Österreichs. Hier diese Schmähung – für mich war es das – vorzunehmen, das finde ich nicht gerechtfertigt. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn Sie Ägypten kennen – ich glaube, Sie waren ja schon in Ägypten – und vielleicht so wie ich auch schon zeitgeschichtliche oder politische Museen
dort besucht haben, wissen Sie: Es gibt kein einziges zeitgeschichtliches Museum in Ägypten, in dem nicht Fotos von Anwar el-Sadat gemeinsam mit Bruno Kreisky hängen, unter anderem auch in der Ausstellung in der neuen Bibliothek in Alexandria.

Auf die nationalen und internationalen Verdienste Bruno Kreiskys will
ich jetzt gar nicht weiter eingehen. Kollege Lopatka hat schon darauf verwiesen: Amtssitz Wien – Bruno Kreisky ist da ganz wichtig –, die UNO-City, er war
der Mehrheitsbeschaffer für Kurt Waldheim, dass er Generalsekretär wird, und


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er war ein guter Generalsekretär. Bruno Kreisky war generell wichtig für das internationale Ansehen Österreichs in der Welt.

Was ich etwas komisch gefunden habe, war das österreichische Abstimmungs­verhalten zum Thema humanitäre Feuerpause, und dazu möchte ich auch
gleich etwas vorbringen: Der Wiener Bürgermeister hat angeboten, Babys aus dem Gazastreifen in Wien versorgen zu lassen, vor allem auch Frühgebur­ten. Jetzt liegt es daran, Herr Bundesminister, ob Sie und das Außen­amt humanitäre Visa erteilen werden. Im Fall der Moria-Kinder haben Sie es abgelehnt, humanitäre Visa für die Kinder zu erteilen. Jetzt wollen wir
helfen; das Angebot der Stadt Wien, des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig liegt auf dem Tisch, wir brauchen aber humanitäre Visa, und die Frage ist,
ob Sie wieder ablehnen oder in dem Fall zustimmen werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein zweites Thema ist Schengen: Rumänien, Bulgarien. Herr Bundesminister,
Sie betonen immer wieder, das sei nicht gegen diese Länder gerichtet.
Herr Bundesminister, wissen Sie, wie demütigend es für die Rumänen und Bul­garen ist, dass Kroatien so (den rechten Arm hebend und mittels wiederhol­ter Wischbewegung ein Durchwinken andeutend) durchgewunken wurde, für Ru­mänien und Bulgarien aber das rote Licht geschaltet wurde? Das ist für
diese beiden Länder unglaublich demütigend. Wenn man mit Europa und wenn man mit der Schengenaußengrenze argumentiert, dann müsste man alle Neubeitritte zu Schengen blockieren und nicht sozusagen die Guten und die Bö­sen trennen. Das geht nicht, das ist unmoralisch und das schmerzt die
Rumänen und die Bulgaren in einer unglaublichen Weise. (Abg. Brandstätter:
Uns auch!)

Der Umgang insbesondere der ÖVP mit Rumänien und Bulgarien ist
meiner Meinung nach ein Foulspiel, und ich glaube, wir isolieren uns mit ver­schiedenen außenpolitischen Maßnahmen zusehends in Europa.

Bruno Kreisky habe ich schon gewürdigt, ich möchte ihn hier auch vorstellen (ein Porträt von Bruno Kreisky in die Höhe haltend – Heiterkeit), diesen großen


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Europäer und Österreicher, aber ich habe auch ein zweites Bild mitgebracht (ein Porträt von Othmar Karas in die Höhe haltend), ihn kennen Sie auch, vor allem
die Freunde von der ÖVP: Othmar Karas. Othmar Karas hat gesagt, er
kann diesen antieuropäischen Weg der ÖVP, die den Weg der Mitte verlassen hat, nicht mehr mittragen. Viele in der ÖVP sagen einem hinter vorgehal­tener Hand: Die Europapolitik der ÖVP ist nicht mehr sachlich. (Abg. Michael Ham­mer: Babler weiß nicht einmal, was Europa ist!) Die ÖVP ist kein Motor mehr
in der Europapolitik, die ÖVP ist ein Bremser in der Europapolitik geworden. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Martin Graf:
So eine gute Rede – durch den Karas entwertet! Das war nicht nötig!)

20.46


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist nun Andreas Minnich. – Bitte, Herr Abgeordneter.


20.47.06

Abgeordneter Andreas Minnich (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Werter Herr Staatssekretär! Liebe Abgeordnetenkolleginnen und -kollegen im Hohen Haus! Liebe Zuseher auf der Galerie und zu Hau­se vor den Bildschirmen! Liebe Österreicherinnen und Österreicher, wir leben in einem der schönsten und sichersten Länder der Welt und sind mit über­durchschnittlichem Wohlstand gesegnet. Auch wenn wir in Österreich manchmal auf sehr hohem Niveau jammern, müssen wir sehen, dass auf der Welt im Moment vieles nicht in geordneten Bahnen läuft; es gab noch nie so viele Kriege und Krisen wie zurzeit.

Wir sehen zahlreiche Konflikte und dass derzeit keine Entspannung in Sicht
ist. Auch unser Herr Außenminister hat schon vom Ring of Fire, vom „Feuerring“ der Krisen gesprochen. Unter solchen Umständen ist eine aktive Außen­politik besonders wichtig. (Ruf bei der SPÖ: Die muss einmal beginnen!) Es ist uner­lässlich, dass wir mit unseren Botschaftern unsere Augen und Ohren über
die ganze Welt verteilt haben. Lassen Sie mich dies unterstreichen: Ohne unser


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diplomatisches Personal im Ausland wären wir nicht nur völlig blind, son­dern auch ohne Möglichkeit, vernünftige Verhandlungen zu führen und Ergeb­nisse in vielen Bereichen zu erzielen, die unsere Sicherheit und unseren Wohlstand in Österreich betreffen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich hatte in den letzten Monaten bei Auslandsaufenthalten selbst die Gelegen­heit, mit unseren Botschaftsteams zusammenzuarbeiten. Es ist beson­ders beeindruckend, wie professionell und kompetent wir international vertreten sind. Unsere rot-weiß-rote Diplomatie ist auf der ganzen Welt bestens anerkannt und wird überall sehr geschätzt. – Vielen Dank für diesen tollen Einsatz!

Eine Erhöhung der Konferenztätigkeit für Frieden und Wohlstand und
die Stärkung des Standortes Wien als Amtssitz internationaler Organisationen wie OSZE und Opec bringen wesentliche Wertschöpfungseffekte im
Export und auch im Tourismus. Es ist ein Gebot der Stunde, Österreich gut im Ausland zu vertreten, daher freue ich mich, dass wir es geschafft haben,
diesen Bereich im kommenden Budget weiter auszubauen. Die Sicherheit der Österreicher beginnt nicht erst innerhalb unserer Staatsgrenzen, sondern
überall auf der Welt.

Geschätzte Mitarbeiter im Auslandsdienst, wir wissen, was wir an
unseren österreichischen Vertretungsbehörden haben, und schätzen euren Ein­satz. Vielen Dank!

Dieses Budget bedeutet Anerkennung für unsere rot-weiß-rote Diplomatie
und Sicherheit für unser Land und für unsere Menschen in Österreich. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.50


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag.a Muna Duzdar. –
3 Minuten ist die Restredezeit der Fraktion, Frau Abgeordnete. Bitte schön.



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20.50.23

Abgeordnete Mag. Muna Duzdar (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter
Herr Außenminister! Ich bin heute die letzte Rednerin, aber ich kann Ihnen Kritik nicht ersparen. Herr Minister, wir haben seit 1979 einen Amtssitz der
Vereinten Nationen in Österreich, und Österreich hat international viel Ansehen dadurch gewonnen und genossen. Aktuell ist meiner Meinung nach jedoch wenig Aktivität am UNO-Standort erkennbar.

Herr Minister, Vermittlung und konstruktive internationale Zusammenarbeit, da­für war das neutrale Österreich einst weltweit bekannt. Die Betonung liegt
auf war, denn ich frage Sie, Herr Außenminister: Haben Sie vor, sich auf diese Tradition zurückzubesinnen, oder soll Österreich weiter durch nicht nach­vollziehbare Aktionen, wie etwa das Abstimmen gegen einen humanitären Waf­fenstillstand im Nahen Osten, in der Welt isoliert dastehen und seinen einst­mals guten Ruf in der Welt einbüßen?

Herr Minister, die aktuelle ÖVP-Außenpolitik hat uns in den vergange­nen Jahren, nämlich seit Sebastian Kurz, auf eine Linie mit Rechtspopulisten wie Orbán und Trump gebracht. Ich frage Sie: Sieht so eine zukunftsweisende Außenpolitik aus? Soll das unser internationales Ansehen stärken? – Nein, wohl kaum. (Beifall bei der SPÖ.) Es braucht wieder eine aktive Neutralitätspolitik. Österreich muss wieder als international verlässlicher Partner wahrgenommen werden, nämlich als ein Staat, der für Vermittlung und Deeskalation eintritt.
(Abg. Haubner: Wer hat denn die Rede geschrieben? Wer hat diese Rede ge­schrieben?)

Herr Minister, es ist Zeit dafür, dass der UNO-Beschluss hinsichtlich Feuerpau­sen und humanitärer Korridore im Gazastreifen endlich aktiv unterstützt
wird. Unter den derzeitigen Bedingungen ist die humanitäre Hilfe nicht möglich. Herr Minister, wenn Sie heute sagen, Sie sind eh für humanitäre Hilfe oder humanitäre Feuerpausen, so muss ich Ihnen entgegenhalten: Nein, das stimmt nicht, denn wir von der Sozialdemokratie haben einen Antrag eingebracht,
den Sie vertagt haben und gegen den Sie stimmen wollen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 535

Daher, Herr Minister, möchte ich Sie eines fragen: Muss ich Ihnen heute vom Rednerpult aus erklären, was humanitäre Feuerpause bedeutet? (Beifall
bei Abgeordneten der SPÖ.)
Muss ich Ihnen das erklären? (Abg. Michael Hammer: Brauchen wir nicht, nein!) Es bedeutet, dass in den Pausen der Bombarde­ments Menschen mit Lebensmitteln und Wasser versorgt werden und Spitäler mit Treibstoff versorgt werden.

Wissen Sie, Herr Minister, was es bedeutet, wenn ein Spital ohne Strom­versorgung dasteht? – Fragen Sie die Ärzte hier im Raum! (Abg. Michael Hammer: Das können wir uns aber auch vorstellen!) Es bedeutet, dass Patienten sterben. Herr Minister, das ist nicht die Art und Weise, wie ich mir österreichische Außenpolitik vorstelle. (Beifall bei der SPÖ.)

Zum Abschluss, Herr Minister: Seit die Türkisen die Macht in der ÖVP übernom­men haben, fehlt der türkisen Außenpolitik das Gespür für Diplomatie, und
es fehlen nachhaltige außen- und sicherheitspolitische Konzepte. Ihr Vorgänger Sebastian Kurz hat sich zwar aus der Politik verabschiedet, Herr Minister
(Abg. Martin Graf: Nicht mehr lang! Nicht mehr lang!), aber die Kurzsichtigkeit ist Ihnen geblieben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Das war ein schlechter Abschluss für den heutigen Tag!)

20.53


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Beratungen zu diesem Themenbereich sind somit beendet.

Ich unterbreche nun die Sitzung bis Mittwoch, den 22. November, 9 Uhr.
Die Verhandlungen werden mit den Untergliederungen 21: Soziales, 22: Pen­sionsversicherung, und 21: Konsumentenschutz fortgesetzt. Die Sitzung
ist unterbrochen.

20.53.59*****


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 536

(Die Sitzung wird am Dienstag, dem 21. November 2023, um 20.53 Uhr unterbrochen und am Mittwoch, dem 22. November 2023, um 9.05 Uhr wieder aufgenommen.)

*****


 



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09.05.24Fortsetzung der Sitzung: 9.05 Uhr


09.05.25

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Ich darf die unterbrochene 239. Sitzung wieder aufnehmen und Sie zu unserem zweiten Budgetsitzungstag recht herzlich begrüßen. Ich begrüße
den Herrn Bundesminister und den Herrn Staatssekretär. Ich begrüße die Damen und Herren der Journalistik auf der Galerie, die Damen und Herren, die jetzt schon bei uns auf der Galerie sind, und jene zu Hause vor den
Bildschirmen!

Als verhindert gemeldet sind heute die Abgeordneten Mag. Johanna Jachs, Julia Elisabeth Herr, Petra Steger, Wolfgang Zanger, Heike Grebien, Mag. Markus Koza, Barbara Neßler, Henrike Brandstötter und Dr. Stephanie Krisper

*****

Ich darf noch bekannt geben, dass der ORF die Sitzung auf ORF 2
bis 13 Uhr überträgt, dann auf ORF III bis 19.15 Uhr und anschließend in der TVthek.

Die Abgeordneten haben die Möglichkeit, sich zwischen 10 Uhr und
14 Uhr im Auditorium mit den Fotos der Geiseln ablichten zu lassen. Wir wissen, dass heute Verhandlungen stattfinden, die ersten Geiseln freizulassen –
es sind über 200. Ich darf mich bei allen Parteien für die Solidarität recht herzlich bedanken.


Zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet hat sich Klubobmann
Kucher. – Bitte sehr.

09.06.39*****


9.06.40

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Sehr geehrter
Herr Präsident! Gestern am Abend sind neuerlich sehr schwere Vorwürfe gegen


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Ihre Amtsführung und gegen Sie als Person öffentlich bekannt geworden.
(Abg. Michael Hammer: Was? – Ruf bei der ÖVP: Was hat das mit der Amtsführung zu tun?) Es geht um die Einflussnahme auf Ermittlungen der unabhängigen
Justiz. Es geht um Hausdurchsuchungen. Ich glaube, das macht es unmöglich für uns alle, dass wir heute einfach zur Tagesordnung übergehen.

Ich denke, dass wir alle hier in diesem Saal wüssten, was wir an Ihrer Stelle
in dieser Situation zu tun hätten, um Schaden von dem Amt, Schaden
von der Republik abzuwenden. (Beifall bei SPÖ und FPÖ sowie bei Abgeordneten der NEOS.)

Ich glaube, es wäre sozusagen eine gemeinsame Aufgabe, von Ihnen zu verlangen, dass Sie sich hier auch dazu erklären. Ich darf fordern, die Sitzung
dazu jedenfalls zu unterbrechen und eine sofortige Präsidiale einzuberufen, weil es nicht sein kann, dass das Amt, dass diese wichtige demokratiepolitische Funktion in dieser Form durch Ihre Arbeit beschädigt wird. (Beifall bei SPÖ und FPÖ sowie bei Abgeordneten der NEOS.)

Es ist das Mindeste, dass Sie sich heute hier erklären. Zur Tagesordnung überzugehen, sich hinter dem Generalsekretär zu verstecken, das kann nicht der Weg sein. Und um es mit den Worten eines ehemaligen Bundeskanzlers zu versuchen: Genug ist genug, Herr Präsident! (Beifall bei der SPÖ sowie
bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.)

9.07


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Kickl. – Bitte.


9.08.04

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich kann mich diesem Ansinnen der Sozialdemo­kratie nur vollinhaltlich anschließen. (Bravoruf bei der SPÖ.) Ich fordere von Ihnen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 539

die sofortige, die zeitnahe Einberufung einer Sonderpräsidiale des National­rates und möchte Ihnen auch erklären, warum ich die Dinge so sehe, wie ich sie sehe.

Ganz Österreich ist seit wenigen Stunden in Kenntnis sehr, sehr schwerwie­gender Vorwürfe gegen den Präsidenten des Nationalrates, gegen Sie,
Herr Sobotka. Jetzt kann man natürlich die Position einnehmen und sagen, das ist ja alles nichts Neues, es hat ja schon vorher eine ganze Reihe von Vor­würfen gegeben. Das scheint mir die Argumentation der Volkspartei zu sein. Aus meiner Sicht machen diese Dinge aber die Sache umso schwerwiegender,
weil wir in der Zwischenzeit schon eine ganze Reihe, eine ganze Kette
von schwerwiegenden Verfehlungen zu beobachten haben, die im Zusammen­hang mit Ihrer Person und damit auch mit dem Amt des Präsidenten des Nationalrates stehen.

Im Kern besagen die Vorwürfe, mit denen Sie jetzt konfrontiert sind, nichts an­deres, als dass der zweithöchste Mann im Staat, als dass der zweithöchste
Mann der Republik im Verdacht steht, die Institutionen eben dieses
Staates, eben dieser Republik zur Durchsetzung von parteipolitischen Macht­interessen seiner eigenen Partei, der Österreichischen Volkspartei, zu missbrauchen beziehungsweise den Auftrag zu diesem Missbrauch gegeben zu haben. In drei Worten heißt das: Anstiftung zum Amtsmissbrauch.

Was vielleicht in der Debatte bisher noch zu wenig berücksichtigt worden ist, ist, dass wir dabei von einer Phase reden, in der der Mann, der im Verdacht
steht, das getan zu haben, der Chef des Sicherheitsapparates in Österreich ge­wesen ist.

Das wollen wir einmal nicht vergessen, dass Sie, bevor Sie Nationalrats­präsident geworden sind, als Innenminister der oberste Chef über alle Ermitt­lungsbehörden, über das gesamte Personal und über alle technischen Möglichkeiten in diesem Apparat gewesen sind.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 540

Die Vorwürfe, die gegen Sie erhoben werden, Herr Präsident, wiegen umso schwerer. Warum? – Weil die Person, die sie erhebt oder, besser gesagt, die sie erhoben hat und die von enormem Druck, unter dem sie aufgrund der per­manenten Einflussnahme vonseiten der Österreichischen Volkspartei gestanden ist, berichtet, kein anonymer Unbekannter ist, weil das kein Nobody ist,
weil das nicht irgendein Unterläufer ist. Der verstorbene Christian Pilnacek ist ein Schlüsselspieler der Österreichischen Volkspartei in diesem System
gewesen. (Abg. Steinacker: Unglaublich!) Das ist die exakte Definition: ein Schlüs­selspieler in der – nennen wir es so – ÖVP-Aufstellung dieser Republik.
(Abg. Wöginger: Wer hat es aufgenommen? Habt ihr den auch ...?)
Die ÖVP hat ihn in der Justiz gehalten, mit wichtigen Positionen bedacht und mit ganz
zentralen Aufgaben betraut.

Was dem Präsidenten des Nationalrates ganz prominent vorgeworfen wird, ist eigentlich nichts anderes, als den tiefen Staat zu betreiben, als in Öster­reich den tiefen Staat auszubauen und voranzutreiben – unter Ausnutzung der parteipolitischen Netzwerke der Österreichischen Volkspartei in ihrem ressortübergreifenden Zusammenhang. Das ist der Vorwurf, der im Raum steht – so viel zum Thema staatspolitische Verantwortung der Österreichischen Volkspartei. So viel zum Thema: Wer ist das Sicherheitsrisiko in dieser Republik? (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Wöginger:
Das musst genau du sagen! – Abg. Michael Hammer: Der Vokaki! – Zwischenruf
des Abg. Hörl.)

Meine Damen und Herren! Ich weiß schon, Sie wollen das alles aussitzen. Das kennen wir schon. Sie wollen weiter so tun, als wäre nichts gewesen. Sie
sitzen weiter dort oben wie die Unschuld vom Lande. Die eigene Partei – Ihre Partei, die Österreichische Volkspartei – will das einfach wegwischen.
Sie will den Präsidenten, der mit diesen Vorwürfen konfrontiert ist, als Opfer einer bösen Intrige darstellen. (Abg. Fürlinger: Da seid ihr die Spezialisten,
Herr Klubobmann! Da seid ihr die Spezialisten!)


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Das Ganze – Österreich hat nicht vergessen, was Sie da machen – machen Sie in einer unglaublichen Perversion Ihrer eigenen Maßstäbe, die Sie in der
Reaktion auf das Ibizavideo zur Anwendung gebracht haben. (Abg. Wöginger: Ja, jetzt sind wir dort!) Wir alle haben in Erinnerung, was es damals an empör­ten Reaktionen vonseiten der Volkspartei gegeben hat (Abg. Michael Hammer: Du hast wegmüssen, weil dich keiner ausgehalten hat!): unglaubliche moralische Entrüstung, eine unglaubliche Empörung und letztendlich sogar politische Reak­tionen mit einer ganzen Welle von Rücktritten bis hin zur Sprengung einer Regierung. (Abg. Michael Hammer: Das war die Konsequenz! – Abg. Wöginger: Nach der Geschäftsordnung ist das! – Abg. Michael Hammer: Der Rauswurf vom
Vokaki!)

Diese jetzige Totalverdrehung (Abg. Fürlinger: Das stimmt, das unterschreibe ich Ihnen!), das muss ich Ihnen wirklich sagen, Ihrer eigenen Maßstäbe ist so heuchlerisch, dass es beim Zuhören und beim Zuschauen wehtut, dass man sich für Sie fremdgenieren muss. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten
der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Setz dich nieder!)

Jetzt appelliere ich an die ÖVP, an die integren Persönlichkeiten in Ihren Reihen. (Abg. Wöginger: Du brauchst nicht an uns appellieren! Du bist der Letzte,
der das tun kann! Der Letzte!)
Ich weiß, dass es sie gibt, ich weiß, dass es diese Persönlichkeiten gibt. Die leiden wie die Hunde unter diesen Zuständen.
Ich appelliere an diese integren Persönlichkeiten. (Abg. Wöginger: Herbert allein zu Hause!) Einige Stunden nach dem Auftauchen dieser Vorwürfe muss
Ihnen ja die Tragweite all dessen, was da im Raum steht, vollkommen bewusst sein, das müssen Sie ja jetzt erkannt haben. Das kann Ihnen doch nicht
gefallen, dass dieser Mann hier nicht nur die Republik, sondern
auch Sie repräsentiert.

Sie müssen doch jetzt, einige Stunden nach dem Bekanntwerden dieser Vorwür­fe, erkannt haben, dass das nicht zusammengeht, dass man mit solchen Vorwürfen konfrontiert ist und gleichzeitig ein Repräsentant, und noch dazu der zweithöchste dieser Republik, sein soll. Das passt nicht zusammen. Das


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weiß draußen in der Republik ein jeder. Ich bin neugierig, ob bei Ihnen diese Einsicht auch noch einkehrt. (Abg. Wöginger: Bist jetzt fertig? – Abg. Hörl: Setzen! – Abg. Michael Hammer: Setzen! Es horcht ja keiner mehr zu!)

Wissen Sie - - (Abg. Michael Hammer: Faden gerissen? Hast nicht alles aufge­schrieben?) – Sie sind jetzt gefordert, die Zwischenrufer der ÖVP sind jetzt gefor­dert, weil dem Mann dort oben am Vorsitz offenbar der Horizont und
der Anstand fehlen, selbst zu erkennen, was in dieser Situation notwendig wäre. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP:
Rettender Zwischenapplaus! Mitleidsbekundung!)

Ich bin ja fast versucht, zu sagen: Im Vergleich zu Ihnen war Strache ein Ehren­mann. (Abg. Stögmüller: Wow! – Abg. Wöginger: Ja, ja! Das ist jetzt heuch­lerisch! – Oh-Rufe bei der ÖVP.) Der hat wenigstens noch gewusst, was zu tun ist, als er mit Vorwürfen konfrontiert gewesen ist. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Lukas Hammer: Sie waren sein General­sekretär! Kindesweglegung!)

Im Namen der Freiheitlichen Partei, Herr Nationalratspräsident, spreche ich Ih­nen von der Volkspartei, Ihnen als Präsident der Volkspartei, die offenbar
nicht bereit ist, Sie von diesem Sitz abzuberufen, ganz offiziell das Misstrauen aus. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Was für eine Volkspartei? –
Abg. Wöginger: Putin-Partei!)
Ich tue das ganz bewusst hier an dieser Stelle, weil es keine andere Möglichkeit gibt, das zu tun. (Abg. Michael Hammer: Das interessiert aber keinen!) Sie sind nicht unser Präsident! (Abg. Amesbauer: Genau! – Abg. Michael Hammer: Bimaz!) Ich kann nur an alle anderen Fraktionen hier
in diesem Haus appellieren, es uns gleichzutun. Es braucht einen Cordon sani­taire gegen einen Präsidenten, der offenbar nicht nur die eigene Partei,
sondern auch dieses Hohe Haus und mit dem Hohen Haus auch die Republik in Geiselhaft genommen hat – das ist ja das Gesamtergebnis dieser ungus­tiösen Konstellation.


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Darüber hinaus appelliere ich von dieser Stelle auch an den Herrn Bundespräsi­denten, sein Schweigen zu beenden und dazu Stellung zu nehmen, diese Vorwürfe zu kommentieren. (Abg. Hörl: Ah, jetzt auf einmal!) Es geht immerhin um denjenigen Mann, der nach ihm die zweitmächtigste Position in diesem Land innehat. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich stelle noch einmal den Antrag auf zeitnahe Durchführung einer Sonderpräsi­diale, um uns mit all diesen Dingen inhaltlich auseinanderzusetzen. (Beifall
bei der FPÖ und bei Abgeordneten der SPÖ.)

9.16


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Sto­cker. – Bitte. (Ruf bei der SPÖ: Das haben wir eh schon alles gehört! Das kennen wir schon!)


9.16.55

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Das, was wir gestern medial erlebt haben, findet hier im Parlament die Fortsetzung. Es handelt sich um die Fortset­zung eines unwürdigen Schauspiels. Man gewinnt ja schön langsam den Ein­druck, was bezweckt wurde und wie diese Regie abläuft: gestern medial aufspielen, heute im Parlament fortsetzen. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Was wird hier fortgesetzt? – Illegal erlangte Machwerke werden dazu verwendet - - (Rufe bei der FPÖ: Ah geh! Wie war das bei Ibiza? Nehmt ihr euch eigentlich noch ernst? – Abg. Michael Hammer: Wie die Stasi!) – Ja, ich weiß, dass die FPÖ eine besondere Beziehung zu Illegalität hat, das mag schon sein,
aber - - (Abg. Kickl: Sie haben es gerade notwendig!) – Ja, zu Ihnen komme ich noch, Herr Klubobmann Kickl. (Beifall bei der ÖVP.)

Eines kann ich festhalten: Mit diesen Vorwürfen, die hier wieder aufgewärmt werden sollen, wollen Sie am Rücken eines Menschen, der nicht mehr
lebt und der sich nicht mehr erklären kann, politisches Kleingeld wechseln (Abg. Kassegger: Darum geht es ja gar nicht!) – darum geht es Ihnen natürlich. Ich


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sage Ihnen ganz offen: Ihre Aufregung zeigt mir auch, wohin die Spuren führen werden, wenn die Gerüchte stimmen, die ich darüber, woher das
kommt, kenne. (Abg. Erasim: Wahnsinn! – Abg. Hauser: Geniert euch! Genug
ist genug!)

Ich sage Ihnen noch etwas: Diese Vorwürfe sind in einem Untersu­chungsausschuss geklärt worden. Herr Klubobmann Kickl, Sie waren ja nie im Untersuchungsausschuss, daher wissen Sie es vielleicht nicht, aber Sie
könnten es nachlesen; in den Protokollen steht es zum Nachlesen. Wenn Sie schon niemand anderem glauben: Vielleicht glauben Sie dem Verfahrens­richter, der im Schlussbericht festgestellt hat, dass es keine Einflussnahme genau in diesem Untersuchungsgegenstand Justizverfahren, Ermittlungsverfahren gegeben hat. Das wollen Sie nicht zur Kenntnis nehmen, weil Sie hier politisches Kleingeld wechseln wollen.

Eines, finde ich ja, ist die Chuzpe schlechthin: Sie werfen dem Präsidenten
mit einer Behauptung, die unbewiesen und sogar widerlegt ist (Abg.
Meinl-Reisinger: Nein, das stimmt nicht! Nein!),
vor, seine Machtposition ausge­nutzt zu haben. Bei Ihnen ist es bewiesen: Sie haben als Innenminister
Ihre Machtposition ausgenutzt, um das BVT zu zerschlagen, um den Staatsschutz zu zerstören. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Hafenecker: Das ist widerlegt! Das ist widerlegt! – Ruf bei der ÖVP: Ibiza! – Abg. Kickl: Das ist ja sogar vor Ihrem
U-Ausschuss ...! – Abg. Lausch: Immer waren es die anderen, nie die ÖVP! – Abg. Kickl: Da gibt es protokollierte Aussagen Ihrer Regierungsmitglieder! –
Abg. Kassegger: Jetzt wird es absurd!)

Das ist Ihre Leistung, und wenn Sie hier das Ibizavideo ansprechen - - (Abg. Hafenecker: ... hat das Gegenteil bewiesen!) – Ja, meine Damen und
Herren Kollegen von der FPÖ, die Wahrheit tut weh. (Beifall bei der ÖVP. – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich sage Ihnen noch etwas: Wenn
dieses Ibizavideo ein Gutes hatte, dann das, dass Sie keiner Regierung mehr angehören. (Abg. Hafenecker: Nehammer hat sich damals hinter Kickl gestellt!) Wir werden auch klarmachen, dass das für das Land und die Menschen gut ist,


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wenn Sie keiner Regierung angehören, weil Sie Ihre Machtposition skrupellos ausgenutzt haben. (Abg. Kassegger: Das ist absurd!)

Wenn Sie jetzt davon reden, dass da anonyme Unbekannte ins Treffen geführt werden, sage ich Ihnen, wir werden alles daran setzen, dass die Hintermän­ner dieser Machenschaften auch aufgedeckt werden. (Zwischenrufe der Abgeord­neten Kickl und Amesbauer.) Vielleicht werden Sie dann wieder Gelegen­heit haben, sich zu erklären. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kickl: Das werden wir auch noch zu debattieren haben! – Abg. Michael Hammer: Amesbäuerchen!)

9.20


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Meinl-Reisinger. – Bitte. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)


9.20.22

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS) (zur Geschäftsbehand­lung): Sehr geehrter oder geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen
und Kollegen! Ich bin ebenso irritiert wie die Österreichische Volkspartei – der Generalsekretär der Volkspartei hat es ja ausgeführt – über die Art und
Weise, wie wir von diesen Vorwürfen erfahren, nämlich über eine Tonbandauf­nahme, dass diese in den Medien gespielt wurde, und vor allem auch
darüber, dass die Person, die darin Sachen sagt, die uns alle irritieren, nicht zu Lebzeiten reinen Tisch gemacht hat und jetzt auch nichts mehr sagen
kann. Darüber sind wir genauso irritiert. Ich bin aber mindestens genauso irritiert über das, was der ehemalige Sektionschef Pilnacek auf dieser Tonbandauf­nahme sagt.

Sehr geehrter Herr Stocker und sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der Volkspartei: Es ist im Untersuchungsausschuss nichts widerlegt worden.
Das ist einfach eine falsche Behauptung. (Ruf bei der FPÖ: So ist es! – Abg. Hauser: Wie immer! – Abg. Steinacker: Das stimmt nicht! – Ruf bei der ÖVP: Das ist eine Lüge! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Sich jetzt nur hinzustellen und sozusagen diese Mittel zu kritisieren, aber mit keinem Wort darauf einzugehen,


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dass das Vertrauen in den Rechtsstaat wirklich auf dem Prüfstand steht,
finde ich für eine Regierungspartei besonders bemerkenswert. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

Es ist nämlich richtig, dass der Untersuchungsausschuss keine Anhalts­punkte gefunden hat, dass der ehemalige Sektionschef Pilnacek systematisch Einfluss auf Verfahren genommen hätte. (Zwischenruf der Abg. Steinacker.)
Was aber nicht definitiv verneint wurde, ist die Frage, ob Mitglieder der Volks­partei, allen voran auch Wolfgang Sobotka als Innenminister (Abg. Stocker:
Doch! – Abg. Hafenecker: Nein! – Zwischenruf des Abg. Deimek)
und
als Nationalratspräsident, versucht haben, Einfluss auf diese Verfahren zu nehmen, denn in allen diesen Fragen hat sich Pilnacek letztlich auch entschlagen. (Ruf bei der ÖVP: Das ist ja die volle Verdrehung!)

Es geht um unseren Rechtsstaat, es geht doch darum (Zwischenruf des Abg. Höfinger), dass Bürgerinnen und Bürger Vertrauen haben müssen – Vertrauen haben müssen! –, dass alle Menschen vor der Justiz gleich sind, dass die
Justiz unabhängig ermittelt. Wenn auch nur der leiseste Verdacht im Raum ist, dass Menschen, die Machtpositionen innehaben, es sich richten können
oder zumindest wollen, dann ist dieses Vertrauen so dermaßen erschüttert, dass wir doch nicht zur Tagesordnung übergehen können.

Ich frage Sie ernsthaft, und zwar alle, die wir hier sitzen – gewählte Volksver­treter –: So können wir doch nicht mehr weitermachen! (Ruf bei der FPÖ: Richtig! – Abg. Michael Hammer: Ist das eine Rücktrittserklärung?) Das Vertrauen der Menschen ist zu Recht im Keller, und wir alle haben eine Verantwor­tung, es wiederherzustellen. Das bedeutet, in Zukunft sauberer zu arbeiten und alles in der Vergangenheit aufzuklären.

Herr Präsident, das bedeutet aber auch, dass wir, wenn der leiseste Verdacht im Raum steht – und das, was wir in den letzten Monaten und Jahren erfah­ren haben, ist nicht leise gewesen –, dass Sie in Ihrem Amtsverständnis, in Ihrem Verständnis staatspolitischer Verantwortung nicht diese untadelige Person


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sind (Abg. Michael Hammer: Sagt wer?!), die Sie sein müssten, ein großes Thema haben. Ich ersuche Sie daher um Ihren Rücktritt. – Danke. (Beifall bei NEOS,
SPÖ und FPÖ. – Abg. Amesbauer – in Richtung Grüne –: Was ist mit dem Anstand?! – Ruf bei der FPÖ: Der Anstand schweigt! – Abg. Kickl: Was würde der Anstand sagen? – Abg. Hafenecker: Das ist bezeichnend! Für den Anstand
ist das bezeichnend! – Ruf bei der FPÖ: Was würden die Grünen sagen? Sagt der Anstand auch was? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ. – Abg. Maurer:
Da haben wir mehr zu lachen ...! – Weitere Zwischenrufe bei den Grünen. – Zwi­schenruf des Abg. Kollross.)

9.23


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich werde den Vorschlag aufgreifen
und mich mit den Parteienvertretern beraten, wann wir die Sonderpräsidiale ma­chen, denn auch mir geht es darum, letzten Endes die Rechtstaatlichkeit in
all diesen Formen zum Durchbruch zu bringen und auch klarzumachen, was die Anschuldigungen sind, was hinter diesen Anschuldigungen steht und was
da letzten Endes passiert ist. Wir erleben Situationen, die wir alle nicht erleben wollen; wir erleben Hausdurchsuchungen bei der Polizeipräsidentin in Kla­genfurt (Abg. Kollross: Wir reden über Sie! – Zwischenrufe bei SPÖ, FPÖ
und Grünen)
 – noch einmal, ich sage es auch genauso, und lassen Sie mich ganz kurz ausreden! –, die verwechselt wurden.

Es gibt eine Situation in diesem Lande, die auch eine klare Aufklärung
braucht. (Abg. Stögmüller: Das haben Sie oft genug gesagt!) Ich bin willens, all das zu tun – ganz klar! –, dass das auch in einer Sonderpräsidiale umfänglich angesprochen wird. (Abg. Kollross: Was, die Polizeipräsidentin von Klagenfurt?! – Abg. Kickl: Dem Anstand fällt nichts ein! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)


09.24.56Redezeitbeschränkung

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für den heutigen Sitzungstag wurde eine Tagesblockzeit von 9,5 „Wiener Stunden“ beschlossen, sodass sich fol­gende Redezeiten ergeben (Unruhe im Saal): ÖVP 185, SPÖ 128, FPÖ 105,


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Grüne 95 und NEOS 76 Minuten. Die Redezeit von Abgeordneten
ohne Klubzugehörigkeit beträgt für den heutigen Tag je 38 Minuten, deren Redezeit ist mit 5 Minuten je Debatte beschränkt. (Abg. Kucher – die
Hand hebend –: Herr Präsident!)

Die Gliederung der heutigen Beratung ist bekannt. (Abg. Kucher: Herr Präsident! – Rufe bei der SPÖ: Herr Präsident!)

Wir setzen die Budgetberatungen fort und beginnen mit den - - (Abg.
Kucher – an seinem Sitzplatz stehend –: Herr Präsident!)
 – Abgeordneter Kucher, zur Geschäftsbehandlung, bitte.

09.25.35*****


9.25.36

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident, bei allem gebotenen Respekt vor dem Amt: Es gibt einen konkreten Antrag,
die Sitzung zu unterbrechen (Ruf bei der ÖVP: Nein!) und sofort eine Präsidiale einzuberufen. (Beifall bei SPÖ und FPÖ.)

Wir können – auch wenn Sie es noch so versuchen – nicht einfach zur Tages­ordnung übergehen. (Ruf bei der ÖVP: Das wollen wir ja nicht!) Es gibt
ganz massive Vorwürfe. Es geht nicht nur um Sie als Person, sondern es geht um Institutionen unserer Demokratie und unseres Staates. Ich ersuche daher dringend, die Präsidiale umgehend einzuberufen, damit Sie sich gleich jetzt hier erklären können. (Beifall bei SPÖ und FPÖ.)

9.26


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Gibt es dazu noch eine Wortmeldung? (Abg. Amesbauer: Der Anstand?!) – Dann muss ich Ihnen sagen: Es gibt keinen
Antrag, die Präsidialkonferenz einzuberufen. (Rufe bei der SPÖ: Antrag auf Sit­zungsunterbrechung! – Abg. Kickl: Ja, machen Sie nur weiter so!) Die Präsi­dialkonferenz ist ein Beratungsorgan des Präsidenten, und ich werde sie nach Beratung mit allen so schnell wie möglich anberaumen. (Rufe bei der SPÖ:
Herr Präsident! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)



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09.26.31UG 21: Soziales

UG 22: Pensionsversicherung

UG 21: Konsumentenschutz

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir setzen die Budgetberatungen fort und beginnen mit UG 21: Soziales, UG 22: Pensionsversicherung, UG 21: Kon­sumentenschutz. Die Debatten darüber finden gemeinsam statt.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Muchitsch. – Bitte sehr. (Abg. Hafenecker: Das ist das Amtsverständnis!)


9.27.00

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da­men und Herren! Bevor wir zur Tagesordnung übergehen, lassen Sie mich
noch aufgrund der Debatte zur Geschäftsordnung eine persönliche Anmerkung machen. Ich habe bis dato immer versucht, jedem in diesem Saal mit Wert­schätzung und Respekt zu begegnen. – Herr Präsident, jetzt ist es so,
dass ich einfach dieses Gefühl und die Wahrnehmung habe (Abg. Schnedlitz: Sag ihm ...!), dass zu viel passiert ist. Herr Präsident, bei allem notwendigen
Respekt und aller notwendigen Wertschätzung: Der Schaden an der Politik, der durch Ihr Verhalten verursacht worden ist, ist zu groß, er ist enorm. Das
tut niemandem im Hohen Haus gut. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischen­ruf der Abg. Steinacker.)

Das jetzt einfach so wegzuwischen und zu sagen, das beraten wir später einmal, ist, glaube ich, nicht in Ordnung. Herr Präsident, deshalb erwarte ich mir
nicht nur eine klarere Position und Erklärung, sondern ich erwarte mir auch eine Handlung. Herr Präsident, handeln Sie im Interesse unseres Rechtsstaates
und entsprechend der Würde dieses Hauses! (Beifall bei der SPÖ. – Ruf
bei der ÖVP: Heuchlerisch! – Abg. Michael Hammer: Es tut sich dann wieder mit der Show! – Zwischenruf des Abg. Hörl.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 550

Wir gehen jetzt in die Budgetdebatte ein, und ich habe die Aufgabe, über
den Bereich Soziales und Pensionen zu sprechen. Lassen Sie mich die Position der Sozialdemokratie vertreten! (Abg. Michael Hammer: Der Babler, der Sozialdemokrat!)

Zum Budget: Die Steigerung des Pensionszuschusses um 4 Milliarden Euro ist einerseits auf die Pensionsanpassung mit 2,71 Milliarden Euro zurückzu­führen – das ist eine Pensionsanpassung von plus 9,7 Prozent ab 2024 – und andererseits auf die Erhöhung der Ausgleichszulage mit 1,26 Milliarden
Euro. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist ganz einfach gut so, weil sich die Pensionistinnen und Pensionisten eine Erhöhung, welche die
Teuerung von mindestens 9,7 Prozent abdeckt, verdient haben. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Scheucher-Pichler.)

Jahrzehntelang haben die Pensionistinnen und Pensionisten unser Land
durch ihre Arbeit und durch die Beiträge, die sie geleistet haben, finanziert. Sie sind ein wichtiger Garant für die Stärkung der Kaufkraft und somit ein wich­tiger Wirtschaftsmotor, den Konsum anzukurbeln. Diese Pensionserhöhung von plus 9,7 Prozent ist gut investiert, da durch den Konsum über Umwege
wieder viele Milliarden an den Finanzminister zurückfließen – deshalb ein klares Bekenntnis zu dieser Pensionsanpassung. (Beifall bei der SPÖ sowie der
Abg. Scheucher-Pichler.)

Es gibt politische Kräfte und Interessenvertretungen, die diese Pensionsanpas­sungen infrage stellen. Es gibt aber auch Expertinnen und Experten, die
sagen, das gesetzliche Pensionsantrittsalter auf 67 zu erhöhen wäre ein wichti­ger Schritt, aber das würde letztendlich nur dazu führen, dass all jene,
die es nicht schaffen, ihr gesetzliches Pensionsantrittsalter zu erreichen, aus dem Job heraus in eine vorzeitige Pension gehen müssen, sich die Abschläge
erhöhen und somit die Pensionen gekürzt werden. Diesen Lobbyisten, die das wollen – anheben auf 67 –, erteilen wir als Sozialdemokratie eine klare
Absage. (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 551

Vielmehr müssen wir bereit sein, das faktische Antrittsalter an das gesetzliche heranzuführen, dazu brauchen wir aber verbesserte Arbeitsbedingungen,
dazu brauchen wir mehr Unterstützung für die Arbeitgeber zur Schaffung von altersgerechten Arbeitsplätzen. Die beste, nachhaltigste Finanzierung
unseres Pensionssystems ist es daher, Maßnahmen zu schaffen, um vor der Pension länger arbeiten zu können.

Wir haben die Zahlen in den Budgetberatungen gehört und sie wurden
auch klar zur Kenntnis genommen: Die Menschen vor der Pension nur ein Monat länger in Beschäftigung zu halten bedeutet 178 Millionen Euro weniger Bundeszuschuss. Die Menschen vor der Pension ein Jahr länger in Beschäftigung zu halten bedeutet eine Reduktion des Bundeszuschusses um 2,5 Milliarden Euro. Und genau dort, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist anzusetzen.

Es gibt viele weitere gute Vorschläge, wie wir unser Pensionssystem nach­haltig finanzieren können. Ich erinnere an unseren Antrag im Sozialausschuss, in dem wir fordern, die Arbeitszeiten elektronisch, digital zu erfassen, dass
wir zumindest einmal bei den Teilzeitbeschäftigten beginnen, damit endlich ein­mal die Teilzeitfalle bei den Frauen beendet wird. Auch dieser Antrag
wurde aber mehrfach vertagt und ist somit weiter in Behandlung. (Beifall bei
der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn wir an den richtigen
Schrauben drehen, dann ist unser Pensionssystem auch nachhaltig finanzierbar. Deswegen: Hören wir bitte auf, Jung gegen Alt auszuspielen! Drehen wir gemeinsam an den Schrauben, um unsere Pensionen nachhaltig finanzieren zu können! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

9.32


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Klubobmann Wöginger. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 552

9.32.33

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte
zum Kapitel Soziales einiges festhalten.

Zum Ersten: Österreich ist ein sozialer Wohlfahrtsstaat, nach wie vor. Auch nach all den Krisen sind wir ein Land, in dem die Pensionen gesichert sind, in dem
den Menschen, die es im Leben schwerer haben, geholfen wird, und zwar so ge­holfen wird, dass sie mit dieser Hilfe auch ihr Leben bewerkstelligen kön­nen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, in vielen anderen Ländern ist das nicht der Fall. Dieses Sozialsystem wurde jahrzehntelang in unserer Republik aufgebaut, und wir halten das auch in Zeiten, die durchaus herausfordernd sind, aufrecht.

Wir haben die Pensionen um 9,7 Prozent angehoben. Das ist der Inflations­wert, der errechnet wurde, und diese Inflation gelten wir ab. Wenn man über die Grenze nach Deutschland schaut – ich lebe an der bayerischen Grenze –,
stellt man fest, dort werden die Pensionen in etwa um die Hälfte erhöht, und das für zwei Jahre. Dort werden Pensionen aber nicht 14 Mal ausbezahlt, son­dern zwölf Mal – diese Vergleiche werden ja oft herangezogen. Wir leben in ei­nem guten Land, und die Pensionistinnen und Pensionisten können sich
auf diese Regierung verlassen, wie wir das mit dieser Pensionsanpassung auch gezeigt haben. Das haben sich die der älteren Generation angehörigen Menschen auch verdient, dazu stehen wir. (Beifall bei der ÖVP.)

Worum geht es? – Dass sich die Menschen das Leben leisten können. Das muss man nicht in die Verfassung schreiben, wie Kollege Babler gemeint hat,
sondern es geht darum, wie viel Geld die Menschen zur Verfügung haben, wie stark die Kaufkraft im Lande ist. Ich möchte das nur noch einmal herzei­gen (eine Tafel mit der Überschrift „Kaufkraft 2022“ und darunter aufgelistet „Öster­reich € 24.759,-“, „Frankreich € 21.942,-“, „Europa € 16.344,-“, „Spanien
€ 15.314,-“ in die Höhe haltend),
Österreich, Frankreich, Europa und Spanien – weil wir immer mit Spanien verglichen werden –: Die Kaufkraft betrug


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 553

in Spanien im Jahr 2022 rund 15 000 Euro, bei uns knappe 25 000 Euro. Also ich will mich ehrlich gesagt mit diesem Land nicht vergleichen, weil dort die Kaufkraft um ein Vielfaches niedriger ist, sich die Menschen dort das Leben we­niger leisten können als hier in Österreich. Dieser Vergleich ist aus meiner
Sicht unzulässig, nicht notwendig und sozialpolitisch gesehen eigentlich
ein Wahnsinn, wenn man sich mit einem Land vergleicht, in dem die Menschen eine so niedrige Kaufkraft haben, dass sie sich das Leben wirklich nicht mehr leisten können. Das ist in Österreich nicht der Fall, und daran sieht man, dass die Maßnahmen, die wir gesetzt haben, greifen. (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Weil heute der Finanzausgleich präsentiert wurde, möchte ich auch dazu
etwas sagen. Wir haben gestern einen Finanzausgleich mit den Ländern, mit dem Gemeindebund und dem Städtebund abgeschlossen, der 2,4 Milliarden
Euro frisches Geld bringt: frisches Geld für die Spitalsfinanzierung, für die Fort­setzung aller Pflegemaßnahmen, die wir umgesetzt haben, und für einen Zukunftsfonds, in dem es um die Kinderbetreuung, um Wohnraumschaffung und um die Erreichung der Klimaschutzziele geht.

Meine Damen und Herren! Wenn man ein paar Jahre in der Politik tätig ist,
dann muss man das anerkennen, was hier geschehen ist. Wir finanzieren mit die­sem Finanzausgleich nachhaltig die Strukturen der Bundesländer und vor
allem auch unserer Kommunen, unserer Gemeinden, die beauftragt sind, die Kin­derbetreuung zu organisieren, die bei der Spitalsfinanzierung mitzahlen, die
im Bereich der Pflegefinanzierung mitzahlen. Das sind große finanzielle Brocken, und all das, was wir anschubfinanziert haben – sei es das 15. Gehalt im Be­reich der Pflege, das wir gemeinsam hier umgesetzt haben, sei es der Ausbildungsbonus mit 600 Euro, sei es das Fachkräftestipendium mit über 1 400 Euro pro Monat, auch die Verbesserung bei der 24-Stunden-Betreuung –, all das, was wir hier begonnen haben, wird fortgesetzt und nachhaltig von Bundesseite finanziert, und das Geld fließt auch zu den Gemeinden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 554

Betreffend Spitalsfinanzierung haben wir für das nächste Jahr
eine Unterstützung im Ausmaß von 550 Millionen Euro vorgesehen. Ganz enorm wichtig ist die Kinderbetreuung, für die wir 500 Millionen Euro pro Jahr –
pro Jahr! – zur Verfügung stellen; und die Hälfte dieser Mittel muss zu den Ge­meinden fließen, das ist festgeschrieben.

Daher – das ist mir als Sozialsprecher der Volkspartei schon ein Anliegen,
das am heutigen Tage auch zu erwähnen –: Es ist ein großes Paket, das gemein­sam mit den Ländern und mit den Gemeinden abgesegnet wurde, das genau
dort eingreift, wo die Mittel benötigt werden. Dieser Finanzausgleich,
der gestern paktiert wurde, ist auch eine sozialpolitische Maßnahme. Ich be­danke mich bei allen, die daran mitgewirkt haben. (Beifall bei der ÖVP
und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es ist sieben Jahre her, dass ein Finanzausgleich abgeschlossen wurde. Letztes Mal waren es 300 Millionen Euro, die zusätzlich zur Verfügung gestellt
wurden, was damals groß abgefeiert wurde. Jetzt ist es der Faktor acht: Es sind 2,4 Milliarden Euro, die in diese wichtigen Bereiche gehen. Der soziale Wohlfahrtsstaat Österreich ist damit auch in Zukunft abgesichert, den Men­schen in unserem Land wird es auch weiterhin gut gehen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

9.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Belakowitsch. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


9.37.59

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Sehr geehrter Herr Bundesminister! – Herr Präsident, Sie wissen, die Vorwürfe wiegen schwer. Ich glaube, es wäre wirklich notwendig – und ich sage es Ihnen jetzt bitte
noch einmal –, hier zeitnahe eine Präsidialkonferenz einzuberufen, denn mit jeder Stunde, die vergeht, mit jeder Stunde, die diese Vorwürfe länger
hier im Raum schweben, wird der Schaden für die Republik ein größerer, wird


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 555

der Schaden für die Bevölkerung, für die Bürgerinnen und Bürger ein
größerer. Daher möchte ich Sie noch einmal darum ersuchen, zeitnahe eine Präsidialkonferenz einzuberufen. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

Wir verhandeln heute das Budget weiter und sind jetzt beim Bereich Soziales. Da gehört vieles dazu. Meine Vorredner haben schon über die Pen­sionen geredet, und da möchte ich gleich einhaken: Wenn Sie, Herr Klubobmann Wöginger, sich hierherstellen und einen Lobgesang auf die Bundesregierung
und auf die Pensionserhöhung vortragen, dann sage ich Ihnen: Das ist gesetzlich vorgeschrieben, was Sie da als Erhöhung für die Pensionisten und Pensionis­tinnen beschließen. (Abg. Wöginger: Was heißt vorgeschrieben? Vorgeschrieben ist das gar nicht!) – Na selbstverständlich, das ist die gesetzliche Pensionser­höhung, da ist nicht ein Cent mehr dabei. (Abg. Loacker: Jedes Jahr noch mehr!)

Das ist es, genau das ist es. Sie haben nicht mehr dazugegeben, und das,
obwohl die Pensionisten in den letzten beiden Jahren durch diese Bundesre­gierung ausgesackelt worden sind, denn für die Inflation, die höchste
in der Eurozone, die in Österreich zwei Jahre lang geherrscht hat, sind Sie und Ihre Maßnahmen verantwortlich gewesen (Beifall bei der FPÖ), und es
wäre richtig und wichtig gewesen, den Pensionisten da auch etwas zurückzu­geben. Sie sind nämlich in Vorlage getreten – zwei Jahre lang schon. Also
dafür brauchen Sie sich wirklich nicht auf die Schultern zu klopfen.

Wenn wir schon bei den Pensionisten sind: Reden wir über all die Doppelbe­steuerungsabkommen! Es gibt Pensionisten, die aus Deutschland, aus Schweden oder sonst woher eine Minipension kriegen, weil sie vielleicht einmal ein
paar Monate lang dort gearbeitet haben: 70, 80, 100, 150 Euro. Diese Pension wird in dem Land, aus dem sie sie bekommen, besteuert, und in Österreich müssen sie noch einmal Einkommensteuer dafür bezahlen. Das verur­sacht Altersarmut, weil Sie gar nicht darauf schauen, ob das Kleinstpensionen sind oder nicht. Da gehört endlich eingegriffen. Da müssen Sie endlich ein­mal ein Gesamtkonzept entwickeln, aber dazu sind Sie ja nicht willens.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 556

Sie, Herr Wöginger, sind nämlich genau derjenige, der jene, die in diesem Land ohnehin Leistung erbringen, noch mehr belasten möchte. Das haben Sie
auch vor wenigen Tagen bewiesen, als Sie gesagt haben, wer später zu arbeiten anfängt oder wer studiert, der muss auch länger arbeiten. All jenen, die
Leistung erbringen, die dieses System erhalten, wollen Sie noch mehr wegneh­men, statt – und jetzt komme ich zum anderen Bereich des Sozialwe­sens – jenen, die es sich in der sozialen Hängematte gemütlich gemacht haben, endlich einmal die Wadln vorzurichten und sie endlich einmal dazu zu
bringen, ihren gerechten Beitrag zu leisten. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Wöginger: Das habts ihr nicht wollen!)

Da hört man von Ihnen überhaupt nichts, Herr Kollege Wöginger. (Abg. Wöginger: Das hat der Kickl nicht wollen! Seine Wirtshausplärrer – nicht? –, die um vier schon drei Bier haben, die wollt er nicht haben in der Mindestsicherung!)

Herr Kollege Wöginger, Sie verkennen tatsächlich die wahre Situation. (Abg. Wö­ginger: Ja, ja, genau! Ich war dabei, ich weiß es!) Schauen Sie sich doch einmal
an, wer denn in der Sozialhilfe hängt! Das sind Ihre Liebkinder, die Sie beklatscht haben, als sie 2015 am Westbahnhof in Scharen hereingekommen sind. Jetzt gibt es ein Sonderbudget für Asylberechtigte, damit wir sie endlich alpha­betisieren können. Das ist die Politik der Österreichischen Volkspartei: Grenzen auf, alle hereinlassen. (Beifall bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Mimimimi! –
Abg. Wöginger: Ja, ja!)

Heuer haben wir schon wieder fast 50 000 neue Asylanträge. Das wird bis zum Jahresende noch steigen. (Abg. Wöginger: Beim Kickl waren es mehr!) – Ja,
wenn Sie nicht lesen und rechnen können, ist das Ihr Problem! (Abg. Wöginger: Ja, ja, ja!) Im Jahr 2018, als Herbert Kickl Innenminister war, Herr Kollege Wöginger (Abg. Wöginger: Da waren es mehr Anträge!), gab es 13 000, voriges Jahr 112 000 und heuer bereits 50 000 Anträge.

An alle Österreicherinnen und Österreicher, die im Gegensatz zum Kolle­gen Wöginger die Volksschule absolviert haben (Abg. Michael Hammer: Was? –


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 557

heftiger Widerspruch bei der ÖVP – Ruf bei der FPÖ: Bravo! – Ruf bei der
ÖVP: Also wirklich! – Abg. Michael Hammer: Das ist ja letztklassig, Frau Belako­witsch!):
Wo ist der höhere Betrag? Was ist mehr? 13 000 oder 112 000? (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hanger: Das ist ja letztklassig! – Weitere Rufe bei der
ÖVP: So eine tiefe Partie! Wo sind jetzt die Argumente? – Abg. Amesbauer: Eine sehr gute Rede! – Abg. Michael Hammer: Der Amesbauer ist wieder komplett außer
Rand und Band! – Abg. Wöginger: Die Roten schauen schon ganz gschreckt, was das werden soll mit euch! – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: Euer Koalitionspartner in Niederösterreich!)

9.42


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Ribo. – Bitte.


9.42.19

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Herr Präsident! Geschätzter Minister! Geschätzter Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zusehe­rinnen und Zuseher hier auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Als Politikerin sage ich: Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Auf der einen Seite freut
man sich über jeden noch so kleinen Erfolg, den man erzielen kann, bei dem man weiß: Das hilft den Menschen in unserem Land. Auf der anderen Seite weiß
man aber auch: Da ist immer noch ein bisschen mehr möglich. Was man
auch unbedingt weiß, das ist ganz klar, ist, dass man sich niemals – und zwar wirklich niemals – auf seinen Lorbeeren ausruhen darf.

So ist es auch mit dem diesjährigen Budget. Wir konnten Großartiges im Pfle­gesektor erreichen. So wurden Maßnahmen der zwei Pflegereformpakete langfristig im Budget verankert und für die nächsten Jahre gesichert. (Beifall bei den Grünen.)

Besonders freut es mich, dass uns die Weiterführung und Finanzierung
des Entgelterhöhungs-Zweckzuschusses – das ist ein schwieriges Wort für mich –, allgemein in der Bevölkerung auch als Pflegebonus bekannt, gelungen ist.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 558

Das Ziel dieses Bonus war immer, Wertschätzung für die Menschen, die in
der Pflege arbeiten, auszudrücken. Wir wissen, die Arbeitsverhältnisse,
die Arbeitsbedingungen dort sind sehr fordernd. Auf der anderen Seite war es uns immer wichtig, die Qualität der Arbeit in der Pflege zu sichern.

Ein weiterer großer Erfolg ist auch die Sicherung des Ausbildungszweck­zuschusses. Die Pflegeausbildung ist eine sehr praxisnahe, praxisorientierte Aus­bildung, das heißt, die Schülerinnen und Schüler haben viele Praktika zu absolvieren, und diese werden – wurden bereits mit der Pflegereform, werden aber auch in Zukunft – weiter finanziell honoriert. Das ist ein großer Erfolg. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir haben sowohl den Pflegebonus als auch diesen Zuschuss für die Ausbil­dungen in den Pflegefonds – das ist das Hauptinstrument im Budget für
die Pflege – überführt. Nur damit man sich ein bisschen vorstellen kann, von wie viel Geld wir reden: Wir haben im Pflegefonds derzeit 1,1 Milliarden Euro
für die Pflege zur Verfügung. Wir haben die Mittel für diesen Pflegefonds mit diesem Budget um 644 Millionen Euro erhöht. Das ist auch ein Riesenerfolg. Das heißt: 1,1 Milliarden für die Pflege, für den Pflegesektor, für Verbesserungen
in der Pflege, für hochwertige Pflege – das müssen wir auch wirklich
feiern. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Natürlich ist das aber nicht alles – wie gesagt, man darf sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Es gibt weitere Punkte – mir fehlt die Zeit, um alles aufzuzählen –, die uns im Bereich Pflege gelungen sind: Zum einen ist das die Valorisierung des Pflegegeldes mit dem Anpassungsfaktor 9,7. Wir haben
auch die Mehrleistungen – oder Mehrzahlungen – für die 24-Stunden-Betreuung in dieses Budget aufgenommen.

Ich bin wirklich stolz auf diese Erfolge und stolz darauf, dass sich diese Bundesregierung den Herausforderungen gestellt hat, dass sie – metaphorisch gesprochen – wirklich in dieses brennende Haus der Pflege hineingelaufen
ist, um dort das Feuer zu löschen.


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Wie gesagt: Ich bin auch Realistin. Ich weiß, das Feuer ist nicht mehr so groß, aber es sind in der Pflege noch weitere kleine Feuer vorhanden. Es ist
noch einiges zu tun – ich bin wie gesagt Realistin genug, um zu erkennen, dass nicht alles erledigt wurde. Es ist meine Bitte an alle kommenden Regierun­gen, egal welcher Couleur, welcher Parteizugehörigkeit: Bitte lassen wir die Pfle­ge nie wieder im Stich! Die Pflege braucht uns alle und auch wir alle brau­chen die Pflege. Danke nochmals an den Gesundheitsminister, danke
auch an unseren Koalitionspartner und an das Team. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wie gesagt: Die Pflege ist ein Riesenerfolg. – Danke. (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der ÖVP.)

9.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Loacker. – Bitte sehr.


9.46.52

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter
Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Vorweg: Wer der Präsident dieses Hauses ist, darüber gehört meiner Meinung nach nicht in einer schnellen Geschäftsordnungsdebatte am Beginn einer Sitzung diskutiert. Das muss sich das Hohe Haus am Anfang der Legislaturperiode sehr, sehr gut überlegen, und es hat das vielleicht nicht immer in der richtigen Ausführlichkeit gemacht. (Heiterkeit des Abg. Scherak.)

Zu den Pensionen, die wir heute diskutieren, geschätzte Damen und Herren (Abg. Kucher: Jetzt wird’s spannend!): Die Pensionen sind der am schnells­ten wachsende Teil des Budgets, der größte Brocken des Budgets – und sie sind dem Herrn Minister schnurzpiepegal. Die Alterssicherungskommission
würde den Minister in Fragen der Pensionen beraten. Die Alterssicherungskom­mission hat aber seit zwei Jahren keinen Chef; interimistisch wird sie von
einer Seniorenlobbyistin geleitet. Das ist dem Minister wurscht, er bemüht sich


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nicht um die Nachbesetzung. Leiten kann die Kommission nämlich nur ein habilitierter Sozialrechtler – und davon gibt es in Österreich nicht so
viele, als dass man sich in zwei Jahren nicht einen Überblick verschaffen und einen davon hätte aussuchen können. (Ruf bei der FPÖ: Der will ja gar nicht!)

Der Minister bemüht sich auch nicht um Ausgewogenheit, sondern wenn die ge­setzlich festgelegte Pensionserhöhung feststeht, dann verhandelt er noch
mit der Pensionistenlobbyistin, die gleichzeitig der Alterssicherungskommission vorsitzt, um eine noch bessere Besserstellung der Senioren. Die, die das
zahlen – die Erwerbstätigen –, sind da nicht mit am Tisch. Das ist eine Verhand­lung zulasten Dritter. Die, die zahlen müssen, sind nicht am Tisch. Der
Minister verteilt die Geschenke. (Beifall bei den NEOS.)

Dann stellt man sich hin und sagt: Ja, leider, wir müssen ja die Pensionen zah­len! – Ja, aber man hätte nicht so viel Geld verblasen müssen. Was ist in
den letzten Jahren so gemacht worden? – Im Jahr 2020: eine doppelte Pensions­erhöhung einschleifend bis 2 500 Euro. Im Jahr 2021: eine doppelte Pen­sionserhöhung einschleifend bis 2 333 Euro. Im Jahr 2022: 3,0 Prozent statt 1,8 Prozent einschleifend bis 1 300 Euro. Ein Frühstarterbonus wurde eingeführt. Die Angleichung des Frauenpensionsalters wurde hinausgeschoben. Eine zusätzliche Pensionserhöhung im ersten Pensionsjahr wurde einge­führt. Heuer oder nächstes Jahr werden die Pensionskonten noch einmal extra erhöht, wenn jemand in Pension geht. So als ob das Geld übrig daliegen
würde, hat er das System in mehreren Schritten verteuert.

Da sieht man auch den Unterschied. Der Herr Minister und ich haben Gemeinsamkeiten, aber es gibt auch Unterschiede. Eine Gemeinsamkeit ist die: Wenn die jungen Leute, die heute 25 Jahre alt sind, in ungefähr 40 Jahren
in Pension gehen, dann – ich wünsche Ihnen ein langes Leben, aber trotzdem – werden wir beide schon verschieden sein. Aber: Mir ist es trotzdem nicht
egal, was in 40 Jahren ist, und Ihnen ist es egal. Sie denken nicht an die, die in 40 Jahren in Pension gehen und auch noch ein funktionierendes System


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brauchen. Das ist der Unterschied zwischen Ihnen und uns. (Beifall bei den NEOS.)

Ich weiß, die Grünen haben es nicht so mit Mathematik. Sie haben es nicht so mit Zinseszinsrechnungen und mit Prozentrechnungen, ich weiß. (Oh-Rufe
bei den Grünen. – Abg. Rössler: Na, na, na! – Abg. Schwarz: Ich bin Physiker, was bist du?)
Dann aber stellt man sich hin und sagt: Ja, wir haben nur ein bisschen
einen Buckel in der Demografie. – Keine Ahnung haben Sie, ich muss es Ihnen ganz klar sagen!

Der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung wächst von ungefähr 27 Prozent jetzt auf ungefähr 35 Prozent in 50 Jahren. Der Anteil der über 65-Jährigen wächst also. Wenn die Pensionen in Prozent des Brutto­inlandsprodukts gleich hoch bleiben, dann muss sich diese höhere Anzahl an al­ten Leuten denselben Anteil des BIPs aufteilen. Es bleibt also für den Ein­zelnen weniger. Die Erwerbstätigen, die das erwirtschaften müssen, werden we­niger. Es müssen also weniger Leute denselben Prozentanteil des Brutto­inlandsprodukts erwirtschaften. Und da sagen Sie, wir haben kein Problem? – Ich glaube, wir haben in der Bundesregierung ein großes Problem mit den Mathe­matikkenntnissen. (Beifall bei den NEOS.)

9.50


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Grünberg. – Bitte.


9.51.12

Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Geschätzter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung ist eine sehr große Herausforderung, vor der wir schon
seit etwas längerer Zeit stehen. Obwohl im ganzen Land händeringend nach Ar­beitskräften gesucht wird, sinkt die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit Be­hinderung wesentlich langsamer; deswegen sind Unterstützungsmaßnahmen für


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die Inklusion von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt, aber
auch in vielen anderen Bereichen, unabdingbar.

Da setzt die Bundesregierung einen wichtigen Schritt, denn für das Jahr 2024 sind insgesamt 242,78 Millionen Euro für Unterstützungsmaßnahmen für
diese Personengruppe veranschlagt. Das bedeutet ein sattes Plus von
fast 60 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Ein Ziel der Bundesregierung ist, bis zum Jahr 2030 zwei Drittel der sogenannten begünstigten Behinderten in Beschäftigung zu bringen. Letztes Jahr konnten
wir einen Wert von 61,5 Prozent erzielen. Um das Ziel für 2030 zu errei­chen, setzen wir im kommenden Jahr einen Schwerpunkt auf die Arbeitsmarkt­integration von Menschen mit Behinderungen.

Ein erster Schritt wird die Erhöhung des Alters bei der Feststellung der Arbeitsunfähigkeit sein. Sie soll in Zukunft erst im Alter von 25 Jahren stattfin­den und nicht wie bisher schon im Jugendalter. Somit wird die Praxis
beendet, junge Menschen vorzeitig für arbeitsunfähig zu erklären. Stattdessen erhalten Menschen mit Behinderungen bis zum 25. Lebensjahr eine Betreu­ung durch das AMS und können an Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen des AMS teilnehmen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wenn wir junge Menschen von Anfang an unterstützen und befähigen, ihre Talente und Ideen einzubringen, schaffen wir eine Gesellschaft, die auf Innovation, Kreativität und nachhaltigen Erfolg aufbaut. Es ist eine Investition in die Zukunft, in die Zukunft unseres Landes. Daher müssen wir bestehende Barrieren abbauen und insbesondere junge Menschen früh auf ihrem beruflichen Weg unterstützen. Nur so kann Inklusion am Arbeitsmarkt wirklich funktio­nieren. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wir dürfen dabei nicht vergessen: Junge Menschen mit Behinderungen bringen einzigartige Perspektiven und Fähigkeiten mit, die unsere Arbeitswelt be­reichern. Die Förderung von Chancengleichheit ermöglicht nicht nur


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individuelles Wachstum, sondern stärkt unsere Gesellschaft im Ganzen und natürlich auch jedes einzelne Unternehmen, das bereit ist, Menschen
mit Behinderungen einzustellen.

Lasst uns weiterhin gemeinsam daran arbeiten, eine Gesellschaft zu schaffen, die auf Inklusion basiert, in der jeder und jede die Möglichkeit hat, seinen und
ihren Platz am Arbeitsmarkt zu finden und auch zu festigen, denn in der Vielfalt unserer Talente liegt die Stärke unserer Gesellschaft! – Danke schön.
(Beifall bei ÖVP und Grünen.)

9.54


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Nussbaum. – Bitte.


9.55.14

Abgeordnete Mag. Verena Nussbaum (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Werter Herr Minister! Herr Staatssekretär! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie! Vorbei ist es mit der groß angekündigten Pflegereform: Die
Mittel für die Pflege wurden zwar extrem aufgestockt, aber es wird nur das weiterfinanziert, was bisher beschlossen worden ist. Es gibt keine
Visionen, es gibt keinen Ausbau im Bereich der Pflege. Auch Verbesserungen für Menschen, die Pflege benötigen, sind inexistent. Wir haben wirklich mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen müssen, dass Sie diese groß angekündigte Pfle­gereform somit abgeschlossen haben. Es besteht Stillstand. Obwohl die Legislaturperiode noch ein Jahr dauert, wollen Sie offensichtlich nur mehr zu En­de verwalten. (Beifall bei der SPÖ.)

Als Sprecherin für Menschen mit Behinderungen möchte auch ich auf die Situation für diese Gruppe von Menschen eingehen. Österreich hat sich ja zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, aber gerade
in den letzten Jahren wurde nicht nur der Status quo aufrechterhalten, sondern es gab sogar Rückschritte. Das hat auch die Staatenprüfung festgestellt.


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Die Behindertenanwaltschaft spricht sogar von einem „Rückwärtsgang“ in der Umsetzung der Rechte von Menschen mit Behinderungen.

Wir sehen beim Abbau von Barrieren – ob das jetzt baulich ist oder auch
bei Behördengängen – kaum Verbesserungen. Erinnern wir uns: Die Umsetzung des One-Stop-Shops haben wir im Parlament schon öfters diskutiert, leider
fehlt diese weiterhin. Auch hinsichtlich barrierefreien Wohnungsbau muss drin­gend gehandelt werden. Das Thema kommt nicht nur in den Ausbildungen
viel zu kurz; bei Wohnprojekten scheitert es auch daran, dass man Menschen mit Behinderungen nicht in die Planung miteinbezieht.

Die größte Baustelle überhaupt befindet sich aber im Bildungssystem: Kinder und Jugendliche mit Behinderungen haben nicht die Möglichkeit und
auch nicht das Recht auf eine gute Bildung und Ausbildung. Als ein positiver Schritt ist zu sehen, dass das Alter für die Überprüfung der Arbeitsun­fähigkeit jetzt auf 25 Jahre erhöht wird.

Für mich stellt sich da aber schon die Frage, wie Menschen mit Behinderungen so ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben führen sollen. Sie
können weder ihre Ausbildung noch ihren Wohnraum frei wählen. Es gibt auch keine ausreichenden Mittel für persönliche Assistenz, und am Arbeitsmarkt
gibt es oft noch immer keine ausreichende sozialversicherungsrechtliche Absi­cherung. Wir müssen endlich dafür Sorge tragen, dass Menschen mit Behinderungen keine Bittsteller mehr sind und einen Rechtsanspruch auf die benötigten Leistungen und Unterstützungen erhalten. (Beifall bei der
SPÖ.)
Das fehlt aus meiner Sicht im Budget komplett.

Im Übrigen, Herr Präsident, bin ich der Meinung, dass Sie nicht mehr geeignet sind, das zweithöchste Amt in dieser Republik auszuüben. (Beifall bei
der SPÖ.)

9.58


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fischer. – Bitte.



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09.58.30

Abgeordnete Mag. Ulrike Fischer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident!
Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn ich mir die Debatte anhöre, dann kommt mir das ein bisschen so vor wie ein Christ­baum, unter dem 1 000 Geschenke sind, und aus den Reihen der SPÖ hört man: Was, so wenig? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das ist die größte Pflegereform, die wir jemals umgesetzt haben. Wir geben 1,1 Milliarden Euro aus. Wenn dann gesagt wird, wir geben zu wenig
Geld für Pflege aus, dann verstehe ich das nicht. Wo waren Sie in den letzten Jahrzehnten? So, wie jetzt die Pflege aufgestellt wird, war sie noch nie aufgestellt. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Ich habe es gestern schon angesprochen: Die Dinge schlechtzureden ist immer leicht. Die Dinge umzusetzen, die Dinge zu machen und vorwärtszubringen
ist immer der schwierigere Weg. Wenn man sich das Ressort von unserem Herrn Gesundheitsminister, Sozialminister, Konsumentenschutzminister anschaut,
sieht man: In jedem Bereich geht etwas weiter, auch in dem kleinen
Bereich Konsumentenschutz. (Abg. Wurm: Bitte, da bin ich jetzt gespannt, Ulli!)

Über 20 Prozent geben wir mehr aus (Abg. Wurm: Von 7 auf 8 Millionen!),
und zwar in jedem Bereich. Wir geben für den Verein für Konsumen­teninformation mehr Geld aus, wir geben für die Schlichtungsstellen mehr Geld aus (Abg. Belakowitsch: Ja, ja ...!), wir geben für den Internetombudsmann
und für die Schuldnerberatung mehr Geld aus. (Abg. Belakowitsch: ... deckt ihr überhaupt die Inflationsrate ab?  Abg. Kassegger: Das ist ja das Problem,
dass ihr überall mehr Geld ausgebt!)
Und es ist nicht nur Geld, das wir ausgeben, sondern es ist die Liebe im Detail, wie gut diese Dinge umgesetzt wer­den. (Abg. Belakowitsch: Ach so!)

Wenn wir verschiedene Projekte herausgreifen, dann sehen wir, unsere Gesetze sind nicht so schlecht, aber es braucht qualifizierte Verbrauchereinrichtun­gen, die den Konsumenten, den Konsumentinnen zu ihrem Recht verhelfen. Da


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möchte ich heute einige herausgreifen: Den VKI habe ich schon genannt,
der VSV leistet großartige Arbeit, ebenso Noyb mit Max Schrems, die Schlich­tung für Verbrauchergeschäfte, der Internetombudsmann und die Schuld­nerberatung.

Rechte sind nur dann etwas wert, wenn sie durchgesetzt werden. Deswegen ist es umso wichtiger, dass ein Verein wie der VKI oder der VSV dabei helfen, Musterprozesse zu führen, Rechtsdurchsetzung und Rechtsklärung durchzufüh­ren. Die Erfolgsbilanz des VKI kann sich sehen lassen: 240 Verfahren wer­den pro Jahr geführt, mit einer sehr hohen Erfolgsquote. Was wir daran sehen, ist: Ein effektiver Konsumentenschutz hilft uns allen.

Nehmen wir zum Beispiel das Kreditmoratorium: Beim Kreditmoratorium
hat sich gezeigt, dass Personen, denen der Kredit gestundet wurde, die Zinsen dafür nicht zahlen müssen. Auch das ist eine Erfolgsbilanz des VKI. (Beifall
bei den Grünen.)

Ich möchte mich auch beim Minister persönlich für den dreijährigen Fördervertrag bedanken – 15 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre für den Verein für Konsumenteninformation –, auch das ist nicht selbstverständ­lich. – Vielen Dank, Herr Minister, für Ihre umfassende, umsichtige Politik und Ihren Einsatz für die richtigen Projekte. – Danke. (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der ÖVP.)

10.02


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wurm. – Bitte sehr.


10.02.29

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes
Haus! Werte Zuseher! Der Bereich Soziales hat ein riesengroßes Budget, das der Minister zu verantworten hat – ein Drittel des Gesamtbudgets. Man könnte
sehr umfangreich über jedes einzelne Thema sprechen, ich bemühe mich
jetzt einmal in einem ersten Schritt, zu den Pensionen zu referieren.


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Wir hatten gestern einen Vorfall, bei dem ein Besucher sein Hemd hier in den Plenarsaal geschmissen und gesagt hat, diese Regierung zieht ihm das
letzte Hemd aus. Das war ein Mindestpensionist (Zwischenruf des Abg. Fürlinger), und ich glaube, daran kann man sich auch ein bisschen orientieren und das
ist genau das Thema, wenn wir über Pensionen sprechen. (Abg. Loacker: Wenn er 30 Jahre gearbeitet hätte, wäre er kein Mindestpensionist! – Ruf bei der ÖVP: Genau!)

Ich darf noch einmal die harten Fakten erklären: Wir haben in Österreich rund eine Million Mindestpensionisten, wir haben in Österreich eine Durch­schnittspension von brutto 1 570 Euro. Das sind einmal die Fakten. (Abg. Eßl: In welchem Land ist es besser?) Natürlich kostet die Finanzierung der Pensionen
dem Staat Geld und auch diese Erhöhung von 9,7 Prozent kostet über 4 Milliarden Euro.

Allerdings muss man schon auch einmal klarstellen: Wir haben jetzt 16 Milliarden Euro, die wir für rund 2,2 Millionen Pensionisten ins Pensionssystem zu­schießen, und dann noch einmal 12 Milliarden Euro für rund 250 000 Beamte – um auch einmal die Verhältnisse klarzustellen. Der Herr Minister weiß es
ja: Wir haben zurzeit im Durchschnitt eine 33-jährige Einzahlperiode für einen Pensionisten, und daran sieht man schon: Da haben wir auch ein Ungleich­gewicht. Fairness, Gerechtigkeit im Pensionssystem herzustellen ist ein schwieri­ger Weg, ein mühsamer Weg, aber ich glaube, dass die Regierung da doch laufend einige Fehler gemacht hat – der Herr Minister kennt die Kritik, die wir anbringen –, und in diese Richtung muss einfach etwas passieren.

Wir hätten vorgeschlagen, diese Pensionserhöhung von 9,7 Prozent zu
machen, aber bei den Mindestpensionisten eine stärkere Erhöhung vorzuneh­men, da diese die Teuerung wesentlich stärker spüren. Das wollte die
Regierung nicht.

Im Gegenzug, das muss man auch sagen, haben wir auch die Obergrenze von 5 800 Euro Pension pro Monat – die gibt es in Österreich auch –, und


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diese Pensionisten bekommen auch die 9,7 Prozent. Da hätten wir lieber eine Verschiebung zu den kleinen Pensionen gehabt.

Was wir auch wollen, vollkommen klar, ist die Wiedereinführung der Hacklerpension, denn man braucht genau jene Menschen in Österreich, die nicht 33 Jahre im Schnitt, sondern 45 Jahre einzahlen. Wir sind der Meinung,
aber das haben wir schon mehrmals klargemacht, dass die Sozialtöpfe grund­sätzlich in den letzten Jahren geleert wurden, da, und das kann man ganz ehrlich sagen, wir natürlich eine Zuwanderung hatten – eine gewollte, auch von
diesen vier Parteien hier im Haus –, die uns Milliarden kostet. Das ist die nackte Realität, das muss man den Menschen auch einmal sagen. Das heißt, das,
was da an Geld hineingeflossen ist, laufend hineinfließt, geht uns bei unseren Einheimischen irgendwann ab, und das merken wir bei diesem Pensions­system. (Beifall bei der FPÖ.)

Was man auch erwähnen sollte: Der Selbstfinanzierungsgrad bei den ASVG-Pen­sionisten – und das sind die meisten in Österreich – liegt bei 85 Prozent.
Das heißt, 85 Prozent dieser Pension haben sich die ASVG-Pensionisten auch selber erarbeitet.

Ich beziehungsweise wir sind der Meinung, dass im Sozialbereich die Verteilung nicht gerecht abläuft. Die Sozialkassen sind leer, das ist, glaube ich, voll­kommen klar, wenn man sich das Budget anschaut. Diese Regierung plant ein Minus von 21 Milliarden Euro – 21 Milliarden! – und hat sich noch einmal
die Zusicherung von den Grünen und von der ÖVP geben lassen, Österreich zu­sätzlich um 4 Milliarden Euro zu verschulden, das sind in Summe also 25 Milliarden Euro. (Abg. Kassegger: Zum Vertranscheln! ... 4 Milliarden zum Ver­transcheln!)

Der Herr Finanzminister weiß es, das heißt, da wird laufend Geld ausge­geben, das nicht da ist. Das werden wir alle einmal zahlen müssen, und ich kann es jetzt schon sagen: Es wird auch alle treffen. Und das ist das Schlimme:


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Es wird jene treffen, die eh schon nichts oder ganz wenig haben, aber – Blick­richtung ÖVP – es wird auch jene treffen, die etwas haben, denn sonst
werden Sie dieses Loch, das Sie aufgerissen haben, niemals stopfen können. (Beifall bei der FPÖ. Zwischenruf des Abg. Sieber.)

Wir haben heute betreffend diesen Sozialbereich einige Entscheidungen
zu treffen. Ich würde die ÖVP und die Grünen bitten, manche Dinge noch einmal zu überdenken. Die Gerechtigkeit für die österreichische Bevölkerung fehlt
uns da in ganz, ganz vielen Dingen.

Ich sage es noch einmal: Es ist meiner Meinung nach nicht nur der Herr Präsident vielleicht rücktrittsreif, sondern auch diese ganze Bundesregierung. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. Abg. Michael Hammer: Die ganze!)

10.07


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ham­mer. – Bitte.


10.07.57

Abgeordneter Mag. Michael Hammer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Finanzminister! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Kollege Wurm hat uns jetzt mitgeteilt, dass die FPÖ nicht beabsichtigt, Teil einer konstruktiven Lösung zu sein oder einer Regierung anzugehören; denn er hat immer gesagt, wir hätten die Probleme zu lösen, auch in der Zukunft. Das werden wir und das ist auch gut so, da Vorschläge konstruktiver Natur seitens der FPÖ Mangelware sind. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Fischer. Abg. Kassegger:
Umgekehrt!)

Wir haben ein Sozialbudget vorliegen, das das höchste der Geschichte ist; auch mit einer deutlichen Erhöhung, es ist aber sehr treffsicher und zielgerichtet.
Man reagiert in diesem Bereich genau auf die Notwendigkeiten und hilft
dort, wo Hilfe nötig ist, und nicht mit der Gießkanne, wie es manch andere – vor


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allem auf dieser Seite (in Richtung SPÖ) – beabsichtigen, sondern sehr zielge­richtet und treffsicher.

Ein ganz wesentlicher Punkt neben der allgemeinen Finanzierung unse­res sozialen Netzes ist natürlich die Weiterentwicklung des wichtigen Bereiches Pflege und dort vor allem auch die langfristige Finanzierung. Ich möchte wirklich die Gelegenheit nutzen – da es ja ganz frisch ist und gestern die Eini­gung verkündet wurde –, mich speziell beim Finanzminister und auch
beim Sozialminister zu bedanken, weil die Fixierung des Finanzausgleichs be­sonders für die langfristige Finanzierung der Pflege – was auch die Län­der und die Gemeinden betrifft – wirklich eine deutliche Ansage ist: mit einer Verdoppelung des Pflegefonds, mit der Weiterfinanzierung des Entfalls
des Pflegeregresses und auch mit der Weiterfinanzierung der 24-Stunden-Be­treuung. (Abg. Stöger: Die Gemeinden kriegen es aber nicht!) – Der Pflege­fonds wird von 644 Millionen Euro, Herr Kollege Stöger, auf 1,1 Milliarden Euro aufgestockt, das ist wirklich eine deutliche Erleichterung für alle, die in der Pflege tätig sind. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Schwarz.)

Wichtig ist auch – das wurde mitpaktiert, weil es immer wieder ein Thema
ist, wer schlussendlich im System für die Finanzierung der Pflegeausbildungen aufkommt –: Vereinbart wurde, dass die Pflegeausbildungen in den Pfle­gefonds mit aufgenommen werden, damit auch dort langfristige Planungssicherheit besteht. Wir merken auch, dass im Bereich der Pflegeausbil­dung deutliche Schritte nach vorne gemacht werden – ich habe nachher
beim Arbeitsmarktkapitel auch noch die Gelegenheit, darauf einzugehen, weil viele, die in der Pflegeausbildung sind, über Mittel des AMS im Pflegesti­pendium et cetera sind.

Ein wichtiger Punkt unseres Regierungsprogrammes war das Pilot­projekt Communitynurses, und ich bin froh, dass das jetzt, nachdem das in den ersten Jahren aus Mitteln des Resilienzfonds anschubfinanziert wurde,
auch in eine Regelfinanzierung aus dem Pflegefonds übergeht. Ich glaube, es


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wird Aufgabe der nächsten Regierung sein, das zu evaluieren und mei­ner Meinung nach flächendeckend einzuführen, weil das ein System ist, das gut funktioniert und im Bereich des Casemanagements, der Pflegeorganisation wichtige Dienste leistet. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Zu den Pensionen sei noch das gesagt: Natürlich wäre es nicht die FPÖ,
wenn sie nicht sagen würde, es müsste noch mehr sein und noch
mehr, ich glaube aber, dass das, was mit den 9,7 Prozent vereinbart worden ist, die Kaufkraft der österreichischen Pensionistinnen und Pensionisten
deutlich absichert, und die Rückmeldungen dazu sind auch sehr positiv. Die Regierung hat da ein wichtiges Zeichen gesetzt. (Beifall bei der ÖVP und
bei Abgeordneten der Grünen.)

10.11


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fiedler. – Bitte sehr.


10.11.41

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte
Herren Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehörlose Menschen! Geschätzter Minister Rauch! Ich habe Sie letzte Woche im Ausschuss gefragt, was Sie betreffend die Rüge der UN-Staatenprüfung zur UN-Behin­dertenrechtskonvention mit Ihren Mitteln machen, ob sich da etwas verändern wird. – Ihre Antwort war: Nein, weil die Kritik hauptsächlich an den Bil­dungsbereich geht.

Ich finde, Sie machen es sich etwas zu einfach. Ja, der Bildungsbereich ist das Schlusslicht, was Inklusion betrifft, und es gab in den vergangenen Jahren
auch massive Rückschritte, die im Bildungsbereich passiert sind. Ich
bin gespannt, wie das dort weitergeht. Abgesehen davon sind die Bundesländer nicht wirklich ernsthaft daran interessiert, die UN-Behindertenrechtskon­vention umzusetzen, obwohl wir diese vor 15 Jahren ratifiziert haben. Trotzdem


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hätte das Budget in Ihrem Ressort im Bereich Inklusion etwas ambitionierter
sein müssen, wie auch die Wirkungsziele meiner Meinung nach zeigen.

Noch mehr Kopfschütteln bereiten mir aber die Mittel für Licht ins Dunkel. Zum Kontext: Licht ins Dunkel hat im vergangenen Jahr rund 14 Millionen Euro
an Spenden eingenommen, und die Bundesregierung hat sich als barmherziger Samariter hingestellt und hat gesagt: Wir verdoppeln das. – Natürlich mit
Ihrem Steuergeld, liebe Zuseherinnen und Zuseher! Im Juni wurde dann noch eilig ein Gesetz beschlossen, und die Bevormundung zu PR-Zwecken
war perfekt.

Als wäre das nicht schlimm genug: Woher kommen denn diese zusätzlichen 14 Millionen Euro? – Aus den zweckgebundenen Rücklagen für Beam­tenpensionen. Der Budgetdienst merkt diesbezüglich an, eine solche Verschie­bung sei im Bundeshaushaltsgesetz nicht vorgesehen, sondern wurde
durch eine Ermächtigung im Bundesfinanzgesetz 2023 ermöglicht. Diese Summe also aus fremden Mitteln zu beziehen, ohne diese Entscheidung vorher dem Nationalrat vorzulegen, finde ich mehr als abenteuerlich.

Mit der Budgettransparenz haben wir es aber nicht so. Die hohen Pflegeausga­ben – die definitiv hoch sind, da gibt es genug Geld – zum Beispiel ver­schwinden mit ihren Zuschüssen und kurzfristigen Attraktivierungen aus dem Budget und werden langfristig schön in den Pflegefonds verschoben, so­dass niemand mehr weiß, wie viel Geld das wirklich kostet.

Dabei wissen wir nicht einmal, welche Auswirkungen diese Zuschüsse tatsäch­lich haben: Fühlen sich Angehörige wirklich entlastet? Gehen wirklich
mehr Leute in die Pflege, weil es Finanzspritzen bei der Ausbildung gibt? Können Pflegekräfte tatsächlich die zusätzliche Urlaubswoche konsumieren? –
Wir wissen es nicht. Es weiß keiner, ob diese kurzfristigen Reformmaßnahmen irgendeine Wirkung haben, und jetzt werden diese im Finanzausgleich auf
ewig einzementiert, und im Budget verschwinden sie, damit wir nicht jedes Jahr daran erinnert werden müssen. Die echten Reformen fehlen aber.


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Das Budget ist ein ambitionsloses Budget, die Ambitionen und Reformen per Finanzausgleich werden in ein Gesetz gepresst, das Sie dem Parlament in letzter Minute vorlegen, das wir dann auch in drei Wochen beschließen dürfen.
So gut Ihre Absichten sein mögen: Das ist nicht die Art, wie man faktenbasierte Politik macht und bei der Bevölkerung Vertrauen auslöst. – Danke. (Beifall
bei den NEOS.)

10.15


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Rauch. – Bitte sehr.


10.15.32

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Herr Präsident! Hohes Haus! Bei diesem Kapitel würde ich jetzt gerne einmal so beginnen: Was braucht Österreich denn, was brauchen
die Menschen? – Sie brauchen Sicherheit und auch die Überzeugung, dass dieser Sozialstaat trägt, und ich kann Ihnen sagen, ich bin sehr froh, dass in den vergangenen Jahrzehnten über die Sozialpartnerschaft, über Vorgängerregierun­gen der Sozialstaat in der Ausformung, wie wir ihn haben, geschaffen worden
ist, weil er einen massiven Beitrag für die Stabilität und auch für den sozialen Frie­
den im Land leistet. Das würde ich gerne festhalten.
(Beifall bei Abgeord­neten von Grünen und ÖVP.)

Man kann nämlich schon, wie es Frau Abgeordnete Belakowitsch getan hat, jetzt darüber philosophieren, wie man denn im Sozialsystem das Geld abdrehen kann – ich weiß schon, Sie haben da möglicherweise das italienische Modell im Auge, weil die mit Ihnen befreundete Kollegin Meloni in Italien ja die Sozial­hilfe komplett abgeschafft hat. (Abg. Belakowitsch: Ja, wir wissen eh, dass
Sie gerne ...!)
Wenn das Ihre Zielsetzung ist, dann sagen Sie es auch laut, dann trauen Sie sich, sich hier herauszustellen und zu sagen: Wir haben in die Sozialhilfe schon einmal massiv eingegriffen, haben das Sozialhilfegesetz, das wir hatten, zum Schaden der Hilfesuchenden demontiert! Haben Sie den Mut


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und sagen Sie das den Menschen, dann wissen diese auch, worauf sie sich ein­stellen können (Abg. Belakowitsch: Ja, wir wollen ... gar nicht wahrhaben,
so ...!),
wenn Sie dann mit Ihrem Volkskanzler, wie Sie das ja wollen, in diesem Land regieren.
(Beifall bei Grünen und ÖVP. – Weiterer Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Ihr Vorbild ist also offensichtlich Italien.

Zur anderen Seite: Das Vorbild des Kollegen Loacker ist offensichtlich Argentinien – ja, doch! –, denn so, wie er das mit den Pensionen darstellt, ist da ja die Rede von einem Kahlschlag im Pensionssystem. Mir vorzuhalten - -
(Abg. Loacker: Zuhören! Zuhören!) – Also entschuldige, Kollege Loacker, ich habe eine Bankausbildung gemacht. Ich kann rechnen, und es ist mir auch klar,
wie das mathematisch darzustellen ist, und ich sage Ihnen eines: Wenn
Sie davon reden, dass wir als Republik in 50 Jahren an den Pensionen scheitern werden und dass diese Republik an der Finanzlast, die wir im Pensions­system haben, zugrunde geht, dann sage ich Ihnen klipp und klar: In 50 Jahren werden 3 Grad Temperaturerwärmung aufgrund des Klimawandels unser größtes Problem sein, nicht die Pensionen. Davon können Sie ausgehen.
(Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Loacker: Ja, aber das eine Problem können wir
hier lösen, und das andere nicht! – Abg. Wurm: Ja! Ein wahres Wort, was der Kollege Loacker sagt! – Abg. Belakowitsch: Wo er recht hat, hat er recht!)

Wir haben – und ich wiederhole mich, Herr Kollege Loacker – ein Pensions­system, das im Unterschied zum deutschen System eine gute Absiche­rung bietet. Wir haben ein System, das sich ausgewogen darstellt und auf das sich die Menschen auch verlassen können. Sie können schon auch herge­hen und sagen: Okay, wir müssen bei den Pensionen kürzen! – Dann sagen Sie das aber auch laut! Sie wollen ja offensichtlich das Pensionsantrittsalter
auf – ich weiß nicht – 68, 70 erhöhen. Wie weit wollen Sie es denn hinauf­schrauben? (Abg. Loacker: Können wir vielleicht bei dem bleiben, was ich gesagt ha­be, und nichts erfinden?) Dann müssen Sie aber vielleicht die Gnade haben,
die Dinge auch so zu benennen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)


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Zur Pflege Folgendes – das ist an die Adresse der Sozialdemokratie gerichtet –: Ich habe ja bei der Pflegereform eins von Ihnen die Kritik gehört: Na ja,
diese Milliarde Euro, die wir da investieren, das ist ja nichts, das ist ja nur für zwei Jahre! (Abg. Belakowitsch: Was soll die Untergriffigkeit?) Das ist nicht nachhaltig. – Jetzt haben wir es nachhaltig gemacht, im Finanzausgleich veran­kert. Für die nächsten fünf Jahre ist es dauerhaft im Finanzausgleich abge­bildet, und jetzt ist es auch wieder nicht recht.
(Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der ÖVP.)

Also ich würde Sie bei aller berechtigten Kritik, die man üben kann, schon
bitten, ein bisschen in Rufweite der Wahrheit zu bleiben.
(Abg. Belako­witsch: ... das letzte Budget ...!) Wir haben in der Pflege gemeinsam mit den Bundesländern inzwischen ein Absicherungsniveau erreicht, auch im Finanzausgleich, das es bisher noch nicht gegeben hat. Der Pflegefonds wird
mit 4,5 Prozent valorisiert, die Mittel werden aufgestockt, die Gehaltser­höhung ist abgesichert, die Pflegezuschüsse in der Ausbildung sind abgesichert, und es ist auch abgesichert, was wir bei den gemeindenahen Pflegebetreu­ungseinrichtungen gemacht haben.

Zum Behindertenbereich: Frau Kollegin Fiedler, ich weiß nicht, ob Sie die Bud­getzahlen der letzten drei Jahre betreffend die Behindertenbudgets nach­vollzogen haben. Ich habe dieses Budget im Behindertenbereich zweimal massiv erhöht – öfter konnte ich es leider nicht erhöhen, weil ich davor nicht zu­ständig war. Es ist enorm viel Geld, das da hineinfließt.

Jetzt weiß ich schon: Natürlich ist es eine Verpflichtung, die Dinge, die in der Staatenprüfung moniert worden sind, auch anzugehen und umzusetzen.
Die UN-Behindertenrechtskonvention ist ein Staatsvertrag. Dazu stehe ich, und Staatsverträge sind einzuhalten. Deshalb ist das Budget in diesem Bereich
auch aufgestockt worden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Letzter Punkt: Insgesamt ist im Bereich des Sozialen und der Gesund­heit – darauf kommen wir dann noch – in diesem Budget und in den nächsten


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fünf Jahren so viel wie selten zuvor investiert worden. Der Finanzminister
ist ja der ärmste Minister überhaupt; also nicht an Geld, sondern – wie soll ich sagen? –: Er kann es nie recht machen. Gibt er Geld aus, wird er gescholten.
Gibt er zu wenig Geld aus, wird er auch gescholten. Es ist nie recht.

Wir schauen darauf, dort zu investieren – ich rede von Investitionen –, wo es notwendig ist. Wir haben nämlich einen Zugang, der da lautet: Es ist
nicht nur gut, wenn in Straßen, in Brücken, in Eisenbahnen, in Gebäude inves­tiert wird; nicht nur dann sind es Investitionen, gutes Geld. Wenn über Gesundheit, Soziales und Pflege gesprochen wird, reden manche oft nur von Kosten. – Das sind Investitionen in Menschen, in die Zukunft dieser Re­publik, in die soziale Sicherheit, und genau das bildet sich in diesem Budget ab. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Das ist Polemik von der Regierung! Unfassbar, so ein Minister! – Abg. Lukas Hammer: Unfassbar gut! – Abg. Belakowitsch: Polemik von der Regierungsbank!)

10.21


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Scheucher-Pichler. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


10.21.27

Abgeordnete Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler (ÖVP): Sehr geehrter Herr Prä­sident! Geschätzter Herr Finanzminister! Herr Sozialminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zuallererst: Ja, der Finanzminister hat es nicht im­mer leicht, da stimme ich dem Sozialminister zu, aber ich denke, er ist
nicht arm. Ganz im Gegenteil: Er ist gerade mit dem Deutschen Mittelstandspreis ausgezeichnet worden, und dazu möchte ich ihm einmal mehr gratulieren,
denn das ist eine hohe Auszeichnung, auch eine Auszeichnung für die Arbeit dieser Bundesregierung. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kassegger: Jetzt wird
es skurril!)


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Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir diskutieren ein Budget, das trotz herausfordernder Zeiten zukunftsorientiert ist – der Herr Finanzminister
hat gestern von 20 Milliarden Euro gesprochen –, das die Arbeit, die Wirtschaft stärkt, das damit auch unseren Wohlstand sichert, das die Kaufkraft wei­ter verbessert. Es ist ein Budget – das wurde ja auch schon zum Teil ausgeführt –, das auch die sozialen Leistungen vor allem für jene sicherstellt, die sie eben brauchen. Es ist auch ein Budget, das Generationengerechtigkeit
zum Ziel hat.

Hören wir auf, immer Jung gegen Alt auszuspielen! Da bin ich der Meinung des Kollegen Muchitsch. Niemand in unserer Fraktion wirft den Seniorinnen
und Senioren vor, dass sie zu teuer sind, dass sie uns zu teuer kommen, egal ob in der Pflege oder bei den Pensionen. (Abg. Loacker: Was macht ihr für die
Jungen, Elisabeth? Was macht ihr für die Jungen?)
Ganz im Gegenteil:
Wir sind auch ganz klar gegen ein Anheben des Pensionsantrittsalters. Wir ver­unsichern die ältere Generation mit diesen Diskussionen. Wir sind auch –
an die Adresse der NEOS gerichtet – sehr stolz, dass wir mit Ingrid Korosec eine sehr engagierte Seniorenvertreterin an der Spitze haben.

Meine Damen und Herren! Unsere Eltern und Großeltern, die mit sehr viel Fleiß den Grundstein für den Wohlstand in unserem Land gelegt haben, erhalten
eine faire und auch eine sozial gerechte Pensionsanpassung von plus 9,7 Prozent. Sie werden es Ende Jänner am Konto sehen.

Wie gesagt, wir müssen alles tun – da bin ich auch der Meinung einiger Vorred­ner –, dass wir in Richtung altersgerechtes Arbeiten, in Richtung des gesetz­lichen Pensionsantrittsalters kommen. Wir unterstützen aber auch die Leistungen jener, die bereit sind, freiwillig nach dem Pensionsan­tritt weiterzuarbeiten. Wir brauchen das Know-how, das Wissen der älteren Generation sehr dringend.

Ein Meilenstein in der Armutsbekämpfung ist aber – das kann man auch nicht oft genug sagen – die Valorisierung und auch die Auszahlung der Sozial- und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 578

Familienleistungen und auch des Pflegegeldes. Auch das ist in diesem Budget ge­sichert. Das ist ein Meilenstein in der Armutsbekämpfung! Ewig wurde darü­ber gesprochen, jetzt wird es umgesetzt.

Meine Damen und Herren! Auch das wurde bereits gesagt: Wir sichern wichtige Reformen im Pflegebereich. Der Pflegefonds wird auf 1,1 Milliarden Euro aufgestockt. Das ist die größte Reform in dem Bereich seit Jahrzehnten. Die so­zialen Dienste werden ausgebaut, die Pflegeausbildung wird neben der Aus­bildungsprämie und dem Pflegestipendium weiter verbessert. Die Community­nurses wurden bereits genannt, ein wichtiges präventives Projekt, um
eben auch die Zahl gesunder Lebensjahre zu erhöhen.

Frau Kollegin Fiedler, weil Sie gefragt haben, ob das auch umgesetzt wird: Also ich unterstelle den im Pflegebereich tätigen Organisationen nicht, dass
sie das, was wir beschließen und wofür es auch Gelder gibt, nicht umsetzen. Ganz im Gegenteil: Ich bin zuversichtlich, dass wir gerade im Bereich der Pflege auch in den nächsten Jahren noch vieles weiterbringen; und das ist gut so.

Wir beschließen auch Sonderzuwendungen, wie eben beispielsweise das Schulstartgeld mit 15 Millionen Euro, den Wohnschirm mit 65 Millionen Euro, die Lebensmittelweitergabe mit 8 Millionen Euro, um nur einige Bereiche,
die auch zur Armutsbekämpfung beitragen, zu nennen.

Ich möchte mich an der Stelle aber auch – ich weiß, das wird oft negativ bewertet – bei allen freiwilligen Initiativen, bei allen engagierten Ehrenamtlichen im Sozialbereich sehr, sehr herzlich für ihr Engagement bedanken, denn
wir brauchen neben den staatlichen Leistungen – und die sind großartig – auch das ehrenamtliche und freiwillige Engagement.

Das zeichnet unsere Gesellschaft aus, und ich bin sehr froh, dass wir so
viele tolle Initiativen haben, ob das die Tafeln sind, Sammelaktionen, Sozialshops, die verschiedensten Initiativen in dem Bereich. Wir beginnen in Kärnten
gerade wieder mit der Aktion Taten statt Worte, bei der sich junge Leute ge­meinsam mit dem Hilfswerk engagieren.


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Diese vielen Projekte des Miteinanders sichern wertvolle Hilfestellungen für die Menschen. Dort engagieren sich Menschen, die ihr Herz am rechten Fleck haben. Ich möchte im Namen unserer Fraktion allen Hauptberuflichen, aber auch allen Ehrenamtlichen, die sich im Sozialbereich engagieren, Respekt aus­drücken, ihnen vor allem aber auch ein großes Dankeschön für ihre Arbeit sagen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

10.26


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Stöger. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


10.26.31

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Sehr geehrter Herr Finanzminister! Herr Sozialminister! Herr Sozialminister, Respekt für Ihre Aussage, dass
wir Sicherheit im Sozialstaat haben, dass der Sozialstaat trägt. Das sieht die So­zialdemokratie auch so, und ich bin dankbar, dass Sie das auch so sagen.

Die Sozialdemokratie hat nicht die Frage der Pflege kritisiert, sondern wir haben das Pflegegeld eingeführt, wir haben den Pflegefonds eingeführt und wir
haben als Sozialdemokratie auch den Pflegeregress abgeschafft. Wir haben also sehr, sehr viel getan, um die Pflege der Menschen zu sichern. (Beifall bei
der SPÖ.)
Dass wir mehr wollen, liegt an der Rolle der Opposition, aber trotzdem: Respekt für diese Leistung! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von
ÖVP und Grünen.)

Was wir kritisieren, Herr Sozialminister oder Herr Finanzminister, ist, dass Sie den Teuerungsausgleich in der UG 22 – das ist dort, wo die Pensionen
sind – abgerechnet haben. Das ist nämlich falsch. Ihr hättet es im Kapitel Wirt­schaft abrechnen müssen, denn der Wirtschaftsminister hat nichts dage­gen getan, dass die Inflation so hoch ist, er hat sie nicht hinuntergebracht, und die Kosten müssten wir eigentlich, wenn man von Kostenwahrheit redet,
dem Wirtschaftsminister anrechnen. (Abg. Egger: Hätte er sich sollen ...!) Das wäre unser Zugang.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 580

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Klubobmann Wöginger hat gestern vorgeschlagen, dass Menschen, die länger als bis 65 arbeiten,
keine Sozialversicherungsbeiträge und auch keine Steuern mehr zahlen sollen. Das ist nett. Wenn man dann aber fragt, wen denn das betrifft, dann frage
ich mich, welcher Bauarbeiter tatsächlich glaubt, dass er noch die Kraft haben wird, über das 65. Lebensjahr hinaus arbeiten zu können. Wie viele Pfle­gekräfte glauben tatsächlich, dass sie die Kraft haben werden, mit über 65 Jah­ren noch arbeiten zu können? Wer in der Gastronomie glaubt, dass er mit
über 65 Jahren noch arbeiten kann? – Das werden die wenigsten sein, und daher glaube ich, dass das nur ganz wenigen etwas bringt und die Realität eine
andere ist. Da gibt es welche, die das ganze Leben gearbeitet haben, vielleicht Kinder betreut haben und jetzt in Altersarmut leben.

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sicherung des Pensionssystems“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz und der Bundesminister für Finanzen werden aufgefordert, die gesetzlichen Pensionen zu sichern, indem sie

- die erforderlichen finanziellen Mittel für eine Personaloffensive in den Berei­chen Gesundheit, Kinderbildung und Pflege zur Verfügung stellen,

- endlich geeignete Anreize setzen um das faktische Pensionsantrittsalter
zu erhöhen,

- Maßnahmen umsetzen um Frauen aus der Teilzeitfalle zu holen und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 581

- ein klares Bekenntnis gegen eine Erhöhung des derzeitigen gesetzlichen Pen­sionsantrittsalters abgeben.“

*****

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die österreichische Bevölkerung
an der Spitze der Legislative eine untadelige Person haben möchte. (Rufe bei der ÖVP: Haben wir! Haben wir!) Herr Präsident, diese Aufforderung ergeht an
Sie: Treten Sie zurück! (Beifall bei der SPÖ.)

10.30

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch,

Genossinnen und Genossen

betreffend Sicherung des Pensionssystems

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) UG 22

Das österreichische Pensionssystem ist – vor allem im internationalen Vergleich – als zukunftsfit zu bewerten. Langfristprognosen zufolge werden die staatlichen Zuschüsse etwa gleich bleiben. Bis 2070 prognostiziert die EU-Kommission – inkl. der Ausgaben für die Pensionen der Beamt:innen – lediglich einen kleinen Anstieg
um 0,5 Prozentpunkte in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (Aging Report 2021).

Grundlagen unseres Pensionssystems sind eine positive Wirtschaftsentwicklung
und ein hohes Beschäftigungsniveau. Je höher die Beschäftigung, je besser
die Einkommen, desto leichter die Finanzierung.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 582

Die Regierung ist daher gefordert, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen – etwa mehr Jobs in Krankenhäusern, in Kindergärten und Pflegeheimen. Sie ist aber
auch gefordert, insbesondere Frauen aus der Teilzeitfalle zu holen. Damit
dies möglich wird, sind Kinderbildungsplätze ab dem ersten Lebensjahr und ein Rechtsanspruch darauf unbedingt erforderlich. Nur so können auch Job
und Betreuungspflichten vereinbar werden und im Alter eine lebensstandardsi­chernde Pension erreicht werden.

Unternehmen sind gefordert alternsgerechte Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, damit länger gesund arbeiten ermöglicht wird und die Regierung muss endlich geeignete Anreize setzen, die das faktische Pensionsantrittsalter rascher an das ge­setzliche heranführen. Absolut abzulehnen sind jedoch alle Phantasien auf
Erhöhung des derzeitigen gesetzlichen Pensionsantrittsalters.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und der Bundesminister für Finanzen wer­den aufgefordert, die gesetzlichen Pensionen zu sichern, indem sie

•    die erforderlichen finanziellen Mittel für eine Personaloffensive in den Bereichen Gesundheit, Kinderbildung und Pflege zur Verfügung stellen,

•    endlich geeignete Anreize setzen um das faktische Pensionsantrittsalter zu erhöhen,

•    Maßnahmen umsetzen um Frauen aus der Teilzeitfalle zu holen und

•    ein klares Bekenntnis gegen eine Erhöhung des derzeitigen gesetzlichen Pen­sionsantrittsalters abgeben.“

*****



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 583

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Sieber. – Bitte.


10.30.27

Abgeordneter Norbert Sieber (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Herren Minister! Hohes Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher!
Herr Finanzminister und Herr Gesundheits- und Sozialminister, ich möchte Ihnen zunächst auch gratulieren. Der Finanzausgleich, der gestern abgeschlossen werden konnte, ist sicherlich ein historischer, was das Volumen und auch was die Qualität betrifft, und ich gehe so weit, zu sagen: Vielleicht hat das ja
auch mit der alemannischen Handschrift – praktisch mit den Vorarlbergern, die mit verhandelt haben – etwas zu tun. Ich möchte auf jeden Fall gratulieren.
Ich glaube, das ist eine gute Grundlage, auf der wir in unserem Staat auch wei­terarbeiten können. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das Kapitel Soziales ist natürlich ein sehr umfangreiches. Es geht darin im weitesten Sinne auch darum, Armut zu verhindern, Armut zu reduzieren. Dazu hat sich diese Regierung von ÖVP und Grünen im Regierungsprogramm
auch klar bekannt. Klar ist für uns aber auch, dass natürlich Erwerbsarbeit der beste Schutz vor Armut ist und Erwerbsarbeit auch die Grundlage dieses Sozialstaates ist.

Wenn wir nun wissen, dass die Berechnung der Armutsgefährdung einer ge­nauen Formel folgt – sie beginnt nämlich bei 60 Prozent des Medianein­kommens –, dann wissen wir, dass das auch eine Herausforderung ist: Wenn die Einkommen steigen, steigt automatisch auch die Armutsgefährdungsgrenze. Derzeit ist es so, dass eine Familie mit zwei Kindern 2 924 Euro netto verdienen muss, um eben über der Armutsgrenze zu sein.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ich kenne in meinem Umfeld viele Familien,
die gar nicht wissen, dass sie armutsgefährdet sind, weil diese Grenze so


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hoch ist. Wir wissen aber, dass wir da auch entsprechend weiterarbeiten müs­sen. Deswegen bietet der soziale Wohlfahrtsstaat eben auch das soziale
Netz, das wir alle wollen und auch unterstützen.

Die Budgetanalyse zeigt ja auch, dass wir in diesem Bereich sehr gut unterwegs sind. Nehmen wir nur zum Beispiel den Familienbereich, bei dem wir mit
den Leistungen, die wir dort bieten, über 200 000 Personen über die Armuts­grenzen hinaufheben – und das ist nur der Familienbereich. (Abg. Linder:
Da arbeitet die ganze Regierung!)

Meine Damen und Herren! Diese Regierung ist sich ihrer sozialen Verantwor­tung absolut bewusst. Wir arbeiten jeden Tag daran, den Menschen das
Leben entsprechend zu erleichtern, und dieses Budget, Herr Minister, zeigt das auch ganz deutlich. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP.)

10.33


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Rag­ger. – Bitte sehr.


10.33.07

Abgeordneter Mag. Christian Ragger (FPÖ): Sehr geehrter Herr National­ratspräsident! Geschätzte Minister! Ich möchte mein Augenmerk heute auf ein Thema lenken, das in Österreich eigentlich schon seit 2011 einen sehr
hohen Stellenwert hat, nämlich die Mindestsicherung. Jetzt müssen wir – und auch die Zuhörer – wissen, wie sich diese Mindestsicherung zusammen­setzt. Wenn man heute aus dem Ausland zu uns kommt, dann ist man vier Mo­nate in einer Grundversorgung und wird dann automatisch, wenn
über den Asylbescheid nicht negativ beschieden wird, in die Mindestsiche­rung versetzt.

Diese Mindestsicherung ist normalerweise der letzte Auffangposten für
die Österreicherinnen und Österreicher, wenn sie ihre Arbeit verloren haben, wenn sie aus der Notstandshilfe entlassen worden sind, damit sie in
einem österreichischen Sozialsystem aufgefangen werden.


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2011 haben wir dem mittlerweile verstorbenen Rudolf Hundstorfer schon die Warnung mitgegeben: Passen Sie auf, dass Ihnen das nicht aus dem Gefü­ge kommt!, nämlich aus einem einzigen Grund: Diese Mindestsicherung lässt es, um es für alle gleich und allen recht zu machen, auch zu, dass Asylanten
und subsidiär Schutzberechtigte reinkommen. Besonders in sozialdemokrati­schen Ländern ist die Situation längst gekippt, sodass nämlich 50 Prozent
dieser Mindestsicherung – und das sind 943 Euro im Monat – an diese Perso­nengruppe ausbezahlt werden. Ich sehe da oben Pensionisten und Pen­sionistinnen sitzen: Schauen Sie selbst auf Ihren Zettel, wenn Sie das abrechnen!

943 Euro netto bekommt jeder Asylant oder subsidiär Schutzberechtigte
hier in Österreich, wenn er alleine kommt. Wenn er vielleicht jeman­den mitbringt, dann sind wir schon bei 1 200 Euro, und wenn er vielleicht noch seine Kinder mitbringt, dann sind wir – denn die Kinderbeihilfe kriegt er
noch extra – bei weit über 2 000 Euro.

Jetzt fragen Sie sich selber, ob dieses System gerecht ist! Daher ein Vorschlag als guter Rat an den Finanzminister: Sie können gleich 500 Millionen Euro weg­nehmen, diese einsparen, denn das ist genau die Summe, die wir den Asylanten und den subsidiär Schutzberechtigten hier in Österreich zahlen. In Wien, in
Tirol und in Vorarlberg sind es mehr als 50 Prozent. (Beifall bei der FPÖ.)

Daher bringen wir folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Zuwande­rungsstopp in den österreichischen Sozialstaat jetzt – ,Österreicher zuerst‘!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 586

eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die folgende Punkte umfasst, und zu
einer Gesamtnovellierung des Sozialhilfe-Grundsatzgesetzes 2019 führen soll:

Asylwerber und Asylanten bzw. subsidiär Schutzberechtigte sollen grund­sätzlich in der Grundversorgung verbleiben, somit keine Geld-, sondern nur mehr Sachleistungen erhalten.

Gleichzeitig soll für arbeitsfähige Personen aus diesen Personenkreisen eine Verpflichtung zur gemeinnützigen Arbeit in ihrem Umfeld bzw. in der Infrastruktur für Asylwerber/Asylanten/Subsidiär Schutzberechtigte eingeführt werden.

Die Grundversorgung endet auch, wenn Asylberechtigte bzw. subsidiär Schutzberechtigte in den 1. Arbeitsmarkt eintreten, was allerdings nur nach einer positiven sektoralen Arbeitsmarktprüfung erfolgen kann. Für Asylwerber
kann es grundsätzlich keinen Eintritt in den Arbeitsmarkt geben.

Erwerbstätige aus dem Kreis der Asylberechtigten und subsidiär Schutzsuchen­den, die nach einer sektoralen Arbeitsmarktprüfung durch das AMS im
1. Arbeitsmarkt eine Beschäftigung finden, müssen zusätzlich zu den regulären Steuern eine festzusetzende Sonderabgabe ihres Einkommens entrichten.
Diese Sonderabgabe soll zur Deckung der Verfahrens-, Unterbringungs-, und In­tegrationskosten für die Asylwerber, Asylanten bzw. subsidiär Schutzberech­tigten herangezogen werden.“

*****

Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

10.36

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Wurm, Mag. Christian Ragger


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und weiterer Abgeordneter

betreffend Zuwanderungsstopp in den österreichischen Sozialstaat jetzt – „Öster­reicher zuerst“!

eingebracht im Zuge der Debatte zu Top 9) Bericht des Budgetausschusses
über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bun­desvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 –

BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) UG 21 Soziales und Konsumentenschutz,
am Mittwoch, dem 22.November 2023

Bereits seit Einführung des österreichischen Mindestsicherungssystems 2011 hat die FPÖ immer wieder vor den Auswirkungen auf unseren Sozialstaat gewarnt. Seit
die österreichische Regierung Sozial- und Gesundheitsleistungen auf der ganzen Welt auslobt, kommen auch immer mehr illegale Einwanderer als Wirtschafts- und Sozialmigranten in der Hoffnung auf die soziale Hängematte in unser Land: Personen, die von den Zuwanderungsideologen und Willkommensklatschern von ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS als Arbeitsmarktreserve für die österreichische Wirtschaft ausgelobt werden, finden sich häufig – und das über Jahre und oft Jahrzehnte – in der Dauerschleife staatlicher sozialer Stützungen. Gleichzeitig kosten auch
die sehr oft von Anfang an zum Scheitern verurteilten sogenannten „Integrations­maßnahmen“ über die Jahre Milliarden Euro. Der österreichische Sozialstaat
und die österreichische Gesellschaft sind schon längst überfordert und werden zum Opfer der Masseneinwanderung, die das Heimatrecht und die soziale und kul­turelle Identität Österreichs zerstört.

Die FPÖ hat dies in den vergangenen mehr als zehn Jahren aufgezeigt, etwa 2017 durch den Antrag betreffend „Kostendämpfung bei der Zuwanderung durch Asylwerber und Asylanten im Sozialstaat Österreich“.

https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/A/A_02138/index.shtml


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In weiterer Folge wurde das Zuwanderungs-Regime bei der Nationalratswahl 2017 mit deutlicher Mehrheit abgewählt und eine neue Regierung, zusammengesetzt
aus FPÖ und ÖVP, hatte sich zu einem der zentralen Ziele gesetzt, sich der Zuwanderungsproblematik anzunehmen und diese final zu lösen – und das sowohl sicherheitspolitisch als auch sozial- und integrationspolitisch. Auf Betreiben
der FPÖ wurde deshalb auch 2019 ein „Sozialhilfe-Grundsatzgesetz“ des Bundes verabschiedet.

Folgende Ziele wurden hier im § 1 „Sozialhilfe-Grundsatzgesetz“ formuliert:

Ziele

§ 1.

1.   Leistungen der Sozialhilfe aus öffentlichen Mitteln sollen zur Unterstützung des allgemeinen Lebensunterhalts und zur Befriedigung des Wohnbedarfs der Bezugsberechtigten beitragen,

2.   integrationspolitische und fremdenpolizeiliche Ziele berücksichtigen und

3.   insbesondere die (Wieder-)Eingliederung von Bezugsberechtigten in das Er­werbsleben und die optimale Funktionsfähigkeit des Arbeitsmarktes weitestmöglich fördern.

Seit dem Regierungsantritt der türkis-grünen Bundesregierung unter den ÖVP-Bundeskanzlern Sebastian Kurz, Dr. Alexander Schallenberg und Karl Nehammer hat man sich davon weitestgehend entfernt und ist nicht mehr bereit, die den Wählerinnen und Wählern 2017versprochene „Wende“ in diesem Bereich auch durchzuziehen. Ganz im Gegenteil, aktuell rühmt sich die grüne Klimaschutzministerin Eleonore Gewessler im Zusammenhang mit der Auszahlung des Klimabonus an Asylwerber und Häftlinge in zynischer Art und Weise sogar damit, dass es ein Entge­genkommen sei, dass es bei diesem Klimabonus als Teuerungsausgleich keine „Weltzuständigkeit“ für die Bezugsberechtigung gebe, da die Kosten ansonsten mehr als 4.000 Milliarden Euro für die österreichischen Steuerzahler betragen würden.


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Aktuell stellt sich auf der Grundlage der Statistik Austria-Auswertungen vom Au­gust 2023 für das abgelaufene Jahr 2022 folgende Zusammensetzung
der Sozialhilfe- und Mindestsicherungsbezieher in Österreich dar.

Siehe dazu Mindestsicherungsbezieher/Sozialhilfe 2022

Anzahl der Personen

Jahresdurchschnitt 2022: 189 957 Personen

Gesunken 4,6 % zu 2021

Höhe der Ausgaben

Jahr 2022: 972 Mio. Euro

Gestiegen 0,7 % zu 2021

Durchschnittliche monatliche Leistungshöhe pro Bedarfsgemeinschaft

Jahr 2022:741 Euro

Gestiegen 4,1 % zu 2021

Die Statistik der Mindestsicherung und Sozialhilfe erfasst die im Rahmen der subsidiären Zuständigkeit der Länder und Gemeinden gewährten Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts und des Wohnbedarfs außerhalb stationärer Einrichtungen sowie zum Schutz bei Krankheit, Schwangerschaft und Geburt (vor allem in Form der Einbeziehung nicht krankenversicherter Personen in die gesetzliche Krankenversicherung).

Bis 2019 ausschließlich Mindestsicherungsstatistik, setzt sich die Statistik ab 2020 aus den Daten zur Mindestsicherung und zur Sozialhilfe zusammen. Während
die Zurverfügungstellung der Mindestsicherungsdaten durch die Bundesländer keine


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gesetzliche Grundlage hat, liegt mit dem Sozialhilfe-Statistikgesetz infolge des Sozialhilfe-Grundsatzgesetzes eine solche vor.

Bundesland

2017

2018

2019

2020

2021

2022

Burgenland

2 854

2 305

2 195

2 127

2 004

1 817

Kärnten

5 642

4 477

4 303

4 312

3 899

3 389

Niederösterreich

17 394

16 235

16 001

14 542

13 270

11 518

Oberösterreich

14 750

13 309

11 466

9 256

7 562

5 788

Salzburg

9 112

8 642

7 859

7 379

5 977

5 035

Steiermark

18 395

17 463

16 351

16 297

15 192

13 938

Tirol

13 093

12 480

11 519

10 825

10 456

9 598

Vorarlberg

8 091

7 482

6 800

6 117

5 167

4 571

Wien

150150

142571

135 698

136 267

135 648

134303

Insgesamt

239481

224965

212192

207122

199173

189957

Q: STATISTIK AUSTRIA, Mindestsicherungs- und Sozialhilfestatistik. Erstellt am 31.08.2023. – Vorarlberg: teilweise fehlende Werte.

Sozialhilfestatistik shs@statistik.gv.at

Allgemeiner Auskunftsdienst


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 591

Bundesland

2017

2018

2019

2020

2021

2022

Burgenland

3 941

3 296

3 055

2 753

2 610

2 467

Kärnten

6 521

7 498

7 084

6 630

5 960

5 155

Niederösterreich

28 798

25 620

24 349

22 100

18 816

16 480

Oberösterreich

22 538

20 966

18 041

16 428

12 288

9 186

Salzburg

14 387

13 390

11 947

11 197

9 638

8 173

Steiermark

27 784

25 455

22 904

22 313

21 194

20 002

Tirol

19 406

18 277

16 812

15 680

15 169

13 883

Vorarlberg

13 623

13 180

12 084

10 832

9 854

8 989

Wien

195238

183034

171317

169717

169223

169814

Insgesamt

332236

310716

287593

277650

264752

254149

Q: STATISTIK AUSTRIA, Mindestsicherungs- und Sozialhilfestatistik. Erstellt am 31.08.2023.


 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 592

Bundes-

land

Weib-

liche Perso-

nen

Kin-

der

Österrei-

chische Staatsan-

gehörige

Asyl- und subsidiär Schutzbe-

rechtigte

Nicht Erwerbs-

tätige

Personen mit Einkünf-

ten

Burgen-

land

54,6

32,5

69,3

14,3

94,4

51,6

Kärnten

51,8

30,1

57,7

30,4

94,3

46,8

Niederös-

terreich

56,0

37,8

58,8

28,7

91,7

50,7

Oberös-

terreich

55,4

33,8

55,7

31,1

92,9

65,1

Salzburg

52,9

34,5

53,8

32,1

90,1

51,8

Steiermark

53,6

36,8

48,0

31,9

90,8

47,1

Tirol

51,7

44,3

37,9

45,1

85,8

46,3

Vorarlberg

49,8

 

36,0

45,0

 

 

Wien

50,0

34,8

39,7

42,1

91,6

55,4


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 593

Insgesamt

51,0

35,5

42,8

39,7

91,4

54,0

Q: STATISTIK AUSTRIA, Mindestsicherungs- und Sozialhilfestatistik. Erstellt am 31.08.2023. – Vorarlberg: teilweise fehlende Werte.

Insgesamt (Jahressumme)

Lebensunterhalt und Wohnen (Jahressumme)

Krankenhilfe (Jahressumme)

Durchschnittliche monatliche Leis­tungshöhe pro Be­darfsgemeinschaft

 

Burgenland

8 575 908

7 959 484

616 424

614

Kärnten

17 369 582

16 358 072

1 011 510

667

Niederösterreich

52 812 429

48 779 897

4 032 533

663

Oberösterreich

27 533 706

26 034 058

1 499 649

619

Salzburg

24 656 774

22 965 905

1 690 869

644

Steiermark

69 545 323

65 158 930

4 386 393

814

Tirol

47 069 380

44 340 837

2 728 543

821

Vorarlberg

21 625 115

19 774 636

1 850 479

817

Wien

702 988 197

665 268 163

37 720 034

748

Insgesamt

972 176 415

916 639 982

55 536 433

741

Q: STATISTIK AUSTRIA, Mindestsicherungs- und Sozialhilfestatistik. Erstellt am 31.08.2023. – Lebensunterhalt und Wohnen: außerhalb stationärer Einrichtungen. – Krankenhilfe: vor allem Einbezug in die gesetzliche Krankenversicherung. – Durchschnittliche monatliche Leistungshöhe: Leistungsanspruch auf Lebensunterhalt und Wohnen. – Bedarfsgemeinschaft: Einheit für die Leistungsbemessung in


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 594

der Mindestsicherung/Sozialhilfe, sie kann eine oder mehrere Personen umfassen. Ein Haushalt kann aus mehr als einer Bedarfsgemeinschaft bestehen.

Bundesland

2017

2018

2019

Burgenland

9 715 167

8 411 356

8 647 003

Kärnten

16 828 997

16 021 982

16 439 414

Niederösterreich

67 268 517

67 080 240

67 071 353

Oberösterreich

47 406 895

42 153 440

39 080 019

Salzburg

35 859 173

34 170 914

31 242 002

Steiermark

69 065 201

67 406 560

67 232 471

Tirol

57 525 711

53 131 159

49 040 603

Vorarlberg

35 797 986

31 315 397

27 809 368

Wien

637 963 684

621 351 891

606 578 264

Insgesamt

977 431 333

941 042 939

913 140 497

 

Bundesland

2020

2021

2022

Burgenland

9 112 744

9 077 270

8 575 908

Kärnten

17 503 046

16 991 672

17 369 582

 


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 595

Niederösterreich

62 456 840

56 392 437

52 812 429

Oberösterreich

34 604 811

31 186 809

27 533 706

Salzburg

30 569 732

26 117 854

24 656 774

Steiermark

69 667 158

69 651 613

69 545 323

Tirol

47 155 967

48 442 116

47 069 380

Vorarlberg

26 052 066

22 476 920

21 625 115

Wien

662 035 229

685 529 911

702 988 197

Insgesamt

959 157 591

965 866 601

972 176 415

Q: STATISTIK AUSTRIA, Mindestsicherungs- und Sozialhilfestatistik. Erstellt am 31.08.2023. – Sicherung des Lebensunterhalts und des Wohnbedarfs außer­halb stationärer Einrichtungen sowie Krankenhilfe (vor allem Einbezug in
die gesetzliche Krankenversicherung).

Die österreichische Mindestsicherung ist längst eine „Ausländersicherung“ geworden. Nur mehr 42,8 Prozent der Bezugsberechtigten waren 2022 österreichische Staatsbürger. Dafür ganze 39,7 Prozent Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte.

In den Bundesländern Wien, Vorarlberg und Tirol sind in der Mindestsicherung mehr Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte als Österreicher im Jahr 2022
zu verzeichnen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 596

Damit wurde die „Ausländersicherung“ zu einer „Asylantensicherung“. Durch die mangelnde Integrationsfähigkeit und Integrationswilligkeit immer größerer Gruppen von Asylberechtigten, die aus dem Mittleren und Nahen Osten, Afrika und Asien
zu uns nach Österreich strömen, steigen die Kosten für den Sozialstaat massiv weiter an und sind tatsächlich unfinanzierbar.

Gleichzeitig steigt die Belastung der öffentlichen Haushalte durch die Bezahlung von Arbeitslosengeldern, Notstandshilfe, Ersatzzahlungen in die Pensions-, Kranken-
und Unfallversicherung sowie Mindestsicherung für Zuwanderer, insbesondere auch für Asylwerber und Asylberechtigte bzw. subsidiär Schutzberechtigte.

Asylwerber sowie Asylberechtigte bzw. subsidiär Schutzberechtigte sollen grundsätzlich in der Grundversorgung – das heißt ausschließlich Sachleistungen und keine Geldleistungen – bleiben, bis ihr Verfahren abgeschlossen (Asylwerber)
und ihr Aufenthalt zu Ende ist.

Gleichzeitig soll für arbeitsfähige Personen aus diesen Personenkreisen eine Verpflichtung zur gemeinnützigen Arbeit in ihrem Umfeld bzw. in der Infrastruktur für Asylwerber/Asylberechtigte/Subsidiär Schutzberechtigte eingeführt werden –
ohne Entgelt.

Die Grundversorgung endet auch, wenn Asylberechtigte bzw. subsidiär Schutzberech­tigte in den 1. Arbeitsmarkt eintreten, was allerdings nur nach einer positiven sektoralen Arbeitsmarktprüfung erfolgen kann. Für Asylwerber kann es grundsätzlich keinen Eintritt in den Arbeitsmarkt geben.

Erwerbstätige aus dem Kreis der Asylberechtigten und subsidiär Schutzsuchenden, die nach einer sektoralen Arbeitsmarktprüfung durch das AMS im 1. Arbeits­markt eine Beschäftigung finden, müssen zusätzlich zu den regulären Steuern eine Sondersteuer von zehn Prozent ihres Einkommens entrichten. Die Sonder­steuer entfällt dann, wenn sie betragsmäßig einen jährlich festzusetzenden Prozent­satz der durchschnittlichen Verfahrens-, Unterbringungs-, und Integrations­kosten pro Asylwerber, Asylberechtigtem bzw. subsidiär Schutzberechtigte erreicht hat.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 597

Aus diesen Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die folgende Punkte umfasst, und zu einer Gesamt­novellierung des Sozialhilfe-Grundsatzgesetzes 2019 führen soll:

Asylwerber und Asylanten bzw. subsidiär Schutzberechtigte sollen grundsätz­lich in der Grundversorgung verbleiben, somit keine Geld-, sondern nur mehr Sach­leistungen erhalten.

Gleichzeitig soll für arbeitsfähige Personen aus diesen Personenkreisen eine Verpflichtung zur gemeinnützigen Arbeit in ihrem Umfeld bzw. in der Infrastruktur für Asylwerber/Asylanten/Subsidiär Schutzberechtigte eingeführt werden.

Die Grundversorgung endet auch, wenn Asylberechtigte bzw. subsidiär Schutzbe­rechtigte in den 1. Arbeitsmarkt eintreten, was allerdings nur nach einer posi­tiven sektoralen Arbeitsmarktprüfung erfolgen kann. Für Asylwerber kann es grund­sätzlich keinen Eintritt in den Arbeitsmarkt geben.

Erwerbstätige aus dem Kreis der Asylberechtigten und subsidiär Schutzsuchenden, die nach einer sektoralen Arbeitsmarktprüfung durch das AMS im 1. Arbeits­markt eine Beschäftigung finden, müssen zusätzlich zu den regulären Steuern eine festzusetzende Sonderabgabe ihres Einkommens entrichten. Diese Sonderab­gabe soll zur Deckung der Verfahrens-, Unterbringungs-, und Integrationskosten für die Asylwerber, Asylanten bzw. subsidiär Schutzberechtigten herangezogen
werden.“

*****



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 598

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsge­mäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Tanda. – Bitte sehr.


10.36.54

Abgeordnete Ing. Mag. (FH) Alexandra Tanda (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Minister! Sehr geehrte Konsumentinnen und Konsumenten, Verbraucherinnen und Verbraucher! Im Budget gibt es auch den Posten für den Konsumentenschutz, und da werden 2024 22,1 Prozent mehr als 2023 ausgegeben. Das sind 1,5 Millionen Euro mehr für die Förderung von Organisa­tionen in ihrer Arbeit für Verbraucher:innen, um sie bei der Durchset­zung ihrer konsumentenfreundlichen Rechte zu vertreten und ihnen zu helfen.

Dazu gehört natürlich der VKI – den kennen wir alle –, aber eben auch die Schuldnerberatung und, neu, die Internet-Ombudsstelle. Besonders die Stärkung der Rechte von Verbraucherinnen und Verbrauchern im Bereich Internet ist nicht nur ein Gebot der Stunde, sondern auch eine große Herausforderung in der Zukunft, besonders im Hinblick auf künstliche Intelligenz, Internetfallen, Onlinefallen, Onlinebetrug. Die daher neu aufgenommenen Maßnahmen zum Schutz vor diesen Onlinefallen sind im Interesse von uns allen.

So werden 2024 in Summe 8,2 Millionen Euro budgetiert, die somit ein starkes Zeichen sind, den Konsument:innen zu ihrem konsumentenfreundlichen
Recht zu verhelfen und sie ganz besonders im Bereich Digitalisierung zu unter­stützen, wenn es dort zu Betrug kommt, aber auch im Bereich klimafreund­liche neue Energiewende und im Wettbewerbsbereich.

Ich denke, dass diese 8,2 Millionen Euro ein wirklich starkes Zeichen dafür sind, dass der Staat auch die Verbraucherinnen und Verbraucher bei ihren Ent­scheidungen im Umfeld des Produktkaufs im Onlinebereich unterstützt, und ich bedanke mich dafür herzlich bei den Ministern. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

10.38



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 599

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abge­ordnete Werner. – Bitte sehr.


10.39.05

Abgeordnete MMag. Katharina Werner, Bakk. (NEOS): Werter Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Vor zwei Jahren bin ich nicht hier, aber
in der Hofburg, im Ausweichquartier des Parlaments, gestanden und habe meine Rede zum selben Thema gehalten.

Damals war ich noch ein bisschen naiv, weil ich mir gedacht habe, hier
herinnen geht es darum, dass man wirklich etwas verändert. Wenn ich heute auf diese letzten beiden Jahre, die voll mit Skandalen, mit Dingen waren, die aufgekommen sind und die dieses System einfach beschädigt haben (Ruf bei der ÖVP: Geh bitte!), zurückblicke, dann muss ich feststellen: Vielen hier
herinnen geht es gar nicht darum, etwas für die Menschen draußen zum Besseren zu verändern (Rufe bei der ÖVP: Geh bitte! Das entscheiden Sie!), sondern nur darum, die eigene Macht zu erhalten. (Abg. Michael Hammer: Da schämen
sich sogar die Eigenen!)

Weil es nur um Machterhalt geht (Abg. Scheucher-Pichler: Das weise ich
zurück, Frau Kollegin!),
ändern sich manche Dinge einfach nicht, und das sieht man auch in diesem Detailbudget. Es ist das letzte dieser Regierung (Abg. Michael Hammer: Ihr werdet nie eines machen!), und man hat auch da wieder das Ziel verfehlt, das man sich im Regierungsprogramm gesetzt hat, nämlich eine langfristige Finanzierung des VKI sicherzustellen. Das sage nicht ich aus einem parteipolitischen Kalkül heraus, sondern das sagt der Budgetdienst – über­parteilich und ohne Parteikalkül.

Wir NEOS verstehen uns aber als konstruktive, wenn auch kritische Kraft. (Abg. Michael Hammer: Das kriegt man aber nicht mit!) Darum möchte ich auch
die Dinge loben, die gut gelungen sind. Wir haben schon gehört: Das Budget steigt insgesamt und wichtige Stellen wie die Internet-Ombudsstelle, die Verbraucherschlichtungsstellen oder auch die Schuldnerberatungen bekommen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 600

mehr Geld. Das ist gerade in Zeiten hoher Inflation wichtig, in denen ein­fach vermehrt Fälle auftauchen, in denen Verbraucher:innen Unterstützung brauchen.

Ich begrüße auch wahnsinnig das Engagement im Bereich Verbrau­cher:innenbildung. Es wird ins Wirtschaftsmuseum investiert,
auf konsumentenfragen.at wurde das Angebot ausgebaut. Muss man aber auch festhalten: Nur weil etwas online verfügbar ist, heißt das nicht, dass diese Materialien dann in den Kindergarten kommen und dort wirksam werden, ins Klassenzimmer kommen und wirksam werden oder am Esstisch zu Hause diskutiert werden und wirksam werden. Da würde es wesentlich mehr Engagement brauchen, auch bessere Zusammenarbeit mit dem Bildungsministe­rium; denn wir wissen: Verbraucher:innenbildung wäre das, was etwas für
die Zukunft bringt und insbesondere die jungen Menschen vor Verschuldung und Überschuldung schützt, denn diese sind besonders betroffen. –
Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

10.41


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wimmer. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


10.41.52

Abgeordneter Rainer Wimmer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Ich möchte ein bisschen etwas zum Kapitel Pensionen sagen.

Im letzten Plenum wurde eine Schutzklausel für Pensionsantritte beschlossen. Das war gut so. Es hat zwar ein paar Anläufe gebraucht: Wir haben einige Anträge genau in diese Richtung eingebracht, die ja von den Regierungsparteien abgelehnt wurden (Zwischenruf des Abg. Zarits), jetzt sind sie selber so ge­scheit gewesen und haben das dann Gott sei Dank beschlossen.

Dieses System hat nur einen gehörigen Fehler, dass nämlich die Korridorpensio­nisten außen vor gelassen wurden. Kolleginnen und Kollegen, das ist nicht


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 601

schön! Wie wir wissen, haben Menschen, die in diesen Korridor müssen, weil sie gesundheitliche Schäden haben, weil sie nicht mehr weiterarbeiten können, massive Abschläge zu erwarten, nicht nur die Abschläge von 15,3 Pro­zent, die die ÖVP wieder eingeführt hat, sondern ihnen gehen auch die 6 Pro­zent, nämlich diese Schutzklausel, ab. Das heißt, Menschen, die 2024 in Korridorpension gehen, haben Abschläge von mehr als 20 Prozent. Liebe Kolle­ginnen und Kollegen, das ist absolut unsozial und nicht tragbar! (Abg.
Michael Hammer: Musst dich heute gar nicht streiten!)

Bei den verschiedenen Horrormeldungen, die es zum jetzigen Zeitpunkt wieder gibt – und da schaue ich Kollegen Loacker an, der da ja an ganz vorderster
Front steht –: Pensionen werden unfinanzierbar, die Zuschüsse des Staates stei­gen ins Unermessliche, der Staat kann sich das langfristig nicht mehr leisten! (Abg. Loacker nickt. – Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Alles richtig!), fällt mir auf: Besonders die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und die Vertreter der Wirtschaft stimmen massiv in diesen Chor ein.

Ich bin dafür, dass wir darüber reden, aber dann sollten wir die Diskussion auch ehrlich führen. Wir sollten uns anschauen, welche Gruppe die höchsten Zuschüsse braucht, liebe Kolleginnen und Kollegen (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Die ehrliche Pensionsdiskussion ist die SPÖ ...!), und da sehen wir, dass die
Arbeiter und die Angestellten nicht diese Gruppe sind. Sie finanzieren sich das System zu 90 Prozent selber. (Zwischenruf des Abg. Wurm.)

Ganz anders schaut es bei den Selbstständigen aus, meine sehr geschätzten Da­men und Herren! Da muss der Staat 51 Prozent beisteuern, die Eigenfinan­zierungsquote ist nur 49 Prozent. (Abg. Egger: Was?) Und dramatisch ist natürlich die Situation bei den Bauern, sie haben eine Eigenfinanzierungsquote von 23 Prozent, das heißt, der Staat zahlt 77 Prozent dazu. (Abg. Zarits: Das ist wieder eine richtige SPÖ-Linie! – Abg. Egger: Das ist der falsche Zeitpunkt!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, natürlich sollte man darüber reden. Man
sollte auch darüber reden und sich fragen: Wer zahlt wie lange in ein System


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 602

ein? – Ich glaube, das sind Fragen, die diskutiert gehören, und wir als So­zialdemokraten werden uns da nicht herausnehmen.

Geschätzter Herr Präsident, wie heute schon einige Male angesprochen: Die Vorwürfe gegen Sie, die seit den letzten Stunden öffentlich sind, sind
wirklich dramatisch und erdrückend. (Abg. Michael Hammer: So ein Schauspiel!) Wenden Sie noch größeren Schaden von dieser Republik ab, überneh­men Sie Verantwortung und treten Sie zurück, Herr Präsident! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Sind einfach schlechte Schauspieler!)

10.45


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung
ist Abgeordneter Loacker zu Wort gemeldet. – Bitte.


10.45.18

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Abgeordne­ter Wimmer hat behauptet, die ASVG-Versicherten würden sich ihre Pension zu über 90 Prozent selbst finanzieren.

Ich berichtige tatsächlich: Wenn Sie 45 Jahre gearbeitet haben und theo­retisch 45 Jahre Höchstbeitragsgrundlage verdient haben, dann müssen Sie elf Jahre in Pension sein, um so viel herauszubekommen, wie Sie eingezahlt
haben. Im Schnitt sind Sie aber 22,5 Jahre in Pension (Abg. Schroll: Was ist das für eine Berichtigung?), Sie finanzieren sich also auch im ASVG nicht einmal die Hälfte.

Recht hat Kollege Wimmer, wenn er sagt, bei den Selbstständigen sei
das schlechter. Da haben Sie es nämlich nach siebeneinhalb Jahren schon wieder heraußen. (Beifall bei den NEOS. – Zwischenruf des Abg. Lercher.)

10.45


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schmiedlechner. – Bitte sehr.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 603

10.46.08

Abgeordneter Peter Schmiedlechner (FPÖ): Sehr geehrter Minister! Sehr geehrte Zuseher! Besonders begrüßen möchte ich heute die FPÖ-Bezirksgruppe Tulln. – Danke, dass ihr da seid. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Schroll.)

Wir diskutieren heute das Budget, unter anderem auch den Konsumentenschutz. Wenn man sich dieses Budget anschaut, kann man sagen: viel Geld, das aufgewendet wird, viel Geld, das zum Fenster rausgeworfen wird – und nichts wird umgesetzt.

Während die Menschen nicht mehr wissen, wie sie sich das Leben leisten
sollen, sind Sie, Herr Minister, untätig! Sie sind bei den Wuchertreibstoffpreisen, bei den Gaspreisen, bei den Strompreisen untätig, Sie sind bei den hohen
Mieten untätig, Sie sind bei den hohen Lebensmittelpreisen untätig. Die Konsu­menten werden abgezockt, gleichzeitig werden die Bauern ruiniert, denn
wie man weiß: Während die Erzeugerpreise für die Bauern in den Keller fallen, wird bei den Konsumenten im Handel immer noch fleißig abkassiert. Und
Sie als Konsumentenschutzminister schauen diesem Treiben zu!

Eines der wichtigsten Dinge, die jeder zweimal am Tag braucht – Essen, Le­bensmittel –: Wo ist da etwas drinnen? Was haben Sie da gemacht? Was planen Sie da? Wenn man sich anschaut: Alle Menschen wünschen sich hochquali­tative, gute Lebensmittel, sie wollen wissen, wo die Lebensmittel herkommen, zu welchen Bedingungen sie produziert wurden. Gleichzeitig aber sehen Sie
zu, wie gentechnisch verändertes Getreide aus der Ukraine importiert wird, das mit Pflanzenschutzmittel produziert wurde, welches in Österreich, in
Europa schon lange verboten wurde. Und Sie handeln nicht!

Sie handeln einfach nicht. Welche Maßnahmen setzen Sie beim Laborfleisch? Laborfleisch ist jetzt in der EU der große Renner, es gibt schon Werke,
die aufgebaut werden, die es produzieren wollen. Italien macht es vor: Italien hat es schon verboten. Was haben Sie bei den Insekten und Würmern in Lebens­mitteln gemacht? Wo bleibt da eine eindeutige Kennzeichnung? –
Nichts machen Sie! (Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 604

Es ist einfach nur mehr zu sagen: Liebe Regierung, treten Sie zurück und nehmen Sie Ihren Präsidenten gleich mit! (Beifall bei der FPÖ.)

10.48


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Drobits. – Bitte sehr.


10.49.04

Abgeordneter Mag. Christian Drobits (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Ge­schätzte Bundesminister! Hohes Haus! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer!
Herr Bundesminister, ich habe registriert, dass die Budgetmittel in der Konsu­mentenpolitik höher geworden sind. Herr Bundesminister Rauch, ich habe
auch vernommen, dass die dreijährige Basisförderung für den VKI erfolgt ist. Ich vernehme aber auch, dass wir die dauerhafte Finanzierung des VKI so,
wie sie im Regierungsprogramm steht, nicht haben und daher auch nur davon träumen können.

Ich vernehme auch, dass viele Konsumentinnen und Konsumenten leiden
und nicht wissen, wie sie mit ihrem Einkommen auskommen sollen. Wenn dann Kollegin Fischer sich hier herausstellt und sagt, sie vergleicht das Budget
der Konsumentenpolitik mit einem „Christbaum, unter dem 1 000 Geschenke“ liegen, dann sind das lauter Geschenke für die Großen, Größeren und
Mächtigen dieses Landes und nicht für die Konsumentinnen und Konsumenten. (Beifall der Abg. Oberrauner. – Ruf bei der ÖVP: Klatschen!)

Ich denke schon, dass man das auch erwähnen soll, weil auch Sie, Herr Bundesminister, mittlerweile diese Mauer des Widerstandes, den die ÖVP und auch die Grünen in der Konsumentenpolitik eingenommen haben, mittra­gen. Diese Mauer des Widerstandes führt dazu, dass alle Anträge, die wir stellen, vertagt werden. Ich habe jetzt nachgeschaut: Von 56 Anträgen wurden 47 vertagt, drei mit kleinen Änderungen mitgetragen und drei abgelehnt. (Zwischenrufe der Abgeordneten Baumgartner und Zarits.) Diese Vertagungsorgien und diese Vertagungstechnik entsprechen dem Weltbild dieser Regie­rung, und das bezieht sich auf Grün und auch auf Schwarz. (Beifall bei der SPÖ.)


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Ich möchte Sie bitten, Herr Bundesminister, dass Sie wirklich endlich auch
etwas gegen diese Mauer des Widerstandes machen, denn Sie wollen ja etwas tun. Mir kommt vor, Sie fahren mit Vollgas und mit angezogener Hand­bremse. Ich glaube auch, dass Sie im falschen Stall sitzen. Vielleicht würden Sie bei uns besser sitzen, wo Sie auch gewisse Sachen umsetzen könnten.
(Abg. Scherak: Man muss nicht alles machen!)
Ich denke schon und ich sage es auch – die anderen Oppositionsparteien wollen das natürlich auch –:
Sie sitzen sicherlich im falschen Stall, wenn Sie die Konsumentenpolitik der Grünen und der ÖVP anschauen.

Wenn man weiß, was in der Konsumentenpolitik, zum Beispiel bei den Lebens­versicherungen, passiert – und das wissen Sie auch, Herr Bundesminister –,
dann kann man nur sagen, dass da eine Abzocke und eine Täuschung passieren, die gigantisch sind. Warum sind diese gigantisch? – Da gibt es Personen,
die nach 25 Jahren von den versprochenen Summen der Ab- und Erlebensversi­cherungen nur mehr die Hälfte herausbekommen. Diese Ungerechtigkeit
und Unfairness passieren aufgrund von Provisionen, Kosten und mangelnder Transparenz.

Das passiert auch bei der Shrinkflation, bei den Mogelpackungen, bei denen von der ÖVP immer noch von einem Zaubertrick ausgegangen wird. Menschen werden grundsätzlich abgezockt und wissen nicht, wie sie mit weniger Produkt­anteilen und höheren Preisen auskommen sollen. Das heißt, in der Konsu­mentenpolitik sind wir weit hintennach.

Ich denke, in der Politik ist die Glaubwürdigkeit das Wichtigste. Wenn ich heute hier stehe und meine 100. Rede halten darf, muss ich sagen, es geht mir
immer darum, glaubwürdig zu sein und Handschlagqualität zu besitzen. Herr Präsident, das, was Sie heute an den Tag gelegt haben, wie Sie sich ver­halten, wie Sie in der Amtsführung agieren, das ist sicher nicht glaubwürdig und entspricht nicht der Würde dieses Hauses. Machen Sie bitte Ihren Sessel
frei! (Beifall bei der SPÖ.)

10.52



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 606

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf recht herzlich den Parlamentspräsi­denten der Republik Moldawien Igor Grosu und seine Delegation bei uns
im Haus begrüßen. – Herzlich willkommen, Herr Präsident. (Allgemeiner Beifall.)

Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Fischer zu
Wort gemeldet. – Bitte.


10.52.56

Abgeordnete Mag. Ulrike Fischer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich berichtige tatsächlich, dass ich gesagt habe, dass es so ist, wie wenn ein Kind vor einem Christbaum
steht und sagt: Was, so wenig? – Das hat sich auf das Budget bezogen, dass ge­nug für alle da ist, und nicht auf das Konsumentenschutzbudget. – Danke.
(Ruf bei der SPÖ: Das ist keine Tatsächliche! – Abg. Belakowitsch: Das ist aber keine tatsächliche Berichtigung!)

10.53


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeord­neter Wurm. – Bitte.


10.53.35

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Werte Minister! Hohes Haus! Werte Zuseher! Herr Minister Rauch ist ja auch Konsumentenschutzminis­ter, aber dieses Amt übt er weiterhin nicht aus – das haben wir eh
schon mehrmals diskutiert. Zur Aufklärung: Wir sprechen beim Konsumenten­schutz von einem Budget von 8 Millionen Euro – letztes Jahr waren es 7 Millionen Euro –, das sind 0,01 Promille des Sozialbudgets. Das heißt also, dass da überhaupt kein Geld vorhanden ist. Deshalb passiert in diesem Bereich
auch nichts, was in Zeiten wie diesen dramatisch ist, weil die Konsumenten Hil­festellung bräuchten und der Minister sich offensichtlich nicht durchsetzen
kann.

Da jetzt beide Minister hier sind, trifft sich das eh ganz gut – zum Thema Bargeld, das uns Konsumenten ja alle betrifft –: Der Bundeskanzler hat – wenn


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 607

man sich erinnert – im Sommer dann plötzlich die Liebe zum Bargeld ent­deckt und verkündet: Es gibt eine Taskforce Bargeld, Minister Brunner und Mi­nister Rauch machen da jetzt Dampf und machen da eine Kommission! –
Ich habe das abfragen lassen: Minister Rauch sagt, er sei nicht eingebunden, als Konsumentenschutz- und Sozialminister sei er bei der Taskforce nicht ein­mal eingeladen. Und Minister Brunner hat mir geantwortet, er warte einmal ab, was Brüssel jetzt mache. – So arbeitet diese Regierung in diesem Bereich!
Es passiert da also überhaupt nichts. Es ist höchst an der Zeit, endlich einmal ei­nen Neubeginn mit Neuwahlen zu starten. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich möchte wieder einmal einen Antrag zum ganzen Thema Kostenlawine stoppen einbringen, weil das für die Menschen nicht aufgehört hat. (Abg. Michael Hammer: Den kennen wir eh schon!) Das heißt, wir haben nach wie vor diese Problemstellung.

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kostenla­wine stoppen – Entlastung für Österreich“

Ich darf die wichtigsten Punkte in Grundzügen erklären:

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend Regierungs­vorlagen zuzuleiten beziehungsweise entsprechende Maßnahmen zu set­zen, die die Umsetzung insbesondere nachstehender Forderungen im Sinne des Stopps der derzeitigen Kostenlawine zur Entlastung für Österreich
sicherstellen:

Da geht es um die sofortige massive Steuersenkung auf Benzin und Diesel durch Halbierung der Mehrwertsteuer.


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Da geht es zum Beispiel um die Streichung und Abschaffung der unsäglichen
CO2-Abgabe.

Da geht es um die Halbierung oder Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Gas und Strom für die Haushalte zum Beispiel.

Da geht es auch um eine Zusammensetzung eines Warenkorbs für Grund­nahrungsmittel und da um eine Halbierung oder Aussetzung der Mehrwertsteuer.

Oder es geht zum Beispiel um die Aufhebung dieser unsäglichen und völlig sinnlosen Sanktionen gegen Russland, die unser Leben verteuern.

Es geht natürlich auch um die Abschaffung der ORF-Haushaltsabgabe ab Januar.

Und – das Allerwichtigste – es geht vor allem um einen konsequenten Einsatz der Bundesregierung auf EU-Ebene gegen weitere gemeinsame Schulden­aufnahmen, die für alle uns hier durch diese Geldflucht und Zinsenbelastung die Preise verteuern.

*****

Ich bitte um breite Zustimmung, damit endlich diese Kostenlawine für die öster­reichischen Konsumenten beendet wird. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

10.56

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Wurm, Mag. Christian Ragger

und weiterer Abgeordneter

betreffend Kostenlawine stoppen – Entlastung für Österreich


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eingebracht im Zuge der Debatte zu Top 9) Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 –BFG 2024)
samt Anlagen (2300 d.B.) UG 21 Soziales und Konsumentenschutz, am Mittwoch, dem 22.November 2023

Die schwarz-grüne Bundesregierung hat es zu verantworten, dass Wohlstand
und die soziale Sicherheit der Österreicher zerstört werden und immer mehr Men­schen in die Armut abrutschen, weil Nehammer, Kogler und Co. bei der Bekämpfung der von ihrer fatalen Politik verursachten Rekordteuerung völlig versagen und
so als „Teuerungstreiber“ agieren. Gerade die Pensionisten und damit die ältere Gene­ration ist eine von der Inflation am meisten betroffene Bevölkerungsgruppe.
Deshalb orientiert sich die Pensionsanpassung 2024 auch an der Inflationsentwick­lung September 2022 bis August 2024.

Die Wurzeln der Rekordteuerung liegen vor allem im Corona-Zwangsregime,
dem Hineintreiben Österreichs in einen Wirtschaftskrieg durch das neutralitätsfeind­liche Sanktionsregime sowie in der freiheits- und wohlstandsfeindlichen öko­marxistischen Klimahysterie. Das Fundament für die Kostenlawine hat die schwarz-grün-rote Einheitspartei gelegt. Denn egal ob bei den Lockdowns am laufenden
Band und dem Impfzwang, den unsere Wirtschaft schädigenden Sanktionen, die mit unserer immerwährenden Neutralität völlig unvereinbar sind, oder der immer
mehr in Richtung „Ökokommunismus“ abgleitenden Klimapolitik, die mit CO2-Steuer und anderen Belastungen das Leben der Bevölkerung künstlich noch teurer
macht: Überall stand und steht die SPÖ an der Seite von Schwarz-Grün und nicht an der Seite der Österreicher, die dafür den Preis zahlen müssen.

Zusätzlich werden die Menschen dort, wo die Genossen regieren und die Teuerung bekämpfen könnten, massiv abgezockt. Dazu muss man nur ins SPÖ-regierte
Wien schauen, wo mit Mieterhöhungen, Energiepreiswahnsinn und Gebührenlawine den Bürgern von den Roten tief in die Geldbörse gegriffen wird.


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Die Bundesregierung muss endlich die Preisbremse anziehen, wie es die FPÖ
seit langem fordert, und darf keinen einzigen Tag länger tatenlos zuschauen, wie der Alltag für immer mehr Menschen unleistbar wird. Runter mit der Mehrwertsteuer
auf Lebensmittel, Energie und Treibstoffe bis hin zum völligen Aussetzen, Einführung einer Preisbremse durch einen Warenkorb samt Preisstopp-Verordnungsmöglich­keit, Abschaffung der sinnlosen CO2-Steuer, Schluss mit dem selbstzerstörerischen Sanktionsregime und klare Kante gegen die Abzock-Politik der Banken mit
einer Übergewinnsteuer oder Bankenabgaben-Erhöhung – das sind die Gebote der Stunde, mit denen die Rekordteuerung gestoppt und unsere Bevölkerung wirk­lich entlastet wird.

Wenn diese unselige Bundesregierung sich weiter weigert, all das umzusetzen, dann sollte sie sofort zurücktreten und den Weg für Neuwahlen freimachen, bei
denen die Bürger mit einer starken FPÖ die Weichen für eine Zukunft unserer Heimat in Freiheit, Wohlstand und Sicherheit stellen können.

Keinerlei Anstrengung zur Senkung der explodierenden Preise

Man braucht kein volkswirtschaftliches Studium absolviert zu haben, um zu erkennen, dass die Politik der Regierung am Problem meilenweit vorbeigeht und somit grundfalsch ist. Denn die Ursache der massiven Inflation sind nicht niedrige Einkommen, sondern explodierende Preise. Dagegen müsste die Politik ankämpfen – und das geht am besten mit der Senkung oder Streichung von Steuern auf
diejenigen Produkte, die besonders betroffen sind: Lebensmittel, Energie und Treibstoffe.

Hier wäre dringend Verzicht zu üben durch die Politik: Verzicht auf die Inflationsgewinne, die bereits seit mehr als einem Jahr auf dem Konto des Fi­nanzministers landen. Damit wäre den Bürgern in der Sekunde geholfen. Das wür­den sie bei jedem Einkauf spüren.

Genau diese Steuersenkungen sind daher auch die Kernforderungen der freiheitlichen Petition zum Stopp der Kostenlawine.1 Dazu bedarf es einer Beendigung der


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verhängnisvollen und preistreibenden Außenpolitik – sowohl im Ukraine-Konflikt als auch in den Brüsseler EU-Institutionen, wo Österreichs Regierung widerstands­los mitmacht, wenn das Geld milliardenweise in die wirtschaftsschwachen Südstaaten verteilt und auch damit die Inflation weiter angeheizt wird.

Schwarz-Grün belastet Österreicher mit ORF-Haushaltsabgabe

Sparsam wirtschaften: Das wäre das Gebot der Stunde für den ORF. Die jüngst
auf Initiative der schwarz-grünen Bundesregierung beschlossene Haushaltsabgabe, mit der alle Österreicher zwangsweise verpflichtet werden, monatlich für den
ORF zu bezahlen, steuert in die völlig falsche Richtung. Diese allgemeine
„ORF-Steuer“ bedeutet, dass bis zu 700.000 Haushalte zusätzlich zur Kasse gebeten werden. Denn statt 3,3 Millionen GIS-Zahlern sind dann 4,02 Millionen Men­schen in Österreich verpflichtet, eine ORF-Zwangssteuer zu entrichten. Gerade die Jugend, die in der Regel über ein niedrigeres Haushaltseinkommen verfügt,
wird von diesen Plänen massiv getroffen, konsumiert diese doch durchschnittlich wenig bis gar keine ORF-Programme, muss aber mitten in der Teuerungs­welle zusätzliche Mehrbelastungen stemmen.

Damit entpuppt sich auch das Argument einer „für alle billigeren Alternative zur GIS-Gebühr“ als reiner Marketing-Gag. Die Haushaltsabgabe spült dem ORF näm­lich weitere Millionen ins Budget: Werden für 2023 noch Einnahmen in der Höhe von 676,2 Millionen Euro aus der GIS erwartet, kann der ORF ab 2024 mit rund
800 Millionen rechnen - ein Plus von satten 18 Prozent!

Echte Entlastungsmaßnahmen dulden keinen Aufschub mehr!

Es ist dringend an der Zeit, dass die Bundesregierung endlich von einer reinen Ankün­digungspolitik Abstand nimmt und sofort wirksame Maßnahmen zur Entlastung
der Menschen auf den Weg bringt. Es muss mit allen Mitteln verhindert werden, dass Haushalte, Familien, Alleinerzieher, Pensionisten, Arbeitslose etc. mit geringen Einkommen Gefahr laufen, sich infolge der enormen Teuerungen das Leben


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nicht mehr leisten zu können und insbesondere aufgrund der gestiegenen Energie­preise ihre Strom- und Gasrechnungen nicht mehr zahlen zu können und in
der Folge in ungeheizten Wohnungen zu sitzen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend Regierungsvor­lagen zuzuleiten bzw. entsprechende Maßnahmen zu setzen, die die Umset­zung insbesondere nachstehender Forderungen im Sinne des Stopps der derzeitigen Kostenlawine zur Entlastung für Österreich sicherstellen:

1.   Sofortige massive Steuersenkung auf Benzin und Diesel durch Halbierung bezie­hungsweise bei weiteren Preisanstiegen völlige Streichung sowohl der Mehrwertsteuer als auch der Mineralölsteuer sowie die Festsetzung eines Preis­deckels für diese Produkte.

2.   Signifikante Erhöhung des Pendlerpauschale, um Arbeitnehmer zu
unterstützen, die für den Weg zum Arbeitsplatz auf ihr Auto angewiesen sind.

3.   Sofortige und endgültige Streichung der im Zuge der Steuerreform beschlossenen CO2-Abgabe, um einen weiteren Preisanstieg bei Treibstoffen zu verhindern.

4.   Halbierung beziehungsweise bei weiteren Preisanstiegen völlige Streichung
der Mehrwertsteuer auf Gas und Strom für Privathaushalte aber auch für kleine und mittlere Unternehmen sowie die Festsetzung eines Preisdeckels für
diese Produkte.

5.   Einführung eines bundesweiten Heizkostenzuschusses für bedürftige Personen in der Höhe von mindestens 300 Euro pro Haushalt und Jahr


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6.   Automatische Inflationsanpassung sämtlicher Versicherungs-, Familien-
und Sozialleistungen, insbesondere der Pensionen, des Arbeitslosengeldes sowie der Familienbeihilfe und des Pflegegeldes.

7.   Zusammenstellung eines Warenkorbs von Grundnahrungsmitteln samt Halbierung beziehungsweise Streichung der Mehrwertsteuer auf die darin ent­haltenen Produkte sowie Festsetzung eines Preisdeckels für diese Produkte.

8.   Signifikante Lohnerhöhungen für Arbeitnehmer, welche die Teuerung in vollem Umfang abdecken.

9.   Im Gegenzug deutliche Senkung der Lohnnebenkosten, um die Unternehmer nicht über Gebühr zu belasten und einen weiteren Preisanstieg bei den Produkten
und Dienstleistungen zu verhindern.

10. Aufhebung aller Sanktionen gegen Russland wegen des Krieges in der Ukraine, die negative finanzielle Auswirkungen auf die Österreicher zeitigen – Keine Sanktionen, mit denen sich Österreich ins eigene Fleisch schneidet!

11. Abschaffung der mit 1. Jänner 2024 eingeführten sogenannten „ORF-Haushalts­abgabe“, die die Bürger mit zusätzlich 800 Millionen Euro „Zwangsabgabe“ belastet.

12. Konsequenter Einsatz der Bundesregierung auf EU-Ebene gegen weitere gemeinsame Schuldenaufnahmen und gegen alle Maßnahmen, die zur Umvertei­lung von Vermögen in die finanziell angeschlagenen Südstaaten führen.“

1     https://stopp.kostenlawine.at/

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist in den Grundzügen erläutert worden, er ist ordnungsgemäß eingebracht – wir werden ihn verteilen – und er steht damit in Verhandlung.


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Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Wimmer. – Bitte sehr,
Frau Wimmer.


10.57.10

Abgeordnete Petra Wimmer (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Herren auf der Regierungsbank! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte als letzte Rednerin zu diesem Themenbereich noch einmal auf den Konsumentenschutz, auf das Budget des Konsumentenschutzes eingehen, weil das wirklich
wichtige Bereiche unseres täglichen Lebens umfasst. Deshalb ist es auch erfreu­lich, dass das Budget für die Förderungen der verschiedenen Organisa­tionen des Konsumentenschutzes gestiegen ist und dementsprechend mehr fi­nanziert wird.

Der Verein für Konsumenteninformation nimmt sich ebenfalls vielfältiger Themen an. Das sind zum Beispiel so wichtige Themen wie der Kampf gegen die Mogelpackungen oder die Warnungen vor Internetbetrügereien, die ja
ständig zunehmen, und natürlich auch die Wahrung von Konsumentenrechten.

Deshalb ist es auch bedauerlich, dass die Förderung für den VKI wieder
nur für drei Jahre abgeschlossen wurde – 2023 bis 2025 – und nicht darüber hinaus. Die langfristige Absicherung, die angekündigt wurde, bleibt weiter­hin ausständig.

Eine Kennzahl des Konsumentenschutzbudgets ist aber die Erfolgsquote der Ver­fahren des VKI. Die guten und wichtigen Leistungen des VKI sind aner­kannt, die wertvolle Arbeit wird gelobt und geschätzt und es wäre also absolut gerechtfertigt, eine langfristig gesicherte Finanzierung über 2025 hinaus sicherzustellen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte nun einen Sprung zu einem Thema, das mich wirklich, wirklich jeden Tag antreibt, machen, und das ist die Armutsbekämpfung. In der Armuts­bekämpfung gibt es in Österreich noch viele Baustellen. Es gibt viele Vorschläge und Maßnahmen, aber die Umsetzung geht einfach viel zu schleppend voran.


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Ein Beispiel, das ich immer wieder nenne und mit dem ich Sie auch heute wieder konfrontiere, Herr Minister, ist der Nationale Aktionsplan zur Umsetzung
der Europäischen Garantie für Kinder. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, wenn ich Sie jedes Mal, wenn ich die Gelegenheit habe, darauf hinweise, dass
er immer noch ausständig ist – und das seit zwei Jahren. Ich weise immer wieder darauf hin, wie dringend wir diesen brauchen. Österreich ist nun neben
Lettland das einzige Land unter allen Mitgliedstaaten der EU, das immer noch keinen Nationalen Aktionsplan vorgelegt hat.

Im Jahr 2022 hat Österreich das gesteckte Ziel der Armutsbekämpfung
nicht erreicht. Ich frage Sie nun, Herr Minister, wie Sie die Ziele in den kommen­den Jahren erreichen wollen, wenn es noch nicht einmal gelingt, dass die Europäische Garantie für Kinder zwischen den Ministerien abgestimmt wird – und das seit über zwei Jahren. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Sehr geehrte Damen und Herren, ich glaube, darin sind wir uns alle einig: Jedes Kind, das in Österreich in Armut leben muss, ist eines zu viel! (Beifall bei
der SPÖ.)
Darum fordere ich Sie auf: Setzen Sie sich zusammen, überwinden Sie Differenzen oder Unstimmigkeiten oder parteipolitisches Kalkül und legen
Sie endlich den Aktionsplan zur Bekämpfung von Kinderarmut in Österreich vor, wir brauchen ihn wirklich dringend!
(Beifall bei der SPÖ.)

Im Übrigen, Herr Präsident, ziehen Sie die notwendigen Konsequenzen und tret­en Sie zurück! (Beifall bei der SPÖ.)

11.00


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist zur Untergliederung Soziales, Pensionsversicherung, Konsumentenschutz nun niemand mehr gemeldet. Somit werde ich die Beratungen zu diesem Themenbereich für beendet erklären.


11.00.55UG 24: Gesundheit

Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zur Untergliederung 24: Gesundheit.


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Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Philip Kucher. –
Bitte. (Abg. Zarits: Kurz halten!)


11.01.07

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich bin ja persönlich nicht in jedem Punkt einer Meinung mit Bundesminister Rauch, aber in einem Punkt kann man
von ihm persönlich schon lernen (Abg. Hanger: Das könntest wirklich, ja!): dass er in der Lage ist, auch bei Gegenwind zu bestehen und zumindest für seine Überzeugungen einzutreten.
(Beifall bei der SPÖ.)

Ich glaube – und das wäre sozusagen mein Appell an seine grünen Fraktionskol­leginnen und -kollegen –, dass man sich da insbesondere in den eigenen
Reihen ein Beispiel nehmen könnte, denn wenn man schon auf Plakate schreibt: „Wen würde der Anstand wählen?“, dann kann man nicht wie heute Vor­mittag hier im Plenarsaal schweigend danebensitzen, wenn es derartige Attacken gegen die Justiz gibt. Da muss man dem Anstand schon auch eine Stimme
geben und sich zu Wort melden.
(Beifall bei der SPÖ.) Vielleicht kann der Herr Bundesminister hier mit sachdienlichen Hinweisen zur Verfügung stehen,
denn ich glaube, dass das, was wir heute hier erlebt haben, demokratiepolitisch eine ganz schwierige Situation für die Republik ist, und da wäre es not­wendig gewesen, auch klare Worte zu finden.
(Beifall bei der SPÖ sowie des
Abg. Hoyos-Trauttmansdorff.)

Ich denke, klare Worte brauchen wir auch, wenn es um die österreichi­sche Gesundheitspolitik geht, in diesem Zusammenhang ist die Zeit des Schön­redens und der Politikmarketingfloskeln nämlich einfach vorbei. Wir
müssen eingestehen, dass wir in vielen Bereichen deutlich schlechter geworden sind: Wartezeiten, ungleicher Zugang zu medizinischen Leistungen,
Stadt-Land-Gefälle, das wir erleben, immer öfter heißt es Kreditkarte statt
E-Card. Wir wissen um Gesundheitsberufe, die wirklich am Limit sind. Da haben uns all die Erzählungen und diese Marketingfloskeln über Jahre hinweg nicht


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unbedingt weitergebracht. (Abg. Bogner-Strauß: Wer waren denn die Bun­desminister?!)

Wir erinnern uns vielleicht: Hier auf dieser Regierungsbank ist Beate Hartinger-Klein gesessen, daneben sind Herbert Kickl und Sebastian Kurz gesessen,
und die haben uns allen erzählt, wie toll das alles in Zukunft mit der Gesund­heitsversorgung in Österreich werden wird. Was wir heute wissen, ist,
dass es keine Patientenmilliarde gegeben hat, sondern dass allein der Sozialversi­cherung Hunderte Millionen Euro fehlen. Das sage nicht ich, das ist aus
einem kritischen Bericht des Rechnungshofes, und die Leidtragenden sind natür­lich tagtäglich die Menschen, die die bestmögliche Gesundheitsversorgung
in Österreich bräuchten.

Ich würde alle Damen und Herren, die zusehen und zuhören, bitten, den Budget­debatten heute genau zuzuhören, um eben genau zu hören, wie offen und sozusagen kritisch man auch den Zustand des Gesundheitssystems beschreibt, ob es wirklich klare Ansagen gibt, dass man bereit ist, auch mehr Geld in
die Hand zu nehmen – das werden wir brauchen, gerade im niedergelassenen Bereich –, und ob es auch den Mut gibt, Reformen in Österreich einzu­fordern. Aus der Vergangenheit wissen wir – das muss ich leider so in Richtung Freiheitliche sagen, und das macht mir Angst –, dass es einen Kahlschlag
im Gesundheitssystem gegeben hat und dass der Weg in die Zweiklassenmedizin schon wieder begonnen hat.

Auf der einen Seite ist da Gerald Loacker von den NEOS, der immer wieder hier herauskommt und behauptet, wir geben in Wahrheit viel zu viel Geld fürs Gesundheitssystem aus. Er vergisst dann immer wieder, dazuzusagen, dass es, wenn man dieses Geld abzieht – die über 10 Milliarden Euro, die die Men­schen in Österreich inzwischen aus der eigenen Tasche dazuzahlen –, längst nur noch Durchschnitt ist. Das wäre ein Teil der Wahrheit, den man kommuni­zieren müsste.


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Dann gibt es Sprüche von den Freiheitlichen, die fürs Erste super klingen, wenn sie sagen: Wir brauchen liberalere Kassenverträge! Ganz konkret ist die Forderung der Freiheitlichen, die immer vom kleinen Mann reden, offen zu sa­gen: Machen wir liberale Kassenverträge! Das bedeutet dann: Montag,
Dienstag, Mittwoch geht man zum Kassenarzt, da bekommt man dann vielleicht in acht, neun Wochen einen Termin, aber wenn man die Kreditkarte mithat, kommt man schon am Donnerstag oder am Freitag dran.

Das ist die Partei des kleinen Mannes, die erzählt uns von liberalen Kassenverträgen. Das ist die Antwort der Freiheitlichen, die mit Hartinger-Klein nicht nur viel von dem verursacht haben, was die Patientinnen und Patienten heute erleben, sondern das sind leider auch die Ansagen für die Zukunft,
und deswegen bitte ich heute alle, kritisch zuzuhören, wer wirklich dafür kämpft, dass alle Menschen die bestmögliche Gesundheitsversorgung in diesem
Land bekommen. Diesbezüglich gibt es jede Menge zu tun.

Wir haben in Sonntagsreden während Corona lange Zeit erklärt bekommen, wie wichtig die Heldinnen und Helden im Gesundheitssystem sind. (Abg. Lausch:
Das ist euer Thema!) Die Frage ist: Was ist ganz konkret passiert? – Wir erleben Ärztinnen und Ärzte, die teilweise ausgebrannt sind, nicht mehr können,
weshalb deutlich mehr Strukturmaßnahmen erfolgen müssen: kurzfristig über mehr Kassenverträge, kurzfristig auch über die finanziellen Bedingungen
und die Verbesserung der Rahmenverträge. Es muss deutlich mehr passieren.

Es kann nicht sein, dass hier in diesem Haus zum Beispiel die Erhöhung
der Zahl der Studienplätze für Medizin, die über alle Parteigrenzen hinweg von allen Landesgesundheitsreferentinnen und -referenten eingefordert wird,
in Wahrheit blockiert wird. Da gibt es die grüne Wissenschaftsspre­cherin, die das leider fraktionsintern sozusagen blockiert; die ÖVP, Johanna Mikl-Leitner und die anderen ÖVP-Landeshauptleute sind anderer Mei­nung. Es ist notwendig, heute Maßnahmen zu setzen, sonst geraten wir in zehn Jahren in eine dramatische Situation.
(Beifall bei der SPÖ.)


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Der letzte Punkt: die Schönrednerei im Bereich der Pflege. – Da passiert
viel zu wenig! Das ist auch mein Hauptkritikpunkt: dass man die Pflege in allen gesundheitspolitischen Debatten dermaßen außen vor lässt und keine nachhaltigen Reformen umsetzt. Das wird sich in Zukunft bitter rächen. Gerade diesen Bereich müsste man deutlich stärken und ausweiten, aber dazu fin­den wir leider keine konkreten Reformvorschläge.
(Beifall bei der SPÖ.)

11.06


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Ralph Schall­meiner. – Bitte.


11.06.24

Abgeordneter Ralph Schallmeiner (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehr­ter Herr Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren hier im Haus und zu Hause
vor den Bildschirmen! Kurz Bezug nehmend auf Philip Kucher – wir sind uns ja in manchen Dingen durchaus einig – ein kleiner Hinweis: Wenn die FPÖ vom kleinen Mann redet, dann – und ich glaube, da sind wir beide uns einig –
redet sie halt meistens von sich selbst beziehungsweise eben von ihrem eigenen Klubobmann. Das ist nämlich offensichtlich das Einzige, was sie interessiert,
und nicht wirklich die Menschen draußen auf der Straße. Ich glaube, das eint uns in unserer Analyse. (Abg. Lausch: Einheitspartei!)

In den letzten Wochen und Monaten haben wir eine Gesundheitsreform auf den Weg gebracht, die gestern mit der Paktierung des Finanzausgleichs ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden hat. Wir werden dementsprechend im Dezem­ber noch die Legistik dazu beschließen. Eine Reform des Gesundheitswe­sens war dringend notwendig und längst überfällig. Sie ist nicht erst seit gestern oder seit vorgestern angestanden, sondern wäre, wenn wir ehrlich sind, eigentlich seit mehr als 30 Jahren notwendig gewesen. Hätte man in den letzten 20, 30 Jahren nämlich die notwendigen Reformschritte gesetzt, auch gegen
die Interessen mancher Stakeholder, dann gäbe es vieles von dem, was wir heute als – ja – Zustand im Gesundheitswesen erleben, nicht.


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Wir Grüne sind ja auch mit der Ansage angetreten, wir wollen altes Denken überwinden, wir wollen Strukturen aufbrechen, wir wollen dieses alte
Weil-es-immer-schon-so-war-Denken überwinden – und das haben wir mit die­ser Reform getan. Wir brechen altes Denken auf, wir überwinden altes
Denken, wir verändern dieses Weil-es-immer-schon-so-war hin zu einer echten Strukturreform im österreichischen Gesundheitswesen.
(Beifall bei Abgeord­neten von Grünen und ÖVP.)

Der Finanzausgleich zwischen Bund, Ländern und Gemeinden und
das Budget 2024 sind dabei dieses sogenannte Window of Opportunity, damit wir jetzt endlich Veränderungen angehen können. Das hängt einfach auch
damit zusammen, dass das österreichische Gesundheitswesen sehr kleinteilig ist, sehr kleinstrukturiert ist, weshalb es auch darum geht, dass eben die System­partner ineinandergreifen. Wo trifft man sich immer am besten? – Na
dort, wo es ums Geld geht, dort, wo es ums Budget geht, noch dazu, wenn
es um die Verteilung der Finanzmittel geht. Das Prinzip E-Card statt Kreditkarte ist auch unser Leitmotiv, unsere Leitlinie bei dieser Gesundheitsreform,
daher setzen wir entsprechende Maßnahmen.

Erstens: Es ist der erste Finanzausgleich, bei dem auch Vertreter der Sozialver­sicherungen mit am Tisch sitzen, die daraus eben Geld lukrieren: 300 Mil­lionen Euro pro Jahr – macht summa summarum 1,5 Milliarden Euro.
Diese 1,5 Milliarden Euro sind für den niedergelassenen Bereich gedacht, sind dafür gedacht, dass wir den niedergelassenen Bereich stärken. Wir wollen
den Sozialversicherungen nicht nur neue Aufgaben mitgeben, sondern
ihnen auch die Möglichkeit geben, diese umzusetzen.

Was man auch dazusagen muss: Im Budgetbegleitgesetz, das wir gestern be­schlossen haben, sind noch zusätzliche, weitere Mittel für die Sozialver­sicherungen vorgesehen, die ebenfalls dafür sorgen sollen, dass es nicht nur Aufgabenverschiebungen hin zu den Sozialversicherungen gibt, sondern
dass diese die Aufgaben auch umsetzen können.


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Da geht es zum Beispiel um die Schaffung von Kassenstellen, um Anschubfinan­zierungen für neue Ordinationen, für die Übernahme von Ordinationen,
eben Hilfestellungen für Jungmedizinerinnen und Jungmediziner. Auch die Über­nahme der klinischen Psychologie, ein Herzensthema von vielen Abgeordne­ten hier im Haus, ist zum Beispiel im Budgetbegleitgesetz abgedeckt.

Wir setzen auf mehr Flexibilität – ich glaube, das ist ein Herzstück dieser Ge­sundheitsreform –, auf mehr Flexibilität bei der Schaffung neuer Kassen­stellen. Davon werden die PVEs profitieren, davon wird aber eben auch die Be­völkerung profitieren, denn es wird in Zukunft dort, wo Bedarf gegeben
ist, leichter werden, Kassenstellen zu schaffen, im schlimmsten Fall auch Ambu­latorien dort, wo Bedarf ist, zu eröffnen. Es gibt kein Vetorecht mehr für
eine einzelne Berufsgruppe. Und das ist wichtig, weil der in der Vergangenheit mangelnde Innovationsgeist einer Berufsgruppe uns mit in diese Bredouille,
in der wir uns momentan befinden, gebracht hat.

In Zukunft zählt einzig der Bedarf, der Bedarf der Patientinnen und Patienten, um entsprechende Kassenstellen zu schaffen beziehungsweise Ambulatorien
planen und dann eröffnen zu können.

Wir implementieren mit dem Bewertungsboard einen HTA-Prozess, der dafür sorgen wird, dass alle Menschen in Österreich in Krankenhäusern die
gleichen innovativen, neuen medizinischen Therapien und Medikationen bekommen.

