Plenarsitzung
des Nationalrates
85. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
Mittwoch, 24., und Donnerstag, 25. Februar 2021
XXVII. Gesetzgebungsperiode
Großer Redoutensaal
Stenographisches Protokoll
85. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
XXVII. Gesetzgebungsperiode
Mittwoch, 24., und Donnerstag, 25. Februar 2021
Dauer der Sitzung
Mittwoch, 24. Februar 2021: 9.04 – 24.00 Uhr
Donnerstag, 25. Februar 2021: 0.00 – 0.18 Uhr
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Tagesordnung
1. Punkt: Bundesgesetz über die Absicherung des österreichisch-jüdischen Kulturerbes (Österreichisch-Jüdisches Kulturerbegesetz – ÖJKG)
2. Punkt: Bericht über den Antrag 1206/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ausschreibungsgesetz 1989 geändert wird
3. Punkt: Bericht über den Antrag 1253/A der Abgeordneten Maria Großbauer, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Errichtung eines Fonds zur Förderung der Beiträge der selbstständigen Künstler zur gesetzlichen Sozialversicherung (Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz – K-SVFG) und das Bundesgesetz über die Errichtung eines Fonds für eine Überbrückungsfinanzierung für selbständige Künstlerinnen und Künstler erlassen wird, und Bundesgesetz, mit dem das COVID-19-Förderungsprüfungsgesetz geändert wird (22. COVID-19-Gesetz), geändert werden
4. Punkt: Bericht über den Antrag 1268/A der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ministeranklage gemäß Art. 142 Abs. 2 lit. b B-VG wider den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Rudolf Anschober
5. Punkt: Grüner Bericht 2020
6. Punkt: Bericht über den Antrag 214/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nein zum Mercosur-Abkommen
7. Punkt: Bericht über den Antrag 1029/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend dringende Unterstützung der Privatvermieter – Härtefälle vermeiden
8. Punkt: Bericht und Antrag über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Bundesgesetz über die Errichtung eines Härtefallfonds (Härtefallfondsgesetz) geändert wird
9. Punkt: Sonderbericht der Volksanwaltschaft betreffend „Keine Chance auf Arbeit – Die Realität von Menschen mit Behinderung“
10. Punkt: Bericht über den Antrag 1108/A der Abgeordneten Martina Diesner-Wais, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Volksanwaltschaftsgesetz 1982 geändert wird
11. Punkt: Bericht über den Antrag 802/A(E) der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend leichteren Zugriff auf Abfertigungsgelder
12. Punkt: Bericht über den Antrag 1238/A der Abgeordneten August Wöginger, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 geändert wird
13. Punkt: Bericht über den Antrag 1237/A der Abgeordneten August Wöginger, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsmarktservicegesetz geändert wird
14. Punkt: Bericht über den Antrag 1229/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beitragsstundungen: Staatsversagen darf nicht zu überdurchschnittlicher Konkurswelle führen
15. Punkt: Bericht über den Antrag 1173/A der Abgeordneten Mag. Andreas Hanger, David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz zur Förderung von freiwilligem Engagement (Freiwilligengesetz – FreiwG) geändert wird
16. Punkt: Bericht über den Antrag 1165/A der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz 1979 geändert wird
17. Punkt: Bericht über den Antrag 1240/A der Abgeordneten Norbert Sieber, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz 1979 geändert wird
18. Punkt: Bericht über den Antrag 992/A(E) der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lehrstellen schaffen durch Einführung des Blum-Bonus-Corona
19. Punkt: Bericht über den Antrag 1232/A(E) der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schutz von Selbständigen vor Covid-19
20. Punkt: Bericht über den Antrag 1239/A der Abgeordneten August Wöginger, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Alterssicherungskommissions-Gesetz geändert wird
21. Punkt: Bericht über den Antrag 1214/A der Abgeordneten Gabriela Schwarz, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Epidemiegesetz 1950 und das COVID-19-Maßnahmengesetz geändert werden
22. Punkt: Bericht über den Antrag 1263/A der Abgeordneten Dr. Josef Smolle, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gesundheitstelematikgesetz 2012 geändert wird
23. Punkt: Bericht über den Antrag 1215/A der Abgeordneten Gabriela Schwarz, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz geändert wird
24. Punkt: Bericht und Antrag über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz und das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz geändert werden
25. Punkt: Bericht über den Antrag 1213/A der Abgeordneten Gabriela Schwarz, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Medizinproduktegesetz geändert wird
26. Punkt: Bericht und Antrag über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem die Bundesabgabenordnung geändert wird
27. Punkt: Bericht über den Antrag 1236/A(E) der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bereitstellung kostenloser FFP2-Masken
28. Punkt: Bericht über den Antrag 614/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schluss mit der allgemeinen COVID-19-Maskenpflicht in Österreich
29. Punkt: Bericht über den Antrag 1252/A der Abgeordneten Gabriela Schwarz, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz, das MTD-Gesetz, das Bundespflegegeldgesetz, das Kraftfahrgesetz 1967, das Führerscheingesetz und das 2. COVID-19-Justiz-Begleitgesetz geändert werden
30. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Gesundheitsberuferegister-Gesetz geändert wird (GBRG-Novelle 2020)
31. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Ärztegesetz 1998, das Musiktherapiegesetz, das Apothekengesetz, das Kardiotechnikergesetz und das Sanitätergesetz geändert werden (Berufsanerkennungsgesetz Gesundheit 2020)
32. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Depotgesetz geändert wird
33. Punkt: Bericht über den Antrag 1241/A der Abgeordneten Karlheinz Kopf, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das Gebührengesetz 1957, die Bundesabgabenordnung, das Finanzstrafgesetz, das Alkoholsteuergesetz, das Umsatzsteuergesetz 1994 und das Investitionsprämiengesetz geändert werden (2. COVID-19-Steuermaßnahmengesetz – 2. COVID-19-StMG)
34. Punkt: Bericht über den Antrag 1264/A der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über eine COVID-19 Förderung für betriebliche Testungen (Betriebliches Testungs-Gesetz – BTG) erlassen wird
35. Punkt: Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz zur Stärkung Österreichs als internationaler Amtssitz- und Konferenzstandort (Amtssitzgesetz – ASG) erlassen wird und das Ausländerbeschäftigungsgesetz, das Fremdenpolizeigesetz 2005, das Internationale Steuervergütungsgesetz, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Asylgesetz 2005, das Staatsbürgerschaftsgesetz 1985 und das Meldegesetz 1991 geändert werden
36. Punkt: Bericht über den Antrag 1172/A der Abgeordneten Dr. Reinhold Lopatka, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Anerkennung des Österreichischen Roten Kreuzes und den Schutz des Zeichens des Roten Kreuzes (Rotkreuzgesetz – RKG) geändert wird
37. Punkt: Bericht über den Antrag 1116/A(E) der Abgeordneten Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Gudrun Kugler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbot von autonomen Waffensystemen ohne menschliche Kontrolle („Killer-Robotern“)
38. Punkt: Bericht über den Antrag 1117/A(E) der Abgeordneten Dr. Gudrun Kugler, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sicherheit von Journalisten, insbesondere Journalistinnen
39. Punkt: Bericht über den Antrag 1148/A(E) der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ständige Einsatzbereitschaft am Hubschrauberstützpunkt Klagenfurt
40. Punkt: Bericht über den Antrag 991/A(E) der Abgeordneten Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stopp den Liegenschaftsverkäufen bzw. Übertragungen an die BIG
41. Punkt: Bericht über den Antrag 935/A(E) der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Priorität beim Mannschutz
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Inhalt
Personalien
Verhinderungen .............................................................................................................. 35
Ordnungsruf .................................................................................................................... 45
Geschäftsbehandlung
Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung 4709/AB gemäß § 92 Abs. 1 GOG .................................................................................................................... 60
Durchführung einer kurzen Debatte gemäß § 57a Abs. 1 GOG ................................. 145
Redner/Rednerinnen:
Hermann Brückl, MA .............................................................................................. ... 145
Bundesminister Dr. Heinz Faßmann ..................................................................... ... 148
Nico Marchetti ............................................................................................................. 150
Mag. Dr. Sonja Hammerschmid ................................................................................ 151
Dr. Susanne Fürst ................................................................................................... ... 152
Mag. Sibylle Hamann .............................................................................................. ... 154
Mag. Martina Künsberg Sarre ............................................................................... ... 155
Antrag der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst auf Nichtkenntnisnahme der Anfragebeantwortung 4709/AB – Ablehnung ..................................................... 154, 156
Antrag der Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried, MMag. DDr. Hubert Fuchs, Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, dem Geschäftsordnungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 421/A der Abgeordneten Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc, Herbert Kickl, Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES, Kolleginnen und Kollegen betreffend „ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) und das Bundesgesetz über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäftsordnungsgesetz 1975) geändert werden“, gemäß § 43 Abs. 1 GOG eine Frist bis 23. März 2021 zu setzen ............................................................................................................................. 60
Verlangen gemäß § 43 Abs. 3 GOG auf Durchführung einer kurzen Debatte im Sinne des § 57a Abs. 1 GOG ............................................................................................................................... 60
Redner/Rednerinnen:
Kai Jan Krainer ........................................................................................................... 157
Andreas Ottenschläger .......................................................................................... ... 161
Mag. Karin Greiner .................................................................................................. ... 162
Erwin Angerer ......................................................................................................... ... 163
Dr. Elisabeth Götze ................................................................................................. ... 164
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ................................................................................. ... 165
Ablehnung des Fristsetzungsantrages ........................................................................ 167
Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 5 GOG ............................................................................................................................... 61
Antrag des Abgeordneten Mag. Jörg Leichtfried im Sinne des § 18 Abs. 3 GOG auf Anwesenheit des Bundesministers für Finanzen – Ablehnung ....................................................... 159, 161
Unterbrechung der Sitzung ........................................................................................ 160
Wortmeldungen im Zusammenhang mit der Sitzungsunterbrechung:
Herbert Kickl ............................................................................................................... 160
August Wöginger ....................................................................................................... 160
Verlesung der vorgesehenen Fassung eines Teiles des Amtlichen Protokolls dieser Sitzung durch Präsident Mag. Wolfgang Sobotka ........................................................................... 321
Genehmigung des verlesenen Teiles des Amtlichen Protokolls ................................ 322
Aktuelle Stunde (18.)
Thema: „Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Insolvenzwelle, statt Kampf gegen die österreichische Justiz, Herr Bundeskanzler! Tun Sie es für Österreich.“ ........................................ 35
RednerInnen:
Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc .................................................................................. 35
Bundeskanzler Sebastian Kurz ............................................................................. ..... 37
Andreas Ottenschläger .......................................................................................... ..... 40
Josef Muchitsch ...................................................................................................... ..... 42
Dr. Dagmar Belakowitsch ...................................................................................... ..... 43
Dr. Elisabeth Götze ................................................................................................. ..... 45
Josef Schellhorn ..................................................................................................... ..... 47
Bundesminister für Arbeit Mag. Dr. Martin Kocher ............................................ ..... 49
Christoph Zarits ...................................................................................................... ..... 50
Dr. Christoph Matznetter ........................................................................................ ..... 52
Christian Hafenecker, MA ...................................................................................... ..... 53
Mag. Markus Koza .................................................................................................. ..... 55
Dr. Johannes Margreiter ........................................................................................ ..... 57
Bundesregierung
Vertretungsschreiben ..................................................................................................... 35
Ausschüsse
Zuweisungen ................................................................................................. 59, 223, 223
Verhandlungen
1. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über die Regierungsvorlage (605 d.B.): Bundesgesetz über die Absicherung des österreichisch-jüdischen Kulturerbes (Österreichisch-Jüdisches Kulturerbegesetz – ÖJKG) (641 d.B.) ............................................................................ 61
RednerInnen:
Mag. Martin Engelberg ........................................................................................... ..... 61
Mag. Jörg Leichtfried ............................................................................................. ..... 62
Dr. Susanne Fürst ................................................................................................... ..... 63
Mag. Eva Blimlinger ................................................................................................ ..... 64
Dr. Helmut Brandstätter ......................................................................................... ..... 65
Bundesministerin Mag. Karoline Edtstadler ........................................................ ..... 66
Sabine Schatz .......................................................................................................... ..... 68
Mag. Thomas Drozda .............................................................................................. ..... 68
Annahme des Gesetzentwurfes in 641 d.B. .................................................................. 81
2. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 1206/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ausschreibungsgesetz 1989 geändert wird (639 d.B.) 69
RednerInnen:
Johann Singer ......................................................................................................... ..... 69
Mag. Selma Yildirim ................................................................................................ ..... 70
Mag. Eva Blimlinger ................................................................................................ ..... 71
Annahme des Gesetzentwurfes in 639 d.B. .................................................................. 81
Gemeinsame Beratung über
3. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 1253/A der Abgeordneten Maria Großbauer, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Errichtung eines Fonds zur Förderung der Beiträge der selbstständigen Künstler zur gesetzlichen Sozialversicherung (Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz – K-SVFG) und das Bundesgesetz über die Errichtung eines Fonds für eine Überbrückungsfinanzierung für selbständige Künstlerinnen und Künstler erlassen wird, und Bundesgesetz, mit dem das COVID-19-Förderungsprüfungsgesetz geändert wird (22. COVID-19-Gesetz), geändert werden (640 d.B.) ............................................................................ 72
4. Punkt: Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 1268/A der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ministeranklage gemäß Art. 142 Abs. 2 lit. b B-VG wider den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Rudolf Anschober (642 d.B.) ......................................................................................................................................... 72
RednerInnen:
Dr. Susanne Fürst ................................................................................................... ..... 72
Maria Großbauer ..................................................................................................... ..... 74
Mag. Harald Stefan ................................................................................................. ..... 75
Mag. Christian Drobits ........................................................................................... ..... 76
Mag. Agnes Sirkka Prammer ................................................................................. ..... 77
Josef Schellhorn ..................................................................................................... ..... 78
Staatssekretärin Mag. Andrea Mayer ................................................................... ..... 79
Mag. Wolfgang Gerstl ............................................................................................. ..... 80
Mag. Dr. Rudolf Taschner ...................................................................................... ..... 80
Annahme des Gesetzentwurfes in 640 d.B. .................................................................. 82
Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 642 d.B. ....................................................... 82
5. Punkt: Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Grünen Bericht 2020 der Bundesregierung (III-170/637 d.B.) ................................................................................ 82
RednerInnen:
Peter Schmiedlechner ............................................................................................ ..... 82
Dipl.-Ing. Georg Strasser ....................................................................................... ..... 85
Cornelia Ecker .............................................................................................................. 86
Dipl.-Ing. Olga Voglauer .............................................................................................. 89
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ................................................................................. ..... 90
Bundesministerin Elisabeth Köstinger ................................................................ ..... 91
Ing. Josef Hechenberger ........................................................................................ ..... 93
Klaus Köchl ............................................................................................................. ..... 94
Cornelia Ecker (tatsächliche Berichtigung) .................................................................. 97
Clemens Stammler ................................................................................................. ..... 97
Norbert Sieber ......................................................................................................... ..... 98
Elisabeth Feichtinger, BEd BEd ............................................................................ ..... 99
Ing. Klaus Lindinger, BSc ...................................................................................... ... 101
Franz Leonhard Eßl ................................................................................................ ... 101
Mag. Gerald Hauser ................................................................................................ ... 102
Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „lückenlose Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln“ – Ablehnung 84, 120
Entschließungsantrag der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Beendigung der Förderung von Glyphosatprodukten und anderen Breitbandherbiziden durch öffentliche Steuermittel im Rahmen des Umweltprogramms des Programms für die ländliche Entwicklung (Säule 2 der GAP)“ – Ablehnung ......................................................................................... 87, 120
Entschließungsantrag der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „notwendige Transparenz und zusätzliche Vorgaben bei der Vergabe von 350 Mio. € an WaldbesitzerInnen“ – Ablehnung .......................................................................... 96, 120
Entschließungsantrag der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Umverteilungsprämie um die Verteilungsgerechtigkeit der öffentlichen Steuermittel zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben zu erhöhen“ – Ablehnung .................................. 100, 120
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „70 000 Euro Förderobergrenze für land- und forstwirtschaftliche Betriebe“ – Ablehnung 103, 120
Kenntnisnahme des Berichtes III-170 d.B. .................................................................. 120
6. Punkt: Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Antrag 214/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nein zum Mercosur-Abkommen (638 d.B.) ...................................................................................................................... 105
RednerInnen:
Dietmar Keck ........................................................................................................... ... 105
Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ............................................................................. ... 106
Peter Schmiedlechner ............................................................................................ ... 108
Dipl.-Ing. Olga Voglauer ......................................................................................... ... 108
Alois Kainz ............................................................................................................... ... 109
Michael Bernhard .................................................................................................... ... 110
Mag. Gerald Hauser ................................................................................................ ... 112
Johannes Schmuckenschlager ............................................................................. ... 113
Michel Reimon, MBA .............................................................................................. ... 114
Ing. Johann Weber .................................................................................................. ... 115
Franz Hörl ................................................................................................................ ... 116
Andreas Kühberger ................................................................................................ ... 117
Michael Schnedlitz .................................................................................................. ... 118
Cornelia Ecker ......................................................................................................... ... 119
Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 638 d.B. hinsichtlich des Antrages 214/A(E) ............................................................................................................................. 120
Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 638 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Nein zum Mercosur-Abkommen“ (135/E) ................................................................. 120
Gemeinsame Beratung über
7. Punkt: Bericht des Tourismusausschusses über den Antrag 1029/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend dringende Unterstützung der Privatvermieter – Härtefälle vermeiden (656 d.B.) ...................................................... 121
8. Punkt: Bericht und Antrag des Tourismusausschusses über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Bundesgesetz über die Errichtung eines Härtefallfonds (Härtefallfondsgesetz) geändert wird (657 d.B.) ...................................................................................................................... 121
RednerInnen:
Christian Ries .......................................................................................................... ... 121
Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller ................................................................. ... 122
Erwin Angerer ......................................................................................................... ... 123
Maximilian Köllner, MA .............................................................................................. 127
Barbara Neßler ............................................................................................................ 128
Josef Schellhorn ..................................................................................................... ... 129
Bundesministerin Elisabeth Köstinger ................................................................ ... 130
Ing. Johann Weber .................................................................................................. ... 132
MMMag. Gertraud Salzmann ................................................................................. ... 133
Gabriel Obernosterer .............................................................................................. ... 134
Karl Schmidhofer .................................................................................................... ... 135
Mag. Gerald Hauser ................................................................................................ ... 135
Entschließungsantrag der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ausverkauf der heimischen Wirtschaft nach bevorstehender Pleitewelle im Tourismusbereich verhindern“ – Ablehnung ..................................................................................... 124, 139
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „dringende Unterstützung für vom Lockdown massiv betroffene Sportartikelhändler und Skiverleiher in Tourismusregionen“ – Ablehnung ......................................................................... 137, 139
Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 656 d.B. ..................................................... 138
Annahme des Gesetzentwurfes in 657 d.B. ................................................................ 139
9. Punkt: Bericht des Volksanwaltschaftsausschusses über den Sonderbericht der Volksanwaltschaft betreffend „Keine Chance auf Arbeit – Die Realität von Menschen mit Behinderung“ (III-66/614 d.B.) ............................................................................................................................. 139
RednerInnen:
Kira Grünberg .......................................................................................................... ... 139
Rudolf Silvan ........................................................................................................... ... 140
Mag. Christian Ragger ............................................................................................ ... 143
Heike Grebien .......................................................................................................... ... 144
Fiona Fiedler, BEd ...................................................................................................... 167
Martina Diesner-Wais ................................................................................................. 169
Petra Bayr, MA MLS ................................................................................................ ... 170
Edith Mühlberghuber .............................................................................................. ... 171
Ing. Josef Hechenberger ........................................................................................ ... 173
Volksanwalt Mag. Bernhard Achitz ....................................................................... ... 174
Ing. Reinhold Einwallner ........................................................................................ ... 175
Entschließungsantrag der Abgeordneten Rudolf Silvan, Mag. Christian Ragger, Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend „die Realität von Menschen mit Behinderung“ – Ablehnung 142, 184
Entschließungsantrag der Abgeordneten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bundesgenossenschaft für Pflege und Betreuung“ – Ablehnung ..................... 172, 184
Kenntnisnahme des Berichtes III-66 d.B. .................................................................... 184
10. Punkt: Bericht des Volksanwaltschaftsausschusses über den Antrag 1108/A der Abgeordneten Martina Diesner-Wais, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Volksanwaltschaftsgesetz 1982 geändert wird (615 d.B.) .............................. 176
RednerInnen:
Dr. Stephanie Krisper ............................................................................................. ... 176
Peter Weidinger ...................................................................................................... ... 180
Rudolf Silvan ........................................................................................................... ... 181
Volksanwalt Werner Amon, MBA .......................................................................... ... 182
Mag. Eva Blimlinger ................................................................................................ ... 183
Annahme des Gesetzentwurfes in 615 d.B. ................................................................ 184
Gemeinsame Beratung über
11. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 802/A(E) der Abgeordneten Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend leichteren Zugriff auf Abfertigungsgelder (646 d.B.) ...................................................................................................................... 185
12. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 1238/A der Abgeordneten August Wöginger, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 geändert wird (647 d.B.) ........................ 185
13. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 1237/A der Abgeordneten August Wöginger, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsmarktservicegesetz geändert wird (648 d.B.) ............................................ 185
14. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 1229/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beitragsstundungen: Staatsversagen darf nicht zu überdurchschnittlicher Konkurswelle führen (652 d.B.) ............................... 185
15. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 1173/A der Abgeordneten Mag. Andreas Hanger, David Stögmüller, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz zur Förderung von freiwilligem Engagement (Freiwilligengesetz – FreiwG) geändert wird (655 d.B.) ............................................................................................................... 186
RednerInnen:
Josef Muchitsch ...................................................................................................... ... 186
Mag. Markus Koza .................................................................................................. ... 189
Dr. Dagmar Belakowitsch ...................................................................................... ... 190
Laurenz Pöttinger ................................................................................................... ... 191
Mag. Gerald Loacker .............................................................................................. ... 192
Bundesminister für Arbeit Mag. Dr. Martin Kocher ............................................ ... 194
Ralph Schallmeiner ................................................................................................ ... 196
Mag. Christian Drobits ........................................................................................... ... 198
Mag. Ernst Gödl ...................................................................................................... ... 199
Peter Wurm .............................................................................................................. ... 201
David Stögmüller .................................................................................................... ... 205
Alois Stöger, diplômé ............................................................................................. ... 206
Rebecca Kirchbaumer ............................................................................................ ... 207
Mag. Andreas Hanger ............................................................................................. ... 207
Josef Muchitsch (tatsächliche Berichtigung) ............................................................. 208
Entschließungsantrag der Abgeordneten Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aktion 40.000“ – Ablehnung .............................................................................. 187, 222
Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „System der sozialen Absicherung“ – Ablehnung .............................................. 193, 222
Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Aufschub des Endes der gesetzlichen Corona-Kreditstundungen“ – Ablehnung 203, 223
Kenntnisnahme der beiden Ausschussberichte 646 und 652 d.B. ............................. 221
Annahme der drei Gesetzentwürfe in 647, 648 und 655 d.B. ..................................... 221
Gemeinsame Beratung über
16. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 1165/A der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz 1979 geändert wird (650 d.B.) ........................................................ 209
17. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 1240/A der Abgeordneten Norbert Sieber, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mutterschutzgesetz 1979 geändert wird (651 d.B.) ..................................................... 209
RednerInnen:
Gabriele Heinisch-Hosek ....................................................................................... ... 209
Norbert Sieber ......................................................................................................... ... 211
Gabriele Heinisch-Hosek (tatsächliche Berichtigung) ............................................... 212
Rosa Ecker, MBA ........................................................................................................ 212
Barbara Neßler ............................................................................................................ 212
Fiona Fiedler, BEd ...................................................................................................... 213
Mag. Gerald Loacker (tatsächliche Berichtigung) ...................................................... 214
Bettina Zopf ................................................................................................................. 214
Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 650 d.B. ..................................................... 223
Annahme des Gesetzentwurfes in 651 d.B. ................................................................ 223
Gemeinsame Beratung über
18. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 992/A(E) der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Lehrstellen schaffen durch Einführung des Blum-Bonus-Corona (649 d.B.) ............................................................................... 215
19. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 1232/A(E) der Abgeordneten Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schutz von Selbständigen vor Covid-19 (654 d.B.) ...................................................................................................................... 215
RednerInnen:
Mag. Verena Nussbaum ......................................................................................... ... 215
Tanja Graf ................................................................................................................ ... 216
Erwin Angerer ......................................................................................................... ... 217
Josef Schellhorn ..................................................................................................... ... 217
Kenntnisnahme der beiden Ausschussberichte 649 und 654 d.B. ............................. 223
Zuweisung des Antrages 992/A(E) an den Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie ............................................................................................................................. 223
Zuweisung des Antrages 1232/A(E) an den Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie ............................................................................................................................. 223
20. Punkt: Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales über den Antrag 1239/A der Abgeordneten August Wöginger, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Alterssicherungskommissions-Gesetz geändert wird (653 d.B.) ....................... 218
RednerInnen:
Mag. Gerald Loacker .............................................................................................. ... 218
Dr. Gudrun Kugler .................................................................................................. ... 219
Mag. Markus Koza .................................................................................................. ... 220
Annahme des Gesetzentwurfes in 653 d.B. ................................................................ 223
Gemeinsame Beratung über
21. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 1214/A der Abgeordneten Gabriela Schwarz, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Epidemiegesetz 1950 und das COVID-19-Maßnahmengesetz geändert werden (671 d.B.) ............................................................................................................................. 224
22. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 1263/A der Abgeordneten Dr. Josef Smolle, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gesundheitstelematikgesetz 2012 geändert wird (672 d.B.) ...................................... 224
23. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 1215/A der Abgeordneten Gabriela Schwarz, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz geändert wird (673 d.B.) ............................... 224
24. Punkt: Bericht und Antrag des Gesundheitsausschusses über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Gewerbliche Sozialversicherungsgesetz, das Bauern-Sozialversicherungsgesetz und das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz geändert werden (674 d.B.) ....... 224
25. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 1213/A der Abgeordneten Gabriela Schwarz, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Medizinproduktegesetz geändert wird (675 d.B.) ........................................................ 224
26. Punkt: Bericht und Antrag des Gesundheitsausschusses über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem die Bundesabgabenordnung geändert wird (676 d.B.) ............................... 224
27. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 1236/A(E) der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bereitstellung kostenloser FFP2-Masken (677 d.B.) ............................................................................................................................. 224
28. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 614/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schluss mit der allgemeinen COVID-19-Maskenpflicht in Österreich (678 d.B.) ......................................................................... 224
29. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über den Antrag 1252/A der Abgeordneten Gabriela Schwarz, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz, das MTD-Gesetz, das Bundespflegegeldgesetz, das Kraftfahrgesetz 1967, das Führerscheingesetz und das 2. COVID-19-Justiz-Begleitgesetz geändert werden (679 d.B.) ......................................................................................................... 225
RednerInnen:
Philip Kucher ........................................................................................................... ... 225
Ralph Schallmeiner ................................................................................................ ... 227
Mag. Gerhard Kaniak .............................................................................................. ... 229
Gabriela Schwarz .................................................................................................... ... 232
Mag. Gerald Loacker .............................................................................................. ... 233
Bedrana Ribo, MA ...................................................................................................... 235
Dietmar Keck .............................................................................................................. 235
Dr. Josef Smolle ...................................................................................................... ... 237
Peter Wurm .............................................................................................................. ... 238
Bundesminister Rudolf Anschober ...................................................................... ... 239
Fiona Fiedler, BEd ...................................................................................................... 243
Bettina Zopf ................................................................................................................. 244
Mag. Verena Nussbaum ......................................................................................... ... 245
Dr. Werner Saxinger, MSc ...................................................................................... ... 247
Mag. Felix Eypeltauer ............................................................................................. ... 249
Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler ........................................................................ ... 250
Martina Diesner-Wais ............................................................................................. ... 251
Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ........................................................................................... ... 251
Entschließungsantrag der Abgeordneten Dietmar Keck, Kolleginnen und Kollegen betreffend „schnellstmögliche Öffnung der Hundeschulen für Gruppenausbildung als Gefahrenpräventionsmaßnahme gegen Verhaltensstörungen und aus Gründen des Tierschutzes“ – Ablehnung ........................................................................................................... 236, 258
Entschließungsantrag der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Blutspende-Diskriminierung von schwulen und bisexuellen Männern, sowie Transgenderpersonen endlich beenden!“ – Ablehnung .......................................................................... 246, 259
Annahme der sieben Gesetzentwürfe in 671, 672, 673, 674, 675, 676 und 679 d.B. .... ... 257
Kenntnisnahme der beiden Ausschussberichte 677 und 678 d.B. ............................. 259
Gemeinsame Beratung über
30. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (608 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Gesundheitsberuferegister-Gesetz geändert wird (GBRG-Novelle 2020) (680 d.B.) ...................................................................................................................... 252
31. Punkt: Bericht des Gesundheitsausschusses über die Regierungsvorlage (644 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Ärztegesetz 1998, das Musiktherapiegesetz, das Apothekengesetz, das Kardiotechnikergesetz und das Sanitätergesetz geändert werden (Berufsanerkennungsgesetz Gesundheit 2020) (681 d.B.) ........................................................................................ 253
RednerInnen:
Ralph Schallmeiner ................................................................................................ ... 253
Gabriele Heinisch-Hosek ....................................................................................... ... 253
Ing. Mag. (FH) Alexandra Tanda ............................................................................ ... 256
Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 680 und 681 d.B. ........................................ 260
Gemeinsame Beratung über
32. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über die Regierungsvorlage (596 d.B.): Bundesgesetz, mit dem das Depotgesetz geändert wird (668 d.B.) .................................................................. 261
33. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über den Antrag 1241/A der Abgeordneten Karlheinz Kopf, Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988, das Gebührengesetz 1957, die Bundesabgabenordnung, das Finanzstrafgesetz, das Alkoholsteuergesetz, das Umsatzsteuergesetz 1994 und das Investitionsprämiengesetz geändert werden (2. COVID-19-Steuermaßnahmengesetz – 2. COVID-19-StMG) (669 d.B.) .......................................................................................................... 261
34. Punkt: Bericht des Finanzausschusses über den Antrag 1264/A der Abgeordneten Peter Haubner, Dr. Elisabeth Götze, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz über eine COVID-19 Förderung für betriebliche Testungen (Betriebliches Testungs-Gesetz – BTG) erlassen wird (670 d.B.) .............................................................................................. 261
RednerInnen:
Kai Jan Krainer ....................................................................................................... ... 261
Karlheinz Kopf ......................................................................................................... ... 262
MMag. DDr. Hubert Fuchs ...................................................................................... ... 264
Dr. Elisabeth Götze ................................................................................................. ... 265
Mag. Dr. Sonja Hammerschmid ............................................................................ ... 266
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer ................................................................................. ... 268
Bundesminister Mag. Gernot Blümel, MBA ......................................................... ... 270
Ing. Reinhold Einwallner ........................................................................................ ... 271
Peter Haubner ......................................................................................................... ... 273
Petra Bayr, MA MLS ................................................................................................ ... 274
Mag. Dr. Jakob Schwarz, BA ................................................................................. ... 275
Mag. Gerald Loacker .............................................................................................. ... 276
Bundesministerin Dr. Margarete Schramböck .................................................... ... 277
Franz Leonhard Eßl ................................................................................................ ... 278
Julia Elisabeth Herr ................................................................................................ ... 279
Entschließungsantrag der Abgeordneten Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Abberufung von Thomas Schmid als Vorstand der Österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG)“ – Ablehnung ........................................................................................................... 272, 280
Annahme der drei Gesetzentwürfe in 668, 669 und 670 d.B. ..................................... 280
Gemeinsame Beratung über
35. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über die Regierungsvorlage (609 d.B.): Bundesgesetz, mit dem ein Bundesgesetz zur Stärkung Österreichs als
internationaler Amtssitz- und Konferenzstandort (Amtssitzgesetz – ASG) erlassen wird und das Ausländerbeschäftigungsgesetz, das Fremdenpolizeigesetz 2005, das Internationale Steuervergütungsgesetz, das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das Asylgesetz 2005, das Staatsbürgerschaftsgesetz 1985 und das Meldegesetz 1991 geändert werden (665 d.B.) .................................................................... 281
36. Punkt: Bericht des Außenpolitischen Ausschusses über den Antrag 1172/A der Abgeordneten Dr. Reinhold Lopatka, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Anerkennung des Österreichischen Roten Kreuzes und den Schutz des Zeichens des Roten Kreuzes (Rotkreuzgesetz – RKG) geändert wird (666 d.B.) ...... 281
RednerInnen:
MMMag. Dr. Axel Kassegger ................................................................................. ... 281
Dr. Reinhold Lopatka .............................................................................................. ... 283
Katharina Kucharowits ..................................................................................... 284, 295
Michel Reimon, MBA ........................................................................................ 285, 292
Dr. Helmut Brandstätter ............................................................................................. 286
MMMag. Dr. Axel Kassegger (tatsächliche Berichtigung) ......................................... 287
Bundesminister Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. ....................................... ... 287
Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich ............................................................................. ... 290
Mag. Ruth Becher ................................................................................................... ... 290
Mag. Martin Engelberg ..................................................................................... 291, 295
Mag. Dr. Martin Graf ................................................................................................... 293
Annahme der beiden Gesetzentwürfe in 665 und 666 d.B. ........................................ 296
37. Punkt: Bericht des Ausschusses für Menschenrechte über den Antrag 1116/A(E) der Abgeordneten Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Dr. Gudrun Kugler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbot von autonomen Waffensystemen ohne menschliche Kontrolle („Killer-Robotern“) (531 d.B.) ............. 297
RednerInnen:
Dr. Gudrun Kugler .................................................................................................. ... 297
Robert Laimer .......................................................................................................... ... 298
Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ........................................................................................... ... 299
Hans Stefan Hintner ............................................................................................... ... 300
Christian Hafenecker, MA ...................................................................................... ... 300
Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 531 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Verbot von autonomen Waffensystemen ohne menschliche Kontrolle (,Killer-Robotern‘)“ (136/E) ............................................................................................................................. 309
38. Punkt: Bericht des Ausschusses für Menschenrechte über den Antrag 1117/A(E) der Abgeordneten Dr. Gudrun Kugler, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sicherheit von Journalisten, insbesondere Journalistinnen (532 d.B.) ............................................... 301
RednerInnen:
Dr. Reinhold Lopatka .............................................................................................. ... 301
Dr. Harald Troch ...................................................................................................... ... 302
Dr. Ewa Ernst-Dziedzic ........................................................................................... ... 303
Dr. Helmut Brandstätter ......................................................................................... ... 304
Bundesminister Mag. Alexander Schallenberg, LL.M. ....................................... ... 306
Dr. Helmut Brandstätter (tatsächliche Berichtigung) ................................................ 307
Sabine Schatz ............................................................................................................. 308
Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 532 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Sicherheit von Journalisten, insbesondere Journalistinnen“ (137/E) ......................... 309
Gemeinsame Beratung über
39. Punkt: Bericht des Landesverteidigungsausschusses über den Antrag 1148/A(E) der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ständige Einsatzbereitschaft am Hubschrauberstützpunkt Klagenfurt (658 d.B.) ........................................................... 309
40. Punkt: Bericht des Landesverteidigungsausschusses über den Antrag 991/A(E) der Abgeordneten Dr. Reinhard Eugen Bösch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stopp den Liegenschaftsverkäufen bzw. Übertragungen an die BIG (659 d.B.) .................................................................. 309
41. Punkt: Bericht des Landesverteidigungsausschusses über den Antrag 935/A(E) der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen betreffend Priorität beim Mannschutz (660 d.B.) ...................................................................................................................... 309
RednerInnen:
Philip Kucher ........................................................................................................... ... 309
Mag. Friedrich Ofenauer ........................................................................................ ... 310
Dr. Reinhard Eugen Bösch .................................................................................... ... 311
David Stögmüller .................................................................................................... ... 312
Rudolf Silvan ........................................................................................................... ... 314
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff .......................................................................... ... 314
Bundesministerin Mag. Klaudia Tanner ............................................................... ... 316
MMag. DDr. Hubert Fuchs ...................................................................................... ... 317
Ing. Manfred Hofinger ................................................................................................ 318
Robert Laimer ............................................................................................................. 319
Rebecca Kirchbaumer ............................................................................................ ... 320
Johann Höfinger ..................................................................................................... ... 320
Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 658 d.B. hinsichtlich des Antrages 1148/A(E) ............................................................................................................................. 321
Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 658 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „ständige Einsatzbereitschaft am Hubschrauberstützpunkt Klagenfurt“ (138/E) ........ 321
Kenntnisnahme des Ausschussberichtes 659 d.B. ..................................................... 321
Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 660 d.B. beigedruckten Entschließung betreffend „Priorität beim Mannschutz“ (139/E) ............................................................................ 321
Eingebracht wurden
Regierungsvorlagen .................................................................................................... 59
661: Bundesgesetz, mit dem das Maß- und Eichgesetz geändert wird
662: Bundesgesetz, mit dem das Universitätsgesetz 2002, das Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz, das Hochschulgesetz 2005, das Fachhochschulgesetz und das Privathochschulgesetz geändert werden
663: Bundesgesetz, mit dem das Bankwesengesetz, das Börsegesetz 2018, das Finalitätsgesetz, das Finanzmarkt-Geldwäsche-Gesetz, das Sanierungs- und
Abwicklungsgesetz, das Wertpapieraufsichtsgesetz 2018 und das Zentrale Gegenparteien-Vollzugsgesetz geändert werden
664: Bundesgesetz, mit dem das Hochschülerinnen- und Hochschülerschaftsgesetz 2014 geändert wird
667: Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Slowakischen Republik zur Beendigung des Abkommens zwischen der Republik Österreich und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über die Förderung und den Schutz von Investitionen in der Fassung des Notenwechsels vom 22. Dezember 1993 und 14. Jänner 1994
682: Digitalisierungsfondsgesetz-Digi-FondsG
683: Bundesgesetz, mit dem das Bundesstraßen-Mautgesetz 2002 geändert wird
Berichte ......................................................................................................................... 59
III-246: Bericht betreffend Grundversorgung in Wien – Reihe BUND 2021/8; Rechnungshof
III-252: Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Non-Profit-Organisationen Unterstützungsfonds für Jänner 2021; BM f. Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
III-253: Bericht betreffend EU-Jahresvorschau 2021; BM f. Finanzen
III-254: Bericht über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der österreichischen Wirtschaft („KMU im Fokus 2020“); BM f. Digitalisierung und Wirtschaftsstandort
III-255: Bericht gemäß § 33 Abs. 13 Bundesstraßen-Mautgesetz 2002, BGBl. I Nr. 107/2019 und über das Ergebnis der Evaluierung der Auswirkungen der Mautbefreiungen durch § 13 Abs. 1a und 1b Bundesstraßen-Mautgesetz 2002; BM f. Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
III-256: Nationale Strategie gegen Antisemitismus; BM f. EU und Verfassung
Anträge der Abgeordneten
Heike Grebien, Kira Grünberg, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ausbau der Chancen am Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen“ (1277/A)(E)
Mag. Jörg Leichtfried, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ministeranklage gemäß Art. 142 Abs. 2 lit. b B-VG wider die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (1278/A)
Petra Wimmer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbesserung der Kommunikation zwischen Bund und Ländern in der Kinder- und Jugendhilfe (1279/A)(E)
Eva Maria Holzleitner, BSc, Michael Schnedlitz, Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend unabhängiger Monitoringausschuss zur Umsetzung der UN-Kinderrechtekonvention (1280/A)(E)
Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend Jugend-Gipfel in Zeiten von Covid-19 (1281/A)(E)
Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen betreffend weitere Verhandlungen für den geförderten Austausch mit Großbritannien (1282/A)(E)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen betreffend internationale Impfsolidarität stärken (1283/A)(E)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen betreffend aktuelle Situation in Myanmar (1284/A)(E)
Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aussetzung der Erhöhung der Kategoriemietzinse und der Verwaltungshonorare (1285/A)(E)
Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem zur Linderung der Inflationsfolgen bei den Wohnkosten das Richtwertgesetz 1993 geändert wird (3. Mietrechtliches Inflationslinderungsgesetz) (1286/A)
Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kreditstundungen (1287/A)(E)
Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufrechterhaltung von fairen Rahmenbedingungen bei Kreditvergaben (1288/A)(E)
August Wöginger, Josef Muchitsch, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungsgesetz, das Bauarbeiter-Schlechtwetterentschädigungsgesetz 1957, das Betriebliche Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorgegesetz, das Familienlastenausgleichsgesetz 1967 und das Einkommensteuergesetz 1988 geändert werden (1289/A)
Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend faire und ausgewogene Verteilung von Impfstoffen in den palästinensischen Gebieten (1290/A)(E)
Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortmaßnahmen zum Schutz der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während und nach Corona (1291/A)(E)
Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zivildienst – Sonderdienstfreistellung für Berufsvorbereitungen oder Ausbildungszwecke verlängern (1292/A)(E)
Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung des dritten Geschlechtseintrags im Meldewesen (1293/A)(E)
Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zulagen für Zivildiener in Corona-exponierten Tätigkeitsbereichen (1294/A)(E)
Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rasche Umsetzung des Ausbaus der Werte- und Orientierungskurse (1295/A)(E)
Mag. Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Jugend ohne Sport: Öffnungsschritte rasch setzen! (1296/A)(E)
Dr. Reinhold Lopatka, Dr. Ewa Ernst-Dziedzic, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Verurteilung von Alexei Nawalny in Russland (1297/A)(E)
Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umverteilungsprämie um die Verteilungsgerechtigkeit der öffentlichen Steuermittel zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben zu erhöhen (1298/A)(E)
Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Regelungen für Tätowierfarben (1299/A)(E)
Mag. Christian Drobits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Regelungen für Tätowierfarben (1300/A)(E)
Christoph Zarits, Mag. Markus Koza, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz, das Arbeitsverfassungsgesetz, das Dienstnehmerhaftpflichtgesetz, das Arbeitsinspektionsgesetz 1993, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz und das Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz geändert werden (1301/A)
Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Behinderung der Energiewende durch WKO beenden (1302/A)(E)
Mag. Felix Eypeltauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erweiterung der Duldungspflichten des Mieters/ der Mieterin in Bezug auf Fossil Fuel Phase-out (1303/A)(E)
Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Rechtssicherheit an E-Ladestationen (1304/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Etablierung einer Covid-Testanreizsystematik (1305/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Elektronischer Impfpass: Ergänzung um Covid-Immunität (1306/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gezielte Anwendung von Schnelltestungen (1307/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Flächendeckendes Betriebspensionssystem (1308/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend der Erarbeitung eines Systems für das Aufsperren der Wirtschaft mit Corona (1309/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Covid-19-Screenings (1310/A)(E)
Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Neuorientierung der Ägyptenpolitik (1311/A)(E)
Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Teilzeitstudium an den Universitäten (1312/A)(E)
Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützungsmaßnahmen für Lehrerinnen und Lehrer hinsichtlich psychischer Probleme von Schülerinnen und Schülern (1313/A)(E)
Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausreichende Mittel für COVID-19-Antigentests an Hochschulen (1314/A)(E)
Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kindergarten-Qualität erfassen, vergleichen und verbessern (1315/A)(E)
Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Transparenz und Servicecharakter der Netzbetreiber verbessern (1316/A)(E)
Yannick Shetty, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausbau von Therapieplätzen für LGBTIQ-Geflüchtete (1317/A)(E)
Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erarbeitung eines Systems für das Aufsperren der Wirtschaft mit Corona (1318/A)(E)
Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Mobilisierung der Geothermie für die Energiewende in Österreich (1319/A)(E)
Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Konzepte gegen den chronischen Fachkräftemangel im IT-Bereich (1320/A)(E)
Dr. Stephanie Krisper, Ing. Reinhold Einwallner, Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend Notwendige gesetzliche Anpassungen zur Stärkung der österreichischen Spionageabwehr (1321/A)(E)
Josef Schellhorn, Kolleginnen und Kollegen betreffend Tourismus- und Freizeitwirtschaft retten – gezielte Maßnahmen für mehr Eigenkapital! (1322/A)(E)
Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung repräsentativer Bürgerräte für eine partizipativere Klimapolitik (1323/A)(E)
Gabriela Schwarz, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Epidemiegesetz 1950 und das COVID-19-Maßnahmengesetz geändert werden (1324/A)
Gabriela Schwarz, Ralph Schallmeiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das COVID-19-Zweckzuschussgesetz geändert wird (1325/A)
Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausbau der Familiengerichtshilfe (1326/A)(E)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) geändert wird (1327/A)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nebenbeschäftigungsverbot für Mitarbeiter_innen des BVT (1328/A)(E)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) geändert wird (1329/A)
Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen betreffend Eltern-Kind-Pass (1330/A)(E)
Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kaukasus Konferenz in Wien (1331/A)(E)
Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schnellstmögliche Wiederaufnahme des Iran Nuklearabkommens (1332/A)(E)
Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend China-Verhandlungen aus einer Position der Stärke führen (1333/A)(E)
Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Unterstützung der demokratischen Kräfte in Myanmar (1334/A)(E)
Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen betreffend Visa für verfolgte Demokratieaktivist_innen in Problemstaaten (1335/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend ÖBB-Beamtenpensionen: Umsetzung der RH-Empfehlungen (1336/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aufsichtsversagen darf nicht zu Willkür bei Covid-Impfungen führen (1337/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vorbereitungen für einen an Zielen orientierten Finanzausgleich im Bereich Gesundheit und Pflege (1338/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schrittweiser Ausstieg aus der Kurzarbeit (1339/A)(E)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kollektivvertrag für die Arbeiterkammern (1340/A)(E)
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einbindung des Nationalrats bei Umsetzung EU-Aufbau- und Resilienzfazilität (1341/A)(E)
Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Säumigkeit der Bundesregierung – Mittel aus dem EU-Aufbaufonds sofort abrufen (1342/A)(E)
Norbert Sieber, Barbara Neßler, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Familienlastenausgleichsgesetz 1967 geändert wird und das Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz zur Bekämpfung pandemiebedingter Armutsfolgen (COVID-19-Gesetz-Armut) geändert wird (1343/A)
Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz mit dem das Bundesgesetz vom 6. Feber 1968, über elektrische Leitungsanlagen, die sich auf zwei oder mehrere Bundesländer erstrecken (Starkstromwegegesetz 1968) und das Bundesgesetz vom 6. Feber 1968 über elektrische Leitungsanlagen, die sich nicht auf zwei oder mehrere Bundesländer erstrecken geändert werden (1344/A)
Alois Schroll, Kolleginnen und Kollegen betreffend Säumigkeit der Bundesregierung – Ökostromausbau und Energieeffizienzsteigerung sofort umsetzen (1345/A)(E)
Josef Muchitsch, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aktion 40.000 (1346/A)(E)
Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Selbsttests als Berufsgruppentest und Zutrittstest anerkennen (1347/A)(E)
Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erstellung eines Nationales Pandemieplanes (1348/A)(E)
Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Blutspende-Diskriminierung von schwulen und bisexuellen Männern, sowie Transgenderpersonen endlich beenden! (1349/A)(E)
Maria Großbauer, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kunst und Kultur nach der COVID-19-Krise (1350/A)(E)
Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Selbsttests als Berufsgruppentest bei PädagogInnen (1351/A)(E)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler (1352/A)(E)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Stärkung des österreichischen Gesundheitsdienstes (1353/A)(E)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend keine Diskriminierung der Besitzer von Klebevignetten (1354/A)(E)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend keine Nova-Erhöhung (1355/A)(E)
Petra Steger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Diskriminierung im Sport beenden (1356/A)(E)
Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über hochschulrechtliche und studienförderungsrechtliche Sondervorschriften an Universitäten, Pädagogischen Hochschulen, Einrichtungen zur Durchführung
von Fachhochschul-Studiengängen und Fachhochschulen aufgrund von COVID-19 (COVID-19-Hochschulgesetz – C-HG) geändert wird (1357/A)
Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortige Auflösung der COVID-19 Finanzierungsagentur des Bundes GmbH (COFAG) und Übertragung der Kompetenzen an das Bundesministerium für Finanzen (1358/A)(E)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Toponomastik-Landesgesetz im Südtiroler Landtag (1359/A)(E)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen betreffend Amnestie für die letzten Südtiroler Freiheitskämpfer (1360/A)(E)
Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausverkauf der heimischen Wirtschaft nach bevorstehender Pleitewelle im Tourismusbereich verhindern (1361/A)(E)
Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausverkauf der heimischen Wirtschaft nach bevorstehender Pleitewelle im Tourismusbereich verhindern (1362/A)(E)
Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend umfassender Einsatz zur Freilassung oppositioneller Politiker (1363/A)(E)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Keine Diskriminierung von Covid19-Ungeimpften (1364/A)(E)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Keine Diskriminierung von Covid19-Ungeimpften (1365/A)(E)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen betreffend Keine Diskriminierung von Covid19-Ungeimpften (1366/A)(E)
Franz Leonhard Eßl, Dipl.-Ing. Olga Voglauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Durchführung der Verordnung (EU) 2016/429 des Europäischen Parlaments und des Rates zu Tierseuchen und zur Änderung und Aufhebung einiger Rechtsakte im Bereich der Tiergesundheit („Tiergesundheitsrecht“) im Rahmen der bestehenden österreichischen Veterinärgesetze sichergestellt wird (Veterinärrechtsnovelle 2021) (1367/A)
Johann Singer, Mag. Nina Tomaselli, Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem zur Linderung der Folgen der COVID-19-Pandemie bei den Wohnkosten das Mietrechtsgesetz und das Richtwertgesetz geändert werden (Mietzinsrechtliches Pandemiefolgenlinderungsgesetz – MPFLG) (1368/A)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Glücksspielgesetz 1989 geändert wird (1369/A)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verhandlungsstopp für das Mercosur-Abkommen (1370/A)(E)
Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Förderung für echte Bauern statt immer deren „Tod“ bedauern (1371/A)(E)
Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend mehrmalige Unterstützung aus dem Corona-Familienhärtefonds (1372/A)(E)
Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen betreffend fachgerechte Entsorgung statt Reimport von Plastikmüll (1373/A)(E)
Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz zum Verbot von Parteispenden (1374/A)
Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen betreffend Veröffentlichungspflicht wissenschaftlicher Arbeiten (1375/A)(E)
Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen betreffend Transparenz in der Asyl- und Fremdenrechtsstatistik des BMI (1376/A)(E)
Anfragen der Abgeordneten
Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Corona Tests (5385/J)
Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Inklusive Bildung (5386/J)
Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend des Kostenersatzes hinsichtlich Einsätze des Bundesheeres während der Coronapandemie (5387/J)
Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Hubschrauberstützpunkt Klagenfurt (5388/J)
Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Pressekonferenz erledigt, Plan fehlt? Wer öffnet, muss auch testen. (5389/J)
Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend die Auszahlung des Fixkostenzuschusses 2 in der Reisebranche (5390/J)
Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend die Auszahlung des Fixkostenzuschusses 2 in der Reisebranche (5391/J)
Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Corona Tests (5392/J)
Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend prunkvolle Büroräumlichkeiten für die Message-Controlleure des Bundeskanzlers? (5393/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend SARS-CoV-2 Sequenzierungen (5394/J)
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Folgeanfrage Kaufhaus Österreich (5395/J)
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Folgeanfrage Österreich testet (5396/J)
Mag. Michaela Steinacker, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Aufklärung betreffend der Vorgehensweise einzelner Vertreter der zentralen Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption gegen den Bundesminister für Finanzen (5397/J)
Hermann Gahr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Verzögerung und Verunsicherung bei der Realisierung des Brenner Basistunnels (5398/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Umsetzung der Stellungnahme des Hauptausschusses zur öffentlichen transparenten länderspezifischen Berichterstattung durch die Bundesregierung (5399/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Umsetzung der Stellungnahme des Hauptausschusses zur öffentlichen transparenten länderspezifischen Berichterstattung durch die Bundesregierung (5400/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Umsetzung der Stellungnahme des Hauptausschusses zur öffentlichen transparenten länderspezifischen Berichterstattung durch die Bundesregierung (5401/J)
Maximilian Lercher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Entschädigung für Autobahn Jahresmautkartenbesitzer (5402/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Verständigungsverfahren im Doppelbesteuerungsrecht (5403/J)
Kai Jan Krainer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Umsetzung der Stellungnahme des Hauptausschusses zur öffentlichen transparenten länderspezifischen Berichterstattung durch die Bundesregierung (5404/J)
Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Ersatz der Kosten für Gebärdendolmetsch in der Weiterbildung (5405/J)
Mag. Verena Nussbaum, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Organisatorisches Chaos bei den „Gratis-Masken für alle über 65-jährigen“ (5406/J)
Hermann Gahr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Vorgehen einer Tiroler Abgeordneten und des Innsbrucker Bürgermeisters nach Demo-Eskalation in Innsbruck (5407/J)
Mag. Wolfgang Gerstl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Aufklärung betreffend Auffälligkeiten in der Arbeit einzelner Vertreter der zentralen Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption (5408/J)
Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Blümel hat sich verzockt – Das Spiel der ÖVP ist aus! (5409/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend das Mantra von der „Verfehlung“ durch die WKStA (5410/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Konsum pornografischer Inhalte von Kindern und Jugendlichen im Internet (5411/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Termin von „Kurz“ bei Novomatic-Eigentümer Johann Graf (5412/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Hausdurchsuchung in der Wohnung des Ibiza-Detektivs Julian H. und Kanzleigemeinschaft von dessen Anwalt mit Grün-Abgeordnetem Bürstmayr (5413/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Hausdurchsuchung in der Wohnung des Ibiza-Detektivs Julian H. und Kanzleigemeinschaft von dessen Anwalt mit Grün-Abgeordnetem Bürstmayr (5414/J)
Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Coronagelder für die CASAG (5415/J)
Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Betreuer bestahl betagtes Ehepaar (5416/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend rechtliche Qualität inländischer Reisewarnungen (5417/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Prüfung von LKW-Fahrverboten (5418/J)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Impfaufstand (5419/J)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Coronavirus-Varianten (5420/J)
Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Zusatzversicherung für Ehepartner bei der BVAEB (5421/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Kulturerbestätte „Asmara“ (5422/J)
Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend Kulturerbestätte „Asmara“ (5423/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend fehlendes Equipment für die Übertragung des Unterrichts im Internet (5424/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Umgang mit sensiblen Daten (5425/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend coronabedingte Lerndefizite (5426/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Corona-Tests und Exklusion testunwilliger Schüler (5427/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Befunde zur Situation von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie (5428/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Internatsgebühren während Heimunterrichtsphasen (5429/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Befunde zur Situation von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie (5430/J)
Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Befunde zur Situation von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie (5431/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Projekt Arbeitslose sollen in Niederösterreich in Covid-19 Teststraßen aushelfen (5432/J)
Alois Kainz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Projekt Arbeitslose sollen in Niederösterreich in Covid-19 Teststraßen aushelfen (5433/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend der Auswirkungen von COVID-19 auf die Geschlechtergleichstellung (5434/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Anzeigen nach dem Verbotsgesetz und Feststellung der Teilnahme angeblicher Rechtsextremer an Demonstrationen gegen die Anti-Corona-Regierungsmaßnahmen (5435/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend FABIAN – eine unendliche Geschichte? (5436/J)
Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend keine Corona Testungen bei Ersatzfreiheitsstrafe (5437/J)
Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend der Abwicklung des Lockdown-Umsatzersatzes für Unternehmen durch die COFAG (5438/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Suizidrate bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Zeiten der COVID-19 Pandemie (5439/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Inanspruchnahme der integrativen Lehre (5440/J)
Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Rechnungshof empfiehlt strengere Maßnahmen gegen Luftverschmutzung (5441/J)
Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die Einschränkung des Ärzte-Bereitschaftsdienst (5442/J)
Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die Einschränkung des Ärzte-Bereitschaftsdienst (5443/J)
Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die Einschränkung des Ärzte-Bereitschaftsdienst (5444/J)
Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die Einschränkung des Ärzte-Bereitschaftsdienst (5445/J)
Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die Einschränkung des Ärzte-Bereitschaftsdienst (5446/J)
Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die Einschränkung des Ärzte-Bereitschaftsdienst (5447/J)
Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die Einschränkung des Ärzte-Bereitschaftsdienst (5448/J)
Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die Einschränkung des Ärzte-Bereitschaftsdienst (5449/J)
Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend die Einschränkung des Ärzte-Bereitschaftsdienst (5450/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Mögliche Förderungen oder Spenden des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres an die ÖVP (5451/J)
Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend AMS-Schulungen Jänner 2021 (5452/J)
Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Geldforderungen von Warner an „Jerusalema“-Tanzgruppen (5453/J)
Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration betreffend Umsetzungsmaßnahmen des in der EU-Jahresvorschau 2021 thematisierten Migrationspaktes (5454/J)
Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Corona fordert gehörlose und blinde Menschen sehr (5455/J)
Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Positionspapier Rettungsdienst (5456/J)
Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Betreuer bestahl betagtes Ehepaar (5457/J)
Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Betreuer bestahl betagtes Ehepaar (5458/J)
Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend EU-Wiederaufbaufonds (5459/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Verschiebung der Hausdurchsuchung bei Finanzminister Blümel aufgrund des Lockdowns (5460/J)
Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend das Mantra von der „Verfehlung“ durch die WKStA (5461/J)
Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Mobilfunkausbau im Raum Ostarrichi-Kaserne zur Verbesserung der Kommunikation unserer Soldaten (5462/J)
Christian Ries, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Versammlungsfreiheit im Zusammenhang mit Corona-Demonstrationen (5463/J)
Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Proteste im Zuge der Rückführung von Personen aus gescheiterten Asylverfahren (5464/J)
Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend die Öffnung von Tennishallen (5465/J)
Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend die Strategische Prüfung-Verkehr der geplanten Breitspurbahn in den Bezirken Bruck an der Leitha und Neusiedl am See (5466/J)
Maximilian Köllner, MA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport betreffend die Aufhebung des generellen Radfahrverbots im Wald für den Zeitraum von 1. November bis 31. März (5467/J)
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Finanzplan des ÖBH 2021-2024 (5468/J)
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Covid Tests Raiffeisen Ware Austria AG (5469/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Ermittlungen nach Corona-Totalcrash in Mürztaler Pflegeheim (5470/J)
Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Festnahme von zwei ehemaligen BVT-Mitarbeitern (5471/J)
Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Mangelnder Datenschutz auf oesterreich-testet.at (5472/J)
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Einmeldung von Umweltmaßnahmen für den European Recovery Fund (5473/J)
Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend „Shreddergate“ im BKA (5474/J)
Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Visaerleichterung für politisch Verfolgte aus Belarus und anderen Problemstaaten (5475/J)
Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend Austrian Microdata Center (5476/J)
Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Austrian Microdata Center (5477/J)
Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landesverteidigung betreffend Weisung gegen unerbetene private Meinungsäußerungen von Wehrpflichtigen (5478/J)
Michael Bernhard, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Umweltmaßnahmen im European Recovery Fund (5479/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Beitragsforderungen der Sozialversicherungsträger (Folgeanfrage 02/2021) (5480/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Sozialversicherung: Offenlegung der Gebarungsvorschaurechnungen (Folgeanfrage 02/2021) (5481/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Psychische Gesundheit in der Krise (5482/J)
Dr. Johannes Margreiter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Fragwürdige Einstellung eines Ermittlungsverfahrens wegen gewerbsmäßigen Betruges (5483/J)
Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus betreffend Langfristige Einkommensentwicklung in der Landwirtschaft (5484/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Daten zu Clustern und Meldeketten (5485/J)
Rudolf Silvan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend der offiziellen Anprangerung von Politikberater Rudolf Fußi auf der Startseite der Website des Bundesministeriums für Inneres (5486/J)
Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Wo sind die Hotspots einer COVID-19 Infektion? Dem Contact Tracing auf der Spur. (5487/J)
Hermann Gahr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Vorgehen einer Tiroler Abgeordneten und des Innsbrucker Bürgermeisters nach Demo-Eskalation in Innsbruck (5488/J)
Dr. Christoph Matznetter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Missstände in der Cofag (5489/J)
Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung betreffend „Förderpaket 200 Millionen Euro“ (5490/J)
Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Strahlentherapieversorgung in Österreich (5491/J)
Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Untersagung der Feier im Gedenken an das „Massaker von Bleiburg“ (5492/J)
Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Inneres betreffend Untersagung der Feier im Gedenken an das „Massaker von Bleiburg“ (5493/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz betreffend Lieferkettengesetze auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene (5494/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Lieferkettengesetze auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene (5495/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort betreffend Lieferkettengesetze auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene (5496/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie betreffend Lieferkettengesetze auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene (5497/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Lieferkettengesetze auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene (5498/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für EU und Verfassung betreffend Lieferkettengesetze auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene (5499/J)
Julia Elisabeth Herr, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Arbeit betreffend Lieferkettengesetze auf internationaler, europäischer und nationaler Ebene (5500/J)
Anfragebeantwortungen
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (4658/AB zu 4657/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (4659/AB zu 4658/J)
der Bundesministerin für EU und Verfassung im EU und Verfassung auf die Anfrage der Abgeordneten Katharina Kucharowits, Kolleginnen und Kollegen (4660/AB zu 4660/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (4661/AB zu 4696/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (4662/AB zu 4671/J)
der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (4663/AB zu 4670/J)
der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen (4664/AB zu 4683/J)
der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen (4665/AB zu 4684/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (4666/AB zu 4674/J)
des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (4667/AB zu 4682/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (4668/AB zu 4664/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (4669/AB zu 4668/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (4670/AB zu 4679/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (4671/AB zu 4677/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (4672/AB zu 4680/J)
der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (4673/AB zu 4673/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (4674/AB zu 4678/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Felix Eypeltauer, Kolleginnen und Kollegen (4675/AB zu 4663/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Philipp Schrangl, Kolleginnen und Kollegen (4676/AB zu 4690/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (4677/AB zu 4687/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (4678/AB zu 4688/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (4679/AB zu 4689/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (4680/AB zu 4692/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (4681/AB zu 4693/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (4682/AB zu 4675/J)
der Bundesministerin für EU und Verfassung im EU und Verfassung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (4683/AB zu 4685/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (4684/AB zu 4747/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (4685/AB zu 4722/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Rosa Ecker, MBA, Kolleginnen und Kollegen (4686/AB zu 4742/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Thomas Drozda, Kolleginnen und Kollegen (4687/AB zu 4717/J)
der Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration im Bundeskanzleramt Frauen, Familie, Jugend und Integration auf die Anfrage der Abgeordneten Nurten Yılmaz, Kolleginnen und Kollegen (4688/AB zu 4667/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (4689/AB zu 4748/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (4690/AB zu 4695/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (4691/AB zu 4744/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerhard Kaniak, Kolleginnen und Kollegen (4692/AB zu 4743/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Wurm, Kolleginnen und Kollegen (4693/AB zu 4749/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (4694/AB zu 4746/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (4695/AB zu 4694/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Sabine Schatz, Kolleginnen und Kollegen (4696/AB zu 4691/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (4697/AB zu 4704/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (4698/AB zu 4702/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (4699/AB zu 4736/J)
der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Thomas Drozda, Kolleginnen und Kollegen (4700/AB zu 4698/J)
der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen (4701/AB zu 4740/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (4702/AB zu 4708/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (4703/AB zu 4726/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Petra Bayr, MA MLS, Kolleginnen und Kollegen (4704/AB zu 4715/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen (4705/AB zu 4720/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen (4706/AB zu 4741/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Thomas Drozda, Kolleginnen und Kollegen (4707/AB zu 4716/J)
des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (4708/AB zu 4705/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen (4709/AB zu 4735/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (4710/AB zu 4723/J)
der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort auf die Anfrage der Abgeordneten Rainer Wimmer, Kolleginnen und Kollegen (4711/AB zu 4700/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Sonja Hammerschmid, Kolleginnen und Kollegen (4712/AB zu 4721/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (4713/AB zu 4750/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch, Kolleginnen und Kollegen (4714/AB zu 4745/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (4715/AB zu 4730/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (4716/AB zu 4731/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Hannes Amesbauer, BA, Kolleginnen und Kollegen (4717/AB zu 4732/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (4718/AB zu 4754/J)
des Bundesministers für Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (4719/AB zu 4713/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen (4720/AB zu 4738/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (4721/AB zu 4701/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Gabriele Heinisch-Hosek, Kolleginnen und Kollegen (4722/AB zu 4737/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (4723/AB zu 4703/J)
des Bundesministers für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Thomas Drozda, Kolleginnen und Kollegen (4724/AB zu 4699/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (4725/AB zu 4760/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (4726/AB zu 4710/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Thomas Drozda, Kolleginnen und Kollegen (4727/AB zu 4718/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christian Ragger, Kolleginnen und Kollegen (4728/AB zu 4759/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (4729/AB zu 4706/J)
der Bundesministerin für EU und Verfassung im EU und Verfassung auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (4730/AB zu 4712/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Henrike Brandstötter, Kolleginnen und Kollegen (4731/AB zu 4724/J)
der Bundesministerin für EU und Verfassung im EU und Verfassung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (4732/AB zu 4727/J)
des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (4733/AB zu 4728/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Helmut Brandstätter, Kolleginnen und Kollegen (4734/AB zu 4725/J)
der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (4735/AB zu 4734/J)
des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (4736/AB zu 4729/J)
der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (4737/AB zu 4707/J)
der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen (4738/AB zu 4733/J)
der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Thomas Drozda, Kolleginnen und Kollegen (4739/AB zu 4719/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Andreas Kollross, Kolleginnen und Kollegen (4740/AB zu 4714/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen (4741/AB zu 4739/J)
der Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration im Bundeskanzleramt Frauen, Familie, Jugend und Integration auf die Anfrage der Abgeordneten Eva Maria Holzleitner, BSc, Kolleginnen und Kollegen (4742/AB zu 4711/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger, Kolleginnen und Kollegen (4743/AB zu 4758/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (4744/AB zu 4755/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (4745/AB zu 4756/J)
der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (4746/AB zu 4757/J)
des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Martina Künsberg Sarre, Kolleginnen und Kollegen (4747/AB zu 4751/J)
der Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration im Bundeskanzleramt auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Stephanie Krisper, Kolleginnen und Kollegen (4748/AB zu 4753/J)
der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen (4749/AB zu 4752/J)
der Bundesministerin für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (4750/AB zu 4762/J)
der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Philip Kucher, Kolleginnen und Kollegen (4751/AB zu 4785/J)
des Bundesministers für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Kolleginnen und Kollegen (4752/AB zu 4761/J)
des Bundesministers für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gerald Loacker, Kolleginnen und Kollegen (4753/AB zu 4765/J)
*****
des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Walter Rauch, Kolleginnen und Kollegen (28/ABPR zu 27/JPR)
des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (29/ABPR zu 30/JPR)
des Präsidenten des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Hafenecker, MA, Kolleginnen und Kollegen (30/ABPR zu 31/JPR)
Beginn der Sitzung: 9.04 Uhr
Vorsitzende: Präsident Mag. Wolfgang Sobotka, Zweite Präsidentin Doris Bures, Dritter Präsident Ing. Norbert Hofer.
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf Sie, liebe Abgeordnete, recht herzlich zu unserer 85. Sitzung begrüßen. Herzlichen Gruß auch den Damen und Herren der Journalistik und Ihnen zu Hause vor den Bildschirmen! Ich begrüße den Herrn Bundeskanzler und Herrn Bundesminister Kocher. Ich darf die Sitzung eröffnen.
Die Amtlichen Protokolle der 83. und der 84. Sitzung sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und wurden nicht beanstandet.
Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Andreas Kollross, Petra Vorderwinkler, Christian Lausch und Henrike Brandstötter.
Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für den heutigen Sitzungstag hat das Bundeskanzleramt mitgeteilt, dass, wie schon in den letzten Sitzungen, Bundesministerin für Justiz Dr. Alma Zadić, LL.M. durch Vizekanzler Mag. Werner Kogler vertreten wird.
*****
Der ORF überträgt die Sitzung bis 13 Uhr in ORF 2 und anschließend bis 19.15 Uhr in ORF III. Danach wird die Sitzung in der TVthek kommentiert übertragen.
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir gelangen zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:
„Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Insolvenzwelle, statt Kampf gegen die österreichische Justiz, Herr Bundeskanzler! Tun Sie es für Österreich.“
Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Rendi-Wagner. – Frau Klubobfrau, Sie haben das Wort. Sie wissen, dass Ihre Redezeit 10 Minuten nicht übersteigen darf. Bitte sehr.
Abgeordnete Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Coronakrise hat nicht nur enorme gesundheitliche Folgen – nein, viele Menschen in unserem Land trifft sie auch wirtschaftlich und sozial sehr hart. Man muss es so sagen, wie es ist: Diese Krise hat viele Verliererinnen und Verlierer. Unsere Aufgabe – vor allem auch Ihre Aufgabe, Herr Bundeskanzler – ist es, niemanden in dieser so schwierigen Zeit alleinzulassen, niemanden zurückzulassen, zum Beispiel die Frau in Spielberg in der Obersteiermark, die nach 30 Jahren in der Fertigung ihren Job verliert, wenige Jahre vor der Pension, oder auch die 16-Jährige im selben Betrieb, die gerade ihr zweites Lehrjahr
begonnen hat. Beide stehen plötzlich vor dem Nichts, weil ihre Firma zusperrt – Coronakrise.
Da ist der 57-jährige gelernte Maurer, der es schon vor der Krise sehr schwer hatte, mit seinem kaputten Kreuz eine Stelle zu finden; langzeitarbeitslos nennt man das. Da ist die alleinerziehende Mutter aus Wien, die in den letzten Monaten nicht mehr weiß, wie sie die Miete für sich und ihre Kinder zahlen soll. Da sind aber auch die vielen Unternehmerinnen und Unternehmer unseres Landes, die sich ihr Leben lang ihren persönlichen Traum aufgebaut haben, die alles investiert haben, alles hineingesteckt haben und von heute auf morgen ihre Betriebe schließen müssen, ihren Traum, ihre Zukunft aufgeben müssen. (Abg. Wurm: Das haben wir immer gesagt!) Ja, diese Krise kennt viele Verliererinnen und Verlierer, und einige von ihnen habe ich in den letzten Tagen, Wochen und Monaten persönlich getroffen. Ich habe ihnen zugehört, ich habe mit ihnen gesprochen. Sie waren verzweifelt. Sie alle sind aber keine Einzelfälle.
Nein, Österreich – so ehrlich muss man sein, Herr Bundeskanzler – ist unter jenen Ländern in Europa mit dem stärksten Wirtschaftseinbruch: minus 8 Prozent. Die Arbeitslosigkeit ist in Österreich doppelt – doppelt! – so stark gestiegen wie in Deutschland. Ja, wir erleben einen Winter der Rekordarbeitslosigkeit: über eine halbe Million Menschen ohne Job, eine halbe Million in Kurzarbeit.
Vom Negativrekord beim Impfen, Herr Bundeskanzler, ganz zu schweigen: Nur Tschechien liegt in Europa hinter uns, was die Durchimpfungsrate betrifft. Muss das so sein? – Nein, das muss nicht so sein! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Margreiter.)
Viele fragen sich: Warum ist denn die Arbeitslosigkeit in Österreich doppelt so stark gestiegen wie in unserem Nachbarland Deutschland? Der Tourismus alleine als Erklärung ist zu wenig. Warum ist unsere Wirtschaft wesentlich stärker eingebrochen als in 25 anderen EU-Ländern? Ja, warum? – Die Gründe liegen auf der Hand: Weil Sie die Unternehmerinnen und Unternehmer von Anfang an über Nacht zu Bittstellern gemacht haben, weil die von Ihnen versprochene Hilfe während der ersten Welle zu wenig, zu spät und zu bürokratisch war und dadurch im März letzten Jahres binnen zwei Wochen 200 000 Menschen in Österreich ihren Job verloren haben – 200 000 Menschen, das gab es noch nie, Herr Bundeskanzler –, weil seit dem zweiten Lockdown noch immer viele kleine und mittlere Unternehmen – zum Teil noch immer seit November! – auf Hilfszahlungen warten, die nicht einmal eine Ansprechstelle haben, nur eine Hotline, die aber keinen Zugang zu den Daten hat und keine Auskunft geben kann.
50 Milliarden Euro, das ist die gute Nachricht, gibt es für die heimische Wirtschaft. 50 Milliarden heißt aber noch nicht, dass dieses Geld alleine hilft. 50 Milliarden heißt nicht, dass dieses Geld dort ankommt, wo es auch am dringendsten gebraucht wird, denn wohin dieses Geld, diese 50 Milliarden Euro fließen – es ist Steuergeld, Herr Bundeskanzler –, wohin diese Steuermittel fließen, darf, wenn es nach Ihnen geht, niemand wissen – die größte Summe, die je ein Finanzminister freihändig in der Zweiten Republik ausgeben konnte, und niemand in diesem Land darf es wissen.
Was auch niemand weiß und niemand versteht, ist, warum unser Finanzminister, der jetzt mit anderen Dingen sehr beschäftigt ist – das wissen wir –, warum genau dieser Finanzminister noch immer keinen Plan auf den Tisch gelegt hat, wie Österreich die 3 Milliarden Euro aus dem EU-Wiederaufbaufonds abholen will – 3 Milliarden Euro, kein Plan! Die Zeit läuft. Wir können darauf nicht verzichten. Wo ist der Plan für diesen Wiederaufbaufonds? (Beifall bei der SPÖ.)
Das alles, Herr Bundeskanzler, müsste nicht so sein, und ich gehe weiter, das alles darf nicht so sein. Wenn es darum geht, Menschen in Beschäftigung zu halten, Betriebe in Österreich zu retten, neue Jobs zu schaffen, ja, unser Land aus dieser Krise zu führen,
dann ist die SPÖ immer – darauf können Sie sich verlassen – ein konstruktiver, ein verlässlicher Partner gewesen und wird es auch weiter sein.
Wir haben dazu klare Ideen und Vorschläge geliefert: für ein großes Konjunkturpaket zur Ankurbelung der österreichischen Wirtschaft, für eine freiwillig geförderte Viertagewoche, um Hunderttausende Arbeitsplätze zu sichern, für ein höheres Arbeitslosengeld (Zwischenruf des Abg. Haubner), um die Existenzen einer halben Million Menschen zu sichern, die Kaufkraft zu stärken, damit auch die Wirtschaft wieder anzukurbeln, für eine Pflegearbeitsstiftung, um Arbeitslose zu Pflegekräften auszubilden. (Ruf bei der ÖVP: ... weniger Arbeitslosigkeit!) Ja, und einen weiteren Vorschlag von uns haben Sie gestern aufgegriffen, das ist ein positiver Schritt, nämlich unseren Vorschlag, die gesetzliche Mieterhöhung heuer auszusetzen. Damit sind eine Million Menschen in unserem Land entlastet – ein guter, ein richtiger, ein erster Schritt. (Beifall bei der SPÖ.)
Das ist ein erster Schritt, und viele weitere müssen folgen, denn diese Krise löst sich nicht von selbst. Die Wirtschaft muss angekurbelt werden, das alleine reicht aber nicht. Das alleine wird nicht reichen, denn Menschen, die trotz aller Bemühungen in dieser schwierigen Zeit länger als ein Jahr keinen Job gefunden haben, schaffen es nicht alleine. Sie brauchen Unterstützung und sie brauchen vor allem eines: Sie brauchen eine ehrliche Chance. Diese Chance, und so ehrlich muss man auch sein, haben sie nur durch die öffentliche Hand. Das weiß ich und das wissen Sie alle – nur durch die öffentliche Hand.
Herr Bundeskanzler, deswegen schlage ich Ihnen heute die Joboffensive für Langzeitarbeitslose vor. Schaffen wir gemeinsam 40 000 sinnvolle, neue Jobs für Langzeitarbeitslose in Österreich! (Beifall bei der SPÖ.)
Die Wirtschaft nach oben bringen, die Arbeitslosigkeit runterbringen, das ist eine Mammutaufgabe, die ebenso das Gemeinsame braucht wie die Bekämpfung dieser Jahrhundertgesundheitskrise. Das Gemeinsame: Arbeiten wir gemeinsam daran!
Und, Herr Bundeskanzler, führen Sie entschlossen einen Kampf gegen Corona, gegen die Arbeitslosigkeit, gegen die Pleitewelle! Führen Sie bitte keinen Kampf gegen die österreichische Justiz! (Lang anhaltender Beifall bei der SPÖ.)
9.14
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist der Herr Bundeskanzler. Ich erteile ihm das Wort.
Bundeskanzler Sebastian Kurz: Grüß Gott, sehr geehrte Damen und Herren! Geschätzter Herr Präsident! Lieber Martin Kocher! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Wir haben mittlerweile fast ein Jahr lang mit der größten Pandemie seit 100 Jahren zu kämpfen. Es ist eine gewaltige Gesundheitskrise, die die ganze Welt erschüttert hat, die kein Land verschont und die uns in Europa und auch in Österreich hart getroffen hat. Es ist ein Krisenjahr, ein schwieriges Jahr, keine einfache Zeit – weder für die Politik noch für die Menschen, weder für Arbeitgeber noch für Arbeitnehmer, weder für Familien noch für Alleinstehende. (Zwischenruf des Abg. Schnedlitz.) Es ist eine massive Herausforderung, und es ist eine Herausforderung, die wir nur gemeinsam stemmen können.
Wie bei vielen großen Krisen ist es so, auch wenn sie einen am Anfang hart treffen, dass das Allerschwierigste ist, durchzuhalten. Dass die letzten Meter die anstrengenden sind, das ist nicht nur bei einem Langstreckenlauf so, sondern das ist auch bei der Krisenbewältigung so. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Darum bin ich froh, dass wir in den letzten Zügen dieser Krise sind, dass wir wissen, dass wir im Sommer wieder Richtung Normalität zurückkehren können. Aber ja, diese letzten Meter sind besonders schwierig,
besonders herausfordernd und für uns alle nicht einfach. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Unser oberstes Ziel war es das ganze Jahr über – und das wird sich auch in den nächsten Monaten nicht ändern –, alles zu tun, um Österreich gut durch diese Krise zu führen, alles zu tun (Zwischenrufe der Abgeordneten Amesbauer und Belakowitsch), um die Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher zu schützen und gleichzeitig die wirtschaftlichen und sozialen Folgen dieser Krise so gut als möglich abzufedern. (Zwischenruf des Abg. Hafenecker.) Und ja, die wirtschaftlichen Auswirkungen sind enorm. (Abg. Amesbauer: Alles Ihre Schuld!) In der Finanzkrise im Jahr 2008 gab es einen Einbruch von 4,3 Prozent der Wirtschaftsleistung. Diese Krise jetzt trifft uns in Europa und auch uns in Österreich deutlich härter. (Abg. Amesbauer: Sie sind schuld!) Sie trifft uns heftiger und sie ist wirtschaftlich und sozial deutlich herausfordernder. (Abg. Amesbauer: Kurz ist schuld! Kurz muss weg! – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Österreich, sehr geehrte Damen und Herren, hat viele Stärken. Eine dieser Stärken ist, dass wir eine Tourismus- und Kulturnation sind. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wir sind einer der schönsten Plätze dieser Welt, und der österreichische Tourismus hat eine unglaubliche Kraft. Wir sind nicht nur im Sommer ein begehrtes Reiseziel, sondern sind eine der ganz starken Wintertourismusnationen. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Rössler und Schallmeiner. – Abg. Belakowitsch: Deswegen haben wir den Tourismus gesperrt! – Zwischenruf des Abg. Amesbauer.)
Die Gastronomie und die Beherbergungsbetriebe, die sonst einen ganz wesentlichen Beitrag zu unserer Wertschöpfung leisten, sind gerade in Zeiten einer Pandemie natürlich ganz besonders hart getroffen. Sehr geehrte Damen und Herren, es ist kein Geheimnis, dass Österreich im Bereich Gastronomie und Beherbergung drei Mal so stark ist wie Deutschland oder die Schweiz. Der Anteil an der Wertschöpfung von Gastronomie und Beherbergung ist in Österreich doppelt so hoch wie im Schnitt der Europäischen Union (Abg. Belakowitsch: Wie schaut das in Kroatien aus, in Italien?!), und was sonst unsere Stärke ist, das ist natürlich ein Bereich, der in einer Pandemie ganz besonders gefordert ist.
Wenn der internationale Reiseverkehr einbricht, wenn die Grenzen hochgefahren werden (Abg. Belakowitsch: Warum werden sie denn hochgefahren?!), wenn man aufgrund eines Virus wesentlich schwieriger Geschäftsreisen durchführen kann (Zwischenruf des Abg. Amesbauer) und sich die Verhandlungen auf Videokonferenzen verlagern, und wenn der Urlaub für viele unmöglich wird (Abg. Belakowitsch: Wer hat denn Tirol abgesperrt?! Das ist ja Kindesweglegung!), dann trifft das Gastronomie, Tourismus und Freizeitwirtschaft und alle Beschäftigten in diesem Bereich ganz besonders stark. (Zwischenruf des Abg. Schnedlitz.)
Das ist mit ein Grund dafür, warum wir in Österreich stärker helfen als alle anderen. (Heiterkeit der Abg. Belakowitsch.) Frau Rendi-Wagner hat vieles aufgezählt, was sie aber nicht erwähnt hat, war, dass Österreich weltweit die Nummer eins ist, wenn es um Unterstützungsleistungen für die Unternehmen und die Beschäftigten geht. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Österreich hat in den letzten Jahren gut gewirtschaftet (Abg. Hafenecker: Darum sind wir Vorletzter beim Wirtschaftswachstum! Vorletzter in Europa! – Abg. Belakowitsch: Wir sind das Schlusslicht!), und wir sind ein erfolgreiches Land mit fleißigen Menschen. Daher haben wir jetzt auch die finanziellen Möglichkeiten, in dieser Zeit der Notwendigkeit stärker zu helfen als andere Staaten in Europa und auf der ganzen Welt. (Abg. Kassegger: Das ist ein völliger Blödsinn! – Zwischenruf bei der SPÖ.)
Bis jetzt wurden über 32 Milliarden Euro an Hilfsgeldern geleistet, für Klein- und Mittelbetriebe ganz besonders und insbesondere auch für deren Beschäftigte, es gibt 1 Milliarde
Euro im Härtefallfonds, insbesondere für Einzelunternehmer, 3 Milliarden Euro Umsatzersatz (Abg. Belakowitsch: Das kommt aber nicht an, offenbar!), gerade für die geschlossenen Branchen im Bereich der Gastronomie und des Tourismus, sowie Stundungen von Steuern und Abgaben.
Ein Danke an Gernot Blümel, dass er es geschafft hat, den Deckel der Europäischen Union für bestehende Hilfen zu erhöhen und da einen wichtigen Verhandlungserfolg zu erzielen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Danke, danke, danke! – Zwischenruf der Abg. Doppelbauer. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ein Danke an Werner Kogler und den Koalitionspartner, mit dem wir es gestern gemeinsam auf den Weg gebracht haben, dass die Mietpreiserhöhung in diesem Jahr ausgesetzt wird. (Abg. Loacker: Für den Mietadel! – Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Damit werden gerade die Menschen, die weniger zum Leben haben, ein klein wenig stärker unterstützt. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Leichtfried: Wollt ihr uns pflanzen, oder was?)
Ein ganz besonderes Danke an Martin Kocher für alle Anstrengungen, die im Bereich der Kurzarbeit unternommen werden. Ich möchte mich hier auch bei den Sozialpartnern bedanken. Wir haben in Österreich mit dem Modell der Kurzarbeit eines der besten Modelle der Welt. Wir haben 6 Milliarden Euro in die Kurzarbeit investiert und so zwischenzeitlich über eine Million Menschen in Beschäftigung gehalten, die sonst vielleicht ihre Jobs verloren hätten, und das ist auch der Grund, warum wir betreffend Arbeitslosigkeit unter den besten zehn Ländern in Europa und betreffend Jugendarbeitslosigkeit unter den besten fünf sind. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.)
Darüber hinaus, sehr geehrte Damen und Herren, bringen wir gerade die größte Qualifizierungsoffensive der Zweiten Republik auf den Weg. Wir investieren 700 Millionen Euro in Qualifizierungsmaßnahmen, um Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen, denn neben der Arbeitslosigkeit, neben den Folgen der Krise gibt es im Bereich der Digitalisierung, im Pflegebereich und anderen Branchen nach wie vor offene Stellen. Je intensiver und schneller wir Menschen aus- und weiterbilden können, desto mehr Menschen können wir wieder in Beschäftigung bringen, und das muss stets das oberste Ziel unserer Politik sein. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)
Sehr geehrte Damen und Herren, es ist keine einfache Zeit. Es ist eine extrem herausfordernde Phase für jeden Einzelnen in unserem Land, für jeden Einzelnen in Europa und weit darüber hinaus. Es ist eine Phase des Verzichts (Abg. Belakowitsch: Auf was verzichten Sie eigentlich? – Abg. Leichtfried: Sie könnten auf die 200 Millionen Werbegelder verzichten! Das wäre ein Anfang!), es ist für viele eine Phase der Vereinsamung. Es ist eine Phase, in der wir alle unser Leben nicht so leben können, wie wir es gerne leben würden. (Abg. Amesbauer: Weil Sie sie nicht lassen! Sie sind der größte Pharisäer von allen!) Es ist eine Phase, in der Unternehmer, die fleißig, mutig, innovativ sind, nicht das machen können, wofür sie normalerweise brennen und mit dem sie einen wesentlichen Beitrag in unserem Land leisten. Es ist eine Phase, in der Menschen ihren Job verloren haben, ohne dass sie sich irgendetwas zuschulden haben kommen lassen.
Sehr geehrte Damen und Herren, es wird ein enormer Kraftakt sein und es wird unseren Zusammenhalt brauchen, um Österreich nach dieser Krise wieder bestmöglich zurückzukämpfen, ich bin aber überzeugt davon, dass uns das gemeinsam gelingen kann. Ich bin auch überzeugt davon, dass es keine Alternative zu diesem Ziel geben darf, und daher werden wir weiterhin mit voller Kraft an diesem Ziel arbeiten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Wir haben vor knapp drei Wochen einen sehr mutigen Schritt gemacht und wesentliche Teile der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens früher geöffnet als andere Staaten. Wir haben früher als andere die Schulen wieder für den Präsenzunterricht aufgesperrt, damit die Kinder wieder zur Schule gehen können. (Abg. Kickl: Bei anderen waren sie nie zu! – Abg. Belakowitsch: Was reden Sie? Die Kinder können nicht zur Schule gehen, die sitzen ...! – Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.) Wir haben früher als andere Staaten den Handel wieder geöffnet und so viele Menschen wieder in Beschäftigung bringen können.
Während Deutschland und andere Staaten nach wie vor im Lockdown sind, haben wir versucht, erste Öffnungsschritte zu machen, und wir begleiten diese Öffnungsschritte mit aller Vorsicht, zum einen mit FFP2-Masken und zum anderen mit einer intensiven Teststrategie. Österreich ist unter den Ländern in Europa, in denen am allermeisten getestet wird, und das ist gut so (Abg. Amesbauer: Warum ist das gut? Warum? Was bringt das?), weil die Testungen unsere Chance sind, wieder zur Normalität zurückzukehren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Während die körpernahen Dienstleister in anderen Ländern noch geschlossen sind, ist es in Österreich möglich, nach einem Test dorthin zu gehen (Abg. Amesbauer: Und wenn man ohne Test hingehen will?), und das hilft nicht nur den Kunden, sondern vor allem den Betrieben und den Beschäftigten in diesen Branchen. (Zwischenrufe der Abgeordneten Amesbauer und Belakowitsch.) Ich bin froh, dass sich mittlerweile auch Tourismus und Gastronomie für diese Teststrategie aussprechen und auch bereit sind, auf intensive Testungen zu setzen.
Wir werden in den nächsten Monaten weiterhin behutsam vorgehen müssen, aber eines steht fest: Je mehr wir testen (Abg. Amesbauer: Umso sinnloser ist es!), desto mehr Freiheit wird für uns alle möglich sein. (Abg. Kickl: So ein Schmarrn!) Je stärker wir testen, desto eher werden wir Öffnungsschritte setzen können (Abg. Belakowitsch: Das ist Erpressung!) – sehr behutsam, sehr vorsichtig, aber mit einem klaren Ziel: so viel Freiheit wie möglich, so viel Einschränkung wie notwendig. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren, erlauben Sie mir zum Abschluss, der österreichischen Bevölkerung für den Zusammenhalt in dieser Zeit zu danken (Abg. Belakowitsch: Die wollen von Ihnen keinen Dank mehr!), vor allem aber auch dafür, dass so viele Menschen in diesem Land versuchen, ihren Beitrag zu leisten, indem sie Abstand halten, indem sie Masken tragen, indem sie sich regelmäßig testen lassen (Abg. Belakowitsch: Tausende jeden Tag!), damit wir uns Schritt für Schritt wieder zurück ins normale Leben kämpfen können. (Ruf bei der FPÖ: Gesellschaftsspalter! – Heiterkeit bei Abgeordneten der ÖVP.) – Danke vielmals. (Lang anhaltender Beifall bei der ÖVP sowie Beifall bei den Grünen.)
9.26
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf darauf aufmerksam machen, dass die Redezeit der künftigen Redner laut § 97a Abs. 6 der Geschäftsordnung 5 Minuten nicht übersteigen darf.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Ottenschläger. – Bitte.
Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Zu Beginn möchte ich eines klarstellen, Bezug nehmend auf den Titel, den die SPÖ für diese Aktuelle Stunde gewählt hat: Der Herr Bundeskanzler führt keinen Kampf gegen die Justiz, sondern für Aufklärung und Gerechtigkeit. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf
bei der SPÖ: Hahaha! – Zwischenruf der Abg. Meinl-Reisinger. – Heiterkeit bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.) Er kämpft für den Erhalt der Arbeitsplätze und für die Unternehmen in diesem Land – das sei hier einmal klargestellt. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Belakowitsch und Hafenecker.)
Der Herr Bundeskanzler hat es ja schon skizziert (Abg. Belakowitsch: Der spielt mit dem Handy!), auch ich bin seiner Meinung: Die zwei wichtigsten Maßnahmen – auch für den Erhalt der Arbeitsplätze, für die Unternehmen in diesem Land – sind jetzt aktuell testen, testen, testen, und zu schauen, dass wir bis zum Sommer eine hohe Durchimpfungsrate haben. (Abg. Deimek: Wie soll denn ...? – Abg. Hafenecker: Ihr wart ja nicht einmal in der Lage, einen Impfstoff zu besorgen! Ihr führt euch ja selber ad absurdum!) Das gewährleistet eben Öffnungsschritte unter gewissen Rahmenbedingungen, damit unsere Unternehmer wieder selber ihr Geld verdienen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezahlen können. Das ist der entscheidende Punkt. (Beifall bei der ÖVP.)
Wie Sie wissen, macht uns der Vergleich auch da sicher: Was das Testen betrifft, gehören wir zu den Top drei in Europa (Abg. Belakowitsch: Zwangstesten!), und das wird uns viel weiter bringen, auch wenn Sie es vielleicht nicht glauben wollen. (Beifall bei der ÖVP.)
Nun zu den Kritikpunkten – Kritik ist ja in Ordnung, wenn sie konstruktiv ist und nicht nur um der Kritik willen geschieht, um eben vielleicht einen politischen Vorteil zu erreichen. (Ruf bei der FPÖ: Das ist das, was Sie jetzt machen!) Ich erwähne die Kurzarbeit, das wahrscheinlich großzügigste Modell in Europa für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber auch für die Unternehmer. (Abg. Loacker: Großzügig ist nicht immer gut! Es sollte vielleicht gescheit sein statt großzügig!)
Der Eingangssteuersatz wurde gesenkt, die Familien wurden unterstützt, kleinere Pensionen erhöht, Arbeitslose mit zusätzlichen Zuschüssen unterstützt. Betreffend Wirtschaftshilfen, der Herr Bundeskanzler hat es gesagt (Abg. Belakowitsch: Wenn er schon was sagt!): 32 Milliarden Euro wurden an Unternehmen ausbezahlt und zugesagt, auch da befinden wir uns im europäischen Spitzenfeld. Es war gerade zu Beginn von entscheidender Bedeutung, dass wir die Liquidität in den Betrieben sichern. Dazu hat es garantierte Kredite in Milliardenhöhe gegeben. Der Umsatzersatz wurde erwähnt, der Fixkostenzuschuss in Höhe von über 640 Millionen Euro wurde an 64 000 Antragsteller bezahlt, dazu kommen der Härtefallfonds und jetzt der Ausfallsbonus, der bereits seit letzter Woche beantragt werden kann und sich bereits in Abwicklung befindet.
Für die Bundesregierung mit unserem Bundeskanzler an der Spitze war es ja von Anfang an klar: Wir müssen unsere Betriebe rasch und bestmöglich unterstützen, damit diese nach der Krise selbstständig weiterarbeiten und damit auch weiterhin Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer beschäftigen können.
Ja, es gibt auch Unternehmer, die noch nicht alle Unterstützungsmaßnahmen bekommen haben, auch diese begleiten wir aber (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch – Abg. Kickl: Palliativmedizin!), und wir schauen, dass alle die Unterstützung bekommen, die ihnen zusteht. (Beifall bei der ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Meine Damen und Herren, für die Zukunft: Selbstverständlich wird an der Gestaltung entsprechender Rahmenbedingungen für den Erhalt unserer Betriebe und damit den Erhalt der Arbeitsplätze gearbeitet. Stichwörter: Joboffensive, Sanierungsoffensive; aber auch die Investitionsprämie, die bereits in Umsetzung ist und viel bewirken wird, wird dazu einen Beitrag leisten.
Meine Damen und Herren, hinsichtlich der von Frau Kollegin Rendi-Wagner erwähnten künstlichen Jobs, wie sie sie vorschlägt, sind wir mehr als skeptisch. Wir glauben nicht, dass das der Weisheit letzter Schluss ist. Es hat auch die Vergangenheit bewiesen, dass
das nicht funktioniert. Wir wollen, dass unsere Betriebe die entsprechenden Rahmenbedingungen haben, damit sie Beschäftigung schaffen können und wir keine künstlichen Jobs schaffen. (Beifall bei der ÖVP.)
Und ja, es wird viele weitere positive Signale brauchen: Stärkung des Eigenkapitals, steuerliche Rahmenbedingungen, all das werden wir brauchen. Wir brauchen auch eine positive Aufbruchsstimmung, und an dieser mitzuarbeiten, dazu lade ich Sie ein. Wir alle können dazu einen Beitrag leisten: sachlich diskutieren, dann aber versuchen, gemeinsam den Menschen eine positive Perspektive zu geben.
Meine Damen und Herren, dazu rufe ich Sie wirklich auf! Ich glaube, das ist eine wichtige Maßnahme, damit die Unternehmerinnen und Unternehmer in diesem Land wieder arbeiten können und entsprechend für Beschäftigung sorgen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
9.32
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Muchitsch ist zu Wort gemeldet. – Bitte.
Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Arbeitsminister! Ich wollte heute eigentlich eine sehr sachliche Rede halten, aber in den bisherigen Debattenbeiträgen – es tut mir leid! – wurden Dinge derartig verdreht, Missstände derartig schöngeredet, dass ich sagen muss, das ist eine Katastrophe und des Hohen Hauses nicht würdig! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)
Herr Bundeskanzler, sogar die Grünen – Ihr Koalitionspartner – sagen, Sie hätten ein gestörtes Verhältnis zur Justiz. (Bundeskanzler Kurz schaut auf sein Smartphone. – Abg. Belakowitsch: Der muss jetzt einmal auf dem Handy etwas finden!) – Herr Bundeskanzler, können Sie einmal das Handy wegtun? Herr Bundeskanzler, können Sie bitte einmal das Handy wegtun? (Beifall bei der SPÖ.) Wir reden über Menschen, die arbeitslos sind, wir reden über die Wirtschaft, die Wirtschaftstreibenden, die nicht wissen, wo das Licht am Ende des Tunnels ist – und Sie spielen auf dem Handy herum! (Bundeskanzler Kurz legt sein Smartphone zur Seite.) – Danke schön.
Herr Bundeskanzler, wir haben eine Million Menschen, die jetzt weniger Einkommen haben. (Abg. Belakowitsch: Das interessiert ihn nicht!) Es sind drei Gruppen: Es sind die Arbeitslosen, es sind die arbeitslosen Menschen in Schulungen und es sind die Menschen in Kurzarbeit, Herr Arbeitsminister. Diese drei Gruppen, das sind eine Million Menschen, haben weniger Einkommen. Sie können wöchentlich eine Pressekonferenz machen und diese Zahlen kommentieren: Da sind es ein bisschen mehr geworden, dort sind es ein bisschen weniger geworden, dort schulen wir ein bisschen mehr!, das ist aber kein Plan, um diese eine Million Menschen mit weniger Einkommen aus der Krise zu holen, sodass sie wieder mehr Einkommen haben. (Beifall bei der SPÖ.)
Herr Bundeskanzler, es hilft nichts, wenn Sie sich hierherstellen und sagen: 31 Milliarden Euro an Wirtschaftshilfen! – Wir haben die höchste Zunahme der Zahl der Arbeitslosen in Europa, wir haben den größten Wirtschaftsabschwung in Europa nach Spanien und wir haben die höchsten Wirtschaftshilfen – da haben Sie recht (Zwischenruf des Abg. Kickl) –, aber was hat es uns gebracht? Warum stehen wir bei den Arbeitslosenzahlen, bei den Wirtschaftszahlen dennoch so schlecht da? – Der Aufschwung ist weit weg, weil Sie keine Maßnahmen zulassen! (Beifall bei der SPÖ.)
Sie müssen jetzt einen Plan entwickeln! Wenn wir die Pandemie überstanden haben, dürfen wir es nicht gleich schlecht machen wie bei der Impfstrategie: zuerst Impfstoff bestellen, Impfstoff wird geliefert, dann werden ein paar Dosen verimpft und dann liegt der restliche Impfstoff 14 Tage im Keller. – Das ist keine Strategie! Das Gleiche gilt für
den Arbeitsmarkt: Für den Arbeitsmarkt brauchen wir jetzt Konzepte und Maßnahmen, wie wir, wenn die Pandemie besiegt ist, rasch aus dieser schlimmen Arbeitsmarktsituation herauskommen, um die Arbeitslosigkeit zu senken. – Da hat die SPÖ Vorschläge vorgelegt, da haben wir Anträge eingebracht.
Herr Bundeskanzler, bei Ihrer Arbeitsmarktpolitik steht Ihnen das Wasser bis zum Hals! (Beifall bei der SPÖ.) In Ihrer Situation würde ich die Vorschläge der Opposition nicht immer schlechtreden.
Herr Kollege Ottenschläger, bei aller Wertschätzung: Redet nicht jetzt schon wieder einen Vorschlag der SPÖ schlecht, bevor wir miteinander geredet haben! – Wieso reden wir nicht miteinander? (Abg. Wöginger: Das ist ja ein Rohrkrepierer!) Warum reden Sie die Aktion 20 000 schlecht (Abg. Wöginger: Das ist ja ein Rohrkrepierer!), die ihr gar nicht habt starten lassen? (Abg. Wöginger: Das hat ja damals nicht funktioniert!) – Ihr habt euch noch gar nicht damit befasst! (Abg. Wöginger: Was soll denn das bringen? – Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.) Eine neue Aktion für 140 000 Langzeitbeschäftigungslose, für jene Menschen, die keine Chance haben, über die Privatwirtschaft in Jobs zu kommen – genau deshalb brauchen wir das für diese! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Was soll das bringen? – Zwischenruf des Abg. Michael Hammer.)
Lieber August Wöginger, das, was Österreich nach einer Krise immer starkgemacht hat (Abg. Wöginger: Aber das nicht!), war das Gemeinsame! (Abg. Wöginger: Aber das nicht! Das ist doch ein Blödsinn! – Zwischenruf der Abg. Greiner.)
Ihr könnt nicht einfach nur hergehen und sagen, ihr schafft es, die 140 000 Langzeitbeschäftigungslosen in den Arbeitsmarkt zurückzubringen. (Abg. Wöginger: Was bringt denn das? Das ist ein Rohrkrepierer!) Das funktioniert nicht! Wir brauchen da die öffentliche Hand und die gemeinnützigen Vereine. (Abg. Wöginger: Ja freilich! Verstaatlichen, nicht? „Konsum“-Pleite! So ein Schwachsinn!)
Wenn euch ein bissl etwas an diesem Österreich liegt, dann redet mit uns, ladet uns ein! Tun Sie es für Österreich, Herr Bundeskanzler! Tun Sie es nicht für sich, sondern tun Sie es für Österreich! (Beifall bei der SPÖ.)
9.37
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Abgeordnete Belakowitsch ist zu Wort gemeldet. – Bitte.
Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Es geht hier primär um den Arbeitsmarkt und den Umgang der Bundesregierung mit demselben. Der Bundeskanzler hat sich heute hierhergestellt und erklärt, wie großartig nicht alles sei, denn Österreich gehöre ja bei den Förderungen zu den Besten. – Das mag stimmen, Herr Bundeskanzler, aber offensichtlich kommen sie nicht an, denn sie haben nicht die Wirkung, die sie bei dieser Höhe erzielen könnten.
Wir haben die schlechtesten Wirtschaftsdaten in Europa, wir haben die höchste Arbeitslosigkeit in Europa – also irgendetwas ist faul in dem System. Das zeigen ja auch die zahllosen E-Mails von Unternehmern – ich nehme an, auch Sie werden sie bekommen –, die verzweifelt sind, weil sie immer noch keine Hilfszahlungen bekommen haben. Das heißt, Sie haben zwar große Beträge versprochen, die auch hier beschlossen wurden, aber diese kommen nicht dort an, wohin sie gehören. Da ist ein Fehler im System, und für diesen ist die Bundesregierung zuständig! (Beifall bei der FPÖ.)
Das gesamte Land Österreich befindet sich in einem wirtschaftlichen Chaos. Sie wollen das nicht hören. Die Kollegen von der ÖVP haben bei der Rede meines Vorredners jetzt
gerade gesagt, sie wollen sich das, was die Opposition sagt, nicht anhören, denn es komme nur Blödsinn heraus. – Das ist der Zugang: Man sagt, die Opposition brauche man sich nicht anzuhören, man wisse eh alles besser – und jetzt sehen wir, wie Österreich dasteht, meine Damen und Herren!
Was haben wir denn jetzt? – Wir haben die höchste Arbeitslosigkeit in der Zweiten Republik. Wir haben Menschen, die zu Hause verzweifelt sind. Wir haben Bürger, die nicht wissen, wie es weitergehen wird, die vielleicht nie wieder Urlaub machen können.
Sie stellen sich hierher, beklatschen sich selber, weil das Testen in Österreich so gut funktioniert. – Herr Bundeskanzler, Sie wissen ganz genau: Das Testen hat nie gut funktioniert, aber dann haben Sie es zum Zwangstesten gemacht! Jeder muss sich jetzt einem Zwangstest unterziehen. Das geht hinunter bis zu den Jüngsten! (Abg. Wöginger: Das würde euch auch nicht schaden, einmal testen lassen!) – Herr Kollege Wöginger, melden Sie sich zu Wort, wenn Sie glauben, das sei so super! (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Dieser Sadismus, der von der ÖVP kommt, der unseren Kindern den Schulbesuch verunmöglicht, wenn sie sich nicht testen lassen, und das sind dann die Fach- - (Abg. Wöginger: Genau! Ja, genau!) – Ja, ganz genau. Sehen Sie - - (Abg. Wöginger: Ja, weil ihr fest husst mit euren Funktionären!)
Herr Präsident, vielleicht könnten Sie Kollegen Wöginger einmal sagen, er soll sich ein bissl zusammennehmen. (Abg. Wöginger: Du schreist die ganze Zeit, und wir dürfen nichts sagen! So weit kommt es noch! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Kollege Wöginger, ich bin jetzt am Wort! Das ist der Unterschied: Ich habe jetzt das Wort! Wenn Sie etwas sagen wollen, dann stellen Sie sich hier heraus!
Es ist eine Tatsache: Sie von der ÖVP haben das Land gegen die Wand gefahren, Herr Bundeskanzler! (Abg. Wöginger: Sie mit Ibiza!) Jede Woche wird eine Teststraße irgendwo in Österreich eröffnet – das haben Sie von der ÖVP Niederösterreich gelernt: Der ehemalige Landeshauptmann Pröll hat jede Woche einen Kreisverkehr eröffnet. Das bringt uns aber wirtschaftlich nicht weiter, Herr Bundeskanzler! (Abg. Wöginger: ... hat den jemand geglaubt auch?)
Gestern hat die Friseurinnung Alarm geschrien, indem sie gesagt hat, die Hälfte aller Friseure wird wahrscheinlich in Konkurs gehen. (Abg. Wöginger: Ist ja nicht wahr! Ja, weil ihr nicht hingeht zum Friseur!) Dann haben wir noch die Gastro: Die ist nicht mehr nur dabei, die ist schon mittendrin! Jeder zweiter Gastronomiebetrieb wird vermutlich nicht mehr aufsperren können. (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Bundeskanzler! Sie und Ihre Bundesregierung haben Leid, Perspektivlosigkeit und Armut über dieses Land gebracht (Ruf bei der ÖVP: Unfassbar!), und Sie stellen sich hierher und klopfen sich an die Brust. Das Einzige, womit Sie in den letzten Wochen beschäftigt waren, war, dass Sie staatliche Institutionen schlechtgemacht haben, dass Sie diese delegitimiert haben. Da stellt sich dann Ihre Kanzleramtsministerin, Ihre Verfassungsministerin ins Fernsehen und beschimpft auch noch die WKStA, damit sie Ihnen einen Gefallen tut, Herr Bundeskanzler. Wissen Sie, was? Das ist die stellvertretende Leiterin dieser Dienstbehörde! Sie hat dort zwar keinen Tag gearbeitet, aber sie hat sich hineingeschummelt aufgrund Ihrer politischen Intervention, das ist richtig (Zwischenruf des Abg. Hörl – weitere Zwischenrufe bei der ÖVP) – ja, Sie können schreien –, und beschimpft ihre eigene Dienststelle! Da höre ich auch nichts vom Justizminister – normalerweise müsste so etwas ein Disziplinarverfahren nach sich ziehen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Bundeskanzler! Kommen Sie mir nie wieder mit Ungarn oder mit Russland oder mit China (Abg. Hörl: Na, na, na! Jetzt hören wir auf!) und damit, dass Sie sich über die
dortigen Verhältnisse aufregen. Dort gehört möglicherweise dieses faschistoide (Ruf bei der ÖVP: Hallo!), dieses autokratische System zur politischen Kultur, aber bei uns in Österreich gehen Sie von der ÖVP her und führen hier unter dem Deckmantel der Demokratie wieder ein austrofaschistisches System ein. (Beifall bei der FPÖ. – Lebhafte Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Das ist das System, das Sie machen: Kontrolle, Vernaderung und Überwachung der Bürgerinnen und Bürger, das Bilden einer Zweiklassengesellschaft, ein Spalten der Gesellschaft in die Braven, die sich testen lassen, und in die Bösen, die sich nicht testen lassen. Das machen Sie! Wer brav ist, der hat Vorteile, und wer böse ist, hat diese Vorteile nicht. Das hat gestern auch die Mitarbeiterin des Gesundheitsministeriums bestätigt, darüber wurde in der Regierung schon gesprochen.
Meine Damen und Herren! Das ist kein Österreich, wie wir es wollen. Wir wollen keine Diskriminierung von Menschen, die sich nicht impfen lassen. Wir wollen auch keine Diskriminierung von Menschen, die sich nicht testen lassen können oder wollen. Auch das gibt es, meine Damen und Herren der ÖVP: Dutzende Eltern, die verzweifeln, - -
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Das Schlusswort bitte!
Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (fortsetzend): - - weil sie schwer kranke Kinder haben, die nicht getestet werden können. Sie machen sich darüber lustig! (Abg. Wöginger: Nein!) Sie haben in diesem Land einen Sarkasmus und einen Sadismus entwickelt, dass es schauderhaft ist, meine Damen und Herren! (Abg. Wöginger – in Richtung Rednerin weisend –: Das ist schauderhaft!) Herr Bundeskanzler Kurz, treten Sie zurück! (Beifall bei der FPÖ.)
9.43
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Für den Vorhalt des Austrofaschismus darf ich Ihnen einen Ordnungsruf erteilen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Belakowitsch: Aber es stimmt!) Das ist ein strafrechtswürdiges Delikt. (Abg. Belakowitsch: Aber es ist trotzdem richtig!)
*****
Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Götze. – Bitte. (Abg. Hörl: Belakowitsch, schämen Sie sich!)
Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Herr Präsident! Werter Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Geschätztes Hohes Haus! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren, die heute zuschauen! Ich werde versuchen, nach diesen Tiraden wieder ein bisschen Sachlichkeit in die Angelegenheit zu bringen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Das Thema ist uns nämlich äußerst wichtig – und insofern bin ich auch Ihnen, Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, sehr dankbar dafür, dass wir darüber sprechen können –: Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der Insolvenzen. Das ist auch das, woran wir seit Monaten, seit dem letzten Jahr arbeiten – und sehr erfolgreich, wie ich meine. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Wurm – erheitert –: Ha, ha, ha! Was wären die Erfolge, Frau Kollegin? – Abg. Kickl: Da möcht ich nicht wissen, wie es unerfolgreich ausschaut!)
Zum Arbeitsmarkt: Wir sind uns ja innerhalb der Koalition nicht immer einig, aber diesbezüglich definitiv, und ich möchte dazu Bruno Kreisky zitieren, der gesagt hat: Mir bereiten „ein paar Milliarden mehr Schulden“ weniger Sorgen, „weniger schlaflose Nächte“ als „hunderttausend Arbeitslose“. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Wurm: Jetzt haben wir beides, Frau Kollegin! – Abg. Belakowitsch: Hundertausende haben wir sogar! – Abg. Wurm: Jetzt haben wir Schulden und Arbeitslose! Das wär dem Kreisky nicht passiert!)
Deswegen haben wir, wie wir bereits gehört haben, im letzten Jahr 6 Milliarden Euro in die Kurzarbeit gesteckt, um eine Million Menschen in Beschäftigung zu halten. Und ja, die Arbeitslosenzahlen sind geringfügig über dem Niveau der gleichen Zeit des letzten Jahres (Abg. Belakowitsch: Geringfügig?! Ha, ha, ha! – Abg. Wurm: Frau Kollegin, wo leben Sie denn?! – Abg. Belakowitsch: Was ist denn dann nicht geringfügig?), und ich sage explizit, mir tut es für jeden Menschen, der keine Arbeit hat und der auf Arbeitsuche ist (Abg. Wurm: Eine halbe Million, Frau Kollegin!), wirklich leid, und dafür wird es auch weiterhin Unterstützung geben. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Zu den Insolvenzen: Auch da ist es gelungen, die Zahl äußerst niedrig zu halten (Abg. Deimek: Ja, weil es die Antragspflicht nicht gibt! Entschuldigung! Macht zuerst ein Gesetz, und ...!) – 40 Prozent weniger Insolvenzen im vergangenen Jahr (Abg. Belakowitsch: Und wie viele werden es heuer werden?), 2 000 Insolvenzen weniger als üblicherweise. (Abg. Kickl: Um Gottes willen!) Wie ist das gelungen? (Abg. Belakowitsch: Sie sind ein Wirtschaftsphänomen!) – Durch Unterstützungsmaßnahmen – und man sieht, die kommen an, sie kommen zu einem ganz großen Teil an – und auch durch Stundungen von diversen Abgaben, Sozialversicherung und Steuern.
Aber ja, wie kommen wir da wieder heraus? (Abg. Kickl: Ist eh alles paletti!) Wir haben alle genug davon, auch ich habe genug von der Krise, von den Einschränkungen, von Masken, vom Zu-Hause-Arbeiten, vom Homeoffice, vom Homeschooling. Neben den Schülerinnen und Schülern möchte ich auch die Studierenden explizit erwähnen – mein Neffe hat zu studieren begonnen und war noch nicht an der Uni. Das ist also eine große Belastung für uns alle, und wir wollen da herauskommen, aber ich bin sehr optimistisch: Wir schaffen das! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Kickl: Das ist schon einmal danebengegangen!)
Frühling liegt in der Luft (Abg. Wurm: Ha, ha, ha! Eine politische Ansage, Frau Kollegin! – Heiterkeit des Abg. Wurm): In den Schulen hat der Präsenzbetrieb wieder begonnen, auch der Schichtbetrieb bei den Größeren (Abg. Belakowitsch: Geh’n S’ a bissl spazieren!), der Handel hat wieder geöffnet, die Museen haben geöffnet (Abg. Belakowitsch: Wir gehen nur im Frühling ins Museum, wenn das Wetter schön ist, ja, dafür im Winter raus bei den Minusgraden!), und es werden in Kürze weitere Schritte folgen. Wir werden unsere Gesundheitskrise in den Griff bekommen, mit Tests – da sind wir sogar unter den Weltbesten! (Abg. Belakowitsch: Weltbesten, ja! Mit den Zwangstests sind wir gut gefahren, ja!) –, einem ganz wichtigen Instrument, auch mit Impfungen, und unsere Bevölkerung ist auch zunehmend immun gegen Corona. (Abg. Hafenecker: ... Verschwörungstheorien ...!)
Jetzt müssen wir es gleichzeitig schaffen, gut aus der Wirtschaftskrise herauszukommen – also aus der Gesundheitskrise und aus der Wirtschaftskrise –, und dafür tun wir alles: für unsere Jugend, für die Menschen, die hier leben und Arbeit wollen, für die Betriebe, für die Unternehmerinnen und Unternehmer, für Kunst und Kultur.
Wie machen wir das, und was planen wir? – Wir brauchen eine Veränderung. Notwendig ist eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit und Ökologie in der Gesellschaft, in der Wirtschaft – und das schaffen wir. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Unternehmen sind dazu bereit. Die große Nachfrage nach der Investitionsprämie hat gezeigt, dass sie genau diese Bereiche verändern wollen, dass sie ökologische Investitionen tätigen wollen, und auch digitale Investitionen wurden besonders stark nachgefragt. Wir werden dafür auch den Rückenwind der EU nützen. Der Covid-Wiederaufbaufonds der EU sieht genau das vor – Investitionen, die zu einem großen Teil in ökologische und digitale Bereiche erfolgen –, und wir werden das umsetzen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Neben Geld braucht es aber auch Unterstützung und Beratung für Unternehmen im Hinblick darauf, wie sie sich neu orientieren können. Das wird kommen, ebenso auch Beratung im dem Fall, dass einem Unternehmen doch die Insolvenz droht oder es in die Insolvenz schlittert, denn wie gesagt (Abg. Kickl: Läuten Sie halt einmal, Herr Präsident!), diese aufgeschobenen Insolvenzen werden heuer kommen. Das ist auch Teil des Wirtschaftens, alle Ökonomen und Ökonominnen sind sich darin einig - -
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Den Schlusssatz bitte!
Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (fortsetzend): Okay. Wir brauchen eine Kultur der zweiten Chance. Wir arbeiten auch an dieser Veränderungskultur.
In diesem Sinn bin ich sehr optimistisch, dass wir das schaffen, und ich bitte Sie alle, es für uns zu tun, es gemeinsam zu tun – dann können wir es schaffen. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Kickl: „Frühling liegt in der Luft“! – Abg. Schellhorn: Schmetterlinge im Bauch!)
9.49
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Schellhorn. – Bitte.
Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Ja, Kollegin Götze hat offensichtlich, weil der Frühling in der Luft liegt, auch ein paar Schmetterlinge im Bauch, weil es in dieser Regierung so wunderbar funktioniert und weil es auch so abgestimmt ist.
Ich möchte, bevor ich zum Hauptteil komme, mit drei Missverständnissen aufräumen – zum einen mit dem Missverständnis der Konstruktivität, Kollege Ottenschläger. Das ist nämlich ein eklatantes Missverständnis, denn ein Schulterschluss ist eurer Ansicht nach eine Sackgasse, und immer, wenn ihr uns – wenn ich dieses Beispiel bringen kann – knapp vor Mitternacht einen Verordnungsentwurf hinschmeißt und wir müssen ihn, sollten ihn um 9 Uhr adoptieren beziehungsweise apportieren, dann haben wir damit eine Schwierigkeit. Das ist keine Konstruktivität, und so stellt man sich vor allem in einer so schwierigen Krise Konstruktivität, um gemeinsam aus dieser Gasse herauszukommen, auch nicht vor. (Beifall bei den NEOS.)
Das zweite Missverständnis, Herr Bundeskanzler, ist, dass Sie gesagt haben, wir zählen zu den Besten. Ja, Sie haben im Verhältnis am meisten ausgeschüttet, aber erklären Sie mir in Ihrer PR- und PK-Show – ich verstehe es schon bei den extrem betroffenen Branchen wie Tourismus, Handel, all diesen dienstleistungsnahen Branchen, die am Tourismus dranhängen –, warum bei diesen 32 Milliarden Euro auch Ausfallsboni, Zahlungen als Umsatzersatz für Windparks dabei sind, die im Dezember weniger Wind gehabt haben! Also da merkt man diese Planlosigkeit und da merkt man auch dieses Unverständnis. Gezielt und punktuell zu helfen wäre oft besser, als mit der Gießkanne durchs Land zu fahren. Das ist ein Missverständnis. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Matznetter.)
Das dritte Missverständnis ist, dass Türkis-Grün Wirtschaftskompetenz hätte. Ich will Ihnen das auch anhand Ihres Redebeitrags noch einmal vor Augen führen. Es ist keine
Hilfe oder keine großzügige Hilfe, die Kurzarbeit so lange hinauszuziehen. Es ist aber auch ein Beitrag der Klein- und Mittelbetriebe, der Unternehmer, dass sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit beschäftigen, denn das kostet natürlich auch noch etwas, obwohl keine Umsätze da sind. Was will man denn für einen Umsatz machen, wenn man null Umsatz macht? – Da kann man nichts machen, aber man hat Kosten und man beschäftigt diese Mitarbeiter.
Betreffend das Missverständnis beim Umsatzersatz muss ich Ihnen auch Wirtschaftskompetenz absprechen. Sie haben sehr wohl den Tourismus erwähnt, aber Sie haben nicht die mittelbar betroffenen Unternehmen erwähnt – und die mittelbar betroffenen Unternehmen sind Handel, die mittelbar betroffenen Unternehmen sind Textildienstleister, die mittelbar betroffenen Unternehmen sind auch jene, die gar nichts mit dem Tourismus zu tun haben, aber bis heute noch keine Hilfen bekommen haben. Ich glaube, bevor ein Windpark Umsatzersatz für entfallenen Wind kriegt, sollte ihn der Sporthändler in Serfaus wohl allemal vorher kriegen.
Das letzte Missverständnis ist das, was Kollegin Götze jetzt auch gesagt hat, was Sie gesagt haben und was Herr Finanzminister Blümel gesagt hat: Er war nämlich ausgesprochen stolz, dass wir im letzten Jahr wahnsinnig wenig Insolvenzen gehabt haben – minus 46 Prozent natürlich im Tourismus, minus 43 Prozent Insolvenzen im Handel. Dort ist am meisten geholfen worden, und das zeigt auch – und das wissen Sie –: Dort, wo am meisten geholfen wird, Herr Minister Kocher, das wissen Sie aufgrund Ihrer evidenzbasierten Arbeit, dort, wo am meisten geholfen wurde, sind auch die Insolvenzen am stärksten zurückgegangen. Daher brauchen wir etwas ganz anderes. Die Experten (Zwischenrufe der Abgeordneten Hörl und Pfurtscheller) – ich weiß nicht, ihr zählt ja nicht zu den Experten – sagen ja, dass eine Insolvenzwelle auf uns zukommen wird. Was ist denn, Kollegin Götze, wenn die Stundungen auslaufen? Dann hat man eine Lawine vor sich! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.) Ihr habt es noch nicht begriffen. Hört einfach den Experten zu! Diese Insolvenzwelle wird auf uns zukommen.
Daher brauchen wir drei wichtige Punkte, und jetzt ginge es noch einmal um die Partnerschaft, um das Gemeinsame, um die Konstruktivität. Diese drei Punkte erwähne ich schon seit Oktober; bei euch heißt es dann einfach, gesagt ist noch lange nicht gehört – ihr wollt es auch nicht hören.
Diese drei Punkte sind: Wir müssen das Eigenkapital stärken – ein wichtiger Punkt –, vielleicht auch mit einer Aufwertungsbilanz. Der zweite Punkt ist: Wir brauchen Beteiligungsfonds, wir müssen eine steuerliche Erleichterung für Risikokapital herbeiführen. Nicht der Staat soll sich irgendwo beteiligen, sondern wir sollten diesen Privaten ermöglichen, mit einer KESt-Endbesteuerung zum Beispiel einen Beteiligungsfonds zu gründen. Das Dritte ist: Wir brauchen ein modernes Insolvenzrecht nach dem Modell Chapter 11. (Beifall bei den NEOS.)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Den Schlusssatz bitte!
Abgeordneter Josef Schellhorn (fortsetzend): Wir brauchen auch da die Beteiligung des Bundes. Die Banken beteiligen sich, der Arbeitgeber beteiligt sich natürlich, der Unternehmer beteiligt sich, aber auch der Bund muss sich daran beteiligen, wenn es darum geht, Nachlässe im Fall einer Insolvenz zu geben, was die Steuerstundungen, was die Sozialversicherungsbeiträge betrifft, nämlich - -
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf um den Schlusssatz bitten!
Abgeordneter Josef Schellhorn (fortsetzend): Ja, danke; es gibt noch eine Zugabe, Herr Präsident. (Heiterkeit bei den NEOS.)
Es ist nämlich das Wichtigste, und das muss ich schon auch noch betonen: Die Arbeitgeber schaffen diese Arbeitsplätze, und je mehr Insolvenzen es gibt, umso mehr Arbeitslose werden wir haben. Das ist ein wichtiger Punkt, den dürfen Sie nicht vergessen. – Danke, Herr Präsident. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)
9.55
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf die folgenden Redner darauf aufmerksam machen, dass es eine wirklich fixe Redezeit gibt.
Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesminister Kocher. Auch für ihn gilt eine Redezeit von 5 Minuten. – Bitte.
Bundesminister für Arbeit Mag. Dr. Martin Kocher: Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Abgeordnete! Die wirtschaftliche Lage, die Arbeitsmarktlage ist tatsächlich sehr herausfordernd. Alle Menschen sind in dieser Pandemie massiv betroffen, unabhängig von der wirtschaftlichen Situation, in der sie davor waren. Es ist für alle Länder eine große Herausforderung, durch diese Pandemie zu kommen, und es werden die Länder besser durch die Pandemie kommen, in denen sich die gesellschaftlichen Gruppen nicht auseinanderdividieren lassen, sondern zusammenstehen und die Herausforderungen annehmen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, ein paar Fakten klarzustellen. Das ist, glaube ich, wichtig in dieser emotionalen Debatte. Das Wirtschaftswachstum Österreichs für 2020, dafür gibt es vorläufige Daten, das sind noch nicht die endgültigen Daten, ist im Mittelfeld der Europäischen Union. Wir sind, was die Arbeitslosigkeit betrifft, in den Top-zehn-Ländern, und bei der Jugendarbeitslosigkeit haben wir die viertniedrigste Jugendarbeitslosigkeit im EU-Vergleich. (Abg. Leichtfried: Wie war das vorher? Können Sie das beantworten? – Zwischenruf der Abg. Steger.) Das ist immer noch viel und nicht das, was unser Ziel ist, das ist keine Frage, aber das lässt sich auf die Wirtschaftsstruktur Österreichs zurückführen.
Da bin ich jetzt unverdächtig, ich zitiere den Ökonomen Gabriel Felbermayr, Präsident des Weltwirtschaftsinstituts in Kiel, der sagt, dass der Unterschied zu den anderen Ländern tatsächlich in der größeren Bedeutung des Tourismus und in der größeren Bedeutung der Gastronomie- und Freizeitwirtschaft in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern liegt. (Abg. Angerer: ... das Missmanagement der Regierung! – Zwischenruf des Abg. Leichtfried.)
Das ist der entscheidende Unterschied. Entscheidend ist auch, dass uns diese Struktur der Wirtschaft besser durch frühere Krisen gebracht hat. Jetzt, da die Pandemie Kontaktmöglichkeiten einschränkt, da es die Gefahr der Ansteckung gibt, ist diese Struktur ein Nachteil, aber die Maßnahmen, die gesetzt werden – gerade am Arbeitsmarkt –, versuchen, diesen Nachteil abzufedern. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Ich sage etwas zur Kurzarbeit: Die Kurzarbeit ist das Wichtigste und auch das teuerste Einzelinstrument in der Krisenbekämpfung. Ich finde, es ist ein sehr gutes Instrument. Wir haben die großzügigste Kurzarbeitsregelung in der ganzen Welt. Sie funktioniert. Sie hat dazu geführt, dass wir 1,2 bis 1,3 Millionen Beschäftigungsverhältnisse mittelfristig gesichert haben; die Leute wären sonst zum Großteil in die Arbeitslosigkeit gekommen. Über 6 Milliarden Euro sind für die Kurzarbeit ausgegeben worden, über 10 Milliarden Euro sind zugesagt. Das ist ein substanzieller Beitrag, um die Folgen auf dem Arbeitsmarkt abzufedern.
Noch ein Punkt: Die Kurzarbeit ist keine versteckte Arbeitslosigkeit. Sie ist ein Instrument, um eine Unterauslastung am Arbeitsmarkt auszugleichen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Angerer: Das wissen schon alle, Herr Kocher! Sagen Sie uns ...!)
Sie ist aber nicht das einzige Instrument. Die Joboffensive hat der Herr Bundeskanzler angesprochen: Wir haben das größte Budget für Qualifikation am Arbeitsmarkt, das es je gegeben hat. Ich glaube, das ist auch wichtig. Das bereitet uns für die Zeit nach der Krise vor. Es gibt einen Bildungsbonus für diejenigen, die sich weiterbilden. Es gibt einen Neustartbonus, der unterstützt, Neuanstellungen vorzunehmen. Es gibt einen Lehrlingsbonus. Wir betreiben aktive Arbeitsmarktpolitik. Es gibt Stellen für Langzeitarbeitslose in den Schulen, in den Gemeinden. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Die Notstandshilfe wurde an das Niveau des Arbeitslosengeldes angepasst. Es gibt Pflegestiftungen – gemeinsam mit den Ländern –, um Pflegekräfte für die Zukunft auszubilden. Es gibt also eine Reihe von Maßnahmen, die gesetzt werden, um diese Krise zu bekämpfen. (Abg. Bösch: Die würden wir gerne kennen!) Und: Es wird auch weitere Maßnahmen brauchen, um dann, wenn die akute Krise vorbei ist, Österreich wirtschaftlich und am Arbeitsmarkt wieder ganz nach vorne zu bringen.
Es gibt die schöne Aussage building back better – also: besser zurückkommen aus der Krise. Das ist unser großes Ziel in der Bundesregierung, und wir werden mit aller Kraft dieses große Ziel, besser aus dieser Krise zurückzukommen, Österreich ganz nach vorne zu bringen, weiterverfolgen. – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
10.00
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Zarits. – Bitte.
Abgeordneter Christoph Zarits (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Geschätzter Herr Minister! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher zu Hause, Hut ab – sofern Sie nach dem Redebeitrag von Frau Kollegin Belakowitsch noch nicht abgedreht haben, darf ich Sie ganz herzlich zu dieser Plenarsitzung begrüßen! (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte Ihnen etwas sagen, Frau Kollegin Belakowitsch: Es geht nicht darum, wer hier vom Rednerpult am lautesten schreit. Die, die am lautesten schreien, haben für gewöhnlich nicht die leiseste Ahnung – und da gehören Sie leider Gottes auch dazu. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Ich bin mittlerweile 40 Jahre alt und habe in meinem Leben viele Menschen kennengelernt. Von den meisten Menschen kann man positive Dinge lernen; von Ihnen kann man lernen, wie es sicherlich nicht funktioniert. Das ist einmal klar. (Abg. Belakowitsch: Das weiß ich! – Abg. Kickl: Obergescheit auch noch!)
Zu Kollegen Schellhorn: Von Missverständnissen ist hier die Rede gewesen, beziehungsweise hat er diese in seiner Rede angesprochen. Die NEOS – ich weiß nicht, was ich zu den NEOS sagen soll. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Sie bringen keine konstruktiven Vorschläge zur Krisenbewältigung. – Für mich seid Ihr irgendwie vergleichbar mit der Salatschüssel bei McDonald’s: Die gibt es zwar, aber brauchen tut sie keiner. Das muss man ganz ehrlich sagen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Bernhard zeigt den Vogel. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Konstruktive Vorschläge sind von euch noch überhaupt keine gekommen, das muss man sagen. (Abg. Schellhorn macht die sogenannte Scheibenwischerbewegung.)
Aber zur Sache: Worum geht es heute eigentlich? Es geht darum, den Menschen eine Perspektive zu geben, den Menschen Mut zu machen, und natürlich darum, die Menschen auch sozial abzusichern. Darum geht es mir, darum geht es uns, der Volkspartei, darum geht es unserem Kanzler und darum geht es unserem Arbeitsminister. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten viele wichtige Maßnahmen gesetzt, mit dem Ziel, Menschen schnell und unbürokratisch zu helfen. Da ist uns – gemeinsam – sehr, sehr viel gelungen. Es hat viele Beschlüsse gegeben, die wir auch mit breiter Mehrheit beschlossen haben.
Mir geht es um den 16-jährigen Lehrling, den ich kenne, der einen Job gesucht hat; mir geht es um den Familienvater, der arbeitslos geworden ist und zwei Kinder hat; mir geht es darum, dass die alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern sozial abgesichert ist; mir geht es auch um jene Menschen, die schon lange arbeitslos waren, vor Corona schon arbeitslos waren, und die natürlich auch mit Existenzängsten zu kämpfen haben – um diese Menschen geht es mir heute. Wir haben vieles gemeinsam hier im Parlament geschafft, wir haben viele Beschlüsse gefasst, um diesen Menschen, die wir alle kennen, schnell und unbürokratisch zu helfen. Das muss man ganz ehrlich sagen. (Beifall bei der ÖVP.)
Nehmen wir zum Beispiel den Familienvater mit den zwei Kindern, der arbeitslos geworden ist: Im September haben wir den Kinderbonus von 360 Euro ausgezahlt – macht 720 Euro. Im September und im Dezember gab es einen Zuschuss zum Arbeitslosengeld: 450 Euro mal zwei, das sind 900 Euro, meine geschätzten Damen und Herren.
Zum 16-jährigen Lehrling, den ich angesprochen habe: Ja, er hat jetzt einen Job, er hat eine Lehrstelle, dank des Lehrlingsbonus. Mit dem Lehrlingsbonus ist es uns gelungen, 23 000 Lehrstellen in Österreich zu sichern und zu fördern. Darum geht es uns, meine geschätzten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Ein Bekannter von mir ist in Kurzarbeit. Mit der Kurzarbeit – der Herr Minister hat es angesprochen – ist es uns gelungen, dass wir Einkommen sichern, dass wir Menschen vor der Arbeitslosigkeit bewahren. 100 000 Menschen konnten wir dank der Kurzarbeit vor der Arbeitslosigkeit bewahren. Das ist gut! Ein herzliches Dankeschön den Sozialpartnern, die die Kurzarbeit mit uns verhandelt haben. Das ist ein Erfolgsmodell in Europa. Wir haben es geschafft, Arbeitsplätze zu sichern, und das ist das Wichtigste. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Für die Familien, die in einer sehr, sehr schwierigen Situation sind, gibt es aus dem Familienhärteausgleichsfonds bis zu 3 600 Euro. – Das ist das Entscheidende, meine geschätzten Damen und Herren: dass wir Maßnahmen gesetzt haben, mit dem Ziel, Menschen, die unverschuldet in eine schwierige Situation gekommen sind, rasch und unbürokratisch zu helfen.
Heute setzen wir weitere Maßnahmen mit dem Ziel, zu helfen. Der Herr Minister hat es angesprochen: Auf der einen Seite heben wir die Notstandshilfe auf das Niveau des Arbeitslosengeldes an – 200 000 Menschen werden davon profitieren – und auf der anderen Seite verlängern wir die Kurzarbeit bis Ende Juni. Damit schaffen wir Sicherheit für viele Hunderttausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das ist gut so, meine geschätzten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Ich bin in der Kommunalpolitik tätig und möchte noch das Kommunalinvestitionsgesetz ansprechen: 100 000 Euro für meine Gemeinde, eine kleine Gemeinde, im ersten Teil; im zweiten Teil wieder 100 000 Euro. Das heißt, das Geld geht automatisch in die regionale Wirtschaft, wird dort investiert. Das sichert weiterhin Arbeitsplätze.
Ich bin überzeugt davon, dass wir die Krise gemeinsam überstehen werden, dass wir gestärkt aus dieser Krise kommen werden. Wir packen das! Ich bin überzeugt davon, weil wir die richtigen Maßnahmen setzen und auch in Zukunft die richtigen Maßnahmen setzen werden, mit dem Ziel, zu helfen und aus dieser Krise zu kommen. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Kickl: Inhaltsleere Durchhalteparolen!)
10.06
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Matznetter. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Meine Herren auf der Regierungsbank! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Und vor allem: Von der Pandemie betroffene Zuseherinnen und Zuseher! In der Aktuellen Stunde haben wir nicht die Möglichkeit einer tatsächliche Berichtigung, daher nur ein kleiner Nachtrag: Der Erstredner der ÖVP, Herr Ottenschläger, hat behauptet, die Aktion 40 000 für Langzeitarbeitslose würde künstliche, von niemandem benötigte Arbeitsplätze schaffen. (Abg. Kassegger: Richtig!) Denken Sie einmal nach, was es heißt, wenn man Tausende davon in Schulen einsetzen würde – unsere Kinder sind seit Monaten aufgrund von Lockdowns und fehlender Betreuung belastet –, allein dort wäre es sinnvoll. Daher: Bitte zuerst nachdenken, Herr Kollege Ottenschläger, und erst dann solche Bemerkungen machen! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Wöginger.)
Ich wollte etwas Positives sagen, Herr Klubobmann Wöginger. Ich habe mir eigentlich vorgenommen gehabt, den Herrn Bundeskanzler zu fragen, wieso er Herrn Kocher als Experten ins Arbeitsministerium setzt – nur, weil die Vorgängerin wegen Plagiatsvorwürfen gehen musste –, und nicht gleich zum Finanzminister macht. Aber nach dem Beitrag des Herrn Bundesministers kann ich mir das sparen.
Entschuldigen Sie, Herr Bundesminister – ich bleibe jetzt unverdächtig bei Eurostat –: Eine Rezession, werden Sie mir zustimmen, ist, wenn in zwei Quartalen eine Schrumpfung da ist. (Bundesminister Kocher nickt.) Wenn ich mir die zwei Quartale, die wir vorliegen haben – nämlich drittes und viertes Quartal – laut Eurostat anschaue, sind wir beide Male schlecht – einmal im dritten Quartal mit minus 4,3 Prozent die Schlechtesten, und wenn ich mir das vierte Quartal anschaue, mit minus 7,8 Prozent nach Spanien die Schlechtesten –, und Sie zitieren halb Kollegen Felbermayr aus Kiel mit dem Hinweis auf den Tourismus? Er hat das ganz anders gesagt. Aber, meine geschätzten Zuseherinnen und Zuseher, verwenden Sie einfach den Hausverstand – der arbeitet nicht nur beim Billa: Wie schaut es mit Kroatien aus? Wie schaut es mit Italien aus? Glauben Sie, dass dort der Tourismussektor kleiner ist als in Österreich?
Warum machen Sie bei diesen Ausreden mit? Gerade als neuer Minister, vor allem als Arbeitsminister, wäre es Ihre Aufgabe gewesen – wir haben hier ja eh eine sonderbare Art von Regierungsbeteiligung mit der ÖVP –, zu sagen: 513 000 Arbeitslose sind eine Schande, 110 000 Arbeitslose mehr sind eine Katastrophe. Es wurde schlecht gehandelt. (Beifall bei der SPÖ.)
Ehrlich gesagt, ich verstehe es nicht: Warum machen auch Sie da mit? – Mein Ratschlag an Sie: Hören Sie nicht auf die Mitarbeiter im Kanzleramt – ob das jetzt Bonelli, Fleischmann, Steiner oder sonst wer ist –, machen Sie die Ohren zu! Machen Sie das, was Sie können, Herr Bundesminister, nämlich nachdenken! Dann brauchen Sie keine vorgefertigten Texte. Das hat uns ja dorthin geführt.
Sie, Herr Kurz, haben nicht nur die Macht in der ÖVP übernommen – an der Stelle nur eingefügt, Herr Bundeskanzler: Machtübernahme ist nicht SPÖ-Jargon, dessen Verwendung Sie der Staatsanwaltschaft unterstellen, sondern bei uns heißt das, was mit
Kollegen Mitterlehner passiert ist, klar innerparteilicher Putsch (Widerspruch bei der ÖVP – Beifall bei der SPÖ), das sei nur ehrlich dazugesagt –, Sie haben nicht nur übernommen, sondern Sie haben auch mit dem Argument, Sie hätten die Balkanroute geschlossen (Zwischenrufe bei der ÖVP) – was nicht stimmt, denn das war Angela Merkel zusammen mit der Türkei –, der FPÖ die Wähler weggenommen und spielen seither den Empathielosen und versuchen, das zu halten. (Rufe bei der ÖVP: Unglaublich!)
Sie schieben Kinder, die hier geboren sind, aus der Schule ab, statt dass Sie sich um jene, die arbeitslos sind, kümmern. (Abg. Wurm: Wir holen sie alle zurück!) Sie wollen Grenzen sperren. Haben Sie aber damals, vor einem Jahr, als in Italien die Epidemie in Europa ausgebrochen ist, darauf geachtet, dass die Zurückkommenden in Quarantäne sind? (Abg. Wöginger: Das ist grenzwertig! So ein Schwachsinn!) – Nein, Herr Kollege Wöginger, Sie haben Sie hereingeholt. Sie haben nicht getestet, nicht kontrolliert, und am Ende haben wir es hier im Land gehabt. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Ja, ja!)
Und noch eine Bemerkung dazu: Schauen Sie sich doch einmal Fakten wie die Übersterblichkeit, zum Beispiel bei Eurostat, an! Es wäre gut, wenn Sie sich das anschauen, bevor Sie Lobeshymnen singen. (Abg. Wöginger: Das könntest bei deinem Parteivorstand ...!) – Dafür brauchen wir keinen Parteivorstand. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
„Der Standard“ hat den Artikel veröffentlicht: „Warum Österreich schlechter [...] durch die Krise kommt“. Bei uns ist die Zahl seit September um über 40 Prozent laufend stärker angestiegen, in Deutschland nicht. (Abg. Deimek: Das sagen genau die ...!) Denken Sie doch einmal nach, das sind Fakten! (Abg. Wöginger: Ja, genau ...!) Sie können es nicht, Sie haben eine Truppe, die nur applaudiert, und Sie haben sich nicht bemüht, etwas zu tun. (Beifall bei der SPÖ.)
Da passt es doch hinein, dass bei dieser Cofag – ich weiß ja nicht, ob die Rechtschreibung stimmt: C – O – F – A – G – Garantien für 25 000 Fälle und 4,7 Milliarden Euro nach eigenen Angaben drei Tage dauern, aber man für den Fixkostenzuschuss, bei dem der durchschnittliche Betrag gerade 75 000 Euro beträgt, 17 Tage, für den Umsatzersatz im November 13 Tage und im Dezember 15 Tage braucht. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Den Schlusssatz bitte!
Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (fortsetzend): Alles klar, bei denen, die genug Geld auf der Spenderliste haben (Abg. Wöginger: ... wo ist da der Vergleich mit Deutschland?), geht es schnell. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Wöginger.) – In Deutschland ist das deutlich besser als bei uns. Das sei Ihnen ins Stammbuch geschrieben, Herr Wöginger. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wöginger: Volkswirtschaftlich ein totaler Schwachsinn!)
10.12
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Abgeordneter Hafenecker ist zu Wort gemeldet. – Bitte.
Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Die fabelhafte Welt der ÖVP, von der haben wir gerade gehört. Der Herr Bundeskanzler hält eine Rede, wobei ich mir dachte, was sich „Die Tagespresse“ noch dazu einfallen lässt beziehungsweise von welchem Land er eigentlich spricht, und dann kommt der eigentliche Treppenwitz – und ich möchte es ja schon fast als frivol bezeichnen –, dass der Präsident aus jener Fraktion im Haus, die vor Kurzem noch Herrn Dollfuß im Klub hängen gehabt hat, einen Ordnungsruf für Austrofaschismus erteilt. Wir wissen jetzt, wie Sie ticken. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, jetzt kommen wir zurück in die Realität (Zwischenruf bei der ÖVP): Wir haben eine Million Arbeitslose; 17 Prozent aller arbeitsfähigen Menschen in Österreich sind arbeitslos. (Abg. Wöginger: Was ist jetzt mit dem Countdown?) Das ist jeder fünfte Bürger. Das ist ein Plus von 31 Prozent, Herr Bundeskanzler Kurz, das sind also nicht die grünen Wiesen, von denen Sie uns vorhin versucht haben zu berichten. Der Alpenländische Kreditorenverband prognostizierte im Jänner 2021 einen Anstieg der Firmeninsolvenzen um 15 Prozent, bei den Privatinsolvenzen sind es 50 Prozent. Auch da kann ich keine grünen Wiesen erkennen.