Das, was der Kollege von der FPÖ in seiner Polemik so abwertend als „Sterbekommission“ bezeichnet hat, ist eigentlich ein international üblicher Pro­zess, der dafür sorgt, dass Medikationen, dass Innovationen zu den Patien­tinnen und Patienten kommen. Also den Untergriff und die Polemik hätten wir uns ganz gerne ersparen können, und ich glaube, es entspricht auch deiner Profession (in Richtung Abg. Kaniak), deiner Grundprofession nicht unbedingt. Als Apotheker sollte man besser wissen, was ein HTA-Prozess ist und dass das definitiv keine Sterbekommission ist.


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Angesichts des Ringens und der harten Worte der letzten Wochen und
Monate wird uns daher auch immer wieder die Frage gestellt: Wer hat jetzt ei­gentlich bei dieser Reform gewonnen? – Darauf gibt es eine ganz einfa­che Antwort: Gewonnen haben die Menschen, die Patientinnen und Patienten in diesem Land, weil wir dieses System sichern, ausbauen, verbessern, weil
eben in Zukunft wieder die E-Card statt der Kreditkarte zählen wird,
weil wir mithilfe all dieser Maßnahmen von einer möglichen Zweiklassenmedizin oder von der bereits vorhandenen Zweiklassenmedizin wegkommen wer­den, wieder hin zu einem guten, innovativen System hier in Österreich. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

11.12


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerhard Kaniak. – Bitte.


11.12.25

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Frau Präsident! Sehr geehrte Mit­glieder der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen hier
im Hohen Haus! Geschätzte Zuhörerinnen und Zuhörer! Ja, wenn man dieser Bundesregierung zuhört, entsteht der Eindruck, es ist ja alles wunderbar.
Jedes einzelne Mitglied der Bundesregierung und die Abgeordneten der Regie­rungsfraktionen erzählen uns in blumigen Worten, wie viel Geld zusätzlich
für welche Wohltaten auch immer ausgegeben wird.

Dabei wird aber eines übersehen: Dieses Geld ist im österreichischen Staatshaushalt gar nicht vorhanden, denn diese Bundesregierung bringt seit Jahren das Kunststück zusammen, viel, viel mehr Geld auszugeben, als
sie einnimmt. Selbst Rekordeinnahmen, wie sie der Finanzminister durch die Teuerung im heurigen Jahr hat, reichen nicht aus. Für das nächste Jahr
werden erneut 21 Milliarden Euro neue Schulden gemacht. Und wenn sich diese schwarz-grüne Bundesregierung spätestens im Herbst nächsten Jahres
dann hoffentlich endlich in den mehr als verdienten Ruhestand verabschieden


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wird, wird sie der österreichischen Bevölkerung einen zusätzlichen Schul­denrucksack von ungefähr 105 Milliarden Euro hinterlassen haben.

105 Milliarden Euro, was bedeutet das für den einzelnen Bürger in Österreich? – Wenn man jeden einzelnen Einwohner Österreichs hernimmt, vom Neu­geborenen bis zum Greis, hat am Ende der schwarz-grünen Regierungsperiode jeder Einwohner circa 12 000 Euro mehr Schulden als vorher. Und ob es
uns jetzt besser geht als vor fünf Jahren oder schlechter, das kann, glaube ich, jeder selbst beurteilen. Aus meiner Sicht ist die Entwicklung in diesem
Land in den letzten Jahren leider Gottes eine sehr, sehr schlechte gewesen. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Eßl: Fehleinschätzung!)

Leider ist der Herr Finanzminister nicht mehr hier, aber trotzdem – das ist der Unterschied zwischen einer freiheitlichen Budgetpolitik beziehungsweise überhaupt einem freiheitlichen politischen Ansatz und dem, was diese Bundesre­gierung hier macht, und auch dem, was die SPÖ in diesen Räumlichkeiten
hier immer wieder fordert –: Es geht nicht darum, möglichst viel Geld auszugeben, um ein bisschen etwas zu erreichen, sondern es geht darum, mit möglichst wenigen Mitteln möglichst effizient, mit den richtigen Gesetzen
und Rahmenbedingungen möglichst viel zu erreichen in diesem Land. Das ist der große Unterschied zwischen Ihnen, Herr Bundesminister, und uns von
der FPÖ. (Beifall bei der FPÖ.)

Kommen wir aber zum Gesundheitssystem! Es ist natürlich offensichtlich, wir haben im Gesundheitssystem durch die versäumten Reformen und die Reformresistenz des Systems in der Vergangenheit großen Reformbedarf. Das hat mit der Arbeitszeitrichtlinie begonnen, deren Umsetzung völlig ver­schlafen wurde und zu einer starken Mehrbelastung in den Spitälern geführt hat. Das hat mit dem katastrophalen Krisenmanagement während der Corona­zeit zu tun gehabt, in der man zwar die Helden des Alltags beklatscht hat, aber auf die Probleme nicht eingegangen ist, in der man die Mitarbeiter mit überschießenden Hygienemaßnahmen schikaniert hat, große Teile der Beleg­schaft abgesondert hat und die anderen entsprechend überlastet hat,


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bis hin zum Nachsteigen bis in den privaten Bereich, mit Disziplinarverfahren und Ähnlichem, wenn sich jemand auf seiner privaten Homepage irgend­wo kritisch gegen den Spitalsbetrieb geäußert hat, und vieles mehr.

Die Konsequenz ist, dass gerade auch in den rot geführten Bundesländern die Spitäler Abteilungen schließen müssen, dass das Wort Gefährdungsmel­dung – ich habe das schon öfter gesagt – ein Unwort des Jahres ist, denn so viele Gefährdungsmeldungen wie im letzten Jahr hat es im österreichi­schen Gesundheitssystem seit 1955 nicht gegeben. All das sind Verdienste dieser Bundesregierung, aber auch der mitverantwortlichen Länder.
Man hat alles getan, um das Personal zu vergraulen. Über 10 Prozent der Ab­teilungen und Betten sind wie gesagt geschlossen.

Und jetzt kommt der Herr Gesundheitsminister mit der angeblich größ­ten Gesundheitsreform aller Zeiten. Was macht er? – Er kippt noch mehr Geld in das System, ohne es tatsächlich zu reformieren. Ganz im Gegenteil, er ver­schlimmbessert das Ganze auch noch, indem er auf die bestehenden Strukturen noch eine Finanzierungsebene draufsetzt – genau das Gegenteil dessen,
was Sie ursprünglich proklamiert haben, Herr Minister.

Sie sind angetreten und haben gemeint, wir müssen in Richtung Finanzierung aus einer Hand kommen. Was haben wir jetzt? – Jetzt setzen Sie sich als
13. Spieler zu den anderen noch dazu und glauben, dass die Finanzierung einfa­cher wird. Sie wird es natürlich nicht. Sie haben auch Ihre Versprechungen,
dass kein einziger Euro fließen wird, ohne dass es verbindliche Ziele
und Sanktionen geben wird, nicht einhalten können. Auch da sind Sie in den Verhandlungen über den Tisch gezogen worden. Es wird keine Sank­tionen geben, und bei dem, was da an Zielen bisher vereinbart wurde, warte ich noch darauf, dass es wirklich schriftlich festgelegt wird. Das, was Sie ursprünglich vorgehabt haben, ist aber leider Gottes in weiter Ferne. Ich hätte mir gewünscht, dass Sie erfolgreicher sind. Die Realität schaut leider
traurig aus. (Beifall bei der FPÖ.)


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Was machen Sie jetzt mit den zusätzlichen Mitteln? – Ich habe
es eh schon angesprochen: 600 Millionen Euro fließen in die Spitäler. Wofür genau? – Ursprünglich hat es geheißen: für den Ambulanzbetrieb; mittler­weile dürfen es die Spitäler offensichtlich für alles verwenden. Ich wage zu be­zweifeln, dass es für ein einheitliches Gehaltsschema, dass es für einen einheitlichen Stellenplan, dass es für eine Anerkennung von Vordienstzeiten von medizinischem Personal verwendet wird. Ich befürchte, es verpufft in den Strukturen. Es löst auch einen völlig falschen Lenkungseffekt aus, denn für den niedergelassenen Bereich haben Sie gerade einmal 300 Millionen Euro
für die Sozialversicherung vorgesehen, also gerade einmal die Hälfte. Dabei wol­len wir ja eigentlich eine Umlenkung der Patientenströme aus dem Spitals­bereich in den niedergelassenen Bereich erreichen. Sie setzen da die völlig ver­kehrten Anreize.

Auch das, was Sie im niedergelassenen Bereich machen, Ihr Marketing­gag von den 100 zusätzlichen Kassenstellen, wird sich als Rohrkrepierer erwei­sen. Sie schaffen auf der einen Seite 100 hoch subventionierte neue
Stellen, dafür werden auf der anderen Seite 200 bis 300 Kassenstellen unbesetzt bleiben, weil Sie keine Ärzte mehr finden, die sich in dieser Situation
noch um einen Kassenvertrag bewerben wollen. Das werden Sie erleben. Es wird kaum ein Arzt mehr bereit sein, einen normalen Kassenvertrag aufzuneh­men, wenn er nicht zusätzlich hoch subventioniert wird, wo doch noch dazu die Gefahr besteht, dass ihm in Zukunft von der ÖGK oder von anderen Trä­gern ein Ambulatorium oder eine andere zentrale Einrichtung, ein Primärversor­gungszentrum, vor die Nase gesetzt wird, wodurch all seine Investitionen
in seine privatwirtschaftlich geführte Ordination obsolet sind.

Das sind die berechtigten Sorgen der Ärztekammer, die Sie nicht ausräumen können und die Sie mit Ihrem Subventionsprogramm, das Sie jetzt für
das Gesundheitssystem beschließen, noch verstärken. Das heißt, Sie erreichen genau das Gegenteil von dem, was Sie permanent proklamieren. Das, was
Sie als Reform bezeichnen, ist bestenfalls eine Verschlimmbesserung.


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Ich habe gar keine Zeit mehr, noch auf die anderen Bereiche einzugehen: die versprochenen Reformen im Bereich des MTD-Gesetzes, im Bereich
des Sanitätergesetzes, die Ausbildungsreform für die Ärzte, damit nicht alle Jungmediziner ins Ausland davonrennen, sondern in Österreich bleiben – all das sind Sie schuldig geblieben, für all das sind auch keine weiteren Mittel vor­gesehen, dabei würden wir sie genau für diese Bereiche benötigen.

Ein kleiner Lichtblick ist da: Sie haben zumindest die unsägliche Wirkstoffver­ordnung mit dem Ökonomiegebot, die zu einer massiven Problematik
in der Arzneimittelversorgung in Österreich geführt hätte, auf Druck der Ärz­tekammer abgeblasen – aus den falschen Gründen, aber mit der richti­gen Konsequenz: dass das nicht kommt. Allerdings bräuchten wir natürlich trotzdem noch die Erweiterung des Notfallparagrafen und viele andere
Dinge.

Ich habe schon mehrere Anträge eingebracht, die alle vertagt worden sind. Ich versuche es in einem neuen Anlauf, ich habe alles zusammengefasst und
bringe folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Echte Gesundheitsreform statt Verschlimmbesserung der Strukturen und
der Versorgung im österreichischen Gesundheitswesen jetzt!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die folgende Maßnahmen
im österreichischen Gesundheitswesen organisatorisch, personell und finanziell umfasst:

- Evaluierung des Personalbedarfs auf allen Ebenen des Gesundheitswesens


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- Finanzielle Fairness gegenüber allen Mitarbeitern im Gesundheitswesen

- Entbürokratisierung und Kompetenzerweiterung in den Berufsfeldern des Gesundheitswesens

- Weiterbeschäftigung älterer Kassenärzte und Erweiterung der
Ausbildung

- Bundesweit einheitliches Stipendiensystem bei der beruflichen Ausbildung

- Einbindung der Wahlärzte ins Kassensystem und Aufhebung des Doppelbeschäftigungsverbotes

- Behandelnde Ärzte müssen weiterhin die Möglichkeit haben, lege artis Behandlungen in den einzelnen Krankenanstalten an schwerkranken Patienten vorzunehmen, ohne dass ,Gesundheitsökonomen‘ in einem ,Superboard‘
über Medikationen und damit Leben und Tod entscheiden.

- Anpassung des Arzneimittel-Spannensystems zu Gunsten der österreichischen Vertriebsstellen und Erweiterung des Notfallparagraphen, um die Versor­gungssicherheit zu gewährleisten“

*****

Das sind einmal die wesentlichen Punkte, die dringlich umgesetzt werden könnten, Herr Minister. Ich hoffe, wir werden in der nächsten Ausschusssitzung ausgiebig darüber diskutieren. Noch ist es nicht zu spät, wir können die
Dinge noch ändern. Wenn Sie den Weg mit uns gemeinsam gehen, dann haben wir noch eine Chance, das Gesundheitssystem nicht den Bach runtergehen
zu lassen. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

11.21

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


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Entschließungsantrag

des Abg. Mag. Gerhard Kaniak

betreffend Echte Gesundheitsreform statt Verschlimmbesserung der Strukturen und der Versorgung im österreichischen Gesundheitswesen jetzt!

eingebracht im Zuge der Debatte zu Top 9) Bericht des Budgetausschusses über
die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 –

BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) UG24 Gesundheit, am Mittwoch, dem 22.No­vember 2023

Strukturreform von Gesundheitsministers Rauch: Verschlimmbesserung pur

Die aktuelle Bundesregierung hat in knapp vier Jahren Regierungsverantwortung am bewiesen: Sie können es einfach nicht. Vor allem das österreichische Gesund­heitssystem ist hier ein Hauptopfer des Regierungsversagens. Schlimmer kann es nicht mehr werden, hat man in den letzten Monaten geglaubt. Aber mit den aktuellen „Reformversuchen“ hat man einen neuen Tiefpunkt in der österreichischen Ge­sundheitspolitik erreicht. Jene Ideen, die die österreichische Bundesregierung auf den ersten Blick und ausschließlich nur die Bezeichnung: „Verschlimmbesserung“!
Eine „Verschlimmbesserung“ für Patienten und alle jene Berufsgruppen, die 24 Stun­den am Tag, sieben Tage in der Woche, 365 Tage im Jahr im Gesundheitswesen
ihre Frau und ihren Mann stellen.

Die schwarz-grüne Bundesregierung ist weder der „Anwalt der Patientenrechte“ noch die Galionsfigur einer Reform des Gesundheitswesens. Ganz im Gegenteil. Mit
einer einzigen gigantischen Abrissbirne und in einer unheiligen Allianz mit schwarz-roten Gesundheitsreferenten in den Bundesländern und schwarz-roten Sozial­versicherungsfunktionären wurden in den letzten Wochen und Monaten ohne Dialog mit den Gesundheitsberufen, -von den Ärzten bis hin zum Pflegepersonal in
den Spitälern in einer geheimen Kommandoaktion einfach machtpolitische Fakten


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geschaffen. Weil der Dialog mit Ärztekammer, MTD-Verband und anderen Organisationen und Sozialpartnern im Gesundheitswesen zu mühsam erscheint, versucht man diese mit einem Handstreich vor vollendete Tatsachen zu
stellen.

Handstreich gegen die Sozialpartnerschaft im Gesundheitswesen

Zug um Zug wird der niedergelassene Bereich weiter nachhaltig geschwächt und der dramatische Personalmangel in den Arztpraxen vor Ort und in den Spitälern
weiter verschärft. Der grüne Gesundheitsminister Rauch zementiert seit Jahren be­stehende Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen weiter ein, und subven­tioniert diese auch noch mit vielen hunderten zusätzlichen Steuermillionen. Wie in einem modernen Ablasshandel werden die schwarz-roten Krankenanstaltener­halter und die schwarz-roten Sozialversicherungsfunktionäre wieder einmal „einge­kauft“, um in Tateinheit und in einem fortgesetzten Komplott gegen die Inter­essen der heimischen Gesundheitsversorgung Fehlentwicklungen einzuzementieren und am Ende des Tages den freien Arztberuf und die Unabhängigkeit der wei­teren Gesundheitsberufe aufzuheben und das Gesundheitssystem zu verstaatlichen. Man sucht das Heil in einer massiven Ausweitung der Krankenhausambulanzen
und drängt den Kassenarzt in der Allgemeinmedizin und im Facharztbereich zurück.

„Sterbekommission“ entscheidet über Medikamenteneinsatz für Schwerkranke

Nachdem man die Mitbestimmung der Ärzte in der organisatorischen und finanziellen Ausgestaltung des österreichischen Gesundheitssystems beseitigen möchte,
nimmt man den Ärzten in den heimischen Spitälern auch noch das Recht über den Medikamenteneinsatz für schwerkranke Patienten lege artis zu entscheiden.
Vielmehr soll jetzt ein zentrales und mit einem drei Millionen-Budget pro Jahr ausge­stattetes „Bewertungsboard für ausgewählte Arzneimittelspezialitäten im intra­muralen Raum“ als eine Art „Sterbekommission“ den Daumen rauf oder runter bei der Behandlung von schweren Erkrankungen in den österreichischen Spitälern geben.

Vereinbarungsumsetzungsgesetz ist Todesstoß für den Gesamtvertrag im Sozialversi­cherungssystem


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Mit einer Vielzahl an autoritären Gleichschaltungsgesetzen in der Sozialversi­cherung, bei der Ausschaltung der Ärzte und sonstigen Gesundheitsberufe aus der Mitbestimmung, im Zusammenhang mit der Medikamenten- und Arzneimit­telversorgung, den Primärversorgungszentren und einer neuen Ambulanzstruktur soll durch ein sogenanntes „Vereinbarungsumsetzungsgesetz 2024 (VUG 2024)
auch die Honorierung von ärztlichen Leistungen bzw. der sonstigen Gesundheitsbe­rufe ausgehebelt werden. Stattdessen werden Bürokraten in den Landesregie­rungen und in den Sozialversicherungen eine neue Planwirtschaft ausrollen, die auf den tatsächlichen Bedarf der Patienten und die Angebotsstruktur im niederge­lassenen Bereich keinerlei Rücksicht nimmt, sondern diese vielmehr noch weiter stört und zerstört.

Gesundheitsbudget 2024: Blanker Hohn in Zahlen gegossen

Die Gesamtausgaben für Gesundheit in Österreich betragen im Jahr ungefähr
54 Milliarden Euro, die öffentlichen Gesundheitsausgaben ungefähr 40 Milliarden Euro. Im Gesundheitsbudget des Bundes sind 3,2 Milliarden Euro an Ausgaben
als unmittelbare Zahlungen des Bundes abgebildet. Im Grunde lässt sich
der im Budget abgebildete Mitteleinsatz durch die schwarz-grüne Regierung wie folgt zusammenfassen:

-     nicht durchdacht,

-     am Ziel einer sinnvollen Strukturreform meilenweit vorbei,

-     einfach falsch und

-     zum Teil sogar blanker Hohn gegenüber Patienten, Ärzten und den anderen Gesundheitsberufen.

Man schafft mehr Finanzierungsebenen, statt weniger, - von einer „Finanzierung aus einer Hand“ einmal mehr keine Spur. Bis dato gibt es keine Zielvorgaben oder Sanktionsmöglichkeiten für die Vergabe zusätzlicher Finanzmittel. Ein Steuerungs-


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effekt ist somit nicht gegeben. Uns es kommt mit diesen Regierungsmaßnah­men zu einer weiteren Zentralisation im Gesundheitswesen, statt wohnortnaher und niederschwelliger Gesundheitsversorgung für die Patienten.

Im Wesentlichen gibt es drei große Blöcke im Gesundheitsbudget, einer der
größten ist die Krankenanstaltenfinanzierung, das heißt der Bundeszuschuss zum Betrieb der Krankenhäuser. Dieser beträgt im aktuellen Budget rund 917 Mil­lionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das eine Steigerung von gerade einmal drei Prozent. Angesichts der hohen Inflationsrate, des Personal­mangels, der Gehaltsdiskussion in den öffentlichen Spitälern, der Kündigungs- und Pensionierungswelle und der vielen weiteren Probleme im Gesundheitswesen
ist das eine Verhöhnung aller Betroffenen.

Budgetmittel im Gesundheitswesen einmal mehr falsch eingesetzt

Der zweite großen Posten im Gesundheitsbudget finde sich im Bereich Finanzaus­gleich-Primärversorgung, der mit zusätzlichen 920 Millionen Euro Rahmenbudget aus dem Finanzausgleich dotiert sei. Die einzige im Budgetvoranschlag festgeschrie­bene Zielsetzung für diese 920 Millionen Euro lautet: „Die Gelder wurden an die ord­nungsgemäßen Rechtsträger ausbezahlt.“ Laut Absichtserklärung von Bundes­minister Johannes Rauch sollen 550 Millionen Euro in die Spitalsambulanzen fließen, 300 Millionen Euro in den niedergelassenen Bereich. Das heißt einmal mehr:
Statt das Problem der überbordenden Spitalslastigkeit zu lösen und den niedergelas­senen Bereich wieder stärker zur ersten Anlaufstelle für Patienten zu machen, zementiert Rauch diese Fehlentwicklungen noch weiter ein. Das ist nicht die Trend­wende und der Strukturwechsel, den es braucht, das ist das Gegenteil davon.
Die schwarz-grüne Regierung setzt das Steuergeld auch hier vollkommen falsch ein.

Weitere 580 Millionen Euro schütte der grüne Gesundheitsminister in Form
von direkten Zuwendungen an die Sozialversicherungen aus. Davon sollen 60 Millio­nen Euro für 100 neue Kassenarztstellen veranschlagt. Wir sind uns grundsätz­lich einig, dass es mehr Kassenärzte im niedergelassenen Bereich braucht. Der Bund


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hat über den Strukturplan Gesundheit die Möglichkeit, die Verteilung der Kas­senarztstellen zu regeln und gesetzlich festzuschreiben. Aber der grüne Gesundheits­minister lässt den Sozialversicherungen diese 60 Millionen Euro ohne Vorga­ben, wo diese neuen Kassenstellen ansiedelt sein sollen, einfach ‚on top‘ zukommen. Die Folge wird sein, dass sich Ärzte dort ansiedeln, wo es für sie besonders
attraktiv ist und eher nicht im ländlichen Bereich, wo die Versorgung unterdurch­schnittlich ist. Bei der Zielsetzung der flächendeckenden wohnortnahen medizinischen Versorgung wird der grüne Gesundheitsminister also kläglich scheitern – zulasten der Patienten und aus eigenem Unwillen oder Unvermögen heraus.

Viele Millionen für nichtversicherte Migranten und Covid-19-Impfungen

Und damit nicht genug, finden sich im Budget bei den direkten Zuwendungen an die Sozialversicherungen auch noch Kuriositäten, die im Gesundheitsbudget nichts verloren hätten. 62 Millionen Euro gehen zum Beispiel an Behandlungsleistungen von Nicht-Versicherten, dh. Migranten aus dem Bereich der Asylwerber und illegalen Migranten. Und auch absolute Kuriositäten sind im Gesundheitsbudget von Minister Rauch versteckt, wie zum Beispiel 20 Millionen Euro Energiekosten-Zuschuss
für neue Selbstständige. Weitere 211 Millionen Euro Budget für präventive medizini­sche Maßnahmen hören sich zwar gut an, allerdings gehen davon 52 Millionen
Euro allein nur für die Anschaffung von COVID-Impfungen und deren Lagerkosten drauf, also allein hier rund ein Viertel der Ausgaben. Und das auch noch im
Wissen, dass die Regierung fast 20 Millionen Impfstoffdosen in den letzten Jahren weggeworfen oder verschenkt hat. Das ist sind keine sinnvollen Investi­tionen in die medizinische Prävention, die Schwerpunkte werden völlig falsch gesetzt.

Spitalsumfrage der Ärztekammer ist einziges Alarmsignal für die Patienten

Während der grüne Gesundheitsminister via Finanzausgleich und durch autoritäre Gleichschaltungsgesetze den niedergelassenen Bereich weiter hinunterfährt
und austrocknet, bahnt sich in der staatlichen und halbstaatlichen Gesundheitsver­sorgung durch die Spitäler in den einzelnen Bundesländern eine weitere Verschlechterung für die Patienten an. Eine Umfrage zur Wiener Gesundheitspolitik


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im Zusammenhang mit den Spitälern unter den Wiener Ärzten ist ein einziges Alarmsignal für alle Beteiligten.

72 Prozent sind mit der Unternehmensführung der Spitäler unzufrieden

60 Prozent sind mit der Spitals-IT-Infrastruktur unzufrieden

43 Prozent sind mit der Spitals-Bauinfrastruktur unzufrieden

Und nicht weniger als 66 Prozent der Wiener Spitalsärzte sind unzufrieden mit Arbeit des roten Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker. Gerade in diesen Bereich
dann noch mehr Versorgungskapazitäten zu verschieben, scheint also der absolut fal­sche Weg. Peter Poslussny, Personalvertreter in der Klinik Floridsdorf (Kranken­haus Nord), an: "Wir haben wirklich ein schönes Haus. Aber ohne Ärztinnen und Ärzte und Pflegekräfte steht es teilweise leer. Ich erlebe es täglich: den Leuten reicht’s.
Ich habe vollstes Verständnis für immer mehr Kündigungen. Was die Ergebnisse der Umfrage zeigen, ist ja, dass die Politik bis dato entweder falsche Prioritäten
setzt oder aber Probleme gleich ganz ignoriert.“

Mit uns wird es wieder gerecht: FPÖ-Maßnahmen zur Gesundheitsversorgung

Der Bund und die gesetzliche Krankenversicherung haben gemeinsam mit
den Ländern, im Rahmen derer kompetenzrechtlichen Zuständigkeiten, die integrative partnerschaftliche Zielsteuerung-Gesundheit für die Struktur und Organisation
der österreichischen Gesundheitsversorgung fortzuführen und weiterzuentwickeln.

Die Konkretisierung dieser Zielsteuerung-Gesundheit hat auf Grundlage vergleichbarer wirkungsorientierter qualitativ und quantitativ festzulegender Versorgungsziele, Planungswerte, Versorgungsprozesse und -strukturen und Ergebnis- und Qualitätsparameter zu erfolgen. Darauf aufbauend ist als integraler Bestand­teil die Finanzzielsteuerung fortzuführen und weiterzuentwickeln. (§ 1 Bundesgesetz zur partnerschaftlichen Zielsteuerung-Gesundheit 2017)

Gerade im Spitalsbereich hat sich seit 2012 mit der Einführung der EU-Arbeits­zeitrichtline die Bedingungen für Ärzte und Gesundheits-Personal zum Negativen ge-


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wendet, die Corona-Krise und der Umgang der Regierung mit den Spitalsmitar­beitern hat dann noch ihr Übriges dazu getan, wo eine Selbstkündigungswelle folgte, Pflegekräfte in andere Berufe abwanderten und viele ältere Beschäftigten vor­zeitig in die Pension drängten.

Die aktuellen Probleme im Zusammenhang mit dem medizinischen Personalmangel lassen sich in drei Bereiche einteilen: Personalmangel, die Leistungsebene so­wie in Komplexität von Finanzierung und Entscheidungskompetenz: Im Bereich Per­sonal müssen die beruflichen Rahmenbedingungen geändert und die struktu­rellen Probleme gelöst werden. Dazu müsste für eine ordentliche Personalplanung der österreichische Strukturplan Gesundheit evaluiert werden, ebenso wie die
regionalen Strukturpläne. Aber auch die überbordende Dokumentationspflicht und bürokratische Dauerbelastungen verschärfen die Situation. Bezüglich der Arbeitszeiten im Gesundheitswesen braucht es mehr Planungssicherheit für die Be­schäftigten mit verbesserter Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Der Pensionierungswelle könnte man kurzfristig durch Anreize zur Weiterbe­schäftigung und einer temporären Aufhebung der Altersgrenze für Kassenärzte ent­gegenwirken. Besonders rasch wäre auch eine Integration der Wahlärzte in
das öffentliche Gesundheitssystem mit einer Möglichkeit der „Doppeltätigkeit“ als Wahl- und Kassenarzt wirksam. Mittelfristig können bundesweit einheitliche Stipendien für Medizinstudenten eine Lösung sein, durch die sich junge Ärzte zur Annahme einer Kassen- oder Spitalsstelle verpflichten. Angepasste Ausbildungskapa­zitäten bei den Fachärzten und Anreize für Mangelfächer und ein Facharzt für Allgemein- und Familienmedizin stellen weitere richtige Schritte dar.

Die strukturelle und personelle Leistungsebene bezieht sich auf den Umstand, dass das österreichische Gesundheitswesen in den letzten Jahren immer
„spitals-lastiger“ geworden ist. Die Zahl der Primärversorgungszentren, die für Entlastung sorgen könnten, ist aber noch immer weit davon entfernt, Kapazitäten aus den Spitälern übernehmen zu können, zudem kommt ein weiter schwindender
Anteil an kassenärztlichen Ordinationen. Es bedarf aber auch einer Ausweitung und


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Aufwertung der Kompetenzen aller Gesundheitsberufe, um eine größere Akzep­tanz zu schaffen und um eine Entlastung der jeweiligen höherwertigen Beru­fe zu schaffen. Wir benötigen auch eine Lenkung der Patientenströme in die richtige Richtung, nämlich in die Gesundheitsversorgung vor Ort in den niedergelassenen Bereich, um eben die Spitäler zu entlasten.

Der Versuch einer Lenkung der Finanzierung des Gesundheitssystems in den letzten Jahren über die Landeszielsteuerung und 15a-Vereinbarung mit mäßigem Erfolg unternommen worden. Für eine effiziente Mittelverwendung und Lenkung der Patien­tenströme bedarf es einer Verknüpfung der Finanzierung und der Entscheidungs­kompetenz. Durch die föderalen Strukturen erscheint das aber fast unmöglich zu sein. Aber nur eine Finanzierung aus einer Hand wäre langfristig die effizienteste Mög­lichkeit, die Steuerbarkeit des Gesundheitssystems herzustellen und die vorhandenen Mittel bestmöglich einzusetzen.

Was es jetzt braucht, ist ein umsetzungstauglicher Maßnahmenkatalog,
der folgende Eckpunkte umfasst:

1)   Evaluierung des Personalbedarfs auf allen Ebenen des Gesundheitswesens

•    Überarbeitung regionale Strukturplan Gesundheit mit Priorität „Niedergelassenen Versorgung“ und Reduktion der Abweichungstoleranz von 30% auf 15%

•    Einheitliche Festlegung des Personalschlüssels für Spitäler

•    Berücksichtigung Pensionswelle u. Ausbildungskapazitäten

2)   Finanzielle Fairness gegenüber allen Mitarbeitern im Gesundheitswesen

•    Auszahlung geleisteter Überstunden

•    Auszahlung volle versprochene Pflegeprämie und Erweiterung des Bezieherkreises – SV- und steuerfrei!!

•    Verbesserung aller Gehaltschema und Anrechnung von Vordienstzeiten


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3)   Entbürokratisierung und Kompetenzerweiterung in den Berufsbildern des Ge­sundheitswesens

•    Abbau administrativer Tätigkeiten, ggf. Verlagerung ins Sekretariat

•    Überarbeitung Berufsbilder  Anerkennung und Aufwertung Tätigkeit

•    FA Allgemeinmediziner  „Einzelträger“- PVE, dh, Änderung des Primärversor­gungsgesetzes, damit ein FA Allgemeinmedizin allein ein PVE gründen kann.

4)   Weiterbeschäftigung älterer Ärzte und Erweiterung Ausbildung

•    Weiterbeschäftigung schafft Zeit für adäquate Ausbildung

•    Aufhebung 70-Jahre-Grenze für Kassenärzte

•    Zusätzliche Ausbildungsstellen und temporäre Aufhebung der Ausbilder-Quote

•    Bedarfsorientierte Festlegung der Studienplätze

5)   Bundesweit einheitliches Stipendiensystem bei der beruflichen Ausbildung

•    Schnellste Möglichkeit, mehr Studienabsolventen in das öffentliche Gesundheitssystem zu bekommen

•    Bundesweit einheitlich, um Bieter-Wettbewerb zu verhindern und Planbarkeit zu gewährleisten

•    Bindet Absolventen der österreichischen Medizin-Unis, die besser in das bestehende System integrierbar sind als Auswärtige

6)   Einbindung der Wahlärzte ins Kassensystem, Aufhebung Doppelbeschäftigungs­verbot

•    Sofort versorgungswirksam, da Qualitäten u. Infrastruktur vorhanden

•    ½ und ¼ - Verträge zusätzlich zur Wahlarzttätigkeit für die Ärzte ermöglichen

•    Ermöglichung z.B. Kasse – Allgemein Arzt und FA Wahlarzt und umgekehrt

(4.208 Ärzte mit Doppelqualifikation!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 637

7)   Keine Einführung eines Bewertungsboard für ausgewählte Arzneimittelspeziali­täten im intramuralen Raum

•    Behandelnde Ärzte müssen weiterhin die Möglichkeit haben, lege artis Behandlungen in den einzelnen Krankenanstalten an schwerkranken Patienten vorzunehmen, ohne dass „Gesundheitsökonomen“ in einem „Superboard“
über Medikationen und damit Leben und Tod entscheiden.

•    Ein erweiterter Notfallparagraph statt Wirkstoffverordnung mit Ökonomiegebot

Darüber hinaus sind auch mittel- und langfristige Reformschritte notwendig:

Langfristige Reform des Gesundheitssystems

•    Ausbau wohnortnahe Versorgung: Hausarzt, PVZ NEU, Facharzt, Pflege

•    Spezialisierung der Spitäler

•    Ausbau Pflege und Reha

•    Patientenlenkung (primär durch Positiv-Anreize)

•    Fortsetzung SV – Reform, Hebung der Potentiale

•    Finanzierung aus einer Hand, notfalls im Zwischenschritten bis zur Umsetzung

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Soziales, Gesund­heit, Pflege und Konsumentenschutz wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die folgende Maßnahmen im österreichi­schen Gesundheitswesen organisatorisch, personell und finanziell
umfasst:


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•    Evaluierung des Personalbedarfs auf allen Ebenen des Gesundheitswesens

•    Finanzielle Fairness gegenüber allen Mitarbeitern im Gesundheitswesen

•    Entbürokratisierung und Kompetenzerweiterung in den Berufsfeldern des Ge­sundheitswesens

•    Weiterbeschäftigung älterer Kassenärzte und Erweiterung der Ausbildung

•    Bundesweit einheitliches Stipendiensystem bei der beruflichen Ausbildung

•    Einbindung der Wahlärzte ins Kassensystem und Aufhebung des Doppel­beschäftigungsverbotes

•    Behandelnde Ärzte müssen weiterhin die Möglichkeit haben, lege artis Behandlungen in den einzelnen Krankenanstalten an schwerkranken Patienten vorzunehmen, ohne dass „Gesundheitsökonomen“ in einem „Superboard“
über Medikationen und damit Leben und Tod entscheiden.

•    Anpassung des Arzneimittel-Spannensystems zu Gunsten der österreichischen Vertriebsstellen und Erweiterung des Notfallparagraphen, um die Versor­gungssicherheit zu gewährleisten

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht daher mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Josef Smolle. – Bitte.


11.21.22

Abgeordneter Dr. Josef Smolle (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zuerst möchte ich zwei Besu­chergruppen begrüßen: eine Besuchergruppe aus Sölden, eingeladen von unse­rem Gust Wöginger, und für Axel Melchior: eine Seniorengruppe, auch


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aus Tirol. Herzlich willkommen im Hohen Haus! (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Abgeordneten von Grünen und FPÖ.)

Untergliederung 24: Das Gesundheitsbudget ist mit 3,25 Milliarden Euro im kommenden Jahr und einer Steigerung von 13,8 Prozent ausgewiesen. Da kann man fragen: Okay, 13,8 Prozent, wie schaut die Inflation aus? Wenn man
aber berücksichtigt, dass die Sonderzahlungen im Rahmen der Covid-19-Pande­mie deutlich zurückgehen, wenn man schaut, was für den Regelbetrieb aufgestellt wird, dann steigt dieser Wert von 1,76 Milliarden Euro im heurigen Jahr auf 2,80 Milliarden Euro im kommenden Jahr. Das entspricht einer Steigerung von 58 Prozent – das ist eine substanzielle Steigerung, das habe ich ehrlich gesagt noch nie erlebt –, die natürlich Gestaltungsspielraum
ermöglicht, und dieser Gestaltungsspielraum wird auch genutzt.

Der allererste Bereich ist der niedergelassene Bereich, das sind Hausärztinnen, Hausärzte, aber auch Gynäkolog:innen, Kinderärzt:innen und so weiter,
generell die Versorgung in den Ordinationen, Gruppenpraxen, Primärversor­gungseinheiten. Da fließen für weitere 100 Stellen 60 Millionen Euro im kommenden Jahr aus Bundesmitteln an die Sozialversicherung.

Über die gesamte Zeit des Finanzausgleichs werden pro Jahr 300 Millionen Euro an weiterem Steuergeld für die Sozialversicherung ausgegeben, um den niedergelassenen Bereich attraktiv zu gestalten, und zwar sowohl qualitativ, was die Leistungen betrifft, als auch quantitativ, was Honorar und Arbeitsbedin­gungen betrifft, damit für meine Kolleginnen und Kollegen die Arbeit im Sachleistungssystem, die Arbeit für die Sozialversicherten wieder das attraktive Berufsmodell sein wird. Das ist ein ganz gewaltiger Schritt. – Danke an die beiden Minister, die das ermöglicht haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Das sind also gut 1,5 Milliarden Euro, die an die Sozialversicherung gehen. Ein deutlich höherer Betrag, nämlich im Durchschnitt 600 Millionen Euro im
Jahr, geht an die Länder für Reformen im Spitalsbereich. Da gibt es natürlich


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 640

großen Reformbedarf. Da ist aber auch schon viel Entwicklung im Gange,
nämlich eine zunehmende Verschiebung aus dem vollstationären Bereich – da liegt Österreich 50 Prozent über dem OECD-Schnitt – hin zu viel patien­tenfreundlicheren, auch im Interesse der Patient:innen liegenden Versorgungs­formen wie Tagesklinik oder überhaupt Ambulanz und dann in den nieder­gelassenen Bereich. Wesentliche Reformvorhaben sind da teilweise in den Län­dern schon im Gange und viele weitere werden jetzt angestoßen.

Sie haben sicher schon den Slogan: digital vor ambulant vor stationär gehört. Was meinen wir mit digital? – Geld für den Ausbau der Gesundheitshotline 1450, damit dort nicht nur gesagt wird: Gehen Sie halt dann dort und dort hin!, sondern dass da möglicherweise im Ausbau schon eine unmittelbare telemedizi­nische Beratung erfolgen kann; dass vielleicht gleich ein Termin beim örtli­chen Hausarzt, bei der örtlichen Hausärztin oder – wenn notwendig – für eine Spitalsambulanz vergeben werden kann, wenn eine Gesundheitseinrich­tung aufgesucht werden soll. Das vereinfacht es organisatorisch, vereinfacht vor allem für Patientinnen und Patienten den Weg durchs Gesundheitssystem
und ist damit wirklich im Interesse von uns allen.

Die langfristige Perspektive der Finanzierung des Gesundheitssystems ist jetzt auch sehr gut ausgewiesen, und zwar gibt es betreffend den Kostenpfad
nicht irgendeinen Fixwert, der nach und nach steigt, sondern dieser ist dyna­misch definiert, abhängig vom nominellen Bruttoinlandsprodukt. Das
heißt, egal wie die Inflation ausschaut, das wird mitberücksichtigt. Dazu kommen auch die Besonderheiten, die die Medizin hat, einschließlich der demogra­fischen Veränderungen, sodass wir auch langfristig auf einem stabilen Weg sind.

Alle Budgets sind ja bekanntlich mit verschiedenen Wirkungszielen und Kennzahlen unterlegt. Ich erwähne nur eine Kennzahl, die neu dazugekommen ist, und zwar die Durchimpfungsrate bei Jugendlichen mit der HPV-Imp­fung – ein Meilenstein. Es ist die erste Impfung, die in der Lage ist, häufige Krebs­erkrankungen zu verhindern. Das als neue Kennzahl einzuführen ist, glaube
ich, ein sehr vernünftiger Schritt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)


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Das Allerwichtigste ist für mich aber nach wie vor das Wirkungsziel
Nummer eins, dieses lautet nämlich: ein Gesundheitssystem, das hochwertig, solidarisch und niederschwellig für alle Menschen ist, die bei uns im Lande leben. Dieses Ziel ist für uns unverrückbar und nicht verhandelbar. Ich glaube, wir
alle sind bereit, dem gemeinsam weiter zuzuarbeiten. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

11.27


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Fiona
Fiedler. – Bitte.


11.27.10

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrter
Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehörlose Menschen! Minus 14 Prozent für die Gesundheit sieht dieses Budget heuer vor. Gemessen an den Pandemieausgaben ist das sehr zu begrüßen, gleichzeitig dürfen wir
aber nicht vergessen, dass fast 1 Milliarde Euro für den Finanzausgleich
in diesem Budget enthalten ist. Genau das ist das Problem. Es ist im Gesund­heitsbereich ohnehin schon ein Großteil einfach nur ein Durchlaufposten,
und jetzt werden diese Mittel für die Länder als Reform verkauft: zusätzliches Geld fürs Impfen, zusätzliches Geld für die Krankenhäuser. Wirklich zu­sätzlich sind diese Mittel aber eigentlich überhaupt nicht, immerhin ist es nur ein neuer Finanzausgleich, somit alter Wein in neuen Schläuchen.

Wo ist also die Neuerung? – In der neu erhöhten Unterstützung für Kranken­häuser oder in den neuen Mitteln für die Sozialversicherung? Wobei:
Man kann die Finanzierung von Kassenstellen aus Bundesmitteln ja eigentlich nur als Eingeständnis sehen, dass die Sozialversicherung ihre Aufgaben
alleine offenbar nicht erfüllen kann und wir die Aufgabenverteilung im Gesund­heitssystem endlich gesamthaft angehen müssen. Mit diesem Budget
wird das nicht gehen. Immerhin haben wir als Parlament den Finanzausgleich bisher noch gar nicht gesehen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 642

Unser Wissen über die Mittelverwendung in diesem Bereich basiert
worauf? – Auf aufgeregten Zeitungsartikeln, auf peinlichen Standeskämpfen und auf angeblich zufriedenen Landeshauptleuten. Aus der Erfahrung heraus
sind zufriedene Landeshauptleute das Gefährlichste überhaupt. (Beifall bei den NEOS.)

Immerhin gab es ja auch im alten Finanzausgleich einige Vorhaben, die
sehr gut geklungen haben – übergeordnete Stellenpläne, gemeinsame Präven­tionsprogramme –; gemacht wurde daraus Folgendes: Die Bundesländer
haben eigene Programme gemacht, selbst beschlossen, und Konsequenzen gab es nicht. Wenn alles stimmt, was wir bis jetzt gehört haben und was von
Ihnen vorgestellt wurde, wird es das auch weiterhin nicht geben. Woher sollen wir also das Vertrauen in die Reformvorhaben dieses Budgets nehmen?

Man sieht es auch im Familienbudget: Es erlaubt keine zusätzlichen Untersuchungen im Rahmen des Eltern-Kind-Passes. Vielleicht hat es Ihnen Ihre Amtskollegin nicht erzählt, aber Sie kündigen weitere Untersuchungen an.

Was fehlt uns also? – Es fehlt uns eine gemeinsame Präventionsab­sichtserklärung – strukturierte Versorgungsprogramme für chronisch Kranke zum Beispiel, transparente Digitalisierungsabsichten, und nicht nur das, was Elga könnte, sondern verpflichtende Teilnahme an Elga, damit Patientenwege und Gesundheitskosten reduziert werden können. Es fehlen Budgetziele, die
sich wirklich auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung konzentrieren, und Programme, die diesen verbessern.

Ich habe in meiner Rede zum Gesundheitsbudget vergangenes Jahr von
den Problemen im Kampf zwischen Bund, Ländern, Kassen und Kammern ge­sprochen. Dieser Konflikt wurde in keiner Weise gelöst. Länder und
Kassen werden mit Geld ruhiggestellt, und ob sie ihren Teil der Vereinbarungen einhalten, weiß niemand. Die Kammer, die heben wir uns lieber für das De­zemberplenum auf, genauso wie die Bewertungsboards, wenn wir dann wissen, wie die Gesetze tatsächlich aussehen werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 643

Was wir in diesem Budget sehen, sind einfach keine ernsthaften Refor­men. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

11.30


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Bundesminister Johannes Rauch zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Minister.


11.30.58

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Ich kann ja, Frau Abgeordnete Fiedler, einen Teil der Kritik nachvollziehen, da Sie natürlich
mit Recht sagen, Sie können über die Legistik nichts sagen – es sind 60 Seiten Legistik, die den Finanzausgleich absichern –, weil die halt erst im Dezem­berplenum behandelt wird. So viel kann ich Ihnen aber sagen: Das ist ein Paket. Das Budget, das wir zum Finanzausgleich beschließen, und die Legistik
gehören natürlich zusammen.

Ich kann Ihnen sagen, es hat jetzt ein Jahr Arbeit gebraucht, um überhaupt alle Systempartner in dieser Frage an einen Tisch zu bekommen: das Finanzmi­nisterium, neun Bundesländer in ihrer Unterschiedlichkeit, die Sozialversicherun­gen, die Standesvertretungen.

Im letzten September, als ich gesagt habe, ich werde jetzt den Finanzaus­gleich nützen, um zu versuchen, eine Reform auf den Weg zu bekommen, waren die Äußerungen dazu durchgängig so: Du bist komplett verrückt, das geht
sich nie aus, das hat noch niemand geschafft! – Ich habe gesagt: Das muss man einfach versuchen, und zwar aus einem einfachen Grund: Wenn wir es nicht machen – oder nicht gemacht hätten –, dann hätten wir in fünf Jahren Mehrkosten von 7 Milliarden Euro im System mit null Wirkung. Dann würde eintreten, wovor viele warnen, nämlich flächendeckende Einsparungen
im Gesundheitssystem. Das kann es nicht sein.

Jetzt wird in das Gesundheitsbudget jährlich 1 Milliarde Euro zusätzlich inves­tiert, um Reformen auf den Weg zu bekommen, um die Versorgung für


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die Patientinnen und Patienten zu verbessern, um die Kassenstellen auszubauen, die Primärversorgungszentren auszubauen, die Spitalsambulanzen zu ent­lasten, die Patientenströme zu optimieren, die Digitalisierung hinzubekommen; dafür wird dieses Geld verwendet, und zwar verbindlich.

Das ist eine Investition in eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung,
die deshalb notwendig ist, weil ich einfach will, dass alle Menschen in
diesem Land unabhängig von ihrem Einkommen, unabhängig ihres Standes, un­abhängig davon, in welchem Bundesland sie zu Hause sind, dieselbe quali­tativ hochwertige Versorgung bekommen, vom Bodensee bis zum Neusiedler See. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich lade Sie sehr gerne ein, sich im Detail anzuschauen, wie das aufge­setzt ist, was ich hier nur kursorisch skizzieren kann. Ja, selbstverständlich gibt es Verbindlichkeiten. Es gibt die Bundes-Zielsteuerungskommission, in
der Länder, Bund und Sozialversicherung vertreten sind. Dort werden die Dinge beschlossen und abgewickelt. Das ist ein Steuerungsgremium, das dafür
sorgt, dass beispielsweise mit den 300 Millionen Euro, die die Sozialversicherung zusätzlich bekommt, tatsächlich im niedergelassenen Bereich zusätzliche Kassenarztstellen geschaffen werden, dass tatsächlich mehr Primärversorgungs­einrichtungen Platz greifen, dass es Erleichterungen für Gruppenpraxen und Kassenambulatorien gibt, dass es einen einheitlichen Vertrag mit der Ärzteschaft gibt – der im Übrigen schon seit Mai in Verhandlung ist, was niemand weiß
und wo jetzt die Ärztekammer wieder an den Tisch zurückkehrt und es endlich Verbindlichkeit für Stellenpläne gibt – und dass die Vetomöglichkeiten der Standesvertretung damit endgültig beseitigt sind. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Natürlich ist es nicht so, dass wir jetzt einfach Geld in die Spitäler hinein­kippen. Nein, es ist so, dass dort die Strukturreformen angegangen werden kön­nen, weil es ja in den Spitalsambulanzen die Situation gibt, dass da Leute
aus der Not heraus hingehen, weil sie im niedergelassenen Bereich keine Ärztin und keinen Arzt finden oder zum Wahlarzt gehen müssten.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 645

Das ist eine Entlastung für die Bundesländer. Dort werden Fachambulanzen, Tageskliniken, vorgelagerte Einrichtungen eingerichtet. Es werden auch
wie schon gesagt die digitalen Angebote ausgeweitet, weil es einfach sein muss. Abgeordneter Smolle hat das dargelegt: digital vor ambulant vor stationär.

Das bedeutet, die digitalen Abklärungsmöglichkeiten in der Versorgung, 1450 auszubauen, Elga als eine Einrichtung zu erweitern, bei der auch Bilddaten gespeichert werden können, Patientendaten, Befunde, Rezepte auch digital ver­fügbar zu machen, damit man nicht, wenn man einem Facharzt zugewiesen
wird, seinen Befunden nachlaufen muss; das muss selbstverständlich
werden. Das bedeutet auch Diagnosecodierung für niedergelassene Ärzte, An­bindung aller Ärzt:innen an das Wahlärztesystem und im Übrigen natürlich
auch den Lückenschluss zur Digitalisierungsstrategie des Staatssekretärs, der ja eine Agenda vorgelegt hat, die auch außerhalb des Gesundheitsbereichs andockt. Es bedeutet zusätzliche Angebote wie Vorsorgeprogramme
und Gesundheitsförderung. Wir werden ein eigenes Darmkrebsscreening etablieren. Wir werden das Impfprogramm für Erwachsene verankern.

Und was bedeutet das jetzt alles, worum geht es für die Patientinnen und Pa­tienten? – Es geht letztlich darum, dass die Patientinnen und Patienten schneller zu Arztterminen kommen, und zwar im niedergelassenen Bereich, im kas­senärztlichen Bereich, weniger oft einen Wahlarzt oder eine Wahlärztin in An­spruch nehmen müssen, ein besseres Angebot auch am Abend, ganzwö­chentlich, ganztags zu haben und nicht nur eingeschränkt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Eine kleine Nebenbemerkung sei mir erlaubt, denn Sie haben ja in diesem
Haus das Primärversorgungsgesetz geändert. Das war deshalb ein Meilenstein, weil es bis Mitte des Jahres oder bis zum Inkrafttreten ein Vetorecht der Ärztekammer gegen die Einrichtung von Primärversorgungszentren gab. Seit dieses Vetorecht beseitigt ist, haben 30 neue Primärversorgungszentren
um Genehmigung angesucht. Das heißt, es ist ein Boom entstanden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 646

Das heißt nichts anderes als: Die Beseitigung von Blockademöglichkeiten,
die einfach nicht sinnvoll sind – und das tun wir damit –, trägt dazu bei, dass der ambulante niedergelassene Sektor ausgebaut wird. Dort wollen die Men­schen die Versorgung haben und nicht gezwungen werden, in die Spitäler oder in Wahlarztpraxen auszuweichen.

Einen Satz jetzt noch zu dieser viel zitierten Auseinandersetzung mit der Ärzte­kammer – übrigens wundere ich mich über Kollegen Kaniak: Sie als Apo­theker haben hier eine Rede gehalten, als ob Sie ein Lobbyist der Ärztekammer wären; das wundert mich ein bisschen, das verstehe ich nicht ganz (Zwi­schenruf des Abg. Kaniak – Heiterkeit des Abg. Silvan) –: Von dieser Reform profi­tieren auch die Ärztinnen und Ärzte. Warum? – Weil über einen Gesamt­vertrag die Arbeitsbedingungen für die Ärzteschaft attraktiviert werden, weil die Einrichtung von Primärversorgungszentren ermöglicht wird.

Ich möchte Sie alle einladen, ein solches Primärversorgungszentrum zu be­suchen. Alle, die dort beschäftigt sind, sagen: Das ist eine neue Form des Arbei­tens. Wir können uns kollegial austauschen, wir haben Angebote, die über
die ärztliche Dimension hinausgehen: Pflege, soziale Arbeit, Wundversorgung, Ernährungsberatung – die gesamte Palette von Versorgungsangeboten,
die einfach die Qualität hebt und den Zugang der Menschen zu diesen Einrich­tungen erleichtert.

Letzter Satz: Wir haben natürlich, und das ist wichtig, weil diese Systeme zusammenhängen, auch darauf geschaut, dass im Finanzausgleich die Pflege finanziell abgesichert wird, und das haben wir mit der Pflegereform ge­macht. Warum ist das wichtig? – Weil Pflege und Gesundheit logischerweise kommunizierende Gefäße sind. Wenn es nicht gelingt, im Pflegebereich
für Entlastung zu sorgen – was wir aber tun –, dann landen die Menschen, die in Pflegeheimen keinen Platz haben, auf den internen Abteilungen der Spitäler.
Das ist in vielen Fällen Realität.

Da gegenzusteuern war Aufgabe dieser Gesundheitsreform. Jetzt nehme
ich nicht für mich in Anspruch, alles komplett durchgesetzt oder umgesetzt zu


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haben; aber hätten wir diesen Schritt nicht gemacht, nämlich Bund, Länder
und Sozialversicherung gemeinsam, dann wäre es so weit gekommen, dass wir tatsächlich ein kollabierendes System gehabt hätten. Das wurde mit dieser Gesundheitsreform verhindert. Das ist auf den Weg gebracht worden, und es ist der Grundstein dafür gelegt worden, dass wir auch in fünf Jahren noch ein Gesundheitssystem haben, von dem wir sagen können, es ist eines der besten in ganz Europa. Das war die Zielsetzung. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

11.39


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Bedrana Ribo zu Wort. – Bitte.


11.39.39

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher:in­nen hier bei uns im Hohen Haus und zu Hause vor den Bildschirmen! Ich werde jetzt nicht über die Gesundheitsreform und auch nicht über die Ärztekam­mer reden, ich möchte über unser aller Gesundheit sprechen.

Wir alle wollen bis ins hohe Alter gesund sein. Wie das geht, wissen wir eigent­lich auch. Es gibt ja sehr viele Tipps dazu, wie man das schafft: viel Bewe­gung, viel Sport, gesunde Ernährung, kein Stress et cetera. Was es aber wirklich braucht, ist Prävention. Wir müssen vorbeugen.

Ich möchte auf zwei Personengruppen näher eingehen, für die Prävention
eine sehr, sehr große Rolle spielt. Ich fange einmal mit den Senior:innen ein. Ne­ben der offensichtlichen Gesundheit braucht es auch in vielen anderen Lebensaspekten Vorbeugung. In diesem Budget sind viele Projekte enthalten,
die genau dafür wirken.

Das sind einerseits verschiedene Projekte gegen Einsamkeit im Alter, ein
sehr wichtiges Thema, und natürlich auch Projekte zur Bekämpfung von Armut im Alter – etwas, das nach wie vor sehr viele Frauen betrifft. Weiters wer­den Gelder für Digitalisierungsprojekte zur Verfügung gestellt, was vor allem für


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 648

ältere Personen wichtig ist, wo es Nachholbedarf gibt, aber auch Gewaltpräventionsstellen werden finanziert.

Wenn ich von diesen Projekten rede, dann könnte vielleicht jemand meinen,
es sind ja nur kleine Projekte. – Ja, es sind viele, viele kleine und gute Pro­jekte, aber in Summe wird da sehr viel Geld in die Hand genommen. In diesem Jahr ist das im Budget mit 642 Millionen Euro dotiert. Das heißt, wir haben
das im Vergleich zum Vorjahr um fast 50 Prozent erhöht. (Beifall bei
Grünen und ÖVP.)

Die zweite Gruppe, die auch stark mit Präventionsarbeit in Berührung steht, sind pflegende Angehörige. Pflegende Angehörige bilden eine große Gruppe in Österreich. Wir reden immerhin von knapp einer Million Menschen, die
ihre Liebsten zu Hause pflegen, wobei es wieder vor allem Frauen sind, die das machen. Auch in diesem Bereich sind uns viele Maßnahmen gelungen, die
eben präventiv wirken sollen, sei es das Angehörigengespräch, das ausgeweitet wird, sei es der Angehörigenbonus, der auch ausgeweitet wird.

Es geht aber auch um Maßnahmen wie Hausbesuche. Da kommen diplo­mierte Pflegekräfte zu den Menschen, die ihre Liebsten zu Hause pflegen, nach Hause und bieten ihnen Unterstützung an. Manchmal hören sie nur zu,
denn auch das braucht es manchmal, oder sie zeigen Perspektiven auf, wie es weitergehen soll. Das sind alles Projekte und Maßnahmen, die mit diesem Budget mit den Pflegereformen und jetzt eben auch mit dem Finanzausgleichs­gesetz weiter finanziert werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Wenn ich von Prävention spreche, dann muss ich ein Projekt, eigentlich ein Pa­radebeispiel in diesem Bereich, nennen, nämlich das Communitynursing.
Das Communitynursing ist ein super Projekt, das genau in der Prävention arbei­tet. Da sind die Communitynurses in den Gemeinden vor Ort und bieten
sehr niederschwellig Hilfe an. Da ist die Hürde einfach viel niedriger, als wenn


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man zu einem Arzt geht. Die machen Check-ups, führen Gespräche, ma­chen Pläne, wie es weitergehen soll.

Es ist also ein niederschwelliges Angebot, das sehr gut ist. Ich habe in fast allen Bundesländern die Projekte besucht, und die Rückmeldungen sind, sehr
positiv. Das wird sehr gut angenommen. Ich hoffe wirklich, dass die Bundeslän­der da auch weiterhin mit uns zusammenarbeiten. Wir haben die Finanzie­rung für die Projekte, eben auch für die Communitynurses, weiter gesichert und hoffen natürlich auf eine Ausweitung. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)

Ich habe zwar nur noch wenig Zeit, aber als Pflegesprecherin kann ich
dieses Rednerpult nicht verlassen, ohne ganz kurz auf die Redebeiträge der Kol­legen von der SPÖ zum Thema Pflege einzugehen. Es haben sich jetzt näm­lich zwei oder drei SPÖ-Abgeordnete hier herausgestellt und gesagt, in
der Pflege wurde nichts gemacht.

Ich mache mir wirklich ernsthaft Sorgen um euer Gedächtnis – das ist schiach gesagt, tut mir leid, aber ihr wart dabei, als wir hier vor gar nicht so langer
Zeit so viele tolle Projekte, tolle Maßnahmen im Rahmen der Pflegereform eins und zwei beschlossen haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten
der ÖVP. – Abg. Kucher: Bitte erzählen Sie das in einem Pflegeheim!)

Zum Teil habt ihr das mitgetragen! (Abg. Kucher: Bitte erzählen Sie das in einem Pflegeheim! Wo ist die ..., die Pflegelehre?!) – Herr Kollege Kucher! Dass Sie
jetzt hier rausschreien, ist auch ein Beweis dafür, dass Sie das einfach nicht ak­zeptieren können (Abg. Kucher: Vorbei an allen Fachgesellschaften! Bitte er­zählen Sie diese Geschichte im Pflegeheim, bitte, und im Krankenhaus!),
dass ihr 30 Jahre lang für den Bereich Pflege zuständig wart, 30 Jahre lang, und die Pflege kaputtgespart habt! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Michael Hammer: Genau, so ist es! – Abg. Heinisch-Hosek: Hallo! Wer hat ... das Pflegegeld eingeführt?!)


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Ihr habt die Menschen in der Pflege im Stich gelassen, und wir haben jetzt
mit der Pflegereform eins, in deren Rahmen 1 Milliarde Euro in die Hand genom­men wurde, Maßnahmen für die Menschen geschaffen, die in der Pflege arbeiten.

Ich werde mir die Zeit nehmen, diese Maßnahmen aufzuzählen. Wir werden
den Pflegebonus als Gehaltsbestandteil weiterfinanzieren, und: sechste Urlaubswoche; Erschwerniszuschlag für Demenzerkrankte; Pflegestipendium, 1 400 Euro Pflegestipendium für alle, die in der Pflege eine Ausbildung
machen wollen; Bezahlung der Praktika in der Pflege; Angehörigenbonus aus­geweitet. Wir haben Beratungsstellen für 24-Stunden-Betreuerinnen aus­geweitet. – Das alles sind Punkte, die in der Pflege helfen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.) Und ihr stellt euch ernsthaft hier heraus und sagt, wir haben in der
Pflege nichts gemacht?!

Ihr wisst genau wie wir, dass die Pflege sehr wohl auch in den Ländern veran­kert ist, dass die Länder sehr viel in der Pflege zu sagen haben. In wie vie­len Ländern habt ihr das Thema Pflege in der Regierung? In wie vielen Ländern seid ihr für dieses Thema zuständig? In Wien, im Burgenland, zur Hälfte in
der Steiermark (Abg. Wöginger: Kärnten!), in Tirol und in Kärnten. Es sind also gar nicht so wenige Bundesländer, in denen ihr sehr viel machen könntet, es
aber nicht macht. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Holzleitner: Also
in Tirol ... wart ihr doch ...! – Abg. Silvan: Da applaudiert ihr uns dann irgendwann!)

Natürlich ist es bequemer, hier aus der Opposition herauszuschreien und
zu sagen: Bitte macht, bitte macht! – Bitte, dieser Herr (auf Bundesminister Rauch weisend) sitzt da. Er hat in der Pflege in zwei Jahren mehr geschafft als ihr in 30 Jahren. Das ist die Wahrheit! Es tut mir leid, aber das ist die Wahrheit! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Ruf bei der SPÖ: Sag einmal, Bedrana, ...!)

Wer möchte zum Beispiel bei der persönlichen Assistenz, dem supertollen Projekt, das ebenfalls vom Gesundheitsminister zur Verfügung gestellt


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 651

wurde, nicht mitmachen? – Wien. Wien möchte nicht, dass Menschen mit Be­hinderung ein besseres Leben haben! (Ruf bei den Grünen: Richtig!) Wien
möchte nicht, dass persönliche Assistent:innen bessere Arbeitsbedingungen haben. (Abg. Silvan: Das ist polemisch jetzt!) Das ist Wien, meine Damen
und Herren! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ. – Ruf: Nicht 30 Jahre, sondern 40 Jahre!)

11.46


Präsidentin Doris Bures: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Klubobmann Kucher zu Wort gemeldet. – Bitte. (Abg. Steinacker: Sie kennen die Regeln, Herr Klubobmann! – Ruf bei der ÖVP: Geschäftsführer!)


11.47.00

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolle­ginnen und Kollegen! Abgeordnete Ribo hat soeben behauptet, die SPÖ hätte den Pflegebereich kaputtgespart. – Das ist natürlich unrichtig. (Zwischen­rufe bei den Grünen.)

Ich darf tatsächlich berichtigen: Pflegegeld, Pflegefonds, Pflegeregress, Pflege­teilzeit, beitragsfreie Pensionsversicherung für pflegende Angehörige:
Es hat kein einziges Budget gegeben, bei dem die SPÖ nicht mehr Geld für die Pflege ausgegeben hat. (Abg. Brandweiner: Frau Präsidentin, das ist eine
politische Meinung!)

Ich darf Frau Abgeordneter Ribo einfach nahelegen (Ruf bei der ÖVP: Hallo!): Er­zählen Sie Ihre Geschichten, wie toll die Pflegepolitik der Grünen und der
ÖVP ist, irgendwo in einem Pflegeheim oder in einem Krankenhaus, den Leuten, die tagtäglich in diesem Bereich arbeiten! (Abg. Steinacker: Was wird da tat­sächlich berichtigt?) Erzählen wir hier im Parlament keine Märchen!

Es müsste deutlich, deutlich mehr passieren. Schönreden hilft den Menschen im Pflegebereich nicht weiter ... (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Steinacker: Frau Prä­sidentin, bitte greifen Sie ein! – Ruf bei der ÖVP: Redezeit! – Abg. Steinacker: Er sollte es aber besser wissen!)

11.47



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 652

Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter, Herr Klubobmann! Es war eine tat­sächliche Berichtigung. Für eine solche sind 2 Minuten Redezeit vorgese­hen. Es war aber jetzt zum Schluss schon ein bisschen ein Redebeitrag (Abg. Mi­chael Hammer: Es war ein Unsinn!), darum habe ich das Mikrofon übernommen.

Ich erteile Herrn Abgeordnetem Dietmar Keck das Wort. – Bitte. (Rufe
und Gegenrufe von Abgeordneten von ÖVP und Grünen einerseits und der SPÖ an­dererseits. – Abg. Heinisch-Hosek: Wer hat das Pflegegeld eingeführt? Wer hat
den Regress abgeschafft ...?!)


11.48.12

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine Herren auf
der Regierungsbank! Ich darf vorweg im Namen meiner Kollegin Karin Greiner die Ortsgruppe Eggersdorf aus Graz-Umgebung des Pensionistenverbands Österreich recht herzlich im Hohen Haus begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Meine Damen und Herren! Zum Budget Gesundheit gehört auch das
Budget Tierschutz. Auch dieses Budget muss hier vom Rednerpult aus behandelt werden. Herr Minister, ich streue dir jetzt vorweg Rosen, weil du der erste Minister nach unserer letzten Ministerin bist, die für den Tierschutz zuständig war, der das Budget für den Bereich Tierschutz erhöht hat.

Du hast zum Beispiel für den Kampf gegen die Qualzucht und auch gegen
den illegalen Welpenhandel beziehungsweise gegen den illegalen Hundehandel, muss man schon fast sagen, insgesamt 230 000 Euro im Budget veran­schlagt, damit endlich eine Qualzuchtkommission eingesetzt wird, damit wirklich einmal die Bedürfnisse der Hunde und die Qualzuchtmerkmale festgelegt werden.

Man muss im Bereich Tierschutz aber auch aufpassen, Herr Minister! Aufpassen heißt: Man soll nicht irgendeiner Organisation auf den Leim gehen, die Inter­essen verfolgt, die nicht den Interessen des Großteils der Österreicherinnen und Österreicher entsprechen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 653

Wir haben in den letzten Wochen eine Diskussion über alle Facetten des Gebrauchshundesports gehabt. Du warst bei einer Organisation, die dir eine Pe­tition mit etwa 600 oder 700 Unterschriften übergeben hat, die
die Abschaffung dieses Gebrauchshundesports mit einer Facette haben will.

Ich kann dir mitteilen, es gibt seit 8. November auch eine weitere Petition
in Österreich, die bis heute von 41 000 Menschen unterschrieben wurde, die den Gebrauchshundesport mit all seinen Facetten haben wollen.

Ich biete dir jetzt an, Herr Minister: Rede auch mit Experten! Ich stelle mich ger­ne zur Verfügung, mit dir Gespräche zu führen. Rede mit Experten darüber,
was wirklich dahintersteckt! Rede mit Experten, schau dir das Ganze an, bevor eine vorschnelle Handlung in Bezug auf diese Frage vorgenommen wird!

In den nächsten Tagen werden wir dir diese Petition mit den 41 000 Unterschriften überreichen; bis dahin werden es vielleicht schon 42 000, 43 000 sein. Wir werden dir diese Petition überreichen und sie auch im Petitionsausschuss des Parlamentes einbringen, sprich der Frau Präsidentin überreichen. Ich kann wirklich nur sagen, Herr Minister, höre auch auf
die Tausenden Menschen, die diesen Sport betreiben! Ich kann dir sagen, auch ich betreibe ihn, und ich glaube, mir kann keiner vorwerfen, dass ich Tier­quäler oder sonst irgendetwas bin, wie es diese Organisation tut.

Ich habe wirklich die Bitte und den Wunsch: Setzen wir uns schnell zusammen, re­den wir über diese Thematik und handeln wir erst dann! (Beifall bei der SPÖ.)

11.50


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Werner Saxinger. – Bitte.


11.50.57

Abgeordneter Dr. Werner Saxinger, MSc (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren! Es gibt einen wahren


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 654

und weisen Spruch, der für alle zutrifft: Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.

Ein paar Parameter: Österreich hat weiterhin eines der besten Gesundheitssys­teme der Welt. Wer es nicht glaubt, schaue ins Ausland. Wer selbst im Aus­land einmal ärztliche Hilfe benötigt hat, der weiß das sowieso. Wer in Österreich krank ist, kann sich darauf verlassen, dass er ansprechend und gut versorgt
wird, und das auf einem hohen Niveau. Ich lasse mir unser solidarisches, gutes Ge­sundheitssystem nicht krankreden, von niemandem. (Beifall bei der ÖVP und
bei Abgeordneten der Grünen.)

Ist aber alles perfekt? – Natürlich nicht. Es gibt Ambulanzen, die überfüllt sind, es gibt verschobene OPs. Manchmal wartet man lange auf einen Arzttermin,
und es gibt unbesetzte Kassenstellen. Die Demografie – und glücklicherweise le­ben wir alle viel länger als früher – und auch der gesellschaftliche Trend
zur Teilzeitarbeit verstärken diese Probleme in unserem Gesundheitssystem. Es ist aber nicht so, dass die Gesundheitsbereiche zum Beispiel sehr unattrak­tiv sind. Im Gegenteil: Es arbeiten zum Beispiel im Pflegebereich derzeit mehr Personen denn je, aber mit geringerer Arbeitszeit als in früheren Jahren.

Die Probleme sind also bekannt, die Lösungen liegen auf dem Tisch. Diese Bun­desregierung – das kann man mit Fug und Recht behaupten – packt erstmals
seit vielen Jahren diese Probleme ernsthaft an und nimmt viel Geld in die Hand; aber Geld in ein System zu investieren – das haben wir heute schon gehört –
löst diese Probleme allein nicht. Es bedarf mancher Strukturreformen und auch Vorgaben.

Es wird zum Beispiel eine Digitalisierungsoffensive im niedergelassenen
Bereich geben – wir werden das alles in den nächsten Wochen noch genau be­sprechen ‑, Wahlärzte werden an Elga, an das E-Card-System angeschlos­sen. Es gibt zahlreiche neue Kassenstellen, attraktiver als zuvor, und auch einen Startbonus für verschiedene schwer zu besetzende Kassenstellen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 655

Ein Schwerpunkt dieses Gesundheitsbudgets liegt beim Thema Vorsorge. Vorsorge ist besser als Heilung – wir wissen das alle –, doch bei der Prävention gibt es in Österreich traditionell ein gewisses Maß an Luft nach oben.
Was ist geplant? – Die Gesundheitsförderung wird aufgestockt: 60 Millionen Euro; Impfprogramme werden erweitert: 90 Millionen Euro.

Es gibt auch Impfungen – das haben wir heute auch schon gehört –, die
Krebs verhindern. Das ist etwas ganz Tolles. Ich erinnere daran, dass die HPV-Impfung, also die Impfung gegen Humane Papillomviren, vom neunten bis
zum 21. Lebensjahr kostenlos ist. Dadurch können verschiedene HPV-assoziierte Krebserkrankungen verhindert werden. Das sind sechs verschiedene Krebs­erkrankungen. Das ist eine tolle Sache. Über 50 Prozent der 15-jährigen Mädchen sind bereits HPV-geimpft. Wir wollen das auf über 90 Prozent erwei­tern, sodass in Zukunft zum Beispiel der Gebärmutterhalskrebs in Öster­reich wirklich nicht mehr vorhanden sein wird. (Abg. Holzleitner: Und auch die Burschen!) – Die Burschen natürlich auch.

Wir überlegen auch eine Präexpositionsprophylaxe für HIV. Der Oberste Sanitätsrat empfiehlt auch bezüglich Long Covid die Schaffung eines Referenz­zentrums und eines Nationalen Aktionsplans.

Sehr geehrte Damen und Herren, erlauben Sie mir als Arzt abschließend
noch ein paar Worte zur meiner Ansicht nach medial aufgeblasenen Kontroverse zwischen Politik und Ärztekammer! Angeblich ist das ein Machtkampf der ver­schiedenen Player im Gesundheitssystem. Das ist jedenfalls sehr gut für Schlagzeilen in den Medien. Ich sage Ihnen, den Betroffenen, um die es geht, den Patientinnen und Patienten ist es völlig egal, wer wofür wann wie zuständig
ist (Abg. Silvan: Das stimmt!), wer sich anscheinend durchsetzt, wer stärker ist. Die Patienten wollen einfach nur gut von Ärztinnen und Ärzten versorgt werden, die ausreichend Zeit für sie haben.

Ärztinnen und Ärzte sind aber einfach wichtige Player im System. Sie wissen aus ihrer tagtäglichen Erfahrung genau, wo der Schuh drückt, was reformiert ge­hört. Ich glaube persönlich auch nicht, dass eine Gesundheitsreform ohne Ärzte


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 656

einfach möglich ist. Man wird keine neuen Kassenärzte bekommen und die Versorgung auch nicht verbessern, wenn man die konstruktive Ärzteschaft nicht einbezieht. Es ist auch politisch meiner Ansicht nach nicht klug, wenn man
bei tiefgreifenden Reformen Ärzte mit ihrer Expertise und den tägli­chen, Hunderttausenden Patientenkontakten nicht als Berater einbindet. Schlussendlich haben wir aber bei diesem sensiblen Thema nach
harten Verhandlungen gemeinsam vieles weiterentwickelt.

Sehr geehrte Damen und Herren, gute Politik, gute Gesundheitspolitik bedeutet für mich, klare Ziele und Vorgaben zu definieren, dann harte Verhandlungen
zu führen und schlussendlich gute Ergebnisse zu erzielen. Ich glaube, das ist uns bei der Gesundheitsreform und auch beim Finanzausgleich im Gesundheits­bereich sehr gut geglückt. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordne­ten der Grünen.)

11.55


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald
Hauser. – Bitte.


11.55.43

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Frau Präsidentin – Sie grüßt man ja gerne als Vorsitzende! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Vor allem:
Werte Zuhörer auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Wir diskutieren ja das Budget für das nächste Jahr. Wenn man die letzten vier Jahre dieser
Regierung anschaut, Herr Minister Rauch, dann sieht man, dass diese Regierung neue Schulden im Ausmaß von 106 Milliarden Euro gemacht hat. Für das nächste Jahr sind 25 Milliarden Euro an neuen Schulden geplant.

Wenn man die Redner der ÖVP, der Grünen und so weiter hier im Parlament hört, dann hat man den Eindruck, alles ist gut, alles ist besser geworden. Geschätzte Zuhörerinnen und Zuhörer, ich stelle Ihnen die Frage – gehen Sie einmal in sich! –: Ist Ihre Kaufkraft tatsächlich besser geworden? Haben
Sie das Gefühl, dass die Regierung dazu beigetragen hat, dass es Ihnen besser


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 657

geht? Stellen Sie sich auch die Frage, ob die gesundheitliche Versorgung
in den letzten Jahren für Sie besser geworden ist!? Wenn man – weil die Pflege mehrmals angesprochen worden ist – mit den Pflegekräften spricht und
sich auch in Pflegeheimen umsieht, sieht man, dass die Pflegekräfte wirklich schon längst ans Limit gegangen sind, ausgebrannt sind und in der Pflege
in Wahrheit ein wirklich sehr, sehr schwieriger Zustand herrscht.

Also die Bilanz dieser Regierung für die letzten vier Jahre ist alles andere als gut. Sie können uns heute und hier mitteilen, dass alles besser wird. Wieso ha­ben Sie das in den letzten vier Jahren nicht gemacht? Sie haben Folgendes getan: neue Schulden in Höhe von 106 Milliarden Euro produziert.

Alleine für die Covid-Politik haben Sie 50 Milliarden Euro mit beiden Hän­den beim Fenster hinausgeschmissen (Abg. Egger: Nein!) und haben
damit massivste Kollateralschäden produziert. Sie haben MRNA-Impfungen verschrieben, beworben, deren Wirksamkeit und Sicherheit bis heute
nicht dokumentiert sind. Sie haben die Menschen in eine Impfpflicht hinein­getrieben, Sie haben sie in eine Maskenpflicht, in eine Testpflicht hineingetrieben, mit der Konsequenz, dass 50 Milliarden Euro beim Fenster hinausgeschmissen wurden, ohne dass dafür ein Nutzen für die Menschen geschaffen wurde.

Dieses fatale Vorgehen zeige ich Ihnen anhand des Beschaffungsvorganges für die Impfungen (eine Tafel mit dem Titel „Covid Impfstoffe – aktuelle Zahlen“
auf das Redner:innenpult stellend):
Herr Minister, Sie haben uns im Gesundheits­ausschuss mitgeteilt, dass Sie bisher 61,1 Millionen Impfdosen bestellt
haben. Das muss ja alles finanziert werden. Für 2023 plus 2024 wa­ren es 350 Millionen Euro nur für die Impfungen, geschätzte Damen und Herren. Das ist Geld, das Ihnen an allen Ecken und Enden fehlt, auch uns fehlt.
Überall fehlt das Geld.

Sie stellen sich immer her und behaupten, alles sei besser geworden, die Kaufkraft sei besser geworden. (Beifall bei der FPÖ.) Genau das Gegenteil ist der Fall. 61,1 Millionen Impfdosen – das würde bedeuten, sechs bis sieben


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 658

Impfdosen pro Person in Österreich –: 20,6 Millionen davon wurden verimpft, 9,7 Millionen Impfdosen wurden verschenkt. 18,7 Millionen Impfdosen
sind abgelaufen. Herr Minister, Sie sind mir noch die Antwort schuldig: Was machen Sie denn mit diesen abgelaufenen Impfdosen? 11,3 Millionen Impfdosen wurden entsorgt. Ja, was hat denn das alles gekostet? Das ist ja fatal für
die Bevölkerung. Geld, das nicht vorhanden ist, wurde also im höchsten Ausmaß verpulvert. Dem allen die Krone aufgesetzt hat das Land Tirol mit einem Impfletter, datiert vom 7. Oktober 2022.

Die viel zu vielen Impfungen haben massivste Kollateralschäden verursacht, ha­ben Impfschäden verursacht, die nach wie vor nicht anerkannt werden.
Man muss heute sagen, es liegt Long Covid vor, damit man als Impfgeschädigter überhaupt noch halbwegs normal behandelt wird. Das ist ja überhaupt
ein Skandal! Sie lassen die impfgeschädigte Bevölkerung im Stich.
(Beifall bei der FPÖ.)

Ich zitiere aus diesem Impfletter des Landes Tirol vom 7. Oktober 2022, welchen Vorschlag das Land Tirol hatte, um die überschüssigen Impfdosen weiter­zubringen: „Es wird darauf hingewiesen, dass bei Personen ab 60 Jahren nach der 4. Impfung alle vier Monate eine weitere Auffrischungsimpfung emp­fohlen wird.“ (Abg. Belakowitsch: Das ist ein Wahnsinn! Das ist ein Verbrechen ge­gen die Menschlichkeit!)

Eine fatale Politik, eine Katastrophe, Herr Minister! So geht man mit der Gesundheit der Bevölkerung nicht um. (Beifall bei der FPÖ.)

12.00


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Juliane Bog­ner-Strauß. – Bitte.


12.00.41

Abgeordnete Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 659

Österreich – und das darf hier nicht ungesagt bleiben – hat eines der
besten – der besten! – Gesundheitssysteme weltweit. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schwarz. – Abg. Belakowitsch: Bis die ÖVP ...!)

Es hat natürlich auch eines der teuersten Gesundheitssysteme weltweit.
Ein paar Fakten am Anfang: Wir haben eine sehr, sehr hohe Ärzt:innendichte. Wir haben sehr, sehr viele Spitalsbetten, europaweit in Relation zu den Einwohnern fast die höchste Spitalsbettenzahl, doppelt so viele wie
in Skandinavien.

Ein Bett, sehr geehrte Damen und Herren, heilt keine Menschen. Deshalb braucht es Reformen, es braucht Mut für Reformen. Die Menschen draußen sind unzufrieden mit dem Gesundheitssystem: lange Wartezeiten bei den Ärztin­nen und Ärzten. Oft erfolgt dann der Gang in die Spitalsambulanz, obwohl das oft der falsche Ort für die Versorgung ist.

Das heißt, wir müssen etwas ändern. Der geschäftsführende SPÖ-Klubob­mann Kucher ist ja jetzt leider nicht im Plenum, aber offensichtlich hat
er ein selektives Vergessen oder ein selektives Erinnern. Wer, bitte, wer war denn hauptsächlich für die Gesundheit in den letzten 15, 20 Jahren zu­ständig? – Die SPÖ! Ich darf Sie daran erinnern. Mehrheitlich kamen von dort die Gesundheitsministerinnen und -minister her. Es gab keine Reformen, es
gab keinen Mut für Reformen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Silvan: Ich erinnere Sie noch an Schwarz-Blau! An Schwarz-Blau möchte ich Sie noch erinnern!) – Ja,
Sie haben recht. Auch eine blaue Gesundheitsministerin hatte keinen Mut für große Reformen. Da gebe ich Ihnen recht.

Gesundheitsreformen sind natürlich etwas, was draußen oft nicht gut
ankommt. Die Menschen müssen spüren, dass etwas besser wird. Mit dieser Gesundheitsreform wird es besser für die Menschen draußen. – Danke,
Herr Gesundheitsminister. Danke, Herr Finanzminister.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 660

300 Millionen Euro mehr für den niedergelassenen Bereich entsprechen der de­mografischen Entwicklung. Wir werden älter, Gott sei Dank werden wir älter,
aber das bedingt natürlich auch öfter den Gang zum Arzt, zur Ärztin.

600 Millionen Euro mehr für die Spitalsreform. Wir wissen ganz genau, dass man heute viele Behandlungen aufgrund des medizinischen Fortschritts tages­ambulant vornehmen kann. Das ist gut für die Patientinnen und Patienten. Denn wo schläft man am liebsten? – Zu Hause. Wenn man nicht mehr über Nacht
im Krankenhaus bleiben muss, ist das eine Erleichterung und es ist der Verbesserung der medizinischen Versorgung geschuldet.

Herr Minister, du hast es gesagt, „digital vor ambulant vor stationär“. Natürlich können wir digital ganz viel tun. (Abg. Belakowitsch: Ja, natürlich! Super
Sache! Vollkommen ...!)
Wir können im E-Health-Bereich viel tun. Bei der Herz­insuffizienznachsorge können wir ganz viele Leben retten. Elga, die Ge­sundheitsakte: endlich nicht mehr mit dem Papier durch die Gegend laufen. 1450: Bitte, rufen Sie zuerst 1450 an, wenn Sie etwas brauchen! (Abg. Belakowitsch: Bitte, machen Sie das nicht!) Ein gesundheitsberatendes Telefon. Ganz, ganz wichtig! Das ist der erste Schritt in die Gesundheitsversor­gung. (Abg. Belakowitsch: Wahnsinn! Grandios! Super Sache! – Abg. Wurm: Tele­fonische Heilung!)

Aber lassen Sie mich zu einem zweiten Aspekt kommen! In der Gesund­heitsversorgung sind wir sehr gut, in der Gesundheitsvorsorge, in der Prävention gibt es Luft nach oben. Da geht es auch um Eigenverantwortung. Wir wollen Eigenverantwortung jedoch leichter machen. Kneipp hat bereits gesagt: „Wer nicht jeden Tag etwas Zeit für seine Gesundheit aufbringt, muss eines
Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern.“

Wir wollen Ihnen dabei helfen, sehr geehrte Damen und Herren,
wir wollen Sie unterstützen: Unterstützung in der psychischen Gesundheit, beim Eltern-Kind-Pass – natürlich wird es mehr geben – und – wir haben es
gestern schon gehört – auch bei den Sporteinheiten in den Schulen, die tägliche


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 661

Bewegung. Wir leben im gelobten Land. Wir können vor die Haustüre
gehen, wir können uns bewegen. Wir können uns regional und
saisonal ernähren.

Prävention ist ein ganz wichtiger Aspekt bei der Gesundheit und diesen Aspekt müssen wir auch stärken. (Beifall bei der ÖVP.)

Genau das macht das Gesundheitsreformpaket. Deshalb ein großes Danke
und ein großes Danke für den Mut. (Beifall bei der ÖVP.)

12.06


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete
Katharina Werner. – Bitte.


12.06.15

Abgeordnete MMag. Katharina Werner, Bakk. (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Werte Damen und Herren! Herr Minister,
Sie sind ja Gesundheitsminister, Pflegeminister, Sozialminister, Konsumenten­schutzminister (Bundesminister Rauch: Tierschutz!) und eigentlich wären
Sie auch Tierschutzminister. Ja. Ich habe Ihnen vorhin bei Ihrem Redebeitrag sehr genau zugehört, der Bereich Tierschutz ist gar nicht vorgekommen.
Das macht mich als Tierschutzsprecherin natürlich traurig. Das macht nicht nur mich traurig, sondern ich glaube, es macht auch ganz viele Menschen
draußen, denen der Tierschutz ein Anliegen ist, traurig.

Wie schaut es jetzt im Budget aus? Wie schaut es bei den Punkten aus, die wir verhandelt haben? Welche Rolle spielt der Tierschutz in diesem ganzen
Bereich? Als Kennzahl quasi, die das Ministerium heranzieht, ob im Tierschutz in Österreich etwas vorangegangen ist oder nicht, zieht man die Zahl der
verteilten Materialien von Tierschutz macht Schule heran. Nichts gegen Tier­schutz macht Schule, das ist eine wirklich tolle Institution, finde ich.
Gerade findet wieder die Kinder-Tierschutzkonferenz in Graz statt. Das macht schon Sinn, aber aus einer Tierschutzperspektive würde es eigentlich viele


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 662

andere Kennzahlen geben, die wichtiger wären: zum Beispiel, ob man die Anzahl und die Dauer der Tiertransporte reduziert hat.

Oder: die Anzahl der Tierversuche; ob man moderne Technologien dafür
nützt, damit man diese Anzahl reduziert. Oder: wie viele Tiere vor allem im Nutz­tierbereich in besserer Haltung sind.

Im Bereich der nationalen Beschaffung geht es um Folgendes: Wie stark
setzt man da auf Tierwohlprodukte oder leitet vielleicht eine Ernährungswende ein?

Ich möchte Sie noch an etwas erinnern, weil wir im Bereich Tierschutz
schon sehr lange auf etwas warten. Mittel für die Kommission zur Vermeidung von Qualzucht sind jetzt zwar im Budget vorgesehen, aber wir haben vor
zwei Jahren hier im Hohen Haus betreffend das Tierschutzvolksbegehren darü­ber gesprochen, dass da noch immer der gesamte Haustierbereich in der Umsetzung fehlt.

Ich hoffe, dass wir zeitnah – also vielleicht machen Sie uns im Tierschutzbereich noch ein Weihnachtsgeschenk – die Gesetzesvorlage dazu bekommen. –
Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

12.08


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Martina Dies­ner-Wais. – Bitte.


12.08.56

Abgeordnete Martina Diesner-Wais (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren im Plenum! Aber vor allem liebe Zuseher auf der Galerie und vor den Fernsehgeräten!
In Gesundheit zu investieren ist eine wichtige Investition, und mit diesem Budget tun wir das, denn das Budget repräsentiert die strategische Ausrichtung
für die kommenden Jahre; insbesondere im Gesundheitsbereich ist das beson­ders essenziell. Wir wollen die Versorgung mit Kassenärztinnen und Kas­senärzten flächendeckend vorantreiben.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 663

Ein wichtiger Schwerpunkt zeichnet sich in diesem Budget ab, indem 100 neue Kassenärztestellen geschaffen werden, die auch mit einem Startbonus
versehen werden; das ist eine notwendige Investition. Auch die PVEs und die Gruppenpraxen werden gestärkt und deren Zahl erhöht.

In meinen bisherigen Reden habe ich mich sehr oft auf die Notwendigkeit
der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum bezogen. Sie muss dort ge­nauso gewährleistet sein wie im urbanen Raum. Dieses Budget setzt dahin gehend Akzente, dazu gehört, dass die Mittel für die Gesundheit im Finanzausgleich um 920 Millionen Euro erhöht werden. Es geht um die beste Versorgung unserer Patientinnen und Patienten.

Ich möchte noch ein weiteres Thema ansprechen – das ist in diesem
Budget auch enthalten –, und zwar die Herkunftsbezeichnung von Milch, Fleisch und Eiern, die seit September in Großküchen und in Kantinen vorgeschrie­ben ist. Dadurch kann sich der Konsument erstmals wirklich entscheiden, denn er weiß, woher die Lebensmittel kommen.

Österreichische Produkte stehen für kürzere Transportwege, Frische,
höhere Produktstandards, die Sicherung des Tierwohls und natürlich auch die Gewährleistung von Umwelt- und Klimaschutz. Die verpflichtende Her­kunftsbezeichnung bricht das erste Mal das Schweigen über die Herkunft. Es ist gut, dass das eingeleitet worden ist, es bedarf aber noch weiterer Schritte.
(Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Rössler.)

12.11


Präsidentin Doris Bures: Frau Abgeordnete Verena Nussbaum gelangt nun zu Wort. – Bitte sehr.


12.11.25

Abgeordnete Mag. Verena Nussbaum (SPÖ): Frau Präsidentin! Hohes
Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Grundsätzlich möchte ich noch darauf eingehen, was Kollegin Bogner-Strauß gesagt hat. Ich möchte schon einmal betonen: Die SPÖ war und ist der Garant für ein solidarisch finanziertes


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 664

Gesundheitssystem. (Beifall bei der SPÖ.) Und: Der Grundstein auch für die ak­tuelle Gesundheitsreform wurde mit dem Verabschieden des Primärver­sorgungsgesetzes, auf dem wir hier heute auch aufbauen, unter Gesundheitsmi­nisterin Sabine Oberhauser 2017 gelegt.

Natürlich steht unser Gesundheitssystem derzeit auf dem Prüfstand. Wir
wissen, es gibt lange Wartezeiten bei Fachärzt:innen, die Wartezimmer bei den Hausärztinnen und Hausärzten sind ebenfalls überfüllt. In den Kranken­häusern werden die Aufenthaltszeiten der Patient:innen massiv gekürzt, not­wendige Operationen werden immer wieder verschoben, weil es an Pfle­gekräften mangelt. Auch bei der Medikamentenversorgung gibt es immer wieder Engpässe.

Wie schaut es jetzt aus? – Die privaten Zahlungen nehmen überhand,
zurzeit kippt unser System in Richtung Kreditkarte vor E-Card, was eigentlich in Österreich – gemessen daran, wie wir unser System kennen – nicht sein
sollte. Kurz zusammengefasst: Unser Gesundheitssystem selbst ist zum Patien­ten geworden.

Im Hinblick darauf begrüßen wir natürlich die geplante Gesundheitsreform,
die im Zusammenhang mit dem Finanzausgleich verhandelt worden ist.
Dass man neue Planstellen rascher umsetzen kann, ist natürlich ein Vorteil, denn wir brauchen weiterhin große Gesundheitsreformen, um unsere Zweiklassen­medizin endlich abzubauen und nicht weiter einzuzementieren. (Beifall
bei der SPÖ.)

Was uns jedoch schon fehlt, ist, dass es besonders im niedergelassenen Bereich natürlich auch weiter Verbesserungen bei den Leistungen für die Men­schen, für die Patienten gibt. Ich finde es legendär, dass Kollege Kaniak gesagt hat: Unser Gesundheitssystem geht den Bach hinunter! – Ihr wart es,
unter Hartinger-Klein, die die Patientenmilliarde versprochen – wir fragen uns noch immer, wo sie ist – und die Krankenversicherungslandschaft zer­schlagen haben. (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 665

Wir fordern nach wie vor die Schaffung eines Risikostrukturausgleichs zwischen den Krankenversicherungsträgern und eine echte Leistungsharmonisierung. Auch die Unfallversicherung – das möchte ich kurz ansprechen – wird ausgehungert. Der Beitragssatz wurde in den vergangenen neun Jahren dreimal gesenkt, das heißt, es gab dreimal Geschenke für die Arbeitgeber und we­niger Geld für Arbeitnehmer:innen, um für die Herausforderungen der heutigen Arbeitswelt neue Leistungen einsetzen zu können.

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ausrei­chende Finanzierung der Gesundheitsversorgung der Arbeitsnehmerinnen
und Arbeitnehmer“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Re­gierungsvorlage zu übermitteln, mit der ein Finanzierungspaket für den
größten Krankenversicherungsträger, die ÖGK, mit folgenden Inhalten umge­setzt wird:

- Rückabwicklung des mit dem SV-OG erfolgten Entzuges der finanziellen
Mittel für die ÖGK

- Schaffung eines Risikostrukturausgleich zwischen den Kranken­versicherungsträgern

- Ausschüttung der versprochenen Patientenmilliarde in Tranchen zu je
200 Mio. Euro für 5 Jahre

- Unfallversicherungsbeitrag auf sein ursprüngliches Niveau von 1,4 Prozent an­heben


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 666

- Hebesatz für die Pensionist:innen in der ÖGK anheben.“

*****

Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

12.15

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Philip Kucher,

Genossinnen und Genossen

betreffend ausreichende Finanzierung der Gesundheitsversorgung der Arbeitsnehme­rinnen und Arbeitnehmer

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) UG 24

Der Notwendigkeit, um die Spitäler zu entlasten den niedergelassenen Bereich auszu­bauen um auf die Herausforderungen der nächsten Jahre angemessen reagieren
zu können, wird mit dem Budget 2024 nicht Rechnung getragen. 140 Mio. Euro aus dem Gesundheitsreformpaket und 300 Mio. Euro aus dem FAG für den nieder­gelassenen Bereich reichen dafür nicht aus. Unabdingbare Verbesserungen einzelner Bereiche in der niedergelassenen Versorgung (wie zB. der Ausbau von Disease-Management-Programmen für chronisch Kranke oder weitere Verbesserungen im Be­reich der Kinder- und Jugendgesundheit usw) können damit nicht finanziert
werden.

Den zu geringen zusätzlichen Geldern für den niedergelassenen Bereich stehen die Mit­telkürzungen bei der ÖGK im Rahmen des Umbaus der SV ab 2019 gegenüber.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 667

Für 2023 sind es rund 200 Mio. € und ab 2024 zumindest 220 Mio. € jährlich. Diese Kürzungen werden auch mit diesem Budget nicht zurückgenommen.

Wenn man nunmehr die Kürzungen den zusätzlichen Mitteln gegenrechnet,
bleiben der ÖGK nur rund 100 Mio. Euro zusätzlich zur Verfügung. Diese Mittel rei­chen nicht aus um die erforderlichen Maßnahmen im Kampf gegen die bereits bestehenden und die künftigen Versorgungslücken finanzieren zu können.

Die Sicherstellung einer ausreichenden Finanzierung der ÖGK ist daher unbedingt erforderlich. Es braucht die Rückabwicklung des mit dem SV-OG erfolgten Ent­zuges der finanziellen Mittel für die ÖGK und Schaffung eines Risikostrukturausgleich zwischen den Krankenversicherungsträgern um die Leistungsharmonisierung
und den Leistungsausbau zu finanzieren sowie die Ausschüttung der versprochenen Patientenmilliarde in Tranchen zu je 200 Mio. Euro für 5 Jahre um die ambu­lante Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.

Des Weiteren werden seit Jahren für Arbeitnehmer:innen erforderliche Leistungsver­besserungen im Bereich der Unfallversicherung nicht umgesetzt, während der Beitragssatz in den vergangenen neun Jahren dreimal gesenkt wurde. Die
dem System entzogenen Mittel wären jedoch dringend erforderlich, um etwa eine moderne Berufskrankheitenliste, die den Herausforderungen der heutigen Arbeitswelt gerecht wird, umsetzen zu können. Dies brächte nicht nur Vorteile für jene Arbeit­nehmer:innen, die von einer Berufskrankheit betroffen sind. Es hätte positive Effekte für alle, wenn Präventionsaktivitäten erhöht werden, um eine arbeitsbedingte Erkrankungen gar nicht entstehen zu lassen.

Auch können und sollen die Arbeitnehmer:innen die demografische Last nicht alleine tragen. Der Bund muss seine Verantwortung für die Gesundheitsversorgung der Pensionsbezieher:innen auch im Bereich der ÖGK wieder wie früher wahrnehmen und den Hebesatz in der ÖGK anheben.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden


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Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Regie­rungsvorlage zu übermitteln, mit der ein Finanzierungspaket für den größ­ten Krankenversicherungsträger, die ÖGK, mit folgenden Inhalten umgesetzt wird:

•    Rückabwicklung des mit dem SV-OG erfolgten Entzuges der finanziellen
Mittel für die ÖGK

•    Schaffung eines Risikostrukturausgleich zwischen den Krankenversiche­rungsträgern

•    Ausschüttung der versprochenen Patientenmilliarde in Tranchen
zu je 200 Mio. Euro für 5 Jahre

•    Unfallversicherungsbeitrag auf sein ursprüngliches Niveau von 1,4 Prozent anheben

•    Hebesatz für die Pensionist:innen in der ÖGK anheben.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Alexandra Tanda. – Bitte.


12.15.37

Abgeordnete Ing. Mag. (FH) Alexandra Tanda (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Her­ren vor den Bildschirmen und im Saal! Ich bin froh, wirklich froh, dass ich in Österreich leben darf, in einem Land, in dem die Gesundheit der gesam­ten Bevölkerung einen so hohen Stellenwert hat und in dem alle den gleichen Zugang zum Gesundheitssystem haben.


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Gleich an dieser Stelle möchte ich mich bei allen Personen bedanken, die
ihren Anteil daran haben, dass unser Gesundheitssystem so super funktioniert: bei der Bundesregierung für das Budget und das Gelingen, bei den Ärztin­nen, den Ärzten, den Pflegerinnen und Pflegern, bei allen, die bei den Gebietskrankenkassen arbeiten – es ist ein Zusammenschluss von vielen, vielen Personen, die dazu beitragen, dass dieses Gesundheitssystem so funktioniert. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die gute Nachricht beim Thema Gesundheit ist natürlich, wie wir wissen,
dass wir alle älter werden. Die gesunden Jahre steigen parallel zur Lebenserwar­tung, dazu tragen technologische Fortschritte und die Qualität der Behand­lungen bei. Das bedingt aber auch, dass die demografieabhängigen Kosten im Be­reich Gesundheit und Pflege laut Prognosen bis 2060 auf 8,5 Prozent des
BIPs steigen werden. Das ist sehr viel Geld, und dem kann nur durch verschiede­ne Maßnahmen, insbesondere auch durch Digitalisierung begegnet werden.

Durch die konsequente Umsetzung der Strategie digital vor ambulant
vor stationär, von der wir heute schon oft gehört haben, wird mittel- bis lang­fristig die Senkung der öffentlichen Ausgaben im Gesundheitswesen er­reicht. Der Ausbau der Nummer 1450, die wirklich jeder brauchen kann – wie ich selbst, ich war vor Kurzem krank –, ist wirklich eine große Unterstüt­zung, um nicht gleich irgendwohin fahren zu müssen.

17 Millionen Euro werden daher in die Weiterentwicklung der Telemedizin, der Elektronischen Gesundheitsakte Elga – in der die Befunde alle sofort zur Verfügung stehen –, der digitalen Radiologie – man braucht nicht mehr mit die­sen großen kopierten Bildern vom Röntgenologen herumzulaufen – und
in E-Health-Anwendungen wie den elektronischen Impfpass und den elektroni­schen Eltern-Kind-Pass gesteckt. Diese 17 Millionen Euro bedeuten lang­fristig eine Kostensenkung, denn der orts- und zeitunabhängige Zugang zu unse­rem Gesundheitssystem erleichtert allen den Alltag und ermöglicht jedem
von uns, der es braucht, und bei Bedarf auch den betreuenden Ärzten jederzeit


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 670

die Informationen über unseren Gesundheitszustand zu erlangen, und
zwar dann, wenn sie gebraucht werden.

Die Reduktion der Zahl der Spitalsaufenthalte durch diese digitalen und ambu­lanten Versorgungsmöglichkeiten verkürzt natürlich unsere Wege als Patient:innen und reduziert auch die Behandlungsdauer, vor allem die Aufent­haltsdauer in den Spitälern.

Dieser Weg – digital vor ambulant vor stationär – ist somit ein wesentli­cher Beitrag in der patientenfreundlichen Versorgung. Der vereinfachte Zugang zu medizinischer Betreuung wird auch unsere Lebensqualität steigern. Ich
kann nur gratulieren, es ist echt super gelungen – das Budget und die Versorgung. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.19


Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Rudolf Silvan, Sie gelan­gen zu Wort. – Bitte.


12.19.22

Abgeordneter Rudolf Silvan (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren hier auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Kollege Kaniak hat in seiner Rede gesagt: In den letzten 20, 30 Jah­ren wurden Reformen verabsäumt, deswegen haben wir so einen Zustand
im Gesundheitssystem. Kollegin Bogner-Strauß hat uns daran erinnern wollen, dass wir in den letzten Jahrzehnten oft für das Gesundheitssystem
zuständig waren. Ich sage euch etwas: Jedes Mal, wenn Schwarz-Blau gemein­sam in der Regierung waren, hat es Verschlechterungen im Gesundheits­system gegeben, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischen­ruf des Abg. Kaniak.)

Angefangen hat das 2002 mit der Gründung des Prikraf,
Privatkrankenanstalten-Finanzierungsfonds – Schwarz-Blau, Schüssel/Riess-Passer, wer sich noch daran erinnern kann. In diesen Fonds fließen mitt-


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lerweile 160 Millionen Euro an Sozialversicherungsbeiträgen, die die Leute auto­matisch zahlen und von denen sie nichts haben. Der Rechnungshof hat ge­sagt: diesen Fonds entweder reformieren oder abschaffen. Liebe Kolle­ginnen und Kollegen, es ist längst an der Zeit, dass dieser Fonds wegkommt. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch
und Kaniak.)

Sagt uns also nicht, wir haben etwas verschlafen! – Ihr habt permanent Ver­schlechterungen im Gesundheitssystem gemacht.

Zu den Dienstgeberbeiträgen – Kollegin Nussbaum hat es schon gesagt –: Jedes Mal, wenn Schwarz-Blau an der Regierung war – Hartinger-Klein war zum Beispiel als zuständige Ministerin am Ruder –, gab es eine Senkung der Dienst­geberbeiträge, und zwar um ein Zehntelprozent, dreimal hintereinander.
In Summe wurden der Unfallversicherung über 300 Millionen Euro pro Jahr ent­zogen. Das Geld fehlt im Gesundheitssystem.

Wir diskutieren: Warum gibt es überall so wenig Geld? (Abg. Haubner: Das
zahlen nur die Arbeitgeber, ich meine - -!)
 – Weil ihr es dem Gesundheits­system permanent entzogen habt! Ihr wart dabei (in Richtung ÖVP), ihr wart ge­nauso dabei (in Richtung FPÖ) – alle zwei –, also redet nicht immer so,
als hätte es mit euch nichts zu tun. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf bei der FPÖ.)

Die ÖVP ist ja sowieso Spezialist. Sie ist seit 1987, glaube ich, in der
Regierung. Seit Jänner 1987 seid ihr in der Regierung. (Abg. Haubner: Gut so! – Abg. Leichtfried: Aber nicht mehr lange!) Ich war gerade beim Bundesheer,
ich kann mich noch erinnern, das ist schon ein paar Wochen her. Seitdem heißt es, egal was passiert ist: Ihr wart es nie, ihr wart nie dabei. Ihr nehmt zwar
die Macht, aber Verantwortung wollt ihr nicht. Übernehmt einmal die Verant­wortung für euer Handeln! (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der SPÖ: Genau!)

Zur Patientenmilliarde, weil wir ja jetzt noch ein bisschen Zeit haben: „Bis 2023 wird es eine Patientenmilliarde geben.“ (Abg. Michael Hammer: Das ist ein


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bissl mehr geworden! – Abg. Steinacker: Es ist mehr worden!) – Sebastian Kurz, 14. September 2018 –, „Aus einer Funktionärsmilliarde wird eine Patien­tenmilliarde.“ – H.-C. Strache, 14. September 2018 –, „Der Patient steht bei der Kassenreform im Mittelpunkt – aus der Verwaltungsmilliarde wird eine Patientenmilliarde.“ – Dagmar Belakowitsch, 14. September 2018.

Dass dem nicht so ist, wissen wir mittlerweile alle. Die neun Gebietskrankenkas­sen haben 1,4 Milliarden Euro in die Fusion eingebracht, das Geld ist fast
weg, die sind in tiefroten Zahlen. Liebe Kolleginnen und Kollegen von ÖVP und FPÖ, das ist euer Werk. (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Bundesminister, weil Sie gerade ein bisschen einen Konflikt mit der Ärzte­kammer haben – das hat man irgendwo gelesen, glaube ich –: Wir unter­stützen Sie gerne, und weil es gerade eh schon wurscht ist (Heiterkeit des Abg. Leichtfried): Die Novelle für das MTD-Gesetz steht auch an. Dadurch
würden die medizinisch-technischen Berufe endlich mehr Kompetenzen be­kommen. So könnte man das Personal ein bisschen entlasten und den Personalmangel entschärfen.

Liebe Kolleg:innen von der ÖVP – der Klubobmann ist gerade nicht da –, im Sinne unserer Demokratie und im Sinne unserer Republik: Vielleicht
könnt ihr auf den Nationalratspräsidenten einwirken, dass er das Richtige tut und zurücktritt. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Ham­mer: Soll die Frau Bures gleich mitnehmen!)

12.22


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Josef Hechenberger zu Wort gemeldet. – Bitte.


12.23.02

Abgeordneter Ing. Josef Hechenberger (ÖVP): Geschätzte Frau Präsidentin! Ge­schätzte Herren Minister! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und auch zu Hause! Ich darf


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in diesem großen Kapitel Gesundheit den Scheinwerfer jetzt auf den Tier­schutz richten, denn Tierschutz ist bei uns, was ich feststelle, wenn ich im Aus­tausch mit meinen Tierschutzsprecherkolleginnen und -kollegen bin, ein
großes Thema. Er ist auch für die Regierung ein großes Thema und vor allem ist er für die ÖVP ein sehr, sehr großes Thema.

Herr Gesundheits- und Tierschutzminister, an und für sich darf ich mich
herzlich bedanken. Ich denke, es war ein wichtiger Impuls, dass wir den Budget­anteil für Tierschutz macht Schule aufstocken, denn die Kinder sind unse­re Zukunft. Letztendlich ist es wichtig und notwendig, dass sie rechtzeitig erfah­ren, wie man Tiere artgerecht hält beziehungsweise wie man mit ihnen
umgeht, denn Tiere sind wichtige Lebewesen.

Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang auch, zu erwähnen, dass diese Lernin­halte nicht ideologisch geprägt sind, sondern eine wissenschaftliche Basis
haben. Wir wissen: In Österreich werden ungefähr fünf Millionen Tiere gehalten; 800 000 Hunde, 1,2 Millionen Katzen, Vögel, Hamster, Kaninchen. Damit
trägt jeder, der Haustiere zu Hause hat, eine große Verantwortung. Da spreche ich den Haustierhaltern wirklich ein großes Dankeschön von meiner Seite
aus. Weil auch wir unserer Verantwortung nachkommen müssen, sind
wir laufend dabei, gesetzliche Anpassungen vorzunehmen, damit es weniger Fehlentwicklungen gibt.

In diesem Zusammenhang ist aber, glaube ich, auch eines zu erwähnen:
Wir müssen bei jeder Novelle die Vereine, die Verbände, die Organisationen in die Diskussion miteinbeziehen und Schulter an Schulter versuchen, eine Verbesserung zu erzielen, denn eines darf auf keinen Fall passieren: dass wir das Züchten von Heim- und Haustieren aufgrund strenger Standards in Öster­reich verbieten und damit dem legalen oder illegalen Import aus dem Ausland Vor­schub leisten. Da haben wir, denke ich, eine große Verantwortung.

Ich habe mir jetzt einmal die Mühe gemacht und mir das Ganze auf diesen Platt­formen angeschaut. Es gibt ja Willhaben und verschiedene andere Plattfor-


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men. (Abg. Hörl: Was ist mit den Hunden?!) Ich denke, wir sind gut bera­ten, gemeinsam mit den Züchterinnen und Züchtern alles zu unternehmen, die Zucht wirklich in Österreich zu halten, wertvolle und artgerechte Züchtun­gen zu machen, die Tiere bei uns aufzuziehen und nicht illegal oder legal aus dem Ausland zu importieren. Das geht aber nur Hand in Hand mit den Züchterin­nen und Züchtern.

In diesem Sinne, glaube ich, haben wir durchaus eine große Verantwortung bei der Weiterentwicklung des Tierschutzgesetzes. Letztendlich geht das aber
nur gemeinsam mit all jenen, die daran beteiligt sind. Dazu lade ich herzlich ein. Wir werden in der Bundesregierung und als ÖVP dieser großen Verantwor­tung nachkommen, denn Tiere sind keine Sache, sondern sehr, sehr
wertvolle Lebewesen. Wir tragen gemeinsam eine große Verantwortung zum Wohle der Tiere. – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg.
Hörl: Jetzt hast du die Hunde vergessen!)

12.26


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mario Lind­ner. – Bitte.


12.26.16

Abgeordneter Mario Lindner (SPÖ): Sehr geehrte Frau Nationalratspräsi­dentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn ich zur Zahnärztin gehen will, muss ich dafür sparen. Meine Operation ist insgesamt viermal verscho­ben worden. Bei manchen Fachärzten darfst du dann ein Dreivierteljahr warten oder wirst gar nicht erst genommen. – Berichte wie diese kennen wir alle.
Lange Wartezeiten, fehlende Fachärzt:innen, hohe Kosten: Solche Erlebnisse im Gesundheitssystem haben die meisten von uns. Zu diesen ganz alltäglichen Schwierigkeiten kommen auch richtige Horrorgeschichten: fehlende Medikamente für Kinder, Patient:innen, die am Gang schlafen müssen, Ärzt:in­nen und Pfleger:innen vor dem Burn-out, Krankheiten, die nicht mehr recht­zeitig erkannt wurden, nur weil die Wartezeit zu lange war.


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Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, in der heutigen Debatte ist viel
über die Probleme im Gesundheitsbereich gesagt worden, lassen Sie es mich aber herunterbrechen: Unser Gesundheitssystem steht vor einem Multi­organversagen. Das sage nicht ich, das sagen die Expertinnen und Experten, das sagen Chefärzt:innen, das sagen Betroffenenvertreter. Dieses Budget
tut leider nichts, um diesen Kollaps auf Dauer zu verhindern. (Beifall bei der SPÖ.)

Schauen wir uns die nackten Zahlen an: 104 Kassenarztstellen waren am 1.1.2023 alleine im Bereich der Allgemeinmedizin unbesetzt – 60 Prozent mehr als vor Corona. (Abg. Loacker: Da sieht man, was diese roten Pfeifen in den
Kassen produzieren!)
Gleichzeitig geht die Hälfte der niedergelassenen Ärzt:innen in den nächsten zehn Jahren in Pension. Während immer mehr Kassenarzt­stellen unbesetzt bleiben, explodieren die Wahlarztbesuche im ganzen
Land. Gynäkologen, Zahnärzte, Kinderärzte, Allgemeinmediziner:innen: In all diesen Bereichen werden teure Wahlärzte mehr und mehr. Kassenstellen bleiben dafür immer öfter unbesetzt.

Allein 171 Zahnarztstellen sind momentan unbesetzt. Heuer gab es allein in Niederösterreich 23 Allgemeinmedizinstellen, die für mehr als ein halbes
Jahr nicht besetzt werden konnten; in Oberösterreich waren es 21, in Tirol elf. Genau deshalb mussten im Vorjahr drei Millionen Menschen um Kosten­rückerstattung ansuchen – drei Millionen Menschen, das sind um 20 Prozent mehr als noch 2020. Noch schlimmer wird es, wenn wir uns anschauen,
wie viel die Menschen tatsächlich für die Wahlarztbesuche zahlen mussten. Allein bei den ÖGK-Versicherten mussten Patientinnen und Patienten
mit 489 Millionen Euro das Dreifache von dem bezahlen, was
ihnen schlussendlich zurückerstattet wurde.

Kurz und knapp heißt das: Eine gute und vor allem schnelle ärztliche Betreuung ist für immer mehr Menschen keine Frage der E-Card, sondern eine Fra­ge der Kreditkarte. Das, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, darf einfach nicht sein! (Beifall bei der SPÖ.)


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Welche Antworten liefert dieses Budget? – Ein paar Einzelmaßnahmen, vielleicht genug, um bis zur nächsten Wahl durchzutauchen, aber echte, langfristige
und vor allem strukturelle Lösungen für die Gesundheitskrise liefert diese Regie­rung keine.

Was es wirklich bräuchte, ist eine Verdoppelung der Zahl der Medizin­studienplätze, ein echter Bonus für jene Jungärzte, die sich dem öffentlichen Gesundheitssystem verpflichten, wirksame Garantien für einen Wahlarzt­termin ohne elendslange Wartezeiten. Was es wirklich bräuchte, ist
der Mut, endlich jene Kahlschläge aufzuräumen, die zwei Perioden der schwarz-blauen Abrisspolitik unserem Gesundheitssystem zugefügt haben.

Statt strukturelle Lösungen anzubieten, klatscht diese Regierung aber Pflaster auf eine Platzwunde – und das, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, wird
nicht funktionieren. Die Menschen in unserem Land haben sich eine sozialdemo­kratische Gesundheitspolitik verdient. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Das haben wir eh lange genug gehabt, das hat nicht funktioniert! Da ist der Dr. Stöger wieder gekommen! – Ruf bei der ÖVP: Diplômé! – Weitere Zwischen­rufe bei der ÖVP.)

12.29


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Kira Grünberg. – Bitte.


12.30.15

Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir haben in den Beiträgen von meinen Vorred­nerinnen und Vorrednern schon einige Punkte gehört, die den Gesund­heitsbereich betreffen, aber ein Thema ist meiner Meinung nach viel zu kurz gekommen: Das ist das Thema der psychischen Gesundheit, die min­destens genauso wichtig ist wie die körperliche, die physische Gesundheit.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 677

Wenn wir uns die Reden hier im Hohen Haus anhören, was hören wir
dann oft? – Es sind ganz viele negative Beiträge. Es wird immer nur gesagt, was nicht gut ist oder was negativ ist, und das macht etwas mit uns, das macht
etwas mit unserer Psyche. Auch wenn wir die Zeitung aufschlagen: Es stehen meistens nur negative Schlagzeilen drinnen. Wenn, dann liest man heut­zutage meistens nur im Sportteil etwas Positives – so wie gestern –, wenn ge­schrieben wird, wir haben einen Bewerb gewonnen. Ich glaube, da müs­sen wir viel mehr auf uns achten und darauf hinweisen, dass wir in der Bundes­regierung in der letzten Zeit sehr, sehr viele positive Fortschritte gemacht
haben. Es sind viele Projekte ins Leben gerufen worden, die positiv sind, eben auch im Bereich der psychischen Gesundheit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir verlängern zum Beispiel das Programm Gesund aus der Krise, das Jugendli­chen, jungen Erwachsenen und Kindern hilft und sie dabei unterstützt,
Beratung und Behandlung im Rahmen einer Psychotherapie zu bekommen. Es haben mittlerweile schon über 8 000 Kinder davon profitieren können,
und durch die Verlängerung wollen wir noch mehr unter 22-Jährigen das Ange­bot von psychosozialer Versorgung machen,
die möglichst wohnortnahe, kostenlos, niederschwellig und ohne lange Wartezeiten ist – so, wie sich das die Österreicher:innen in unserem Land auch verdienen.

Es wird sehr viel Geld in die Hand genommen, um die psychische Gesundheit
bei uns im Land zu verbessern. Es werden 2024 50 Millionen Euro und
2025 25 Millionen Euro extra in die Hand genommen, um das Angebot der kli­nisch-psychologischen Behandlungen zu verbessern. Ich glaube, es liegt
an uns allen, mehr Augenmerk auf das zu lenken, mit welchen Gedanken wir uns beschäftigen, und nicht immer nur auf das zu schauen, was vielleicht nicht
oder nicht so gut funktioniert, sondern sich auf die positiven Dinge in Österreich und auch im eigenen Leben zu konzentrieren. – Danke schön. (Beifall bei der
ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.32



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 678

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Lukas Brandweiner. – Bitte.


12.33.16

Abgeordneter Lukas Brandweiner (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Herren Minister! Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Lassen Sie mich eingangs besonders eine Gruppe aus meiner Heimat be­grüßen, und zwar die Damen aus dem Pflege- und Betreuungszentrum Weitra: Herzlich willkommen im Hohen Haus! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abge­ordneten von SPÖ, FPÖ und Grünen.)

Ich darf auch eine Gruppe meiner lieben Kollegin Martina Kaufmann aus Graz begrüßen: Seid auch ihr herzlich willkommen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ja, ich darf nun das Kapitel Gesundheit abschließen und tue das sehr gerne. In keinem europäischen Land gibt es so viele Ärztinnen und Ärzte wie in Ös­terreich. Im Jahr 2022 waren es rund 49 500 Ärztinnen und Ärzte, das ist seit 1990 eine Verdoppelung. Wir haben gerechnet auf 100 000 Einwohner 541 Ärzte und liegen damit deutlich an der Spitze in Europa. Aber auch was die finanziellen Ausgaben betrifft, sind wir im Spitzenfeld: 2021 haben wir 12,1 Prozent unseres Bruttoinlandsproduktes, knapp 50 Milliarden Euro, in die Gesundheit der Bevölkerung investiert und liegen damit in Europa auf
Platz drei.

Also wir haben die Ärzte, wir haben das Geld – und trotzdem Probleme in der medizinischen Grundversorgung. Das merken wir leider auch in meiner Heimatregion, im Waldviertel, speziell in meiner Heimatgemeinde Groß Gerungs: Wir haben drei Kassenarztstellen und sind selbst gerade auf der Suche nach
zwei Ärzten. Leider haben mittlerweile zwei Ärzte in eine allgemeinmedizinische Praxis mit Hausapotheke gewechselt, da ist einfach mehr Geld zu verdie­nen. Auch das im Vergleich zum Kassenarztsystem attraktive Wahlarztsystem macht es schwierig, Ärzte für eine Hausarztstelle zu finden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 679

Daher werden wir mit diesem Budget auch den niedergelassenen Bereich
weiter stärken, sowohl den der Allgemeinmedizin, der Gynäkologie als auch den der Kinder- und Jugendheilkunde. Wir stellen dafür zusätzlich 300 Millio­nen Euro jährlich zur Verfügung. Damit muss es möglich sein, einen österreich­weiten, einheitlichen, attraktiven Gesamtvertrag auf die Beine zu stellen.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger fordere ich von den Verantwortlichen der Österreichischen Gesundheitskasse und der Ärztekammer.

Besonders die Ärztekammer, von der wir in den letzten Tagen sehr viel
gehört haben, sollte meiner Meinung nach wieder einen konstruktiven Weg ein­schlagen. 10 Millionen Euro in die Verunsicherung der Menschen investie­ren zu wollen, halte ich, ehrlich gesagt, für beschämend. Mit diesem Geld könnte sie sicherlich sinnvollere Maßnahmen umsetzen, um ihre Mitglieder, die Ärztinnen und Ärzte, in unserem Land zu unterstützen. Machen Sie Ihre Arbeit und stellen Sie neben den Ärzten auch die Patienten wieder in den Mittel­punkt! Die österreichische Bevölkerung verdient sich eine ordentliche medizinische Grundversorgung. (Beifall bei der ÖVP.)

Lassen Sie mich abschließend aber auch noch Danke sagen: Danke an alle Ärz­tinnen und Ärzte, aber auch an die Pflegekräfte und -assistenten, die tag­täglich mit viel Herz und Einsatz hart für die Menschen in unserem
Land arbeiten.

Erlauben Sie mir auch noch eine ganz kurze Werbeeinschaltung: Nationalratsab­geordneter sucht Hausarzt. Sollten Sie Allgemeinmediziner oder Allgemein­medizinerin sein und eine schöne Praxis im Waldviertel suchen, melden Sie sich sehr gerne bei mir! (Beifall bei der ÖVP.)

12.37


Präsidentin Doris Bures: Zur Untergliederung Gesundheit liegt mir nun
keine Wortmeldung mehr vor. Somit beende ich die Beratungen zu diesem The­menbereich.



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12.37.26UG 20: Arbeit

Präsidentin Doris Bures: Wir kommen zur Untergliederung 20: Arbeit.

Ich erteile Herrn Abgeordneten Josef Muchitsch als erstem Redner das Wort. – Bitte.


12.37.37

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Budget Arbeitsmarkt: Die Arbeitsmarktausgaben 2024 erreichen eine Höhe von 9,47 Milliarden Euro. Das sind um 199 Millionen Euro mehr, bedeutet aber nur ein Plus von 2,1 Pro­zent. Warum sage ich „nur ein Plus von 2,1 Prozent“? – Weil die prognostizierte Inflationsrate im nächsten Jahr wesentlich höher sein wird. Das heißt,
es ist damit weniger Budget vorhanden und Einsparungen sind vorprogrammiert.

Beim Budget der aktiven Arbeitsmarktpolitik sind sogar um 19,8 Millionen
Euro weniger veranschlagt. Das bedeutet, wieder verglichen mit der prognostizierten Inflationsrate, noch höhere Einsparungen.

Herr Bundesminister, Sie haben einen offenen Brief des Österreichischen Be­rufsverbandes der Sozialen Arbeit erhalten, in dem dieser ganz klar fest­hält: „[...] bedingt durch eine ausbleibende Inflationsanpassung beim
AMS-Budget für das Jahr 2024 kommt es aktuell zur Bekanntgabe und Um­setzung von Einsparungsmaßnahmen in zahlreichen Beschäftigungs­projekten [...].“

Das heißt, all jene Bereiche, die dem AMS zugearbeitet haben, rechnen im nächsten Jahr mit weniger Budget. Das bedeutet auch weniger Leistung, wenn es darum geht, Menschen wieder schneller am Ersten Arbeitsmarkt unterzubringen.

Was machen Sie, Herr Bundesminister? (Abg. Belakowitsch: Er lächelt!)  Sie kürzen die Arbeitslosenversicherungsbeiträge von 6 auf 5,9 Prozent. Wenn man


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sich die Arbeitsmarktlage anschaut, dann stellt man fest, die größte Zunahme
bei der Arbeitslosigkeit neben der Bauwirtschaft verzeichnen wir bei den Jugendlichen unter 25 Jahren mit plus 13 Prozent. Gerade bei den Jugendlichen ist es wichtig, die Motivation zu steigern, ebenso gehört das Image der überbetrieblichen Ausbildung, in der wir Jugendliche haben, dringend verbessert, Herr Bundesminister. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben dort Betriebe, die einerseits nach Fachkräften schreien, aber andererseits nicht bereit sind, gut ausgebildete Jugendliche aus der überbetrieb­lichen Ausbildung zu übernehmen. Wir haben außerdem ein anderes Pro­blem bei der ÜBA: Jugendliche sind nicht motiviert, in diese überbetriebliche Ausbildung zu gehen, weil sie sagen: Da gehe ich gleich in einen Hilfsjob,
ich nehme Hilfsarbeiterjobs an, weil ich dort wenigstens mehr gezahlt kriege. Das große Problem ist: Wir wissen, welche langfristigen Auswirkungen
am Arbeitsmarkt das hat. Es wäre deshalb ein wichtiger erster Schritt, dafür et­was zu tun und – auch der AMS-Revisionsbericht sagt das, ich zitiere –
eine Anhebung der Ausbildungsbeihilfe in Betracht zu ziehen.
(Beifall bei der SPÖ.)

Das heißt: Stellen wir doch endlich Jugendliche in Ausbildung gleich! Unser Antrag heute wird darauf abzielen, durch eine Anhebung der Ausbildungsbeihilfe diese an die Höhe der Lehrlingseinkommen anzupassen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ein weiteres Thema ist die finanzielle Situation arbeitsloser Menschen und ihrer Familien: Da ist die Situation wirklich dramatisch. Die Armut steigt bei Men­schen, die arbeitslos sind, und deren Familien. Herr Bundesminister, die Valorisierung der meisten Sozialleistungen führt zumindest dazu, dass der Wert der Leistungen nicht noch weiter sinkt. Beim Arbeitslosengeld und bei der Notstandshilfe sind diese Anpassungen jedoch nicht gemacht worden. Das heißt, das ist ein Riesenproblem für diese betroffenen Menschen.

Ganz einfach: Die Höhe des Arbeitslosengeldes wurde nicht angepasst. Wenn man sich anschaut, wie das Arbeitslosengeld in der Höhe berechnet wird,


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nämlich auf Basis des letzten und vorletzten Jahres, wobei die Nettoersatzrate 55 Prozent beträgt, so ist zu bedenken, dass es durch die Teuerung der
letzten 18 Monate jetzt noch einmal bis zu 16 Prozent weniger sind. Das heißt, wenn man die Nettoersatzrate dieser Menschen berechnet, so liegt diese
jetzt unter 40 Prozent.

Es ist schon traurig, dass es auch beim Familienzuschlag zu keiner
Erhöhung kommt, wie wir es schon lange fordern. Seit 2001 wurde dieser Familienzuschlag nicht angepasst. Jetzt könnte man fragen: Wieso
habt ihr es nicht früher gemacht?

Eines ist aber schon passiert – ich muss das jetzt noch aus einer Budgetanfra­gebeantwortung von letzter Woche bringen –: Wir haben gefragt, wie
viele Menschen durch den ersten Lockdown in Österreich im Frühjahr 2020 ih­ren Job verloren haben. Die Antwort liegt schwarz auf weiß vor: Im Zeit­raum März bis Juni 2020 – Covid, erster Lockdown – wurden 326 234 Men­schen beim AMS abgestellt, also als arbeitslos gemeldet, von den Betrieben beim AMS abgestellt. Da war keine und keiner freiwillig dabei. Das ist nämlich
die Saison, in der in diesem Land die Beschäftigung gewöhnlich steigt. Diese Menschen haben wir seit 2020 zurückgelassen, diese Menschen haben
es sich aber weder damals noch heute verdient, zurückgelassen zu werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „finan­zielle Verbesserungen für arbeitslose Menschen und Ihre Familien“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird aufgefordert, unverzüglich dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zur Beschlussfassung zu über­mitteln, mit der folgenden Maßnahme umgesetzt werden:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 683

- Rücknahme der Beitragssenkung zur Arbeitslosenversicherung

- Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent des letzten Einkommens

- Berechnungszeitraum des Arbeitslosengeldes näher an den Zeitpunkt
der Geltendmachung rücken

- Jährliche Valorisierung des Arbeitslosengeldes bzw. der Notstandshilfe

- Verdreifachung des Familienzuschlages.“

*****

Wie gesagt: Es sind derzeit 0,97 Euro – 97 Cent – pro Kind pro Tag.
Das ist wirklich unverständlich und unwürdig. (Beifall bei der SPÖ.)

12.44

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch,

Genossinnen und Genossen

betreffend finanzielle Verbesserungen für arbeitslose Menschen und Ihre Familien

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Budgetausschusses über
die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024)
samt Anlagen (2300 d.B.) UG 20

Durch die gute Arbeitsmarktlage und die hohen Kollektivvertragsabschlüsse steigen die Einnahmen aus der Arbeitslosenversicherung deutlich und sollen 2025 die Gesamtausgaben der UG 20 übersteigen. Die Tatsache, dass Leistungen
aus der Arbeitslosenversicherung nicht an die Inflation angepasst werden und sich auf das Einkommen des (vor)letzten Jahres beziehen, fördert diesen Überschuss.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 684

Der entstehende finanzielle Polster sollte Argument genug sein, um die schleichende Entwertung dieser Versicherungsleistung durch eine automatische Valorisierung abzustellen. Zudem könnte der Überschuss genutzt werden, um die soziale Absicherung des Arbeitslosengeldes zu erhöhen, indem die Nettoersatzrate auf 70 % und die Familienzuschläge, die seit 2001 nicht mehr angepasst wurden, ange­hoben werden. Die Regierung hat dies jedoch zum Anlass genommen, um die Beiträge von 6 % auf 5,9 % zu senken. Das gefährdet den künftigen Selbstfinanzie­rungsgrad des Arbeitslosengeldes und kommt großen Unternehmen überproportional stark zugute. In Verbindung mit den Wirschaftsprognosen für 2024 und dem
damit verbundenen Anstieg der Arbeitslosigkeit ist eine Senkung des Beitrages die falsche Maßnahme.

Die Anhebung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent des letzten Einkommens,
die jährliche Valorisierung von Arbeitslosengeld und Notstandshilfe und die Verdreifachung des Familienzuschlages sind dringst erforderliche Maßnahmen um das Abrutschen in Armut im Falle von Arbeitslosigkeit für die Betroffenen
und ihre Familien zu verhindern.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird aufgefordert, unverzüglich dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zur Beschlussfassung zu übermitteln, mit
der folgenden Maßnahme umgesetzt werden:

•    Rücknahme der Beitragssenkung zur Arbeitslosenversicherung

•    Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent des letzten Einkommens

•    Berechnungszeitraum des Arbeitslosengeldes näher an den Zeitpunkt der Gel­tendmachung rücken


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 685

•    Jährliche Valorisierung des Arbeitslosengeldes bzw. der Notstandshilfe

•    Verdreifachung des Familienzuschlages.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht, ausreichend unterstützt und steht daher auch mit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Michael Hammer. – Bitte.


12.44.08

Abgeordneter Mag. Michael Hammer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Arbeitsmarkt – das wurde schon ange­sprochen – ist weitestgehend stabil. Kollege Muchitsch hat ja gerade die Coronalockdownphase angesprochen. Wir hatten diese schwierigen Jahre und eine konjunkturell schwierige Lage, begründet durch verschiedene Krisen
und Umweltfaktoren. Es ist uns gelungen – durch Maßnahmen am Arbeitsmarkt –, den Arbeitsmarkt stabil zu halten. Es ist nach wie vor so, dass mehr Leute in Beschäftigung sind als vor Corona. (Heiterkeit des Abg.
Wurm.)
Das ist ein wirklich gutes Zeichen. (Abg. Belakowitsch: Aber der Herr Minister hat gesagt, es schaut nicht rosig aus!)

Wir haben nach wie vor die Situation eines Arbeitskräftemangels und auch eines Fachkräftemangels. Wenn man über die Maßnahmen am Arbeitsmarkt
spricht, liebe Kolleginnen und Kollegen vor allem von der SPÖ, dann ist zu be­denken, dass Arbeitsmarktpolitik in erster Linie auch Wirtschaftspolitik ist. Dabei ist es uns gelungen, viele in Beschäftigung zu halten und Arbeitsplätze abzu­sichern und auch zu schaffen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das Arbeitsmarktbudget setzt dort an, wo es spezifische Maßnahmen braucht, um spezifische Zielgruppen anzusprechen. (Abg. Belakowitsch: Asylanten! 75 Millionen für Asylanten!) Dabei werden auch entsprechende Signale und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 686

Schwerpunkte gesetzt. Es ist nicht unser Ziel, das Arbeitslosengeld zu
erhöhen und Arbeitslosigkeit zu verwalten, sondern die Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen und entsprechend zu qualifizieren. Dafür sind
in diesem Budget derzeit rund 4 000 Euro pro Arbeitsuchenden vorgeschlagen. Das ist doch eine sehr gute Dotierung dieses Arbeitsmarktbudgets!

Sehr erfreulich ist auch – wir haben zuerst schon das Kapitel Soziales mit
der Pflege diskutiert –, dass viele Österreicherinnen und Österrei­cher im Rahmen eines Pflegestipendiums eine Pflegeausbildung machen. Sie bekommen Maßnahmen über das AMS entsprechend gefördert und wir bekommen da wirklich wichtige Fachkräfte im Pflegebereich.

Ein Erfolgsfaktor war die Aktion Sprungbrett, mit der es gelungen ist, viele Menschen – Langzeitarbeitslose – wieder in Beschäftigung zu bringen.
Auch dieses Arbeitsmarktbudget bildet Schwerpunkte für die Zielgruppe 50 plus ab, die mit 165 Millionen Euro entsprechend budgetiert sind.

Wichtig ist – und da setzt dieses Budget auch einen Anreiz –, dass wir Menschen mit Migrationshintergrund qualifizieren und in Beschäftigung bringen. Inte­gration in den Arbeitsmarkt ist generell auch die wichtigste Integrationsmaßnah­me für diese Menschen. (Abg. Wurm: Was kostet das und mit welchem
Erfolg? – Abg. Belakowitsch: Erfolg null!)
Gleiches – und das hat Kollegin Grünberg auch schon angesprochen – gilt für die Integration von Menschen mit Behin­derung in den Arbeitsmarkt.

Wir brauchen auch – und dieses Budget gibt sie uns – Antworten auf den demo­grafischen Wandel. Es braucht qualifizierte Fachkräftezuwanderung, nicht
aber ein illegales, ungesteuertes Asylsystem (Abg. Wurm: Aha! Aha! – Abg. Belako­witsch: Aber das fördert ihr ja! – Ruf bei der ÖVP: Kickl war das!): Da braucht
es auch den Außengrenzschutz und Asylverfahren außerhalb der EU. (Abg. Bela­kowitsch: Das förderts ihr ja! 75 Millionen extra!) Wir brauchen qualifizierte Zuwanderung – das Instrument der Rot-Weiß-Rot-Karte funktioniert dabei zu­sehends besser und gibt Antworten auf diese Fragen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 687

Alles in allem ist dies ein sehr gutes, zielgerichtetes Arbeitsmarktbudget,
mit dem es zum einen gelingt, den Arbeitsmarkt gut zu managen, und zum ande­ren, viele Menschen zurück in Beschäftigung zu bringen und dort zu
halten. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: War an sich eine schlechte Rede! Hammer-Rede!)

12.47


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dag­mar Belakowitsch. – Bitte.


12.47.26

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesmi­nister! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, also wenn
man dem Vorredner jetzt zugehört hat, dann muss man wirklich sagen: Das eine tun, das andere erzählen. (Abg. Michael Hammer: Aber das hört keiner mehr,
weil vor Ihnen schalten sie eh ab, Frau Kollegin!)
Das Einzige, was Sie in
dem Budget in Bezug auf die Asylanten machen, ist: Sie erhöhen und Sie haben ein Extrabudget für den Arbeitsmarkt nur für Asylwerber. Sie reden von
der illegalen Migration? – Sie fördern sie! Das ist das, was die Österreichische Volkspartei macht. (Ruf bei der ÖVP: So ein Blödsinn! – Abg. Michael Ham­mer: Na geh! – Abg. Kühberger: Das glauben S’ ja selber net!)

Herr Bundesminister, Sie haben es auch im Ausschuss bestätigt: 75 Millionen Euro extra im Budget, damit man die Leute, die die ÖVP freudestrahlend
ins Land lässt, alphabetisieren kann. Das ist Ihre Asylpolitik, und das ist mit uns nicht zu machen. Das wird abgestellt werden – spätestens nach der Wahl.
(Beifall bei der FPÖ.)

Auf der anderen Seite rühmt sich dann der Herr Arbeitsminister und spricht von einem stabilen Arbeitsmarkt. Im Übrigen, Herr Kollege Hammer, vielleicht
haben Sie im Ausschuss nicht zugehört (Abg. Leichtfried: Der Kollege Hammer hört nie zu!): Der Herr Arbeitsminister hat gesagt, dass aufgrund der wirtschaftli­chen Entwicklung die Situation am Arbeitsmarkt leider Gottes weniger rosig ist.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 688

Sie sprechen hier von einem stabilen Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit
steigt – und sie steigt stärker, als es die Experten dem Herrn Bundesminister letztes Jahr vorhergesagt haben. Sie wird auch weiter ansteigen. Genau
das ist es.

Sie loben sich und sagen, seit den Lockdowns sei alles stabil geblieben. Was Sie alle überhaupt nicht am Radar haben, meine Damen und Herren der Öster­reichischen Volkspartei – na ja, der Grünen, okay, aber das haben Sie auch nicht am Radar –: Die Leute haben Sie in die Arbeitslosigkeit geschickt, weil Sie
das Land zugesperrt haben. Für all diese Monate, die die Leute beim AMS waren, haben sie jetzt weniger Pensionsbeiträge. Auch das müssen die Menschen
durch Ihre Fehlpolitik verkraften. Da haben Sie überhaupt keinen Ansatz, irgend­etwas wiedergutzumachen, meine Damen und Herren von der Volkspartei.

Was haben Sie noch in Ihrem Budget? – 75 Millionen Euro für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte, 50 Millionen Euro für Jugendliche und
junge Erwachsene mit besonderen Bedürfnissen – da reichen 50 Millionen Euro, weil die jetzt doch vielleicht erst mit 25 den Bescheid bekommen sollen,
dass sie nicht vermittelbar sind. Das ist Ihre Politik. Das heißt, die Förderung der Österreichischen Volkspartei am Arbeitsmarkt geht ganz klar in eine Rich­tung: Wir fördern die, die wir geholt haben, die nicht lesen können, die
nicht schreiben können – noch nicht einmal in der Landessprache.

Da werden Millionen und Abermillionen investiert, da wird das Geld verpulvert, anstatt dass man bei den eigenen Leuten ansetzt und anstatt dass wir
schauen, dass wir unsere eigenen Jugendlichen, die vielleicht Handicaps haben, ein bisschen mehr fördern und sie endlich in den Arbeitsmarkt bringen,
damit wir dieses Potenzial nicht brachliegen lassen, sondern dieses Potenzial junger, engagierter Menschen auch tatsächlich nutzen. (Beifall bei
der FPÖ.)

12.50


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Meri Disoski. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 689

12.50.25

Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrter
Herr Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kolle­gen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Das war jetzt wieder eine Performance aus der Reihe Schrödingers Ausländerinnen und Ausländer: Einer­seits hängen sie quasi in der „sozialen Hängematte“, andererseits qualifi­zieren sie sich weiter und nehmen uns die Arbeitsplätze weg. (Abg. Wurm: Na!) – Entscheiden Sie sich, Kollegin Belakowitsch! (Beifall bei den Grünen sowie
des Abg. Kühberger. – Abg. Belakowitsch: Das hat ja keiner gesagt! Hat ja keiner gesagt!)

Kollege Muchitsch hat gestern und zum Teil auch heute hier behauptet,
dass das neue Budget für aktive Arbeitsmarktpolitik gekürzt werde
(Abg. Heinisch-Hosek: Ja, 20 Millionen weniger!),
dass es zweitens keine zusätzli­chen Maßnahmen zur Bewältigung des Facharbeiter:innenmangels geben
werde, dass es drittens keine Maßnahmen für die Armutsbekämpfung und vier­tens keine Maßnahmen für die Anhebung des effektiven Pensionsantritts­alters geben werde. (Abg. Wurm: Ja eh!) – Alle diese vier Behauptungen
sind falsch. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Sie sind falsch, denn schon ein schneller erster Blick ins Budget zeigt: Die Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik steigen im Jahr 2024 gegenüber 2023 um
knapp 6 Prozent. Das sind über 70 Millionen Euro. Wenn man die coronaspezifi­schen Maßnahmen und auch die Kurzarbeit aus dem Vorjahresbudget rausrechnet, dann beträgt die Steigerung der Mittel für aktive Arbeitsmarktpoli­tik sogar 20 Prozent. (Abg. Wurm: Das ist Rechenmodell Kogler!) Mit insge­samt 1,4 Milliarden Euro ist somit ausreichend Budget vorhanden, damit auch alle arbeitsmarktpolitischen Projekte finanziert werden können, Kollege Muchitsch. (Abg. Wurm: Nicht, wenn die Arbeitslosigkeit steigt!)

Es geht natürlich nicht nur darum, ob wir genügend Mittel zur Verfügung stellen, sondern es geht auch darum, wie diese Mittel eingesetzt werden, dass diese Mittel richtig eingesetzt werden. Ja, das AMS muss sich mehr als früher


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 690

insbesondere um jene Menschen kümmern, die es aus verschiedenen Gründen am Arbeitsmarkt schwerer haben. Das sind einerseits Personen mit Betreu­ungspflichten – das sind vor allem Frauen –, es sind ältere Menschen, die schon länger arbeitslos sind. Das sind auch Menschen, die gesundheitlich einge­schränkt sind, Menschen, die eine Ausbildung und auch Begleitung
in den Arbeitsmarkt hinein brauchen, und es sind auch junge Menschen, die erst seit Kurzem in Österreich sind. Mit dem Arbeitsmarktbudget, das wir hier
für das nächste Jahr vorlegen, wird tatsächlich auch ganz gezielt für diese Grup­pen gearbeitet.

Es gibt also, Kollege Muchitsch, mehr Mittel, nicht weniger Mittel als in
den letzten Jahren für aktive Arbeitsmarktpolitik, und es gibt diese Mittel ganz gezielt für bestimmte Gruppen.

Wir stellen außerdem – das war die zweite Behauptung – mehr Mittel für die Facharbeiter:innenausbildung zur Verfügung. Wer künftig eine solche Ausbildung macht – die kann eineinhalb bis zwei Jahre dauern –, bekommt ab dem nächsten Jahr einen Bildungsbonus in Höhe von bis zu 340 Euro
pro Monat. Das heißt, ab 2024 bekommt beispielsweise jemand in der Not­standshilfe statt 900 Euro 1 240 Euro pro Monat, wenn sie oder er eine längere AMS-Ausbildung macht. Das ist ein sehr konkreter Anreiz, ein monetärer
Anreiz, um diese Ausbildung zu machen. Das ist somit eine gezielte, sinnvolle Maßnahme gegen den Facharbeiter:innenmangel. – Kollege Muchitsch,
das zu Ihrem zweiten Vorwurf. (Beifall bei den Grünen.)

Wir haben auch ganz gezielt Maßnahmen gesetzt, um die Armutsbetroffenheit zu verringern, insbesondere für Kinder und für Menschen in der Mindest­sicherung. Wir haben beispielsweise beim Arbeitslosengeld die Kinderzuschläge verdreifacht, indem bis Ende 2024 pro Kind und pro Monat 60 Euro mehr ausbezahlt werden. Das gilt auch bei der Mindestsicherung (Abg. Belakowitsch: Gott sei Dank!) oder für Familien mit Ausgleichszulage.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 691

All diese Maßnahmen – die Kinderzuschläge, der Bildungsbonus, die höheren Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik und die automatische Inflations­anpassung von wichtigen Familien- und Sozialleistungen –, Kollege Muchitsch, sind natürlich Investitionen zur Verringerung von Armut und Ausgren­zung, entgegen Ihrer Behauptung. (Abg. Wurm: Es fließen Milch und Honig!)

Es bleibt noch die vierte Behauptung: Es werde nichts getan, um das effektive Pensionsantrittsalter anzuheben. – Es mag Ihnen oder der SPÖ vielleicht entgangen sein: Wir haben in der letzten Sitzung des Nationalrates die konti­nuierliche Altersteilzeit attraktiver gemacht und auch flexible Gestal­tungsmöglichkeiten auf Schiene gebracht.

Außerdem erhöhen wir den Bonus für längere Erwerbstätigkeit von derzeit 4,2 Prozent auf künftig 5,1 Prozent pro Jahr. Das heißt, jedes Jahr
längere Erwerbstätigkeit im Alter zwischen 62 und 68 erhöht künftig die Pension um insgesamt circa 10 Prozent. Eine Infokampagne sowie Briefe an Per­sonen, die bereits jetzt in der Nähe des Pensionsantrittsalters sind, werden diese Regelungen bekannter machen.

Das sind wiederum sehr konkrete Maßnahmen zur Erhöhung des effek­tiven Pensionsantrittsalters, Kollege Muchitsch, entgegen Ihrer Behauptung. – Vier Behauptungen, alle entkräftet!

Ich komme zum Schluss. Arbeitsmarktpolitik ist ein von vielen Verände­rungen geprägtes Feld – das haben wir gerade auch während der Coronapan­demie gesehen. Es gibt immer Veränderungsbedarf in der Arbeitsmarkt­politik, um diese Probleme und auch die künftigen Probleme zu lösen. Dieses Budget zeigt, Herr Minister: Im Unterschied zu vorigen Regierungen
stellen wir uns diesen Problemen und entwickeln tragfähige, zukunftsfähige Lösungen für eine gute Arbeitsmarktpolitik. (Beifall bei Grünen und
ÖVP. – Abg. Tomaselli: Jawohl!)

12.55



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 692

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Gerald Loa­cker. – Bitte.


12.55.44

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrter Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Österreich leistet sich eine besonders teure Arbeitslosenversicherung (eine Tafel mit einer Grafik
zu den Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich auf das Redner:innenpult stellend).
Sie ist nämlich mehr als dop­pelt so teuer wie in Deutschland und fast dreimal so teuer wie in der Schweiz. – Herr Minister, ich habe Ihre mikroskopische Beitragssenkung, die Sie uns
da verkaufen wollen, schon abgezogen.

Die öffentliche Verwaltung – ich habe das gestern gesagt – „bläst sich auf wie ein Kugelfisch“. Das gilt natürlich auch für das Arbeitsmarktservice: 2008
waren dort 4 480 Personen beschäftigt, 2014 waren es 5 070, 2019 5 588 und zuletzt waren es mehr als 5 900. Wir werden also bald die 6 000er-Marke überschreiten. Es ist egal, ob die Arbeitslosigkeit hoch oder niedrig ist, die Mitar­beiterzahl im AMS steigert sich laufend.

Da darf man sich natürlich fragen, Herr Digitalisierungsstaatssekretär: Was passiert denn da? Digitalisiert man vielleicht Prozesse im AMS, damit gleich viele Mitarbeiter mehr Arbeitslose betreuen können, damit gleich viele Mitarbeiter gleich viele Arbeitsuchende besser betreuen können? Das wäre doch der
Sinn von Digitalisierung. Sie bekommen Budgets, damit die Verwaltung besser wird, und nicht, damit sich die Verwaltung aufbläst. Was aber passiert, ist,
dass sie sich aufbläst. (Beifall bei den NEOS.)

Wir sehen, dass die Arbeitslosenversicherung in Österreich so teuer ist: Bitte, geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer, das sind die Beiträge, die von
Ihrem Lohn und Gehalt abgeführt werden. Das heißt, das sind einerseits höhere Lohnnebenkosten, aber das ist andererseits auch ein niedrigeres Nettoge­halt, das Sie da kassieren.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 693

Dann sieht man schon: Da muss ein Unterschied zu Deutschland sein. Wir geben offensichtlich Geld für Dinge aus, für die andere weniger Geld ausgeben. Beispielsweise hat der Rechnungshof ausgeschildert, wie bei uns die Bildungs­karenz missbraucht wird. Es gibt sicher sehr gute Fälle von Bildungskarenz,
aber in ganz vielen Fällen wird sie verwendet, um die Elternkarenz auf Kosten des AMS zu verlängern. Das war nicht der Plan der Bildungskarenz. Wir
kaufen junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte mit dem Geld der Arbeitslosenver­sicherung für ein Jahr aus dem Arbeitsmarkt heraus. Das ist keine Risiko­gruppe auf dem Arbeitsmarkt, für die die Bildungskarenz gedacht gewesen wäre.

Die Regierung hat auch nicht die Kraft aufgebracht, die geblockte Alters­teilzeit rasch abzuschaffen. Sie läuft jetzt irgendwann 2029 aus. Bis dahin kaufen wir mit dem Geld der Arbeitslosenversicherung Arbeitskräfte in die Früh­pension hinein und ermöglichen den Unternehmen, Frühpensionierungsmodelle auf Kosten der Allgemeinheit umzusetzen. Es ist nicht das Ziel von Arbeits­losenbeitragsgeldern, dass wir damit den Betrieben ihre Frühpen­sionierungsmodelle sponsern. So war das nicht vorgesehen.

So gibt es noch einige andere Dinge. Der Leiter des AMS Gänserndorf hat kürz­lich im „Standard“ einen Gastkommentar verfasst. Dort schreibt er wörtlich
von kultureller Arbeitslosigkeit: Die Arbeitslosenversicherung wird zunehmend „nicht mehr als solidarisches Sicherheitsnetz, sondern als persönlicher Pausenraum“ betrachtet. Der Leiter des AMS Gänserndorf wird wissen, wovon er spricht.

Da haben wir leider ein System, das zu Recht jenen hilft, die Hilfe brauchen,
aber in vielen Fällen auch Gelder irgendwohin fließen lässt, wo sie nicht gebraucht würden, sondern wo es dann vielleicht ein bisschen bequem ist. Das auseinanderzuhalten wäre der Job des Arbeitsministers und der Job
des AMS, und diesem Job kommen beide nicht nach. (Beifall bei den NEOS.)

12.59


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Bundesminister Martin
Kocher zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Minister.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 694

12.59.39

Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher: Frau Präsidentin! Werte Abgeordnete! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause und hier auf der Galerie! Wir haben diesen Sommer mit mehr als
vier Millionen unselbstständig Beschäftigten in Österreich einen Be­schäftigungsrekord erreicht. Wir haben für das nächste Jahr ein Budget für den Arbeitsmarkt, das es erlaubt, alle wichtigen Programme weiterzuführen,
und natürlich auch alle Kosten abdeckt, die entstehen.

Wir haben, und das, glaube ich, ist entscheidend, die zweithöchste Förderhöhe pro arbeitssuchender Person. Es sind über 4 000 Euro pro arbeitssuchen­der Person, die zur Verfügung stehen. Es ist das zweithöchste Budget aller Zei­ten; nur 2022, als es noch zusätzliche Programme nach der ersten Phase
der Pandemie gab, war dieses Budget etwas höher. Das Arbeitsmarktbudget ist gut ausgestattet, und es wird auch weiterhin für die wichtigen Gruppen eingesetzt. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)

Wir haben im Juni die Zielvorgaben an das AMS erneuert. Da gibt es mehre­re Schwerpunkte. Ein Schwerpunkt bezieht sich auf die Vermittlung. Ich glaube, es ist wichtig, wenn wir über arbeitssuchende Personen sprechen, auch zu wissen, wie viele pro Jahr vermittelt werden. Dieses Jahr werden es
fast 600 000 Personen sein, die über das AMS auf eine Stelle vermittelt werden, bei ungefähr 200 000 offenen Stellen, die regelmäßig in den letzten Mona­ten offen waren; ungefähr 100 000 werden gemeldet, ungefähr 100 000 werden nicht gemeldet.

Ein zweiter Fokus liegt auf Qualifizierungsmaßnahmen. Der Bildungsbonus wurde schon erwähnt. Der Bildungsbonus wurde erst 2022 eingeführt,
wir haben diesen nun ins Dauerrecht übernommen und erhöht. Das führt dazu, dass Menschen, die länger arbeitssuchend sind und gleichzeitig eine Qualifizierungsmaßnahme, eine Ausbildung machen, finanziell bei Weitem besser abgesichert sind. Ich halte das für sehr, sehr wichtig. Der Bildungsbonus


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 695

wird begleitet durch das Pflegestipendium, auch das ist eine ganz wichtige Maßnahme.

Ein weiterer Punkt ist die zielgruppenorientierte Vermittlung. Es ist immer eine Balance zwischen einer individuellen Arbeitsmarktpolitik und auf der ande­ren Seite der ganz spezifischen Unterstützung von Zielgruppen. Ich möchte ein paar Zielgruppen nennen, weil sie auch im Budget abgebildet sind:

Erstens natürlich die Zielgruppe der Frauen: Wir haben eine geringere Frauenbe­schäftigung als Männerbeschäftigung. Wir haben glücklicherweise in Öster­reich eine geringere Frauenarbeitslosigkeit als Männerarbeitslosigkeit.
Das ist nicht selbstverständlich. Es gibt viele europäische Länder, in denen die Arbeitslosigkeit unter Frauen höher ist als unter Männern. Ein Grund für
die geringere Arbeitslosigkeit unter Frauen ist, dass wir weiterhin beim Förder­budget die Regel haben, dass 4 Prozent mehr an Mitteln für Frauenpro­jekte, als deren Anteil an der Arbeitslosigkeit ist, fließt. Das wird weiter so blei­ben und unterstützt die Frauen am Arbeitsmarkt. (Beifall bei der ÖVP und
bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir setzen einen Fokus auf die Integration von Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten. Dabei geht es nicht, weil es vorhin falsch gesagt wur­de, um Mittel für Asylwerber. Es geht um Asylberechtigte (Abg. Wurm: Ja, eben, das doppelte Problem!) und subsidiär Schutzberechtigte, und die haben
einen Zugang zum Arbeitsmarkt in Österreich. (Abg. Belakowitsch: Drei Jahre!) Wir haben derzeit ungefähr 40 000, die arbeitssuchend gemeldet sind.
(Abg. Belakowitsch: Asyl ist Schutz auf Zeit, Herr Minister!) Es gibt jetzt ein Pro­gramm, das in einer Intensivphase Ausbildung, Arbeitsmarktvorbereitung
und Arbeitsmarktintegration verbindet.

Ich finde es bedenklich, wenn wir verschiedene Gruppen, Zielgruppen gegenein­ander ausspielen. Wir brauchen alles (Zwischenruf des Abg. Wurm Abg. Belakowitsch: ... aber die Wertigkeit ... muss man schon auch vergleichen!): die Un­terstützung derjenigen, die hier Zugang zum Arbeitsmarkt haben, 40 000


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 696

(Abg. Wurm: Sie haben gesagt, 4 000 sind im Programm, Herr Minister!), und wir brauchen auch – und dazu stehe ich natürlich – die Unterstützung der
Menschen mit Behinderung. Das sind natürlich viel weniger als jene, die unter­stützt werden, weil sie arbeitssuchend sind und einen Migrationshinter­grund haben; es geht um die Zahl. (Abg. Wurm: Aber im Programm sind 4 000, haben Sie gesagt, nicht 40 000! Im Programm selber, 4 000!) – Richtig,
natürlich, aber es gibt ja auch die Sondermittel. (Zwischenruf der
Abg. Belakowitsch.)

So, jetzt kommen wir zu den Menschen mit Behinderung, den jungen Menschen mit Behinderung, weil ich das für einen ganz wichtigen Schritt halte, der
über Jahre versprochen wurde, eigentlich Jahrzehnte, und die Regierung das jetzt umsetzt. Demnächst wird ein Gesetz in das Parlament kommen, in
dem wir die Feststellung über die Arbeitsfähigkeit nach hinten verschieben, und zwar von einem Alter von bisher 15 Jahren auf 25. Damit stellen wir sicher,
dass das Angebot des AMS auch für jene Menschen offensteht, die bisher meis­tens im Alter von 15 Jahren arbeitsunfähig geschrieben wurden und damit keinen Zugang zu den Angeboten des AMS hatten. Ich halte das für
einen großen Schritt. Man kann das gar nicht hoch genug schätzen, wie wichtig das für viele Betroffene ist, um eben eine Arbeitsmarktinklusion zu errei­chen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir führen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Langzeitbeschäftigungslosig­keit natürlich weiter, und wir setzen natürlich auch einen Schwerpunkt –
das ist jetzt nicht im Budget der aktiven Arbeitsmarktpolitik, sondern in anderen Teilen des Budgets – bei der Fachkräfterekrutierung im Ausland. Die
Austrian Business Agency ist bei Weitem besser ausgestattet, um eben im Aus­land über den Arbeitsmarktzugang für Fachkräfte in Österreich noch bes­ser informieren zu können.

Ich möchte noch einen Punkt erwähnen, der im Budget auch abgebildet ist: Wir schaffen endlich – nach vielen Diskussionen über viele Jahre – die Prü­fungsgebühren für Meister- und Befähigungsprüfungen ab, und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 697

zwar ab 1.1.2024, rückwirkend mit 1.7.2023. (Abg. Wurm: 250 Euro, Herr Minis­ter! 250 Euro, und die Wirtschaftskammer kriegt es bezahlt! Abg. Belako­witsch: ... die sind eh so arm!) – So, Moment einmal! Die Kosten für die verschie­denen Prüfungen liegen in etwa zwischen 750 und 1 250 Euro. Das ist
eine Gleichstellung mit anderen Ausbildungen im akademischen Bereich. Ich halte das für sehr, sehr wichtig. Das ist auch ein substanzieller Budget­posten, über 12 Millionen Euro für das Jahr 2024. Das wird hoffentlich dazu führen, dass sich mehr Menschen für eine Meister- und Befähigungsprü­fung interessieren. Fast 5 000 Menschen pro Jahr absolvieren eine solche Prü­fung. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es ist kein Zufall, auch wenn es vielleicht so dargestellt wird, dass der Arbeitsmarkt trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage relativ stabil ist, der Anstieg der Arbeitslosigkeit moderat ist, denn die aktive Arbeitsmarktpolitik, die
Effizienz der Vermittlung beim AMS und die Programme, die wir aufgesetzt ha­ben, tragen dazu bei, dass der Arbeitsmarkt stabiler ist, als er das sonst in
einer schwierigen wirtschaftlichen Phase, in einer Stagnationsphase wäre. Das Budget 2024 wird genau diese Stärke weiter fortsetzen und dafür da
sein, den Arbeitsmarkt zu stabilisieren. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie Bravoruf des Abg. Hörl.)

13.07


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Bettina
Zopf. – Bitte.


13.07.19

Abgeordnete Bettina Zopf (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Minister! Geschätzter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und zu Hause vor den Fernsehbild­schirmen! Tu Gutes und rede darüber! Als christlich-soziale Gewerkschaf­terin ist mir Hilfe zur Selbsthilfe sehr wichtig. In der Arbeitsmarktpolitik haben wir mit unseren Maßnahmen vielen Menschen geholfen. Das beste Bei­spiel sind die Langzeitarbeitslosen. Im April 2021 waren 150 000 Personen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 698

langzeitarbeitslos. Wir haben es mit unseren Maßnahmen geschafft, diese Zahl auf 73 000 zu reduzieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der
Grünen.)

Das ist ein Minus von mehr als 50 Prozent! Der Antrag auf Erhöhung des Ar­beitslosengeldes, den wir im letzten Ausschuss vertagt haben, würde
wohl keinem einzigen Arbeitslosen dabei helfen, eine Arbeit zu finden. Wir werden weitere Maßnahmen ausarbeiten und das Geld des Arbeitsbudgets dafür einsetzen, dass Arbeitslose eine geeignete Arbeit finden. Das sind wir auch
den mehr als vier Millionen Menschen schuldig, die tagtäglich in Öster­reich arbeiten gehen.

Tu Gutes und rede darüber! Was haben wir für die arbeitende Bevölkerung ge­tan? – Da nehme ich jetzt auch zwei wesentliche Maßnahmen heraus
(Abg. Wurm: Da bin ich gespannt!): Wir haben die Einkommensteuerstufen ge­senkt, dadurch bleibt mehr Netto vom Brutto. (Beifall bei der ÖVP sowie
der Abgeordneten Disoski und Maurer.)
Wir haben die kalte Progression abge­schafft. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP. Rufe und Gegenrufe der Abgeordneten Belakowitsch, Wurm und Michael Hammer.) Wovon andere jahrelang nur
reden – und ich bin als Gewerkschafterin in diesen Kreisen unterwegs: die Ar­beiterkammer hat es gefordert, die Gewerkschaft hat es gefordert –, wir
haben sie gesenkt und wir haben die kalte Progression abgeschafft. Das bedeu­tet für einen arbeitenden Menschen, der 1 500 Euro netto verdient, dass
er im Jahr um 650 Euro mehr im Geldtaschl hat. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischen­ruf der Abg. Belakowitsch. Abg. Michael Hammer – in Richtung FPÖ –:
Horcht zu! 
Abg. Wurm: Es kostet der Benzin mehr!)

Diese Maßnahmen belasten auch nicht den Arbeitgeber, das heißt, sie sind auch keine Inflationstreiber. Es ist für die gesamte Bevölkerung gut, richtig und wichtig.

Tu Gutes und rede darüber! – Unser Ansatz betreffend unsere Arbeitsmarktpoli­tik ist ein ganz einfacher: Wir erhöhen keine Arbeitslosengelder, sondern


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 699

wir gestalten das Arbeiten so attraktiv, dass sich arbeiten zu gehen lohnt und alle Menschen arbeiten gehen wollen. Wir werden weiterhin die arbeitenden Menschen entlasten. (Abg. Schroll: 60 Stunden in der Woche! – Weitere Zwischen­rufe bei der SPÖ.) Die steigenden Beschäftigungszahlen geben uns recht,
denn die Zahlen lügen nicht. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Wurm: Aha! – Abg. Hei­nisch-Hosek: Die Arbeitslosenzahlen steigen! Lesen Sie nach!)

Diesen Kurs setzen wir weiter fort. Danke, Herr Bundesminister! Durch
deinen fachlichen und kompetenten Einsatz und deine Maßnahmen ist das alles möglich. (Beifall bei der ÖVP.)

Der größte Dank gilt jedoch allen Menschen, die in Österreich tagtäglich arbeiten gehen und diese Maßnahmen überhaupt möglich machen (Abg. Wurm: Genau meine Rede! Genau!), weil wir dadurch ein Sozialbudget haben. Wir
werden das auch weiterhin tun, werden weiterhin die arbeitenden Menschen entlasten, immer mit dem christlich-sozialen Hintergrund: Hilfe zur Selbst­hilfe. Wir tun Gutes und reden darüber. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)

13.11


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Gabriele
Heinisch-Hosek zu Wort. – Bitte.


13.11.14

Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundes­minister! Herr Staatssekretär! Mein Kollege Maximilian Linder, Bürger­meister von Afritz am See, bittet mich, die Besucher- und Besucherinnengruppe aus Afritz am See willkommen zu heißen. – Herzlich willkommen! (Allge­meiner Beifall.)

Die Sozialdemokratie stand und steht natürlich immer an der Seite auch jener Gruppe von Menschen, die Arbeit suchen, aber keine finden, an der Seite
der jungen Menschen, die sehr gerne eine Ausbildung machen würden,
aber keinen Ausbildungsplatz bekommen, an der Seite der Frauen, die nach einer


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 700

Teilzeitbeschäftigung den Wiedereinstieg nicht schaffen, weil die Unter­nehmen sie nicht mehr nehmen. Auch diese Gruppen seien hier sehr prominent erwähnt, so wie die Gruppe der arbeitenden Menschen, die natürlich die gesamte Steuerleistung aufbringen.

Sehr geehrter Herr Bundesminister! Vor circa einem Monat hat AMS-Shop, ah, AMS-Chef Kopf – (erheitert) ich wollte jetzt beides zugleich sagen – in
der „ZIB 2“ vor einer drohenden Gefahr gewarnt. Das AMS hat ein Experiment gemacht – Sie kennen es sicher – und 400 fiktive Bewerbungen ausge­schickt. Jetzt können wir darüber nachdenken, ob die jüngeren Bewerber:innen oder die älteren Bewerber:innen von den Unternehmen, von den Betrieben
eher genommen wurden. – Ja, die Antwort ist einfach: Über 50-jährige und lang­zeitarbeitslose Menschen haben da viel schlechter abgeschnitten, und AMS-Chep, ah, AMS-Chef Kopf – es passiert mir schon wieder – sagt, dass man in den Betrieben auf das schlummernde Potenzial eigentlich nicht verzichten sollte.

Daher widme ich mich jetzt natürlich auch – das wurde schon oft erwähnt – den arbeitslosen älteren Menschen, aber auch den langzeitbeschäftigungslosen Menschen. Das Wifo prognostiziert für 2024 – die Arbeitslosigkeit
steigt ja schon wieder leicht an – einen weiteren leichten Anstieg auf 6,6 Pro­zent – hauptsächlich in der Bauwirtschaft, das hat Kollege Muchitsch
schon gesagt.

Da mag es Aktionen mit langfristig geplanten staatlichen Bauprojekten geben, durch die das eingedämmt werden kann, aber es gibt strukturelle Heraus­forderungen, und da fehlt uns – weil es bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik ein Minus von circa 20 Millionen Euro gibt – der Zugriff auf die Rücklage
von 125 Millionen Euro. Die Beispiele, die (in Richtung Bundesminister Kocher) Sie genannt haben, werden auch von uns positiv bewertet, aber prinzipiell
und grundsätzlich ist die Inflation der Mieten, des Personals des AMS damit noch lange nicht abgedeckt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 701

Ich glaube, dass wir uns nicht nur einer Personalaufstockung im AMS wid­men müssen, sondern auch einer Personalaufstockung bei den Arbeits­inspektoraten. Daher bringe ich aufgrund des engen Zeitkorsetts zum Abschluss folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Personalaufstockung bei AMS und AI“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird aufgefordert, den Personal­abbau im AMS sofort zu stoppen und statt dessen eine Personaloffensive
für mehr qualifiziertes Beratungs- und Betreuungspersonal im AMS zu starten und auch das Personal in den Arbeitsinspektionen um zumindest 50 zusätz­liche Mitarbeiter:innen aufzustocken.“

*****

Wir brauchen für die Zukunft wirklich strukturelle Reformen auch im Bereich Arbeitsmarkt, und das geht nur mit mehr Personal, das ja ganz viele quali­fizierte Beratungen vornehmen muss, die (in Richtung Bundesminister Kocher) Sie ihm auftragen. Das mag zu Recht so sein, aber man soll auch dafür gerüstet
sein. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Im Übrigen bin ich folgender Auffassung: Bitte richten Sie Herrn Nationalrats­präsidenten Sobotka aus, er möge Anstand besitzen und den Hut neh­men! (Beifall bei der SPÖ.)

13.15

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 702

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch,

Genossinnen und Genossen

betreffend Personalaufstockung bei AMS und AI

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Budgetausschusses über die Re­gierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvor­anschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) UG 20

Die Inflation führt auch beim AMS zu einem höheren Budgetbedarf bei Personalkos­ten, Miete und den Trägerorganisationen. Inflationsanpassungen bei den Per­sonalkosten werden in der UG 20 angeführt, gleichzeitig ist jedoch für das Jahr 2024 der Abbau von Personal vorgesehen, obwohl die Personalressourcen bisher
schon nicht gereicht hatten.

Ein Sinken der Arbeitslosigkeit kann dabei nicht proportional mit geringerem Perso­nalbedarf gleichgesetzt werden, da der Anteil an Arbeitssuchenden, die beson­ders intensive Betreuung benötigen in Zeiten geringer Arbeitslosigkeit steigt. Zu be­rücksichtigen ist auch der höhere Personalbedarf, der sich aus der Gesetzes­novelle, die besagt, dass Menschen im Alter unter 25 Jahren nicht als arbeitsunfähig klassifiziert werden dürfen, ergeben kann.

Diese Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf fallen zukünftig auch in die Zu­ständigkeit des AMS. Weitere neue Aufgaben umfassen etwa die Integration
von zugewanderten Menschen in den Arbeitsmarkt und die verstärkte überregionale Vermittlung von Arbeitssuchenden, die der Arbeitsminister dem AMS in seinen arbeitsmarktpolitischen Zielvorgaben aufgetragen hat. Zudem stellen die Beratung und Integration von Menschen mit Behinderungen und Langzeitarbeitslosen
eine immer größer werdende Herausforderung dar. Um all diese Aufgaben gut be­wältigen zu können, fordern wir eine Abkehr von den beabsichtigten Perso­nalkürzungen und eine bessere personelle Ausstattung des AMS.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 703

Auch in der Arbeitsinspektion wächst die Personallücke weiter. Die ILO-Mindest­vorgabe - eine/n Aufsichtsbeamt/in pro 10.000 Beschäftigte als Richtwert
für industrielle Marktwirtschaften - wird ignoriert (vgl. ILO-Übereinkommen Nr. 81, Artikel 10).

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) legt im Übereinkommen Nr. 81,
Artikel 10, als Richtwert für industrielle Marktwirtschaften eine AufsichtsbeamtIn pro 10.000 Beschäftigte fest. Dieser ILO-Richtwert wurde bundesweit gesehen
nicht erreicht! Alleine um das Mindestmaß wieder zu erreichen, benötigen wir drin­gend 35 ArbeitsinspektorInnen zusätzlich. Wegen der stetig steigenden Zahl
der ArbeitnehmerInnen sollte jedoch vorausschauend die Erhöhung des Personal­standes um mindestens 50 ArbeitsinspektorInnen und die uneingeschränkte Nachbesetzung für ausscheidende ArbeitsinspektorInnen erfolgen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird aufgefordert, den Personalabbau im AMS sofort zu stoppen und statt dessen eine Personaloffensive für mehr qua­lifiziertes Beratungs- und Betreuungspersonal im AMS zu starten und auch
das Personal in den Arbeitsinspektionen um zumindest 50 zusätzliche Mitarbeiter:in­nen aufzustocken.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsge­mäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gelangt Abgeordneter Süleyman Zorba. – Bitte, Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 704

13.15.24

Abgeordneter Süleyman Zorba (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Herr Minister! Herr Staats­sekretär! Als ehemaliger Lehrling und Lehrlingssprecher meines Klubs
freut es mich sehr, dass wir in den letzten Jahren eine zunehmende Förderung der Lehre und auch der Berufsausbildung umsetzen konnten. Der in den
letzten Jahren begonnene Prozess mit den zusätzlichen Fördermitteln wird auch im nächsten Jahr weitergeführt, und unser an sich schon solides und gutes Ausbildungssystem wird noch weiter ausgebaut.

Noch ein paar kurze Worte zu Kollegen Muchitsch – meine Kollegin Disoski hat das ja schon angesprochen –: Also die Behauptung, dass es in Zukunft we­niger Geld für Projekte in der aktiven Arbeitsmarktpolitik geben wird,
ist schlichtweg falsch. (Abg. Heinisch-Hosek: 20 Millionen weniger! Inflation nicht abgegolten, also weniger!) Im kommenden Jahr wird es 6 Prozent mehr an
Mitteln geben. Das steht im Bundesfinanzgesetz, das kann man nachlesen. (Bei­fall bei Grünen und ÖVP.)

Es ist auch nicht richtig, dass es keine weiteren Mittel für die Fachkräfte­ausbildung gibt. Mit dem neuen Budget wird auch der Bildungsbonus ins Dauer­recht eingeführt, wie das der Herr Minister schon angesprochen hat. Das
ist auch eine langjährige Forderung der AK und des ÖGB, die jetzt den Weg in Richtung Umsetzung findet.

Mit einem Gesamtbudget von mehr als 45 Millionen Euro wird also ein entscheidender Schritt zur Stärkung der beruflichen Weiterbildung und Ausbil­dung von benötigten Fachkräften gesetzt, denn wie wir alle wissen, feh­len Fachkräfte. Das ist jetzt keine neue Nachricht, und der logischste Weg in solch einer Situation ist eben, Fachkräfte auszubilden. Genau die jungen Menschen, die jetzt eine Lehrausbildung begonnen haben, oder jene, die sie in nächster Zeit beginnen werden, benötigen wir, und um das zu unterstüt­zen, wird die Lehrstellenförderung im Jahr 2024 auf insgesamt 280 Millionen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 705

Euro erhöht. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Bogner-Strauß
und Eßl.)

Eine weitere wichtige Maßnahme ist der Entfall der Gebühren für die Meister- und Befähigungsprüfungen, der ab dem 1. Jänner 2024 gelten wird. Da­für sind 12 Millionen Euro budgetiert. Das ist ein sehr wichtiger erster Schritt, der umgesetzt wird. Der logische nächste Schritt, der folgen muss, ist,
dass wir auch bei den Kosten für die Vorbereitungskurse zu Änderungen kom­men, denn wir brauchen genau diese Fachkräfte nicht nur in den beste­henden Branchen und Berufsfeldern, sondern auch in jenen der Zukunft. Für ei­ne nachhaltige und erfolgreiche Energiewende brauchen wir junge, enga­gierte Menschen, die eben die Skills mitbringen, daher ist eine Investition in Green Jobs und Ausbildungsoffensiven unerlässlich, der wir mit diesem
Budget auch nachkommen.

Weil auch die Senkung des ALV-Beitrags angesprochen wurde: Tatsache ist, dass das AMS in den nächsten Jahren Überschüsse machen wird, die
Senkung des Beitrags wird daher nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft auf der Tagesordnung stehen. Sie stand ja auch schon einmal in der Vergangenheit
auf der Tagesordnung: Die umfassendste Senkung dieses Beitrags wurde 2008 unter einem SPÖ-Kanzler durchgeführt. (Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der ÖVP.)

Es gibt jetzt spezifische Mittel, die für Jugendliche und junge Erwachsene, die erst kürzlich nach Österreich gekommen sind, verwendet werden, aber
auch Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen und Beeinträchtigungen werden jetzt gezielt und intensiv unterstützt. Das ist auch gut so, denn
wir brauchen alle verfügbaren Fachkräfte, um Österreich zukunftsfit zu machen. Jede Ausbildungsunterstützung und jede zusätzliche Förderung trägt
dazu bei, die in Österreich lebenden und verfügbaren Arbeitskräfte, so gut wie es nur geht, auszubilden, damit sie auch ein Teil dieser Transformation
sein können.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 706

Das gilt nicht nur für die Bereiche in der Energiewirtschaft, sondern auch für die Branchen und Bereiche der Bildung, der Bauwirtschaft oder auch der Gastronomie. Im Moment wird zum Beispiel darüber diskutiert, eine vegane, fleischlose Kochlehre einzuführen. Das ist auch wichtig für den Wirt­schaftsstandort und den Tourismusstandort, weil es heute sehr viele junge Menschen gibt, die eine Kochlehre nicht beginnen und nicht absolvieren, weil es eben keine fleischlose Alternative gibt.

Diese Investitionen in Ausbildungsplätze, in Berufsausbildungen und auch
in Lehrlinge sind entscheidende Investitionen, die wir für die Zukunft brauchen, damit junge Menschen wie auch Erwachsene sich ausbilden lassen und weiterbilden können. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Bogner-Strauß und Eßl.)

13.19


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als nächster Redner zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Peter Wurm. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Martin Graf: Peter, sag ihnen, wie es ist!)


13.19.33

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Werter Herr Minister! Werter Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Werte Zuseher! Ich darf auch die zweite Besuchergruppe aus Afritz recht herzlich hier begrüßen – Kärnten ist
in Wien stark vertreten –: ein Applaus! (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Frau Kollegin Zopf hat gesagt, „die Zahlen lügen nicht“. Deswegen werde
ich jetzt einmal ein paar Zahlen präsentieren. Man kann Zahlen natürlich schon in den Raum stellen, man muss sie aber auch in Relation setzen. Der Minis­ter weiß, was kommt. Das werde ich jetzt aufzuklären versuchen und auch die Traumtänzereien von Frau Disoski zu diesem Budget ein bisschen zerstören.

Herr Minister, wir haben 75 Millionen Euro Extrabudget als Arbeits­marktunterstützung für Asylberechtigte. Heruntergebrochen auf die Anzahl


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 707

derer, die dieses Programm mitmachen – das sind 4 000 – kommt man
auf jährliche Kosten von 19 000 Euro pro Asylant. 19 000 Euro, werte Zuseher! Wir haben 50 Millionen Euro für Menschen mit Behinderungen. Herunter­gebrochen auf die Teilnehmerzahl, die es betrifft, sprechen wir von 4 000 Euro. Das heißt, dieser Bundesregierung ist jeder Asylant fünfmal mehr wert als Menschen mit Behinderungen, um sie am Arbeitsmarkt zu unterstützen. Das sind die Zahlen, Frau Kollegin Zopf, die eben nicht lügen, und Sie sollten die Ehr­lichkeit haben, das den Menschen auch genau so mitzuteilen. (Abg. Matznetter: Und die haben eine Arbeitsgenehmigung, Herr Kollege?) – Das einmal zum
ersten Teil.

Zum zweiten Teil von „die Zahlen lügen nicht“: Ich habe gesagt, die Arbeitsbilanz von Minister Kocher ist sehr, sehr überschaubar, um es höflich zu formu­lieren. Er müsste dafür sorgen, dass Unternehmer Fachpersonal und Mitarbeiter haben und dass auf der anderen Seite möglichst wenige in Arbeitslosigkeit
sind. Auf beiden Seiten brennt der Hut. Bei den Unternehmern ist es, glaube ich, völlig klar, die suchen nach wie vor Fachkräfte, und die Arbeitslosigkeit steigt.

Zur Arbeitslosigkeit auch zwei Zahlen: Wir liegen derzeit bei den EU-27 auf Platz elf bei der Arbeitslosigkeit. Jene, die vielleicht schon ein paar Jahre hinter
sich haben, werden wissen, wir waren in Europa entweder überhaupt das Land mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit oder maximal Dritter, Vierter. Jetzt lie­gen wir auf Platz elf, Herr Minister Kocher. Noch dramatischer ist es bei der Ju­gendarbeitslosigkeit. Da waren wir traditionell Erster oder Zweiter, da lie­gen wir jetzt auf Platz neun.

Das heißt, alle Zahlen – Zahlen lügen nicht – machen eben Ihr Bild, Herr Minister Kocher, nicht sehr erfreulich. Das sollten Sie ehrlicherweise sagen, und Sie sollten auch die Ursachen ein bisschen erwähnen, die sind ja herausgekommen. (Abg. Matznetter: Die ÖVP ..., seit die FPÖ mit in der Regierung war!) Kollege Loacker hat gesagt, dass wir immer mehr Mitarbeiter beim AMS haben. – Das hat natürlich auch Hintergründe. Jetzt kann man sagen, okay, das ist viel-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 708

leicht, weil man einen bürokratischen Überbau hat. Das hat aber auch den Hin­tergrund, dass heute diese Arbeitslosen natürlich zum großen Teil nicht
mehr Österreicher sind. Sie wissen das alle. In der Schulung sind bereits mehr als die Hälfte Nichtösterreicher und, und, und.

Wenn man sich einfach die Statistik noch einmal anschaut: Wir haben jetzt ungefähr 350 000 Arbeitslose oder in Schulung. Wir haben 200 000 Menschen in der Mindestsicherung, wir haben 50 000 Asylwerber und wir haben
50 000 Menschen in Notstand. Das ist die qualifizierte Zuwanderung, die ÖVP, SPÖ, NEOS und Grüne die letzten Jahre und Jahrzehnte zu verantworten
haben. (Abg. Hörl: Ohne Zuwanderung geht es nicht!)

Das zeigt sich auch ganz deutlich, wenn man sich diese Zahlen anschaut. Natür­lich steigt die Arbeitslosigkeit bei Nichtösterreichern um 14 Prozent und
bei Österreichern um 1 Prozent.

Diese Zahlen könnte ich den ganzen Tag referieren. Das Bild ist eindeutig: Sie haben unqualifizierte Zuwanderung nach Österreich gebracht – mit Milliarden an Kosten. Deshalb fehlt für uns Österreicher in diesem Bereich jedes Geld.
(Abg. Hörl: So ein Blödsinn!) Diese Ehrlichkeit sollten Sie haben, das den Men­schen auch so mitzuteilen.

Deshalb darf ich folgenden Antrag einbringen.

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit der unqualifizierten Zuwanderung in unser Arbeitsmarktbudget“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die Regelungen für ein Maßnahmenpaket gegen die sektorale Arbeitslosigkeit in Österreich als Konsequenz der nachhaltig


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 709

wirtschaftsschädlichen COVID-19-Maßnahmen und einer unsinnigen Sanktionspolitik in Folge der Ukraine-Krise beinhaltet.

Dieses Maßnahmenpaket soll sektorale Zuzugsbeschränkungen auf dem Arbeitsmarkt für Nicht-EU-Bürger und EU-Bürger [...] nach Maßgabe von Alter, Ausbildungsniveau, besonderen Bedürfnissen und gesundheitlichen Ein­schränkungen, bisheriger Berufstätigkeit, angestrebter Berufstätigkeit und branchenspezifischer kurz-, mittel- und langfristiger Konjunktur- und Arbeitsmarktprognose beinhalten. Insbesondere sollen im Zuge dieser Maßnah­men auch die negativen Auswirkungen der COVID-19-Krise und der Sank­tionspolitik für den Arbeitsmarkt nachhaltig korrigiert werden.

Gleichzeitig sollten Langzeitarbeitslose und Langzeitbeschäftigungslose mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft aus anderen EU-Staaten bzw. Drittstaaten bzw. Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte durch eine degressive Ersatzrate dazu motiviert werden, in ihre Heimatländer bzw.
in andere EU-Länder und Drittstaaten zurückzukehren oder weiterzuwandern."

*****

Ich bitte um breite Zustimmung, damit der Arbeitsmarkt in Österreich und
alle Maßnahmen den österreichischen Staatsbürgern dienen und nicht
der ganzen Welt. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

13.25

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Wurm, Mag. Christian Ragger und weiterer Abgeordneter

betreffend Schluss mit der unqualifizierten Zuwanderung in unser Arbeitsmarktbudget


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 710

eingebracht im Zuge der Debatte zu Top 9) Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 –BFG 2024)
samt Anlagen (2300 d.B.) UG 20 Arbeit, am Mittwoch, dem 22.November 2023

Die Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) zu den Schulungen und der Ent­wicklung der Arbeitslosen zeigt ein wachsendes Delta bei den Arbeitnehmern, ohne dass eine österreichische Staatsbürgerschaft vorhanden ist. Bei den AMS-Schu­lungen beträgt die Anzahl der ausländischen Schulungsteilnehmer bereits
mehr als 50 Prozent. Seit September 2022 liegt dieser Anteil konsequent bei weit über 50 Prozent, wie die AMS-Statistiken beweisen.

https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/A/3052

und als Quelle: Arbeitsmarktdaten AMS:

https://www.ams.at/arbeitsmarktdaten-und-medien/arbeitsmarkt-daten-und-arbeitsmarkt-forschung#niederoesterreich

In den Monaten Juli bis Oktober 2023 stellte sich die Lage bei Arbeitslosen und AMS-Schulungsteilnehmern folgendermaßen dar:

Arbeitslosigkeit: Vergleich zu Monaten 2022

Juli: Inländer: 156.675 Personen; +161 Personen; +0,1%

August: Inländer: 162.586 Personen; ‐1.171 Personen; ‐0,7%

September: Inländer: 153.748 Personen; +547 Personen; +0,4%

Oktober: Inländer: 160.112 Personen; +1.140 Personen; +0,7%

Juli: Ausländer: 93.552 Personen; +14.579 Personen; +18,5%

August: Ausländer: 98.712 Personen; +13.450 Personen; +15,8%

September: Ausländer: 98.096 Personen; +13.888 Personen; +16,5%


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 711

Oktober: Ausländer: 104.120 Personen; +13.778 Personen; +15,3%

AMS-Schulungsteilnehmer: Vergleich zu Monaten 2022

Juli: Inländer: 29.131 Personen; ‐784 Personen; ‐2,6%

August: Inländer: 29.163 Personen; ‐705 Personen; ‐2,4%

September: Inländer: 33.516 Personen; ‐165 Personen; ‐0,5%

Oktober: Inländer: 36.013 Personen; +1.722 Personen; +5,0%

Juli: Ausländer: 31.224 Personen; ‐21 Personen; ‐0,1%

August: Ausländer: 30.298 Personen; ‐246 Personen; ‐0,8%

September: Ausländer: 35.400 Personen; +331 Personen; +0,9%

Oktober: Ausländer 38.651: +3.024 Personen; +8,5%

Das AMS wurde endgültig zum Ausländer-Schulungs-Amt. Und dadurch wurde und wird das aktuelle und zukünftige Arbeitsmarkbudget über Gebühr belastet.

Für 2024 soll jetzt auch noch ein AMS-Sonderbudget für die „Qualifizierung“ von Asylberechtigten in der Höhe von nicht weniger als 75 Mio. Euro extra in dieses Fass ohne Boden investiert werden.

https://service.bmf.gv.at/Budget/Budgets/2024/bfg/teilhefte/UG20/UG20_
Teilheft_2024.pdf

Arbeitsmarktservice (AMS), müssen hier dringend gegensteuern. Diese Gegensteuerungsstrategie muss unter der Überschrift „Österreicher zuerst“ statt­finden, damit sichergestellt werden kann, dass in einem Verdrängungswettbewerb in Folge der nachhaltig wirtschaftsschädlichen COVID-19-Maßnahmen und einer unsinnigen Sanktionspolitik in Folge der Ukraine-Krise hier nicht die österreichischen Arbeitnehmer unter die Räder kommen und von einer sich verfestigenden struk­turellen Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 712

Man muss also mit einem entsprechenden Maßnahmenpaket, das auf die nachhaltige Beseitigung der sektoralen Arbeitslosigkeit abzielt, den negativen Folgen der nachhaltig wirtschaftsschädlichen COVID-19-Maßnahmen und einer unsinnigen Sanktionspolitik in Folge der Ukraine-Krise begegnen. Im Zentrum dieses Maßnahmenpakets sollen insbesondere auch sektorale Zuzugsbeschränkungen auf dem Arbeitsmarkt für Nicht-EU-Bürger und EU-Bürger nach Maßgabe von Alter, Ausbildungsniveau, besonderen Bedürfnissen und gesundheitlichen Einschränkungen, bisheriger Berufstätigkeit, angestrebter Berufstätigkeit und branchenspezifi­scher kurz-, mittel- und langfristiger Konjunktur- und Arbeitsmarktprognose stehen. Diese können sowohl befristet als auch unbefristet erfolgen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, die Regelungen für ein Maßnahmenpaket gegen die sektorale Arbeitslosigkeit in Österreich als Konsequenz der nachhaltig wirtschaftsschädlichen COVID-19-Maßnahmen und einer unsinnigen Sanktionspolitik in Folge der
Ukraine-Krise beinhaltet.

Dieses Maßnahmenpaket soll sektorale Zuzugsbeschränkungen auf dem Arbeits­markt für Nicht-EU-Bürger und EU-Bürger (befristet und unbefristet) nach Maßgabe von Alter, Ausbildungsniveau, besonderen Bedürfnissen und gesundheitlichen Einschränkungen, bisheriger Berufstätigkeit, angestrebter Berufstätigkeit und bran­chenspezifischer kurz-, mittel- und langfristiger Konjunktur- und Arbeits­marktprognose beinhalten. Insbesondere sollen im Zuge dieser Maßnahmen auch die negativen Auswirkungen der COVID-19-Krise und der Sanktionspolitik für den Arbeitsmarkt nachhaltig korrigiert werden.

Gleichzeitig sollten Langzeitarbeitslose und Langzeitbeschäftigungslose mit nichtös­terreichischer Staatsbürgerschaft aus anderen EU-Staaten bzw. Drittstaaten


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 713

bzw. Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte durch eine degressive Ersatz­rate dazu motiviert werden, in ihre Heimatländer bzw. in andere EU-Länder
und Drittstaaten zurückzukehren oder weiterzuwandern.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Christoph Zarits. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.25.39

Abgeordneter Christoph Zarits (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine geschätzten Damen und Herren! Herr Staatssekretär! Geschätzte Zuseher:innen zu Hause und hier auf der Galerie! Nach den falschen Zahlen von Kollegen Wurm geht es darum, dass man vielleicht auch die richtigen Zahlen heute im Plenum präsentiert, weil doch viele falsche Dinge vorgelesen beziehungsweise behauptet wurden. (Abg. Wurm: Was heißt falsche Zahlen?)

Der Herr Minister hat es angesprochen: Wir haben 100 000 offene Stellen, die gemeldet wurden, das heißt, es sind ungefähr 200 000 offene Stellen in
ganz Österreich. Wir haben 339 000 Personen beim AMS, die arbeitslos gemel­det beziehungsweise auch in Schulungen sind. Damit sind wir unter dem
Niveau von vor den Krisen im Jahr 2019.

Das Wichtigste ist, dass 4 750 Personen mehr in Aus- und Weiterbildung sind als im Vorjahr. Daran sieht man, dass die Maßnahmen, die diese Bundesregie­rung und vor allem unser Bundesminister Martin Kocher getroffen haben, natür­lich auch wirken.

Was die Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen betrifft, ist noch wichtig,
dass sehr viele Menschen, die Arbeit suchen beziehungsweise auf Jobsuche sind, die Weiterbildungsmaßnahmen in den sogenannten Mangelberufen in An-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 714

spruch nehmen. Wir haben ja hier im Parlament auch das Pflegestipendium be­sprochen. Damit sind derzeit 3 500 Personen in Schulung, die auch dem­entsprechend gefördert werden.

Insgesamt werden im Jahr 2024 für das Thema Arbeit 9 Milliarden Euro zur Ver­fügung gestellt. Das sind insgesamt 72 Millionen Euro mehr als im Jahr 2023,
in Prozent ausgedrückt sind es um 5,4 Prozent mehr. Das AMS hat insgesamt 1,42 Milliarden Euro zur Verfügung, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen beziehungsweise die Arbeitslosigkeit auf diesem niedrigen Niveau zu halten. Das ist pro Jobsuchenden ein Betrag von 4 000 Euro. Das ist der zweithöchste
Wert in der Geschichte dieser Republik.

Wir wollen, dass die Menschen in Qualifizierungsmaßnahmen gehen. Wir wollen Beschäftigungsanreize setzen. Das unterscheidet uns vor allem auch von anderen Parteien in diesem Haus. Wir wollen natürlich, dass die Menschen nur so kurz wie möglich arbeitslos sind und die Hilfe des Staates in Anspruch nehmen. Wir wollen, dass die Menschen auch wieder in Beschäftigung kommen.

Wir haben viele Anreize gesetzt, damit das Arbeiten und damit der Faktor
Arbeit entlastet wird und damit den Menschen mehr Netto vom Brutto bleibt. Die kalte Progression wurde angesprochen: Wir haben es endlich geschafft –
es war in vielen Regierungsprogrammen niedergeschrieben, und wir haben es geschafft, es endlich auch umzusetzen –, die Steuertarifstufen an die Infla­tion anzupassen. Wir haben die Steuertarifstufen auch gesenkt, damit den Men­schen mehr Netto bleibt.

Ein wichtiger Punkt für uns als ÖAAB und für uns als Familienpartei war
auch, dass wir vor allem die Familien mit dem Familienbonus Plus mit einem Be­trag von bis zu 2 000 Euro entlastet haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Es sind die Familien, es sind die Eltern, die einen doppelten Beitrag für
die Gesellschaft leisten: indem sie auf der einen Seite einer Beschäftigung


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 715

nachgehen und Steuern zahlen – sie halten unser Sozialsystem, unse­ren Sozialstaat aufrecht – und auf der anderen Seite auch die Kinder betreuen.

Wir haben sehr viele Maßnahmen gesetzt. Die beste Möglichkeit und der
beste Weg, Armut zu verhindern, ist natürlich, dass man eine vernünf­tige Arbeitsmarktpolitik macht. Das macht unser Herr Bundesminister. Es steht genügend Geld zur Verfügung, um den arbeitslosen Menschen in Österreich
eine Perspektive zu geben. Es ist angesprochen worden: Auch Menschen mit Be­hinderung sollen einen Platz am Arbeitsmarkt haben, und dazu werden sei­tens des Bundesministers Initiativen gesetzt. (Beifall bei der ÖVP und
bei Abgeordneten der Grünen.)

Natürlich ist auch die Integration wichtig, Herr Kollege Wurm. Menschen, die in Österreich sind, Menschen, die ein Bleiberecht in Österreich haben, müs­sen natürlich auch in den Arbeitsmarkt integriert werden (Abg. Kassegger: Man kann sie auch heimschicken!), denn wenn sie in den Arbeitsmarkt integriert werden, werden sie auch in die Gesellschaft integriert. Ich denke, das
ist der richtige Weg, den unser Bundesminister geht. (Abg. Belakowitsch: Wir wollen sie nicht integrieren! Wir wollen sie heimschicken!)

Vor allem eines wundert mich: Wenn hier ein Abgeordneter der FPÖ steht, wird oft so getan, als ob sie nie in Regierungsverantwortung gewesen wären.
Sie haben den Innenminister gestellt, und auch da wurden Dinge gemacht,
die dazu geführt haben, dass wir Menschen hier in Österreich haben, die
eben aus dem Ausland gekommen sind.

Wir gehen mit Optimismus in die Zukunft, wir schauen optimistisch in
die Zukunft. Wir werden alles daransetzen, damit wir die Arbeitslosigkeit weiter­hin niedrig halten, damit wir die Menschen natürlich auch in Beschäftigung bringen. Die beste Art und Weise, Armut zu bekämpfen, Menschen ein Leben so zu ermöglichen, dass sie sich ihr Leben auch leisten können, ist, dafür zu
sorgen, dass Menschen in Beschäftigung kommen. Wir haben den Faktor Arbeit


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 716

dementsprechend entlastet, und das müssen auch Sie zur Kenntnis nehmen, Herr Kollege Wurm.

In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung für das Budget 2024, ein
gutes Budget, das auch garantiert, dass Menschen in unserem Land, die Hilfe brauchen, auch Hilfe bekommen. Dafür steht die Volkspartei und dafür
steht das Budget 2024. (Beifall bei der ÖVP.)

13.30


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Wim­mer. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.30.52

Abgeordneter Rainer Wimmer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Herren der Bundesregierung! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Ich bin immer wieder bass erstaunt, wenn ich Kollegin Zopf
als schwarze Arbeitnehmerinnenvertreterin und Arbeitnehmervertreterin am Rednerpult erlebe (Heiterkeit des Abg. Lindner), und wenn sie dann da­von spricht: „Tu Gutes und rede darüber!“, dann glaube ich immer, ich träume ein bisschen. (Beifall bei der SPÖ.)

Kolleginnen und Kollegen, ihr wart doch als schwarze Arbeitnehmer:innen­vertreter dabei, als der 12-Stunden-Tag wieder eingeführt wurde. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ihr wart doch dabei und habt in der ersten Reihe aufgezeigt,
als von Ihrer Seite die 60-Stunden-Woche (Abg. Kopf: Ja, ja, die ist auch für alle verpflichtend!) wieder salonfähig gemacht wurde. Ihr wart dabei, als die Krankenkassen niedergewalzt wurden. Ihr wart dabei, als die Karfreitagsregelung wieder abgeschafft wurde, Kolleginnen und Kollegen. (Ruf bei der ÖVP:
Warst du schon einmal in der Kirche am Karfreitag?)
Ihr habt als schwarze Arbeit­nehmerinnenvertreter und Arbeitnehmervertreter die Arbeitnehmer
verraten (Abg. Kopf: Rainer! Rainer!), liebe Kolleginnen und Kollegen! Das muss man hier ganz deutlich sagen. (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 717

Ihr verzeiht also schon: Wenn mir Kollegin Zopf sozusagen so einen Elfer auflegt, dann muss ich den auch beantworten, meine sehr geschätzten Damen und Herren.

Jetzt vielleicht zum Arbeitsmarkt, weil der ja heute behandelt wird: Inflation und Teuerung bringen vor allem die Arbeitslosen, Kolleginnen und Kollegen,
massiv unter Druck, und vor allen Dingen das Nichtstun der Bundesregierung – etliche Male schon angesprochen – hat ja ganz fatale Auswirkungen gezeigt.

Wir Sozialdemokraten haben uns natürlich bemüht, hier Anträge einzubringen, gerade was die Erhöhung des Arbeitslosengeldes anbelangt, und es war
für uns ohnedies zu erwarten und nichts Neues, dass die Regierungsparteien diesen Antrag mittlerweile, glaube ich, vier Mal abgelehnt haben, aber
unsere Forderungen bleiben natürlich nach wie vor aufrecht. Sie lauten: Erhö­hung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent – von jetzt 55 Prozent. Wir
wissen, dass wir diesbezüglich europaweit ganz hinten rangieren,
das Schlusslicht sind. Wir brauchen eine jährliche Anpassung und Valorisierung, und wir brauchen eine Verdreifachung der Familienzuschläge.

Dazu vielleicht noch ganz kurz – Kollege Muchitsch hat es schon angespro­chen –: Die Familienzuschläge sind jetzt mit 97 Cent pro Kind und pro
Tag, das sind rund 30 Euro im Monat, seit 22 Jahren gleich. Seit 22 Jahren hat hier keine Erhöhung stattgefunden! Im vorliegenden Budget ist dafür
null vorgesorgt, wie wir mittlerweile wissen, obwohl es 700 Millionen Euro Mehreinnahmen gibt. Herr Bundesminister Kocher, Sie haben ja davon gesprochen und die Idee geboren, wenn jetzt mehr Einnahmen da sind, vielleicht die Arbeitslosenversicherungsbeiträge für die Arbeitgeber zu senken. Ich
sage Ihnen: Sie sollen das Arbeitslosengeld erhöhen und nicht die Beiträge für die Arbeitgeber senken! – Das wäre zynisch, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Da die Arbeitslosen die einzige Gruppe sind, bei der die Teuerung nicht berück­sichtigt wird, fordere ich Sie auf, darüber noch einmal nachzudenken. Ich
glaube, das wäre eine ganz, ganz wichtige Aufgabe. Das Arbeitslosengeld ist jetzt


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 718

mit 55 Prozent unmenschlich tief, und man kann damit nicht mehr das Aus­langen finden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

13.34


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete
Tanja Graf. – Bitte, Frau Abgeordnete.


13.34.22

Abgeordnete Tanja Graf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Minister! Geschätz­te Staatssekretärin und geschätzter Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer auf der Galerie – besonders die Jugendlichen – und vor den Fernsehgeräten! Ja, Kollege Wimmer, das Bild, das du jetzt aufge­baut hast, indem du hier davon gesprochen hast, was wir alles nicht gemacht ha­ben, muss ich jetzt ein bisschen zurechtrücken, denn: Es war kein
12-Stunden-Tag, den wir eingeführt haben, sondern es war eine Arbeitszeitflexi­bilisierung auf 12 Stunden. Wärst du – im Vergleich zu unserer Kollegin
Frau Bettina Zopf – ein richtiger Arbeitnehmervertreter und in den Betrieben (Abg. Lindner: In welchem Betrieb war die Kollegin Zopf?), dann würdest du
auch sehen, dass es kaum Betriebe gibt, wo Mitarbeiter drinnen sind (Ruf bei der SPÖ: Die mitbestimmen können!), die gezwungen werden, täglich 12 Stun­den zu arbeiten, so wie du das Bild hier aufbaust. So ist es nämlich nicht. (Beifall bei der ÖVP.)

Gehen wir jetzt aber vielleicht zum wesentlichen Punkt, was den Arbeits­markt betrifft: Ich glaube, Sie geben mir recht, wenn ich sage, dass wir ein Pro­blem im Arbeitsmarkt haben, dass wir händeringend Mitarbeiter suchen
und jeden Mitarbeiter brauchen, und – Kollege Wurm, du hast es angespro­chen – wir Unternehmer unterscheiden da nicht zwischen Nationalitäten oder Herkunftsland, sondern wir sind froh, wenn wir Mitarbeiter finden, die
arbeiten wollen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es sind auch sehr viele Mitarbeiter hier in Österreich, die nach Österreich ge­kommen sind und auch hier arbeiten wollen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 719

Jetzt zum Budget Arbeitsmarkt: Kollege Loacker hat gesagt, dass viel zu
viele Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice beschäftigt sind. Ich sehe das ein bisschen anders. Wir brauchen viele Mitarbeiter für die Aufgaben, die
wir in Zukunft im Zusammenhang mit dem Arbeitsmarkt haben werden, denn genau das ist die Aufgabe, die das AMS erfüllen sollte: Es sollte zielge­recht Arbeitsvermittlung durchführen. (Abg. Loacker: Aber das kann es ja gar nicht! Die können das nicht!) Es sollte auch Zielgruppenschulungen durchführen,
sodass wir als Unternehmer die Mitarbeiter finden, die auch für den Job geeignet sind. Das ist seine Aufgabe, und daher wird auch das Budget erhöht.
(Abg. Loacker: Wie viele hast du schon vermittelt bekommen vom AMS, die du brauchen konntest?)

Ich kann daran erinnern, wir haben letztes Jahr 3 800 Euro pro Arbeitsuchendem beziehungsweise Schulungsteilnehmer investiert. Jetzt investieren wir 4 034 Euro pro Arbeitsuchendem beziehungsweise Mitarbeiter in einer Schu­lung, und das ist eine gute Investition, die wir gerade hier im Arbeits­markt brauchen, weil er eben so flexibel geworden ist – und das ist die Aufgabe des AMS.

Was bedeutet das im Konkreten? Die SPÖ ist da nämlich ein bisschen faktenbefreit. – Wir haben eine Erhöhung von 72 Millionen Euro. Das bedeutet, es wurde heute schon gesagt, dass wir somit einen der höchsten Beträge
in einen arbeitssuchenden Menschen insgesamt investieren können. Genau die­se Investition brauchen wir (Beifall bei der ÖVP), um eben Mitarbeiter in Beschäftigung zu bringen, und das oberste Gebot kann nur Qualifizierung sein.

Noch einmal: Wir stehen vor einer großen Herausforderung am Arbeits­markt, und es braucht da mehr Unterstützung für die Unternehmer durch das AMS, um den richtigen Mitarbeiter zu finden. Eine Lösung, so wie die
SPÖ sie sieht, dass wir das Arbeitslosengeld erhöhen, das ist es nicht, das kann nicht die Gesamtlösung sein. Das ist nur ein kleiner Input, den man geben
kann, aber für das ist es nicht gut.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 720

Herr Kollege Zarits hat es gesagt: Die beste Möglichkeit, Armutsbekämpfung zu betreiben, ist Arbeit. – Danke. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP.)

13.37


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mi­chael Seemayer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.37.33

Abgeordneter Michael Seemayer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Frau Abgeordnete Graf, da ha­ben Sie recht, die Erhöhung des Arbeitslosengeldes löst nicht das Problem der Arbeitslosigkeit, aber da geht es um die Frage des menschenwürdigen Überbrückens eines arbeitslosen Zustandes (Abg. Tanja Graf: Qualifizierung ist auch menschenwürdig!), und davon sind wir jetzt, mit einer Nettoersatz­rate von 55 Prozent, weit entfernt. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte aber die Gelegenheit noch nutzen, um auf eine besonders prekäre Situation einer Gruppe von jungen Menschen hinzuweisen. Es sind dies Jugendliche, die eine Lehre in überbetrieblichen Ausbildungsstätten absolvieren. Da ist es nämlich so, dass junge Menschen eine Lehre genauso wie andere Jugendliche machen, aber dafür kein Lehrlingseinkommen erhalten. Sie bekommen lediglich eine Ausbildungsbeihilfe in der Höhe der DLU, der Beihilfe zur Deckung des Lebensunterhaltes, obwohl sie betrieblichen Lehrlingen eigentlich gleichgestellt sind.

Das sind derzeit im ersten und im zweiten Lehrjahr – da gibt es keinen Unter­schied – rund 372 Euro und im dritten und vierten Lehrjahr rund
860 Euro. Das bedeutet, dass diese Jugendlichen oft nicht einmal die Hälfte des Einkommens ihrer Kolleginnen und Kollegen, die in Betrieben eine Lehre
machen können, pro Monat zur Verfügung haben.

Wenn man dann die ohnehin niedrigen Beträge, so wie es jetzt im Budget näm­lich vorgesehen ist, nicht einmal im Ausmaß der Inflation erhöht, führt das


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 721

dazu, dass jene, die vom ersten ins zweite Lehrjahr kommen, real weniger verdie­nen als ein Jahr davor. Kolleginnen und Kollegen, das ist absurd. So geht
man mit jungen Leistungsträger:innen in Österreich nicht um. (Beifall
bei der SPÖ.)

Wenn man sich das vorliegende Budget ansieht, wird man feststellen, dass darin keine Mittel zur Beseitigung dieser Ungerechtigkeit vorgesehen sind. Die massive Unterbezahlung kann dazu führen, dass junge Menschen sich die Lehre nämlich nicht mehr leisten können, die Ausbildung eventuell abbrechen
und dann als Hilfskräfte ins Erwerbsleben starten müssen.

Damit verzichten wir nicht nur auf qualifizierte junge Menschen, sondern wir ver­bauen ihnen auch einen sicheren und erfolgreichen Start ins Arbeitsleben.

Ich darf daher folgenden Entschließungsantrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „kollektivvertragliches Lehrlingseinkommen für Lehrlinge in den überbetrieblichen Lehrwerkstätten“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird aufgefordert, dem Na­tionalrat umgehend eine Regierungsvorlage zu übermitteln, mit der die Lehrlinge in den überbetrieblichen Lehrwerkstätten anstatt der Ausbildungsbeihilfe, gleichermaßen wie Lehrlinge in den Betrieben, ein kollektivvertragliches Lehr­lingseinkommen erhalten und als Aufsichtsministerium auf eine Anpas­sung der relevanten Richtlinien des AMS hinzuwirken.“

*****

Ich ersuche um breite Zustimmung im Sinne unserer jungen Menschen, die sich das mehr als verdient haben. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

13.40


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 722

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Josef Muchitsch, Michael Seemayer,

Genossinnen und Genossen

betreffend kollektivvertragliches Lehrlingseinkommen für Lehrlinge in den überbetrieblichen Lehrwerkstätten

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Budgetausschusses über die Re­gierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt An­lagen (2300 d.B.) UG 20

Obwohl die Auszubildenden in den überbetrieblichen Ausbildungen den betrieb­lichen Lehrlingen gleichgestellt sind, erhalten sie kein Lehrlingseinkommen, sondern eine Ausbildungsbeihilfe in Höhe der DLU (Deckung des Lebensunterhalts):

−    erstes und zweites Lehrjahr: 372,60 Euro

−    drittes und viertes Lehrjahr gebührt die DLU für Erwachsene in Höhe:
860,70 Euro

Geld ist ein wichtiger Motivator für die Jugendlichen, um eine Ausbildung zu begin­nen. Außerdem darf die Lücke zwischen Lehrlingen nicht zu massiv ausfallen.

Die Lehrlingseinkommen bei den heurigen Kollektivvertragsabschlüssen haben sich heuer besonders gut entwickelt, z.B.:

−    erstes Lehrjahr Metallgewerbe: 800,00 Euro

−    erstes Lehrjahr Handel: 800,00 Euro

Die logische Konsequenz der niedrigen Ausbildungsbeihilfen wird sein, dass viele Jugendliche keine Lehre mehr abschließen. Das können sie sich nicht mehr


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 723

leisten. Stattdessen werden sie Aushilfsjobs annehmen, in denen sie kurzfristig min­destens dreimal so viel verdienen.

2019 wurde unter der schwarz-blauen Bundesregierung den volljährigen Lehrlingen in der ÜBA die Ausbildungsbeihilfe im ersten und zweiten Lehrjahr von 753 Euro auf 325 Euro monatlich gekürzt. Damit haben viele die Lehrlinge
über die Hälfte ihres ohnehin schon bescheidenen Einkommens verloren. Wenn man sich dann auch noch vor Augen hält, dass die Armutsgefährdungsschwelle
(60 Prozent des Medianeinkommens) 1.371 Euro monatlich für einen Ein-Personen-Haushalt (12-mal im Jahr) beträgt, bedeutet das, dass die volljährigen Lehr­linge gerade mal ein Viertel davon erhalten.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft wird aufgefordert, dem Nationalrat umgehend eine Regierungsvorlage zu übermitteln, mit der die Lehrlinge in
den überbetrieblichen Lehrwerkstätten anstatt der Ausbildungsbeihilfe, gleicher­maßen wie Lehrlinge in den Betrieben, ein kollektivvertragliches Lehrlingseinkommen erhalten und als Aufsichtsministerium auf eine Anpassung der relevanten Richt­linien des AMS hinzuwirken.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist nun Herr Abgeordneter Andreas Minnich. – Bitte,
Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 724

13.40.56

Abgeordneter Andreas Minnich (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bun­desminister! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kollegen im Hohen Haus!
Liebe Zuseher auf der Galerie und zu Hause vor den Fernsehbildschirmen! Wir sind wahre Weltmeister in Österreich, wenn es um Fachkräfte geht. Grund
dafür ist das Modell der dualen Berufsausbildung, die Lehre, für die wir interna­tional beneidet werden. Das Zusammenwirken zwischen den Ausbildungs­betrieben, den Berufsschulen und unseren Lehrlingen funktioniert sehr gut und macht es möglich, topausgebildete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in
unseren Betrieben zu haben.

Trotz der hohen Qualität unserer Lehrlingsausbildung sind wir mit einem Fach­kräftemangel konfrontiert, der unser Land und unsere Betriebe vor große Herausforderungen stellt. Aktive Arbeitsmarktpolitik und eine weitere Attraktivierung der Lehre sind die wichtigen und die richtigen Antworten.

Zusätzlich werden mit dem Bildungsbonus, den wir 2022 eingeführt haben, Qua­lifizierungsmaßnahmen ausgebaut und mit dem Pflegestipendium noch zu­sätzlich verstärkt.

Im Gegensatz zu den akademischen Abschlussprüfungen mussten Personen bis­her die Gebühren für die Meister- oder Befähigungsprüfung sowie die Vor­bereitungskurse selbst bezahlen. Genauso wie bei einem Studium soll auch die Prüfung zur Meisterin oder zum Meister nun kostenlos sein. Um die Kan­didatinnen und Kandidaten zu unterstützen und gleiche Bedingungen im Ver­gleich zum akademischen Bereich sicherzustellen, werden diese Prü­fungsgebühren ab 1.1.2024, rückwirkend per 1. Juli 2023, für Absolventinnen und Absolventen erlassen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schallmeiner.)

Danke, Herr Minister, für diesen wichtigen Schritt! Wir sind mit diesem Arbeits­marktbudget auf einem guten Weg. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

13.42



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 725

Präsident Ing. Norbert Hofer: Mir liegen nun dazu keine Wortmeldungen mehr vor. Die Beratungen zu diesem Themenbereich sind somit beendet.


13.43.07

UG 33 Wirtschaft (Forschung)

UG 40 Wirtschaft (inkl. Tourismus)

Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zur UG 33: Wirtschaft (Forschung), sowie zur UG 40: Wirtschaft (inkl. Tourismus). Hierüber findet eine gemeinsame Debatte statt.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter. –
Bitte, Herr Abgeordneter.


13.43.27

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundes­minister! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Damen und Herren! Geschätz­tes Publikum! Wir kommen zum Kapitel Wirtschaft, jenem Kapitel, das uns in den letzten Jahren nicht gerade Freude gemacht hat, da ein Land, das üblicherweise unter den Bestperformern ist, in wesentlichen Kenndaten zu­rückgefallen ist.

Ich darf gleich zu Beginn, an erster Stelle erwähnen, dass wir seit Jahresanfang den westeuropäischen Negativrekord bei der Teuerung haben. Die Folgen
davon werden zunehmend sichtbar: drei Quartale Rezession, eine extrem düste­re Stimmung. Ich erinnere nur an den Grund, wieso die Gehaltsverhandler
auf Arbeitgeberseite sagen, sie könnten nicht einmal die Inflation ausgleichen: weil die Aussichten gerade bei der exportorientierten Industrie ausge­sprochen trübe sind.

Warum ist das der Fall? – Weil durch die hohe Teuerung unsere Wettbewerbs­fähigkeit (Abg. Hörl: ... treibts ihr die Löhne aufi?) auf dem Binnenmarkt und
auch auf weltweiten Drittmärkten insgesamt schlechter geworden ist. (Abg. Hörl: Da sieht man, was für ein Verständnis ...!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 726

Jetzt kommen wir zurück zu dem, was eine Regierung tun sollte. Was sind
die Faktoren? – Der eine Faktor ist die Teuerung. In dem Moment, in dem man in einer Währungsunion ist, sollte man als Regierung dringend darauf schauen, maximal im Durchschnitt der Teuerung zu sein, weil man keine Möglichkeit hat, durch Abwertung auszugleichen.

Die zweite Möglichkeit, wenn man in einer Rezession ist, ist: Man muss schauen, was man zur Anregung tun kann. Na ja, die erste Möglichkeit, dass die Konjunktur durch Anlageninvestitionen der Wirtschaft zustande kommt, fällt weg, wenn die Aussichten trübe sind. (Zwischenruf des Abg. Taschner.) Die Aussicht, mit Investitionen des Staates, öffentlicher Nachfrage, gegenzusteuern, ist extrem beschränkt, insbesondere bei uns, weil das Helikoptergeld der vergangenen Krisen das Budget in einem Ausmaß belastet hat, dass das nicht möglich ist, und auch noch die Gefahr besteht, dass man nicht zielgerichtet
tätig werden kann.

Jetzt komme ich zum Dritten: Das wäre die Inlandsnachfrage. Wenn aber die Gehaltsverhandler sagen, sie könnten nicht einmal mehr die Inflationsrate ausgleichen, heißt das: Reallohnverluste. Das bedeutet nicht nur für
die Menschen, dass die Falschen zur Kasse gebeten werden, weil sie sich um das Gehalt, das sie dann bekommen, nicht mehr das Gleiche leisten können,
sondern es bedeutet einen Anschlag auf unsere Volkswirtschaft; denn wenn ich alle Säulen wegreiße, werde ich aus dem Problem, dass ich aus der Rezes­sion nicht durchstarten kann, nicht herauskommen, insbesondere dann nicht, wenn ich eine Stagflation habe, also Rezession plus hohe Geldentwertung.

Herr Bundesminister, Ihnen brauche ich das nicht zu sagen, Sie kennen
sich besser aus als ich. (Abg. Egger – erheitert –: Davon gehen wir aus! – Abg. Hörl: Das ist gewiss!) Das liegt nicht daran, dass Sie es nicht wissen, und es liegt
auch nicht daran, dass Sie es nicht erkennen, sondern dahinter steckt ein plan­mäßiges Vorgehen, und das ist das, was ich Ihnen vorwerfe!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 727

Seit Jahren wird Politik für ein paar Klientelgruppen (Abg. Taschner: Nein,
bitte!)
gemacht! Ein Beispiel, allein bei den Mieten: Wieso muss man erlauben, das Betongold jetzt abzusahnen, lässt über 18 Monate drei Erhöhungen durchgehen (Abg. Salzmann: Wieso macht ihr es nicht in Wien? In Wien könnt ihr das alles machen!), wo zivilisierte Staaten längst einen Deckel eingezogen
haben? Warum? – Weil diese Gruppe - - (Abg. Salzmann: Machen Sie es ...!) – Aber das waren nicht die 37 Prozent, Frau Kollegin! Die haben Sie unter Sebastian 
Kurz geholt, mit der Behauptung: Wir können gegen Ausländer noch unfreundlicher sein als die FPÖ! Aber die verraten Sie (Abg. Obernosterer: ... einen Blödsinn zusammenredest!), weil Sie die Politik nur für jene machen, die
vorher gespendet haben!

Und bei den Banken geht es gleich weiter. Frankreich sagt: bis 30 000 Euro Einlage mindestens 3 Prozent Zinsen am Sparbuch. Wo ist das bei Ihnen? Das höre ich nicht! Da werden Milliarden gemacht, und die Shareholder der Energiekonzerne können problemlos absahnen. (Neuerliche Zwischenrufe der Abgeordneten Obernosterer und Salzmann.)

Das alles haben Sie planmäßig gemacht, obwohl Sie es besser wissen, und das werfe ich Ihnen vor. Egal wie gut man mit jemandem ist, egal wer bei den Jagdempfängen und sonst wo ist: Sie sind Volksvertreter derer, die Sie gewählt haben, und nicht der Haus- und Grundbesitzer, nicht der Shareholder,
nicht der internationalen Konzerne. Sie haben das österreichische Volk zu ver­treten und nicht das Kapital! – Fürs Stammbuch! Danke. (Beifall bei
der SPÖ. – Abg. Taschner: Die Stimme der Sozialisten! – Abg. Hörl: Das war jetzt
der rote Showdown!)

13.48


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Peter Haubner. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.48.19

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Eigentlich wollte ich jetzt


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 728

etwas anderes sagen, aber Herr Kollege Matznetter hat mich natürlich
ein bisschen herausgefordert – angeblich ist er ja ein Wirtschaftsvertreter. (Die Abgeordneten Hörl und Taschner: Angeblich!) – Angeblich. (Abg. Matznetter:
Hier bin ich Volksvertreter, Herr Kollege, und das sollten Sie auch sein! – Abg. Martin Graf: Wirtschaftskammervertreter ist er! – Abg. Hörl: Vizepräsident der Wirt­schaftskammer Österreich!)
Sie haben nämlich gestern schon die erfolgreiche Nach­fragepolitik und, glaube ich, die Verstaatlichungspolitik von Bruno Kreisky strapaziert. (Abg. Matznetter: Verstaatlicht wurde unter ÖVP-Kanzlern!)

Ich habe mir das auch einmal ein bisschen genauer angeschaut: Bruno Kreisky hat im Jahr 1970 mit einem Plus von 2 Prozent Budgetüberschuss von
Josef Klaus übernommen (Abg. Taschner: Hört, hört!) und hat im Jahr 1983 mit minus 4,5 Prozent Budgetdefizit übergeben. – Also so erfolgreich kann
das Projekt nicht gewesen sein.

Und zum Zweiten, weil Sie immer - - (Abg. Matznetter: Fragen Sie einmal Ihre Eltern, was erfolgreich war! Fragen Sie sie einmal!) – Sie waren schon dran, Kollege, und Sie sollen sich nicht aufregen, das ist nicht gut; und ich muss Ihnen
ganz ehrlich sagen: Auch Bruno Kreisky hat schwierige Zeiten durchgemacht, im Jahr 1974 hat er nämlich eine Inflation von 9,2 Prozent (Abg. Taschner:
Richtig!)
und im Jahr 1980 von 6,5 Prozent gehabt. Also so erfolgreich und ganz so gut, wie Sie das immer darstellen (Ruf bei der ÖVP: Das selektive Verges­sen! – Abg. Matznetter: Und wie war das Wachstum ...?), war es auch nicht! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Matznetter: Wie hoch war das Wachstum 1970 bis 1983?)

Jetzt möchte ich beim Kapitel Wirtschaft schon eines sagen: dass wir in Öster­reich sehr erfolgreiche Unternehmer haben. Und im Unterschied zu Ihnen machen wir keinen Unterschied zwischen einem Einpersonenunternehmen, ei­nem kleinen Unternehmen und einem großen Unternehmen. Uns sind alle
gleich wichtig, denn sie schaffen die Arbeitsplätze und sind für diesen Standort unverzichtbar, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 729

Deshalb komme ich auch zu einem wichtigen Punkt: Sie bilden unsere Jugend aus und sie sorgen für Wertschöpfung in den Regionen. Und wenn ich
beim Thema Jugendausbildung bin, dann bin ich bei einem wesentlichen Punkt, auch jetzt beim Budget: Wir stellen die Meisterprüfung kostenlos – wir
haben es heute schon gehört: ein ganz wichtiger Punkt für Qualifikation und Qualität. Wir brauchen qualifizierte Arbeitskräfte. Die qualifizierten Arbeitskräfte haben ein gutes Einkommen – und genau das ist uns wichtig: dass die Menschen ein Einkommen haben, von dem sie leben können. In dieser Hinsicht ist das, glaube ich, eine richtige Maßnahme, weil wir damit die Voraus­setzung dafür schaffen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schwarz.)

Zum Zweiten, was mir auch ganz wichtig ist: Ja, es ist momentan nicht
einfach für die Wirtschaft, und wir sind eine der exportorientiertesten Wirt­schaften in ganz Europa. Meine Damen und Herren, wir haben eine
starke Abhängigkeit von unserem Partner Deutschland, und ich möchte Ihnen auch erklären, wer dort an der Regierung ist: Dort ist nicht die CDU in
der Verantwortung, das können Sie nicht verleugnen, sondern es ist, glaube ich, Ihr Parteikollege Olaf Scholz, der die Wirtschaftspolitik für Deutschland
macht, die leider auch uns in Österreich zum Nachteil gereicht,
meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

Deshalb glaube ich, dass wir hier die Kirche im Dorf lassen und den Zugang so wählen sollten, dass wir gemeinsam für unsere Wirtschaft, für die Arbeits­plätze kämpfen und dass wir hier diese Maßnahmen, die mit dem Bud­get umgesetzt werden, auch entsprechend unterstützen.

Es freut mich, dass wir einerseits für die Unternehmen die Körperschaftsteuer senken – auch wieder ein wichtiger Schritt für Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplatzsicherheit – und dass wir andererseits als Zweites, was mir auch ganz wichtig ist, für die Attraktivierung des Mikrochipstandortes Österreich, für die Halbleiterproduktion, die ein wesentlicher Punkt der österreichischen Industrie ist und immerhin 72 000 Menschen Arbeit gibt, ein Programm aufge­setzt haben.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 730

Summa summarum gibt es immer wieder welche, die alles schwarz sehen;
wir sind jene, die die Zukunft positiv sehen. (Beifall bei der ÖVP.)

13.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt MMMag. Dr. Axel Kassegger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.52.30

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): So. (Der Redner stellt
eine Tafel, auf der unter der Überschrift „Staatsverschuldung in Prozent der Einnah­men“ ein Säulendiagramm abgebildet ist, auf das Redner:innenpult. – Ruf bei
den Grünen: Das ist falsch, es ist verkehrt!)
 – Nein, es ist richtig aufgestellt. (Abg. Lukas Hammer: Hat dir das der Hauser geschenkt? – Heiterkeit bei den Grünen.)

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Wir haben jetzt einige interessante Ausführungen sozialistischer wirtschaftspoliti­scher Ansätze und vom Kollegen Wirtschaftssprecher der ÖVP Peter Haubner – Peter, verzeih mir! – relativ viele Allgemeinplätze gehört, wie dass die Wirt­schaft Arbeitsplätze schafft und so weiter. – Das ist natürlich so, das sind aber keine großartigen Erkenntnisse mit einem großen Neuerungswert.

Der Herr Wirtschaftsminister ist ja auch Professor, Volkswirt und durch­aus ein Experte in diesem Bereich, und ich habe ihm im Ausschuss schon gesagt, dass ich seinen Einsatz respektiere und es bewundere, dass er hier ein Katastrophenbudget – und ein solches ist dieses Budget – doch noch versucht zu rechtfertigen, schönzureden. Da ist an sich nichts zu rechtfertigen und
nichts schönzureden, und ich werde auch ausführen, warum.

Die ÖVP hat sich immer Wirtschaftspartei genannt – Sie sind ja von der ÖVP no­miniert –, aber hinsichtlich der wesentlichen standortrelevanten Faktoren,
die einen Standort, einen Wirtschaftsstandort im globalen Wettbewerb attraktiv und wettbewerbsfähig machen, hinsichtlich dieser wesentlichen, zentralen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 731

Faktoren hat in Wahrheit in den letzten Jahren eine Nullmeldung oder zumin­dest eine eklatante Minderleistung auch der ÖVP unter Ihrer Verant­wortung stattgefunden.

Erster Faktor für einen Standort: günstige und verlässliche Energie. Man kann jetzt versuchen, das wegzudiskutieren – Sie werden nicht versuchen, es wegzudiskutieren. Das heißt, in diesem Bereich zu glauben, dass man mit Sank­tionspolitik und mit übertriebener Unterstützung einer Klimapolitik, die sozusagen alles, was an fossiler Energie zur Verfügung steht, verteufelt und glaubt, diese ersetzen zu können durch irgendwelche Erneuerbaren,
Windräder und Fotovoltaikanlagen – die, abgesehen davon, dass sie überhaupt nicht in der Lage sind, die erforderlichen Mengen herzustellen, das
Eineinhalb-, Zwei-, Drei-, Vierfache kosten –, das erreicht, was dem Ziel der Erfüllung des Produktionsfaktors eins, nämlich günstige und verlässliche Energie, entspricht, das kann nur jemand, der sich die Welt schönredet und der sich
von der Wirklichkeit bereits verabschiedet hat. Das tun Sie offensichtlich in die­sem Bereich.

Der zweite Faktor ist der Mensch. Österreich hat keinen Meereszugang –
das ist natürlich auch kein strategisch vorteilhafter Standortfaktor –, es gibt auch keine Bodenschätze über Gebühr – der Mensch ist also unser wesentlicher Produktionsfaktor. Ich stelle die Behauptung auf, dass Sie, was die Leistungsfä­higkeit und die Leistungsbereitschaft unserer Menschen – das sind nämlich
die zwei determinierenden Faktoren für Leistung und damit auch für Produktivität – betrifft, schwer Luft nach oben haben, auch schwer versagt haben.

Wie sonst ist es möglich, dass wir über die Jahrzehnte ein Bildungs­system ausgebildet haben, in dem eine Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler, 14-Jährige, nicht lesen, schreiben und rechnen können?

Wie sonst ist es möglich, dass Sie eben keinerlei richtige Anreize bieten,
dass die Leistung in diesem Land sich wieder lohnt? Das sind ja alles kosmetische


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 732

Anreize mit null Komma irgendwas Prozent Senkung der Lohnnebenkosten.
Es gelingt Ihnen auch nicht, die Vollzeitarbeit wieder attraktiv zu machen. Es ge­lingt Ihnen auch nicht, die Überstundenarbeit attraktiv zu machen, indem
Sie bei den Überstundenzuschlägen ein paar kosmetische Maßnahmen treffen – das ist doch viel zu wenig, was die Stärke des Impulses betrifft.

Natürlich gibt es einen Arbeitskräftemangel und natürlich gibt es eine de­mografische Entwicklung, bei der viele, viele Menschen jetzt eben altersbedingt in die Pension verabschiedet werden müssen, aber das ist keine Erkennt­nis, die sich über Nacht völlig überraschend ergeben hat, sondern das war seit 20, 30 Jahren klar.

Es gelingt Ihnen auch nicht, attraktive Rahmenbedingungen dahin gehend
zu schaffen, dass jemand freiwillig seine Fachkompetenz für längere Zeit – und Sie wissen, das heutige 65 ist das 55 von vor 30 Jahren – zur Verfügung
stellt. Das gelingt Ihnen nicht. Warum nicht? – Weil Sie die Menschen, die Leis­tungsträger in diesem Land belasten – Abgabenquote: 43 Prozent! Wie
oft habe ich das in den letzten 15 Jahren schon gehört: Wir wollen
das auf 40 Prozent senken!? – Wir! Sie sind seit 35 Jahren in der Regierung (Abg. Scherak: 37 Jahren!), und wir sind immer noch bei 43 Prozent. Also auch
hier: Leistung muss sich wieder lohnen! – Da fehlt Ihnen ja, wenn man sich die Fakten anschaut, völlig die Glaubwürdigkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

Der vierte Punkt: Wir stellen immer mehr Bürokratie und Vorschriften­wahnsinn für unsere Unternehmen fest. Ich sage bewusst Unternehmen und nicht Unternehmer und Dienstnehmer, weil dieses Auseinanderdividieren
von Arbeitnehmern und Arbeitgebern aus dem vorigen Jahrhundert ist, das ist de facto eine Rechtfertigung für die Kammern auf der roten Seite und die Kammern auf der schwarzen Seite. Im Übrigen sehen wir auch ganz erheblichen Optimierungsbedarf im Kammerwesen. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Loacker.) Ich möchte, weil Sie uns immer unterstellen, dass wir die Kammern abschaffen wollen, mit aller Deutlichkeit feststellen: Nein, wir wollen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 733

die Kammern nicht abschaffen, sondern wir wollen die Kammern entschlacken – das ist ein Unterschied!

Die Wirtschaftskammer hat 1 Milliarde Euro Budget im Jahr durch die Zwangsbeiträge der Unternehmen in diesem Land. Das ist im Übrigen fast das Doppelte Ihres Normalbudgets. Sie haben natürlich in den letzten zwei,
drei Jahren als Zahlstelle für Milliarden an Subventionen aus dem Coronabereich und aus dem Energiebereich fungiert, das fußt aber auch in der Unfähigkeit dieser Regierung, die Probleme an der Ursache zu bekämpfen, Sie tun ja immer nur um Milliarden Symptomkaschieren, Symptombekämpfen. Des­wegen entstehen ja auch diese Defizite, die selbstverständlich eine dramatische Belastung nicht nur für unsere Generation, sondern auch für die nächste Generation darstellen. Also: die Kammern entschlacken! Es ist doch nicht not­wendig, dass das alles in solch einem kleinen Land wie Österreich zehn­fach abgebildet ist.

Wir wollen die Kammern nicht abschaffen, wir wollen die Zwangsmitgliedschaft abschaffen – das ist ein Unterschied. Wir wollen nicht die Institution ab­schaffen, wir wollen den Unternehmen die Möglichkeit des Opt-out geben, also die Möglichkeit auszutreten, wenn das Angebot der Kammer eben nicht
dem entspricht, was sie haben wollen.

Zum Bürokratiewahnsinn, Herr Bundesminister, hätte ich schon gern eine klare Ansage von Ihnen auch als verantwortlicher Minister. Da kommt natürlich
sehr, sehr vieles, sehr viele Irrsinnigkeiten von der Europäischen Union – das Environmental Social Governance, ESG, ist Ihnen selbstverständlich be­kannt. Da ergeht eine eindringliche Bitte von mir an Sie als Regierungsvertreter und als Vertreter der Österreichischen Volkspartei, die ja sagt: Alles, was
von der Europäischen Union kommt, ist ja so großartig, und die Europäische Union ist ja überhaupt das Beste, was es gibt!

Wir sind da etwas kritischer, und ich ersuche Sie eindringlich, diesem Bürokratiewahnsinn, der aus dem Green Deal entsteht, Einhalt zu gebieten, wo


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Unternehmen verpflichtet werden, ich weiß nicht, Wasserstandsverbrauchs-
und sonstige Meldungen zu tätigen. Das ist ein ganzer Wust, seitenlang, der die Unternehmen davon abhält, das zu tun, was sie eigentlich tun sollten: näm­lich eine Leistung zu erbringen, ein gutes Produkt zu einem guten Preis oder eine hervorragende Dienstleistung. Die füllen doch den halben Tag nur mehr Formulare aus, wenn diese Wahnsinnigkeiten umgesetzt werden!
(Beifall bei der FPÖ.)

Also da ersuche ich Sie als ÖVP-Wirtschaftsminister schon, diesem Bürokratie­wahnsinn deutlich einen Riegel vorzuschieben!

Abschließen möchte ich mit einem Entschließungsantrag, einem kleinen
Signal. Sie wissen ja, diese Arbeitslosenzahlen et cetera sind noch einigermaßen akzeptabel, wobei natürlich, wie Sie gesagt haben, die Anzahl der Köpfe
in Beschäftigung nur die eine Kennzahl ist.

Wenn wir uns die gesamt geleisteten Stunden anschauen, und das ist ja relevant, sind wir schon nicht mehr so gut, und das ist ja genau Ihr Unvermögen:
die Vollzeitarbeit attraktiver zu machen; aber das nur so nebenbei.

Wir hören ja Signale aus der Bauwirtschaft: Die wird in riesige Probleme, in Schieflage geraten. Deswegen bringe ich folgenden Entschließungsan­trag der Freiheitlichen Partei zu diesem Thema ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Dringlichkeit eines Maßnahmenpakets zur Ankurbelung
der heimischen Wirtschaft, Industrie und insbesondere der Bauwirtschaft“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat ein Maßnahmenpaket im Sinne der Ankurbelung der heimischen Wirtschaft und Industrie, und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 735

dabei insbesondere der Bauwirtschaft, sowie im Sinne der Stärkung der Regio­nen sowie der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zuzuleiten, wel­ches insbesondere die nachstehenden Maßnahmen umfasst:

- Bereitstellung von öffentlichen Budgetmitteln für Infrastrukturinvestitionen, Straßen- und Wohnbau, sowie den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel“

Eine kurze Erklärung von mir: Es ist schon richtig, dass Sie offensichtlich als Re­gierungspartner der Grünen Frau Gewessler haben, die sozusagen den Aus­bau von Straßen und öffentlicher Infrastruktur zu ihrem persönlichen Feindbild erklärt hat, aber Sie sind schon die stärkere Partei in dieser Koalition,
und da würde ich schon ersuchen, sich in diesem ganz wesentlichen Bereich, der natürlich für unsere Standortattraktivität ganz entscheidend ist, gegenüber
Frau Ministerin Gewessler durchzusetzen.

„- Lockerung der seitens der FMA erlassenen restriktiven Kreditinstitute-Immo­bilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“ – der KIM-Verordnung – bitte lockern, sonst wird das nichts!

„- Sofortige und endgültige Streichung der CO2-Abgabe

- Aufhebung aller Sanktionen gegen Russland wegen des Krieges in der Ukraine, die negative finanzielle Auswirkungen auf die Österreicher zeitigen“

Der fünfte Punkt ist eine Klarstellung, die auch Rechtssicherheit bringt, nämlich:

„- Rechtzeitige Verlängerung der Schwellenwerteverordnung für das Jahr 2024“ – die ist immer noch nicht heraußen. Wir haben jetzt Ende Novem­ber, also im Sinne der Planungssicherheit bitte Tempo aufnehmen!

„- Schaffung einer Investitionsprämie NEU mit einer unbürokratischen und einfacheren Abwicklung über die Finanzämter.“

*****


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Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

14.03

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger

und weiterer Abgeordneter

betreffend Dringlichkeit eines Maßnahmenpakets zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft, Industrie und insbesondere der Bauwirtschaft

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9: Bericht des Budgetausschusses
über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bun­desvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024)
samt Anlagen (2300 d.B.) (UG 40 Wirtschaft) 239. Sitzung des Nationalrats am 22. November 2023

„Konjunkturell ist das Jahr 2023 zum Vergessen", so eine der vielsagenden
und vom ökonomischen Standpunkt betrachtet erschreckenden Aussagen des Wifo-Chefs Felbermayr anlässlich einer Pressekonferenz zur Präsentation der
jüngsten Konjunkturprognose Anfang Oktober dieses Jahres.

Dieser Konjunkturprognose zufolge erwarten die Wirtschaftsforscher vom Öster­reichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) und vom Institut für
Höhere Studien (IHS) für das Jahr 2023 sowie das kommende Jahr einen Einbruch der Bauinvestitionen, vor allem im Hochbau. Daher sehen beide Unterstützungs­bedarf für die Bauwirtschaft:1

Für 2023 wird ein Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,8 bzw.
0,4 Prozent erwartet, bei der Sommerprognose war noch ein Wirtschafts­wachstum von 0,3 bzw. 0,5 Prozent prognostiziert worden. Außerdem hoben Wifo und IHS die Inflationsprognose für 2023 leicht auf 7,7 bzw. 7,8 Prozent an.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 737

Gerade vor dem Hintergrund, dass bereits im Jänner dieses Jahres insbesondere in der Baubranche starke Auftragsrückgänge für das Jahr 2023 prognostiziert wurden,
ist es dringend erforderlich, dass durch entsprechende Maßnahmen die Nach­frage wieder angekurbelt wird. Allein in Vorarlberg wird im gewerblichen Industrie- und öffentlichen Hochbau die Auftragslage mit minus 15 Prozent eingeschätzt,
im Tiefbau mit minus 18 Prozent. (Standard 3. Jänner 2023) „Der Ausblick ist nicht mehr so goldig wie in den letzten Jahren", sagt Michael Klien vom Wirtschafts­forschungsinstitut (Wifo). Das Wifo befragt monatlich ein paar Hundert Unterneh­men in Österreich. „Und da sieht man schon, dass sich die Stimmung im Ver­lauf des letzten Jahres gedrückt hat“, sagt Klien.2

Die schwache Baukonjunktur belastet die Wirtschaftsentwicklung. (…) In
der Bauwirtschaft schrumpft die Wertschöpfung seit dem III. Quartal mit zuneh­mender Dynamik.3

Wie trist die Situation mittlerweile insbesondere für die Baubranche gewor­den ist, zeigt nachfolgender Bericht auf ooe.orf.at vom 05.08.2023, wo der größte Ziegel-Fertighaushersteller Österreichs, Maximilian Etzenberger mit drasti­schen Aussagen aufhorchen lässt:4

Totalausfälle in der Baubranche

Nicht nur 50 Prozent, wie zuletzt behauptet, sondern bis zu 90 Prozent seien die Einbrüche in der Baubrache. Vor allem dann, wenn Bau-Unternehmer bisher
auf Einfamilienhäuser spezialisiert waren. Viele Firmen sind jetzt von der Insolvenz bedroht.

Exorbitante Kostensteigerungen, erneut gestiegene Zinsen und straffere Kreditvergaberichtlinien habe es vielen Familien unmöglich gemacht, sich Eigentum zu schaffen. Das hat Folgen für die Unternehmen, sagt der größte Ziegel-Fertig­haushersteller Österreichs, Maximilian Etzenberger aus Vorchdorf.

„Der Einbruch liegt bei Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen zwischen 85 und 90 Prozent“, so Etzenberger.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 738

Bauindustrie appelliert an Politik

Die Bauindustrie sieht nur einen Ausweg und appelliert an die Politik. Hubert Wetschnig, Vorsitzender der Bauindustrie in der WKO. „Der Weg aus der
Krise müsste sein, dass wir gerade jetzt in der Überbrückung bis 2024 über Unter­stützung öffentlicher Auftraggeber Projekte bekommen, die geplant sind, die
fertig sind und vorgezogen werden“, so Hubert Wetschnig, Vorsitzender der Bauin­dustrie der WKO.

Mit einer Entspannung rechne man frühestens im Jahr 2025.

Anlässlich der von den Freiheitlichen in der Sitzung des letzten Wirtschafts-ausschusses am 10.10.2023 verlangten „Aktuellen Aussprache“ mit den Chefs bzw. Experten von WIFO und IHS zur jüngsten Konjunkturprognose bestätigten die Experten die sich bereits seit Monaten abzeichnenden negative Entwicklung insbe­sondere im Bereich der Baubranche, wie die Parlamentskorrespondenz
Nr. 1035 vom 10.10.2023 berichtet:

Österreichs Wirtschaft befinde sich in einer Rezession, ging Holger Bonin vom Institut für Höhere Studien (IHS) auf die aktuelle Wirtschaftslage ein. Auf eine milde Rezession folge 2024 ein verhaltener Aufschwung, analysierte Bonin. Gedämpfte Kaufkraft, hohe Energiepreise und starke Zinssteigerungen führen 2023 zu
einer milden Rezession in Österreich, erklärte Stefan Schiman-Vukan vom Österrei­chisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) die jüngste Prognose
des WIFO. Das reale BIP dürfte dem WIFO zufolge um 0,8% schrumpfen. […]

Während generell von einer Konjunkturerholung ausgegangen wird, soll
sich die Rezession im Bauwesen verstärken. Der Bausektor leide unter mehreren Faktoren und werde 2024 um fast 4 % schrumpfen, führte Schiman-Vukan
aus. Insbesondere der Hochbau sei betroffen, betonten die Experten. […]

WIFO: Bauwirtschaft unterstützen

Problematisch sah Bonin die Wohnbauwirtschaft auf Basis rückläufiger Baubewilli­gungen. Schiman-Vukan erkannte Risiken eines Beschäftigungsabbaus in der


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 739

Baubranche. Wenn ein Leitbetrieb damit anfange, könnten andere folgen. Derzeit würden Unternehmen Arbeitskräfte halten, um zu verhindern, dass diese zu
anderen Betrieben gehen. Bonin ging von einer "konjunkturellen Delle" der Bauin­dustrie für drei Jahre aus. Daher bedürfe es Maßnahmen, die schnell greifen, unterstrich er.

Die expansive Geldpolitik während der Pandemie sei kontraproduktiv gewesen, hielt der Experte des WIFO fest. Um die Bauwirtschaft nun zu unterstützen, sprach
sich Schiman-Vukan für Maßnahmen im Bereich der energetischen Gebäudesanie­rung aus. Zudem bedürfe es Rechtssicherheit, um Investitionen anzustoßen.
Beim Energiekostenzuschuss 2 sei zu viel budgetiert worden, argumentierte er. Diese budgetären Mittel könnten anderweitig sinnvoller genutzt werden. Um lang­fristiges Wachstum des mitteleuropäischen Raums zu ermöglichen, müssen aus Bo­nins Sicht Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Schlüsseltechnologien voranzutreiben. Nur damit könnten langfristig Investitionsentscheidungen getroffen werden, hielt er fest.

Der Hochbau sei im Gegensatz zu Tiefbau und Baunebengewerben stark betrof­fen, so der Experte des IHS. Die Entwicklung werde sich nächstes Jahr verschlechtern, da die anderen Bereiche laut Prognosen auch betroffen sein werden.

Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der WKO-Bundessparte Gewerbe und Handwerk, bringt die schlimme Situation auf den Punkt, wenn sie feststellt, dass es einen so kräftigen Rückgang selten gibt.5

Die Baubranche steht vor schwierigen Zeiten. Wenn das Jahr 2024 nicht zu
einem Annus horribilis werden soll, muss rasch gegengesteuert werden.

Baustoffe zu horrenden Preisen, steigende Personalkosten, hohe Energiepreise und ausbleibende Aufträge vom privaten Häuslbauer bis zum Großprojekt der öffentlichen Hand führen zu leeren Auftragsbüchern. Die schwierige Lage verschärfen laut Bundesinnungsmeister Bau, Robert Jägersberger, die Lieferkettenthematik,
die Energiekosten, die zusätzlichen Steuern wie die CO₂-Steuer und die steigenden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 740

Kreditzinsen. Der Quartalsbericht der KMU Forschung Austria verspricht für
die nächste Zeit nichts Gutes. Die heimischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe be­urteilen die Geschäftslage im zweiten Quartal 2023 – ausgehend von einem
sehr hohen Niveau – weitaus schlechter als im Vorjahresquartal. Für das dritte Quar­tal 2023 überwiegen per saldo pessimistische Einschätzungen.

Trotz der sich bereits seit geraumer Zeit abzeichnenden negativen Entwicklungen für die heimische Wirtschaft und die damit verbundenen Gefahren auch für die Beschäftigten verharrte die Bundesregierung in Untätigkeit, wie dies auch kürzlich der Generalsekretär der WKO Karl Heinz Kopf kritisierte:6

Spätestens jetzt muss klar sein, dass es ohne Maßnahmen nicht geht, so
Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). […]

„Die heutigen Wirtschaftsprognosen von Wifo und IHS lassen aufhorchen.
Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung“, sagt Kopf. „Dazu muss man das Rad nicht neu erfinden; die richtigen Vorschläge liegen bereits auf dem Tisch,
sie müssen nur umgesetzt werden.“

„Wir fordern seit Monaten ein positives Signal für die Betriebe. Die Regierung darf jetzt keine Zeit mehr verlieren, die Zeit des politischen Taktierens muss jetzt
endlich vorbei sein“, so der WKÖ-Generalsekretär.“

Anstatt längst notwendig konjunkturbelebende Maßnahmen zu setzen, um insbesondere die Bauwirtschaft wieder zu beleben, machte diese Bundesregierung sogar noch das Gegenteil: So führt unter anderem die steigende CO2 Abgabe
in zunehmendem Ausmaß zu massiven Belastungen. Dazu kommen die mit August des Vorjahres in Kraft getretenen verschärften Bedingungen für die Erlangung
eines Hypothekarkredites. Die Auswirkungen – nicht nur für die betroffenen Kredit­werber, die sich ein Eigenheim errichten wollen, sondern damit auch für die Baubranche - sind fatal!

Darüber hinaus werden die infolge der enormen Inflation erfolgten massiven Zins­erhöhungen durch die EZB zunehmend zu einem enormen finanziellen Hemm­schuh für Hypothekarkreditnehmer:7


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 741

KIM-Verordnung würgt Hypothekarkredite ab

Mit Inkrafttreten der neuen Richtlinie im August 2022 ist die Zahl der Hypothekar­kredite massiv eingebrochen. Der Traum vom Eigenheim ist damit für viele
Menschen vorerst ausgeträumt.

In den ersten drei Quartalen 2023 sind die Hypothekarkredite um 50,6 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zurückgegangen. Grund dafür ist neben den gestiegenen Zinsen vor allem die Kreditinstitute-Immobilienfinanzie­rungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-V), die die Kreditvergabe mithilfe deut­lich restriktiverer Rahmenbedingungen seit gut einem Jahr neu regelt. Besonders betroffen sind junge Menschen (bis 35 Jahre), für die sich der „Traum vom Eigenheim“ immer seltener erfüllt. In dieser Alterskategorie hat sich die Anzahl der gewähr­ten Kredite zuletzt sogar um 57,6 Prozent reduziert, was den Höchstwert darstellt. Parallel dazu ist auch das generelle Finanzierungsvolumen im Schnitt um sieben Prozent auf 196.000 Euro gesunken.

In den ersten drei Quartalen 2023 wurden 44.628 Hypothekarkredite gewährt, was gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 50,6 Prozent bedeutet. Hypothekarkre­dite werden in der Regel für die Finanzierung von Immobilien verwendet. Der häufigs­te Grund für den Absturz: die hohen Anforderungen der KIM-Verordnung, die
seit August 2022 gültig ist. Die zumindest 20%ige Eigenkapitalquote, eine maximale Kreditlaufzeit von 35 Jahren und eine Monatsrate, die maximal 40 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen darf, sind eine enorme Hürde bei einer Finanzierung. […]

Schlechte Aussichten für junge Menschen

Die gewährten Hypothekarkredite sind in sämtlichen Altersgruppen stark rückläufig. Ganz besonders betroffen ist die für die Schaffung eines neuen Eigenheims be­sonders relevante Gruppe der bis 35-Jährigen. Hier fällt das Minus mit 57 Prozent am gravierendsten aus. Damit einhergehend ist diese Altersgruppe auch nicht
mehr wie im Vorjahr für 41,2 Prozent aller Hypothekarkredite „verantwortlich“, son-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 742

dern nur mehr für 35,9 Prozent. „Einerseits legt man vor allem jungen Men­schen nahe, in Immobilien zu investieren, um sich für die Zukunft zu rüsten, anderer­seits werden die Einstiegshürden so angesetzt, dass diese insbesondere für die
junge Generation schlichtweg nicht machbar sind“, so Gerhard Wagner, Geschäfts­führer der KSV1870 Information GmbH, der ergänzt: „Der Absturz bei den Kreditvergaben wirkt sich auch auf die Baubranche aus. Die Auftragslage sinkt. Es fehlt an neuen Projekten im Wohnbau, denn die Kosten sind hoch und die
Nachfrage ist zurückgegangen. Auch 2024 wird sich daran voraussichtlich nichts ändern.“

Aus Sicht der unterfertigten Abgeordneten ist es daher dringend an der Zeit, entsprechende konjunkturbelebende Maßnahmen im Sinne einer dringenden wirt­schaftlichen Aufholjagd und Stärkung der heimischen Wirtschaft, Industrie
und insbesondere der Baubranche zu setzen.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat ein Maßnahmenpaket im Sinne der Ankurbelung der heimischen Wirtschaft und Industrie, und dabei insbesondere der Bauwirtschaft, sowie im Sinne der Stärkung der Regionen sowie der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zuzuleiten, welches insbesondere die nachstehenden Maßnahmen umfasst:

•    Bereitstellung von öffentlichen Budgetmitteln für Infrastrukturinvestitionen, Straßen- und Wohnbau, sowie den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel

•    Lockerung der seitens der FMA erlassenen restriktiven Kreditinstitute-Immo­bilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-VO)

•    Sofortige und endgültige Streichung der CO2-Abgabe


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 743

•    Aufhebung aller Sanktionen gegen Russland wegen des Krieges in der Ukraine, die negative finanzielle Auswirkungen auf die Österreicher zeitigen

•    Rechtzeitige Verlängerung der Schwellenwerteverordnung für das Jahr 2024

•    Schaffung einer Investitionsprämie NEU mit einer unbürokratischen und einfachen Abwicklung über die Finanzämter.“

1     APA0335 5 WI 1105 II/WB Aktualisiert APA0241/06.10 Fr, 06.Okt 2023

2     Der Standard, 3. Jänner 2023

3     OTS0029 5 WI 0423 WFO0001 09.03.2023

4     https://ooe.orf.at/stories/3218876/

5     https://www.handwerkundbau.at/wirtschaft/bau-auftragslage-2024-loesungen-liegen-auf-dem-tisch-51965

6     OTS0052 5 WI 0398 PWK0001 Fr, 06.Okt 2023

7     OTS0016 5 WI 0962 KSV0001 WB Do, 09.Nov 2023

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Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsge­mäß eingebracht und steht somit auch in Verhandlung. (Zwischenruf des Abg. Martin Graf.)

Zu Wort gelangt nun Frau Dr.in Elisabeth Götze. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.03.32

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Herr Vorsitzender! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen und werte Zusehe­rinnen und Zuseher! Wir sind seit fast einem Jahr hier im renovierten Parlament, und im Zuge des Umbaus haben die Räume neue Namen bekommen.


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Theophil Hansen als Architekt des Parlaments und Hans Kelsen als Architekt der Verfassung sind vertreten, aber es sind auch viele Frauen dabei, Lise Meit­ner zum Beispiel, eine Forscherin, die im Bereich Radioaktivität geforscht und fast den Nobelpreis bekommen hat, und auch Hedy Lamarr, nicht nur
wegen eines möglichen Supermarktes – Supersupermarktes – im Gespräch, son­dern vor allem weil sie eine sehr bekannte Forscherin war und das Frequenz­sprungverfahren entwickelt hat, das ist die Basis für die Bluetooth-Technologie, mit der wir heute arbeiten.

Warum sage ich das? – Weil das Forscherinnen in der ersten Hälfte des
letzten Jahrhunderts waren, die bahnbrechende Entdeckungen gemacht haben, und wir heute die Forschungspotenziale der Frauen nicht ausschöpfen.
Das ist ein großer Schwerpunkt, den wir in der UG 33, im Bereich Forschung, setzen: genderspezifische Unterstützung von Frauen durch Coaching
oder durch spezielle Förderungen. (Beifall bei den Grünen sowie
der Abg. Salzmann.)

Bei der Wirtschaft möchte ich mich auf einen Bereich konzentrieren, der mir persönlich sehr wichtig ist – er hat auch mit einer Frau zu tun –, und das
ist die Bundeswettbewerbsbehörde. Zunächst einmal Gratulation an die inzwi­schen definitiv bestellte Leiterin der BWB, Frau Harsdorf-Borsch, die
über die letzten Jahre so großartige Leistungen erbracht hat und, glaube ich, über alle Parteien hinweg anerkannt ist! (Beifall bei Abgeordneten der
Grünen sowie der Abg. Salzmann.)

Wir diskutieren aber heute über das Budget, und ich erwähne die BWB auch deswegen, weil es gelungen ist, deren Budget massiv aufzustocken.
18 neue Budgetposten, das klingt vielleicht nach gar nicht so viel, aber das ist ein Drittel mehr als bisher, und ich möchte mich bei Ihnen, Herr Minister,
wirklich bedanken, dass das gelungen ist, weil die BWB, die Bundeswettbe­werbsbehörde, wie wir wissen, eine ganz wichtige Rolle im Kampf
gegen die Teuerung spielt, und das haben wir auch an den Ergebnissen der letzten Untersuchung gesehen.


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Was im Budget noch ausständig ist: Diese 18 Posten sind noch nicht komplett abgedeckt. Darum würde ich ersuchen, aber auch – es wurde schon in
einem Ministerrat, also von der Regierung beschlossen – um erweiterte Kompe­tenzen der BWB, so wie das in anderen Ländern auch üblich ist. Da geht
es insbesondere um Fusionskontrolle, aber auch um verstärkte Einschaurechte im Falle einer Branchenuntersuchung. Ich glaube, das ist ein nächster wich­tiger Schritt, den wir unbedingt brauchen. (Beifall bei den Grünen.)

Meine Kollegin Neßler ist heute nicht da, sie ist leider krank. In der UG 40 geht es ja auch um Tourismus. Tourismus ist ein Positivbeispiel, denn es ist ge­lungen, dass wir den Tourismus trotz Corona, trotz der Teuerung quasi als Stütze der Konjunktur sehen, das ist im Strategiebericht ganz klar (Beifall des Abg. Hörl) – danke, erstmals klatschen Sie bei mir, das freut mich, Herr Hörl, gut! (Bei­fall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP) – so festgehalten.

Was neu eingeführt wurde, ist eine Nachhaltigkeitsprämie, ein Bonus, damit
sich Tourismusbetriebe nachhaltig aufstellen können, denn Corona und Teuerung sind das eine, aber wir haben die Klimakrise, und diese warmen Win­ter, die wir auch jetzt sehen, zeigen uns, dass wir uns auf veränderte Tou­rismusbedingungen im Winter werden vorbereiten müssen. Daher bitte ich hier um Unterstützung und appelliere an die Tourismusbetriebe: Machen Sie
sich zukunftsfit!

In diesem Sinn: Das Budget deckt aus meiner Sicht drei Punkte sehr
gut ab: Frauen, fairer Tourismus und fit für die Zukunft. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Schroll: Und 20 Milliarden Schulden!)

14.08


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Mag. Gerald Loacker. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Lindner: Geht’s um Pensionen?)



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14.08.18

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Weil ich es gehört habe: Es geht nicht um Pen­sionen. (Heiterkeit des Abg. Lindner.) Wenn es um einen Preis ginge, würde
ich aber auch bei dieser Untergliederung einen Anknüpfungspunkt zu den Pen­sionen finden, glauben Sie mir das!

Das Budget für das Wirtschaftsministerium ist ja kein sehr großes mehr,
das Ministerium ist ordentlich ausgeräumt worden; ein bisschen etwas ist noch da, und diesem bisschen widme ich mich jetzt.

Der größte Brocken, Kollege Kassegger hat es richtig gesagt, ist eigentlich
ein Durchlaufposten: Energiekostenzuschuss zwei, 1,45 Milliarden Euro. Wofür eigentlich? – Für die Gießkanne. Da wird nicht geschaut, welches Unter­nehmen im internationalen Wettbewerb und unter dem Druck dessen steht, dass die anderen Länder auch solche Förderungen ausschütten, sondern es wird über fünf Förderstufen verteilt, von denen drei gar nicht in Betracht ziehen,
ob das Unternehmen diese Hilfe braucht. Mit diesen 1,45 Milliarden
Euro verbunden ist noch eine Überschreitungsermächtigung von weiteren 1,5 Milliarden Euro.

Geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer, das ist Ihr Geld! Und jetzt fragen Sie sich: Warum sind in Österreich die Preise so hoch? – Weil die Unternehmen
die Energiekosten weitergegeben haben, an Sie (auf die Galerie deutend);
und jetzt bekommen diese Unternehmen, die die Energiekosten weitergegeben haben, noch einen Energiekostenzuschuss, den Sie mit Steuergeld
finanzieren!

Das kann man gut finden – meine Fraktion findet das nicht so toll. (Beifall
bei den NEOS.)

Über die verschiedenen Wirkungsziele drübergehend: Wir hätten gerne mehr Gründungen von Unternehmen in Österreich, aber der Zielwert für 2024


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ist so niedrig angesetzt, dass er unter den Istwerten von 2021 liegt. Also Ambi­tion sieht anders aus!

Ich kann mir das aber schon erklären: Es kommen Dinge nicht zustande,
die zustande kommen sollten. Schon lange versprochen ist uns die Flexkap, die flexible Kapitalgesellschaft, aber die Notariatskammer hat erfolgreich interveniert, dass das so nicht geht. Diese Regierung knickt ein, weil eine Pim­perlkammer mit 200-irgendwas Notaren einen Baum aufstellt. Also bitte,
wie wenig Rückgrat kann man haben?! Da würde ich doch einmal den Telefonhörer in die Hand nehmen und sagen: Entschuldigung, nehmt euch nicht so wichtig, Burschen, ihr habt genug Geschäft mit allen möglichen Beglaubi­gungen und mit allen möglichen Verlassenschaften. Regt euch nicht über unsere Flexkap auf! (Beifall bei den NEOS.)

Da muss man ein bisschen Charakter haben. Ich glaube nicht, dass wir mit
dem Hut für die Notare sammeln gehen müssen – bei aller Wertschätzung für diesen Beruf.

Zur Abgabenlast: Wenn Sie den Strategiebericht der Bundesregierung aufschlagen – also ich verwende nicht meine Zahlen, sondern die Zahlen der Regierung –, dann sehen Sie, dass nächstes Jahr die Abgabenlast noch
einmal steigt. Falls Ihnen also irgendein Vertreter aus einer Regierungsfraktion vorlabert, es gäbe eine Entlastung: Es stimmt nicht! Sie können es anhand
der eigenen Unterlagen der Bundesregierung falsifizieren. Die Abgabenlast steigt noch einmal um 0,4 Prozentpunkte. Wir liegen in der Europäischen Union,
was die Abgabenlast anbelangt, auf Platz vier und wir sind auf dem
besten Wege, weiter vorzustoßen. – Das kann man wollen, wir wollen das nicht. (Beifall bei den NEOS.)

14.11


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich nun Herr Bundesminister Mag. Dr. Martin Kocher zu Wort gemeldet. – Bitte. (Abg. Hörl – der nächste Redner laut Redner:innenliste – steht schon am Redner:innenpult.) –


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Ah, Moment! – Nein, doch, Herr Bundesminister, Sie sind dran. Bitte schön. (Abg. Hörl begibt sich zurück zu seinem Sitzplatz.)


14.11.50

Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft Mag. Dr. Martin Kocher: Herr Präsident! Entschuldigung, Herr Abgeordneter! Sehr geehrte Abgeordnete! Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Die Tatsache, dass jetzt in der Debat­te von der Opposition über fast alles andere geredet wurde als über das Budget im Bereich Wirtschaft und Forschung, UG 33 und UG 40, zeigt ja, dass es
an diesem Budget eigentlich sehr wenig zu kritisieren gibt. Es ist ein
gutes Budget für die Wirtschaft in Österreich. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Die Lohnpolitik soll in der Sozialpartnerschaft bleiben, gesellschaftsrechtliche Fragen bezüglich Kapitalgesellschaften im Justizbereich, alles überall dort,
wo es hingehört.

Ich würde ganz gerne jetzt kurz über ein paar Punkte sprechen, die aus meiner Sicht für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts ganz entscheidend sind,
und das sind Investitionen in Innovation, Investitionen in Bereiche der Industrie, die strategisch besonders wichtig sind und für das Wachstum wichtig sind.

Ein Punkt wurde schon kurz erwähnt. Es geht um die Industrie im Bereich Mikro­elektronik, um die Mikrochipproduktion. Wir haben in diesem Budget, im Bundesfinanzrahmen und mit einem Vorbelastungsgesetz die Rahmenbedingun­gen geschaffen, um die zweite Säule des European Chips Act umsetzen zu können. Österreich ist das Land mit der bezüglich Wertschöpfung am höchsten, bezüglich Beschäftigung am höchsten und bezüglich Finanzierung pro Kopf
am höchsten ausgestatteten Industrie im Bereich Mikroelektronik in ganz Euro­pa, und mit dieser Maßnahme wollen wir diesen Bereich weiter stärken.
Ich halte das für besonders wichtig. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten
der Grünen.)

Es geht ja nicht nur um die Industrie – Abgeordneter Haubner hat es gesagt –, es geht um Tausende und Zehntausende Arbeitsplätze. Derzeit sind es 72 000,


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es werden in fünf bis zehn Jahren noch um einiges mehr sein, weil dieser Bereich in der Europäischen Union ausgebaut wird und Österreich eine sehr, sehr
gute Ausstattung hat.

Im Gesamten geht es aber um die Forschungsmittel. Seit 2019, unter dieser Bun­desregierung, wurden die Forschungsmittel im Bereich der UG 33 auf ein
Niveau angehoben – es sind derzeit gut 260 Millionen Euro –, das 2,5-mal so hoch ist wie zuvor. Das ist genau die Politik, die man in der Wirtschaft
braucht, um eben zukünftige Chancen zu nutzen und unsere Stärken bei Fach­kräften und bei Forschung, bei angewandter Forschung weiter auszubauen.

Der Energiekostenzuschuss – weil er angesprochen wurde – ist natürlich eine Krisenmaßnahme. Im Gegensatz zu dem, was gesagt wurde, wird in den Richtlinien ganz klar ausgeschlossen, dass jene Anteile, die bisher in den Preisen weitergegeben wurden, gefördert werden können. Also eine Doppelför­derung gibt es da nicht. Es geht darum, viele Betriebe in Österreich, die aufgrund der hohen Energiekosten in extreme Schwierigkeiten gekommen sind, viele kleine Betriebe vor allem, zu unterstützen, damit sie über diese schwierige Zeit kommen und weiterhin am Markt aktiv sein können und nicht schließen
müssen. Und das halte ich für richtig! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Rössler.)

Ich möchte noch drei Maßnahmen besonders hervorheben: Wir haben
letztes Jahr eine neue Filmförderung eingeführt, auf neue Beine gestellt, Fisa plus. Wir haben das Budget für das nächste Jahr noch einmal erhöht, weil es eine große Nachfrage gibt. Das ist erstens für die Wertschöpfung wichtig, zwei­tens auch für den Standort wichtig, drittens für den Tourismus wichtig. Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, die Mittel noch einmal zu erhöhen.

Wir haben zweitens – es wurde auch schon erwähnt – die Zahl der Plan­stellen bei der Bundeswettbewerbsbehörde massiv erhöht, nämlich um 18 Plan­stellen. Derzeit sind es etwa 50, das heißt, das ist prozentuell die größte Aufstockung, die es je gab. Auch das halte ich für richtig.


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Drittens haben wir die Mittel bei der Burghauptmannschaft Österreich erhöht. Diese fließen mehr oder weniger eins zu eins in Baumaßnahmen, Sanie­rungsmaßnahmen, die der Wirtschaft zugutekommen – gerade zu einem Zeit­punkt, zu dem in der Baubranche die Auftragslage nicht so gut ist. Auch
das ist richtig.

Insgesamt ist aus meiner Sicht zu sagen: Das ist ein Budget, das die richtige Ba­lance hält und vor allem auf Zukunft ausgerichtet ist! – Vielen Dank.
(Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.16


Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Hörl, Ihre Unterlagen sind schon da, Sie gelangen zu Wort. Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Hörl versucht, an der Holzwand unterhalb des Präsidiums ein vierteiliges Leporello aufzustellen,
es hält aber nicht.)
 – Ich hoffe, ich muss es nicht halten. (Allgemeine Heiterkeit. – Abg. Hörl platziert das Leporello auf dem Redner:innenpult.) – Bitte schön.


14.16.24

Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister!
Frau Staatssekretär! Herr Staatssekretär! Ich bin leider nicht so geübt im Tafel­aufstellen wie Kollege Hauser, ich wollte nur eine farbenprächtige Tafel
(auf ein zuvor auf dem Redner:innenpult platziertes vierteiliges Leporello mit ge­naueren Zahlen und Infografiken zu den Überschriften „Was bringt der Wintertourismus“, „Qualität im Wintertourismus“, „Schneesicherheit im Winter­tourismus“ sowie „Nachhaltigkeit im Wintertourismus“ weisend) mit all den
guten Dingen, die die Seilbahnwirtschaft zu vertreten hat, präsentieren. (Allge­meine Heiterkeit.)

Zum Budget 2024: Nach den historischen Jahren – Stichwort Covid –
glaube ich, dass wir heuer diese Ära überwunden haben, dass wir, was die Ein­künfte von 22,7 Millionen Euro und die Nächtigungen mit 73,3 Millionen anbelangt, die Krise überwunden haben. Die Saison ist gut gelaufen, und wir sind wieder dort, wo wir 2019 waren. Ich denke, dass auch der kommende
Winter sehr gut sein wird, wir erhoffen uns von diesem Winter sehr viel.


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2024 rechnet außerdem das Wifo mit einer Steigerung bei der Tourismusnach­frage, womit im Jahr 2024 wieder Reiseverkehrseinnahmen von 20,5 Mil­liarden Euro erreicht werden sollen. Auch das sind gute Nachrichten.
Die Voraussetzungen sind also gut.

Das Budget 2024 ist ein solides und umsichtiges Budget: 62,715 Millionen Euro für den Tourismus, es berücksichtigt, unterstützt und fördert diverse
Facetten. Der Kritik, dass das Tourismusbudget gekürzt wurde, ist Folgendes zu entgegnen: Es fallen die Covid-Aufwendungen, beispielsweise Schutzschirm
für Veranstaltungen, sichere Gastfreundschaft, also insgesamt 171 Millio­nen Euro, die ausbezahlt wurden und damals noch budgetiert waren, weg, und wir gehen natürlich ganz besonders sorgsam mit Steuergeld, mit unseren Geldern um.

Für die Österreich-Werbung haben wir 30 Millionen Euro, und auch für die ös­terreichische Hoteltreuhandbank gibt es ausreichend Mittel. (Abg. Martin
Graf: Das kann keiner lesen, was er da vorne hat!)

Der einzige Punkt, wo wirklich gekürzt wurde, ist die gewerbliche Tourismusför­derung, diese wurde um 10 Prozent gekürzt. Ich bin sicher, Herr Minister,
dass wir das, wenn die Nachfrage da ist, natürlich auch noch aufstocken können und dass wir da noch nachbessern können.

Der Vergleich mit Deutschland macht mich sicher – nicht nur, weil wir
gestern beim Fußball einen großartigen Sieg hatten, das beste Ergebnis über­haupt seit Cordoba erreicht haben, glaube ich, ich bin aber kein Fußballer.
Die deutsche Regierung, wo Sie alle (eine Handbewegung von der Mitte des Sit­zungssaals Richtung links andeutend) quasi vertreten sind, ist jetzt gezwungen, die Mehrwertsteuer in der Gastronomie von 7 Prozent wieder auf 19 Prozent hinaufzusetzen. Wir in Österreich waren bei soliden 10 Prozent, und ich bin froh, dass wir das sowohl in der Logis als auch im Restaurant beibehalten haben.


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Natürlich ist auch die alpine Infrastruktur entsprechend berücksichtigt. Neben den vielen Millionen, die über die Länder und über andere Ministerien
kommen, kommen aus Ihrem Ministerium 2,72 Millionen Euro.

Bei den Beschäftigten hätten wir natürlich viel Luft nach oben. 55 Prozent un­serer Beschäftigten sind aus dem Ausland. Ich bedanke mich dafür, Herr Bundesminister und Frau Staatssekretärin, dass Sie sich so engagieren, was Sai­sonnierskontingente betrifft, aber wenn ich mir die Zahlen anschaue, kann
ich sagen, auch die Rot-Weiß-Rot-Karte ist – bei doch immer wieder aufflammender Kritik – schon ein großer Erfolg. Im Tourismus sind es statt bisher 171 Rot-Weiß-Rot-Karten inzwischen 690, und insgesamt haben wir jetzt, glaube ich, 6 000 Beschäftigte über die Rot-Weiß-Rot-Karte hereingebracht. Also das ist ein Erfolg. Stammsaisonniers haben wir 2 500 an der Zahl, im Sommer waren nur 1 000 beschäftigt. Mit den Kontingenten und den Ukrainer:innen sind es insgesamt 10 000 Beschäftigte, das sind 4,29 Prozent von 225 000 Beschäftigten.

Da wende ich mich gerade an den Koalitionspartner: Da könnte man doch
etwas großzügiger sein. Wir würden in Tirol wahrscheinlich noch ein­mal gut 1 000 Saisonnierskontingente brauchen. Bitte merken Sie sich: Von 250 000 Beschäftigten sind 10 000 über diese Kontingente hereinge­kommen. Ich verstehe nicht, warum man da so kleinlich ist. Aber ich danke noch einmal für die Bemühungen und dafür, dass wir da in der letzten Zeit doch
auch viel erreicht haben.

Wir müssen natürlich die Lehrlinge stärken; dazu dient, Herr Bundesminister, na­türlich auch Guide Michelin, denn damit können wir natürlich viele junge
Leute für die Küche begeistern.

Ich muss es noch einmal klar und deutlich sagen: Das gehört über die Österreich-Werbung finanziert, denn es ist Auslandswerbung. Schauen wir uns nur mein Heimatbundesland Tirol an: In Südtirol gibt es 23 Sterne-Restaurants, in
Tirol keines. International gesehen ist Tirol eine kulinarische Wüste – so kann es


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nicht bleiben. (Zwischenruf des Abg. Scherak.) Wir müssen das ändern, Herr Bundesminister, und da zähle ich auf Ihre Unterstützung. (Beifall bei der ÖVP.)

Nun zu den Seilbahnen: 50 Millionen Skier Days – damit sind wir welt­weit auf Platz zwei. Wir rittern diesbezüglich mit den USA und Frankreich um Platz eins, wir wechseln uns ab. Sagen Sie mir, welche Branche global so
tätig und so erfolgreich ist wie unsere Seilbahnbranche und unser Wintertouris­mus! Wir haben also 50 Millionen Skier Days und generieren Umsätze von 12,6 Milliarden Euro und eine Wertschöpfung von 6,7 Milliarden Euro. Allein die Mehrwertsteuer macht 1,9 Milliarden Euro aus, also auch ein sehr, sehr
gutes Geschäft.

Viele der guten Dinge, die wir produzieren, stehen auf diesen (auf das auf dem Redner:innenpult stehende Leporello weisend) Tafeln. Beispielsweise ver­brauchen wir fast keine Energie, vom Gesamtenergieaufwand 1,6 Prozent, auch die Wiener Hotellerie ist da dabei; der Wintertourismus allein nur 1 Prozent
und die Pisten und die Seilbahnen Österreichs allein 0,33 Prozent, und zwar alle Pisten, täglich präpariert auf das Feinste, damit Sie gut Ski fahren können, beschneit und die Seilbahnen dazu.

Wenn Sie Energieverschwender suchen, dann suchen Sie nicht bei uns, sondern woanders, weil der Tourismus insgesamt, Frau Klubobfrau (in Richtung Abg. Maurer), mit 55 Prozent erneuerbaren Energien an der Spitze der Sparten in die­ser Republik ist. Bitte mehr Begeisterung in diesem (in Richtung Grüne)
Sektor, weil wir diesbezüglich wirklich viel getan haben.

Die Leistung der Fotovoltaikanlagen, die wir inzwischen installiert haben, liegt bei der Leistung eines kleinen Kraftwerks. Auch darauf können wir stolz
sein.

Also insgesamt sind wir, glaube ich, auf einem sehr guten Weg.

Ich habe noch etwas vergessen: An alle Straßen-, Baum- und Sonstwohinkleber: Sucht euch andere Baustellen! Im Tourismus, bei Veranstaltungen, Skiren­nen und so weiter habt ihr nichts verloren, denn es ist geradezu ein Witz, wenn


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in Sölden oder in Gurgl bei einem umweltzertifizierten Skirennen ein paar Verrückte im Zielgelände herumlaufen, Sportler behindern und für das Klima demonstrieren, während man in Las Vegas mit Formel-1-Autos durch Häuserzeilen röhrt, und so weiter.

Ich glaube, diese Klimakleber haben die falschen Baustellen, die sollen sich an­dere suchen. Am besten ist es überhaupt, wenn sie zu Hause bleiben und,
anstatt sich einzubetonieren oder anzukleben, arbeiten gehen. Lust auf Leistung!, das gehört ihnen gesagt. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von FPÖ und Grünen. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

14.23


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt jetzt Herr Abgeordneter Maxi­milian Lercher. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.23.24

Abgeordneter Maximilian Lercher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Staatssekretäre! Man muss ja mit Hauser nicht einer Meinung sein – bin ich auch fast nie –, aber Taferlmachen kann er schon
viel besser, Kollege Hörl, als Sie. Wir hätten das gerne gelesen – Kollege Matz­netter macht es jetzt –, aber das war nicht möglich.

Wenn wir von Lust auf Leistung sprechen, dann ist das ein gutes Stichwort
und dann sollten wir über diese Bundesregierung sprechen, denn bei dieser fehlt mir diese Lust. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der FPÖ. – Zwischen­ruf des Abg. Schnedlitz.)

Herr Bundesminister, es sind gute Punkte enthalten. Die Planstellen in der BWB haben Sie erwähnt. Angesichts dieser Krisen ist das ein guter und wichtiger Schritt. Nicht alles ist schlecht in diesem Budget, aber vieles geht bei Weitem in die falsche Richtung. Ich sage es Ihnen ganz offen: Bei dem, was hier an
Geld ausgegeben wird – grundsätzlich bin ich nicht dagegen, dass in einer Krise investiert wird –, ist der Effekt viel zu klein.


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Das, was wir Ihnen nicht ersparen können, ist: Sie waren und sind höchst­wahrscheinlich aus ideologischen Gründen nie bereit, preissenkende Maßnah­men zu treffen. (Beifall bei der SPÖ.)

Das, was ich nicht verstehe, ist: Der Sozialstaat, den ja die ÖVP auch mit­aufgebaut hat, mit uns federführend, gibt uns die Instrumente, in einer Krise in den Markt einzugreifen – aus gutem Grund, weil es effektiv ist. Sie jedoch
sind nicht bereit, diese Instrumente zu nutzen. Und das macht Sie schuldig am Wirtschaftsstandort Österreich, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Der Wohnbau zum Beispiel wird gar nicht erwähnt. Herr Minister, in
der Ausschusssitzung haben wir ihn kurz debattiert. Wir haben gefragt: Was halten Sie von den Vorschlägen aus dem gemeinnützigen Wohnbaubereich? Sie haben gesagt, das ist nicht Ihre Zuständigkeit. Wir brauchen aber angesichts
der finanziellen Situation in den Ländern und Gemeinden den Bund, der bereit ist, hier zu investieren, damit es in Zukunft sozialen, preiswerten Wohnbau
in diesem Land noch gibt. (Beifall bei der SPÖ.)

Ganz ehrlich – Beppo Muchitsch hat es schon erwähnt –: In der Bauwirtschaft kommt eine Krise auf uns zu. Und von Ihnen als ausgewiesenem Experten
erwarte ich mir, dass Sie jetzt schon handeln. Wir werden in Österreich ein Kon­junkturpaket brauchen. Sie sind nicht bereit, das zu akzeptieren, aus wel­chen Gründen auch immer. Aber es ist klar, wir werden ein Konjunkturpaket brauchen. Es wäre doch intelligent, wenn man jetzt Investitionen vorzie­hen würde und wenn man gerade bei diesem Konjunkturpaket auch die Regio­nen, die ländlichen Regionen, mitnimmt, um Investitionen zu ermöglichen,
weil es notwendig und gescheit wäre. Sie sind nicht bereit. (Ruf bei der ÖVP: Stimmt ja nicht!)

Wenn ein paar wenige etwas wollen, geht alles schnell, da geht immer viel,
wenn die Masse etwas braucht, geht nichts. – Das ist die ÖVP, meine
sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)


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Das ist es eigentlich, was ich mir von einer aktiven Wirtschaftspolitik erwarten würde: dass Sie den Standort Österreich auch in seiner Gesamtheit be­trachten, dass Sie als Experte – als ein solcher wurden Sie ja geholt – koordi­nieren, wo es Impulse braucht. Aber da zählt der Experte anscheinend
nicht, da zählt die Parteipolitik mehr.

Deswegen, geschätzter Herr Minister, müssen Sie sich angesichts dessen,
was in dieser Republik passiert, die Frage gefallen lassen, ob Sie als sogenannter unabhängiger Fachexperte bei dem Ganzen noch dabei sein wollen. Sie
sind als unabhängiger Experte gekommen, und jetzt wird sich die Frage stellen, ob Sie bei dem, was mit Sobotka und Co passiert, dabeibleiben wollen.
(Beifall bei der SPÖ.)

14.27


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Mag. Kurt Egger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.27.21

Abgeordneter Mag. (FH) Kurt Egger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminis­ter! Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen
und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und vor den Bildschirmgeräten! Bevor ich zu meinen eigentlichen Ausführungen komme, darf ich eine Gruppe aus Steinbach am Attersee begrüßen, die hier im Hohen Haus ist. Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Ich habe mir ein paar Dinge vorbereitet, aber lassen Sie mich, bevor ich
da einsteige, ein wenig auf meine Vorredner replizieren.

Herr Kollege Matznetter, wissen Sie, was ein Anschlag auf die Volkswirtschaft ist? (Abg. Matznetter: Die österreichische Bundesregierung! – Heiterkeit bei
der SPÖ.)
 – Ein Parteivorsitzender, der unentwegt eine 32-Stunden-Woche for­dert, obwohl wir ohnehin 200 000 offene Stellen haben, und damit noch zusätzliche 200 000 offene Stellen schaffen würde, die nicht besetzt werden


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könnten. Das ist ein Anschlag, nämlich von der SPÖ. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Schroll.)

Weil Kollege Lercher gesagt hat, wir sollen Infrastrukturprojekte vorziehen: Anscheinend ist er zu wenig im Parlament oder im politischen Umfeld unterwegs, denn diese Bundesregierung hat genau das angekündigt, dass sie das in den nächsten Wochen und Monaten auch tun wird, genau um dieser Herausforderung gerecht zu werden.

Ich nutze jetzt diese Möglichkeit, um mich bei einer Gruppe zu bedanken, die immer wieder verhöhnt wird, gebasht wird, schlechtgemacht wird, näm­lich bei den weit über 500 000 österreichischen Unternehmerinnen und Unter­nehmern, die Risiko eingehen, die Verantwortung übernehmen, die über
vier Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen und 108 000 Lehr­linge ausbilden und damit der Jugend eine Zukunft geben. Die haben sich
diesen Dank verdient. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Blimlinger. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Sie finanzieren gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unser Sozialsystem, sie schaffen Wohlstand in diesem Lande. Sie stellen Mitarbeiter für die ehrenamtliche Tätigkeit zum Beispiel bei den Feuerwehren frei, sie för­dern die Ehrenamtlichkeit, sie sorgen mit den Mitarbeitern gemeinsam dafür, dass wir Steuereinnahmen haben, und sie haben es nicht verdient, von Ih­nen die ganze Zeit beschimpft zu werden! (Beifall bei der ÖVP.)

Die Wirtschaft ist unteilbar (Abg. Matznetter: Nein! Da gibt es einen großen Un­terschied!), und da können Sie noch so viel reinschreien: Die Wirtschaft
ist unteilbar! Wir brauchen die vielen kleinen Betriebe, aber wir brauchen auch die großen Tanker, die international erfolgreich sind. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

6 von 10 Euro verdienen wir im Ausland! Wir brauchen diese Unternehmen, da­mit die Klein- und Mittelbetriebe (Abg. Matznetter: Wer kümmert sich um


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die?), die über 90 Prozent der österreichischen Unternehmen ausmachen (Abg. Schroll: Die lasst ihr allein!), damit die gemeinsam erfolgreich sein können.
Wir lassen uns das von der SPÖ nicht schlechtmachen! (Beifall bei
der ÖVP. – Abg. Schroll: Die wissen nicht mehr, wie sie das zahlen sollen!)

Ich bin sehr froh, dass sowohl der Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft als auch die Tourismusstaatssekretärin dafür sorgen, dass es Rahmenbedin­gungen gibt, die ein Wirtschaften auch in schwierigen Zeiten ermöglichen. (Abg. Schroll: Geh einmal hinaus! Die KMU-Betriebe können nichts mehr zahlen!)
Und die österreichische Wirtschaft hat in den letzten Jahren gezeigt, dass sie mit schwierigen Zeiten umgehen kann, weil sie flexibel ist, weil sie wandlungs­fähig ist und weil sie sich anpassen kann. Trotz SPÖ! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Schroll: Zahlen können Sie es nicht mehr! – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

14.31


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Maximilian Lin­der. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.31.43

Abgeordneter Maximilian Linder (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Ge­schätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Sehr geehrte Zuhörerinnen, sehr geehrte Zuhörer! Vorweg darf
ich im Namen von Kollegin Rosa Ecker den Seniorenring der FPÖ
Bezirk Freistadt auf das Herzlichste begrüßen! Schön, dass ihr da seid! (Allgemeiner Beifall.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn ich Minister Kocher das Budget loben höre, verstehe ich ihn. Wenn ich als Minister mehr Geld zum Ausge­ben kriege, freue ich mich auch darüber. Ist ja eine wunderbare Sache, nur: Wir produzieren damit das höchste Budgetdefizit mit 21 Milliarden Euro
Abgang, und in weiterer Folge – und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – bekommt der Finanzminister noch einmal Ausgabenermächtigungen


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für 4 Milliarden Euro. Das heißt, wir können de facto von 25 Milliarden Euro De­fizit reden. Es ist nicht zielführend, dass man sich nur freut, weil man mehr
Geld ausgeben kann.

Das ist für mich ein Punkt, den ich schon im Ausschuss kritisiert habe, dass nämlich der Tourismus einer der ganz wenigen Budgetbereiche ist, der weniger Geld kriegt, der weniger Geld ausgeben darf, der weniger Wertschätzung
in diesem Budget erfährt – und das in Zeiten, in denen die Zinsen steigen, die Energiekosten steigen und uns Touristikern die Inflation zu schaffen macht.
Ich verstehe nicht, dass Kollege Hörl das noch fast lobt und sagt: Danke, dass wir weniger Geld kriegen! (Abg. Hörl: Was?!) – Als Touristiker habe ich dazu eine andere Meinung und eine andere Wahrnehmung.

Liebe Frau Staatssekretärin, Sie sind selber Touristikerin. Wie kann das passie­ren, dass alle Leute mehr Geld ausgeben dürfen und nur beim Tourismus
gekürzt wird? (Abg. Hörl: Ich habe es dir ja aufgezählt, wie es geht!)

Kollege Egger hat jetzt die guten Rahmenbedingungen gelobt, aber es steckt bei den legistischen Maßnahmen ein Gesetz, das 2021 in Begutachtung gegan­gen und bis heute noch nicht beschlossen ist. Es beinhaltet mehr Rechtssicher­heit im Bereich Steuer für Unternehmen bei Übergabe im Familienver­band und Verwaltungsvereinfachungen bei Betriebsübergaben
im Gewerberecht.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Genau die kleinen Betriebe, die Fami­lienbetriebe brauchen diese Sicherheit, brauchen diese Hilfe. Und da stellt
sich Kollege Egger heraus und sagt: Danke, ist eh alles so lässig! – Nein, wir ha­ben Probleme: Wir finden keine Nachfolger in den kleinen Tourismusbe­trieben, in den kleinen Nahversorgerbetrieben. Loben, anstatt ein Gesetz, das schon längst in Begutachtung geschickt worden ist, umzusetzen, das
spricht nicht für Verantwortung für den Tourismus und für die kleinen Gewerbe­betriebe! (Beifall bei der FPÖ.)


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Ein paar kleine Schmankerl aus den Budgetzielen, einfach nur, weil sie zum Lachen sind: Eines der eindrucksvollsten Ziele im Bundesbudget ist die Erhöhung der Besucherzahlen im Bundesbad Alte Donau von 126 000 auf 135 000 Be­sucher. Ich meine, das ist unser Bundesbudget – und da machen wir uns Gedanken, dass wir da mehr Besucher hinkriegen?

Zum Chips Act: Die 150 Millionen Euro sind für einen Kärntner aus dem Bezirk Villach eine wunderbare Sache. Das ist bei uns ein ganz großer Arbeitgeber.
Aber auch da zeigt sich wieder: Man war sofort in der Lage, 150 Millionen Euro aufzustellen – das Tourismusbudget in der OeHT wurde von 33,8 auf 30 Millionen Euro gekürzt. Lieber Herr Minister, liebe Frau Staatssekretär, das ist nicht die Wertschätzung, die unser Tourismus verdient hat. Hier hätten
wir - - (Abg. Schnabel: Das heißt, wir sollen bei Infineon sparen?) – Nein, aber bei den Touristikern kürzen wir 3,8 Millionen Euro runter, und auf der ande­ren Seite sind 150 Millionen Euro sofort aufgestellt. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Das ist nicht das, was wir uns vorstellen. Das ist nicht das, was die Touris­tiker sich verdient haben!

Eines zum Schluss: Die Linie zieht sich durch. Wir von der Opposition sprechen dem Präsidenten des Nationalrates das Misstrauen aus, denn Verantwor­tung schaut anders aus. – Danke. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf
des Abg. Hörl. – Ruf bei der FPÖ: Wollen Sie Danke sagen, dass Sie weniger Geld kriegen?)

14.35


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Gabriel Ober­nosterer. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


14.36.04

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminis­ter! Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kol­legen! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Galerie und zu Hause vor den Fernsehschirmen! Na ja, das macht eigentlich so eine Budgetdebatte


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aus: Wird irgendwo aus guten Gründen etwas eingespart, ist natürlich alles viel zu wenig. Von der Opposition wird generell kritisiert.

Herr Kollege Linder von der Freiheitlichen Partei – und das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen –, Sie kommen hier heraus und sagen: Wir verschulden uns schon wieder mit guten 20 Milliarden Euro! (Abg. Schned­litz: Mehr!), und dann im zweiten Satz: Da wird viel zu wenig Geld verwendet, das Ministerium bekommt viel zu wenig Geld! (Abg. Kassegger: Es geht darum,
wofür das Geld ausgegeben wird!) –
So wie ich das immer gesagt habe: Hätten wir uns an die Anträge der Oppositionsparteien in den letzten zwei Sitzungen
mit den darin enthaltenen Weihnachtswünschen gehalten, hätten wir nicht eine Neuverschuldung von circa 21 Milliarden Euro, sondern eine von circa 60 Milliarden Euro. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Schroll: Das Überleben der Klein­betriebe und KMUs ist für euch also ein Weihnachtswunsch!)

Bleiben wir ganz kurz beim Tourismus: Wir wissen, dass der Tourismus besonders für die ländlichen Regionen ein ganz, ganz wichtiger Wirtschaftszweig ist. Österreich ist als Tourismusland bekannt und hat weltweit einen gu­ten Namen. Gott sei Dank funktioniert der Tourismus wieder gut. In vielen ländlichen Regionen ist der Tourismus die einzige Alternative. Er erhält dort den Wohlstand mit dem Zuverdienst, den wir aus dem Tourismus lukrieren
können. Damit stützen wir das Kleingewerbe, die vielen Kleingewerbebetriebe, die wir ohne Tourismusbetriebe sonst eigentlich nicht stützen könnten.

Was der Tourismus ausgibt, wenn er investiert, bleibt im Land, und nicht nur im Land, sondern in der Region. Dazu eine klare Statistik: Wenn 1 Million
Euro investiert wird, werden 700 000 Euro im Umkreis von 60 Kilometern aus­gegeben. Das ist wirklich Kreislaufwirtschaft, das ist heimische Wertschöp­fung. (Beifall bei der ÖVP.)

Zum Budget selbst und zum Sparen: Es ist noch nicht lange her, dass
der Tourismus in den Diskussionen angeprangert worden ist, weil er in der Coronazeit so viel Geld bekommen hat. Im Namen der Tourismuswirtschaft sage


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ich ganz ehrlich – ich bin ein Tourismusunternehmer von Kindheit auf und
auch heute noch als Senior –: Hätte es diese Unterstützung für die Tourismus­wirtschaft in der Coronazeit nicht gegeben, würde der Tourismus heute
nicht so stabil auf den Füßen stehen. Das war gut investiertes Geld, das hat uns aufrechterhalten, sodass wir wieder haben durchstarten können. Wir sind
wieder das Tourismusland.

Denkt wirklich einmal nach: Tourismus- und Freizeitwirtschaft machen 16 Pro­zent des BIPs aus. 16 Prozent des BIPs! Wir sind ein Tourismusland, wir
bleiben ein Tourismusland. Wir sind freundliche Leute, und dort, wo die Leute gerne auf Urlaub hinfahren, muss es – das sage ich ganz ehrlich dazu –
auch Sicherheit und eine gute Stimmung geben. Und die gute Stimmung würde ich euch von der Opposition wirklich einmal gönnen, dann würdet ihr viel­leicht auch wieder besser schlafen! (Beifall bei der ÖVP.)

14.39


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Mag.a Julia Seidl. –
Bitte, Frau Abgeordnete. (Abg. Shetty: Die kann nur besser werden!)


14.39.42

Abgeordnete Mag. Julia Seidl (NEOS): Sehr geehrte Damen und Herren! Herzlich willkommen! Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin,
Herr Minister, Staatssekretär:innen! Ich habe bei diesem Budget (Abg. Hörl: Eine große Freude!) die Lupe verwendet, denn ich war mir nicht sicher, ob ich
etwas übersehen habe. Im Bereich Tourismus, das denke ich mir nämlich die ganze Zeit, ist es schon sehr interessant, dass es da diesen „Plan T – Masterplan für Tourismus“ gibt. Seit 2018 steht dieser in der Umsetzung beziehungs­weise  hat man sich dazu entschieden, dass man die Themen Nachhaltigkeit, Di­gitalisierung und Arbeitsmarkt behandeln und bearbeiten will.

Dann habe ich mir überlegt, was jetzt in diesem Budget ist, das alles auf
das einzahlen soll. Die Lupe hat nichts gefunden, ich habe nichts gefunden. Dann habe ich mir gedacht, dass es eigentlich gar nicht so verkehrt wäre, wenn


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man an diesen Themen arbeiten würde, denn es wären wirklich Zukunftsinves­titionen, wenn wir da Geld investiert hätten.

Beim Thema Nachhaltigkeit meine ich nämlich ganz konkret, dass man das
aus der grünen Ideologiekiste herausholt und in die Kombination hereinholt und sagt: Was hat denn das mit Wirtschaft – Umwelt und Wirtschaft – zu tun?

Damit der Tourismus nachhaltig funktionieren kann, müssen wir ganz wichtige Themen behandeln und bearbeiten. Das Thema Arbeitskräfte – ich habe
es bei der letzten Rede schon gesagt: Lohnnebenkosten, Einkommensteuern senken, das wäre möglich, es wäre machbar, aber es passiert nicht. Der Tourismus ist sehr arbeitskräfteintensiv, ist ein Dienstleistungsbereich, in dem sehr viele Arbeitskräfte benötigt werden und auch in Zukunft sehr viele Arbeitskräfte notwendig sein werden.

Beim Thema Lehre updaten: Wie kann man – indem man modulare Systeme schafft – die Lehre so attraktivieren, dass sie endlich den Anforderungen einer neuen Generation entspricht, damit Menschen vielleicht auch in den Tou­rismus gehen und dort eine neue Arbeit finden, wenn sie auf dem zweiten Bil­dungsweg dorthin wollen? Das, glaube ich, wären wichtige Themen, die
man anpacken muss: dass man Leuten, die schon Erfahrung im Tourismus haben, das anrechnen kann, dass man sagt, okay, die müssen vielleicht ein paar
Teile der klassischen Lehre nicht mehr machen.

Da erwarte ich mir, dass man da in die Gänge kommt und diese Lehre endlich updatet, damit sie den Anforderungen der heutigen Zeit entspricht, denn
die Anforderungen der heutigen Zeit sind auch für die Zukunft notwendig, damit wir genug Arbeitskräfte haben.

Zum Thema Übergaben und Zusperren hat ein Kollege vor mir schon
einige Punkte genannt. Ich glaube, wir müssen auch darauf schauen, dass wir es ermöglichen, dass Menschen auch – unter Anführungszeichen – „scheitern“ dürfen, dass Betriebe zugesperrt werden können, ohne dass die komplette Fami­lie ruiniert ist. Da sehe ich auch keine Bewegung. Solange in Tirol jede


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Lösung ein Skilift ist (Abg. Hörl: Hallo, hallo!), werden wir auch da nicht nachhaltig werden, Franz, es wird sich nicht ausgehen. (Beifall bei den NEOS.)

Um diesen Standort wirklich nachhaltig abzusichern, sind so komische Schnitzel­prämien auch nicht wirklich zielführend, das ist alles Geldverbrennerei.
(Abg. Wurm: Was hast du gegen Schnitzel ...?) Ermöglichen Sie den Menschen doch endlich, dass sie sich zukunftsfit aufstellen! Es nützt nichts, ihnen Schnitzel­prämien auszuzahlen, wenn sie dann ein Angebot haben, das keinen mehr inter­essiert. Da muss man echt ein bisschen aufpassen, denn aus meiner Sicht
ist das die komplett falsche Förderung.

Einen Punkt noch zur Fisa plus, weil Sie es auch erwähnt haben, weil wir da ja eine Förderung von 90 Millionen Euro im Budget für nächstes Jahr haben:
Wir haben ja die Fisa-plus-Regelung, eine Filmförderung, letztes Jahr im Budget beschlossen. Ich habe damals gesagt, dass ich finde, dass das an sich ein
guter Vorschlag ist und ich glaube, dass das sehr dringend notwendig ist, um im europäischen Vergleich bei der Filmförderung endlich mithalten zu können.

Man ist damals von einem Budget von 20 Millionen Euro ausgegangen,
hat in den Berichten gesagt, wir reden wahrscheinlich von bis zu 50 Millionen Euro. Ein Teil von diesem Geld wird jetzt ins nächste Jahr verschoben,
da noch nicht alles abgerufen wurde. Das ist mir sehr klar. Wenn aber 90 Millio­nen Euro in die Filmförderung gehen, plus der Teil, den wir ja über die Kulturförderung auch noch abdecken, dann sind wir bei ungefähr 120 Millionen Euro. Das ist schon eine brutale Summe.

Ich fordere seit eineinhalb oder bald knapp zwei Jahren, dass wir endlich die Investment Obligation umsetzen, um uns einen gewissen Teil dieser Förderung – die Europäische Union ermöglicht uns das nämlich – durch Einnahmen
wieder zurückzuholen. Die Bundesregierung ist aber nicht in der Lage, diese Investment Obligation endlich umzusetzen. Der Antrag wurde im Kultur­ausschuss bereits zweimal vertagt. Wir werden ihn so lange auf die Tagesord-


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nung setzen, bis diese Vorlage endlich da ist, damit dort Einnahmen ge­neriert werden können, die wir in den österreichischen Film stecken können. Ich bitte Sie, kommen Sie da in die Gänge! (Beifall bei den NEOS. Abg. Wurm erheitert –: Das sind ..., ... halbwegs passt!)

14.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Dipl.-Kffr. Elisabeth Pfurt­scheller. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.44.44

Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Regierungsmitglieder! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lie­be Zuseher oben auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Ich möchte jetzt als Tirolerin ganz kurz auf Kollegin Seidl replizieren.

Kollegin Seidl hat gesagt, wenn man sich in Tirol etwas Neues für den
Tourismus einfallen lassen will, dann kommt jedes Mal ein Skilift heraus. (Zwi­schenruf der Abg. Seidl.) Also das möchte ich wirklich von uns Tirolern weisen. Ich möchte Ihnen gerne aus meinem Heimatbezirk erzählen, was da in letzter
Zeit Neues gemacht worden ist. (Abg. Ragger: ... Sessellift ...!) Wir haben einen Weitwanderweg und einen Weitradlweg kreiert; wir haben auf den Ber­gen Wege für behinderte Menschen, die im Rollstuhl oder mit Beeinträchtigun­gen unterwegs sind, gebaut; wir haben zwei Schrägaufzüge auf eine
Burg gebaut. Wir haben eine Therme gebaut, die als eine Art Wellnesscenter verwendet werden kann. Wir bieten Exkursionen in unseren Naturpark
mit Naturführern, mit Wanderführern und viele andere Dinge mehr. Das hat alles nichts mit einem Skilift zu tun. Deswegen wollte ich das jetzt unbedingt korrigieren, um die Ehre der Tiroler Touristiker, die sich sehr viele Dinge neben den Skigebieten einfallen lassen, zu retten.

Insgesamt wollte ich aber eigentlich den Tourismus aus einer anderen Sicht betrachten, nämlich aus der Sicht der Bürgerinnen und Bürger. Bei mir im Bezirk oder überhaupt in meinem Wahlkreis ist es so, dass sehr viele Handwerks-


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und Gewerbebetriebe Stellenanzeigen mit dem Slogan „Arbeiten, wo andere Ur­laub machen“ schalten. Ich glaube, das ist ein wichtiger Aspekt des Touris­mus. Unser schönes Land stellt nicht nur einen USP für Menschen, die zu uns kommen, für die Touristen, sondern auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dar.

Was will ich damit sagen? – Wir müssen uns das schon immer wieder vor Augen halten, dass wir als Gesellschaft mehrfach vom Tourismus profitieren: nicht
nur von den Wirtschaftseinnahmen, sondern wir als Bürgerinnen und
Bürger können Infrastruktur nutzen, können Freizeitangebote nutzen, die es ohne den Tourismus in dieser Form in den dünn besiedelten Tälern nicht
geben würde. Das heißt – Conclusio –: Auch wegen dem Tourismus gibt es bei uns in Österreich hohe Lebensqualität.

Mir ist allerdings auch bewusst, dass es da und dort Entwicklungen gegeben
hat und auch noch gibt, die hinterfragt werden müssen, die man kritisch betrach­ten sollte. Die Bevölkerung wünscht sich auch hin und wieder, mehr in tou­ristische Entwicklungen eingebunden zu werden. Deswegen bin ich so froh, dass mit unserer Frau Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler eine ausgespro­chene Fachfrau zuständig ist, die sehr empathisch und mit sehr viel Fingerspit­zengefühl die Diskussionen in die richtige Richtung lenkt. (Beifall bei
der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

Ich möchte ein Beispiel nennen – bitte, Frau Kollegin Seidl, noch einmal zuhö­ren! –: Es sind im Budget 21,24 Millionen Euro für die gewerbliche Touris­musförderung vorgesehen. Da geht es genau um die Investitionen in ökologi­sche, soziokulturelle und ökonomische Nachhaltigkeit. Sie haben ja ver­misst, dass Geld dafür vorgesehen wird – da ist es. Es geht auch um gezielte Anreize, wie zum Beispiel den Nachhaltigkeitsbonus. – Herzlichen Dank.
(Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

14.48



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 767

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Rainer Wim­mer. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.48.36

Abgeordneter Rainer Wimmer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Damen und Herren der Bundesregierung! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich gleich am Anfang eine Delegation aus Altaussee be­grüßen! Herzlich willkommen, liebe Freunde aus Altaussee, vor allen Din­gen Delegationsleiter Egglmaier Friedrich! – Herzlich willkommen! (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski.)

Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Wir erleben zurzeit eine dramatische Situation, es ist schon angesprochen worden: die Kollektivvertragsverhandlun­gen, vor allen Dingen im Handel und bei den Metallern. Diese Situation,
liebe Kolleginnen und Kollegen, ist aber die logische Konsequenz davon, dass die Regierung bei der Inflationsbekämpfung völlig versagt hat. Sie haben
zugeschaut, wie die Preise an die Wand fahren, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Wir haben immer darauf hingewiesen, liebe Freundinnen und Freunde, wir haben immer gesagt, wenn die Regierung da nicht einspringt, wenn
die Regierung keine Maßnahmen ergreift, wenn die Regierung jetzt nicht Preise abfedert, dann wird es bei den Kollektivvertragsverhandlungen zu großen Schwierigkeiten kommen. Das haben wir zum jetzigen Zeitpunkt.
Es darf sich überhaupt niemand wundern, wenn zurzeit gestreikt wird.

Was sollen die Arbeitnehmerinnen und die Arbeitnehmer tun, Kolleginnen und Kollegen? Was sollen sie tun? Die haben nicht die Millionen, die haben
nicht das Geld, dass sie Inserate schalten, aber, liebe Freundinnen und Freunde, sie haben ihre Arbeitskraft – sie haben Kopf, sie haben Füße und sie haben
ihre Hände –, und genau diese Arbeitskraft wird zum jetzigen Zeitpunkt eingesetzt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 768

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Angebote der Arbeitgeber, die wir da jetzt mitbekommen, sind ja wirklich unanständig. Sie sind unmoralisch, liebe Kol­leginnen und Kollegen, so kann man nicht vorgehen.

Wir hatten damals, als die Verhandlungen angefangen haben, eine rollierende In­flation von 9,7 Prozent, und die bieten uns 2,5 Prozent. – Da kann man ja
nur die Wände hochgehen, liebe Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist in Wirklichkeit eine Brüskierung. Der letzte Vorschlag lautete:
7 Prozent – immer noch unter der Inflation –, aber nur dann, wenn die 100-pro­zentigen Zuschläge abgeschafft werden, wenn die Mehrarbeitszuschläge
bei den Teilzeitbeschäftigten abgeschafft werden, wenn es eine Verschlechte­rung der Montagezulagen gibt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist eine Brüskierung, das ist eine Provokation. Ich habe den Eindruck, die Arbeitgeber wollen genau diesen Weg gehen, sonst könnten solche Vorschläge nicht tatsächlich eingebracht
werden.

Ganz wichtig ist – und das muss man wissen, es wird nämlich immer ganz anders dargestellt –: Bei den Verhandlungen geht es um die zurückliegenden zwölf Monate, meine lieben, geschätzten Damen und Herren. Ein Rekordergebnis jagte in den letzten zwölf Monaten das andere. Es gab volle Auftragsbücher, Überstunden, Tag und Nacht haben die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gearbeitet. Dividenden wurden ausgeschüttet, liebe Kolleginnen und
Kollegen, es gab überhaupt keine Zurückhaltung.

Verhandelt wird jetzt also um die Ernte beziehungsweise um das Geld, das die Arbeitgeber schon zu Hause haben. Das haben sie schon am Konto, liebe Kolleginnen und Kollegen. Das müssen wir auch immer ganz deutlich sagen. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Arbeitnehmer:innen wollen einfach teilhaben am Erfolg, den sie für
die Unternehmen auch tatsächlich erwirtschaftet haben. Was wir ganz sicher


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nicht zulassen, und das ist wirklich ernst gemeint: Es kann nicht sein,
dass sich die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die Taschen vollstopfen und die Arbeitnehmerinnen und die Arbeitnehmer mit einem Butterbrot abgespeist werden! Das wird es mit den Arbeitnehmern nicht geben, liebe Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der SPÖ.)

Die Arbeitgeber haben dafür die Verantwortung zu übernehmen. Ich
sende hier aus dem Parlament solidarische Grüße an unsere streikenden Kolle­ginnen und Kollegen. Stark bleiben! Lasst euch nicht unterkriegen! (Beifall
bei der SPÖ.)

14.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächste gelangt Frau MMMag. Gertraud Salz­mann zu Wort. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.52.33

Abgeordnete MMMag. Gertraud Salzmann (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Geschätzter Herr Staats­sekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Plenarsaal! Liebe Gäste, die Sie diese Plenarsitzung verfolgen! Wir debattieren auch heute, am zweiten Tag, wieder das Budget, jetzt zum Thema Arbeit und Wirtschaft. Ich werde jetzt ganz speziell über das Thema Tourismus sprechen.

Mir als Salzburgerin ist der Tourismus natürlich ein großes Anliegen. Österreich, meine Damen und Herren, ist das Tourismusland schlechthin. Es erfreut
sich nach wie vor großer Beliebtheit bei in- und ausländischen Gästen, und da­rauf sind wir sehr, sehr stolz.

Schauen wir uns die Tourismuszahlen aus dem Jahr 2022 an: Wir hatten 137 Millionen Nächtigungen, 40 Millionen Ankünfte, davon ein Drittel von in­ländischen Gästen. Bei den Österreicherinnen und Österreichern erfreut
sich ihr Heimatland großer Beliebtheit: Es nimmt den ersten Platz ein, weit vor Italien und Kroatien. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 770

Wenn wir uns das Budget für den Tourismus anschauen, meine Damen und Her­ren, so sehen wir da ein solides und umsichtiges Budget für den Tourismus.
Wir haben circa 63 Millionen Euro, die Coronahilfen sind ja rückläufig; wir haben für die Österreich-Werbung einen großen Teil mit 30 Millionen Euro, und
wir haben auch für Förderaktionen der Österreichischen Hotel- und Tourismus­bank 21 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Ich möchte hier auf einige Punkte eingehen: Mit dem Plan T – Masterplan
für Tourismus legen wir einen großen Wert auf die Nachhaltigkeit. – Frau Staats­sekretärin, Sie sind da ganz intensiv dran. Es ist uns wichtig, im Tourismus nachhaltig Akzente zu setzen, Steps zu setzen, auch was die Anreise betrifft – da werden wir noch stärker hineingehen.

Ein großes Anliegen ist uns auch die Akzeptanz der Bevölkerung, damit der Tourismus in Österreich ein solch starker Wirtschaftsfaktor bleibt. 36 Milliarden Euro gehen nämlich direkt in den touristischen Konsum, meine Damen und Herren. Das bedeutet immerhin 20 Milliarden Euro für die direkte Wertschöpfung aus dem Tourismus.

Wir brauchen aber auch gut und bestens ausgebildete Fachkräfte, die wir in den Lehrbetrieben, in den Tourismusschulen, aber natürlich auch in den Fortbil­dungen ausbilden. Hier brauchen wir nach wie vor auch die Saisonniers und die Rot-Weiß-Rot-Karte.

Meine Damen und Herren, wir sind stolz auf unsere Tourismusbetriebe
und wir sind stolz auf unsere Mitarbeiter. Wir freuen uns darüber, dass es ein gutes Zusammenarbeiten zwischen den Touristikern und der Landwirtschaft, den Bäuerinnen und Bauern gibt, denn wir haben beste regionale Produkte,
über die sich unsere Gäste und Einheimischen sehr freuen.

Ich freue mich auf den Winter und bin zuversichtlich, dass wir auch heuer wieder eine gute Wintersaison haben werden. – Herzlichen Dank. (Beifall bei
der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.55



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 771

Präsident Ing. Norbert Hofer: Bevor ich Herrn Abgeordneten Christian Ragger das Wort erteile, darf ich eine steirische Besuchergruppe aus dem Montan­bezirk Leoben unter der Leitung des Herrn Abgeordneten Triller recht herzlich hier im Parlament begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Bitte, Herr Abgeordneter.


14.56.00

Abgeordneter Mag. Christian Ragger (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Geschätzter Herr Staatssekretär! Ich kann das nur übernehmen – wenn wir zur Wirtschaft sprechen, nehmen wir von Ihrem ehemaligen Dienstgeber sozusagen die Zahlen auf. Wir sehen selber aus dem Bereich der Wirtschaftsforschung, dass es
nicht gerade gut und rosig um die österreichische Wirtschaft bestellt ist, denn wir haben das erste Mal seit Jahren, wenn nicht sogar seit Jahrzehnten
einen realen Rückgang des BIP mit 0,8 Prozent.

Wie Sie selbst wissen, ist diese Geschichte hausgemacht, denn über viele Stre­cken gibt es da Versäumnisse, was letztendlich dieser Koalition aus Grünen
und ÖVP geschuldet ist.

Die Erwartungshaltung für die Jahre 2023 und 2024 verbessert sich nämlich auch nicht wesentlich. Selbst die Wirtschaftskammer gibt eine Ansatz-
und eine Gründungsstatistik heraus, aus der hervorgeht, dass es im kommenden Jahr voraussichtlich 2 000 Gründungen weniger geben wird als dieses
Jahr, und das gibt letztendlich auch zu denken.

Man hat jetzt über viele und natürlich über die letzten Monate hinweg auch viele Bereiche aus der internationalen Wirtschaft entnommen. Ein exportorien­tiertes Land wie Österreich muss umso mehr darauf achten, was sozusagen in sei­nem konjunkturellen Umfeld, in Deutschland, in China und in anderen export­orientierten Ländern passiert.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 772

Was wir gemacht haben und was wir versäumt haben, ist aber hausgemacht. Ich nenne Ihnen jetzt einige Beispiele, die nicht von mir, sondern von Ihrer
eigenen Organisation, der Industriellenvereinigung, stammen.

Da gibt es zwei wesentliche Punkte: Sie können vielleicht ein Privatissimum mit Frau Kollegin Justizministerin Zadić nehmen, denn dort gibt es eine ein­drucksvolle Zahl. Diese eindrucksvolle Zahl lautet 1 000 520 000 Euro. Das sind die Kosten, die die Österreicher und Österreicherinnen jedes Jahr für Grund
und Boden und für die Pauschalgebühren der Klage bezahlen müssen.

Was hat das für eine Bedeutung für Sie? – 200 Millionen Euro weniger an Grund­buchgebühren heißt übersetzt in der Wirtschaft, dass die Immobilien ste­hen, dass die Bauwirtschaft nicht vorankommt. Und das ist eine der konkreten Forderungen der Industriellenvereinigung: Dass Sie bei der Bauwirtschaft
etwas tun müssen, denn nächstes Jahr ist der Einbruch, ist die Spitze erreicht. Heuer sind bereits 30 Prozent der Bauwirtschaft abgehend. (Abg. Schnabel: Finanzausgleich, hat er gesagt!) – Mit Ihrem Finanzausgleich kommen Sie nicht weit, denn das ist Privatwirtschaft, und der Finanzausgleich ist ein Aus­gleich zwischen Gemeinde, Staat und letztendlich den Ländern. (Ruf bei der ÖVP: Ja, und die investieren ...!) Das sollten Sie lernen, das ist das kleine Abc der Finanzpolitik. (Beifall bei der FPÖ.)

Der zweite Bereich ist: Sie sind einzigartig in Europa insofern, dass es nämlich erst im Jahr 2027 – ich wiederhole es für alle geschätzten Zuhörer oben: erst 2027! – ein festgelegtes nationales Emissionszertifizierungsgesetz geben wird.

Was haben Sie gemacht? – Sie haben all unseren Industriellen den Boden unter den Füßen weggezogen, ob das die Alu-Amag ist oder ob es die einzelnen Industriebetriebe in Oberösterreich sind. Sie sind vorangegangen, weil Sie den Kniefall vor den Grünen gemacht haben. Das haben Sie eingeführt und
das ist jetzt letztendlich diese CO2-Bepreisung, ein Nachteil für die österreichi­sche Wirtschaft.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 773

Den dritten Bereich nehme ich auch noch heraus, damit wir das haben:
Sie sind in der Förderungskulisse so massiv zurückgefallen, dass Sie nächstes Jahr nicht einmal eine budgetäre Regelung für die FFG haben. Das soll­ten Sie einfach festsetzen.

Daher: Machen Sie Ihre Hausaufgaben! Bringen Sie die österreichische Wirt­schaft zurück, und machen Sie den Platz für Neuwahlen frei!
(Beifall bei der FPÖ.)

14.59


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter
Laurenz Pöttinger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.59.45

Abgeordneter Laurenz Pöttinger (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Lieber Herr Minister! Geschätzte Staatssekretärin! Geschätzter Staatssekretär!

Sehr geehrte Damen und Herren, ich darf die ÖVP Steinbach am Attersee mit Christian Fürthauer herzlich begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Dieses Budget ist ein sehr gutes Budget, und es ist absolut zukunftsorientiert, auch im Bereich Wirtschaft, Forschung und Innovation. Besonders zu­kunftsgerichtet ist das Budget im Bereich Mikroelektronik mit 3 Milliarden Euro zur Forcierung von Investments im Halbleiterbereich bis 2031. Dies ist ein
klares Bekenntnis zum Wirtschafts- und Industriestandort Österreich,
und dadurch werden Investitionen in der Höhe von 7 Milliarden Euro ausgelöst werden. Die Importabhängigkeit im Chipbereich wird dadurch reduziert,
und Tausende Arbeitsplätze werden abgesichert oder auch neu geschaffen. (Bei­fall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

Als Schmiedemeister freut es mich ganz besonders, dass wir es geschafft
haben, die Gebühren für die Meister- und Befähigungsprüfungen rückwirkend mit 1. Juli 2023 zu erlassen. Rund 4 850 Personen absolvieren diese Prüfungen, und rund 12 Millionen Euro sind da budgetiert – danke auch dafür.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 774

Als Kultursprecher freut es mich ganz besonders, dass wir die Filmförderung
Fisa plus, die wir Anfang 2023 reformiert haben, sehr gut dotiert haben. Es wird ein Meilenstein mit internationaler Strahlkraft sein und generiert zusätz­liche Wertschöpfung in unserem Land. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Insgesamt ist es ein sehr gutes Budget, dem auch die Opposition bei
objektiver Betrachtung zustimmen müsste.

Lassen Sie mich noch eines sagen: Diese Regierung hat es wirklich geschafft, dass die Kaufkraft gestärkt wird. Unter 42 Ländern sind wir mittlerweile
auf Platz sieben, wir haben Deutschland und auch Norwegen hinter uns ge­lassen. Offensichtlich ignoriert das aber, lieber Herr Abgeordneter Wimmer, die Gewerkschaft. Wenn Sie schon hier die Sozialpartnerdiskussion herein­bringen, dann muss ich sagen, diese Tatsache, dass die Kaufkraft so stark gestie­gen ist, bedeutet sehr viel und ist auch, glaube ich, bei diesen Verhandlungen miteinzubeziehen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

15.02


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Oberrauner. – Bitte sehr, Frau Doktor.


15.02.34

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Herr Präsident! Ge­schätzte Mitglieder der Regierung! Geschätzte Damen und Herren im Saal und vor den Bildschirmen! Ich möchte mich heute dem Chips Act der EU
widmen. Die EU hat das als Förderinstrument vorgelegt, und es geht darum, Europa in der Halbleitertechnologie wettbewerbsfähig zu machen.

Ich möchte dazu sagen, dass Österreich immer ein Standort für Technologie und Forschung und international dafür bekannt war. In den letzten Jahren ist
das kommunikativ ein bisschen zurückgegangen, aber die Betriebe investieren ja trotzdem.

Als Villacherin möchte ich sagen, dass wir die Big Five am Standort haben und wissen, was diese Investitionen bedeuten. Wir haben 1,5 Milliarden Euro


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 775

Investitionen in der Infineon gehabt, die wir öffentlich begleitet haben. Das war die größte Investition der letzten 20 Jahre in Europa. Das hat Arbeitsplätze
und forschungsrelevante Bereiche ausgelöst und hat auch die Bildung
und die Fachhochschulen verändert, weil dieses Instrument auch volkswirt­schaftlich nachhaltig wirkt und weil der ganze Bereich mit Zulieferern,
KMUs und so weiter sich zu einem Thema entwickelt und dann natürlich Exzel­lenz hat. Dafür sind wir sehr dankbar.

Es geht auch um die Nachhaltigkeit, denn die Infineon hat schon vor
20 Jahren einen Umweltbericht eingebracht, weil diese Sensorik natürlich wesentlich dazu beiträgt, die Energien entsprechend einzusetzen – das als kurzer Exkurs.

Wir haben in Österreich in den nächsten Jahren 490 Millionen Euro für den Chips Act vorgesehen. Das finde ich gut, das ist eine gute Investition in
die Zukunft. 400 Millionen Euro gehören Ihnen in Ihrem Ressort als Wirtschafts­minister, und zwar nicht für die Forschung, sondern für die Unterstützung
von Unternehmen, um Produktionskapazitäten zu bauen. Das ist sinnvoll, richtig und wichtig, weil es Arbeitsplätze schafft, weil die Gemeinden wieder Ein­nahmen haben und weil wir dadurch auch unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig halten.

Es müsste aber auch vernünftige Auflagen geben. Es ist uns wichtig, dass
das transparent funktioniert und dass die Leute, die sich bei uns ansiedeln, auch dort bleiben und Wertschöpfung in Österreich schaffen, überhaupt wenn
sie Förderungen bekommen.

Abseits der Gelder für den Chips Act möchte ich sagen, dass das Budget für die angewandte Forschung nicht gut ist. Beim Klimaministerium steigen die
Gelder sehr moderat, und in vielen verschiedenen Bereichen sinken sie auch. Forschung – ein Teil der angewandten Forschung vor allem – ist sehr
wichtig für die KMUs, weil sie dadurch Dienstleistungen und neue Produkte ent­wickeln und Geld lukrieren und dann auch wieder ins Budget einzahlen,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 776

sodass wieder in die Forschung eingezahlt werden kann. Das sollten wir stärken. Das Kürzen des Budgets um 6,3 Prozent – das sind 30 Millionen Euro
(Abg. Schnabel: Das stimmt ja nicht!) – ist ein fataler Schritt in Richtung mangeln­der Zukunftsfähigkeit. Wir sollten das dringend überdenken. Da gibt es
keinen Grund zur guten Laune, Herr Obernosterer. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mi­chael Hammer: Wir haben immer gute Laune!)

15.05


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schnabel. – Bitte.


15.05.34

Abgeordneter Joachim Schnabel (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren! Hohes Haus! Geschätzte Zuseher vor den Bildschirmen! Eingangs möchte ich eine Besuchergruppe aus der Südsteiermark, aus der Hengistregion, recht herzlich hier bei uns begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Wir behandeln hier in dieser Detaildebatte zum Budget die Untergliede­rung 33 und ich möchte auf den Forschungsteil eingehen. Ein Forschungsteil ist auch in der UG 40: Wirtschaft drinnen.

Ich möchte eingangs noch kurz auf Kollegin Oberrauner von der SPÖ
aus Villach replizieren. Sie haben positiverweise den Chips Act erwähnt, dazu werde ich später noch kommen. Sie haben aber gesagt, dass wir 6 Pro­zent bei den Forschungsmitteln kürzen. – Ich möchte Ihnen noch einmal in Erinnerung rufen, was Bundesminister Kocher in seinem Statement gesagt hat: 2019 haben wir noch 96 Millionen Euro für die Forschung zur Verfügung
gehabt, und wir haben das in dieser Legislaturperiode auf 264 Millionen Euro – ein Plus von 175 Prozent! – gesteigert. So haben wir im nächsten Jahr
wirklich ein großes Maß an Mitteln für Forschung und Innovationen zur Verfü­gung. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Warum ist das etwas weniger? – Auch das lässt sich leicht erklären – das
sollten Sie vor allem vor dem Hintergrund des Standorts von Infineon wissen ‑:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 777

weil die Ipcei Mikroelektronik I ausläuft. Diese wird im nächsten Jahr nur
noch fertigfinanziert. Dieses Programm haben wir abgeschlossen, und die Ipcei Mikroelektronik II läuft weiter. Auch da haben wir 125 Millionen Euro auf
den Markt, zu den Unternehmen gebracht.

Weil eine Gruppe aus Leoben hier ist: Diese kann das ganz sicher bestätigen. Vor allem aus der Mikroelektronik II hat es wirklich ganz, ganz wichtige Inves­titionen auch in der Steiermark gegeben, zum Beispiel – und dort kann man se­hen, wie diese Budgetzahlungen wirken – eine Investition in AT&S, die 500 Millionen Euro Gesamtinvestitionen auslöst und 800 neue Arbeitsplätze in der Region der Obersteiermark schafft. Das sind Investitionen in die
Zukunft unseres Landes. (Beifall bei der ÖVP.)

Herr Kollege Kassegger von der FPÖ, ich habe Ihnen heute eingangs ganz genau zugehört, und summa summarum, wenn ich mir den Gesamtinhalt Ihrer
Rede vor Augen halte, kommt mir vor, dass wir über zwei unterschiedliche In­dustriepolitikwelten reden. Mir kommt vor, Sie leben noch in einer Zeit,
in der es noch Rauchschlote und Industriebetriebe gibt, in der es
noch um Kruppstahlproduktion geht. (Heiterkeit des Abg. Michael Hammer. – Abg. Kassegger: Reden Sie nicht so einen Scheiß, Herr Kollege!) Wir reden über zu­kunftsgewandte Industrie, Halbleiter, Ipcei Mikroelektronik II, Ipcei Wasserstoff, Energieträger der Zukunft, die wir alle mit diesem Budget finanzieren, um dementsprechend den Standort abzusichern. (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn Sie den Budgetzahlen per se nicht glauben, dann nehmen Sie internatio­nale Kennwerte, internationale Benchmarks! Die F&E-Quote Österreichs
beträgt 3,2 Prozent, wir sind auf europäischer Ebene an dritter Stelle, global an siebenter Stelle; es gibt den European Innovation Scoreboard, bei dem
wir das Ziel haben, unter die top fünf vorzustoßen. Wir sind mittlerweile von acht auf sechs vorgestoßen. Da braucht es noch etwas im Breitbandaus­bau (Abg. Kassegger: Beim Breitband sind wir ganz schlecht!), und auch da haben wir mit Staatssekretär Tursky in den letzten Jahren einiges finanziert.


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Summa summarum – und damit komme ich zum Schluss –: Dieses Budget macht Österreich zukunftsfit. Wir investieren in Forschung, in Wasserstoff
und in Mikrochips. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schallmeiner.)

15.09


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hauser. – Bitte. (Abg. Matznetter: Ich glaube, jetzt kommt Privatzimmervermie­tung! – Abg. Hauser – auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Richtig!)


15.09.17

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Minister! Staatssekretäre! Hohes Haus! Werte Besucher! Heute beginnt ja eine gute Rede mit der Begrü­ßung einer Besuchergruppe. Ich darf die FPÖ Murau unter der Leitung von Be­zirksparteiobmann Thomas Auer recht herzlich bei uns begrüßen. – Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Lieber Franz Hörl – ich habe leider nur 4 Minuten Redezeit (Heiterkeit
bei Abgeordneten von Grünen und NEOS)
 –, dein Plädoyer für die Bergbahnen ist notwendig. Der Tourismus funktioniert ohne Bergbahnen nicht – da gebe
ich dir schon recht –, aber bitte schaut doch ein bisschen auf die Leistbarkeit des Skifahrens!

Mittlerweile sind Tagesskipässe ja für die Masse der Bevölkerung nicht mehr leistbar. Früher war der Skisport ein Volkssport, ein Breitensport, bei
diesen Preisen für Tagesskipässe et cetera ist das leider nicht mehr der Fall. Setzt bitte dort auch an!

Zweitens: Kollege Obernosterer, wann immer du hierher zum Rednerpult kommst und sagst, ihr von der ÖVP wart so gut und habt den Betrie­ben geholfen, frage ich: Wer hat denn die Betriebe zugesperrt? – Ihr habt die Betriebe zugesperrt! (Zwischenruf der Abg. Baumgartner.)

Hört doch endlich einmal mit dem Märchen auf, dass ihr so gut seid! Früher hat es das Epidemiegesetz gegeben, mit dem Unternehmer, deren Betriebe


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zugesperrt wurden, einen gesetzlich verbrieften Anspruch auf Entschädigung hatten. (Der Redner stellt eine Tafel mit der Aufschrift „Österreich – Schweiz
im Nächtigungsvergleich 2020/21“, die ein Diagramm zeigt, auf das Redner:innen­pult.)
Ihr habt die Betriebe zugesperrt. Steht dazu, dass wir die Betriebe entschädigen, aber geht doch nicht her und sagt, dass ihr so großartig und so gut seid! Das ist eine vollkommen falsche Darstellung. (Beifall bei der FPÖ.)

Wissen Sie, Herr Minister, was ich persönlich dreist finde? – Ich finde es dreist, dass Sie, Herr Minister, heute feststellen, dass ihr viele kleine Betriebe
bei den Energiekosten unterstützt, dass Kollege Haubner heute hier heraußen die Aussage trifft: Uns sind alle Unternehmer gleich wichtig!, wie auch
Kollege Egger von der ÖVP, der sagt: „Die Wirtschaft ist unteilbar!“. Ihr habt ja die Wirtschaft schon längst geteilt, ihr seid ein Lobbyistenverein für die
wirklich Großen. Die kleinen, die mittleren Betriebe habt ihr doch schon längst vergessen.

Ich bringe heute und hier auch ein Beispiel dazu: Privatvermieter, § 28 Ein­kommensteuergesetz „Vermietung und Verpachtung“. Herr Minister, was kann ein touristischer Betrieb dafür, dass er bis fünf Ferienwohnungen,
bis 30 Betten mit dem § 28 „Vermietung und Verpachtung“ im Einkommensteu­ergesetz abrechnen muss? Das hat er sich nicht ausgesucht, das ist eine Vorgabe. – So.

Was passiert? Es war zu Covid-Zeiten schon so, dass diese Betriebe über lange Strecken keine Entschädigung erhalten haben, obwohl sie von euch zuge­sperrt wurden – nur weil sie mit dem § 28 Einkommensteuergesetz „Vermietung und Verpachtung“ abrechnen. Da haben sich die Freiheitliche Partei und
Gerald Hauser hier heraußen permanent für diese Unternehmen einsetzen müs­sen, dass sogar Kollege Matznetter von der SPÖ feststellt: Geht es jetzt
wieder um die Privatvermieter, geht es um die Kleinbetriebe? – Ja, es geht um die Kleinbetriebe.


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Wisst ihr, was mich wirklich frustriert? – Ihr lernt überhaupt nichts dazu.
Beim Energiekostenzuschuss – Herr Minister, das ist nicht zum Lachen – habt ihr wieder die §-28-Betriebe – ich will nicht einmal sagen – vergessen, euch
sind die Kleinbetriebe nichts wert, denn sonst kann sich das nicht wiederholen. (In Richtung Bundesminister Kocher:) Bitte nicht den Kopf schütteln! Die Kleinbetriebe bis fünf Ferienwohnungen wurden aus dem Förderkriterium für den Energiekostenzuschuss ausgeschlossen.

Ich zitiere Punkt 8.1: „Förderungsfähige Unternehmen sind“ alle Unternehmen „,die im eigenen Namen und auf eigene Rechnung gewerblich oder indus­triell unternehmerisch tätig sind“. Das bedeutet, dass alle touristischen Vermie­ter bis maximal acht Ferienwohnungen, die mit dem § 28 Einkommen­steuergesetz abrechnen, auch keinen Energiekostenzuschuss bekommen.

Also vergesst das bitte, was aus der ÖVP kommt! Ihr setzt euch für die Kleinbe­triebe ein?! Die Wirtschaft ist unteilbar?! Ihr teilt die Wirtschaft, die Klein­betriebe sind euch überhaupt nichts wert. Und wenn sie euch etwas wert sind, dann bitte ich um Unterstützung des Antrages, den ich jetzt einbringe:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Energiekostenzuschuss bzw. Energiekostenpauschale für touristische Vermieter mit Einkünften gemäß § 28 EStG ermöglichen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend sicherzustellen, dass auch jene touristischen Vermieter, die ihre Einkünfte gemäß § 28 Einkommen­steuergesetz erzielen, die Möglichkeit erhalten, einen Antrag auf Erhalt eines Energiekostenzuschusses bzw. einer Energiekostenpauschale zu stellen.“

*****


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 781

Ich bitte um Unterstützung, wenn euch das ernst ist.
(Beifall bei der FPÖ.)

15.14

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser

und weiterer Abgeordneter

betreffend Energiekostenzuschuss bzw. Energiekostenpauschale für touristische Vermieter mit Einkünften gemäß § 28 EStG ermöglichen

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anla­gen (2300 d.B.) (UG 40 Wirtschaft) 239. Sitzung des Nationalrats am 22. No­vember 2023

Die Diskriminierung von touristischen Vermietern, die ihre Einkünfte gemäß § 28 EstG erzielen, setzt sich nach dem Ausschluss von der Beantragung von Fixkostenzu­schüssen, der insbesondere durch eine Initiative der FPÖ beendet werden konnte, nun beim Energiekostenzuschuss bzw. der Energiekostenpauschale zur teilweisen Ab­deckung des massiven Energiekostenanstiegs nahtlos fort.

Gemäß Punkt 8.1. der Richtlinie des Bundesministers für Arbeit und Wirtschaft im Ein­vernehmen mit der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobi­lität, Innovation und Technologie und dem Bundesminister für Finanzen betreffend die Energiekostenpauschale für Unternehmen in der Fassung vom 31. Ju­li 2023 sind förderungsfähige Unternehmen unter anderem bestehende Unterneh­men, deren Jahresumsatz für das Kalenderjahr 2022 mindestens EUR 10.000
beträgt und EUR 400.000 nicht übersteigt, mit Betriebsstätte in Österreich, die im


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eigenen Namen und auf eigene Rechnung gewerblich oder industriell unterneh­merisch tätig […] sind.

Somit sind Unternehmen, die gemäß § 23 Einkommensteuergesetz Einkünfte aus Ge­werbebetrieb erzielen, förderfähige Unternehmen im Sinne dieser Richtlinie.

Diese Regelung führt nun in der Praxis zu völlig absurden und unverständlichen Här­tefällen, wie anhand des nachfolgenden Beispiels drastisch vor Augen geführt
wird:

Eine Gewerbetreibende mit einem Appartementhaus mit vier Appartements mit bis zu 29 Betten fällt nicht unter die Einkunftsart: „Gewerbebetrieb“ gemäß
§ 23 EStG und erfüllt damit nicht die o.a. Voraussetzungen, um einen Energiekos­tenzuschuss oder eine Energiekostenpauschale zu erhalten.

Nachfolgend die bereits im Zuge der Debatte betreffend die Ermöglichung eines Fix­kostenzuschusses ins Treffen geführte eigenartig anmutende Begründung dafür:

Die Voraussetzung für Einkünfte aus Gewerbebetrieb liegt erst ab einer Anzahl von fünf Appartements vor, darunter sind die entsprechenden Einkünfte solche aus „Vermietung und Verpachtung“ gemäß § 28 EStG.

Diese völlig absurde Regelung führt zu teils existenzbedrohenden Situationen bei den Betroffenen, die völlig unschuldig in diese Lage versetzt wurden und nun um
den dringend benötigten Energiekostenzuschuss bzw. die Energiekostenpauschale umfallen.

Aus Sicht der unterfertigten Abgeordneten ist es daher dringend erforderlich,
jene touristischen Vermieter, die aus dieser Tätigkeit Einkünfte gemäß § 28 EStG er­zielen und dafür unter anderem auch entsprechende Nächtigungsabgaben ab­führen, umgehend auch eine Antragsstellung auf Erhalt eines Energiekos­tenzuschusses bzw. einer Energiekostenpauschale zu ermöglichen. Dies nicht zuletzt deshalb, um dadurch entstehende Härten abzudecken und dieses für den öster­reichischen Tourismus wichtige Angebotssegment zu erhalten.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 783

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend sicherzustellen, dass auch jene touristischen Vermieter, die ihre Einkünfte gemäß § 28 Einkommensteuerge­setz erzielen, die Möglichkeit erhalten, einen Antrag auf Erhalt eines Energiekosten-zuschusses bzw. einer Energiekostenpauschale zu stellen.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit mit in
Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Frau Staatssekretärin Kraus-Winkler. Bei ihr ist das Wort. – Bitte sehr.


15.14.33

Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft Mag. Susanne Kraus-Winkler: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Meine Damen und Herren Zuseher und Besucher! Für mich ist im­mer faszinierend – ich bin jetzt im zweiten Jahr in dieser Funktion und im Parlament –, die unterschiedlichen Wahrnehmungen, die verschiedene Abgeord­nete hier haben, zu beobachten. Ich darf Ihnen jetzt vielleicht ein bisschen
auch meine Wahrnehmung betreffend das Tourismusbudget bringen.

Ich möchte nur ganz kurz Gerald Hauser noch sagen: Wir müssen natürlich zwi­schen gewerblichen Vermietern und Privatzimmervermietern unterscheiden.
(Abg. Hauser: Ich habe über § 28 nicht ...! Das sollten Sie kennen!) Deswegen sind die im Einkommensteuergesetz vorgesehen, und die haben auch die Strom­preisbremse, soweit ich informiert bin. Ich will mich aber jetzt gar nicht auf das Thema einlassen, weil ich eigentlich zum Tourismusbudget sprechen möchte.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 784

Es wurde heute schon gesagt: Das Tourismusbudget macht 62,715 Millionen Eu­ro aus. Das Budget ist aus meiner Sicht nicht nur ein solides, sondern es
geht für mich sogar viel weiter, es ist eigentlich ein sehr smartes Budget. Wir können damit nämlich auf der einen Seite sehr effiziente und auch effek­tive Arbeit im Tourismus leisten. Es ist auf der anderen Seite aber auch ein sehr kompaktes Budget, mit dem wir die Umsetzung der Aufgaben im Master­plan für Tourismus vorantreiben können, aber auch das, was wir traditionell ma­chen, nämlich Teile der alpinen Infrastruktur unterstützen, da sie für das Freizeitangebot der österreichischen Bevölkerung wie der Gäste ein
ganz wichtiges Naturerlebnis im alpinen Raum darstellen und von den alpinen Vereinen in Österreich sehr sorgfältig betreut werden, die natürlich
durch den Klimawandel vor weiteren Herausforderungen bei der Betreuung stehen.

Wenn wir über die Wirkungsziele und deren Erfolge im Tourismus spre­chen, wenn man auf das Budget schaut, dann sind diese relativ eindeutig dar­stellbar: Es gab einen 6,2-Prozent-Anteil des BIPs durch den Tourismus.
Wenn man die Freizeitwirtschaft – das wurde heute schon einmal erwähnt – da­zuzählt, dann kommen noch einmal 7,6 Prozent dazu, das sind im Moment
etwas über 13 Prozent. Wir waren schon etwas höher; das Ziel ist natürlich, hier auch weiter voranzukommen.

Was man aber auch sagen muss, ist, dass der Tourismus viele Eigenschaften
hat, die für dieses Land sehr, sehr wichtig sind. Er ist auf der einen Seite
ein Arbeitgeber mit Standortgarantie. Wir können den Tourismus nicht woan­dershin verpflanzen und trotzdem Einnahmen aus dem Tourismus haben.
Und: Der Tourismus hat regelmäßig steigende Beschäftigungszahlen, mehr denn je auch heute. Wir sehen das auch jetzt: Es gibt alle Monate hindurch wei­terhin steigende Beschäftigungszahlen, die über denen von vor der Krise liegen.

Im ländlichen Raum ist der Tourismus eigentlich die Grundlage für Wert­schöpfung und Lebensqualität und spielt dort eine ganz wichtige Rolle. Der An­teil an den Einnahmen aus dem internationalen Reiseverkehr mit rund


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20 Milliarden Euro ist auch sehr beachtlich. Der Tourismus ist damit einfach ein wichtiges Exportprodukt, das wir haben, vor allem wenn man sieht, dass
wir über 70 Prozent Auslandsnächtigungen haben. Ich werde dann noch darauf zu sprechen kommen, wenn wir zur Österreich-Werbung kommen.

Ich möchte zwei Aspekte dieses Budgets hervorheben. Der eine Aspekt
ist, dass wir jetzt das Budget quasi um sämtliche coronabedingten Positionen be­reinigt haben, das heißt, Corona haben wir hinter uns gelassen. Der zweite
ist, dass man nicht sagen kann, dass das Budget gekürzt wurde, denn es wurde in einigen Positionen sogar erhöht, und in Summe ist es, wenn man es um die Coronapositionen bereinigt, gleich hoch wie 2023. Das betrifft vor allem die Ös­terreich-Werbung und die gewerbliche Tourismusförderung.

In diesem Zusammenhang würde ich ganz gerne zuerst kurz noch etwas
zur Österreich-Werbung sagen: Die Österreich-Werbung hatte über Jahre keine Erhöhung ihrer Beiträge zu verzeichnen und hatte dann 2022 den ersten
Schritt und 2023, also in diesem Jahr, den zweiten großen Schritt, nämlich letzt­lich ein Plus von 6 Millionen Euro. Das heißt: Man kann also nicht sagen,
dass wir hier einen Schritt zurückgegangen wären. Wenn man aufgrund der ho­hen Zahl der Auslandsnächtigungen sieht, wie wichtig das Auslands­marketing ist, dann sieht man auch, wie wichtig es ist, dass die Österreich-Wer­bung da entsprechend gut dotiert ist.

Bei der gewerblichen Tourismusförderung muss man auch die Dynamik verstehen. Wir hatten eigentlich eine Basis von 19,24 Millionen Euro bei der ge­werblichen Tourismusförderung und ein Sonderbudget von 5 Millionen
Euro während der Covid-Periode, das jetzt de facto wieder rausgefallen wäre.

Es war aber möglich, von diesen 5 Millionen Euro Sonderbudget 2 Millio­nen Euro fix für die nächste Periode zu garantieren. Das heißt: De facto beträgt auch da das fixe Budget 21,24 Millionen Euro, wenn man von der pande­miebedingten Erhöhung absieht.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 786

Wichtig ist auch – das möchte ich hier noch einmal erwähnen –, dass wir in diese neue gewerbliche Tourismusförderung vieles integrieren konnten, was eine Voraussetzung für die nachhaltige Entwicklung des österreichischen Tourismus ist. Dazu gehört auch der Nachhaltigkeitsbonus, den wir bereits integriert
haben und der alle drei Dimensionen anspricht, wie zum Beispiel auch Mitarbei­terwohnungen.

Die restlichen Positionen sind auf der einen Seite Projekte rund um die Umsetzung des Masterplans Tourismus und die weitere Förderung der alpinen Infrastruktur, wie schon angesprochen. Da möchte ich vor allem auf den Aktionsplan 2023-2024, den wir entwickelt haben, verweisen. Ich darf noch einmal betonen, weil das heute von Abgeordneter Julia Seidl angespro­chen wurde, dass wir da sehr, sehr viel umgesetzt haben.

Wir haben die Viersäulenstrategie im Bereich Nachhaltigkeit umgesetzt, wir ha­ben zahlreiche Fördercalls gemacht, allen voran einen besonders wichtigen,
bei dem es um die Anpassung des touristischen Angebots Österreichs an den Klimawandel ging. Wir haben für die alpine Infrastruktur letztlich knapp 4 Millionen Euro verteilt, die aus dem Tourismusbudget über den Verband al­piner Vereine Österreichs an die Schutzhütten gehen. Damit werden die
über 430 Schutzhütten und die rund 50 000
 Kilometer an Wegen, die wir haben, gefördert. Man muss aber dazusagen, dass es natürlich auch aus anderen Ministerien Förderungen gibt, jene aus dem Tourismusbudget sind nur ein Teil davon. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich bei all jenen bedanken, die mitgewirkt haben, dass der österreichische Tourismus für die Zukunft gut aufgestellt ist. Ich möchte mich auch beim Finanzministerium für das Verständnis bedanken und dafür, dass die wichtigen Positionen höher
dotiert wurden als zuvor. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.22



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 787

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Großbauer. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


15.22.28

Abgeordnete Maria Großbauer (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter
Herr Minister! Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Wir debattieren das Kapitel Wirtschaft und Tourismus des Budgets. Ein wesentlicher Faktor für die Wirtschaft und den Tourismus ist natürlich die Kultur. Kunst
und Kultur nehmen großen Einfluss auf diese Bereiche.

Ein paar aktuelle Zahlen: Bei der diesjährigen Wiener Tourismuskonferenz war als Expertin Carmel Allen, Managing Director der Tate Gallery in London, zu Gast. Sie sprach auch darüber, wie Kunst und Kultur eine Stadt beeinflussen und die Attraktivität einer Stadt stetig steigern. (Abg. Erasim: Sie waren nicht dort!
Sie habe ich nicht gesehen, Frau Kollegin!)

Österreich wird von vielen Menschen besucht. Circa 9 Prozent aller Touristen geben an, dass sie aufgrund von Kunst und Kultur zu uns kommen; aus
dem Herkunftsland USA geben sogar über 50 Prozent an, dass Kunst und Kultur für sie wesentlich sind. Ein wesentlicher Faktor für diesen Bereich ist auch
der Film, der internationale Film.

Ich möchte unser Unterstützungsprogramm Fisa plus herausgreifen, das massiv aufgestockt wird, nämlich von 22 Millionen auf 94 Millionen Euro.
Warum? – Weil man schon jetzt gesehen hat, was es bringt. In diesem Jahr sind viele internationale Filmproduktionen nach Österreich gekommen; das
spricht sich in der Branche herum, man spricht darüber, wie attraktiv Österreich als Filmproduktionsstandort geworden ist, und natürlich schlägt sich das
auch auf andere Bereiche nieder. Die berühmte Umwegrentabilität, die sich über die Filmproduktionen auf andere Branchen niederschlägt, ist wirklich sensa­tionell. Ich freue mich sehr darüber, dass der Film auch in diesem Bereich gestärkt wird. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schallmeiner.)

15.24



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 788

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Erasim. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


15.24.22

Abgeordnete Melanie Erasim, MSc (SPÖ): Hohes Haus! Geschätzte Zuse­herinnen und Zuseher! Verzeihen Sie mir, dass ich vor meinen Ausführungen zum Tourismusbudget noch zu Ihnen, Herr Nationalratspräsident, hof­fentlich Herr Noch-und-bald-nicht-mehr-Nationalratspräsident (Ruf bei der ÖVP: Letztklassig!), etwas sage: Ich finde es unsäglich, dass Sie den Weg nicht freimachen und weiterhin unsere parlamentarische Demokratie beschädigen. Unser aller Arbeit, die wir in den Fachgebieten leisten, wird von diesen unsäglichen Vorwürfen beschattet und überschattet. – Treten Sie zurück! (Ruf bei der ÖVP: Das wirst du nicht bestimmen!) Es ist unfassbar, dass Sie mit
einem Lächeln hier oben sitzen (Abg. Michael Hammer: Das sehen
Sie ja gar nicht! – Ruf bei der ÖVP: Sie hat hinten Augen!)
und weiterhin diese Sit­zung führen. – Es tut mir wirklich leid, das musste ich eingangs sagen.
(Beifall bei der SPÖ.)

Nun möchte ich zum Tourismus- und Wirtschaftsbudget zurückkommen. (Abg. Michael Hammer: Sie haben noch gar nicht angefangen!) Tourismus und Gastronomie sind ja eine Querschnittsmaterie, da ist auch sehr viel im Bereich Arbeit und Soziales verortet. Wenn man im Bereich des Tourismusstaats­sekretariats gute Wirtschafts- und Standortpolitik machen möchte, muss man weit über das eigentliche Tourismusbudget hinausblicken, um einschätzen
zu können, worauf wir uns in Zukunft einstellen können. Wenn ich mir
das Budget gesamt ansehe, stelle ich mir schon die Frage: Wo sind die Maßnah­men zur Bekämpfung des Wirtshaussterbens am Land? Wo sind die Maß­nahmen zur Bekämpfung des Fach- und Arbeitskräftemangels? Wo
sind die Maßnahmen zur Bekämpfung der Schwarzarbeit – da gehören zum Beispiel das Erstauftraggeberprinzip, die Erstauftraggeberhaftung und
stärkere Kontrollen dazu? Wo bleibt die notwendige Aufstockung der Arbeits­inspektionen? All diese Themenbereiche müssen da mitgedacht werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 789

Ich komme jetzt auch schon zu meinem Hauptthema, nämlich zum Energiekostenzuschuss zwei, der ja ein Scheitern mit Anlauf ist, ein weiteres Scheitern mit Anlauf, genauso wie die Cofag ein solches war. Es ist eine Milliardenblackbox, die jetzt abgedreht werden muss, obwohl noch 3 000 Ansu­chen ausstehend sind. Beim Energiekostenzuschuss wurde wiederum alles vermurkst, was man nur vermurksen kann. Sie müssen jetzt in drei Wo­chen 3 Milliarden Euro verteilen, Anträge bestätigen oder nicht bestätigen, und dann auszahlen. Die Richtlinien liegen seit Montag – auch für uns zum Einsehen – auf. Die Unternehmen hätten diesen Zuschuss aber schon vor einem Jahr gebraucht, denn die Inflation und die Energiekosten steigen seit lan­ger, langer Zeit. Wo sind die Maßnahmen gewesen, als wir sie drin­gend gebraucht haben? Das ist ein Scheitern mit Anlauf, auch weil es wieder kei­ne Auflagen für Energieeinsparungen gibt. Das alles sind Themen, bei denen
es ganz viel zu tun gibt.

Lassen wir uns also bitte nicht von den tollen Buchungszahlen blenden, glauben wir nicht, es laufe eh alles rund und wir müssten nichts weiter tun. Die Auf­gaben liegen auf der Hand, denn eines muss ich Ihnen schon sagen:
Wenn sich die vielen fleißigen Gastronomen so wenig um ihre Gäste kümmern würden wie Sie sich um die Wirtschaft, dann würde die Sternekommission
allen Betrieben die Sterne wegnehmen müssen. Deshalb: Bitte versuchen wir all diesen Themen, die ich gerade aufgezählt habe, ausreichende Aufmerk­samkeit zu schenken. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

15.28


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Kaufmann. – Bitte.


15.28.08

Abgeordnete Martina Kaufmann, MMSc BA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen hier im Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher
auf der Galerie und auch zu Hause! Frau Kollegin Erasim, ich muss unbedingt auf


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 790

Ihre Worte eingehen. (Abg. Erasim: Gerne!) Wenn Sie sich eine gute Diskus­sion, eine gute Debatte und eine gute Arbeit hier im Haus wünschen, dann muss ich Ihnen aber schon ganz konkret sagen, dass sich die SPÖ, die FPÖ und
jede andere Fraktion selber an der Nase nehmen und aufhören muss, mittels Dirty Campaigning Politik zu betreiben und mit diesen Tal-Silberstein-Methoden in diesem Land zu arbeiten. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP. – Abg. Era­sim: Das ist Dirty Campaigning?! – Abg. Ragger: Die Wahrheit ist kein
Dirty Campaigning! – Zwischenrufe der Abgeordneten Matznetter und Silvan. –
Abg. Erasim: Man kann sich manche Sachen auch einreden!)

Zu den positiven Dingen dieser Woche und zu den positiven Dingen im Budget, das wir heute debattieren: Es geht gerade um die Wirtschaft und es wird
später noch um die Bildung gehen. Wirtschaftspolitik und auch Bildungspolitik sind Zukunftspolitik. Ich greife zwei Punkte aus dem Wirtschafts- und
teilweise sogar Bildungsbereich in meiner Rede heraus, weil ich die als besonders diskussionswürdig im positiven Sinne unterstreichen möchte.

Auf der einen Seite ist es uns mit der heutigen Regierungsvorlage gelungen, die höhere berufliche Bildung einzuführen, zu schaffen. Wir werden sie jetzt
im Parlament diskutieren und dann auch beschließen. Damit schaffen wir den Lückenschluss für alle Lehrberufe, in denen es keine Möglichkeit gibt,
eine Meister- oder Befähigungsprüfung zu machen. Damit ist es möglich, im jeweiligen Beruf auf der Karriereleiter weiterzukommen, damit wird
eine echte Wahlfreiheit zwischen der schulischen und der beruflichen Ausbil­dung geschaffen. Danke, Herr Minister, für deinen Einsatz in diesem
Bereich, danke dafür, dass das gelungen ist! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Seemayer: Glaubt ihr das eigentlich alles? Glaubt ihr das eigentlich alles, was ihr daher­redet? Das ist unglaublich!)

Ein zweiter Punkt, den ich unbedingt ansprechen möchte, weil auch er schon im Budget abgebildet ist, ist: Wir haben es endlich geschafft, dass die Meister­prüfungsgebühren übernommen werden. Damit sind wir einen wichtigen weite­ren Schritt gegangen, um eine Gleichstellung mit anderen Ausbildungen zu


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schaffen, denn wenn es möglich ist, dass jede und jeder Ausbildungen bis hin zur Meisterprüfung absolviert, dann haben wir Chancengleichheit. – Danke, dass
das möglich ist. Wir haben damit für die Zukunft Österreichs einiges
geschafft. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Shetty: Die Wirtschaftskammer bekommt auch mehr Kohle dafür!)

15.30


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Wurm. – Bitte.


15.30.36

Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Werter Minister! Frau Staatssekretärin! Frau Kollegin, zum Thema Gebühren für Meisterprüfungen ein bissel eine Aufklärung für die Bevölkerung (Abg. Zarits: Hast du eine ...!): Das
ist halt ein Miniminischritt – so wie diese Regierung generell bei allem vorgeht – und war eine Forderung, die wir als Freiheitliche seit Jahren stellten. Um
die Relation klarzumachen: Wir sprechen da von 438 Euro.

438 Euro ist die Prüfungsgebühr bei Meisterprüfungskursen, welche die Regie­rung jetzt der Wirtschaftskammer ersetzt. Sie ersetzt die Meisterprüfung,
aber nicht die Gesamtkosten für die Module, die je nach Branche zwi­schen 3 000 und 7 000 Euro liegen. Das heißt, zwischen 5 und 10 Prozent dieser Kosten ersetzt sie jetzt der Wirtschaftskammer, und da reden wir von Ge­samtkosten von 10 Millionen Euro.

Bei aller Freundschaft zur Wirtschaftskammer – ich bin selber Funktionär –: Die­se 10 Millionen Euro hätte die Wirtschaftskammer in Österreich locker
aus der Kaffeekasse finanzieren können. Dafür hätte sie den Minister nicht gebraucht.

Was man aber hätte machen sollen, wäre eine echte Förderung, Unterstützung für jene, die die Meisterprüfung in Österreich machen, weil genau das die


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zukünftigen Unternehmer (Abg. Kaufmann: Und genau das machen wir! Die ...ge­bühr zahlen die Leute selber! Die Prüfungsgebühren zahlen die Leute selber!),
Frau Kollegin, und Fachkräfte sind.

Sie verkünden es zwar immer vollmundig – mich haben ja viele Leute kontaktiert: ja super, die Meisterprüfung wird jetzt bezahlt! –, man muss die Leute aber auch aufklären: Den Kurs bezahlen alle selber, je nach
Branche 4 000, 5 000 Euro, aber die Regierung zahlt der Wirtschaftskammer jetzt 438 Euro Prüfungsgebühr. Das ist also die Realität der Regierung.
Noch einmal: Es ist ja ein positiver Schritt, aber er ist so klein – Herr Minister, Sie wissen das ja –, und deshalb braucht man sich, glaube ich, nichts darauf einzubilden.

Auch so eine Geschichte: Seit Jahren kämpfen wir für eine Lehrabschlussprämie, denn der Lehrabschluss ist die erste Stufe am Weg zur Meisterprüfung.
Herr Minister, auch da geht nichts weiter, aber genau darauf müssen
wir schauen: dass wir Leute in die Lehre bekommen und dass sie diese auch abschließen. Das sollten wir fordern und fördern, und das wäre die
genau richtige Richtung.

Es ist also ein kleiner Schritt, aber ich will Ihnen helfen, die Schritte größer
zu machen. Die Grünen werden es eh nicht ganz verstehen, vielleicht
drücken Sie das einfach durch, Herr Minister.

Ich bringe folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kos­tenlose Vorbereitungskurse auf Meister- und Befähigungsprüfungen“

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung wird ersucht, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zu­zuleiten, mit der sichergestellt wird, dass Vorbereitungskurse für die Able­gung von Meister- und Befähigungsprüfungen für die Prüfungskandidatinnen und -kandidaten künftig kostenlos sind.“

*****

Ich bitte um breite Zustimmung. Genau das braucht Österreich: Wir brauchen Meister, wir brauchen Facharbeiter und zukünftige Unternehmer. –
Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

15.33

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Peter Wurm

und weiterer Abgeordneter

betreffend Kostenlose Vorbereitungskurse auf Meister- und Befähigungsprüfungen

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9: Bericht des Budgetausschusses
über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bun­desvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024)
samt Anlagen (2300 d.B.) (UG 40 Wirtschaft) 239. Sitzung des Nationalrats am 22. No­vember 2023

In Art. 14 Budgetbegleitgesetz 2004 ist das sogenannte Meister- und Befähi­gungsprüfungs-Finanzierungsgesetz normiert, wodurch – einer langjährigen freiheit­lichen Forderung folgend – nun die Verpflichtung der Zahlung von Prüfungsge­bühren für die Ablegung von Meister- oder Befähigungsprüfungen entfallen soll. Der Bund ersetzt den Landeskammern die entsprechenden Aufwendungen.


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Weiterhin bestehen bleiben jedoch die finanziellen Aufwendungen, die in Form
von Kosten für Kurse etc. zu entrichten sind: Die Kosten für Vorbereitungskurse kön­nen in einzelnen Fällen bis zu 7.000 Euro ausmachen.

Die hohen Belastungen und die Unzufriedenheit mit den dargelegten „finan­ziellen Hürden“ am Weg zum Meister kommen in einer im Auftrag der Wirtschafts­kammer Österreich erstellten Studie des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) mit dem Titel: „Die Meisterprüfung in Österreich, Absolvent/innen­befragung“ klar zum Ausdruck, wenn dort ausgeführt wird:

Die weniger zufriedenstellende Bewertung der Kurskosten liegt nach den Rück­meldungen vor allem darin begründet, dass die Preise laut den Befragten nicht in Re­lation zum Verdienst von Fachkräften stehen und dass das Preis-Leistungs-Ver­hältnis nicht ausgewogen ist. […]

Die Kursteilnehmer/innen finanzieren sich die Kurse mehrheitlich selbst und machen diese auch außerhalb ihrer Arbeitszeit. Insgesamt sind sie mit den Vorberei­tungskursen (sehr) zufrieden. Am häufigsten kritisieren sie jedoch den Preis als zu hoch und äußern Unverständnis darüber, dass die Meisterausbildung mit
hohen Kosten verbunden ist, während Ausbildungen an Universitäten und Fach­hochschulen (weitgehend) kostenlos sind bzw. vom Staat finanziert werden.

Aus den dargelegten Gründen und insbesondere im Interesse der finanziellen Ent­lastung jener Personen, die sich mit der Ablegung einer Meister- oder Befähi­gungsprüfung zum einen in ihrem Handwerk oder Gewerbe weiterbilden und zum anderen damit die Möglichkeit erhalten wollen, mit der dadurch erworbenen
hohen Qualifikation ein Unternehmen führen und Lehrlinge ausbilden zu können, stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung wird ersucht, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, mit der sichergestellt wird, dass Vorbereitungskurse für die Ablegung von Meister- und Befähigungsprüfungen für die Prüfungskandidatinnen und -kandi­daten künftig kostenlos sind.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit mit
in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hinter – Hintner, Entschuldigung. –
Bitte. (Abg. Hintner – bereits am Redner:innenpult stehend –: Das N war sehr teuer, Herr Präsident! – Heiterkeit des Abg. Schallmeiner.)


15.33.53

Abgeordneter Hans Stefan Hintner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Bei den Debattenbeiträgen, die ich in den letzten Monaten und
auch heute angehört habe, denke ich mir: Wo sind wir eigentlich?! Sind wir in Österreich, einem der wohlhabendsten Länder der Welt (Abg. Era­sim: ... ÖVP Klientel sicher!), oder sind wir am Horn von Afrika? – Es ist unglaub­lich – Alfred Gusenbauer hätte es so gesagt –, wie diese Suderei um sich
greift und eigentlich bar jeglicher Realität ist, da diese Bundesregierung die wirt­schaftlichen Herausforderungen angenommen hat und auch gelöst hat!
(Beifall bei der ÖVP. – Abg. Stöger:
Wir haben es ... reduziert! Was
haben Sie denn ... gemacht?)

Nur zwei Beispiele – ich glaube, dem Europäischen Statistischen Amt darf man Glauben schenken –: Das Nettomedianeinkommen ist gestiegen – nach
den Niederlanden und Luxemburg liegt Österreich an dritter Stelle – und auch die Kaufkraft ist gestiegen.

Wenn ich mir in meinem Heimatbezirk die Parkplätze der SCS anschaue:
Alles ist vollgeparkt; Fachmarktzentren: alles vollgeparkt. (Zwischenrufe bei SPÖ


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und FPÖ.) Bestens besucht sind die Wirtshäuser, die Restaurants. Ich höre
aus den Wintersportgebieten, dass fast alle Hotels und Pensionen ausgebucht sind. Heute höre ich auf Radio Wien: ein neuer Rekord bei Paketliefer­diensten und neue Rekordzahlen am Flughafen Wien Schwechat. Das Beste ist: Wenn ich mit meiner verwitweten Mutter zu Mittag in Guntramsdorf
einen Heurigen besuche, dann ist kein Platz zu haben, alles reserviert; wenn ich nicht um 11.30 Uhr komme, habe ich keinen Platz.

Das ist anscheinend die neue Armut, die Sie in unserem wunderschönen
Land propagieren. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Erasim: Sie verhöhnen die armen Menschen!) – Willkommen im realen Leben! Es ist ein gutes Land. Ich
glaube an Österreich, und ich bin ein Teil davon. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP. – Abg. Stöger: Es ist ein gutes Land ...!)

15.35


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Becher. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


15.35.57

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte zuerst im Namen meines Kollegen Silvan
die Schüler:innen des Bundesrealgymnasiums Berndorf recht herzlich begrüßen – herzlich willkommen auf der Galerie! (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS.)

Nun zu den Inhalten aus dem Bautenausschuss, die ja dem Ressort Wirt­schaft zugeordnet sind: Für diesen Bereich hat die Bundesregierung sehr, sehr viel Geld zur Verfügung gestellt, um eine schon überhitzte Baukonjunktur anzutreiben. Es gibt Millionen von Euro, um das Falsche zu bauen, anstatt leist­bare Wohnungen zu fördern und in den Markt einzugreifen. Die Mieten, Baukosten und Grundstückspreise sind explodiert.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 797

Gewonnen haben nur die Spekulanten, und der Wahnsinn geht in Wirklichkeit so weit, dass die Immobilienfirmen der Republik, die ARE und die BIG, gemein­sam mit der Firma Signa von Herrn René Benko gebaut haben – das muss man sich einmal vorstellen!

Der vorliegende Entwurf geht diesen Weg konsequent weiter, nämlich
unter dem Titel Transformation Gebäudesektor. Gemeint ist damit die Sanie­rungsoffensive. Die Mittel werden aufgestockt. Im Voranschlag 2023
waren es 574 Millionen Euro, jetzt sind es 953 Millionen Euro. Das ist eine Stei­gerung von 66 Prozent. Millionen über Millionen von zusätzlichen Steuer­mitteln zur Erreichung der Klimaziele, zum Wohle der Bauwirtschaft –
das könnte man meinen, aber dem ist leider nicht so.

Die schärfste Kritik an ÖVP und Grünen kommt interessanterweise von der Wirt­schaftskammer und von Global 2000. Beide kritisieren die Planlosigkeit
der Bundesregierung. So wird zum Beispiel der Tausch von Heizkesseln mit Mil­lionen von Euro gefördert, auch in Häusern, die nicht thermisch saniert
sind; die werden aber nach EU-Vorgaben früher oder später thermisch saniert werden, und dann ist die Situation in den Häusern so, dass neue, aber
völlig überdimensionierte, ineffiziente Heizsysteme eingebaut sein werden. Das ist ein Millionengrab für Steuermittel und eine Niederlage für den Klima­schutz. (Abg. Lukas Hammer: Das ist SPÖ-Position?! Spannend!) Unnötig ist, noch zu erwähnen, dass die Bundesregierung die im eigenen Regierungs­programm vorgegebene Sanierungsquote von 3 Prozent nicht erreichen wird.

Abschließend bleibt beim Betrachten des Budgetentwurfes übrig, dass
im Bereich Wohnen weder eine Wohnbauoffensive noch die Schaffung neuer Wohnungen oder einer neuen Investitionsbank vorgesehen ist. Die Ver­hinderung von leistbarem Eigentum mit der ÖVP und sozialer Notstand bei der Miete dank der Grünen – das zeigt uns dieses Budget. (Beifall bei der
SPÖ. – Abg. Lukas Hammer: ... Heizungstausch in unsanierten Gebäuden, oder was?)

15.39



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 798

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Kirchbaumer. – Bitte.


15.39.13

Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer (ÖVP): Herr Präsident! Werte Regierungs­mitglieder! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuse­her auf unserer Galerie und auch zu Hause vor den Bildschirmen! Meine Damen und Herren! Es ist für mich schon erschreckend, was für ein Bashing im
Hohen Haus stattfindet. Es wird grundsätzlich nur Klientelpolitik diskutiert, ob jetzt die Arbeitgeber ihr Recht bekommen oder die Arbeitnehmer ihr
Recht bekommen. Eines muss ich Ihnen schon sagen, liebe Kollegen von der SPÖ: Die Arbeitgeber investieren, Arbeitgeber schaffen Arbeitsplätze.

Unternehmerinnen und Unternehmer nehmen Geld in die Hand, machen Schul­den, nehmen sich einen Kredit auf ihr Privathaus auf, damit sie ein Unter­nehmen gründen und Arbeitsplätze schaffen können.