Vielleicht noch eines zur SPÖ: Liebe SPÖ, Sie müssen sich halt einmal überlegen, was Sie jetzt wollen! Wollen Sie das Land zusperren, wollen Sie das Land aufsperren? Ich habe ein bisschen den Eindruck, Sie machen das so nach dem Motto: Wasch mich und mach mich nicht nass! Sie müssen aber auch irgendwann einmal Farbe bekennen, denn nur diese Aktuelle Stunde zu machen wird auch von Ihrer Seite her zu wenig sein.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wieder zurück zur ÖVP: Die Creditreform sagt Ende 2020, dass es einen massiven Rückstau von Insolvenzen gibt und dass davon immerhin 50 000 Unternehmen betroffen sind – das sind 10 Prozent aller Unternehmen in Österreich –, und die bezeichnen sie dort als zombiefiziert. Zombiefiziert sind die deswegen, weil Ihre Maßnahmen vollkommen danebengehen und das dicke Ende erst droht. Kollege Eypeltauer von den NEOS hat vorhin einen wichtigen Zwischenruf gemacht: Die größte Insolvenz, die es in dieser Republik gibt, die sitzt hier, das ist die Bundesregierung. – Das werden wir relativ bald präsentiert bekommen. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das sind die Ergebnisse von verfassungswidrigen Erlässen, die Sie gemacht haben. In dieser Phase, in der nichts funktioniert, in der wir wirtschaftlich hinterherhinken, in der sich das Land demontiert und in Wahrheit alles zu Staub zerfällt, was Generationen aufgebaut haben, haben Sie nichts Besseres zu tun, als die Justiz anzugreifen. Zum Beispiel diese Debatte rund um den VfGH mit dem Sondervotum: Wenn dieses Sondervotum kommt, möchte ich mir anschauen, ob Ihre rechtswidrigen Erlässe dann noch gehoben werden, da Sie damit jedem Verfassungsrichter ein Mascherl umhängen und fordern: Wenn du dagegen bist, musst du erklären, warum du das bist! – Ich möchte wissen, wie Herr Suppan, Ihr Multianwalt für alles, der noch dazu im Verfassungsgerichtshof sitzt, ohne die Anwaltschaft für Ihre Partei zurückzulegen, abstimmt, wenn er das darlegen muss. Ich glaube also, das ist ein bisschen zu kurz gedacht worden und am Ende des Tages geht wieder alles mit dem Fokus der Messagecontrol in Richtung der ÖVP.
Da stellt man sich die Frage, wie der Ostererlass gehoben worden wäre, wie die rechtswidrige Unterscheidung von Handelsunternehmen gehoben worden wäre und wie der rechtswidrige Mindestabstand an Tischen gehoben worden wäre. (Zwischenruf des Abg. Zarits.) – Herr Kollege, nimm die Maske ein bisschen herunter, dann kriegst du Luft, denn dann ist auch im Hirn wieder alles besser und du brauchst nicht so dazwischenzurufen. (Heiterkeit bei der FPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Unglaublich!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wie würde der Verfassungsgerichtshof damit umgehen, wenn er dann feststellen muss, ob Ihre Verordnungen entsprechend Coronagesetz rechtswidrig sind? Dort steht, dass das Einschränken des Verlassens des privaten Wohnbereichs zu bestimmten Zwecken nur dann zulässig ist, wenn ein Zusammenbruch des Gesundheitssystems droht. – Dieser droht aber nicht. Das heißt, der Verfassungsgerichtshof wird relativ rasch erkennen, dass all Ihre Verordnungen rechtswidrig sind. Wie soll er das dann machen, wenn er von Ihnen das Mascherl umgehängt bekommt? (Zwischenruf der Abg. Steinacker.)
Der nächste Wahnsinn betreffend Justiz ist die Hausdurchsuchung bei Ihrem Intimus Blümel. Warum ist denn die eigentlich verschoben worden? – Wegen des Lockdowns,
das ist ja klar. Die Verdunkelungsgefahr besteht ja in Pandemiezeiten nicht, und deshalb können wir uns natürlich alle Anschläge auf die Justiz leisten und auch noch Hausdurchsuchungen verschieben.
Ich komme dann noch zu Frau Bundesminister Edtstadler, das ist mir schon ein Anliegen: Kollegin Belakowitsch hat vorhin von dem Mascherlposten gesprochen. Sie haben ihr eine Gehaltserhöhung zugestanden, die es in Wahrheit nicht gibt. Es hat 13 Bewerber gegeben; sie ist damals auf Platz drei nominiert worden und trotzdem die Leiterin der WKStA geworden. Ich frage mich schon, warum Vizekanzler Kogler jetzt zu diesen unglaublichen Angriffen von Frau Edtstadler in Richtung der Justiz schweigt. Warum gibt es noch kein Disziplinarverfahren, warum gibt es noch keine Versetzung?
Der Nächste, der mir in diesem Bunde noch fehlt, ist der Bundespräsident. Dem fällt zu allem und jedem etwas ein, vor allem wenn es im Ausland passiert. Wenn aber ein Bundeskanzler der WKStA einen Brief schreibt, der seinesgleichen sucht, dann fällt ihm nichts ein, dann schläft er weiter in der Hofburg vor sich hin und dann gibt es keinen Beitrag mehr dazu.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was sich da abspielt, ist Wahnsinn; was sich da abspielt, ist ein Ablenkungsmanöver und am Ende des Tages nur dem geschuldet, dass die ÖVP den absoluten Zugriff auf die Macht haben möchte.
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Den Schlusssatz bitte!
Abgeordneter Christian Hafenecker, MA (fortsetzend): Meine sehr geehrten Damen und Herren – und auch wenn der nächste frivole Ordnungsruf schon auf mich wartet –, es wird keinen Ständestaat 2.0 geben. Schminken Sie sich diese Idee ab! (Beifall der FPÖ sowie des Abg. Krainer.)
10.17
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Koza. – Bitte. (Abg. Neßler: Das wird eine gute Rede! – Abg. Koza – auf dem Weg zum Rednerpult –: Schau ma mal!)
Abgeordneter Mag. Markus Koza (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Minister! Zurück zur Tagesordnung, nämlich zu den Themen Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit, Bewältigung derselben, die ja dringend notwendig ist, wie wir bekanntermaßen alle wissen: Ein zentraler Inhalt der heutigen Aktuellen Stunde ist die leider sehr unzureichende Vorstellung der Aktion 40 000, die von der SPÖ als ein Nachfolgeprogramm zur Aktion 20 000 gefordert wird. Es tut mir ehrlich gesagt sehr leid, dass das Thema heute wenig Niederschlag gefunden hat, wenig besprochen worden ist und hier wieder mehr der Raum für Polemik, andere Themen und Abrechnungen war. Das soll auch seinen Platz haben und ist auch notwendig.
Allerdings ist das Thema Arbeitslosigkeit in der größten Wirtschaftskrise der Zweiten Republik infolge einer enormen Gesundheitskrise, denke ich mir, zu wichtig, um nur dazu verwendet zu werden, politisches Kleingeld zu schlagen, darum erlaube ich mir heute, mich tatsächlich mit diesem Thema Aktion 40 000 zu beschäftigen. Was kann sie für Potenziale haben, was für Probleme hat sie und warum ist sie für uns nicht das Gelbe vom Ei und nicht von jedem Zweifel frei, aber dennoch überlegenswert und betrachtenswert? Erlauben Sie mir, darauf einzugehen und ein paar Punkte zu erwähnen!
Die eine Sache ist: Wir haben tatsächlich, der Herr Minister hat es erwähnt, ein sehr großes Paket für eine Joboffensive geschnürt, das insbesondere auf Bildung, Qualifizierung, berufliche Umorientierung für jene Menschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, setzt. 100 000 sollen in diese Projekte, in diese Maßnahmen miteinbezogen werden,
umgeschult werden, in den Bereichen grüne Jobs, Pflege, soziale Dienste, digitale Fähigkeiten weitergebildet werden, um eben Jobs mit Zukunft und Perspektive zu bekommen.
Das betrifft einen Teil der Arbeitslosen, nämlich diejenigen, die noch nicht zu lange vom Arbeitsmarkt weg sind, die auch noch die entsprechende Motivation und Perspektive haben und in der Lage sind, sich tatsächlich dieser Auseinandersetzung, dieser Herausforderung zu stellen, diese Ausbildungsmöglichkeit in Anspruch zu nehmen. Ich denke beispielsweise an das vorbildliche Projekt der Pflegestiftung in Wien, das diese Woche vorgestellt worden ist, im Rahmen dessen 50 Millionen Euro dieser Joboffensive in die Ausbildung und Qualifizierung von Pflegekräften für die Zukunft investiert werden. Da gibt es derzeit eine Orientierungsphase, in der sich Menschen, die den Pflegeberuf annehmen wollen, einmal anschauen können: Bin ich dafür überhaupt geeignet?
Was auch sehr gut ist: Zusätzlich zu den Leistungen aus dem AMS, die sie im Rahmen dieser Ausbildung erhalten, gibt es auch noch 400 Euro als zusätzliche Bildungsprämie. Es ist also eine Ausbildung, eine längerfristige Ausbildung, gut sozial abgesichert, und genau dafür ist die Joboffensive da, genau dafür sind diese 700 Millionen Euro in diesem Paket da, und das ist gut investiertes Geld. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Wir wissen natürlich, dass diese Möglichkeiten nicht von allen in Anspruch genommen werden können. Wir wissen, dass die Langzeitarbeitslosigkeit besonders hoch ist. Es ist besonders für Langzeitarbeitslose sehr schwierig, wieder in Jobs zurückzukommen, wieder in Jobs zurückzufinden, Ausbildungsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen, weil Langzeitarbeitslosigkeit oft auch noch mit anderen Problemen einhergeht, mit anderen Vermittlungsproblemen, mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, und Langzeitarbeitslose sehr oft ältere Arbeitslose sind, die oft nicht ausreichend qualifiziert sind. Diese Zahlen – es gibt aktuell circa 140 000 langzeitarbeitslose Menschen – fordern tatsächlich Aktivitäten, Maßnahmen, Schritte von uns, diese Menschen in Beschäftigung zurückzuführen, denn jeder, der Arbeit haben will, soll das Recht haben, Arbeit zu bekommen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Da ist natürlich die Frage von öffentlichen Beschäftigungsprogrammen, um diesen Menschen eine Perspektive auf Jobs mit einem Einkommen zu geben, eine ganz zentrale, eine ganz entscheidende. Wir bewerten die Aktion 20 000 keinesfalls so negativ, wie sie hier in diesem Hause – teilweise auch seitens der ÖVP – kritisch bewertet wird. Wir sehen hier durchaus Potenziale, wenn man sich anschaut: Was waren die guten Seiten? Was hat funktioniert, was hat nicht funktioniert?
Tatsächlich haben insbesondere Menschen, die über 55 waren, Menschen, die gesundheitlich beeinträchtigt waren, wenn sie in dieser Aktion 20 000 waren, bessere Vermittlungsperspektiven gehabt. Im Gegensatz zu denen, die nicht in der Aktion 20 000 waren, haben 30 Prozent derjenigen, die in diesen Projekten waren, tatsächlich Jobs gefunden, eine Beschäftigung gefunden, längerfristige Beschäftigungsperspektiven gefunden. Aus der Aktion 20 000 sind auch teilweise Jobs entstanden, die weitergeführt werden, ich denke beispielsweise an die Altenbetreuung in den Kommunen in der Steiermark, aber auch in Niederösterreich.
Auf der anderen Seite gab es natürlich ein grundlegendes Problem: Die Aktion 20 000 war auf den gemeinnützigen und kommunalen Bereich beschränkt. Das heißt, wir haben in Wirklichkeit den gesamten privatwirtschaftlichen Bereich draußen gelassen, was ein großer Fehler war, und von den 20 000 Jobs, die man sich erhofft hat, keine Rede, tatsächlich waren es 3 800 (Zwischenruf des Abg. Muchitsch), die man mit Müh und Not irgendwie im Bereich der Kommunen und der gemeinnützigen Plätze zusammengekratzt hat.
Natürlich war auch die Zeit zu kurz, aber es war nicht so leicht, da tatsächlich etwas zu finden. Daraus müssen wir lernen, und darum sagen wir: Die Aktion 40 000 ist unserer Meinung nach zu hoch angesetzt und zu wenig zielgruppenspezifisch. Da wird alles als langzeitarbeitslos definiert, und die Maßnahmen werden nicht mehr speziell auf die Gruppen zugeschnitten, bei denen die öffentliche Beschäftigung etwas bringt – in die Richtung müssen wir aber gehen. (Zwischenruf des Abg. Muchitsch.)
Darum sagen wir: Die Aktion 40 000 ist unserer Meinung nach zu wenig durchdacht, aber um über öffentliche Beschäftigung zu reden und um Maßnahmen zur öffentlichen Beschäftigung zu setzen, brauchen wir jetzt wirklich dringend entsprechende Schritte – dafür ist es höchste Zeit. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
10.23
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Margreiter. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! (In Richtung Bundeskanzler Kurz:) Nun sag, wie hast du’s mit dem Rechtsstaat? Du bist ein leidlich guter Mann, allein ich glaub’, du hältst nicht viel davon. – Ich habe mir erlaubt, die berühmte Gretchenfrage aus Goethes „Faust“ in den heutigen Kontext zu stellen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Rechtsstaat und die Unabhängigkeit der Justiz – das ist die Gretchenfrage jeder Demokratie. (Beifall bei den NEOS.)
Der Rechtsstaat kristallisiert ganz im Besonderen an der Frage aus, ob er in der Lage ist, ohne Ansehen der Person Recht zu sprechen. Nur wenn sich die Bürger darauf verlassen können, dass die Gerichte unabhängig und ohne Ansehen der Person handeln, akzeptieren sie auch die Entscheidungen, mögen sie auch manchmal nicht ihren Vorstellungen entsprechen.
Eine gute und verlässlich funktionierende Justiz, Herr Bundeskanzler, ist so etwas wie die Visitenkarte des Rechtsstaates. Die Justizbehörden und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für die Wahrung von Rechtssicherheit und Rechtsfrieden in Österreich, und ich möchte ihnen dafür einmal ganz ausdrücklich danken. (Beifall bei den NEOS.)
Durch die hohe Qualität ihrer Arbeit genießt die Justiz in Österreich, wie wir wissen, sehr hohes Vertrauen. Dieses Vertrauen ist ein unverzichtbares Fundament für die Freiheit, für die Sicherheit und für das Recht.
Herr Bundeskanzler, ich arbeite schon mehr als 34 Jahre als Rechtsanwalt, und ich behaupte, ich habe in diesen Jahrzehnten eine recht gute Innensicht in den Justizbetrieb in Österreich gewonnen. Ich sage Ihnen jetzt eines: Ich lege für die österreichische Justiz meine Hand ins Feuer, und ich stelle damit keineswegs in Abrede, dass auch im Justizbetrieb – wie in allen Systemen, in denen Menschen arbeiten – Fehler passieren. Der Justizbetrieb ist aber dadurch gekennzeichnet, dass er über ein ausgeklügeltes internes Korrektursystem verfügt, Instanzenzug genannt. (Abg. Steinacker: Disziplinarverfahren ...!) Gegen eine Hausdurchsuchung, von der man glaubt, dass sie zu Unrecht erfolgt ist, kann der Betroffene am Oberlandesgericht Beschwerde erheben. Da braucht es keine Zurufe aus der Politik und schon gar nicht von Ihnen, Herr Bundeskanzler. (Beifall bei den NEOS. – Zwischenruf der Abg. Steinacker.)
Die von Ihnen und Ihren Leuten so vielfach als Verfehlung der WKStA ins Treffen geführte BVT-Hausdurchsuchung wurde im Beschwerdeweg bekämpft, und es wurde
festgestellt, dass es nicht gepasst hat – so funktioniert das! (Zwischenruf der Abg. Steinacker.)
Auch der Finanzminister hätte gegen die Durchsuchung seiner Privatwohnung Beschwerde erheben können – das wäre der richtige Weg gewesen. Er wird seine Gründe gehabt haben, warum er das nicht getan hat, vielleicht hat er gefürchtet, dass das OLG den dringenden Tatverdacht einzementieren könnte – was auch immer. Es ist aber keinesfalls zulässig und der Würde des Amtes des Bundeskanzlers angemessen, wenn Sie nun der WKStA per Brief falsche Fakten andichten wollen. Sie beschädigen mit diesem Vorgehen nicht nur die Justiz, sondern vor allem auch Ihr eigenes Amt. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Unsere Verfassungsarchitektur ruht auf drei Säulen: Legislative, Exekutive und Justiz. Es ist gute Tradition, dass sich die obersten Repräsentanten dieser drei Säulen nicht medial etwas ausrichten. Es steht Ihnen nicht gut an, Herr Bundeskanzler, die Justiz ständig medial zu attackieren. (Zwischenruf des Abg. Eypeltauer.) Wenn Sie Mängel im Justizbetrieb feststellen: Es gibt kaum jemanden, der so viele Möglichkeiten hat, das abzustellen, wie Sie.
Sie könnten das Budget erhöhen, Sie könnten gesetzliche Rahmenbedingungen ändern. Warum haben Sie das alles nicht gemacht? Das Justizministerium war jahrelang in der Hand von ÖVP-Ministern, da ist es fast zum stillen Tod der Justiz gekommen. Jetzt plötzlich, weil gegen einen ÖVP-Minister ermittelt wird, sehen Sie Handlungsbedarf, jetzt soll plötzlich alles passieren. Häppchenweise bekommen wir die Neuigkeiten serviert: Heute haben wir gelesen, dass offenbar geplant ist, die Pressefreiheit einzuschränken. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Hörl: So ein Blödsinn!) Es soll nicht mehr möglich sein, aus Justizakten zu berichten. – Ja, wo führt denn das hin?
Ich frage Sie, Herr Bundeskanzler: Wieso diskreditieren Sie in Hintergrundgesprächen ständig die WKStA? Wieso beschädigen Sie damit die Visitenkarte unseres Rechtsstaates? (Zwischenruf der Abg. Steinacker.) Es hat den Anschein, Sie fürchten die Leichen im Keller und Sie fürchten sich genau vor jener Behörde, die diesen nachgeht – das ist eben die WKStA. Wenn Sie es mit der Strafjustiz gut meinen, Herr Bundeskanzler, dann setzen Sie sich bitte dafür ein, dass die Weisungshierarchie nicht durch parteipolitisch besetzte Institutionen wahrgenommen wird, dass die Arbeit der Staatsanwälte zur Gänze einer rechtsstaatlichen Kontrolle der Gerichte unterworfen wird (Abg. Hörl: Redezeit!), dass der Anschein jeder parteipolitischen Einflussnahme unterbleibt - -
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bitte den Schlusssatz!
Abgeordneter Dr. Johannes Margreiter (fortsetzend): - - und dass auch weiterhin über das, was die Strafjustiz macht, berichtet werden darf.
Meine Damen und Herren, allein ein hübsches Etikett Bundesstaatsanwalt macht es nicht aus. Wir werden da sehr genau schauen, dass die Weisungsspitze, wenn sie geändert wird, so geändert wird, dass sie den Anforderungen eines demokratischen Rechtsstaates entspricht. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)
10.29
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.
Ich bedanke mich beim Herrn Bundeskanzler und beim Herrn Bundesminister fürs Anwesendsein.
Einlauf und Zuweisungen
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegenstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.
Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:
A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:
1. Schriftliche Anfragen: 5385/J bis 5500/J
2. Anfragebeantwortungen: 4658/AB bis 4753/AB
Anfragebeantwortungen (Präsident des Nationalrates):
3. Regierungsvorlagen:
Bundesgesetz, mit dem das Maß- und Eichgesetz geändert wird (661 d.B.)
Bundesgesetz, mit dem das Universitätsgesetz 2002, das Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz, das Hochschulgesetz 2005, das Fachhochschulgesetz und das Privathochschulgesetz geändert werden (662 d.B.)
Bundesgesetz, mit dem das Bankwesengesetz, das Börsegesetz 2018, das Finalitätsgesetz, das Finanzmarkt-Geldwäsche-Gesetz, das Sanierungs- und Abwicklungsgesetz, das Wertpapieraufsichtsgesetz 2018 und das Zentrale Gegenparteien-Vollzugsgesetz geändert werden (663 d.B.)
Bundesgesetz, mit dem das Hochschülerinnen- und Hochschülerschaftsgesetz 2014 geändert wird (664 d.B.)
Digitalisierungsfondsgesetz-Digi-FondsG (682 d.B.)
Bundesgesetz, mit dem das Bundesstraßen-Mautgesetz 2002 geändert wird (683 d.B.)
B. Zuweisungen in dieser Sitzung:
a) zur Vorberatung:
Rechnungshofausschuss:
Bericht des Rechnungshofes betreffend Grundversorgung in Wien – Reihe BUND 2021/8 (III-246 d.B.)
Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie:
Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Slowakischen Republik zur Beendigung des Abkommens zwischen der Republik Österreich und der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik über die Förderung und den Schutz von Investitionen in der Fassung des Notenwechsels vom 22. Dezember 1993 und 14. Jänner 1994 (667 d.B.)
b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):
Finanzausschuss:
Bericht des Bundesministers für Finanzen betreffend EU-Jahresvorschau 2021 (III-253 d.B.)
Sportausschuss:
Bericht nach § 1 Abs. 4 des Bundesgesetzes über die Errichtung eines Non-Profit-Organisationen Unterstützungsfonds für Jänner 2021, vorgelegt vom Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (III-252 d.B.)
Verfassungsausschuss:
Nationale Strategie gegen Antisemitismus vorgelegt von der Bundesministerin für EU und Verfassung (III-256 d.B.)
Verkehrsausschuss:
Bericht der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gemäß § 33 Abs. 13 Bundesstraßen-Mautgesetz 2002, BGBl. I Nr. 107/2019 und über das Ergebnis der Evaluierung der Auswirkungen der Mautbefreiungen durch § 13 Abs. 1a und 1b Bundesstraßen-Mautgesetz 2002 (III-255 d.B.)
Ausschuss für Wirtschaft, Industrie und Energie:
Bericht über die Situation und Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen der österreichischen Wirtschaft ("KMU im Fokus 2020"), vorgelegt von der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (III-254 d.B.)
*****
Behandlung der Tagesordnung
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es ist vorgeschlagen, die Debatten über die Punkte 3 und 4, 7 und 8, 11 bis 15, 16 und 17, 18 und 19, 21 bis 29, 30 und 31, 32 bis 34, 35 und 36 sowie 39 bis 41 der Tagesordnung jeweils zusammenzufassen.
Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall.
Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung 4709/AB
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich mit, dass das gemäß § 92 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vorliegt, eine kurze Debatte über die schriftliche Beantwortung 4709/AB der Anfrage 4735/J der Abgeordneten Fürst, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Rechtsgrundlage Maskenpflicht“ durch den Herrn Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung abzuhalten.
Diese kurze Debatte findet gemäß § 57a Abs. 4 der Geschäftsordnung nach Erledigung der Tagesordnung, jedoch spätestens um 15 Uhr statt.
Fristsetzungsantrag
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Weiters darf ich mitteilen, dass die Abgeordneten Leichtfried, Fuchs, Doppelbauer beantragt haben, dem Geschäftsordnungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 421/A eine Frist bis 23. März 2021 zu setzen.
Ferner liegt das von fünf Abgeordneten gemäß § 43 Abs. 3 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vor, eine kurze Debatte über diesen Fristsetzungsantrag durchzuführen. Diese kurze Debatte wird im Anschluss an die Debatte über die Anfragebeantwortung stattfinden.
Die Abstimmung über den Fristsetzungsantrag wird am Schluss der Debatte stattfinden.
Redezeitbeschränkung
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zwischen den Mitgliedern der Präsidialkonferenz wurde Konsens über die Dauer der Debatten erzielt. Demgemäß wurde eine Tagesblockzeit von 9,5 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass auf die ÖVP 185, auf die SPÖ 128, auf die FPÖ 105, auf die Grünen 95 sowie auf die NEOS 76 Minuten Redezeit entfallen.
Gemäß § 57 Abs. 7 der Geschäftsordnung beträgt die Redezeit für die gesamte Tagesordnung von jenen Abgeordneten, die keinem Klub angehören, 38 Minuten. Darüber hinaus wird deren Redezeit auf 5 Minuten pro Debatte beschränkt.
Wir kommen sogleich zur Abstimmung über die dargestellten Redezeiten.
Wer dafür ist, den bitte ich, ein Zeichen zu geben. – Das ist einstimmig angenommen.
Wir gehen in die Tagesordnung ein.
Bericht des Verfassungsausschusses über die Regierungsvorlage (605 d.B.): Bundesgesetz über die Absicherung des österreichisch-jüdischen Kulturerbes (Österreichisch-Jüdisches Kulturerbegesetz – ÖJKG) (641 d.B.)
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zu Punkt 1 der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Engelberg. Ich darf ihm das Wort erteilen.
Abgeordneter Mag. Martin Engelberg (ÖVP): Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Im Vorblatt der gegenständlichen Regierungsvorlage werden sie angeführt: Tina Blau, Gerhard Bronner, Sigmund Freud, Hugo von Hofmannsthal, Marie Jahoda, Hans Kelsen, Hedy Lamarr, Gustav Mahler, Ludwig von Mises, Marcel Prawy, Max Reinhardt, Arthur Schnitzler, Arnold Schönberg, Friedrich Torberg, um nur einige wenige zu nennen.
Vor einigen Jahren kürte das renommierte britische Wochenmagazin „Economist“ Wien zur Stadt des letzten Jahrhunderts. Es war eine unglaubliche Ansammlung an Genie, Geist, Talent, Einfallsreichtum, Unternehmertum. Wien brachte Persönlichkeiten hervor, welche die Welt der Musik, der Kunst, der Literatur, des Unternehmertums, der Geistes- und Naturwissenschaften, nicht nur jene Wiens, sondern der ganzen Welt, nachhaltig prägten. Überdurchschnittlich viele dieser Persönlichkeiten waren österreichische Jüdinnen und Juden. Sie haben in der Geschichte Österreichs deutliche Spuren hinterlassen, sie trugen wesentlich zu dem bei, was wir heute als typisch österreichisch empfinden.
Es waren aber nicht nur die Prominenten, die Stars, es waren zahllose Handwerker, Arbeiterinnen und Arbeiter, die ihren Beitrag für Österreich leisteten – als loyale Österreicher in der Monarchie, aber auch als Gründungsväter der neu gegründeten Republik. Die jüdische Gemeinde leistete zum Beispiel auch einen überdurchschnittlich hohen Blutzoll im Ersten Weltkrieg im Dienste der K.-u.-k.-Armee.
Die gegenständliche Regierungsvorlage ist in die Zukunft gerichtet. Sie dient erstens der Sicherstellung eines aktiven jüdischen Gemeindelebens in Österreich, dem breiten Zugang der Bevölkerung Österreichs zum jüdischen kulturellen Erbe, dem Ausbau des interreligiösen Dialogs sowie der Sicherstellung der aktiven Beteiligung von jungen Jüdinnen und Juden am jüdischen Gemeindeleben.
Der kluge frühere Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Hofrat Paul Grosz sagte einmal in einer Diskussion: Schauen Sie, wie es der jüdischen Gemeinde geht, dann wissen Sie, wie es dem Land geht! – Das hat sich nur zu oft bewahrheitet. Wie geht es also der jüdischen Gemeinde in Österreich heute, und was sind die zukünftigen Herausforderungen? – Ja, es gibt die Bedrohung des Antisemitismus. Andererseits gibt es einen Rückgang des traditionellen Antisemitismus, aber leider auch eine Zunahme eines neuen Antisemitismus, vor allem in den muslimischen Communities.
Die Terroranschläge sind ein gutes Beispiel. Da vermischt sich der Antisemitismus mit dem Ziel eines Angriffs auf unsere westliche Wertegemeinschaft, auf unsere gemeinsamen Werte: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung, kulturelle und religiöse Vielfalt. Die Sicherheit seiner Staatsbürger zu gewährleisten ist eine der elementarsten Aufgaben eines Rechtsstaates, und das gilt natürlich auch für die jüdische Gemeinde. Sie ist mit der Wahrnehmung sehr vieler Sicherheitsaufgaben auf einem hohen Standard konfrontiert, diese werden durch den gegenständlichen Gesetzentwurf abgedeckt.
Wie geht es der jüdischen Gemeinde heute in Österreich? – Es ist eine kleine – derzeit leben circa 15 000 jüdische Österreicherinnen und Österreicher in Österreich –, aber eine sehr lebendige Gemeinde. Es gibt zahlreiche Synagogen, Bethäuser, jüdische Kindergärten und Schulen, koschere Supermärkte, Restaurants, das Jüdische Museum und so weiter. Das Gesetz ist in die Zukunft gerichtet, es hilft der jüdischen Gemeinde beim weiteren Wiederaufbau und bei der Erhaltung der Gemeinde mit den dafür notwendigen Sicherheitsvorkehrungen, es wirkt aber eben auch unterstützend bei der Jugendarbeit, beim Ausbau des interreligiösen und interkulturellen Austausches und so weiter.
Der Bundesregierung ist mit diesem Gesetz ein wichtiger und guter Wurf gelungen. Großer Dank gilt dafür Bundeskanzler Kurz und insbesondere auch Frau Bundesministerin Karoline Edtstadler. Mit großer Freude habe ich im Ausschuss festgestellt, dass dieser Gesetzentwurf die einhellige Zustimmung aller Parteien findet. Das ist ein gutes, ein wichtiges, ein würdiges Zeichen. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS.)
10.37
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr stellvertretender Klubobmann Leichtfried. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Vor gar nicht allzu langer Zeit konnten wir Folgendes in österreichischen Medien lesen: „Angriff auf Elie Rosen, den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz“, „Erneut schwere Sachbeschädigung an Grazer Synagoge“, „Angriff auf Jüdische Gemeinde in Graz“. Das waren vor nicht allzu langer Zeit die Schlagzeilen, die unser Land geprägt haben – ein Tiefpunkt in der jüngsten Geschichte.
Nach diesen Vorfällen versammelten sich unzählige Menschen zu Solidaritätskundgebungen und Mahnwachen, um ein Zeichen der Solidarität mit unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu setzen. Ich bin froh über diese Zivilcourage. Ich bin froh darüber, dass die Menschen gezeigt haben, es gibt ein anderes Österreich, das unser Österreich ist, geschätzte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der NEOS.)
Ja, ich gebe Kollegen Engelberg vollkommen recht: Die jüdische Kultur, das jüdische Leben hat unser Österreich massiv und nachhaltig geprägt. Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Gustav Mahler, Franz Kafka, Hans Kelsen und viele, viele mehr sind
jüdische Literaten, Komponisten, Publizisten, Wissenschaftler, Juristen, die wesentlich zu der Entwicklung unseres Landes beigetragen haben – bis die nationalsozialistischen Mörderbanden diese Zeit beendet haben, bis Leid, Tragik, Verbrechen in unserem Land geherrscht haben.
Geschätzte Damen und Herren! Erste Aufgabe unserer Generation ist es, niemals zu vergessen und entschieden Widerstand zu leisten, wenn sich diese Entwicklungen unter Umständen wieder entfalten können. Das ist wirklich unsere gemeinsame Aufgabe, geschätzte Damen und Herren! Das Miteinander müssen wir leben, und gegen das Gegeneinander müssen wir auf jeden Fall gemeinsam auftreten. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und NEOS.)
Ganz egal, welcher Hintergrund diesen jetzigen Antisemitismus prägt, er darf niemals toleriert werden!
Die finanzielle Absicherung und der Erhalt von kulturellen Einrichtungen sind deshalb auch ein Beitrag: ein Beitrag, niemals zu vergessen, ein Beitrag, dass so etwas nicht noch einmal kommen kann, und deshalb stimmen wir dem selbstverständlich zu. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
10.40
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Fürst. – Bitte.
Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Kollege Engelberg hat im Ausschuss und auch in der heutigen Rede mehrmals darauf Bezug genommen, dass mit diesem Gesetz in die Zukunft geblickt werden soll. Die Zukunft muss ja von der Jugend gelebt und bewältigt werden, und der Jugend helfen dabei ein Blick zurück und möglichst viel Kenntnis über das reiche geistige Erbe, das die Vorfahren hinterließen.
Unabhängig von der geistigen Disziplin, die man betrachtet, stößt man auf fundamentale jüdische Beiträge, ohne die wir uns unsere Kultur gar nicht vorstellen können – in der Musik: Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Erich Korngold, Alexander Zemlinsky; in der Physik: Nobelpreisträger Wolfgang Pauli; in der Medizin: Nobelpreisträger Otto Loewi, Sigmund Freud, Alfred Adler, Viktor Frankl, Carl Sternberg, und man kann die Liste wirklich noch lange fortsetzen, und natürlich muss man auch in die Literatur, in die Schriftstellerei schauen, wo Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Friedrich Torberg, Franz Kafka, Egon Friedell Meilensteine gesetzt haben.
Besonders möchte ich der Jugend Arthur Schnitzler ans Herz legen. Ich denke wirklich – vielleicht ist es ein frommer Wunsch, aber ich denke, es sollte gemacht werden –, kein Jugendlicher sollte die Schule verlassen, ohne „Leutnant Gustl“, den „Reigen“ oder auch „Professor Bernhardi“ gelesen zu haben, denn Arthur Schnitzler nimmt darin die Doppelmoral, die Heuchelei aufs Korn. Er war mit diesen Stücken seiner Zeit voraus, er hat Tabus gebrochen – sie alle haben ihm Aufführungsverbote, zum Teil auch gesellschaftliche Ächtung eingebrockt. Er stand kompromisslos zu seinem Werk und zu seiner Meinung, und dies sollte sich die Jugend von ihm abschauen.
Ein Werk sei Ihnen auch noch besonders ans Herz gelegt: „Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers“ von Stefan Zweig, in dem er sich mit der Kultur des alten Europa auseinandersetzt, mit Wien und der K.-u.-k.-Monarchie Österreich-Ungarn als Dreh- und Angelpunkt. Ich denke, damit kann man auch viel über die Welt von heute lernen und sie verstehen.
Wenn die jüdische Jugend und im Austausch mit ihr dann unsere gesamte Jugend sich von den genannten Herren ein paar Dinge abschaut, wie die Abneigung gegen den
Krieg, den bedingungslosen Einsatz für Frieden, mit viel Willen, Fleiß und Leistung seinen Weg zu gehen, die Ablehnung von Obrigkeitshörigkeit und Heuchelei, zu den wahren Werten Europas zu stehen, Individualität, Freiheit, Leistung, geistiger Wettbewerb, Identität, Liebe zur Heimat und Toleranz, aber keine Selbstaufgabe, dann wird die Zukunft gut und das Geld ist gut investiert. (Beifall bei der FPÖ.)
10.43
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Blimlinger. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen! Im März 1938 lebten in Österreich ungefähr 200 000 Jüdinnen und Juden. Dazu kamen noch ein paar Zehntausend, die sich eigentlich nicht mehr als Juden verstanden haben, aber von den Nationalsozialisten zu solchen gemacht worden sind. Sie waren dann sogenannte Mischlinge ersten oder zweiten Grades, wiewohl sie eigentlich gar nichts mehr mit dem Judentum zu tun haben wollten.
Im Mai 1945 lebten in Österreich eine Handvoll Juden und Jüdinnen – 60 000 wurden ermordet, der Rest konnte flüchten, ein paar haben als U-Boot in Österreich überlebt. Flüchten konnte unter anderem das Ehepaar Ella und Ludwig Weisz. Sie haben im 12. Bezirk gewohnt, sie hatten ein kleines Radiogeschäft, das sehr prosperierend war, weil das Radio in den Dreißigerjahren ja jene Quelle war, aus der man Informationen bezogen hat.
Gleich im März 1938 wurde das Geschäft arisiert und nach und nach andere Teile des Geschäfts, nämlich das ganze Inventar; dann wurde die Wohnung arisiert, und schließlich gelang im April 1939 die Flucht nach Palästina. Ludwig Weisz sagt dann: „Wir haben zu leben gehabt, nicht, [...] aber [...] gerade nur, um zu leben“.
Wohnung konnten sie sich keine leisten, aber sie sind Wiener geblieben. Sie wollten immer wieder zurück, und kaum war der Krieg zu Ende, kaum war der Holocaust vorbei, wollten sie nach Wien zurück. Sie schreiben dann auch immer wieder nach Wien: Wir wollen zurück, wie geht das? – Sie brauchen eine Einreisegenehmigung, als Wiener und Wienerin eine Einreisegenehmigung aus Palästina in ihre Heimatstadt. Diese wurde ihnen nicht erteilt.
Es hat bis zum April 1947 gedauert – genau acht Jahre, nachdem sie geflüchtet waren –, dass sie nach Wien zurückkommen konnten. Die Wohnung haben sie nicht zurückbekommen, das Geschäft haben sie nicht zurückbekommen. Sie konnten dann ein neues Geschäft gründen, aber all das war es nicht mehr. Es war nicht mehr so: Wir haben keine Möglichkeit gehabt, wieder dort anzufangen, wo wir aufgehört haben.
Jetzt fragt man sich: Warum wollten sie eigentlich in dieses Land zurückkommen, aus dem sie vertrieben worden sind, in dem andere – ihre Freunde, Freundinnen, ihre Familien – ermordet worden sind? – Ella Weisz sagt in einem Interview: „Wir waren Juden, aber wir waren Wiener.“ Man hatte immer Heimweh.
Österreich war nach 1945 nicht in der Lage, zu erkennen, dass man genau diese Personen, die überlebt haben, zurückholen sollte, dass man ihnen hier einen freundlichen Empfang bereitet. Spät, sehr spät haben wir jetzt einen Gesetzentwurf vorliegen, der das sicherstellen soll: dass jüdisches Leben – es gibt circa 10 000 Juden, Jüdinnen, die in Österreich leben – sichergestellt wird, dass wir die Sicherheit gewährleisten, dass wir den kulturellen Austausch gewährleisten und dass wir wirklich eine jüdische Gemeinde haben, in der es den Leuten, die hier leben, gut geht.
Ich muss Martin Engelberg leider widersprechen: Nein, der autochthone Antisemitismus hat leider überhaupt nicht abgenommen. Gerade in Coronazeiten zeigt sich, dass die Mythen der Coronaleugnerinnen und -leugner immer und zum großen Teil mit antisemitischen Verschwörungsmythen und -erzählungen – denn Verschwörungsmythen und –erzählungen haben das in sich – verbunden sind.
In diesem Sinne freue ich mich, dass es endlich gelungen ist, dieses Gesetz auf den Weg zu bringen, und wünsche mir, dass es dann möglichst rasch zu den notwendigen Zahlungen kommt.
Im Übrigen bin ich dafür, dass die Windisch-Kaserne in Richard-Wadani-Kaserne umbenannt wird. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)
10.47
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Brandstätter. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Helmut Brandstätter (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen, liebe Zuseher! Ja, Kollegin Blimlinger hat es natürlich ganz richtig gesagt: Das Gesetz ist wichtig. Es kommt spät, aber diesen Vorwurf kann ich Ihnen (in Richtung Bundesministerin Edtstadler) natürlich nicht machen, ganz im Gegenteil: Wir sind sehr froh, dass Sie dieses Gesetz jetzt vorbereitet haben. Ich bin auch dankbar für die Gespräche, die wir davor geführt haben – ich glaube, das war sehr wichtig. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir mit manchen dieser Dinge als Republik Österreich spät kommen, aber es ist gut, dass es jetzt beschlossen wird.
Richtigerweise wurde auch gesagt, es ist ein Gesetz, das in die Zukunft gerichtet ist – was aber nicht heißt, dass wir nicht trotzdem unsere Verantwortung haben, das ist ja auch angesprochen worden. Die nächsten Generationen müssen immer wieder die Vergangenheit lernen, weil das auch für uns so wichtig ist.
Wichtig ist auch ein weiterer Punkt, der angemerkt wird, nämlich der Dialog der Religionen; ich glaube, dass auch dieser wirklich wichtig ist. Das gegenseitige Abwerten von Religionen ist auf jeden Fall falsch. Deren Anhänger haben sich innerhalb der Gesetze zu bewegen, aber wenn das der Fall ist, dann haben wir natürlich den entsprechenden Respekt gegenüber den Religionen auszudrücken.
Ich möchte diesmal ganz bewusst nicht ein Buch eines Menschen, der Auschwitz oder eines der anderen Konzentrationslager überlebt hat, bringen, sondern ich habe eines von Topsy Küppers mitgebracht, und zwar deswegen, weil ich sie vor Kurzem im Radio gehört habe. Sie wird in wenigen Monaten 90 Jahre alt und sie hat vor Kurzem ein Buch herausgebracht, das „Nix wie Zores!“ heißt. (Der Redner hält das genannte Buch in die Höhe.)
Blicken wir auf das Leben von Topsy Küppers – auch das ist wichtig –: Sie wurde 1931 in Aachen geboren. Warum hat sie überlebt? – Weil sie mit ihrer Mutter nach Holland fliehen konnte und dort auf Menschen gestoßen ist, die sie beschützt haben, die sie versteckt haben. Sie wissen, in den Niederlanden war es damals ein Österreicher, es war Seyß-Inquart, der dort Reichskommissar war. Das heißt, egal, wo wir hinschauen, wir werden immer wieder auf unsere Geschichte gestoßen.
In diesem Buch sind sehr viele witzige Dinge enthalten, und weil es so gut passt – ich möchte hier niemanden beleidigen, aber es ist ja wirklich witzig, deswegen muss ich es sagen –, möchte ich eine Passage erwähnen. Sie schreibt nämlich: „Wenn Politikerinnen zum TV-Interview geladen werden, ist ihr erster Satz: ,Vielen Dank für die Einladung!‘“ et cetera.
„Und wieso merken Politiker und Politikerinnen nicht, wie lächerlich sie sind, wenn sie sich bei Journalisten einschleimen?“
Wie gesagt, das schreibt Topsy Küppers. – Schöne Grüße von ihr.
Ein wichtiger Punkt in dieser Gesetzesvorlage ist natürlich auch der Schutz jüdischer Einrichtungen, und da sind wir beim Thema Antisemitismus; das ist ja auch angesprochen worden. Dazu möchte ich schon ernst sagen: Ich hatte eigentlich gehofft, dass mit Jörg Haider die Zeit vorbei ist, in der es Politiker gibt, die einfach nur einen jüdischen Namen aussprechen und damit etwas auslösen wollen. Als das Ibizavideo herausgekommen ist und Herr Kurz Silberstein gesagt hat, fand ich das schon schrecklich. Ich glaube, wir müssen auch darauf achten, denn es gibt so viele Formen und so viele Möglichkeiten, nicht unbedingt selbst Antisemit zu sein, es aber zu befördern. Diese Sensibilität können wir, glaube ich, von jedem erwarten – und von jedem Politiker und von jeder Politikerin erst recht! (Beifall bei NEOS, SPÖ und Grünen.)
Noch ein wichtiger Satz: Ich glaube, wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Schoah etwas Einmaliges ist. Es hat natürlich auch andere Genozide gegeben, aber was es nie wieder gegeben hat, war dieses einmalige Vorhaben, alle Menschen – um in dieser Sprache zu bleiben – bewusst auszurotten. Das war damals der Fall, und das dürfen wir auch nie vergessen, das müssen wir weitersagen. Wie gesagt, Topsy Küppers und viele andere haben überlebt, weil es Menschlichkeit gab.
In diesem Zusammenhang möchte ich jetzt noch einen Bogen zu heute spannen: Im letzten Außenpolitischen Ausschuss haben wir wieder über Flüchtlinge gesprochen, und Kollegin Kucharowits hat gesagt: Jetzt reden wir doch einmal untereinander, ob wir da nicht helfen können! Ich habe gesagt: Danke für die Anregung. Wenn wir in einem Ausschuss sitzen – und das ist, glaube ich, auch für die Zuseherinnen und Zuseher wichtig –, ohne Öffentlichkeit, können wir vielleicht doch offen miteinander diskutieren. Kollege Leichtfried ist auch darauf eingestiegen und hat gesagt: Reden wir darüber! Es gibt Familien in Österreich, die helfen wollen, und dort gibt es Familien, die dringend Hilfe brauchen. Vielleicht finden wir eine einfache, menschliche Möglichkeit, diese zusammenzubringen. Man kann ja dagegen sein – was ich schrecklich finde, aber immerhin –, aber dass wir nicht einmal darüber reden, dass wir im Ausschuss nicht einmal darüber reden, wie wir im Kleinen Menschen helfen können, das fand ich dann doch enttäuschend. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Ich darf noch etwas zum Parlamentarismus sagen: Überlegen wir uns doch einmal, vielleicht in einer kleinen Gruppe, ob es nicht Möglichkeiten gibt, dass sich Menschen zusammensetzen, um da etwas bewegen zu können! Ich glaube, das ist auch unsere Aufgabe, das ist unser Auftrag. Und gerade wenn wir heute über Vergangenheit und Zukunft reden, reden wir doch bitte auch über Menschlichkeit und über die Form von Menschlichkeit, mit der wir miteinander durchaus etwas bewegen könnten. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)
10.52
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Bundesminister Edtstadler ist zu Wort gemeldet. – Bitte.
Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt Mag. Karoline Edtstadler: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Es freut mich, dass Ihnen heute dieses Österreichisch-Jüdische Kulturerbegesetz zur Abstimmung vorliegt. Das ist eine extrem wichtige Maßnahme, und ich darf mich auch gleich dafür bedanken, dass es im Verfassungsausschuss tatsächlich einstimmig angenommen worden ist. Es ist eine
Maßnahme aus der Nationalen Strategie gegen Antisemitismus (ein Exemplar in die Höhe haltend), die im Übrigen heute auch dem Verfassungsausschuss zugewiesen wird, wo wir in Zukunft noch viel und ganz intensiv darüber reden müssen, wie wir Antisemitismus in all seinen Erscheinungsformen begegnen können.
Es ist ganz wesentlich zu betonen, dass, ganz egal aus welcher Ecke der Antisemitismus kommt – ob von links, von rechts, ob autochthon oder auch importiert –, dieser Antisemitismus aufs Entschiedenste bekämpft werden muss und es natürlich auch darum geht, auch historisch die Verantwortung wahrzunehmen, dafür zu sorgen, dass so etwas wie die Schoah – es ist angesprochen worden – nie wieder auch nur im Ansatz passieren kann. Das ist unsere historische Verantwortung.
Gleichzeitig geht es aber darum, in die Zukunft zu blicken. Das ist auch das, was die Israelitische Kultusgemeinde, die Israelitische Religionsgesellschaft, die Jüdinnen und Juden in diesem Land wollen, das ist das, was wir als ein Land, das von vielen prominenten, einflussreichen Jüdinnen und Juden geprägt worden ist – fast alle von Ihnen haben diese Namen oder einige dieser Namen genannt –, ihnen auch schuldig sind. Ob es die Gründer der Salzburger Festspiele sind – Hugo von Hofmannsthal, um ihn auch namentlich zu nennen –, ob es der Architekt des Bundes-Verfassungsgesetzes Hans Kelsen ist, ob es der Begründer der Psychoanalyse ist, all diese Persönlichkeiten sind prägend für die Geschichte, für die Entwicklung dieses Landes gewesen, und jetzt liegt es an uns, mit diesem Österreichisch-Jüdischen Kulturerbegesetz dieses Leben auch zukünftig sichtbar zu machen.
Wie kann man denn Antisemitismus am besten begegnen? – Mit einem florierenden, mit einem abgesicherten, mit einem sichtbaren jüdischen Leben in Wien, in Österreich; mit einem Leben, das in Zukunft noch sichtbarer sein wird, mit einem Dialog der Religionen, wie angesprochen worden ist, der geführt werden muss, natürlich mit einer Absicherung auch der jüdischen Einrichtungen. Dieses Österreichisch-Jüdische Kulturerbegesetz ist ein Baustein von vielen Maßnahmen, die wir mit dieser Nationalen Strategie gegen Antisemitismus umsetzen wollen.
Ich möchte mich insbesondere bei der jüdischen Religionsgesellschaft, bei Martin Engelberg, aber auch bei Frau Abgeordneter Blimlinger für die gute Zusammenarbeit bedanken, ich möchte mich ganz explizit auch bei Abgeordnetem Brandstätter für die Gespräche, die wir geführt haben, und auch bei Frau Abgeordneter Fürst bedanken. Wir haben diese Gespräche im Vorfeld geführt, wir haben auch definiert, in welche Richtung wir gehen wollen, und ich sage Ihnen ganz offen: Wir brauchen Sie, denn wir können das nur gemeinsam machen. Wir brauchen Sie als Multiplikatoren – auch in der Gesellschaft –, dass wir über Themen, die es da zu bewältigen gibt, die es gemeinsam zu bewältigen gibt, in einen Diskurs kommen, denn letztlich ist der Auftrag der Europäischen Kommission an alle Staaten der Europäischen Union ergangen, eine Strategie gegen Antisemitismus zu entwickeln. Warum? – Weil wir weltweit einen Anstieg von antisemitischen Vorfällen verzeichnen müssen. Das dürfen wir nicht dulden, dagegen müssen wir entschieden ankämpfen! Das wollen wir machen, indem wir in einem ersten Schritt jüdisches Leben sichtbarer machen und das auch mit einer entsprechenden finanziellen Dotierung, nämlich mit 4 Millionen Euro jährlich – im Jahr 2020 sind es 5 Millionen Euro –, unterstützen.
Ich danke Ihnen schon jetzt, da ich davon ausgehe, dass hoffentlich auch hier im Plenum ein einstimmiger Gesetzesbeschluss zustande kommen wird, und ich wünsche uns allen, dass wir diesen Kampf gegen Antisemitismus gemeinsam, gesamtgesellschaftlich aufnehmen können.
Einen habe ich noch vergessen: Herr Abgeordneter Thomas Drozda war natürlich im Vorfeld auch dabei, als es darum ging, diese Strategie zu besprechen, das Österreichisch-
Jüdische Kulturerbegesetz zu besprechen. Dafür ein Danke! Das zeigt nämlich, dass ein Schulterschluss von allen im österreichischen Parlament vertretenen Parteien möglich ist, und das ist es auch, was uns tatsächlich stark macht. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)
10.57
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Schatz. – Bitte.
Abgeordnete Sabine Schatz (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Mit der Reichspogromnacht am 9. November 1938 begann die sichtbare Zerstörung jüdischen Lebens in Österreich. Synagogen, Friedhöfe, Geschäfte, Wohnungen wurden zerstört, niedergebrannt oder geplündert. Menschen wurden angegriffen, verletzt, verfolgt und letztendlich ermordet. Jahrzehntelang gereifter Antisemitismus zeigte darin seine hässlichste Fratze. Die Schoah ist bis heute der größte Angriff auf jüdisches Leben in ganz Europa, auch in Österreich. Während in der Ersten Republik rund 200 000 Juden und Jüdinnen in Österreich lebten, sind es heute geschätzt nur mehr in etwa 10 000 bis 15 000. Die Ermordung und Vertreibung der Juden und Jüdinnen durch die Nationalsozialisten wirkt bis heute nach.
Seit September 2020 sind Nachkommen von emigrierten Juden und Jüdinnen eingeladen, die österreichische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Das ist ein wichtiger erster Schritt, dem heute ein weiterer folgt – in der Verantwortung und Anerkennung der Opfer und ihrer Rechte bis in die heutige Generation, und das ist gut und richtig und wichtig. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Engelberg.)
Dennoch: Dass es 76 Jahre nach Ende des Holocaust immer noch nicht selbstverständlich ist, dass die jüdische Bevölkerung in Österreich gefahrlos leben kann, sehr geehrte Damen und Herren, das ist wirklich bezeichnend. Man muss sich das einmal vorstellen: Jüdische Einrichtungen, ja sogar Kindergärten und Schulen müssen rund um die Uhr gesichert werden, damit es nicht zu gewalttätigen Übergriffen kommt!
Es ist schon angesprochen worden, der Antisemitismusbericht weist darauf hin, dass es wieder vermehrt zu antisemitischen Übergriffen kommt. Die Coronakrise und die Proteste dagegen führen zu einem eklatanten Anstieg von antisemitischen Verschwörungstheorien. Das macht die Dringlichkeit, Antisemitismus aktiv zu bekämpfen, deutlich sichtbar.
Der Nationale Aktionsplan ist dabei ein wichtiger erster Schritt. Wer aber, sehr geehrte Damen und Herren, über Antisemitismus spricht, darf zu Rechtsextremismus nicht schweigen, und wir fordern auch jetzt wieder, dass der im Regierungsprogramm verankerte Nationale Aktionsplan gegen Rechtsextremismus endlich umgesetzt wird. (Beifall bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Setzen wir heute in unserer historischen Verantwortung gemeinsam ein Zeichen, indem wir für die Absicherung unseres österreichischen jüdischen Kulturerbes aufstehen. Das ist ein kleiner Akt der Wiedergutmachung. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
11.00
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Drozda. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Thomas Drozda (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Er sei „dafür, die Sache in
die Länge zu ziehen“. – Das sind Worte des damaligen Innenministers Oskar Helmer, die den Grundkonsens der jungen Zweiten Republik in der Frage der Restitution widerspiegeln: Man sei sich keiner Schuld bewusst, es sei nicht unsere Verantwortung gewesen.
Bis zum Präsidentschaftswahlkampf Waldheims war der Umgang mit jüdischem Leben in Österreich durch diese falsche Haltung geprägt. Man schwieg ob der Schande, die man zu verantworten hatte. Erst Franz Vranitzky brach in den frühen Neunzigerjahren das Schweigen und fand Worte, die bis heute nachhallen und die Zeit überdauern. Sein Weg ist die Basis für das, was heute beschlossen wird, nämlich nicht mehr und nicht weniger als die Anerkennung jüdischen Glaubens und Lebens als Teil des österreichischen Glaubens und Lebens. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)
Nur mit dieser Anerkennung können und werden wir akzeptieren, wie groß die Verbrechen sind, die begangen wurden. Das Wien der Jahrhundertwende – das wurde heute erwähnt – war nicht nur eine blühende Metropole, eine Weltstadt, sondern Wien war vielfach auch dank der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger eine Stadt von Welt. Es sind dies die Menschen, die die Kunst und Kultur geprägt haben, und viele von ihnen wurden erwähnt, etwa Torberg, Leopoldi, Farkas und viele andere. 200 000 Menschen haben in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg die Wiener jüdische Gemeinde repräsentiert, 2 000 waren es danach.
Jedenfalls freut es mich, dass wir heute den Beschluss fassen, jüdisches Leben in Österreich und in Wien zu fördern und zu erhalten. Das macht nichts ungeschehen. In der Tradition des Franz Vranitzky ist es aber unsere Aufgabe und Verpflichtung, zu handeln und das Richtige zu tun. Ein Österreich ohne jüdische Kultusgemeinde und ohne jüdisches Leben ist ein ärmeres Österreich. Das mussten wir dieser Tage mit dem Ableben Arik Brauers wieder spüren. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)
11.03
Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.
Wie vereinbart verlege ich die Abstimmung an den Schluss der Verhandlungen über die Vorlagen des Verfassungsausschusses und fahre in der Tagesordnung fort.
Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 1206/A der Abgeordneten Mag. Wolfgang Gerstl, Mag. Agnes Sirkka Prammer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ausschreibungsgesetz 1989 geändert wird (639 d. B.)
Präsidentin Doris Bures: Wir kommen zum 2. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Erster Redner ist Herr Abgeordneter Johann Singer. – Bitte.
Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Frau Präsidentin hat es schon angesprochen: Wir behandeln nun das Ausschreibungsgesetz, ein Gesetz, das die breite Bevölkerung kaum betrifft.
Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher vor den Bildschirmen! Die meisten von Ihnen werden wohl noch nie von der Existenz dieses Gesetzes gehört haben. Es regelt die Bewerbung um die Aufnahme in den Bundesdienst und, damit verbunden, das zugehörige Aufnahmeverfahren sowie die Besetzung von Funktionen.
Aus meiner Sicht ist wichtig zu wissen, dass nicht eine Einzelperson diese Entscheidungen trifft, sondern eine Kommission, die sogenannte Begutachtungskommission, die grundsätzlich paritätisch zusammengesetzt ist, nämlich mit zwei Arbeitnehmer- und zwei ArbeitgebervertreterInnen. Aktuell werden jährlich rund 2 100 bis 2 200 Funktionen im Bundesdienst nach dem Ausschreibungsgesetz besetzt.
Bei den nun vorliegenden Änderungen handelt es sich um eine redaktionelle Klarstellung, die festlegt, dass die genehmigten Arbeitsplatzbeschreibungen Grundlage für die Ausschreibung sein müssen. Das heißt, die geforderten Kenntnisse und Fähigkeiten der Bewerberinnen und Bewerber müssen identisch mit der Arbeitsplatzbeschreibung sein. Damit erwartet man sich eine weitere Professionalisierung. Man erwartet sich eine Beschleunigung des Ausschreibungsverfahrens und eine Erhöhung der Transparenz der Ausschreibung für die Bewerberinnen und Bewerber im Hinblick auf die gestellten Anforderungen im Zusammenhang mit dem künftigen Arbeitsplatz. Ich freue mich über die Einstimmigkeit im Verfassungsausschuss und sage ein herzliches Danke dafür.
Sehr geehrte Damen und Herren! Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes sind in diesen Monaten ganz besonders gefordert, ich denke jetzt etwa an jene, die in den Krankenhäusern, den Alten- und Pflegeheimen, den Universitäten, Schulen, Kindergärten und bei der Polizei arbeiten, und sage allen ein großes Danke für ihren Einsatz. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Besonders erwähnen möchte ich heute die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit dem Contacttracing bei den Bezirkshauptmannschaften und Magistraten beschäftigt sind. Sie leisten neben ihrer Alltagsarbeit zusätzlich eine besondere Arbeit und sind besonders gefordert. Sie machen einen für die Eindämmung der Pandemie wichtigen Job. Ich richte ein ganz, ganz großes Danke an all jene! (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
11.07
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Selma Yildirim. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher vor dem Bildschirm! Der Missbrauch der politischen Macht für eine Personalpolitik im Sinne der herrschenden Parteien ist ein ewiges Thema in der öffentlichen Auseinandersetzung in Österreich. Politischem Einfluss steht nach wie vor die Türe offen. – Herr Vizekanzler, das waren vor 30 Jahren die Worte eines grünen Abgeordneten. Das Ziel des Ausschreibungsgesetzes sind objektive und transparente Kriterien bei der Besetzung: Dass das eine Utopie ist, hat Ihr Herr Kollege schon vor 30 Jahren gesagt, und dass das eine Utopie ist, sage ich heute nach 30 Jahren, denn politischen Einflüssen stehen nach wie vor Tür und Tor offen.
Mit der vorgeschlagenen Änderung soll nun gesetzlich festgelegt beziehungsweise klargestellt werden, dass die Ausschreibung mit der Arbeitsplatzbeschreibung deckungsgleich ist. Es ist schon ziemlich eigenartig, dass solche Selbstverständlichkeiten in diesem Land gesetzlich festgeschrieben werden müssen. Papier ist geduldig, und letztlich können noch so schöne Worte und Formulierungen in Gesetze verpackt werden, es kommt aber auf die tatsächliche Umsetzung an. Die sogenannten Versorgungsposten gibt es leider immer noch. Wie viel in den Ressorts schiefgeht, zeigt sich schmerzlich
ganz besonders jetzt in der Krise. Die Freunderlwirtschaft und das Parteibuchdenken feiern fröhliche Urstände.
Ich darf dabei zum Beispiel auf die Erkenntnisse aus dem Ibiza-Untersuchungsausschuss und insbesondere darauf verweisen, wie staatliche Positionen in diesem Land offenkundig vergeben werden. Ein Geschäftsführer einer neu gegründeten staatsnahen Gesellschaft ist türkis, einer ist grün, und dann macht die Finanzverwaltung die ganze Arbeit.
Ich möchte auch nicht verabsäumen, auf die Vorgänge im BVT hinzuweisen. Wir wollen die besten Köpfe an den richtigen Stellen in Österreich. Die Änderung im Ausschreibungsgesetz ist zwar ein kleiner Schritt, vielleicht eine redaktionelle Korrektur, aber er geht jedenfalls in die richtige Richtung, zumindest am Papier. Wir werden sehen, ob sich dadurch in der gelebten Praxis viel ändert. Es braucht dazu nicht nur eine Gesetzesänderung, sondern den echten politischen Willen zur Veränderung. Hoffen wir, dass es diesen auch gibt! In diesem Sinne werden wir dieser Gesetzesänderung zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
11.10
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Eva Blimlinger. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Eva Blimlinger (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen! Wir beschließen heute eine Novelle des Ausschreibungsgesetzes, in der es – meine Vorrednerin hat das schon kurz angesprochen – im Prinzip darum geht, dass die Ausschreibung und die Arbeitsplatzbeschreibung ident sein sollen. Diejenigen, die in der Verwaltung oder im Bundesdienst arbeiten, wissen, dass ein Ausschreibungsprozess im Bund immer relativ lange dauert, weil es oft die Situation gibt, dass eine Ausschreibung nicht der Arbeitsplatzbeschreibung entspricht, dass die notwendigen Kompetenzen, Erfordernisse nicht in der Ausschreibung abgebildet sind.
Wir werden das in Zukunft noch verbessern, um diese Prozesse – das ist der erste Schritt, da kann ich mich auch der Vorrednerin anschließen –, um letztlich auch die Verfahren abzukürzen und um eine idente Situation zwischen der Ausschreibung und der Arbeitsplatzbeschreibung herzustellen; dies vor allen Dingen auch deswegen, weil manchmal – das passiert in allen Bereichen, in allen Dienststellen – ein Ausschreibungstext zum Beispiel eine andere Bewertung hat, als eigentlich in der Arbeitsplatzbeschreibung vorgesehen ist, was im schlimmsten Fall dazu führt, dass man solche Dinge dann auch noch in der Richtverwendung ändern muss.
Ich weiß, das ist ein Vokabular, das für Menschen, die mit dem Beamtendienstrecht nicht vertraut sind, wie aus einem anderen Land oder wie vom Mars klingt, aber es geht eben darum, das zunehmend zu vereinfachen und auch so verständlich zu machen, dass zwischen Ausschreibung und Arbeitsplatzbeschreibung eine idente Situation gegeben ist.
Das Wichtigste ist, dass man vor allen Dingen Transparenz für Bewerberinnen und Bewerber schafft, sodass diese dann genau wissen, dass die Ausschreibung dem Arbeitsplatz entspricht, und sie nicht nachträglich in eine Situation gelangen, in der sie sich zwar um einen Arbeitsplatz beworben haben, aber dann plötzlich mit einer ganz anderen Arbeitsplatzsituation konfrontiert sind.
Vielleicht in Richtung Perspektive: Es geht schon darum, diesen Prozess Ausschreibung – Arbeitsplatzbeschreibung so eng zu führen, dass Besetzungsprozesse von ausgeschriebenen Planstellen verkürzt werden. Diese dauern jetzt im Durchschnitt von drei bis fünf Monaten, das kommt immer sehr darauf an. Das ist ein relativ langer
Zeitraum, und da liegt es sicher an uns, dieses Ausschreibungsgesetz auch weiterzuentwickeln und zu professionalisieren.
Lassen Sie mich noch zwei Sätze – das betrifft zwar erst den nächsten Tagesordnungspunkt – zur Erhöhung des Überbrückungsfonds für Künstlerinnen und Künstler sagen: Es ist sichergestellt, dass weiterhin an Künstlerinnen und Künstler gezahlt wird. Ich freue mich, dass das gelingen konnte, damit zumindest eine finanzielle Sicherheit gegeben ist, da die Künstlerinnen und Künstler ja noch immer in der Situation sind, dass sie in die Kunstquarantäne, wenn man so will, verbannt sind.
Im Übrigen bin ich dafür, dass die Windisch-Kaserne in Richard-Wadani-Kaserne umbenannt wird. – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
11.15
Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Damit ist diese Debatte geschlossen.
Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.
Wie vereinbart verlege ich auch diese Abstimmung an den Schluss der Verhandlungen über die Vorlagen des Verfassungsausschusses.
Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 1253/A der Abgeordneten Maria Großbauer, Mag. Eva Blimlinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Errichtung eines Fonds zur Förderung der Beiträge der selbstständigen Künstler zur gesetzlichen Sozialversicherung (Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz – K-SVFG) und das Bundesgesetz über die Errichtung eines Fonds für eine Überbrückungsfinanzierung für selbständige Künstlerinnen und Künstler erlassen wird, und Bundesgesetz, mit dem das COVID-19-Förderungsprüfungsgesetz geändert wird (22. COVID-19-Gesetz), geändert werden (640 d.B.)
4. Punkt
Bericht des Verfassungsausschusses über den Antrag 1268/A der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ministeranklage gemäß Art. 142 Abs. 2 lit. b B-VG wider den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Rudolf Anschober (642 d.B.)
Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zu den Punkten 3 und 4 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Erste Rednerin: Frau Abgeordnete Susanne Fürst. – Bitte.
Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, wir bringen heute zum zweiten Mal eine Ministeranklage gegen Bundesminister Anschober ein, da er durch die anhaltende Überschreitung des ihm gesetzlich eingeräumten Rahmens den Tatbestand der schuldhaften Rechtsverletzung nach Art. 142 unserer Bundesverfassung erfüllt. Er realisiert sozusagen ein Dauerdelikt.
Wir haben mittlerweile schon die 4. Covid-19-Notmaßnahmenverordnung mit schikanösen Maßnahmen ohne entsprechende Datenbasis, die dies rechtfertigen würde. Wir haben umfassende Ausgangsbeschränkungen, illusorische Abstandsvorschriften, zum Teil unzumutbare Maskentragepflichten, überdies nach wie vor die desaströse Sperre der Gastronomie und der Hotellerie und auch die weitgehende Beschränkung des Handels.
Die gesetzliche Ermächtigung, auf die sich der Gesundheitsminister stützt, der § 5 des COVID-19-Maßnahmengesetzes, deckt diese Maßnahmen nicht oder zumindest zum allergrößten Teil nicht, denn dieser Paragraf ist keine pauschale Ermächtigung für eine völlig willkürliche, negative Maßnahmenspirale, die es ihm erlaubt, im Namen eines abstrakten Gesundheitszustandes oder einer Solidarität alles ohne näheren Rechtfertigungsbedarf zu tun.
Der Gesundheitsminister versteht dies vollkommen falsch. Herr Vizekanzler, vielleicht können Sie ihm das ausrichten. Es reicht nicht, hypothetische Verläufe zu präsentieren oder von Variationen des Virus zu sprechen, sondern man muss Daten liefern. Die massiven Verletzungen der Grund- und Freiheitsrechte verlangen einfach eine laufende tägliche Überprüfung hinsichtlich der Zweckmäßigkeit, der Sachlichkeit, der zeitlichen/sachlichen/persönlichen Angemessenheit jeder einzelnen Maßnahme.
Hinsichtlich dieser Grundrechtseinschränkungen ist das kein Jammern auf hohem Niveau, sondern es geht darum, dass da wirklich viele Grundrechte beseitigt werden – mit fatalsten Auswirkungen. Da geht es nicht um ein bissl Maskentragen und so weiter, sondern da geht es um eine unglaubliche Erhöhung der Arbeitslosigkeit, um einen Wirtschaftseinbruch, um psychische und gesundheitliche Schäden für die Bevölkerung, die sich dann auch nicht mit einem Schnips von einem Tag auf den anderen wieder beseitigen lassen. Aus meiner Sicht macht uns diese Form des Gesundheitsschutzes, die da durch den Minister realisiert wird, krank und pleite.
Die Bundesverfassung gibt dies aus gutem Grund verfassungsrechtlich nicht her und erlaubt dies nicht. Es ist auch gesundheitspolitisch nicht notwendig: Das Heimatbundesland des Gesundheitsministers, der heute nicht da ist, ist Oberösterreich, so wie meines, und von einem Zusammenbruch, von einer Überanspannung des Gesundheitssystems ist keine Rede. Auch der Landeshauptmann von Kärnten, Kaiser, hat gestern erwähnt, dass es dort etwa sieben bis neun Coronapatienten auf den Intensivstationen und 70 bis 80 auf den Normalstationen gibt. Es gibt da also keinen Notstand.
Wenn dann immer wieder gesagt wird, dass die Zahlen steigen werden: Na ja, Sie haben es in der Hand! Mit dieser flächendeckenden Testpflicht, die jetzt in den Schulen, in den Betrieben eingeführt wird – sie soll jetzt auch in der Gastronomie und Hotellerie kommen –, steigen natürlich die Zahlen. Zudem haben wir Februar/März, und da sind Infektionskrankheiten etwas Normales. Man sollte also schon dazusagen, dass bei diesen millionenfachen Testungen eine Siebentageinzidenz von gut 50 allein schon aufgrund der Fehlerquote ganz normal erreicht sein sollte – es ist eigentlich niederträchtig, das nicht dazuzusagen. Wenn Gesundheitsminister Anschober dann davon spricht, dass die Inzidenz unter 50 gedrückt werden soll, dann muss man sagen, ergibt das wenig Sinn.
Herr Vizekanzler, weil Sie auch hier sind: Es wäre sehr nett und ich würde Sie darum ersuchen: Vergessen Sie nicht auf die Vereine, auf den Sport! Bitte öffnen Sie! Die Kinder und Jugendlichen sitzen seit Monaten zu Hause. Sie haben ihre Lieblingsbeschäftigung, ihre Lieblingsballsportarten, bitte haben Sie das im Kopf und öffnen Sie, die Kinder werden uns sonst depressiv! Es ist auch wirklich nicht gesund, wenn sie so viel zu Hause sitzen.
Die EU-Kommission nennt die Grenzsperre der Bayern zu Recht überschießend und undifferenziert. Ich muss aber dazusagen, dass das die Bundesregierung und Gesundheitsminister Anschober provoziert haben, denn wir haben mit der innerösterreichischen Abriegelung begonnen und mit dieser Angst- und Panikmache auch innerhalb Österreichs diesen Schritt durch die Bayern provoziert.
Die Adjektive überschießend und undifferenziert gelten zum größten Teil aber leider auch für die Coronapolitik des Gesundheitsministers, und daher haben wir diese Ministeranklage eingebracht. (Beifall bei der FPÖ.)