Wenn wir die Kapitalertragsteuer senken, heißt das noch lange nicht, dass das Geld dem Unternehmer oder der Unternehmerin persönlich bleibt, son­dern sie reinvestieren es wieder in ihre Betriebe, um weitere Arbeitsplätze zu schaffen (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP), um den Standort Österreich
zu festigen, den Arbeitsmarkt zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass der Wohlstand, den wir jetzt in Österreich haben, weiter fortbestehen kann.

Meine Damen und Herren, dieses Bashing funktioniert längerfristig nicht, weil die Mitarbeiter:innen von uns Unternehmer:innen – und damit spreche
ich mich persönlich auch an – genau wissen, was wir unterstützend für sie ma­chen und dass wir Unternehmen auch Arbeitsplätze schaffen. Der Touris­mus trägt einen großen Anteil dazu bei, dass viele Menschen einen Arbeitsplatz finden können: 250 000 Beschäftigte arbeiten im Tourismus. Auch die Weiterentwicklung der Infrastruktur wird durch den Tourismus vorangetrieben – der Infrastruktur, die wir alle in Anspruch nehmen, ob das der Gast ist,
der Gott sei Dank zu uns kommt, oder wir selber sind. (Ruf bei der SPÖ: Und auch


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 799

alle bezahlen!) – Ja, ist richtig, aber wir alle gemeinsam. Und es sollte eine gemeinsame Politik gemacht werden und kein Auseinanderdividieren
von Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen. – Vielen herzlichen Dank. (Bei­fall bei der ÖVP sowie des Abg. Bernhard.)

15.41


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter
Stark. – Bitte.


15.41.29

Abgeordneter Christoph Stark (ÖVP): Hohes Haus! Stellvertretend für meinen Kollegen Werner Saxinger darf ich die Gruppe der Altfreinberger aus dem Gymnasium Aloisianum in Linz begrüßen: Herzlich willkommen im Hohen Haus! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ, FPÖ, Grünen und NEOS.)

Herr Präsident! Liebe Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Es ist ein Charakteristikum
dieser Budgetdebatte, dieser Budgettage, das die Opposition eint, nämlich die Begriffe: zu viel, zu wenig, zu früh, zu spät – in jedem Fall falsch.

Wir leben in einer Zeit – wir erleben es gerade in diesen Tagen wieder –, in der die Unterstellung zum politischen Mechanismus wird. Ich möchte in die­sem Sinne heute auch eine Unterstellung hier in den Saal sprechen, eine schwer­wiegende Unterstellung, die ich an Minister Kocher, an die Staatssekretäre, stellvertretend für die gesamte Bundesregierung, stellvertretend für alle Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter der Kabinette, der Ministerien und all jene,
die am Budget mitgearbeitet haben, richten möchte. Ich unterstelle Ihnen, das Beste für ein gutes Budget zu wollen, die besten Absichten für ein gutes
Budget und die besten Absichten für ein gutes Österreich. (Beifall bei der ÖVP so­wie des Abg. Schallmeiner.)

Das konkrete Wirtschaftsbudget zeigt eine klare Zahl: Über 3 Milliarden
Euro werden in das Wirtschaftssystem gepumpt. Zeigen Sie mir Länder, in denen es ähnliche Summen gibt! Sie werden wahrscheinlich nicht viele finden und


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sie an einer Hand abzählen können. (Abg. Meinl-Reisinger: Gescheit so!) Die Wirt­schaft auch im Energiesektor resilient zu machen, das ist wohl ein Gebot
der Stunde und kein Freibrief, wie es schon geheißen hat.

In diesem Sinne begrüße ich dieses Budget, begrüße ich vor allem die wirtschaft­lichen Aspekte dieses Budgets, die unsere Wirtschaft massiv unterstützen werden. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

15.43


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete
Zopf. – Bitte.


15.43.43

Abgeordnete Bettina Zopf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Geschätzter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Galerie und zu Hause vor den Fernsehbildschirmen! Der Schönergraben-Lois hat das
2003 schon super gemacht: Damals ist er als Scheich an den Traunsee gefahren und hat das Powerbootrennen besucht. Er hat gewusst, dass der Tourismus
ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Deshalb ist man vielleicht versucht zu sagen: Je mehr Tourismus, desto besser.

Als Abgeordneter aus dem Salzkammergut ist mir aber ganz besonders
bewusst, dass auch beim Tourismus ein Zuviel nicht gut ist. Wir haben Orte, in denen der Tourismus auf Kosten der Bevölkerung geht. Unsere Aufgabe
ist es, den Tourismus im Einklang mit der Bevölkerung und mit der Umwelt wei­terzuentwickeln. Klasse statt Masse muss ein Ziel unserer Politik sein,
und das setzen wir schon in vielen Bereichen um. Im Salzkammergut sind wir sehr zukunftsorientiert, Seilbahnen werden dort nicht nur zum Skifahren
im Winter betrieben, sondern dienen auch als Sommerattraktion. Es wird bei uns auch schon entsprechend umgebaut, wir nehmen den Klimawandel ernst
und entwickeln uns vorwärts.


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Ich bin froh, dass sich dieser Gedanke auch mit dem Plan T für den Tourismus durchgesetzt hat, darin gibt es nämlich diese Initiative. In diesem wird bei­spielsweise festgehalten, dass insbesondere die regionalen Strukturen gestärkt und die Menschen und die Regionen in den Mittelpunkt gerückt werden
sollen. Nachhaltigkeit wird in diesem Plan als oberstes Ziel festgelegt. (Beifall bei der ÖVP.)

Seit 2020 erheben wir die Akzeptanz des Tourismus in der Bevölkerung
durch eine jährliche Studie. Diese gibt uns wichtiges Feedback darüber, ob sich der Fremdenverkehr in die richtige Richtung entwickelt.

Im kommenden Jahr wollen wir diesen wichtigen Kurs Richtung Nachhaltigkeit, Regionalität und Akzeptanz weiterverfolgen. Der aus dem Plan T abgelei­tete Aktionsplan soll im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Das sind die rich­tigen Schritte für die Zukunft, und die Schritte, die wir jetzt gehen, werden
für viele Jahre den Tourismus und seine Akzeptanz positiv beeinflussen. Ich be­danke mich bei allen Tourismusbetrieben, die in unserer Region tätig sind
und für einen guten Tourismus und eine schöne Infrastruktur in unserer Heimat täglich ihre Arbeit leisten. (Beifall bei der ÖVP.)

15.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Als Letzter zu diesem Kapitel zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weber. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


15.46.33

Abgeordneter Ing. Johann Weber (ÖVP): Andere sagen Paradies, wir sagen Hei­mat, und ich bin auf unsere Heimat, unser Österreich, sehr, sehr stolz.

Herr Präsident! Herren Bundesminister! Herr Staatssekretär! Frau Staatssekretä­rin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wer kennt das nicht? Wenn wir durch
unser wunderschönes Land fahren, verspüren wir dabei immer wieder regelrecht das Bedürfnis, Urlaub bei uns in Österreich, in unserer schönen Heimat zu machen, ob Urlaub am Bauernhof, in einem Hotel, in einem Apartment,
ob im Sommer oder im Winter – wir haben jedenfalls tolle Saisonen, die schon


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 802

fast ineinander übergehen. Es gibt großartige Angebote für alle in Öster­reich. Auch die Möglichkeiten für Kongress- und Städtetourismus sind bei uns exzellent.

Während die einen urlauben, finden andere dadurch genau die Arbeit
vor Ort, die sie suchen und brauchen. Der Tourismus bringt Arbeitsplätze, Wert­schöpfung und Wohlstand in die Regionen Österreichs. Besonders im ländli­chen Raum ist der Tourismus eine der ganz zentralen Grundlagen für die Wertschöpfung und die Lebensqualität, und er beugt auch der Landflucht vor. Speziell junge Menschen und Frauen profitieren von den Jobmöglichkeiten
vor Ort, und wir brauchen dringend gut ausgebildete Menschen in allen Regionen Österreichs.

Wir haben es schon gehört, es ist eine Wertschätzung gegenüber allen, die die Meisterprüfung machen: Die Gebühren dafür werden erlassen beziehungs­weise übernommen.

Im Budget 2024 sind für den Tourismus 62,7 Millionen Euro vorgesehen. Das ist eine sehr, sehr gute Investition. Durch den Tourismus lösen wir Wert­schöpfung aus der Bundeshauptstadt heraus und bringen sie bis in die kleinsten Täler hinein, in die Regionen hinaus, und das ist wichtig für unser Öster­reich. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

15.48


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Mir liegen dazu keine weiteren Wortmeldun­gen vor. Die Beratungen zu diesem Themenbereich sind somit beendet.

Ich bedanke mich beim Herrn Wirtschaftsminister und bei der
Frau Staatssekretärin.


15.48.49UG 42: Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur Untergliederung 42: Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.


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Ich darf den Herrn Landwirtschaftsminister herzlich begrüßen.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Feichtinger. Bei ihr steht das
Wort. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


15.49.10

Abgeordnete Elisabeth Feichtinger, BEd BEd (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Für den Bereich Land- und Forstwirtschaft sind rund 3 Milliarden Euro für das nächste Jahr zur Auszahlung vorgesehen. Im Vergleich zum Vorjahr sind das rund 130 Millionen Euro mehr. Aber kommt dieses Budget auch bei den Menschen an,
die es wirklich dringend brauchen, Herr Minister? (Abg. Eßl: Ja!) Zum Beispiel bei denjenigen, die auf das Einkommen aus der Land- und Forstwirtschaft wirk­lich angewiesen sind, die kleinteilige Landwirtschaft betreiben, bei den Landwirtinnen und Landwirten, die im Nebenerwerb tätig sind – wir haben ja die Zahlen und die Ergebnisse bereits gehört –, bei den Menschen, die tagtäg­lich hart arbeiten und schauen müssen, dass sie überhaupt ihre Existenz erhalten können, kommt es bei denjenigen wirklich an?

Der Landwirtschaftsminister wird vor allem im forstwirtschaftlichen
Bereich hoch investieren. Es sind rund 100 Millionen Euro zusätzlich im Wald­fonds vorgesehen, eine riesige Summe. Umso mehr ist es wichtig, dass
dieses Steuergeld der gesamten Gesellschaft zugutekommt. (Beifall bei der SPÖ.)

Sowohl bei der letzten Novelle zum Forstgesetz als auch im Waldfonds­gesetz wurde verabsäumt, rechtliche Grundlagen rund um die Förderungen in das Gesetz aufzunehmen. Das sollte aber Grundlage für zulässige Förde­rungen sein. Von der vielzitierten Transparenz kann aufgrund mehrerer Förder­stränge, die aktuell bereits laufen, keine Rede mehr sein, Herr Minister.
Ein nachträglicher Bericht ist einfach kein Ersatz für transparente Planungen und Durchführungen.


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Klimafitte, artenreiche Wälder sind immens wichtig, gerade in Zeiten des Klimawandels. Als Imkerin frage ich mich natürlich, warum im Zuge der Aufsto­ckung des Waldfonds nicht einfach ein Pestizidverzicht vorgesehen wurde. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Wälder Österreichs sind ein wichtiger Faktor für uns und für unsere nächs­ten Generationen. Gerade rund um die Klimaerhitzung müssen wir drin­gend etwas tun. Wir sind auch dafür, dass es Investitionen dahin gehend gibt, aber gewisse Voraussetzungen braucht es dafür. Aus diesem Grund
bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend „es braucht mehr Transparenz und konkrete Vorgaben für waldbezogenen Förderungen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirt­schaft und die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobi­lität, Innovation und Technologie werden im Zusammenhang mit waldbezogenen Förderungen aufgefordert,

- die Einhaltung der kollektivvertraglichen Entlohnung und der ordnungs­gemäßen Unterkünfte der durch diese Maßnahmen beschäftigten Waldarbeite­rInnen als Fördervoraussetzungen bei sonstiger Aberkennung zu verankern,

- einen Verzicht auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide vorzugeben,

- die Förderungen degressiv zu gestalten, so dass pro Hektar Förderfläche kleinere ForsteigentümerInnen in Relation mehr Ausgleich erhalten
als Wald-Großgrundbesitzer,


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- eine gesetzliche Regelung zur Beschlussfassung vorzulegen, damit die Förderempfänger:innen, die entsprechenden Förderbeträge je Maßnahme und der Gesamtbetrag in der Transparenzdatenbank veröffentlicht werden,
sowie

- einen jährlichen Bericht an den Nationalrat zu übermitteln, der alle waldbezogenen Förderungen zusammenfasst und Einblick in die jeweiligen Maßnahmen, Verteilung der Fördergelder und ihre Effekte, insbesonders auf den Schutzwald und den Wandel hin zu klimafitten Wäldern, gibt.“

*****

Werte Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen, es wird Zeit für mehr Transparenz – stimmt dem zu! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Strasser: Das wird schwer! – Abg. Eßl: ... schon jemals eine Forstförderung so abgewickelt?)

15.52

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger, BEd BEd,

Genossinnen und Genossen

betreffend es braucht mehr Transparenz und konkretere Vorgaben für waldbezogenen Förderungen

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Budgetausschusses über die Re­gierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt An­lagen (2300 d.B.) UG 42

Die UG 42 enthält Budgetmittel für mehrere Förderstränge für waldbezogene Förderungen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 806

Im Rahmen der Beschlussfassung des Bundesfinanzgesetzes 2024 soll der Waldfonds eine um 100 Mio. € höhere Dotierung als bisher erhalten und die Geltungsdauer
des Gesetzes verlängert werden. Weiters wurde vor Kurzem eine Novelle
zum Forstgesetz beschlossen, mit der eine neue Förderschiene zur Schaffung kli­mafitter Wälder geschaffen wurde. Es wurde allerdings verabsäumt, konkrete Vorgaben für den Fördermittelbezug in das Gesetz aufzunehmen, womit auch hier nicht ausreichend transparent ist, wie die Klimafittness der Wälder in Öster­reich durch das Forstgesetz konkret erreicht werden soll. Es ist außerdem nicht klar, wie hoch die Fördermittel sind, die auf dieser neuen gesetzlichen Grundlage ausgeschüttet werden sollen.

Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik sind durch den Bundesminister Förde­rungen für die Forstwirtschaft vorgesehen, die im Rahmen des GAP-Strate­gieplanes vergeben werden.

Das Bundesforschungs- und Ausbildungszentrums für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) soll in den Jahren 2024 und 2025 eine Basiszuwendung
von 22,5 Millionen Euro jährlich erhalten – eine Steigerung um 28,6 Prozent! In den Erläuterungen zum Budgetbegleitgesetz heißt es, dass „die zusätzliche Deckung
der Kosten, insbesondere auch zur Erfüllung der zunehmenden notwendigen Forschungsarbeiten, im öffentlichen Interesse erforderlich“ sei. Es wird jedoch nicht darauf eingegangen, welche zunehmenden notwendigen Forschungsarbeiten
gemeint sind, und welches öffentliche Interesse angesprochen wird.

Insgesamt fehlt auf Grund der Vielzahl an waldbezogenen Förderungen eine trans­parente gebündelte Form der Information, wer welche Förderungen auf
Grund welcher Maßnahme und welcher Gesamtförderbetrag bezogen wird.

Es kann derzeit etwa nicht umfassend festgestellt werden, welche konkreten gesell­schaftlichen Leistungen durch die Förderungen des Waldfonds erbracht wur­den, die über die gesetzlichen Bestimmungen des Forstgesetzes für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung hinausgehen und wie diese Leistungen in Relation zum


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 807

Umfang der eingesetzten Budgetmittel stehen. Dies aber muss Grundvoraussetzung für die Zulässigkeit jeglicher Beihilfemaßnahme sein.

In den Erläuterungen zur Änderung des Waldfondsgesetzes wird argumentiert,
dass „die Waldbewirtschafterinnen und -bewirtschafter weiter unterstützt werden, um die durch den Klimawandel stark gestiegenen Kosten und verringerten
Erträge tragen zu können.“

Der Waldfonds soll daher um 100 Millionen Euro aufgestockt werden, sodass in den Jahren 2024 und 2025 jeweils 47 Millionen Euro an zusätzlichen Förderungen gewährt werden können.

Forschungsmaßnahmen sollen mehrfach förderbar sein.

Die Wälder Österreichs sind ein wichtiger Faktor für die gesamte Gesellschaft. Die Vergabe von Fördergeldern durch Steuermittel darf aber nicht angebliche oder tatsächliche private Wertverluste begleichen, sondern muss dem Ziel, den Wald trotz Klimaerhitzung für die nächsten Generationen zu erhalten, dienen.

Auch der Rechnungshof hat heuer bereits wichtige Empfehlungen gegeben, wo die Verantwortlichen ansetzen müssen. (https://www.parlament.gv.at/
dokument/XXVII/III/808/imfname_1486484.pdf)

So weist er unter anderem darauf hin, dass die Vorgaben im Waldfondsgesetz nicht ausreichen, um die Alters– und Baumartendurchmischung und somit die Wider­standsfähigkeit der Wälder zu erhöhen, damit die Resilienz der Wälder angesichts des Klimawandels gestärkt würde. Auch empfiehlt er, einen Schwerpunkt auf prä­ventive Maßnahmen zur Sicherung und zum Erhalt der Schutzfunktionen des Waldes zu legen͕ um etwaige Schäden und damit verbundene Kosten hintanzuhalten.

Weiters fehlt die Implementierung wirksamer und zukunftsweisender Beschaffungs­erfordernisse (Maßnahmen) zur Schaffung klimafitter Wälder. Der Rechnungs­hof hat außerdem ein besonderes Augenmerk auf den Zustand des Schutzwaldes ge­legt. Rund 34 Prozent der Schutzwaldflächen sind stark überaltert oder bereits


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 808

in der Zerfallsphase. Um einen Schutzwald im weit fortgeschrittenen Zustand des Zerfalls wiederherzustellen, sind kostenintensive Investitionen notwendig.

Wie aus den jährlichen Wildschadensberichten an das Parlament hervorgeht, ist die Verbiss- und Schälschadenssituation unbefriedigend und ändert sich nur unwe­sentlich. Der Anteil verjüngungsnotwendiger Waldflächen mit Wildschäden ist sowohl im Wirtschaftswald als auch im Schutzwald angestiegen. Speziell im Schutzwald
sind die Schälschäden höher als in der Vorperiode.

Für die Sicherung der Kohlenstoffsenke Wald ist neben dem Baumbestand auch auf den Boden ein besonderes Augenmerk zu richten. Ein gezieltes Management
bei der Baumartenwahl und möglichste optimale Schonung der Böden bei der Holz­ernte durch geringe Befahrung sind wichtige Ziele bei der Bewirtschaftung
der Wälder.

Die gefertigten Abgeordneten stellen daher den

Antrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft und die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Inno­vation und Technologie werden im Zusammenhang mit waldbezogenen Förderungen aufgefordert,

•    die Einhaltung der kollektivvertraglichen Entlohnung und der ordnungsgemäßen Unterkünfte der durch diese Maßnahmen beschäftigten WaldarbeiterInnen
als Fördervoraussetzungen bei sonstiger Aberkennung zu verankern,

•    einen Verzicht auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide vorzugeben,

•    die Förderungen degressiv zu gestalten, so dass pro Hektar Förderfläche kleinere ForsteigentümerInnen in Relation mehr Ausgleich erhalten als Wald-Groß­grundbesitzer,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 809

•    eine gesetzliche Regelung zur Beschlussfassung vorzulegen, damit die Förderemp­fänger:innen, die entsprechenden Förderbeträge je Maßnahme und der Ge­samtbetrag in der Transparenzdatenbank veröffentlicht werden, sowie

•    einen jährlichen Bericht an den Nationalrat zu übermitteln, der alle waldbezoge­nen Förderungen zusammenfasst und Einblick in die jeweiligen Maßnah­men, Verteilung der Fördergelder und ihre Effekte, insbesonders auf den Schutz­wald und den Wandel hin zu klimafitten Wäldern, gibt.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Antrag ist ordnungsgemäß einge­bracht, ausreichend unterstützt und steht somit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Strasser. – Bitte sehr.


15.52.35

Abgeordneter Dipl.-Ing. Georg Strasser (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Auf die Bäuerinnen und Bauern, vor allem im öffentlichen Diskurs, prasseln immer wieder jede Menge Wünsche, Anliegen, Ansprüche nie­der. Wir leben aber irgendwie auch da in einem Zeitalter der Widersprüche. Zum einen wird Tierschutz gefordert – das ist legitim, wir liefern Tierwohl –,
während zum Beispiel die Strohschweine eher verhalten gekauft werden. Wir brauchen den Klimaschutz, er wird eingefordert. Wir liefern das Öpul,
es wird aber parallel dazu auf europäischer Ebene über das Mercosur-Abkom­men diskutiert. – Das sind ganz eindeutig ganz fundamentale
Widersprüche.

Ich möchte Christian Dürnberger vom Messerli-Institut – das ist ein Teil
der Vetmed – zitieren, der in einem seiner letzten Bücher schreibt: Es braucht einen neuen Vertrag zwischen den Bäuerinnen und Bauern, den Konsu­mentinnen und Konsumenten und damit den Bürgerinnen und
Bürgern. – Zitatende.


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Unsere Programme – und danke dir, Herr Minister –, die im Öpul und in anderen Maßnahmen abgebildet sind, sind in Wahrheit ein Teil dieses Vertrages,
der festlegt, wie ein neuer Konsens ausschaut oder ausschauen beziehungsweise fortgeschrieben werden könnte. Bäuerinnen und Bauern sind Naturschützer, Bäuerinnen und Bauern sind Tierschützer und Bäuerinnen und Bauern
sind Klimaschützer. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.) Ich möchte mich herzlich bei allen Bäuerinnen und Bauern in Österreich
für die Arbeit jahrein, jahraus bedanken.

Zweiter Teil: Herzlichen Dank für dieses Impulsprogramm, das im land- und forstwirtschaftlichen Budget abgebildet ist, und dafür, dass im Speziellen
bis 2027 360 Millionen Euro neu in die Landwirtschaft investiert werden. Wo geht das Geld hin? – Das ist jetzt mein Teil: direkt zu den Betrieben.
Öpul-Abgeltung von Umweltleistungen: ein Plus von 8 Prozent. Die Ausgleichs­zulage für die Bergbauern: plus 8 Prozent. Auch die Investitionsförderung
wird um satte 64 Millionen Euro erhöht. Damit können wir noch mehr in Klima, Tierwohl, Emissionsreduktion und Wassermanagement investieren.

Diese Gelder machen in Summe 1,9 Milliarden Euro aus, aber das ist kein ge­schenktes Geld – das wird oft missverstanden –, das sind auch keine klassischen Förderungen, sondern das ist Geld für erbrachte Leistungen. Ich sage Ihnen
das ganz offen: Die Bäuerinnen und Bauern – wir – machen ihren Job
gerne, aber wir brauchen tagtäglich auch unser Einkommen, ein faires Einkom­men, damit wir dieses Leistungsniveau auch erhöhen können. Dieses
Budget schafft neue Möglichkeiten, über unsere Leistungen auch Geld zu ver­dienen. – Ein herzliches Dankeschön dafür. (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Es ist aber auch wichtig, über jene Gelder zu sprechen, die nicht direkt auf die Höfe kommen – das wird oft ein wenig stiefmütterlich behandelt und in
der Diskussion vernachlässigt. Ich habe mir den Teil Forschung und Entwicklung herausgenommen: ein Plus von 35 Millionen Euro. In unseren höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalten in Wieselburg und auch in Raumberg-


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Gumpenstein und auf unseren Universitäten, auf der Boku und auch
auf der Vetmed, wird viel geforscht. Zum einen betrifft das die Digitalisierung. Da schauen wir, dass im Bereich Umweltschutz und Effizienz etwas wei­tergeht und dass neueste Technologien auch im überbetrieblichen Einsatz ver­wendet werden können.

Wir forschen zum klimafitten Stall. Es ist wichtig zu erwähnen: Da geht
es um eine effiziente Fütterung und letztendlich auch um eine Reduktion der Emissionen. Wir forschen im Bereich Ibest – das ist ein Programm, im
Rahmen dessen wir uns anschauen, wie der Schweinestall der Zukunft aus­schaut –, zum Tierwohl, aber auch zur Sicherheit der Bäuerinnen und
Bauern, wenn sie mit den Tieren arbeiten, im Sinne des Mitarbeiterschutzes. Wir schauen uns dort aber auch wirtschaftliche Aspekte an, weil das österrei­chische Mastschwein auch in Zukunft im europäischen Kontext wettbewerbsfä­hig bleiben soll.

Diese Forschungsergebnisse werden den Bäuerinnen und Bauern – uns –
in den Betrieben helfen, Normen einzuhalten, den Herausforderungen der Märk­te entsprechen zu können, effizienter zu werden und letztendlich auch
bessere Betriebsergebnisse zu erzielen.

In diesem Sinn ein herzliches Dankeschön für dieses Budget. Es ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg in die Zukunft. – Glück auf! (Beifall bei ÖVP
und Grünen.)

15.57


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeord­neter Schmiedlechner. – Bitte sehr.


15.57.10

Abgeordneter Peter Schmiedlechner (FPÖ): Herr Minister! Sehr geehrte Zuseher! Werte Kollegen! (Abg. Lindinger: So, Schmiedlechner, erzähl die Wahrheit, nicht wieder so einen Blödsinn!) Zum Budget für die Landwirtschaft: Während


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 812

sich die Kollegen vom Bauernbund die Dinge schönreden, kämpfen unsere bäu­erlichen Familienbetriebe ums Überleben. Es zeigt sich aber einmal mehr:
Die Getreidepreise sinken, die Milchpreise sinken, die Holzpreise verfallen, und die ÖVP sagt: Alles super, wir haben da alles gut gemacht und wir haben
ein tolles Budget aufgestellt. (Abg. Kühberger: Danke für das Lob! – Abg. Strasser: Hast du zugehört? – Weiterer Ruf bei der ÖVP: Du hast nicht aufgepasst!)

Es zeigt einmal mehr, dass die Herrschaften keine Ahnung von der Realität ha­ben, wenn man sich dann anschaut, wo das Geld hingeht: Für 2024 sind
mehr als 3 Milliarden Euro vorgesehen. Wo geht das Geld wirklich
hin? (Abg. Michael Hammer: Na wo jetzt? Du wirst es uns sagen!) Wenn man es sich anschaut: Die ÖVP führt seit 1987 das Landwirtschaftsministerium, ist federführend in der Landwirtschaftspolitik – behauptet sie wenigstens –, und das Geld verschwindet für Bürokratiewahnsinn und in schwarzen Kanälen,
wo es für Institutionen verbraucht wird (Heiterkeit bei der ÖVP – Rufe
bei der ÖVP: Na, Peter, das ist aber ...! Unerhört, Peter! – Abg. Kühberger: Wer hat dir denn die Rede geschrieben?),
die wirklich für die Bauern nichts mehr
übrig haben. (Ruf bei der ÖVP: ... mit den schwarzen Kanälen!)

Wenn man sich anschaut, was mit dem Budget passiert: zum Beispiel die AMA – 16 Millionen Euro mehr für die AMA. Insgesamt werden dort 71 Millionen
Euro verbraucht. Wenn man sich dann den Personalplan anschaut, ist das auch sehr seltsam: Es gibt immer weniger landwirtschaftliche Betriebe, immer
weniger Bauernhöfe und gleichzeitig stockt das Landwirtschaftsministerium den Personalplan auf und stellt mehr Mitarbeiter ein. Da fragt man sich wirk­lich: Wo ist dort die Leistung?

Ebenfalls schaut das Ministerium zu, wie pestizidverseuchtes Getreide aus der Ukraine importiert wird und für die heimischen Bauern die Preise zerstört.
Das muss man sich schon anschauen. Da wird Getreide importiert, das gentechnisch verändert und mit Pestizid belastet ist, damit werden unsere Kon­sumenten gefährdet – und die ÖVP schaut zu.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 813

Sehr geehrte Damen und Herren, wenn man das Budget kurz zusammen­fasst, kann man nur eines sagen: Posten für schwarze Apparatschiks. Fleißige Landwirte erhalten von diesem Budget so gut wie gar nichts. Fast nichts
kommt bei den Familienbetrieben an. Die EU macht Vorgaben, die uns aus der Produktion drängen, und langfristig kommt es zu umweltschädlichen
Importen aus dem Ausland. Gleichzeitig wird hinter dem Rücken noch das Mer­cosur-Abkommen verhandelt.

Da kann man nur mehr eines sagen: Treten Sie zurück und machen Sie den Weg frei für Neuwahlen! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hechenberger: Na, Peter, das
war jetzt aber nichts Gescheites!)

16.00


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abge­ordnete Voglauer. – Bitte sehr.


16.00.42

Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Minister! Lieber Herr Staats­sekretär! Spoštovana Visoka Hiša! Ich finde es gut, dieses Budget für die Land­wirtschaft. Ich finde gut, dass wir eines abgesichert haben, nämlich die Zuversicht und insofern auch wieder die Perspektive geben zu können, sich auf das Förderregime, auf das sich Bäuerinnen und Bauern in Österreich
auch stützen, verlassen zu können, weil die Umweltförderungen einen wichtigen Bestandteil ihres Einkommens darstellen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Da stehen wir eindeutig auf der Seite der Bäuerinnen und Bauern, weil es gelun­gen ist, nicht nur die GAP-Fördermittel auszubauen, sondern auch weitere Schwerpunkte wie zum Beispiel im Waldfonds zu setzen.

Es wurde heute schon gesagt: Ja, die österreichische Landwirtschaft geht in vie­len Bereichen mit gutem Beispiel voran. Tierwohl wurde erwähnt, die Um­weltleistungen. Wir sagen: Wenn man heute mit gutem Beispiel vorangeht, dann


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 814

wollen wir es ja übermorgen und überübermorgen auch tun. Insofern wird
das ein wichtiger Schwerpunkt bleiben.

Ich kann nur an meine Kolleginnen und Kollegen, die lieben Bäuerinnen und Bauern, appellieren, dass man sich davor nicht fürchtet, dass man sich
nicht fürchtet, die Tierethik letztendlich auch als ethischen Zugang bei sich zu Hause am Bauernhof umzusetzen. Es tut nicht weh und es ist nicht nur
eine Frage des Preises, sondern es ist vor allem auch eine Frage der Lebensquali­tät, die am eigenen Bauernhof vorherrscht.

Eines ist in diesem letzten Jahr, das natürlich kein einfaches war, gezeigt
worden: Was war krisenresilient? – Krisenresilient waren die biologische Land­wirtschaft, die biologische Produktion, der Verkauf biologischer Lebens­mittel, die Direktvermarktung und, ja, auch das Tierwohl. All das schützt die Ge­sundheit, all das schafft Artenvielfalt, erhält Artenvielfalt, und das macht
unsere Landschaft, unsere Kulturlandschaft aus, wie wir sie in Zukunft haben wollen – damit es auch mit dem Bereich, der vor unserer jetzigen Unter­gliederung behandelt wurde, nämlich dem Tourismus, gedeihlich weitergeht.

Wo aber steht denn die Debatte heutzutage, und wo sind wir derzeit? – Wir sind derzeit in einer Situation, in der wir hier in Österreich sagen, wie toll wir in
den Bereichen Umwelt, Naturschutz und Tierwohl unterwegs sind, aber gleichzeitig auf der europäischen Ebene den eingeschlagenen Weg des Green Deals gerade verlassen wollen. Das geht sich schon gar nicht aus. Dage­gen werden wir Grüne ganz klar aufstehen. (Beifall bei den Grünen.)

Wir brauchen die Reduktion von Pestiziden, wir brauchen die Reduktion von Antibiotika und wir brauchen mehr biologische Landwirtschaft. Ich ver­stehe einfach nicht, dass österreichische Vertreter:innen im Europaparlament das noch immer nicht erkannt haben. Unsere Grünen gehen da als Vorbild
voran. (Beifall bei den Grünen.)

Was wird uns mit dem Budget, das wir jetzt beschließen, im nächsten
Jahr beschäftigen? – Einerseits, wie wir mit unserer Landschaft umgehen, wie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 815

wir mit unseren Bäuerinnen und Bauern umgehen. Da haben wir einen
großen Auftrag. Uns wird aber auch beschäftigen, wie sich in Zukunft parlamen­tarische Prozesse abspielen werden, denn einen parlamentarischen
Prozess – und letztendlich ist er dann auf europäischer Ebene ja bei der Kom­mission gelandet – kann ich so gar nicht nachvollziehen. Die Bürgerinnen
und Bürger der Europäischen Union haben sich ganz klar gegen Glyphosat aus­gesprochen. Ich habe den Green Deal erwähnt: Der sagt minus 50 Prozent
bei den Pestiziden. Was macht die Europäische Kommission? – Sie verlängert die Zulassung des Herbizids Glyphosat für weitere zehn Jahre.

Da möchte ich schon aufzeigen, was ein bisschen im Widerspruch steht. Einerseits sagt man uns: Vertraut auf die Wissenschaft!, und andererseits, wenn wir dann in den politischen Prozessen eigentlich die Mehrheiten hätten,
sorgen andere dafür, dass man wieder der Agrarindustrie auf den Leim geht. So kann das nicht sein. Auch im nächsten Jahr gilt es, in Österreich die Dis­kussion und die Debatte voranzubringen, dass wir nicht weiterhin mit Glyphosat unsere Landwirtschaft retten wollen, sondern damit eindeutig unsere Artenvielfalt weiter sterben lassen. (Beifall bei den Grünen.)

Deshalb freue ich mich auch umso mehr auf den Diskurs, den der Herr Bundesminister jetzt eingeläutet hat. Ihnen ist etwas Großartiges gelungen: Sie haben mit dem Ausrufen der Vision 2028 plus dafür Sorge getragen, dass
wir uns in Österreich damit beschäftigen wollen, wie wir Landwirtschaft verge­meinschaften – innerhalb der Landwirtschaft, aber auch gemeinsam mit
den Konsumentinnen und Konsumenten, der Bevölkerung, der Gesellschaft. Ich glaube, es gab schon einen sehr dringenden Need danach, diese Gespräche
zu führen, und ich freue mich darauf, dass wir in diesem Prozess viele Innovationen besprechen und vielleicht sogar einleiten können. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.05


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Doppelbauer. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 816

16.05.44

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Hohes Haus! Sehr geehrter Präsident! Herr Landwirtschaftsminister! Zuerst möchte ich eine kleine Ent­sendung begrüßen: Ah, NEOS Oberösterreich, here we go, hallo! (Beifall
bei NEOS, ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Dann geht es natürlich auch um das Landwirtschaftsbudget: 129 Millionen Euro mehr für nächstes Jahr – da könnte man sagen, da war der Herr Landwirt­schaftsminister ja sogar noch eher schüchtern. Andere Ressorts haben ein biss­chen mehr zugegriffen, und das durchaus erfolgreich.

Man kann auch sagen: Natürlich ist dieser Mehraufwand für 2024 eigent­lich auch nachvollziehbar. Einiges geht in den Waldfonds, das ist tatsächlich auch etwas, was wir sinnvoll finden. Es ist halt nicht total transparent, wie die
Gelder ausgegeben werden. Da müssen wir uns der Kritik von vorhin schon auch anschließen.

Wenn wir uns die Punkte anschauen, die wieder im Budget drinnen sind
und die wir nicht zum ersten Mal verhandeln, sehen wir, dass es da natürlich auch wieder weitergeht, und da geht es in meinem Fall weniger mit
der AMA, aber mit der AMA-Marketing weiter. Dazu muss ich einfach sagen, seit Jahren fordern wir jetzt eine transparente Analyse: Was bringen denn
eigentlich die Gelder, die da eingesetzt werden? Was bringen die denn der Land­wirtschaft wirklich, was bringen sie vor allem dem bäuerlichen Einkommen? Am Ende des Tages sollten wir alle ja – zumindest ist das unsere Ansicht – dafür sorgen, dass Bauern und Landwirte das sind, was sie sein sollten, nämlich Unternehmerinnen und Unternehmer, die von den Produkten, die sie selber pro­duzieren, leben und mit diesen Wertschöpfung generieren können.

Bei der AMA-Marketing hat man das Gefühl, man gibt halt jedes Jahr mehr Geld dazu, aber bringt es tatsächlich etwas, wie die Gelder eingesetzt werden? –
Das wissen wir bis heute nicht Es gibt bis heute auch keine Evaluierung, aus der das hervorgehen würde.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 817

Der zweite Punkt, eine wunderschöne Verschwendung, die sich jetzt seit fünf Jahren hindurchzieht – ich meine, ehrlich, das kann man wirklich nur mit Steuergeld machen –, ist das Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum in Traunkirchen. Seit 2018, so sagen uns Rechnungshofberichte, werden 20 000 Euro im Monat, meine Damen und Herren, für Leerstände bezahlt – 1,2 Millionen Euro seit 2018. Das wurde immer noch nicht behoben,
wir haben im Ausschuss nachgefragt. Vielleicht, wenn wir Glück haben, gibt es heuer irgendein Ausbaubudget, das aber auch erst gefunden werden muss,
damit wir diesen Leerstand nicht mehr zahlen müssen. Wie gesagt: Ein Unter­nehmer würde Sie wirklich davonjagen, aber mit Steuergeld kann
man es offenbar machen, 20 000 Euro im Monat spielen offenbar keine Rolle.

Was auch keine Rolle spielt – jetzt sind wir wieder beim Unternehmertum –, sind die eigenen Pläne, die sich die Bundesregierung so vorgenommen hat. Da
sage ich jetzt Nabe. Was ist das? – Da haben sich die Ministerien, die Bundesein­richtungen dazu bekannt, dass sie bis zum Jahr 2023 in den eigenen Kanti­nen, in den eigenen Instituten 25 Prozent Biolebensmittel zur Verfügung stellen wollen. Das wäre eigentlich unser Weg, dass man sagt: Da kann man der Biolandwirtschaft helfen, da wird man Bioprodukte verwenden! – Jetzt fragen wir nach: Wo sind denn die 25 Prozent? – Na ja, man hat keine Zahlen
dazu, grobe Schätzungen belaufen sich auf 4 Prozent, die Sie im Augenblick einkaufen, und das in Ihrem eigenen Ministerium, Herr Landwirtschaftsminister. Ich finde das wirklich peinlich, um ehrlich zu sein. (Beifall bei den NEOS.)

Last, not least möchte ich aber mit etwas Positivem schließen, denn als Budget­sprecherin lese ich ja tatsächlich den Strategiebericht 2024 bis 2027 (ein Exemplar des genannten Berichtes in die Höhe haltend) immer sehr ge­nau und möchte der ÖVP durchaus zu ihrem Schwenk zu Mercosur gratulieren. Was haben wir als „wichtigste laufende und geplante Maßnahmen und Reformen“? – „Ausarbeitung“ – hört, hört! – „und Beginn der Umsetzung von Strategien für alle Produktionsbereiche sowie Forcierung der Export­chancen und Abbau der Exportbarrieren“. – Ich lese hier: Sie planen nächstes


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 818

Jahr Mercosur. Wir finden das hervorragend. Freihandel ist Wohlstand
für alle. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Kühberger: Frau Kollegin, 160 Millionen ... haben wir Milch nach Deutschland geliefert, um das geht’s! Das ist ein Anschlag gegen die Milchbauern!)

16.09


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Landwirt­schaftsminister Totschnig. – Bitte sehr.


16.09.38

Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft Mag. Norbert Totschnig, MSc: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter
Herr Staatssekretär! Geschätzte Damen und Herren Nationalrätinnen und Natio­nalräte! Geschätzte Damen und Herren auf den Zuschauerrängen! Das
Budget des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft ist geprägt von den aktuellen Herausforderungen. Wenn
wir zurückschauen auf die Krisen – Covid, Energie, Klima, Inflation –, so haben genau diese Krisen Themen in den Fokus gerückt, die uns die nächsten
Jahre politisch begleiten werden.

Entsprechend bildet das Budget des Landwirtschaftsministeriums für das Jahr 2024 ein klares Bekenntnis zur Versorgungssicherheit, zur Entwicklung der ländlichen Regionen, zum Schutz vor Naturgefahren, zur Entwicklung klima­fitter Wälder und zu einer sicheren Wasserversorgung ab. In Zahlen be­deutet das, wir haben es gehört, 3,1 Milliarden Euro für alle Themenbereiche und damit um 129 Millionen Euro mehr als im Jahr 2023. (Beifall bei
der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Schauen wir uns die einzelnen Bereiche an: Da hat es wesentliche Verän­derungen, wesentliche Erhöhungen gegeben. Ich beginne mit der Landwirtschaft: Im Jahr 2024 stehen 1,7 Milliarden Euro zur Verfügung, die unmittelbar den Bäuerinnen und Bauern zugutekommen, die Einkom­men stabilisieren und Investitionen in die Zukunft sichern.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 819

Für die laufende Periode ist es gelungen, Präsident Georg Strasser hat es ange­sprochen, ein Impulsprogramm mit einem Volumen – über vier Jahre ge­rechnet – von 360 Millionen Euro zu schnüren. Das war nur möglich, weil wir auch seitens der Bundesländer die Unterstützung dafür bekommen ha­ben. Wir haben auf nationaler Ebene eine 60:40-Bund-Länder-Finanzierung. Da haben auch die Länder von sich aus einen großen Schritt in Richtung Land­wirtschaft gemacht. Mein Dank geht an dieser Stelle auch an alle Bundesländer, die dieses Impulsprogramm ermöglichen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

Was ist dieses Impulsprogramm und warum machen wir das? Die Inflation und Kostensteigerungen bei den Betriebsmitteln haben dazu geführt, dass es schwieriger geworden ist, die Mehrleistung in der Landwirtschaft für Umwelt, für Klimamaßnahmen zu finanzieren. Deswegen war es notwendig, dass
wir eine Wertanpassung machen – etwas, das es bis dato noch nie gegeben hat, eine Wertanpassung, damit die Bäuerinnen und Bauern in den Umweltpro­grammen drinnen bleiben, Beiträge zum Klimaschutz leisten, weiter in das Tier­wohl investieren. Konkret bedeutet das beispielsweise für das Agrar­umweltprogramm, dass wir pro Jahr 48 Millionen Euro mehr bekommen, das heißt insgesamt 522 Millionen Euro, und bei den Prämien – das ist schon angesprochen worden – ein Plus von 8 Prozent.

Bei der Bergbauernförderung gibt es ein ganz klares Signal vor allem in Richtung jener Bergbauern, die in der Erschwernisgruppe 3 und 4 sind, da gibt es
plus 10 Prozent, und für die Erschwernisgruppen 1 und 2 plus 8 Prozent, in Geld bedeutet das 282 Millionen Euro. So ein hohes Budget für die Bergbauern
haben wir noch nie zur Verfügung gestellt. Das ist wichtig, damit auch
in den Berggebieten die landwirtschaftliche Produktion aufrechterhalten werden kann. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wenn es darum geht, auch eine Verteilungsgerechtigkeit – wie das die Kol­leginnen und Kollegen von der Opposition angesprochen haben – her­beizuführen, so haben wir dafür gesorgt. Es gibt Instrumente im Rahmen der


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 820

Gemeinsamen Agrarpolitik, zum Beispiel die Umverteilungszahlung,
durch die beispielsweise Betriebe bis 20 Hektar 44 Euro pro Hektar und zwi­schen 20 und 40 Hektar 22 Euro pro Hektar mehr bekommen. Darüber
hinaus gibt es eine Degressionsregelung im Bereich des Öpul, und es gibt im Bereich der Bergbauernförderung eine Regelung, wonach die ersten
10 Hektar deutlich höher gefördert werden als die zweiten, also die Flächen von 10 bis 20 Hektar. Das führt dazu, dass vor allem die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Österreich berücksichtigt wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Durch das Impulsprogramm, konkret an einem Betrieb dargestellt, bekommt man für 20 Hektar Grünland im Berggebiet 250 Euro pro Hektar Öpul-Prämie, 180 Euro pro Hektar Bergbauernförderung. Das ergibt insgesamt pro Betrieb und Jahr ein Plus von 700 Euro. Das ist ein deutliches Signal in Richtung Umweltleistung, in Richtung bäuerliche Lebensmittelproduktion, so wie wir das in Österreich brauchen.

Nächster Punkt, die Investitionsförderung, ganz wichtig: Wir setzen da 16 Millionen Euro pro Jahr drauf, das heißt 64 Millionen Euro über vier Jahre; es stehen also 136 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Damit wird es mög­lich, dass wir die Obergrenzen bei der Investitionsförderung von 400 000 auf 500 000 Euro anheben, was im Endeffekt beim Betrieb eine mögliche Mehrunterstützung von 40 000 Euro ermöglicht. Das ist also ein klares Signal, vor allem in Richtung Errichtung von Haltungssystemen, die mehr Tier­wohl ermöglichen, also genau das, was die Gesellschaft in Österreich auch er­wartet. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Im Bereich der Forstwirtschaft – ganz wichtig – die Schäden im Wald auf­grund des Klimawandels: Allein wenn wir nach Tirol, nach Kärnten schauen, so sehen wir ein Ausmaß von 15 600 Hektar Objektschutzwald, der zerstört worden ist, der wieder aufgeforstet werden muss. Da braucht es Unterstützung für die Waldbauern. Deswegen war notwendig, dass wir den Waldfonds ver­längern und aufstocken. Diese Mittel, Frau Kollegin (in Richtung Abg. Feichtinger),


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kommen der Gesellschaft zugute, denn da geht es um den Schutz von Siedlungsgebieten.

Die Mittel werden auch für die Errichtung klimafitter Wälder eingesetzt. Das ist etwas, das notwendig ist, denn wir sehen, welcher Umbau da vonstattengeht.

Darüber hinaus, ja, Transparenz: Es wird dann jährlich eine Evaluierung
geben, also die Daten kommen alle auf den Tisch. Wir legen die Daten – es wur­de in der Diskussion angesprochen – auch vor. Da gibt es nichts zu verste­cken. Die Mittel sind richtig eingesetzt, die sind genau am richtigen Punkt einge­setzt. Wir brauchen sie für die Zukunft.

Wir brauchen sie aber nicht nur im Wald, wir brauchen sie auch für die Holzindustrie. Wir müssen den Holzbau, die Bioökonomie in dieser Hinsicht unterstützen und dafür stehen in Hinkunft auch zusätzliche Mittel zur Verfügung. Diese Maßnahmen zusammen sichern eines, und das ist uns ganz wichtig: eine aktive nachhaltige Waldwirtschaft in Österreich. (Beifall
bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich komme zur Wasserwirtschaft und zum Schutz vor Naturgefahren: Das ist auch ein wichtiger Punkt, allein wenn man auf die Murenabgänge, die Katastrophen, die Steinschläge schaut. Da müssen wir investieren. Es gibt Hunderte Projekte, die derzeit in Österreich geplant sind. Deswegen
war es notwendig, dass wir da die Mittel aufstocken – auf 15 Millionen Euro pro Jahr, also 60 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren, somit stehen ins­gesamt 645 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre zur Verfügung, damit wir in die Sicherheit der Menschen investieren können.

Im Wasserressourcenmanagement – also für den ganzen Hochwasser­schutz – stehen 5 Millionen Euro pro Jahr mehr zur Verfügung, das sind insge­samt für die nächsten vier Jahre 495 Millionen Euro.

Abschließend noch zur Trinkwasserversorgung: Heute ist der Finanzaus­gleich im Ministerrat beschlossen und dem Parlament zugewiesen worden. Da


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war eines auch ganz wichtig für uns: Für die Trinkwasserversorgung war
es uns wichtig, dass wir den jährlichen Zusagerahmen von 80 auf 100 Millionen Euro aufstocken können und zusätzlich wieder eine Sondertranche für die Jahre 2025 und 2026 auflegen können – 100 Millionen Euro insgesamt, damit wir die Trinkwasserversorgung wie bisher mit voller Vehemenz ausbauen können und damit wir sicherstellen können, dass auch künftigen Generationen eine gute Trinkwasserversorgung zur Verfügung steht. (Beifall bei der ÖVP
und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich komme zum Schluss; neben diesen Schwerpunkten möchte ich
noch drei Punkte ansprechen:

Der erste Punkt ist das Thema Bildung. Bildung ist uns extrem wichtig. Unsere höher bildenden landwirtschaftlichen Schulen sind voll, sie sind begehrt,
sie sind sehr gut. Uns war wichtig, dass erstens die Gehaltssteigerungen abge­deckt sind und zweitens natürlich auch die baulichen Investitionen für
die nächsten Jahre getätigt werden können, denn die Investitionen in unsere Jugend, in unsere Hofübernehmer sind eine Investition in die Zukunft
der österreichischen Landwirtschaft. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Fischer und Rössler.)

Ich bin auch zuständig für die Spanische Hofreitschule. Es war ein Anliegen
von uns, ein ganz wertvolles – und da auch danke dem Finanzministerium –: Es gibt erstmals ab nächstem Jahr eine Basiszuwendung von 2,5 Millionen
Euro. Damit kann die Hofreitschule an den Standorten Wien, Piber und Helden­berg Investitionen tätigen und natürlich, das ist ganz wichtig, auch ins
Tierwohl investieren.

Abschließend noch: Es ist zuvor die AMA kritisiert worden. Eines muss ich dazu sagen: Wir brauchen Organisationen, um die Bäuerinnen und Bauern, die Landwirtschaft auch entsprechend zu servicieren. Da gehört die Ages dazu, da ist die Basisförderung angehoben worden, da gehört die AMA dazu. Wir
sind ein Land, in dem jährlich pünktlich ausgezahlt wird, wo fehlerfrei gearbeitet


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wird, und da braucht es natürlich auch Ressourcen. Und da ist das Bundes­amt für Wald, über das sehr viel läuft, das wir unbedingt als Unterstüt­zung brauchen. Deshalb freue ich mich, dass es dort gelungen ist, entsprechende Spielräume zu schaffen, damit wir den Service für die Zukunft sicherstellen können.

Abschließend: Mein Dank gilt dem Finanzminister für die konstruktiven Verhandlungen. Es waren gute Verhandlungen auf sachlicher Basis. Ich danke auch dem Bundeskanzler und in diesem Kreis hier den Agrarsprechern
Georg Strasser und Olga Voglauer für die wirklich konstruktive Zusammenarbeit in den vergangenen Wochen und Monaten. – Vielen Dank. (Beifall bei
der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.19


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Berla­kovich. – Bitte.


16.19.46

Abgeordneter Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich (ÖVP): Sehr geehrter
Herr Präsident! Vertreter der Bundesregierung! Hohes Haus! Herr Abgeordneter Schmiedlechner, Sie machen dasselbe, was Ihr Parteiobmann Kickl
permanent hier in diesem Hohen Haus macht: Sie transportieren nämlich unter­schwellig oder sehr offen irgendwelche Behauptungen, die in Wahrheit ehrenrührig sind – und das geht nicht! Wenn Sie hier sagen, dass Landwirt­schaftsgelder in schwarzen Kanälen versickern, ist das nicht in Ordnung. Das ist ein ehrenrühriger Vorwurf! (Beifall bei der ÖVP.)

Als Bauer müssen Sie doch wissen, dass die Land- und Forstwirtschaft
einer der bestkontrollierten Sektoren ist. Ein Bauer beantragt Förderung für eine Maßnahme, bekommt eine Prämie zugesprochen, wird dann kontrolliert –
und wenn er die Maßnahme nicht macht, muss er das Geld zurückzahlen. Wenn die Republik eine Regel nicht einhält, gibt es ein Vertragsverletzungsver­fahren, und man muss Geld an die Europäische Union zurückzahlen. Österreich


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zahlt am wenigsten Geld zurück, weil wir eben versuchen, alles korrekt
über die Bühne zu bringen, also behaupten Sie hier nicht irgendetwas, was nicht stimmt! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Auch zum Green Deal möchte ich etwas sagen. Die Europäische Kommission
hat den Green Deal verfasst, und dann kam der Einmarsch Russlands
in der Ukraine. Daher gelten gewisse Parameter des Green Deals nicht mehr. Ein Ergebnis des Green Deals wäre, dass Europa weniger Lebensmittel pro­duziert, und Sie alle bekommen ja mit, welche Anstrengungen die Ukraine unter­nimmt, die halbe Welt zu ernähren – Afrika und den asiatischen Raum. Die bringen das dort nicht hin, deswegen kann es doch nicht sein, dass wir uns selber bezüglich der Produktion beschränken! Der Green Deal muss daher neu bewertet werden, weil ich meine, dass wir als Europa auch eine Verantwortung in der Welt haben, die Menschen zu ernähren.

Es versteht doch jeder, dass, wenn die Menschen in Afrika oder in Asien
nicht genug zu essen haben, sie dann zu flüchten beginnen, bevor sie zugrunde gehen, also haben wir eine moralische Verantwortung, auch zu produzieren.

Zum Pflanzenschutz ein Wort: Kein Bauer, keine Bäuerin ist Chemiker.
Wir müssen uns da auf die Wissenschaft verlassen, und wenn die Wissenschaft sagt, dass ein Pflanzenschutzmittel nicht geht, dann soll es verboten
werden, aber wenn sie sagt, dass es in Ordnung ist, dann soll es erlaubt werden. (Beifall bei der ÖVP.) Auf wen soll man sich denn da verlassen?

Daher war das Impulsprogramm mit der Erhöhung der Mittel für das Öpul-Pro­gramm ein wichtiger Schritt, um Unterstützung zu geben, denn wir erfül­len ja bereits jetzt die EU-Ziele. Die EU sagt, dass wir 2027 25 Prozent Bio ha­ben sollen – wir haben jetzt schon mehr Biobauern als alle in Europa! Wir
sind ohne Übertreibung im Umweltprogramm in der Land- und Forstwirtschaft Vorbild in Europa, akzeptieren Sie das bitte! Das ist doch unser gemeinsa­mes Verdienst, das wir haben, und das soll den Bauern auch Mut geben. Ja, es ist schon viel Bürokratie dahinter bei diesen Maßnahmen, aber sie sollen einen


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Effekt für die Gesellschaft Richtung Klimaschutz haben, Richtung Umweltschutz und Richtung Gesunderhaltung der Biodiversität. Wir wollen das ja auch,
weil wir für kommende Generationen wirtschaften wollen. (Beifall bei der ÖVP so­wie der Abgeordneten Litschauer und Rössler.)

Eigentlich wollte ich etwas zur Regionalpolitik sagen, die ja auch beim Landwirtschaftsministerium ressortiert, zum Europäischen Fonds für ländliche Entwicklung, den Interreg-Programmen. Ich will nur Folgendes erwähnen:
Die Gelder für die nächste Periode bis 2027 sind gesichert – das ist ein wichtiger Impuls, genauso auch der Finanzausgleich: Mit 2,5 Milliarden Euro ist das
ein Schritt für die Unterstützung der ländlichen Region, den wir dringend brau­chen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten
Litschauer und Rössler.)

16.23


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Keck. – Bitte sehr.


16.23.24

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! In all
den Redebeiträgen, die jetzt hier von diesem Rednerpult gekommen sind – inklu­sive dem des Ministers –, ist immer wieder das Wort Tierwohl vorgekom­men. Der Herr Minister hat das Tierwohl das einzige Mal erwähnt, als es um die Spanische Hofreitschule gegangen ist (Abg. Lindinger: Das stimmt ja gar
nicht! – Ruf bei der ÖVP: Das stimmt ja nicht! – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP)
 – ich komme schon dazu, nicht aufregen! (Ruf bei der ÖVP: Richtig zitieren!) –,
als, Herr Minister, du auch gesagt hast, dass 2,5 Millionen Euro in die Spanische Hofreitschule gehen, wobei diese 2,5 Millionen Euro ja für Gebäude,
Marketing und Tierwohl vorgesehen sind. Uns würde wirklich interessieren – ich habe dir die Frage ja auch schon in den Budgetausschusssitzungen gestellt –,
wie viel dieser 2,5 Millionen Euro in Richtung Tierwohl gehen. Bisher haben wir noch keine Antwort bekommen; ich hoffe, ich bekomme sie heute, denn


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ich denke, dass das Tierwohl natürlich vor Marketing stehen muss, weil die Tiere wichtig sind. (Beifall bei der SPÖ.)

Kollege Berlakovich hat zum Beispiel gesagt, dass es jetzt Kontrollen gibt,
dass Maßnahmen gesetzt werden und dass man zurückzahlen muss, wenn etwas nicht gemacht wird. – Damit bin ich jetzt wieder beim Tierwohl.

Es hat, lieber Herr Minister, in Traismauer in Niederösterreich einen Betrieb ge­geben. Dieser Betrieb hat im Jahr 2021 von deinem Ministerium in etwa 20 000 Euro an Förderungen (Ruf bei der ÖVP: Für was?) in Bezug auf Tierwohl erhalten, und der Besitzer dieses Betriebes ist wegen Tierquälerei genau
in dieser Sache auch bei der Staatsanwaltschaft angezeigt worden. Das Verfah­ren läuft – es hat schon vorher diesbezügliche Anzeigen gegeben.
(Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Was mich interessiert – und ich sage gleich jetzt vorweg, dass wir nicht den Bau­ernstand angreifen (Rufe bei der ÖVP: Nein! – Heiterkeit bei der ÖVP), sondern genau diejenigen, die schon mehrfach aufgefallen sind –: Werden da
die Förderungen zurückverlangt? – Ich glaube, das ist ja das Mindeste, was man tun muss (Abg. Eßl: Schon wieder eine Vorverurteilung!): dass die Förderung
in solchen Fällen zurückgeholt werden muss, damit da wirklich auch einmal ge­zeigt wird, dass diese Dinge, die in diesen wenigen Betrieben passieren,
in Österreich nicht weiter passieren dürfen. Ich glaube, das ist wirklich einmal eine Maßnahme, die man setzen sollte. (Beifall bei der SPÖ.)

Was mich darüber hinaus wirklich interessiert, ist Folgendes: Kollege
Strasser hat von einem neuen Vertrag gesprochen. Du hast gesagt, dass in vielen Bereichen ein neuer Vertrag aufgesetzt werden sollte. – Notwendig wäre
auch ein neuer Vertrag in Bezug auf Tierwohl, also dass man wirklich fragt, was wir in dieser Materie brauchen, damit es wirklich Tierwohl gibt (Ruf bei
der ÖVP: Wenn es wer zahlt!),
und da ist eine der Maßnahmen natürlich der Voll­spaltenboden auch bei der Rinderhaltung. Das heißt, auch im Rinderbe­reich ist der Vollspaltenboden etwas, was nicht dem Tierwohl entspricht, und da


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sollte man sich überlegen, wie wir Fördermittel entsprechend einsetzen,
dass wir auch diesen Bereich angehen und schauen, dass die Vollspaltenböden auch dort wegkommen, damit das Tierwohl auch für die Kühe und für
die Rinder dahin gehend gegeben ist.

Wenn wir das machen, dann, glaube ich, können wir sagen, dass in Bezug auf Tierwohl und Tierschutz im landwirtschaftlichen Bereich einiges gesche­hen ist. (Beifall bei der SPÖ.)

16.26


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Rössler. – Bitte sehr.


16.26.15

Abgeordnete Dr. Astrid Rössler (Grüne): Herr Präsident! Sehr geschätzter
Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Geschätzte Zuseherin­nen und Zuseher! In diesem Jahr habe ich mich etwas genauer mit dem
Thema Wald und Waldförderung auseinandergesetzt und mir die verfügbaren Mittel und die Maßnahmen für Österreichs Wälder angesehen.

Knapp die Hälfte der österreichischen Staatsfläche sind Waldflächen.
Vom Bregenzer Wald bis zum Wienerwald prägen Wälder Österreichs Land­schaften. Wir kennen sie als vielfältige Lebensräume, wir kennen sie als Auwälder, als steile Schluchtwälder, als Urwälder in Nationalparks.

Wälder sind uns vertraut und sie sind mit ihren unterschiedlichen Funktionen selbstverständlich für uns: die Schutzwälder als Schutz vor Muren, Erosion und Lawinen, die Nutzwälder für Rohstoffe, als Energielieferanten, es gibt die Erholungsfunktion der Wälder – die ist besonders in den letzten
Jahren sehr stark spürbar gewesen –, die Wälder für die Freizeit, für Bewegung, für Sport. In der vorigen Untergliederung haben wir das Thema Touris­mus diskutiert mit Wäldern als ganz maßgeblichem Wert und als Grundlage für touristische Aktivitäten, sportliche Aktivitäten. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)
Und schließlich gibt es die Wohlfahrtsfunktion. In der Wohlfahrtsfunktion der


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Wälder kommt eigentlich die Vielfalt der Ökosystemleistungen zusam­men. Der Lebensraum Wald ist wichtig für den Klimaschutz, für die Erreichung der Klimaziele, als Kohlenstoffspeicher, besonders für die Luftqualität
und Luftreinhaltung, als Wasserspeicher und Wasserfilter und schließlich für die Artenvielfalt, die Biodiversität und das Mikroklima.

Es ist daher im höchsten gesellschaftlichen Interesse, dass wir gemeinsam
stabile Wälder, zukunftsfähige Wälder für die nächsten Generationen erhalten und die Fördermaßnahmen und auch die Finanzen im Bereich des Ressorts entsprechend in diese Richtung lenken. Dazu gehört auch eine Balance der un­terschiedlichen Waldfunktionen, aber auch, unterschiedliche Erwartungs­haltungen und Nutzungsinteressen zusammenzuführen und sozusagen das För­derregime und auch die entsprechenden Projekte in diese Richtung zu
lenken, um diesen Interessenausgleich zu begleiten, diesen Interessenausgleich aber auch herzustellen.

Ein Teil dieses Förderregimes ist der Waldfonds, der erfreulicherweise um 100 Millionen Euro aufgestockt werden konnte, um damit die vielen Ziele des Waldfonds zu stärken – von der Förderung der Forschung für klimafitte
Wälder bis hin zur biodiversitätsfördernden Förderung, von der Wiederauffors­tung bis natürlich auch zum Interessenausgleich, einer Balance dieser unterschiedlichen Erwartungen und der unterschiedlichen Nutzungsansprüche.

Ich möchte betonen, wie wichtig es ist, dass wir den Fokus gerade auf
die Waldnutzung, aber auch auf die Naturschutzinteressen und die Nutzungsin­teressen legen – die wirtschaftlichen Interessen der Waldnutzung, aber
das betrifft auch andere wirtschaftliche Zweige wie eben den Tourismus oder den Sport – und das auch mit diesen unterstützenden Maßnahmen best­möglich fördern.

Als gutes Beispiel kann genannt werden, dass der Waldfonds künftig dem Na­tionalrat berichtspflichtig ist, womit auch mehr Transparenz und Klarheit
über die Verwendung der Mittel, aber auch über die Ziele erreicht werden kann.


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Ich möchte abschließend noch ein sehr schönes Format erwähnen, nämlich
den Österreichischen Walddialog, den es seit 20 Jahren als Forum des Interes­senausgleiches gibt – er hat zum Ziel, die vielfältigen Interessen an der
Nutzung des Waldes zu vereinen –, weil das ein sehr gutes Beispiel ist, wie man sich über die Zeit erfolgreich diesen unterschiedlichen Ansprüchen stellen
kann. Es ist ein sehr gutes Förderprogramm in diesem Waldfonds, und
ich bin sehr zuversichtlich, dass dieser Weg des Dialogs zwischen Naturschutz und Forst auch weiter beschritten werden soll. (Beifall bei Grünen
und ÖVP.)

16.30


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Hauser. – Bitte. (Abg. Hörl: Der hat schon wieder was mit! – Abg. Lukas Hammer: Ein ganzes Paket!)


16.30.35

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Minister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Geschätzte Zuhörer! Was uns, glaube ich, alle eint, ist die Metaebene, dass wir alle eine Landwirtschaft haben wollen, die Anerkennung bekommt. Es ist nämlich erstens einmal wirklich keine Selbstverständlich­keit, 365 Tage im Jahr von früh bis spät einen Job zu erledigen. Zweitens müssen wir alle froh sein, dass wir die Selbstversorgung so gut es geht aufrechter­halten können. Und Drittens: Wenn es den Bauern besser geht, freut uns das wirklich alle. Nur zur Erreichung dieser Zielsetzung haben wir halt unter­schiedliche Wege.

Gerade haben wir über den Tourismus diskutiert: Es gibt ja einen gut funktionie­renden Tourismus nur deswegen, weil es auch eine gut funktionierende Landwirtschaft gibt, weil der Tourismus die Landwirtschaft und die Landwirt­schaft den Tourismus braucht. Wir waren ja bei der letzten Koalition die­jenigen, die durchgesetzt haben, dass wir ein Ressort Landwirtschaft und Tou­rismus hatten, weil nämlich Landwirtschaft und Tourismus zusammen­passen, sich gegenseitig beeinflussen und sich auch gegenseitig brauchen.


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(Heiterkeit bei der ÖVP.) – Ich weiß nicht, was da lustig ist, aber gut, es
ist ja vieles bei der ÖVP lustig. Sei es, wie es sei.

Es gibt unterschiedliche Zugänge, und da unterscheiden wir uns eben. Herr Mi­nister, gerade wurde wieder das Thema Mercosur angesprochen, und ge­nau da zeigt sich der Unterschied. Wie soll denn unsere kleinstrukturierte Land­wirtschaft mit einem Freihandelsabkommen überleben können, das
de facto Autos gegen Rindfleisch, gegen Fleisch tauscht? Unsere landwirtschaft­lichen Betriebe können nie zu den Preisen produzieren, zu denen in den Mercosur-Staaten produziert wird. Das ist gänzlich unmöglich. Deswegen lehnen wir als Freiheitliche Partei das ab.

Die ÖVP hat da wie immer eben eine Zwitterstellung: Es gibt Bünde; es
gibt den Bauernbund, der sagt: Nein, das wollen wir nicht!, aber der Wirtschafts­bund, der ÖAAB sagen auch in Brüssel: Wir brauchen das! – So nach dem
Motto: Sucht euch das aus, was euch gerade recht ist. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist eine unehrliche Politik.

Vorhin wurde Thema Wolf angesprochen: Seit drei Jahren bringen wir An­träge im Parlament ein und sagen, wir müssen den Schutzstatus des Wolfes von Anhang V auf Anhang IV reduzieren. Was ernten wir? – Ablehnung durch
die ÖVP und Gelächter. (Abg. Rössler: Ein aktuelles Vertragsverletzungsverfahren!) Wo sind die Grünen? Sie schreien normalerweise auf: Das haben wir eh
alles schon im Griff! – Auch das ist unehrliche Politik.

Ich bringe nur ein Zitat, vor Ort geht ihr her und sagt Folgendes: Ihr erzählt in Tirol über Landeshauptmann-Stellvertreter Geisler den Bauern Folgen­des (eine Tafel mit dem folgenden Zitat aus der „Tiroler Tageszeitung“ auf das Red­ner:innenpult stellend): „Die Senkung des Schutzstatus ist notwendig.
Auch die Gleichbehandlung mit anderen EU-Ländern.“ – Das ist genau das, was wir mit unseren Anträgen fordern. Was macht die ÖVP auf Bundes­ebene? – Ihr lehnt das ab! Und im Land Tirol rennt ihr durch die Gegend und sagt, der Schutzstatus des Wolfes muss reduziert werden. (Ruf bei der


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ÖVP: Das ist im Koalitionsvertrag! – Abg. Lindinger: Wichtig ist, was wir in Brüssel machen, Kollege!) Ihr seid ja total unglaubwürdig. Das ist ja der Grund,
wieso ihr nicht gewählt werdet, denn die Leute haben doch schon längst be­griffen, dass ihr unehrlich agiert und unehrlich seid.

Herr Minister, die Bekämpfung des Borkenkäfers, der Schutz vor Naturgefahren ist wirklich wichtig. Wir brauchen da – und ich habe das das letzte Mal
auch im Ausschuss angesprochen und ganz ehrlich gemeint – eine Gesamtstra­tegie. Ich möchte einmal wissen, wie hoch denn die Schäden sind,
wir brauchen eine Bestandsaufnahme in Osttirol, in Kärnten, wo auch immer. Erstens: Kosten. Zweitens: Wer trägt die Kosten der Sanierung? Was
trägt der Bund dazu bei? Was tragen die Länder dazu bei und
was die Gemeinden?

Ich höre nämlich immer, dass die Gemeinden sagen, wir müssten da ja viel schneller agieren, weil die Schäden zum Teil wirklich desaströs sind.
Wenn in einer Gemeinde 80 Prozent des Schutzwaldes ruiniert sind, muss man jetzt radikal reinfahren und sagen, da muss man wirklich sanieren. Da geht
es um kein Politikum, da geht es um unseren gemeinsamen ländlichen Raum, den es zu schützen gilt.

Meine Redezeit ist vorbei, ich bitte um die Nachlieferung dieser Zahlen.
Das haben wir ja im Landwirtschaftsausschuss besprochen, Herr Minister. Wir werden gemeinsam weiterkämpfen, damit wir diese Sache in den Griff
kriegen. – Ich danke. (Beifall bei der FPÖ.)

16.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Küh­berger. – Bitte.


16.35.00

Abgeordneter Andreas Kühberger (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident!
Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu Beginn meiner Rede möchte ich eine besondere Abordnung aus der Steiermark


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recht herzlich begrüßen, und zwar die Landesjägerschaft Steiermark mit dem Landesjägermeister und dem Bezirksjägermeister, die ehrenamtlich groß­artige Arbeit für Flora und Fauna und für die Artenvielfalt in unserer schönen Steiermark leisten. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Meine Damen und Herren (eine Flasche Mineralwasser auf das Redner:in­nenpult stellend), aktuell kostet stilles Mineralwasser im Handel genau das Dop­pelte von dem, was der Landwirt für seine Milch bei der Abholung auf
seinem Hof bekommt. Ich habe mir heute stellvertretend für all die vielen Pro­dukte, die nachhaltig tagtäglich durch unsere Landwirtinnen und Land­wirte produziert werden, die Milch ausgesucht. Warum? – Weil es ein wertvolles und auch ein arbeitsintensives Lebensmittel ist.

Gestern bin ich hierher nach Wien gefahren, um 4.30 Uhr bin ich aufge­standen. Wenn ich dann durch das Liesingtal fahre und bei den Ställen schon das Licht sehe, denke ich mir, wie wichtig diese Bäuerinnen und Bauern
sind und vor allem aber auch, wie viel Arbeit das ist. Das ist sehr arbeitsintensiv.

Warum sage ich das? – Jetzt komme ich wieder zum Vergleich: 1980
hat ein österreichischer Haushalt im Schnitt 30 Prozent des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben, heute sind es 12 Prozent. Ich will jetzt nicht
die Lebensmittelpreise erhöhen, nein, aber es geht da um Gerechtigkeit, meine Damen und Herren. Genau für diese Gerechtigkeit brauchen wir dann die Ausgleichszahlungen, denn wenn der Landwirt mit dem Traktor in die Werkstatt fährt, zahlt er 100 Euro für die Arbeitsstunde – sicher, die muss noch
versteuert werden –, er selbst verdient aber nur 8 bis 10 Euro.

Darum bin ich sehr dankbar, Herr Bundesminister. Es ist heute schon ein paar Mal dieses Impulspaket angesprochen worden, diese 90 Millionen Euro,
wobei es mit der Freiheitlichen Partei damals unmöglich war, dass wir das erhöht hätten. Da haben wir jetzt eine Zusage für vier Jahre, zusätzlich 90 Millio­nen Euro, damit wir diese Krise, die wir alle hier herinnen auch spüren, damit be­kämpfen können, meine Damen und Herren.


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In Wahrheit haben wir alle davon sehr viel. Wir bekommen hochwertige, günstige Lebensmittel. Wir bekommen, Herr Kollege Keck, auch Tierwohl und Tierschutz von unseren Bäuerinnen und Bauern, auch die Berücksichti­gung der Umweltauflagen. Sie machen Österreich mit der Kulturlandschaft zu dem Land, das wir sind, zu einem Tourismusland, in das Millionen Men­schen auf Urlaub fahren. Darum bitte ich Sie beim Einkaufen: Greifen Sie bei österreichischen Produkten zu, zu Ihrer Versorgungssicherheit, für Ihre
Zukunft und für unsere Bäuerinnen und Bauern! – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Lukas Hammer: Das gibt es übrigens auch in Mehrwegflaschen!)

16.37


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Tanzler. – Bitte sehr.


16.37.53

Abgeordnete Petra Tanzler (SPÖ): Hohes Haus! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Die EU-Kommission will die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat um weitere
zehn Jahre verlängern. Aktuell wurde heute im EU-Parlament die Verordnung zur Reduktion in erster Lesung abgelehnt. Meine Damen und Herren,
für die Umwelt, für die Landwirtschaft und auch für die Menschen in der EU ist das wahrlich ein schwarzer Tag.

Herr Minister, ich höre Ihrerseits keinen Aufschrei. Die ÖVP bewirbt sich
doch selbst damit, dass Tierschutz und Gesundheit ein sehr, sehr großes Thema ist, und doch ist Ihre Partei als Bremserin bei diesem Thema bekannt. Die Konservativen haben sich auf europäischer Ebene dafür eingesetzt, dass es zu keinen verbesserten Standards im Tierschutz kommt, haben es quasi ad
acta gelegt und nun soll es zu keiner Reduktion von gefährlichen und hochge­fährlichen chemisch-synthetischen Pestiziden kommen. Diese bedrohen
Arten und gefährden die menschliche Gesundheit.


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Es haben mehrere europäische NGOs schon angekündigt, dass sie die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg anfechten werden, da diese Wiederzulassung dem Vorsorge­prinzip widerspricht.

Der ganze Green Deal, von dem aber die Zukunft der österreichischen Böden und der Landwirtschaft insgesamt abhängt, wird vollkommen torpediert.
Ein gesamtgesellschaftlich wichtiges Wirkungsziel Ihres Budgets, Herr Minister, wäre zum Beispiel demnach, einen Zielzustand für die Reduktion von
diesen gefährlichen und hochgefährlichen Pestiziden für die österreichischen Böden festzulegen.

Ich fordere Sie auf, Herr Minister, sich in der EU wirklich dafür einzuset­zen, dass es doch noch zu einer deutlichen Reduktion kommt. Es ist Ihre Aufga­be, es ist Ihre Verpflichtung, Ihre Verantwortung wahrzunehmen und
ernst zu nehmen, um weiteren Schaden von Umwelt und Gesund­heit abzuwenden.

Nun noch zum Gleichstellungsziel, zum Wirkungsziel 4 im Budget: Der Budget­dienst merkt in seiner Analyse dazu an, dass teilweise sehr vorsichtige Ziel­werte gewählt wurden. Bei der Kennzahl zur Anzahl von weiblichen Betriebsführerinnen in der Land- und Forstwirtschaft liegen seit 2019 keine aktuellen Ist-Werte mehr vor, und es gibt auch keinen voraussichtlichen Zeitpunkt für eine neuerliche Erhebung.

Der Budgetdienst merkt dazu an, dass es nur eine aussagkräftige Ergänzung mit einem zusätzlichen Indikator zu Einkommensunterschieden geben kann,
wenn die entsprechenden Daten vorliegen; die gibt es aber nicht.

Herr Minister, Frauenpolitik muss in jedem Ministerium ernst genommen wer­den. Der Budgetdienst hat dazu eine sehr wertvolle Anmerkung gemacht,
und ich ersuche Sie dringend, diese auch aufzunehmen und umzusetzen. Sie haben sich selbst bei der Gleichstellung ein Ziel gesetzt, geben dann


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aber in Ihren Erläuterungen an, dass der Anteil weiblicher Betriebsführerinnen sinken wird. Frauenpolitik zu machen heißt auch, Initiativen zu setzen und
nicht nur Worte in ein Ziel zu schreiben, Herr Minister. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

16.41


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schmuckenschlager. – Bitte.


16.41.09

Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Her­ren! Es ist schon sehr schade, dass seitens der Freiheitlichen Partei zur Agrarde­batte in der ersten Reihe nur noch eine leere Dose übrig ist. Ich finde es
auch bedauerlich: Wenn man sich den Werbespruch ansieht – „Belebt Geist und Körper“ –, dann muss man sagen, dass Ihre Fraktion eigentlich die lebende Antithese dazu ist; oder es ist eine andere Flüssigkeit drinnen. (Heiterkeit und Bei­fall bei ÖVP und Grünen.)

Geschätzte Damen und Herren, das Agrarbudget soll Stabilität geben, das
ist das Wichtige, besonders jetzt, da wir am Markt schwierige Zeiten haben, viele Hochs und Tiefs und Turbulenzen erleben; für die Betriebe in der Betriebs­wirtschaftlichkeit wirklich keine leichten Zeiten, gerade jetzt sind wir wieder in einer Zeit sinkender Agrarrohstoffpreise. Daher ist es umso wichtiger,
dass wir mit den Maßnahmen, die wir als Staat treffen, Stabilität für unsere Familienbetriebe bringen.

Ein Plus bei den Öpul-Zahlungen, bei den Agrarumweltprogrammen,
bei der Ausgleichszulage und bei den Investprogrammen zeigt doch, dass wir das auf staatlicher und auf Ebene der Bundesländer zusammenbringen.

Zur gleichen Zeit, zu der wir heute hier diskutieren, findet auch die Budgetde­batte in Niederösterreich statt. Dort wird von der Freiheitlichen Partei –
weil sie in der Regierung ist –, positiv darüber gesprochen. Da frage


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 836

ich mich auch: Was ist Ihre Linie? Sie sollten schon das, was gut ist, auch als gut akzeptieren. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Die Bäuerinnen und Bauern haben es verdient, und sie haben es auch verdient, dass das Budget um 8 Prozent gestiegen ist. Was uns noch fehlt, ist die Basisprämie, die 100 Prozent der europäischen Gelder, auch die müssen indexiert und angepasst werden, und dafür müssen wir auch in Europa kämpfen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich teile nicht die Auffassung, dass heute ein schlechter Tag war. Heute
war ein guter Tag für die Land- und Forstwirtschaft in Europa, mit der Möglich­keit eines vollen Werkzeugkoffers im Pflanzenschutz. Wir haben die Herausforderung des Klimawandels, wir haben die Herausforderung der Ver­sorgungssicherheit der europäischen Bevölkerung, und da können wir
diese Mittel nicht einschränken. Das ist kein Wunsch, den wir von hier herinnen formulieren, sondern da geht es darum, was draußen in der Praxis los ist!

Uns werden heuer in Österreich die Erdäpfel wahrscheinlich schon um den Jän­ner herum ausgehen, das heißt, wir sind auf Import angewiesen – ein
Land, das sich längst mit Erdäpfeln versorgen könnte! –, weil uns die Pflanzen­schutzmittel fehlen. Uns geht beim Raps mittlerweile ein Drittel der Pro­duktionsfläche verloren, weil uns die entsprechenden Betriebsmittel fehlen. Das Nächste wird die Zuckerrübe sein! Wir haben heuer nur Glück gehabt,
dass wir im Frühjahr beim Anbau beste Konditionen gehabt haben. Das kann ja aber nicht die Agrarpolitik der Zukunft sein, zu hoffen, dass beim Bittgang
und bei der Prozession genug Gläubige mitgehen, dass wir genug Wettermarterl haben, damit es schönes Wetter gibt, sondern wir müssen uns auf den Kli­mawandel einstellen und aktiv modernen Pflanzenschutz betreiben,
um Produktions- und Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Litschauer.)

Ich glaube, all das und auch der große Punkt Forschung ist in diesem
Budget umfangreich abgewickelt, bestens dargestellt. Wenn wir dann noch auf


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 837

europäischer Ebene die Rahmenbedingungen, vor allem auch die Frage
der Produktion in der Ukraine und der ukrainischen Produkte am europäischen Markt in den Griff bekommen, dann können wir in eine stabile
Zukunft für die Bäuerinnen und Bauern gehen. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP.)

16.44


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter
Kainz. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


16.44.44

Abgeordneter Alois Kainz (FPÖ): Herr Bundesminister! Herr Staats­sekretär! Geschätzte Damen und Herren! Geschätzte Zuseher auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Zu Kollegen Schmuckenschlager,
der eingangs erwähnt hat (Abg. Prinz: Gute Rede!), dass wir da - - (Abg. Egger: Na, das war wirklich eine gute Rede! Tschuldigung, Kollege! Sehr gute Rede! – Zwi­schenruf bei der FPÖ. – Abg. Strasser: Ist ja keiner!) – Ihre unqualifizier­ten Aussagen hört man auch weiter hinten, da muss man nicht vorne sitzen. Aber eigentlich ist meine Zeit anders zu verwenden, nicht für Ihre unqualifizierten Aussagen! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP: Ist ja nur eine Beschreibung der Realität! Vertragen Sie die Wahrheit nicht?)

Nun zu unseren Wäldern, die eine wichtige Lebensgrundlage in unserem
Land und für unser Land sind; sie dienen als Lebensraum, als Schutzwald und sind zugleich Klimakämpfer und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die ge­samte Wertschöpfungskette der Holzverarbeitung umfasst 172 Betriebe und schafft für rund 300 Menschen Arbeit. Jeder 15. Arbeitsplatz in Öster­reich ist auf die Forst- und Holzwirtschaft zurückzuführen, damit zählt die Holz­branche zu den größten Arbeitgebern in Österreich. Ganz wichtig – vor
allem im ländlichen Raum – sind die holzverarbeitenden Industrien. Sie sind ein wichtiger Arbeitgeber und auch für unsere regionale Wertschöpfung von
ganz großer Bedeutung.

Zusätzlich ist der Wald auch noch ein Klimakämpfer, er bindet 40 Prozent der Menge der jährlichen Treibhausgasemissionen in Österreich, die sich


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 838

dadurch nicht in unserer Atmosphäre befinden. Je gesünder ein Baum ist, desto besser kann er seine Funktionen ausüben. Eine klimafitte Waldbewirt­schaftung ist ein wichtiger Schritt zu einem gesunden Wald, deshalb ist die Ein­richtung des Waldfonds und die Aufstockung um 100 Millionen Euro ein
ganz wesentlicher Schritt. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Aber es soll auch nicht so sein, dass mit dem Waldfonds nur ÖVP-Klientel be­dient wird (Oh-Rufe bei der ÖVP) und so wie in den letzten Jahren nur ein
paar große Grundbesitzer einen wahren Geldregen erhalten (Rufe bei der ÖVP: Na geh!), wie aus parlamentarischen Anfragen hervorgeht. (Beifall bei
der FPÖ.)

Vielmehr muss für eine solche Einrichtung das Ziel sein, unsere Wälder fit zu be­kommen, fit zu erhalten, und das flächendeckend. Es darf aber auch nicht
das Ziel sein, Absatzmaßnahmen für Holz zu fördern oder Schadenersatzzahlun­gen nach Naturkatastrophen zu leisten, vielmehr müssen auch Maßnah­men gesetzt werden, die dem Wald in erster Linie zugutekommen, von der Bor­kenkäferbekämpfung bis zur Steigerung der Baumartenvielfalt, und damit einhergehend die Steigerung der Biodiversität in unseren Wäldern. Der Wald darf aber nicht als losgelöstes Wirtschaftsgut betrachtet werden, der
Wald ist jenseits seiner Besitzstrukturen Allgemeingut.

Was es dringend braucht, ist ein ehrliches Bekenntnis unserer Bundesregierung zu unseren Wäldern. Ein solches fehlt aber nach wie vor, denn auf der
einen Seite wird von Bundesminister Totschnig so getan, als ob man alles er­denklich Mögliche für den Erhalt unserer Wälder tut, aber auf der anderen Seite geht der grüne Koalitionspartner her und rodet hektarweise den Wald mit
dem Argument des Klimaschutzes, um riesige Windkraftanlagen mitten in unse­ren Wäldern zu errichten. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei Grünen
und ÖVP.)
Umweltschutz und Naturschutz schauen anders aus! (Abg. Lukas Ham­mer: Der Wind kommt sogar noch aus dem Ausland rein! Ganz böse!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 839

Zum Schluss: Herr Präsident, treten Sie zurück, damit erweisen Sie Ihrer eigenen Klientel einen großen Dienst! (Beifall bei der FPÖ.)

16.48


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter
Eßl. – Bitte sehr.


16.48.45

Abgeordneter Franz Leonhard Eßl (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Meine Da­men und Herren! Da hat es wieder einen untauglichen Versuch des Kolle­gen Kainz gegeben, die ÖVP in ein schlechtes Licht zu rücken. (Ruf bei der FPÖ: Ist nicht notwendig! Das macht ihr schon selber!) Wenn du mir einen einzi­gen Fall nennen kannst, dass eine Förderung aus parteipolitischen Gründen ver­geben wird, dann komm heraus und sag das! Es wird dir kein einziger
Fall einfallen! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Yildirim.)

Zur Kritik am Präsidenten dieses Hauses: ein untauglicher Versuch, jeman­dem, der nicht mehr am Leben ist, zu unterstellen, dass er im Untersuchungs­ausschuss falsche Aussagen getroffen und Unwahrheiten gesagt hätte
(Ruf bei der FPÖ: Sagt ja niemand! Tun wir ja nicht! Blödsinn! – Abg. Lausch: Ist ja ein Witz!) – nichts anderes ist diese Behauptung in Richtung des Präsidenten!
(Beifall bei der ÖVP.)

Da könnte ich noch dazusagen (Abg. Lausch: Was ist los mit Ihnen?) – und die Aus­führungen von Kollegen Schmuckenschlager insofern noch bekräftigen –:
In den Reihen der Freiheitlichen sitzt nicht nur in der ersten Reihe niemand, in der zweiten Reihe sitzt eine Person und in der dritten Reihe auch nie­mand. (Abg. Lausch: Schau einmal in eure Reihen! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) – So viel zum Interesse der Freiheitlichen für die Landwirtschafts­politik und für das Budget in der Landwirtschaft. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Lukas Hammer. – Abg. Lausch: Was ist das für ein Un­sinn? Schau einmal in deine Reihen! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ und Zwi­schenrufe bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 840

Dieses Budget ist wahrlich ein gutes, und ich darf mich bei Herrn Bundesminister Totschnig dafür bedanken, dass er es mit dem Einsatz von 400 Millionen
Euro an Bundesmitteln schafft, 1,3 Milliarden Euro von der Europäischen Union abzuholen (Unruhe im Saal – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen) und
das für die Bäuerinnen und Bauern in unserem Land einzusetzen: für die Direkt­zahlungen, für Zahlungen an die Bergbauern, für das Umweltprogramm, für Investitionsförderungen und für den Waldfonds. Diese Zahlungen an die Bauern kommen nicht nur den Bäuerinnen und Bauern im Lande zugute (Abg.
Lausch – auf den Redner weisend –: ...! Was ist los mit ihm?),
sie sind für alle Ös­terreicherinnen und Österreicher ein wesentlicher Vorteil, denn die
wollen nämlich ausreichend Lebensmittel in bester Qualität, sie wollen einen Lebensraum mit Lebensqualität und sie wollen Versorgungssicherheit –
und das sind die Produkte, die die Bäuerinnen und Bauern in unserem Land herstellen, und dafür darf ich mich recht herzlich bedanken. (Beifall bei
der ÖVP.)

Das geht aber nicht zum Nulltarif, und darum brauchen wir diese Zahlen in die­sem Budget. Über vernünftige Erzeugerpreise kann nämlich nicht alles abgedeckt werden, können die gemeinwirtschaftlichen Leistungen, die die Bäue­rinnen und Bauern erbringen, nicht abgedeckt werden, und darum muss
der Weg über die öffentlichen Haushalte gehen und müssen die erforderlichen Mittel auch dort Berücksichtigung finden.

Ich darf mich noch einmal bei Herrn Minister Totschnig bedanken: Du
stehst für eine Politik, die Anreize schafft. Wir haben ja auch gehört, die SPÖ will Verbote, will immer mehr Vorschriften. Du aber stehst für eine Politik,
die Anreize schafft, für eine Politik nach Grundsätzen der ökosozialen Marktwirt­schaft, die in Österreich vorherrscht. Das spiegelt sich auch in diesem
Budget wider, und darum ist das ein gutes Budget. Stimmen Sie ihm zu! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Lukas Hammer und Schwarz.)

16.52



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 841

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Köchl. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


16.52.41

Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Geschätzter Herr Minister! Herr Staats­sekretär! Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Eßl ist hier he­rausgegangen und hat gesagt, es sei ein gutes Budget. Seit dem Jah­re 1995 – darüber habe ich hier eine Statistik – war es laut der ÖVP bei der Landwirtschaft immer ein gutes Budget, aber damals hat es noch 192 793 Bauernhöfe gegeben, und im heurigen Jahr gibt es noch genau 109 808. Und da redet ihr von einem guten Budget? Ihr macht jedes Mal ein gutes Budget und verliert in 28 Jahren 83 000 Betriebe! Das muss man
sich einmal vorstellen – und die Vertreter der ÖVP sagen noch immer, das ist ein gutes Budget. Es wurde unter der alleinigen Verantwortung der ÖVP ge­macht, sonst war da niemand mit dabei. (Abg. Lukas Hammer: Ihr wart auch nie da­bei, nicht?) Es geht bei euch anscheinend immer nur um den Bauernbund.
Das ist kein Zukunftsbudget, was ihr da macht, das ist ein Zusperrbudget für die Landwirte in Österreich. (Beifall bei der SPÖ.)

Wie lange ihr das noch machen werdet, frage ich mich, weil sie nämlich
beim Maschinenring einmal nicht mehr so viele Leute brauchen werden, dass die Bauern, die zusperren müssen, in Zukunft beim Maschinenring arbeiten
können. Oder es ist ein Bauernhof mit über 200 Hektar, dann kommt man viel­leicht noch beim Bauernbund unter und kriegt dort eine ideale Arbeit. An­sonsten aber sorgt ihr dafür, dass das Bauernsterben in Österreich weitergeht, und das muss man den Österreicherinnen und Österreichern sagen. So
kann es ja nicht sein. Macht bitte ein Budget, Herr Minister, das sicherstellt, dass der kleine Bauer überleben kann! Was ist das, wenn jemand einen Betrieb
mit 30 Hektar hat – 15 Hektar der Wald, 15 die Wiese –, und dann
wird die Dieselförderung von euch so geregelt, wie ihr das jetzt macht, dass ein Bauer eine Dieselförderung in Höhe von 189 Euro kriegt, und eine Tank­füllung für seinen Traktor kostet 240 Euro? Das ist für euch eine Förderung?


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 842

Dass ihr euch das überhaupt zu sagen traut! Was hat das alles für einen Mehrwert? – Wir brauchen keine Dieselförderung, wir brauchen ein anständiges Budget für unsere Bauern. Darum geht es letztendlich.

Ich bin auch ein bisschen enttäuscht von den Grünen, weil man einfach hergehen und auch deutlich sagen muss: Ich habe gemeint, jetzt, da ihr in der Regierung seid, wird bei den Biobauern etwas weitergehen, da wird
etwas passieren – ihr könnt euch eh nicht durchsetzen gegen die ÖVP, was kein Vorwurf ist; das geht halt nicht, denn die machen sich ihre eigene Bauern­politik –, aber in der Zeit, seit ihr in der Regierung seid, sind es auch bei den Bio­bauern um 579 Betriebe weniger. Es geht also nicht aufwärts mit den Bio­bauern, sondern es geht abwärts. Deshalb, glaube ich, ist es an der Zeit, dass die­se Regierung kein Bauernbudget mehr macht, sondern dass ihr abtretet
und diese Funktionen freigebt, damit die Bauern in Österreich wieder anständig leben können. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Strasser – auf die FPÖ weisend –:
Könnt ihr gleich eine Koalition machen! Gratuliere zur Koalition!)

16.55


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Neumann-Hartberger. – Bitte.


16.55.35

Abgeordnete Irene Neumann-Hartberger (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Ich möchte nur einen kurzen Satz zu meinem Vorredner
sagen: Ich glaube nicht, dass viele Betriebe nur deswegen aufgehört haben, weil sie wirtschaftlich nicht führbar sind, sondern weil die Bereitschaft nicht
mehr vorhanden ist, 365 Tage im Jahr für einen Betrieb da zu sein, seine Tiere zu pflegen, die Felder angesichts der Klima- und Umweltveränderungen zu bewirtschaften, den Anforderungen und Wünschen der Gesellschaft gerecht zu werden, die am Ende aber nicht bereit ist, diese Leistungen auch zu bezah­len. Auch das könnte ein Grund sein, und der hat nicht immer nur etwas mit un­serem Budget zu tun. (Beifall bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 843

Das Budget ist eines, das sich sehen lassen kann, und vor allem eines, das abbil­det, welch hohen Stellenwert auch die heimische Lebensmittelversorgung,
der nachhaltige Umgang mit unserem Lebensraum sowie die Weiterentwicklung unserer ländlichen Regionen für unsere Bundesregierung haben.

Dieses Budget ist sehr wohl ein Budget für die Zukunft. Warum? – Ich
möchte nur zwei kleine Punkte herausnehmen: zum einen, weil durch das Im­pulsprogramm in den nächsten vier Jahren, nämlich durch 360 Millionen
Euro, die der Landwirtschaft zusätzlich zur Verfügung stehen, die Landwirtschaft gestärkt wird, für künftige Anforderungen auch anpassungsfähiger wird und
vor allem nachhaltig standhafter gemacht wird.

Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, sind die zusätzlichen 7,8 Millio­nen Euro für unsere land- und forstwirtschaftlichen Schulen, für die For­schungseinrichtungen und für die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Das betrifft nämlich die Ausbildung – und auch die Weiterbildung – in
unserem eigenen Bereich, und die muss gesichert bleiben. (Beifall bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Uns ist es aber auch seit vielen Jahren ein großes Anliegen, mehr Lehr­inhalte über landwirtschaftliche Produktion, Lebensmittel und ihre Verwendung und schließlich auch über die gesunde Ernährung in der allgemeinen Pflicht­schule unterzubringen. Unsere Bäuerinnen und Seminarbäuerinnen
leisten da großartige Wissensvermittlung in den unterschiedlichsten Formaten, aber immer nur auf Einladung der Schulen, das heißt, angewiesen auch auf
den Goodwill der Pädagoginnen und Pädagogen. Junge Menschen brauchen die­se Verantwortungsbewusstseinsbildung Richtung Konsumverhalten, Rich­tung Wertschätzung der heimischen Lebensmittel – das ist wichtiger denn je.

Jetzt gibt es auf Initiative unseres Ministers eine Plattform mit dem
Namen landwissen.at – ein großes Danke, Herr Minister, dafür. Durch diese Initiative stehen auf dieser Plattform über 430 Unterrichts- und Informa­tionsmaterialien von 22 geprüften Anbietern gebündelt zur Verfügung – nur für


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 844

Lehrkräfte, die da zugreifen können, um Wissensvermittlung betreffend
alle Bereiche der Landwirtschaft, die Lebensmittelverwendung, die Ernährung und auch den Umgang mit Natur und Umwelt zu entwickeln.

Die Lehrerinnen und Lehrer haben eine weitere tragende Verantwortungsrolle in diesem Bereich, und durch diese Plattform landwissen.at steht ihnen ein
großes fachgerechtes Angebot zur Verfügung. Vielen Dank, Herr Minister, für diese Initiative! (Beifall bei der ÖVP.)

16.58


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Lindinger. – Bitte.


16.58.58

Abgeordneter Ing. Klaus Lindinger, BSc (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wenn wir hier das Budget für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft diskutieren, dann freut es mich ganz besonders, dass in
harten Verhandlungen auf europäischer Ebene eine Erhöhung der Gelder in der Gemeinsamen Agrarpolitik erreicht wurde und dass durch das Impulspro­gramm unseres Bundesministers eine zusätzliche Unterstützung bei den land­wirtschaftlichen Betrieben ankommt. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es ist erfreulich, wenn wir uns das Budget für die Jungbauern ansehen, dass ers­tens einmal ein Viertel oder fast ein Viertel aller Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter unter 40 Jahre alt ist – da sind wir Europameister – und zweitens der Altersdurchschnitt in Österreich bei 40 Jahren liegt – ganz anders als
im europäischen Schnitt, da beträgt er an die 60 Jahre.

Das zeigt eines, nämlich dass die Programme, die hier in Österreich gemacht werden, sei es das zusätzliche Junglandwirte-Top-up, sei es die Existenz­gründungsbeihilfe, auch dementsprechend wirken, sodass junge Bäuerinnen und junge Bauern die Perspektive haben, landwirtschaftliche Betriebe zu übernehmen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Rössler und Schwarz.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 845

Und eines möchte ich schon sagen: Wenn Herr Kollege Keck hier heraus­kommt und sagt: Noch mehr Tierwohl, noch mehr Tierwohl! – Ja, wir
stehen dazu, wenn dann auch die Abnahme funktioniert; denn es bringt nichts, wenn es produziert wird und die Konsumentinnen und Konsumenten dann
zum billigen Fleisch, womöglich auch noch aus dem Ausland importiert, greifen. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Kollege Schmiedlechner stellt sich heraus und versucht untergriffig, irgend­etwas auf die ÖVP zu schieben. – Herr Kollege Schmiedlechner, wo
warst du denn, als wir 2019 den Antrag eingebracht haben: Stalleinbrüche ins Strafgesetzbuch? – Du hast dich weggeduckt. Die FPÖ war nicht mehr
dabei, denn ihr seid keine Bauernvertreter. Ihr habt die Bauern damals verraten. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist die FPÖ! Meine Kolleginnen und Kollegen haben es schon andiskutiert (Zwischenruf des Abg. Scherak):
Wir als ÖVP setzen uns dafür ein, dass die Bäuerinnen und Bauern eine positive Zukunft haben, und das sichern wir mit diesem Budget auch dementspre­chend ab. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

17.01


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Josef Hechen­berger. – Bitte.


17.01.24

Abgeordneter Ing. Josef Hechenberger (ÖVP): Geschätzte Frau Präsi­dentin! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher hier und auch zu Hause! Am Beginn darf ich
etwas klarstellen: Kollege Köchl hat behauptet, seit 1995 gebe es den größten Strukturwandel der Geschichte. – Das stimmt nicht. Den größten Struktur­wandel der Geschichte in der Landwirtschaft hat es in der Zeit unter Bundeskanzler Kreisky gegeben. (Abg. Köchl – erheitert –: Ja, hab ich ja gewusst! Da habt ihr die Pensionen gekriegt, ja!) Seit 1995 wurde der Strukturwan­del verlangsamt – Punkt eins.


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Punkt zwei, zu Kollegen Hauser von der FPÖ: Es stimmt nicht, dass Kollege Geis­ler in Tirol nichts gegen das Großraubtier Wolf tut. (Abg. Hauser: Tuts einmal sinnerfassend zuhören!) Fakt ist: Das Jagdgesetz wurde im Februar novelliert, das Almschutzgesetz wurde novelliert (Abg. Hauser: ... kann nicht einmal mehr sinnerfassend zuhören, das ist erschreckend!), es hat vier legale Entnahmen gege­ben; und ein herzliches Danke unserem Herrn Bundesminister Norbert Totschnig, der auf europäischer Ebene aktiv dahinter ist, dass man alles daran­setzt, den Schutzstatus zu senken, damit wir der Almwirtschaft Perspek­tiven geben können und letztendlich damit auch ein gewisses Management von Großraubtieren starten können. – Danke, Herr Minister! (Beifall bei der ÖVP.)

Zu Beginn ist es mir eigentlich ein wirklich großes Anliegen, unseren Bäuerinnen und Bauern – viele sind jetzt um diese Zeit im Stall, bei der Stallarbeit –
herzlich Danke zu sagen. Sie versorgen uns, die Bevölkerung, uns Österreicherin­nen und Österreicher, jeden Tag mehrmals mit Lebensmitteln von hoher
Qualität und in ausreichender Menge. Sie machen einen wirklich extrem wichti­gen Job.

Meiner Ansicht nach stehen die Bauernfamilien für zwei wesentliche
Bereiche: einerseits für die Erzeugung von Lebensmitteln. Unlängst habe ich einen Termin mit einem Jungbauern gehabt, der mir gesagt hat: Letztes
Jahr sind die Produktionskosten gestiegen, aber auch die Produktpreise; heuer sind die Produktionskosten oben geblieben, die Produktpreise aber
sinken! – Also ich denke, da müssen wir auch über den fairen Anteil an der Wertschöpfungskette nachdenken beziehungsweise darüber, was
den Produzenten zusteht und was sie brauchen.

Zum anderen: ein herzliches Danke, Herr Minister, für das Impulspaket! Ich glaube, das ist noch keinem Minister gelungen, innerhalb einer Finanz­periode eine Anpassung der Gelder zu erreichen, ob das die Öpul-Mittel sind, ob das die Ausgleichszulage für die Bergbauern ist oder ob das die Anhe­bung der Investitionsförderung ist. Ich glaube, das ist ein wichtiges Signal, damit wir eine junge Landwirtschaft positiv weiterentwickeln können. In diesem


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 847

Zusammenhang ist es mir ein besonderes Anliegen: Unsere Bergbauern sind un­verzichtbar für die Gesellschaft, und deshalb ist die Anpassung der AZ
umso wichtiger, umso besser. (Beifall bei der ÖVP.)

Was mich aber ein bissel schockiert: Der 11. und der 18. Juli werden vielen Waldbäuerinnen und Waldbauern in trauriger Erinnerung bleiben. Lieber Minister, wir waren selber vor Ort, wir haben uns Windwurfgebiete angeschaut. Ich finde es dramatisch, dass innerhalb von Sekunden jahrzehntelange Auf­bauarbeit kaputt gemacht worden ist, innerhalb von Sekunden Kapital zerstört worden ist, und letztendlich auch, dass dieser wertvolle Werkstoff Holz innerhalb von Sekunden zerstört wurde und wirklich wichtige Arbeit mehr oder weniger kaputt gemacht worden ist.

Ein herzliches Danke (in Richtung Bundesminister Totschnig): Zweimal 50 Millio­nen Euro für den Waldfonds sind ein wichtiges Signal, um der Forstwirt­schaft Perspektiven zu geben, um in diesen Gebieten entsprechend wieder an­zupflanzen beziehungsweise möglichst schnell das Holz aus dem Wald
zu bringen, damit wir das Borkenkäferproblem im Griff haben. Summa summa­rum ist das also, glaube ich, ein wichtiger Impuls. Diese 100 Millionen
Euro, lieber Herr Minister, sind wirklich eine Unterstützung für die Gesellschaft, denn wenn der Schutzwald in unseren Tiroler Seitentälern diese Schutz­funktion nicht erfüllen würde, dann wären verschiedene Seitentäler zukünftig nicht dauerhaft besiedelbar. Aus diesem Grund ist es ein Impuls für die Gesellschaft. (Beifall bei der ÖVP.)

Ganz zum Schluss ein herzliches Danke auch für die Aufstockung der Wildbach- und Lawinenverbauungsmittel. Auch in diesem Bereich, wenn es techni­sche Schutzmaßnahmen braucht, haben wir entsprechend vorgesorgt.

In diesem Sinne: Es ist ein gutes Budget mit einer positiven Weiterentwick­lung. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten
Litschauer und Schwarz.)

17.05



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 848

Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Johann Weber zu Wort. – Bitte.


17.05.57

Abgeordneter Ing. Johann Weber (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundes­minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Wir leben in einem
Europa, das sich in den letzten Jahren leider etwas verändert hat. Alle, die dach­ten, dass Krieg bei uns nicht mehr wird stattfinden können, wurden leider
eines Besseren belehrt. Auch konnte und wollte sich niemand eine Pandemie bei uns vorstellen.

Was haben wir dabei gesehen und gelernt? – Die heimische Land- und Forstwirtschaft ist der – wirklich der – stabile Faktor, wenn es um die sichere Versorgung mit heimischen Lebensmitteln oder auch um die Versorgung
mit Energie geht. Auf die heimische Landwirtschaft ist einfach Verlass.

Erst wenn Krisen eintreten, werden Menschen in der Regel wachsam, munter. Jede Krise bietet auch eine Chance. Frau und Herr Österreicher wissen
nun besser, dass sie sich auf unsere heimische Land- und Forstwirtschaft stets verlassen können.

Unsere Bäuerinnen und Bauern haben vor allem auch das Know-how, wie Landwirtschaft erfolgreich funktionieren kann, und neben Grund und
Boden haben wir noch eine weitere ganz wesentliche, wichtige Ressource: Das ist unsere Jugend! Speziell bei uns, in den Regionen, draußen im ländlichen Raum, gibt es viele junge Menschen, die an der Land- und Forstwirt­schaft interessiert sind und auch an sie glauben. Gerade deshalb freut es mich, Herr Minister, dass für die Finanzierung der land- und forstwirtschaftli­chen Schulen im Budget im Gesamten ein Plus von 11 Millionen Euro vorgese­hen ist.

Geschätzte Damen und Herren! Ich komme aus dieser Ausbildungsschiene,
ich arbeite in dieser Ausbildungsschiene und ich bin sehr, sehr stolz


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 849

auf diese Ausbildungsschiene für unsere interessierte bäuerliche Jugend. (Beifall bei der ÖVP.) Diese Ausbildung ist ein absolutes Erfolgsmodell im gesamten Bildungswesen, in der gesamten Bildungslandschaft in Österreich.

Damit der Weg zum Meister eben auch in der Land- und Forstwirtschaft erleichtert wird, entfallen nun die Meisterprüfungsgebühren. – Auch dafür ein großes Dankeschön, Herr Bundesminister! (Beifall bei der ÖVP.)

Schlusssatz: Was sehen wir im Gesamten? – Das land- und forstwirtschaftliche Schulwesen ist eine Erfolgsgeschichte, und auf den Nachwuchs in der Landwirtschaft und auf die Landwirtschaft im Gesamten können wir uns verlas­sen. Dafür ein großes Dankeschön! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Schmucken­schlager: Super!)

17.08


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Johann Höfinger zu Wort. – Bitte.


17.08.41

Abgeordneter Johann Höfinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Es sind großartige Leistungen, die die österreichischen Bäuerinnen
und Bauern tagtäglich erbringen. Der Herr Bundesminister hat es auch skizziert. Es ist die Lebensmittelproduktion, die Futtermittelproduktion. Es geht da­rum, unseren Kulturraum zu gestalten. Es geht darum, dieses Land nachhaltig weiterzuentwickeln. Sie sind Energieversorger, sie schaffen Naherholungs­räume, sie schaffen Schutzräume für unsere Regionen und vieles,
vieles mehr, und dafür müssen wir wirklich sehr dankbar sein.

Ich spreche das hier auch aus: Vielen Dank für das, was ihr 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, leistet! Man kann es nicht hoch genug einschätzen,
wenn man weiß, wie viel Arbeit, wie viel Mühe hinter all diesen bunten Facetten der bäuerlichen Arbeit steckt. Ganz großartig! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Ich habe hier wenig bis keinen Dank von den Sprechern der Oppositionsparteien gehört, aber was ich wie alle anderen gehört habe, ist, dass es lange Wunsch­listen gab, dass es Forderungen an die bäuerlichen Betriebe und an die Bäuerinnen und Bauern gab und dass gleichzeitig beklagt wurde, dass sie immer weniger werden. (Abg. Michael Hammer: Super, Höfinger!)

Meine lieben Freunde, jedes Mal wenn es hier in diesem Haus darum geht, die öffentlichen Mittel für unsere Bäuerinnen und Bauern zu erhöhen, seid ihr dagegen. (Abg. Köchl: Stimmt ja nicht! Das stimmt ja hinten und vorne nicht!) Jedes Mal, wenn es darum geht, den Produktpreis etwas nach oben zu schrauben,
seid ihr vonseiten der Arbeiterkammer und all diesen Einrichtungen die ersten, die dagegenwettern (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Ribo), aber wenn
es darum geht, Forderungen aufzustellen – Vollspaltenboden, Abschaffung der Pflanzenschutzmittel –, das heißt, den Bäuerinnen und Bauern die Pro­duktion zu erschweren, dann steht ihr in der ersten Reihe. Und da fragt ihr euch, warum viele verzagen und nicht weitermachen?

Unsere Aufgabe ist es, diese Menschen zu begleiten, sich ausgewogen weiterzuentwickeln. (Ruf bei der FPÖ: Immer sind die anderen schuld!) Das sind Unternehmen, die keine Almosen bekommen, sondern das sind Unter­nehmer, die wir begleiten, damit sie ihre Produktion aufrechterhalten können. Also kommt bitte nicht mehr mit diesen Geschichten, die mit der realen
Politik nicht zusammenpassen! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP.)

17.11


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Martin Litschauer zu Wort gemeldet. – Bitte.


17.11.26

Abgeordneter Ing. Martin Litschauer (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin in einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen, dann später aber Elektrotechniker und Energieberater geworden. Im Zuge dessen habe ich auch mitgeholfen,


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den ersten energieautarken Biobauernhof Österreichs umzusetzen. Diesen hat es nämlich bereits 2007 im Waldviertel gegeben, und er ist auch mit dem österreichischen Solarpreis ausgezeichnet worden. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Ich bin sehr stolz darauf, dass bei den Umweltförderungen wieder Förde­rungen dabei sind, mit denen mehr dieser energieautarken Bauernhöfe errichtet werden können. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass sich die Landwirtschaft
mit Mischkulturen, Ölfrüchten, zum Beispiel durch Agrifotovoltaik selbst versor­gen kann. Da gibt es sehr, sehr viele Möglichkeiten, um selbstständig zu
werden.

Dreht man das Rad der Zeit ein bisschen zurück, dann sieht man, dass die Land­wirtschaft früher nicht nur sich selbst, sondern auch die Städte versorgt
hat. Da wurde Getreide für die Fuhrwerke und so weiter geliefert – das war der Energielieferant; vor langer, langer Zeit war das einmal so. Ich komme aus
dem Waldviertel, wo wir das ein bisschen analysiert haben: Aktuell ist es so, dass das Waldviertel jährlich für 400 Millionen Euro Energie importiert – jährlich! Diese könnten wir aber selber machen, unter anderem zum Beispiel mit Windrädern.

Kollege Schmiedlechner beschwert sich immer, dass die Landwirte
solch ein schlechtes Einkommen haben und dass dieses nicht steigt, und Kollege Kainz beschwert sich darüber, dass wir jetzt Windräder haben wollen,
und Herr Landtagspräsident Waldhäusl aus Niederösterreich spricht sich dage­gen aus, dass Windräder im Waldviertel im Wald gebaut werden – ein Ein­kommensverbot für unsere Forstwirte im Waldviertel! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Lausch: Das ist ja unfassbar! Den Wald zubetonieren und grün anstrei­chen, das ist ja ein Wahnsinn!)

Das ist die freiheitliche Position: ja nicht die Einkommen unserer Forstwirte stei­gen lassen, lieber die Windräder verbieten! Selbst wenn man darüber ab­stimmen möchte, ist das Herrn Waldhäusl nicht recht. Direkte Demokratie ist nämlich dann, wenn die Bevölkerung sich dafür entscheiden könnte, dass


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sie sich endlich selber versorgt, nicht gefragt. Da ist er dagegen, denn es soll ja lieber das Putin-Gas importiert werden – Hauptsache, Putin verdient und
nicht unsere Forstwirte. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Lausch.)

Es geht dabei nicht um hektarweise Wald, der im Waldviertel gerodet
werden soll. (Abg. Lausch: Ah geh! Nein, nur um zwei Bäume!) Geht man dort durch die Gegend, dann sieht man, dass die Hälfte der Bäume gar nicht mehr
steht, weil der Borkenkäfer, die Dürre, der Sturm und Co die Bäume bereits um­gelegt haben. (Abg. Lausch: Ja, ja! Die kann man nicht nachpflanzen, nein!) Wir können die Windräder genau dort bauen, wo gar kein Wald mehr steht, aber das ist Ihnen ja nicht recht. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich weiß schon,
Herr Waldhäusl will die Autobahn bauen. Das Versiegeln und das Wegmachen des Waldes im Waldviertel für eine Autobahn, das ist euch recht – ja kein Einkommen für unsere Waldviertler Bauern, lieber Autobahnen bauen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Sieber.) Versiegeln statt Einkommen für die Waldviertler! Herr Waldhäusl sagt aber, dass er den Wald schützen will, und des­wegen fährt er beim Traktorrennen im Waldviertel mit seinem Traktor auch 24 Stunden im Kreis. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen.)

Das ist der Zugang der freiheitlichen Fraktion zur Forstwirtschaft, aber
damit werden wir nicht weiterkommen. Wir können uns energieautark machen, wenn wir die Windräder bauen. Diese sind modern, und genau diese Inno­vation dürfen wir im Waldviertel nicht verhindern. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Lausch: Den Wald zubetonieren! Das ist ein Wahnsinn!)

Damit kann man nicht nur die Stromversorgung, sondern die ganze Energie­versorgung sicherstellen, und genauso, wie wir das bei der Energie
machen werden, werden wir das auch beim Wasser machen. Wasserwirtschaft kommt jetzt ein bisschen zu kurz, aber auch da werden wir dafür sorgen
und eintreten müssen, dass wir das Wasser für uns haben – nicht
nur das Trinkwasser, logischerweise, sondern auch das Wasser für die Landwirt­schaft. (Abg. Deimek: Also das Nutzwasser!)


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Der Trinkwasserplan ist wichtig, aber mir ist auch wichtig, dass wir das Was­ser in der Region halten. Da nutzen auch die Märchen des Herrn Wald­häusl nicht, dass das Wasser dann vertrieben werde, wenn Windräder aufgestellt werden. (Heiterkeit bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Lausch.) Ich
weiß ja nicht, wie man auf solche Ideen kommen kann, aber sogar solche Mär­chen werden mittlerweile im Waldviertel verbreitet.

Mit diesen Märchen werden wir aufräumen. Wir werden das Waldviertel innovativ machen und nicht in der Vergangenheit verharren lassen, so wie die Freiheitlichen das wollen, wodurch es kein Einkommen für unsere Land­wirte gibt. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwi­schenrufe bei der FPÖ.)

17.16


Präsidentin Doris Bures: Zur Untergliederung Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft liegt mir nun keine Wortmeldung mehr vor. So­mit beende ich die Beratungen zu diesem Themenbereich.


17.16.26

UG 30: Bildung

UG 31: Wissenschaft und Forschung

Präsidentin Doris Bures: Wir gehen in der Tagesordnung weiter. Wir kommen zu den Untergliederungen Bildung sowie Wissenschaft und Forschung.

Hierüber finden die Debatten unter einem statt.

Frau Abgeordnete Andrea Kuntzl, Sie haben das Wort. – Bitte.


17.16.45

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir kommen jetzt mit den Kapiteln Bildung und Wissenschaft
zu einem ganz wichtigen Zukunftsthema, zu dem wichtigen Zukunfts­thema schlechthin, das von dieser Bundesregierung leider sehr ambitionslos be­handelt wird.


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Das beginnt einmal bei der Elementarpädagogik, bei der die im Zuge der Finanzausgleichsverhandlungen in Aussicht gestellten Mittel für die Kinderbetreuung, die Elementarpädagogik offensichtlich dahinschmelzen. Es wäre sehr wichtig, da einerseits einen Ausbau zu schaffen und es andererseits zu schaffen, dass die Kinderbetreuung in dieser wichtigen ersten Kinderbil­dungsphase in allen Bundesländern, so wie in den drei sozialdemokratisch ge­führten Bundesländern, allen gratis zur Verfügung steht. Das wäre ein ganz, ganz wichtiges Ziel, das leider nicht in Angriff genommen wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Im Bildungsbereich schaut es so aus, dass das Budget für den Bildungs­bereich weit unter der Inflationsrate liegt, und zwar von allen Kapiteln in diesem Budget am weitesten unter der Inflationsrate. Das bedeutet, dass wir da
real von Budgetkürzungen ausgehen müssen – wie gesagt in diesem wichtigen Zukunftsbereich.

Im Bereich der Wissenschaft, der Universitäten, der Fachhochschulen
schaut es so aus, dass die Universitäten im kommenden Jahr nicht – bei Weitem nicht – den erhofften, benötigten Inflationsausgleich zur Verfügung gestellt bekommen werden. Sie werden nicht einmal die Hälfte dessen, was sie
ihrer Meinung nach bräuchten, um den Betrieb entsprechend fortsetzen zu kön­nen, als Inflationsausgleich zur Verfügung gestellt bekommen.

Die für die drei Jahre danach für die Leistungsvereinbarung eingestellten Budgetmittel, die höhere Budgetmittel darstellen würden, müssen erst ihre Be­deckung finden, das wird aber zur nächsten Bundesregierung hingescho­ben, die das wird lösen müssen. Das reiht sich ein in das Gesamtbild dieses Hin­ter-mir-die-Sintflut-Budgets, das sich auch in der Finanzierung der Univer­sitäten niederschlägt.

Die Fachhochschulen werden stiefmütterlich behandelt. Auch da wäre ein Aus­bau sehr dringend notwendig. Es wird 2024 vermutlich zu keinem Ausbau kommen können. Die Mittel, die als Jubiläumszahlung zur Verfügung gestellt


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werden, sind eine Einmalzahlung, die, wie wir ja jetzt auch aus den Kollektivvertragsverhandlungen wissen, keine nachhaltige Wirkung hat.

Was den Wissenschaftsbereich betrifft, so haben wir aus den Diskussionen im Ausschuss auch gelernt, dass es zu keinen Reformmaßnahmen, Reformpro­jekten in der nächsten Zeit mehr kommen wird.

Ich rede jetzt gar nicht von tiefgreifenden Reformen, aber es gibt Baustellen, die man unmittelbar in Angriff nehmen müsste. So zum Beispiel wäre die Lö­sung des Kettenvertragsproblems sehr wichtig, um jungen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern eine entsprechende Laufbahnperspektive zu geben
und sie davon zu befreien, in unsicheren Arbeitsverhältnissen in einem Wander­arbeiter:innentum zu leben. – Also ein wichtiger Bereich, leider sehr ambi­tionslos. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)

17.20


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Rudolf Tasch­ner. – Bitte.


17.20.30

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsi­dentin! Hohes Haus! Ich stimme mit Frau Kollegin Kuntzl vollkommen überein, dass wir jetzt Untergliederungen verhandeln, die die wichtigsten in dem
ganzen Budget sind, weil sie die Zukunft wirklich betreffen. Das ist ganz richtig. Es ist natürlich so, dass Sie als Opposition alles Recht der Welt haben, zu
sagen, es ist zu wenig Geld zur Verfügung gestellt worden. Ich darf als Vertreter einer Regierungspartei dazu sagen: Die Zahlen, die Budgetzahlen stimmen!

Im Bereich Bildung zum Beispiel sagen Sie, es ist nur die Hälfte veranschlagt. Sie müssen bedenken, dass die Coronahilfen, die vorher drinnen waren, jetzt
nicht mehr eingerechnet werden müssen. Insofern ist eine halbe Milliarde Euro für die Bildung zusätzlich angefallen, die man jetzt nicht miteinberechnen
muss. Also die Zahlen stimmen.


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Ich möchte auch betonen, dass es nicht nur so ist, dass die Zahlen stimmen müs­sen, sondern die Budgetmittel müssen auch in einer richtigen Weise ver­wendet werden. Wenn die Hebelung stimmt, dann können auch mit niedrigen Zahlen große Wirkungen erzielt werden; wenn die Hebelung nicht stimmt, dann kann es natürlich schiefgehen. Wenn Sie zum Beispiel wie vor Kurzem
fordern, es soll keine Noten in den Schulen geben, dann können wir mit allem Geld der Welt unterstützen – es wird nicht helfen. Die Jugend wird nicht
so gut ausgebildet werden können, dass wir sagen können: Wir haben
eine Jugend ausgebildet, die einer Konkurrenz gegenüber, die immer stärker wird, gefestigt ist. Sie haben sogar gemerkt, dass die Bevölkerung gese­hen hat, dass diese Idee, die von einigen Ihrer Kolleginnen vorgebracht wurde, völlig absurd ist. (Abg. Holzleitner: Aber Sie wissen doch auch, dass das Bildungssystem und der Aufbau dem heutigen System nicht mehr gerecht werden! Das wissen Sie schon, Herr Kollege!)

Der zweite Punkt betrifft die Universitäten. Wenn wir die Hebelung auch
dort richtig durchführen, dann wird es gelingen, wenn man es natürlich falsch macht, wenn man bei den Leistungsvereinbarungen sagt, wir investieren
Geld auch dafür – Eretz Nehederet zum Beispiel heißt diese Satireshow –, dass jemand kommt, der sagt, er kommt von der „Columbia Untisemity“ und: „Ich studiere im Hauptfach queere postkoloniale Astrologie“, dann geht das natürlich nicht.

Wir werden dafür sorgen, dass bei den Leistungsvereinbarungen genau jene Fächer unterstützt werden, in denen Zukunft geschaffen wird – die Zukunft, die wir brauchen, damit wir möglichst viel Geld verdienen können. Mit dem
Budget wird sehr viel Geld ausgegeben, wir müssen also sehr viel Geld verdie­nen, damit wir irgendwann einmal wieder ein ausgeglichenes Budget
haben werden. Dafür steht auch dieses Bildungsbudget. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.22



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Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Martin Graf zu Wort gemeldet. – Bitte.


17.23.10

Abgeordneter Mag. Dr. Martin Graf (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Ja, es wurde schon viel über Budgets im tertiären Bildungs­bereich erzählt, und es stimmt ja auch sehr vieles, dass sehr viel Geld in die Hand genommen wird. Vieles fließt nicht in die richtigen Kanäle, daher möchte ich vorweg gleich einmal zwei Anträge einbringen.

Zum einen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Keine Transferzahlungen an die Stiftung Dokumentationsarchiv des öster­reichischen Widerstands (DÖW)“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, keine Transferzahlungen an die Stiftung ‚Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)‘
zu leisten.“

*****

Der zweite Entschließungsantrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kein Zusatzbudget für die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH)“

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, keine Direktzahlungen“ – an – „die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) zu leisten.“

*****

Warum diese beiden Anträge? – Es geht ja ums Geld, und Sie nehmen
schon wieder viele Millionen in die Hand, um letztendlich Institutionen zu fördern, die ein Ziel haben – beide Institutionen, das kann man zusam­menfassen –: die Universitäten als Festung des organisierten Linksextremismus auszubauen.

Sie nehmen zusätzlich Geld für beide Institutionen in die Hand, obwohl es
schon genug Förderungen in Form von Transferzahlungen gibt; so zum Beispiel 1,6 Millionen Euro für die Österreichische Hochschülerschaft zusätzlich
zu den ÖH-Beiträgen, die im Semester rund 8 Millionen Euro ausmachen, also 16 Millionen Euro. Sie nehmen zusätzliches Geld in die Hand, um Institu­tionen zu fördern, die im Wesentlichen gegen einen offenen Pluralismus in un­serer Gesellschaft und insbesondere an den österreichischen Hochschulen eintreten.

Wir sehen die Auswüchse nahezu täglich an den Universitäten: Die Sicherheit für Veranstaltungen, die den Linksextremisten nicht genehm sind, kann
nicht gewährleistet werden, sie werden abgesagt. Die Lehre und die Lernfreiheit sind nicht mehr garantiert. Professoren werden davon abgehalten, Vorle­sungen, Übungen, Proseminare et cetera zu halten – und das alles unter Ihrer Auf­sicht. Ich möchte nicht, Herr Bundesminister, dass Sie in die Geschichte eingehen als der geistige, ideologische Ziehvater des Linksextremismus an den Universitäten.

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes ist ein Privatverein, der seit Jahrzehnten ein Klima der Gesinnungs- und Meinungsun-


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terdrückung in Österreich prägt, linke Wühlarbeit zur gezielten Denun­ziation leistet, um Andersdenkende zu desavouieren. Die Kontakte beider Or­ganisationen zum gewaltbereiten Antifa-Lager sind belegt.

Nur ein Beispiel: Der DÖW-Proponent Bernhard Weidinger referiert
ein auf Indymedia erschienenes Bekennerschreiben zu einem Brandanschlag auf das Auto eines AfD-Politikers – und bejubelt diese Tat mehr oder weniger –,
das mit einem Gruß an die Betroffenen des Antifa-Ost-Verfahrens,
sprich die Hammerbande, die Menschen an Leib und Leben verletzen, nur um ihrer Ideologie mit Gewalt zum Durchbruch zu verhelfen, endet. – Herr Bundesminister, ich glaube, so etwas muss man einstellen. (Abg. Michael Hammer: Frech auch noch werden! – Abg. Tomaselli: Die FPÖ muss man einstellen!)

Allein was in den letzten Wochen durch die Österreichische Hochschülerschaft in Wien abgeführt wurde: diese Linke Messe am 26.10., um den Anti-Natio­nalfeiertag zu feiern, um dort politische Kontakte und Freundschaften
für die zukünftigen Semester zu schließen; dass – wie man ja im „Heimatkurier“ sehr detailliert nachlesen kann – bei den Kritischen Einführungstagen
der ÖH Uni Wien ein organisiertes Vernetzungstreffen der linksextremen Szene unter Beteiligung nicht nur des DÖW, sondern auch von Rosa Antifa Wien,
Rise up Wien, Plattform Radikale Linke, Metalab, Asyl in Not, w23, SOS Balkan­route, Das Klimacamp und vielen anderen Organisationen, die in der Platt­form der Radikalen Linken hinter mehreren Veranstaltungen stecken, vorgenom­men wurde; wo LGBTQ-Propaganda und Hetze gegen Nationale und Bur­schenschaften sowie rechte Studenten vorgenommen wird; wo die staatlich ge­förderte Privatstasi, das DÖW, wieder einmal dabei war; wo die Univer­sitäten, wie ich bereits erwähnt habe, zu einer Festung des organisierten Links­extremismus letztlich unter Ihrer Herrschaft als Minister und Aufsicht
werden.

Es ist, glaube ich, an der Zeit, mit den linksterroristischen Strukturen – so kann man das ja mittlerweile bezeichnen – an den Universitäten aufzuhören, die


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eine Blutspur des linksterroristischen Getriebes nach sich ziehen. Herr Bundes­minister, hören Sie auf, der Antifa Millionen in den Rachen zu schmeißen,
hören Sie auf, diese zu subventionieren, um fragwürdige, pseudowissenschaftli­che Rechtsextremismustheorien, die allesamt die politische Mitte bereits
treffen, in die Welt zu setzen!

Hören Sie auf, hier Millionen zu verbraten, kümmern Sie sich lieber um die Uni­versitäten, um die tertiären Bildungseinrichtungen, um die Lehrerausbil­dung und vieles andere mehr, denn das liegt alles im Argen. (Beifall bei der FPÖ.)

17.29

Die Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Dr. Martin Graf

und weiterer Abgeordneter

betreffend Keine Transferzahlungen an die Stiftung Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

eingebracht in der 239. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 22. Novem­ber 2023 im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bun­desvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) – UG31

Laut Auskunft von Bundesminister Polaschek im Budgetausschuss sind 2024 seitens des Ressorts Transferzahlung an die Stiftung „Dokumentationsarchiv des österrei­chischen Widerstands (DÖW)“ in der Höhe von 850.000 Euro vorgesehen.

In den Jahren 2019 bis 2023 flossen bereits 2,6 Millionen Euro an diese fragwürdige Institution, wie aus einer aktuellen Anfragebeantwortung hervorgeht:


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Das „Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands“ (DÖW) – ein Privat­verein, der seit Jahrzehnten ein Klima der Gesinnungs- und Meinungsunterdrü­ckung in Österreich prägt – tritt als allumfassende moralische Instanz auf und sam­melt nebenbei von den verschiedensten öffentlichen Stellen Steuergeld ein, um
linke Wühlarbeit zur gezielten Denunziation zu betreiben.

Vor einigen Jahren hat sich im Dunstkreis des DÖW eine Art „Think Tank“ konstituiert, der unter dem Namen „Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (FIPU)“1 pseudowissenschaftliche Rechtsextremismustheorien
aus linksradikaler Feder publiziert.

Zentrale Figur in beiden Organisationen ist der Politikwissenschaftler Dr. Bernhard Weidinger. Dessen Kontakte ins gewaltbereite Antifa-Lager sind belegt.
Noch 2015 hielt er in Freiburg einen Vortrag zum Thema „Burschenschaften und völkischer Terror in Südtirol/Alto Adige“,2 der vom Referat für politische Bil­dung des linksextrem dominierten Studierendenrats der Uni Freiburg zusammen mit der über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus als besonders militant und extremistisch bekannten „Autonomen Antifa Freiburg“ organisiert wurde,
welche trotz der gegenüber dem Linksextremismus besonders laxen Haltung des deutschen Verfassungsschutzes unter dessen Beobachtung steht.


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Einladung zu einem Vortrag von DÖW-Mitarbeiter Bernhard Weidinger
im Dunstkreis der Gewalt-Antifa.

Die „Autonome Antifa Freiburg“ empörte sich auf ihrer Webseite zuletzt über die Razzien, die gegen die mutmaßlichen Betreiber der in Deutschland seit Jahren offiziell verbotenen linksextremen Gewalt-Plattform „Indymedia linksunten“ geführt
wurden. Die amtshandelnden Polizisten werden in der Meldung als „Bullen“ bezeich­net. Das Verbot der Seite, die regelmäßig Bekennerschreiben zu linksextremen Gewalttaten veröffentlicht, wird als „Repression“ und „Zensur“ bezeichnet.3

Nur zwei Tage später verbreitet die „Autonome Antifa Freiburg“, unter deren Organi­sation der führende DÖW-Proponent Bernhard Weidinger 2015 referierte,
ein auf „Indymedia“ erschienenes Bekennerschreiben zu einem Brandanschlag auf das Auto eines AfD-Politikers4 und schreibt dazu unter dem zynischen Titel „Ein
Gericht, kalt genossen“5 Betont werden auch die „solidarische[n] Grüße an die Betrof­fenen des Antifa Ost Verfahren[s]“. Dabei handelt es sich um den Prozess
gegen die linksextreme „Hammerbande“, über deren Anführerin, die nicht rechtskräf­tig zu fünf Jahren Haft verurteilte Lina Engel, die Zeitung „Welt“ etwa schreibt:6

Die heute 28-Jährige stellt sich damit geistig in eine Reihe mit anderen Milieus, die das Recht in die eigene Faust nehmen. Mit Rockerbanden, die Abtrünnige hin­richten. Oder mit Mafia-Gruppen, die archaische Racherituale ausüben. Lina E. und


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ihre Genossen haben nicht gemordet. Sie beließen es bei – teils schwerer – Körperverletzung. Aber sie haben sich der Schwelle zum Terror so weit genähert wie seit RAF-Zeiten keine linksradikale Gruppe mehr.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, keine Transferzahlungen an die Stif­tung ‚Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)‘ zu leisten.“

1     http://www.fipu.at/

2     https://www.stura.uni-freiburg.de/termine/15-02-11

3     https://autonome-antifa.org/breve8756

4     https://de.indymedia.org/node/295698

5     https://autonome-antifa.org/breve8758

6     https://www.welt.de/debatte/kommentare/article245628102/
Linksextremistin-Lina-E-Sie-wollte-die-Herrschaft-des-Zorns.html

*****

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Dr. Martin Graf

und weiterer Abgeordneter

betreffend Kein Zusatzbudget für die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH)


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eingebracht in der 239. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 22. No­vember 2023 im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anla­gen (2300 d.B.) – UG31

Laut Auskunft von Bundesminister Polaschek im Budgetausschuss sind 2024 seitens des Ressorts Direktzahlungen an die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH)
in der Höhe von 2.045.000 Euro vorgesehen. An jene ÖH, die ohnehin üppig über Zwangsbeiträge aller Studierenden finanziert wird:

Der ÖH-Beitrag (Studierendenbeitrag) beträgt € 22,70 und ist ausnahmslos
von allen ordentlichen und außerordentlichen Studierenden zu entrichten, auch von jenen, die von der Zahlung des Studienbeitrages befreit sind.

Bei etwa 350.000 Studenten macht das knapp 8 Millionen Euro je Semester(!)
aus.

Und das für eine „Studentenvertretung“ die teilweise mit der linksextremen und anti­semitschen Szene verstrickt ist. So ist in ein der parlamentarische Anfra­ge 16703/J an den Innenminister nachzulesen:1

Die Österreichische Hochschülerschaft an der Universität Wien organisiert und be­wirbt zum Semesterstart von 9. bis 26. Oktober eine Veranstaltungsreihe mit
dem Titel „Kritische Einführungstage“: In einem an die Studenten der Uni Wien am
6. Oktober per Mail versendeten Newsletter heißt es dazu:

Im Rahmen der KritTage wurden viele Veranstaltungen zusammengestellt, wie etwa Vorträge über völkische Verbindungen an der Uni, DIY-Zines-Workshops oder politisch-historische Stadtspaziergänge. Unser Ziel als ÖH ist es dabei, dass Studie­rende die Möglichkeit haben, sich außerhalb des universitären Curriculums
kritisch mit gesellschaftlichen Strukturen zu beschäftigen.


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Die Krittage geben neuen Studierenden die Möglichkeit, sich mit anderen Studis zu vernetzen und eine Bandbreite von linken politischen Gruppierungen kennenzu­lernen. Dabei ist insbesondere die Abschlussfeier - die Linke Messe am 26.10 - eine gute Möglichkeit, am (Anti-)Nationalfeiertag politische Kontakte und Freund­schaften für zukünftigen Semester zu schließen.

Bereits in diesem Text fällt die Fokussierung der Veranstaltungsreihe auf dezidiert linke politische Ausrichtung auf, die in der Abschlussveranstaltung, einer
„Linken Messe“ kulminiert. Blickt man auf die einzelnen Veranstaltungen, so wird sichtbar, dass die ÖH im Rahmen dieser Reihe Kooperationen mit dem „Who
is Who“ des heimischen Linksextremismus eingeht. Dazu zählen etwa:

·       Rosa Antifa Wien

·       Rise up Wien

·       Plattform Radikale Linke

·       Metalab

·       Asyl in Not

·       w23

·       MALMOE

·       SOS Balkanroute

·       Das Klimacamp

Besonders problematisch erscheint in diesem Zusammenhang, dass eine der Veran­staltungen durch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) organisiert wird, welches sich als wissenschaftliches Institut versteht und seit vielen Jahren Deutungshoheit darüber beansprucht, wer in Österreich als
„Extremist“ zu betrachten ist, dabei freilich seinen kreativen Blick ausschließlich nach rechts richtet. Durch die Beauftragung des DÖW mit der Erstellung eines jähr­lichen „Rechtsextremismusberichts“ für die „Direktion Staatsschutz und


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Nachrichtendienst“ (DSN) im Innenministerium erfuhr die politisch motivierte Wühlarbeit des DÖW einen staatlichen Ritterschlag, während sich die Institution gleichzeitig als Kooperationspartner für eine in weiten Teilen linksextrem
geprägte Veranstaltungsserie zur Verfügung stellt.

Das patriotische Online-Medium „Heimatkurier“ berichtet über die „Kritischen Ein­führungstage“ der ÖH Uni Wien wie folgt:

ÖH Wien organisiert Vernetzungstreffen der linksextremen Szene

„Jeden Tag eine linksextreme Veranstaltung“ – so oder so ähnlich dürfte das Motto der Österreichischen Hochschülerschaft in Wien lauten. Mit Themen wie „Intergeschlechtlichkeit“, „LGBTQIA in Kurdistan“ oder „Die rechtsextreme Gefahr von Burschenschaften“ sollen neue Studenten im Rahmen der „Kritischen Einführungstage“ gleich zu Semesterbeginn indoktriniert werden. Zur Krönung der zweiwöchigen Veranstaltung ist am 26. Oktober ein „Anti-Nationalfeiertag“
geplant.

Aus ihrer extrem linken Gesinnung macht die Österreichische Hochschülerschaft seit Jahrzehnten kein Geheimnis. Stilistisch und ideologisch ist sie kaum von
diversen Antifa-Gruppierungen zu unterscheiden. Nach einer „coronabedingten“ Unterbrechung veranstaltet die ÖH nun wie zuletzt 2019 erneut die soge­nannten „Kritische Einführungstage“. Das entsprechende Programm zeigt: Die Pro­pagandaveranstaltung fungiert unverhohlen als Vernetzungstreffen zahlrei­cher  linksextremer Organisationen. Die Uni Wien stellt dafür großzügig Räume parat.

Plattform Radikale Linke hinter mehreren Veranstaltungen

Mitorganisator ist die „Plattform Radikale Linke“, bestehend aus mehreren linksextremen Gruppierungen. Dazu gehören Antifa 15, Antifa Recherche Wien, Autonome Antifa (w), Autonome Wienzeile und Stop Deportation Vienna.
Zwar dürften die Namen über das ideologische Selbstverständnis dieser Gruppie­rungen bereits genug verraten, dennoch schadet ein Blick auf die geistigen


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Ergüsse dieser Organisationen nicht. So bezeichnet Antifa 15 Österreich als „Scheiß­land“, in dem man sich „nach wie vor mit rechten bzw. reaktionären Ideologien auseinandersetzen“ müsse. „Nationalsozialistisches und faschistisches Gedankengut“ würden nicht nur in „antidemokratischen rechten Randgruppen“, sondern auch innerhalb der Demokratie und im Bewusstsein der Bevölkerung selbst existieren, so Antifa 15. Die Antifa Recherche Wien wiederum agiert als eine Art Geheim­dienst der linken Szene: Sie erstellt, sammelt und veröffentlicht Bilder und private Informationen von patriotischen Aktivisten, um sie damit potenziell als
Zielobjekt linken Terrors zu markieren.

LGBTQ-Propaganda und Hetze gegen Burschenschaften

Der erste Tag startete mit einem „feministischen Layoutabend“, an dem „queerfemi­nistische“ Sticker entworfen werden sollen. Dem hätte – zumindest nach Plan –
ein Vortrag über LGBTQ-Kämpfe in der Türkei und Kurdistan folgen sollen. Dieser wurde allerdings abgesagt, da die ÖH dem Mitveranstalter „Young Struggle
Wien“ aufgrund israelkritischer Äußerungen nun Antisemitismus vorwirft. Ein wun­derbares Beispiel für den innerlinken Konflikt zwischen linksliberalen Multikul­tis und ihren importierten Schützlingen. Weiter ging es mit dem Vortag „Rechtsextremismus und Männerbündelei an Universitäten: Völkische Verbindungen in Österreich“. Die Grundthesen: Patriotismus ist immer böse, Burschenschafter haben Angst vor Frauen und planen nebenbei die geheime Machtergreifung.

Staatlich geförderte „Privat-Stasi“ DÖW mit dabei

Kommende Woche werden weitere einschlägige Vorträge folgen: Neben der Verherr­lichung der kommunistischen Umsturzversuche in der österreichischen Zwi­schenkriegszeit wird es auch einen Vortrag über den marxistischen Pseudo-Märtyrer Ernst Kirchweger geben. Natürlich darf in dieser illustren Runde auch das DÖW
nicht fehlen: Am 20. Oktober findet der Workshop „Rechtsextremismus erkennen“ statt. Ob daran auch Innenminister Gerhard Karner teilnehmen wird, der
die fragwürdige Organisation immerhin mit der Erstellung eines Rechtsextremismus-


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berichtes beauftragt hat? Neben weiteren binnenlinken Diskursen über Anar­chie, Materialismus und Klimawandel sollen die „Kritischen Einführungstage“ am
26. Oktober mit einer „Linken Messe“ abgeschlossen werden. Diese wird von
der ÖH als „Anti-Nationalfeiertag“ propagiert.

Universitäten als Festung des organisierten Linksextremismus

Eine Demaskierung der ÖH ist damit nicht einmal notwendig. Sie zeigt bereits mit al­ler Offenheit ihre linksradikale Fratze. Die kritischen Einführungstage sind da­bei nur die Spitze des Eisbergs. Die Verbreitung von LGBTQ-Propaganda, die Teilnah­me an linksradikalen Demonstrationen und die Vernetzung mit linken NGOs
und gewaltbereiten antifaschistischen Gruppen ist der Wesenskern der „Arbeit“ der Österreichischen Hochschülerschaft. Fatale Folgen hat dies nicht nur für die Studentenschaft, sondern für die Gesellschaft im Ganzen – denn Universitäten prä­gen die kulturelle Hegemonie und den Zeitgeist entscheidend mit.

Linksterroristische Strukturen führen bis nach Österreich

Das linksradikale Strukturen in Österreich völlig frei walten und schalten
können, ist ein massives Problem. In einer ausführlichen Recherche hat der Heimat­kurier die Blutspur der linksterroristischen Hammerbande rekonstruiert. Die
Spur der Terroristen könnte, wie FPÖ-Generalsekretär Hafenecker jüngst in einer Pressekonferenz schilderte, nach Innsbruck führen. Dort mobilisierte im
Dezember 2022 ein ungarischer Linksextremist im linksautonomen und staatlich geförderten „Café LOTTA“ zu Protesten gegen den „Tag der Ehre“ in Buda­pest. Bekanntlich veranstaltete die Hammerbande dort schließlich eine mehrtägige Menschenjagd. Die österreichischen Behörden haben darauf nicht reagiert
und sind bis zum heutigen Tag untätig.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:


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„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, keine Direktzahlungen die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) zu leisten.“

1        https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/J/16703/
fnameorig_1590696.html

*****


Präsidentin Doris Bures: Die Entschließungsanträge sind eingebracht und können debattiert werden. (Allgemeine Heiterkeit.)

Frau Abgeordnete Sibylle Hamann, Sie gelangen nun zu Wort. –
Bitte.


17.29.54

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Liebe Frau Präsidentin, vielleicht können Sie mir helfen: Ich war jetzt kurz nicht ganz sicher, in welch
komischer rechtsobskurantistischen Veranstaltung ich mich hier befinde.
(Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich gehe schon recht in der Annahme, dass wir jetzt hier im Nationalrat sind und dass wir über das Bildungsbudget sprechen, oder? Herr Bundesminister,
können Sie mir helfen? (Abg. Martin Graf: Die Millionen werden ja ...!) – Ja, also ich glaube, es war das falsche Tonband, das Sie hier eingelegt haben, Herr
Kollege Graf.

Ich möchte zum Thema sprechen, zum Bildungsbudget: Das Bildungsbudget hat die Eigenheit, dass es nominell riesig ist, aber relativ wenig Gestaltungs­spielraum zulässt. Wir sind in der glücklichen Lage, dass heuer durch das Ende der Coronamaßnahmen Mittel frei werden, das wurde schon erwähnt,
auch durch eine massive Verjüngung des Lehrkörpers in Österreich. Und dieses Bildungsbudget ist ein gutes, weil es diese frei werdenden Mittel und noch
mehr benützt, um in die Zukunft zu investieren.


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Ich möchte das an vier Beispielen, die mir besonders wichtig sind, exemplarisch darstellen.

Erstes Beispiel: Wir legen in unserer Bildungspolitik einen ganz deutlichen Schwerpunkt auf die Elementarbildung. Das ist im Zusammenhang mit dem Fi­nanzausgleich zu sehen. Die 500 Millionen Euro aus dem Zukunftsfonds,
von denen wir ja jetzt bereits wissen, werden massiv in den Ausbau der Ele­mentarbildung der unter Dreijährigen fallen, gehen direkt an die Ge­meinden. Diese können damit – und das ist mir extrem wichtig – ihr Personal in Zukunft besser bezahlen und auch die Arbeitsbedingungen verbessern.

Dazu kommen die 200 Millionen Euro aus der laufenden 15a-Vereinbarung, die vor allem auch in Qualität investiert werden sollen, plus die Ausbildungs­offensive des Bundes auf ganz vielen Ebenen.

Das ist ein wichtiger und völlig richtiger Fokus, denn jeder Euro, den wir in die elementare Bildung investieren, kommt zigfach zurück, und ich bin glück­lich, dass das mittlerweile fast alle hier im Haus und in der Politik auch verstan­den haben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Der zweite große Schwerpunkt, den wir in diesem Budget setzen, ist die Förderung, speziell die Chancengleichheit, und zwar dort, wo der Effekt am größten ist, und das ist die Sprache. Die Sprache ist die Basis für alles,
ist die Basis für Verstehen, für Ausdruck, auch für Teilhabe an der Gesellschaft und für das Ausschöpfen der eigenen Talente. Wir bauen bei der Sprach­förderung massiv aus, zu 40 Millionen kommen noch einmal 10 Millionen Euro dazu. Das kann verwendet werden für kleinere Gruppen, mehr Flexibili­sierung, Individualisierung; ganz wichtig: auch nach Ende des ao. Status und in allen Schulstufen, auch für die ukrainischen Kinder. Zur Förderung gehört
auch ein Schwerpunkt auf Lesen dazu, das ist ganz wichtig, gehört
auch das Erfolgsprojekt Sommerschule dazu und gehört auch umfassende flächendeckende kostenlose Nachhilfe dazu, ganz wichtig.


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Das Projekt weiterlernen ist individuell niederschwellige Lernhilfe durch NGOs. Das wurde bisher auch durch EU-Gelder finanziert und wird jetzt fix im
System verankert, dauerhaft budgetiert, damit die Förderung von Kindern nicht am Geldbörsl der Eltern scheitert und weil wir in diesem Land jedes Kind
und seine Talente brauchen.

Drittes Beispiel: Schulentwicklung. Das Projekt 100 Schulen – 1 000 Chancen, eines der Leuchtturmprojekte, wird ausgebaut, zu den schon bestehen­den 15 Millionen Euro kommen noch einmal 5 Millionen dazu. Das bedeutet, Standorte mit den schwierigsten Voraussetzungen können innovative,
neue Wege gehen. Da gibt es in der Praxis schon viele Erfolgsgeschichten zu erzählen. Ich bin sehr gespannt auf die ersten Zwischenergebnisse, und
ich finde es großartig, dass Kinder mit den größten Benachteiligungen in diesem Land bei der schulischen Innovation vorangehen können.

Das vierte Beispiel: der nachhaltige Schulbau, wo wir ebenfalls einen massi­ven Schwerpunkt setzen. Schulen sollen Orte sein zum Wohlfühlen,
wo gute Energie und gutes Klima herrschen, im wörtlichen Sinn. Kinder und Jugendliche, das haben sie uns immer wieder gezeigt und auch auf der
Straße und hier in Jugendparlamenten gesagt, wollen Vorreiter sein bei der Öko­logisierung ihres Alltags. Sie wollen auch im Schulalltag Energieeffizienz
und Müllvermeidung. Sie freuen sich, wenn sie eine Fotovoltaikanlage am Dach haben und da selber auch ihren Beitrag leisten können.

Diese Botschaft aus der Klimabewegung haben wir verstanden. Wir haben
sie aufgenommen und wir setzen sie in diesem Budget mit einem gro­ßen Schwerpunkt zum nachhaltigen Schulbau um. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

17.34


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Martina Künsberg Sarre zu Wort. – Bitte.



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17.34.42

Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als ich die Rede von Kollegin Hamann gehört habe, habe auch ich geglaubt, dass ich eigent­lich in einem anderen Film bin, als sie sich befindet.

Ich glaube nicht, dass das Bildungsbudget ein Zukunftsbudget ist. Ich
glaube nicht, dass das Bildungsbudget gut ist, so wie Sie das gesagt haben. Wenn man die Zukunftsquote für 2024 anschaut, dann sieht man: Es geht nur
ein Fünftel in zukunftsorientierte Bereiche, nämlich beispielweise Bildung, For­schung, Klimaschutz.

Die Ausgaben für Bildung – und da können Sie nicht so oft sagen, dass die Coronagelder jetzt wegfallen und das Geld trotzdem draufbleibt – sind real um 5 Prozent gesunken, und das ist kein Erfolgsbudget für die jungen Leute in Österreich. (Beifall bei den NEOS.)

Herr Minister, Sie investieren nicht in die Qualität und in kleinere Grup­pen in den Kindergärten, auch wenn uns das immer wieder verkauft wird. Es klafft schon jetzt eine Lücke zwischen dem, was angekündigt wurde –
diese 4,5 Milliarden Euro, die der Finanzausgleich bringen soll –, und dem, was heute veröffentlicht wurde. Sie investieren nicht in Schulen in schwieriger sozialer Lage. Sie machen diese Schulen nicht zu Chancen und Aufstiegsschulen, sondern Sie belassen alles so, wie es ist. Sie führen nicht den Chancenbo­nus, den Chancenindex ein. Sie investieren nicht in zeitgemäße Arbeitsbedingun­gen für die Lehrkräfte – das wäre längst notwendig und in anderen Ländern
ist das längst Usus. Sie investieren nicht in eine bessere sonderpädagogi­sche Förderung. Sie investieren nicht in ein inklusives Schulsystem, und es ist eben nicht so, Frau Kollegin Hamann, dass diese Bundesregierung jedem
Kind in Österreich die bestmöglichen Chancen gibt, denn sonst hätten Sie längst das Recht auf ein elftes und zwölftes Schuljahr für Kinder mit Behinderung eingeführt. Sie wollen es einfach nicht. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Taschner: Das wird durchgeführt, bis auf Wien vielleicht!)


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Die Frage ist eigentlich, Herr Minister: Was machen Sie? (Abg. Shetty: Das
ist eine gute Frage!)
Sie und Ihre Kollegen in der Bundesregierung hängen den zu­künftigen Generationen einen riesigen Schuldenrucksack um. Das ist das,
was diese Bundesregierung macht. 105 Milliarden Euro an neuen Schulden hat diese Bundesregierung in dieser Legislaturperiode gemacht – Schulden, Schulden, Schulden, wohin das Auge reicht, null Strukturreform, null Föderalis­musreform, einfach nur gut im Geldausgeben, das wir eigentlich noch gar
nicht oder gar nicht haben. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Sie sollen umstrukturie­ren und dann in die Zukunftsfelder investieren, aber ich kann es Ihnen auch
gerne nachher erklären.

Auf den ersten Blick ist das Wissenschaftsbudget besser. Was dort
fehlt, ist, dass es klare Reformen und eine Vision gibt.

Herr Minister, Sie schreiben alles fort. Sie haben die Leistungsvereinbarung, und ich hoffe sehr, dass Sie diese auch als Steuerungsinstrument nutzen und
nicht nur mit den Universitäten verhandeln.

Was machen Sie sonst? Gibt es eine Schwerpunktsetzung? Gibt es eine Cluster­bildung? Gibt es einen Plan für eine echte Studienplatzfinanzierung? – Das
ist längst noch nicht umgesetzt, wäre aber dringend notwendig. Der klare Plan, welche Rolle in Zukunft die pädagogischen Hochschulen, die Universitäten
und die Fachhochschulen zusammen spielen, fehlt. Da gibt es nur Überschriften.

Was Sie aber tun, ist: Sie haben eine neue Uni gegründet, zusätzlich zu
denen, die wir eh schon haben, und wir haben genug in Österreich. Sie buttern dort viel Geld hinein, verkaufen das zuerst als Innovation, als eine Digita­lisierungsuniversität, jetzt ist es de facto eine Kunstuni geworden, eine Koopera­tion mit dem Ars Electronica Center. Sie führen den Forschungsrat zusam­men, die beiden Räte, besetzen diese nicht.

Herr Minister, es wäre dringend notwendig, dass Sie sich endlich für die Zukunft einsetzen, dafür sind Sie nämlich auch Bildungs- und Wissenschaftsminister,


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nämlich für die jungen Leute in Österreich, vom Kindergarten bis hinauf ins Stu­dium. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

17.39


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Bundesminister Martin Polaschek zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Minister.


17.39.19

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek: Hohes Haus! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen
und Herren Abgeordneten! Ein solides Budget ist die Grundlage für ein erfolg­reiches Bildungssystem sowie für einen exzellenten Wissenschafts- und Forschungsstandort. Daher freut es mich als zuständigen Bundesminister beson­ders, dass ab dem kommenden Jahr insgesamt fast 18 Milliarden Euro pro
Jahr für Bildung, Wissenschaft und Forschung in unserem Land zur Verfügung stehen werden. Das ist ein starkes Plus von insgesamt 742 Millionen Euro
pro Jahr.

Unser Wohlstand in Österreich fußt zu großen Teilen auf Erkenntnissen und In­novationen aus Wissenschaft und Forschung. Umso erfreulicher ist es,
dass die Investitionen gerade in diesen zukunftsträchtigen Bereichen konti­nuierlich und nachhaltig spürbar wachsen von 6,4 Milliarden Euro im Jahr 2024 auf 7,2 Milliarden Euro im Jahr 2027. Insgesamt sind bis zu 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktwachstums auf universitäre F&E zurückzuführen.
Der Gesamtbudgetrahmen für die Universitäten sowie der FTI-Pakt 2024 bis 2026 sind als ein klares finanzielles Bekenntnis der Bundesregierung
zu einem starken und wettbewerbsfähigen Standort Österreich zu verstehen.

Ich möchte hier noch einmal die Gelegenheit nutzen, mich bei Herrn Finanzminister Brunner und seinem Team, aber auch beim Koalitionspartner für die gute und konstruktive Zusammenarbeit sowie Verhandlungsweise zu bedanken. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Geschätzte Mitglieder des Hohen Hauses! Mit dem dritten Platz bei den Forschungsausgaben im EU-Vergleich belegt Österreich eine Spitzenposition, die wir auch in Zukunft einnehmen wollen. Daher freut es mich umso mehr,
dass es gelungen ist, für die Universitäten einen Gesamtbetrag von rund 16 Mil­liarden Euro für den Zeitraum 2025 bis 2027 zur Verfügung zu stellen. Im Vergleich zum zuvor vereinbarten Budget für die Leistungsvereinbarungsperiode 2022 bis 2024 in der Höhe von 12,3 Milliarden Euro bedeutet das eine Steigerung von 30 Prozent für die Universitäten in den kommenden Jahren. Diese Steigerung des Universitätsbudgets in diesem Ausmaß ist
in Anbetracht der gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen mehr als beachtlich.

Diese Investitionen in Universitäten, aber auch Fachhochschulen sind Investi­tionen in die Zukunft, sind Investitionen für die kommenden Generatio­nen, die Beschäftigung und Innovation garantieren. Diese Investitionen greifen auch, da wir die Universitäten sehr wohl unterstützt haben, was die Teue­rung angeht, sehr wohl mit massiven Summen unterstützt haben, was die Jah­re 2023 und 2024 angeht. Wir sind ja in einem intensiven Austausch mit
den Universitäten. Wir wissen sehr wohl, welchen Bedarf die Universitäten ha­ben und wie es uns gemeinsam mit den Universitäten gelingen wird, in
dieser Zeit weiterhin dafür zu sorgen, dass die Universitäten ihren Aufgaben in Forschung und Lehre nachkommen – entgegen dem, was zum Teil von Per­sonen behauptet wird, die offenbar nicht so gut wissen, wie es an den Universitäten aussieht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die Fachhochschulen sind die zweite große Säule der Hochschullandschaft und sie nehmen eine zentrale Rolle zur Sicherung der Deckung des Fachkräfte­bedarfs für Wirtschaft und Industrie ein. In Zahlen bedeutet das eine Aufstockung des FH-Budgets im kommenden Jahr um ganze 95,8 Millionen Euro, was den Fachhochschulen ermöglicht, weitere wichtige Investi­tionen zu tätigen. Um die Stärkung der finanziellen Situation an den Fachhoch­schulen rascher zu ermöglichen, haben wir die Fördersätze nun schon


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ab 1. Jänner 2024 um 10 Prozent erhöht. Mit den neuen Ausschreibungen im Bereich Mint setzen wir darüber hinaus weitere wichtige inhaltliche Schwerpunkte.

Ich möchte noch einmal kurz auf das Budget des FTI-Pakts zu sprechen kom­men: Für die Jahre 2024 bis 2026 stehen mehr als 2,5 Milliarden Euro
für die Forschungsinstitutionen zur Verfügung. Mit dieser Summe ermöglichen wir die weitere Exzellenzorientierung bei der Förderung von anwendungs­offener Grundlagenforschung als staatliche Kernaufgabe und Grund­lage für Innovation.

Kommen wir nun zum Budget für die Bildung, zur UG 30: Auch wenn zum Teil das Gegenteil behauptet wird – wir investieren da sehr wohl in die Zu­kunft. Wenn Sie fragen, was wir machen: Wir machen etwas, um die Jugend zu fördern. Wir setzen auch auf budgetärer Ebene zahlreiche Maßnahmen,
aber sehr zahlreiche Maßnahmen vor allem auf inhaltlicher Ebene. Es ist so, wie es Herr Abgeordneter Taschner bereits angesprochen hat: Dieses Budget
steigt in der Tat ordentlich und gibt uns genügend Möglichkeiten, wirklich in die Zukunft zu investieren, auch wenn das von manchen vielleicht nicht
so wahrgenommen wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Als Erstes investieren wir natürlich in die Lehrerinnen und Lehrer, denn
sie sind das Rückgrat unseres Bildungssystems. Sie sind diejenigen, die die Kin­der und Jugendlichen optimal auf die Herausforderungen einer immer
komplexer werdenden Welt vorbereiten. Unsere Schulen sind Kompetenz­zentrum, Bildungs- und Entwicklungsraum, Raum für Ideen, aber auch
Safe Room für unsere Kinder.

Ich habe mich für hohe Investitionen in unsere Lehrerinnen und Lehrer auch in der Zukunft starkgemacht, und es ist gelungen: Fast 9,5 Milliarden Euro
und damit über 82 Prozent des Budgets werden investiert, um das schon bisher auch im internationalen Vergleich hervorragende Betreuungsverhältnis


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weiter sicherzustellen. Im Zentrum dieses Budgets steht der stetig steigende Be­darf an Fachkräften, sei es in der Elementarpädagogik, in der Pflege oder
im so wichtigen Bereich der Digitalisierung.

Die Digitalisierung ist eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung, die sich auch für unsere Schulen stellt, und wir investieren da nachhaltig. Allein
für die Umsetzung der Digitalisierungsoffensive an den Schulen werden wir im Jahr 2024 über 52 Millionen Euro in die Hand nehmen. Fast 48 Millionen
Euro davon werden für Endgeräte für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerin­nen und Lehrer bereitgestellt. Korrespondierend dazu investieren wir
noch einmal rund 50 Millionen Euro in das neue Pflichtfach ab der 5. Schulstufe digitale Grundbildung.

In Zeiten des Fachkräftemangels verbessern wir die Voraussetzung, um
noch mehr Potenziale am Arbeitsmarkt zu mobilisieren und einen individuellen Aufstieg zu ermöglichen. Mit der neuen 15a-Vereinbarung in der Erwach­senenbildung erhöhen wir die Mittel für das Nachholen des Pflichtschulabschlus­ses und für die Programme in der Basisbildung um 30 Prozent auf zukünftig
bis zu 35 Millionen Euro pro Jahr.

Für mich steht nach wie vor außer Frage: Jedes Kind in Österreich soll die Schule mit ausreichenden Deutschkenntnissen verlassen. Aus diesem Grund habe
ich entschieden, dass wir ein Deutschförderungs- und Ukrainepaket schnüren. Die Mittel für die Deutschförderklassen und die Deutschförderkurse wur­den um 10 Millionen Euro, also ein Drittel, auf 40 Millionen Euro erhöht, und zu­sätzlich stehen wieder 47 Millionen Euro für Ukraineflüchtlinge und damit einhergehende Herausforderungen in unserem System bereit. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Besonders stolz bin ich darauf, dass wir ein umfassendes finanzielles Schulbau- und Energiepaket für die Bundesschulen schnüren konnten. So werden Österreichs Bundesschulen zum Ausgleich der gestiegenen Energiepreise im kommenden Schuljahr zusätzlich rund 37 Millionen Euro bekommen.


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Das entspricht einer Aufstockung der Mittel um über 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Selbstverständlich werden auch die Mittel zur Unterstützung sozial be­nachteiligter Kinder und Jugendlicher erhöht. So erhöhen wir einerseits die Schülerbeihilfe um 2,8 Millionen Euro und gleichzeitig etablieren wir langfristig mit weiterlernen.at eine enorm wichtige Plattform für kostenfreie indivi­duelle Lernhilfe. Dafür stehen zukünftig rund 4 Millionen Euro bereit.

Lassen Sie mich abschließend kurz zusammenfassen: Diese Bundesregierung hat in den vergangenen Jahren massiv in Bildung investiert und echte Meilen­steine gesetzt, die allein dem Schulsystem langfristig über 250 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln bringen. Um nur einige davon zu nennen: zwei neue Unterrichtsgegenstände – Ethik und Digitale Bildung –, digitale Endgeräte für al­le Schülerinnen und Schüler der 5. Schulstufe, ein gänzlich neuer Schultyp
für die Pflege, die Einführung von psychosozialen und administrativen Stützkräf­ten an den Pflichtschulen, die Sommerschule als wichtige neue Institution für Schülerinnen und Schüler, als gänzlich neues Angebot für die Ferien.

Sehr geehrte Damen und Herren! Das umfassende Budget 2024 stellt nicht nur das größte Budget in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Forschung
dar, sondern ist auch eine solide und nachhaltige finanzielle Grundlage für unser Bildungssystem sowie für den Wissenschafts- und Forschungsstandort Österreich. Auf diese Zukunftsinvestitionen können wir heute stolz sein. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.49


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Maria
Theresia Niss. – Bitte.


17.49.16

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geschätzter Herr Staatssekretär! Hohes Haus!
Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Im Oktober war ich auf Bildungsreise


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in Schweden, und Schweden ist in vielen Bereichen ein Vorbild. Sie sind Innovationleader, aber in einem Bereich war nicht ich die Lernende, sondern eher die Lehrende, und das war der Mint-Bereich. Sie waren ganz hellhörig und wollten weitere Informationen, was wir denn tun, um zukünftig Fachkräfte
im technischen Bereich auszubilden.

Was habe ich Ihnen erzählt? – Einerseits habe ich Ihnen von der Leuchtturm­initiative der Mint-Regionen erzählt, in denen wir entlang der Bildungs­kette in Zusammenarbeit mit Partnern, Unternehmen, Schulen, Hochschulen, Gemeinden et cetera wirklich versuchen, jungen Leuten – Kindern, Mäd­chen, Burschen – gezielt praktische und theoretische Angebote zu geben, damit sie tatsächlich die Praxis und die Technik erleben.

Am 11. Dezember ist die Verleihung dieser sogenannten Mint-Labels. Ich
freue mich, dass es 14 Regionen geschafft haben und gratuliere jetzt schon jeder einzelnen im Voraus. Ich freue mich auch, dass wir als Mintality-Stiftung sozusagen den Fokus auf die Frauen sicherstellen dürfen.

Was habe ich Ihnen noch erzählt? – Ich habe Ihnen zweitens vom Aktionsplan Mi(n)tmachen des Ministeriums erzählt: mintmachen, mitmachen. Da gibt
es so viele Initiativen, dass ich nur ein paar aufzählen kann. Einerseits –
wie gesagt – die Mint-Regionen, andererseits die Mint-Gütesiegeleinrichtungen, 590 an der Zahl. Wir machen eine Plattform, damit wir Mint-Erlebnisse tat­sächlich sichtbar machen können, denn es fehlt an Übersichtlichkeit.

Digicase wird in den Kindergärten und in den Volksschulen flächendeckend aus­gerollt. Wir haben 50 Millionen Euro für digitale Endgeräte und 50 Millio­nen Euro für digitale Grundbildung. Wir haben 57 Mint-Mittelschulen, die jungen Leuten ermöglichen sollen, sich für Technik zu begeistern. Wir haben Mint-Botschafter:innen, und auch im Hochschulbereich setzen wir einen Schwerpunkt.

Sie sehen, wir versuchen wirklich durch unterschiedliche Angebote junge
Leute für Technik zu begeistern, denn wir alle wissen, dass sie die


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Zukunft schmieden, dass sie auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren sollen. Deswegen glaube ich, dass wir da die richtigen Maßnahmen
setzen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

17.51


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Petra Tanzler zu Wort. – Bitte.


17.51.53

Abgeordnete Petra Tanzler (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wenn bei der Bildung gespart wird, ist es kein gutes Budget, es ist ein schlechtes Budget für dieses Land. Seit Beginn Ihrer Regierungskoalition
wurden uns immer große Würfe versprochen, gekommen ist bis heute aber lei­der nur wenig. (Beifall bei der SPÖ.)

Eine Budgeterhöhung von plus 2,3 Prozent heuer – somit weit unter der prognostizierten Inflation – bedeutet, dass es trotzdem Kürzungen an anderen Stellen geben wird, seien wir ehrlich! Herr Minister, Sie reden von Meilen­steinen, aber die Realität ist, dass Reformen oder auch nur kleine Fortschritte mit diesem Budget wieder nicht möglich sind, dass nachhaltige Lösungen nicht möglich sind und dass keine einzige Baustelle, die wir haben – und wir haben vie­le –, behoben wird.

Der größte Teil des Budgets wird für Gehälter verwendet, das ist normal in diesem Dienstleistungssektor. Große Würfe sind da also nicht möglich. Wenn Sie sagen, 10 Millionen Euro werden zusätzlich für die Deutschförderklassen
und Deutschförderkurse ausgegeben, dann muss ich schon fragen: Sie investie­ren in ein System, das von allen Expertinnen und Experten als nicht sinn­voll bewertet wird? Die 10 Millionen Euro wären vermutlich an anderen Stellen besser aufgehoben.

Wir haben im Bildungsbudget die gleiche Situation wie in den Jahren zu­vor. Es werden weder Empfehlungen der Expertinnen und Experten noch die


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Hilferufe aus der Praxis und schon gar nicht die Bedürfnisse der Kinder
und Jugendlichen und deren Eltern berücksichtigt.

Meine Damen und Herren! Mittlerweile ist jedem hier bewusst, dass mit der Blockadehaltung der ÖVP wirklich keine Verbesserungen möglich sind.
(Beifall bei der SPÖ.) Sie tragen die Verantwortung für sämtliche längerfristige Schäden und Versäumnisse. Es ist ein Humankapitalverlust, das bedeutet
in der Summe Einkommensverluste auf allen Seiten. Das, Herr Minister, wird das Budget in den kommenden Jahren belasten. Sie erkennen dem gegenüber
weder die Notwendigkeit noch zeigen Sie Wertschätzung. Man muss schon sa­gen, dass Sie in dem Bereich leider versagt haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Bildung ist die Basis für alles. Sie ist das Fundament für jeglichen erfolgreichen Lebensweg. Eine gut ausgebildete nächste Generation ist die Ressource
unseres Landes und sichert uns somit die Zukunft Österreichs – und das muss oberste Priorität haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Um Österreich in eine sichere Zukunft zu führen, ist das hier leider zu
wenig. Unser Weg der Bildung sieht anders aus. Wir wollen ein Bildungssystem, das echte Chancengerechtigkeit bietet und unsere Kinder auf die Heraus­forderungen auch vorbereiten kann. Wir wollen eine gemeinsame Schule der Sechs- bis 14-Jährigen, verschränkte inklusive ganztägige Bildungseinrichtungen mit warmem Mittagessen, in die Kinder ohne Schultasche hineingehen
und ohne Hausübung und Nachhilfebedarf herauskommen.

Wir wollen multiprofessionelle Teams und ausreichend Supportpersonal für je­den Standort. Wir wollen bedarfsorientierte Ressourcen und Bildungsein­richtungen, die für die Bedürfnisse der Kinder da sind, die kinderorientiert sind und in denen sich die Lehrerinnen und Lehrer wieder um ihre eigentliche Aufgabe kümmern können. (Beifall bei der SPÖ.)

Deshalb stelle ich folgenden Antrag:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 882

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mehr Mittel für ein modernes, innovatives und sozial gerechtes Bildungssystem!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissen­schaft und Forschung und der Bundesminister für Finanzen, wird aufge­fordert, im BVA 2024 die notwendigen Mittel für ein modernes, innovatives und sozial gerechtes Bildungssystem vorzusehen. Insbesondere sollen damit
ein Ausbau vor allem der Ganztagsschule in ihrer verschränkten Form, indivi­duelle Förderung und Inklusion, die nächsten Schritte zu einer gemein­samen Schule der 6- bis 14-Jährigen, ein tägliches warmes Mittagessen für jedes Kind, eine soziale Indexierung bei der Mittelzuteilung, zusätzliches Support­personal und multiprofessionelle Teams und adäquate Schulbauten finanziert wer­den und Lehrer:innen ein eigener Arbeitsplatz und notwendige Arbeitsmittel
zur Verfügung gestellt werden.“

*****

Das stelle ich mir unter einem Bildungssystem vor, das für die nächsten Genera­tionen die notwendigen Voraussetzungen bietet.

Ich bitte um breite Zustimmung. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

17.56

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Tanzler, Katharina Kucharowits,

Genossinnen und Genossen

betreffend Mehr Mittel für ein modernes, innovatives und sozial gerechtes Bildungssystem!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 883

eingebracht im Zuge der Debatte über den Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bun­desvoranschlages für das Jahr 2024 samt Anlagen (2300 d.B.), UG 30 Bildung
(TOP 9)

Während der Budgetberatungen wurden von den Regierungsparteien florierende ös­terreichische Bildungslandschaften beschworen. Die Wahrheit sieht jedoch
anders aus. Die Schulautonomie zeigt sich als Mangelverwaltung, wo entschieden werden muss, ob nun den Schüler:innen Klopapier oder schnelles Internet
zur Verfügung gestellt wird. Lehrkräfte haben nach wie vor keinen eigenen adäquaten Arbeitsplatz und Ausstattung mit z.B. Laptops. Unterstützungskräfte fehlen aller­orts und Lehrer:innen werden allein gelassen mit all den Problemen, die ihnen
im schulischen Alltag begegnen. Die Mittel für Förderunterricht werden reduziert statt aufgestockt, obwohl die Pandemie immer noch nachwirkt, Nachhilfe
floriert weiterhin. Die Diagnose von Entwicklungsherausforderungen und eine ge­eignete Behandlungs- bzw. Therapieunterstützung sind aktuell eher Glücks­sache. Ganztagsschulen – vor allem in der pädagogisch wertvollen verschränkten Form – sind außerhalb von Wien immer noch Mangelware. Aufgrund von Lehrer:innenmangel muss vielfach fachfremd unterrichtet werden und werden Lehramtsstudierende, bereits bevor sie ihre Ausbildung abgeschlossen ha­ben, im Schuldienst verbrannt. Aktuelles wie Künstliche Intelligenz oder demokra­tiegefährdende Entwicklungen wie Fake News sind ebenfalls nur in homöopa­tischen Dosen im Schulalltag angekommen. Inklusion ist in Österreich im Rückwärtsgang, wie ein aktueller Bericht über die Umsetzung der UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Österreich feststellte.
Ähnlich trist sieht die Situation in der Elementarpädagogik und Erwachsenenbildung aus.

Außerdem fehlen Mittel, um die Teuerung für Eltern und Schüler:innen abzu­federn, die die Bundesregierung verabsäumt hat, rechtzeitig zu bekämpfen. Laut AK-Schulkosten-Studie gab jede dritte befragte Familie an, dass ihr durch die
Teuerung weniger Geld für schulische Ausgaben zur Verfügung steht. Damit wird klar,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 884

in welchem Ausmaß die Teuerung die Bildungsteilhabe von Kindern und Jugend­lichen einschränkt. Für die Behebung all der geschilderten Probleme wurde
im BVA 2024 nicht vorgesorgt. Das Bildungsministerium gibt im nächsten Jahr
11,5 Mrd € aus, das sind (nur) 263 Mio. € mehr als im Jahr zuvor (+2,3%). Die Regie­rung kalkuliert allerdings 2024 mit einer Inflation von +4%. Selbst wenn man niedrigere Auszahlungen aufgrund ausgelaufener COVID-19-bedingter Zahlungen
und nicht ausgeschöpfter Mittel aus dem Vorjahr berücksichtigt, ist klar, dass
mit diesem Budget all die bestehenden Herausforderungen nicht gemeis­tert werden können. Die Mehrauszahlungen werden für die Kompensation der Inflation und Lohnabschlüsse aufgewendet werden müssen. Es wird so nicht gelingen, Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern ein innovatives, modernes Bildungssystem
zu garantieren, das sicherstellt, dass alle Kinder ihre Chancen optimal nützen
können.

Für ein modernes, innovatives und sozial gerechtes Bildungssystem braucht es vor allem folgendes:

–    Konsequent kostenlose Bildungseinrichtungen inklusive einem warmen
und gesunden, kostenlosen Mittagessen für alle

–    Ein Schulsystem, das von den Bedürfnissen der Kinder ausgehend gedacht wird

–    Individuelle Förderung, die unabhängig davon verfügbar ist, ob ein Kind aus einem Arbeiter*innenhaushalt kommt, ob Deutsch die Erstsprache ist oder nicht, ob ein Kind eine Behinderung und/oder eine besondere Leidenschaft oder Begabung hat

–    Soziale Indexierung bei Mittelzuteilung für Bildungsstandorte: Jene Bildungseinrichtungen müssen besonders ausgestattet werden, die besonders viele Herausforderungen zu meistern haben.

–    Sprachenvielfalt fördern: Schulische Sprachförderung ist so zu organisieren, dass Mehrsprachigkeit nicht als Defizit, sondern als Stärke und Ressource erkannt wird.


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–    Die besten Lehrkräfte für die beste Bildung: Bessere Arbeitsbedingungen für Leh­rer:innen, um auch den Lehrer:innenmangel abzufedern.

–    Gemeinsame Schule der 6- bis 14-Jährigen: In Österreich trennen sich die Bildungswege schon bei den Zehnjährigen, das ist viel zu früh.

–    Zusätzliches administratives Support-Personal und multiprofessionelle Teams (Sonderpädagog:innen, Erzieher:innen, Sozialarbeiter:innen, Psycholog:in­nen, Ergotherapeut:innen, medizinisches Personal etc.), um gleiche Chancen für alle Kinder zu schaffen und das Lehrpersonal zu entlasten.

–    Schule ohne Rucksack, ein Leben ohne Nachhilfe: Alles Schulische muss in
der Schule bleiben. Der Bildungserfolg der Kinder darf nicht davon abhängen, ob zu Hause ein Elternteil ist, der die Zeit, die Geduld oder die Fähigkeit hat,
mit dem Kind ausreichend zu üben, zu lesen und es zu fördern. Oder ob ausrei­chend Geld vorhanden ist, externe Lern- und Nachhilfe zu zahlen.

–    Ausbau ganztägiger Schulformen mit entsprechendem Rechtsanspruch

–    Schulbauten als multifunktionale Lern- und Wohlfühlräume: Konsequenterweise müssen auch die Schulräume verändert oder neu geschaffen werden, um
einem progressiven Zugang entsprechen. Es muss möglich sein, in kleinen Grup­pen zu lernen, zu üben, zu spielen, gemeinsam zu feiern, zu essen, zu musi­zieren, sich zu bewegen, Sport auszuüben und sich zu entspannen.

–    Sport und kulturelle Bildung für alle Kinder: Vielen Kindern ist es heute schon möglich Hobbys nachzugehen. Für andere ist es aus finanziellen Grün­den gar nicht möglich, einen Musik-, Kreativ- oder Sportkurs zu besuchen. Bildungseinrichtungen müssen vielfältige Freizeitaktivitäten für alle Kinder zu­gänglich machen. Die tägliche Turnstunde und regelmäßige Kreativein­heiten müssen selbstverständlicher Teil von Schule sein!

–    Mehr Inklusion: Die Mittel für den Sonderpädagogischen Förderbedarf dürfen nicht mehr gedeckelt sein und jedes Kind soll ein Recht auf ein 11. und
12. Schuljahr haben.


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–    Massive Investitionen in die Elementarpädagogik – zumindest 1 Milliarde Euro jährlich mehr – und Erwachsenenbildung.

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung und der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefordert, im BVA 2024 die notwendigen Mittel für ein modernes, innovatives und sozial gerechtes Bildungssystem vorzusehen. Insbesondere sollen damit ein Ausbau vor allem der Ganztagsschule in ihrer verschränkten Form, individuelle Förderung und Inklusion, die nächsten Schritte zu einer gemeinsamen Schule der 6- bis 14-Jährigen, ein tägli­ches warmes Mittagessen für jedes Kind, eine soziale Indexierung bei der Mittelzutei­lung, zusätzliches Supportpersonal und multiprofessionelle Teams und adäquate Schulbauten finanziert werden und Lehrer:innen ein eigener Arbeitsplatz und notwendige Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt werden.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht daher auch mit in Verhandlung.

Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Eva Blimlinger. – Bitte.


17.56.27

Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen und hier auf der Galerie! Im Sommer oder im Frühjahr vor der Festsetzung des Vertrags
für die Leistungsvereinbarung beginnen immer das große Zittern und Diskussionen an den Unis, wie es ausgehen wird. Alle sind gespannt, alle haben


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schon die Perspektive auf die übernächsten drei Jahre. Davon hängen die Entwicklungspläne ab, davon hängt schließlich dann auch ab, was man bekommt.

Es wird eine gute Leistungsvereinbarungsperiode zwischen 2025 und
2027, nämlich 16 Milliarden Euro plus die Ärztegehälter. Das muss man auch immer dazusagen, denn das ist ja ein Extrabereich. Es sind auch für dieses
Jahr und für nächstes Jahr die Energiekosten sichergestellt, da gibt es noch ein­mal insgesamt 950 Millionen Euro dazu.

Ich denke, die Universitäten sind insofern in einer schlechten Position,
weil es einen Minister gibt, der Rektor war, und eine Wissenschaftssprecherin der Grünen, die Rektorin war, und wir natürlich sehr genau Bescheid wis­sen, wie es mit dem Geld geht – nicht ehemalige Rektoren, Rektorinnen sind da vielleicht leichter in die Pflicht zu nehmen als ehemalige Rektoren und Rektorinnen.

Es ist dann letztendlich auch für die Fachhochschulen gut ausgegangen, denn der Prozentsatz für die Studienplätze wird erhöht, und es gibt nicht nur irgendwelche Summen, sondern man macht das langfristig.

Forschung: Da könnte man immer mehr machen, das weiß auch der Herr Bun­desminister. In der Finanz weiß man es nicht immer, da ist man der For­schung gegenüber immer so na ja. Da könnte man also mehr machen. Es ist aber auch gut, es gibt gute Programme, die finanziert werden.

Selbstverständlich wird auch die Österreichische Hochschüler:innenschaft weiter dotiert. Die Stipendien sind erhöht worden. Selbstverständlich ist die Ös­terreichische Hochschüler:innenschaft zu finanzieren, umfassend zu finan­zieren, denn sie informiert die Studierenden, übernimmt sehr viele Arbeiten, die im Rahmen der Universität notwendig sind, insbesondere für die Studie­renden. Es ist der – wie soll ich sagen? – ich weiß nicht wie viel hundertste Ver­such der FPÖ, zu sagen: Das brauchen wir nicht!, nur weil die ÖH halt


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auch eine politische Positionierung hat, die auch ganz gut ist. Sie wird auch ge­wählt, von zu wenigen – wie das in vielen Bereichen ist, dass zu wenige
wählen –, da ist die ÖH keine Ausnahme. Wenn Sie es nicht schaffen, Studie­rende Ihrer Fraktion dazu zu bewegen, wählen zu gehen, kann ich Ihnen
auch nicht helfen, dann müssen Sie halt etwas anderes machen. Das sind halt irgendwie immer diese Situationen.

Selbstverständlich ist das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, das den Rechtsextremismusbericht machen wird, in dem viele Ihrer Vorfeldorganisationen, wie der RFS, vorkommen werden, vom Innenministerium nach einem EU-weiten Ausschreibungsverfahren beauftragt worden. Das ist gut so und wird auch umgesetzt werden.

Ich freue mich, dass das Dokumentationsarchiv ein international anerkanntes Forschungsinstitut ist – es ist übrigens nicht ein Verein, sondern eine
Stiftung, aber das können Sie wahrscheinlich nicht unterscheiden. (Abg. Martin Graf: Woher wissen Sie schon, was da drinnen steht?)

Genau in diesem Sinne muss ich Ihnen leider sagen: Sie sollten einmal kapieren, ihr habt den Krieg verloren, und der ist bis zum Ende verloren. (Beifall bei
den Grünen.)

Mein Ceterum-censeo ist: Bring them home now! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Martin Graf: Woher wissen Sie schon, was in dem Bericht, der nächstes Jahr geschrieben wird, drinnen stehen wird? Das ist das Ärgste! Da sieht man ja schon: Das ist eine Auftragstäterschaft! Sie weiß jetzt schon, was in Berichten drinnen steht, die nächstes Jahr geschrieben werden! Das ist ja unglaublich! – Abg. Schallmeiner:
Das ist nicht so schwierig! Wenn es um Rechtsextremismus geht, dann ist
die Chance ...!)

18.00


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Hermann Brückl zu Wort. – Herr Abgeordneter Brückl, ergreifen Sie das Wort, bitte!



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18.00.49

Abgeordneter Hermann Brückl, MA (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir geben 11,5 Milliar­den Euro für Bildung, für die Schulen in Österreich aus. Das ist viel Geld, Herr Bundesminister. Im internationalen Vergleich liegt Österreich ganz, ganz
weit vorne, wenn wir es auf die Ausgaben pro Schüler umlegen. Hinzu kommt auch noch, dass die Eltern insgesamt in etwa 2 300 Euro pro Schüler
pro Jahr beisteuern. Das heißt, wir geben viel Geld pro Schüler, pro Kopf aus.

Bei internationalen Vergleichstests allerdings, wenn es darum geht: Wie
gut sind unsere Kinder, wie gut sind die Schüler ausgebildet?, schneiden wir nur durchschnittlich bis mäßig ab.

Herr Bundesminister, es offenbart sich, dass Sie offensichtlich die Gelder einfach nicht effizient und effektiv genug einsetzen. Seit Ihrem Amtsantritt haben
Sie keine einzige relevante Reform in Bewegung gebracht. Sie haben lediglich die Probleme im Bildungsbereich – und davon gibt es viele – verwaltet. Das
heißt, Sie haben ganz einfach nicht die richtigen Dinge getan und Sie haben die Dinge auch nicht richtig gemacht.

Bei diesem ganzen bildungspolitischen ÖVP-Gestolpere, muss ich jetzt
schon sagen, grätscht von der linken Seite die SPÖ wieder einmal mit einem ih­rer Lieblingsthemen herein, das sie aus ihrem Antileistungsfonds herausge­zogen hat, nämlich mit der Abschaffung der Matura, der Abschaffung der Noten.

Sie, Herr Bundesminister, springen auf diesen Zug auf und lassen die Öffent­lichkeit wissen: „Mit mir wird es keine Abschaffung der Schulnoten oder
der Matura geben“.

Ich gebe zu, Herr Minister, da pflichte ich Ihnen uneingeschränkt bei. Was Sie aber nicht dazugesagt haben, ist, dass es gerade die Österreichische Volks­partei war, die vor sieben Jahren gemeinsam mit der SPÖ hier genau das getan hat, nämlich die Noten abgeschafft hat, und zwar im Elementarbereich
von der ersten bis zur dritten Klasse. Da spiegelt sich ganz eindeutig und ganz


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klar diese Grundsatzlosigkeit und diese Beliebigkeit der ÖVP wider, der
es ganz offensichtlich nur um den eigenen Machterhalt, aber nicht ums Volk geht.

Noch einmal zurück zu den Forderungen der SPÖ, nämlich: Keine Noten! Keine Matura! – Bruno Kreisky, liebe Sozialdemokraten, würde sich angesichts
einer solchen Politik im Grabe umdrehen, denn es war gerade Kreisky, der sein Wirtschaftsprogramm unter das Motto: Leistung, Aufstieg, Sicherheit!,
gestellt hat. Davon, Hohes Haus, hat sich die Sozialdemokratie leider ganz, ganz weit entfernt.

Dabei wäre es auch aus unserer Sicht ganz, ganz wichtig, dass wir an dieser Ma­tura festhalten, dass wir sie ausbauen und den internationalen Gegeben­heiten anpassen. Es ist auch wichtig, dass wir klarmachen, warum Noten wichtig sind. Noten sind wichtig, weil sie Orientierung geben, Klarheit schaffen, Sicherheit geben und auch dazu dienen, dass Schüler sich verbessern können, Dinge in der Zukunft besser machen können.

Es wäre auch wichtig, dass wir unseren Kindern und unseren Schülern ganz be­sonders in den Schulen vermitteln, dass Leistung sich lohnt und notwendig
und wichtig ist, denn Bildung und Leistung ermöglichen den Aufstieg für den Einzelnen und auch den Aufstieg für unsere Gesellschaft insgesamt. Das
ist der Auftrag, den auch die Politik zu erfüllen hat. Bildung und Leistung sorgen für Aufstieg. (Beifall bei der FPÖ.)

18.04


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Gertraud Salz­mann zu Wort. – Bitte.


18.04.43

Abgeordnete MMMag. Gertraud Salzmann (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Minister! Geschätzter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Kollegin Tanzler, wenn man dir zuhört, wie du über die Schule redest – wie negativ alles ist! –, müsste man im Grunde die Schulen zusperren. –


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Dem ist aber nicht so. Unsere Lehrerinnen und Lehrer leisten tagtäglich hervor­ragende Arbeit, das möchte ich wirklich einmal festhalten, liebe Kolleginnen
und Kollegen. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Kucharowits.)

Ich darf Ihnen entgegenhalten: Ich sehe Kollegin Heinisch-Hosek jetzt nicht im Saal, aber sie hat als Ministerin vor einigen Jahren gesagt, „man kann auch Fortschritte erzielen, wenn man nicht immer die großen Budgetmittel zur Ver­fügung hat“. – Ja, meine Damen und Herren, so ist es. (Beifall und Bravo­ruf des Abg. Taschner.)

Wir werden die Budgetmittel, die wir haben, sinnvoll und gut einsetzen. Der ers­te wichtige Punkt, bei dem wir die Budgetmittel auch im Jahr 2024 einset­zen, ist das Personal, meine Damen und Herren: 82 Prozent gehen ins Personal. (Abg. Künsberg Sarre: Ja, aber das ist ja logisch! – Abg. Meinl-Reisinger: Aber
das ist ja in jedem Unternehmen so!)
Na, da werden wir sicher nicht streichen, weil unsere Pädagoginnen und Pädagogen es verdient haben, dass sie für ihre
Arbeit gut und ausreichend entlohnt werden, geschätzte Damen
und Herren. (Beifall des Abg. Taschner.)

Die Budgetzahlen sind alle schon präsentiert worden: 17,9 Milliarden Euro für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Wir legen einen Schwerpunkt auf
den Ausbau der Basisbildung, das Nachholen der Pflichtschule, den Ausbau der Lehre mit Matura. Ganz wichtig auch: In die Digitalisierungsoffensive ge­hen wir stärker hinein, in den Schulneubau. Es ist eine Fülle von wichtigen Maß­nahmen, die getroffen werden.

Ganz wichtig sind auch die Deutschförderklassen, die Deutschförderkurse. Warum? – Wenn man die Umgangssprache, die Unterrichtssprache nicht ausrei­chend beherrscht, meine Damen und Herren, dann kann man dem Unter­richt nicht ausreichend folgen. Die Pirls-Studie von 2021 hat ergeben, dass bei den Zehnjährigen 25 Prozent die Umgangssprache daheim nicht oder kaum verwenden, meine Damen und Herren. So wird es nicht funktionieren.


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Wenn die SPÖ die Noten abschaffen will, dann kann ich euch nur sagen: Mit uns wird es eine Abschaffung der Noten und der Matura ganz sicher nicht
geben. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Wir wollen interessierte, neugierige Schüler und Schülerinnen, die Freude am Lernen haben und die Freude
haben, Leistung zu erbringen. (Abg. Meinl-Reisinger: Totale Freude! Die lernen alle für die Matura ab der fünften Klasse! Total sinnvoll!)

Ich bedanke mich bei allen Kolleginnen und Kollegen, die in den Schulen
tätig sind, für ihre wertvolle Arbeit. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Ihr solltet wirklich keine Verantwortung für Bildung tragen! Das ist unverantwortlich!)

18.07


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Katharina Kucha­rowits. – Bitte.


18.07.18

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Frau Präsidentin! Werter
Herr Minister! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Herr Minister, ich möchte mit den Unis begin­nen. Ja, es ist festzuhalten, dass die Unis mehr Budget bekommen,
aber man muss schon auch dazusagen, dass damit nicht einmal die Inflation abgegolten ist. So ehrlich müssten Sie an dieser Stelle auch sein.

Es verbessert sich im Übrigen der Betreuungsschlüssel nicht, die schlechten Bedingungen für die Studierenden werden beibehalten, und das groß angekündigte und versprochene Teilzeitstudium findet leider auch keinen Niederschlag.

Wir kämpfen in Österreich auch damit, dass Wissenschafter:innen
und Forscher:innen abwandern. Wir werden unattraktiv, ich habe Ihnen das im Ausschuss schon gesagt. Warum ist das so? – Weil viele Wissenschafter:in­nen ganz einfach in prekären Beschäftigungsverhältnissen feststecken. Offen ge­sprochen: Vom Idealismus allein kann man halt noch keine Wohnung und
kein Essen bezahlen. Es gibt befristete Verträge noch und nöcher, ungenügende


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Bezahlung, und es gibt immer ein Ringen, ob die Projekteinreichung oder
die Forschungseinreichung auch wirklich gutgeht. Das ist wirklich unrühmlich für die Republik und auch für Ihre Regierung.

Wir fordern ganz klar: Weg mit den Kettenverträgen! (Beifall bei der SPÖ.)
Hin
auf mit den Gehältern! Her mit besseren Rahmenbedingungen für Studieren­de! Und ganz klar, Herr Bundesminister: Mehr Gelder für Forschung und Wissenschaft, vor allem im Bereich der künstlichen Intelligenz.
(Beifall bei der SPÖ.)

Es ist einfach dramatisch, dass wir gute Forscher:innen, gute Wissenschafter:in­nen an private Konzerne verlieren, nur weil die Rahmenbedingungen nicht passen. Wir sind gefordert, die besten Rahmenbedingungen an den Unis auf die Beine zu stellen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich darf zur Bildung kommen: Auch an den Schulen kracht es offen gesprochen an allen Ecken und Enden. Das Bildungsbudget erhält den dramatischen Ist­zustand, das ist die Situation. Der Aufstand der Tausenden Elementar­pädagog:innen auf den Straßen, der Lehrer:innen und Schüler:innen bleibt bei Ihnen ungehört. Bei Ihrem Budget erhält auch kein Kind ein warmes Mit­tagessen pro Tag. Das passiert nicht, kommt einfach in Ihrem Budget nicht vor – das ist traurig und beschämend.

Wo sind eigentlich die 4,5 Milliarden Euro für die Kindergärten? Wo sind
die? Bei Frau Ministerin Raab nicht, bei Herrn Minister Polaschek nicht. Das ist ganz klar eine Schmähpartie, die Sie da auf die Beine gestellt haben. (Beifall
bei der SPÖ.)

Auch im Bereich künstliche Intelligenz und Bildung ist leider im Budget nichts erkennbar. Das ist traurig, wir haben nämlich die Digitalisierung schon verschlafen, und das Gleiche passiert jetzt auch im KI-Zeitalter: Wieder einmal überlassen wir alles den gigantischen Konzernen, die übrigens nicht in
Europa sitzen und bei uns gar keine Steuern zahlen. Das ist wirklich, wirklich problematisch. (Beifall bei der SPÖ.)


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Abschließend: Im Bundesfinanzgesetz ist in Ihrem Budget als Ziel definiert, Informatik in der AHS-Oberstufe durch das Fach Digitale Bildung abzulösen. Ich frage Sie: Wie kommen Sie eigentlich zu diesem stillen und heimlichen
Plan? Informatik ist ungleich Digitale Bildung, das ist etwas völlig, völlig anderes.

Ich fordere Sie, Herr Minister – da Sie sich im Ausschuss nicht erklären
konnten und es auch in der schriftlichen Budgetanfragebeantwortung nicht er­klären konnten –, erneut auf, zu sagen: Was ist das für ein Plan? Es steht
nämlich in Ihrem Gesetz schwarz auf weiß, dass Informatik durch Digitale Bil­dung abgelöst werden soll. Ich darf Ihnen da ein bisschen nachhelfen,
habe Ihnen Ihr Gesetz mitgebracht, damit Sie das hier nachlesen können, und freue mich sehr auf Ihre Erklärung. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ. –
Abg. Kucharowits zeigt Bundesminister Polaschek die entsprechende Textstelle in ei­nem Exemplar des Bundesfinanzgesetzes.)

18.11


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Abgeordneter Ralph Schallmeiner zu
Wort gemeldet. Herr Abgeordneter Schallmeiner ist mir als Redner gemeldet. – Dem ist nicht so.

Dann rufe ich den nächsten Redner auf, Herrn Abgeordneten Axel
Kassegger. – Bitte.


18.11.35

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsi­dentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Zum Budget 2024: Kollegin
Kuntzl hat es als ambitionslos bezeichnet – ich würde das noch um fantasielos ergänzen. Kollege Taschner hat gesagt, dass „die Zahlen stimmen“, der
Input stimmt. – Ich sage: 20 Milliarden Euro Defizit, auch Ihr Ministerium macht da keine Ausnahme, was den Input betrifft. Niemanden interessiert offen­sichtlich, was wir für das viele Geld kriegen, niemanden interessiert der Output. Kollegin Künsberg Sarre hat gefragt: „Was machen Sie“, Herr Minister?


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Diese Frage möchte ich aufgreifen: Was haben Sie eigentlich in den letzten zwei Jahren gemacht? – Aus meiner Sicht Stillstandverwaltung, viel Steuergeld verteilt und Zahlen fortgeschrieben. Was hätten Sie machen sollen? Da wir uns alle einig sind, dass dieser Bereich der Zukunftsbereich, der für die Zukunft unseres Landes wichtigste Bereich ist: Was hätten Sie machen sollen?
Oder anders formuliert: Was hätten wir Freiheitliche gemacht beziehungsweise was würden wir Freiheitliche machen, wenn wir in der Verantwortung
wären? – Sieben Punkte hätten wir umgesetzt oder würden wir auf jeden Fall umsetzen; keinen dieser sieben Punkte haben Sie umgesetzt.

Erster Bereich: eine Strukturreform im universitären Bereich. Ich spreche
jetzt nur über den Wissenschaftsbereich: durchaus ein Zusammenlegen von redundanten und doppelgleisigen Strukturen. Eine Analyse: Brauchen
wir wirklich Bauchladenuniversitäten in ganz Österreich? Wir sind ein kleines Land. Muss man da überall Psychologie, Soziologie oder sonst etwas stu­dieren können? – Nein, natürlich nicht. Eine Schwerpunktsetzung, ein klares Profil für die Universitäten – nichts davon haben Sie gemacht.

Zweiter Bereich: eine Implementierung einer echten, kompetitiven Finanzierung der Forschung. – Nichts davon haben Sie gemacht.

Dritter Bereich: im Bereich der Akquisition von Drittmitteln Rahmen­bedingungen schaffen, dass Universitäten in der Lage sind, echte Drittmittel – echte Drittmittel sind nicht Drittmittel, die wieder von irgendwelchen öffentlichen Institutionen kommen – zu akquirieren, Stichwort USA. – Nichts davon haben Sie gemacht.

Vierter Bereich, den wir machen würden: eine Kostenpflicht für ausländi­sche Studierende, aber offensichtlich gibt es da die Gießkannenmentalität „Koste es, was es wolle“. Da reden wir von rund 1 Milliarde Euro, die der österrei­chische Steuerzahler zu schultern hat. Nutzen: dem Grunde nach wenig bis null.

Fünfter Bereich, den wir gemacht hätten und machen würden: eine echte Studienplatzfinanzierung, die diesen Namen auch verdient. Dazu ist es allerdings


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notwendig, eine Kostenrechnung zu implementieren. Das ökonomische
Prinzip im Sinne einer guten Relation zwischen Input und Output zählt selbstver­ständlich nicht nur für gewinnorientierte Unternehmen, sondern auch für Organisationen wie die Universitäten. Das können Sie überhaupt nicht befolgen, weil Sie im Nebel herumfahren und nicht in der Lage sind, die Kostenwahr­heit, die echten Kosten in vielen Bereichen festzustellen.

Der sechste Bereich, den wir gemacht hätten oder machen würden: Sie haben im Ausschuss – und das habe ich sehr interessant gefunden – gesagt: In den
USA gehen die Universitäten in Richtung Intoleranz. Kollege Martin Graf hat es in seiner Rede vorhin schon ausführlich angeführt: Wir würden hier eine
Mauer gegen Intoleranz bilden, die wir auch an den Universitäten vermehrt fest­stellen (Abg. Blimlinger: ... Rechtsextreme ... nicht intolerant sein!), da dort bestimmte Menschen und Gruppierungen der Meinung sind, sie seien im Besitz der Wahrheit und alles, was nicht ihrer Meinung entspricht, in eine Schub­lade geben und das verurteilen. Das hat nichts mit einer freien, weltoffenen, toleranten Universität zu tun. Selbstverständlich hätten Sie Möglichkeiten,
dem im Rahmen der Leistungsvereinbarungen, im Rahmen einer Kür­zung der entsprechenden Mittel Einhalt zu gebieten, wenn diese gesteigerte Intoleranz an Universitäten Platz greift. Das würden wir jedenfalls dyna­mischer machen als Sie, der Sie das eigentlich gar nicht gemacht
haben.

Letzter, siebenter Bereich: Es gibt natürlich im tertiären Bereich ein Missverhält­nis zwischen Universitäten und Fachhochschulen. Es ist ja bekannt, dass
Sie die Fachhochschulen über die Jahre stiefmütterlich behandelt haben, ich will jetzt nicht sagen, gepflanzt haben. Die Fachhochschulen spielen aber eine
ganz wesentliche Rolle. Ein dynamischer Ausbau der Fachhochschulen
im tertiären Bereich – und 1 000 neue Studienplätze sind nicht dynamisch – muss umgehend angegangen werden – kraftvoll, dynamisch. Die Fach-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 897

hochschulen verdienen Wertschätzung, die Fachhochschulen verdienen Pla­nungssicherheit und die Fachhochschulen verdienen auch eine entspre­chende finanzielle Ausstattung.

Alle diese sieben Punkte haben Sie nicht umgesetzt – schade, zwei verlorene Jahre! Vielleicht wird es nach der nächsten Wahl besser werden. Ich
habe jedenfalls dokumentiert, was wir Freiheitliche im Wissenschaftsbereich angehen würden. (Beifall bei der FPÖ.)

18.16


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Josef Smolle zu
Wort gemeldet. – Bitte sehr.


18.16.45

Abgeordneter Dr. Josef Smolle (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Mi­nister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! 6,4 Milliarden Euro sind es im kom­menden Jahr, die für Wissenschaft und Forschung ausgegeben werden;
2022 waren es 4,8 Prozent des Budgets. Das steigt im Zuge des Bundesfinanz­rahmens dann bis auf 5,6 Prozent, das heißt, da wird zunehmend in die
Zukunft investiert.

Was das jetzt konkret bedeutet, sei nur kurz anhand von vier Bereichen erklärt: Für die Universitäten heißt das in der nächsten Leistungsvereinbarungs­periode 16 Milliarden Euro – da kommt noch ein bisschen etwas dazu –, eine Steigerung von 30 Prozent.

Fachhochschulen bekommen allein im Jahr 2024 eine Steigerung von 25 Prozent, was ein sehr großer Schritt ist, und das wird sie in die Lage ver­setzen, 350 neue Studienplätze zu schaffen, die dann auch kompetitiv aufgrund von Anträgen vergeben werden.

Dritter Bereich: die außeruniversitäre Forschung. Da gibt es eine Steigerung
von 24 Prozent für das nächste Jahr. Ich nenne nur zwei spezifische Dinge, das


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sind ja letztlich alles Mittel, die kompetitiv vergeben werden: FWF: Fortfüh­rung des Exzellenzprogramms, das sich extrem gut bewährt hat; Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft: Neueinführung der Förderung klinischer Forschungs­gruppen, wo höchstrangige Anträge gekommen sind, die auch wirklich großzügig gefördert werden.

Vierter Bereich: Infrastruktur der Universitäten und Hochschulen. Da denke ich an meine Heimatstadt, die Universitätsstadt Graz, wo nun die Errichtung
des Med-Campus für die Medizinische Universität abgeschlossen ist, aber schon beim nächsten großen Projekt, dem Graz Center of Physics, die Bautätig­keit in Gang gekommen ist. Ähnliches tut sich an vielen anderen österreichischen Hochschulstandorten.

Insgesamt ist das eine sehr gute, eine sehr stabile und zukunftsweisende Entwicklung. Ich habe ein ganz herzliches Dankeschön für alle Forscherinnen und Forscher, die diesen finanziellen Rahmen schon in den letzten Jahren
mit Leben erfüllt haben, international konkurrenzfähig. Ihnen allen wünsche ich viel Erfolg für die Zukunft. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

18.19

18.19.22

*****


Präsidentin Doris Bures: Bevor ich jetzt in der Redner:innenliste fort­fahre, möchte ich Ihnen, Herr Abgeordneter Graf – ich konnte vorhin meinen Ohren kaum trauen, deshalb habe ich mir auch das vorläufige Stenogra­phische Protokoll kommen lassen –, muss ich Ihnen Folgendes sagen: Herr Abge­ordneter Graf, es sind zumindest zwei Ordnungsrufe, die ich Ihnen jetzt auf­grund Ihres Redebeitrags erteilen werde.

Zum Ersten erfolgt das, wie ich jetzt wie gesagt dem Protokoll entnehme, für die Unterstellung, dass unter der „Herrschaft“ des Herrn Bundesminister Pola­schek die österreichischen Universitäten Organisationen des Linksextremismus


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wären, und zum Zweiten für die Aussage, dass das Dokumentationsarchiv
des österreichischen Widerstandes „linke Wühlarbeit zur gezielten Denunziation leistet“ (Abg. Stögmüller: Hexe hat er auch noch gesagt!) und eine „staatlich geförderte Privatstasi“ sei. Für beides erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Bei­fall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP, Grünen und NEOS. – Abg.
Meinl-Reisinger: Es wird die Gesinnung wenigstens nicht verborgen!)

*****

Ich erteile nun Herrn Abgeordnetem Seemayer das Wort. – Bitte.


18.20.42

Abgeordneter Michael Seemayer (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Ich möchte noch zwei Punkte im Bereich der Bildung ansprechen, die natürlich auch mit Bildung zu tun haben; und zwar als erstes den Stillstand beim Ausbau der Ganztagsschulen beziehungsweise der Ganztags­betreuung. Ganztagsschulen und vor allem auch die Nachmittagsbetreuung sind essenziell für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sie sind aber auch
ein Hebel, um den steigenden Fachkräftebedarf in vielen Bereichen zu decken.

Wir sehen in unzähligen Erhebungen und Studien, dass dort, wo qualifizierte Ganztagsschulen beziehungsweise Nachmittagsbetreuung angeboten wird, diese dankend angenommen wird. Vom Ziel einer Betreuungsquote von 40 Pro­zent sind wir leider noch weit entfernt. Daran wird wahrscheinlich auch der ges­tern präsentierte Finanzausgleich nichts ändern. Inzwischen haben zahl­reiche Betriebe die Hoffnung aufgegeben, dass sich die Situation rasch ändert.

Besonders große Unternehmen haben inzwischen eigene betriebsinterne Betreuungseinrichtungen und Betreuungsmöglichkeiten geschaffen, um den Per­sonalbedarf, den sie haben, auch decken zu können. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe können sich das nicht leisten, sie können das nicht selber organi­sieren und sind somit massiv benachteiligt. Für gleichen Zugang zu Ganz­tagsschulen beziehungsweise einer Ganztagsbetreuung zu sorgen ist Aufgabe der öffentlichen Hand, und diese ist da massiv säumig. (Beifall bei der SPÖ.)


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Der zweite Punkt, den ich ansprechen will, ist der Bereich der Erwachsenenbil­dung. Dieser umfasst unter anderem auch das Nachholen von Bildungs­abschlüssen. Wenn man sich den Erwerbsverlauf von Menschen ansieht, die einen Pflichtschulabschluss nachgeholt haben, und diesen mit jenen ver­gleicht, die das nicht getan haben, wird man feststellen, dass sich der Verlauf massiv unterscheidet. Mit einem nachgeholten Abschluss wird man ten­denziell weniger arbeitslos, es steigt das monatliche Einkommen und es steigen auch die Pensionsansprüche im Alter. Damit würde sich es besonders
rechnen, wenn man in diesen Bereich mehr investieren würde. Wir würden damit weniger Ausgaben für die Arbeitslosigkeit haben, wir würden Altersarmut verringern und Betroffenen eine echte Perspektive geben. Da mehr Mittel einzusetzen würde sich also drei Mal lohnen und wäre auch ein Beitrag zu mehr qualifizierten Arbeitskräften. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

18.23


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Nico
Marchetti. – Bitte.


18.23.24

Abgeordneter Nico Marchetti (ÖVP): Geschätzte Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Beim
Budget geht es ja immer auch um Zahlen, und ich möchte Sie in dem Zusammen­hang auf die Zahl 58 aufmerksam machen. So alt ist nämlich heute unser
Herr Bildungsminister geworden. – Insofern alles Gute zum Geburtstag! (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.)  Da hätte ich mir
schon mehr Applaus erwartet.

Ja, zu anderen Zahlen, die das Budget hergibt, die sind mindestens genauso erfreulich: Beispielsweise wurden die Budgets für die Unis mit diesem Budget um 30 Prozent gesteigert. Das heißt, es ist nicht nur ein Stopfen der Löcher,
die durch die Inflation entstanden sind, was wir mit diesem Budget erreichen (Abg. Kucharowits: Nicht einmal das!), sondern es ist eine Investition in Inno­vation und auch in die Fachkräfte von morgen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 901

In dem Zusammenhang möchte ich besonders auch das FH-Budget erwähnen: Wir erhöhen für die FHs jetzt schon mit dem Wintersemester die Förder­sätze um 10 Prozent. Ich glaube, das ist gerade in einer Zeit des Fach­kräftemangels unglaublich wichtig, und es freut mich sehr, dass wir das zustande gebracht haben.

Möglicherweise budgetär eine Kleinigkeit, aber mir persönlich trotzdem
sehr wichtig ist auch, dass wir das Ernst-Mach-Stipendium, auch aufgrund der Entschließung, die wir hier beim letzten Mal gemeinsam gefasst haben,
finanziell für das nächste Jahr abgesichert haben. Ich glaube, das ist auch ein schöner Impuls aus dem Parlament, der sich jetzt im Budget wiederfindet.

Im Bildungsbereich möchte ich auf zwei Sachen eingehen, die von der SPÖ ge­kommen sind. Die eine: Kollegin Kucharowits hat die 4,5 Milliarden Euro
für die Kindergärten nicht im Bundesbudget gefunden. Das hat ganz einfach den Grund, dass die Länder und die Gemeinden für die Kindergärten zuständig
sind (Zwischenruf der Abg. Kucharowits), und im Finanzausgleich, der gestern be­schlossen worden und heute präsentiert worden ist (Abg. Holzleitner: Der
geht nicht bis 2030! Nein, es sind nicht 4,5 Milliarden!),
haben wir da eine Lösung gefunden, die sich durchaus sehen lassen kann. Dieses Budget für die
Länder und Gemeinden ist also auf jeden Fall gesichert. Wir freuen uns sehr, dass wir das gemeinsam, auch einstimmig mit den roten Bundesländern, zustande gebracht haben. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Schwarz.)

Die aktuelle Debatte zur Abschaffung der Matura und zur Abschaffung der Schul­noten lässt mich schon ein bisschen fassungslos zurück, denn ich kann mich
noch an Zeiten erinnern, in denen die SPÖ dafür gekämpft hat, dass jedes Arbei­terkind die Matura machen kann. Ich weiß nicht, warum die SPÖ jetzt so
weit ist, dass sie sagt, dass es die Matura eigentlich gar nicht mehr braucht. Aber es passt ja ins Konzept: Man möchte weniger Arbeit, keine Leistung mehr
in der Schule.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 902

Ich sage nur, das Ganze führt einfach dazu, dass wir unseren Wohlstand, den wir und auch unsere Eltern- und Großelterngeneration so hart durch Leistung erarbeitet haben, sukzessive abbauen. Ich finde, das ist ein ganz falscher Pfad, den wir da beschreiten. Ich glaube, das muss man an der Stelle auch ein­mal sagen. Dieses Wohlstandsvernichtungsprogramm von Ihrem Parteitag ist sicher kein Programm für Österreich. (Beifall bei der ÖVP. –
Abg. Meinl-Reisinger: Das macht ihr eh schon selber!)

18.26


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Deimek zu Wort. – Bitte.


18.26.39

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Bildung heißt auch Bildung im technischen Bereich und in den berufsbildenden Bereichen, und wir wissen seit etlichen Jahren, dass wir mehr Absolventen von HTLs und anderen berufsbilden­den Schulen brauchen. Das sagen nicht nur wir, das sagt vor allem auch die Wirtschaft, das sagt die Wirtschaftskammer. Alleine im Raum Wien
fehlen 1 000 Plätze für IT- oder Informatik-HTLs.

Dazu bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Zusätzliche Finanzmittel zum Ausbau von IT-HTL Plätzen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, zusätzliche Finanzmittel zum Ausbau von IT-HTL Plätzen zur Verfügung zu stellen.“

*****


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 903

Warum ist es wichtig, diesen Antrag anzunehmen? – Weil sich das im Budget nicht wiederfindet. Es gab alle möglichen Ankündigungen; Ankündigun­gen reichen nicht, wir brauchen die beschlossenen Zahlen.

Was natürlich aber schon angekündigt wurde, sind Verbesserungen in allen möglichen Bereichen: von digitaler Grundbildung bis hin zu mehr
IT-Arbeitskräften und, und, und; und unter anderem ganz wichtig im Ministe­rium: der geschlechter- und sprachsensible Unterricht – aber Geld für zusätzliche Plätze finden wir leider nicht. Das wäre dringend notwendig; es wäre auch in anderen Bereichen dringend notwendig.

Es ist auch notwendig, die Curricula anzupassen. Warum ist es notwendig, die Lehrpläne anzupassen? – Wenn wir aus dem Bereich der Gymnasien und Hauptschulen Absolventen haben, die nicht lesen, schreiben, rechnen können, dann ist die 1. Klasse HTL, die 1. Klasse HAK einfach ein Fortbildungs-
oder Volksschul-plus-Studium und nicht eine 1. Klasse HTL oder HAK oder sonst etwas. Das brauchen wir, und nicht Leute, die nicht lesen und schreiben
können in den oberen Schulstufen.

Das Nächste ist: Ihr Begleitinstitut dazu, während der ganzen Zeit, sind die Bil­dungsdirektionen, und die sind das Negativste, was mir an
„Kompagnons“ – unter Anführungszeichen – zum Thema Bildung einfällt. Nehmen wir ruhig die Bildungsdirektionen der Bundesländer, neh­men wir beispielsweise die Bildungsdirektion von Oberösterreich: Die verwalten sich nicht nur selber, die machen eigentlich alles selber. Denen ist die
Ideologie wichtig und denen ist es vollkommen egal, ob die Lehrer unterstützt werden, ob die Schüler ihre Ziele erreichen können oder ob sonst etwas
für den Bildungsbereich notwendig ist. Die teilen einfach auf: schwarze Lehrer in schwarze Bezirke, rote Lehrer in rote Bezirke. Was inhaltlich weitergeht,
ist den Bildungsdirektionen vollkommen egal.

Sagen Sie mir jetzt nicht, ich kenne mich nicht aus, denn ich kenne die oberöster­reichische Bildungsdirektion oder das Landesschulinspektorat noch aus


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 904

den Siebzigerjahren. Da war noch ein Thaddäus Steinmayr zu St. Ulrich als Be­zirksschulinspektor tätig, und seit damals ist nur Ideologie wichtig und
nichts anderes.

Meine Damen und Herren, beschließen Sie endlich einmal etwas Gescheites, damit im Bildungsbereich etwas weitergeht! (Beifall bei der FPÖ. – Abg.
Hörl: Deimek, reiß dich ein bisschen zusammen!)

18.30

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, DI Gerhard Deimek

und weiterer Abgeordneter

betreffend Zusätzliche Finanzmittel zum Ausbau von IT-HTL Plätzen

eingebracht in der 239. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 22. November 2023 im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über
die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024)
samt Anlagen (2300 d.B.) – UG30

Im vorliegendem Budgetentwurf gibt es keine zusätzlichen Mittel für den Ausbau von IT-HTL Plätzen. Laut Wirtschaftskammer fehlen allein in Wien mindestens
1.000 HTL-Ausbildungsplätze für IT und Informatik:1

Gerade HTL-AbsolventInnen sind in der Wirtschaft gefragt, das zeigt auch die jüngste Bildungsbedarfsanalyse der Wirtschaftskammer Wien. Demnach haben vier von
zehn Wiener Betrieben Schwierigkeiten, genügend HTL-AbsolventInnen zu
finden. Die Fachbereiche IT und Informatik werden dabei an vorderer Stelle genannt. Deshalb macht sich die Wirtschaftskammer Wien für eine deutliche Aufstockung


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 905

der Ausbildungsplätze an Höheren Technischen Lehranstalten mit Schwer­punkt IT/Informatik stark. An den sechs genannten HTLs gibt es derzeit rund
3.800 SchülerInnen bzw. Ausbildungsplätze. „Eine Erhöhung um weitere
tausend Plätze würde innerhalb weniger Jahre die Zahl der begehrten Jungfachkräfte für den IT-Sektor deutlich anheben und damit dem jetzt schon heftigen Fach­kräftemangel entgegenwirken“, betont Martin Puaschitz, Obmann der Fachgruppe UBIT.

Statt diesen Forderungen nachzukommen, setzt das Ministerium auf
„geschlechter- und sprachsensiblen Unterricht“ und hofft, dass die „Digitale Grund­bildung zu mehr IT-Arbeitskräften führt“, so der Minister im Budgetausschuss.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wird aufgefordert, zusätzliche Finanzmittel zum Ausbau von
IT-HTL Plätzen zur Verfügung zu stellen.“

1        https://www.wko.at/wien/news/rezepte-gegen-den-fachkraeftemangel-in-der-it

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist eingebracht und steht
mit in Verhandlung.

Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Andrea Holzner zu Wort. – Bitte.


18.30.22

Abgeordnete Dipl.-Ing. Andrea Holzner (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Budget 2024 ist ein Zukunftsbudget. Wir investieren in Wissen: 16 Milliarden


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Euro mehr für die Universitäten in der Leistungsperiode 2025 bis 2027.
Dies ist ein neuer Rekordwert. Die FH-Fördersätze werden ab Jänner 2024 um 10 Prozent erhöht und es gibt eine schrittweise Erhöhung der Zahl der Studienplätze an den FHs um 1 050.

Forschung und Wissenschaft lassen Innovationen entstehen – Innovationen, die uns helfen, die Transformationen, die bereits weltweit im Gange sind, zu bewältigen. Als Beispiel dient die Energiewende: Energieeffizienz, -speicherung, -infrastruktur sind da die Herausforderungen, auch die Hinwendung zu
einer Kreislaufwirtschaft. Österreich ist ein rohstoffarmes Land, wir brauchen einen ressourcenorientierten Ansatz und müssen neue Materialien entwi­ckeln. Auch geht es um die digitale Transformation mit ihren Chancen
und Risiken.

Als Oberösterreicherin darf ich da einflechten, dass ich mich sehr freue, dass 40 Millionen Euro für die Digitaluni, das Institute of Digital Sciences Austria, und die Medizinische Uni reserviert sind. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie
der Abg. Rössler.)

Mit einer Forschungsquote von 3,2 Prozent sind wir unter den top drei in Euro­pa. Wir wollen da auch weiteres Potenzial heben: Verbesserung der Stu­dienberatung; mehr Menschen, vor allem mehr Frauen, für Mint-Fächer gewin­nen – also mathematische, informatische, naturwissenschaftliche, techni­sche Fächer – und die Lust am Forschen, an der Wissenschaft wecken: mit Kin­derunis, der Langen Nacht der Forschung.

Das alles ist im Budget abgebildet. Es ist ein Zukunftsbudget, ein Budget,
das Mut macht. Nehmen wir unsere Zukunft in die Hand! – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

18.32


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Eva Maria Holzleitner. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 907

18.32.17

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Frau Präsidentin! Happy Birthday, Herr Minister! Als Geburtstagsgeschenk habe ich Ihnen in meiner Rede natürlich ein paar Aufgaben mitgebracht. (Heiterkeit des Abg. Lindner.) Das
ist am Geburtstag quasi mein Geschenk an Sie, damit Ihnen nicht fad wird, auch in der kurzen Legislaturperiode, die Ihnen vermutlich noch bleibt.

Es studieren mehr Frauen als Männer. Wir wissen, Frauen sind höher
qualifiziert als Männer, und trotzdem haben wir nach wie vor eine immens dicke gläserne Decke an Österreichs Hochschulen. Es gibt deutlich weniger Pro­fessorinnen als Professoren, kaum Rektorinnen, und viele, viele Rektoren. Gera­de heute wurde bekannt, dass sich in den letzten zehn Jahren zum Glück
das Verhältnis zwischen Frauen und Männern, die erstmals wissenschaftlich publiziert haben, verbessert hat, und trotzdem besteht nach wie vor eine Riesenlücke bei wissenschaftlichem Einfluss. Forscher werden doppelt so oft wie Forscherinnen zitiert, und das ist nach wie vor ein riesengroßes Problem,
weil dadurch auch die Ergebnisse von Frauen in der Forschung viel weniger be­rücksichtigt werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Viele, viele Forschungsergebnisse sind deswegen nach wie vor auf Män­ner zugeschnitten. Wir haben einen immens großen Genderdatagap in Öster­reich. Am deutlichsten sichtbar wird das oftmals in der Gesundheitsfor­schung: Wir wissen, dass Frauen nach wie vor einfach als kleine Männer be­zeichnet oder betrachtet werden, und das sind sie definitiv nicht.
Gendermedizin ist deshalb wichtig, weil sich Gendermedizin mit der Komplexität von Frauenkörpern, von weiblichen Zyklen beschäftigt und auch einfach
zur Kenntnis nimmt, dass es körperliche Unterschiede gibt. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Wir verlangen deshalb ganz klar einen stärkeren Fokus, auch des Wissen­schaftsministeriums, um diesen Genderdatagap zu schließen und die gläserne Decke in Österreich, an Österreichs Hochschulen auch endlich ambitio­nierter zu durchbrechen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 908

Was in der Diskussion rund ums Wissenschaftsbudget natürlich nicht unerwähnt bleiben darf, ist die Technische Universität Linz, das IDSA: Es war ein Wahl­zuckerl, es bleibt ein Wahlzuckerl, und die vielen, vielen Hoppalas am
Weg bis heute spiegeln sich auch tatsächlich in der medialen Berichterstattung Woche für Woche wider.

Zum Abschluss noch ein kurzer Input zum Abgesang des Regierungspro­grammes: Versprochen wurde ein Teilzeitstudium, um Studium mit Beruf, um Studium auch mit Betreuungspflichten vereinbar zu machen – eine
Forderung, die Studierendenvertreterinnen und -vertreter seit Jahren aufstellen. Wir haben es schwarz auf weiß belegt bekommen: Das Teilzeitstudium ist abgesagt. Es kommt in dieser Legislaturperiode nicht mehr – schade für die Stu­dierenden, schade für die Hochschulen, schade für den Wissenschaftsstand­ort Österreich, werte Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Bundesminister, ich weiß, Ihnen ist auch als Rektor einer Hochschule, als ehemaligem Rektor einer Universität sehr bekannt, wie es gerade in der Demokratieforschung um das Vertrauen in die Politik steht. Deshalb appelliere ich an Sie mit Ihrer Wissenschaftskenntnis, dass Sie auf Nationalratspräsi­denten Sobotka zugehen und ihn zum Rücktritt auffordern. (Beifall bei der SPÖ.)

18.36


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Johann Weber zu Wort. –Bitte.


18.36.04

Abgeordneter Ing. Johann Weber (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister, auch von mir alles Gute zum Geburtstag! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen und Herren auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Bildung, Bildung und noch einmal Bildung!
Bildung schafft Perspektiven. Bildung schafft Zukunft. Bildung schafft Chancen. Kurz gesagt, Bildung ist die Grundvoraussetzung und der Schlüssel zu
einem erfüllten Leben. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 909

2022 überstieg das Budget für die Schulen des Bundes erstmals die Marke von 10 Milliarden Euro. 2023 hat es dann eine weitere Steigerung gegeben
und 2024 liegt das Budget für die Bundesschulen erstmals bei 11,5 Milliarden Euro. Auch das Budget für Wissenschaft und Forschung inklusive der Uni­versitäten ist mit 6,4 Milliarden Euro so hoch wie noch nie zuvor in
der Geschichte. Das heißt, in Summe stehen 2024 insgesamt über 17,9 Milliar­den Euro für den Bildungsbereich in Österreich zur Verfügung. Parlament
und Regierung sind da eindeutig auf dem richtigen Weg. – Vielen Dank dafür. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich möchte noch kurz die Fortführung und auch den Ausbau des Erfolgs­projektes Lehre mit Matura ansprechen und hervorheben. Im Budget 2024 er­folgt nun eine weitere Aufstockung um 7 Prozent, und damit ist auch
eine inhaltliche Weiterentwicklung möglich und sichergestellt. Wer eine Lehre mit Matura macht, hat nicht nur die beste praktische Ausbildung, er hat
auch die Matura
 – Betonung: Matura – und dann viele, viele offene Türen für seine weitere Zukunft.

Wer gegen dieses Budget stimmt, stimmt gegen eine erfüllte Zukunft. –
Vielen Dank. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hörl: Endlich eine gescheite Rede!)

18.38


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Petra Oberrauner
zu Wort. – Bitte.


18.38.09

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Minister! Frau Staatssekretärin! Geschätzte Damen und Herren, die
zu Hause oder hier im Parlament zuschauen! Wir freuen uns natürlich grundsätzlich, dass die dringend benötigten Gelder, was die Fachhochschulen betrifft, bereits Anfang 2024 ausgezahlt werden, und wir freuen uns auch
über die Erhöhung der Gelder für die Universitäten, 900 Millionen Euro jährlich


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 910

ab 2025. Das ist zu begrüßen. Die Inflation nimmt ein bissel etwas weg,
das ist auch klar, aber es ist in Ordnung.

Insgesamt zeigt sich aber beim Thema Forschung für Österreich folgendes Bild: Wir haben viel Potenzial an klugen Köpfen, wir nehmen auch viel Geld in
die Hand, aber wir haben auch ein ineffizientes System, weil die Gesamtstrategie fehlt und weil es beim Thema Forschung ein Zuständigkeitsproblem gibt.
Wir haben nämlich vier Minister, die sich damit beschäftigen, und da haben wir negative Kompetenzkonflikte. Das nimmt natürlich im Endeffekt viel
Potenzial weg.

Ich möchte drei Beispiele bringen. Das erste ist der Data Governance Act, bei dessen Umsetzung schon alleine ein Jahr für die Frage gebraucht wurde,
wer zuständig ist. Das ist, glaube ich, nicht in Ordnung.

Das zweite sind die Wissenschafts- und Technologiebüros in Washington und Peking, bei denen es ein Kompetenzchaos gab und sich dann alle für For­schung zuständigen Minister zurückgezogen haben. Der Außenminister ist übrig geblieben, und am Ende war das Ergebnis, dass das Büro in Peking mit
dem Kulturforum zusammengelegt wurde. Ich glaube, das ist nicht der richtige Zugang für die Forschung.

Das dritte Beispiel ist die Besetzung des neuen Rats für Wissenschaft und Technologie, in dem neben dem Klimaministerium das Wirtschaftsministerium, das Wissenschaftsministerium, das Finanzministerium, der Staatssekretär
für Digitales, der Bundeskanzler und der Vizekanzler mitspielen. Dieser Rat hätte laut Gesetz seit Juli besetzt sein müssen; bis heute ist nichts geschehen, weil
sich die Minister nicht einigen können. Diese Besetzung ist aber wichtig, weil der Rat bei der Vergabe der Forschungsmittel der Nationalstiftung mitwirkt.
Wir reden von 140 Millionen Euro jährlich. Es ist unklar, wann diese ausgezahlt werden können.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 911

Fazit: Unsere Wissenschaft in Österreich könnte ganz weit vorne sein, wir
haben viel geleistet und haben gute Ergebnisse, aber das absolute Kompetenz­chaos der Minister behindert einen effizienten Einsatz des Budgets, und
das ist ein Riesenproblem. (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Minister, ich fordere Sie auf, das zum Thema zu machen und da für eine Neuordnung zu sorgen. Ich fordere Sie auch auf, mit dem Herrn Präsi­denten über seine Zukunft zu sprechen und ihm zu raten, eine gute Entschei­dung zu treffen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

18.41


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Agnes Totter zu Wort. – Bitte.


18.41.10

Abgeordnete MMag. Dr. Agnes Totter, BEd (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!
Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Bildung ist das wertvollste Gut, das wir Kin­dern und Jugendlichen mitgeben können. Auch im Erwachsenenleben
sind wir stets gefordert, uns weiterzubilden. Parlament und Bundesregierung haben speziell in dieser Gesetzgebungsperiode bewiesen, dass sie die Rahmenbedingungen dazu gut gestalten.

Ich denke da etwa an die Einführung und Etablierung der administrativen Assis­tenz an unseren Pflichtschulen. Das ist ein echter Meilenstein zur Unterstüt­zung der Direktorinnen und Direktoren; das ist nun finanziell abgesichert.
Ich denke aber auch die Ausstattung der Schülerinnen und Schüler und des Lehrpersonals mit digitalen Endgeräten. Während gerade SPÖ-Bildungs­minister:innen immer nur davon gesprochen haben, hat diese Bundesregierung genau diese wichtigen Vorhaben umgesetzt. (Beifall bei der ÖVP sowie des
Abg. Schallmeiner.)

Wurde bereits in den vergangenen zwei Jahren mehr für Bildung ausgegeben als davor, so gibt es auch im kommenden Jahr 2024 eine große Steigerung im


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 912

Bildungsbereich. In der Zuständigkeit des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung stehen 2024 gesamt 17,9 Milliarden Euro zur Verfügung – ein beachtliches Plus von 742 Millionen Euro. Dieses be­achtliche Plus schlägt sich selbstverständlich auch in den Schwerpunktsetzungen nieder. Für die weitere Umsetzung der Digitalisierungsinitiative an den
Schulen sind im Jahr 2024 rund 52 Millionen Euro vorgesehen. Davon entfallen knapp 48 Millionen Euro alleine auf die Bereitstellung von Endgeräten für Schülerinnen und Schüler und für das Lehrpersonal. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Die Digitalisierung schlägt sich auch im Lehrplan nieder. So sind für die Einrich­tung des Pflichtfaches digitale Grundbildung mit 4 Stunden für die Sekun­darstufe I pro Schuljahr weitere 50 Millionen Euro budgetiert. Auch da wurde ganze Arbeit geleistet. Die digitale Grundbildung ist nicht bloß ein Unter­richtsprinzip, es wurden zusätzliche Stunden zur Verfügung gestellt und in die Bildung der Lehrerinnen und Lehrer investiert.

Damit die sprachliche Integration der Kinder mit nicht deutscher Mutter­sprache gut gelingt, werden auch die Mittel für die Deutschförderklassen und Deutschförderkurse über den A.-o.-Status hinaus um 10 Millionen Euro
erhöht.

All diese Initiativen zeigen den großen Einsatz unseres Bildungsministers Martin Polaschek. Vielen Dank für das Engagement und herzlichen Glückwunsch
zum Geburtstag!

Besonders bedanken möchte ich mich aber auch bei allen Pädagoginnen und Pädagogen und den Schulleitungen, die all diese Projekte an den Schulen mit viel Engagement und viel Einsatz umsetzen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

18.44


Präsident Ing. Norbert Hofer: Mir liegen dazu nun keine Wortmeldungen mehr vor. Die Beratungen zu diesen Themenbereichen sind somit beendet.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 913

18.44.27UG 25: Jugend

Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen jetzt zur Untergliederung 25: Jugend.

Zu Wort gelangt Abgeordneter Maximilian Köllner. – Bitte schön,
Herr Abgeordneter.


18.44.38

Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Willkommen zurück, Herr Prä­sident! Herr Staatssekretär! Frau Staatssekretärin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Egal über welches Thema wir im Rahmen der Budgetde­batte sprechen, direkt oder indirekt hat es immer auch mit der Jugend
zu tun. Alle Entscheidungen, egal ob sie das Bildungsangebot oder auch die Pensionen betreffen, müssen weise und vorausschauend getroffen werden, weil sie Auswirkungen auf die Zukunft der jungen Generation haben.

Obwohl Sie die Jugendstaatssekretärin sind, haben Sie budgetär ehrlicher­weise nur einen sehr kleinen Hebel, um Jugendpolitik zu machen. Wichtig ist da­her, dass wir die Jugendförderung für die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit für das Jahr 2024 zumindest der Teuerung entsprechend anpassen. Umgekehrt – und das habe ich Ihnen auch im Ausschuss schon gesagt – fehlt
mir aber der langfristige Pfad, wie Sie den enormen Wertverlust von 40 Prozent, der sich über die Jahre summiert hat und damit die Arbeit der Jugendorga­nisationen deutlich erschwert, wieder wettmachen. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Anforderungen an die Jugendorganisationen sind durch die mannigfa­chen Krisen, wie zum Beispiel Corona, nicht gesunken, sondern im Gegenteil eben gestiegen. Corona und die Folgen von Corona beschäftigen uns ja
nach wie vor. Wenn ich mich zurückerinnere: Als ich 18, 19 Jahre alt war – so lange ist das jetzt auch noch nicht her –, war es unvorstellbar, dass ich
nicht in die Schule gehen kann, ausgehen kann oder mich mit Freunden treffen kann.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 914

Wie wir mittlerweile aus Studien leider wissen, hat die Zahl der Jugendli­chen mit psychischen Erkrankungen infolge der Coronapandemie und der damit verbundenen Einschränkungen stark zugenommen. Noch erschreckender,
und auf diesen Punkt möchte ich noch eingehen, sind aber die aktuellen Zahlen der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
was Suizide von Jugendlichen betrifft. Wenn die zweithäufigste Todesursache bei unter 18-Jährigen Suizid ist, dann ist wirklich Feuer am Dach, Frau Jugendstaatssekretärin. Da können wir nicht wegschauen. Ganz im Gegenteil: Wir sehen, dass wir da immer noch ein Problem haben. Wir sehen, dass Maßnahmen wie Gesund aus der Krise wahrscheinlich nicht zu 100 Prozent ge­griffen haben, oder anders gesagt, vielleicht noch mehr zu tun ist. Fakt ist,
diese Zahlen lügen nicht. Sie sind ein dringender Aufruf, zu handeln. (Beifall bei der SPÖ.)

Daher zum Abschluss noch einmal der Appell an Sie und Ihre Kolleginnen
und Kollegen in der Bundesregierung: Es braucht die langfristige Finanzierung von Psychotherapieplätzen auf Krankenschein. (Beifall bei Abgeordneten
der SPÖ.)
Es braucht auch mehr Vertrauenspersonen an den Schulen, mehr Schulpsychologinnen und -psychologen und Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter – und zwar jetzt und nicht erst morgen. (Beifall bei der SPÖ.)

18.47


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete
Carina Reiter. – Bitte, Frau Abgeordnete.


18.47.50

Abgeordnete Carina Reiter (ÖVP): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kol­legen! Sehr geehrte Zuschauerinnen und Zuschauer! Zum krönenden Ab­schluss des Tages geht es jetzt um das Jugendbudget. Unsere Jugend ist oft vie­len Vorurteilen ausgesetzt. Es heißt, alle Jugendlichen sind so verwöhnt,
sie sind alle so faul, sie fordern alle so viel. Es zahlt sich aber aus, sich näher mit unserer Jugend auseinanderzusetzen. Als Einstieg kann ich da wärmstens


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die Ergebnisse der Ö3-Jugendstudie empfehlen. Damit versteht man nämlich et­was besser, wie die Jugend, wie die Jungen ticken. An dieser Umfrage ha­ben immerhin 40 000 Jugendliche teilgenommen. Wenn das nicht repräsentativ ist, dann weiß ich auch nicht. Da haben wir schon mit viel schlechteren Um­fragen zu tun gehabt.

Was sagt diese Studie? – Die Lehre im Trend sehen 73 Prozent; bereit,
am Wochenende zu arbeiten, wären 83 Prozent; gerne ein Influencer, Blogger oder E-Sportler werden, das könnten sich 32 Prozent vorstellen; die
Ehe oder Verpartnerung als Lebensziel sehen 67 Prozent; Druck in der Schule belastet 54 Prozent; die weltweiten Krisen bereiten Angst, das sagen 57 Prozent; und für gleiche Chancen von Männern und Frauen sind 96 Prozent. Sogar 65 Prozent sagen, Politik und politische Prozesse interessieren sie,
weil da ja vieles entschieden wird, das ihr Leben betrifft. Man sieht eigentlich, wie bodenständig unsere Jugend ist und wie sehr sie im Leben steht.
(Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Schauen Sie sich die Studie an, machen Sie quasi einen Deepdive, schauen Sie sich an, wie die Jugend, also die Gen C wirklich tickt! Jenen, die dann über­rascht sind, kann ich nur sagen: Reden Sie öfter direkt mit jungen Leuten, das hilft. Es gibt viele junge Leute, die anpacken wollen, die etwas weiter­bringen wollen, die motiviert sind und vor allem auch ernst genommen werden wollen.

Bei seiner Budgetrede hat unser Finanzminister Magnus Brunner schon erläutert, dass es bei diesem Budget darum geht, mit Optimismus Österreichs Wohlstand zu erhalten und aktiv die Zukunft zu gestalten.

Das macht es aus. Die Zeiten sind nicht einfach, und es ist in Zeiten wie
diesen auch nicht einfach, ein Budget zu machen. Trotzdem muss man den Wil­len haben, gestalten zu wollen. Da ich den Debatten der letzten beiden
Tage so zugehört habe, muss ich ehrlich sagen, Österreich darf kein NPC sein, wenn es um das aktive Gestalten unserer Zukunft geht. Da jetzt ein paar


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 916

fragend schauen: NPC ist ein Non-Player Character. Das kann man aber auch googeln.

Die Mittel für die Jugendlichen sind über ganz viele verschiedene UGs
verteilt. Da geht es um Studienbeihilfe, Valorisierung der Familienleistung, Fami­lienbonus, den Familienlastenausgleichsfonds, aka Flaf, den Schülergelegen­heitsverkehr oder auch zum Beispiel die Jungbauernförderung im Rahmen der GAP und die Kinderschutzmaßnahmen, die wir kürzlich getroffen haben.
(Abg. Shetty: Wo ist die Psychotherapie?) Es sind also unzählige Bereiche quer durchs Budget, die die Jugend betreffen und wofür eigentlich viele
Mittel für diesen Bereich eingesetzt werden.

Ein sehr essenzieller Teil in der UG 25, zu dem wir ja hier auch diskutieren, ist der Bereich der Bundesjugendförderung. Da geht es um die Förderung
von Maßnahmen der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit, also genau um die Förderungen von Vereinen wie der Trachtenjugend, dem Jugendrot­kreuz, den Pfadfindern, der Landjugend und noch vielen mehr, die sehr wichtige Arbeit leisten (Zwischenruf des Abg. Kollross), wenn es darum geht, jun­gen Menschen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, eine Anlaufstelle zu bieten.

Wir investieren in unsere Zukunft, und unsere Zukunft ist die Jugend –
das sollte uns allen bewusst sein. Es geht um heute, und zwar wegen morgen. Deshalb ist es in unser aller Sinne, gemeinschaftlich und optimistisch an
diesem Morgen zu arbeiten. Im Sinne eines Generationendenkens, glaube ich, können wir es mit Sartre halten. Der hat nämlich gesagt: Die Jugend
sollte wissen, dass sie einmal alt wird, und die Alten sollten sich erinnern, dass sie einmal jung waren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der
Grünen.)

18.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Rosa Ecker. – Bitte, Frau Abgeordnete.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 917

18.52.14

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Staatssekretärin! Geschätzter Staatssekretär! Ja, gute Jugendpolitik orientiert sich an den Interessen und an den Bedürfnissen der jungen Menschen,
und das wäre ja ganz besonders in diesen Krisenzeiten notwendig. Sehr geehrte Damen und Herren, im Budget gibt es dazu aber nur ein einziges definier­tes Ziel, nämlich: „Laufende Ausrichtung der jugendpolitischen Maßnahmen und Aktivitäten des Bundeskanzleramts [...] auf die Jugendziele der ‚Österreichi­schen Jugendstrategie‘“ – ohne konkreter zu werden.

Laut Ihren Aussagen im Budgetausschuss, Frau Staatssekretärin, beläuft
sich das Budget für dieses definierte Ziel auf 50 000 Euro für Klausur und Ein­bindung von Stakeholdern und 25 000 Euro in einzelnen Ressorts für den Realitycheck. Darum fordern wir eine zeitnahe Umsetzung dieser Jugendstrate­gie, nämlich eine wirkliche Umsetzung.

Ich bringe daher folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Rosa Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „rasche
und gezielte Maßnahmen für unsere Jugend - Umsetzung Jugendstrategie jetzt“ (Beifall bei der FPÖ.)

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen,
Familie, Integration und Medien, wird ersucht, dringend die notwendigen Mittel bereit zu stellen, um Maßnahmen für unsere Jugend insbesondere zur Umsetzung der aktuellen Jugendziele entsprechend der Österreichischen Jugendstrategie zu setzen.“

*****


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 918

Neben dem Teuerungsausgleich finden wir im Detailbudget mit dem
Titel „Jugendpolitische Maßnahmen“ nur Förderungen in der Höhe von 10,3 Mil­lionen Euro für Jugendorganisationen. An anderen Stellen finden wir knapp 37 Millionen Euro für Schülerbeihilfen. Bei all dem Selbstlob, das von
der schwarz-grünen Regierung für die diversen Valorisierungen kommt, sei aber angemerkt: Sie haben schon einiges vergessen, denn die für die Zuerken­nung notwendigen Einkommensgrenzen für die Eltern wurden nicht valorisiert. Darum werden viele Eltern diese Beihilfen nicht mehr erhalten.

20 Millionen Euro sind vorgesehen, um Jugendliche und Erwachsene dazu zu bewegen, präventiv für ihre Gesundheit vorzusorgen. Wir haben es
schon gehört, das ist bei Weitem zu wenig. Es gibt in Österreich noch immer massiven Bedarf in Bezug auf die psychotherapeutische Versorgung so­wohl im niedergelassenen als auch im ambulanten und vor allem auch im sta­tionären Bereich. Kinder und Jugendliche leiden noch immer, und sie
werden noch länger an den Auswirkungen der Covid-Krise leiden, den Maß­nahmen dieses schwarz-grünen Systems, der Fremdbestimmung, dem Wegsperren – statt Freiheit –, den Schulschließungen, der Trennung von Ge­nerationen, denn Oma und Opa zu besuchen war ja quasi ein Staatsver­brechen. Durch die Coronapandemie haben Jugendliche viel versäumt, das sie nicht mehr nachholen können, und steigende Suizidversuche sind die Folge.

2 Millionen Euro kommen aus dem Bereich Justiz für den Gewaltschutz von Kin­dern und Jugendlichen. Ja, das ist wichtig. Es ist jedoch fraglich, ob es
reicht. Unser freiheitliches Kindergewaltschutzpaket wäre bedeutend umfang­reicher gewesen.

In der UG 25: Familie und Jugend, gibt es die Familienbeihilfe und Leis­tungen des Flaf wie bisher, nur evaluiert. Der Wertverlust über Jahre hinweg wurde nicht ausgeglichen. Aber – und jetzt halten Sie sich fest, meine
sehr geehrten Damen und Herren – eine große Summe habe ich dann doch noch gefunden: 0,5 Milliarden Euro für Klimatickets für alle 18‑Jährigen. Das ist
eine PR-Aktion der Verkehrsministerin, die bei den kommenden Wahlen auch


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 919

nichts nützen wird, denn von diesem Klimaticket profitieren nur junge Menschen, die eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr haben. Der überwiegende Teil der Jugend im ländlichen Raum ist aber auf das Auto angewiesen. Darum machen ja auch viele den L17, um den Weg zur
Arbeit leichter bewältigen zu können. Die haben alle nichts vom Klimaticket. Die alle sind in den Augen der Verkehrsministerin aber vielleicht nur Klimasün­der und keine Grünwähler.

Mediale Aufmerksamkeit haben in Österreich junge Klimakleber, Pro-Palästina-Rufer in den Schulen und auf den Straßen, Halloweenrandalierer und -ver­gewaltiger, aber nicht die Jugend, die arbeitet, Verantwortung übernimmt und in Zukunft dieses Land erhalten und gestalten wird. Diese Jugend muss mit
den Fehlleistungen dieses Systems, dieser schwarz-grünen Regierung zurande kommen, anstatt ein gut bestelltes Haus übernehmen zu können. Darum
braucht es eine Festung Österreich, die Kinder und Jugendliche schützt, fördert und ihnen wieder Hoffnung gibt. (Beifall bei der FPÖ.)

Obwohl er jetzt nicht da ist, appelliere ich an Nochpräsident Sobotka:
Zeigen Sie der Jugend, was es heißt, Verantwortung für das eigene Tun zu über­nehmen, und treten Sie zurück! (Beifall bei der FPÖ.)

18.57

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Rosa Ecker

und weiterer Abgeordneter

betreffend rasche und gezielte Maßnahmen für unsere Jugend - Umsetzung Jugendstrategie jetzt


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eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024)
samt Anlagen (2300 d.B.) – UG 25

in der 239. Sitzung des Nationalrates, am 22.11.2023

Die Österreichische Jugendstrategie ist ein laufender Prozess zur Stärkung und Weiterentwicklung der Jugendpolitik in Österreich. Laut Regierungsprogramm 2020 bis 2024 soll die aktuell 33 Jugendziele umfassende Österreichische Jugend­strategie weitergeführt und mit Maßnahmen hinterlegt werden.

Die Grundlagen zur derzeitigen Umsetzung der Österreichischen Jugendstrategie wurden in den Sitzungen und Beschlüssen des Ministerrats vom 30. Septem­ber  2020 sowie vom 8. September 2021 festgelegt.

Die aktuellen Jugendziele sind nicht als starres Ergebnis zu sehen, sondern müssen regelmäßig weiterentwickelt und adaptiert werden. Einige der Jugendziele
sind von mehreren Ministerien gemeinsam umzusetzen. Gerade die Coronazeit und ihre Folgen hat sich auf die Jugend, deren Zukunft und Ziele ausgewirkt. Ge­zielte Maßnahmen sind notwendig und gehören rasch verwirklicht.

Die Österreichische Bundesregierung hat in ihren beiden Ministerratsvorträgen
28 Jugendziele verabschiedet, die Eckpunkte der Weiterführung der Österreichischen Jugendstrategie definiert und auch einen sogenannten Fortschrittsbericht
vorgelegt.

Gerade unsere Jugend hat unter Corona und insbesondere unter geschlossenen Schu­len, Ausgehverboten und fehlenden sozialen Kontakte gelitten. Viele Wünsche unserer Jugend, wie beispielsweise der Wunsch nach einem Eigenheim und den eige­nen vier Wänden, sind derzeit nicht verwirklichbar. Die Themen Teuerung,
Inflation, Klima, aber auch Kriege gehörend zu den größten Sorgen unserer Jugend, aber auch der gesamte (Aus)Bildungsbereich samt einem Angebot an entspre­chenden Arbeitsplätzen darf nicht vernachlässigt werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 921

Rasche und gezielte Maßnahmen für die Jugend sind dringend erforderlich. Die unter­fertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien, wird ersucht, dringend die notwendigen Mittel bereit zu stel­len, um Maßnahmen für unsere Jugend insbesondere zur Umsetzung der aktuel­len Jugendziele entsprechend der Österreichischen Jugendstrategie zu setzen.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß ein­gebracht und steht somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist nun Herr Abgeordneter David Stögmüller. – Bitte
schön, Herr Abgeordneter.


18.57.46

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Die Bundesjugendförderung ist ein zentraler Bestandteil der jugendpolitischen Strategie unserer Regie­rung. Zur Erinnerung: Die Bundesjugendförderung finanziert mit über 10 Millio­nen Euro sämtliches außerschulische Engagement, nämlich alles von den Pfadfindern bis zur Blasmusik. Dazu zählen 1,5 Millionen Vereinsmitglieder in ganz Österreich. Jährlich werden von diesen Organisationen 250 000 Kin­der und Jugendliche erreicht und gefördert.

Ich möchte auch betonen, dank grüner Regierungsbeteiligung durften wir letztes Jahr den Meilenstein feiern, die Bundesjugendförderung – und das zum
ersten Mal in ihrem 21-jährigen Bestehen – zu valorisieren und die Mittel um 20 Prozent zu erhöhen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Brandweiner.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 922

20 Prozent sind nicht wenig, sondern sehr viel, muss man sagen, und heuer wur­den sie wieder um 10 Prozent erhöht – um 10 Prozent! Das ist nicht ohne, sondern das ist wirklich viel. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Brandweiner.) Damit hat diese Regierung auch ein ganz klares Zeichen gesetzt: Die För­derung der nächsten Generation ist nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern sie fließt in konkrete, aktive und handfeste Politik im Zeichen der Jugendlichen
und der jungen Menschen, die in Österreich sehr viel Engagement zeigen. (Beifall bei den Grünen.)

Die angemessene Förderung von außerschulischer Jugendarbeit und ‑beteili­gung ist uns aus zwei Gründen besonders wichtig: zum einen, weil es
klar ist, dass sich der absolute Großteil der Vereine und Organisationen, die von dieser Strategie etwas haben, auf die unermüdliche Arbeit von Freiwilligen
und Ehrenamtlichen verlässt. Zum Beispiel haben die Pfadfinder, ich
habe sie vorhin schon erwähnt, 7 304 ehrenamtliche Mitglieder und verfügen über 3,5 Vollzeitäquivalente auf Bundesebene. Das ist wirklich nicht viel.
Das ist also extremes Engagement – vielen Dank dafür. (Beifall bei den Grünen.)

Das ist aber ein Beispiel, das verdeutlicht, dass diese Organisationen ohne Freiwilligenarbeit, die wir unterstützen und anerkennen müssen, nicht überleben können. Deswegen ist es so wichtig, dass wir dieses ehrenamtliche Engage­ment auch weiter unterstützen, und da hat die Bundesregierung in ganz vielen Punkten auch etwas weitergebracht. Das ist ein wichtiger Meilenstein für
unsere Gesellschaft. (Beifall bei den Grünen.)

Zum Zweiten ist heute klarer denn je, dass seit Corona jegliche Aktivitäten, die Kinder und Jugendliche körperlich, geistig und auch sozial fördern, einen
neuen, einen umso wichtigeren Stellenwert erreicht haben, denn während der Pandemie waren es vor allem die Jüngsten unter uns, die am meisten
unter der Isolation gelitten haben. (Abg. Schnedlitz: Und wer hat die Isolation zu verantworten?) Im Schuljahr 2021/2022 haben, so berichtet eine Studie, 22 Prozent aller Mädchen und 10 Prozent aller Burschen unter depressiven


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Symptomen gelitten. 31 Prozent der Mädchen und 19 Prozent der
Burschen waren mit ihrem Leben nicht zufrieden.

Das im Auge zu behalten ist heute wichtiger denn je, denn obwohl die Isolation der Coronazeit zum Glück vorbei und Geschichte ist, hat sich die psycho­soziale Situation vor allem unter den Schüler:innen nicht wesentlich verbessert. (Abg. Schnedlitz: Ja, ein nachhaltiger Schaden!) Das ist eine Krise inmitten
unserer Jüngsten, die es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Dass durch Freizeit­beteiligung nicht nur psychosoziale Probleme vermindert werden, sondern
auch, wie in etlichen Studien belegt wird, Bereitschaft zur Offenheit, Demokra­tieverständnis und Teamfähigkeit langfristig gestärkt werden, das ist gera­de in Zeiten wie diesen ein ganz wichtiger Punkt, der nicht außer Acht gelassen werden darf. (Beifall bei den Grünen.)

Daher ist es umso wichtiger, dass wir auch heuer wieder auf die Vereine
und Organisationen achten, die damals wie heute die essenzielle Arbeit leisten, um die nächsten Generationen zu schützen und in ihrer Selbstentwicklung
zu stärken. Das ist eine klare Aufgabe, die wir uns gestellt haben, und ich danke auch der zuständigen Staatssekretärin für ihr Engagement. Ich glaube, wir müssen aber noch viele Punkte weiterentwickeln. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Yannick Shetty. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.01.50

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol­legen! 105 Milliarden Euro neue Schulden hat diese Regierung in fünf Jahren gemacht. Jeder vierte Euro des gesamten Budgets geht als Zuschuss ins Pensionssystem, weil es von alleine nicht mehr finanzierbar ist. Und


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die Zukunftsquote, also der Anteil der Ausgaben im Budget, die in zukunftsre­levante Bereiche fließen, also zum Beispiel Bildung, Klimaschutz, Wirt­schaftsstandort, liegt bei mageren 13,6 Prozent. Das bedeutet im Umkehr­schluss, dass ungefähr 86 Prozent in die Vergangenheit und in die Gegenwart fließen.

Aus Sicht der jungen Menschen muss man feststellen: Ja, es ist ein gutes
Budget, für einige wenige, insbesondere für die Klientel von den Regierungspar­teien, die bedient wird, es ist aber ein schlechtes Budget für die jungen Menschen in Österreich. Es ist nämlich ein Boomerbudget und definitiv kein Zu­kunftsbudget.

Wenn man sich das im Detail anschaut – drei Bereiche möchte ich heraus­greifen –, dann sieht man das ganz frappant, was ich gerade gesagt habe. Erstens zum Bereich Bildung – meine Kollegin Künsberg Sarre ist beim vorherigen Tagesordnungspunkt schon darauf eingegangen –: Das ist eine komplette Selbst­aufgabe in der Bildungspolitik. Insbesondere in Richtung der Grünen: Euch
war doch Bildung einmal wichtig, oder täuscht man sich da? Das war doch mal etwas, wo ihr gesagt habt: Dafür stehen wir ein, das ist uns wichtig.

Bei einem Bildungssystem, einem System, das seit der Zeit Maria Theresias nie mehr grundlegend reformiert wurde, müsste man doch eigentlich sagen,
da muss man richtig reinfahren, da muss man umbauen, da muss man innovativ, neu denken. (Abg. Lukas Hammer: Da ist der Stadtrat in Wien ziemlich reinge­fahren!) Zum Beispiel bei der Finanzierung der Schulen ginge es darum, das Geld nicht ganz pauschal ohne jegliche Kriterien als Globalbudgets zu verteilen, sondern beispielsweise anhand eines Chancenindex, das heißt, die Finanzierung nach den jeweiligen Herausforderungen der Schulen aufzustellen.

Und jetzt kommen gerade die Grünen heraus und feiern sich für ein Pilotprojekt, eigentlich ein Mickymausprojekt, an dem 100 Schulen von 6 000 Schulen teilnehmen. Und das feiern Sie als großen Erfolg?! – Das ist doch peinlich! Das ist


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doch peinlich! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Hamann: Und deswegen macht ihr
es in Wien auch!)

Was Sie also tun: Zudecken, bitte weitergehen, es gibt nichts zu sehen!
Dabei hätten wir in der Bildungspolitik extrem viel zu tun.

Oder ein anderer Bereich, nämlich in der Gesundheitspolitik: Die Kollegen haben es schon angesprochen; das macht mich wirklich ein Stück weit auch zornig,
weil wir schon so lange hier darüber reden. Frau Jugendstaatssekretärin,
Sie haben den jungen Menschen etwas versprochen, nämlich Psychotherapie auf Kasse endlich zu ermöglichen, und Ihr Versprechen gebrochen. Warum
wird ein gebrochener Haxen nicht gleich behandelt wie eine gebrochene Seele? Es passiert wieder nichts, auch in diesem Budget findet sich dazu nichts.
Sie lassen die jungen Leute auch in dieser Frage schon wieder im Stich, und ich sehe das einfach nicht ein. (Beifall bei den NEOS.)

Und das gilt auch für den dritten Punkt – man könnte diese Liste jetzt
leider unendlich lange fortsetzen –, den Klimaschutz. Wir haben morgen die Gelegenheit, noch ausführlicher darüber zu sprechen. Da interessieren
mich keine Budgets und keine PR-Shows und kein Klimaticket und kein Klima­bonus, sondern da interessiert mich nur eine einzige Frage. Jetzt ist die
Frau Klubobfrau nicht hier, die verweist ja immer ganz stolz darauf, was Sie nicht alles im Klimaschutz machen. Mich interessiert nur eine einzige Frage: Er­reichen Sie mit Ihren Maßnahmen die Pariser Klimaziele für Österreich – ja oder nein? (Zwischenruf der Abg. Voglauer.) Wenn nach fast fünf Jahren grüner Regierungsbeteiligung die Antwort auf diese Frage Nein lautet, dann ist das eine Bankrotterklärung. Leider lautet sie Nein, und das ist für die jungen
Menschen wirklich ein Schlag ins Gesicht.

Also, egal ob in der Bildung, egal ob im Klimaschutz oder in der Gesundheits­politik: Das hier ist kein Budget für die jungen Menschen, sondern ge­gen die jungen Menschen in Österreich! (Beifall bei den NEOS.)

19.05



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 926

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich nun Frau Staats­sekretärin Claudia Plakolm gemeldet. – Bitte schön, Frau Staatssekretärin.


19.05.41

Staatssekretärin im Bundeskanzleramt Claudia Plakolm: Geschätzter Herr Präsi­dent! Sehr geehrte Abgeordnete im Hohen Haus! Geschätzte Zuseherinnen
und Zuseher! Liebe Steuerzahlerinnen, liebe Steuerzahler, da wir uns ja mitten in der Budgetdebatte hier im Nationalrat befinden! Unser Finanzminister
Magnus Brunner hat ein Budget präsentiert, mit dem wir einmal mehr zeigen, dass Österreich ein starkes Land ist, und mit diesem Budget setzen wir
alles daran, dass wir auch in Zukunft ein starkes Land bleiben.

Warum ist das möglich? – Weil es Menschen in unserem Land gibt, die fleißig sind, die arbeiten gehen, die Steuern zahlen, womit die Leistungen, über
die drei Tage lang hier im Hohen Haus debattiert wird, überhaupt erst finanziert werden können. Damit wird ermöglicht, dass wir den Menschen helfen
können, die im Leben nicht auf die Butterseite gefallen sind.

Als Jugendstaatssekretärin ist es mir wichtig, dass wir auch weiterhin den An­spruch an uns stellen, dass wir ein Land sind, in dem Leistung etwas wert
ist, in dem sich Arbeitengehen auch auszahlt, damit es auch in Zukunft genügend Menschen gibt, die bereit sind, mehr zu tun, als sie müssten. (Beifall bei
der ÖVP.)

Genau aus diesem Grund freue ich mich, dass wir mit dem Jugendbudget die Ju­gendarbeit in unserem Ressort auch im kommenden Jahr 2024 unterstützen können, mit der Bundesjugendförderung beispielsweise. Es hat mit 1. Jänner des heurigen Jahres eine außerordentliche Erhöhung des Budgets der verband­lichen Jugendorganisationen gegeben. Seit Bestehen der Bundesjugend­förderung wurde diese erstmalig um 20 Prozent erhöht, und auch für das Jahr 2024 sehen wir eine Erhöhung von 9,7 Prozent vor. Wir gleichen die
Inflation damit deutlich aus und steigern das Budget in diesen zwei Jahren um rund 30 Prozent.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 927

Aus dem Jugendbericht geht hervor, dass sich jeder Zweite in Österreich
ab 15 Jahren ehrenamtlich engagiert. Zusammen kommen diese engagierten Men­schen in Österreich auf 14 Millionen Stunden ehrenamtlicher Arbeit pro
Woche. Ich freue mich, dass wir das gerade im Budget für die Jugendarbeit, die so wichtig ist, so deutlich darstellen, ist doch die Jugend eine der tragen­den Säulen, eine der tragenden Generationen in der ehrenamtlichen Arbeit, in der Vereinsarbeit.

Abseits des Ehrenamtes gibt es allerdings auch einen Bereich, der uns in
der Jugendpolitik vor entscheidende Herausforderungen stellt. Das Thema Ra­dikalisierung ist präsenter denn je, insbesondere unter jungen Menschen.
Es gibt Hassprediger, die vor allem auf digitalen Kanälen, auf Social Media ver­suchen, junge Menschen für ihre Ideologien zu erreichen und zu begeis­tern. Aus diesem Grund starte ich in meiner Zuständigkeit als Jugendstaatssekre­tärin eine Initiative, in deren Rahmen den jungen Menschen aufgezeigt
werden soll, mit welchen Methoden diese Onlinedschihadisten arbeiten, denn junge Menschen sollen selbst durchschauen, was da mit ihnen versucht
wird, wie da gearbeitet wird, und sollen gegen islamistische Hassprediger ent­sprechend gewappnet sein. Deswegen haben wir im Budget auch Geld
dafür vorgesehen. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben im Budget diesen Schwerpunkt im Bereich Kampf gegen die Radikali­sierung junger Menschen gesetzt und stärken außerdem auch die Beratungs­stellen Extremismus und Saferinternet sowie das No-Hatespeech-Komitee, wo­durch junge Menschen und genauso Personen, die in der Jugendarbeit,
in der außerschulischen Jugendarbeit tätig sind, und Pädagoginnen und Pädago­gen begleitet und unterstützt werden.

Geschätzte Damen und Herren! Neben einem außerordentlich guten Jugend­budget mit der Bundesjugendförderung freut es mich auch, dass wir mit mehreren Initiativen das Ehrenamt und die Freiwilligenarbeit in Österreich ge-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 928

nerell im kommenden Jahr unterstützen können. Nachdem wir im heuri­gen Jahr mit 20 Millionen Euro über den Katastrophenfonds dafür gesorgt ha­ben, dass die freiwilligen Feuerwehren ihre Infrastruktur und Ausstat­tung verbessern konnten – das wird jetzt jährlich erfolgen –, stellen wir auch 22 Millionen Euro für die Rettungsorganisationen und Zivilschutzverbän­de zur Verfügung, um in die Infrastruktur, um in Fahrzeuge investieren zu kön­nen. (Beifall bei der ÖVP.)

Der zweite Punkt im ehrenamtlichen Bereich betrifft die Absetzbarkeit
von Spenden für gemeinnützige Organisationen, für Vereinsarbeit, und diese Spendenabsetzbarkeit wird mit Jahresbeginn auf die Bereiche Bildung,
Sport, Kunst und Kultur ausgeweitet werden. Das heißt, wer an das Ehrenamt spendet, der profitiert in Zukunft doppelt: Erstens stärkt man die Vereine,
die genau dafür sorgen, dass wir einen Kitt in der Gesellschaft und zwischen den Generationen haben, dass das gesellschaftliche Leben auch so stattfinden
kann, wie es in Österreich geschätzt wird. Zweitens profitiert man dann auch beim Finanzamt, weil man sich einen Teil der Spende zurückholen kann.
Mit der Ausweitung dieser Absetzbarkeit wird auch der Beitrag jedes Einzelnen für das Ehrenamt mehr wertgeschätzt und damit gestärkt. (Beifall bei der
ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Drittens haben wir vor wenigen Wochen bereits ein großes Freiwilligenpaket präsentiert, nachdem wir uns im Austausch mit vielen ehrenamtlichen Organisationen beim Ehrenamtsgipfel über die aktuellen Herausforderungen – insbesondere seit der Coronapandemie – unterhalten haben. Mit diesem Freiwilligenpaket ermöglichen wir es, dass beispielsweise das freiwillige soziale Jahr finanziell besser unterstützt wird, dass die Teilnehmerinnen und Teil­nehmer eine Erhöhung des Taschengeldes erhalten und ebenso das Klimaticket zur Verfügung gestellt bekommen, dass eine bundesweite Servicestelle
fürs Ehrenamt eingerichtet wird und die ländereigenen Freiwilligenzentren un­terstützt werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 929

Am 4. Dezember findet erstmalig auch die Verleihung des Staatspreises Ehrenamt statt, wodurch wir auch als Bundesregierung ein weiteres Mal zeigen, wie wichtig die Arbeit von Ehrenamtlichen und Freiwilligen in unserer Ge­sellschaft ist, dass das noch immer nichts Selbstverständliches, sondern etwas ist, das man nicht genug vor den Vorhang holen kann. (Beifall bei der ÖVP
und bei Abgeordneten der Grünen.)

Geschätzte Damen und Herren! Das Budget 2024 trägt dazu bei, dass wir auch im kommenden Jahr Schwerpunkte im Bereich der Jugendarbeit, des Zivil­dienstes und des Ehrenamtes setzen können. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an unseren Finanzminister, insbesondere auch dafür, dass das Budget
im Ganzen so gestaltet ist, dass wir als eines der wenigen Länder die Maastrichtgrenzen mit unserem Budget einhalten – und das in durchaus herausfordernden Zeiten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Das zeigt uns, dass das Budget nicht nur die Jugend stärkt, sondern insge­samt auf einem breiten Fundament steht. Es ist ein Budget, das uns zu Recht an Österreich glauben lässt und insbesondere für junge Menschen auch Zuversicht– nicht nur für das nächste Jahr, sondern auch darüber hinaus – mit­gibt. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

19.12


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter
Lukas Brandweiner. – Bitte, Herr Abgeordneter.


19.12.59

Abgeordneter Lukas Brandweiner (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmen und hier auf der Galerie! Das Budget ist in
Zahlen gegossene Politik. Als junger Abgeordneter bin ich sehr froh, dass wir mit dir, geschätzte Frau Staatssekretärin, eine starke Stimme für die Jugend in unserem Land auch in der Regierung haben und dass wir mit diesem Budget die


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Herausforderungen der Zukunft auch bewältigen werden. Wir stärken den Standort, unterstützen die Familien und führen den ökosozialen Weg weiter fort.

Gefordert haben es alle – umgesetzt haben es wir: Erstmals in der Ge­schichte haben wir mit der Abschaffung der kalten Progression eine Reform umgesetzt, die vor allem den fleißigen Menschen hilft, die einen wesent­lichen Beitrag in unserem Land leisten. Gerade in Zeiten der hohen Inflation ha­ben wir damit die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler entlastet und die Kaufkraft gestärkt. Wir haben die Familienleistungen valorisiert – das heißt, sie werden automatisch jährlich erhöht – und wir unterstützen zusätzlich
beim Schulstart mit zweimal 150 Euro. Für Familien mit kleineren Einkommen haben wir zusätzlich 60 Euro pro Kind pro Monat beschlossen.

Wir investieren massiv in die Kinderbetreuung. So wurden hierfür im Finanzausgleich zusätzliche Mittel vereinbart, welche vor allem die Gemeinden beim Ausbau, aber auch bei der Erhaltung von Kinderbetreuungseinrich­tungen unterstützen sollen. (Beifall bei der ÖVP.)

Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben es während der Pandemie und den darauf folgenden Krisen bewiesen: Wir sind nicht die letzte Generation,
sondern eine Zukunftsgeneration mit vielen Mutmachern und engagierten Per­sönlichkeiten, vor allem auch im Zivildienst.

Über 14 000 junge Männer leisten einen großartigen und wertvollen Dienst
in den unterschiedlichsten Einrichtungen, wovon ich mich auch in meinem Wahl­kreis immer wieder überzeugen kann. Daher freue ich mich als Zivildienst­sprecher besonders, dass uns da auch in den letzten Jahren einiges gelungen ist, beispielsweise die Erhöhung der Grundvergütung im letzten Jahr um
40 Prozent oder das Gratisklimaticket.

Es zeigt aber auch die Auszeichnung von besonders herausragenden Leistungen, wie wichtig der Zivildienst für unsere Republik und die Menschen in
unserem Land ist. So wurden letzte Woche auch die Zivildiener des Jahres von


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unserer Staatssekretärin Claudia Plakolm vor den Vorhang geholt und ausgezeichnet. Hervorheben darf ich da den Bundessieger Simon Geiseder aus Oberösterreich. Er wurde als Zivildiener beim Roten Kreuz in einer Aus­nahmesituation zum Lebensretter für einen Kollegen. Für diese Zivilcourage wurde er von der Jury zum Bundessieger gekürt und steht stellvertre­tend für 14 000 junge Männer, die einen wertvollen und unverzichtbaren Dienst für unser Land und die Gesellschaft leisten. – Vielen Dank dafür. (Beifall
bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von Grünen und NEOS.)

Abschließend möchte ich mich bei dir, geschätzte Frau Staatssekretärin, wirklich besonders für deinen konsequenten Weg, deine Sachpolitik und deinen
Einsatz für die Jugend in unserem Land, vor allem auch für den Zivildienst be­danken.

Nun wirklich abschließend: Wir haben heute nicht nur ein Geburtstagskind, auch unsere Jugendsprecherin Carina Reiter hat heute Geburtstag. Auch von
dieser Stelle: Alles Gute zum Geburtstag! (Beifall bei ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS sowie der Abg. Fürst.)

19.16


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Christian Oxonitsch. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


19.16.56

Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Frau Staatssekretärin! Wir sind uns wahrscheinlich in einem Punkt durchaus einig. Das ist ein Punkt, der auch schon mehrmals angesprochen wur­de: Die letzten Jahre waren für junge Menschen in diesem Land, aber auch international sehr belastende Jahre. Gerade in solchen Jahren würde es, glaube ich, eine starke Stimme für die Jugend brauchen, eine starke Stimme in
dieser Bundesregierung, die für die Jugend brennt – und zwar für alle Jugendli­chen, nicht nur für die bequemen, nicht nur für die, die die Möglichkeit
haben, sich ehrenamtlich zu engagieren, sondern auch für all jene, die manchmal


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unbequem sind, die uns manchmal Kopfzerbrechen machen. Da vermisse
ich ein gewisses Engagement, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich glaube, wenn man sich vor Augen führt, mit welchen Krisen diese
jungen Menschen in den letzten Jahren konfrontiert waren – ein Krieg in Europa, die Coronakrise, die Klimakrise, die Teuerung und jetzt letztendlich der Nahostkonflikt –, dann gibt es da ein wirklich breites Betätigungsfeld, und es wäre notwendig, einen ganz zentralen Punkt Ihres Regierungsprogramms umzusetzen: nämlich Jugendpolitik wirklich zur Querschnittsmaterie quer durch die ganze Bundesregierung zu machen. Da vermisse ich Initiativen. (Beifall
bei der SPÖ.)

Ja, es gibt immer wieder Ad-hoc-Aktivitäten, Sie haben einige aufgezählt. Es gibt eine Krise mit einem Krieg in Europa. Man schüttet vielleicht noch Schulen
mit Infomaterialien zu. Man verlangt von Lehrerinnen und Lehrern, die sich mit Mathematik, mit Physik, mit Chemie auseinandersetzen, dass sie sich jetzt
auch noch mit dem Nahostkonflikt auseinandersetzen müssen, während es so dringend notwendig wäre, endlich das umzusetzen, was seit vielen, vielen
Jahren gefordert wird: wirkliche politische Bildung, denn Kinder und Jugendliche brauchen gerade in solchen Krisensituationen, von denen man jetzt weiß,
die wird es immer wieder geben, Raum dafür, sich mit solchen Krisen intensiv auseinanderzusetzen – nicht nebenbei in den letzten 5 Minuten in der Deutschstunde, nicht nebenbei in 5 Minuten im Physikunterricht. Wir brauchen politische Bildung in allen Schulstufen der Unter- und der Oberstufe –
jetzt dringender und notwendiger denn je, und diese Krisen zeigen es. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist schon darauf hingewiesen worden: Gerade auch in diesen Krisensi­tuationen braucht es letztendlich die entsprechenden Ressourcen für entspre­chende Therapieeinheiten. – Ja, es hat ein Mental-Health-Programm gegeben, ja, das stimmt, aber nicht einmal ein Fünftel der notwendigen Therapieplätze


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können damit bedeckt werden. Da braucht es – und mein Kollege hat schon da­rauf hingewiesen – dringend die notwendigen Initiativen und natürlich
auch entsprechende Ressourcen für all diese Bereiche.

Daher kann ich Ihnen nur ans Herz legen: Die Vollversammlung der Arbeiter­kammer hat vor wenigen Tagen eine sehr umfangreiche Resolution beschlossen, die mit vielen Maßnahmen kurzfristig, mittelfristig, aber auch langfristig
einen guten Pfad aufzeigt, der jungen Menschen eine Zukunftsperspektive gibt, der jungen Menschen tatsächlich Unterstützung gibt, gerade in diesen schwierigen Zeiten. Das brauchen wir dringender denn je. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

19.19


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun MMag.a Dr.in Agnes
Totter. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.20.07

Abgeordnete MMag. Dr. Agnes Totter, BEd (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretärin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuse­herinnen und Zuseher vor den Bildschirmen und auf der Galerie! Jugend ist Zu­kunft, und wir müssen alles daransetzen, der Jugend von heute die bes­ten Rahmenbedingungen für einen gelungenen Start in ein selbstbestimmtes und glückliches Leben zu ermöglichen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Die Jugendagenden sind im Staatssekretariat im Bundeskanzleramt angesiedelt. Allein das zeigt schon die Wichtigkeit dieser Materie. (Abg. Michael Hammer: Genau! So ist es!)

Beim Budget für Familie und Jugend für das Jahr 2024 sehen wir eine Steigerung um 719 Millionen Euro auf 8,84 Milliarden Euro.

Wir haben vorhin gerade das Budget für den Bereich Bildung diskutiert. Auch da haben wir ein deutliches Plus von 263 Millionen Euro. Damit können wichti­ge Projekte wie Digitalisierung, administrative Unterstützung, aber auch


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die Unterstützung der Kinder mit nicht deutscher Muttersprache weiter voran­getrieben werden. Kinder und Jugendliche bekommen, auch wenn das
oft schlechtgeredet wird, bei uns sowohl in den Kindergärten als auch in den Schulen sehr gute Bildungschancen und Unterstützung.

Erwähnen möchte ich noch das Angebot der außerschulischen Kinder-
und Jugendarbeit. Für das Budget 2024 ist eine Steigerung um circa 9,7 Prozent beziehungsweise 650 000 Euro budgetiert.

Bereits im Budget für 2023 war eine Steigerung der Bundesjugendförderung für verbandliche Organisationen um rund 20 Prozent vorgesehen. Nun soll
der Teuerungsausgleich allen Organisationen im Bereich der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit zukommen.

Geschätzte Damen und Herren, in diesem Zusammenhang ist es mir aber
auch besonders wichtig, hervorzuheben, dass gerade in den ländlichen Regionen zahlreiche Vereine mit den dort engagierten Personen einen ganz wesent­lichen Beitrag zur Förderung der Kinder und Jugendlichen leisten. Ich denke et­wa an die Feuerwehrjugend, aber auch an unzählige Sportvereine. Dort
finden Jugendliche ein Umfeld, in dem sie begleitet Neues ausprobieren können und lernen, Verantwortung zu übernehmen und zu tragen.

Vielen Dank an all jene, die dies in den Vereinen ermöglichen und so gleich­zeitig die Gesellschaft in unseren Regionen stärken. (Beifall bei der ÖVP
und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.22


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Philipp Schrangl. Die Restredezeit der Fraktion beträgt 2 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.



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19.22.50

Abgeordneter Mag. Philipp Schrangl (FPÖ): Ich muss bei der Begrüßung sparen. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Persön­lich schätzen wir uns, als Staatssekretärin, muss ich leider sagen, haben Sie ver­sagt. (Abg. Reiter: So ein Blödsinn!)

Sie und auch Klubobmann Wöginger sprechen davon, dass sich Leistung
wieder lohnen muss. Wie soll sich Leistung wieder lohnen, wenn die Steuer- und Abgabenquote 43 Prozent beträgt?

Sie beschweren sich dabei auch noch, dass die Jungen nur noch Teilzeit und nicht mehr Vollzeit arbeiten wollen. Aber warum sollen sie das tun, wenn sie fast 50 Prozent ihres Lohnes, fast 50 Prozent von jeder Überstunde an den Staat abdrücken sollen? (Ruf bei der ÖVP: Kalte Progression, Steuerstufensenkung!) Und dabei hat noch dazu die ÖVP für den Staat ein Budget vorgelegt, das
die höchste Schuldenlast der Zweiten Republik vorsieht. (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Staatssekretärin, Sie haben vorgeschlagen, die Grunderwerbsteuer
und die Eintragungsgebühr, 4,6 Prozent, abzuschaffen. Sie haben vorgeschlagen, die Kreditvergaberichtlinien aufzuweichen. Die ÖVP trommelt immer
wieder: Eigentum schützt vor Altersarmut! Ja, was ist denn nun? Ich sehe in diesem Budget weder die Aussetzung der Grunderwerbsteuer noch der Eintragungsgebühr.

Das heißt, es ist wieder einmal ein typisches ÖVP-Programm. Sie streuen den Menschen Sand in die Augen, sagen ihnen, alles wird besser, nur leider –
und da zitiere ich jetzt ganz frei Goethe –, man muss nicht nur wollen, man muss auch tun.

Was tun Sie aber stattdessen? – Sie verscherbeln zum Beispiel Anlagewohnun­gen im gemeinnützigen Wohnbausektor an Immobilienspekulanten, die
diese dann wieder nicht an Junge zum Selbstkostenpreis vermieten, sondern sie teuer an diese vermieten können. Das ist auch nicht zielführend.


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Meine sehr verehrten Damen und Herren, vor allem die Jungen da draußen! Veränderung ist wählbar. Mit der FPÖ wird sich Leistung wieder lohnen,
denn wir werden die Steuer- und Abgabenquote senken und werden es auch möglich machen, dass ihr euch wieder Eigentum leisten könnt. (Beifall
bei der FPÖ.)

19.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Katharina Kucharowits. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


19.25.04

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staats­sekretärin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Am Montag hatten die Kinderrechte ihren 34. Geburtstag. Diesen Geburts­tag, werte Frau Staatssekretärin, dürften Sie leider versäumt haben,
was sehr, sehr schade ist, denn alle Kinder haben Rechte und alle Kinder haben umfassende Rechte. Diese Rechte müssen auch endlich im Internet, im
Netz gelten. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist zum Beispiel das Recht auf Schutz vor Gewalt oder auch das Recht auf In­formation, aber auch das Recht auf Privatsphäre. Wir sind mittlerweile
auch in Österreich immer wieder damit konfrontiert, dass es Eltern gibt, die Kin­der für ihren Job einsetzen, wenn ich an Influencer:innen denke, also an
Kinder, die Eltern haben, die Influencerinnen und Influencer sind. Dabei werden Kinder nicht gefragt, ob sie das wollen oder nicht wollen. Eltern verdienen
ganz klar Geld damit, und Kinder haben offen gesprochen nichts davon, außer dass ihre Bilder und ihre Fotos und Videos eigentlich nie wieder aus
dem Netz verschwinden. Damit verschwindet auch das Recht auf Privatsphäre.

Oder eine ganz dramatische Situation – das ist erst vor Kurzem innerhalb Europas, in Spanien aufgepoppt, wenn wir an Deepfakes denken –: Da wurden Kinder Opfer von sexueller Gewalt. Da sind nämlich Kinderfotos, Kinder­köpfe auf pornografische Darstellungen montiert worden. Sie wissen, KI macht


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das alles möglich, und niemand schützt sie davor. Kinder haben einfach
das Recht auf Schutz vor Gewalt im Internet. Wir sind alle gefordert, und, Frau Staatssekretärin, das wäre auch Ihr Job, ganz klar einen Fokus darauf zu
richten. (Beifall bei der SPÖ.)

Kommen wir zu einem weiteren Aspekt! Wie gesagt, künstliche Intelligenz macht es möglich. Auf allen möglichen Social-Media-Kanälen – denken wir an
Tiktok, Snapchat, Instagram und Co – sind Beautyfilter gang und gäbe, Falten retuschierend, Lippen aufspritzend, po- oder busenvergrößernd. Da
werden Frauen so dargestellt, wie wir nicht sind. Wir schauen nicht so aus, ge­schätzte Damen und Herren Kolleg:innen. (Beifall bei der SPÖ.)

Das ist alles unecht und verbreitet ein ganz, ganz falsches und künstliches
Bild von Mädchen und Frauen. Deshalb ist es ganz, ganz wichtig,
diese KI-Anwendungen, Frau Staatssekretärin, künftig im Netz zu kennzeichnen. Das fordern wir als Sozialdemokratie. Wir müssen die Plattformen ganz
klar zwingen, dies auch zu tun. Es trügt nämlich ein gesundes Selbstbild von Mädchen. (Beifall bei der SPÖ.)

Frau Staatssekretärin, kurz gefasst: All diese Gelder für Informationskampagnen, für Aufklärungsarbeit fehlen. Es kommt ganz einfach nichts von Ihnen.
Das ist sehr schade. Unsere Vorschläge liegen am Tisch. Greifen Sie einfach zu und machen Sie etwas daraus! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

19.28


Präsident Ing. Norbert Hofer: Mir liegen nun keine Wortmeldungen mehr vor. Die Beratungen zu diesem Themenbereich sind somit beendet.

Ich unterbreche nun die Sitzung bis Donnerstag, den 23. November 2023, 9 Uhr.

Die Verhandlungen werden mit den Untergliederungen 25, Themenbereich Familie, und 10, Frauen und Gleichstellung, fortgesetzt.

Die Sitzung ist unterbrochen.

19.28.35*****


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(Die Sitzung wird am Mittwoch, dem 22. November 2023, um 19.28 Uhr unterbro­chen und am Donnerstag, dem 23. November 2023, um 9.05 Uhr wieder aufgenommen.)

*****



 


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09.05.22Fortsetzung der Sitzung: 9.05 Uhr

09.05.23

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine Damen und Herren Abgeordneten! Ich darf Sie herzlich zur 239. Sitzung des Nationalrates begrüßen. Ich neh­me die unterbrochene Sitzung wieder auf.

Ich begrüße auch die Damen und Herren auf der Galerie – es sind schon einige Besucher da – und auch die Damen und Herren zu Hause vor den
Bildschirmen.

Als verhindert gemeldet sind heute die Abgeordneten Mag. Johanna Jachs, Julia Elisabeth Herr, Josef Muchitsch, Heike Grebien, Mag. Markus Koza sowie Henrike Brandstötter.

Ich darf wie immer bekannt geben, dass ORF 2 diese Sitzung bis 13 Uhr über­trägt, ORF III bis 19.15 Uhr. Danach wird die Sitzung in der TVthek
übertragen.

Redezeitbeschränkung


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für diese Sitzung wurde eine Tagesblockzeit von 8 „Wiener Stunden“ beschlossen. Daraus ergeben sich folgende Rede­zeiten: für die ÖVP 156, für die SPÖ 108, für die FPÖ 88, für die Grünen 80 so­wie für die NEOS 64 Minuten.

Die Redezeit für die Abgeordneten ohne Klubzugehörigkeit beträgt für diese Sit­zung heute jeweils 32 Minuten und ist auf 5 Minuten je Debatte beschränkt.

*****

Die Gliederung der Beratungen ist bekannt.


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Stellungnahme des Präsidenten Mag. Wolfgang Sobotka
betreffend die gegen ihn erhobenen Vorwürfe


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Wie gestern in der Präsidiale vereinbart darf ich mich auf
diesem Wege kurz erklären und auch einige Dinge, die mir in diesem Zusammenhang – auch nach der gestrigen Diskussion – wichtig erscheinen, unmissverständlich klarstellen. (Abg. Kickl: Da sind wir aber gespannt!)

Zuallererst möchte ich dezidiert festhalten, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe in keinster Weise der Wahrheit entsprechen. (Die Abgeordne­ten der FPÖ halten Tafeln mit der Aufschrift „Sobotka muss weg!“ in die Höhe.) Ich habe auf den verstorbenen Sektionschef Mag. Christian Pilnacek zu kei­ner Zeit zu laufenden Verfahren, Ermittlungen oder Sicherstellungsanordnungen irgendeinen Einfluss genommen. (Abg. Michael Hammer – in Richtung FPÖ –:
Mein Gott na, liab! – Abg. Höfinger: Du hältst das Taferl verkehrt! Schned­litz, du hältst das Taferl verkehrt!)
Das habe ich bereits im Untersuchungsaus­schuss unter Wahrheitspflicht gesagt, und das haben damals sowohl
der Verstorbene – ebenfalls im Untersuchungsausschuss unter Wahrheits­pflicht – als auch der Herr Verfahrensrichter in seinem Schlussbericht bestätigt. (Abg. Kickl: Das ist eine Fortsetzung der Verdrehung ...!)

Dass es in den vergangenen Tagen durch die Medienberichterstattung
über eine illegal angefertigte Tonbandaufnahme zu Diskussionen über das Amt des Präsidenten des Nationalrates gekommen ist, bedauere ich zutiefst.
Ich kann Ihnen versichern, dass ich auch in Zukunft, so wie in der Vergangenheit, mein Amt entsprechend den gesetzlichen Vorschriften und nach bestem
Wissen und Gewissen ausüben werde. (Abg. Kickl: Das ist eine Drohung! – Ruf bei der ÖVP: ... moralisch ... Kickl!)

Für mich ist die konstruktive und wertschätzende Zusammenarbeit mit
allen Parteien von zentraler Bedeutung. Unsere Demokratie steht tagtäglich auf dem Prüfstand. Wir als Parlament müssen mit allen Möglichkeiten, die wir


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zur Verfügung haben, den Kampf gegen den Antisemitismus weiter vorantrei­ben, gegen Fakenews in den sozialen Medien kämpfen und das Vertrau­en in demokratische Institutionen stärken. (Abg. Hafenecker: Das zerstören Sie ge­rade!) – Ich darf mich herzlich bedanken und zu den Budgetberatungen
kommen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Das war’s, ernsthaft? – Abg. Kickl: Und Sie glauben, so sind Sie jetzt aus dem Schneider? – Abg. Michael Ham­mer: ... regt er sich nicht auf! – Abg. Kickl – in Richtung ÖVP –: Euer Sargnagel! – Abg. Michael Hammer: Mach dir keine Sorgen, Berti!)


09.08.12UG 25: Familie

UG 10: Frauen und Gleichstellung

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir setzen die Budgetberatungen fort und beginnen heute mit UG 25: Familie, sowie UG 10: Frauen und Gleichstellung.

Hierüber findet eine gemeinsame Debatte statt.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Holzleitner. – Bitte.


9.08.35

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Ja, wir diskutieren in diesem Haus das Budget.
Manche Fraktionen sind für etwas, sind gegen etwas – das ist Parlamentarismus. Wir finden Kompromisse, wir diskutieren, und die oberste Prämisse aller Menschen, die in der Politik tätig sind, ist, integer zu sein (Beifall bei der SPÖ), erhaben über jegliche potenzielle Vorwürfe von Einmischung, von Kor­ruption, von Einflussnahme. Wenn Skandale – mutmaßliche Skandale (Abg. Schmuckenschlager: Mutmaßlich, oder?), aber Skandale – dieses Haus erschüttern, können wir nicht wegsehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir 183 Abgeordnete in diesem Haus sind dafür zuständig, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen – für jedes Gesetz, das hier in diesem Haus ver-


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handelt wird, für jede Entschließung, die wir hier beschließen, für jede Diskus­sion, die wir hier ausfechten. Wir sind dafür verantwortlich, dass die Menschen nicht nur dieses Haus besuchen, sondern auch das Vertrauen in die politischen Institutionen nicht verlieren – und dieses Vertrauen geht
verloren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Dieses Vertrauen geht verloren, wenn Vorwürfe in diesem Saal so schwer wie­gen, wie sie aktuell wiegen, Herr Präsident. Wir können das nicht mit einer kurzen Klarstellung einfach vom Tisch wischen. Das reicht nicht aus! Wir müssen uns damit beschäftigen (Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer), Sie müssen sich
damit beschäftigen, Herr Präsident! (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordne­ten der NEOS sowie des Abg. Amesbauer.)

Als Präsident sind Sie Aushängeschild dieses Hohen Hauses. Sie sind das Tür­schild, Sie sind der Erste dieses Hohen Hauses, der den Menschen hier
die Hand schüttelt, Sie sind für die Würde dieses Hohen Hauses verantwortlich und zuständig, und mein persönlicher Appell an Sie, Herr Präsident,
lautet – Sie wurden hier als Nationalratspräsident in einer geheimen Wahl unter der Prämisse gewählt, dass Sie integer sind, unter der Prämisse, dass Sie
die Würde des Hohen Hauses achten, dass Sie die Würde des Hohen Hauses voranstellen, voranstellen vor allem, Sie wurden hier gewählt unter der Prämisse, die Rechtsstaatlichkeit zu achten, die Institutionen zu schützen, und all die­sen Prämissen kommen Sie aktuell nicht nach, die Vorwürfe wiegen zu schwer, Herr Präsident –: Gehen Sie in sich, überlegen Sie, ob Sie hier dem Parla­mentarismus (Zwischenruf des Abg. Hörl) und auch der Republik und den Institu­tionen (Abg. Kirchbaumer: Zur Sache!) nicht einen Bärendienst erweisen,
und auch, ob es nicht besser wäre, wenn Sie zurücktreten. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der FPÖ sowie des Abg. Shetty.)

Im kommenden Jahr stehen nämlich wichtige Auseinandersetzungen
bevor, diverse Wahlen, und es ist unser aller Verantwortung – und insbesondere Ihre als Nationalratspräsident –, den Menschen Vertrauen zuzusprechen,
dass sie wählen gehen, und es ist unser aller Verantwortung und insbesondere


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Ihre Verantwortung, wenn viele Menschen nicht mehr zur Wahl gehen.
Das darf nicht passieren!

Kommen wir aber zu den Untergliederungen des Budgets – an dieser Stelle na­türlich auch: Gute Besserung!, an Frau Ministerin Raab.

Es gibt mehr Geld für das Frauenbudget. Das ist super, das finden wir gut,
aber natürlich würde uns auch interessieren, welche Themenschwerpunkte im Frauenbudget gesetzt werden, und wir haben das abgefragt – schriftlich.
Als Antwort auf die Frage, welche Kampagnen, Themenschwerpunkte, Initiati­ven die Ministerin im kommenden Jahr setzt, kam: „Es wird um Verständ­nis ersucht, dass zum Zeitpunkt der Anfragebeantwortung die Detail­planung [...] noch nicht abgeschlossen ist“ – ein Monat vor Jahreswechsel. Wenn man sich das frauenpolitische Jahresrad durchdenkt, so ist es ehrlicherweise
nicht wirklich glaubwürdig, dass noch keinerlei Planung für irgendeine Kampagne oder Themeninitiative gesetzt wurde.

Wir haben auch gefragt, wie viel Geld reserviert ist, um Antworten aus der Zeitverwendungsstudie, die bald veröffentlicht werden soll, zu ziehen. – Antwort: Die Ergebnisse liegen noch nicht vor – Punkt. Kein einziger Euro für Ant­worten aus der Zeitverwendungsstudie!

Es ist grundsätzlich großartig, dass es mehr Geld für Frauenanliegen gibt, aber als aufrechte Parlamentarierinnen und Parlamentarier würden wir natürlich
gerne wissen, wohin das Geld fließt – und das wissen wir einfach nicht, weil wir keine Antworten bekommen. (Beifall bei der SPÖ.)

Stattdessen werden Intransparenzen wie der Frauenfonds LEA fortgeführt,
auf den meine Kollegin Sabine Schatz später noch weiter eingehen
wird. Wir wissen, was mit Blackboxes in diesem Haus passiert, was mit Blackboxes in der Regierung passiert, wenn Geld hineinfließt und
keine parlamentarische Kontrolle besteht, nämlich dass das Geld wie bei der Cofag nach Gutdünken verteilt wird (Ruf bei der ÖVP: ... Richtlinien! –
weitere Zwischenrufe bei der ÖVP),
und das wollen wir nicht.


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Auch der Budgetdienst hat das kritisiert. Vielen Dank, Herr Dr. Berger, an Ihr Team und vor allem auch an Sie für die großartige Unterstützung im Budgetprozess! Auch der Budgetdienst hat diese Intransparenzen im Budget immer wieder kritisiert, nämlich dass es nicht nachvollziehbar ist, aus
welchen Töpfen Geld fließt und in welche Bereiche es dann letzten Endes geht.

Für uns ist klar: Ein gestalterisches Frauenbudget muss vor allem eines
liefern, nämlich Antworten auf die Herausforderungen der Zeit, Antworten auf den Gewaltschutz. Wir brauchen endlich einen nationalen Aktionsplan im Bereich des Gewaltschutzes! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir brauchen halbe-halbe bei der bezahlten und unbezahlten Arbeit,
einen neuen Frauenbericht für progressive Frauenpolitik in diesem Land, gegen alle klerikalen Widerstände auch einen Schwangerschaftsabbruch in öffent­lichen Spitälern. (Beifall bei der SPÖ.)

Was wir uns erwarten – die Legislaturperiode dauert nicht mehr lang –,
sind konkrete Gesetzesvorschläge zur Umsetzung der EU-Richtlinien für Lohn­transparenz und für Quoten in Vorstands- und Aufsichtsratspositionen.
Die österreichische Bundesregierung ist da zum Handeln aufgefordert. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist ganz klar: Diese wichtigen Vorhaben dürfen nicht mehr auf die lange
Bank geschoben werden, weil die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen nach wie vor einzementiert sind, und das zieht sich bis in die Pen­sionen. Da muss gehandelt werden!

Vor allem wollen wir auch jede Untergliederung unter der Prämisse des Gender­budgetings analysiert sehen – Genderbudgeting, das von dieser Regierung
bei dem vorliegenden Budget sehr stark missachtet wird. Auch das ist eine Kritik, die nicht nur von uns kommt, sondern auch vom Budgetdienst immer wieder erhoben wird. Die Frauen stellen mehr als die Hälfte der Gesellschaft, deswegen wollen wir nicht nur ein Stück des Kuchens, sondern mindestens die
Hälfte der Bäckerei.


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An dieser Stelle möchte ich auch noch ganz kurz auf den Finanzausgleich einge­hen, der bis 2028 geht, nicht bis 2030. Die 4,5 Milliarden Euro für die Kin­derbildung finden sich da nicht, weil der Finanzausgleich nur bis 2028 geht. Alles danach sind nur Verheißungen und leere Versprechungen. Wer weiß, ob
da noch ein Bundeskanzler Nehammer an der Spitze der Republik steht? Wer weiß, ob es da noch einen Finanzminister Magnus Brunner gibt? – Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, seien wir so ehrlich! Alles danach sind leere Versprechungen. Wieder einmal schauen die Elementarpädagog:innen,
die Frauen und die Kinder durch die Finger (Beifall bei der SPÖ), weil sie dadurch eben keine selbstbestimmte Möglichkeit zur vollen Erwerbstätigkeit und
die Kinder nicht ihr Recht auf Bildung umgesetzt bekommen.

Wie lange wollen Sie also noch warten, bis Sie endlich die Unterschiede in den Gehältern zwischen Männern und Frauen beseitigen? Wie lange wollen
Sie noch warten, um endlich auch Geschlechtergerechtigkeit herzustellen? Wir fordern klar einen Rechtsanspruch auf Kinderbildung, einen nationalen Aktionsplan für Gewaltschutz, die rasche Umsetzung der EU-Richtlinien zu Lohntransparenz und Quoten in Vorstands- und Aufsichtsratspositionen. (Beifall bei der SPÖ.)

9.17


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf noch korrigieren: Frau Abgeordnete Henrike Brandstötter ist doch anwesend. Ich darf Sie herzlich begrüßen; das
war ein Irrtum.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Sieber. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


9.17.19

Abgeordneter Norbert Sieber (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Geschätzte Kollegin Holzleitner! Sie stellen sich hier heraus, Sie sprechen von Rechtsstaatlichkeit und von Vertrauen


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in die Institutionen (Abg. Holzleitner: Ja! Das ist erschütternd! Das ist erschüt­ternd!) und von unserer Verantwortung als Abgeordnete. – Ich gebe Ihnen recht: Auch wir sind vereidigt auf all diese Werte.

Dann sehen wir uns die Fakten an: Wir haben die eidesstattliche, unter Wahrheitspflicht gemachte Aussage eines Mannes (Abg. Leichtfried: Was ist da eidesstattlich? Das ist ja Unfug! Da ist überhaupt nichts eidesstattlich! Keine
Ahnung, von was er ...!),
die aktenkundig ist und die hier vorliegt. Dieser Mann ist vor Kurzem verstorben.

Es wurde eine Aufnahme gemacht – dubios und nicht zulässig – in einem durchaus, was man aus den Aussagen heraushören kann, nicht ganz nüchternen Zustand des Mannes. (Abg. Holzleitner: Das ist leider nicht der erste Skandal,
der den Präsidenten erschüttert! Das ist nicht der erste Skandal! – Abg. Leichtfried: Ich glaube, da habts den Falschen ...! Der kennt sich nicht aus!)

In dieser Situation stellen Sie sich hierher und zweifeln die Integrität un­seres Präsidenten an. (Abg. Holzleitner: Es ist nicht der erste Skandal, nicht der erste Vorhalt!) Es steht die eidesstattliche Aussage dieses Mannes (Abg. Leicht­fried: Was ist da eidesstattlich? Wo ist bitte eidesstattlich?) unter Wahrheitspflicht im Untersuchungsausschuss dieser durchaus seltsamen Aufnahme gegen­über. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir vertrauen da auf die Institutionen, wir vertrauen auf die Rechtsstaatlichkeit und wir vertrauen auch auf die Glaubwürdigkeit dieses Hauses. (Abg. Schnedlitz: Kein Vertrauen in die Institutionen ...!)

Bitte kommen wir zur Tagesordnung zurück (Abg. Yildirim: Da tust dich aber jetzt sehr schwer!), bitte sehen wir hier die Fakten, so wie sie sind, und machen
hier nicht Skandale, wo keine sind! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Holzleitner: Das ist nicht der erste Skandal! – Abg. Leichtfried: Das war jetzt quasi eine eidesstatt­liche Rede!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 947

Meine Damen und Herren, das Kapitel Familie muss heute leider ohne die Anwe­senheit der zuständigen Ministerin besprochen werden. Herr Staatssekretär,
ich begrüße Sie sehr herzlich (Abg. Schnedlitz: Oben sitzt das Familienoberhaupt, der Clanchef!), ich möchte aber von hier aus Ministerin Raab gute Gene­sungswünsche schicken und bin überzeugt davon, dass sie der Diskussion folgen wird, weil es ja auch ein sehr erfreuliches Budget ist.

Das Familienbudget hat sich um über 719 Millionen Euro erhöht, das ist
eine Erhöhung um 8,9 Prozent. Meine Damen und Herren, der Großteil dieser Erhöhung geht auf unseren Beschluss der Valorisierung der Familienleis­tungen zurück – ein Beschluss, der über viele Jahre diskutiert, von vielen Fami­lienorganisationen gewünscht wurde und den wir umgesetzt haben.
Ab jetzt werden die Familienleistungen jährlich valorisiert und wertangepasst.

Das bedeutet, meine Damen und Herren, dass im Jahr 2024, im ersten
Jahr der Wirksamkeit dieses Beschlusses, pro Kind bis zu 212 Euro mehr für die Familien zur Verfügung stehen. Ich glaube, das ist ein familienpolitisch wichtiger Schritt, den wir beschlossen haben, und dafür möchte ich mich auch noch einmal sehr herzlich bedanken. (Beifall bei der ÖVP.)

Insgesamt profitieren davon 1,2 Millionen Familien mit 1,9 Millionen Kindern. Meine Damen und Herren, das ist Familienpolitik, wie wir sie uns vorstellen.

Es ist aber natürlich noch viel mehr passiert: Im sozialen Bereich wurde der Kin­dermehrbetrag auf 700 Euro pro Kind erhöht. Ich glaube, dass wir auch
damit ganz genau denen, die am wenigsten haben, entsprechend Unterstützung zukommen lassen und somit unserer sozialen Gerechtigkeit entsprechen.

Wir haben auch die Verdoppelung des Familienzeitbonus vorangetrieben – ein Beschluss, mit dem dieser verdoppelt wird, von 740 Euro auf über
1 480 Euro pro Monat. Warum? – Damit die Väterbeteiligung, die uns ja offen­sichtlich allen wichtig ist – zumindest wird es in den Reden so gesagt –, entsprechend steigt. Auch dieser Wert wird valorisiert: Im Jahr 2024 wird dieser


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 948

Wert auf 1 600 Euro steigen. Ich glaube schon, dass das ein Wert ist,
der sich sehen lassen kann und mit dem der finanzielle Anreiz da ist, sich ent­sprechend an der Erziehung der Kinder zu beteiligen. Ich bin überzeugt, dass dies auch dafür geeignet ist, dass sich viele Männer ihrer Rolle als Vater bewusster werden.

Meine Damen und Herren, in Summe möchte ich sagen: Es ist ein gutes
Budget für die Familien, ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Ich freue mich über dieses Budget und hoffe auf breite Zustimmung. – Danke. (Bei­fall bei der ÖVP sowie der Abg. Neßler. – Abg. Leichtfried: Das war jetzt eine ziemlich ahnungslose Rede! – Abg. Lopatka: Mein Gott, Jörg! – Ruf bei der ÖVP: Schwei­gen ist Gold! – Abg. Leichtfried: Also mehr als ahnungslos! – Abg. Lopatka:
Aber schön, dass es dich noch gibt!)

9.22


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Abgeordneter Hafenecker zu Wort gemeldet. – Bitte.


9.22.22

Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Herr Präsident! Herr
Kollege Sieber, Sie sitzen ja schon einige Tage im Parlament (Abg. Sieber: Das ist keine tatsächliche Berichtigung!) und möglicherweise sind Sie auch schon
im Untersuchungsausschuss gewesen. (Abg. Haubner: Das ist keine tatsächliche Berichtigung!) Sie haben gerade vom Rednerpult aus behauptet - - (Abg.
Sieber: Wissen Sie, wie eine tatsächliche Berichtigung beginnt?) – Herr Kollege Sie­ber, seien Sie nicht so aufgeregt, Sie wissen, was kommt! Jetzt bekommen
Sie nämlich einmal die Erklärung, wie Parlamentarismus funktioniert. (Heftiger Widerspruch bei der ÖVP.)

Herr Kollege Sieber, Sie haben gerade hier vom Rednerpult aus behauptet,
es gäbe eine eidesstattliche Erklärung von Herrn Mag. Pilnacek, die sinngemäß die ÖVP freispricht. (Ruf bei der ÖVP: Sinngemäß!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 949

Ich berichtige tatsächlich: Zum einen ist eine Aussage im Untersuchungs­ausschuss keine eidesstattliche Erklärung. (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordne­ten der SPÖ. – Abg. Hanger: Aber Wahrheitspflicht schon, oder?) Zum Zwei­ten: Wenn man sich die Protokolle durchliest, die 123 Seiten, die Herr Kollege Stocker immer wieder erwähnt, dann kommt man zum Schluss, dass diese 123 Seiten bei Weitem nicht beinhalten, dass die ÖVP nicht bei ihm interveniert hat (Rufe bei der ÖVP: Wo ist das eine tatsächliche Berichtigung?! Wo ist die tatsächliche Berichtigung? Tatsächliche Berichtigung!), sondern sie beinhalten in erster Linie die Fragestellungen der Abgeordneten und in zweiter Linie
die Geschäftsordnungsmeldungen, die Sie provoziert haben – und das als Ver­teidigung heranzuziehen, ist unverschämt! (Beifall bei der FPÖ und bei Abge­ordneten der SPÖ. – Widerspruch bei der ÖVP.)

9.23


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Klub­obmann Kickl. – Bitte. (Abg. Leichtfried: Wird das jetzt ein Beitrag zum Genderbudgeting? – Abg. Disoski: Das wird jetzt ein Beitrag zum Frauenbudget, oder? – Abg. Amesbauer: Es ist vorbei!)


9.23.43

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Es geht bei diesem Tagesordnungspunkt um das Thema Familie – dann lassen Sie uns auch über eine ganz besondere
Familie sprechen (Ah-Rufe bei der ÖVP – Ruf bei der ÖVP: Tu nicht moralisieren!), nämlich die Familie der Österreichischen Volkspartei! (Ruf bei der ÖVP:
Ihnen steht moralisieren doch nicht zu! Das ist doch ein Witz ...!)

Sie alle kennen diese Chats: Wir sind Familie – sozusagen die Überschrift, der Ausdruck eines ganz besonderen Selbstverständnisses dieser Volkspartei
(Ruf bei der ÖVP: Ja, ja!), über das wir uns ein bisschen näher unterhalten müssen. (Ruf bei der ÖVP: Man sollte nicht zu viel über andere Familien sprechen!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 950

Ich sage Ihnen eines: Das darf doch alles nicht wahr sein! Was ist denn los in die­ser Republik, was ist los in dieser Republik?! (Ruf bei der ÖVP: Ich weiß auch
nicht, was mit Ihnen los ist! – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP.)
Nein, nein und noch einmal nein, meine Damen und Herren von der Österreichischen Volks­partei! Da stehen schwerwiegende Vorwürfe, da stehen Vorwürfe des Amtsmissbrauchs oder der Anstiftung zum Amtsmissbrauch, da stehen Vorwürfe zur Errichtung eines Deep States im Raum (Abg. Disoski: Geh bitte!), und
es gibt keine Erklärung des Bundespräsidenten, keine Erklärung zu diesen Vor­würfen gegen den zweitmächtigsten und zweitwichtigsten Repräsentan­ten dieser Republik – kein Sterbenswörtchen bis zum heutigen Tag. Was ist denn da los?

Das richte ich an die Adresse der Sozialdemokratie: Im Übrigen gibt es auch
kein Sterbenswörtchen von Ihrem neu gewählten Parteivorsitzenden. Hat er sich wählen lassen und ist jetzt in der Versenkung verschwunden, oder hat er
auch eine Position dazu?

Auch kein Sterbenswörtchen zu all diesen Vorwürfen gibt es von den Grünen, die mehr und mehr zu einem Schweigeorden verkommen. (Beifall bei
der FPÖ. – Abg. Maurer: Haben Sie nicht „ZIB 2“geschaut? – Zwischenruf bei der ÖVP.)
Ich finde das ja interessant: Den Anstand, der ins Hohe Haus einge­zogen ist, haben Sie fallen lassen (Abg. Ribo: Das stimmt nicht!), inzwischen sind Sie zu einer Schweigeorganisation geworden.

Der Betroffene selber geht hierher (Abg. Stögmüller: Er soll zurücktreten!
Was willst noch mehr?)
und nutzt in Wahrheit die Möglichkeiten, die ihm dieses Amt gibt, noch einmal dazu, das Parlament zu missbrauchen. Das ist näm­lich das, was er in seiner sogenannten Erklärung getan hat. (Beifall bei der FPÖ.)

Eine falsche Erklärung hat er abgegeben – eine falsche Erklärung, völlig
daneben! Die einzig mögliche Erklärung, die es heute hier hätte geben dürfen, wäre die Erklärung über seinen unmittelbaren und unverzüglichen Rück­tritt gewesen. (Ruf bei der ÖVP: Ja, ja!) Das wäre politische Sauberkeit und das


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 951

wäre politischer Anstand, nicht mehr und nicht weniger. (Beifall bei
der FPÖ.)

Herr Präsident, ich meine, mir ist es ja wurscht (Abg. Totter: Familie und Frauen ist das Thema! Familien und Frauen!) und ganz Österreich ist es wurscht, dass
Sie der Sargnagel der Österreichischen Volkspartei sind, die dann noch dazu applaudiert, dass Sie diesen Nagel immer tiefer hineintreiben. (Zwischen­ruf bei der ÖVP.) Das zeigt ja nur den Stand der moralischen Verwahrlosung, den Sie in der Zwischenzeit erreicht haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich sage es noch einmal: Mir tut es ja leid. Die Anständigen und die Integren in Ihren Reihen, nicht nur (in Richtung ÖVP) in diesem Sektor (Abg. Totter:
Familien und Frauen!
 – Abg. Disoski: Zur Sache!), sondern draußen in den Ländern, in den Gemeinden, in den Bundesländern, in den Kammern, die tun mir leid
für all das, was ihnen diese Partei antut.


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Darf ich Sie erinnern, dass dies die Budget­debatte zur Untergliederung Familie ist und dass Sie nach 2 Minuten poli­tischer Erklärung zur Sache kommen könnten. – Bitte sehr. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Das ist Sabotage wieder! – Weiterer Ruf bei der FPÖ: Das
freie Wort ...! – Ruf bei der ÖVP: Ja, wenn Sie nicht schon wieder zur Geschäftsord­nung ...! – Weiterer Ruf bei der ÖVP: ... Spielregeln!)


Abgeordneter Herbert Kickl (fortsetzend): Das glaube ich, dass Ihnen das
nicht passt, aber eines sage ich Ihnen schon (Zwischenrufe bei der ÖVP): Wir ha­ben Ihnen gestern die Hand ausgestreckt (Ruf bei der ÖVP: ..., das ist der Missbrauch!) und gesagt: Nennen Sie eine integre Persönlichkeit aus Ihren Reihen (Ruf bei der ÖVP: ... was wert ist, wenn Sie es selber nicht einhalten!), und wir
haben einen neuen Ersten Nationalratspräsidenten!

Herr Präsident, Sie sind nicht unser Präsident! Sie haben kein Ehrgefühl (Beifall bei der FPÖ), Sie haben kein Verantwortungsbewusstsein, Sie haben kei­nen Anstand, Sie haben keine Scham und Sie haben keine Glaubwürdigkeit (Abg.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 952

Höfinger: Stell dir vor, er ist der Präsident, ... FPÖ ...!), genauso wenig, wie
diese Regierung eine Glaubwürdigkeit in Sachen Familienpolitik hat – das sage ich Ihnen auch noch einmal.

Sie ruinieren Hand in Hand mit den Grünen die österreichischen Familien,
indem Sie ihnen die materielle Existenzgrundlage (Abg. Lopatka: Geh, hören Sie doch auf!) durch Ihre Politik der Teuerung entziehen, und Sie desavouieren
die Familien (Abg. Loacker: Wahrscheinlich ist das so, wie der anständigste ÖVPler ...!), indem Sie mit Ihrer Regenbogen- und Genderpolitik alles zertrüm­mern (Abg. Heinisch-Hosek: Hallo?!), was in Wahrheit das Fundament der Familien ist. (Beifall bei der FPÖ.)

9.27


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Klubobmann Wöginger zur Geschäfts­behandlung. – Bitte.

*****


9.27.57

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Hohes Haus! Also wenn hier jemand die Geschäftsordnung mit Füßen tritt, dann ist es der Klubobmann der Freiheitlichen Partei (Beifall bei der
ÖVP sowie der Abg. Ernst-Dziedzic),
der alles missbraucht, was man in dieser Ge­schäftsordnung nur missbrauchen kann: Das Erste ist, parlamentarische Wertungen abzugeben (Abg. Amesbauer: Es ist vorbei!), die nichts mit dem zu tun haben, was gerade in der Budgetdebatte behandelt wird. (Rufe bei der
FPÖ: Du hast nicht zugehört! Mimimimimi! – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

Das Zweite: Herr Klubobmann Kickl, wenn du nicht in die Präsidiale
gehst – ich habe mich gestern auch vertreten lassen –, dann halte dich wenigs­tens daran, was deine Stellvertreter dort ausmachen. Es wurde vereinbart,
dass der Präsident heute zu Beginn der Sitzung eine persönliche Erklärung zu den Vorwürfen - - (Abg. Kickl: Ja, aber es wurde nicht ausgemacht, dass
man nichts dazu sagen darf! Das gilt vielleicht in der ÖVP, aber nicht bei uns!) –
Dann


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 953

melde dich zur Geschäftsbehandlung und (Abg. Amesbauer: August, es ist
vorbei!)
mache nicht einen Redebeitrag zum Thema Familien- und Frauenbudget. (Weiterer Zwischenruf des Abg. Kickl.) Das sind wichtige Themen, die wir
uns vom Klubobmann Kickl nicht nehmen lassen. Wir haben ein ganz tolles Bud­get im Bereich der Familien- und Frauenpolitik! (Beifall bei der ÖVP. – Zwi­schenrufe bei ÖVP und FPÖ. – Abg. Schnedlitz hebt die Hand.)

Wenn wir uns nicht mehr daran halten (Zwischenruf des Abg. Hauser), was in einer Präsidialkonferenz vereinbart wird, dann können wir diesen Parlamentaris­mus hier auch nicht fortsetzen. (Zwischenruf des Abg. Amesbauer. – Wei­tere Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Nein, der Herr Präsident hat sich heute erklärt. Er hat sich ganz klar von den Vorwürfen distanziert, die aufgrund einer
dubiosen Tonbandaufnahme gemacht wurden. Ja, wo kommen wir denn da hin, wenn nicht einmal mehr das gilt, was unter Wahrheitspflicht von einem Menschen, der mittlerweile verstorben ist, in einem Untersuchungsausschuss ausgesagt wurde?! (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.)

Der Herr Präsident hat sich heute erklärt, diese Erklärung gilt – jedenfalls
für meine Fraktion –, wir stehen zu unserem Präsidenten. (Zwischenruf bei der FPÖ.) Halten Sie sich an die Geschäftsordnung! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf bei der FPÖ.)

9.29


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zur Geschäftsbehandlung: Abgeordneter Schnedlitz. (Abg. Kickl hebt die Hand.) – Ich kann es Ihnen geben. (In Richtung Abg. Schnedlitz:) Ich kann auch dem Herrn Klubobmann das Wort erteilen, das
müssen Sie sich ausmachen. (Abg. Kickl: Nein, passt!) – Passt.


9.29.49

Abgeordneter Michael Schnedlitz (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Sehr geehrte Damen und Herren, vor allem zu Hause auf den Fernsehbildschirmen!
(Oh-Rufe bei der ÖVP. – Abg. Lopatka: Auf den Bildschirmen?) Sie sind gerade Zeu­gen davon geworden, wie nervös die Österreichische Volkspartei ist.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 954

Mittlerweile darf gar nicht mehr ausgesprochen werden, was hier in dieser Republik (Abg. Hanger: Wir haben eine Geschäftsordnung in diesem Haus!), hinter dem Rücken von Ihnen allen passiert. Da werden Gesetze gebrochen, da
steht Amtsmissbrauch im Raum, und dann kommt die Österreichische Volkspartei heraus – Sie alle zu Hause vor den Fernsehbildschirmen leiden ja darunter – und sagt: Das geht ja alles nicht! (Abg. Berlakovich: Das ist ein
Witz!)
Da geht es um die Geschäftsordnung des Nationalrates!

Dann wird den Abgeordneten, die diese Missstände hier aufs Tapet bringen, das Wort entzogen, denn was nicht angenehm für die Österreichische Volks­partei ist, sehr geehrte Damen und Herren, das sollen Sie alle zu Hause vor den Fernsehbildschirmen nicht wissen, das soll wieder einmal vertuscht werden.
(Abg. Hanger: Das ist ja lächerlich! – Abg. Lopatka: Hör’n S’ doch auf!) Da rückt die Österreichische Volkspartei aus, um alles zuzuschütten. (Abg. Michael
Hammer: Tief, tiefer, FPÖ!)

Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, es ist gerade um die Familien und um das Familienbudget gegangen – damit darf ich zum Schluss kommen –: Herr
Kollege Kickl hat schon von der Familie gesprochen, aber halt von einer anderen Familie. Da oben am Vorsitz, am Ausguck, sitzt das Familienoberhaupt. In
einem anderen Jargon würde es heißen, da sitzt der Pate oder Ähnliches, sehr geehrte Damen und Herren. (Abg. Michael Hammer: So eine primitive Trup­pe! Der Hofer schämt sich schon für diese primitive Truppe! – Ruf bei der ÖVP: Pein­lich! Letztklassig!)

Wir als Abgeordnete haben das Recht, hier an diesem Rednerpult im Sinne
der österreichischen Bevölkerung auf die Missstände in diesem Staat hinzuwei­sen – das beginnt beim Budget, aber es geht bis zur Rechtsstaatlichkeit
weiter –, selbst wenn Sie (in Richtung ÖVP) es vor der Bevölkerung zu Hause vor den Fernsehbildschirmen vertuschen wollen. (Beifall und Bravoruf bei
der FPÖ.)

9.31



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 955

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich stelle nur fest: Niemandem ist das Wort entzogen worden. – Dass wir auch bei der Wahrheit bleiben.

Zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Stocker. – Bitte. (Abg. Reifenberger: Jetzt kommt der Consigliere!)


9.32.01

Abgeordneter Dr. Christian Stocker (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Sehr ge­ehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Da ich gestern die Ehre hatte, an der Präsidiale teilnehmen zu dürfen, weiß ich - - (Abg. Kickl: Wie geht denn das? Er ist ja kein Klubobmannstellvertreter! – Abg. Wöginger: Muss er ja nicht sein! Du
hast ja auch schon den Wurm geschickt! – Abg. Kickl: Der ist aber Klubobmannstell­vertreter, mein lieber Freund! Nicht einmal da haltet ihr euch dran!)
 – Der Zwi­schenruf von Herrn Klubobmann Kickl – er bezweifelt, dass ich über­haupt teilnehmen darf – zeigt eines: Die FPÖ ist nicht nur eine Gefahr für die Sicherheit, sondern auch für die Demokratie in diesem Land. (Beifall bei
der ÖVP. – Abg. Amesbauer: Das glaubt euch ja keiner! – Abg. Leichtfried: Wie ist das in Niederösterreich? Was ist in Niederösterreich?)

Ich sage Ihnen auch warum: Die FPÖ und vor allem Klubobmann Kickl
sind deshalb eine Gefahr für die Demokratie in diesem Land (Abg. Kassegger: Das hat aber auch nichts mit der Geschäftsordnung zu tun!), weil nur dann, wenn
das hier gesprochen wird, was der Herr Präsident nach Meinung des Herrn Klub­obmann Kickl – der nicht dort war – oder der FPÖ sagen soll, es akzeptiert
wird. Das ist ein eigenartiges Verständnis der Geschäftsordnung, ein eigenartiges Verständnis des Parlamentarismus.

Ich sage Ihnen ganz offen, das, was Sie hier jeden Tag in diesem Parlament vorspielen, wie Sie die Bühne hier nutzen, ist ein unwürdiges Schauspiel und der Tiefpunkt der Auseinandersetzung in der Politik. (Abg. Kickl: Ihr könnt das
sofort beenden!)
Sie zeigen damit nur eines, und das vermute ich schon lange, und zwar, dass hinter all dem, was wir diskutieren, also hinter dieser Tonband-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 956

aufnahme, jene stecken, die das Parlament als Bühne für dieses Schauspiel ver­wenden. (Abg. Amesbauer: Ha, ha, hört euch ihn an! – Abg. Hafenecker: So
kommst du auch auf die Liste der lustigsten Abgeordneten! – Abg. Amesbauer: Ist das eine Faschingsrede?)

Ich sage Ihnen noch etwas zum Vorwurf des Amtsmissbrauchs und zu den weiteren Anschuldigungen, die Sie vorbringen, auch in Ihren Ausführungen zur Geschäftsordnung: Wenn wir in diesem Haus die Ergebnisse eines Unter­suchungsausschusses geringer schätzen als das, was meiner Vermutung nach im Zusammenhang mit Ihnen entstanden ist, dann untergraben wir auch die Demokratie. (Abg. Kassegger: Das ist ja absurd! – Abg. Scherak: Könnt ihr alle mit­einander eine Familientherapie machen?)

Ich sage Ihnen noch etwas: Es kann in Österreich jeder nachlesen, was im Untersuchungsausschuss gesagt wurde. (Abg. Kickl: Da sollten Sie nicht darauf setzen, weil dann fliegen Sie auf!) Es kann auch jeder nachhören, was auf
dem kurzen Ausschnitt dieser illegalen Aufzeichnung zu hören ist, und sich eine Meinung bilden. (Abg. Belakowitsch: Wir hätten gerne die ganze Wahrheit!)
Wenn sich alle eine Meinung gebildet haben, dann werden Sie sehen, die Demo­kratie in diesem Land ist gefährdet, aber ausschließlich durch die Freiheit­liche Partei. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kollross: Ihr koaliert ja überall mit ihnen! – Abg. Leichtfried: Was ist in Niederösterreich?)

9.34


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Gibt es noch eine Wortmeldung zur Geschäftsbehandlung? – Nein. (Abg. Leichtfried: Was ist in Wiener Neustadt? Da ist alles anders? Da seid ihr schmähstad! – Abg. Stocker: Ihr seid ja auch dabei
in Wiener Neustadt!)

*****

Dann würde ich Sie bitten, dass wir wieder zum Familienbudget kommen. Ich glaube, wir haben noch intensive Beratungen vor uns.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 957

Frau Abgeordnete Disoski gelangt zu Wort. – Bitte.


9.34.43

Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuseherinnen und
Zuseher! Herr Präsident, die Diskussionen um Ihre Person begleiten uns seit Jahren, auch in diesem Haus. Wir Grüne haben schon zu einem früheren Zeitpunkt sehr unmissverständlich festgehalten, dass wir an Ihrer Stelle den Hut gezogen hätten. Das gilt auch jetzt. Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie
nicht bereit sind, diesen Schritt zu setzen. Ich halte das für einen Fehler. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Kickl: Im Gegensatz
zur Frau Maurer hat diese Frau Mumm!)

Wir Grüne sehen es als unsere Aufgabe, für Transparenz und für Aufklärung zu sorgen, deshalb hat die Justizministerin angekündigt, eine Untersuchungs­kommission einzurichten (Rufe bei der SPÖ: Potz Blitz! Wow, unglaublich!), die um­fassende Aufklärung gewährleisten wird. Wir werden diese Ergebnisse abwarten. (Ruf bei der SPÖ: Wenn ich nicht mehr weiterweiß, dann gründ’ ich einen Arbeitskreis!)

Kollegen – nicht gegendert –, ich halte dieses Schauspiel für unglaublich unwürdig. Ihr sitzt normalerweise nie hier, wenn wir über Frauen und Familien diskutieren, und heute kommt einer nach dem anderen von euch raus, um auszurichten, was er findet. Ein Mann wird verteidigt, ein Mann wird
quasi angegriffen. Ich halte das für unwürdig. Macht euch das irgendwo anders aus, aber nicht hier! Ich halte das wirklich für unwürdig, dass ihr diese De­batte in dieser Form führt, obwohl es in der Präsidiale anders ausgemacht wur­de. (Abg. Belakowitsch: Stimmt ja nicht!) Das ist seltsam. (Beifall bei
den Grünen.)

Herr Klubobmann Kickl, in Ihre Richtung: Liebe ist Liebe und Familien sind Fami­lien. Es ist letztklassig, wenn Sie hier Regenbogenfamilien diffamieren
wollen. Tun Sie das nicht, fürchten Sie sich nicht vor dem Regenbogen! (Beifall bei den Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 958

Ich komme jetzt zum eigentlichen Tagesordnungspunkt und ich hoffe,
dass wir dann bei diesem Thema bleiben können. Es geht um das Frauenbudget. Wir erhöhen das Frauenbudget zum fünften Mal in Folge. Es hat 2019 10 Millionen Euro betragen, im Jahr 2024 werden es 33,6 Millionen Euro sein. Wir haben dieses Budget innerhalb dieser Legislaturperiode mehr als ver­dreifacht. Das gab es noch nie zuvor. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Eine solche Erhöhung gab es noch nie zuvor, und ich freue mich darüber,
dass das dieser Koalition gelungen ist. Sie sehen die Entwicklung des Frauenbud­gets in dieser Grafik, die ich Ihnen mitgenommen habe (eine Tafel mit der Aufschrift „Frauenbudget in Österreich“ und einem Balkendiagramm in die Höhe hal­tend): Sie sehen, es betrug jahrelang 10 Millionen Euro, und dann ging es plötzlich nach oben. (Abg. Belakowitsch: Das kann man nicht lesen!)

Ich stelle sie hierher (die Tafel auf das Redner:innenpult stellend), damit Sie sich das gut vergegenwärtigen können und sich nachher auch gut daran erinnern
können. (Abg. Belakowitsch: Ich sehe das nicht, das ist zu klein!) – Frau Belakowitsch, ich kann sie Ihnen dann vorbeibringen, wenn Sie es jetzt nicht lesen können, dann können Sie es sich nachher gerne anschauen.
(Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Sieber. – Abg. Belakowitsch: Ich bitte darum!)

In Österreich ist jede dritte Frau von Gewalt betroffen. Wenn wir über
Gewalt gegen Frauen sprechen, dann reden wir nicht über irgendetwas Abstrak­tes, über irgendwelche Zahlen oder Statistiken. Jede dritte Frau – das be­deutet, jede dritte Frau, die ich kenne, die Sie kennen – wird geschlagen, wird beschimpft, wird vergewaltigt, wird im schlimmsten Fall sogar getötet.
Diese Frauen sind unsere Mütter, unsere Schwestern, unsere Freundinnen, un­sere Nachbarinnen. Das sind Frauen, die wir lieben, die wir tagtäg­lich sehen, die wir schätzen, Frauen, die wir mögen, die für uns wichtig sind.

Jede dritte Frau erfährt Gewalt in ihrem Leben. Mich macht der Gedanke
daran nicht nur wütend und betroffen, dieser Gedanke ist auch für uns ein politi­scher Handlungsauftrag, dass wir die Gewaltschutzstrukturen in unserem


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 959

Land verbessern. Mit unserer Betroffenheit ist nämlich keiner einzigen Betroffe­nen geholfen. Deshalb liegt es an uns, die Unterstützungsangebote, die Hilfsangebote, die Gewaltschutzstrukturen auszubauen – und das macht diese Bundesregierung auch.

Jahrelang – Frau Belakowitsch, Sie sehen es hier (auf die Tafel weisend)
grafisch dargestellt – sind diese Gewaltschutzstrukturen ausgehungert worden. Sie sind finanziell ausgehungert worden. Die Gewaltschutzzentren, die
Frauen- und Mädchenberatungsstellen haben regelrecht um mehr Geld gebet­telt, aber sie sind von den zuvor politisch Verantwortlichen ignoriert
worden. (Abg. Heinisch-Hosek: Das ist nicht wahr!) – Das ist wahr, Frau Kollegin Heinisch-Hosek. Schauen Sie sich das an!

Diese Zeiten sind aber endlich vorbei. Wir haben die Gewaltschutzstruktu­ren im Land ausgebaut. Alleine im kommenden Jahr gibt es 7 Millio­nen Euro mehr für die Gewaltschutzzentren, für die Frauen- und Mädchen­beratungsstellen und für andere Beratungseinrichtungen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei all denen, die tagtäglich wichtige Arbeit un­ter sehr schweren Bedingungen leisten, bedanken; bei jenen, die in Bera­tungseinrichtungen arbeiten, bei jenen, die in den Spitälern arbeiten, und auch bei der Polizei. Vielen, vielen Dank für Ihre wichtige Arbeit für gewaltbetrof­fene Frauen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich möchte an dieser Stelle auch an die Verantwortlichen in den Bundesländern, den Gemeinden und Städten appellieren: Nehmen auch Sie Ihre Verantwor­tung im Bereich Gewaltschutz, in der Gewaltprävention wahr! Wenn
zum Beispiel in Oberösterreich die türkis-blaue Landesregierung die Gelder für den Gewaltschutz nicht erhöht, sondern zum Teil auch kürzt, dann ist
das nicht nur enttäuschend, sondern schlichtweg auch unverantwortlich. Für die Beratungseinrichtungen entstehen so Finanzierungslücken, die nicht nur wichtige Beratungsangebote, sondern auch – bedenken Sie das mit! – die Jobs der engagierten Berater:innen gefährden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 960

Wir finden, das kann nicht sein, das darf nicht sein. Folgen Sie deshalb unserem Beispiel auf Bundesebene, wo wir für den Gewaltschutz zusätzlich zu den Geldern des Frauenministeriums die Mittel im Justiz-, im Sozial- und auch im In­nenressort bis 2026 um 50 Millionen Euro aufgestockt haben.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir debattieren gerade das Budget des Frauenministeriums. Ich habe es schon erwähnt: 2024 werden es 33,6 Millionen Euro sein. Jetzt könnte bei jemandem, der zusieht, die Frage aufkommen:
Ist das alles, was für Frauen aufgewendet wird? Sind das nur 33,6 Millionen Eu­ro? – Dem ist natürlich nicht so, denn einerseits kommen Gelder, die
für den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, die für Kunst und Kultur, für Bildung und Wissenschaft, für das Ehrenamt oder für die Förderung von Breiten­sport ausgegeben werden, selbstverständlich auch Frauen zugute. Darüber hi­naus verbergen sich aber im Gesamtbudget, das wir heute beschließen
werden, sehr viele aus frauen- und gleichstellungspolitischer Sicht sehr wichtige Vorhaben. Drei möchte ich abschließend noch kurz hervorheben:

Ganz zentral sind beispielsweise die milliardenschweren Investitionen in
den österreichweiten Ausbau der Kinderbetreuung. Damit kommen wir endlich diesem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr
einen wichtigen, riesengroßen Schritt näher – und das ist längst überfällig. (Bei­fall bei den Grünen sowie der Abg. Bogner-Strauß.)

Schauen wir uns die Pensionen an: Seit 2020 steigen die Pensionen immer über der Inflationsrate. Das ist insbesondere für Menschen mit geringen Pensio­nen wichtig, leider sind die Mehrheit davon Frauen. Diese über der Inflation gelegene Pensionsanpassung bedeutet eine reale Kaufkraftstärkung, deshalb freue ich mich darüber, dass uns das gelungen ist. Ich erinnere
mich auch daran, dass NEOS das vielfach von dieser Stelle aus kritisiert haben – und als Pensionist:in muss man eigentlich gar nicht mehr über NEOS wissen.

Der dritte und letzte Punkt, den ich hervorheben will, ist insbesondere
für Alleinerzieherinnen wichtig: 90 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 961

Schon seit heuer steigen die Familien- und Sozialleistungen automatisch
mit der Inflation: Steigt die Inflation, steigen auch die Sozialleistungen, und Mo­nat für Monat bekommt man mehr Geld aufs Konto. Das ist ein sozialpoli­tischer Meilenstein, auf den wir, glaube ich, nach wie vor sehr stolz sein dürfen. (Beifall bei den Grünen.)

Sehr geehrte Damen und Herren, mit diesem Budget kommen wir aus frauenpolitischer Sicht vielen Maßnahmen näher; wir können viele Maßnahmen umsetzen, die von vorigen Regierungen zum Teil sehr vollmundig angekün­digt worden sind, aber dann nicht umgesetzt worden sind. Wir haben das endlich geschafft, und trotzdem ist auch klar – das möchte ich zum Schluss betonen –: Frauenpolitisch bleibt noch einiges zu tun, und unsere Ärmel bleiben aufgekrem­pelt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

9.42


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeord­neter Bernhard. – Bitte sehr.


9.42.38

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Herr Präsident! Ja, wir reden heute über das Familienbudget, aber lassen Sie mich vorher nur einen Satz auch
für meine Fraktion noch zu der allgemeinen Debatte hinzufügen: Die Aggression, die Sie vonseiten der Freiheitlichen Partei auf dem Rücken des Parlamenta­rismus vorbringen, und die Gegenangriffe der ÖVP, teilweise auch mit
den Angriffen der SPÖ gespickt – das ist unwürdig. Sie schädigen damit nicht nur jeweils ihren politischen Gegner, Sie schädigen unsere Republik und
Sie schädigen alle Bürgerinnen und Bürger, die erwarten, dass Sie arbeiten, und nicht, dass Sie nur streiten. (Beifall bei den NEOS sowie bei Abgeordneten
von ÖVP und Grünen.)

Ich finde, dass wir deswegen auch zu dieser Form zurückfinden müssen – heute in der Debatte, aber auch ganz generell. Wenn es um das Arbeiten geht,
werden Sie in uns als NEOS auch immer einen Partner finden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 962

Inhaltlich – damit bin ich auch schon beim Thema –, wenn man auf die Familien­politik schaut: Wird für die 1,1 Millionen Familien und die 1,7 Millionen
Kinder, die es in unserem Land gibt, gut gearbeitet? – Es ist viel Luft nach oben, da ist wirklich viel Luft nach oben. Wir haben einen intensiven Austausch
zu diesem Budget mit der Familienministerin gehabt, und sie hat in vielen Berei­chen eine sehr unzufriedenstellende Antwort gegeben. Ich möchte Ihnen
ein paar Beispiele nennen, damit Sie, werte Zuseherinnen und Zuseher, auch verstehen, was wir meinen, warum wir da Kritik äußern:

Als eine von knapp 15 Kernaufgaben in dem Budget wird die qualitative
und quantitative Verbesserung von Kinderbildungs- und Betreuungsangeboten definiert. Ich habe die Frau Ministerin daher gefragt: Da gibt es ein Budget
für Familien, wie viel der Budgetmittel ist denn für diese Kernaufgabe vorgesehen? Wie viel Geld geben Sie für die qualitative Verbesserung der Kin­derbetreuung aus? – Sie hat mir daraufhin gesagt: In ihrem Budget
0 Euro – 0 Euro!

Ich habe sie dann gefragt: Liebe Frau Ministerin, warum ist es denn so, dass die Ziele, die Sie in diesem Budget für das nächste Jahr festlegen, andere sind
als die, die Sie in diesem Jahr für den Wiederaufbaufonds nach Brüssel gemeldet haben, also dass das, was Sie in der Kinderbetreuung vorhaben und nach
Brüssel gemeldet haben, nicht das ist, was im Budget drinnen steht? – Sie hat gesagt: Das kann sie mir nicht beantworten, denn für die Kommunikation
mit Brüssel ist der Finanzminister zuständig, daher hat sie keine Möglichkeiten, das Ganze in irgendeiner Form inhaltlich zu beantworten.

Es gab eine vollmundige Ankündigung vonseiten des Bundeskanzlers und am nächsten Tag auch von der Familienministerin: 4,5 Milliarden Euro wer­den bis 2030 zusätzlich für Kinderbetreuung aufgewendet, um 50 000 neue Betreuungsplätze zu erschließen. Jetzt haben wir das mit den Zahlen im
Budget und auch mit den Dingen, die vorgegeben werden, nachgerechnet: Es


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 963

fehlt 1 Milliarde Euro, also man kommt auf 3,5 Milliarden Euro, die insge­samt investiert werden, 1 Milliarde Euro wird aus bestehenden Vereinbarungen, die es schon gegeben hat, dazugerechnet.

Das heißt, es gibt auf allen Ebenen tatsächlich eine Form von Inkompetenz, Unehrlichkeit und vor allem ein Sand-in-die-Augen-Streuen bei Problemen, die wirklich riesig sind. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Die Familienministerin gibt Zahlen vor, die quasi der Finanzminister nicht unter­stützt, sie gibt kein Geld für ihre Kernaufgaben aus, und das, was sie vor laufender Kamera verspricht und was auch Kanzler Nehammer versprochen hat, ist einfach nicht eingelöst. Das ist Teil dieses Budgets.

Ich möchte Ihnen quasi ein zweites Beispiel dafür, dass nicht ausreichend gear­beitet wird, nennen. Schauen wir darauf, welche Projekte für 2024 anste­hen: Das erste Projekt, das für 2024 im Budget steht, ist die Valorisierung aller Familienleistungen. Bravo, denn die haben wir 2023 schon beschlossen!
Das bedeutet, das Projekt, das jetzt im November für 2024 reingeschrieben wird, ist eines, das wir auch schon 2023 erledigt haben. Das Familienministerium hat nicht nur in seinen Kernaufgaben nicht die Möglichkeit, das Richtige
zu tun oder ausreichend zu tun, sondern es nimmt sich auch Projekte vor, die ein Jahr zuvor schon erledigt worden sind. Das heißt, es wird tatsächlich nicht
für diese 1,1 Millionen Familien und auch nicht für die 1,7 Millionen
Kinder gearbeitet.

Insgesamt haben wir bei der Budgetdebatte erfahren: Versprechen werden nicht eingehalten, Reformen, die im Regierungsprogramm stehen, werden nicht budgetiert und nicht umgesetzt und den Familien sowie den Kindern wird tat­sächlich nicht die Wahrheit über ihre Zukunft gesagt. Es ist zukunftsver­gessen und es ist nicht das, was unsere Unterstützung finden wird. –
Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

9.47



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 964

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Staatssekretär Tursky. – Bitte, Herr Staatssekretär.


9.47.35

Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen Florian Tursky, MBA MSc: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf heute hier die – wie schon bekannt gegeben – erkrankte Familien- und Frauenministerin Dr. Susanne Raab in meiner Funktion als Staatssekretär
im Finanzministerium vertreten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt natürlich durch die zahlreichen Krisen, die es in den vergangenen Jahren gab, eine starke Betroffenheit
von Familien und Frauen. Deshalb kommt es da auch zum fünften Mal in Folge zu Budgetaufstockungen. Themen, die für Frauen relevant sind, finden wir
aber natürlich nicht nur im Frauenbudget, sondern das ist ja eine Querschnitts­materie. Denken wir zum Beispiel an die bereits angesprochene Auf­stockung des Opferschutzes oder an Gewaltprävention und auch Täterarbeit.

Ganz konkret zu den Zahlen im Frauenbudget – auch die wurden von
der Kollegin von den Grünen bereits ausgeführt –: Im Jahr 2024 sehen wir dafür 33,6 Millionen Euro vor – so viel, wie noch nie. Das ist eine Erhöhung gegen­über dem Vorjahr von 9,3 Millionen Euro. Wenn wir einen Vergleich zu Beginn dieser Legislaturperiode ziehen: Das ist eine Verdreifachung im Vergleich
zum Jahr 2019 – und das ist wirklich ein großer Erfolg. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Es wurde bereits ausgeführt: Gewaltschutz ist leider auch ein Frauenthe­ma. 2021 haben wir deshalb ein starkes Gewaltschutzpaket geschnürt, seitdem fanden jährlich Gewaltschutzgipfel statt, und wir haben zahlreiche Maß­nahmen gesetzt: Schulungen gegen Cybergewalt zum Beispiel, Stärkung von Be­ratungsstellen oder Ausbau von geschützten Plätzen. Diese Strategie setzen
wir auch im Jahr 2024 mit einem weiteren Ausbau dieser Maßnahmen und auch


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 965

mit neuen Maßnahmen, etwa zur Verbesserung der Erkennung von Gewalt
und zum Beispiel den geplanten Gewaltschutzambulanzen, fort.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wird auch sehr viel in der Frauen- und Mädchenberatung getan. Neben den Gewaltschutzzentren gibt es
eben auch die Frauen- und Mädchenberatungsstellen für niederschwellige und frühe Beratung. Auch da sehen wir ab 2024 eine budgetäre Stärkung vor;
das fünfte Jahr in Folge gibt es mehr Budget dafür, insgesamt 5,5 Millionen Euro mehr, also insgesamt 13,6 Millionen.

Dadurch wird auch eine hundertprozentige Flächendeckung erreicht, und
das bedeutet auch eine Stärkung des ländlichen Raumes.

Im Familienbereich sehen wir im Jahr 2024 insgesamt Mittel in der Höhe von 8,7 Milliarden Euro vor. Auch das ist so viel wie noch nie.

Zu ein paar Schwerpunkten in diesem Bereich: Es wird eine Verdoppelung
und Valorisierung des Familienzeitbonus geben. Der Familienzeitbonus während des Papamonats wird verdoppelt: eine Erhöhung von circa 740 auf 1 480 Euro
im Monat.

Beim Eltern-Kind-Pass setzen wir neue Akzente: Die Honorare von Ärztin­nen und Ärzten für Eltern-Kind-Pass-Untersuchungen werden erhöht, und das zum ersten Mal seit fast 30 Jahren, im Durchschnitt um 75 Prozent. Auch
sehen wir beim Eltern-Kind-Pass, der, wie Ihnen auffallen wird, umbenannt wur­de, zahlreiche Schritte in der Digitalisierung vor. Am Ende des Tages soll
die Digitalisierung des Eltern-Kind-Passes auch in die Elga münden, sodass wir für das gesamte Leben der Menschen eine einheitliche digitale Gesund­heitsakte vorsehen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es ist auch mehr Geld für den Kinderschutz geplant: Das bisherige Budget für den Kinderschutz wird um 1 Million Euro gesteigert.

Besonders möchte ich auf den Bereich der Freifahrten für Schülerinnen
und Schüler und Lehrlinge hinweisen: Dafür sind 606 Millionen Euro budgetiert, was ein Plus von 53 Millionen Euro bedeutet.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 966

Ein besonderes Thema – und es sind ja auch zahlreiche Bürgermeisterinnen
und Bürgermeister hier im Hohen Haus – ist der Gelegenheitsverkehr, den wir in den vergangenen Monaten und Jahren auch an anderen Stellen hier oft dis­kutiert haben. Da sehen wir 120,1 Millionen Euro vor, das ist ein Plus
von 13,4 Millionen Euro. Zusätzlich – das hat der Finanzminister ja gestern verkündet – sehen wir durch den Finanzausgleich 15 Millionen Euro
vor. Das bedeutet also ein Plus von insgesamt 28,4 Millionen Euro: eine deut­liche Steigerung beim Gelegenheitsverkehr. (Beifall bei Abgeordneten
von ÖVP und Grünen.)

Zum Schluss möchte ich auf die Valorisierung der Familienleistungen eingehen: Mit 1. Jänner 2023 haben wir eine Anpassung aller Familienleistungen an
die Inflation umgesetzt. Ab 2024 gibt es auch eine Valorisierung der Familienbei­hilfe, des Mehrkindzuschlags, des Kinderabsetzbetrages, des Kinderbetreu­ungsgelds, des Familienzeitbonus und des Schulstartgelds. Die Mittel für die Fa­milienbeihilfe steigen daher um 433 Millionen Euro, die Mittel für das Kin­derbetreuungsgeld um 118 Millionen Euro. Von dieser Valorisierung, meine sehr geehrten Damen und Herren, profitieren 1,2 Millionen Familien mit 1,9 Mil­lionen Kindern in Österreich. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

9.52


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Elisabeth Pfurtscheller. – Bitte.


09.53.14

Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Herr Staatssekretär Tursky und auch meine Kollegin Meri Disoski von den
Grünen haben das Budget in Zahlen schon sehr genau erläutert. Deswegen will ich jetzt nicht wieder mit den Zahlen beginnen, allerdings erlauben Sie mir
bitte, dass ich die Gesamtzahl noch einmal nenne, weil sie für das Frauenbudget


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 967

so sensationell ist: 33,6 Millionen Euro – eine Steigerung von mehr als 300 Prozent in dieser Legislaturperiode. Das ist eine nochmalige Nennung wert, und wir sind sehr stolz darauf, dass wir das geschafft haben. (Beifall bei Abge­ordneten von ÖVP und Grünen.)

Zwei, drei Positionen in diesem Budget, die so unglaublich wichtig für den Ge­waltschutz von Frauen sind, möchte ich noch einmal erwähnen, und zwar
als Erstes die Frauen- und Mädchenberatungsstellen. Die Frauen- und Mädchen­beratungsstellen leisten unglaublich gute Arbeit in ganz Österreich. Jede
Frau, jedes Mädchen, das Probleme hat – sei es im Gewaltbereich, aber auch finanzieller Art, seien es Probleme in der Beziehung, gesundheitliche
Probleme –, kann völlig ohne Bedenken zu so einer Beratungsstelle gehen. Es fallen für sie dort keine Kosten an, die Frauen, die Mädchen werden in
diesen Beratungsstellen ganz vertrauensvoll und natürlich unter Verschwiegen­heit beraten und gegebenenfalls auch an andere Institutionen
weiterverwiesen.

Also mein Appell an alle Frauen, an alle Mädchen: Wenn Sie auf irgendeine Art und Weise Probleme haben, wenn Sie Fragen haben, wenn Sie sich nicht
sicher sind, wie Sie in Ihrer Partnerschaft weiter vorgehen sollen, wie Sie zum Beispiel mit einem Mann umgehen sollen, der eifersüchtig ist, der Sie kontrolliert, melden Sie sich bitte bei den Frauenberatungsstellen – je früher, umso besser! Je früher eingegriffen wird, umso eher kann Ihnen
auch schnell geholfen werden. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Die zweite ganz wichtige Institution sind die Gewaltschutzzentren.
Es gibt Gewaltschutzzentren in ganz Österreich, in jedem Bundesland. Die Ge­waltschutzzentren sind vor allem dafür da, Frauen und Mädchen, die Ge­walterfahrung haben, zu unterstützen. Bitte nehmen Sie auch diese Unterstüt­zung in Anspruch! Sie werden dort auch juristisch beraten, und es kann
Ihnen nur helfen, aus schwierigen Situationen herauszukommen. (Beifall bei Ab­geordneten von ÖVP und Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 968

Wenn ich schon dabei bin, zu appellieren, dann möchte ich auch ganz
stark die Männer adressieren, die Männer, die hier herinnen sind, die Männer, die zuhören: Wir brauchen Rolemodels, wir brauchen Männer, die aufste­hen und sagen: So kann es nicht weitergehen in Österreich. Es kann nicht sein, dass in Österreich jedes Jahr viele Frauen, wirklich viele Frauen ermordet
oder schwerst verletzt werden. Es kann nicht sein, dass Männer ihre Aggressio­nen nicht anders in den Griff bekommen können. Deswegen mein Appell
an alle: Wenn Sie in Ihrem Umfeld Freunde, Söhne, Verwandte, Nach­barn, Arbeitskollegen haben, die Probleme haben, mit ihren Aggressionen fer­tigzuwerden, bitte raten Sie ihnen, sich beraten zu lassen, sich Hilfe zu
suchen! Es gibt in allen Bundesländern Männerberatungen, zu denen Burschen und Männer gehen können, wo ihnen geholfen wird, wo ihnen aus dieser furchtbaren Situation, die für sie selber ja auch oft sehr belastend ist, herausge­holfen wird. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Abschließend möchte ich gerne noch zwei Punkte ansprechen, die mir als Frauensprecherin der ÖVP auch sehr wichtig sind. Erstens: die Gewalt­schutzambulanzen, die im nächsten Jahr umgesetzt werden sollen, die jetzt auch ausfinanziert sind. Ich würde mich sehr freuen, wenn es gelänge, auch in
Tirol eine Gewaltschutzambulanz einzurichten. Das wäre für den Westen von Österreich sehr wichtig.

Und das Zweite, das ich gegen Ende der Legislaturperiode noch einmal
aufs Tapet bringen will, weil ich die Hoffnung nicht aufgegeben habe, dass wir auch da noch zu einem guten Abschluss kommen: Wir haben im Regierungs­programm das Pensionssplitting vorgesehen, das für uns ÖVP-Frauen ganz, ganz wichtig ist. Wir sind sehr überzeugt davon, dass das ein Beitrag wäre, damit Frauen in der Zukunft finanziell abgesichert oder besser abgesichert
sind. Ich möchte meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass wir hier noch einen Weg finden, das zu beschließen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

9.58



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 969

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordne­te Wimmer. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


9.58.23

Abgeordnete Petra Wimmer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekre­tär! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Hohes Haus! Ich möchte als Fami­liensprecherin meiner Fraktion zum Budget der Familien sprechen und
muss gleich anfangs sagen: Wir sind es ja mittlerweile gewöhnt, dass die aktuelle Regierung sehr viele Ankündigungen macht, sich dann aber die angekün­digten Geldbeträge, Milliardenbeträge, in der Umsetzung nicht widerspiegeln.

Und zwar wurden 4,5 Milliarden Euro als Investition in die Kinderbetreu­ung angekündigt, groß angekündigt. Wenn man aber das Budget von vorne bis hinten durchschaut, dann stellt man fest, dass diese 4,5 Milliarden Euro,
die angekündigt wurden, leider nicht zu finden sind. So oft Sie diese Zahl auch wiederholen, Sie findet sich im Budget nicht wieder. (Beifall bei der SPÖ.)

Das ist wirklich traurig, denn Sie wissen alle, Österreich hinkt beim Ausbau der Kinderbetreuung, ganz besonders der Kleinstkinderbetreuung, hinterher.
(Abg. Schwarz: Es steht in der UG 44!)
Im ländlichen Raum ist es kaum möglich, einen Kinderbetreuungsplatz zu finden, dessen Öffnungszeiten sich mit
den Arbeitszeiten der Eltern ausgehen.

Zusätzlich wurde der Karenzanspruch auf 22 Monate gekürzt, wenn der zweite Partner die vorgesehenen zwei Monate nicht in Anspruch nehmen kann.
Das bedeutet, dass 2025 sehr viele Frauen, vorwiegend Frauen, nach nicht ein­mal zwei Jahren Karenz wieder auf den Arbeitsmarkt kommen; ihre Kin­der sind dann unter zwei Jahre alt, und in dieser Situation einen Kinderbetreu­ungsplatz zu finden wird für diese Frauen wirklich sehr schwierig.

Ich bin gespannt, ob sich das ausgeht. Ich hoffe, dass der Ausbau so schnell vo­rangeht, ich bezweifle es aber.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 970

Was uns im Budget auch fehlt, sind nachhaltige Maßnahmen zur Bekämp­fung der Kinderarmut. Damit komme ich wieder zu meiner Frage, die ich sehr oft stelle, die mir aber leider von den Regierungsfraktionen nie beantwortet
wird, die auch im Rahmen der Budgetanfrage nicht beantwortet wurde: Wo bleibt der Nationale Aktionsplan zur europäischen Kindergarantie? (Beifall bei
der SPÖ.)

Das ist ja peinlich, das muss Ihnen eigentlich peinlich sein, dass Sie das seit zwei Jahren nicht auf den Weg bringen; wir hören immer nur, dass er bald ein­mal fertig sein wird. Neben Lettland ist Österreich nun das letzte Land in der Europäischen Union ohne einen Nationalen Aktionsplan. – So viel
zur Ernsthaftigkeit, was konsequentes Bekämpfen von Kinderarmut betrifft.

Vorschläge gibt es genug, auch unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch:
ein kostenloses gesundes Mittagessen für jedes Kind in Österreich zum Beispiel. Aus diesem Grund möchte ich folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Allen Kindern alle Chancen – Kinderarmut abschaffen!“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen, Familie, Medien und Integration im Bundeskanzleramt sowie der Bundesminister
für Finanzen, wird aufgefordert, die Europäische Kindergarantie in Österreich umgehend umzusetzen und ein Maßnahmenpaket zur Abschaffung von Kinderarmut vorzulegen, welches unter anderem einen Rechtsanspruch auf ei­nen gratis ganztägigen Kinderbildungsplatz sowie ein kostenfreies warmes, gesundes Mittagessen für Schul- und Kindergartenkinder vorsieht.“

*****


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 971

(Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren, unsere Conclusio ist klar: Mit diesem Budget holen wir kein einziges Kind aus der Armut. (Abg. Sieber: Na geh! Sagt so­gar der Budgetdienst, dass es anders ist!) Wir sind noch sehr weit entfernt von der Umsetzung eines Rechtsanspruchs auf einen Kinderbetreuungsplatz. Wenn
Sie Ihre Ankündigungen tatsächlich umsetzen wollen, dann stimmen Sie unserem Antrag zu! (Beifall bei der SPÖ.)

10.02

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Wimmer, Christian Oxonitsch

Genossinnen und Genossen

betreffend Allen Kindern alle Chancen – Kinderarmut abschaffen!

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Budgetausschusses über die Re­gierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt An­lagen (2300 d.B.) – UG 25 Familie und Jugend.

Am 20. November 1989 wurde die UN Kinderrechtskonvention beschlossen. Seither ist dieser Tag weltweit als Internationaler Tag der Kinderrechte Anlass dafür,
die Umsetzung von Kinderrechten einzumahnen und Initiativen zu setzen.

Mit Blick auf Österreich gebietet der Internationale Tag der Kinderrechte auch einmal mehr, auf die unzureichenden Maßnahmen und Strategien der Bundesregierung
zur Bekämpfung von Kinderarmut aufmerksam zu machen, denn das Budget 2024 gibt Anlass zu Sorge und Kritik: Weder werden darin budgetäre Vorkehrungen
für einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz, noch für ein warmes, gesun­des Mittagessen für jedes Kind getroffen. Außerdem ist es völlig unverständ-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 972

lich, warum die österreichische Bundesregierung bei der Umsetzung der “Europäi­schen Kindergarantie” noch immer säumig ist. Bis 2030 sollen die EU-Staa­ten Kindern, so die Vorgabe der EU-Kommission, „kostenlosen und wirksamen Zu­gang“ zu Betreuung, Bildung, gesunden Mahlzeiten, Gesundheitsversorgung
und Wohnraum garantieren. Österreich hätte seinen Plan zur Umsetzung der
„EU-Kindergarantie“ bis März 2022 präsentieren müssen. Dass dies nicht geschehen ist, ist mehr als beschämend. Die österreichische Regierung ist, neben Lettland,
die einzige, die noch keinen nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Kinderarmut vorgelegt hat.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen, Familie, Medien und Integration im Bundeskanzleramt sowie der Bundesminister für Finanzen,
wird aufgefordert, die Europäische Kindergarantie in Österreich umgehend umzuset­zen und ein Maßnahmenpaket zur Abschaffung von Kinderarmut vorzulegen,
welches unter anderem einen Rechtsanspruch auf einen gratis ganztägigen Kinderbil­dungsplatz sowie ein kostenfreies warmes, gesundes Mittagessen für Schul-
und Kindergartenkinder vorsieht.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsge­mäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ecker – Entschuldigung –, Neßler. – Bitte.



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10.02.27

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzter Staats­sekretär! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Liebe Kollegen und Kolle­ginnen! Vorab zur SPÖ: Wie schaut es aus mit dem Geld für die Kinderbetreu­ung? – Im Zukunftsfonds finden sich 500 Millionen Euro, in der 15a-Ver­einbarung finden sich 200 Millionen Euro. Das sind insgesamt 700 Millionen Euro im Jahr. Wenn man sich das alles für sieben Jahre ausrechnet und
dann noch die jährliche Valorisierung dazukommt, dann sind es im Endeffekt tatsächlich 5,5 Milliarden Euro, und somit ist das mehr als erfüllt. (Beifall
bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Holzleitner: Der Finanzaus­gleich geht doch gar nicht so lang!)

Was es jetzt noch braucht, ist, dass die Gemeinden aus dem Dornröschenschlaf erwachen, denn ich glaube, wir können uns dieses Schneckentempo beim Ausbau der Kinderbetreuung ganz einfach nicht mehr leisten.
(Beifall bei den Grünen)

Wir haben in den letzten Jahren gesehen, das wir gerade beim Bereich Kinderschutz in Österreich noch nicht dort angekommen sind, wo wir eigentlich sein sollten. Letztes Jahr haben wir schmerzlich gesehen, wo die Lücken im Bereich Kindergewaltschutz liegen. Wir wissen, dass in jeder Klasse durchschnittlich ein Kind sitzt, das von Kindesmissbrauch betroffen ist – das ist eine erschreckende Zahl: in jeder Klasse ein Kind –, und dieses Kind muss
seine brutale Geschichte durchschnittlich acht Mal erzählen, sich an durchschnittlich acht Erwachsene wenden, bis ihm überhaupt geglaubt wird.

Aus diesem Grund war es für uns besonders wichtig, dass wir dort
ansetzen, bevor überhaupt etwas passiert, dass wir so quasi das Übel an der Wurzel packen. Wir haben daher ein großes Kinderschutzpaket mit
einem entsprechenden Budget auf die Beine gestellt. Das wirkt, bevor überhaupt etwas passiert, denn ja, Missbrauch kann Menschen zerstören und es ist
unser aller Verantwortung, unsere Kinder zu schützen. Darum gibt es verpflich­tende Kinderschutzkonzepte an allen Schulen, darum wird es im Frühjahr


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 974

eine große Kinderrechtskampagne geben, und darum haben wir Qualitätssiche­rungsstellen für Vereine errichtet. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der ÖVP.)

Im Budgetvoranschlag 2023 waren bereits 1 Million Euro für den Kinderschutz vorgesehen, zum Beispiel für die Erstellung von Kinderschutzkonzepten, zu­sätzlich und vor allem in der UG 25 weitere 4 Millionen Euro für Kinder­schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel die Qualitätssicherungsstelle. Im BKA, im Bereich Jugend, werden jährlich 800 000 Euro für die Unterstützung bei
der Erstellung von Kinderschutzkonzepten und für Schulungen veranschlagt. Die Mittel für Familienberatungsstellen wurden jährlich um 3 Millionen Euro aufgestockt. Wir haben zusätzlich 1 Million Euro für den Kinderschutz und die Kinderrechte veranschlagt. Genauso sind im Sozialministerium 3,5 Millio­nen Euro jährlich für psychosoziale Nachbetreuung vorgesehen, weil wir ganz sicher kein Opfer alleinlassen werden.

Liebe Kollegen und Kolleginnen, es waren sicher nicht die einfachsten Verhandlungen, aber ich bin stolz darauf, was uns da gelungen ist, dass wir diesen Lückenschluss im Bereich Gewaltschutz geschafft haben und ein breites Budget dafür vorlegen können, weil jedes Kind das Recht auf ein ge­waltfreies Leben hat. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wenn wir beim Thema Gewalt an Kindern sind, dann muss ich in Richtung FPÖ etwas sagen; auch wenn jetzt nicht viele von ihnen im Plenum sind, aber
ich muss dazu etwas sagen, weil die FPÖ da dauernd Grenzen überschreitet und nicht einmal mehr Halt vor Kindern macht, wie wir alle mitbekommen ha­ben. Sie missbraucht Kinder (Widerspruch bei der FPÖ), liest öffentlich Namen von Kindern aus Wien vor und denunziert sie auf grausigste Art und Weise.

Liebe Kollegen und Kolleginnen von der FPÖ, vielleicht sagen Ihnen diese Namen etwas (Abg. Hauser: Unfassbar! – weitere Zwischenrufe bei der FPÖ): Erich Schreiner, Hermann Mentil, Josef Trenk, Walter Meischberger, Uwe
Scheuch, Christian Höbart. (Ruf bei der FPÖ: Was bitte ist mit Uwe Scheuch ...?)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 975

Wissen Sie, was das für Namen sind? Kennen Sie diese Namen? – Das
sind FPÖ-Funktionäre mit biodeutschen Namen, die im Gegensatz zu den Kin­dern, die Sie verteufelt haben, tatsächlich strafrechtlich verurteilt worden
sind. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ. – Zwischen­ruf des Abg. Hauser.)

Wenn ich nach Graz schaue oder wenn ich nach Wien schaue, dann ist die Wahrscheinlichkeit – Stichwort Spesenskandal, Stichwort dubiose Zahlungen – gar nicht so gering, dass weitere sehr deutsch klingende Namen auf der
ohnehin schon langen Liste der FPÖ-Kriminalfälle landen werden. (Zwischenruf des Abg. Hauser.)

Der zweite spannende Aspekt: Nach dem Vorfall erklärt die FPÖ, es sei ein einmaliger Ausrutscher gewesen. Ein einmaliger Ausrutscher! 2017 hat die FPÖ Vomp in Tirol eine Liste (Ruf bei der FPÖ: Kinderquatsch mit Barbara!) mit
Namen, die für sie zu wenig einheimisch klingen, veröffentlicht – natürlich ganz im Gegensatz zu Kaniak, Belakowitsch oder Svazek. (Heiterkeit bei Abgeord­neten der ÖVP.) Offenbar reiht sich dieser Vorfall aber wiederholt in die Katego­rie Einzelfälle der FPÖ ein.

Ich kann nur so viel dazu sagen: Shame on you, FPÖ! (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

10.08


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Sieber zu Wort gemeldet. – Bitte. (Abg. Leichtfried: Das
ist eine eidesstattliche Erklärung, glaube ich! – Heiterkeit bei der SPÖ.)


10.08.38

Abgeordneter Norbert Sieber (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Kollegin Wimmer hat hier behauptet, dass mit diesem Budget „kein [...] Kind
aus der Armut“ herausgeholt wird. Das ist falsch. (Abg. Krainer: Geh bitte, das ist eine Einschätzung! – Ruf bei der SPÖ: Das ist ja keine Berichtigung! – Abg.
Krainer: Na bitte, das ist eine Einschätzung! Das ist eine Meinung!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 976

Ich berichtige tatsächlich: Wenn Sie den Bericht des Budgetdienstes lesen: Auf Seite 32 steht vollkommen klar (Abg. Krainer: Alles, was in der Zukunft pas­siert, kann per se nur eine Einschätzung sein und keine Tatsache!), dass allein mit den Maßnahmen im Familienbudget 130 000 Kinder, insgesamt 280 000 Personen aus der Armut herausgeholt werden. (Beifall bei der
ÖVP sowie der Abg. Maurer.)

10.09


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Ecker. (Abg. Krai­ner: Aber Herr Präsident, das war keine tatsächliche Berichtigung! Das bezieht
sich auf die Zukunft, das können gar keine Tatsachen sein! – Abg. Michael Hammer: Was regt ihr euch denn auf? Ihr macht auch immer solche! – Abg. Krainer:
Geh bitte! Das war keine tatsächliche, das ist lächerlich! – Weitere Zwischenrufe
bei der SPÖ.)

Frau Abgeordnete Ecker ist am Wort. – Bitte sehr.


10.09.29

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Herr Präsident, bitte die Redezeit wieder neu einstellen. – Ja, ein Kollege hat es gerade gesagt: „Kinderquatsch mit Barbara!“, das trifft es am allerbesten. Wenn Kollegin Neßler hier Einzelfälle aus unserer Partei zitiert, deren Inhalt an sich nicht diskussionswürdig ist, son­dern stimmt, dann möchte ich schon einmal Folgendes feststellen – es ist skurril und sehr entlarvend –: Die Grünen haben weder gestern noch heute ein
einziges Wort zu den langen, langen Listen der Verfehlungen der ÖVP und unse­res Präsidenten (Widerspruch bei den Grünen), der nicht unser Präsident,
nämlich der freiheitliche Präsident im Nationalrat, ist (Abg. Michael Hammer: Sicher ist es eurer, ihr habt ihn ja gewählt!), gesagt. (Beifall bei der FPÖ. –
Abg. Schallmeiner: ... bist du taub, oder was? – Weitere Zwischenrufe bei den Grünen.)

Es gibt kein einziges Wort von den Grünen dazu. (Anhaltende Zwischenrufe bei den Grünen.) Schauen Sie im Protokoll nach! Sie waren schweigend – Sie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 977

stimmen zu. (Abg. Schwarz – auf die leeren Plätze bei der FPÖ weisend –: Ja, Anwe­senheit wäre halt ein Vorteil! – Abg. Disoski: Hast du mir nicht zugehört?) Das
ist entlarvend. (Ruf bei den Grünen: Wenn man nicht im Raum ist, da kann man auch nix hören!) Wen hätte der Anstand gewählt, wenn er das bei der letzten
Wahl gewusst hätte? (Abg. Disoski: Hast du nicht zugehört?! – Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) Die Grünen hätte keiner gewählt. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Schwarz.)