11.21
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Maria Großbauer. – Bitte.
Abgeordnete Maria Großbauer (ÖVP): Da kann ma’ machen was ma’ will / da bin i her, da g’hör’ i hin (Zwischenruf bei den NEOS), / da schmilzt das Eis von meiner Seel’ / wie von an Gletscher im April. (Zwischenruf bei der FPÖ.) / Auch wenn wir’s schon vergessen hab’n. – Hören Sie die Musik von Reinhard Fendrich in Ihrem geistigen Ohr? (Rufe bei der SPÖ: Nein! – Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.)
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Frau Staatssekretärin! Wir vermissen das Singen, das gemeinsame Singen, sehr, so wie so vieles aus der Kultur. Deswegen unterstützen wir die Kunst und Kultur weiterhin, damit sie gut durch diese Krise kommen – heute mit der Aufstockung von zwei Fonds für freischaffende Künstlerinnen und Künstler in Höhe von 30 Millionen Euro. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Wir müssen aber heute auch darüber reden, was die Auswirkungen sind, was die Lehren aus der Pandemie sind, und da gibt es viele Themen, überall, aber auch in der Kunst und Kultur, wie zum Beispiel die soziale Lage, die Arbeitslosenversicherung, das Fair Pay. Das sind Themen, die lange aufgeschoben worden sind, die aber im Regierungsprogramm dieser Koalition stehen und an denen jetzt schon gearbeitet wird.
Ein Thema, das man auch nicht vergessen darf – ganz wichtig –, ist das Singen in der Schule. Warum? – Weil das überhaupt die Basis unseres Kulturlandes ist. Wenn Sie sich erinnern: Dieses Thema Singen in der Schule ist mir schon sehr, sehr lange, seit ich in der Politik bin, ein großes Anliegen, weil Singen so wichtig für Kinder und Jugendliche ist und so vieles für Kinder und Jugendliche macht. Es macht in erster Linie Spaß und Freude, und davon werden wir nach der Pandemie viel brauchen. Es bildet aber auch Synapsen im Gehirn, es unterstützt die geistige und sprachliche Entwicklung, es fördert Toleranz und Gemeinschaft. Ich würde sogar sagen, Singen macht aus Menschen Mitmenschen. Es stärkt das Hören, das Zuhören, das eigene Körpergefühl, die Konzentration und die Merkfähigkeit, und zwar in allen Fächern, auch in den Mint-Fächern – dazu gibt es ganz aktuelle Studien aus Kanada und England.
Ein Aspekt des Singens in der Schule ist ein ganz wesentlicher – auch nach der Pandemie –: Singen ist nämlich ein Ventil für Gefühle. Da gibt es auch eine Studie aus Salzburg aus dem Jahr 2017 mit dem Titel „Art is a doctor“. Wie wirkt sich Kunst und Musik auf Patienten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie aus? – Da gab es zwei Testgruppen; die eine Gruppe hat regelmäßig aktiv gemeinsam im Chor gesungen, die andere Gruppe hat Musik gehört. Das Ergebnis aufgrund von Fragebögen und Speicheltests war: Die Singgruppe hatte nachweislich viel weniger Stresshormone und eine viel bessere psychische Befindlichkeit als die Gruppe, die nur gehört hat.
Das heißt, es genügt im Musikunterricht nicht, dass man einfach nur auf Play drückt, nein, man muss es machen, man muss es spüren. Deswegen müssen wir singen,
sobald es nach der Pandemie wieder möglich ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.) Deswegen plädiere ich sogar für einen Singschwerpunkt nach der Pandemie – sofort, wenn es wieder möglich ist – in allen Volksschulen in ganz Österreich. Bis dahin möchte ich aber die Eltern ermutigen, dass sie das Singen mit ihren Kindern in den Alltag einbauen, ganz nebenbei. Im Auto, am Weg zum Einkaufen: Radio an, CD hinein und gemeinsam laut mitsingen!
Bis dahin werden wir auch Kunst und Kultur weiterhin unterstützen. Wenn man das zusammenrechnet, die heutige 30-Millionen-Euro-Aufstockung von zwei Fonds für freischaffende Künstlerinnen und Künstler und alle Unterstützungshilfen in der Pandemie für Kunst und Kultur, dann kommt man – die Staatssekretärin hat es vorgestern vorgerechnet – auf über 1 Milliarde Euro für Kunst und Kultur, die Österreich jetzt in der Pandemie investiert. 1 Milliarde Euro! (Beifall bei der ÖVP.) Auch der IWF hat ausgerechnet, dass Österreich bei den Unterstützungsleistungen wirklich die Nummer eins in Europa ist, also 1 Milliarde Euro für Kunst und Kultur. Da (singend) „sag’ ich am End’ der Welt voll Stolz / und wenn ihr a wollt’s / auch ganz alla – / I am from Austria“. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Ruf bei der ÖVP: Juchhe!)
11.26
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Harald Stefan. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Harald Stefan (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank – nein, der Vizekanzler hat uns schon verlassen! Ganz Österreich wünscht sich, dass wir möglichst gut durch diese Krise kommen, und da wünscht man sich natürlich auch, dass man kompetente Führungspersönlichkeiten hat, die auch entsprechend in der Lage sind, Maßnahmen zu setzen. Genau das haben wir aber leider nicht.
Wir wissen, es gibt immer wieder schlechte Minister – wir haben auch schon in den letzten Jahren genug gesehen –, aber einen Minister, der einen derartigen Schaden wie der Gesundheitsminister angerichtet hat, gab es bisher noch nicht. Es ist kein Wunder, dass die Österreicher ihm nicht mehr vertrauen und sie nicht mehr auf die Maßnahmen setzen, die vom Gesundheitsminister kommen, wenn man sich nur zurückerinnert, welche Aussagen und Aktivitäten von ihm im letzten Jahr gekommen sind.
Zuerst einmal hat er gesagt, Covid ist weniger gefährlich als die Grippe – ich glaube, wir erinnern uns noch. Dann hat er gesagt, Masken machen keinen Sinn. Dann hat er gesagt, das mit dem Testen ist nicht so wichtig. Ja, und dann ist der Lockdown gekommen, und zwar, wie man im Nachhinein weiß, ohne jedes Ziel, ohne jeden Plan. Wir wissen bis heute nicht, was eigentlich die Maßgabe des Lockdowns ist, was die große Evidenz ist – wir reden ja immer groß von Evidenz –, also was steht da dahinter? Was war der Sinn?
Ist es um die Siebentageinzidenz gegangen, um die Infektionszahlen, um die Überlastung des Gesundheitssystems, oder geht es jetzt um die Mutante? (Zwischenruf bei der ÖVP.) Was ist eigentlich das Kriterium? – Eben, das weiß keiner genau. Alles zusammen und gar nichts – da kann man immer alles begründen, das ist keine Evidenz, und genau das ist der Punkt.
Wir wissen nicht, wo es hingeht, aber die Maßnahmen zerstören Existenzen in dieser Republik, noch und noch. Wir zerstören die Psyche der Kinder. Es gibt in der Ausbildung eine Riesenlücke bei den Schülern, bei den Studenten. Wir haben Existenzen durch die Arbeitslosigkeit ruiniert. Die Unternehmer schütteln nur noch den Kopf, was da eigentlich los ist. Es ist von vorne bis hinten ein Wahnsinn.
Im Moment haben wir das große Thema Impfen. Man beschäftigt sich mit den Impfkritikern, schafft es aber bei Weitem nicht, jene, die sich impfen lassen wollen, zu impfen. Ich verstehe diese Diskussion gar nicht. Das ist angeblich die große Lösung, und dann sind wir in ganz Europa genau da am schlechtesten, weil die von Anschober eingesetzten Personen und er selbst völlig unfähig sind. Es gibt inhaltsleere Pressekonferenzen: Ja, das kommt!, aber es ist nichts dahinter und dann kommen letztlich Maßnahmen, die, wie gesagt, die Menschen massiv beschädigen.
In einer Krise ist es wichtig, dass man trotzdem den Rechtsstaat und die Demokratie berücksichtigt. Das ist sogar die Stütze – nicht das Gegenteil, sondern die Stütze –, damit man gut durch eine Krise kommt, genau das hat er aber nicht gemacht.
Er hat, und das ist genau der Punkt, schuldhaft Gesetzesverletzungen in Ausübung seines Amtes begangen, und das ist genau die Definition dafür, warum es eine Ministeranklage gibt. Deswegen bringen wir diesen Antrag ein, weil er genau das gemacht hat.
Erinnern Sie sich noch an den Ostererlass, der letztendlich, wie sich herausgestellt hat, völlig rechtswidrig war, ein Erlass, dass sich nicht mehr als fünf Personen im privaten Haushalt miteinander treffen sollten? Damit hat er unser aller Leben massiv eingeschränkt.
Zweitens war die Verordnung, die besagt hat, man darf den öffentlichen Raum ganz allgemein nicht mehr betreten, nicht vom Gesetz gedeckt, daher war auch das eine schuldhafte Gesetzesverletzung. Das sind ja keine Kleinigkeiten. Das, was da passiert ist, da geht es ja wirklich um die Grund- und Freiheitsrechte bis ins Tiefste hinein, und ich habe leider nicht die Zeit, hier alles aufzuzählen, was sonst noch an Unsinnigkeiten und an Fehlern und ohne jede Evidenz passiert ist.
Jetzt wird vielleicht der eine oder andere herauskommen und sagen: Es ist nicht der richtige Zeitpunkt für so eine Ministeranklage. – Da gebe ich ihm recht, das stimmt. Es ist ein Jahr zu spät! Vor einem Jahr hätten wir das machen müssen, dann hätten wir uns sehr viel Schaden erspart. (Beifall bei der FPÖ.)
11.31
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Christian Drobits. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Christian Drobits (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Zum Tagesordnungspunkt 3 geben wir grünes Licht – grünes Licht für Förderungen für Künstler, für Künstlerinnen, für all diejenigen in der Kreativwirtschaft, die unter dieser Covid-19-Pandemie sehr stark leiden.
Eine neue Studie der Verwertungsgesellschaften besagt, dass die Kreativwirtschaft sogar stärker leidet als die Gastronomie, fast so sehr wie der Luftverkehr. Darum ist dieser heutige Antrag jedenfalls zu unterstützen. Es ist eine Verlängerung und auch ein Mehrwert. Ich möchte aber auch kritisch anmerken, dass diese Gruppe der Künstlerinnen und Künstler durchaus noch mehr verdient hat.
Es geht nämlich dermaßen bürokratisch zu, dass wir sagen müssen: Acht verschiedene Einrichtungen, das ist ein richtiger Dschungel. Wir stehen dafür, dass es einen One-Stop gibt, der dann quasi für alle gleich gelten soll. Momentan ist es nicht so, und das führt auch zu Irritationen. Wir sehen auch, dass es teilweise sehr stark an der Lebens- und Arbeitsrealität der Künstlerinnen und Künstler vorbeigeht und deshalb diese Förderungen nicht ankommen.
Ich sage auch dazu, dass der Ansturm erst im Juni kommen wird, wenn die Tantiemenabrechnungen kommen. Im regionalen Bereich, im Partybereich, im Bereich der Songwriter, auch im Bereich der Alleinunterhalter werden viele erst im Juni betroffen sein. Mir fehlt da momentan die langfristige Planung, die sich unsere Künstlerinnen und Künstler in Österreich jedenfalls verdienen. (Beifall bei der SPÖ.)
Hinsichtlich der Ministeranklage, die seitens der FPÖ gegenüber dem Gesundheitsminister ausgesprochen wurde, möchte ich kurz anmerken: Wir sind derzeit – während einer Pandemie – nicht bereit, eine Ministeranklage mitzutragen. Dazu gibt es ein klares rotes Licht: Nein. (Beifall der Abgeordneten Götze und Koza.) Warum nicht? – Ich glaube, die österreichische Bevölkerung weiß ganz genau, dass man jetzt zusammenarbeiten muss. Sie weiß, dass kein politisches Hickhack bestehen darf, und sie weiß auch ganz genau, dass es nicht richtig ist, einzelne Minister herauszuschießen und damit eventuell das gesamte Bild zu verfälschen.
Wir wollen, dass es nach dieser Pandemie eine Pandemieabrechnung gibt, dass das Management ganz genau angeschaut wird, und dann sollen alle – wir, vielleicht aber auch die Wählerinnen und Wähler – in einigen Jahren darüber entscheiden, ob das, was gemacht worden ist, das Richtige war.
Jedenfalls ist dieser Antrag auf Ministeranklage überzogen. Er heißt für mich auch, dass schuldhafte Rechtsverletzungen begangen werden würden, und diese sind im konkreten Fall meiner Meinung nach nicht zu beurteilen, auch wenn man sagen muss, dass die derzeit bestehenden Verordnungen durchaus schwach sind. Ich behaupte auch, dass das Organisationsgenie des Bundesministers nicht unbedingt hervortritt, und deshalb gibt es ja bereits auch acht aufgehobene Verordnungen; das sagt auch einiges aus.
In diesem Sinne: grünes Licht hinsichtlich der Künstlerinnen und Künstlern und der Förderungen, rotes Licht hinsichtlich der Ministeranklage. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
11.34
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Agnes Sirkka Prammer. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Agnes Sirkka Prammer (Grüne): Wir haben in der letzten Zeit des Öfteren über den Verfassungsgerichtshof gesprochen, und da haben sich auch Menschen zu Wort gemeldet und die Sorge geäußert, dass der Ruf dieser Institution angekratzt werden könnte und dass ihre Autorität leiden könnte, und das ist etwas – das möchte ich von dieser Stelle hier ausdrücklich festhalten –, das niemals passieren darf.
Der Verfassungsgerichtshof ist eine der wichtigsten Institutionen in unserem Land, er erfüllt eine bedeutende Rolle als wichtiges Regulativ für uns hier, für die Gesetzgebung und für die Vollziehung, für die Regierenden bei ihren Verordnungen und für uns bei unseren Gesetzen, und er gewährleistet, dass wir niemals den gemeinsamen Boden unserer Verfassung verlassen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Dieselben Beschützer des Verfassungsgerichtshofes haben hier eine Ministeranklage eingebracht, und diese Ministeranklage, die hier vor uns liegt, ist tatsächlich eine Beleidigung für dieses Höchstgericht. Es ist noch nicht lange her, da haben wir hier schon einmal über eine Ministeranklage gesprochen, und damals war es allen klar, auch den Antragstellern, dass dieser Antrag abgelehnt werden muss, weil er sich einfach inhaltlich überholt hatte.
Dieses Mal ist es anders. Dieses Mal ist die Begründung des Antrages an sich schon so weit von einer gesetzmäßigen Ausführung entfernt, dass diese Anklage schon aus
formalen Gründen niemals Aussicht auf Erfolg hätte, und ich wage zu behaupten, das ist Ihnen auch voll und ganz bewusst.
Sie haben hier ein wichtiges parlamentarisches Kontrollinstrument vor den Karren Ihrer Propaganda gespannt, um eine weitere Bühne für immer wieder die gleichen Phrasen in immer wieder den gleichen Versionen zu haben, nur benutzen Sie einfach ein anderes Medium, und das ist eine Geringschätzung des Verfassungsgerichtshofes. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Ganz unabhängig von politischen Standpunkten und Ansichten: Es kann doch nicht sein, dass Sie auf Basis dieses Schriftsatzes ernsthaft von uns verlangen, einen Minister vor dem Verfassungsgerichtshof anzuklagen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie selbst davon ausgehen, dass dieser Antrag überhaupt die formalen Voraussetzungen erfüllt. Das wäre ja aber wohl das Mindeste, was man überhaupt verlangen muss.
Es ist natürlich keine Überraschung, dass wir diesem Antrag nicht zustimmen werden. Ich möchte Ihnen auch empfehlen, genau darüber nachzudenken, ob Sie selbst diesem Antrag überhaupt zustimmen wollen. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Stefan.)
11.37
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Josef Schellhorn.– Bitte.
Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Frau Präsident! Geschätzte Frau Staatssekretär! Meine Vorrednerin, Frau Großbauer, die ja, muss man sagen, Rainhard Fendrich sehr gut gesungen hat, hat mich dazu animiert, ein wahres Zitat von Karl Kraus herauszuholen, der meint: „Kunst ist etwas, was so klar ist, daß es niemand versteht.“
Ich glaube, man muss jetzt auch noch einmal den heutigen Redebeitrag des Bundeskanzlers in Betracht ziehen, der zwar Kunst und Kultur einmal genannt hat, aber nie einen Satz darum herum formulieren konnte. Ich glaube, das ist das Wesentliche. Das ist das Wesentliche, wenn wir von einer Kunst- und Kulturnation sprechen, dass wir auch entsprechend etwas dafür tun. Ich kann und muss Frau Staatssekretärin Mayer ihr großes Bemühen anerkennen, dass sie sich wirklich hineinhaut, und ich spreche ihr auch nicht den Willen ab, man sieht aber ganz klar, wie die Entscheidungsbefugnisse am Ministerratstisch sind, und ich denke, da braucht es einen ganz anderen Stellenwert. Darum sage ich erneut, wie immer, fast schon mantraartig: Wir brauchen ein Kulturministerium, wenn wir eine Kulturnation sein wollen; anders ist es nicht auszudrücken. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Ich darf jetzt noch einmal ganz kurz daran erinnern – weil ich ja nicht mehr viel Redezeit habe –: Wenn man schon den Tourismus aufsperrt, dann sollte man bitte auch die Kultur und Kulturinstitutionen mit aufsperren (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Drozda), denn es ist nirgends so leicht wie dort, mit allen Hygienemaßnahmen ausgestattet, mit allen Vorsichtsmaßnahmen ausgestattet auch personalisierte Karten zu verkaufen, und es gäbe dazu seit dem letzten Jahr auch technische Applikationen, die man sehr wohl über das Handy steuern könnte.
Diese Regierung hat sich auf die Wirtschaftskammer verlassen und die Wirtschaftskammer hat in dieser Hinsicht versagt, auch die technischen Applikationen für Kunst und Kultur, aber auch für die touristischen Bereiche bereitzustellen.
Wir brauchen aber noch viel mehr – nach dieser Coronathematik. Wir brauchen das Thema Bundeskulturstiftung – Stichwort Pro Helvetia –, wir brauchen ein Büro für zeitgenössische Kunst, und – ich erwähne es wieder –: Was ist mit dieser Kunst- und
Kulturstrategie, die wir jetzt brauchen, die wir jetzt erarbeiten müssen, damit wir nach dieser Zeit gut weiterkommen? Ich erwähne es noch einmal: Es gäbe für diese Regierung, für den Finanzminister nichts Leichteres, als die steuerliche Absetzbarkeit jetzt auch dafür zu öffnen, um Anreize zu schaffen – Anreize für Investitionen für Kulturschaffende.
Darum würde ich bitten, das wäre dringend notwendig – und ich könnte noch sehr lange darüber sprechen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Einwallner.)
11.40
Präsidentin Doris Bures: Als Nächste hat sich Frau Staatssekretärin Andrea Mayer zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Staatssekretärin.
Staatssekretärin im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Mag. Andrea Mayer: Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Sie werden heute hoffentlich wie im Ausschuss, so auch im Plenum einstimmig eine weitere Erhöhung der beiden zentralen Maßnahmen für freischaffende Künstlerinnen und Künstler zur Unterstützung in der Pandemie beschließen. Dieser Anlass ist ja schon ein bisschen wie ein Déjà-vu: Wir erhöhen die SVS-Überbrückungsfinanzierung von 110 auf 120 Millionen Euro und den Covid-19-Fonds des Künstler-Sozialversicherungsfonds von 20 auf 40 Millionen Euro. Allein das zeigt schon, dass wir es als Bundesregierung mit den Hilfen für den Kulturbereich sehr, sehr ernst meinen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Singer.)
Wir schärfen ständig nach, wo es notwendig ist. Insgesamt wurden für den Kunst- und Kulturbereich bis jetzt 250 Millionen Euro zusätzlich zu anderen Hilfsmaßnahmen und zum regulären Kulturbudget in die Hand genommen, und wir haben schon jetzt festgelegt, dass diese Hilfen bis Ende Juni weiter zur Verfügung stehen, wenn es notwendig sein sollte. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal wiederholen, wie wichtig diese beiden Instrumente für das Überleben der Kunstszene in Österreich sind. Die Überbrückungsfinanzierung bei der SVS haben wir ins Leben gerufen, um den Künstlerinnen und Künstlern rasch und unbürokratisch eine Unterstützung zukommen zu lassen. Dieser Topf ist eine Erfolgsgeschichte. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Großbauer.)
Wir haben bereits 85 Millionen Euro ausbezahlt, mit dem Lockdownbonus zuerst für November und Dezember, und seit Montag ist diese Zusatzzahlung auch für Jänner und Februar möglich, weil es eben aufgrund des Veranstaltungsverbots weiterhin kaum Auftrittsmöglichkeiten gibt. Vor allem haben wir das Versprechen eingelöst, dass das alles einfach und schnell über die Bühne gehen soll. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Großbauer.)
Von Anfang an bis heute sorgt die SVS dafür, dass die Anträge binnen weniger Tage bearbeitet und die Beträge überwiesen werden. Dieses Hilfsinstrument ist mittlerweile auch international als Best-Practice-Beispiel sehr gefragt.
Der Covid-19-Fonds des Künstler-Sozialversicherungsfonds erfüllt eine andere Funktion: Er ist ein drittes Sicherheitsnetz, wenn alle anderen Stricke zur Unterstützung der freischaffenden Künstlerinnen und Künstler reißen. Wir wissen, dass es im Kulturbereich sehr viele atypische Beschäftigungsverhältnisse und viele prekäre Lebenssituationen gibt, wir wissen, dass es viele Künstlerinnen und Künstler gibt, die normalerweise so wenig verdienen, dass sie aus der Sozialversicherungspflicht herausfallen, und genau da kommt dieses Instrument des Covid-19-Fonds ins Spiel.
Natürlich ist es so, dass keine Hilfszahlung der Welt wettmachen kann, dass die künstlerische Tätigkeit – Auftreten, Lesen, Musizieren, Singen, wie auch immer – derzeit nur sehr, sehr eingeschränkt möglich ist. Was wir aber tun können, ist, die schlimmsten Notlagen zu bekämpfen und dafür zu sorgen, dass die freischaffende Szene diese Krise auch übersteht – und das wird weiter möglich sein, das garantieren wir mit dieser erneuten Aufstockung der genannten Hilfsmaßnahmen.
Ich darf Sie um breite Zustimmung ersuchen und danke herzlich. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
11.45
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Wolfgang Gerstl. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Wolfgang Gerstl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich komme zurück, und es ist vielleicht ein bisschen unglücklich, dass es bei diesem Tagesordnungspunkt nicht nur um das Positivthema der Erhöhung des Budgets für den Kultursektor geht, sondern auch um die Ministeranklage der FPÖ gegen den Gesundheitsminister.
Meine Damen und Herren, die FPÖ wirft in den letzten Wochen und Monaten der Regierung immer wieder vor, verfassungswidrig zu handeln. Umso unverständlicher ist es, dass Sie heute eine Ministeranklage einbringen, die nur so vor Fehlern strotzt. Der Verfassungsgerichtshof würde, wie meine Kollegin Agnes Sirkka Prammer schon gesagt hat, eine solche Anklage schon nach der ersten oberflächlichen Sichtung ablehnen. Sie können in diesem Antrag nicht einmal ein Gesetz richtig zitieren. Ihnen geht es dabei offensichtlich um anderes: um politisches Anschütten und nicht um eine wahre Verfassungsklage.
Werte Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, Sie sind nun wirklich schon eine Weile im Parlament, Sie sollten Ihr Handwerk besser können. Mit dieser Anklage wirken Sie eher wie ein Kfz-Mechaniker, der den Motor am Fahrersitz sucht. (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der Grünen. – Zwischenruf des Abg. Hafenecker.)
Meine Damen und Herren, ja, wir hätten im vergangenen Jahr vielleicht auch das eine oder andere etwas anders gemacht, in dieser Zeit aber, in einer solchen Krise, heißt es, zusammenzustehen. In dieser Zeit heißt es, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und nicht Öl ins Feuer zu gießen. Ich möchte daher Harry Potter zitieren (Zwischenrufe bei der SPÖ): „Wir sind nur so stark, wie wir vereint sind, und so schwach, wie wir getrennt sind.“ – Nur gemeinsam kommen wir aus dieser Krise. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Liebe Damen und Herren von der FPÖ, lernen Sie, Anträge zu schreiben, und seien Sie versichert, dass wir zusammenstehen müssen und dass das für Österreich wichtiger ist, als hier parteipolitisches Kleingeld zu schlagen! – Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
11.47
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Rudolf Taschner. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! (Abg. Loacker: Haben Sie auch ein Harry-Potter-Zitat? – Heiterkeit bei den NEOS.) An diesem Pulte sprach knapp vor Ende der letzten Legislaturperiode Abgeordneter Alfred
Noll, dessen Ansichten ich großteils nicht teilen konnte, den ich aber als einen brillanten Denker sehr geschätzt habe. Er hat angeregt, man möge die Einbringung einer Ministeranklage als Minderheitsrecht festlegen. Herr Kollege Scherak, Sie können sich daran erinnern, über diese Tatsache ist noch eine Wette offen. Sie werden aber jetzt feststellen, dass es vielleicht nicht ganz klug war, diesen Antrag einzubringen.
Nebenbei gesagt: Es war ja nicht nur Noll selbst, der diese Idee hatte, es war schon der Präsident des Verfassungsgerichtshofes, Gerhart Holzinger, der gemeint hatte, dass die Ministeranklage vielleicht Minderheitsrecht sein könnte, damit es nicht mehr, wie Noll es genannt hat, „totes Recht“ oder, wie Holzinger gesagt hat, schlafendes Recht sein sollte.
Diese Art des Denkens setzt aber voraus, dass die Opposition oder jedenfalls diese Minderheit, die den Antrag einbringt, von staatstragenden und verantwortungsbewussten Interessen zum Wohle des Staates getragen ist – und das ist, nebenbei, bei dieser Ministeranklage offensichtlich nicht der Fall. (Zwischenruf des Abg. Scherak.) Es ist vielmehr so, dass – das haben Frau Kollegin Prammer und Herr Kollege Gerstl ja festgestellt – in Wirklichkeit die Verhältnismäßigkeit von dem, was Sie anklagen, und dem, was wirklich geschehen ist, überhaupt nicht gewahrt wurde. Dafür gibt es überhaupt keine Basis, Herr Kollege Stefan! Sie haben das sehr groß dargestellt, aber so groß ist es in Wirklichkeit nicht. Sie schießen mit Kanonen nicht einmal auf Spatzen, sondern sogar auf Schmetterlinge. (Abg. Stefan: ... Ministeranklage ...!)
Worauf es Ihnen ankommt, meine sehr verehrten Damen und Herren von der FPÖ, ist der Kanonendonner. Den haben Sie natürlich. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.) Aber wissen Sie, was Sie machen? – Mit diesem Kanonendonner werfen Sie Rauch in das politische Klima hinein und verpesten es damit, und das ist scheinbar das, was Ihnen am meisten Interesse bietet. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
11.50
Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wünscht einer der Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.
Bevor ich zu den verlegten Abstimmungen komme, frage ich wie vereinbart, ob wir gleich fortfahren können mit den Abstimmungen? – Dann werde ich auch so vorgehen.
Präsidentin Doris Bures: Wir kommen nun zu den verlegten Abstimmungen über die Berichte des Verfassungsausschusses, die ich über jeden Tagesordnungspunkt getrennt vornehme.
Tagesordnungspunkt 1: Entwurf betreffend Österreichisch-Jüdisches Kulturerbegesetz, samt Titel und Eingang in 605 der Beilagen.
Ich ersuche jene Damen und Herren, die sich für diesen Gesetzentwurf aussprechen, um ein zustimmendes Zeichen. – Das ist einstimmig so angenommen.
Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.
Dritte Lesung: Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung einstimmig angenommen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 2: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Ausschreibungsgesetz geändert wird, samt Titel und Eingang in 639 der Beilagen.
Wer sich für diesen Gesetzentwurf ausspricht, den bitte ich um Zeichen. – Das ist einstimmig so angenommen.
Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.
Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung einstimmig angenommen.
Tagesordnungspunkt 3: Entwurf betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Künstler-Sozialversicherungsfondsgesetz und das 22. COVID-19-Gesetz geändert werden, samt Titel und Eingang in 640 der Beilagen.
Wer spricht sich für diesen Gesetzentwurf aus? – Das ist einstimmig so angenommen.
Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.
Dritte Lesung: Der Gesetzentwurf ist in dritter Lesung einstimmig angenommen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Tagesordnungspunkt 4: Antrag des Verfassungsausschusses, seinen Bericht 642 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.
Wer spricht sich für die Kenntnisnahme aus? – Das ist mit Mehrheit so zur Kenntnis genommen.
Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Grünen Bericht 2020 der Bundesregierung (III-170/637 d.B.)
Präsidentin Doris Bures: Damit gelangen wir nun zum 5. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Ich begrüße Frau Bundesministerin Köstinger in unserer Mitte und erteile Herrn Abgeordneten Peter Schmiedlechner das Wort. – Bitte.
Abgeordneter Peter Schmiedlechner (FPÖ): Frau Präsident! Frau Minister! Sehr geehrte Zuseher und Zuseherinnen! Grüner Bericht 2019, Bericht über die Einkommenssituation der Landwirtschaft im Jahr 2019, somit vor der von ÖVP und Grünen verursachten Coronawirtschaftskrise – während die ÖVP der Öffentlichkeit die heile Welt verkauft und die katastrophale Situation schönredet, sieht es in der Realität ganz anders aus. Land- und Forstwirte werden mit Marketinggeschichten und Sonntagsreden ihr schlechtes Einkommen betreffend beglückt. Inhaltslose Absichtserklärungen sollen zudem den Eindruck erwecken, dass Aktivitäten stattfinden.
Die Realität: Das durchschnittliche Einkommen der Betriebe lag 2019 unter 28 000 Euro. Damit eine Familie und einen Betrieb zu erhalten ist beinahe unmöglich. Dass immer mehr ihren Betrieb aufgeben, ist daher kein Wunder.
Die Land- und Forstwirte haben in den letzten Jahren einen Kaufkraftverlust von bis zu 90 Prozent hinnehmen müssen. Das Schönreden der letzten 30 Jahre hat viele Betriebe die Existenz gekostet und natürlich damit auch sehr viele Arbeitsplätze im ländlichen Raum zerstört. Die verfehlte ÖVP-Agrarpolitik hat den Bauern in der Realität einen Kaufkraftverlust von bis zu 90 Prozent gebracht. Wenn man das mit der Produktion eines Liters Milch vergleicht, dann kann man sagen: 1994 konnte sich ein Landwirt für einen Liter produzierter Milch noch drei Wurstsemmeln leisten. 2020 kann er sich nur mehr drei Bissen von einer Wurstsemmel leisten. Seit dem EU-Beitritt gibt es eine Inflation von 55 Prozent, die weder bei Erzeugerpreisen noch bei Ausgleichszahlungen abgegolten wurde.
Frau Minister, in welcher Branche gibt es so etwas? Wo sind die selbsternannten Bauernvertreter des Bauernbundes? Warum stoppen Sie das Bauernsterben nicht? Warum verlassen Sie nicht endlich diesen Irrweg der verfehlten Agrarpolitik?
Die von ÖVP und Grünen verursachte Wirtschaftskrise wird das Bauernsterben noch weiter anheizen. Die landwirtschaftlichen Betriebe sind zwar systemrelevant, verdienen dürfen sie aber nichts. Die Absatzmärkte und damit auch die Umsätze sind eingebrochen, es fehlen die Großabnehmer: Kantinen, Restaurants und Großküchen. Der Absatzeinbruch widerlegt aber auch das Märchen des Bauerbundes, dass die Gastronomie nicht auf österreichische Produkte setzt. Mit dem Einzelhandel konnte man die Verluste nicht ausgleichen, denn dieser ersetzt die österreichischen Produkte oft und gerne mit billiger Ware aus dem Ausland. Wir müssen den Absatz sicherstellen, unsere Bäuerinnen und Bauern vor dieser schwierigen Situation schützen und Billigimporte verhindern.
Der erste Schritt müsste eine gute und nachvollziehbare Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Produkte sein. Mindestens diesen kleinen Schritt könnten Sie doch setzen! So würden die Kunden genau wissen, woher ihre Lebensmittel kommen, und sie würden auch unsere Bauern gezielt unterstützen. Anstatt es ständig nur anzukündigen, könnten wir jetzt einmal etwas umsetzen.
Unlängst beim Kennzeichnungsgipfel der Regierung, der Ministerin Köstinger, haben Sie darauf hingewiesen, dass das eh im Regierungsprogramm steht und dass man das eh umsetzen wird. Fakt ist, Bauernbundpräsident Strasser ist noch mit einer Aussendung ausgerückt: Ja, wir wollen eh, die Grünen verhindern das aber. – Alles wieder nur Show.
Ich, wir geben euch heute mit einem Antrag die Chance, das zu ändern.
Ich darf daher folgenden Antrag einbringen:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „lückenlose Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine Regierungsvorlage vorzulegen, die eine lückenlose Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln sicherstellt und unter anderem folgende Punkte umfasst:
- strenge Auslegung der EU-Primärzutatenverordnung
- Herkunftskennzeichnung jener Produkte, die nur wenig verarbeitet sind (insbesondere für den tierischen Bereich)
- Herkunftskennzeichnung von Fleisch, Eiern und Milch in Großküchen
Ferner muss es eine bessere Unterstützung für freiwillige Kennzeichnungssysteme geben.“
*****
Ich bitte um Zustimmung. Ändern wir etwas! (Beifall bei der FPÖ.)
11.58
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Mag. Gerald Hauser
und weiterer Abgeordneter
betreffend lückenlose Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln
eingebracht im Zuge der Debatte in der 85. Sitzung des Nationalrats am 24. Februar 2021 über den Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Grünen Bericht 2020 der Bundesregierung (III-170/637 d.B.) - TOP 5
Noch nie war die Auswahl an Produkten aus den verschiedensten Ländern so umfangreich wie heute. Die Kennzeichnung auf der Verpackung soll die Konsumenten dabei unterstützten, jene Lebensmittel auszuwählen, die dem eigenen Geschmack und den individuellen Bedürfnissen und Wünschen entsprechen.
Um beim Kauf von Lebensmitteln und Rohstoffen ausreichend Informationen für diese Entscheidung zu erhalten, braucht es eine nachvollziehbare und exakte Kennzeichnung. Ein Schritt in diese Richtung ist eine strenge Auslegung der EU-Primärzutatenverordnung. Dadurch wird eine Verwechslung mit „österreichischen“ Produkten unterbunden, wenn die enthaltenen Hauptzutaten nicht aus unserem Land kommen.
Weiters muss eine lückenlose Herkunftskennzeichnung verpflichtend für jene Produkte eingeführt werden, die nur wenig verarbeitet wurden – dies gilt vor allem für den tierischen Bereich. Zudem ist eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Fleisch, Eier und Milch in Großküchen erstrebenswert.
In weiterer Folge braucht es für diese Kennzeichnungspflicht systematische Kontrollen durch die Lebensmittelaufsichtsbehörden, um den Handel und die Gemeinschaftsverpflegung auf deren Einhaltung zu prüfen. Zusätzlich bedarf es einer größeren Unterstützung der freiwilligen Systeme, da diese – wie zum Beispiel das AMA-Gütesiegel – den Konsumenten Sicherheit geben.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
"Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine Regierungsvorlage vorzulegen, die eine lückenlose Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln sicherstellt und unter anderem folgende Punkte umfasst:
• strenge Auslegung der EU-Primärzutatenverordnung
• Herkunftskennzeichnung jener Produkte, die nur wenig verarbeitet sind (insbesondere für den tierischen Bereich)
• Herkunftskennzeichnung von Fleisch, Eiern und Milch in Großküchen
Ferner muss es eine bessere Unterstützung für freiwillige Kennzeichnungssysteme geben.“
*****
Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.
Nächster Redner: Herr Abgeordneter Georg Strasser. – Bitte.
11.58
Abgeordneter Dipl.-Ing. Georg Strasser (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Lieber Peter Schmiedlechner, danke für diese interessanten Ausführungen. Nur zwei Argumente, denn ich habe an und für sich eine seriöse Rede vorbereitet (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der SPÖ): Das Vertrauen der Bäuerinnen und Bauern wurde dem Bauernbund in den letzten zwei Jahren bei den Kammerwahlen eindeutig ausgesprochen, und ich hoffe, dass du in Wiener Neustadt schon angelobt bist und dort, in dieser Kammer, mitarbeitest.
Zweitens: Mit dem Vorschlag zur Herkunftskennzeichnung sind wir noch nicht ganz zufrieden, da sind wir aber auf dem Weg. Wir haben lange darauf gewartet, dass Frau Kollegin Hartinger-Klein einen Vorschlag liefert; das heißt, Max Linder und ich haben unzählige Male im Sozialministerium angefragt und es herrschte gähnende Leere betreffend das Thema Herkunftskennzeichnung, als das Ministerium FPÖ-geführt war. (Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.)
Wir reden heute über den Grünen Bericht – obwohl der Bericht „Grüner Bericht 2020“ heißt, hat Peter Schmiedlechner richtig festgestellt: Wir reden über das Jahr 2019.
Wenn man ein bisschen in die Jahre 2015, 2016 und 2017 zurückschaut, dann war das 2015er-Jahr ein Krisenjahr und das 2016er und 2017er-Jahr von einem gewissen Aufschwung begleitet, das 2018er-Jahr mit minus 10 Prozent ein Krisenjahr und das 2019er-Jahr sozusagen ein Nullsummenspiel mit einem Ergebnis, mit dem man leben kann, aber mit dem man nicht zufrieden sein darf. Bäuerinnen und Bauern, Verbände, Molkereien und die Regierung haben Maßnahmen gesetzt, um diesem Umstand Rechnung zu tragen. Ein erstes Zwischenergebnis wurde heute bereits kommuniziert, die Statistik Austria prognostiziert für 2020 im landwirtschaftlichen Einkommen ein Plus von 5,4 Prozent.
Die Regierung schmiedet zielgerecht Programme, um Antworten auf die Klimakrise zu finden, um Antworten auf die Märkte zu finden, um Antworten auf die Covid-Krise zu finden. Erster Bereich: Waldfonds. – Danke, geschätzte Frau Bundesministerin! Da ist etwas gelungen (Beifall bei der ÖVP), da kommt Geld in die Betriebe, da kommt Geld in absatzfördernde Maßnahmen: Holz als Baustoff, Holz als Energiequelle. Letztendlich sind wir froh darüber, dass auch am Holzmarkt wieder ein preislicher Aufwind zu spüren ist. Es wird in die Zukunft investiert und das werden wir auch in Zukunft tun – im Bereich der Programme für ländliche Entwicklung, im Bereich der Covid-Investitionsprämie; wir investieren in Tierwohl, wir investieren in Ökologisierung, wir investieren in Wettbewerbsfähigkeit und Digitalisierung. Das brauchen unsere bäuerlichen Familienunternehmen. Das war so, das ist so und wird auch in Zukunft so sein, meine geschätzten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich komme zum Schluss zur Handelspolitik der Europäischen Union, weil diese heute noch ein Teil unserer Debatte sein wird, und ich sage ganz offen Ja: Ja zum Binnenmarkt, Ja zur internationalen Vernetzung der österreichischen Volkswirtschaft und der europäischen Volkswirtschaften, Ja zu einem Technologietransfer und zur internationalen Vermarktung von Dienstleistungen und Know-how. (Abg. Hafenecker: Aber nicht zum ...!) Wozu wir aber Nein sagen, ist die Vermischung von Handelspolitik mit Landwirtschaftspolitik (Abg. Hafenecker: Nein zur ÖVP ...!), die Negation von Produktionsstandards und Sozialstandards, das Fehlen von Lösungen in Klimafragen und die Förderung der Regenwaldabholzung über Handelsabkommen. Aus dem Grund sagen wir zum Mercosur-Abkommen aktuell Nein (Zwischenruf des Abg. Einwallner), denn es ist ein Relikt aus der Urzeit der Handelsabkommen (Zwischenruf des Abg. Leichtfried), und es braucht dringend Nachbesserungen im Bereich der Lebensmittel und konsequenterweise im Bereich der Futtermittel.
Da werden wir nicht lockerlassen, die Linie der Regierung ist klar. (Zwischenruf des Abg. Einwallner.) Ich bedanke mich wirklich für die starke Achse mit den Grünen (Zwischenruf des Abg. Leichtfried), denn wir müssen die Lehren aus der Krise ziehen und wir werden dieses Land konsequent aus dieser Krise führen. – Danke schön, alles Gute. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
12.03
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Cornelia Ecker. – Bitte. (Abg. Leichtfried: Also die Rede war unsinniger als angekündigt!)
Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Für die Landwirtschaft war das Jahr 2020 sehr herausfordernd. Zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich mich bei allen Bäuerinnen und Bauern in Österreich für ihre hart geleistete Arbeit bedanken. (Beifall bei der SPÖ, bei Abgeordneten der FPÖ sowie der Abg. Künsberg Sarre.)
Sie stellen mit ihrer Tätigkeit sicher, dass Österreich auch während dieser schweren Covid-Krise einen hohen Selbstversorgungsgrad an Lebensmitteln aufweist. Der Grüne Bericht, den die Landwirtschaftsministerin jedes Jahr dem Hohen Haus vorlegt, offenbart im Jahr 2020 eine positive Entwicklung der heimischen Landwirtschaft. Doch es gibt trotzdem viel Anlass zur Kritik: Wenn man sich das Einkommen der heimischen Bäuerinnen und Bauern ansieht, fällt auf, dass dieses im Vergleich zu 2019 zwar gleich geblieben ist, aber die Verteilung eine ganz andere geworden ist.
Die nähere Betrachtung der einzelnen Betriebsformen lässt erkennen, dass NebenerwerbslandwirtInnen im Vergleich zu VollerwerbslandwirtInnen weniger Einkommen erzielen. Frau Ministerin, Österreich ist das Land der Nebenerwerbsbauern, daher ist diese Entwicklung sehr bedenklich und da haben Sie Handlungsbedarf. (Beifall bei der SPÖ.)
„Österreich ist der Feinkostladen Europas.“ – Diesen Satz hört man von der Landwirtschaftsministerin gerne, wenn sie mit dem Bioland Österreich wirbt. Dass der Anteil der heimischen BiolandwirtInnen zwar gestiegen ist, das Einkommen der Biobauern und Biobäuerinnen im Jahr 2020 aber um satte 10 Prozent gesunken ist, heißt für mich, dass die Ministerin zwar gerne mit Bio wirbt, den heimischen Biobauern aber nicht unter die Arme greift. (Beifall bei der SPÖ.)
Wie in so vielen anderen Bereichen hapert es allerdings auch da bei der ÖVP mit der Verteilungsgerechtigkeit. Die ÖVP agiert auch in der Landwirtschaft in gewohnter Manier und schüttet über den Großen und Mächtigen das Füllhorn aus. Die kleinen Familienbetriebe bleiben leider auf der Strecke und schauen durch die Finger. Am eindrucksvollsten wird diese Verteilungspolitik beim neu geschaffenen Waldfonds ersichtlich. Es gibt keine Geldmittel, die speziell KleinwaldbesitzerInnen vorbehalten sind; es gibt keine Transparenz, wer wie viele Gelder erhält – und Frau Ministerin, es gibt auch gar keine parlamentarische Kontrolle, nur ist das ja offensichtlich nicht erwünscht. (Bundesministerin Köstinger: Doch!) Werte Kolleginnen und Kollegen, wir wollen Transparenz – gerade, wenn es um Steuergelder geht. (Beifall bei der SPÖ.)
Es sind allerdings nicht nur die neu geschaffenen Förderungen, die auf großes Unverständnis stoßen, sondern auch, dass die Ministerin weiterhin Anbindeställe fördert – ein Medienbericht am Wochenende hat dies hervorragend aufgezeigt. Das sind Ställe, in denen Tiere Tag und Nacht angebunden sind. Das sehen wir als höchstproblematisch und ist nicht mit dem österreichischen Verständnis einer artgerechten Tierhaltung zu vereinbaren. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: ... Blödsinn!) Hier stelle ich mich
an die Seite des Rinderzuchtverbandes und etlicher BauernvertreterInnen und fordere Sie auf, Frau Ministerin, diese Fördermaßnahme endlich abzustellen.
Zum Abschluss möchte ich mich noch einem Thema widmen, das mir sehr am Herzen liegt: dem Verbot von Glyphosat in Österreich. Ich bin wirklich sehr enttäuscht und eigentlich auch sehr betroffen über den Umstand, dass die Landwirtschaftssprecherin der Grünen vor Monaten im Fernsehen ein Teilverbot angekündigt hat und dann im Nationalrat nichts passiert. Wo ist der Antrag, werte Grüne? Wo ist das Teilverbot, das Sie versprochen haben? Wir warten.
Wissen Sie, wieso ich mich über dieses Thema so massiv aufregen kann? Eine kürzlich von mir gestellte Anfrage an die Landwirtschaftsministerin hat zum Vorschein gebracht, dass der Einsatz von Glyphosat in Österreich 2019 im Vergleich zu 2018 um 10 Tonnen angestiegen ist. (Ruf bei der SPÖ: Boah!)
In Österreich wurden im Jahr 2019 252 Tonnen Glyphosat in Verkehr gebracht, Glyphosat ist also in der heimischen Landwirtschaft nach wie vor sehr, sehr stark vertreten. Ich begrüße die Initiative der heimischen NGOs, die mit „Kein Steuergeld für Glyphosat“ ein Signal setzen, und stelle dazu folgenden Antrag:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Beendigung der Förderung von Glyphosatprodukten und anderen Breitbandherbiziden durch öffentliche Steuermittel im Rahmen des Umweltprogramms des Programms für die ländliche Entwicklung (Säule 2 der GAP)“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus wird aufgefordert, alle Maßnahmen im gegenwärtigen Umweltprogramm des Programms für die ländliche Entwicklung (Säule 2 der GAP) inklusive der Übergangsjahre und in allen zukünftigen Umweltprogrammen im Rahmen der neuen Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU so aufzusetzen, dass Agrarfördermittel durch landwirtschaftliche Betriebe nur mehr dann bezogen werden können, wenn Glyphosat-frei bzw. ohne Breitbandherbizide gewirtschaftet wird.“
*****
Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
12.09
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Cornelia Ecker, Genossinnen und Genossen
betreffend Beendigung der Förderung von Glyphosatprodukten und anderen Breitbandherbiziden durch öffentliche Steuermittel im Rahmen des Umweltprogramms des Programms für die ländliche Entwicklung (Säule 2 der GAP)
eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 5 Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Grünen Bericht 2020 der Bundesregierung (III-170/637 d.B.)
Eine kürzlich eingegangene Anfragebeantwortung der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus weist aus, dass es im Vergleich von 2018 auf 2019
einen Anstieg der in Verkehr gebrachten Menge an Glyphosat gab, nämlich von 242 Tonnen auf 252 Tonnen des Giftes.
Der Wirkstoff Glyphosat wird von der IARC (Internationale Agentur für Krebsforschung, WHO) nach wie vor als möglicherweise krebserregend für den Menschen eingestuft. Trotz Mehrheitsbeschlüssen im Nationalrat sowie im Bundesrat, diesen Wirkstoff in Österreich aus dem Verkehr zu ziehen, und einer breiten Meinung in der Bevölkerung, dass nicht nur im Privatbereich, sondern auch im öffentlichen Bereich und vor allem auch im Rahmen der Lebensmittelherstellung und Futtermittelproduktion Glyphosat keine Verwendung mehr finden soll, sind in Österreich Pestizide mit dem Wirkstoff Glyphosat nach wie vor im Handel.
Die Bundesministerin für Land- und Forstwirtschaft hat Hebel in der Hand, die österreichischen Äcker von Glyphosat zu befreien. Eine dieser Möglichkeiten besteht durch die Gestaltung des Maßnahmenprogramms für die ländliche Entwicklung, das die sogenannte Säule 2 der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU bildet. Hier ist die Landwirtschaftsministerin auf Grund fehlender innerösterreichischer gesetzlicher Verpflichtung die alleinige Gestalterin im Rahmen der europäischen Gesetzgebung. Das Umweltprogramm innerhalb der Säule 2 ist ein entscheidender Mechanismus. Es ist längst überfällig, dass Agrarfördermittel, die im Rahmen des Umweltprogramms des Programms für die ländliche Entwicklung in Anspruch genommen werden können, nur unter der Voraussetzung abgerufen werden können, dass der landwirtschaftliche Betrieb ohne Breitbandherbizide, also auch ohne Pestizide mit den Wirkstoff Glyphosat, seine Felder bearbeitet - dies, um für die Gesundheit der Bevölkerung vorzusorgen und um ein lebendiges Bodenleben zu erhalten, wieder zu erreichen, saubere Grundwasserkörper zu erhalten oder wieder zu erlangen und um ausreichend Futtermittelquellen für Bestäuber und andere für die Biodiversität wichtige Insekten sicher zu stellen.
Die Umwelt-NGO Global 2000 weist seit Langem darauf hin, dass hier eine wesentliche Möglichkeit besteht, die ausgebrachte Menge Glyphosat auf Österreichs Feldern deutlich zu reduzieren. Dies dient auch dem Interesse der landwirtschaftlichen Betriebe, denn ein gesunder Boden und Lebensmittel, die möglichst pestizidfrei produziert werden, sichern langfristig die Chancen der Höfe in Österreich. Der Einsatz der öffentlichen Steuermittel durch die Gemeinsamen Agrarpolitik der EU muss Klima- und Umweltschutz voranbringen. Gerade das Umweltprogramm ist ein wichtiges Steuerungsinstrument, weshalb auch ein direkter Einfluss auf die Ausbringung chemisch-synthetischer Pestizide erfolgen muss.
Die gefertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus wird aufgefordert, alle Maßnahmen im gegenwärtigen Umweltprogramm des Programms für die ländliche Entwicklung (Säule 2 der GAP) inklusive der Übergangsjahre und in allen zukünftigen Umweltprogrammen im Rahmen der neuen Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU so aufzusetzen, dass Agrarfördermittel durch landwirtschaftliche Betriebe nur mehr dann bezogen werden können, wenn Glyphosat-frei bzw. ohne Breitbandherbizide gewirtschaftet wird.“
*****
Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.
Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Olga Voglauer. – Bitte. (Abg. Leichtfried: Jetzt bin ich sehr neugierig mit dem Glyphosat!)
Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Spoštovana Visoka Hiša! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bäuerinnen und Bauern zu Hause, die wahrscheinlich jetzt keine Zeit haben, uns zuzusehen, weil sie mit ihrer Arbeit beschäftigt sind – aber für jene, die zuschauen: Schön, dass Sie dabei sind!
Der Grüne Bericht ist in der österreichischen Landwirtschaft letztendlich das Standardwerk, an dem wir uns orientieren können. Es ist einzigartig im österreichischen Wirtschaftsbereich, dass man – auch als Bundesregierung – so einen Bericht als Grundlage hat, um weitere Lenkungseffekte zu überlegen, zu planen und umzusetzen.
Also in Wirklichkeit haben wir mit dem Grünen Bericht jährlich eine Grundlage, anhand der wir sehen können: Wohin tendiert die österreichische Landwirtschaft? Was ist der Trend in der Europäischen Union und global?
Die Vorrednerinnen und -redner haben es schon angesprochen: Die Situation in der Landwirtschaft ist nicht rosig. Auch wenn wir vor circa einer halben Stunde die Nachricht bekommen haben, 2020 sei das Einkommen der bäuerlichen Betriebe um 5 Prozent gestiegen, kann ich Ihnen sagen: Das heißt, Bäuerinnen und Bauern haben im Jahr 2020 um 3,80 Euro pro Tag mehr verdient – also so rosig kann diese Nachricht nicht sein –, 3,80 Euro brutto, versteht sich.
In Österreich gingen in den letzten 50 Jahren 50 000 Betriebe verloren. Pro Tag machen sieben Betriebe das letzte Mal das Licht aus. Das ist keine Erfolgsgeschichte. Es sind keine rosigen Rahmenbedingungen, unter denen man sich zukünftige Innovationen und auch Szenarien überlegt: Wie werde ich mit meiner Jungfamilie oder mit meinen Nachkommen positiv einwirken, dass wir unsere Landschaft bewirtschaften, dass wir eine Kulturlandschaft erhalten, dass wir auch im biologischen Bereich weiterhin die Nummer eins in Europa bleiben? Es ist dieser Strukturwandel, der uns beschäftigt; nur: Er beschäftigt uns schon ziemlich lang. Das Mehreinkommen des Jahres 2020 ergibt sich nämlich daraus, dass eben jeden Tag Betriebe zusperren. Auf Kosten derer, die zusperren, verdiene ich als aktive Bäuerin 3,80 Euro brutto mehr pro Tag. Das kann es ja wohl zukünftig nicht sein.
Trotzdem, obwohl es diesen Strukturwandel gibt, obwohl wir täglich vor Ort, auf unseren Grünflächen und auf unseren Äckern, mit dem Klimawandel kämpfen, gibt es die Nischen, gibt es die Erfolgsgeschichten, gibt es Wege für die Zukunft. Dieser Weg kann nur die biologische Bewirtschaftung unserer Fläche und der Erhalt der fruchtbaren Böden sein. Dieser Weg kann nur dort sein, wo sich Betriebe diversifizieren, wo sie sich auf viele Beine stellen und nicht mit dem Wachsen und Weichen wie bisher weitertun.
Das heißt auch, dass die Neigungsgruppe im landwirtschaftlichen Sektor, die dazu neigt, zu sagen: Bleiben wir bei dem, was jetzt erfolgreich war, und tun wir so weiter!, ihren Erfolg nicht einfahren wird. Wir werden eine neue Neigungsgruppe brauchen, nämlich die, die die Vision der österreichischen Landwirtschaft 2040 entwickelt. Es ist höchste Zeit, dass man sich hinsetzt und diese Arbeit beginnt.
Es sind fast 1,4 Milliarden Euro, die wir jedes Jahr in die österreichische Landwirtschaft einzahlen, um Umweltmaßnahmen zu finanzieren und Direktzahlungen auszuzahlen. Es ist höchste Zeit, aus diesen 1,4 Milliarden Euro eine weitere Klimamilliarde zu machen, denn die Landwirtschaft kann das leisten. Unsere Bäuerinnen und Bauern können das, und sie brauchen diese Vision. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
12.12
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Karin Doppelbauer. – Bitte.
Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Nur kurz zu meiner Vorrednerin: Wenn man sich das alles anhört, würde man sich wirklich wünschen, dass die Grünen in der Bundesregierung wären. Habe ich etwas verpasst? (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der FPÖ.)
Sehr geehrte Frau Minister! Ich habe Ihnen zuletzt im Landwirtschaftsausschuss eine Frage gestellt. Die hat gelautet: Wie wollen Sie dafür sorgen, dass Landwirte in Österreich wieder von ihrem Einkommen leben können? – Die Reaktion, ja, die war einigermaßen verdutzt: so ganz ohne Förderungen, ganz ohne Subventionen, ohne Steuerzuckerl?, als ob das vollkommen undenkbar wäre. Ja – ich bin ja bei Ihnen –, es wird auch nicht ganz ohne Förderungen gehen.
Wenn man sich aber den Grünen Bericht anschaut, und nicht nur der letzten zwei, drei, vier Jahre, sondern vor allem auch der letzten Jahrzehnte, muss man sagen, dann sieht man halt, dass die landwirtschaftlichen Einkommen wirklich stagnieren. Die Einkünfte pro Betrieb – wir haben es schon gehört – lagen im Jahr 2019 unter 28 000 Euro. Damit sind wir das Schlusslicht in Westeuropa. Das ist halt das traurige Ergebnis einer jahrzehntelangen ÖVP-Agrarpolitik.
Sie kommen immer mit den gleichen Ausreden: Es ist die böse EU, wo nichts weitergeht, es sind die internationalen Agrarmärkte. – Das ist natürlich Unsinn, weil dann ja alle anderen westeuropäischen Länder auch Schlusslicht sein müssten. Das sind sie aber nicht. Dann kommt die nächste Ausrede – wobei Ausrede da vielleicht nicht ganz richtig ist –: Es sind die kleinteiligen Strukturen, das schwierige Gelände in der österreichischen Agrartopografie. – Das stimmt, da bin ich auch bei Ihnen. Das ist wirklich schwierig, und deswegen ist es auch wirklich keine Ausrede in diesem Fall. Da bin ich bei Ihnen, das muss ich auch sagen, aber Sie müssten halt einfach auch darüber nachdenken, was man im System verändern muss, um den Landwirten wieder Zukunft zu geben, damit sie wieder von ihrer eigenen Tätigkeit leben können.
Das ist keine Frage für agrarpolitische Feinspitze. Es ist eine ganz, ganz wichtige strategische Frage für die österreichische Politik, denn die Landwirtschaft ist ein Schlüsselfaktor. Sie ist ein wirtschaftlicher Schlüsselsektor, der zudem Leistungen für das Allgemeinwohl erbringt. Die werden halt nicht vom Markt abgegolten werden, und, ja, da gibt es auch unser Bekenntnis zu treffsicheren Förderungen, um Standards wie Tierwohl, Artenschutz oder Biodiversität zu sichern. Das wollen wir natürlich auch, aber diese Anliegen der Gesellschaft kosten etwas, und das verzerrt den Wettbewerb. Da würden auch wir sagen: Diese Leistungen müssen fair von der Gesellschaft abgegolten werden.
Jetzt komme ich wieder zum Aber: Wenn man jetzt trotz massiver Förderungen, die jedes Jahr in dieses System gekippt werden, die Anzahl der Betriebe nicht aufrechterhalten kann, die Einkommen der Betriebe weiter sinken oder sich zumindest nicht verändern, dann wird es Zeit, dass man die ÖVP-Fördergießkanne überdenkt. (Beifall bei den NEOS.) Sie funktioniert nicht. Sie kippen Geld in ein kaputtes System.
Es kann schon sein, dass die Regierung, wie es mein Vorredner auch gesagt hat, sehr viele Programme schmiedet. Diese Programme sind aber letztendlich alle darauf ausgelegt, dass es zu größeren Abhängigkeiten kommt. Das mag dem Bauernbund gefallen, doch wir wollen das nicht. (Beifall bei den NEOS.)
Wir legen im Landwirtschaftsausschuss regelmäßig sehr viele Ideen vor, wie man wieder neue Einkommensarten für die Landwirtschaft generieren könnte. Ansätze wären: Erzeugung von Energie – Windkraft und Agrarfotovoltaik –, das Unternehmertum stärken
und die Unabhängigkeit vom Handel ermöglichen – zum Beispiel: engere Verzahnung von Gastronomie, Hotellerie und Tourismus, mehr Direktvermarktung. Und, ja, wir würden uns wünschen, dass nicht in jedem Gremium die AMA-Marketing drinnen sitzt, der Bauernbund drinnen sitzt oder die Landwirtschaftskammer drinnen sitzt. Dann würde, glaube ich, da auch mehr weitergehen.
Eine ganz zentrale Zukunftsfrage, bei der es auch eine Riesenmöglichkeit für Einkommen in der Landwirtschaft gäbe, ist die Frage der CO2-Speicherung. Da gibt es ganz, ganz große Potenziale, die Landwirtschaft – nicht nur beim Humusaufbau oder Forstaufbau oder bei der Bewirtschaftung von Almen – in den Emissionshandel zu holen. Da gibt es wirklich ganz, ganz viele Möglichkeiten. Es gäbe also diese Ansätze, es gäbe viele Ideen. Wir legen sie regelmäßig auf den Tisch, doch sie werden regelmäßig vertagt.
Ja, es kommen auch Impulse aus Ihrem Haus, aber da wird halt sehr viel geredet, und letztendlich wird wenig umgesetzt. Das ist das Problem. Sie müssen es einfach tun, aber, ja, man muss konstatieren: Wenn die Regierung im Augenblick zeigt, dass sie etwas kann, dann ist es jedenfalls nicht, dass die Stärke in der Umsetzung liegt. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der FPÖ.)
12.17
Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Bundesministerin Elisabeth Köstinger zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.
Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus Elisabeth Köstinger: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Wir übermitteln jedes Jahr den Grünen Bericht an das Parlament. Der Grüne Bericht 2020 beschreibt sehr detailliert die wirtschaftliche und vor allem auch die soziale Situation unserer bäuerlichen Familien im Jahr 2019. Der Grüne Bericht ist vor allem auch für uns in der politischen Entscheidungsfindung eine ganz zentrale Grundlage dafür, wie wir die Weichen in Richtung Zukunft stellen.
Die bäuerlichen Familienbetriebe – und das unterscheidet uns durchaus von den Agrarmodellen anderer Länder in Europa, auch in unseren Nachbarstaaten – bauen ganz, ganz stark auf flächendeckende Bewirtschaftung, von den Bergregionen bis in die Täler. Wir setzen vor allem auf die bäuerlichen Familienbetriebe.
Ja, es wird wahrscheinlich immer einen Fleck auf dieser Erde geben, wo man billiger und schneller produzieren kann als bei uns in Österreich, weil wir in vielerlei Hinsicht durch die Berggebiete und durch die benachteiligten Gebiete wenige Gunstlagen haben. Wir setzen aber – und das ist das ganz klare Bekenntnis vor allem auch dieser Bundesregierung – auf die Flächenbewirtschaftung in allen Regionen und unterstützen vor allem auch die kleinteilige österreichische Landwirtschaft in einem übergeordneten Maß, weil wir davon überzeugt sind, dass es unsere ganz, ganz große Stärke ist, dass wir nicht auf wenige große Betriebe setzen, sondern auf die kleinbäuerlichen Familienbetriebe. Das wird auch unser Weg für die Zukunft sein. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Der Grüne Bericht 2020 zeigt auch sehr deutlich, wie abhängig die bäuerliche Produktion von Naturfaktoren ist. Wir hatten 2019 ein sehr trockenes, niederschlagarmes Jahr. Das wirkt sich natürlich auch auf die Erntemengen aus, was sich dann natürlich auch auf die Marktpreise und in letzter Konsequenz auf die Einkommen auswirkt. In vielerlei Hinsicht sind es externe Faktoren, die dazu einen Beitrag leisten, vielleicht ist aber Marktwirtschaft nicht immer die ganz große Stärke von Einzelnen.
Die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft beliefen sich 2019 auf rund 28 000 Euro je Betrieb und blieben damit gegenüber dem Jahr 2018 de facto unverändert. Positive
Faktoren bei der Einkommensentwicklung waren vor allem bessere Erträge aus der Direktvermarktung, dem Heurigenbetrieb und auch aus dem Bereich Urlaub am Bauernhof. Das ist wahrscheinlich auch eine der guten Nachrichten, die der Grüne Bericht mit sich bringt. Es sind eben vor allem kleinere landwirtschaftliche Betriebe, die diese Betriebszweige gewählt haben und dabei durchaus ein Einkommensplus erzielen konnten.
Außerdem wirkten sich die höheren Schweinepreise, die höheren Erntemengen bei Getreide, Hack- und Ölfrüchten sowie die Zunahme der öffentlichen Mittel für die Abgeltung aus den Agrarumweltmaßnahmen positiv aus. Wir haben in unseren Förderprogrammen vor allem einen großen Schwerpunkt auf den Bereich Klimaschutz gelegt, und das ist natürlich auch in der Landwirtschaft einkommenswirksam.
Einkommensmindernd wirken sich aufgrund des hohen Schadholzanfalls durch den Borkenkäfer sehr stark gesunkene Holzpreise sowie höhere Kosten für Tierzukäufe, Futtermittel, Energie und auch Instandhaltungen aus. Wir verzeichneten niedrige Erzeugerpreise im Obst- und Weinbau. Das hat 2019 vor allem auch mit einer sehr hohen Erntemenge zu tun. Rückläufige Preise im Bereich der Rinderhaltung zeigen ebenfalls negative Auswirkungen auf die Einkommen.
Das Jahr 2019 war von äußerst unterschiedlichen Entwicklungen bei den verschiedenen Betriebsformen geprägt. Den höchsten Einkommensanstieg – 49 Prozent – erzielten die Veredelungsbetriebe. Natürlich ist es auch für uns sehr wichtig, zu schauen, wo es Rückgänge gibt, und dort entsprechend entgegenzuwirken. Vielleicht kann man aber auch in diesem Kreis einmal anerkennen, dass ein Plus von 49 Prozent speziell bei Veredelungsbetrieben durchaus sehr beachtlich ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Asien hat aufgrund des hohen Importbedarfs, speziell aus China, im Jahr 2019 zu kräftigen Preisanstiegen in Europa geführt. Für das Jahr 2020 hat sich die Situation vollkommen gedreht, jetzt erlebt die Schweinebranche seit Monaten exakt das Gegenteil. Wir haben ja durch Fälle der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland einen massiven Markteinbruch zu verzeichnen. Wir haben deswegen auch auf Initiative des Landwirtschaftsministeriums einen ganz dringend notwendigen Verlustersatz für diese indirekt betroffenen Betriebe in der Landwirtschaft auf den Weg gebracht. Wir unterstützen explizit die Familienbetriebe, die eine sehr schwere Zeit durchmachen, vor allem weil auch Gastronomie und Hotellerie geschlossen sind und damit ein ganz wesentlicher Absatzmarkt für die Landwirtschaft fehlt.
Positiv war im Jahr 2019 die Entwicklung bei den landwirtschaftlichen Gemischtbetrieben mit einem Einkommensplus von 9 Prozent und bei den Marktfruchtbetrieben mit 4 Prozent mehr Einkommen gegenüber dem Jahr 2018. Nach der erneuten Trockenheit im Frühjahr rettete später Niederschlag im Mai die Getreideernte. Positiv haben sich der geringere Schädlingsbefall bei Hackfrüchten und auch die höhere Anbaufläche von Sonnenblumen und Ölkürbissen ausgewirkt.
Bei den Forstbetrieben mussten Einkommensrückgänge in der Höhe von 10 Prozent festgestellt werden. Wir haben ein großes Niederschlagsdefizit bei sehr langen Hitzeperioden. Das betrifft uns nahezu in ganz Österreich, ganz speziell aber in Niederösterreich und Oberösterreich. Das hat einen erhöhten Anfall von Borkenkäferschadholz mit sich gebracht und entsprechend auch einen Rückgang des Holzpreises. Die Situation am Holzmarkt ist nicht nur in Österreich eine sehr schwierige, sondern in ganz Mitteleuropa. Die Schadholzsituation ist vor allem auch in der Slowakei, in Tschechien und in Deutschland enorm, und das drückt massiv die Preise.
Diesbezüglich haben wir bereits Lösungen in Umsetzung, die den sehr stark betroffenen Waldbauern wirklich massive Unterstützung bringen und ihnen auch unter die Arme greifen werden. Wir stellen insgesamt 350 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist das
größte Investitionspaket in den österreichischen Wald in der Geschichte der Zweiten Republik, und darauf können wir, glaube ich, sehr stolz sein. Dafür darf ich mich noch einmal sehr herzlich beim Parlament für die Unterstützung bedanken. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Diese Maßnahmen sind seit 1. Feber für die bäuerlichen Familienbetriebe zu beantragen, und wir werden damit jetzt sehr schnell in die Umsetzung gehen, denn jeder Tag, an dem wir aufforsten, ist ein guter Tag, weil er die Grundlage für die nächsten und übernächsten Generationen schafft, damit auch diese aus dem Wald ein Einkommen erwirtschaften können. Der Wald ist die wichtigste Klimaanlage in Österreich – auch das darf man nicht vergessen.
Auch die Futterbaubetriebe hatten im Jahr 2019 aufgrund höherer Sachaufwendungen und Abschreibungen bei gleichbleibenden Erträgen ein Einkommensminus in der Höhe von 7 Prozent zu verzeichnen. Den stärksten Einkommensrückgang – 31 Prozent – mussten die Dauerkulturbetriebe hinnehmen, dieser war vor allem durch enorme Preisrückgänge im Vergleich zum Vorjahr im Obstbau und durch Ertragseinbußen im Weinbau bedingt.
Viele Redebeiträge der geschätzten Kolleginnen und Kollegen lassen sich durchaus widerlegen: Es wird behauptet, wir würden nur auf die größeren Betriebe schauen und diese zusätzlich noch in irgendeiner Art und Weise überproportional fördern und unterstützen. Der Grüne Bericht zeigt, dass in der Direktvermarktung, im Bereich von Urlaub am Bauernhof und der Heurigenbetriebe das größte Plus zu verzeichnen ist und dass vor allem im Ackerbau durchaus ein größeres Minus hinzunehmen ist. Das hat wie gesagt sehr stark mit Niederschlag und Erntemengen zu tun.
In all diesen sehr sensiblen Bereichen arbeiten wir intensiv daran, Unterstützungsmaßnahmen auszubauen, und wir versuchen vor allem auch, alternative Absatzwege zu finden. Der Markt ist für uns natürlich ganz entscheidend. Da setzen wir auch in den nächsten Monaten einige wichtige Akzente, um für bessere Wertschöpfung in den Betrieben zu sorgen.
Ich darf an dieser Stelle ein ganz, ganz großes Dankeschön an alle Bäuerinnen und Bauern in diesem Land aussprechen. Ich glaube, vor allem das Jahr 2020 und die Coronakrise haben gezeigt, wie wichtig und systemrelevant unsere bäuerliche Produktion in Österreich ist. Wir haben Schutzmaterialien, Medikamente und vieles andere – bis jetzt auch hin zu den Impfstoffen – von überall besorgen müssen.
Betreffend Lebensmittel können wir uns in allen wichtigen Bereichen selbst versorgen. Ich glaube, das ist einer der wichtigsten Faktoren im Hinblick auf die Lebensmittelversorgungssicherheit in diesem Land, und dafür gebührt unseren Bäuerinnen und Bauern der ganz große Dank, die 365 Tage im Jahr dafür arbeiten, dass unsere Tische gedeckt sind, dass unsere Regale voll sind und dass wir vor allem auch einen lebendigen ländlichen Raum haben. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
12.27
Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Josef Hechenberger. – Bitte.
Abgeordneter Ing. Josef Hechenberger (ÖVP): Geschätzte Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ganz besonders: geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! An und für sich ist jetzt Mittagszeit, und es ist die wichtigste Gelegenheit, bei der man mit der Landwirtschaft in Kontakt kommt: beim Mittagessen. Deshalb ein Danke an die Bauernfamilien, die rund um die Uhr, jeden Tag im Jahr, jahrein, jahraus fleißig arbeiten und den österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten Lebensmittel in höchster Qualität und in ausreichender Menge zur Verfügung stellen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Wir diskutieren heute den Grünen Bericht betreffend das Jahr 2019, und ich darf, bevor ich darauf einsteige, die aktuelle Situation analysieren: Die Landwirtschaft ist von der Coronakrise massiv betroffen. Danke, Frau Minister, für die Maßnahmen, die bereits gesetzt wurden. Es ist aber notwendig, weitere Maßnahmen zu setzen.
Aktuell liegen bei uns in Tirol 2 000 Tonnen Kartoffeln und warten auf Abnehmer. Das ist aufgrund des Ablaufdatums äußerst schwierig – ab April können wir sie in die Biogasanlage führen. Wir wollen ja Lebensmittel in den Verkehr beziehungsweise zu den Konsumentinnen und Konsumenten bringen.
Ich schaue mir die Zahlen bei der Einkommensentwicklung immer sehr genau an. Es ist doch so, dass gerade die Bergbauern beim Einkommen hinterherhinken. Ich denke, wir müssen uns in nächster Zeit wirklich sehr bemühen, die Berglandwirtschaft, die benachteiligten Regionen im Bereich der Produktverbesserung, aber auch im Bereich der Ausgleichszahlung stärker zu unterstützen. Für mich ist klar: In der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik braucht es ein rechtssicheres System der Almfutterflächenfeststellung, eine Stärkung der Ausgleichszulage und eine bessere Unterstützung der ersten Hektare.
Ich bin sehr froh über die Diskussion und darüber, dass wir uns im letzten Landwirtschaftsausschuss ausführlich mit dem Thema Mercosur beschäftigt haben. Es wird ja heute mehrheitlich von den Regierungsparteien beschlossen, dass das Mercosur-Abkommen so nicht umgesetzt wird. Meiner Meinung sehr schade ist, dass die geeinte Opposition nicht mitgestimmt hat. Da frage ich mich dann schon: Wer ist für die österreichische Landwirtschaft und wer ist dagegen? (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Hauser.)
Beim Thema Herkunftskennzeichnung gibt es noch Luft nach oben. Es gibt jetzt den ersten Gesetzesvorschlag, der muss weiterentwickelt werden. Wir haben ein tolles Regierungsprogramm, und auf Basis des Regierungsprogrammes muss die Herkunftskennzeichnung umgesetzt werden. Das ist nicht nur unsere Forderung, da sind wir den Bauernfamilien und den Konsumenten verpflichtet. Wir werden das gemeinsam mit einem starken Bauernbund in der ÖVP umsetzen. (Beifall bei der ÖVP.)
Abschließend nun zu Kollegin Ecker – jetzt sehe ich sie gerade nicht –, zum Vorwurf hinsichtlich Unterstützung der Anbindeställe: Also Frau Kollegin, da würde ich wirklich bitten, sich zuerst zu informieren, zuerst Gesetze zu lesen und dann hier am Rednerpult Redebeiträge abzugeben. Fakt ist, die ständige Anbindehaltung ist verboten. (Abg. Cornelia Ecker: Das stimmt nicht!) – Das stimmt schon, Sie brauchen nur nachzulesen. Ich bin ein glühender Befürworter, da gerade in extremen Bergregionen die Anbindehaltung in Kombination mit Auslauf und Weide eine gute Form der Viehhaltung für die Zukunft ist.
Ich würde Sie einladen, Frau Kollegin, einmal mit mir Betriebe anzuschauen, das sind oft die Klein- und Kleinstbetriebe, die so Landwirtschaft betreiben: Im Winter wird die Kuh zeitweise angebunden, dafür ist sie im Frühjahr, im Sommer und im Herbst auf der Weide und im Winter zusätzlich im Laufhof oder im Auslauf. Also wenn das nicht artgerecht ist, dann verstehe ich das nicht. Bitte zuerst informieren, dann reden! – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
12.32
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klaus Köchl. – Sie haben das Wort.
Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Grüne Bericht ist ein Bericht, in dem sehr viel geschrieben und eigentlich sehr gut zusammengefasst ist. Man muss nur wissen, dass in diesem Bericht der ganz reiche Bauer und der ganz arme Bauer, der Nebenerwerbsbauer, gar nicht mehr vorkommen. Wenn Herr Strasser sagt, wir machen Landwirtschaftspolitik, das war
so, das ist so und das wird auch immer so sein, so muss ich erwidern: Es ist für mich ganz klar, solange die ÖVP in Österreich in der Landwirtschaft zu reden hat, werden halt täglich sieben bis neun Betriebe zusperren. Das werdet ihr nicht zusammenbringen, dass die Bauern anständig leben können. (Beifall bei der SPÖ.)
Ihr zeigt das auch beim Waldfondsgesetz. Es ist zu befürworten, 350 Millionen Euro in drei Jahren, der Beschluss war im Sommer 2020. Was mich da so stört, Frau Minister, ist Folgendes: Warum bringen Sie dazu im Parlament keinen Bericht? Warum sagen Sie nicht, wer das Geld kriegt? Es ist ja bei der ÖVP so, dass wieder die großen Betriebe bis 200 000 Euro kriegen. Warum macht ihr das so? Warum fördert ihr nicht die Kleinbauern? (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenbemerkung von Bundesministerin Köstinger.) Dann brauchen wir uns keine Gedanken mehr darüber zu machen, ob eine Kuh angebunden ist oder nicht, denn das wird bei den kleinen Bauern so und so nicht mehr funktionieren. Warum tragt ihr das nicht in die Transparenzdatenbank ein? Warum wird nicht eingetragen, welche Förderungen es da gibt? – Ich kann das nicht verstehen.
Deshalb bringe ich auch folgenden Entschließungsantrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „notwendige Transparenz und zusätzliche Vorgaben bei der Vergabe von 350 Mio. € an WaldbesitzerInnen“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus wird aufgefordert,
1. die durch öffentliche Steuermittel finanzierten Fördermittel des Waldfonds so auszuzahlen, dass
- die Förderungen degressiv sind, so dass pro Hektar Förderflächen kleinere ForsteigentümerInnen in Relation mehr Ausgleich erhalten als Wald-Großgrundbesitzer“ – das ist ja ganz klar, die Kleinen sollen da pro Hektar mehr kriegen als die Großen, das ist ja irgendwie ganz logisch –„,
- die ausbezahlten Förderungen in die Transparenzdatenbank [...] eingetragen werden,
- die Einhaltung der kollektivvertraglichen Entlohnung und der ordnungsgemäßen Unterkünfte der durch diese Maßnahme beschäftigten WaldarbeiterInnen überprüft und garantiert wird,
- ein Verzicht auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide vorgegeben wird“ – das sind unsere Forderungen –„, und
2. dem Nationalrat für die Dauer der Maßnahmen jährlich einen Bericht vorzulegen, der neben einer Darstellung der Förderfälle u. a. auch eine Quantifizierung der CO2-Einsparungen ausweist.“
*****
Da sind die Grünen meines Erachtens nämlich komplett daneben, darauf achtet ihr nicht. Das ist jetzt eine Covid-Förderung und keine Klimaförderung mehr. (Beifall bei der SPÖ.)
12.34
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Cornelia Ecker, Klaus Köchl,
Genossinnen und Genossen
betreffend notwendige Transparenz und zusätzliche Vorgaben bei der Vergabe von 350 Mio. € an WaldbesitzerInnen
eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 5 Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Grünen Bericht 2020 der Bundesregierung (III-170/637 d.B.)
Seit Kurzem liegt die Sonderrichtlinie der Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus zur Vergabe der öffentlichen Fördermittel des Waldfonds in Höhe von insgesamt 350 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren an WaldbesitzerInnen vor.
Bereits bei Beschluss des Waldfondsgesetzes im Sommer 2020 wurde der Mangel aufgezeigt, dass es keinerlei Vorgabe gibt, inwiefern die BMLRT dem Parlament offen zu legen hat, an wen welche Förderung aus welchem Maßnahmentopf ausgezahlt wird. Zusätzlich lässt sich aus den bisherigen Wortmeldungen insbesondere der ÖVP schließen, dass es sich bei den Waldfondsgeldern vor allem um eine auf die Gesellschaft ausgelagerte Haftungsübernahme für den Wertverlust von Grundbesitz handelt. Entgegen diesen Äußerungen und den im Gesetz formulierten Zielen wird der Waldfonds im Budget 2021 so dargestellt, dass es sich um eine Covid-Maßnahme handelt. Im Sommer 2020 wurde bei Beschlussfassung des Gesetzes noch von einer Klimaschutzmaßnahme in Höhe von 350 Mio. € gesprochen. Wie hoch die Treibhausgaseinsparungen pro Maßnahme pro Mitteleinsatz sein sollen, wurde bis jetzt noch immer nicht beantwortet – auch die Richtlinie gibt hier keine Anhaltspunkte.
Der Mangel der gesetzlichen Vorgaben für die Richtlinienerstellung zeigt sich – wie leider erwartet - auch darin, dass der Fördergeldbezug weder von einem Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide, noch von der Einhaltung von Arbeitnehmervorschriften abhängig gemacht wird, und keine Obergrenze eingezogen wurde, sondern bei nur einer einzigen von insgesamt zehn Maßnahmen bis zu 200.000 € für Großbetriebe bezahlt wird.
Die gefertigten Abgeordneten stellen daher den
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus wird aufgefordert,
1. die durch öffentliche Steuermittel finanzierten Fördermittel des Waldfonds so auszuzahlen, dass
• die Förderungen degressiv sind, so dass pro Hektar Förderfläche kleinere ForsteigentümerInnen in Relation mehr Ausgleich erhalten als Wald-Großgrundbesitzer,
• die ausbezahlten Förderungen in die Transparenzdatenbank: www.transparenzdatenbank.at eingetragen werden,
• die Einhaltung der kollektivvertraglichen Entlohnung und der ordnungsgemäßen Unterkünfte der durch diese Maßnahmen beschäftigten WaldarbeiterInnen überprüft und garantiert wird,
• ein Verzicht auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide vorgegeben wird, und
2. dem Nationalrat für die Dauer der Maßnahmen jährlich einen Bericht vorzulegen, der neben einer Darstellung der Förderfälle u.a. auch eine Quantifizierung der CO2- Einsparungen ausweist.“
*****
Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt, steht daher auch mit in Verhandlung.
Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Abgeordnete Cornelia Ecker zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ): Frau Präsidentin! Ich möchte gerne eine tatsächliche Berichtigung bringen, und zwar: Abgeordneter Hechenberger hat in seiner Rede behauptet, dass es die Anbindehaltung in Österreich nicht mehr gibt.
Tatsächlich berichtige ich, dass das unrichtig ist. Der richtige Sachverhalt lautet: Es gibt viele Ausnahmen, die das tatsächlich erlauben. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Dass dieses Tierschutzgesetz kein besseres ist, daran ist mit Sicherheit die ÖVP schuld, denn es gibt Ausnahmen: wenn die Tiere nicht auf eine Weide gebracht werden können, in städtischen Betrieben und, und, und. Also es ist leider nicht wahr, was der Kollege behauptet hat. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf bei der ÖVP.)
12.35
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Clemens Stammler. – Bitte.
Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Frau Präsidentin! Werte Frau Ministerin! Werte Zuhörerinnen und Zuhörer! Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir den Grünen Bericht der letzten Jahre anschauen, wirft sich leider schon die Frage auf, ob die Bauernbefreiung durch Kudlich tatsächlich eine Bauernbefreiung war, oder ob nur der Herr ausgetauscht wurde, nämlich weg von den Grafen, hin zu Raiffeisen.
Die Entwicklung, die dieser Grüne Bericht aufzeigt – und ganz interessant, im oberösterreichischen Grünen Bericht ist eine Prognose drinnen, die bei fortschreitendem Klimawandel nicht im höchsten, sondern im mittleren Niveau liegt –, zeigt uns: Das trifft nicht nur die 3,5 Prozent der Beschäftigten in der Landwirtschaft, sondern das betrifft das ganze Land.
Die Prognosen würden sagen, dass in den Jahren ab 2035 die Eigenversorgung bei Weizen von 102 Prozent auf 51 Prozent und bei Kartoffeln von 85 Prozent auf 30 Prozent zurückgeht. Wer in diesem Land eine Eigenversorgung, die gerade in Krisenzeiten notwendig ist, erhalten will, muss die kleinbäuerliche Struktur erhalten. Wir sprechen uns auch für eine flächendeckende Förderung über Österreich aus, aber man muss schon schauen, wohin beziehungsweise in welche Sparten man diese gibt. Wir müssen die Bauern dort unterstützen, wo sie gut sind, und gut sind sie darin, qualitativ hochwertige Lebensmittel herzustellen und nicht Lebensmittel en masse für einen Weltmarkt herzustellen. (Beifall bei den Grünen.)
Ich gebe Kollegen Strasser recht, wenn er sagt, die große Marktordnung wird in Brüssel, wird in der EU geschrieben. Derzeit merken wir da eines: Ja, es sind zwei Loks – auf beiden Seiten des Zugs eine – angespannt. Während wir einerseits Farm to Fork haben, haben wir andererseits Abkommen wie Mercosur und Freihandel und Welthandel. Das ist richtig. Die Frage ist nur: Was unterstützen wir als Österreich? Wo geben wir unser
starkes Triebwerk hin? Was können wir wirklich tun, um diese Einkommensschere zwischen Bergbauern und Nichtbergbauern etwas zu schmälern? Was können wir wirklich tun, um kleine Betriebe zu schützen beziehungsweise zu fördern?
Bei den kleinen Betrieben bis circa 40 Hektar gibt es den Umstand, dass sie 75 Prozent ihres Einkommens an die Sozialversicherung abgeben, während die Großen ab 200 Hektar bei 24 Prozent liegen. Der Durchschnittsatz soll irgendwo zwischen 32 und 33 Prozent liegen, da bedarf es einer Anpassung. Es bedarf einer Anpassung bei der AZ, bei den Ausgleichszahlungen für benachteiligte Gebiete, und es müssen die ersten 20 Hektar besser gefördert werden, denn krisenfeste Landwirtschaft ist kleinstrukturierte, familienbasierte Landwirtschaft. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenruf bei der ÖVP.)
12.39
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Norbert Sieber. – Bitte.
Abgeordneter Norbert Sieber (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Minister! Hohes Haus! Wir debattieren den Grünen Bericht 2020, also die Zahlen aus dem Jahr 2019. Ohne jetzt alles noch einmal wiederholen zu wollen, ist klar, dass das Jahr 2019 mit durchschnittlich 27 966 Euro Betriebseinkünften eigentlich unverändert war gegenüber dem Jahr 2018 mit 28 035 Euro. Dass das ein schlechter Wert ist, ist uns allen klar, und das, obwohl die Politik ihre Hausaufgaben gemacht hat und wir auch jedes Jahr eine Steigerung des Agrarbudgets um 2,4 Prozent erreicht haben. – Die Politik hat also ihre Aufgaben gemacht.
Wenn man in der Debatte jetzt hört, man müsse die Kleinen fördern, sollte man vielleicht auch einmal die Zahlen im Grünen Bericht zur Kenntnis nehmen, denn Faktum ist, dass gerade die kleinsten Betriebe, die es am schwersten haben, nämlich die Bergbauerngruppe 4, eine Steigerung von 12 Prozent an öffentlichen Mitteln hatten. Also genau das, was Sie fordern, hat stattgefunden, und ich finde es auch richtig so. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn ich der Debatte heute zuhöre, freut es mich: Es stehen eigentlich alle Fraktionen sehr hinter der Landwirtschaft, alle sagen, was man da nicht alles machen müsse. Ich erinnere mich aber auch an andere Debatten, die wir geführt haben, zum Beispiel über das Forstpaket oder über die vorgezogenen Maßnahmen aus der Steuerreform, als das dann plötzlich ganz anders geklungen hat. Da sind die Bauern dann die Abcasher, weil man betreffend Pensionsberechnung etwas gemacht hat; da sind sie dann plötzlich die Großabcasher. So klingt es, wenn man die Themen auswechselt. So kann man Agrarpolitik nicht machen – nicht heute hü und morgen hott –, sondern man muss das ganze Jahr hinter den Bauern stehen. Das tut die ÖVP, das tut der Bauernbund. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Ich habe viel Verständnis für unsere Gesellschaft, für unsere Konsumentinnen und Konsumenten. Sie haben Wünsche an die Landwirtschaft, und wir können diese Wünsche erfüllen. Sie wollen mehr bio – wir können das, wir machen das. Selbstverständlich können wir das! Sie wollen mehr hochwertige, gesunde, regionale Lebensmittel – die österreichische Landwirtschaft kann das, sie macht das gerne. Sie wollen mehr Tierwohl – ja, wir leben mit und von unseren Tieren, wir wollen mehr Tierwohl, wir können das, wir machen das. Sie wollen noch mehr Arbeitsplätze im ländlichen Raum, Investitionen in den ländlichen Raum – ja, wer, wenn nicht die Landwirtschaft investiert da und macht das? –, sie wollen das, wir machen das.
Wir verstehen diese Wünsche, meine Damen und Herren, und da schließt sich dann wieder der Kreis zu uns, denn das Ganze gibt es eben nicht zum Nulltarif. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte noch einmal wiederholen: Die Wünsche der Gesellschaft sind bei uns angekommen. Wir verstehen sie und wir arbeiten daran, aber wir brauchen den gleichen Schulterschluss, der betreffend Anforderungen besteht, auch betreffend Umsetzung der Unterstützung. Diese verständlichen Anforderungen müssen mit Respekt, Anstand und Fairness abgegolten werden, und auch dafür muss es einen Schulterschluss geben.
Meine Damen und Herren, dafür, dass diese Fairness den bäuerlichen Betrieben in Österreich gegenüber gewahrt wird, gibt es einige Garanten. Einer sitzt hier, es ist unsere Ministerin Elli Köstinger. Es ist natürlich der Österreichische Bauernbund mit unserem Präsidenten Georg Strasser an der Spitze – was auch bei den letzten Kammerwahlen eindrücklich bestätigt wurde. (Zwischenrufe der Abgeordneten Rauch und Schmiedlechner.) Es ist die ÖVP, es ist diese Regierung aus Grünen und ÖVP, und es sind – und da möchte ich zwei Männer besonders hervorheben – zwei Josefs aus dem Westen, Josef Hechenberger in Tirol und Josef Moosbrugger in Vorarlberg, die gerade eine Kammerwahl schlagen. Ich sage Ihnen: Eine Stimme für den Bauernbund ist eine gute Stimme. (Beifall bei der ÖVP.)
12.44
Präsidentin Doris Bures: Nun ist Frau Abgeordnete Elisabeth Feichtinger zu Wort gemeldet. – Bitte.
Abgeordnete Elisabeth Feichtinger, BEd BEd (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Kommen wir jetzt bitte wieder zu den Fakten zurück! Der Grüne Bericht sagt etwas anderes: Die Einkommensunterschiede zwischen den großen und den kleinen landwirtschaftlichen Betrieben haben sich massiv differenziert. Das wurde untersucht, und im Vergleich zwischen 2019 und 2020 ist es ganz klar so, dass es bei den Bergbauern 5 Prozent und bei den Biobauern 10 Prozent Einkommensverlust gibt. Wenn man dann noch weiß, dass zwei Drittel der Bergbauern Biobauern sind, dann braucht man gar nicht mehr extra zu betonen, dass da dringender Handlungsbedarf besteht.
15 000 Euro im Jahr muss man verdienen, damit man die Chance bekommt, im Grünen Bericht repräsentiert zu sein. Die kleinen ländlichen Sacherln, wie wir sie bei uns im Salzkammergut nennen, scheinen im Grünen Bericht gar nicht auf, aber sie sind sehr, sehr wichtig für den ländlichen Raum. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Rauch.)
Wir hätten jetzt die Chance, zurzeit laufen ja die Verhandlungen über die neuen Förderrichtlinien für 2023 bis 2027, dass es zu mehr Verteilungsgerechtigkeit zwischen den Landwirten, zu mehr kleinteiliger Landwirtschaft kommt, die es dringend braucht. Die Einkommensunterschiede zwischen Vollerwerb, Nebenerwerb, Biobauern und Bergbauern sind klar ersichtlich und werden immer größer. Es braucht mehr Verteilungsgerechtigkeit im Fördersystem der GAP, um das Höfesterben zu verhindern.
Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Umverteilungsprämie um die Verteilungsgerechtigkeit der öffentlichen Steuermittel zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben zu erhöhen“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, wird aufgefordert, sich aus Gründen der Verteilungsgerechtigkeit auf
europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass alle Mitgliedstaaten eine Umverteilungsprämie in Höhe von 100 Euro pro Hektar für die ersten 20 Hektar pro landwirtschaftlichem Betrieb festsetzen können und dass diese auch in Österreich bei der Umsetzung der rechtlichen Vorgaben für die nächste Förderperiode der GAP eingeführt wird.“
*****
Liebe Abgeordnete der Regierungsfraktionen, stimmen Sie dem Antrag zu, um kleinen landwirtschaftlichen Betrieben eine Chance zu geben! (Beifall bei der SPÖ.)
12.46
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Cornelia Ecker, Elisabeth Feichtinger, BEd BEd, Genossinnen und Genossen
betreffend Umverteilungsprämie um die Verteilungsgerechtigkeit der öffentlichen Steuermittel zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben zu erhöhen
eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 5 Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Grünen Bericht 2020 der Bundesregierung (III-170/637 d.B.)
Die derzeit laufenden Verhandlungen zu den Vorgaben der Verteilung der Fördermittel der nächsten Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) für die Jahre 2023-2027 haben leider schon gezeigt, dass die Flächenzahlungen weiterhin eine eigene Säule der Förderung darstellen werden. Eine Deckelung der Förderungen der Säule 1 wird zusätzlich mit höchster Wahrscheinlichkeit nur auf hohem Niveau, nämlich 100 000 € pro Betrieb festgelegt werden – und dies auch nur freiwillig (!). Dies festzulegen bleibt den Mitgliedsstaaten überlassen. Die Verteilungsgerechtigkeits-Frage wird immer dringlicher. Der Grüne Bericht 2020 zeigt auf, dass die Einkommen der landwirtschaftlichen Betriebe immer weiter auseinanderdriften. Dies findet zwischen den Vollerwerbs- und Nebenerwerbsbetrieben, aber auch den Bergbauernbetrieben statt. Dies findet auch statt zwischen den großen Betrieben und den kleineren Betrieben, die sehr oft um das wirtschaftliche Überleben kämpfen. So lag laut Grünem Bericht 2020 das verfügbare Haushaltseinkommen in einem größeren Landwirtschaftsbetrieb im Durchschnitt bei 59.093 €, während das eines Kleinbetriebes inklusiver aller anderen Einkünfte – vor allem auch jener der unselbständigen Einkommen - bei nur 38.122 € lag. Eine wichtige Maßnahme, um ein Höfesterben verhindern zu helfen und tatsächlich etwas mehr Verteilungsgerechtigkeit in das Fördersystem der GAP zu bringen, ist die Vorgabe, eine Umverteilungsprämie für die ersten zwanzig Hektar pro Betrieb vorzuschreiben.
Die gefertigten Abgeordneten stellen daher den
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, wird aufgefordert, sich aus Gründen der Verteilungsgerechtigkeit auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass alle Mitgliedstaaten eine Umverteilungs-
prämie in Höhe von 100 Euro pro Hektar für die ersten 20 Hektar pro landwirtschaftlichem Betrieb festsetzen können und dass diese auch in Österreich bei der Umsetzung der rechtlichen Vorgaben für die nächste Förderperiode der GAP eingeführt wird.“
*****
Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.
Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klaus Lindinger. – Bitte.
Abgeordneter Ing. Klaus Lindinger, BSc (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Bundesministerin! Geschätzte Damen und Herren! Transparenz zählt mehr denn je, das sehen wir tagtäglich bei allen oder bei sehr vielen Dingen, die wir persönlich erleben, die wir im betrieblichen Umfeld erleben, familiär und in der Beziehung. Transparenz zählt mehr denn je, und genau diese Transparenz haben wir auch bei den Nahrungsmitteln im Supermarkt, in der Gemüseabteilung bei der Herkunftskennzeichnung der Karotten oder Erdäpfel: Da steht drauf, woher die Produkte kommen. Diese Transparenz ermöglicht ein bewusstes Handeln, nämlich sich selbst zu entscheiden: Kaufe ich diese Produkte oder lege ich sie wieder zurück ins Regal?
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt da eine einzige Ausnahme, und diese einzige Ausnahme gibt es zwei Millionen Mal am Tag: Beim Außerhausverzehr, bei der Gemeinschaftsverpflegung im Kindergarten, in den Betriebskantinen, in den Großküchen und im Alters- und Pflegeheim fehlt die Transparenz. Da können die Menschen nicht entscheiden – beziehungsweise wissen sie das nicht –, woher das Schnitzelfleisch kommt, woher die Eier für den Kaiserschmarren kommen. Kommen sie in großen Kübeln aus dem Ausland oder sind es echte österreichische Eier? – Meine sehr geehrten Damen und Herren, genau deshalb braucht es für die Gemeinschaftsverpflegung, für die verarbeiteten Produkte eine Herkunftskennzeichnung, wie sie im Regierungsprogramm vor über einem Jahr gemeinsam vereinbart worden ist, und das sofort, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.)
Nur die Herkunftskennzeichnung schafft für die Menschen beim Einkauf Gewissheit und nutzt das Vertrauen in österreichische Produkte, die qualitativ dem höchsten Standard entsprechen. Das bietet dann auch den bäuerlichen Familienbetrieben Halt. Setzen wir sie also um, und zwar nicht in einer abgespeckten Version, Herr Bundesminister Anschober, sondern so, wie es vereinbart ist! – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
12.49
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Franz Leonhard Eßl. – Bitte.
Abgeordneter Franz Leonhard Eßl (ÖVP): Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Frau Kollegin Cornelia Ecker! Selbstverständlich hat Herr Kollege Josef Hechenberger, der sich massiv für die Bäuerinnen und für die Bauern einsetzt, recht.
Die dauernde Anbindehaltung ist generell verboten, aber es gibt ein paar Ausnahmetatbestände. Und da kommen Sie unter dem Vorwand einer tatsächlichen Berichtigung hier heraus und behaupten etwas, was nicht richtig ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber jetzt zum Grünen Bericht: Der Grüne Bericht widerspiegelt die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern und gibt die wirtschaftliche Situation der land- und forstwirtschaftlichen
Betriebe wieder. Es geht aber auch um Versorgungssicherheit und um die Tatsache, dass die Bäuerinnen und Bauern tagtäglich dafür sorgen, dass Versorgungssicherheit gegeben ist, dass die Menschen, die Bürger in unserem Land ausreichend Lebensmittel in höchster Qualität zur Verfügung haben und dass sie einen Lebensraum vorfinden, der eine hohe Lebensqualität bietet. Daher ergeht ein Dank an die Bäuerinnen und Bauern sowie an die Regierung, die dafür geeignete Rahmenbedingungen schafft.
Beim Lesen des Berichts ist mir aufgefallen – das möchte ich schon anmerken –, dass sich gerade die Bergbäuerinnen und Bergbauern in den letzten Jahren immer am unteren Ende der Einkommensskala befinden. Es gibt ein geeignetes Mittel, um das zu verbessern, nämlich die Ausgleichszulage. Ich wünsche mir, dass wir eine kräftige Erhöhung dieser Ausgleichszulage schaffen, damit wir das Einkommen der Bergbauern auch dorthin führen, wo sich das Einkommen anderer Berufsgruppen befindet.
Ich schließe mit dem Dank an die Frau Bundesminister, dass die Mittel aus Brüssel für die nächste Periode gesichert sind und auch nationale Mittel eingesetzt werden, denn es wird nicht möglich sein, dass die Bäuerinnen und Bauern ohne diese Mittel jene Leistungen erbringen, die die Gesellschaft wünscht.
Ganz zum Schluss noch der Appell an die KonsumentInnen: Wenn Sie heimische Lebensmittel kaufen, helfen Sie nicht nur den Bäuerinnen und Bauern, sondern Sie sichern auch Ihren eigenen Arbeitsplatz und Ihren Lebensraum mit hoher Lebensqualität und leisten einen großen Beitrag zum Umweltschutz. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Jakob Schwarz.)
12.52
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Hauser. – Bitte.
Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Zuseher vor den Fernsehschirmen! Wenn man die Debatte verfolgt, bekommt man ein bisschen das Gefühl, dass aus Sicht der ÖVP eh alles in Ordnung ist. Dem ist aber nicht so!
Wie schauen die Zahlen aus dem Jahr 2019 tatsächlich aus? – Ich lasse die im Bericht enthaltenen Zahlen sprechen: Das durchschnittliche Einkommen der Bauern beträgt 27 966 Euro. Das ist ein Rückgang gegenüber 2018. Damit bewegen wir uns auf dem Niveau von 2016. Wenn man diese Zahlen inflationsbereinigt, bedeutet das, dass es doch massive Einkommensverluste gegeben hat. – Erste Feststellung.
Die zweite Feststellung, auch im Grünen Bericht dokumentiert, mit Zahlen untermauert, ist: Die Einkommensschere zwischen Bergbauern und Nichtbergbauern geht massiv auseinander. Im Jahr 2019 verdienten die Bergbauern im Schnitt um 19 Prozent weniger als der Durchschnitt der Bauern, und in Relation zu den Nichtbergbauern betrug das Einkommensminus 32 Prozent – also ein massives und eklatantes Minus.
Was schließen wir daraus? – Dass der Strukturwandel in der Landwirtschaft leider Gottes weitergeht. Die Großen werden größer, die bewirtschafteten Flächen werden größer, und Kleine sperren für immer die Stalltür zu.
Damit ist doch der Beweis erbracht, dass die Förderpolitik auch in der Agrarwirtschaft nicht das erreicht, was jetzt speziell die Mandatare der Grünen hier vorgeben: dass die kleinstrukturierte Landwirtschaft überleben kann. Nein! Wir fördern nämlich an der kleinstrukturierten Landwirtschaft massiv vorbei.
Ich darf Ihnen das anhand einer Aufstellung auch klar erläutern (eine Tafel mit der Überschrift „Agrarförderungen 2019 in Österreich“ auf das Rednerpult stellend) – da
zeigt sich wie immer die Förderungerechtigkeit, die sich von der Tourismuswirtschaft hin zur Landwirtschaft nahtlos fortsetzt.
Schauen wir uns die Agrarförderungen 2019 in Österreich an: 140 Bauern bekommen weniger als 5 Euro, 200 Bauern bekommen weniger als 10 Euro, 390 Bauern bekommen weniger als 50 Euro, 2 900 Bauern bekommen weniger als 500 Euro, 7 594 Bauern bekommen weniger als 1 000 Euro und 10 129 Bauern bekommen weniger als 1 250 Euro – während die Top 20 in Summe 73 Millionen Euro bekommen, und unter den Top 20 ist kein einziger echter Bauer! (Zwischenruf des Abg. Loacker.)
Das ist der schlagende Beweis dafür, dass die Verteilung der EU-Hilfsgelder und auch der nationalen Mittel leider Gottes in Richtung der Großen geht. Die Großbetriebe werden größer und die kleinen Betriebe müssen aufhören.
Deswegen bringe ich jetzt folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „70 000 Euro Förderobergrenze für land- und forstwirtschaftliche Betriebe“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, wird aufgefordert, sich auf EU-Ebene für heimische Bauern einzusetzen und folgende Punkte umzusetzen:
- Förderobergrenze: Die Auszahlungen aus dem Agrarbudget der EU und Österreichs pro Jahr für land- und forstwirtschaftliche Betriebe werden mit 70.000 € gedeckelt und die ersparten Summen zugunsten kleiner Betriebe umgeschichtet
- Gerechte Verteilung: Industrie- und Handelsfirmen dürfen aus Agrarfördermittel nicht gegenüber land- und forstwirtschaftlichen Betriebe bevorzugt werden“
*****
Ich bitte um Zustimmung. (Beifall bei der FPÖ.)
12.56
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Peter Schmiedlechner und weiterer Abgeordneter
betreffend 70.000 Euro Förderobergrenze für land- und forstwirtschaftliche Betriebe
eingebracht im Zuge der Debatte in der 85. Sitzung des Nationalrats am 24. Februar 2021 über den Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Grünen Bericht 2020 der Bundesregierung (III-170/637 d.B.) - TOP 5
Alljährlich müssen die Empfänger von Agrarbeihilfen aus der jeweils letzten EU-Finanzperiode mit Namen, Beihilfenhöhen und Verwendungszweck veröffentlicht werden. Ein Blick auf die veröffentlichte Liste über das Finanzjahr 2018/19 veranschaulicht die Fehlentwicklungen in der heimischen Agrarpolitik1:
1. Nach wie vor mit Abstand auf Platz eins liegt die Agrarmarkt Austria (AMA), die in der Periode 2018/19 insgesamt 33,53 Mio. € (2017/18: 32,47 Mio. €) für technische Hilfe bei der Verwaltung der EU-Fonds erhalten hat.
- Weitere 1,68 Mio. € flossen an die 100% Tochterfirma AMA Marketing GmbH (= Platz 13).
2. Auf Platz zwei landete die ARGE der Landes-Landwirtschaftskammern mit 5,13 Mio. € für Beratungs-, Betriebsführungs- und Vertretungsdiensten an den Bäuerinnen und Bauern. Im Vorjahreszeitraum war sie mit 2,78 Mio. € noch am dritten Rang gelegen.
3. Den dritten Platz holt sich das nunmehrige Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus mit 3,33 Mio. €. Zusätzlich gibt es Förderungen für die ausgelagerten Organisationseinheiten, beispielsweise:
- Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald: 1,2 Mio. €
- Landwirtschaftliche Bundesversuchswirtschaften GmbH: 765.600 €
- Österreichische Bundesforste AG: 576.600 €
- Spanische Hofreitschule-Gestüt Piber: 46.700 €
Insgesamt hat die Zahl der Förderempfänger in Österreich erneut abgenommen: von 115.993 auf 115.280 Empfänger. In der Finanzperiode 2016/17 waren es noch 116.755 gewesen. Erst an 21. Stelle findet man den ersten "echten" landwirtschaftlichen Betrieb, die Guts- und Forstbetrieb-Zweigniederlassung Wilfersdorf der Stiftung Fürst Liechtenstein mit 1,21 Mio. €. Insgesamt verzeichnet die Datenbank 45 Stiftungen als Bezieher von Agrarförderungen.
Unter 10.000 € Förderung gab es für 60.328 Betriebe, unter 1.000 € für 7.586 Bauern und unter 10 € für 212 Landwirte. Ein Bauer in Linz Land erhielt sogar nur 0,01 € Förderung für „Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen“.2
Diese Aufstellung zeigt drastisch die ungerechte Verteilung der Unterstützungen für die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe. Die anstehende neue Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sollte daher zum Anlass genommen werden, endlich eine gerechtere Verteilung der Agrarförderungen auf die einzelnen land- und forstwirtschaftlichen Betriebe herbeizuführen.
Die Agrarförderungen müssen den "echten Bauern" zugutekommen, um ein Überleben unserer heimischen Bauern und Bauernhöfe sicherzustellen. Die Förderungen für land- und forstwirtschaftliche Betriebe sollen sich daher nach der Anzahl der Arbeitskräfte am Bauernhof richten. Zudem muss eine Förderobergrenze von 70.000 € pro Betrieb und Jahr muss eingeführt werden.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher nachfolgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, wird aufgefordert, sich auf EU-Ebene für heimische Bauern einzusetzen und folgende Punkte umzusetzen:
- Förderobergrenze: Die Auszahlungen aus dem Agrarbudget der EU und Österreichs pro Jahr für land- und forstwirtschaftliche Betriebe werden mit 70.000 € gedeckelt und die ersparten Summen zugunsten kleiner Betriebe umgeschichtet
- Gerechte Verteilung: Industrie- und Handelsfirmen dürfen aus Agrarfördermittel nicht gegenüber land- und forstwirtschaftlichen Betriebe bevorzugt werden“
1. vgl. https://www.topagrar.at/management-und-politik/news/ama-und-ministerium-kassierten-am-meisten-12077582.html
2. https://www.sn.at/wirtschaft/oesterreich/mehr-als-100-000-euro-agrarfoerderungen-fuer-1-005-betriebe-88459420
*****
Präsidentin Doris Bures: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht daher auch mit in Verhandlung.
Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.
Wie vereinbart verlege ich die Abstimmung an den Schluss der Verhandlungen über die Vorlagen des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft.
Bericht des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft über den Antrag 214/A(E) der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Nein zum Mercosur-Abkommen (638 d.B.)
Präsidentin Doris Bures: Wir gelangen zum 6. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dietmar Keck. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesminister! Der EU-Unterausschuss und der EU-Ausschuss des Bundesrates haben schon einstimmig beschlossen, dass wir diesem Mercosur-Abkommen nicht zustimmen werden. Der Grund dafür liegt ganz klar auf der Hand: Wir wollen keine Überschwemmung des österreichischen Marktes mit Billiglebensmitteln, die aus diesen Staaten kommen werden. Wir wollen den Schutz der kleinstrukturierten österreichischen Landwirtschaft. Wir wollen angesichts des rasant fortschreitenden Klimawandels kein Abkommen abschließen, aufgrund dessen in Brasilien vermutlich noch mehr Regenwald geopfert wird als bisher. Das wollen wir nicht, das wäre fahrlässig. Daher haben wir alle miteinander gesagt, dass wir dieses Mercosur-Abkommen nicht haben wollen und dass wir dem nicht zustimmen werden.
Es gibt auch Aussagen von Mitgliedern der Regierungsfraktionen, die erst vor zwei Monaten getätigt wurden. So sagte zum Beispiel Bundeskanzler Kurz – ich lese das vor –: „Ich bin ein Befürworter von einem gut organisierten, gerechten und fairen Freihandel. Aber man muss sich bei jedem Abkommen ansehen, ob es Sinn macht. Mercosur ist eines, das wir definitiv nicht unterstützen, weil wir sehr viele negative Facetten sehen, insbesondere für unsere heimische Landwirtschaft. Daher wird es das mit uns nicht geben“. – Ganz klar und deutlich die Aussage des Bundeskanzlers: Es wird kein Mercosur-Abkommen mit ihm geben. (Beifall bei der SPÖ.)
Weiters gibt es die Aussage von Michel Reimon, der hier herinnen sitzt, vom 21. Dezember 2020: „,Die Koalition wird das EU-Mercosur-Abkommen ablehnen, weil es das
klimaschädlichste Handelsabkommen der Welt wäre: Autoexport nach Südamerika im Abtausch gegen Soja-Import von Amazonas-Plantagen. Wir werden dieses Klima-Killer-Abkommen definitiv zu Fall bringen.‘ Als langfristiges Ziel müsse sichergestellt werden, dass Unternehmen sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU hohe Standards erfüllen. ,Es ist an der Zeit, dass wir an Fair-Trade-Abkommen arbeiten, die sowohl ökologisch- als auch sozial-nachhaltig sind, und nicht mehr Großkonzerne und ihre Lobbys unterstützen.‘“ (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)
Sowohl Frau Bundesminister Köstinger, die anwesend ist, als auch Frau Bundesminister Schramböck haben in Anfragebeantwortungen schriftlich bestätigt, dass der Beschluss des Nationalrates und des Bundesrates für die Bundesregierung rechtlich bindend sind. Das heißt, es wird kein Mercosur-Abkommen geben – ganz klar und deutlich!
Ich verstehe daher den Antrag, der gemäß § 27 der Geschäftsordnung im Ausschuss eingebracht wurde, nicht, in dem auf einmal drinsteht:
„Der Nationalrat wolle beschließen:
Die Bundesregierung wird ersucht, sich gegen das Mercosur-Abkommen in der derzeitigen Form auszusprechen.“
Ja, was heißt denn das Ganze, mit diesem Antrag? – Das bedeutet nichts anderes, als dass versucht wird, Hintertürchen zu öffnen, indem man sagt: Okay, verhandeln wir irgendein Zusatzprotokoll aus, das rechtlich nicht bindend ist, damit hat es nicht mehr die derzeitige Form, und wir können dem zustimmen.
Meine Damen und Herren, so geht das nicht! (Abg. Strasser: Das hat Faymann das letzte Mal gemacht!) – Darum ist er auch nicht mehr Bundeskanzler und nicht mehr Parteivorsitzender, Georg! Ich hoffe, ihr haltet es mit eurem Bundeskanzler auch so. Wenn er dem zustimmt, dann darf er nicht mehr Bundeskanzler und nicht mehr Parteivorsitzender sein. Wir werden diesem Abkommen ganz klar nicht zustimmen! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich kann es noch einmal sagen: Wir werden diesem Mercosur-Abkommen nicht zustimmen. Wir appellieren speziell an die Grünen: Wir verhandeln gerade ein Klimavolksbegehren, um die Klimafrage in Österreich zu klären. Da sollen wir einem Abkommen zustimmen – oder es soll ein Abkommen verhandelt werden –, das massivste klimaschädliche Folgen hat und aufgrund dessen jährlich Hunderttausende Hektar Regenwald abgeholzt werden, damit Sojaplantagen oder Palmölplantagen daraus gemacht werden können?! – Nicht mit uns, meine Damen und Herren, wir werden dem nicht zustimmen! (Beifall bei der SPÖ.)
13.01
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Dipl.‑Ing. Nikolaus Berlakovich. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Herr Abgeordneter Keck, Ihre Bedenken sind wichtig und auch ernst zu nehmen, Sie müssen aber in der eigenen Parteifamilie beginnen. Derzeit hat Portugal den Ratsvorsitz in der Europäischen Union. Wir haben vor Kurzem im europäischen Bauernverband eine Tagung mit der portugiesischen Landwirtschaftsministerin gehabt – einer sozialistischen Regierung –, die sagt, sie wolle das Mercosur-Abkommen noch mit einer Nebenvereinbarung verhandeln. Richten Sie das also bitte auch an diese Adresse und sorgen Sie innerhalb der eigenen Parteifamilie dafür, dass der freie Handel fair und ausgewogen ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Der Freihandel wird zunehmend kritisch kommentiert. Früher hat man nur die Vorteile gesehen, heute sind derartige Abkommen immer mehr zu hinterfragen. Die Sorge der Bevölkerung ist, dass hohe Produktionsstandards gesenkt werden, dass die Transparenz mangelhaft ist, dass letztendlich der Einfluss der Politik sinkt und multinationale Konzerne immer mehr bestimmen. Sie erinnern sich an die heftigen Debatten, die wir bei Ceta hatten, Debatten, die wir bei TTIP hatten und jetzt auch beim Mercosur-Abkommen haben. Tatsächlich ist es so, dass man sich das Mercosur-Abkommen genauer ansehen muss.
Vorausschicken möchte ich: Wir als ÖVP bekennen uns eindeutig zum Handel. Die Welt ist arbeitsteilig und globaler geworden, und entsprechend ist auch der Handel global. Österreich braucht den internationalen Handel, wir profitieren sehr stark vom Export unserer Erzeugnisse. Tausende Arbeitsplätze hängen am Export, und gerade auch in der Pandemie haben unsere Industrie und unser Export bewiesen, wie stabilisierend sie als Wirtschaftsfaktoren sind und wie Arbeitsplätze gesichert werden können.
Der Export ist für die Industrie wichtig, der Export ist in Österreich für die mittelständische Wirtschaft wichtig, aber der Export ist auch für die Landwirtschaft wichtig. Wir erzeugen in manchen Bereichen mehr Lebensmittel, als wir im Inland verbrauchen, zum Beispiel Milch: Wir erzeugen 160 Prozent Milch; 100 Prozent brauchen wir selber, 60 Prozent müssen wir exportieren. (Abg. Schellhorn: ... eh was falsch!) Wir erzeugen 140 Prozent Rindfleisch und müssen dieses Rindfleisch auch exportieren, und ich darf daran erinnern: Wir exportieren auch Biolebensmittel im großen Ausmaß, darunter Biogetreide und Biomilch. Bei den agrarischen Exporten ist gerade die Biomilch oft ein Türöffner für Exporte in die Schweiz, nach Deutschland und auch nach Übersee.
Auch der Agrarbereich ist also an fairen, ausgewogenen Exportmöglichkeiten interessiert. Unsere Handelsbilanz zeigt es ja: Wir haben 1990 in etwa 1,7 Milliarden Agrargüter exportiert, jetzt über 12 Milliarden. Wir bringen damit auch den bäuerlichen Familien Wohlstand. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Der entscheidende Punkt dabei ist aber, dass der Welthandel fair sein muss, dass er für alle Partner ausgewogen sein muss und dass globale Anliegen berücksichtigt werden müssen. Der reine Warenaustausch ist zu wenig. Derartige Abkommen müssen heutzutage Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards entsprechen, sie müssen nachhaltig sein und den Klimaschutzkriterien entsprechen. Das sind die tatsächlichen Kritikpunkte.
Beispiel: Beim Mercosur-Abkommen ist es das Pariser Klimaschutzabkommen. Ein zentraler Punkt des Abkommens ist, dass der tropische und subtropische Regenwald nicht gerodet werden soll. Brasilien, als ein wesentlicher Teil dieses Mercosur-Abkommens, kümmert sich darum herzlich wenig. Sie wissen, der tropische Regenwald bindet Treibhausgase wie CO2 und setzt Sauerstoff frei. Allein seit 1990 wurden rund 400 000 Quadratkilometer tropischer Regenwald abgeholzt, das ist die Fläche von Deutschland und den Niederlanden zusammen – unvorstellbar! Im Vorjahr – also in Zeiten des Pariser Klimaabkommens – wurden entgegen internationaler Verpflichtungen in Brasilien zusätzlich 11 000 Quadratkilometer Regenwald brandgerodet und abgeholzt, das entspricht der Fläche Oberösterreichs. Gleichzeitig werden auf diesen Flächen Agrarprodukte erzeugt, die dann im Rahmen des Mercosur-Abkommens nach Österreich und Europa kommen. (Zwischenruf der Abg. Doppelbauer.) Das können wir nicht akzeptieren! Es wird Rindfleisch importiert, Geflügelfleisch, Zucker und Ethanol sollen importiert werden (neuerlicher Zwischenruf der Abg. Doppelbauer), sogar Honig soll importiert werden.
Wir als Bauern wehren uns dagegen, weil es natürlich die Landwirtschaft massiv betrifft, weil einerseits die Europäische Union im Rahmen des Green Deal die Anforderungen für die Bauern noch mehr erhöht hat. Die Farm-to-Fork-Strategie und Biodiversitätsstrategie bringen zusätzliche Auflagen mit sich, und die Bauern verstehen nicht, warum sie
in Österreich mehr Auflagen haben und gleichzeitig Lebensmittel zu uns hereinkommen, die diesen Standards eben nicht entsprechen.
Daher ist es wichtig, dass das Mercosur-Abkommen in der jetzigen Form nicht akzeptiert wird (Zwischenrufe der Abgeordneten Leichtfried und Cornelia Ecker), dass wir schauen, wie es gerecht werden kann. – Herr Kollege Leichtfried, als Arbeitnehmervertreter müssen auch Sie daran interessiert sein, dass wir einen Export haben, der fair ist (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Leichtfried), der ausgewogen und gerecht ist, und dafür setzen wir uns ein. (Beifall bei der ÖVP.)
13.06
Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter Peter Schmiedlechner ist der nächste Redner. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Peter Schmiedlechner (FPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Sehr geehrte Zuseher und Zuseherinnen! Seit 1999 verhandelt die EU das Mercosur-Abkommen, und im Juni 2019 wurde eine große politische Einigung verkündet. Die Einigung sieht, kurz zusammengefasst, vor: Autos gegen Rindfleisch, Zucker und andere landwirtschaftliche Produkte. Das Mercosur-Freihandelsabkommen würde unsere Lebensmittel-, Umwelt-, Tierwohl- und Sozialstandards unterlaufen. Während man in Österreich die Landwirte mit immer mehr Verboten, Richtlinien und Reglementierungen in die Knie zwingt, wird nicht darauf geschaut, wie auf der anderen Seite der Erde produziert wird.
Das Mercosur-Abkommen bringt noch mehr Abholzung im Amazonasgebiet, die Vertreibung kleiner indigener Gruppen im Regenwald, lange Transportwege, niedrige Sozialstandards für die Bauern, wenig Tierwohl in riesigen Anlagen und hohen Pestizideinsatz mit sich. (Abg. Schellhorn: Yes!) Allein in Brasilien werden 150 Pestizide verwendet, welche in der EU aus gutem Grund verboten sind.
Während wir uns klar gegen dieses Abkommen aussprechen, wird bei diesem Thema wieder einmal die Falschheit der ÖVP klar ersichtlich. Die ÖVP und die Grünen beteuern zwar in der Öffentlichkeit, gegen den Pakt zu sein, wollen sich aber noch eine Hintertür offen halten. Der Antrag der Regierung ist deutlich aufgeweicht und würde den Mercosur-Vertrag nicht verhindern, sondern weitere Verhandlungen zulassen: eine typische Blendgranate der ÖVP.
Wie die ÖVP bei Verhandlungen auf EU-Ebene im Liegen umfällt, ist uns allen bekannt. Beispiele sind die Almfutterflächenfeststellung, die Bioweideverordnung, die Änderung der FFH-Richtlinie, um die Wolfsproblematik zu klären – alles Dinge, bei denen sich die ÖVP nicht durchsetzen kann. Wer also dem Märchen glaubt, die ÖVP könnte bei Verhandlungen zum Mercosur-Abkommen noch etwas verändern oder etwas zum Positiven erwirken, der wird ein böses Erwachen erleben.
Wir müssen dieses Abkommen in jeder Form ablehnen, und jeder, der ein bisschen Anstand hat, wird unserem Antrag zustimmen und dem ÖVP-Antrag die Zustimmung verweigern. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
13.09
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dipl.‑Ing. Olga Voglauer. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Gospod predsednik! Spoštovana Visoka Hiša! Sehr geehrtes Hohes Haus! Wie soll ich es erklären: Nein zum Mercosur-
Abkommen! Soll ich es Ihnen jetzt noch schriftlich geben?! (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Pfurtscheller.)
Wir diskutieren hier über das Thema: Nein zum Mercosur-Abkommen, von da (in Richtung SPÖ weisend) bis da (in Richtung ÖVP weisend), und wir meinen alle immer dasselbe: Zu diesem Handelsabkommen wird es kein Ja geben! Es ist absolut vereinbart: Nein zum Mercosur-Abkommen! (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Schmuckenschlager.)
Wenn es jemandem noch immer nicht klar ist, dann gebe ich es ihm wirklich gerne schriftlich, und ich frage mich, was er bei diesem Nein nicht versteht. Logischerweise sind wir als grüne Bäuerinnen und Bauern für solche Handelsabkommen nicht zu haben, denn was haben wir denn beim vorigen Tagesordnungspunkt eben erst besprochen? – Dass Österreichs Landwirtschaft, gerade auch in der Biolandwirtschaft, eine Vorzeigeoption für Gesamteuropa und für die globale Welt ist! Wenn wir uns diesbezüglich als Vorzugsschüler und -schülerinnen sehen, dann ist ja wohl ganz klar, dass wir so einem Handelsabkommen nie und nimmer zustimmen werden.
Als diejenigen, die den Klimaschutz in die Bundesregierung gebracht haben, werden wir auch diejenigen sein, die dieses Abkommen sicher zu verhindern wissen. (Beifall bei den Grünen.)
Wir brauchen in Österreich kein Billigfleisch, kein Hormonfleisch! Wir brauchen es übrigens auch innerhalb Europas nicht, es gibt einen anderen Weg. Es gibt keine Zustimmung zu einer Landwirtschaft auf Kosten des Klimaschutzes, auf Kosten der Abholzung des Regenwaldes oder auf Kosten von Menschenrechten und sozialer Sicherheit! (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Baumgartner.)
Es ist aber schon spannend, zu erleben, wie weit die Interpretationen frei nach der FPÖ oder frei nach der SPÖ in dieser Frage gehen. Ich glaube nicht, in den letzten Jahren vernommen zu haben, dass sich irgendjemand hier offen dazu äußert, und ich freue mich darüber, wenn wir gerade in der Landwirtschaft in Österreich einen breiten Schulterschluss haben, wenn es darum geht, die europäischen Standards als solche zu sehen, wie wir sie anderen vorschreiben wollen.
Wir wollen soziale Standards, wir wollen soziale Sicherheit, und wir wollen Produktionstransparenz; und ja, Frau Doppelbauer, liebe Kollegin, du hast das ganz richtig erkannt: Wir haben selbst noch nicht alle Hausaufgaben gemacht, nämlich beim AMA-Gütesiegel, und es ist höchst an der Zeit, dass wir auch bei der Eiweißstrategie als Vorbild vorangehen, dass Amazonas- und Regenwaldsoja in Österreich nichts mehr verloren haben und wir auch da unsere Hausaufgaben machen. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Baumgartner.)
13.12
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Alois Kainz. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Alois Kainz (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Sehr geehrte Zuseher! Ich spreche heute zu unserem freiheitlichen Entschließungsantrag betreffend „Nein zum Mercosur-Abkommen“. Bereits im September 2019 beschloss das österreichische Parlament, ein Veto gegen dieses Handelsabkommen einzulegen. Durch diesen Beschluss wurden die österreichischen Regierungsmitglieder dazu verpflichtet, in allen Gremien der Europäischen Union gegen den Abschluss des Paktes aufzutreten und dies bei allen Abstimmungen klar zum Ausdruck zu bringen. Um zu erreichen, dass sich die Mitglieder der Bundesregierung klar gegen das Mercosur-Abkommen in jeder Form aussprechen und auf europäischer Ebene alle
Maßnahmen ergreifen, um einen Abschluss des Abkommens zu verhindern, haben wir Freiheitlichen den gegenständlichen Entschließungsantrag eingebracht.
Meine Damen und Herren, ich bin sehr stolz darauf, dass wir in unserem schönen Österreich einen derartig hohen Lebensmittelstandard haben, und es ist von höchster Wichtigkeit, dass wir dieses hohe Niveau und die erstklassige Qualität unserer heimischen Produkte beibehalten.
Bei der Ratifizierung des Mercosur-Abkommens würde der wirtschaftliche Druck auf die teilweise kleinräumige sowie nachhaltige Landwirtschaft in Europa und vor allem auch in Österreich weiter erhöht werden. Die Folge wäre ein weiteres Sterben kleiner Bauernhöfe. Die Ausweitung des Handels mit landwirtschaftlichen Produkten aus Südamerika hätte außerdem massive, negative Auswirkungen auf unsere Umwelt.
Einerseits könnte zum Beispiel noch mehr Gensoja nach Europa kommen. Auch jetzt sind Sojabohnen schon mit Abstand das wichtigste Handelsprodukt, wobei in Argentinien schon fast 100 Prozent und in Brasilien 96 Prozent des Sojas genmanipuliert sind.
In Brasilien hingegen ist die industrielle Fleischproduktion stark gewachsen. Das Land ist weltweit der zweitgrößte Produzent und der größte Exporteur von Rindfleisch. Für die Produktion werden weitere Teile des verbleibenden Amazonas-Regenwaldes abgeholzt. Durch den Abschluss des Mercosur-Abkommens kann es daher zu einer Überschwemmung des europäischen Marktes mit Rindfleisch kommen, was insbesondere für unsere kleinstrukturierte Rinderlandwirtschaft eine große Gefahr bedeutet.
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP und von den Grünen! Unserem Entschließungsantrag haben Sie ja bereits im Ausschuss nicht zugestimmt. Stattdessen haben Sie einen eigenen Ausschussantrag eingebracht, in dem Sie betonen, dass die Einhaltung des europäischen Standards durch das Mercosur-Abkommen „derzeit nicht gewährleistet“ sei und Sie diesem daher derzeit nicht zustimmen.
Die Formulierung „derzeit“ muss man aber ganz genau betrachten, denn durch die Verwendung dieses Wortes haben Sie sich eine Hintertür offen gelassen, um dem Vertrag bei einer wenn auch nur kleinen Änderung doch zuzustimmen.
Als gewählte Volksvertreter haben wir alle eine gemeinsame Verantwortung unserer Bevölkerung und vor allem auch unseren Landwirten gegenüber, und aus diesem Grund ist es an der Zeit, sich absolut und endgültig gegen das Mercosur-Abkommen auszusprechen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
13.16
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Michael Bernhard. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Michael Bernhard (NEOS): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wir werden heute, glaube ich, Zeuge der bisher verlogensten Debatte im Nationalrat (Beifall bei den NEOS), und zwar sowohl bei den Gegnern als auch – anscheinend – bei den versteckten Befürwortern des Freihandels. Ich möchte zwei, drei Punkte aufklären, die, glaube ich, ganz wichtig sind.
Es werden in der Debatte ganz viele Dinge jetzt unter dem Thema Mercosur-Abkommen verhandelt, die überhaupt nichts mit dem Freihandelsabkommen zu tun haben. Das erste – und das ist einmal ganz zentral –: Es ist komplett richtig, dass in Lateinamerika aus der Perspektive der Umwelt eine sehr schädliche Form von Landwirtschaft betrieben wird; es ist vollkommen richtig, dass Techniken eingesetzt werden, die klimaschädlich sind – und es ist im Übrigen auch so, dass die Produkte, die dort hergestellt werden, bereits heute auf dem europäischen Markt erhältlich sind.
Um nichts davon geht es in einem Freihandelsabkommen. Die Fragen, die wir beim Freihandelsabkommen debattieren, betreffen zwei Dinge: Wollen wir Barrieren zwischen Wirtschaftsräumen abbauen? – Ja, das wollen wir als Liberale. – Und: Wollen wir durch diesen Handel dazu beitragen, dass die Welt auf beiden Seiten besser wird? – Ja, auch das wollen wir als Liberale. (Beifall bei den NEOS.)
Schauen wir uns die Situation bei den landwirtschaftlichen Produkten an: Wir sprechen beim Rindfleisch im Fall einer Befreiung von den Zollgebühren von 1 Prozent der europäischen Produktion, während Lateinamerika insgesamt 2,2 Prozent der Produktion in Europa bedient – bei einem gleichzeitigen, bereits jahrzehntelangen Rückgang des Rindfleischverbrauchs. Das heißt ganz konkret, dass da keine große Gefahr besteht, nämlich dass weder das südamerikanische Rindfleisch plötzlich den europäischen Markt überflutet – weil das mit diesem Vertrag einfach nicht geht – noch dass die Europäerinnen und Europäer sich das überhaupt wünschen. Das Gleiche ist im Übrigen auch beim Hühnerfleisch der Fall, und Ähnliches gilt bei fast allen anderen landwirtschaftlichen Produkten, für die es immer Kontingente gibt.
Jetzt aber stellen wir – wir NEOS nicht, aber alle anderen Parteien im Nationalrat – uns hier heraus und sagen, es darf keinen Handel mit Agrarprodukten geben, und gleichzeitig freuen wir uns, wenn der österreichische Wein in Kalifornien, in den Vereinigten Staaten verkauft wird, wir freuen uns darüber, wenn unsere Schweine und Ähnliches exportiert werden. Wir freuen uns über jedwede Art von Export, beim Importieren aber kriegen wir plötzlich Angst. Das ist ganz, ganz billiger Agrarnationalismus und hat nichts mit Evidenz zu tun. (Beifall und Bravoruf bei den NEOS.)
Im Übrigen, um auch auf den Begriff Regionalität zu sprechen zu kommen – und das ist auch ganz wichtig –: Regionalität hat nichts mit Staatsgrenzen zu tun. Als Wiener sind für mich die Slowakei und Ungarn viel regionaler als Vorarlberg – keine Sorge, ich liebe Vorarlberg –, und für einen Vorarlberger ist es viel näher, wenn er in die Schweiz oder nach Deutschland schaut. Regional bedeutet kurze Wege, und es bedeutet vernünftigen Anbau.
All das hat im Übrigen wieder nichts mit dem Mercosur-Abkommen zu tun. Es wird hier einfach nur vermischt, um den Freihandel plötzlich schlechtzumachen. – So, und jetzt möchte ich zu einem anderen Punkt kommen, der sehr wohl gerechtfertigt ist:
Gerechtfertigt ist natürlich der Hinweis darauf, dass, wenn wir insgesamt auf der Welt mehr Handel betreiben, dies unter Anwendung der bestehenden Techniken für das Klima schädlich ist. Das ist definitiv so. Die Frage ist – und das ist die Frage, die wir uns stellen müssen –: Wollen wir deswegen den Handel per se ausschließen? Wollen wir deswegen die Globalisierung auf null drehen und quasi wieder zurück in ein kleines Walddorf? – Das wird sich volkswirtschaftlich einfach nicht ausgehen.
Das, was es braucht, ist ein Handel mit Mechanismen. Das ist der Kritikpunkt, aufgrund dessen wir NEOS dem vorliegenden Mercosur-Abkommen in der jetzigen Fassung nicht zustimmen können. Wir denken, es ist der richtige Weg, das Klimaabkommen darin zu verankern.
Dieses ist bereits ein Bestandteil davon, es gibt auch schon ausreichend Prüfmechanismen, das Einzige, was fehlt, ist die Konsequenz. Wenn ich also feststelle, dass mein Handelspartner sich nicht an die Regeln, die ich in dem Vertrag vereinbare, hält, dann muss es eine Konsequenz geben. Eine logische Konsequenz wäre, dass die Erleichterungen, die in dem Vertrag zugesichert werden, ausgesetzt werden. Das ist im Übrigen nicht etwas, das nur wir als kleinste Fraktion im österreichischen Nationalrat uns denken, sondern das ist tatsächlich auch die Denke vieler europäischer Partner, und es wäre der richtige Weg.
Wir wollen, dass jetzt einmal ganz grundsätzlich darüber nachgedacht wird, wie wir ein Abkommen mit Lateinamerika schließen können, das den Menschen in Österreich, den Menschen in Europa und den Menschen in Lateinamerika dienlich ist – für die Lebensgrundlage, für den Wohlstand und für die Zukunft. Wenn das gelingt, werden wir dem gerne zustimmen. Wenn das nicht gelingt, können wir nachher noch immer Nein sagen. Wir brauchen nicht schon vorher durch Lügen schlechte Stimmung zu machen. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
13.21
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Gerald Hauser. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Heute diskutieren wir darüber, ob wir dieses Freihandelsabkommen wollen oder nicht. Wollen wir Rindfleisch gegen Autos tauschen, das heißt, dass die Mercosur-Staaten ihren Überschuss an landwirtschaftlichen Produkten – im Wesentlichen Rindfleisch und so weiter – auf dem europäischen Markt und auch in Österreich verkaufen können und wir dafür Autos dorthin exportieren? – Wir als Freiheitliche Partei sagen Nein. Deswegen haben wir auch über unseren Klubobmann einen Antrag eingebracht, der sagt: Stopp den Verhandlungen!
Wir haben einen klaren Standpunkt, der der einen oder anderen Partei nicht passen kann – das ist in Ordnung, es gibt unterschiedliche Meinungen. Das ist unser Standpunkt. Wie ist der Standpunkt der anderen Parteien?
Vielleicht noch zur Vorgeschichte: Wie sieht denn überhaupt der Verhandlungsstand aus? – Ich zitiere aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung von Anfang Dezember: „Ende Juni 2019 gab es zum Abkommen zwischen der für die Mitgliedstaaten der Europäischen Union verhandelnden Europäischen Kommission und den Vertretern der Mercosur-Staaten eine politische Einigung auf Verhandlerebene. Diese Einigung stellt einen ersten Schritt im Prozess zu einer Umsetzung des Abkommens dar.“ – Das heißt, das ganze Abkommen ist im Wesentlichen auf Schiene, und deswegen sagen wir: Stopp!
Wie schaut jetzt die Position der ÖVP aus? – Die Position der ÖVP ist: Sie hat keine Position. Sie hat für jeden etwas. Ich darf das erläutern (eine Tafel auf das Rednerpult stellend, auf der unter dem Titel „297 : 303“, „ÖVP-Stimmen gaben den Ausschlag“ eine Tabelle zu sehen ist): Diese Mercosur-Verhandlungen werden mittlerweile bereits gestoppt, im Europäischen Parlament hat es im Jänner eine Abstimmung darüber gegeben, ob das Mercosur-Abkommen quasi weiterverhandelt wird oder nicht. Wie hat es da ausgeschaut? – Diese Abstimmung ist knapp mit 297 zu 303 Stimmen für das Mercosur-Abkommen, für das Weiterverhandeln ausgegangen, und welche Stimmen haben den Ausschlag gegeben? – Die Stimmen der ÖVP-EU-Parlamentarier, weil nämlich auf europäischer Ebene jene Abgeordneten der ÖVP, die Vertreter des Wirtschaftsbundes und des ÖAAB sind, für das Mercosur-Abkommen und für das Weiterverhandeln gestimmt haben, während die Vertreter des Bauernbundes dagegen waren.
So wie immer also, so wie bisher: Man hat für jeden etwas im Sortiment, man entscheidet sich für gar nichts. So ist auch der heutige Antrag der Regierungsparteien zu verstehen (Beifall bei der FPÖ), ein absoluter No-na-net-Antrag: Wir sind ein bisschen dafür, wir sind ein bisschen dagegen, wir lassen uns alle Türen offen und in letzter Konsequenz werden wir wohl für das Mercosur-Abkommen sein. So schaut die Sache aus: keine Ehrlichkeit; man streut den Konsumenten und den Wählern einfach Sand in die Augen.
Wir als Freiheitliche Partei sagen: Sofortiger Stopp der Verhandlungen!, und so haben wir auch in Brüssel abgestimmt. (Beifall bei der FPÖ.)
13.24
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Johannes Schmuckenschlager (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Damen und Herren! Wenn es so leicht wäre und die Welt schwarz-weiß wäre, dann würde das ja leicht gehen mit Ja und Nein, nach dem Motto: Ich mach mir die Welt, so wie sie mir gefällt. (Beifall bei der ÖVP.)
So funktioniert es aber in der Politik nicht, schon gar nicht in der internationalen Politik, und vor allem dann nicht, wenn wir unsere Ziele auch erreichen wollen. Weiters sollten auch Sie den Menschen nicht Sand in die Augen streuen, denn Sie sprechen davon, dass wir alles zusperren und dann nichts mehr nach Europa kommt. – Diese Produkte aus den südamerikanischen Staaten gibt es in Europa bereits, sowohl Rindfleisch als auch Getreideprodukte, Zucker et cetera. Auch darüber können wir uns also nicht hinwegsetzen, auch das sind Tatsachen, die bereits existieren. Da geht es darum, das auch entsprechend zu regeln.
Wenn wir es agrarpolitisch betrachten, dann müssen wir natürlich darauf achten, dass wir in Verhandlungen stehen, um unsere heimische Produktion oder europäische Produktion auch bestmöglich abzusichern. Was ist denn momentan unser größtes Problem in der Agrarmarktsituation Europas? – Es ist nicht das Mercosur-Abkommen, die Frage, ob irgendein anderes Land oder ein Kontinent in den Handel dazukommt oder nicht, sondern es ist eher das Problem rund um den Brexit: dass ein ganzes Land aus Europa rausgedriftet ist und wir deswegen jetzt Verwerfungen auf unseren heimischen Märkten haben. Dort waren auch Ihre Kollegen am Werk, um diesen Dissens letztendlich zu initiieren.
Wir müssen danach trachten, die europäische Produktion voranzubringen. Nur so können wir auch gestärkt am Weltmarkt auftreten und nur so können wir letztendlich unsere Wirtschaft absichern. Das geht aber nicht, wenn wir die falschen Mechanismen bedienen. Wenn wir eine Heile-Welt-Landwirtschaftspolitik in Europa betreiben, so wie es in einigen Ausführungen des Green Deal ausschauen sollte, dann fahren wir mit der europäischen Produktion zurück, wenn wir die Produkte aber nicht selbst produzieren können, initiiert das ja nur, dass wir ausländische Produkte importieren müssen.
Dieser Gefahr dürfen wir uns nicht aussetzen. Es ist wichtig, dass wir diese hohen Produktionsstandards auch so gestalten, dass wir als Landwirtschaft in Europa wirtschaftlich mithalten können und vor allem wettbewerbsfähig sind. Das ist eine absolute Maßgabe und wesentlich, um die Produktion innerhalb Europas abzusichern. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn wir über Standards sprechen, dann geht es darum, dass wir in Europa von Produktionsstandards, der Frage, wie wir produzieren, reden. Wenn wir importieren, reden wir von den Produktstandards, das heißt der Frage, ob die Produkte okay sind. Darum geht es auch beim Mercosur-Abkommen: auf die Produktionsstandards dieser Länder einzuwirken, um da auch ein möglichst faires Spiel gestalten zu können. Da sollte man sich vor den Verhandlungen letztendlich nicht drücken. Am Ende des Tages wird es anders kommen, dann sind wir wieder bei den gesperrten Bauernhöfen und da sind dann Kollegen aus Ihrer Fraktion für eine Antwort nicht mehr zu finden.
Das Wesentlichste wird sein, die Herkunftskennzeichnung entsprechend umzusetzen, denn dann hat der Konsument die Macht, dass er entscheiden kann, welchen Produktionsauftrag
er gibt. Gibt er mit einem Kauf des österreichischen Produkts einen Kaufauftrag in Österreich, dann wird auch in Österreich produziert.
Das ist der Weg, den diese Bundesregierung geht. Minister Anschober muss letztendlich noch einen Herkunftsnachweis erbringen, dass er auch wirklich zur heimischen Land- und Forstwirtschaft steht. Die Frau Ministerin und er arbeiten daran, und ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Regierung bei der Herkunftskennzeichnung ein Paket zusammenbringt, das unsere Produktion in Österreich absichert. (Beifall bei der ÖVP.)
13.28
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Michel Reimon. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Michel Reimon, MBA (Grüne): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Das EU-Mercosur-Abkommen ist das klimaschädlichste Abkommen, das derzeit weltweit verhandelt wird, zumindest von der Europäischen Union aus gesehen. Es muss ohne Wenn und Aber abgelehnt werden. Bei dem Text, der derzeit vorliegt und verhandelt wird, geht nichts und wird auch nichts mehr zu reparieren sein – um das klipp und klar zu sagen. (Beifall bei den Grünen.)
Das wird auch passieren, aus einem ganz einfachen Grund: Das heute ist eine Stellungnahme des Landwirtschaftsausschusses; das finde ich sehr wichtig. Der Bauernbund, wie wir vorhin von der FPÖ gehört haben, ist sehr vehement dagegen, und ich finde, man muss die Kollegen und Kolleginnen in dieser Position auch wirklich stärken. Entscheidend ist, dass es eine Bindung der Regierung an den EU-Unterausschuss gibt. Diese ist aufrecht, sie bleibt aufrecht, sie wird aufrecht bleiben, und wir als Grüne werden auch alleine durchsetzen, dass sie aufrecht bleibt und dass da nichts verhandelbar ist. (Beifall bei den Grünen.)