Sehr geehrtes Präsidium! (Zwischenrufe der Abgeordneten Schallmeiner
und Schwarz.)
Sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und zu Hause! (Abg. Spalt: Da regen sie sich auf, die großen ... von den Grünen!) 4,5 Milliarden
Euro für Kinderbetreuung (Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen): groß an­gekündigt, aber wir finden es nicht im Budget, sondern es ist im Zukunfts­fonds, beim Finanzausgleich. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)
Dieser Zukunfts­fonds hat aber viele Aufgaben – Umwelt, Bauen –, das heißt, das wird sich
nicht ausgehen. (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von Grünen und FPÖ.)

4,5 Milliarden Euro, von der ÖVP unter dem Titel „Wahlfreiheit ermöglichen“ beworben: Ja, dazu braucht es Kinderbetreuungsplätze, aber es braucht auch die Unterstützung der familiären Betreuung, und da gibt es im Budget nichts dazu.

100 000 Euro für öffentlichkeitswirksame Maßnahmen zur Steigerung der Väterbeteiligung: Ja, schön, aber die ÖVP hat gerade mit den Grünen
die Karenzzeit um zwei Monate verkürzt. Sie haben billigend in Kauf genom­men – oder das vielleicht sogar sehr bewusst gemacht –, dass das für
Frauen bedeutet, dass sie zwei Monate weniger Karenz bekommen, weil man die Männer nicht dazu verpflichten kann; und die Familien müssten sich das
auch leisten können.

Schwer verunsichert waren Eltern heuer auch betreffend Schulbustransport. Einige Gemeinden stützen diesen jetzt, denn die Regierung hat die
Schüler mitsamt den Eltern zu Schulanfang sprichwörtlich im Regen stehen gelassen, anstatt die Schüler sicher zu befördern. Ob die von Ihnen,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 978

Herr Staatssekretär, vorhin angekündigten 28,4 Millionen Euro zusätzlich reichen, kann wahrscheinlich auch noch keiner sagen. Der Schultransport ist eine Kernaufgabe des Flaf. Der Flaf soll familien-, kinder- und jugendgerechte Leistungen sicherstellen. Wir sehen im Budget eigentlich nur die Valorisierung der Familienleistungen, den Familienzeitbonus, Eltern-Kind-Pass, Eltern­bildung, Kinderschutzpaket, aber ansonsten keine einzige nachhaltige finanzielle Stärkung der Familien, keine einzige.

Wenn wir schon beim Flaf sind: Der prognostizierte Überschuss soll heuer 146 Milliarden Euro sein, bis 2024 186 Milliarden Euro, aber ob sich dies mit der rückläufigen Wirtschaftsentwicklung, die wir ja schon alle spüren, ausgeht,
ist mehr als fraglich. Ein Drittel der kalten Progression hält sich die Regierung zu­rück – ein Drittel! –, und da sind wir dann bei einer Steuer- und Abgaben­belastung von 43 Prozent – viel zu viel für all die Familien in unserem Land, in dem aufgrund der von Schwarz-Grün hausgemachten Inflation alles
teurer wird.

Die Familienministerin hat im Ausschuss gesagt, sie will Familien mit langfristi­gen Maßnahmen unterstützen. – Ja, das kann sie noch immer machen,
morgen schon. Sie braucht nur den Wertverlust bei der Familienbeihilfe auszu­gleichen; wir reden da von 60 Euro pro Monat und Kind mehr.

Ansonsten: keinerlei Bewegung beim Kindschaftsrecht; keine Valorisierung von allen Absetzbeträgen, von den Steuerfreibeträgen, vom Familienbonus;
keine Reparatur der Wochengeldfalle; und beim Unterhaltsrecht geht nichts weiter, obwohl wir uns da parteiübergreifend einig wären.

Darum bringe ich folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „rasche Reform des Kindesunterhaltsrechts“


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 979

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz und die Bundesministerin für Frauen, Familien, Integration und Medien, wird ersucht, das Kindesunterhaltsrecht umgehend zu reformieren und dabei insbesondere folgende Punkte umzusetzen:

- Deutliche Beschleunigung sämtlicher Verfahren in Zusammenhang
mit Kindesunterhalt

- Gewährung von Unterhaltsvorschüssen unabhängig vom Alter des Unterhalts­empfangenden bis zum Ende der Ausbildung

- Vorrangige Behandlungen laufender Unterhaltszahlungen bei Lohn­pfändungen und Insolvenzverfahren zur Existenzsicherung in getrennt lebenden Familien

- Generelle Erfassung von Daten zu Unterhalt und Unterhaltsvorschüssen
samt statistischer Auswertung.“

*****

Es ist schon so, dass das Einkommen in Familien wichtig ist und dass es da auch immer um Frauen geht. Wie viel, glauben Sie, sehr geehrte Damen und
Herren, gibt es für Frauen im Budget? – 0,03 Prozent; 0,03 Prozent aus dem Budget für Frauen in Österreich! Es gibt zwar mehr Mittel als je zuvor, insgesamt 33 Millionen Euro – das ist unbestritten –, aber frauenpolitische Maßnah­men außer dem Gewaltschutz sind äußerst bescheiden. Wir brauchen so viele Mittel für Gewaltschutz, weil es der österreichische Staat mit der
schwarz-grünen Regierung nicht schafft, unsere Frauen in Österreich zu schützen.

Es wäre zusätzlich noch viel, viel mehr notwendig. Die älteren Frauen brauchen Unterstützung. Es braucht dringend politische Maßnahmen, um die Care-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 980

zeiten besser anzurechnen, damit Altersarmut erst gar nicht entsteht. Die Ent­lohnung der Frauen in den Niedriglohnberufen muss dringend erhöht
werden – ich weiß nicht, ob die Frau Minister jemals mit den Sozialpartnern da­rüber gesprochen hat.

Spezielle Mädchen- und Frauenberatungsangebote für Mädchen und
Frauen mit Behinderung gibt es nicht. Die sind ja überall willkommen – so sar­kastisch hat es die Ministerin festgestellt –, darum gibt es auch kein
Budget dafür.

2,8 Millionen Euro für den Frauenfonds LEA – wir haben es schon gehört –: Mehr Intransparenz geht gar nicht.

Und noch einmal 1,2 Millionen Euro für Gewaltschutzzentren: Auch im Rechnungshofprüfbericht wird festgestellt, dass es keine Gesamtstrategie gibt, und auch die Chefin der österreichischen Frauenhäuser sagt, das System
versagt. Für die Gewaltambulanzen, die jetzt groß angekündigt wurden, gibt es nach den Aussagen der Ministerin noch keinen konkreten Finanzierungs-
und Förderplan.

Dafür gibt es 0,5 Millionen Euro mehr für die Fachstelle Zwangsheirat, obwohl Zwangsheirat und Kinderehen in Österreich doch rechtswidrig sind. Wir
müssen Mädchen aber tatsächlich besser schützen, um die Auswüchse dieser illegalen Einwanderung angehen zu können – aber auch da geht bei der
Reform der Justizministerin nichts weiter.

Man kann es nicht oft genug sagen: Es braucht eine Festung Österreich, um unsere Mädchen und Frauen zu schützen, zu unterstützen und eine lebenswerte Zukunft in Österreich sicherzustellen.

Herr Präsident Sobotka, die Frauen in Österreich übernehmen immer Verantwortung für ihr Tun. Machen Sie es ihnen gleich und treten Sie zurück! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Rauch: ... doch gesagt, der Herr Präsident muss zurücktreten!)

10.16


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 981

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Rosa Ecker

und weiterer Abgeordneter

betreffend rasche Reform des Kindesunterhaltsrechts

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024)
samt Anlagen (2300 d.B.) – UG 25

in der 239. Sitzung des Nationalrates, am 23.11.2023

157.000 Alleinerziehende gab es im Jahr 2022 in Österreich. Rund 88% der Alleiner­ziehenden sind Frauen. 224.000 Kinder leben in alleinerziehenden Familien.

Ein-Eltern-Haushalte haben eine sehr hohe Armuts- und/oder Ausgrenzungsgefährdung. Die Lebenslagen von Alleinerziehenden und ihren Kindern ist oft schwierig, insbesondere in finanzieller Hinsicht.

Großen Handlungsbedarf gibt es noch immer beim Kindesunterhalt und den Unter­haltsvorschüssen; der bereits am 3. Juli 2019 mit großer Mehrheit angenom­mene Entschließungsantrages der Abgeordneten Mag. Michaela Steinacker, Mag. Ha­rald Stefan, Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß, Carmen Schimanek betreffend
Reform des Kindesunterhaltsrechts hat bislang nicht immer zu keinerlei erkennbaren Verbesserungen für die Betroffenen geführt.

Laut der Plattform für Alleinerziehende ist eine zeitgemäße Kindesunterhalts- und Unterhaltsvorschussreform ein wichtiger Baustein zum Schutz vor Kinderar­mut in getrennt lebenden Familien. Und: „Nach wie vor gibt es beim Unterhalt/Unter-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 982

haltsvorschuss Lücken, die mitverantwortlich für Armuts- oder Ausgrenzungs­gefährdung von 44% in alleinerziehenden Familien sind (EU-SILC 2018). Für die Kin­der in diesen Familien kommt das einem Chancentod gleich. Bildung, Wohnen, Gesundheit und sozialer Aufstieg sind dabei die Bereiche, von denen Kinder am meis­ten betroffen sind.“

Im Sinne der betroffenen Alleinerziehenden sowie der betroffenen Kinder stellen
die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Justiz und die Bundesministerin für Frauen, Familien, Integration und Medien, wird ersucht, das Kindesunterhaltsrecht umgehend zu reformieren und dabei insbesondere
folgende Punkte umzusetzen:

•    Deutliche Beschleunigung sämtlicher Verfahren in Zusammenhang mit Kindes­unterhalt

•    Gewährung von Unterhaltsvorschüssen unabhängig vom Alter des Unter­haltsempfangenden bis zum Ende der Ausbildung

•    Vorrangige Behandlungen laufender Unterhaltszahlungen bei Lohnpfändungen und Insolvenzverfahren zur Existenzsicherung in getrennt lebenden Familien

•    Generelle Erfassung von Daten zu Unterhalt und Unterhaltsvorschüssen samt statistischer Auswertung.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung
zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Neßler. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 983

10.16.47

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Die Kollegin von der FPÖ hat gesagt, wir haben die Karenz gestrichen, die Karenzzeit verkürzt. (Abg. Ecker: Haben Sie!)

Ich berichtige tatsächlich: Wir haben zwei Monate (Abg. Ecker: ... gibt es zwei Mo­nate weniger! Das haben Sie bewusst gemacht!) für den zweiten Elternteil reserviert, das ist in diesem Fall, weil vorrangig Frauen für die Kinderbetreuung zuständig sind (Abg. Ecker: Sie haben es ihnen einfach weggenommen!), für
den Papa, weil beide für die Kinderbetreuung zuständig sein sollten. (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wir wissen, wie wichtig es für die Rückkehr in
das Berufsleben ist, dass auch der Papa kurz in Karenz geht, und darum haben wir diese zwei Monate reserviert. Das Geld bleibt natürlich auf gleicher
Höhe. (Abg. Ecker: Sie haben es gekürzt! Sie haben es gekürzt!) Außerdem haben wir das Papageld verdoppelt. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Zu Ihrer Aussage: Kollegin Disoski hat vor ungefähr 20 Minuten etwas zur Causa Sobotka gesagt: Ich weiß nicht, aber vielleicht sollten Sie ein bisschen bes­ser aufpassen. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf bei der FPÖ. – Abg. Krainer: Auch das war keine tatsächliche Berichtigung! Das sollten Sie als Präsident
schon festhalten! – Zwischenruf des Abg. Lindner. – Abg. Krainer: Die Regierungs­fraktionen dürfen hier alles machen, ohne Wissen und ohne Gewissen!)

10.17


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag von Abgeordneter Ecker ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht
somit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Bogner-Strauß. – Bitte.


10.18.09

Abgeordnete Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Werter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Zuerst darf ich einmal im
Namen meines Kollegen Gabriel Obernosterer Kolleginnen und Kollegen aus der


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 984

ÖVP aus den Bezirken Hermagor und Spittal begrüßen. Seid herzlich will­kommen im Hohen Haus! (Allgemeiner Beifall.)

Sie haben sicher die Schlagzeilen des Tages gelesen (Abg. Lindner: Sobotka?)  auch jene, die hier bislang nicht diskutiert wurden. (Abg. Schnedlitz: Sobotka!) Die Vereinten Nationen haben heute getitelt: „weltweit so viele Frauen ermordet wie seit 20 Jahren nicht“.

89 000 Mädchen und Frauen wurden weltweit im Jahr 2022 absichtlich
getötet, mehr als 50 Prozent davon von Partnern und Ex-Partnern. Auch in Ös­terreich gab es bereits 26 Femizide in diesem Jahr. Diese Femizide finden
in allen sozialen Schichten statt! Auch Gewalt findet in allen sozialen Schichten statt! Gewalt beginnt nicht mit Schlägen – das haben wir heute schon
gehört –, Gewalt beginnt mit Gedanken, mit Bedrohungen, mit Beschimpfungen, mit Kontrolle. Und: Gewalt findet auf keinen Fall nur in den eigenen vier Wänden statt, und deshalb müssen wir alle hinschauen.

Wir müssen alle hinschauen und wir dürfen nicht wegschauen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Genau das tut unsere Bundesregierung: Diese Bundesregierung schaut
hin, und deshalb wurde das Frauenbudget allein in dieser Legislaturperiode verdreifacht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Allein im Jahr 2024 macht das eine Erhöhung um knapp 40 Prozent, und ich den­ke, darauf können wir stolz sein. Es ist aber nicht nur das Frauenressort,
das das Budget für Frauenthemen erhöht, nein, Frauenpolitik ist ein Querschnittsthema und geht alle Ressorts an. Wenn man sich detailliert mit dem Budget beschäftigt und die Untergliederungen genau anschaut, dann sieht
man, dass in vielen Ressorts für die Frauen, gegen die Gewalt, für den Gewaltschutz Geld in die Hand genommen wird. Gewaltambulanzen, sie wurden heute schon erwähnt: ganz, ganz wichtig.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 985

Es sind jedoch nicht nur die Gewaltambulanzen wichtig, sondern auch,
dass wir den Frauen Mut geben und ihnen Mut machen, sich dorthin zu wenden. Für die Familienberatungsstellen gibt es 3 Millionen Euro mehr, das Budget
für LEA – Letʼs Empower Austria – wird beinahe verdoppelt, und 5,5 Millionen Euro mehr gibt es für die Mädchen- und Frauenberatungsstellen.

Von den 26 Femiziden, die es 2023 bisher in Österreich gab, waren nur
bei wenigen im Vorhinein Bedrohungen bekannt. Weder bei Frauen- und Mäd­chenberatungsstellen noch bei der Polizei hatten sie sich gemeldet, und
es gab auch kaum Wegweisungen. Es geht deshalb darum, aufzuzeigen, Mut zu machen, zu bestärken, hinzuschauen und diese Frauen und Mädchen dabei
zu unterstützen, sich zu melden, wenn sie bedroht sind, und das können wir nur gemeinsam.

In diesem Sinne ein Danke an unsere Ministerin und an alle Ressorts und
die zuständigen Regierungsmitglieder, die in diesen Bereich investieren. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.22


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Brandstötter. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


10.22.21

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Kolleginnen und Kollegen! Politische Feinspitze kennen noch den legendären Ausspruch des damaligen deutschen Bundeskanzlers Schröder, der 1998 über das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ganz abwer­tend meinte: Ah, „Familie und das ganze Gedöns“. Was er damit sagen wollte, ist, dass all diese sozialen Themen, diese sogenannten weichen Themen poli­tisch nicht besonders relevant sind.

Ähnliches hat man sich wohl auch in dieser Bundesregierung gedacht, als man das Ressort von Bundesministerin Raab geschnitzt hat, in dem Familie,
Jugend, Integration und Medien versammelt sind – etwas, das Schröder heute


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 986

wohl auch despektierlich als Gedöns bezeichnen würde. Es gibt aber auch
einen roten Faden, der sich durch all dieses vorgebliche Gedöns zieht, nämlich die Art und Weise, wie die Ministerin in diesen Ressorts arbeitet. Die
Antwort auf alle Fragen lautet immer: mehr Geld. Es gibt weder eine Idee dahin­ter noch ein Konzept, nichts, das irgendwie tragfähig ist, und ich mache
das heute auch an zwei Beispielen fest.

Das Frauenbudget hat sich in dieser Regierungsperiode von einem niedrigen Ni­veau ausgehend verdreifacht, ja, das begrüße ich als Bereichssprecherin natürlich. Gleichzeitig ist aber diese Frauenpolitik eine Blackbox, vergleichbar mit der Cofag. Ein Beispiel ist der Frauenförderungsfonds, der mit knapp 3 Millio­nen Euro dotiert ist. Diese knapp 3 Millionen Euro sollen Frauen zu mehr Selbstständigkeit und Selbstbestimmung verhelfen, sie sollen finanzielle Kompe­tenzen vermitteln und Begeisterung für technische Berufe wecken – also
alle Ungleichheiten und Ungleichstellungen abschaffen.

Niemand weiß jedoch, welche Projekte auf Basis welcher Kriterien da eigentlich ausgesucht werden. Wir haben deshalb nachgefragt, wir wollten da mehr
wissen, und die Antwort war: Bitte schauen Sie auf die Website! – Wir haben natürlich auf die Website geschaut, dort finden sich selbstverständlich
keine Details zu unseren Fragen – danke für nichts.

Nächster Punkt: Die Frauenministerin schreibt ins Budget als Zielwert für den Frauenförderungsfonds: Zufriedenheit. Jetzt sitzen hier im Saal üblicher­weise – wenn es um Frauen geht, ein bisschen weniger – 182 Kolleginnen und Kollegen. Wenn ich meine Kolleginnen und Kollegen frage, was denn für
sie Zufriedenheit bedeutet, dann würde ich 182 verschiedene Antworten be­kommen, denn für jeden ist Zufriedenheit etwas anderes – ich kann also
nicht Zufriedenheit als Zielwert in ein Budget schreiben!

Wir NEOS sagen ja auch oft, dass der Staat eine Servicestelle sein soll, aber da geht es nicht um Zufriedenheit, da geht es um Wirkung: Wir wollen wissen, welche Wirkung unsere Politik hat!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 987

Mit Intransparenz kennen wir uns aber ganz gut aus, und diese findet sich auch im zweiten Schwerpunkt des Frauenbudgets wieder: dem Gewaltschutz.
Der mangelnde gesellschaftliche Wandel führt nach wie vor dazu, dass es in Ös­terreich eine erschreckend hohe Zahl an Femiziden gibt, 26 waren es bis
jetzt in diesem Jahr.

Nach Jahren haben wir nun dank einer Studie endlich Einblick in die Tätermenta­lität, und diese Studie bestätigt genau das, was wir immer sagen: Es gibt zu
oft eine Vergangenheit mit psychischer Erkrankung; es gibt zu oft eine Vergan­genheit, in der selbst Gewalt erfahren wurde; und es kann zu oft direkt nachgewiesen werden, dass der Täter schwierige Ansichten zur Rolle der Frau hat. Was ist nun die Antwort der Ministerin? – Einfach mehr Geld, und
zwar mehr Geld für die Länder, denn die Ministerin ist ja eigentlich für den Ge­waltschutz nicht direkt zuständig, sondern die Länder sind zuständig. Das
heißt, sie gibt den Ländern mehr Geld und delegiert damit das Problem an die Länder, setzt aber nicht dort an, wo man ansetzen sollte, nämlich bei einer gesellschaftlichen Veränderung – nämlich dann, bevor Gewalt passiert. Dazu hören wir nichts, sehen wir nichts, da gibt es nichts.

Wir sehen da auch keine Motivation, echte Selbstbestimmung zu stär­ken, wir sehen keine Motivation, die Kinderbetreuung über Lippenbekenntnisse hinaus zu verbessern. Wir sehen keine Motivation, beim Gewaltschutz wirk­lich zu handeln und das Übel an der Wurzel zu packen. Und es gibt nach wie vor keinen Druck beim Pensionssplitting. Da bremsen anscheinend die Grünen,
aber da muss endlich etwas passieren! Auch bei der Väterbeteiligung
werden keine echten Maßnahmen gesetzt.

Deshalb muss ich ganz ehrlich sagen: Geld allein wird dieses Problem nicht lösen, man muss auch seiner Verantwortung nachkommen und mehr als nur Über­schriften produzieren! (Beifall bei den NEOS.)

10.27



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 988

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeord­nete Ribo. – Bitte.


10.27.24

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Staats­sekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen hier auf der Galerie und natürlich auch zu Hause vor den Bildschirmen! Wir sind gerade beim Thema Familie, und ich denke da an die vielen Familien in unserem Land,
die ein Kind, ein Familienmitglied mit einer Behinderung haben.

Viele Eltern oder Familienangehörige fragen sich sicherlich nicht nur einmal im Leben: Wird mein Kind, mein Bruder, meine Schwester ein gutes Leben
führen können? Mit einer Behinderung ein gutes Leben zu führen, ist möglich, vorausgesetzt jedoch, die Gesellschaft behindert einen nicht dabei. Lei­der passiert aber genau das nach wie vor viel zu oft, sei es aufgrund mangelnder Barrierefreiheit, sei es wegen unzureichender Unterstützung in der Schule:
Man wird sehr oft aus dem Bildungswesen oder aus der Arbeitswelt ausgeschlossen.

Heuer hat sich die UN bei einer Staatenprüfung wieder angesehen, wie gut Ös­terreich die Rechte von Menschen mit Behinderung umsetzt – und die
Liste der Mängel ist eine sehr, sehr lange, und das ist ein Auftrag an uns alle. (Beifall bei den Grünen.)

Zu diesem Zweck stellen wir natürlich auch im Budget 2024 budgetäre
Mittel zur Verfügung, ein paar Beispiele möchte ich hier nennen: 380,6 Millionen Euro für die berufliche Teilhabe von sozial benachteiligten Menschen, insbesondere von Menschen mit Behinderung. Mit diesem Geld werden unter­schiedliche Maßnahmen finanziert, die eben jenen Menschen mit Behin­derung zugutekommen und sie unterstützen sollen, die bis jetzt von der Arbeits­marktförderung ausgeschlossen waren. Das Ziel der Politik muss immer
sein, Menschen mit Behinderung so gut wie möglich dabei zu unterstützen, auf


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dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. (Beifall bei den Grünen sowie der
Abg. Bogner-Strauß.)

Weiters haben wir auch den Unterstützungsfonds für Menschen mit Behinde­rung um 50 Millionen Euro erhöht – zusätzliches Geld, eben zusätzliche 50 Millionen Euro, für Projekte, die genau Maßnahmen dahin gehend fördern sollen, dass Menschen mit einer Behinderung die Teilhabe in der Gesell­schaft erleichtert wird. (Beifall bei den Grünen.)

Ein Beispiel ist das Pilotprojekt zur persönlichen Assistenz, das gerade anläuft.

Klar ist eines: Die Gleichberechtigung oder der Kampf für die Gleichbe­rechtigung für Menschen mit Behinderung kostet Geld. Das ist einfach ein Fak­tum. Es braucht für diesen Kampf alle Kräfte. Die Politik allein schafft es
oft nicht, es braucht auch die Zivilgesellschaft; und die Zivilgesellschaft ist da und kämpft: Mit der ersten Verbandsklage im Bereich Menschen mit Be­hinderung wurde ein Gerichtsurteil erwirkt, das bestätigt, dass das Bildungsmi­nisterium Kinder und Jugendliche mit Behinderung diskriminiert hat, indem
nur für Kinder mit bestimmten Behinderungen die persönliche Assistenz gewährt wurde. Nun, das Bildungsministerium hat reagiert, behebt diesen Missstand,
und jetzt haben alle Kinder mit Behinderung in den Bundesschulen Anspruch auf Unterstützungsleistungen. (Beifall bei den Grünen.)

Die Mittel dafür wurden von 3,8 Millionen Euro auf 7,4 Millionen Euro fast verdoppelt (Beifall bei Abgeordneten der Grünen), und ich hoffe wirklich, dass wir nie wieder in den Medien von Kindern lesen müssen, die aufgrund ihrer Behinderung in Putzkammerln oder auf den Gängen unterrichtet werden, weil eben zu wenig Unterstützung da war. Deswegen freut es mich, dass auch
im Budget 2024 Geld da ist, damit das Leben für Menschen mit Behinderung unterstützt und erleichtert wird. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

10.31


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Lindner. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 990

10.32.00

Abgeordneter Mario Lindner (SPÖ): Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wissen Sie, was ich mir wirklich einmal wünschen würde? –
Dass wir in einer Budgetdebatte einmal, nur ein Mal sagen können: Ja, unsere Republik hat eine Frauenministerin, die diese Aufgabe auch ernst nimmt!,
oder – noch besser gesagt –: Wir haben eine Gleichstellungsministerin, die die­sen Job ernst nimmt!, denn das, geschätzte Kolleginnen und Kollegen,
ist in Österreich seit 2017 wirklich nicht mehr der Fall. (Beifall bei der SPÖ.)

Erst im Sommer hat der Rechnungshof der Gewaltschutzarbeit dieser Bundesregierung ein vernichtendes Urteil ausgestellt. Die Hauptkritik war da­mals zu Recht, dass es keine langfristige Gesamtstrategie zum Schutz von
Frauen vor Gewalt gibt. Zumindest nach diesem katastrophalen Urteil hätten sich die Österreicherinnen von ihrer Regierung erwarten können, dass
das nächste Budget diese Kritikpunkte aufgreift und dass die Frau Bundesminis­terin zumindest ein paar wirkliche Antworten liefert. Die längst überfälli­gen großen Würfe beim Gewaltschutz traut dieser Regierung ohnehin niemand mehr zu. Wenn Schwarz-Grün uns alle etwas gelehrt hat, dann dass man
gar nicht wenig genug hoffen kann, ohne am Ende trotzdem enttäuscht zu wer­den. Denn: Was wird denn dieses Budget bringen? – Ja, mehr Mittel; aber angesichts der Inflation und der Teuerung ist das für die vielen Einrichtungen in unserem Land nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Dieses Budget bringt es ja nicht einmal zusammen, einen Gesamtüberblick über die Mittel für den Gewaltschutz zu geben. Die zuständige Ministerin
für Frauen und Gleichstellung lässt die vernichtende Kritik des Rechnungshofes schlicht und einfach unbeantwortet. Dieses Vorgehen ist angesichts
der gesamtgesellschaftlichen Krise von männlicher Gewalt gegen Frauen eine Schande, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Diese Strategie ist aber nichts Neues. Egal ob beim Gesamtplan für Gewalt­schutz, bei der Elementarbildung, bei der Absicherung gegen Buben-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 991

und Männergewalt, bei Antidiskriminierung, bei LGBTIQ, bei Diversitätsförde­rungen, bei allem, was bei der Gleichstellung abseits von Gewaltpräven­tion passieren muss: Zuständig war immer jemand anderer, und die Gesamtver­antwortung liegt niemals bei der zuständigen Ministerin. Fakt ist, die Frau­enministerin und diese Regierung betreiben Gleichstellungspolitik so wie jemand, der in einer brennenden Villa sitzt und sagt: Bei mir im Abstellkammerl sind
die Flammen eh noch nicht so schlimm! (Abg. Bogner-Strauß: Und was
war bei euren Frauenministerinnen?)
Es wirkt fast so, als hätte die Frau Ministerin die Strategie für ihre Ausreden von Herrn Präsidenten Sobotka gelernt.
Politik, die wirklich etwas zum Besseren verändern möchte, schaut anders aus. (Beifall bei der SPÖ.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, dieses Frauen- und Gleichbehandlungs­budget zeigt den Menschen in unserem Land wieder einmal, warum
es so wichtig ist, dass im kommenden Jahr für andere Mehrheiten gesorgt wird: für Mehrheiten, die Gewaltschutz endlich zu einer wirklichen Priorität
machen und die Forderungen der Istanbulkonvention erfüllen, für Mehrheiten, die dafür sorgen, dass die Burschen- und Männerberatung nicht mehr
am Existenzminimum arbeiten muss, für Mehrheiten, die Vielfalt in unserem Land und die Gleichstellung von LGBTIQ-Personen fördern, für
bunte Mehrheiten statt dem türkis-schwarzen Stillstand. (Beifall bei der SPÖ.)

10.35


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abge­ordnete Scheucher-Pichler. – Bitte.


10.35.28

Abgeordnete Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich möchte zuallererst eine große Delegation aus Kärnten mit Bürgermeister Josef Kerschbaumer
aus Rangersdorf, mit dem langjährigen Landesrat außer Dienst Hans Ramsbacher und vielen Parteiobleuten willkommen heißen: Herzlich willkommen hier


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 992

im Hohen Haus! Ich freue mich auf ein Wiedersehen in Oberkärnten. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

In Vertretung meines Kollegen Laurenz Pöttinger begrüße ich sehr herzlich
eine große Abordnung des Seniorenbundes Grieskirchen mit Obmann Oskar Hof­mann, der heute seinen 74. Geburtstag feiert. Herzliche Gratulation! (Beifall
bei der ÖVP, bei Abgeordneten der SPÖ sowie der Abg. Neßler.)

Meine Damen und Herren! Die Regierung hat für das Jahr 2024 besonders auch im Frauen- und Familienbereich ein Budget aufgestellt, das sich sehen lassen kann. Vor allem Gewalt in der Familie, Gewalt gegenüber Frauen ist leider noch immer ein Faktum – da gebe ich meinem Vorredner durchaus recht –,
und Gewaltprävention ist auch ein Gebot der Stunde – die Prävention von Ge­walt gegenüber Familien, gegenüber Frauen, für ein Leben in Sicherheit
und Würde.

Der Gewaltschutz ist dieser Regierung wichtig, das zeigen die beeindruckenden Zahlen. Herr Kollege – an meinen Vorredner gerichtet –, ich sage es noch
einmal kurz: 2024 werden erheblich mehr Mittel in den Gewaltschutz investiert. Unter anderem stellt das Bundesministerium für Inneres 25,8 Millionen
Euro zur Verfügung, davon 9,2 Millionen Euro speziell für Gewaltschutzzentren gegen Gewalt in Familien. Das ist eine Erhöhung von 1,4 Millionen Euro.
Weitere Mittel fließen in die Männerberatung – entgegen Ihren Aussagen –, in die Kinder- und Jugendschutzorganisationen – auch da budgetieren wir 1,3 Millionen mehr – und auch in die Betreuung von Schutzwohnungen und Ge­waltambulanzen. Das Bundesministerium für Jugend investiert 8,4 Millio­nen Euro in den Gewaltschutz. Aus dem Gesundheitsministerium kommen eben­falls 4 Millionen Euro für Männerberatung, und für Gewaltambulanzen zusätzlich 0,6 Millionen Euro. – Ich denke, Herr Kollege Lindner, die Zahlen spre­chen für sich. (Beifall bei der ÖVP.)

Insgesamt sind das also 40,6 Millionen Euro von den Ministerien für spezielle, spezifische Maßnahmen im Bereich Gewaltprävention und Gewaltschutz.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 993

Ich bin da aber auch der Ansicht einiger Vorrednerinnen und Vorredner, die ge­meint haben, wir brauchen auch insgesamt ein Umdenken. Ja, wir brau­chen ein Umdenken, und es gilt, auch verbal abzurüsten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn ein FPÖ-Spitzenpolitiker in ei­ner öffentlichen Rede sagt, dass er eine Landesrätin im Kärntner Landtag „herprügeln“ wird, dann ist das eine verbale Prügelattacke und ein No-Go. Das ist abzulehnen, meine sehr geehrten Damen und Herren (Beifall bei ÖVP,
SPÖ und Grünen sowie der Abg. Brandstötter) –
noch dazu, wenn jemand wie Kol­lege Angerer viele Jahre als Abgeordneter zum Nationalrat hier im Hohen
Haus gearbeitet hat und jetzt Klubobmann der Freiheitlichen Partei im Kärntner Landtag ist. Das geht einfach nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Einmal, Herr Kollege Angerer, vergleichen Sie Kindergärten mit kommu­nistischen Umerziehungslagern – auch ein Vergleich, den ich aufs Schärfste zu­rückweise, auch im Namen aller Pädagoginnen und Pädagogen – und dann bedienen Sie sich wieder einer derartig niveaulosen Wortwahl. Meine
sehr geehrten Damen und Herren, rüsten wir verbal ab! (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Rüsten wir verbal ab – das ist vor allem auch an die Adresse der FPÖ gerich­tet. Gerade wir als Erwachsene, aber auch wir als Politikerinnen und Politiker ha­ben da eine Vorbildfunktion. (Ruf bei der FPÖ: Genau, ja! Sag das nach hin­ten! – Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ. – Abg. Schnedlitz: Dreh dich einmal um und sag das noch einmal! – Ruf bei der FPÖ: Dreh dich um!)

Daher wäre das Mindeste, wenn sich Herr Angerer schon nicht entschuldigt, dass er diese Dinge zurücknehmen würde. (Abg. Rauch: Drehen Sie sich
um!)
Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

10.39


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ries. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 994

10.39.38

Abgeordneter Christian Ries (FPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Werte Damen und Herren des Hohen Hauses! Da ich für meine Fraktion an den
letzten drei Untersuchungsausschüssen teilgenommen habe, komme ich auch nicht umhin, neben den Ausführungen zum Budget auch einige Worte
zur Causa prima des heutigen Tages zu sagen.

Herr Präsident! Sie haben zuvor gesagt, die Tonbandaufzeichnung sei rechts­widrig. Unzweifelhaft ist es nach unserer Rechtsordnung so, dass das rechtswidrig ist. Es ist aber auch rechtswidrig, was da angesprochen wurde, denn das ist Bestimmung zum Amtsmissbrauch, und das ist am Band enthalten.
Es ist unzweifelhaft so, dass diese Aufnahmen, die wir jetzt mittlerweile vermut­lich schon alle gehört haben, auch authentisch sind. Die sind glaubhaft,
denn welchen Grund hätte ein Mann wie Pilnacek in dieser Situation gehabt,
zu lügen?

Es ist jedenfalls authentischer als ein vor Jugend strotzender Finanzminister, der im U-Ausschuss sitzt und 86 Mal sagen muss: Ich kann mich nicht erin­nern. – Also authentischer ist das allemal! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Und es ist für die Österreicher auch authentischer – Hörl, hör einmal zu!
(Ruf bei der ÖVP: Man muss ja nicht alles hören! – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP – neuerlicher Zwischenruf des Abg. Hörl) – als das, was Sie, Herr Stocker
im Speziellen, zu Ihrer Verteidigung vorgebracht haben, denn da geht
es um Interventionitis, das kennt jeder Österreicher, der hier aufgewachsen ist.

Ich finde es auch bedauerlich, dass Frau Justizministerin Zadić vorschlägt,
eine Untersuchungskommission einzurichten, denn dazu muss man wissen: Das ist ein glattes Placebo. Diese Kommission hat keine Kompetenzen, sie hat
keine Befugnisse, das ist etwas, das etwas vortäuschen soll, was aber
nicht passiert.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 995

Wenn man so etwas untersuchen will – egal, was dann herauskommt; ich sage es ganz offen: ich treffe hier keine Vorverurteilungen (Rufe bei der ÖVP: Naaa! Geh!) –, dann muss man mit dem Werkzeug untersuchen, das die StPO bereitstellt, und das ist etwas ganz anderes als eine Kommission – da kann man etwas sagen, muss aber nicht. Und dann muss man die Anklagebehörden
damit befassen. Das hat der ehemalige Rechnungshofspräsident Fiedler auch gesagt, und da gibt es keine zweite Meinung, das ist ganz einfach so.
(Beifall bei der FPÖ. – Abg. Schwarz: Was soll die Alma Zadić da ...?)

So, und jetzt kommen wir aber zum Thema Familie: Vor ungefähr zwei Jahren wurde ich von einem jungen burgenländischen Familienvater darauf aufmerksam gemacht, dass es beim Papamonat eine grobe Benachteiligung gibt, und
zwar von Personen, die länger als 14 Tage Zivildienst oder Wehrdienst geleistet haben. Es ist so: Man muss ja die 182 Tage vor der Geburt des Kindes durch­gehend beschäftigt sein. Eine Unterbrechung, die länger als 14 Tage währt, wird herausgerechnet und man fällt um den Anspruch um.

Dass diese Tätigkeit als Zivildiener oder Präsenzdiener da nicht eingerechnet wird, was eigentlich wirklich eine grobe Benachteiligung ist – ich meine,
da arbeitet man buchstäblich für die Republik –, ist ein Makel, der aus unserer Sicht unzweifelhaft beseitigt werden muss. (Beifall bei der FPÖ.)

Darauf haben wir bereits vor zwei Jahren hingewiesen – vor über zwei Jahren war das mittlerweile –, dieser Makel ist aber immer noch nicht beseitigt.
Das verstehe ich nicht. Das verstehe ich nicht von der ÖVP, die ja sagt, dass sie eine Familienpartei ist, das verstehe ich auch nicht von den Grünen – wahr­scheinlich ist mehr als jeder Zweite bei Ihnen Zivildiener –, warum Sie das dieser Bevölkerungsgruppe – und die Anzahl wird ja nicht allzu hoch sein, also
man braucht nicht die Angst zu haben, dass das das Budget sprengen wird – nicht zukommen lassen wollen. Mittlerweile geht es hier um 1 450 Euro
im Monat, und das ist eine Familienleistung, die jede junge Familie brauchen kann.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 996

Es gibt ideologisch verschiedene Standpunkte, aber gerade bei diesem Thema finde ich keinen, der uns voneinander trennen sollte. Diese Ungerechtigkeit gehört also weg.

Daher bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Präsenzdienst, Assistenzeinsatz und Zivildienst dürfen nicht zum Verlust des Rechtsanspruches auf den Papamonat führen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien, wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regie­rungsvorlage zuzuleiten, welche künftig die Zeit des Präsenzdienstes (§19 Wehr­gesetz) oder Zivildienstes als Ausübung einer kranken- und pensionsversi­cherungsrechtlichen Erwerbstätigkeit anerkennt und damit für den Familienzeit­bonus anrechenbar ist. Ferner sind die zur Umsetzung dieser Maßnahme erforderlichen Mitteln in der UG 25 vorzusehen.“

*****

Wir ersuchen um Unterstützung. (Beifall bei der FPÖ.)

10.44

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Christian Ries, Rosa Ecker und weiterer Abgeordneter

betreffend Präsenzdienst, Assistenzeinsatz und Zivildienst dürfen nicht zum Verlust des Rechtsanspruches auf den Papamonat führen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 997

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses
über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bun­desvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024)
samt Anlagen (2300 d.B.) – UG 25

in der 239. Sitzung des Nationalrates, am 23.11.2023

Seit dem 1. September 2019 besteht für alle unselbständig erwerbstätigen Väter ein gesetzlicher Rechtsanspruch auf den Papamonat, also einer Freistellung von
der Arbeitsleistung gegen Entfall des Entgelts aus Anlass der Geburt ihres Kindes. Väter, die sich unmittelbar nach der Geburt des Kindes intensiv und aus­schließlich der Familie widmen und dafür ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen, erhalten dafür einen sogenannten „Familienzeitbonus“.

Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass der Vater in den letzten 182 Kalender­tagen unmittelbar vor Bezugsbeginn durchgehend eine in Österreich kranken-
und pensionsversicherungspflichtige Erwerbstätigkeit tatsächlich und ununterbro­chen ausübt; zusätzlich dürfen im relevanten Zeitraum vor Bezugsbeginn
keine Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung bezogen werden. Zeiten der Väter­karenz bis maximal zum 2. Geburtstag des älteren Kindes sind der Ausübung
einer kranken- und pensionsversicherungsrechtlichen Erwerbstätigkeit gleichgestellt.

In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage 5533/J des Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen, 5560/AB, betreffend Aberkennung des Papamonats aufgrund Assistenzeinsatz hat die Familienministerin u. a. geantwortet:

„Anspruch auf den Familienzeitbonus besteht u.a. dann, wenn in den 182 Tagen unmittelbar vor Bezugsbeginn durchgehend eine in Österreich kranken-
und pensionsversicherungspflichtige Erwerbstätigkeit tatsächlich ausübt wurde, wobei sich Unterbrechungen von insgesamt nicht mehr als 14 Tagen nicht anspruchsschädigend auswirken.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 998

Präsenzdienst- und Ausbildungsdiensttätigkeiten werden somit nach aktueller Ge­setzeslage gleich behandelt wie alle anderen Nichterwerbstätigkeiten und
alle anderen nicht kranken- und nicht pensionsversicherungspflichtigen Tätigkeiten….“

Dass die Leistung eines Präsenzdienstes oder Zivildienstes als Nichterwerbs­tätigkeit gelten und daher beispielsweise Milizangehörigen, welche aufgrund einer Teilmobilmachung zum Einsatzpräsenzdienst, eines 3-monatigen Corona-Assistenzeinsatzes, der Papamonat abgelehnt wird, ist in keinster Weise verständlich.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien, wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zuzuleiten, welche künftig die Zeit des Präsenzdienstes (§19 Wehrgesetz) oder Zivildienstes als Ausübung einer kranken- und pensionsversicherungsrechtlichen Er­werbstätigkeit anerkennt und damit für den Familienzeitbonus anrechenbar
ist. Ferner sind die zur Umsetzung dieser Maßnahme erforderlichen Mitteln in der
UG 25 vorzusehen.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ordnungsge­mäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Prinz. – Bitte sehr.


10.44.41

Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Vorweg: Lieber Kollege Christian Ries, du bist ja normalerweise sehr sachlich unterwegs. Was wir aber


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 999

vielleicht bei der ganzen Sache, die uns heute schon von Beginn der Sit­zung an begleitet, nicht ganz vergessen sollten: Das eine sind Aussagen unter Wahrheitspflicht im Untersuchungsausschuss, das andere sind offensicht­lich Aussagen in einer gewissen vielleicht weinseligen oder bierseligen Stimmung (Abg. Ries: Nichts unterstellen!), und noch dazu geheim aufgenommen. (Abg. Schnedlitz: Das ist jetzt das Gerätsel hier, genau das! Genau das!) Da stellt sich für mich schon die Frage: Wem glaubt man mehr und wem nicht?

Herr Kollege Schnedlitz, jetzt bemühst du dich wieder, möglichst laut herein­zuschreien. Das ist legitim. Wenn man sich deine Wortwahl und Tonlage
in der Geschäftsordnungsdebatte anhört: Das erinnert sehr, sehr an Dinge, die vor 80 und 90 Jahren leider unsere Region und unser Land geprägt haben.
Das ist durchaus bedauerlich, davon sollten wir wirklich wieder ein bissel weg­kommen und zur Vernunft kommen, damit wir sozusagen den Ball flach
halten. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der FPÖ: Das ist erbärmlich! – Die Abgeordne­ten Kassegger und Schnedlitz: Was meinst du jetzt? – Abg. Michael Hammer:
Die primitiven Schreier meint er!)

Wir diskutieren das Kapitel Frauen und Familie, ich darf daher ein paar Sätze in Richtung Familien sagen. Ich glaube, dass man ganz nüchtern festhalten
darf: Wenn es um die Geldleistungen und Unterstützungen seitens des Staates an die Familien geht, steht Österreich im europäischen Vergleich wirklich
vorne, da geschieht sehr viel.

Worüber wir, glaube ich, als Gesellschaft nachdenken müssen, sind manche Din­ge, bei denen Familien nicht alles leisten können, die sie aber auch nicht ab­schieben können, die eine Verantwortung der Familie sind. Wenn man an Schule, Kindergärten und so weiter denkt: Erziehungsarbeit oder Erziehungsleistung
ist grundsätzlich schon einmal vorwiegend in den Familien zu erbringen,
auch wenn das Familienbild bunter und vielschichtiger geworden ist. Trotzdem gibt es Bereiche, in denen Verantwortung da ist, und man kann nicht alles
in andere Bereiche abschieben.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1000

Es sei mir schon erlaubt, auch festzuhalten: Es sind letztlich die Familie,
die Erziehungsberechtigten verantwortlich dafür, welche Schuljause ein Kind mitbekommt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass für einige – gar
nicht so wenige in diesem Haus – eigentlich für alles der Staat verantwortlich ist. Ich glaube, wir müssen die Verantwortung dort lassen, wo sie ist, und der
Staat begleitet, unterstützt, hilft. Da geschieht in Österreich in Wirklichkeit sehr viel.

Erlauben Sie mir auch noch ein paar Sätze in Richtung Schülertransport im Gelegenheitsverkehr. Das ist heute schon ein paarmal von Vorrednern angesprochen worden. Es ist gut, dass wir in dem Bereich im Finanzausgleich, den wir im Dezember beschließen werden – er wurde im Ministerrat beschlossen und kommt demnächst in den Finanzausschuss –, zusätzlich 15 Millionen Euro für den Schülertransport im Gelegenheitsverkehr vorsehen. Da geht es vor allem um den ländlichen Bereich, und wir haben dort Auf­holbedarf.

Es gehen derzeit die Gespräche zwischen Wirtschaftskammer und Ministerium ins Finale, wie das mit den Kriterien genau geregelt wird. Insgesamt ist das wertvolles Geld für die Unterstützung der Familien und Gemeinden im ländlichen Raum, damit wir da gute Lösungen zusammenbringen. In diesem Sinne, Herr Staatssekretär – bitte auch an die Familienministerin weitergeben –: Danke für Ihre Bemühungen und dafür, dass das im Finanzausgleich auch sichergestellt wurde. (Beifall bei der ÖVP.)

10.47


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Schatz. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.


10.47.43

Abgeordnete Sabine Schatz (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin!
Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, Herr Kollege Prinz, ich habe einen Antrag eingebracht, um genau diese Schülerfreifahrt weiter


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1001

sicherzustellen. Es wäre gut, wenn wir gemeinsam dafür kämpfen, dass im kom­menden Jahr jedes Kind diesen Schülertransport wieder in Anspruch
nehmen kann und die Gemeinden nicht im Stich gelassen werden. Unterstützen Sie diesen Antrag einfach! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben es schon gehört: heuer 26 Frauenmorde, mehr als 40 Fälle von schwerer Gewalt und Mordversuchen. Das ist die tragische und dramatische Bi­lanz, die wir heuer bis zum heutigen Tag verzeichnen müssen.

Wir haben ein Gewaltproblem, das ist offensichtlich und, ja, das ist nicht
neu. Multiple Krisen der letzten Jahre und der frauenpolitische Backlash in der Gesellschaft haben dazu beigetragen, dass häusliche Gewalt wieder beför­dert wird. Alleine im Jahr 2022 wurden österreichweit 14 589 Annäherungs- und Betretungsverbote ausgesprochen. Das ist wirklich eine dramatische Entwicklung, die wir da sehen, sehr geehrte Damen und Herren! Das zeigt den Handlungsbedarf im Gewaltschutz auf. (Beifall bei der SPÖ.)

Ja, die Bundesregierung hat für den Gewaltschutz viel Geld in die Hand genommen, hat neue Maßnahmen wie die verpflichtende opferschutzorientierte Täterarbeit etabliert, aber wie viele Mittel wohin genau fließen, diese Ant­wort ist uns die Ministerin im Ausschuss leider wieder schuldig geblieben. Auch der Budgetdienst kritisiert, dass das einfach intransparent ist und nicht nachvollzogen werden kann, wohin die Mittel im Gewaltschutz genau fließen.

Eines müssen wir anhand dieser Entwicklung trotzdem festhalten: Alle
bisher gesetzten Maßnahmen, alle bisher eingesetzten Mittel reichen offensicht­lich nicht aus, um da eine Trendumkehr herbeizuführen. Deshalb erwarten
wir von einer Frauenministerin, dass sie sich konsequent und bedingungslos an die Seite von gewaltbetroffenen Frauen stellt (Beifall bei der SPÖ), dass sie endlich Maßnahmen, die eigentlich logisch sind, nämlich den konsequenten, ins­titutionalisierten Austausch mit den Expert:innen aus den Opferschutzein­richtungen, setzt und dass sie mit uns gemeinsam einen Aktionsplan


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1002

Gewaltschutz erstellt und umsetzt. Das erwarten wir von der Frauenministerin! (Beifall bei der SPÖ.)

Dass das Frauenbudget insgesamt steigt und dass das eine positive Entwick­lung ist, das haben wir – und Kollegin Holzleitner hat es schon gesagt –
auch positiv angemerkt. Da freuen wir uns natürlich auch.

Was für uns aber immer noch intransparent ist, das ist der von der Ministerin eingesetzte LEA-Frauenfonds. Wir können einfach nicht nachvollziehen,
warum dieser eigentlich am Parlament vorbei, an der parlamentarischen Kontrol­le vorbei umgesetzt wird.

Das sind 2,8 Millionen Euro – also auch ein Anstieg in diesem Bereich –
von den gesamt 33,6 Millionen Euro. Das ist ja nicht ein Kinkerlitzchen, das ist ein hoher Betrag, der da eingesetzt wird. In diesem Bereich fordern wir
auch entsprechend Transparenz, deswegen darf ich einen Entschließungsantrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Parlamentarische Kontrolle für LEA – Let’s Empower Austria“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt wird aufgefordert, dem Nationalrat jährlich bis zum 31. März einen Bericht über die finanzielle Gebarung und die Tätigkeiten des Öster­reichischen Fonds zur Stärkung und Förderung von Frauen und Mäd­chen („LEA - Let’s Empower Austria) vorzulegen, um eine parlamentarische Kontrolle über den Fonds und die Verwendung seiner Mittel sicherzustellen. Die Satzung des Fonds ist entsprechend anzupassen.“

*****


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1003

Bitte sorgen Sie hier mit uns gemeinsam für die notwendige Transparenz
in diesem Bereich! Wohin es führen kann, wenn solche Konstrukte nicht trans­parent sind, das haben wir leider gerade bei der Cofag gesehen. Bitte unterstützen Sie uns in diesem Anliegen! (Beifall bei der SPÖ.)

Abschließend: Herr Präsident, die Vorwürfe, die gegen Sie im Raum stehen, sind schwerwiegend. Bitte ziehen Sie die logische Konsequenz daraus und
wenden Sie den Schaden für das Amt ab! Treten Sie zurück! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der FPÖ.)

10.51

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Sabine Schatz, Eva-Maria Holzleitner BSc,

Genossinnen und Genossen

betreffend Parlamentarische Kontrolle für „LEA – Let’s Empower Austria“

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Budgetausschusses über die Re­gierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt An­lagen (2300 d.B.) – UG 10 Frauen und Gleichstellung.

Im Jahr 2022 wurde der Österreichische Frauenfonds (ÖFF) unter dem Namen „LEA - Let´s Empower Austria“ zur Stärkung und Förderung von Frauen und Mädchen
nach den Bestimmungen des Bundes-Stiftungs- und Fondsgesetz 2015 errichtet1. Lt. Gründungserklärung dient der LEA insbesondere der Stärkung und dem Empowerment von Frauen aller Altersstufen, wobei ein Fokus auf die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik gelegt wird2. Seit
seiner Gründung wird der Fonds aus den Bundesmitteln durch die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanzleramt finanziert
Aus dem nun vorliegenden BVA-E 2024 geht hervor, dass der Fonds „LEA - Let´s


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1004

Empower Austria“ mit einem zusätzlichen Budget signifikant auf 2,8 Mio.
Euro (+1,7 Mio. Euro gegenüber Erfolg 2022) erhöht wird. Zwar werden Fonds des Bundes eingerichtet, um bestimmte staatliche Anliegen und gemeinnützige Auf­gaben zu erfüllen, doch besteht ein gravierender Nachteil darin, dass parlamentari­sche Kontrolle erschwert bzw. unmöglich gemacht wird.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien im Bundeskanz­leramt wird aufgefordert, dem Nationalrat jährlich bis zum 31. März einen Be­richt über die finanzielle Gebarung und die Tätigkeiten des Österreichischen Fonds zur Stärkung und Förderung von Frauen und Mädchen („LEA - Let´s Empower Austria“) vorzulegen, um eine parlamentarische Kontrolle über den Fonds und die Verwendung seiner Mittel sicherzustellen. Die Satzung des Fonds ist entspre­chend anzupassen.“

1     https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/AB/15413/
imfname_1587802.pdf

2     https:/www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/AB/9166

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Deckenbacher. – Bitte.


10.52.01

Abgeordnete Mag. Romana Deckenbacher (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuseherinnen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1005

und Zuseher und sehr geehrte Zuhörer hier bei uns im Hohen Haus! Chancengleichheit, Wahlfreiheit, wirtschaftliche Unabhängigkeit, aber auch die Förderung der Selbstbestimmung: Das sind ganz wesentliche Parameter,
um Frauen in Österreich zu stärken, aber auch um die Geschlechtergerechtigkeit voranzutreiben.

Das zeigt sich natürlich auch in einem Rekordbudget. Wir sprechen hier von einer Verdreifachung innerhalb dieser Legislaturperiode, von einer Aufstockung um über 38 Prozent. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski
und Neßler.)

Zum fünften Mal in Folge wird das Budget erhöht. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, ich kann mir schon vorstellen, dass das schmerzt, immerhin waren Sie doch viele Jahre auch für dieses Ressort zuständig. Wir ha­ben ein Budget, das sich auf jeden Fall sehen lassen kann. (Beifall bei der
ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Der Großteil dieses Budgets fließt in den so wichtigen Gewaltschutz. Zudem werden auch Frauen- und Mädchenberatungsstellen wesentlich gestärkt.
Ja, Gewaltschutz ist eine Querschnittmaterie und so wird auch in anderen Res­sorts, wie Justiz, Inneres, aber auch Gesundheit und Soziales, das Budget
für den Gewaltschutz für Frauen veranschlagt. Das ist ein klares Zeichen, welch hohe Priorität Gewaltschutz für diese Bundesregierung hat. (Beifall bei
der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Für Frauen- und Mädchenberatungsstellen wird das Budget um 67 Prozent er­höht. Um 67 Prozent! Es ist wichtig, einen flächendeckenden Ausbau in Österreich zu haben, damit Frauen und Mädchen rasch und völlig nachhaltig beraten werden können.

Ein weiterer Fokus des Budgets liegt auf der Frauenförderung. Wir haben es hier schon gehört, LEA wird sehr oft angesprochen, und ich möchte kurz darauf eingehen. Das ist ein österreichischer Fonds, der im letzten Jahr von unserer


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1006

Frau Bundesminister gegründet wurde, und steht für Let’s empower
Austria. Seine Mittel sollen um 1 Million Euro erhöht werden. LEA bringt Frauen vor den Vorhang und zeigt neue Perspektiven und Wege, denn weibliche Vorbilder sind wichtig.

Sie zeigen, wie vielfältig und individuell auch Frauen und Mädchen ihre Lebens­wege gestalten können. Gleichzeitig machen sie auch anderen Mut und
geben eine Vorstellung davon, was es heißt, einen selbstbestimmten und eige­nen Weg zu gehen. LEA inspiriert nach dem Motto: If she can see it, she
can be it.

Es muss unser gemeinsames Ziel sein, dass jede Person in Österreich, jede Frau und jedes Mädchen, unabhängig eben vom Geschlecht, ein gewaltfreies,
ein selbstbestimmtes und ein wirtschaftlich unabhängiges Leben leben kann. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

10.55


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Nussbaum. – Bitte sehr.


10.55.09

Abgeordnete Mag. Verena Nussbaum (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekre­tär! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Geschätzte Zuseherinnen und Zu­seher! Der Schwerpunkt dieses Frauenbudgets liegt eindeutig auf Gewaltschutz. Das ist grundsätzlich natürlich wichtig, denkt man an die Aussagen der UNO,
die wir heute gelesen haben: 89 000 Frauen und Mädchen wurden voriges Jahr absichtlich getötet, mehr als die Hälfte davon von ihren Partnerinnen, Part­nern und auch Familienmitgliedern.

Das ist natürlich ein wichtiges Thema, aber Frauen- und Gleichstellungspolitik muss mehr sein als Gewaltschutz. Es geht auch darum, dass Frauen im Ar­beitsleben endlich gleichgestellt werden müssen. (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1007

Dazu findet man im Budget eigentlich kaum Maßnahmen. Darum bin ich auch enttäuscht, dass Kollegin Deckenbacher vor mir als Arbeitnehmer:innen­vertreterin im ÖGB diesen Punkt gar nicht angesprochen hat.

Der Genderpaygap in Österreich beträgt knapp 19 Prozent. Österreich gehört damit im EU-Vergleich zu den Schlusslichtern. Das liegt aber nicht nur
daran, dass Frauen in schlecht bezahlten Branchen arbeiten, auch die unbezahlte Arbeit wird in Österreich immer noch überwiegend von Frauen erledigt;
das hat sich durch die Pandemie sehr stark verstärkt.

Ein massiver Ausbau der ganztägigen und kostenlosen Kinderbetreuungseinrich­tungen mit Rechtsanspruch ab dem ersten Lebensjahr und mit einem
warmen Mittagessen ist daher unabdingbar. (Beifall bei der SPÖ.)

Dazu hört man aber von der Frauenministerin fast gar nichts. Wenn man die Gleichstellungspolitik in unserem Land in diesem Schneckentempo wei­terbetreibt, bräuchten wir noch 100 Jahre, bis Frauen endlich das Gleiche ver­dienen wie ihre männlichen Kollegen. Man könnte fast annehmen, die
ÖVP möchte gerne diesen Status quo aufrechterhalten, weil Frauen für Unter­nehmen billigere Arbeitskräfte darstellen.

Aus unserer Sicht gehört es absolut zum Aufgabenbereich der Frauenministerin, dass sie auch treibende Kraft im Bereich der Einkommenstransparenz ist.
Auch da sehen wir keinerlei Initiativen, obwohl die EU-Richtlinie zur Lohntrans­parenz bereits in Geltung ist. Man fragt sich: Wann soll sie denn in Öster­reich umgesetzt werden? Von der Frauenministerin gibt es jedenfalls
kein Engagement dafür.

Aber gerade eine generelle Arbeitszeitverkürzung, natürlich bei vollem Lohnaus­gleich, würde sich positiv auf die Gleichstellung von Männern und Frauen auswirken. Dann hätten beide Elternteile mehr Zeit für die Versorgung der Kin­der und die unbezahlte Arbeit könnte gerechter aufgeteilt werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1008

Wir haben noch sehr viel zu tun. Gewaltschutz ist wichtig, aber Gleichstellungs­politik – die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen in diesem Land, gerade im Arbeitsleben – ist enorm wichtig. Da müssen wir weiterhin ansetzen. (Beifall bei der SPÖ.)

Im Übrigen, Herr Präsident, bin ich auch heute noch immer der Meinung, dass Sie nicht mehr geeignet sind, das zweithöchste Amt in dieser Republik auszuüben. Treten Sie zurück! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der FPÖ.)

10.58


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete
Totter. – Bitte.


10.58.38

Abgeordnete MMag. Dr. Agnes Totter, BEd (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Geschätzter Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen
und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmen und auf der Galerie! Die Familie ist die kleinste Keimzelle der Gesellschaft, und
das ist nicht nur ein einfacher Stehsatz. Dieser Satz ist Handlungsanleitung für unser Tun hier im Hohen Haus und für uns, für die Volkspartei.

Familienpolitik ist mit aktiver Zukunftspolitik gleichzusetzen, denn eine Investi­tion in unsere Familien zahlt sich für den Staat mehrfach aus. Daher ist es besonders erfreulich, dass das Budget 2024 für Familie und Jugend
um 719 Millionen Euro auf über 8,9 Milliarden Euro steigt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Diese Steigerung ist insbesondere auf erhöhte Auszahlungen bei Fami­lienleistungen wie Familienbeihilfe und Kinderbetreuungsgeld zurückzuführen. Im Konkreten wird die Familienbeihilfe um 432,5 Millionen Euro auf über 4,2 Milliarden Euro erhöht. Das Kinderbetreuungsgeld steigt um 115,2 Millionen Euro auf insgesamt knapp 1,4 Milliarden Euro. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1009

Die Mittel für den Familienzeitbonus, auch bekannt als Papamonat, werden im Jahr 2024 um 19,3 Millionen Euro steigen. Das bringt eine Verdoppelung
des Familienzeitbonus von 740 auf knapp 1 480 Euro monatlich – und auch das unterliegt der Valorisierung. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie der
Abg. Disoski.)

Meine Damen und Herren! Mit unterschiedlichen Maßnahmen wie der Valorisie­rung der Familienleistungen, der Abschaffung der kalten Progression, der Steigerung des Kindermehrbetrages von 360 auf 550 Euro pro Kind oder der Steigerung des Familienbonus Plus auf 2 000 Euro wurden in den letzten
Jahren Österreichs Familien in besonderem Maße unterstützt. Das bedeutet, noch nie zuvor wurden Familien so gut unterstützt wie in dieser Gesetzge­bungsperiode. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es freut mich weiters, dass bis 2030 Ländern und Gemeinden rund 4,5 Milliarden Euro für den Ausbau der Kinderbetreuung vom Bund zur Verfügung gestellt werden. Das wird nun im Finanzausgleich sichergestellt. Damit wird landesweit die notwendige Infrastruktur geschaffen und werden auch mehr Pädagogin­nen und Pädagogen für den Elementarbereich ausgebildet. (Präsidentin
Bures übernimmt den Vorsitz.)

Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich vor 25 Jahren Mutter wurde. Damals waren unsere Familien, im Besonderen die Frauen, bei Weitem
nicht so gut abgesichert, wie das heute der Fall ist. Auch die große Flexibilität beim Bezug des Kinderbetreuungsgeldes gab es damals noch nicht.

Bund, Länder und Gemeinden haben in den letzten Jahren sehr viel in Kinderbetreuung investiert und unterstützen unsere Familien bestens. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Geschätzte Damen und Herren! Gerade in den ländlichen Regionen stellt
der Weg zur Schule für Kinder eine besondere Herausforderung dar. Nun wer­den unsere Familien und Gemeinden hinsichtlich der Schülerfreifahrten


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1010

mit 606 Millionen Euro – ein Plus im Linien- und Gelegenheitsverkehr von ins­gesamt 53 Millionen Euro – unterstützt. All diese Maßnahmen zeigen den großen Einsatz unserer Ministerin Susanne Raab. Vielen herzlichen Dank dafür! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Neßler.)

11.02


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Thomas Spalt zu Wort. – Bitte.


11.02.31

Abgeordneter Thomas Spalt (FPÖ): Frau Präsident! Frau Minister! Herr Staatssekretär! Geschätzte Damen und Herren! Liebe Zuseher! Hohes Haus! Wir haben heute in dieser Budgetdebatte zum Thema Familien und Frauen
einen weiteren Tiefpunkt der Politik der Grünen erlebt: Kollegin Neßler hat sich heute hier herausgestellt und hat behauptet, die FPÖ missbraucht Kinder. Kollegin Neßler, wissen Sie überhaupt, was Sie da von sich geben? Wissen Sie überhaupt, was Sie da sagen?

Wir haben uns hier im Hohen Haus leider – und ich sage es noch einmal:
leider – schon öfter mit dem Thema Kindesmissbrauch auseinandersetzen müs­sen. (Abg. Neßler: Und Kinder zu denunzieren ist schon okay, oder was?) Ich
spare mir jetzt die Kommentare, unter welcher politischen Verantwortung in welchem Betrieb dieser Kindesmissbrauch passiert ist. Sich hier jetzt herauszustellen und zu behaupten, die FPÖ missbraucht Kinder (Abg. Neßler: Und was war das denn bitte im Burgenland?), das ist eine absolut pietät­lose Verhöhnung aller Missbrauchsopfer (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ – Abg. Neßler: Und was war das im Burgenland?) und ein absoluter Tiefpunkt deiner dauerhaft ideologisch verblendeten Reden. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie empören sich permanent über Meinungen, die nicht in Ihr ideologisch ver­blendetes Weltbild passen, anstatt sich einmal wirklich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. (Abg. Neßler: Kinder rassistisch zu denunzieren ist in Ord­nung, oder was?) Anstatt die Themen ernst zu nehmen, stellen Sie sich


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1011

hier heraus, verbreiten Hassreden (Ruf bei den Grünen: Hass ist euer Metier! Wer verbreitet denn Hass?) unter dem Schutz Ihrer parlamentarischen Immunität
und vergiften das Klima und spielen permanent den Moralapostel. (Beifall bei der FPÖ.)

Geschätzte Damen und Herren! Konstruktive Familienpolitik, konstruktive Politik zum Schutz unserer Kinder (Abg. Neßler: Kommt von euch nicht!)
geht anders. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

11.04


Präsidentin Doris Bures: Zu den Themenbereichen Familie sowie Frauen
und Gleichstellung liegen mir nun keine Wortmeldungen mehr vor. Damit been­de ich die Beratungen dazu.


11.04.26UG 14: Militärische Angelegenheiten

Präsidentin Doris Bures: Wir kommen zur Untergliederung 14: Militärische Angelegenheiten.

Ich begrüße die Frau Bundesministerin in unserer Mitte und erteile als erstem Redner Herrn Abgeordneten Robert Laimer das Wort. – Bitte, Herr Abgeordneter.


11.04.45

Abgeordneter Robert Laimer (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren auf der Galerie und vor
den Bildschirmgeräten! Werte Steuerzahlerinnen und Steuerzahler! Die geopoli­tische Lage ist mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und dem bewaffneten Konflikt im Nahen Osten, ausgelöst durch das Massaker
der Hamas, mittlerweile erschütternd.

Vor diesem Hintergrund muss sich die Republik Österreich mit modernen Mitteln schützen. Der materielle Aufwuchs in militärischen Angelegenheiten ist eine Notwendigkeit. Dieser Mitteleinsatz muss jedoch durch einen demo­kratischen Prozess nachvollziehbar erfolgen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1012

Ich möchte hier im Zusammenhang mit der Luftraumverteidigung unseres Ho­heitsgebietes Folgendes festhalten: Die Absichtserklärung zu Sky Shield
wurde von Frau Bundesministerin Tanner im Alleingang unterfertigt. Die Vor­gehensweise ist ohne sorgfältige Neutralitätsprüfung und ohne Einbin­dung des Parlaments erfolgt.

Warum droht daher Sky Shield zu Eurofighter 2.0 zu werden? – Im großzügigen Finanz- und Aufbauplan für militärische Angelegenheiten – mit einem Gesamtvolumen von 18 Milliarden Euro dotiert – wurden Langstrecken-Luftab­wehrraketen nicht eingepreist und sie sind daher nicht budgetiert, das
wurde dem Ministerrat lediglich mit einer Tischvorlage zum Beschluss vorgelegt. Langstreckenraketen waren weder Teil der Risikobilder noch in Analysen
des österreichischen Bundesheers explizit angeführt, jedoch zu Recht Kurz- und Mittelstreckenraketen zur Drohnenabwehr und zum Schutz kritischer Infrastruktur.

Von der Regierung wird nunmehr ein sogenanntes Vorbelastungsgesetz angestrebt. Wieder einmal wurden der Koalitionspartner, die Grünen, sowie die österreichische Bevölkerung über den Tisch gezogen. Glauben Sie wirklich,
Frau Bundesministerin, Sie bekommen für diese Vorgangsweise einen Blankoscheck der SPÖ zur Verfügung gestellt? Wir reden hier von 7 Milliarden Euro Anschaffungskosten, wobei allein die Langstreckensysteme zumindest 4 Milliarden Euro kosten und frühestens überhaupt in fünf Jahren zur Verfügung stehen würden; dieses Geld, das Geld für diese Kosten, wird uns täglich
für wichtige Projekte in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Bildung fehlen. Aktuell führen die Gewerkschaften einen sehr konsequenten Arbeits­kampf, und das ist kein Spaß, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Immer wenn es um Arbeitnehmerinteressen geht, dann ist es für die Konservativen unleistbar. Frau Ministerin, Sie sollten die Bevölkerung schützen, anstatt Sicherheit zu inszenieren und Rüstungsdeals im Hinterzimmer einzufädeln. Das geht sich mit der SPÖ einfach nicht aus. Die enormen Ausga­ben für den Luftbereich werden dem Boden der militärischen Realität


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1013

nicht standhalten. Bis dato gibt es immer noch keine autarken Kasernen und eine völlig aus dem Ruder gelaufene Zentralstellenreform, für viele Soldatinnen
und Soldaten ein finanzieller Nachteil, Stichwort: Nachordnung, die trotz alle­dem, trotz dieser Widrigkeiten höchst loyal zur Republik Österreich
stehen. Danke dafür an das österreichische Bundesheer.

Abschließend: Meine Damen und Herren! Leider hat die ÖVP wieder einmal das Vertrauen in den Rechtsstaat und seine Institutionen schwer beschädigt
und erschüttert und setzt damit neuerlich die Redlichkeit in unserer Republik aufs Spiel.

Geschätzte Steuerzahlerinnen und Steuerzahler! Es ist an der Zeit, dass
wir uns gemeinsam die Demokratie zurückholen und zeitnahe an die Wahlurnen schreiten, denn Ehrlichkeit ist wählbar. Schluss mit dem politischen
Catenaccio der ÖVP! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

11.08


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Friedrich Ofenauer. – Bitte.


11.08.48

Abgeordneter Mag. Friedrich Ofenauer (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr
geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen im Hohen Haus! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher, vor allem auch auf der
Galerie! Ich darf im Namen von Kollegen Bürgermeister Mike Hammer den Se­niorenbund Ortsgruppe Altenberg, mit Obmann Altbürgermeister Ferdi­nand Kaineder, sehr herzlich begrüßen und im Namen von Kollegin Irene Neu­mann-Hartberger die Bäuerinnen aus dem Bezirk Wiener Neustadt.
Herzlich willkommen im Hohen Haus! (Allgemeiner Beifall.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Grund dafür, dass das österrei­chische Bundesheer in dem Zustand ist, in dem wir es in den letzten
Jahren vorgefunden haben (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Das sind die Finanz-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1014

minister der ÖVP in den letzten ...!), ist, dass die Amtsvorgänger von Bun­desministerin Klaudia Tanner von der FPÖ und vor allem auch von der SPÖ dieses österreichische Bundesheer verteidigungspolitisch abgewirt­schaftet haben, meine Damen und Herren. (Abg. Lausch: Schwarze Ministerin – schwarzer Finanzminister! Das ist eine Geldfrage gewesen!) Und Verteidi­gungsministerin Klaudia Tanner steht für ein wehrhaftes und ein modernes Bundesheer und damit für eine starke Landesverteidigung, meine
Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Der beste Beweis ist das neuerlich erhöhte Budget: für 2024 auf 4,015 Milliar­den Euro und bis 2027 auf 18 Milliarden Euro, die für das österreichische Bundesheer und für Investitionen in die Sicherheit Österreichs zur Verfügung stehen. – Frau Bundesministerin, Gratulation dazu! (Beifall bei der ÖVP
sowie des Abg. Stögmüller.)

Das ist wichtig, das ist notwendig, das sorgt für den nötigen Spielraum, um das Bundesheer weiter zu modernisieren; wegen der vielen sicherheitspoli­tischen Herausforderungen. (Abg. Lausch: Das ist keine Leistung der Frau Bundes­minister!) – Die FPÖ braucht über Leistung überhaupt nicht zu reden,
denn wir haben gesehen (Abg. Lausch: Was ist eure Leistung?), was ihr geleistet habt: Ein Geheimdienst wurde zerstört. Das ist die Leistung der FPÖ!
Sie ist nicht für die Sicherheit, sondern sie schürt die Unsicherheit. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Stögmüller. – Abg. Lausch: So viel Blödsinn reden in einem
Satz!)

Österreich muss eine wehrhafte Demokratie sein, meine Damen und
Herren. Und die Verfassung verpflichtet uns, unsere Neutralität mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu verteidigen, am Boden und auch aus der Luft. (Abg. Wurm: Die ist euch ja nichts wert, diese Neutralität! – Zwischenruf des Abg.
Hoyos-Trauttmansdorff.) Deshalb gibt es den Aufbauplan österreichisches Bun­desheer 2032. Wir investieren damit in die Mobilität, in Schutz und Wir­kung und in Autarkie und Verteidigungsbereitschaft. (Abg. Lausch: Der schwarze Brunner macht es für die schwarze Tanner möglich!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1015

Bei der Mobilität haben wir zum Beispiel 560 Millionen Euro für die 4. Panzergrenadierbrigade zur Modernisierung der Systeme Leopard und Ulan vorgesehen. Zu Schutz und Wirkung: Auch und vor allem aus der Luft
werden die Bedrohungen durch Raketen und Drohnen immer mehr und Sky Shield schützt Österreich vor Raketen- und Drohnenangriffen aus der Luft, vor allem auch in der Long Range, in der Weitenwirkung. (Beifall bei der
ÖVP.)
Das ist eine unbedingte Notwendigkeit, wie wir aus den Krisen und den Kriegen der letzten Jahre gelernt haben. Und es ist eine Kooperation für
die gemeinsame Beschaffung dieser Systeme.

Wir müssen aber auch in Autarkie und Verteidigungsbereitschaft investieren und da vor allem auch in die Stärkung der umfassenden Landesverteidigung.
Wir brauchen wieder das Verständnis der Bevölkerung für das Ziel und den Zweck der umfassenden Landesverteidigung – der zivilen, der militärischen, der wirtschaftlichen und vor allem der geistigen Landesverteidigung (Abg.
Brückl: Das ist ja nur Blabla) –,
um auch den Wehrwillen der österreichischen Be­völkerung zu stärken und Verständnis für Rechtsstaat und Demokratie
zu bekommen. (Abg. Brückl: Was macht ihr in der geistigen Landesverteidigung?)

Meine Damen und Herren, im Unterschied zur Politik der Amtsvorgänger
von Bundesministerin Klaudia Tanner haben wir das österreichische Bundesheer wieder hinaufgewirtschaftet (Ruf bei der FPÖ: Da müssts selber lachen!)
und wir werden es ausrüsten und aufrüsten. (Abg. Lausch: Eher an die Nato herangeführt! Die schwarze Nato-Partei!) Unter der Mission vorwärts beschaffen wir moderne Ausrüstung und modernes Gerät: neue Leonardo-Hub­schrauber AW-169, 36 Stück werden es sein. (Ruf bei der FPÖ: Bla, bla, bla!) Wir modernisieren nicht nur unsere Kampf- und Schützenpanzer, sondern
auch unsere Sturmgewehre; wir beschaffen Fahrzeuge für geschützte Mobilität.

Meine Damen und Herren, Bundesministerin Klaudia Tanner und die Österreichische Volkspartei stehen für ein sicheres und für ein


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1016

wehrhaftes Österreich. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP sowie der
Abg. Ernst-Dziedzic.)

11.12


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Volker Reifenberger zu Wort. – Bitte sehr.


11.12.59

Abgeordneter Ing. Mag. Volker Reifenberger (FPÖ): Hohes Haus! Jetzt werden wir von der Märchenstunde wieder zur Realität zurückkommen. (Beifall bei
der FPÖ sowie des Abg. Hoyos-Trauttmannsdorff.)

Sehr geehrte Frau Bundesminister, grundsätzlich ist die Budgetentwicklung in der UG Militärische Angelegenheiten ja zu begrüßen, aber ich muss Ihre Euphorie schon ein bisschen einbremsen, denn die Nato-Staaten – und das sind die, an denen Sie sich so gerne orientieren, Frau Bundesminister – haben
eine Vorgabe von 2 Prozent des BIPs. (Abg. Stögmüller: Es sind halt auch 90 Pro­zent in Europa Nato-Staaten!) Ein neutraler Staat wie Österreich müsste
eigentlich mehr Geld als ein Nato-Staat in die Hand nehmen, da sich ein neu­traler Staat eben nicht auf ein Verteidigungsbündnis stützen kann. Im
Jahr 2024 erreichen wir aber nicht einmal 1 Prozent des BIPs, was man erkennt, wenn man das Budget dem aktuellen BIP, wie es vom Wifo für das
Jahr 2023 prognostiziert wurde, gegenüberstellt. Und das, obwohl Sie die Bundesheerpensionen wieder hineinrechnen, um Ihr Budgetziel halb­wegs zu erreichen. Das sind die gleichen Budgettricks, mit denen Sie bereits letztes Jahr gearbeitet haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Obwohl das aktuelle Heeresbudget über den Mindestvorgaben des Landesverteidigungs-Finanzierungsgesetzes liegt, ist zu kritisieren, dass die langfristige Budgetplanung noch immer nicht im Verfassungsrang steht.
Wir würden Ihnen die erforderliche Mehrheit dafür geben, Frau Bundesminister, denn nur mit einer Verfassungsbestimmung wäre auch halbwegs gewähr­leistet, dass das Landesverteidigungs-Finanzierungsgesetz die nächste Wahl


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1017

überlebt. Jetzt ist es ein einfaches Bundesgesetz und die nächste Regierungskoalition kann das mit einem Federstrich wieder abschaffen.

Das größte Problem, das Sie haben, Frau Bundesminister, ist aber ohnehin das Personalproblem, und zwar sowohl im Bereich der Berufssoldaten als
auch im Bereich der Milizsoldaten. Das Bundesheer ist als Arbeitgeber nicht mehr attraktiv, nicht mehr konkurrenzfähig. Wir verlieren laufend Solda­ten in Richtung Privatwirtschaft und auch in andere Bereiche des öffentlichen Dienstes. Das Bundesheer rinnt personell aus. Daher brauchen wir drin­gend eine bessere Bezahlung, und zwar für alle Berufssoldaten, von den Chargen über die Unteroffiziere bis hin zu den Offizieren.

Bei den Offizieren gibt es überhaupt eine nicht einzusehende Ungleichbe­handlung. Wir bilden sie zwar als Akademiker aus, wir bezahlen sie aber nicht als Akademiker. Wenn ein akademisch ausgebildeter Offizier aber das Minis­terium wechselt, wird er im anderen Ministerium sehr wohl als Akademiker ein­gestuft und verdient dort deutlich mehr. Das geht nicht, Frau Bundesmi­nister, das kann es nicht sein. (Beifall bei der FPÖ.) Wir wollen unsere Offiziere beim Bundesheer behalten und sie nicht an die Privatwirtschaft oder an
andere Ressorts verlieren.

Frau Bundesminister, Ihre Ausrede, dass dafür Beamtenminister Werner Kogler zuständig sei, lasse ich inzwischen nicht mehr gelten. Sie sind bereits im
letzten Jahr dieser Legislaturperiode in einer aufrechten Koalition und Sie wur­den auch dafür gewählt, Ungerechtigkeiten zu beseitigen und solche Pro­bleme zu lösen. Also setzen Sie sich mit Beamtenminister Werner Kogler zusam­men, liefern Sie ein brauchbares Ergebnis und suchen Sie keine Ausreden
mehr! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1018

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen be­treffend „Attraktivierung des Soldatenberufes“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, schnellstmöglich Maßnahmen
zu setzen, damit das Bundesheer als Arbeitgeber wieder attraktiv und am Ar­beitsmarkt wettbewerbsfähig werden kann.“

*****

Abschließend muss ich leider noch festhalten, dass es auch bei den Miliz­soldaten ein massives Personalproblem gibt. Die Miliz ist überaltert und stirbt aus. Mir fehlt zwar heute die Zeit, das im Detail zu erklären, aber ich habe
dies von diesem Rednerpult aus bereits mehrfach getan und, Frau Bundesminis­ter, Sie kennen meine Argumente dazu. Daher fordere ich Sie auch auf:
Führen Sie die verpflichtenden Milizübungen wieder ein!

Abschließen darf ich meine Rede noch mit einer Rücktrittsaufforderung – keine Angst, Frau Bundesminister, heute sind nicht Sie dran. (Abg. Stögmüller:
Wow! – Abg. Ernst-Dziedzic: Wie großzügig!)
Auch wenn er vor ein paar Minuten bereits das Präsidium verlassen hat, fordere ich den größten Sesselkleber
aller Zeiten, Wolfgang Sobotka, zum Rücktritt auf.

Frau Präsidentin Bures, Sie haben Glück, dass er Ihnen den Sessel gelassen und ihn nicht mitgenommen hat, sonst müssten Sie nämlich jetzt stehen.
(Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)

11.17

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1019

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Mag. Reifenberger und weiterer Abgeordneter

betreffend Attraktivierung des Soldatenberufes

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024)
samt Anlagen (2300 d.B.) – UG 14, in der 239. Sitzung des Nationalrates, am
23. November 2023

Der Entwurf zum Bundesvoranschlag 2024 (BVA-E 2024) sieht für die UG 14-Militärische Angelegenheiten im Finanzierungshaushalt Auszahlungen iHv insgesamt 4,02 Mrd. EUR vor. In Summe stehen der UG 14 Militärische Angelegenheiten
im Zeitraum des BFRG 2024-2027 somit 18,1 Mrd. € zur Verfügung, beginnend von 4,0 Mrd. € im Jahr 2024 ansteigend auf 5,0 Mrd. € 2027. Der Anteil der Inves­titionen an den Gesamtauszahlungen der Untergliederung steigt somit deutlich um rd. 8 %-Punkte auf 29,6 % gegenüber 21,5 % im BVA 2023. Der Anteil des Personal­aufwands fällt 2024 um 8,4 %-Punkte und hat nur mehr einen 40,6 %-Anteil
am Budget der UG 14-Militärische Angelegenheiten. Der betriebliche Sachaufwand steigt um 8,8 % und umfasst rd. 29 % der Gesamtauszahlungen.

Ein großes Problem stellt zurzeit die Personalsituation dar. Berufssoldaten sind
höher zu entlohnen, denn die Bundesheergehälter sind in vielen Bereichen
nicht marktkonform und damit auch kaum konkurrenzfähig. Zum Beispiel werden Offiziere, die einen akademischen Abschluss an der Militärakademie oder
der Landesverteidigungsakademie erwarben, nicht wie Akademiker entlohnt. Das Bundesheer verliert jährlich ungeplant 120 bis 140 Unteroffiziere, was zah­lenmäßig etwa einem Drittel eines Absolventenjahrgangs der Heeresunteroffiziers­akademie entspreche. Hinzu kommen noch Pensionierungen geburtenstarker Jahrgänge. Wie auch aus mehreren RH-Berichten klar hervorgeht, ist der Anteil der besetzten Planstellen bei Offizieren, Unteroffizieren und Chargen rückläufig.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1020

Das Bundesheer braucht also dringend mehr Nachwuchs und mehr Geld wäre hier ein wichtiger Motivationsfaktor, um am Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu sein.
Begleitend müssen dringend die entsprechenden dienstrechtlichen Maßnahmen zur Attraktivierung des Soldatenberufes im Bereich des Bundesministers für
öffentlichen Dienst endlich durchgeführt werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, schnellstmöglich Maßnahmen zu setzen, da­mit das Bundesheer als Arbeitgeber wieder attraktiv und am Arbeitsmarkt wett­bewerbsfähig werden kann.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Machen Sie sich um mich keine Sorgen, Herr Abge­ordneter! (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Heiterkeit der Abgeordneten Lindner
und Stögmüller.)

Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht
mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter David Stögmüller. – Bitte, Herr Abge­ordneter. (Abg. Höfinger: Reifenberger, der neue Pausenfüller der Nation!)


11.17.43

Abgeordneter David Stögmüller (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin, gut, dass Sie hier fest im Sattel sitzen! (Beifall bei der SPÖ.) Werte Regierungs­mitglieder! Kolleginnen und Kollegen! Wir haben jetzt die Sicherheitspolitik der FPÖ gehört und wir haben es gestern schon beschrieben: Sie sind ja noch irgendwo in der Türkenbelagerung 1683 verankert und dort bleiben Sie auch. (Zwischenruf des Abg. Lausch.) Das ist die Sicherheitsdoktrin der FPÖ, was


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1021

man auch beim Budget des Bundesheeres gesehen hat, auch da sind Sie stehen geblieben, da hat man nichts weitergebracht. Die Regierung, die es zustan­de gebracht hat (Abg. Kassegger: Das waren die Finanzminister ...! – Zwischenruf der Abg. Steger), dass das Bundesheer endlich ins 21. Jahrhundert kommt,
ist die jetzige: Wir haben ein Budget beschlossen, das die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sehr wohl erkannt hat und auch darauf reagiert –
und darauf können wir auch stolz sein. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Es ist auch der Sicherheitsgefährdung in der Welt geschuldet: Wir haben einen Krieg in der Ukraine, wir haben eine vulnerable Situation im Kosovo, in
Serbien, rund um den Balkan, wir haben eine Kriegssituation in Israel. Die Sicher­heitslage in der gesamten Welt hat sich verändert und darauf haben wir
reagiert, sodass das Bundesheer diese Gefahren endlich erkennt und auch ent­sprechend handeln kann.

Das passiert natürlich, gerade was den Rüstungsbereich anbelangt, nicht
von einem Tag auf den anderen und es ist auch gut, dass wir uns da
Zeit lassen und Transparenzregeln einführen. Wir haben mit diesem Landesver­teidigungs-Finanzierungsgesetz Transparenzregeln eingeführt, sodass die
Frau Ministerin und der Staat nicht einfach beschaffen können, sondern dass es sehr wohl auch eine Kommission gibt, die das im Vorhinein entsprechend überprüft.

Das reicht aber noch nicht, Frau Ministerin, und ich habe schon auch
einen Appell an uns: Sky Shield ist eine der größten Investitionen, die wir in den nächsten Jahrzehnten – insbesondere im Rüstungsbereich – haben werden. Sie wissen, dass wir da sehr offen sind, aber es braucht natürlich Informationen, es braucht Transparenz, es braucht eine Einbindung des Parlaments, und
dafür werden wir Grüne uns auch einsetzen. Es darf nicht irgendetwas über das Hintertürl geschehen, sondern nur mit Einbindung des Parlaments. (Beifall
bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1022

Es funktioniert ja. Sie wissen, wir Wehrsprecher – ich muss hier nicht
gendern – sind sehr auf die Sicherheit Österreichs bedacht und haben viele gemeinsame Beschlüsse gefasst. Da braucht es den Mut, diese Themen
auch hier zu besprechen.

Für 2024 haben wir 100 Millionen Euro im Bereich der Mobilität der Einsatzkräfte beschlossen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, denn Mobilität ist das, wobei wir auch im europäischen Raum mitwirken sollten und mitma­chen werden.

Wir haben 20 Millionen Euro für Kleidung und Ausrüstung zur Verfügung ge­stellt, gerade für den Schutz und die Effektivität unserer Soldat:innen. Ich glaube, wir sind es als Arbeitgeber den Mitarbeiter:innen schuldig, eine entspre­chende, ordentliche Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Wie gesagt: ein sehr guter Punkt.

Was mich nicht so glücklich macht, ich habe es Ihnen im Ausschuss auch
schon gesagt: Obwohl die Mittel für die geplanten Rüstungsausgaben
über 50 Prozent steigen, können in den großen Herausforderungen meiner Meinung nach, unserer Meinung nach noch Investitionen getätigt wer­den. Gerade im San-Bereich, in dem das Bundesheer eine große Kompetenz hat und in den noch weiter investiert werden sollte, gibt es nur eine mini­male Aufstockung von 7 Prozent. Da wünsche ich mir noch viel mehr. Aber auch hinsichtlich der Cyberabwehr sind es nur 10 Prozent.

Das sind die Schwerpunkte, die Herausforderungen der Zukunft. Frau
Ministerin, da wünsche ich mir noch ein bisschen mehr Zukunftsdrang vom Mi­nisterium, von Ihrem Generalstab, aber ich bin guter Hoffnung, dass wir
das auch noch hinbekommen – wir haben schon so viel geschafft und wir wer­den das auch noch hinbekommen –, denn wir stehen vor enormen Heraus­forderungen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1023

Also wie gesagt: nicht über das Hinterkammerl abwickeln, sondern im Vorder­kammerl (Heiterkeit des Abg. Wurm), mit dem Parlament gemeinsam dis­kutieren und reden. Wir werden auch das nächste Jahr gut meistern. – Vielen Dank. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen sowie des Abg. Ofenauer.)

11.21


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hoyos-Trautt­mansdorff. – Bitte.


11.21.50

Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Frau Präsidentin!
Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Lieber Kollege Stögmüller! Am bes­ten wir machen es in gar keinem Kammerl (Abg. Wurm: Ja, bravo!), sondern diskutieren draußen gemeinsam mit der Bevölkerung. (Beifall bei der FPÖ.) Man kann auch auf der Straße diskutieren.

Jetzt aber zum Budget: Ich finde die Debatte, die hier bisher geführt wurde, ein bisschen armselig, das muss ich offen und ehrlich sagen. Wir hören von der einen Seite, das ist das höchste Budget – danke, Frau Bundesministerin,
Sie haben das sozusagen alleine zu verantworten –, auf der anderen Seite: Na ja, alle davor haben ja nichts zusammengebracht.

Seien wir ehrlich: Warum ist das Budget gestiegen, oder warum steigt es? –
Weil wir momentan global eine andere Sicherheitslage als noch vor ein
paar Jahren haben, und weil alle Parteien gemeinsam einen Schulterschluss erlebt und gesagt haben: Ja, wir sind bereit, in die Sicherheit zu investieren.

Ich glaube, es bringt nichts, zu überlegen, wer der Sündenbock für das Schlamas­sel, das wir bisher haben, ist und wer für die Zukunft verantwortlich ist.
Wir, alle Wehrsprecher, haben gemeinsam mit Ihnen, Frau Bundesministerin, diesen Schulterschluss gemacht, und das ist der Grund dafür, warum
dieses Budget steigt. Das ist positiv und nennen wir es dann auch einfach so. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Lindner.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1024

Das Mehr an Geld ist das eine, das ist das Positive, und das ist etwas,
was wir, glaube ich, wie gesagt gemeinsam für uns verbuchen können und was auch die Republik für sich verbuchen kann. Die Frage ist dann aber: Wie
geht man mit dem Mehr an Geld um? Da sind durchaus einige Dinge in diesem Budget, die man noch diskutieren muss – wir haben sie im Ausschuss auch diskutiert –, wie wir es anstellen, dass es da auch wirklich weitergeht.

Ein großer Fokus liegt auf Investitionen, dem Investitionsrückstau, Sie haben ihn angesprochen. Ich glaube, alle Wehrsprecher haben ihn in den letzten
Monaten immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven angesprochen. Es ist gut, dass wir da investieren, gleichzeitig muss man aber auch schauen, dass
wir das Personal haben, um diese neuen Rüstungsgüter, die wir dann hoffentlich in Zukunft haben werden, auch bedienen zu können. Davon sind wir ganz,
ganz weit entfernt.

Da gibt es einen Baustein, den Sie zu verantworten haben, Frau Bundesministe­rin, das ist die Zentralstellenreform. Die macht momentan nicht den An­schein, dass wir da wirklich die Ressourcen aus dem Ressort hinaus und in die Truppe hinein bekommen. Momentan ist das nicht der Fall. Sie haben uns
auch versprochen, die Planstellen bekannt zu geben, die Information haben wir leider noch nicht bekommen. Ich hoffe, wir bekommen sie – dahin gehend,
wie sich das aufteilt – noch. Die Zentralstellenreform bindet momentan mehr Ressourcen im Haus, also in der Rossau, im Ministerium, anstatt sie zur
Truppe zu bringen, wo sie dringend notwendig wären.

Der zweite Punkt – Kollege Reifenberger hat es angesprochen – ist natürlich auch die Frage, wie wir mit den Gehältern beim österreichischen Bundes­heer umgehen. Auch da gibt es einen Schulterschluss zwischen den Parteien, es gibt gemeinsame Anträge, die wir ja auch im Parlament beschlossen haben,
die schleunigst umgesetzt gehören.

Ich weiß, dafür sind Sie nicht alleine verantwortlich – auch das wurde angesprochen –, aber da braucht es endlich Klarheit in der Regierung, da muss


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1025

Vizekanzler Kogler endlich die Freigabe erteilen, damit wir genau das
schaffen, denn sonst stehen wir am Ende da, haben viel Geld investiert, viel Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, haben aber keine Leute, die das
Gerät bedienen können. Das ist im Endeffekt der Super-GAU: Geld ausgegeben zu haben, aber dadurch eigentlich nicht sicherer geworden zu sein. Dem
müssen wir einen Riegel vorschieben, dagegen müssen wir kämpfen.

Eine weitere Frage im Personalbereich sind die Assistenzeinsätze. Das ist etwas, was Sie immer kritisieren, wir sehen aber leider nicht, dass sich das ändert.
Die Assistenzeinsätze sind sehr beliebt in der Bevölkerung, aus guten Gründen, aber sie sind ursprünglich polizeiliche Aufgaben, die dementsprechend
auch von der Polizei zu erfüllen wären. Das Bundesheer kann da natürlich kurz­fristig aushelfen, aber nicht langfristig. Wir können nicht die wertvollen Personalressourcen des österreichischen Bundesheers dafür zu lange binden – das haben wir teilweise gemacht –, denn diese Personalressourcen fehlen
dann. Sie fehlen im Auslandseinsatz, bei dem wir durchaus Probleme haben, un­sere Kontingente zu stellen, deswegen müssen wir ja auch teilweise Kontin­gente reduzieren beziehungsweise uns zurückziehen. Sie fehlen dann wiederum am Gerät, in der Truppe, um die Sicherheit zu gewährleisten. Genau des­wegen ist es zwar ein gutes Budget, wenn man auf die nackten Zahlen schaut, aber das, was in diesem Budget oder politisch noch fehlt, ist im Ressort,
in der Truppe wirklich die Handlungsfähigkeit zu schaffen, mit diesem Budget umzugehen.

Da sind Schritte zu gehen. Die sind von Ihnen im nächsten Dreivierteljahr noch als Bundesministerin zu gehen, aber auch von folgenden Ministern, denn
sonst haben wir eine Sache gemacht: viel Geld ausgegeben, aber nicht mehr Si­cherheit gewährleistet. (Beifall bei den NEOS.)

11.26


Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Bundesministerin Klaudia Tan­ner zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1026

11.26.17

Bundesministerin für Landesverteidigung Mag. Klaudia Tanner: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Damen und Herren hier auf
der Besuchergalerie und vor den Bildschirmen! Wie geht es Ihnen? Wie geht es Ihnen, wenn Sie die Bilder sehen, die wir alltäglich aus dem Krieg in der
Ukraine mitnehmen müssen? Wie geht es Ihnen, wenn Sie die furchtbaren Bilder des Terroranschlags der Hamas sehen? Wie geht es Ihnen allen damit? Wie glücklich können wir alle uns schätzen, dass wir in Frieden, in Freiheit, in Sicher­heit, in einer Demokratie leben können?! (Beifall bei Abgeordneten von
ÖVP und Grünen.)
Wie selbstverständlich betrachten wir das und wie selbstver­ständlich haben wir das auch in der Vergangenheit gesehen?! – Daher
brauchen wir nicht so sehr zurückzuschauen, aus welchen Gründen man das Bundesheer so lange vernachlässigt hat. Es hat natürlich auch damit zu tun, dass sich geopolitisch alles verändert hat, und das nicht zum Besseren.

Das, was Ihnen allen, jedem Einzelnen und jeder Einzelnen von Ihnen gelungen ist, ist das, was wir in den letzten Jahre erleben. Ich stehe jedes Jahr hier
und sage Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, ein Dankeschön, dass wir erkannt haben, wie wichtig die militärische Landesverteidigung ist,
wie wichtig jede Investition in unser österreichisches Bundesheer ist.

So stehe ich auch heuer wieder vor Ihnen. Wir können das Budget um 21 Pro­zent erhöhen. Wir sind damit auf über 4 Milliarden Euro – eine Schall­grenze, die wir überschritten haben. Alleine für den Investitionsbereich ist das ein Plus von 66 Prozent. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.) –
Wenn jetzt geklatscht wird, dann gebührt dieser Applaus ja Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, denn Sie sind es, die dieses Budget beschließen.

Wir haben es auch geschafft, im Bereich der Sicherheit nicht die Parteipolitik walten zu lassen. Das war spürbar in jedem unserer Ausschüsse, das war auch im letzten Budgetausschuss spürbar. Ich halte das in einer Zeit, die geprägt


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1027

ist von Krisen, auch für unabdingbar notwendig, dass wir uns jetzt darüber un­terhalten, wie wir das österreichische Bundesheer zu einer modernen
Armee machen.

Wo wir investieren werden, das ist ganz klar. Wir haben einen Aufbauplan, der bis zum Jahr 2032 und darüber hinaus geht. Er geht über die Legislatur­periode hinaus, auch das haben Sie, sehr geehrte Damen und Herren Abgeord­nete, hier im Plenum beschlossen.

Die Bereiche, in die wir investieren werden, beginnen bei den Wichtigs­ten, bei unseren Soldatinnen und Soldaten, denen wir in der Vergangenheit nicht die entsprechende Wertschätzung gegeben haben. In sie werden wir investieren – in die neuen Uniformen, in die entsprechende Bewaffnung, in moderne Kommunikationsmittel.

Wenn ich von den Soldatinnen und Soldaten spreche, dürfen wir auch
die Basis nicht vergessen – das sind unsere Grundwehrdiener. Da waren es auch Sie, wir gemeinsam, die dafür gesorgt haben, dass der Sold für die Grund­wehrdiener endlich nach zehn Jahren erhöht wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Wir investieren in die Mobilität. Es ist von Ihnen angesprochen worden:
36 neue Hubschrauber, die Nachfolge für unser Transportflugzeug, eine Nach­folge auch für die Jettrainer, die Modernisierung unserer Panzertruppe,
unsere Pandur, die auch so viel an österreichischer Wertschöpfung mitbringen, absolut neuwertige Lkw-Flotten, die wir haben. Allein das letzte Paket beinhaltete 850 Lkws, damit wir auch all den Herausforderungen begegnen können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Der ganz wichtige Bereich der Kasernen, in die wir investieren, wo wir schon so vieles zustande gebracht haben – nachhaltig zu bauen, die Mannschafts­unterkünfte wieder auf Vordermann zu bringen –, ist auf einem sehr guten Weg. Ein Dankeschön an Sie alle, die immer wieder dabei sind, wenn wir einen


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Spatenstich und dann auch die Eröffnung feiern können. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Das eine ist, dass wir zu investieren haben, das andere ist: Wer tut es? –
Das sind die Soldatinnen und die Soldaten. Wer ist verantwortlich dafür, dass wir auch wissen, was es zu verteidigen gilt, sehr geehrte Damen und Herren? –
Das sind am Ende des Tages wir alle. Das sind wir beim Konzept der umfassenden Landesverteidigung. Das sind wir bei der geistigen Landesverteidi­gung, dass wir der nächsten Generation auch wieder mitgeben müssen,
dass es nicht selbstverständlich ist, in einer Demokratie, in Frieden, in Freiheit zu leben. Daher ist es wichtig, dass wir das auch wieder in den Lehrplänen
der Schulen verankert haben, damit wir das der nächsten Generation mitgeben.

Sehr geehrte Damen und Herren, am Wehrwillen von uns allen haben wir
auch für die Zukunft noch zu arbeiten. Ich bitte Sie eindringlich: Tun wir das ge­rade in diesen herausfordernden Zeiten zukünftig gemeinsam miteinan­der! Gehen Sie den Weg mit uns mit, gehen Sie den Weg mit auf unserer Mission vorwärts zu einer modernen Armee! Unterstützen Sie unsere Soldatinnen
und Soldaten auch weiterhin! Sie sind es, die im Ernstfall auch ihr Leben geben, wenn es um die Verteidigung unseres Landes geht. – Danke schön. (Beifall
bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

11.32


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johann Höfin­ger. – Bitte.


11.33.07

Abgeordneter Johann Höfinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Frau Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dass wir im Bundesbudget dieses große Verteidi­gungsbudget in diesem Rahmen überhaupt diskutieren können, obliegt schon der Frau Bundesminister, die mit Kompetenz, mit Leidenschaft, mit Weit­sicht für dieses Budget verhandelt hat, die es auch mit diesem Haus diskutiert


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hat und die mit großem Elan darauf schaut, dass die Landesverteidigung
in ihrer umfassenden Form wieder jenen Stellenwert in diesem Land gewinnt, der ihr auch zusteht. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich bedanke mich für diesen Einsatz ganz ausdrücklich, weil er wirklich
in die Zukunft schaut, weil wir diese große Verantwortung gemeinsam tragen müssen.

Herr Kollege Hoyos-Trauttmansdorff, ich verstehe schon, dass es für Sie nicht so angenehm ist, wenn wir manchmal, wenn wir dieses Budget diskutieren,
auch zurückschauen. Wenn die Frau Bundesminister, wenn die ÖVP, wenn die Regierungskoalition dafür angegriffen werden oder ihnen vorgeworfen
wird, es könnte ja mehr sein, es könnte schneller sein, es könnte umfassender sein, dann müssen wir aber schon schauen, wie denn die Ausgangssitua­tion war, als die Frau Bundesminister dieses Ressort übernommen hat: Es waren 15 Jahre lang SPÖ-Minister, es war Mario Kunasek von den Freiheitli­chen, der der unmittelbare politische Vorgänger der Frau Bundesminister war, und wir hatten da ein Budget, das nicht einmal die Hälfte von dem war,
was wir heute diskutieren. (Abg. Kaniak: Und wer war Finanzminis­ter? – Abg. Lausch: Alles ÖVP-Minister gewesen! Ihr wart ja in der Regierung!) Daher finde ich es wirklich überzeichnend, jetzt herauszukommen und dieses
Budget zu kritisieren, kleinzureden und es immer besser zu wissen, aber nie bes­ser gemacht zu haben, liebe Freunde. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Lausch:
Alles unter ÖVP-Finanzministern abgedreht worden! Abg. Strasser: Die könnt ihr euch sparen, die Opferdiskussion! Ihr habt auch Verantwortung getragen!)

Die unqualifizierten Auftritte nur mit fragwürdigen Schenkelklopfern abzurun­den macht die Situation nicht besser. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Strasser:
Ihr seid immer das Opfer! – Abg. Lausch: Ihr seid das Opfer! – Abg. Strasser: Nein, ihr seid es! Ihr stellt euch immer als das Opfer vor! Und nie habt ihr eine Verant­wortung getragen! Nie! Das merken die Leute schon! – Abg. Kühberger: Danke, dass ihr uns unterstützt! Danke für die Unterstützung!)


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Sehr geehrte Damen und Herren, dieses Budget ist die Grundlage für die Ausstattung, für die Ausrüstung, für die Strukturen, die gestärkt werden müssen, aber auch dafür, um das Personal wieder dementsprechend in unser Bun­desheer zu bekommen und die Motivation zu steigern. Es ist auch die Grundlage, um in unseren Köpfen die umfassende Landesverteidigung wieder stär­ker zu verankern, denn wir wissen aus den Umfragen und täglichen Gesprächen, dass wir noch nicht dort sind, dass dieses Land geballt sagt: Ja, wir gehen gemeinsam diesen Weg, wir müssen gegen alles resilient sein, was
auf uns zukommt!

Ich denke, die Grundlage ist damit wirklich gut geschaffen. Es liegt an uns allen, es auch gemeinsam umzusetzen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

11.36


Präsidentin Doris Bures: Frau Abgeordnete Petra Wimmer, Sie haben
das Wort. – Bitte.


11.36.07

Abgeordnete Petra Wimmer (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Minis­terin! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier im Hohen Haus! Im aktuellen Landesverteidigungsbudget wird wirklich sehr viel Geld in den Ausbau, in die Verbesserung der Infrastruktur und in den Ankauf von neuen Geräten
investiert. Wir haben die Zahlen gehört. Es ist beeindruckend, was an Mitteln in die Hand genommen wird. Viele dieser Investitionen sind aber nur dann
sinnvoll, wenn es auch das dementsprechende Personal zur Bedienung und War­tung der Geräte gibt. Wir sehen bereits jetzt, dass das Personal auf vielen Ebenen fehlt.

Die Gründe dafür sind natürlich vielfältig. Personalmangel ist derzeit in vielen Berufsfeldern eine der größten Herausforderungen. Speziell beim Bun­desheer höre ich aber einen Grund dafür sehr oft, es wird mir sehr oft gesagt,


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dass es die Bezahlung ist, dass es die Höhe der Gehälter ist. Warum soll­te ein Handwerker oder ein anderer Spezialist beim Bundesheer bleiben oder gar zum Bundesheer wechseln, wenn er anderswo um einiges mehr verdienen
kann? Die besten Anwerbungsprogramme und Werbeauftritte können da nichts ausrichten, wenn am Ende das Einkommen nicht mit anderen Branchen mit­halten kann. Da ist das österreichische Bundesheer als Arbeitgeber schlicht und einfach nicht attraktiv genug. Sehr geehrte Frau Ministerin, darum müs­sen Sie gemeinsam mit Vizekanzler Kogler dafür sorgen, dass die Gehaltssche­men endlich mithalten können. (Beifall bei der SPÖ.)

Es braucht eine Besoldungsreform, die überfällig ist. Ansonsten kann es
nicht gelingen, das professionelle Personal zu finden, das die neu angeschafften Geräte dann auch bedienen und warten kann.

Was mir auch ein besonderes Anliegen ist, ist eine aktive Friedenspolitik. Angesichts mehrerer Krisenherde auf dieser Welt haben wir täglich Bedrohungsszenarien, kriegen wir ständig in den Nachrichten Kriegsgebiete präsentiert – und das nicht sehr weit weg von Österreich. Österreich
als neutrales Land sollte seine Bemühungen für den Frieden verstärken. Unsere Aufgabe muss es sein, darauf einzuwirken, alle Parteien an einen Tisch zu bringen und bei Friedensverhandlungen wirklich aktiv zu unterstützen. Friedliche Lösungen am Verhandlungstisch müssen das Gebot der Stunde sein. (Beifall
 bei der SPÖ.)

Wir alle wollen, dass unsere Kinder in Frieden aufwachsen und wir auch gemeinsam in Frieden leben können. Friede muss trotz aller unterschiedlichen Meinungen und Unterschiedlichkeiten unser gemeinsames wichtigstes
Ziel sein. (Beifall bei der SPÖ.)

11.38


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Ewa Ernst-Dziedzic zu Wort. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1032

11.38.49

Abgeordnete Dr. Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne): Frau Präsidentin! Frau Minis­terin! Hohes Haus! Werte Zuseher und Zuseherinnen! Wir leben, wie Sie gesagt haben, in einer Zeit, die von zahlreichen Kriegen, Konflikten und Unsicher­heiten geprägt ist. Österreich muss und kann natürlich auch eine aktive Rolle in der internationalen Gemeinschaft spielen, um eben zu diesen friedlichen globalen Lösungen beizutragen. Da sind wir uns zum Glück einig.

Mir ist es aber wichtig, abseits von der Erhöhung des Budgets, die ich für sehr gerechtfertigt halte, darauf einzugehen, welche Sicherheitsbedrohungen
wir auch in Österreich haben und welche Sicherheitsbedrohungen wir ernst nehmen müssen. Es ist nämlich nicht alles importiert und es nicht alles außenpolitischer Natur, womit wir uns beschäftigen müssen.

Eine aktuelle Bedrohung für die Sicherheit ist zum Beispiel der steigende Anti­semitismus in Europa, in Österreich. Dieser geht aber nicht nur von den Demonstrierenden auf der Straße aus, sondern er findet sich auch in den FPÖ-Liederbüchern. (Beifall bei den Grünen.)

Eine andere Sicherheitsbedrohung ist der grassierende und auch vermehrte Rassismus. Auch dieser geht aber nicht nur von gewissen Leuten auf der Straße aus, sondern er kommt auch in Form von Aussagen beispielsweise eines niederösterreichischen Landtagspräsidenten oder in der Namensnennung un­schuldiger Kinder, wie wir heute schon gehört haben, durch einen Klubob­mann der FPÖ im Burgenland zum Ausdruck. (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es ist auch abseits dieser österreichischen Beispiele tatsächlich erschreckend, wie die Dämme in ganz Europa brechen. Nach der Machtübernahme der Postfaschistin Meloni in Italien kippen jetzt auch erstmals die liberalen Nieder­lande, wie Sie alle heute Nacht vernommen haben.

Wer hat gratuliert? – Die AfD hat gratuliert, die FPÖ hat gratuliert, Le Pen
hat gratuliert, Orbán hat gratuliert – nur damit Sie die Verbündeten alle in einem


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1033

Satz zusammengefasst haben. (Abg. Kassegger: Es ist schon blöd bei einer Demokratie, oder?)

Was bedeutet das? (Abg. Lausch: Das ist eine echte Demokratin! Sie akzeptiert un­abhängige Wahlen!) Was bedeutet diese Wahl in den Niederlanden für
unsere Sicherheit? – Ein weiterer Nato-Staat fällt an Russland und Ihr Freund Putin (Abg. Kassegger: Er ist nicht unser Freund! Er ist nicht unser Freund!) muss sich ja im Moment wirklich nur zurücklehnen und zusehen (Zwischenruf des Abg. Lausch), wie die Unterstützung für die Ukraine in Europa mit Ihrer Unterstützung kollabiert. (Beifall bei den Grünen.)

Wieso ist das ein Sicherheitsthema für Österreich? – Wir werden nicht
müde, zu betonen, dass in der Ukraine auch unsere europäischen demokrati­schen Werte verteidigt werden (Abg. Lausch: Die Holländer sind Demo­kraten!), und alle, die auf der Seite der Autokraten stehen und gerade gratulieren, stellen sich sehr bewusst auf die andere Seite der Geschichte. Genau das ist auch die Gefahr in Österreich.

Ich möchte auch noch aufzählen, wann Sie jedes Mal nicht da sind: Sie sind nicht da, wenn wir eine neue österreichische Sicherheitsstrategie erarbeiten. Sie
sind nicht da, wenn wir ein Briefing zu den Gefahren haben, die von China in Rich­tung Taiwan ausgehen. Sie sind nicht da, wenn der Parlamentspräsident von Moldau nach Österreich kommt und berichtet, welche Gefahr Russland für Mol­dau bedeutet. (Abg. Kassegger: Da müssen Sie Ihre Termine so wählen, nicht
an den Plenartagen! Wir sitzen da!)
Sie sind nie da, wenn wir darüber diskutieren, welche Lösungen für Österreichs Sicherheit notwendig wären. (Zwischen­ruf des Abg. Lausch.)

Wann aber sind Sie da? – Sie sind da, wenn es darum geht, den rechtsextremen Ideologen Kubitschek ins Parlament einzuladen. Sie sind da, wenn es darum geht, Ihre Kremlfreunde zu hofieren. Sie sind auch da, wenn es darum geht, den anderen Autokraten zu gratulieren.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1034

Ich finde, die Sicherheitsbedrohung, die hier im österreichischen Parlament diskutiert werden muss, sitzt auch genau hier, nämlich in den Reihen
der FPÖ. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der ÖVP sowie der Abg. Kucha­rowits.) Das muss deshalb ausgesprochen werden, weil Ihr Boykott, mit
uns gemeinsam, die demokratischen Werte hochzuhalten, diesen wichtigen Frieden und genauso die Freiheit und die Sicherheit von Österreich ge­fährdet. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

11.43


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Hubert Fuchs
zu Wort. – Bitte.


11.43.34

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesminister Tanner! Nur ein Satz zu meiner Vorred­nerin: Also was das, was Sie jetzt von sich gegeben haben, mit der UG 14 Militä­rische Angelegenheiten zu tun hat, entzieht sich meiner Kenntnis. (Beifall
bei der FPÖ.)
Wenn Sie davon reden, wann die FPÖ überall nicht dabei ist, dann kann ich nur sagen: Nächstes Jahr sind Sie nicht mehr dabei, und das freut
uns sehr. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Ernst-Dziedzic: Das bestimmen zum Glück noch nicht Sie!)

Nun aber zur UG 14: Ich möchte folgende Punkte im Budget der UG 14 Militäri­sche Angelegenheiten als tendenziell positiv beurteilen, Frau Bundesminister:

Erstens: Der Anstieg der Auszahlungsobergrenzen in der UG 14 ist deutlich stär­ker als die prognostizierten Wachstumsraten für den Verbraucherpreisindex
und das nominelle BIP.

Zweitens: Der Anteil der Investitionen an den Gesamtauszahlungen
der UG 14 steigt 2024 deutlich auf 29,6 Prozent gegenüber dem Bundesvor-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1035

anschlag 2023. Demgegenüber fällt 2024 der Anteil des Personalaufwan­des an den Gesamtauszahlungen der UG 14 deutlich auf 40,6 Prozent, und das ist gut so.

Drittens: Während bis 2027 der Personalaufwand die größte Budgetposition in der UG 14 ist, steigen die Investitionen sukzessive an und übersteigen 2028 erstmalig den Personalaufwand.

Es gibt aber auch Kritikpunkte, Frau Bundesminister. Sie rechnen sich so
wie letztes Jahr immer noch den UG-14-BIP-Prozentwert schön, indem Sie als Basis für den Prozentwert nicht das jeweils aktuelle Jahres-BIP, sondern
statisch immer das BIP aus dem Jahr 2022 heranziehen.

Daher darf ich für das Stenographische Protokoll folgende Prozentwerte, bezo­gen auf das jeweilige prognostizierte Jahres-BIP, festhalten:

Das Landesverteidigungsbudget inklusive der Mittel für die Waffenlieferungen in die Ukraine beträgt 2024 0,79 Prozent ohne Pensionsauszahlungen und 0,95 Prozent mit Pensionsauszahlungen, 2025 0,81 Prozent ohne Pensionsaus­zahlungen und 0,97 Prozent mit Pensionsauszahlungen, 2026 0,87 Prozent
ohne Pensionsauszahlungen und 1,01 Prozent mit Pensionsauszahlungen, 2027 0,88 Prozent ohne Pensionsauszahlungen und 1,02 Prozent mit Pensions­auszahlungen und 2028 0,98 Prozent ohne Pensionsauszahlungen und 1,13 Pro­zent mit Pensionsauszahlungen.

Der von Ihnen, Frau Bundesminister, angestrebte Zielwert von 1,5 Prozent inklu­sive Pensionsauszahlungen für 2028 wird somit ganz klar verfehlt. 2028
werden wir inklusive Pensionsauszahlungen lediglich 1,13 Prozent des BIPs er­reichen und nicht die von Ihnen angestrebten 1,5 Prozent.

Weiters würde ich gerne aus dem Landesverteidigungsbericht 2023, Seite 57, zitieren. Eine Passage dort macht mich sehr nachdenklich, ich darf sie
vorlesen:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1036

„Der treibende Faktor, der zu einer nominellen Anhebung der bisherigen Bud­getwerte geführt hat, ist die aktuell grassierende Inflation, die auch
für das Ressort eine flächendeckend wirkende Verteuerung zur Folge hat. Die Möglichkeit, ein Mehr an Output aus diesen höheren Mitteln zu gene­rieren, besteht ausdrücklich nicht. Im Gegenteil, es ist davon auszugehen, dass ein Teil des Kaufkraftverlusts vom BMLV selbst aufgefangen werden muss.“

Was heißt das nun, Frau Bundesminister? Gibt es nur eine nominelle Budgeterhöhung in der UG 14 und keine reale Budgeterhöhung? Wurde die UG 14 trotz der Rekordinflation vielleicht zu gering budgetiert? Sie haben
heute noch die Gelegenheit, sich dazu zu äußern.

Es gibt aber auch noch einen weiteren Kritikpunkt, und zwar:

Mit den Mitteln der Europäischen Friedensfazilität wird die Lieferung von Ausrüstung und Material für die ukrainischen Streitkräfte, darunter
auch die letale Ausrüstung, finanziert. Für die Europäische Friedensfazilität wurden 25 Millionen Euro in der UG 14 für 2024 budgetiert, und gleichzeitig gibt es für 2024 eine Überschreitungsermächtigung von 185 Millionen Euro.

Jetzt erklären Sie mir bitte, Frau Bundesminister, inwieweit die Lieferung von Waffen und Kriegsmaterial in die Ukraine etwas mit dem österreichischen Landesverteidigungsbudget zu tun hat! (Beifall bei der FPÖ.)

Je mehr Waffen und Kriegsmaterial in die Ukraine geliefert werden, desto höher ist nach Ihrer Deutung das offizielle Landesverteidigungsbudget, aber ge­nau das Gegenteil ist der Fall. Die Mittel, die wir der Ukraine aus unserem Lan­desverteidigungsbudget zur Verfügung stellen, fehlen uns letzten Endes
in unserem österreichischen Landesverteidigungsbudget. Die Mittel für die Lieferung von Waffen und Kriegsmaterial in die Ukraine haben in der
UG 14 überhaupt nichts zu suchen. Da geht es um die österreichische Landes­verteidigung und nicht um die ukrainische Landesverteidigung.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1037

Frau Bundesminister, Verantwortung für die Republik Österreich und für die ös­terreichischen Streitkräfte sieht anders aus. – Vielen Dank. (Beifall bei
der FPÖ.)

11.49


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Frau Abgeordnete Romana Deckenbacher zu Wort. – Bitte.


11.50.07

Abgeordnete Mag. Romana Deckenbacher (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Liebe Gäste hier im Haus! Jeder von uns, der Nachrichten
liest oder hört, muss leider feststellen, dass wir politische Unruhen haben, dass wir vor globalen Herausforderungen und Konflikten stehen.

Innere und äußere Sicherheit, humanitäre Hilfe, aber auch internationale Frie­denssicherung haben mehr denn je an Bedeutung gewonnen. Die aktuel­len Kriege können auch für unsere nationale Sicherheit eine Bedrohung darstel­len, und um diesen Bedrohungen entgegenzuwirken, braucht es ein moder­nes, schlagkräftiges und bestens ausgerüstetes Bundesheer.

4,5 Milliarden Euro werden in diesem Budget veranschlagt. Das ist ein Rekord­budget, nie zuvor hat das österreichische Bundesheer über ein derartiges
Budget verfügt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Unzählige Investitionen werden in Ausrüstung, in Waffengattungen und Infra­struktur getätigt, aber damit diese moderne Ausrüstung auch bedient
werden kann, braucht es, wie wir heute schon gehört haben, qualifiziertes Personal.

Ich möchte an dieser Stelle etwas erwähnen, weil ich glaube, dass es
ein wichtiges Zeichen, eine Wertschätzung gegenüber unseren Kolleginnen und Kollegen beim österreichischen Bundesheer ist: Gestern Nacht ist es der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst gemeinsam mit dem Finanzminister und dem


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1038

Vizekanzler gelungen, eine entsprechend faire Gehaltserhöhung auszuver­handeln. (Beifall bei der ÖVP.)

Das österreichische Bundesheer als einer der größten Arbeitgeber in Österreich bietet eine Vielfalt von unterschiedlichen Berufen, vom Bereich Technik
über den Bereich Logistik bis hin zum Bereich Medizin. Es gibt alleine 35 verschiedene Lehrberufe, die dort erlernt werden können, vom Tischler bis zum Luftfahrzeugtechniker.

Damit Menschen sich für eine Karriere beim österreichischen Bundesheer entscheiden, braucht es auch in Bezug auf Personalgewinnung und Personalbindung Schritte. Vieles ist da schon passiert. Ich möchte einige erwähnen, wie zum Beispiel Bataillon X oder 24 Stunden Milak. Diese bieten für Interessierte eine perfekte Gelegenheit, aus erster Hand Einblicke in den
Alltag und in die Aufgaben von Soldatinnen und Soldaten zu erhalten.

Mit dem Slogan Sei unser Back-up! wirbt das österreichische Bundesheer um Personal im Cyberbereich, der eine immer wichtigere Rolle spielt.

Es gab auch den Girls’ Day: Dabei wurden in Kasernen in Österreich für junge interessierte Frauen die Türen geöffnet, um ihnen das österreichische Bundesheer und dessen Aufgaben zu zeigen. In diesem Jahr waren 5 000 Frauen und Mädchen bereit, sich darüber zu informieren. Seit April besteht auch
für Frauen die Möglichkeit, den freiwilligen Grundwehrdienst zu absolvieren.

Ich denke, alle, die am Nationalfeiertag in Wien am Heldenplatz waren,
haben gesehen, was unser österreichisches Bundesheer zu leisten fähig ist.

Ich glaube an Österreich! Glauben wir auch an das österreichische Bundesheer! – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Lausch: Das ist eine sehr vernünftige Rede!)

11.53


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mario
Lindner. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1039

11.53.35

Abgeordneter Mario Lindner (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wie schon im letzten Jahr fange ich heute
etwas ungewöhnlich an, nämlich ausnahmsweise mit Lob. (Ruf bei der ÖVP: Das passt dir ja viel besser!)

Bei der letzten Budgetdebatte habe ich mich bei Ihnen, Frau Bundesministerin, dafür bedankt, dass es trotz zahlreicher Querschüsse keine Abweichungen
von den Sonderinvestitionen für neue Hubschrauber gab.

In diesem Jahr konnten wir im Bezirk Liezen im Fliegerhorst Aigen endlich die ersten Leonardo-Hubschrauber in Empfang nehmen. Für Aigen, für Lan­genlebarn, aber vor allem für unsere Landesverteidigung, den Katastrophen­schutz und die Bergrettung ist das ein echter Erfolg. Es ist ein Erfolg,
den wir gemeinsam seit Ihrem Vorgänger, Frau Ministerin, nämlich Hans Peter Doskozil, und über alle Parteigrenzen hinweg möglich gemacht haben.
Dafür ein herzliches Danke! (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Sehr geehrte Frau Ministerin, ich würde mir aber wünschen, dass wir sol­che Gesamtlösungen zum Wohl der Landesverteidigung auch in anderen Berei­chen schaffen. Das Budget, das Sie hier vorgelegt haben, schaut aber leider
nicht danach aus. Ja, es gibt dringend notwendige Investitionen in unser Bundes­heer, aber aktuell gehen diese Investitionen vor allem auf ein Konto, nämlich
in die Anschaffung von neuer Ausrüstung und von neuem Gerät.

Die wichtigste Frage lässt dieses Budget aber einmal mehr unbeantwortet, näm­lich wer dieses Gerät bedienen soll. Es ist ja kein Geheimnis, dass dem
Heer immer öfter die Menschen fehlen, die für die Aufrechterhaltung der Ein­satzbereitschaft notwendig sind. Nicht umsonst haben sich in den letzten Monaten die Berichte darüber gehäuft, dass die Bereitschaft im Inland und die Einsätze im Ausland massiv darunter zu leiden haben, dass an entscheiden­den Stellen das richtige Personal fehlt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1040

Ganz besonders tragisch ist dieser Umstand beim medizinischen Personal, näm­lich bei Ärzten und Sanitätern. Wenn gerade in der medizinischen Versor­gung immer weniger Menschen für das Bundesheer arbeiten wollen, dann reicht es nicht, Geld auf das Problem zu schmeißen, dann braucht es endlich struk­turelle Lösungen, um das Bundesheer als Arbeitgeber und als Berufung für neue Gruppen attraktiver zu machen.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, unsere Aufgabe als zivile Politikerin­nen und Politiker ist es, zuallererst einmal die Verteidigungsfähigkeit und Sicher­heit unserer Republik sicherzustellen. Es ist aber nicht weniger wichtig,
dass wir alles – und ich betone: alles! – dafür tun, dass die Frauen und Männer in unserem Heer die besten Voraussetzungen und die bestmögliche Unterstüt­zung erhalten. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Stögmüller.)

Frau Bundesministerin, wir werden auf Basis dieses Budgets sehr genau darauf hinschauen, wie dieses Mittel zum Wohle der Truppe eingesetzt werden.
Unsere Soldatinnen und Soldaten haben es sich verdient. (Beifall bei der SPÖ so­wie des Abg. Stögmüller.)

11.56


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Maria
Smodics-Neumann. – Bitte.


11.56.30

Abgeordnete Mag. Maria Smodics-Neumann (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren! Geschätzte Besucherinnen und Besucher auf der Galerie! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Ich möchte damit beginnen, dass ich dir danke und gratuliere.

Nicht nur, dass du bei deiner Amtsübernahme ein ziemliches Rucksackerl mitbekommen hast, das du großartig abarbeitest, es sind auch noch geopolitische Situationen dazugekommen, die wir uns alle nicht gewünscht haben und die deine Arbeit nicht unbedingt leichter gemacht haben. Trotzdem


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1041

erledigst du deine Arbeit, deine Aufgaben, wie man auch dem Budget ent­nehmen kann, mit sehr viel Drive und Power. Dafür gebührt dir ein herzliches Dankeschön.

Man merkt ja auch anhand der Debatte – und wir haben in diesen letzten
drei Tagen der Budgetdebatte auch schon andere Töne gehört –, dass du deine Arbeit offensichtlich sehr gut machst. Herzlichen Dank dafür! (Beifall bei
der ÖVP.)

Die Zahlen sind schon genannt worden. Lieber Mario Lindner, du hast angesprochen, dass das Personalthema ein großes ist. Das Personalthema ist ein großes im österreichischen Bundesheer, bei der österreichischen Polizei, im Pflegebereich, bei den Ärzten, bei den Facharbeitern (Abg. Lindner: Über­all!) – genau, du sagst es –, überall.

Welche Maßnahmen können wir im Rahmen dieses Wettbewerbs treffen, die dem Bundesheer vielleicht mehr Attraktivität verleihen, sodass es wieder interessant wird, beim österreichischen Bundesheer anzuheuern?

Da hätte ich einen Vorschlag, der keinen Cent Steuergeld kostet – und
ich möchte noch einmal betonen, ich bin total begeistert von dieser Debatte hier jetzt, selten wahrgenommen in den letzten Tagen –: Was wir tun können,
ist, dass wir positive Dinge des österreichischen Bundesheers hervorheben, in­dem wir es nicht krankreden, indem wir begeistert erzählen, wie schön es
ist, für das österreichische Bundesheer arbeiten zu dürfen, welch schöne Aufga­be es ist, für die Republik arbeiten zu dürfen.

Dasselbe gilt auch für den Bereich Pflege: Wir sollten mehr darüber
erzählen, welch schöne Erlebnisse man in der Pflege haben kann. Man kann doch nicht erwarten, dass junge Menschen – und sie sitzen hier oben – sich
für einen Beruf entscheiden, der in der Öffentlichkeit ständig krankgeredet wird.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch eine Sache sagen, die mir
wirklich, wirklich wichtig ist – das hat nicht originär mit deinem Budget zu tun,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1042

Frau Bundesminister –: Ein Abrüsten der Worte, glaube ich, würde uns
allen guttun. Diese Debatte zeigt, dass dies auch möglich ist.

Ich halte nichts davon, wenn man lächelt oder zwischenruft, wenn Abgeordnete sagen, dass sie an dieses Land glauben. Ich glaube an die Jugendlichen,
die hier oben sitzen, denn sie werden unsere Zukunft gestalten. Ich glaube an die Kraft der Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam mit ihren Mitarbeitern, denn sie werden uns mit ihrer Innovationskraft in der Zukunft unterstützen.

Ich glaube an die Menschen, die am Ende ihres Arbeitslebens oder in
der Pension stehen, denn sie haben wertvolle Lebenserfahrung, die sie gerne mit uns teilen. Ich finde überhaupt nichts schlecht daran, wenn man an das
glaubt. Ganz im Gegenteil, genau das ist der Grund, warum ich hier stehe und warum ich Abgeordnete geworden bin. Würde ich nicht daran glau­ben, wäre ich falsch an diesem Platz. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Rössler.)

Jetzt sollten wir es zusätzlich noch schaffen, dass man die Wortwahl so
ändert, dass sie – sie muss nicht kritiklos sein – für das Gegenüber zumindest wertschätzend ist. Auch wenn die Immunität in diesem Hause hier
schützt: Ich glaube nicht, dass der eine oder andere Abgeordnete in demselben Ton, wie hier manchmal mit Kollegen umgegangen wird, draußen, außerhalb dieses Hauses, redet. Das würde uns allen gut tun, und ich glaube, wir alle hätten auch ein bisschen mehr Freude daran. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

12.00


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Axel Kassegger. – Bitte.


12.01.05

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Frau Kollegin Smodics-Neu­mann, wir glauben auch an die Österreicher, wir glauben auch an die öster­reichischen Unternehmen, wir glauben auch an unsere österreichische Jugend. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller.) Woran wir nicht glauben, ist einerseits


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1043

diese Bundesregierung (Beifall bei der FPÖ), wir glauben aber auch nicht, dass Herr Nationalratspräsident Sobotka und seine Amtsführung mit der
Würde des Hauses vereinbar sind, und wir glauben, dass er tunlichst zurücktre­ten sollte. (Beifall bei der FPÖ.)

Nun aber zur UG 14: Kollege Ofenauer hat ja schon erwähnt, dass die Vor­gänger der Frau Bundesminister das Bundesheer „abgewirtschaftet“ hätten. Ich gehe jetzt nicht ins Detail, ich habe mir herausgeschrieben, wer diese Vor­gänger waren. Diese Beurteilung muss man leider bis zu einem gewissen Grad auch teilen, was den Wahrheitsgehalt betrifft, aber wir wissen doch alle,
wer letztlich dafür verantwortlich ist, ob das Bundesheer mit finanziellen Res­sourcen ausgestattet wird oder nicht: Das ist der Finanzminister und nicht
der Verteidigungsminister. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenbemerkung von Bundes­ministerin Tanner. – Abg. Kühberger: Man sieht, ihr habt wenig Regierungsver­antwortung gehabt bisher, darum weißt du das nicht! – Ruf bei der ÖVP: Lernen Sie Geschäftsordnung!)

Da sind wir dann im Bereich der Finanzminister aus der SPÖ bis 2000
und ab 2002 de facto Finanzminister aus der ÖVP, wobei Grasser für mich – auf diese Diskussion lasse ich mich nicht ein – eigentlich immer schon ein Finanzminister der ÖVP und keinesfalls der FPÖ war. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit des Abg. Ofenauer. – Abg. Kühberger: ... die Form, die ihr gern
gehabt hättet ...! – Abg. Ofenauer: Das ist eine Selbstverleugnung! – Abg. Meinl-Reisinger: Das ist Kindesweglegung! – Ruf bei der SPÖ: Kindesweglegung!)

Wir stellen uns jetzt die Frage: Wollen wir unsere Neutralität verteidigen, wollen wir eine militärische Landesverteidigung? – Ja, selbstverständlich, wobei
diese Frage redundant ist, die brauchen wir uns gar nicht zu stellen, das steht in unserer Verfassung.

Wir haben 2024 ein Budget sozusagen aus dem Reigen des Geld-spielt-keine-Rolle-Budgets, das ja 20 Milliarden Euro Defizit verursacht – das dürfen
wir nie vergessen. Gott sei Dank, sage ich, ist auch das Bundesministerium für


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1044

Landesverteidigung bedacht worden. Ich will das nicht kleinreden, 4 Mil­liarden Euro sind einmal mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, sicher mehr als zehn Tropfen, vielleicht sind es 100 Tropfen auf den heißen Stein.
Wenn wir aber – Kollege Reifenberger hat es schon erwähnt – als neutrales Land, das wir nach unserer Verfassung verpflichtend sind und das sich nicht auf Militärbündnisse stützen kann (Zwischenruf der Abg. Scharzenberger), wirk­lich in dem Ausmaß, in dem es notwendig wäre, die Aufgaben der militärischen Landesverteidigung erfüllen können wollen, dann sind 4 Milliarden Euro –
das ist die traurige Wahrheit – deutlich zu wenig. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Scharzenberger.)

Mir fehlt auch ein bisschen der Glaube an Ihre Ernsthaftigkeit, was die
finanzielle Sicherheit betrifft: das verbindliche Landesverteidigungs-Finanzie­rungsgesetz, zu dem die Freiheitliche Partei vorgeschlagen hat – Sie ha­ben das dann aber abgelehnt –, es in den Verfassungsrang zu heben, um Ver­bindlichkeit, Rechtssicherheit und Ernsthaftigkeit für die nächsten zehn
Jahre zu haben. Da haben Sie dann wieder gezuckt, da wollten Sie nicht mitge­hen. Wir werden uns also ganz genau anschauen, wie das mit dem Auf­bauplan 2032 in den nächsten Jahren tatsächlich vonstattengeht, was die Finan­zierung betrifft. (Beifall bei der FPÖ.)

Zu den Mengenkomponenten: Mittlerweile hat – das ist auch gut; es ist
von den Vorrednern schon gesagt worden – die Erkenntnis Platz gegriffen, dass militärische Landesverteidigung nicht nur in Zeiten wie diesen, sondern zu
allen Zeiten Bedeutung hat. Wir sehen ja jetzt anhand der Kriege, dass
der Kampf der verbundenen Waffen nichts ist, was der Vergangenheit angehört.

Wie oft habe ich in den letzten 15 Jahren, vor allem auch von Ihnen (in Richtung ÖVP), gehört: Wir brauchen keine schweren Waffen mehr, wir brauchen
keine Panzer mehr, wir brauchen keine Artillerie mehr, wir brauchen keine Hau­bitzen mehr!? – Die Erkenntnis, dass Ihre Beurteilung falsch war, hat jetzt
Gott sei Dank Platz gegriffen. Wir brauchen das selbstverständlich, wenn man


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1045

sich die quantitative Komponente des Aufbauplans anschaut. (Abg. Wurm:
Weil wir immer recht haben! Wir haben immer recht!)

Dann stellt man sich die Frage: Ist das wirklich ausreichend? – Meines Erachtens ist es nicht ausreichend. (Zwischenruf des Abg. Stögmüller.) Wir haben 112 Schützenpanzer und 56 Kampfpanzer, die bis 2032 mühsam wieder instand gesetzt werden. Nur so zum Vergleich: Die Schweiz hat 134 Kampfpanzer
und 483 gepanzerte Fahrzeuge – also das ist eine andere Sportart, eine einer ernst gemeinten militärischen Landesverteidigung eines neutralen Landes entsprechende Quantität. Davon sind wir halt leider doch sehr, sehr weit weg. (Beifall bei der FPÖ.)

Da rede ich noch gar nicht von Polen, Sie wissen das, in Polen sind das
ganz andere Dimensionen, die nehmen das wirklich ernst. Die Polen sind auch so gescheit, dass sie mit den Koreanern eine Vereinbarung haben, dass die
Panzer zunächst in Korea und dann in Polen hergestellt werden – also auch eine Plus-plus-Situation, was die Wirtschaft des eigenen Landes betrifft: Da
werden Produktionsstätten geschaffen, da werden Arbeitsplätze geschaffen. Das ist doch ein Weg in einem Ausmaß und einer Intensität, der unseres Erachtens notwendig wäre. (Zwischenruf des Abg. Schmuckenschlager.) – Das ist die materielle Komponente, was die Ausstattung betrifft.

Personal ist auch schon angesprochen worden. Wir stellen halt schon fest, dass der Motivation des bestehenden Personals in den letzten Jahren schon übel mitgespielt worden ist – wir haben es auch im Ausschuss besprochen beziehungsweise die Frage gestellt –: Es gibt doch erhebliche Austritte, vor allem im Unteroffizierskorps et cetera. Das ist wirklich ein Problem, das man an­gehen muss.

Ich möchte mich aber auf die Miliz beziehen. Es ist unseres Erachtens eine Con­ditio sine qua non, also eine Grundbedingung, damit das Milizsystem,
das auch in der Verfassung steht, überhaupt funktioniert, dass wir raschest und schleunigst zum Modell sechs plus zwei zurückkehren, das im Übrigen


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1046

Sie unter Minister Platter nicht abgeschafft, aber ausgesetzt – also de facto abgeschafft – haben (Abg. Laimer: Kreisky-Modell! Sechs plus zwei ist das
Kreisky-Modell!),
was dazu führt, dass die sogenannten Befüllungsgrade in unse­ren Milizbataillonen katastrophal sind und die Milizbataillone ihren Auftrag aufgrund von Personalmangel nicht erfüllen können. Das gehört raschest berei­nigt, und das kann man ganz einfach tun, indem Sie diesem Ent­schließungsantrag der Freiheitlichen Partei zustimmen beziehungsweise
das umsetzen.

Der Antrag lautet:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen be­treffend „Wiedereinführung von 8 Monaten Grundwehrdienst, im Mo­dell 6 + 2 Monate“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert dem Nationalrat eine Änderung des Wehrgesetzes vorzulegen, welche die Wiedereinführung von 8 Mona­ten Grundwehrdienst, im bewährten Modus 6 + 2 Monate, beinhaltet, damit verpflichtende Milizübungen in vollem Umfang wieder möglich sind.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

12.07

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten MMMag. Axel Kassegger, Ing. Mag. Volker Reifenberger

und weiterer Abgeordneter


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1047

betreffend Wiedereinführung von 8 Monaten Grundwehrdienst,
im Modell 6 + 2 Monate

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundes­voranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anla­gen (2300 d.B.) – UG 14, in der 239. Sitzung des Nationalrates, am 23. No­vember 2023

Der Entwurf zum Bundesvoranschlag 2024 (BVA-E 2024) sieht für die UG 14-Militä­rische Angelegenheiten im Finanzierungshaushalt Auszahlungen iHv insgesamt
4,02 Mrd. EUR vor. In Summe stehen der UG 14 Militärische Angelegenhei­ten im Zeitraum des BFRG 2024-2027 somit 18,1 Mrd. € zur Verfügung, beginnend von 4,0 Mrd. € im Jahr 2024 ansteigend auf 5,0 Mrd. € 2027. Der Anteil der Investitionen an den Gesamtauszahlungen der Untergliederung steigt somit deutlich um rd. 8 %-Punkte auf 29,6 % gegenüber 21,5 % im BVA 2023. Der Anteil des Personalaufwands fällt 2024 um 8,4 %-Punkte und hat nur mehr einen 40,6 %-Anteil am Budget der UG 14-Militärische Angelegenheiten. Der betriebliche Sachauf­wand steigt um 8,8 % und umfasst rd. 29 % der Gesamtauszahlungen.

Durch die verantwortungslose Verkürzung des Grundwehrdienstes auf 6 Monate als untaugliches Wahlzuckerl hat der ehemalige ÖVP-Minister Günther PLATTER
dem Bundesheer und damit Österreich nachhaltig geschadet. Nur die Miliz ermöglicht ein Aufwachsen des Heeres auf die nötige Einsatzstärke. Die chronische Unter­dotierung brachte dazu noch einen schweren Mangel an Ausrüstung und Ausstat­tung. Der Wegfall der Übungspflicht und die reduzierten Ausbildungskapazi­täten führten zur Personalknappheit bei der Miliz. Dies alles wirkte sich negativ auf die Verfügbarkeit und Einsatzbereitschaft der Miliz aus, so die Erkenntnis der Ressortführung selbst im Jahr 2019 und des Rechnungshofes!

Die Milizverbände und -einheiten weisen einen dramatischen Fehlbestand an Per­sonal und Material auf, der umgehend beseitigt werden muss. Für eine mobil-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1048

zumachende Miliz ist es unabdingbar, wieder verpflichtende Waffen­übungen einzuführen. Diese Maßnahmen sind umgehend umzusetzen, weil niemand weiß, ob wir nicht nur 3000 Mann, sondern alle Soldaten einmal brauchen
werden. Die Bundesregierung ist aufgefordert, diese Schritte im Sinne des Schutzes unseres Staates und seiner Bevölkerung unverzüglich zu setzen!

Der wesentlichste Schritt dazu ist, durch die Änderung des Wehrgesetzes,
die Wiedereinführung der 8 Monate Grundwehrdienst, im bewährten
Modell 6 + 2 Monate. Nur so bekommt das Bundesheer wieder die notwendigen Kräfte für die Miliz, die Möglichkeit diese auszubilden und gemeinsam zu
üben und sich damit auf die verfassungsrechtlich vorgegebene Aufgabe der militä­rischen Landesverteidigung vorzubereiten. Es würde auch damit endlich der
laufend praktizierte Verfassungsbruch abgestellt werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert dem Nationalrat eine Änderung des Wehr­gesetzes vorzulegen, welche die Wiedereinführung von 8 Monaten Grundwehr­dienst, im bewährten Modell 6 + 2 Monate, beinhaltet, damit verpflich­tende Milizübungen in vollem Umfang wieder möglich sind.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht daher mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Peter Weidinger. – Bitte.


12.07.53

Abgeordneter Mag. Peter Weidinger (ÖVP): Ich darf gleich einmal mit zwei tatsächlichen Berichtigungen beginnen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1049

Erstens: Herr Abgeordneter Axel Kassegger hat behauptet, Sky Shield
sei ein militärisches Bündnis. – Das ist falsch (Abg. Kassegger: Habe ich nicht be­hauptet! – Abg. Hauser: ... hör zu ...!), es ist eine Beschaffungsinitiative.

In meinen Augen besteht da wirklich die Gefahr, dass die Freiheitliche Partei die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher aufs Spiel setzt. Wir
wissen, immer mehr nicht staatliche Akteure verfügen auch über Raketenpotenzial. Es ist eine vernünftige und kluge Politik, dass Österreich den Weg der Sicherheit wählt und auch für Österreich einen Schutzschirm
spannt. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Kassegger: Sie haben etwas behauptet, dass ich was behauptet habe, was ich nie behauptet habe! Seine Behauptung ist falsch!)

Weiters darf ich auch festhalten, dass Abgeordneter Fuchs das Militär­budget zwar eigentlich gelobt hat, muss man ja sagen, er hat es hier im großen Ausmaß gelobt, aber er hat natürlich auch wieder, wie es die FPÖ immer
wieder macht, versucht, eine Unwahrheit hineinzubringen, indem er gesagt hat, wir würden Waffen in die Ukraine liefern. – Das ist vollkommen falsch. Österreich liefert keine Waffen in die Ukraine! (Beifall bei der ÖVP. –
Abg. Kassegger: Die Europäische Union ...! – Zwischenrufe der Abgeordneten Hauser und Lausch.)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Wir haben das
höchste Sicherheitsbudget. Ich möchte das Rad der Zeit zurückdrehen: Als ich 2017 hier in dieses Hohe Haus gewählt wurde, war es für mich als gestan­denen Villacher bei der Angelobung selbstverständlich, mich für die Interessen der Republik und für die Interessen meiner Heimat einzusetzen. Das
bedeutet, den Garnisonsstandort Villach zu erhalten und auch auszubauen.

Es war ein besonderes Ereignis, als wir im Herbst 2020 unter dem Vor­sitz von Frau Bundesministerin Klaudia Tanner mit dem Kärntner Landeshaupt­mann und dem Villacher Bürgermeister – ich durfte auch dabei sein – die Fixpunkte für die Großkaserne in Villach festgelegt haben.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1050

Was beinhalten diese? – Erstens wird die Bauwirtschaft mit 370 Millionen Euro stimuliert – ein wichtiges Zeichen, um den Arbeitsmarkt zu beleben.

Zweitens: Aus drei Kasernenstandorten in Villach wird einer gemacht, eine große moderne Kaserne. Das bedeutet weniger Bodenversiegelung, dafür neue Flächen in der Innenstadt – die der beiden Kasernenstandorte –, die
für Betriebs- und Industrieansiedelungen und für leistbares Wohnen verwendet werden.

Drittens gibt es einen Schwerpunkt, den die Frau Bundesministerin ent­schieden hat, auf Cyberdefence. 1 000 Soldatinnen und Soldaten werden dafür Sorge tragen, dass wir Österreich im Cyberraum sicher halten und
auch eine entsprechende Gefahrenabwehr vornehmen. (Beifall bei der ÖVP.)

Das passt auch perfekt zur Strategie unserer Region: Wir sind eine Hightechstadt mit der größten HTL mit einem IT-Schwerpunkt, mit besonderem Austausch mit dem Verteidigungsministerium und wir gelten als die Chipschmiede Österreichs und damit die Zukunftswerkstadt im Süden der Republik.

Diese 1 000 Soldatinnen und Soldaten werden nicht nur in Villach, sondern auch in den Umlandgemeinden leben, sie stärken damit den ländlichen Raum –
und es ist bekannt, dass es vor allem die Soldatinnen und Soldaten sind, die sich ehrenamtlich in Vereinen engagieren und so ihren Beitrag für die kulturelle Vielfalt in Kärnten leisten.

Dabei wird aber auch der nachhaltige Gedanke gelebt, indem die Regio­nalwirtschaft gestärkt wird, da die Einkäufe und die Versorgung vor Ort bei den Bäckern, bei den Fleischern, bei den Direktvermarktern erfolgen – somit
stärken wir auch die regionalen Kreisläufe. Das nenne ich Sicherheitspolitik Mar­ke Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. (Beifall bei der ÖVP.)

Ein Blauer und viele Rote haben es angekündigt, die Entscheiderin für
den Standort und den Ausbau war und ist Bundesministerin Klaudia Tanner.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1051

Danke vielmals für dieses Engagement! Heute ist ein großer Tag für Kärnten, für Villach und für Österreichs Sicherheit. (Beifall bei der ÖVP.)

12.11


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Klaus Köchl zu
Wort. – Bitte.


12.11.51

Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Ich darf zuerst im Namen meiner lieben Kollegin Karin Greiner die Betriebsrätinnen und Betriebsräte der Firma Sappi in Gratkorn, Graz-Umgebung, auf das Herzlichste begrüßen. Es freut uns, dass ihr bei uns
seid! Grüß euch! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

Ist es Zufall, wenn im Nationalrat zwei Kärntner nacheinander zu Wort gelangen? Frau Minister, ich möchte mich den Dankesworten, was die Kaserne und die große Investition in Villach betrifft, anschließen.

Die Landesregierung und allen voran Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser
waren schon sehr stolz und haben auch in ganz Kärnten mit Stolz berichtet, dass man aus drei Kasernen eine Kaserne macht. Auch der Villacher Bürgermeis­ter ist sehr froh, die ganze Region lebt auf. Es geht da einfach darum,
dass es eine moderne Kaserne gibt, dass Villach und alle umliegenden Gemein­den davon profitieren, und die regionalen Unternehmer und die Arbeits­plätze sind damit gesichert. Vielen herzlichen Dank, dass das geklappt hat! Auch ich möchte mich bei dieser Gelegenheit noch einmal recht herzlich bedanken. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abgeordneten Pfurtscheller und Ofenauer.)

Dort oben wird es sicher eine Truppenküche geben, davon bin ich überzeugt, weil es ja eine ganz moderne Kaserne wird. Auch im Burgenland gibt es
eine moderne Kaserne, nämlich die Montecuccoli-Kaserne, und auch dort sind circa 700 oder 1 000 Leute stationiert. Wie ich höre – das hat mir mein Kol­lege Christian Drobits gesagt –, hätte man im Burgenland schon gerne, dass eine so moderne Kaserne nicht Fertiggerichte aus Graz angeliefert bekommt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1052

Es gibt jetzt ein Millionen- beziehungsweise ein Milliardenbudget, und da, Frau Minister, ist das für mich einfach eine Schieflage, denn bei solch einer
Kaserne mit so vielen Leuten müsste man doch eine Küche anbauen können! Das wäre ein großes Anliegen der Burgenländer. Ich glaube, das müsste funktionieren. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich habe die Diskussion, die wir jetzt führen, sehr genau verfolgt, habe genau zugehört, und für mich ist eines klar: Was die Investitionen betrifft, wird
es schrittweise gehen – das ist auch in Ordnung –, aber eine Schieflage gibt es ganz einfach beim Personal. Jeder einzelne Abgeordnete, der am Redner­pult war, hat etwas zum Personal – ob es Unteroffiziere sind, Offi­ziere sind – und der Bezahlung gesagt.

Ich möchte aber auch noch einmal auf die Handwerker aufmerksam machen. Ich weiß, dass es bezüglich der Gemeinden irrsinnig schwer ist. Da gehört im Bereich der Stellenpläne unbedingt etwas gemacht. Frau Minister, das ist einfach wichtig, weil Ihnen sonst der Nachwuchs ausgehen wird! Das wird irrsinnig schwer und das gehört ganz einfach dazu und das sollte man in Angriff nehmen.

Ansonsten können eigentlich der gesamte Nationalrat und die Republik Österreich und seine Bewohner mit diesem Budget, was die militärischen Ange­legenheiten betrifft, zufrieden sein. Mit dem restlichen Budget können
wir nicht zufrieden sein, denn da wird Geld ausgegeben, das meines Erachtens nicht richtig bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommt. (Zwischenruf
bei der ÖVP.)
Das wird dann aber wahrscheinlich eine neue Regierung eh besser machen. – Was das Militärische angeht, passt das jetzt einmal. (Beifall bei
der SPÖ sowie der Abg. Diesner-Wais.)

12.15


Präsidentin Doris Bures: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Irene Neumann-Hartberger zu Wort. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1053

12.15.08

Abgeordnete Irene Neumann-Hartberger (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherin­nen und Zuseher! Betrachtet man die gegenwärtige geopolitische Situation, wird einem auch als Nichtfachmann sehr schnell klar, dass sich die Anforderun­gen an eine umfassende Sicherheitsvorsorge und eine damit einhergehende um­fassende Landesverteidigung in Österreich wie auch in anderen europäi­schen Ländern erhöht haben, und das Budget für das Ressort Landesverteidi­gung ist eine deutliche Antwort auf diese Veränderung.

Für die in Österreich verfassungsgesetzlich verankerte umfassende Landesverteidigung braucht es ein modernes, ein weiterentwickeltes und viel­fältig einsetzbares Bundesheer, und dieses Budget ist ein deutliches Be­kenntnis, um diese Ziele zu erreichen und so einen hohen Grad an nationaler Sicherheit für die gesamte Bevölkerung zu gewährleisten. (Beifall bei der
ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sicherheit bedeutet jedoch nicht nur, die Bevölkerung durch militärische Kern­kompetenz vor unmittelbaren Einwirkungen zu schützen, sondern auch krisenfest zu bleiben, um sich jetzigen und auch zukünftigen Herausforderungen zu stellen.

Wenn wir über künftige Herausforderungen sprechen, müssen wir auch
immer die im Regierungsprogramm verankerten Aspekte Nachhaltigkeit und Kli­maschutz mit anführen – zwei kleine, aber dennoch wichtigen Aspekte,
die in diesem Verteidigungsbudget nicht nur durch die klimafreundliche Bewirt­schaftung der Forstflächen zum Beispiel auf den Truppenübungsplätzen
oder bei der Umsetzung von Infrastrukturprojekten Richtung Autarkie eine Rolle spielen, sondern auch, und das ist mir besonders wichtig, im Verpflegungs­management des österreichischen Bundesheeres einen wichtigen Platz einneh­men. Besonders hervorheben möchte ich, dass bei der Truppenverpfle-


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gung vorbildlich im Sinne regional und saisonal verfügbarer Lebensmittel – na­türlich im Rahmen der Möglichkeiten der Beschaffung – agiert wird.
(Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Frau Ministerin, Sie waren Vorreiterin und Vorbild in dieser Thematik und haben sich sehr bald nach Ihrem Amtsantritt für mehr Österreich am Teller in der Gemeinschaftsverpflegung ausgesprochen, denn die seit September
geltende Verpflichtung zur Herkunftskennzeichnung in der öffentlichen Ver­pflegung ist das eine, aber das Bestreben, mehr oder hauptsächlich öster­reichische Produkte zu verkochen, das andere, und ein starkes österreichisches Bundesheer braucht ein effektives und effizientes Verpflegungsmanagement.

Das Ziel, eine ernährungsphysiologisch gesunde Verpflegung durch
eine regionale hochwertige Mahlzeit für alle Verpflegungsteilnehmerinnen
und -teilnehmer des Bundesheeres zur Verfügung zu stellen und gleich­zeitig dadurch die regionale Wertschöpfung – sprich: auch die österreichische Landwirtschaft – zu stärken, möchte ich heute in den Fokus stellen. Dies
ist ein Ziel, das Sie dankenswerterweise sehr vorbildlich verfolgen – nicht so, wie es bei der deutschen Bundeswehr gerade der Fall ist, die Rindfleisch künftig gänzlich vom Speiseplan streichen wird.

Mit der Einführung des Klimatellers wurde bereits ein weiterer Schritt getätigt, saisonale, ausgewogene und nährstoffreiche Mahlzeiten in den Verpfle­gungsalltag zu integrieren. Wir sind stolz darauf! Liebe Frau Bundesministerin, vielen Dank für Ihr engagiertes, ambitioniertes Vorgehen im Generellen,
aber auch im Speziellen dafür!

Abschließend möchte ich meinem jüngeren Sohn, der heute am Abend in Ternitz feierlich angelobt wird, noch einen schönen Tag wünschen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

12.19


Präsidentin Doris Bures: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Gerhard Kaniak zu Wort. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1055

12.19.18

Abgeordneter Mag. Gerhard Kaniak (FPÖ): Frau Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ja, eines muss
ich in Replik auf meine Vorrednerin gleich einmal sagen: Wenn wir mit der Par­lamentarischen Bundesheerkommission bei Truppenbesuchen sind, dann
wird kaum eine Maßnahme so häufig kritisiert wie dieser Klimateller, der hier gerade lobend erwähnt worden ist. Vielleicht sollte man die Zusammen­stellung noch einmal überdenken und auf die Truppe hören, was im Bereich der Verpflegung gewünscht und was nicht gewünscht ist – das nur als kleine Anmerkung. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich bin ja vor allem auch als Milizoffizier sehr froh, dass es nun endlich ein Allpar­teienbekenntnis für ein vernünftiges Verteidigungsbudget gibt, dass hier
endlich mehr Mittel für die österreichische Landesverteidigung vorgesehen sind. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, den ich ausdrücklich begrüße.

 Ich möchte meine Redezeit heute aber dafür nutzen, auf einen Teilbereich des österreichischen Bundesheeres zu blicken, der häufig sträflich vernach­lässigt wird, nämlich das Sanitätswesen. Schauen wir zurück: In der Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, in den Achtzigerjahren, hatte das österreichi­sche Bundesheer 27 einsatzbereite Feldambulanzen. Aktuell schaffen wir es wahrscheinlich nicht einmal, ein einziges einsatzbereites Feldspital auf die
Beine zu stellen.

Ich weiß, es sind zwar einige Investitionen – vor allem in die Sanitätszentren – geplant. In der aktuellen Anfragebeantwortung habe ich gesehen, dass 8 Millionen Euro für ein neues Feldspital vorgesehen sind. Allerdings ist im Be­reich des Sanitätswesens die Personalproblematik, die wir auch in ande­ren Teilen des Bundesheeres haben, noch massiv verstärkt. Wir haben in den Einheiten Besetzungsgrade, die teilweise unter 25 Prozent liegen, und
damit kann natürlich kein Betrieb mehr stattfinden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1056

Wie Sie in Ihrer aktuellen Anfragebeantwortung zu den medizinischen Leis­tungen der Heeressanitätszentren aufgezeigt haben, ist die Zahl der tat­sächlichen medizinischen Eingriffe drastisch zurückgegangen und alleine in den letzten paar Jahren um über 50 Prozent gefallen. Das liegt nun einmal
nicht nur an der fehlenden Infrastruktur und der fehlenden Geräteausstattung, sondern vor allem ganz massiv an der fehlenden personellen Ausstattung.

Deshalb mein dringender Appell an Sie, Frau Ministerin: Wir haben einige gute Initiativen, was den Bereich der Rekrutierung von Ärzten anbelangt. Wir benötigen selbiges natürlich auch im Bereich der Sanitäter, der Pflegedienste im Heeressanitätswesen. Wir müssen da auch ähnliche Programme zur Rekru­tierung fahren, die Gehaltsschemata anpassen. Es wäre sicherlich hilfreich, wenn Sie es ähnlich wie bei der anstehenden Novelle des Apothekengesetzes
machen, mit der wir für die Heeresapotheker gesetzliche Verbesserungen und eine bessere Durchlässigkeit zwischen dem militärischen und dem zivilen
Bereich schaffen.

Schauen wir auch in andere Berufsbereiche: Wie schaut die Legistik aus? Setzen wir uns zum Beispiel dafür ein, dass wir das Sanitätergesetz reformieren,
sodass die Heeressanitäter vernünftige Befugnisse bekommen, so wie das im Rah­men der Einsatzplanung und der Sanitätsversorgung auch notwendig wäre! – Das wäre, glaube ich, ein ganz wichtiger Auftrag an Sie.

Wenn wir schon in die baulichen Maßnahmen investieren und die Heeressani­tätszentren neu aufsetzen, dann sollte man auch nicht vergessen, dass
wir im österreichischen Bundesheer praktisch überhaupt keine gehärteten Ret­tungsfahrzeuge, Bergefahrzeuge für den Kranken- und Verwundeten­transport mehr haben. Daran haben wir einen riesigen Bedarf. Nicht nur in den Zentralstellen, sondern auch in den Sanitätseinheiten der kleinen Ver­bände bräuchten wir solche Einheiten: gehärtete, mobile Rettungstransporter.

Vergessen Sie bitte nicht, dass wir im Bereich der Arzneimittelversorgung
auf Heeresebene ebenfalls gigantische Defizite haben! Aus meiner


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1057

Sicht brauchen wir eine Heeresapotheke Neu, eine Zentralapotheke mit zu­sätzlichen, neuen, dezentralen Apotheken im Sinne der Autarkie und
der Versorgungssicherheit der Truppe und vielleicht in weiterer Zukunft auch für andere Einsatzkräfte. Da besteht großer Investitionsbedarf. Das ist noch
nicht im Detail ausgearbeitet. Wir warten seit sechs Jahren auf einen Fähigkeits­katalog für die Heeressanität. Ich unterstütze Sie da gerne.

Orientieren wir uns für die Sanität bitte nicht an veralteten Konzepten
von vor über zehn Jahren, sondern an einem Sanitätskonzept 2030, das auch bei Ihnen in den Schubladen liegt! Ich denke, das bildet die aktuelle
Realität deutlich besser ab als die alten Pläne. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

12.23


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Manfred Hofinger. – Bitte.


12.23.45

Abgeordneter Ing. Manfred Hofinger (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sicherheit Österreichs und der Bevölkerung hat seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine eine
ganz neue Bedeutung bekommen. Daher hat sich die Bundesregie­rung entschlossen, heute das größte Sicherheitsbudget überhaupt mit über 8 Milliarden Euro – davon 4 Milliarden Euro für die militärische Landes­verteidigung – zu beschließen.

Frau Bundesminister, ich darf Ihnen, darf dir recht herzlich dazu gratulieren. Es ist ein Plus von 700 Millionen Euro und es ist ein riesiger Schritt in ein
modernes österreichisches Bundesheer. (Beifall bei der ÖVP sowie
der Abg. Disoski.)

Ich möchte kurz zwei Bereiche herausgreifen, die mir besonders wichtig erschei­nen, das ist einerseits die Rüstung und andererseits die Infrastruktur.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1058

Bei der Rüstung investieren wir 1,47 Milliarden Euro, das ist ein Plus von 55 Prozent, in die Mobilität. Da geht es um gepanzerte Fahrzeuge, den Pandur, oder auch die Modernisierung des Leopard-Kampfpanzers. In die Flugab­wehr wird investiert, 36 Hubschrauber – die Frau Bundesminister hat es auf den Punkt gebracht –, in Zukunft wird jeden zweiten Monat ein neuer Hubschrau­ber nach Österreich kommen, und wir beschaffen die Hercules mit vier Transportflugzeugen eines brasilianischen Herstellers nach und 850 Lkws.

Zur Infrastruktur: Für die Motivation der Truppe ist es wichtig, dass
moderne Kasernen bestehen. Wir haben es uns gemeinsam mit der Frau Bun­desministerin zur Aufgabe gemacht, dass wir bis 2025 100 Kasernen
autark machen, das heißt, sie müssen zwei Wochen lang hinsichtlich Energie, Wasser, Kraftstoff und Verpflegung unabhängig sein können.

Ich möchte an dieser Stelle das Panzergrenadierbataillon 13 und meine Heimatkaserne, die Zehner-Kaserne in Ried im Innkreis, hervorheben, wo jetzt mit der Sanierung begonnen wurde. – Frau Bundesminister, herzlichen
Dank dass das möglich geworden ist. In den nächsten Jahren werden 67 Mil­lionen Euro investiert. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

Sky Shield ist ein großes Thema. Die Bedrohungsszenarien durch Russland, das ja sehr viel mit Drohnen und Marschflugkörpern arbeitet, haben gezeigt,
dass wir in Österreich Nachholbedarf haben. Ich glaube, wir brauchen eine um­fassende Verteidigung in Österreich. Dazu haben wir uns auch bekannt.
Es stellt sich die Frage, ob wir das alleine stemmen können oder gemeinsam im Verbund; nicht in einem militärischen Verbund, wie es vorhin gesagt
wurde, sondern im europäischen Verbund, wo wir gemeinsam ein Abwehrsystem Sky Shield aufziehen können, an dem wir uns beteiligen können. Ich glaube,
dass wir da für die Sicherheit der österreichischen Bevölkerung und
von Österreich insgesamt auf dem richtigen Weg sind.

Frau Bundesminister, abschließend noch einmal herzliche Gratulation zu diesem Budget! Wir sind auf einem sehr guten Weg. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

12.26



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1059

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Alois
Kainz. – Bitte.


12.26.55

Abgeordneter Alois Kainz (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher auf der Galerie und zu Hause vor den Bildschirmen! Ja, ich möchte auch sagen: Das Budget ist wirklich hervorragend. Das heißt aber nicht, dass ich mit dem Budget voll zufrieden bin, sondern es ist auch eine gewisse Aufgabenverteilung notwendig, und diese
sollte zielgerichtet sein.

Zielgerichtet heißt auch – aus meiner Sicht aus meinem Wahlkreis 3B –, dass wir unsere großen Kasernen, wie in Allentsteig, nicht aus den Augen verlieren
und stiefmütterlich behandeln. Ich muss schon dazusagen, es ist ganz gut, dass wir jetzt einen Schritt mit den Mannschaftsunterkünften gesetzt haben.
Das war alles nicht mehr zeitgemäß, das war aus den 1970er-Jahren. Da sind wir auf einem guten und richtigen Weg, das begrüße ich sehr, aber natürlich
wären noch weitere Schritte notwendig.

Da bin ich jetzt bei einem Beispiel, das eh schon von den Vorrednern angesprochen worden ist: der Autarkie der Kasernen. Das ist alles schön und gut, aber man darf sich nicht immer unter einem falschen Deckmantel
selbst beruhigen und die Hand schütteln: Es ist alles gut und schön. – So ist es nicht. Die Autarkie ist tatsächlich noch in keiner einzigen Kaserne der 100 wichtigsten Liegenschaften gegeben. (Beifall bei der FPÖ.)

Da gibt es absoluten Handlungsbedarf! Da haben wir noch viele Schritte zu setzen – nicht immer sagen: 2025! – Laut Anfragebeantwortung durch
die Frau Bundesminister hätten wir 2024 schon 25 Kasernen schaffen sollen. Das haben wir nicht geschafft, weil es zum Beispiel an der Versorgung
mangelt; es ist immer irgendetwas. (Zwischenruf des Abg. Marchetti.)

Zur Autarkie, zur Versorgung und zur Regionalität der Kasernen: Da ist noch sehr viel im Trockenen und eigentlich nicht zu erledigen – da geht es jetzt um die


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Regionalität und um die Wiedereinführung der Truppenküche. Da gibt es Ressourcen, die aus meiner Sicht nicht wirklich genutzt werden. Man lässt sich von irgendwelchen Beratern nicht die objektive Meinung sagen oder man
schaut sich das vor Ort zu wenig an.

Die Liechtenstein-Kaserne in Allentsteig hat alle Ressourcen, um zu beginnen, wenn die Frau Bundesminister sagt: Wir starten, wir kochen wieder
regional! – Die Regionalität ist nicht, wie aus einer Anfrage hervorgeht, öster­reichweit – die Regionalität ist das Waldviertel, sind unsere Betriebe.
Wenn das für die Bundesbeschaffungsagentur ein Problem darstellt, dann muss man eine Regelung und eine Gesetzesänderung herbeiführen, sodass man wirklich wieder die Wirtschaft vor Ort, im Waldviertel, stärken kann. (Beifall bei der FPÖ.)

Dann geht es weiter – das betrifft nicht nur die Küche –, da könnten wir
ohne Probleme weiterreden. Man muss sich nur einmal die Organisationspläne anschauen. Die Personen in der Liechtenstein-Kaserne sind vorhanden –
nicht: die sind nicht vorhanden –, sie sind vorhanden, nur sind sie versteckt: Am Papier sind sie Hilfskräfte und nicht Fachkräfte.

Wenn irgendwo Personen wie zum Beispiel ein paar Köche fehlen, dann
müssen Sie mit Vizekanzler Kogler reden, dass man eine externe Ausschreibung macht, damit wir die Personen, die Köche zum Beispiel, aus der Privatwirt­schaft rekrutieren.

Weiters ist mir auch noch wichtig, die Autarkie der Kaserne anzusprechen. Wir haben ein Fernheizwerk, das die Kaserne mit Fernwärme beliefert. Die
EVN ist der Lieferant. In zehn Jahren haben wir 6,5 Millionen Euro an die EVN gezahlt. Wir haben am Tüpl Allentsteig das Personal, die Ressourcen,
die Mannschaft, den Wald – wir haben alles. Da müssen wir bitte ansetzen.

Das ist wirklich nochmals mein Appell: Es geht bei vielen Dingen nicht
nur ums Geld, es gehen viele Dinge nicht nur mit Geld, sondern man muss da


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wirklich mit Augenmaß beurteilen. Meine letzte Botschaft: Lassen wir
unser Militär wieder seine ureigensten Aufgaben erledigen, damit könnten wir viele Ressourcen freischaufeln. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

12.31


Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Corinna Scharzenberger. – Bitte.


12.31.06

Abgeordnete Mag. Corinna Scharzenberger (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Dass das Verteidigungsbudget
das höchste in der Geschichte ist, haben wir schon einige Male gehört. Frau Bun­desministerin, Sie sind eine kompetente und eine harte Verhandlerin (Bei­fall bei Abgeordneten der ÖVP), aber leider spielt auch mit, dass wir in veränderten Zeiten leben, dass die Menschen aufgrund multipler Krisen Angst davor
haben, dass der Krieg spürbar näher rücken könnte. Das ist nachvollziehbar, die­se Sorgen nehmen wir natürlich ernst.

Wir heben das Verteidigungsbudget auf ein international vergleichbares Niveau und setzen damit ein eindeutiges Signal. (Beifall des Abg. Ofenauer.) Wir
setzen den Kurs der strategischen Neuausrichtung unseres Bundesheeres fort. Kollege Reifenberger, weil eine langfristige Planbarkeit enorm wichtig ist, investieren wir auch nachhaltig. Wir fördern die Fähigkeiten unseres Heeres mit Investitionsvorhaben im Bereich der Rüstung. Wir treiben damit die Moder­nisierung im Heer voran und schaffen die Fähigkeit, Luftbedrohungen entgegenzutreten. Und noch einmal: Sky Shield ist keine Frage der Neutralität, Sky Shield ist eine Frage der Sicherheit. (Beifall bei der ÖVP sowie des
Abg. Stögmüller. – Abg. Lausch: Da müsst ihr immer Nato dazusagen! ... Frage der USA-Sicherheit!)

Wir schützen uns damit auf europäischer Ebene vor Luft- und Raketen­angriffen und bringen damit den Beweis, dass wir eine wehrhafte und lebendige


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Demokratie sind. Sky Shield ist also vieles – ein Beweis für unsere Vertei­digungsfähigkeit, ein historisch bedeutsamer Grundstein für eine verbesserte Sicherheitsarchitektur –, was es aber ganz sicher nicht ist, Herr Kollege Kassegger: ein Militärbündnis. Es gibt keine gemeinsamen Befehls- und Kom­mandostrukturen und das wissen Sie auch. Mit Ihren rechtspopulisti­schen Parolen zu spielen und zu behaupten, dass Sky Shield die Neutralität gefährde, ist einmal mehr der Beweis, dass Sie unter Parteichef Herbert Kickl das einzige Sicherheitsrisiko in unserer Demokratie sind. (Beifall bei der ÖVP.)

Gerade jetzt ist es umso wichtiger, für unsere Gemeinschaft einzustehen und un­sere Werte zu schützen. Nur eine wehrhafte Demokratie ist auf Dauer
auch eine freie Demokratie. Es liegt der Verdacht nahe, dass das Wort freiheit­lich im Parteinamen der FPÖ doch nur die Verniedlichungsform von
Freiheit ist.

Und ja, apropos FPÖ: Was habt ihr eigentlich bei den Taliban gemacht? Wollen Sie uns das erzählen? Habt ihr euch über euer gemeinsames Frauen- und Familienbild ausgetauscht? (Abg. Lausch: Waren Sie dabei?) Erzählen Sie es uns! Es würde uns alle interessieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Lausch: Reden Sie ein bisschen darüber, es scheint Ihr Thema zu sein! – Abg. Kaniak: Ihr zahlt die Taliban!)

Während die einen sich also für den Weg des Entmutigens und der Angst­mache entscheiden, handeln wir umso entschlossener. Wir haben, geprägt von Hausverstand, ein Budget vorgelegt, das im Kern ökosozial und innovativ
ist. Wir setzen auf Sicherheit und Wohlstand. Eines ist völlig klar: Wir glauben an Österreich und wir glauben an die Menschen, an die Familien und die
Betriebe in diesem Land. Sie alle beweisen in ihrem täglichem Tun, dass sie krisensicherer und resilienter denn je sind. Genau das macht unser
Österreich aus, deshalb sind wir so ein starkes und zukunftsreiches Land. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

12.34



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1063

Präsidentin Doris Bures: Zur Untergliederung Militärische Angelegenheiten
liegt mir nun keine Wortmeldung mehr vor, daher werde ich die Debat­te zu diesem Themenbereich für beendet erklären. – Danke, Frau Ministerin.


12.34.53UG 34: Innovation und Technologie (Forschung)

UG 41: Mobilität

UG 43: Klima, Umwelt und Energie

Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen nun zu den Untergliederungen Innovation und Technologie, Mobilität sowie Klima, Umwelt und Energie.

Hierüber findet eine gemeinsame Debatte statt.

Ich begrüße Frau Bundesministerin Gewessler in unserer Mitte und erteile Frau Abgeordneter Petra Oberrauner das Wort. – Bitte.


12.35.16

Abgeordnete Mag. Dr. Petra Oberrauner (SPÖ): Geschätzte Frau Präsi­dentin! Herr Staatssekretär! Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kolle­gen! Geschätzte Damen und Herren bei uns im Parlament und zu Hause
vor den Bildschirmen! Als Sprecherin der SPÖ für Innovation und Technologie möchte ich als Erstes etwas ganz Positives sagen: Österreich ist ein guter Forschungsstandort. Das zeigen die zahlreichen Nobelpreise, das zeigt die For­schungsquote, laut der wir als eines von vier europäischen Ländern die Zielvorgaben von mindestens 3 Prozent erreichen und erfüllen, und es zeigt das verbesserte Ranking im Innovationscoreboard von Platz acht auf Platz sechs.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass wir es seit vielen Jahren nicht schaffen, zu den führenden europäischen Innovationsleadern aufzurücken. Das hat auch – und das ist wissenschaftlich bewiesen – mit den Verlusten, die
wir in der Elementarpädagogik noch immer haben, zu tun.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1064

3 Prozent des BIPs klingt sehr gut, wir haben aber ein bissel Glück gehabt – nicht im internationalen Sinn, aber betreffend diese 3 Prozent –, weil wir leider
ein niedriges BIP gehabt haben, das ist also auch dem geschuldet. Als zusätzli­ches Geld feiern wir auch vieles ab, was schon voriges Jahr beschlossen
wurde. Das wird jetzt als neues Geld sozusagen gefeiert, das haben wir nur re­serviert, aber nicht ausgegeben, und das wird da auch dazugezählt.

Letztendlich ist das Budget für angewandte Forschung trotz der Kostenexplo­sion der letzten zwei Jahre kaum gewachsen. Die angewandte Forschung
ist aber der Schlüssel, um die gewaltige Aufgabe, vor der wir stehen, zu meistern, nämlich: Österreich als Hightechland und Industriestandort erfolgreich durch
die digitale und grüne Transformation zu führen und wettbewerbsfähig
zu machen. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich möchte zum Bereich Weltraum kommen. Dort haben wir das erste Mal nach langen Verhandlungen den Mitgliedsbeitrag gezahlt, jetzt, beim zweiten Mal
sind es 3 Millionen Euro. Das ist relevant für die Firmen, die im Weltraumbereich arbeiten. Das sind circa 120 Firmen in Österreich, die zum Teil auch Welt­marktführer sind. Sie kommen aber nur dann zu diesen Mitteln und Aufträgen der ESA, wenn wir Mitglied sind und wenn wir unsere Beiträge entspre­chend einzahlen. Die Zeit, die wir versäumt haben, weil diese Mittel im ersten Budget nicht vorgesehen waren, bringt uns natürlich in einen Wettbe­werb mit anderen Ländern wie Ungarn, Rumänien und Tschechien. Wir haben da eigentlich Zeit verloren.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass man Österreich in diesem Bereich ernst
nehmen muss. Wir sind da sehr kompetent, sehr führungsorientiert, aber wir müssen mit einer höheren Summe als 3 Millionen Euro nachziehen. (Abg. Niss: Es sind auch 30 Millionen Euro!) Das wird leider für diesen Bereich nicht
ausreichen.

Ich möchte meinem Kollegen aus Kärnten Peter Weidinger noch sagen, dass es mich freut, dass Villach die „Chipschmiede Österreichs“ ist. Ich möchte


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1065

daran erinnern, dass Infineon ein internationaler Konzern ist und in Villach mit 1,5 Milliarden Euro die höchsten Investitionen in Europa auf internatio­naler Basis getätigt wurden. Ich glaube, das muss man schon unterstreichen, weil das in Österreich einmalig ist. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Eßl: Die
SPÖ redet von Konzernen! Da schau her, ganz neu!)

12.38


Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Lukas Hammer zu Wort. – Bitte.


12.38.50

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir heute über das Klima-und Umweltbudget reden, dann reden wir über eine historische Notwendigkeit.
Mit diesem Rekordbudget von über 3,8 Milliarden Euro für Umwelt, Klima und Energie machen wir genau das, worüber Jahrzehnte nur geredet wurde.
(Beifall bei den Grünen.)

Wir stellen uns an die Seite derjenigen Menschen, die seit Jahrzehnten an verschiedenen Stellen jeden Tag ganz konkret für Klima- und Umwelt­schutz kämpfen, dafür, dass das auch wirklich Realität wird. Das sind zum Bei­spiel die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umweltbun­desamt, eine der wichtigsten Umweltinstitutionen in unserem Land. Das Um­weltbundesamt ist eine Institution, die 1985 gegründet und damals,
vor 38 Jahren, mit einem Budget ausgestattet wurde. Das wurde seitdem nicht angepasst, auch nicht an die Inflation, es wurde nie erhöht.

Anstatt ihnen zynisch auf die Schulter zu klopfen (Zwischenruf bei der ÖVP) und ihnen für ihre wichtige Arbeit zu danken, machen wir heute genau das,
was sie verdienen und was sie auch brauchen: Wir statten sie endlich mit den finanziellen Ressourcen aus, die sie für ihre wichtige Arbeit brauchen,
und erhöhen ihr Budget von 15 auf 25 Millionen Euro. (Beifall bei den Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1066

Unser gemeinsamer Kampf für Umweltschutz, für Klimaschutz ist nur –
und ich wende mich jetzt an Sie, liebe Mitarbeiter:innen des Umweltbundes­amtes – durch Ihre Analysen, durch Ihre Expertise, durch die Daten, die
Sie uns zur Verfügung gestellt haben, möglich, und ich möchte mich von dieser Stelle ganz herzlich für Ihre Arbeit bedanken. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Schmuckenschlager.)

Mit diesem Budget stellen wir uns an die Seite jener Menschen, die ganz konkret ein Teil dieser Energiewende sein wollen: Das sind die Familien, die ihre
alte Öl- oder Gasheizung loswerden wollen; für die gibt es eine Förderung, wie es sie noch nie gab, von bis zu 100 Prozent. (Beifall bei den Grünen.) Das
sind jene Menschen, die ihre Häuser thermisch sanieren wollen, die dazu beitra­gen wollen, dass sie nicht beim Fenster rausheizen und dass sie weniger
Energie verbrauchen. Für sie erhöhen wir – mit einem Rekordbudget, das noch einmal um 200 Millionen Euro aufgestockt wurde – das Budget so weit,
dass sie auch für jede einzelne Sanierungsmaßnahme mehr Geld bekommen. (Beifall bei den Grünen.)

Das sind auch jene Menschen, egal ob sie im Einfamilienhaus oder im Gemeinde­bau wohnen, die sich eine Fotovoltaikanlage kaufen wollen, damit zum
Beispiel der Betrag auf ihrer Energierechnung, ihrer Stromrechnung sinkt. Für die haben wir die Umsatzsteuer für Fotovoltaikanlagen gesenkt, dass
auch Balkonkraftwerke günstiger werden. Es war noch nie so einfach und
so günstig, eine Fotovoltaikanlage zu kaufen, wie jetzt. (Beifall bei den Grünen.)

Wir stellen uns auch auf die Seite der Menschen, die sich vom Autozwang befreien wollen – vom sehr teuren Autozwang, Kollege Deimek. Für sie stellen wir zum Beispiel 108 Millionen Euro in diesem Budget für den Bau neuer Radwege zur Verfügung – 27 Mal mehr als in vergangenen Regierungen. (Beifall und Bravorufe bei den Grünen. – Abg. Deimek: Das freut mich ...!)

Das ist wichtig, damit mehr Radwege gebaut werden, sodass alle, die das wollen, die ihre täglichen Wege mit dem Rad bestreiten wollen, das auch sicher und


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1067

bequem machen können (Abg. Taschner: Von Jennersdorf nach Wien! – Zwischen­ruf des Abg. Deimek) und sich nicht fürchten müssen, sodass das Radfahren
nicht nur etwas für Mutige ist.

Für sie gibt es auch ein Klimaticket – auch im nächsten Jahr – für 3 Euro pro Tag (Abg. Deimek: ... gibt es gratis ... für den Steuerzahler!), damit sie sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel in Österreich nützen können. Für 18-Jährige gibt es sozusagen für den Start in eine klimafreundliche Mobilität das Klimaticket
für ein Jahr umsonst. Weil immer gesagt wird, man muss auch den öffentlichen Verkehr ausbauen: Es gibt 21 Milliarden Euro für die nächsten sechs Jahre
für das größte Bahnausbauprogramm in der Geschichte Österreichs. (Beifall bei den Grünen.) Leistbare und klimafreundliche Mobilität für alle, egal wo
man wohnt, das ist unser Ziel!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Klimaschutz ist nicht nur eine Überlebensfrage, sondern auch eine der größten sozialen Fragen unserer Zeit. Während
viele gerade in Sonntagsreden draufkommen, dass Klimaschutz auch etwas mit der sozialen Frage zu tun haben könnte, machen wir schon konkrete Politik dafür – und das Budget bildet genau das ab. (Beifall bei den Grünen.) Zum ersten Mal in der Geschichte – das ist nur ein Beispiel – ermöglichen wir es
Menschen mit sehr geringem Einkommen, ihre Heizung zu tauschen, ohne dafür eigentlich selbst Geld in die Hand zu nehmen, weil wir das zu 100 Prozent fördern. Das gab es noch nie in Österreich, und wir werden dieses
Angebot nächstes Jahr mit diesem riesigen Budget noch erweitern, dass auch das unterste Einkommensdrittel diese Förderung bekommt. (Beifall bei
den Grünen sowie des Abg. Singer.)