Womit Sie in der Kritik recht haben, ist, dass die portugiesische Ratspräsidentschaft, die sozialistische Regierung dort, tatsächlich versucht, dieses Abkommen in den nächsten vier Monaten durchzukriegen. Da gibt es enge Kontakte mit der brasilianischen Regierung, mit dem rechtsextremen Präsidenten Bolsonaro. Die wollen das tatsächlich vorantreiben und wollen da jetzt mit unverbindlichen Zusatzpapieren einen Trick liefern, wie man das vielleicht noch annehmen könnte.
Jetzt verstehe ich schon, dass Freiheitliche und SPÖ als Opposition etwas konstruieren, wenn im Regierungspaket steht: In der derzeitigen Form muss das abgelehnt werden. Ich möchte das aber explizit verteidigen, dass wir das so formulieren. Das hat Gründe. Wenn Sie es nicht aus dem Kontext reißen würden, wenn Sie das Ganze zitieren würden, müssten Sie dazusagen, dass im Regierungsprogramm nicht nur steht: in der derzeitigen Form wird abgelehnt, sondern dort steht auch: „Handelsverträge müssen durchsetzbare Standards für soziale Rechte, öffentliche Dienstleistungen und Umwelt- und Klimaschutz sowie gegen Abholzung der Wälder, Sozialdumping und Bodenspekulation garantieren.“ – Durchsetzbare Standards!
Irgendein Wischiwaschipapier, das die Brasilianer und die Portugiesen jetzt noch verhandeln und dranhängen wollen, erfüllt nicht – in keiner Form – das, was wir im Regierungsprogramm stehen haben, und wird so auch nicht beschließbar sein und nicht durchgehen – ganz einfach. Sie müssen nur den gesamten Text aus dem Regierungsprogramm zitieren und das nicht aus dem Kontext reißen. (Beifall bei den Grünen.)
Es ist wichtig, dass wir das aufmachen. Da gebe ich auch den NEOS vollkommen recht. Man kann sich sicher nicht hinstellen und sagen: Jeglicher Handel mit Südamerika ist grundsätzlich böse und abzulehnen. – Was ist das bitte für ein billiger und plumper
Populismus? Selbstverständlich ist intelligenter, gut gesteuerter, sozialer, ökologischer Handel mit Südamerika anzustreben.
Wenn Sie mit Gewerkschaftern, Gewerkschafterinnen aus Brasilien reden, wenn Sie mit den Vertretern der Indigenen dort reden, wenn Sie mit den UmweltschützerInnen dort reden, dann werden Sie merken, dass diese auch Wert darauf legen, dass es Verhandlungen von Europa mit Südamerika gibt. Die wollen alle, dass Druck auf ihre Regierungen gemacht wird, dass diese Standards in diese Richtung angepasst werden. Sie wollen alle, dass wir Verhandlungen aufrechterhalten und sagen: Grundsätzlich muss Handel zu besseren Standards betrieben werden! Nur das macht Druck auf einen Rechtsextremen wie Bolsonaro, dass er überhaupt die Möglichkeit hat, etwas zu verändern. Deswegen werden wir weiterhin Wert darauf legen, dass Druck in dieser Form auf Südamerika ausgeübt wird.
Mit dem Mandat aber, das es zu diesem Abkommen derzeit gibt, ist auch keine Reparatur möglich. Es braucht ein neues Verhandlungsmandat, es braucht einen vollkommen neuen Verhandlungsstart, sonst ist mit den Grünen da nichts zu machen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Ich verstehe, dass Freiheitliche und die Sozialdemokratie nervös sind und dass sie jetzt quasi Erinnerungen an Ceta haben. Bei Ceta war es ja auch so, dass sie beide dagegen waren – grundsätzlich. Dann hat das SPÖ-Präsidium beschlossen, dass man doch zustimmt und hat im Rat die Zustimmung gegeben. Da hat die FPÖ getobt. Dann waren Neuwahlen, dann hat es Türkis-Blau gegeben. Dann ist es ins Plenum gekommen, da hat dann die FPÖ zugestimmt und die SPÖ hat getobt. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ihr seid beide umgefallen, je nachdem, ob ihr in der Regierung oder in der Opposition wart – hin und her. Ihr wart immer dagegen, wenn ihr in der Opposition wart, jetzt seid ihr in der Opposition beide dagegen, wenn ihr aber regieren würdet, würdet ihr wieder zustimmen. Ich sage euch etwas: Wir waren immer dagegen, wir werden immer dagegen sein. Ich kampagnisiere seit 20 Jahren gegen solche Abkommen. Das werden wir kippen! (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei SPÖ und FPÖ.)
13.33
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner: Ing. Johann Weber. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Ing. Johann Weber (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher und Zuhörer zu Hause vor den Bildschirmen! Wir diskutieren hier jetzt einen Tagesordnungspunkt, dem ursprünglich ein Antrag von Klubobmann Kickl zugrunde liegt, und wenn ich in die Runde schaue: Ich sehe den Antragsteller dieses Themenbereichs nicht anwesend. (Abg. Schmiedlechner: Doch, ich bin da!) – Klubobmann Kickl steht da als Antragsteller – er ist nicht anwesend. Da sieht man schon auch etwas den Ernst und den Willen bei diesem Thema. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe des Abg. Schmiedlechner.)
Nichtsdestotrotz glaube ich, müssen wir uns alle hier ganz ehrlich eine Frage stellen, und zwar: Was wollen wir? Wollen wir auch weiterhin beste, gesunde Lebensmittel bei uns haben, bei denen wir zusehen können, wie sie produziert werden, wie sie wachsen, wie sie reifen, dann veredelt werden und eben letztendlich – nach dem Motto: regional ist genial – nah und frisch direkt auf kurzem Weg auf unseren Tisch kommen? Wollen wir das auch weiterhin so haben? Wollen wir eine gewisse Versorgungssicherheit, auch in Krisenzeiten? Wir haben das ja unlängst erleben dürfen, erleben es teilweise noch immer. Wollen wir weiterhin eine gesunde, intakte, hochgeschätzte lebenswerte Umwelt- und Kulturlandschaft haben, die wir alle so groß plakatieren? Wollen wir das auch
weiterhin haben? Wollen wir den Wohlstand, die Zufriedenheit in möglichst allen Bevölkerungsschichten auch weiterhin haben? Und so weiter und so fort.
Das ließe sich weiter fortführen, ich glaube aber, ich habe den Weg gewiesen. Ich möchte aber bei der Gelegenheit einmal der Landwirtschaft ein großes Dankeschön dafür aussprechen, was sie tagtäglich, jeden Tag, 365 Tage im Jahr, für die Gemeinschaft in Österreich leistet und wodurch sie eben die Versorgungssicherheit sicherstellt. (Beifall bei der ÖVP.)
Oder wollen wir nur volle Regale haben, Regale mit billigen Lebensmitteln, von denen wir nicht genau wissen, woher genau sie kommen, wie sie unter welchen Bedingungen produziert werden? Wollen wir überhaupt neue Abhängigkeiten schaffen? Wollen wir auch weiterhin den Raubbau und die Umweltzerstörung unterstützen? Wir kennen alle die Bilder vom Abbrennen des Regenwaldes, von den Rodungen, von der Bodenauslaugung, der einseitigen Auslaugung. Wir wissen, wie dort mit Pestiziden und Herbiziden umgegangen wird und so weiter. Letztendlich wird die Umwelt durch diese Maßnahmen dort vielfach zerstört. Eine Klimakatastrophe auf der ganzen Erde: Wollen wir das? Wollen wir weiterhin, dass die Landwirtschaft in Österreich im Schwinden begriffen ist? Soll das so weitergehen? Ich glaube, wir wollen vielmehr den Wohlstand in allen Bereichen unserer Gesellschaft haben, und da gehört auch die Landwirtschaft dazu. Deswegen muss man sich fragen: Wollen wir das alles?
Nein, wir wollen das nicht, und Gott sei Dank haben wir eine Bundesministerin und auch einen Bundeskanzler, die da klipp und klar Stellung bezogen haben und dieses Mercosur-Abkommen in dieser Form ablehnen. Ich schließe mich dieser Ablehnung genauso inhaltlich voll an. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Hauser.)
13.37
Präsident Ing. Norbert Hofer: Sehr geehrter Herr Abgeordneter, ich darf Sie darüber in Kenntnis setzen, dass wir in der letzten Sitzung der Präsidialkonferenz wieder einmal darüber gesprochen haben, dass wir es vermeiden wollen, vom Rednerpult aus bekannt zu geben, welcher Mandatar gerade nicht im Raum ist und wer im Raum ist. Das betrifft Mandatare aller Fraktionen. Es wurde zugesagt, dass die Klubobleute diese Information in ihren Fraktionen weitergeben werden. Ansonsten wäre es der bessere Weg, den Zuschauern automatisch bekannt zu geben, welche Mandatare nicht im Raum sind. Man darf aber nicht vergessen, dass ein Mandatar zwischendurch vielleicht auch eine andere Sitzung hat, die zu erledigen ist, und das könnte jeden von uns jederzeit betreffen.
Zu Wort gelangt nun Abgeordneter Franz Hörl. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Österreich ist ein kleines exportorientiertes Land mitten in Europa, und ich hoffe, das bleibt auch so. Es ist ein weltoffenes Land – 6 von 10 Euro werden im Ausland verdient, und wenn ich Tirol hernehme, sind es 7 von 10. 35,2 Prozent der österreichischen Wertschöpfung werden durch Exporte – Waren und Dienstleistungen – erwirtschaftet. In Österreich sind es 154 Milliarden Euro – 87 Milliarden Euro in der Dienstleistung –, und wenn ich das kleine Bundesland Tirol, das sich ja derzeit abgesondert fühlt, hernehme, sind es 13,2 Milliarden Euro Warenexporte und 8 Milliarden Euro an Einnahmen aus Dienstleistungsexporten – immerhin 58 Prozent des BIP.
Jeder zweite Job in der Privatwirtschaft geht direkt oder indirekt auf den Handel zurück. Die Exporterfolge unserer Unternehmen sichern den Wohlstand in diesem Land und auch die Arbeitsplätze. Wirtschafts- und Handelsabkommen stellen große Chancen dar und erschließen Exportmärkte. Handelsabkommen sind keine Einbahnstraße, und deshalb
verstehe ich die Vehemenz der Ablehnung vielleicht für dieses Abkommen schon, denke aber, dass es ja auch die Möglichkeit gibt, über diese Handelsabkommen auf Standards – auf Natur- und Umweltstandards oder auch auf soziale Standards – in unseren Partnerländern einzuwirken. Bei Mercosur reden wir immerhin vom siebtgrößten Wirtschaftsraum der Welt, wir reden von 250 Millionen Menschen, also der Hälfte der europäischen Bevölkerung. Das einfach so, leichtfertig, den Chinesen oder anderen zu überlassen, finde ich auch nicht richtig. Ich glaube, wir sollten besser einwirken.
An die einflussreichen Kräfte in diesem Haus hier vielleicht noch ein kleiner Rat: Vielleicht sollte man, wenn man von der Landwirtschaft spricht, oder auch bei der jetzt angehenden Diskussion um den Tierschutz und die zu erwartenden Auflagen, einmal darüber nachdenken: Wie sieht es in Ungarn aus? Wie sieht es im Binnenmarkt der Europäischen Union aus?
Ich sehe dort ganz andere Anlagen als hier in Österreich. Vielleicht muss man zuerst einmal schauen, dass wir in der Europäischen Union den gleichen Standard zustande bringen, und dann erst wieder zusätzliche Auflagen für die österreichische Landwirtschaft bezüglich Laufställen und dergleichen machen. Es geht um Chancengleichheit für alle, natürlich auch um Chancengleichheit bei diesen Handelsübereinkommen, und dafür sollten wir arbeiten und kämpfen. Wenn dieses Abkommen geändert werden muss, dann muss es so sein, aber Österreich ist ein Exportland, und das dürfen wir nicht vergessen. (Beifall bei der ÖVP.)
13.40
Präsident Ing. Norbert Hofer: Vorerst letzter Redner dieser Debatte ist Abgeordneter Andreas Kühberger. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Andreas Kühberger (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Als letzter Sprecher zu diesem Tagesordnungspunkt will ich die Reden meiner Vorredner ein bisschen zusammenfassen. Keine Angst, Herr Präsident: Ich werde jetzt nicht sagen, ob der Antragsteller im Raum ist oder nicht. Es ist jedenfalls sehr befremdlich, wenn man den Rednern der Freiheitlichen Partei zuhört und feststellen muss, dass sie anscheinend gar nicht wissen, was in ihrem eigenen Antrag drinnensteht. Es steht nämlich schon drinnen, dass Freihandelsabkommen sehr wichtig für unsere Bundesrepublik sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Zusammenfassend möchte ich aber noch sagen – wie es auch in der Debatte rausgekommen ist –, dass Wirtschaft, Industrie, Landwirtschaft, aber auch der Konsument gemeinsam stark sind und gemeinsam auch von großer Bedeutung sind. Natürlich hat eine intakte Umwelt auch eine große Bedeutung, und diese Umwelt müssen wir auch schützen. Momentan ist es in Südamerika, vor allem auch in Brasilien, wo quasi die Lunge unserer Erde beheimatet ist, so, dass der Regenwald in Gefahr ist. Bei uns in Österreich gibt es aber eine nachhaltige Landwirtschaft, die unsere Wälder schützt und vor allem auch erhält. Es gibt Familienbetriebe, die auf hohem Niveau hochwertige Lebensmittel produzieren. Auch die Lebensmittelversorgung ist angesprochen worden: Beim Rindfleisch ist es zum Beispiel so, dass wir davon in Österreich mehr produzieren, als wir brauchen. Deshalb ist natürlich so ein Handel auch ganz, ganz wichtig.
Mit dem vorliegenden Pakt habe ich aber auch selber ein Problem, weil der Sinn im Umweltschutz, im Pflanzenschutz, im Tierwohl, aber auch bei den sozialen Standards liegt. Da sind wir weit weg, daher brauchen wir den in Wahrheit bei uns nicht.
Jetzt möchte ich noch kurz auf die NEOS eingehen: Wir haben ja auch gehört, dass da auch ein nachhaltiges Kapitel dabei ist, ich frage mich aber schon: Wo sind denn die
Konsequenzen, wenn in einem Land etwas passiert und dort die Dinge nicht entsprechend erledigt werden? – Herr Kollege Bernhard, es wird sich nicht ausgehen, wenn man hier ein brasilianisches Steak isst, aber drüben in Südamerika quasi die Hüttn brennt.
Darum finde ich es im Sinne unserer Konsumentinnen und Konsumenten, aber auch im Sinne der bäuerlichen Familienbetriebe hier in Österreich und vor allem auch im Sinne unserer Kinder sehr unfair, den vorliegenden Vertrag zu bestätigen. Ich bitte Sie, das zu bedenken. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
13.43
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Michael Schnedlitz. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Michael Schnedlitz (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause! Das ist ein perfektes Beispiel dafür, wie man hier heraußen Haltung zeigen kann, und ein perfektes Beispiel, welche Partei es hier in diesem Haus ehrlich mit Ihnen meint und welche Partei es nicht ehrlich mit Ihnen meint. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Sie hören schon, wo die Nervosität herkommt, nämlich aus dem Sektor der Österreichischen Volkspartei, weil jetzt natürlich Dinge aufgezeigt werden (weitere Zwischenrufe bei der ÖVP), die den Fernsehzuschauern, Ihren Wählern, vor allem aber den Bauern nicht gefallen werden – und nicht einmal dem Bauernbund gefällt das (Abg. Michael Hammer: Wer wählt denn euch bei der Landwirtschaftskammerwahl? Niemand!), weil Sie ganz einfach eine Doppelbödigkeit an den Tag legen, die nicht mehr normal ist.
Sehr geehrte Damen und Herren, wenn Sie hier herausgehen und sich bei den Bauern bedanken, dann ist das etwas, was wir alle unterstützen, nur hat der Bauer nichts von Ihrem Dank, von Ihren Sonntagsreden und von Ihren Worten. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Sie und wir alle müssen Umfeldbedingungen schaffen, unter denen die Bauern und Bäuerinnen in diesem Land auch wirklich etwas für ihre Produkte bekommen und der Konsument gesunde Lebensmittel bekommt. (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn Sie hier herausgehen und das Thema gesunde Lebensmittel ansprechen, dann müssen Sie danach handeln. Das heißt, Sie müssen Taten setzen, zum Beispiel beim Abstimmungsverhalten, mit denen das Mercosur-Abkommen verhindert wird. Kollege Hauser hat es gesagt: Sie haben etwas ganz anderes gemacht, Ihre Mitglieder der Wirtschaftslobby – Wirtschaftsbund und Ähnliches – haben im Europäischen Parlament anders abgestimmt als die Mitglieder der Bauernlobby. Den Bauern hat das nichts gebracht, sehr geehrte Damen und Herren, weil es die Österreichische Volkspartei, die Stimmen der Österreichischen Volkspartei waren, die das Mercosur-Abkommen ermöglicht und nicht zu Fall gebracht haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich habe es namentlich vor mir: Es war Mandatar Bernhuber von der ÖVP, dem die Bevölkerung und die Bauern das zu verdanken haben. Es war Kollege Mandl von der ÖVP, dem die Bauern und Bäuerinnen das zu verdanken haben. Es waren die Mandatare Sagartz, Thaler und Winzig von der ÖVP, denen die Bauern und Bäuerinnen zu verdanken haben, dass das Mercosur-Abkommen jetzt kommt.
Sehr geehrte Damen und Herren, bei der Österreichischen Volkspartei können Sie sich bedanken, beim Bauernbund können Sie sich bedanken, denn dieser ist zwar vertreten, aber das hilft halt leider nichts, wenn dessen Vertreter vom anderen Flügel überstimmt werden. Mit dieser Augenauswischerei muss endlich Schluss sein, sehr geehrte Damen und Herren, zeigen Sie Haltung!
Und ja: Haltung ist schwarz oder weiß, das sage ich Ihnen, denn entweder man hat Haltung oder man hat keine Haltung. Sie haben bewiesen: Sie haben keine Haltung. Sie sind verantwortlich für das Mercosur-Abkommen, die ÖVP ist verantwortlich für das Mercosur-Abkommen. Die Leidtragenden aber, sehr geehrte Damen und Herren, sind unsere Bäuerinnen und Bauern – und die werden sich bei Ihnen noch ausreichend bedanken. (Beifall bei der FPÖ.)
13.46
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Cornelia Ecker. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Cornelia Ecker (SPÖ): Ich möchte auch noch einmal abschließend betreffend Mercosur-Abkommen zusammenfassen: Es gibt eine Stellungnahme des Ständigen EU-Unterausschusses aus dem Jahre 2019, die die Vertreter der Regierung ganz klar verpflichtet, ohne Wenn und Aber gegen das Abkommen zu sein. Mittels dieser Stellungnahme ist das eigentlich fix, wir bräuchten diese Entschließung also gar nicht. Mit dieser Entschließung soll nun offenbar – und ich habe die Doppelzüngigkeit der ÖVP durchaus im Ohr – aber ein Hintertürchen zum Mercosur-Abkommen offengelassen werden.
Ja, ich glaube meinen grünen KollegInnen Olga Voglauer und Reimon zutiefst, wenn sie sagen: Wir wollen das Mercosur-Abkommen nicht, das gibt es für uns nicht! – Nur: Als sie die Forderungen ausgesprochen und gesagt haben, dass sie das nicht wollen – ich bin der Diskussion sehr aufmerksam gefolgt –, gab es keinen Einzigen bei der ÖVP, der geklatscht hat, der das wohlwollend zur Kenntnis genommen hat. Das gab es nicht, also ist aus unserer Sicht die Hintertür nach wie vor offen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf bei der ÖVP.)
Ich warne mit Blick auf das Mercosur-Abkommen und dessen Inkrafttreten vor den ökologischen, landwirtschaftlichen und auch vor den sozialen Folgen. Der Vertrag zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten würde die europäische Landwirtschaft in einen Preiskampf zwingen, Europa mit Billigfleisch überschwemmen und gleichzeitig die Regenwaldzerstörung befeuern. Auch ArbeitnehmerInnenrechte sind im Abkommen nicht verankert und nicht ausreichend abgeklärt.
Das Abkommen hat Wirtschaftsliberalisierungen im Interesse internationaler Konzerne zum Ziel – auf Kosten der ArbeitnehmerInnen, der Umwelt und vor allem der heimischen Landwirtschaft. Mit der Sozialdemokratie gibt es kein Mercosur-Abkommen, sondern ein klares Nein dazu. (Beifall bei der SPÖ.)
13.48
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wünscht die Frau Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.
Wie vereinbart verlege ich die Abstimmungen an den Schluss der Debatten über die Vorlagen des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft.
Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir kommen nun zu den verlegten Abstimmungen über die Berichte des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft, die ich über jeden Tagesordnungspunkt getrennt vornehme.
Bevor wir in den Abstimmungsvorgang eingehen: Wünschen die Klubs eine Unterbrechung? – Das ist nicht der Fall.
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 5: Antrag des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft, den Grünen Bericht der Bundesregierung, III-170 der Beilagen, zur Kenntnis zu nehmen.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für dessen Kenntnisnahme eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen.
Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Peter Schmiedlechner, Kolleginnen und Kollegen betreffend „lückenlose Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln“. (Abg. Schmiedlechner: Stehts auf!)
Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt. (Zwischenruf des Abg. Schmiedlechner.)
Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Beendigung der Förderung von Glyphosatprodukten und anderen Breitbandherbiziden durch öffentliche Steuermittel im Rahmen des Umweltprogramms des Programms für die ländliche Entwicklung (Säule 2 der GAP)“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „notwendige Transparenz und zusätzliche Vorgaben bei der Vergabe von 350 Mio. € an WaldbesitzerInnen“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.
Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Cornelia Ecker, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Umverteilungsprämie um die Verteilungsgerechtigkeit der öffentlichen Steuermittel zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben zu erhöhen“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.
Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „70 000 Euro Förderobergrenze für land- und forstwirtschaftliche Betriebe“.
Wer für diesen Antrag ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.
Wir kommen zu den Abstimmungen über Tagesordnungspunkt 6.
Wir kommen zunächst zur Abstimmung über den Antrag des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft, seinen Bericht 638 der Beilagen hinsichtlich des Entschließungsantrages 214/A(E) zur Kenntnis zu nehmen.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Mehrheit, angenommen.
Weiters kommen wir zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 638 der Beilagen angeschlossene Entschließung betreffend „Nein zum Mercosur-Abkommen“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrheitlich angenommen. (135/E)
Bericht des Tourismusausschusses über den Antrag 1029/A(E) der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend dringende Unterstützung der Privatvermieter – Härtefälle vermeiden (656 d.B.)
8. Punkt
Bericht und Antrag des Tourismusausschusses über den Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Bundesgesetz über die Errichtung eines Härtefallfonds (Härtefallfondsgesetz) geändert wird (657 d.B.)
Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zu den Punkten 7 und 8 der Tagesordnung, über welche die Debatten unter einem durchgeführt werden.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Christian Ries. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Christian Ries (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesminister! Werte Damen und Herren des Hohen Hauses! Die Änderung des Härtefallfondsgesetzes ist ein wichtiger Schritt in Richtung Abschaffung der Benachteiligung von kleinen Privatzimmervermietern. Bis jetzt waren Betriebe bis zehn Betten vom Härtefallfonds ausgeschlossen, obwohl sie brav ihre Tourismusbeiträge bezahlt und die Ortstaxe abgeliefert haben.
Diese Änderung wurde möglich, da wir – und ganz besonders unser Tourismussprecher Gerald Hauser – nicht lockerließen, um den Regierungsfraktionen dahin gehend die Augen zu öffnen. Warum war uns das so wichtig? – Viele Österreicherinnen und Österreicher verbringen ihren Urlaub schon seit Jahrzehnten in diesen kleinen familiären Betrieben, teils weil die Urlaubskasse einfach nicht mehr hergibt, teils weil man seinen Urlaub ungezwungen und nicht von Essenszeiten eingeengt verbringen will, oder auch, weil man es einfach so gewohnt ist. Diese Betriebe – so wie bisher – nicht zu unterstützen, hieße, diese kleinen Betriebe vom Markt zu verdrängen und das Familieneinkommen dieser Betriebe stark einzuschränken. Damit würde man auch der Landflucht Vorschub leisten, und das wollen wir nicht! (Beifall bei der FPÖ.)
Damit ist aber die Benachteiligung von kleinen touristischen Vermietern noch nicht behoben. Nehmen wir einmal folgenden Fall an: Eine vierköpfige Familie, die Mutter beaufsichtigt die zwei schulpflichtigen Kinder und kümmert sich um eine kleine Pension mit vier Doppelzimmern; zurzeit gibt es keine Vermietung, daher auch kein Einkommen. Der Familienvater arbeitet bei einem Getränkezusteller, Hotels und Gaststätten haben geschlossen – keine Zustellung, ergo ist er arbeitslos. Zuletzt verdiente er 1 700 Euro netto, jetzt erhält er Arbeitslosengeld in Höhe von 935 Euro. Wissen Sie, wie viel Geld, wie viel Zuwendung aus dem Härtefallfonds diese Familie bekommt? – Keinen Cent, denn natürliche Personen, die zum Antragszeitpunkt eine Leistung aus der Arbeitslosenversicherung beziehen, sind nicht förderfähig.
Meine Damen und Herren, das kann doch niemand von uns gerecht finden! Wer ein soziales Gewissen hat, darf so etwas nicht tatenlos hinnehmen!
Was machen die Regierungsfraktionen? – Sie stecken den Kopf in den Sand. Meine Damen und Herren, Probleme kann man nicht aussitzen. Vertagen – und das ist eine Domäne von Türkis-Grün – löst keine Probleme. Kommen Sie endlich ins Handeln! Hotellerie und Gastronomie stehen bereits wirklich am Rande des Abgrunds. Das trifft Österreich viel mehr als andere vergleichbare Länder in Europa. Es gibt trotzdem Modelle in diesen Ländern, die es möglich machen, Tourismus zu gestatten und den Betrieben dort Gelegenheit zu geben, tätig zu werden.
Es brauchen aber nicht nur die Betriebe diese Öffnung, auch unsere Bürger brauchen diese Öffnung. Sie brauchen einen Tapetenwechsel, sie sind genug gestresst von Homeschooling, von Heimarbeit und all dem. Sie wurden in diesem Jahr arg hergenommen. Daher: Verstecken Sie sich nicht länger hinter Charts und Berechnungsmodellen, die ohnehin schon oft falsch waren! Stellen Sie umsetzbare Regelungen auf, lassen Sie die Betriebe und die Menschen endlich wieder leben und geben Sie den Tirolern die Reisefreiheit zurück! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Hörl: Freiheit für Tirol!)
13.55
Präsident Ing. Norbert Hofer: Frau Dipl.-Kffr. Elisabeth Pfurtscheller ist nächste Rednerin. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen vor den Bildschirmen! Ich freue mich wirklich sehr, dass ich heute zu diesem Tagesordnungspunkt sprechen kann. Wie Kollege Ries schon erklärt hat, geht es um jene Privatzimmervermieter und -vermieterinnen und Ferienwohnungsvermieter und –vermieterinnen, die bis jetzt noch keine Wirtschaftshilfen erhalten haben.
Es war mir ein sehr, sehr großes Anliegen, diese letzte Lücke bei der Unterstützung der touristischen Betriebe schließen zu können, und das wird mit dem heutigen Beschluss auch gelingen.
Die gegenständliche Änderung des Härtefallfondsgesetzes bewirkt, dass touristische Vermieter, die mehr als zehn Betten haben, aber kein Gewerbe führen, in Zukunft auch im Härtefallfonds berücksichtigt werden. Die Richtlinien werden entsprechend geändert. Es bewirkt, dass jene Vermieter, die mehr als zehn Betten haben, aber über § 28 Einkommensteuergesetz veranlagen, auch unterstützt werden. Es bewirkt, dass jene, deren Ferienwohnungen oder Zimmer, die sie vermieten, in einem anderen Haus sind als dem, in dem sie wohnen, das ihnen aber auch gehört, ebenfalls unterstützt werden, und es bewirkt, dass jene, die einer zusätzlichen Beschäftigung nachgehen, auch unterstützt werden und Gelder aus dem Härtefallfonds bekommen.
Die Richtlinien werden, wie vorhin schon gesagt, derzeit ausgearbeitet und dann natürlich schnellstmöglich veröffentlicht, sodass jeder Betroffene nachlesen kann, wo er einen Antrag stellen kann und was ihm zusteht.
Ganz besonders freut mich diese Lösung auch, weil es vor allem Frauen sind, die diese Vermietungsform sozusagen managen, und es sich um das Einkommen dieser Frauen handelt, das sie in diesen Krisenzeiten natürlich genauso dringend wie alle anderen brauchen. Bei uns in den ländlichen touristischen Gebieten ist es gang und gäbe, dass man ein paar Zimmer oder ein, zwei Ferienwohnungen vermietet. Damit wird das touristische Angebot bei uns abgerundet. Vor allem aber tragen diese Einnahmen zu den Familieneinkommen bei und sind deswegen in den kleineren Gemeinden am Land unglaublich wichtig.
Ich möchte mich bei allen ganz herzlich bedanken, die zu dieser Lösung beigetragen haben, insbesondere bei meiner Kollegin von den Grünen Barbara Neßler, natürlich bei
unserer Frau Ministerin Elli Köstinger, auch bei Landeshauptmann Platter, der auch versucht hat, Argumente einzubringen, warum man das unbedingt braucht, und bei meinen anderen Abgeordnetenkollegen.
Eigentlich wollte ich mich auch bei Kollegen Hauser, unserem Tourismusausschussobmann, für seinen Einsatz, den er im Tourismusausschuss ganz unbestritten beweist, bedanken – dann aber ist dieser Brief gekommen, Herr Kollege Hauser, und der hat mich ehrlich gesagt schon ein bisschen geärgert. Der Brief ist an alle Vermieter und Vermieterinnen – zumindest in Tirol, wahrscheinlich hat es ihn auch in Salzburg, wie ich gehört habe, und in anderen Bundesländern gegeben – gegangen.
Jetzt einmal ganz abgesehen davon, dass ich mich frage, Herr Kollege, woher Sie all die Adressen haben, wie Sie es mit dem Datenschutz insgesamt halten und ob Sie wirklich glauben, dass sich jeder freut, wenn er einen Brief von der FPÖ bekommt, impliziert dieser Brief natürlich schon, dass wir das alles Ihnen zu verdanken haben. Herr Ries hat es jetzt auch gerade wieder bestätigt: Ohne Kollegen Hauser hätte es diese Lösung nicht gegeben. – Ich finde, Sie könnten so fair sein und sagen, dass wir alle unseren Beitrag dazu geleistet haben, denn es ist in Österreich doch noch so, dass es eine Mehrheit für einen Beschluss braucht, Herr Kollege, und die FPÖ hat diese Gott sei Dank nicht. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
14.00
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Erwin Angerer. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Herr Präsident! Frau Minister! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Es wird immer sichtbarer, dass nicht ein Virus, sondern diese Bundesregierung dafür verantwortlich ist, dass eine gesamte Volkswirtschaft massiven Schaden davonträgt und zerstört wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Ein wirklich besonders geschädigter Bereich ist die Tourismuswirtschaft, ist die Gastronomie und sind vor allem die Privatzimmervermieter, die bis heute nicht antragsberechtigt sind, bis heute im Regen stehen gelassen worden sind. Und sie sind nicht nur im Regen stehen gelassen worden, sie sind von dieser Regierung auch belogen worden.
Wir können uns alle noch gut daran erinnern, als der Herr Bundeskanzler vor der Presse gestanden ist – ein- von tausendmal im letzten Jahr – und gesagt hat: Keiner wird zurückgelassen, alle werden mitgenommen, allen wird geholfen. – Bis heute gibt es keine Unterstützung für gewisse Branchen, wie gesagt erreichen uns täglich Mails von Betroffenen, unter anderem eben auch von Privatzimmervermietern.
Das ist das Kartenhaus, das diese Regierung aufgebaut hat: ein Kartenhaus aus Lügen, aus Korruption, aus Zensur, aus Beeinflussung der Medien und aus Freunderlwirtschaft. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist das, was im letzten Jahr aufgebaut worden ist. Zusätzlich wird eine Politik der Angst und Panikmache betrieben, mit der Sie die gesamte Bevölkerung verunsichern und in Angst und Panik versetzt haben. Eine Hand wäscht die andere und beide das Gesicht. Nach diesem Motto werden Medien beeinflusst, werden Zeitungen gekauft, werden Medienförderungen auf das Doppelte erhöht. Das ist die Politik dieser Bundesregierung, und Rot und Grün unterstützen das auch noch. Das ist wirklich das, was wir erlebt haben.
Wir gehen davon aus, dass im heurigen Jahr eine Pleitewelle auf uns zurollen wird. Die Nationalbank geht davon aus, dass mindestens 10 Prozent der Wirtschaft betroffen sein werden – in der Tourismuswirtschaft wird es sogar in Richtung 30 Prozent gehen. Diese Pleitewelle ist unaufhaltbar und wird auf uns zukommen. Es werden viele Betriebe sein,
die in Schwierigkeiten kommen und natürlich auch von einer feindlichen Übernahme gefährdet sind.
Kollege Schellhorn von den NEOS hat es heute schon richtig angesprochen: Es braucht jetzt Maßnahmen, um diesen Betrieben zu helfen: Es muss das Eigenkapital gestärkt werden, es müssen Beteiligungsmodelle angeboten werden, sodass Eigenkapital zur Verfügung gestellt werden kann, und es müssen im Insolvenzrecht die Regeln für den Fall einer drohenden Insolvenz abgeändert werden.
Deshalb bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein, der diese Regelung im Zuge eines Insolvenzverfahrens oder einer drohenden Insolvenz unterstützen soll:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ausverkauf der heimischen Wirtschaft nach bevorstehender Pleitewelle im Tourismusbereich verhindern“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat Regierungsvorlagen zuzuleiten bzw. Maßnahmen zu setzen, die durch die Umsetzung nachstehender Forderungen einen Ausverkauf Österreichs durch Übernahmen heimischer Unternehmen durch Investoren aus Drittstaaten verhindern bzw. erschweren:
Festlegung eines Vorkaufsrechts für österreichische Investoren bzw. Investoren aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union
Nachweispflicht eines Masseverwalters oder Veräußerer, dass kein Käufer aus Österreich bzw. der Europäischen Union gefunden werden konnte
Einführung einer Genehmigungspflicht für Transaktionen insbesondere im Bereich von Hotellerie und Gastronomie, sodass die Verträge aufschiebend bedingt gültig durch die Genehmigung abgeschlossen werden
Einsetzen auf Europäischer Ebene für die rasche Beschlussfassung von Richtlinien, die einen Ausverkauf von österreichischen und EU-Unternehmen an Drittstaats-Hedge-Fonds und Konzerne verhindern oder zumindest erschweren
Neben gesetzlichen Maßnahmen Auf- und Ausbau der notwendigen Ressourcen bei den zuständigen Behörden.“
*****
Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)
14.04
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Erwin Angerer, Mag. Harald Stefan
und weiterer Abgeordneter
betreffend Ausverkauf der heimischen Wirtschaft nach bevorstehender Pleitewelle im Tourismusbereich verhindern
eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 8: Antrag und Bericht des Tourismusausschusses betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Errichtung eines Härtefallfonds (Härtefallfondsgesetz) geändert wird (657 d.B.) in der 85. Sitzung des Nationalrates am 24. Februar 2021
Österreichs Wirtschaft und insbesondere die Tourismuswirtschaft wurde und wird durch die COVID-19 Krise massiv geschwächt. Die Tourismusbranche als Österreichs Visitenkarte für Millionen ausländischer Gäste sieht einer düsteren Zukunft entgegen. Drohende Insolvenzen könnten insbesondere ausländische „Schnäppchenjäger“ auf den Plan rufen. Österreichs Tourismus könnte sein weltweit geschätztes Gesicht, für das herzliche Gastgeber in unserer wunderschönen Natur sorgen, auf Dauer verlieren. Ein McDonald’s auf der Schmittenhöhe, ein Starbucks auf der Planai oder ein Hilton-Hotel in Bad Gastein sind Beispiele dafür, wie sich dieser drohende Ausverkauf auswirken würde. Dies gilt er rechtzeitig und mit aller Entschlossenheit zu verhindern.
Wie alarmierend, existenzgefährdend und arbeitsplatzvernichtend das neuerlich verlängerte Aufsperrverbot insbesondere für den Bereich Tourismus ist, belegt unter anderem eine Modellrechnung der Österreichischen Nationalbank vom Dezember des Vorjahres, die prognostiziert, dass bis 2022 fast zehn Prozent der heimischen Unternehmen pleite sein könnten, im Bereich Gastronomie und Hotellerie sogar 29 Prozent. Dabei sind die nunmehr verlängerten Verschärfungen noch gar nicht eingerechnet.
In welchem Ausmaß die heimischen Tourismusbetriebe mittlerweile mit dem Rücken zur Wand stehen, bestätigt sehr drastisch die jüngste WIFO-Tourismusanalyse, die im gesamten Winterhalbjahr von einem Nächtigungseinbruch um 83 Prozent gegenüber der vergangenen Wintersaison ausgeht. Damit wird die bereits schlechte Sommersaison mit einem Nächtigungsminus von 31,8 Prozent noch weit übertroffen. Ohne Berücksichtigung der COVID-19-Unterstützungen müssen die heimischen Tourismusbetriebe im Winter einen Einnahmeneinbruch von rund 90 Prozent verkraften – wir sprechen hier von etwa 14 Milliarden Euro, von denen 8 Milliarden zu Lasten der Hotellerie und Gastronomie gehen.
Darüber hinaus steht Österreich vor einer Pleitewelle noch nicht geahnten Ausmaßes. Der Alpenländische Kreditorenverband stellt in seiner Insolvenzstatistik fest, dass durch die Maßnahmen der Regierung zwar die Firmeninsolvenzen 2020 zahlenmäßig um 40 Prozent geringer waren als im Vorjahr, die betroffenen Unternehmen jedoch Gesamtverbindlichkeiten von 5,2 Milliarden Euro – nach 2,2 Milliarden im Vorjahr – aufweisen. Durch das Instrumentarium der Kurzarbeit werden derzeit zahlreiche KMU vor einer Insolvenz bewahrt, jedoch ist aufgrund dieses Verzögerungseffekts mit einem überdurchschnittlichen Pleiteszenario in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 zu rechnen.
In dasselbe Horn stoßen die Schuldnerberatungen (APA-Journal Karriere vom 18.01.2021): „Die Corona-Wirtschaftskrise wird sich erst heuer mit Verzögerung in der Insolvenzstatistik niederschlagen. Wenn staatliche Hilfen und Kreditstundungen auslaufen, wird die Pleitewelle ab der Jahresmitte anrollen, erwarten Gläubigerschutzorganisationen.“
Daher ist es in Hinblick auf die zu befürchtenden zahlreichen Insolvenzen gerade im Bereich der Tourismusbetriebe, die infolge des monatelangen seitens der Bundesregierung verordneten Totalstillstandes unter enormen Liquiditätsengpässen und Zahlungsschwierigkeiten leiden, dringend erforderlich, hier Maßnahmen zu setzen, die vor Übernahmen unserer heimischen Tourismusbetriebe insbesondere durch Investoren aus Drittstaaten, wie beispielsweise aus China, wirksam schützen.
Eine Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young zum Thema „Chinesische Investoren in Europa 2019“ kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass zwar die Aktivitäten chinesischer Investoren in Europa im Jahr 2019 abgeebbt sind, jedoch „im zweiten Halbjahr der Markt spürbar anzog: Die Bereitschaft, auch größere Deals
anzugehen, ist deutlich gestiegen“, so Eva-Maria Berchtold, Leiterin Transaction Advisory Services bei EY Österreich. „Zunehmend drängen nun auch chinesische Finanzinvestoren nach Europa, die zuvor nur in ihrem Heimatland unterwegs und somit hier weitgehend unbekannt waren. Einige von ihnen sind auf Transaktionen im dreistelligen Millionenbereich spezialisiert und treten in diesem Segment zunehmend in Konkurrenz zu den etablierten großen Finanzinvestoren aus Amerika und Europa.“ Zwar sei die Abschlussquote noch nicht hoch, aber Berchtold beobachtet eine „steile Lernkurve“.
„2018 haben Investoren aus China drei heimische Unternehmen gekauft, darunter das Vorarlberger Traditionsunternehmen Wolford. Europaweit erwarben chinesische Investoren im Jahr 2019 182 Unternehmen mit einem Gesamtkaufswert von 17,3 Milliarden Euro.“
(Pressemitteilung von EY vom 6. Februar 2020)
Österreich muss daher aus Sicht der unterfertigten Abgeordneten unter anderem mit folgenden Maßnahmen dringend sicherstellen, dass die heimischen Unternehmen vor einem Ausverkauf geschützt werden:
• Festlegung eines Vorkaufsrechts für österreichische Investoren bzw. Investoren aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union
• Nachweispflicht eines Masseverwalters oder Veräußerers, dass kein Käufer aus Österreich bzw. der Europäischen Union gefunden werden konnte
• Einführung einer Genehmigungspflicht für Transaktionen insbesondere im Bereich von Hotellerie und Gastronomie, sodass die Verträge aufschiebend bedingt gültig durch die Genehmigung abgeschlossen werden
• Einsetzen auf Europäischer Ebene für die rasche Beschlussfassung von Richtlinien, die einen Ausverkauf von österreichischen und EU-Unternehmen an Drittstaats-Hedge-Fonds und Konzerne verhindern oder zumindest erschweren.
• Neben gesetzlichen Maßnahmen Auf- und Ausbau der notwendigen Ressourcen bei den zuständigen Behörden
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat Regierungsvorlagen zuzuleiten bzw. Maßnahmen zu setzen, die durch die Umsetzung nachstehender Forderungen einen Ausverkauf Österreichs durch Übernahmen heimischer Unternehmen durch Investoren aus Drittstaaten verhindern bzw. erschweren:
Festlegung eines Vorkaufsrechts für österreichische Investoren bzw. Investoren aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union
Nachweispflicht eines Masseverwalters oder Veräußerer, dass kein Käufer aus Österreich bzw. der Europäischen Union gefunden werden konnte
Einführung einer Genehmigungspflicht für Transaktionen insbesondere im Bereich von Hotellerie und Gastronomie, sodass die Verträge aufschiebend bedingt gültig durch die Genehmigung abgeschlossen werden
Einsetzen auf Europäischer Ebene für die rasche Beschlussfassung von Richtlinien, die einen Ausverkauf von österreichischen und EU-Unternehmen an Drittstaats-Hedge-Fonds und Konzerne verhindern oder zumindest erschweren
Neben gesetzlichen Maßnahmen Auf- und Ausbau der notwendigen Ressourcen bei den zuständigen Behörden.“
*****
Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, er ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.
Zu Wort gelangt nun Maximilian Köllner. – Bitte schön, Herr Abgeordneter. (Abg. Lercher – Beifall spendend –: Bravo!)
Abgeordneter Maximilian Köllner, MA (SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Ministerin! Ich glaube, es ist kein Geheimnis, dass man in meinem Heimatbundesland Burgenland wunderschön Urlaub machen kann. Nicht nur für den Kollegen Franz Hörl aus Tirol, sondern auch für uns ist der Tourismus eine ganz, ganz wichtige Säule.
Eine zentrale Stütze des Tourismus – es ist angesprochen worden – sind die vielen kleinen Privatzimmervermieter, die rund zwei Drittel aller Beherbergungsbetriebe ausmachen. Sie leisten wie die Hotels einen wesentlichen Beitrag, dass es in den Tourismusregionen ausreichende Nächtigungsmöglichkeiten gibt, und wenn wir sie jetzt im Stich lassen, wird das nachhaltige Folgen für den Tourismus in Österreich haben.
Wir haben Ihnen schon im Ausschuss nach dem burgenländischen Vorbild des Bonustickets einen Vorschlag geliefert, wie Sie den Tourismusmotor wieder ankurbeln können. Mit dem Erfolgsmodell des Burgenland-Bonustickets konnten die lockdownbedingten Einbußen durch ein großartiges Comeback im Sommer mit einem starken Plus kompensiert werden, sogar mit nachhaltigen Effekten, weil sich gezeigt hat, dass neue Gästeschichten ihren Urlaub im Burgenland verbracht haben.
Erfolgreiche Investitionsmodelle wie diese wären ganz gut für Österreich, für das gesamte Österreich, doch wie gehen Sie mit diesen Ideen und Erfolgsmodellen anderer Parteien um? – Sie ignorieren sie, indem Sie sie immer wieder vertagen und vertagen, manches Mal ablehnen. Wir erleben also einen ständigen Vertagungsmarathon unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Sie hören aber nicht nur auf uns als Opposition nicht – das ist das Problem –, sondern Sie reden anscheinend auch nicht mit den Betroffenen.
Eine Branche, für die Sie überhaupt noch kein Ohrwaschel gerührt haben, ist die Reisebranche. Ich werde nicht müde, zu betonen, dass diese Branche eine besondere Unterstützung braucht, weil sie wie kaum eine andere von den Reiseverboten und –einschränkungen getroffen wurde. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich bin laufend mit Reisebüros und -veranstaltern in ganz Österreich in Kontakt und erschüttert, was mir da teilweise berichtet wird: Keine Umsätze, vom versprochenen Fixkostenzuschuss Phase zwei aber dennoch keine Spur. Ich habe Sie, Frau Ministerin, schon in den Ausschusssitzungen im Vorjahr mehrmals auf die Auszahlung angesprochen, Sie werden sich sicher erinnern. Jedes Mal haben Sie geantwortet: bald, ehestmöglich – in diese Richtung. Mittlerweile haben wir Ende Feber. Also bitte, was ist dann nach Ihrem Verständnis „ehestmöglich“? – Das würde mich interessieren.
Sind das zwei Wochen, zwei Monate, ein halbes Jahr? Wann können die Betroffenen endlich mit den Hilfsgeldern rechnen? Oder wollen wir zuschauen, wie nach und nach
Reisebüros in den Ruin schlittern und Tausende arbeitslos werden? Die Reisebranche braucht endlich Gewissheit und Planungssicherheit. Das sind Sie ihr schuldig, Frau Ministerin! (Beifall bei der SPÖ.)
Zum Abschluss eines noch: Die Betroffenen wurden im Glauben gelassen, dass sie pauschal 19 Prozent vom Umsatz 2019 ersetzt bekommen. Auf Nachfrage beim Finanzministerium, bei der Cofag heißt es nun: Das gilt nur für Reiseveranstalter, aber nicht für Reisevermittler. Seien Sie mir nicht böse, aber das ist eine Farce!
Im Sinne der Betroffenen bitte ich Sie daher: Klären Sie das! Zahlen Sie aus, was versprochen wurde, und sorgen Sie für eine Verlängerung der Kurzarbeit bis in den Herbst, denn es braucht endlich klare Perspektiven, unter welchen Voraussetzungen der Tourismus wieder durchstarten kann! (Beifall bei der SPÖ.)
14.08
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Barbara Neßler. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Dass unsere Beherbergungsbetriebe besonders betroffen sind, das haben wir schon in der Aktuellen Stunde diskutiert, daher ist es mir ein großes Anliegen, dass wir den Zugang zu den finanziellen Unterstützungsleistungen im Bereich der PrivatzimmervermieterInnen heute ausweiten und somit deutlich mehr Kleinbetriebe von den Hilfen profitieren können.
Bisher haben bereits rund 30 000 PrivatzimmervermieterInnen und FerienwohnungsvermieterInnen Anspruch auf die Unterstützungsleistungen aus dem Härtefallfonds erhalten. Jetzt schaffen wir mit diesem Antrag die Grundlage dafür, dass weitere Kleinbetriebe, die aus verschiedenen Gründen bisher noch keinen Anspruch hatten, auf Mittel aus dem Härtefallfonds zurückgreifen können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Es ist gut, dass wir diesen Antrag heute beschließen, denn er wird mehr als 10 000 Kleinbetrieben eine schnelle und unbürokratische Hilfe bieten. Ich möchte auch meinen Dank an die Opposition aussprechen, speziell an die FPÖ. Ich kenne zwar diesen Brief nicht, was ich etwas irritierend finde, aber der FPÖ-Tourismussprecher hat sich in diesem Bereich sehr stark gemacht, und ich glaube, es ist wichtig, dass wir gerade jetzt besonders gut über Parteigrenzen hinweg miteinander arbeiten, sodass wir gut durch diese Krise kommen.
Was es noch anzumerken gibt: Es geht um die Privatzimmervermietungen, das hat also nichts mit den typischen, ich sage jetzt einmal Airbnb-Wohnungen, zu tun. Das möchte ich nur klarstellen, damit es nicht zu Verwechslungen kommt.
Noch ganz kurz zum Kollegen der SPÖ: Max, bei der letzten Sitzung des Tourismusausschusses haben wir Maßnahmen für die Reisebranche gesetzt. Zum Thema Planungssicherheit: Ja, Planungssicherheit hätten wir alle gerne, und zwar in allen Bereichen. (Zwischenruf des Abg. Köllner.) Das würden wir alle uns wünschen, aber in dieser Zeit gibt es so etwas wie Planungssicherheit leider nicht. Was wir aber für die Reisebranche gemacht haben, ist eine Haftungsübernahme, damit sie Veranstaltungen planen kann, und wenn diese coronabedingt ausfallen, einfach quasi die Haftung übernommen wird. Also es wurden Maßnahmen gesetzt! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Die Hilfe soll jedenfalls rasch und unkompliziert bei den Betrieben ankommen, damit die coronabedingten wirtschaftlichen Folgen einfach bestmöglich abgefedert werden.
Was ich hier auch noch erwähnen möchte, ist: Viele dieser kleinstrukturierten Betriebe sind auch abseits der Coronakrise bereits massivem Konkurrenzdruck ausgesetzt, wenn es um internationale Billighotels oder um Chaletdörfer geht. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Dem Druck vonseiten der – meist sind es ausländische – Investoren mit Franchise- oder Zweitwohnsitzprojekten werden wir langfristig einen Riegel vorschieben müssen, damit wir in der Branche einfach so etwas wie einen Wettbewerbsausgleich schaffen können, denn diese Investorenmodelle bringen weder Wertschöpfung für die Region noch helfen sie unserem heimischen Tourismus. Die Privatzimmervermieter sind jedoch noch, wenn man so sagen möchte, Teil einer ursprünglicheren und authentischen Form des Tourismus, und ich glaube, kein Chaletdorf kann das in dieser Form ersetzen.
Was man noch dazusagen muss: Während Investorenmodelle und Chaletdörfer wirklich eine reine Kapitalanlage für Investoren darstellen, sorgen die kleinstrukturierten, oft familiär geführten Betriebe für Wertschöpfung. Das hilft unseren Regionen, weil die Wertschöpfung dort bleibt, und sie tragen einfach zum Charme unseres Tourismus in Österreich bei. Und das ist, glaube ich, das, was wir brauchen, das, worauf wir verstärkt setzen müssen: ein Tourismus, von dem viele profitieren, und nicht nur Einzelne.
Familiäre Beherbergungsbetriebe gilt es also zu erhalten, es gilt sie zu stärken – besonders in der Krise, aber auch generell; und das machen wir auch. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
14.12
Präsident Ing. Norbert Hofer: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Schellhorn zu Wort. – Bitte.
Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Kollegin Pfurtscheller hat einen Brief erwähnt, und das hat mich daran erinnert: Stimmt! Auch ich habe einen Brief vom FPÖ-Parteiobmann betreffend die Gastronomie bekommen. Das war 14 Tage vor dem Faschingsdienstag, und ich habe geglaubt, das ist ein Faschingsbrief – auch bezüglich Öffnen und so. Ich weiß nicht, ist er heute da? (Der Redner wendet sich zum Präsidenten.) – Ja, er ist da. (Zwischenruf des Abg. Hörl.)
Das war also so ein ähnlicher Brief, er war halt ein bisschen unseriöser. Dass das ein Foul des Kollegen Hauser war, da stimme ich Ihnen zu, weil es de facto nicht möglich ist, das ohne die Regierungsparteien zu machen, und dann darf man es sich auch nicht an die Brust heften – so fair muss man sein.
Ja, das ist schon wichtig, und ich möchte es auch noch einmal betonen: Im Ausschuss waren wir dagegen, weil uns die Datenbasis gefehlt hat. Wir wollten wissen, um wie viele Betriebe es sich handelt, wie das ausschaut und wie man den Bereich der Förderungsbedürftigen eingrenzen kann. – Es ist richtig, dass diese Apartments, diese Privatzimmervermieter auch einen erheblichen Teil zum Tourismus beitragen, und darum stimmen wir dem heute auch zu. Das ist einmal grundsätzlich zu sagen.
Ich glaube aber, dass es damit nicht getan ist, sondern ich glaube, die Privatzimmervermieter, die Apartments genauso wie die Hotellerie, sie alle brauchen jetzt, ich will nicht sagen Planungssicherheit, aber zumindest eine klare Ansage, wie der Sommer gestaltet wird – mit dieser Testerei, mit der Freitesterei oder dem Hineintesten und der Annahme oder Registrierung der Getesteten. Das ist, glaube ich, ganz wichtig, und es würde mich auch freuen, würden die Unternehmer jetzt erfahren, wie es läuft, weil es für mich auch ein Marketinginstrument ist, sich als sicheres Land darzustellen. Die technischen Applikationen gibt es bereits seit dem Herbst und sie sollten jetzt auch noch verfeinert und verbessert werden. Ich denke, es ist ein falsches Zeichen, wenn die Wirtschaftskammer glaubt, sie muss es jetzt selber machen, weil in letzter Zeit bei
technischen Applikationen oder Homepages relativ wenig Gescheites herausgekommen ist. (Abg. Hörl: Das stimmt nicht!) Das wissen wir, und das ist auch zu sagen.
Über die Beteiligungsmodelle, über einen Beteiligungsfonds, über eine Tourismusanleihe sollten wir dringend diskutieren, weil vor allem ein Wiederaufstehen des Tourismus ganz wichtig ist und wir die Betriebe vor Insolvenzen retten müssen – das habe ich vorhin schon gesagt –; dafür braucht es auch die Berücksichtigung der steuerlichen Aspekte.
Was mir aber wichtig zu betonen ist, und man hat es letzte Woche in einem kleinen Satz gelesen, ist Folgendes: Die ÖW-Chefin tritt offiziell nicht mehr an, sie möchte ihren Vertrag nicht verlängern, und ich glaube, da müssen wir einmal hinterfragen, wie und warum das passiert. Gerade in Zeiten einer Krise sollte man auch neu strukturieren und sollte man die ÖW neu aufstellen. Es muss aber nicht die Person sein, sondern zuerst sollte eine generelle Neustrukturierung der ÖW angedacht werden, bevor man nur ein Gesicht austauscht. Es ist mir besonders wichtig, dass man da auch klar darauf schaut, wie wir in die Zukunft gehen. Man kann sagen, ich war mit Frau Stolba nie richtig eng. Ich habe sie respektiert, dass sie aber gerade jetzt in Zeiten der Krise abgelöst wird, wirft kein gutes Licht auf die Sache. – Das möchte ich betonen. (Beifall bei den NEOS.)
14.16
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Bundesministerin Elisabeth Köstinger. – Bitte schön, Frau Bundesministerin.
Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus Elisabeth Köstinger: Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Speziell der Tourismus, die Gastronomie, unsere gesamte Reisebranche, die Messe- und die Kongressveranstalter sind aufgrund der weltweiten Coronapandemie, in der wir uns befinden, bereits seit einem Jahr in einer wirklichen Ausnahmesituation. Wir haben in den Ferienregionen einen durchaus recht positiven Sommer erlebt, die Stadthotellerie hat leider keinen solchen haben können. Wir haben in Österreich, vor allem eben auch im Städtetourismus, einen unglaublich hohen Anteil an internationalen Gästen, an ausländischen Gästen, und die Einschränkung der Reisefreiheit trifft uns vor allem in dieser Branche ganz enorm.
Wir haben aber auch, und das ist leider der etwas negative Teil der Botschaft, durchaus noch sehr schwierige Monate vor uns. Aktuell kämpfen wir auch mit unterschiedlichen Mutationen, die zurzeit auftreten, egal ob die britische Mutation oder jene aus Südafrika; hinzu kommen die brasilianische Variante und die Frage, ob auch jeder Impfstoff entsprechend wirksam ist. All das muss uns veranlassen, dass wir uns noch auf eine durchaus etwas schwierige Zeit, auf schwierige Monate einstellen. Wir sind aber, und ich glaube, das ist die wichtige und sehr positive Botschaft, ein beliebtes, starkes, gutes und hochqualitatives Urlaubsland und werden auf jeden Fall an diese alte Stärke wieder anknüpfen können.
Der Tourismus ist für uns einer der ganz zentralen Wirtschaftsbereiche, er ist aber vor allem ein ganz zentraler Jobmotor in Österreich, insbesondere in den ländlichen Regionen, wo sehr oft Wirtschaftsbetriebe oder Industriebetriebe fehlen. Wir haben beispielsweise im Jahr 2018 in Österreich über den Tourismus eine Wirtschaftsleistung von fast 60 Milliarden Euro erwirtschaftet; Tourismus- und Freizeitwirtschaft gemeinsam tragen rund 15 Prozent der Wirtschaftsleistung zum BIP der österreichischen Republik bei. Vor allem, was den Wintertourismus betrifft, ist die Zahl sehr eindrucksvoll: 50 Prozent des europäischen Wintersporttourismus finden in Österreich statt – und all das vermissen wir heuer natürlich sehr schmerzhaft.
Es war aufgrund der sehr stark steigenden Infektionszahlen im Herbst leider nicht möglich, diese Wintersaison heuer so durchzuführen, wie wir sie normalerweise kennen. Das war insbesondere betreffend den Monat Feber schmerzhaft, der für den Wintertourismus eigentlich der wichtigste ist, genauso wie es der August für den Sommertourismus ist, aber in ganz Europa ist die Reisefreiheit massiv eingeschränkt. Ich stehe als Tourismusministerin auch in einem sehr engen Austausch und Kontakt zu meinen europäischen Kollegen, und in allen Ländern ist die Situation der Branche zurzeit sehr verzweifelt.
Für die Betriebe, vor allem aber auch für mich als Tourismusministerin ist diese fehlende Planbarkeit und diese fehlende klare Prognose – zum Tag X wird es so und so sein – zurzeit das Schmerzlichste. Wir wissen aber – und wir als Bundesregierung sind uns der Verantwortung sehr wohl auch bewusst –, dass für die Veranstaltungswirtschaft, für die Hotellerie und auch für die Gastronomie eine Planungssicherheit notwendig ist. Es braucht Vorlaufzeiten, um Betriebe dann auch wieder hochfahren und Buchungen entsprechend annehmen zu können.
Dementsprechend haben wir vereinbart, dass wir gemeinsam mit der Branche einen sehr intensiven Austausch pflegen, uns auch darüber beraten, wie mögliche Öffnungsschritte vollzogen werden können.
Wir setzen ganz massiv auf ein umfassendes Testkonzept. Wir haben in den letzten Monaten – und dafür darf ich mich vor allem auch bei den Bundesländern ganz herzlich bedanken – umfassende Testmöglichkeiten aufgebaut, dass sich jeder Österreicher und jede Österreicherin täglich testen lassen kann. Das soll und wird für uns auf jeden Fall eine Überbrückung bis hin zu der Zeit, zu der wir das Coronavirus vollständig überwunden haben beziehungsweise jeder, der eine Impfung haben will, diese dann auch bekommen kann, sein.
Wir sind zurzeit gemeinsam mit der Branche, mit den Vertretern der Gastronomie, des Tourismus, vor allem aber auch mit der Veranstaltungswirtschaft mittendrin in einem Restartprozess. Wir werden auf jeden Fall unsere Testprogramme, die wir haben, ausweiten. Wir waren ja bereits Vorreiter bei den Branchentestungen, wir bieten seit dem Sommer Tourismusmitarbeiterinnen und -mitarbeitern Tests an und haben das insbesondere auch auf die Gastronomie ausgeweitet.
Ich muss Herrn Abgeordnetem Schellhorn auf jeden Fall recht geben, wenn er sagt, dass die Sicherheit in der Zukunft eines der ganz zentralen Elemente auch für die Werbung sein wird. Früher war für viele Gäste buchungsentscheidend, wie die Wellnessanlage im Hotel ist oder ob das WLAN bis ins letzte Eckchen der Anlage funktioniert, jetzt wird als Erstes gefragt: Wie sehen die Sicherheitskonzepte beziehungsweise wie schauen die Covid-Regeln in den Hotels und in den Betrieben aus? – Darauf setzen wir ganz massiv, um dann eben, wenn es möglich ist, wieder aufzusperren, entsprechend vorbereitet zu sein.
Daneben, und das ist für uns schon etwas ganz Zentrales und Wichtiges, wollen wir einfach auch die bestmöglichen Wirtschaftshilfen für die Betriebe schaffen und zur Verfügung stellen. Erinnern Sie sich zurück, als die Coronakrise ausgebrochen ist! Damals haben wir bereits mit Härtefallfonds, mit Fixkostenzuschuss die Grundlagen geschaffen. Wir haben diese Hilfen permanent angepasst, haben sie weiterentwickelt, haben immer wieder versucht, so viele wie möglich anspruchsberechtigt zu machen, sie mitzunehmen. Vor allem die Kurzarbeit ist eines unserer ganz zentralen Unterstützungselemente für den Tourismus, für die Gastronomie. Das ist für uns von ganz zentraler Bedeutung, weil fast keine andere Branche so hart getroffen ist, schon so lange zu hat und auch sehr in Sorge um das qualifizierte Personal ist.
Ich darf mich heute ganz besonders herzlich beim Finanzminister dafür bedanken, dass uns jetzt auch diese Lösung für die Privatvermieter gelungen ist, und ich muss vielleicht ein paar Äußerungen dazu korrigieren. Speziell Herr Abgeordneter Angerer hat gemeint, die Privatzimmervermieter hätten keine Hilfe erhalten. – Das stimmt nicht. Es betrifft nur mehr diesen einen Bereich der Privatvermieter – die über Vermietung und Verpachtung eben auch Räume vermieten –, die nicht von privaten Gästezimmern im eigenen Haushalt mit zehn Betten erfasst sind. Alle anderen, bis hin zu Urlaub am Bauernhof, der ja in Österreich auch ein ganz wichtiger Faktor im Tourismus ist, haben jetzt schon die Möglichkeit, Härtefallfonds, Fixkostenzuschuss und dergleichen in Anspruch zu nehmen. Es geht nur mehr um diesen kleinen Bereich der Vermietung und Verpachtung, weil uns zum Teil – und Herr Abgeordneter Hauser kennt die Problematik – halt auch die Abgrenzung zur normalen Raumvermietung gefehlt hat.
Es war keine böse Absicht, dass das so lange gedauert hat, uns haben aber schlichtweg auch die Daten gefehlt. Wir erfassen jeden einzelnen Betrieb händisch, müssen die Kontrolle auch händisch nachvollziehen, wir stehen aber auf jeden Fall auch zu diesen Betrieben und werden sie jetzt bestmöglich unterstützen. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie dem heute Ihre Zustimmung geben, damit wir ehestmöglich mit den Auszahlungen der Hilfen für die Privatvermieter beginnen können. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
14.24
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Ing. Johann Weber. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Ing. Johann Weber (ÖVP): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Frau Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren zu Hause vor den Bildschirmen! Ja, wir haben uns die Pandemie nicht gewünscht, wir haben sie auch nicht herbeigeredet, sie trifft uns aber mit voller Wucht, mit voller Kraft, und das in sehr vielen Branchen. Diese Koalition tut wirklich alles, sowohl im Parlament als auch in der Regierung, um wirklich niemanden zurückzulassen.
Im vorliegenden Fall etwa müssen wir nun das Härtefallfondsgesetz, wie wir von den Vorrednern schon gehört haben, überarbeiten. Ich freue mich – und das betone ich –, ich freue mich wirklich, dass es gelungen ist, diese Lücke, die die Frau Bundesminister angesprochen hat, zu schließen. Davon betroffen, wie wir auch schon in einem vorhergehenden Redebeitrag gehört haben, sind circa 10 000 Betriebe in Österreich, die jetzt die Möglichkeit erhalten, beim Härtefallfonds um entsprechende Unterstützung anzusuchen.
Die Bedeutung dieses Beschlusses ist für den österreichischen Tourismus und die Situation der Privatzimmervermietung in den österreichischen Bundesländern enorm. Das ist ein wichtiger Beschluss, den wir heute hier fassen, denn das betrifft, wie gesagt, 10 000 Betriebe, die jetzt diese Möglichkeit bekommen. Oft sind das nur sehr kleine Betriebe, die sich durch Vermietungen ein kleines Zubrot zu dem, was sie sonst noch machen, erwerben, um eben auch ein Familieneinkommen zu erwirtschaften, um letztendlich auch ein entsprechendes Auskommen zu haben. Und wo vor allem haben wir diese kleinen Beherbergungsbetriebe? – Speziell draußen in den ländlichen Regionen, wo wir es ohnedies schon sehr stark mit Abwanderung zu tun haben. Jetzt schaffen wir die Möglichkeit, dass sie dort bleiben können, indem sie eben mit Vermietungen ein Zusatzeinkommen erwirtschaften können.
Gerade in meiner Heimat – ich komme aus dem wunderschönen Lavanttal, eingebettet zwischen Koralm und Saualm, das sind 2 000er-Berge – gibt es keine großen Hotelanlagen.
Wir haben ein paar kleinere, durchaus attraktive Hotels, und wir haben relativ „viele“ – unter Anführungszeichen; im Vergleich zu einer Tourismusregion natürlich nicht so viele –, immerhin 170 kleinere private Beherbergungsbetriebe, die jetzt in diesen Genuss kommen. Ich glaube, das werden diese Betriebe auch zu schätzen wissen.
Ich möchte ein großes Dankeschön für den Beschluss, den wir heute hier fassen, aussprechen. Das ist wieder eine Hilfe, die wirklich dort ankommt, wo sie gebraucht wird. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
14.26
Präsident Ing. Norbert Hofer: Frau MMMag.a Gertraud Salzmann ist die nächste Rednerin. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete MMMag. Gertraud Salzmann (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseher daheim vor den Bildschirmen! Die rund 40 000 österreichischen Privatzimmervermieter stellen ein wichtiges Angebot im touristischen Sektor dar; gerade bei mir daheim, in meiner Heimat Salzburg, sind es etwa 8 000 Privatzimmervermieter. 30 000 davon sind bis jetzt schon vom Härtefallfonds erfasst, diesen 30 000, die bis zehn Betten haben, ist schon schnell und unbürokratisch geholfen worden.
Heute geht es um eine kleinere Gruppe, um diejenigen, die über zehn Betten haben; allen anderen haben wir schon helfen können. Die Privatzimmervermieter, die über zehn Betten haben – 10 000 sind es in etwa –, werden jetzt durch diese Beschlussfassung, durch die Abänderung der Bestimmungen des Härtefallfonds, auch unter den Anwendungsbereich des Härtefallfonds fallen. – Geschätzte Frau Minister, ich hatte viele Anfragen aus meinem Bundesland, ganz speziell auch aus meiner Heimat, dem Pinzgau, und ich bin sehr froh, dass das jetzt nach vielen Gesprächen auch gelungen ist.
Wie die Frau Minister schon ausgeführt hat, war das nicht einfach abzugrenzen. Wir wollen ja nicht die normale Vermietung über Airbnb und dergleichen fördern, sondern uns geht es wirklich um unsere Privatzimmervermieter. Vielen herzlichen Dank für diese gute Zusammenarbeit mit Ihnen, Frau Minister, und mit Minister Blümel – nur so ist es gelungen; und auch in Zusammenarbeit mit Kollegen Hauser, aber lieber Kollege Hauser, es gehört sich nicht, dass du das allein auf deine Fahnen heftest. Miteinander haben wir gekämpft und miteinander haben wir das jetzt auch erreicht! (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Ich möchte in einem zweiten Punkt auch noch gerne auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tourismus eingehen. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten in den letzten Monaten ihrer Arbeit nicht nachgehen. Viele davon sind Gott sei Dank durch die Kurzarbeit aufgefangen worden und dadurch nicht in die Arbeitslosigkeit abgerutscht.
Ganz besonders möchte ich auf die in etwa 9 000 Lehrlinge im Bereich des Tourismus hinweisen. Sie konnten zwar die Berufsschulen besuchen, ihnen fehlt aber die Möglichkeit, die so wertvolle Praxis in den Betrieben auszuüben. An dieser Stelle auch ein ganz herzliches Danke an die Lehrerinnen und Lehrer in den Berufsschulen, die tagtäglich bemüht sind, den Lehrlingen ein gutes Fundament für den beruflichen Erfolg zu geben.
Allen Mitarbeitern im Tourismus sei gesagt: Bitte haltet durch, bleibt den Betrieben auch treu! Den Lehrlingen möchte ich im Besonderen sagen: Ihr seid keine Lost Generation, wie das immer wieder behauptet wird! Das wäre völlig unfair. Ihr seid die zukünftigen Fachkräfte, wir bauen auf euch, wir brauchen euch!
Die Lehre, meine Damen und Herren, ist der erste Schritt hin zu einer erfolgreichen Karriere. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Tourismusleistungen sind derartig gut, dass wir von Österreich aus gesehen europaweit führend sind, unter anderem auch bei den Tests, zum Beispiel bei den Tests in den Schulen. Sie und wir alle warten darauf, dass die Gastro- und die Tourismusbetriebe wieder aufsperren können – die Infektionszahlen geben das hoffentlich auch bald her. – Ich wünsche Ihnen alles Gute! (Beifall bei der ÖVP.)
14.30
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Gabriel Obernosterer. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren zu Hause vor den Fernsehschirmen! Es ist von meinen Vorrednern eigentlich schon alles gesagt worden, ich möchte aber noch einmal ganz kurz darauf eingehen, warum dieser Beschluss erst jetzt kommt.