Klimaschutz darf kein Elitenprojekt der Wohlhabenden sein, sondern ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft, muss immer mit sozialer Verant­wortung verbunden, mitgedacht und umgesetzt werden. Diese Verantwortung nehmen wir in diesem Budget wahr. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der ÖVP.)


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Lassen Sie mich zum Schluss noch eine persönliche Anmerkung machen: Ich ha­be meinen beiden kleinen Töchtern versprochen, dass ich alles in meiner
Macht stehende tun werde, um die Klimakrise zu bekämpfen. Wenn wir heute Abend dieses Budget beschließen, kann ich nach Hause kommen, ihnen
in die Augen schauen und sagen, dass das heute ein guter Tag in der Arbeit war. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Rufe bei den Grünen: Oh, schön!)

12.45


Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Gerhard Deimek zu
Wort gemeldet. – Bitte, Herr Abgeordneter.


12.45.20

Abgeordneter Dipl.-Ing. Gerhard Deimek (FPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundes­minister! Fast hätte man nach diesem Geschichtchen des Kollegen träu­men können, dass es in der Märchenwelt der Grünen wirklich so ist. Die Realität schaut halt wie so oft etwas anders aus. Es wird von Zukunftsthemen und
so weiter erzählt und auch, dass – und das stimmt dieses Mal wirklich – in die­sem Budget das Geld in Mengen vorhanden ist, dass man glauben könnte,
es wäre abgeschafft. Jeder Minister kriegt Beträge, die in den vergangenen Jah­ren unvorstellbar waren. Diesmal ist alles möglich. Ist etwa nächstes Jahr Wahljahr, dass ihr das Geld so verschleudert? (Abg. Schmuckenschlager: Nein, in einem Monat Weihnachten! – Abg. Lukas Hammer: Nein, die Grünen sind in
der Regierung, deswegen gibt es ein Klimabudget!)
 – Übrigens: Es ist nicht euer Geld, es ist das Geld der Steuerzahler, die das überhaupt erst einmal hereinbringen müssen. (Beifall bei der FPÖ.)

Zu den Zukunftsthemen und dem, was wirklich ist: Kollegin Oberrauner hat den Weltraum schon erwähnt. Weil da nur sehr wenig weitergeht, aber wesent­lich mehr möglich wäre, bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1069

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen betref­fend „Deutliche Aufstockung des Beitrags Österreichs für die European
Space Agency (ESA)“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, wird aufgefordert, den Beitrag Österreichs für die European Space Agency (ESA) deutlich aufzu­stocken.“ (Ruf bei der ÖVP: Ah, noch mehr Geld! – Abg. Höfinger: Ah, noch mehr Geld! Jetzt hast gerade gesagt, es ist zu viel!)

*****

Im Budget sieht man dazu nichts, im Budget ist das nicht abgebildet. (Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen.) Das macht ja nichts. Das sind die Zukunftsthe­men, die diese Bundesregierung in den Sonntagsreden und in den Budgetreden erzählt, in Wahrheit ist es nicht so. (Zwischenrufe der Abgeordneten Weratschnig
und Voglauer.)

Das ist ja symptomatisch für die ganze Geschichte: Sie verwenden das Geld, das Sie haben, nicht richtig. Beispiel, Kollege Hammer hat es schon erwähnt: 3 Milliarden Euro für das Klimaticket. (Abg. Lukas Hammer: Was?!) Jetzt könnte man sagen: Ja, darauf sind wir stolz, da haben wir endlich etwas! (Zwischen­bemerkung von Bundesministerin Gewessler.) – Schon, schon, aber haben Sie auch daran gedacht, wie es den Verkehrsverbünden damit geht? Haben Sie auch bedacht, dass wir ein Angebot brauchen? Setzen Sie sich doch heute
in – egal was – einen Fernverkehrszug, den Railjet oder in einen Regionalzug und Sie werden sehen, dass darin eine Menge Leute sind, so viele wie noch nie (Beifall des Abg. Lukas Hammer), dass sie mittlerweile stehen dürfen – das haben sich die Bahnfahrer aber nicht verdient: volle Züge, kein Service mehr (Abg. Rössler: Das stimmt ja nicht!), die Züge kommen nicht mehr in die Werkstatt, weil


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sie dauernd fahren müssen. (Abg. Voglauer: Reservieren Sie! – Weitere Zwi­schenrufe bei den Grünen.) Das ist eine Verkehrsministerin, die sich Lob erwartet? Von wem eigentlich? – Von den Bürgern, die Zug fahren, wird es kein Lob
geben (Abg. Voglauer: Das ist das Tolle: Sie fahren mit dem Klimaticket nämlich jetzt um 3 Euro durch ganz Österreich!); und von den Betrieben gibt es auch
keines. Strukturelle Hilfe wäre angesagt. Strukturverbesserung von diesem Mi­nisterium? – Weit gefehlt!

Weil auch noch der Umweltschutz in diesem Ministerium verortet ist
(Abg. Lukas Hammer: Ihr habt das Bahnausbauprogramm zusammengestrichen!): Der ÖBB-Bahnstrom wird behandelt, als würde er vom schmutzigsten Kohlekraftwerk ums Eck kommen – in Wirklichkeit kommt er aber aus sauberen Wasserkraftwerken. Die Frau Minister ändert nichts. In der Sonntagsrede
hören wir, dass sie eh irgendwie für die Umwelt ist und das Klima schützt und sonst etwas. Im realen Leben ist dem leider nicht so. Das darf man und
muss man den Leuten auch einmal erklären, was in diesem Ministerium abgeht. Lächeln allein wird zu wenig sein. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenbemerkung
von Bundesministerin Gewessler.)

Weil wir schon bei diesen Themen sind, komme ich zu den Energiepreisen: Die Papierindustrie – davon haben wir jede Menge in Österreich – bittet mitt­lerweile um Hilfe, da sie nicht in der Lage ist, konkurrenzfähig beispielsweise zu Deutschland zu sein. Konkurrenzfähig zu Deutschland: Dieses Land ist mittlerweile energiepolitisch abgewrackt und ein Failed State, in dem die Leute und die Betriebe nicht mehr wissen, was das Ganze kosten soll. Dann
kommt aber unsere Papierindustrie und sagt: Uns geht es noch viel schlechter! – Sind Ihnen die Arbeitsplätze in der Papierindustrie und die Arbeitslosen vollkommen egal? – Frau Minister, nicht lächeln, kommen Sie in die Gänge und helfen Sie den Leuten wirklich! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hafenecker: Oder
treten Sie zurück, das ist noch besser!)

Oder: Güterverkehr. Frau Minister, Sie wissen es, und wenn Sie es nicht wissen, fragen Sie den Herrn Generalsekretär: Der Güterverkehr auf der Schiene


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ist extrem konjunkturabhängig. Und was fällt Ihnen zum ganzen Thema ein? – Zusätzliche Sonderabgaben. Das begann schon unter der jetzigen Präsi­dentin Bures über Stöger, Hofer und so weiter: Wir hatten in Österreich einen tollen Modalwert, es gab viel Güterverkehr auf der Schiene. Unter Ihnen
werden wir es schaffen, dass wir 5 bis 10 Prozent davon verlieren
werden – durch Ihre Maßnahmen, von denen Sie den Leuten und uns erklären, die wären für die Wirtschaft, für die Umwelt und für das Klima so gut. Das Gegenteil ist der Fall. Schauen Sie sich an, wie das in der Realität ist!

Jetzt komme ich endlich zu Ihrem Lieblingsthema: Umwelt und Klimaschutz. Frau Bundesministerin, Sie fördern und fordern den PV-Ausbau, den Einsatz von Wärmepumpen, berücksichtigen dabei aber nicht, egal ob wir von der Windkraft oder von PV-Anlagen ausgehen, dass es auch eine Dunkelflaute gibt: In
der Nacht ist es dunkel, da produzieren PV-Anlagen keinen Strom.
(Abg. Voglauer: Aber der Wind geht!)
Und die Windkraftwerke funktionieren nicht, wenn kein Wind geht. Es gibt die Dunkelflaute, das ist Fakt. (Abg. Voglauer:
Aber Sie sind wirklich nicht der Experte für erneuerbare Energien!)

Wenn Sie mir nicht glauben – ich weiß, das werden Sie nie machen –, dann schauen Sie sich eine Studie der Technischen Hochschule Aachen an; die können Sie googeln, wenn Sie wollen. In dieser wird ganz genau beschrieben, dass
die deutsche Wirtschaft und die deutschen Haushalte, weil es viel zu
wenig Speicher gibt – ich meine die Speicher in den Haushalten, in den Garagen, die Elektroautos; leider hat Deutschland nicht so viele Speicherkraftwerke –,
im Falle einer Dunkelflaute ohne Atomkraftwerke und ohne Kohlekraftwerke nach 48 Minuten ohne Strom wären. Und da geht es nicht nur um das
Licht, sondern vor allem auch darum, dass die Wirtschaft mit ihren Betrieben stillstehen würde. (Zwischenruf der Abg. Voglauer.) Die Dunkelflaute in Deutschland ist ein elementarer Punkt.

Jetzt schauen wir zu uns. Schauen Sie sich die zehn größten Speicherkraftwerke an! Übrigens: In Ebensee waren Sie ja bei der Eröffnung nicht dabei, weil
Ihnen das Ebenseer Pumpspeicherkraftwerk nicht gefällt. Der Punkt


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ist: Wir brauchen sie, und die zehn größten haben ungefähr eine Kapazität von 4 bis 5 Gigawatt. Bei uns würde bei einer Dunkelflaute der Totalausfall nicht
nach 48 Minuten kommen, sondern möglicherweise nach einer Stunde, nach zwei Stunden, aber er würde kommen. Das ist Ihnen vollkommen egal.

Auf der anderen Seite sind Ihnen auch die Bürger wieder einmal vollkommen egal. Speicher kosten Geld und daher kosten sie auch umgelegt auf die Kilowattstunde Geld: Die Kilowattstunde wird durch den Speicher um 50 Cent bis zu 1 Euro teurer. Das ist nicht der Preis, sie wird um diesen Betrag
teurer. Das ist Ihnen vollkommen egal.

Wichtiger wären in dem Zusammenhang zwei Dinge, nämlich einerseits ein Netz­ausbau. Ihre Organisationen blockieren den Netzausbau; das brauchen
wir alles nicht, sagen Ihre lokalen Organisationen. Das wäre aber wichtig. Wich­tig wäre auch, Frau Minister, dass Sie einmal den Unterschied zwischen
Joule, wo es um den elektrischen Speicher geht, und der Wattsekunde oder der Kilowattstunde erkennen. Das ist nämlich das, was an Leistung aus einer Maschine rauskommt.

Frau Minister, ich bin Ihnen persönlich wirklich nicht böse – jeder, der Grün ge­wählt hat, hat das gewusst. Ich wende mich eher an die ÖVP. Die wusste
das auch, und trotzdem fährt sie jetzt seit fünf Jahren gemeinsam mit den Grü­nen dieses Land an die Wand. (Ruf bei der ÖVP: So ein Blödsinn!) Egal wel­cher Bereich das ist, Technologie, Mobilität, Umwelt, Wirtschaft, das Land wird an die Wand gefahren – die ÖVP klatscht, lehnt sich zurück und sagt: Geht
uns nichts an!

So kann man in diesem Land nicht regieren. Ihre Werte sind nicht um­sonst in diesem niedrigen Bereich, und wie die letzten Tage gezeigt haben, geht es noch weiter nach unten, weil: Das, was Sie mit Ihrem Präsidenten auf­führen, schlägt genau in dieselbe Kerbe. Es ist Zeit, dass Sie abdanken. (Beifall bei der FPÖ.)

12.54


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Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten DI Gerhard Deimek

und weiterer Abgeordneter

betreffend Deutliche Aufstockung des Beitrags Österreichs für die European Space Agency (ESA)

eingebracht in der 239. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 23. Novem­ber 2023 im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bun­desvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) – UG34

Der Anteil Österreichs für die ESA wird zwar nach mehrmaliger Reduktion im aktuel­len Budget leicht angehoben, ist aber nach wie vor deutlich zu gering.

Der Beitrag zum ESA-Pflichtprogramm ist unverändert bei 19,5 Millionen Euro,
der Beitrag zum ESA-Wahlprogramm wird um 3 Millionen (6,3 Prozent – weniger als die prognostizierte Inflationsrate von etwa 8 Prozent) auf 50,6 Millionen Euro
erhöht.

Es wäre jedoch eine deutliche Aufstockung auf etwa 80 Millionen Euro notwendig. Jeder eingezahlte Euro bringt drei bis fünf Euro Wertschöpfung und große Wachstumschancen für Hightech-Entwicklungen.

Seit dem 1. März 2021 ist der Österreicher Josef Aschbacher Generaldirektor der ESA, in einem Interview stellte er vor seinem Antritt fest:

Österreich mag klein sein, es ist aber bei weitem nicht unbedeutend. Die Qualität ist top, sowohl technologisch als auch in der Wissenschaft, die in dem Fachgebiet
zur besten der Welt zählt. Aber es gibt Potenzial, das zu vergrößern, auch


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wirtschaftlich und kommerziell. Weltraum, verknüpft mit IT, kann neue Felder öffnen. Die kommerzielle Raumfahrt wächst und ich möchte den Sektor entwickeln und
neue Firmen in dem Bereich unterstützen.

Im Juli 2022 erhoffte Aschbacher noch, dass Österreich seine Beiträge zur ESA "signi­fikant erhöht". Andernfalls stehe zu befürchten, dass die hierzulande vorhandenen Kapazitäten im Weltraumbereich "gefährdet sind und ins Ausland abwandern.

Diese bereits 2022 erhoffte signifikante Erhöhung ist im vorliegenden Budgetentwurf nicht zu finden.

In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, wird aufgefordert, den Beitrag Österreichs für die European Space Agency (ESA) deutlich aufzustocken.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht daher mit in Verhandlung.

Herr Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager, Sie gelangen nun zu
Wort. – Bitte.


12.54.44

Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätz­te Frau Bundesministerin! Also es ist hier schon einiges von meinem Vorred­ner klarzustellen: Wir führen nichts mit unserem Präsidenten auf, das sind schon Sie! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Rössler.)


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Auf der anderen Seite muss man zu dieser budgetpolitischen Linie der FPÖ
ganz klar sagen: Sich herauszustellen und in einer Rede davon zu sprechen, dass viel zu viel Geld ausgegeben wird, und dann darauf hinzuweisen, wo es
überall fehlt, also das ist eine gerade Linie, die sogar einer Schlange das Kreuz bricht. Geschätzte Damen und Herren, das ist ja wirklich spannend.
(Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP.)

Ich glaube, vielmehr sehen wir in der Budget- und Umweltpolitik auch eine klare ÖVP-Handschrift. Wir haben eine gemeinsame Koalition mit den Grünen
und haben uns auf Ziele zur CO2-Reduktion verständigt, und wir gehen diesen Pfad Stück für Stück kontinuierlich miteinander. Wir setzen da sehr stark
auf Anreize statt auf Verbote und darauf, die Gesellschaft dabei mitzunehmen. Wir halten es nicht für tauglich, wenn man sich auf der Straße festklebt
und den Verkehr blockiert. Ich glaube, so nimmt man die Gesellschaft nicht mit, damit erzeugt man maximal einen Druck, und das sollte man auch entspre­chend zurückfahren.

Auch die Gruppe Fridays for Future hat gezeigt, dass sie Klimapolitik
eher für politische Agenden missbraucht, wie wir jetzt in der Palästinadiskussion sehen. Das heißt, wir müssen schauen, nicht in den Extremismus zu ver­fallen, sondern ganz klar auf dem Reduktionspfad zu bleiben und als Staat sozu­sagen Innovator und Begleiter bei dieser Veränderung zu sein. (Beifall bei
der ÖVP.)

Ich denke, der Vergleich mit Deutschland zeigt auch sehr deutlich, wie wichtig es ist, dass man in Österreich als Bürgerliche und Grüne gemeinsam vorangeht. Während wir sehen, dass in Deutschland rund um das Heizungsgesetz nicht ein­mal mehr ein neuer Bundeshaushalt zustande kommt, dass es dort größte Probleme gibt, sorgt die Regierung hier in Österreich für Stabilität. Österreich setzt Maßnahmen um, verfolgt das Ziel: Raus aus den Fossilen!, und setzt
vor allem auf die Versorgung mit eigenen Produkten, denn mit dem Ausbau von Windenergie, Fotovoltaik und erneuerbarer Biomasse schaffen wir auch Sicherheit im eigenen Land.


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Ich glaube, das ist besser, als in islamischen Staaten in irgendwelche Zelte zu ge­hen. Da muss ich ganz klar sagen: lieber österreichische Produktion als ein Talibandiktat im Energiebereich. Das ist sicherheitspolitisch richtig, das ist ener­giepolitisch richtig und letztlich auch umweltpolitisch richtig. (Beifall bei
der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Auch wenn es bekrittelt wird, dass sehr viel Geld in diesen Sektor geht, muss man sagen, dass diese Investitionen vor allem auch volkswirtschaftlich
richtig sind. Wir haben im Erneuerbare-Wärme-Paket für Raus aus Öl und Gas in den nächsten zwei Jahren, 2024 bis 2026, 1 Milliarde Euro vorgesehen,
die sich für die heimische Wirtschaft mehrfach verzinsen wird. Wir haben mit der Erhöhung der Mittel für die thermische Sanierung gerade jetzt, da
wir sehen, wir bekommen dort eine leichte Delle, einen Anreiz für die Bauwirt­schaft in Österreich geschaffen. Es gibt eine langfristige Besserstellung
der Hauseigentümer, der Mieter, aber auch der Vermieter, und man wird dann sehen, man kann sich Energiekosten sparen, wodurch man sich dann letzt­endlich auch den Kauf von CO2-Zertifikaten erspart.

Wir haben auch mit der Erhöhung der Mittel für den Klima- und Energiefonds einen Impuls für die heimische Wirtschaft zum Wohle des Klimas gesetzt.
Das ist intelligente Klimapolitik dieser Regierung, und ich meine, das
ist ein Erfolgsweg.

Ich möchte abschließend noch kurz auf das Umweltbundesamt eingehen. Das ist, glaube ich, schon von meinem Vorredner, dem grünen Umweltsprecher
Lukas Hammer, erwähnt worden, dass wir mit der Aufstockung des Budgets na­türlich etwas Gutes zustande gebracht haben. Was für mich aber persön­lich ein kleiner Wermutstropfen in dieser Debatte ist: dass wir die Standortfrage vor die Existenzfrage gestellt haben, wenn es um den Neubau geht. Es
war der Vorgänger Andrä Rupprechter, der eigentlich einen neuen Standort und ein neues Gebäude für das Umweltbundesamt vorgesehen hätte, was letzt­endlich auch dem Personal zugutegekommen wäre. Es wäre nur im falschen Bun­desland gestanden, darum ist es leider nicht dazu gekommen. Vielleicht


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schreiben wir uns das aber weiterhin auf unsere Agenda, dass wir auch das noch zustande bekommen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abge­ordneten der Grünen.)

12.58


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Michael Bern­hard. – Bitte.


12.58.59

Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Nach einem so humorvollen Beitrag von Kollegen Schmuckenschlager muss ich meine Einleitung zur Rede ein bisschen
ändern.

Ich möchte daran erinnern, dass die Notwendigkeit eines neuen Standortes
des Umweltbundesamtes vom damaligen Minister Rupprechter mit der Stärkung des ländlichen Raums begründet worden ist. Das hat dann so ausgesehen,
dass er das Umweltbundesamt von Wien in die Villengegend von Klosterneu­burg verlegen wollte – 5 Kilometer außerhalb der Stadtgrenze von Wien,
mitten im Ballungsraum. Also das jetzt noch einmal auf die Agenda zu nehmen hat etwas von Faschingszeit. Wir nehmen es humorvoll zur Kenntnis und
sind froh, wenn es in Wien bleibt. (Beifall bei den NEOS.)

Jetzt möchte ich aber zum Inhaltlichen kommen und auf mehrere Punkte zum Budget eingehen.

Frau Ministerin, viele Bereiche, in denen Sie mehr Geld ausgeben, machen
auch mehr Sinn. Also wenn es heißt, wir brauchen gerade dort, wo Menschen sich den Heizungstausch nicht leisten können, Anreize, die auch bis zu 100 Prozent gehen, dann ist das etwas, was wir als NEOS gut nachvollziehen können.

Die Frage, die Sie sich angesichts dieses Budgets gefallen lassen müssen,
ist: Können Sie jedes umwelt- und klimapolitische Problem mit Geld alleine lö-


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sen? Da sind wir der Meinung, das wird nicht klappen. (Abg. Lukas Ham­mer: Das bestreitet auch niemand!) Ist es eine Kompensation, weil beispielsweise kein Klimaschutzgesetz, kein Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz,
kein Erneuerbares-Gas-Gesetz vorhanden ist oder das Erneuerbare-Wärme-Ge­setz in abgeschwächter Form kommt oder eben die umwelt- und klima­schädlichen Subventionen nicht abgeschafft werden? (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Das alles ist jetzt natürlich ein bissl weiter weg vom eigentlichen Umwelt­budget, aber alles, was an politischer Vereinbarung nicht geschafft worden ist, was teilweise aber auch im Regierungsprogramm drinnen steht, wird jetzt
über dieses Budget zu lösen versucht. Das sehen wir als NEOS sehr kritisch, weil wir meinen, Sie können nicht Hunderte von Millionen Euro extra ausgeben,
nur weil Sie mit der ÖVP keine Einigung zusammenbringen. Das ist
dann zu schwach. (Beifall bei den NEOS.)

Ich möchte aber auch – weil Lukas Hammer das angesprochen und gefragt hat, ob er seinen Kindern heute Abend sagen kann, dass er alles geleistet hat,
dass es in die richtige Richtung geht – ein paar positive Punkte herausgreifen. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Man muss schon sagen: Es gibt Grund
zur Kritik, weil man nicht schnell genug ist (Zwischenruf des Abg. Deimek) – was wir hier liegen haben, reicht nicht für eine Klimaneutralität im Jahr 2040
(Abg. Hafenecker: Wie viele Schulden ...?), was wir hier liegen haben, reicht nicht für eine Stabilisierung oder Wiederherstellung der Artenvielfalt und auch
noch nicht für die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft (Ruf bei den Grünen: Das liegt nicht an den Grünen!) –, aber es ist mehr, als wir in der Vergangenheit gesehen haben, und das ist etwas, wo man natürlich sagen kann: Es ist die rich­tige Richtung.

Wir haben aber, Frau Ministerin – ich glaube, Sie melden sich später noch
zu Wort –, schon Fragen: Sie reduzieren derzeit die Ausgaben für den Biodiver-


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sitätsfonds. Ich weiß, der wurde ursprünglich aus europäischen Mitteln ge­speist. Die Frage ist nur: Haben wir keinen höheren Bedarf oder ist es tatsächlich so, dass wir einfach nicht mehr Mittel haben?

Ein anderer Punkt, der auch enthalten ist, ist das Thema Reparaturbonus. Der Reparaturbonus wurde ja jetzt umgestellt; man kann den Bonus nicht
mehr direkt einlösen, sondern bekommt das relativ mühsam hintenrum dann wieder zurück. Unsere Sorge ist, dass dann wiederum weniger repariert wird und das Geld quasi eher bei denjenigen ankommt, die es sich ohnehin von Anfang
an leisten könnten, die Reparatur zu bezahlen.

Daher: Das Glas ist nicht ganz leer, das Glas ist nicht ganz voll. Wir sehen betreffend Klimapolitik deutliche Probleme (Abg. Lukas Hammer: Das kann ich mir vorstellen, ja!), darauf wird mein Kollege Yannick Shetty später noch einge­hen, aber es geht in die richtige Richtung. Wir als NEOS bitten darum, politische Probleme nicht nur mit Geld zu lösen, sondern dort, wo sie gelöst gehö­ren, nämlich mit Ihrem Regierungspartner. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

13.02


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Dr.in Astrid Rössler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


13.03.06

Abgeordnete Dr. Astrid Rössler (Grüne): Herr Präsident! Sehr geschätzte
Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, Zuseherinnen und Zuseher! Man sieht schon, bei diesem Budgetkapitel ist die Stimmung gleich
viel besser, es gibt gleich gute Laune und sogar ein Geriss ums Umweltbundes­amt. (Rufe bei der FPÖ: Wer sagt das? Das ist eine falsche Wahrnehmung!)
Das Umweltbundesamt ist ein Expertengremium, das den vielen guten Projek­ten, die im Umweltbudget verankert sind, maßgeblich zuarbeitet. (Abg. Hafenecker: Ich krieg’ immer alle Zustände, wenn ich Ihre Pläne höre!)

Nach vier Jahren, in Richtung fünftes Jahr, kann man schon sehen, was sich im Umweltbereich verändert hat. Ich möchte ein paar Beispiele herausgreifen.


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Zu den Themen Energie und Verkehr ist schon einiges genannt worden, da geht es nicht um ganz so große Summen, da geht es nicht unbedingt um die
Milliarden, aber es gibt ganz maßgebliche Steigerungen im Umweltbereich.

Ich fange an mit der Abfall- und Kreislaufwirtschaft: Maßnahmen zur Abfallvermeidung – ein ganz wichtiger Bereich –, Ressourceneffizienz; das ist auch verbunden mit Effizienz beim Energie- und Ressourceneinsatz.
Wir haben da sehr gute Grundlagen, eine Kreislaufwirtschaftsstrategie, auf die aufbauend jetzt viele Maßnahmen umgesetzt werden. 49 Millionen Euro
sind allein für den Bereich Kreislaufwirtschaft und Reparaturbonus vorgesehen, ein großartiges Modell – 49 Millionen Euro jährlich. (Beifall bei den Grünen
sowie des Abg. Ottenschläger.)

Beim Reparaturbonus, das ist richtig, wurde das System umgestellt, aber es gibt keine Hinweise darauf, dass die Nachfrage geschrumpft wäre. Ganz im Gegenteil: Es ist ein großartiges Erfolgsmodell, dass man Geräte repariert und dadurch nicht so viel Abfall produziert, wie wenn defekte Geräte schnell
einmal entsorgt werden.

Zum Bereich Kreislaufwirtschaft: Um das Mehrwegangebot bei Getränkeverpa­ckungen auszubauen, braucht es die entsprechenden Geräte; das heißt: Mehrwegabfüllanlagen werden gefördert, auch Rücknahmeautomaten. In einem Jahr beziehungsweise mit Jahresbeginn 2024 wird das Mehrwegangebot
bei Getränkeverpackungen verpflichtend. Es ist ein großer Erfolg im Sinne der Abfallreduktion, dass man Verpackungen mehrmals verwenden kann.
Ein Jahr später kommt das Einwegpfand – endlich! –, um nicht
nur das Littering – Plastikflaschen und Dosen in der Landschaft – zu reduzieren, sondern auch eine Kreislaufführung von wertvollen Materialien zu erreichen.

Auch die Vereinheitlichung der Sammlung von Verpackungsmaterial ist ein gro­ßes Projekt, und jetzt geht es in die Umsetzung. Wir brauchen die Sortier­anlagen, um vor allem die Rohstoffe besser verwenden zu können, um


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den Kreislauf zu schließen und die Materialien verwenden zu können. Auch das ist ein Projekt, das in diesem Budget verankert ist. (Beifall bei den Grünen.)

Nächster Schwerpunkt: Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Das ist uns ein großes Anliegen. Wir wissen, dass es die Strukturen für die Weitergabe,
die kostenlose Weitergabe an Tafeln und Sozialmärkte braucht. Auch dazu gibt es einen Schwerpunkt, für die Verbesserung der Strukturen.

Anderes Kapitel: Verbesserung der Umweltqualität und Biodiversität. Da geht es darum, dass es endlich – das erste Mal – 80 Millionen Euro für biodiversi­tätsfördernde Maßnahmen gibt. Es ist schon das vierte Jahr, in dem Projekte zur Verbesserung der Artenvielfalt, zur Renaturierung von Mooren, zur Rena­turierung von Fließgewässern, zur Errichtung von Schaugärten, für biodiversi­tätsfördernde Maßnahmen vergeben werden können. Das ist ein ganz
wichtiger Bereich: 80 Millionen Euro für biodiversitätsfördernde Maßnahmen. (Beifall bei den Grünen.)

Letzter Punkt – die Redezeit ist viel zu kurz –, Altlastensanierung: 65 Millio­nen Euro jährlich. Was wird damit gemacht? – Altlasten, die eine große Gefahr für das Grundwasser in Österreich darstellen, werden gesichert und/oder saniert. Zusätzlich gibt es jetzt ein großartiges Förderprogramm, das sogenannte Flächenrecycling. Damit ist es möglich, Entwicklungskonzepte für unge­nutzte, leerstehende oder brachliegende Flächen und Objekte in günstiger Lage zu fördern. Flächenrecycling ist ein großartiges Programm.

Es gibt ganz viele Indikatoren, was mit diesen vielen Millionen Euro, mit
den Maßnahmen und Projekten, die dahinterstehen, Positives bewirkt wurde. Da geht es nicht nur um zusätzliche Arbeitsplätze, sondern auch um Indikatoren,
die eine Verbesserung der Umweltqualität nachweisen.


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Ich bin total froh über dieses wunderbare Budget. Das fünfte Jahr wird noch ein­mal so ein richtiger Gamechanger hinsichtlich Umweltqualität in Öster­reich. – Danke, Frau Bundesministerin. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der ÖVP.)

13.07


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Alois Stöger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.07.52

Abgeordneter Alois Stöger, diplômé (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministe­rin! Herr Staatssekretär! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ganz besonders begrüße ich den Pensionistenverband aus Feldkirchen an der Donau: Ihr seid mit einer großen Gruppe da – herzlich willkommen! (Beifall bei der
SPÖ sowie des Abg. Bernhard.)

Wir sind beim Verkehrskapitel, und – ich habe das immer gesagt – das Verkehrs­kapitel ist das Beste, was diese Bundesregierung gemacht hat. Ich bleibe
dabei. (Ruf bei den Grünen: ... klatschen, oder? – Beifall bei den Grünen.) Sie haben das fortgesetzt, was die Sozialdemokratie begonnen hat, nämlich sicherzu­stellen, dass der öffentliche Verkehr ausgebaut wird. (Abg. Hafenecker: Alois, du bist doch bei der SPÖ!)

Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs wird ganz besonders dadurch
erreicht (Abg. Loacker: Wie oft bist du mit dem Zug nach Bregenz gefahren in diesem Jahr? Die Hölle war das!), dass man in die Schieneninfrastruktur investiert,
dass man auch in den Bereich des Angebots an Bussen und dergleichen inves­tiert. (Abg. Loacker: Nach Linz geht’s noch, aber alles darüber hinaus ...!) Ich
glaube, ganz zentral ist, dass der Bahnausbau fortgeführt wird und dass auch Re­gelungen geschaffen werden, damit die Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, mitgenommen werden, dass die Arbeitsbedingungen bei der Bahn und im öffentlichen Verkehr attraktiv sind. Das werden wir brauchen. Damit


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erreichen wir auch, dass die Menschen bereit sind, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen.

Da ist viel gelungen – es gibt große Herausforderungen, weil manchmal
die Menge nicht bewältigbar ist –, das ist gut. Was aber ganz schlecht ist: Wir haben aufgrund europäischer Regeln und Ausschreibungen das Problem,
dass wir zu wenig Waggonmaterial – und das nicht rechtzeitig – bekommen. (Zwischenruf des Abg. Deimek.) Diese europäischen – aus meiner Sicht: schlechten – Marktregeln behindern uns.

Frau Bundesministerin, wir haben ein großes Problem, und das ist der Güterver­kehr. Wir werden schlechter bei der Verlagerung des Güterverkehrs
von der Straße auf die Schiene. (Abg. Deimek: Hofer war der letzte Minister, wo das funktioniert hat! Seit Gewessler ...!)

In diesem Budget hätte man ein bisschen mehr tun müssen, um auch im Güterverkehr die Infrastruktur auszubauen, sodass die Bahnhöfe für den Güter­verkehr ausgelegt sind und dass es Umschlagplätze gibt. Jeder Container,
der auf der Schiene transportiert wird, ist nämlich ein Lkw weniger auf der Stra­ße. Uns ist besonders wichtig, dass die Mautflucht auf der Straße verhin­dert wird, und das kann man nur mit einer Stärkung des Schienengüterverkehrs und einer wirkungsvollen Einzelwagenförderung machen.

Was ist unser Ziel? – Unser Ziel ist, dass bei Produkten, die in Europa über 500 Kilometer transportiert werden, 80 Prozent der Verkehrsleistung
auf der Schiene erbracht werden. Wenn wir das schaffen wollen, müssen Sie in der EU etwas tun und auch bei uns den Güterverkehr ausbauen. – Besten
Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Lukas Hammer.)

13.11


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist jetzt Herr Abgeordneter Andreas Ottenschläger. – Bitte, Herr Abgeordneter.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1084

13.11.19

Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Vorweg: Wir als ÖVP bekennen uns zur Wahlfreiheit der Mobilitätsform für die Menschen in diesem Land. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Weratschnig.)

Wir bekennen uns auch zur Transformation in Richtung einer klimafreundli­chen Mobilität in diesem Land, und auch darüber hinaus hat dieses Budget eine ganz klare Botschaft. Ich habe das schon anlässlich der Generaldebatte hier formuliert, es ist eine ganz klare Botschaft, an Sie natürlich, aber vor allem auch an die Klimakleber in diesem Land.

Das, was nämlich in den letzten Tagen in Wien passiert ist und dass etwa,
wie man heute auch nachlesen konnte, in Wien die Berufsrettung Umwege fah­ren muss, um Patienten ins Krankenhaus bringen kann, kann nicht sein!
Da müssen wir auch ganz klar ausdrücken, dass wir alles daran setzen, das Mo­bilitätssystem in eine neue Zukunft zu bringen, aber eben nicht tolerieren können, wenn Klimakleber die Pendlerinnen und Pendler, die Schülerinnen und Schüler daran hindern, in die Arbeit beziehungsweise zu ihren Ausbildungs­plätzen zu kommen. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Scherak.)

Ich halte noch einmal fest: Was ist die Botschaft dieses Budgets im Bereich der Mobilität? – Wir investieren Rekordsummen in den Ausbau der Bahn be­ziehungsweise der Bahninfrastruktur. Es werden beispielsweise über den ÖBB-Rahmenplan Milliardenbeträge zur Verfügung gestellt, durchschnittlich
über 3,5 Milliarden Euro pro Jahr.

Wir investieren in die sogenannten Verkehrsdiensteverträge, das bedeutet, dass eine bessere Vertaktung gewährleistet ist und das Angebot im öffentlichen Verkehr attraktiver wird. Ja, in diesem Bereich gibt es noch viel zu tun, aber wir sorgen mit diesem Budget dafür, dass auch entsprechende Steuermittel
zur Verfügung gestellt werden.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1085

Die Elektrifizierung der Strecken geht weiter, Österreich hat da eine Vorreiter­rolle. Es soll zu einer Leistungsausweitung in vielen Regionen in diesem
Land kommen.

Wir bekennen uns aber eben auch zur Wahlfreiheit und zu leistbarer
Mobilität, unter anderem dadurch, dass wir beispielsweise den Preis der Auto­bahnvignette für das kommende Jahr nicht erhöhen werden.

Wir begleiten darüber hinaus die Menschen und auch die Wirtschaft bei
der Transformation in Richtung klimafreundlicher Mobilität, beispielsweise mit einer hohen Förderung für Elektromobilität und dem Bekenntnis zur Ver­besserung der Ladeinfrastruktur, denn ohne entsprechende Ladeinfrastruktur wird es einfach nicht funktionieren.

Auch die Wirtschaft wird unterstützt und beispielsweise über ein Förder­programm für klimafreundliche Nutzfahrzeuge mit viel Steuergeld begleitet. Das ist eben abermals die Botschaft an alle, aber insbesondere an die Klima­kleber, dass dieses Budget und auch die folgenden ein klares Bekenntnis dafür sind, dass wir in diesem Bereich sehr viel tun!

Es wird in die Energieforschung investiert, es wird in die aktive Mobilität inves­tiert, es werden Radwege ausgebaut – auch das ist ein klares Bekenntnis,
und auch ein Bekenntnis zur Wahlfreiheit.

Wir wollen niemanden im Stich lassen, wir wollen ein Miteinander im Straßen­verkehr und eine gute Wahlfreiheit für alle Menschen in diesem Land er­möglichen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

13.15


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Christian Hafenecker. – Bitte, Herr Abgeordneter.



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13.15.42

Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bun­desminister! Kollege Ottenschläger, du bist ja einer, den ich für einen vernünfti­gen Kopf innerhalb der ÖVP halte, aber die Rede kann ich nicht
nachvollziehen.

Ich bin vollkommen bei dir, wenn es darum geht, dass man kurzen Prozess mit den Klimaklebern macht und dass man das so nicht dulden kann – aber
es ist doch die ÖVP, die sich insgesamt gegen ein stärkeres Gesetz sperrt. Es ist auch die ÖVP, die heute mit dem Budget das Geld mit beschließt, das
die Frau Ministerin Gewessler dann an ihre linken Freunde weitergibt, damit sie weiterhin kleben können. (Ruf bei den Grünen: Bitte?! – Abg. Schwarz: Wie
genau funktioniert das?)

Ich glaube, wir haben in Österreich generell ein bisschen ein Klebeproblem, denn neben den Klimaklebern haben wir auch ein Sesselkleberproblem. (Zwi­schenruf bei der ÖVP.) Das ist zwar zumindest heute nicht so schlimm ausgeprägt wie am Anfang der Sitzung – zumindest zwei Regierungsmitglieder sitzen
auch hier –, aber ich habe mir gedacht, wir müssen jetzt sozusagen noch ein paar Monate warten, bis wir dieses Sesselkleberproblem auch los haben, denn
dann ist der reguläre Wahltermin.

Ich bin froh (Zwischenruf des Abg. Hörl.) – Herr Kollege Hörl, danke, dass du dich auch aus den hinteren Reihen zu Wort meldest (Abg. Hörl: Wir sitzen in der gleichen Reihe! – Heiterkeit bei der ÖVP sowie der Abg. Erasim) –, dass wir in den letzten Tagen ein Lösungsmittel gefunden haben. (Zwischenruf des Abg.
Hörl.)
Wir haben ein Lösungsmittel gefunden, das also gegen die Sesselkleber wirken wird: Das Lösungsmittel heißt Wolfgang Sobotka, und ich bin ge­spannt, ob du dir in den nächsten Wochen auch noch so die Hände reibst, wie du es jetzt gerade machst, denn ich glaube, ihr werdet noch schwierige
Zeiten vor euch haben!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1087

Möglicherweise hat dieser Wolfgang Sobotka für diese Republik zumindest ei­nen Zweck, nämlich dass er insgesamt dafür sorgt, dass wir hier früher zu­sammenpacken können, dass die Regierung zusammenpacken kann und dass wir endlich die wohlverdienten Neuwahlen durchführen können. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Reiter: Schau dir einmal ... an! – Zwischenruf des Abg. Eßl.)

Wenn man sich aber anhört, was Kollege Stöger von der SPÖ gerade vorhin ge­sagt hat, bin ich auch relativ verwundert. (Zwischenruf bei der SPÖ.) Ich ha­be mir schon gedacht, ich weiß nicht, vielleicht hat es wirklich am SPÖ-Parteitag ganz massive Verwirrungen gegeben, der ja zu Faschingsbeginn stattfand. (Zwischenrufe der Abgeordneten Rössler und Weratschnig.) Dass sich ein ehemali­ger roter Minister hier hinstellt und die grüne Verkehrspolitik, die eine Ka­tastrophe der Sonderklasse ist, über den Klee lobt – also das werden Ihnen Ihre Wähler nicht zugutehalten, Kollege Stöger! (Abg. Lukas Hammer: Er hat das Budget im Gegensatz zu dir wenigstens gelesen! – Ruf bei der SPÖ: Aller­dings!) Ich glaube, da haben Sie jetzt auch ein paar Minus ins Mitteilungsheft bekommen, das wird Ihnen der Wähler dann sagen. Diese Politik zu lo­ben ist etwas, das ich nicht verstehen kann.

Es ist aus meiner Sicht einmal grundsätzlich falsch gewesen, jemanden wie Frau Minister Gewessler in die Position zu bringen, 6 Milliarden Euro an Steuer­geld verwalten zu können, wie sie es ja jetzt tut. Das ist einmal der erste Fehler und mit eine Triebfeder für das Budgetdefizit, das wir haben. (Zwischenruf
der Abg. Reiter.)

Sie hat mehrfach bewiesen, dass sie es nicht kann, sie hat mehrfach bewiesen, dass ihr Parlamentsbeschlüsse vollkommen egal sind, etwa in Zusammen­hang mit dem Ausbau von Schnellstraßen.

Wissen Sie, Frau Minister, ich habe es Ihnen im Ausschuss schon gesagt – ich habe zwar heute einen guten Tag, denn ich weiß, das ist das letzte Budget,
das Sie vorlegen (Abg. Rössler: Das beste!), aber ich denke auch noch an
die Zukunft ‑: Sie werden sich spätestens nach Ihrem Ausscheiden – und da wird


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1088

die ÖVP plötzlich nicht mehr Ihre Freundin sein, das garantiere ich Ihnen –
dafür verantworten müssen, dass Sie willkürlich den Straßenausbau gestoppt und Nationalratsbeschlüsse völlig ignoriert haben. Das Zauberwort heißt Ministeranklage, und damit Sie besser schlafen können: Die ist auch noch ein halbes Jahr nach Ausscheiden aus dem Amt möglich, und ich bin über­zeugt davon, dass wir hier noch einen entsprechenden Beschluss gegen Sie herbeiführen werden. (Zwischenruf des Abg. Schwarz.)

Wenn wir in das Budget hineinschauen, so sehen wir, es gibt auch noch
einen zweiten Fehler, den Klima- und Energiefonds, der jetzt noch einmal um 29,6 Prozent aufgefettet wird. Natürlich kann man sich da nicht gegen
alle Maßnahmen sperren und natürlich muss man gewisse Maßnahmen diskutie­ren – ich glaube, da sind wir uns alle einig –, aber das Ganze wieder unter Kuratel einer Ministerin Gewessler zu stellen und von dieser Dame verwalten zu lassen (Abg. Rössler: Das ist genau richtig!), ist zynisch.

Sie hat nämlich schon in der Vergangenheit bewiesen, dass sie in erster Linie
das Geld aus dem Verkehrsministerium für ihre grünen Freunde ausleitet,
dass dort das Engagieren von PR-Agenturen fröhliche Urständ feiert
(Abg. Rössler: Ein Klimaticket!),
dass Herr Lockl ständig wieder irgendwel­che Klimaräte und sonstige andere Parallelparlamentfantasien umsetzen kann. (Abg. Schwarz: Du kannst Milliarden und Millionen nicht unterscheiden,
das ist das Problem!)

Das sind doch die Gelder, die Sie erhöht haben. Das geht hin bis zur Klimaanlage, die Sie bekommen haben, während alle anderen Strom sparen müssen,
den Deckel auf den Topf legen müssen und kalt duschen sollen, wenn man Ihren Empfehlungen folgt. Frau Bundesminister, das ist zynisch, und genau die­ser Zynismus wird sie auch eher früher als später einholen! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Erasim: Zynismus ist das noch ...!)

Ein Paket für Elektroautos: Wissen Sie, das ist der nächste Zynismus. Auf
der einen Seite sind die Leute, die es sich leisten können, denn Elektroautos sind


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empfindlich teurer als alle anderen Fahrzeuge, und die werden von Ihnen großzügig gefördert, auf der anderen Seite gehen Sie gegen Familien in diesem Land vor, denn mit Ihrer Erhöhung der NoVA haben sich die klassischen Familienfahrzeuge wirklich empfindlich verteuert – da machen Sie gar nichts, Frau Minister. (Zwischenruf bei den Grünen.)

Im Gegenteil: Weil die Familien noch nicht genug ausgequetscht werden,
gehen Sie dann auch noch her und hauen die CO2-Steuer oben drüber, die Sie jetzt übrigens auch noch erhöhen. Das zeigt ja, welches Familienbild Sie
haben. Die einzige Familie, für die Sie da sind, sind Ihre Klimakleber, das sind Ihre ehemaligen Freunde von Global 2000. Wie gesagt: Der Spuk hat ja Gott
sei Dank bald ein Ende.

Ah ja, eine Familie, auf die Sie auch noch schauen – da sind Sie ja eigentlich der ÖVP schon sehr, sehr ähnlich geworden –, zeigt Ihre Personalpolitik. In
Ihrem Ministerium schießen die Stellen nur so aus dem Boden heraus, weil Sie mit Ihrem Kabinett gar nicht durchkommen. Ich weiß zwar nicht, was die
den ganzen Tag machen – wenn man sich den Blödsinn, der vorliegt, durchschaut, muss man sagen, da kann nicht recht viel Grips dahinterstecken. Eines ist schon interessant: Sie stocken Ihre Posten auf. Sie wissen ganz
genau, dass Sie es nicht mehr lange in diesem Amt machen werden, deswegen ver­sorgen Sie jetzt noch Ihre Grünen, wo es geht. (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Gewessler. – Zwischenruf der Abg. Rössler.)

Ein Zeichen dafür – das muss man auch einmal sagen –, dass Sie politisch gegen die Wand fahren – das haben andere in ihrem Ministerium schon verstan­den (Abg. Schwarz: Das kannst du bei einer PK sagen, aber nicht da! – Zwischenruf der Abg. Rössler) –, ist auch Ihr Generalsekretär Kasser. Wie ich heute le­sen musste, flüchtet der schon zur Asfinag – witzigerweise ist das genau die Organisation (Heiterkeit des Redners), der Sie ja untersagt haben, Stra­ßen zu bauen. Jetzt läuft Ihnen also schon der eigene Generalsekretär davon. Ganz offensichtlich haben Sie nicht den besten Eindruck in diesem Minis­terium hinterlassen. (Abg. Rössler: ... das ist schon eine Freude, wirklich!)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1090

Über die Anhebung der CO2-Steuer haben wir bereits diskutiert. Die Familien und die Pendler werden sich bei Ihnen bedanken, dass eine Tankfüllung
ab sofort 6 bis 7 Euro mehr kostet – also auch das haben Sie sehr gut gemacht.

Sie arbeiten weiter an einer Zweiklassengesellschaft. Ihre Bobo-Freunde,
die die Straßenbahn vor der Tür haben, werden gefördert und kriegen dann noch das Klimaticket hintennach geschossen. (Abg. Schwarz: Wir haben einen Kli­mabonus ...!) Sie geben jedem 18-Jährigen ein Klimaticket, wurscht, ob dort eine Eisenbahn vorbeifährt oder nicht – auch das machen Sie –, und Ihren Be­amten schenken Sie es überhaupt. Jetzt möchte ich Ihnen schon einmal die Fra­ge stellen: Was bezwecken Sie eigentlich damit, außer eine Spaltung der Gesellschaft? (Abg. Lukas Hammer: Lügen und Hass, mehr haben Sie nicht! Lügen, Hass und ...! – Gegenruf bei der FPÖ.)

Vielleicht am Ende noch ein ganz kurzes Wort zu Ihrer Erneuerbare-Energie-Strategie, weil Kollege Deimek es vorhin schon gesagt hat: Jeder Exper­te in diesem Land wird Ihnen sagen, dass Sie auch da vollkommen gegen die Wand fahren und den gleichen Blödsinn nachmachen (Abg. Schallmei­ner: Die FPÖ-Experten ...!), den es bereits in der Bundesrepublik Deutschland gibt. Ihnen geht es um Fotovoltaikflächen, Ihnen geht es um Windräder. Die Schwarzen stimmen mit, obwohl Sie eigentlich schon längst von der eigenen Wirtschaft die Schelte dafür bekommen haben.

Wissen Sie, was passiert? Reden Sie mit Experten, die sich mit der Netz­infrastruktur auskennen! (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von Grünen und FPÖ.) – Der Gegenverkehr, der dadurch im Netz entsteht, sorgt dafür,
dass wir alleine im letzten Jahr über 50 Mal an einem Blackout entlang­geschrammt sind, hat dafür gesorgt, dass wir über 50 Mal aus dem europäischen Stromverbund weggeschaltet worden sind, dass wir unsere Back-up-Kraft­werke starten mussten (Abg. Lukas Hammer: Sag doch was zu den Chemtrails! Das fehlt noch, dann haben wir es!) und dass wir insgesamt 2 Milliarden Euro an
Geld verloren haben, und zwar aufgrund dieser Back-up-Energie (Abg. Schwarz: Du redest so viel, dass hinten auf der Redner:innenliste schon wieder einer


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1091

runterfällt!), die wir dann ganz schnell im eigenen Land herstellen mussten. Das haben Sie verursacht! (Abg. Schwarz: Minus 1 Minute!)

Wissen Sie, was tatsächlich ist? – Sie haben einen Reform- und Ausbaustau
in der Infrastruktur. (Zwischenrufe bei den Grünen.) 20 Milliarden Euro beträgt dieser Ausbaustau, den Sie verursacht haben. Wissen Sie, Ihre eigenen Behörden blockieren das. Die Umweltverträglichkeitsprüfungen laufen
nicht, und dann haben Sie irgendwo wieder irgendwelche grünen Freunde (Abg. Schwarz: Du nimmst dem Axel die Redezeit weg! – Heiterkeit bei Abgeordne­ten der Grünen) oder irgendwelche Leute von Global 2000, die dann wieder mit den Taferln herumlaufen und sich gegen den Aufbau von 380-kV-Leitun­gen stellen. (Heiterkeit und Zwischenrufe bei Abgeordneten der Grünen.)

Alles in allem, Frau Bundesminister: Sie haben überhaupt nichts auf den Weg ge­bracht, außer das sauer verdiente Geld der Steuerzahler mit beiden Hän­den aus dem Fenster zu werfen. (Abg. Lukas Hammer: Den Ökokommunismus hast du vergessen!) Dazwischen sind Sie dann nach Katar zu einer Vorzeigedemo­kratie gefahren, nach Aserbaidschan zu einer Vorzeigedemokratie gefahren und haben dort LNG-Gas eingekauft, das dann mit schwerölbetriebenen
Schiffen hierher geschippert wird und mit Tanklastwägen verführt werden muss.

Frau Minister, ganz ehrlich, es ist so ähnlich - - (Zwischenbemerkung von Bun­desministerin Gewessler. – Abg. Lukas Hammer: Ökokommunismus gehört
noch! – Abg. Schallmeiner: Ökokommunismus hast du vergessen!)
 – Ökokommunis­mus habe ich vergessen, das muss ich Ihnen noch vorwerfen (Heiterkeit
und Rufe bei den Grünen: Danke! Bingo!) 
– bitte gerne. (Heiterkeit der Abgeordneten Lukas Hammer, Schallmeiner und Schwarz.) Ich liefere natürlich sofort, vor
allem, wenn es dazu nützt, Sie zu reduzieren und dafür zu sorgen, dass endlich wieder vernünftige Politik in diesem Haus einkehrt. (Zwischenruf bei den
Grünen.)

Und wenn Sobotka dann auch noch zurückgetreten ist, kann man in diesem Land wieder durchatmen. (Beifall bei der FPÖ.)

13.24



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1092

Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter, ich glaube, es war auch
noch ein Antrag geplant, den wird sicherlich noch ein anderer Redner einbringen. (Abg. Michael Hammer: Bei so einer Rede brauchst du keinen Antrag mehr ein­zubringen! Wenn du nichts sagst, brauchst du auch keinen Antrag!)

Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Hermann Weratschnig. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.


13.24.33

Abgeordneter Hermann Weratschnig, MBA MSc (Grüne): Sehr geehrter
Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter
Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Abgeordnete! Diese Rede von Kollegen Hafenecker war jetzt nicht besonders kollegial. Das würden wahrscheinlich auch die Zuseherinnen und Zuseher so denken, die jetzt vor den Bildschirmen
diese Rede verfolgt haben. Das Konzept der Rede: raufhauen, draufhauen, rein­treten, reintreten, Bashing (Abg. Hörl: Beleidigen!) – das ist das Redekon­zept des Kollegen Hafenecker gewesen. Das ist das Konzept der Freiheitlichen Partei. (Abg. Deimek: Alles die Wahrheit, nichts gelogen!) Das ist nicht
unser Konzept, werte Abgeordnete. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das ist eine schäbige Politik. Das ist eine schäbige Politik: Das Ausspielen
von Bevölkerungsgruppen mit dem Ziel, das eigene Klientel – Sie haben gesagt: die eigene Familie –, in diesem Fall im Bierzelt, zu bespaßen. Das ist das Konzept der Freiheitlichen Partei. (Beifall bei den Grünen sowie des
Abg. Eßl. – Abg. Kassegger: Das ist genau das, was Sie mit Ihren 8 Prozent machen! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wir stehen für eine Mobilität auf allen Wegen und in aller Vielfalt – das ist
unser Konzept für eine offene Gesellschaft, auch in der Mobilität, für
eine barrierefreie Gesellschaft, auch in der Mobilität, für eine solidarische Gesellschaft, auch was die Mobilität betrifft. (Beifall bei den Grünen.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1093

Weniger Verkehr, aber barrierefreie Mobilität mit allen Verkehrsmitteln, je nach Bedarf und Notwendigkeit: Das, was über Jahrzehnte – über Jahrzehnte! –
nur in den Straßenbau investiert wurde, braucht es jetzt zu einem Großteil auch auf der Schiene. 4 Milliarden Euro jährlich gehen in die Schiene, gehen in
den Bahnausbau. (Abg. Deimek: Wo kein Bus oder Zug fährt, da nützt
das alles nichts!)
Natürlich brauchen wir auch im Straßenbau – damit Straßen auch sicher bleiben – Finanzmittel, die wir investieren: 1,7 Milliarden
Euro über die Asfinag in den Straßenbereich. (Abg. Deimek: Die Asfinag baut keine neue Straßen!)

Wichtige Punkte im Budget: 21,15 Milliarden Euro in den ÖBB-Rahmen­plan, 544 Millionen Euro zur Finanzierung des Klimatickets – 544 und nicht 795, wie hier manchmal schon erwähnt wurde, denn man muss auch die Erlö­se gegenrechnen. Man muss sich im Budget auch anschauen, wo die Erlöse des Klimatickets sind – Kosten von 544 Millionen Euro, davon 250 Millionen
Euro für die Länder, für den Ausbau und für die regionalen Klima­tickets. (Abg. Deimek: In Summe kostet es 3 Milliarden, plus das Geschenk für die
18-Jährigen!)
Und natürlich, nicht zu vergessen: Alle Jungen bekommen
ab dem 18. Geburtstag ein Jahresticket. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Argument, nämlich eine Kundenbindungsmaßnahme im öffentlichen
Verkehr.

Dieses Budget ist ein Budget für eine bessere Luft, für ein besseres Klima, für weniger Schadstoffe und damit auch weniger CO2. Dafür, insbesondere
auch für die Dekarbonisierung und die E-Mobilitäts-Offensive, nehmen wir 342 Millionen Euro in die Hand. Dabei ist, glaube ich, ganz wichtig für
die Gemeinden: die Investition in Elektrobusse, die Umstellung in den Städten und natürlich auch die Schaffung von Ladeinfrastruktur. Nicht zu verges­sen: alle Fördermittel auch für Private, Gemeinden, Vereine und für Unternehmen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1094

Der PV-Ausbau – das wurde heute schon erwähnt – zeigt uns, dass das Konzept Raus aus Öl und Gas absolut funktioniert und dass die Menschen mitma­chen, die Menschen mittun und wissen, dass sie sich da Geld sparen und dass sie damit auch sehr stark in ihre Zukunft investieren. Mehr Unabhängigkeit
von Diesel und Benzin durch Eigenerzeugung, durch Sonnenstrom daheim, PV und E-Mobilität: Das gehört in einer klimaschonenden Wirtschaft zusam­men. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Hörl: Diesel ...?!)

Eine weitere Säule – mein Kollege Lukas Hammer hat es heute schon erwähnt –: die aktive Mobilität. 108 Millionen Euro gehen in die aktive Mobilität, das
wurde schon erwähnt, 27-mal mehr als in den vorigen Regierungen. Ein Beispiel einer sehr erfolgreichen Förderung, glaube ich, Frau Bundesministerin, sei genannt, nämlich die Förderung für Falträder, für Transporträder, für Fahrräder im Unternehmensbereich und in den Gemeinden. Im ersten Halbjahr 2023 wurden bereits 2 400 Fahrräder gefördert. Diese Förderungen sind
nicht nur intensiv, sondern erfolgreich, und ich hoffe, dass wir das in diesem Ausmaß auch weiterführen können.

Noch zwei Highlights 2023 mit budgetärer Auswirkung auf 2024: Das ist die Erweiterung der externen Kosten bei der Lkw-Maut. Mit der CO2-Be­preisung sind wir auf dem besten Weg in Richtung Kostenwahrheit. Insbeson­dere auch was den Güterverkehr betrifft, ist es da, glaube ich, wichtig,
entlang der Transitrouten einschränkende Maßnahmen zu setzen, Regulative zu setzen. Dabei ist es mir auch ganz wichtig, Maßnahmen gegen Tiertrans­porte zu setzen, die durch unser Land fahren und die für die Tiere ein unglaubli­ches Leid bedeuten. Auch da sind wir alle im Bereich des Güterverkehrs gefordert.

Zweiter Bereich: mehr Finanzmittel für den Lärmschutz entlang von Autobahnen und die Verdreifachung der Lebensverbesserungsabgabe, insbesondere
auf Sondermautstrecken – das wurde hier im Hohen Haus schon oft­mals genannt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1095

Auf dem Weg zu mehr Gesundheit, mehr Klimaschutz, mehr Sicherheit und mehr Chancen für Österreich mit dem Mobilitätsbudget 2024! (Beifall bei den
Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.30


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Yan­nick Shetty. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.30.26

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte
Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Mich interessieren eigentlich, wenn wir hier über den Klimaschutz reden, ich habe das gestern schon gesagt,
nicht die einzelnen Budgetposten. (Abg. Disoski: Wieso nicht?) Mich interessiert auch nicht das Klimaticket oder der Klimabonus oder die CO2-Steuern
(Abg. Disoski: Wieso interessiert dich das nicht?), sondern wenn wir über Klima­schutz reden, dann ist doch eine einzige Frage allein relevant – eine
einzige! (Abg. Schwarz: Wir reden jetzt nicht über den Klimaschutz, wir reden über das Budget!) –, nämlich: Schaffen Sie es, mit Ihren Maßnahmen, die ja im
Budget ausreichend sozusagen vorkommen, die für Österreich geltenden völker­rechtlichen Verpflichtungen einzuhalten, nämlich die Pariser Klimaziele?
(Abg. Disoski: Sind die Emissionen gesunken?) Schaffen Sie es, diese einzuhalten? Die Antwort auf diese Frage würde mich interessieren: ja oder nein? (Abg. Disoski: Sind die Emissionen gesunken oder nicht?) – Das ist die einzige relevante Frage (Abg. Disoski: Sind die Emissionen gesunken oder nicht?), und ich glaube, die Antwort ist leider nicht Ja.

Die Antwort ist leider nicht Ja. Sie schaffen es mit Ihren Maßnahmen nicht, die für Österreich verbindlichen Ziele einzuhalten (Abg. Disoski: Wieso weißt
du das? Hast du eine Glaskugel?),
und das ist ein Armutszeugnis. (Beifall bei den NEOS.)

Das ist ein Armutszeugnis, denn wir sind nicht mehr im Jahr eins der
grünen Regierungsbeteiligung, wir sind auch nicht im Jahr zwei, nicht im Jahr


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1096

drei, sondern im Jahr vier, und zwar kurz vor dem Ende dieser Regierungs­periode (Abg. Weratschnig: Schenken Sie mir diese Glaskugel!), kurz vor dem Ende Ihrer Amtszeit, Frau Bundesministerin. (Abg. Weratschnig: Schenken Sie mir
diese Glaskugel!)

Die Grünen sind – das ist ja in der Politikwissenschaft, glaube ich, anerkannt – eine Single-Issue-Partei, also es gibt ein Thema, ein einziges Thema, für
das Sie gewählt werden, das ist der Klimaschutz. Für das sind Sie auch in die Regierung gewählt worden. Wenn man aber dann nach fünf Jahren oder
nach Ende dieser Regierungszeit sagen muss, Sie schaffen es nicht, die Klima­ziele zu erreichen, dann ist das einfach eine Bankrotterklärung.

Wenn man sich anschaut, was Sie tun müssten und was Sie tun, dann sieht man auch, warum das so ist. Wir bräuchten eine echte Offensive im Ausbau
der öffentlichen Verkehrsmittel – statt dass man mit dem Gratisklimaticket herumwirft. (Abg. Schwarz: 21 Milliarden Euro!) Was bringt das, wenn
ich ein Gratisklimaticket habe, aber es steht kein Bus vor der Haustür? (Abg. Disoski: 21 Milliarden Euro beim Budget!)

Wir bräuchten (Abg. Weratschnig: „Wir bräuchten“! Was sind denn die Maßnah­men?) einen Umbau, einen echten Umbau des Steuersystems, eine Öko­logisierung – statt einer neuen Steuer ohne Lenkungswirkung (Abg.
Schwarz: ... den Loacker bräuchten wir da ...!),
wie Sie sie eingeführt haben. Wir bräuchten auch endlich ein echtes Klimaschutzgesetz mit Zähnen. Es ist
ein Wahnsinn, dass es seit mehr als 1 000 Tagen unter grüner Regierungsbeteili­gung kein Klimaschutzgesetz gibt! Wir bräuchten ein echtes Klimaschutz­gesetz mit Zähnen statt PR-Aktionen wie Ihren Flaschenpfand. Ja, nice to have, hat aber mit Klimaschutz relativ wenig zu tun. (Beifall bei den NEOS.)

Warum tun Sie das nicht? – Weil Sie leider erschreckend – wie in vielen anderen Bereichen, Parlamentarismus zum Beispiel –, sehr schnell von den Verfüh­rern und von den Blendern Ihres Koalitionspartners gelernt haben. Sie machen das, was sich gut verkaufen lässt, und nicht das, was gut fürs Land wäre.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1097

Das wenige, das Sie tun (Abg. Disoski: Geh bitte, Yannick, ...!), oder das, was Sie in einigen wenigen Bereichen tun, machen Sie dann auch noch ziemlich schlecht.

Der Klimabonus ist solch ein Beispiel. Nachdem letztes Jahr der Klimabonus an Häftlinge und an Tote ausgezahlt wurde, gibt es auch dieses Jahr wieder
ein Megachaos beim Klimabonus. Mehr als 500 000 Menschen (Abg. Disoski: Ziehen um!), mehr als eine halbe Million Menschen hat für das Jahr 2023
immer noch keinen Bonus ausgezahlt bekommen. Es stimmt schon, alles nach Ihren Regeln, aber warum muss man überhaupt einen Klimabonus aus­zahlen? Warum macht man es nicht über eine Entlastung im Steuersystem?

Ich sage Ihnen, was der Grund ist (Abg. Weratschnig: ... die CO2-Bepreisung!) – da sind wir wieder bei dem Punkt, dass Sie gut gelernt haben von den Marke­tinggenies –: Weil es ja darauf ankommt, einen Gutschein mit einem grünen Ma­scherl von der Frau Ministerin zu überreichen. Es muss ja Geld verteilt
werden. Deswegen haben wir dieses Chaos, das Sie verursacht haben, und des­wegen wird dieses Klimabudget – ja, in ein paar Details sind gute Punkte
darin – für das Ziel, nämlich die Pariser Klimaziele zu erreichen, bei Weitem nicht ausreichen. (Beifall bei den NEOS.)

13.33


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Eva-Maria Himmelbauer. – Bitte, Frau Abgeordnete.


13.34.06

Abgeordnete Eva-Maria Himmelbauer, BSc (ÖVP): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuschauer! Ich darf mich nun dem Themenbereich Innovation und Technologie im BMK widmen.
Das Budget sieht 2024 rund 650 Millionen Euro vor. Hiermit werden Projekte zur Mobilitäts- und Energiewende unterstützt, die Beteiligung am
EU-Weltraumprogramm, das AIT beispielsweise im Bereich der nachhaltigen Mobilität und die Silicon Austria Labs GmbH, also eine industrienahe Forschungseinrichtung im Bereich Mikro- und Nanoelektronik.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1098

Zwei Schwerpunkte aus dem Budget möchte ich aber dezidiert herausgreifen, weil sie auch aufzeigen, wie innovativ dieses Land ist und wo heimische
F&E Antworten zu großen Problemen unserer Zeit liefern kann: zum einen die Ipcei-Projekte, die über dieses BMK-Budget – und nicht nur über dieses – gefördert werden. Ipcei sind große europäische Industriebereich- und Infrastrukturvorhaben in den Bereichen Umwelt, Energie, Verkehr, die von einem gemeinsamen europäischen Interesse sind. Es können sich meh­rere Staaten, Unternehmen, Forschungseinrichtungen beteiligen und gemeinsam daran arbeiten und diese Projekte finanzieren.

Österreich beteiligt sich an vier Initiativen: Mikroelektronik eins und zwei, Batterien und Wasserstoff. Gerade bei den Batterien können wir – so meine per­sönliche Sicht – in Österreich einen wesentlichen Beitrag zur Mobilitäts­wende leisten. Die Batterie ist immer wieder, berechtigt oder nicht, in der Kritik. Da geht es um die Umweltbilanz, da geht es um Rohstoffherkunft und -abbau, Verwendung, Lebensdauer und Entsorgung.

Unsere Ipcei-Mittel fließen daher auch in die von dieser Kritik angesprochenen Bereiche: Wie können wir langlebige Batterien herstellen? Wie können wir kürzere Ladezeiten ermöglichen? Wie können wir gute Rohstoffe sinnvoll ver­wenden und diese auch gewinnen? Es geht aber auch bis hin zum Thema Recycling und Nutzung von Altbatterien.

Hervorheben möchte ich da gerade das AIT, aber auch die Universität Innsbruck – das wird den Herrn Staatssekretär freuen. Dort sind wirklich gute For­schungsarbeiten im Gange.

Zum Zweiten möchte ich aus dem Budget den Chips Act herausgreifen, ein res­sortübergreifendes Vorhaben zwischen dem Wirtschaftsministerium und
dem BMK. Die Pandemie hat uns ja in vielen Bereichen – wie auch
bei den Mikrochips – eine gewisse Abhängigkeit unter anderem vom asiatischen Raum aufgezeigt. Kaum ein technisches Gerät kommt heute ohne Mikro-


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chips aus. Ich kann mich an Schlagzeilen während der Pandemie erinnern, in de­nen es geheißen hat: „Weil Mikro-Chips weiter fehlen, schlachten Unter­nehmen jetzt schon Waschmaschinen aus.“ – Also eine extreme Situation, die damit verdeutlicht worden ist. Um da die Abhängigkeit in Zukunft zu ver­ringern, Versorgungssicherheit sicherzustellen, Resilienzen aufzubauen und uns auch eine technische Führungsrolle zu sichern, wollen wir da investieren. Österreich zählt zu den top vier in der EU im Bereich Mikrochips: 280 Betriebe, 72 000 Beschäftigte. Daher investieren wir 2,8 Milliarden Euro bis 2031,
um die europäische Zielsetzung zu erreichen, die Produktionskapazitäten von 10 auf 20 Prozent am Weltmarkt zu erhöhen und gleichzeitig auch Österreichs Führungsrolle als Chipstandort zu verbessern.

Insgesamt ein gutes Budget – danke an die Frau Ministerin! Mein größter Dank gilt aber vor allem all jenen, die im Bereich F&E tätig sind, die ihre Zeit dem Lösen kleiner und großer Probleme widmen und damit auch dazu beitragen, dass wir in eine prosperierende Zukunft steuern. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und
bei Abgeordneten der Grünen.)

13.37


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Alois Schroll. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.37.55

Abgeordneter Alois Schroll (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen
und Herren vor den Bildschirmen! Bevor ich meine Rede starte, darf ich im Na­men meiner Kollegin Petra Oberrauner die Besucherinnen und Besucher
aus der Marktgemeinde Arnoldstein mit dem Delegationsleiter SPÖ-Bürgermeis­ter Reinhard Antolitsch recht herzlich begrüßen. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen sowie des Abg. Deimek.)

Auf der anderen Seite sei im Namen von Kollegen Jörg Leichtfried die SPÖ-Be­zirksorganisation Bruck-Mürzzuschlag herzlichst begrüßt. Ein herzliches


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Freundschaft von dieser Stelle! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von
ÖVP und Grünen.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, das Budget für den Bereich Klima, Umwelt, Energie – UG 43 – zeigt auch heuer wieder einmal deutlich: Der Selbstbe­trug und die Täuschung der Bevölkerung gehen auch im Budget 2024 munter weiter. Das einzig Gute – es wurde heute schon einige Male gesagt –: Es
ist das letzte Budget dieser Bundesregierung. Wir sehen in eine positive Zukunft für die nächsten Jahre.

Dem aufmerksamen Zuhörer, der wissbegierigen Zuhörerin hier im Saal
wird es sicher bekannt vorkommen, denn voriges Jahr – zur selben Zeit, in einem anderen Saal – habe ich meine Rede zum Budget mit folgenden Worten begonnen: Grundsätzlich ist zum Budget im Bereich UG 43 Folgendes zu sagen: Während auf der Förderseite immer mehr Geld bereitgestellt wird, blei­ben die strukturellen und regulatorischen Maßnahmen weiter in der Warte­schleife. – Mehr dazu gleich in Kürze.

Als gelernter Österreicher weiß man natürlich: Gut ist aufgewärmt nur
ein Gulasch, aber keine Rede. Ich könnte aber jene vom Vorjahr eins zu eins neh­men und wieder hier halten. Den Grund, geschätzte Damen und Herren,
kann ich Ihnen ganz genau sagen: null Ideen, null Strategie und überhaupt keinen Plan, wo die Klima- und Energiewende hingehen soll! (Ruf bei der ÖVP: Das
ist SPÖ!)

Wir als SPÖ bekennen uns zur Klima- und Energiewende und haben das auch immer getan, aber leider kommt von der Stelle hier nichts.

Ich möchte ein paar Beispiele bringen: Mit dem heutigen Tag sind es
genau 1 055 Tage, in denen wir kein Klimaschutzgesetz, kein Erneuerbare-Wärme-Gesetz haben. Das wurde abgesagt – es kommt jetzt ein bisschen von der anderen Seite eine Schmalspurversion – und vieles andere auch.


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Für Sie spielt es keine Rolle, geschätzte Damen und Herren, Sie bringen die Gesetze gemeinsam nicht zusammen. Gemeinsam bringen Sie nur
zusammen, dass das Geld des Steuerzahlers wirklich hinausgeschmissen wird.

Ich sage Ihnen auch, warum: Beispiel Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das
habe ich schon erwähnt: Es ist in seiner Grundversion nicht da. Eine Schmal­spurversion kommt, aber egal, es wird mit Fördermitteln und mit Förder­sätzen einfach nur so gefördert. Es gibt auch kein wirksames Energieeffizienz­gesetz. Das haben wir hier lange diskutiert – egal, das wird mit Fördergeld
gelöst. Es gibt kein Erneuerbares-Gas-Gesetz, kein EIWOG. Das meine ich damit: dass keine strukturellen Ideen oder Gesetze für Planbarkeit gegeben sind.

Die Liste kann ich noch lange weiterführen, geschätzte Damen und Herren! Ka­schieren, verzögern, ablenken – mehr ist es leider Gottes nicht, was die
letzten vier Jahre passiert ist. Dabei wäre genau da die Klima- und Energiewende so wichtig gewesen. Es wäre die große Chance gewesen.

Eines möchte ich mir heute, geschätzte Damen und Herren, zum Schluss herausnehmen: Kollege Lukas Hammer hat seinen Kindern etwas versprochen, und mir ist es ein großes persönliches Anliegen, mich heute einmal
bei den, glaube ich, rund 1 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BMK zu bedanken, die uns in den letzten Wochen Rede und Antwort gestanden
sind, Hunderte Anfragen von uns Nationalrätinnen und Nationalräten beantwor­tet haben. Ich glaube, das ist auch gerade in Zeiten wie diesen und gerade
im Energiebereich nicht einfach. – Ein herzliches Dankeschön an alle Mitarbeite­rinnen und Mitarbeiter des BMK! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten
von ÖVP und Grünen.)

Frau Bundesministerin, vielleicht zum Abschluss: Ihre Kollegin Meri Disoski hat es heute schon erwähnt und hat auch den Rücktritt von Präsident Sobot­ka gefordert. Vielleicht können auch Sie, liebe Frau Ministerin, auf Ihren Klub einwirken. Vielleicht können Sie Herrn Sobotka dazu bewegen, zurückzu­treten. (Abg. Disoski: Was soll sie auf ihren Klub einwirken? – Weitere Zwischenrufe


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bei den Grünen.) Für den Fall, dass er nicht geht und an seinem Sessel
klebt, möchte ich heute sagen: Ich spende den Sessel, wenn ihr ihn mit dem Sessel rausführen müsst, aber vielleicht können Sie darauf einwirken,
dass Präsident Sobotka Schaden von dieser Republik abwendet und zurück­tritt. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ
und NEOS.)

13.42


Präsident Ing. Norbert Hofer: Ich glaube, Frau Dr. Götze ist noch nicht im Raum. Oder irre ich mich? – Nein. Gut, dann darf ich Herrn Mag. Gerald Hauser
zum Rednerpult bitten. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Ruf bei der ÖVP: Da wäre mir die Götze aber lieber gewesen! – Abg. Hauser – auf dem Weg zum Redner:in­nenpult –: Das ist jetzt ein Kompliment für mich, wenn dir die Götze lieber ist! – Abg. Leichtfried: Taferl nicht vergessen! – Abg. Michael Hammer: Heute kommt nur Geschwafel, das Taferl hat er heute nicht mit! – Abg. Leichtfried: Ja, aber das ist eh gut! – Abg. Michael Hammer: Ja, eben!)


13.43.07

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): So viele Vorschusslorbeeren,
bevor ich mit meiner Rede beginne, das ehrt mich schon. Danke
dafür! Ich brauche nur aufzustehen und es kommen schon schräge Kommentare. (Abg. Michael Hammer: Woher das wohl kommt?) Das ist eine Auszeich­nung! Wenn es anders wäre, müsste ich wirklich überlegen, was ich falsch ma­che. (Beifall bei der FPÖ.)

Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Werte Zuseher, Zuhörer, auch zu Hause vor den Bildschirmen! Ich darf nach
dieser großartigen Rede von Generalsekretär Christian Hafenecker zuerst einmal noch seinen Antrag einbringen, den er mangels Redezeit nicht eingebracht hat.

Der Antrag:


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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betref­fend „Abschaffung der CO2-Steuer“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen so­wie die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innova­tion und Technologie, wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungs­vorlage zuzuleiten, mit der die CO2-Abgabe abgeschafft wird.“

*****

Ich denke, das ist ein ganz wichtiger Antrag. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.)

Nun zu meiner Thematik, zum Transitverkehr in Tirol: Die Frau Minister
ist ja fleißig am Handy (Zwischenrufe bei den Grünen), aber vielleicht findet sie eine Minute zum Zuhören. (Der Redner stellt eine Tafel auf das Redner:in­nenpult, auf der ein Artikel der „Tiroler Tageszeitung“ mit dem Titel „Aus für Gratis-Maut“ abgebildet ist. – Abg. Leichtfried: Es geht ja doch!)

Es hat die transitgeplagte Bevölkerung heute interessanterweise aus der
„Tiroler Tageszeitung“ erfahren müssen, dass mit 1. Dezember die Gratismaut für das Wipptal und das Stubaital – da geht es also um jene Bevölkerung, die tat­sächlich am meisten vom Transit in Tirol belastet ist – vorbei ist. Es geht da nicht um die 11 Euro, die sie zusätzlich zahlen müssen, Frau Minister, sondern
es geht um die politische Botschaft, es geht um das Signal. (Abg. Deckenbacher: Er hat ja eh ein Taferl!)

Die Europäische Union hat das durchgesetzt, weil es mit der EU-Richtlinie scheinbar nicht vereinbar ist, und da stellt sich die Tiroler Bevölkerung natürlich zu Recht die Frage: Wenn es um die Gesundheit, um die Belastung der transitgeplagten Tiroler Bevölkerung geht, dann schaut die Europäische Union


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nicht auf die Tiroler Bevölkerung, sondern sie ist auf der anderen Seite und
sagt: Das widerspricht dem Gemeinschaftsrecht, tuts einmal zahlen, tuts einmal brennen (Ruf bei der ÖVP: Darum heißt es ja Brenner!), neben der Belastung,
die ihr sowieso mitzunehmen habt. – Das ist das eine.

Es ist einfach schockierend, wie da die Europäische Union, die Verkehrspolitik über die Tiroler Bevölkerung drüberfährt – aber das kennt die Tiroler Be­völkerung bedauerlicherweise schon lange. (Beifall bei der FPÖ.)

Und wissen Sie, Frau Minister (Abg. Lukas Hammer: Ministerin!), die Bevölkerung hat ja zwischenzeitlich auch vielfach das Vertrauen in die Verkehrspolitik verloren. Nehmen wir einmal das Stichwort Brennerbasistunnel her: Ich kenne ja die Entwicklung des Brennerbasistunnels, fast historisch habe ich das beglei­tet, auch als Mandatar im Tiroler Landtag.

Die Machbarkeitsstudie für den Brennerbasistunnel reicht in das Jahr 1989 zu­rück. Dann hat man der Bevölkerung seit damals, seit dem Jahr 1989,
eine Verkehrsentlastung versprochen, aber die Eröffnung des Tunnels hat sich immer weiter nach hinten verschoben – von 2024 auf 2026 auf 2028.
Scheinbar soll jetzt der Basistunnel 2032 nach insgesamt 43 Jahren eröffnet werden. Die Baukosten sind zwischenzeitlich explodiert.

Irgendwann einmal haben wir von 4,5 Milliarden Euro gesprochen – ich
kann diese Stufen nicht nachvollziehen –, jetzt liegen wir bei 10,5 Milliarden Euro. Ich bin schon gespannt, was herauskommt.

Was möchte ich damit sagen, Frau Minister? – Ich möchte damit sagen,
dass es 43 Jahre dauert, von der Machbarkeitsstudie bis zur Eröffnung des Bren­nerbasistunnels, bis dann hoffentlich eine Entlastung stattfindet. Was uns
aber die Europäische Union nach wie vor schuldig ist, ist die Verlagerungsgarantie.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1105

Jetzt zur Luegbrücke: Ich bringe da heute den Antrag ein, weil die Wipptaler Be­völkerung sich immer für den Tunnel eingesetzt hat. Jetzt haben wir gese­hen, dass von Beginn bis zur Eröffnung eines Projektes Jahre, Jahrzehnte verge­hen. Wieso ist es nicht möglich, zu sagen: Jetzt machen wir die Sanierung
der Luegbrücke, weil sie dringend notwendig ist, und beginnen die Planung für den Luegtunnel, weil es ja eh Jahrzehnte dauert!?

Ich darf folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sanierung der Luegbrücke und Start des Projekts ‚Tunnel Lueg‘“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung und insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie werden aufgefor­dert, das Projekt ‚Tunnel Lueg‘ unverzüglich in die Wege zu leiten.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

Es dauert eh lange, und damit geben wir der Bevölkerung eine positive Hoffnung, dass ihr Wunschprojekt, nämlich der Tunnel, tatsächlich irgendwann realisiert wird. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Weratschnig: Tunnel und Brücke?)

13.48

Die Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Christian Hafenecker, MA

und weiterer Abgeordneter


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1106

betreffend Abschaffung der CO2-Steuer

eingebracht in der 239. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 23. No­vember 2023 im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) – UG41

Die schwarz-grüne Bundesregierung hat mit der Einführung der umstrittenen
CO2-Steuer die Inflation befeuert:1

Die heuer ab Juli auf fossile Energien fällige CO2-Abgabe in Österreich wird – trotz Klimabonus – die Inflation zusätzlich treiben“, ist WIFO-Chef Felbermayr
überzeugt: „Ja, sie wird weitergegeben werden und die Preise noch­mal in die Höhe treiben.

Bis zum September 2023 wurden daraus bereits Einzahlungen iHv 588 Mio. EUR erzielt.

Nun soll diese Steuer, einem Automatismus folgend, per 1.1.2024 abermals
erhöht werden. Somit erhöhen sich auch die Benzin- und Dieselpreise. Die die CO2-Steuer verteuert dann eine 50-Liter-Tankfüllung für Dieselfahrzeuge um
6,75 Euro, jene für Benzinfahrzeuge um 6,15 Euro.

Statt die Bevölkerung weiter zu belasten und damit die Inflation in die Höhe zu treiben, müssen die Bürger massiv entlastet werden.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen sowie die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1107

und Technologie, wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zu­zuleiten, mit der die CO2-Abgabe abgeschafft wird.“

1     APA0155/17.02.2022

*****

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser

und weiterer Abgeordneter

betreffend Sanierung der Luegbrücke und Start des Projekts „Tunnel Lueg“

eingebracht in der 239. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 23. November 2023 im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Budgetausschusses über
die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bun­desvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) – UG41

Im vorliegenden Budget sind keine Maßnahmen bezüglich eines Projekts „Tunnel Lueg“ enthalten.

Nach jahrelanger Diskussion wurde von der schwarz-grünen Bundesregierung entschieden, dass es im transitgeplagten Wipptal zu keiner Tunnellösung kommen soll, sondern es nur die dringend notwendige Sanierung der Luegbrücke geben
wird.

Statt die Gelegenheit für eine langfristige Infrastrukturplanung zu nutzen, beschränkt man sich also auf die Sanierung einer Brücke, die in dieser Form keiner mehr
haben will. Eine vorausschauende Politik würde bereits heute, neben der unbestritten notwendigen Sanierung der Luegbrücke, mit dem Projekt „Tunnel Lueg“ begin­nen. Erfahrungen bei gerade laufenden großen Tunnelprojekten zeigen nämlich, dass von Projektbeginn bis zu Freigabe Jahrzehnte verstreichen. Wenn nicht heute


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1108

bereits begonnen wird, steht in einigen Jahren wieder die Frage vor der Tür: Brücke sanieren oder Tunnel? Und es wäre dann wieder nicht möglich, die Wipptaler Bevölkerung mittels einer Tunnellösung zu entlasten.

Aus diesem Grund würde eine vorausschauende Politik bereits heute mit dem Projekt „Tunnel Lueg“ beginnen, damit dieser rechtzeitig vor einer neuen Sanierungsnot­wendigkeit der Brücke fertiggestellt ist.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung und insbesondere die Bundesministerin für Klimaschutz, Um­welt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie werden aufgefordert,
das Projekt „Tunnel Lueg“ unverzüglich in die Wege zu leiten.“

*****


Präsident Ing. Norbert Hofer: Beide Entschließungsanträge sind ordnungsgemäß eingebracht und stehen somit auch in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun Nikolaus Prinz. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.48.36

Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Zu Beginn darf ich die Bäuerinnen aus Gutenstein im Bezirk Wiener Neustadt im Namen von Kollegin Irene Neumann-Hartberger sehr herzlich begrüßen. (Allgemeiner Beifall.)

Es ist nicht verwunderlich, dass die Budgetdebatte so läuft: Wir als Regierungs­parteien verteidigen, die Opposition lässt kein gutes Haar daran. Unterm
Strich, glaube ich, darf man sagen, wenn man das Budget anschaut, die Bereiche, die zum Klimaministerium gehören: Es sind Zahlen, die sich sehen lassen


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können, und wir brauchen uns für die Politik in diesem Bereich wirklich nicht zu genieren, sondern es geht etwas vorwärts!

Entscheidend ist aus meiner Sicht aber, dass wir in vielen Bereichen schauen, dass wir es auch in der Zukunft so gestalten, dass die Leute mitgehen.
Wir dürfen die Bevölkerung nicht überfordern, sondern wir müssen es so ma­chen, dass die Leute wirklich verstehen, warum Veränderungen notwen­dig sind. (Abg. Kassegger: Das gelingt aber nicht besonders gut!) Natürlich ist es so, dass uns manches auch Geld kostet. Auf der anderen Seite schaut auch
die Regierung, dass man dort, wo man entlasten kann, das auch tut. Denken wir zum Beispiel an die ökosoziale Steuerreform als kleines Beispiel, wo tatsäch­lich viel passiert.

Ein paar Gedanken zum Bereich erneuerbare Energie: Persönlich ist es
mir wichtig, dass wir wirklich den breiten Mix sehen. Es gibt nicht nur Wind, es gibt nicht nur PV, es gibt auch sehr viel Biomasse, Wasserkraft, und es ist wichtig, dass wir das nutzen.

In Wirklichkeit müssen wir schauen, egal wo wir jetzt stehen, dass wir Projekte, die in der Pipeline sind, auch umsetzen können. Es muss uns bewusst sein,
dass wir nicht heute hier herinnen sagen können, das ist uns wichtig,
und morgen demonstrieren wir irgendwo dagegen, sondern wir müssen auch schauen, dass wir das realistisch weiterbewegen, weiterentwickeln können.

Persönlich halte ich es für sehr gescheit, dass man in Anreizmodelle geht. Natür­lich hätten wir viel verbieten können, aber ich halte es für viel sinnvoller,
dass man, wenn man zum Beispiel daran denkt, beim Heizen von fossiler Energie auf erneuerbare Energie umzustellen, Anreize schafft, dass die Leute um­stellen. Für den einen ist es vielleicht eine Hackschnitzelheizung, für den ande­ren sind es Pellets oder was auch immer. Da, glaube ich, ist die notwen­dige Flexibilität vorhanden. Das ist viel wichtiger als große Gesetzesbeschlüsse, dass wir da etwas auf die Beine bringen, wenn wir das weiterentwickeln
wollen.


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Was sicherlich ein Thema ist, vor allem in der Peripherie draußen, ist das Lei­tungsnetz. Persönlich habe ich den Zugang, dass auch die Elektrizitäts­unternehmen, die in den letzten Jahren zum Teil nicht schlecht verdient haben, etwas leisten müssen, aber wir von der Politik werden schon da und dort unterstützen müssen, damit wir das Ersetzen von fossilem Strom durch erneuer­baren Strom auch schaffen.

Daher die Bitte, da dranzubleiben. Ich glaube, dass wir alle miteinander
gefordert sind, wenn wir umstellen wollen und wenn wir das umsetzen wollen, mehr an den erneuerbaren Bereich zu denken. Denken wir an das EGG!
Es wird da in den nächsten Wochen sicherlich intensive Gespräche geben. Es wird sozusagen eine Zweidrittelmehrheit brauchen. Es gibt eine Gesamt­verantwortung. Arbeiten wir gemeinsam für positive Entscheidungen! (Beifall bei der ÖVP.)

13.51


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Dr. Johannes Margreiter. – Bitte, Herr Abgeordneter.


13.51.30

Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Werte Kollegin­nen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier im Haus und vor den Bildschirmen! „I steh in der Költ’n und woat auf a“ Öffi „, oba es kummt
net, kummt net, kummt net“. – Sie kennen das. (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Kassegger: „I woat auf des Brummen von am Mercedes Diesel,
oba es brummt net“!)
 – Genau, ganz genau.

Frau Bundesministerin! So geht es den Kund:innen beziehungsweise jenen, die gerne Kund:innen des öffentlichen Personennahverkehrs sein wollen, viel­fach. Bei uns in Tirol im Bereich des Verkehrsverbundes Tirol gehört es schon zur Gewohnheit, dass angezeigte Busse nicht kommen. (Abg. Hörl: ... im Zillertal ...!) Wir lesen in der Presse, dass der Bahnhof in Bad Gastein von vielen


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Zügen nicht mehr angefahren werden kann, weil der Bahnsteig zu niedrig
ist. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)

Das heißt also, wir haben zwar ein Klimaticket – und das ist ja durchaus positiv, es kostet auch sehr viel Geld –, aber das ist auch ein Beispiel dafür, dass
sich Probleme, die man nur mit Geld bewirft, allein dadurch nicht lösen lassen. Es braucht viel mehr.

Da fehlt es schon an sehr vielen, an allen Ecken und Enden, möchte ich
sagen. Die Züge sind teilweise weit überbesetzt. Der Mangel an Busfahrern wirkt sich so aus, dass eben der Busverkehr nicht bedient werden kann.
Da ist der Bevölkerung wenig geholfen, wenn sie darauf hingewiesen wird: Ist nicht meine Zuständigkeit, das müssen die Verkehrsverbünde machen!

Natürlich ist das auch Ihre Zuständigkeit, Frau Bundesministerin! Allein schon wegen des Klimatickets und wegen der regionalen Klimatickets: Die Men­schen kaufen das in der Erwartung, dass sie dann dafür auch die entsprechende Gegenleistung bekommen und dass der öffentliche Verkehr zur Verfügung
steht. Sie werden praktisch in der Gegenleistung verkürzt, wenn die Busse nicht fahren, wie sie fahrplanmäßig fahren sollten.

Hier sollten wir schon alle gemeinsam und vor allem Sie, Frau Bundesministerin, der Bevölkerung Antworten geben. Was gibt es kurzfristig für Maßnahmen,
dass wir diese Misere lösen? Beispiel: Wir könnten den Beruf des Busfahrers auf die Mangelberufsliste setzen und schauen, dass wir dadurch dann ein aus­reichendes Angebot an öffentlichem Verkehr haben.

Das ist eine ganz wichtige Erinnerung im Zuge der Debatte über das Mobilitäts­budget, das – das darf ja durchaus zugestanden werden – durchaus volu­minös ist.

Da sind sehr große Positionen drinnen, all die Zuschüsse an die ÖBB. Auch da aber ist einiges im Argen: Wir arbeiten immer noch auf der Basis des Ziel-


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netzes 2025. Die maßgeblichen Grundlagen für dieses Zielnetz stam­men aus dem Jahr 2011 und wurden seither nur provisorisch fortgeschrieben. Es sollte schon lange das Zielnetz 2040 bereitstehen, damit dann auf der Basis dieses Zielnetzes ein angepasster ÖBB-Rahmenplan verfasst wird.

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft auch eine zentrale budgetäre Frage,
wo meines Erachtens große Einsparungspotenziale nicht ausgeschöpft werden – die EU hat das erkannt –: die EU-Richtlinie betreffend die Vergabe von Verkehrsdiensteverträgen. Hier gibt es jetzt eine Auslegungsleitlinie, die es notwendig machen würde oder es eigentlich erschwert, dass man die
in Österreich geübte Praxis – alles wird im Wege der Direktvergabe und damit nämlich an die ÖBB vergeben – doch auch sehr kritisch sehen muss, weil
es doch Einsparungspotenziale gibt, wenn wir im Sinne des Vergaberechts die Leistungen so ausschreiben, dass auch Mitbewerber zum Zug kommen
können.

Das Gegenargument, das Killerargument, das man immer hört, nämlich: Dann sinkt ja die Qualität!, gilt nicht. Diese Verkehrsdiensteverträge setzen den Leistungsumfang, die Qualitätskriterien so detailliert fest, dass natürlich auch die Qualität der Dienstleistung gewährleistet ist.

Im Budgetausschuss haben Sie gesagt, Sie denken nicht daran, das zu än­dern. Ich würde trotzdem sehr an Sie appellieren, Frau Bundesministerin, dass Sie von den Möglichkeiten des Vergaberechtes und den damit verbunde­nen Einsparungsmöglichkeiten doch Gebrauch machen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

13.56


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Ing. Martin Litschauer. –
Bitte, Herr Abgeordneter.


13.56.36

Abgeordneter Ing. Martin Litschauer (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Vielleicht ganz kurz zu Beginn


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an Kollegen Shetty: Wenn eine Partei wie die NEOS mit einer einzigen Klimalö­sung vor der Wahl antritt und eine CO2-Bepreisung fordert und anschlie­ßend, wenn wir sie einführen, dagegenstimmt, dann wissen wir, warum Klima­schutz in Österreich so kompliziert ist. (Beifall bei den Grünen.) Etwas fordern und dann nicht umsetzen wollen, das ist das Problem in Österreich.

Jetzt komme ich zu einer Zahl: 17,6 Milliarden Euro – das ist die Sum­me, die Österreich 2022 für den Import von Öl und Gas ausgegeben hat. Das ist in Wirklichkeit das Problem. Wir reden sehr viel über das Budgetdefizit,
aber das, was wir alljährlich an Geld für Energieimporte ins Ausland verlieren, schädigt unseren Staat. Genau da muss man ansetzen.

Abhängig von diesen Energieimporten haben uns die Vorgängerregierun­gen unter der SPÖ, unter den Freiheitlichen gemacht. Die haben uns in die Ab­hängigkeit getrieben. Wir arbeiten, seit wir hier angetreten sind, daran,
genau das zu ändern. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Singer.)

Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz ist es erstmals in Österreich so, dass wir ein Gesetz für 100 Prozent Ökostrom bis 2030 haben. Da haben wir die Finanzierung geschaffen, da ist einiges möglich.

Wir sehen es auch bei der Fotovoltaik. Es gibt momentan pro Jahr einen zehnmal größeren Ausbau als vor unserer Regierungsbeteiligung. Da wurde der Turbo gezündet und da wird es noch mehr brauchen.

Ein Sorgenkind ist natürlich schon die Windenergie, die noch in die Gänge kom­men muss und der sehr viele Steine in den Weg gelegt werden, wie zum Beispiel von der SPÖ – wenn ihr aufpasst – Sichtbarkeitsgrenzen in Kärnten, da­mit man Ökostromanlagen verhindert. Das hilft uns in der Energiewende
halt nicht weiter.

Bei den Autobahnen ist es euch wurscht, wenn versiegelt wird, da braucht man keine Sichtbarkeitsgrenzen; Hauptsache, es gibt sie bei den Ökostrom­anlagen und sonst nirgends. Das löst keine Probleme. (Beifall bei den Grünen.)


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Wir haben auch noch viel zu tun. In Niederösterreich gibt es 0,04 Wind­kraftanlagen pro Quadratkilometer, im deutschen Schnitt 0,08. (Abg. Leichtfried: Da würde ich mich an die ÖVP wenden! – Abg. Schroll – in Richtung ÖVP
weisend –: Das ist da drüben! Dein Koalitionspartner!)
Der deutsche Schnitt an Windkraftanlagen ist doppelt so hoch. Wir müssten die Zahl der Wind­kraftanlagen in Niederösterreich verdoppeln, nur damit wir den Schnitt errei­chen, den Deutschland jetzt schon hat. (Abg. Leichtfried: Da musst du nach
rechts schauen! Was ist mit der ÖVP?) Wir sind ganz weit weg vom Pionierland.

Das geht natürlich auch an die Freiheitlichen, die die Windkraft nicht wollen. Das merkt man ja in Oberösterreich ganz deutlich. Dort müssten wir nämlich die Zahl der aktuellen Anlagen verdreißigfachen, damit wir den deutschen Durchschnitt erreichen! Sie aber wollen das ja nicht. Sie wollen keine Energie für die Voest zum Beispiel, die die Transformation macht, die auf
Strom umstellt, die die Hochöfen auf Strom umstellt. Diese Arbeitsplätze in der Voest sind den Freiheitlichen komplett egal, Hauptsache, wir hängen
weiter am Tropf von Putin. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Sie wollen auch nicht, dass unsere Forst- und Landwirte an den Wind­kraftanlagen verdienen und Einkünfte auf ihrem Grund und Boden haben (Abg. Deimek: Wenn Sie die Sinteranlagen, die Hochöfen und die Kokereien ab­schalten, können Sie ein Viertel der Leute in den Wind schicken! Das ist Ihnen wurst! Das ist Ihre Industriepolitik!), deswegen lehnen Sie diese Anlagen auch ab.

Nein, nein, wir wollen heimische Energie, wir wollen heimische Arbeitsplätze, wir wollen heimische Wertschöpfung. Das löst nämlich die Probleme in Bezug
auf die Eigenversorgung (Abg. Deimek: Sie sollten einmal die Realität ken­nenlernen ...!), das senkt auch die Energiepreise. Daran arbeiten wir und nicht am Geldtransfer für Energie ins Ausland, nach Russland. (Abg. Deimek: Wo kauft
denn die Voest den Strom ein? Französische Atomkraftwerke!)
Das werden
wir ändern, und daran werden wir auch ganz stetig weiterarbeiten. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Schroll.)


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Ich danke der Frau Ministerin, dass wir da weiter dran sind. Auch mit der Befreiung von der Mehrwertsteuer für Fotovoltaikanlagen werden wir einiges bewegen, und der Turbo wird weitergehen. – Danke. (Beifall bei Grünen
und ÖVP. – Abg. Deimek: Wo kauft denn die Voest den Strom ein? – Bei französi­schen Atomkraftwerken!
Sie haben keine Ahnung von Metallurgie!
) – Herr
Deimek! Sie wissen es offenbar nicht (Abg. Deimek: Sie haben keine Ahnung!): Die Stromzuckungen in Frankreich hatten die Atomkraftwerke ausgelöst. Und übrigens: Ihre Dunkelflauten – hier (einen Ausdruck mit einer Kurve in
die Höhe haltend)
ist die Auswertung seit 2015 – hat es nicht gegeben. (Ruf bei der FPÖ: Ein Strickmuster!) Die gibt es nur bei den französischen Atom­kraftwerken. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Deimek: Grün ist keine Technik! Von Metallurgie haben Sie überhaupt keine Ahnung!)

14.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau MMag.a Michaela Schmidt. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.01.18

Abgeordnete MMag. Michaela Schmidt (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Regierungsmitglieder! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Energiebudget in der UG 43 zeigt leider, dass die Bundesregierung auch zwei Jahre nach dem Ausbruch der Teuerungskrise immer noch nicht bereit ist, für nachhaltig leistbare Energiepreise zu sorgen. (Beifall
bei der SPÖ. – Abg. Leichtfried: Das ist eine gute Rede!)

So ist auch im kommenden Jahr die einzige vermeintliche Maßnahme zum Schutz gegen hohe Energiepreise, vor hohen Strompreisen, der Austausch von
Geräten und der Ausbau der Energieberatung. – Das ist eindeutig zu wenig. (Beifall bei der SPÖ.)

Nur zur Erinnerung: Es waren die explodierenden Strom- und Gaspreise, die für die Teuerungskrise in Österreich ursprünglich verantwortlich waren. Und
die Bundesregierung hat mit ihrer Weigerung, das Problem an der Wurzel zu


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1116

packen, die Krise noch weiter verschärft. Und sie versucht weiterhin,
mit Einmalzahlungen die Symptome zu behandeln, anstatt das Problem zu lösen. (Beifall bei der SPÖ.)

Wie würde im Unterschied dazu eine wirkungsvolle Problembehandlung aussehen? – Anstatt an Fantasieindizes und irrelevanten Börsenpreisen sollten sich die Energiepreise an den Herstellungskosten orientieren (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ), und die sind bei Wasser, Windkraft und Fotovoltaik nur geringfügig angestiegen. Deswegen haben die Energieunternehmen ja milliardenschwere Übergewinne gemacht. (Beifall bei der SPÖ.)

Das Budget zeigt, der Irrweg wird konsequent weitergegangen. Mit hohen Fördergeldern sollen die Auswirkungen der fehlenden Markteingriffe
und der fehlenden Regularien ausgemerzt und überdeckt werden. Die Ener­giepreise bleiben aber hoch.

Die groß angekündigte Übergewinnsteuer – 2 Milliarden bis 4 Milliarden
Euro wollte die Regierung hier zurückholen – erweist sich als budgetärer Rohr­krepierer. Nur 100 Millionen Euro an Einnahmen finden sich im Bud­get 2024 – heuer waren es 250 Millionen Euro.

Die österreichische Bevölkerung muss sich in Krisenzeiten darauf verlassen können, dass die Bundesregierung für leistbare und saubere Energie
sorgt. Sie schafft es aber nicht. (Beifall bei der SPÖ.) Sie schafft es weiterhin nicht, den Haushalten und auch den Unternehmen diese dringend notwendige Sicherheit zu geben.

Anstatt den Österreicherinnen und Österreichern mit dem Aussetzen der Umsatzsteuer auf Grundnahrungsmittel endlich unter die Arme zu greifen, senkt die Regierung die Umsatzsteuer für private PV-Anlagen. Die soziale Treff­sicherheit spielt da auf einmal gar keine Rolle mehr. (Beifall bei der SPÖ.) Und das nur, weil – und da möchte ich die Frau Ministerin hier zitieren – die Branche
das immer schon so wollte.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1117

Die Kosten der Untätigkeit der Bundesregierung sind enorm. Österreich leidet seit Monaten unter der höchsten Inflationsrate Westeuropas, und aktuell müssen die Gewerkschaften bei den Kollektivvertragsverhandlungen die Folgen der Untätigkeit ausbaden.

Ich habe die Hoffnung inzwischen aufgegeben, dass die Bundesregierung da noch einmal aktiv wird. (Ruf bei der ÖVP: Ich habe auch die Hoffnung
schon aufgegeben!)
Dahin gehend gibt es zumindest eine gute Nachricht bei diesem Budget: Es wird Ihr letztes sein! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Leichtfried: Eine sehr gute Rede!)

14.04


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag.a Dr.in Maria Theresia
Niss. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.


14.04.37

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Hohes Haus!
Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Gleich am Anfang darf ich im Namen der Abgeordneten Hechenberger, Hörl, Kirchbaumer und Gahr ganz, ganz herzlich die ÖVP-Bezirksparteileitungen von Kufstein und Schwaz,
alle Bürgermeister und Funktionäre begrüßen. Wir danken Ihnen ganz herzlich für den Besuch. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von
SPÖ und NEOS.)

Nun darf ich noch ein bisschen weiter hinaus, nämlich in den Weltraum; er wurde heute schon öfters erwähnt. Ich möchte hier nur sagen, weil von
den Oppositionsparteien immer wieder kritisiert wurde, dass zu wenig Geld investiert wird: Es kann immer mehr für den Weltraum sein, aber – ich
möchte mir das nicht kleinreden lassen, denn auch die ÖVP hat stark dafür gekämpft – es sind nicht 3 Millionen Euro, die hier nachgezeichnet
wurden, sondern es sind 30 Millionen Euro. Das ist aufgeteilt auf mehrere Jahre.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1118

Erkundigen Sie sich, aber erzählen Sie hier bitte keine Unwahrheiten!
(Ruf bei der SPÖ: Im Budget steht ...!)

Ein wesentlicher Anteil dieser Gelder wird für den Weltraumbereich, wird für die Europäische Weltraumagentur investiert. Da gibt es einerseits Pflichtpro­gramme, das sind Mitgliedschaften, aber auf der anderen Seite auch thematische Wahlprogramme. Das sind beispielsweise die satellitenbasierte Telekommu­nikation, Erdbeobachtung, die bemannte Raumfahrt, Weltraumraketen.

Österreich hat in den letzten zehn Jahren in diesem Bereich – und eine Periode gilt immer für ungefähr drei Jahre – kontinuierlich 100 Millionen Euro,
teilweise waren es sogar nur 90 Millionen Euro, investiert, nun sind es 160 Mil­lionen Euro. Das ist eine Steigerung von 60 Prozent, und das bei einer
Inflation von 19 Prozent.

Ich darf Ihnen auch sagen, das ist wirklich gut investiertes Geld, denn
diese Beiträge kommen fast eins zu eins in Form von Aufträgen für unsere Industrie zurück und haben im Endeffekt eine Wertschöpfung von
fast 7 Euro bei einem investierten Euro.

Diese Gelder kommen aber nicht nur der Industrie zugute, sondern wir haben auch eine ganz starke Weltraumforschung, beispielsweise das Institut
für Weltraumforschung an der ÖAW. Dieses ist wirklich, nomen est omen, eine Sternstunde, es ist fast bei jeder der Missionen im Weltraum dabei; es
sind 24 an der Zahl. Wir haben exzellente Studenten, die von den Universitäten kommen, die TU Wien, die TU Graz haben ganz tolle Spaceteams.

Hier möchte ich auch ganz, ganz herzlich der TU Graz gratulieren, sie hat bei der European Rocketry Challenge den ersten Preis gewonnen mit ihrer Rakete namens Halcyon. – Gratulation auch meinerseits dafür! (Beifall bei
ÖVP und Grünen.)

Meine Damen und Herren! Die Weltraumindustrie und -forschung – das sind in Österreich 150 Firmen und Forschungseinrichtungen, das sind 1 500 Welt-


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1119

raumexperten, und vor allem: Die Firmen sind extrem forschungsintensiv, es ar­beiten teilweise 70 bis 80 Prozent ihrer Mitarbeiter in der Forschung, sie generieren einen Umsatz von 210 Millionen Euro und, das ist, glaube ich, beson­ders erfreulich, sie sind zu über 80 Prozent in österreichischer Hand! – Sie
sollen wissen, wir lassen sie und die Mitarbeiter nicht allein.

Frau Ministerin! Sie haben ja angekündigt, dass Sie hartnäckig für weitere Mittel für die Weltraumforschung kämpfen werden. Die ÖVP macht das auf jeden
Fall. Wir nehmen Sie da beim Wort, denn wir wissen, das ist wirklich gut einge­setztes Geld. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

14.08


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun MMMag. Dr. Axel Kassegger. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.08.14

Abgeordneter MMMag. Dr. Axel Kassegger (FPÖ): Herr Präsident! Frau Bundes­minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ja, Klimaschutzpolitik – koste
es, was es wolle. Dem ist alles unterzuordnen. Das ist ja das Begehr des Klimaschutzgesetzes.

Wir Freiheitliche sagen, das ist nicht der richtige Weg, insbesondere ist nicht richtig, dass dem alles unterzuordnen ist. Das ist uns zu ideologiegetrie­ben. Es hat erhebliche planwirtschaftliche Komponenten, das wissen wir. Es ist viel Wunschkonzert dabei, viel Träumerei, und es hält in vielen Bereichen einfach dem Stresstest mit der Wirklichkeit nicht stand.

Diese Wirklichkeit ist dann oft eine sehr harte – vielleicht nicht für Sie, Frau Bun­desminister, auch nicht für den Herrn Vizekanzler, der einmal angemerkt
hat, es könnte da und dort zu Wohlstandseinbußen kommen, sondern eine sehr harte insbesondere für die Wirtschaft und für den einfachen Bürger, der
sich mit den Folgen Ihrer Klimaschutzpolitik, die ja eine Kostenlawine auslöst, auseinanderzusetzen hat. (Zwischenruf des Abg. Litschauer.)


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Stresstest – nur ein paar Beispiele –: Ihre Politik führt dann dazu, dass Kohlekraftwerke wieder angeworfen werden. Die führt dann dazu, dass LNG aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit einer katastrophalen Klimabilanz
und exorbitanten Kosten nach Österreich gebracht wird, führt dazu,
dass bei Flauten Gaskraftwerke angeworfen werden müssen, um das Netz zu stabilisieren beziehungsweise Lieferverpflichtungen nachzukommen,
und führt – das ist heute schon angesprochen worden – zu sogenannten Redispatchkosten zur Stabilisierung des Netzes in der Höhe von Hunderten Millionen.

Das ist keine vernünftige Energiepolitik, wie wir Freiheitliche sie haben
wollen. Wir wollen Energiepolitik und nicht Klimapolitik, Klimaschutzpolitik. Wir wollen realitätsbezogene Energiepolitik mit Hausverstand, die auf der
Grundlage des energiepolitischen Dreiecks der Freiheitlichen Partei basiert. Die­ses verfolgt drei Ziele, und zwar in einer ausgewogenen Art und Weise
(Abg. Lukas Hammer – ein Dreieck in die Luft zeichnend –: Dreieck!): Als Erstes ist das selbstverständlich der Ausbau der Erneuerbaren, selbstverständlich
eine Transformation insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Erhöhung der Resilienz und der Eigenversorgungsfähigkeit. Aber bitte: Österreich ist
ein Land der Wasserkraft und nicht des Windes und der PV oder sonst etwas. (Abg. Hörl: Alles!) Und bei der Wasserkraft sind es ausgerechnet die
Grünen, die das blockieren. Das ist eine Logik, die wir nicht nachvollziehen können.

Das Zweite: Nicht vergessen auf die Versorgungssicherheit, Netzstabilität! Wir wissen, die Netze sind nicht in der Lage, den Ausbau, insbesondere jenen
der hoch volatilen PV und Windkraft, zu stemmen.

Und der dritte Punkt, der auch ausgeblendet wird: Leistungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit, Kosten. Das kostet alles eine richtige Lawine. Wir haben 20 Milliarden Defizit in diesem Budget, und Ihr Ministerium ist zu
einem erheblichen Teil schuld an diesem hohen Defizit. Das kostet eine Lawine.


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Wer hat das erfunden? – Im Wesentlichen war es die Europäische Union
mit Frau von der Leyen, die beschlossen hat, sie muss jetzt etwas machen, näm­lich den Green Deal. Die Grünen in Österreich legen in vielen Bereichen
noch einen drauf. Leider – diesen Vorwurf muss ich der ÖVP machen, die ja viel mehr Abgeordnete hat und in der Regierung auch viel mehr Macht haben sollte – lässt die ÖVP die Grünen in vielen Bereichen gewähren. Die Grünen ma­chen ihre Politik – das ist ja durchaus legitim und sogar in Ordnung– für
ihre Klientel, das sind vielleicht 8 bis 10 Prozent, die sind happy. Insofern ma­chen Sie Ihren Job ja gar nicht so schlecht, Frau Minister. Aber was ist
mit den übrigen 90 Prozent, wer kümmert sich um die? Die haben das dann nämlich alles auszubaden.

Die drei Säulen der EU, wir wissen das: Ausbau der Erneuerbaren – das habe ich schon gesagt –, Wasserkraft und dann die Jagd nach dem bösen CO2. Die Europäische Union emittiert 8 Prozent des globalen CO2 – und das
ist ein globales Problem – und spielt sich zum Hauptjäger des bösen CO2 auf. Haben Sie die Chinesen, die Inder, die Amerikaner schon jemals gefragt,
ob sie bei der Lösung dieses globalen Problems mitmachen wollen? Wenn nein, dann frage ich Sie: Was macht das für einen Sinn, wenn das Problem nur
global gelöst werden kann, hier in Europa so vorzugehen, und zwar unter enor­men Kosten, wie der CO2-Steuer, dem ganzen Zertifikatehandel?
(Zwischenruf des Abg. Litschauer.)

Die Voest war heute schon Thema: Kollege Litschauer, die Voest stellt auf Strom um, aber nicht, weil das so toll und so klasse ist, sondern weil die CO2-Zerti­fikatskosten die Voest umbringen und sie das kompensiert. Und mit welchem Strom? – Wir reden von 33 Terawattstunden; so viele Windräder können
Sie gar nicht bauen, um diese Strommengen überhaupt herzustellen.
(Abg. Litschauer: Oh doch, oh doch, und noch viel mehr!) Das ist französischer Atomstrom – das ist die Wirklichkeit und nicht Ihre Traumwelt. (Abg. Litschauer: Das ist ein Märchen! Die Franzosen können eh nicht produzieren! – Abg. Dei­mek: Die Verträge sind ja schon abgeschlossen!) Und wenn Sie fordern, wir müssen


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in Oberösterreich die Windräder verdreißigfachen, dann sage ich: Bitte
nicht! (Abg. Litschauer: Aber bitte schon!) Mandi Haimbuchner wird dafür sorgen, dass das nicht stattfindet, und das ist gut so für die oberösterreichische Bevölkerung. (Abg. Hörl: ... ein Gegner der Energiewende!)

Im Übrigen: Sie beklagen, dass wir um 17 Milliarden Euro Öl und Gas aus dem Ausland beschaffen – aber was ist die Alternative? (Abg. Litschauer: Selber machen!) Fotovoltaikanlagen, Windkraftanlagen? Die beschaffen Sie alle in Ös­terreich oder etwa in China oder sonst irgendwo auf der Welt? Das ist ja
eine Pseudolösung. (Beifall bei der FPÖ.) 80, 90 Prozent kommen aus China. Sie schaffen damit neue Abhängigkeiten.

Ihre Politik ist ideologiegetrieben, es ist viel Träumerei dabei, aber sie ist in vie­len Bereichen nicht zu Ende gedacht, und da gehen wir Freiheitliche auf
keinen Fall mit. Sie führt am Ende in der harten Realität – und da bewegen wir Freiheitliche uns – zu einer Planwirtschaft, sie führt zu einem Exzess von Verboten, sie führt zu einer vollkommen überschießenden, weil den Wirtschafts­standort Österreich und Europa nachhaltig schädigenden Verdammung
von allem Fossilen, sie führt zu einem Gutheißen der Klimakleber, über die wir heute schon gesprochen haben, die glauben, sich über Gesetz und Bedürf­nisse aller anderen Menschen in Österreich hinwegsetzen zu können. (Abg. Dei­mek: In Deutschland sind sie Gott sei Dank verurteilt worden!)

Das kostet Milliarden, verteuert die Energie, vertreibt letztlich unsere Industrie – das findet ja schon statt –, zerstört damit auch den Mittelstand, vernichtet Arbeitsplätze und erhöht die Armut. Ich will gar nicht mehr sagen, dass es den Wohlstand vernichtet, sondern das erhöht die Armut in unserem Land.
Das ist die harte Realität, mit der sich die Menschen in unserem Land zuneh­mend auseinandersetzen müssen. Wir Freiheitliche sind in der Realität
(Abg. Lukas Hammer: Ihr seids in einem Paralleluniversum! – Abg. Weratschnig: ... an


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der Realität vorbei!) und wir sagen: Diese Kaskade wollen wir nicht, und des­wegen stellen wir uns gegen diese Träumereien, die Sie umzusetzen versuchen. (Beifall bei der FPÖ.)

14.15


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Tanja
Graf. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.15.52

Abgeordnete Tanja Graf (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Ministerin! Geschätzter Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer hier im Haus und vor den Fernsehschirmen! Als ÖVP-Energiesprecherin
teile ich nicht die Meinung von Kollegen Kassegger, dass wir hier ein Energie­budget vorliegen haben, das allein für die Grünen charakteristisch ist.
Ganz im Gegenteil, es trägt sehr wohl die ÖVP-Handschrift (Abg. Kassegger: Wo? Umso schlimmer!), gerade im Energiebereich. Wir werden im Energiebe­reich 3,8 Milliarden Euro in die Hand nehmen, und dieses Geld muss auch er­wirtschaftet werden. Wir reden von Budget, das ist korrekt, und das
muss erwirtschaftet werden. Es wird von unseren Bürgern erwirtschaftet, von jedem Unternehmer, von jeder Arbeitnehmerin. Mit diesem Geld arbeiten
wir, und es ist unsere Aufgabe, mit diesem Geld sorgsam und umsichtig umzuge­hen. Daher ist es auch legitim, wenn wir Förderungen vergeben, die der Bevölkerung wieder zugutekommen.

Ein für mich als Energiesprecherin ganz besonderer, wichtiger Posten ist das Er­neuerbare-Wärme-Paket. Wir werden mit 1 Milliarde Euro das Programm
Raus aus Öl unterstützen, jeder Haushalt bekommt eine finanzielle Unterstüt­zung, bis zu 75 Prozent der Kosten. Für einkommensschwache Haushalte
wird es, das haben wir heute schon gehört, 100 Prozent Förderung für den Aus­stieg aus der fossilen Heizung geben.

Warum ist das für mich als Energiesprecherin eigentlich so wichtig? Unser
ÖVP-Zugang ist und ist es immer gewesen, Anreize zu schaffen statt mit Verbo­ten zu arbeiten. Damit die Bevölkerung nicht überfordert wird, haben wir


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1124

die ÖVP-Handschrift auch da eingebracht (Abg. Schroll: Wo haben Sie das denn eingebracht, es ist ja noch gar nicht da?), indem wir mit großer Anstrengung
und auch mit unserem Koalitionspartner unsere Ministerin davon überzeugen konnten, dass der ursprüngliche Gesetzestext des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes, mit dem wir in den Bestand gegangen wären, nicht der richtige Weg war, weil wir da einfach die Bevölkerung nicht mitgenommen hätten. Es
ist wichtig, dass wir bei der Energiewende die Bevölkerung mitnehmen und nicht gegen sie arbeiten.

Das sehen wir auch, wenn wir nach Deutschland schauen, wir sehen das
Chaos, das dort besonders bei der Wärmewende entstanden ist. Die „Neue Zür­cher Zeitung“ hat geschrieben, dass der Mensch belohnt und nicht bestraft werden will. Das ist das Problem der Grünen in Deutschland gewesen. Anders funktioniert es auch nicht, wir können nur mit der Bevölkerung arbeiten
und nicht gegen sie.

Wie schon gesagt: Wir werden Anreize schaffen. Wir werden nicht mit Verboten arbeiten, wir werden den Menschen auch jetzt nicht vorschreiben, dass sie
ihre Heizung rausreißen sollen, sondern wir werden Anreize schaffen.
Wir werden sie motivieren, dass sie, wenn sie eine kaputte Heizung haben, diese freiwillig gegen eine Erneuerbare austauschen, und dafür werden sie
75 Prozent Förderung bekommen, die Einkommensschwachen bekommen 100 Prozent. Und das Geld kommt nicht allein vom Bund, sondern auch von den Ländern. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Weil mein Kollege Energiesprecher Alois Schroll beziehungsweise seine Kollegin Schmidt es angesprochen haben: Alois Schroll redet von regulatorischen Maßnahmen und dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz, die fehlen, er meint, dass es Ausgabe von Steuergeldern ist; die Kollegin sagt wiederum, dass wir zu
wenig ausgegeben haben. Ich bin gespannt, wie die Kollegen von der SPÖ hier abstimmen werden; etwa beim Thema der regulatorischen Bereiche bei
der Fernwärme, denn da wollen wir ja natürlich auch transparent sein und viel­leicht auch eine Regulierung reinbringen, weil es schon mühsam ist, wenn


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1125

man sieht, dass die Fernwärme in Wien macht, was sie will. (Abg. Schroll: Du meinst Salzburg!)

Und ich bin ganz erstaunt, dass Kollege Schroll diesem Gesetzentwurf nach­weint, denn ich schließe daraus ganz klar, dass die SPÖ Ihnen, meine Damen und Herren, vorschreiben möchte, welche Heizung Sie einbauen sollen, und das sofort. Die SPÖ weint einem Gesetzentwurf hinterher, laut dem man in
den Bestand hineingegangen wäre, und das wäre jetzt umgesetzt worden. Wir sagen, Sie sollen freiwillig eine Entscheidung treffen, und das mit finan­zierter Unterstützung, und ich gehe davon aus, dass es wirklich legitim ist, der Bevölkerung einen Teil des Geldes zurückzugeben. – Vielen Dank. (Beifall
bei der ÖVP sowie des Abg. Litschauer.)

14.19


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Dr. Helmut Brandstätter. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Hörl: Wieder ein neues Buch! – Abg. Brandstätter 
auf dem Weg zum Redner:innenpult –: Ja klar!)


14.20.07

Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär!
Es ist in der Budgetdebatte schon mehrfach gesagt worden: Ein Zukunftsbudget ist das nicht, denn der Schwerpunkt ist mehr auf Vergangenheitsausgaben
und weniger auf die Zukunftsausgaben gelegt.

Also 9,2 Milliarden Euro für Zinsen, ungefähr zwei Drittel dieser Summe für Wis­senschaft und Forschung – das ist zu wenig. Es gibt ja viele Gründe, warum
das zu wenig ist, ich werde gleich auf einige eingehen und kann da gleich an Kol­legen Kassegger anschließen. Ja selbstverständlich müssen wir von Russland loskommen, und zwar aus zwei Gründen: Erstens weil es politisch gefährlich ist und zweitens weil natürlich auch CO2, auch wenn Sie dem widersprechen, gefährlich ist und wir uns von der fossilen Energie distanzieren müssen.


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Von Putin müssen wir uns sowieso distanzieren, denn – ich habe es ja schon einmal gesagt, ich sage es noch einmal, damit Sie es endlich glauben
und nachschauen, wenn Sie es nicht glauben – er erpresst uns seit 2005 damit. Leider haben sehr viele Regierungen versagt, indem sie nicht mehr For­schung gemacht haben, indem sie uns nicht unabhängiger von Putin gemacht haben. (Beifall bei den NEOS.)

Zu Kollegin Niss möchte ich sagen: ESA – ja, Weltraumforschung ist ganz,
ganz wichtig, wir sind aber leider auch da hinten. (Abg. Michael Hammer: ... Pla­neten!) Es gibt ein bisschen mehr Geld, Frau Bundesministerin, aber wir
tragen gerade 1,3 Prozent der europäischen Länder bei, das ist so viel wie Ru­mänien. Ich habe gar nichts gegen Rumänien, aber unser Land ist, wenn
ich mir das BIP pro Kopf anschaue, doch um einiges wohlhabender. Kollegin Niss hat ja auch richtig gesagt, gerade Investitionen bei der ESA, in der Weltraum­forschung, kommen vielfach zurück und wir beschäftigen dann wieder Forsche­rinnen und Forscher und natürlich die Industrie.

Der nächste Punkt, bei dem wir leider zu schwach sind, ist die Grundlagen­forschung. Wir wissen, dass gerade – ich komme gleich auf die künstliche Intelli­genz zu sprechen – die Grundlagenforschung ganz wesentlich wäre. Da
haben wir zu wenig Geld. Wir, Staatssekretär Tursky und einige andere, waren gemeinsam bei Sepp Hochreiter, von dem ich hier schon öfter gesprochen
habe. Ich weiß nicht, ob ihn Minister Polaschek inzwischen kennt, die
letzten Male kannte er ihn nicht. Das ist ein Superstar, ein internationaler Superstar.

Wenn er mehr Geld bekommen hätte – er hat es uns, glaube ich, sehr
gut erklärt –, könnte er so etwas wie ein europäisches Chat-GPT aufbauen. (Abg. Taschner: Kostet ein bisschen was!), dann wären wir weit vorne, aber nicht
mit irgendeiner Universität, die nichts bringt, sondern mit einem Superinstitut. Wir aber machen es nicht, das ist ein großes Versäumnis. (Beifall bei den
NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1127

Da bin ich nun bei der künstlichen Intelligenz. Ich weiß schon, die natürliche Intelligenz wird hoffentlich noch lange ganz wichtig sein, obwohl wir
alle sie manchmal vermissen. (Der Redner hält das Buch „Künstliche Intelligenz“ von Manfred Spitzer in die Höhe.) Ich möchte hier aber niemanden beschimpfen.
Das mit der künstlichen Intelligenz ist aber ganz wesentlich. Warum? – Weil es nicht aufzuhalten ist. Wir können sagen, das wollen wir nicht, aber es
ist nicht aufzuhalten, es wird unser Leben bestimmen. Gott sei Dank tut es das in einigen Bereichen schon – was Sie hier (das genannte Buch in die Höhe
haltend)
nachlesen können, Professor Spitzer ist ein ganz toller Neurowissen­schaftler –, etwa im Bereich der Medizin.

Das geht so weit, dass man rein mit Thoraxröntgen, das können Sie alles hier nach­lesen, schon vergleichsweise – und die künstliche Intelligenz kann halt
schneller vergleichen als die natürliche Intelligenz – sogar die Lebenserwartung voraussagen (Abg. Taschner: Das will ich nicht wissen!) und vielleicht dem
einen oder anderen sagen kann, er soll aufhören zu rauchen – das ist wieder Ab­teilung natürliche Intelligenz. Es gibt aber auch noch andere Bereiche,
die er gut beschreibt, wie eben bis hin zur Erforschung von Medikamenten
et cetera. – Das sind die Vorteile.

Die Nachteile, die durch künstliche Intelligenz eintreten werden,
kennen wir auch: Fakenews, Deepfake und Verunsicherung. Dagegen müssen wir uns wehren, da müssen wir gemeinsam etwas machen. Wie machen
wir das gemeinsam? – Auch da ist die Antwort Europa: einerseits durch gemein­same Forschung – ja, der Vorteil ist, es wird auch in Europa inzwischen
mehr Geld dafür ausgegeben – und dort, wo es uns bedroht, durch gemeinsame Regulierung. Das können wir in Österreich alleine auch nicht machen.

Also Wissenschaft, Forschung: mehr davon, mehr Europa. Dann geht es den Men­schen hier in Österreich auch besser. – Danke. (Beifall bei den NEOS.)

14.24



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1128

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Alois
Schroll. - Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Hörl: Was soll das?)  Franz, nachher bist du dran. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)


14.24.21

Abgeordneter Alois Schroll (SPÖ): Zur tatsächlichen Berichtigung:
Abgeordnete Tanja Graf hat in ihrer Rede behauptet, dass ich einem Gesetz, dem EWG, nachweinen würde und wir quasi schuld waren, dass das Gesetz nicht kommt. – Das ist unrichtig. (Zwischenruf der Abg. Tanja Graf.)

Der richtige Sachverhalt lautet: Die Regierungsparteien haben im Septem­ber 2023 selbst die Notbremse gezogen. „Eiszeitstimmung“, „Wegen Wärmegesetz“, Klimaschutz: „Nachdem ÖVP-Energiesprecherin das Gesetz für ein Ende von Gas und Öl im Wärmebereich infrage gestellt hatte, muss­ten die Klubchefs“ von ÖVP und Grünen „ausrücken, um Krise abzuwenden.“ – Die Regierungsparteien haben dieses Gesetz selber torpediert. (Beifall
bei der SPÖ. 
Zwischenruf der Abg. Tanja Graf.)

14.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Abgeordneter Franz Hörl. – Bitte, Sie gelangen zu Wort.


14.25.10

Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Staatssekretär! Vor allem meine Tiroler Freunde da oben auf der Galerie – ich bin heute unter schwerster Beobachtung –: Ein herz­liches Grüßgott! Frau Bundesminister, über 10 Milliarden Euro ist Ihr Budget für Innovation, Mobilität, Klima, Umwelt und Energie. Das ist eine gewaltige
Summe, sie zeigt Ihre Bedeutung, zeigt aber auch Ihre Verantwortung und das Vertrauen, das Ihnen dieses Parlament als Vorschuss gewährt.

Alleine die fast 6 Milliarden Euro für die Mobilität übersteigen das Landesbudget des Bundeslandes Tirol um einiges. Ich denke, es ist richtig, denn Mobilität


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1129

und die dazugehörige Infrastruktur sind für Leben und Wirtschaften wichtig, oh­ne diese geht es nicht.

Wir alle bekennen uns zu unseren Klimazielen und begrüßen jeden Cent, der in die Förderung und Transformation unserer Gesellschaft, unserer Wirt­schaft (Abg. Kassegger: Was jetzt: Gesellschaft oder Wirtschaft?) insgesamt inves­tiert wird.

Wir von der ÖVP wollen die gebotenen Ziele allerdings nicht mit Verboten, sondern mit Anreizen erreichen. Eigeninitiative, Selbstverantwortung werden bei uns großgeschrieben, und diese kann man nur durch Überzeugung der Bevöl­kerung, der Wirtschaft und an die Vernunft der Menschen appellierend erreichen. Ein gutes Beispiel ist, lieber Kollege Schroll, das bereits zitierte, nun­mehr vorliegende Erneuerbare-Wärme-Gesetz – ich bedanke mich bei
Tanja, die das ja auch schon vorgestellt hat –, denn da wurde mit den Betroffe­nen geredet und über deren Ansicht gesprochen. Ich denke, wir sind
jetzt in diesem Bereich auf einem guten Weg. (Abg. Wurm: Schlechtes Beispiel!)

Forschung und Innovation sind entscheidend für die künftige Wettbe­werbsfähigkeit des Standortes, der Republik, für unsere Weiterentwicklung und den Wohlstand. Forschung und Weiterentwicklung der Technologien sind Marktchancen für die Unternehmen und zugleich Lösungen für unsere Klimapro­bleme. Wichtig ist für mich, geehrte Frau Bundesministerin, zu betonen,
dass es die Ingenieure und Techniker sind, die diesen Planeten zu einem besse­ren machen, nicht die Ideologen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Technik und Ingenieurwesen haben die Wissenschaft und alle Möglichkeiten der technischen Lösungen, also Technologieoffenheit, zum Grundsatz. Ein
wenig mehr Pragmatismus und Hausverstand aus der Politik wären da von Vor­teil. Dazu braucht es in diesem Land ein grundsätzliches Verständnis für technische Lösungen. Dazu gehört die für die Energiewende so wichtige Erwei­terung der Energieerzeugung, aber auch der Leitungsnetze und der
Speicherung.


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Wie steht es nunmehr um diese wichtige Einstellung? – Da kann ich Ihnen ein Beispiel geben, wo wir, nämlich das Zillertal, stehen: Wir haben uns 2008
dafür entschieden, mit der Fünfsterneregion im Zillertal unsere Umweltstandards zu heben, und haben heute hervorragende Trinkwasserqualität, eine Abwas­serreinigung vom Tuxer Gletscher in 3 000 Meter Höhe bis nach Strass.
Alle Hütten und Bergrestaurants sind an die Kläranlage Strass angeschlossen, die Luftgüte ist hervorragend, Mülltrennung perfekt – also alles, alles gut. Das ist das Zillertal.

Es gibt aber auch ein massives Verkehrsproblem bei der An- und Abreise unserer Gäste und zu einem großen Teil auch der Auspendler aus dem Zillertal und
der einpendelnden Handwerker aus dem Inntal. 2017: der Traum von
einem CO2-freien Verkehrsmittel auf der Zillertaler Schmalspurstrecke, der Was­serstoffbahn, angetrieben mit Wasserstoff, der im Tal mit Überstrom er­zeugt werden kann. Das Tal war bereit, jährlich an die 8 Millionen Euro durch die Mobilitätsabgabe zur Verfügung zu stellen, und die Gemeinden noch einmal weitere Millionen für den Ausbau des Gleis- und des Park-and-Ride-Systems.

Was wurde daraus? – Nachdem in den Verbandsversammlungen die Beschlüsse für die Mobilitätsabgabe – also eine Erhöhung der Kurtaxe um 1,25 Euro –
unter Dach waren, erwarteten wir die Bestellung der fünf Züge. (Zwischenruf des Abg. Wurm.) Tatsächlich begann Verzögerung, Täuschung, Verleumdung. Standpunkte, die von Vertretern auch unseres Landes für und über die Wasser­stoffbahn oftmals getätigt worden waren, waren auf einmal verges­sen, wurden verdreht oder überhaupt ignoriert. (Zwischenruf des Abg. Wurm.)

Gutachter aus Berlin wurden herbeigerufen, sie sahen im ersten Gutach­ten den Wasserstoff als gleichwertig, und von Gutachten zu Gutachten steiger­ten sie die Kosten und drehten sie so hoch hinauf, dass das Projekt am
Schluss um viele Millionen teurer wurde. (Abg. Wurm: Wir brauchen Neuwahlen,


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Franz!) Einer dieser Herren wird im Übrigen an die Innsbrucker Verkehrs­betriebe verliehen, behält alle Ansprüche eines Beamten aus seiner derzeitigen Hofratstätigkeit. – Das nennt man dann Privatisierung.

Frau Bundesminister! Wir hätten den Verbund als Partner, der im Zillertal die siebenfache Menge an Strom erzeugt, die wir dort verbrauchen. Zahlrei­che Wissenschaftler wurden in das Projekt einbezogen. Die Züge wären 2020 um ein Fünftel billiger gewesen. Und jetzt? (Abg. Wurm: Aber das Gutach­ten stimmt ja nicht, Franz!)

Verantwortlich dafür sind Ihre Parteikollegin, unsere ehemalige Landeshaupt­mannstellvertreterin Felipe, und Ihr grüner Klubobmann Gebi Mair. Ihre Nichtentscheidung kostet das Land Tirol und Ihr Ressort über 20 Millionen Euro mehr. Ihre Verantwortung ist das wahrscheinliche Scheitern des Projektes
und die Verzögerung der Modernisierung des regionalen Bahnprojektes. (Abg. Schroll: Ui, da reibt es schon! Abg. Wurm: Das geht nur mit uns, Franz!)

Wenn wir mit dieser Einstellung vorgehen, Frau Bundesminister, dann scheitern wir und auch Sie in den Bemühungen, diesen Planeten etwas besser zu
machen und den Planeten zu schützen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

14.30


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Klaus Köchl. – Bitte, Herr Abgeordneter.


14.30.14

Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Herr Staatssekretär! So sind sie, die Kollegen aus Tirol von der
gleichen Regierung. Er schimpft da ganz schön über Sie, Frau Minister, was Sie nicht alles getan haben. (Abg. Wurm: Recht hat er ja! Er hat ja recht!) – Hat
er recht?

Ich möchte ganz kurz beim ÖBB-Rahmenplan und in Kärnten bleiben. Frau Mi­nister, wir sind im Gegensatz zum Regierungspartner sehr zufrieden. Der


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1132

Bahnhofsumbau – weil gerade der Bürgermeister von Arnoldstein hier ist – wird in Rothenthurn und in Villach gemacht. Die Koralmbahn ist im Finale. Da
muss ich als Abgeordneter aus diesem Gebiet Sie jetzt einfach wirklich ersuchen, sich mit den Bürgermeistern im dortigen Bezirk in Verbindung zu setzen,
damit wir das Problem mit der Haltestelle in Kühnsdorf hinkriegen. Ich glaube, das wäre etwas ganz Wichtiges, das wir brauchen.

Die Streckenelektrifizierung Klagenfurt–Weizelsdorf ist in Fahrt. Es gibt bei
uns das Görtschitztal, das vom HCB-Skandal geprägt ist. Den Verkehr kann man sich dort ungefähr so vorstellen, wie wenn man nach Wien hereinfährt:
Es geht eigentlich den ganzen Tag mit Lkw dahin. Es wäre notwendig, dass das einmal in den Rahmenplan kommen würde, dass man das elektrifiziert.
Ich glaube, das wird auch nicht viel anders gehen.

Es gibt noch zwei Bezirke – erlaubt mir, dass ich das heute wirklich auf meinen Wahlkreis herunterbreche –, die zwei Bezirke Feldkirchen und Sankt Veit
an der Glan, die mit dem Murtal bis nach Bruck an der Mur verbunden sind, und wenn dann der Vollausbau der Koralmbahn stattfindet, gibt es dort keine Intercity- und Railjet-Verbindung mehr. Ich möchte Sie daher ersuchen und da wollen wir einfordern, dass diese zwei Bezirke mit dem gesamten Murtal
bis Bruck an der Mur von den ÖBB nicht ausgegrenzt werden. Das wäre meines Erachtens sehr, sehr negativ und würde im Endeffekt nicht passen. (Beifall
bei der SPÖ.)

Was die S 37 betrifft, würde ich Sie doch auch bitten, dass Sie sich mit Herrn Bundeskanzler Nehammer in Verbindung setzen, um gemeinsam mit
Herrn Landeshauptmannstellvertreter Gruber zu reden, dass man die S 37 zu einer Lösung bringt, die meines Erachtens einfach gut passen würde.
Da gibt es Unstimmigkeiten, aber ihr seid im Bund in einer Regierung, in einer Koalition. Das müsste wohl machbar sein, dass man für die wirklich leidge­prüften Leute im Bezirk Sankt Veit, was diese Straße betrifft, letztendlich zu ei­ner Lösung kommt. Sie haben einen Vorschlag gemacht. Bitte überzeugen
Sie die ÖVP. Ich glaube, das wäre für uns irrsinnig wichtig.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1133

Zum Abschluss möchte ich, was das Klimaticket betrifft, noch sagen:
Bitte schauen Sie auf die Zugbegleiter. Das Klimaticket ist für mich in Ordnung. Die ÖBB-Züge sind voll. Es müssen mehr Garnituren her. Vor allem ist das Personal bei den ÖBB ausgelaugt. Es passt nicht, dass bei einem Railjet nur eine Person drauf ist, wenn die Züge so überfüllt sind. Ich möchte haben,
dass Sie sich das bitte anschauen und dass das geändert wird. (Beifall bei der SPÖ.)

14.33


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Franz Leonhard Eßl. –
Bitte, Herr Abgeordneter.


14.33.29

Abgeordneter Franz Leonhard Eßl (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Mi­nisterin! Meine Damen und Herren! Wir diskutieren heute über ein Bud­get von insgesamt 5,9 Milliarden Euro im Bereich Verkehr und Mobilität. Dabei geht es um Infrastruktur, dabei geht es um Zuschüsse und Investitionen.

Betreffend das Investitionsprogramm würde es zu weit führen, alles aufzuzählen und zu erläutern, was vorgesehen ist. Für uns Salzburger ist aber Folgen­des wichtig: Im mittelfristigen Investitionsprogramm für die Privatbahnen für den Zeitraum 2021 bis 2025 sind neben der Fortführung der Finanzierung der bereits im vorhergehenden Investitionsprogramm enthaltenen Investitionen ins­besondere folgende neue große Vorhaben berücksichtigt: der Ausbau des Nordastes der Salzburger Lokalbahn und der Neubau der Stadtregionalbahn Salz­burg, die Verlängerung nach Süden. Der S-Link soll im Endausbau bis
Hallein gehen.

Daneben werden Verbesserungen auf der Strecke Neumarkt–Köstendorf an­geführt. Die Strecke Golling–Sulzau soll lawinensicher ausgebaut wer­den. Dazu wurden von 2021 bis inklusive 2024 insgesamt knapp 50 Millionen Euro an Planungskosten bereits investiert oder veranschlagt.

Schließlich sind für die Region Saalbach-Maishofen beziehungsweise
Saalbach-Leogang knapp 9 Millionen Euro vorgesehen – Stichwort Alpine Ski-


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WM 2025. In diesem Zusammenhang darf ich abermals darauf hinweisen
und Sie ersuchen, größtes Augenmerk auf eine zügige Umsetzung der Tunnel­sanierung auf der A 10, der Tauern-Autobahn, zu legen.

Zum Abschluss noch ein Wort zum Klimaticket: Das Klimaticket ist wahrlich
eine Erfolgsgeschichte, aber die ländliche Bevölkerung kann die Vorteile
oft mangels Verkehrsverbindungen nicht so nutzen, wie sie es möchte. Wenn ich zum Beispiel eine Sitzung um 9 Uhr in Wien habe, kann ich am selben Tag
mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht anreisen, müsste den Vortag nutzen, weil die öffentlichen Verkehrsmittel erst zu Mittag in Wien ankommen.
Wenn die Sitzung bis 18 Uhr dauert, kann ich am selben Tag nicht mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause fahren. Ich muss dazu eben das
Auto nutzen. – Da brauchen wir noch Antworten.

Wenn ich die öffentlichen Verkehrsmittel nutze, dann nutze ich die Murtalbahn. Da ist auch eine Verbesserung notwendig (Beifall des Abg. Kühberger), sei
es die Elektrifizierung oder als Variante vielleicht auch Wasserstoff, wie es Kolle­ge Hörl im Zillertal plant.

Wenn wir von Wasserstoff reden, kommen wir in die Umweltpolitik. Als Speichermedium würde sich Wasserstoff durchaus eignen. Bei Speicherung und Energielenkung ist ein leistungsfähiges Netz wesentliches energiepolitisches
und umweltpolitisches Thema. Es ist ein wichtiges Thema für die Zukunft.

Das Budget ist ein gutes Budget. Stimmen Sie ihm zu! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

14.37


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Dipl.-Ing.in Karin Doppel­bauer. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.37.36

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Auch ich möchte zur UG 42 reden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1135

und heute etwas zum Thema Energie sagen. 3,8 Milliarden Euro sind aus
unserer Sicht prinzipiell ein gutes Budget, weil tatsächlich sehr, sehr viel Arbeit notwendig ist, um in die Zukunft zu gehen.

Prinzipiell haben wir also gar nichts gegen eine Erhöhung, aber – und das
ist ein wenig das Problem in diesem Bereich – es ist wirklich throwing money at a problem, also Geld auf all die Themen hinwerfen, weil man sich offen­bar nicht darauf einigen kann, die gesetzlichen Materien auf den
Weg zu bringen.

Wie gesagt, einige Ideen unterstreichen wir voll. Ich komme vielleicht auf ein Beispiel zu sprechen, die Gebäudesanierungen. Das finden wir wichtig.
Wir finden es auch gut, dass Sie im Budget einen Schwerpunkt für thermische Sanierung, für den Tausch von Heizungen setzen, aber das Geld wird auch
nicht so abgeholt. Jetzt bin ich wieder ein bisschen beim Thema: Es ist sehr viel Geld, das hineingegeben wird, aber es fehlen dann tatsächlich die Struk­turmaßnahmen und die Programme, um das Geld auch wirklich abholen zu kön­nen. Da gäbe es natürlich viele Möglichkeiten, das zu verbessern. Deswe­gen noch einmal: Nur Geld auf das Problem zu werfen, das funktioniert einfach nicht. (Beifall bei den NEOS.)

Die Vorschläge, was es brauchen würde, sind zusammengefasst: Es braucht eine Entbürokratisierung der Maßnahmen. Ganz viele konnten am Anfang das Fotovoltaikgeld nicht abholen, weil es einfach so kompliziert war. Bis dann auch noch eine Förderstelle ausgesucht wurde, die das dann letztendlich umsetzt,
das war halt sehr schwierig und sehr langwierig.

Man hätte auch programmatisch sehr viel machen können. Noch einmal: Die ver­tane Chance war der Finanzausgleich, denn natürlich hätte man dort feste
Ziele hineinschreiben können, wie viele Gebäude saniert werden müssen, vor al­lem jene, die im Besitz der Länder beziehungsweise der Republik sind. Da
hätte es einen riesigen Hebel gegeben. Leider ist da wieder nichts passiert. Und – ja, ich habe es gesagt – es sind natürlich auch das fehlende


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Strukturwerk, die fehlenden Gesetzesmaterien, das Beschleunigungsgesetz und so weiter, was da ein wenig bremst.

Wenn wir beim Bremsen sind: Es gibt noch ein ganz, ganz wichtiges Thema,
das natürlich im Energiebereich immer angesprochen werden muss, und das ist die Abhängigkeit von russischem Gas, denn da hat sich tatsächlich auch
nach zwei Jahren, in denen man bewusst darauf geachtet hat, genau gar nichts getan.

Die „Presse“ titelt, glaube ich, sehr richtig, indem sie schreibt: „Moskaus
treuer Kunde“. Das ist Österreich nach wie vor. Nach wie vor wird sehr, sehr viel Geld – jedes Jahr Milliarden an Euro – nach Russland transferiert.

Warum ist das mit dieser Abhängigkeit von russischem Gas so? – Es ist deswegen so, weil die Diversifizierung einfach nicht auf das Interesse aller Par­teien in diesem Hause stößt, und deswegen gibt es hier auch keine poli­tischen Lösungen, die es aber brauchen würde. Das ist mehr als bedauerlich. (Abg. Kühberger: 1 Milliarde gibt es mehr! Raus aus Öl – 1 Milliarde!) – Ja,
man hört es auch aus der ÖVP, auch die ist nicht wirklich daran interessiert.
(Abg. Kühberger: Doch! 1 Milliarde mehr!)

Jetzt gäbe es ein Projekt im Mühlviertel, mit dem man ganz, ganz schön
und ganz schnell die Diversifizierung vorantreiben könnte – Sie wissen es alle –, das ist der WAG-Loop, der ausgebaut werden müsste, um Gas nicht nur
aus Russland nach Österreich zu transportieren, sondern von Norwegen über Deutschland nach Österreich zu bringen. 200 Millionen Euro würde das
Ganze kosten. Es stockt aber, meine Damen und Herren, weil sich der Verbund, dem das Ganze gehört, weigert, diese 200 Millionen Euro zu übernehmen, obwohl das Ganze in einem Umfeld stattfindet, in dem der Verbund gerade über 2 Milliarden Euro Gewinn schreibt. Das ist natürlich bedauerlich.

Wenn ich der Herr Finanzminister wäre – und damit komme ich zum
Schluss –, würde ich mir meine besten Juristen zusammensuchen und mir einmal


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anschauen, wie man auf der einen Seite über den Aufsichtsrat dafür
sorgen kann, dass dieses Projekt so schnell wie möglich umgesetzt wird. Das Zweite, was ich mir anschauen würde, ist, wie der Herr Vorstandsvorsit­zende ganz, ganz schnell den Sessel räumt, denn so ein Vorgehen ist nicht ak­zeptierbar. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

14.41


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich nun Frau Bundesministerin Leonore Gewessler zu Wort gemeldet. – Bitte schön, Frau Bundesministerin.


14.41.56

Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Leonore Gewessler, BA: Herr Präsident! Werte Abgeordnete!
Werte Zuseher und Zuseherinnen hier im Saal! Wir verfolgen gerade eine sehr angeregte Diskussion zu drei Untergliederungen des österreichischen
Budgets – nämlich zur Mobilität, zu Klima und Energie und zur Forschung –, die ich verantworten darf, und es ist gut, dass es eine so angeregte und viel­fältige Diskussion ist.

In diesem Budget lassen sich natürlich politische Schwerpunkte dieser Bundesregierung ablesen. Es gibt nämlich eine Konstante in den letzten Jahren, und – es haben schon einige darauf hingewiesen – auch für das kommen­de Budgetjahr und auch für den kommenden Budgetrahmen für die nächsten vier Jahre gibt es noch mehr Geld für den Schutz unseres Klimas, für nach­haltige Mobilität, für eine sichere Energieversorgung und für ange­wandte Forschung und Mobilität. Das sind gute Nachrichten für dieses Land. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Kühberger.)

Das ist wichtig, weil es den Menschen in unserem Land hilft, die Wirt­schaft in dieser Transformation unterstützt und gut bezahlte Jobs in den Re­gionen schafft – nicht in Russland, sondern dort, wo die Biomasse zum


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1138

Beispiel in Österreich produziert wird. Natürlich dient es auch dem Schutz des Klimas und der lebenswerten Zukunft unseres Landes.

Deswegen ist es wichtig, dass man dieses Budget angeregt und vielfältig diskutiert. Wir zitieren ja in diesem Haus auch ganz oft den Satz: Ein Budget ist in Zahlen gegossene Politik.

Es ist wichtig, dass man die Fragen an dieses Budget auch richtig stellt, und deswegen halte ich eine Frage an das Budget für sehr kurz gegriffen.

Reicht ein Budget allein aus, um Klimaziele zu erreichen? – Nein, natürlich nicht.

Braucht es regulatorische Rahmenbedingungen? – Na, natürlich. Deswegen haben wir seit dem letzten Budget eine Reihe von GWG-Novellen, eine UVP-G-Novelle, ein Energieeffizienzgesetz und vieles mehr gemacht.

Die Frage, die wir stellen müssen, ist: Wirkt die Klimapolitik, die wir mit diesem Budget, mit den Gesetzgebungsvorhaben, mit allem anderen, was wir tun, machen? – Und ja, wir sehen, die grüne Klimapolitik wirkt.

Wir sehen in den Daten des Umweltbundesamtes: Von 2021 bis 2022 sind die Emissionen um 6,4 Prozent auf den tiefsten Wert seit 1990 gesunken,
und das in allen Sektoren. Also das ist die Frage, die man stellen muss, und das beantwortet die Klimapolitik dieser Bundesregierung, glaube ich, sehr ein­deutig. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich möchte ein paar Schwerpunkte aus diesem sehr vielfältigen Budget herausgreifen. Ich beginne mit der UG 34, also Innovation und Technologie, weil Forschung und Fortschritt zentrale Hebel sind und bleiben, um große He­rausforderungen unserer Zeit zu lösen.

Insgesamt werden die Forschungsausgaben des Bundes von 2023 bis 2024 von 4,1 auf 4,5 Milliarden Euro steigen. Das betrifft natürlich auch die Mittel
im Klimaschutzministerium, da steigen die Mittel für Innovation und Technologie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1139

um mehr als 5 Prozent auf 652,7 Millionen Euro. Auch das ist sehr, sehr
gut so.

Was tun wir mit diesen Mitteln? – Erstens: Wir setzen damit vier dezidierte Schwerpunkte für die grüne und digitale Transformation. Das Erste ist
der Bereich Klimaneutralität in Städten und Gemeinden, weiters zu nennen sind die Energiewende, die Mobilitätswende und als vierter Punkt Kreislaufwirt­schaft und Produktion. Das sind vier Schwerpunkte, die ganz zentral
dafür sein werden, eine krisenfeste, resiliente und nachhaltige Zukunft in unse­rem Land zu sichern. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Zweitens setzen wir einen Fokus auf Schlüsseltechnologien, um die europäische Technologiesouveränität voranzutreiben und damit unsere Unabhängig­keit zu stärken, aber eben auch, um diese Verbindung von digitaler und grüner Transformation auszubauen und zu stärken.

Drittens steht natürlich jede Spezialisierung, jede Fokussierung auf einer
sehr, sehr breiten Basis. Die bilden auch in diesem Budget unter anderem die FFG-Basisprogramme als unverzichtbarer Baustein einer offenen und transformativen Innovationspolitik, und auch dafür stehen wieder mehr Mittel zur Verfügung.

Ich möchte an zwei Beispielen noch kurz erläutern, was das konkret be­deutet und welche konkreten Änderungen in diesem Budget dahinterstehen. Wir haben mit der Produktion einen ganz wesentlichen Bereich fürs Gelingen bei ganz vielen Themen, aber auch insbesondere bei der Kreislaufwirtschaft. Deswegen wird die Forschung bei Produktionstechnologien eben nicht ein klei­nes Stand-alone-Programm, wie es das früher gab, sondern sie wandert in
der Finanzierung ganz zentral zur Kreislaufwirtschaft.

Ein zweiter Schwerpunkt, der mir, wie Sie wissen, sehr wichtig ist, ist
unser Schwerpunkt Menschen in der FTI. Wie kriegen wir mehr Talente, mehr Frauen insbesondere auch in die technologischen Fächer? Auch das wird


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1140

zu einer zentralen Säule in allen Schwerpunkten und eben nicht zu einem sepa­raten Stand-alone-Programm. Wir wollen wirklich Wirkung erhöhen, und
das machen wir mit diesem Budget.

Auch im Budget der UG 41 – ich komme zur Mobilität, auch die ist ja schon vielfach erwähnt worden – heißt das Ziel Klimaneutralität bis 2040.
Gerade in diesem Feld haben wir einerseits große Herausforderungen, aber umgekehrt heißt das, wir haben auch große Chancen auf eine gute, klimafreundliche, vielfältig verfügbare Mobilität.

Der Mobilitätsmasterplan ist der Kompass, der sich auch in dieser Budgetierung wiederfindet, weil wir mit diesem Budgetentwurf genau diesen Weg beschreiben: mit Tempo, mit Engagement und mit konkreten Maßnahmen und konkretem Handeln statt nur mit schönen Worten.

Die Schwerpunkte setzt das Budget auch da in allen drei Bereichen, nämlich
bei Infrastruktur, Angebot und Ticket sowie natürlich weiter beim Stel­lenwert der Elektromobilität und der aktiven Mobilität. Das ist ja auch schon erwähnt worden.

Ich beginne kurz mit dem Infrastrukturbereich. Wir haben im ÖBB-Rah­menplan eine Rekordbudgetierung von 21,1 Milliarden Euro für ein modernes Eisenbahnnetz in Österreich. Damit geht der Ausbau in einem sicher wirt­schaftlich fordernden Umfeld mit voller Kraft weiter.

Wir finanzieren über dieses Budget aber auch Privatbahninfrastruktur, Stadt- und Regionalbahninfrastrukturen. Als Steirerin darf ich es jetzt auch
sagen: Gerade gestern konnten wir uns auf die Mitfinanzierung von Stadt-, Regional- und Straßenbahninfrastruktur in Graz einigen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.) Es ist das erste Mal, dass wir das machen.
Also es gibt gute Neuigkeiten auch in diesem Budget.

Wir haben im Angebot allein in diesem Budget 1,2 Milliarden Euro für die Ver­kehrsdiensteverträge. Damit bauen wir im nächsten Jahr, 2024, den Nah­verkehr um 3, den Fernverkehr um 13 Prozent aus. Ich würde Kollegen Deimek


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1141

gern empfehlen, mit seinem Kollegen Landesrat Steinkellner in Oberöster­reich zu reden. (Abg. Deimek: Ja, der hat schon eine Beschwerdeliste geschickt, was er alles nicht machen kann!)

Mit dem haben wir nämlich einen neuen Verkehrsdienstevertrag verhan­delt, den er groß gemeinsam verkündet und gelobt hat. Also ich glaube, Ober­österreich ist ein gutes Beispiel. (Abg. Deimek: Die Mängelliste hat ...!) Es
profitiert nämlich von diesen Mitteln beziehungsweise von diesem Verkehrsdienstevertrag. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Singer. – Abg. Dei­mek: Immer die halbe Wahrheit! Die halbe Wahrheit ist auch keine ganze
Lösung!)

Bis 2029, darf ich auch noch sagen, ist das Ziel, in diesen Verkehrsdiensteverträ­gen das Nahverkehrsangebot um 21 Prozent und das Fernverkehrsangebot
um 63 Prozent auszubauen.

Der dritte Punkt ist das Klimaticket: viel zitiert, viel genutzt, viel gemocht. Wir haben mittlerweile mehr als 250 000 Menschen in Österreich, die dieses Angebot nutzen. Im kommenden Jahr wird das Klimaticket noch besser. Wir werden nämlich unter anderem allen Menschen, die erwachsen werden,
ein Jahr lang die kostenfreie Nutzung der Öffis ermöglichen, um damit eben auch das Mobilitätsverhalten positiv für die Zukunft aufzustellen, damit man am 18. Geburtstag nicht nur an den Führerschein denkt, sondern auch an
eine umweltfreundliche Mobilität mit dem Klimaticket. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Singer. – Abg. Erasim: Man macht eh schon mit 16 den Führerschein!)

In der Elektromobilität – großer Schwerpunkt, 342 Millionen Euro –
steigern wir das Budget noch einmal. Das reicht von der Investitionsförderung im Pkw-Bereich bis zur Förderung für Linienbusse oder Nutzfahrzeuge.

Wir haben bei der aktiven Mobilität eine deutliche Aufstockung der Fördermittel. Wir haben auch im Güterverkehr, lieber Kollege Stöger, eine Aufstockung der Fördermittel, wobei ich Ihnen recht gebe: Da brauchen wir


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1142

einen sinnstiftenden EU-Rahmen. Wir arbeiten intensiv daran, dass wir hier auch auf EU-Ebene weiterkommen.

Dieses Budget hat aber eine Vielzahl von Maßnahmen, mit denen wir das Verkehrssystem nachhaltig umbauen und klimaneutral, sozial und verlässlich ma­chen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Singer.)

Schließlich darf ich noch ganz kurz zur UG 43 kommen. Das ist das Budget,
aus dem man die Konstante, dass dieser Regierung die Klimapolitik
wichtig ist, wahrscheinlich am besten ablesen kann: Wir haben seit 2019 im Budget für Klima- und Energiepolitik eine Verzwölffachung. (Beifall bei
den Grünen sowie des Abg. Singer.)
Von diesem Budget profitieren die Menschen in unserem Land, die Unternehmen in unserem Land.

Drei Schwerpunkte ganz kurz:

Das Erneuerbare-Wärme-Paket ist hier schon viel zitiert worden: ein Turbo beim Ausstieg aus Öl und Gas, im Neubau keine dreckigen Heizungen mehr.

By the way: In Kürze, nämlich schon nächste Woche, werden in diesem Haus im Ausschuss regulatorische Maßnahmen diskutiert werden, die wir gesetzlich festlegen und mit denen wir für Klarheit sorgen werden. Im Bestand machen wir die bestmögliche Unterstützung – es wurde schon zitiert –: 75 Prozent ge­meinsam mit den Ländern an Förderung. Das macht den Heizungstausch zur ab­solut logischen Wahl, weil er so attraktiv ist wie nie zuvor.

Wer seine Heizung aus welchem Grund auch immer angreifen muss, wird
sie tauschen, und das ist gut für unser Land, weil es uns hilft, aus der Abhängigkeit von dreckigen fossilen Energien rauszukommen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Singer. – Zwischenrufe der Abgeordneten Wurm
und Belakowitsch.)

Für das unterste Einkommensdrittel – auch das ist schon erwähnt worden – wer­den die Kosten bis zu einer Kostenobergrenze zu 100 Prozent gedeckt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1143

Für das Förderprogramm Sauber Heizen für alle sichern wir die Mittel auch bis 2030. Das ist genau das, was wir an konkreten Maßnahmen meinen,
wenn wir sagen, dass in der Klimaschutzpolitik niemand zurückgelassen werden soll.

Wir sind mit diesem Programm europaweit einzigartig. Wir zeigen, dass
jede und jeder umsteigen können soll, und das muss auch für Haushalte mit weniger Einkommen gelten. Deswegen freue ich mich über diesen Schwerpunkt im Budget ganz besonders. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Singer.)

Wir haben zweitens einen Schwerpunkt für die Kreislaufwirtschaft im Umwelt- und Klimabudget. Die Kreislaufwirtschaft erhält im Jubiläumsjahr des Um­weltförderungsgesetzes sozusagen erstmals eine eigene Förderschiene. Die be­stehende Förderschiene zu Flächenrecycling wird auch in diesen Schwer­punkt integriert. Damit zeigen wir auch den Schwerpunkt, den der Bodenschutz bei uns hat.

Der Reparaturbonus kommt in diesen Kreislaufwirtschaftsschwerpunkt.
Auch der Reparaturbonus kann verlängert werden, wobei auch das eine ganz zentrale Säule ist, eine ganz starke Forderung von vielen, vielen Betrie­ben, die sich in diese Richtung auf den Weg machen. Dass wir hier auch unter­stützen, zeigt der Schwerpunkt im Budget.

Drittens werden die Mittel im Klima- und Energiefonds aufgestockt. Auch
der ist schon zitiert worden. Der Klimafonds ist ein ganz zentrales und laufendes Instrument für die Transformation, aber auch um Konjunkturimpulse zu
setzen und gleichzeitig die Klimakrise zu bekämpfen.

Ein Beispiel dafür, was wir mit zusätzlichem Förderbudget im Klima- und Ener­giefonds machen, ist, dass es eine neue Förderschiene für die Geothermie
geben wird, weil wir in diesem Bereich einfach enormes Potenzial haben, das wir heben wollen.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1144

Im Klima- und Energiefonds gibt es auch ein Programm, das zeigt, wie man Klimapolitik mit sozialer Gerechtigkeit verbinden kann. Es ist ein Programm für Menschen mit geringem Einkommen, die so ihre stromfressenden Elektro­geräte tauschen können, auch wenn sie sich selbst keine neuen Geräte leisten können. Also auch der Klima- und Energiefonds verdient hier einen deutli­chen Boost, und den bekommt er mit diesem Budget. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Damit komme ich in dieser Budgetdebatte für das Jahr 2024 zum Schluss.
Wir haben mit diesem Budget und vor allem mit dem Finanzrahmen, der das ja auf die Jahre schreibt, wichtige Meilensteine für eine gute Zukunft in
diesem Land. Dieses Budget bedeutet Klimaschutz, dieses Budget bedeutet Le­bensqualität, dieses Budget bedeutet Zukunft.

Wir bauen mit diesem Budget die Wirtschaft in Richtung Klimaschutz um
und sichern so Österreich als attraktiven Wirtschaftsstandort ab, weil wir verhin­dern wollen, dass uns andere Weltgegenden in diesem Bereich davonziehen.
Wir schaffen heimische Wertschöpfung und heimische, gut bezahlte Jobs
in krisensicheren Zukunftsbranchen und wir erhöhen durch mehr Erneuerbare im Energiesystem die Versorgungssicherheit.

Heimische Ökoenergie und nicht russisches Gas ist da die Devise. Es haben wirklich alle etwas davon, vor allem aber die Menschen, die in diesem Land leben und die von uns erwarten, dass wir alles tun, um ihnen eine gute Zukunft zu sichern. Dieses Budget macht genau das. – Herzlichen Dank. (Beifall bei
den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.57


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer. – Bitte, Frau Abgeordnete.


14.57.14

Abgeordnete Rebecca Kirchbaumer (ÖVP): Herr Präsident! Werte Frau Bundesministerin! Lieber Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen!


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Liebe Zuseherinnen und Zuseher bei uns hier auf der Galerie und auch
vor den Bildschirmen zu Hause! Verkehr ist ein emotionales Thema, das habe ich schon gesagt, als wir unsere Plenarsitzungen noch in der Hofburg abgehalten haben, und es bleibt auch weiterhin emotional.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um auch zu sagen: Wir haben im Bereich des Verkehrs in der Vergangenheit schon sehr viel gemacht, um eine Reduktion
von CO2 oder Stickoxid vorzunehmen. Da möchte ich eine Lanze dafür brechen, dass schon in der Vergangenheit sehr viel gemacht worden ist. Natürlich
darf das nicht bedeuten, dass wir für die Zukunft nichts mehr machen sollten, aber selbstverständlich möchte ich darauf hinweisen, dass es
eben in der Vergangenheit schon so war und auch in Zukunft so sein wird.

342 Millionen Euro stehen im Budget für den Ausbau des Güterverkehrs. Die Wirtschaft erklärt sich wieder bereit, sich zu reformieren und etwas für
die Umwelt zu tun. Auch für die Wirtschaft ist es wichtig, dass wir nachhaltig arbeiten. Es ist für unser Land wichtig, dass wir nachhaltig arbeiten.
Was es aber nicht sein darf, ist, dass es weiterhin nur eine Headline in den Medien bleibt: Verlagerung von Gütern auf die Schiene.

Ich wiederhole mich, aber ich möchte es so lange trommeln, bis es tat­sächlich angekommen ist: Wir dürfen nicht nur den Personenverkehr auf der Schiene forcieren, sondern wir müssen auch den Güterverkehr forcieren; und wir müssen auch den Rahmen dafür schaffen, dass die Wirtschaft das auch umsetzen kann. Es muss für die Wirtschaft leistbar und planbar sein (Abg. Stöger: Korrekt!), denn wenn es nicht leistbar und nicht planbar ist, wird die Wirt­schaft nicht umsteigen können – nicht weil die Wirtschaftstreibenden das nicht wollen, sondern weil sie es sonst nicht können.

Deswegen appelliere ich an Sie, Frau Bundesministerin, auch was den Brennerbasistunnel angeht: Er war ursprünglich für den Güterverkehr und nicht für den Personenverkehr geplant, und jetzt wird der Personenverkehr
dem Güterverkehr vorgezogen. Das Thema Verlagerung des Güterverkehrs auf


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die Schiene soll nicht nur eine Headline in den Medien bleiben – da sehe
ich aber schwarz. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeord­neten der Grünen.)

15.00


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dietmar Keck. – Bitte, Herr Abgeordneter.


15.00.20

Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister!
Herr Staatssekretär! Frau Bundesminister, ich habe Ihnen wirklich sehr intensiv zugehört. Sie haben in Ihrer Rede erwähnt, dass die Unternehmen in
diesem Land von diesem Klimapaket profitieren.

Kollege Deimek hat ja heute schon eines gesagt: Die Papierindustrie stöhnt massiv unter den Strompreisen, die wir haben. (Abg. Deimek: Die Voest schickt ein Viertel ihrer Leute heim, wenn der Elektroofen kommt! Aber das sagt sie nicht!)
Es ist aber nicht nur die Papierindustrie, meine Damen und Herren, sondern es sind auch die Glasindustrie, die Zementindustrie, die Aluminiumindustrie,
die Stahlindustrie – die im Besonderen, weil sie ja massivste Aufwendungen von Strom braucht. Die stöhnen unter diesen Strompreisen, die sie haben.

Ich bleibe jetzt beim Beispiel Stahl. Die Voestalpine – weil der Name heute schon ein paar Mal gefallen ist – investiert ja in den nächsten Jahren 1,5 Milliarden Euro in den Umweltschutz. Die Voestalpine stellt auf Elektro­lichtbogenöfen, die ja mit Strom betrieben werden, um. Wenn diese beiden Öfen in Betrieb gehen, spart die Republik Österreich 5 Prozent des gesamten
CO2-Ausstoßes ein. Das ist eine immense Summe, die da vom Unternehmen hineingesteckt wird, und das ist eine immense Einsparung, denn 5 Pro­zent des gesamten CO2-Haushaltes sind extrem viel für Österreich.
(Abg. Deimek: ... dann scheppert’s!)

Elektrolichtbogenöfen werden aber – und da fängt die Problematik an – mit Strom betrieben. Wir haben die Problematik, dass rund um Österreich


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Strompreiskompensationen vorhanden sind – ob das nun Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich, Tschechien, die Slowakei oder Slowenien ist. Alle
haben diese Strompreiskompensationen bis 2030, nur Österreich hat sie nicht. Das heißt, Österreich hat in der Grundstoffindustrie enorme Wettbewerbs­nachteile gegenüber den Konkurrenten. (Abg. Deimek: Genau! – Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Ich weiß nicht, ob Sie sich auch die IV anhören, die auch schon zu jammern anfängt. Und wenn die IV einmal jammert, dann bedeutet das etwas (Heiterkeit der Abgeordneten Deimek und Taschner), dann weiß man, dass da wirklich Arbeitsplätze in Gefahr sind, Frau Minister, und dann sollte man schnellstens schauen, dass auch Österreich Strompreiskompensationen macht (Abg.
Deimek: Oder dass man die EU-Regel abschafft!),
damit die Wettbewerbsfähigkeit gegeben ist und auch die Arbeitsplätze in der Grundstoffindustrie in diesem
Land erhalten bleiben. Das ist aus meiner Sicht unbedingt notwendig.
(Beifall bei der SPÖ.)

Frau Minister, es ist jetzt schon klar: Wenn diese Strompreiskompensationen nicht kommen, dann wird die Industrie (Abg. Deimek: Abwandern!) – und
das sage nicht nur ich, das sagen auch andere Experten – abwandern, nicht überleben. Wenn man zusammenzählt, wie viele Beschäftigte und Ange­hörige das sind, kommt man auf rund 100 000 Arbeitslose, die wir in Österreich haben, nur weil wir diese Strompreiskompensation nicht schaffen.
(Abg. Deimek: Das will die Frau Minister nicht wahrhaben! Sie träumt da von
einem Windrad!)

Ich war enttäuscht, als ich Sie im Ausschuss gefragt habe: Ist im Budget für 2024 eine Strompreiskompensation enthalten?, und Sie Nein gesagt haben. Ich
fordere Sie wirklich auf, da schnellstens zu handeln, um den Industriestandort Österreich zu retten und damit auch die Beschäftigten in Beschäftigung
zu halten. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Ab­geordneten Deimek und Wurm. – Abg. Eßl: Sinneswandel in der SPÖ!)

15.02



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1148

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schnabel. – Bitte sehr.


15.03.03

Abgeordneter Joachim Schnabel (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Minis­terin! Geschätzter Herr Staatssekretär! Wir behandeln ja in diesen Unter­gliederungen das Thema Forschung, das Thema Mobilität, das Thema Umwelt und das Thema Energie. Ich möchte in meiner Rede auf drei Punkte kurz eingehen.

Das Erste ist noch einmal das Thema Forschung, weil immer wieder gesagt wird, da wird zu wenig getan und da fehlt noch viel. Österreich ist ein Land der Nobelpreisträger und Nobelpreisträgerinnen. Vor allem in den letzten beiden Jahren haben Anton Zeilinger und Ferenc Krausz gezeigt, dass Österreich
auch in der jüngsten Zeit nicht nur imstande ist, sondern stolz darauf sein kann, Nobelpreisträger hervorzubringen, die mit ihren Forschungen weltweit
an der Spitze stehen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

An dieser Stelle möchte ich aber auch daran erinnern, dass es in der Vergangenheit eine Zeit gegeben hat, in der wir in der Forschung noch viel stärker waren, diese wurde aber durch die dunkelste Zeit Österreichs überschattet. Wir hatten vor einigen Tagen hier eine Gedenkveranstaltung: 85 Jahre Novemberpogrome. Diese Pogrome und die Zeit des National­sozialismus haben dazu geführt, dass wir wirklich viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verloren haben.

Dir, lieber Herr Präsident Sobotka, möchte ich an dieser Stelle für diese Gedenkveranstaltung, für dieses klare Zeichen gegen den Antisemitismus dan­ken. Das war eine sehr würdige Gedenkfeier. (Beifall bei der ÖVP sowie
des Abg. Schwarz.)

Geschätzte Frau Ministerin, kurz zur Mobilität: Der Bahnausbau schreitet ja mit einem Rekordbudget voran und ist im Sinne des Klimaschutzes auch wich­tig. Aus der Sicht der Region Südsteiermark gesprochen ist es nun gelungen, den


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zweigleisigen Ausbau – quasi den Lückenschluss – von Werndorf an die Staatsgrenze Spielfeld-Straß in den ÖBB-Rahmenplan aufzunehmen. In unserer Region sind wir froh, dass dieser Ausbau kommt. In den nächsten fünf
Jahren sind dafür 151,2 Millionen Euro budgetiert, in Summe sind es 728 Millio­nen Euro.

Ich möchte an dieser Stelle in Ergänzung dazu auch unserem Landeshaupt­mann Christopher Drexler Danke sagen, der nochmals circa 77 Millionen Euro in­vestiert und – in Summe mit 800 Millionen Euro Gesamtinvestition in die Südsteiermark – den Verkehr für die Zukunft rüstet. (Beifall des Abgeordneten Kühberger.)

Dieses Für-die-Zukunft-Rüsten und diese Planung, Frau Ministerin, möchte ich mit einer Bitte verbinden, und zwar gemeinsam mit der Marktge­meinde Wildon. Da gibt es noch Gesprächsbedarf betreffend eine Unterflurtrasse oder eine andere Ausprägung der Trassenführung und dem­entsprechend auch betreffend die Lärmemission und die Einbettung in
die Landschaft, damit dieser Bahnausbau gut vonstattengeht.

Der Koralmtunnel – das war die Frage im Budgetausschuss – wird planmäßig 2025 fertig. Da haben wir mit der Inbetriebnahme vor allem in der Süd­weststeiermark große wirtschaftliche Impulse zu erwarten. Da gilt es nach der Inbetriebnahme auch noch etwas nachzurüsten – das ist für uns in der Steiermark eine wesentliche Forderung –, nämlich insofern, als der Flughafen Graz Thalerhof auch eine Anbindung an diese Koralmbahn bekommt,
um mit dem Tunnel multifunktional und auch international an die Koralmbahn angebunden zu sein. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich weiß, da gibt es Gespräche. Ich bitte darum, dass diese auch zielfüh­rend geführt werden.

Dann habe ich noch ein Thema auf meiner Liste: Das ist das Thema Wasserstoff. Wir haben im Budget ja sehr vieles abgebildet. Da sind die Ipceis, die schon


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in der Vergangenheit begonnen haben – dabei haben wir das Ipcei Wasserstoff laufen, bei dem zum Beispiel AVL in Graz mit Christoph Krupp weltweit
den ersten MW-Hochtemperaturelektrolyseur zur Umwandlung von erneuer­barem Strom in Wasserstoff aus dem Programm Hy2Tech oder Hy2Use
heraus entwickelt.

Das ist für uns ja generell wichtig. Für den europäischen Wirtschafts- und Indus­triestandort haben wir in Europa in Summe 60 Prozent aller Patente, aller Wertschöpfung am europäischen Kontinent im Wasserstoffbereich. Deswegen ist es so wichtig, dass auch Österreich dabei entsprechend vertreten ist.
(Beifall bei der ÖVP.)

Deswegen, Frau Ministerin, haben Sie ja einen Budgetansatz von 1,6 Milliarden Euro, in dem auch das Vorantreiben der Wasserstoffstrategie beinhaltet
ist. Wir haben ja in Österreich die Hydrogen Partnership Austria gegründet, mit einem wirklich profunden Mann an der Spitze, Dipl.-Ing. Wolfgang Anzen­gruber, und mit vielen, vielen anderen Spezialisten, die das Who’s who der öster­reichischen Industrie und Forschung in diesem Bereich abbilden. Das ist das Instrument, um die Wasserstoffstrategie voranzutreiben.

Eben aus diesem Budget heraus können wir dann die notwendigen EAG-Investi­tionszuschüsseverordnungen für Elektrolyseure, die Wasserstoffförderung
über das Wasserstoffförderungsgesetz, wofür 400 Millionen Euro pro Jahr vor­gesehen sind, und viele weitere Dinge – auch die Beteiligung bei der Euro­päischen Wasserstoffbank – umsetzen.

Geschätzte Damen und Herren, ich habe es schon einmal gesagt: Wasserstoff als kleinstes Atom kann einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten –
und ohne Wasserstoff kein Klimaschutz. (Beifall bei der ÖVP.)

15.08


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Erasim. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1151

15.08.42

Abgeordnete Melanie Erasim, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Anscheinend schauen Sie, dass Sie immer die Sitzungsführung haben, sobald ich wieder am Red­nerpult bin. Meine Meinung heute ist noch immer dieselbe wie gestern: Ich bin der Meinung, Sie sollten zurücktreten. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Das kratzt aber keinen! Das ist ihm ziemlich wurscht, was Sie glauben!)

Frau Bundesministerin, Sie verantworten ein Superministerium, was
auch mit sehr großer Verantwortung einhergeht: die Bereiche Forschung, Mobi­lität, Klima, Umwelt und Energie. Jeder Bereich für sich genommen ist
extrem wichtig, wenn es um eine positive Zukunftsperspektive unseres Landes geht. Genau deshalb ist es wichtig, auch ins Detail zu schauen und bei
Mängeln genau und gut hinzusehen.

Als niederösterreichische Abgeordnete ist die Stärkung des ländlichen Raums für mich von besonderer Bedeutung. Da gehören die Bahnlinien ganz vorne
dazu. Zwei ganz wichtige Erfolgskriterien für guten öffentlichen Personennah­verkehr sind einerseits die Quantität mit einer guten Taktung und auf
der anderen Seite die Qualität. Beim ersten Punkt kann man Ihnen durchaus Engagement nachsagen und auch, dass Sie darauf achten, dass der Aus­bau auch in sozialdemokratischer Weise fortgeführt wird – beim Thema Qualität muss ich dem jedoch komplett widersprechen.

Als Beispiel darf ich die Nordbahn im Weinviertel anführen: Verspätungen, Zugausfälle, frühes Wenden in Hohenau, und selbst beim Ausbau der Bestandsstrecke kann der Zeitplan, wie es aus einer von Ihnen beantworteten parlamentarischen Anfrage hervorgeht, nicht eingehalten werden.

Was bedeutet das für die Pendlerinnen und Pendler? – Das bedeutet
Angst vor Jobverlust wegen zu vieler Verspätungen, dass Kinder zu spät vom Kindergarten abgeholt werden, und viele, für die das Klimaticket durch­aus ein Anreiz war, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, werden wieder


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zurück auf das Auto umsteigen. All das muss wirklich angegangen werden! (Beifall bei der SPÖ.) – Vielen Dank.

Es gibt zwei Strecken, die mir besonders am Herzen liegen, das ist die Laaer Ost­bahn und die Nordwestbahn, bei denen im Rahmenplan – zumindest in
der Planung – ein teilweise zweigleisiger Ausbau budgetiert ist. Ich muss Sie aber daran erinnern, dass Sie vor einem Jahr und vor zwei Jahren – nicht im
selben Haus, aber vom Rednerpult aus – versprochen haben, dass wir 2027, spä­testens 2028 in die Bauphase gehen können. Jetzt gibt es den Rahmenplan
bis 2029, und auch da ist budgetär noch nichts eingeplant, was eine Bauphase betrifft, es gibt lediglich Planungsvorhaben. Ich ersuche Sie da also wirk­lich, zu Ihren Versprechen zu stehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Lassen Sie mich bitte noch einen Satz zu den Kollegen der FPÖ sagen: In Nie­derösterreich sehen wir ganz genau, wie ernst Sie das nehmen, was Sie
vor Wahlen versprechen. Udo Landbauer beweist als Verkehrslandesrat nämlich einmal mehr, dass die FPÖ ganz groß ist, wenn es ums Kritisieren geht.
Wenn es aber ums Tun und ums Verantwortung-Übernehmen geht, verstecken Sie sich von der FPÖ sehr schnell im Kämmerchen.

So wird zum Beispiel der Reblaus-Express, der für den Tourismus rund um
Retz sehr wichtig ist, ausgedünnt, und auch zur Reaktivierung des Schweinbarther Kreuzes gibt es keinerlei Gesprächsbasis, wo Bund und Land zusammenhalten können, dass wir da weiter etwas tun können. (Abg.
Deimek: Dafür machen wir etwas im Busverkehr! Das ist Ihnen wurscht, aber den Leuten nicht!)

Ganz zum Schluss möchte ich Sie noch bitten, die Petition für ein
digitales Schnupperklimaticket zu unterschreiben – es gibt ja die Möglichkeit der Gemeinden, Schnupperklimatickets anzubieten –, also dass es davon auch
eine digitale Version gibt, von Stefan Hinterberger und Kollegen Rudi Silvan ge­meinsam initiiert und von mir unterstützt, damit auch diesbezüglich der bürokratische Aufwand der Gemeinden minimiert werden kann und wir noch


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mehr in diesem zukunftsweisenden Thema unternehmen können. –
Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

15.13


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeord­neter Höfinger. – Bitte sehr.


15.13.22

Abgeordneter Johann Höfinger (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Frau Bun­desminister! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine
sehr geehrten Damen und Herren, die Sie auch heute hier zu Gast sind! Wir be­handeln jetzt ein Kapitel, ein Thema, einen Aufgabenbereich, Frau Bundes­minister, der schon bisher immens wichtig war, der aber in diesen letzten Jahren verstärkt zur Schlüsselrolle geworden ist, denn es geht darum, dass wir
uns in den Bereichen Energieversorgung, Verkehr wirklich in einer Umbauphase befinden.

Im Sammelsurium meiner Vorredner, wenn ich das so sagen darf, war
ja von der gesamten Bandbreite alles dabei: Da sind nämlich Redner herausge­gangen, die gesagt haben, dass wir den Menschen vorschreiben müssen,
dass sie alles umändern müssen – ihre persönliche Mobilität, dass sie die Hei­zungen herausreißen müssen, und vieles mehr –, und dann gibt es die
blaue Fraktion, die sagt: Wir machen gar nichts, alles bleibt so, wie es ist!, denn dieser Dreipunkteplan, den ihr habt, bedeutet, dass wir weiter 16 Milliar­den Euro pro Jahr ins Ausland schicken werden. Das ist eure Vision. (Ruf bei der ÖVP: Nach Russland vor allem!) In Wirklichkeit geht es aber darum, uns
genau dazwischen zu bewegen.

Jetzt ist ein Umbau der Energieversorgung, es ist ein Umbau der Mobilität ange­sagt. Der ist immens wichtig, aber wir müssen die Menschen dabei beglei­ten. Wir brauchen ihnen keine Illusionen vorzuleben, sondern wir müssen realis­tisch bleiben und sehen, was das heißt (Beifall bei der ÖVP), denn wir müs­sen das technisch schaffen, wir müssen das von den Strukturen im Hintergrund


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her schaffen, und wir können nicht den Menschen von heute auf morgen vorschreiben, was sie zu tun haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Was heißt das für uns? – Wenn wir die Energieversorgung umbauen, dann steht uns eine Fülle von Energieerzeugungsprodukten zur Verfügung, egal, ob
es das Wasser ist, die Sonne, der Wind, die Fotovoltaikanlagen oder die nach­wachsenden Rohstoffe, und das alles müssen wir eben ausgewogen wei­terentwickeln.