Es wurde schon gesagt: Gastronomie, Hotellerie, Privatzimmervermieter, Urlaub auf dem Bauernhof – diese Förderpakete stehen alle, ein gewisser Bereich wurde aber noch ausgelassen. Es handelt sich dabei um nicht gewerbliche Betriebe mit über zehn Betten. Die Frau Bundesministerin hat auch schon erklärt, warum das so lange gedauert hat (Bundesministerin Köstinger nickt), nämlich weil man im Gewerbebereich nicht alle Daten zur Verfügung hatte, da alles händisch abgearbeitet werden muss, und weil man auch gewusst hat, dass bei Vermietung und Verpachtung auch die Stadtwohnungen dabei sind. Man kann Airbnb nicht miteinberechnen, da keiner weiß, wie viele das gewesen sind. Deshalb war das so schwierig. Ich bedanke mich vielmals bei der Frau Bundesministerin und beim Herrn Finanzminister – da das auch über das Finanzministerium finanziert wird –, dass diese Lücke jetzt geschlossen wurde.
Es freut mich auch ganz besonders, dass alle Fraktionen, soweit ich es jetzt weiß, diesem Gesetzentwurf zustimmen werden. Womit ich keine Freude habe, sage ich euch auch ganz ehrlich: Das sind immer diese Wortmeldungen hier heraußen. Wir wissen, in welcher Krise wir sind, wir alle wissen das. Die Tourismusbetriebe sind seit sieben Monaten zu. Eines sage ich auch ganz klar: Wer vor der Theke steht, hat bei Weitem nicht das Wissen desjenigen, der hinter der Theke steht. Ich stehe auch hinter der Theke, ich kenne die Bilanzen der Betriebe. Ich kenne sie von einem Gasthaus, von einem Restaurant, von einem Hotel und von einem Stadthotel. Diese Pakete, die von unserer Bundesministerin für Tourismus mit dem Finanzminister ausgearbeitet wurden, sind gute Pakete!
Dass man in dieser Situation nichts verdienen kann, ist klar. Ich sage es noch einmal: Jeder Betrieb, der bis zum 15. März letzten Jahres finanzkräftig war, ist auch heute noch finanzkräftig, und das haben wir dem Paket dieser Bundesregierung zu verdanken. Schaut nach Deutschland, nach Italien und in die Schweiz, dann wisst ihr, wie es dort ist! Ich sage euch ganz ehrlich: Seit ich in diesem Hohen Haus bin, wurde auf den Tourismus noch nie so geschaut wie jetzt, und ich bin stolz, dass ich da mitwirken und auch mitbestimmen kann. Wenn etwas gut gemacht wird, soll man es auch sagen: Ich danke der Frau Bundesministerin, dem Herrn Finanzminister und dem gesamten Regierungsteam. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Haubner: Klare Worte!)
14.33
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Karl Schmidhofer. – Bitte, Herr Abgeordneter.
14.33
Abgeordneter Karl Schmidhofer (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Werte ZuseherInnen zu Hause! Ich kann als Tourismussprecher der Volkspartei zusammenfassen – Gabriel Obernosterer hat es gesagt –: Laut IWF belegt Österreich bei der Coronahilfe Platz eins in Europa. (Abg. Angerer: ... was verwechselt! ...!) Insbesondere der Tourismuswirtschaft wurde mit dem Umsatzersatz, mit dem Fixkostenzuschuss, der Kurzarbeit, der Senkung der Mehrwertsteuer – auch wieder bis zum Jahresende verlängert –, dem Lehrlingsbonus, um nur einiges aufzuzählen, großartig geholfen. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Nunmehr kann der Beschluss aus dem Ausschuss heraus einstimmig gefasst werden, dass auch die privaten touristischen Vermieter – ich lege Wert darauf, zu ergänzen: nur jene, die auch die Gästemeldungen abgeben, also in den Gemeindeämtern melden –, in den Genuss der Förderung kommen.
Heute bedanke ich mich nicht, Frau Ministerin, sondern ich zitiere einen Dank, der mir gestern am Abend geschrieben wurde. Es schreibt eine Gastwirtin, die auch einen Beherbergungsbetrieb bei uns in der Region Murau in der Steiermark hat: Danke für die Förderungen und Unterstützungen! Es wird sehr gut geholfen, es ist alles perfekt! – Zitatende.
Frau Ministerin, mit diesem Schreiben, das von außen, von unseren Tourismusbetrieben kommt, möchte ich meine Rede schließen und mich auch bei Ihnen recht herzlich für die Unterstützung bedanken. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
14.35
Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Abgeordneter Mag. Gerald Hauser. – Bitte, Herr Abgeordneter. (Abg. Belakowitsch: Gerald, sag Ihnen, wie’s war!)
Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Jetzt hätten wir beinahe Jahrestag gefeiert: elf Monate Einsatz dafür, dass kleine private Vermieter mit mehr als zehn Gästebetten, deren Betrieb behördlich geschlossen wurde, endlich einen Funken Gerechtigkeit bekommen. (Beifall bei der FPÖ.)
Dafür haben wir als Freiheitliche Partei diesen Antrag im Tourismusausschuss dreimal und im Parlament auch dreimal eingebracht, heute das vierte Mal! Speziell die ÖVP hat diese Reform und diesen Funken Gerechtigkeit immer blockiert. (Bundesministerin Köstinger schüttelt den Kopf.) Uns ist es wichtig, dass das jetzt gelingt.
Frau Minister, danke, dass Sie das jetzt umsetzen, wir können es nicht umsetzen! Jetzt aber so zu tun, als ob das solch ein großer Schritt sei – Entschuldigung, das ist ein Schritt, der eigentlich selbstverständlich ist und der längst überfällig ist.
Frau Pfurtscheller, erklär uns bitte hier heraußen, wieso du elf Monate gegen diese Initiative gestimmt hast, wieso du, stellvertretend für die ÖVP, mich nahezu ausgelacht hast, als ich mit dieser Initiative hier heraußen gestanden bin und mir den Vorwurf anhören musste: Da geht es eh lei um ein paar Betriebe! (Zwischenruf der Abg. Pfurtscheller.) Ihr habt das elf Monate blockiert, elf Monate haben diese kleinen Vermieter kein Geld bekommen, und sie werden dieses Geld auch nicht rückwirkend bekommen! (Beifall bei der FPÖ.)
Worum geht es? – Meine Standardtafel, damit ihr wisst, worum es geht (eine Tafel mit der Aufschrift „!8 fixe Betten + 2 Sofas = 12 Betten! ‚Ihr Förderungsansuchen bezüglich dieses Betrachtungszeitraums muss die Agrarmarkt Austria (AMA) leider ablehnen.‘ Begründung: Sie vermieten mehr als zehn Betten. Die ‚Kleinen‘ werden wieder benachteiligt!“ auf das Rednerpult stellend): Kleine private Vermieter, die mehr als zehn Betten
haben, also ab dem elften Bett, bekommen bis heute nichts – heute erst wird der Beschluss gefasst; und dann gibt es die Richtlinien, die wir noch nicht kennen. So schaut die Sache aus!
Und weil unser Brief an 30 000 Vermieter angesprochen wurde – Frau Pfurtscheller, danke für die Werbung für diesen Brief! –: Wir haben in diesem Brief (ein Schriftstück in die Höhe haltend) ausschließlich die Wahrheit angesprochen. Ich sage es jetzt laut und deutlich: Am 29. März 2020 wurde das Härtefallfondsgesetz erlassen. Wissen Sie, wer da nicht drinnen war? – Die touristischen Privatvermieter. Die bäuerlichen Privatvermieter bis zehn Betten waren am 29. März 2020 bereits enthalten.
Wir unterstützen das, wir stehen für ländlichen Raum, wir stehen für die bäuerlichen privaten Vermieter. Ich frage Sie aber, Frau Minister, und ich frage euch da drüben (in Richtung ÖVP): Wieso habt ihr am 29. März 2020 nicht darauf geschaut, dass die nicht bäuerlichen privaten Vermieter bis zehn Betten über den Härtefallfonds entschädigt werden? (Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer.) Wisst ihr, was es da gebraucht hat? – Engagement seitens der Freiheitlichen Partei! Wir haben Initiativen eingebracht (Beifall bei der FPÖ), und wir haben bis Ende April kämpfen müssen, dass die Privatzimmervermieter in das Härtefallfondsgesetz aufgenommen werden. Wir mussten weiterkämpfen bis Ende Juni, dass auch die privaten Vermieter von Ferienwohnungen bis zehn Betten in das Härtefallfondsgesetz aufgenommen wurden. Ihr aber habt das alles getan!? – Darum geht es mir nicht; uns ist wichtig, dass diesen Betrieben Gerechtigkeit widerfährt. Das steht in diesem Brief, deswegen stört er dich.
Noch etwas: Den Umsatzersatz für Privatvermieter habt ihr in der ersten Fassung auch vergessen, da hat es auch wieder Initiativen von uns gebraucht, damit die Privatvermieter Umsatzersatz bekommen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Wir müssen schieben! – Wir schieben gerne, damit endlich in dieser Republik Gerechtigkeit herrscht. Das ist das Entscheidende! (Beifall bei der FPÖ und Heiterkeit bei der ÖVP.)
Frau Pfurtscheller, ich muss dich leider beunruhigen: Wir sind noch nicht am Ende des Weges angekommen. (Zwischenruf des Abg. Wurm.) Das war erst der Start, jetzt geht es weiter. Jetzt haben wir die Anerkennung, dass die §-28-Betriebe – das sind all jene, die mit § 28 Einkommensteuergesetz abrechnen – endlich einmal berücksichtigt werden. Diese Betriebe bekommen aber keinen Umsatzersatz, keinen Fixkostenersatz und werden über die Cofag, über das Finanzministerium nicht abgerechnet. Wir werden weitere Ungerechtigkeiten aufzeigen und bekämpfen, und wir werden schauen, dass endlich komplette Gerechtigkeit herrscht.
Abschließend noch einmal: Danke, Frau Minister, und ich möchte mich auch bei Barbara Neßler bedanken, die mir zumindest moralisch immer zur Seite gestanden ist. – Ich danke. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Präsident Ing. Norbert Hofer: Herr Abgeordneter ich habe den Eindruck, Sie wollen noch einen Antrag einbringen. – Bitte. (Heiterkeit bei FPÖ und ÖVP. – Abg. Michael Hammer: ... in der Aufregung vergessen! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (fortsetzend): Den habe ich jetzt glatt vergessen.
Neben den Privatvermietern gibt es eine Branche, die auch speziell im ländlichen Raum um ihre Existenz bangt, und das sind die Sportartikelhändler.
Deswegen bringe ich folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „dringende Unterstützung für vom Lockdown massiv betroffene Sportartikelhändler und Skiverleiher in Tourismusregionen“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend sicherzustellen, dass insbesondere Sportartikelhändlern und Skiverleihern in den vom Lockdown betroffenen Tourismusregionen im Sinne der Sicherung der Liquidität ein Umsatzersatz von 40 Prozent für die gesamte Dauer des Betretungsverbots von Beherbergungsbetrieben gewährt wird.“
*****
Ich bitte auch da um Unterstützung. (Beifall bei der FPÖ.)
14.41
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
des Abgeordneten Mag. Gerald Hauser
und weiterer Abgeordneter
betreffend dringende Unterstützung für vom Lockdown massiv betroffene Sportartikelhändler und Skiverleiher in Tourismusregionen
eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 8: Antrag und Bericht des Tourismusausschusses betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Errichtung eines Härtefallfonds (Härtefallfondsgesetz) geändert wird (657 d.B.) in der 85. Sitzung des Nationalrates am 24. Februar 2021
Bereits seit mehr als zwei Monaten ist der heimische Tourismus und insbesondere die Hotellerie und Gastronomie vom gänzlichen Lockdown und der damit verordneten Schließung aller Betriebe massiv betroffen. Bis zur Stunde ist nicht klar, wann wieder geöffnet werden kann.
In Zusammenhang mit dem Ausbleiben der Touristen und Gäste sind neben den Tourismusbetrieben gerade Handelsbetriebe in den Tourismusregionen und Schigebieten infolge drastischer Umsatzeinbußen mit enormen finanziellen Belastungen konfrontiert.
Gerade für Sportartikelhändler und Skiverleiher in den Tourismusregionen sind die Wintermonate die umsatzstärksten im Jahr und damit überlebensnotwendig.
„Durch das Ausbleiben der Winterurlauber haben die Sporthändler vor allem in den westlichen Bundesländern Tirol, Vorarlberg und Salzburg dramatische Einnahmenausfälle erlitten. "Wir haben null Umsätze", sagte der Chef der Sporthändler-Genossenschaft Sport 2000, Holger Schwarting, am 8. Jänner 2021 gegenüber der APA.“ (APA0426)
Unter dem Titel „Die Saison haben wir abgehakt“ berichteten die Vorarlberger Nachrichten" am 2.Jänner 2021 in diesem Zusammenhang folgendes:
Die Sportartikelhändler und Skiverleiher in den Tourismusregionen werden durch die Coronapandemie massiv getroffen. Denn seit dem Lockdown in der Hotellerie und Gastronomie fehlt ihnen in ihrer umsatzstärksten Zeit mit den Touristen ihre wichtigste Kundengruppe.
„Dem touristischen Sporthandel geht es dramatisch schlecht“, sagt Harald Rudigier, der in St. Gallenkirch drei Geschäfte betreibt und der auch stellvertretender Sprecher der Fachgruppe des Mode- und Freizeitartikelhandel ist. Mittlerweile sei die Situation existenzbedrohend, da man ohne Urlauber mit Umsatzeinbußen von bis zu 90 Prozent zu kämpfen habe, aber in den Hilfspaketen der Regierung keine entsprechende Berücksichtigung finde.
Dass es bald besser wird, glaubt Rudigier nicht. Schließlich sei nicht absehbar, dass die Reisewarnungen so schnell aufgehoben würden. „Wir stellen uns darauf ein, dass diese Wintersaison gelaufen ist.“ Die Bedrohung bleibt aber. 90 Prozent der touristischen Sportgeschäfte seien familiengeführt. „Wenn es so weitergeht, wird es im Frühjahr 30 bis 40 Prozent nicht mehr geben. Aber unsere Notlage ist im Finanzministerium scheinbar noch nicht angekommen“, ärgert sich Rudigier.“
Aus Sicht des Handels kommt „verschärfend hinzu, dass die Lager voll mit Ware sind. Denn das Sortiment für den Winter 2020/2021 wurde aufgrund der Vorlaufzeit vor dem ersten Lockdown eingekauft. „Damals war von Corona noch nichts in Sicht. Die Waren bringen wir nun nicht mehr fort. Und wenn ist sie zwischen 50 und 70 Prozent weniger wert. Das ist ein wahnsinniger Substanzverlust“, erklärt der Sporthändler. Das bringe auch Ski- und Textilhersteller unter Zugzwang.
„Der Wareneinsatz mache im Sporthandel rund 60 Prozent der Kosten aus“, so Holger Schwarting, und stellt weiters klar, dass das Thema Liquiditätssicherung momentan ganz im Vordergrund steht. Daher sollte für die Monaten Jänner, Februar und März ein Umsatzersatz in der Höhe von 40 % dringend ermöglicht werden, um zumindest einen Teil der Kosten abzudecken.
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachstehenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, umgehend sicherzustellen, dass insbesondere Sportartikelhändlern und Skiverleihern in den vom Lockdown betroffenen Tourismusregionen im Sinne der Sicherung der Liquidität ein Umsatzersatz von 40 Prozent für die gesamte Dauer des Betretungsverbots von Beherbergungsbetrieben gewährt wird.“
*****
Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.
Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.
Bevor wir in den Abstimmungsvorgang eingehen, stelle ich wieder die Frage an die Klubs, ob eine Unterbrechung gewünscht wird. – Das ist auch nicht der Fall.
Wir kommen somit zur Abstimmung, die ich über jeden Ausschussantrag getrennt vornehme.
Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 7: Antrag des Tourismusausschusses, seinen Bericht 656 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mit Mehrheit angenommen.
Wir gelangen zur Abstimmung über Tagesordnungspunkt 8: Entwurf betreffend Härtefallfondsgesetz samt Titel und Eingang in 657 der Beilagen.
Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.
Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.
Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Auch das ist einstimmig. Der vorliegende Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.
Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Erwin Angerer, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Ausverkauf der heimischen Wirtschaft nach bevorstehender Pleitewelle im Tourismusbereich verhindern“.
Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Entschließungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.
Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Gerald Hauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend „dringende Unterstützung für vom Lockdown massiv betroffene Sportartikelhändler und Skiverleiher in Tourismusregionen“.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.
Bericht des Volksanwaltschaftsausschusses über den Sonderbericht der Volksanwaltschaft betreffend „Keine Chance auf Arbeit – Die Realität von Menschen mit Behinderung“ (III-66/614 d.B.)
Präsident Ing. Norbert Hofer: Wir gelangen nun zum 9. Punkt der Tagesordnung.
Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.
Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Kira Grünberg. – Bitte, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Zuallererst möchte ich mich bei der Volksanwaltschaft für den Bericht „Keine Chance auf Arbeit – Die Realität von Menschen mit Behinderung“ recht herzlich bedanken.
In diesem Bericht halten die Volksanwälte fest, dass die Situation von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt in Österreich unbefriedigend und unzulässig ist. Dem muss ich leider Gottes teilweise zustimmen, denn für Menschen mit Behinderung ist es im Vergleich zu nicht behinderten Menschen immer noch ungleich schwieriger, eine Anstellung zu finden. Menschen mit Behinderung haben auch im Jahr 2021 kaum eine Chance am regulären Arbeitsmarkt. Die Situation hat sich gerade im letzten Jahr während der Coronapandemie verschärft. Gott sei Dank konnte das Arbeitsmarktpaket viele Dinge auffangen und weitreichendere negative Auswirkungen abfangen, denn damit konnten viele Arbeitsplätze von Menschen mit Behinderung gesichert werden.
Die Volksanwälte zeigen im Bericht auch die Problematik der derzeitigen Situation von Menschen mit Behinderung in Tagesstrukturen auf, denn Menschen mit Behinderung,
die in Tagesstrukturen arbeiten – und ich verwende ganz bewusst das Wort arbeiten –, sind nicht selbstständig sozialversichert. Sie sind bei ihren Eltern mitversichert und gelten somit mehr oder weniger als Kinder; wenn ein Elternteil stirbt, bekommen sie auch Waisen- oder Halbwaisenpension.
Ich finde, das ist einfach nicht mehr zeitgemäß und entspricht auch nicht der UN-Behindertenrechtskonvention. Deshalb ist im Regierungsprogramm festgehalten, dass wir diese Situation ändern wollen und auf jeden Fall auch ändern müssen. Wir wollen, dass die Menschen, die in Tagesstrukturen arbeiten, einen Lohn bekommen und nicht ein Taschengeld, dass sie selbstständig sozialversichert sind und für sich selber in die Pensionskasse einzahlen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Ein ganz entscheidender Punkt ist auch die Feststellung der Arbeitsfähigkeit beziehungsweise der dauerhaften Arbeitsunfähigkeit. Es gibt in Österreich extrem tolle Möglichkeiten, damit Menschen mit Behinderung mehr Möglichkeiten am Arbeitsmarkt bekommen. Österreich verfügt mit dem Netzwerk Berufliche Assistenz, mit den Neba-Dienstleistungen, über ein sehr ausdifferenziertes und bedarfsgerechtes System zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung. Dazu zählen unter anderem das Jugendcoaching, das Jobcoaching, die Berufsausbildungsassistenz, die Arbeitsassistenz und – jetzt neu – das Betriebsservice, das es ermöglicht, Menschen mit Behinderung mehr Chancen am Arbeitsmarkt zu bieten.
Das große Problem ist nun aber, dass Menschen mit Behinderung, die als dauerhaft arbeitsunfähig eingestuft werden, keinen Zugriff auf diese Leistungen haben, und das muss unbedingt geändert werden. Deshalb haben wir heute schon einen Selbständigen Entschließungsantrag genau zu diesem Thema eingebracht, der dem Sozialausschuss zugewiesen wird, und ich freue mich schon sehr, noch einmal tiefer in das Thema einzutauchen und all diese Themen im Ausschuss zu diskutieren.
Das Thema Arbeitsmarkt und Menschen mit Behinderung ist ein sehr komplexes Thema, denn es gibt unterschiedlichste Arten und Schweregrade von Behinderungen. Deswegen braucht es meist auch sehr individuelle und auf den Menschen angepasste Lösungen. Ich freue mich schon, weiterhin an verschiedenen Schrauben zu drehen, um die Situation von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt zu verbessern. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
14.47
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Rudolf Silvan. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Rudolf Silvan (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause! Es ist eine Freude, zu sehen, dass auf der Regierungsbank diesmal Menschen Platz genommen haben, die sich wirklich für die Interessen und Bedürfnisse der Bevölkerung interessieren. – Herzlichen Dank für die Arbeit der Volksanwaltschaft, herzlichen Dank für diesen Sonderbericht.
Meine Kollegin Grünberg hat schon einige Dinge ausgeführt. Es gibt in Österreich über 20 000 Frauen und Männer, die täglich zur Arbeit gehen, die täglich 8 Stunden oder mehr Arbeit verrichten, die wöchentlich 40 Stunden oder mehr Arbeit verrichten, die das jahrzehntelang machen und trotzdem keinen Lohn bekommen, trotzdem keinen Urlaubszuschuss bekommen, kein Weihnachtsgeld bekommen und sozialversicherungsrechtlich nicht abgesichert sind, also auch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben und nach lebenslanger Arbeit keinen Anspruch auf eine Pension haben. Das sind Menschen mit Behinderung.
Menschen mit Behinderung haben in Österreich zwei Möglichkeiten, nämlich einerseits zum Nichtstun verdammt zu sein und zu Hause zu sitzen, andererseits in einer Behindertenwerkstätte Beschäftigung zu finden, mit einem Taschengeld von 5 bis maximal 100 Euro pro Monat – das ist eher die Ausnahme. Damit ist ein selbstbestimmtes Leben nicht möglich.
Aus Sicht der Sozialdemokratie sind diese Lebensumstände im 21. Jahrhundert in Österreich nicht länger zu akzeptieren. Es sind vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen, die den Betroffenen den Zugang zum Ersten Arbeitsmarkt verwehren, denn diese Menschen wollen und können mehr leisten. Die Arbeitslosenquote in diesem Bereich ist von 2007 bis 2017 um 139 Prozent gestiegen.
Aktuell haben wir in diesem Bereich 97 757 Menschen mit Behinderung, die Arbeit suchend sind, das sind um 15 000 mehr als im Februar 2020. Und ich sage es hier ganz ehrlich, auch wenn wir es heute schon ein paarmal gehört haben: Anstatt sich an der Justiz abzuarbeiten, sollte der Bundeskanzler für diese Menschen sorgen, sollte er sich für diese Menschen einsetzen. (Beifall bei der SPÖ.)
Deswegen bringen wir folgenden Entschließungsantrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Rudolf Silvan, Mag. Christian Ragger, Fiona Fiedler, BEd, Kolleginnen und Kollegen betreffend „die Realität von Menschen mit Behinderung“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert,
1. die Umsetzung von Artikel 27 der UN Behindertenrechtskonvention (Dieser normiert, dass alle Menschen das Recht haben, in einem richtigen Arbeitsverhältnis zu arbeiten und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können) voranzutreiben und
2. dem Nationalrat eine Regierungsvorlage vorzulegen, mit der dieses Recht auch national im Art. 7 B-VG, im § 7 Behindertengleichstellungsgesetz und im § 1 Bundesbehindertengesetz umgesetzt wird sowie
3. mit den Länder in Verhandlungen einzutreten, um dies auch in den Zielsetzungen der Behindertengesetze der Länder zu realisieren.
4. Die Bundesregierung wird in diesem Zusammenhang ebenso aufgefordert, dazu rasch die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und die notwendigen gesetzlichen Initiativen dem Nationalrat vorzulegen (z.B. Entfall der Figur der Arbeitsunfähigkeit im Sozialrecht, Einbau der Legalvermutung, dass alle Behinderten bis zum Nachweis des Gegenteils als arbeitsfähig gelten, Schaffung eines erweiterten, durchlässigen Arbeitsmarktes für Menschen mit Behinderungen, Zugang zu Leistungsangeboten für alle Menschen mit Behinderungen zu den Leistungen des Sozialministeriumservice sowie des Ausgleichstaxfonds, Zugang zu sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung in Inklusiven Betrieben im Rahmen des Arbeitsrechts auf Grundlage einer kollektivvertraglichen Entlohnung).“
*****
Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
14.51
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Rudolf Silvan, Mag. Christian Ragger, Fiona Fiedler BEd
Kolleginnen und Kollegen
betreffend die Realität von Menschen mit Behinderung
eingebracht im Zuge der Debatte zum Sonderbericht der Volksanwaltschaft 2019 - Keine Chance auf Arbeit – Die Realität von Menschen mit Behinderung (III-66/614 d.B.)
In Österreich kann die Situation von vielen Menschen mit Behinderung in Bezug auf ihre Arbeitsmöglichkeiten am besten mit folgenden Worten beschrieben werden: „unbefriedigend und unzulässig“.
Die meisten Menschen mit Behinderung, denen eine Leistungsfähigkeit von unter 50 % attestiert wurde, haben derzeit nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie sind in einer Beschäftigungstherapiewerkstätte bzw. ähnlicher, sogenannter Tagesstruktur (Werkstätten) tätig oder sie sind zum Nichtstun verurteilt.
Die Kommissionen der Volksanwaltschaft haben in den vergangenen Jahren fast 600 Besuche in Einrichtungen von Menschen mit Behinderung absolviert. Dabei wurden zahlreiche Beschwerden von Betroffenen, Angehörigen, Expertinnen und Experten aber auch Einrichtungen zu diesem Thema geäußert. Aus diesem Grund möchte die Volksanwaltschaft mit diesem Bericht auf die unzureichende Situation hinweisen. Das bedeutet aber nicht, dass in Einrichtungen schlecht gearbeitet wird. Viele Menschen mit Behinderung haben sich bei Befragungen grundsätzlich zufrieden und positiv über die Betreuung geäußert. Das Personal ist in der Mehrzahl der Werkstätten sehr engagiert und begegnet den Betroffenen mit besonderer Wertschätzung. Kommissionen der Volksanwaltschaft bezeichneten mehrere Einrichtungen als Best-Practice-Beispiele. Gleichzeitig sind aber die (gesetzlichen) Rahmenbedingungen problematisch (aus der Einleitung des gegenständlichen Berichtes).
Auch das Zentrum für Sozialwirtschaft hat sich am Internationalen Tag für Menschen mit Behinderung mit Forderungen an die Öffentlichkeit gewandt. Es sollen wegen der Bedeutsamkeit der Materie diese Forderungen und die Anliegen der Volksanwaltschaft mit dem gegenständlichen Entschließungsantrag unterstützt und gestärkt werden.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an die Bundesregierung folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
Entschließung
„Die Bundesregierung wird aufgefordert,
1. die Umsetzung von Artikel 27 der UN Behindertenrechtskonvention (Dieser normiert, dass alle Menschen das Recht haben, in einem richtigen Arbeitsverhältnis zu arbeiten und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können) voranzutreiben und
2. dem Nationalrat eine Regierungsvorlage vorzulegen, mit der dieses Recht auch national im Art. 7 B-VG, im § 7 Behindertengleichstellungsgesetz und im § 1 Bundesbehindertengesetz umgesetzt wird sowie
3. mit den Länder in Verhandlungen einzutreten, um dies auch in den Zielsetzungen der Behindertengesetze der Länder zu realisieren.
4. Die Bundesregierung wird in diesem Zusammenhang ebenso aufgefordert, dazu rasch die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und die notwendigen gesetzlichen Initiativen dem Nationalrat vorzulegen (z.B. Entfall der Figur der Arbeitsunfähigkeit im Sozialrecht, Einbau der Legalvermutung, dass alle Behinderten bis zum Nachweis des Gegenteils als arbeitsfähig gelten, Schaffung eines erweiterten, durchlässigen Arbeitsmarktes für Menschen mit Behinderungen, Zugang zu Leistungsangeboten für alle Menschen mit Behinderungen zu den Leistungen des Sozialministeriumservice sowie des Ausgleichstaxfonds, Zugang zu sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung in Inklusiven Betrieben im Rahmen des Arbeitsrechts auf Grundlage einer kollektivvertraglichen Entlohnung).“
*****
Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, er ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit auch mit in Verhandlung.
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Mag. Christian Ragger. – Bitte, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Mag. Christian Ragger (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren des Hohen Hauses! Geschätzte Volksanwaltschaft! Ich möchte nahtlos an meinen Vorredner und Kollegen anschließen und an unseren heute gemeinsam eingebrachten Antrag. Ich glaube, dass es wirklich an der Zeit ist, einmal vor Augen zu führen, dass wir in Österreich vor einer Situation stehen, die für mich unvorstellbar ist, nämlich dass es heutzutage bei uns Menschen gibt, die unter jeder Würde, unter jeder Kritik entlohnt werden, und dass wir einfache Fragen aufwerfen, die nicht einmal in einem Dritte-Welt-Land vorstellbar wären.
Fragen Sie sich doch einmal selbst, wie es wäre, wenn Sie im Monat 5 Euro Entlohnung bekämen, vielleicht sogar, so wie es im Sonderbericht ausgewiesen ist, maximal 200 Euro! Fragen Sie sich doch einmal selbst, wie es wäre, keine Arbeitslosenversicherung zu haben! Fragen Sie sich doch einmal selbst, wie es wäre, weder unfall- noch kranken- noch pensionsversichert zu sein! Fragen Sie sich doch einmal selbst, ob Sie sich mit diesem Geld jemals einen eigenständigen selbstbestimmten Aufbau Ihres Vermögens leisten könnten! – Sie werden schnell unisono, alle Abgeordneten hier in diesem Hohen Haus, zu dem Schluss kommen: Das ist denkunmöglich. Und das spiegelt dieser Sonderbericht heute wider, nämlich dass wir es in unserer Gesellschaft nicht zustande bringen, dass sich diese Menschen selbstbestimmt versorgen können, dass man sie nicht selbst versorgen lässt und letztendlich auch, dass wir ein Recht auf eine ordnungsgemäße Entlohnung hier gesetzlich festlegen.
Das war die Grundüberlegung sowohl der NEOS, der SPÖ als auch von uns, sodass wir heute neben diesem Ausschuss und dem Ausschussbericht diesen Entschließungsantrag eingebracht haben, und ich glaube, dass es selbstverständlich und selbstredend angebracht ist – und die Volksanwaltschaft hat dem auch entsprechend die Zustimmung erteilt –, dass es an der Zeit ist, diese gesetzliche Regelung zu schaffen.
Inklusiver Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung heißt heute, wie wir in der Gesellschaft mit unseren Menschen umgehen, und wir alle müssen uns selbst mit Blick auf diese Personen die Frage stellen: Schaffen wir das gemeinsam in dieser Gesellschaft oder schaffen wir es nicht? – Daher: Unterstützen auch Sie – die ÖVP und vielleicht auch die Grünen – diesen Entschließungsantrag, und wir würden ein gutes Stück des Weges miteinander gehen können, um ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Beeinträchtigungen sicherzustellen! – Danke. (Beifall bei FPÖ und NEOS.)
14.54
Präsident Ing. Norbert Hofer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Heike Grebien. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.
Abgeordnete Heike Grebien (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Volksanwälte! Sehr geehrte Kollegen und Kolleginnen! Werte ZuseherInnen! Der Volksanwaltschaftsbericht aus dem Jahr 2019 mit dem Titel „Keine Chance auf Arbeit – Die Realität von Menschen mit Behinderung“ zeigt das auf, worüber wir hoffentlich mittlerweile alle Bescheid wissen.
Die Hauptprobleme, die im Bericht skizziert werden und an denen wir Grüne nun schon seit einem Jahr intensiv arbeiten, wurden auch von der BürgerInneninitiative, die wir im letzten Oktober hier behandelt haben, angesprochen. Die Kritik der BürgerInneninitiative bezieht sich auf die Kriterien, anhand derer die PVA Menschen mit Behinderungen Arbeitsfähigkeit oder Arbeitsunfähigkeit attestiert.
Menschen mit Behinderungen – das geht aus dem Bericht hervor und wurde von einigen KollegInnen schon erwähnt – wird sehr schnell nach dem Verlassen der Schule die Arbeitsunfähigkeit attestiert. Damit werden ihnen weitere Chancen am Arbeitsmarkt verbaut.
Die Folgen sind der Besuch von Tageswerkstätten und Taschengeld statt Lohn. Zwar sind die Menschen dort unfallversichert, sie haben aber keine eigene Sozialversicherung, keine eigene Pensionsversicherung und sie bleiben ein Leben lang BittstellerInnen im österreichischen System.
Die Durchlässigkeit der Tagesstrukturen ist dabei sehr gering. Lediglich ein Bruchteil der Menschen schafft es aktuell, diese zu verlassen und eine Arbeit am allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden. Das muss sich ändern. (Beifall bei den Grünen, bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Brandstätter.)
Diese Kriterien orientieren sich ausschließlich am medizinischen Modell von Behinderungen und nicht, wie von der UN-Behindertenrechtskonvention und uns Grünen gefordert, am sozialen Modell von Behinderungen. Dementsprechend bringen wir heute einen Selbständigen Entschließungsantrag ein, der sich an den Bundesminister für Soziales sowie an den Bundesminister für Arbeit wendet und unter anderem Folgendes beinhaltet:
Die Feststellung der Arbeitsfähigkeit beziehungsweise Arbeitsunfähigkeit muss dem Paradigma des sozialen Modells entsprechen. Das bedeutet, die Kompetenz der einzelnen Person muss im Vordergrund der Begutachtung stehen und auch bestehende Unterstützungsstrukturen müssen mitgedacht und mitgeplant werden. Das bedeutet aber auch, dass die Feststellung einer dauerhaften Arbeitsunfähigkeit bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres einer Person nicht vorgesehen ist.
Im Frühjahr 2019 wurde auf Anregung des ATF-Beirats eine Studie zur Arbeitsfähigkeit und Arbeitsunfähigkeit von Menschen mit Behinderungen in Auftrag gegeben. Sie ist an der Uni Klagenfurt in Auftrag gegeben worden und soll voraussichtlich im Herbst 2021 fertiggestellt werden. Aufbauend auf diese soll möglichst bald ein Gesamtkonzept zur Umsetzung dieser Maßnahmen erstellt werden.
Ich freue mich schon, diesen Antrag mit Ihnen allen im nächsten Ausschuss für Arbeit und Soziales zu diskutieren. Werte KollegInnen der Opposition: Das ist ein sehr komplexes Thema, wie Kollegin Grünberg schon gesagt hat, und wir werden das in diesem Ausschuss diskutieren. Deswegen bringen wir den Antrag auch so ein: damit wir ihn dann gemeinsam diskutieren können.
In der Arbeitsstiftung wurden auf Druck der Grünen Menschen mit Behinderungen aufgenommen und besonders berücksichtigt. Hierzu freue ich mich, bald vom zuständigen Arbeitsminister mehr darüber zu erfahren. Gesamt lässt sich aber eines festhalten: Die Stereotype über Menschen mit Behinderungen sitzen tief in den Köpfen der Menschen in Österreich.
Wenn Menschen ohne Behinderungen sich nicht vorstellen können, dass Menschen mit Behinderungen inklusiv beschult werden, danach eine Lehre machen, eine Ausbildung machen, Studiengänge besuchen und erfolgreich abschließen, politische Positionen besetzen, eine Firma gründen und so weiter, dann ist es meiner Meinung nach unter anderem unsere Aufgabe, hier von Best-Practice-Beispielen zu berichten, sie zu fördern und auszubauen, damit sie sich vorstellen können, was andere schon lange wissen und sehen.
Nehmen wir den Unternehmern die Angst vor der Verantwortung, Menschen mit Behinderungen einzustellen! Die Beratungsstelle Wibs aus Innsbruck – das ist eine Beratungsstelle von Menschen mit Lernschwierigkeiten für Menschen mit Lernschwierigkeiten – hat schon vor vielen Jahren gesagt: „Den größten Teil der Verantwortung können Sie ruhig Menschen mit Behinderungen überlassen“. – Wir aber müssen ihnen die Chance geben, diese Verantwortung auch wahrnehmen zu können! Ich habe auch heute wieder eine Liste mit Best-Practice-Beispielen mitgenommen; sie liegt bei mir hinten am Platz. Wieder einmal lade ich Sie auch ein: Kommen Sie auf mich zu! (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)
Abschließend möchte ich an dieser Stelle noch meinen Dank an die Volksanwälte aussprechen, die mit ihrem wichtigen Bericht und Einsatz für Menschen mit Behinderungen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass wir immer wieder darüber diskutieren, denn das ist in unserem Land noch immer notwendig. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
14.59
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich darf nun die Verhandlungen zum Tagesordnungspunkt 9 unterbrechen.
Wir gelangen zur kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung mit der Ordnungszahl 4709/AB.
Die erwähnte Anfragebeantwortung ist bereits verteilt worden, sodass sich eine Verlesung erübrigt. Wir gehen daher gleich in die Debatte ein.
Ich darf darauf aufmerksam machen, dass gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung kein Redner länger als 5 Minuten sprechen darf, wobei dem Erstredner zur Begründung eine Redezeit von 10 Minuten zukommt. Stellungnahmen von Mitgliedern der Bundesregierung oder zu Wort gemeldeten Staatssekretären sollen nicht länger als 10 Minuten dauern – das ist eine Sollzeit.
Ich darf nun Abgeordneten Brückl als Antragsteller bitten, die Debatte zu eröffnen. Die Redezeit, Herr Abgeordneter, beträgt 10 Minuten. – Bitte sehr.
Abgeordneter Hermann Brückl, MA (FPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Wir erleben gerade die schwerste Bildungskrise der Zweiten Republik. Sie, Herr Bundesminister, sind beziehungsweise – das wissen wir beide – Ihr Kabinett ist nicht bereit, hier in diesem Haus, in diesem Parlament – im Herzen unserer Demokratie – über diese Krise, über
die Probleme, die wir haben, zu reden und zu debattieren. Eine Sitzung des für Bildungsfragen zuständigen Unterrichtsausschusses wird es erst nach Ostern, irgendwann im April, geben. Herr Bundesminister, da Sie dazu nicht bereit waren oder Ihr Kabinett keinen früheren Termin zugesagt hat, haben wir Sie eben heute hierhergebeten. Ich würde Ihnen überhaupt vorschlagen, sich die nächsten Plenartage in Ihrem Terminkalender freizuhalten, wenn wir keine früheren Termine für die Ausschusssitzungen bekommen.
Herr Bundesminister, wir haben eine an Sie gerichtete parlamentarische Anfrage in schriftlicher Form eingebracht, und wir wollten wissen, auf welche Rechtsgrundlage Sie sich bei der Erlassung der Verordnung zur sogenannten Maskenpflicht an unseren Schulen stützen. Diese Frage birgt eine so große Brisanz, weil der Verfassungsgerichtshof ja bereits einmal eine solche von Ihnen erlassene Verordnung aufgehoben hat – damals allerdings mehr oder weniger aus formalen Gründen, weil Sie dem Verfassungsgerichtshof trotz Aufforderung keine Akten betreffend das Zustandekommen dieser Verordnung vorgelegt haben und deshalb auch nicht nachvollziehbar darlegen konnten, weshalb die Maßnahmen erforderlich waren. Auf weitere Bedenken ist der Verfassungsgerichtshof nicht mehr eingegangen. Wir wollten also von Ihnen wissen, auf welche Rechtsgrundlage Sie sich bei der Maskenpflicht an unseren Schulen berufen.
In Ihrer Antwort, Herr Bundesminister, betonen Sie unter anderem die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler und verweisen auf die §§ 44, 44a Abs. 1 und § 49 Abs. 1 Schulunterrichtsgesetz.
In § 49 Abs. 1 heißt es: „An allgemein bildenden Pflichtschulen ist ein Ausschluss nur zulässig, wenn das Verhalten des Schülers eine dauernde Gefährdung von Mitschülern oder anderer an der Schule tätigen Personen hinsichtlich ihrer Sittlichkeit, körperlichen Sicherheit oder ihres Eigentums darstellt und die Erfüllung der Schulpflicht gesichert ist.“ – Das ist ja der entscheidende Teil: „die Erfüllung der Schulpflicht gesichert ist“.
Herr Bundesminister, das wirft zwei Probleme auf. Zum einen: § 49 umfasst auch noch die Absätze 2 und 3, in denen es um die formale Vorgehensweise beim Schulausschluss geht, in denen es darum geht, Eltern, Schülern ein rechtliches Gehör einzuräumen, denn das wird ihnen ja in der derzeitigen Vorgehensweise nicht zuerkannt.
Das zweite Problem ist eben die Erfüllung der Schulpflicht, Herr Bundesminister. Kinder, die keine Masken tragen wollen oder auch tragen können – das Gleiche gilt ja auch für das Testen, gestern waren es die Masken, heute ist es das Testen –, die sich nicht testen lassen wollen oder können, werden ausgeschlossen. Es geht dabei tatsächlich um die körperliche Unversehrtheit unserer Kinder, es geht um den psychischen Stress, dem unsere Kinder ausgesetzt sind, es geht um ihre Seelen. (Zwischenruf der Abg. Salzmann.) Man quält sie ja tatsächlich, denn die Kinder sitzen in der Klasse, warten dort 20 Minuten, eine halbe Stunde auf dieses Testergebnis – das ist eine Qual für diese Kinder. Herr Bundesminister, ich weiß ganz genau, dass Sie das auch nicht wollen; so sind Sie ja nicht, das sind nicht Sie, Herr Bundesminister.
Es geht um Fröhlichkeit bei unseren Kindern, Herr Bundesminister, es geht um ihre Unbeschwertheit, es geht um die Ängste, es geht um die Sorgen der Eltern, der Väter, der Mütter – und sie alle sind keine Coronaleugner, sie sind keine Testverweigerer, sie sind keine Maskenverweigerer, sie sind keine Impfverweigerer, aber sie haben ganz einfach Angst um ihre Kinder, sie machen sich Sorgen, weil die Kinder vom Unterricht ausgeschlossen werden, Herr Bundesminister. (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Bundesminister, sogar Kinder, die aus verschiedensten gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen können, die sich nicht testen lassen können, die die Maske nicht tragen
können, werden ausgesperrt. Die Bildungsdirektionen – das muss ich Ihnen schon auch sagen, denn diese Mitteilung erhalten wir von den Menschen draußen, von der Bevölkerung – gehen da sehr gnadenlos vor, oftmals weit überschießend und oftmals wirklich ohne Gespür. (Abg. Salzmann: Das ist eine massive Unterstellung, die nicht stimmt!) Ich denke, da müssen Sie auch Einhalt gebieten, weil sich dann ja die Frage stellt, inwieweit Sie diese Bildungsdirektionen im Griff haben, Herr Bundesminister. Ich bitte Sie, dass Sie da wirklich einlenken und eingreifen, denn, wie gesagt, das sind nicht Sie, das wollen Sie ja auch nicht.
Die Kinder werden also alleine gelassen. Es gibt Schulen, in denen ihnen keine Unterlagen zur Verfügung gestellt werden – auch das wissen wir –, und es gibt Eltern, denen mit dem Jugendamt gedroht wird. Herr Bundesminister, auch da gilt es, von Ihrer Seite Einhalt zu gebieten, weil wir wissen, dass Sie das ja tatsächlich nicht wollen.
Wir dürfen also keine Kinder zurücklassen – ich glaube, darüber sind wir uns alle einig. Wenn ich nur an Oberösterreich denke: Dort waren – die Zahlen sind sehr aktuell – in der ersten Schulwoche 1 521 Kinder nicht in der Schule. Das bedeutet, dass es auf ganz Österreich umgelegt Hunderte Schulklassen gibt, die nicht am Unterricht teilnehmen. Was passiert mit diesen Kindern, Herr Bundesminister? Sie haben in Wirklichkeit das Schicksal dieser Kinder selber in der Hand, Sie haben es in der Hand – wir dürfen sie einfach nicht verlieren, wir dürfen niemanden verlieren, Herr Bundesminister. Das wirft ja die nächste Frage auf: Wie werden Kinder, die vom Unterricht ausgeschlossen sind, beurteilt? Alleine in Oberösterreich sind 1 521 Kinder, österreichweit, wie gesagt, Hunderte Schulklassen betroffen.
Ich darf aber zurück zur Anfrage kommen, Herr Bundesminister, zur Maskenpflicht: Haben Sie sich den Unterricht in unseren Oberstufen, in der Sekundarstufe II, schon einmal angesehen, Herr Bundesminister? Der Unterricht erfolgt an zwei Tagen in der Woche mit FFP2-Maske, und da sitzen diese Jugendlichen – unsere Kinder – in den Klassenzimmern, apathisch, reaktionslos, es findet kein lebhafter Unterricht statt. (Abg. Salzmann: Das ist ja eine unglaubliche Unterstellung ...!) Das ist eine Tatsache, da könnt ihr bestreiten, was ihr wollt – wir wissen es, weil uns das auch die Lehrer sagen. Der Wunsch der Schüler geht mittlerweile so weit, dass sie sagen: Im Grunde genommen war es besser, zu Hause unterrichtet zu werden, als diese Qualen, die wir in den Schulen erleiden! (Zwischenruf der Abg. Salzmann.)
Das ist der Wahnsinn, Herr Bundesminister, da müssen Sie wirklich handeln! Das darf so nicht weitergehen – auch weil es so gut wie keine Maskenpausen gibt. Es wird bei offenen Fenstern unterrichtet, die Schüler sitzen mit der Pudelhaube und mit dem Anorak in den Klassenzimmern, frieren, haben die Maske auf. (Abg. Salzmann: In welchen Schulen ...?) Also das ist wirklich nicht nachvollziehbar. Das ist aus unserer Sicht massiv überzogen, und das verstehen wir ganz einfach nicht.
Die Bundesschülervertretung, Herr Bundesminister, hat diese Woche eine Umfrage veröffentlicht oder uns zugesandt – ich nehme an, Sie kennen sie –, bei der 7 363 Schüler befragt wurden. Unter anderem wurde gefragt: Wie sehr beeinflusst Covid deine Psyche im Schulalltag? – Darauf haben 73 Prozent der Schüler geantwortet: sehr stark bis stark. – Eine andere Frage war: Gibt es an deiner Schule Unterstützungsmöglichkeiten, die du in Anspruch nehmen kannst? – Darauf haben 67 Prozent mit Nein geantwortet, Herr Bundesminister. Auch da, denke ich, müssen Sie ansetzen. Eine Frage war: Hast du das Gefühl, den Unterrichtsstoff aktuell ausreichend gelehrt zu bekommen? – 67 Prozent sagen Nein. Auch da gilt es, zu reagieren, Herr Bundesminister.
Es geht nämlich auch ohne Tests, es geht ohne Maskenzwang in den Schulen, und es geht auch fünfmal pro Woche, nicht nur zweimal. Sie wissen, wir haben das auch immer wieder hervorgehoben: Selbstverständlich gilt es, die Hygienevorschriften einzuhalten,
selbstverständlich gilt es, Abstand zu halten. Es soll mir egal sein: Von mir aus tragen die Kinder auf den Gängen Maske, waschen sich die Hände – aber setzen Sie Trennwände ein, setzen Sie Raumlüfter ein!
Es gibt von der Universität der Bundeswehr München Studien dazu, die haben dieses Konzept bereits um- und eingesetzt. Fragen Sie dort nach! Unterricht ist möglich, fünfmal in der Woche, ohne Maske und ohne Tests. Herr Bundesminister, wenn wir regieren würden, wir würden das so machen. Derzeit sind Sie dran, ich bitte Sie tatsächlich, das auch so umzusetzen. Ich richte noch einmal meinen Appell an Sie: Reden Sie mit dem Institutsleiter der Universität der Bundeswehr München, Dr. Kähler. Er hat das erforscht, er hat das getestet.
Herr Bundesminister, bieten Sie unseren Kindern einen unbelasteten Schulalltag! Beenden Sie diese experimentelle Politik! Das tut unseren Kindern nicht gut. Wir haben Probleme en masse, auch im Hinblick auf die Bildungsrückstände, die entstanden sind. Bitte lassen Sie einen normalen Unterricht für unsere Kinder zu! (Beifall bei der FPÖ.)
15.10
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Bundesminister Faßmann. – Bitte.
Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder des Nationalrates! Ich danke Ihnen, Herr Abgeordneter Brückl, für die Thematisierung der Anfragebeantwortung zum Thema Rechtsgrundlage der Maskenpflicht, auf die ich gleich zu sprechen kommen werde.
Ich denke, uns verbindet über alle Parteigrenzen hinweg die Sorge um eine funktionierende Schule in der Pandemie. Es ist, so meine ich, Ihnen allen nicht verborgen geblieben, dass ich für eine Schule mit Präsenz immer eingetreten bin und alles dafür tue, damit dies möglich bleibt. Schulöffnungen sind aus bildungspolitischen, aber auch sozialpolitischen und sozialpsychologischen Gesichtspunkten heraus dringend notwendig.
Mich haben die Aussagen des Leiters der Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Paul Plener berührt, der auf die gestiegene Anzahl an jungen Patienten mit unterschiedlichen Krankheitssymptomen hingewiesen hat. Die Bildungspsychologie um Christiane Spiel, Barbara Schober et cetera verweist auch auf die Schwierigkeiten: Lernmotivation, die Sinnfrage zu klären, wachsende Zukunftsängste bei den Älteren. Mich erreichen, so wie Sie wahrscheinlich auch, klarerweise viele Sorgen und Nöte der Eltern, die über Homeschooling und Homework klagen.
Es mag Virologen geben, die die Ansteckung in den Vordergrund rücken. Das verstehe ich aus deren Perspektive, aber ich muss das größere Ganze im Auge haben, und ich habe auch immer betont: Wir öffnen die Schule, aber nicht mit Hurra und Blauäugigkeit, sondern mit Respekt und Vorsicht. Ich habe auch immer auf unser dreifaches Sicherheitsnetz hingewiesen: Ausdünnung, Maske und Testen.
Das Testen ist ein großes und wichtiges Projekt, denn wir können damit sicherstellen, dass hochinfektiöse Schüler, Lehrer und sonstiges Personal an der Schule identifiziert werden. Wir können den Eltern Sicherheit geben, dass ihre Kinder in einer einigermaßen sicheren Umgebung unterrichtet werden, nicht und niemals zu 100 Prozent, aber mit einer Verlässlichkeit, die wir vorher nicht hatten.
Herr Brückl, ich denke, das ist unser geteiltes Ziel: Schule offen zu halten. Wir können das aber nicht erreichen, wenn wir so tun, als ob es keine Infektionen gäbe, und einfach wegschauen. Wir würden das Vertrauen der Eltern, aber auch der Lehrer und Lehrerinnen
verlieren und die Sicherheit der Kinder gefährden. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Hamann.)
Wir haben daher unser Testprogramm seit nunmehr in etwa drei Wochen installiert. Wir haben letzte Woche 554 Personen positiv getestet – Schüler und Lehrer waren dabei. Wir haben 554 Personen, die möglicherweise andere Lehrer oder andere Mitschüler angesteckt hätten, der Gesundheitsbehörde übergeben, und es waren nicht nur 554 Fälle, sondern 554 Haushalte mit Müttern, Vätern und Geschwistern, die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ebenfalls infiziert sind.
Ich habe auch immer gesagt, wir müssen lernen, mit dem Virus umzugehen, es zu entdecken und Infektionsketten zu unterbrechen, denn das Senken der Inzidenz auf 35, 20, 7 oder 0 ist, glaube ich, in einem Binnenland wie Österreich eine Illusion.
Nicht ohne Stolz möchte ich auch bemerken, dass mein Haus bei der aktiven Pandemiebekämpfung nicht nur Zuschauer war und ist. Wir haben mit Peter Hacker in Wien zusammengearbeitet und haben mitgeholfen, die Gurgelstudie dort auszurollen. Wir haben zusammen mit Michael Wagner und Kollegen von vier medizinischen Universitäten ein Monitoring aufgebaut, und wir haben die niederschwelligen Antigentests, die in der Diktion der Parteivorsitzenden Rendi-Wagner immer als Wohnzimmertests bezeichnet worden sind, in die Schule gebracht.
Wie macht Österreich das? – Das fragen uns unsere Nachbarstaaten Deutschland, Frankreich, die Tschechische Republik und andere mehr.
Zu diesem Sicherheitsnetz zählt auch – Herr Brückl, Sie haben es richtig erwähnt – unser Mund-Nasen-Schutz. Damit bin ich bei Ihrer Anfrage und der konkreten Frage nach den rechtlichen Grundlagen dieser Maskenpflicht. Wir haben den § 44 des Schulunterrichtsgesetzes in unserer Anfragebeantwortung angeführt, und dieser sagt – ich verkürze extrem, damit es nicht zu lange wird –: „Der zuständige Bundesminister“ darf „Maßnahmen zur Sicherheit der Schüler in der Schule [...] sowie zur Ermöglichung eines ordnungsgemäßen Schulbetriebes“ durch Verordnungen „erlassen“.
Ich gebe schon zu, dass der Begriff Sicherheit in der Schule ein sehr breiter Begriff ist, ein Begriff, der schon über 50 Jahre im Schulunterrichtsgesetz verankert ist. Der Gesetzgeber hat aber ganz bewusst diesen breiten Begriff verwendet, denn Sicherheit kann ja ganz Unterschiedliches implizieren.
Dieser Sicherheitsbegriff ist auch einigermaßen ausjudiziert – anhand des Rauchverbots an Schulen, des Alkoholverbots an Schulen, und noch konkreter hat der Oberste Gerichtshof im Zusammenhang mit Katastrophenfällen über Sicherheit gesprochen und erlaubt, dass der Minister in einer Katastrophensituation Verordnungen erlassen darf. Dass Corona eine Katastrophe darstellt, Herr Brückl, ich glaube, das bestreitet ja keiner von uns.
Sie sagen in der gegenständlichen Anfrage kategorisch und ohne weitere juristische Begründung, Herr Brückl, dass § 44 – ich zitiere jetzt Sie – „keine [...] Regelungsgrundlage“ darstellt. – Hm, Rechtsmeinung gegen Rechtsmeinung.
Ich denke, der Verfassungsgerichtshof wird sich in seiner aktuellen Session auch mit dieser Frage befassen. Ich vertraue dem Rechtsstaat sowie der Gerichtsbarkeit und werde selbstverständlich Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes akzeptieren. Unterschiedliche Rechtsmeinungen, die wir hier offensichtlich haben, mögen dort entschieden werden, und wenn der Verfassungsgerichtshof zu einer Meinung kommt, die ich zu respektieren habe, dann werden Sie sehen: Ich werde sie respektieren und selbstverständlich Änderungen oder Ergänzungen vornehmen.
Ich danke der FPÖ, dass sie mir heute die Gelegenheit gegeben hat, über Testungen und einen sicheren Schulbetrieb zu referieren. – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
15.18
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Marchetti.
Nun haben alle Abgeordneten 5 Minuten Redezeit. – Bitte sehr.
Abgeordneter Nico Marchetti (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe bei den letzten Malen den Fehler gemacht und versucht, auf diese Daueraufregung, die wir hier im Hohen Haus haben, mit Daueraufregung zu antworten, und ich habe mir jetzt in der Fastenzeit vorgenommen, genau das nicht zu tun. Ich glaube, das hilft zwar nicht meiner Figur, aber vielleicht der Figur, die das Hohe Haus nach außen hin abgibt.
Zum konkreten Fall: Dazu ist, glaube ich, zu sagen, dass all diesen Menschen, egal ob sie Ängste und Sorgen haben, wie Sie sagen, Herr Brückl, begründet oder nicht begründet, seriös oder nicht seriös, oder ob sie vielleicht sogar Verschwörungstheorien hinterherhecheln, eines gemeinsam ist: Sie wollen etwas wissen und sie wollen eine Aufklärung und klare Antworten haben, und ich glaube, dafür ist dieser Dialog heute auch sehr wertvoll.
Ich möchte aber eines außer Streit stellen, bevor ich jetzt auf die einzelnen Punkte eingehe. Sie haben gesagt, der Herr Minister will etwas anderes als vielleicht sonst jemand, und haben dieses Wollen immer in den Vordergrund gestellt. Ich hoffe doch, wir sind uns einig, dass wir alle hier als Politiker, egal welcher Couleur oder auf welcher Ebene tätig, den Schülerinnen und Schülern nicht vorsätzlich etwas Böses wollen. Ich hoffe, zumindest da sind wir uns einig: Wir wollen alle das Beste! Und ich glaube, die Grundlage für das, was wir alle wollen, nämlich dass die Schulen offen sind, sind Sicherheitsvorkehrungen. Es geht einfach nicht anders! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Auch ich kriege Rückmeldungen von allen möglichen Schulpartnern, und ich gebe Ihnen recht, es ist wirklich eine unangenehme Situation. Es ist nicht lustig, zu testen; es ist nicht lustig, in einem Schichtbetrieb zu werken; es ist auch nicht lustig, eine Maske zu tragen. Ich kann diese Gefühle und diese unangenehme Situation vollkommen nachvollziehen, aber wie gesagt, wir alle wollen, dass die Schulen offen sind, und das geht nicht, indem wir einfach die Schultore aufmachen, ohne irgendwelche Vorkehrungen zu treffen (Abg. Brückl: Das haben wir auch nicht gesagt!), und dann schauen wir, was passiert. Ich sage Ihnen, was passieren wird: Die Schulen werden bald wieder zu sein, und das wollen wir nicht. (Abg. Brückl: Sie haben mir nicht zugehört!)
Mit unserem System, mit diesen drei Sicherheitsschranken, die wir eingebaut haben, bleiben die Schulen offen. Das ist die Sicherheit, die die Eltern wie auch die Schülerinnen und Schüler möchten. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Brückl: Die bieten wir!) Zum rechtlichen Aspekt dieser drei Sicherheitsvorkehrungen hat der Herr Minister schon eingehend Stellung genommen.
Die Tests funktionieren wirklich gut. Wir haben allein in der letzten Woche 1,3 Millionen Tests an den Schulen durchgeführt. Damit tragen wir zur Sicherheit nicht nur in den Schulen bei, sondern auch beim ganzen Infektionsgeschehen in Österreich (Zwischenruf des Abg. Brückl), weil wir so Cluster schnell aufdecken und schnell reagieren können. Da tun wir also nicht nur für die Schulen etwas, sondern sogar für das ganze Land. Ich halte das für eine extrem sinnvolle Maßnahme, sie steht auch international vollkommen außer Streit. Der Minister hat es gesagt: Tschechien, Deutschland, Frankreich und viele
andere Länder rufen bei uns an und fragen uns, wie das geht und warum das nicht bei ihnen schon längst so ist. Ich glaube, da sind wir ganz, ganz richtig unterwegs. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Trotzdem lehnen wir uns nicht zurück und sagen, alles super, passt schon, sondern wir sind im Dialog, zum Beispiel mit der angesprochenen Bundesschülervertretung, und versuchen laufend, dieses System zu verbessern und zu adaptieren. Wir haben auch andere Dinge erleichtert. Wir haben zum Beispiel die Frist zur Einreichung der vorwissenschaftlichen Arbeit nach hinten verschoben. Wir haben zum Beispiel auch im Bereich der Sonderpädagogik auf die Kritik reagiert und haben jetzt Testmöglichkeiten geschaffen, die adäquater sind.
Wir haben auch – und darauf bin ich wirklich sehr, sehr stolz – die Schulpsychologie besser aufgestellt, und dafür möchte ich auch gleich Werbung machen: Jede Schülerin und jeder Schüler kann unter der Nummer 0800 211 320 anrufen und bekommt da wirklich einen guten Service, einen Überblick über alle möglichen Hilfsangebote. Wir werden das weiter ausbauen, da wird in den nächsten Wochen noch etwas kommen, weil, und da haben Sie recht, ganz viele Schüler – das ist belegt durch die Bundesschülervertretung und auch andere – unter dieser gesamten Situation leiden. Wir haben das erkannt und wollen da sehr wohl etwas tun. Wir freuen uns immer über Vorschläge und sind da ein lernendes System. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Abschließend möchte ich noch sagen: Mir ist es ganz, ganz wichtig, dass wir in dieser politischen Debatte eines nicht aus den Augen verlieren: Wenn wir über Schülerinnen und Schüler reden, so geht es um die wirklich kleinsten und schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Ich glaube, wir sollten uns bei all der Polemik, die da immer wieder auch geführt wird, für die ich teilweise Verständnis habe, teilweise nicht, bitte in einem einig sein: Sagen wir den Schülern doch nicht, dass sie eine verlorene Generation sind, dass alles schlecht ist, sondern geben wir ihnen Hoffnung, geben wir ihnen ein bisschen Sicherheit mit diesen Maßnahmen, aber auch in unseren politischen Debatten! Ich glaube, das hilft ihnen wesentlich mehr als das, was hier von mancher Seite manchmal kommt. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
15.23
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Abgeordnete Hammerschmid ist zu Wort gemeldet. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Dr. Sonja Hammerschmid (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch ich möchte mich bei der FPÖ bedanken, nämlich dafür, dass wir dieses Thema heute wieder auf der Tagesordnung haben. (Abg. Wurm: Gerne!) Es ist gut und wichtig, über Bildung in Österreich zu reden.
Was ist Fakt? – Seit Ende Jänner besteht eine Situation an der Kinderpsychiatrie im AKH, die zum Himmel schreit. Die Ärzte stehen vor der Situation, dass sie Kinder auswählen müssen, die sie betreuen können, und die anderen Kinder wieder wegschicken müssen. Das zeigt sehr drastisch, wie die Situation ist und wo wir stehen.
Es sind nicht nur enorme Lerndefizite, die sich durch Distancelearning und Homelearning aufgetan haben, sondern es geht auch um die psychische Gesundheit unserer Kinder, die wirklich auf dem Spiel steht. Wir haben bereits im Sommer als Sozialdemokratie ein Konzept dazu erstellt, wie sichere Schule im Herbst funktionieren kann, doch fand unser Konzept damals kein Gehör bei der Bundesregierung. Auch Sie, lieber Herr Minister Faßmann, schenkten uns damals kein Gehör. Dieses Konzept fußte in Wahrheit auf ganz simplen Maßnahmen: Engstmaschiges Testen der Pädagoginnen und Pädagogen,
aber auch der Schülerinnen und Schüler, ein ausgeklügeltes Hygienekonzept und natürlich prioritäres Impfen der Pädagoginnen und Pädagogen. Die Tests sind, Gott sei Dank, in der Schule endlich angekommen.
Liebe FPÖ! Natürlich wäre es mir lieber, wenn die Kinder ohne Maske in der Schule sitzen könnten, aber gleichzeitig ist es uns auch wichtig, dass die Schule ein sicherer Ort ist; und solange wir diese Infektionszahlen haben und das Impfen so schleppend vonstattengeht, geht es für ältere Kinder und Pädagoginnen und Pädagogen schlichtweg nicht ohne Masken.
Die Masken sind aber nicht das, was mich in der Nacht umtreibt und nicht schlafen lässt. Wir hoffen, dass diese Masken früher oder später wieder weggelegt werden können und dass sie vergessen werden. Was mich umtreibt, sind die langfristigen Nachwirkungen dieser Pandemie, nämlich die Lerndefizite, die pädagogischen Defizite und die psychischen Folgen für unsere Kinder. Das ist das Problem. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Künsberg Sarre.)
Das Problem dabei ist, dass die Förderstunden, die Sie versprochen haben, bis jetzt nicht angekommen sind. Bereits in der Sitzung des Unterrichtsausschusses vom 2. Dezember – ich habe heute noch einmal nachgeschaut – haben Sie, lieber Herr Faßmann, uns allen zugestanden und eingestanden, dass es da Unterstützungspakete braucht, dass es Fördermaßnahmen braucht. Am 25. Jänner haben Sie die Fördermaßnahmen in einer großen Pressekonferenz präsentiert, nämlich ein Förderpaket und Förderstunden, die eigentlich ein paar Tage später, zumindest mit Semesterbeginn, in der Schule hätten gelandet sein und greifen sollen. Keine einzige dieser Förderstunden ist allerdings bisher umgesetzt, weil der Finanzminister dieses Budget nach wie vor blockiert. Nun wissen wir ja, dass der Herr Finanzminister gerade etwas anderes zu tun hat, anderweitig beschäftigt ist, aber es kann wirklich nicht sein, dass die Leidtragenden dieser Situation unsere Kinder sind.
Daran erkennt man wieder einmal mehr das wiederkehrende Muster dieser Regierung: Große Ankündigungen, starke Ankündigungen, aber die Umsetzung hatscht.
Jetzt komme ich zurück zum Impfen: In Südtirol sind 4 000 Pädagoginnen und Pädagogen geimpft, in Deutschland hat man die Gruppe der Pädagoginnen und Pädagogen ganz nach vorne geschoben, die Priorität ist hoch. Sie selbst, Herr Faßmann, haben angekündigt, unsere Pädagoginnen und Pädagogen werden mit Ende Februar geimpft. Laut einer Umfrage bei den Pädagoginnen und Pädagogen haben sie allerdings bis dato weder Informationen zu Impfungen noch einen Impftermin erhalten; dabei wäre es mittlerweile Ende Februar und es wäre an der Zeit, dass das jetzt endlich umgesetzt wird. – Also wieder große Ankündigung, mangelnde Umsetzung. (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek. – Abg. Loacker: ... 80-Jährigen geimpft! – Ruf bei der ÖVP: Na geh!)
Das Gleiche mit den EU-Mitteln: Sie haben uns angekündigt, Sie holen EU-Mittel rein, um die Förder- und Unterstützungsmaßnahmen flankieren zu können, aber auch von denen fehlt noch immer jede Spur. Ich bitte Sie, Herr Minister Faßmann: Konzentrieren Sie sich und fokussieren Sie bitte auf die Umsetzung der guten angekündigten Maßnahmen, damit das bei den Kindern endlich ankommen kann, anstatt ständig Pressekonferenzen mit leeren Ankündigungen abzuhalten! Man könnte echt meinen, man wird von einer PR-Agentur regiert. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Künsberg Sarre.)
15.28
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fürst. – Bitte.
Abgeordnete Dr. Susanne Fürst (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Maske ist ein Verbrechen gegen die Gesundheit,
gegen die Stimme, gegen die Lungen und gegen das Herz. – Ich zitiere hier die weltberühmte russische Opernsängerin Anna Netrebko und ich stimme ihr in den Fällen zu, in denen insbesondere Kinder und Jugendliche dazu gezwungen werden, in den Schulen stundenlang im Unterricht Maske zu tragen. (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Minister, ich rechne es Ihnen hoch an, dass Sie jetzt in Ihrer Stellungnahme auch die Aussagen der Ärzte erwähnt haben, wonach sich so viele Kinder auf der Psychiatrie befinden – nämlich aufgrund der Coronamaßnahmen, wie ich meine. Sie rühmen aber gleichzeitig Ihr dreifaches Sicherheitsnetz an den Schulen mit Zwangsmaske, Zwangstests und Schichtbetrieb. Vielleicht fragen Sie sich einmal, ob das eine, nämlich diese umfassenden Maßnahmen, mit dem anderen, nämlich mit dem Aufenthalt von Kindern in psychiatrischen Heilanstalten, zu tun hat. Das ist, glaube ich, unser großes Problem, nämlich diese Vorgabe, dass jeder rund um die Uhr an das Thema Coronavirus denken soll, was die psychische Gesundheit insbesondere der Kinder angreift.
Wir haben uns in der parlamentarischen Anfrage nicht aus Jux und Tollerei nach der Rechtsgrundlage erkundigt, sondern deshalb, weil wir die Vermutung hatten, dass es dafür keine gibt. Ich habe Ihre Antwort auf die Anfrage aufmerksam gelesen. Ich bin mir nicht sicher, ob die von Ihnen zitierten §§ 43 ff Schulunterrichtsgesetz als rechtliche Grundlage dienen. Da geht es um das Kapitel Schulordnung, um die Organisation, Hausordnung, Beaufsichtigung, disziplinäre Maßnahmen. Das wird, wie Sie sagen, der Verfassungsgerichtshof klären. Für mich ist das aber eine sehr wackelige Grundlage – und das reiht sich meines Erachtens schon ein bisschen in das Verhaltensmuster dieser Bundesregierung ein, die sich bei den Coronamaßnahmen schon sehr oft frei schwebend ein bissel im rechtsfreien oder verfassungswidrigen Raum bewegt und uns unverhältnismäßige Maßnahmen oktroyiert. Mehr Rücksichtnahme auf das Rechtsstaatprinzip beziehungsweise auf das Legalitätsprinzip und generell auf die Angemessenheit täte diesbezüglich, glaube ich, sehr gut.
Abgesehen von der Problematik um die Rechtsgrundlage halte ich einfach Ihre persönliche Verantwortung für die Zustände an den Schulen für sehr problematisch – auch für die Situation, in der sich die Kinder und Jugendlichen befinden. Sie haben es auch erwähnt: Monatelange Abwesenheit vom Unterricht ist für Kinder ein großes Problem. Sie wissen, Homeschooling kann den Präsenzunterricht nicht ersetzen. Viele Kinder sind abgehängt worden, sind zu Hause gewesen – mit den entsprechenden Nachteilen für die psychische und körperliche Gesundheit und mit Bildungslücken.
Sie haben lange Zeit die Einführung von verpflichtenden Tests von sich gewiesen. Es hat geheißen, das komme nicht. Nun sind sie da. Sie haben gesagt: Ja, es sind ein paar Hundert positive Ergebnisse gewesen – Sie haben nicht dazugesagt: von 1,3 Millionen Tests, was ja eigentlich eine gute Nachricht und der Anlass dafür wäre, dass man sagt: Weg damit, Gott sei Dank, wir brauchen zumindest an den Schulen keine Maßnahmen, wir können die Kinder und Jugendlichen nun förmlich aufatmen lassen! Dem ist aber nicht so: Es wird nur von diesen paar Hundert Fällen gesprochen, von denen mit Sicherheit dann noch ein großer Teil unter die Fehlerquote fällt.
Sie haben gesagt, es kommt keine Maskenpflicht. Nun ist sie da. Sie haben sie im Sommer noch als unzumutbar und untragbar bezeichnet – völlig zu Recht, das ist sie. Nun wurde sie ohne Notwendigkeit und ohne Evidenz verhängt. Einen besonderen Missstand finde ich, dass sowohl die Maskenpflicht als auch die Testpflicht erbarmungslos ohne Ausnahme durchgesetzt werden. Es heißt, es sei alles freiwillig, weil man die Kinder ja zu Hause lassen kann, sie müssen ja nicht in die Schule gehen. Es gibt keine Ausnahmen für Sonderschüler, für behinderte Kinder und vielleicht für Kinder, die einfach aufgrund persönlicher Erfahrungen Schwierigkeiten mit den Tests haben. Es gibt dafür keine menschliche Lösung – und noch dazu werden Lehrer, die da menschlich vorgehen, Ausnahmen schaffen und den Kindern mehr Luft geben wollen, dann auch
noch disziplinär verfolgt. Das, finde ich, ist eine entsetzliche Entwicklung. (Beifall bei der FPÖ.)