Damit bekommen wir die Wertschöpfung ins Land – auch das ist so wichtig! Ich kann mich an Kollegen Kassegger erinnern, der hier gestanden ist und
gesagt hat: Ja, ihr kauft vielleicht Paneele oder Windräder oder Ähnliches im Ausland!, er selber würde aber gerne weiter die Milliarden nach Russ­land schicken. – Da ist es mir doch lieber, ich investiere einmal in eine neue Energieform und habe dann die Wertschöpfung hier, wo Menschen Arbeitsplätze finden, wo das Geld auch in unserer Kreislaufwirtschaft bleibt.

Daher: Bleiben wir bei diesem Thema realistisch, bewegen wir uns in der
Mitte! Verschließen wir nicht die Augen vor dem, was ist, aber bevormunden wir die Menschen nicht in dieser Sache! (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP.)

15.16


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kollross. – Bitte sehr.


15.16.15

Abgeordneter Andreas Kollross (SPÖ): Frau Ministerin! Herr Staats­sekretär! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Um es mit Karl Valentin zu sagen: „Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.“ – Herr Sobotka, treten Sie zurück! (Beifall bei der SPÖ.)

Jetzt aber zum Thema: Ich wollte eigentlich eine ganz andere Rede halten, aber Kollege Litschauer – er ist jetzt leider nicht im Saal – hat mich leider dazu motiviert, auf ihn zu replizieren, weil er seinen üblichen Sermon Richtung SPÖ


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abgelassen hat, nach dem wir an allem schuld und die Blockierer sind. Des­wegen eine erste Anmerkung zu ihm: Wenn man vier Jahre mit der
ÖVP, mit dem ärgeren Blockierer in einer Koalition ist (Abg. Weidinger: Na, na, na, na, na! – Abg. Loacker: Mit dem ärgeren Blockierer ...! ... aber der ärgere Blo­ckierer!) und das noch immer nicht kapiert hat, dann ist man nicht unbedingt von vornherein Anwärter auf einen Stockerlplatz bei einem Intelligenztest.
(Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: SPÖ und Intelligenz ist ein heikles The­ma! Wenn Unbeteiligte von Intelligenz reden!)

Zweite Anmerkung, meine sehr geehrten Damen und Herren: Weil ich
ein überzeugter und leidenschaftlicher Bürgermeister bin und weil ich davon ausgehe – Frau Ministerin, ich glaube, Sie werden mir zustimmen –,
dass die Energiewende entweder in den Städten und Gemeinden stattfindet oder nicht stattfindet, finde ich es schon vermessen, mir ständig anhö­ren zu müssen, was wir eigentlich alles nicht tun. Deshalb möchte ich gerne den Vergleich auch mit Kollegen Litschauer machen, und zwar auf Basis meiner Gemeinde, meiner politischen Funktion.

In meiner Gemeinde steht ein Windpark, in meiner Gemeinde gibt es Wasser­kraftwerke, in meiner Gemeinde gibt es Freiflächenfotovoltaikanlagen,
in meiner Gemeinde gibt es auf allen Dächern der Gemeindehäuser Fotovoltaik­anlagen. (Beifall bei der SPÖ.) In Summe, meine sehr geehrten Damen und
Herren, produziert meine Gemeinde 77 Millionen Megawattstunden erneuerba­ren Strom – jedes Jahr. Das ist 20-mal mehr, als meine Gemeinde selbst verbraucht. Ich brauche mir von keinem Grünen sagen zu lassen, dass ich ein Blockierer oder sonst irgendetwas bin! (Beifall und Bravoruf bei der SPÖ.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn Kollege Litschauer heute
am Abend heimgeht, dann geht ihm ja vielleicht ein Licht auf, wenn er auf den Lichtschalter drückt – und der Strom für dieses Licht kann möglicher­weise aus meiner Gemeinde kommen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)


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Noch eine dritte Anmerkung: Weil ich der Meinung bin, Reden und Handeln müssen auch zusammenpassen, glaube ich, dass sich gerade die Kommu­nalpolitiker:innen der Grünen hier herinnen da ein bisschen leiser
verhalten sollten. (Abg. Fischer: Ich?) Wenn Herr Litschauer nämlich heute hier herausgeht und völlig zu Recht kritisiert, dass möglicherweise der Aus­bau der Windkraftanlagen in Niederösterreich nicht so toll voranschreitet, dann möchte ich nur drei Anmerkungen dazu machen, und die lauten:

Wer ist denn Vizebürgermeister in Waidhofen an der Theu- -, Thaya (Ruf bei der ÖVP: Teuer!) – und macht dort Politik, und wie viele Windräder gibt es in Waidhofen an der Thaya? – Kollege Litschauer ist Vizebürgermeister. (Zwischen­ruf der Abg. Rössler.) Wie viele Windräder gibt es? – Kein einziges!

Wer war in Eichgraben Vizebürgermeisterin? – Kollegin Götze. Wie viele Windräder gibt es in Eichgraben? (Rufe bei der SPÖ: Kein einziges!) –
Kein einziges! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Wer ist seit 2015 Vizebürgermeisterin in Sankt Andrä-Wördern? (Ruf bei den Grünen: Eine sehr gute Kollegin!) – Kollegin Fischer! Wie viele Windräder
gibt es? – Kein einziges, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Fischer: Wir haben Wasserkraft!)

Bevor ihr hier herausgeht und uns kritisiert, macht einmal eure Hausaufga­ben vor Ort, Kolleginnen und Kollegen! (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ sowie Beifall bei FPÖ und NEOS. Abg. Loacker: ... jetzt alle mit dem Fahrrad nach
Hause fahren!)

15.20


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeord­neter Singer. – Bitte.


15.20.39

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Damen


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und Herren im Saal und vor den Bildschirmen! Ich bin selbst Bürgermeister (Ruf bei der FPÖ: Ich auch! – Zwischenruf des Abg. Lausch), möchte mich aber
nicht an dem Ausspielen der einzelnen Gemeinden beteiligen. (Abg. Lausch: Sag gleich: Wie viele Windräder?) Ich kann nur eines feststellen: dass es sehr,
sehr viele Gemeinden in Österreich gibt, die alles daransetzen, um an der Ener­giewende mitzuwirken.

Frau Bundesministerin, ich freue mich sehr, dass auch dieses Budget eine
Reihe von finanziellen Maßnahmen setzt, um alle, die willens sind, entsprechend zu unterstützen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte mich in meiner Rede aber mit der Mobilität und insbesondere
mit dem ÖBB-Rahmenplan 2024–2029 beschäftigen. Dieser Rahmenplan spie­gelt die Maßnahmen für die Weiterentwicklung der Bahn in Österreich
und natürlich auch deren entsprechende Finanzierung wider. Natürlich sieht jeder ein, glaube ich, dass es notwendig ist, in die Hauptverkehrsadern
zu investieren: Semmering, Koralm, Brenner sind wesentliche Aufgabenbereiche dieses Rahmenplanes. Insgesamt werden in den nächsten fünf Jahren 21,1 Milliarden Euro dafür ausgegeben.

Sehr geehrte Damen und Herren, sichtbar werden diese Investitionen, diese Ausgaben auch an der enormen Verkürzung der Fahrzeiten, so zum Bei­spiel zwischen Wien und Klagenfurt. Auf dieser Strecke kommt es dann, wenn sie endgültig fertiggestellt ist, zu einer Verkürzung der Fahrzeit von
1 Stunde und 20 Minuten. Dafür wird die Kapazität entsprechend ausgebaut. Das sehe ich als einen wesentlichen Faktor. Warum? – Weil wir an
diesen Hauptverkehrsstrecken teilweise schon an den Kapazitätsgrenzen an­gelangt sind.

Sehr geehrte Damen und Herren, diese Hauptverkehrsstrecken sind
nicht die einzige Aufgabe, das ist nicht der einzige Aspekt für ein modernes Eisenbahnnetz in Österreich. Parallel müssen Investitionen in das ge-


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samte Schienennetz und damit auch in den ländlichen Raum, in die Regio­nalbahnen gemacht werden. Für die Jahre 2024 bis 2029 sind das
insgesamt 2 Milliarden Euro.

Ich darf ein paar Schwerpunkte herausnehmen, die mir wichtig sind, nämlich: dass auch die Strecken der Nebenbahnen im ländlichen Raum attrakti­viert werden; dass es zur Errichtung von modernen Bahnhöfen und Haltestellen kommt und vor allem – das wurde in der letzten Zeit immer wieder ange­sprochen – dass die Eisenbahnkreuzungen entsprechend gesichert werden und es natürlich zu einem zeitgemäßen Kundeninformationssystem kommt,
denn hohe Sicherheitskriterien und zeitgemäßes Kundenservice tragen wesent­lich zur Attraktivität der Bahn bei.

Ich möchte aber auch eine dritte Ebene ansprechen, die mir sehr wichtig
ist, nämlich: Wir brauchen im ländlichen Raum, in dünn besiedelten
Räumen Transportdienstleistungen für die Menschen, sogenannte Mikro-ÖV-Systeme, das heißt Verkehrsangebote, die bedarfsorientiert und flexibel
für Nutzerinnen und Nutzer sind, denn sie eröffnen den Menschen im ländlichen Raum den Zugang zur öffentlichen Mobilität und tragen letztendlich generell
zur Stärkung des öffentlichen Verkehrs bei.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin überzeugt, dass der Schienenverkehr mit diesem ÖBB-Rahmenplan noch attraktiver wird, die Kapazitäten ge­steigert werden und dass damit ein wesentlicher Beitrag zum Schutz unseres Klimas geschaffen wird. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

15.25


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schnedlitz. – Bitte. (Abg. Kühberger: So, Schnedlitz!)


15.25.11

Abgeordneter Michael Schnedlitz (FPÖ): Herr Präsident – noch hier, wie ich sehe! Frau Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Man kann einfach
nicht stehen lassen, wie Sie versuchen, sich in einer Budgetdebatte zum Klima


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abfeiern zu lassen, während wahrscheinlich viele zu Hause vor den Bild­schirmen sitzen und zu Recht darauf hoffen, dass bei einer Budgetdebatte zum Klima endlich etwas passiert, das ganz Österreich brauchen würde: dass
die Energie billiger wird, sehr geehrte Damen und Herren – aber mitnichten. (Beifall bei der FPÖ.)

Es stimmt schon, Frau Minister, dass sich eine Konstante durch Ihre Politik zieht: Sie machen Politik – und die Leute draußen zahlen drauf. Der Scherben­haufen in diesem Land wird größer und größer und größer.

Sehr geehrte Damen und Herren, nicht nur, dass die Energie nicht billiger wird – Sie haben ja heute gehört, wohin die Reise geht –, sondern die Energie­politik, wofür auch das Geld im Budget aufgewendet wird, geht in die Richtung, dass Sie für Energie weiterhin tief in die Taschen greifen müssen.

Und Sie glauben dann allen Ernstes, dass Sie sich hier abfeiern können, weil der grüne Sektor ein bisschen mitklatscht! Draußen aber, sehr geehrte Damen
und Herren, klatscht schon längst niemand mehr, weil die Menschen durchschaut haben, dass Sie ein Spiel spielen, mit dem die Energie und das Leben für die Menschen immer teurer werden und mit dem Sie die Energie sogar absichtlich verteuern.

Sie werden doch wohl nicht glauben – und ja, da macht auch die Österreichi­sche Volkspartei mit –, dass die Menschen draußen nicht durchschauen, dass Sie bewusst noch Steuern auf die teure Energie oben draufpacken, auf das
Benzin draufpacken, auf den Diesel draufpacken. (Abg. Kühberger: Hast du auch hineingeschaut einmal ins Budget, Schnedlitz? Das kannst du in der Zeitung
lesen!)
Das fließt jetzt ins Budget, und da werden dann von der Frau Minister mit einem breiten Grinsen im Gesicht Tattoos, Tätowierungen bezahlt, wäh­rend die Leute draußen längst nur mehr den Kopf schütteln. (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Ministerin, ein Bürger hat mir gesagt, ein Tattoo wird umgangssprach­lich Peckerl genannt. Bei euch haben einige sehr wohl schon längst einen Pecker, wenn ihr so eine Politik betreibt. (Abg. Scharzenberger: Na?!)


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Sehr geehrte Damen und Herren, das ist eine Politik, mit der Sie den Stand­ort zerstören und neben dem Standort auch die Haushalte zerstören.
Sie nehmen die Wirtschaft in die Geiselhaft, aber auch die Familien, die Privat­personen. Und darauf wollen Sie stolz sein und dafür wollen Sie sich ab­feiern lassen?! – Na gute Nacht, Österreich! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Kühber­ger: In die Nacht, dort gehörst du hin!)

Weil Herr Kollege Litschauer jetzt wieder hier ist: Er hat die Freiheitliche
Partei – den Herrn Landeshauptmannstellvertreter Landbauer und den Landes­hauptmannstellvertreter Oberösterreichs Haimbuchner – kritisiert, weil
wir bei dieser Ideologie des Wildwuchses der Windräder (Abg. Scharzenberger: Der Windwuchs! – Zwischenrufe der Abgeordneten Reiter und Schmucken­schlagernicht zuschauen. – Ja, wir Freiheitliche stehen dazu.

Alle vier Parteien, also die Schwarzen, die Grünen, aber auch die Roten und die Pinken (Ruf bei der ÖVP: Alle!), wollen ganz Österreich mit Windrädern zupflastern. Landbauer in Niederösterreich und Haimbuchner in Oberösterreich, wir sind ein Garant dafür (Abg. Reiter: ... die Kärntner SPÖ ...!) – das darf ich
auch der Gruppe aus Vöcklabruck ausrichten –, dass bei euch im Gar­ten kein Windrad stehen wird! Wir werden diesem Wildwuchs Einhalt gebieten, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Michael Ham­mer: Witzig sind wir heute wieder! – Abg. Weidinger: Du musst den Kin­dern die Windräder wegnehmen! Den Kindern will er die Windräder wegnehmen! Sag einmal!)

Sie lösen nicht Probleme damit, dass Sie ganz Österreich zupflastern, die Probleme werden nur noch größer werden; Probleme, die die Menschen aber nicht nur in der Geldtasche oder auch beim Wildwuchs der Windräder
spüren (Abg. Michael Hammer: Das stelle ich dir hinein in den Garten!) – das geht ja weit darüber hinaus. Fürs Klima machen Sie gar nichts mit Ihrer Ideologie.
Sie vertreiben mit Ihrer Politik Unternehmen nach China. Na gratuliere: mehr Ar­beitslose; und in China blasen dieselben Unternehmen dann das CO2 so


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richtig raus, weil es dort einfach ganz andere Parameter gibt, um das Unterneh­men zu betreiben. (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist die Wahrheit! Sie retten so nicht das Weltklima, Sie erweisen dem Weltklima sogar einen Bärendienst. Für das Klima an sich machen Sie also nichts, dafür aber vergiften Sie alle das Klima draußen, und die Menschen fragen
sich schon längst: Gibt es bei uns keinen Rechtsstaat mehr?

Ich rede jetzt nicht von Herrn Kollegen, von Herrn Präsidenten Sobotka (Abg. Scharzenberger: Das ist nicht dein Kollege!), in diesem Fall fragen sich die Menschen das natürlich auch (Abg. Kühberger: Deine Zeit ist aus! – Abg. Weidin­ger: Die Zeit ist um!), sondern das betrifft die Klimakleber, Ihresgleichen,
Frau Ministerin, die sich draußen auf die Straßen picken. Da fragen
sich die Menschen: Ja, können die jetzt mittlerweile alles machen und hat man da in der Politik Narrenfreiheit?

Sie alle kennen die Videos, in denen sich die Klimakleber auf die Straßen
kleben. Sie und Ihresgleichen nehmen die Fleißigen in dem Land, die Arbeiter – die waren früher übrigens auch der SPÖ wichtig –, die Eltern mit ihren
Kindern in Geiselhaft. Nichts anderes ist es (Beifall bei der FPÖ), wenn man mit seinen Kindern im Stau steht und nicht mehr vor oder zurück kann, dort festgenagelt ist. Sie nehmen die Menschen in Geiselhaft, und die Österreichische Volkspartei und ihr Innenminister schauen zu und unternehmen nichts.

Ich sage Ihnen in aller Deutlichkeit, wir müssen endlich auch bei den Klimakle­bern härter durchgreifen: ein Jahr Haft, darunter werden sie es nicht ver­stehen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich verstehe schon – weil ja die Grünen nicht nur im Klimaministerium, sondern in mehreren Ministerien sitzen –, dass man auf die Idee kommen könnte
zu sagen: Was bringt ein Jahr Haft? Denen laufen ja nicht nur die Wähler scha­renweise davon, sondern auch die Häftlinge. Das verstehe ich schon,
aber bringen wir wenigstens einmal Gesetze auf den Weg, die das ermöglichen!


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Die Grünen werden nicht ewig in der Regierung sitzen, und dann wird
der Strafvollzug auch wieder zum Strafvollzug und bleibt nicht länger ein Open House mit Kuschelvollzug, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei
der FPÖ.)

Das Problem ist, und das zeigt sich besonders bei Ihrer Klimaideologie – federführend in dieser Regierungsbeteiligung; es versteht ja auch niemand mehr, warum die Österreichische Volkspartei da zusieht, sehr geehrte Damen
und Herren, man versteht es einfach nicht mehr –, dass der Scherbenhaufen in unserem Land immer größer wird.

Niemand traut Ihnen, dieser Regierung, mehr zu, dass Sie die Probleme irgendwie in den Griff bekommen. Deshalb hätte ich ganz einfach einen anderen Vorschlag: Lassen Sie Neuwahlen zu, dann können wir im Übrigen auch
den Herrn Nationalratspräsidenten neu wählen, dann haben wir sogar eine neue Ausgangstür für ihn gefunden. Lassen Sie Neuwahlen zu, dann werden wir
das für die Bevölkerung in der nächsten Periode wieder richten, sehr
geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

15.31


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet hat sich Abgeordneter Schmuckenschlager. – Bitte.


15.31.50

Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager (ÖVP): Geschätzte Damen
und Herren! Ich darf tatsächlich berichtigen: Herr Abgeordneter Schnedlitz hat gerade behauptet, dass Landeshauptmannstellvertreter Landbauer Garant
ist, dass in Zukunft kein Windrad in Niederösterreich steht. (Abg. Schnedlitz: Ein Wildwuchs! Genau zuhören! – Abg. Kassegger: Wildwuchs!)

Ich berichtige tatsächlich: „Der Ausbau von Windkraft“ – und das kommt
von der Homepage der Energieagentur Niederösterreich – „spielt im“ niederös­terreichischen „Klima- und Energiefahrplan eine wesentliche Rolle.“ (Abg.
Michael Hammer: Man höre! – Abg. Weidinger: Aha! – Abg. Belakowitsch: Ja, leider!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1163

Alles verschandelt!) „Bis zum Jahr 2030 soll der Strom aus Windkraft von
derzeit 4.300 GWh“ – Gigawattstunden – „auf 8.000 GWh fast verdoppelt und bis 2035 auf 12.000 GWh sogar verdreifacht werden.“ (Beifall bei der ÖVP
und bei Abgeordneten der Grünen. – Ruf bei der SPÖ: Das ist keine Berichtigung! – Abg. Leichtfried: Wer ist denn in Koalition mit der FPÖ in Niederösterreich?)

15.32


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Tasch­ner. – Bitte.


15.32.47

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Hohes Haus! Zunächst einmal erlaube ich mir, im Namen von
Frau Abgeordneter Diesner-Wais die Seniorengruppe aus Mautern herzlich zu begrüßen. (Beifall bei der ÖVP.)

Als 38. Redner zu dieser Untergliederung ist es mir natürlich nicht möglich,
noch einmal das Gleiche zu sagen, was schon vorhin gesagt worden ist.
Ich erlaube mir also, ein bisschen zu extemporieren.

Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Ich darf Ihnen gratulieren, Sie sind, glaube ich, eine Ministerin mit einem politischen Raffinement von wirklich einzig­artiger Größe. Ihre Kollegen können sich an Ihnen ein Vorbild nehmen. Ich kann auch sagen, dass Sie fachlich offensichtlich sehr gut bewandert sind. Als
Kollege Deimek Wattsekunde nicht mit Joule gleichgesetzt hat, haben Sie ge­meint, das stimme nicht. Da haben Sie natürlich vollkommen recht, wie­wohl Sie von Ihren Illusionen sehr stark beeinflusst sind und gewisse Dinge, die physikalisch einfach nicht haltbar sind, trotzdem für durchführbar halten.

Ich darf Ihnen auch sagen, dass ich ein bisschen - - Was heißt ein bisschen? Ich bin sogar sehr enttäuscht, und zwar deshalb, weil wir Möglichkeiten,
die wir hätten, insbesondere im Energiebereich, nicht wahrgenommen haben.

Robert Schlögl – das ist ein bedeutender Chemiker in Deutschland – hat
gesagt, dass der Wasserstoff die fantastischste Energiegewinnungsmöglichkeit


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dieses Jahrhunderts sein wird. Herr Kollege Schnabel kann das bestätigen.
Und wir machen da nicht mit. Ich bin darüber eigentlich schwer entsetzt. Sie werden sagen: Wir machen ein bisschen mit!, aber das Bisschen ist mei­ner Meinung nach viel zu wenig. In Andalusien wird jetzt Wasserstoff gewonnen, die ganze EU streitet darum, dass begonnen wird, dieses Geschäft in An­griff zu nehmen und so billige Energie, günstige Energie zu erzeugen.
Wir werden nicht mitmachen, wir werden sie dann teuer zukaufen müssen. Das ist ein schwerer Fehler und das ist etwas, das ich leider enttäuscht mitteilen
darf.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir das nicht machen, werden wir einen Wohlstandsverlust in Kauf nehmen müssen. Sie als Grüne wer­den vielleicht sagen: Das muss man halt in Kauf nehmen! – Ich will das nicht in Kauf nehmen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn es zu
einem Wohlstandsverlust kommt, dann kommen politische Verwerfungen in Gang.

Wir erleben ja hier in diesem Parlament, wenn ich es richtig verstanden
habe, schon Geisterstunden, die erschreckend sind. Ich darf sagen, wir finden nicht mehr die richtigen Worte. Ich glaube, Konfuzius hat es so ähnlich
gesagt: Wenn die Worte nicht stimmen, dann verfallen die Sitten, und wenn die Sitten verfallen, dann zerbricht die Gemeinschaft.

Wir können unter Umständen in eine Situation hineingeraten, die an die
Erste Republik erinnert, und das ist unfassbar gefährlich. Wir müssen den Wohl­stand erhalten. Wenn wir den Wohlstand erhalten wollen, dann brauchen
wir auch die Möglichkeiten, die uns zum Beispiel Wasserstoff bietet. Wir ergrei­fen sie aber nicht, und deshalb bin ich schwer enttäuscht.

Ich bitte darum, darüber nachzudenken, was Konfuzius sagte. Die Worte
müssen stimmen. Wir müssen an die Worte denken, Herr Kollege Schnedlitz, wir müssen darüber nachdenken, die richtigen Worte zu treffen – gute Worte,
damit der andere noch mitsprechen kann. Wenn wir das verlieren,


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haben wir vielleicht alles verloren. Ich bitte darum, darüber nachzudenken. (Bei­fall und Bravoruf bei der ÖVP.)

15.36


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kühberger. – Bitte.


15.36.22

Abgeordneter Andreas Kühberger (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Besonders begrüßen darf ich heute die Initiative Eisenerz unter der Führung von Bürgermeister Thomas Raunin­ger und Vizebürgermeister Markus Pump. (Beifall bei der ÖVP sowie
des Abg. Seemayer.)

Herr Kollege Schnedlitz hat von einem Scherbenhaufen gesprochen. Herr Kol­lege, den gibt es nicht. Sie haben auch davon gesprochen, dass er größer
wird: Keine Angst, wir werden einen Volkskanzler Kickl verhindern. (Beifall bei der ÖVP. – Heiterkeit bei der FPÖ. – Abg. Wurm: Wie? – Abg. Lausch: Da
wirst du nicht mehr da sein!)
 – Genauso, wie die Freiheitliche Partei jetzt lacht, so lacht sie auch über das Thema Klima. Wir haben heute schon viel zur Klimaveränderung gehört. Wir haben da ein Problem und brauchen eine Lösung. Mit diesem Budget, glaube ich, haben wir den richtigen Schritt gesetzt, wir setzen uns hier für eine Veränderung ein.

Frau Kollegin Doppelbauer, Sie haben gesagt, wir sind Lobbyisten. (Abg. Doppelbauer: Ja!) – Ja, wir sind Lobbyisten für unser Österreich. Wir glauben an unser Österreich. Warum? –Weil wir 1 Milliarde Euro mehr (Abg. Doppel­bauer: 100 Millionen! ... Zahlen lesen!) für die Förderungsaktion Raus aus Öl und Gas in diesem Budget vorgesehen haben. Und Sie sprechen von Lobbyis­mus für Russland und Saudi-Arabien.

Meine Damen und Herren! Wir haben heute schon viele Lösungen für die Zu­kunft gehört. Es ist auch das Thema Sanierung angesprochen worden.


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Das ist auch wichtig. Wir nehmen für Sanierungen sehr viel Geld in die Hand. Warum? – Weil wir den Neubau nicht forcieren möchten, denn der
führt zu Bodenverbrauch, und unser Boden ist uns wichtig. Wir haben von den Vorrednern gehört, wie wichtig es ist, einen Heizungsaustausch zu ma­chen. Nur funktioniert das bei uns anders: Wir zwingen niemanden, wir machen ein Anreizsystem, indem wir 75 Prozent Förderung zur Verfügung stellen,
für Haushalte mit niedrigen Einkommen bis zu 100 Prozent. Meine Damen und Herren, ich glaube, das ist auch wichtig.

Kollege Kollross hat die Fotovoltaik angesprochen: Viele Gemeinden sind
da in der Vorreiterrolle. Da zitiere ich den Spruch der steirischen Jungbauern, die sagen: „Dächer statt Äcker“. Eines darf nämlich nicht passieren, meine Da­men und Herren, und zwar dass wir mit der Energie- die Lebensmittelversorgung ausbremsen. Frau Ministerin, da sind wir noch gefragt. Wir müssen schauen,
dass wir die Netze verstärkt ausbauen, damit der Strom auch dort ankommt, wo er benötigt wird.

Meine Damen und Herren! Es sind heute auch einige Damen und Herren
der Waldgenossenschaft Eisenerz hier. Warum spreche ich das an? – Weil die Energie von Wind, Wasser und Sonne zu wenig sein wird, um die Energie­wende zu schaffen. Wir werden auch auf Holz setzen müssen. Warum? – Weil Holz nachhaltig ist. In einem Wirtschaftswald gibt es eine hohe Biodiver­sität, Holz ist immer verfügbar. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich komme nun zum Schluss: Meine Damen und Herren, wir, die Österreichische Volkspartei, und die Grünen haben wirklich ein großartiges Budget im
Kampf gegen die Klimaerwärmung vorgelegt. Meine Bitte an Sie wäre: Bleiben Sie jetzt nicht an Ihren Stühlen kleben, packen wir es gemeinsam an und
picken wir uns nicht an! (Beifall bei der ÖVP. – Heiterkeit und Oh-Rufe bei SPÖ und FPÖ. – Ruf bei der SPÖ: Da hat er jetzt den Falschen gemeint! – Abg. Seemayer:
Das war kein guter Ausstieg! – Abg. Eßl: Da haben sie die Lauscher gespitzt,
die Blauen!)

15.39



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1167

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Weidin­ger. – Bitte sehr.


15.39.57

Abgeordneter Mag. Peter Weidinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus!
Der Glaube kann Berge versetzen, und es sind immer Pioniere, die mehr sehen, als man mit freiem Auge erkennen kann. So waren es Funktionäre der Wirtschaftskammer in Kärnten und in der Steiermark, die vor über 30 Jahren gesehen haben, dass die Koralm Kärnten und die Steiermark nicht vonein­ander trennt, sondern mit einem Tunnel verbunden werden kann. Es trennen uns weniger als 800 Tage, dann werden in der U-Bahn-Distanz von der Seestadt
zum Karlsplatz, nämlich in 45 Minuten, Graz und Klagenfurt miteinander verbun­den werden – und so werden neue Zukunftsperspektiven geschaffen.

Schauen wir uns die wirtschaftliche Seite davon an: Es entsteht Österreichs zweitgrößter Wirtschaftsraum mit 1,8 Millionen Menschen, mit einer Wertschöpfung von über 20 Prozent und 70 Milliarden Euro, und davon sind 32 Milliarden Euro Exportanteil. Dieser neue Wirtschaftsraum Süd – ich
bedanke mich bei der Wirtschaftskammer und deren Präsidenten herzlich dafür, dass sie gemeinsam mit den Gemeinden an einem Masterplan und einer
Vision für unsere gemeinsame Region arbeiten –, diese Vision hat zum Inhalt, dass wir zum Beispiel auch die Chipschmiede der Republik sind: 80 Pro­zent der Wertschöpfung von AT&S, von Qualcomm, von Infineon wird in dieser Schmiede entlang dieser Achse gestaltet.

Nicht nur diese Achse wird neu entstehen, sondern es gibt auch neue Ver­bindungen nach Slowenien. Da möchte ich mich bei Abgeordnetem Johann We­ber bedanken, der gemeinsam mit mir in der Arbeitsgemeinschaft Koralm­bahn mitwirkt, in der sich Abgeordnete aus Kärnten und der Steiermark zusam­mengeschlossen haben. Um diese Chance gemeinsam zu nutzen, haben
wir heute zum Thema Lavanttalbahn eine Petition eingebracht. Da, Frau Bundes­ministerin, sind Sie bitte gefordert: Wir laden Sie ein, dass auch Sie Teil der


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Lösung sind, denn dieser neue Wirtschaftsraum Süd, der der zweitgrößte in Ös­terreich ist, bietet eine neue Positionierungsmöglichkeit. Wir können uns national und international sichtbar machen, wir wollen Fachkräfte aus Europa und aller Welt ansprechen, dass sie ihre Lebensträume bei uns im Wirt­schaftsraum Süd erfüllen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Vier Bundesligamannschaften, Kunst- und Kulturstätten, der Carinthische Som­mer, die Südsteirische Weinstraße, der Villacher Kirchtag und das Klagen­furter Stadttheater rücken auf U-Bahn-Distanz zusammen. (Abg. Michael Ham­mer: Der war beim SPÖ-Parteitag schon, der Villacher Kirtag!) Was brauchen
wir dafür? – Dafür brauchen wir eine Politik und Menschen, die eine Geisteshal­tung haben, dass wir zusammenarbeiten, dass wir miteinander gegen die Abwanderung arbeiten, und das schaffen wir, indem wir diese Visionen, diese klaren Perspektiven gemeinsam als Chance verstehen.

Deswegen verstehe ich es nicht, dass Klubobmann Kickl in Kärnten eine Rede hält und dort kein Wort über Zukunftsperspektiven, darüber, wie man Arbeitsplätze schafft, wie man den Wirtschaftsraum Süd belebt, verliert und anstatt dessen dort öffentlich zum Messerwetzen aufruft. (Zwischenruf
des Abg. Lausch.)
Das ist keine Politik, die uns weiterbringt, geschätzte Damen und Herren!

Deswegen rufe ich auch klar auf: Lassen wir guten Demokraten, die wir alle Interesse haben, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, den Populisten keinen Millimeter (Ruf bei der ÖVP: Na!), schaffen wir gemeinsam realistische Zukunftsperspektiven (Abg. Shetty: Der spricht zur eigenen Fraktion!), wie
wir es im Wirtschaftsraum Süd mit der Koralmbahn machen können! Jeder Euro, der in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs investiert wird, mehrt die Lebenschancen der Menschen. Daher – Frau Bundesministerin, wir wissen Sie da im Team der Bundesregierung als verlässliche Partnerin (Abg. Loa­cker: ... kein Platz ...!) –: Geben wir gemeinsam Gas und schlagen wir ein neues


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Kapitel für die Republik und für die Menschen im Süden auf! (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP. – Abg. Lausch: Wer ist der neue Faschingsprinz?)

15.43


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Reiter. – Bitte sehr.


15.43.51

Abgeordnete Carina Reiter (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer! Liebe Ministerin! Liebe Minister! Lieber Staatssekretär! Wir haben heute schon
viele Maßnahmen gehört, die im Bereich der UG 43: Klima, Umwelt und Energie, getroffen werden. Von der Sanierungsoffensive über die Transformation
der Industrie, über den Ausbau der erneuerbaren Energie bis hin zur Infrastruk­turoffensive im Bereich der Mobilität: Es braucht viele verschiedene Maß­nahmen, um das auch zu schaffen. Die globale Klimaerwärmung und die damit verbundenen Extremwetterereignisse sind mit großen Herausforderungen verbunden. Um die Reduktion von Treibhausgasemissionen zu schaffen und um diese negativen Auswirkungen möglichst gering zu halten, muss man ent­sprechende Maßnahmen setzen.

Die Ziele zu erreichen ist eine Herausforderung und eine große Verantwortung. Deswegen verstehe ich zum Beispiel Herrn Kollegen Shetty von den
NEOS nicht, der gestern bei der Debatte zur UG betreffend Jugend und heute auch wieder gesagt hat, ihn interessieren keine Maßnahmen, ihn interes­siert kein Klimaticket, er möchte nur wissen, wann wir die Klimaziele erreichen. (Zwischenruf des Abg. Shetty.) Ich denke mir, das ist ein bisschen zu kurz
gedacht, denn es geht nicht nur um das Wann, es geht auch um das Wie, und da braucht es Maßnahmen.

Das, was Sie betreiben, ist eine populistische Dramatik, damit man ein gu­tes Tiktok-Video raushauen kann, und hat gar nichts mit seriöser Klima- und Um­weltpolitik zu tun. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeord­neten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Loacker.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1170

Letztens war ich bei einer Diskussion mit verschiedenen Vertretern politischer Parteien, wo wir gefragt wurden, wie sich die Aktionen der Letzten Gene­ration auf die politische Debatte zum Thema Klima- und Umweltschutz auswir­ken. Leider ist es so, muss ich ehrlich sagen, dass das wirklich sehr kontra­produktiv ist, denn es geht nicht mehr darum, was die fordern, was die wollen, warum die das wollen, sondern es regt die Leute wirklich furchtbar auf.
Zudem wird im Stau mehr CO2 produziert als dann, wenn der Verkehr weiter­gehen würde. Es trägt auch wenig zu einer konstruktiven Debatte bei und versteinert eigentlich eher noch diese Ansichten, was die Debatte wirklich total schwierig macht. Deswegen, denke ich mir, ist es sehr wichtig, dass wir wirk­lich konstruktive Wege, wie man mit der Klimakrise umgeht, und auch Lösungsansätze in dem Bereich finden – vor allem auch realistische Ansätze.

Herr Kassegger von der FPÖ hat gesagt: Wir von der FPÖ leben in der Realität. – Da frage ich mich schon: Was ist denn das für eine Realität irgendwo zwischen Verweigerung von wissenschaftlichen Fakten und Besuchen
bei Taliban? (Heiterkeit des Abg. Lukas Hammer.) Das würde ich eher als sehr ver­haltensoriginelle Realität bezeichnen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wenn ich Ihnen vonseiten der FPÖ bei den verschiedenen Reden – auch
von Herrn Schnedlitz – so zuhöre, dann muss ich wirklich sagen: Sie stehen in einem ideologischen Stau, und das können wir gar nicht brauchen, denn
das ist ganz weit weg von der Realität. (Beifall bei der ÖVP sowie Beifall und Bra­voruf bei den Grünen.)

Uns als Volkspartei geht es darum, dass wir eine Balance zwischen einer leistungsfähigen und wettbewerbsstarken Marktwirtschaft finden und einer auf die Lebensverhältnisse ausgerichteten sozialen Gerechtigkeit und ökologi­schen Nachhaltigkeit, denn nur wenn wir diese Balance schaffen, kön­nen wir auch für zukünftige Generationen sicherstellen, dass Österreich so le­benswert bleibt, wie es jetzt ist.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1171

Ich halte es da mit Joschi Riegler, der die ökosoziale Marktwirtschaft
erfunden hat, da ein Vordenker war und das sehr treffend formuliert hat: Wir wollen nicht zurück auf die Bäume, sondern eine Harmonie zwischen
Wirtschaft und Umwelt. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei den Grünen.)

15.47


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter
Stark. – Bitte sehr.


15.47.41

Abgeordneter Christoph Stark (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Regierungs­mitglieder! Liebe Damen und Herren! Vorweg darf ich im Namen meines Kollegen Laurenz Pöttinger die Abordnung der ÖVP Gallspach hier im Parlament herzlich begrüßen. – Willkommen im Hohen Haus! (Beifall bei der ÖVP sowie
der Abgeordneten Disoski und Doppelbauer.)

Geschätzte Damen und Herren, als letzter Redner meiner Fraktion zu dieser Un­tergliederung darf ich vielleicht noch ein kleines Resümee dieser Debatte
ziehen, und ich schließe mich Kollegen Taschner und seinem Verweis auf Konfu­zius zur Wahl der Worte an. (Abg. Loacker: Jetzt diskutiert die ÖVP mit sich
selbst!)

Ich wende mich jetzt mit diesem Teil einmal ganz konkret an die Zuseherinnen und Zuseher, die diese Debatte verfolgen. Zur Wahl der Worte: Sie haben
in dieser Debatte Menschen hier am Rednerpult erlebt, die sich mit der Sache beschäftigt haben, die das Budget verteidigt haben, die die Maßnahmen verteidigt haben; Sie haben auch Rednerinnen und Redner erlebt, die vielleicht dem Ganzen kritisch gegenübergestanden sind und auch die eine oder
andere berechtigte Kritik eingebracht haben. Sie haben hier an diesem Pult aber auch Redner erlebt, die in ihren Beiträgen von radikalisierter Sprache, von persönlicher Diffamierung und unglaublicher Aggression getrieben waren und sind. Ich spreche hier die Kollegen Schnedlitz und Hafenecker an (Abg.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1172

Michael Hammer: Kickl!), die das Thema Energie, das Thema Budget wiederum da­für benutzt haben, um Menschen persönlich zu diffamieren. Ich frage Sie,
liebe Zuseherinnen und Zuseher: Wollen Sie das? Wollen Sie diese
Form der Politik oder wollen Sie Politik, die sich mit der Sache beschäftigt? Ich bin bei der Sache. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Geschätzte Damen und Herren, hier im Hohen Haus haben wir uns schon öfter mit dem Eingriff in die persönliche Freiheit beschäftigen müssen. Das hat
vor Jahren bei der Einführung der Gurtenpflicht begonnen, führte dann über die höheren Strafen bei Handyverwendung beim Autofahren bis zu den Corona­maßnahmen. All das waren sensible Themen, denn beim persönlichen
Eingriff muss man sehr vorsichtig sein.

Die Klimawende erfordert wieder große Entscheidungen, große Maßnahmen, und dabei muss man sehr vorsichtig sein, nicht wieder in Richtung persön­liche Eingriffe zu steuern. Wir von der ÖVP sagen hier ganz klar, wir sind für eine positive Motivation anstatt eines persönlichen Eingriffs, wenn es um den Heizungstausch geht.

Was mit diesem Budget gelingen wird, geschätzte Damen und Herren, liebe Kol­leginnen und Kollegen, ist Folgendes: Wir schütten nicht Geld wahllos irgend­wo aus, sondern wir motivieren die Menschen, die fossilen Heizungen
gegen Heizsysteme mit erneuerbaren Energieträgern zu tauschen, und wollen sie dabei mit großen finanziellen Mitteln unterstützen. 75 Prozent Förderung
für einen Heizungstausch, das ist ein gigantischer Anreiz, diesen Weg der Klima­wende mitzugehen. Und ich freue mich sehr, dass wir heute dieses Bud­get beschließen und umsetzen werden, um die Menschen mit diesen im Budget enthaltenen Anreizen dazu zu bewegen, die Klimawende mitzumachen. –
Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

15.50



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1173

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Litschauer. – Bitte sehr. (Abg. Leichtfried: Da hat jetzt einer etwas zu rechtfertigen!)


15.50.58

Abgeordneter Ing. Martin Litschauer (Grüne): Sehr geehrte Damen und
Herren! Kollege Kollross hat mich eingeladen, hier noch einmal kurz Stellung zu nehmen.

Erstens einmal braucht er sich keine Sorgen zu machen, woher mein Strom kommen wird. Ich habe schon nachgeschaut: Der Speicher meiner Solaranlage ist voll, das reicht noch für einige Tage. Also der Strom ist gesichert.
(Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Kollross.)

Und was Groß-Siegharts betrifft, kann ich Ihnen Folgendes berichten: Im Jahr 2013 gab es ein Windkraftprojekt in unserer Gemeinde, das am Predigtstuhl realisiert werden sollte. Das war an und für sich fertig. Dann gab es eine Volksbefragung in der Gemeinde Groß-Siegharts, da war ein Bürgermeister Androsch tätig, und diese ist positiv für den Windpark ausgegangen.
Dann ist Herr Androsch, Ihr SPÖ-Kollege, Landesrat geworden – und was ist dann passiert? Als Herr Androsch Landesrat war, hat man die Windkraft­zonierung in Groß-Siegharts und Waidhofen gestrichen und damit das Projekt in unserer Standortgemeinde umgebracht.

Und jetzt, wo die SPÖ beteiligt war, dieses Projekt zu verräumen, gehen
Sie hierher und sagen, die grünen Vizebürgermeister wären schuld, dass die Projekte, an denen sich die SPÖ beteiligt hat, abgedreht werden. Also
das ist schon eine seltsame Art der Kindesweglegung: selber gegen diese Pro­jekte zu stimmen und dann zu sagen, die anderen sind schuld. (Beifall
bei den Grünen. – Abg. Stöger: Nicht austeilen, wenn man nicht einstecken kann! – Abg. Kollross: Themenverfehlung!)

15.52


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordne­ter Hammer. (Abg. Kollross – in Richtung Abg. Litschauer –: Aber Vize bist du ja


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1174

trotzdem in Waidhofen! – Abg. Litschauer: Die Raumordnung habt ihr zer­stört! Der Raumordnungsplan sagt es eindeutig, dass es nicht geht! – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Kollross. – Präsident Sobotka gibt das Glockenzeichen.)


15.52.44

Abgeordneter Lukas Hammer (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder auf der Regierungsbank! Wir haben jetzt relativ lang über das Budget für
Klima, Umwelt und Energie diskutiert, ein Budget – die Ministerin
hat es erwähnt –, das wirklich historisch ist: allein für den Bereich Klima, Um­welt, Energie mehr als 3,8 Milliarden Euro. Das sind Investitionen, Inves­titionen auch in den österreichischen Wirtschaftsstandort.

In der Diskussion hat es ein bisschen so ausgeschaut, als ob die FPÖ nicht wüsste, wie wichtig diese Investitionen sind, als ob sie nicht wüsste, wie schlimm es für die österreichische Wirtschaft ist, dass jährlich Milliarden an Kauf­kraft verloren gehen, weil wir fossile Ressourcen, Öl und Gas, importieren müs­sen: letztes Jahr 18 Milliarden Euro. Es macht den Eindruck, als ob ihr
nicht wüsstet, wie wichtig es ist, diese Wertschöpfung wieder nach Österreich zu bekommen und hier zu halten. Es schaut wirklich so aus, als ob ihr an
das glauben würdet, was ihr da sagt. (Abg. Deimek: Österreichischen Atomstrom gibt es nicht!)

Aber schauen wir ein bisschen in die Vergangenheit, schauen wir, was es
da so an Aussendungen von euch gegeben hat, zum Beispiel noch 2014. Ich darf euren damaligen Energiesprecher Norbert Hofer – er ist, glaube ich, jetzt
Dritter Präsident – zitieren (Abg. Deimek: Das darf er auch bleiben!): „Erneuerbare sind der Weg der Zukunft.“ Es sei „fünf vor zwölf, die Energiefreiheit Öster­reichs zu sichern“. Und: Es brauche eine gemeinsame Kraftanstrengung,
die Energiewende umzusetzen und damit der österreichischen Bevölkerung langfristige Energieversorgungssicherheit zu gewährleisten. – Zitat Norbert Hofer.

Sie wissen es, nur: Das war halt 2014, das war, bevor Sie den Freund­schaftsvertrag mit der Partei von Wladimir Putin unterschrieben haben (Beifall


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1175

bei den Grünen) und bevor Sie sich entschlossen haben, Österreich zu
verraten und statt österreichische Interessen die Interessen der russischen Gasoligarchen zu vertreten. Schämen Sie sich! (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der ÖVP.)

15.54


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Mir liegen jetzt dazu keine Wortmeldungen mehr vor. Die Beratungen zu diesem Themenbereich sind somit beendet.


15.55.06

UG 15: Finanzverwaltung

UG 16: Öffentliche Abgaben

UG 23: Pensionen – Beamtinnen und Beamte

UG 44: Finanzausgleich

UG 45: Bundesvermögen

UG 46: Finanzmarktstabilität

UG 51: Kassenverwaltung

UG 58: Finanzierungen, Währungstauschverträge sowie

Text des Bundesfinanzgesetzes und restliche Teile der Anlage I einschließlich Anlagen II bis IV

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zu den Untergliederun­gen Finanzverwaltung, Öffentliche Abgaben, Pensionen – Beamtin­nen und Beamte, Finanzausgleich, Bundesvermögen, Finanzmarktstabilität, Kassenverwaltung, Finanzierungen, Währungstauschverträge sowie
Text des Bundesfinanzgesetzes und restliche Teile der Anlage I einschließlich Anlagen II bis IV.

Hierüber findet eine gemeinsame Debatte statt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1176

Ich darf den Herrn Bundesminister für Finanzen recht herzlich begrüßen.

Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Krainer. – Bitte.


15.55.39

Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben hier vor gar nicht allzu langer Zeit einstimmig die große Haushaltsrechtsreform beschlossen, und ein Kernpunkt dieser Haus­haltsrechtsreform war, dass wir – ich glaube, vollkommen richtigerweise – hier alle gemeinsam gesagt haben: Es kommt nicht in erster Linie darauf an,
wie viel Geld wir für eine Sache ausgeben, sondern entscheidend ist, welche Wirkung wir erreichen, indem wir dieses Geld ausgeben. Es geht nicht
darum, ob man jetzt 2, 3 oder 4 Milliarden Euro zum Beispiel für Klimaschutz ausgibt, sondern um die Frage: Erreichen wir die Ziele, die wir uns selber
gesetzt haben?

Schauen wir uns jetzt einmal die Wirkung des Budgets an. Ich habe bereits die Klimapolitik erwähnt. Ja, es gibt eine Reihe von Programmen – alle unter­stützen wir nicht, aber viele davon halten wir für richtig –, aber man muss ehrli­cherweise sagen, das Ziel, das sich die Bundesregierung selber gesteckt
hat, das Ziel, zu dem sich die Bundesregierung auch auf Ebene der Europäischen Union bekannt hat, erreichen wir nicht. Es fehlen laut dem eigenen Pro­gramm der Regierung noch immer 7 Millionen Tonnen Einsparung bis 2030. Das heißt, man kann jetzt hundertmal sagen, wir geben soundso viele Milliar­den dafür aus, aber am Ende des Tages muss man sagen, wir erreichen unsere Klimaziele nicht. Das ist die nackte Wahrheit, und zwar die Wahrheit,
die die von der Regierung vorgelegten Zahlen ergeben. (Beifall bei der SPÖ.)

Schauen wir uns weiters die Wirkung der Inflationspolitik an. Ja, es
ist wahnsinnig viel Geld ausgegeben worden, da sind wir fast Europameister, wenn es darum geht, aber die Frage ist: Was ist die Wirkung davon? –
Die Wirkung dieser Politik ist, dass wir die höchste Inflation in Westeuropa und das schlechteste Wirtschaftswachstum haben. Das ist die Wirkung dieser


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Politik. Und wenn die Regierung sich immer wieder hierherstellt und sagt: Aber niemand hat so viel Geld wie wir ausgegeben!, muss man dazusagen: Es
ist offenbar sehr schlecht ausgegeben worden, weil die Wirkung die schlechteste ist. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Loacker.)

Schauen wir uns an, was für eine Wirkung diese Politik auf unser Steuer­system hat, weil das nämlich schon eine wesentliche Frage ist, sagen uns doch alle internationalen Organisationen, dass unsere Steuern und Abgaben
auf Arbeit zu hoch sind und dass unsere Steuern und Abgaben auf Vermögen und auf Kapital im internationalen Vergleich zu niedrig sind – das sagen
alle internationalen Organisationen. (Abg. Loacker: Was die internationalen Orga­nisationen zu den Pensionen sagen, ist ihnen auch wurscht!)

Was bedeutet dafür jetzt die Wirkung dieses Budgets? – Das bedeutet,
dass diejenigen, die arbeiten gehen, um ihr Einkommen zu erzielen – wir reden da von 95 Prozent der Bevölkerung; die Arbeiter, die Angestellten, die
Beamten, die Lehrer:innen, auch die Pensionist:innen, die kleinen Selbststän­digen, die gehen ja alle arbeiten für ihr Geld –, in den nächsten Jahren 1 300 Euro mehr an Steuern für Konsum und für Arbeit zahlen, als das noch vor einem Jahr vorgesehen war. Und diejenigen, die über Vermögen und über Kapital verfügen, zahlen pro Kopf um circa 100 000 Euro weniger in die Gemein­schaftskasse ein.

Das ist die Wirkung der Politik dieser Bundesregierung, des Finanzministers,
der ÖVP und der Grünen. Ich weiß nicht, ob Sie das absichtlich machen, aber es ist jedenfalls das Ergebnis Ihrer Politik, und das ist vernichtend. (Beifall bei
der SPÖ.)

Am Ende hat das Budget natürlich auch eine Auswirkung auf unsere Verschul­dungssituation, auf das Defizit.

Seit wir alle diese große Haushaltsrechtsreform hier einstimmig beschlos­sen haben, hat es noch nie ein Budget gegeben – Kollege Karlheinz Kopf ist mein


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Zeuge, denn der war ja bei allen dabei –, bei dem für vier Jahre 3 Prozent
Defizit prognostiziert wurden – das gab es in diesem Haus noch nie! Es gab auch noch nie eine Vorausschau mit der Prognose, dass die Verschuldungsquote
so hoch bleibt, wie sie ist, weil diese Bundesregierung einfach nicht ihre Arbeit macht und nicht ihrer Verpflichtung nachkommt, ein saniertes, ordentliches Budget zu hinterlassen. Das ist die vernichtendste Kritik, die es in Wahrheit gibt, dass man einfach die Arbeit nicht macht und ein Hinter-uns-die-Sintflut-Budget hinterlässt. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Scherak.)

Wer auch immer nach der nächsten Wahl eine Regierung bildet, muss
erst einmal den Haushalt sanieren, der von ÖVP und Grünen in einer Art und Weise hinterlassen wurde und wird, wie das in diesem Haus seit Beschließen der Haushaltsrechtsreform noch nie der Fall war. (Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) – Ich weiß, Sie sind der Meinung, es wäre ein gutes Budget, aber ich sage Ihnen eines: Es ist das schlechteste Budget und es ist der schlechteste Bundesfinanzrahmen, die hier je vorgelegt wurden! (Beifall bei der SPÖ.)

Im Übrigen bin ich der Meinung, Herr Noch-Präsident Sobotka, dass Sie nicht geeignet sind, dieses Amt auszuführen und auszufüllen, und ich erwarte
mir Ihren baldigsten Rücktritt! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ und bei Abge­ordneten der FPÖ. – Abg. Michael Hammer: Kraftlos, der Herr Krainer!)

16.01


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Kopf. – Bitte.


16.01.46

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Nach mehreren Wo­chen Debatten über dieses Budget für das nächste Jahr und die Vorausschau für die nächsten Jahre, beginnend mit einer eindrucksvollen Budgetrede des
Herrn Finanzministers, gefolgt von einer ganzen Woche intensiver Debatten im Budgetausschuss, haben wir heute nun schon den dritten Tag hier im


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1179

Plenum Budgetdebatte, und wir können aus unserer Sicht festhalten, dass wir nach notwendigen krisenbedingten Grenzüberschreitungen bei den Bud­gets der Jahre 2020 und 2021 – ich brauche nicht weiter auszuführen, warum, da gab es doch Defizite in Höhe von 8 beziehungsweise fast 6 Prozent, notwendigerweise, wie ich festgehalten habe – jetzt wieder auf einen sehr soli­den Budgetpfad kommen. (Abg. Doppelbauer: Na geh! Na geh!)

Kollege Krainer, wenn man sich die Budgets des nächsten Jahres und auch
der Folgejahre anschaut: Ja, es mag schon stimmen, dass wir einen solchen Kurs nicht anhaltend über mehrere Jahre hindurch hatten. Es war aber auch
durchaus immer ein ÖVP-geführtes Finanzministerium, das es in der Vergangen­heit geschafft hat, einen Pfad einzuschlagen, der Jahr für Jahr eine Senkung
der Budgetdefizits Richtung null beinhaltet und auch realisiert hat. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Krainer: Was konnten die alle, was der Brunner nicht kann?)

Nach solchen Krisenjahren jedoch und den Ausgaben, die dafür notwendig waren, ist es jetzt beileibe nicht verwunderlich, dass man für eine Konsolidierung etwas länger braucht (Abg. Krainer: Sie findet ja nicht statt!), vor allem dann,
wenn man nicht ausgerechnet jetzt, da wir eine internationale wirtschaftliche Delle erleben (Abg. Krainer: Wann findet die statt?), strukturell notwendige
und auch konjunkturell notwendige Dinge zurückschraubt, denn das wäre ein Schuss ins eigene Knie. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Krainer: Aber die Konsolidierung findet ja auch in vier Jahren nicht statt! Die ist abgesagt!)

Meine Damen und Herren! Es gelingt die Rückkehr auf diesen soliden Budgetpfad, obwohl wir eine höhere Zinsbelastung in Kauf nehmen müssen – ja no na, bei der Zinsentwicklung, die jetzt durch die Anhebungen der EZB stattgefunden hat, ist das ja nicht weiter verwunderlich. Ein Anstieg von 0,9 auf 1,4 Prozent des BIP ist aber angesichts der exorbitanten Zinssteigerungen eigentlich ein gutes Zeugnis für die Schuldenwirtschaft des Bundes und auch für die OeBFA.


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Ein Finanzausgleich, wie er jetzt gelungen ist, mit einem Zukunftsfonds, der allein über 1 Milliarde Euro enthält, mit dem es möglich ist, die Kinderbetreuung massiv auszubauen, mit dem es möglich ist, dem Gesundheitswesen zusätz­liche Mittel zuzuführen: Das kann man doch nicht ausblenden, und ich
denke, darauf werden auch die Sozialdemokraten mit Sicherheit nicht verzichten wollen. (Abg. Krainer: Wir nehmen zur Kenntnis: Das Geld bleibt abgeschafft!)

Oder wollten Sie auf den Ausbau der Kinderbetreuung oder auf die Stärkung des Gesundheitssystems verzichten? Ich hoffe, nicht. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Krainer: Nein, ich wollte - -! Das Geld ist abgeschafft! Das Geld bleibt abgeschafft! Energiekostenzuschuss zwei, EKZ 2!)

Oder wollen Sie den Pensionisten und den Beamten ihre Erhöhungen strei­tig machen? Wollen Sie? – Wollen Sie nicht, okay. (Beifall bei der ÖVP.)

Dass mit all den aktuellen Entwicklungen natürlich auch Teuerungseffekte bei Personal, Mieten und Betriebskosten einhergehen, dafür kann der Herr Finanzminister relativ wenig. Dass es aber noch gelingt, mit diesem Budget auf einen Konsolidierungspfad zu kommen und zugleich Lohnsteuer und Ein­kommensteuer zu senken, indem man die Steuergrenzen erhöht und auch noch die kalte Progression abschafft, und dass man auch noch imstande ist, das in diesem Budget unterzubringen und unter der Maastrichtgrenze von 3 Prozent zu bleiben, ist schon eine beachtliche Leistung, Herr Finanzminister! (Beifall bei
der ÖVP. – Abg. Kassegger: Echt jetzt? Echt jetzt? Das ist irre!)

Trotzdem steigen die Lohnsteuereinnahmen und die Umsatzsteuereinnahmen in den nächsten Jahren. Was bedeutet das? – Das heißt, wir haben in Öster­reich einen Höchststand bei der Beschäftigung, die Einkommen und auch der Konsum der Bevölkerung steigen, denn sonst wären diese Steigerungen
in diesen beiden Steuerkategorien ja nicht möglich. Sind Sie etwa dagegen, dass die Einkommen steigen oder dass der Konsum der Bevölkerung steigt?
Ich hoffe, nicht!


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1181

Meine Damen und Herren, dass die Mineralölsteuer rückläufig ist, ist wahr­scheinlich aus ökologischer Sicht auch kein Nachteil, weil es eindeutig
darauf hindeutet, dass weniger gefahren wird. Einen anderen Schluss kann man da nicht ziehen. (Abg. Loacker: Dass die neuen Autos weniger Sprit verbrauchen!)

Die Senkung der Körperschaftsteuer wird dieselbe Wirkung haben wie
auch schon vergangene Senkungen, dass nämlich, wenn man sich die Prognosen anschaut, in kürzester Zeit auch die nominellen Einnahmen über die Körper­schaftsteuer nach einem kurzen Einbruch schon im Jahre 2027 wieder
höher sein werden als in den Jahren 2021 und 2022. Auch das haben wir immer prophezeit, dass es so sein wird: dass es begünstigend für die Wirtschaft
sein wird, Steuern zu senken, weil das die Wirtschaft an sich ankurbelt und auch Betriebe nach Österreich anzieht.

Ein Letztes noch: Besonders erfreulich ist, ich habe es eingangs der Debatte vorgestern schon gesagt, dass es im Zuge der Abschaffung der kalten Progression gelungen ist, auch noch Leistungsanreize bei der Realisierung des dritten Drittels hineinzubekommen. Es sind dies eine steuerliche Begünsti­gung der Überstunden, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch den Ausbau der Kinderbetreuung – auch steuerliche Begünstigung für
den Einzelnen bei der Kinderbetreuung – und letztlich auch noch ein teilweiser Wegfall der Pensionsversicherungsbeiträge für jene, die bereit sind, im
Alter länger zu arbeiten. All das sind im Lichte eines Arbeitskräftemangels wich­tige Leistungsanreize, auch das sind ganz, ganz wichtige Maßnahmen.

Dieses Budget bringt also zwei Dinge unter einen Hut: das Zurückkehren
auf einen Konsolidierungspfad und das Setzen offensiver Maßnahmen, wie ich sie jetzt gerade aufgezählt habe, sonder Zahl. (Heiterkeit bei den NEOS. –
Abg. Kassegger: Das ist irre!)

Mehr, meine Damen und Herren, wäre nach diesen schwierigen Krisenjahren wohl wirklich niemand anderem gelungen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Bernhard: Ein Mann mit Humor!)

16.08



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1182

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Fuchs. – Bitte sehr, Herr Abgeordneter.


16.08.59

Abgeordneter MMag. DDr. Hubert Fuchs (FPÖ): Sehr geehrter Herr Finanz­minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Eingangs darf ich die Besu­chergruppe der FPÖ Liezen mit dem Landtagsabgeordneten Albert Royer recht herzlich begrüßen. (Beifall bei der FPÖ.)

Leider hat unsere Fraktion jetzt nur mehr 8 Minuten Redezeit – das ist eigentlich zu wenig, um auf das einzugehen, was Kollege Kopf jetzt von sich gegeben
hat. (Abg. Schwarz: Ich habe darauf hingewiesen! An mir liegt es nicht!)

Wir wären jetzt wieder auf einem „soliden Budgetpfad“, hätten einen soliden Budgetverlauf und kehrten auf einen „Konsolidierungspfad“ zurück – also
ich glaube, das gibt es gar nicht, was du da jetzt von dir gegeben hast. Und ich weiß jetzt, warum Kollege Obernosterer Obmann des Budgetausschusses
ist und nicht du, das hat schon seinen Sinn! (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)

Der Finanzminister hat in seiner Budgetrede und auch neulich wieder,
im „Kurier“-Interview am 21. November 2023, behauptet, dass er gegen neue Steuern sei, obwohl er ganz ungeniert neue Steuern eingeführt oder beste­hende Steuern erhöht hat. Der Finanzminister beziehungsweise sein Vorgänger hat die NoVA erhöht, er hat die CO2-Strafsteuer eingeführt, er hat die
kalte Progression nicht zur Gänze abgeschafft, und ab 1.1.2024 führt man eine ORF-Zwangssteuer ein, und trotzdem sagt der Finanzminister – ich zitiere –:
Ich bin „ganz klar gegen neue Steuern“.

Besonders unglaubwürdig ist der Herr Finanzminister, wenn man sich
den Strategiebericht 2024 bis 2027 beziehungsweise den Budgetbericht 2024 durchliest. Unter „Wichtigste laufende und geplante Maßnahmen und Reformen“ im Steuerrecht ist unter anderem Folgendes angeführt: 1. „Weitere


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operative und legistische Ökologisierung des Steuersystems“, 2. „Verein­fachung und Modernisierung des Steuersystems“, und 3. „Weitere Reduktion der steuerlichen Belastung von Arbeit“.

Zum ersten Punkt, „Ökologisierung des Steuersystems“: Unter dem Deck­mantel des Klimaschutzes beziehungsweise der Ökologisierung ist es ja bereits in der Vergangenheit zu massiven Steuererhöhungen durch Schwarz-Grün ge­kommen – Kollege Schwarz nickt zustimmend –, aber der dritte Teil der ökoaso­zialen Steuerreform sieht ja noch folgende Ökomaßnahmen vor, die noch le­gistisch umgesetzt werden müssen: die Ökologisierung und Erhöhung der Treff­sicherheit des Pendlerpauschales, die Ökologisierung des Dienstwagenpri­vilegs und zu guter Letzt die Abschaffung des Dieselprivilegs.

Aus Sicht der schwarz-grünen Bundesregierung sind das alles klimaschädliche Subventionen, die man abschaffen – also ökologisieren – muss, aber
immer, wenn die schwarz-grüne Bundesregierung etwas ökologisiert, dann wird es teuer für die Steuerzahler.

Zum zweiten Punkt, „Vereinfachung und Modernisierung des Steuer­systems“: Herr Finanzminister, dazu gibt es weder Ankündigungen in Pressekon­ferenzen noch Ministerialentwürfe noch Regierungsvorlagen. Ich darf hier
gleich ein paar Anregungen zur Verwaltungsvereinfachung liefern: Zum einen brauchen wir eine Neukodifikation des Einkommensteuergesetzes ein­schließlich einer Vereinfachung der Personalverrechnung; Sie hätten das eigent­lich im Regierungsprogramm drinnen. Wir brauchen auch eine Verbreite­rung der Pauschalierungsmöglichkeiten für Unternehmer, aber auch eine Erhö­hung des Werbungskostenpauschales für Arbeitnehmer. Und zu guter
Letzt brauchen wir auch eine Erhöhung des Veranlagungsfreibetrages für Arbeitnehmer.

Zu Punkt drei, „Weitere Reduktion der steuerlichen Belastung von Arbeit“: Auch diesbezüglich kenne ich keine Pläne oder Entwürfe des Finanzministers,
weil der Finanzminister noch immer glaubt, dass die kalte Progression bereits zur


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1184

Gänze abgeschafft wurde. Beim Urlaubsgeld und beim Weihnachtsgeld –
das wissen wir – bereichert sich der Finanzminister noch immer ganz ungeniert mithilfe der kalten Progression.

Auch das Pendlerpauschale und das amtliche Kilometergeld gehören end­lich valorisiert. Das Pendlerpauschale ist seit 1.1.2011 unverändert, abgesehen von einer befristeten Minierhöhung, und das amtliche Kilometergeld ist überhaupt seit 1.7.2008 mit 42 Cent festgelegt.

Wir haben da dringenden Handlungsbedarf, um die Arbeitnehmer und Pendler zu entlasten. Das Abkassieren der österreichischen Bevölkerung muss
endlich ein Ende haben, Herr Finanzminister. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)

16.14


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schwarz. – Bitte sehr.


16.14.15

Abgeordneter Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehr­ter Herr Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Das Budget 2024 ist aufgrund der budgetären Schwerpunkte im Bereich Forschung und Wissenschaft, Klimaschutz und Sicherheit sicher ein Budget, das Richtung Zukunft ausgerichtet ist. Ich werde das dann noch ausargumentieren, aber wichtig erscheint mir, auch auf­grund der Ausführungen der Vorredner:innen, festzuhalten, dass nicht nur mehr Geld in diesen Zukunftsbereichen ausgegeben wird, sondern es geht auch
um die Ziele – darauf komme ich dann am Ende noch zu sprechen, es ist aber auch in der UG 16 sichtbar, dass wir im Zusammenhang mit den Steuern Reformen gesetzt haben, die dazu beitragen –, dass Österreich grüner und ge­rechter und zukunftsorientierter wird. (Beifall bei den Grünen.)

Beispiel ökosoziale Steuerreform: 8,5 Millionen Menschen in Österreich
haben den Klimabonus bereits ausbezahlt bekommen, 7,5 Millionen davon direkt


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aufs Konto. Finanziert wird das Ganze durch die CO2-Bepreisung, die mitt­lerweile 1,3 Milliarden Euro an Steuereinnahmen generiert. Das ist eine positive Maßnahme, die dazu führt, dass sich ökologisches Verhalten auszahlt.
(Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Obernosterer.)

Gleichzeitig ist in der UG 16 auch die Abschaffung der kalten Progression sichtbar. Alleine im nächsten Jahr ersparen sich die Steuerzahler:innen durch die Abschaffung der kalten Progression 2,8 Milliarden Euro. Dadurch werden
zum Beispiel – vorhin angesprochen – die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entlastet. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das Besondere an diesem Budget ist allerdings, dass wir gerade aufgrund
dieser beiden zuletzt angesprochenen Reformen in einer Situation sind, in der diese Reformen und Zukunftsinvestitionen nicht nur auf Bundesebene angestoßen werden können. Aufgrund der – durchaus – finanziellen Zwänge, die dadurch auf Bundesländerebene entstanden sind, ist es im Zuge der Neu­verhandlung des Finanzausgleichs – wofür ich Ihnen und insbesondere
dem Herrn Gesundheitsminister sehr dankbar bin – eben gelungen, dass auch die Bundesländer und die Gemeinden diese Zukunftsinvestitionen, diese Reformen mit ihren eigenen Maßnahmen mittragen und unterstützen müssen. (Beifall bei den Grünen.)

Das gelingt über den Zukunftsfonds. Da gibt es jetzt konkrete Ziele,
keinen Blankoscheck, was die zusätzlichen Ausgaben betrifft: Es gibt konkrete und messbare Ziele im Bereich der Erhöhung der Betreuungsquote von
unter Dreijährigen, im Bereich der Sanierungsquote von Gebäuden und auch betreffend Ausbau der Erneuerbaren. Das sind alles Ziele, die wir Grüne
sehr stark unterstützen und betreffend die eben dieser Hebel jetzt auch auf die Bundesländer angewendet werden kann.

Die zweite große Reform, die gleichzeitig mit auf den Weg gebracht und beschlossen worden ist – da hat man diesen Hebel des Finanzausgleichs, diese Chance, die es nicht oft gibt, wirklich sehr gut genutzt –, ist eben eine


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Gesundheitsreform, die – mit 14 Milliarden Euro zusätzlich bis 2028 – dafür sorgen wird, dass die Versorgung für Patientinnen und Patienten
wesentlich verbessert werden kann. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es wird mehr Ordinationen unmittelbar in der Nähe geben, es wird bessere Möglichkeiten geben, Termine zu finden, das digitale Angebot wird verbessert und, und, und. Gemeinschaftspraxen werden dazu beitragen, dass die Öffnungszeiten besser werden. Es wird auch eine Verbesserung für das Personal im Gesundheitsbereich geben, weil die Spitäler entlastet werden und weil
die Bedingungen in den Kassenordinationen und Gemeinschaftspraxen für die, die dort arbeiten, verbessert werden.

Das heißt, man sieht, es ist ein Zukunftsbudget, das das Leben für die Men­schen verbessern wird. Das wird von der Opposition nicht ganz aner­kannt, das habe ich mitbekommen.

Ich möchte, insbesondere weil die Rednerin nach mir Kollegin Doppelbauer von den NEOS sein wird, zum Thema Zukunft noch etwas sagen, nämlich was
die Zukunftsquote der NEOS betrifft: Diese ziehen sie gern heran, um zu zeigen, wie zukunftsvergessen das Budget angeblich sei. Was haben wir in diesem Budget gemacht? – Wir haben beispielsweise das Frauenbudget um 30 Prozent erhöht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.) – Großartige
Sache. Wie wirkt sich das auf die tolle Zukunftsquote der NEOS aus? – Sie sinkt, weil das Frauenbudget nichts mit der Zukunft zu tun hat. (Abg. Loacker: Die
paar Millionen siehst du doch gar nicht in einem Milliardenbudget! 30 Milliarden für Pensionen – jetzt kommst du mit ein paar ...!)
Oder: Wir erhöhen die Mittel
für Maßnahmen für Menschen mit Behinderungen massiv. Auswirkung auf die Zukunftsquote? – Sie sinkt. (Zwischenruf der Abg. Doppelbauer.)

Das heißt, man kommt angesichts einer komplexen politischen Debatte,
wenn man sich darüber unterhalten muss, was Zukunft ist, relativ schnell zum Schluss, dass so eine verkürzende Quote wahrscheinlich nicht die gesamte


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Antwort darauf sein wird, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. Das ist halt eine politische Auseinandersetzung. Wir stellen uns die Zukunft anders
vor als ihr. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Letzter Punkt, zum Abgeordneten Krainer, auch wenn ich ihn jetzt nicht sehe, weil immer wieder die Frage nach der Wirkung kommt (Abg. Michael
Hammer: Der ist wirkungslos, der Krainer!)
 – jetzt ist er wirkungslos, weil er keinen Zwischenruf machen kann –: Es ist ja ein Punkt, dass man natürlich auch
darauf schauen muss, was mit dem Budget erreicht wird, und nicht nur darauf, wie viel Budget man investiert hat. Aber: Jetzt diskutieren wir den Budget­voranschlag, und da wird halt einmal festgelegt, wie viel Budget wofür zur Verfü­gung steht. Was man damit erreicht, das wird dann im Vollzug diskutiert;
da kann man dann schauen, was man mit den ausgegebenen Mitteln erreichen kann. Das kann man jetzt für 2024 schwer beurteilen, ob man 2024 das
eine oder andere Ziel erreichen wird, weil das in der Zukunft liegt, und die ist, wie wir wissen, ungewiss. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten
der ÖVP.)

Das Gleiche gilt auch für die Klimaziele, die er meint. Kai Jan Krainer kann also schon ins Jahr 2030 blicken und weiß, dass wir dann die Klimaziele nicht
erreicht haben werden. –
Natürlich müssen wir uns sehr anstrengen, dass wir dahin kommen, aber das kann man natürlich sieben Jahre vorher nicht
sehr seriös festhalten. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten
der ÖVP.)

16.20


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Doppel­bauer. – Bitte.


16.20.22

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Finanzminister! (Die Rednerin stellt eine Tafel mit der Überschrift „Der Finanzausgleich ab 2024: Wenig Zukunft, viel weiter so“ und einem Bal­kendiagramm auf das Redner:innenpult. – Zwischenruf des Abg. Obernosterer.) Ich


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muss noch ganz kurz etwas sagen: Lieber Jakob, das ist nicht die Zukunfts­quote der NEOS, sondern das ist ein international anerkannter Index, den wir da verwendet haben. Und ja, er sinkt halt leider bei euch – bei dieser Bundes­regierung –, während wir natürlich sagen, wir würden 25 Prozent schaffen – das wäre der internationale Standard. Das würde man mit NEOS in der Regie­rung auch bekommen. (Beifall bei den NEOS.)

Dann möchte ich auch noch ganz kurz auf den von mir sehr, sehr geschätzten Kollegen Kopf eingehen, der sich hier durchaus sehr bemüht hat, aufzu­zeigen, dass sich Österreich mit diesem Budget wieder einem konsolidierten Budget, einem konsolidierten Budgetpfad entgegenbewegt. Jetzt weiß
ich es nicht ganz genau, aber ich denke doch, lieber Karlheinz, das war entweder ein wenig Altersmilde oder – und das glaube ich vielleicht sogar mehr – du
hast aufgegeben (Abg. Kopf – erheitert und den Zeigefinger seiner erhobenen Hand hin und her bewegend –: Nicht auf mein Geburtsdatum anspielen!), dieser ÖVP Wirtschaftsverständnis und Budgetnachhaltigkeit sozusagen einzureden
zu versuchen, denn ansonsten kann ich es einfach nicht ganz glauben. (Beifall bei den NEOS.)

Meine Damen und Herren, ich möchte es noch einmal mit ein paar Zahlen belegen: 105 Milliarden Euro Schulden die letzten fünf Jahre aufge­baut und 70 Milliarden Euro Defizit bis 2027 geplant. – Das ist aus unserer Sicht kein nachhaltiger Budgetpfad und tatsächlich ein Wahnsinn. Das ist
ein Riesenrucksack, der auch den nächsten Generationen mitgegeben wird.

Ein paar weitere Zahlen: 9 Milliarden Euro Zinsen. Für Wissenschaft
und Forschung gibt es 6 Milliarden Euro in diesem Budget, auch das ist aus unserer Sicht nicht sehr nachhaltig. Und ja, auch die Bürgerinnen und Bürger und die Unternehmerinnen und Unternehmer spüren es, weil die Abgabenquote
in diesem Land auf 43 Prozent steigt und da auch bleibt. Das ist eine
der höchsten, die es jemals in dieser Republik gegeben hat, und die dritthöchste in der Europäischen Union.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1189

Dann kommen wir zu einer ganz, ganz großen vertanen Chance: Sie se­hen das Schild hier (auf die auf dem Redner:innenpult stehende Tafel deutend), das ist der Finanzausgleich, der ja heute auch mitverhandelt wird. Jetzt glau­be ich schon, dass das für den Herrn Finanzminister nicht das angenehmste The­ma ist, das wir hier durchgehen, aber letztendlich ist es eines der wichtigsten.

Nun gibt es dieses große Lob für diesen Zukunftsfonds, alle Welt in Österreich spricht über den Zukunftsfonds. PR-technisch ist das also gar nicht so
schlecht gelungen, meine Damen und Herren, das muss man Ihnen ja auch zugestehen. Hinsichtlich dieses Zukunftsfonds hat Kollege Schwarz auch gesagt (eine männliche Stimme imitierend): Da gibt es jetzt zum ersten Mal Ziele! –
Die Ziele, die da festgehalten sind, sind ehrlich gesagt Ziele, die nicht sehr ambi­tioniert sind. Wenn man sich vorstellt, dass mit diesem Elementarbudget,
das in diesem Zukunftsfonds drinnen ist, eine Quote von 38 Prozent erreicht werden soll und wir uns aber schon vor Jahren zu den Barcelonazielen
von 45 Prozent verpflichtet haben, muss ich sagen, wir kommen da einfach keinen Schritt weiter, meine Damen und Herren.

Dann möchte ich eben – und deswegen habe ich dieses Schild (auf die auf dem Redner:innenpult stehende Tafel deutend) mitgenommen – noch auf etwas hinweisen: Worüber wir hier die ganze Zeit reden, das sind diese 4,4 Milliarden Euro da unten. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Brunner.) 4,4 Milliar­den sind viel Geld, das möchte ich gar nicht bestreiten. Worum geht es
aber eigentlich? – Es geht um diese 146 Milliarden Euro (die Tafel fällt auf den Boden vor dem Redner:innenpult), die da gerade nach unten gesegelt sind (Heiterkeit der Rednerin), und da gehören sie im Augenblick auch hin. Ich finde das durchaus passend (Abg. Michael Hammer: Das ist das Risiko von diesen
Taferln!)
, denn da müsste man ja beim Finanzausgleich ansetzen. (Beifall bei
den NEOS.)

146 Milliarden Euro, über die wir überhaupt nicht reden, meine Damen und Her­ren: Das wäre natürlich der große Hebel, den diese Bundesregierung beim Finanzausgleich gehabt hätte, und sie hat diese Chance leider, leider vertan. Man


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muss es einfach so sagen: Diese 146 Milliarden Euro – und das sagen alle Expertinnen und Experten; wir haben es auch in der Budgetphase wie­der gehört – sind das Wichtigste, um das Budget beziehungsweise den Haushalt zu sanieren, um wieder Spielraum für Investitionen, die uns wirklich in die Zukunft bringen, zu generieren.

Was würden wir als NEOS machen? Was würden wir als NEOS in der Bundesre­gierung machen? – Wir würden natürlich eine Föderalismusreform anregen
und den Finanzausgleich so aufstellen, dass wir sagen, der erste Punkt
ist natürlich volle Transparenz für alle Mittel und Förderungen, die ausgegeben werden. Der zweite Punkt: Es ist ein Entflechten der Kompetenzen not­wendig. Warum? – Weil im Augenblick in Österreich alle zuständig sind, aber niemand für irgendetwas verantwortlich ist.

Dritter Punkt: Steuerautonomie für den Bund, für die Länder und für
die Gemeinden, damit dieses Gerangel beim Budget schlicht und endlich einmal aufhört. Wir hätten das gerne für diese 146 Milliarden Euro und nicht nur
für die 4,4 Milliarden Euro, bei denen es noch dazu keine Sanktionen gibt, wenn man sich dann nicht an die hehren Ziele halten sollte. – Vielen Dank.
(Beifall bei den NEOS.)

16.25


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Himmelbauer. – Bitte sehr.


16.25.26

Abgeordnete Eva-Maria Himmelbauer, BSc (ÖVP): Herr Präsident!
(Abg. Doppelbauer – die vor dem Redner:innenpult auf dem Boden liegende Tafel aufhebend –: Ich nehme es noch mit!) –
Ja, sehr gerne, bitte mitnehmen.
Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Reden wir über Zukunft! Ich darf mich
zur UG 15 melden, und zwar zum Themenbereich Breitbandförderung und


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Digitalisierung, der durchaus ein sehr wichtiges Zukunftsthema dar­stellt, und drei Schwerpunkte herausgreifen, die sich in diesem Budgetkapitel auch wiederfinden.

Erster Themenbereich Breitband: Das Budget 2024 sieht für den Breit­bandausbau 420 Millionen Euro vor, das sind 171 Millionen Euro mehr als es noch 2023 waren. Im Rahmen 2024 bis 2026 werden 1,4 Milliarden Euro
zur Verfügung gestellt, um Breitband in Österreich und vor allem im ländlichen Raum auszubauen. Grundlage hierfür ist die österreichische Breitbandstra­tegie mit der Zielsetzung, bis 2030 flächendeckende Gigabit-Anbindungen und das Breitbandförderprogramm sicherzustellen, sowohl noch aus 2020,
aber auch in Perspektive 2030.

Mit Stand Ende 2022 verfügen rund 69 Prozent der österreichischen Haus­halte bereits über einen gigabitfähigen Internetzugang und 95 Prozent der Haus­halte über einen 5G-Zugang. Wir sehen also, dass die Breitbandprogramme Wirkung zeigen. Wir erleben heute immer noch eine hohe Bauintensität, sowohl bei den privatwirtschaftlichen als auch bei den geförderten Ausbaugebieten. Zuletzt wurden 2022 Opennet- und Access-Programme in Höhe von 900 Millio­nen Euro ausgeschrieben, und kommenden Mittwoch folgt eine weitere
Opennet-Ausschreibung in Höhe von 375 Millionen Euro. Wir setzen da also
bewusst auf ein Erfolgsmodell: offene Netze, die allen Internetserviceprovidern offenstehen, und davon abgegrenzt der Infrastrukturbetrieb.

Die Zielsetzung ist klar, jene Gebiete, die privatwirtschaftlich nicht ausge­baut werden würden, anzuschließen und diese Lücken, also diese weißen und grauen Flecken in der Breitbandversorgung, zu schließen. Das ist Zukunft,
das ist ein Zukunftsprogramm.

Ein zweiter großer Themenblock ist die Stärkung digitaler Kompetenzen. Die di­gitale Kompetenzoffensive ist bereits dieses Jahr gestartet, bildet aber auch einen Fokus für das kommende Jahr. 2024 sollen in allen österreichischen Ge­meinden Digitalisierungsworkshops, Digital Überall sollen sie heißen, für


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digitale Grundkompetenzen umgesetzt werden; insgesamt über 3 500 Work­shops, in diesem Jahr bereits 860 Workshops.

In Österreich verfügen 63 Prozent der 16- bis 74-Jährigen in der Bevöl­kerung über grundlegende digitale Kenntnisse. Damit liegen wir auch über dem EU-Schnitt, aber die Zielsetzung ist natürlich, dass möglichst alle Menschen
über digitale Kompetenzen verfügen.

An dieser Stelle darf ich dann auch gleich eine Brücke zum KI-Maßnahmenpaket in der Schule schlagen, um auch gleich einen Bogen zu spannen. Wir wollen auch, dass junge Menschen bestmöglich auf ihre zukünftige Lebens- und Arbeits­welt vorbereitet sind. Wir haben in den vergangenen Jahren Maßnahmen
in der Schule wie die Einführung eines Unterrichtsfaches digitale Grundbildung gesetzt, auch die Ausstattung der Schulen mit Geräten ist ein Fixbestand­teil unseres Budgets.

Somit ist es hinsichtlich der technischen Entwicklung nur schlüssig, dass KI als Thema, aber auch als Tool in der Schule Einzug hält. Neben den bereits bestehenden vielen Unterstützungsmöglichkeiten und Fortbildungsangeboten wollen wir 2024 100 KI-Pilotschulen ernennen. Diese werden wissenschaft­lich begleitet, damit wir gute Schlüsse für das Bildungssystem ziehen
können. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Zorba.)

Der letzte Punkt, um bei KI zu bleiben: 2024 wird auch das Jahr sein, in dem wir die KI-Strategie überarbeiten und an die technischen Entwicklungen, die
sich abzeichnen, anpassen. Wir sind aber auch in froher Erwartung des AI-Acts auf europäischer Ebene und hoffen, dass wir zeitnah einen Beschluss erle­ben werden. Wir treffen aber jetzt schon die Vorbereitungen, um dem Thema AI, KI zu begegnen, indem wir zum Beispiel RTR zur KI-Behörde ernennen und bereits heute deren beratende Funktion einführen, um österreichische Unterneh­men, Initiativen oder Vereine dabei zu unterstützen, auch rechtlich zu unter­stützen, wenn sie KI einsetzen wollen.


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Sie sehen, es gäbe zur Digitalisierung noch viel, viel mehr zu sagen, aber man sieht auch, dass uns 2024 sicherlich nicht fad werden wird. Heute legen
wir auf jeden Fall die Budgetweichen für ein Zukunftsthema. – Danke. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)

16.30


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Bayr. – Bitte.


16.30.18

Abgeordnete Petra Bayr, MA MLS (SPÖ): Sehr geehrte Damen und
Herren! Steuerpolitik wird seit Jahrzehnten in der OECD, sprich unter 38 Mitgliedstaaten, die vor allem Industriestaaten sind, die dementsprechend auch in diesen Agreements ihre Interessen vertreten, verhandelt – (in Rich­tung Präsidium:) meine Redezeit läuft nicht –, und es ist deswegen nicht verwun­derlich, dass keines dieser OECD-Abkommen jemals global Gültigkeit be­kommen hat. Die Diskussion über eine Steuerstruktur, die alle Länder umfasst, die auf UN-Ebene verhandelt wird, gibt es seit Jahren, seit Jahrzehnten.
Fahrt aufgenommen hat sie speziell mit der dritten Financing-for-Development-Konferenz und der Addis Ababa Action Agenda 2015.

Seitdem wird sie doch sehr strukturiert geführt, ist nach wie vor heiß um­fehdet, und gestern ist zu dieser Frage ein Meilenstein gelungen: In New York ist von der UN-Generalversammlung mit großer Mehrheit eine historische Reso­lution über die zukünftige internationale Zusammenarbeit in Steuerfragen verabschiedet worden. Diese sieht vor, dass es Verhandlungen für ein UN-Rah­menübereinkommen im Steuerbereich gibt, dass dazu Verhandlungen auf­genommen werden und erstmals wirklich alle Staaten der Welt gleichberechtigt an einem Tisch sitzen und über ein solches globales Steuerübereinkom­men diskutieren werden.

Es hat natürlich heftigen Widerstand gegeben, vor allem seitens der OECD-Staaten, aber auch der EU und Großbritanniens. Mit einer Ausnahme


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haben dann auch alle OECD-Staaten plus alle EU-Staaten gegen dieses Abkom­men gestimmt, so auch Österreich. Trotzdem ist diese Resolution mit 125
zu 48 Stimmen bei neun Enthaltungen angenommen worden, was ich sehr, sehr fein finde, weil den Staaten jedes Jahr Hunderte Milliarden Euro durch Steuertricks verloren gehen. Die Staaten würden dieses Geld dringend brauchen, weil sie es für wichtige Vorhaben im Bereich Armutsbekämpfung, im Be­reich Bildung, im Bereich Bekämpfung der Klimakrise oder für Gesundheitsinfra­struktur ausgeben sollten und ausgeben wollen; sie haben dieses Geld aber nicht, weil es irgendwo in Steuersümpfen versickert.

Es ist im Interesse, wie ich meine, aller Länder, ein gutes globales Abkommen zu haben, ein globales UN-Instrument dazu zu haben, das auch Rechtsverbind­lichkeit hat. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich stelle daher folgenden Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Steuergerechtigkeit auch auf internationaler Ebene forcieren“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen
und der Bundesminister für internationale und europäische Angelegenheiten werden aufgefordert, sich auf internationaler wie auch auf europäischer
Ebene für mehr Steuergerechtigkeit einzusetzen, und sich außerdem in Zukunft für eine rechtsverbindliche UN-Konvention, die eine global gerechte
Verteilung von Steuern vorsieht, auszusprechen.“

*****

Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

16.33


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1195

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Petra Bayr, Genossinnen und Genossen

betreffend: Steuergerechtigkeit auch auf internationaler Ebene forcieren

eingebracht im Zuge der Debatte zum Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 –BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) UG 16

Die internationale Steuerpolitik wird seit Jahrzehnten in der OECD verhandelt, obwohl diese kein globales Verhandlungsforum ist. Die OECD besteht lediglich aus
38 Mitgliedsländern, vorrangig Industrienationen. Keines der bestehenden interna­tionalen Steuerabkommen wurde jemals weltweit gebilligt. Es ist daher wenig überraschend, dass viele internationale Steuerregeln die Interessen der Industrie­nationen widerspiegeln – und nicht jene der Schwellen- und Entwicklungs­länder – oftmals stehen sie diesen sogar entgegen.

Globale Reformen wie die 15-prozentige Konzern-Mindeststeuer werden federfüh­rend von der Industriestaatenorganisation der OECD verhandelt, einige Län­der des Globalen Südens betrachten ihren Einfluss als zu gering und ihre Interessen unzureichend vertreten.

Doch dies könnte sich in naher Zukunft ändern: In einer UN-Resolution hat
die Staatengemeinschaft Ende 2022 eine Stärkung der UNO im Steuerbereich be­schlossen. Sie eröffnet einen zwischenstaatlichen Verhandlungsprozess von
dem sich viele eine UN-Steuerkonvention von weltumspannender Gültigkeit verspre­chen. Ein daran anschließender Bericht von UN-Generalsekretär António
Guterres von September 2023, enthält drei Optionen, die diesbezügliche Rolle der UNO zu stärken: zwei rechtlich bindende Varianten in Form von Konven­tionen und eine freiwillige Option im Sinne eines internationalen Gesprächsforums.


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Bis zum 22. November wurde auf UN-Ebene ein Resolutionsentwurf der afri­kanischen Länder diskutiert, der forderte, bis 2025 eine rechtsverbindliche UN-Steu­erkonvention auszuarbeiten.

Folglich wurde am 22. November in der Generalversammlung in New York mit
großer Mehrheit eine historische Resolution über die zukünftige internatio­nale Zusammenarbeit in Steuerfragen verabschiedet. Sie sieht vor, Verhandlungen über ein UN-Rahmenübereinkommen im Steuerbereich aufzunehmen. Damit
können erstmals alle Staaten gleichberechtigt innerhalb der UNO über die künftige internationale Steuerpolitik und ein faires, globales Steuerabkommen verhandeln.

Heftiger Widerstand gegen eine Stärkung der UNO in Fragen der globalen Steuerpolitik kam bis zuletzt von den OECD-Staaten, insbesondere von der EU und Großbritannien. Mit einer Ausnahme stimmten die OECD-Staaten geschlossen
gegen die Resolution, darunter auch die EU-Staaten und Österreich. Die Resolution wurde dennoch mit 125 zu 48 Stimmen und 9 Enthaltungen angenommen.
227 zivilgesellschaftliche Organisationen und Gewerkschaften aus 70 Ländern
unterstützen diese Forderung und fordern weiters ihre Regierungen in einem Brief auf, diese historische Chance für eine demokratische Steuerrevolution hin zu Transparenz und Gerechtigkeit zu unterstützen.

Hunderte Milliarden Euro gehen den Staaten weltweit durch Steuertricks von Kon­zernen verloren. Mittel, die für Vorhaben wie für die Bekämpfung der Armut,
für Bildung, für Gesundheit oder zur Bekämpfung der Klimakrise dringend benötigt werden würden. Es braucht daher endlich ein gerechtes, globales Steuersys­tem, in dem Steuermissbrauch und Steuerbetrug wirksam und im Interesse aller Länder – eben auch im Interesse der Länder des Globalen Südens - bekämpft werden können. Es ist aus diesem Grund nicht verständlich, weshalb sich Österreich
auf UN-Ebene gegen ein rechtsverbindliches Instrument ausspricht.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1197

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen und der Bundesminister für internationale und europäische Angelegenheiten
werden aufgefordert, sich auf internationaler wie auch auf europäischer Ebene für mehr Steuergerechtigkeit einzusetzen, und sich außerdem in Zukunft für eine rechtsverbindliche UN-Konvention, die eine global gerechte Verteilung von Steuern vorsieht, auszusprechen.“

*****


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Entschließungsantrag ist ord­nungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht somit
in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Götze. – Bitte, Frau Abgeordnete.


16.33.49

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Herr Vorsitzender! Werter Herr Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich würde sagen, last, but not least – für
uns hier im Haus, weil wir das Budget drei Tage lang intensiv im Plenum und da­vor schon über eine Woche im Budgetausschuss diskutiert haben –: Wa­rum? Was kommt jetzt sozusagen? Was ist das Wichtige? – Dinge wie beispiels­weise die Gemeindefinanzen: Wir wissen alle – auch Sie hier, Sie leben in Gemeinden, in Städten –, wie wichtig das, was vor Ort passiert, dafür ist, dass wir uns wohlfühlen, dass es funktioniert, dass die Kinderbetreuung funktio­niert, dass es Radwege gibt et cetera.

Also zu den Gemeindefinanzen: In den letzten Jahren gab es immer wieder große Sorge, dass das Budget für die Gemeinden nicht ausreicht, dass sie nicht aus­reichend Geld haben, um ihre wichtigen Aufgaben zu erfüllen. Ich erinnere mich da an sehr viele Diskussionen, und auch heuer gab es die wieder.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1198

Ich möchte aber daran erinnern: Beim KIG 2020 – für die, die mit den Fach­begriffen hier weniger anfangen können: das war die große Gemeindemilliarde 2020 im Zuge von Corona, also Investitionszuschüsse für Gemeinden im
Ausmaß von 50 Prozent – hat es geheißen: Wie aber sollen die Gemeinden die zweiten 50 Prozent schaffen, damit sie Radwege bauen können, damit
sie die Schule ausbauen können, damit sie den Kindergarten sanieren können? – Wir haben jetzt die Zahlen: 98 Prozent der Gelder wurden abgeholt.

Ebenso beim KIG 2023, also einem neuen Gemeindepaket, das wir beschlossen haben, das heuer gestartet hat: Auch da wissen wir, wie viel die Gemeinden
schon geplant haben. Einige Gemeinden haben erklärt, sie haben das ganze Geld für heuer und für nächstes Jahr schon für ihre Investitionen verplant.

Wir machen auch ein Gemeindemonitoring. Gemeindemonitoring heißt, wir schauen, ob wirklich alle Gemeinden die Gelder abholen, welche das vielleicht nicht tun und warum das so ist, und wir orientieren uns daran. Ich gebe
zu, der Schuldenstand der Gemeinden ist im letzten Jahr, in den letzten zwei Jahren etwas gestiegen, geht aber gerade wieder zurück.

Das Gemeindemonitoring hat auch gezeigt, dass genau in den Monaten,
von denen wir gedacht hatten, dass es da besonders schwierig sei, nämlich An­fang 2021 und Ende 2022, besonders viel Geld von den Gemeinden inves­tiert wurde. Ich glaube also, es funktioniert wirklich. Die Maßnahmen, die die Re­gierung trifft, die wir hier auch zur Unterstützung der Gemeinden beschlie­ßen, greifen vor Ort, und die Gemeinden investieren weiter in wichtige Dinge wie beispielsweise Kinderbetreuung, wie beispielsweise Fotovoltaik.
(Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP.)

Wir haben letztens auch über das Maastrichtergebnis gesprochen. Das ist bei den Gemeinden auch positiv, also sehr erfreulich.

Die Ertragsanteile für kommendes Jahr steigen, nicht wahnsinnig viel,
aber sie steigen. Darüber hinaus legt die Bundesregierung drauf: einerseits durch


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Vorschüsse (Abg. Schroll: ... keine Ahnung von ...! Keine Ahnung!), einen Vor­schuss von 300 Millionen Euro im kommenden Jahr, aber noch viel wichtiger ist der Zukunftsfonds, der wirklich eine Perspektive für die kommenden fünf
Jahre gibt, sodass die Gemeinden anhand dessen, was sie bekommen, planen können. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Schroll.) Ich habe den Antrag
von der SPÖ genau gelesen: Da steht, sie wissen nicht, wie viel sie bekommen. – Also was zum Beispiel schon ganz fix feststeht: Die Gemeinden bekom­men für die Elementarpädagogik – das ist Kinderbetreuung, Ausbau und pas­sende Öffnungszeiten – 250 Millionen Euro. (Beifall bei Abgeordneten
der Grünen sowie des Abg. Haubner.)

Weitere 300 Millionen Euro stehen auch für Wohnen und Sanieren zur Verfü­gung. Da wird eine Aufteilung zwischen Ländern und Gemeinden statt­finden, und die Mittel werden beispielsweise für gemeinnützigen Wohnbau oder Sanierung von Wohnungen oder Nachverdichtung verwendet werden. Es
gibt aber auch weitere 300 Millionen Euro – ich bin noch immer beim Zukunfts­fonds, denn insgesamt sind es 1,1 Milliarden Euro allein im kommenden
Jahr, und das steigt in den kommenden fünf Jahren, also wirklich ein guter Pla­nungshorizont – im kommenden Jahr für Energieeffizienzmaßnahmen, Maßnahmen im Verkehrsbereich und so weiter.

Ich habe jetzt nur einen Teil der Maßnahmen aufgezählt, aber es geht noch weiter: Für den Bereich Kanal, Wasser – ein Riesenthema für die Gemeinden vor Ort und ein großer Kostenpunkt – gibt es Extramittel. Auch für Verbesserun­gen des öffentlichen Nahverkehrs gibt es Extrabudgets, ebenso sind zur Erhaltung von Theatern Gelder bereitgestellt.

Ich glaube daher, wir können guten Gewissens sagen, dass die Gemeinden – und das ist wirklich eine gute Nachricht für sie – in den kommenden Jahren ihre Aufgaben sehr gut erfüllen können. Ich glaube, das ist auch eine gute Nachricht für uns alle, die wir ja in Gemeinden leben. – Danke. (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.39



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1200

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Lin­der. – Bitte.


16.39.25

Abgeordneter Maximilian Linder (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren!
Das uns vorliegende Budget ist einnahmenseitig das höchste, das wir jemals ge­habt haben, es ist aber auch das Budget mit dem zweithöchsten Defizit
seit 1954. Vor allem aber, glaube ich, ist es schlimm, dass wir erstmals im Fi­nanzrahmen keine sinkenden Schuldenquoten haben.

Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich die grün-schwarze Regierung ganz klar dazu bekennt, weiterhin viele Schulden zu machen, und dieses Budget
auf unsere Kinder und Enkel abwälzt.

Das ist eine politische Wertung – jeder muss selber wissen, wie er es machen will –, was mich dabei aber wirklich irritiert, ist die Intransparenz dieses
Budgets. Sehr geehrter Herr Finanzminister, zu den 20,9 Milliarden Defizit kom­men noch 4 Milliarden an Ausgabeermächtigungen hinzu. Das heißt,
wir können definitiv davon ausgehen, dass wir von 25 Milliarden Abgang reden.

Ein zweiter Punkt, der aus meiner Sicht wirklich sehr schlimm ist, sind die Werkleistungen durch Dritte. Auch der Budgetdienst – Dr. Berger – hat das kri­tisiert, indem er gesagt hat: Das ist der intransparenteste Budgetposten,
den es überhaupt gibt. Auch der Rechnungshof hat Kritik geübt. Sie sind der Ver­pflichtung zur Aufgliederung dieses Budgetpostens nicht nachgekommen.

420 Millionen Euro für den Breitbandausbau – wunderbar, nur leider bleibt Kärnten auf der Strecke. Kärnten ist nicht mit dabei, was ich, seit ich –
seit April – wieder Abgeordneter bin, immer wieder fordere. Kärnten wird hier benachteiligt. (Abg. Voglauer: Ja, aber warum? Der Landeshauptmann ...!)

Ein Punkt, die Hochleistungsbahn Südstrecke – darüber haben wir uns
im Ausschuss unterhalten –: Am Zollkorridor Triest–Fürnitz ist noch kein einziger Waggon abgefertigt worden. Es hat mir gefallen, Herr Dr. Brunner, wie Sie


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1201

gesagt haben, gerade hier haben das Land Kärnten und die ÖBB enormen Hand­lungsbedarf.

Liebe Kollegen von der rot-schwarzen Kärntner Landesregierung: Auf der Südstrecke muss endlich etwas passieren, dass man sich bemüht, dass Leben in diesen Zollkorridor kommt. Es sind aber auch viele andere Maßnahmen um­zusetzen, es ist wirklich viel zu tun.

Zusammenfassend: Ich glaube, dass dieses Budget in manchen Bereichen intransparent ist, es hat ein irrsinnig hohes Defizit, geht zulasten unserer Kinder und unserer Enkel und ist nur unter dem Eindruck der schlechten Umfrage­werte der ÖVP entstanden, die hofft, sich mit ganz vielen Ausgaben ein
ein bissel besseres Wahlergebnis kaufen zu können.

Ich glaube aber, dass die Zeit vorbei ist, vor allem die Zeit für den Präsi­denten hinter uns (Abg. Hörl: Max, hock dich nieder ...! – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP), denn die Bürger wollen eine Bundesregierung haben, die alle
gleich behandelt. Die wollen nicht, dass für Einzelne bei der Staatsanwaltschaft interveniert wird und andere aber vor dem Gesetz geradestehen müssen!
(Beifall bei der FPÖ.)

16.42


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ofenauer. – Bitte.


16.42.57

Abgeordneter Mag. Friedrich Ofenauer (ÖVP): Herr Präsident! Sehr ge­ehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen hier im Sit­zungssaal! Meine sehr verehrten Damen und Herren Zuseherinnen und
Zuseher vor den Bildschirmen und auf der Galerie! Und insbesondere darf ich auf Ersuchen meines Kollegen Nikolaus Prinz die Abordnung des Lions
Club Perg sehr herzlich bei uns begrüßen. – Herzlich willkommen! (Beifall bei
der ÖVP.)


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Meine sehr verehrten Damen und Herren! Am dritten Sitzungstag in die­ser Woche, am dritten Tag der Diskussion über das Budget für 2024 neigt sich die Debatte schön langsam ihrem Ende zu und wir können mit Fug und
Recht behaupten und feststellen, dass wir mit den Investitionen, die in diesem Budget vorgesehen sind, die Grundlage für eine gute Zukunft schaffen und optimistisch in die Zukunft blicken können – das deshalb, weil wir in
ganz wesentliche Bereiche investieren. Ich greife nur drei Bereiche heraus: Fami­lien, Leistung und Sicherheit.

Zu den Familien: Wir valorisieren die Familienleistungen und erhöhen den Kindermehrbetrag.

Wir investieren in die Leistung, indem wir die kalte Progression abschaffen beziehungsweise abgeschafft haben, was bedeutet: mehr Lohn, aber nicht mehr Steuern.

Zu Kollegen Fuchs sei vielleicht noch gesagt: Der Herr Finanzminister berei­chert sich nicht, sondern er gibt das letzte Drittel über Entlastungsmaßnahmen wieder der Bevölkerung, der steuerzahlenden Bevölkerung zurück. Das
möchte ich hier noch einmal festgehalten haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Und wir investieren in die Sicherheit. Wir setzen das Krisensicherheitsgesetz um, wir investieren im Bereich der Polizei, und – worüber ich mich heute schon freuen durfte – wir investieren vor allem auch in das österreichische Bundesheer, und zwar mit 4,015 Milliarden Euro alleine im Jahr 2024. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Darüber hinaus steht morgen auch noch das Bundesgesetz zur Unterstützung von Rettungs- und Zivilschutzorganisationen auf der Tagesordnung, durch
das Rettungsorganisationen und Dachverbände auf Bundesebene bei Investitionen zur Steigerung ihrer Resilienz und Leistungsfähigkeit im Krisen- und Katastrophenfall unterstützt werden. Auch das ist ganz wichtig: Wir


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unterstützen den österreichischen Zivilschutzverband dauerhaft, der ja einen ganz wesentlichen Beitrag im Bereich der Information und Aufklärung
der Bevölkerung über Angelegenheiten des Zivilschutzes und damit zur zivilen Landesverteidigung leistet. Da darf ich Kollegen Hanger auch sehr herzlich
zu diesem Erfolg gratulieren.

Ein besonderer Erfolg ist auch der Finanzausgleich, der nach sieben Jahren wie­der geschafft wurde und eine gute Lösung für Bund, Länder und Gemein­den beinhaltet: 2,4 Milliarden Euro für Länder und Gemeinden zusätzlich pro Jahr, die auch über einen Zukunftsfonds, der mit 1,1 Milliarden Euro do­tiert wird, für elementare Kinderbetreuung, für Bereiche wie Wohnen oder auch für den Ausbau erneuerbarer Energiequellen sorgen.

Meine Damen und Herren, mit dem Beschluss dieses Budgets können wir
positiv in die Zukunft blicken, und ich darf Sie wirklich ersuchen: Machen Sie es wie die Österreichische Volkspartei: Wir glauben an Österreich, wir glau­ben an die Menschen in diesem Land! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.46


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Loacker. – Bitte.


16.46.22

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Also, geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer, falls Sie
es bis hierher geschafft haben, dann spielen Sie wahrscheinlich zu Hause vor dem Fernseher Bulldingsbingo mit Politbegriffen! Vorhin hat Kollege
Ofenauer gesagt: Wir investieren!, und hat als Beispiel für eine Investition die Abschaffung der kalten Progression genommen. Ich weiß nicht, wie Sie
zu Hause investieren (Ruf bei der ÖVP: In Energie investieren wir!), aber ich kann diese Rechnung, wie eine Nichtbesteuerung, das nicht zusätzliche Be­steuern, eine Investition sein soll, nicht nachvollziehen – da komme ich nicht mit.


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Ich möchte Ihnen ein paar andere Beispiele bringen, die in dieser Budget­debatte und in diesen Budgetwochen hier durch das Haus gegeistert sind, ange­sichts derer man sich echt fragt: Leute, was ist mit euch los?!

Um bei der kalten Progression zu bleiben: Es wird ja oft davon gesprochen, dass das eine Entlastung sei. Nein, es ist keine Entlastung! Es ist nur nicht mehr Belastung. Die kalte Progression war eine jährliche Mehrbelastung, und die gibt es jetzt in der Form (Abg. Schwarz: Nicht mehr!) zu zwei Dritteln oder gar
nicht mehr (Zwischenrufe bei den Grünen), jedenfalls kann von Entlastung keine Rede sein. Das ist Sand, den man Ihnen, geschätzte Bürgerinnen und Bür­ger, in die Augen streut. (Beifall bei den NEOS.)

Kollege Kopf hat von einem Konsolidierungspfad gesprochen. Also dieser Kon­solidierungspfad sieht so aus, dass wir im nächsten Jahr, im Jahr 2024, ein Budgetdefizit haben werden, das knapp nicht so groß ist wie im Coronasuperkri­senjahr 2020. – Das ist keine Konsolidierung! Das ist Raus-mit-dem-Geld,
das ist ein wahnsinnsexpansives Budget, und man muss sich fragen,
warum.

Dann gehört zu dieser Entlastungsgeschichte ja auch die Abgabenquote insge­samt. Also die Regierung erzählt Ihnen, Sie werden entlastet, aber die Abgabenquote steigt um 0,4 Prozentpunkte. Das ist keine Zahl von mir, die kön­nen Sie im Strategiebericht nachlesen, den die Bundesregierung diesen Budgetunterlagen beigelegt hat. Die Abgabenlast steigt also nächstes Jahr! Wieder Sand in die Augen: Entlastung bekommen Sie erzählt, Belastung bekom­men Sie geliefert! (Beifall bei den NEOS.)

Der Herr Finanzminister hat von den Kollektivvertragspartnern vor einigen Wochen Lohnzurückhaltung eingemahnt. Alter Fuchs! Lohnzurückhaltung! Da habe ich mir gedacht, das schaue ich mir an, wie er das bei den Verhand­lungen mit den öffentlich Bediensteten macht – und da kommen jetzt 9,15 Pro­zent Erhöhung heraus.


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Jetzt könnte man sagen: Das ist ja weniger als bei den Pensionisten und
darum: eh zurückgehalten. – Nein, weil man ja im öffentlichen Dienst immer die Biennalsprünge miteinrechnen muss, und die schlagen im Schnitt ungefähr
mit 1,1 Prozent zu Buche. Das heißt, der öffentliche Dienst kommt mit
über 10 Prozent Erhöhung aus diesen Verhandlungen heraus – so viel zum The­ma Lohnzurückhaltung und zum Thema Einmahnen der eigenen Aktivitäten. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Schwarz: Das kommt raus, wenn ...!)

Wir diskutieren in diesem Punkt auch den unterbelichteten Teil der Beamten­pensionen – ohne Pensionen geht es nicht ab, wissen die Kollegen dort
drüben (in Richtung SPÖ weisend) –; dass die aus dem Ruder laufen, haben wir in diesen Tagen schon diskutiert.

In der Untergliederung 23 ist aber noch einmal etwas versteckt, wo Ihnen
Sand in die Augen gestreut wird. Sie werden nämlich in wenigen Wochen den Bundeskanzler im Fernsehen sehen, und er wird im ORF gescheit sagen:
Wir verdoppeln die Spenden der Bürger an Licht ins Dunkel!

Diese Verdoppelung zahlen natürlich Sie, das zahlen nicht die Mitglieder der Bundesregierung. Dieses Geld nimmt die Regierung aus den Rücklagen
der Untergliederung 23: Beamtenpensionen. Dort kommt das Geld her, mit dem der Bundeskanzler im Fernsehen Eigenwerbung macht und sagt: Wir sind
so super, wir verdoppeln die Spenden der Bevölkerung!

Mit Ihrem Steuergeld werden die Spenden verdoppelt. So wird Ihnen die ganze Zeit Sand in die Augen gestreut. Sie sind hier Opfer eines Politbulldings
im großen Stil. Wenn Sie zu Hause vor dem Fernseher sitzen und Sie schauen nächstes Jahr wieder: Es kommen die gleichen Wörter vor, und es stimmt wieder nicht. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Ottenschläger: Aber in Wien ...!)

16.50


Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Staatssekretär Tursky. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1206

16.50.59

Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen Florian Tursky, MBA MSc: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Finanzminister! Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich am Ende dieser drei Tage Budgetdebatte auf der Galerie befinden!
Bald ist es so weit – und die Abstimmungen stehen uns ins Haus.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf mich jetzt seit über 1,5 Jahren um die Digitalisierung kümmern, um die Digitalisierung und den Breitband­ausbau. Bereits zu Beginn musste ich zur Kenntnis nehmen, dass die Digitalisie­rung irgendwie alles ist. Die Digitalisierung ist eine Querschnittsmaterie,
die sich über die verschiedenen Bereiche, über die verschiedenen Ressorts bewegt.

Genau deshalb haben wir gemeinsam als Bundesregierung – danke, Herr Finanzminister, dafür – dieses Jahr den sogenannten Digital-Austria-Act ins Le­ben gerufen. Das ist ein Paket an Maßnahmen, über 137 Maßnahmen und
über 30 Grundsätze, die sich damit beschäftigen, wo wir in der gesamten Bun­desregierung mit der Digitalisierung hinwollen.

Dieser Digital-Austria-Act zeigt sich im Budget: über 500 Millionen Euro mehr im Jahr 2024 für Digitalisierungsprojekte. Insgesamt, wenn wir das dazunehmen, was wir letztes Jahr beschlossen haben, sind es 1,2 Milliarden Euro mehr,
quer über die verschiedenen Ressorts, die von der österreichischen Bundesre­gierung für die Digitalisierung zur Verfügung gestellt werden. (Beifall bei
ÖVP und Grünen.)

Ich möchte jetzt mit ein paar Blitzlichtern darauf eingehen, was uns besonders wichtig ist und worauf wir unsere Schwerpunkte legen. Einerseits – und
das wurde gestern und heute auch schon erwähnt –: Österreich ist – und das wissen leider nur ganz wenige Österreicherinnen und Österreicher –
eines der wichtigsten europäischen Länder in der Halbleiterproduktion. Wir sind viertstärkster Standort in absoluten Zahlen, was die Chipproduktion betrifft;


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da insbesondere natürlich Kärnten und die Steiermark. Deshalb gibt es ein klares Bekenntnis der österreichischen Bundesregierung zum Halbleiterstandort Österreich.

Insgesamt werden hier – und danke, Kollegin Himmelbauer, das hast du bereits ausgeführt – über die nächsten Jahre hinweg 3 Milliarden Euro investiert.
Wir lösen damit über 7 Milliarden Euro Investments in diesen Standort aus. (Bei­fall bei ÖVP und Grünen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist wirkliche Standortpolitik
und das wird uns auch in dieser absoluten Zukunftsbranche helfen, denn kein Elektroauto, kein Handy, aber auch keine Waschmaschine kommen heute
mehr ohne einen Mikrochip aus. Das ist eine Zukunftsbranche, auf die
wir setzen. (Abg. Hörl: Bravo!)

Wichtig: Wir beschäftigen uns natürlich auch immer mit der Infrastruktur, nicht nur mit der Dateninfrastruktur, sondern auch mit der ganz normalen digita­len Infrastruktur. Das Ziel unserer Bundesregierung ist klar: Wir wollen, dass bis ins Jahr 2030 jeder österreichische Haushalt sowohl mobil als auch stationär gigabitfähiges Internet hat.

Beim Breitbandausbau waren wir immer besonders gut. 95 Prozent – auch das wurde heute bereits gesagt – der österreichischen Haushalte haben einen
5G-Empfang. Das ist europaweit absolute Spitze. Aber was jetzt kommt, ist noch besser: Zu Beginn dieser Legislaturperiode hatten nur 13 Prozent aller österreichischen Haushalte eine gigabitfähige feste Internetverbindung, also meistens den Glasfaseranschluss. Heute sind es 69 Prozent. Das heißt, es ist uns als Bundesregierung gelungen, in dieser Legislaturperiode bereits bis jetzt 56 Prozent aller österreichischen Haushalte mit einer festen gigabitfähigen Inter­netverbindung zu versorgen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wir machen weiter, denn wir wollen ja 100 Prozent. Deshalb haben wir,
der Herr Finanzminister und ich, diese Woche auch verkündet – auch wenn der


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eine oder andere sagt, jetzt geht es plötzlich zu schnell in Österreich, jetzt
bauen wir plötzlich die Glasfaser zu schnell aus; davor sind wir dafür kritisiert worden, es geht zu langsam –, dass wir hier nicht haltmachen, sondern wir wollen unser Ziel erreichen, 100 Prozent auszubauen. Aus diesem Grund starten wir nächste Woche mit dem nächsten Fördercall in der Höhe von 375 Millio­nen Euro, damit alle in Österreich versorgt werden und wir eine wahre Chancen­gerechtigkeit zwischen dem städtischen Raum und den ländlichen Regionen haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Michael Hammer: Sehr gut!)

Ein weiterer Bereich, der bei uns im Finanzministerium liegt und von dem
die meisten gar nicht so wissen, dass er bei uns liegt, ist die Sicher­heitsforschung, die zivile und die militärische Sicherheitsforschung. Da inves­tieren wir im kommenden Jahr auch so viel wie noch nie, nämlich 19 Mil­lionen Euro, und haben einen neuen, speziellen Fokus, nämlich die Cybersicher­heitsforschung. Wir wissen, unser Leben verlagert sich ins Internet und
auch die Gefahren verlagern sich ins Internet. Deshalb ist es absolut notwendig, dass wir auch, was Cyberkriminalität betrifft, mehr forschen und da mehr investieren.

Ganz klar auch – und das wurde zu Recht kritisiert, insbesondere während der Pandemie –: Wir brauchen ein digitales Gesundheitssystem. Da konnten
gestern der Finanzminister und der Gesundheitsminister gemeinsam
beim Finanzausgleich ganz entscheidende Punkte dahin gehend präsentieren, wo wir mit unserem Gesundheitssystem hinwollen, nämlich zu einem Lücken­schluss bei der Elga, dass wir alle Daten in der Elga haben und sie auch wirklich für jede Österreicherin, jeden Österreicher so zur Verfügung steht, dass
man sie verwenden kann, dass der normale Bürger, der normale Patient etwas damit anfangen kann.

Das Zweite ist: Wir wollen zukünftig digitale Gesundheitsanwendungen
in Österreich haben.


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Das Dritte ist: Wir wollen die E-Card natürlich wie alle Ausweise auch aufs Handy bekommen, sodass man die E-Card nicht mehr beim Arztbesuch vergessen kann und alle seine Daten jederzeit zur Verfügung hat. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Der Bereich, für den ich ganz speziell zuständig sein darf, ist das
E-Government. Zwei ganz konkrete Ziele: alle Ausweise aufs Handy zu bringen und alle Amtswege digital abzuwickeln. Da sind uns im letzten Jahr tolle
Sachen gelungen und wir werden da nicht aufhören.

Weit über 400 000 Österreicherinnen und Österreicher haben sich im vergange­nen Jahr den digitalen Führerschein aufs Handy geladen. Wir haben nicht aufgehört, wir haben mit Bundesminister Polaschek den digitalen Schüleraus­weis präsentiert, wir haben den digitalen Altersnachweis präsentiert –
jetzt folgt der digitale Personalausweis, es folgt der digitale Zulassungsschein, und es folgt die digitale E-Card im kommenden Jahr. (Beifall bei der ÖVP
und bei Abgeordneten der Grünen.)

Bereits angesprochen – auch von Kollegin Himmelbauer – wurden die digitalen Kompetenzen. Für neun von zehn Jobs in Österreich braucht man heute
bereits digitale Kompetenzen. Wir wissen, wir müssen die digitalen Kompeten­zen bei den Österreicherinnen und Österreichern heben, selbst wenn wir
unter den Top Ten in Europa sind.

Das bedeutet eine breite digitale Kompetenzoffensive, 3 500 Workshops in allen Gemeinden Österreichs, wirklich tief hineinzugehen, aber nicht nur das,
sondern die drei Ziele zu erreichen: erstens, dass alle Österreicherinnen und Ös­terreicher über digitale Kompetenzen verfügen; zweitens, dass wir mehr
IT-Fachkräfte ausbilden und hier insbesondere einen Fokus auf
weibliche IT-Fachkräfte legen; drittens, dass wir eine Standardisierung bei den digitalen Kompetenzen hinbekommen, damit nicht irgendetwas unterrich­tet und abgefragt wird, sondern dass das gewissen Standards folgt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)


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Besonders intensiv diskutiert wurden in den vergangenen Monaten auch Be­richte über künstliche Intelligenz und Chat-GPT oder generative künstliche Intel­ligenz. Da durfte ich gemeinsam mit dem Digitalisierungssprecher Zorba und
mit der Digitalisierungssprecherin Himmelbauer das KI-Paket mit ganz konkreten Maßnahmen präsentieren.

Österreich bereitet sich im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Staaten bereits jetzt auf die Umsetzung des AI-Acts vor. Wir warten
nicht, sondern wir stellen jetzt schon die Weichen für die Zukunft. Wir werden dieses Jahr, auch auf unseren Druck, den AI-Act auf europäischer Ebene
früher beschließen können und dann schnell umsetzen, einerseits mit
einer KI-Servicestelle, die bewusst auf die Herausforderungen für die Wirtschaft bei der Umsetzung des AI-Acts eingehen wird; zweitens – das ist aber auch
ganz entscheidend – mit einer KI-Behörde, die am Ende des Tages auch entscheidet: Was entspricht dem AI-Act und was entspricht dem AI-Act nicht mehr? (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Abschließend darf ich mich recht herzlich bedanken, über alle Parteigren­zen hinweg, auch bei den Digitalisierungssprechern der Opposition. Es war im vergangenen Jahr wieder eine sehr, sehr gute Zusammenarbeit, die immer
davon getragen war, die Digitalisierung in Österreich voranzubringen
und die Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu stellen. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

17.00


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Süleyman Zorba. – Bitte, Herr Abgeordneter.


17.00.23

Abgeordneter Süleyman Zorba (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Minister! Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! In den letzten drei Tagen gab es ein Thema, das
sich quer durch alle Bereiche gezogen hat: die Digitalisierung. Heute


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sind wir endlich an dem Punkt angekommen, wo all diese Projekte und Vorhaben zusammenfließen. Da möchte ich mich bei dem für Digitalisierung zuständi­gen Herrn Staatssekretär Florian Tursky bedanken, der eine sehr gute Zusam­menarbeit mit allen Ressorts führt und mit sehr viel Herzblut an dieser
Sache arbeitet, dass wir zu einem digitaleren Österreich kommen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Die krisenreichen Zeiten, die wir durchschreiten, haben uns eines ge­zeigt: wie wichtig eine souveräne digitale Strategie ist. Mit Souveränität meine ich nicht ein Österreich, das sich abschottet, sondern dass wir mit unseren europäischen Partnerinnen und Partnern an Dingen arbeiten.

Dieses Jahr gab es da auch große Projekte, die vorgestellt worden sind, unter anderen eine Regulierungsmaßnahme, der DSA, dessen nationale Umset­zung gestern den Ministerrat passiert hat. Das macht sichtbar, wie wichtig auch diese Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union ist, und das be­deutet nicht, dass Österreich zu klein oder zu unwichtig ist, um Dinge umzuset­zen, sondern dass man gemeinsam eben auch Größeres bewirken kann.

Deshalb bin ich auch sehr froh darüber, dass wir uns mit über 150 Millionen Euro am European Chips Act beteiligen, der die technologischen Kapazitäten der Halbleiterindustrie in Österreich sowie innerhalb der Europäischen Union stärken soll. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ein wichtiger Grundpfeiler der Digitalisierung – der Herr Staatssekretär hat es schon angesprochen – ist der Digital-Austria-Act. Er ist ein Grundpfeiler
für viele Projekte. Es sind 117 konkrete Maßnahmen, aufgeteilt in 36 Grundsät­ze, und damit soll die Digitalisierung in Österreich neu gestaltet werden.
Sie betrifft eben nicht nur einen Bereich, sondern geht über alle Ressorts und wird auch alle Lebensbereiche der Menschen in Österreich betreffen.

Ein paar wichtige Beispiele aus dem Digital-Austria-Act: Alle Gesetze, die
in Zukunft beschlossen werden sollen, werden auf ihre Tauglichkeit bezüglich


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der Digitalisierung geprüft. KI wird – sei es in der Forschung, in der Bil­dung oder als innovativer Ansatz für die Wirtschaft – herangezogen, und auch im Gesundheitswesen soll es zu einer stärkeren Digitalisierung kommen,
sodass dann auch ich meine Gesundheitsakten am Handy abrufen kann. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Unser wirtschaftliches Wachstum, das auch von der zunehmenden Digitali­sierung getragen wird, benötigt aber auch eine gute, solide Basis, dass
die Menschen von dieser Digitalisierung konkret etwas haben. Zu nennen sind an dieser Stelle die Umsetzung der E-Ausweise, wie der digitale Alters­nachweis, das digitale Klimaticket oder auch die E-ID. Bis Ende des nächsten Jahres werden da noch die digitale Zulassung und die digitale E-Card fol­gen. Die zunehmende Digitalisierung der Verwaltung ermöglicht eine einfache und kostenfreie Abfrage der persönlichen Daten – das spart Zeit, spart
den Gang zum Amt, das heißt: spart Zeit und spart auch Ressourcen.

Dass diese Anstrengungen der letzten Jahre Früchte tragen, erkennen wir am positiven Ergebnis des Desi-Index, der in den Bereichen Humankapital, Digitalisierung von Unternehmen und der digitalen Verwaltungsservices im Jahr 2023 für Österreich überdurchschnittliche Ergebnisse gezeigt
hat. So verfügen 63 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher über grundlegende digitale Kompetenzen, 92 Prozent beträgt unsere 5G-Abdeckung, das sind circa 10 Prozentpunkte mehr als im europäischen Durchschnitt,
und auch beim grenzüberschreitenden Onlinevertrieb unserer KMUs sind wir mit 16 Prozent klar über dem europäischen Durchschnitt. (Beifall bei den Grünen
und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Damit Digitalisierung aber überhaupt möglich ist, braucht es ja eine Basis, also auch eine Leitung, über die sie funktionieren kann, und eine gute Kommu­nikationsinfrastruktur. Das Ziel unserer Bundesregierung war und ist ja, Öster­reich bis 2030 flächendeckend mit gigabitfähigen Anschlüssen auszu-


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statten. Bereits im vergangenen Jahr wurden dafür 600 Millionen Euro zur Ver­fügung gestellt, und erst diese Woche wurden weitere 375 Millionen für
das zukünftige Jahr vorgestellt.

Vielleicht jetzt am Ende dieser drei Tage: Es gibt ja oft Situationen, in denen wir nicht einer Meinung sind – sei es jetzt innerhalb unserer Koalition, zum Beispiel im Bereich Klimaschutz, was mich manchmal verärgert –, daher bin ich wirklich froh, dass wir im Bereich der Digitalisierung an einem Strang
ziehen können und da auch große Dinge auf den Weg bringen. Wir sehen auch, dass das möglich ist.

Da möchte ich mich auch bei den Kolleginnen und Kollegen der Opposi­tionsparteien bedanken. Vergangenen Herbst haben wir hier gemeinsam einen Beschluss gefasst: Österreichs Parlament war das erste in der EU, das sich
klar gegen die anlasslose Massenüberwachung, die Chatkontrolle gestellt hat (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ) – und in den nächsten Wochen kommt es dort zu den entscheidenden Momenten, wie es damit weiter­geht. Ich wollte mich hier noch einmal bei euch allen bedanken, mit denen
wir gemeinsam daran gearbeitet haben – bei Kollegen Hoyos, bei Frau Kucharo­wits –, dass wir das wirklich hier als gesamtes Parlament zustande gebracht haben. – Danke schön. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

17.05


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Reinhold Einwallner. – Bitte.


17.06.04

Abgeordneter Ing. Reinhold Einwallner (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geschätzte Damen und Herren! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Herr Abge­ordneter Zorba, Sie haben vollkommen recht: drei Tage Budgetdebatte und viele unterschiedliche Einschätzungen. Ja, in der Tat, wir kommen in der Gesamt­betrachtung dieses Budgets zu einer komplett anderen Einschätzung
als die Regierungsparteien. Aus unserer Sicht zeigt sich, dass unsere Analyse von


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Anfang an gestimmt hat, nämlich dass Sie zwar viel, viel Geld in die Hand nehmen, Herr Bundesminister, aber im Endeffekt die Wirkung nicht erreicht wird.

Es gibt ein großes Budgetdefizit, das höchste, das wir je hatten, es gibt
eine enorme Inflationsrate, und gleichzeitig geben Sie keine Antworten auf die zentralen Herausforderungen, die die Menschen haben. Es gibt keine
Lösung, keine wirkungsvolle Lösung in diesem Budget gegen die steigenden Lebenshaltungskosten, gegen die steigenden Preise, es gibt keinen Lö­sungsansatz in diesem Budget gegen die enormen und explodierenden Mieten am Markt, die Leute können sich die Mieten nicht mehr leisten. Für all
diese Punkte haben Sie keine Antwort, aber das wäre eigentlich ein wichtiger Punkt gewesen, wenn es um ein zukunftsfähiges Budget geht, das bei den Menschen und ihren Lebensrealitäten tatsächlich ankommt. (Beifall bei der SPÖ.)

 Im Budget gibt es aber auch Punkte, die wir durchaus begrüßen. Ich greife
jetzt einen heraus: Ein begrüßenswerter Punkt ist zum Beispiel, dass es
mehr Mittel für die bessere Ausstattung und Unterstützung von Rettungsor­ganisationen, Rettungsdiensten und Zivilschutzorganisationen geben
wird. Das ist ein positiver Punkt, ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir diese Organisationen entsprechend unterstützen. Der Hauptteil erfolgt natür­lich über den Finanzausgleich, aber auch morgen werden wir ein Gesetz beschlie­ßen, das das entsprechend berücksichtigt.

Berücksichtigung findet die komplette Breite der unterschiedlichen Heraus­forderungen, die da bewältigt werden müssen. Wir haben alpine Regionen, wo man einen enormen Aufwand für Rettungen, für Bergungen von Men­schen hat, gleichzeitig haben wir aber auch sehr urbane Strukturen, die ganz, ganz anders funktionieren und auch anders funktionieren müssen. Besonders da sehen wir noch Handlungsbedarf, den wir für ganz wichtig halten.

Wir glauben, dass der Ansatz, der jetzt im Budget für die Unterstützung
der Zivilschutzorganisationen, der Rettungsorganisationen enthalten ist, etwas


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1215

zu niedrig ist, um wirklich all diesen Unterschiedlichkeiten, die wir in
Österreich haben, auch gerecht zu werden.

Daher bringe ich folgenden Antrag zur Untergliederung 15 ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betref­fend „bessere Ausstattung und Unterstützung von Rettungs- und Zivil­schutzorganisationen“

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Inneres sowie der Bundesminister für Finanzen, werden aufgefordert, die vorgesehenen Bud­getmittel zur Unterstützung von Rettungs- und Zivilschutzorganisationen in der Höhe von 22 Mio. auf 30 Mio. EUR, zu erhöhen und diese Mehrausgaben gegebenenfalls aus Rücklagen zu bedecken. Damit soll sichergestellt werden, dass es zu keiner Benachteiligung einzelner Rettungsorganisationen bzw. Bundesländer kommt und diese die für die Bürgerinnen und Bürger unerlässliche Arbeit in der erforderlichen Qualität leisten können.“

*****

(Beifall bei der SPÖ.)

Ich bitte um Unterstützung dieses Antrages. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir da den Bogen wirklich so spannen, dass alle Regionen unseres Landes
auch entsprechend bedient sind. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

17.10

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

des Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Genossinnen und Genossen


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betreffend bessere Ausstattung und Unterstützung von Rettungs- und Zivilschutz­organisationen

eingebracht im Zuge der Debatte zu UG 15 Finanzverwaltung

im Rahmen der 2. Lesung des Bundesgesetzes über die Bewilligung des Bundesvor­anschlages für das Jahr 2024 (Bundesfinanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt
Anlagen (2178 der Beilagen)

In Österreich gibt es eine Vielzahl an landesrechtlich anerkannten Rettungsorganisa­tionen und den Österreichischen Zivilschutzverband – Bundesverband (ÖZSV), welche durch die Leistung von Zweckzuschüssen des Bundes im Wege der Länder und durch Zuwendungen des Bundes an deren Dachorganisationen bei Investitionen
zur Steigerung ihrer Resilienz und Leistungsfähigkeit im Krisen- und Katastrophenfall unterstützt werden sollen. Diese Zweckzuschüsse sollen die Organisationen in
die Lage versetzen, bestehende Infrastrukturen für die Bewältigung von Krisen- und Katastrophenfällen zu erhalten, sowie zunehmend komplexe Resilienzstruk­turen zu entwickeln. Dieser Bedarf kann sich nicht nur aus zu erwartenden Risiken des globalen Klimawandels, wie etwa Extremwetterereignissen oder der all­fälligen Ausbreitung von übertragbaren Krankheiten ergeben, sondern auch aus potenziellen Versorgungsstörungen der (kritischen) Infrastruktur.

Bei der Verteilung der Zweckzuschüsse ist neben der Personalstärke auch
auf die regionalen Besonderheiten und die Einsatzfähigkeit der Organisation be­sonders Bedacht zu nehmen. Während etwa im alpinen Raum die Bergung
und Rettung aus großen Höhen einen anderen Stellenwert als im urbanen Raum einnimmt, ist im urbanen Bereich darauf Rücksicht zu nehmen, dass eine Großzahl an kritischer Infrastruktur und eine hohe Bevölkerungsdichte auf engem Raum vor­handen ist. So beherbergt beispielsweise die Stadt Wien in ihrer Funktion als Bundes­hauptstadt eine Vielzahl an politischen Institutionen und stellt permanent eine
große Anzahl von Rettungs- und Spezialfahrzeugen für Großschadensereignisse, Son­derlagen, sowie taktische Lagen bereit, mit denen bereits jetzt rund 3.000 Ein-


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sätze pro Jahr durchgeführt werden. Dem sollte das in Aussicht genommene und be­reits der österreichischen Bevölkerung präsentierte Rettungs- und Zivilschutz­organisationen-Unterstützungsgesetz Rechnung tragen. Die bekannt gegebenen För­deransätze versetzen die Organisationen aber nicht in die Lage, den Bürgerinnen
und Bürgern optimale Qualität ihrer Leistungen anzubieten, weshalb der Ansatz erhöht werden soll.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher nachstehenden

Entschließungsantrag

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Inneres sowie der Bun­desminister für Finanzen, werden aufgefordert, die vorgesehenen Budgetmittel
zur Unterstützung von Rettungs- und Zivilschutzorganisationen in der Höhe von
22 Mio. auf 30 Mio. EUR, zu erhöhen und diese Mehrausgaben gegebenen­falls aus Rücklagen zu bedecken. Damit soll sichergestellt werden, dass es zu keiner Benachteiligung einzelner Rettungsorganisationen bzw. Bundesländer kommt
und diese die für die Bürgerinnen und Bürger unerlässliche Arbeit in der erforderlichen Qualität leisten können.“

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht mit in Verhandlung.

Als nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Angela Baumgartner zu Wort gemeldet. – Bitte.


17.10.15

Abgeordnete Angela Baumgartner (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen, liebe Kolle­gen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Das vorliegende Budget legt die Leitlinien für die nächsten Jahre, aber auch für die Zukunft Österreichs mit einem
klaren Fokus auf den Erhalt des Wohlstandes und die Gestaltung einer positiven


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Zukunft. Die ergriffenen Maßnahmen der Regierung zeigen bereits positive Auswirkungen: Die Kaufkraft ist gestiegen und Österreich ist im internationalen Vergleich auf Platz sieben vorgerückt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeord­neten der Grünen.)

Diese Woche wurde auch der Finanzausgleich unterzeichnet, und es freut mich wirklich sehr, Herr Bundesminister, dass Länder und Gemeinden in den Jahren 2024 bis 2028 jeweils 2,4 Milliarden Euro mehr erhalten werden. Mit diesen zusätzlichen Geldern werden Reformen und Ziele angestrebt, die Verbesserungen für die ganze Gesellschaft mit sich bringen. Stabile Finanzen sind die Grundlage dafür, dass Bund, Länder und Gemeinden Leistungen erbringen können, die direkt bei den Menschen ankommen. Mit diesem Finanz­ausgleich wird die Zusammenarbeit zwischen den Körperschaften völlig
neu aufgestellt. Erstmals sind die Gelder mit konkreten Reformen und Zielen verknüpft.

Liebe Opposition, es ist entscheidend, die erfolgreichen Maßnahmen dieser Bundesregierung anzuerkennen, insbesondere angesichts der herausfordernden Zeiten. Während zum Beispiel Deutschland mit einer Haushaltssperre kon­frontiert ist, investieren wir weiterhin in entscheidende Bereiche wie Sicherheit, Landesverteidigung, Gesundheit, Kinderbetreuung, Wissenschaft und For­schung und in die nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft. Auch
im Bereich der Pensionen setzt die Regierung klare Anreize für längeres Arbei­ten. Das Budget sieht vor, dass nach Erreichen des Regelpensionsalters
die Pensionsversicherungsbeiträge des Dienstnehmers entfallen, nach dem Motto: Leistung muss sich lohnen!, nicht nur für die Erwerbstätigen, sondern auch
für die Pensionen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Lieber Herr Kollege Loacker von den NEOS, ich kann dir die kalte Progression dann noch einmal erklären. Unser Herr Bundesminister hat in Deutschland
eben wegen Abschaffung der kalten Progression und wegen der Steuerreform den Mittelstandspreis für Politik erhalten. Die Deutschen schätzen also


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1219

das, was unser Herr Minister gemacht hat, und wir können das gerne bespre­chen und ich kann dir die Abschaffung der kalten Progression erklären.

Ich habe es diese Woche bei meiner Rede schon einmal gesagt und ich möchte es noch einmal wiederholen: Dieses Budget steht für Verantwortung. Wir
wollen mit Optimismus in die Zukunft investieren, wir wollen unseren Wohlstand nicht nur bewahren, sondern weiter ausbauen, und wir wollen die Zukunft gestalten. Genau deshalb glauben die Menschen an unser Öster­reich. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Disoski.)

17.13


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff. – Bitte.


17.13.59

Abgeordneter Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Her Finanzminister! Herr Staatssekretär! Wir debattieren seit drei Tagen das Budget und wir haben unterschiedliche Blickpunkte. Ich finde,
es gibt kaum einen Bereich in diesem Budget, der das Ganze so schön zusam­menfasst und auch die Problematik in diesem Budget zeigt, wie der Digi­talisierungsbereich. Warum? – Weil der Digitalisierungsbereich viele positive Maßnahmen enthält, aber in der Umsetzung relativ wenig weiterbringt.
Das Ganze ist sehr auf PR aufgebaut. Das ist überhaupt etwas, was, glaube ich, der einzige wirkliche Verbindungsanker zwischen den Regierungsparteien
ist: Was Grüne und ÖVP wirklich gut können, ist Eigen-PR. Inhaltlich habt ihr in den letzten Jahren wirklich wenig zustande gebracht, und das zieht sich
auch durch das Digitalisierungsbudget durch.

Wenn man sich anschaut, dass Herr Staatssekretär Tursky in der Zeit, in der er Staatssekretär ist, mittlerweile über 7,5 Millionen an PR-Budget gehabt hat
und im heurigen Jahr 43 Prozent des PR-Budgets im Hause des Finanzministers allein in den Bereich Digitalisierung gehen, dann sieht man, worauf man
sich da vorbereitet, nämlich auf die Innsbrucker Gemeinderatswahl. Maßnahmen­technisch passiert nämlich wirklich wenig. (Ruf bei der ÖVP: Geh bitte!)


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Jetzt wurde großartig angekündigt, wie viel umgesetzt wird, Beispiel: das
digitale Klimaticket. Wisst ihr, wie lange ihr gebraucht habt? – 18 Mo­nate. 18 Monate um eine doofe – Entschuldigung – Scheckkarte zu digitalisieren. Das nennt ihr Tempo in der Digitalisierung? (Abg. Zorba: Es ist eben nicht nur
eine Scheckkarte!)
Das ist kein Tempo in der Digitalisierung, das ist eine Bankrotterklärung für diese Regierung. (Beifall bei den NEOS.)

Der Herr Staatssekretär hat einen Katalog vorgestellt, den ich begrüße und in dem alle Digitalisierungsmaßnahmen aufgelistet sind. Das wurde groß in
einer Pressekonferenz präsentiert. Maßnahmen zu präsentieren bringt aber ge­nau gar nichts, wenn es dann 18 Monate, 19 Monate, 20 Monate und viel,
viel mehr, nämlich Jahre, wie wir es auch oft von der Bundesregierung gesehen haben, braucht, um diese umzusetzen. Das haben wir auch in vielen anderen Bereichen gesehen: präsentieren, präsentieren. Der Bundesstaatsanwalt ist jetzt gerade ein großes Thema und es wäre höchste Zeit, das umzusetzen, aber: wurde präsentiert und bis heute nicht umgesetzt.

Auch das Thema Breitbandausbau: Ja, da geht etwas voran, da gebe ich Ihnen recht. Aber die Maßnahme, die Sie jetzt ergreifen – 375 Millionen Euro –,
wieder auf Zuruf der Landeshauptleute zu setzen, aber die Kritik,
die massiv kommt – das Wifo hat beispielsweise letzte Woche sehr klar Kritik geäußert –, nicht ernst zu nehmen, ist, glaube ich, nicht der richtige
Weg. Es wäre der richtige Weg, da einen gemeinsamen Weg zu gehen und zu schauen, dass diese Gelder auch ankommen, und nicht wieder einmal
schnell zu präsentieren, Marketingbudget auszugeben und sich auf eine Gemein­deratswahl vorzubereiten.

Auch andere Bereiche liegen brach: die Datenstrategie, Herr Staatssekretär,
da ist nichts weitergegangen, und auch in vielen anderen Bereichen passiert viel zu wenig.

Kommen wir noch zum letzten Thema, wo genau wie bei dieser ganzen Prä­sentationstechnik nichts dahinter ist: Die Dinge, die im Budget vorhanden sind,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1221

sind oft sehr wenig transparent. Digitalisierung ist Querschnittsmaterie,
daher ist oft unklar, was wirklich zur Digitalisierung gehört. Deswegen ist es uns wichtig, hervorzuheben, wo die Digitalisierungsprojekte in den verschiede­nen Ressorts sind und wie man das im Budget darstellen kann.

Frau Präsidentin, ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Budgetbeilage zur Digitalisierung zur Verbesserung der Transparenz“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen,
wird aufgefordert, eine Budgetbeilage über Digitalisierungsprojekte des Bundes vorzulegen, die eine transparente und systematische Darstellung der Digita­lisierungsmittel samt kompakter Beschreibung wesentlicher Digitalisierungspro­jekte des Bundes beinhaltet.“

*****

Es geht darum, dass die Bürger:innen nicht nur Präsentationen bekommen, sondern auch wirklich nachhaltige Digitalisierungsprojekte, die schnell umgesetzt werden, die so umgesetzt werden, dass sie auch den Bürgerinnen und Bür­gern etwas bringen, und das möglichst zeitnah. – Danke schön. (Beifall
bei den NEOS.)

17.18

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen

betreffend Budgetbeilage zur Digitalisierung zur Verbesserung der Transparenz


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1222

eingebracht im Zuge der Debatte in der 239. Sitzung des Nationalrats über Bundesfinanzgesetz 2024 samt Anlagen – TOP 9 UG 15

Laut Bundesministeriengesetz (BMG) ist das BMF für die Angelegenheiten der Digitalisierung zuständig. Durch die Schaffung eines Digitalisierungsstaatssekreta­riats im BMF hat das Thema zunehmend an Bedeutung im Budget gewonnen. Digitalisierung als Querschnittsmaterie wird in zahlreichen Unterlagen und Berichten der Bundesregierung behandelt. Aus den Budgetunterlagen und sonstigen öffent­lich zugänglichen Informationen kann aber keine systematische und vollstän­dige Übersicht der für die Digitalisierung eingesetzten Budgetmittel abgeleitet wer­den. Die Erhebung und Analyse aller für die Digitalisierung eingesetzten Budget­mittel durch den Budgetdienst ergibt im Bundesvoranschlag (BVA) 2023
einen Gesamtbetrag von rd. 2,36 Mrd.EUR. Davon sind Mittel iHv. 1,71 Mrd. EUR für Digitalisierungsprojekte und -maßnahmen im engeren Sinn veranschlagt, die auf
die einzelnen Ressorts verteilt sind (1). Bei der derzeitigen Darstellung der Budgetunterlagen fehlt eine vollständige, transparente Darstellung der Budgetmittel für Digitalisierung. Es befinden sich in den Budgetunterlagen zahlreiche Verweise
auf Digitalisierungsprojekte, jedoch beinhalten sie keine umfassende und systemati­sche Darstellung der eingesetzten Budgetmittel für Digitalisierung oder der strategischen Zielsetzungen. Die meisten Mittel für die Digitalisierung sind über verschiedene Untergliederungen (UGs) in den Detailbudgets zusammen mit anderen Budgetmitteln auf ADV-Konten veranschlagt. Die ADV-Konten beinhalten hauptsächlich Hardware, Software sowie Werkleistungen im betrieblichen Sachauf­wand. In Hinblick auf deren systematische Auswertung kritisiert der Budget­dienst die Tatsache, dass nicht sämtliche Digitalisierungsmittel auch auf ADV-Konten budgetiert und verrechnet werden.

Das BMF veröffentlicht als freiwillige Zusatzinformation Budgetbeilagen zu
einzelnen Querschnittsthemen, wie die F&E Beilage, Klima- und Umweltschutz Bei­lage oder Beilage Entwicklungszusammenarbeit (2). Für den Bereich Digitalisie­rung wird bisher jedoch noch keine Budgetbeilage veröffentlicht. Der Budgetdienst empfiehlt, eine gesonderte Budgetbeilage zur Verbesserung der Transparenz


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dem Nationalrat vorzulegen. Diese Budgetbeilage über Digitalisierungsprojekte des Bundes soll eine klare Darstellung der für die Digitalisierung budgetierten
Mittel sowie kompakte Beschreibung wesentlicher Digitalisierungsprojekte enthalten. Um eine Überlastung des Budgets mit Details zu vermeiden, empfiehlt der Bud­getdienst, die identifizierten Projekte zweckmäßig zu begrenzen. Eine transparente und nachvollziehbare Darstellung der budgetär relevanten Digitalisierungspro­jekte und -maßnahmen sollte in den Budgetunterlagen durch die Beilage über Digita­lisierungsprojekte des Bundes gewährleistet werden.

1.   https://www.parlament.gv.at/dokument/budgetdienst/
anfragebeantwortungen/BD-Budgetmittel-fuer-Digitalisierung.pdf

2.   https://service.bmf.gv.at/Budget/Budgets/2024/beilagen/_start.htm

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen, wird aufgefor­dert, eine Budgetbeilage über Digitalisierungsprojekte des Bundes vorzulegen,
die eine transparente und systematische Darstellung der Digitalisierungsmittel samt kompakter Beschreibung wesentlicher Digitalisierungsprojekte des Bundes beinhaltet."

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Manfred Hofinger. – Bitte.



Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1224

17.18.14

Abgeordneter Ing. Manfred Hofinger (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundesmi­nister! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am Beginn
möchte ich eine weitere Besuchergruppe aus Oberösterreich begrüßen. Im Auftrag von meinem Kollegen Laurenz Pöttinger möchte ich den
Freizeitclub 47-Zehn aus Grieskirchen mit Hans Moser recht herzlich bei uns im Haus begrüßen! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ
und Grünen.)

Geschätzte Damen und Herren, als Gemeindesprecher freut es mich sehr, dass wir in dieser Woche am Dienstag eine Einigung beim Finanzausgleich zusammengebracht haben. Der Finanzausgleich regelt ganz viele Bereiche un­seres Lebens in den einzelnen Gemeinden und den Städten. Er regelt so­gar, wie viel Eltern für die Kinderbetreuung zahlen, für den Kindergartenbus zahlen, für die Kanalgebühren zahlen und so weiter und so fort. Der Finanzausgleich regelt also ganz viele Bereiche unseres Lebensumfeldes und es ist ganz wichtig, dass das genau aufgeteilt wird. Der Finanzausgleich regelt nichts anderes als die Aufteilung der gesamten Gelder auf Gemeinden, Bund und Länder, und das ist auch ein gewisser Stabilitätsfaktor für unsere Gemeinden und für unser wunderschönes Österreich.

Herr Bundesminister, du hast das gemeinsam mit dem Gemeinde- und Städtebund zusammengebracht. Wir hatten in den vergangenen Jahren wirklich harte Zeiten. Als Bürgermeister einer kleinen Gemeinde weiß ich zu berich­ten, dass die finanzielle Situation in den Gemeinden wirklich angespannt ist und wir einige Gemeindepakete gebraucht haben, um über die Runden zu
kommen.

Dieser Finanzausgleich ist aber für unsere Zukunft von entscheidender Bedeutung, denn es ist so, dass die Gesundheitsausgaben automatisch mit den Ausgaben in den Gemeinden verbunden sind. (Abg. Lercher: Nicht überall, Steiermark nicht zum Beispiel!) Die Hälfte der Finanzkraft einer Gemeinde wird für Gesundheitsausgaben ausgegeben, für Alten- und Pflegeheime, SHVs


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1225

und für die Krankenanstalten. Genau in diesem Bereich greift
der Finanzausgleich ein.

Gemeinsam mit dem Finanzausgleich wird eine große Gesundheitsreform gemacht, mit der wir genau diese Bereiche abdecken können und dadurch einen Spielraum für die Gemeinden erreichen werden. Es werden für den nieder­gelassenen Bereich jährlich 300 Millionen Euro zusätzlich eingesetzt,
und 600 Millionen Euro werden jährlich für die Spitalsambulanzen eingesetzt, aber auch der Bereich Pflege wird besonders berücksichtigt. Da werden
wir 455 Millionen Euro mehr in den Pflegefonds einsetzen können.
Somit werden auch die Ausgaben für die einzelnen Gemeinden bezüglich der Alten- und Pflegeheime etwas geringer werden. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Strukturfondsmittel werden von 60 auf 120 Millionen Euro erhöht,
und für das nächste Jahr werden die Ertragsanteilvorschüsse um 300 Millionen Euro steigen, die wir aber in den kommenden Jahren werden zurückzahlen müssen.

Insgesamt, glaube ich, ist dieser Finanzausgleich sehr zukunftsweisend, vor allem aufgrund des Zukunftsfonds, mit dem wir in den Gemeinden sehr viel
investiert haben, etwa in der Kinderbetreuung.

Was wir aber natürlich auch finanzieren müssen, ist das Personal für die Kinder­betreuung. Da ist es besonders wichtig, dass wir auch diese Zukunftsmittel einsetzen können. Ich glaube, genau in diesen Bereichen werden wir viel inves­tieren, auch in Wohnen, Umwelt und Klima, insgesamt jeweils 300 Millio­nen Euro.

Abschließend: Herr Bundesminister! Herzlichen Dank dafür, dass wir gemeinsam mit dem Gemeindebund, mit dem Städtebund und mit dem Ministerium die­sen Finanzausgleich, den wir ja dann im Dezember beschließen werden, zusammengebracht haben. Als Gemeindesprecher freut es mich, dass vor allem dieser Finanzausgleich die Zukunft der Gemeinden von der finanziellen


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Seite her in den nächsten Jahren sicherstellen kann. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

17.22


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Andreas Kollross. – Bitte.


17.22.25

Abgeordneter Andreas Kollross (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Minister! Herr Staatssekretär! Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich möchte gleich bei meinem Vorredner anschließen und mich auch aus Sicht
der Gemeinden mit dem Finanzausgleich auseinandersetzen.

Herr Finanzminister! Weil sich mein Kollege bei Ihnen bedankt hat, mache ich das natürlich auch: Danke für nichts! Wie der Finanzausgleich letztendlich dargestellt ist, muss ich Ihnen das aus Sicht der Gemeinde leider sagen. (Beifall bei der SPÖ. Abg. Michael Hammer: Da waren aber schon die Länder oder
Städte auch dabei, oder ist das eine andere SPÖ?)
 – Du kennst dich wieder einmal nicht aus, aber schrei heraus, es ist eh wurscht. 

Wenn man sich mit dem Finanzausgleich auseinandersetzt, sieht man, dass
es nur zwei Gründe dafür gibt, diesen Finanzausgleich positiv zu bewer­ten (neuerliche Zwischenrufe bei der ÖVP): Entweder man muss es – das, glaube ich, ist bei dir (in Richtung Abg. Hofinger) der Fall –, oder man kennt sich
nicht aus – das ist der zweite Grund. (Beifall bei der SPÖ.)

Was ist die Ausgangslage? – Die Ausgangslage war – da waren wir alle einer Meinung, auch der Gemeindebund, auch der Städtebund –, dass der ver­tikale Verteilungsschlüssel eigentlich verschoben gehört – also die 11,88 Prozent, die den Gemeinden und Städten auf Basis der Verteilung der gesamten Einnahmen zustehen; alle waren eher der Meinung, man macht
so 14 oder 14,5 Prozent. (Abg. Michael Hammer: Herr Ludwig gehört ja nicht mehr zu euch, scheinbar!) Gekommen ist etwas ganz anderes, nämlich ein soge­nannter Zukunftsfonds.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1227

Man kann sagen, okay, jetzt gibt es 1,1 Milliarden Euro für die Gemeinden über diesen Zukunftsfonds. Wenn es so wäre, dann würde ich es ja auch als
positiv bewerten. Wie schaut denn aber die Realität aus, Kolleginnen und Kolle­gen? Was hat man denn gemacht? – In diesem Finanzausgleich ist ja nicht definiert, ob und wie das Geld wirklich bei den Städten und Gemeinden ankommt. Schauen wir es uns doch einmal konkret an! Ich möchte das, was es wirklich bedeutet (Zwischenrufe der Abg. Reiter), am Beispiel von Niederösterreich und am Beispiel von meiner Gemeinde vorrechnen.

Theoretisch würden 1,1 Milliarden Euro für deine (in Richtung Abg. Hofinger)
wie für meine Gemeinde zusätzlich 121 Euro an Finanzmitteln pro Ein­wohner bedeuten – theoretisch! Praktisch weißt du heute nicht, und ich auch nicht, wie viel wirklich ankommt oder ob überhaupt etwas ankommt,
und das in einer Zeit, in der die Gemeinden und Städte finanziell ihr Budget nicht mehr ausgleichen können. (Beifall bei der SPÖ. Abg. Hofinger: Das wird
aber geregelt!)

Jetzt sage ich dir am Beispiel meiner Gemeinde, was 121 Euro für meine Ge­meinde bedeuten: Das würde theoretisch bedeuten, dass meine Gemein­de zusätzlich 452 000 Euro bekommen würde. So, jetzt hat es in Nie­derösterreich einen ersten Kommunalgipfel darüber, wie das Geld wirklich aufgeteilt ist, gegeben. Was kommt dabei heraus? – Nicht 452 000 Euro. Was kommt heraus, wenn man das durchrechnet? – 139 000 Euro. Gleichzeitig werden aber die Kosten für die Spitalserhaltung, die Jugendwohlfahrt,
die Sozialhilfe und so weiter und so fort erhöht. Die Frage, die ich mir stelle, ist: Wo bleiben die zusätzlichen 300 000 Euro, wer kriegt die? (Beifall bei
der SPÖ.)

Kriegen die vielleicht die ÖVP und die FPÖ für Schnitzelgutscheine und Corona­auszahlungen oder sonst irgendetwas, das sie versprochen haben? (Zwischen­ruf des Abg. Hofinger. Abg. Michael Hammer: Heute sind wir wieder besonders ni­veauvoll unterwegs!) Das Geld verschwindet in visionslosen Landesbudgets, meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist der Grund! Das ist das Ergebnis


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1228

eures Finanzausgleichs. (Beifall bei der SPÖ. Weiterer Zwischenruf des
Abg. Michael Hammer.)

Deshalb, meine sehr geehrten Damen und Herren, stelle ich abschließend einen Entschließungsantrag. (Abg. Michael Hammer: ... wird sich im Grab
umdrehen ... Nachfolger!)

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen betreffend „finanzielle Ausstattung der Städte und Gemeinden im neuen Finanzausgleich“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen wird aufgefordert, vor dem Hintergrund einer nachhaltigeren Finanzierung der Städte und Gemeinden im Rahmen des neuen Finanzausgleiches, dafür zu sorgen,
dass die Einnahmensituation durch die Rücknahme der Senkung der Körperschaftsteuer, eine angemessene steuerliche Erfassung der Umwid­mungsgewinne und die Nichtrückzahlung des Sondervorschusses so­wie zusätzliche Finanzmittel für die Städte und Gemeinden verbessert wird, und die Finanzmittelzuweisung durch den neu geschaffenen Zukunftsfonds für Städte und Gemeinden, auch direkt und in voller Höhe bei den Kommunen an­kommt.“

*****

Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

17.27

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Andreas Kollross, Maximilian Lercher


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1229

Genossinnen und Genossen

betreffend: finanzielle Ausstattung der Städte und Gemeinden im neuen Finanzausgleich

eingebracht in der 239. Sitzung des Nationalrates im Zuge der Debatte zu Top 9 Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (2178 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoranschlages für das Jahr 2024 (Bundesfi­nanzgesetz 2024 – BFG 2024) samt Anlagen (2300 d.B.) - UG 44 Finanzausgleich

Begründung

Der Entwurf für das Budget des Jahres 2024 sieht in der Untergliederung 44 Finanzausgleich eine Erhöhung der Auszahlungen um +84,4% im Vergleich zum Jahr 2023 vor, womit die Auszahlungen von rd. 2 Mrd. € 2023 auf 3,69 Mrd. €
in 2024 steigen1. Ein wesentlicher Teil der Steigerung geht auf den neuen „Zukunfts­fonds“ für Städte und Gemeinden zurück, der mit 1,1 Mrd. € dotiert sein wird.
Laut der Grundsatzeinigung sollen die Mittel dieses Fonds für die Bereiche Kinderbe­treuung, Wohnen/Sanieren sowie Umwelt/Klima verwendet werden.2

Das Bundesbudget 2024 steht ganz im Zeichen der nicht bekämpften Preis­steigerungen. Die Inflation betrug im Oktober 2023 lt. Statistik Austria 5,4%3. Das Finanzministerium geht im Budget 2024 von einer prognostizierten Inflation
von +4% aus. Die mehrjährig hohe Inflation in Österreich belastet die öffentlichen Haushalte nachhaltig, die Auszahlungen des Bundes steigen im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 um +8,3% während hingegen die Einzahlungen lediglich um +4,5% steigen. 

(Quelle: BMF, Budgetbericht 2024, S. 9)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1230

Die Steuerstruktur verändert sich zu Ungunsten der Arbeitnehmer:innen und Konsument:innen, die Einkommensteuer steigt im Bundesvoranschlag von 2023 auf 2024 um rd. +42,9%, die Lohnsteuer steigt um +5,4%, die Umsatzsteuer
um +8,2%, im Gegensatz dazu sinkt die Körperschaftsteuer um -7,4%.4 Einnahmen aus der Rücknahme der Senkung des Körperschaftsteuersatzes oder einer
steuerlich wirksamen und angemessen Erfassung von Umwidmungsgewinnen, z.B. im Rahmen der Immobilienertragssteuer als Umwidmungsabgabe, könnten die
geringere Einnahmensteigerung bei den Städten und Gemeinden wieder wettmachen.

Die Ertragsanteile der Länder sowie Städten und Gemeinden hängen von den Bruttoabgaben ab. Damit wirken sich die vergangene Steuerreform, wie etwa die Än­derung des Einkommensteuertarifs oder Senkung der Körperschaftsteuer, aber
auch die nachfolgende Abgeltung der kalten Progression oder die temporäre Mehr­wertsteuerbefreiung für die Errichtung von Photovoltaikanlagen negativ auf
die den Städten und Gemeinden zufallenden Finanzmittel aus. Die Ertragsanteile der Länder steigen von 2023 auf 2024 um +5,1%, jene der Städte und Gemeinden
um +1,1%. Die Grunderwerbsteuer sinkt im Vergleich zu 2023 deutlich, dies wird auf die Entwicklungen am Immobilienmarkt zurückgeführt, die ein reduziertes Transaktionsvolumen bedingen, weshalb das Aufkommen um 700 Mio. € sinkt, 93,7% des Grunderwerbsteueraufkommens gehen an die Städte und Gemeinden.5 Der im Zuge des neuen Finanzausgleichs ab 2024 geplante Sondervorschuss
von 300 Mio. € an die Städte und Gemeinden muss über drei Jahre von diesen wieder zurück gezahlt werden. Es braucht daher zusätzliche Finanzmittel, die direkt
an die Städte und Gemeinden ausgezahlt werden, damit diese die ihnen übertragenen Aufgaben finanzieren können.

Derzeit ist nicht bekannt, welche Mittel aus dem Zukunftsfonds für die direkte Auszahlung an die Städte und Gemeinden vorgesehen sind, im Budgetbericht wird der Fonds den Transferzahlungen an die Länder zugeordnet.6

Aus diesen Gründen stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1231

Entschließungsantrag

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Finanzen wird aufgefordert, vor dem Hintergrund einer nachhaltigeren Finanzierung der Städte und Gemeinden im Rahmen des neuen Finanzausgleiches, dafür zu sorgen, dass die Einnahmensituation durch die Rücknahme der Senkung der Körperschaftsteuer, eine angemessene steuerliche Erfassung der Umwidmungsgewinne und die Nicht­rückzahlung des Sondervorschusses sowie zusätzliche Finanzmittel für die Städte und Gemeinden verbessert wird, und die Finanzmittelzuweisung durch den neu geschaffenen Zukunftsfonds für Städte und Gemeinden, auch direkt und in voller Höhe bei den Kommunen ankommt“.

1        s. BMF Budgetbericht 2024 und Budgetdienst, Untergliederungsanalyse UG 44

2        s. MRV 72/12 vom 4.10.2023

3        Statistik Austria, vorläufiger Wert VPI für Oktober 2023

4        s. Analyse des Budgetdienstes, Untergliederung 16, S. 20.

5        s. Analyse des Budgetdienstes, Untergliederung 16, S. 24

6        s. BMF Budgetbericht 2024, S. 274

*****


Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und steht auch mit in Verhandlung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Maximilian Lercher. – Bitte.


17.27.21

Abgeordneter Maximilian Lercher (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Minister! Herr Staatssekretär! Kolleginnen und Kollegen! Kol­lege Kollross hat ja schon richtig ausgeführt und ich möchte ergänzen:


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Ich glaube, wir sind uns einig, dass die Kommunalpolitik die wichtigste politische demokratische Ebene in diesem Staat ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Wir alle – insbesondere auch die ÖVP, das möchte ich nicht wegreden –
haben hervorragende Bürgermeisterinnen und Bürgermeister (Abg. Kickl: Des­wegen will ja Doskozil unbedingt im Burgenland bleiben!), die dort eine gute
Arbeit machen und in Wahrheit ausbaden, was ihr auf den höheren Ebenen be­schließt. Fakt ist aber: Sehr, sehr viele Städte und Gemeinden kommen
mit dem laufenden Budget nicht mehr aus. (Beifall bei der SPÖ.)

Trotz Finanzausgleich wird es nicht reichen. Wenn Kollegin Götze hier ein Lob­lied darauf singt, was die Bundesregierung für die Kommunen tut, dann
sage ich Ihnen: Dort geht es sich hinten und vorne nicht mehr aus, die werden von dieser Bundesregierung im Stich gelassen! (Beifall bei der SPÖ. Abg. Hofinger: Das ist überhaupt nicht wahr! Das stimmt nicht!)

Ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Natürlich gibt es eine Einigung, das ist besser als nichts. Es gibt Geld, aber dieser Generalverdacht, Herr Minister, auch in der Diskussion in den Ausschüssen, als Sie gesagt haben, wir müssen ja Bedingungen haben, denn sonst geben die Gemeinden wieder irgendwie aus: So geht man
mit dieser Ebene nicht um, denn die wissen, wohin das Geld gehört. Die sind alle demokratisch gewählt und unsere wichtigste Ebene. (Beifall bei der SPÖ.)

Das geht ja weiter. Wir haben in der Debatte im Finanzausschuss auch erlebt, dass das Finanzministerium gar nicht beantworten kann, wie die Ertrags­anteilsentwicklung auf Gemeindeebene ist, wie es zwischen den Gemeinden ausschaut. Die Annahme war: Alle werden im Plus sein. – Das werden wir uns in den kommenden Jahren anschauen. Es wird bei der Ertragsanteilsentwicklung kein Plus für alle Gemeinden geben. Viele sind unterfinanziert und die Bundesre­gierung ist nicht bereit, dort zu helfen. Deswegen bitte ich Sie wirklich,
den Entschließungsantrag von Andreas Kollross anzunehmen. (Beifall bei der SPÖ. Zwischenrufe bei der ÖVP.)


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1233

Was passiert in diesem Budget? – Erstens: zu viel Geld, zu wenig Effekt. Anstatt die Leistungsträger etwas zu entlasten, fördern Sie die Spekulation, anstatt Preisdeckel einzuziehen, gibt es die Gießkanne, und statt Lust auf Leistung gibt es ein unambitioniertes Zu-Ende-Verwalten. – Das ist dieses Budget. Ich
nenne Ihnen zuletzt nur ein paar Gründe, warum wir nicht dabei sind. (Ruf bei der ÖVP: Weil ihr nichts überhabt für die Gemeinden!)

Erstens gibt es keine ausreichenden Mittel für den notwendigen sozialen Wohnbau. Es gibt keine ausreichenden Mittel für die Elementarpädagogik. Es gibt keine ausreichenden Mittel für die ländlichen Regionen. Es gibt kein Konjunkturpaket für die Bauwirtschaft. Und von der Bildung, dem wichtigsten Bereich für die Zukunft, brauchen wir gar nicht zu reden, denn da war der
größte Meilenstein die neue Frisur des Ministers. – Alles Gute! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Der nächste niveauvolle Beitrag! Der war ja
besonders niveauvoll unterwegs! Es ist einfach nur zum Schämen!)

17.30


Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Oxonitsch. – Bitte.


17.30.32

Abgeordneter Christian Oxonitsch (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Wir haben drei Tage lang gehört,
es gibt mehr Geld. Wir haben jetzt in den letzten beiden Redebeiträgen, aber eigentlich schon zu Beginn der Debatte über diesen Tagesordnungspunkt beziehungsweise über diese Untergliederungen gehört, wo die Probleme liegen, dass mehr Geld allein nicht mehr Leistung, mehr Wirkung produziert.

Ja – ich glaube, Kollege Schwarz hat das gesagt, und er hat schon recht –, natürlich ist die Beurteilung der Wirkung auf Basis dieses Budgets für die Zu­kunft tatsächlich ein Blick in die Zukunft, aber man muss ganz offen sa­gen, der Blick in die Vergangenheit gibt halt nicht zu allzu großem Optimismus Anlass. Wir haben nicht allzu viel Grund, wirklich optimistisch zu sein,


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1234

dass mit diesem Budget die großen Herausforderungen der Zukunft bewältigt werden.

Auf die Inflation, auf die Teuerung ist schon hingewiesen worden, auf
den Klimaschutz ist schon hingewiesen worden, aber schauen wir uns auch den Bereich des Wirtschaftswachstums an, wo es konkrete Prognosen gibt.
Da sind wir damit konfrontiert, dass wir weit unter dem EU-Schnitt sind, und auch die Prognosen zeigen, wir kommen auch mit diesem Budget
nicht auf die Überholspur,
meine sehr verehrten Damen und Herren.
(Beifall bei der SPÖ.)

Die Frage ist: Sind wir in der Bildungspolitik, sind wir in der Elementarpädagogik, sind wir im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, beim Gewalt­schutz, bei der Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen auf der Überholspur? – Nein! Werden wir mit diesem Budget dorthin kommen? – Ich glaube, es ist wirklich Zweifel angebracht, meine sehr verehrten Damen
und Herren.

Gerade heute wurde diese OECD-Studie über die „Sozioökonomische Benach­teiligung in der Kindheit in Österreich“ veröffentlicht, eine Studie, die im
Auftrag des Sozialministeriums seitens der OECD gemacht wurde. Diese Studie zeigt ganz eindeutig, wo die großen Felder mit Handlungsbedarf, wo die
großen Versäumnisse dieser Bundesregierung liegen. Und gibt es in diesem Budget für diese Herausforderungen konkrete Mittel? Finden wir sie in
dem Budget? Gibt es in diesem Budget letztendlich die Mittel für die Umsetzung der EU-Kindergarantie? – Nein, es gibt sie nicht, und ich glaube, das
ist bedauerlich, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Gibt es für den großen Bereich der substanziellen Bekämpfung von Kinder­armut in Form der Kindergrundsicherung in diesem Budget Budget­mittel? – Nein, es gibt sie nicht.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1235

Gibt es in diesem Budget tatsächlich die Mittel, um die dringend notwendige Reform der Sozialhilfe umzusetzen? – Nein, es gibt sie nicht. Die ist des­halb so wichtig, weil Schwarz und Blau gemeinsam das erfolgreiche Modell der Mindestsicherung abgeschafft haben und unter dieser Sozialhilfe, die jetzt existiert, 70 000 Kinder in Österreich leiden. Das weist diese Studie eindrucksvoll nach, und ich glaube, da besteht dringender Handlungsbedarf, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Viele Rednerinnen und Redner – natürlich in erster Linie der Opposition – haben ja immer wieder darauf hingewiesen: Eigentlich ist es notwendig, der Regie­rung für dieses Budget und diesem Budget selbst ein Nicht genügend zu erteilen. Das hat immer wieder zu Zwischenrufen geführt, in erster Linie bei der
ÖVP. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) – Genau, da sind wir! Ich habe schon auf die Schnappatmung gewartet. – Danke schön.

Man will ja die Ziffernnoten abschaffen, wie kann man da mit solch einer Begründung kommen? Ich habe es jetzt einmal gemacht, weil ich ein überzeugter Befürworter der verbalen Beurteilung bin. Vielleicht hilft das ein bisschen.
(Abg. Michael Hammer: Darum haben sie dich als Stadtrat ausgetauscht!) Vielleicht hilft es ja, wenn man nicht das Nicht genügend austeilt, sondern tatsächlich einmal eine verbale Beurteilung macht. Ich kann sagen, für Kinder ist es ein hilf­reiches Instrument, und vielleicht hilft es ja.

Ich habe daher eine solch verbale Beurteilung, in der ich nur vier Wörter ausgetauscht habe, zusammengefasst – zumindest bis jetzt war ich der letzte Redner, ich werde sehen, wie es ist. Ich habe mir erlaubt, diese vier Wör­ter in einer existierenden verbalen Beurteilung auszutauschen, die Kindern in ihrem Schulalltag statt einer nichtssagenden Fünf helfen würde.

Was sagt diese verbale Beurteilung, die original aus einem Zeugnis genommen ist? – Liebe Regierung! – Man kann sich also schon vorstellen, welches
Wort ich ausgetauscht habe. – Zeigen du und dein Budget im Umgang mit der Bevölkerung mehr Achtung und Einfühlungsvermögen, dann erreichst


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1236

du mit Sicherheit höhere Anerkennung. Das Betragen von dir gibt aber leider oft Anlass zu Kritik, die jedoch bei dir nicht in ausreichendem Maße Beachtung findet. Stellen sich Schwierigkeiten mit Aufgaben ein, dann solltest du
dich einfach um Hilfe bei der Opposition bemühen, denn dein häuslicher Fleiß entspricht leider in keiner Weise den Anforderungen. Kontrollierst du, liebe Regierung, deine Ergebnisse wirklich gründlich und denkst du darüber auch mehr beim Budget nach, dann erringst du vielleicht leichter und bessere Erfolge.
Dein Arbeitstempo allerdings ist viel zu langsam.

Das spricht für das Budget. (Abg. Michael Hammer: Das ist ja ein lustiger Abschluss!) Verbale Beurteilung hilft bei Kindern, vielleicht hilft sie auch dieser Bundesregierung, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei
der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Ein sehr lustiger Abschluss! Darum haben sie dich als Stadtrat rausgehaut!)

17.35


17.35.39

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist nun niemand mehr gemeldet. Damit
ist die Debatte geschlossen.

Ich frage, ob seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht ist. – Das ist nicht der Fall.

Bevor wir jetzt zu einer Reihe von Abstimmungen auch von Entschlie­ßungsanträgen kommen, frage ich die Klubs, ob wir gleich in den Abstimmungs­vorgang eintreten können. – Mir wird Zustimmung signalisiert. Dann gehe
ich auch so vor.

Wir kommen nun zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 8: Entwurf betref­fend Bundesfinanzrahmengesetz 2024 bis 2027 samt Titel und Eingang in 2179 und Zu 2179 der Beilagen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem die Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist mit Mehrheit so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1237

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung angenommen.

Wir gelangen zum Tagesordnungspunkt 9: Bundesfinanzgesetz 2024 samt Anla­gen in 2178 der Beilagen.

Hiezu liegen ein Verlangen auf getrennte Abstimmung des Abgeordneten
Kai Jan Krainer sowie ein Verlangen auf getrennte Abstimmung der Abgeordne­ten Karin Doppelbauer vor.

Ich werde daher zunächst über die von den Verlangen auf getrennte Abstim­mung betroffenen Teile und schließlich über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile der Anlagen I bis IV sowie des Textes des Bundesfinanz­gesetzes 2024 abstimmen lassen.

Die zum Entwurf des Bundesfinanzgesetzes 2024 samt Anlagen einge­brachten Entschließungsanträge werde ich im Anschluss an die dritte Lesung in der Reihenfolge ihrer Einbringung abstimmen lassen.

Wir kommen zur getrennten Abstimmung über die Untergliederung 01
der Anlage I in der Fassung der Regierungsvorlage.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen zur getrennten Abstimmung über die Untergliederung 03 der Anla­ge I in der Fassung der Regierungsvorlage.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist einstimmig
so angenommen.

Wir kommen zur getrennten Abstimmung über die Untergliederung 04 der Anla­ge I in der Fassung der Regierungsvorlage.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen zur getrennten Abstimmung über die Untergliederung 05 der Anla­ge I in der Fassung der Regierungsvorlage.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1238

Wer ist dafür? – Auch das ist einstimmig angenommen.

Getrennte Abstimmung über die Untergliederung 06 der Anlage I in der Fassung der Regierungsvorlage:

Wer ist dafür? – Das ist einstimmig angenommen.

Nun kommen wir zur Abstimmung über die restlichen, noch nicht abgestimmten Teile der Anlagen I bis IV sowie des Textes des Bundesfinanzgesetzes 2024
samt Titel und Eingang in der Fassung der Regierungsvorlage.

Wer sich dafür ausspricht, den bitte ich um ein zustimmendes Zeichen. –
Das ist mit Mehrheit angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung mit Mehrheit angenommen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wir kommen zur Abstimmung über die zum Tagesordnungspunkt 9 eingebrachten Entschließungsanträge in der Reihenfolge der Einbringung.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ausdehnung der Täglichen Bewe­gungseinheit auf ganz Österreich“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Wir sind in einem Abstimmungsvorgang, ich bitte also noch ein wenig
um Konzentration.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erneute Rechnungshofkritik zur
Bundes-Sportförderung: Frist zur Vorlage einer Reform“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1239

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Selma Yildirim, Kolleginnen und Kollegen betreffend „volle Funktionsfähigkeit für die
Republik bedeutsamer ausgegliederter staatlicher Einrichtungen (wie z.B. die AGES, die Statistik Austria oder die Bundesmuseen) erhalten“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kulturelle Beteiligung als Indikator der Klassengesellschaft“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Thomas Spalt, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Erhöhung der Bundesförderungen zur Unterstützung der öster­reichischen Chöre und Musikkapellen“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Hannes Amesbauer, Kolleginnen
und Kollegen betreffend „Transparenzbericht über Ausgaben für die ,neue Völ­kerwanderung‘ – Kostenwahrheit für die Steuerzahler!“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit,
abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend „Ablehnung des EU-Asyl- und Migrationspakets“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit,
abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Finanzielle Besserstellung der Exekutive“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1240

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag
der Abgeordneten Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Entschä­digungszahlung an Personen, die durch gesetzwidrige Verordnungen und verfassungswidrige Gesetze psychisch, physisch sowie auch finanziell Schaden genommen haben, nach Vorbild der Entschädigungszahlungen an Perso­nen, die wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen zu ,Unrecht‘ verur­teilt wurden“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit,
abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Einbeziehung der Insassen von Justiz­anstalten in die gesetzliche Krankenversicherung“.

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abschluss von Staatsverträgen zur Forcierung
der Haftverbüßung der in Österreich verurteilten Ausländer im Heimatland“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend „es braucht eine umfassende, nachhaltige und geschlechtergerechte Friedensarbeit“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit der Steuergeldverschwendung! Es braucht eine Reform der Entwicklungshilfe“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1241

Entschließungsantrag der Abgeordneten Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Stopp der Zahlungen an die Taliban in Afghanistan“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt. (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von Grünen und FPÖ.)

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend „Sicherung des Pensionssystems“.

Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Zuwanderungsstopp in den österreichischen Sozialstaat jetzt – ,Österreicher zuerst‘!“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit,
abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kostenlawine stoppen – Entlastung für Österreich“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Echte Gesundheitsreform statt Verschlimmbesserung der Strukturen und der Versorgung im österreichischen Gesundheitswesen
jetzt!“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ausreichende Finanzierung der Gesundheitsversorgung der Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1242

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen
und Kollegen betreffend „finanzielle Verbesserungen für arbeitslose Menschen und Ihre Familien“.

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kol­legen betreffend „Personalaufstockung bei AMS und AI“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Schluss mit der unqualifizierten Zuwanderung in unser Arbeitsmarktbudget“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit,
abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „kollektivvertragliches Lehrlingseinkommen für Lehrlinge in den überbetrieblichen Lehrwerkstätten“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit,
abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Dringlichkeit eines Maßnahmenpakets zur Ankurbelung der heimischen Wirtschaft, Industrie und insbesondere der Bauwirtschaft“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Energiekostenzuschuss bzw. Energiekostenpauschale für touristische Vermieter mit Einkünften gemäß § 28 EStG ermöglichen“.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1243

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit,
abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Kostenlose Vorbereitungskurse auf Meister- und Befähigungs­prüfungen“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit,
abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Elisabeth Feichtinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „es braucht mehr Transparenz und konkretere Vorgaben für waldbezogenen Förderungen“.

Wer ist für diesen Antrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Keine Transferzahlungen an die Stiftung Dokumentationsarchiv
des österreichischen Widerstands (DÖW)“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt. (Ruf bei den Grünen: Na, bitte!)

Entschließungsantrag der Abgeordneten Martin Graf, Kolleginnen und
Kollegen betreffend „Kein Zusatzbudget für die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH)“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Tanzler, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Mehr Mittel für ein modernes, innovatives und sozial gerechtes Bildungssystem!“.

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Hermann Brückl, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Zusätzliche Finanzmittel zum Ausbau
von IT-HTL Plätzen“.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1244

Wer für diesen Entschließungsantrag ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Rosa Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „rasche und gezielte Maßnahmen für unse­re Jugend – Umsetzung Jugendstrategie jetzt“.

Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Wimmer, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend „Allen Kindern alle Chancen – Kinderarmut abschaffen!“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Rosa Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „rasche Reform des Kindes­unterhaltsrechts“.

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Präsenzdienst, Assistenzeinsatz und Zivildienst dürfen nicht zum Verlust des Rechtsanspruches auf den Papamonat führen“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Der ist abgelehnt, das ist die Minderheit.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Parlamentarische
Kontrolle für ,LEA – Let’s Empower Austria‘“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit,
er ist abgelehnt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1245

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Volker Reifen­berger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Attraktivierung des Solda­tenberufes“.

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten MMMag. Dr. Axel Kassegger, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Wiedereinführung von 8 Monaten Grundwehrdienst, im Modell 6 + 2 Monate“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dipl.-Ing. Gerhard Deimek, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Deutli­che Aufstockung des Beitrags Österreichs für die European Space Agency (ESA)“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit,
abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abschaffung der CO2-Steuer“.

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Sanierung der Luegbrücke
und Start des Projekts ‚Tunnel Lueg‘“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Steuergerechtigkeit auch auf internationaler Ebene forcieren“.

Wer ist dafür? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.


Nationalrat, XXVII.GPStenographisches Protokoll239. Sitzung, 239. Sitzung des Nationalrats vom 21., 22. und 23. November 2023 / Seite 1246

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Reinhold Einwallner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „bessere Ausstattung
und Unterstützung von Rettungs- und Zivilschutzorganisationen“.

Wer ist für diesen Entschließungsantrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Budgetbeilage zur Digitalisierung zur Verbesserung der Transparenz“.

Wer ist für diesen Antrag? – Das ist die Minderheit, abgelehnt. (Ruf bei den Grü­nen: Aber knapp!)

Wir kommen noch zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen betreffend „finan­zielle Ausstattung der Städte und Gemeinden im neuen Finanzausgleich“.

Wer spricht sich dafür aus? – Das ist die Minderheit, abgelehnt.

*****


17.52.18

Präsidentin Doris Bures: Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete, mit dem jetzigen Beschluss des Budgets sind intensive Beratungen für uns
alle zu Ende gegangen. Dieser Tag heute bedeutet aber auch für den Leiter des Budgetdienstes, seine berufliche Tätigkeit hier im Hohen Haus zu beenden. –
Herr Dr. Helmut Berger, ich freue mich, dass Sie im Haus sind. Sie leiten seit dem Jahr 2012 den hoch angesehenen Budgetdienst. (Allgemeiner lang anhalten­der, stehend dargebrachter Beifall. – Die Budgetsprecher aller Fraktionen begeben sich zu Dr. Helmut Berger, der an der Regierungsbank steht, reichen ihm die
Hand und übergeben ihm eine von den Spielern des Nationalteams
signierte Fußballdress.)

Herr Dr. Berger, Sie sehen, dass Sie nicht nur diesen Dienst geleitet haben, son­dern ihn tatsächlich auch zu einem unverzichtbaren Teil unserer parlamen­tarischen Arbeit gemacht haben. Sie haben diesen Dienst stets mit


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hoher Kompetenz, Sachverstand und – wie man auch gesehen hat – einem sehr überparteilichen parlamentarischen Zugang geleitet und wie gesagt für uns
zu einem unverzichtbaren Teil unserer Budgetdebatten gemacht.

Wir bedanken uns dafür ganz herzlich bei Ihnen. Für Ihren neuen Lebensab­schnitt wünschen wir Ihnen alles erdenklich Liebe und Gute –
vielen Dank! (Allgemeiner Beifall. – Der Leiter des Budgetdienstes bedankt sich.)

Auch diesen Budgetdienst haben wir damals – um es in Erinnerung zu
rufen – einstimmig beschlossen. Es war eine weise und gute Entscheidung des Hohen Hauses. (Allgemeiner Beifall. – Zwischenruf des Abg. Matznetter.)

*****

Damit ist die Tagesordnung jetzt erschöpft.

Einlauf


Präsidentin Doris Bures: Ich gebe bekannt, dass in dieser Sitzung die Selbständigen Anträge 3669/A(E) bis 3737/A(E) eingebracht worden sind.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die geschäftsordnungsmäßige Mitteilungen und Zuweisungen betreffen wird, berufe ich für 17.55 Uhr – das ist gleich im Anschluss an diese Sitzung – ein.

Diese Sitzung ist geschlossen.

17.55.55Schluss der Sitzung: 17.55 Uhr

 

Impressum:

Parlamentsdirektion

1017 Wien