Das ist meiner Meinung nach wirklich eine traurige Bilanz nach einem Jahr Bildungsminister unter Türkis-Grün. Vielleicht können Sie da – ich würde Sie auch herzlich darum bitten – eine Kehrtwende machen, auch angesichts der wirklich positiven Nachrichten, dass es an den Schulen so wenige Infektionsfälle gibt.
Ich möchte noch einen Antrag auf Nichtkenntnisnahme der schriftlichen Beantwortung einer Anfrage einbringen:
Antrag gemäß § 92 Abs. 3 GOG-NR
der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Beantwortung 4709/AB der Anfrage 4735/J der Abgeordneten Dr. Susanne Fürst, Kolleginnen und Kollegen, betreffend Rechtsgrundlage Maskenpflicht durch den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird nicht zur Kenntnis genommen.“
*****
(Beifall bei der FPÖ.)
15.33
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Der Antrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht somit in Verhandlung.
Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Hamann. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Herr Präsident! Lieber Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hat man Kollegin Fürst da eben zugehört, könnte man ja meinen, es wären in diesem Land ganz furchtbare Dinge im Gange (Abg. Kickl: Das sind sie! – Abg. Wurm: Ja, das stimmt ja auch! – weiterer Zwischenruf des Abg. Martin Graf), „Verbrechen“, hat sie gesagt, unmenschliche Dinge, die passieren, Menschen, die in den Schulen verfolgt werden. Ich glaube, von Quälen war auch einmal kurz die Rede. (Abg. Kickl: Das stimmt auch! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Die Frage, die die FPÖ stellt, ist: Warum müssen Kinder in den Schulen zumindest zeitweise einen Mund-Nasen-Schutz tragen? – Diese hat der Minister soeben schon rechtlich beantwortet, ich kann es mit einer ganz einfachen logischen Erklärung versuchen: Was sind die zwei großen Aufgaben, die wir in der Bildungspolitik haben? Erstens müssen wir dafür sorgen, dass Kinder lernen können – und zwar so viel wie möglich miteinander, vor Ort, in der Schule, weil es ein Recht auf Bildung gibt. Die zweite Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass sie dort, wo sie lernen, halbwegs sicher sein können, nämlich, soweit das halt möglich ist, gesund zu bleiben, weil es gleichzeitig auch ein Recht auf Gesundheit gibt.
Was machen wir nun mit diesen beiden grundlegenden, wichtigen Aufgaben? Wie bringt man die in einer Extremsituation wie einer Gesundheitskrise, die derzeit herrscht, zusammen? Wie bringt man möglichst viele Kinder möglichst sicher in den Präsenzunterricht? Das macht man eben, indem sie eine FFP2-Maske (die Rednerin hält ihre FFP2-Maske in die Höhe) oder einen normalen Mund-Nasen-Schutz tragen. Das ist ein guter
Kompromiss – gemeinsam mit den anderen Maßnahmen wie Abstandhalten, Lüften und großflächigen Testungen. (Abg. Kickl: Man kann sich jeden Unsinn schönreden!)
Es ist völlig richtig, dass es lästig ist, das zu tragen. (Die Rednerin hält ihre FFP2-Maske erneut in die Höhe und setzt, diese in der Hand haltend, ihre Ausführungen fort.) Wir tragen sie hier ja auch nicht zum Spaß (Abg. Martin Graf: Nicht nur lästig, das ist eine Qual!), das ist manchmal unangenehm. Aber warum macht man es? – Weil es einen Zweck erfüllt. Und was ist der Zweck dieser FFP2-Maske? Das ist, dass sie Viren abhält und uns daran hindert, einander anzustecken. (Abg. Deimek: Fragen Sie einfach Ihre Kollegin, die erzählt Ihnen ...!) Das ist der dieser Maßnahme. Außerdem – aber nur außerdem – ist sie auch ein Signal, nämlich dafür, dass wir verantwortungsvoll miteinander umgehen, dass wir Rücksicht nehmen und dass wir gemeinsam versuchen, alles zu tun, um diese Krise gemeinsam zu bewältigen. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Wenn ich mir nun die Kollegen von der FPÖ anschaue, kann ich mir schon vorstellen, dass das eine Denkungsart ist, die ihnen nicht immer sehr naheliegt. Das sieht man daran, dass Sie das Tragen dieser Masken verweigern und damit auch dazu beitragen, andere hier in diesem Saal zu gefährden. (Abg. Deimek – auf die Glaswand an der Seite seines Sitzplatzes klopfend –: Wozu ist das? Wozu hat man das gemacht?)
Ich kann Ihnen nur sagen, dass die Kinder in den Schulen (Abg. Deimek: Sie sind eine Diskriminiererin, und zwar heftig!) das wesentlich besser hinkriegen als Sie hier im Saal! (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Abg. Deimek: Sie diskriminieren ...!)
Ich glaube, es wäre an der Zeit, dass wir uns jetzt einmal bei den Kindern für ihr verantwortungsvolles Vorgehen jeden Tag in der Schule bedanken, ihnen für ihre Geduld danken (Zwischenruf bei der ÖVP) und einfach gemeinsam hoffen (Abg. Wurm: Eine Schande ...!), dass das so bald wie möglich vorbeigeht. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
15.37
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Künsberg Sarre. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Martina Künsberg Sarre (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Ich finde, man muss nicht alles schlechtreden; Frau Kollegin Hamann, da haben Sie recht, aber so, wie Sie immer tun, dass es überhaupt nirgends ein Problem an den Schulen gibt und alles super läuft, so ist es auch nicht.
Wir waren immer für die Öffnung der Schulen und haben diesen ersten Schritt nach den Semesterferien sehr begrüßt. Solang das Impfen von dieser Bundesregierung so schleppend und unkoordiniert durchgeführt wird, so lange brauchen wir selbstverständlich Begleitmaßnahmen, dass die Schulen offen bleiben können, also: Lüften, Abstandhalten, Händehygiene und dort, wo es notwendig ist, auch Masken. Ich hinterfrage zwar, ob im Schichtbetrieb FFP2-Masken notwendig sind – aber gut, es braucht ganz bestimmt Maßnahmen.
Die derzeitige Situation ist aber aus meiner Sicht nur ein erster Schritt – und Sie müssen nun anfangen, anzudenken, wie es weitergehen kann. Warum ist es wichtig, dass wir wieder zu einem normalen Schulbetrieb kommen? – Weil dieser Schichtbetrieb eben nicht so super funktioniert. Die Bandbreite reicht von zwei zusätzlichen Ferientagen, wenn Schüler und Schülerinnen zu Hause sind, weil von der Schule überhaupt nichts kommt, bis dahin, dass sie zu Hause sitzen und gleich wie in der Schule alles in den Unterricht hineingestopft bekommen, und das geht auch nicht. Deswegen wäre es ja aus unserer Sicht so notwendig gewesen – diesen Antrag haben die Regierungsparteien
schon letztes Frühjahr abgelehnt –, dass es digitaldidaktische Fortbildungen und Ausbildungen für Pädagogen gibt, weil es eben einen ganz großen Unterschied macht, ob man in der Schule Präsenzunterricht abhält oder hybriden Unterricht gestalten muss.
Es ist wichtig, dass wir an den Schulen einen nächsten Schritt gehen, weil es Abschlussklassen gibt – Maturantinnen und Maturanten, die nicht genau wissen, wie es nun weitergeht, ob sie Zusatzunterricht bekommen oder nicht. Es gibt Übertrittsklassen, von der Volksschule in die Sekundarstufe I und von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II. Es gibt Berufsschulen, die derzeit unzureichenden Unterricht haben und sehr unzufrieden sind. All das ist schwierig für unsere Kinder und Jugendlichen – und da braucht es einen nächsten Schritt von Ihnen, dass wir bald in einen normalen Schulbetrieb kommen. (Beifall bei den NEOS.)
Die gesamten psychischen, physischen, sozialen Auswirkungen und auch der Lernfortschritt wurden ohnehin schon hinreichend thematisiert. Was mir in dieser gesamten Diskussion abgeht – auch von Ihnen, Herr Minister Faßmann, und auch von den Grünen –, ist, einen nächsten Schritt zu gehen, nicht nur immer in die nächste Woche zu schauen: Was tun wir da?, sondern einen Blick weit nach vorne zu richten, nicht nur auf dieses Semester und auch nicht nur auf das nächste Wintersemester, und dann ist wieder alles vorbei. Es wird noch ganz, ganz lange brauchen, bis wir das abfedern können, was unsere Kinder und Jugendlichen in dem letzten Jahr erlebt haben. Dazu kommt eigentlich nichts.
Sie haben gesagt, es gibt 200 Millionen Euro Förderungen. Da wurde ja ganz groß angekündigt – auch von Ihnen, Frau Kollegin Hamann –, dass ganz viel aus den EU-Fördertöpfen kommt. Es ist eine Anfragebeantwortung zurückgekommen: Es sind 35 Millionen Euro, die da offensichtlich ins Bildungsbudget oder in die Bildung einfließen. Bei 1,2 Millionen Schülern ist das ein bisschen lächerlich, glaube ich.
Also zu den 165 Millionen Euro würde mich interessieren, wo die herkommen und vor allem wann. Wie werden die verteilt? Welche konkreten Ideen gibt es? Wie werden die Lehrerinnen und Lehrer unterstützt? Gibt es vor allem ein begleitendes Monitoring? Es wäre ja dann auch nicht schlecht, zu wissen, wie das vonstattengegangen ist.
Noch einmal: Diese verpflichtende digitaldidaktische Aus- und Fortbildung für unsere Lehrkräfte halte ich für ganz wichtig.
Die Pandemie hat noch deutlicher gezeigt, wo die Probleme im Bildungsbereich sind. Wenn Sie jetzt wirklich glauben, liebe Regierungsparteien, dass wir, wenn bei der Pandemie endlich das Licht am Ende des Tunnels aufgetaucht ist, dann wieder zum Alten zurückkehren können, dann, glaube ich, sind Sie echt auf dem Holzweg. Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass Sie jetzt darauf warten, dass das vorbeigeht, und dann machen wir im Schulbereich weiter, als ob nichts gewesen wäre. Das, glaube ich, ist falsch. (Beifall bei den NEOS.)
15.41
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu dieser Debatte ist niemand mehr mit einem Redebeitrag gemeldet. Damit ist sie geschlossen.
Wir gelangen zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Fürst, Kolleginnen und Kollegen, die Anfragebeantwortung nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Wer für die Nichtzurkenntnisnahme ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, daher abgelehnt.
Kurze Debatte über einen Fristsetzungsantrag
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zu einer weiteren kurzen Debatte.
Diese kurze Debatte betrifft den Antrag der Abgeordneten Leichtfried, Fuchs, Doppelbauer, Kolleginnen und Kollegen, dem Geschäftsordnungsausschuss zur Berichterstattung über den Antrag 421/A eine Frist bis zum 23. März 2021 zu setzen.
Nach Schluss dieser Debatte wird die Abstimmung über den gegenständlichen Fristsetzungsantrag stattfinden.
Wir gehen in die Debatte ein.
Ich darf wieder darauf aufmerksam machen, dass gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung kein Redner länger als 5 Minuten reden darf. Der Erstredner hat zur Begründung 10 Minuten Zeit, auch die Regierungsmitglieder haben 10 Minuten Zeit – Sie sind aber derzeit nicht anwesend.
Bei Abgeordneten Krainer steht das Wort. Ich darf ihn dazu bitten.
Abgeordneter Kai Jan Krainer (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir merken (auf die leere Ministerbank weisend): Minister Blümel interessiert das nicht, ihn interessiert parlamentarische Kontrolle nicht. Das ist natürlich ein Riesenproblem, aber wir sind es von ihm gewohnt, dass er Untersuchungen und Kontrolle, was seine Person betrifft, nicht sehr gerne hat. (Abg. Wöginger: Fristsetzung! Hallo!)
Wir debattieren hier die Frage, wie das Parlament mit der Kontrolle der Cofag umgeht. Was ist die Cofag? – Das ist so eine Erfindung von Finanzminister Blümel, über die sage und schreibe 15 Milliarden Euro Hilfsgelder durchgeschleust werden.
15 Milliarden Euro: Es gibt keinen einzigen Budgetposten in Österreich, der diese Größe hat. Das ist mehr Geld, als wir für alle Pensionen im gesetzlichen Bereich ausgeben, das ist mehr Geld, als wir für alle Beamtenpensionen ausgeben, das ist mehr Geld, als wir im Jahr für Bildung ausgeben, das ist mehr Geld, als wir für Sicherheit ausgeben, das ist mehr Geld, als wir in dieser Republik für irgendetwas anderes ausgeben.
Wenn er aber – weil Kollege Faßmann hier war – eine Subvention von 5 000 Euro oder 10 000 Euro an einen Verein vergibt, dann unterliegt das der parlamentarischen Kontrolle. Die ÖVP will aber nicht, dass wir als Parlament Kontrolle darüber haben, was mit 15 Milliarden Euro passiert, keinerlei Kontrolle will die ÖVP da zulassen. Das geht nicht. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.)
Erinnern wir uns daran zurück, wie das im März 2020 – vor ein bisschen weniger als einem Jahr – war! Da hatte die Regierung eigentlich die weitaus beste Opposition, die man sich wünschen kann. Da gab es Praktikerinnen und Praktiker aus allen Oppositionsfraktionen – egal ob das bei den Sozialdemokraten, beispielhaft nur, Kollege Matznetter oder Kollegin Ecker war, ob bei den Freiheitlichen Kollege Angerer oder Kollege Fuchs oder bei den NEOS Kollegin Doppelbauer oder Kollege Schellhorn –, die aus ihrer beruflichen Praxis, aus dem, was sie gelernt haben, aus dem, was sie als Beruf machen, hier ohne jede Parteipolitik, ohne irgendwelche Hintergedanken an Wahlen, ohne irgendwelche ideologischen Scheuklappen, sondern nur aus Sorge darüber, wie wir durch diese Pandemie kommen, mit Engagement, mit Kompetenz, mit Leidenschaft und mit Erfahrung ganz viele unterschiedliche Vorschläge gemacht haben, was man da am besten machen kann.
Eines der Dinge, die fast alle hier als Vorschlag hatten, war, dass man die Hilfe über die Finanzämter regeln sollte. Wieso über die Finanzämter? – Aus guten Gründen: Dort gibt
es Tausende Mitarbeiter, eine funktionierende Infrastruktur mit ganz vielen Außenstellen in ganz Österreich, eine funktionierende EDV. Das sind erfahrene Leute, die ihre Firmen kennen, die ihre Kleinbetriebe kennen, die ihre Mittelbetriebe kennen, seit vielen Jahren ihre Bilanzen, ihre Zahlen haben und sie wissen. Die müssen sich sowieso wegen Stundungen et cetera an sie wenden, die haben Kontakt mit diesen Firmen.
Alles, was die Praktiker von der Opposition hier gesagt haben, war: Bitte machen wir das über die Finanzämter! Das haben auch andere Länder natürlich, aus diesen guten Gründen, so gemacht, doch aus irgendeinem Grund hat die ÖVP – und zwar vollkommen egal ob es um die Kleinen gegangen ist, um den Härtefallfonds – immer so Umwegkonstruktionen erfunden: über die WKO, wo man dann über Nacht EDV-Programme schreiben musste, wo man Hunderte Mitarbeiter ausbilden musste. Das hat natürlich alles nicht funktioniert, das war dann zu langsam, zu bürokratisch, zu spät, die Mitarbeiter waren überfordert – engagiert, aber überfordert.
Bei der Frage jetzt geht es ja gar nicht darum, dass die Hilfen zu spät, zu langsam, zu bürokratisch waren, sondern da geht es um die Frage der Kontrolle.
Das ist das, was die ÖVP durch ihre Umwegkonstruktionen gemacht hat, und zwar egal ob es bei den Kleinen ist, über die WKO, oder im Großen, wo vor allem auch die Großspender der ÖVP ja dann auch die sind, die sich um die Hilfen angestellt haben. Dass bei der Cofag die parlamentarische Kontrolle ausgeschaltet werden soll, ist ja der Hintergrund dessen, weil die Arbeit im Hintergrund über die Finanzämter läuft: Die Zahlen im Hintergrund sind ja dann eh über die Finanzämter gelaufen, die Kontrollen laufen über die Finanzämter. Natürlich passiert die Arbeit dort, weil es dort die Leute, das Know-how und das Personal gibt, aber es werden Konstruktionen geschaffen, um die Kontrolle in Wahrheit auszuschalten.
Ganz ehrlich: Wenn die ÖVP 15 Milliarden Euro im Dunkeln verteilt, unter anderem an ihre Großspender, dann ist Misstrauen angebracht. Da ist es ganz wichtig, dass wir dort den Scheinwerfer hinhalten und dort Licht in das hineinbringen, was die ÖVP im Dunkeln machen will. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.)
Wir wissen ja aus dem Untersuchungsausschuss, wie die ÖVP mit den Wünschen ihrer Großspender umgeht, egal ob das bei den Privatspitälern oder anderswo ist – etwa bei der Premiqamed, die sich mehr öffentliche Gelder gewünscht haben und sich gleich hingesetzt haben und mit Minister Löger und mit Minister Blümel den Gesetzestext ausverhandelt haben, was dazu führt, dass der Großspender pro Jahr 5 Millionen Euro mehr aus öffentlichen Geldern erhält. (Zwischenruf des Abg. Strasser.) – Das ist passiert, das ist dokumentiert, das weiß auch die Staatsanwaltschaft, die WKStA. Ich weiß, die mögen Sie nicht. Die schaut Ihnen nämlich auf die Finger, und das ist gut so. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir wissen auch genau, wie das bei der Novomatic war und ist. Ich meine, hinter mir sitzt ja quasi ein Symbolbild für ÖVP und Novomatic. Es ist vollkommen egal, was der Herr hinter mir macht, immer steht einer von der Novomatic mit der Kreditkarte um die Ecke und zahlt die Spesen. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Wenn er gerade irgendwo dirigiert – die Novomatic zahlt die Spesen. Wenn er gerade irgendwie bei einem Verein, bei einem vorwissenschaftlichen Institut präsidiert – die Novomatic zahlt die Brötchen. Wenn er Parteisitzungen abhält und sich einen Referenten einlädt: Wer zahlt das Honorar? – Die Novomatic. Es ist nie direkt eine Spende, immer über Umwege, verdeckt, heimlich im Dunkeln.
Wir wissen wie Minister Blümel hüpft, wenn er ein SMS vom Novomatic-Chef bekommt. Wir haben ein kleines Problem in Italien – dann kommt gleich das SMS: „Tu es für mich“.
Hilf doch! (Ruf bei der ÖVP: Das ist eine Unterstellung!) – Was ist eine Unterstellung? Was ist eine Unterstellung? Der Minister hat selbst gesagt, das macht er jeden Tag, dass er Firmen hilft, Steuern zu sparen, wenn sie Steuern zahlen sollten. Er hat gesagt, das macht er jeden Tag. (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn die ÖVP Milliarden Euro verteilt – auch an ihre Großspender –, geht es nicht darum, dass Vertrauen gut ist, da geht es darum, dass Kontrolle besser ist. Und Sie wollen uns als Parlament diese Kontrolle verbieten, bieten uns einen sogenannten Beirat an, in den einer von jeder Fraktion hineingehen darf. Der darf dann auch Einsicht in die Bücher nehmen. Wisst ihr aber, was passiert, wenn er dort hineineingeht? – Man näht ihm den Mund zu! Das ist, was passiert. (Ruf bei der ÖVP: Ja, genau!) Er darf mit niemandem darüber sprechen, was er sieht. Und ich sage Ihnen eines – und da schaue ich auch zu den Grünen –: Glauben Sie wirklich, dass Gabi Moser in einen Buwog-Vergabebeirat gegangen wäre, wenn ihr beim Eingang der Mund zugenäht worden wäre? (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.)
Die hätte sich dagegen gewehrt und hätte gesagt: Da gehe ich doch nicht rein! Ich lasse mir doch als Parlamentarier nicht den Mund verbieten. Ich bin hier für Kontrolle, ich bin hier für Sauberkeit, und ich bin hier für Ordnung. Ich schaue mir die Sachen genau an, und dann rede ich über das, was ich dort sehe.
Dieser Beirat verbietet dem, der dort hineingeht, zu reden, und ich sage Ihnen: Kein Parlamentarier, der etwas auf sich hält, geht in diesen Beirat, sondern er stimmt endlich zu. Seit Mai liegt der Vorschlag am Tisch, und Sie vertagen hier immer nur die Kontrolle. Jeder Parlamentarier, der etwas auf sich hält, stimmt dafür, dass die Kontrolle startet, und nicht dafür, dass sie vertagt wird, stimmt zu, dass die ÖVP nicht mehr im Dunkeln Milliarden ohne Kontrolle durch das Parlament vergeben kann. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von FPÖ und NEOS.)
15.52
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Leichtfried. – Bitte.
*****
Abgeordneter Mag. Jörg Leichtfried (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, Herr Abgeordneter Krainer hat sehr gut dargelegt, dass wir jetzt über die massivsten Ausgaben der Republik und über die Kontrolle dieser Ausgaben diskutieren. Das sind ernsthafte Anliegen, und diese Anliegen erfordern meines Erachtens – und ich glaube, damit bin ich nicht alleine – auf jeden Fall die Anwesenheit des Finanzministers, geschätzte Damen und Herren. Es geht nicht, dass über diese Dinge diskutiert wird und das den Finanzminister nicht interessiert. Ich weiß nicht, was der Grund dafür ist, dass er nicht hier ist, es gibt ja mehrere Möglichkeiten dafür. Es ist aber inakzeptabel, und deshalb stelle ich den Antrag, Herr Präsident, den Finanzminister herbeizuschaffen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der NEOS.)
15.54
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Gibt es noch weitere Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung?
Wenn das nicht der Fall ist, darf ich die Klubs fragen, ob abgestimmt werden kann. (Ruf bei der ÖVP: Nein!) – Nein.
Ich unterbreche die Sitzung, bis die Klubs bereit sind, abzustimmen.
*****
(Die Sitzung wird um 15.54 Uhr unterbrochen und um 15.57 Uhr wieder aufgenommen.)
*****
Herr Abgeordneter Klubobmann Kickl ist noch zur Geschäftsbehandlung zu Wort gemeldet. – Bitte.
Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Ich stelle fest, dass in der Zwischenzeit die ÖVP-Abgeordneten hier sind, der Finanzminister aber noch immer nicht.
Ich möchte auf Folgendes hinweisen: Die Sitzungsunterbrechung, die Sie jetzt getätigt haben, ist aus unserer Sicht nicht geschäftsordnungskonform – wir werden das auch in der nächsten Präsidiale zur Sprache bringen –, denn die Vereinbarung, dass vor irgendwelchen Abstimmungsvorgängen das Einverständnis der Klubs eingeholt wird, wurde von uns allen gemeinsam unter der Maßgabe getroffen, dass sich Abgeordnete infolge einer gelockerten Sitzordnung noch in den oberen Reihen, also auf der Galerie befinden. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Deshalb glaube ich, dass die Vorgangsweise, die Sie jetzt gewählt haben, nicht geschäftsordnungskonform, dafür aber umso parteiischer gewesen ist. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)
15.58
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Klubobmann Kickl, ich darf Sie korrigieren. Sie ist natürlich geschäftsordnungsmäßig, wie Sie wissen, Sie behaupten aber offenbar bewusst das Unrichtige. (Abg. Kickl: Was?!) In der Präsidiale ist klar gesagt worden, dass sich die Abgeordneten des Nationalrates im Dachfoyer oder auch in den Klubräumlichkeiten aufhalten können. Deswegen habe ich gewartet und letzten Endes auch die Meinung von allen Klubs eingeholt, ob wir abstimmen können.
Klubobmann Wöginger. – Bitte.
Abgeordneter August Wöginger (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Das ist wieder einmal das übliche Polittheater. Heute hat es eh ein bissel länger – bis in den Nachmittag hinein – gedauert.
Zum Ersten, Herr Klubobmann Kickl, würde es dir gut anstehen, selber in die Präsidiale zu gehen, dann wüsstest du auch, was dort vereinbart wird und was dort besprochen wurde. Das wäre einmal wichtig. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Wir haben nämlich vereinbart, dass vor jedem Abstimmungsvorgang die Fraktionen gefragt werden, ob sie bereit sind, abzustimmen, weil sich die Abgeordneten nicht nur auf der Galerie oder im Dachfoyer, sondern auch in anderen Räumlichkeiten, zum Beispiel im Pavillon Hof, aufhalten können. Sie können bei Abstimmungen herbeigeholt werden, weil wir das so vereinbart haben.
Zum Zweiten möchte ich festhalten: Wir diskutieren hier über einen Fristsetzungsantrag. Ob sich das Parlament selber eine Frist setzen will oder nicht, ist eine interne Debatte. Ich gehöre dem Nationalrat seit 18 Jahren an (Zwischenruf des Abg. Kickl) und habe noch nie erlebt, dass bei einer Fristsetzungsdebatte ein Minister anwesend war. Es ist
natürlich möglich, es kann sein, aber es ist parlamentarischer Usus, dass bei Fristsetzungsdebatten kein Minister anwesend sein muss.
Wenn Sie das gewollt hätten, hätten Sie von der Opposition die Möglichkeit, eine Anfragebeantwortung zu verlangen oder eine Dringliche Anfrage an ein Regierungsmitglied zu stellen. Dann muss das Regierungsmitglied natürlich anwesend sein, aber nicht im Falle einer Fristsetzungsdebatte, die Sie von der SPÖ selber verlangt haben. Deshalb ist es nicht notwendig, dass der Minister kommt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
16.00
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Gibt es noch einen Beitrag zur Geschäftsbehandlung? Wenn es keinen Beitrag zur Geschäftsbehandlung mehr gibt, dann lasse ich über den Antrag auf Herbeischaffung des Finanzministers abstimmen.
Wer für diesen Antrag ist, den bitte ich um ein dementsprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, der Antrag ist daher abgelehnt.
*****
Wir kommen zum Redebeitrag des Abgeordneten Ottenschläger. – Bitte.
Abgeordneter Andreas Ottenschläger (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Betreffend das Thema Transparenz, Herr Kollege Krainer, würde ich einmal in mich gehen und schauen, was in der Stadt Wien diesbezüglich los ist. Sie wissen, die Stadt Wien geht direkte Beteiligungen an Unternehmen ein.
Da frage ich übrigens auch die Kolleginnen und Kollegen von den NEOS: Kennen Sie die Richtlinien, die Kriterien (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch), unter welchen Aspekten da Steuergeld investiert wird? Stellen Sie einmal die Anfrage an den zuständigen Stadtrat: Sie bekommen keine Antwort. Wir im Bund haben klare Richtlinien dafür, wer nach welchen Richtlinien Unterstützungsleistungen bekommt – das sei an dieser Stelle auch einmal gesagt. (Beifall bei der ÖVP.)
Noch dazu stellen Sie ja, glaube ich, den Transparenzstadtrat – so nennt er sich ja manchmal. Frau Kollegin Doppelbauer, vielleicht reden Sie einmal mit Ihrem Kollegen in Wien darüber, dass er wirklich für die Transparenz sorgt, für die Sie hier immer so einstehen.
Jetzt sage ich Ihnen, was im Bund eigentlich alles passiert. Es gibt umfangreiche Berichtspflichten seitens des Finanzministeriums (Zwischenruf der Abg. Doppelbauer), und es gibt umfangreiche Analysen des parlamentarischen Budgetdienstes, die wir, glaube ich, alle sehr schätzen und die uns dazu dienen, unsere Kontrollfunktion auch tatsächlich auszuüben. (Zwischenruf des Abg. Kassegger.) Darüber hinaus zur Cofag: Herr Kollege Krainer hat gemeint, da könne keiner reinschauen. Was Sie aber nicht dazusagen, ist, dass auch eines der wichtigsten Kontrollinstrumente des Parlaments, nämlich der Rechnungshof, die Cofag prüft. Das sagen Sie bei der Debatte nie dazu. (Zwischenruf des Abg. Krainer.)
Was Sie auch nicht dazusagen, weil Sie es vielleicht nicht wissen: Es gibt eine verbindliche europäische Richtlinie, die besagt, dass alle Förderungen über 100 000 Euro entsprechend transparent in eine europäische Transparenzdatenbank gemeldet werden müssen und damit für jedermann und jedefrau einsichtig sind. Das sagen Sie auch nie dazu. (Beifall bei der ÖVP.)
Zum letzten Punkt, weil Sie den Cofag-Beirat immer so flapsig wegschieben: Sie haben selber gesagt, es gibt hier im Parlament viele Praktiker. Ich zähle mich selber auch dazu und lade Sie nach wie vor ein, Ihren Beitrag im Cofag-Beirat zu leisten, da wird inhaltlich diskutiert. Wenn Sie ihn nicht als Kontrollinstrument sehen, sei Ihnen das unbenommen – ich habe schon skizziert, welche Kontrollmöglichkeiten das Parlament hat. Einen Beitrag leisten, um die Produkte der Cofag zu verbessern, könnten Sie allemal, wenn Sie im Beirat – so wie übrigens auch die Sozialpartner – konstruktiv mitarbeiten. (Beifall bei der ÖVP.)
16.04
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Greiner. – Bitte.
Abgeordnete Mag. Karin Greiner (SPÖ): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der ÖVP schmeckt die Herbeischaffung nicht. – Liebe ÖVP, auch das ist ein parlamentarisches Instrument, das kann gezogen werden oder nicht; ob Ihnen das gefällt oder nicht, steht nicht zur Debatte. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Michael Hammer: Es kann auch abgelehnt werden!) Ich erinnere: Sie haben es ja praktiziert, sogar ressortfremde Regierungsmitglieder herzuzitieren. Warum regen Sie sich also auf?
Zur jetzigen Debatte: Heute bringen wir zum wiederholten Mal einen Antrag auf Installierung eines Cofag-Unterausschusses ein. Leider sind bis dato sämtliche Aktivitäten in diese Richtung von der ÖVP und leider auch von den Grünen torpediert worden. Liebe ÖVP und liebe Grüne, was haben Sie eigentlich gegen parlamentarische Kontrolle? Was wollen Sie verheimlichen? (Abg. Ottenschläger: Wir haben die parlamentarische Kontrolle!) Sehr geehrte Damen und Herren! Warum fordern wir als SPÖ gemeinsam mit den anderen Oppositionsparteien die Installierung eines Cofag-Unterausschusses? – Weil es dabei um Förderungen geht, um Steuergelder, die an Unternehmen fließen und dort auch ankommen sollen.
Da wir gerade bei ankommen sind: Die Vergangenheit hat ja leider gezeigt, dass Unternehmensförderungen nicht so effektiv ankommen. Unternehmen haben gar keine Förderung erhalten, haben bürokratische Hürdenläufe hingelegt, um festzustellen, sie kriegen gar nichts, aufgrund eines Fehlers im Finanzministerium – der Herr Minister zieht es vor, nicht da zu sein – wurden Unterstützungen zu gering berechnet. Und Sie wundern sich, warum wir Kontrolle einfordern? – Es ist die ureigenste Aufgabe des Parlaments, zu kontrollieren, zu fragen, wohin das Steuergeld in welcher Höhe fließt. Das betone ich als Parlamentarierin, als Rechnungshofsprecherin und vor allem als Vertreterin der Bürgerinnen und Bürger, die das Recht auf volle Transparenz haben. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)
In einem Cofag-Unterausschuss wäre es so, dass wir Fragen stellen könnten und der Herr Finanzminister darauf antworten sollte. Jetzt wissen wir, das Antworten, vor allem das Erteilen ausführlicher Antworten, ist nicht seine Sache; wir geben aber die Hoffnung nicht auf. Wir sprechen von 15 Milliarden Euro, das ist keine Kleinigkeit, wesentlich geringere Summen, sehr geehrte Damen und Herren, unterliegen der parlamentarischen Kontrolle. Schauen Sie sich die Budgets für die einzelnen Ministerien an: Zum Beispiel unterliegt das Budget für die obersten Organe inklusive Präsidentschaftskanzlei, 11 Milliarden Euro, natürlich der parlamentarischen Kontrolle. Das Arbeitsmarktbudget, 11 Milliarden Euro, unterliegt natürlich der parlamentarischen Kontrolle. Weil der internationale Frauentag bald da sein wird, spreche ich auch das Frauenbudget an, da sind wir ja Lichtjahre von den 15 Milliarden Euro entfernt, da sprechen wir von 14 Millionen Euro – auch die unterliegen der parlamentarischen Kontrolle, und das zu Recht.
Warum bestehen wir auf diese Kontrolle? – Die Regierung legt ein Transparenzpaket vor. Da geht es darum, dass der Rechnungshof bei 25-prozentiger Staatsbeteiligung prüfen kann. Wie passt denn ein Transparenzpaket zur Kontrollverweigerung? – In der Cofag entscheiden ÖVP und Grüne, wohin Förderungen fließen. Ich erinnere nur kurz an die vorwöchige Sondersitzung. Da ging es um den Herrn Finanzminister, der als Beschuldigter geführt wird und gleichzeitig sich selbst kontrolliert. Da ging es um ein Novomatic-SMS, dessen Inhalt eine Spende betraf. Lieber Herr Bundesminister – gerne hätte ich ihn persönlich gefragt beziehungsweise an ihn appelliert, ich mache das nun über die Kamera –, es gilt, jeglichen Verdacht zu vermeiden, dass mögliche Gönner in großem Ausmaß Nutznießer von Unternehmensförderungen werden, die ein Finanzminister selbst gewährt. Das geht nicht! (Beifall bei der SPÖ.)
Diese schiefe Optik müsste ein Finanzminister, der sich seiner Verantwortung bewusst ist, zurechtrücken. Von einem seriösen Finanzminister erwarte ich mir, erwarten wir uns als Kontrollorgan ein klares, lautes und deutliches Ja zu parlamentarischer Kontrolle. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
16.09
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Angerer. – Bitte.
Abgeordneter Erwin Angerer (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Geschätzte Steuerzahlerinnen und Steuerzahler! Geschätzte Damen und Herren vor den Bildschirmen! Ich glaube, ich rede mit Ihnen, denn die ÖVP interessiert es sowieso nicht, den Finanzminister interessiert es auch nicht, das zeigt er uns ja.
Also es ist vonseiten der ÖVP und des Ministers wieder einmal nicht nur ignorant gegenüber diesem Haus; auch wenn es geschäftsordnungsmäßig richtig ist, dass er nicht hier sein muss, aber wenn es um 15 Milliarden Euro geht, die ihn betreffen, wäre es vielleicht nicht schlecht. Er muss sich ja auch nicht uns gegenüber verantworten, aber vielleicht den Menschen gegenüber, die ihm dieses Geld zur Verfügung stellen, und das sind die Österreicherinnen und Österreicher! (Beifall bei der FPÖ.)
Damit man eine Vorstellung davon hat, wie viel 15 Milliarden Euro sind – Kollege Krainer hat es schon ganz gut auf den Punkt gebracht –: Wir reden in den letzten Jahren nur mehr von da ein paar Milliarden Euro, dort ein paar Milliarden Euro. Nach dem österreichischen Finanzausgleichsgesetz werden jährlich rund 85 Milliarden Euro an Steuereinnahmen verteilt. Davon erhalten die Gemeinden 11,88 Prozent. Es gibt 2 095 Gemeinden in Österreich, das heißt, alle diese 2 095 Gemeinden bekommen 11,88 Prozent von diesen 85 Milliarden Euro. Das sind rund 10 Milliarden Euro.
Jetzt bekommen zwei Hypersuperbürgermeister – ein schwarzer und ein grüner –, die zwei Geschäftsführer der Cofag, 15 Milliarden Euro. Sie bekommen um 5 Milliarden Euro mehr zu verteilen als alle Gemeinden in Österreich zusammen, sie sind niemandem außer sich selber und einem Aufsichtsrat gegenüber verantwortlich, der von zwei Regierungsparteien besetzt wird, von den Grünen, die der ÖVP den Steigbügel halten.
Ihr setzt dort einen Aufsichtsrat und zwei Geschäftsführer ein, und die verteilen 15 Milliarden Euro. 10 Milliarden Euro bekommen alle österreichischen Gemeinden, die von Gemeinderäten kontrolliert und vom Rechnungshof geprüft werden können, bei denen durch die Gemeinderäte, durch die Organe volle Transparenz hergestellt wird, und ihr verteilt über zwei Geschäftsführer 15 Milliarden Euro. Da muss man ja misstrauisch werden!
Jetzt möchte ich einmal wissen: Kannst du ausschließen, dass die Novomatic von diesen 15 Milliarden Euro schon etwas bekommen hat, und weißt du andernfalls, wie viel? Wir
wissen es nicht! Kannst du es ausschließen, Herr Kollege Ottenschläger? (Zwischenruf des Abg. Ottenschläger.) Wie viel hat die Novomatic bekommen? Wir würden es gerne wissen, und deshalb haben wir von Anfang an diesen Unterausschuss gefordert, damit das Parlament die Kontrolle über diese 15 Milliarden Euro im Sinne der Österreicherinnen und Österreicher, der österreichischen Steuerzahler ausüben kann. Ihr verhindert das bis heute! Die Grünen machen den Steigbügel!
Frau Tomaselli – ich sehe sie nicht, sie ist wohl irgendwo untergetaucht – hat nämlich - - (Abg. Tomaselli – im Gespräch mit Abg. Mahrer an dessen Sitzplatz –: Ich bin da!) – Da ist sie, Gott sei Dank! Frau Tomaselli, freut mich, dass Sie da sind! Ich möchte Ihnen nämlich sagen, was Sie in der Debatte am 22. April letzten Jahres gesagt haben – ich zitiere –: Ja, es braucht Transparenz. „Ja, wenn es nach uns Grünen geht, sollen Sie bitte einen Ausschuss bekommen, wir würden uns auch sehr gerne in solch einem Ausschuss engagieren.“ – Wo ist der Ausschuss, Frau Tomaselli? Wo ist der Budgetunterausschuss, der Einsicht in diese Cofag hat? Den gibt es bis heute nicht! Ihr deckt das zu, und ihr macht euch zusammen mit der ÖVP zu Mittätern! (Beifall bei der FPÖ.)
Viele von uns bekommen täglich E-Mails von betroffenen Unternehmern, von Einzelunternehmern oder KMUs, über die Cofag. Eines möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, ohne einen Namen zu nennen. Das sind insgesamt zwei Seiten. Ich mache mir die Mühe, dass ich mir die auch durchlese, und manchmal mache ich mir auch die Mühe, dass ich zurückschreibe; ich weiß nicht, ob Sie das tun. Ein Ausschnitt daraus, da steht zum Beispiel drinnen – ich zitiere –: Auf Anfragen meinerseits wird bei der Cofag-Hotline nicht einmal reagiert. Es gibt kaum ein Durchkommen. Nur ein einziges Mal erreichte ich einen Sachbearbeiter, welcher nun meinte, dass mein Antrag händisch bearbeitet werde, wahrscheinlich wegen der Plausibilitätsprüfung, aber mehr konnte er mir auch nicht sagen. Was ich besonders schlimm und zermürbend finde, ist, dass man sich gegen die Vorgangsweise bei der Cofag nicht einmal wehren kann, vielmehr wird man mit Floskeln wie: Bitte um etwas Geduld!, aus der Leitung geworfen. – Zitatende.
Das tun Sie im Parlament auch, Sie werfen uns aus der Leitung, Sie verhindern die Kontrolle! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Martin Graf: Die Grünen stehen schon auf der Leitung!)
16.14
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Götze. – Bitte.
Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Herr Vorsitzender! Wertes Hohes Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir führen eine Debatte, die wir schon Anfang dieser Woche im Unterausschuss zum Budgetvollzug über die Covid-19-Finanzierungen geführt haben, nämlich wie viel Geld wo ausgegeben wird und was damit passiert. Ich erinnere mich noch sehr gut: Auch von der SPÖ kam dem Budgetdienst gegenüber Lob, und auch der Budgetdienst selbst hat das COVID-19-Transparenzgesetz gelobt, welches besagt, dass wir von jeder haushaltsführenden Stelle Informationen darüber bekommen, welche Finanzierungen ausbezahlt werden.
Das heißt beispielsweise: Über den bereits erwähnten Härtefallfonds, der schon erwähnt wurde, berichtet das Wirtschaftsministerium dem Wirtschaftsausschuss. In diesem Gremium kann man darüber diskutieren. Das Landwirtschafts-, Regionen- und Tourismusministerium berichtet dem Tourismusausschuss. Wir haben heute schon über den Härtefallfondszuschuss für Privatzimmervermieter gesprochen, über den wird dort berichtet werden. Über Fixostenzuschuss, Umsatzersatz und diverse andere Zuschüsse berichtet das Finanzministerium im Finanzausschuss. Ein umfassender Bericht über diverse
Finanzierungen findet dann noch einmal im Finanzausschuss statt. Das heißt, wir haben in meinen Augen einen guten Überblick über das, was passiert, und so habe ich das am Montag auch mitgenommen.
Es wurde die Cofag angesprochen. Es ist ja nichts Neues, dass ausgegliederte Organisationen mit Beiräten geschaffen werden, um in Krisensituationen Finanzierungen schnell abzuwickeln. (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch.) Ich erinnere mich beispielsweise an 2009, da gab es eine ÖVP/SPÖ-Regierung und das Unternehmensliquiditätsstärkungsgesetz in der Bankenkrise, wenn Sie sich erinnern. Auch damals hat es einen Beirat gegeben.
Zum Beirat: Ja, ich habe mich entschlossen, in den Beirat zu gehen, weil ich sehr wohl wissen will, was in der Cofag passiert, weil ich auch nachfragen will. (Zwischenruf des Abg. Leichtfried.) Übrigens: Die Sozialpartner wie der ÖGB, die Arbeiterkammer, die Industriellenvereinigung und die Landwirtschaftskammer sind dort alle vertreten! Wir haben die Möglichkeit, in die Akten Einsicht zu nehmen und auch unsere Zustimmung zu verweigern. Insofern gibt es da die Möglichkeit, mitzugestalten, mitzubestimmen und auch Verbesserungen vorzunehmen.
Konkret wurde angesprochen, und da gebe ich Ihnen ja auch recht, dass die Cofag am Anfang wegen der Fülle der Anträge unzureichend reagiert hat. Sie hat einfach ausgezahlt, aber den Antragseingang nicht sofort rückgemeldet. All das wurde verbessert. Inzwischen gibt es bei der Antragstellung unverzüglich Informationen und ein weiteres Mal nach zehn Tagen, sollte noch nicht ausgezahlt worden sein. Übrigens: 317 000 Anträge sind eingegangen und zu einem Großteil, zu über 90 Prozent, bereits abgewickelt. (Abg. Leichtfried: Was ist mit der Novomatic? Hat jetzt die Novomatic Geld bekommen oder nicht?)
Diese 10 oder unter 10 Prozent sind natürlich Fälle, bei denen man sagen kann, das sollte schneller gehen. Andererseits verlangen wir ja auch eine ausführliche Stichprobenprüfung, und genau die findet statt. (Abg. Leichtfried: Hat das bei der Novomatic stattgefunden?) Rückfragen müssen beantwortet werden. Das muss stattfinden, daher dauert es einfach etwas länger.
Der Kollege hat die EU-Transparenzdatenbank schon angesprochen, in der spätestens ein Jahr nach den Zuschüssen, nach den Unterstützungszahlungen alle aufscheinen und in die auch Einsicht genommen werden kann. Aus meiner Sicht gibt es also eine wirklich umfassende Information. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
16.19
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Frau Abgeordnete Doppelbauer ist zu Wort gemeldet. – Bitte.
Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Herr Vorsitzender! Hohes Haus! Liebe Zuseher und Zuseherinnen! Wir alle wissen ja mittlerweile, dass Österreich nicht besser durch die Krise kommt als andere Länder, und das ist ja etwas, das der Herr Bundeskanzler monatelang verkauft hat. Da sind die Daten unbarmherzig: Die nackten Zahlen unterwerfen sich Gott sei Dank noch nicht der Messagecontrol der österreichischen Bundesregierung.
Ganz ehrlich: Ein Jahr nach dem Setzen der ersten Krisenmaßnahmen stelle ich fest, dass es sehr viel besser gewesen wäre, ein begleitendes Monitoring durch einen Covid-19-Unterausschuss zu machen. Das hätte die Qualität wirklich erhöht! (Beifall bei den NEOS.)
Nach wie vor stellt sich natürlich die Frage: Welche Mittel fließen in welchem Ausmaß mit welcher Begründung wohin – und wohin eben nicht?
Damit Sie verstehen, was ich meine, nenne ich ein Beispiel, das Kollege Schellhorn heute Früh schon gebracht hat: Es gibt einen Windpark, der eine Förderung von 60 000 Euro für den Monat Dezember bekommt, weil der Wind im Dezember 2020 um 40 Prozent schwächer war als im Dezember 2019. (Heiterkeit der Rednerin. – Beifall bei den NEOS.)
Ehrlich? Das ist doch vollkommen absurd! Da fragen sich die Leute natürlich, was mit den Hilfen los ist. Ganz im Ernst - - (Zwischenruf des Abg. Ottenschläger.) – Ja, dann schauen Sie sich die Richtlinien an, Herr Ottenschläger! Wir haben das eh schon einmal diskutiert.
Beim Ausfallsbonus hat man offenbar verabsäumt, Covid-bedingte Einbrüche als Bedingung in das Regelwerk aufzunehmen. (Zwischenrufe der Abgeordneten Zarits und Ottenschläger.) – Ja, ganz im Ernst, ich glaube durchaus, man hätte, wenn man ein begleitendes Monitoring gehabt und sich über solche Dinge ein bisschen mehr den Kopf zerbrochen hätte, durchaus mehr Qualität in das gesamte Aufsetzen der Wirtschaftshilfen bringen können. (Zwischenruf der Abg. Gabriela Schwarz.)
Kommen wir zum Punkt: Warum wollen Sie das nicht? – Das ist ja, glaube ich, ganz klar: weil die ÖVP Transparenz scheut wie der Teufel das Weihwasser. (Heiterkeit der Rednerin.) Das sehen wir natürlich auch ganz deutlich. (Abg. Zarits: Wie ist das in Wien mit den Richtlinien? Keine Transparenz!)
Die Grünen schauen da verlegen weg oder durchaus auch verlegen zu. Aber ja, so ist es halt, wir haben uns daran auch schon ein bisschen gewöhnt – leider.
Weil ich gerade Klubobmann Wöginger sehe: Es war halt auch keine gute Idee, dass Sie letztes Jahr im Frühjahr ausgeritten sind und sich so gegen den Unterausschuss gewehrt haben. Ganz im Ernst, das war ein machtpolitischer Reflex. Wenn Sie die Abwicklung der Förderungen so sauber machen, wie Sie das die ganze Zeit behaupten, dann kann es ja kein Problem sein, diesen Unterausschuss ins Leben zu rufen. (Beifall bei den NEOS.)
Stattdessen erklären Sie uns jetzt seit einem Jahr, dass eh alles ganz toll ist, und Sie müssen natürlich auch ständig erklären, warum Sie mauern und warum Sie sich beim Ausgeben von Steuergeldern in Milliardenhöhe nicht in die Karten schauen lassen. Ehrlich gesagt wundert es mich ja, dass Ihnen das nicht total auf die Nerven geht. (Heiterkeit der Rednerin.) An Ihrer Stelle würde ich das nicht wollen.
Durch die Schaffung der Cofag – das haben wir schon ein paarmal gehört – ist die parlamentarische Kontrolle vollkommen ausgehebelt worden, und es gibt ja keinen Zusatznutzen durch diese privatrechtliche Parallelstruktur: eine Blackbox, in der Steuergelder in Milliardenhöhe ohne Bescheide vergeben werden. Das ist ein Punkt, der für die Unternehmerinnen und Unternehmer ganz wichtig ist, auch wenn Frau Götze dieses System so lobt: Sie bekommen von der Cofag keinen Bescheid. Das heißt, wenn Sie irgendwie nicht zufrieden sind, wenn Sie Einspruch erheben, wenn Sie Fragen haben, dann müssen Sie zivilrechtlich klagen, und das wird sich in Zeiten wie diesen kein Unternehmer leisten können. (Beifall bei den NEOS.)
Ablenkung, Nebelgranaten: Man lädt die Opposition ein, sich in diesen zahnlosen Beirat der Cofag hineinzusetzen – ohne die geringste Einflussmöglichkeit bei höchster Verschwiegenheitspflicht mit einem wunderhübsch geflochtenen Maulkorb. Das ist das Einzige, was Sie da gemacht haben, und das ist wirklich ein Jammer.
Normalerweise ist es ja Klubobmann Wöginger – heute war es Kollege Ottenschläger –, der sagt, wir haben eh so ein tolles Reporting. Einmal im Monat gibt es jetzt ein ganz tolles Reporting, eine parlamentarische Kontrolle, die wirklich alles hält, was sie verspricht, um eben die Krisenmaßnahmen zu kontrollieren.
Ganz im Ernst: Müssen wir uns jetzt dafür bedanken, dass wir einen monatlichen Bericht bekommen? (Abg. Ottenschläger: Hab ich nicht gesagt!) Sie können natürlich die Zahlen auch per E-Mail an den Fischereiverband schicken, aber es wäre schon schön, wenn wir sie im Parlament auch anschauen könnten. (Beifall bei den NEOS. – Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Ottenschläger.)
Ganz im Ernst: Wer immer im ÖVP-Klub sich ausgedacht hat, dass man diesen Unterausschuss eben nicht einsetzt, der hat der Republik damit wirklich einen Bärendienst erwiesen. Dass die Grünen da mitmachen, ist natürlich enttäuschend.
Noch einmal mein Appell, meine Damen und Herren: Es gibt ja die Möglichkeit, das zu ändern. Politik hinter verschlossenen Türen ist, das wissen Sie alle, Old School, das wollen wir alle nicht mehr. Öffnen Sie die Fenster! Wir haben heute schon gehört: Der Frühling kommt. Lassen Sie frischen Wind herein, öffnen Sie die Türen (Zwischenruf des Abg. Ottenschläger), und dann beenden Sie die Blockade gegen eine Struktur, mit der saubere, demokratische Kontrolle möglich ist! Richten wir einfach diesen Ausschuss ein und machen wir gemeinsam weiter! – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Leichtfried.)
16.24
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Es ist niemand mehr dazu zu Wort gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Wir kommen zur Abstimmung.
Ich darf jene Damen und Herren, die für den Fristsetzungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung ersuchen. – Das ist die Minderheit, daher abgelehnt.
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Ich nehme die Verhandlungen über Tagesordnungspunkt 9 wieder auf.
Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fiedler. – Bitte.
Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Volksanwälte! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher zu Hause! 13. Februar 2020: „Sozialausschuss setzt sich für bessere Chancen für Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt ein.“ Alle Parteien sprechen sich dafür aus, dass die Schaffung eines Inklusionsfonds geprüft werden soll, und für einen Entschließungsantrag der NEOS, dass bundeseinheitliche Rahmenbedingungen zur persönlichen Assistenz erarbeitet werden.
Viele von Ihnen wissen es vielleicht nicht mehr, aber wir haben diesen Bericht der Volksanwaltschaft vor ziemlich genau einem Jahr hier im Nationalrat behandelt. An dieser Stelle danke ich herzlichst für den Sonderbericht.
Vor einem Jahr waren wir uns alle einig, dass diese Empfehlungen schleunigst umgesetzt werden müssen. Doch dann kam Corona, und die Welt stand still.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Niemand wusste, was kommen wird und was zu tun ist. Manche wissen es auch heute noch nicht.
Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass es eine Zeit lang ruhig um dieses Thema geworden ist, aber nach der ersten Schockstarre wäre es nötig gewesen, etwas zu unternehmen. Passiert ist leider nichts: Menschen mit Behinderung werden noch immer in arbeitsfähig und nicht arbeitsfähig eingeteilt. Das führt dazu, dass sie vom AMS nicht gefördert werden und ihnen keine Arbeitsplätze vermittelt werden. Es existiert immer noch keine sozialversicherungsrechtliche Absicherung für Menschen, die in Beschäftigungstherapiewerkstätten arbeiten.
Volksanwalt Bernhard Achitz führt hierzu aus: „Sie sind angewiesen auf die Mitversicherung bei den Eltern. Im Alter bleibt ihnen dann nur ein Leben auf dem Existenzminimum – Pension gibt es für sie nicht.“
Für ihre Arbeit in den Werkstätten bekommen sie noch immer Taschengeld und keinen Lohn. Volksanwalt Walter Rosenkranz meinte dazu: „Das ist weder wertschätzend, noch entspricht es der tatsächlichen Abgeltung der dort geleisteten Arbeit und des besonderen Engagements der Menschen mit Behinderung“.
Fakt ist: Es wird geplant, es wird geredet, geplant, geredet. Was wir aber wirklich brauchen, ist schnelles Handeln, und das besser heute als morgen.
Vor rund zwei Wochen durfte ich, wie auch schon im vergangenen Jahr, an der unglaublich inspirierenden Auftaktveranstaltung des Zero Project Arbeit – Inklusion – Informationstechnologie teilnehmen.
Im Mittelpunkt stand heuer die Beschäftigung von Menschen am Ersten Arbeitsmarkt. Diskutiert wurden die großen Herausforderungen für die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, die durch die Covid-Krise noch größer wurden, und wie die prekäre Lage mittels Digitalisierung verbessert werden könnte: von Jobs im IT-Sektor über die Neugestaltung von Arbeitsprozessen bis hin zum verbesserten Zugang zu hochwertigen Bildungswegen.
Ich zitiere: EntscheidungsträgerInnen im öffentlichen Sektor wie in der Privatwirtschaft sind gefordert, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. – Zitatende.
Bei der Vorstellung von drei sensationellen Projekten stand durchwegs folgender Leitsatz im Mittelpunkt: Digitalisierung muss im Interesse aller Menschen gestaltet sein, und im Diskurs darf niemand zurückgelassen werden. Setzen wir auf mehr Chancengerechtigkeit und arbeiten wir alle gemeinsam an einer inklusiven Arbeitswelt!
Diese Projekte sind sensationell, innovativ und zukunftsweisend. Umgesetzt wurden die Projekte vom Vorjahr aber dennoch nicht, und ich habe die leise Befürchtung, dass ich auch im nächsten Jahr wieder hier stehen werde und dasselbe von den Projekten aus diesem Jahr sagen muss.
Ganz besonders möchte ich das Projekt Discovering Hands erwähnen, das nunmehr seit über einem Jahr auf die rechtliche Grundlage wartet, damit medizinisch-taktile Untersucherinnen ausgebildet werden können, um bei der Brustkrebsvorsorge mitzuwirken.
Sehr geehrter Herr Sobotka! Liebe ÖVP! Es reicht nicht, diese Veranstaltungen jahrein, jahraus zu hosten. Was es wirklich braucht, ist die Umsetzung dieser Projekte, und ja, dafür muss Geld in die Hand genommen werden. Aber das will die ÖVP nicht, weil es zu viel kostet.
Hubert Hüppe, ehemaliger Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderung in Deutschland, sagt: „Wer Inklusion will, sucht Wege, wer sie verhindern will, sucht Begründungen.“ – Wir suchen Wege, und daher bitte ich um breite Zustimmung zu unserem Entschließungsantrag.
Ich denke aber mittlerweile, dass Ihnen einfach nicht bewusst ist, dass Diversität auch auf dem Arbeitsmarkt ein ungemein wertvolles Gut ist, denn worum geht es eigentlich? – Arbeitgeber wollen und suchen Talente für ihre Unternehmen. Was spricht dagegen, bei der Talentsuche auf Diversität zu setzen? – Gar nichts! – Danke. (Beifall bei den NEOS.)
16.30
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Diesner-Wais. – Bitte.
Abgeordnete Martina Diesner-Wais (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Volksanwälte! Liebe Damen und Herren hier im Plenarsaal! Liebe Zuseher! Wir diskutieren heute den Sonderbericht der Volksanwaltschaft über die Situation von Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz, und ich möchte mich bei unseren drei Volksanwälten besonders dafür bedanken, dass sie dieses Thema für ihren Sonderbericht gewählt haben, denn die Ausführungen der vielen Vorredner zeigen schon, dass da großer Handlungsbedarf besteht. Es freut mich, dass wir die Einigkeit aller Fraktionen gefunden haben und diesen Bericht auf die heutige Tagesordnung gestellt haben.
Die Kommissionen der Volksanwaltschaft haben in den vergangenen Jahren 600 Besuche in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung gemacht und dort Beschwerden aufgenommen, eben von den Betroffenen, von den Angehörigen, von den Experten und Expertinnen und natürlich auch von Vertretern der Einrichtungen.
Mir ist es wichtig, dass nicht der Eindruck entsteht, dass in diesen Einrichtungen schlecht gearbeitet wird, denn die Menschen dort sind eigentlich sehr zufrieden und haben sich positiv über die Betreuung geäußert.
Das Personal in den Werkstätten begegnet den Menschen mit großer Wertschätzung und die Kommissionen der Volksanwaltschaft haben auch mehrere Einrichtungen als Best-Practice-Beispiele genannt.
Worin liegt nun das Problem? – Wir haben es schon gehört: Österreich hat sich durch die UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, Menschen mit Behinderung ein Recht auf Arbeit zu gewähren, solch ein inklusiver Arbeitsmarkt ist derzeit aber nicht verwirklicht.
Im Berichtsjahr 2018 lag die Erwerbsquote von Menschen mit Behinderung bei 58,5 Prozent, bei jenen ohne Behinderung sind es um 20 Prozent mehr.
Ein Problem ist auch, dass junge Menschen mit Behinderung häufig schnell als nicht arbeitsfähig qualifiziert werden. Es ist daher dann schwierig, auf dem normalen Arbeitsmarkt einen Platz zu finden, sodass sie dann in Werkstätten tätig sind, wo es, wie schon angeführt worden ist, keine Entlohnung gibt, sondern nur ein Taschengeld. Damit einhergehend haben sie auch keinen Anspruch auf Krankengeld, Sozialversicherung nach dem Arbeitsrecht, Pensionsversicherung oder Maßnahmen des AMS betreffend Berufssuche.
Die Betroffenen sind von den Leistungen der Sozialhilfe beziehungsweise von Waisenpensionen und den damit verbundenen sozialversicherungsrechtlichen Ansprüchen abhängig. Damit haben sie das Gefühl, nicht voll integriert und nicht wertgeschätzt zu sein.
Wir haben uns – das steht im Regierungsprogramm – vorgenommen, das zu ändern. Es handelt sich dabei um eine Querschnittmaterie, die alle Ministerien betrifft, aber auch die Länder und Gemeinden. Daher ist das ein großer Ansatz und nicht so einfach zu erledigen.
Wir, die Regierungsparteien, haben heute den Selbständigen Entschließungsantrag betreffend die Neuüberprüfung der Attestierung der Arbeitsfähigkeit eingebracht, der im
Sozialausschuss behandelt werden wird. Es soll in Zukunft auch eine Durchlässigkeit von den Tagesstätten zum allgemeinen Arbeitsmarkt geben. Dies soll diskutiert werden.
Es ist ein erster Schritt und es ist ein wichtiger Schritt, um einen besseren Arbeitsmarktzugang für Menschen mit Behinderung sowie deren gerechte Entlohnung und Versicherung zu schaffen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
16.34
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Bayr. – Bitte.
Abgeordnete Petra Bayr, MA MLS (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Herren Volksanwälte! Damen und Herren! Die UN-Behindertenrechtskonvention normiert, dass jedem Menschen ein geregeltes Arbeitsverhältnis zusteht, eines, das auch dazu geeignet sein soll, den Lebensunterhalt des jeweiligen Menschen zu bestreiten.
Nach der Diskussion, nach dem Bericht – ich danke auch dafür – wissen wir, dass wir in Österreich sehr weit davon entfernt sind. Es ist jetzt aber schon eine ganze Menge an guten Argumenten gekommen, warum es notwendig ist, auch Menschen mit Behinderung die Möglichkeit zu geben, zu arbeiten, und das auch sozial abgesichert und in vollem Ausmaß zu machen.
Ich möchte noch ein Argument dazu anführen: Wenn wir uns das Thema behinderte Frauen genauer anschauen, sehen wir, dass bis zu 90 Prozent als Kinder oder als Jugendliche Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen machten. Auch bei erwachsenen Frauen mit Behinderung ist die Erfahrung mit körperlichen Übergriffen, mit sexuellen Übergriffen doppelt so hoch wie bei nichtbehinderten Frauen. Das ist für Europa genauso gültig, wie das global gültig ist, und das ist ein wirkliches Drama. Ganz besonders gefährdet sind Frauen, die blind sind, die gehörlos sind oder die psychische Krankheiten haben.
Wir können ja aus der Entwicklungszusammenarbeit eine ganze Menge lernen. Unter anderem können wir lernen, dass Frauen, die ein unabhängiges, selbstständiges Einkommen haben, also nicht von jemand anderem in der Familie finanziell abhängig sind – sei es vom Lebenspartner oder von sonst jemandem; auch bei behinderten Frauen kommen die Übergriffe überwiegend im sozialen Nahraum vor, das ist nichts Außergewöhnliches im Vergleich zu sonstigen Übergriffen –, eine stärkere Position haben. Wir sehen, dass ökonomische Eigenständigkeit extrem vor Übergriffen schützt, weil Frauen, die ökonomisch selbstständig sind, einfach eine stärkere soziale Position haben.
Diese Überlegung, diesen Gedankengang sollten wir, glaube ich, auch mitnehmen, wenn wir darüber reden, dass wir gut abgesicherte, sozialrechtlich richtige, ordentliche Arbeitsplätze für Menschen beziehungsweise Frauen mit Behinderung in Österreich brauchen, weil wir sehen, dass Frauen mit eigenständigem Einkommen seltener von sexuellen Übergriffen betroffen sind, dass sie zum Beispiel darauf bestehen können, dass beim Geschlechtsverkehr ein Kondom verwendet wird, was für HIV-Prävention ausgesprochen wichtig ist. Und wir sehen auch, dass Kinder von Frauen mit ökonomischer Eigenständigkeit bessere Schulerfolge haben, länger in der Schule sind.
Es ist also ein ganzer positiver Rattenschwanz an Effekten, und wenn uns das hilft oder helfen kann, Frauen aus Gewaltbeziehungen zu befreien, dann sollten wir gerade auch bei behinderten Frauen besonders hinschauen, da ansetzen und aktiv sehr schnell Ordentliches tun. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Krisper.)
16.37
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mühlberghuber. – Bitte.
Abgeordnete Edith Mühlberghuber (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Volksanwälte auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Zuseher zu Hause vor den Bildschirmen! Ja, etwa 23 000 Menschen mit Behinderung sind in Tages- und Beschäftigungsstrukturen oder in den sogenannten geschützten Werkstätten tätig.
Diese Tätigkeiten werden nicht als Erwerbsarbeit gewertet, obwohl dort Beschäftigte regelmäßig zur Arbeit gehen, an Geräten arbeiten, Produkte herstellen und Dienstleistungen erbringen und zum Teil auch in ausgelagerten Gruppen bei Firmen arbeiten. Diese Personen erhalten kein Entgelt, sondern nur ein geringes Taschengeld von durchschnittlich weniger als 100 Euro monatlich. Das Taschengeld ist nach Bundesland unterschiedlich geregelt, so erhalten zum Beispiel in Niederösterreich Menschen, die in Werkstätten arbeiten, ungefähr 900 Euro im Jahr. Ja, Sie haben richtig gehört: 900 Euro im Jahr! Die Lebenshilfe zahlt diesen Betrag in Raten aus, etwa 75 Euro im Monat. In Tirol ist dieses Entgelt noch geringer, dort sind es 50 Euro im Monat.
Urlaub und Urlaubsgeld – gibt es nicht für diese Menschen. Eigenständige Sozialversicherung – gibt es nicht für diese Menschen. Pensionsversicherung – gilt für diese Personen nicht. Sie sind auf die Mitversicherung bei ihren Eltern angewiesen und im Alter bleibt dann nur ein Leben am Existenzminimum.
Insbesondere für junge Menschen ist die Situation ganz schwierig. Sie haben kaum eine Chance, sich ein selbstständiges Leben aufzubauen. Ich kenne einige Familien in meiner Umgebung, die betroffen sind, und ich weiß auch, wie belastend die Situation für die Eltern ist. Sie machen sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir befinden uns im Jahr 2021, und es ist traurig, dass Menschen mit Behinderung im Sozialstaat Österreich nicht sozial abgesichert sind. Noch trauriger aber ist, dass wir dieses Thema hier nicht das erste Mal diskutieren, sondern wir diskutieren schon seit Jahren darüber und verweisen immer wieder auf die Probleme, die beim Thema Arbeit und Behinderung bestehen. Daher muss dieser Bericht ein Weckruf für die Politik und ein Weckruf natürlich ganz besonders für die derzeitige Regierung sein.
Genauso soll auch der Antrag betreffend eine Bundesgenossenschaft für Pflege und Betreuung ein Weckruf sein. Es gelingt seit vielen Jahren nicht, für leistbare Pflege und Betreuung eine rechtlich einwandfreie und für die Betroffenen praxistaugliche Lösung zu erzielen. Darüber hinaus sehen sich pflegebedürftige Menschen und ihre Familienangehörigen durch bürokratische Verpflichtungen im Rahmen der Anmeldung des Personals überfordert.
Dazu bringe ich folgenden Antrag ein:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend „Bundesgenossenschaft für Pflege und Betreuung“
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, die rechtlichen, administrativen und finanziellen Voraussetzungen für die Einrichtung einer Bundesgenossenschaft für Pflege und
Betreuung zu schaffen, um unselbständige Pflege und Betreuung für die Betroffenen zu erleichtern.“
*****
Ich bitte um Ihre Unterstützung. – Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.)
16.41
Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der Abgeordneten Mühlberghuber
und weiterer Abgeordneter
eingebracht in der 85. Sitzung des Nationalrates, XXVII. GP, am 24. Februar 2021 im Zuge der Debatte zu TOP 9, Bericht des Volksanwaltschaftsausschusses über den Sonderbericht der Volksanwaltschaft betreffend "Keine Chance auf Arbeit –Die Realität von Menschen mit Behinderung" (III-66/614d.B.)
betreffend Bundesgenossenschaft für Pflege und Betreuung
Es gelingt seit vielen Jahren nicht, für leistbare Pflege und Betreuung eine rechtlich einwandfreie und für die Betroffenen praxistaugliche Lösung zu erzielen. Darüber hinaus sehen sich pflegebedürftige Menschen und ihre Familienangehörigen durch bürokratische Verpflichtungen im Rahmen der Anmeldung des Personals überfordert. Die arbeitsrechtliche Komponente der Pflege- und Betreuungsproblematik ist außerdem in vielfältiger Art umstritten.
Ein Dauerproblem bei der unselbständigen Pflege ist, dass nach geltender Rechtslage der Pflegebedürftige zum Arbeitgeber mit allen dazugehörigen Pflichten gegenüber sämtlichen Behörden wird. Das beginnt mit den Meldepflichten bei der Österreichischen Gesundheitskasse, geht über die Lohn- und Gehaltsabrechnung, der Abführung von Sozialversicherungsbeiträgen und der Mitarbeitervorsorge bis zu den abgabenrechtlichen Verpflichtungen gegenüber dem Finanzamt. Auch die Organisation von Urlaubsvertretungen ist ein Dauerbrenner in diesem Zusammenhang.
Zahlreiche Pflege- und Betreuungsbedürftige, die unselbständig beschäftigten Pflegerinnen und Pfleger, sehen sich nicht in der Lage, all diese Verpflichtungen entsprechend organisatorisch umzusetzen. Dies führt deshalb immer wieder zur Situation, dass es zu nicht adäquaten Arbeitsverhältnissen mit allen Folgen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer führt.
Die von ÖVP-EU-Ministerin Karoline Edtstadler in Gang gesetzte Aktion, einen Korridorzug aus Rumänien für ausländische Pflegerinnen zu organisieren, samt undurchsichtiger Vermittlung dieser Pflegekräfte über Pflegeagenturen mit nicht nachvollziehbaren Haftungssituationen in COVID-19-Fällen, haben einmal mehr aufgezeigt, wie wichtig es ist, dass es hier zu klaren organisatorischen Strukturen kommen muss.
Eine arbeits- und sozialpolitisch praxistaugliche Lösung wäre die Schaffung einer bundesweit aktiven Trägerorganisation in Form einer Genossenschaft, die für die Pflege- und Betreuungsbedürftigen unselbständige Pfleger und Betreuer beschäftigt und den Betroffenen auf diesem Weg alle administrativen Leistungen abnimmt.
Die Pflegebedürftigen als Nutzungsberechtigte der Leistungen dieser Genossenschaft können - wenn die entsprechende Qualifikation vorhanden ist – die Pflege- und Betreuungskräfte ihrer Wahl bei der Genossenschaft beschäftigen lassen und brauchen sich
auch keine Sorgen wegen einer Urlaubsvertretung machen. Sie können versichert sein, dass alle administrativen Schritte im arbeits-, sozial- und abgabenrechtlich pünktlich und richtig gesetzt und von der Genossenschaft auch die Qualität der Pflege- und Betreuungsleistungen sichergestellt werden.
Diese Bundespflegegenossenschaft für Pflege und Betreuung stellt ihre Leistungen pflege- und betreuungsbedürftigen Menschen als Genossenschafter ohne Gewinnabsicht zur Verfügung. Die Bundespflegegenossenschaft für Pflege und Betreuung könnte auch im Rahmen der Ausbildung und der Weiterbildung von Pflege- und Betreuungspersonal aktiv werden und eng mit dem Arbeitsmarktservice zusammenarbeiten. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, die unselbständige Pflege auf ein festes, soziales und rechtliches Fundament zu stellen, um auch für die Anforderung der Zukunft gerüstet zu sein. Die rechtlichen, administrativen und finanziellen Voraussetzungen für diese Bundespflegegenossenschaft sollen durch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz gestellt werden.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
Entschließungsantrag
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Die Bundesregierung wird aufgefordert, die rechtlichen, administrativen und finanziellen Voraussetzungen für die Einrichtung einer Bundesgenossenschaft für Pflege und Betreuung zu schaffen, um unselbständige Pflege und Betreuung für die Betroffenen zu erleichtern."
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